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Geschrieben von Zuikagu am 10.11.2025 um 12:55:
Erkundungsmission - Hintergründe
Erkundungsmission - Hintergründe
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Kurzes Vorwort
In dieser losen Reihe von Kurzgeschichten werden Ereignisse beleuchtet, die vor der Mission zur Hanseatischen Liga stattfanden.
Den Ursprung haben diese Stories in den Backgroundstories, die ich für meinen Charakter in der Deutschen Mechwarrior-Online-Liga Anfang der 2000er geschrieben habe. Damals nutzten wir als Kampfsystem Mechwarrior 2, Mechwarrior 3 und zum Schluss Mechwarrior 4 (lang ist es her)! Diese MWO hat aber natürlich überhaupt nichts mit der aktuellen MWO zu tun!
Die Stories wurden überarbeitet, damit sie auch zu den Stories "Erkundungsmission 1" und "Erkundungsmission 2" passen.
Dann viel Spaß beim Lesen!
Geschrieben von Zuikagu am 10.11.2025 um 13:01:
RE: Erkundungsmission - Hintergründe
Erkundungsmission - Hintergründe
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Hintergrund 1: Erstes Blut
Innere Sphäre, Vereinigtes Commonwealth, Melissea Theater
System Barcelona, Jadefalken Okkupationszone
Landungsschiff „OVERLORD“-Klasse „VCS Terror“, Im Transit
05.04.3052
Oberst Georg Fichtenberg ging in seiner Kabine noch einmal den Operationsplan durch. Bald würden zwei VerCom-Kampfverbände in Regimentsstärke unter dem Oberbefehl von Adam Steiner auf Barcelona landen und versuchen den Planeten den Jadefalken wieder zu entreißen. Adam Steiner hatte für diesen Angriff vom LAS-Oberkommando vorrübergehend die Befehlsgewalt eines Generalleutnants erhalten. Die erste Kampfgruppe bestand aus der eigenen Einheit von Adam Steiner, den Somerset Strikers, die zudem mit anderen Einheiten erheblich verstärkt worden war. Das zweite Regiment, zu dem er gehörte, war ebenfalls ein Kampfverband aus zusammengewürfelten Bataillonen und Kompanien. Georg war eigentlich Kommandeur eines der Mech-Bataillone, wurde aber für diese Operation als Stabschef des zweiten Regiments eingesetzt, während sein Stellvertreter OTL. Müller sein verstärktes Bataillon bei der Invasion führen würde. Er wusste, dass der Plan von Adam Steiner viele Unwägbarkeiten enthielt und hauptsächlich auf das Überraschungsmoment setzte. Aber solche Husarenstücke waren dessen Markenzeichen! So war auch der Krieg, keiner wusste dies besser als Georg! Sein Regimentskommandeur, ein Generalleutnant, dem es sichtlich Schwierigkeiten bereitete unter dem Oberbefehl von Adam Steiner zu stehen, flog auf einem anderen Landungsschiff in das Gefecht und sie würden sich bei der von Adam Steiner anberaumten Befehlsausgabe nachher über eine Videoverbindung sehen. Als er von den Unterlagen aufsah, blieb sein Blick an seinem Jian, einem chinesischen Schwert, hängen. Seine erste Kriegstrophäe und auch die einzige, an die ihm wirklich etwas lag. Der Griff war durch den vielen Gebrauch speckig, aber die Scheide mit den Messingbeschlägen und die Klinge waren gepflegt und in erstklassigem Zustand. Seit er das Jian besaß, übte er sich regelmäßig in der Kunst des Taijijan und des Jianshu und hatte es mittlerweile zu einem passablen Können gebracht. Er führte sie bei jedem Einsatz in seinem Mech mit. Wieder stiegen die Bilder aus seinen Erinnerungen auf, wie er diese Klinge erworben hatte.
Georg war damals im Jahr 3034 in seiner ersten Verwendung nach Abschluss der Akademie Sanglamore als Zugführer in einer Pionierkompanie auf Campertown in der Mark Cappella eingesetzt. Der Planet war den Capellanern im 4. Nachfolgekrieg ein paar Jahre zuvor vom Vereinigten Commonwealth abgenommen worden. Aber die Industrien auf Campertown machten es zu einem verlockenden Ziel für eine Rückeroberung oder einen Raid! Deshalb befand sich damals immer eine starke VerCom-Garnison auf dem Planeten.
