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Geschrieben von Cunningham am 29.06.2010 um 23:01:
Im Schatten des Krieges
"Der Krieg findet überall Seine Jünger."
Provisorisches Fort Garibaldi
New Queens, Liga Freier Welten
Donner rollte im Einklang mit dem monotonen Regen über den Exerzierplatz des Camps.
Die Söldnertruppe Freicorps Garibaldi war vor zwei Monaten auf New Queens und somit pünktlich zum Beginn der Regenzeit gelandet. Luftfeuchtigkeit und Hitze machte den Soldaten schon die kleinsten Arbeiten zu Qual. Der harte Ausbildungsdrill, den die Einheit pflegte, war kaum durchführbar.
Das Freicorps war eine zusammengewürfelte Einheit aus den Clankriegen. Überlebende aus Regimentern des FedCom, Rasalhager, Draconier und aus verschiedenen zerschmetterten Söldnertruppen kamen Ligisten, Capellaner und sogar eine Hand voll Perepheriebewohner.
“Ein Bier Major Felix Steuben?”
Und Claner.
Felix Steuben wandte den Blick vom Exerzierplatz ab. Captain Marisha Steele war einer von drei Clanern die im Freicorps ihren Dienst versahen.
Die muskulöse Mechkriegerin hielt ihm eine Dose Donnegal Export entgegen.
Einen Augenblick war Steuben versucht das Bier abzulehnen oder die Clanerin einfach so stehen zu lassen.
Es war ihm zuwider einem dieser Kanisterköpfe irgendwelche kameradschaftlichen Gesten entgegen zu bringen.
Das Steele bei diesem Mistwetter sogar in ihrer Dienstuniform adrett aussah, während an Steuben, das Hemd nur so zu kleben schien, machte die Sache auch nicht einfacher. Sein hellbraunes Haar wirkte stumpf.
“Danke Cap’n.” Mit Genugtuung sah er die Clankriegerin als Reaktion auf seine schlampige Aussprache zusammenzucken.
Er wollte Steele nicht in seinem Bataillion haben, ja nicht mal im Regiment, dennoch musste er mit ihr auskommen, denn sie stand nicht nur unter seinem direkten Kommando, sie befehligte sogar seine erste und somit wichtigste Kompanie.
“Unsere Auftraggeber sind heute eingetroffen frapos?”
“Ja, darum auch die abendliche Besprechung.” Steuben nahm einen tiefen Zug aus der Dose, blieb aber weiterhin an die Zeltstange des Messezeltes gelehnt. “Wird auch zeit, dass wir von diesem Drecksball wegkommen.”
“Pos.”
Vor dem Kommandobunker, einem der wenigen festen Bauwerke, fuhren zwei Jeeps vor. Aus dem hinteren sprangen vier Infanteristen mit Sturmgewehren und sicherten die beiden leichten Geländefahrzeuge nach allen Seiten.
Aus dem ersten stiegen ein Fahrer, zwei Offiziere der Ligastreitkräfte und ein Mann im Geschäftsanzug.
“Tja, sieht aus, als wenn es wirklich gleich los geht.” Der hochgewachsene, schlanke Major leerte sein Bier. “Sammeln Sie mal den Rest vom Haufen Captain.” Er schmiss die Dose in einen nahe stehenden Mülleimer.
Einen Augenblick überlegte er ob er sich ein Regencape überwerfen sollte, doch seine Uniform war eh schon nass vom Schweiß und das eiskalte Bier sorgte jetzt dafür, dass er noch kräftiger schwitzte.
Steuben zog seinen Pistolengurt mit der schweren Mauser & Gray Service zurecht und trat in den Regen hinaus.
Kurz bevor er den Kommandobunker erreichte wurde die Stabsbesprechung über Lautsprecher angekündigt.
Der Konferenzraum der Basis hatte sich schnell gefüllt. Die meisten Offiziere waren mehr oder minder nass.
Neben den siebzehn Kompanieführern, den fünf Bataillionskommandanten, ihren Stellvertretern und den beiden Staffelkommandanten der Luft-/Raumjägern waren Colonel Garibaldis Stabschef, der Nachrichtendienstoffizier, der Versorgungsoffizier, der Chef der Special Operations Groups, der Juristikoffizier, der Regimentsmastertech und der topographische Offizier anwesend.
“Stillgestanden an Deck.” Vor Colonel Garibaldi war Command Sergeant Major Liam St. Thomas eingetreten.
Der bullige Unteroffizier musterte die angetretenen Offiziere, wie er auch eine Kompanie Rekruten begutachtet hätte.
“Bitte setzen Sie sich Ladies and Gentlemen.”
Alessandro Garibaldi, ein drahtiger Mann, Anfang vierzig ging zum Rednerpult nach vorn. Der Kommandant des Freicorps trug wie seine Offiziere eine einfache graue Felduniform. Ihm folgten zwei Offiziere der Liga Freier Welten, ein Force Commander und ein Captain. Von dem Geschäftsmann war nichts zu sehen.
Der Colonel lehnte sich entspannt mit der Hüfte an das Pult und ließ seinen Blick über seine Offiziere wandern: “Wie ich sehe ist der ein oder andere von Ihnen unterwegs vom Regen überrascht worden.”
Vereinzeltes Schmunzeln antwortete ihm, hauptsächlich von den trocken gebliebenen Offizieren.
“Aber ich kann Sie beruhigen, wir haben unseren Marschbefehl erhalten. Force Commander Dimitris.”
Garibaldi setzte sich in die erste Reihe, während Dimitris sich hinter dem Pult aufbaute: “Als erstes möchte ich mich entschuldigen, dass wir Sie auf diesem doch sehr ungastlichen Planeten untergebracht haben. Aber er eignet sich am besten für Ihre Mission als Aufmarschgebiet.”
Der Marik Offizier legte einen Datenchip in das Lesegerät des Rednerpults ein und gab über die Tastatur ein paar Befehle ein.
“Im Zuge der Operation Gurrero, in der wir uns viele der an die Davies im vierten Nachfolgekrieg verlorenen Sonnensysteme zurückerobert haben, wurden viele Planeten unabhängig und endeten, wie Sie alle wissen, als Chaosmark.
Darunter auch San Martin, nur einen Sprung von der Liga entfernt.”
Auf der Wandkarte leuchtete ein Planetensystem auf.
“Wie Sie sehen können ist San Martin nicht gerade von strategischer Bedeutung. Die Bevölkerung beträgt weniger als drei Millionen. Der planetare Herrscher, also der eigentliche planetare Herrscher befindet sich in der Liga im Exil. Die derzeitigen Machthaber sind ein paar lyranische Kartelle, die einen Cousin des Marquis als Aushängeschild vor Ort haben, gestützt auf einige kleine Söldnertruppen.”
Das Bild wechselte wieder und zeigte jetzt die Dossiers der besagten Söldnertruppen.
“Als erstes hätten wir die Chevaliers de Vernier. Hier handelt es sich um eine Truppe die hauptsächlich aus ehemaligen ComStar Soldaten. Unsere Agenten auf Outreach haben herausgefunden dass die Chevaliers drei Level II-einheiten ins Feld führen. Mechs und Panzer gemischt.
Harbin’s Ranger führen vier Kompanien Mechs plus Befehlslanze ins Feld. Darüber hinaus gibt es unseres Wissens noch zwei weitere Söldnereinheiten, deren Stärke uns unbekannt ist.”
Einer der Offiziere des Freicorps hob die Hand.
“Bitte Ma’am.”
Leftenant Colonel Katarina von Schaar erhob sich: “Wie steht es mit eigenen planetaren Verteidigungstruppen? Der Marquis wird doch auch so was wie eine eigene Garde haben. Und in wie weit wird ComStar seine HPG besetzt haben? Oder hat Word of Blake die Station unter seiner Kontrolle?”
Der Force Commander nickte: “Der Marquis hat tatsächlich eine Garde, ein kombiniertes Regiment Panzer und Infanterie, dazu eine verstärkte Kompanie alter Mechs. In wie weit ComStar die HPG mit einer Garnison ausgestattet hat ist uns unklar. Ferner wissen wir nicht, ob ComStar in irgendeiner Weise sich in Konflickte einmischt.”
Der Ligist pausierte kurz: “Weitere Fragen?”
“Dürfen wir wissen, wieso, wenn schon nicht aus strategischen Gründen, Sie an San Martin interessiert sind?” Wollte Steuben wissen.
Dimitris lächelte jovial: “Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass ich diese Information in so großer Runde preis geben will.”
Auf ein Nicken des Ligaoffiziers erhob sich Garibaldi und nahm seinen Platz am Pult wieder ein: “Wir werden noch vier bis fünf Wochen brauchen, bevor wir aufbrechen können. Sämtliche Mechs und Panzer müssen mit Wüstentarnschema versehen werden.”
Aus der hinteren linken Ecke des Besprechungssaals, der des Mastertechs, erklang ein lautes, geradezu theatralisches Stöhnen.
“Darüber hinaus werden alle Kompanien noch einmal ins Manöver geschickt. Captain von Schaars Zeitplan”, Garibaldi nickte seinem Stabschef, dem Bruder seiner Stellvertreterin, zu, “sieht vor, dass wir am 13. Mai mit dem Einschiffen beginnen. Morgen wird die technische Abteilung mit der Umlackierung des ersten Bataillions beginnen. Major Steuben, Ihre Truppe wird in drei Tagen ins Manöver ziehen.
Alles weitere wird im kleinen Kreis besprochen.”
Der kleine Kreis bestand aus Colonel Garibaldi, seinen fünf Bataillionsführern und dem Stabschef. Hinzu kamen Force Commander Dimitris und der mysteriöse Zivilist, der mit ihm angekommen war.
“Vier Söldnereinheiten für einen dreckigen Staubball?” Leftenant Colonel Katarina von Schaar schlug die langen Beine übereinander und blickte Dimitris erwartungsvoll an. “Kommt mir etwas sehr übertrieben vor.”
Statt dem Ligaoffizier antwortete der Zivilist: “Germanium, Colonel, der von der Liga auf Hochtouren betriebene Sprungschiffbau verschlingt Unmengen davon.
Und San Martin hat unseren Informationen zufolge genug um die Ligawerften für die nächsten fünf Jahre damit zu versorgen.”
Von Schaar strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht: “Schade und ich dachte schon wir würden rein altruistisch tätig.”
“Bitte Kati”, tadelte Garibaldi leicht.
“Haben Sie irgendwelche Bedenken für diese Rohstoffvorkommen ins Feld zu ziehen?” Wollte der Zivilist wissen.
Die Söldner blickten sich kurz an und schließlich antwortete Garibaldi für alle: “Nein, nicht im geringsten.”
Der Zivilist nickte befriedigt. Und wenn ihr um die wirklichen Schätze von San Martin wüsstet, wärt ihr schon längst unterwegs und jede vertragliche Verpflichtung wäre Euch egal.
Tarjan-Dschungel
New-Queens, Liga Freier Welten
Felix Steuben konsultierte noch einmal die Statusanzeige auf dem Radar seines achtzig Tonnen schweren Zeus. Er hatte sein Bataillion in zwei gleichgroße Kontingente zu je 20 Maschinen aufgeteilt. Die eine Hälfte unter seinem Kommando, die andere unter dem Kommando seines Stellvertreters Captain George McKenzie.
Der Major hatte seine Truppe in lockerer Verteidigungsformation aufgestellt und wartete auf den Angriff.
“Roscoe vier-sechs für Roscoe sechs, zeichne mehrere Kontakte. Entfernung 1-6-0-0, aus südlicher Richtung näher kommend.”
“Roscoe sechs bestätigt, Kontakte verifizieren”, antwortete Steuben dem Scoutpiloten.
Er aktiviert die Waffensysteme des Zeus. Die Maschine war wie die meisten Mechs des Freicorps eine Feldnachrüstung und besaß statt der übliche Bewaffnung einen zusätzlichen schweren Laser, eine zusätzliche Tonne Raketenmunition und ein Guardian ECM.
“Roscoe sechs an alle Roscoe-Einheiten: Leichter Rechtsschwenk um dreißig Grad. Gefechtslinie etwas enger ziehen.”
“Dann wollen wir doch mal sehen, was Delta so drauf hat.” Captain Pedro Gomesch, Chef der Echo Kompanie, klang voller Selbstvertrauen.
Auf dem Radar des Sturmmechs leuchteten Rote Symbole auf.
“Roscoe drei-sechs, mit ganzer Lanze einhundert Meter zurückfallen und Rückendeckung übernehmen.”
“Roger Roscoe sechs, wir fallen zurück.”
Der Major tippte einmal auf den Munitionswahlschalter der LSR-Lafette: “Feuer frei.”
Auf den Befehl eröffneten alle LSR-Träger der Truppe das Feuer.
Die Raketen gingen vor den anrückenden Feinden nieder.
Soweit es möglich war, trug jeder mit Raketen bewaffnete Mech eine Tonne Thundermunition. Die Valkyrie der Scoutlanze der Deltakompanie trat als erstes auf eine Mine. Die simulierte Explosion beschädigte den Scoutmech und der Gefechtskomputer schaltete die Kontrolle für das linke Bein ab.
Die restlichen sieben Springer der Deltakompanie zündeten ihre Düsen und setzten sich über das Minenfeld hinweg.
Die Kampflanze der Deltakompanie wurde gebremst, konnte jedoch noch ihr beachtliches Langstreckenpotential zum tragen bringen.
Die Deltakompanie und Captain McKenzie und sein Sideman. Es fehlten sechs “feindliche” Maschinen.
Der Zeus wurde von einer schweren Breitseite durchgeschüttelt.
“Den: Setzen Sie noch eine Salve Minen in die Kampflanze!”
Die Pilotin des Archer der Befehlslanze, bestätigte den Befehl und Feuerte eine Doppelsalve Thunder-LSR ab.
Die beiden Hauptstreitkräfte gingen jetzt in den Nahkampf.
Der Archer und der Apollo der der vom Minenfeld gestoppten Lanze begannen sich neu zu positionieren, der Centurion trat auf eine Mine und wurde umgeworfen. Der Salamander hingegen hielt eisern die Stellung und feuerte weiter auf Steuben, der sich jetzt langsam zurückzog.
Captain Marisha Steele, unterstützt von ihrem Stellvertreter in seinem Achtzigtonner machten sich daran die Formation der Verteidiger aufzubrechen.
“Kontakt! Ziele in unserem Rücken!” Erklang die Meldung der zur Rückendeckung eingeteilten Lanze der Echokompanie.
Steuben zog sich weiter zurück und wendete seinen Zeus um die Rückendeckung zu verstärken.
Dies war der Moment, in dem George McKenzie und der Rest der Delta Kompanie todesmutig durch das Minenfeld stürmten um Delta zu entsetzen.
Der Major fluchte bei abgeschalteten Funk, McKenzie hatte zu gut von ihm gelernt, vor allem, wann man zum Angriff übergeht. Das Gefecht war schnell beendet, leider zu Ungunsten der Verteidiger.
Die gesamte Übung hatte über zwei Stunden gedauert, davon keine zehn Minuten echter Kampf.
Landungsschiff Himmelswanderer
Im Anflug auf San Martin
Captain Simon Hedoshi saß in der Passagierlounge des Mule Landungsschiffes, welches sich gerade zum Lande- und Abbremsmanöver gedreht hatte.
Hedoshi war Kommandeur und Gründer der Special Operations Group - SOG - des Freicorps Garibaldi. An Bord dieses Schiffes reiste er unter dem Namen Kemo Nakamura, Leiter eines Bergbauprospektorenteams für das auf Skye ansässige Robbertson Bergbaukonsortium.
Sein wahrer Name war Kanji Natome. Er war Chu-i der Draconischen Elite Sturmtrupps gewesen. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem Theodore Kurita von der Otomo, seiner eigenen Laibwache und einem Großteil der DEST, bei seiner Geburtstagsparade ermordet werden sollte.
Das Attentat schlug fehl. Die Otomo wurde von einem der Geisterregimenter des Kombinats aufgehalten. Die DEST-Kommandos unter General Kiguri scheiterten ebenfalls.
Daraufhin folgten brutale Säuberungen in den Reihen der DEST. Durch mehr Glück, als einem anständigem Menschen zustand hatte es Natome geschafft den Häschern des Drachen zu entgehen.
Auf seinem Weg nach Outreach, dem großen Söldnerplaneten, war er auf einer Transitstation auf das Freicorps Garibaldi gestoßen und hatte deren offene Rekrutierungspolitik genutzt und war dem Regiment beigetreten.
Ein Jahr später hatte er Colonel Garibaldi angeboten die SOG aufzustellen. Und nach Offenlegung viel zu vieler Fakten über seine Herkunft hatte der Colonel zugestimmt und den einfachen Corporal zum Leftenant befördert.
Nachdem die SOG sich bei mehreren Aufträgen und Einsätzen bewehrt hatte folgte die Beförderung zum Captain.
Ihm gegenüber nahm Raymond Travis platz: “Hey, Skipper, ich habe einige Vorabinformationen.”
“Sie haben sich mit einem der Besatzungsmitglieder angefreundet?” Travis war nicht gerade ein attraktiver Mann. Er hatte jedoch ein unerschütterliches Selbstvertrauen und eine ganze Menge Charisma, so dass er jedoch eine Menge weibliche Partner vorzuweisen hatte.
“Japp, der Lademeisterin. Ich habe den Politikinteressierten gegeben. Die auf San Martin versammelten Söldnertruppen haben, auch wenn sie unterschiedlichen Konzernen dienen, ein gemeinsames Kommando, das am Raumhafen sitzt und auch die Raumüberwachung übernimmt.”
Hedoshi saugte Kaffee aus einer Trinkblase: “Etwas genaueres wusste Sie sicher nicht oder?”
“Nein nicht wirklich, wir können aber davon ausgehen dass am Raumhafen die größte Truppe steht und sogar über Luft-/Raumeinheiten verfügt.”
Der Captain nickte: “Denke ich auch. Ob die wohl rekrutieren …”
Travis schmunzelte.
Das dritte und letzte Mitglied des Prospektorenteams kam an den Tisch: “Gibt es noch Kaffee?” Andrea Jürgens gähnte herzhaft.
Sechs weitere Mitglieder der SOG waren in anderen Tarnidentitäten an Bord. Sie stellten tatsächlich die Hälfte der Passagiere der Himmelswanderer.
Hedoshi schenkte Jürgens einen Kaffee ein. Mit speziell für den Einsatz in der Schwerelosigkeit konstruierten Geschirr war das gar nicht so einfach: “Nehmen Sie doch bitte Kontakt zu Costas auf, er soll versuchen bei einer der Söldnertruppen auf dem Planeten anzuheuern.”
Jürgens nickte und genoss ihren Kaffee.
Drei Mann der Truppe waren als Tramps unterwegs. Landstreicher, die auf der Suche nach Arbeiten durch die Innere Sphäre streiften. Diese sollten sich dann irgendwie Zugang zu den wichtigen Einrichtungen auf dem Planeten verschaffen.
Darüber hinaus sollten sie wie die anderen Teams den Angriff des Freicorps vorbereiten, Informationen sammeln, Sabotageakte vorbereiten und beim Eintreffen der Haupttruppe den Angriff zu koordinieren.
Einen Tag später setzte die Himmelswanderer auf dem Clearwater Raumhafen von San Martin auf.
