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Sun-Ku Wan Sun-Ku Wan ist männlich
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Band 24 Kapitel 2

KI

09. November 2513
Zwergsonnensystem "MJ3391" 0,45 Lichtjahre von Sol entfernt

Das System hatte sich in den letzten 6 Monaten massiv verändert. In der Nähe des größten Asteroidenfeldes entstand eine riesige Fabriken- und Werftenanlage.
Der Herrscher der TU, Johann Kabers war zu einer Inspektion ins System gekommen. Normalerweise würde er mit dem Schlachtschiff Bismarck kommen, aber da das System an sich und das Steinfresser-Projekt im Besonderen, Streng Geheim waren, ist er mit einer minimalen Crew in einem sprungfähigen Zerstörer gekommen.
Ein Hologramm baute sich neben ihm auf, als der Zerstörer die Parkposition vor dem Komplex eingenommen hatte. „Guten Morgen Johann.“
Johann Kabers schaute zur Seite und schüttelte lachend mit dem Kopf. „Guten Morgen Dr. Bauer.“
„Warum lachst du?“ Das Hologramm neigte leicht fragend den Kopf.
„Das Übliche. Zum einen versuche ich dich daran zu erinnern, dass du mich in offiziellen Treffen standesgemäß ansprechen sollst und zum anderen finde ich es immer wieder lustig zu welchem Personenkreis du welches Erscheinungsbild trägst.“
Das Hologramm zeigte Susi Bauer in ihren 50ern. Eine reife Frau mit Laborkittel und einem zum Pony geflochtenen Haar. „Nun, ich versuche seit Jahrzehnten dir beizubringen mich einfach nur Susi zu nennen. Aber irgendwie kommen wir beide nicht vorwärts.“ Sie hob theatralisch die Hände.“ Ich bin sogar von der Forderung zurückgetreten, dass du den Titel „Tante“ benutzt.“
„Ja, wir sind beides Sturköpfe.“ Er sagte das in einem lachenden Tonfall, den er auch so meinte. In der ganzen Kabersfamilie mit den internen Intrigen und Machtspielchen, war die Susie Bauer KI einer der stärksten Konstanten. Die KI kannte alle Mitglieder des Kabers Clans seit sie Babys waren. Für viele Heranwachsende in dieser Familie war sie die einzige echte neutrale und externe Bezugsperson an die sie sich wenden konnten. Das war schon so, als Susi Bauer noch aus Fleisch und Blut war. Sie war für Juliette wie eine Ersatzmutter gewesen, nachdem das Sternentor nach Rasal zerstört worden war.
„Professionelles Auftreten ist alles.“
Die KI und Johann Kabers tauschten noch einige persönliche Sätze miteinander aus, bevor der Herrscher der TU zum Geschäftlichen kam. Johann drehte sich vom Hologramm weg und beobachtete die Werftenanlage aus dem Fenster des Zerstörers. Zusätzlich wurden auf den daneben liegenden Monitoren die Aufnahmen der Drideo-Drohnen gezeigt. „Wie geht es voran?“
Susi stellte sich neben ihn hin. „Das Steinfresser Projekt liegt im Zeitplan. Die ersten Asteroiden werden in ihre Grundbestandteile zerlegt. Der Bau von Schiffen kann in ein bis zwei Monaten beginnen.“
„Wie lange würde der Bau einer Sol-Klasse dauern?“
Echte Überraschung machte sich in Susis Gesicht breit. Es gab nicht viele Dinge von denen sie nicht Bescheid wusste. Johann musste diesen Entschluss im engsten Kreis getroffen haben. “Du willst das Schwesterschiff der „Sol“ hier bauen?“
„Mir wird richtig warm ums Herz wenn ich solche raren Momente erleben kann, wie deinen Anblick eben.“