Vor mehreren Tagen war ein capellanisches Regiment gelandet, das den Planeten angriff. Sein damaligerr Auftrag war es, mit seinem Zug einen engen Taleinschnitt zu verminen, um den angreifenden Capellanern den Zugang zur dahinterliegenden Hochebene und dem dort befindlichen Industriezentrum zu erschweren. Kurz nach der Fertigstellung der Minensperre schlug der seismische Scanner in Feindrichtung voll aus – keine Panzer, sondern Mechs im Anmarsch! Die VerCom-Panzerkompanie, die die Sperre übernehmen sollte, war aber immer aber noch nicht eingetroffen! Lt. Fichtenberg befahl seinem Zug sich in die Stellungen hinter der Sperre zurückzuziehen. Kurz darauf konnte er zwei Mechs mit seinem Fernglas ausmachen. Leichte Mechs, offensichtlich Aufklärer, eine „WASP“ und ein „LOCUST“! So wie sich die beiden Battlemechs auf sie zu bewegten, ahnten die Mechpiloten wohl nicht, welche Gefahr vor ihnen lag. Die Minen die sein Zug verlegt und sorgfältig getarnt hatte, waren dazu konstruiert auch Mechs bewegungsunfähig machen zu können. Plötzlich blieben beide Mechs stehen und scannten intensiv den vor ihnen liegenden Geländeabschnitt. Etwas schien sie zu beunruhigen. Georgs Magen krampfte sich zusammen. Es war seine "Feuertaufe", sein erster realer Feindkontakt! Er hoffte, dass die Mechs die Minen nicht entdecken und ahnungslos in die Sperre hineinlaufen würden. Ohne die Sperre vor sich wäre sein Zug einem Frontalangriff der Mechs fast hilflos ausgeliefert!
Plötzlich setzte sich der „LOCUST“ wieder in Bewegung und tastete sich langsam in die Minensperre hinein. Orca wusste, dass die Wahrscheinlichkeit mit der der Mech die Sperre unbeschadet durchqueren konnte, nur bei ca. 15-20% lag! Die Minen waren entsprechend von seinem Zug verlegt worden. Der „LOCUST“ war nun fast durch die Sperre durch und der Leutnant wollte gerade den Befehl zur Feuereröffnung geben, als der Boden unter dem Mechs mit einem gewaltigen Krachen aufbrach und ihm die Detonation der speziellen Anti-Mech-Mine den rechten Fuß abriss. Der „LOCUST“ fiel keine 150 m vor Georgs Stellung wie ein nasser Sack zur Seite. Der Leutnant gab den Befehl das Feuer zu eröffnen, denn der Mech war zwar bewegungsunfähig, sein Laser stellte aber nach vor eine große Bedrohung für die Pioniere dar. Die „WASP“, die sich bis dahin zurückgehalten hatte, stürmte nun vor und feuerte auf die Positionen der VerCom-Soldaten. Eine SRM2-Raketensalve der „WASP“ traf auf Maximalentfernung mit voller Wucht in die Stellung links von Georg. Die Leiber der Soldaten wurden zerfetzt und in hohem Bogen aus der Stellung geschleudert und Georg spürte deutlich die Druckwelle und duckte sich in seine Stellung.
„Funker, Lagemeldung an Bataillon abgeben! 2 Mechs auf Sperre aufgelaufen, unser Zug im Gefecht!“ befahl er seinem Funker auf seinem Fahrzeug über den Helmfunk.
„Jawohl Herr Leutnant!“ hörte er die Bestätigung. Auf dem internen Funkkreis des Zuges kamen nun Verlustmeldungen und Hilferufe seiner Gruppenführer bei ihm an. Lt. Fichtenberg war klar, dass er seinen Zug sofort zurückziehen musste, sonst hätten seine Frauen und Männer keine Chance zu überleben!
Gerade als er den Befehl geben wollte, stürmte die „WASP“ in die Sperre und löste eine Mine aus, die dessen Fußaktivator zerschmetterte. Dem Mech wurden durch den Druck der Detonation das Bein weggerissen und stürzte vornüber. Das Schicksal meinte es nicht gut mit dem Capellaner, denn als das Mechcockpit der „WASP“ auf den Boden knallte, wurde eine weitere Mine ausgelöst, deren ultraheißer Plasmastrahl die Cockpitpanzerung durchschlug und den MechKrieger im Inneren sofort tötete. Nun konzentrierte sich das Feuer der Pioniere wieder vollständig auf den „LOCUST“. Aber ein Mech war mit den leichten Waffen, die ihnen zur Verfügung standen nicht so einfach zu zerstören. Orca überlegte fieberhaft, wie der Mech schnell ausgeschaltet werden könnte, bevor noch mehr seiner Leute starben oder verletzt wurden. Er sah sich um, riss eine Fünftel-Mine aus der Kiste, die hinter ihm stand, befestigte einen Funkzünder an ihr und stürmte im toten Winkel auf den liegenden Mech zu. Dort angekommen suchte er die Einstiegsluke, sprengte sie an der Notentriegelung auf und wuchtete die scharfe Mine in das Cockpit hinein. Orca wollte dem MechKrieger im Inneren aber noch eine Wahl lassen und forderte ihn auf sich zu ergeben. Die 20 Kilo Sprengstoff, die nun in der Kanzel lagen brachten die Capellanerin sofort zur Vernunft und sie gab auf. Die MechKriegerin kletterte demoralisiert aus ihrem beschädigten Mech, das Gefecht war vorbei! Sie und ihr Kamerad hatten ihre Mechs gegen Schlammstampfer verloren! Dieses Schicksal war die schlimmste Demütigung, die einem MechKrieger widerfahren konnte.
