Ironheart
Bloomindale Heights
Bloomingdale Heights, Leipzig,
Bryant, Chaos-Marken
28. April 3065
Helligkeit! Endlich wieder Tageslicht.
Denny seufzte vor Erleichterung als Sie nach endlos scheinenden Tagen endlich wieder aus den Tunneln Leipzigs an die Oberfläche kamen. Nicht dass die Oberfläche einen wahnsinnig einladenden Eindruck machte, denn es regnete erneut in Strömen. Aber zumindest waren Sie erstmal die bedrückende Enge der Tunnel los. Die Tunnel waren Denny dermaßen auf die Nerven gegangen, dass er versucht gewesen war, sich mit seinem Mech ein wenig von den anderen abzusetzen und sich eine Prise Rekog zu gönnen. Doch er hatte dem Verlangen widerstehen können, zumindest bis jetzt. Auch wenn es ihm schwer fiel und er über starke Kopfschmerzen litt. Aber noch war sein Pflichtbewusstsein stärker als sein Wunsch nach der süssen Droge.
Denny verdrängte den Gedanken und starrte gen Himmel. Es war deutlich wärmer geworden in den letzten Tagen und der Temperatursturz der letzten Woche, der auch Hagel und Schneeregen mit sich gebracht hatte, war nun vorüber. Dafür war die Landschaft mittlerweile nur noch eine einzige Schlammwüste. Zum Glück besassen die Lastwagen der Pio´s über Kettenantriebe und trotzdem mussten Sie sich weiterhin im Schritttempo durch die Strassen quälen. Denny rannte mit seinem Mech einen nahen Hügel hoch, einen der Hügel die endgültig die Stadtgrenzen Leipzig´s im Osten markierten. Von hier aus liess er seinen Blick schweifen.
Denny´s Blick glitt weiter hinunter Richtung Liqourice-River, wo er die Silhouette von Miko´s Kampffalke ausmachte, die die rechte Flanke schützte. Wenigstens waren Sie jetzt auf der richtigen Seite des großen Flusses, dessen namensgebenden pechschwarzen Wogen momentan unter schwerem Regen lagen. In der Ferne konnte er eine der zerstörten Brücken über den Liqourice erkennen, die ehemaligen Wolkenkratzer am anderen Ufer. Schnell blickte er Richtung Norden, wo Hanks Dervish IIC Ihnen den Rücken deckte und seinerseits auf einen Schutthügel geklettert war und Ausschau hielt. Da die Mechs die langsamen Infanterie-Fahrzeuge relativ schnell einholen konnten, wenn es sein musste, konnten Sie sehr viel mehr Zeit damit verwenden die Umgebung abzusuchen.
Nur Trent hielt sich im Moment nicht daran. Sein Kabuto, der die Vorhut in Richtung Süden spielte, preschte immer wieder voran und wieder zurück. So ruhig der MechKrieger in seiner Art war, so lebhaft war er, wenn er an Bord seines überaus flinken Mechs war. Denny konnte ihn im Moment weder sehen noch orten, doch er war sich sicher, dass Trent sich beim geringsten Anzeichen von Problemen melden würde.
Somit liess er seinen Blick wieder in Richtung der drei Fahrzeuge der Infanterie gleiten, die ein paar Strassun unterhalb von ihm langsam vorwärts krochen, gesichert durch die Kommandos von Sergeant Caprese. Auch wenn die restliche Reise durch die merkwürdig verzweigten Tunnelsysteme Leipzigs ohne weitere Zwischenfälle vonstatten gegangen war, so war Sie doch zunehmend nervöser geworden.
Und Denny musste zugeben, er auch.
Sie hatten noch weitere Spuren gefunden, sowohl von Bären als auch menschliche Fussspuren. Doch noch beunruhigender als das war, dass Sie sogar ein paar Battlemech Spuren entdeckt hatten. Es waren nicht viele gewesen, höchstens zwei oder drei verschiedene. Aber die Tatsache, dass dort unten Battlemechs vor nicht allzu langer Zeit entlang gelaufen waren, hatte die Chevaliers in Leipzig in allerhöchste Alarmbereitschaft versetzt. Eine Alarmbereitschaft, die noch zusätzlich davon angeheizt worden war, dass die SKULL mit ihren Passivsensoren den Überflug eines Atmosphärenaufklärers und den anschliessendes Überflug von Luftraumjägern geortet hatte.
Ob Sie entdeckt worden waren, wusste Denny im Moment nicht. Eigentlich schien das unmöglich, denn die SKULL war viel zu gut zwischen den Schluchten versteckt gewesen um sofort entdeckt werden zu können. Bei all den Stürmen war es unmöglich, dass die Flieger den Lander zwischen den Ruinen entdeckt haben konnten. Und die Flugmuster des Aufklärers und des Jägers sprachen ebenfalls dafür, dass man Sie nicht gesehen hatte. Und da mittlerweile fast zwei Tage vergangen waren und sich inzwischen weder ein Trupp der Byranter noch weitere Flieger gezeigt hatten, ging er davon aus, dass die Suche sich jetzt auf andere Sektoren konzentriert.
Trotzdem hiess es vorsichtig zu sein und die Augen aufzuhalten.
Ein Blitzen in der Ferne liess Denny aufblicken und aus seinen Gedanken aufschrecken. Im Westen sah er dicke, rötlich schimmernde Gewitterwolken auf Sie zukommen, die noch mehr Regen und einen neuerlichen Sturm versprachen.
„An alle Einheiten von Three-D, von Westen nähert sich wieder ein Sturm, wenn möglich sollten wir einen Zahn zulegen! Trent, hast Du die Anlage schon entdeckt?“
Das tiefe Grummeln des Donners, dass jetzt erst dem Blitz folgte und damit zeigte, dass der Sturm zum Glück noch ein wenig entfernt war, begleitete Trents knappe Antwort. „Ja, ich habe die Anlage entdeckt. Ihr seid noch knapp 2 Klicks davon entfernt, Richtung Süd-Südost.“
„Und? Ist die Anlage intakt?“ schaltete sich Sergeant Sagrud in den Funkverkehr ein, was Denny verärgerte. Zwischen ihm und dem Sergeant der Pioniere war eine mehr als frostige Stimmung entstanden und beide nutzten jede sich bietende Gelegenheit um das einander zu zeigen.
„Wo bei diesem unscheinbaren und verfallenen Bürokasten der Eingang sein soll, kann ich nicht erkennen, aber das muß ja eure Sorge sein“ antwortete ihm Trent zu allem Überfluß auch noch.
„Ja, wir haben gute Grundrisskarten von der Anlage, mit der wir…“
„RUHE in der Leitung““ Jetzt reichte es Denny und er fiel Sagrud brüsk ins Wort „wollt Ihr vielleicht auch noch die Koordinaten für alle eventuellen Mithörer durchgeben, häh?“
Eisige Stille herrschte im Funk. Zumindest für ein paar Momente.
„Hey, Jungchens, ich hoff` ma´ ihr seid fertig mit´m spiel´n, ne?“ kam es von Hank, so als würde er ein paar Erstklässler ermahnen ruhig zu sein „Ich hab´ hier ma´ ´ne interessante Ortung, ne?“
Als Denny´s Blick auf seinen Radarschirm fiel, verfluchte er sich für diesen Augenblick der Unkonzentriertheit. Doch Sekunden später war dieser Gedanke davongewischt als sein Körper Adrenalin in rauen Mengen ausstiess und ihn eine Welle der Erregung erfasste, die ihn blitzschnell handeln liess. Innerhalb kürzester Zeit hatte er seine Waffen aktiviert, ein paar schnelle Befehle an die Pio´s, Kommando´s und an seine Lanzenmitglieder gebrüllt, die SKULL informiert und seinen Mech auf Vollschub gebracht.
Ein Teil von ihm brüllte auf vor Wut, weil Sie so kurz vor dem Ziel entdeckt worden waren.
Ein anderer Teil kontrollierte diese Wut und wandelte sie um in die Entschlossenheit die ein Krieger benötigte, um sich einem Feind zu stellen.
Egal wer da draussen auf Sie zukam, wenn es mit feindlichen Absichten kommen sollte, würden die Chevaliers Sie gebührend willkommen heissen.
Thorsten Kerensky
Jara räkelte sich in einem der Sessel, im Aufenthaltsraum der Chevaliers. Angeblich waren die Sitzgelegenheiten in der Offiziersmesser bequemer, aber ihr reichten die Möbel hier komplett. Es war Samstag Abend, beste Zeit, um wegzugehen, aber Dawn war schwanger und der Rest irgendwie nicht wirklich die Art von Leuten, die ihr Wochenende in Discotheken verbrachte. Wieder ein großer Unterschied zu ihrer alten Einheit, wo sie fast jeden möglichen Abend weg waren.
Die junge Mechpilotin seufzte und wandte ihre Aufmerksamkeit zwei jungen Infanteristen zu, die nicht weit von ihr entfernt standen. Anscheinend hatten sie ein ähnliches Problem wie sie. Sie wollte raus, aber Ausgang war nur in Gruppen von mindestens drei Personen gestattet und ihre dritter Mann hatte überraschend eine Wache aufgebrummt bekommen. Jara räusperte sich leise und drehte den Kopf in Richtung der beiden anderen jungen Leute. "Wenn ihr nichts dagegen habt, dann komm ich mit."
Einer der beiden - ein junger Private von vielleicht zwanzig Jahren - nickte. "Warum nicht?" Seine Begleiterin, weder im Rang noch im Alter über ihm, stimmte zu. "Mir solls recht sein. Bevor ich hier drinnen verfaule ... wir wollen in die einzige größere Disco vor Ort. Wahrscheinlich nichts los und nur Musik, die der Staat durchlässt, aber besser als nichts."
Jara stand auf und sah auf ihre Uniform. "Ich geh mich nur eben umziehen, dann können wir von mir aus los."
Die andere Frau nickte. "Super. Achja, nur zur Info, ich bin Alina und das ist Marco."
"Ich bin Jara." Die Mechkriegerin hob entschuldigend die Arme. "Aber die meisten Chevaliers wissen das sowieso."
Eine halbe Stunde später verließen die drei das Kasernengelände. Es war dunkel geworden und recht kühl, so dass sie alle in Jacken oder Mäntel gehüllt waren. Davon ausgehend, dass auf Bryant alles etwas konservativer war, trugen sie darunter keine allzu aufreizende Kleidung, wie sonst in vielen Discos üblich, sondern recht schlichte Sachen. Jara bedauerte etwas, dass sie sich nicht betrinken durfte, aber das war das geringere Übel.
Schon vom Tor der Kaserne aus bemerkten die drei eine Gestalt, die ihnen wie durch Zufall folgte, der Geheimdienst war an diesem Abend nicht so sehr geheim, aber das war ihnen egal. Sie planten kein Verbrechen, sondern einen Abendausflug. Ihr Ziel lag nicht weit von der Kaserne entfernt, so verzichteten sie auf ein Taxi und schlenderten plaudernd durch die wenig belebten Straßen. Die ganze Stadt schien ausgestorben zu sein, mit Ausnahme eines Arbeiterzugs, der von seinen Aufsehern zu ihren Unterkünften getrieben wurde. Zwangsarbeit war auf vielen Planeten üblich, aber Bryant gab sich keine Mühe, das zu verbergen. Aber das waren Angelegenheiten, die Jara nichts angingen. Sie war hier, um Befehle zu befolgen und eine HPG-Anlage zu verteidigen. Nicht mehr und nicht weniger.
Sie erreichten die Disco und ließen sich vom Türsteher auf Waffen durchsuchen. Der Mann war Profi und im Gegensatz zu einige anderen Orten, an denen Jara gewesen war, beschränkte er sich auch bei den beiden Frauen auf die nötigen Handgriffe. Als er ihre Ausweise kontrollierte und er merkte, dass es sich bei den drei Leuten vor ihm um Söldner handelte, wurde seine Miene ein wenig finsterer und er warnte sie davor, Streit anzufangen, dann ließ er sie passieren.
Als sie durch die Tür traten, fiel ihnen auf, wie anders diese Welt war. Statt einer lauten Musik-Anlage und einem DJ, stammte die Musik von einer Live-Band, die typische Party-Musik durch ihre Verstärker schmetterte. Die drei Chevaliers drängten sich durch die Menge der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Theke durch und schafften es auf Englisch drei Bier zu bestellen. Die Preise waren lächerlich niedrig und entgegen ihren Erwartungen schmeckte das Bier auch nach Bier.
Jara lehnte sich an den Tresen und beobachtete die Breiner Jungend. Die jüngsten hier waren etwa sechzehn, die ältesten Mitte zwanzig, so passten die drei Söldner ganz gut ins Altersbild. Die Band spielte anscheinend nur lokale Lieder, denn Jara erkannte nicht eine einzige der Melodien wieder, aber auf eine bestimmte Art mochte sie den Gesang. Sie bemerkte, dass der Sänger zwischendrin die Sprachen wechselte und neben dem Russischen auch Englisch und Schwedanisch auftauchten.
Ein junger Mann trat neben sie, vom Aussehen her gebürtig aus dem Steinerraum und ein wenig Älter als sie. Er prostete ihr zu und begrüßte sie auf Standard-Englisch. Hi! Du bist neu hier, oder?"
Jara nickte. "Ja. Und ich hatte nicht vor, allzu lange zu bleiben."
"Oh, du gehörst zu den Söldnern?" Er schien schnell zu denken, auch wenn die Chevaliers sicher eines der Top-Themen im Moment waren.
Jara nickte erneut. "Gut erkannt. Ich bin Jara. Netter Schuppen hier." In der Tat gefiel es ihr hier ganz gut.
"Ich weiß. Ich bin Thomas. Ich lebe seit vierzehn Jahren hier."
Die Band auf der Bühne begann nun ein Lied, dass die Diktatur des Schatun lobte und die Anwesenden zu Sympathie-Rufen anstachelte. Jara war ein wenig überrascht, als die Leute begeistert einstimmten. Nach den Beschreibungen ihrer Vorgesetzten, hatte sie mit einem unterdrückten Volk gerechnet, dass seine Regierung hasst.
Sie wandte sich an Thomas. "Ihr scheint mit euren Politikern zufrieden zu sein."
"Ja, warum denn nicht?" Er sah sie ein wenig unsicher an.
"Na ja, immerhin ist das eine Diktatur." Sie zuckte mit den Schultern. "Uns wird immer gesagt, dass eine Diktatur nicht vom Volk geliebt wird."
Thomas grinste. "Sie schaffen Arbeit und Sicherheit und im Gegensatz zu den Welten um uns herum sorgen sie für ein gewisses Maß an Wohlstand. Sicher, die Strafen bei Verbrechen sind hart, aber sie sind gerecht. Meine Eltern erzählen manchmal von früher, als wir noch nicht hier lebten. Es war zwar alles viel freier, aber dafür auch schlechter. Die Leute waren arbeitslos, es gab hohe Kriminalitätsraten und nach und nach verfiel alles, weil sich keiner mehr kümmerte."
Die Mechpilotin dachte kurz nach. "Klingt einleuchtend." Sie seufzte. "Mein Leben besteht aus reiner Unsicherheit. Ich könnte jeden Tag sterben, das ist irgendwie schon scheiße. Aber geregelt ist bei uns auch alles."
Thomas legte ihr einen Arm um die Schulter. "Komm mal mit, ich stell dir ein paar Leute vor."
Die blonde Frau grinste und lehnte sich bei ihm an. "Ich bestell mir nur noch eben ein Bier. Und du musst mir gleich mal erklären, was die Band eigentlich singt. Ich kann kein russisch."
Sie hatte zwar nicht vor, eine Anhängerin des Bryanter Systems zu werden, aber sie wollte sich an diesem Abend amüsieren. Alles andere war nebensächlich. Vielleicht war sie morgen schon tot ...
Ironheart
HPG-Kaserne Bryant, Brein
Bryant, Chaosmarken
27. April 3065
Es war kurz nach 0700 früh und Maareike wusste, das ihr Trupp sich bald auf den Weg machen würde, ohne Sie.
Maareike hatte sich gemeinsam mit Josh eine Lebensmittelvergiftung zugezogen und war zwar wieder auf dem Damm, aber noch nicht ganz fit. Daher würde sie in Brein bleiben müssen, was ihr aber überhaupt nicht behagte. Daher hatte sie sich entschieden, zuumindest zum Flugfeld zu gehen und den Rest ihres Trupps zu verabschieden. Als sie ankam, waren die Vorbereitungen zum Abslug schon fast beendet, Kitty Hawk saß schon im Cockpit ihrer Maschine und die Chevaliers waren gerade zusammen mit Dominik Frischknecht beim Beladen des Ripper. Etwas abseits stand ein grimmig dreinguckender Bryanter Offizier, der ebenfalls mitfliegen sollte, und unterhielt sich mit Markus. Dann stieg er ein und Markus wollte es ihm nachmachen, sah dann aber noch die winkende Maarreike und lief noch einmal schnell zu ihr hinüber.
„Na, Maareike“ grinste Markus „wie geht’s dem Magen?“ Damit spielte er auf die Lebensmittelvergiftung an, die sich einige in der Einheit, unter ihnen auch Maareike, gerade erst zugezogen hatte. „Danke, Sarge, geht schon wieder“ antwortete Sie mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck „ich wollte euch nicht aufhalten.“
„Geht schon“ antwortete er „wir müssen noch das Gepäck des Verbindungsleutnants verstauen, also haben wir noch zwei Minuten. Schön das Du wieder auf den Beinen bist.“ Maareike nickte und es ging ihr auch schon tatsächlich besser, aber über den Damm war Sie noch nicht, auch wenn Sie versuchte so zu wirken. Das vor allem Markus darauf nicht reinfallen würde, war Ihr klar und so versuchte Sie erst gar nicht ihm etwas vorzuspielen. Aber trotzdem musste Sie etwas sagen. „Sarge, ich sollte mit dabei sein…“
Markus hob abwehrend die Hand. „Unsinn Maareike, und das weißt Du auch. Erstens kann der Ripper uns nicht alle mitnehmen. D.h. du und die anderen vier müssen hier bleiben. Und zweitens…“ Markus machte eine Pause und tippte ihr mit dem rechten Arm gegen ihren linken Oberarm, wobei ein breites Grinsen in seinem Gesicht erschien.
Maareike blinzelte hinunter auf ihren Oberarm und musste sich unwillkürlich an die Rettung von Bob vor drei Wochen im Anflug an Bryant zurückdenken.
Kaum waren Sie nach der haarsträubenden Aktion mit den Elementarrüstungen wieder im Hangar gewesen, und hatten die Rüstungen ab- und ihre Felduniformen angelegt, waren Bob und sie von den Sergeants Rowan und Markus wegen des Fastunfalls zusammengestaucht worden. Dann war Sergeant Major McLachlan auf der Bildfläche erschienen und hatte die beiden Sergeants und wieder Maareike und Bob zur Minna gemacht.
Und wie es sich für eine ordentliche Einheit gehört, waren dann Master Sergeant Metellus, Captain Peterson und der Major erschienen und Metellus hatte dann seinerseits den Sergeant Major, die Sergeants und wieder Bob und Maareike angeraunzt. Als er dann geendet hatte, hatte sich Maareike schon innerlich darauf eingestellt, das Peterson nun das Spielchen weiter treiben würde und jetzt seinerseits die Pyramide hinunter seine Tirade ablassen würde und dann wohl auch noch der Major.
Doch nichts dergleichen war geschehen. Die beiden Offiziere hatten ein, zwei Minuten schweigend die versammelten Soldaten betrachtet und der Major hatte schließlich, nach einem kurzen Seitenblick, den er mit Peterson ausgetauscht hatte, sich zunächst bei Bob erkundigt, wie es ihm denn ginge. Sichtlich angeschlagen und mit zitternden Knien, hatte dieser sich stammelnd für seinen Blackout entschuldigt und rechnete wohl schon mit dem schlimmsten. Doch Major Danton hatte nur nur kurz genickt und ihn nach einem wohlwollenden Klapps auf die Schulter sicherheitshalber zur Krankenstation geschickt. Dann hatte er sich an die beiden Sergeants gewandt, die sich beide fast darin überschlagen hatten die Verantwortung für den Zwischenfall zu übernehmen. Rowan mit dem Hinweis darauf, dass es seine Übung gewesen und er seinen Aufsichtspflichten nicht genügend nachgekommen sei und Van Roose, weil es seine Leute gewesen waren, die die Fehler gemacht hätten. Aus den Augenwinkeln hatte Maareike ein flüchtiges Lächeln auf den Zügen des Majors entdeckt und er hatte auch die beiden kommentarlos mit einem wohlwollenden Nicken zum Sicherheitscheck geschickt. Maareike hatte schlucken müssen, war sie doch jetzt allein mit den ranghöchsten Infanterievorgesetzten und dem Major und auch Markus hatte ihr noch einen besorgten Blick zugeworfen, kurz bevor er den Hangar verliess.
„Dann kommen wir mal zu Ihnen, PFC Koopmans“ hatte der Major begonnen und alle Freundlichkeit war aus seinem Gesicht gewischt gewesen. Augenblicklich war Maareike nervös geworden und Danton war auch ohne Umschweife genau zum Punkt gekommen.
„Was haben Sie sich dabei gedacht, die direkten Befehle ihrer Vorgetzten zu ignorieren? Was glauben Sie, wo wir da hinkommen, wenn das jeder täte?“
Maareike hatten mit einem Mal die Knie gezittert. `Darauf lief es also hinaus!` war ihr durch den Kopf geschossen und gleichzeitig hatte sich Widerstand ihr geregt, denn Sie war der Meinung gewesen, nichts Falsches getan zu haben. „Sir, einer meiner Kameraden war in Gefahr und ich war die einzige, die helfen konnte…“
„Sie haben mit Ihrer waghalsigen Aktion nicht nur das Leben ihres Kameraden sondern auch ihr eigenes riskiert“ war der Einwand von Peterson gekommen.
Auch ihm hatte Maareike widersprochen, da es darauf ja nun auch mehr ankam. „Sir, ich habe instinktiv reagiert, weil ich der Meinung war, dass der Versuch einen Kameraden zu retten auf alle Fälle das Risiko wert war, das eigene Leben zu riskieren. Ich hoffe, Sie hätten in meiner Situation genau so entschieden, Sir.“
Maareike hatte das das Blut in den Ohren gerauscht, war ihr doch ihre provozierende Antwort doch durchaus bewusst gewesen. Was tat Sie da? Sie hatte dem Major UND dem Captain widersprochen? Sie war sich bewusst darüber gewesen, dass Sie einen knallroten Kopf gehabt hatte, doch sie blickte weiter starr geradeaus, dass Kinn angriffslustig nach vorne gestreckt. Wenn die Herren Offiziere einen Sündenbock brauchten, Bitte schön, aber sie hatte vorgenommen, es Ihnen nicht so einfach zu machen. Wenn Sie schon den Beinamen Jeanne D´Arc verpasst bekommen hatte, dann sollte sie dem auch gerecht werden.
„Cliff…“ die Schärfe in Dantons Stimme hatte Maareike schließlich das Herz in die Hose rutschen lassen. Und als der Major zwei Schritte zurück gemacht hatte, war der Captain zwei Schritte vor getreten.
„Linker Arm vor!“ hatte er herrisch befohlen und es hatte mindestens zwei Herzschläge gedauert bis Maareike klar wurde, dass Sie ihr den PFC-Balken nehmen würden.
Zackig und mit trotziger Miene hatte sie den linken Arm in die Höhe gerissen und den Major aus funkelnden Augen angeblitzt. Ein hauchfeines Lächeln um seine Lippen hatte Sie noch zusätzlich aufgeregt. `Es macht ihm sogar Spass´, war es es Ihr durch den Kopf geschossen. In ihren bitteren Gedanken versunken hatte sie gerade nicht bemerkt, was Peterson an ihrem Arm herumgenestelt hatte und war nun verwirrt gewesen, als er etwas an ihrer Uniform knapp oberhalb ihrer Brust befestigte.
„Corporal Maareike Koopmans! Im Namen der Dantons Chevaliers verleihe ich Ihnen den Chevaliers Degen in Bronze für die aufopferungsvolle Rettung eines Kameraden. Weggetreten!“
Dann hatte der Captain seinen Arm zum Salut an seine Stirn geführt und mit ihm die übrigen anwesenden Soldaten. Vollkommen verdattert hatte Maareike von einem zum anderen geblickt und war schließlich bei dem nun offensichtlich breit grinsenden Major hängen geblieben. Dann hatte dieser noch kurz geblinzelt und alle waren hinausgegangen. Maareike konnte sich gut erinnern, dass sie verwirrt auf ihre Brust gestarrt hatte und erst als ihr Blick von dem kleinen Orden in der Form eines Musketierdegens hinüber zu ihrem linken Arm gefallen war und sie den zusätzlichen Balken entdeckt hatte, machte die Anrede „Corporal“ auch einen Sinn. Dann erst hatten die wackeligen Knie eingesetzt und Markus, der inzwischen eingeweiht worden war, hatte ihr als erster gratuliert.
Und genau auf diese Begebenheit und an den zusätzlichen Streifen, den sie nun dort seit ein paar Wochen tragen durfte und sich an den sie sich immer noch nicht gewöhnt hatte, spielte Markus grinsend an als er seinen Satz zu Ende führte „… wer soll dann auf den Rest des Trupps Acht geben, Corporal?“
„Ich weiss nicht, ob ich das schaffe, Sarge.“
„Papperlapapp, Maareike, das wird schon. Sobald Du wieder vollkommen gesund bist, wirst du schon Acht geben auf die anderen, ich zähl auf dich.“ Maareike nickte etwas schwach. „Sei nur nicht ganz so riskant wie in letzter Zeit, falls es doch brenzlig werden sollte, o.k? Versprichst Du mir das…? Nicht nur deiner selbst willen, sondern auch wegen dem Rest des Trupps.“ Maareike wusste, dass Markus sich Sorgen um sie machte. Seiner Meinung nach tendierte sie allzu sehr zum Risiko, wie auch während der Rettungsaktion, die ihr den neuen Balken eingebracht hatte. Und obwohl sie sich sicher war, dass sie es ihm nicht wirklich versprechen konnte, nickte sie und fügte ein „Du aber auch“ hinzu.
„Klar, werde ich“ entgegnete Markus und nach einem freundschaftlichen Klaps auf den Arm, drehte er sich um und ging hinüber zu dem wartenden Ripper. Ein paar letzte Anweisungen, ein kurzer Blick zurück und er war eingestiegen. Dann hob der Ripper so rasant wie immer ab, wirbelte eine ordentliche Menge an Schnee auf und wurde schon kurz darauf von der sacht fallenden Schneewand geschluckt.
Maareike blieb noch ein wenig stehen und blickte dem entschwundenen Helikopter nach. Es war ihr aufgefallen, dass Sie die einzige war, die sich hier zuschneien ließ. Sie hätte Dawn erwartet, aber diese hatte anscheinend Dienst und Maareike war sich sicher, dass die beiden sich schon irgendwie voneinander verabschiedet haben dürften.
Dann machte sie sich auf den Rückweg zum Hauptgebäude des Kasernengeländes. Sie war für leichten Dienst eingeteilt worden und hatte daher Markus angeboten, ihm einen Teil des Schreibkrams abzunehmen, was dieser auch dankend angenommen hatte. Somit konnte Sie sich zumindest ein klein wenig nützlich machen.
Ironheart
Die Forschungsanlage
Nahe der geheimen Forschungsanlage, Bloomingdale Heights, Leipzig,
Bryant, Chaos-Marken
28. April 3065
Rumpelnd jagten die drei schweren Transportfahrzeuge auf ihren Ketten über die alten Straßen von Leipzig. Sergeant Greta Caprese hielt sich, genau wie die anderen elf Mitglieder ihres Kommandotrupps auch, mit einer Hand an einer vorstehenden Strebe fest und sicherte mit dem Sturmgewehr in der anderen Hand die Umgebung ab.
Nicht, dass das irgendwas gegen die gerade erst georteten Battlemechs nutzen würde, da machte sie sich keinerlei Illusionen. Gegen diese hätte sie mit ihren Leuten nicht den Hauch einer Chance.
Sie konnten nur hoffen, dass es die Mechs nicht auf die Infanteristen abgesehen hatten und sie daher ignorieren würden. Wenn sie Glück hatten, würde Dukics Plan, die Mechs von Ihnen fort zu locken, zumindest solange gelingen, bis sie die Forschungsanlage erreicht und in ihrem inneren angelangt waren. Dann waren sie zunächst mal in Sicherheit und konnten sich, falls die Mechs das Gebäude angreifen würden, tiefer verschanzen. Und wenn die Angreifer keine Infanterie dabei hatten, würden sie sie dort nicht herausholen können.
Der Regen des nahenden Sturmes begann einzusetzen, noch etwas um das sich Caprese Sorgen machen musste, während das Transportfahrzeugs sich ächzend über einen kleinen Schutthügel quälte. Selbst wenn nicht die Mechs im Ansturm auf sie waren, sie mussten die geheime Forschungsanlage so schnell wie möglich erreichen, um sich vor den nahenden Naturgewalten in Sicherheit zu bringen. Sollte dieser sich zu einem der stärkeren Stürme entwickeln, wäre es äußerst gefährlich diesem schutzlos ausgeliefert zu sein.
Ein Wettlauf mit der Zeit, sowohl gegen menschliche als auch natürliche Gewalten.
`Zumindest wird es nicht langweilig` dachte sie sich und versuchte ihre Furcht durch ein grimmig entschlossenes Grinsen in Richtung der nahenden Feinde zu vertreiben.
Sie wusste, dass mehr als das nötig sein würde, um das hier heil zu überstehen.
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Die Scoutmechs der Chevaliers hatten sich schnell gesammelt und geordnet. Und das ohne viele Worte seitens ihres Lanzenführers. Die Schleiferei und das harte Training machten sich letztlich bezahlt. Darum machte sich Denny um seine Leute keine großen Sorgen.
Viel mehr Sorgen machten ihm die anrückenden Mechs. Wer war das? Dvenskys Einheiten oder irgendwelche Plünderer, die rein zufällig auf Sie gestossen waren? Waren das die Urheber der Mechsspuren, die sie in den Tunneln gefunden hatten? Fragen über Fragen.
Mikos zarte, aber im Moment etwas im Angesicht der Gefahr aufgeregte Stimme unterbrach Denny in seinen Gedanken. „Dukic-San, die Mechs, die ich zeichne kommen wir bekannt vor…“
„Wie meinst Du das: Bekannt?“ fragte Denny zurück, während er auf seinen Anzeigen die zunehmend schrumpfende Entfernung zu den sich in Zweiergruppen auf sie zukommenden Mechs beobachtete.
„Naja, ein Loki, eskortiert von einem Jaegermech, dazu noch ein Wraith, ein Enforcer, ein Champion und ein Daimyo. Das ist exakt die Zusammensetzung der Mechs, die uns in New Home attackiert haben.“
Denny runzelte die Stirn. Er konnte sich noch gut an die Nacht des Angriffs erinnern, war er doch mitten aus einem Rekog-Traum gerissen worden und hatte sich dann selbst ausser Gefecht gesetzt. Schnell verdrängte er die Gedanken sowohl an den Abend als auch an das Rekog, das er nun schon seit ihrer Landung nicht mehr genommen hatte und einen zunehmenden Schmachter darauf verspürte. „Bist Du sicher, Sakura?“
„Hai, Dukic-San, absolut sicher.“
„Jau, Three-D. Sie hat Recht, ne“ mischte sich Hank in das Gespräch ein. „Kann mich auch an die Bastarde erinnern. Die hab´n Karel aus sei´m Mech geschoss´n, ne?“ Hank und der junge Mechpilot, der jetzt in Dantons Stab Dienst tat, hatten sich angefreundet und damit war klar, dass Hank ein extremes Zucken in seinen Fingern versprüren musste bei dem Anblick der feindlichen Mechs.
Dennys Gedanken überschlugen sich erneut, während sie sich in geschlossener Formation den Gegnern näherten. Was wollten diese mysteriösen Angreifer von Ihnen? Woher wussten Sie, dass sie hier gelandet waren? Hatten die Aufklärungsflugzeuge, die Leipzig neulich überflogen hatten, doch überraschenderweise ein Signal der Skullcrusher aufgefangen?
„Also gut, Scouts herhören“ wandte er sich an seine Leute und unterbrach seine Gedanken, da er jetzt eh keine Antworten erhalten würde. Jetzt war nicht die Zeit des Diskutierens sondern des Handelns gekommen. „Ich denke, wir können sicher sein, dass diese Mechs feindlich sind und daher wissen wir, was passieren wird. Das heisst sobald ihr Sie in Reichweite habt, Feuer frei!“
„Dukic-San, sollten wir nicht zumindest versuchen mit Ihnen zu reden, bevor wir das Feuer eröffnen?“
„Versuch das Sakura“ antwortete Denny und fügte mit einem Blick auf die Entfernungsanzeige hinzu „du hast eineinhalb Minuten. Solltest du aber keine Antwort erhalten, wovon ich mal ausgehe, werden Sie uns hier nicht wie auf New Home überrumpeln können, klar? Lasst euch nicht festnageln, nutzt eure Schnelligkeit und eure Sprungdüsen, bleibt immer in Bewegung und haltet sie auf Trab. Hauptziel ist es sie von den Pios abzulenken, solange bis diese die Anlage erreicht haben. Lasst euch noch Norden abdrängen und wenn die Pios an ihrem Ziel angekommen sind, dann ab in die Tunnel und zurück zur Skull. Alles klar?“
Alle drei Mechs bestätigten, jeder wusste, was er zu tun hatte: Zeit erkaufen, Zeit genug für die schwächeren Teile ihrer Einheit um die Sicherheit der Forschungsanlage zu erreichen. Das war im Moment ihre Hauptaufgabe.
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1st Lieutenant Patrick „Doc“ Dolittle rannte in voller Kampfmontur zu seinem im Hangar geparkten Kampfkoloss. Dukics Meldung von anrückenden Battlemechs hatte die gesamte Skullcrusher in Alarmbereitschaft versetzt, rote Alarmlampen blinkten im regelmäßigem Abstand durch den Hangar des Landungsschiffes, die Panzerleute bemannten ihre Gefährte und die Techs hechteten hier und da entlang und legten letzte Handgriffe an.
Als Doc an seinem Manticore angekommen war, zwängte er sich durch die Luke. Ein kurzer Blick und er sah, dass er der letzte woraufhin er die Luke verriegelte. Die anderen waren schon vollauf damit beschäftigt, den Panzer Gefechtsbereit zu machen. `Nicht mal drei Minuten nach Alarm und wir sind bereit zum Ausrücken` schoss ihm der Stolz auf seine Höllenhunde durch den Kopf.
Er platzierte sein Headset auf seinem Kopf und tauchte ein in den bereits wilden Funkverkehr.
