Andai Pryde
„Was zum Henker ist das dort? Juliane gehen sie auf Planquadrat 11-E und vergrößern sie es!“
Die Tech bestätigte und zoomte dann den geforderten Bereich heran.
Junée beugte sich vor und runzelte die Stirn.
„Sieht aus wie eine ehemalige Schwinge eines Adlers oder so.“
„Meinst du das könnte ein ehemaliges Ligazeichen sein?.“
Junée zuckte mit den Schultern.
„Schon möglich. Die Zechetinu wird ja in der Liga hergestellt und aufgrund der guten Kontakte zum Generalhauptmann werden oft Blakes Wort Offiziere auf solchen Schiffen stationiert, vielleicht haben sie es übernommen.“
„Selbst wenn, zu welchem Zweck? Die Titanwerften bei Terra dürften doch genug abwerfen, wenn ich mir anschaue, was Comstar so alles ins Feld geführt hat.“
„Äh Skip, das waren auch alles Bestände aus der Sternenbundzeit.“
Martyn blickte kurz zum Piloten, von dem der Einwand gekommen war, dann fiel seine Aufmerksamkeit wieder dem Display zu.
„Nun gut, sie haben es wohl noch nicht ganz übermalt.“
„Captain, ein gewisser Akoluth Grom in der Leitung.“
Martyn drehte sich zu Matt Wilkins, dem Kommoffizier um.
„Na dann her damit, was auch immer er will.“
Nigel drehte sich zu einem nahen Schirm um und musterte das kurz auftauchende Schwert Blakes Wort darauf und dann den Mann, der ins Bild kam.
Dieser Akoluth Grom war sehr jung, während er mit grünen Augen unter der Haube seiner Robe in die Kamera blickte.
Aber diese Augen verrieten den Mann. Er war alles andere als das, wonach er aussah, wie eigentlich immer. Wäre es nicht langweilig, einen ganz normalen Gesprächspartner zu haben, ist doch viel interessanter einen geheimnisvollen, schwer einzuschätzenden Gesprächspartner zu haben. Nigel seufzte während er zu einer Begrüßung ansetzte.
„Akoluth Grom, was kann ich für Sie tun?“
Der Akoluth lächelte, während er die Hände faltete und sich nach vorne beugte, wodurch seine Augen bedrohlich nahe zukommen schienen. Nigel kam sch unwillkürlich wie die Beute im Antlitz eines Raubtieres vor.
„Captain Martyn, wie ich vernommen habe.“
Die Augen blitzten kurz auf und die Kapuze der Blakeswortrobe bewegte sich kurz wellenartig, als er den Kopf leicht dazu neigte.
Arroganz war alles was Nigel für diese Pose und den Unterton in der Stimme des Blakisten an Eigenschaften aufbringen konnte.
Nigel riss sich zusammen und machte gute Miene zum bösen spiel:
„Ja, der dürfte ich dann wohl sein.“
„Captain, nun sie müssen verstehen, dass mir die überaus unangenehm ist, aber ich möchte sie darüber informieren, das wir ihr Schiff zu Transportzwecken benötigen.“
„Überaus unangenehm, pah so kann man so was auch nenne, ich nenne das entern.“
Mit einer Handbewegung, die nicht von der Kamera erfasst wurde brachte Nigel seine Stellvertreterin zum Schweigen.
„Akoluth, bei alle Respekt, wir sind ein freies Handelsschiff, dass im auftrage eines Privatmannes auf dem weg nach New Home ist.“
Der Akoluth lehnte sich zurück und faltete die Hände, wobei die Fingerspitzen sich leicht ineinander verschränkten.
„Nun Captain sagen wir es so, sie haben keine andere Wahl mehr, im Namen von Blakes Wort,“ ein kurzes metallisches Scheppern ertönte und hallte durch das Schiff, „werde ich ihr Schiff übernehmen, ihr Ladung löschen und sie in Vertrag nehmen, natürlich sollen ihre mühen vergolten werde und auch ihr Auftraggeber wurde genügend versorgt. Und Captain, eines noch, bitte leisten sie keinen Widerstand.“
Mit diesen Worten beendete er die Verbindung.
„Junêe hol mir Sofie und sag ihr, sie soll mit ihren Teams sämtliche Zugangsluken und Druckschotts überprüfen. Stell Patroullien auf und findet heraus was dieses Scheppern vorhin zu bedeuten hatte.“
„Skipper!“
„Was!“
Martyn wirbelte zu seinem Sensoroffizier herum und spießte ihn förmlich auf mit seinen Blicken.
„Die Korvette, sie nähert sich, ist bereits in Waffenreichweite.“
„Damit wäre weglaufen erst recht keine Option mehr.“
Junêe wandte sich bitter um und ging zum Brückenschott.
Nigel blickte ihr kurz hinterher.
Das Schott öffnete sich.
Irgendetwas erwischte Junêe und schleuderte den 1.Offzier der Crying Freedom zur Seite. Dann wabberte die Luft und ein recht menschlich aussehender Kampfanzug wurde sichtbar.
„Ein Purifier.“ ertönte es leise hinter Nigel.
Der rechte Arm des Battle Armors hob sich und deutete auf Nigel. Der Ruß geschwärzte Lauf verkündete Unheil und die blecherne, verstärkte Stimme, versprach kaum besseres.
„Captain Martyn, es tut mir leid sie unter diesen Umständen zu rekrutieren, aber sehen sie sich und ihre Crew als Blakes Wort Angestellte. Wenn sie bitte das Schiff auf das Andockmanöver vorbereiten würden.“
Zähneknirschend ergab sich Nigel Martyn den Befehlen des Mannes auch wenn es innerlich in ihm, gegen das schlimmste, das einem Schiffscaptain passieren konnte, rebellierte.
Andai Pryde
Nadirsprunpunkt Bryant System
Grummelnd blickte Nigel Martyn sich auf der Brücke seines Schiffes um, oder sollte er ehemaligen Schiffes sagen?
Nein!
Vier Blakes Wort Agenten mit vorgehaltenen Sturmgewehre und sechs Mechkrieger waren keine Streitmacht um die vierzig Mann starke Crew der Freedom ausschalten zu können, und das Schiff zu fliegen.
Nigel blickte auf den Sensorschirm und verfolgte die Operation der Blakisten.
Die Zechetinu Korvette drehte sich leicht ein und richtete sich für das Auflademanöver ein.
Die Klappen der Heckladekammern öffneten sich und das Sonnensegel wurde ausgefaltet.
Misstrauisch beäugte Nigel das Blakes Wort Schwert auf dem Segel und blickte durch das Loch in der Mitte gen Sonne.
Doch hatte er zu wenig für das Spektakel übrig, das ihm der Gigant bot.
Eine Idee beschlich ihn.
Sein Blick glitt kurz zu Junee, die mit einem Verband um die Stirn an der Hilfskonsole stand und die hereinkommenden Daten überwachte.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, schaute sie auf und ihre Blicke trafen sich.
Kurz.
Dann wanderte Nigels Blick zu dem Blakistenakoluthen, der mit seinem Gewehr am Brückenschott stand und gähnend das Geschehen auf dem Hauptschirm verfolgte.
Junee schlug schnell zu. Sie wirbelte herum und ließ sich dann fallen, so dass Nigel sein Messer zücken konnte und es fliegen ließ.
Durch die Tatsache, dass die Korvette sich noch in Bewegung befunden hatte, reichte die restliche, verbliebene Schwerkraft auf dem Landungsschiff der Overlord Klasse mehr als genug aus, um die knapp zwanzig Zentimeter lange Klinge, geschmeidig und gezielt zu ihrem Ziel zu bringen.
Röchelnd ging der Mann zu Boden, die Hand am Heft des in seinem Hals steckenden Messers.
Junee schnappte sich das Gewehr und Akihiro der Navigationsoffizier griff sich den Leichnam und zog ihn vom Schott weg.
Nigel nickte stumm und wandte sich dann seiner Konsole zu.
Mit zwei kurzen Fingerbewegungen gab er den Code für den Notfall ein und mehrere Decks weiter unten würden diverse Lichter auf dem Schiff flackern und eine kurze Stromstörung simulieren.
Das Signal, dass ein Grossteil der Crew unmissverständlich verstehen würde.
„OK, Brücke abriegeln und bereit halten.“
„Aye, Skip.“
Junee trat an ihn heran, das Gewehr umgehängt und blickte ihn fragend an.
„Und was jetzt?“
Nigel deutet auf die Korvette.
„Erst einmal von dem Ding da loskommen.“
„Jonas wie steht’s, bereit für ein paar kleinere Kunststückchen?“
„Na aber immer doch Skip.“
Der ehemalige lyranische Jagd- und Schiffspilot nickte freudig und schnallte sich dann an.
Seine Hände verharrten abwartend an den Kontrollen des Schiffes.
„Nigel, wie stellst du dir das vor, selbst mit maximaler Beschleunigung können die uns über Kilometer hin wegpusten.“
„Keine Sorge, das werden sie schon nicht.“
Dann wandte er sich an seinen Waffenoffizier.
„Sofie, wie gut kennst du dich mit dem Bauplan einer Zechetinu aus?“
„Huh eher mäßig Skip, das Teil ist ziemlich neu, aber ich denke ausreichend, warum?“
„Nun ich möchte ein paar gezielte Schüsse auf Stellen, wo es so richtig wehtut.“
Sofie blickte ihn kurz zweifelnd, dann nachdenklich an.
„Ich glaub, ich wüsste da was.“
Sie wandte sich um und tippte auf ihrer Konsole herum.
Auf der Brücke herrschte mittlerweile nicht mehr die beklemmende Atmosphäre der vorherigen Minuten, sondern eine freudig, gespannte Arbeitsatmosphäre, wie Nigel sie von seiner Brückencrew gewöhnt war.
„Gut. Jonas sobald ich den Befehl gebe, legen sie ab und steuern auf das Sonnensegel zu. Sofie feuert dann auf die Teile, die ihr wichtig erscheinen und wir machen uns dort davon.“
Er deutet auf das Loch genau in der Mitte des Sonnensegels.
Genau dort, wo das Heft des Blakes Wort Schwertes auf den kleinen Stern des Logos traf.
Ein erstauntes Pfeifen kam vom Piloten.
„Hui. Das wird hart, aber OK, Skip.“
„Nigel, du bist verrückt.“
Junee grinste ihn an und schwang sich dann auf ihren Sitz und schnallte sich an.
Nigel lächelte nicht, grimmig entschlossen setzte er sich auf seinen Kapitänsstuhl und starrte auf den breiten, grau-weißen Rumpf des Kriegsschiffes.
„Jetzt. Jonas!“
Mit einem leisem.„Das wird wehtun.“ Gab der Pilot vollen Rückwärtsschub und riss das Landungsschiff förmlich von dem Dockkragen los.
Metallfragmente ergossen sich in die Leere des Alls und der Overlord entfernte sich, Teile des Kragens noch am Rumpf hängend, von der Korvette.
Beinahe zeitgleich blitzen die Geschütze des eiförmigen Schiffes kurz auf und trafen diverse Stellen an der Korvette.
„Hab ihn. Is nicht viel, Skip, aber ihre Backbord Sensoren sind so gut wie taub und ich dürfte eine der Energiekupplungen erwischt haben. Das macht es ihnen zumindest schwerer auf uns zu Schießen. „
„Sehr gut Sofie. Jonas.“
„Aye.“
Das Schiff beschleunigte und raste auf das Sonnensegel zu.
Gebannt blickte Nigel auf das Loch in der Mitte und die Sterne dahinter, es würde eng werden.
„Festhalten.“
Ein scharfes Knirschen und ein schabendes Geräusch zogen sich durch das Schiff, als das größere Schiff sich durch das kleinere Loch des Sonnensegels zwängte und einen guten Teil des leicht gepanzerten Segels mit sich riss.
„Und jetzt zum Planeten. Wir gehen steil rein und halten auf den nördlichsten Pol zu. Hoffen wir, dass uns das Bryanter Wetter wenigstes etwas hilft.“
Ironheart
Blakes Wort schlägt zu
20 Kilometer Nördlich des Leipziger Raumhafens, Nord-Financial-District
Bryant, Chaos-Marken
4. Mai 3065
Nervös betrachtete Patrick „Doc“ Dolittle die Anzeigen des Radars seines Mantikor-Panzers, während sich der Konvoi der Chevaliers langsam durch die verlassenen Strassen von Leipzig bewegte. Doc wünschte, dass sie schneller vorankamen, doch die langsamen LKW konnten an einigen Stellen sich nur schwerfällig durch die Ruinen bewegen.
Sie hatten sich entschlossen, den bereits bekannten Weg im Norden zu nutzen, da die LKW´s nur mühsam voran kamen und sie die südliche Route noch weniger gut kannten. Ausserdem hoffte Doc, dass seine Platzierung des Peilsenders im Süden ihre eventuellen Verfolger verwirrt hatte.
Die Spitze des Konvois wurde angeführt von Hank Borers Dervish IIC, Björn Wissmanns Fury und sein eigener Mantikor. Die Nachhut bildete Miko Tsunos Kampffalke, Battaglinis Bulldog und Peter Niedermayers Mantikor. Finnegan Trent in seinem Kabuto tat das, was er am besten konnte. Er nutzte seine Geschwindigkeit und drehte unablässig seine Runden um den Konvoi herum und spielte den einsamen Scout. In der Mitte des Konvois fuhren die vier schweren LKW´s, flankiert von den leeren MTW´s. Die vier LKW´s sahen alle fast identisch aus, was auch vollkommen beabsichtigt war. Sollten sie tatsächlich angegriffen werden, wollten sie es den Angreifern nicht zu einfach machen. Auf diese Weise würden sie nicht wissen, welcher der LKW´s die wertvolle Fracht trug.
Die Kommandos von Sergeant Caprese und von Adept Ivarson hatten sich auf den LKW´s verteilt, die Pioniere von Sergeant Sagrudson fuhren die LKW´s und die MTW´s.
Wenn sie jetzt noch etwas Glück hatten, dann würden sie in ein bis zwei Stunden an der Skullcrusher und damit in Sicherheit sein.
Im Moment waren sie äußerst verwundbar und Doc wusste das. Den Angriff dieser Crusader hatten sie vor kurzem mit Viel Glück relativ schadlos überstanden. Die Schäden waren moderat ausgefallen und das meißte hatten sie beheben können, aber einige seiner Mechs und Panzer hatten bis zu 20 % weniger Panzerung als normal. Und wenn Dukic die Crusader nicht gestoppt hätte, dann wäre es wohl noch schlimmer ausgefallen.
Dukic! Doc´s Gedanken wanderten erneut zu dem dersertierten Anführer der Scoutlanze. Der Junge war ihm wahrlich ein Rätsel. Bislang hatte Doc ein relativ neutrales Bild von dem Lanzenführer gehabt. Aber seitdem er von dem Peilsender wusste, fragte er sich zunehmends, ob Dukic ein falsches Spiel gespielt hatte. Er wusste es einfach nicht, auch wenn viele Faktoren dafür sprachen. Und vielleicht würden sie es auch nie erfahren, da sie diesen Planeten in den nächsten Stunden verlassen würden.
Doch gerade als sie sich wieder einmal um einen größeren Trümmerberg herum wälzten, geschah das, von dem Doc gehofft hatte, es würde nicht passieren.
Finnegan Trens trockene Stimme erscholl mit einem einfachen „Kontakt“ aus dem Funk und schon schoss er in seinem Kabuto in Richtung Süden, von wo er etwas geortet haben musste. „Sechs Mechs schnell näher kommend“ gab er durch bevor Doc fragen konnte. Dieser hätte am liebsten laut durch den Funk geflucht. Waren die Crusaders doch wieder zurückgekehrt? Aber wie konnte das sein und warum taten sie so etwas?
Doch noch bevor er sich noch weitere Gedanken in dieser Richtung machen konnte, vernahm er eine weitere Stimme durch den Funk.
„Hier spricht Adept Eugenio Burgiglio, Erste Division „Wahre Hingabe IV-Beta, Blakes Wort. Sie sind unbefugter Weise im Besitz von LosTech, welches wir hiermit im Namen des einzig heiligen Ordens requirieren. Legen sie die Waffen nieder und wir sichern Ihnen freies Geleit zu. Jede Zuwiderhandlung wird in ihrer Vernichtung enden.“
„Ha“ Doc lachte einmal kurz und trocken auf und er öffnete einen Kanal Finn, bevor er diesem arroganten Blakisten antwortete. „Finn, gibt es da draußen noch mehr von der Sorte?“
„Nicht dass ich sie orten könnte
Die Blakes-Wort-Mechs kamen immer näher und schon bald würden sie in Waffenreichweite sein. „Ja Ja, wir sind nicht taub“ gab Doc unbeeindruckt zurück. „Aber ich habe keine Ahnung, von was sie da reden. Wir sind vor knapp drei Wochen hier gestrandet und haben nur versprengte Ausrüstung zusammengesucht. Daher gibt es nichts, was ihr…“
„Lügnerchrr“ michte sich nun eine dritte Stimme ein, die nach trockener Kreide klang, die man über eine Schiefertafel quietschen ließ.
Das war alles, was Doc von den Blakisten hörte. Er wartete aber schon nicht auf weitere Kommentare sondern hatte seine Befehle schön längst weitergegeben. Die Vorhut hatte bereits gewendet und würde die Nachhut gleich erreichen, während die LKW´s und MTW´s sich unbeeindruckt weiter Richtung Südwesten fortbewegten. Die Mechs und Panzer nahmen Aufstellung an, um sie vor den anstürmenden Mechs zu schützen.
Sorgenvoll wanderte Docs Blick hinüber zu seiner Funkerin Akila Mandalen. Sie sollte nicht hier sitzen, schoss es ihm durch den Kopf. Er warf es sich in diesem Augenblick selber vor, dass er nicht härter zu ihr gewesen war. Er hatte es ihr verboten, doch sie wollte bei ihm bleiben, um jeden Preis. Sie hatte ihm sogar gedroht und obwohl Doc wusste, dass sie es nicht ernst meinte war er eingeknickt und jetzt, Augenblicke vor dem Kampf, bereute er es.
Leise flüsterte er ein „Aki“ durch den Funk, woraufhin sie den Kopf zu ihm drehte. Er formte ein lautloses „Ich liebe dich“ mit den Lippen und erntete ein herzerwärmendes Lächeln.
Dann wandte sich Doc an die Chevaliers. „Gut Jungs. Haltet die Blakies auf solange es geht. Wir müssen nur unsere LKW´s durchbringen. Viel Glück euch allen.“
Als er die Bestätigungen über den Funk empfing, hoffte er alle wohlbehalten an Bord der Skullcrusher wieder zu treffen.
Doch ein böses Gefühl in seinem Hinterkopf sagte ihm, dass er einige Stimmen nie wieder hören würde.
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Fauchend schossen die Raketen aus Hanks Borers nahem Dervish IIC und gebannt verfolgte Sergeant Greta Caprese die Flugbahn der Raketen. Borer zeigte eindrucksvoll was er in der Liga und auf Solaris gelernt hatte, denn sowohl die 20 Raketen seiner beiden LSR-Lafetten trafen ihr Ziel akkurat, als auch die beiden ER M-Laser. Mit ihrem blossen Auge konnte Caprese zwar nicht die Verwüstungen an dem Blake-Mech erkennen, aber sie sah dass der Wyvern von der Wucht des Angriffs umgeworfen wurde. Gleichzeitig gingen aber die Angriffe der Blakisten auf Borers Mech ein.
Doch Hank hielt stand.
Mehr noch, er stellte sich wie ein schützender Schild vor die LKW´s, die hinter der Reihe der Mechs und Panzer langsam an den beiden kämpfenden Fraktionen vorbeikrochen und eine Strasse nahmen, die im Moment nicht von den Blakisten einsehbar waren.
Greta hatte sich vorne an das Führerhaus des LKW´s gehängt, ihr schweres Sturmgewehr im Anschlag und einen einschussigen KSR-Werfer umgehängt.
Der LKW brauste mit knapp 60 Sachen über die von Trümmern und Pflanzen überzogenenen ehemaligen Straßen der Sternenbundstadt und sie musste sich bereits mehrfach bei ihrem Karabinerhaken bedanken, mit dem sie sich an das Führerhaus verankert hatte.
Sie fegten die Strasse hinab, weg von den zurückbleibenden Mechs und Panzern, ihr Funkgerät gab ihr aber einen Status der Kampfsituation wieder.
Miko und Hank versuchten mit schnellen Rochaden auszuteilen und gleichzeitig möglichst selten getroffen zu werden. Die vier schweren Panzer gaben Ihnen Rückendeckung und teilten auch ordentlich aus. Trent hielt sich eher bedeckt und gab wahrscheinlich die eine oder andere Salve mit seinen Blitz-KSR´s ab, aber sonderlich schlagkräftig war sein Mech ohnehin nicht.
Greta war so beschäftigt dem Feuergefecht zu folgen, dass sie die beiden KSR´s die auf einen der vier MTW´s des Konvois erst bemerkte, als es bereits zu spät war. Noch bevor sie oder irgendjemand eine Warnung rufen konnte, schlug die erste Rakete in das Führerhaus ein und tötete ohne Zweifel den Fahrer und Beifahrer. Dann krachte die zweite Rakete in das Gefährt, hob es zwei Meter in die Luft, woraufhin der Transporter sich zur Seite neigend aufschlug über den brüchigen Beton schlitterte und in ein leerstehendes Gebäude krachte.
„ACHTUNG, feindliche Infanterie, zehn UHR“ schrie einer ihrer Leute und erwiderte das Feuer. Maschinengewehrseiten fegten hin und her und Greta merkte, wie ihr Fahrer langsamer wurde.
„Gebt GAS, weiter, weiter, nicht halten…“ brüllte sie durch den Funk. Wenn sie jetzt hielten, dann würden sie hier nicht mehr wegkommen.
Sie zog den Kopf ein, als ein paar Geschosse in das Führerhaus einschlugen und sie erwiderte das Feuer so gut es ging.
Das Feuer der Gegenseite war intensiv und sie hörte den einen oder anderen Schmerzenschrei durch den Funk, der ihr anzeigte, dass sie Verluste hatten.
Dann waren sie an der gegnerischen Infanteriestellung vorbei und Greta atmete erleichtert auf, sie waren daran vorbei und konnten jetzt direkt zum Landungsschiff vorstossen.
Doch sie hatte sich wohl zu früh gefreut. Wie aus dem Nichts tauchte von links ein Mech hinter den Gebäuden hervor.
Der Mech schwang einen Arm und Greta erkannte, wie blitzendes Metall sich direkt in die Seite eines weiteren Mannschaftstranporters bohrte und den Wagen auf die Seite warf. Quitschend und schliddern kam der Wagen zum liegen.
„Hey Greta, da sin´ zwei Mechs, die komm´zu euch, ne?“ gab Hank eine zu späte Warnung durch.
„Scheisse Hank, schon zu spät“ rief sie wütend zurück. „Sie haben uns schon gefunden.“
„Ich komm ja schon, ich komm ja. Muß nur die vier annern abschütt´ln, ne?“
Der Buccaneer, der mit seinem großen Beil den zweiten MTW erledigt hatte, feuerte indes weiter
Sein Medium Pulse Laser feuerte akkurat in die Seite eines der LKW und zerfetzte mehrere Reifen. Der neben ihm stehende Wyvern, der sich von Hanks brutalen Angriffen einigermaßen erholt zu haben schien, feuerte zwei leichte Laser auf die Reifen eines zweiten LKW´s.
Ihre Strategie war also klar und leider auch von Erfolg gekrönt. Beide LKW´s mussten abrupt bremsen, um nicht außer Kontrolle zu geraten. Sie kamen auf einem Gelände zum Stehen, welches früher mal ein Platz gewesen sein musste und welches sich unweit von der der Seitenstrasse befand, an der die beiden Blake-Mechs heraugekommen waren.
„Bildet ein Quaree“ rief Greta durch den Funk und schnallte sich ab. Die LKW´s versuchten eine provisorische Verteidigungsstellung einzunehmen, während die beiden Mechs schnell näher kamen. Zusätzlich dazu konnte Greta die Blakes-Wort-Infanteristen sich nähern sehen, und zwar sowohl von Norden als auch von Süden. Wie es aussah hatten die Blakies weiter im Süden noch eine zweite Stellung aufgebaut in die sie gerannt wären, wenn sie nicht vorher schon von den beiden Mechs aufgehalten worden wären.
„Scheisse, grabt euch ein“ gab sie durch. „Doc, Scouts, wir brauchen hier Hilfe“ gab sie durch und beobachtete, wie der Buccaneer und der Wyvern an sie herantraten und mit einem gezielten Laserbeschuss die beiden übrig gebliebenen MTW´s zu Schlacke zerschmolzen. Zum Glück waren aber Sergeant Sagrudson und seine Männer nicht mehr an Bord gewesen, so dass sie wenigstens keine weiteren Verluste beklagen mussten.
Dann eröffneten auch noch die Blake-Infanteristen das Feuer und jetzt saßen sie endültig in der Patsche. Einer ihrer Männer wurde von einem schweren Maschinengewehr erfasst, einer der Kommandos von Adept Ivarson wurde vom Medium Pulse Laser des Bucanneer gegrillt. Wenigstens feuerten die beiden Mechs nicht direkt auf die LKW´s sonst wären sie alle bereits Geschichte.
Doch trotzdem, wenn Ihnen nicht bald jemand zu Hilfe kam, dann waren sie erledigt.
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Voll konzentriert näherte sich Hank Borer in seinem Dervish IIC der Position der beiden Mechs, die die LKW´s der Chevaliers in die Enge getrieben hatten.
Als er sich aus östlicher Richtung kommend näherte, hielt er Ausschau nach den übrigen Mechs, doch niemand schien ihm gefolgt zu sein. Anscheinend dachten sie, dass der Bucanneer und der Wyvern schon alleine mit ihm fertig werden würden.
Er würde ihnen zeigen, dass das ein böser Fehler!
Hank war fast da, hatte seine Geschwindigkeit ein wenig abgebremst und näherte sich jetzt den beiden Mechs auf einer Route, mit der sie ihn wohl erst sehr spät entdecken würde. Seine Erfahrung in Stadtkämpfen ließ ihn instinktiv einen derartigen Weg wählen, der ihn im Ortungsschatten seiner Gegner ließ. Und da Greta ihm durchgegeben hatte, wo die LKW´s feststeckten, wusste er genau wo die Blakies waren. Sie aber sicher nicht, wo er war.
Als er sich auf unter hundert Meter genähert hatte, wollte er gerade seine Sprungdüsen aktivieren um den Kommandos zu Hilfe zu kommen, als er sah, wie der Wyvern sich wie von der Tarantel gestochen von dem Buccaneer trennte und in Richtung Süden preschte. Hank runzelte die Stirn, zögerte jetzt mit dem Angriff und holte sich über die Vergrößerung der Position nahe heran, die der Wyver-Pilot anvisierte.
Er sah einen einfachen Jeep auf eine Infanteriestellung zuschiessen, die die LKW´s der Chevaliers unter Feuer genommen hatten. Doch diese offensichtlich zu Blakes Wort gehörenden Infanteristen wurden nun von dem Jeep beschossen.
„Greta? Seid ihr das im Jeep?“ fragte er.
„Scheisse Hank, was für ein Jeep?“
Hank überlegte. Sollte er jetzt den Kommandos helfen, oder den Insassen im Jeep, die in diesem Augenblick von dem Wyvern getroffen wurden, sich aber hinter dem Jeep verschanzten? Oder sollte er sich lieber mit dem Buccaneer anlegen?
Er aktivierte seine Sprungdüsen und machte sich auf dem Weg zu dem Wyvern. Der Buccaneer würde schon von den LKW´s ablassen um seinem kleineren Kollegen zu helfen. Anders herum war sich Hank nicht so sicher.
Im Flug sah er, wie der Wyvern dem Jeep den Rest gab und Hank hoffte, dass die Jeep-Insassen sich hatten irgendwie retten können. Doch zumindest hatten sie den Wyvern-Piloten lange genug aufgehalten, so dass dieser die nahende Gefahr gar nicht kommen sah. Noch im Flug stellte Hank seine Zielerfassung ein, landete nur knapp 30 Meter hinter dem 45 Tonnen Mech und schickte all seine Waffen auf die Reise.
Als er sah, wie sich die beiden Medium-Laser in die relativ dünne und bereits durch einen Sturz geschwächte Rückenpartie bohrten und sich dann Bruchteile von Sekunden später auch 20 LSR und 4 KSR bis auf ein paar wenige Ausnahmen ins Ziel senkten, wusste er, dass der Mech keine Chance hatte. Seine Waffen bohrten sich einen Weg in die Eingeweide des Mechs und brachten die eingelagerte Raketenmunition zur Explosion. Die Sekundärexplosionen wiederum zerissen den Mech komplett und die Trümmer flogen in alle Himmelsrichtungen auseinander.
„Jiiiiihhaaaa“ brüllte Hank durch den Funk und bejubelte seinen Abschuss. „Doc, eina weniga auf der Liste, ne?“ gab er durch und drehte sich zu dem sich bereits nähernden Buccaneer um, der sich wie ein Racheengel auf ihn zupreschte.
„Gut Hank, aber mir wäre fast lieber du wärst hier. Die Blakies haben Björn von Wissmann erwischt und ich weiss nicht, wie lange wir noch durchhalten…“
„Kommt einfach zu mir rüber, wir nehm`se dann einfach hier durch die Mangel, ne?“
Doch statt einer Antwort knallten eine Reihe Exlosionen durch den Funk und erhielt er nur einen Strom von Verwünschungen. „Dieser Lancelot ist gut…“ hauchte Doc und inzwischen tauschte Hank einen Schusswechsel mit dem Buccaneer aus. „Nuja, der Buc hier is´ auch nich´ von schlechten
„Scheisse, Trent ist getroffen, sie haben Trent erwischt, er geht zu Boden…“ Hank lauschte angespannt. Irgendwie hatte er den Jungen ins Herz geschlossen und er hoffte, er würde wieder hochkommen. „Trent steh auf, Scheisse, die nehmen dich ins Visier…“ dann war Grabesstille.
„Wat is´ los? Is er…“
“Sie haben ihn erwischt” gab Doc durch und Hank krampfte seine Hände um seine Kontrollen.
„Is´ er tot?“
„Er ist ausgestiegen, ich hoffe er kann sich zum Landungsschiff durchlagen.“
Hank schloss für einen Augenblick die Augen, damit war wohl kaum zu rechnen. Er hoffte das Beste für seinen Staffelkameraden, aber wahrscheinlich würde er ihn nie weidersehen. Wahrscheinlich genauso wenig wie Denny.