Die Kriegerin sagte nichts, funkelte ihn dafür wutentbrannt an! Georg entwaffnete sie und übergab sie an zwei Soldaten, die sie sofort abführten.
Neugierig kletterte Orca in das Cockpit des „LOCUST“. In Sanglamore hatte er, wie alle Offizieranwärter, die Gelegenheit in Mechsimulatoren die Grundlagen der Mechsteuerung zu lernen und er hatte, wie fast alle, auch ein paar Runden in einem „CHAMÄLEON“ gedreht. Aber dies hier war ein echter Gefechtsmech! Georg roch den Schweiß und das Ozon im Cockpit und durchsuchte die Kanzel. Er fand das Jian der capellanischen Mechpilotin. Sie war also Absolventin einer der Mechakademien der Conföderation. Dass sie ein Jian hatte, ein zweischneidiges Schwert, wunderte Georg aber, sonst führten die capellanischen Mechpiloten seines Wissens einen einschneidigen Dao! Als er sich reckte um auszusteigen, fiel ihm das Typschild des Mechs auf. Der Mech war bereits 135 Jahre alt und aus lyranischer Produktion! Also war der „LOCUST“ selbst auch schon Kriegsbeute gewesen!
Ein Krachen in seinem Funkgerät brachte ihn wieder zurück in die Realität.
"Herr Leutnant, die Panzer sind da!" gab ihm sein Stellvertreter durch.
"Die hätten ruhig auch etwas früher kommen können!" stellte der Leutnant knurrend fest und kletterte wieder aus dem Cockpit.
"Wie hoch sind unsere Verluste?" fragte er nach.
"3 Tote und 7 Verletzte. Den Rücktransport der Verletzten habe ich bereits organisiert. Wir sind in ca. 12 Minuten abmarschbereit Herr Leutnant." Bei dem Gedanken an die Toten lief es dem blutjungen Offizier eiskalt den Rücken hinunter. War er für ihren Tod verantwortlich? Beim Marsch in Richtung der Panzer sah er nach den Verletzten und Toten seines Zuges. Was er da sah, ließ Wut in ihm aufsteigen!
Georg ging zu dem Chef der Panzerkompanie, der abgesessen neben seiner „VEDETTE“ schon auf ihn wartete.
„Da haben sie uns ja schon die ganze Arbeit abgenommen Herr Leutnant!“ sagte der Major entspannt. Aber Georg war nicht zum Scherzen aufgelegt, zu sehr nagten die Toten an seinem Gemüt. Er knallte den Minensperrnachweis auf die Bugplatte des „VEDETTE“ und meinte zornbebend, ohne Rücksicht auf den höheren Dienstgrad seines Gegenübers,
„Wären sie pünktlich hier gewesen, würden 3 meiner Leute noch Leben!“.
„Bremsen sie sich mal ein, Herr Leutnant!“ antwortete der KpChef barsch! „Das sie Soldaten verloren haben tut mir sehr leid, „C'est la guerre“! Aber wir konnten nicht schneller hier sein!“ Dann schaute er in das bleiche Gesicht des jungen Offiziers, „Ihr erster Einsatz?“ fragte er weicher.
„Jawohl Herr Major!“ gab Georg zurück.
„Sie müssen sich daran gewöhnen und lernen damit fertig zu werden, sonst frisst es sie auf! Aber ihr Zug und sie haben hervorragende Arbeit und Einsatz gezeigt. Zwei Mechs auszuschalten ist eine große Leistung mein Junge!“ Dabei hieb er ihm wohlwollend auf die Schulter. „Dann wollen wir mal!“ Georg holte tief Luft und kämpfte den Knoten hinunter, den er im Hals hatte und erwiderte ruhiger,
„Jawohl Herr Major! Ich denke wir hatten verdammtes Glück! Aber dürfte ich um ihren Ausweis bitten?“ Der Major grinste, als er sah, dass der junge Offizier sich wieder gefangen hatte und zeigt ihm Vorschriftsgemäß seinen Ausweis, denn ohne ordnungsgemäße Legitimation durfte keine Sperre übergeben werden! Nach einer kurzen Einweisung in das Gelände und den Minensperrnachweis war die Übergabe der Sperre abgeschlossen und damit war Georgs Pionierzug frei. 14 Minuten später waren Lt. Georg Fichtenberg und sein Zug auf dem Marsch zum nächsten Einsatz. Das Jian der Capellanerin begleitete ab da Georgs Wege über die Schlachtfelder der Inneren Sphäre, als Mahnung, dass auch ein David sich gegen Goliath durchsetzen kann und es im Krieg keine Sicherheiten gibt!
Langsam verschwanden die Bilder der Erinnerung wieder. Er schaute auf seine Armbanduhr, noch 10 Minuten bis zur Befehlsausgabe! Er packte seine Unterlagen und begab sich in den Besprechungsraum auf der 2. Ebene des „OVERLORD“-Landungsschiffes. In 12 Stunden würden sie auf der Oberfläche von Barcelona aufsetzen.
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