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Sun-Ku Wan Sun-Ku Wan ist männlich
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Band 20
Kapitel 3


25. Mai 371 RZ
Asteroidenmine ARX-017
„Die Luke lässt sich nicht öffnen, wir schneiden uns durch.“ Die Marinelandedivision von Admiral Lugenwald begann damit, die unzerstörte Asteroidenmine (eine von wenigen) zu betreten. Man befürchtete zwar keine feindliche Gegenwehr, aber die Marinesoldaten waren Experten für Landungen auf Asteroiden, Stationen und fremden Schiffen. Sie wussten wo es sicher war einen Raum zu betreten. Wenn es nicht sicher war, dann konnten sie in den meisten Fällen die Sicherheit wiederherstellen und sie wussten wo und wie man in einen versiegelten Raum eindringen konnte ohne die gesamte Struktur zu gefährden.
Nach fünf Minuten waren sie durch die äußere Schleusentür und befanden sich in der vier Quadratmeter großen Schleuse. Da die Soldaten das Innere vor dem Vakuum schützen wollten (und damit alles Verwertbare) begann nun das langwierige Prozedere um die vorher aufgeschnittene Tür luftdicht zu versiegeln und in drei Schritten eine neue rudimentäre Schleuse zu errichten. Als erstes wurden so viele Soldaten und Material in den Schleusenraum gebracht, wie dieser fassen konnte. Danach wurde vom zweiten Team von außen die äußere Schleusentür mit einer speziellen Plane versiegelt. Danach wurde Luft in die nun wieder versiegelte Schleusenkammer gepumpt. Im zweiten Schritt bohrte das Schleusenteam ein Loch in die äußere Schleusentür mit einem speziellen Bohrer dessen Bohrapparat auch luftdicht versiegelt war. Die ganzen Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen, damit keine Unter- oder Überdruckexplosionen passierten. Bevor man keine Probe der Luftzusammensetzung innerhalb der Asteroidenmine hatte, spielte man mit dem Feuer wenn man die innere Schleusentür aufschnitt. Die ganze Tür könnte herausgesprengt werden und die Soldaten in den Tod reißen.
Leutnant Babs Ginni, die den Einsatz leitete, gab die Druckwerte an das Außenteam weiter, nachdem man diese vom Bohrer abgelesen hatte. Das Außenteam pumpte dann die richtige Mischung in die Schleusenkammer. Nachdem die gleichen Werte in der Schleusenkammer wie in der Asteroidenmine herrschten, konnte man den Bohrer wieder entfernen und mit dem aufschneiden der inneren Schleusentür beginnen.
Nachdem die innere Schleusentür beseitigt war, befand man sich in einem langen Tunnel und nun konnte man damit beginnen eine rudimentäre neue Schleuse zu bauen. Als erstes musste man am Ende des Ganges wieder eine spezielle Plane anbringen um den Rest der Mine vom Tunnel luftdicht abzugrenzen. Danach wurde die Plane an der äußeren Schleusentür wieder entfernt und nun konnten weitere Soldaten und die schweren Teile für die Ersatzschleuse in den Tunnel gebracht werden.
Nach 14 Stunden harter Arbeit war die Ersatzschleuse fertig und man konnte Mensch und Material rein- und rausbringen.

Die Asteroidenmine war zum Zeitpunkt des Zerfalls eine der abgelegenen Spezialminen. Der Asteroid hatte einen hohen Anteil an Platin, Gold und seltenen Erden. Dadurch machte sich der Bau dieser Mine so weit von den normalen Schiffsrouten erst rentabel.
Leutnant Ginni und Ihre Soldaten durchkämmten alle zehn Haupträume, die Mannschaftsquartiere und die Förderungs- und Verarbeitungsanlagen, sie fanden dabei 37 Skelette. „Leutnant Ginni an Kapitän Weilser, wir haben alle Räume durchsucht. Ich schicke Ihnen die Blaupause mit dem Vermerk welcher Raum sicher betreten werden kann und welche derzeit noch vermieden werden sollten. Manche Räume müssen erst einmal strukturell gesichert werden, falls wir etwas in diesen bergen möchten.“
„Vielen Dank Leutnant, wir kommen jetzt rüber.“ Tokessa schaute kurz zu Ihrem Vater rüber, ob er etwas dagegen hatte, dass Sie selbst zur Mine rübergehen wollte, aber er hatte nichts dagegen.
„Geh nur, wir werden das Baby auf Kurs halten. Die nächsten Stunden werden nur langweilige Kurskorrekturen im Millisekundenbereich vorgenommen.“
Zusammen mit acht Besatzungsmitgliedern der Mondbasis zog sich Tokessa den Raumanzug (die verbesserte Version aus der Terranischen Union) an und verließ den Frachter. Ein Karbonseil führte vom Schiff zur Asteroidenmine, an dem sich die Gruppe mit Sicherheitshaken entlangseilte.
Einer der Marinesoldaten am Ende des Seils „fing“ die Neuankömmlinge dann auf.
Die Gruppe betrat die neue Schleuse und nachdem Sauerstoff in die Schleuse gepumpt war und das Licht grün zeigt, öffnete Tokessa Ihren Helm und dann die innere Schleusentür. Dämmriges Licht von den aufgestellten Notbeleuchtungen flackerte Ihr entgegen.
Gerade als Sie den Gang umbog, hörte Sie erst etwas laut knirschen und dann Leutnant Ginni brüllen. „Verdammt nochmal Behrent! Passen Sie auf wo Sie hintreten, haben Sie etwas mehr Respekt vor den Toten!“
Der angesprochene Soldat entschuldigte sich mehrmals und begann diesmal behutsam die Knochen auf eine ausgelegte Plane zu legen, nachdem er die Kleidungsstücke entfernt hatte.
Tokessa wurde danach von Leutnant Ginni empfangen und die beiden machten sich auf den Weg in die „Hauptzentrale“ der Mine. „Leutnant, haben Sie schon eine Theorie, warum diese Mine nicht vernichtet wurde?“
„Ich denke schon.“ Leutnant Ginni zeigte auf eines der Skelette. „Die Besatzung der Mine war 33 Personen stark. Das wissen wir ganz genau, durch die Unterlagen der Mondbasis. Des Weiteren befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs gerade ein Frachter mit fünf Mann Besatzung im Anflug an die Mine. Macht 38 Personen und einen Frachter.“
„Dann fehlt ein Skelett und ein Frachter.“
„Richtig. Folgendes ist hochspekulativ und ich gehe davon aus, dass der Pilot des Frachters nicht auf eigene Faust gehandelt hatte und alleine gestartet ist und somit die 37 Leute Ihrem Schicksal überlassen hat.“
„Höchstens wenn er nicht mehr bei Sinnen war.“ warf Tokessa ein. „Man kann zwar einen Frachter alleine fliegen, aber man kann nicht alle Funktionen der Besatzung alleine schaffen. Früher oder später würden einem Mikroasteroiden, Kurswechsel und Triebwerkswartung zu schaffen machen. Ganz abgesehen von einer Vernichtungsflotte im System.“
„Genau, deshalb gehe ich davon aus, dass die 38 Personen alles auf eine Karte gesetzt haben und sich ein Ablenkungsmanöver ausgedacht haben. Der Asteroid ist weit draußen, wir haben 18 Tage für den Flug gebraucht. Die Angriffsjäger der Xenogort brauchten vielleicht 12 bis 14 Tage. Die Besatzung der Mine konnte ganz genau durch die Ortungsgeräte sehen, wie eine Mine nach der anderen vernichtet wurde, wie ein Schiff nach dem anderen abgeschossen wurde.“
Sie waren nun in der Hauptzentrale, wo insgesamt neun Skelette lagen. Zwei Marinesoldaten legten Planen aus.
Leutnant Ginni hob behutsam ein Skelett auf und legte es auf die Plane. „Warten brachte nichts und die Chancen mit dem Frachter den Angriffsjägern zu entkommen lagen bei Null. Ich hätte wohl den gleichen Plan gefasst. Ein Freiwilliger würde mit dem Frachter von der Asteroidenmine wegfliegen und die Mine selbst stellte sich „tot“. Die Besatzung hoffte dann, dass die Angriffsjäger dachten, alle Menschen wären in diesem Frachter, der versucht zu entkommen.“
Tokessa schaute sich um. „Wenn der Plan so ausgesehen hat, dann war er erfolgreich, die Mine wurde nicht vernichtet und die Besatzung hatte erst mal überlebt.“
„Genau. Und sie hatten auf Rettung gewartet, die nicht gekommen ist. Die Historiker in der Terranischen Union bezeichnen dies unsere größte Narbe. Der Verlust Rasals, den wir nicht verhindern konnten, den wir nicht verhindert haben.“
Tokessa schaute sich langsam um und blieb dann bei Leutnant Ginni hängen. „Wir haben 350 Jahre gewartet.“ Es schwang Vorwurf in den Worten mit.
Leutnant Ginni konnte darauf nicht antworten, die Ereignisse lagen zwar mehr als ein Dutzend Generationen zurück, aber Sie fühlte sich doch irgendwie schuldig. Es ist ein Unterschied, ob man „zu Hause“ philosophiert ob Rasal überlebt hat oder nicht. Und den realen Bildern und der Geschichte die man hier hautnah erlebte.
Tokessa ging nicht weiter darauf ein, die junge Soldatin, die physisch nicht viel älter als Sie selbst war, konnte am wenigsten dafür. „Ich denke mal, nachdem die Besatzung gemerkt hatte, dass keine Hilfe kommen würde, gab es die ersten Suizide oder?“
Leutnant Ginni war froh, dass es wieder sachlich zuging. „Wir prüfen zwar noch die Logbucheinträge, aber die, die wir schon auswerten konnten, sprachen von ersten Suiziden, ja.“