Der Raumhafen verdiente kaum seinen Namen. Eine einfache zubetonierte Fläche auf einem ausgetrocknetem Meer. Dazu ein paar Gebäude. Hangars und Werkstätten, ein Ein- und Ausreiseterminal und ein Gebäude zur Raumüberwachung.
Den Zoll übernahm das Infanteriekontingent von Harbin’s Rangers, welche auch am Raumhafen Stationiert waren.
“Vom Regen in die Jauche”, murmelte Andrea Jürgens, als sie die Rampe des Landungsschiffes heruntermarschierte. Es waren zweiunddreißig Grad im Schatten.
Unten an der Rampe stand ein klappriger Bus, um die Passagiere zum Hauptgebäude zu bringen. Dessen Klimaanlage hatte auch schon den Geist aufgegeben.
Der Bus fuhr an, nachdem alle Passagiere eingestiegen waren und das Gepäck verladen war.
Vor dem Abfertigungsterminal lungerten Infanteristen der Rangers herum. Die khakifarbenen Uniformen waren durchgeschwitzt, die Männer unrasiert und die Gewehre entweder umgehängt oder an die Wand gelehnt.
Einer, ein kleiner, dürrer Bursche mit roten haren und den Davionrangabzeichen eines Corporals, erhob sich und winkte die Raumschiffpassagiere in den Abfertigungsbereich.
Dort erwartete sie ein Offizier begleitet von einem Sergeant. Die beiden wirkten genauso ungepflegt wie die anderen Söldner.
Jürgens warf dem großen Artemis Costas einen verstohlenen Blick zu. Sie wusste das Costas immer seine Pistole dabei hatte.
“Hat jemand was zu verzollen?” Wollte der Leftenant wissen.
Costas hob artig die Hand und wurde daraufhin separiert.
Costas lächelte den Leftenant freundlich an und öffnete seinen Aluminiumkoffer. Mitten auf den Kleidern lagen eine entladene Mydron Autopistole und zwei volle Magazine. Links und rechts an den Seiten des Koffers waren je zwei Flaschen Scotch und zwei Stangen Zigaretten eingebettet.
Der Leftenant blickte ihn mit erhobener Augenbraue an und Costas lächelte nach wie vor freundlich.
“Nanu, nanu, nanu, was haben wir denn da …” Der Söldner nahm zuerst die beiden Flaschen Scotch und dann die beiden Stangen Zigaretten aus dem Koffer und reihte sie daneben auf.
Schließlich nahm er die Waffe aus dem Koffer und betrachtete die schwere Automatik eingehend. Er lud die Pistole durch, sie war tatsächlich ungeladen.
“Und die möchten Sie einfach behalten was?”
Der Special Operations Soldat nickte: “Ja, eigentlich schon.”
“Auf San Martin müssen wir keinen Waffenschein anerkennen, der auf einem anderen Planeten ausgestellt wurde.”
“Öh, für die gibt es ehrlich gesagt keinen Waffenschein.” Costas ließ seinen Blick zu dem Scotch und den Zigaretten wandern. “Ich habe sie aber schon sehr lange, habe sie vor Jahren während meiner Dienstzeit bei Stelwart Support geschenkt bekommen.”
“So, so, Sie waren mal Söldner?”
“Japp. War ich, drei Jahre lang.” Costas hakte seinen rechten Daumen in den Gürtel.
Der Leftenant legte die Pistole wieder in den Koffer: “Zahlen Sie den Zoll für die überzähligen Genussmittel in C-Noten oder in Kronen.”
Artemis Costas wäre beinahe der Unterkiefer zu den Füßen heruntergefallen: “Äh … Kronen.”
Der Leftenant kritzelte eine Quittung für Whisky und Zigaretten: “Fünfundachtzig Kronen.”
Costas bezahlte gleich in Bar und packte dann seinen Koffer wieder ein. So war noch nie ein Bestechungsversuch verlaufen.
Provisorisches Fort Garibaldi
New Queens, Liga Freier Welten
Major Felix Steuben lehnte sich in seinen Stuhl zurück und musterte seine vier Captains. Seine Manöverkritik war nicht gerade zurückhaltend gewesen.
Nach 6 Tagen im Feld, mit entsprechender Verpflegung und Unterstützung war das Bataillion ins Camp zurückgekehrt und hatte die Mechs and die technische Abteilung zur Wartung und Umlackierung übergeben.
Nach weiteren vierundzwanzig Stunden hatte Steuben seinen Stellvertreter samt Kompanieführern zur Nachbesprechung einbestellt. Vierundzwanzig Stunden Ruhe, die dafür sorgten, dass der Mittdreißiger wieder fünf Jahre jünger aussah.
Diesem Zustand hatte es Marisha Steele zu verdanken, dass sie sich einige bissige und sarkastische Kommentare anhören durfte.
Das Gespräch jedoch klang mit Smalltalk aus.
Captain Geordi Halcyone nippte an seiner Limonade: “Haben die Mariks denn schon ausgespuckt, weshalb wir San Martin einnehmen sollen?”
Steuben blickte den Captain fragend an.
“Naja, mittlerweile spekulieren sogar schon meine Offiziere, was die Liga an San Martin so toll findet.”
“Ich wette es geht um Rüstung. Irgendwelche seltenen Rohstoffe für den Mechbau.” Pedro Gomesch trug den linken Arm in einer Schlinge, seit er mit seinem Warhammer beim Manöver umgefallen war.
“Sie sollten sich nicht allzu viele Gedanken darüber machen. Weder Sie Pedro noch Sie Geordi.” Der Major lehrte sein Glas mit einem Zug als Zeichen, dass die Besprechung beendet war. “George, ist noch etwas?”
“Nein, nicht das ich wüsste Major.” Der große schwarze erhob sich.
“Gut”, Steuben wandte sich seinem Computer zu, “dann können Sie wegtreten.”
Die drei übrigen Captain’s erhoben sich, Steele blieb jedoch in der Tür stehen: “Haben Sie einen Augenblick für mich Zeit Major?”
Der Major seufzte deutlich: “Ja, bitte.”
Die fast noch jugendlich aussehende Clanerin baute sich vor dem Schreibtisch auf: “Ihre Beurteilung betreffs der Delta Kompanie ist nicht angemessen.”
“Ach, war sie nicht?”
“Neg, die Delta Kompanie bringt genauso viel Leistung wie die Foxtrott Kompanie und bessere als die Echo Kompanie.”
Der Major blickte sie fest an: “Das sehe ich anders. Obwohl Captain McKenzie und Sie die erste Übung gewonnen haben, wurde Ihre Kompanie dabei fast aufgerieben.”
“Natürlich, wir haben instinktiv Ihre Taktik gegen Sie verwendet. Jeder andere Gegner wäre von unserem Übersetzen viel zu überrascht gewesen um genauso effektiv zu reagieren wie Sie und die Echo Kompanie.”
“Ach und wenn wir mal auf einen Gegner treffen, die sich nicht so leicht von so einem Taschenspielertrick einschüchtern lässt? Wollen Sie dann mit Zellbringen anfangen?”
Der Captain warf ihm einen finsteren Blick zu: “Wir standen zu dem Punkt im Gefecht und haben richtig gehandelt, wir haben Sie so unter Druck gesetzt und sind in den Nahkampf gegangen.”
Steuben wollte antworten, wurde jedoch von Steele unterbrochen: “Aber darum geht es nicht, frapos? Es geht um mich, ich bin Ihnen als Kompaniechefin nicht recht.”
“Ganz recht”, der Major beugte sich bedrohlich vor, “ich halte Sie für ein Risiko. Ich will Sie nicht als Kompaniechefin, ich will Sie nicht als Offizier, ich will Sie nicht als Soldat.”
Steele lief rot an.
“Sie sind durch Ihre Clanermentalität ein Risiko. Sollten Sie jemals gefangen genommen werden, ist es doch mit Ihrer Loyalität gleich ganz anders.
Kommunikationsfrequenzen, Ausweichkanäle, Aufmarschgebiete, Gefechtspläne und so weiter würden unserem Feind so ohne weiteres in die Hände fallen.”
Der Major schnippte einmal mit den Fingern.
Steele hingegen stand vor ihm, die Hände zu Fäusten verkrampft: “Und wie viele C-Noten muss man Ihnen in den Rachen stopfen, damit unser Gegner”, sie imitierte sein Schnippen, “all unsere Geheimnisse erfährt, Söldner?”
Das letzte Wort spuckte sie geradezu aus.
“Raus! Verschwinden Sie Captain!”
“Aye Sir.” Sie salutierte spöttisch.
New Montenegro
San Martin
Das Prinz Zane, war ein kleines, sauberes und sehr häuslich geführtes Hotel, benannt nach einem schon lange toten Davon Prinzen.
Es hatte einige sehr große Vorteile: Der wichtigste war, dass es auf der höchsten Erhebung von New Montenegro stand.
Ein weiterer Vorteil war, dass man von den Zimmern mit Südblick den Raumhafen mitsamt seiner Kaserne und die große Straße zu den großen Bergwerksbetrieben im Blick hatte.
Sergeant Gerrit Schweizer hatte dort das Hauptquartier für das Vorauskommando vom Freicorps aufgebaut.
Drei Spezialkameras waren an den Fenstern des Hotels postiert, drei weitere hatte er auf dem Dach installiert.
Unter dem großen Doppelbett waren Maschinenpistolen, Handfeuerwaffen und Sprengstoffe versteckt.
Die Hausherren Kevin und Diana Masters kannten ihn unter dem Namen Gavin Porter, einem Reporter von Outreach. Einen lebhaften jungen Mann, der in seinen wenigen Tagen auf diesem Planeten schon viele Freunde gefunden hatte.
Ein zweimaliges Klopfen ertönte an der Tür.
Schweizer schoss hoch und zog seinen Mauser und Gray Nadler. Er huschte leise zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Den Nadler hielt er verborgen.
Vor der Tür stand Artemis Costas in der Uniform von Harbin’s Rangers.
“Komm rein.” Der Sergeant steckte den Nadler wieder in den Hosenbund. “Was zu trinken.”
“Klar, hast Du Donnegal Export?” Costas ließ sich auf einen der Sessel fallen und betrachtete die Kameras.
“Und was hast Du für mich?” Schweizer reichte seinem Kammeraden ein Timbuique Dunkel. “Sorry, kein Donnegal da.”
“Ich werd’s schon überleben.”
Der andere Söldner setzte sich Costas gegenüber: “Also, was hast Du für mich?”
“Die Dienstpläne für nächsten Monat, einen unbeschrifteten Plan für den Raumhafen und den Stützpunkt. Aber da kann ich weitestgehenst nachhelfen.”
“Ausgezeichnet. Dann mal her damit.”
Costas zog eine Datendisk aus seiner rechten Brusttasche und warf sie Schweizer zu.
Dieser holte seinen Labtop vom Bett und lud die Daten hoch.
“So, dann fangen wir mal mit K wie Kommandozentrale an.”
“Keine Ahnung wo die ist.”
Schweizer fuhr herum: “Was?”
“Hey, ich bin nur einfacher Private, ich kann froh sein, den Streifen schon zu haben, aufgrund meiner Erfahrung beim Support. ABER, ich weiß, wo ein Kommunikationsschnittpunkt ist.”
Nach dem Kommunikationsschnittpunkt folgte Waffenkammer, Raumüberwachung/Tower, Kantine, Schlafräume, Mechhangar und Vorratslager.
“Himmel, soviel Sprengstoff haben wir doch gar nicht.”
Costas nickte: “Müssen wir noch was selbst zusammenmischen. Oder aus einem der Bergwerke organisieren, es gibt ja genug davon auf diesem Drecksball.”
“Ich werde mich mit dem Skipper in Verbindung setzen.”
“Alles klar ich mach mich dann man wieder auf die Socken, heut Abend hat mein Corporal Junggesellenabschied.”
“Dann mal viel Spass, während wir anderen Arbeiten.”
Costas warf die Tür hinter sich zu.
Eine halbe Stunde später verließ Schweizer sein Quartier.
Vor dem Haus wartete schon ein Taxi, welches von der Dame des Hauses gerufen wurde.
“Maple Street, bitte.” Der Söldner flegelte sich in die Polster der Rückbank.
Das Taxi fuhr gemächlich durch die Straßen von New Montenegro.
“Hey Mann, Sie sind aber nich’ von hier.” Der Taxifahrer war ein schlaksiger Kerl, Mitte Zwanzig. “Wo komm’ Sie her?”
“Ich komme von Outreach.”
Der Taxifahrer lächelte in den Rückspiegel: “Sie seh’n mir gar nich’ aus wie’n Söldner aus.”
“Bin ich auch nicht, ich bin Reporter.”
“Nu sag’n Sie aber nich’, das Sie ne Story suchen. Hier auf San Martin geh’n die Uhren anders.”
“Wie meinen Sie das?” Schweizer beugte sich interessiert vor.
“Nu, wie soll ich sag’n? Wir ham hier keine Politik. Unser Marquis ist nur ein guter Schauspieler. Seit die Liaos über das FedCom hergefallen ist, ham wir keine richtige Regierung mehr.”
“Aber Sie sagten doch gerade Sie haben einen Marquis.”
“Ja, schon, doch die wahren Machthaber sind einige Firmen, hauptsächlich lyranische.” Das Taxi bog links ab. “Die haben halt einen Verwandten des alten Marquis eingesetzt um zumindest einen geregelten Eindruck zu erwecken. Nicht dass der Kerl jetzt irgendein Tyrann oder so wäre, aber irgendwie fühlt man sich unwohl. Ich mein, wenn die Konzerne was woll’n, bekommen sie es, was ist, wenn sie jetzt was woll’n, was dem Wohl der Bevölkerung entgegen läuft, was dann?”
Schweizer ließ sich wieder in das Polster sinken: “Sieht aus, als würde ich wohl doch eine Story bekommen.”
“Hah! Ich glaub nich’ dass Sie damit auf nen grünen Zweig kommen.” Das Taxi bog in die Maple Street ein. “Wo soll ich Sie absetzen?”
“Vor dem Diner bitte.”
“Alles klar Mister.” Er hielt direkt vor dem Retaurant. “Das macht dann vierundzwanzig Kronen fünfzig.”
Der Söldner zählte siebenundzwanzig Kronen ab und zahlte: “Alles klar, schönen Dank und schönen Tag noch.”
In Outback Inn wartete schon Raymond Travis auf ihn.
“Hoi Gavin, setzt dich.” Travis deutete auf die Bank gegenüber.
Schweizer setzte sich und schnappte sich die Karte: “Ihr müsstet noch einiges besorgen.”
“Und was?”
Gerrit Schweizer wurde leiser: “Kaaawooom.”
Landungsschiff Hamilton
Im Anflug auf den Nadir Sprungpunkt von New Queens
Das Freicorps Garibaldi hatte mit zwei Tagen Verspätung begonnen einzuschiffen. Es hatte mehr als einen Tag gebraucht die über hundertsechzig Mechs, Panzer, Jäger und sonstigen Hilfsfahrzeuge auf die Landungsschiffe zu verladen.
Das Regiment wurde von zwei Overlords, vier Union, einem Leopard, einem Triumph und zwei Mule transportiert.
Am Sprungpunkt wartete eine kleine Flottille. Der Starlord Caracas und die beiden Invasoren Komet und Monitor.
An den beiden Invasoren dockte je ein Leopard Jägertender.
Zwei Tage vor dem Docken hatten die Landungsschiffe gewendet um den Rest des Weges abbremsen zu können.
In der Messe des Overlord Hamilton saß Felix Steuben und stocherte in seinem Essen. Nach dem Drehmanöver war die Einrichtung der Messe so umgebaut worden, dass man bequem ein G hatte, um sich normal fortzubewegen. Die Einrichtung hatte man an die ehemalige Decke geschraubt, die nach dem Wendemanöver als Fußboden diente.
Normalerweise mochte der Major einen Großteil der ligistischen Küche. Ganz besonders Gyros, wie es vor ihm lag. Doch der Hyperraumsprung, der auf ihn zu kam ließ ihm ganz elend werden. TDS - Transit Desorientierungssyndrom - war eine Krankheit unter der relativ wenige Menschen litten. Für ihn als Berufssoldat, der ständig auf Reisen war ein großes Handicap. Daher arbeitete er ansonsten weit mehr, als der Dienstplan ihn verpflichtete.
“Sie sehen blass aus Major.” Captain McKenzie setzte sich zu ihm. Er stellte eine kleine Portion Gyros mit Pommes vor sich ab.
“Woran das wohl liegt George.” Steuben wälzte noch einmal Gyros mit Reis auf dem Teller rum. “Ich kriege schon Migräne, wenn ich nur an den Sprung denke. Und nach dem Sprung werde ich ne ganze Weile außer Gefecht sein.”
Sein Stellvertreter schmunzelte: “Die halbe Stunde werden wir auch ohne Sie überstehen.” Er blickte sich um. Die Messe war fast leer, sie standen kurz vor dem Dockmanöver. “Ich würde gerne über Captain Steele mit Ihnen sprechen Sir.”
“Sehe ich Ihnen nicht krank genug aus?”
“Sir, ich weiß, dass Sie sich für das Bataillion den Arsch aufreißen. Und ich weiß, dass Sie sich den Respekt den Sie jetzt genieße aufgrund Ihrer … hm … Vorurteile, mit denen Sie mit Verlaub auch reichlich Nachdruck verleihen, hart erarbeiten mussten.”
“Worauf wollen Sie hinaus?”
“Sir, ich weiß, dass Captain Steele sich den Respekt ihrer Kompanie auch hart erarbeiten musste. Diese Leute sind nicht gerade Glücklich darüber, wie ihre Kommandantin von Ihnen behandelt wird.”
Steuben seufzte.
“Sie haben zulange dafür gearbeitet, von wirklich jedem im Bataillion und darüber hinaus respektiert zu werden, um sich das durch Ihre Antipathi kaputt zu machen.”
McKenzie widmete sich seinem Essen.
Gerade als Steuben antworten wollte knackte der Lautsprecher: “Achtung! Achtung! Wir beginnen mit Dockmanöver!”
Zehn Minuten nachdem das letzte Landungsschiff angedockt hatte starteten die drei Sprungschiffe ihren Kearny-Fushida-Antrib. Es wurde ein Riss ins Raum-Zeit-Kontinuum geschnitten und die Schiffe gingen in den Transit.
Geschrieben von Cunningham am 30.06.2010 um 07:46:
Landungsschiff General Jeffrey Marik
Im Anflug auf San Martin
Die Sprungschiffe der Flottille, welche die Söldnertruppe Freicorps Garibaldi transportierte, war kaum im San Martin System angekommen, da hatten die Landungsschiffe abgedockt und in Richtung des einzigen bewohnbaren Planeten beschleunigt.
An Bord des Flaggschiffes, einem Mechtransporter der Overlord-Klasse, stand Colonel Alessandro Garibaldi auf der beengten Brücke.
Neben ihm stand ein Offizier der Flotte der Liga Freier Welten, der Captain der General Jeffrey Marik.
“Vier Tage, vier lange Tage, die unsere Feinde Zeit haben sich vorzubereiten.” Garibaldi fuhr sich über das glatt rasierte Gesicht. “Ich hasse diese Warterei. Schon seit meinen ersten Tagen als junger Leftenant.”
Der Captain seufzte: “Immer die selbe Leier, die man von Euch Mechkriegern zu hören bekommt. Wenn es nach Euch gehen würde, würden die Sprungschiffe nur noch von Piratensprungpunkt zu Piratensprungpunkt unterwegs sein.”