„So, moin Jungs und Mädels. Aki, wie siehts aus?“
„Doc, Dukic meldet sechs gegnerische Mechs. So wie es aussieht, sind es die Einheiten, die uns bereits auf New Home attackiert haben.“
„Waaas? Verflucht noch eins. Irgendwelche Kontaktaufnahmen?“
„Nein, Sakuras Rufe haben sie ignoriert und mittlerweile sind sie acuh schon dabei sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.“
„Na war ja klar, diese Stelzenläufer kommen ja immer zu früh…“ Dolittle versuchte seine Besorgnis durch Witz zu überspielen, doch als er die Daten der angreifenden Mechs auf seinem Hauptbildschirm sah, nahmen seine Sorgen um die Scoutlanze noch weiter zu. Die Positionen der Chevaliers auf der anderen Seite des Liqourice-River und die der angreifenden Mechs lieferten durchaus Grund zur Besorgnis. Die Pios waren zwar in vollem Galopp unterwegs zu der Forschungsanlage und würden diese bald erreichen können, doch nicht, wenn sich die Angreifer nicht von Dukics Leuten binden liessen und sich auf sie stürzen würden. Die Infanteristen würden in wenigen Momenten durch den Wolf gedreht werden. Und um den Scouts effektiv helfen zu können, waren sie auch viel zu weit weg.
Und als ob das alles schon nicht schlimm genug wäre, rauschte von Westen auch noch eine weitere Gewitterfront auf sie zu. Eile war geboten, sollten die Höllenhunde den nächsten Tunneleingang erreichen um somit sich den streitenden Parteien zu nähern.
„Höllenhunde von Doc 1, Bericht!“ schnarrte er durch den Funk. `Waren die anderen auch schon bereit zum Abmarsch?`
„Hey Doc 3, seid ihr auch schon da?“ kam es etwas gelangweilt von James Battaglini aus seinem Bulldog. Wahrscheinlich hatte Battaglinis Team mal wieder an ihrem Panzer geschraubt, so dass sie natürlich am schnellsten an Bord waren. Doc ging nicht weiter auf die flapsige Art Meldung zu machen ein. Solange sie ihre Aufgaben so exzellent verrichteten, war der Rest nicht so wichtig.
„Doc 2, Bereit!“ meldete sich auch Björn von Wissmanns Fury.
„Doc 4, noch nicht bereit“ kam es von Peter Niedermayer an Bord des zweiten Manticore „Maus ist noch auf dem Weg. Müsste aber gleich hier sein.“
„Na gut, sobald er da ist, ausrücken, klar? Doc 2 und 3 ihr folgt uns, wir machen uns schon auf den Weg. Ziel ist der Tunneleingang im Nord-Financial District. Viviane Vollschub.“
„Alles klar, Doc.“
„Skull Control von Doc, Sesam öffne dich.“
„Hier Skull Control, die Tore werden geöffnet“ bestätigte die Brücke der Skullcrusher und die Tore begannen sich mit einem lauten vibrieren zu öffnen. In dem Augenblick zischte Manfred Maus, das noch fehlende Besatzungsmitglied von Doc 4, aus einem der Gänge und rannte in Richtung des auf ihn wartenden Manticore. Doc beobachtete wie nach dem Öffnen der Tore sofort ein peitschender Wind durch den Hangar fegte und Manfred sichtlich Schwierigkeiten machte sein Tempo aufrecht zu erhalten. Regen prasselten durch die stetig größer werdende Öffnung und kurz bevor der Panzerfahrer die Sicherheit seines Kampfkolosses erreichte, erfasste ihn ein kurze Böe und riss ihn zwei, drei Meter zurück auf den Hosenboden. Manfred rappelte sich wieder auf und kämpfte sich mir großer Mühe an Bord des zweiten Manticore, der sich dann auch sofort auf den Weg machte.
„Alles, o.k. mit Manfred?“ fragte Doc direkt. Bei so einem Sturz konnte man sich schon mal üble Prellungen zuziehen.
„Ja“ kam es von Niedermayer, während im Hintergrund ein paar deftige Flüche in Deutsch zu hören waren „er ist nur etwas sauer und durchnässt.“
„Wenn´s weiter nichts ist…“ Dann machten sich die Panzer ruckelnd auf den Weg hinaus in den stetig stärker werdenden Sturm. Die Höllenhunde mussten sich beeilen, den nächsten intakten Tunneleingang zu erreichen um den Scouts zu Hilfe zu eilen. Doc wünschte sich, die Lage mit Danton durch sprechen zu können und zum ersten Mal fiel ihm auf, wie sehr ihm der alte Haudegen fehlte.
Während er beobachtete, wie die Chevalierpanzer die Rampe hinunterjagten und immer schneller wurden, ging ihm durch den Kopf, dass es hoffentlich wenigstens in Brein die Dinge nach Plan laufen würden. Denn hier taten Sie es bei weitem nicht.
Dann öffnete er den Kanal zu Dukic. „Three-D von Doc, wir rücken aus Richtung University District. Kann aber etwas dauern, der Sturm hier legt schon ordentlich los. Wenn ihr euch bis dorthin durchschlagen könnt, können wir euch Deckung geben.“
Dukics Stimme kam zerhackt und schwach über den Funk, der von Westen her heranrauschende Sturm sorgte bereits für Schwierigkeiten.
„Alles klar, Doc, ssshhhh, wir werdsschhh sie hoffentlich solange in Schach halten könnssshhh…“ Ein heftiges Krachen, vielleicht ein Treffer, unterbrach die Verbindung für ein paar Augenblicke, dann war Dukic wieder zu hören „… ssshhhhh Tunnel und treffen euch auf ssshhhh anderen Seite. Gebt Acht auf ssshhhh Loki, der ist besondersssshhh gefährlich, Three-D over.“
„Durchhalten, Scouts! Die Höllenhunde sind unterwegs.“ Doc konnte nur hoffen, dass Dukic so gut war wie sein Ruf, sonst würden Sie nur noch die Überreste der Scouts nach Hause bringen können.
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Der Regen war immer stärker geworden, die Scheibenwischanlage des Transporters arbeitete auf Hochtoren und trotzdem hatte Sergeant Ragnar „Sagrud“ Sagrudson Schwierigkeiten weiter als 50 Meter zu sehen. Der Karte nach zu urteilen, die er auf seinen Knieen ausgebreitet hatte, mussten sie jetzt gleich auf die geheime Forschungsanlage stoßen.
Entweder das, oder sie würden sich einen anderen Unterschlupf vor dem heranpeitschenden Sturm suchen müssen. Und das käme einer großen Katastrophe gleich. Die Mitglieder seiner Pioniere hatten bereits Unterschlupf in den Fahrerhäuschen und in Transportern gesucht, während die Kommandos sich weiterhin krampfhaft an die Fahrzeuge klammerten, um im Notfall in die naheliegenden Trümmer verschwinden und Deckungsfeuer geben zu können.
Allerdings bezweifelte er, dass sie Ihnen das was helfen konnte, sollten die feindlichen Mechs, die sich im Moment einen harten Kampf mit den Scoutmechs lieferten, sich dazu entschliessen, durchzubrechen und die langsamen wehrlosen Transporter zu attackieren. Aber glücklicherweise schienen die Angreifer kein Interesse an Ihnen zu haben. Oder sie wollten erst die Mechs ausschalten und sich dann auf die Transporter stürzen.
Sagrud hoffte, dass es dazu nicht kommen würde.
Schwerfällig bog der Transporter um die Ecke und damit laut Karte auf den Vorplatz der geheimen Anlage. Sagruds Herz begann zu pochen, als er einen recht unbeschadet wirkenden zweistöckigen Gebäudekomplex entdeckte, dem äußerlich nicht das Geringste anzusehen war. Nun, alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen.
So wenig imposant wie das Gebäude von aussen wirkte, hätte es sich ohne weiteres um eine kleine Konservenfabrik mit einem niedrigen Hauptgebäude und ein paar ebenso niedrige, fensterlose und direkt an dieses angebundene Lagerhallen handeln können. Natürlich waren die Scheiben des Gebäudes komplett zerstört und eine Ecke des Haptgebäudes war eingestürzt.
Doch das wichtigste stand noch: Ein knapp vier Meter hohes und sechs Meter breites Stahltor an der rechten Seite, genau wie in den von ComStar Rom übergebenen Unterlagen beschrieben.
Sagrud gab dem Fahrer ein Zeichen direkt bis an dieses Tor heran zu fahren. Als sie ankamen, schnappte sich Sagrud eine kleine scheckkartengroße Karte, die ihnen ebenfalls von ComStar mitgegeben worden war und sprang Sagrud hinaus.
Das war das klare Zeichen dafür, dass Sie angekommen waren und Sergeant Caprese ließ ihre Kommandos in der Umgebung ausschwärmen um gegebenenfalls Deckung zu geben.
Ohne ein Wort rannte Sagrud inziwschen zu einem kleinen Kasten an der Seite des Tores. Diese Seite des Gebäudes war zwar etwas wind- und wettergeschützt, doch der Regen prasselte trotzdem auf ihn, als er die Scheckkarte in den dafür vorgesehenen Schlitz steckte, so dass die Ihnen die Tür geöffnet werden sollte.
Doch nichts geschah.
Doch das war für Sagrud nicht weiter verwunderlich. Wortlos drehte er sich zum Pio-LKW um und bereits ein Handzeichen später folgten ihm zwei seiner Männer. Einer trug einen schweren Werkzeugkoffer bei sich, der andere zog ein dickes Kabel vom Pio-LKW hinter sich her.
Zwei, drei Handgriffe und einer seiner Männer hatte ein Paneel unterhalb des in die Wand eingelassenen Kartenlesegeräts ausgehebelt. Ein paar Kabelstränge schauten nun empor und der zweite Pionier mit dem LKW-Kabel ging die einzelnen Drähte durch, verknotete hier und da welche und verband das ganze dann mit LKW-Kabel. Dann holte er ein trockenes Handtuch unter seiner Jacke hervor, wickelte das Ganze damit und trocknete die Verbundstellen so gut es ging.
„Hoffen wir, dass es keinen Kurzschluss gibt“ brüllte er gegen den immer stärker werdenden Wind zu Sagrud hinüber, dann hob er die Hand und gab dem LKW ein weiteres Handzeichen.
Ein paar Augenblicke starrten die drei Männer gebannt auf die Anzeige des Kartenlesers und Ihnen allen fiel ein Stein der Erleichterung vom Herzen, als die Anzeige schwach flackernd zum Leben erwachte.
Sofort aktivierte Sagrud den Code zum Öffnen der Tür. Wieder vergingen schier endlose Sekunden, ehe sich das Tor langsam rumpelnd öffnete. Sagrud ballte die Faust vor Freude und dirigierte dann die Transportwagen durch die immer breiter werdende Öffnung. Die Fahrzeuge zögerten auch nicht lange und bewegten sich, mit hell erleuchteten Scheinwerfen, langsam in das Gebäude hinein.
Auch die Kommandos folgten den Fahrzeugen, einzig Sergeant Caprese kam neben Sagrud zu stehen und nickte ihm anerkennend zu. Im Angesicht des nahenden Sturmes und unter der latenten Gefahr durch die feindlichen Mechs, war dieser Unterschlupf unter den gegebenen Umständen das mit Abstand Beste, was Sie kriegen konnten.
„Wenn wir Glück haben, können wir einfach so im Dunkeln verschwinden, ohne dass jemand merkt wohin“ rief Sagrud der Kommandosoldatin laut zu, während er ein breites Grinsen aufgesetzt hatte.
Doch Caprese schüttellte nur langsam den Kopf und zeigte wortlos auf die breite Spur, die die Kettenfahrzeuge im teilweise tiefen Schlamm und Geröll hinterlassen hatten.
Sagrud verstand und sein Grinsen verschwand genau so schnell, wie es gekommen war. Dieser weithin sichtbaren Spur würden die Battlemechs wahrscheinlich problemlos folgen können.
Sein Herz rutschte ihm in die Hose und er konnte nur hoffen, dass wer auch immer die Angreifer waren, sie auch weiterhin ihnen gegenüber kein Interesse entgegenbringen würden. Wenn doch, dann sassen sie in der Falle.
Ein lautes kreischendes Quietschen ließ ihn herumfahren und er brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass das riesige Tor der Auslöser dieses brutalen Lärms war. So schnell wie möglich hechtete er hinüber zum Toröffner und betätigte die Stoptaste, doch es war bereits zu spät. Das Tor hatte sich anscheinend verkeilt und es ließ sich weder vor noch zurück fahren.
„Scheisse, verflucht, auch das noch…“
Jetzt hinterliessen Sie nicht nur eine breite Spur für etwaige Verfolger, sie mussten ihnen sogar noch die Tür offen halten. Frustiert hieb er mit der Faust gegen das Tor.
Jetzt konnte er wirklich nur noch hoffen, dass ihnen niemand folgen würde und dass Sie in diesem Gebäude weiter vorwärts kommen würden.
Wenn nicht, sassen Sie wie Mäuse in der Falle.
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Ein paar wenige Kilometer weiter weg hatte sich ein tödliches Ballett gebildet, in dessen Verlauf sich riesige Kampfmaschinen umeinander herum tänzelten und dabei einige heftig Male aneinander rasselten waren.
Denny konnte von Glück sagen, dass das ganze noch ohne Ausfälle bei den Chevaliers, aber auch noch ohne nennenswerte Verluste auf Seiten der Gegner, abgelaufen war. Die intensiven Übungen der Schlag-zu-und-Hau-ab-Taktiken waren im Stadtkampf eine Segen, wenn es darum ging Zeit zu schinden. Und Denny machte sich nichts vor, es war ein reines Spiel auf Zeit, dass die Chevaliers sich mit ihren mysteriösen Angreifern, die Ihnen nicht nur in punkto Feuerkraft überlegen zu sein schienen, lieferten. Die Feindmechs waren nie ganz abzuschütteln, schienen immer auf die Gegenschläge der Scouts vorbereitet zu sein und waren Denny und seinen Leuten immer haarscharf auf den Fersen. Denny erachtete sich und seine Scouts schon als große Experten im Stadtkampf und wer auch immer ihre Gegner sein sollten, sie schienen darin nicht minder versiert zu sein. So versiert, dass sich Denny Sorgen machen musste, wie lange er und seine Leute dieses Katz-und-Mausspiel wohl noch überleben würden.
Aber in diesem Spiel hatten die Scoutmechs einen unerwarteten Verbündeten erhalten.
Der Sturm peitschte nun direkt um sie herum und Denny hatte mittlerweile schon fast Mühe die künstlichen Blitzschläge aus den PPKs noch von den wirklichen Blitzen unterscheiden zu können. Die Sichtweite war jetzt auf unter 100 Meter gefallen, teilweise weniger und sowohl Radar- als auch alle anderen Sensorortungen waren so gut wie unbrachbar. Das Ganze hatte jetzt eher das Ausmass eines Schattengefechts angenommen.
Und somit passte es voll ins Bild, dass Denny erst Notiz von dem Jaegermech nahm, als dieser schon fast auf 50 Meter an ihn heran gekommen war. Blitzschnell reagierte er, aktivierte seine Sprungdüsen gerade noch rechtzeitig umd einem wahren Bombardement an AK-Granaten relative unbeschadet zu überstehen. Überhastet erwiderte Denny das Feuer mit einer vollen Breitseite seiner mittleren Laser, doch von den fünf abgefeuerten Strahlbahnen traf nur eine einzige ihr Ziel und hinterliess nichts weiter als eine hässliche Brandnarbe im bis dahin unbeschädigten linken Torso der gegnerischen Maschine.
Doch Denny achtete schon gar nicht mehr darauf sonder konzentrierte sich stattdessen voll und ganz auf die Flugbahn seines Mechs, der sich fauchend auf plasmaheissen Feuersäulen erhob, eine niedrige Schutthalde überstieg und knapp hinter einer massiven einzelnen Wand zum Stehen kam. Er musste sein ganzes Können aufbieten, um nicht die Kontrolle über seinen Firestarter zu verlieren, da die Böen immer stärker wurden. Noch konnte er sich auf diese Art und Weise immer wieder den Angreifern entziehen, doch er fragte sich wie lange noch. Kaum war er unsanft auf den Beinen gelandet, gab er schon wieder Vollschub und jagte eine Häuserzeile entlang, nach allen Seiten hin nach seinen Verfolgern Ausschau haltend. Er versuchte so gut es ging Abstand von dem gegnerischen Loki zu halten. Wer auch immer sich am Steuer der Clanmaschine befand, er konnte verdammt gut mit seinen PPKs umgehen.
Zum Glück hatten die Pios sich inzwischen gemeldet und das vereinbarte Zeichen dafür gegeben, dass Sie die Anlage erreicht hatten. Daraufhin hatten sich die Scouts von Ihren Gegnern gelöst und hatten sich auf den Weg zu dem vereinbarten Treffpunkt mit den Höllenhunden gemacht.
Denny konnte nur hoffen, dass sie es unbeschadet zum vereinbarten Tunneleingang geschafft hatten und nicht direkt in eine der gefährlichen Feindmaschinen gerannt waren. Er zu seinem Teil, war durch den Kampf mit dem gegnerischen Jaegermech und dem Loki von Hank getrennt worden und war nun alleine auf weiter Flur. Die beiden Feindmaschinen schienen ihn trotz des Sturmes weiterhin vor sich herzutreiben und Denny fand einfach kein probates Mittel, um Sie zu umgehen.
„Chrrrrr“ meldete sich sein Funk und die sehr leise Stimme Hanks war gestört zu vernehmen „Three-D, komm´n chrrrrrr wo bis´n du? Chrrrrr Wir chrrrr vollzählich… chrrr Tunnel un´ chrrrr auffer anner´n Seite chrrr ich hoff´, du kommst nach, ne?“
„Hank, bringt euch in Sicherheit, ich komme auf einem anderen Weg.“
Er bekam als einzige Antwort ein stetiges Rauschen. Entweder ließ der Sturm keine weitere Kommunikation zu, oder die drei übrigen Mechs hatten sich dazu entschlossen sich in den Tunneleingang zu retten.
Etwas, dass Denny noch vor sich hatte. Doch wenigstens musste er sich jetzt keine Sorgen mehr um seine Leute machen. So schnell es die Beine seines Mechs zuliessen, machte er sich auf den Weg zu dem nördlichsten Tunneleingang von Lepizig.
Wenn die Gegner ihm dorthin noch würden folgen können, dann bestand für ihn keine Hoffnung mehr, dass wusste Denny.
eikyu
„…nun erzähl endlich was los ist…du bist doch sonst nicht so still…“ versuchte Olliver Tomi zu erweichen während er die Wartungsluke festhielt.
„Ist nichts besonderes“ murmelte Tomi nur und versuchte die Schraube von oben, die Unterlegscheibe in der Mitte und die Mutter von unten in die obere Verankerung für die Wartungsklappe/ das Mechbein zu führen – gleichzeitig. Bedachte man dann noch das Gewicht der Klappe, fast 70 Kilogramm, dann wusste man dass es nicht gerade eine einfache Arbeit war. Und das ganze nur weil die Wartungsluke am Bein des Kampftitan etwas geklemmt hatte. Das war natürlich nicht alles gewesen, bei der Ursachenforschung stellten sie fest, das der Rahmen für die Wartungsluke verzogen war, in der untersten Verankerung die Schraube gebrochen war und so weiter und so fort. Aus einer Kleinigkeit wurden so ein dutzend, an denen sie jetzt die ganze Zeit arbeiteten.
„Jetzt sags endlich“ stöhnte Olli
„Halt die Klappe gerade…“
„Nur wenn du mir endlich sagst was mit dir los ist“ Olli gab einfach nicht auf.
„Es ist nichts…geschafft, die Schraube ist drin“
„Na endlich, wurde auch Zeit…“ sagte Olli und wollte sich schon entspannen als Tomi schimpfte: „Weiter festhalten, oder willste das sich die Klappe wieder verzieht“
„Wie ich schon sagte, erzähl endlich, den das erleichtert mir das festhalten…“
„Ach man, du Nervensäge…kapierst du den nicht, das ich einfach im Moment etwas deprimiert bin? Ich habe meine Mutter vor kurzem verloren, jetzt ist Kitty wieder unterwegs zu einer Rettungsmission und das durch diese Stürme, wo die Wahrscheinlichkeit hoch ist, das sie wie ein Blatt davon geblasen wird.“
„Das mit deiner Mutter ist hart, aber das mit Kitty…man, sie ist ne gute Pilotin. Ausserdem ist sie nicht alleine. N ganzer Trupp Infanteristen ist bei ihr, und Dominik. Da wird sie keine grossen Dinge anstellen, und die Jungs werden ihr helfen wo es geht. Hast doch gesehen wie gut die mit ihr klar kommen. Alleine schon das die Jungs ihren Ripper bemahlt haben zeigt das sie sie akzeptieren. Aber da ist noch was.“
„Was soll den da noch sein. Moment stillhalten…. geschafft, der ist auch drin“
„Ich kenn dich genau genug. Das ist noch nicht alles.“
„Nerv nicht ab“
„Doch, also sag endlich alles was dich gerade betrübt.“
„Gibst wohl keine Ruhe, was? OK, OK. Deine Kündigung betrübt mich auch.“
„Aber ich bleibe doch noch ne ganze Weile bei euch…“
„Ja, aber nicht mehr so lange. Nur n paar Monate. Und dann bin ich wieder alleine.“ Das klang irgendwie vorwurfsvoll von Tomi.
„Du hast doch noch Melissa“ bei dieser Frage sah Olli seinen Partner mehr zufällig an, was er jetzt auch machen konnte, weil er nur noch primär von unten gerade halten, und nicht mehr das ganze Gewicht der Wartungsklappe halten mußte. Der Gesichtsausdruck von Tomi zeigte ihm, das er einen negativen Volltreffer gelandet hatte. „Nicht?“ fragte er vorsichtig.
Tomi schüttelte verneinend den Kopf: „Nicht mehr. Sie hat mir gestern ins Gesicht geschrieen das sie mich nicht mehr sehen will, nie mehr. Ich habe versucht herauszufinden warum, doch keiner ihrer Kollegen kann sich das erklären. Die sind genauso verwirrt wie ich. Und sie kann ich nicht fragen, weil sie sofort abblockt. Selbst Sonja weis von nichts, und das will was heißen. Fertig…du kannst loslassen.“
Noch bevor Olli etwas sagen konnte gelte ein Alarm los. Nicht der ihrige, aber doch ein Alarm.
Doch die beiden blieben ruhig, überprüften ob die Luke nun besser zu und auf ging, was der fall war.
Dann kam der überraschende Ruf des Master Sergeant, der irgendwie neben den beiden aufgetaucht war: „Tech Mehigaro, machen sie den Kampftitan klar, sie werden mit den Major ausrücken.“
So schnell er konnte stieg er ins Cockpit, gefolgt von Tomi, der ihn dann half sich einzustöpseln. Auch der Major war da, und meinte, als Olli etwas zu schnell die Sensorpflaster anbrachte: „Ruhig ,Olli. Jeder hat Angst vor einer Schlacht“
Als ob so was trösten könnte… .
„Wir sehen uns in der Hölle wieder.“ Meinte Tomi zum Abschluß, und haute die Cockpitluke von außen zu.
„Wir sehen uns in der Hölle wieder…“ murmelte Olli als er den Mech langsam aus den Hangar steuerte. Das Gerede des Majors mit anderen ignorierte er die ganze Zeit so gut es ging. Es half nichts sich selber noch nervöser zu machen, wenn man den ganzen zuhörte.
Allerdings als er Koordinaten erhielt, zu denen er gehen sollte, fing er doch an etwas zuzuhören. Und als er dann hörte, dass sie sich als Geiseln in die Hände des Schatuns begaben war ihm das gar nicht so recht. Aber andererseits…der Major wußte schon was zu tun war, er würde einen Plan haben, wie sie wieder heile aus der Sache raus kamen… . Und wenn nicht…dann würden sie sich alle in der Hölle wieder sehen.
Ironheart
Alarm
HPG-Kaserne Bryant, Besprechungsraum der Infanterie
Brein, Bryant, Chaosmarken
28. April 3065
Corporal Maareike Koopmans saß nervös auf ihrem Sitz und wartete auf Sergeant Major McLachlan, der sie und die übrigen Kameraden ihres Trupps, die genau wie sie in der Kaserne zurückgeblieben waren, statt Sergeant Van Roose zu begleiten. Sie wusste nicht, worum es sich handelte und musste die Fragen ihrer Kameraden unbeantwortet lassen. Sie war sich keines Fehlers bewusst, gleichzeitig aber doch irgendwie nervös. Seit ihrer Beförderung zum Corporal und der damit einhergehenden zusätzlichen Bürde als stellvertretende Truppführerin fühlte sie sich noch stärker unter Druck als früher. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Verantwortung für die vier anderen Mitglieder des Trupps überhaupt haben wollte. Zumal sie unter ihren Kameraden nicht gerade die beliebteste war. Die Veränderung, die sie seit der verhängnisvollen Silvesternacht durchgemacht hatte, war ihren Kameraden natürlich aufgefallen. Dass sie immer noch häufig aus Albträumen aufschreckte trug ebenfalls nicht dazu bei, dass das Vertrauen ihr gegenüber stieg. Maareike war sich sicher, das viele ihrer Kollegen sie skeptisch beäugten.
Zum Glück sah es bei ihren Vorgesetzten besser aus. Markus scheute sich nicht, ihre guten Leistungen mit entsprechend positiven Bemerkungen in den Leistungsbeurteilungen zu erwähnen. Und seit ihrer Beförderung und dem Orden waren damit auch die „Jeanne D´Arc“-Sticheleien ihrer Kollegen zurückgegangen.
Als die Tür zum Besprechungsraum sich öffnete, wurde Maareike aus ihren Gedanken gerissen und stand sofort auf um Haltung anzunehmen, als sie Captain Peterson den Raum betreten sah. Ihm folgte Sergeant Major McLachlan sowie im Schlepptau die vier Big Bad Boys Brauer, El-Hawari, Elovson und Tohunga. Vor allem in dessen düster tätowiertem Gesicht entdeckte sie ein feines Lächeln, das sie kurz erwiderte. Irgendwie hatte sich bei den beiden seit dem Elementartraining eine Art Freundschaft gebildet, auch wenn Tipenes Interesse in allererster Linie ihren Erfahrungen mit Kampfrüstungen galt.
Die vier Soldaten reihten sich zu Maareike und den den anderen dreien ihres Resttrupps ein während Peterson und McLachlan sich an der Tafel platzierten.
„Rührt euch und nehmt Platz“ befahl der Sergeant Major und die acht Soldaten setzten sich erwartungsvoll.
„Gut“ begann der Captain „Corporal Koopmans, sind sie und ihre Leute wieder auf dem Damm?“
„Ja, Sir. Alle voll einsatzfähig.“
„Sehr schön, Corporal. Trotzdem haben wir ein Problem. Sie sind mit nur vier Soldaten ein wenig unterbesetzt für einen Trupp, nicht wahr?“
Maareike nickte nur kurz.
„Gleichzeitig ist der erste Trupp des ersten Zuges mit 16 statt 12 überbesetzt. Daher sollten wir sie alle“ er zeigte mit einer ausholenden Geste auf alle acht anwesenden Soldaten „zumindest bis zur Rückkehr von Sergeant van Roose zusammenlegen.“
Maareike´s Gedanken überschlugen sich. Das ging ihr alles ein wenig zu schnell. Gustav Brauer und seine Leute waren fast alle deutlich erfahrener als Sie, wie sollte sie als Truppführerin gegen sie bestehen?
Captain Peterson schien ihre Gedanken gelesen zu haben. „Corporal Brauer, sie werden den Trupp in der Zwischenzeit führen.“ Gustav Brauer nickte nur kurz zur Bestätigung, dann wandte sich Peterson an Maareike. „Corporal Koopmans, sie werden weiterhin als stellvertretende Truppführerin fungieren. Ist das ein Problem für sie?“
„Nein, Sir“ antwortete sie deutlich erleichtert. Peterson wusste gar nicht, was für einen Gefallen er ihr gerade getan hatte.
„Sehr gut. Ach ja, zwei Dinge noch, da wir gerade alle so schön beieinander sitzen. Erstens: Finger weg von den Elementaren, klar?“ Er grinste breit bei diesem kleinen Witz, in den alle anwesenden kichernd einfielen. Seit dem die Big Bad Boys sich zusammen mit Markus und Maareike mit den riesigen Clannern angelegt hatten, war dieser Spruch zu einem Running Gag bei der Infanterie geworden. „Und Zweitens: Rekrut Tohunga, ihre Leistungen bislang sind tadellos, daher werden sie ab sofort als Private geführt.“
Tipene, der beim Aufrufen seines Namens wie von der Tarantel gestochen aufgestanden war, grinste nun von einem Ohr zum anderen. „Danke, Sir, vielen Dank.“
„Nicht der Rede wert. Bringen sie weiter diese Leistung und sie werden es zu was bringen bei den Chevaliers.“ Jetzt standen alle anderen auf und gratulierten ihm einzeln, während Peterson fortfuhr.
„Schön, dann machen sie sich untereinander bekannt und trainieren ein bisschen zusammen, damit…“ Weiter kam er nicht, da ihn sein Pieper unterbrach. Sofort erstarben alle Glückwünsche und alle Blicke wandten sich zum Captain, der die Nachricht gerade begutachtete. „Tja, scheint so, als ob sie auch ohne Training werden auskommen müssen“ rief er den verdutzten Soldaten zu und warf seinen Pieper McLachlan zu und bewegte sich augenblicklich in Richtung Tür. In dem Augenblick, in dem dieser einen kurzen Blick riskierte, begannen die Sirenen auf der HPG-Basis an eindringlich zu heulen.
„Alle Mann auf die Posten, das ist keine Übung“ rief McLachlan und schon war er los um zu Peterson aufzuschliessen.
„Na danke“ brabbelte Jon „Fully“ Elovson los „ein bisschen Zeit hätten uns die Bryanter ja wohl lassen können.“
„Nicht lang schwätzen, Fully“ herrschte ihn Gustav Brauer sofort an, sichtlich in seinem Element. „Ich will euch alle in 5 Minuten in voller Gefechtsrüstung auf Abwehrturm 3 stehen sehen. Los, Los, Los.“
Und damit machten sie sich alle auf den Weg. Maareike war dabei natürlich mulmig zumute. Falls es zu einem Kampf kommen sollte, konnte sie nur hoffen, dass die Tatsache, dass sich der Trupp kaum kannte, nicht nachteilig auswirken würde.
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Geheime Sternenbund Forschungsanlage, Bloomingdale Heights, Leipzig,
Bryant, Chaos-Marken
28. April 3065
Der Anblick der Lagerhalle, der sich den Pionieren und den Kommandos im Inneren bot, war erschreckend. Überall lagen umgestürzte Maschinen, demolierte Möbel und die Überreste von zerborstenen Scheiben und Bildschirmen herum. Auch wenn die Lichter der Lastwagen und das Licht, dass durch die knapp vier Meter weit geöffnete Lagerhallentür fiel, nicht die gesamte Halle bis in die Ecken ausleuchtete, so war sich Sagrud sicher, dass es dort auch nicht besser aussah.
„Verfluchte Scheisse“ entfuhr es der nebem ihm stehenden Greta Caprese beim Anblick des Chaos „da war wohl jemand schneller als wir, oder?“
„Das muss nichts heissen“ gab Sagrud zurück. „Wer auch immer hier geplündert hat, er hat es planlos getan. Und der Staubschicht nach zu urteilen, hat er es vor langer Zeit getan.“ Und wie um seine Worte zu unterstreichen, fegte Sagrud mit seiner behandschuhten Hand über eine demolierte Arbeitsplatte, woraufhin sich eine große Stuabwolke bildete und durch den Raum schwebte. „Ich schätze, kurz vor dem Kollaps Bryants haben sich ein paar Vandalen hier umgesehen, aber nichts von Wert finden können.“
„Und warum glauben wir, dass wir es finden werden?“
„Weil wir wissen, wo wir suchen müssen“ grinste der Sergeant der Pioniere und fingerte einen in Plastikfolie eingehüllten Plan aus seiner Seitentasche. „Also, wir müssen da lang.“ Er zeigte grob in eine hintere Ecke.
„Gut, ich geb´ dir vier meiner Leute mit. Ich werde mit den anderen den Eingang so gut es geht sichern, zwei von uns sind auf Beobachtung draussen…“
Sagrud schaute sich schüttelnd zum windumstosten Eingang zurück, durch den der prasselnde Regen des Sturmes in Form von heftigen Böen fegte. „Die sind da draussen? Na, die sind ja nicht zu beneiden, oder?“
„Falls wir verfolgt werden sollten, brauchen wir diese Frühwarnung unbedingt.“
Sagrud nickte und sah der Kommandosoldatin hinterher, die sich in Richtung des Ausgangs bewegte. ´Falls wir verfolgt werden sollten, brauchen wir mehr als Frühwarnung` schoss es ihm durch den Kopf. Dann sammelte er sein Team und sie machten sich mit Taschenlampen auf den Weg nach hinten.
Das Licht in diesem Bereich der langgestreckten Halle wurde immer dunkler und diffuser. Die Pioniere bahnten sich eine Bresche durch die Trümmer und hatten letztlich den hinteren Teil der Halle erreicht. Sagrud wusste anhand der Pläne, dass die Rückwand der Halle in die Bloomingdale Heights hinein reichte. Und das hatte auch seinen Grund.
Als sie einen bestimmten Abschnitt erreicht hatten, fanden sie, wonach sie suchten: Ein kleines Paneel eingelassen in der Wand, ähnlich dem Öffnungsmechanismus des Haupttores. Wieder steckte Sagrud eine von Comstar Rom zur Verfügung gestellte Scheckkarte in den Schlitz und wieder mussten die Aggregate des vordersten LKW´s als Stromquelle dienen.
Und als dieses Mal die hintere Wand sich problemlos öffnete, wurden sie von einer undurchdringlichen Schwärze begrüßt. Langsam näherte sich Sagrud dem Fahrstuhlschacht, einem Lastenaufzug, der knappe 4 Meter breit und fast 20 lang war. Zum Glück hatten die Sternenbundingenieure in dieser Anlage nicht nur Personenaufzüge sondern auch Lastenaufzüge für Transportfahrzeuge gebaut. Andernfalls wären die Chevaliers mit ihrem schweren Gerät gar nicht bis nach unten gekommen.
Nun leuchtete Sagrud mit seiner Taschenlampe nach unten. Er wusste, dass es von hier aus 5 Stockwerke tief ging, knappe 20 Meter oder mehr.
„Und? Wie kommen wir da runter, Sarge?“ fragte ihn einer seiner Leute. „Wir werden uns doch wohl nicht da runter seilen müssen, oder?“
Sagrud musste grinsen. „Doch, Greg, das werden wir wohl müssen.“
Greg war sichtlich schockiert und die Panik in seinem Gesicht war unverkennbar. „Sarge, was sollen wir da unten ohne unser schweres Gerät?“
„Das Licht anknipsen“ antwortete ihm Sagrud trocken.
AS-Angelfist
Wo sind sie bloß
Als der Ripper abhob war es sehr ruhig. Keiner der Insassen sagte etwas. Nur das leise Singen der Rotorblätter war zu hören.
Es dauerte nicht lange und Markus nickte ein. Eigentlich war es Typisch für ihn, aber auch die anderen waren sehr ruhig und schienen zu Dösen.
Markus hatte die Nachricht des Corporal gehört und konnte es nicht fassen. Er rannte die Treppen des Anwesend hinauf und Stürmte in das Zimmer der Familie. Als er sah was sich dort abspielte drehte sich sein Magen um, vor Wut. Die beiden Privates wussten nicht was sie tun sollten und schienen mit der Situation überfordert zu sein.