Der Junge fehlte ihm. Wäre er hier gewesen, wäre der Verlauf des Kampfes sicher noch ein anderer gewesen. Zusammen hätten sie die Blakies auseinandergenommen. Aber so?
Auch wenn Hank am Anfang gedacht hatte, sie hätten gegen diese Blakies bestehen können, so hatte er sich vielleicht doch geirrt. Ihre Maschinen waren bereits angeschlagen, die der Blakies noch nicht. Und auch wenn sie vielleicht cleverer, erfahrener und treffsicherer waren als sie. Im Moment sah es alles andere als gut aus.
Und als ob er seine Gedanken unterstreichen wollte, versetzte ihm der Buccaneer eine Salve, die sich gewaschen hatte.
Und Hank machte sich wieder einmal daran, was er am besten in seinem Leben konnte.
Gegen einen feindlichen Mech eins zu eins bestehen.
Casper
Klasse B Com Star- Einrichtung, Brein
Bryant, Chaos-Marken
29.April 3065
Rebecca fluchte. Mit tropfnassen Haaren kam sie aus der Dusche.
„Dieser dreckige Stravag, was fällt ihm ein sich einfach irgendwo auf die Lauer zu legen und hilflose Menschen zu erschießen." Sie nahm sich ein Handtuch von der Ablage und versuchte ihre Haare einzuwickeln, doch ihre Hände zitterten vor Wut so sehr, dass sie es aufgab und das Handtuch wütend auf den nassen Kachelboden des Duschraums warf: „Er hätte rauskommen können und das Ganze in einem Kampf Mann gegen Mann austragen können. Aber nein, diese miesen Freigeburten haben nichts besseres im Sinn, als ein ehrloses Attentat." Sie hob das durchnässte Handtuch auf und begann sich notdürftig damit abzutrocknen. „Wenn ich den in die Finger bekommen hätte, ich hätte ihn spüren lassen was eine Wahrgeborene von solchen dezgra Taktiken hält." Sie spuckte verächtlich aus und hielt mit einem Mal inne:
Ja, sie hatte ihn schließlich spüren lassen, was sie von ihm hielt. Mit einem M-Laser ihres Warhammers, aber da war es bereits zu spät gewesen. Ihr Captain war lebensgefährlich verletzt, ein Tech für Wochen außer Dienst, an die weiteren Konsequenzen durch den Granatbeschuss mochte sie gar nicht denken.
Wie hatte das passieren können? Sie hatte Dienst! Sie hätte den Attentäter bemerken können! Zumindest hätte sie das Haus unter besserer Beobachtung halten müssen, schließlich war es das einzige mit Blick auf den Innenhof des HPGs. Missmutig suchte Rebecca sich ihre Kleider zusammen und begann sich anzuziehen, aber die Gedanken ließen sie nicht los.
Ihre Intuition hätte sie warnen müssen. Die Gefahr hätte spürbar sein sollen. Sie war schließlich nicht irgendein dahergelaufener Mechjockey. Sie war die Elite, eine wahrgeborene Clankriegerin, gezüchtet für den Kampf, ausselektiert auch solche Gefahrensituationen zu erspüren. Wo war ihr dieser sechste Sinn für Gefahr abhanden gekommen? Diese Intuition, die in einer Gefahrensituation nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Untergebenen in der Lanze schützen sollte?
In Rebecca keimte die Erkenntnis auf versagt zu haben. Denn es war viel schlimmer als sie sich bis jetzt bewusst gemacht hatte: Ihr Verlust an Antizipation hatte sie nicht das eigene Leben gekostet, sondern wenn es hart kam das Leben von Menschen für deren Sicherheit sie zu diesem Zeitpunkt verantwortlich war. Der Grund für ihr Versagen konnte nur in mangelnder Aufmerksamkeit gelegen haben.
Wütend über sich selbst drosch sie mit der Faust auf die Tür der Duschkabine ein, die mit einem höhnischen Quietschen einmal auf und dann langsam wieder zurückschwang.
Hatte sie etwa in Gedanken schon unter der warmen Dusche gestanden oder waren ihre Gedanken bei Finn und seinem ungewissen Schicksal gewesen?
Was redete sie da? Sie sollte aufhören an diese kleine Freigeburt zu denken und sich lieber an ihrem Vorgänger ein Beispiel nehmen. Sergeant Major Jan hatte die Intuition besessen, die ihr heute abgegangen war. Er war immer ganz bei der Sache gewesen. Wie hatte er noch zu ihr gesagt?
"Wenn du dich nicht mehr ganz auf den Kampf konzentrieren kannst, schieß dir besser direkt eine Kugel in den Kopf."
Bis jetzt hatte sie den Satz als dezgra abgetan. Sie verließ den Duschraum und die Tür fiel mit einem heftigen Knall ins Schloss. Rebecca war froh, dass niemand auf dem Gang unterwegs war. Gesellschaft brauchte sie jetzt am wenigsten. Sie hatte das dringende Bedürfnis nach frischer Luft und schlug deshalb den Weg zu ihrem Quartier ein, um ihren Mantel zu holen. Den Satz von Sergeant Major Jan, der ihr da eben durch den Kopf geschossen war, hatte sie bis heute noch nie verstanden.
Sie hatte gedacht, dass sie immer ganz auf den Kampf fokussiert war, so wie ihr Totem. Hatte der Geisterbär sich einmal für eine Sache entschieden, so brachte ihn nichts mehr davon ab. Aber nach dieser Sache heute da glaubte Rebecca zum ersten Mal einen Sinn in dem Satz zu erkennen:
War man im Kampf nicht konzentriert, dann hatte der Gegner leichtes Spiel. Man war nur noch die Kugel wert, die einen aus dem Leben hinausbeförderte. Natürlich war eine Wache nicht gleichbedeutend mit einem Kampf. Aber es konnte immer zu einem Kampf kommen und sie war im entscheidenden Augenblick eben nicht aufmerksam gewesen.
Hätte sie ihr Leben für ihre Kameraden eingesetzt, wäre Schlimmeres vermieden worden. Wenn sie rechtzeitig zwischen dem Captain und dem Attentäter gestanden hätte, wäre all das nicht passiert. Sergeant Major Jan war aufmerksam gewesen und hatte genau das getan, was sie versäumt hatte. Er hatte sich zwischen Rebecca und ihre Gegner gestellt und ihr so das Leben gerettet.
Rebecca schlug erneut mit der Faust zu. Diesmal gegen die Tür ihres Quartiers, der Schmerz, der ihren Handrücken durchzuckte brachte sie kurzzeitig zur Besinnung. Sie ging hinein und streifte ihren Mantel über. So schnell wie sie ihr Quartier betreten hatte verließ sie es auch wieder. Sie strebte der nächsten Ausgangstüre entgegen und ließ die Kaserne hinter sich.
Scharf sog sie Luft ein. Teils weil die Kälte hart in ihre Lungen schnitt, teils weil der Gedanke an Sergeant Major Jan sie schmerzte. Sie schuldete diesem alten Solahma ihr Leben. Als ob es nicht schlimm genug gewesen wäre jemandem das Leben zu Schulden. Nein, sie schuldete ihr Leben einem Menschen den sie durch Geburt und Alter bestenfalls als minderwertig angesehen hatte. Auch die Tatsache, dass sie sich nie bei Sergeant Major Jan würde revanchieren können, machte die Sache nicht leichter. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen musste sie sich eingestehen, dass sie sich nicht einmal dafür schämte von der Freigeburt Sergeant Major Jan gerettet worden zu sein. Sie fühlte sich sogar dadurch gewürdigt und sie würde ihn von nun an auch entsprechend würdigen. Sergeant Major Jan Dupree hatte sich seinen Zweitnamen wirklich verdient
Das Chaos ihrer Gefühle drohte sie zu überwältigen, als sie zügig in die Kälte ausschritt. Sie war diese Wirren nicht gewohnt. Sergeant Major Dupree, Mechkrieger Finn, Captain Scharnhorst, es gab über so viele Dinge und ungewisse Schicksale nachzudenken. An und für sich belastete sie der Tod eines Kriegers nicht, hatte er doch schließlich die Aufgabe seines Lebens gemeistert. Aber im Moment war alles anders. Sie sollte wie ihr Totem sein, ruhig und besonnen, auf ihr Ziel konzentriert. Statt dessen kam sie nicht einmal mit dem Offensichtlichen zurecht. Aber war sie nicht auch schon in ihrer Geschko für ihr hitzköpfiges und impulsives Verhalten gerügt worden.
Während sie das HPG umrundete fraß sich die Kälte in ihre Wangen und ein taubes Gefühl machte sich in ihren Händen breit. Im Moment drängte ihr Inneres danach die Verantwortlichen des Attentates aufzuspüren und ihnen in einem Kampf Mann gegen Mann die Köpfe einzuschlagen. War das nicht auch das Mittel zur Bewältigung von Sergeant Major Duprees Tod gewesen? Einfach den Hang hinaufstürmen und Kendas Truppe vernichten? Sergeant Major Dupree nachträglich beweisen, dass sich die Guten nur mit den Guten vergleichen lassen? Aber hatte es etwas gebracht?
Das Gefühl der Leere war trotzdem über sie hereingebrochen. Nur eben ein wenig später, als das Adrenalin abgebaut war. Dafür war es dann umso schlimmer. Es war ihr vorgekommen, als hätte sich der Boden vor ihr aufgetan und sie wäre in ein endloses Loch gestürzt.
Sie wischte den Gedanken beiseite, stopfte wutschnaubend ihre vor Kälte steifen Hände in die Taschen des Mantels und machte kehrt. Diese Freigeburten der inneren Sphäre verweichlichten sie. Jetzt fiel sie schon den gleichen Gefühlsduseleien anheim wie diese Unterprivilegierten. Kopfschüttelnd betrat sie wieder das HPG. Die Wärme färbte ihre Wangen rosig und Rebecca begann den dicken Wintermantel aufzuknöpfen. Unschlüssig ging sie weiter. Sie musste aufpassen, sonst endete sie wie ihre Geschkin Judith. Die schien sich bestens eingelebt zu haben und genoss das emotionale Durcheinander dieser Horde von Stravags in vollen Zügen. Judith drohte zu verweichlichen und sich von den Idealen der Clans zu entfernen. Eine Rückkehr in den Schoß des Clans wurde für sie mit jedem Tag schwerer werden. Rebecca schwor sich, dass ihr das nicht passieren würde, sie würde von nun an das Raubtier sein. Nur auf das Ziel, nur auf die Beute fokussiert.
Stehen bleiben und sich umschauen wohin die Füße sie getragen hatte, war das Eine. Realisieren wohin sie gegangen war, war etwas Anderes. Ihr Weg hatte sie tatsächlich bis auf wenige Schritte zu dem Quartier geführt, das Finn während der Zeit auf Brein bewohnen sollte. Rebecca stöhnte auf. Mechkrieger Finn, das war der nächste Nagel zu ihrem Sarg.
Es hätte alles so einfach sein können. Die Tür öffnen, hineingehen und sich mit Finn paaren. Aber das ging nicht, wenn der Stravag denn überhaupt noch lebte. Was fiel dieser Freigeburt überhaupt ein, erst wies er sie zurück und dann stürzte er auch noch einfach ab. Der Gedanke versetzte ihr einen Stich. Sie lehnte ihren Kopf an die Tür. Wenn sie jetzt nie die Gelegenheit haben würde sich mit ihm zu paaren, dann... .
Doch wenn sie ehrlich war, das war es nicht, was sie so sehr schmerzte. Sie musste sich eingestehen, es war wieder der Verlust und der ging ihr sogar noch näher als der von Sergeant Major Dupree.
„Beruhige dich Rebecca!", ermahnte sie sich selbst und entfernte sich eilig von Finns Quartier. Bisher hatte noch niemand gesehen, dass sie verwirrt vor dem leeren Zimmer stand. „Du bist nicht verantwortlich für Finns Schicksal." Wie ein Mantra wiederholte sie diesen Satz während sie über die nur von der Notbeleuchtung erhellten Gänge zurück zu ihrem Quartier ging. Merkwürdigerweise brachte ihr dieser, doch durchaus logische Gedanke, keine Erleichterung. Sollte etwa... ?
Nein, das konnte nicht sein, das durfte auch gar nicht sein. Wieder schob sie einen Gedanken weg, während sie im Halbdunkel ihre Zimmertür öffnete. Erst als sie ihre Kleidung abgelegt hatte und sich in dem spartanisch eingerichteten Raum zur Ruhe gelegt hatte, wurde ihr bewusst, dass das Wegschieben vielleicht genau der Fehler war.
Vielleicht mussten die Gedanken zuende gedacht werden, doch sie wusste auch, dass sie das nicht alleine schaffen würde. Sie würde sich Rat holen. Zielsicher stand sie auf und zog sich wieder an. Die Unentschlossenheit der letzten Stunden war aus ihrem Gesicht gewichen. In den dunklen Augen war deutlich zu sehen, dass sie sich ein Ziel gesetzt hatte.
Casper
Klasse B Com Star- Einrichtung, Brein
Bryant, Chaos-Marken
Nacht vom 29. auf den 30.April 3065
Nachdem sie ihr Zimmer verlassen hatte eilte sie auf dem schnellstmöglichen Weg ihrem Ziel entgegen. Die Sohlen ihrer Sportschuhe erzeugten auf dem Linoleumboden bei jedem Schritt ein leises Quietschen auf dem ansonsten stillen Korridor. Bevor sie in den Gang einbog, der sie zu ihrem Ziel brachte, rief sie sich selbst zur Ordnung. Sie ging langsamer, um ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bringen.
„Sergeant Rowan?", Rebecca klopfte an eine Tür. Im Inneren glaubte sie ein Geräusch gehört zu haben, aber die Tür öffnete sich nicht. Sie blickte kurz auf ihren Chronometer nur um festzustellen, was sie sowieso wusste: Kurz vor Mitternacht. Laut Wachplan hatte Rowan Freiwache, wahrscheinlich würde er schlafen. Sollte sie Morgen wiederkommen? Rebecca zögerte kurz, entschied sich dann jedoch erneut zu klopfen.
„Sergeant Rowan?"
Erneut vernahm Rebecca Geräusche aus dem Inneren des Raums, und diesmal wurde ihr geöffnet. Grelles Licht fiel aus dem Zimmer auf den nur spärlich beleuchteten Gang und blendete Rebecca kurzzeitig. Ihre Augen passten sich den veränderten Lichtverhältnissen jedoch schnell an, insbesondere da sich der Türrahmen mit einer kantigen Gestalt füllte. Rebecca erkannte den Elementar; vielmehr einen Elementar, wie sich selbst verbesserte. Es war Saya, die ihr reichlich unbekleidet gegenüber stand. Ein Bettlaken, das für einen Elementar viel zu klein ausfiel bedeckte lediglich ihren gestählten Oberkörper. Verärgert und herausfordernd blickte sie Rebecca an.
Wut stieg in Rebecca auf. Fast wäre ihr hitzköpfiges Temperament durchgebrochen. Was fiel dieser Elementarin ein sich hier mit Rowan zu paaren während sie mit ihm... . Mühsam kämpfte Rebecca die Emotion herunter und wandte sich beherrscht an Saya:
„Ich muss mit Sergeant Rowan sprechen Elementar Saya."
„Rowan ist nicht hier Sergeant Major Rebecca!", kam die kühle Antwort von Saya. Sie schien eine eigene Vermutung zu haben, was Rebecca mit Gespräch meinte. Betont gelassen stützte sie sich dabei mit einem Arm im Türrahmen ab. Dabei rutschte das Bettlaken ein wenig nach unten und enthüllte den Ansatz ihrer linken Brust.
Erneut eine bewusste Provokation und ein nicht eben subtiler Hinweis, dessen war sich Rebecca sicher:
„Elementar Saya, ich habe jetzt keine Zeit für irgendwelche Spiele. Ich muss Sergeant Rowan sprechen. Sofort!", knurrte Rebecca wütend. Was dachte diese Saya sich dabei? Glaubte sie wirklich, Rebecca wollte sich mit Rowan paaren. Ein absurder Gedanke, der Elementar war schließlich Solahma!
Auch Saya schien zu erkennen, dass es Rebecca nicht um eine Paarung mit Rowan ging; zumindest im Moment nicht. Irgendetwas schien dem Sergeant Major auf der Zunge zu brennen. Saya konnte Rebeccas Ungeduld nahezu greifbar spüren. Sie fragte sich insgeheim, was wohl der Grund war, aus dem Rebecca so dringend mit Rowan sprechen musste. Wenn sie das Feuer in Rebeccas Augen betrachtete und die Wut in ihrer Stimme richtig interpretierte, dann musste sie mächtig wütend auf Rowan sein. Auf die Idee, dass die Wut ihr selbst galt, kam Saya nicht.
Wahrscheinlich war Rebecca genauso wütend auf Rowan wie sie selbst. Die Tatsache, dass der Sergeant nicht den Befehl gegeben hatte diese Freigeburten in der Granatwerferstellung zu töten, war ihr nach wie vor unerklärlich. Schließlich hatten sie Philip schwer verletzt und sich dezgra verhalten. Sollte die hitzköpfige Rebecca Rowan doch ruhig ordentlich zusammenstauchen. Das geschah ihm ganz recht. Saya raffte das Laken wieder zusammen.
„Rowan ist nicht hier Sergeant Major Rebecca!", wiederholte Saya und versuchte ihre Stimme dabei möglichst neutral klingen zu lassen, um dem vorangegangenen Wortgefecht die Schärfe zu nehmen. „Soll ich dir sagen, wo du ihn finden kannst, Frapos?"
„Pos!", stieß Rebecca hervor, die sich immer noch maßlos über das, in ihren Augen, kindische Verhalten von Saya ärgerte.
„Du wirst ihn vermutlich auf dem kleinen Trainingsplatz hinter dem HPG finden Sergeant Major Rebecca.", Saya blickte ihrem Gegenüber fest in die Augen.
Rebecca warf Saya noch einen wütenden Blick zu, wandte sich dann grußlos ab und verschwand im Dunkel des Gangs.
Saya starrte noch eine Weile in den leeren Gang hinein. Kopfschüttelnd dachte sie über diese unwirkliche Begegnung nach. Wenn Rowan nachher auf sein Quartier kam, würde sie ihm ordentlich auf den Zahn fühlen. Sie wünschte Rebecca, dass Rowan dann topfit sein würde. Heute würde sich nur Eine mit Sergeant Rowan paaren. Saya Geisterbär. Mit einem Fluch auf den Lippen drehte sie sich ins Zimmer zurück, kurz konnte man im Halbdunkel ihren vernarbten Rücken und die frischen Wunden erkennen, dann fiel die Tür in das Schloss.
***
Genervt hastete Rebecca zurück zu ihrem Quartier, griff sich ihren Mantel, den sie sich auf dem Weg zum Ausgang überwarf. Der Nachtfrost auf Brein war im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend. Wie immer raubte es Rebecca kurzfristig den Atem, dennoch hastete sie weiter. Als sie über einen verschneiten Fußweg zu dem kleinen Trainingsplatz gestolpert war, stockte ihr erneut der Atem. Diesmal nicht vor Kälte, sondern aufgrund des Anblicks, der sich ihr bot.
Der kleine Trainingsplatz war vom Schnee befreit worden und der graue Asphalt war im Dunkel schemenhaft zu erkennen. Die Schnüre der Fahnenmasten, die den Platz an einer Seite begrenzten, peitschten im eisigen Wind gegen das Aluminium und erzeugten ein singendes Geräusch. In der Mitte des Platzes, abgewandt von Rebecca, hatte sich Rowan Geisterbär niedergelassen. Er trug lediglich eine weite weiße Hose und Stiefel. Sein Oberkörper war unbekleidet, dennoch schien er nicht zu frieren. Silbriges Licht, des hoch am Himmel stehenden Trabanten von Brein, tauchte den klobigen Körper des Elementars in ein gespenstisches Licht. Rebecca konnte die einzelnen Muskelpartien von Rowans Rücken genau erkennen, die in diesem diffusen Spiel aus Licht und Schatten noch größer erschienen als sie ohnehin schon waren.
Langsam und lautlos näherte sich Rebecca dem Hünen. Eigentlich sollte sie ihn nicht stören, aber das Anliegen brannte wie Feuer in ihr.
„Komm ruhig näher Rebecca Geisterbär. Ist es nicht fast wie zu Hause, Frapos?", die tiefe Stimme des Elementars schreckte Rebecca auf.
Da war sie, diese Intuition, die ihr heute bei der Wache abgegangen war. Rowan hatte sie. Das war der Grund warum sie ihn ansprechen wollte.
Rebecca ließ sich neben dem Hünen nieder.
„Pos!", antwortete sie noch diszipliniert, doch dann brach es aus ihr hervor, wie superheißes Plasma aus einem geschmolzenen Reaktor.
„Ich weiß einfach nicht weiter Rowan Geisterbär. Das Leben hier in der Inneren Sphäre macht mir mehr zu schaffen, als ich mir bisher eingestanden habe. Du hast dich bewusst für ein Leben hier entschieden und ich habe gehofft, dass du mir einen Ratschlag geben kannst."
Als Reaktion auf Rebeccas Worte wandte Rowan seinen Kopf in ihre Richtung und zog verwundert eine Augenbraue nach oben. Bevor er jedoch antworten konnte, fuhr Rebecca fort. Sie schien ihre Probleme, nun da sie begonnen hatte zu Sprechen, alle auf einmal loswerden zu wollen.
„Da ist zum Einen die Sache heute. Rowan, ich bin Clan! Ich bin ein Geisterbär! Ich hätte doch spüren müssen, dass etwas falsch lief. Meine Instinkte können mich doch nicht so im Stich lassen. Ich hätte verhindern können, dass der Attentäter zuschlägt. Dann wäre auch der Granatbeschuss nicht geschehen.“ Sie legte eine Pause ein. „Außerdem ist da die Sache mit Sergeant Major Duprees Tod."
Wieder stutzte der Geisterbären-Elementar, hörte aber weiter wortlos zu.
„Er hat sein Leben für mich geopfert. Er hat auf seine Kameraden achtgegeben bis in den Tod. Rowan, es ist tatsächlich so weit, dass ich diese Solahma-Freigeburt schätze.", Rebecca hielt nur kurz inne, als ihr auffiel, dass Rowan ebenfalls ein Solahma war. Doch sie hatte noch nicht alles ausgesprochen, daher arbeitete sie sich hektisch zum letzten Punkt vor, in ständiger Furcht die eigene Courage könnte sie verlassen.
„Und dann ist da noch Mechkrieger Finn. Er hat es abgelehnt sich mit mir zu paaren.", als sie sah wie ein Lächeln über das Gesicht des Riesen huschte, fügte sie giftig hinzu: „Bei diesen Freigeburten spricht sich auch alles herum. Auf jeden Fall Rowan, ich war nicht wütend auf ihn. Es war sogar eine Erleichterung als er nicht kam und wir trotz dessen weiter miteinander zurechtkamen. Ich frage mich was aus ihm geworden ist.", der letzte Satz war ihr nur noch zaghaft und verhalten über die Lippen gekommen. Fast als hätte sie ihn nur für sich selbst gesagt.
Rowan blickte sie eine Weile an, er schien nachzudenken.
„Rebecca Geisterbär, ich zweifele hiermit deine Autorität und Objektivität an und fordere dich heraus!", es kam schnörkellos und geradeheraus.
Verstört blickte Rebecca auf, Wut kochte in ihr hoch.
„Du solltest dich darauf einstellen, dass so etwas passiert, wenn du wieder im Clan bist und du deine Gefühle und Selbstzweifel so offen mit dir herumträgst.", Rowan reichte ihr versöhnlich die Hand und half ihr auf die Beine: „Ich habe mich dem hiesigen Verständnis von Humor bereits gut angepasst, Frapos?
„Pos, Sergeant Rowan!", Rebecca atmete auf, die Wut verschwand so schnell wie sie gekommen war. Er hatte tatsächlich einen Scherz versucht.
„Übrigens könnte dir das auch passieren, wenn du bei Norton mit deinen Gefühlen hausieren gehst.", der Riese erhob sich jetzt ebenfalls und glitt geschmeidig in die weiße Lederjacke, die bislang neben ihm gelegen hatte. „Lass uns ein Stück gehen Rebecca Geisterbär."
Der Elementar schlug eine Richtung ein, die sie von den geräumten Wegen wegführte. Immer wieder blickte er nach oben in die eisige Nacht. Der Himmel war klar und die Sterne deutlich sichtbar, was nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen war, dass das Regime sparsam mit seinen Ressourcen umging. Nur an den neuralgischen Punkten brannte elektrisches Licht und raubte den Sternen ihre Leuchtkraft.
„Ich glaube deine Schwierigkeit liegt nicht darin, dass du Probleme mit dem Leben in der Inneren Sphäre hast. Es ist viel mehr so, dass in dir einige der ureigensten Faktoren und spezifischen Merkmale unseres Clans an die Oberfläche drängen. Du bist doch aus den Blutlinien der Tseng hervorgegangen Rebecca Geisterbär, Frapos?"
"Pos!", keuchte Rebecca atemlos. Sie hatte Mühe mit dem riesenhaften Mann Schritt zu halten, der die zum Teil fast meterhohen Schneewehen abseits der Wege problemlos durchpflügte. Ihr blieb nur wenig Luft um zu Sprechen.
"Dir sollte doch die Erinnerung besonders geläufig sein.", fuhr Rowan fort. "Die Geisterbären sind bekanntlich der einzige Clan, der von einem verheirateten Paar gegründet worden ist."
Natürlich kannte Rebecca die Geschichte ihres Clans, doch Rowan entwarf in dieser bitterkalten Winternacht ein Bild ihres Clans, wie sie es noch nie gesehen hatte. Dabei schilderte er lediglich jenen Teil der Erinnerung, der bis zur Gründung des Clans reichte. Die Zeit also, in der Hans Jorgensson und Sandra Tseng von Nicolas Kerensky in zwei unterschiedlichen Clans untergebracht werden sollten. Er erzählte von ihrer gemeinsamen Flucht in die Arktis von Strana Mechty, da sie lieber sterben wollten als getrennt zu leben. Der Teil der Erinnerung, als sie von einer Familie von Geisterbären vor dem sicheren Tod bewahrt wurden, fand ebenso Erwähnung wie die abschließende Rückkehr. Nicolas Kerensky, von der Solidarität und Liebe der Beiden so beeindruckt, ließ sie als Clangründer des Geisterbärenclans zusammen bleiben.
Stunden vergingen, in denen Rowan erzählte. Rebecca war so in den Bann der Geschichte gezogen, dass sie nicht merkte wie Schnee ihre dünnen Sportschuhe durchnässte. Ihr war nicht bewusst, dass sich die Kälte von ihren Füßen durch ihren ganzen Körper ausbreitete und ihre Glieder steif werden ließ. Immer weiter lief sie neben Rowan her und lauschte gespannt seiner Erinnerung.
"Du siehst Rebecca Geisterbär,", endete er schließlich. "die Geschichte unseres Clans setzt sich in dir fort. Du hast die Gene von Sandra Tseng in dir. Die Gene eines Menschen, der sich einen anderen zum Partner erwählt hatte und ihn bis zur Selbstaufopferung liebte. Du kannst und darfst diesen Teil deiner Selbst nicht verleugnen!", Rowan wandte sich ihr zu und sprach eindringlich weiter.
"Dieser Teil wünscht sich eine Partnerschaft und auch eine Familie."
Rebecca wollte aufbegehren gegen diese unmoralische Unterstellung, aber ein Teil von ihr erkannte auch einen Funken Wahrheit in den Worten des Elementars. Rowan entging diese Regung nicht, er ignorierte sie jedoch und fuhr fort.
"Du kannst es wegschieben, du kannst es verfluchen, es liegt trotzdem in deinen Genen. Wenn du dir das bewusst machst, kannst du damit zurechtkommen. Du kannst diesen Teil beherrschen, schließlich bist du Clan. Die Zeiten von Partnerschaft und Familie sind vorbei. Wir können uns auf das konzentrieren, was am meisten Spaß macht. Wir können fokussiert sein auf unsere Lebensaufgabe: Den Kampf!"
In Rebeccas Augen flackerte es bei der Erwähnung des Wortes Kampf und Rowan erkannte, dass er der jungen Kriegerin einigen Stoff zum Nachdenken mit auf den Weg gegeben hatte. Sie war auf einem guten Weg und konnte es schaffen. Sie musste nur lernen ihre Emotionen besser zu beherrschen, andernfalls würden diese Emotionen sie in den Tod führen. Ein letztes Mal wandte er sich vertraulich an die junge Frau, die da durchnässt und verfroren vor ihm stand:
"Ich denke es ist Zeit zurückzugehen.", dann wurde er dienstlich. "Sergeant Major, ich schlage vor wir intensivieren das gemeinsame Training, damit wir besser und frühzeitiger auf Bedrohungen wie die Heutige reagieren können."
"Pos, Rowan Geisterbär, in jeder Hinsicht Pos!", antwortete Rebecca. Sie sahen sich an und beide mussten lachen. Ein ungewöhnlicher Anblick für zwei Geisterbärenkrieger.
Casper
Klasse B Com Star- Einrichtung, Brein
Bryant, Chaos-Marken
30.April 3065
Am nächsten Morgen musste Rebecca zunächst mit sich Kämpfen. Die ständigen Wach- und Trainingsschichten, die Ungewissheit über das Schicksal der Abgestützten, all das zehrte ohnehin an den Nerven der Einheit. Bei Rebecca taten der gestrige Tag und die durchwachte Nacht ein Übriges. Sie kam nur schwer aus dem Bett. Ihr Frühsportprogramm musste jedenfalls zum ersten Mal seit der Ankunft auf Brein entfallen. Entsprechend missmutig kam sie in die Kantine und zog sich mit einem spärlichen Mal in den hintersten Winkel zurück. Auf Geselligkeit legte sie ohnehin keinen gesteigerten Wert.
Dennoch beobachtete sie die Anwesenden genau. Das war ihre Natur, jeden Menschen auf Stärken und Schwächen abzuklopfen. Heute fiel ihr die allgemein gedrückte Stimmung der anwesenden Chevaliers auf. Die schweren Verletzungen von Captain Scharnhorst, Captain Cliff und Elementar Philip hatten sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Als die beiden zuletzt Genannten dann auch noch ihren Verletzungen erlegen waren, kannte die Erschütterung keine Grenzen.
Rebecca konnte diese Gefühle nur zum Teil verstehen. Sicher, sie waren nicht in einem ehrenvollen Gefecht gefallen, aber es waren Krieger gewesen, die den Tod eines Kriegers starben.
Diese Freigeburten und ihre völlig unverständlichen Vorstellungen von Krieg.