Der Söldnercolonel nickte: “Ja, das wäre mir bei Angriffsmissionen tatsächlich lieber. Es macht für den Verteidiger halt schon ein großer Unterschied, ob er sich vier oder einen Tag vorbereiten kann.”
“Das mag wohl sein Colonel, aber ich möchte gar nicht wissen, wie viele Überraschungsangriffe nicht statt gefunden haben, weil die Sprungschiffe den Eintritt in den Normalraum nicht überlebt haben, weil die Berechnungen für den Piratensprungpunkt nicht korrekt waren.”
Garibaldi nickte: “Da haben Sie wohl recht Captain. Wenn Ihr Signaloffizier mir die bald eingehenden Statusmeldungen meiner Einheit, sowie die Nachrichten meiner Voraustruppe auf das Terminal in meiner Kabine überspielen würde, sobald diese eintreffen.”
“Selbstverständlich Colonel.”
Es folgten vier anstrengende Tage. Vor allem die technische Abteilung des Regimentes war gut beschäftigt.
Die auf dem Flug zum Sprungpunkt von New Queens getroffenen Vorbereitungen für den Kampfabwurf der Mechs wurden jetzt nochmals überprüft und wenn nötig korrigiert.
Dazu kam noch ein letztmaliger System- und Waffencheck der Kampfmaschinen.
Dabei wurden die Techniker nach Kräften von den Mechkriegern unterstützt, welche sich damit hauptsächlich die Wartezeit verkürzen wollten.
Hinzu kamen die Einsatzbesprechungen auf den einzelnen Schiffen.
Während bei vielen Soldaten wie Offizieren, erfahrenen wie unerfahrenen, die Spannung anstieg und Nervosität aufkam, trat bei Felix Steuben das ein, was im zweiten Bataillion der Steuben-Effekt genannt wurde.
Der Major wurde um einiges umgänglicher und ihn umgab eine Aura gelassener Ruhe.
Selbst Captain Steele bekam in der Zeit den Einblick, warum seine Truppe geschlossen hinter dem Bataillionschef stand und keiner der Captains, die unter Steuben dienten ihn nicht schon vor Jahren zum Positionstest herausgefordert hatten.
In ihrer Kompanie ging der Witz um, man müsse jemanden anheuern, der regelmäßig auf Steuben schießen würde, damit er auch zwischen den Kampfhandlungen so pflegeleicht wäre.
Vor einigen Jahren hätte die Clanerin keinem Soldaten unter ihrem Kommando erlaubt so über einen Vorgesetzten zu sprechen. Doch die Zeit beim Freicorps und vor allem unter dem Kommando von Felix Steuben hatte sie verändert.
Und eigentlich befand sie, war das im Grunde eine sehr gute Idee. Der Major wäre immer kooperativ und auch immer im Training.
Diese geschäftige Monotonie wurde nur drei mal für Einsatzbesprechungen unterbrochen, als die Vorauscrew neue Einsatzdaten und nachrichtendienstliche Erkenntnisse übermittelte.
Landungsschiff Hamilton
Im Orbit von San Martin
“Alle Mann klar zum Gefechtsabwurf! Alle Mann auf Stationen!” Gellte es aus den Lautsprechern, als die meisten Mechkrieger des zweiten Bataillions schon in ihren Maschinen saßen.
“Hustler sechs an alle Hustler-Führer Kommunikationscheck.” Steuben überprüfte gerade noch einmal seine Sicherungsgurte.
“Hustler eins-sechs, Kommunikation klar.” Steels Stimme war ganz geschäftsmäßig.
“Zwo-sechs, alles im grünen bereich.”
Als letzter meldete sich der Kompanieführer Foxtrott: “Hustler drei-sechs, klar.”
“Alle Hustlereinheiten klar.” Bestätigte George McKenzie, sein XO, die Meldungen und gab Steuben zu verstehen, dass seine Befehlslanze ebenfalls bereit war.
“Tja, dann Herschafften, in fünfzehn Minuten ist es soweit.”
Eine klägliche viertel Stunde verwandelte sich in eine Ewigkeit. Zog sich wie ein Kaugummi in die Länge.
Steuben atmete tief durch. Das erste und dritte Bataillion würden fünf Minuten vor Steubens zwoten mit dem Absetzen beginnen. Und wie der Major würde Colonel Garibaldi als erster über Bord gehen. Eine Tradition des Freicorps: Der Kommandant springt zuerst.
Der Lautsprecher im Cockpit des Mechs, von dem aus der Major sein Bataillion befehligte erwachte zum Leben: “Die General Marik beginnt mit dem Gefechtsabwurf.”
Steuben quittierte die Meldung des Captains der Hamilton mit einem Grunzen.
Wieder breitete sich Stille aus, bis der Countdown begann.
Dann wurde der achtzig Tonnen schwere Angriffsmech wie eine Kanonenkugel aus dem Landungsschiff geschleudert.
Der Gefechtsabwurf war eines der gefährlichsten Manöver das man mit Battlemechs ausführen konnte.
Dafür werden die Mechs in einem Kokon eingepackt und in der oberen Atmosphäre abgeworfen. In Höhe von dreißigtausend Metern wurde der Kokon dann abgesprengt. Daraufhin lässt man den Mech einfach fallen, bis man zwischen fünf- und zehntausend Metern den Fallschirm öffnet.
Diesen wirft man auf dreihundert Meter ab und zündet die Sprungdüsen oder wenn der Mech über keine verfügt einen speziell für den Gefechtsabwurf entwickelten Einwegtornister.
Federnd landete Steuben seine achtzig Tonnen schwere Kriegsmaschine. Über hundert Übungssprünge, davon die meisten simuliert und siebzehn reale Gefechtsabwürfe ließen die Handlungen fast wie Routine ablaufen.
Aufprall, anders konnte man die Landung eines Battlemechs nicht nennen, auch wenn diese so sanft wie bei einem Vogel vonstatten ging, drei Schritte gehen, Sprungtornister abwerfen und sich dann etwa fünfhundert Meter von der Landezone entfernen. Nach Möglichkeit in ein Gebüsch parken.
Daraufhin folgt die Koordination der eigenen Truppe.
Schritt eins: Erfassung der eigenen Position. Der Major fand sich selbst relativ nahe des Landezentrums wieder. Auf seinen Anzeigen spiegelte sich ein zufriedenes Zähne fletschen. Schritt zwei: Anpeilung der eigenen Truppen. Das zweite Bataillion war über knapp drei Quadratkilometer verstreut. Ein paar Angehörige der Foxtrott Kompanie hatte es etwas weit nach Süden abgetrieben, das stellte aber kein grundlegendes Problem da, da Foxtrott die Reserve bildete.
Steuben öffnete den Bataillionskanal: “Hustler sechs an alle Hustler-Führer: Status.!”
“Hustler Eins-sechs, alle Einheiten klar.” Meldete Steele in rekordverdächtiger Zeit.
“Hustler Drei-sechs, ebenfalls klar, zwei Mann nasse Füße.” Foxtrott meldete seine Leute die außerhalb der LZ runter gekommen waren, jedoch alle Einheiten unbeschädigt.
“Hustler Zwo-sechs, Hustler Zwo-zwo-drei, hat schwere Schäden an den Sprungdüsen, ansonsten alles klar.”
Der Bataillionsführer bis die Zähne zusammen: “Hustler Zwo-zwo-drei, noch operationsfähig?”
“Roger sechs, ist noch einsatzbereit.”
“In Ordnung, alle Hustler-Einheiten, Formation bilden, in zwei Minuten rücken wir aus.” Steuben wechselte auf den Regimentskanal und meldete Colonel Garibaldi den Status seines Bataillions.
Der Kommandeur bestätigte knapp. Keine Befehle, keine Kommentare. Garibladi mischte sich nicht in die Führung der einzelnen Bataillione ein, solange alles nach Plan verlief. Die Meldung war reiner einstudierter Kommunikationsfluss, so das der Colonel wusste, wie es um die Mission stand.
Reine Routine, Steuben grinste, das Regiment funktionierte wie eine gut geölte Maschine.
Kurz nachdem sich die Truppe in ihre geplante Dreiecksformation begeben hatte, rückte es aus.
Das Dreieck mit drei von einander getrennt marschierenden Schenkeln gab der vierzig Mech starken Truppe die nötige Flexibilität.
Schnell konnte eine Rundum-definitiv-Stellung bezogen werden.
In der Vorwärtsbewegung konnten die einzelnen Kompanien schnell genug manövrieren dass innerhalb von hundertsiebzig Grad in weniger als einer Minute eine Gefechtslinie aus sechsunddreißig bis vierzig Maschinen entstehen konnte. Je nachdem in welche Richtung mit Delta, Echo oder Foxtrott im Zentrum.
Im Marsch waren die beiden vorderen Kompanien auf gleicher Höhe und etwa dreihundertfünfzig Meter von einander getrennt. Auf diesen dreihundertfünfzig Metern stand die Befehlslanze hundert Meter nach hinten versetzt und exakt hinter der Befehlslanze weitere hundert Meter versetzt die dritte Kompanie.
Eine Schwachstelle war der rückwärtige Raum. Sollte die Formation von hinten angegriffen werden, war eine Linienbildung erschwert. In diesem Fall würden die beiden führenden Kompanien drehen, während die folgenden Truppen so lange bei Höchstgeschwindigkeit weiter marschieren, bis sie aufgeschlossen hätte und dann ebenfalls wenden.
“Hustler sechs, hier Hustler Eins-drei-sechs, noch zwanzig Klicks bis zum Zielgebiet. Over.”
New Montenegro
San Martin
Der Beginn des Gefechtsabwurf war für die SOG des Freicorps das Zeichen zum Angriff.
Die Söldnertruppen, die San Martin im Namen der Konzerne verteidigten, hatten schon kurz nach der Ankunft des Freicorps im System mit den Verteidigungsvorbereitungen begonnen.
Doch kaum ein Schritt war unbeobachtet geblieben.
Artemis Costas, der sich bei der größten der Verteidigungstruppen eingeschleust hatte, hatte vom ersten Tag seiner Dienstzeit mit Sabotagevorbereitungen begonnen.
Als Colonel Garibaldi und die restlichen Truppen absprangen, explodierten auf dem Raumhafen, der gleichzeitig als Hauptquartier der Verteidiger diente, mehrere Kommunikationsknotenpunkte.
Kurz davor hatte Costas sich der Uniform von Harbin’s Ranger entledigt und seine eigentliche angezogen.
Während zwei der Scharfschützen des Vorauskommandos alles und jeden das Leben vermiesten, die sich auf dem Kasernengelände der Rangers zeigten, führte Costas ein drei Mann Team zum Tower des Raumhafens.
Wie bei vielen Anlagen, die vor dem ersten Nachfolgekrieg erbaut worden waren, war der Tower des Clearwater-Raumhafens ein Bunker und kein in der Landschaft stehender, leicht zu bombardierender Turm.
Gerrit Schweizer hielt eine Handgranate hoch und deutete auf die noch immer offen stehende Tür zum Kontrollraum.
Costas schüttelte den Kopf: “Möglichst wenig Schäden. Dies ist wie gesagt die Ausweichzentrale für die Rangers. Wenn wir ihn übernehmen und uns verschanzen, wird uns Colonel Harbin mit Sicherheit in die Hände laufen.”
Der jüngere Sergeant nickte und entsicherte seine Rorynex Maschinenpistole.
Ein kurzer Blickwechsel zwischen den beiden und dem dritten Mitglied des Angriffsteams und Schweizer stürzte durch die Tür.
Noch bevor Costas durch die Tür gesprungen war bellte Schweizers MP auf.
Der dritte Söldner streckte mit einem präzisen Feuerstoß den letzten Sicherheitsposten im Tower nieder.
Die Techniker hatten sich hingeworfen und kapitulierten.
Schnell wurden die gefangenen und die toten durchsucht und in das kleine Büro des Schichtleiters gesperrt, nachdem man dort sämtliche Kommunikationsmöglichkeiten über den Jordan gehen ließ.
Nachdem Costas noch eine Sprengfalle installiert hatte gingen die drei Special-Forces-Soldaten in Deckung.
Lange brauchten sie nicht zu warten.
Amanda Harbin und ihr Stab hatten kurz nach dem Zusammenbruch der Kommunikation einen unterirdischen Gang betreten, der sie von ihrer Gefechtsleitzentrale zum Tower brachte.
Als oben auf dem Landefeld das Gefecht Mech gegen Mech begann betrat Harbin den Tower. Die altgediente Söldnerin blieb stehen, als würde ein sechster Sinn sie vor der Gefahr warnen.
“Falle!” Brüllte sie in dem Moment, in dem Costas mit seiner Selbstladeschrotflinte aus der Deckung hochkam.
Der Donnerhall von Costas Waffe ließ die Monitore des Towers erzittern.
Die beiden Schrotladungen verwandelten Harbins’ Oberkörper und Gesicht in eine undefinierbare, blutige Fleischmasse. Die Halsschlagader pumpte noch fast einen Liter Blut in die Luft, ehe die Leiche der Schwerkraft den nötigen Respekt zollte.
Der Stab der Rangers reagierte wie es Veteranen zustand und ging Waffen ziehend zu beiden Seiten der Tür in Stellung.
Gerrit Schweizer zündete die Sprengfalle.
Die Rangers, die den Schrapnellregen überlebten, vielen gezielten Feuerstößen der Freicorpsler zum Opfer.
Die Rangers zogen sich kämpfend vom Raumhafen zurück.
Sie standen der Big Red One unter Oberstleutnant Katarina von Schaar gegenüber. Die, wenn auch umstrittene, Elite des Freicops.
Hoch motiviert, bestens gedrillt und aggressiv geführt hatte das erste Bataillion gegen die, nach Harbins Ausfall, unkoordinierten Rangers keine Schwierigkeiten schnelle Erfolge zu erzielen.
Hinter dem Schirm aus Mech koordinierte Colonel Garibaldi die gesamte Aktion vom Cockpit seines Battlemasters aus.
Seine Priorität lag bei der Landung der nichtabwurffähigen Panzer und der Infanterie.
Von den drei Kompanien Rangers, die zu Beginn auf dem Raumhafen kämpften entkamen nur neun Mechs und das auch nur, weil Major Steven McCool vom dritten Mechbaitaillion des Freicorps sich nicht ernsthaft auf einen brutal geführten Stadtkampf einlassen wollte.
“Gambler sechs für Duce sechs, wir haben den Feindkontakt verloren. Acht bis elf überlebende konnten sich in die Stadt absetzen.” Meldete McCool niedergeschlagen. Das Gefecht zwischen den beiden Mechtruppen hatte keine zehn Minuten in Anspruch genommen.
“In Ordnung Gambler”, erwiderte Garibaldi. Der Colonel schaffte es spielend seinen Frust im Zaum zu halten. Er hatte McCool extra diesen Teil der Mission übertragen, weil er wusste, das dieser in Bezug auf Städte etwas zimperlich war.
Eine seiner größten Stärken war es, seine Untergebenen dort einzusetzen wo sie die besten Ergebnis brachten. McCool wollte geführt werden und würde nicht ohne weiteres in die Stadt einrücken.
Steuben oder von Schaar hätten die letzten Rangers zur Strecke gebracht, aber dabei weniger Rücksicht auf die Stadt genommen.
“Rücken Sie langsam vor Gambler und versuchen Sie sich mit Hustler zu vereinigen, der Palast dürfte recht energisch verteidigt werden. Das war gute Arbeit Gambler.”
“Danke Duce, Gambler rückt vor.”
Steuben traute seinen Augen kaum. Das zweite Bataillion war durch eine steinige Wüstenlandschaft marschiert und New Montenegro erschien wie eine Fatamorgana. Einer Oase gleich von einem Palmenwald umgeben.
“Hustler sechs, hier Hustler eins-sechs, meine Scouts zeichnen sechzig Signale plus. Hauptsächlich Panzer und viel Infanterie, keine Mechs.” Einen Augenblick wartete Steele, das der Major nach einer Bestätigung fragen würde, doch es kam nur eine knappe Bestätigung.
Wo waren die ständigen Erinnerungen an seinen Zweifeln an ihr hin?
“Hustler sechs für Hustler drei, aufschließen. Alle Hustlereinheiten, Angriffsformation bilden.” Steuben bewegte seinen eigenen Kampfkoloss in die erste Reihe. “Hustler sechs für Duce sechs, wir haben die Stadt und den Palast erreicht. Panzer und Infanterie haben sich in großer Zahl eingebunkert.”
“Verstanden Hustler sechs, Gambler ist auf dem Weg zu Ihnen, ETA fünfundvierzig Minuten.”
“Das ist zu lang Duce sechs, in der Zeit könnten die ihre Verteidigungsmaßnahmen ausbauen oder Verstärkungen heranführen. Ich werde angreifen.”
“Einen Augenblick mein Junge”, Garibaldi war zwar nicht viel älter als Steuben, gab sich aber sehr gelassen und ließ derartige Betitelungen einfließen um seine Offiziere sanft zur Geduld oder Ordnung zu mahnen, “wie ist die Lageeinschätzung?”
“Die Marties sind uns definitiv an Zahl überlegen, das Gelände ist ebenfalls eher zu ihren Gunsten, wenn unsere Geier oder die Artillerie in der Lage währen uns zu unterstützen täte ich mich nicht beklagen Duce.”
“Einen Augenblick Hustler sechs.”
Steuben saugte an seiner Unterlippe und sah sich noch mal die feindliche Positionierung auf dem Sekundärbildschirm an. Trotz der noch angenehmen Cockpittemperatur bekam er eine Gänsehaut. Er zitterte wie ein nervöses Rennpferd, kurz vor dem Startsignal.
Der Lautsprecher seines Neurohelms knackte: “Hustler sechs hier Hitman sechs, wir haben unsere Geschütze eben in Stellung gebracht, Duce meinte Sie könnten etwas Wumms gebrauchen.”
Der Major atmete tief durch, Gänsehaut und Zittern waren sofort verschwunden: “Roger Hitman sechs, ich lasse Ihnen gleich die Zieldaten übermitteln.”
Captain Darius König marschierte seine im Halbkreis aufgestellte Batterie ab. Die Unterschiedlichen Geschütze und Raketenwerfer waren um einen Kern aus vier Long-Tom-Artillerielafetten gebildet worden.
König selbst befehligte die Kompanie von seinem zum Raketenartilleriepanzer umgebauten Behemoth aus.
“Sir, Zielkoordinaten sind eingegangen.” Rief sein Funker über die wartenden Geschützrohre hinweg.
Ein kurzer Sprint brachte den Captain zu seinem liebevoll Alexander genannten hundert Tonnen Gefährt. Er nahm auf dem Kommandantenstuhl platz und setzte sich die Kopfhörer übers Barett hinweg auf.
“Hitman sechs für alle Hitmaneinheiten: Richtschießen! Ausrichtung Oscar zwo-null-neun! Entfernung zwölf, Winkel fünfundsechzig. Feuer frei!”
Die zehn Artilleriefahrzeuge gaben je einen Schuss ab.
Zwölf Kilometer Östlich der Artilleriestellung auf dem Raumhafen stand Corporal Dwyne Jenkins in seiner Valkyrie als Vorausbeobachter von Steubens Bataillion den Artillerieeinschlägen am nächsten.
