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Geschrieben von Hägar d. S. am 14.03.2019 um 14:39:

  Nächtliches Scharmützel im Nirgendwo

ich habe mich vor einiger Zeit auch mal an einer Kurzgeschichte im Battletechuniversum versucht. Das Ende wirkt noch immer unfertig, ich weiss. Angesiedelt um ca. 3000 in den FedSuns. Vielleicht mag sie ja der eine oder andere mal lesen.

Unbehaglich kauerte sich Michael in der Ecke des Unterstandes auf einem alten Klappstuhl zusammen. Die Blechtasse in seinem Händen, noch halbgefüllt mit der schwarzen Brühe, welche man hier als Kaffeeersatz anpries, wurde langsam kalt. Draußen war es inzwischen stockdunkel geworden. Weder die Sterne, noch die drei Monde Okefenokees waren durch die dichten Wolken zu sehen, aus welchen es seit Stunden unaufhörlich regnete. Im Unterstand war es klamm und kalt. Die Feuchtigkeit kroch durch jede Ritze und förmlich unter sei-nen Parka.
Wie schon so oft in den letzten drei Tagen, ging ihm die Frage nicht aus dem Sinn, was sie hier überhaupt machten. Seinen 2. Zug der 3. Kompanie des 1. Okefenokischen Infanterieregiments hatte man kurzfristig hierher abkommandiert, quasi ins sprichwörtliche Nirgendwo. Angeblich sollten sie die Kreuzung zweier wichtiger Überlandverbindungen sichern. Gerüchte gingen um, von Piraten aus dem Tortuga Dominion, welche Okefenokee mal wieder überfallen haben sollten.
Michael hatte von seinen Vorgesetzten keine weitere Begründung für die Abkommandierung erhalten. Aber selbst wenn an dem Gerede über Piraten etwas Wahres sein sollte, was in Gottes Namen machten sie dann hier draußen?!
Nicht dass dreißig lächerliche Infanteristen in einem Gefecht gegen mit gepanzerten Fahrzeugen und im schlimmsten Fall auch mit Mechs ausgerüstete Piraten irgendeine Chance gehabt hätten. Aber zu hause in den Dörfern und Städtchen wären sie in der Nähe ihrer Familien gewesen. Hier draußen aber waren sie viel zu weit weg, selbst um ihren Angehörigen wenigstens das Gefühl einer trügerischen Sicherheit zu vermitteln.
Befehl ist Befehl und so hatte Michael in den vergangenen achtundvierzig Stunden die vier Trupps in überlappenden Zehn-Stunden-Schichten Verteidigungsstellungen ausheben lassen. Insgeheim gestand er sich ein, dass dies eher zur Beschäftigung und Ablenkung der Soldaten geschah. Schützengräben und –nester, verbunden durch Laufgräben, mögen zwar auf Zivilisten Eindruck machen, doch einen Mech beeindruckte so etwas in der Regel nicht. Selbst die mit dicken Baumstämmen überdachten und mit zusätzlichen Sandsäcken bewehrten Unterstände würde kaum Schutz vor einer Mech-PPK bieten.
Zumindest hatten sie die Zeit gut genutzt und seine Männer und Frauen konnten sich wenigstens der Illusion hingeben, eine gut ausgebaute und geschützte Verteidigungsposition zu besetzen.
Die Funkverbindung hier draußen war schon immer beschissen gewesen. Die Erzadern im nahen Gebirge und die häufigen und schweren Gewitter während des zurzeit herrschenden planetaren Winters sorgten für so viele Störungen, dass man nur mit Glück eine brauchbare Verbindung zum Hauptquartier zu Stande bekam. Michael wusste das. Trotzdem beunruhigte es ihn immer mehr, dass ihr Funker, Soldat Tepper, seit über einem Tag keine Funkverbindung zu anderen Truppenverbänden der planetaren Miliz herstellen konnte. Vielleicht war ja nur das Funkgerät im Eimer, auch wenn Tepper ihm versichert hatte, dass es funktionierte, was eigentlich schon ein Wunder wäre, wenn man bedachte, mit welcher veralteten Ausrüstung die Miliz ausgestattet war.