Tokessa und Ihre Crew verbrachten die nächsten drei Tage auf der Mine um alles Verwertbare zu untersuchen. Nachdem alle verfügbaren Logbucheinträge überprüft wurden, konnte man sich ein genaues Bild der letzten Tage, Monate und Jahre der Minenbesatzung machen. Leutnant Ginni hatte mit Ihrer Theorie recht gehabt. Aus den Einträgen ging hervor, dass der Pilot des Frachters die Aufgabe unternommen hatte, die Xenogort in den Glauben zu lassen, dass die gesamte Besatzung von der Mine geflüchtet war. Der Pilot hatte einen Kurs weiter in das äußere Sonnensystem genommen, damit die Xenogort nicht von einem Täuschungsmanöver ausgingen. Ein Kurs zum Planeten Rasal hin, wäre Selbstmord gewesen, mitten in den Rachen des Feindes. Man wusste nicht ob die Xenogort damit dann auf die Idee kam, dass nicht alle so selbstmörderisch waren und die Mine trotzdem angreifen würden. Deshalb wurde der Frachter ins äußere System geschickt und die Mine selbst ging in den passiven Modus. Man wusste also nicht, was mit dem Frachter geschehen war. Die ganze Sache hatte ja auch funktioniert, nur dann begann für die Besatzung erst der richtige Horror. Die erwartete Befreiung kam nicht. Die ersten Selbstmorde begangen. Der letzte Eintrag im Logbuch war zweieinhalb Jahre später: „Es ist nichts mehr zum Essen da.“

12. Juni 371 RZ
Insel Rubinenfurt, Hauptstadt Wenning, Königlicher Palast
Die Führungsriege Solas hatte sich zu einer Sitzung zusammengefunden die mittlerweile schon fünf Stunden andauerte.
Sara schlug mit der Handfläche auf den Tisch. „Wir dürfen nicht in Hague einmarschieren! Damit verspielen wir alle Sympathien die wir eventuell noch haben! Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Der Krieg ist noch lange nicht gewonnen, auch wenn wir auf See ungeschlagen sind. An Land stehen wir einer Übermacht gegenüber, gegen die wir trotz unseres technologischen Vorsprungs es sehr schwer haben werden. Und wenn wir in Hague landen, werden höchstwahrscheinlich andere neutrale Länder uns den Krieg erklären. Besonders Dallon wird dies nicht gern sehen. Wenn Dallon den Krieg erklärt, haben wir nördlich von Preussen-Vibon eine weitere Front.“
„Wir verstehen deine Einwände.“ Prinz Levi redete beschwichtigend auf Sara ein, er war einer derjenigen, mit denen Sara auf persönlicher und professioneller Art am besten zurechtkam. „Aber besonders Dallon ist derzeit eine Komponente die uns und den Preussen am meisten Kopfschmerzen bereitete. Wir konnten bisher auf diplomatischer Ebene noch keine Übereinkunft über einen Nichtangriffspakt treffen. Und Insgesamt steht uns Dallon eher feindlich gegenüber. Bevor wir eine Invasion Nebruns planen können, müssen wir uns sicher sein, dass uns keiner in den Rücken fallen kann. Preussen-Vibon wünscht sich in Bezug auf Dallon lieber früher als später eine Entscheidung. Das Schlimmste was passieren könnte, wäre eine Kriegserklärung durch Dallon, wenn wir mit der Invasion Nebruns beschäftigt sind.“
Alida beendete den Gedankengang Ihres Mannes. „Was Levi damit andeuten möchte: Preussen-Vibon wünscht sich eine Kriegserklärung durch Dallon, damit klare Verhältnisse geschafft werden können.“
„Preussen-Vibon steht sogar schon Gewehr-bei-Fuß um Dallon von mehreren Richtungen anzugreifen und die Gefahr aus dem Norden zu beseitigen.“ fügte Frank hinzu.
„Also verstehe ich das richtig, dass wir Dallon mit der Landung in Hague zum Zugzwang bringen wollen? Wenn sie Krieg erklären, können wir sie schnell militärisch vernichten und wenn nicht, dann wissen wir, dass Sie Neutral bleiben?“
„Richtig.“
„Ein gewagtes Spiel. Dallon wird nicht das einzige Land bleiben, dass durch diese Aktion den Krieg erklären wird.“
„Das Risiko müssen wir eingehen, das größte Problem ist derzeit die eventuelle offene Nordfront in Preussen-Vibon.“
Sara setzte sich resignierend hin. „Ich sage euch, das ist zu viel Risiko.“
Frank grinste übers Gesicht. „Hast du etwa Angst vor Hague? Dein erster Besuch war ja nicht gerade positiv verlaufen. Oder soll ich eher tödlich sa---“
„Halt den Mund Frank!“ Das war Alida, die Ihren Cousin mit starker Stimme und ernsten Gesichtsausdruck tadelte. Frank grunzte und Alida wandte sich an Sara. „Das ist noch nicht mal der einzige Grund, es gibt auch wissenschaftliche Gründe. Janett?“
Professor Janett Zejkowizc stand auf und übergab den Anwesenden ein paar Infoblätter. „Wir sind zwar soweit mit unserem technologischen Fortschritt im Zeitplan, aber es gibt noch einige Punkte die uns Kopfzerbrechen bereiten. Die Entwicklung eines Start- und landefähigen Raumschiffes gerät ins Stocken. Die Pläne aus der Terranischen Union helfen uns zwar weiter, aber es gestaltet sich schwierig dies mit unseren beschränkten industriellen Anlagen und den besonderen Gegebenheiten zu verknüpfen. Die Pläne helfen uns nicht bei den spezifischen Problemen, die hier auf Rasal auftreten. Es kann gut sein, dass wir unser erstes startfähiges Raumschiff an das Wetter verlieren könnten, wenn es schlecht läuft. Deshalb wäre es das Beste, wenn wir zeitgleich einen Massdriver bauen. Damit wäre wie früher gewährleistet, dass Schiffe sicher starten könnten. Aber Massdriver Technologie wurde außer auf Rasal nirgendwo eingesetzt und deshalb haben wir auch keine Pläne für diese Technologie. Und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass wir Blaupausen dafür auf einen der noch übrig gebliebenen Minen und Stationen im System finden. Eine Neuentwicklung würde Jahre dauern. Aber es gibt einen Platz wo hundertprozentig die Pläne sein werden. Janett zeigte auf der Karte auf Hague. Das Forschungszentrum das ich meine, lag tief unter der Erde. Es hat höchstwahrscheinlich die Bombardierung überstanden. Es wird wahrscheinlich nur von Schutt begraben sein.“
Sara fühlte sich alleine gegen eine Brandung. „Aber wozu die Eile bei der Raumschiffentwicklung? Klar, mein Traum ist die Rückeroberung des Weltraums, aber wir haben hier unten einen Krieg den wir gewinnen müssen. Der Weltraum läuft uns nicht weg.“
Frank sprang auf und wollte was rausbrüllen, aber Alida hielt Ihn noch rechtzeitig zurück. Sie sah in Saras Richtung und sagte kurze Zeit nichts, als ob Sie nach Worten suchte. „Sara, wir haben nicht nur Verantwortung für die Menschen hier unten, sondern auch für die zig hundert Menschen oben in der Mondbasis.“
Und da wusste Sara, dass es auch darum ging, so schnell wie möglich den Anschluss an die terranische Union wiederzufinden. Alida und Ihre Leute aus der Union standen kurz vor dem Ziel ein „Tor“ zurück nach Hause zu erschaffen. Und Sie wussten nicht, ob es die Union nach all den Jahren überhaupt noch gab. Und Sara wusste nicht, ob Ihr diese Erkenntnis noch Kopfzerbrechen bereiten sollte oder nicht.

Fünf Tage später 17. Juni 371RZ
Ruinen von Hague
Die „Expeditionsflotte“ der Solenen war vor 90 Minuten in Hague gelandet und begann damit eine Operationsbasis aufzubauen.
Jondus stellte sich neben Sara, die auf die endlosen Ruinen rausblickte. „Warum leitest du eigentlich die Expedition, wenn du dagegen warst?“
„Ich bin eine Thronfolgerin von Sola und dazu noch aus dem militärischen Führungsstab. Das „maximiert“ den angestrebten Effekt.“
Jondus seufzte. „Auch ich wäre gerne woanders als hier. Ich habe schlechte Erinnerungen an diesen Ort.“
Beinahe hätte Sara mit „Ich auch“ geantwortet.