“Hier Hustler eins-drei-zwo für Hitman sechs, Sie sind etwa zehn Meter zu kurz. Mit weiteren zehn Metern erwischen Sie die erste Verteidigungslinie. Hustler sechs bittet um eine wandernde Granatenwand. Over.”
“Bestätigt Hustler eins-drei-zwo.” König wechselte wieder auf seinen Kompaniekanal. “Hitman sechs an alle Hitmaneinheiten: Wirkungsschießen. Beschießungsmuster Bravo. Ausrichtung Oscar zwo-null-neun! Entfernung dreizehn. Winkel achtundsechzig. Zwei Grad ansteigend. Vier Schuss pro Werfer und Geschütz! Feuer frei!”
Steuben wartete den ersten Artillerieschlag nach dem Richtschießen ab. “New Capetown Ulanen: Zum Angriff!”
Unter dem Schutz der Artillerie gelang es den Ulanen auf eine für sie effektive Angriffsdistanz vorzurücken, ohne das einer der Verteidiger auf sie schoss.
Erst als das zwote Bataillion aus allen Rohren das Feuer eröffnete, schienen die Panzerbesatzungen der Garde des Marquis sich der wirklichen Bedrohung bewusst zu werden und eröffneten ihrerseits konzentriert das Feuer.
Da nach Napoleons Leitsatz nur Blitze mächtiger sind als Kanonen hat die Artillerie nicht nur die Linien der Verteidiger ausgedünnt, sondern denen auch einen Gutteil ihrer Moral genommen und diese geradewegs auf die angreifende Streitmacht übertragen.
Und auch hier hatte Napoleon eine interessante Theorie: Moral zu Mannschaftsstärke gibt einen Faktor von 3 zu 1.
Die Bahnen von PPK’s, Laser, Autokanonen und Raketen kreuzten sich in wildem Stakkato. Schnell fingen die Palmen und Büsche, die den Verteidigern eben noch als Deckung und Versteck gedient hatten, Feuer und brannten lichterloh.
Steuben führte das Bataillion in der Mitte der Formation. Er zog das Fadenkreuz über einen gegnerischen Patton, einen sechzig Tonnen schweren Kampfpanzer lyranischer Fabrikation. Als das Fadenkreuz golden aufleuchtete drückte er den Feuerknopf durch. Die volle Breitseite riss dem Panzer die Flanke auf.
Der Gardepanzer erwiderte das Feuer mit seiner Kaliber 10 Autokanone und LSR. Ein weiterer Panzer der Garde schloss sich dem Angriff auf Steubens Zeus an.
George McKenzie, Steubens Stellvertreter, kam seinem Kommandeur zur Hilfe und feuerte Raketen und Autokanone auf den Patton.
In einer donnernden Explosion wurde der Turm des Panzers abgerissen.
Die beiden Söldner wandten sich wie ein Mann der nächsten Bedrohung zu.
“Vorwärts Herrschaften, drauf und dran!” Brüllte Steuben ins Mikrophon und feuerte eine weitere Breitseite auf den nächstbesten Feindpanzer ab.
Innerhalb von Sekunden kletterte die Hitzeskala in den gelben Bereich.
Die zehn doppelten Wärmetauscher reichten nicht aus, um die Masse an Waffen, die der modifizierte Sturmmech trug auszugleichen.
Das sich auf dem Rasen und dem Palmenhain weiter ausbreitende Feuer war zwar für die angreifenden Battlemechs des Freicorps nicht ideal, aber für die Gardeinfanterie geradezu verheerend.
Die meisten Gardisten welche die ersten Minuten des Kampfes überlebten, warfen ihre Waffen weg und Flüchteten.
Ebenfalls durch das Feuer in Bedrängnis und durch den Verlust der Infanterie weiter geschwächt zogen sich die Panzer in Richtung Haupthaus und Stallungen zurück.
“Linie konsolidieren und geschlossen nachsetzen!” Befahl Steuben und feuerte seine Raketen auf einen hinterherhinkenden, qualmenden Manticore.
Der Panzer fuhr weiter rückwärts und rammte einen Steinmauer, blieb in ihr stecken und rührte sich dann nicht mehr.
Das Bataillion marschierte weiter gegen das Hauptgebäude des Palastes vor.
“Ich empfange weitere Signale”, brüllte einer von Steubens Offiziere über die Komleitung.
Hinter den Stallungen zündeten mehrere Gardemechs ihre Sprungdüsen.
Die Panzer hatten ebenfalls wieder in den Vorwärtsgang geschaltet und gingen zum Gegenangriff über.
“Hustler sechs an alle: Gefechtslinie bilden und Stellung halten!” Links neben ihm bezog Steeles’ Pennetrator Position und eröffnete das Feuer auf einen feindlichen Hatchetman.
Dieser eine Axt tragende mittelschwere Mech überlebte den Sprung nicht, als weitere Angehörige der Ulanen das Feuer auf ihn konzentrierten.
Der Pilot hingegen zog es vor nicht mit seiner Maschine in den Tod zu gehen und zündete den Schleudersitz. Der gesamte Mechkopf erhob sich in den Himmel.
“Hustler sechs, hier Hustler zwo-sechs, das sind etwa zwei Kompanien, mit den dreißig Panzern, das könnte für uns zu hart werden.”
“Linie halten!” Gab Captain McKenzie für den Bataillionsführer zurück.
Dieser feuerte seine beiden schweren Laser auf einen altersschwachen Shadowhawk ab und schaltete auf die Regimentsfrequenz um: “Hustler sechs an Howler sechs, wir könnten jetzt etwas Unterstützung gebrauchen.”
Promt kam die entspannte Antwort: “Roger Hustler, wir sind gleich bei Ihnen.”
Die aus zwölf Luft-/Raumjägern bestehende Luftwaffe des Freicorps fiel förmlich aus dem Himmel und ließ Tod und Vernichtung auf die San Martinesische Garde herunterregnen.
Stallungen und Wirtschaftsgebäude gingen in Flammen auf. Wie durch ein Wunder jedoch wurde das eigentliche Palastgebäude nicht getroffen.
“Hustler sechs, hier Howler sechs, wir machen noch einen Überflug mit Bordwaffen!”
“Dann aber schnell Howler, in dreißig Sekunden sind wir im Infight.”
Erneut teilten die Jäger des Freicorps Zerstörung aus. Der einzige Luftabwehrmech der Garde ein altersschwacher Rifleman war schon dem ersten Angriff der Jäger zum Opfer gefallen.
“Vorwärts Männer! Sturmangriff!” Steuben setzte seinen Zeus in Bewegung.
Nur Sekunden später folgten ihm seine Soldaten.
Die erneut demoralisierten Gardisten versuchten zuerst sich kämpfend und geordnet zurückzuziehen, doch schon bald verwandelte sich das Rückzugsmanöver in eine unkoordinierte Flucht.
Die Ulanen jagten die Garde noch bis zur Palastgrenze.
“Alles HALT!” Brüllte Steuben.
“Aber wir haben sie”, erwiderte Steele.
“HALT! Zwo-sechs: Verteidigungsring erstellen. Eins-sechs und drei-sechs: Sie setzen den Gardisten nach, lassen Sie sie nicht zur Ruhe kommen oder sich neu organisieren, erzwingen Sie aber keine Entscheidung.”
“Ja Sir.”
“Aye Sir!”
“Hustler zwo-sechs, umstellen Sie den Palast und sehen Sie zu, dass keiner das Gebäude verlässt.”
“Roger Hustler sechs.”
“Hustler sechs-eins”, sprach der Major seinen Stellvertreter an, “Setzen Sie sich mit Gambler in Verbindung, und koordinieren Sie mit ihm das Abfangmanöver auf die flüchtenden.”
“Zu Befehl Sir.” Kamen die Antworten und Steuben brachte seinen Mech noch mal in Position um den fliehenden Gardisten noch eine Salve hinterher zu schicken.
Diese war sogar von Erfolg gekrönt und ein feindlicher Stinger viel einbeinig zu Boden.
“Hustler sechs für Duce sechs, zwei meiner Kompanien verfolgen die flüchtenden Martis, ich glaube Gambler könnte sie abfangen.”
“Ich werde dafür sorgen, dass Gambler die Martis abfängt.” Antwortete Garibaldi. “Wie ist der Status des Palastes?”
“Den habe ich umstellen lassen, wir könnten jetzt etwas Infanterie gebrauchen. Ich möchte nicht unbedingt meine Mechkrieger in den Häuserkampf schicken.”
“Auch da sehe ich was ich tun kann Hustler, kann Ihnen da aber nichts versprechen, Duce sechs over.”
Steuben lehnte sich in seiner Pilotenliege zurück und grinste glücklich. Hoffentlich versaut es McCool nicht.
New Montenegro
San Martin
Alessandro Garibaldi betrat das Privatbüro des Marquis von New Montenegro. Ihm folgten Christian von Schaar, sein Stabschef und Major Roy O’Mally der Chef der Infanterie.
Die bereits anwesenden Offiziere des Freicorps drehten sich zu ihrem Kommandeur um.
“So Herrschaften, dann Berichten Sie doch mal.”
Der Colonel legte die Hände auf den Rücken und blickte in die Runde.
Steuben, der sich gemütlich auf dem Ledersessel hinter dem Schreibtisch flegelte, hob die Hand: “Wir konnten den Marquis festsetzen, als er sich aus dem Staub machen wollte. Er befindet sich derzeit unter Stubenarrest in seinen Gemächern.”
Garibaldi nickte: “Ausgezeichnet. Wir haben auch den Stellvertreter der Rangers festgesetzt, er befindet sich schon in Gewahrsam des Nachrichtendienstes zur Befragung. Laut eines weiteren Berichtes unserer SOG wurde Colonel Harbin im zweiten Kommandobunker erschossen. Was wissen wir über den Kommandeur der Garde?”
“Dessen Verblieb ist bisher ungeklärt.” Antwortete Steven McCool. “Es sind einzelne Gardemechs entkommen und die vielen Wracks konnten noch nicht durchsucht werden.”
“In Ordnung Ladies und Gentleman wollen wir uns doch mal mit dem Marquis reden. Tja, wenn Sie dann bitte herholen wollen Roy.”
“Aye Sir.”
O’Malley und zwei seiner Infanteristen führten einen schlaksigen Mann mittleren Alters in das Büro.
Marquis Ricardo Yu hatte das Haupt stolz erhoben und blieb vor Garibaldi stehen: “Colonel.”
Der Kommandant des Freicorps nickte höflich: “Mylord, ich bin Alessandro Garibaldi, Kommandeur des Freicorps Garibaldi, ich erkläre San Martin im Namen seiner Exzellenz Marquis Ramon Yu für erobert.”
“Das habe ich mir schon fast gedacht. Aber was passiert mit mir, ich meine Ihr Major mag ja ein Kretin sein”, er deutete auf Steuben, der seine klobigen Militärstiefel auf den edlen, handgefertigten Schreibtisch gelegt hatte, “aber er ist so schrecklich unbestechlich.”
Ein Grinsen antwortete ihm: “Tja, ich habe Hinsichtlich Ihrer Person keine Anweisungen.”
“Bestünde die Möglichkeit eines … ah … Lösegeldes für meine Person.” Yu legte die rechte Hand ans Kinn. “Ich meine, so ist es doch unter Söldnern üblich. Und ich persönlich möchte meinen Cousin nicht so gerne gegenübertreten, wenn Sie verstehen was ich meine.”
Der Söldnerkommandant nickte: “Natürlich, nur haben Sie überhaupt noch die Mittel um sich eine Freikarte leisten zu können?”
“Es gibt da ein Guthaben, bei einer lyranischen Bank, auf das ich zugreifen kann.” Der ehemalige planetare Herrscher verschränkte die Arme. “Ich bin sicher wir können uns da einigen.”
“Tja, ich werde mich gerne für Sie verwenden Mylord”, der Colonel ahmte Yu’s Pose nach, “aber vor allem brauche ich dann einen Goodwill-Vorschuss.”
“Aber gern.” Dem Marquis war das Zähne knirschen anzusehen.
Garibaldi wandte sich um: “Christian, würden Sie sich bitte um seine Lordschaft kümmern?”
Captain von Schaar trat vor und schlug vor Yu die Färsen zusammen und neigte leicht den Kopf. Gute alte lyranische Schule: “Sir, gehen wir doch nach nebenan.”
“Also Ladies und Gentlemen”, begann der Söldnerkommandant, “wir werden so schnell wie möglich eine offizielle Kapitulation arrangieren. In etwa fünf Tagen, wenn wir uns eingerichtet haben. Selbstverständlich werden wir einen Stützpunkt beim Raumhafen einrichten. Hauptquartier hier im Palast.
Auf jeden Fall nicht zu nah zusammen oder zu weit auseinander oder gar verzettelt.
Die übrig gebliebenen Söldnertruppen werden wir zur Kapitulation auffordern. Ich hoffe die überlebenden sind genug demoralisiert.”
“Ein paar Idioten gibt es immer”, meldete sich Major O’Malley zu Wort, “aus den Berichten der SOG geht hervor, dass Harbins Sohn unter den Kompaniechefs war. Und bei derartigen familiären Bindungen, könnten wir da einen starken Oppositionsführer haben.”
Garibaldi klatschte in die Hände: “Okay Roy, das heißt Leichenidentifizierung hat absolute Priorität. Ziehen Sie dafür auch die Sanitätstruppe zur Hilfe, soweit Möglich.”
“Aye Sir.” Der Infanteriekommandant wusste, dass er damit entlassen war.
“Lieutenant Colonel von Schaar wird den Stützpunkt am Raumhafen leiten. Ich werde mit Ihnen meine Herren”, er blickte Steuben und McCool an, “hier das Hauptquartier beziehen. Steven, Sie arbeiten mir einen Angriffsplan auf die Bergwerke aus, falls sich unsere Söldnerkollegen dafür entscheiden, ihren Herren etwas zu treu sind.”
Der Colonel legte die Hände wieder auf den Rücken: “Kommen wir zu den unangenehmen Dingen: Wie ist der Zustand Ihrer Bataillione? Felix!”
“Die Ulanen haben sieben Mechs verloren. Drei Mann sind gefallen, zwei Verletzt. Der Doc meint das Heinrich Pleus nie wieder einen Mech besteigen wird.”
Garibaldi nickte: “Verdammt, wie steht es um die Maschinen?”
“Zwei Totalverluste, aus dreien können wir noch das ein oder andere Bergen, zwei sind noch recht intakt und können sicherlich wieder Instand gesetzt werden.”
“Ansonsten?”
“Alle Maschinen sind Beschädigt, die meisten nur mittelschwere bis schwere Panzerschäden, bei einigen sieht es auch ernster aus.”
“Und wie steht es um Ihre Truppe Steven?” Garibaldi tigerte durch das Büro.
“Meine Marauders haben vier Mechs Verloren. Davon drei Maschinen Totalverlust, aus der vierten können wir wohl noch recht viel Bergen, aber eine Instandsetzung kommt wohl nicht in Frage. Zwei Mann sind tot, acht Verletzte. Hauptsächlich leichte Verwundungen. Wie bei den Ulanen haben alle Maschinen Panzerungsschäden. Bei neun Maschinen sieht es auch schlimmer aus, die Hälfte davon wird für mehrere Wochen in der Inst. Landen .”
Steuben schnaubte abwertend.
“Haben Sie was zu sagen Felix?” Fuhr McCool ihn an.
Dieser zuckte nur die Schultern und funkelte wütend zurück.
“Ich weiß, Sie hätten Ihr Bataillion gnadenlos durch die Stadt gehetzt und erst beim Golfplatz Beherrschung walten lassen.”
“Die haben hier einen Golfplatz?” Gab der andere Major sich kaltschnäuzig.
Jetzt war es an McCool zu schnauben.
“Also Jungs, wenn Ihr fertig seid einander anzuknurren”, mahnte Garibaldi, “können wir um unsere Soldaten kümmern.”
“George”, sprach Steuben seinen Stellvertreter an, “sehen Sie sich bitte um, wo wir die beiden Bataillione unterbringen können und die Infanterie soll ein paar Mann abstellen, um die Küchencrew seiner Lordschaft zu bewachen, die sollen etwas für die Jungs und Mädels zu Essen machen.”
“Roger Boss.” McKenzie salutierte andeutungsweise und zog los.
“Also Steven, Felix, richten Sie Ihren Damen und Herren Gute Arbeit aus. Das war wirklich exzellent.”
Die beiden Majore nickten kräftig und wirkten einen Moment wie kleine Jungs. Auch wenn Alessandro Garibaldi keine fünf Jahre älter war als einer der beiden, fühlte er sich in solchen Momenten wie ein stolzer Vater.
“Ach und Felix”, der Colonel stützte sich mit den Händen, “nehmen Sie Ihre verdammten Stiefel von meinen neuen Schreibtisch!”
Er nahm mit einem frechen Schmunzeln seinen Worten die Schärfe.
Steuben hingegen starrten ihn einen Augenblick verdutzt an: “Ihr Schreibtisch? Ich habe ihn zuerst gefunden.”
“Mein lieber Major, über die Verteilung der Kriegsbeute bestimme immer noch ich.”
“Also Skipper, das ist jetzt nicht wirklich fair. Das sollten wir zumindest ganz ehrlich ausgolfen.”
“Ausgolfen, wir beide? Soll das ein Scherz sein?”
Der Kommandant des zweiten Mechbataillions setzte eine Unschuldsmine auf.
“Was Spielen Sie im Regelfall? Paar*?” Harkte Garibaldi nach.
“Naja, so in etwa, warum?” Antwortete Steuben.
“Also damit ich Sie richtig verstehe”, auch Garibaldi konnte nicht ganz ernst bleiben, “ich soll also in einer Sportart um einen Schreibtisch, der eh schon mir gehört, gegen Sie spielen, in der Sie um ein vielfaches besser sind als ich?”
“Also Colonel, so wie Sie das ausdrücken, klingt das in der Tat doch etwas unfair.”
“Na los Felix, sehen Sie zu, dass Sie Land bekommen.”
Herrschaftspalast von San Martin
New Montenegro drei Tage nach dem Angriff des Freicorps
Die Mittagssonne brannte auf den Vorhof und hob die verbrannten Ruinen der Palastnebengebäude hervor.
Hinter ihrem Kommandanten waren die Offiziere des Freicorps angetreten. Die Hell- und Dunkelgraue Paradeuniform war schneidig geschnitten. Die hellere Hose steckte tief in blank gewichsten Kavalleriestiefeln, die dunklere Husarenjacke war bis zum Stehkragen geschlossen.
Jeder, der sich mit den Rangabzeichen der Davionstreitkräfte auskannte, musste sofort erkennen, dass die Offiziere hinter Garibaldi hauptsächlich Subalternoffiziere und somit nur Dekoration waren.
Seine wichtigsten Offiziere hatte der altgediente Söldner jetzt an Schlüsselpositionen sitzen als Kommandanten der Überwachungstruppen und der Reaktionseinheit.
Begleitet von zwei Infanteristen betrat Ricardo Yu den Vorplatz.
Der ehemalige Marquis des Planeten guckte sich unbehaglich um, als er neben Garibaldi stehen blieb.
“Wollen wir Mylord?” Der Söldnerführer streckte sich würdevoll.
“Tja, da wohl nicht in den nächsten Minuten noch von irgendwem unbekannten die Situation gerettet wird …” Yu zuckte die Schultern.
“Wir sind nicht im Holovid Mylord.”