Markus riss den Hauptmann beiseite und schleuderte ihn dann zu Boden.
„Wissen sie eigentlich was sie da machen?“
Der Hauptmann schaute Wut entbrannt auf. Sein Gesicht war gerötet und Speichel lief ihm aus dem Mund.
„Was glauben sie, wer sie sind Leutnant?“, der Hauptmann hatte sich nicht unter Kontrolle. „Ich versuche Informationen zu bekommen und da die Herrschaften nicht reden wollen, versuche ich sie halt zu überzeugen.“
Ein finsteres Gelächter kam über seine Lippen. Markus schaute sich um, „Sir, bei allem Respekt, aber wir sollen die Familie retten und nichts anderes. So lauten unsere Befehle und bei diesem Einsatz hat die Airborne die Befehls Gewalt und nicht der Nachrichten Dienst.“
Aber irgendwie schien der Hauptmann ihn nicht zuzuhören oder er wollte es nicht hören.
Er wendete sich wieder seinen gefesselten opfern zu und Riss der Tochter das Kleid vom Leib.
„Wenn ihnen meine Methoden nicht gefallen, gehen sie solange raus Leutnant.“
Markus überlegte nicht lange und zog seine Pistole.
„Herr Hauptmann, ich Befehle ihnen nun aufzustehen und sich umzudrehen. Ich nehme sie Hiermit im Namen des Archon Fest. Nehmen sie die Hände hoch“, Markus Worte hallten Eisig im Zimmer nach. Die gefesselten Frauen, schauten voller Hoffnung, mit Tränen verhangenen Gesichtern zu ihm auf.
Der Hauptmann lachte Laut auf.
„Was glauben sie was mit ihnen passiert wenn wir zurück sind Leutnant. Bei so einem Verhalten gibt es nur ein ganz kurzes Militär Gericht, das wissen sie doch oder etwa nicht?“ Der Hauptmann schien langsam wieder zu sich zu kommen und schätze seine Lage ein.
Markus entsicherte seine Pistole.
„Ich wiederhole mich nur ungern.“
Der Hauptmann wurde blass und Tastete nach seiner Waffe. Langsam fing er an sie aus seinem Hohlster zu ziehen, „Leutnant das kann ich nicht Dulden.“
Ein Knall Durchbrach jedes Geräusch im Zimmer, „Ich auch nicht Herr Hauptmann“
Kurze Zeit später waren sie im Vorhof des Anwesens und machten sich Abmarsch bereit.
„Sir, was sollen wir mit dem Hauptmann machen?“, fragte der Master Sargent.
„Wir nehmen ihn mit.“
„Sir, bei allem Respekt. Das wäre sehr unklug.“
„Wir nehmen ihn mit Master Sargent. Auch wenn er nicht dem Ideal gefolgt ist, lassen wir seine Überreste nicht in die Hände der Rebellen fallen.“
„Jawohl, Sir“ Nach ein paar kurzen Befehlen rannten zwei Soldaten los um die Leiche des Hauptmannes zu holen.
„Herr Leutnant“
„Ja Lady Erohold?“, Markus drehte sich zu der Dame des Hauses um und verneigte sich so wie es im Protokoll stand.
„Danke dass sie eingegriffen haben. Wenn ich irgendetwas für sie tun kann sagen sie es mir.“
„Das werde ich Mylady.“
„SIE KOMMEN“ hörte er nur noch als auch schon der Beschuss losging. Er griff sich die beiden Damen und rannte mit ihnen zur nächsten Deckung, um auf ihren Hubschrauber zu warten, der jede Sekunde auftauchen musste um sie auszufliegen.
Markus schreckte hoch. Er saß immer noch im Ripper, etwas verlegen schaute er sich um aber anscheinend hatte es niemand bemerkt oder sie waren mit anderen Dingen beschäftigt.
Dominik, Zero und Antonio Spielten Poker und es sah aus das Zero seinem Namen wieder alle ehre machen würde. „Och man könnt ihr mich nicht auch mal Gewinnen lassen?“, fragte Zero leicht gekränkt. „Könnten schon, aber ich habe Immoment etwas wenig Geld“, erwiderte Antonio erheitert als er die runde Gewann und das Geld einstrich.
„Wenn ihr so weiter macht müsst ihr euch bald eine neue Weihnachtsgans suchen die ihr rupfen könnt“, maulte Zero als er mit ansehen musste wie sein Sold den Besitzer wechselte.
Mike und Bob waren damit beschäftigt ihre Waffen zu entölen.
Ralf und Tim unterhielten sich leise und der Verbindungs- Offizier schaute interessiert Mike und Ralf zu.
„Sagen sie mal Sargent, wozu brauchen sie all die Waffen bei einer Bergungs- Mission?“ kam die Frage vom Verbindungsoffizier.
Markus schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er brauchte etwas Zeit um sich seine Antwort zu Recht zu legen.
„Schwer zu sagen. Aber da Los-Tech auf dem Kontinent Allgemein Beute ist, immerhin muss man dafür zahlen dort zu sein, habe ich mir Gedacht es kann nicht schaden etwas mehr dabei zu haben, um eventuell Plünderer abzuschrecken. Das alles wäre natürlich nicht notwendig, wenn wir mehr hätten schicken können, um sie zu finden“ am ende des Satzes wurde die Stimme von Markus immer Kälter. Die anderen Soldaten des Trupps unterbrachen ihre Tätigkeit und schauten auf. Auch in ihren Gesichtern konnte man ein Missfallen sehen, über die Art und weise wie man mit ihren Kameraden und Freunden umging, die abgestürzt waren. Niemand hatte vergessen dass sie sie nicht begleiten durften beim Absturz, sondern gezwungen waren ihren alten Kurs beizubehalten.
Der Offizier war Klug genug zu wissen dass es der falsche Ort war um über solche Dinge zu reden. Es Dauerte eine Weile bevor sich alle wieder ihren Dingen zuwandten.
Nach fast zwölf Stunden Flug kamen sie an ihrem Verschiffungs-Punkt an. Hier sollte der Ripper auf ein Frachtschiff verladen werden um dann über den Ozean zu Fahren.
Als sie die Freigabe bekamen stiegen sie aus. Ihre Waffen ließen sie erst mal im Ripper.
„Tim, übernimm mal. Ich werde mich mal erkundigen wie es weiter gehen soll.“
„Geht klar, Sarge“, erwiderte Tim. „Ihr hab es gehört. Ausrüstung ausladen und Bereitschaft herstellen, Waffen werden aber nicht auf Munitioniert.“ Eine Antwort bekam er nicht da alle schon dabei waren ihre Ausrüstung zu entladen. Während dessen ging Markus zusammen mit dem Bryanter Offizier zu einem Gebäude, was aussah als wenn es die Hafenmeisterei sein musste.
Ohne anzuklopfen betrat Markus das Gebäude. Es sah Innen genauso schlimm aus wie von Außen.
Ein älterer Mann schaute auf und als er den Bryanter Offizier sah sprang er auf und kam sofort auf die beiden zu.
„Endlich sind sie hier. Der Capatin der Bulk wartet schon auf sie. Folgen sie mir bitte.“
Auf dem weg zur Tür nahm er einen schweren Wetter Mantel vom Kleiderhacken und streifte ihn sich über.
„Sie haben sich eine schlimme Zeit für die Überfahrt ausgesucht. An ihrer stelle würde ich noch drei Monate warten bis die Stürme etwas an Heftigkeit verlieren.“
Ohne auf die Personen zu achten öffnete er die Tür und Trat ins freie. Markus und der Offizier folgten ihm den Pier entlang. Sie kamen an Modernen Schiffen neuster Bauart vorbei und alten Fischdampfern. Doch der Hafenmeister brachte sie, im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Seelen Verkäufer. Ein Schiff was seinen Zenit des Lebens schon lange überschritten hatte. Man konnte sehen das es öfters als einmal geflickt war und über keinen einheitlichen Anstrich verfügte sondern eher von rost überzogen wurde.
Markus musste bei dem Anblick schlucken.
„Das ist das Schiff mit dem wir Fahren sollen?“ Fragte er ungläubig.
„Ja, das ist es. Die Bulk. Ah, wie ich sehe kommt Captain Darwes da gerade.“
Markus schaute in die Richtung in der der Hafenmeister zeigte. Die Person die dort ankam war in dem gleichen erbärmlichen zustand wie das Schiff.
„Sie müssen die Gäste sein die ich Transportieren soll. Es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen“, Lallte der Captain und trotz des Windes der hier wehte konnte man den Alkohol riechen.
Markus Nickte nur, auch der Offizier war nicht gerade angetan vom Auftreten des Captains des Schiffes mit denen sie fahren sollten.
„Captain, ich möchte gerne sofort mit der Verladung beginnen damit wir so schnell wie möglich Loskönnen.“
„Ablegen können“, korrigierte der Captain ihn.
„Von mir aus, auch das. Wo soll der Hubschrauber verladen werden?“
„Sie können ihn aufs mittel Deck stellen aber binden sie ihn gut fest sonnst wird er noch vom Dach gespült und das wäre ja wirklich schade.“
„Wäre es nicht möglich den Hubschrauber in den Frachtraum unterzubringen?“, Hackte Markus nach.
„Könnt ihr natürlich auch machen aber das ist eure Sache, das geht mich nichts an.“
Markus wurde bewusst dass wenn man bei dem Kerl nicht nachfragen würde es auch keine alternative gab.
„Gut ich werde es gleich veranlassen. Es wäre gut wenn sie uns unsere Kabinen zeigen würden damit wir hier schnell weg kommen. „
„Du hast es aber eilig in die Hölle zukommen Jungchen. Aber gut folgt mir.“
Der Captain torkelte los und die beiden folgten ihm. Während der Hafenmeister zurück zu seinem Büro ging.
Nach einigen schmalen Gängen und Treppen kamen sie an einem Quartier an.
„Hier können sie sich einrichten für die Fahrt.“
Markus rümpfte die Nase. Er hatte schon so manches verkommene Loch gesehen doch das hier schoss den Vogel ab.
„Gut, wo können wir etwas zu essen bekommen?“, fragte er gleich nach.
„Den Gang runter. Auf der linken Seite ist die Kombüse, gegenüber der Waschraum. Ich muss mich nun um meine Papiere kümmern. Wenn die Herren mich entschuldigen würden.“
Der Captain drehte sich um und Torkelte den Gang entlang.
„Ich werde das verladen veranlassen und dann werden wir hier wohl alles desinfizieren müssen“ Murmelte Markus mehr zu sich selbst als zu dem Offizier.
Es Dauerte geschlagene fünf Stunden bis sie den Ripper im Laderaum verzurrt hatten. Dafür stand an der Kai nun Gerümpel der vorher den Frachtraum verstopfte. Gleichzeitig Räumten Antonio und Tim den Schlafraum aus. Was nicht weniger Zeit in Anspruch nahm.
Doch endlich hatten sie alles verladen und verstaut. Doch sie mussten noch warten. Der Captain wollte mit der Flut auslaufen und die würde erst um Mitternacht auflaufen.
Sie hatten also noch etwas Zeit um in der Hiesigen Hafenbar einzukehren. Da Markus nicht bereit war Ausrüstung die entwendet werden konnte zurück zu lassen, wurden viele Dinge im Ripper eingeschlossen.
Kitty war dagegen den Ripper unbewacht zu lassen und wollte mit Domenik warten bis sie aus der Kneipe zurück waren. Domenik schien davon nicht begeistert zu sein aber er wusste auch dass er mit Kitty noch lange Fliegen würde. Also gab er Zähneknirschend nach.
Kurze Zeit später betraten die Jungs die Hafenbar. Es war verraucht und Schummrig und der Geruch von billigem Fusel hing in der Luft.
Markus setze sich an einen Freien Tisch und die Jungs taten es ihm nach. Es dauerte gar nicht lange und sie gaben der Bedienung ihre Bestellung auf. Aber bis auf einheimischen Fusel und Bier hatten sie hier nichts von dem was eigentlich bestellt worden war. Kurze Zeit später standen die Biergläser auf dem Tisch und die Jungs fingen an zu trinken ohne sich darum zu kümmern was um sie herum passierte.
„Sir, sie sollten nicht soviel nachdenken“, meinte Tim. „Entweder sie meldet sich oder sie sollten sie am besten vergessen. Es lohnt nicht sich über Frauen den Kopf sich zu zerbrechen.“
Markus schaute ihn an und man sah dass er versuchte den Worten von Tim Bedeutung zu schenken. Damit er sie mit den eigenen Gedanken in Einklang bringen konnte. „Vielleicht hast du recht, vielleicht hast du ja recht“, murmelte Markus.
Die Bar füllte sich langsam und viele waren nur gekommen um einen Blick auf die exotischen Gäste zu erhaschen. Dabei waren natürlich auch die Leichten Damen die in solchen Gegenden nun mal vorkamen.
Die sich wiederum etwas mehr um die Jungs kümmern wollten. Die hatten da natürlich nichts dagegen. So verstrich der Abend recht schnell. Bis Markus beschloss dass es nun Zeit ist zurück zum Schiff zu gehen. Wie nicht anders zu erwarten, wurde Gemault, aber sie wussten ja alle worum es ging. Allerdings mussten sie etwas Geld zusammenlegen weil Zero seinen Namen wieder gerecht wurde und zu wenig dabei hatte, als er mit einem der Mädchen auf ein Zimmer ging.
Am nächsten Morgen waren sie schon unterwegs und das Wetter war mehr als nur etwas Stürmisch. Markus hielt sich die Zeit über auf der Brücke des Schiffes auf und erhielt dort von Tim die Nachricht das die Rettungswesten und Boote im selben zustand waren wie das Schiff selber, vorausgesetzt es waren überhaupt welche da.
Markus hoffte nur dass die Reise Problemlos vonstatten ging. Drei Tage konnten sehr lang werden und Hilfe war nicht zu erwarten. Doch die Überfahrt verlief ohne Probleme. Doch dank des Sturmes brauchten sie nicht Drei Tage sondern Vier Tage.
Das ausladen des Rippers ging sehr schnell. Markus hatte das Gefühl das alle so schnell wie möglich von dem Schiff runter wollten. Selbst Kitty hatte es unheimlich eilig. Weil alle mit anfassten schafften sie es in Rekord Zeit den Ripper abzuladen und startbereit zu machen.
Eine halbe Stunde später war der Ripper in der Luft und bereit seinen Auftrag zu erfüllen.
Doch diesmal war im Inneren alles anders.
Die Jungs saßen in voller Kampfmontur auf ihren Plätzen. Selbst Dominik hatte einen Gefechtshelm auf und eine Weste an. Kitty war auch nervös. Man merkte es weil ihr Flugstiel im Gegensatz zu sonnst sehr Rabiat und
Hecktisch war. Dazu kam noch, dass das Wetter sehr Stürmisch war. Was dazu führte das die Insassen Häufig Durchgeschüttelt wurden. Der Bryanter Offizier schien nicht sehr erbaut davon zu sein. Aber er konnte nichts dagegen machen und so hoffte er, dass sich der Sturm endliche legen würde, damit sie Landen und er endlich wieder Boden unter den Füßen spüren konnte. Aber so wie er die Söldner einschätze war es denen relativ egal. Sie versuchten mit Witzen die Situation zu beschreiben. Dennoch wusste er, das das alles nur schau war. Söldner waren zwar bekannt dafür dass sie alles für Geld taten, aber es waren auch nur Menschen.
Es herrschte angespannte Ruhe im Frachtraum wo die Jungs saßen. Sie waren schon Tage unterwegs und hatten bisher noch nichts gefunden. Jedes Mal wenn Kitty sich meldete wurden sie leise und Lauschten dem was Domenik sagte. Aber bisher war es immer nur Fehlalarm. Nun waren sie dabei die Dritte Stadt zu durchsuchen. Doch diesmal war es anders.
„Kitty meint sie habe etwas gesehen was aussieht wie die Hälfte eines Kugel Landungsschiff was auf der Seite liegt.“
Mit der Aussage war die Ruhe und Angespanntheit verflogen.
Ironheart
Licht am Ende des Tunnels
Geheime Sternenbund Forschungsanlage, Bloomingdale Heights,
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
29. April 3065
Sergeant Sagrud untersuchte die Ausrüstung eines seiner Kollegen. Als er damit fertig war, klatschte er ihm auf die Schultern als Zeichen, dass dieser einsatzbereit war. Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, ging der Soldat zu dem LKW der Pioniere und ließ sich verkabeln.
Dann wandte sich Sagrud zu Sergeant Caprese um, die nun Ihrerseits seine Ausrüstung untersuchte. „Und Sergeant? Sind ihre Leute soweit?“ fragte sie währenddessen.
Sagrud nickte kurz. „Ja, so weit es geht schon. Die drei, die mich begleiten werden, sind bereit. Der Rest meiner Pioniere hat ein provisorisches Lager dort drüben eingerichtet, damit sich unsere Leute in Schichten ausruhen können. Wie weit sind ihre Leute?“
„Fast fertig“ antwortete Caprese während sie zusammen mit Sagrud nun ebenfalls zum vordersten LKW ging, nachdem sie ihm wiederum signalisiert hatte, dass er Einsatzbereit war. „Das Eingangstor ist gesichert, Infanterie kommt da nicht so einfach rein. Zumindest nicht ohne Verluste…“ Sie grinste schief. „Falls aber die Mechs vorrücken sollten, werden meine Leute sich in die Halle zurückziehen und das Tor so lange wie irgendmöglich von Innen halten.“
„Gegen Mechs?“
„Naja, wenn uns die Mechs angreifen haben sie nur zwei Möglichkeiten: Entweder legen sie das Gebäude und die Halle hier in Schutt und Asche, woraufhin wir uns mit dem Rest der Pios nach unten evakuieren werden und uns dann wieder herausgraben müssen, wenn es sein muss.“
„Herausgraben? Aus fünf Stockwerken Tiefe?“ Sagrud war mehr als skeptisch.
„Entweder das, oder der Rest der Chevs holt uns irgendwann da raus.“
"Was ist die zweite Möglichkeit?“
"Naja, die Mechs könnten natürlich auch erst das Tor bombardieren, um den Weg für ihre Infanterie frei zu machen, aber selbst dann werden wir sie hier gebührend empfangen und ihnen eine blutige Nase verpassen, während wir wieder nach unten evakuieren müssen.“
„Hmmm, klingt beides nicht danach, als ob wir die besten Karten haben, oder?“
Caprese zuckte mit den Schultern. „Tja, wir werden versuchen das Beste daraus zu machen. Sehen sie erst mal zu, dass sie ihre Dinge unten auf die Reihe kriegen, o.k.?“
Sagrud grinste, während er begann in ein Geschirr zu steigen, wie es Kletterer benutzten. „Wir kommen schon zurecht, Sergeant“. Dann verkabelte ihn einer seiner Männer, in dem er ein stabiles Drahtseil mit einem Karabinerverschluss versehen an Sagruds Geschirr befestigte.
„Viel Glück“ hauchte Caprese, dann war sie in der Dunkelheit der Lagerhalle verschwunden.
Sagrud zog das Nachtsichtgerät über seinen und signalisierte mit hochgerecktem Daumen, dass er fertig war. Seine drei Begleiter taten es ihm nach und dann machten sie sich auf den Weg den tiefschwarzen Schacht hinunter. Die Winde des LKWs ließ langsam aber stetig das Drahtseil nach und nach relativ kurzer Zeit erreichten die Pio´s das Dach des Fahrstuhls. Als sie unten angekommen waren, knickte jeder von Ihnen ein paar Glühstäbe durch, welche sofort fluoreszierend zu leuchten begannen und den Fahrstuhlschacht in ein gespenstisches Licht badeten. Durch den Restlichtverstärker des Nachtsichtgerätes war das für Sagrud allerdings so, also ob jemand das Licht angeknipst hatte. Es dauerte nicht lange und sie hatten die Dachluke, die ins Innere des Lastenaufzugs führte gefunden.
Ein paar Minuten später war die Luke aufgeschweisst – im Laufe der Jahrhunderte schien sie eingerostet zu sein – und sie konnten hinabsteigen, zumindest zwei von Ihnen.
„So, Sarge, wie geht’s jetzt weiter?“ fragte Greg, der ihn hinunter begleitet hatte.
„Wir beide machen jetzt das Fahrstuhltor auf, Anders und Alexej holen den versiegelten Fusionscontainer hinunter und dann suchen wir das interne Kraftwerk der Forschungsanlage um den Fusionscontainer einspeisen zu können. Dann haben wir genug Energie um endlich für Licht hier unten zu sorgen und den Lastenaufzug für unser schweres Gerät zu benutzen. Und dann finden wir die Labors, bergen den Satelliten und machen uns schwuppdiwupp wieder auf den Rückweg.“ Sagrud hatte bewusst den Plan noch einmal in seiner Gänze und in einem etwas gehässigen Tonfall heruntergeleiert, da er es Greg schon bestimmt zum zehnten Mal erläutert hatte.
„Und wenn die Anlage nicht mehr funktioniert? Oder verschüttet ist? Oder wir sie nicht finden?“ Greg schien etwas angespannt zu sein, aber Sagrud ging darauf nicht sonderlich ein. Greg war bekannt für seinen Pessimismus. Und für seine lange Leitung.
„Tja, dann wird das die kürzeste Bergungsaktion aller Zeiten“ seufzte Sagrud und setzte das Stemmeisen an „und jetzt halt endlich den Mund und hilf mir.“
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Tunnelsystem unterhalb von Leipzig, Tunneleingang am östlichen Ufer des Liquorice-Rivers
University-District, Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
29. April 3065
1st Lieutenant Doc Dolittle saß gebannt in seinem Kommandantensessel und lauschte konzentriert den Worten des Mannes auf der anderen Seite der Leitung zu.
„Und daran gibt es wirklich keinen Zweifel?“ fragte Doc, von dem gehörten vollkommen überrascht. Er hatte mit vielem während dieses Einsatzes gerechnet, aber nicht hiermit.
„Nein Doc, tut mir leid“ antwortete ihm Kapitän van der Merves. „Die Anzeigen waren eindeutig.“
Doc nickte nur kurz und überlegte. „Na gut, danke für die Information. Ich halte sie auf dem Laufenden“ gab er dann zurück und beendete das Gespräch.
Er blickte einen Augenblick starr vor sich hin und versuchte die Implikationen des Ganzen noch einmal durch seinen Kopf gehen zu lassen. Aber hier an Bord seines Panzers konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Er rieb sich die Müdigkeit aus den Augen und beschloss dann aufzustehen und auszusteigen, um etwas frische Luft zu holen. Aki schaute sich kurz mit besorgtem Blick nach ihr um, hatte sie doch Wortfetzen der Unterhaltung mitgehört. Doch er formte ein lautloses „Später“ mit seinem Mund und gab ihr ein Zeichen, dass er bald wieder zurück sein würde. Es gab noch keinen Grund sie einzuweihen, damit sie sich auch noch Sorgen machte. Er würde es ihr in einer freien Minute anvertrauen. Aki lächelte kurz zurück, drehte sich um und studierte dann wieder die Anzeigen des Panzers.
Dolittle und seine Leute hatten im Moment Wachdienst, während sich die anderen von den Strapazen des gestrigen Tages zu erholen versuchten. Die Mechkrieger, weil sie überfallen worden waren und nur schieres Glück gehabt hatten, dass Ihnen das Bryanter Wetter zu Hilfe geeilt war. Und die Panzerfahrer, die den Mechkrieger eigentlich zu Hilfe eilen wollten und fast in eben jenem Wetter stecken geblieben waren. Mit Müh und Not hatten sich beide Seiten in den Tunnel retten können. Die einen vor den mysteriösen Angreifern, die anderen vor dem immer noch wild tobenden Sturm.
Und das einzige, was sie jetzt hatten tun können, war ein provisorisches Lager in den Tunneln zu errichten. Ein einsames Lagerfeuer prasselte in der Mitte eines Kreises gebildet aus ein paar Zelten. Drumherum standen die drei angeschlagenen Mechs der Chevaliers und um diese herum waren wiederum die vier schweren Panzer gruppiert.
Einige seiner Leute hatten sich zum Schlafen hingelegt, ein paar andere sassen um das Lagerfeuer herum und versuchten sich in den etwas kühlen und zugigen Katakomben der Tunnelanlagen aufzuwärmen. Sollten sie überraschend angegriffen werden, würden sie in Minutenschnelle bereit sein, um ihre Maschinen zu bemannen.
Doch Doc hoffte, dass es dazu erst gar nicht kommen würde. Nach allem, was ihm Miko über die Angreifer gesagt hatte, waren das Profis. Und in ihrer jetzigen Verfassung wollte Dolittle lieber nicht noch einmal mit Ihnen zusammenstossen.
Doch den Gefallen würden sie ihm und seinen Leuten wohl nicht machen. Doc musste davon ausgehen, dass es sich hier um dieselben Angreifer handelte, die sie vor ein paar Wochen auf New Home attackiert hatten.
Und seitdem sie wieder aufgetaucht und die Scouts angegriffen hatten, hatte sich Doc immer und immer wieder dieselben Fragen gestellt: Wer waren ihre namen- und gesichtslosen Feinde? Warum attackierten sie die Chevaliers nun schon zum zweiten Mal? Und was noch wichtiger war: Woher wussten sie, wo die Chevaliers gelandet waren?
Jetzt kannte er die Wahrheit und war schockiert.
„Hallo Dolittle-San, alles in Ordnung?“ erklang Mikos Stimme neben ihm und er wirbelte förmlich herum, da er sie nicht hatte kommen hören. Sie erschrak wegen seiner abrupten Bewegung und fragte vorsichtig weiter: „Du siehst aus, als hättest Du ein Gespenst gesehen?!“
Doc blinzelte einen Moment. Dann hatte er sich wieder gefangen. „Nein, alles in Ordnung, Miko.“
Er wusste er klang nicht sonderlich überzeugend und somit war es kein Wunder, dass Miko die Arme vor der Brust verschränkte und den Kopf leicht zur Seite neigte. „Sicher?“
Doc zögerte. Konnte er es ihr sagen? Würde sie vielleicht am Ende auch in diese Sache verwickelt sein? Doch dann schüttelte er den Kopf. Nein, Miko war mit Sicherheit eine der vertrauenswürdigsten Mitglieder der Chevaliers. Sie war seit Anbeginn dabei, hatte Seite an Seite mit Ihnen ihr Leben riskiert, war mit Scharnhorst liiert und Germaine war mehr als nur ihr Vorgesetzer. Sie würde die Chevaliers niemals verraten, also begann er zu erzählen.
„Also gut, Miko“ flüsterte er leise und schaute sich um „aber du musst darüber Stillschweigen bewahren, o.k.?“ Miko nickte nur kurz und rückte ein wenig näher an Doc heran.
„Wie du weißt, sind wir neulich von einem Aufklärungsflugzeug überflogen worden. Wir wussten aber, dass es die SKULL nicht geortet haben konnte. Und wir haben mitgekriegt, dass es in dem vorletzten Sturm abgestürzt ist. Nachdem die Pios ihre Reperatur- und Aufräumarbeiten an der SKULLCRUSHER erledigt hatten, haben sie einen kleinen Suchtrupp nach dem Flieger losgeschickt. Und sie haben tatsächlich den verletzten Piloten bergen können. Naja, jedenfalls war er wohl so dankbar über seine Rettung, dass er ohne Druck preisgegeben hat, das er nach einem bestimmten Signal gesucht hat. Man hat ihm nicht gesagt, um was für ein Signal es sich handelte, aber er wusste noch die Frequenz. Van der Merves hat diese dann überprüft und es handelte sich um einen Peilsender.“
Mikos Augenbrauen zogen sich ein klein wenig nach Oben, das einzige Anzeichen für ihre Neugier. „Wer?“ fragte sie und kam damit direkt zur Sache.
„Dukic!!
Miko schien mehr als verblüfft zu sein. „Dukic? Er hat die Angreifer hierher gelockt?“
Doc nickte. „Anscheinend.“
„Aber er hat genau so gegen sie gekämpft wie wir alle.“
„Aber nicht auf New Home. Als wir dort angegriffen worden sind, war er nicht bei seiner Maschine. Und hier ist er als einziger von der Einheit getrennt worden. Und er hat einen direkten Kampf mit einem Loki und einem Jagermech überlebt. Fast unbeschadet.“ Je mehr Doc darüber nachdachte, desto mehr setzte sich ein Puzzle in seinem Kopf zusammen.
Miko schien noch nicht überzeugt zu sein.„Er ist gut und hat einen schnellen Mech…“
„Und er ist auf Outreach neu zu uns gestossen, seine frühere Einheit ist zerstört worden und er ist nebenbei Mitbesitzer einer zwielichtigen Bar auf Outreach. Erinnere ich mich falsch, oder haben wir nicht alle Silvester in dieser Bar gefeiert, während unsere Basis angegriffen worden ist? Das alles und die Tatsache, dass er zweifellos einen Peilsender auf einer geheimen Mission bei sich trägt, spricht nicht gerade für seine Loyalität und Vertrauenswürdigkeit, oder?“
Mikos innerer Widerstand gegen den Gedanken, dass Dukic ein Verräter sein könnte, brach zunehmends auseinander, dass konnte Doc förmlich ihrem Gesicht ablesen. Dazu kam noch, dass Dukic von Anfang an ein ausgesprochener Kotzbrocken gewesen war, sich mit Metellus angelegt und sich mit keinem einzigen Chevalier angefreundet hatte. Mit keinem bis auf Einen.
„Was ist mit Hank?“ fragte Miko, blickte zum Ausgang des Tunnels, wo sie den grossgewachsenen Mechpiloten zum letzten Mal gesehen hatte und zeigte damit, dass sie denselben Gedankengang gehabt hatte wie Doc.
„Scheisse, stimmt ja. Hank Borer ist sein bester Freund.“ Wenn Dukic ein Verräter war und Hank sein bester Freund, dann war die Wahrscheinlichkeit, dass dieser mit ihm unter einer Decke steckte sehr groß. Und das würde nicht nur bedeuten, dass sie nicht mehr auf Dukic und seinen Firestarter zählen konnten. Im Ernstfall würden sich auch noch Hank und sein Dervish IIC gegen sie stellen.
Doc packte eisige Wut in seiner Eingeweide. Wenn sie von Dukic und Borer tatsächlich verraten worden waren, dann hatten sie keine Chance mehr. Mit nur zwei leichten Mechs, vier schweren Panzern und einer Handvoll Infanteristen gegen dann zwei komplette Mechlanzen anzutreten war schierer Selbstmord. Zumal sie ja auch noch erst einmal ihren womöglich eingekreisten Kameraden in der geheimen Forschungsanlage zu Hilfe kommen müssten.
„Und, Doc-sama, was machen wir jetzt mit Hank?“
„Ich sag es nicht gerne, Miko, aber wir sind in einer verteufelten Lage. Wenn Hank mit Dukic unter einer Decke stecken sollte, dürfen wir ihn unter keinen Umständen an Bord seines Mechs lassen, oder wir sind verloren. Wenn wir ihn aber verhaften und er aber nichts von Dukics Verrat gewusst hat, dann schwächen wir uns selbst.“ Miko nickte während Doc auf seiner Unterlippe kaute. Eine wahrhaft vertrackte Situation war das.
„Und wenn wir ihn fragen?“ Mikos Vorschlag klang einerseits naiv, andererseits vernünftig. Doch dann schüttelte Doc den Kopf. „Nein, so leid es mit tut, aber wir können ihm nicht vertrauen, selbst wenn er seine Unschuld beteuern würde. Und die Gefahr, dass er vorgewarnt wäre und bei nächster Gelegenheit gegen uns losschlagen würde, ist viel zu hoch.“
„Dann lass uns aber wenigstens kurz mit ihm reden“ sagte die zierliche Mechkriegerin, die sich einen Chillsuit übergezogen hatte, um nicht im kühlen Wind frieren zu müssen und zeigte auf eine einsame Silhouette, die einsam am Tunneleingang stand und in die Dunkelheit blickte.
„Na gut, wenn Du meinst.“ Doc zuckte kurz mit den Schultern, als sie sich auf den Weg zu dem Ex-Solaris-Jockey machten.
„Hallo, Hank!“
Hank drehte sich langsam um, die Arme verschränkt vor der Kühlweste, die seine muskulöse Brust bedeckte.
„Hi Miko, hallo Doc“ antwortete Hank kurz angebunden und drehte sich wieder dem Tunnelausgang zu.
„Alles in Ordnung mit dir, Hank?“ fragte Miko während Doc seinerseits den hünenhaften Mechkrieger aufmerksam beobachtete.
„Ja“ seufzte er einmal und drehte sich mit einem etwas gequälten Lächeln zu den beiden um, „is´ nur, das ich gern wüsste, wo er is`, ne?“
„Meinst Du wir müssen uns wegen irgendetwas Sorgen machen?“ fragte Miko ein wenig doppeldeutig.
„Ach neee“ grinste der Hüne nun „Denny is´ nen großer Junge, ne? Er kann schon auf sich aufpass´n…“ flachste er jetzt, doch sein Gesichtsausdruck strafte seinen laxen Worten Lügen. „Und die Angreifer, Hank? Weißt du wer es da auf sich abgesehen hat?“
Hanks Reaktion kam prompt, ohne den Hauch eines Zögerns. „Keine Ahnung. Aber ich schwör´ euch, sollt´n die Denny auch nur´n Haar gekrümmt hab´n, hau ich die zu Klump.“ Und dabei ballte er die Fäuste und Doc hatte fast den Eindruck, we wolle schnurstracks in den Sturm hinaus marschieren um seinen Freund zu suchen.
Doc legte ihm kurz auf die Hand auf die Schultern. „Hau dich aufs Ohr, Hank. Müde und erschöpft nützt du uns allen nichts…“
Hank nickte, blickte noch einmal hinaus in den Sturm und seufzte tief. „Du weiss´ wie das is, Doc, wemma Freunde im Stich lass´n muss, ne?“
Doc schüttelte energisch den Kopf. „Ja, ich weiss sehr wohl wie dieses Gefühl ist, Hank. Aber Du HAST Denny nicht im Stich gelassen. Du konntest nicht an seiner Seite bleiben, weil dich der Sturm gehindert hat.“ Er musste sich verkneifen um nicht zu sagen, dass es ausserdem noch gar nicht raus war, wer hier wen im Stich gelassen hatte.
„Ja, aba ich hätt´ an seiner Seite bleib´n müss´n, ne? So isser ganz allein, um ihn rum nur Feinde…“
„Hank, es gibt nichts, was du im Augenblick daran ändern könntest. Leg dich ein wenig hin und ruh´ dich aus. Sobald das Wetter wieder besser wird, gehen wir wieder auf die Suche nach ihm! Versprochen!“
Hank seufzte wieder, doch diesmal nickte er endgültig und wandte sich zum Gehen. „Wirst schon Recht hab´n, Doc, morg´n is´auch noch´n Tag. Danke!“
Doc lächelte dem großen Mechkrieger nur freundlich hinterher. Doch als dieser ausser Sichtweite war, änderte sich Doc´s Gesichtsausdruck schlagartig und er drehte sich zu Miko um, die die ganze Zeit nur stumm zugesehen hatte. „Ich werde aus ihm nicht schlau, muss ich sagen. Er klingt nicht danach, als würde er für die andere Seite arbeiten. Und wenn doch, dann ist der Junge ein dermaßen guter Schauspieler, dass ich sagen würde, er hat den Beruf verfehlt. Ich würde fast sagen, dass Hank nichts weiss. Trotzdem, weih´ Finn in diese Sache ein, wir werden ihn zu dritt im Auge behalten. Sollte er auch nur eine Bewegung machen, werden wir ihn festsetzen, und zwar noch bevor er an Bord seines Mechs ist. Aber irgendein Gefühl sagt mir, dass das nicht nötig sein wird.“
Miko nickte. „Ja, Dolittle-San, aber…“ Sie zögerte und schlug die Augen nieder.