Michael hatte Zwei-Mann-Teams als vorgeschobene Beobachter gut einen Kilometer vor der Kreuzung an jeder Straße postiert. In so gut es geht getarnten Stellungen verborgen, und sofern man dort Augen und Ohren offen hielt, würden sie dem Zug wenigstens etwas Vorwarnzeit verschaffen, sollte tatsächlich irgendjemand hier draußen vorbeikommen.
Sergant Bauer hatte mit den paar Minen und den knapp fünfzig Kilo Sprengstoff, die ihnen zur Verfügung standen, ein paar Überraschungen vorbereitet. Sofern die Zünder noch funktionsfähig waren und man den Gegner zum mitspielen überreden konnte, würden sie so vielleicht etwas Eindruck schinden. Was es im Endeffekt bringen würde, nun darüber dachte Michael lieber nicht mehr nach.
Gedankenverloren strich er über den KSR-Werfer, der neben ihm an der schlammigen Wand des Unterstandes lehnte. Zwei von diesen eher einfachen Waffen, denn mehr als ein Abschussrohr mit simpler Ziel- und Zündvorrichtung war es ja eigentlich nicht, und zwei schwere Maschinengewehre waren alles, was sie an halbwegs panzerbrechenden Waffen besaßen. Den Werfer hier hatte Michael für sich reserviert, samt zwei der gerade einmal sechs vorhandenen Raketen.
Michael schüttelte den Kopf und versuchte die düsteren Gedanken zu verscheuchen. Er konnte es sich einfach nicht leisten, dass er abgelenkt war. Er musste die Moral seiner Truppe erhalten. Da half es nicht, wenn er Trübsal blies. Mit einem Schluck trank er den inzwischen völlig kalten Kaffee aus und stellte die leere Tasse auf den Feldtisch an der Wand des Unterstandes. Dann streckte sich er, um seine klammen, steifen Gelenke etwas zu lockern. Gerade wollte er den Unterstand verlassen, als Soldat Tepper förmlich durch den Vorhang, welcher den Ausgang verschloss, hereingestürmt kam. Fast wären beide zusammengestoßen, aber der Soldat stoppte abrupt und Michael trat einen Schritt zurück. Tepper salutierte hastig. Dann wies er auf den tragbaren Kurzstreckencom in seiner Hand. „Meldung vom Posten 3!“ stieß er nach Atem ringend hervor. „Sie haben ein paar Fahrzeuge und wahrscheinlich ein oder zwei Mechs gesichtet, welche sich ihrer Position nähern. Entfernung zirka dreihundert Meter, langsam näherkommend!“ Plötzlich war Michael hellwach. „Identifikation und Klassifizierung?!“ hakte er nach. Der Soldat schüttelte den Kopf. „Bei dem Sauwetter ist die Sicht gleich Null. Die Posten haben die Fahrzeuge erst entdeckt, als sie die Motorengeräusche hören konnten. Mehr als Scheinwerferlicht und Motorengeräusche kann man noch nicht ausmachen. Mechs konnten bisher nicht gesichtet werden. Soldat Übe meint aber, das typische Stampfen von Mechfüßen erkannt zu haben.“
Michael überdachte kurz die Situation. Posten 3 befand sich nördlich ihrer Position. Dort gab es bis auf ein paar vereinzelte Gehöfte praktisch nichts mehr. Es war also unwahrscheinlich, dass es eigene Truppen waren. Woher sollten die kommen? Somit musste er erst einmal von feindlichen Kräften ausgehen. „Geben Sie Alarm!“ befahl der dem Soldaten. Der nickte kurz und eilte dann aus dem Unterstand davon. Michael folgte ihm umgehend. Nach wenigen Metern im Laufgraben hatte ihn der kalte Regen trotz des Parkas bis auf die Haut durchnässt. Am nächsten Unterstand kam ihm bereits Sergant Bauer entgegen. „Sir!“ grüßte er kurz. Michael informierte ihn schnell über die Meldung des Postens. „Also aus Norden, mhm?!“ brummte Bauer. „Konzentrieren wir uns völlig auf diese Richtung?“ fragte er dann. Michael zuckte mit den Schultern. „Was bleibt uns weiter übrig? Wir können unsere spärlichen Kräfte nicht noch unnötig verzetteln. Die Posten bleiben besetzt. Das muss als Absicherung gegen unliebsame Überraschungen genügen.“ Bauer nickte und gemeinsam eilten sie in die vorderen Stellungen.