„Hey ich kann keine Gedanken lesen. Du könntest diesen Entschluss eben gerade erst getroffen haben. Zuzutrauen wäre es dir.“
„Also wie lange?“
„Wir müssten die gesamte Begleitindustrie sowie die Begleitschiffe hier im System bauen, wenn du der Galaxie nicht wissen lassen willst, dass du eine weitere Sol baust.“
„Der halbe Sektor und deren Großmutter wird annehmen, dass wir eine weitere Sol bauen. Es wäre militärisch töricht, wenn wir das nicht tun würden. Wir werden in wenigen Tagen den Grundstein für eine weitere Sol-Klasse in den Titania-Werften legen. Der Uranus ist zwar weiterhin Hochsicherheitsgebiet, aber da es raus ist, dass die Sol in den Titania-Werften gebaut wurde, ist die Chance enorm gestiegen, dass es irgendwo ein Leck geben wird. Alle Geheimdienste des Rates und der neutralen Völker wird wissen wollen, was wir da derzeit bauen. Und ich möchte, dass sie da ein unfertiges Sol-Schwesterschiff finden. Von der reinen Bauzeit wird das Schiff sowieso zwei bis dreimal länger dauern als die erste Sol. Unsere Finanzen und Ressourcen sind ziemlich gestreckt.“ Er wandte sich vom Fenster ab, in deren Blickfeld gerade ein Jäger entlangflog und schaute jetzt Susi wieder direkt an. „Aber weichst du meiner Frage aus? Ich wollte wissen wie lange es hier dauern würde.“
Emotionslos antwortete Susi. „Da die Konzeptionsphase ausfällt ist nur die reine Bauzeit relevant. Mit derzeitigen Mitteln könnten der Tender und die Begleitschiffe in sieben bis neun Jahren fertig sein.“
„Inakzeptabel. Das ganze Steinfresser Projekt soll doch angeblich der Heilige Gral sein. In irgendeinem streng geheimen Dokument habe ich sicherlich das ein oder andere Wort in Bezug auf „exponentiell“ gelesen.“
Das Hologramm holte einmal tief Luft. „Wenn wir die derzeitigen Ressourcen aus den Steinfresser-Minen für den Bau weiterer Minen verwenden und ab einem bestimmten Punkt für den Bau der Schiffe einsetzen, könnte eine Einsatzfähige Sol in drei bis vier Jahren gebaut werden.“
Johann grinste breit. „Na das hört sich doch schon viel besser an.“
Susis Hologrammgesicht blieb versteinert. „Johann tu mir das nicht an.“
„Wovor hast du Angst? Das System hier ist der beste Ort für so etwas.“
„Wovor ich ANGST habe? Ich versuche seit Jahrhunderten meine Existenz zu erhalten. Und du weißt ganz genau dass es immer mal wieder Gruppen gibt, die mich nur allzu gerne auseinandernehmen oder abschalten wollen. Ob nun aus Angst, Machtwillen, Ignoranz oder Paranoia. Und du willst in meinem System das größte Rüstungsprojekt der bekannten Galaxis aufbauen? In einigen Jahrzehnten könnte ich mehr Schiffe auswerfen als die Union vor 50 Jahren imstande war. Das ist gefundenes Fressen für die Paranoiker!“ Susi schrie fast, ein emotionaler Zustand den Johann nur selten bei der Susi Bauer KI sah. „Dies sollte ein Forschungsprojekt sein! Wovor ich Angst habe?? Bei jeden Machtwechsel an der Spitze muss ich aufpassen, dass mir nicht irgendwann der Stecker gezogen wird!“