„Aber was?“ fragte Doc nach.
Miko seufzte tief, bevor sie antwortete „Aber bei Dukic bin ich mir überhaupt nicht sicher.“ Man sah ihr an, dass sie das nicht gerne sagte, schließlich war Dukic ihr direkter Vorgesetzter. „Und was, wenn beide Verräter sein sollten?“
Dolittles Gesicht war eine harte Maske, als er ihr antwortete. „Dann werden wir unsere Haut teuer verkaufen. Er wird für seinen Verrat büssen, das schwöre ich.“
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Tunnelsystem unterhalb von Leipzig, Tunneleingang nördlich der Bloomingdale Height,
Harbour-District, Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
29. April 3065
„Scullcrusher bitte kommen, Scullcrusher bitte kommen…“ Seit fast einer ganzen Stunde schon versuchte Denny nun schon wieder den Kontakt zum Landungsschiff der Chevaliers herzustellen. Aber ohne Erfolg.
Seine Scoutlanze konnte er ebenfalls nicht erreichen, genau so wenig wie Doc oder irgendjemanden sonst. Nichts als rauschende Stille.
Frustiert hieb Denny auf sein Funkgerät, wütend darüber das sich alle vor dem draussen tobenden Sturm verkrochen hatten. Der Sturm indessen fegte immer noch mit unverminderter Wucht über seinem Kopf hinwegund er konnte nur hoffen, dass sich alle rechtzeitig vor ihm hatten in Sicherheit bringen können. Denny hatte es gerade noch so geschafft, wobei er das eine oder andere Mal das Gefühl gehabt hatte die Kontrolle über den Mech zu verlieren, so gewaltig tosten die Winde.
Als er den nördlichen Tunneleingang erreicht hatte, war er noch voller Sorge ob er den auch seine hartnäckigen Verfolger hatte abschütteln können. Vorsorglich war er sehr tief in das Tunnelsystem eingedrungen in der Hoffung sie würden endlich seine Peilung und seine Spuren verlieren.
Er schien es geschafft zu haben. Nachdem er lange gespäht und nach Verfolgern Ausschau gehalten hatte, fühlte er sich nun einigermaßen sicher. Nun, so sicher man sich eben fühlen konnte, wenn man erst gerade noch so einem überraschenden Überfall schwerer Battlemechs entkommen war und sich dann in letzter Minuten einem heftigen Sturm hatte entziehen können.
Das erste Gefühl der Aufgewühltheit, entstanden durch die Tonnen an Adrenalin, die durch seine Adern zu pumpen schienen, war schnell verschwunden und hatte einem Gefühl der Sorge und Niedergeschlagenheit Platz gemacht.
Er machte sich Sorgen um seine Leute, allen voran natürlich Hank, aber um seine Lanze und um Doc und seine Mechs. Und er machte sich nicht weniger Sorgen um die fast schutzlosen Kommandos und Pioniere. Waren sie davon gekommen? Hatten sie sich in Sicherheit bringen können? Er hoffte es sehr, sonst war ihre Mission bereits gescheitert.
Ein heftiger Kopfschmerz durchzuckte ihn und ließ ihn die Zähne zusammen beissen. Er musste sich zusammen reissen, um nicht sinnlos vor sich hin zu fluchen.
Nachdem er sicher gewesen war, dass ihm niemand gefolgt war, hatte er versucht ein wenig zu schlafen. Mal wieder ohne Erfolg. Seine Schlafstörung hatte es verhindert und er war immer wieder aus dem Schlaf geschreckt. Somit hatte er, wenn es hochkam, zwei oder drei Stunden Schlaf gehabt in den letzten 60 Stunden. Er kroch förmlich auf dem Zahnfleisch und sein Kopf revanchierte sich mit Migräneartigen Schmerzen.
Seine Gedanken wanderten zu dem kleinen Kasten in seinem Cockpitfach.
Rekog.
Wie lange hatte er es nicht mehr genutzt? Seit ihrer Landung auf Bryant vor fast zwei Wochen. Zwei Wochen, die ihm wie eine Qual vorgekommen waren. An einen geregelten Schlaf war nicht zu denken gewesen und doch hatte er standgehalten. Auch wenn er sich innerlich mehr als einmal dafür verflucht hatte. Aber seinen Vorsatz im Einsatz kein Rekog zu benutzen, hatte er eingehalten.
Bis jetzt.
Mit zitternden Händen ging seine Hand an das Cockpitfach, öffnete es und er brachte die Utensilien zu Tage. Er hob den Inhalator hoch und betrachte die schmale Apparatur, die es ihm ermöglichen konnte, endlich wieder etwas Schlaf zu finden. `Was konnte denn davon schon für eine Gefahr ausgehen? Im Moment brauchte er sich ja gar keine Sorgen zu machen.` redete er sich ein, während er den Rekoginhalator zusammenschraubte. Die Feinde waren ihm nicht gefolgt und der unvermindert heftige Sturm schützte ihn jetzt sogar. Er brauchte einfach endlich seinen Schlaf und Rekog war die einzige Möglichkeit für ihn vielleicht mal wieder mehr als 2 Stunden am Stück zu schlafen.
Ihn durchzuckte zwar ein schlechtes Gewissen, als er es sich auf seiner Pilotenliege so bequem wie möglich machte. Doch als er die süssliche Droge langsam und genüsslich einsog und es seine Wirkung entfaltete, verdrängte er die Schuldgefühle und konzentrierte sich auf die Freude, die schon begann langsam aber sicher Besitz von ihm zu nehmen.
Kurz darauf war er mit einem seligen Lächeln auf den Lippen tief und fest eingeschlafen und träumte einen schönen Traum.
eikyu
Olliver war nevös. Doch seine Reaktionen an den Kontrollen liessen das nicht durchscheinen. Er steuerte den Mech im Moment halbwegs automatisch und nicht voll manuell. Doch im Ernstfall würde er dies tun.
Dann kam der Befehl zum stehenbleiben, was ihn noch weniger schmeckte als die ganze Situation.
Die Infanteristin, welche hereinkam kannte er nicht, er konnte sie auch nicht sehen, aber hören.
Als sie ihm die Tasse anbot sagte er: "nein danke". Dabei dachte er jedoch eher daran, das dieser Kaffee vielleicht mit irgendwelchen Mitteln versetzt sein könnte. Der Schütze konnte ausfallen, aber der Pilot durfte es nicht, niemals.
"Den es fehlt dazu noch etwas..." er konnte nicht anders, es viel ihn einfach ein, und brach sich seinen Weg nach draussen.
"Was denn?" fragte die Infanteristin.
"Naja...Kekse..."
Leises Lachen war von hinten zu hören.
Ironheart
Aufgeflogen
Geheime Sternenbund Forschungsanlage, Bloomingdale Heights,
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
30. April 3065
Pechschwarze Finsternis, wohin man auch blickte. Selbst die relativ leistungsstarken Lampen, die die Pioniere um Sergeant Sagrud mit sich führten, waren nicht wirklich in der Lage, die gespenstische Dunkelheit komplett zu durchdringen.
Sagrud studierte immer und immer wieder die Pläne, die Ihnen der ComStar-Geheimdienst mitgegeben hatte. Irgendwie hatte er den Eindruck, dass diese nicht stimmen konnten. Nach dem Lastenaufzug war eigentlich ein Eingangstor in 40 Meter Entfernung eingetragen, welches zu einer kleinen unterirdischen Halle führen sollte, in der sie die Prototypen des Satelliten und die Computeranlagen mit den Bauplänen vermuteten. Laut Plan hätten sie vorher knapp 20 Meter entfernt vom Lastenaufzug rechter Hand auf ein kleines Kraftwerk stoßen müssen, welches die Forschungsanlage mit Energie versorgte. Eine Art überdimensionales Notstromaggregat, in das sie den ebenfalls von ComStar bereitgestellten Fusionscontainer, der selbst schon als LosTech bezeichnet werden konnte, in das Kraftwerk einspeisen sollten. Der circa 50 cm tiefe, zylinderförmige Gegenstand mit einem Durchmesser von knapp 30 cm wurde gerade von zweien seiner Leute vorsichtigen hinter ihm und Greg hinterher getragen. Damit würden sie dann genügend Energie erhalten, um die Beleuchtung, die Tore und die Lastenaufzüge benutzen zu können.
Doch schließlich keuchte Alexeij auf und verlangte nach einer Pause. „Sarge, ich will ja nichts sagen“ keuchte der Pionier etwas atemlos „aber das waren jetzt doch schon deutlich mehr als 20 Meter, oder?“
„Hmmm“ Sagrud gab es nicht gerne zu, aber Alexeij schien Recht zu haben. Mit seiner Taschenlampe leuchtete er erst auf seinen Plan und dann in den breiten Gang hinein. Es war kein Ende in Sicht. Leichte Panik ergriff ihn, denn das bedeutete entweder, dass ComStar´s Pläne falsch waren, oder sie am falschen Ort waren.
Sagrud atmete tief durch „Na ich denke, dass jemand der blöden Kuttenträger einfach die Kartenmaßstäbe verhauen hat. Darum sind die 20 Meter falsch.“ Sagrud versuchte übertrieben flapsig zu klingen und sich seine aufkeimende Sorge nicht anmerken zu lassen.
„Na hoffentlich sind´s dann nicht 20 Kilometer“ antwortete Alexeij als er den Zylinder wieder anhob. „Finden wir es raus.“
„Ganz Recht, Alexeij finden wir es raus“ antwortete Sagrud so ruhig wie möglich. Doch er konnte nicht verhindern, dass er in erhöhtem Masse unruhig wurde. Wenn der Plan nicht stimmen sollte, was erwartete sie dann stattdessen?
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Tunneleingang am östlichen Ufer des Liquorice-Rivers
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
30. April 3065
Kaum war der Sturm abgeflaut, da schossen auch schon die Panzer und Mechs der Chevaliers aus dem Tunneleingang am Liquorice-River. Die Waffen nach allen Seiten drehend und sich gegenseitig Schutz gebend jagten die drei Mechs vorneweg und wurden von den vier Panzern durch die Ruinen der Stadt verfolgt. Auch wenn der Sturm sich mehr oder weniger gelegt hatte, regnete es immer noch wie in Strömen. Die Strassen waren matschig und rutschig und die Sicht durch den Regen immer noch beeinträchtigt. Doch sie Chevaliers hatten entschieden zur Forschungsanlage auszurücken um ihren Kameraden dort Deckung zu geben, bevor der Gegner auf die Idee kam sich das Ganze aus der Nähe anzuschauen.
Doc betrachtete die Anzeigen seines Mantikor mit höchster Konzentration. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass der Feind im Stadtkampf buchstäblich hinter jeder Ecke lauern konnte. Sie wussten, dass ihre Widersacher immer noch irgendwo dort draussen waren und es auf sie abgesehen hatten. Was die Chevaliers jetzt unter allen Umständen vermeiden mussten, war es direkt in die Arme der mindestens sechs Feindmechs zu laufen. Doc dachte erneut an das derzeitige Stärkenverhältnis. Auf seiner Seite waren da zwei Mantikor, eine Bulldog und eine Fury. Dazu noch Mikos Kampffalke und Trents Kabuto. Ob er Hanks Dervish IIC auch zu Ihnen zählen konnte, wusste er immer noch nicht ganz genau. Doch da sich Hank in keinster Weise verdächtig verhalten hatte, hatten sie ihn nicht davon abgehalten seinen Mech zu besteigen. Doc hoffte, dass sich das nicht doch noch rächen würde.
Auf der anderen Seite hatte er es mit mindestens einem Loki, einem Jagermech, Champion und einem Wraith sowie einem Enforcer III und einem Daimyo zu rechnen. Alles in allem waren sie zwar nicht chancenlos, aber sie würden eine enorme Portion Glück brauchen um da siegreich hervor zu gehen.
Alles würde davon abhängen, ob Dukic tatsächlich ein Verräter war oder nicht. Sollte seiner und vielleicht sogar Hanks Mech auf Seiten der Gegner stehen, hätten sie sicher nicht die geringste Chance.
„Aki, konntest Dukic erreichen?“ fragte Dolittle seine Geliebte und Funkerin.
„Negativ, Doc“ antwortete sie freundlich aber auch mit einer gewissen Spur Anspannung in der Stimme. „Er reagiert nicht auf meine Rufe und ich habe ihn auch nicht auf den Sensoren.“
Doc konnte ihre Unruhe verstehen. Seine Leute waren nicht dumm und konnten Eins und Eins genau so gut zusammen zählen wie er. Während sich einige unter Ihnen vielleicht wirklich Sorgen um den Lanzenführer der Scouts machten, wusste Akila neben Miko und Finn als einzige von dem Peilsender. Daher war ihre Sorge nicht nur in Dukics mysteriösem Fernbleiben von der Truppe begründet sondern auch in den möglichen Folgen seines Fehlens.
Ein paar Minuten preschten sie weiter durch die verlassenen Strassen der ehemaligen Sternenbundstadt ehe Dolittle Mikos sonst so zarte Stimme mit einem Mal fast schon panisch durch den Funk rufen hörte.
„KONTAKT, Sakura hier, Sie sind direkt um mich…“ noch bevor sie ihren Satz zu Ende gesprochen hatte, schoss sie auf ihren Feuerdüsen davon und entging damit gerade noch einer überhastet abgeschossenen Salve von Langstreckenraketen, die den Fleck auf dem sie eben noch gestanden hatte in Schlacke verwandelte. Die Feindmaschinen hatten offensichtlich gewusst, wohin die Chevaliers unterwegs waren und auch wenn diese damit gerechnet hatten, waren sie jetzt doch überrascht worden.
Noch bevor Doc reagieren konnte, fegte auch schon Trent in seinem Kabuto an der – wie aus dem Nichts aufgetauchten – Feindmaschine vorbei und setzte seine beiden einzigen Waffen ein. Eine Doppelsalve Blitz-KSR fegte aus seinen Rohren und deckte den gegnerischen Champion ein. Und bevor der reagieren konnte, war Trent schon wieder weg.
Hätte Doc nicht alle Hände voll zu tun, die neue Situation zu erfassen, er hätte er Trents überaus schnelle Reaktion sicher honoriert. So rief er nur schnell ein paar hastige Befehle durch den Funk und blickte mit einem besorgten Auge auf die Anzeige des Dervish IIC.
„Verflucht, an alle Einheiten von Doc. Feindlicher Beschuss durch Mechs nordwestlich der Anlage. Greta bring deine Leute rein! Alle Mann durchbrechen auf die Anlage und nehmt die Positionen ein, die wir vereinbart haben.“ Er riskierte einen Seitenblick auf seinen Monitor und sah, dass Hank eine volle Breitseite auf einen Enforcer abfeuerte und einige Treffer landen konnte. Wie es schien war wenigstens Hank weiter auf ihrer Seite. Doc konnte gar nicht sagen, wie groß der Stein war, der ihm von der Seele fiel. Dann runzelte er die Stirn, da ihm etwas anderes auffiel.
„Scouts, wo ist der Loki?“
„Doc von Sakura. Ich zeichne nur fünf Gegner. Der Loki fehlt“ presste die junge Japanerin hervor, deutlich hörbar sich der Angriffe ihrer Gegner erwehrend.
„Verflucht, an alle Einheiten von Doc. Haltet Ausschau nach dem gegnerischen Loki. Ansonsten Feuer frei nach eigenem Ermessen. Und achtet auf eure Ärsche.“
Der Mantikor fegte durch die verlassenen Strassen von Leipzig so schnell es ging. Eine Salve AK-Granaten pulverisierte eine nahegelegene Hauswand doch Docs Panzer konnte sich rechtzeitig aus der Schussbahn bringen. Lange würden sie sich nicht halten können, das war Doc klar. Denn wenn ihre Feinde wussten, wohin sie unterwegs waren, dann war auch davon auszugehen, dass sie früher oder später die Anlage angreifen würden. Und spätestens dann sässen die Chevs in der Falle. Noch konnten sie einigermaßen Katz- und Maus mit ihren Gegnern spielen, aber wenn sie sich eingraben mussten, dann wäre ihr leicht vorhandener Agilitätsbonus, der eh nicht sonderlich berauschend war, erst recht den Bach runter. Doc wollte es sich nicht selbst zugeben, aber die Handlungsmöglichkeiten der Chevaliers waren nicht gerade das, was man vielfältig bezeichnen konnte.
„Aki, reagieren diese Hundesöhne wieder nicht?“
„Negativ, Doc. Keine Reaktion auf unsere Rufe.“
„Na gut, dann müssen wir uns eingraben und das Beste hoffen.“ Vielleicht würden sie sich zurückziehen wenn sie erstmal sahen, dass die Chevs auch ordentlich austeilen würden. Doch selbst dran glauben konnte er nicht.
Während sie weiterhin auf die Anlage und die dortigen Chevaliers Infanterie zupreschten, die sie schützen sollten, versuchte Doc den Gedanken zu verdrängen, dass er vielleicht nicht alle von seinen Leuten Heil wieder sehen würde. Doch er schüttelte kurz den Kopf und war wieder voll bei der Sache. Irgendwie hatten sie es bisher noch immer geschafft.
Warum also nicht auch diesmal?
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Tunnelsystem unterhalb von Leipzig, Tunneleingang nördlich der Bloomingdale Heights
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
30. April 3065
Die warme Sonne kitzelte auf Dennys Haut und er hörte dem feinen weiblichen Lachen gerne zu, das irgendwo aus der Nähe kam. Glockenklar konnte er ihre Stimme vernehmen und das zwitschern der Vögel und das plätschern des nahen Baches verstärkten diesen idyllischen Augenblick. Er lag auf einer blumengesprenkelten Wiese und genoss den Duft der wilden Blüten, die in seine Nase strömten. Die Szenerie war die eines klaren, wunderschönen Sommertages an einem Berghang in freier Natur.
Als Denny sich nach der Urheberin des Lachens umdrehte, erkannte er, dass sie nicht alleine war. Die schlanke, blonde Frau, die in ein seidig schimmerndes weisses Gewand gekleidet war, rannte zwei kleinen Kindern hinterher, die kichernd und tollend mit ihr spielten. Ein warmes Gefühl der Freude durchflutete sein Herz bei diesem Anblick und er musste einfach Lächeln, als er es sah.
Die Kinder – knapp fünf und drei Jahre alt – quiekten vor Freude und rannten barfuß durch das hohe Gras. Eines der Kinder blieb stehen, drehte sich um und winkte zu ihm hinüber. Sein Anblick trieb Denny die Tränen in die Augen. Tränen der Freude, da ihm der Junge wie aus dem Gesicht geschnitten schien. Ein kleines spitzbübisches Lächeln auf seinen jungenhaften Zügen erinnerten Denny an seine eigene Jugend.
Doch dann spürte er ein sanftes Vibrieren des Bodens. Eine rythmische Erschütterung, die Denny äußerst bekannt vorkam und die augenblicklich alle seine Alarmsirenen zum Heulen brachten. Langsam stand er auf und blickte in die Richtung, aus der die schweren Schritte zu kommen schienen. Genau hinter der spielenden Frau und der Kinder schien der Lärm von einem dunklen Wald aus zu kommen. Denny kniff die Augen zu um etwas sehen zu können, aber es war fast so, als ob der Wald alles Licht schluckte. Er konnte nichts erkennen, ausser zwei kleinen Lichtpunkten, die hin und her wackelten.
Dann brach das Ungetüm auf donnernden Beinen durch den Waldrand und rannte ohne Halt zu machen weiter auf sie zu. Entsetzt begann Denny zu schreien, da das riesige Monster direkt auf die Frau mit den Kindern zu rannte. Doch sie schienen ihn nicht zu hören. Sie standen weiterhin dort und winkten ihm fröhlich, ja lächelnd zu. Dann senkte sich einer der Metallfüsse auf die drei Menschen und Denny hatte das Gefühl in Ohnmacht zu fallen, so sehr schrie er sich die Wut aus der Seele. Er nahm das markerschütternde Kreischen der Aktivatoren wahr und blickte nun in das grelle Licht zweier Scheinwerfer.
Es dauerte ein paar Herzschläge ehe er wahrnahm, dass er tatsächlich in zwei Scheinwerfer starrte, aber mitnichten auf einer Blumenwiese in einem idyllischen Paradies, sondern an Bord seines Mechs in den Tunnelanlagen Leipzigs. Die Millisekunde der Erleichterung, die sein Gehirn dazu verbrauchte, sich darüber zu freuen, das nicht gerade eine bildhübsche Frau mit ihren beiden Kindern zerquetscht worden war, wich sofort im Anschluss daran der Panik, die sich in seinem Geiste einstellte, als er erkannte, dass es sich bei dem auf ihn zustürmenden Mech leider nicht um einen Traum gehandelt hatte. Fluchend hieb er so schnell er konnte auf den auf Standby stehenden Powerknopf in seinem Cockpit, das daraufhin sofort zu farbenfrohem Leben auferstand. Sein Hirn fühlte sich noch sehr matschig an und auch wenn er sich zumindest etwas ausgeschlafen fühlte, so war er noch ein wenig groggy durch die Nachwirkungen der Droge, die er am Vorabend zu sich genommen hatte. Seine Reaktionen waren eher langsam und träge und er hatte den Eindruck, die Welt war noch etwas in Watte gepackt.
Als der gegnerische Mech nur noch wenige Meter enfernt war, wollte Denny gerade seine Waffen zum Kampf heben, als er eine markige Stimme durch den Äther rauschen hörte.
„Ich muss sagen, Mr. Dukic, ich hatte mir von unserem nächsten Duell mehr erhofft…“ Und ein hohles bösartiges Lachen schien durch den dunklen Gang zu hallen, als Denny wie versteinert dabei zusah, wie sein Gegenüber eine seiner beiden PPK´s seines Loki direkt auf sein Cockpit abfeuerte.
Der Rest war grelles Licht
Ironheart
Risiko
Geheime Sternenbund Forschungsanlage, Bloomingdale Heights,
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
30. April 3065
´Endlich´ schoss es Sagrud durch den Kopf als sie das Tunnelende erreicht hatten, das Sie grob gerechnet schon vor 200 Metern hätten erreichen sollen. Sie mussten jetzt bereits unter den Hügeln sein, die man die Bloomingdale Heights nannte. Noch immer war alles in pechschwarze Finsternis gehüllt, doch aufgrund der Restlichtverstärker konnte Sagrud zumindest die kleine Tür rechts von dem Rolltor erkennen, welches das Ende des Tunnels darstellte. Hinter dieser Tür ging es zu einem Kontrollraum, der gleichzeitig den Zugang zur internen Fusionsanlage der Geheimen Forschungsanlage darstellte.
Sagrud war mittlerweile skeptisch, was die Pläne anging, und so atmete er hörbar auf als sie den Raum betraten und dieser tatsächlich einem Kontrollraum glich. Ungefähr 6 Meter Breit und mindestens doppelt so tief ragte der Raum hinein. In der Tür stehend blickte sich Sagrud in dem Raum um, während Greg, Alexeij und Anders in den Raum gingen, um den Fusionscontainer abzustellen.
Sagruds Blick ging nach links – also in dieselbe Richtung in die auch das Rolltor am Tunnelende zeigte – wo eine große Glasscheibe zu sehen war, die die gesamte Seite der Wand einzunehmen schien. Allerdings konnte man aufgrund der Finsternis nicht durch die Scheibe hindurch blicken und auch nicht das Geringste erkennen. Selbst wenn sie die mitgebrachten Hochleistungstaschenlampen benutzen würden, würde die Reflektion der Glasscheibe Ihnen einen Blick auf die andere Seite verwehren. Somit würden sie warten müssen, bis sie das Licht angeschaltet hätten, damit sie einen Blick auf die andere Seite werfen konnten.
In der Mitte des Raumes waren einige große Kontrollpulte und –paneele angebracht, die Oberflächen durch den Staub der Jahrhunderte bedeckt. Greg wischte vorsichtig den Staub herunter, doch Sagrud war sich sicher, dass er in dieser Dunkelheit die Schrift nicht entziffern konnte.
Anders Jakobsson, der schweigsamste seiner Pioniere, sah sich inzwischen die Kontrollpaneele auf der rechten Seite des Raumes an und wischte auch hier den Staub von den einzelnen Anzeigen. Die in der Wand eingelassenen Bildschirme, Kontrolllampen und –anzeigen schienen allesamt intakt zu sein, aber waren im Moment erloschen und trotzdem ging Anders sie penibel durch, so als würde er verstehen können, was diese Anzeichen alle zu bedeuten hatten.
„Sarge“ meldete sich Alexeij, der andere der Träger des Fusionscontainers „ich glaub ich hab hier den richtigen Platz für unser Baby gefunden.“ Er hockte nicht unweit von Anders an der Wand und hatte eine staubbedeckte kleine Glasscheibe in ziemlich genau der Größe ihres Fusionscontainers geöffnet. Wie es aussah, hatte sich Alexeij mit den Beschreibungen ComStars gut vertraut gemacht, denn nach nur wenigen Handgriffen hatte er den alten Container entfernt und den neuen eingesetzt. Noch ein paar Handgriffe später, und der Fusionsbehälter arretierte in der notwendigen Position.
Ein feines Summen ertönte und Alexeij blickte hoch zu Sagrud. Auch wenn dessen Gesicht hinter dem Restlichtverstärker nicht zu erkennen war, wusste Sagrud doch, dass sein Untergebener nervös war. „Soll ich Sarge?“ fragte Alexeij, die Hand leicht zitternd über einem pulsierenden grünen Knopf haltend.
Sagrud nickte nur kurz und Alexeij drückte den Knopf. Sofort steigerte sich das Summen zu einem lauten Brummen und als das Licht der Anlage flackernd anging, jubelten alle vier Pioniere spontan. Gleichzeitig nahm die Luftumwälzung der Anlage mir einem ersten Quietschen und Kreischen ihre Arbeit wieder auf und schnurrte nach einer gewissen Zeit wieder wie ein Kätzchen.
Fasziniert beobachtete Sagrud, wie ein Kontrolllämpchen nach dem anderen anging und die eine Seite des Raumes in immer mehr Helligkeit badete. Geblendet von der einflutenden Helligkeit nahm er sein Nachtsichtgerät ab und blickte hinüber zu Alexeij, welcher sich mittlerweile dem intakt gebliebenen Panoramafenster zugedreht hatte. Sein Mund war sperrangelweit offen und sein fassungsloser Gesichtsausdruck veranlasste Sagrud, sich abrupt um zu sehen.
„Ach Du Scheisse…“ war der einzige Kommentar, der ihm bei dem überwältigenden Anblick entfuhr, kurz bevor seine Kinnlade seinen Brustkorb berührte. Es dauerte einen Augenblick, bis Sagrud sich wieder einigermaßen von dem Anblick erholt hatte.
Was er sah, war riesig.
Er hatte aufgrund der ComStar-Pläne mit einer kleinen Lagerhalle gerechnet, doch die Kaverne die sie jetzt sahen war gigantisch. Die Lichter an der Decke der Kaverne erwachten flackernd zum Leben und Sagrud konnte die letzten dieser Lichter kaum erkennen. Noch mehr schockierte es ihn aber, dass die Decke zwar knapp 10 Meter über Ihnen lag, der Boden der Kaverne aber mindestens noch weitere 40 Meter nach unten ging. Wenn man dann noch die gesamte Breite der unterirdischen Kaverne von ca. 100 Metern beachtete, dann hatte man es hier mit einem ganzen Stadtviertel zu tun.
Sagrud ging ein paar Schritte näher heran an die Glasscheibe und sein Herz schien vor Aufregung zu flackern. Das Ende des Tunnels wandelte sich auf der anderen Seite des Rolltores zu einem weiteren noch größeren, offenen Fahrstuhl. Links und rechts von der Kaverne erkannte Sagrud weitere Emporen und Vertiefungen, und sogar noch ein paar weitere Zu- und Abgänge die anscheinend noch tiefer in die Anlage führten. Vieles schien noch intakt zu sein, einiges war aber wohl doch von den fliehenden Sternenbundeinheiten vor fast 300 Jahren abgebaut und abtransportiert worden. Trotzdem war die imposante Größe der Anlage, auch wenn viel Wertvolles sicher mitgenommen worden war, immer noch höchst eindrucksvoll.
So eindrucksvoll, dass Sagrud einen Augenblick brauchte, bis er realisierte, dass sein Kommunikator piepte.
„Sagrud hier…“ Auf der anderen Seite war erst nur ein Rauschen, dann ein lautes Krachen und schließlich atemloses Keuchen zu hören. „Greta, bist du das?“
„Sagrud! Hier Greta, gut dass ich dich erreiche. Ich störe eure Party da unten ja nur ungern, aber seid ihr bald fertig?“ fragte die Kommandosoldatin an der anderen Seite der Leitung unter einem relativ starken Rauschen.
„Schwer zu sagen“ schluckte Sagrud und ging einen weiteren Schritt an das Fenster heran. „Ich denke wir werden mehr Zeit brauchen.“
„Gerade DAS“ antwortete die Kommandosoldatin gepresst und Sagrud war sich fast sicher eine Detonation im Hintergrund gehört zu haben „ist das letzte was ihr noch habt. Du solltest das Scheißding lieber so bald wie möglich bergen, hörst Du? Wir werden angegriffen...“
„Wir werden ANGEGRIFFEN? Schon wieder…?“ fragte Sagrud ungläubig.
„Ja, leider. Egal wie weid ihr seid, wir kommen jetzt runter zu euch, verstanden?“
„Aye“ erwiderte Sagrud und wusste nicht, was ihn stärker beunruhigte. Ihre offensichtliche Panik in der Stimme oder der Anblick, der sich ihm aus diesem Fenster in das Innere der Anlage bot.
Noch bervor er sich klar darüber werden konnte, wie es weitergehen sollte, wurde er durch Anders Jacobsson abgelenkt, der sich ohne ein Wort zu sagen auf eines der Kontrollpulte setzte und den Staub davonwischte. Noch ein paar Mal gepustet und die Tastatur war frei.
Und noch bevor irgendjemand der drei übrigen Pioniere ein Wort sagen konnte, klapperte er schon etwas in die Tastatur der Kontrolleinheit.
„Ähm, Anders, darf ich fragen, was Du da machst?“ Der typisch blonde und blauäugige Schwede, der aber ansonsten eher unscheinbar, gedrungen und plump wirkte, grinste zurück.
„Ich denke, wenn wir angegriffen werden, haben wir keine weitere Zeit mehr zu verlieren Sarge, oder?“ Bei diesen Worten tat sich was in der Kaverne und ein riesiger Kran an der Decke der Anlage setzte sich mit einem rumplenden Quietschen in Gang.
Sagrud runzelte die Stirn. „Das ist sicher richtig Private, aber woher…?“
Das Grinsen auf Anders Jacobsons Gesicht wurde noch ein kleines Stück breiter. „Darf ich mich vorstellen: Adept Ole Ivarson, ComStar-ROM!“ Mit einem breiten Grinsen verbeugte Anders bzw. Ole seinen Oberkörper zum Grusse leicht nach vorne und drückte auf ein paar weitere Tasten.
Der Kran fuhr herunter, griff nach etwas und zog einen rotfarbenenen Container in die Höhe. „Ich hoffe, sie nehmen es mir nicht übel, Sarge, das ich Ihnen etwas vormachen musste. Aber ich hoffe sie nehmen das hier als als kleine Entschädigung an…da ist unser Satellit.“
Fassungslos blickte Sagrud zu dem unscheinbaren Container, in dem sich der Satellit befinden sollte und von dort wieder zurück zu dem ComStar-Spion. Sollte er sich nun darüber freuen, dass sie den Satelliten gefunden hatten, oder darüber ärgern, dass man ihm einen Agenten untergejubelt hatte.
Er schien vollkommen verdattert zu sein, so dass der Agent den kommenden Hieb nicht mal im Ansatz erkennen konnte und rücklings aus dem Sitz flog, als ihn Sagrud in der linken Gesichtshälfte traf.
Sagrud hatte sich dazu entschieden, sich erst einmal zu ärgern.
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Tunnelsystem unterhalb von Leipzig, Tunneleingang nördlich der Bloomingdale Heights
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
30. April 3065
Denny musste zweimal blinzeln ehe er begriff, dass er noch am Leben war.
Und dafür gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder hatte er unglaubliches Glück gehabt oder sein Gegenüber hatte absichtlich vorbei geschossen.
Doch als er sah mit welch präzisen Bewegungen sein gesichtsloser Gegner die zweite bislang noch nicht abgefeuerte PPK direkt auf sein Cockpit ausrichtete, wusste er, dass Glück nichts damit zu tun hatte, dass er noch am Leben war.
„Schalten sie ihren Mech wieder herunter, Mr. Dukic! Sofort…!!“ Der Loki-Pilot unterstrich seine Drohung dadurch, das er seine zweite PPK ein kurzes Stück vor rucken lies, so dass Dukic schon befürchtete, dass er damit sein Cockpit zertrümmern wollte.
Denny versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Mittlerweile wusste er wieder wo er war und warum er hier war. Und auch die Erkenntnis, dass er sich hatte übertölpeln lassen und nun quasi mit heruntergelassenen Hosen vor dem Anführer der Einheit stand, die sie nun schon zum dritten Mal angriff, traf ihn ebenfalls wie ein Vorschlaghammer.
So schnell es sein zermartertes Hirn zulies ging er in Gedanken seine Optionen durch.
Zurückzuschlagen war wohl keine Möglichkeit. Denny hielt sich selbst für schnell, aber bis er in dieser Situation seine Waffen ausgerichtet hätte, wäre er schon längst Toast. Selbst wenn er unerhörtes Glück haben sollte und sich vielleicht wegducken konnte, in einem direkten Zweikampf Mech gegen Mech würde er nicht lange standhalten. Nicht nur, dass der gegnerische Mech besser gepanzert und zudem noch schlagkräftiger war. Zu allem Überfluss konnte Denny hier in den Tunnelanlagen noch nicht einmal springen, ohne sich dabei automatisch den Schädel einzudrücken. Und damit wären seine taktischen Optionen auf das Weglaufen limitiert.
Und selbst das wäre schwierig. Auch wenn er es mit einer Riesenportion Glück schaffen sollte mit Hilfe seines MASC dem weitaus langsameren Loki zu entkommen: Wohin sollte er laufen? Der Clanmech versperrte ihm den Weg nach draußen und in allen anderen Richtungen waren es hier Sackgassen, das hatte Denny bereits überprüft.
Weit würde er also nicht kommen.
Blieb also nur die Gefangenschaft. Doch was würde das ihm bringen? Sie würden ihm wohl mindestens den Mech wegnehmen, ihn vielleicht mitnehmen und Lösegeld von den Chevaliers fordern, in einem Bryanter Arbeitslager langsam zu Tode schuften lassen, ihn hier zurücklassen in der Einöde oder ihn vielleicht sofort töten.