Zufrieden nahm Michael zur Kenntnis, dass seine Leute schon fast vollständig ihre Stellungen bezogen hatten. Die letzten zwei, drei Nachzügler eilten unter den mürrischen Blicken des Serganten auf ihre Posten. Waffen wurden ein letztes Mal überprüft und entsichert. Nach nicht einmal zwei Minuten seit der Alarmierung hatte ihn von jedem Trupp die Bereitmeldung erreicht. Posten drei gab eine letzte Meldung durch. Demnach hielten eine verstärkte Lanze Panzer, bestehend aus zwei Galleons, drei Scorpions und einem Vedette, auf sie zu, unter-stützt durch zwei leichte Mechs, einen Locust und eine Stinger. Dahinter folgten ein halbes Dutzend Infanterietransporter. Michael befahl den Posten in Deckung zu bleiben, sich ruhig zu verhalten und ab sofort Funkstille zu wahren. Dann befahl er seinen Männern in den Verteidigungsstellungen, erst auf seinen Befehl das Feuer zu eröffnen. Jetzt hieß es warten.
Es schien ewig zu dauern, bis er erste Lichter in der Dunkelheit ausmachen konnte. Der verfluchte Regen schränkte die Sicht dermaßen ein, dass man die Panzer erst richtig erkennen konnte, als sie sich bis auf unter zweihundert Meter genähert hatten. An der Spitze fuhr ein Vedette mit aufgesetztem Scheinwerfer. Die ihm folgenden Panzer konnte man noch nicht identifizieren, sie waren nur schemenhaft zu erkennen. Beiderseits der Straße, auf welcher die Panzer fuhren, wurde die Kolonne von zwei Mechs flankiert. Von Michaels Standpunkt aus links gesehen, bewegte sich ein Locust in dem für ihn typischen staksigen Gang. Rechts lief eine Wasp, keine Stinger, neben den Panzern her.
Michael konnte Bauer fluchen hören. Als er zu dem Serganten blickte, wies dieser auf die Mechs und schüttelte energisch den Kopf. Michael wusste was er meinte. Die Straße hatten sie behelfsmäßig vermint, selbst einen Teil der Seitenstreifen. Gegen Mechs würden die leichten Sprengladungen aber so gut wie nichts ausrichten. Das hatten sie gewusst. In Anbetracht ihrer begrenzten Ressourcen hatten sie sich für Masse statt Klasse entschieden. Jetzt könnte sich diese Entscheidung als falsch herausstellen. Michael zuckte erneut mit den Schultern. Jetzt lies es sich eh nicht mehr ändern. Blieb nur zu hoffen, dass wenigstens die KSR-Werfer etwas brachten.
Als der führende Vedette die Hundert-Meter-Marke unterschritt, schulterte Michael seinen KSR-Werfer und nahm den Locust ins Visier. Aus den Augenwinkeln sah er, dass seine Soldaten ihre Waffen ebenfalls ausrichteten. Kurz bevor der Lichtkegel des Suchscheinwerfers des Vedette die ersten Panzersperren erreichte, fuhr der Panzer auf eine Mine. Die rechte Kette verschwand in einer Wolke aus Feuer, Rauch und Erde. Die Explosion erhellte kurz die Umgebung. Der Vedette wurde ein Stück angehoben, krachte auf die Straße zurück und brach dann nach rechts aus. Auf dem Seitenstreifen blieb er qualmend liegen, die Turm- und Fahrerluke wurde aufgestoßen und die Besatzung verlies den Panzer.