Bevor Susi weiterreden konnte, legte Johann seine rechte Hand „an“ die rechte Backe des Hologramms. Keiner der beiden konnte etwas spüren, aber die Geste war Aussagekräftig genug. Mit ruhigen Worten sprach Johann. „Du warst immer loyal zum Kabers-Clan und zur Menschheit. Wir Kabers werden auch weiterhin loyal zu dir sein. Deshalb warst du immer in der Familie integriert und hattest langwierigen Kontakt zu jedem Mitglied und besonders zum Nachfolger. Nicht viele können von sich behaupten, die Anführer der terranischen Union über mehr als 400 Jahre vom Baby bis zum Greis begleitet zu haben.“
Susis stimme war wieder normal. „Alida hatte nie wirklich Kontakt zu mir.“
„Und das werden wir ändern. Ich gedenke noch ein paar Jahrzehnte im Leben zu verweilen, bis dahin könnt ihr beste Freunde werden.“ Johann nahm die Hand wieder runter. „Aber das Rüstungsprojekt muss ich dir aufdrücken. Da kommen wir derzeit nicht herum.“ Er hob den Zeigefinger, als Susi was sagen wollte. „Ich verspreche dir aber, dass wir nach einem anderen Zwergsonnensystem suchen werden, wo wir richtig loslegen können. Dein System ist derzeit halt noch ein Unikat. Es ist ein unbekanntes System ohne Sprungtor mit vorhandener Infrastruktur. Ich habe dies nicht entschieden um dir das Leben schwer zu machen, sondern weil es die einzige mir zur Verfügung stehende Option war.“
Das Hologramm verzog das Gesicht. „Ich werde versuchen damit zu Leben. Aber unter einer Voraussetzung.“
„Welche?“
„Du und die Admiralität nehmen die Geheimdienstberichte über die Von-Neumann-Sondern ernst.“
Johann runzelte mit der Stirn, es war nicht so, dass er die Existenz komplett verneinte, aber er hatte besseres zu tun, z.B. das Überleben der Menschheit zu sichern. „Die Xenogort Monstergeschichten? Das ist höchstwahrscheinlich interne Propaganda des Rates um vor den militärischen Rückschlägen der letzten Wochen abzulenken.“
Susi brachte es erst gar nicht zur Sprache, dass die sechste Flotte des Rates Monate vor den aktuellen Auseinandersetzungen verschwunden war, das wusste Johann selbst. Für die Admiralität zählte nur, dass eine komplette Flotte des Rates mit neuester Schiffshardware entweder vernichtet oder verschollen war. Wenn sie nur verschollen war, dann dürfte sie in den nächsten 9-24 Monaten wieder auftauchen. Wenn sie vernichtet war, umso besser. Als wahrscheinlichster Grund wird der Test eines neuen Waffensystems angenommen, der gründlich danebenging und das Sprungtor in Mitleidenschaft gezogen hatte. „So schlecht ist unser Geheimdienst auch nicht geworden, seit Darnells Zeiten.“
Der Herrscher der TU schaute das Hologramm nur ausdruckslos an, Es war meistens schlecht in Anwesenheit Johanns über Darnell zu reden. Susi kam damit meist heil damit raus, weil sie wie Johann den ehemaligen Chef des Geheimdienstes seit Ewigkeiten kannte, länger als Johann selbst. Aber für ihn war das Gespräch damit beendet. Während er zur Tür ging sprach er noch einen letzten Satz zur KI. „Wenn es neue Erkenntnisse geben sollte, habe ich ein Ohr offen, ansonsten will ich nichts mehr davon hören, ich habe genug Probleme. Ich habe dir in meiner Amtszeit viel durchgehen lassen und nicht nur einmal das Auge zugedrückt. Ich erwarte, dass hier alles reibungslos abläuft.“



FLORIAN

Zur gleichen Zeit in einem anderen Hochsicherheitsgebiet.
Koloniale Verwaltungszone der Gemgass. Militärisches Sperrgebiet um den zweitgrößten Mond des sechsten Planeten des Sonnensystems „Lafgeer“.