Yu setzte sich in Bewegung und marschierte direkt zum Rednerpult.
Er hielt kurz inne und ließ das Blitzlichtgewitter über sich ergehen, ehe er begann: “Sehr verehrte Damen und Herren, wie Ihnen allen bekannt ist, wurde unsere schöne Heimat vor drei Tagen in den Strudel der Gewalt einer Invasion hineingerissen.
Nach erbitterten Kämpfen wurden unseren heldenhaften Verteidiger geschlagen und ich sehe mich gezwungen offizielle zu Kapitulieren und zugunsten meines Cousins Ramon Yu, den Auftraggeber des Freicorps Garibaldi zurückzutreten.
Im Gegenzug hat sich Colonel Garibaldi persönlich verpflichtet jedwelche Repressalien durch seine Truppen oder irgendwelche Briganten zu unterbinden und zu bekämpfen.
Um Zuge der Kapitulation meiner Regierung fordere ich alle Truppen, die noch in Freiheit sind auf, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben.
Colonel Garibaldi hat mir versichert, dass die geltenden Kriegskonventionen ohne Ausnahme eingehalten werden.
Ich fordere alle auf, mit dem Freicorps Garibaldi, welches als offizielle Truppe seiner Exzellenz Marquis Ramon Yu fungiert, zu kooperieren und den Anweisungen der Söldner folge zu leisten.
Gott behüte Sie alle.”
Der ehemalige planetare Herrscher trat vom Rednerpult zurück und tauschte ein Nicken mit Garibaldi aus.
“Sehr verehrte Bürger von San Martin”, begann Garibaldi als er ans Pult getreten war, “ich bin Alessandro Garibaldi, Colonel und Kommandeur des Freicorps Garibaldi. Zutiefst bedaure ich, sollte unsere Ankunft schwerwiegende Auswirkungen auf Ihr Leben auf diesen Planeten haben.
Auch bedaure ich das Blutvergießen, welches dem Machtwechsel vorangegangen ist.
Ich versichere Ihnen, dass wir so schnell wie möglich den normalen Alltag wieder herzustellen. In den nächsten Tagen werden die regulären Polizeikräfte wieder den Dienst aufnehmen. Auf die Verhängung des Kriegsrechts wollen wir verzichten.
Ich möchte Sie alle bitten, tagsüber die Rundfunk- oder Holovidgeräte eingeschaltet zu lassen.”
Der Söldnerkommandeur blickte noch einmal fest in die Holocams.
“Hiermit fordere ich alle noch auf San Martin stehenden Söldnertruppen, sich uns zu ergeben. Gemäß den geltenden Bestimmungen des Söldnergewerbes werden Sie samt Ihrer vollständigen Ausrüstung nach Outreach repartiert.”
El Madre-Gebirge
San Martin
“… nach Outreach repartiert.”
Alex Harbin hätte den Holovid-Empfänger am liebsten durch die Gegend geworfen.
Der junge Captain hatte es geschafft sieben, ganze sieben Ranger-Mechs aus der Stadt herauszuschaffen.
Somit waren nur noch neunzehne Mechs der Rangers auf freien Fuß. Seine gemischte Truppe aus den Kompanien A, C und D der Rangers und Hansons Baker Kompanie, die bei der Klondyke-Mine Stationiert war.
Dazu kamen noch ein Mech der San Martinesischen Garde sowie eine Hand voll Panzer und ein paar requirierte Lkws voll gestopft mit Infanteristen.
“Dieser verdammte Feigling! Was glaubt er sich eigentlich, lässt erst seine Leute zum verrecken antreten und schwenkt dann die weißen Fahne.” Alex spukte aus.
Die um ihn herumstehenden Gardisten sahen betrübt drein.
“Dann ist der Krieg jetzt zu Ende?” Wollte in junger Panzerfahrer wissen. Hoffnung kehrte in die anderen Soldaten zurück.
Harbin hätte sich am liebsten übergeben und Blickte zu Sergeant Homer Wilson, dem einzigen Überlebenden neben Alex aus dessen Kompanie C.
Der grobschlächtige Mann trat zwischen die Panzerfahrer der Garde und rammten dem Jüngling die Fast in die Magengrube.
Dieser klappte wie ein Taschenmesser zusammen.
“Okay Ihr Wochenendsoldaten hört mal genau zu: Das bisschen Geballer, was Ihr Euch mit dem Freicorps geliefert habt, kann man nur mit viel Wohlwollen als Gefecht, höchstens als Scharmützel bezeichnen. Aber wir sind noch lange nicht aus dem Spiel.”
“Ihr habt Euch aber auch nicht besser geschlagen.” Nuschelte ein anderer Gardist.
“Ach meinst Du, die sind mit zwei Bataillione auf uns los und ihrem ersten haben wir ganz schön eingeheizt.” Der Sarge schlug dem Nuschler eher freundschaftlich hinten auf den Helm. “Bei Klondyke haben wir eine weitere Kompanie. Die Chevaliers de Vernier sind noch in voller Stärke vorhanden. Mit Carters Comandos haben wir ein starkes Infanteriekommando und Nagumos Volunteers können auch noch etwas Kampfkraft ins Feld führen.”
Alex Harbin brütete derweil. Die Angelegenheit war noch nicht beendet. Diese Schweine hatten seine Freunde getötet und von seiner Mutter hatte er seit Beginn der Kampfhandlungen nichts mehr gehört. Wenn ihr was passiert war …
*Paar: Score beim Golfen und bedeutet, dass ein Spieler exakt die festgelegte Anzahl an Schlägen für den Platz braucht.
Geschrieben von Cunningham am 30.06.2010 um 19:24:
New Montenegro
San Martin
Der Morgen graute.
“LEGT AN … Ziel aufnehmen … FEUER!”
Sieben TK Sturmgewehre bellten einmal auf. Die Wand hinter dem ehemaligem Marquis von San Martin färbte sich rot.
Der tote Körper landete unter dem von den Wänden des Innenhofes zurückgeworfenen Schalls geräuschlos auf dem Granitboden.
Ein roten Fleck breitete sich aus.
Marquis Ramon Yu blickte auf seinen eben verschiedenen Cousin hinab und nickte huldvoll: “Colonel, Sie können Ihre Leute wegtreten lassen.”
“Sire.” Garibaldi blickte seinen Command Sergeant Major kurz an.
“Freicorps WEGGETRETEN!”
Die angetretenen Offiziere und Mannschaften der Söldnertruppe zerstreute sich.
“Na endlich, Frühstück.” Murrte Steuben.
“Irgendwie hab ich keinen Hunger mehr.” Meinte ein junger Leftenant, was diesem nur einen verächtlichen Blick von seitens des Majors einbrachte.
Garibaldi hingegen folgte Yu.
“Ein wunderschöner Morgen um mit einer leidigen Angelegenheit abzuschließen. Meinen Sie nicht Colonel?” Der Marquis sog die blutgeschwängerte Morgenluft ein.
“Ich bin mir da nicht so sicher.” Der Söldnerkommandant beobachtete die Journalisten, die von den persönlichen Sicherheitskräften des Marquis weggeführt wurden.
“Mein lieber Garibaldi, Sie sind sich nicht nur nicht sicher, Sie sind ganz und gar nicht meiner Meinung.” Stellte Yu fest.
“Ihre Intention kann ich durchaus verstehen, doch bin ich nicht wirklich mit der Durchführung Einverstanden, beziehungsweise mit deren Außenwirkung. Wenn Sie Ricardo unbedingt hätten tot sehen wollen, hätte Sie ihn einfach verschwinden lassen oder am besten Deportiert.
Dann hätten Sie einen oder zwei Auftragskiller auf ihn angesetzt und das Problem wäre ebenso erledigt, ohne dass Sie hier an Popularität einbüßen würden.”
“Sehen Sie mein lieber Colonel, ich wollte ihn tot sehen, mit eigenen Augen. Außerdem wird die Geschichte gnädig mit mir sein, ich habe vor sie selbst zu schreiben.”
Die beiden Männer blickten sich gegenseitig in die Augen.
Garibaldi ein bulliger, Mann mit dem typischen Bulldoggengesicht eines Unteroffiziers, die Haare eine vorbildliche Bürste. Yu hoch aufgeschossen, etwas mager, perfekter Haarschnitt, weiche gepflegte Hände. Er hatte eine gewissen Ähnlichkeit mit Steuben, welcher seinen Cousin wohl höchstpersönlich erschossen hätte, wenn er in Yus Lage gewesen wäre.
“Winston Churchill.”
“Sire?”
“Der sagte das einst, ist schon lange her.” Yu wandte sich ab und ging in den Palast.
Garibaldi blickte ihm nach und schüttelte den Kopf: “Ich hätte jetzt auf Amaris getippt.” Dann wandte auch er sich ab und ging zur Offiziersmesse.
Wie Steuben verdarb Blut ihm ebenfalls nicht den Appetit, schon seit Jahren nicht mehr.
Rührei, Würstchen, Speck und Toast auf dem Teller gehäuft setzte er sich zu dem Kommandeur seines zweiten Mechbataillions.
“Und Felix, was halten Sie von unserem kleinen Schauspiel?” Wollte der Colonel wissen.
Steuben, der sich gerade ein Stück Pfannkuchen mit Ahornsirup in den Mund geschoben hatte, kaute genüsslich zu Ende: “Lästig und diese Unzeit hat mich schon immer gestört. Erschießung bei Morgengrauen. Ich hatte heute noch nicht mal Zeit für eine Tasse Kaffee.”
“Hätten Sie nur früher aufstehen müssen.” Marisha Steel blickte von den Resten ihres kargen Frühstücks auf.
Steubens Stellvertreter lachte: “Der und früher aufstehen? Vergessen Sie es Risha, da muss schon wirklich was wildes passieren. Gibt es da nicht die Gesichte, wie Sie auf der Akademie den Übungsalarm verschlafen haben Major?”
Der Major verzog das Gesicht.
“Wer würden Sie sagen, hat: ‘Die Geschichte wird gnädig mit mir sein, denn ich habe vor sie selbst zu schreiben’ gesagt?” Wollte Garibaldi wissen.
“Yorinaga Kurita.” Meinte George McKenzie.
Von Steuben kam: “Hanse Davion.”
“Ich hätte auf Stefan Amaris getippt”, meinte der Colonel.
Steel zog scharf die Luft ein. Wie alle Claner reagierte sie auf den Namen Amaris allergisch.
“Felix, ich möchte dass Sie mir einen Operationsplan ausarbeiten, um unsere Freunde die Rangers endlich auszuräuchern.”
“Was habe ich zur Verfügung?”
Garibaldi überlegte kurz: “Ihre beiden einsatzfähigsten Kompanien, je eine Kompanie Infanterie und Panzer sowie vier Luft-/Raumjäger.”
Dem altgedienten Söldneroffizier war nicht ganz wohl dabei Steuben soviel Leine zu lassen, doch brauchte man bei Kontraguerillaeinsätzen dessen kaltblütige Ader.
“Alles klar, wie weit ist denn unser Verhörteam mit unserem Major Kessler?”
Der Söldnerkommandant saugte an seiner Unterlippe: “Ich fürchte, die müssen bald die Samthandschuhe ausziehen.”
“Samthandschuhe ist gut.” Steuben schmunzelte. Dann wandte er sich an seinen Stellvertreter. “George, um zwohundert p.m. werden wir die erste Besprechung abhalten. Sie werden mal zusehen, was wir an Panzern und Infanterie haben können. Ich werde mich mit dem ND zusammensetzen.” Etwas nachdenklich kaute er noch auf einem Bissen Pfannkuchen herum. “Steele, Sie sorgen für Feldausrüstung. Zelte, Rationen, Handwaffen etc.”
“Aye Sir.” Die Kompaniechefin wollte schon aufstehen.
“Sie sind schon fertig?” Wollte Garibaldi wissen. “Sie werden wohl einige Tage nur noch von Feldrationen leben.”
“Das ist vollkommen in Ordnung Sir.”
Major Richard Kessler hockte seit einigen Tagen, er wusste nicht mehr wie lange, mit verbundenen Augen in einem feuchten Keller.
Die Hände waren auf dem Rücken gefesselt, die Fesseln waren an seinen eigenen Gürtel befestigt. Seine Beine an ein Rohr gekettet, so das er auf den Knien sitzen musste.
Unregelmäßig war er von zwei Wachen gefüttert worden, ohne das man auch nur ein Wort zu ihm sagte.
Nun öffnete sich seine Zellentür und wieder waren die Schritte zweier Personen zu hören.
Seine Fußfesseln wurden gelöst und die beiden Wachen halfen ihm auf die Beine.
“Wohin werde ich gebraucht?”
Sie schwiegen und führten ihn zur Zelle hinaus.
All seine Fragen blieben unbeantwortet.
Der Weg den sie zurücklegten konnte er nicht zurückverfolgen.
Am Ziel, wo immer das auch war, wurde er auf einen Stuhl gesetzt und an diesen fest gekettet. Dann wurde er samt Stuhl an einen Tisch geschoben.
Dann erklang das Geklapper von Besteck. Jemand, den er wegen seiner Augenbinde nicht sehen konnte, saß ihm gegenüber und aß.
“Was wollen Sie von mir, ich bin Kriegsgefangener, ich habe ein Anrecht auf Behandlung nach den gültigen Kriegskonventionen.”
“Nun Gefangener”, sagte sein Gegenüber zwischen zwei Bissen, “ob und wann Sie die Anrechte auf eine Behandlung nach den Konventionen erhalten hängt ganz von Ihnen ab.”
“Richard Kessler, Major, Harbin’s Rangers Mercenarie Force, Dienstnummer 2701KR22.”
Die Essgeräusche begannen wieder.
Sein Gegenüber aß noch eine ganze Weile, dann hörte Kessler, wie das Besteck auf den Teller gelegt und dieser etwas beiseite geschoben wurde.
Sein Stuhl wurde etwas vom Tisch gezogen, dann machte sich einer seiner Bewacher an seiner Hose zu schaffen.
“HEY! WAS SOLL DAS?”
Ihm wurden Hose und Unterhose heruntergezogen.
“Ich bin Kriegsgefangener, sind Sie wahnsinnig? Ich habe ein Anrecht auf Behandlung nach den Kriegskonventionen!”
“Gefangener!” Donnerte die Stimme des Verhörmeisters. “Sie werden mir augenblicklich die Codewörter, Einsatzkanäle und Ausweichfrequenzen mitteilen, dazu die Zusammensetzung der nicht an den Gefechten beteiligten Einheiten der Rangers. Ferner will ich Planungen über einen Untergrundkrieg, Aufmarsch- und Rückzugsgebiete, eventuell bereitstehende Munitionsdepots und wahrscheinliche Camps.”
Der Major der Rangers hatte die letzten Sätze des feindlichen Offiziers nicht mitbekommen, da seine Gefängniswärter ihm Krokodilklammern an den Genitalien anbrachten.
“Richard Kessler, Major, Harbin’s Rangers Mercenarie Force, Dienstnummer 2701KR22.” Seine Stimme überschlug sich fasst.
Eine Autobatterie zischte und Kessler erhielt seine erste Stromladung.
Villa Hermoza
San Martin
Die Bewohner der kleinen Ortschaft hatten nicht schlecht gestaunt, als die zwei Mechkompanien des Freicorps Garibaldi zusammen mit Panzern und Infanterie in die kleine Ortschaft eingerückt waren.
Der Bürgermeister stand eingeschüchtert vor Steuben und plapperte in einem Kauderwelsch aus Russisch und Mandarin auf ihn ein.
Der Major der über seinen Overall noch eine Splitterschutzweste trug fühlte sich klatschnass. Ihm rann der Schweiß in Sturzbächen herunter.
Ein junger Corporal der Infanterie versuchte zu übersetzen. Doch trotz capellanischer Herkunft hatte auch dieser seine Probleme mit der Mundart des alten Mannes.
“Also ich glaube er sagt, dass ein Scouttrupp der Rangers auf einer Ranch vierzig Kilometer südlich gesichtet worden ist, vor vier oder fünf Tagen.”
“So glauben Sie Marek?” Steuben wandte sich ab und sein Blick viel auf fünf Kinder zwischen elf und fünfzehn Jahren, die ihn und seinen Mech, welchen er direkt vor dem Rathaus geparkt hatte, anstarrten.
Er ging auf sie zu und der Bürgermeister verstummte. Marek nahm einen flehenden Blick des alten Mannes wahr. Der Junge Infanterist biss sich auf die Unterlippe.
“Na Ihr? Spricht einer von Euch englisch? Oder deutsch?” Fragte Steuben und lächelte fröhlich. Viele die ihn schon länger kannten, inklusive Colonel Garibaldi hatte der New Capetowner schon damit überrascht, dass er sehr gut mit Kindern konnte. Was daran liegen konnte, dass er selbst als jugendlicher ein unausstehlicher Rotzlöffel gewesen war und solche sozial wichtigen Unternehmungen wie das einschmeißen von Scheiben immer an vorderster Front betrieben hatte.
Oder das er in dem Haifischbecken von vier älteren Brüdern aufgewachsen war und jeden jüngeren als Verbündeten angesehen hatte.
Ein Mädchen nickte mit dem Kopf: “Natürlich können wir englisch.”
“Ich kann auch deutsch!” Behauptete der kleinste Junge stolz.
“Sehr gut.” Steuben zerzauste ihm die Haare. “Aber sagt mal, der Bürgermeister erzählt von einigen Fremden, die sich auf einer Ranch weit Südlich herumtreiben sollen.”
“Neee”, machte der Junge, dem er eben die Haare zerzaust hatte, “da treiben sich Leute auf der Brighton Ranch herum.”
“Ach?” Steuben blickte kurz zum Bürgermeister, der jetzt bleich wurde. “Und wo ist die Brighton Ranch?”
Das älteste Mädchen deutete die Straße herunter: “Etwa eine halbe Stunde außerhalb der Stadt, an der Kreuzung rechts.”
“Danke, vielen Dank.” Der Major winkte einen anderen Infanteristen heran. “Sehen Sie mal beim Nachschub nach, ob wir etwas Schokolade erübrigen können.”
“Aye, aye Sir.”
Steuben trat wieder zum Bürgermeister: “Corporal, übersetzen Sie bitte: Warum hat er uns angelogen.”
“Er brauch nicht zu übersetzen.” Antwortete der Bürgermeister in gebrochenem Englisch. “Ich will keinen Krieg in dieser Stadt.”
Er packte den alten am Kragen: “Täusch mich nie wieder!”
Der Bürgermeister nickte. Es waren nicht die Worte oder das Gebaren des Majors, was ihn einschüchterte, es war der eiskalte, seelenlose Blick.
Dann sprach Steuben den Corporal an: “Marek, wir schlagen unser Hauptquartier im Saloon auf. Besprechung mit den Kompanieführern in dreißig Minuten. Captain Snyder soll einen Sicherheitskordon aufstellen.”
“Aye, aye Sir.” Wie im Feld üblich verzichteten die Infanteristen auf jegwelchen Salut.
Der Major verließ den Bürgersteig und ging in Richtung Saloon. Er war keine fünf Schritte gegangen da drehte er sich zum Bürgermeister um: “Sie kommen mit.”
Mit hängenden Schultern folgte ihm der alte Mann.
Im Saloon hatten schon einige von Steubens Stabsoffizieren Quartier bezogen.
“Ich habe vom Wirt eine aktuelle Karte der Gegend erhalten Sir.” Captain McKenzie deutete auf mehrere zusammengestellte Tische.