Alle diese Möglichkeiten versprachen nicht gerade rosige Aussichten.
„Mr. Dukic, das ist meine letzte Aufforderung. Ich schiesse nur ungern auf Wehrlose, aber sie sollten sich lieber nicht darauf verlassen…“ kam die ungeduldige Stimme seines Gegenübers durch den Äther. Anscheinend hatte dieser in bislang nur deswegen verschont, weil er so regungslos gewesen und mit heruntergefahrenem Mech herum gestanden hatte. Ihn in dieser Position über den Haufen zu schiessen wäre kaltblütiger Mord gewesen. Nun, zumindest schien sein Gegenüber nicht ein gewissenloser Killer zu sein.
`Also besteht Hoffnung` dachte Denny während er seinen Mech herunterfuhr. „O.k., O.k.! Sie haben gewonnen. Aber wer zum Henker sind Sie?“
Sein Gegenüber reagierte nicht sofort, wahrscheinlich um die Anzeigen genau zu überprüfen. Während der gesamten Zeit schwebte immer noch die feindliche PPK ganz in der Nähe von Dukics Cockpit. Wie es schien, gehörte sein Gegenüber zu der professionellen Sorte, die sich nicht sonderlich viel aus Gesten und Worten zu machen schien. Dann meldete sich die dunkle, bedrohliche Stimme wieder. „Nun Mr Dukic, vielleicht haben sie mit dem Henker gar nicht mal so Unrecht. Aber nennen sie mich in der Zwischenzeit Carter, Chef der Carters Crusaders.“
Sein Gegenüber betonte den Namen so, als ob ihm das etwas sagen sollte. Aber bei dem Namen klingelte es überhaupt nicht in Dennys Kopf.
Doch noch bevor er weiter fragen konnte, stellte ihm Carter schon eine Frage. „Aber nun zu Ihnen: Was machen Sie hier, Mr. Dukic?“
„Nach Ihrem letzten Angriff, habe ich hier auf das Ende des Sturmes gewartet…“
„Nein, Mr. Dukic. Ich meine was machen sie in Leipzig?“
„Wir waren auf dem Weg nach Brein, als unser Lander abgestürzt und zerschellt ist…“ Denny log bewusst, denn es gab noch eine Chance, dass die Bryanter die SKULL noch nicht entdeckt hatten und solange wollte er es ihnen auch nicht gerade auf die Nase binden. „… und wir sind auf dem Weg wieder zurück in die Zivilisation.“
„Für wie blöd halten sie mich eigentlich, Mr. Dukic? Wenn ihr Landungsschiff zerschellt wäre, wie erklären sie sich, das sie immer noch über ihre komplette Kampfstärke verfügen?“
„Wir haben eben Glück gehabt…“
„Lügen sie mich nicht an. Ihr Landungsschiff ist irgendwo da draußen und ich verwette meinen Mech darauf, dass ihm nicht das Geringste fehlt. Genausowenig wie der Lanze Panzer und Mechs und dem verstärkten Zug Infanterie, den sie unter Tage geschickt haben.“
Denny runzelte die Stirn. Wie konnte es sein, dass dieser Carter so viel über die Chevaliers wusste? Eigentlich gab es dafür nur eine Erklärung. Er musste hinter dem Angriff in der Silvesternacht stecken und war der Drahtzieher des Angriffs auf New Home.
Aber diese Einheit gehörte nicht zu Count Dvenskys Truppen, zumindest nicht offiziell, die Aufzeichnungen die sie im Vorfeld der Mission erhalten hatten, zeigten keinen entsprechenden Truppenteil auf. Und ausserdem hatten die Crusaders sie bereits auf New Home angegriffen wo Bryanter Truppen eh nicht sonderlich gern gesehen waren. Aber worauf war er aus, wenn er nicht zu Dvensky gehörte? Warum dieser ganze Aufwand?
Carter fuhr mit seiner Tirade fort und Denny machte sich langsam Sorgen darüber, ob ihn dieser Carter nicht doch noch rösten würde. „Nicht nur dass ihr verfluchten Chevaliers gemeinsame Sache mit den Clans gemacht habt…“
„Hey, ich war damals noch gar nicht dabei. Und die Chevaliers haben für das Draconis Kombinat gearbeitet, nicht für die Geisterb…“
„Ach hören sie auf mit diesem Märchen“ unterbrach ihn Carter brüsk. „Sie haben Ronin gejagt und zerstört, die GEGEN die Geisterbären gekämpft haben. Also haben Sie indirekt FÜR die Clans gearbeitet. Ausserdem habt ihr sogar Clannerabschaum zwischen euch und jetzt seid ihr im Auftrag der Clans sogar auf der Suche nach weiterem LosTech…“
„NEIN, dass ist nicht wahr, wir…“ Denny zögerte. Er durfte nichts von ihrem wahren Auftrag sagen, er wusste ja nicht wirklich, wer da draußen vor ihm stand.
„NATÜRLICH IST DAS WAHR!!!“ brüllte Carter. „Und dabei besudelt ihr auch noch das Banner ComStars…“ Carters Stimme klang bedrohlich, fast nach einem Knurren. „Dafür lasse ich euch alle braten, alle die ihr hier in Leipzig den Namen ComStars im Namen der Clans schändet. Dafür habe ich nicht Tukayyid überlebt um mir das tatenlos mit ansehen zu müssen…“
„Sie waren auf Tukayyid? Als ComCuardist??“ Schlagartig wurde Denny einiges klar. Carter musste irgendwie in Erfahrung gebracht haben, dass die Chevaliers auf dem Weg waren, in Leipzig LosTech zu bergen. Aber anscheinend zog er die falschen Schlüsse – oder jemand hatte ihnen bewusst die falschen Informationen zugespielt. Indem man Carter hatte glauben lassen, das die Chevaliers für die Clans arbeiteten, hatte man Ihnen einen äußerst hartnäckigen Gegner auf den Hals gehetzt. Doch wie konnte er Carter vom Gegenteil überzeugen, ohne den wahren Hintergrund ihres Auftrags preis zu geben? Konnte er diesem Mann denn überhaupt trauen? Vielleicht spielte Carter Ihm ja auch nur etwas vor?
Während Denny fieberhaft darüber brütete, was er sagen konnte, um seine Haut zu retten, fuhr Carter mit unverminderter Härte in der Stimme fort. „Ja, ich war auf Tukayyid. Und dort habe ich selbst miterlebt mit welcher unmenschlichen, barbarischen Härte diese Clannerhurensöhne über die Innere Sphäre hergefallen sind…“
„Das erklärt einiges“ entfuhr es Denny, was wiederum Carter neugierig machte.
„Das erklärt was?“
„Das… Das kann ich Ihnen nicht sagen…“
„Sie können es mir nicht SAGEN…?“ Carter schien verdattert zu sein. „Ich muss sagen, Mr. Dukic, ihre Abgebrütheit im Angesicht einer Clan-PPK vor dem Gesicht ist bemerkenswert. Aber meine Geduld ist auch nicht unerschöpflich. Während sie hier mit mir ein lockeres Pläuschchen halten, nehmen meine Leute den kümmerlichen Rest ihrer Chevaliers hier in Leipzig auseinander und sie sollten mir schon etwas mehr bieten als ein „Das kann ich Ihnen nicht sagen“ damit ich Ihnen nicht ebenfalls den Kopf von den Schultern puste…“
Die anderen Mechs!!! Wie hatte Denny die nur vergessen können? Verfluchtes Rekog! „Was… Was geschieht mit Ihnen?“ stotterte er und schaltete sein Funkgerät ein, doch erhielt nichts weiter als ein tiefes Rauschen.
„Sie erhalten ihre gerechte Strafe…“
„Das können Sie nicht machen, Carter.“
„Und warum nicht, Mr. Dukic? Nennen Sie mir nur einen guten Grund, warum ich sie und den Rest ihres jämmerlichen Haufens verschonen sollte.“
Denny holte tief Luft, was er jetzt vor hatte war ein ganz großes Risiko. Aber manchmal musste man eben auch was war das Leben wie ein Pokerspiel, das wusste er spätestens seit seiner Zeit als Mitbesitzer des Hell & Heaven auf Outreach. Vielleicht war es jetzt an der Zeit zu pokern. „Sie arbeiten damit für Blakes Wort…“
Er wusste nicht, ob Carter damit ein Problem hatte, aebr er konnte es nur hoffen.
„Ich tue WAS???“ polterte Carter und Denny atmete tief aus. Anscheinend hatte er doch ins Schwarze getroffen.
„Carter, wir arbeiten für ComStar und zwar in jeglicher Hinsicht. Dvensky hat einen Vertrag mit Blakes Wort abgeschlossen, d.h. die Blakisten werden schon bald auf diesem Planeten sein. Und wenn sie uns daran hindern unseren Auftrag zu erfüllen, dann schaden Sie nicht nur ihrem Orden, sondern arbeiten indirekt für Blakes Wort, indem sie diesen Fanatikern in die Hände spielen. Ich darf ihnen nicht sagen, was genau wir hier machen, aber sollten die Blakisten das in die Hände kriegen, weswegen wir hierher gekommen sind, dann könnten die Auswirkungen verheerend sein …“ Denny versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen, doch gleichzeitig trieb ihm die Sorgen um seine Leute den Schweiss auf die Stirn.
„Ich glaub Ihnen kein Wort“ presste Carter hervor, doch Denny spürte, dass er ihn fast so weit hatte. Dann nach einer kurzen Weile, Carter schien überlegt zu haben, hakte der Loki-Pilot nach. „Was ist das für ein Auftrag von dem sie da reden?“
„Carter, ich habe nicht viel Zeit, sie von der Wahrheit meiner Worte zu überzeugen und hier über Funk werde ich es Ihnen sicher nicht sagen.“ Denny überlegte kurz und entschied dann den Einsatz noch ein klein wenig weiter zu erhöhen.
„Ich werde jetzt unbewaffnet aus meinem Mech steigen. Wenn Ihnen wirklich etwas am Wohlergehen ihres Ordens liegt, dann treffen sie mich unten und wir reden von Angesicht zu Angesicht.“
Denny wartete ein paar Herzschläge, doch er erhielt keine Antwort. „Carter? Carter…?“ Immer noch keine Antwort.
Denny musste schlucken, doch dann schnallte er sich los. Im rannte die Zeit davon, er hatte sein Blatt selbst bestimmt, also musste er die Karten jetzt auch auspielen.
Einen kurzen Augenblick dachte er darüber nach, seine Handfeuerwaffen die er im Cockpitstaufach hatte, mit zu nehmen. Doch dann entschied er sich doch dagegen, mehr noch, er entfernte das Wurfmesser, dass in dem Rückenteil seiner Kühlweste eingearbeitet war. Er hatte unbewaffnet gesagt, also musste er sich auch daran halten. Wie sollte Carter ihm glauben, wenn er sich jetzt nicht an die Abmachungen hielt. Dann entriegelte er die Cockpitluke und machte sich auf den Weg nach unten.
Auf seinem gesamten Weg nach unten begleitete ihn die Mündung der gewaltigen PPK. Ansonsten war keinerlei Regung an dem Loki zu erkennen.
Der Zweifel nagte an Dennys Nerven, er wusste nicht, ob seine Worte den Anführer der Crusaders überzeugt hatten. Wenn nicht, bedeutete das mit Sicherheit nicht nur seinen eigenen Untergang, sondern höchstwahrscheinlich die Vernichtung aller Kampfeinheiten der Chevaliers in Leipzig.
Er konnte nicht weiter tun als wehrlos in die offene Mündung einer Clan-PPK zu starren und auf die Gnade und Einsicht eines feindlichen Kommandeurs zu hoffen.
Die Sekunden zogen sich wie Kaugummi in denen Denny am liebsten aufgebrüllt hätte. Während Carter vor sich hin grübelte, kämpften seine Kameraden da draussen um ihr Leben.
Oder waren sie vielleicht schon alle tot?
Ironheart
Geheime Sternenbund Forschungsanlage, Bloomingdale Heights,
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
30. April 3065
„Was zur Hölle sollte das denn?“ Der ComStar-Adept rieb sich das Kinn und starrte auf die Pistole die Sagrudson in der Hand hielt. Dieser hatte sich locker auf einen der Kontollsessel gesezt, während der Agent mit dem Rücken an der Wand gelehnt auf dem Boden vor ihm saß. Greg und Alexeij hatten sich mit verschränkten Armen vor der Brust rechts und links vor den Agenten gestellt, bereit ihn sofort anzugreifen, falls das notwendig sein sollte.
Sagrudson schien wütend zu sein, als er schnaubend loslegte. „Während sie ihre Scheiss Agentenspielchen gespielt haben, mussten wir uns hier mühsam durch die Anlage schleichen. Gott verflucht, wir hätten das Scheissteil“ Sagrudson fuchtelte mit seiner Waffe hinüber zu dem Satelliten, der immer noch am Haken hing „schon längst bergen können, wenn sie sich früher zu erkennen gegeben hätten.“
„Ich hatte meine Befehle, Sergeant. Ich bin nicht eingeschleust worden um ihren Auftrag zu verhindern, im Gegenteil. Ich bin hier um Ihnen zu helfen falls das notwendig werden sollte. Solange keine primäre Gefahr bestand und sie nicht in die falsche Richtung unterwegs waren, konnte und sollte ich mich bedeckt halten. Ich sollte erst einschreiten, sobald Gefahr im Verzug war, und ich denke, der Fall ist jetzt ja wohl eingetreten. Das waren meine Befehle um diesen wertwollen Satelliten zu bergen.“
„Wenn das Ding so scheiss wertvoll ist, warum haben sie es sich nicht gleich selbst geholt, als sie ihre Garnison noch hier hatten?“
Adept Ivarson schüttelte den Kopf. „Als wir die Pläne zu dieser Anlage endlich gefunden hatten, war es bereits zu spät. Dvensky hatte da schon seinen Vertrag mit ComStar gekündigt und Blakes Wort mit der Betreuung der HPG-Anlage beauftragt. Was glauben sie, wie unnauffällig hätten wir unsere Garnisonstruppen hierher schicken können, ohne dass Dvenksy oder Blakes Wort uns hierher gefolgt wären? Wir mussten also auf anderem Wege den Satelliten bergen.“
„Und warum dann die Chevaliers? Wir sind doch mindestens genauso auffällig, wie man jetzt an der Tatsache sieht, dass unsere Leute da oben um ihr Leben kämpfen müssen. Warum haben sie keine eigenen Leute geschickt?“
„Wer sagt Ihnen, dass wir das nicht getan haben?“ Ivarsons Grinsen ließ Sagrudsons Herz erfrieren als er erkannte, was die Chevaliers in den Augen ComStars wirklich waren.
„Wir sind nur das Ablenkungsmanöver…“ hauchte er aus und er war dermaßen geschockt, dass er Ivarson nicht daran hinderte aufzustehen und zur Konsole zu gehen um den Kran zu bedienen.
„Nicht ganz, Sarge“ erläuterte der ComStar-Spion während er den Container über die Armaturen des Kontrollpultes sich langsam zum Boden gleiten ließ „sie sind nicht `nur` ein Ablenkungsmanöver, wir brauchen schon auch ihre Präsenz in Brein und die Feuerkraft hier in Leipzig…“ Jetzt konzentrierte er sich wieder um den Container punktgenau und butterweich auf einem LKW landen zu lassen, der vor ein paar Minuten noch nicht dort gestanden hatte. Ein paar pechschwarz gekleidete schwarze Gestalten wuselten um den Container herum und befestigten ihn. An ihrer Ausrüstung und an der Art ihrer geschmeidigen Bewegungen konnte Sagrudson erkennen, dass es sich da unten nicht um gewöhnliche Lagerarbeiter handelte.
Ivarson folgte dem Blick von Sagrudson und fuhr dann fort. „Sie haben doch wohl nicht wirklich geglaubt, dass ComStar seine einzigen Hoffnungen nur auf einen Haufen Söldner setzen würde, oder?“ Ivarson klang nicht wirklich gehässig, auch wenn seine Worte Sagrudson einen Stich versetzten. „Aber ich muss sagen, sie haben bislang ganz gute Arbeit geleistet. Während der spektakuläre Absturz der SKULLCRUSHER die komplette Aufmerksamkeit der Bryanter Truppen auf sich gezogen hat, ist ein Squad Elitetruppen von ComStar-ROM unbemerkt hier gelandet und übernimmt gerade den Satelliten, wie sie sehen können. Während wir uns dem oberen Zugang genähert haben, sind meine Leute durch den unteren Zugang gekommen. Wäre eines der Teams ausgeschaltet worden oder einer der Wege versperrt gewesen, hätten wir immer noch eine zweite Chance gehabt.“
„Unterer Eingang?“ fragte Sagrudson ungläubig. Etwas Derartiges war auf den Plänen nicht eingezeichnet.
„Sie haben von uns nur die Daten erhalten, die sie gebraucht haben, nicht mehr und nicht weniger. Sie glauben doch wohl nicht, dass einer dermaßen große Forschungsanlage nur einen kleinen mickrigen Zugang durch einen so schmalen Tunnel hat, oder? Natürlich gibt es noch einen zweiten Zugang, der genauso versteckt war wie der obere, warum die Anlage bisher auch nicht entdeckt worden ist.“
Sagrudson blickte den ComStar-Agenten etwas unschlüssig an, doch blieb schweigsam.
„Holen sie ihre Leute hier runter, wir werden durch diesen zweiten Ausgang verschwinden." fuhr der Adept daraufhin fort. "Aber noch sind wir nicht durch. Wir müssen erst noch die Baupläne finden und alle Spuren auf den Satelliten vernichten, dann müssen wir hier raus, dann durch die Tunnelanlagen zu unserem Landungsschiff und dann auch noch runter von Bryant. Wenn sie so wollen, dann haben wir gerade mal die Hälfte geschafft.“
Sagrudson schaute aus dem großen Panoramafenster der Kommandozentrale den anderen ComStar-Agenten am Boden der Kaverne schweigend und fast schon traurig beim festzurren des Containers zu und blickte dann Iverson an.
„Warum?“ fragte er tonlos und der Agent verstand sofort den Hintergrund der Frage.
„Das Prinzip der Redundanz, Sergeant.“ antwortete ihm der ComStar-Spion mit einem mitleidigen Ausdruck im Gesicht. „Der Satellit ist viel zu wertvolles LosTech. Es DARF einfach weder Dvensky noch Blakes Wort in die Hände fallen. Auch wenn sie es nicht gewusst haben, wir sind gemeinsam hier herunter gekommen um den Satelliten und die dazugehörigen Baupläne zu bergen und wir werden ihn auch gemeinsam hier heraus bringen, in Ordnung?“
Der Agent streckte dem Pionier die Hand hin und nach einem kleinen Zögern schlug Sagrudson zu. Ivarson hatte Recht, sie mussten zusammen arbeiten, um hier heil heraus zu kommen. Das galt jetzt mehr denn je.
Und wenn sie dafür noch einen weiteren Trupp ComStar-Kommandos zur Verfügung hatten, dann war das umso besser.
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Nahe der geheimen Forschungsanlage, Bloomingdale Heights, Leipzig,
Bryant, Chaos-Marken
30. April 3065
Finnegan „Finn“ Trent hatte unterdessen an der Oberfläche Leipzigs alle Hände voll zu tun. Die unbekannten Gegner trieben die Chevaliers immer mehr in die Enge und auch wenn die führerlose Scoutlanze ihr Hit & Run Spiel so gut es ging aufrechterhielt, konnten sie diesem Bombardement nicht lange standhalten.
Die Panzer von Docs Kampflanze kämpften so gut es ging, aber hatten auch schon ordentlich einstecken müssen. Alle hatten erhebliche Teile ihrer Panzerung eingebüßt und einer der Panzer hatte seine Kette verloren und ein zweiter einen blockierten Turm. Daraufhin hatte Doc eine provisorische Verteigungsstellung mit den Panzern gebildet.
Für sich alleine genommen wäre das ein Todesurteil für die Panzer gewesen, aber zum Glück gab es ja noch die drei Scouts der Chevaliers. Noch besser wäre es gewesen, wenn sie noch den Mech von Dukic zur Verfügung hätten. Doch leider wussten sie immer noch nicht wo er abgeblieben war und ob er überhaupt noch lebte. Aber auch ohne ihn hatten die Feinde zwei Mal versucht, die fast bewegungslosen Panzer in Grund und Boden zu schiessen, doch beide Male waren Ihnen die flinken Chevalierscouts, allen voran Finn selber, in den Rücken marschiert und hatten wiederum ihren Gegnern gehörig eingeheizt.
Jetzt hatten die Mechs wohl genug von dieser Patt-Situation und hatten sich fünf gegen drei auf die Scouts gestürzt, woraufhin diese sich wieder zu den Panzern gesellt hatten, um adäquat auf die Angriffe zu antworten.
Alles in allem also eine Patt-Situation mit leichten Vorteilen für ihre Gegner, die aber noch nicht wirklich Kapital daraus geschlagen hatten. Ein Indiz dafür, dass beide Seiten keine Anfänger waren.
Ein weiterer Raketenalarm schrillte in Finns Cockpit und er beschleunigte, schlug einen Haken und verschwand hinter einer Häuserfassade, so dass wieder eine Raketensalve seiner Gegner ins Leere ging. Doch Finn hatte keine Gelegenheit sich darüber zu freuen, im Gegenteil. Wie aus dem Nichts tauchte der gegnerische Jaegermech vor ihm auf und feuerte eine volle Breitseite auf den kleinen Kabuto.
Finn erkannte die Gefahr und versuchte auszuweichen, doch zu spät. Sein kleiner Mech wurde förmlich vom Boden abgehoben und krachte zusätzlich zu allem Überfluss in eine freistehende Backsteinwand, die krachend über ihm zusammenbrach.
„FINN“ hörte er die deutlich sorgenvoll klingende Stimme von Miko in seinem Funkgerät und wollte antworten, aber erstmal musste er sich befreien. Mit zunehmend aufsteigender Panik drehte er sich zu Seite und versuchte sich aufzurichten. Der Jaegermech kam näher und stellte sich vor den kleinen Scoutmech und richtete alle seine Waffen auf ihn aus.
Als er in die Mündungsrohre seines Gegners blickte, wusste er dass es vorbei war. Hier und jetzt, auf diesem elenden Planeten, in dieser toten Stadt, würde er sterben.
`Geschieht dir Recht` schoss es ihm durch den Kopf und er erwartete den finalen Todesstoss.
Doch dieser blieb aus. Bange Sekunden schaute er hoch, und runzelte dann die Stirn. Irgendwas schien passiert zu sein, etwas das Finn entgangen sein musste.
Und da, er erkannte den wahrscheinlichen Grund für das Zögern seines Gegenübers. Am Rande seiner Radarschirme erkannte er das Signal des Mechs, das bislang gefehlt hatte.
Und Finn konnte ihn sogar zufällig von seiner schwierigen Position aus erkennen. Der Loki stand an einer erhöhten Position im Gelände und hob drohend seine Waffen auf das Szenario unter Ihnen.
Jetzt waren sie vollkommen verloren. Das bisherige Patt wurde dadurch natürlich aufgehoben, der Loki änderte die Kräfteverhältnisse auf dramatische Weise. Vor allem mit seinen beiden wuchtigen Clan-PPK´s würde der Pilot in der Lage sein, erheblich auszuteilen. Und da die Chevaliers allesamt bereits angeschlagen waren, hatten sie dem nicht sonderlich viel entgegenzusetzen.
Doch der Angriff der fünf anderen Mechs stockte weiterhin. Warum warteten sie auf den finalen Todesstoss? Seitdem der Loki auf der Bildfläche aufgetaucht war, war der Angriff statt zuzunehmen eher im Gegenteil sogar verlangsamt worden.
Dann begann der Jaegermech sich zurück zu ziehen. Die Waffen weiterhin auf den immer noch am Boden liegenden Kabuto gerichtet zog sich die feindliche Maschine zurück.
Finn runzelte die Stirn. Was ging hier vor sich? Eine bessere Chance ihn auszuschalten hätte der gegnerische Pilot nie wieder bekommen. Warum also formierten sie sich neu?
Finn kontrollierte seine Anzeigen. Hatte er etwas anderes übersehen? War vielleicht Entsatz auf dem Weg?
Doch er konnte nichts verzeichnen, keinerlei Signal.
„Finn von Sakura, alles in Ordnung bei dir?“ In Mikos Stimme klang ehrliche Besorgnis um den Zustand ihres Wingman mit.
„Bei mir ist alles in Ordnung.“ meldete er zurück, während er sich langsam aus seiner misslichen Lage erhob. Ein kurzer Blick auf seine Schadensanzeigen zeigte auf, dass ein Großteil seiner Panzerung Geschichte und sein Beinaktivator beschädigt war. „Aber was zur Hölle ist hier eigentlich los?“
„Ich weiss es auch nicht. Scheint als hätten sie ihren Angriff abgebrochen.“
Noch bevor Finn weitere Fragen stellen konnte, erklang Docs Stimme durch den Funk. „An alle Chevaliers von Doc. Sammeln an meiner Position. Ich habe keine Ahnung, warum die ihren Angriff unterbrochen haben, aber…“ dann pausierte er, als von Norden ein weiteres Signal erschien.
Dukics modifizierter Brandstifter erschien auf den Schirmen und kam schnell näher. Er schien nur leicht angeschlagen zu sein und marschierte nur einen halben Klick entfernt an den gegnerischen Mechs vorbei auf ihre Position zu, ohne dass diese ihn überhaupt beachteten.
Finns Verwirrung war schließlich komplett, als die sechs feindlichen Mechs sich schließlich komplett zurückzogen, ohne auch nur ein weiteres Wort von sich gegeben zu haben.
Schließlich erreichte Dukic die Position von Doc und beide begannen offensichtlich über die momentane Situation zu beraten. Was Doc und Dukic dabei miteinander besprachen, konnte er nicht hören, aber schließlich meldete sich der First Lieutenant wieder zu Wort. „Gut, Chevaliers. Laut Lieutenant Dukic ist der Angriff unserer Feinde vorüber und sie haben von deren Seite nichts mehr zu befürchten…“ Ein wildes Stimmengemurmel ließ Doc nicht weiterreden, so dass erst ein lautes „Ruhe im Kanal!“ notwendig war, bevor Doc weiter reden konnte. „Das ist im Moment alles, was sich dazu sagen kann und will. Also spart Euch eure Fragen für später auf. Noch traue ich diesem Frieden nicht, daher müssen wir weiterhin die Augen offen halten, ist das klar?“
Ein mehrstimmiger Chor an Bestätigungen war durch den Funk zu vernehmen.
„Gut, Scouts, ich will einen sauberen Status von jedem von Euch.Three-D, sie machen den Anfang.“
„Three-D meldet volle Einsatzbereitschaft, alle Waffensysteme einsatzbereit und nur leichte Panzerungsschäden.“
„Gut, Sol?“
„Jou, hab´n paar Dinger eingefang´n, ne? Aba nix Ernstes, alle System grün, bissch´n wenig Panzerung hier un´da un´nen paar neue Raket´n wär´n auch ma´ nich´ schlecht, ne? Aba sonst all´s Roger.“ kauderwelschte Sergeant Hank Borer drauf los.
Ohne gesonderte Aufforderung berichtete Miko Tsuno ihren Status. „Sakura meldet mittelschwere Panzerungsschäden, aber alle Waffensysteme sind voll einsatzbereit.“
„Finn, hier“ erstattete auch er selbst nun Bericht „schwere Panzerungsschäden und ein blockierter Beinaktivator, beide Blitz-KSR noch einsatzfähig aber ich habe kaum noch Munition.“
„Also gut“ fuhr Doc fort „meine Höllenhunde haben schon ihren Status abgeliefert „Doc 4 hat seine Kette verloren, Doc 2 hat einen blockierten Turm und ausserdem hat Arnold eine Platzwunde am Kopf. Wir haben also noch mal Schwein gehabt. Hätte der Kampf ein paar Minuten länger gedauert, dann…“ Doc sprach nicht weiter, aber jeder wusste, was er sagen wollte.
„Darum machen wir jetzt folgendes, Doc 1 und Doc 4 werden mit Three-D und Finn zu Skull zurückkehren um die jeweiligen Schäden reparieren zu lassen. Sakura und Sol bleiben mit Doc 3 bei Doc 2, ich habe die SKULL bereits angefunkt, ein Reperaturteam für Doc 2 ist schon auf dem Weg.“
„Wäre es nicht ratsam, wenn ich auch hier bleiben und ihr statt meiner Sol mitnehmen…?“ fragte Dukic nach, doch Doc ließ ihn mit einem „Keine Widerrede Lieutenant!“ kaum ausreden. Die Schärfe in Docs Stimme überraschte Finn und er runzelte die Stirn. Was ging hier vor? Niemand stellte Fragen, weder nach den Gründen für Dukics Fernbleiben von der Truppe, noch nach dem merkwürdigen Zufall, dass die Angriffe in dem Augenblick stoppten, als Dukic wieder auftauchte.
Finn hatte den Eindruck, dass ihnen allen irgendetwas verheimlicht wurde, doch er war viel zu sehr Soldat um groß nachzufragen. Doc hatte gesagt sie sollten sich ihre Fragen für später aufheben, also würde er das auch tun.
Was auch immer zwischen Doc und Dukic nicht in Ordnung war, es war im Moment wahrscheinlich unwichtig. Wie schwierig es war, mit Dukic zu Recht zu kommen, wusste nicht nur er selbst aus eigener Erfahrung.
Jetzt und hier war er nur froh überlebt zu haben und ein kurzer kalter Schauer rieselte seinen Rücken hinab, als ihm klar wurde, wie knapp es gewesen war. Finn hatte das Gefühl, dass Dukic noch einen gut hatte bei ihm.
Und so wie der Einsatz bisher gelaufen war, konnte er das Gefühl nicht loswerden, das er schon bald die Chance kriegen würde, sich bei seinem Lanzenführer zu revanchieren.
Ironheart
Angeklagt
An Bord der SKULLCRUSHER, Financial District, Leipzig,
Bryant, Chaos-Marken
1.Mai 3065
Zdenek Dukic atmete erleichtert auf und schloß einen Augenblick die Augen, als sie den Hangar der SKULL erreicht hatten und er seinen Mech herunterfahren ließ. Er konnte gar nicht sagen wie groß der Stein gewesen war, der ihm von den Schultern gefallen war, als er es buchstäblich im letzten Augenblick geschafft hatte den Angriff der Carters Crusaders abgewendet zu haben. Wie durch ein Wunder hatten sie keine Verluste zu beklagen gehabt, auch wenn es unter den Panzerfahrern ein paar Leichtverletzte gegeben hatte.
Alles in allem hatten sich die harten Trainingsvorbereitungen für diesen Einsatz bezahlt gemacht und Denny war besonders Stolz darauf, da er wusste, dass es auch neben den Mitgliedern seiner Lanze genügend Chevaliers gegeben hatte, die seinen Drill und seine Menschenführung mehr als einmal angezweifelt hatten.
Jetzt hatte sich gezeigt, wie wichtig es gewesen war hart zu trainieren, denn nun konnten sie die relativ leichten Schäden schnell reparieren und den Einsatz erfolgreich zu Ende bringen. Hätten sie weniger stark trainiert, wären sie von den Crusarders wahrscheinlich sehr viel schneller auseinander genommen worden.
Aber jetzt galt es schnell wieder einsatzbereit zu sein und dann wieder auszurücken um die Pioniere und ihre hoffentlich bald geborgene wertvolle Fracht sicher zum Landungsschiff zurück zu begleiten. Daher sah er auch schon die ersten Techs zu seinem Mech hasten und die Systeme checken und die beschädigte Panzerung des Firestarter zu erneuern, kaum das er seinen Mech geparkt hatte.
Denny beobachtete die Techs einen Augenblick und machte sich dann bereit um selbst auszusteigen. Routinemässig griff er in sein Staufach und begann sein übliches Arsenal an Schusswaffen anzulegen, das er wegen seiner notorischen Zweikampfschwäche immer mit sich führte und vor seinem Gespräch mit Carter in seinem Mech hinterlegt hatte.
Erst versteckte er eine kleine Minipistole in seinem rechten Stiefel, in den linken Stiefel steckte er einen kleinen Dolch. Dann platzierte er ein Wurfmesser in eine extra eingearbeitete Vorrichtung im Nacken seiner Kühlweste. Besonders sinnvoll, wenn man mal die Arme hinter dem Nacken verschränken muss, aber nicht vor hat sich zu ergeben.
Dann wollte er sein Achselhöhlen-Holster und die altertümliche Beretta 93 R, ein aus dem 26. Jahrhundert stammender Nachbau einer legendären Schusswaffe des 20. Jahrhunderts anlegen, doch dann hielt er inne.
Wahrscheinlich würde er bald wieder ausrücken müssen und an Bord der SKULL war er ohnehin in Sicherheit. Also legte er die antike Waffe genau wie seine schwere Mydron Autopistole wieder in das Fach zurück und zog stattdessen seinen Chill-Suit an. Denny gehörte nicht zu den Mechkriegern, die halbnackt durch die Gänge liefen, vor allem nicht wenn er im Feld gewesen war. Dann packte er als letztes scheckkartengroßen Rekog-Inhalator und packte ihn in seine Hosentasche. Für einen Augenblick hielt er inne, als er daran dachte, dass ihn das verdammte Zeug fast ins Verderben gestürzt hätte. Er wusste, er sollte das Zeug am liebsten in ein tiefes Loch werfen, aber gleichzeitig spürte er, dass er das nicht konnte. Ihn durchzuckte ein schlechtes Gewissen bei dieser Erkenntnis, aber entschied, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt gekommen war um seine Schlafprobleme zu lösen. Er nahm sich vor, dass zu klären, sobald dieser Einsatz vorüber war.
Er öffnete die Luke seines Mechs und stieg hinab Richtung Hangarboden. Techs wuselten hin und her und sowohl innen im Hangar als auch außen an der Außenhülle wurde fieberhaft gearbeitet. Die Haupthangartore waren weit geöffnet und auf dem Wege ins Landungsschiff hatte Denny gesehen, dass die Pioniere und Schiffbesatzungen immer noch damit beschäftigt waren die Schäden der Fast-Havarie ihres vorgetäuschten Absturzes zu beheben.
Als er fast unten angekommen war, erkannte er Doc Dolittle und Kapitän Van der Merves begleitet von zwei Infanteristen der Pioniere, die auf dem Weg zu seinem Mech zu sein schienen. Gerade als er den Boden des Hangars berührte, kamen sie bei seinem Mech an und Denny drehte sich grinsend zu Ihnen um, doch sein Lächeln wurde nicht erwidert.
Im Gegenteil: Die beiden Offiziere musterten ihn mit kühlem Blick, während die beiden Infanteristen hinter Ihnen nervös zu sein schienen.
`Irgendetwas stimmt hier nicht` schoss es Denny durch den Kopf, doch Doc Dolittle war der Erste der das Wort ergriff.