Die Gemgass waren seit 2072 mit den Menschen verbündet. Sie hatten Seite an Seite mit den Menschen in den Xenogort-Kriegen seit 2072 gekämpft und waren immer militärisch oder diplomatisch dabei, wenn die Menschheit Hilfe gebraucht hatte. Das galt natürlich auch umgekehrt. Nur in den derzeitigen Krieg konnten sie nicht aktiv eingreifen. Viele Gemgass Kolonien lagen im Herzland des Rates und wären in den ersten Monaten gefallen. Aber selbst dies hätte das Kriegervolk nicht davon abgehalten seinem Bündnispartner beizustehen. Man war sich sicher gewesen, den Krieg zu gewinnen oder einen Waffenstillstand nach ein bis zwei Jahren aushandeln zu können. Was im Endeffekt aber die Gemgass aus dem Krieg rausgehalten hat, war die politische Situation des Rates. Die politische Elite der Völker des inneren Kreises des Rates spielte das politische Spiel schon Jahrtausende. Sie hatten sich immerhin Jahrhunderte lang erfolgreich gegen die Xenogort politisch und militärisch halten können. Ein junges Volk diplomatisch an die Wand zu spielen war da kein Problem. So kam es, dass gerade genug Völker der TU den Krieg erklärten, um eine angemessene Reaktion auf das Brechen der Sanktionen durch die Terraner (Sprungantriebsforschung) zu rechtfertigen. Selbst mit illegaler und geheimer Unterstützung der anderen beteiligten Ratsvölker wäre das Kräfteverhältnis aber nicht ausreichend gewesen, wenn die Gemgass den Terranern zur Hilfe geeilt wären. Deshalb hatten weitere Ratsvölker ihre Unterstützung dem Rat zugesagt, wenn die Gemgass in den Krieg eintreten würden. Und damit hätten die Ratstruppen ca. dreimal mehr militärische Schlagkraft gehabt, als die Terraner und Gemgass zusammen.
Durch diesen Schachzug konnte die Bevölkerung der Ratsmitglieder von einem „fairen Polizeieinsatz“ überzeugt werden. Die Zustimmung zum Krieg hätte nicht lange gehalten, wenn der Rat sofort mit dreifacher Überzahl gegen die Terraner und Gemgass Krieg geführt hätte. Dazu kam noch, dass einige der kleineren neutralen Völker dazu verpflichtet gewesen wären unterstützend einzugreifen, wenn dem Rat der Krieg erklärt wird. Selbst wenn der Gegner nur sein Verteidigungsbündnis aktiviert.
Der Rat konnte sich sicher sein, dass die Gemgass den Terranern wirtschaftlich und personell zur Seite standen. Also war das erste Ziel in den Anfangsjahren, die Torverbindungen zwischen den beiden Völkern zu kappen. Die Terraner hatten in den Anfangsjahren des Krieges immer wieder die Systeme der Gemgass als sicheren Hafen und Rückzugsgebiet genutzt. Ein solcher Vorfall hätte beinahe zum Desaster geführt, als die dezimierte zweite Flotte der TU sich aus einem Hinterhalt aus einem neutralen System nur in Gemgass-Gebiet zurückziehen konnte. Die Berichte über die Anzahl der Schiffe gehen stark auseinander, aber von den ungefähr 450 Schiffen der zweiten Flotte, konnten sich ungefähr 300 bis 350 Schiffe in das Lafgeer-System retten. Von diesen Schiffen mussten 15% sofort im System aufgegeben werden und weitere 30% waren nur noch als Kugelfang zu gebrauchen. Es war damit schon die größte Einzelniederlage der Union seit Ausbruch des Krieges. Und die erste und vierte Flotte des Rates, insgesamt 1100 Schiffe schwer, wollte zum Todesstoß ansetzen. Aber so eine Flotte durchs Tor zu kriegen dauerte Stunden. Zeit, die die Terraner hatten um sich zu sammeln. Gebracht hätte es gegen diese Übermacht aber nicht viel. Die terranischen Schiffsbesatzungen waren schockiert, als sie die Flotte des Rates durchs Tor kommen sahen. Sie hatten sich in Sicherheit gewähnt, da das Lafgeer System zum Imperium der Gemgass gehörte und damit eigentlich für den Rat Tabu war.
Aber eventuell hatte der Umstand, dass es 1100 Schiffe waren, das Überleben der zweiten terranischen Flotte gesichert. Der terranische Kommandant hatte blitzschnell geschaltet und sich mit dem Gouverneur des Planeten kurzgeschaltet. Die Gemgass hatten zu der damaligen Zeit keine nennenswerte militärische Präsenz im System. Eine halbe Stunde nach Ankunft der Ratsflotte wurde ein diplomatisches Kurierboot auf Sprungtor-Kurs geschickt. Diese Kuriere waren diplomatisch immun und durften nur in Ausnahmefällen aufgehalten oder durchsucht werden. Alleine das Betreten eines neutralen Kurierbootes konnte als kriegerischer Akt gewertet werden.