„Feuer!“ schrie Michael und presste den Auslöser des KSR-Werfers. Fauchend verlies die Rakete das Rohr. Auf einem Feuerschweif raste sie auf den Locust zu, welcher noch wie erstarrt neben der Straße stand. Augenblicke später schlug die KSR in den gedrungen Rumpf des Mechs ein. Die feurige Blume der Explosion hüllte den leichten Mech kurz vollständig ein, welcher unter dem Treffer sichtbar schwankte.
Eine weitere Rakete raste auf die Wasp zu, traf sie am linken Bein. Die Explosion warf den Mech förmlich zu Boden. Weitere Detonationen zerrissen den Straßenbelag, als Sergant Bauer ein paar seiner hochexplosiven Überraschungen fernzündete. Ein weitaus größerer Feuerball folgte und kündete mit ziemlicher Sicherheit vom Ende eines Panzers.
Die beiden schweren Maschinengewehre erwachten zum Leben und spien Ströme aus schweren, panzerbrechenden Patronen in die feindliche Formation. Es bestand zwar kaum die Hoffnung, dass die Treffer die Panzerung der Panzer oder gar der Mechs durchschlagen würden, aber zumindest Sensoren und Scheinwerfer konnten dadurch zerstört werden. Vor allem aber galt es, den Gegner nicht zur Ruhe kommen zu lassen.
Der Locust setzte sich wieder in Bewegung. Aus einem klaffenden Loch in seinem Rumpf quoll dunkler Rauch. Die KSR hatte zwar getroffen, aber der durch den Treffer verursachte Schaden schien den Mech nicht zu behindern. Michael sah wie sich die in den Stummelarmen angebrachten MG´s ausrichteten. „Achtung! MG-Feuer!“ brüllte er, in der Hoffnung, den Gefechtslärm zu übertönen und seine Leute auf die Gefahr aufmerksam zu machen.
Schon zuckte das Mündungsfeuer aus den Waffenläufen. Die ersten Einschläge der Ge-schosse ließen die Erde gut zehn Meter vor ihren Stellungen aufspritzen. Doch der schier endlose Strom der Kugeln wanderte schnell auf den vordersten Schützengraben zu, zerfetzte die davor aufgetürmten Sandsäcke. Michael sah wie einer seiner Männer zu langsam reagierte und von der Garbe erwischt wurde. Er wurde förmlich herumgerissen und verschwand dann im Graben. Wie schwer die Treffer waren, konnte er nicht einschätzen, aber das waren Mechwaffen mit entsprechendem Kaliber. Allzu viel Hoffnung blieb da nicht.
Hastig begann er den KSR-Werfer nachzuladen. Seine zweite und leider auch schon letzte Rakete war ein Infernogeschoss. Diese Waffen waren eigentlich geächtet, aber in seiner Situation war ihm das herzlich egal. Sie führten hier keinen Feldzug gegen reguläre Streitkräfte, sondern versuchten Piraten abzuwehren, übelstes Gesindel aus der Peripherie. Da war ihm jedes Mittel recht.
Der Locust rückte mit feuernden Waffen näher. Der unter seinem Rumpf angebrachte Laser zuckte wie auf der Suche nach lohnenden Zielen hin und her und spie Lichtspeere in die Verteidigungsstellung. Michael zuckte zusammen, als ein Laserstrahl keine drei Meter rechts von ihm die Grabenwand traf. Eine schier unerträgliche Hitzewelle schwappte über ihn, wurde aber sogleich vom kalten strömenden Regen weggespült. Die Grabenwand war auf gut zwei Quadratmetern glasiert und die Regentropfen verdampften noch zischend, wenn sie auf diese Fläche trafen. Zum Glück war niemand dem Treffer näher als er selbst gekommen.
Endlich arretierte die Rakete im Rohr und an der Zielvorrichtung klomm die grüne Bereit-schaftsanzeige.
Michael richtete sich auf, schulterte den Werfer und nahm den Locust ins Visier. Dieser beharkte gerade den östlichen MG-Bunker mit allem was er hatte. Die MG´s rissen die Baumstämme, welche die Bunkerdecke bildeten, förmlich in Fetzen, und der Laser verwandelte die Reste in lodernde Fackeln. Das Maschinengewehr im Bunker, welches bis eben ununterbrochen auf die Panzer gefeuert hatte, verstummte urplötzlich. Einen Augenblick später hasteten die zwei Soldaten, welche es bedient hatten, aus dem nun nutzlosen Bunker und stürzten sich förmlich in den abgehenden Schützengraben.