Am nächsten Tag fanden die Suchteams zwar noch nicht das angestrebte Labor, aber dafür brachte ein Wissenschaftler eine alte Videoaufnahme zu Sara.
Sie verband die Aufnahme mit Ihrem Datenpad und schaute sich die körnige Aufnahme an. Der Wissenschaftler sagte, dass dies eine Aufnahme von mehreren Überwachungskameras aus einer Untergrundanlage war.
Das Video zeigte wie zwei Personen, wahrscheinlich Mann und Frau, Hand in Hand durch einen Korridor liefen und von bewaffneten Soldaten oder Sicherheitspersonal verfolgt wurden. Als die beiden in einen Raum ankamen von dem es kein Entkommen mehr gab, hielten die beiden an. Sie blickten nach oben, während die Soldaten/Sicherheitskräfte in den Raum gestürmt kamen und die Waffen in Richtung des Pärchens hielten.
Die letzte Szene der Aufnahme zeigte wie die Soldaten/Sicherheitskräfte das Feuer eröffneten, während sich das Pärchen küsste.
12.05.2012 21:00 Sun-Ku Wan ist offline E-Mail an Sun-Ku Wan senden Beiträge von Sun-Ku Wan suchen Nehmen Sie Sun-Ku Wan in Ihre Freundesliste auf
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Lorepedia: Geschichte

Band 6: Zerfall
Kapitel: Oliver


1. Juni 20RZ, Planetare Hauptstadt Hague
Oliver Kabers traf sich mit seiner Freundin Tina in einem Café. Sie saßen bei Sonnenschein im Außengarten und vergnügten sich mit einem großen Eisbecher. Tina hatte weißblondes schulterlanges Haar und blaue Augen. Sie trug zu diesem Anlass ein Sommerkleid mit putzigen Katzen auf dem Rock und einem zick-zack-Muster auf dem Oberteil. Dazu noch einen pinken Sonnenhut. Oliver würde es nie laut aussprechen, aber selbst für Hagues‘ Verhältnisse war der „Stil“ etwas gewagt.
Tina bemerkte, dass Ihr Freund Sie längere Zeit anstarrte. Sie setzte Ihre Ellbogen auf den Tisch und legte Ihr Kinn in die Handflächen. „Na wie gefällt dir mein neues Kleid?“
Tina lächelte dabei so zauberhaft wie am ersten Tag, als die beiden sich in der Universität kennengelernt hatten. Oliver wollte den Mund aufmachen, bemerkte aber rechtzeitig, dass es eine Fangfrage war. Darauf wer er nicht vorbereitet gewesen, er hatte diesen Tag („einjähriges Jubiläum“) bis ins kleinste Detail geplant. Eis essen, Vergnügungspark, Radtour, Zoo, Restaurant und zum Schluss irgendwo im Freien die Sterne beobachten. Aber wie in der Schlacht überlebt kein Plan den ersten (Feind)kontakt. Er entschied sich für die „lächele-wissend-zurück“ Methode (alles was er sagen würde, kann und wird irgendwann gegen ihn verwendet) und beugte sich über den Tisch und küsste Sie auf die Stirn.
Tina schien das zu genügen. Sie lehnte sich auf den Stuhl zurück. „Ich hatte vor ein paar Tagen mit den Drillingen gesprochen und sie haben mich auf etwas Lustiges Aufmerksam gemacht.“
Oliver schluckte. Seine Geschwister hatten immer wieder lustige und peinliche Familienstorys auf Lager.
„Anscheinend habe ich große Ähnlichkeit mit deiner Tante Susi.“
Oliver wurde schlagartig knallrot. Der Treffer saß. Er stammelte sich was zusammen, während seine Freundin schadenfroh grinste. „Ich gebe es zu, dass ich als kleiner Junge sehr verknallt in Susi war.“ Das „sehr“ hatte er leise gesprochen. „Meine Mutter, Susi und Ihre Freundin haben mich damals ziemlich oft damit aufgezogen, die fanden das wahrscheinlich niedlich oder so. Aber was soll ich sagen, ich war ein gesunder junger Kerl und Susi hatte etwas an sich, dass Männer zum Schmelzen brachte, obwohl sie für jeden Mann unerreichbar war.“ Er legte die Hände flach auf den Tisch. „So jetzt ist es raus. Ich war in meiner Jugend in meine Tante verknallt.“
Tina lachte. „Und deshalb greifst du dir die nächstbeste Frau die wie deine Tante aussieht?“
„Ähh…“
Tina spann Ihr Netz weiter. „In der Psychologie gibt es zu diesem Thema dutzende Bücher und Abhandlungen, ich kann dir das gerne alles erklären. Aber was ich in meinem Psychologiestudium gelernt habe ist, du bist nur ein Opfer deiner Hormone und…“ Sie sah, dass er maulig wurde und zog die Notbremse. „Ach komm Oliver, das war doch nur Spaß.“
Oliver seufzte. Warum musste er sich nur in eine Psychologin verlieben.
Zur Wiedergutmachung fütterte Tina Ihn den großen Eisbecher und alles verlief wieder nach „Plan“.

Bis die Warnsirenen angingen. Schlagartig blieben die Menschen auf den Wegen stehen und diejenigen die saßen, sprangen auf. Jeder kannte diesen Sirenenton. Alle 6 Monate in den Kindergärten und Schulen und einmal im Jahr in den großen Betrieben und Fabriken gab es eine Luftschutzübung. Diese Übungen waren immer an den gleichen Tagen und den Kindern wurde von klein auf beigebracht, dass wenn Sie diese Sirenen an einem Tag hören, der nicht offizieller Übungstag ist, eine reelle Gefahr in Verzug ist.
Während die meisten Menschen noch ungläubig auf der Stelle standen, packte Oliver die Hand seiner Freundin und lief langsam die Straße lang.
Tina schaute zurück zum Tisch, wo Sie eben noch so unbekümmert gesessen hatten. „Ich hab mein Pad und meine Handtasche liegen lassen.“
„Wir können nicht zurück, wir sind im dichtesten Geschäftsviertel dieser Stadt. Jede Sekunde zählt. Wenn sich alle erst mal der Situation bewusst werden, gibt es vielleicht eine Massenpanik, aber auf jeden Fall schon mal verstopfte Straßen. Ich habe mein Pad bei mir, wir verlaufen uns nicht, wir müssen so schnell wie möglich in den nächstgelegenen Bunker.“
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ca. zwei Minuten dauerte, kamen nun auch offizielle Aussagen der Regierung.
„--- Ich wiederhole: Dies ist keine Übung! Eine Invasionsflotte der Xenogort ist durch das Sternentor gekommen. Wir fordern die Bevölkerung auf, die Schutzbunker zu betreten---“
Jetzt setzte das ein, was Oliver vorausgesagt hatte. Die Menschen liefen nun panikartig und die meisten planlos, durch die Straßen.
Oliver schaute auf sein Pad. „Wir dürften gleich da sein, laut meinem Navigator ist zwei Blöcke weiter der Zugang zum nächstgelegenen Bunker.“
Sie konnten den Zugang gar nicht verfehlen, da Tausende Menschen davor Schlange standen. Die Polizei und Hilfskräfte koordinierten den Zugang. Ständig wiederholten die Sicherheitskräfte, dass noch genug Zeit blieb und die Menschen nicht drängeln sollten. Es blieb Ihnen nur übrig in der Schlange zu warten.
Eine Viertelstunde später bekam Oliver einen Anruf auf sein Pad. „Ja? … Wir sind vor dem Bunker in der Fritz-Reuter-Straße. … Wie bitte? … Ok, dann bleibt uns nichts anderes übrig.“
„Wer war das?“
Oliver antwortete nicht und zog Tina aus der Schlange raus.
Sie schaute zurück. „Bist du Wahnsinnig. Wir waren fast durch und die Schlange ist 20 mal länger hinter uns als vor uns.“
Er redete leise. „Das war ein Mitarbeiter des Stabs meiner Mutter. Er lotst uns zu einem anderen Bunker.“
Tina war fassungslos. „WAS? Wir waren fast drin! Was sollen wir in einem anderen Bunker? Mir ist es egal ob wir in einem von Urin stinkenden Menschenüberfüllten Bunker sind oder in einem VIP Bunker. Ich wiederhole nochmal: WIR WAREN FAST DRIN!“
Oliver antwortete nicht und biss sich nur auf die Unterlippe.
„Ok, was ist mit dem Bunker nicht in Ordnung Oliver?“
Er spürte einen Kloß im Hals, das sprechen fiel Ihm schwer. „Der Bunker ist nicht tief genug. Das ist eine tödliche „Falle“.
Tina schaute Ihn entsetzt an. „Wir müssen---“
Oliver schrie fast. „Natürlich „müssen“ wir die Menschen eigentlich warnen, aber wir KÖNNEN nicht. Die Hälfte der städtischen Bunker ist für eine konventionelle Bombardierung ausreichend, aber für eine planetare Bombardierung sind sie es nicht! Die kleine Panik wird dann zu einer Massenpanik und gefährdet dann auch die Sicherheit der Menschen in den „guten“ Bunkern.“
Die beiden liefen wortlos eine Zeitlang weiter. Immer wieder mussten sie Menschenmassen ausweichen oder sich durchdrängeln.
Als die beiden wenig später bei dem „sicheren Bunker“ ankamen, war der Schock groß. Auch hier würden sie Stundenlang anstehen.“
„Ok hier wird das nichts, wir sollten zu einem anderen Bunker laufen.“
„Der Mann hat dir mehrere Koordinaten gegeben?“
„Ja, er war so weitsichtig und hat diese Eventualitäten mit eingeplant. Aber wir sollten ganz genau abschätzen wie viel Luxus wir uns bei der Bunkerwahl leisten können. Entweder wir stehen mehrere Stunden an, oder wir suchen weiter nach Bunkern mit weniger Anlauf. Du bist doch angehende Psychologin, du kennst dich mit menschlicher Psyche und Massendynamik aus, welchen Bunker würdest du vorschlagen?“
Tina schnappte sich das Pad. Sie markierte einen Bunker im Industriegebiet. „Der ist in den Außenbezirken der Stadt. Außerdem ist das ein Industriegebiet, viele Arbeiter(innen) werden zuerst zu ihren Familien gelaufen sein und dann zu einen der Bunker in der Stadt gegangen sein. Es wird wahrscheinlich voll sein, aber nicht so voll wie in der Innenstadt.“
Sie überlegten ob sie zu Fuß weiterlaufen sollten oder ein Auto stehlen sollten. Am Ende siegte das Auto. Sie waren in der Hitze sowieso schon fast an die Grenzen der Vitalität gestoßen und zu den Industriegebieten war es ein weiter Weg. Die beiden schnappten sich eins der kleinen Wagen die offen, mit steckenden Zündschlüsseln mitten auf der Straße standen und fuhren los.
Oliver fuhr und Tina markierte auf dem Pad die sicherste Fahrtroute. „Wir sollten die Gegenden mit Bunkern meiden, da wird sicherlich in mehreren Straßen kein Durchkommen sein.“
„Richtig.“