Sie glaubten tatsächlich in einen Kampf ziehen zu können und ihn unbeschadet zu überleben. Absurd!
Das Ganze wurde lediglich von ihrer Hoffnung übertroffen alt zu werden, um dann im Schlaf zu sterben. Welch entwürdigende Vorstellung.
Rebecca griff sich ihr Tablett und brachte es zur Geschirrrückgabe. Auf die Gespräche, die hier heute geführt wurden, konnte sie getrost verzichten, dachte sie, während sie sich auf den Weg zur Kompaniebesprechung machte. Dennoch spürte sie wieder den Stachel des Versagens. Sie hätte Captain Cliff und Elementar Philip das Leben retten können, damit sie im nächsten Kampf die Chance auf einen ehrenhaften Tod gehabt hätten.
Die Kompaniebesprechung fand im Taktikraum des HPGs statt. Der Raum bot Platz für drei Dutzend Soldaten. Entsprechend traurig war der Anblick, der sich Rebecca bot als sie als Vorletzte den Raum betrat. Die Chevaliers verfügten ohnehin nur über eine verstärkte Mechkompanie und auch die war stark zusammengeschrumpft. Die komplette Scoutlanze war aus Tomainisia abgestürzt. Dementsprechend fehlten Lieutenant Zdenek, die Sergeanten Miko und Hank, sowie Mechkrieger Finn. Captain Scharnhorst war ausgefallen, so dass lediglich Mechkrieger Frank und Master Sergeant Decius von der ohnehin reduzierten Befehlslanze anwesend waren. Der Master Sergeant belegte, wie üblich, den der Eingangstür nächsten Platz. Er hatte die Angewohnheit während der ganzen Besprechung zu stehen, mit dem Rücken an die Tür gelehnt. Lieutenant Wolfs Lanze war bis auf ihn selbst komplett. Rebeccas Lanze war dagegen nur durch Corporal Damien und sie selbst vertreten, da Corporal Eric und Private Marvin Wachschicht hatten. Das Häufchen der sieben Soldaten machte es sich auf den Besprechungsstühlen mit den kleinen Klapptischen bequem.
Rebecca setzte sich zu Corporal Damien, dem sie für seine Fähigkeiten nach wie vor nur wiederwillig Respekt zollte. Sicher, er war ein guter Krieger mit einem guten Gespür für die Leistungsoptimierung von Mechs, aber er blieb die arroganteste Freigeburt die Rebecca jemals untergekommen war. Wäre er Clan, Rebecca hätte mit ihm sicherlich schon in einem Positionstest gestanden. Sie bedauerte, dass sich diese Möglichkeit bislang nicht geboten hatte. Das hätte die Befehlshierarchie ein für alle Mal zu ihren Gunsten sichergestellt.
Aus den Augenwinkeln musterte sie Corporal Dawn und Sergeant Jara. Hatte Corporal Dawn vor allem zu Begin ihrer Zeit bei den Chevaliers immer merkwürdig traurig und verstört gewirkt, so schien sie in letzter Zeit viel gelöster zu sein. Rebecca hatte sogar mehrfach den irrationalen Eindruck die junge Frau würde von Innen heraus leuchten. Wahrscheinlich hatte sie sich endgültig auf das Leben eines Kriegers eingestellt. Je früher desto besser.
Wie Dawn sich zum Positiven hin gewandelt hatte, schien es bei Sergeant Jara in das Gegenteil umgeschlagen zu sein. Die lebenslustige Frau machte heute auf Rebecca einen deprimierten Eindruck. Zwar hatte ihr durchaus ansprechendes Äußeres bereits in den letzten Tagen unter dem anstrengenden Wachplan gelitten, aber traurig, ja sogar verheult hatte Rebecca sie noch nie gesehen. Der Tod der beiden Kameraden und die schwere Verletzung von Captain Scharnhorst sollten ihr doch eigentlich nicht so nahe gegangen sein.
Ob sie vielleicht eine Beziehung mit Captain Scharnhorst oder Captain Cliff hatte? Angewidert verwarf Rebecca diesen Gedanken, andererseits: In diesem Haufen von Freigeburten war alles möglich.
„Offizier betritt den Raum.“, die Ankündigung Master Sergeants Decius riss Rebecca aus ihren Gedanken.
Geschlossen erhoben sich die anwesenden Mechkrieger und salutierten.
„First Lieutenant, die verfügbaren MechKrieger sind anwesend. Die Krieger Stein und Mayhem fehlen, da sie Wachgang haben. Captain Scharnhorst ist außer Dienst.“, fuhr Decius in Habachtstellung fort.
„Rühren! Wir haben nicht viel Zeit heute.“, Wolf ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Die Mechkrieger ließen sich je nach Temperament mehr oder weniger schnell in ihre Stühle zurückfallen, wobei Decius seinen Platz an der Tür einnahm und sie so mit seinem breiten Rücken blockierte. Wolf nickte Decius kurz zu und fuhr mit harter Stimme fort; seine Augen musterten die Anwesenden.
„Der Anlass unseres Treffens ist, wie sie sich sicher vorstellen können, kein Erfreulicher. Gestern verloren wir durch die direkten und indirekten Ausfälle eines vorhersehbaren Vorfalls zwei vorbildliche Soldaten.“ Bei der Bemerkung „vorhersehbarer Vorfall“ blieb sein Blick kurz an Rebecca hängen. Der Blick und die Bemerkung führten dazu, dass sich der Stachel des Versagens erneut ein wenig tiefer in Rebecca bohrte. Unbeirrt fuhr Wolf fort, der Blick bewegte sich weiter, hinüber zu Corporal Damian.
„Die Folgen dieses Vorfalls haben auch unseren Einheitsteil nicht verschont. Sie haben uns sogar schwer getroffen. Captain Scharnhorst wird für unbestimmte Zeit ausfallen. Dies wird sicherlich für einige Veränderungen in der verstärken Kompanie sorgen. Ich werde ihnen diese Änderungen im Nachmittagsbriefing mitteilen, dann sind sie mit den Verantwortlichen abgesprochen. Major Danton, Master Sergeant Decius - in Vertretung von Captain Scharnhorst - und ich selbst werden uns heute vormittag noch besprechen. Über das Schicksal von Lieutenant Dukic ist nach wie vor nichts bekannt, so dass wir ihn nicht zu Rate ziehen können.
Rebeccas Kopf ruckte unwillkürlich nach oben. Was sollte das bedeuten? Alle Lanzenkommandeure sollten an der Besprechung teilnehmen, nur sie selbst nicht? Sogar Lieutenant Zdenek wurde erwähnt, obwohl jeder Anwesende wusste, dass er nicht an der Besprechung würde teilnehmen können. Sollte sie hier abgekanzelt werden? Als sie die Seitenblicke ihrer Untergebenen bemerkte, schoss ihr die Zornesröte ins Gesicht. Auch Lieutenant Wolf entging das nicht, hatte sich sein Blick doch erneut auf Rebecca geheftet. Seine Stimme war kalt wie zuvor.
„Das wäre alles für heute. Der Master Sergeant gibt die veränderten Dienstpläne nach dem Nachmittagsbriefing aus. Fragen?“
Rebeccas Arm schoss nach oben. Sie wollte Klarheit haben, doch Wolf ignorierte ihre Meldung. Sein Blick streifte die übrigen Soldaten. Als er feststellte, dass sich niemand sonst zu Wort meldete, beendete er die Besprechung.
„Das wäre alles. Wegtreten!“ Das verwunderte Gemurmel über die ignorierte Wortmeldung, brach Wolfs Stimme, die einen schneidenden Klang angenommen hatte: „Auf ein Wort Sergeant Major.“
Nach dem Schlusswort von Lieutenant Wolf sahen die meisten Anwesenden zu, dass sie schnellstmöglich den Raum verließen. Das sollten die beiden Claner unter sich ausmachen. Lediglich der Master Sergeant kehrte auf seinen Platz an der Tür zurück, nachdem sich der Raum geleert hatte.
„Danke Master Sergeant, ich brauche sie im Moment nicht mehr!“, die Stimme des Lieutenant hatte ein wenig an Schärfe eingebüsst. Die Anspannung war ihm jedoch nach wie vor anzumerken.
„Jawohl mein Zenturio.“, der Master Sergeant grüßte auf seine typische Art, indem er den rechten Arm im Ellbogen anhob. Die flache Hand zeigte nach Vorne. Auf das Nicken des Lieutenant hin machte er kehrt und verließ den Raum.
Wolf winkte Rebecca zu sich ans Rednerpult hinüber. Mit einem angriffslustigen Ausdruck auf dem Gesicht kam Rebecca der Aufforderung nach. Sie war noch ungefähr zwei Meter von Wolf entfernt, da gellte seine Stimme durch den Raum:
„Stillgestanden, Sergeant Major!“, die Schärfe in seiner Stimme war wieder da. Reflexartig kam Rebecca der Aufforderung nach
„Gerade von ihnen habe ich vorbildliches und über die bloße Pflichterfüllung weit hinausgehendes Verhalten erwartet, Sergeant Major Rebecca. Sie müssen ihrer Abkunft jederzeit gerecht werden und ihrer Einheit als positives Beispiel dienen. Es reicht nicht hier einfach mitzuschwimmen!“ Rebecca schossen wilde Gedanken durch den Kopf, die allesamt mit einem grausamen Tod von Wolf endeten. Was sollte das hier werden? Doch Wolf war noch nicht fertig, der Lieutenant redete sich jetzt in Rage.
„Ich kann und werde Verfehlungen wie die mangelnde Aufklärung am gestrigen Tag nicht dulden. Außerdem finden sie sich sonst schneller in einem Positionstest mit einem Untergebenen wieder, als ihnen lieb ist.“
Rebecca, die nach wie vor stramm vor dem Rednerpult, war wie vom Blitz erschlagen. Nicht dass sie einen Positionstest gefürchtet hätte, aber die offizielle Androhung von Strafe war eine harte Sache. Als ob sie nicht selbst gewusst hätte, dass sie versagt hatte. Das Gesicht nach wie vor auf die taktische Karte gerichtet, die hinter dem Rednerpult projiziert war, beobachtete sie Wolf aus den Augenwinkeln. Dem Lieutenant war deutlich anzumerken, dass das hier nicht seine Berufung war. Vermutlich hätte er die Sache lieber im Feld geklärt. Rastlos strich er hinter dem Pult auf und ab, das nach wie vor verhärmte Gesicht, eben noch gezeichnet von Wut, entzerrte sich langsam.
„Ich habe immer große Stücke auf sie und ihre Fähigkeiten gehalten, auch vor dem Major. Sie haben mich enttäuscht Rebecca Geisterbär und wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich sie das auch spüren lassen. Im Moment brauche ich aber jeden einzelnen Soldaten. Das wäre alles Sergeant Major!“, Wolf erkannte das Aufbegehren in Rebeccas Blick, doch er war zu müde diese Sache mit ihr zu diskutieren. Er hatte seine Meinung zu dem Vorfall, das hatte sie zu schlucken. „Wegtreten, Sergeant Major!“
Rebecca kochte vor Wut, als sie den Besprechungsraum verließ. Es war eher ein verlassen müssen, hatte Wolf ihr doch keine Gelegenheit zur Rechtfertigung gegeben.
„Sie finden sich sonst schneller als ihnen lieb ist in einem Positionstest mit einem Untergebenen wieder.“, äffte sie den Lieutenant in Gedanken nach. Pah, sie fürchtete keinen ihrer Untergebenen. Die würde sie abfrühstücken, sollte es jemals so weit kommen. Vielleicht sollte sich diese Freigeburt Wolf lieber selbst auf einen Positionstest einstellen. Er hatte in seinem Leben sicher mehr Fehler gemacht, die das rechtfertigen würden. Er hatte sich sogar von diesem Ronin Kenda gefangen nehmen lassen, dachte sie, als sie sich auf den Weg zum Training mit Sergeant Rowan und seinen Elementaren machte.
Im gleichen Moment rief sie sich selbst zur Ordnung. So einfach war das auch nicht. Wenn sie ehrlich war, hatte sie keinen Grund Lieutenant Wolf zu einem Positionstest zu fordern. Er hatte weder einen anfechtbaren Befehl gegeben, noch ihre Ehre verletzt. Gut, sein Verhalten in der Besprechung hatte ihr Ansehen in der Einheit sicher nicht verbessert, aber war sie nicht selbst daran schuld? Wolf hatte recht, wenn er sie der Verfehlung bezichtigte, dass wusste sie selbst.
Ihr Groll auf den Vorgesetzten war damit zwar nicht aus der Welt, aber sie würde von nun an härter an sich arbeiten, um sich vor Wolf zu beweisen. Sie war schließlich eine Wahrgeborene Clankriegerin.
AS-Angelfist
Outreach
Zeit unbekannt
Irgend wann im Januar
Es war nicht schwer heraus zu hören, für Markus, das die Einheit nicht über ein eigenes Sprungschiff verfügte. Wenn er ehrlich war hatte, er es auch nicht erwartet. Aber er wußte das ihn das Schiff, was ihn hergebracht hatte, nach der Werft etwas Luft hatte. Und wenn nicht, könnte man das arrangieren...
Er klopfte an der Tür des Majors.
„Sir, ich habe da ein Anliegen.“
„Kommen sie rein, Sergeant. Wo liegt das Problem?“
„Sir, ich habe gehört das die Einheit ein Sprungschiff braucht. Ich könnte es vielleicht arrangieren, das sich der Einheit eins anschließt. Für den normalen Tarif, ohne das auf die Einheit weitere Kosten zu kommen.“
„Klingt interessant... wenn das Angebot stimmt könnte man darüber Nachdenken.“
„Erhalte ich die Erlaubnis das Problem klären zu dürfen, Sir?“
„Ja versuchen sie ihr bestes."
„Jawohl, Sir.“
„Und Sergeant, egal was sie tun, das muß streng geheim bleiben, niemand außer uns beiden darf etwas davon mitbekommen. Ich möchte nicht, das irgendwelche Gerüchte zu schnell Hoch Kochen.“
„Jawohl, Sir.“
Markus verließ nach dem Gespräch das Büro
„Ich denke, wenn er nur die Hälfte schafft was er sagt, haben wir einen guten Fang gemacht“, dachte sich der Major. "Aber woher kenne ich ihn bloß? Irgendwann komme ich schon drauf..."
Markus arrangierte das Treffen
„Ah willkommen Herr van Rose.“
„Ich wünsche auch einen schönen Tag Captain Saenger.“
„Ich hoffe, es stört sie nicht, dass meine Tochter und ihr Verlobter ebenfalls dabei sind?“
„Nein, ich habe nichts dagegen. Es freut mich sie wieder zu sehen, Miß Sabrina“, er nickte in Richtung des Mannes, „Sebastian.“
Der junge Mann war gar nicht begeistert Markus zu sehen. Man sah es an seinem Gesichtsausdruck, während sich Miß Sabrina doch sehr zu freuen schien.
„Ich habe einen Vorschlag zu machen, was Ihre weitere Beschäftigung in unserer Firma betrifft.“
Der Captain schaute etwas verwirrt, während Sabrina Markus gespannt ansah und Sebastian ihn am liebsten an die Gurgel gegangen wäre.
„Nun ich höre.“ Man merkte, dass der Captain etwas verunsichert war.
„Also gut, es soll nicht zu Ihrem Schaden sein. Ich werde nun meinen Vorschlag erzählen und Sie können dann überlegen ob sie ihn annehmen.“
So fing Markus an, der Sprungschiff-Familie sein Angebot schmackhaft zu machen.
„Nachdem Sie Ihr Schiff in die Werft gebracht haben, haben sie meines Wissens nach keinen Folgeauftrag. Hiermit schlage ich Ihnen einen vor.
Die Firma wird den Vertrag den Sie mit uns haben aussetzten, was aber nicht bedeuten soll, dass Sie nicht mehr über die alten Privilegien verfügen. Die behalten Sie selbstverständlich solange der neue Vertrag läuft.
Hierbei geht es um Folgendes.
Sie werden eine Söldner-Einheit transportieren und den Standard-Transportkostenbeitrag kassieren. Da wir unseren Vertrag so lange ruhen lassen werden Sie 25% des Geldes der Söldner an die Firma weiterzahlen. Was dann immerhin einen Gewinn von 75% für Sie macht, im Hinblick darauf das Sie sämtliche Privilegien behalten, gutes Geld. Weiterhin sollten Sie überlegen, sich diese 25% durch sagen wir einen Gefahrenzuschlag zurück zu holen.
Aber beachten Sie, dass die Söldner nicht Unmengen von Geld haben. Nun, dies ist bestimmt harter Tobak, aber was halten sie von meinem Vorschlag?“
Der alte Mann sah ihn an und schien zu überlegen. Während dessen schaute Sabrina sehr verlegen abwechselnd zu Markus und Sebastian. Sebastian schien vor Wut gleich zu platzen und Markus schien gelassen abzuwarten.
„Nun ich denke damit können wir leben. Nur noch ein Detail möchte ich wissen.“
„Nun, ich höre.“
„Wie sieht das mit den Werftkosten aus, wird die Firma sie dennoch übernehmen?“ Der Captain schaute skeptisch.
Markus grinste. „Natürlich, denn der Vertrag beginnt ja erst nach der Werftzeit.“
„Dann werden wir den Vertrag annehmen.“
„NNNEEEIIIIINNNN! Das lasse ich nicht zu!“ Wütend war Sebastian aufgesprungen.
„SETZT DICH HIN UND HALT DIE KLAPPE!“, schrie plötzlich der Captain
Sebastian war immer noch wütend, dennoch setzte er sich wieder hin.
„Nur weil du Probleme mit ihm hast werde ich nicht zulassen das es unsere Familie ihren guten Ruf kostet. Außerdem war es ja wohl deine Schuld und nicht seine.“
Sebastian saß nun still da und funkelte Markus giftig an, während Sabrina errötete.
„Gut, Captain, ich werde es meinem Kommandeur unterbreiten. Ich werde dann den Vertrag aufsetzten und übermitteln, damit alles seine Richtigkeit hat.“
„Das klingt gut, Herr van Rose. Und ich hoffe, das der Ausbruch meines Schwiegersohns Sie nicht allzu sehr gekränkt hat.“
Markus lächelte den Captain an und reichte ihm die Hand.
„Nein. Aber es freut mich ganz besonders, dass Sie den Job machen wollen.“
Mit einem Lächeln gaben sich beide Männer die Hand und Markus verabschiedete sich von der Familie.
„Ich kann ihn nicht leiden, und du kriechst ihn ja auch noch in den Arsch“, schimpfte Sebastian.
„ACHTE AUF DEINE WORTE SEBASTIAN ÜBERLEGE GUT WAS DU UND VOR ALLEM WIE DU ES SAGST!“
Sebastian war plötzlich ganz leise. Er hatte Kapitän Saenger noch nie so wütend gesehen. War er Schuld, oder war es, weil Herr van Rose ihm dieses Angebot gemacht hatte?
„Ich will nichts mehr davon hören hast du mich verstanden? Es ist die Chance für uns Geld zu verdienen, was uns gehört. Ich denke, dass Herr van Rose ganz genau weiß, wie sehr wir das Geld brauchen. Also beherrsche dich nächstes Mal in seiner Gegenwart, hast du mich verstanden? Und es ist dein Problem, was da vorgefallen ist, nicht das unserer Familie.“
„Ja ich habe es verstanden, ABER FÜR MICH IST ES EINE FRAGE DER EHRE!“
„Da hättest du daran denken sollen, bevor es passiert ist. Und nun will ich nichts mehr davon hören!“
Leicht errötet folgte Sabrina Ihrem Vater und ihrem Verlobten. Ja, es war ihr peinlich, dass es herausgekommen ist, aber nicht das es passiert war. Nach langer Zeit wußte sie endlich wieder was es bedeutete, eine Frau zu sein.
Etwas später in einem Dunklen Büro
„Hier ist der vorläufige Vertrag, mit dem der Captain einverstanden war. Ich habe ihn Prüfen lassen durch unsere Rechtsabteilung damit es seine Richtigkeit hat. Der Einzige Unterschied zu einem Standart Vertrag besteht darin das der Captain eine Gefahrenzulage in Höhe von 25 Prozent haben will. Aber in Anbetracht der Tatsache das alles weitere somit kein Problem ist, habe ich es schon mal in den Vertrag eingebunden. Nun muß ich nur wissen was nicht in ihrem Sinne ist damit ich alles weitere mit ihm Abklären kann.“
„Puuh 25 Prozent ist eine Menge Geld. Könnte man das nicht etwas drücken, sagen wir auf 18 Prozent?“
„Ok, ich werde es ändern und mit den Captain abklären. Aber ich denke es wird gehen. Soll ich sonnst noch etwas Arrangieren?“
„Ja, wenn er akzeptiert muß er an diesen Koordinaten sein. Alles weitere befindet sich in dem Datenpad“, ein Datenpad wurde in dem Dunklem Raum über einen Tisch geschoben, der nur von dem Flimmern eines Monitors erhellt wurde. Eine andere Hand ergriff das Pad und ließ es ohne Verzögerung in eine Jackentasche verschwinden.
„Ich werde alles weitere Arrangieren. Und den Vertrag der Handelsgesellschaft zukommen lassen.“
„Machen sie das. Ich hoffe nur das es nicht zum schlimmsten kommen wird.“
„Vorsorge ist besser als Nachsorge. Wird schon alles schief gehen. Ich bin wieder weg.“
„Gut sagen sie mir Bescheid ob alles geklappt hat.“
„Werde ich.“
Es wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen.
Etwas Später
„Es lief alles wie geplant. Er war mit 18% zufrieden. Wenn nichts Unvorhergesehenes Passiert, wird er da sein, soll ich ausrichten.“
Die andere Person nickte nur befriedigt
Jetzt mußte nur alles so laufen wie geplant.....
Andai Pryde
Nadirsprunpunkt Bryant System
Grummelnd blickte Nigel Martyn sich auf der Brücke seines Schiffes um, oder sollte er ehemaligen Schiffes sagen?
Nein!
Vier Blakes Wort Agenten mit vorgehaltenen Sturmgewehre und sechs Mechkrieger waren keine Streitmacht um die vierzig Mann starke Crew der Freedom ausschalten zu können, und das Schiff zu fliegen.
Und genau das machte Nigel stutzig.
Warum waren es nur so wenige Blakisten? Für ein Schiff der Overlordgröße war das doch etwas wenig. Selbst bei bester Ausbildung. Hinzukam die relative Verteilung an Bord des Schiffes. Soweit Nigel bekannt war, befand sich einer auf der Brücke, die drei weiteren Agenten patoullierten durch das ganze Schiff, während die Mechkrieger sich größtenteils bei ihren maschinen aufhielten.
Glücklicherweise hatte Nigel jahrelang auf so einen Fall hingearbeitet, das du die Tatsache, dass der letzte Neuzugang innerhalb der Crew beinahe drei Jahre zurück lag, sorgte dafür, dass er sich auf seine Crew in solchen Fällen verlassen konnte.
Dennoch es würde Verluste geben, doch darüber würde er später nachdenken, jetzt gab es wichtigeres zu tun.
Nigel blickte auf den Sensorschirm und verfolgte die Operation der Blakisten.
Die Zechetinu Korvette drehte sich leicht ein und richtete sich für das Auflademanöver ein.
Die Klappen der Heckladekammern öffneten sich und das Sonnensegel wurde ausgefaltet.
Misstrauisch beäugte Nigel das Blakes Wort Schwert auf dem Segel und blickte durch das Loch in der Mitte gen Sonne.
Doch hatte er zu wenig für das Spektakel übrig, das ihm der Gigant bot.
Eine Idee beschlich ihn.
Sein Blick glitt kurz zu Junee, die mit einem Verband um die Stirn an der Hilfskonsole stand und die hereinkommenden Daten überwachte.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, schaute sie auf und ihre Blicke trafen sich.
Kurz.
Dann wanderte Nigels Blick zu dem Blakistenakoluthen, der mit seinem Gewehr am Brückenschott stand und gähnend das Geschehen auf dem Hauptschirm verfolgte.
Junee schlug schnell zu. Sie wirbelte herum und ließ sich dann fallen, so dass Nigel sein Messer zücken konnte und es fliegen ließ.
Durch die Tatsache, dass die Korvette sich noch in Bewegung befunden hatte, reichte die restliche, verbliebene Schwerkraft auf dem Landungsschiff der Overlord Klasse mehr als genug aus, um die knapp zwanzig Zentimeter lange Klinge, geschmeidig und gezielt zu ihrem Ziel zu bringen.
Röchelnd ging der Mann zu Boden, die Hand am Heft des in seinem Hals steckenden Messers.
Junee schnappte sich das Gewehr und Akihiro der Navigationsoffizier griff sich den Leichnam und zog ihn vom Schott weg.
Nigel nickte stumm und wandte sich dann seiner Konsole zu.
Mit zwei kurzen Fingerbewegungen gab er den Code für den Notfall ein und mehrere Decks weiter unten würden diverse Lichter auf dem Schiff flackern und eine kurze Stromstörung simulieren.
Das Signal, dass ein Grossteil der Crew unmissverständlich verstehen würde.
„OK, Brücke abriegeln und bereit halten.“
„Aye, Skip.“
Junee trat an ihn heran, das Gewehr umgehängt und blickte ihn fragend an.
„Und was jetzt?“
Nigel deutet auf die Korvette.
„Erst einmal von dem Ding da loskommen.“
„Jonas wie steht’s, bereit für ein paar kleinere Kunststückchen?“
„Na aber immer doch Skip.“
Der ehemalige lyranische Jagd- und Schiffspilot nickte freudig und schnallte sich dann an.
Seine Hände verharrten abwartend an den Kontrollen des Schiffes.
„Nigel, wie stellst du dir das vor, selbst mit maximaler Beschleunigung können die uns über Kilometer hin wegpusten.“
„Keine Sorge, das werden sie schon nicht.“
Dann wandte er sich an seinen Waffenoffizier.
„Sofie, wie gut kennst du dich mit dem Bauplan einer Zechetinu aus?“
„Huh eher mäßig Skip, das Teil ist ziemlich neu, aber ich denke ausreichend, warum?“
„Nun ich möchte ein paar gezielte Schüsse auf Stellen, wo es so richtig wehtut.“
Sofie blickte ihn kurz zweifelnd, dann nachdenklich an.
„Ich glaub, ich wüsste da was.“
Sie wandte sich um und tippte auf ihrer Konsole herum.
Auf der Brücke herrschte mittlerweile nicht mehr die beklemmende Atmosphäre der vorherigen Minuten, sondern eine freudig, gespannte Arbeitsatmosphäre, wie Nigel sie von seiner Brückencrew gewöhnt war.
„Gut. Jonas sobald ich den Befehl gebe, legen sie ab und steuern auf das Sonnensegel zu. Sofie feuert dann auf die Teile, die ihr wichtig erscheinen und wir machen uns dort davon.“
Er deutet auf das Loch genau in der Mitte des Sonnensegels.
Genau dort, wo das Heft des Blakes Wort Schwertes auf den kleinen Stern des Logos traf.
Ein erstauntes Pfeifen kam vom Piloten.
„Hui. Das wird hart, aber OK, Skip.“
„Nigel, du bist verrückt.“
Junee grinste ihn an und schwang sich dann auf ihren Sitz und schnallte sich an.
Nigel lächelte nicht, grimmig entschlossen setzte er sich auf seinen Kapitänsstuhl und starrte auf den breiten, grau-weißen Rumpf des Kriegsschiffes.
„Jetzt. Jonas!“
Mit einem leisem.„Das wird wehtun.“ Gab der Pilot vollen Rückwärtsschub und riss das Landungsschiff förmlich von dem Dockkragen los.
Metallfragmente ergossen sich in die Leere des Alls und der Overlord entfernte sich, Teile des Kragens noch am Rumpf hängend, von der Korvette.
Beinahe zeitgleich blitzen die Geschütze des eiförmigen Schiffes kurz auf und trafen diverse Stellen an der Korvette.
„Hab ihn. Is nicht viel, Skip, aber ihre Backbord Sensoren sind so gut wie taub und ich dürfte eine der Energiekupplungen erwischt haben. Das macht es ihnen zumindest schwerer auf uns zu Schießen. „
„Sehr gut Sofie. Jonas.“
„Aye.“
Das Schiff beschleunigte und raste auf das Sonnensegel zu.
Gebannt blickte Nigel auf das Loch in der Mitte und die Sterne dahinter, es würde eng werden.
„Festhalten.“
Ein scharfes Knirschen und ein schabendes Geräusch zogen sich durch das Schiff, als das größere Schiff sich durch das kleinere Loch des Sonnensegels zwängte und einen guten Teil des leicht gepanzerten Segels mit sich riss.
„Und jetzt zum Planeten. Wir gehen steil rein und halten auf den nördlichsten Pol zu. Hoffen wir, dass uns das Bryanter Wetter wenigstes etwas hilft.“
drustran
Jean saß auf der Tragfläche seines Jägers, welcher den passenden Namen Inferno trug. Die Techs betrachteten ihn etwas verwundert, da er in seinem vollen Flightsuit auf der Tragfläche saß und nichts machte. (Er hasste diesen Elefantenanzug, wie er wegen seinen klobigen Stiefel genannt wurde, aber es war seine Arbeitskleidung.) Doch sie ließen ihn in Ruhe, da sie wussten, das Piloten eigen waren.
Jean bekam davon nichts mit, er war wo anders....