Das alles geschah innerhalb weniger Sekunden, doch Michael kam es wie eine gefühlte Ewigkeit vor. Er konzentrierte sich auf den Locust, der sich nur noch fünfzehn, zwanzig Meter vor dem ersten Graben befand. Als er das Loch im Rumpf des Mechs im Visier hatte, hielt er die Luft an und presste den Feuerknopf. Fauchend verließ die Rakete das Rohr, raste dem Locust entgegen. Ein Feuerball erhellte das Gefechtsfeld. Gut zehn Meter vor dem Mech explodierte die Rakete. Das zähflüssige Infernogel in ihrem Inneren wurde sofort verteilt und entzündet. Die so entstandene Feuerwand schwappte förmlich über den Mech und umhüllte seinen gesamten Rumpf. Wie eine gigantische Fackel schwankte er weiter vorwärts, geradewegs auf den zerstörten Bunker zu. Der Pilot war von dem Feuer offenbar geblendet, die Sensoren wahrscheinlich überlastet, denn der Locust trat auf die Überreste des Bunkers. Als wäre sie in eine übergroße Stolperfalle geraten, strauchelte die Kampfmaschine und stürzte schließlich zu Boden. Dort blieb sie reglos liegen. Wie ein gewaltiger Scheiterhaufen erleuchteten die Überreste des Bunkers und der darüber gefallene brennende Mech das Geschehen.
Hastig versuchte Michael sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Die Wasp lag mit halb abgerissenem rechtem Bein immer noch am Boden. Der Kopf des Mechs sah ziemlich mitgenommen aus. MG-Treffer hatten die Antennen förmlich abrasiert und eine KSR schien die Panzerung ziemlich eingedellt zu haben. Da die Maschine keine Anstalten machte, sich zu erheben, oder zumindest ihre Waffen in Anschlag zu bringen, ging Michael davon aus, dass der Pilot durch die Kopftreffer in der engen Kanzel bewusstlos war. Hoffentlich hatte er Recht!
Der bewegungsunfähige Vedette wurde gerade von einem weiteren Panzer, einem Galleon, aus dem Weg geschoben. Hinter dem Vedette brannten zwei Fahrzeuge, wie es schien leichte Scorpion-Panzer.
Der Galleon hatte die Straße inzwischen geräumt und hielt auf die blockierte Kreuzung zu, dicht gefolgt von einem baugleichen Panzer und einem weiteren Scorpion. Die Laser der Galleons überschütteten die Stellungen der Verteidiger mit einem waren Hagel aus Laserstrahlen, während die Autokanone des Scorpion hochexplosive Granaten in den verbliebenen Bunker pumpte.
Aus einem der Gräben tauchte der Kopf von Sergant Bauer auf. Er deutete auf den Galleon und dann auf den Fernzünder in seiner rechten Hand. Mit der linken Hand zeigte er hastig zweimal fünf gespreizte Finger, dann tauchte er wieder ab.
Der leichte Panzer befand sich demnach noch etwa zehn Meter von einer Sprengfalle entfernt. Wahrscheinlich war es die letzte. Die drei Panzer rückten feuernd weiter vor. Ihre Schüsse waren eher ungezielt, unterdrückten am wirkungsvoll das Feuer der Verteidiger.
Michael zuckte tatsächlich überrascht zusammen, als der Galleon in einem gewaltigen Feuerball explodierte. Er muss sich genau über der Mine befunden haben, als der Sergant diese zündete. Die dünne Bodenpanzerung konnte der Explosion nicht standhalten. Der Treibstofftank wurde zerrissen und die so noch verstärkte Explosion riss den Panzer regelrecht auseinander.
Der Scopion war dem Galleon zu nahe gewesen, als er sich spektakulär verabschiedete. Die Wucht der Explosion warf ihn auf die Seite und brennender Treibstoff wurde über den Panzer verspritzt.