Eine halbe Stunde später, wo sie sich mit dem kleinen Fahrzeug vorbei an Menschenmassen und von Autos geblockten Straßen vorbeigekämpft hatten (meistens nutzten sie den Fußweg), waren sie am Ziel angekommen.
„Sieh mal, ich hatte Recht, die Schlange hier ist ganz akzeptabel.“
Oliver küsste seine Freundin sehr lange. „Ja hattest du.“
Aber der nächste Schock kam fast eine Stunde später. Die Sicherheitskräfte schlossen die Gitter zum Bunkereingang.
„--- Noch einmal! Der Bunker ist dicht, wir können keine weiteren Flüchtlinge mehr Aufnehmen! Suchen Sie sich bitte einen anderen Bunker!“
Oliver und Tina standen mit aufgerissenen Augen da. Sie hatten gedacht, dass Sie in spätestens zehn Minuten in Sicherheit waren und nun machten die den Bunker dicht. Einige Männer und Frauen wollten nicht tatenlos zusehen und griffen die Sicherheitsleute an. Die Polizisten hinter dem Gitter feuerten ein paar Warnschüsse. Das brachte die Menschen nur noch mehr auf und sie wurden nun gewalttätig. Einer der Sicherheitsleute vor dem Gitter wurde zu Boden gerissen und die Flüchtlinge prügelten auf Ihn ein. Nun begannen die Polizisten „Warnschüsse“ in die Menschenmenge abzugeben.
Oliver schmiss sich auf den Boden und zog seine Freundin mit. Er hielt Sie fest umklammert. Gedämpft nahm er den Lautsprecher des Polizisten wahr. „Dies war die letzte Warnung! Verschwinden Sie! ALLE!“ Mit dem Gebrüll überschattete der Mann seine zittrige Stimme.
Langsam erhoben sich die Menschen und flüchteten in alle Richtungen, auch für Oliver und Tina bestand die oberste Priorität erst mal hier wegzukommen. Im geduckten Gang liefen Sie von dem Tor weg. Sie sahen, wie mindestens ein halbes Dutzend Körper blutend vor dem Tor lagen. Zwei davon lebten noch und schrien Ihren Schmerz raus.
Als erneut ein Schuss fiel, schmissen sich Oliver und Tina wieder hin.“
„Was nun?! Wir verschwinden doch schon!!!“ Tina artikulierte laut Ihren Frust.“
Oliver schaute sich um und sah wie zwei Polizisten neben Ihrem Kollegen knieten. Er half Tina wieder hoch. „Sieht so aus, als wenn sich einer der Polizisten das Leben genommen hat.“

Als sie zwei Blöcke weiter waren, genehmigten sie sich eine Verschnaufpause. Sie setzten sich an eine Hauswand und bei beiden formten sich Tränen in den Augen.
Nach ein paar Minuten rappelte sich Oliver wieder hoch und zog auch seine Freundin mit auf die Füße. Sie umarmte Ihn. „Was nun?“
„Ich denke einen anderen Bunker können wir uns schenken.“
„Auch meine Ansicht, es wird keinen Bunker mehr geben der zeitlich reicht. Die letzten Meldungen waren, dass die Flotte kurz vor dem Planeten steht.“
„Ich hab mit meinem Leben noch nicht abgeschlossen, es muss doch irgendeinen Ausweg geben!“
„Schaffen wir es noch rechtzeitig aus der Stadt? Vielleicht können wir das Bombardement entgehen?“
Oliver schüttelte den Kopf. „Selbst wenn wir es rechtzeitig aus der Stadt schaffen---“
„--- Ja, der Schutzschild, er ist eine Sperre, bei der es kein Durchkommen gibt.“
Oliver schlug sich mit der Faust mehrmals an den Kopf. „Denke denke! DENKE! …. ICH HABS!“
„Was ist dir eingefallen?“
„Einige der Laboratorien und Werkbänke meiner Mutter sind mehrere hundert Meter unter der Erde. Ich weiß zwar nicht, wie sicher es dort ist, aber besser als hier oben.“
Hoffnung machte sich breit. „Kommen wir da rein?“
„Die Labore werden sicherlich noch von einigen Wissenschaftlern besetzt sein. Und einige werden sicherlich auch Ihre Familien dorthin gebracht haben. Ich will ja den beruflichen Weg meiner Mutter einschlagen und war deshalb schon mehrere Dutzend male vor Ort. Man wird mir sicherlich nicht die Nase vor der Tür zuschlagen.“
Tina küsste Ihren Freund. „Na worauf warten wir!“

50 Minuten später standen sie vor dem Gebäudekomplex und hatten kein Problem Einlass zu kriegen. Einer der Sicherheitsoffiziere holte die beiden ab und das Trio begab sich schnellen Schrittes zur Treppe (der Fahrstuhl war ausgeschaltet).
Tina bedankte sich bei dem Mann. „Sie können gar nicht wissen wie froh Sie sind, dass Sie uns eingelassen haben. Draußen ist die Hölle los.“
Der Mann schaute nicht zurück. „Das ist nicht der Verdienst Ihres Freundes neben Ihnen, wir lassen jeden rein, solange wir noch Kapazitäten haben. Wir wissen was da draußen abgeht.“
Täuschte sich Oliver oder war da ein negativer Unterton bei dem Mann, als er auf Oliver zu sprechen kam?
Der Sicherheitsoffizier führte die beiden in einem der größeren Räume in der untersten Ebene des Komplexes. Dort saßen schon mehrere Dutzend Gruppen Wissenschaftler, Sicherheitskräfte und Zivilisten.
Die beiden setzten sich an einem Tisch und harrten gesprächslos der Dinge die noch kommen mögen. Oliver schaute sich um. Fast alle Tische waren besetzt und einige Decken waren auf dem Boden ausgelegt, wo einige sich hingelegt hatten. Er wusste, dass es mehrere dieser Räume in der Anlage gab, die werden wohl auch mit Menschen voll sein.
Ein Mann stand von seinem Stuhl auf und wahrscheinlich seine Frau redete auf Ihn ein. Er löste sich von seiner Frau und trat an den Tisch von Oliver und Tina. „Du bist doch der Welpe von der Chefin oder?“
Oliver ließ sich nichts anmerken. „Wenn sie mit Chefin, meine Mutter, Mareen Kabers meinen, dann ja.“
„Hmpf, in ‘ne schöne Scheiße haben uns deine Eltern da reingerissen.“
Oliver stand auf. „Wie bitte?“
„Du hast mich richtig gehört.“ Die Frau des Mannes kam nun auch an den Tisch und zog ihren Mann weg. Sie entschuldigte sich kurz.
Aber der Vorfall hatte Oliver die Augen geöffnet, er wurde sich seiner Situation und der Atmosphäre die im Raum stand, richtig bewusst. Eine negative Stimmung breitete sich aus. Und auch Tina bemerkte die „aggressiven“ Blicke und der unterschwellige Hass der von einigen aus dem Raum ausging. Ganz besonders missfiel Oliver, wie die Sicherheitskräfte (die bewaffnet waren) miteinander tuschelten und mehrmals den Raum in Gruppen verließen. Immer deutlicher wurde es, als die Meldung kam, dass die feindliche Flotte nun im Orbit war und mit der Bombardierung jederzeit gerechnet werden muss.