Natürlich hätte der Kommandant des Rates auch das Sternentor blockieren können, aber das hätte in der hitzigen Situation auch als kriegerischer Akt gewertet werden können. Der Gouverneur des Rates war gewillt einen „Kode Rot“ über die Relaisstationen ins nächste System zu kommunizieren. Im benachbarten System des neutralen Volkes befand sich auf dem Planeten ein weiterer Kurier der den Kode weitergeben würde. Selbst wenn nicht, das neutrale Volk würde es selbst machen, da „Kode Rot“ eine Invasion des Systems durch eine feindliche Flotte bedeutete.
Im gleichen Atemzug erklärte der terranische Kommandant, Admiral Meyer, dass er und seine Flotte das Lafgeer System der Gemgass vor der illegalen Invasion des Rates verteidigen würde. Damit waren die Terraner effektiv von einer gejagten Flotte zu einer diplomatischen Ohrfeige geworden. Was damals im Kommandostand der Ratsflotte los wahr, ist nicht übermittelt worden, aber schlussendlich zog sich die Flotte zurück. Aus militärischer Sicht war es zu dem Zeitpunkt egal. Die zweite Flotte der TU war gestrandet. Das Lafgeer System hatte zum damaligen Zeitpunkt nur eine Torverbindung. Diese führte in das System eines neutralen Volkes, dass aber dem Rat Durchflug- und Militärrechte gab. Das war bis zu der Schlacht aber kein Problem, da das System im Einflussbereich der TU lag. Ein System weiter Richtung des Herzlandes des Rates lag die 30 Jahre alte Bergbaukolonie „Jebediah VII“. Die zweite Flotte sollte eigentlich im Jebediah-System einen Hinterhalt legen, wurde aber selbst ein System davor durch einen Hinterhalt überrascht worden und konnte sich nur ins Lafgeer System der Gemgass zurückziehen.
Es war die letzte freie Route zwischen den Gemgass und der Union gewesen. Der Rat kontrollierte alle Ausgänge. Die zweite Flotte hätte sich durch zwei Sprungtore kämpfen müssen, um in nichtkontrolliertes Gebiet zu gelangen.
In den darauffolgenden Monaten versuchte der Rat alles politisch Mögliche um an die Schiffe oder deren Mannschaft zu kommen. Die letzten Forderungen waren gewesen, dass man bei der Selbstzerstörung der Schiffe anwesend sein darf, aber auch dies verweigerte die Gemgass-Regierung. Der Rat hatte in der Sache nicht viel politischen Spielraum. Sie waren immerhin illegal mit einer über 1000 Schiffe umfassenden Flotte in Gemgass Gebiet eingedrungen.
Die Inoffizielle-offizielle Version über den Verbleib der Raumschiffmanschaften sagte aus, dass über einen Zeitraum von mehreren Monaten die Menschen mit Gemgass Frachtern und Transportern in TU Gebiet geflogen worden sind. Über das Schicksal der zweiten Flotte gibt es so viele Geschichten und Verschwörungstheorien, wie es Sterne in der Galaxie gab. Das war vor 24 Jahren.

Kapitän Minh Loan Nguyen wusste es besser. Ein Großteil der Menschen war zurück in die TU geschmuggelt worden. Es waren kampferprobte Veteranen des Krieges. Aber der Rest hatte es sich im System als Gäste der Gemgass bequem gemacht. Wobei „bequem gemacht“ das falsche Wort war.