„Second Lieutenant Dukic, bitte folgen Sie uns!“
Die Schärfe in der Stimme des Panzerfahrers irittierte Denny. „Was ist denn los, Sir?“
„Nicht hier Lieutenant“ antwortete ihm Doc Doolittle mit versteinerter Miene „folgen Sie uns bitte in die Offiziersmesse, dort werden wir reden.“
Denny runzelte die Stirn und sein Blick schaute in die ebenfalls harten Augen des Skipper. Die beiden bewaffneten Pioniere, die sich rechts und links hinter ihm platziert hatten, machten einen ebenfalls verwirrten Eindruck. An ihrem Gesichtsausdruck konnte Denny erkennen, dass sie nicht eingeweiht waren.
Irgendwas ging hier vor sich, doch Denny wusste nicht was. Statt wie ein Retter empfangen zu werden, schienen sie ihn zu inhaftieren?
Als sie auf dem Weg zur Offiziersmesse waren, erfasste ihn ein glühend heisser Adrenalin-Schub. Wussten Sie etwa von seinem Aussetzer in dem Tunnel? Hatte sich Carter mit Dolittle in Verbindung gesetzt? Wenn ja, dann blühte ihm sicherlich deutlich mehr als nur ein bloßer Rüffel.
In diesem Augenblick wünschte er sich, er hätte den Rekog-Inhalator nicht mit sich genommen. Wenn sie seiner Rekog-Leidenschaft auf die Schliche kamen, dann würde er sicher mit enormen disziplinarischen Maßnahmen zu rechnen haben.
Als sie die Offiziersmesse erreicht hatten, bedeutete Dolittle den beiden Pios vor der Eingangstür zu warten. Drinnen wurden sie empfangen von zwei Mitgliedern der Crew von Kapitän Van der Merves. Ihre Mienen waren ebenso verschlossen, wie die ihres Captains.
„Lieutenant, nehmen sie Platz und erzählen sie uns, was in den Tagen nach dem Angriff unserer Gegner vorgefallen ist!“
Und Dukic erzählte. Von dem ersten Angriff, von dem Unterschlupf im Tunnelsystem. Davon das er eingeschlafen war und von Carter überrascht worden war. Dabei ließ er natürlich die Tatsache unerwähnt, dass er zu dem Zeitpunkt unter Rekog-Einfluß lag. Dann erzählte er weiter davon, dass er Carter überzeugen konnte, den Angriff auf die Chevaliers abzublasen und sich wieder zurück zu ziehen.
„Und das alles sollen wir Ihnen glauben…?“ fragte Dolittle, nachdem Denny mit seiner Version geendet hatte und ein paar Sekunden so vertrauensselig wie möglich drein geschaut hatte. Vielleicht hatten sie ja noch nichts gegen ihn in der Hand.
Seine Hoffnungen zerschellten, als Dolittle hinüber zu Van der Merves blickte, der wiederum einem seiner Crewmitglieder ein Zeichen gab. Dieser aktivierte den alten und flackernden Holoprojekter und eine dreidimensionale Darstellung der SKULL und ihrer unmittelbaren Umgebung baute sich auf. Dann nach ein paar hastig eingetippten Befehlen erschien ein pulsierendes, regelmäßig aufleuchtendes Signal, das direkt aus dem Inneren des Landungsschiffes zu kommen schien.
„Lieutenant, ich will nicht lange drum reden“ führte der Skipper aus „mein Schiff hat alle aktiven Signale, die eine externe Ortung ausmachen würden ausgeschaltet. Vergrößern…“
Wieder tickerten ein paar Tasten und in mehreren Zoomstufen war das pulsierende Signal nun ganz groß in der Darstellung. Im Zoomauschnitt hing eine kleine, sich langsam um sich selbst drehende Beschreibung des Raumes, aus dem dieses Signal hervorging.
Denny runzelte die Stirn, als er die Schrift als `Offiziersmesse` erkannte. Unwillkürlich drehte er sich um und suchte nach dem Sender.
„Ich kann Ihnen versichern, Lieutenant, dieser Raum war bis zu ihrem Eintreffen sauber.“
Denny brauchte ein paar Augenblicke, um das Gesagte zu verdauen. „Sie meinen… ich trage einen Sender mit mir herum?“ Und jetzt hallte der Schock über diese Erkenntnis erst recht in seinen Ohren.
„Sollen wir suchen, oder wollen sie es selbst herausrücken?“
„Ich… Ich trage keinen Sender…“ versuchte Denny sich verzweifelt zu rechtfertigen. Doch der andere der beiden Crewmitglieder stand auf, mit einem kleinen faustgroßen Gerät in der Hand und bat ihn aufzustehen.
Verdattert stand Denny auf und war noch verwirrter, als das deutlich zu empfangende Signal aus seiner linken Hosentasche kam.
Dort wo sein Rekog-Inhalator sich befand.
„Lieutenant?“
Alle Augen waren auf Denny gerichtet, der mittlerweile Schweißausbrüche hatte. Doch dann rückte er schließlich den Inhalator heraus.
Das Spiel war aus.
Doc betrachtete die kleine Apparatur und fragte stirnrunzelnd. „Was ist das?“
Denny antwortete ihm nicht. Der Schock aufgeflogen zu sein, schnürte ihm den Hals zu und schien seine Wahrnehmung zu vernebeln. Seine Gedanken überschlugen sich.
Ex-LNC Agent Evander Povlsen!
Der Agentenangriff auf die Chevalierskaserne in Outreach in der Silvesternacht!
Der Erkundungsangriff derCrusaders auf New Home!
Die schnelle Entdeckung ihrer Einsatzgruppe in Leipzig und die wiederholten Angriffe der Crusaders!
Die Tatsache, dass Carter ihn in den Tunneln so einfach hatte finden können!
Mit einem Mal setzte sich ein Puzzle in Dennys Kopf zusammen. Und das Bild, dass sich ihm bot, sah nicht sehr vorteilhaft für ihn aus.
Doch was sollte er jetzt tun?
„Lieutenant Dukic? Ich habe gefragt was das ist!?“
"Ich weiß es nicht, Sir“ log Denny und im selben Augenblick wusste er, wie blöd er klingen musste. Doch in diesem Augenblick konnte er soundso nichts erklären, er brauchte Zeit.
„Lieutenant DUKIC“ Doc Dolittle wurde so laut, wie ihn Dukic noch nie erlebt hatte „ich habe langsam die Faxen Dicke. WAS für ein SPIEL spielen sie hier?“
„Sir? Was meinen sie mit Spiel?“
„Sie sind im Besitz eines Gerätes, das einen Peilsender trägt. Damit waren sie für unsere Feinde jederzeit ortbar und haben sie direkt in unsere Arme geführt. Die Fakten deuten auf einen Verrat hin, ihre Verhaltensweise ist höchst suspekt und sie tragen im Augenblick nicht gerade dazu bei, die Situation aufzuklären…“
„Ich… Ich wusste nicht…“ Denny brach ab und schüttelte seinen Kopf. Alles was er jetzt unüberlegt sagen würde, würden sie eventuell gegen ihn verwenden. Also entschied er lieber im Augenblick zu schweigen.
Doc erkannte was los war und nickte mit eiserner Miene. „Nun gut, Lieutenant Dukic, es ist ihre Entscheidung. Ob sie diesen Verrat vorsätzlich oder nicht ausgeführt haben, wird sich noch zeigen.“ Doc seufzte und seine Miene verriet bereits, was er zu galuben schien. „Aber hiermit lasse ich sie offiziell unter Arrest nehmen und entbinde sie von jeglichen Pflichten. Sie werden sich in den Gewahrsam begeben und wir werden ihren Fall prüfen, sobald diese Mission abgeschlossen ist. Haben wir uns verstanden?“
Dennys Schultern sackten herab und Doc rief die beiden Infanteriepioniere von draußen hinzu, und befahl ihnen ihn in seine Kabine zu begleiten und davor Wachposten einzunehmen.
Als sie den Lieutenant abgeführt hatten, drehte Doc den kleinen Behälter nachdenklich in seinen Händen.
„Was mag das für eine Apparatur sein?“ fragte Kapitän Van der Merves.
„Ich habe keine Ahnung. Wozu auch immer es dient, es hat diese Crusader zu uns geführt…“ fuhr Doc fort.
„Aber warum?“
Doc runzelte die Stirn. „Ja, das macht mir auch Kopfschmerzen. Ich erinnere mich dunkel an eine Nacht in Harlech, als ich mit einem Teil meiner Höllenhunde und Charly und Al unterwegs gewesen sind. Wir sind in irgendso einer Bar mit diesen Crusaders zusammengerasselt und haben sie ordentlich vermöbelt. Aber irgendwie macht das keinen Sinn. Wer um Himmels Willen betreibt schon all diesen Aufwand, den Einbruch an Silvester, die Verfolgung auf zwei verschiedenen Planeten, nur um sich für eine verlorene Schlägerei zu rächen?“
„Das müssten dann schon ordentliche Psychopathen sein. Und dann würde es nicht ins Bild passen, dass sie sich einfach so zurückziehen.“
„Ja“ antworte Doc sorgenvoll „und das glaube ich ehrlich gesagt auch nicht. Da steckt noch was anderes dahinter, ich weiss aber nicht wer oder was. Selbst wenn die Crusaders sich tatsächlich zurückgezogen haben sollten, wer weiss schon, wer da draußen noch alles von uns weiss.“
Doc spielte darauf an, dass Sagrud ihn davon informiert hatte, dass ComStar-ROM sich zu erkennen gegeben hatte. Und wenn sie auch deren Infiltration nicht entdeckt hatten, wer sagte Ihnen dass nicht auch Dvensky und Blakes Wort mittlerweile von Ihnen wussten.
„Gut, ich werde meine Leute über Dukic informieren, machen sie bitte dasselbe mit ihren Leuten. Aber bitte diskret, ich möchte nicht, dass eine unnötige Panik ausbricht. Es ist schlimm genug, dass wir in dieser Situation einen unserer Mechpiloten und dazu noch den Lanzenführer der Scouts verloren haben. Und solange Sagruds Team die Bauzeichnungen des Satelliten noch nicht gefunden haben, liegen wir hier auf dem Präsentierteller.“
Als sich alle auf den Weg machten, konnte Doc nur hoffen, das niemand auf die Idee kam, sich die Präsente dann auch holen zu kommen.
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Denny konnte es nicht fassen, diese beiden Grünschnäbeligen Pioniere brachten ihn in seine bereits leergeräumte Kabine, wo er in Haft bleiben würde, bis der Major über ihn richten würde.
Während sie auf dem Weg zu seiner Unterkunft waren überlegte er fieberhaft, was er machen sollte.
Evander Povlsen war hier, hier auf Bryant, dass wusste Denny jetzt. Dieser Hurensohn eines Agenten hatte ihn reingelegt, hatte ihm den Peilsender in Form des Inhalators untergeschmuggelt. Also war er definitiv auf diesem Planeten, wenn nicht sogar in Leipzig.
Denny wusste, dass er in einer fast aussichtslosen Situation stand. Die Chevaliers würden ihn des mindestens des Verrates anklagen, das war klar. Seine Lage würde sich zusätzlich sicherlich nicht gerade bessern, wenn sie herausbekommen würden, wozu der Inhalator eigentlich diente.
Nur wie konnte er seine Unschuld beweisen?
Es würde nur eine Möglichkeit geben und er würde jetzt handeln müssen, bevor sie ihn filzen und einsperren würden.
Als sie an der Tür zu seiner Kabine waren und einer der beiden Pioniere sich daran machte die Tür zu öffnen, stand dieser vor Denny, während der andere noch hinter ihm stand. Denny hob in einer Geste der Verzweiflung beide seiner Hände an den Kopf und rubbelte mit erhobenen Armen durch seine kurzen, struppigen Haare.
Die beiden Hände wanderten in seinen Nacken und für den Bewacher hinter ihm, der seine Waffe auch nur an seiner Seite herunterbaumeln ließ, musste diese Körperhaltung so aussehen, als ob Denny sich in sein Schicksal ergeben hatte.
Doch das dem nicht so war, mussten seine beiden unerfahrenen und für so einen Fall nicht ausgebildeten auf die harte Tour erfahren.
Als der vordere der beiden Pios die Tür geöffnet hatte, zog Denny blitzschnell das kleine, versteckte Wurfmesser aus der im Nacken seiner Kühlweste eingearbeiteten Verankerung, hielt das dem Pio an den Hals und ließ ihn herumwirbeln und schirmte sich damit vor dem zweiten Pionier ab.
Der zweite Pionier riss voller Überraschung seine Waffe hoch, doch bis er diese im Anschlag auf Denny hatte, hatte dieser bereits die Kontrolle über dessen Partner erlangt, in dem er ihn das kalte Stahl direkt am Hals spüren ließ.
„Keine Bewegung, oder dein Kumpel hier röchelt gleich aus einem zweiten Mund, ist das klar?“ zischte er die beiden an, die offenbar völlig überrumpelt waren.
„S-Sir?... Was soll d-das?“ stammelte der Pio mit dem Messer am Hals, während sein Kamerad mit offensichtlicher Panik in den Augen nicht wusste, was er tun sollte.
Denny hingegen wusste genau, was er tat. Während er mit dem Messer in seiner Linken den einen seiner Wächer kontrollierte, hob er blitzschnell sein rechtes Bein und zog die kleine Minipistole heraus, die er jetzt auf den zweiten der Pios richtete. „Runter mit der Waffe… Sofort!“ befahl er
Der zweite Pio zögerte.
„Runter mit der Waffe und es wird euch nichts geschehen, das verspreche ich. Sonst…“ Denny drückte mit dem Messer ein klein wenig weiter bei dem ersten Pio auf den Hals, der daraufhin erschocken aufkeuchte.
Die Augen des zweiten Pio zuckten hinüber zu seinem Kameraden. Dann entschied er sich, aufzugeben. Er legte, genau wie auch der erste Pionier die Waffen auf den Gang und Denny dirigierte die beiden in seine Kabine, die jetzt statt sein Arrest zu werden, der Arrest der beiden Pioniere wurde.
Als er die Tür der beiden schloss, flüsterte er den beiden „Es tut mir leid“ zu und sammelte dann die beiden Schnellfeuerpistolen ein, die sie dabei gehabt hatten. Beide Waffen verstaute er rechts und links in seinem Chillsuit, aber so das er im Notfall noch ran kommen konnte.
Er würde sich beeilen müssen, denn irgendwann würde es auffallen, das er nicht mehr in seiner Kabine war und stattdessen seine vermeintlichen Wächter.
Er hoffte, dass ihm auf dem Weg zu seinem Mech niemand über den Weg laufen würde.
Nach der nächsten Kurve zerschlug sich diese Hoffnung und er rannte direkt in die Arme von Finnegan Trent.
Dennys Hand wanderte automatisch an seinen Bauch. Würde er die Waffe ziehen müssen? Doch nichts in Finnegans Augen deuteten darauf hin, dass er von der Situation wusste.
„Hallo, Sir. Ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen.“
`Auch das noch` schoss es Denny durch den Kopf. „Ich muss noch zu meinem Mech“ stammelte Denny und versuchte den verwirrt schauenden Finn einfach so stehen zu lassen.
„Gut, dann komme ich mit“ sagte dieser und Denny spielte für einen Augenblick mit dem Gedanken ihn ebenfalls in seiner Kabine einzusperren. Aber erstens konnte er ja nicht das gesamte Schiff einsperren und zweitens würde er auf diese Weise viel zu viel Zeit verlieren. Und vielleicht würde er zusammen mit Finn sogar eher weniger auffallen.
„Gut, dann los.“
Während sie auf dem Weg waren begann Finn mit einem Statusreport zu den Mechs. „Der Kabuto wird bald wieder einsatzfähig sein, der Beinaktivator wird bereits erneuert. Aber spätestens in Zwölf Stunden wird er wieder voll funktionsfähig sein.“
„Gut“ murmelte Denny während er nervös nach links und rechts Ausschau hielt. Jeden Augenblick konnte ihm jemnd über den Weg laufen, der eingeweiht war.
„Ihr Firestarter hat deutlich weniger Schäden und ihre Waffen sind alle einsatzfähig. Mit ihrer Panzerung sieht es nicht ganz so gut aus, ein paar der Platten könnten ausgetauscht werden. Das wird aber gemacht, wenn mein Mech fertig ist. Ist das in Ordnung, Sir?“
Das war nicht optimal, aber natürlich nicht zu ändern. Und jetzt hatte er eh keine Zeit um darauf zu warten „Das ist schon O.k., Finn.“
Den Rest des Weges schwiegen die beiden Mechkrieger und Denny war auch froh darüber. Ihm schwirrte der Kopf und die Gedanken überschlugen sich. Er musste es zu seinem Mech schaffen und dann am besten mit diesem fliehen.
Er hatte zwar nicht die geringste Ahnung wo er hin sollte und wie er Evander Povlsen finden konnte, um seine Unschuld zu beweisen. Aber erstmal musste er von hier weg, alles Weitere würde sich schon finden. Wenn Sie ihn erst einmal arrestiert hätten, hätte er keine Möglichkeit mehr gehabt etwas tun zu können.
Als sie den Hangar und seinen Mech erreicht hatten und Denny sich nach allen Seiten umsah, um sicher zu gehen nicht entdecken zu werden, war er so in Gedanken, dass er Finn an seiner Seite vollkommen vergessen hatte.
„Sir, wo wollen sie hin?“
„Ähmm“ erwiderte Denny etwas verwirrt „ich habe noch etwas im Cockpit vergessen…“ stammelte er und wollte schon zu seinem Cockpit, als ihn Finn aufhalten wollte.
„Sir, ich wollte noch…“ begann er, doch Denny unterbrach ihn gehetzt und mit zischender Stimme.
„WAS IST DENN NOCH… ???“
Finn runzelte verwirrt die Stirn. „Nichts weiter, Sir. Ich wollte mich nur bedanken. Wären sie heute nicht rechtzeitig gekommen, dann…“
„Nicht der Rede wert Finn. Ich denke sie hätten für mich dasselbe getan, oder?“ Dann machte sich Denny auf den Weg zu seinem Cockpit, hielt dann aber doch kurz noch inne und drehte sich zu Finn um.
„Ach ja, sie können mir jetzt schon zwei kleine Gefallen tun. Gehen Sie bitte zu meiner Kabine und sagen sie Doc, dass ich alles aufklären werde, O.k.?“
„Sir… ?“ fragte Finn verwirrt „was werden sie aufklären?“ Doch er erhielt keine Antwort mehr.
Er blieb stehen und sah seinem Lanzenführer nach, der wie von einer Tarantel gestochen nach oben und in sein Cockpit stieg. Kurz darauf wurde seine Verwirrtheit zusätzlich dadurch gesteigert, dass Dukic seinen Mech zur Überraschung Aller startete und Anstalten machte die Reperaturbay zu verlassen.
Finn brachte sich wie einige andere Techs auch in Sicherheit und musste dann mit ansehen, wie der Firestarter II in flüssigen schnellen Bewegungen aus dem Hangar marschierte.
Da die Hangartore der SKULLCRUSHER wegen den Reperaturarbeiten noch offen standen, konnte ihn niemand daran hindern.
Als Dukic sich mit schnellen Schritten außer Sichtweite gebracht hatte, dämmerte Finn, dass hier irgendetwas nicht mit Rechten Dingen zuging. Als kurz darauf jemand von SKULL Control Alarm gab und sich die Hangartore viel zu spät zu schliessen begannen, wusste er es.
Dann drehte er sich um und machte sich auf die Suche nach Doc Dolittle.
Vielleicht konnte ihm ja der Anführer der Höllenhunde erklären, was hier vor sich ging.
eikyu
Mühsam verkniff Tomi sich das niessen.
"Nun geh doch endlich mal zum Arzt" meinte Olli zu ihm.
"Nein."
"Und warum nicht? Ist doch nichts dabei...vielleicht n kurzer Pieks mit ner Spritze oder ein paar übelschmeckende Pillen. Und am nächsten Tag gehts dir besser."
"Das bringt auch nichts. Kennst doch den Spruch: ohne Medikamente dauert eine Erkältung 14 Tage, mit dauert sie nur zwei Wochen." Tomi war nicht gross nach Reden zumute. Es war ja nicht nur der Schnupfen, das Husten und die Halsschmerzen, nein, er wusste auch das er leicht fieberte.
Olli überlegte nur kurz. Er glaubte eher an etwas anderes und nannte dies auch direkt: "Ich glaube eher, du traust dich nicht dort hin, weil du dort Melissa begegnen könntest, oder einen aus ihrer Crew."
Tomi antwortete nicht. Es stimmte ja.
"So, fertig. Lass uns Frühstücken gehen" sagte Olli kurze zeit später.
Schweigend packten sie ihre Sachen zusammen und gingen dann in die Kantine.
Während des Frühstücks kam noch ein anderer Tech an ihren Tisch.
"Hatte vergessen, das ich dir noch was geben sollte" meinte der und legte ein kleines, in blauer Folie eingepacktes Büchlein vor Tomi auf den Tisch.
"Nanu...was ist das?" wunderte sich Olli. Der Tech erklärte: "Kitty gab es mir bevor sie abhob, ich sollte es Tomi geben. Habs nur irgendwie vergessen, sorry."
Tomi nickte nur müde, während er das Büchlein annahm und kurz aufschlug. Schwer atmete er ein und aus, legte es dann wieder auf den Tisch und starrte gegen die Decke.
"Und was bedeutet das nun?" wollte Olli wissen. Er wusste das Kitty nicht einfach etwas weitergab, das hatte sie vor den anderen Flügen auch nie getan, also musste es irgendeine Bedeutung haben, das sie auf einmal ein Büchlein weitergeben lies.
Fast schon glaubte er, das Tomi nicht antworten würde, doch dann: "Es ist das Buch von unserer Oma. Der Titel lautet >>Das verlorene Paradies<<. Sozusagen die Geschichte der gefallenen Engel, ihres Auszuges aus den Paradies und der Auszug von Adam und Eva aus selbigen. Es ist aber auch ein Zeichen von Kitty. Sie glaubt nicht das sie heile wieder zurück kommt."
"Es ist doch nur eine Suchaktion, was soll da den schon gross passieren. Ausserdem ist sie eine gute Pilotin, ich glaube nicht das sie ein zu grosses Risiko eingehen wird, und durch die Stürme fliegen wird."
"Du verstehst nicht. Sie hat sowas wie einen sechsten Sinn dafür. Nenn es einen Gefahrensinn. Sie weis das irgendwas passieren wird, auf genau dieser Mission. Fast alle Frauen aus meiner Familie hatten diese Fähigkeit, und bisher hat sich diese Ahnung immer als Wahrheit erwiesen."
"Hm... ach. Mach dir keinen Kopf darüber. Vermutlich wird sie sich nur den Knöchel verstauchen oder sowas ähnliches." versuchte Olli zu beschwichtigen. Doch Tomi lies sich nicht beschwichtigen.
Ironheart
An Bord der SKULLCRUSHER, Financial District, Leipzig,
Bryant, Chaos-Marken
2. Mai 3065
Müde rieb sich 1st Lieutenant Patrick „Doc“ Dolittle die Augen. „Irgendwelche Zeichen von Dukic oder seinem Mech?“
Die zierliche Miko Tsuno schüttelte den Kopf. „Nein, Doc-Sama. Sobald Finns Mech wieder einsetzbar war, hat er sich auf die Suche nach ihm gemacht. Aber seine Spur verlor sich schon bald auf dem Asphalt dieser riesigen Stadt. Er muss wieder irgendwo in dem weitverzweigten Tunnelsystem verschwunden sein. Sollen wir ihn weitersuchen.“
„Nein. Er könnte überall sein, nicht wahr? Vielleicht ist er zu den Crusadern gerannt, nachdem wir ihn enttarnt haben?“
„Dat glaub´ ich nich´… Dat glaub´ ich einfach nich´…“ begann Hank Borer, der hochaufgeschossene Dervish IIC-Pilot und gleichzeitig Dukic´s Freund. „Denny hat vielleicht Scheisse am Steck´n, ne? Aba er is´ nie un´nimmer ein Verräter.“
„Hank, deine Freundschaft zu 2nd Lt. Dukic in Ehren, aber wir haben in inflagranti erwischt.“ Doc schnappte sich den auf dem Tisch liegenden Apparat und hielt ihn hoch. „Dieses Ding hier hat einen Sender und dieser hat diese Crusaders direkt zu uns geführt. Und wir wissen inzwischen, dass das ein Rekog-Inhalator ist!“
„Ein Rekog-Inhalator?“ fragte Miko, die offensichtlich keine Ahnung hatte, was das war.
„Rekog“ sagte Hank „is´ auch auf Solaris VII so´ne Modedroge gewes´n, ne? Hätt´ nich´ gedacht, dat Denny…“ Er schüttelte den Kopf, fuhr dann aber fort. „Naja, ´s gab da so ein zwei Sach´n, da weiss ich jetz´, wat ich hätt´ viel früher merk´n könn`…“ Hank schien ehrlich tief betroffen über die Abhängigkeit seines Freundes zu sein.
Doc sagte hierzu noch nichts. Wenn sie Dukic entweder für seinen Verrat oder für seine Drogenabhängigkeit belangen wollten, mussten sie ihn überhaupt erst einmal finden. „Wie auch immer Hank, haltet die Augen offen, vielleicht könnt ihr ihn ja irgendwo entdecken.“
Bei Docs letzten Worten trat Kapitän Van der Merves in die Offiziersmesse. „Wo ihr gerade vom Entdecken redet. Wir haben auch zwei Entdeckungen gemacht.“ Van der Merves ging hinüber zum Holotisch und begann eine Datei aus dem Schiffsinternen Datensystem aufzurufen.
Doc runzelte die Stirn und schaute hinüber zu Miko. „Was ist denn jetzt schon wieder?“
„Das Wetter ist im Moment nicht gerade sehr schön, aber wenigstens kein Sturm und kein Gewitter. Der Regen ist immer noch dicht, aber er lässt ein wenig nach. Daher haben wir folgende visuellen Aufnahmen machen können.“ Auf dem Holoschirm entstand die dreidimensionale Darstellung der Umgebung der SKULLCRUSHER. Im Zentrum war die hochaufragende Kuppel der SKULL zu erkennen, nördlich und westlich umringt von mehreren, teilweise eingestürzten Hochhäusern, die zwar allesamt niedriger waren, aber von oben gesehen fast genauso Aussahen. Viele von Ihnen waren sehr hoch und einige der Trümmerhaufen waren kuppelförmig aufgetürmt und damit von oben nur schwer als solche zu erkennen.
Südlich und östlich wurde die SKULL eingerahmt von den hohen Hügeln, die gigantischen, ehemalige Sternenbundstadt Leipzig an vielen Stellen durchzogen und die bis jetzt dazu geführt hatten, dass Sie noch nicht entdeckt worden waren.
Van der Merves stellte die Ansicht so ein, dass die drei Chevaliers den Eindruck hatten, auf der höchsten Spitze der SKULL zu stehen, knapp 200 Meter über Ihnen die dicke, tiefhängende und geschlossene Wolkendecke über Leipzig.
„Heute morgen haben wir von unserer Bugkamera folgende Aufnahmen machen können“ begann er und zeigte mit dem Arm Richtung Osten. In diesem Augenblick zeigte die Aufnahme einen weit entfernten Schweif am Horizont, der nur für ein paar Augenblicke sichtbar war und dann in der Wolkendecke zu verschwinden schien. Diese erstrahlte in der ferne noch für ein paar Augenblicke, und dann war das Schauspiel schon wieder vorbei.
„Ein Gewitter?“ fragte Doc.
Van der Merves schüttelte den Kopf, ließ die Aufzeichnung zurückspringen, vergrößerte den Ausschnitt und nun sah man das abhebende Landungsschiff deutlich, wenn auch etwas grobkörnig. „Nein, ich würde eher sagen, das Landungsschiff der Crusaders.“
„Sie haben sich also tatsächlich komplett zurückgezogen?“
„Sieht ganz so aus.“
Doc massierte sich nachdenklich das Kinn. „Gut. Das gibt uns wieder etwas Sicherheit, aber sicherheitshalber sollten wir weiterhin den momentanen Alarmzustand beibehalten.“
„Das sollten wir auf jeden Fall“ begann Van der Merves und ließ eine zweite Datei starten. „Das hier haben wir vor einer halben Stunde aufgenommen.“
Als die Aufzeichnung startete, hatte Doc erst den Eindruck, dass es ein und dieselbe Aufnahme war. Und wieder zeigte der Skipper in Richtung Osten, dort wo hinter dem Hügel - der ihnen im Moment die Sicht raubte - die Bloomingdale Heights lagen und ihre Pioniere gerade versuchten die Blaupausen des bereits geborgenen Satelliten zu finden. Und Doc´s Eindruck, das dieselbe Aufnahme wie vorhin abgespielt wurde, verstärkte sich zusätzlich, als dieses Mal erst die Wolkendecke blitzte und blinkte und dann ein Landungsschiff auf glühendem Plasmastrahlen auftauchte. Es war nur ein paar Augenblicke sichtbar, dann verschwand es hinter dem Hügel aus dem Sichtfeld.“
„Spielen sie die Aufzeichung jetzt rückwärts?“
Van der Merves schaute Doc ein wenig böse an, doch der hob nur entschuldigend die Hände. „Nein“ begann der Skipper schließlich „wenn sie genau darauf achten, landet dieses Schiff knapp 10 Kilometer südlich von dem anderen. Und das hier ist eine Confederate Class, das andere Schiff war eine Union.“
Doc massierte sich die Schläfen. „Bryants Truppen?“
Er erhielt statt einer Antwort nur ratloses Schweigen.
„Haben sie uns entdeckt?“
„Unwahrscheinlich“ erwiderte Van der Merves. „Dafür war der Kontakt viel zu kurz. Und die dicke Wolkendecke hat sicherlich dazu beigetragen, dass sie uns noch nicht entdeckt haben.“
„Wie auch immer, uns bleibt dennoch nicht mehr viel Zeit. Wer auch immer da gelandet sein mag, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das wir uns nicht gerade darüber freuen sollten. Wir müssen Vorkehrungen treffen. Kapitän, ich hoffe ihr Schiff ist abmarschbereit?“
„Ja, Doc. Wir führen nur noch kosmetische Reparaturen durch. Ich habe aber meine Leute angewiesen, ein paar Sonderübungen an den Schiffsgeschützen durchzuführen. Ich hoffe zwar nicht, das es nötig werden wird, aber wer weiß…?“
„Sehr gut, Skipper.“ Dann wandte sich Doc den beiden anwesenden Mechpiloten zu. „Miko, Du und Hank macht euch auf den Weg zu der Forschungsanlage, ihr müsst Finn dort verstärken und Sagrudson davon informieren, dass sie sich noch etwas beeilen müssen.“
„Und was hast Du selbst noch vor, Doc-Sama?“
„Ich hab da noch was anderes zu erledigen grinste Doc ein wenig diabolisch und ließ seine Kollegen darüber im Unklaren, was er meinte.
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An Bord der TREUER GLAUBEN, Südöstlich der Bloomingdale Heights
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
2. Mai 3065
Als Adept VIII Eugenio Burgiglio mit seinem Lancelot die Rampe des Landungsschiffes heruntertrat, überkam ihn ein leichtes Frösten beim Anblick der trostlosen Steppe, der undurchdringlichen Wolkendecke und dem dichten Regen.
Bevor er und seine Sektion II vor knapp drei Monaten insgeheim hier auf Bryant stationiert worden waren, hatten sie in Capetown, Südafrika auf Terra Dienst getan. Die letzten drei Jahre hatte er in dieser wunderschönen Gegend auf Terra gelebt und dann waren sie auf diesen kalten, stürmischen und abweisenden Planeten verbannt worden. Eugenio hasste diesen Planeten, er hasste ihn so abgrundtief, dass er hoffte, dass jeder Schritt mit seinem 60 Tonnen schwerem Kampfkoloss dem Boden auf dem er ging wehtun würde.
Bei dem Gedanken, er könnte nach der Übernahme der HPG-Station von diesen schwachsinnigen Söldnern noch für deutlich länger hier festsetzen, jagte ihm gleich einen weiteren kalten Schauer den Rücken hinunter.
Andererseits hatte er sich vor drei Monaten doch endlich gefreut Terra zu verlassen. Auch wenn er an der Erstürmung Terras vor acht Jahren teilgenommen hatte und damit der einzige seiner Sektion II mit Kampferfahrung war, und auch die letzten Jahre auf Terra mehr als genossen hatte, so hatte sich sein Orden in den letzten Jahren seiner Meinung nacg viel zu sehr nur auf Terra beschränkt.
Dabei lag noch soviel vor ihrer Haustür. Soviele Planeten, die vom Joch der Tyrannei, vom dunklen Tal der Unwissenheit und den Fesseln der verlogenen Politik der inneren Sphäre befreit werden mussten.
Und zu seinem Glück hatte die Erste Division „Wahre Hingabe IV-Beta“ diese glohrreiche Aufgabe für die Chaosmarken erhalten. Sicher, sie würden nicht von heute auf morgen diesen Sektor von ihren überlegenen Konzepten überzeugen können. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Welten hinter das wehende Banner und den Schützenden Mantel von Blakes Wort scharen würden.
Auf seiner 360-Grad-Rundumsicht erkannte Eugenio jetzt, wie Akoluth VI Carl Bremmers Crab die Rampe verließ und sich schräg hinter ihm postierte. Dann schritt Adept II Kristof Van Rhuyten mit seinem Buccaneer die Rampe hinunter, neben ihm Akoluth III Kevin Raynes in seiner Wyvern.
Den Schluss bildeten die Adeptin III Diane Tanaka in ihrem Raijin und die blutjunge Akoluthin I Sylvie Moosabin in ihrem Initiate.
Als die sechs Mechs Stellung bezogen hatten, setzten sich noch ein paar Jeeps und zwei große LKW´s in Bewegung. In einem der Geländefahrzeuge erkannte Eugenio den namenlosen ROM-Agenten, dessen Sektion I Infanteriezug seine Sektion II Truppe an Mechs begleiten sollte. Eugenio hatte keine Ahnung, was diese mysteriöse Geheimdiensttruppe hier wollte, aber wenn es eins gab, was er über ROM in den letzten Jahren gelernt hatte, dann war es die Tatsache, dass man keine Fragen stellte.
Erst recht nicht, wenn der Agent aussah, als hätte er eine direkte Begegnung mit einer PPK überlebt.
Wenn es nur nach Eugenio gegangen wäre, dann wären sie in diese alte Sternenbundstadt einmarschiert, hätten den Söldnern den Arsch versohlt und wären wieder zu ihrem geheimen, provisorischen Quartier geflogen.
Genauso, wie sie es kurz nach ihrer Ankunft bereits einmal gemacht hatten. Sie hatten den Auftrag erhalten, sich in dieser gigantischen ehemaligen Sternenbundstadt einmal umzusehen. Auch wenn er damals den Eindruck gehabt hatte, dass sie gar keine Ahnung gehabt hatten, warum oder was sie überhaupt suchten. Schließlich war es mehr als unwahrscheinlich, dass LosTech, wenn es denn hier noch welches geben sollte, einfach so auf den Straßen herumlag. Und letztlich war die Stadt einfach zu groß um etwas aufs Geratewohl zu finden.
Was nicht hieß, das man nicht auf etwas treffen konnte.