Kurze Zeit später kam ein Sicherheitsoffizier an den Tisch des Paares. „Würdet Ihr beiden bitte mitkommen? Wir haben eine Verbindung mit deiner Mutter Oliver. Sie möchte dich sprechen.“
Oliver schaute seine Freundin an. „Ok, danke. Zeig uns bitte den Weg.“
„Hier entlang.“
Der Sicherheitsoffizier führte die beiden aus den Raum und in einem Gang hinaus. Die beiden liefen hinter dem Mann her.
Tina zupfte kurz vor einer Abbiegung an dem Hemd von ihrem Freund, der antwortete leise mit „Ja.“
Als sie bei der Abbiegung waren und der Offizier weiter geradeaus ging, gab Oliver ihm einen Tritt und er rannte mit Tina in die Abzweigung rein.
„Jetzt links!“ Oliver gab die Richtung an und die beiden liefen was das Zeug hielt. „Meine Mutter ist wahrscheinlich seit Stunden tot. Sie war auf der Schiffswerft heute Morgen.“
Tina wusste das auch, hat es aber nie angesprochen. „Ich wusste gleich, dass da was faul war. Der wollte uns sicherlich zur Schlachtbank führen.“
Sie hörten lautes Brüllen und Schritte hinter sich. Und das was gebrüllt wurde, ließ keinen Zweifel mehr daran, dass die bewaffneten Männer und Frauen der Basis einen Sündenbock für die derzeitige Situation in Oliver sahen. Tina war da nur „Collateral Damage“.
Die beiden liefen minutenlang die verzweigten Gänge der Untergrundbasis entlang. Aber Oliver wusste, dass sie nur tiefer in die Basis liefen, es gab keinen Ausweg. Beide schwiegen die ganze Zeit.
Sie kamen in einem großen Raum an, der mit Maschinen vollgestellt war, aber ansonsten Menschenleer war. Es war auch eine Sackgasse. Die beiden standen 17 Meter von der Tür entfernt, als die ersten Sicherheitskräfte auftauchten und Ihre Waffen auf das paar richteten.
Oliver und Tina hielten sich die Hände. Ein Dumpfer Knall war zu hören und einer der Sicherheitskräfte sprach das Offensichtliche aus. „Die Bombardierung hat begonnen.“
Das Paar schaute kurz nach oben. Oliver zog Tina an sich heran und schaute Ihr in die Augen. „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
Die Kugeln schlugen in den Körper der beiden ein, als sich Ihre Lippen berührten.
Oliver fiel auf den Boden, er bemerkte den Schmerz nicht, er versucht seine Hand in die Nähe seiner Freundin zu bewegen. Er schaute in Ihr Gesicht, das Bild wurde immer verschwommener, bis er nichts mehr sehen konnte.

Den Zusammenbruch des Schildes kurze Zeit später erlebten die beiden nicht mehr.
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Band 20
Kapitel 4


24. Juni 371RZ
Ruinen von Hague

Radio P-V-International. Ihre Station, die Ihnen Informationen aus Preussen-Vibon und der ganzen Welt bringt.
Und nun zu den Nachrichten: Eine Woche nachdem unsere Jungs und Mädels zusammen mit den Solenen die Ruinen von Hague besetzten, können wir Entwarnung aus dem Osten geben. In einer gemeinsamen Erklärung von Zunningen und Priklau wurde klargestellt, dass die Besetzung Hagues‘ politisch undurchdacht war, aber man sich wegen alten Tabus nicht in einen Krieg reinziehen lässt. Zunningen und Priklau sind laut eigenen Aussagen fortschrittliche Nationen und lassen sich nicht von Aberglaube leiten. Damit haben in letzter Konsequenz durch diese gewagte Aktion nur die Konföderation Dallon und, wie erwartet, die religiösen Fundamentalisten aus Okram den Krieg erklärt. Alle anderen nichtbeteiligten Nationen beharren weiter auf Ihren neutralen Status. Okram ist keinerlei Gefahr in diesem Krieg und unser geliebter Thronfolger, Prinz Steffen, hat einen schnellen Sieg gegen Dallon versprochen. […]


Dr. Stefanie Andors begleitete zwei Soldaten, die eine robuste, 1m lange und 30cm hohe Kiste trugen. Die ehemalige planetare Hauptstadt Hague war ein gruseliger Ort. Ruinen von Hochhäusern die entweder eingeknickt oder gar geschmolzen waren, wechselten sich mit trostlosen schwarzen Trümmerhaufen ab. In einigen Gebieten hatten sich zentimeterdicke Staubschichten gebildet, so dass, wenn man dadurch lief, jedes Mal feine Staubwölkchen aufgewirbelt wurden, die aus den Überresten der stolzen Hauptstadt und deren Bewohner bestand.
Für viele der Soldaten und Wissenschaftler aus Sola und Preussen-Vibon war schon das generelle Betreten der Stadt kein gutes Omen. Aber durch den „Totenstaub“ zu waten, das war für viele inakzeptabel. Zwar wurde den Führungskräften der Befehl gegeben, dass auf solche Belange nicht Rücksicht genommen werden sollte (Die solenische und preussischen Führungen gingen davon aus, dass der Aberglaube sich in den kommenden Tagen gelegt haben wird), aber Stefanie genehmigte trotzdem einen Umweg von zehn Minuten, um eins der Staubgebiete zu umgehen.
Kurz vor dem provisorischen Hauptquartier sah Stefanie schon die Silhouette von Prinzessin Sara. Diesmal im Tarnanzug statt Marineuniform. Sie fragte sich, ob die junge Frau aus eigenem Antrieb jede verfügbare Führungsposition in diesem Krieg beanspruchte oder in dieses Korsett gezwungen wurde. Aber dazu kannte sie die Prinzessin zu schlecht. Sie wusste nur, dass Sara ein Symbol war. Ein Symbol, dass seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Die einzigen Momente wo Stefanie mit Sara zusammentraf, waren die jeweiligen Beratungsgespräche in denen Sie als Wissenschaftlerin eingeladen oder vonnöten war. Stefanie empfand die Prinzessin als unnahbar und abweisend. Aber das war wohl dem Umstand geschuldet, dass Prinzessin Sara so früh in das politische Getriebe geraten war. Sie hatte deshalb vor, Sara besser kennenzulernen. Und hatte dazu auch jede Menge Zeit, denn Sie würde längere Zeit in den Ruinen verbringen.