Er schüttelte seinem Gegenüber die Hand. „Admiral Heevar, es freut mich Ihnen wieder persönlich zu begegnen.“
Der Gemgass antwortete ihm freundlich. „Kapitän Nguyen, die Freude ist ganz meinerseits. Wann hatten wir uns das letzte Mal persönlich getroffen?“
„Das war mehr als 26 Jahre her, ich war ein sehr junger und sehr unerfahrener diplomatischer Adjutant auf Gemgaa. Und du hast mich in die ein oder andere peinliche Lage damals gebracht.“
Der Admiral lachte laut los. „Die guten alten Zeiten.“
Admiral Heevar und Kapitän Nguyen waren vor Ihrer Zeit im Militär beim diplomatischen Dienst ihres jeweiligen Volkes gewesen, deshalb hatten sie sich auch nicht militärisch gegrüßt, sondern die Hand gegeben. Kapitän Nguyen wurde in den Offiziersdienst vor 19 Jahren geholt und Admiral Heevar wurde nach dem Lafgeer Vorfall in das System berufen und wurde Sonderbeauftragter für menschliche Beziehungen in Lafgeer. Der Admiralsrang war aus Organisationsgründen vergeben worden.
Admiral Heevar hatte Kapitän Nguyen an der Schleuse seines Kreuzers „Seine“ abgeholt. Die beiden Männer gingen durch die Andockschleuse in den Außenposten. Der Gang zweigte sich, als sie aus der Schleuse kamen, Admiral Heevar zeigte nach rechts. „Immer der blauen Linie lang. Der Lift zu meinem Büro ist ein paar Hundert Meter weiter.“
Der Gang hatte eine leichte Linkswölbung, da er am äußersten Bereich des zylinderförmigen Außenpostens langführte. Die Wände waren metallisch silbern gehalten mit mehreren farblichen Kodierungs- und Leitlinien auf dem Boden. Alle 15 Meter gab es ein Fenster, das den Weltraum nahe des Außenpostens zeigte. Nicht viel anders als bei terranischen Stationen.
Minh Loan Nguyen hielt vor einem der Fenster an und schaute nach draußen. Ein großer Schiffswerftenkomplex der Gemgass füllte sein Blickfeld aus. Im Geheimen gebaut und finanziert von der Gemgass-Regierung. Aber die Schiffe die majestätisch dort vor Anker lagen und in der Nähe parkten waren zum größten Teil menschlich.
Tränen bildeten sich in Minh Loans Augen, ein Gemütszustand, den er vor seiner Mannschaft nie zur Schau stellen würde. „24 Jahre… Ich hatte oft an dem Projekt gezweifelt.“
Der Gemgass legte seinen Arm um die Schulter des Menschen. „Was sollen wir erst sagen, wir haben eine Flotte finanziert und gebaut, die eventuell nie in den Kampf geworfen worden wäre.“ Er sagte das erheiternd, aber Minh Loan kannte die innenpolitischen Schwierigkeiten, die das gesamte Projekt innerhalb des nichtöffentlichen Kontrollgremiums der gemgassischen Regierung hatte.
„Wie weit sind die Umbauarbeiten?“
Der Admiral hatte vor dem treffen die benötigten Informationen für sich auf den neuesten Stand gebracht. „90% der Flotte ist mit dem Sprungantrieb ausgerüstet worden. Du hättest mal den Verkehr die letzten Monate sehen müssen.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Ein Frachter nach dem anderen kam ins System gesprungen. Ihr müsst die Dinger ja im Akkord bauen.“
Der Asiate antwortete eher beiläufig, während er weiter das Treiben rund um die Schiffswerft beobachtete. „Wir hatten die meisten auf Lager. Es war wie gesagt nur ein Softwareproblem.“ Er hatte das Wort „nur“ lauter ausgesprochen, da dieses Softwareproblem die Wissenschaftler Jahrzehnte lang schlaflose Nächte bereitet hatte und sie es dann nicht mal selber lösen konnten.