Wie aus heiterem Himmel, waren sie auf eine Lanze Mechs gestossen, die augenblicklich das Feuer eröffneten. Jemand auf der anderen Seite musste die Nerven verloren haben. Seine Erleichterung war sehr groß gewesen, als er festgestellt hatte, dass die Gegner nicht zu Bryants Truppen gehört hatten. Das hätte zu großen Unstimmigkeiten zwischen seinem Orden und dem Herrscher Bryants geführt.
Doch es schienen irgendwelche Piraten oder Plünderer gewesen zu sein, die anscheinend etwas zu verbergen hatten. Es hatte nicht lange gedauert, da hatten sie ohne eigene Verlusten einen der gegnerischen Mechs samt Piloten und auch die leicht gepanzerten Begleitfahrzeuge vernichtet
Eugenio war durchaus Stolz auf seine Leute gewesen, die allesamt damit ihre Feuertaufe überstanden hatten.
Nur die Tatsache, dass sie nicht herausgefunden hatten, wer diese kleine Einheit gewesen war, hatte ihn etwas geärgert. Aber letztlich war das egal, denn schließlich hatten sie es einer Bande von Frevlern gezeigt, die sich an ehemaligem Sternenbundeigentum bereichern wollten. Und so würde es allen gehen, die dachten sie könnten den legitimen Anspruch seines Ordens an den Errungenschaften des glorreichen Sternenbundes streitig machen.
Sie würden jeden in Grund und Boden stampfen, der das versuchen würde. Und mit diesen Gedanken setzte Adept Burgiglio seinen Mech in Bewegung. Schon bald würden sie Leizig erreichen und dann würden diese dreckigen Söldner die nächsten sein, die den Zorn von Blakes Wort spüren würden.
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In den Mechtunneln unterhalb von Leipzig
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
2. Mai 3065
Denny Dukic grübelte im Cockpit an Bord seines Firestarter II, den er an einer Wegkreuzung in den Tunnelanlagen abgestellt hatte.
Er hatte nicht geschlafen, seit fast 48 Stunden nicht mehr. Und was noch schlimmer war, er hatte kein Rekog mehr. Jetzt da man es ihm weggenommen hatte, kam es ihm sogar noch schlimmer vor als früher. Er hatte zwar auch vorher die eine oder andere Nacht ohne das Zeug schlafen können, aber natürlich hatten ihn da noch keine Sorgen geplagt.
Sorgen um seine Zukunft.
Und die sah im Moment für ihn alles andere als rosig aus. Wenn er zu den Chevaliers zurückkehrte, blühte ihm eine Anklage des Verrats, der Desertation und nicht zuletzt des Drogenbesitzes. Und er hatte im Augenblick nicht die geringste Idee, wie er da wieder herauskommen sollte.
Andererseits musste er sich die Frage stellen, was er denn jetzt in Leipzig tun konnte ohne die Chevaliers. Er hatte nur limitierte Vorräte, war abgeschnitten von jeglicher Zivilisation und konnte hier auch nicht wieder weg. Das einzige was er hatte, war eine vage Ahnung, dass sich der Verursacher seiner momentanen Misere hier irgendwo herumtreiben musste. Und selbst das konnte er nicht mit Sicherheit sagen.
Bei dem Gedanken an seine derzeitige Lage wurde ihm ganz übel und seine Eingeweide krampften sich zusammen. Dabei fiel ihm auf, dass er Durst hatte, aber nichts mehr zu trinken.
Also schnallte er sich ab, zog sich an, legte seine Waffen um und griff sich seinen Wasserkanister. Als er aus dem Cockpit heraus war, blickte er sich einen Augenblick um und lauschte er der Umgebung, doch alles war ruhig. Dann verriegelte er sein Cockpit und machte sich auf den Weg nach unten.
Ganz in der Nähe fand er wonach er suchte: Eine Pfütze mit brackigem Wasser. Er versuchte soviel wie möglich von dem Wasser von der Oberfläche zu schöpfen, das nicht ganz so schlammig war. Der eingebaute Filter in seinem Wasserkanister konnte das Gröbste herausfiltern, trinkbar wurde das Wasser aber erst, nachdem er ein paar Aufbereitungstabletten reingeworfen hatte. Zwei Minuten später war das Wasser relativ sauber und einigermaßen genießbar. Er nahm einen tiefen Schluck und es ging ihm gleich etwas besser.
Dann vernahm er aber ein Geräusch hinter ihm und er unterdrückte den ersten Impuls sich umzudrehen, obwohl das Adrenalin in rauen Mengen in seinen Körper schoss und sein Puls zu rasen begann.
Jetzt war er mit einem Mal wieder hellwach. Was hatte das Geräusch ausgelöst? Seine Gedanken wanderten an den Bären, den die Kommandos auf dem Weg zur verborgenen Forschungsstation erlegt hatten. Gab es davon noch mehr? Schlich sich gerade einer an ihn heran?
Mit klopfendem Herzen ging er langsam in die Knie und tat so, als ob er ahnungslos wieder Wasser schöpfen würde. Er horchte erneut und tatsächlich konnte er wieder ein feines Rascheln vernehmen. Durch seinen Körper abgedeckt öffnete er langsam den Reissverschluss seines Chillsuit und griff sich eines der Maschinenpistolen, die er erst kürzlich einem seiner Bewacher auf der SKULL abgenommen hatte. Mit der anderen Hand stellte er den Wasserkanister auf den Boden und griff sich dann die zweite Waffe.
Als er das Gefühl hatte, das sich das Wesen in seinem Rücken nahe genug an ihn heran gepirscht hatte, ging es blitzschnell. Er zog seine Waffen in einer flüssigen Bewegung und drehte sich in der Hocke.
Was er sah ließ ihn überrascht aufkeuchen und im letzten Moment inne halten, bevor er abdrückte.
Statt einem Bären richtete er je eine der Maschinenpistolen auf zwei Infanteristen aus, die ihrerseits ihre Waffen auf ihn in den Anschlag gebracht hatten.
„RUNTER MIT DEN WAFFEN…“ brüllte einer der beiden, doch Denny reagierte nicht. Stattdessen blinzelte er verduzt und betrachtete die beiden äußerst wild aussehenden Gestalten. Ein dichter Dreitagebart war im verhärmten Gesicht des Mannes, sein Gesicht war eingefallen und es schien ihm nicht sonderlich gut zu gehen. Die Frau neben ihm schien, dem Verlaf ihrer Waffe nach zu urteilen, noch schlechter zu gehen, da sie zu Zittern schien. Sie hatte verfilzte dreckige Haare und ebenfalls einen ungesunden Teint.
Die Uniform der beiden – die keine Rangabzeichen und auch keine Einheitsbezeichnungen aufzeigten – war teilweise verschlissen und verdreckt, ihre Bewegungen waren abgehackt und zittrig. Hätten die beiden nicht zwei Sturmgewehre auf ihn gerichtet, hätte Denny sich nicht die geringsten Sorgen gemacht, dass sie beiden ihm etwas würden anhaben können.
Wieder brüllte der Mann ihm etwas zu, diesmal auf Deutsch, was Denny anhand der Bewegungen verstand. Doch wieder weigerte er sich zu reagieren.
„Scheisse, der versteht uns nicht…“ raunte der Mann seiner Partnerin zu, die allerdings mehr Interesse am Wasserkanister als an dem Mechpiloten zu haben schien.
„Erst wenn ihr eure Waffen herunternehmt“ antwortete Denny und beendete damit diese Scharade.
Überrascht blinzelte der Mann. „Runter, oder wir schiessen dich über den Haufen.“
„Wenn ihr mich hättet töten wollen, hättet ihr das aus der Ferne schon längst tun können, oder?“
Der Infanterist schien nicht sonderlich helle zu sein und blinzelte erneut, während er angestrengt zu überlegen schien.
Dann nahm er langsam und kommentarlos eine Hand von seinem Gewehr, griff langsam in seine Uniformtasche und zog ein Funkgerät hervor. „Wir haben ihn“ sprach der Infanterist durch sein Funkgerät und grinste Denny böse funklend an, der die beiden wiederum stirnrunzelnd beobachtete.
Die Zeit schien sich wie Kaugummi zu dehnen, während zunächst mal gar nichts passierte. Dann nahm Denny erst ein leichtes Vibrieren und Donnern wahr, welches Ihm die Nackenhaare aufrichten ließ. Die Oberfläche der Pfützen um ihn herum begann sich zu kräuseln und er wusste, was gleich aus den Tiefen der Mechtunnels auf sie zu marschierte.
Um die Ecke kam ein Cestus, gefolgt von einem Clint und einem Attentäter. Alle drei Mechs schienen in einem bemitleidenswerten Zustand zu sein, die Panzerung schien an allen möglichen Stellen durchlöchert zu sein, der Clint humpelte auch mehr als er dass er lief.
Nichts desto trotz waren die drei Kampfmaschinen ein horrender Anblick für einen einzigen Mann mit nichts mehr in den Händen als zwei mickrigen Maschinenpistolen.
Als die drei Mechs auf knapp 20 Meter an sie heran gekommen waren, sprangen sechs weitere abgehärmte und elend aussehende Infanteristen von den Mechs, an denen sie sich krampfhaft festgehalten hatten. Einer der Infanteristen fiel wenig elegant sogar auf den Boden und richtete sich nur mit Hilfe eines seiner Kameraden wieder auf.
Die übrigen Infanteristen stellten sich nun ebenfalls in einem Halbkreis um ihn herum auf.
Der männliche Infanterist, der die Verstärkung per Funk angefordert hatte, grinste nun hämisch und bösartig. „Na, immer noch zu blöden Sprüchen aufgelegt?“
Nun war es an Denny zu blinzeln. Das Spiel war aus wie es schien.
„Hey, Jack“ kam es schließlich über die Lautsprecher des Cestus „Gute Arbeit. Aber ehrlich gesagt, kann ich gerade gar nicht sehen, wer hier wen hat.“ Ein kurzes Lachen später wandte sich der Mechpilot an Denny. „Und jetzt zu Ihnen: Seien sie bitte so freundlich und legen sie die Waffen nieder. Es würde mir keine Freude bereiten, sie in Stücke reißen zu müssen.“
Denny reagierte erneut nicht sofort. Hatte er vorhin gedacht, er sässe in der Tinte?
Nun, jetzt sah es so aus, als ob er der Tag noch schlechter für ihn ausgehen würde.
AS-Angelfist
Ground Zero
Jetzt ging es also los. „Überprüft euer Ausrüstung“, Rief Markus im aufkommenden Lärm seinen Jungs zu.
Dies war der Moment wo viele Fehler passierten, er wusste es nur zu genau.
Kitty überflog eine Reihe von Eingestürzten Häusern um dann über der Straße zu Fliegen um sich nun vom Süden dem Objekt zu nähern.
„Ich sehe sie. OK, wir übernehmen.“
Kitty drehte nun bei und Flog über der Straße. Nur noch ein Stück und sie waren da. Sie nahm den Schub Runter weil sie nicht über das Ziel Fliegen wollte sondern es langsam umrunden.
„Nur noch ein Stück dann hab ich dich…...“
Als sie näher kam war es nicht ein umgestürztes Landungsschiff sondern die Reste eines Kuppel Baus, es musste damals ein beachtliches Bauwerk gewesen sein. „Fehlalarm“, gab sie an Dominik weiter „nur ein Kuppelbau.“
„Tja, Kitty sagt es sei nur ein Kuppelbau“ Dominik zuckte mit den Schultern. Jeder konnte die Enttäuschung in seinen Augen sehen. Vor Frust schmiss Sebastian seinen Helm auf den Boden. „ So ein Dreck“.
„Hab dich“
Bevor Markus Sebastian zu Ordnung aufrufen konnte, erklang ein Geräusch was jedem das Blut in den Adern gefrieren lies.
Kitty wusste, das sie nicht viel zeit hatte, ihr blieben weniger als Zwei Sekunden um aus der Zielerfassung herauszukommen. Wenn ihr das nicht gelingen sollte war es das. Sie ließ den Ripper ohne Vorwarnung abkippen und versuche so schnell wie möglich an Höhe zu verlieren, ohne dabei mit den Gebäuden zu Kollidieren.
Ohne viel zu Überlegen Schrie Markus „Auf Einschlag vorbereiten“. Alle schienen für Sekunden total Perplex zu sein. Selbst Dominik wusste nicht so recht was er machen sollte. Markus wiederholte sich noch einmal und Plötzlich kam Regung unter die Soldaten. Alle schnallten sich noch fester und überprüften ihre Ausrüstung.
Sebastian angelte vergeblich nach seinem Helm weil er unter die Sitzbank gerollt war als Kitty den Ripper abkippen lies.
Kitty schien es wie eine Ewigkeit und eigentlich wartete sie darauf das der Piep ton in ein langezogenen Ton umschlug. Doch stattdessen erstarb der Warn Ton. Sie schaute sich gehetzt um aber sie konnte nichts erkennen.
Hecktisch sah sie sich um und beschloss den Ripper im Tief Flug um den Wolkenkratzer herumzufliegen und dann weiter nach Norden. Vielleicht ergab sich ja auf der anderen Seite des Wolkenkratzers eine Möglichkeit sich zu verstecken.
„SCHEIßE, er ist raus.“, vor Frust schlug die Person gegen eine Seitenwand.
„Abwarten, ich weiß wo wir ihn noch abfangen können.“
„Erzähl nicht soviel mach hinne, Mann. Den Penner holen wir uns.“
Kitty drängte den Ripper in eine viel zu enge Kurve. Sie Merkte wie er sich erst weigerte, dann aber doch langsam nachgab. Die zu enge Kurve trug sie aber weiter hinaus als sie wollte. Kaum hatte sie den Wolkenkratzer umrundet lies sie ihn erneut abkippen so das sie nun knapp Zwei Meter über der Straße flog.
Die Kreuzung kam nun schnell Näher. Wenn sie über sie hinweg waren hatten sie es geschafft. Immer noch schaute Sie nach dem Schützen konnte aber nicht erkennen.
„Scheiße, was war das denn?“, entfuhr es Zero
„Zielerfassungs-Radar“ Sagte Markus völlig ohne Emotionen.
Nach den Worten wurden alle Blass.
„ Wer sollte uns den Abschießen, wir dürfen doch hier sein“, meinte Antonio. Stoppte dann aber und schaute zu dem Bryanter Offizier. „Die wissen doch das wir hier sein Dürfen oder?“
Kittys Augen weiteten sich …...
„Antonio, reiß dich zusammen“ Schrie Markus nun fast, er ahnte dass die Situation sehr Explosiv war.
Und wieder erklang das Geräusch doch diesmal nicht Piepend sondern gleich schreiend.
„Und Tschüß du Arsch.“
Fauchend schossen die Raketen aus den Läufen.
„Festhalten“, Schrie Kitty. Ihre Stimme überschlug sich fast dabei. Sie versuchte nun zu Retten was zu Retten war. Doch es schien nichts zu Passieren.
Sie Zerrte an den Kontrollen doch der Ripper rührte sich nicht. Als wenn er wüste das er sterben sollte, flog er im vollen Bewusstsein in sein Schicksal.
Kitty sah die Raketen vom Lindwurm aufsteigen und auf den Ripper zuschießen. Es waren einfach zu viele. Ihr war klar das selbst eine reichen würde um den Ripper vom Himmel zuholen.
Voller trotz schoss sie die Laser ab. Verfehlte aber.
„Auf Aufschlag vorbereiten“, schrie Markus als er hörte wie Kitty reagierte.
Sollte es so enden? Er wusste es nicht. Doch er hoffte es war nicht das Ende. So wollte er nicht sterben. Nach Jahrelangen Training nahm er seinen Kopf runter und legte in auf seine Knie. Er hoffte dass wenn es passieren sollte es sehr schnell ging.
Oder war nun seine Zeit gekommen? Er hatte schon einmal einen Absturz Überlebt. Doch das war damals ein Sturmlandungsboot gewesen und kein Hubschrauber. Aber dennoch war über die Hälfte der Jungs beim Aufschlag gestorben. Doch auch die, die den Aufschlag überlebten, konnten sich nicht Wirklich freuen.
Ein teil verbrannte eingeschlossen und die, die entkamen, konnten nichts tun, außer ihren Kameraden beim Sterben zuhören.
Kitty schaute den Raketen zu wie sie auf den Ripper zuschossen.
Für einen Augenblick schien es, als wenn die Welt den Atem anhalten würde.
„GETROFFEN, HA, PENNER, NA WAS SAGST DU JETZT?“
„Jo, geiler Schuss, ich glaub das gibt heute doch noch ein Feierabend Bier“
„Nicht nur eins, nicht nur eins.“
Dann traf den Ripper ein Riesenhammerschlag.
Die erste Rakete traf den Ripper über dem Cockpit. Panzerglas Splitterte.
Die Zweite Rakete traf das Rotor Gestänge und Riss es entzwei.
Die Dritte Rakete Durchschlug das Leitwerk, wodurch der Ripper sich nun anfing im Kreis zu drehen.
Die Vierte Rakete Riss die Seiten Wand auf, ein Schwall Feuer und Glühendes Metall Schoß ins Innere.
Die Fünfte Rakete Schlitze den Unterboden des Rippers auf, wodurch die Reaktor Abschirmung zusammenbrach.
Schließlich gab die Sechste und Letzte Rakete dem Ripper den Gnadenstoß. Sie Durchschlug die Front unterhalb des Cockpits. Und zerstörte die restliche Elektronik die noch Funktionierte.
Der Ripper viel wie ein Stein und schlug Hart auf der Straße auf.
Markus kam wieder zu sich. Er war benommen und sah alles verschwommen. Sterne tanzten vor seinen Augen und er hörte alles wie durch Watte. Feuer prasselte und irgendein Warnlicht flammte in regelmäßigen abständen auf. Doch was das alles zu bedeuten hatte wusste er nicht. Er versuchte die Benommenheit von sich abzuschütteln doch irgendwie gelang es ihm nicht so richtig. Erst als er abgeschnallt wurde kam er langsam zu sich und schaute auf.
„Sir, sind sie ok?“ Markus schaute erneut hin er konnte die Person immer noch nicht erkennen. Doch langsam lichtete sich der Nebel vor seinen Augen. „Ja, ich bin in Ordnung Tim.“
Markus schüttelte sich erneut und langsam kam das Leben zurück. Er stand auf zwar wackelig aber er stand. Wie es schien war er nicht mal verletzt.
Nun schaute er sich um. Tim war dabei Dominik aus seinem Sitz zu befreien er schien auch unverletzt zu sein.
Mikes Kopf war von einer Stahlstange Durchbohrt, die aus der Decke ragte.
Antonio hing bewusstlos in den Gurten. Sein kopf war Rußgeschwärzt. Selbst wenn er das Überleben sollte schien es auf den ersten Blick zweifelhaft das er keine Folgeschäden davon behielt.
Bob half Zero gerade aus seinem Sitz während der Bryanter Offizier Ralf half.
Markus schnappte sich seine Waffe und schnallte Antonio ab und zerrte ihn aus dem Ripper.
Dort wäre er beinahe mit Kitty zusammengeprallt. So schnell wie sie sich an ihm vorbei bewegte, rein in den Frachtraum des Helis, konnte er sie nur oberflächlich regestiereren.
Als er draußen war schaute er sich um. Alle waren nun draußen bis auf Mike.
Als Markus zurück zum Ripper wollte hielt Dominik ihn fest. „Sir, die Reaktor Abschirmung ist zusammengebrochen außerdem hat sich der Reaktor nicht abgeschaltet. Es könnte sein das er jeden Augenblick durchbrennen könnte.
"Mist" brummte er und sah wie Kitty aus den Frachtraum heraus rannte, irgendwas Längliches in der Hand hielt. Gemeinsam rannten die Überlebenden als ob der Teufel hinter ihnen her war, bloß weg von den Heli.
Sie hatten sich gerade hinter einer Häuserzeile begeben, als der Ripper tatsächlich explodierte. Zum Glück hielten die Häuser die Wucht der Explosion ab, nur ein paar Steine rieselten auf sie herab, aber bis auf ein paar Kratzer und Schürfwunden waren alle körperlich Gesund, mit Ausnahme von Antonio.
Überall um sie herum, schlugen Metall Splitter auf den Boden auf.
Doch sie hatten glück. Sie wurden nicht getroffen. Als keine Metall und Erdbrocken mehr niederprasselten, wurde Antonio erstversorgt Tim schaute hoch nachdem sie Antonio verbunden hatten.
„Wir müssen ihn so schnell wie möglich zu einem Arzt bringen, wenn er überleben soll und wir brauchen nochmehr Verbandszeug für Kittys Arm, den hat es auch schlimm erwischt."
Die anderen hatten bis auf Kratzer und schürfwunden keinerlei Verletzungen.
„Wir müssen hier weg.“ Sagte Markus. „Wie viel Ausrüstung konnten wir retten?“
„Bis auf unsere Waffen und einen erste Hilfe Kasten gar nichts.“ Antwortet Tim.
Markus nickte. Es war nicht viel aber es musste reichen.
„Wir müssen nun erstmal versuchen ein fahrbarer Untersatz zu finden damit wir hier wegkommen.“
Alle schauten Markus ziemlich verdutzt an.
„Dann sehen wir weiter.
Dominik du Hilfst Kitty, Ralf du nimmst Antonio.“
„Ich werde dir helfen“ Sagte der Bryanter Offizier. Ralf nickte dankend.
„Bob du nimmst die Spitze und Tim du deckst nach hinten.“
„Geht klar Boss“ Erwiderten alle gleichzeitig.
„Ok, los geht es. Achtet auf meine Zeichen. Abmarsch. Wir müssen hier weg bevor die nachschauen kommen ob wir wirklich tot sind.“
Sie kamen nur langsam vorwärts. Aber sie schafften es einen relativ sicheren Keller zu finden. Dort versteckten sie sich vor der Nacht.
Ein kleines Feuer Prasselte. Niemand sagte etwas. Alle aßen schweigend ihre Rationen.
„Wir werden morgen früh als erstes nach Fahrzeugspuren suchen. Dominik, Kitty Antonio ihr bleibt hier.“
Eigentlich erwartete er keine Antwort doch alle bestätigte sein Befehl.
„Jeder macht Heute Nacht Zwei stunden Wache, Ausgenommen Verletzte und Offiziere.“
„Ich möchte auch meinen teil beitragen“ Der Offizier schaute auf. „Nennen sie mich Mickael“
„Ok wie sie wollen. Tim, ich möchte dass du die letzte Wache machst. Bob du machst die erste. Ich selber werde die Hundswache übernehmen. So, alle anderen Hauen sich jetzt aufs Ohr. Der Morgige tag wird lang genug.
Markus fühlte sich wie gerädert als er morgens von Tim geweckt wurde.
„Hier Sir, Kaffe“
„Danke. Ist was vorgefallen?“, mit klammen Fingern griff er nach dem heißen Becher Kaffe.
„Nichts, Sir.“
Markus nickte.
Eine halbe stunde später waren alle abmarschbereit.
„Wenn etwas ist schießt eine Leuchtrakete ab. Wir werden so schnell wie möglich zurückkommen.“
Dominik nickte.
„Ok, Abmarsch und ich will keinen Laut hören.“
Die Reste des Trupps setzen sich in Bewegung.
Bis zum Mittag passierte nichts. Doch dann fanden sie Spuren eines Radfahrzeuges. Sie folgten ihnen und fanden schließlich den Verursacher. Einen Rad APC. Dieser stand bei einem Mech. Sie schienen hier eine pause zu machen. Sie Schlichen vorsichtig aus der Hörweite.
„Den schnappen wir uns. Es ist zwar gefährlich aber solange die Jungs mittags Pause machen und wir als ersten den Mech Piloten ausschalten sollten wir das schaffen können.“ Alle nickten. Kurz bevor sie zurück schleichen wollten kam ein Jeep angefahren. Der Trupp schlich sich zurück in Deckung.
Als der Jeep anhielt klang es nicht so als wenn die Besatzung etwas bemerkt hätte.
„Ach ja, wir haben niemanden bei den Trümmern gefunden. Sauberer Schuss. Leider ist der Heli Explodiert so das nicht mal was zum Bergen über geblieben ist. Er muss einen Reaktor gehabt haben. Das loch was er in die Straße gerissen hat ist riesig.“
„Was gibt es denn als Prämie für den Abschuss?“
„Nichts den es war unsere Verdammte Pflicht.“ Bekam er eine etwas Säuerliche antwort.
Etwas kleinlaut erwiderte einer der Panzerbesatzungsmitglieder „Man wird ja noch mal Fragen dürfen“
Der Mech Pilot stand auf und bewegte sich zu seinem Mech. Er kletterte ins Cockpit und entfernte sich mimt dem Mech von Lagerplatz.
„Boah, hat der wieder eine Laune.“ Maulte einer der Soldaten.
Markus gab Zeichen. Nun war das Ziel nicht mehr der APC sondern der Jeep.
Sie Robbten wieder etwas dichter rann und warteten darauf das die Jeep Besatzung sich auch was zu essen machte.
Dann gab Markus das Zeichen.
Und sie fingen an die Soldaten präzise aufs Korn zu nehmen.
So schnell wie das Feuergefecht begann so schnell war es vorbei. Nun lagen Sechs Tote Soldaten im Staub.
„Wir machen den APC unbrauchbar und Schnappen uns den Jeep. Bob Schau ihn dir an, wir werden den Panzer stilllegen“. Es dauerte nicht mal Fünf Minuten, dann waren sie fertig.
Kurz darauf stiegen sie auf den Jeep auf und Fuhren in die Nähe ihre Verstecks. Den Rest des Weges würden sie zu Fuß zurücklegen.
Sie aßen noch etwas und trugen dann Antonio zum Jeep.
„Ok, Bob ich werde Fahren du nimmst das dicke MG, Tim kommt zu mir nach Vorne, Zero geht nach hinten und nimm einen KSR Werfer mit. Ralf du gehst mit Mickael in die Zweite reihe, Dominik du nimmst Kitty und Antonio mit in die Dritte reihe. Noch Fragen ?“
Alle schüttelten mit dem Kopf.
„Ok losgeht´s. Aufsitzen.“
Markus schwang sich hinter das Lenkrad und wartete bis er ein Zeichen bekam das alle fertig waren.
Dann gab er Gas.
Er wusste dass ihr Basis Platz etwa 8 Flugstunden westlich von hier war. Also ein weiter weg.
Als er auf die Hauptstraße einbog konnten sie Kampflärm hören.
Es klang als wenn sich hier Mechs schlagen würden. Das konnte nur eins Bedeuten….
Er bremste Ruckartig und Wendete den Jeep. Nun Fuhr er mit allem was der Jeep hergab in Richtung Kampflärm.
Zwei Blocks weiter sahen sie Mechs, die sich bekämpften. Das konnte nur eins bedeuten.
Ohne zu überlegen schoss Markus auf eine Reihe Infanteristen zu die sich hinter Schuttwällen verbargen und einen KSR Werfer Luden.
Ohne einen Feuerbefehl erhalten zu haben, eröffnete Bob mit dem Fahrzeug MG das Feuer.
Die Infanteristen wurden Niedergemäht ohne auch nur einen Schuss abgegeben zu haben. Doch das Überraschungs-Moment was sie hatten, hielt nicht lange an.
Schon Prasselte Gewehr und leichtes MG Feuer an die Fahrzeugpanzerung. Doch Bob lies sich davon nicht beirren. Er war der Fleischgewordene Sensen Mann. Da wo der Lauf des MGs hinzeigte regnete es Tod und Verderben. Während dessen hatte Markus seine liebe mühe den Waagen auf der Straße zu halten.
Als langsam alle ihre Waffen einsetzten mussten, wusste er, dass sie viel zu dicht waren. Doch nun war es zu Spät.
Er hörte das fauchen von Zero seinem KSR Werfer. Als danach ein Jubeln zu hören war wusste er das Zero Getroffen hatte. Als er in den Spiegel sah, bemerkte er wie ein Jeep rauchend zu stehen kam.
Doch im Selben Augenblick traf etwas Riesengroßes den Jeep in der Seite. Markus lies aus Reflex das Lenkrad los.
Er wusste das es ihm sonnst die Handbrechen konnte. Der Jeep schleuderte umher und Bob wurde aus dem Drehkranz geworfen. Als der Jeep zum stehen kam hörten sie schon das Geräusch eines Mech MGs .
Reflexartig Trat Markus aufs Gas und tatsächlich schoss der Jeep nach vorne. Doch der am Boden liegende Bob hatte nicht so viel glück. Da wo er lag stieg nur eine Rote Wolke auf als das Mech MG die Straße Aufriss.
Alle wussten dass Bob Tot war. Wieder hörte Markus das Zischen eines KSR Werfers. Zero schoss seine letzte Rakete auf den Mech ab, verfehlte aber. Doch der Mechpilot gab so schnell nicht auf und setze dem Flüchtenden Jeep einen Laser hinterher. Aber er verfehlte den Jeep. Markus fuhr Zickzack um den Schüssen des Mechs auszuweichen. Doch die Straße ließ nicht allzu viel Spielraum. Ein Schuss der den Jeep verfehlt hatte Riss ein großes loch in die Straße. Markus konnte nicht mehr rechzeitig ausweichen. Der Jeep fuhr mit hoher Geschwindigkeit durch das loch. Dabei verlor er den Boden Kontackt, kam schräg am anderen ende des Kraters auf und fing an zu kippen.
Alle wurden heftig in die Gurte geworfen als der Jeep sich auf die Seite legte.
„Alle noch da?“, fragte Markus.
„Noch ja kam“, es ächzend zurück.
Sie halfen sich gegenseitig aus dem Wrack zu kommen. Nach einigen Anstrengungen gelang es ihnen.
Sie wussten dass sie weg mussten. Der Mech kam auf sie zu und sie konnten schon das Hämmern des MGs hören. Der Jeep hinter dem sie zuflucht gesucht haben wurde langsam aber sicher durch die Einschläge weggedrückt. Außerdem zeigten sich erste Risse im Bodenblech. Das hieß, dass die nächste Salve den Boden des Jeeps aufreißen würde.
Ralf hielt das ganze nicht mehr aus. Er rannte einfach los. Er wollte nur weg.
„Nein, bleib hier“, schrie Markus als Ralf aus der Deckung Rannte.
Doch es war schon zu Spät. Eine Wand aus geschossen raste auf Ralf zu, als dieser versuchte die Straße zu über queren, noch bevor er die nächste Deckung erreicht hatte verschwand er in wand aus Feuer und Rauch.
Wieder einer weniger dachte Markus. Er schaute zu dem Rest des Trupps, dieser Kauerte immer noch hinter dem Jeep. Jeder versuch die Straße zu überqueren war zum scheitern verurteilt und der Mech kam immer näher. Nicht mehr lange und er war da.
„Boss?“
Markus schaute in Richtung Tim. „Was los Tim ?“
„Wenn ich jetzt sage lauft ihr alle los. Ich werde ihm die Letzte Rakete die wir haben um die Ohren Hauen. Er wird gar nicht dazu kommen auf euch zu schieße.“
“Das wirst du schön bleiben lassen. Wenn du dein Kopf raus hältst wird er dich umlegen. Das weist du so gut wie ich.“
„Das ist die einzige Chance die ihr habt. Also tu was ein Alter Mann dir sagt. Es war schön unter dir zu Dienen.“
Tim Nickte Markus zu und hob sich den Werfer auf die Schulter.
„Haut jetzt ab“, mit diesen Worten drehte er sich in Richtung Mech. „Komm nur du Penner ich hab hier was zu Fressen für Dich.“
Markus wusste nicht was er tun sollte. Doch er musste etwas tun. „Los, los, los, rüber über die Straße und Zwar schnell.“
Kaum hatte Markus den Satz beendet schoss die Rakete aus dem Werfer.
Markus drehte sich nicht um und Rannte so schnell er konnte.
Er hörte hinter sich nur eine Explosion. Er wusste nicht ob es die Rakete von Tim war oder der Jeep, der nun Explodiert war.
Er ließ sich nach überqueren der Straße zu den anderen in ein Schutt Loch fallen.
Er Atmete schwer in seinem Helm.
„So auf mein Zeichen rennen wir zum Hauseingang da drüben. Kann den Eingang jeder sehen?“
„Ja, wir sehen ihn.“
„Ok, Fertigmachen. Und das mir Antonio ja nicht losgelassen wird.“
Plötzlich gab es eine schwere Erschütterung. Markus drehte sich um und Kroch zum Rand des Loches und Schaute vorsichtig raus. Der Mech der sie eben noch beschossen hatte, stand nun ohne Oberkörper, an seinem Platz. Nun schob sich ein anderer Mech in seinen Sichtbereich.
Er glaubte seinen Augen nicht zu Trauen. Der Mech trug die Abzeichen der Chevs.
Er ließ sich zurück gleiten nahm seinen Helm ab und sagte „Ich glaube wir haben sie gefunden“
drustran
„Hallo Kleines, schön das du dich mal meldest. Bei uns ist momentan die Hölle los. Jetzt da Pa weg ist habe ich das Kommando, Dar ist mein Stellvertreter. Aber das war dir sicher schon klar. Aber was du noch nicht weißt, ich baue die Knights aus und organisiere sie um. Ich will sie in das Schema der Ceti-Husaren bringen. Diese Aufstellung ist für unsere Arbeit hier draußen gut geeignet. Letztens in der Offiziersbesprechung kam mal wieder das leidige Thema Katherine und Victor auf. Hanse weiß nicht was er uns da hinterlassen hat. Ich habe diese Diskussion schnell beendet, indem ich festgestellt habe, das wir dem Thron verpflichtet sind und nicht der Person die auf ihm sitzt. Wieso kommst du nicht bald mal wieder Heim? Vielleicht gibt dir dein Major ja Urlaub nach eurem Auftrag. Er ist ein fairer Mann und ein guter Offizier, soweit ich das nach unserem Treffen beurteilen kann. Ich würde mich freuen dich wiederzusehen. Oder komm doch ganz zu uns zurück... ich bin sicher das wir in einem der Commands einen Posten für dich finden... überleg es dir Dawn. Aber denk daran, wir sind immer für dich da. Meld dich mal wieder. Bye.“
Der Schirm wurde schwarz und in der Mitte leuchtete das Symbol ComStars auf und der Schriftzug: „Ende der Übertragung. Vielen Dank für die Wahl ComStars.“
Dawn schaltete den Vidschirm aus. Sollte sie wieder zurück? Zumindest für eine gewisse Zeit? Selbst Doc Wallace hatte zugegeben, dass eine Söldnereinheit kein guter Platz ist, um ein Kind zur Welt zu bringen. Zumindest bei einer, die andauernd unter Feindkontakt stand. Außerdem sollten Sprünge auf ein Minimum begrenzt werden. Und lief nicht der Kontrakt mit Comstar bald ab. Wohin ging es dann? Und wie lange? Nach dem fünften Monat sollte Dawn keine Raumreisen mehr unternehmen, da die wechselnden Perioden mit niedriger Gravitation und starker Beschleunigungen Probleme in der Entwicklung des Kindes ergeben könnten. Sollte sie wirklich Germaine um Urlaub fragen? Wenn sie ihn genehmigt bekam, würde sie vielleicht Markus nicht mehr sehen und ihm von dem Kind erzählen können. Wollte sie es ihn sagen? Vielleicht freute es ihn ja gar nicht? Vielleicht würde er sie dann verlassen? Dawn wusste es einfach nicht.