Sara schaute längere Zeit auf Ihr Datenpad, als Stefanie mit der Kiste auftauchte. Sie begutachtete die beiden Soldaten mit den Kisten, salutierte kurz und schüttelte dann Stefanies Hände. „Ist das „das Päckchen“ oder Ihre Garderobe Dr. Andors?“
War das ein Witz oder Sarkasmus? Stefanie war sich da nicht sicher, spielte deshalb offensiv. „Es ist „das Päckchen“, aber nennen Sie mich doch Stefanie.“
„Abgemacht, du lässt dafür aber das „Prinzessin“ oder sonstige militärischen Ränge weg.“
„Damit habe ich keine Probleme Sara.“ Die Prinzessin hatte Stefanie schon öfter nur mit Vornamen angeredet, aber die förmliche Anrede hatte bisher überwiegt. Sie war froh, dass die persönliche Anrede nun offiziell „besiegelt“ wurde. Stefanie hatte einen ziemlichen Kulturschock zu überwinden gehabt, als Sie vor Jahren aus dem Kälteschlaf erwacht war. Sie genoss zwar inoffiziell als Mitglied der „Kälteschlafgruppe“ einen Sonderstatus, aber nur wenige waren eingeweiht. Dazu gehörten nur wenige Mitglieder des feudalen Systems von Sola. Stefanie musste also mehrere Dutzend Unterrichtsstunden besuchen um den „richtigen Umgang“ mit den Mitgliedern der Monarchie zu lernen.
„Wo sollen wir die Kiste abstellen?“ einer der Soldaten machte auf sich aufmerksam.
Stefanie schaute Sara an. „Hast du gerade Zeit?“
Sara schaute auf Ihr Pad. „Ja, das nächste Meeting ist erst in zwei Stunden.“
„Dann stellen Sie die Kiste bitte hier ab meine Herren. Danke für den Transport.“
Die beiden Soldaten stellten vorsichtig die Kiste ab und salutierten, bevor Sie sich auf den Rückweg machten.
Stefanie öffnete eine Konsole auf der Oberseite der Kiste und legte Ihren Daumen drauf, es leuchtete kurz grün. „Nun bitte deinen Daumen.“
Sara legte Ihre rechten Daumen auf die Stelle wo vorher Stefanie Ihren Daumen drauf gelegt hatte und es leuchtete wieder grün. Ein paar Sekunden später entriegelten die Klammern und die Kiste öffnete sich automatisch.
Sara sah erst mal nur das Füllmaterial. „Und was erwartet mich in dieser Kiste?“‘
Stefanies Augen begannen zu strahlen, als Sie sich an die erfolgreiche Entwicklung dieses Prototyps mit Janett und Ihrem Team erinnerte. „Ich will nicht Angeben, aber dies ist eine herausragende Leistung unseres Wissenschaftlerteams.“
„Ja, was ist es und was macht es?“ In Ihrer Stimme lag kein negativer Ton.
„Es ist ein Schwert.“ Stefanie lächelte.
Sara zeigte auf Ihre linke Hüfte, dort trug sie Ihr Schwert. „Ich habe bereits eins.“
Stefanie behielt Ihr Lächeln aufrecht. „Das ist ein besonderes High-Tech-Schwert.“ Sie holte das in Tuch gewickelte Schwert aus der Kiste, schloss die Kiste und legte das Schwert darauf.
Die Prinzessin näherte sich dem Schwert und öffnete das Tuch. Ihr schimmerte eine grün-silberne Klinge entgegen, die mindestens drei- bis viermal so breit und fast genausolang war wie die Klinge Ihres eigenen Schwertes. „Was ist das für ein Monster? Und wo und wie soll ich das tragen?“
„Ich würde den Rücken vorschlagen, aber lass mir erst mal erklären um was sich das hier eigentlich handelt.“ Stefanie glitt mit dem Zeigefinger an der Seite der Klinge entlang und zeigte dann Ihren unversehrten Finger. „Du hast sicherlich schon gesehen, dass die Klinge stumpf ist. Das gesamte Schwert ist eigentlich Zierde. Die Technik im Schwert ist das, worauf es ankommt.“
Sara legte Ihre Hand um den Griff des Schwertes und hob es hoch. Es war schwerer als Ihre „richtige“ Klinge, aber dann doch leichter als gedacht. Sie führte ein paar Schwingungen aus. „Nicht gerade ergonomisch und ausbalanciert.“ Sie schaute in die Augen der jungen Wissenschaftlerin. „Aber dafür war es auch nicht gedacht.“
„Richtig. Wie gesagt, nur die innere Technologie zählt. Wir hätten auch eine große Quadratische Box machen können, aber die wäre unhandlich und sähe, entschuldige meine Wortwahl, bescheuert auf dem Rücken aus. Also haben wir uns, deinem Stil entsprechend dazu entschlossen eine Schwert-Replika zu machen, die auch noch irgendwie „Cool“ aussieht.“
Bei dem Wort „Cool“ hatte Stefanie sogar mit beiden Händen das „Gänsefüßchen-Zeichen“ gemacht und Sara musste innerlich lachen.
„Und jetzt kommst du zu den Punkt, wo du mir erklärst was für High-Tech nun da drin steckt.“
„Entschuldigung, natürlich.“ Als erstes schickte sie die technischen Datenblätter und die rudimentäre Gebrauchsanweisung an Saras Pad. „Das Schwert soll zwei Dinge bewerkstelligen: Einmal soll es die überlegene technologische Macht Solas untermauern und im gleichen Atemzug bei den etwas Abergläubigen und wenig Intelligenten Gegnern als Magie oder Teufelszeug wahrgenommen werden.“
Sara hob eine Augenbraue und Sara, die dies bemerkt hatte, zuckte mit den Schultern in „töte-nicht-den-Boten“ Manier.
„Und zum anderen, einen erweiterten Schutz für dich und deine Leute.“ Stefanie ließ eine Simulation auf Saras Pad ablaufen. „Am Griff des Schwertes sind mehrere Druckplatten, die erst aktiv werden, wenn das Schwert aus seiner Halterung genommen wird. Es beginnt dann eine Sequenz, wo die Klinge anfängt in mehreren Farben zu leuchten. Bis hierhin ist das alles nur Spielerei und sollte nur „zur Show“ dienen. Die richtige Sequenz beginnt erst, wenn du bestimmte Druckplatten betätigst und ein Codewort, dass du dir noch aussuchen kannst, sagst. Dann laufen alle Mikroprozessoren und –Generatoren auf Hochtouren.“ Stefanie verlor sich nun in Technikphrasen. „Ein Sicherheitsfeld wird um dich herum aufgebaut. Die Größe kann variieren, je nachdem wie viel Stärke du dem Feld zuweist. Das Feld kann eins von zwei Modi haben: Das erste Feld ist ein elektromagnetischer Stoß, der auf bestimmte Hirnregionen des Menschen abzielt. Wer im Wirkungsbereich des Feldes ist und keinen persönlichen Schutzschild hat, wird sofort das Bewusstsein verlieren und zwischen 30-120 Minuten außer Gefecht sein. Es kann vorkommen, dass einzelne nicht das Bewusstsein verlieren, aber die werden auf jeden Fall benommen sein und starke Kopfschmerzen spüren.“
Sara schaute sich die Simulationen mehrfach an. „Im persönlichen Schutzschild sind wir sicher?“
„Mehrere Dutzend Mal getestet. Absolut sicher.“
„Nebenwirkungen?“
„Noch mehr als ein Dutzend Mal getestet, uns sind keine Kurzzeitnebenwirkungen begegnet. Ich will aber nicht meine Hand ins Feuer legen, was Langzeitschäden der Gegner anbetrifft. Ein- oder zweimal sollten gar keine Probleme verursachen. Man sollte halt nicht andauernd dem Feld ungeschützt ausgeliefert sein.“ Sie schaute Sara mit Gewissensbissen an. „Nimm es nicht persönlich was ich jetzt sage, das sind die Überlegungen des Oberkommandos. Du sollst als Symbol auf dem Schlachtfeld wirken. Dein Anblick soll Schrecken beim Feind auslösen. Sie sollen schon alleine durch deine Anwesenheit und der Anwesenheit dieses Schwertes demoralisiert werden. Und im Idealfall sollte ja ein Feind, nachdem es in den Einfluss des Feldes kam, gefangen genommen werden.“
„Ich nehme es nicht persönlich, ich selbst habe ja auf eine aktive Beteiligung in diesem Krieg hingearbeitet. Das Oberkommando will nun halt das Beste daraus machen. Aber was wir vergessen: Nicht nur Feinde werden in den Einflussbereich des Feldes kommen, auch die verbündeten Truppen von Preussen-Vibon. Wie du sicherlich weist, ist unsere Stärke zu Luft und Wasser. Wir könnten nie mit der Truppenstärke von Dallon und schon gar nicht von Bernagar mithalten. Die solenischen Truppen sind im Heer von Preussen-Vibon als Einheit mit Sonderrechten integriert. Meine kämpfende Einheit wird komplett mit persönlichen Schutzschildern ausgerüstet sein. Das ist fast der gesamte Vorrat an persönlichen Schildern die wir haben. Die verbündeten Truppen von Preussen-Vibon werden diese nicht haben, und wenn ich das Schwert einsetze, werden auch sie in den Einflussbereich kommen.“
Stefanie biss sich auf die Unterlippe. „Entschuldige, daran habe ich nicht gedacht. Ich bin nur Wissenschaftlerin und stelle die Technologie bereit.“
Sara winkte ab. „Das sollte kein Vorwurf an dich sein. Aber ich muss auch politische Abwägungen treffen, dessen sich das Oberkommando bewusst ist.“
„Wie gesagt, wir haben bisher keine Nebenwirkungen erkennen können. Und hoffentlich brauchst du das Ding sowieso nur zwei- bis dreimal einsetzen, bevor alleine der Anblick die gegnerischen Soldaten flüchten lässt. So, kommen wir zur zweiten Funktion, die nicht nur Propaganda ist, sondern wirklich dein Leben und das Leben der Leute in deiner Nähe schützen soll. Die zweite Funktion ist ein überdimensionales persönliches Schutzschild.“ Stefanie wartete, ob Sara dazu was sagen wollte, bekam aber nur ein „fahr-fort“ Nicken. „Durch dein eigenes persönliches Schutzschild am Gürtel bist du zwar recht ordentlich geschützt, aber auch dies kann ausfallen. Besonders in Situationen wo der Gegner Artilleriebeschuss einsetzt könnte das Schild irgendwann einbrechen. Oder du bist in einer Situation wo du Menschen oder Material beschützen musst, dass keinen eigenen Schild besitzt.
„Ich bin also ein mobiler Schutzschild.“
„Nicht direkt. Bedenke hier bitte, dass der Schutzschild weitaus weniger Reichweite als der „EMP-Schild“ hat. Außerdem sind die Akkus relativ schnell leer. Je nach Weite des Schildes kann er wenige Minuten oder maximal eine halbe Stunde halten. Danach muss er wieder aufgeladen werden.“
Stefanie ging mit Sara noch die richtigen Einstellungen durch, erklärte die verschiedenen Druckplatten und alle Dinge, um das „Schwert“ richtig zu handhaben.