“Okay, Bürgermeister wo genau ist die Brighton Ranch?”
Der alte Mann zeigte ihm die Position auf der Karte.
Nach und nach trudelten die vier Kompanieführer ein.
“So Herrschaften: Wie unser werter Herr Bürgermeister mir dann doch nach einigem Herumdrucksen erzählt, dass die Rangers sich hier in der Gegend herumtreiben.” Steuben grinste und zog einen Kreis um die Brighton Ranch. “Ich möchte, dass die Ranch Untersucht wird. Etwas Infanterie sollte normalerweise reichen, doch der ND meint, dass dies hier tatsächlich das Gebiet ist, in das sich die Rangers zurückgezogen haben und von dem sie mit den anderen Söldnertruppen einen Gegenschlag oder Partisanenkrieg führen werden.
Steele, Sie werden eine Mechlanze zur Unterstützung abstellen, damit unsere Leute da draußen nicht ungedeckt sind. Aber halten Sie sich zurück, die Infanterie wird die Bevölkerung schon genug in Aufruhr versetzen.”
“Aye Sir.” Antwortete die Clanerin. “Ich werde das selbst mit meiner Kommandolanze übernehmen.”
“Gut. Captain Snyder, Sie werden Ihre Infanterie einweisen. Ich möchte Checkpoints an der Hauptstraße und dem Stadtzentrum. Ich möchte zwar so wenig bedrohliches Auftreten wie möglich, aber Ihre Leute sollen kein persönliches Risiko eingehen.”
Snyder nickte und machte sich Notizen.
“Wir werden von hier aus weiter ins Gebirge vordringen, wo die Konzerne ihre Minen haben und ein Großteil der übrigen Söldnertruppen stehen. Colonel Garibaldi hat sie schon mehrfach zur Kapitulation aufgefordert. Bisher keine Reaktion.
Es ist davon auszugehen, dass sie von ihren Dienstherren den Auftrag erhalten haben zu kämpfen. Man will wohl eine möglichst gute Verhandlungsposition mit dem neuen Marquis haben.”
“Könnte es nicht möglich sein, dass die Lyranischen Konsortien nicht Verstärkung schicken um uns wieder an die Frische Luft zu setzen?” Wollte Captain Josephine Nashsmith, Kommandantin der Panzerkompanie.
Steuben setzte sich hin und lehnte sich in den Stuhl zurück: “Das ist zwar durchaus möglich, doch der Colonel glaubt nicht daran. Dennoch wollen wir so schnell wie möglich hier aufräumen.”
Seine Offiziere wirkten entschlossen.
“Na dann weggetreten.”
Vor dem Haupthaus der Brighton Ranch kamen zwei Jeeps zum Stehen. Der Flecktarn war für Wüstengegenden ausgelegt. Die acht Infanteristen des Freicorps, die den beiden Fahrzeugen entstiegen, hatten TK-Sturmgewehre und Imperator Maschinenpistolen im Anschlag.
Vier Mann schwärmten auf dem Gelände aus und vier gingen die Veranda hinauf.
Alle diese Soldaten waren in schwere Flakwesten eingepackt.
Die Tür wurde aufgestoßen und sich gegenseitig sichernd drangen die Söldner ein.
“Was wollen Sie?” Eine schlanke Frau trat ihm entgegen.
Der Führende Söldner legte sofort auf sie an: “Hände hinter dem Kopf.”
Zögerlich kam die Frau der Aufforderung nach und trat langsam in die Küche zurück. Dort stand ein Bär von einem Mann über ein paar Töpfe gebeugt.
Die beiden hinteren Infanteristen des Freicorps blickten sich gegenseitig an. Irgendetwas war falsch an dem Bild was sich ergab.
“Wir suchen Angehörige von Harbins Ranger’s, wir haben gehört, dass sich einige vor nicht allzu langer zeit hier bei Ihnen eingenistet hatten.” Der Corporal und ein weibliches Mitglied des Trupps traten in die Küche und auseinander, damit beide freies Schussfeld hatten.
“Ja.” Antwortete die Frau. “Ein Aufklärungstrupp war tatsächlich hier. Sie erbaten Gastrecht und haben was zu essen bekommen. Sind dann aber weiter gezogen.”
“Aha”, machte der Corporal. “Wo sind denn die Kinder?”
Die beiden Farmer warfen sich einen Blick zu.
Erkenntnis.
Die vermeintliche Farmerin schlug der ‘Infanteristin das Sturmgewehr beiseite und ging in die Knie. Sie holte unter einer Sitzbank ein Vibromesser hervor.
Mit tödlichem Summen durchschnitt das Vibromesser durch den schweren Kampfstiefel und durch den Knöchel der Infanteristin des Freicorps.
Der Corpora drehte sich zu den beiden Frauen um und legte seine MP an.
Der Hüne war schneller als man glauben konnte und war bei dem Corporal, packte diesen am Helm und riss ihm den Kopf um.
Während der Freicorpsler mit angebrochenem Genick zusammenklappte nahm der andere dessen Maschinenpistole ab und Schoss durch die Tür in den Flur.
Die Infanteristin ging Schreiend zu Boden und hielt sich den Stumpf ihres Knöchels.
Ein schneller Streich mit dem Vibromesser enthauptete sie.
Die beiden Rangers, die sich als Farmerehepaar ausgegeben hatten, hatten Jace Mallory’s Buch ‘Partisanenkrieg und all seine kleinen Schweinereien’ gelesen.
Der Kopf der Freicorpslerin wurde durch die Tür zum Flur geworfen, den anderen beiden Infanteristen vor die Beine.
Jace Mallory, der wie König Zufall es wollte vor einem halben Jahr unter dem Namen Jacob Maroney beim Freicorps angeheuert hatte, hob eine Augenbraue als der Kopf an ihm vorbeikullerte und er zog eine Phosphorgranate hervor.
“Hey, Gallaghar ist immer noch da drin.” Raunte sein Kamerad.
“Ja, und er wird sterben, aber die beiden werden ihm Gesellschaft leisten.” Er küsste die Granate als eine Art Autogram und ließ den Ring abspringen, zählte bis drei und warf die Granate. Sein Partner war schon auf den Beinen und sprintete zur Tür.
In der Küche röhrte die Imperator und auf Oberkörperhöhe wurde die dünne Sperrholzwand durchschlagen.
Mallory robbte zur Tür.
Die Phosphorgranate explodierte. Die Küche ging in Flammen auf.
Auf dem Vorhof der Ranch brach die Hölle los.
Aus einer vorbereiteten Stellung fuhr ein Patton und eröffnete sofort das Feuer auf die Apocalypso World Rover des Freicorps. Innerhalb weniger Sekunden waren die beiden Geländewagen nur noch brennende Trümmer.
Der Sergeant der Gruppe, die vor dem Farmhaus gewartet hatten brüllte noch ein HINTERHALT ins Funkgerät, dann entschied er sich wie seine Männer für die bessere Hälfte der Tapferkeit und schlug sich in die Büsche.
In diesem Augenblick erhob sich ein Penetrator auf Flammenzungen hinter einer Anhöhe und schwebte auf dem Farmhof ein.
Die in den Armen montierten schweren Extremreichweitenlaser strichen über die Seitenpanzerung des Patton.
Der Schwere Kettenpanzer wendete und zeigte dem Mech seine Frontpanzerung und erwiderte das Feuer.
Neben dem Pennetrator landete ein von der Zeit gezeichneter Victor.
Die anderen beiden Mechs von Marisha Steels Befehlslanze flankierten die Farm.
Die beiden Angriffsmechs des Freicorps wären der schere Tod für den Patton geesen, hätten sich nicht weitere Panzer in den Kampf eingeschaltet.
Durch die größte Scheune brach ein überschwerer Allakon MK VI Panzer.
Drei Gausskugeln schlugen in die Front des Penetrators ein. Wie von der Faust Gottes getroffen kippte Steels Mech hinten über.
“Black Hat eins-eins-drei für Black Hat eins-eins-sechs ich zähle Mech- und Panzersignaturen, die sich von Norden nähern.” Meldete sich Cliff Ager, der Pilot des Derwisch, der die Farm von rechts flankierte.
“Hier Black Hat eins-eins-vier, bin unter schwerem Beschuss! Ich brauche Hilfe!”
Steele wuchtete ihren Pennetrator wieder auf die Beine und Feuerte erneut auf den Patton, zu dem sich noch ein Mantrikor gesellt hatte.
Der Victor hatte sich zwischen sie und den Alarcorn geschoben und tauschte mit diesem Breitseiten aus. Einer der seltenen Fälle, in denen der Mech dem Panzer unterlegen war.
Eine Salve aus Sechs Impulslasern bohrte sich in den Patton. Dunkles Öl quoll aus dem Panzer. Zufrieden sah Steele, wie die Crew den Panzer verließ.
“Black Hat eins-eins-sechs an alle; Rückzug! Alle Mann Rückzug einleiten!”
Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, wie die komprimierte Dreihundertsechzig-Grad-Sicht ihr zeigte, dass der Derwischpilot aus seiner zerschossenen Maschine ausstieg und drei gegnerische Mechs auf die Farm vorrückten. Alle am Hinterhalt beteiligten Maschinen trugen den dämonischen Engel der Chevallier de Vernier.
Der Alacorn ließ vom flüchtenden Victor ab und feuerte wieder auf sie. Zwei der drei Nicklineisenkugeln zertrümmerten Panzerung im Torso des Penetrators.
Eine schlug sogar durch die Torsomitte.
Eine Rückkopplung über den Neurohelm sagte ihr, dass das Gyro des Mechs beschädigt worden war. Durch pure Willenskraft hielt sie den Mech aufrecht. Ihr Gegenfeuer ging jedoch fehl.
Klare Wut breitete sich in ihr aus. Im Nahkampf mit zwei Stravag-Panzern und drei Mechs die sich jetzt ebenfalls in Angriffsentfernung befanden. Sie machte zwei Schritte vorwärts und feuerte erneut auf den Alacorn.
Der überschwere Panzer absorbierte den Schaden, als wäre nichts. Seine Antwort war jedoch vernichtend.
Das rechte Hüftgelenk von Steeles’ Mech versteifte sich, als eine Gauskugel die Beinpanzerung durchschlug.
Der Penetrator neigte sich wieder der Erde zu. Marisha Steele wurde hart in die Gurte geschleudert, bevor sie in die Dunkelheit eintauchte.
Captain Roger Vernier kletterte aus seinem Black Knight und ließ sich ein Funkgerät geben. Zwei Hoover mit Infanteristen der Garde des mittlerweile verstorbenen Marquis fuhren auf den Hof der Brighton Ranch.
Ein Sergeant-Major trat vor Vernier und salutierte andeutungsweise.
“Sammeln Sie bitte alle Gegangenen ein, derer Sie habhaft werden.” Vernier blickte sich skeptisch um. “Wir sollten uns schnellstens zurückziehen, bevor das Freicorps mit Verstärkung zurückkommt.”
Der Unteroffizier blickte betroffen auf die vor sich hin lodernden Farm.
Der Kommandant der Chevaliers wusste genau was in dem San Martino vorging, aber er konnte nichts tun.
“Los, an die Arbeit.”
Die Gardeinfanteristen schwärmten aus.
Auf Vernier trat sein Panzerkommandant zu.
“Also John, wie steht es um den Patton?”
“Totalverlust Boss. Und ein Heckenschütze hat drei der Crewmitglieder erschossen, als sie aus dem Panzer geflüchtet sind.”
Der Söldnerkommandant verzog das Gesicht: “Und der Idiot hat eben vor mir salutiert.”
“Sind halt Amateure.” Erwiderte der andere Chevalier.
Sie zogen sich in den Schatten des Mechs zurück. Vernier blickte sich unsicher um.
Ein Schuss krachte.
Der Gewehrkugel wurde als Querschläger von der Beinpanzerung des Black Knight abgeleitet.
“Heckenschütze!” Schrie Vernier und zog seine Sunbeam Laserpistole, nachdem er sich hingeworfen hatte.
Gardisten und Chevaliers gingen in Deckung.
Ein weiterer Schuss peitschte.
Dann kehrte Ruhe ein. Einige Minuten warteten die Söldner und die Garde des ehemaligen Marquis ab, dann pirschten sie sich vorsichtig vor.
Der Heckenschütze hatte sich wohl abgesetzt.
“Wir haben hier eine überlebende gefunden!” Zwei Infanteristen zogen die immer noch bewusstlose Steele aus dem liegenden Penetrator.
“Gut dann ziehen wir uns zurücken.” Entschied Vernier.
Und gerade als die Gardisten die bewusstlose Captain in einen APC verfrachten wollten meldete sich der Heckenschütze wieder zu Wort.
Ein Gardist der neben dem APC stand brach mit Kopfschuss zusammen.
Die anderen sanmartinesischen Soldaten sahen zu, dass sie in den Truppentransporter kamen.
Söldner und Garde zogen sich zurück.
Als später die Feuer- und die Scoutlanze der Deltakompanie des Freicorps auf der Ranch ankamen, war diese bis auf die Grundmauern heruntergebrannt.
Vor den Trümmern saßen drei Infanteristen des Freicorps.
Jace Mallory schwenkte sein TK Sturmgewehr.
Leftenant Reimer Jung, Steeles’ Stellvertreter hielt seine Truppe zusammen und erstattete Steuben über Funk Bericht: “Die überlebenden melden, dass der Feind Captain Steel gefangen genommen hat.”
“Und der Derwischpilot?”
“Corporal Ager ist tot. Er hing mit gebrochenem Genick im Baum.”
Steuben schnaufte: “Wie ist der Zustand unserer beiden Maschinen?”
“Vom Derwisch sind wie es aussieht nur noch Überreste übrig. Der Penetrator sieht noch recht intakt aus, obwohl der wohl auch ne gute Figur als Schweizer Käse machen würde. Außerdem haben die Schweine ein paar Granaten in die Kanzel geworfen, nachdem sie Captain Steel daraus gezogen haben.”
“In Ordnung. Ich werde Ihnen ein Bergungskommando schicken. Anschließend kommen Sie zur Basis zurück Leftenant.”
“Aber Sir.” Protestierte Jung. “Wir müssen sie verfolgten. Sie haben den Captain.”
“Ich werde Sie nicht in eine Falle stolpern lassen Leftenant. Kehren Sie nach Abschluss der Bergungsarbeiten zur Basis zurück.”
“Aye Sir.” Jung schaltete die Komverbindung ab und schlug auf die Konsole seinem achtzig Tonnen schweren Salamander. “Scheiße.”
Der Leftenant saugte an seiner Unterlippe. Er respektierte Steuben als Bataillionsführer und als Mechkrieger. Menschlich stand der Major jedoch auf einem anderen Blatt.
Und auch wenn Jung zu Beginn seine Vorbehalte gegen die Clanerin, doch in den letzten zwei Jahren hatte er sie, aufgrund der von ihr gezeigten Fähigkeiten, als Kommandantin schätzen gelernt.
Er war nicht bereit hinzunehmen, dass die Kompanie und vor allem Captain Steel nun unter Steubens Vorbehalten litt.
Felix Steuben hörte sich in Villa Hermosa den Bericht der überlebenden Infanteristen an.
Dabei starrte er aus dem Fenster des Saloons und regte sich kaum.
Ein Mech, der Derwisch, war als Totalverlust anzusehen. Der Penetrator musste quasi von Grund auf Wiederhergestellt werden. Der Victor war auch nur noch eine wandelnde Ruine.
Was hatte er dafür auf der Habenseite? Ein zerstörter Patton, eine abgefackelte Ranch und eine Hand voll getöteter Infanteristen.
An einem Tisch im provisorischen Hauptquartier der Expeditionstruppe des Freicorps waren mehrere Offiziere beschäftigt den An- und Abmarschweg der feindlichen Truppen zur Brighton Ranch zu extrapolieren.
“Danke für Ihren Bericht Gentlemen.” Entließ der Major die Infanteristen. Als diese weggetreten waren wandte sich Steuben an Jung. “Gibt es irgendwelche Hinweise zum Verbleib von der Brighton-Familie?”
“Nein Sir. Das Haus war ja auch bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Maroney hat wirklich gute Arbeit geleistet mit seiner Phosphorgranate geleistet.” Jung klang rechtschaffend verärgert.
“Wann werden wir die Verfolgung aufnehmen? Ich meine wir können doch nicht einfach zulassen, dass man einen Geruillakrieg gegen uns führt.”
“Ich habe einmal voreilig Truppen da hinausgeschickt, mit bekannten Ergebnis. Sobald unser Feldflugplatz fertig ist und wir unsere Luftaufklärung haben, werden wir mit unserer eigentlichen offensiven Operation beginnen, nicht vorher.”
Das Feldlager der Chevalier de Vernier war voller Betriebsamkeit.
Mechs und Panzer wurden repariert so gut es die bescheidenen Möglichkeiten der Basis hergaben und aufmunitioniert.
Die Führungsoffiziere der alliierten Söldnertruppen hatten sich in Captain Verniers Zelt versammelt.
“Das war schon mal ein guter Anfang.” Captain Alice Hansons von Harbins Rangers kreuzte die Arme vor der Brust. “Aber wie wollen sie mit der Gefangenen verfahren? Ich meine, großartig Gefangenenlager können wir uns wohl nicht leisten.”
“Nun, wir haben die junge Dame nur eingesammelt, weil es sich bei dem Pennetrator um einen Kommandomech von Garibaldis zwoten Bataillions handelt.” Antwortete Vernier. “Unseren nachrichtendienstlichen Erkenntnissen zufolge handelt es sich bei unserer Gefangenen um Captaine Marisha Steele, eigentlich Marisha vom Clan Steele Viper. Nach guter alter Clansitte haben wir ihr sie als Leibeigene genommen. Wenn sie also wieder auf dem Damm ist, werden wir alle Informationen bekommen, die wir brauchen.”
“Als Leibeigene?” Alex Harbin stieß sich vom Zeltposten ab. “Und Sie glauben, die wird Ihnen alles Verraten, was Sie wissen wollen? Weil Sie sie zur Sklavin gemacht haben?”
Vernier schüttelte den Kopf: “Marisha ist keine Sklavin. Die Leibeigenschaft ist eine Clansitte. Einen hervorragender aber besiegter Feind wird in den eigenen Clan aufgenommen. Er erhält die Chance sich vom Tech hochzudienen, bis in die Reihen der Krieger. Dafür muss er soviel ich weiß drei Prüfungen bestehen.” Vernier zeigte seine eigene Leibeigenenkordel am Handgelenk. “Hätte man nach der Schlacht von Tukkayyid keinen Gefangenenaustausch vereinbart, wäre ich jetzt wohl ein Jadefalke.”
Harbin richtete den Zeigefinger auf Vernier: “O.k. sie bekommen Ihre Chance. Wenn das nicht klappt, habe ich da noch die ein oder andere Idee, wie wir an unsere Informationen heran kommen.”
Es klang wie eine unheilvolle Prophezeiung.
Geschrieben von Cunningham am 01.07.2010 um 07:37:
El-Madre Gebirge
San Martin, Chaos Mark
Leftenant Reiner Jung knirschte mit den Zähnen. Seit einigen Stunden saß er wartend in seinem Mech. Er hatte das Kommando über die Kompanie jetzt seit vier Tagen inne. Seit Captain Marisha Steele von der gegnerischen Söldnertruppe Chevaliers de Vernier gefangen genommen wurde.