Jara und Dawn gingen gerade von der Messe zu den Quartieren zurück.
„Jara, wärst du mir böse wenn ich dich nach dieser Mission erst mal verlassen würde? Ich meine richtig verlassen, nicht in den Stab wechseln. Ich überlege ob ich nicht Urlaub nehmen sollte und zurück zu meiner Pflegefamilie reisen sollte, solange es möglich ist.“
Jara schaute Dawn von der Seite an: „Du hast Angst, nicht wahr? Dawn, ich kann dir hier keinen Rat geben, weil du in einer Situation bist die ich nicht wirklich einschätzen kann. Aber ich kann dir einen allgemeinen Rat geben: Höre auf dein Herz und tu was es dir sagt. Außerdem hat weglaufen noch kein Problem gelöst.“
Dawn nickte stumm. Dann verabschiedete sie sich und ging in ihr Quartier.
Sie setzte sich an den Tisch und begann an Xavier zu schreiben.
Dawn kam einige Tage später gerade auf der Krankenstation als ein Adept sie ansprach:
„Miss Farrow? Es ist eben eine Nachricht für sie eingegangen, Priorität Alpha, würden sie bitte den Empfang quittieren?“
Dawn unterschrieb auf den dargebotenen Datapad und nah den Chip in empfang. Sie verabschiedete sich von dem Adepten und eilte in ihr Quartier. Sie legte den Datenchip in das Lesegerät und aktivierte die Botschaft. Nach der ComStar - Einleitung erschien das Bild Xaviers. Xaviers Miene war schon immer schwer zu lesen gewesen, doch diesmal war die Überraschung deutlich zu erkennen. „Hallo Dawn. Deine letzte Nachricht war eine Überraschung sondergleichen. Ich hätte vieles erwartet, nur nicht das. Aber natürlich kannst du wieder zurück kommen. Du weißt in unserem Anwesen auf Anjin Muerto ist immer ein Platz frei. Oder willst du den Vater auch mitbringen. Das ist auch kein Problem.“ Ein Lächeln huschte über Xaviers Gesicht. „Wollt ihr denn heiraten. Ich könnte ein Regiment aufbieten, damit der Bräutigam auch vor dem Altar erscheint.“ Bei diesen Worten zwinkerte Xavier Dawn zu.
„Wir können gerne alles dafür vorbereiten, du musst es nur sagen. Aber ich denke soweit seit ihr nicht mit euren Plänen....“
Dawn schaute sich den Rest der Nachricht noch an und lehnte sich dann zurück. Sie streichelte sich über den Bauch, eine Angewohnheit, die sie sich seit sie von ihrer Schwangerschaft wusste angewöhnt hatte. Nun gut, der erste Schritt ist getan, sie griff zum Kommunikator und lies sich einen Termin beim Major geben.
Die Entscheidung war ihr nicht leicht gefallen, doch sah sie keinen anderen Weg. Nun musste sie nur noch hoffen, dass Germaine mitspielte. Aber das würde sie ja in einigen Minuten erleben. Dawn erreichte das Vorzimmer und wurde von Cindy weiter geschickt. Sie klopfte kurz an die Tür zum Büro des Majors und trat kurz danach ein. „Ah, Dawn, komm näher, wie geht es dir, entschuldige, ich meine euch?“ begrüßte der Major sie. Dawn trat an den Schreibtisch und setzte sich auf einen Stuhl. „Danke, uns geht es gut.“ Sie zögerte, fuhr dann aber fort: „Germaine, ich verdanke ihnen und vielen hier eine Menge, eine Tatsache, die mir meine Entscheidung nicht leicht fallen ließ. Aber ich glaube, das ich mich jetzt für das Richtige entschieden habe.“ Mit diesen Worten reichte Dawn dem Major einen Datenchip, welcher er in sein Computer steckte. Er überflog die Daten, schaute zu Dawn und seufzte: „Also willst du uns verlassen?“ „Ja, aber wie ich schon geschrieben habe nicht entgültig. Ich will nur unbestimmten Urlaub mit ausgesetztem Sold.“ Antwortete Dawn. „Du weißt aber, dass so was auch für immer heißen kann. Du kennst die Tücken dieser Branche.“
„Ja, aber wenn ich gehen will, dann muss es jetzt sein, allein schon aus medizinischer Sicht. Und wenn das Kind alt genug ist würde ich wiederkommen, wenn sie mich lassen.“
Germaine überlegte nur kurz, er mochte Dawn sehr. Schließlich brach er sein Schweigen: "OK, Dawn, ich nehme dich aus dem aktiven Dienst, offiziell wirst du als Reserve geführt. Flieg nach Haus, aber ich hoffe das wird kein Abschied auf ewig."
Dawn stand auf, umrundete den Schreibtisch und nahm Germaine in die Arme: "Danke, und ich werde wiederkommen, das verspreche ich! Aber ich habe noch eine letzte Bitte.."
"Was?", Wollte Germaine wissen, obwohl er schon einen Verdacht hatte.
"Sag bitte Marcus bescheid, erkläre es ihm. Bitte!"
Germaine willigte ein und verabschiedete sich von Dawn, welche das Büro mit feuchten Augen verließ.
Kurz danach kam Cindy hereingestürmt: "Ich hatte dich ge..."sie brach ab als sie sah das auch Germaines Augen flüssig glänzten und verließ das Büro.
Ironheart
Abmarsch
In den Mechtunneln unterhalb von Leipzig
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
2. Mai 3065
Denny überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Er hatte in seinem Leben schon in einigen scheinbar ausweglosen Situationen gesessen, aber kaum eine war so ausweglos wie diese. Fernab von jedweder Unterstützung, vollkommen auf sich allein gestellt, mit nichts weiter bewaffnet als zwei Maschinenpistolen und umringt von Feinden.
Das Vernünftigste wäre wohl gewesen sich zu ergeben und dem Schicksal seinen Lauf zu lassen. Doch gleichzeitig war Denny gerade in solchen Situationen mit einer ihm selbst nicht erklärbaren Eigenschaft ausgestattet, die auch dieses Mal wieder zum Greifen kam. Er blieb äußerlich ruhig und abgeklärt und ging blitzschnell in Gedanken seine Optionen durch. Manchmal kamen ihm solche Situationen – so albern das auch klingen mochte – vor wie eine Pokerpartie in der all sein Geld in der Mitte lag und er nur noch die Möglichkeit zum bluffen hatte.
Und auch diesmal versuchte er sein Blatt so gut es ging auszureizen. „Ich nehme erst meine Waffen runter, wenn ihr eure runternehmt!“
Ein lautes Lachen aus den Mechlautsprechern erscholl und die acht Infanteristen um ihn herum stimmten in das Gelächter mit ein. „Du hast wirklich Mumm, muß ich sagen. Aber Du solltest wissen, wann Du verloren hast, MechKrieger.“ Das Lachen erstarb und der Cestus-Pilot wurde wieder ernst „Warum sollten wir das tun? Wir könnten dich über den Haufen schiessen und uns deinen Mech krallen.“
„Das könntet ihr nicht.“
„Ach und wieso nicht?“ frage ihn sein Gesichtsloser Gegner.
„Glaubt ihr wirklich, ich würde das Cockpit meines Mechs verlassen, wenn ich es nicht vorher abgesichert hätte? Jeder, der versucht den Mech zu starten, ohne vorher die Sprengfallen im Cockpit zu entschärfen, kann seine Einzelteile im Anschluss von der Innenscheibe kratzen.“ Ein Bluff, nichts weiter, doch Denny hoffte sie würden harauf reinfallen.
„Unsinn. Ich wette, es gibt keinerlei Sprengfallen.“
„Willst Du wirklich dein Leben darauf verwetten? Oder eins deiner Leute?“ Denny hatte sein bestes Pokerface aufgesetzt. Jetzt würde sich zeigen, ob er in den verschiedensten Spielhöllen dieses Universums einschliesslich seiner eigenen auf Outreach etwas gelernt hatte.
Die Augenblicke der Ruhe im Anschluss seiner Worte verrieten ihm, dass sein Gegenüber sich tatsächlich nicht darüber sicher war und Denny nah dran war an seinem Ziel.
„Gut“ kam es nach einer Weile „nehmen wir mal an, wir verschonen wirklich dein Leben? Was kannst Du uns dafür bieten?“
Innerlich atmete Denny auf, äußerlich ließ er sich nichts anmerken „Wenn ich die gierigen Blicke deiner Leute auf meinen Wasserkanister richtig interpretiere, könnte ich euch mit Nachschub versorgen.“ Denny vermutete, dass es sich hier um Rebellen handeln musste. Das jegliche Fehlen von Einheitszeichen schien darauf hinzudeuten.
„Hah, du hast niemals genug, um uns alle zu versorgen.“
Zumindest schienen diese Leute wirklich ein Nachschubproblem zu haben, sonst würde ihr Anführer nicht darauf eingehen.
„Naja, dort wo das herkommt gibt es noch mehr als genug.“ Natürlich verschwieg Denny, dass er selber im Augenblick von eben diesem Nachschub abgeschnitten war. Aber im Augenblick zählte nur, dass er wieder unbeschadet an Bord seines Mechs kam. Alles Weitere würde sich im Nachhinein schon zeigen.
„Ich sehe schon, sie sind ein gewitzter Verhandlungsführer, Mister. Nehmt die Waffen runter…“
Denny konnte sehen, dass die Infanteristen ihre Waffen widerwillig senkten, und er tat es Ihnen langsam nach.
Der erste Schritt war getan. Jetzt musste er nur herausfinden, mit wem er es hier eigentlich zu tun hatte.
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Geheime Sternenbund Forschungsanlage, Bloomingdale Heights,
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
3. Mai 3065, Früher Abend
1st Lieutenant Patrick „Doc“ Dolittle blickte aus dem Kontrollraum der riesigen unterirdischen Forschungsanlage und blickte hinab auf die mittlerweile vier LKW´s und mehreren MTW´s, die sich zum Abmarsch bereit machten.
Doch noch konnten sie nicht los. Der Panzerkommandeur der Chevaliers drehte sich zu Sergeant Sagrudson und dem ROM-Adepten Ivarson um, die an der Hauptkonsole saßen und immer noch dabei waren, die Informationen des Prototypen aus dem Netz der Forschungsanlage zu laden. Es hatte einige Probleme mit den Jahrhundertealten Anlagen gegeben, daher hatte das Ganze auch so lange gedauert. Und sie waren immer noch nicht fertig „Der Prototyp ist fest verzurrt. Wie lange brachen sie noch, Sergeant?“ Er bemühte sich einen möglichst neutralen Ton beizubehalten, aber seine Ungeduld war deutlich hörbar. Er spürte, dass Gefahr im Verzug war und er wollte lieber jetzt als gleich starten.
„Ein paar Stunden werden wir noch brauchen, Doc. Ich denke morgen früh können wir aufbrechen“ antworte statt Sagrudson der ROM-Agent, der sich erst in der Forschungsanlage zu erkennen gegeben hatte. Doc war darüber nicht sehr begeistert gewesen und er musste sich fragen, ob es Blakes Wort ebenfalls gelungen war, einen weiteren Agenten in Ihren Reihen unterzubringen oder ob sie diesen mit der Enttarnung von Dukic bereits entdeckt hatten. Doc hoffte zumindest, dass es nicht noch weitere unliebsame Überraschungen dieser Art gab.
Dann drehte er sich nun komplett um und schaute in die Runde der kompletten Führungsmannschaft, die sich erwartungsvoll im Raum aufhielt.
„Gut, wir werden uns im Morgengrauen auf den Weg machen. Miko, Sergeant Caprese, lassen sie ihre Leute noch einmal ausruhen. Der Weg morgen wird nicht einfach sein und wir müssen davon ausgehen, dass die Neuankömmlinge versuchen werden sich uns in den Weg zu stellen. Da sollten wir ausgeschlafen sein und im Notfalle sehen können, über welche Ausweichwege wir zum Landungsschiff kommen.“
„Sergeant Caprese schaute missmutig hinüber zum Kontrollpult. In ihren Augen konnte Doc sehen, dass sie ebenfalls bereits aufgebrochen wäre. Doch es nützte alles nichts. Ohne die Blaupausen des Satelliten hätten die ihre Mission nur zur Hälfte erfüllt. Also mussten sie sich noch weiter gedulden.
„Doc-Sama, heißt das wir müssen erneut mit Angriffen rechnen?“ fragte Miko Tsuno, die seit der Flucht von 2nd Lt. Dukic die Führung über die Scoutlanze übernommen hatte.
„Wir sollten uns lieber darauf einrichten.“
„Und wissen wir, wer das ist?“ fragte jetzt Seargeant Sagrudson
„Nein, keine Ahnung“ gab Doc zu. Er hatte zwar so seine Vermutung, aber er wollte jetzt keine offene Diskussion darüber beginnen. Das hätte die ohnehin schon angespannte Lage vielleicht noch schlimmer gemacht.
„Wie gehen wir morgen vor?“ fragte nun Sergeant Caprese.
„Die Höllenhunde werden Vor- und Nachhut für die LKW´s und MTW´s sein, die Scouts werden ihrem Namen gerecht werden und die Umgebung sondieren. Sollten wir auf Feindeinheiten stoßen, dann will ich das möglichst früh wissen und nicht erst in einen Hinterhalt rennen, wenn es bereits zu spät ist.“
Wieder nickte Miko nur und Doc wusste, er konnte sich auf sie verlassen. Dann wandte er sich an Seargeant Caprese. „Sie sollten ihre Kommandos auf unseren LKW´s verteilen, genauso wie Sergeant Sagrudson. Adept Ivarson wird dasselbe sicher mit seinen Leuten machen. Wer auch immer da draußen ist, er wird sich die Beute holen wollen. Also werden sie zunächst einmal nicht auf die LKW´s feuern. Die MTW´s werden nur mit den Fahren besetzt sein. Sollten wir angegriffen werden, halten die Scouts und die Höllenhunde die Gegner auf und ihr prescht auf direktem Wege zum Landungsschiff. Aber vielleicht haben wir ja auch etwas Glück und sie treffen gar nicht auf uns oder denken gar, wir wären bereits weg.“
„Warum sollten sie das glauben sollen, Doc-Sama?“ fragte Miko ungläubig, während sich ein breites Grinsen in Docs Gesicht schlich.
„Och, ich weiss nicht… Ist nur so ne Ahnung…“ lachte er und hoffte, dass seine kleine List Ihnen zumindest etwas Zeit verschaffte. Vielleicht sogar noch mehr als das. Und selbst wenn nicht, dann würden sie ihren Feinden schon zeigen, wozu sie im Stande sein konnten.
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Nahe des Leipziger Raumhafens im Süden von Leipzig
Bryant, Chaos-Marken
3. Mai 3065, Früher Abend
„Na, Ihr Informant scheint doch nicht besonders sicher gewesen zu sein, oder?“ Eugenio war die Enttäuschung in seiner Stimme deutlich anzuhören, als er neben dem großen Geheimdienstmann stand und in das Tal unter Ihnen starrte, in dem der gewaltige ehemalige Raumhafen der verlassenen Stadt lag.
Mehrere Stunden waren sie jetzt unterwegs gewesen, hatten den Liquorice-River mühsam durch einen der vielen Mechtunnel unterquert und hatten dann das Tal erreicht, von dem aus das Signal ausging, dass der Informant des Krächzers angeblich unter die Chevaliers geschmuggelt hatte. Doch weit und breit war nichts von einem Landungsschiff zu sehen, der Raumhafen stand einsam verlassen und leer unter Ihnen. Etwas weiter südlichwestlich von Ihnen war ein gigantischer Kuppelbau in sich zusammengesunken und auf den ersten Blick hatte Eugenio gedacht, dass sie es gefunden hatten. Doch jetzt fragte er sich, ob die Chevaliers vielleicht bereits schon weg waren? Doch nichts schien hier darauf hinzudeuten, dass jemand in der letzten Vergangenheit hier gewesen war.
Der Krächzer blieb zunächst stumm und starrte auf das stete Signal auf einem kleinen Kasten, den er auf die hintere Ladefläche des Jeeps ausgebreitet hatte.
Adept Eugenio Burgiglio ließ seinen Blick wieder über die gigantische Sternenbundstadt schweifen, die sich unter Ihnen erstreckte. Zu Ihrer Blütezeit hatten mehr als 15 Millionen Menschen hier gelebt und gearbeitet und nun waren nur noch Ruinen geblieben, die sich über einem gigantischen Areal erstreckten. Von Ihrer jetzigen Position konnten sie durch den stetigen Regen den breiten Liquorice-River östlich von Ihnen schon nicht mehr sehen. Und die übrigen Reste der Stadt waren durch die hohen Hügel, den tiefhängenden Wolken und dem steten Regen ebenfalls nicht einsehbar. Eugenio wusste, dass die Stadt sich noch weitere 50 Kilometer nach Westen und fast 80 Kilometer nach Norden erstreckte. Ein großes Areal, in dem sich ihr Zielobjekt verstecken konnte. Doch früher oder später würden sie es finden und dann Gnade Ihnen Blake.
Er nahm das Fernglas herunter und blickte hinüber zu dem ROM-Agenten, der wie er selbst in einem Regenponcho am Jeep stand und immer noch das Signal zu hypnotisieren schien. „Vielleicht kommen wir schon zu spät.“
„Sie sind noch irchrrgendwo hierchrr“ sagte der Agent und schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein, obwohl er offensichtlich vor Wut zu kochen schien.
„Woher wollen sie das wissen? Es ist nichts da unten.“
„Dann werchrrden sie da eben rchrrunterchrr gehen und nachsehen…“ sagte der mysteriöse Agent schroff.
„Und warum gehen wir dann nicht in den Bloomindale Heights suchen. Ihr Informant hatte doch die Heights erwähnt?“
„Damit würchrrden wir sie eventuell vorchrrwarchrrnen. Und da es hierchrr eine Menge Tunnelanlagen gibt, könnten sie sich dadurch an uns vorchrrbeischmuggeln. Das heisst, wirchrr sollten dorchrrthin, wohin sie frchrrüherchrr oder späterchrr zwangsläufig zurchrrückkehrchrren werchrrden.“
„Das Landungsschiff…“ sagte Eugenio und der Krächzer nickte. „Na gut, dann werden wir mal da runter gehen und uns systematisch umschauen“ gab Eugenio kühl zurück.
Eugenio ging zu seinem Lancelot und startete ihn bald darauf. Er und seine Lanze machten sich auf den Weg und als sie unten an der Quelle des Signals angekommen waren, war er sich sicher, dass hier nicht das Geringste war. Kurz darauf kamen die Geheimdienstleute und durchkämmten die nähere Umgebung.
„Gut Leute, Schwärmt aus und schaut euch hier etwas um. Wenn ihr etwas findet, dann meldet euch.“ gab Eugenio in der Zwischenzeit an seine Sektion durch und machte sich selbst mit seinem Flügelmann Richtung Westen. Van Rhuyten und Raynes machten sich auf den Weg zu dem Kuppelbau, der sich ein paar hundert Meter im Süden erhob. Tanaka und Moosabin bewegten sich Richtung Norden.
Dann hörte er Van Rhyutens und Raynes aufgeregte Stimmen über den Funk.
„Sir, ich hab da was auf der Ortung, von Süden schnell näher kommend…“ gab Raynes durch.
„Ein Ripper“ gab Van Rhuyten „Einheitsinsignien sind von Dantons Chevaliers.“
„Schnappt ihn euch…“ gab Eugenio durch und wendete seinen Mech in Richtung seiner beiden Sektionsmitglieder.
„Hab Ihn…“ gab Raynes durch „SCHEIßE, er ist raus.“ Eugenio hörte, wie Raynes vor Frust gegen eine Seitenwand schlug“.
„Abwarten, ich weiß wo wir ihn noch abfangen können.“
„Erzähl nicht soviel mach hinne, Mann. Den Penner holen wir uns.“
Eugenio verdrehte die Augen. Van Rhuyten und Raynes gehörten nicht gerade zu den Piloten, die eine gepflegte Ausdrucksweise an den Tag legten. Im Gegenteil, sie waren beide ungehobelt und pöbelhaft. Aber sie hatten im Moment als einzige eine Chance den schnellen Heli vom Himmel zu holen, also mischte er sich nicht ein.
Dann hatte Raynes eine Zielerfassung und jagte dem Helikopter zehn Langstreckenraketen hinterher „Und Tschüß du Arsch.“ Fauchend schossen die Raketen aus den Läufen.
Eugenio hoffte, das Raynes getroffen hatte, eine zweite Chance würden sie wahrscheinlich nicht kriegen.
„GETROFFEN, HA, PENNER, NA WAS SAGST DU JETZT?“ brüllte Raynes durch den Funk, die Stimme seinem unerfahrenen jugendlichen Temperament angemessen aufgedreht.
„Jo, geiler Schuss, ich glaub das gibt heute doch noch ein Feierabend Bier“ stimmte Van Rhuyten ein.
„Nicht nur eins, nicht nur eins…“ gab Raynes zurück und jetzt reichte es Eugenio endgültig.
„RUHE in der Leitung“ schnauzte er die beiden Übermütigen an, dann fuhr er etwas ruhiger fort. „Wo ist der Heli hin?“ fragte er, als er Van Rhuyten und Raynes endlich erreicht hatte.
„Sir, ich habe ihn voll erwischt. Volle Breitseite, der ist abgeschmiert wie…“
„Haben sie noch seine Ortung, Akoluth?“ unterbrach er seinen Untergeben unwirsch. Jugendlicher Übermut in allen Ehren, aber irgendwie hatte er den Eindruck, dass Raynes noch dachte, dass Ganze sei ein Sandhurst-Manöver.
„Ähm, Sir, wir haben seine Ortung verloren. Er ist irgendwo da im Süden runtergekommen.“
„Sehen sie“ kam die Stimme des Krächzers über den Funk „die Chevalierchrrs sind noch irchrrgendwo hierchrr in derchrr Nähe. Lassen sie ausschwärchrrmen, wirchrr müssen sie finden.“
Eugenio gab den Befehl an seine Leute, nach dem runtergekommenen Helikopter zu suchen. Vielleicht konnten sie noch einen der Überlebenden gefangen nehmen, der sie dann zu dem Landungsschiff bringen würde. Und dann würden sie diese Chevaliers zerquetschen, daran hatte er keine Zweifel.
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In den Mechtunneln unterhalb von Leipzig
Leipzig, Bryant, Chaos-Marken
3. Mai 3065, Abends
Ein kleines Lagerfeuer prasselte am Boden des Mechtunnels ganz in der Nähe einer der Tunneleingänge. Draußen fiel unablässig der dichte Regen und Denny hatte den Eindruck, dass es auf diesem Planeten gar nichts anderes als Sturm und Regenfälle gab. Drei kleine Tiere, so wie es aussah wilde Kaninchen, die vor Hunderten von Jahren durch die Kolonisten eingeschleppt worden waren und sich seitdem rasend schnell verbreitet hatten, brutzelten über dem Feuer. Das mit Denny´s Aufbereitungstabletten gereinigte Wasser ging seine Runde zwischen den knapp ein Dutzend Gestalten, die sich um das kleine Feuer drängten. Denny hatte schweren Herzens seinen gesamten Notproviant aus dem Mech geholt und unter den Angehörigen dieser wilden Truppe geteilt.
Sie hatten es ihm förmlich aus der Hand gerissen und Denny hatte sich unwillkürlich gefragt, wie lange sie schon unter diesen Bedingungen gelebt hatten. Sein Blick fiel auf die abgehungerten Soldaten, die die Essensrationen nur so runterzuschlingen schienen.
„Wir sind seit fast drei Monaten hier, unsere Vorräte haben nicht mal zwei Wochen gereicht“ sagte James Lowcomb, der Cestuspilot, dem Dennys Blick aufgefallen sein mußte. Er hatte ein freundliches Gesicht und hätte mit seinen strahlend weissen Zähnen, dem makellosen Teint und seinen strubbeligen, leicht gelockten blonden Haaren auch einem Werbeplakat entsprungen sein können, wenn auch er nicht von den Umständen der letzten Zeit gezeichnet wäre.
„Aber kommen wir jetzt mal langsam zum Geschäftlichen, O.k.? Sie sagten, dort wo das herkommt, gibt es noch mehr, richtig?“
Denny nickte und schwieg weiter. Wie kam er hier bloß wieder raus?
„Und worauf warten wir dann noch. Dann lassen sie uns doch direkt zu Ihrem Maultier im Financial Distrikt gehen…“
Dennys Kopf ruckte zur Seite. „Sie wissen davon?“
Lowcomb lächelte nur dünn. „Mr. Dukic. Wie gesagt, wenn man sich seit drei Monaten hier herumschlägt, dann weiß man so einiges. Wie z.B. dass sie hier vor knapp einer Woche oder zehn Tagen hier angekommen sind. Dass sie einen Ausflug in die sogenannten Bloomigdale Heights gemacht haben, sich dort mit einer weiteren Söldnertruppe geprügelt haben, die sich aber kürzlich wieder davon gemacht haben.“
Denny blickte den blonden Mechkrieger abschätzend an, sagte aber nichts. Fehlte nur noch, dass er von seiner eigenen misslichen Lage auch noch wusste.
„Bevor ihr euch einfach so zu meinen Leuten führen kann“ sagte er dann schließlich, um etwas Zeit zum Nachdenken zu gewinnen „muß ich erstmal wissen, wer ihr überhaupt seid.“
Lowcomb wechselte wieder einen Blick mit seinen Leuten. Er schien zwar ihr Anführer zu sein, aber irgendwie wurde Denny den Eindruck nicht los, dass es sich hier nicht um eine militärische Einheit handelte.
„Na gut, ich denke, dass klingt vernünftig“ begann Lowcomb während er mit einem langen Stock im Lagerfeuer stocherte. „Tja, wie gesagt, wir sind vor drei Monaten hier gelandet…“
Denny runzelte die Strin „Hier gelandet? Ihr seid also keine Rebellen?“
Lowcomb wechselte einen Blick mit seinem Nachbarn, dem Piloten des Clint, einem grobschlächtigen Typen mit Namen Mardusa. „Wie kommen sie denn darauf?“
„Naja, keine regulären Uniformen, keine Einheits- oder Rangzeichen…“
„Nein, Rebellen sind wir nicht“ gab Lowcomb kopfschüttelnd zu, aber irgendwie wollte er anscheinend auch nicht mit der Wahrheit rausrücken.
„Also, Plünderer…“
„Tss, Tss, Tss, Mister Dukic, plündern ist so ein böses Wort. Sagen wir eher wir sind auf der Suche nach einigen persönlichen Dingen gewesen.“
„So viel Aufwand für ein paar persönliche Dinge?“ Denny war keineswegs überzeugt. Niemand wagte sich auf diesen Kontinent, wenn er nicht etwas Wertvolles suchte. Sollten diese Leute am Ende sogar auf dasselbe aus gewesen sein wie die Chevaliers?
„Warum haben sie sich keine Offizielle Lizenz von Dvensky geholt?“
„Nun, zum einen sind Dvenskys Gebühren… nun sagen wir einfach etwas saftig… und da es sich nun mal um persönliche Dinge handelte, habe ich auch gar nicht eingesehen, warum wir überhaupt…“ Dann brach er ab, so als ob er bereits auf dem Wege wäre, ein Geheimnis zu verraten. „Nun, weswegen war IHRE Einheit noch einmal hier?“ fragte Lowcomb und diesmal war Denny derjenige der schwieg.
„Na sehen sie“ fuhr Lowcomb fort. „Sie sagen mir nicht Ihrs, also sage ich Ihnen auch nichts Meins.“
„Also gut, was ist schief gelaufen?“
„Nun, alles lief gut, bis wir aus heiterem Himmel auf diese Mechs gestossen sind…“
„Bryants Truppen?“
„Nein“ antworte der Cestuspilot düster „Blakes Wort.“
Dennys Kopf ruckte zur Seite. „Blakes Wort? Seit ihr euch ganz sicher?“
„Definitiv. Die Zusammensetzung der Mechs deutet klar darauf hin. Und wir haben sogar ihre Abzeichen gesehen.“
Dennys Gedanken überschlugen sich. Blakes Wort war hier? Woher wussten sie…? Dann fügte er noch fehlende Puzzlesteine in seinem Kopf zusammen. Evander Povlsen!!! Er musste für Blakes Wort arbeiten, das war des Rätels Lösung. Irgendwie hatte Blakes Wort von ihrem Auftrag mitbekommen und sie hatten einen Agenten auf sie angesetzt. Dann mussten sie erst unter dem Deckmantel von Povlsen die Crusaders angeworben haben um die Drecksarbeit nicht selbst machen zu müssen. Doch nachdem er Carter mit viel Glück davon überzeugen konnte sich zurückzuziehen, würden sie den Job jetzt höchstwahrscheinlich selbst zu Ende bringen.
„Wie viele waren es?“
„Eine Sektion II, Mittelschwere Mechs.“
Sechs Mechs und dann auch noch Mittelschwere. Wenn die sich auf die drei Mechs und vier Panzer der Chevaliers stürzen würden, dann würde es mehr als eng werden. Denny wurde ganz schwindelig und er musste vor allem an Hank denken. Sein bester Freund war drauf und dran in einen Hinterhalt zu geraten und er wusste es womöglich noch nicht einmal.
Aber wie konnte er ihm helfen? Er konnte nicht zu den Chevs zurückkehren, denn dort erwartete ihn eine Anklage wegen Verrats, Desertation und Drogenbesitz. So beliebt, wie er bei den Chevaliers war, würde es ihn nicht wundern, wenn sie ihn standrechtlich erschiessen würden.
Doch andererseits…
Denny starrte in das prasselnde Feuer. Er konnte weder vor noch zurück und war in einer verzweifelten Lage.
Thorsten Kerensky
„Schlaglanze 03, Sparrow hier. Die Ablösung ist draußen, ich komme rein.“
„Hier Mission Command. Sparrow, Stellplatz 07, wie gehabt. Schönen Feierabend noch, Jara.“
Die Söldnerin seufzte leise. „Wenn die Nacht besser ist, als der Tag bis jetzt war, kann ich wenigstens ruhig wachliegen, Dani. Sparrow Ende.“
Jara Fokker, Mechpilotin, Sergeant, Mitglied der Dantons Chevaliers. Und gerade erst 19 Jahre alt, fast 20. Sie war jung für ihren Job, sehr jung. Und die Ereignisse dieser Nacht lasteten schwer auf ihren Schultern. Sie waren keine zwei Minuten draußen, als ein Scharfschütze die Kaserne unter Feuer legte, Scharnhorst, Peterson, zwei Elementare und ein AsTech waren zum Teil schwer verwundet worden, weil die Bryanter danach mit Artillerie zu Feuern begonnen hatten. Das Schlimmste daran war, dass niemand ihr erlaubt hatte, sich zu wehren. Dani, die junge Komm-Tech, die heute während dieser Wache Dienst schob, hatte sie mit den wichtigsten Infos versorgt, daher wusste sie, dass es keine direkten Toten gegeben hatte und dass irgendwas zwischen Germaine und dem Doc gewesen war, mehr aber auch nicht. Der Rest der Tages-Wache war alles andere als ruhig geblieben. Demonstranten, aufdringliche Militärs und Polizisten und zu allem Überfluss auch noch ein technischer Defekt in einer ihrer Raketenlafetten. Trotzdem hatte sie Zeit gefunden, nachzudenken. Und ihre fehlende Handlungsmöglichkeit und ihre Unwissenheit nagten an ihr. Tatsächlich konnte es kaum schlimmer kommen, dachte sie.
Ihr Puma schlurfte fast in seine Wartungsbucht und die junge Söldnerin stieg aus dem Cockpit, froh, endlich Feierabend zu haben. Neben ihrer Maschine kam Dawns Fenris zum Stehen, die Maschine ihrer Flügelfrau. Dawn war schwanger, aber außer Danton, Wallace, Jara und natürlich Dawn selbst wusste niemand davon. Auch diese Verantwortung lastete auf der blonden Schönheit, die zur Zeit ihren Glanz verloren hatte. Ihr Haar hing zu einem groben Zopf gebunden auf ihrem Rücken, ihre Körperhaltung ließ selbst ihren gut gebauten Körper, nur bedeckt von Stiefeln, Shorts, BH und Kühlweste, irgendwie unförmig und plump wirken.
Ein Tech reichte ihr ihre Uniformjacke und fröstelnd streifte sie die Kühlweste ab, um in das schwerere und wärmere Kleidungsstück zu schlüpfen. „Die rechte SRM meldet Status rot, guckt da mal nach.“, wies sie das Bodenpersonal an, dann verschwand sie aus dem Hangar in Richtung Dusche.
Das Wasser brachte nicht die erhoffte Wirkung, sie wurde zwar sauber, aber das Wohlgefühl, dass die Dusche ihr sonst verschaffte, blieb aus.
Auf dem Weg zu ihrem Quartier kam sie an der Kantine vorbei, aber Hunger verspürte sie keinen. Sie hatte die ganzen letzten Tage kaum gegessen und die Sanis würden sie bei der nächsten Untersuchung in zwei Tagen dafür anschnauzen, aber Jara verdrängte das und gab dem Wunsch, ein halbwegs weiches Bett zu erreichen, den Vorrang.
Sie warf ihre Sachen auf den Stuhl, der neben ihrer Schlafstätte stand und warf einen raschen Blick zum Tisch, wo ihr Datapad eine wichtige Nachricht durch nerviges Blinken anzeigte. Mürrisch griff sie nach dem kleinen technischen Wunderwerk und sah auf den Absender der Nachricht.
Schlagartig veränderte sich ihre Miene von schlaftrunken in total besorgt. Post von zu Hause kam nie als Eilpost, irgendetwas musste passiert sein. Ein paar Tastendrücke und eine Passwortabfrage später erschien die Nachricht auf dem Bildschirm.
„Hallo Jara!
Ich weiß gar nicht, wie ich es dir schonend beibringen soll. Vater und Cassandra sind auf der letzten Mission gefallen.
Das trifft dich sicher noch härter als mich, Schwesterherz, ich weiß, wie viel stärker dein Band zu ihm war. Ihr Todestag liegt zwei Tage vor dieser Botschaft, sie starben schnell und schmerzlos.
Mir bleibt kaum Zeit zum Trauern, die Einheit hatte Verluste und ich muss mich jetzt um alles kümmern. Ich bitte dich nur ungern darum, aber ich brauche dich hier, komm bitte zurück!
Wenn die ‚Rose der Cavalry’ hier wäre, würden die Leute mehr Hoffnung zeigen, ich glaube, sie vertrauen mir nicht so sehr, wie Vater oder Cassandra und dir.
Pass auf dich auf!
In Liebe
Dein Bruder Thomas.“
Jara las die Nachricht noch einmal, dann noch ein drittes Mal, aber die Worte blieben die Gleichen. Langsam dämmerte ihr, was sie gerade gelesen hatte. Mit einem Schlag hatte sie ihre Schwester und ihren Vater verloren. Ihre Familie war eine Familie von Söldnern, der Tod war ihr Geschäft, aber nun blieben nur noch Thomas und sie. Eine einzelne Träne rollte ihr aus dem Augenwinkel, als sie sich auf ihr Bett legte.
Dann fing sie an zu schluchzen und brach schließlich in Tränen aus, die sie irgendwann in einen traumlosen Schlaf brachten.