2 Tage später, 26. Juni 371 RZ
Sara befand sich im Kommandozelt der Streitkräfte von Preussen-Vibon.
General Aileen Hartrahl klärte die anwesenden Offiziere aus Preussen-Vibon und Sola über die derzeitige militärische Situation auf. „Unser Vorstoß nach Dallon aus dem Süden und Westen verläuft ganz nach Plan. Wir konnten die südlichen Ebenen wie erwartet mit unseren Panzern gefahrlos einnehmen. Derzeit versuchen wir die westliche Landungstruppe mit den Panzerverbänden zu vereinen, aber die Panzertruppen kommen nicht mehr so schnell voran. Das Terrain wird immer tückischer, je weiter nördlich wir kommen. Bedauerlicherweise mussten wir die Invasion aus dem Osten abblasen, da die Landeschiffe fast mit einer starken nebrunischen Flotte zusammentraf. Admiral Gundar hat daraufhin seine Schiffe in Richtung Hague gesetzt und die Soldaten sind 20 Kilometer nördlich von unserer Position an Land gegangen und warten auf Befehle.“ General Hartrahl schaute in Richtung von Saras Stab. „Wie schnell könnte Ihre Abfangflotte hier sein um den Invasionstruppen Geleitschutz zu geben?“
Sara holte sich die aktuellen Aufenthaltsdaten auf Ihr Pad. Die Such-und-Zerstörflotte, deren Admiral sie noch vor kurzen war, befand sich im Westen von Sola. „Mindestens fünf Tage bei guten Bedingungen.“
General Hartrahl verabschiedete sich von dem Gedanken. „Das ist zu lang. Der Überraschungseffekt ist längst dahin.“ Sie überlegte kurz. „Wir werden unseren Stab und die Truppen mit dem Landungsheer im Norden verbinden und von hier aus eine weitere Front gegen Dallon aufmachen. Sie haben doch nichts dagegen?“
General Hartrahl gab sich betont diplomatisch. Offiziell waren Solas Soldaten dem Heeresstab von Preussen-Vibon untergliedert, Sara konnte gar nicht widersprechen, außer sie hatte einen anderen Vorschlag oder es war ein militärisch unsinniger oder illegaler Befehl. „Selbstverständlich nicht.“
„Gut, dann gebe ich die Befehle weiter und---“
Ein junger Oberleutnant kam in diesem Moment reingestürmt und salutierte hastig. „Nachrichten vom Landungstrupp! Die nördlichen Späher haben Truppenbewegungen registriert. Das Dallonische Heer marschiert in unsere Richtung!
29.05.2012 21:41 Sun-Ku Wan ist offline E-Mail an Sun-Ku Wan senden Beiträge von Sun-Ku Wan suchen Nehmen Sie Sun-Ku Wan in Ihre Freundesliste auf
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Band 20
Kapitel 5


26. Juni 371 RZ
Ruinen von Hague
General Hartrahl gab den Marschbefehl an ihre Armee raus. Ihre 15.000 Soldaten, würden in ca. sechs Stunden sich mit den 10.000 Soldaten des Landungstrupps verbinden.
Sie besprach in ihrem Kommandozelt die letzten Vorbereitungen mit den Regiments- und Bataillonsführern. „Wir brauchen ungefähr sechs Stunden um uns mit dem Landungstrupp der 4. Armee zu vereinen. Der Feind steht nur vier Stunden von der 4. Armee entfernt. Wenn er sofort losmarschiert, dann werden wir große Verluste einfahren. Wir wissen nicht die genaue Truppenstärke des Feindes, unsere Aufklärung ging eigentlich davon aus, dass es keine nennenswerte Präsenz der Dalloner in diesem Gebiet gibt.“
Oberstleutnant Munch des XII. Regiments machte den Vorschlag, dass seine Truppe sofort mit dem Gewaltmarsch beginnen könnte. „Meine Gebirgsjäger sind die schnellsten Soldaten die durch diese Ruinenlandschaft durchkommen würden. Geben Sie mir den Befehl und ich schaffe es mit 5.000 Soldaten in maximal 3 Stunden zum Landungstrupp.“
Die Oberkommandierende überlegte kurz und bewilligte dann den Vorschlag. „Ok, nehmen Sie aber die V. Pionierkompanie mit. Die sollen den Weg markieren und alle Hindernisse freiräumen, so dass die restliche Armee besser durchkommt. Das wird nur den Bereich in den Ruinen betreffen.“
„Jawohl, ich werde sofort losmarschieren. Der Oberstleutnant salutierte zackig und ging schnellen Schrittes aus dem Kommandozelt.
Major Ganner zeigte auf eine Hügelgruppe kurz vor den Grenzen der ehemaligen planetaren Hauptstadt. „Sollten wir den Landungstrupp nicht an diese Position zurückziehen? Das würde uns zwei Stunden sparen.“
General Hartrahl verneinte. „Das hatten wir in Betracht gezogen, aber ich bin mit General Keiser zur Einsicht gekommen, dass wir strategisch in einer schlechteren Situation wären. Der General hatte gleich bei seiner Landung rudimentäre Verteidigungsanlagen ausgehoben und Aufklärer losgeschickt. Die Position die er jetzt hält, ist schon einigermaßen gefestigt. Dies jetzt wieder alles einzupacken und 10.000 Soldaten zurück zu ziehen, würde viel Zeit und Nerven kosten. Und wenn wir dann an den Außenbezirken der Ruinen wären, hätten wir die Stadt im Rücken. Kein guter Ort um koordinierte Rückzuge zu machen, falls diese nötig wären.“ Sie tippte auf die Stelle, wo der Landungstrupp sich befand. „Wenn der Gegner angreift, werden wir Ihn dort bekämpfen. Wenn er nicht angreift, dann müssen wir schauen wie stark seine Truppe ist und werden dann alles weitere Entscheiden.“
„Wie sieht es mit Verstärkungen aus, falls der Gegner uns längere Zeit bindet? Unsere Aufgabe war eigentlich die Ruinen zu sichern.“
„Wir haben deswegen schon mit dem Oberkommando in Neu-Berlin gesprochen, alle offensiven Veteranentruppen sind im Nordwesten, wo der Hauptangriff stattfindet, gebunden. Das XV. bis XVII. Regiment wurde aber in Marsch gesetzt um uns zu unterstützen.“
General Hartrahl vernahm von einigen Offizieren ablehnendes Gemurmel, ignorierte dies aber wissentlich. Das waren, seit dem Krieg neu ausgehobene Regimenter, die sich größtenteils aus Rekruten zusammensetzte, die im alten Gebiet der Diktatur Lansel aufgewachsen war. Die sozialen Vorbehalte in Preussen und Vibon zu den Menschen im annektierten Gebiet waren noch lange nicht abgebaut. Die 7. Armee von General Hartrahl selbst, bestand aus 90% Preussen, 5% Vibonen und 5% aus Bürgern des annektierten Gebietes aus Gornland. Die Gornländer waren zwar auch nicht besonders integriert (worden) bisher, aber genossen als tapfere und furchtlose Soldaten einen besseren Ruf.
„So meine Damen und Herren, es ist alles gesagt, vereinen wir uns mit der 4. Armee!“
Die Offiziere verließen das Zelt und gaben den endgültigen Marschbefehl an ihre Soldaten raus.