Trümmer des Galleons und brennender Treibstoff regneten auch auf die Stellungen der Verteidiger herab. Da die sich aber in Deckung befanden, dürften die Auswirkungen nicht dramatisch sein.
Aus dem zweiten Bunker begann das Maschinengewehr wieder zu feuern. Wer hätte gedacht, dass sich dort noch Soldaten aufhielten. Der Unterstand war ziemlich schlimm durch die Mangel genommen. Doch die Soldaten schienen den Beschuss überstanden zu haben, zumindest ein paar.
Erst vereinzelt, dann immer schneller, tauchten die verbliebenen Soldaten aus der Deckung auf und nahmen die Angreifer wieder unter Feuer. Michael warf denn leeren KSR-Werfer in den Graben, legte den Laserkarabiner an und begann gezielt auf die im Flammenschein hin und wieder sichtbaren Gegner zu schießen.
Der zweite KSR-Werfer hatte seine Munition offensichtlich noch nicht verbraucht. Eine weitere Rakete flog fauchend auf den letzten Galleon zu. Sie traf ihn fast mittig in den Bug. Die Detonation wirkte zwar beachtlich, dürfte die Frontpanzerung aber nicht durchschlagen haben.
Dem Fahrer des Panzers schien der Treffer aber davon zu überzeugen, dass der Rückzug die beste Option war. Langsam setzte der Galleon zurück. Die Schüsse aus seinen Lasern kamen nur noch sporadisch und waren ziemlich ungezielt. Ein paar Feuerstöße des schweren MG´s trieben ihn weiter zurück. Auch die vereinzelten gegnerischen Soldaten zogen sich zurück.
Keine fünf Minuten nach dem spektakulären Ende des Galleons waren die Angreifer in der Nacht verschwunden, vorerst zumindest. Michael ließ seine Soldaten noch zehn Minuten warten. Als selbst die Motorengeräusche durch den prasselnden Regen nicht mehr zu hören waren, begab er sich auf die Suche nach Soldat Tepper. Er fand den Funker neben dem Serganten. Tepper lehnte erschöpft an der Grabenwand. Sein linker Arm hing schlaff herab und ein dunkler Fleck um ein Loch im Parka unterhalb der Schulter machte Michael klar, dass er sich einen Treffer eingefangen hatte. Bauer zündete sich gerade eine Zigarette an, was ihm im Regen nicht so recht gelingen wollte. „Sir“, nickte er kurz. „Ob die wiederkommen?“. Tepper bekam ihn erst jetzt mit und wollte Haltung annehmen, aber Michael hielt ihn davon ab. „Schlimm?“ fragte er und deutete auf den Arm. „Geht so.“ presste der Soldat hervor. „Hatte wohl noch Glück. Muss nur ein Gewehr gewesen sein. Sonst wäre der Arm weg.“
Michael klopfte ihm aufmunternd auf die rechte Schulter. „Haben sie das Com noch?“ fragte dann den Soldaten. Tepper wühlte etwas umständlich unter seinem Parka und reichte ihm dann den Kurzstreckenkommunikator. Michael schaltet ihn ein und sah erleichtert, dass die Bereitschaftsanzeige grün aufleuchtete. Kurz überprüfte der die eingestellte Frequenz. Nach einem kurzen Zögern aktivierte er das Com. „Posten 3 hier Basis, kommen.“ versuchte er den Beobachtungsposten zu erreichen. Eine Weile tat sich nichts, doch dann drang eine leise Stimme aus dem Hörer. „Hier Posten 3, hören.“ Erleichtert holte Michael tief Luft. „Haben Sie Feinkontakt?“ fragte er dann. Die Antwort kam prompt. „Hier sind gerade ein paar Truppentransporter und ein Galleon im wilden Galopp in Richtung Gebirge vorbeigefahren. Schienen es eilig zu haben!“ Der Sergant spuckte in den Graben und meinte lakonisch „Dann werden die wohl nicht so schnell wieder kommen.“ Michael konnte nur hoffen, dass er Recht hatte. Fürs erste schienen sie es aber überstanden zu haben. „OK.“ gab er dem Posten durch. „Feind zieht sich zurück, verstanden. Bleiben Sie auf ihrem Posten und sperren Sie Augen und Ohren auf. Sollten Sie doch noch jemanden bemerken, will ich umgehend eine Meldung erhalten.“ Die Rückmeldung des Postens nahm er gar nicht mehr war.