„Hellboy an Staffelführer, ich schnapp mir diesen Bastard, solange er noch in der Luft ist, gebt mir Deckung.“
„Sugar an Hellboy, habe verstanden, schnapp ihn dir, aber nicht alleine, nimm Devil mit, wir sorgen dafür, das sich niemand an eure Ärsche hängt.“
Somit war Jean und sein damaliger Flügelmann Joshua von der Leine gelassen. Während um sie herum die Luzifer der Staffel sich mit den Stingrays der Marik-Miliz eine heiße Luftschlacht lieferten, stürzten die beiden Corsairs auf das Marik Landungsschiff „Adler“ zu, welches eine Kompanie der Marik-Miliz ins Ziel bringen sollte. „Devil, direkter Anflug, Angriff auf die Steuerdüsen, Feuer auf die, die ich beschießen werde, dann schaffen wir es vielleicht, den Vogel in einem Anflug vom Himmel zu holen und uns diesen scheiß Backstein zu holen.“ „Verstanden Hellboy, dann gib mal ein Ziel vor und entfessle die Hölle!“, schrie Devil im vollen Kampfesrausch zurück. Dante legte seine Maschine in eine harte Rechtskurve und ließ den Jäger absinken, um das Landungsschiff von unten zu beschießen. Er tauchte unter dem Landungsschiff auf und nahm eine der vier empfindlichen Steuerdüsen des Union unter Feuer. Er sah noch, das seine schweren und mittelschweren Laser einschlugen, dass die Düse schwer beschädigt war und erste Aussetzer hatte, bevor er nach links unten abtauchte. Er schaute kurz über die Schulter nach hinten und sah seinen Flügelmann die selbe Düse treffen, welche in dem Moment endgültig versagte und erlosch. Er schaute wieder nach vorne und fing seine Maschine ab, sah auf den Radarschirm seinen Flügelmann links hinter ihm einschwenken und das Landungsschiff außer Kontrolle abstürzen. „Das war eine ganze Kompanie Bodenratten...“ sagte Devil über Funk. „Ja, eine ganze Kompanie“, dachte sich Jean „die keine Chance hatte, auch nur einen Schuss abzugeben oder sich zu wehren.“ Doch er verdrängte diese Gedanken schnell wieder, der Feind hätte es nicht anders gemacht. Plötzlich erzitterte der 50 Tonnen Jäger. Jean schaute auf die Schadensanzeige und fluchte, Etwas hatte seine rechte Tragfläche getroffen und fast eine ganze Tonne Panzerung weggeschmolzen. Er schaute sich um und entdeckte zwei feindliche Stingrays die sich von Hoch Sechs auf die beiden Corsairs stürzten. „Devil, nach links abrollen, jetzt.“, schrie Jean ins Kommsystem und sah wie sein Flügelmann wort- und zeitgenau seinem Befehl folgte und zwei PPK - Strahlen dort durch die Luft zischten, wo eben noch Devils Jäger war. „Sugar, wolltet ihr uns nicht den Rücken freihalten?“, fragte Jean ins Staffelkommnetz. Rocket meldete sich: „Sugar hat es erwischt, der verdammte Backstein hat ihn mit einer vollen Salve das Cockpit weggepustet, Hotspot ist auch raus, ausgestiegen und sicher am runtergleiten. Du bist jetzt der Staffelführer, Hellboy.“ „Verstanden, Rocket, schließ dich mit Ice zu einem Flügel zusammen und kommt her. Sie sollen uns nicht einzeln erwischen und nach und nach wegputzen...“ „Verstanden, Hellboy, Ice hat sich mir schon angeschlossen, haltet ihr die beiden Banditen etwas beschäftigt, wir sind gleich da, der Backstein ist wieder hoch.“, gab Rocket Jean durch. Dieser war aber momentan damit beschäftigt, diesen beiden Marikpiloten auszuweichen, die jetzt ihm ans Leder wollten. „Hellboy, Code Hot auf Null, drei... zwei ... eins.... null!“ Als Jean null hörte zog er seinen Jäger steil nach oben in einen Looping und ließ dabei die Maschine um ihre eigene Achse rotieren. Zur selben Zeit schoss von vorne der Jäger von Devil auf seiner ursprünglichen Bahn entgegen und eröffnete das Feuer auf den vorderen Marik Stingray. Die Marikpiloten, die durch dieses Manöver überrascht wurden, zogen ihre Maschinen nach oben weg und gingen auf Steigflug. Sie schienen einen Rückruf erhalten zu haben. Jean war es recht, er hatte schon zwei gute Freunde heute verloren und hatte kein Interesse daran, noch mehr zu verlieren. Er wollte seinen Jägern gerade den Rücksturz zur Basis befehlen, als aus den dichten Wolken über ihnen feuernd der Leopard JT mit den verbliebenen vier Stingrays brach. Das konzentrierte Feuer vernichtet Jushua´s Corsair. Die restlichen Maschinen der Söldnerstaffel spritzten auseinander um weiteren Beschuss zu entgehen. „OK, dafür werden die Bastarde büßen, Rocket an meine linke Fläche, Ice an die Rechte. Wir holen uns diesen verdammten Backstein. Ignoriert die Jäger soweit es geht und konzentriert das Feuer auf das empfindliche Heck des Schweinehundes... ich will ihn stürzen sehen.“ Die beiden anderen Piloten bestätigten und kamen an seine Seite, um sich dann zu dritt von oben auf den JT zu stürzen, welcher seinen Sturzflug selber am beenden war. Die Marik Jäger, die mit diesen Manövern besser zurecht kamen, waren sogar dabei, wieder Höhe zu gewinnen, aber jedoch nicht in der Lage, ihr Mutterschiff zu decken. Der schwere und die beiden mittelschweren Laser des JT feuerten, trafen jedoch nicht. Aber die drei Söldnerjäger, angestachelt durch ihre Wut, trafen um so besser. Das Feuer mehrerer schwerer und mittelschweren Laser schlugen in dem Heck des Landungsschiffes ein und ramponierten es. Dann schlugen die beiden LSR Salven der Luzifers in dem Heck ein und vervollständigten die Zerstörungsorgie. Das vor dem Angriff schon angeschlagene Heck brach und stürzte wild taumelnd davon. Der Leopard, nun seiner Hauptstabilisierung beraubt, machte nun seinem Spitznamen alle Ehre und sackte wie ein Backstein Richtung Planetenoberfläche weg. Jean bekam nur wenige Sekunden später ein Funkspruch. Er kam von einem der Marik Jägerpiloten, welche sich nun ihnen bedingungslos ergaben. Jean verstand diese Aktion zunächst nicht, doch dann bemerkte er auf dem Langstreckenradar die Ankunft schwerer Jäger, weitere Söldnermaschinen, die Dantes Gruppe unterstützen sollte. Dante wies die Marikpiloten an, ihre Waffensysteme zu deaktivieren und gab ihnen Koordinaten für eine Landestelle. Des Weiteren bestätigte er dem Staffelführer, das seine Leute gemäß der Ares-Konventionen behandelt und repatriiert werden würden. Nachdem er die Marik der Staffel schweren Jägern überantwortet hatte, gab er seinen beiden Leuten den Rücksturzbefehl.
Eine halbe Stunde später stieg er, Frederic „Rocket“ Dikir und Karina „Ice“ Henker aus ihren stark mitgenommen Maschinen und dankten Gott, das sie noch lebten....
Jean lehnte sich zurück, er hatte später erfahren, das etwas mehr als die Hälfte der Leute die Landungsschiffabstürze überlebt hatten. Er zog einen kleinen Flachmann aus einem Staufach im Cockpit und öffnete sie... er dachte an seine ehemaligen Geschwaderkameraden, die Lebenden und die Toten, hob den Behälter und nahm einen Schluck. Laut den Bestimmungen machte er sich strafbar damit, mitten im Dienst Alkohol zu trinken, aber so etwas war Jean egal. Er dachte an seine alten Kameraden... „Auf Euch!“ sagte er in die Luft und nahm noch einen Schluck. Dann dachte er an seine neuen Staffelkameradinnen und hob erneut den Flachmann. „Auf euch drei Süßen!“ sagte er und nahm wieder ein Schluck. Dann verstaute er den Flachmann wieder im Staufach und war froh, das gerade keine der anderen Pilotinnen da gewesen war.
Ironheart
Herbe Verluste
15 Kilometer Nördlich des Leipziger Raumhafens, Nord-Financial-District, Leipzig
Bryant, Chaos-Marken
4. Mai 3065
Mit Wut im Bauch schaute Doc zurück auf die beiden rauchenden Wracks des Fury von Sergeant Björn von Wissmann und des Kabuto von Finnegan Trent. Während Trent hatte aussteigen können, war Von Wissmann und seine Crew an Bord seines Panzers gestorben, dass wusste Doc. Mehrere direkte Treffer hatten die Seite des Panzers aufgerissen und bevor sich die Besatzung retten konnte, war der Fury explodiert und dichter Rauch quoll nun aus ihm hervor.
Er wusste nicht, was aus Trent werden würde, schließlich waren sie hier immer noch knapp 10 Klicks vom Landungsschiff entfernt, aber es gab im Moment nichts, was sie für ihn tun konnten.
Doc ließ die Chevaliers zurückziehen, sich gegenseitig so gut es ging Deckung gebend. Der zweite Mantikor, der Bulldog und sein eigener Mantikor feuerten abwechselnd auf die Blakisten und zogen sich zurück, während die vier Mechs Ihnen nachsetzten aber dabei primär versuchten Mikos Kampffalken zu erledigen.
`Arrogantes Mechpack` schoss es Doc durch den Kopf. Es war wieder einmal typisches Mechkriegerdenken das der wahre Feind eines Mechs immer nur ein anderer Mech sein konnte. Er nahm sich vor, sie eines besseren zu belehren.
„Doc 3 und 4 von Doc 1, nehmt euch den Lancelot vor. Ich gehe jede Wette ein, dass es ihr Sektionsführer ist. Wenn wir ihn ausschalten können, dann haben wir eine Chance.“
„Aye“ bestätigten beide Panzerführer und begannen mit ihrer Jagd.
Da ihm vor allem die Treffsicherheit des Lancelot Sorgen machte, war es eine logische Wahl. Die Crab, der Raijin und die Initiate waren bei weitem nicht so gefährlich gewesen, wie der Lancelot, der sowohl Von Wissmanns Panzer erledigt hatte, als auch den Kabuto mit einer Breitseite zum Fallen gebracht hatte, worauf hin sich die anderen den leichten Scoutmech hatten holen können.
Tom Obermaier, Dolittles Gunner an Bord des Mantikor, setzte einen azurblauen Schuss aus der PPK auf den Lancelot ab, verfehlte ihn aber. Etwas erfolgreicher waren die 10 LSR die er zeitgleich abgefeuert hatte. Immerhin sechs von Ihnen fraßen sich in das rechte Bein und raubten dem Mech wertvolle Panzerung. Die KSR und den mittleren Laser hielt Tom zurück, wahrscheinlich weil die Temperatur im Mantikor schon merklich gestiegen und die Trefferwahrscheinlichkeit zu gering war. Doc vertraute seinem Gunner blind, er wusste mit Sicherheit, was das richtige war.
Peter Niedermaiers Mantikor feuerte hingegen die PPK und die den mittleren Laser ab, aber der Lancelot hatte wieder Glück. Die PPK jagte an dem Mech vorbei direkt in ein dahinter liegendes vierstöckiges ehemaliges Wohn- und Gechäftshaus, welches durch die Wucht der Gausskugel wie ein Kartenhaus zusammenfiel. Einzig der mittlere Laser zerkochte Panzerung auf der linken Torsoseite.
James Battaglinis Bulldog war da etwas erfolgreicher, denn sein schwerer Laser jagte in den linken Arm des Mech und schälte dort förmlich die Panzerung ab.
Alles in allem waren das zwar nur moderate Schäden an dem Mech, doch trotzdem zeigten sie ihre Wirkung. Der Lancelot zog sich etwas zurück und die anderen drei Mechs deckten ihn, was wiederum Miko ein wenig Entlastung brachte.
„An alle Einheiten von Doc 1, zurückfallen lassen auf die Position der LKW´s. Wir müssen hier weg, oder die reiben uns auf. Hank,wie siehts bei dir aus?“
„Der Buc hier hält sich nich schlecht, ne? Wird´ne enge Sache…“
„Greta, wir kommen jetzt zu euch, könnt ihr euch abmarschbereit machen?“
„Werden wir wohl müssen…“ kam ihre trockene Antwort.
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Evander Povlsen beobachtete das Geschehen unten im Tal von ihrer erhöhten Position aus durch ein Hochleistungsfernglas von einem der etwas kleineren Hügel aus. Neben ihm stand Kommandant Raducanu, Leutnant Gavripoulus und Jäger Olivier, alle mit ähnlichen Feldstechern bewaffnet und in dieselbe Richtung blickend.
Ungefähr einen Kilometer unter Ihnen konnten sie sehr schön beobachten, wie sich ein knappes Dutzend Mechs und Panzer gegenseitig beharkten, auch wenn die Sicht Ihnen ab und an von einigen Ruinen versperrt wurde. Zudem hatten sie mitverfolgen können, wie sich die LKW´s der Chevaliers mit zwei weiteren Mechs angelegt hatten und ein weiterer Mech der Chevaliers ihnen zu Hilfe geeilt war.
„Jäger Olivier? Wie viele LKW-Spuren haben sie noch einmal in die Anlage einfahren sehen?“ fragte Povlsen den Scout.
„Zwei“ antwortete der bärtige Fährtenleser und Evander wusste an der Art der Antwort, dass der erfahrenen Spurenleser sich nicht irrte.
„Hmm, ich zähle jetzt vier…“ murmelte Povlsen. Fragen über Fragen.
„Wenigstens wissen wir jetzt, wer die Angreifer sind“ gab er durch und holte sich einen der Mechs näher ran. Deutlich war das Abzeichen von Blakes Wort an einem Raijin zu erkennen.
„Und was haben diese dreckigen Söldner so wichtiges bei sich, dass die Blakies es sich holen wollen?“ hakte nun Leutnant Gavripoulus ein.
„Woher wissen sie, dass die Chevaliers etwas Wichtiges bei sich haben?“
Der Infanterieleutnant schnaubte kurz auf. „Naja, sie werden nicht den weiten Weg gekommen sein, nur um sich hier in dieser Einöde ein Gefecht zu liefern, wenn es nicht um etwas Wichtiges ginge, oder? Sollen wir eingreifen?“ fragte Leutnant Gavripoulus.
„Auf welcher Seite denn?“ fragte Kommandant Raducanu.
„Natürlich auf der Seite von Blakes Wort! Wir sind doch alle in der Anlage gewesen, in die diese dreckigen Söldner eingedrungen sind. Sie haben eine ehemalige Sternenbundbasis gefunden! Mein Gott, was auch immer sie da entwendet haben, es ist UNSER Eigentum. Count Dvensky wird nicht erfreut sein, wenn wir sie einfach so ziehen lassen.“
„Das mag stimmen aber wie lauten seine Befehle, Leutnant?“ fragte Raducanu scharf.
„Wir… wir können im Moment leider niemanden erreichen. Unser Sender ist zu schwach und da wir das Landungsschiff der Crusaders nicht mehr haben…“ Leutnant Gavripoulus schaute betrübt zu Boden.
Im Moment hatten sie wahrlich keine guten Karten. Sicher, irgendwann würde aus Brein oder Tscheljabinsk Entsatz kommen und sei es auch nur um zu sehen, was aus Ihnen geworden war. Aber derzeit konnten ihre Führungsoffiziere noch nicht einmal anfunken, um Ihnen von dem Verrat der Crusaders zu berichten, geschweige denn von der versteckten Anlage, die sie gefunden hatten.
„Und das heisst auch, solange wir keine weiteren Befehle erhalten, bleiben wir in der Nähe und schauen uns das Spektakel an.“
„Aber Kommandant…“
„Herrgott, Leutnant, was wollen sie denn tun? Wollen sie mit Knallfröschen werfen? Wir haben nicht mal Sicherheit darüber, ob Blakes Wort uns nicht auch angreifen würde. Ich frage mich nur, woher sie wussten, wo sie die Chevaliers finden konnten? Und warum sie bereits Mechs hier haben?“ fragte Raducanu mehr sich selbst als die anderen. Doch Povlsen fröstelte es bei der Frage, denn er wusste die Antwort, spielte jetzt aber natürlich den Ahnungslosen.
„Irgendwie müssen sie es in Erfahrung gebracht haben…“ Seine Gedanken wanderten zu seiner Begegnung mit dem Krächzer in Tscheljabinsk und langsam aber sicher wurde er den Eindruck nicht los, dass seine Optionen hier unbeschadet wieder rauszukommen, immer weiter sanken. Die Spinne verstand ihr Handwerk und selbst wenn sie das Gespräch zwischen ihm und dem Krächzer nicht hatte aufzeichnen können, so wusste sie doch, dass sie sich getroffen hatten. So oder so, sie würde sicher eins und eins zusammen zählen und ihn dafür verantwortlich machen. Und nachdem er und Raducanu bereits auf Outreach und durch die Anwerbung der Crusaders nicht die Ergebnisse gebracht hatten, die sie hätten bringen sollen, bestand zumindest die Gefahr, dass er im besten Fall sein Geld nicht bekommen würde. Den schlimmsten Fall wollte er sich gar nicht erst ausmalen.
Es gab für ihn eigentlich nur eine Möglichkeit, wie er seine Haut retten konnte. „Ich weiß nicht, Dorinel. Vielleicht werden wir uns die Sache doch noch mal näher anschauen müssen…“ sagte er und schaute in das fassungslose Gesicht seines Kollegen.
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Greta Caprese hatte sich hinter einem der zerschossenen riesigen Reifen eines der LKW´s eingegraben und beobachtete die gegenüberliegende Häuserfront durch ihr Fernglas. Die Gegner feuerten ebenfalls nur noch sporadisch nachdem die Chevalier- und ROM-Kommandos ihre Treffsicherheit bewiesen und einige ihrer Gegner erledigt hatten.
Doch die momentane Stille trog, das wusste sie genau. Wahrscheinlich ordnete der gegnerische Kommandeur seine Männer neu und bereitete schon den nächsten Angriff vor.
Dann bemerkte die Adept Ivarson, der an ihre Seite kroch.
„Wie siehts aus, Adept? Sind ihre Männer bereit?“ fragte sie den ROM-Agenten.
„Bereit wenn sie es sind“ gab er kurz angebunden zurück. „Was machen unsere Freunde?“
„Sie lecken ihre Wunden, schätze ich. Haben wohl nicht mit soviel Gegenwehr gerechnet. Wie siehts mit ihren Verlusten aus?“
„Ich habe einen Mann verloren, einer ist verwundet. Und bei Ihnen?“
Greta schluckte kurz, bevor sie antwortete „Sechs der Pioniere sind tot, zwei verwundet. Meine Kommandos haben drei Mann verloren.“
„Dann haben wir immer noch 35 Leute, die wir auf die drei verbliebenen LKW verteilen müssen. Wird eng werden. Ausserdem fährt einer der LKW´s praktisch nur auf Felgen.“
„Wir haben keine andere Wahl“ gab die erfahrene Soldatin zurück „Wir müssen ihnen möglichst viele Ziele bieten. Ich hoffe nur, dass sie den LKW mit dem Satelliten nicht erwischen, sonst war alles umsonst.“ Sie wusste, dass es zwangsläufig höhere Verluste geben musste, wenn sie sich auf so knappem Platz drängen mussten. Aber hierzubleiben, war ebenfalls keine Alternative. Und in dem Augenblick krachte ein Schuss und ein weiterer der Pioniere sank von dem Sniper getroffen zusammen. Die Chevaliers antworteten aus vollen Rohren und belegten die knapp 50 Meter entfernte Häuserwand mit Feuer. Doch Caprese wusste, dass sie nichts treffen würden. „Verflucht, wir müssen hier weg. Sind ihre Sprengfallen platziert?“ fragte sie Ivarson. Bald würde Ihnen die Munition ausgehen und wenn die Sniper sich nicht einen nach dem anderen ihrer Leute holen würde, so würden die bereits näher rückenden Mechs Ihnen den Rest geben.
Ivarson nickte nur und Caprese öffnete eine Rundumleitung. „In Ordnung Leute, hier ist Caprese, macht euch abmarschbereit. In fünf Minuten machen wir uns mit den besprochenen LKW´s auf den Weg. Viel Glück euch allen!“
Nachdem eine Reihe von Bestätigungen durch die Leitung gekommen war, knackte diese erneut und eine weitere Stimme war zu hören. „Ähm, Sergeant Caprese, könnten sie uns eventuell mitnehmen?“
Greta Caprese runzelte die Stirn, die Stimme kam ihr bekannt vor, aber sie konnte sie im Augenblick nicht zuordnen. „Wer zur Hölle spricht da?“
„Hier spricht Sergeant Van Roose, wir sind in den Gebäuden östlich von Ihnen. Ich bin im Erdgeschoss des dritten Gebäudes und kann sie gerade sehen.“
Caprese ruckte mit dem Fernglas sofort an die angegebene Stelle und sah dort tatsächlich einen behelmten Soldaten, der zu ihr hinüberwinkte.
„Nehmen sie verdammt noch mal den Kopf runter, Mann. Die Blakies haben Scharfschützen aufgestellt.“
„Als ob ich das nicht wüsste“ gab Van Roose zurück. „Wir haben Ihnen ein paar im Süden vom Hals gehalten. Ich habe dabei ein paar meiner Männer verloren.“
„Wo ist der Rest ihrer Entsatztruppe?“
„Ich fürchte wir sind alles was kommen wird, Greta.“
„Scheisse!“ fluchte sie lauthals. Ein schöner Entsatz war das, auch wenn er ein paar der Infanteristen erledigt hatte, jetzt saßen sie genauso in der Patsche und mussten sogar auch noch befreit werden.
„Gut, Van Roose. Hören sie zu, wir müssen hier weg, Doc wird bald hier sein und in seinem Schlepptau ein paar wildgewordene Blake-Mechs. Schlagen sie sich sofort an das südöstliche Ende dieses Platzes durch, wir werden sie da aufsammeln, verstanden?“
„Wir haben einen Schwerverletzten bei uns…“
„Dann werden sie ihn tragen müssen.“
„Gut, wir werden gleich da sein.“
„In Ordnung“ gab Caprese zurück und hoffte, dass das auch für sie gelten würde.
Dann machten sie sich auf den Weg. Als die LKW´s Fahrt aufnahmen, feuerten die Blakies aus ihren Stellungen wieder aus allen Rohren. Caprese hoffte, dass es möglichst keinen Ihrer Leute erwischte, aber leider kamen mehrere Verlustmeldungen durch den den Funk durch. Sie hielten fast gar nicht an, als sie Sergeant Van Roose Truppe, eine Handvoll Soldaten nur, am Südost-Ende des Platzes einsammelten und machten sich dann mit Vollgas wieder auf den Weg.
Als Caprese sich zu den zurückgelassenen Blakies umblickte, erkannte sie mit Schrecken, dass das Spiel noch nicht vorbei war. Mehrere Jeeps und APC´s hielten jetzt vor den Gebäuden und sie konnte sehen, wie sich die Blakies aufsassen. Sie hatten ein paar hundert Meter Vorsprung, aber sie machte sich nichts vor. Selbst mit Vollgas würden sie nicht schnell genug sein und ihre Jäger würden sie bald eingeholt haben.
„Sagrudson, Van Roose, Ivarson, machen sie ihre Männer bereit. Wir werden bald wieder Gesellschaft kriegen, brüllte sie durch den Funk und begann auf das Dach des LKW´s zu klettern, indem sich der Satellit befand.
Sie legte sich bäuchlings, wie einige weitere Soldaten auch, auf das Dach des LKW und hakte sich mit ihrem Karabinerhaken an einer Verstrebung fest.
Dann schaute sie sich um. Ihr LKW, war der mittlere der drei und bildete gewissermaßen die Spitze eines Keils. Die anderen beiden LKW waren jeweils knapp 10 Meter hintereinander. Somit konnten sie fast die gesamte Breite der ehemaligen Sternenbundstraße ausfüllen und würden es ihren Verfolgern schwer machen, sie zu überholen und sich ihnen in den Weg zu stellen.
Mittlerweile hatte mal wieder Regen eingesetzt und sehr zu ihrem Schrecken waren die Straßen wieder seifig und rutschig geworden. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Verfolger eben so sehr darunter leiden würden.
Minuten vergingen und Greta hatte fast schon die Hoffnung, dass sie die Blakies doch irgendwie abgeschüttelt hatten. Sie blickte nach vorne, der Rest ihres Konvois hatte nun den Financial District erreicht und war auf dem Weg Richtung Süden direkt auf die SKULLCRUSHER zu. Rechts und links von der breiten Schnellstraße ragten die ehemaligen Hochhäuser bzw. deren gespenstische Überreste in den Himmel. Einige von Ihnen waren zu riesigen Schutthalden in sich zusammengefallen, andere bestanden nur noch aus Skeletten. Durch diese beklemmende Schlucht aus Schutt und Beton rasten nun drei LKW´s um ihr Leben, einer davon kreischte und quitschte auf teilweise zerstörten Reifen und Funken der Felgen pflügten hinter dem Wagen her.
Greta glaubte in der verregneten Ferne die SKULL bereits ausmachen zu können, also mussten sie jetzt noch knapp fünf Klicks vom rettenden Landungsschiff entfernt sein und Hoffnung keimte in ihr auf. Sollten sie es vielleicht doch noch schaffen, ohne noch einmal kämpfen zu müssen?
Dann wurde diese Hoffnung jäh zerstört.
„Da kommen sie“ rief einer ihrer Männer aufgeregt und Greta blickte sich nach ihren Jägern um. Sie zählte sieben Jeeps, jeweils mit vier bis fünf Mann besetzt, dazu drei gepanzerte APC´s, die vielleicht noch knapp fünfhundert Meter entfernt waren, aber schnell näher kamen.
„Fahrer, gebt weiter Vollgas. Schützen, holt euch die Bastarde“ gab Caprese durch und der Kampf begann.
Als die Verfolger nahe genug waren, zuckten erneut Maschinengewehrsalven zu Ihnen herüber und Greta musste mit ansehen, wie einer ihrer Männer von einer Salve erfasst und zerfetzt wurde. Der Karabinerhaken hielt den Kommandosoldaten zwar am LKW, aber der Leichnam des Soldaten baumelte an der Seite herab. Zwei weitere ihrer Leute, ein ROM-Kommando und ein Pionier, hatten eben so wenig Glück. Ihre Körper landeten sogar auf dem Boden, wo sie sich überschlagend den Verfolger in den Weg waren. Ein Jeep wich in einer hektischen Ausweichbewegung aus, und die Salve des Maschinengewehrs hämmerte in den Himmel. Der zweite Leichnam wurde von einem der APC´s erfasst und wie eine Stoffpuppe durch die Luft gewirbelt.
„FEUER“ schrie Greta mit grimmigem Ausdruck im Gesicht, fest entschlossen ihre Leute zu rächen. Ungeachtet der Gefahr schnallte sie ihre umgehängte, tragbare KSR vom Rücken, kniete sich auf das Dach des LKW, zielte und schickte die KSR auf den Weg. Die Rakete zischte in einer Korkenzieherbahn durch die Luft und obwohl der Jeep, den sie aufs Korn genommen hatte, versuchte auszuweichen, wurde er voll getroffen. Explodierend und sich überschlagend blieb der Jeep zurück.
Greta warf sich gerade noch rechtzeitig wieder hin und spürte förmlich die Kugeln, die nur wenige Zentimeter an ihrem Ohr vorbei zusckten. Einer ihrer Kommandos hatte da weniger Glück. In einer Imitation ihrer Aktion kniete der Soldat sich hin und feuerte ebenfalls seine Rakete ab, Doch indem Augenblick, in dem er auf den Auslöser drückte, erwischte ihn eine volle Salve der Blakies und seine Rakete schoss zu kurz. Die Explosion riss einen Krater in den Boden, doch die Jeeps wichen gekonnt aus.
Doch als ein weiterer Jeep, getroffen von Ivarsons-ROM-Agenten in Flammen aufging, liessen sich die Verfolger ein wenig zurückfallen. Sie hielten sich zurück, das konnte Caprese förmlich spüren, denn sie hatten ihre KSR´s bislang noch nicht eingesetzt. Sie runzelte sie Stirn. Worauf warteten sie. In drei Klicks würden sie in Reichweite der SKULL-Geschütze sein und dann würden die Blakies sie nicht mehr aufhalten können.
Oder doch ?
Dann erkannte sie schlagartig, worauf ihr Gegner gewartet hatte. Rechts und links lag jetzt das letzte der großen Hochhäuser hinter Ihnen und sie schossen auf die freie Ebene vor der SKULLCRUSHER. Auch wenn immer noch zwei Kilometer entfernt ragte das Landungsschiff vor Ihnen in die Höhe, doch noch waren sie nicht in Reichweite ihrer schützenden Waffen. Und jetzt gaben die kleinen, flinken Jeeps der Blakisten erst richtig Gas. Alle fünf restlichen Jeeps überholten die rechts und links. Damit mussten die Chevs und ComStar-Soldaten nicht nur ihr Feuer aufteilen. Die Blakies pflückten noch ein paar ihrer Leute von den LKW´s. Dafür wurde zwar ein weiterer der Jeeps erledigt, aber die übrigen Jeeps rauschten an Ihnen vorbei.
„HALTET SIE AUF“ schrie Caprese, doch es war bereits zu spät. Einer der Jeeps setzte sich weit vor sie und drehte sich dann seitlich direkt in den Weg des Transporters
„Nicht anhalten“ schrie sie über Funk Sagrudson zu, der am Steuer des mittleren LKW´s saß. schrie Caprese, doch es kam noch schlimmer. Einer der Blakies auf dem Jeep zielte mit einer geschulterten KSR auf sie und noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, war die Rakete bereits auf dem Weg zu Ihnen.
„Sagrudson, rauuu…“ schrie sie, doch die Explosion der Rakete direkt im Führerhaus hinderte sie daran, ihren Satz zu Ende zu bringen. Der jetzt führerlose LKW wurde abrupt langsamer und begann zu schliddern, worauf Greta vom Dach geworfen wurde. Der Karabinerhaken hielt sie aber in der Luft und sie wurde brutal gegen die Containerwand geworfen. Stöhnend stemmte sie sich gegen eine drohende Bewusstlosigkeit um ihm nächsten Augenblick wahrzunehmen, wie der LKW den deutlich kleineren Jeep rammte und wie ein Holzspielzeug durch die Luft wirbelte.
Das brachte den LKW nun endgültig zum stehen, zum Glück blieb er aber aufrecht und kippte nicht auch noch um.
„Bildet ein Dreieck“ rief sie den anderen beiden LKW´s über Funk zu, die jetzt auch abgebremst hatten und ihre Transporter nun auch in Stellung brachten. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag, mussten sie sich einigeln, doch dieses Mal, war ihre Lage noch verzweifelter. Ohne Führerhaus des LKW´s der den Satelliten trug, waren sie verloren. Und dabei war das Ziel schon so nah.
Unter Schmerzen schnitt sich Greta von ihrem Halterungsseil los und kam schmerzhaft auf dem Boden auf. Ein glühendheisser Schmerz in ihrer Seite kündete von mindestens einer gebrochenen Rippe, doch sie biss die Zähne zusammen und wankte zum Führerhaus in der Hoffnung, Sagrudson hätte ihre Warnung rechtzeitig gehört und wäre ausgestiegen.
Doch die Hoffnung bewahrheitete sich nicht. Verzweifelt musste sie drei verkohlte Leichen in dem immer noch brennenden Führerhaus erkennen, eines davon, dass sich verzweifelt um das Lenkrad geklammert hatte, damit der LKW nicht kippte.