Schon jetzt hatte er von dem Posten die Nase voll. Vor allem ärgerte ihn die Gleichgültigkeit Felix Steubens gegenüber dem Schicksals Captain Steeles. Er achtete Major Steuben zwar als Bataillonschef und Feldoffizier. Aber dem Menschen Steuben gegenüber war nur noch Abneigung geblieben.
Aber nun endlich hatte der Major die Jagd auf die Guerillas eröffnet.
“Black Hat eins-drei-sechs für eins-eins-sechs: Näherkommende Ziele. Zähle sechs, nein acht Feindeinheiten.”
“Verstanden.” Endlich jemand an dem er sein Frust abreagieren konnte.
Ein kurzer Blick über die Instrumente zeigte ihm was er ohnehin schon wusste. Alle Systeme einsatzbereit. Die Waffen durchgeladen und feuerbereit.
“Black Hat eins-eins-sechs für Black Hat sechs, treiben Sie die acht Banditen in unsere Richtung?”
“Natürlich eins-eins-sechs.” Antwortete Steuben. “Rangers und eine Lanze Ihrer bestimmten Freunde.”
Die Chevaliers, das die Abrechnung schon jetzt kommen würde. Jung fletschte die Zähne.
Und er brauchte wirklich nicht mehr lange zu warten. Minuten später tauchten die feindlichen Blibs auch auf seinen Sensoren auf.
“Deltakompanie: Zum Angriff!”
Die zehn Battlemechs, aus denen die Deltakompanie zur Zeit bestand verließen ihre Warteposition und stellten ihre Feinde.
Um die Kurve des Canyons schossen zwei Pegasus Scoutpanzer. Diese fünfunddreißig Tonnen schweren Schwebepanzer waren extrem schnell und wendig.
Jung war froh, dass er zwei seiner Munitionsbunker mit Leuchtspurmunition geladen hatte.
Fast aus der hüfte eröffnete er das Feuer. Die panzerbrechenden Granaten rissen den ersten Panzer seitlich auf, dass dieser ins Schleudern kam.
Der zweite Pegasus schoss sein gesamtes Arsenal auf Jungs Victor ab. Die Kurzstreckenraketen sprengten über die gesamte Front einzelnen Panzerbrocken ab. Der Impulslaser schmolz die Panzerung über dem rechten Knie an.
Dem Konzentrierten Beschuss der kompletten Kompanie hatten die beiden Schweber jedoch nichts entgegenzusetzen.
Der Pegasus, den Jung schon angeschlagen hatte, ging in Flamme auf. Der zweite zog sich zurück zu seiner Truppe.
“Los Vorrücken! Holt Euch die Schweine!”
Die begeisterten Bestätigungen seiner Kompanie antworteten ihm.
Die Freicorpsler stürmten den Canyon entlang.
Ihnen standen sechs Mechs und der üb erlebende Pegasus gegenüber.
Zwei Mechs gehörten zu den Rangern, der Rest gehörten den Chevaliers de Vernier an.
Die beiden Rangers, ein Centurion und ein Huchback, gingen sofort zum Sturmangriff über. Beide Maschinen konzentrierten ihr wildes Feuer auf Hank Willows Apollo.
Die Chevaliers hingegen formten eine solide Kampflinie und folgten den Rangern.
Drei schwere Mechs, angeführt von einem neunzig Tonnen schweren Highlander.
Langstreckenraketen und eine Gauskugel schlugen in den Highlander ein.
Gefolgt von einer Doppelsalve PPKs eines Warhammers.
Jung kippte hinten über. Seine Kompanie feuerte konzentriert auf den Hunchback.
Wie durch ein Wunder blieb der fünfzig Tonnen schwere Rangermech stehen und feuerte erneut seine überschwere Autokanone.
Die Salve rasierte dem Apollo den Kopf weg. Hank Willow hatte keine Chance mehr auszusteigen.
Eine weitere Salve des Freicorps fällte den gegnerischen Hunchback.
Sekunden später waren die beiden Partein im Nahkampf. Besonders wild war der verbleibende Ranger in seinem Centurion.
Jung wuchtete seinen Victor wieder hoch, als der gegnerische Highlander sich auf seinen Sprungdüsen über die Kompanie des Freicorps hinwegsetzte.
Der Chevalier streckte den rechten Arm aus und feuerte.
Nancy Holdens Archer wurde in den Rücken getroffen und sackte leicht vor ab. Nancy spreizte die Beine ihrer Kampfmaschine.
Der Leftenant wusste, was passiert war: Gyrotreffer.
Jung feuerte eine Breitseite auf den Highlander ab. Als sich der Chevalier ihm zuwendete näherten sich ihm die Javelin und die Wasp der Scoutlanze des Freicorps.
Im Kreuzfeuer dreier Mechs setzte der Highlanderpilot erneut seine Sprungdüsen ein.
Jung folgte ihm. Durch seine überlegene Reichweite schloss er auf und landete direkt neben dem Chevalier. Ein Strom von AK-Granaten riss das linke Bein Highlanders auf. Dann trat der Leftenant zu.
Das Bein seines Gegners knickte ein und dieser ging zu in die Knie. Dann schlug Jung mit der linken, der einzigen, Faust des Victors zu.
Sein Gegner ging jetzt vollständig zu Boden. Während der Chevalier versuchte sich wieder hochzustemmen richtete Jung seine Autokanone aus und Feuerte auf dem am Boden liegenden Feind.
Sein Gegner kapitulierte durch herunterfahren des Fusionsreaktors.
Der Leftenant richtete seine AK auf das Cockpit des Highlanders aus. Einige Sekunden war er kurz davor den Finger um die Feuerkontrollen zu krümmen. Dann hielt er inne. Er hatte eine Kompanie zu befehligen. Er musste ein Vorbild sein.
Er blickte sich auf dem Schlachtfeld um. Neben Willows Apollo lag noch Justin Ellingtons Javelin und Sandra Rae’s Centurion am Boden.
Von den Gegnern war nur der Centurion der Rangers und der Ostroc der Chevaliers entkommen.
Alle anderen Feindmaschinen waren nur noch brennende Wracks.
Die Deltakompanie war siegreich, aber die meisten Mechs waren schwer beschädigt.
Auf Jungs Sensoren erschienen die Blibs von Steubens Treiberteam.
“Sie kommen zu spät Major. Die Show ist schon gelaufen.”
“Ich sehe schon. Haben wir Verluste?” Wollte Steuben wissen. Der Major klag abwesend. Als ob er schon die nächsten Schritte der Operation plane.
“Das muss ich noch sichten. Willow haben wir sicherlich verloren. Zwei weitere Verluste sind möglich. Lanzenführer Meldung!”
“Hier Black Hat eins-drei-sechs, Ellington konnte aussteigen. Außer einem gebrochenem Flügel nur ein paar leichte Schnittwunden.”
“Black Hat eins-eins-sechs, hier Black Hat eins-zwo-sechs: Noch keine Meldung von Rae. Holden meldet große Schwierigkeiten mit ihrem Gyroskop. Ich denke wir sollten einen Bergungsschlepper auch für sie anfordern.”
“In Ordnung: Und geben Sie Befehl aus Gefangene zusammen zu treiben.”
Steuben hörte noch mit, welche Befehle Jung an die Deltakompanie ausgab. Dann schaltete er auf den Kanal seiner Echokompanie um: “Black Hat eins-sechs für Black Hat zwo-eins-sechs: Schicken Sie Ihre Scoutlanze den flüchtenden Banditen hinterher. Ich möchte wissen wohin die sich absetzen. Kämpfe sind zu vermeiden.”
“Roger eins-sechs.” Bestätigte Captain Pedro Gomesch.
Der Major brütete im Cockpit seines Zeus. Tatsächlich machte er sich hinsichtlich Captain Steele ernste Sorgen. Und zwar aus zwei Gründen. Der eine, weniger wichtig, die Männer und Frauen der Deltakompanie wurden immer aufmüpfiger. Vor allem die Offiziere. An erster Stelle Jung - Steeles Stellvertreter. Viel wichtiger war jedoch, dass Marisha Steele über die Pläne seines Bataillons bestens informiert. Sie hatte mitgeholfen diese auszuarbeiten.
“Black Hat eins-sechs für Castle eins-fünef, kommen.”
“Hier Castle eins-fünef: Sprechen Sie Black hat eins-sechs.” Meldete sich der Komtech in der Kommandozentrale des Freicorps.
“Ich müsste mit Duke eins-sechs sprechen.”
“Verstanden Black Hat eins-sechs. Wir melden uns wieder.”
Steuben bestätigte. Dann gab er Befehl ans Hauptquartier seines Bataillons, Bergungsequipment zu schicken. Gomesch befahl er seine Kampflanze als Geleitschutz das technische Personal zu stellen.
“Duke eins-sechs für Black Hat eins-sechs kommen.” Meldete sich Colonel Garibaldi. “Sprechen Sie, wir befinden uns auf einem sicheren Kanal.”
“Hier Black Hat eins-sechs. Ich wollte um Überstellung der SOG bitten Sir.”
“Es geht um Captain Steele nehme ich an.”
“Das ist Korrekt Duke eins-sechs.” Antwortete Steuben.
Garibaldi schwieg kurz: “Haben Sie etwa schon ihren Aufenthaltsort ausfindig gemacht Black Hat eins-sechs?”
“Negativ Duke, aber wir Arbeiten ein Suchmuster aus. Und vielleicht greifen wir jetzt ein paar Gefangene auf, die genaueres Wissen. Ich wäre dann gerne bereit zum zuschlagen.”
“Verstanden Black Hat eins-sechs. Ich werde Ihnen einen Trupp der SOG überstellen. Duke eins-sechs out.”
“Alles klar. Black Hat eins-sechs out.”
Der Major saugte an seiner Unterlippe. Diese verdammte Clan-Schlampe, er konnte sie auf den Tod nicht leiden und doch machte er sich jetzt um sie Gedanken. Wie um jeden seiner Soldaten.
El-Madre Gebirge
San Martin, Chaos Mark
Starke Kopfschmerzen war die erste Empfindung, die Marisha Steele überkam, als sie wieder zu Bewusstsein kam. Der Oberkörper stach beim atmen. Eine Halskrause verhinderte, dass sie ihren Kopf bewegen konnte.
Der linke Arm schmerzte beim bewegen. Sie fuhr mit der rechten Hand über den Arm. Am Handgelenk stutzte sie. Ein Armband. Eine dreifach geflochtene Kordel. Eine Leibeigenenkordel.
Im Weiß, Silber und Rot, den Farben der Chevaliers de Vernier.
Die Leibeigenschaft der Clans bedeutete für einen unterlegenen Krieger, der großes Potential und Können gezeigt hatte, dass er vom Sieger adoptiert worden war.
Und die Chance erhielt sich im neuen Clan wieder zum Krieger hochzudienen.
Jeder der drei Knoten der Kordel stand für eine Prüfung, die man ablegen musste.
Hatte man eine bestanden wurde ein Knoten durchschnitten. Wurde der letzte durchschnitten, hatte man wieder den Status eines Kriegers erlangt und man war Teil des Clans.
Was bedeutete das nun für sie. Hatte sie jetzt aufgehört Soldatin des Freicorps zu sein und war nun Mitglied der Chevaliers?
Sollte sie nun Widerstand leisten, wie es sich einer Kriegsgefangenen der Inneren Sphäre gebührte oder war sie immer noch Clanerin.
Die Antwort die jeder Freicorpsler auf diese Frage geben würde war ihr klar. Sie war dem Regiment zur Treue verpflichtet. Wenn sie davon abrückte und das Freicorps ihrer Habhaft würde, war die einzig mögliche Konsequenz das Erschießungskommando. Und Felix Steubens hämisches Grinsen.
Andererseits war sie kein Sphärling. Sie entstammte dem Clan der Steeleviper.
Die Chevaliers hatten sie als würdig anerkannt, ihr die Chance zu geben in die Reihen ihrer Krieger aufzusteigen.
“Ah, Sie sind wach.” Ein Mann mittleren Alters beugte sich über sie. Ohne Zweifel ein Medtech.
“Pos. Wie schwer bin ich verletzt Medtech …”
“Doktor.” Die intelligenten Augen musterten sie. “Doktor Thomas Zaber. Sie haben zwei gebrochene Rippen. Eine starke Gehirnerschütterung und eine ansehnliche Anzahl an Prellungen. Aber das bekommen wir wieder hin.”
Sie schloss die Augen.
“Ich werden Captain Vernier holen. Der möchte sicher mit Ihnen Reden.”
“Pos.”
Zwanzig Minuten später stand ein schlanker Mann. Blaue Augen, schwarze Haare und sauber gestutztem Bart um den Mund: “Sind Sie ausreichend versorgt worden?”
“Das ist korrekt, Captain … Vernier?”
Der Captain nickte: “Ja der bin ich. Und Sie sind Marisha vom Clan Steeleviper?”
“Marisha Steele, Captain der Söldnereinheit Freicorps Garibaldi, Dienstnummer 3038MS218.”
Vernier stutzte: “Nach den Sitten der Clans sind Sie meine Leibeigene.”
“Marisha Steele, Captain, Freicorps Garibaldi, Dienstnummer 3038MS218.”
“Sie haben also Ihren alten Clantraditionen abgeschlossen.” Vernier setzte sich auf die Bettkante. “Das verkompliziert die Lage nun etwas.”
“Das tut mir leid, Captain.”
Der Söldnerkommandant schmunzelte: “Wirklich gut lügen können Sie nicht. Aber bitte erzählen Sie mir, woher kommt diese Loyalität dieser Söldnereinheit gegenüber?”
Steele schloss die Augen um nachzudenken: “Ich bin mir nicht sicher.” Felix Steuben erschien in Ihren Gedanken. “Trotz aller Widrigkeiten und Umstellungen fühle ich mich diesem Regiment sehr verbunden. Sie befehligen selbst eine Söldnertruppe. Verbindet Sie etwas mit ihren Soldaten?”
Vernier nickte: “Natürlich. Mit vielen habe ich zusammen auf Tukkayyid gegen die Clans gekämpft. Die anderen habe ich auf verschiedenen Welten ins Gefecht geführt. Das verbindet natürlich.”
Die gefangene Freicorpslerin wagte nicht zu nicken.
“Vielleicht sollten Sie aber Ihre Position noch mal überdenken.” Schlug Vernier vor. “Captain Harbin, der Kommandeur von Harbins Ranger, verlangt nach Freicorpsblut. Um genau zu sein, nach Ihrem Blut. Und dieser Harbin könnte auf die Idee kommen, die Informationen, die er haben will, aus Ihnen herauszufoltern.”
“Und Sie? Werden Sie ihm dabei helfen?”
Verniers Blick wurde hart: “Nein, aber ich weiß auch nicht, wie ich ihn davon abhalten könnte. Dank Ihrer Truppe befinde ich mich in einer wirklich beschissenen Lage.”
“Ihre Lage ist wirklich beschissen.” Meinte Steele. “Mein CO kann mich zwar nicht leiden, aber er ist wie ein bissiger Hund, der nicht mehr von seiner Beute loslässt. Und durch meine Gefangennahme haben Sie ihn auf sich aufmerksam gemacht.”
“Na da bin ich mal gespannt.” Der Kommandant der Chevaliers erhob sich und ging.
Villa Hermoza
San Martin, Chaos Mark
Sergeant Gerrit Schweizer betrat den Saloon, in dem Steuben sein Hauptquartier aufgeschlagen hat. Er und elf weitere Angehörige der SOG waren für Sonderaufgaben an das zweite Bataillon abgestellt worden.
Er blieb vor dem Kartentisch stehen und salutierte vor den darum stehenden Offizieren: “Schick haben Sie sich hier eingerichtet.”
Marcus Snyder, der Infanteriecaptain reichte Schweizer die Hand: “Gut das Sie da sind.”
Der Sergeant wandte sich an Steuben: “Wir haben unseren Hubschrauber auf Ihrem Feldflugplatz untergebracht und werden in der Nähe auch Quartier beziehen. Also in Rufbereitschaft. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns nicht in Ihre normalen Operationen mit einbeziehen würden. Wir sind für Personenrettung abgestellt worden. Dementsprechend sind wir auch ausgerüstet und vorbereitet. Sicherheitshalber haben wir aber auch Sprengstoff mitgebracht, falls Sie das gegnerische Basislager ausfindig machen. Wenn Sie dann unsere Unterstützung möchten, stehen wir Ihnen natürlich auch dafür zur Verfügung Sir.”
“In Ordnung Sergeant.” Der Major deutete auf die Karte. “Unsere Luft-/Raumjäger fliegen unermüdlich Aufklärung. Außerdem haben wir in den letzten Tagen alles getan um einen Gegenschlag zu provozieren. Diese Anstrengungen zwingen uns dazu unseren Maschinen die entsprechende Wartung zukommen zu lassen. Wir rechnen damit, dass unser Feind sich spätestens morgen regt und zumindest seine Truppen verlegt. Wobei ich auf einen Angriff hoffe.
Wie dem auch sei, sollten wir bald ihr Basislager ausmachen. Bis dahin Sergeant Schweizer, möchte ich, dass Sie Ihr infiltrationsgeschultes Auge über unsere Verteidigungsstellungen schweifen lassen. Konzentration auf mögliches Eindringen durch Infanterie.”
“Natürlich Sir, das werden wir tun.”
“Gut, Sie können abtreten Sergeant.”
Der Major wandte sich an seine Kompanieführer: “Uns fehlen mitunter sechs Maschinen, ohne einen wirklich nennenswerten Erfolg. Wobei der letzte Einsatz sehr gut verlaufen ist.
Auch mangelt es uns nicht an Mechs, sondern eher an Mechkriegern. Wenn wir in den nächsten Tagen die Rangers und Chevaliers in größerer Zahl stellen, werden wir mehr Feuerkraft brauchen. Das heißt erstens, wir werden jetzt auch die Panzer für die Offensive einsetzen.”
Der Chef der Panzerkompanie grinste angriffslustig.
“Das gefällt mir gar nicht Skipper.” Dämpfte George McKenzie, Steubens Stellvertreter. “Damit geben wir unser Polster für einen Rückzug in eine befestigte Stellung auf.”
“Ich bin damit auch nicht ganz glücklich. Sie alle wissen, ich bin kein Freund von alles oder nichts Szenarien. Aber was soll’s. Darüber hinaus, müssen wir unsere Schlagkraft was die Mechs angeht verbessern.”
“Und wie tun wir das?” Fragte Captain Gomesch.
“Unsere Techs schieben schon Überstunden, um sämtliche geborgenen Maschinen wieder fitt zu kriegen. Zumindest alle, die noch ein bisschen Reparaturfähig sind.
Das sollte uns in zwei bis drei Tagen einen Penetrator, Steeles Maschine, einen Highlander und einen Warhamer bringen.”
Leftenant Jung meldete sich zu Wort: “Und wen setzen wir da rein?”
“Rae braucht eine neue Maschine.” Antwortete Steuben. “Und wenn einer unserer Scouts früher mal auf was schwererem gesessen hat, denke ich das wäre auch ne gute Lösung.”
McKenzie schmunzelte: “Das klingt so etwas nach Lyranischer Lösung, setzen wir unsere Scouts in schwere und überschwere Mechs.”
“Haben Sie eine bessere Lösung George?”
“Nein, Sir, leider nicht.”