„Sergant“ wandte er sich an Bauer. „Schnappen Sie sich drei Mann und vergewissern sie sich, dass die Mechs und Panzer aus dem Spiel sind. Ich will keine ungeliebte Überraschung erleben.“ Der Sergant nickte kurz und verschwand im Graben. „Feist, Gruschinski!“ hörte Michael ihn kurz darauf. „Mitkommen. Nitze, sie auch. Nehmen sie den Werfer mit, egal ob er leer ist. Das weis da drüben ja keiner.“ Dann sah er schon vier Gestalten auf dem Weg zum zerstörten Bunker. Das Infernogel hatte sich inzwischen selbst verzerrt. Der Regen hatte die brennenden Reste des Bunkers gelöscht. Aus den schwelenden Überresten ragte der gefallene Locust. Lichtkegel aus zwei, drei Taschenlampen huschten über den Mechrumpf. Kurz darauf rief der Sergant: „Der steht so schnell nicht wieder auf, den Pilot hat es gegrillt.“ Michael lief ein Schauer über den Rücken. Was für ein grauenhafter Tod. Eingesperrt in die enge Kanzel elendig in der Gluthitze des Feuerinfernos umzukommen!
Es stellte sich dann heraus, dass der Pilot der Wasp ohnmächtig war. Nachdem sie die Cockpitluke mit viel Mühe aufgebrochen hatten, zerrten die Soldaten den Mechjockey ins Freie. Michael schickte zwei weitere Soldaten, den Gefangenen abzuholen.
Fünfzehn Minuten später war der Sergant wieder zurück. „Alles sicher.“ meldete er. „Der Galleon und ein Scorpion sind völlig hinüber. Darin hat es niemand überlebt. Ebenso einer der Infanterietransporter. Vedette und der zweite Scorpion sind verlassen. Ansonsten haben die ein gutes Dutzend Tote zurückgelassen und wir haben noch zwei Verletzte gefunden.“ Dabei deutete er hinter sich, wo gerade zwei Gestalten recht unsanft zu ihrer Stellung getrieben wurden.
„Ok, das war es dann wohl fürs erste. Schauen Sie bitte nach, wie es bei uns ausschaut.“ Der Sergant verschwand und Michael versuchte sich selbst einen Überblick zu verschaffen. Inzwischen wurde es Tag und der Regen hörte langsam auf. Im Hellen sah die Straße aus wie ein Schlachtfeld. Die Feuer waren längst erloschen, aber die von den Minen gerissenen Krater, die ausgebrannten Panzerwracks und die kreuz und quer stehenden Panzer und die gefallenen Mechs ließen das ganze viel dramatischer aussehen, als es gewesen war. Der Angriff dürfte nicht länger als zehn, fünfzehn Minuten gedauert haben. Hätte der Angreifer nicht den Mut verloren, hätte er sie überrannt. Aber sie hatten nochmal Glück gehabt, zumindest die von ihnen, die es überlebt hatten.
Die Schlächterrechnung war nicht so hoch wie angenommen. Sieben Männer und Frauen waren gefallen, vier schwer verletzt und sechs leicht. Die Schwerverletzten machten Michael am meisten Sorgen. Zwar hatten seine beiden Sanitäter überlebt, auch wenn Soldat Manigk sich den rechten Knöchel gebrochen hatte, als er vor dem Locust aus dem Bunker flüchtete und im Schlamm ausrutschte. Aber hier draußen konnten sie schwere Verletzungen einfach nicht behandeln. Schon die Verletzten überhaupt halbwegs warm und trocken unterzubringen war ein Problem.
So oder so war seine Kompanie auf die halbe Gefechtsstärke geschrumpft. Aber seine Leute hatten sich verdammt wacker geschlagen. Selbst dem ewig mürrischen Bauer gelang es nicht, seinen Stolz auf ihre Leistung völlig zu verbergen.


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