„Greta, verflucht, geh in Deckung“ hörte sie Sergeant Van Roose rufen, der zusammen mit Ivarson die Verteidigung organisierte. Erneut hatten sich die Chevaliers und ROM-Agenten in einer improvisierten Verteidigungsstellung verschanzt, während die Blakies mit den übrig gebliebenen Jeeps um sie herum flitzten und die Soldaten aus den APCs ausstiegen und sie zu umzingeln begannen. Während Caprese niedergeschlagen in Deckung ging, erinnerte die Szenerie sie ein wenig an einen altertümlichen Film, wo sich einige Siedler in einer Wagenburg verschanzt hatten, während einige merkwürdig bunt bemalte Krieger auf Pferden um sie herum ritten.
Am Ende war die Kavallerie gekommen und hatte die Siedler gerettet. Doch irgendwie bezweifelte Greta, dass es heute auch so sein würde.
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3 Kilometer Nördlich der SKULLCRUSHER, Financial-District, Leipzig
Bryant, Chaos-Marken
4. Mai 3065
Irgendwie war der Rückzug nicht ganz so verlaufen, wie Doc es sich gewünscht hatte. Die Pioniere und Kommandos hatten es nicht bis zum Landungsschiff zurückgeschafft, sondern waren frustierenderweise erst kurz vor der SKULLCRUSHER durch Blakes-Wort-Infanterie aufgehalten worden.
Jetzt steckten sie zum zweiten Mal fest, doch dieses Mal war die Lage noch verzweifelter als zuvor. Caprese meldete nicht nur den Tod von fast einem Drittel ihrer Leute. Es hatte auch noch Sagrudson erwischt, ein schwerer Verlust für die Chevaliers.
Sie waren gerade so außerhalb der Reichweite der Schiffsgeschütze und waren von der Blakes-Wort-Infanterie eingekreist worden. Seine Mechs und Panzer konnten Ihnen nicht wirklich zu Hilfe kommen, auch wenn sie in diesem Augenblick auf den Vorplatz zur SKULLCRUSHER traten. Aber sie mussten sich im Augenblick selber erheblich zur Wehr setzen.
Sein eigener Mantikor war bereits schwer angeschlagen, Niedermayer und Battaglini ging es nicht sehr viel besser. Miko´s Kampffalke hatte einen ihrer Arme verloren und humpelte bereits. Und Hank, der in der Zwischenzeit von seinem Einzelduell mit dem Buccaneer wieder zu Ihnen gestossen war, musste im Moment das Hauptfeuer der Angreifer schlucken. Wäre er nicht ein so erfahrener Mechpilot, hätte er bestimmt schon längst das Zeitliche gesegnet.
Und es war vielleicht auch nur eine Frage der Zeit, bis das passieren würde.
Doc hatte keine Wahl, er musste den folgenden Befehl einfach geben.
„Greta von Doc 1, setz die Sprengladungen an, hörst Du? Der Prototyp darf den Blakies nicht in die Hände fallen. Am besten ihr jagt die Pläne auch gleich mit hoch, oder ihr versucht sie irgendwie zur SKULL zu bringen.“ Er wartete ihre Bestätigung ab, dann fuhr er fort. „Scouts und Höllenhunde von Doc 1, haltet noch fünf Minuten die Stellung, dann Rückzug zum Landungsschiff, verstanden? Gebt den Infanteristen Feuerschutz und dann nichts wie weg hier.“
Wütend hieb Doc gegen die Konsole, nachdem er den Befehl durchgegeben hatte. Er hätte den Prototyp gerne noch gerettet, aber sie hatten keine andere Wahl.
„Vorsicht“ gab Aki durch „Der Raijin nimmt uns wieder unter Feuer.“
„Ich hab´ ihn gesehen , ich hab´ ihn ges…“ gab die Viviane Hou, Fahrerin des Panzers, durch.
Dann kam der Einschlag. Sechs Blitz-KSR Raketen schlugen in die ohnehin schon stark beschägigte rechte Seite ein und zerfetzten die Restpanzerung, die geblieben war. Doch noch schlimmer war, dass eine der Raketen durchschlug. Viviane Hou hatte keine Chance, innerhalb von Sekundenbruchteilen wurde ihr Körper in kleine Schnipsel zerfetzt und explodierte förmlich im engen Innenleben des Mantikor.
„AAARRGGHHH“ schrie Tom Obermaier mit weit aufgerissenen Augen und über und über mit Vivianes Blut besudelt.
„Scheisse, Tom, reiss dich zusammen und erwider das Feuer“ schrie Doc, während er die Kontrolle des Mantikor übernahm um sich von dem Raijin abzusetzen. Doch es war zu spät. Der Mech setzte mit seinen 3 ER Medium Lasern und seinem schweren Laser nach und obwohl Doc versuchte, die weniger beschädigte linke Seite als Ziel anzubieten, trafen fast alle Laser die rechte Seite, zerkochten Panzerung und liessen die bereits beschädigte Kette abspringen.
Doc realisierte als erster das hässliche Kreischen von Metall auf dem Boden und er wusste, was jetzt passiert war.
„RAUS, LOS RAUUUS“ schrie er und hämmerte sich selbst auf den Fünfpunktgurt und machte sich auf den Weg ins Freie durch die hintere Luke. Nach oben auszusteigen wäre Wahnsinn gewesen, da der Raijin sicher bereits die nächste Salve scharf machte, um ihnen endgültig den Todesstoss zu versetzen. Er sah, wie Aki sich durch die Luke zwängte, gefolgt von Tom.
Dann schlugen die Raketen erneut ein. Zwei detonierten zu weit vorne und warfen nur kurz vor der jetzt auf dem Boden liegenden Panzerkette Erde auf. Drei weitere Raketen zerpflügten die eh schon arg beschädigte Panzerung auf der rechten Seite. Doch die letzte Rakete traf wieder exakt die Stelle, an der ursprünglich Viviane Hou gesessen hatte. Und dieses Mal explodierte die Rakete mitten im Panzer.
Die Gewalt der Explosion hob den Panzerturm zwei Meter in die Höhe, dann gewann die Schwerkraft wieder Oberhand und der Turm krachte auf die Aufbauten des Mantikor.
Doc, der in diesem Augenblick mitten in der Ausstiegsluke steckte, wurde von der Wucht der Explosion wie eine Kanonenkugel nach draußen geschleudert, wo er mehrmals auf dem Boden aufschlug, ehe er auf dem Boden liegen blieb.
Einen kleinen Augenblick lang verspürte er einen unsagbaren Schmerz, der seine Welt in eine grelle Helligkeit zu verwandeln schien. Doch dann spürte er gar nichts mehr. Nicht mal mehr den warmen Regen, der auf seinen blutenden, zerschundenen und sterbenden Körper fiel.
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„Nein, nein, vergesst es“ zischte Sergeant Van Roose zu Greta Caprese und Adept Ivarson. „Wir lassen euch nicht zurück.“
„Jetzt sei mal nicht so gottverflucht heroisch, O.k.?“ herrschte ihn Greta Caprese an. „Ich würde liebend gerne selber mit euch mit, aber…“ sie zeigte auf die tiefe Wunde in ihrem Bein und machte damit klar, dass sie damit nicht weit kommen würde. Der Kampf mit den Blakies war hart gewesen, aber letztlich hatten die eingekesselten Chevaliers und ROM-Agenten die Jeeps und APC´s der Angreifer außer Gefecht schiessen können, hatten dabei aber selbst teils erhebliche Verluste hinnehmen müssen. Greta war von einer Granate getroffen worden, etliche Splitter hatten sie am Bein getroffen. Zum Glück hatten sie die Blutung stillen können, aber laufen konnte sie mit diesem Bein nicht.
Von Greta´s 11 Kameraden standen nur noch vier. Adept Ivarson hatte sechs seiner 12 ROM-Kommandos verloren. Von den ursprünglich 21 Pionieren lebten nur noch 11. Und von Sergeant Van Roose´s Leuten hatte es auch schon einen erwischt und zwar zu allem Übel auch noch den Bryanter Verbindungsoffizier.
„Greta hat Recht“ ging Ivarson dazwischen. „Einer von uns muss die Pläne rausbringen.“ Er drückte Van Roose einen silbernen Aluminium-Koffer in die Hand. „Schnell, ihr müsst den Ausbruch machen, bevor sie uns vollkommen eingekreist haben. Meine Kommandos halten euch die Hintertür auf, dann kommen wir euch hinterher.“
„Das ist doch Wahninn“ gab Van Roose zurück. „Das sind fast zwei Klicks, mehr oder weniger durch offenes Gelände.“ Er blickte die Strecke zum Landungsschiff an und sah, dass es nur wenige Möglichkeiten gab, um in Deckung zu gehen.
„Wir haben keine andere Wahl. Die Panzer und Mechs haben eigene Sorgen, Doc ist ausgefallen. Wir werden sie schon lange genung hinhalten. Ihr müsst nur die knapp fünfhundert Meter schaffen, bis ihr in Reichweite der Geschütze der SKULL seid. Van der Merves weiß bereits Bescheid, die Bordschützen werden euch Rückendeckung geben.“
„Und was ist mit deren Mechs? Die werden uns doch zum Frühstück verspeisen.“
„Unsere Mechs und Panzer halten sie solange es geht auf.“
„Na gut, aber ihr kommt gleich nach? Wie wollt ihr sie…?“
„Ich werde sie tragen“ gab Ivarson.
„Und der Prototyp des Satelliten?“
Greta hielt einen gesicherten Funkzünder hoch. „Die Blakies werden den Satelliten nicht in einem Stück bekommen“ grinste sie schwach.
Ivarson drückte jetzt auch Van Roose so einen Funkzünder in die Hand. „Das gilt auch für diesen Koffer, verstanden? Sollten sie es nicht schaffen, dann jagen sie die Pläne in die Luft. Ist das klar?“
Van Roose nickte nur und betrachtete den Zünder in seiner Hand. „Ist klar!“ Dann schritt er die Reihe seiner Leute ab.
Als sie soweit waren, gab er Ivarson ein Signal und die ROM-Kommandos eröffneten das Feuer. Wie die Verrückten preschten die übrig gebliebenen Pioniere und Chevaliers-Kommandos Richtung Süden, ebenfalls aus allen Rohren feuernd.
Greta konnte von ihrer Position aus nicht sehen, was passierte, aber sie konnte nur hoffen, dass der Ausbruchversuch von Sergeant Van Roose klappen würde und sie nicht allesamt niedergemäht wurden.
Sie bekam keine Gelegenheit um nachzuschauen, denn jetzt rief einer der Kommandos „SIE KOMMEN…“ und eröffnete das Feuer in Richtung Norden. Ein paar Salven konnte er abfeuern, dann wurde er selbst erwischt. Anscheinend waren die Blakies nun selbst im Vormarsch um sich die LKW´s zu holen. Ein weiterer Kommandosoldat ging getroffen zu Boden.
Greta entsicherte den Funkzünder und sah gerade noch, wie ein weiterer ROM-Agent auf der anderen Seite eine Granate warf und feuerte so gut es ging. Dann ruckte auch sein Kopf getroffen nach hinten.
„Ivarson, verschwinden sie“ zischte Caprese. Doch Ivarson schüttelte den Kopf. „Zu spät“ hauchte er zurück und machte sich seine Waffe nach allen Seiten sichernd bereit für die Angreifer und seine drei letzten Männer.
„Van Roose, wenn sie mich hören, rennen sie. Rennen sie was das Zeug hält. Wir halten sie Ihnen vom Leibe so lange es geht.“
Dann ging eine Granate mitten in ihrer Mitte hoch und Greta ließ den Zünder fallen. Rauch bedeckte ihr Sichtfeld, während die hustend und würgend nach dem Auslöser suchte, in dem sie über den Boden kroch. Warum hatte sie den Zünder nicht sofort betätigt. Jetzt war alles verloren, der Satellit würde ihren feinden in die Händer fallen. Schüsse zuckten durch den Rauch und ein weiterer der ROM-Kommandos fiel direkt vor ihr um. Sie hörte Ivarson hinter sich brüllen und dann verstummte auch er.
Als der Nebel sich langsam lichtete, versuchte sie verzweifelt mit tränenden Augen den Zünder zu entdecken.
Doch was sie sah, trieb ihr nur noch mehr Tränen in die Augen.
Vor ihr standen vier Blakes-Wort Soldaten und visierten sie mit ihren Waffen an. Der vorderste von Ihnen nahm seinen Helm ab und Greta erschauerte bei seinem Anblick.
„Sie haben etwas, das mirchhrr gehörchhrrt, nicht wahrchrr?“
Casper
Klasse B Com Star- Einrichtung,
Brein, Bryant, Chaos-Marken
30. April 3065
Aus dem Taktikraum des HPGs in den Mechhangar, wo sich Rebecca mit Sergeant Rowan und seinen Elementaren zum Training verabredet hatte, war es nicht sonderlich weit. Dennoch benötigte sie mehr Zeit als sie einkalkuliert hatte. Als sie nämlich durch die Kälte auf dem Innenhof stürmte fielen ihr vor dem Tor etliche Gestalten auf und fesselten ihre Aufmerksamkeit. Das mussten diese sogenannten Demonstranten sein, von denen in der Kantine geredet worden war. Ein weiterer Brauch der Inneren Sphäre, der Rebecca völlig neu war. Verstohlen und zugleich neugierig beobachtete sie die dick vermummten Menschen vor dem Tor. Einige von ihnen hatten Plakate dabei und Rebecca versuchte aus der Entfernung die Schrift zu entziffern.
„Wehret den Anfängen“ stand da zu lesen. Eine extrem korpulente Frau, die in einen wärmenden Pelz gehüllt war hielt ein Plakat in die Höhe auf dem zu Lesen war: „Heute ein Laser in ein Wohnhaus, Morgen eine PPK in eine Schule, Übermorgen eine Atombombe auf Bryant“. Am Rand der Menschentraube, die sicherlich an die Einhundert Personen umfasste waren ein paar Jugendliche zusammengekommen. Sie trugen ein Plakat mit der Aufschrift "Wir brauchen keine Fremdbestimmung" bei sich. Rebecca fiel auf, dass sie von den anderen Demonstranten, so nannte man diese Menschen wohl, skeptisch beäugt wurden. Kopfschüttelnd darüber, dass diese Freigeburten es für produktiv hielten in der Kälte herumzustehen, machte Rebecca sich auf den Weg zum Hangar. Diese Menschen sollten lieber etwas für ihren Clan, beziehungsweise für diesen sogenannten Staat tun, als Plakate zu malen.
Völlig in diesen Gedanken versunken rauschte Rebecca in den Mechhangar. Das Gewusel der Techs, die ständig damit beschäftigt waren die Leistung der Kampfmaschinen zu optimieren, nahm sie überhaupt nicht wahr. Als sie schließlich zur Wartungsbucht ihres Warhammers gelangte, wäre sie fast mit Elementar Saya zusammengestoßen, die ihr einen finsteren Blick zuwarf. Die Gesiterbären-Solahma schien nicht gut auf Rebecca zu sprechen zu sein, nachdem sie in der vergangenen Nacht lange vergeblich auf Rowan gewartet hatte.
Bevor Rebecca auf diesen Blick reagieren konnte, ergriff Sergeant Rowan das Wort:
„Sergeant Major Rebecca, wie du sicher bereits gehört hast, können die Elementare der Schlaglanze nur noch zu viert arbeiten. Elementar Philip ist seinen Verletzungen erlegen.“, Rowan hielt kurz inne, fuhr dann jedoch ohne sonderliche Gefühlsregung fort.
„Wir waren so frei zwei Trainingsszenarien auszuarbeiten, die uns helfen sollten, die Abstimmung zu verbessern. Eines dieser Szenarien wurde von Elementar Saya entworfen, das andere von mir. Während wir zum Simulator gehen, den Komtech Willem freundlicherweise auch auf die Bedürfnisse von uns Elementaren konfiguriert hat, wird Saya uns die Rahmenbedingungen ihres Szenarios erläutern, frapos?“
Die Gruppe hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, als Saya antwortete.
„Pos, Sergeant Rowan.“, Saya musste sich räuspern um gegen den Frosch in ihrem Hals anzukämpfen. Wie Rebecca mit merkwürdiger Befriedigung feststellte, war sie es anscheinend nervös. Sie schien nicht daran gewöhnt zu sein vor anderen Soldaten zu sprechen. Sie sprach viel zu schnell und mit einer ungewohnt hohen Stimme
„Entsprechend der Vorgaben habe ich ein Szenario entwickelt, in dem eine Person vor potentiellen Attentätern zu schützen ist. Genaugenommen handelt es sich um eine Überführungsmission, bei der die zu schützende Person in einem leichten gepanzerten Radfahrzeug von der Kaserne zum Raumhafen eskortiert werden muss. Attentatsabsichten sind bekannt. Der direkte Schutz wird von deinem Mech übernommen, Sergeant Major Rebecca.“, Saya blickte sich zu Rebecca um. Je länger sie sprach desto sicherer wurde sie, ihre Körperhaltung wirkte nicht mehr verkrampft, Sprechtempo und Stimmlage hatten sich normalisiert.
„Die Elementare übernehmen vornehmlich die Aufklärung vor und hinter dem Fahrzeug. Ziel der Mission ist es die zu schützende Person wohlbehalten zum Raumhafen zu geleiten und alle Attentatsversuche im Vorfeld zu vereiteln. Habt ihr Fragen?“, wandte sich Saya, im Simulatorraum angekommen, an die Anwesenden. Als sich niemand zu Wort meldete, wies sie auf den Kontrollraum.
„Komtech Willem wird die Simulation überwachen, ich selbst werde eure Gegner simulieren.“, ein gemeines Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, sie beobachtete Rebecca genau.
„Einloggen!“
Wie immer fühlte sich Rebecca extrem unwohl dabei, sich in einen Simulator einzuloggen. Dieser Computer war eben nur ein unzureichendes Hilfsmittel, um echte Szenarien darzustellen. Die Konsequenzen waren nicht unumstößlich. Zu viele Simulatorsitzungen konnten einem Krieger die Illusion der Unbesiegbarkeit geben, da er jede Aufgabe wiederholen konnte, bis sie geschafft war. Rebecca legte die Hand auf die Steuereinrichtungen als die Simulation zum Leben erwachte. Die Vielzahl der Waffen in einem Warhammer verlangte eine genaue Konzentration auf die Bedienung.
Rebecca verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Situation. Sie befand sich auf dem Innenhof des HPGs in Brein, vor ihren Füßen stand ein Jeep. Die zu schützende Person kam gerade mit zwei weiteren Personen aus dem zentralen Gebäude. Auf ihrem Taktikbildschirm erkannte sie, dass sich die drei Elementare auf den umliegenden Dächern, beziehungsweise Mauern positioniert hatten. Rebecca ärgerte sich insgeheim über die Tatsache das es windstill war. Die wenigen Schneeflocken fielen senkrecht zu Boden. Sie wusste, das Wind es dem Attentäter erschwert hätte. Der Torso ihre Maschine schwenkte auf das Gebäude zu, das als einziges einen Blick in den Innenhof des HPGs gewährte. Dort hatte der Attentäter das letzte Mal gelauert.“ Ihr Sprechfunk erwachte zum Leben.
„Striker an alle. Metallanomalie im obersten...“,
Rebecca feuerte ohne Vorwarnung den mittelschweren Laser, der im Kopf des Warhammers montiert war, auf das Wohnhaus ab. Die Wohnung in der obersten Etage wurde blendend hell ausgeleuchtet, als der Laser sein Ziel traf. Zu spät wie sich herausstellte, die zu schützende Person lag regungslos am Boden, Blut begann den Schnee rot einzufärben. Der Attentäter in Gestalt von Saya Geisterbär hatte genug Zeit für einen Schuss gehabt, während die anderen noch die Missionsparameter analysierten. Als Rebecca den bewegungslosen Körper am Boden betrachtete glaubte sie Captain Scharnhorst zu erkennen. Die Simulation brach ab.
Mit einem Wutschrei sprang Rebecca aus dem Simulator. Vollkommen in ihrer eigenen Rage aufgegangen überbrückte sie den Weg zu der Simulatorkapsel, in der Saya saß. Mit einem Ruck riss sie die Versiegelung auf. Saya starrte sie diabolisch lachend an. Rebecca konnte nicht mehr an sich halten.
„Was fällt dir überhaupt ein hier diese dezgra Taktiken der inneren Sphäre anzuwenden?“, eigentlich war Rebecca wütend auf sich selbst, aber sie musste sich Luft machen. Die Tatsache, dass sie sich von Saya ständig völlig grundlos provoziert fühlte tat ein Übriges.
Saya genoss ihren Triumph hingegen in vollen Zügen. Sie hatte einmal mehr einem Mechkrieger die Grenzen aufgezeigt. Was noch viel besser war, sie hatte es Rebecca gezeigt. Vollkommen entspannt stieg sie aus ihrer Simulatorkapsel, um die sich nun auch die anderen Elementare scharten und stellte sich breitbeinig und mit verschränkten Armen vor Rebecca. Sie überragte die Mechkriegerin um fast einen Meter. Doch Rebecca war noch nicht fertig, der Größenunterschied schüchterte sie nicht ein, im Gegenteil.
„Bei den Strategien die du hier anwendest könnte man meinen du wärst nicht in einer Geschko großgeworden, sondern einen Freigeburt aus der inneren Sphäre“, ging sie Saya scharf an.
Nun war es auch mit Sayas Beherrschung vorbei. Sie, die Clanelite mit einer Freigeburt zu vergleichen war die schlimmste Beleidigung, die ihr jemals untergekommen war.
„Stravag, nimm das sofort zurück oder ich zeige dir wie deine Knochen brechen.“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während sich Grace und Norton bereithielten sie zurückzuhalten. Doch Saya schien sich wieder in den Griff zu bekommen und sie fuhr wesentlich ruhiger fort.
„Immerhin hast du dieses Mal schon nach dem ersten Schuss reagiert. Du musst aber noch vieles lernen, Rebecca Geisterbär. Du beherrschst ja noch nicht einmal das Dupree-Manöver.“
Das Dupree-Manöver? Rebecca geriet ins Grübeln. Ein Manöver nach dem ehemaligen Sergeant-Major zu benennen, daraus sprach Ehrerbietung. Saya erkannte die Fähigkeiten dieses Mannes also ebenfalls an. Das sprach für sie. Außerdem, wenn sie ehrlich war, hatte Saya lediglich das gemacht, was ihr Auftrag war. Einen Attentatsversuch, einen ziemlich guten sogar.
„Was meinst du mit Dupree-Manöver?“, fragte sie Saya neugierig, nachdem sie das Blicksduell abgebrochen hatte und damit ihre Niederlage eingestanden hatte.
„Das Dupree-Manöver beschreibt die Taktik, sich selbst zwischen Ziel und Angreifer zu positionieren“, Saya schien nicht nachtragend zu sein und reichte Rebecca die Hand. Das indirekte Eingeständnis der Niederlage schien ihr als Entschuldigung zu genügen.
Rowan, der zu den Beiden hinzugetreten war, schmunzelte wohlwollend. Er war zufrieden, dass die Frauen eine gemeinsame Basis gefunden hatten. Er wandte sich an Rebecca.
„Du siehst Sergeant-Major Rebecca Geisterbär, wir Elementare haben uns bereits gut auf die Taktiken hier eingestellt. Dementsprechend haben wir Gegenmaßnahmen entworfen wie das Dupree-Manöver entworfen, um ihnen zu begegnen.
Wir sollten das Szenario nun wiederholen und Saya wird als dein persönlicher Aufklärer fungieren. Sie wird alle potentiellen Gefahrenpunkte markieren und du wirst sie mit dem Dupree-Manöver absichern. Grace und Norton werden, dann abklären, ob eine tatsächliche Gefahr vorliegt, die ihr dann beseitigen könnt.“
„Gut. Ich denke ich muss lernen nicht nur auf meine Instinkte zu vertrauen, sondern auch Unterstützung anzunehmen.“, Rebecca ging zufrieden lachend zu ihrer Kapsel zurück.
„Das ist die richtige Einstellung!“, meinte Grace und Norton nickte zustimmend. Rebecca fiel auf, dass sie ihn noch nie hatte sprechen hören.
***
Als Rebecca schließlich den Simulator verließ um sich vor ihrer Wache noch ein wenig in der Kantine zu stärken, ging sie in Gedanken die Simulationen nochmals durch. Es war besser gelaufen, als sie erwartet hatte. Die Zusammenarbeit mit Saya war ausgezeichnet gewesen und auch Grace und Norton hatten gute Arbeit geleistet. Lediglich einmal hatte sie das Missionsziel nicht erreicht.
Komtech Willem hatte in die Missionsparameter einen Urbanmech UM-R63 integriert, der Rebecca in den engen Straßenschluchten immer wieder provozierte. Mehrfach hatte er den Jeep mit seinem leichten Impulslaser anvisiert. Rebecca hatte auf die Bedrohung reagiert und war dazwischen gegangen. Das gab dem Urbanmech die Möglichkeit seine Autokanone auf sie abzufeuern um dann in Sicherheit zu springen. Nachdem sich dieses Spiel einige Male wiederholt hatte, riss Rebecca der Geduldsfaden und sie machte sich an die Verfolgung. Zwei Straßen weiter und genauso viele PPK Salven später, hatte sich das Problem Urbanmech erledigt. Leider auch der Jeep, den ein Attentäter in der Zwischenzeit mit einem tragbaren Raketenwerfer ausgeschaltet hatte. Auch das hatte Rebecca wieder gezeigt, dass eine Clan-Elite Kriegerin noch lange nicht perfekt war. Vor allem nicht im Angesicht solcher Taktiken.
Auf ihrem Weg über den Hof, striff ihr Blick erneut die Demonstranten. Ihre Zahl schien sich vergrößert zu haben, die Jugendlichen mit dem Schild "Wir brauchen keine Fremdbestimmung" sah sie jedoch nicht mehr. Dafür fielen ihr einige Personen etwas abseits der Demonstration auf, die alle in auffallend ähnliche Mäntel gehüllt waren. Auch sie schienen wie Rebecca die Demonstranten zu beobachten und sie glaubte zu erkennen, wie einer ein Sprechfunkgerät benutzte.
Andai Pryde
Im Anflug auf Bryant
Das dumpfe Rütteln ging durch das gesamte Schiff, gefolgt von einem lauten Klappern und einem scharfen Knallen.
„Tja sieht wohl so aus, als hätte sich da was verabschiedet, Skip!“
„Egal, solange das Teil weiterfliegt, können wir uns später darum kümmern. Irgendwas von der Korvette?“
„Negativ, Skipper, Die hängt nach wie vor bewegungslos im Raum und lädt ihr Sonnensegel auf.“
Nigel runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die Sensoranzeige, auf der die Korvette regungslos im Raum hing.
„So schwer können wir die doch gar nicht getroffen haben, außerdem bräuchten die nur rollen und könnten uns mit ihren funktionierenden Geschützen selbst jetzt noch pulverisieren. Sofie, eine Ahnung woran das liegen könnte?“
„Na ja der Hauptaspekt wird wohl die Tatsache sein, dass die Zechetinu nicht über so viele Schiffskaliberwaffen verfügt, eher über Standardwaffen, wie wir auch, also eher gegen beweglichere Ziele wie Jäger.“
„Mag sein, aber dennoch dürften sie genug Kapazität haben, um uns in Stücke zu zerlegen, wenn es auch länger dauern würde als bei einem Kreuzer oder so.“
Sofie zuckte nur mit den Schulter, während sie weiter an der Waffenkonsole arbeitete.
„Sicher, ich denke mal, dass wir sie sehr überraschend getroffen haben und bedenken wir die Tatsache, dass sie das Schiff wohl aus Ligabeständen entwendet haben, vielleicht nicht genug Mann an Bord hatten, um alles besetzen zu können.“
Das klang für Nigel schon eher sinnvoll. Es würde zumindest die kleine Entertruppe hier auf der Freedom erklären.
Bei dem Gedanken, fiel ihm wieder die Entertruppe ein, es gab ja noch mehr als nur den Soldaten auf der Brücke.
„Matt checken sie die Verbindung zu allen Decks und holen sie mir die einzelnen Abteilungsleiter ans Mikro, sofern möglich, allen voran Jacqueline, ich will wissen, was unsere Cheftech zu unseren Manövern sagt.“
Die Antwort kam prompt, als Matt Wilkins, der Kommoffizier kurz zusammen zuckte und Nigel nur mit einem leisen „Für sie, Skip.“ auf die Kommstation hinwies.
Als der Kapitän den Schalter für das Schiffsinterkom aktivierte, wünschte er sich, er hätte es nicht getan.
Gefolgt von einem Schwall Schotttisch-gälischer und deutscher Flüche, herrschte ihn Jaqueline Vivianne Müller barsch an.
„Verdammt, Nigel was hast du dir eigentlich dabei gedacht. Erst muss ich hier zwei Blakies davon abhalten aus unserem antrieb nur Schlacke zu machen und dann hast du nichts besseres zu tun, als dich von einer verdammten Korvette mitsamt Dockkragen loszureißen, sag mal tickst du noch?“
Nigel schmunzelte leicht, während er antwortete.
„Tut mir ja leid, Jaquie, aber was wäre die lieber gewesen, für die Blakies zu arbeiten sicher nicht.“
Ein dumpfes pah ertönte, gefolgt von einem scharfen peng.
„Was war das?“
„Eine der Hauptkühlleitungen für Triebwerk Nummer drei, wir haben es allerdings schon weitestgehend isoliert, also keine Panik. Zu den Punkten, wenn wir schon mal dabei sind. Die beiden Blakies sind tot, ich habe mir die Freiheit genommen sie zu entsorgen.“
Die eiskalte Klarstellung ließ Nigel kurz zusammen zucken, als er daran dachte, wie die Lyranerin die beiden Blakisten wahrscheinlich eigenhändig getötet und dann aus der Frachtluke hatte werfen lassen.
Er hatte diese eiskalte Gelassenheit bereits mehrfach erlebt, das letzte Mal im bett und da hatte es ihm auch nicht geschmeckt.
„Die restliche Blakies dürften auch hin sein, denk ich mal, da ja hier keiner weiter aufgetaucht ist und wir auch keinem über den Weg gelaufen sind. Was das Schiff betrifft, es fliegt und wird es auch weiterhin tun, allerdings hast du uns einen guten Teil der Panzerung und auch Waffenaufbauten mit deiner Aktion gekostet, ganz zu schweigen von einem Kurzschluss im Backbord Kühlsystem, ich gebe dir also den Rat die Waffen dort nicht einzusetzen, da wir sonst arge Probleme bekommen könnten. Die strukturelle Integrität ist auch nicht mehr so belastbar, hör es dir doch an, ich kann förmlich die traurige Melodie hören.“
Wie zur Bestätigung ächzte das interne Skelett, auf dem das ganze Schiff aufgebaut war, leise.