“Na dann, bringen Sie mir Piloten für die schweren Maschinen. Abtreten.”
Während in Villa Hermosa, in einer Werkstadt für Agrarmechs, die Techniker des Freicorps Garibaldi die Nacht durch und bis in die späten Morgenstunden daran Arbeiteten, dass schweres und überschweres Kriegsgerät für den baldigen Einsatz wieder herzustellen, bereiteten sich in New Montenegro das Hauptkontingent der SOG auf ihren Einsatz vor.
New Montenegro
San Martin, Chaos Mark
Captain Simon Hedoshi trommelte auf das Lenkrad. Er saß in einem dunklen, unauffälligem Van. Hinten saßen sechs weitere Mitglieder seines Teams. Eine gespenstige Ruhe ging von der Gruppe aus.
Warten. Die meiste Zeit eines Soldatenlebens verbrachte man mit Warten. Eine Zeit voller Anspannung und innerem Aufruhrs.
Das Funkgerät knackte: “Blue Moon, hier Red Moom: Ich habe ihn entdeckt. Er trifft in fünf Minuten im Mirage Hotel ein.”
“Verstanden Red Moon, wir sind in Position.” Hedoshi wechselte den Kanal. “Blue Moon für Yellow Moon: Ziel nähert sich dem Mirage. ETA fünf Minuten. Positionsmeldung.”
“Yellow Moon hier, wir sind auf der Rückseite in Position. Wir haben ein paar verdächtige Personen ausgemacht. Wahrscheinlich hat er ein paar Kanonen angeheuert.”
“Verstanden.”
Tatsächlich mussten die Söldner nicht mehr lange warten. Ihr Ziel traf keine zehn Minuten später ein.
Leonard de Boerl war leitender Vertreter der Skye Mining Corp., einer der großen Firmen, die San Martin bis vor kurzem beherrschten. Der letzte, der noch auf freiem Fuß war.
De Boer, ein hagerer Mann, blickte sich vor dem Hotel gehetzt um.
Fast währen Hedoshi die beiden Verfolger von de Boer entgangen.
“Polizeimarken?” Wollte sein Stellvertreter wissen, Sergeant Raymond Travis.
“Dürfte besser sein.”
Die Teammitglieder hängten sich Polizeiabzeichen um und luden ihre Waffen durch.
“Yellow Moon, hier Blue Moon, rücken Sie langsam vor. Wir folgen in fünf Minuten.”
Der Captain ließ die Zeit runterlaufen, dann rückte das Team ab.
Sie stürmten die Lobby des Hotels in eingespielter Reihenfolge. Travis mit einer Sturmschrotflinte zuerst.
Nur ein Nachtportier stand hinter dem Empfang und sah aus, als bekomme er gleich eine Herzattacke als die schwer bewaffneten Söldner hereinstürmten.
“Polizei!” Zischte Hedoshi. “Welches Zimmer hat der Kerl, der zuletzt reingekommen ist?”
“Mmmm ….Mister Porter, der wwwwohnt in Zzzzimmer dreiundzwanzig. Zzzzzweiter Stock.“
Schnell gab der Captain seinen Leuten per Handzeichen Anweisungen.
“Blue Moon von Yellow Moon, Scharfschützen in Position. Wir haben zwei der drei möglichen Kanonen im Visier.”
Zur Bestätigung klickte der Kommandeur zweimal mit dem Kehlkopfmicro.
Zwei Mann sicherten die Aufzugskabinen.
Ein weiterer blieb bei dem Nachtportier. Der Rest des Teams rückte die Treppe hinauf vor.
Oben angekommen gingen sie an einer Biegung in Stellung und überprüften den Gang mit einem Spiegel. Ein Mann im Dunklen Anzug, der auf und ab ging.
Die Söldner koordinierten sich mittels Augenkontakt und stürmten um die Ecke.
“Hände hoch keine Bewegung!”
“Weg mit der Waffe!”
“Keine Bewegung oder wir schießen!”
Der Wachposten ergab sich sofort. Er wurde trotzdem zu Boden geworfen, entwaffnet und gefesselt.
Zwei Schüsse krachten.
“Blue Moon: Beide ziele ausgeschaltet!” Meldete der Anführer von Yellow Moon über Funk.
Artemis Costas der größte und schwerste des Angriffsteams warf sich gegen die Tür von Zimmer dreiundzwanzig.
Der große Infanterist ließ sich mitsamt der Tür zu Boden fallen, während zwei weitere Soldaten des Teams schon über ihn hinwegsetzten.
Ein bleicher Leonard de Boer richtete zitternd einen Revolver auf die Eindringlinge und ging rückwärts. Bis zur Wand.
Wortlos ließ er sich entwaffnen und aus dem Hotel führen.
El-Madre Gebirge
San Martin, Chaos Mark
Marisha Steele schnappte nach Luft, kaum das der kräftige Unteroffizier der Rangers ihren Kopf aus dem Wassereimer herausgeholt hatte.
Vor ihr stand Captain Alex Harbin. Aus seinen Augen sprühte Hass und nun auch Vergnügen: “Ich will die Funkcodes Ihres Bataillons. Ich will die IFF-Kennungen und ich will detaillierte Informationen über die Personalstruktur.”
“Marisha Steele, Captain, Freicorps Garibaldi, Dienstnummer ….”
Weiter kam sie nicht, der Unteroffizier drückte ihren Kopf wieder unter Wasser. Sie versuchte sich zu wehren, doch dieser Sphärling war sehr groß, Muskulös und ein exzellenter Nahkämpfer. Außerdem schien ihm diese Aufgabe auch sehr vertraut zu sein.
Endlich wieder Atemluft.
“Hören Sie Marisha Steele, Captain, mich interessiert weder Ihr Rang, noch Ihre Dienstnummer. Ich will die Funkfrequenzen Ihrer Einheit. Ich will die Aufmarschpläne und alles, was sonst noch so relevant ist. Also bekomme ich jetzt eine Antwort?”
“Marisha Steele, Captain …” Und wieder befand sie sich unter Wasser. Lange, sehr lange, Panik stieg in ihr auf. Dann die erlösende Luft.
“Captain Vernier hat Ihnen doch so einen einfachen Ausweg angeboten. Einer der Ihrer Ethik sogar entgegen kommen müsste. Warum also darf ich mich hier noch mit Ihnen abplacken?”
“Weil Steuben unrecht hat!” Brachte sie zwischen zwei Atemzügen hervor.
“Wer ist Steuben?” Fragte Harbin interessiert.
“Marisha Steele, Captain, Frei …” Wasser. Keine Luft. Druck auf Lunge und Ohren. Angst. Panik. Endlich Erlösung.
Harbin ließ ihr Zeit, bis sie wieder zu Atem gekommen war: “Habe ich nicht mit Engelszungen auf Sie eingeredet? Wollen Sie mir nicht doch verraten, was ich wissen möchte?”
“Marisha Steele ….”
Vom Eingang seines Stabszeltes aus beobachtete Captain Roger Vernier das Schauspiel. Äußerlich wirkte er gelassen. Für den jungen Gardeleutnant, der neben ihm stand musste er geradezu kalt wirken.
Der Leutnant hingegen war kreidebleich.
Gute Freunde und Wegbegleiter von Vernier konnten die Zeichen, die der Söldnerkommandant ausstrahlte nur zu gut deuten. Vernier war kurz davor zu explodieren. Kurz davor über den Lagerplatz zu gehen und Harbin samt seinem Sergeant Homer Wilson zu erschießen.
Hinter den beiden Männern räusperte sich jemand.
Es war Emely Tailor, Verniers Kommunikationsexpertin: “Captain, wir haben eine Nachricht von Mr. de Boer erhalten. Über die Befehlsfrequenz, die uns Skye Mining zugeteilt hat.”
“Mit dem habe ich kaum noch gerechnet, was möchte de Boer?”
Emely warf dem Gardeleutnant einen bedeutungsschweren Blick zu.
“Los raus mit der Sprache.”
“Mr. De Boer ist vom Freicorps Garibaldi gefangen genommen worden. Er wurde zum Regierungspalast gebracht und dort unter Hausarrest gestellt. Er und die anderen Firmenvertreter haben mit dem neuen Marquise einen Deal ausgehandelt. Wir und die anderen Söldnertruppen sollen die Kampfhandlungen einstellen.”
Vernier warf dem Leutnant einen Blick zu. Zu seiner Überraschung sah der junge Mann sehr erleichtert aus.
“Dann ist der Krieg vorbei?” Fragte er.
Bei diesen Worten lief es Vernier eiskalt über den Rücken und er blickte zurück zu Harbin und seinem Folterknecht.
“Behalten Sie beide das für sich. Wenn Harbin das rauskriegt, geht er als erstes auf uns los. Mit seiner Baker Kompanie hat er achtzehn Maschinen zur Verfügung. Das könnte sehr böse für uns ausgehen.”
“Aber was machen wir dann?” Emely blickte ihn fragend an.
“Schick mir den XO her und der Doc soll so schnell wie möglich bei der Folter einschreiten.”
“Aye, aye Sir.”
Am nächsten Morgen
“Sie haben sie entkommen lassen?” Alex Harbin war rot angelaufen und stand keine zehn Zentimeter von dem unglücklichen Leutnant der sanmartinesischen Garde entfernt.
“Sie hat die Wache niedergeschlagen.” Verteidigte sich dieser.
“Und Sie Vollidiot haben nur eine Wache abgestellt? Eine einzige?” Brüllte Harbin, der aussah, als wolle er jeden Moment handgreiflich werden.
“Wer hätte gedacht, dass der Captain zu so was noch in der Lage wäre, nachdem Sie sie den ganzen Nachmittag in der Mangel hatten.”
“Werden Sie ja nicht frech Leutnant.”
“Könnten wir uns vielleicht mal wieder beruhigen.” Mischte sich Vernier zum ersten mal ins Gespräch ein. “Ich glaube wir sind jetzt unter Zugzwang.”
“Wie meinen Sie das?” Wollte der Leutnant wissen.
Stadt Vernier antwortete Harbin: “Sie kennt unseren Standort und hat einen verdammt guten Überblick über unsere Truppen. Was schlagen Sie vor Vernier?”
“Angriff. Wir sollten jetzt Massiert gegen ihr Bataillon vorgehen. Unsere beiden Truppen sollten dem Freicorpstruppen hier ebenbürtig, wenn nicht überlegen sein. Die dürften auch noch schwere Schäden an einigen ihrer Mechs haben. Und wahrscheinlich haben die es nicht wirklich eilig. Sitzen fett auf ihrem letzten Sieg.”
Kurz sah es so aus, als ob Harbin skeptisch wäre, dann obsiegte doch sein Blutdurst: “Wenn wir einen Gewaltmarsch machen, sind wir morgen Mittag in Angriffsposition und die werden sich wahrscheinlich schon darauf vorbereiten uns zu suchen. Noch nicht auf einen Kampf vorbereitet.” Harbin nickte: “Ja Vernier Sie haben recht, ich lasse meine Truppe aufsitzen. Wann sind Sie abmarschbereit?”
Der andere Söldnercaptain überlegte kurz: “Geben Sie mir zwei Stunden. Dann können wir abrücken.”
“In Ordnung, dann los.” Harbin stürmte aus dem Zelt. Captain Alice Hanson blickte Vernier noch einen Augenblick nachdenklich an, bevor er seinem Kommandeur folgte.
Keine zweieinhalb Stunden später rückten die beiden Söldnertruppen, unterstützt von einer Kompanie Gardeinfanterie, ab.
Villa Hermosa
San Martin, Chaos Mark
Die Mechkrieger und Techniker der Deltakompanie erwarteten ihren Interimskommandeur gespannt. Als Reiner Jung vor sie trat wurde er von Fragen bombardiert. Der Leftenant hob die Arme um den Redenfluss zu stoppen.
“Es geht Captain Steele den umständen entsprechend gut. Major Steuben hat sich kurz mit ihr beratschlagt und hat dann ihre baldmöglichste Verlegung nach New Montenegro in unser Hauptlazarett angeordnet. Der Captain bat mich Euch auszurichten, dass sie die Kunde unseres letzten Sieges mit Stolz vernommen hat.”
Die Freicorpsler jubelten.
Im Saloon stand Steuben über die Karte gebeugt. Die Nachrichten die Steele mitgebracht hatte, waren kaum fassbar.
Vor wenigen Minuten kam die Meldung der Luftaufklärung; Ein starker Feindverband war in ihre Richtung unterwegs.
Für den fall eines gegnerischen Angriffs besagte die Doktrin des Freicorps, dass man dem Feind zuvorkommen musste.
Steuben wandte sich an seinen Stellvertreter: “George: In einer Stunde Offiziersappell. Das Bataillon rückt bei Morgengrauen aus.”
“Das komplette Bataillon? Inklusive Infanterie, Sir?”
“Nein, nur Mechs und Panzer, wir müssen die Beweglichkeit behalten. Die Infanterie wird dem Unterstützungspersonal helfen, sollten wir uns aus Villa Hermosa zurückziehen müssen.”
Die Offiziere des Freicorps planten bis in die späten Abendstunden den Einsatz. Das Technische Personal sorgte dafür, das alles marschbereit war und legte am freuen morgen letzte Hand an.
Um sechs Uhr zweiundvierzig rückte das Bataillon mit exakt vierundzwanzig Battlemechs und zwölf Panzern ab.
El-Madre Gebirge
San Martin, Chaos Mark
Am südlichen Ausläufer der dutzenden von Canyons ließ Alex Harbin seine Truppe in Gefechtsformation gehen.
Die Chevaliers übernahmen die beiden Flanken.
In ihrer weit gefecherten Keilformation wären sie beinahe an Steubesn Bataillon vorbeimarschiert.
Der Major des Freicorps hatte einen Schwenk nach Nordosten gemacht, ehe er frontal nach Westen eingedreht hatte.
So stand sein Bataillon bei der Begegnung günstig an der linken Flanke der beiden gegnerischen Söldnertruppen.
Captain Vernier pfiff anerkennend, als er die Aufstellung sah. Dies sicherte Steuben einen großen Vorteil. Wenn es tatsächlich zum Kampf käme.
Viele andere Offiziere hätten die Rangers und die Chevaliers wohl frontal gestellt, bei den sich bietenden Möglichkeiten.
Er schaltete auf einen Offenen Kanal: “Major Steuben, Major Steuben, hier spricht Roger Vernier, Captain und CO der Chevalier de Vernier. Gemäß meiner Order, die Ihnen bekannt sein müsste, möchte ich Ihnen hiermit das Ende der Feindseligkeiten zwischen dem Freicorps und meinen Chevaliers offerieren.”
Eine kurze Pause.
“Ich hoffe Captain Steele ist wohlbehalten wieder bei Ihnen eingetroffen. Ich entschuldige mich zutiefst dafür, dass ich die Verhörmethoden Captain Harbins nicht unterbunden habe.”
“Captain Vernier, hier spricht Major Felix Steuben, als Stellvertreter der planetaren Autoritäten nehme ich Ihr Angebot an und bitte Sie, sich vierhundert Meter zurückfallen zu lassen. Ihre mir am nächsten stehende Einheit möchte bitte zu der entfernteren aufschließen.”
“Verstanden Major, wir ziehen uns zurück.”
“Sie dreckiger Verräter!” Eine PPK zischte an Verniers Black Knight vorbei. Harbin spuckte Gift und Galle, als er seinen Warhammer auf Vernier zu bewegte.
Geschickt wich er zwei weiteren PPK-Schüssen aus.
“Wir haben tatsächlich noch etwas zu regeln Harbin!” Er hob den rechten Arm seines Mechs und feuerte die Clan ER-PPK ab.
Die schwere Waffe riss einen tiefen Krater in die Panzerung von Harbins Mech.
Die Hitzetauscher des Black Knight kämpfte darum die gewaltige Hitzeentwicklung der Clanwaffe abzuleiten.
Vernier feuerte erneut die PPK ab und ließ gleich drauf die beiden mittelschweren Laser folgen. Schweiß rann in Sturzbächen an seinem Körper hin ab. Der Black Knight wurde schwerfälliger.
Harbin wurde von der Wucht aller drei Waffen umgeworfen.
Vernier bewegte sich auf seinen Kontrahenten zu. Auf dem Feld, was eigentlich ein Schlachtfeld werden sollte herrschte Stille. Freicorps, Rangers und Chevaliers folgten gebannt dem Kampf.
Mit einem unartikulierten Brüllen voller unbändigen Hass wuchtete Harbin seinen Warhammer wieder hoch.
Eine PPK und eine Phalanx aus Lasern und Raketen schlug dem Black Knight entgegen.
Mit aller Mühe hielt Vernier seinen Mech aufrecht. Seine Antwort bestand aus allen Nahbereichs Lasern und der Clan-PPK.
Der Torso des Warhammers wurde aufgerissen und mit ihm das Raketenmagazin.
Ein Laser zerschmolz Raketen und brachte den Sprengstoff zur Detonation.
Harbin stieg nicht aus. Die Wucht der Explosion warf den Black Knight zwei Schritte zurück.
Vernier atmete tief durch, schaltete dann auf den Befehlskanal der Rangers: “Captain Hanson, schließen Sie sich den Chevaliers an oder möchten Sie sich lieber Harbin anschließen?”
“Nein Captain”, kam die gefasste Antwort, “auch wir beugen uns den Anweisungen des Firmenkonzils. Die Kampfhandlungen sind beendet.”
New Montenegro
San Martin, Word of Blake Protektorat
Der Golfball ging knapp am Loch vorbei. Steuben grinste seinen Vorgesetzten viel sagend an.
“Verkneifen Sie es sich Felix, verkeifen Sie es sich einfach.”
Der Major zuckte die Achseln und puttete gekonnt ein.
“Wie steht es um Ihr Bataillon?” Wollte Garibaldi wissen.
“Steele hat gestern wieder ihren Dienst angetreten. Sie wirkten fast so zufrieden wie vorgestern, als wir Homer Wilson exekutiert haben. Sämtliche Mechs sind wieder einsatzfähig. Mir fehlen jedoch noch zwei Mann für die Deltakompanie.”
“Tja, leider sind die Ranger komplett den Chevaliers beigetreten.” Garibaldi puttete jetzt ebenfalls ein.
“Corporal Ellington wird ebenfalls noch fast zwei Wochen ausfallen.” Die beiden gingen zum nächsten Abschlag.
“Die Worties sind aber in ansehnlicher Stückzahl angereist.”
Der Colonel nickte: “Ein ganze Bataillon Truppen, um die HPG zu sichern. Einen Haufen Prospektoren, die Suchen etwas. Und unser Freund von New Queens ist ebenfalls mit von der Partie.”
“So richtig mit Robe und so?”
“So richtig mit Robe und so. Felix, die ganze Sache stinkt bis zum Himmel.”
“Und wie weit werden wir da drin stecken?”
“Gar nicht.” Meinte Garibaldi. “Ich habe das Jobangebot der Worties rundheraus abgelehnt. In vier Monaten packen wir unsere Sachen und dann suchen wir uns ein anderes Plätzchen.”
Steuben hob eine Augenbraue: “Wieso das? Wenns hier kracht, ist damit sicher gutes Geld zu verdienen.”
“Ja, wahrscheinlich.” Stimmte Garibaldi ihm zu. “Aber die Schatten, die dieser Krieg wirft sind mir nicht geheuer. Es macht mir Angst, wenn Krieg und Religion in einen Topf geworfen werden.”
The End!
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