„Die 30% der Schiffe der neuesten Generation brauchten dann auch nur das Softwareupdate, da der Sprungantrieb schon im Design enthalten war. Wir konnten unsere eigene Angriffsflotte mittlerweile zu 20% mit dem Sprungantrieb ausrüsten. Wir gehen davon aus, dass ca. 45% unserer Angriffsflotte mit dem Antrieb betrieben werden kann, weitere 15% nach längerem Werftaufenthalt. Ihr braucht nur das Wort zu sagen.“
Kapitän Nguyen wandte sich vom Fenster ab und blickte den Gemgass direkt an. Diesmal war er es, der seinen linken Arm auf die linke Schulter des Gegenübers legte. „Die Menschheit weiß wie wertvoll die Gemgass als Partner sind. Und wir werden in Kürze den Bündnisfall offiziell ausrufen.“
Ein Lächeln machte sich im Gesicht des Außerirdischen breit. Die letzten Jahrzehnte war für die Tradition der Kriegerkaste der Gemgass sehr hart. Viele empfanden es als Schande, dass sie ihrem 400-jährigen Bündnispartner nicht offiziell zur Seite stehen konnten. Dann fing er an zu lachen. „Komm mir jetzt nicht mit der diplomatischen Scheiße an.“ Admiral Heevar wiederholte überspitzt den letzten Satz von seinem gegenüber und wippte dabei mehrmals mit dem Kopf zur Seite um die Albernheit herauszustreichen. Dies und das Wort „Scheiße“ hatte er zusammen mit dem damals jungen Minh Loan Nguyen in vielen alten schlechten sowie guten menschlichen Komödien aufgeschnappt. Er klopfte dem Terraner mehrmals auf die Schulter, wir stehen hier nicht vor der Kamera, Junge!“ Der Gemgass lachte laut weiter.
Kapitän Nguyen blieb ernst. „Wir wissen wie wichtig euch das ist. Und wir wissen wie wichtig das für unser Überleben ist.“
Admiral Heevar nickte diesmal nur.

Als sie im Büro des Admirals waren und sich einen Drink gegönnt hatten, rief dieser eine Drideo Übersicht des nahen Weltraums auf.
Kapitän Nguyen lief es kalt den Rücken runter. Er schaute der Geschichte in den Rachen, der Vergangenheit und der Zukunft. 280 komplett neue oder generalüberholte Schiffe. Vor einem Jahr noch waren sie für den Krieg wertlos. Eine reine was-wäre-wenn Gleichung. Für den Ausgang des Krieges irrelevant. Mit der Einsatzfähigkeit des Sprungantriebes hatte sich dies alles verändert. Er blätterte durch die Schiffsliste, die Schlachtschiffe und die Kreuzer waren ein komplett neues Design mit integrierter Gemgass-Technologie. Er hielt bei einem Schlachtschiff an und vergrößerte das Bild. „Mein neues Kommando.“
Admiral Heevar hob sein Glas. „Eine Beförderung, herzlichen Glückwunsch.“
Kapitän Nguyen hob auch sein Glas und stieß es leicht an das Glas seines Gegenübers. Er las die Typenbezeichnung vor. „R1-G001 „Zeus“ Schlachtschiffklasse „Antike“, Baujahr 2510. Ich werde aber mit Unterbesetzung starten müssen. Wir haben zwar jeden fähigen Soldaten, der mehr als zwei Jahre Erfahrung hatte und bei drei nicht auf dem Bäumen war herangezogen, aber 280 Schiffe waren nicht mit einem Fingerschnippen bemannt. Wir hatten sogar mehrere alte Schiffe vorzeitig in die Reparaturwerften geschickt um deren Mannschaft freizukriegen.“
Admiral Heevar musste innerlich wieder lachen. Die Hälfte der menschlichen Analogien, witzigen Vergleiche und Sprichwörter, sowie vieler harmloser Schimpfwörter hatte er in den vier Jahren aufgeschnappt, als dieser junge Terraner in der terranischen Botschaft auf Gemgass gearbeitet hatte. „Wer übernimmt das Kommando der gesamten Flotte?“
„Admiral Meyer, für den maximalen Effekt.“

Minh Loan Nguyen schloss das Bild des Schlachtschiffes und holte sich die Gesamtansicht der 280 Schiffe auf den Drideo. „Die zweite Flotte ist zurück!“
20.08.2013 01:56 Sun-Ku Wan ist offline E-Mail an Sun-Ku Wan senden Beiträge von Sun-Ku Wan suchen Nehmen Sie Sun-Ku Wan in Ihre Freundesliste auf
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