„Verstehe.“ War alles was er rausbrachte.
„Pah, dass ihr Davies nie was richtig machen könnt, alles müsst ihr in einem Anflug von Heldentum und heroischer Affektiertheit kaputt machen.“
Das saß, zwar beherbergte die Crying Freedom Leute aus beinahe jedem Nachfolgestaat, aber die Brückencrew, allen voran Nigel stammt aus der Mark Capella des Vereinigten Sonnen Teiles, des ehemaligen Vereinigten Commonwealth.
Nigel vergaß immer wieder, warum Jaqueline die 10.Lyranische Garde verlassen hatte. Gewiss nicht, weil die Einheit schlecht war, sondern es hatte eher etwas mit einem, wie sie es immer liebevoll nannte, Kampfwichtel zu tun.
„Sieh bitte zu, was du machen kannst.“
„Sicher, wie immer, das wird dich aber einiges kosten.“
Nigel verzog leicht das Gesicht, wenn er daran dachte, was es ihn kosten würde.
Aus ihm unerfindlichen Gründen, hatte Jaqueline ein gesteigertes Interesse, größtenteils sexueller Natur an ihm, was einer anderen Person scheinbar nicht zu gefallen schien.
Er blickte vorsichtig zu Junee, die wort- und teilnahmslos an ihrer Station stand und ihre Arbeit tat.
Er tippt etwas auf der Kommkonsole ein und stellte eine neue Verbindung her.
„Hey Chef, wie sieht’s bei dir da unten aus.“
Es dauerte einen kurzen Moment, dann antworte Chef Pete, wie alle ihn nannten, ihr Lagermeister und Frachtoffizier.
„Huh, eigentlich recht schick. Hab hier vier Blakiemechkrieger, die sich auf dem kalten Metall ihre Ärsche wund scheuern. Hey Jungs ich rate euch nicht weiter irgendwelche Befreiungsaktionen zu unternehmen, Kabelbinder tun janz schön weh.“
Nigel schmunzelte kurz, wie immer war der alte Lagerchef nicht aus der Ruhe zu bringen, wahrscheinlich sah der ganze Mechhangar und Frachtbereich wieder mal wie ein Schlachtfeld aus, aber Pete würde dies natürlich nie zugeben.
„Pah, Blechhüpfer, man sollte meinen die besitzen mehr Intelligenz, wenn sie so ein Maschinchen steuern. Die vier hier haben sich recht leicht überwältigen lassen, bei den zwei anderen hatten wir leichte Probleme.“
Nigel horchte auf, leichte Probleme bedeuteten bei Pete selten gutes, da er mindestens ebenso selten von leichten Problemen sprach.
„Verluste?“
„Huh, das jeht sogar mal, nu einer der Mechs hat sich losgerissen und einen der Blakies unter sich begraben, hat ne kleine Delle im Deck gegeben, und das scheiß Ding hat sich bis zum Hangarschott bewegt und das auch leicht verbeult, aber nichts was wir nich wieder hinbiegen könn´.
Die anderen Maschinchen stehen sauber hier unten, der letzte Blakie hat Fred und Vincent erwischt, beide wohl hinüber. Maria ist auf der Krakenstation. Sieht aber fein aus, wie der Doc meinte. Ansonsten nichts ernstes.“
„Ok, dank dir Chef und halt die Stellung!“
„Na aber immer doch, Junge.“
Nigel runzelte die Stirn, damit wären neun Blakisten ausgeschaltet, wo war der letzte.
„Äh, Skipper wie nähern uns der heißen Phase.“
Abgelenkt durch die Anmerkung seines Piloten, verdrängte Nigel den Gedanken und widmete sich wieder dem Geschehen auf dem Hauptschirm.
Er studierte die verschiedenen Wirbel und topographischen Gegebenheiten des Planeten vor ihnen. Bryant machte seiner Geschichte wie immer Ehre, gut 70% des Planeten waren von dichten Sturmwolken verhüllt.
„Jonas, sie kennen die Flugroute, schnell rein über einer der Polregionen, die Stürme dürften uns eigentlich vor einer Entdeckung schützen.“
Jonas bestätigte und lenkte das Schiff in einer leichten Neigung näher in Richtung des Planeten. Bald würde der heiße Flug durch die Planetenatmosphäre begingen, gefolgt von einem wahrscheinlich harten Aufsetzen, aber es ging nicht anders, wenn sie möglichst unentdeckt runter wollten, mussten sie genau das tun, und es bestand trotzdem die Gefahr, von Einheimischen entdeckt zu werden.
„GEZ?“
„Schwer zu sagen, ich würde mal behaupten etwa eine halbe Stunde bei dem Tempo.“
Andai Pryde
Frederick Gustav Grom betrachtete mit zusammen gekniffenen Augen das sich entfernende Landungsschiff, das als kleiner Punkt auf der Sensoranzeige gerade mit dem größeren des Planeten Bryant verschmolz.
Ein leises Räuspern lies ihn herum fahren.
Vor ich stand in gebeugter Haltung ein Tech und streckte ihm einen Compblock entgegen.
Grom griff danach und riss es dem Tech beinahe aus den Händen.
„Akoluth Frederickson, erklären sie mir bitte, was genau passiert ist!“
Mit einer winkenden Handbewegung schickte er den Tech weg und wandte sich an den Schadenskontrolloffizier auf der Brücke.
Entgegen seinen Behauptungen handelte es sich bei Grom nicht um einen Akoluthen, sondern um einen Adepten, aber voraussichtlich würde er bald wieder Akoluth sein, dank diesen Stümpern hier.
„Natürlich Adept.“ Frederickson nickte bestätigend, auch wenn ihm der Unwille, de Zorn Blakes zu spüren zu bekommen ins Gesicht geschrieben stand.
„Das flüchtige Landungsschiff hat mit einer gezielten Salve aus seinen Bordgeschützen eine unserer Steuerbordenergierelais getroffen, was zu starken Fluktuationen in den Waffenkontrollen und Leitsystemen führte. Natürlich hätte man auch die Waffen manuell bedienen können, nur ging dies leider aus Personalmangel und auch der Tatsache, dass das Landungsschiff sich durch unser Sonnensegel bewegt ha nicht. Es war wohl Blakes Wille, dass sie entkommen sind.“
Ja das war es wohl, schoss es Grom durch den Kopf. Er hatte es dem Demi gesagt, dass 30 Mann zu wenig waren, um sowohl die Korvette zu besetzen, als auch das Landungsschiff zu kapern.
Natürlich hatte dieser nur abgewunken und ihm Blakes Segen und Willen gewünscht.
Grom blickte wider auf das Sensordisplay, dann nickte er seine Wut verrauchte leicht, immerhin war ihre Mission dadurch nicht gefährdet. Es hatte ihn zwar 10 Mann gekostet und auch eine Sektion II Mechs, sowie ein Trupp Purifier, das war sicherlich schmerzhaft, aber anscheinend Blakes Wille, und wenn Blake es so wollte.
„Gut Akoluth, nehmen sie Kontakt zum Planeten auf und teilen sie unseren Agenten dort die Lage mit, vielleicht können sie mehr ausrichten als wir. Dann bereiten sie das Schiff für den Sprung vor, wir müssen unsere Mission fortführen“
„So sei Blakes Wille, Adept.“
„So sei er,“ nickte Grom,“ aber sollten sie mich noch einmal enttäuschen, wird er es nicht mehr mit ihnen sein, haben wir uns da verstanden Akoluth?“
Frederickson nickte nur stumm, dann verschwand er und überließ Grom seinen Gedanken.
Andai Pryde
Landungsschiff Crying Freedom, Bryanter Nordpol
Bryant, Chaos Marken
„Verdammt Jonas, geht das nicht ruhiger?“
„Ich würde ja gerne, aber das Baby tanzt wie ein betrunkener Elch auf Kerenskys Abschlussfeier. Sagen sie das dem Sturm da draußen.
Mit einem scharfen Pfeifen und Ohrenbetäubenden Krachen entlud die Natur ihre sämtliche Gewalt an dem eiförmigen Rumpf des Overlord.
Die Fredon stimmt in ihrem typischen Ächzen und Knarren ein und Nigel hatte die Befürchtung, dass das schiff jeden Moment auseinander zu fallen drohte.
Knapp etwas über 20 Minuten ging das nun so, kurz nachdem sie in die Sturmfront eingetreten waren.
Der Sturm spielte mit dem Schiff förmlich Punching Ball und warf es scheinbar fröhlich unbeschwert hin und her.
„Warum mussten wir uns auch ausgerechnet den Sturm des Jahrhunderts dafür aussuchen.“ Murmelte Nigel vor sich hin, während er gebannt auf die graue Schottwand vor sich starrte und mühsam gegen den Brechreiz ankämpfte.
„Ich hab´s, alles festhalten.“
Dem kurzem Befehl Jonas´ folgend klammerte Nigel sich schweißklamm an den Lehnen seines Kapitänssessels fest und harrte der ding.
Mit einem scharfen Pfeifen und ohrenbetäubenden Knall ruckte das Landungsschiff einmal kurz, dann war Ruhe.
Nigel entspanne sich, war das etwa alles gewesen?
„Hui selten so einen ruhigen Absturz gehabt. Sauber gemacht Jonas.“
„Nichts zu danken , Skip, hoffen wir nur, das Baby hat es mitgemacht.“
Wie zur Antwort ertönte ein lautes Peng und das schiff neigte sich zur Seite und schlug wieder auf.
„Was zum...“
„Wir haben eine der Landekufen anscheinend verloren. Tja damit wäre das aussteigen nicht gerade leichter geworden. Wir sind irgendwo drauf geschlagen, das Schiff hat einen 30 Grad Winkel zum Boden, also nicht ganz so schlimm.“
Mit grimmiger Miene bestätigte Nigel, dann wandte er sich an seinen 1. Offizier.
„Junee, lass dir den Status durchgeben, sag Erik bescheid, er soll herausfinden, was mit dem letzten Blakie ist und dann soll Jaqueline ein Schadensteam nach draußen schicken, sofern das Wetter das zulässt!“
„Schon erledigt Skip.“ ertönte die leise, beinahe flüsternde Stimme Erik Gutors hinter Nigel.
Er löste den Gurt und drehte sich dann zu seinem 2.Offizier um.
Erik stand im Schott, stützte sich mit einer Hand ab, in der anderen hielt er eine Sunbeam Laserpistole.
„Ich hoffe du hast keine Löcher in die Hülle geschossen, Erik.“
„Nein, sicher nicht,“ der skandinavische Offizier lächelte charmant, dann streckte er die Pistole wieder weg und deutete mit dem Kopf zur Seite.
„Hab den Typen dabei erwischt, wie er sich am Schott zu schaffen machte, der wollte doch tatsächlich eine Sprengladung anbringen. Eine erstaunliche Leistung bei diesem Tempo und Bedingungen, musste ihn leider erschießen. Ach übrigens solltest du mal mit dem Chef reden, der hat noch ein paar Kleinigkeiten für dich und nur so nebenbei. In dem Quartier von diesen Jungs,“ er deutete auf den auf dem Bauch liegenden Blakisten mit dem Loch im Kopf, „ dürften sich noch die Purifier befinden, vielleicht kriegen wir die zum laufen.“
Nigel lächelte leicht, ja da war eine gute Idee.
„Gut. Junee, ich gehen zum Chef, du versuchst dir eine Übersicht über die Schäden zu machen und dann reden wir mit der Crew über den Vorfall, ich brauche die vollste Unterstützung und Verständnis für mein Vorhaben.“
Dann folgte Nigel Erik zum Frachtraum1.
Der Gang durch das Schiff gestaltete sich schwierig.
Die Schieflage machte es ihnen nicht leicht voran zukommen, einige der Schotten waren verzogen, so dass man sie entweder aufschieben, sich hindurchquetschen oder ganz umgehen musste, was zum Glück seltener der Fall war.
Das Schiff hatte gelitten, aber glücklicherweise beschränkten die Schäden sich auf den inneren Bereich, bisher waren ihm keinerlei Lecks oder ähnliches aufgefallen, was ein sehr glücklicher Umstand war. Wenn die Triebwerke jetzt auch noch funktionierten, dann konnte die Crying Freedom wenigstens wieder fliegen.
Sie kamen am Schott zu Hangar 1 an und Nigel nickte zwei Technikern aufmunternd zu, die am verzogenen Schott arbeiteten.
„Ah, der Herr Kapitän, der ,der Meinung ist er würde ein Schlachtschiff kommandieren.“
„Hi Jaqueline, wie sieht’s aus?“
Die Cheftech blickte sich kurz um.
„Soweit ganz gut, zumindest besser, als es sein musste. Ich gehe jetzt wieder zum Maschinenraum und werde mir die Triebwerke noch mal genauer ansehen.“
Nigel nickte bestätigend.
„Tu das! Fliegen wir wieder?“
Ein Schulterzucken antwortete ihm.
„Wer weiß, Triebwerk zwo ist durchgebrannt, drei und vier haben sich abgeschaltet, lediglich die eins läuft mit nahezu 100%. Aber ich sehe was sich machen lässt. Die Hülle scheint glücklicherweise nichts abbekommen zu haben, auch wenn die Integrität gelitten hat. Ich würde empfehlen, das nächste mal im Sommer zu starten.“
Sie blickte sich kurz um und deutete mit dem Kopf in Richtung des Frachtraumes.
„Sprich mal mit dem Chef, unser größtes Problem dürfte das Hauptschott sein. Und lass dir einfallen, wie du diesen 75 Tonnen Schrotthaufen von meinem Schiff bekommst.“
Gespielte Empörung machte sich auf Nigels Gesicht breit.
„Das ist immer och mein Schiff, Lady und jetzt ab in deine kleine Brummkammer und sieh zu, das du die Triebwerke wieder zum laufen kriegst.“
Jaqueline schnaufte nur, aber der Ansatz eines Lächelns war auf ihrem Gesicht zu sehen, als sie sich zum gehen abwandte.
„Joa, da issa ja, der Herr Kapitän.“
Nigel wandte sich auch ab und musterte den neuankommenden Mann kurz.
Chef Pete, wie der Frachtchef und Mann für alles genannt wurde, war ei kleiner untersetzter Mann, mit borstigem Bartwuchs und strubbeligen kurzen Haaren. Seine braunen Augen blickten intelligent und amüsiert. Die Füße steckten in schweren Magnetstiefeln, die Beine in komfortablen breiten Hosen und der Oberkörper, muskulös oder fett, auf jeden fall breit, in einem verwaschenen rot-weißem Hemd.
Alles in allem erinnerte der Mann Nigel jedes Mal an eine dieser mythologischen Figuren, Zwerge genannt, aus alten Romanen. Nicht nur die Figur, auch der Charakter legte diesen Schluss nahe.
Pete legte Nigel einen Arm um die Schultern, was bei beinahe 40 Zentimetern unterschied gewiss komisch wirkte, aber Pete störte sich nicht daran,
er zog den Mann von New Syrtis in den Frachtraum, und zeigte auf das Hauptschott.
Erik folgte unauffällig und pfiff leicht bewundernd.
Als Nigel den Blick schweifen ließ fiel sein Augenmerk als erstes auf die beiden schmutzig-weißen Decken, die über zwei menschliche Körper geworfen waren. Ein paar Füße schaute noch hervor. Leicht säuerlich verzog Nigel die Miene, zwei Mann weniger und ob Maria es überleben würde, wusste er auch nicht.
Neben den bedeckten lag ein Mann in der typischen Kleidung Blakes Wort auf dem Bauch, das Gesicht lag auf dem kalten Metal auf und eine kleine Blutlache hatte sich darum gebildet.
Das sah Pete ähnlich, wahrscheinlich hatte er eh vorgehabt den Mann über Bord zu werfen.
Neben dem Blakisten ragten die restlichen fünf Mechs in ihren Kokons auf. Es waren beieindruckende Maschinen, neben dem humanoiden Buccaneer mit dem unverkennlichen Beil in der Hand, standen ein Pärchen Mercurys und daneben ein Gurkha und als letztes Einöd, in 85 Tonnen schwerer Crockett. Jetzt konnte Nigel Eriks Pfiff gut nachvollziehen.
Als Pete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Hauptschott lenkte.
Ein Mech, der wie eine eigenartige Variante eines Battlemaster wirkte, lag dort auf dem bauch. Kabel hingen nach an ihm, eine einzelne Halteleine hing noch ebenfalls straff daran, der Rest war wie die Tentakel einer Krake in dem ganzen Hangarbereich verteilt.
Der Toyama, wie der Mech hieß, lag mit dem Kopf voran genau am Haupthangarschott, ansonsten sah die Maschine intakt aus, von dem roten Blutfleck darunter abgesehen.
„ Tja, wie der Her Kapitän sehen, ist das Haupthangartor ziemlich verbeult, kein Wunder bei dem Monster dort. Aufkriegen tun wir das ne Weile nicht mehr. Da eine von unseren Kranwinde im Arsch ist, haben wir den Mech noch nicht wieder aufrichten können, aber das wird noch, ansonsten sehen die ganzen Teilchen hier noch gut aus.“
Gut aussehen, war vielleicht leicht übertrieben, wenn man davon absah, dass die Halteleinen ziemlich hin und her gepeitscht waren und einen Großteil der Einrichtungen im Frachtraum beschädigt hatten. Ein Overlord Landungsschiff war riesig und dies hier war nur der Haupthangar, allerdings beherbergte dieser neben der Fähigkeit einen Teil der insgesamt 36 Mechs tragen zu können, auch Reparatureinrichtungen, um diese Mechs intakt zu halten. Zwar waren die der Freedom mittlerweile seit gut fünf Jahren nicht mehr genutzt worden, aber funktionieren dürften sie noch.
Nigel blickte sich weiter um und entdeckte vier einsame Gestalten in schwarzen Kühlanzügen mit dem Schwert Blakes Wort auf der rechten Brust.
„Tja, wat wir mit denen machen, weiß noch net. Kam noch nicht dazu sie über die Planke gehen zu lassen.“
Nigel schüttelte bestimmt den Kopf.
„Nein steckt sie in ein leeres Quartier und bewacht sie rund um die Uhr. Wir werden sie bei nächstbester Gelegenheit einer örtlichen Justiz übergeben.“
„Aye Skip, wird erledicht.“
„Gut. Erik sie zu dass du diese Mechs sicherst, ich will nicht noch so ein teil rumfliegen sehen und hebt mir dieses teil da auf. Falls noch etwas Zeit bleiben sollte, können wir uns ja unsere neuen maschinen angucken.“
„Beim Barte Blakes, sein Wille wird euch vernichten.“
Mit gehobener Augenbraue wandte sich Nigel zu einem der Blakisten, der das Wort vermeintlich erhoben hatte und lächelte ihn mitleidsvoll an.
„Ich bin auf New Syrtis geboren, das einzige wovor ich mich fürchte ist eine Syrtische Beutelspinne. Soll dein Blake ruhig kommen, ich habe genug schlagkräftige Argumente für ihn.“
„Pah Ungläubiger, du wirst geläutert werden.“
Nigel drehte sich um und winkte nur ab.
„Schafft diese Jungs weg, sollen sie da predigen was sie wollen. Oh und bevor ich es vergesse, Erik in einer halbe Stunde ist Besprechung.“
Nigel Marty legte die Fingerspitzen an einander und beobachtete abwartend und neugierig seien Abteilungsleiter.
Sofie, diskutierte gerade mit Erik und Jonas grinste breit über ihr Thema. Jaqueline skizzierte etwas auf einen Compblock und besprach etwas mit Pete.
James Woodson, der Flugkontrolloffizier schaute sich die technischen Daten über die Purifier Gefechtsrüstung an.
Dann hob er den Blick und schaute Nigel direkt an.
„Damit ich das richtig verstehe, wir sollen in diese Teile steigen, in einem kleinen Hover den Großteil der Strecke zurücklegen und uns dann getarnt zu diesen Söldners begeben und sie um Hilfe bitten?“
„Vom Prinzip her richtig, aber wir schlagen ihnen einen Deal vor. Wir bringen sie hier weg, sie bekommen die Mechs und wir unterschreiben dafür einen Kontrakt bei ihnen.“
„Huh, da hängt aber eine Menge von der Willkür dieses Söldnerkommandanten ab, wenn der nicht zustimmt, sitzen wir hier fest und bei allem Respekt für den planetaren Fürsten oder was auch immer, aber mit dem möchte ich mich ungern abgeben.“
„Nun wir haben immer noch einen Trumpf, Sofie. Sollten ihre Jäger in der Luft sein, funkt ihr einfach den Stingray an, die Pilotin hat uns vor nicht all zu langer Zeit einen Gefallen getan und ich denke, sie kann uns weiterhelfen.“
Erik beugte sich jetzt auch vor, so wie er hatten sich inzwischen alle wieder an der Diskussion beteiligt.
„Das hieße allerdings wir müssten unsere Tarnung aufgeben, ich meine dieser Purifier sind schweinegeil, aber was bringt das, wenn uns ein Feind so schnell orten kann. Außerdem, wer kann diese Teile schon steuern, von den vermutlichen Sperren mal abgesehen.“
Jaqueline ergriff das Wort:
„Nun die Sperren sind Geschichte, ich habe mit ein paar kleineren Tricks die Steuerungscomputer der Panzer rebootet, sie laufen jetzt wieder auf null und können leicht geeicht werden.“
Nigel nickte bestätigend.
„Und soweit ich das weiß haben zwei von uns Training in Gefechtsrüstungen. Sofie und Erik, damit ihr nicht alleine gehen müsst gebe ich euch noch zwei Jungs mit, die wenigstens so ein Teil schon mal gesehen haben.“
Erik schüttelte bestimmt den Kopf.
„Nein, erstens sollten wirklich nur Leute in diesen Teilen sitzen, die sich damit auskennen, zweitens wäre das ziemlich eng in dem Hover und wir wissen nicht, wie weit wir im Endeffekt fahren müssen. Ich möchte die Maschine nicht unnötig belasten.
Soweit ich weiß haben wir nur einen Hover dabei und der ist für maximal vier Personen ausgelegt, was bei zwei Purifiern schon eng werden dürfte, vorausgesetzt, wir nehmen nicht noch einen extra Fahrer mit.“
„Gut das ist ein Argument, also geht ihr zwei alleine. Pete und Jaqueline ich möchte, dass ihr die Anzüge noch mal überprüft, ich möchte keine unliebsamen Überraschungen. Gebt ihnen außerdem noch einen leistungsstarken Sender mit, falls Probleme auftauchen.“
„Schön und gut, aber was sagen wir dem Söldner?“
Nigel grinste sardonisch.
„ganz einfach: wir sind ein freies Händler Landungsschiff, dass einen Blakes Wort Kaperversuch gerade mal so überstanden hat und uns deswegen nach etwas Schutz und Sicherheit sehnen. Wir haben einiges zu bieten, neben den Mechs und den Purifier Rüstungen, immerhin ein voll bestücktes, wenn auch angeschlagenes Overlord Landungsschiff, ich denke nicht, dass der Mann dies ausschlagen kann und wird.“
Erik nickte zufrieden.
„Ok sonst noch etwas?“ fragte Nigel locker in die Runde.
Als keiner antwortete fuhr er fort:
„Sehr gut, dann sehen wir zu, dass wir das Schiff wieder flugtauglich machen und ihr zwei macht euch auf.“
Er deutete auf Erik und Sofie.
Seine Crew nickte und machte sich dann wieder an die Arbeit, während Nigel nachdenklich und alleine in der Kantine. Am langen Tisch sitzen blieb.
Es war viel passiert und er hatte die Entscheidung lange abgewogen, es gab nur diesen Weg, alles andere würde das Ende für sein Schiff und dessen Crew bedeuten.
Er hoffte nur, dass die Blakisten sie in Zukunft in Ruhe lassen würden.
Ironheart
Das Ende in Leipzig
3 Kilometer Nördlich der SKULLCRUSHER, Financial-District, Leipzig
Bryant, Chaos-Marken
4. Mai 3065
„Doc hat´s erwischt. Scheisse, Doc hat´s erwischt“ kam es über Funk rein und jetzt erst bemerkte Hank Borer die Rauchsäule, die aus dem brennenden Mantikor emporschlug. Auf diese Entfernung konnte er nicht erkennen, ob es der alte Haudegen raus geschafft hatte, aber selbst wenn, er hatte im Moment keine Zeit das jetzt herauszufinden.
Die Lage war offensichtlich aussichtslos, die Mission verloren. Auch wenn sie den Blake-Mechs ebenfalls schon ordentlich zugesetzt hatten, der frühe Ausfall des Kabuto und der Fury, beides relativ glückliche Abschüsse für die Blakisten, rächte sich jetzt gewaltig. Der LKW mit dem Prototyp war gestoppt worden, Mikos Kampffalke humpelte langsam zurück und sein eigener Dervish IIC war auch schon stark angeschlagen, seine Panzerung war bereits an einigen Stellen hauchdünn. Von den Panzern waren nur noch Battalignis Bulldog und Niedermayers Mantikor einsatzbereit und stellten sich jetzt vor den Raijin und hielten diesen auf Abstand von Docs brenndendem Mantikor. Für einen Augenblick konnte Hank sehen, wie ein paar Chevaliers von noch intakten Panzern aufgenommen wurden. So wie es aussah, hatte die Besatzung von Docs Mantikor wohl doch überlebt, obwohl Hank nicht hatte erkennen können, wie viele von Ihnen. Doch wenn sie sich nicht bald zurückziehen würden, wäre auch das sicher nur von kurzer Dauer.
„Sakura von Sol, wir müss´n wech hier, aba schnell, ne?“ Miko hatte jetzt rein offiziell das Kommando, doch Hank war sich nicht sicher, ob sie schon so weit war.
„Ja, du hast Recht. Doc 3 und 4 zieht euch zurück. Wir geben euch Deckung.“
„Wat is mit´m Prototyp?“ fragte Hank, während er mit einer weiteren Breitseite den Lancelot auf Abstand hielt.
„Weder Caprese noch Sagrudson melden sich. Wir ziehen uns gemeinsam bis zur Position der LKW´s zurück. Sollte der Prototyp bis dahin noch nicht vernichtet sein, dann werden wir das tun.“
„Aye“ antwortete Hank knapp. Sie hatte Recht, sollten alle Stricke reißen, und danach sah es im Augenblick aus, dann würden sie selbst den Prototypen zermalmen. Hank lief bei dem Gedanken an solch einen Frevel der kalte Schauer über seinen verschwitzten Körper. Doch es musste wohl so sein.
Jetzt zogen sich die zwei übrig gebliebenen Panzer und Mechs zurück, wobei der Raijin sich immer noch mit den beiden Panzern balgte, während Miko mit dem Initiate und der Crab kämpfte und Hank sich abwechselnd den Lancelot und den Buccaneer vom Leibe hielt. Obwohl Hank all sein Können aufbot, konnte er die Treffer nicht verhindern, auch wenn er aus so gut es ging auswich. Er hatte nur noch vier Salven seiner Artemis-IV 10er-LSR übrig. Dann würde er nur noch über seine beiden mittleren ER-Laser und die beiden Artemis-IV 2er-KSR verfügen. Nicht gerade ein Arsenal, mit dem er seine beiden starken Gegner besiegen konnte. Doch im Augenblick ging es ohnehin nicht darum, die beiden Mechs auszuschalten. Sie mussten sie nur lange genug hinhalten, bis es die noch lebenden Infanteristen und die Mechs und Panzer bis in den Radius der rettenden Landungsschiffgeschütze schaffen würden.
Dann passierte das unumgängliche, wenn man bedachte, dass der Crab und Initiate zusammen Mikos Kampffalken um mehr als doppelt soviel Tonnage überlegen waren. Sie wurde von einer kombinierten Salve des Crab und des Initiate getroffen, der die in ihrem linken Arm gelagerte Munition der dort eingelagerten Blitz-KSR zur Explosion brachte und damit nicht nur der Arm in hohem Bogen davon wirbeln ließ, sondern auch den Mech wie eine Stoffpuppe herumriss.
Hank reagierte sofort und trat seine Sprungdüsenpedale durch, obwohl er gerade wieder eine volle Breitseite auf den Buccaneer abgefeuert hatte und die Cockpittemperatur im wahrsten Sinne des Wortes höllische Ausmaße annahm. Er sah, dass sein Bombardement dem gegnerischen Mech die gesamte Frontpanzerung zerfetzte und das verwundbare Innenleben des Blakes-Mech zum Vorschein kam. Ein einziger Schuss würde ihn vernichten, doch das Leben seiner Kameradin war wichtiger, als dieser Abschuss.
Als er vor dem Crab und dem Initiate landete und sich diesen damit in den Weg stellte, musste er auf den Vetoschalter hämmern, um eine Notabschaltung zu verhindern.
Er teilte sein Feuer auf die beiden Mechs auf und versuchte gleichzeitig den immer näher kommenden Lancelot und den Buccaneer im Auge zu behalten.
Langsam wurde die Lage äußerst brenzlig. Und erst recht, als das Gegenfeuer der vier gegnerischen Mechs sich auf seinen Dervish IIC konzentrierte. Auch wenn ein Gutteil der gegnerischen Raketen und Laser an ihm vorbeizischten, reichte der Beschuss noch, um seinen rechten Arm vollständig zu zertrümmern und am Schultergelenk abzureissen. Doch anders als Miko hatte er mehr Glück und schaffte es unter der größten Anstrengung seinen Mech aufrecht zu halten. Die Frage war nur, wie lange noch, nachdem er durch den letzten Beschuss mit einem Schlag fast die Hälfte seiner Bewaffung genommen hatte.
In dem Augenblick, in dem Sakura wieder hochkam, waren sie von den vier Blakies endgültig halbkreisförmig umstellt worden. Ein böses Gefühl bemannte sich Hanks Magengrube und sein Blick fiel auf das Holobild seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Würde er sie je wiedersehen? Er verdrängte seine dunklen Vorahnungen und wandte seine Gedanken wieder dem Gegner zu, dessen nächste Salve auf sie zugeschossen kam. Laser drangen in Bauch und Torso seines Mechs ein und und vernichteten Wärmetauscher, eine PPK fraß sich in sein linkes Bein und schälte seine gesamte Panzerung davon.
Auch Miko wurde in ihrem Mech ordentlich durchgerüttelt und es war ein Wunder, dass sie nicht sofort wieder zu Boden ging.
„Zurück, Miko“ keuchte Hank und löste seine Sprungdüsen aus. Das letzte, was sie jetzt noch retten konnte war die Flucht. Zum Glück reagierte die Japanerin richtig und tat es ihm gleich, so dass sie sich wie zwei Heuschrecken vom Feind zu lösen versuchten.
Doch vergeblich.
Unerbittlich stiessen die Blakies hinter Ihnen her und erneut zischten die Geschosse und Laser um ihre Ohren. Hank achtete schon gar nicht mehr auf die Schadensanzeigen, sonst hätte er die steife Hüfte bemerkt, die sein Mech jetzt hatte. Doch das spielte so oder so keine Rolle mehr. Fast schon mechanisch drosch er auf den Veto-Schalter und konnte gerade noch so eine Abschaltung verhindern, dann feuerte er die spärlichen Überreste seiner Waffen ab und sprang wieder Rückwärts so schnell es ging. 500 Meter waren es jetzt nur noch bis zur Reichweite der Skullgeschütze, 3 bis 4 Sprünge noch, die die Rettung bedeuten würden. Doch er fragte sich, ob sie es durch dieses Dauerbombardement überhaupt schaffen würden. Ausserdem waren sie jetzt auf Höhe der gestrandeten LKW´s und müssten diese jetzt eigentlich vernichten. Doch stattdessen, wurden sie anscheinend sie selbst vernichtet werden. Raketen schlugen auf seinen Mech ein und Sterne tanzten vor seinen Augen, als ein Treffer an der Cockpitpanzerung seinen Kopf gegen die Rückenlehne donnern ließ. Er versuchte vergeblich das Gleichgewicht zu halten und als er sich hochrappelte, sah er, dass es Miko nicht besser ging.
„Miko, STEIG AUS…“ brüllte er, als er sah, wie gefährlich nahe die Crab und der Initiate ihrem Mech gekommen waren. Was jetzt kommen würde, hatte Hank schon so oft gesehen, dass er bereits die Laser vor seinem geistigen Auge sah, wie sie gleich aus den Geschützen der Blakes-Mechs jagen würden und seine wehrlos am Boden liegende Kameradin töten würden.
Und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
Doch dann krachte etwas Schnelles in die Rückenpartie des Crab und ließ den Mech wie eine Puppe herumwirbeln, statt dass dieser seine Waffen abfeuern konnte. Und die Initiate, die zwar gefeuert hatte, aber durch den unerwarteten Beschuß von hinten abgelenkt wurde, verfeuerte fast alle Laser und Raketen in den Boden um den kleinen Kampffalken herum. Der Angriff der übrigen Blakies geriet ins Stocken, da sie von den Neuankömmlingen genau so überrascht worden waren wie Hank selber. Er blinzelte einen Augenblick und versuchte die Typenkennungen der Neuankömmlinge zuzuordnen. Waren etwa die Chevaliers aus Brein zu Ihnen gestossen? Doch als er einen Cestus, einen Attentäter und einen Clint ausmachte, wusste er, dass das keine Chevaliers sein konnten.
Dann erkannte er den vierten der Mechs, der in rasender Geschwindigkeit auf ihre Position zukam. Und diese Typenkennung konnte er klar zuordnen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Dennys Mech erkannte.
„Hey, Three-D, ich wußt` dass Du uns nich im Stich…“
Doch er kam nicht dazu, diesen Satz zu beenden. Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung war und noch während er seinen Mech herumdrehte, gellte Dennys Warnung durch den Funk. „Hank, pass auuuff…“
Doch er war zu spät. Hank riss seinen noch intakten linken Arm empor und drückte noch ab, ohne sehen zu können, ob er treffen würde. Er sah auch nicht mehr den bedrohlichen Schatten des Fallbeils, welches mit rasender Geschwindigkeit auf sein Cockpit zuraste.
Das letzte, was Hank in seinem Leben sah, war das Holobild seiner Frau und seiner Tochter. Einer Tochter, die ihren Vater niemals kennenlernen würde.
Dann war nur noch das Geräusch kreischenden Metalls, welches Hanks Schmerzensschrei vollkommen überlagerte.
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Mit einem teuflischen Grinsen kam der Krächzer auf Greta zu und sie blickte wie gebannt auf die Mündung seiner Waffe. Jeden Augenblick würde er abdrücken und sie wäre verloren. In einer letzten Trotzreaktion verzog sie das Gesicht und spuckte zu Boden und in diesem Augenblick sah sie den Zünder, drei Meter vor ihr liegen, fast genau in der Mitte zwischen ihr und dem feindlichen Agenten. Ein kurzer Sprung und ein schneller Druck auf den Auslöser und der Prototyp würde zumindest nicht den Blakies in die Hände fallen. Aber würde sie schnell genug sein?
Bevor sie eine Entscheidung fällen konnte, wurde sowohl sie als auch die vier Blakes-Wort Kommandos von rechts überrascht.
„Sind Sie da nicht etwas voreilig?“ fragte ein Neuankömmling, den Greta nicht kannte. Dieser richtete wie auch sein Partner eine kurzläufige Maschinenpistole auf den Kopf des Krächzers, was durch einen roten Laserzielpunkt auf dessen Stirn eindeutig dokumentiert wurde. „Was auch immer sich in diesen LKW´s befindet, es ist Eigentum des freien Kollektivs Bryant und ich bin sicher, dass Count Dvensky wenig erfeut wäre, wenn sie ihm das vorenthalten wollen.“
Der Blakist schien offensichtlich überrascht zu sein und wandte sich den beiden Neuen zu, die Waffe aber immer noch im Anschlag auf Greta.
„Misterchrr Rchrraducanu, Misterchrr Povlsen, schön sie beide mal wiederchrr zu sehen“ antwortete der Geheimdienstmann, doch seine zu Schlitzen verengten Augen verrieten, dass er genau das Gegenteil empfand. Dieser Eindruck wurde zusätzlich dadurch verstärkt, dass die drei Blakies hinter dem Krächzer ihre Waffen nun auf die beiden Bryanter richteten, worauf hin Povlsen seine Maschinenpistole nun von einem zum anderen wandern ließ.
„Misterchrr Rchrraducanu, ich muß Ihnen leiderchrr widerchrrsprchrren. Mein Orchrrden wirchrrd dieses rchrrechtmäßig uns gehöhrchrrende LosTech an sich nehmen. Und sie sollten sich uns lieberchrr nicht in den Weg stellen.“
Gretas Herz raste und sie überdachte ihre Optionen. Rechts von ihr lag nur einen knappen Meter entfernt ihr Sturmgewehr. Und drei Meter vor ihr der Zünder. Doch um sie herum standen insgesamt sechs Kommandosoldaten. Sie würde durchsiebt werden, noch bevor sie eines von beiden erreichen würde. Andererseits, so wie die Lage aussah, hatte sie eh keine allzu große Chance zu überleben. Die Frage würde nur sein, wie sie sterben würde.
Doch wieder wurde sie von einer Entscheidung abgehalten, als sie hinter sich ein knappes Stöhnen hörte und aus den Augenwinkeln sah, wie sich Adept Ivarson wieder aufrichtete. Er schien verletzt zu sein, wohl aber noch in der Lage seine Waffe auf die Blakisten zu richten. „Nur über meine… Leiche…“ zischte er hörbar mühsam heraus.
Der Krächzer verdrehte die Augen, als er sich dem langsam aufstehenden ComStar-Agenten zuwandte. „Beim Blute Blakes, werchrr denn noch alles? Naja, ihrchrren Wunsch kann ich sicherchrr einrchrrichten.“ Dann seufzte er einmal tief durch und für einen Augenblick stellte sich eine gespenstische Ruhe ein, wie die kurzzeitige Stille im Auge eines Hurrikans. Außerhalb des Ringes an LKW´s tobte der Schlachtlärm und hier drinnen würde auch gleich die Hölle losbrechen, das konnte Greta am Gesichtsausdruck jedes einzelnen Agenten und Kommandosoldaten erkennen. Sie musste jetzt eine Entscheidung treffen, ob sie sich nach vorne werfen sollte um den Zünder zu erreichen oder ob sie sich nach rechts werfen sollte, um ihre Sturmgewehr zu erwischen.
Dann brach das Inferno los.
Der Krächzer bewegte sich behände wie eine Katze, sprang zur Seite und entging damit den Kugeln aus Raducanus MP, während seine eigene Waffe Feuer spuckend hinüber zu Ivarson ruckte. Dieser hatte mit dem Angriff gerechnet und bewegte sich trotz seiner blutenden Wunde seitlich weg und entging – wie Greta hoffte – zumindest genug Kugeln um den Krächzer selbst zu treffen. Dann fällte auch Greta ihre Entscheidung und hechtete nach vorne um den Zünder zu erreichen. Im Fallen sah sie, wie Povlsen sich ein Feuergefecht mit den drei übrigen Blakes-Wort Soldaten lieferte. Einer der drei wurde von einer Breitseite nach hinten geworfen, ein zweiter wurde durch Kugeln so zersiebt, dass er sich in einer Pirouette um die eigene Achse drehte. Doch die Blakies waren auch nicht unfähig. Als Greta den Zünder erreicht hatte und in die Hand nahm, sah sie aus dem linken Augenwinkel, wie Raducanus Brust zu explodieren schien und er gegen die Seitenwand des hinter ihm stehenden LKW´s geschleudert wurde. Dort sackte er getroffen zu Boden, einen blutigen roten Streifen hinter sich herziehend.
Aber Greta sah bereits nicht mehr hin, sondern drehte den Zünder so, dass sie den Knopf drücken konnte.
Und dann durchfuhr sie der Schmerz.
Wie in Trance bekam sie noch mit, wie glühendheisse Nadeln in ihren Rücken fuhren und sich direkt durch ihre Lungen bohrten. Sie wollte schreien, doch es gelang ihr nicht. Sie wollte den Auslöser drücken, doch auch das gelang ihr nicht. Im Gegenteil, die Wucht der Projektile, die in ihren Körper einschlugen, entriss ihr den Zünder noch bevor sie ihn betätigen konnte. Mit vor Schmerz geweiteten Augen und mit stummem Entsetzen versuchte sie sich mit letzter Kraft zu strecken und den Zünder doch noch einmal zu erreichen. Dieser lag nur zehn Zentimeter vor ihrer rechten Hand.
Sie scharrte im Boden und versuchte verzweifelt vorwärts zu kriechen. Doch sie konnte sich nicht mehr bewegen, ihr Körper wollte einfach nicht mehr auf ihre Befehle reagieren. Dann explodierte der Zünder in einem wahren Funkenregen als mehrere Projektile einschlugen.. Als kurz darauf ein Schatten über ihr Gesicht fiel, erkannte sie den geheimnisvollen Blakes-Wort-Agenten der sich grinsend vor ihr aufbaute. Aus mehreren Einschusslöchern seiner rechten Seite sickerte Blut, doch der Augenblick der Genugtuung verflog für Greta schnell, als ihr Blick auf die Mündung der Maschinenpistole fiel, welches direkt auf ihr Gesicht zeigte.
In diesem Augenblick wusste sie endgültig, dass sie versagt hatten. Blakes Wort würde sich des Satelliten bemächtigen und sie hatte es nicht verhindern können. Dann – von einem Augenblick auf den anderen – wurde es tiefste Nacht.
Eine Nacht, aus der Greta Caprese nicht wieder erwachen würde.
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„NEEEEEIIIIIINNN“ Denny schrie aus vollem Halse, als er sah, wie sich das Fallbeil des Buccaneer tief in den Schädel des Dervish IIC bohrte. Dieser feuerte noch einmal mit einem Laser und zwei KSR´s aus kürzester Distanz in die Eingeweide des Blakes-Mechs. Die Temperaturskala des Mechs schoss in die Höhe, als die Reaktorabschirmung getroffen wurde. Wenige Augenblicke später entfesselte sich die volle Wucht einer Reaktorexplosion. Beide Mechs gingen in einem gigantischen Blitz unter und ihre Einzelteile wurden in alle Richtungen davongeschleudert.
Noch ehe sich die Erkenntnis von Hanks Tod in Dennys Kopf festigen konnte, hatte er seinen Mech auf Maximalgeschwindigkeit beschleunigt. Die Lanze Blake-Mechs liess jetzt von Mikos humpelndem Kampffalke und den beiden übrig gebliebenen Panzern ab und wandte sich den Neuankömmlingen zu. Sie waren natürlich überrascht worden und schienen sich neu formieren zu wollen. Vielleicht wollten sie sich aber auch zurückziehen, denn immerhin hatten sich die Kräfteverhältnisse jetzt dramatisch geändert.
Denny nahm sich vor sie nicht davonkommen zu lassen.
Er nahm den ihm am nächsten stehenden Mech ins Visier, einen Initiate der es ihm wohl nachmachte. In Dennys Cockpit schrillten die Warnglocken einer Raketenerfassung und in diesem Augenblicke aktivierte er sein MASC und brach nach rechts aus, so dass alle Waffen des Initiate vorbeischossen. Nur eine einsame Rakete, die fast wirkungslos an seiner Armpanzerung verpuffte, traf. Dieser Fehlschuss hatte den gegnerischen Piloten anscheinend paralysiert. Fast regungslos blieb der Pilot stehen und steckte eine volle Breitseite aus Dennys Waffen eine. Die PPK traf die linke Schulter, die vier mittleren Laser gruben sich in den Torso ein und hinterliessen gewaltige Breschen in der Panzerung. Die Wucht des Angriffs hob den Mech förmlich von den Füßen und ließ ihn nach hinten wegkippen. Denny hielt sich nicht lange mit dem gefallenen Mech auf. Er aktivierte seine Sprungdüsen und ignorierte die Hitze, die jetzt durch sein Cockpit brandete. Seine Welt bestand in diesem Augenblick nur aus einem einzigen Gedanken: Rache!
Er bekam nicht einmal mit, wie der Cestus, der Attentäter und der Clint hinter ihm her hechelten und ihm zu helfen versuchten. Sie nahmen den Lancelot und den Raijin aufs Korn, die den Beschuss erwiderten und den Clint hart trafen, der getroffen zu Boden ging. Doch damit hatten sie das Feuer von ihm ablenken können, so dass er ungehindert seitlich hinter dem Raijin aufkam, die Landung sanft abfederte und dem Mech drei seiner vier mittleren Laser in die bereits beschädigte linke Seite jagte. Die dort eingelagerte KSR-Munition fing Feuer und fraß sich durch den Körper des 50-Tonnen schweren Mechs, der daraufhin stürzte, aber Anstalten machte gleich wieder aufzustehen. Ohne mit der Wimper zu zucken, rammte er seinen linken Fuß in das Cockpit des am Boden liegenden Mechs.
Dann sah er, wie sich der Crab und der Initiate aufrichteten, um sich wieder in den Kampf einzuschalten. Der Crab wurde wieder von einer Gausskugel aus Lowcombs Cestus getroffen, konnte sich aber dennoch aufrappeln und sich zurückziehen. Denny indessen jagte seine PPK in den Rücken des Initiate, was den anscheinend unerfahrenen Piloten gleich wieder auf den Boden schickte. Unerbittlich jagte Denny zu der auf dem Bauch liegenden Maschine zu und feuerte dann alle mittleren Laser in den Rücken des bereits schwer beschädigten Mechs.
Er fühlte keinerlei Mitleid, als er den Schleudersitz der liegenden Maschine aus dem Kopf schiessen sah, wahrscheinlich von dem in Panik geratenen Piloten gezündet. Der Pilot wurde wenige Meter über den Boden wie eine Kanonenkugel von der sterbenden Maschine weggeschossen. Doch dann prallte der Sitz auf dem Boden auf und zerschellte sich mehrfach überschlagend. Denny sah bereits nicht mehr, wie der ausgeweidete Mech vollkommen explodierte und nichts als einen tiefen Krater hinterließ. Er hatte sich bereits längst seinen nächsten Gegner ausgesucht und jagte auf den Lancelot zu, der in eben diesem Augenblick den Clint erledigt hatte. Denny hörte den markerschütternden Schrei des Piloten Mardusa, kurz bevor eine Flammensäule aus seinem Cockpit schoss.
Der Lancelot und der Crab zogen sich jetzt endgültig zurück, die Karten standen mit einem Mal mehr als schlecht für die Blakistent. Doch Denny hatte nicht vor sie gehen zu lassen, seine unbändige Wut war noch längst nicht verraucht. Er hatte gesehen, wie dieser Lancelot zusammen mit dem Buccaneer Hanks Dervish IIC zusammengeschossen hatten.
Und das würde er jetzt rächen, koste es was es wolle.
„Dukic-san, lass sie gehen, sie ziehen sich zurück…“ kam es von Miko Tsuno, der einzigen Pilotin der Scoutlanze, die außer ihm noch übrig war.
„Nein, Sakura! Zieh du dich mit den Panzern zum LKW zurück und schafft ihn zum Landungsschiff. Ich hab noch was zu erledigen…“ gab er bestimmt zurück und schloss den Kanal um jegliche Widerworte im Keim zu ersticken.
Dann machte er sich auf den Weg zu dem angeschlagenen Laneclot und dem Crab.
Auch Lowcomb und Jimmi Boum, der Pilot des Attentäter, hatten seit Wochen noch eine Rechnung mit den beiden Blakies offen, erst recht nachdem es nun auch mit Mardusa einen weiteren Ihrer Kameraden erwischt hatte.
Denny war insgeheim froh darüber, auch wenn er die beiden notfalls auch alleine angegangen wäre. Seine Wut und Trauer überlagerten in diesem Augenblick jeglichen Sinn für Vernunft und liessen seine Ur-Instinkte als Mechpilot hervorblitzen. Denny jagte mit seinerm MASC sehr schnell an die beiden heran, und umging sie links, was das Feuer der beiden Mechs zwangsläufig aufteilte. Der Crab feuerte aus allen Rohren auf den Attentäter, der auch prompt zu Boden ging. Dafür revanchierte sich Lowcomb mit seinem Cestus und die Gausskugel ließ den Blakisten wanken.
Dennys Beschuss auf den Lancelot gingen dieses Mal zur Mehrzahl daneben, nur ein mittlerer Laser hinterließ eine tiefe Brandnarbe auf dessen Panzerung. Der Lancelot-Pilot war offensichtlich aus anderem Holz geschnitzt als seine Sektionskameraden, denn seine Bewegungen waren deutlich sicherer und flüssiger und er schaffte es Denny einigermaßen auf Distanz zu halten. Zudem teilte er auch ordentlich aus. Die PPK des Lancelot bohrte sich in Denny´s rechte Torsoseite, einer der schweren Laser brannte ihm ein tiefes Loch ins linke Bein. Doch Denny blieb ihm in der nächsten Salve nichts schuldig, auch wenn er nur mit zwei mittleren Lasern und einer PPK antwortete, da er zumindest etwas Hitze abbauen musste. Hart getroffen wankte der Lancelot, doch fiel nicht.
Dessen nächste Salve malträtierte wieder Denny´s rechten Torso und einer seiner Laser verabschiedete sich. Der Firestarter geriet ins Straucheln, doch Denny feuerte wagemutig die Sprungdüsen durch und stabilisierte seinen Flug. Als er landete, bekam er mit, wie der Attentäter in die Luft flog, auch der Crab verstand sein Handwerk. Doch dieses Mal konnte sich der Pilot zumindest retten.
Denny hingegen hoffte, dass Lowcomb mit dem Crab fertig werden würde. Genauso wie er hoffte, nicht gegen den Lancelot zu verlieren. Er spielte mit dem MASC und seinen Sprungdüsen seine Schnelligkeit aus, während er die schwerere Blake-Maschine permanent umkreiste. Und dann war es soweit, er erwischte den Lancelot durch eine der tiefen Breschen und schickte den Blakisten zu Boden. Als er auftstehen wollte, jagte ihm Denny alles in den Körper was er hatte, auch wenn das seine Cockpittemperatur so sehr empor schiessen ließ, dass er befüchtete die Armaturen könnten schmelzen. Der Lancelot aber stand nicht wieder auf. Hasserfüllt näherte sich Denny der feindlichen Maschine und für einen Augenblick schoss es ihm durch den Kopf wieder zuzutreten, wie er es bereits bei dem Raijin gemacht hatte. Doch der Kampf zwischen dem Crab und dem Cestus forderte seine Aufmerksamkeit, als die Maschine von Lowcomb zu Boden ging und der Crab sich Dennys neuen Verbündeten näherte um ihn zu erledigen. Denny gab Vollgas und feuerte dabei wieder einen Teil seiner Waffen ab, was den Rücken der Crab endgültig aufschlitzte. Als Denny in dann aus voller Wucht von Hinten rammte, schlidderte der Mech kreischend über den felsigen Boden und explodierte dann vor seinen Augen.
Denny blinzelte in der Hitze und jetzt hatte sein MechComputer endgültig die Nase voll. Er ließ den Mech herunterfahren. „NEIN!!!“ Denny drosch auf den Veto-Schalter, doch es war zu spät. Sekunden vergingen, in denen er wehrlos mit ansehen musste, wie der Lancelot doch wieder aufstand und sich aufstellte. Mit geweiteten Augen erkannte er wie der Mech seine Waffen ausrichtete und auf seinen fast ungeschützten Rücken zielte.
Dann ruckte das Cockpit des Mech sclagartig nach hinten, als Panzerung und Knochensplitter nach allen Seiten davon geschleudert wurden.
Überrascht blickte Denny sich um und erkannte, dass Lowcomb ihm gerade das Leben gerettet hatte.
„Damit sind wir gleich wieder quitt, oder?“ gab Lowcomb zurück, indem er auf den Crab anspielte. Seine Stimme klang aufgedreht, was auch kein Wunder war, bedachte man, welch harten Kampf sie gerade überlebt hatten.
Bei diesem Gedanken zuckte ein rasender Schmerz durch Denny´s Kopf und er trottete langsam in Richtung der Überreste des Dervish IIC. Als er dort ankam, war sein Gesicht bereits gerötet von Tränen, die ihm heiss über die Wangen liefen.
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Mit grimmigem Blick drückte Evander Povlsen den Abzug seiner MP durch und traf den dritten Blakes-Wort-Agent in dem Moment, in dem dieser auf ihn schoss. Seine eigenen Kugeln zerfetzten das Gesichtvisier des Gegners und schleuderten ihn nach hinten, doch die seines Feindes bohrten sich in seine Seite, so dass er ebenfalls getroffen zu Boden sank. Die Welt um ihn herum verschwamm gefährlich und er hörte in der Ferne den Lärm von Raketen, das Zischen von Lasern und das Krachen einer PPK. Die Mechs kamen anscheinend näher.
Dann war er wieder klar, genau in dem Augenblick in dem der Krächzer die bereits verwundete Kommando-Soldatin der Chevaliers mit einem gezielten Schuss tötete.
Povlsen blieb regungslos liegen und erkannte mit einem schnellen Blick, dass nur noch er und der Krächzer am Leben waren. Alle anderen Agenten hatten sich gegenseitig umgelegt. Als sich der Blakist umschaute, schloss Evander blitzschnell die Augen und ließ die Atmung aussetzen, so wie er es einst gelernt hatte. Er konzentrierte sich auf die Geräusche in seiner unmittelbaren Umgebung und hörte das Scharren von näherkommenden Schritten. Der Krächzer war ein Profi, genauso wie Evander, und daher wusste er, dass er nur noch wenige Augenblicke zu Leben hatte, wenn er nicht sofort reagierte.
Trotz der Schmerzen in seiner Seite drehte er sich blitzschnell herum und setzte zu seinem Sicheltritt an, der den Krächzer zumindest etwas überraschte und zurück taumeln ließ. Damit ging dessen Salve aus der Maschinenpistole auch zu hoch und zerfurchte nur den Boden an der Stelle, an der Evander noch vor wenigen Augenblicken gelegen hatte. Dann riss der ehemalige LNC-Agent seine Waffe in die Höhe und drückte seinerseits ab. Die Kugeln bohrten sich in das linke Bein des Blake-Agenten, trafen auf den Unterleib und zogen eine Spur über dessen Oberkörper. Dann trafen seine Kugeln das schrecklich vernarbte Gesicht, in dem Evander den überraschten Ausdruck des Geheimagenten erkannte. Anscheinend hatte er es nicht für möglich gehalten, von Povlsen besiegt zu werden. Der tote Agent fiel rückwärts und schlug auf dem matschigen Boden auf. Evander stand mühsam auf und jagte sicherheitshalber jeweils eine weitere Kugel in die liegenden Körper der Blakisten-Agenten. Er wollte schließlich nicht auf denselben Trick hereinfallen.
Als er sicher war, dass die Blakies alle tot waren, ging er zu Dorinel Raducanu hinüber, und stellte keinen Puls mehr fest. Evander tendierte nicht zu Sentimentalitäten, als Ex-Agent konnte er sich einen solchen Luxus nicht leisten. Doch in diesem Falle war das etwas anders gewesen. Mit der Zeit war ihm sein Partner ans Herz gewachsen, doch nun war er tot. Povlsen bereute einen Augenblick seine Entscheidung sein und Dorinels Leben riskiert zu haben. Doch nach allem, was bislang vorgefallen war, musste er einfach herkommen um Count Dvensky und der Spinne zumindest etwas anbieten zu können. Jetzt konnte er zumindest das Geheimnis dieser Container lüften und damit vielleicht seine eigene Haut retten. Erschöpft richtete er sich auf und keuchte als sein Kopf die Schmerzen seiner linken Seite zu seinem Gehirn durchließ.
Dann hörte er ein weiteres Keuchen und drehte seine Waffe überrascht herum.
„Sie sind wohl auch nicht leicht zu töten, oder?“ fragte er den Soldaten, der sich erneut aufzurichten versuchte. Der Uniform nach handelte es sich um einen Pionier der Chevaliers.
„Das ist mein Job“ keuchte dieser zurück und sein Blick fiel auf die etwas weiter entfernt liegende Waffe.
„Versuchen sie es gar nicht“ sagte Evander, der den Blick des Soldaten aufgefangen hatte. Dieser nickte resignierend und ließ den Kopf nach hinten sinken.
„Dann geben… sie mir den Rest und lassen sie mich nicht unnötig warten.“
Povlsen schüttelte den Kopf, als er langsam näher kam. „Nein, ich bin nicht hier, um sie zu töten.“ Evander wusste, dass er log, kaum das er es ausgeprochen hatte. Sollten die Blakisten den Kampf gewinnen, würde er den Chevalier töten müssen, um sein eigenes Leben zu retten. Sollten aber die Chevaliers gewinnen, dann würde die Tatsache, dass er den Krächzer getötet hatte, ihm vielleicht das Leben retten. „Ich will nur wissen, was in diesen gottverfluchten Containern ist. Warum zur Hölle sind die Chevaliers hier? Warum habe ich mehrmals mein Leben riskiert und warum musste mein Partner und all die anderen sterben?“
Der verwundete Soldat blinzelte Evander verwirrt an, dann begann er keuchend zu lachen. „Sie… Sie wissen es nicht? Sie wissen es wirklich nicht?“ Das atemlose Lachen des Soldaten verwirrte und ärgerte Povlsen regelrecht.
Als Povlsen´s Augen sich zu Schlitzen verengten, entschied der Soldat, dass es wohl besser sei, kein Risiko einzugehen. „LosTech“ grinste er schwach.
Und mehr brauchte er auch nicht zu sagen, denn Povlsen nickte. „Ja, so etwas habe ich mir schon gedacht.“ Doch noch bevor er fragen konnte, um was genau es sich handelte, näherten sich die unverkennbaren wummernden Schritte eines Battlemechs. Als der arg lädierte Kampffalke in Sichtweite kam und über die provisorische Mauer der LKW´s schaute, wusste Evander, dass die Chevaliers gewonnen haben mussten. Die Blakisten verfügten nicht über einen Mech diesen Typs. Evander Povlsen zögerte nicht lange und warf seine Maschinenpistole auf den Boden und hob die Arme hinter den Kopf.
Sein Einsatz war gescheitert, auf der ganzen Linie. Und nun lag seine Zukunft und sein Leben in den Händen der Chevaliers.
Casper
Klasse B Com Star- Einrichtung,
Brein, Bryant, Chaos-Marken
01. Mai 3065
Am nächsten Morgen fand Rebecca nach ihrem Frühsport eine Nachricht auf ihrem Comblock vor, nach der sie sich um 1200 bei Lt. Wolf einzufinden hatte. Stöhnend legte sie den Comblock auf ihrem Bett ab, griff sich ein Handtuch und durchwühlte ihren Schrank nach passender Wäsche. Das war das einzige, das ihr jeden Morgen schwerfiel. Was die normale Kleidung anging, so war die Wahl einfach. Da blieb nur die Dienstuniform. Doch was sie darunter tragen sollte, war jeden Morgen Anlass zu einem kurzen emotionalen Chaos. Für wen tat sie das eigentlich? Schließlich hatte sie ihre Wahl getroffen, wickelte die Unterwäsche sorgfältig in das Handtuch ein, legte die Uniform sauber gefaltet darüber, klemmte sich das Wäschepaket unter den Arm und machte sich auf den Weg in Duschraum. Diese Besprechung mit Wolf hatte ihr gerade noch gefehlt, da konnte sie auch keine angenehme, heiße Dusche trösten. Sie befürchtete, dass der Lieutenant sie nochmals zur Ordnung rief. Aber es blieb ihr keine Wahl.
Nach dem vormittäglichen Taktiktraining machte sie sich auf den Weg zu Wolfs Büro. Sie war in Gedanken noch völlig in die Nachbetrachtung des Trainings versunken. Nach wie vor machte ihr das Zusammenspiel der einzelnen Lanzenmitgliedern Sorge. Sie waren eben keine eingespielte Einheit, die seit Jahren zusammenarbeitete. Insbesondere der Shugenja von Corporal Marvin bereitete ihr Kopfzerbrechen. Weniger der Pilot, als viel mehr die Maschine. Sie konnte den Mech nach wie vor nicht wirklich einordnen. Zu was war er in einem Kampfeinsatz in der Lage? Wie musste er richtig eingesetzt werden? Das Design war einfach zu neu und die Chevaliers nicht die richtige Einheit um Feldtests mit einer neuen Maschine durchzuführen. So etwas brauchte Zeit, dachte sie als sie um die Ecke in den Gang zu Lieutenant Wolfs Büro bog.
Beinahe wäre sie mit der riesenhaften Gestalt von Sergeant Rowan zusammengestoßen, der vor dem Büro an der Wand lehnte. Erneut fiel seine Bekleidung ein wenig aus dem Rahmen. Zu weißer Hose und weißen Stiefeln, trug er lediglich ein weit ausgeschnittenes ebenfalls weißes Shirt mit abgerissenen Armen. Eine merkwürdige Dienstuniform, wie Rebecca amüsiert zur Kenntnis nahm
„So oft wie sie mir über den Weg laufen Rowan, müsste man fast denke sie wollten sich mit mir paaren.“, versuchte sie einen Scherz.
„Wer war denn zuerst hier? Wer läuft denn hier immer wem über den Weg Rebecca.“, gab der Elementar gereizt zurück, die Aussicht auf eine Besprechung mit Wolf schien ihn auch nicht positiv zu stimmen.
Rebecca zuckte zusammen. Sie musste aufpassen, wenn sie nicht noch ein paar mehr Feinde hier haben wollte als Saya und Wolf. Von den Heerscharen der Bryanter Demonstranten vor dem HPG mal abgesehen. Die hätten sicher auch einen Heidenspaß sich mit Rebecca, der Schlächterin der Zivilisten, wie sie inzwischen vor dem Tor genannt wurde, auseinander zusetzen.
„Entschuldigung.“, meinte sie kleinlaut in Rowans Richtung.
„Geschenkt.“, entgegnete der. Er schien Rebeccas Reaktion bemerkt zu haben und wechselte übergangslos das Thema: „Hat der alte Wolf dich also auch einberufen.“ Er sagte es ohne Spott oder Verachtung in der Stimme.
Unwirsch nickte Rebecca.
„Na, Kopf hoch, er wird ihn dir schon nicht abreißen. Schließlich... .“, zu mehr kam Rowan nicht, da sich Wolfs Tür öffnete, der Lieutenant den Kopf herausstreckte und Rebecca knapp hereinwinkte, noch bevor diese zum Salut ansetzen konnte.
Diesen holte sie dafür im Büro bei geschlossener Türe mustergültig nach und wie am Vortag sah sich Wolf nicht veranlasst sie im Anschluss in ein Rührt euch fallen zu lassen. Schneidend wie nach der Dienstbesprechung war seine Stimme:
„Ihre Leistungen für diese Einheit sind ihnen ungenommen, Sergeant Major. Sie haben einen wichtigen Beitrag zum Fortbestand dieser Einheit geleistet, da sind sich der Major und ich einig, aber ...“
Was hatte der Major hiermit zu tun, schoss es Rebecca durch den Kopf, doch bevor ihr Zeit zum Nachdenken blieb, fuhr Wolf fort:
„... daher muss von ihnen in jeder Beziehung exzellentes Verhalten zu erwarten sein. Sie müssen der Einheit als positives Beispiel dienen. Sie ... .“
Rebecca musste die Schimpfkanonade ein zweites Mal über sich ergehen lassen. Sie war konsterniert, mit keinem Wort hatte Wolf ihr Training zur Kenntnis genommen. Sie stand da, wie das kleine Mädchen, dem im Wald der Wolf aufgelauert hatte. Der Wolf, der ihr nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand. Lächerlich.
Der Gedanke an dieses Wortspiel mit dem Namen des Lieutenant löste ihre Anspannung und beinahe hätte sie loslachen müssen. Den Rest seiner Belehrung ließ sie dementsprechend amüsiert über sich ergehen. Ihre Aufmerksamkeit sank und aus den Augenwinkeln betrachtete sie die wenigen Einrichtungsgegenstände des Büros. Ein einfacher Schreibtisch mit einem ebenso einfachen Stuhl und zwei Aktenschränke, alles aus billigem Furnier. Das war alles was sich in diesem Raum von den grau gestrichenen Wänden abhob. Wolf schien keinerlei Wert auf eine Verschönerung seiner Umgebung zu legen, wie man es von anderen Freigeburten kannte. Das er dahingehend seiner Clanzugehörigkeit treu blieb, nahm Rebecca billigend zur Kenntnis.
Mit einem Mal wurde sie jedoch wieder hellhörig. Wolf hatte das Thema gewechselt:
„Dementsprechend haben der Major und ich beschlossen sie vorübergehend zu meiner Stellvertreterin zu machen, was die Führung der Mechkompanie angeht.“
Rebecca behielt sich im Griff, obwohl sie laut jubeln wollte. Das war ihre Chance. Doch Wolf verstand es, sie wieder auf den Boden zu holen. Mit der kalten Dusche. Er betonte jedes einzelne Wort überdeutlich:
„Seien sie sich bewusst, dass diese Aufgabe eine Bewährungsprobe für sie darstellt, sie unter meiner besonderen Beobachtung stehen und dieses Kommando ihnen nur übergangsweise übertragen wurde. Wir treffen uns von nun an jeden Morgen um 0900 zu einer Besprechung. Schicken sie mir jetzt den Sergeanten herein, Rebecca Geisterbär. Das wäre alles: Wegtreten!“
Rebecca salutierte. Sie wandte den Blick auf ein Nicken von Wolf hin ab und verließ den Raum:
„Sergeant Rowan, der Lieutenant möchte sie sprechen.“
Sie hielt Rowan die Tür auf, der mit einem leichten Kopfnicken an Rebecca vorbeiging und den Raum betrat.
Die Anspannung fiel von ihr ab und sie begann zu realisieren was nun von ihr verlangt wurde. Über eines war sie sich jedoch im klaren. Sie wollte es besser machen als Wolf. Sie würde über das Training der Kompanie informiert sein. Ja natürlich, sie würde die Mitglieder ihrer Einheit auch bei Bedarf zusammenstauchen, aber nur einmal. Jeder sollte dann die Möglichkeit erhalten an seinen Fehlern zu arbeiten. Für sie sollte dann zunächst der Grundsatz Erledigt und Vergessen gelten. Die Konsequenzen bei erneutem Fehlverhalten mussten natürlich drastisch sein, da stimmte sie dem Lieutenant zu.
Ihr dämmerte, dass Wolfs Aufgabe wohl doch nicht so einfach war, wie sie immer vermutet hatte. Vielleicht hatte sie dem Lieutenant unrecht getan. Jetzt hatte er sogar die ganze Kompanie am Hals. Rebecca nahm sich vor ihm so viel unangenehme Arbeit abzunehmen wie möglich. Sie war schließlich Clan und damit Elite, sie wollte das Vorbild sein, das Wolf von ihr forderte.
Sie sah auf ihren Chronometer. Ihr blieben noch zwei Stunden Zeit bis zur Wachschicht mit Corporal Damien. Zeit, die sie zu nutzen gedachte. Eilig hastete sie über die Korridore zu ihrem Quartier. Dort angekommen hielt sie kurz inne. Einerseits wollte sie sich einfach auf ihr Bett werfen und mit ihrer selbst gestellten Aufgabe beginnen. Andererseits hatte sie nun mehr denn je Vorbildfunktion. Sie konnte es sich also nicht erlauben mit einer zerknitterten Dienstuniform zum Wachdienst zu erscheinen. Bis heute war sie einfach in Kühlweste, T-Shirt und Shorts aus dem Quartier zu ihrer Maschine gegangen, aber das ging ja nun wohl nicht mehr. Aber die Arbeit musste erledigt werden. Einen Schreibtisch hatte sie in ihrem Zimmer nicht und sie konnte wohl kaum Trainingspläne und Alternativaufstellungen für die Mechkompanie entwerfen, wenn ihr die Mitglieder der einzelnen Lanzen in der Kantine über die Schulter schauten.
Es blieb also nur die Möglichkeit auf dem Bett zu arbeiten und die einzige Möglichkeit das zu tun ohne die Uniform zu verknittern, war sie auszuziehen. Das entsprach natürlich auch nicht den Dienstvorschriften, hatte sie doch schließlich Dienst und bei einem Alarm würde sie einen interessanten Anblick bieten.
„Egal Rebecca!“, wies sie sich selbst zurecht. „In einem solchen Fall haben die Leute anderes zu tun, als sich um deinen Aufzug zu kümmern.
Daher legte sie die Uniform ab, faltete sie sorgfältig, legte sich dann lediglich mit Unterwäsche bekleidet auf das Bett und machte sich an die Arbeit. Eine Arbeit, die sie auch nach dem Ende ihres Wachdienstes die ganze Nacht hindurch fortsetzte.
***
Am nächsten Morgen fühlte sie sich erstaunlich ausgeruht und entspannt auf ihrer Frühsportrunde. Auch beim anschließenden Duschen und Frühstücken hatte Rebecca durchaus den Eindruck, dass es ein guter Tag werden könnte. Folglich machte sie sich auch frohen Mutes auf zu ihrer ersten täglichen Besprechung mit Wolf.
Vor Wolfs Büro angekommen glättete sie kurz ihre Uniform, ordnete dann ihre Unterlagen und klopfte an.
„Herein.“, Wolfs Stimme klang müde und abgespannt.
Schwungvoll öffnete Rebecca die Tür und salutierte mustergültig vor ihrem vorgesetzten Offizier.
„Stehen sie bequem, Sergeant Major.“, Wolf lag mehr auf seinem Schreibtischstuhl, als das man von Sitzen sprechen konnte. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, die dunklen Ringe unter den Augen und die fahle Gesichtsfarbe tat ein übriges Rebecca zu erschrecken. Er sah ähnlich krank wie nach seiner Befreiung aus. Er schien nächtelang nicht geschlafen zu haben.
Wolf fragte sich unterdessen, ob es im Leben noch Gerechtigkeit geben konnte. Während er sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatte um diese Einheit am Laufen zu halten, spazierte diese Göre hier kalt wie eine Hundeschnauze herein und sah aus wie das blühende Leben. Ja, eine Göre war sie, ausgebrütet um ihm auf der Nase herumzutanzen. Nicht, dass er ihre Fähigkeiten innerhalb und außerhalb eines Mechs nicht schätzen würde, doch wenn sie es in ihrem Clan zu etwas bringen wollte, dann musste sie noch lernen. Gerade auch von Älteren. Aber das würde sie wohl nie begreifen.
Dennoch fragte er:
„Was haben sie zu berichten?“
Rebecca war in eine etwas lockere Stellung gefallen, immer noch weit von einer Rührt euch Haltung entfernt. Sie wollte Wolf keinen Anlass zur Klage bieten.
„Wach- und Trainingsplan der Mechkompanie laufen im Moment weiter entsprechend der Vorgaben, Sir. Es gibt keine weiteren Ausfälle oder Unregelmäßigkeiten.“, beantwortete sie zackig die Frage des Lieutenant.
„Sehr gut, Sergeant Major. Sonst noch etwas?“, irgendetwas schien den Clankrieger zu bedrücken, es wirkte auf Rebecca fast als hätte man ihn aus der Kriegerkaste ausgeschlossen. Ob er etwa ihren Atem im Nacken spürte und befürchtete sie würde ihm seinen Rang streitig machen? Das war doch gar nicht ihre Absicht. Noch nicht! Sie wollte ihm nur zeigen, dass sie eine gute Stellvertreterin war und brachte daher ihre Ausarbeitung zur Sprache:
„Pos, Lieutenant. Ich habe mir die Freiheit erlaubt einige Vorschläge auszuarbeiten bezüglich der Aufstellung der Mechs und des Trainingsplans.“
Ein Ruck ging durch den übermüdeten Lieutenant und er setzte sich aufrecht. Rebecca verstand Wolfs Reaktion als Interesse und Aufforderung weiter zu sprechen, nicht ahnend dass das Gegenteil der Fall war. Pflichtbewusst und in der Vorfreude, dass ihre Vorschläge gehört wurden, fuhr sie fort:
„Insbesondere durch eine leichte Veränderung des Trainingsplans ließe sich eine Optimierung der Trainingszeiten erreichen. Die Regenerationsphasen könnten so erhöht werden. Außerdem lässt sich aus der Alternativaufstellung, die ich... .“
Wolf winkte Rebecca ab. Langsam erhob er sich von seinem Stuhl. Die Fingerknöchel auf den Schreibtisch gestützt näherte sich sein Gesicht dem von Rebecca. Seine Augen hatten wieder diesen kalten, bedrohlichen Schimmer. Im Flüsterton, der Rebecca einen Schauer über den Rücken jagte, antwortete er:
„Sergeant Major, mischen sie sich nie wieder in meine Angelegenheiten ein. Die Aufstellung der Mechkompanie ist alleine meine Sache und die Trainingspläne werden zu meiner vollsten Zufriedenheit von Master Sergeant Decius erstellt. Ich denke nicht, dass ich hierbei ihre Unterstützung brauche.“ Sein Gesicht entfernte sich wieder von dem Rebeccas und seine Augen wurden wieder stumpf. Trotz dessen, dass sie mit ihrer Enttäuschung zu kämpfen hatte, musste sie Rowan recht geben. Der Mann sah aus wie ein alter Wolf. Ein Wolf, der jetzt mit neutralerer Stimme hinzufügte:
„Ich nehme ihr Pflichtbewusstsein sehr wohl zur Kenntnis, doch würde ich es begrüßen, wenn sie sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren würden. Überwachen sie das Training der Einheiten und erstatten sie mir Bericht über die Fortschritte der einzelnen Krieger. Ich kann mich schließlich nicht um alles kümmern.“, Wolf zuckte resigniert mit den Schultern. „Gerade im Moment haben wir andere Sorgen. Sergeant Major, ich habe sie davon in Kenntnis zu setzen, dass sich Major Danton in Geiselhaft des hiesigen Regimes befindet. Unterrichten sie bitte die Einheit davon. Das wäre alles für heute. Wegtreten.“
Rebeccas Kinnlade war herabgefallen, während es in ihrem Kopf fieberhaft arbeitete.
„Ich sagte. Wegtreten!“, riss der Lieutenant sie aus ihren Gedanken.
Salutierend verließ sie den Raum.
eikyu
Kitty hasste diese Situation.
Gestern noch ruhig durch die Gegend geflogen, dann abgeschossen werden, dann ne Mitfahrgelegenheit gesucht und diese auch wieder verloren, nur um auf die Chevaliers zu treffen. In den LKWs der Chevaliers blieben sie aber auch nur kurz, den diese wurden recht schnell vom Gegner beschossen.
Irgendwie bekam sie mit, das ihr Gegner niemand geringeres als Blakes Word war, was sie doch etwas überraschte.
Dominik ballerte mit den Sturmgewehr, ob er traf konnte sie nicht sagen. Sie wiederum hatte nur ihren Revolver. Da die Gegner ihr nicht den gefallen taten, direkt vor ihr aufzutauchen, war es unsinnig mit den Revolver zu schiessen, somit spaarte sie ihre Munition erstmal auf.
Und dann war da ja noch das Problem, das sie verwundet war... .
Markus bekam einen merkwürdigen Koffer in die Hand gedrückt, irgendwelche Worte vielen und dann hies es für sie alle: rennen...auf zum Landungsschiff. Und nun war sie froh, das sie die Munition aufgesparrt hatte, den jetzt brauchte sie diese wirklich... .
Andai Pryde
Und wie sieht’s aus?“ kam Sofies Stimme leise gedämpft über Funk. Ein leises Hintergrundrauschen begleitete es.
„Schwer zu sagen. Der Helikopter ist da vorne irgendwo runtergekommen.“
Erik Gutors deutete in eine Richtung und runzelte die Stirn unter dem Helm seines Purifier Gefechtspanzers.
Allerdings war das vor geraumer Zeit gewesen.
Er überprüfte kurz die Anzeigen im Purifier und stellte zufrieden fest, dass sämtliche Systeme auf Hochtouren liefen. Ein weiterer kurzer Blick auf die beiden vollmodulierten Hände der Rüstung zeigte ihm, dass seine beiden Gewehre ebenfalls funktionsfähig waren.
Eigentlich zählten ein tragbarer Narc Werfer oder ein TAG Ziellaser zur Standardausstattung des Panzers, aber diese Rüstungen waren aufgrund ihres ursprünglich geplanten Einsatzgebietes nicht damit ausgerüstet gewesen.
Erik war auch ganz froh darüber, den mit dem Werfer auf den Schultern, hätten sie die Sprungfähigkeit der Rüstung nicht nutzen können.
Zwar waren die mimetischen Funktionen des Purifier erstklassig, aber dennoch, verließ er sich ungern auf so etwas und wollte immer eine Möglichkeit für den Notfall parat haben.
Plötzlich krachte es laut und Donnergeräusche erfüllten die Luft, gefolgt von den obligatorischen Geräuschen eines nahen Gefechtes.
Erik blickte kurz zu Sofie, die gerade die Kommunikationsausrüstung schulterte und dann sprinteten die beiden in Richtung der Geräusche, wohl darauf bedacht, sich nicht zu schnell zu bewegen und jede Deckung auszunutzen.
Ein mimetischer Effekt ist an sich schön und gut, aber bei einem sich schnell bewegenden Objekt ziemlich sinnlos, da der häufige, aus der Anpassung herrührende, Farbwechsel doch schon recht auffällig war.
Dank der verstärkenden Wirkung der in die Rüstung integrierten Myomerfasern erreichten sie schnell das Schlachtfeld.
Zwischen einigen Trümmerbergen des ehemaligen Financial Distrikts lieferten sich zwei Einheiten eine erbitterte Schlacht.
Deutlich zu erkennen waren die sechs Blakes Wort Maschinen, die leicht verstreut die gemischte Truppe bestehend aus Panzern, Lkws und drei Mechs angriff.
Wobei beide Seiten eigentlich ausgeglichen sein dürften.
Die Schlacht verlief ziemlich schnell, Erik machte einen Wyvern und einen der neuen Buccaneer aus, die im Pärchen auf ein paar Lkws und den Söldner Dervish losgingen.
Der Wyvern feuerte gerade auf einen Jeep und warf ihn auf die Seite, als Erik seinen blick aus seiner Deckung schweifen ließ.
Sofie tippte ich leicht an und machte ihn dann auf den einzelnen Kabuto aufmerksam, der gerade schwer getroffen zu Boden ging. Mit einer kleinen Explosion lösten sich die Sprengvorrichtungen am Helm ähnlichen Kopf des leichten Mechs und der Pilot beförderte sich mit dem Schleudersitz raus.
Erik lächelte leicht unter seinem Helm.
„Sofie ich denke, wir können uns doch mal recht nützlich machen. Die Haupttruppe scheint zu beschäftigt zu sein, um ihrem Kameraden zu helfen. Wäre doch günstig bei den Söldnern einen Stein im Brett zu haben, nich wahr? Macht die Verhandlungen leichter.“
„Mag sei, aber denkst du nicht,“ sie hielt kurz inne,“ dass das etwas riskant ist?“
Zweifel klangen deutlich in Sofies Stimme mit.
„Nein definitiv nicht, ich kann zwar kaum Markierungen ausmachen, aber ich bezweifele, dass die Bryanter solche Tech führen.“
Er deutete kurz auf den Kabuto und den Dervish, der sich laut dem Gefechtscomputer des Purifier als IIC herausgestellt hatte.
Ohne eine Bestätigung ab zu warten, machte sich Erik, flink, aber vorsichtig auf zu dem gestürzten Kabuto, den Schleudersitz des Piloten möglichst im Auge behaltend, bis dieser aus der Sicht verschwand.
Vorsichtig pirschten die beiden Purifier vorwärts, möglichst darauf bedacht nicht gesehen zu werden.
Als einer der Blakes Wort Mech gefährlich nahe vorbeikam, wenn auch in Eile, verharrten die beiden nahe einer riesig anmutenden Panzerplatte, die sich in den Boden gerammt hatte.
Er hatte sie nicht bemerkt, auch wenn Erik sich darum weniger Sorgen machte, als um eine zufällige, hektische Begegnung mit den Chevaliers. Blakes Wort mochte sie für die ihren halten und in der zumindest kleinen Chance dadurch besser entkommen zu können, sah Erik seine Beruhigung, aber die Chevaliers!
Die würden erst einmal draufhalten, da sie gewiss keinen Purifier in ihre Reihen hatte. Darauf legte man es nur ungern an, auch wenn der Purifier einen glücklichen Schuss aus einem mittelschweren Laser verkraften mochte, so wollte man es ja nicht unbedingt provozieren.
Zu ihrem Glück hatten die Söldner andere Probleme und so erreichten die beiden einen nahen Trümmerhaufen und ein ehemaliges Gebäudefundament.
Leise Geräusche ertönten, verstärkt durch die Sensoren des Purifier an Eriks Gehör geliefert.
Dann sah man den Mechkrieger der Chevaliers, wie er sich mühevoll aus seinem Sitz befreite und die Elektrodenpflaster von seinem Körper riss.
Mit einem stummen Zeichen bedeutete Erik Sofie zu warten und schlich vorwärts.
Als er sich davon überzeugt hatte, dass keine Blakes Wort Einheiten in der Nähe waren und wohl auch keine Chevaliers, richtete er sich auf und ging bequemen Schrittes auf den Mechkrieger zu, der ihm noch den Rücken zu wendete.
Er war mittelgroß, Erik schätzte ihn auf knappe 1,80m, vielleicht etwas kleiner und sah recht fit aus, wie der Grossteil der Mechkrieger.
Die etwas breiteren Schultern ließen ihn ein klein wenig muskulöser erscheinen.
Die kurzen braunen Haare kamen gerade unter dem Neurohelm zum Vorschein, als der Krieger ihn abnahm.
Dann wirbelte er urplötzlich herum und schleuderte den Neurohelm nach Erik, während seine Waffe, eine Python hoch kam.
Der Wurf war ungezielt und Erik lief wenig Gefahr, getroffen u werden, aber dennoch versuchte er sich auf seine alten Reflexe zu bedienen und wich dem Helm mehr oder minder geschickt aus.
Die Imperator rutschte dabei vom linken Arm und Erik ließ sie fallen, anstatt zu zupacken.
Er mochte mal eine Ausbildung genossen haben, aber das war schon eine gute Weile her und er war eingerostet.
Zu ihrer beider Glück, blieb Sofie ruhig, auch wenn Erik wusste, dass die Waffenoffizierin den Krieger mit einem Schuss problemlos ausschalten konnte.
Der Mechkrieger richtete mit zusammen gekniffenen, grünen Augen die Waffe auf ihn und wartete ab.
Er hatte die Situation schnell und gut genug eingeschätzt und wie ein kurzes Abschweifen seiner Augen bewies, auch Sofie bemerkt, was eine Leistung an sich war mit dem Purifier.
Außerdem schien er sich der Tatsache bewusst zu sein, dass die Handfeuerwaffe dem Purifier nur wenig anhaben konnte.
Erik öffnete die Handflächen und ließ die zweite Waffe hinter die Schulter gleiten und hakte sie dort militärisch ein.
Ihm fiel ei schwarz-graues Tribaltattoo auf, dass sich unter der Kühlweste über die linke Schulter und den grossteil des Oberarmes schlängelte.
„Ich bin kein Blakist und möchte helfen.“
Erik hob in einer unmissverständlichen Geste die Arme.
Der Mechkrieger glaubte ihm natürlich kein Wort und die Waffe blieb auf ihn gerichtet, wobei er ihn mit zusammengekniffenen Augen musterte.
Erik blieb stehen und der Mechkrieger blinzelte kurz um den leicht flimmernden Gefechtspanzer im Blick behalten zu können.
„Sofie halt Ausschau nach eventuellen Feinden und warn uns.“ Gab er noch kurz den Befehl über Funk, während er innerlich den nicht ausschaltbaren mimetischen Effekt der Rüstung verfluchte, die Verschlüsse des Helmes löste und diesen langsam und vorsichtig abnahm.
Mit einem leichten Zischen entwich die Luft aus dem hermetisch versiegelten Anzug und Erik befreite seinen Kopf aus dem engen Helm.
Die Handfeuerwaffe wanderte in Aussicht auf ein gutes Ziel auf eine Stelle zwischen Eriks Augen.
„Mein Name ist Erik Gutors, ich bin zweiter Offizier auf der Crying Freedom, einem freien Händler-Landungsschiff der Overlord Klasse.“
Er pausierte kurz und wartete eine Reaktion ab,.
Nichts.
„Wir sind von Blakes Wort über New Home in Beschlag genommen worden und haben uns glücklicherweise ihrer entledigen können, als wir hier im System ankamen. Laut unserem Skipper haben sie eine Frau namens Sandrina Gurrow in ihrer Einheit.“
Wieder keine Reaktion. Dan runzelte der Krieger die Stirn und irgendetwas schien ihn zu beruhigen, zumindest senkte die Waffe sich leicht.
„Sagen sie ihrem Gefährten er soll herauskommen und wir gehen dann zu ihrem Landungsschiff, von dort aus werde ich die Chevaliers kontaktieren und dann sehen wir weiter.“
Man merkte an den hervorgepressten Worten, dass dieser Mensch anscheinend allgemein sehr ungern Worte wechselte und diese nur als notwendig empfunden hatte.
Erik fragte weder, warum er ihm vertraute, noch wo das Landungsschiff der Chevaliers stand. Prinzipiell war es ihm auch egal, als er den Helm wieder überstülpte und Kontakt zu Sofie aufnahm und ihr befahl, aus ihrer Deckung hervor zu kommen.
Dann fielen ich wieder die nahen Gefechtsgeräusche auf, die aber anscheinend schwächer wurden oder sich entfernten.
Der Krieger wühlte noch kurz in einem Paket an der Rückseite des Schleudersitzes, während er die beiden Gefechtsrüstungen im Auge behielt und dann kam er wieder mit einer kleinen Tasche zum Vorschein.
„Sie gehen vor.“
Erik nickte und machte sich daran seine Helm wieder aufzusetzen.
Dann hielt er ganz kurz inne und dreht de Kopf leicht.
„Wie soll ich sie nennen?“
„Finn“.
Mehr kam nicht.
Andai Pryde
Konnte man es Wut nennen oder eher Frustration?
Im Endeffekt war es Christine „Kiki“ Sleijpnirsdottir egal.
Mit einem Mischmasch aus Gefühlen aller Art schlug sie schwer auf den Sandsack ein und ließ ihre ganze kraft daran aus.
Gefährlich ächzte die Halterung am Oberdeck des kleinen Trainingsraumes an Bord der Rosemarie.
Wie immer hatten die Flieger nichts zu tun und wie immer fielen die Berichte, über das, was da draußen vor sich ging nur sehr spärlich aus.
Angeblich waren Aufstände im Gange und, was sie eher ärgerte, waren wohl Chevaliers durch einen Heckenschützen verletzt worden. Genaueres hatte es allerdings noch nicht gegeben.
Natürlich wollte man sie nicht beunruhigen, auch wenn Juliette Harris mehr als genug passable Ausreden parat gehabt hatte.
Christine verstand den Sinn dieser Aussage sehr wohl und auch den ihrer Taten. Die Flieger waren Germaines geheimes Ass im Ärmel und auch wen Dvensky wohl von ihnen wusste, so wusste er nicht wie gut sie waren und wie sie eingesetzt würden.
Trotzdem half es einem nicht, untätig herum zu sitzen und mit ansehen zu müssen, wie ihre Kameraden drauf gingen.
Sie schlug noch einmal hart in den Sandsack und seufzte dann erschöpft, während sie sich leicht gegen das Opfer ihrer Frustration lehnte.
Wo war Sarah, wenn man sie brauchte.
Kiki schüttelte sich kurz, als ein kleiner, unerklärlicher Schauer sie durchlief, dann machte sie sich auf zur Dusche.
Da dies ein militärisches Landungsschiff war, gab es nur Gemeinschaftsduschen, für etwas anderes wäre auch wohl kaum Platz gewesen.
Sicher als Offizier hatte sie die Option zu einer Kabine mit eigener Dusche und sie besaß auch eine, aber dennoch wollte sie sich nicht das Gefühl von Kameradschaft nehmen lassen, wen sie mit den anderen zusammen duschte oder überhaupt unter dem angenehm warmen Wasser stand.
Und manchmal war es einfach nur gut für das weibliche ego, wenn man mit anderen Frauen zusammen duschte, gerade wenn man Stolz auf etwas war, was andere nicht vor zu weisen hatten, auch wenn sie gelegentlich ein kleiner Hauch von neid durchschlich, sobald Sandrina mitduschte, aber sie war jung, da war das normal.
Sie schüttelte den Gedanken mit einem leichten grinsen ab und zog sich, in den Duschräumen angezogen aus.
Nicht lange darauf stand sie unter einem angenehm kribbelnde, aber etwas lauwarmen Wasserstrahl.
Mit gelegentlichen Aussetzern deutete das Gerät die Ermangelung von Wasser an und Kiki machte sich einen kleinen geistigen Vermerk den Arab darauf anzusprechen, schließlich war es immer noch seine Mühle.
Ihre Gedanken schweiften jedoch wieder ab und etwas missmutig dachte sie an heute morgen, als sie an ihrer Stuka gesessen hatte, die Elektronik förmlich bis auf die Platinen zerlegt und jeden Schaltkreis einzeln überprüfend.
Sie hatte keinen Fehler entdecken können und auch war die Fehlermeldung nie wieder aufgetaucht, das machte sie stutzig, handelte es sich etwa um sogenannte Gremlins dabei?
Wieder schmunzelte sie und schrubbte sich weiter ab.
Unweit von Christine und ihren Gedanken an diverse Dinge saß Sarah Slibowitz alleine in ihrer gemeinsamen Kabine und betrachtete leicht verloren ein Bild.
Es würde keiner je zu Gesicht bekommen, außer ihr und Christine, aber es war ihr wichtig, momentan wohl das wichtigste überhaupt.
Decius Metellus, der Master Sergeant der Einheit und ihr heimlicher Geliebter.
Sie vermisste ihn, auch wenn es noch nicht so lange her war dass sie sich gesehen hatten, so kostete es dennoch Kraft, die Fassade aufrecht zu erhalten und die Situationsberichte zu lesen, die man ihnen gab.
Juliette gab sich alle Mühe, aber es reichte nicht, wenn es einen förmlich quälte, ganz davon abgesehen, dass es de hier Stationierten Chevaliers noch gut gehen mochte, so sah es vielleicht bei Doc und seiner Truppe auf Leipzig ganz anders aus.
Sie legte das Foto weg und griff nach dem neuesten Stapel Berichte.
Manfred Scharenhorst hatte den Heckenschützenangriff überlebt, aber es ging ihm noch nicht gut genug, um aktiv ins Geschehen eingreifen zu können.
Er wurde immer noch intensiv behandelt.
Bei Philip, dem Elementar und Cliff Peterson sah es da anders aus. Sie waren beide tot.
Sarah schüttelte es kurz, während sie in der Kabine stand und den Ausblick aus einem Sichtbullauge anstrebte.
Verluste blieben im Krieg nie aus, aber solche wie diese hier waren nötig, sie waren keine Invasoren, sondern lediglich Hausmeister Comstars.
Die Aufstände herrschten immer och, das konnte sie sehen, als sie heraus schaute.
Eine Gruppe Passanten hatten sich vor dem abgezäunte Gebiet des Raumhafens aufgestellt und hielt protestierend Schilder hoch.
Sarah schüttelte ungläubig den Kopf und wandte sich dann wieder ab.
Die Chevaliers waren doch keine Besatzer. Aber als genau das wurden sie angeprangert.
Dann blickte sie auf die Uhr und stellte zufrieden fest, dass ihr noch zwei freie Stunden blieben, die ließen sich eventuell im Simulator vertrödeln.