Sara’s solenische Bataillon hatte zusammen mit dem Bataillon 217 eine Sonderaufgabe erhalten. Sie traf sich mit Hauptmann Quandt bei den Unterkünften der Soldaten.
Der Hauptmann war ein stämmiger mitvierziger, der wie der Großteil seines Bataillons aus dem Gebiet des ehemaligen südlichen Gornlands stammte. Er war einer der wenigen aktiven Soldaten im preussischen Heer, der früher in der gornländischen Armee gedient hatte. Als Gornland im Krieg mit Preussen war, bekleidete er damals schon den Rang eines Oberleutnants. Im Gegensatz zu den meisten Offizieren des gornländischen Heeres hatte er eine gemäßigte liberale Position. Er kämpfte im Krieg gegen seinen Gegner, mehr nicht. Viele seiner Kameraden fielen dagegen mit Grausamkeiten gegen die eigenen Leute, dem Gegner und der Zivilbevölkerung auf. Außerdem wurde er als Gegner in der Schlacht von vielen damaligen preussischen Offizieren mit seinem taktischen Geschick bewundert und geschätzt. So war es auch, dass der General der zu der Zeit gegen ihn fünf Tage und Nächte gekämpft hatte, ein starker Befürworter für eine Aufnahme ins preussische Heer war. Danach war er dann die nächsten Jahre dafür zuständig das ehemalige Gebiet Gornlands zu sichern und neue Milizen aufzubauen. Trotz alledem hielt sich die Politik nicht raus. Den höchsten Rang den ein ehemaliges Mitglied der gornländischen Armee bekleiden konnte, war der eines Hauptmanns.
Er salutierte, als er Sara kommen sah. „Prinzessin.“
Sie salutierte ebenfalls und schüttelte dann dem Mann die Hand. „Hauptmann Quandt, der Marschbefehl wurde erteilt, sind die Soldaten bereit?“
„Wir haben alles notwendige gepackt und sind marschbereit. Ihr Leibwächter Herr Dellop hat vor fünf Minuten auch die Marschbereitschaft Ihres Bataillons gemeldet.“
„Ausgezeichnet. Wir werden anders als die restliche Armee, nicht nach Norden aufbrechen und durch die Ruinen marschieren. Es liegen im Osten mehrere Schiffe vor Anker. Der Marsch dorthin und das besteigen der Schiffe dürfte in maximal einer dreiviertel Stunde beendet sein. Von dort aus werden wir dann nach Norden fahren.“
Hauptmann Quandt gab den Marschbefehl und die 1.200 Soldaten der beiden Bataillone setzten sich in Bewegung.
Sara erklärte den Rest auf dem Weg. „Wenn der Gegner die Stellung der 4. Armee angreift, ist es unsere Aufgabe an einem geeigneten Punkt an Land zu gehen und dem Feind in die Flanke oder besser in den Rücken zu fallen. Das Gelände dort ist hügelig und stellenweise sehr dicht bewaldet. Ausgezeichnete Voraussetzungen um dicht an den Feind heranzukommen und Ihm in den Rücken zu fallen.“ Sara gab Jondus ein Zeichen und dieser holte einen Gürtel raus. „Dies ist ein persönlicher Schutzschild. Ich möchte, dass Sie diesen anlegen.“
Hauptmann Quandt schaute sich den Gürtel an. „Tut mir Leid, selbst wenn es mein Ehrgefühl zulassen würde, ich könnte mit dem Schutzschild gar nicht vernünftig kämpfen. Ich habe Ihre Soldaten beobachtet, wie Sie damit trainiert haben, das ist eine komplette Umstellung zu der Art wie wir kämpfen.“
Er sprach die Restriktionen des Schutzschildes an. Saras Soldaten hatten zum einen ein 20-schüssiges Gewehr, das einzelne Schüsse abgeben konnte und das Nahkampfschwert.
Man kann mit dem Gewehr nur einen Schuss alle paar Sekunden abfeuern. Die Ursache ist der aktive Sensorschutz des Schildes, das sich erst aufbaut, wenn das vorgelagerte Feld ein Objekt erkennt, dass sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt. Der Soldat kann einen Schuss abfeuern und wird dadurch den Geschwindigkeits- und Druckschutz des Schildes aktivieren. (Das Geschoss kann ungehindert abgefeuert werden, da der Sensorschutz das Schild erst aktiviert nachdem das Geschoss durch beide Schichten durch ist.) Es dauert aber einige Sekunden bis das Schild wieder (automatisch oder manuell) gesenkt werden kann. (Die massive Energiezufuhr muss wieder runtergefahren werden). Das System wurde mit einigen Sicherheitsregelungen in den letzten Jahren weiter verfeinert. Es braucht aber monatelange Übung um diese Art der Kriegsführung annähernd zu meistern.
Sara nickte Jondus zu und dieser steckte den Gürtel wieder weg. „Wie Sie wünschen Hauptmann. Ehrlich gesagt hatte ich nicht daran geglaubt, dass Sie dies annehmen würden. Aber ein Versuch war es Wert.“
Der Hauptmann lächelte kurz und gab zu verstehen, dass er die politische und moralische Intention dahinter verstand. „Kommen wir zum Plan. So wie ich unseren General kenne, war das kein Plan der von Ihm ausging. Sie selbst haben also dieses Vorgehen vorgeschlagen.“
„Richtig. Bei einem frontalen Angriff in diesen Größenordnungen kommen die Vorteile meines Bataillons nicht so richtig zur Geltung. Und ein Flankierungsangriff zu Fuß würde etliche weitere Stunden dauern. Deshalb hab ich dem General den Vorschlag gemacht, dass ich zusammen mit meinem und einem weiteren Bataillon per Schiff einen Flankierungsangriff durchführe, falls es zur Schlacht bei der 4. Armee kommt.“
Hauptmann Quandt holte eines der sehr alten Karten des Gebietes raus. Er zeigte auf eine Stelle. „Hier wäre der nördlichste Punkt den wir noch anfahren könnten ohne entdeckt zu werden. Ein dichter Wald zieht sich drei Kilometer den Strand entlang und geht bis zu zehn Kilometer ins Landesinnere um dann von kleineren weiten Wäldern abgewechselt zu werden.“


5 Stunden später
General Hartrahl hatte gerade die Nachricht bekommen, dass es zu ersten Gefechten zwischen der 4. Armee und dem Gegner gekommen ist. Die Mannstärke des Gegners war größer als erwartet.
„Das ist mehr als unerwartet.“ General Hartrahl hatte seinen Stab zu sich beordert und der ganze Trupp bewegte sich im Schnellschritt. Zu ihrem Missfallen bemerkte sie bei einigen ihrer Offiziere Mängel in der Ausdauer. Ein Hauptmann keuchte ganz besonders. Wenn die Schlacht vorbei war, wird sie härtere Ausdauertrainings für alle Dienstgrade verordnen. Die 7. Armee des Generals hatte alle Fahrzeuge in oder um die Ruinen stehengelassen, durch den Schutt und den Kratern gab es keine Möglichkeit per Fahrzeug durchzukommen. „Was sagen die orbitalen Aufklärer der Solenen?“
Major Ganner hatte die neuesten Daten auf seinem Pad. „Wir können uns kein Gesamtbild machen, der Großteil des Frontverlaufs und im Radius von 50 Kilometern um die Position der 4. Armee ist hauptsächlich hügeliges Gelände und Wald. Eine genaue Anzahl an Soldaten lässt sich nicht daraus ableiten. Wir können uns nur auf die Berichte der Frontsoldaten verlassen und diese werden ziemlich in die Mangel genommen. Ich würde vorschlagen wir machen den Rest des Weges einen Gewaltmarsch um unsere Truppen zu entlasten.“
General Hartrahl überlegte kurz. „Nein, das wäre keine gute Idee. Die 5.000 Soldaten von Oberstleutnant Munch haben schon einen Gewaltmarsch hinter sich. Wenn wir es wirklich mit einer Übermacht oder einem gleichstarken Gegner zu tun haben, dürfen wir unsere Soldaten nicht schon vor dem Gefecht verausgaben.“

Zur gleichen Zeit an der äußersten linken Flanke des preussischen Verteidigungsgürtels.
Oberstleutnant Munch redete mit Leutnant Maier, Kompanieführer der dritten Kompanie, des 121. Bataillons. „Sie und Ihre 200 Soldaten sind unsere äußerste linke Flanke. Derzeit wird zwar noch versucht unsere Mitte zu durchdringen um unsere Armee zu teilen, aber es wird nicht lange dauern und der Gegner versucht es über die Flanken.“ Der Oberstleutnant legte seine Hand auf die Schultern seines Offiziers. Er kannte den Leutnant schon seit dieser damals als Offiziersanwärter im Krieg gegen Lansel gekämpft hatte. „Hans, wenn deine Kompanie fällt, fällt die ganze Front. Ich vertraue dir.“
Dieser nickte stumm, salutierte knapp, drehte sich um und ging zu seinen Soldaten. Es war alles gesagt was gesagt werden musste.
Leutnant Hans Maier war ein 1,90m großer Mann, der einen Vollbart samt Schnäuzer trug. Sein rotes Haar war militärisch korrekt kurz geschnitten. Er hatte im Krieg gegen Lansel viele Auszeichnungen erhalten, darunter die Tapferkeits- und die Verwundetenmedaille. Nach dem Krieg wurde er in die Reserve versetzt (ein Teil der Umstrukturierungsmaßnahmen, als sich Preussen mit Vibon vereinte) und heiratete seine Verlobte. Die Jahre bis zu diesem Krieg verbrachte er als erfolgreicher Großfarmer.
Er versammelte seine Soldaten um sich. Zur Hälfte bestand seine Kompanie aus alten Hasen des Lanselkrieges, die wie er Reservisten waren, zum anderen Teil aber auch aus blutfrischen Rekruten. Er zeigte 500 Meter nach rechts, zu den Soldaten die sich gerade eingruben. „Zu unserer Rechten seht ihr die 1. Kompanie. Sie passen auf, dass uns keiner von rechts überrascht und wir passen auf, dass denen keiner von links überrascht.“ Jetzt zeigte er nach links. „Zu unserer linken… seht Ihr nur Wald. Wir sind die äußerste Linke! Nach uns kommt nichts mehr! Fallen wir, fällt wahrscheinlich die ganze Front. Ihr habt die Gerüchte gehört, der Gegner ist wahrscheinlich zahlreicher als gedacht. Aber wir sind ausgebildete Gebirgsjäger! Wir sind in unserem Element!“
Etliche der alten Haudegen schrien ihre Zustimmung raus.
„Wir sind in einem waldigen Gebiet und auf einem größeren Hügel. Der Gegner kann nicht aus der Entfernung unsere Stellung angreifen, er muss also dichter kommen. Die Gegner müssen einen teils steilen Hügel hochlaufen, sind außer Puste bevor sie überhaupt einen Schuss abgegeben haben und werden dann noch von uns ins Kreuzfeuer genommen. Von unserer Position aus können wir den 10-20 fachen Ansturm zurückschlagen!“
Wieder gab es zustimmendes Gebrüll.
Jetzt wandte er sich mehr an die neuen Soldaten. „Aber wehe ich sehe Tote in unseren Reihen die keinen Schuss abgegeben haben. Ihr sollt nicht sinnlos für euer Vaterland sterben, sondern ihr sollt dafür sorgen, dass der Feind für sein Vaterland stirbt!“
Nun jubelte seine ganze Kompanie.
Leutnant Maier versammelte seine Zugführer um sich. „Heinrich, Jon, Maria, Stefan, verteilt eure Soldaten so, dass die Rekruten immer zwischen den alten Hasen liegen. Manche der Kinder würden wohl ohne Beistand nach dem ersten Feuergefecht Ihren Namen, Geburtstag und die Funktionsweise Ihrer Waffe vergessen. Jon, dein Zug sichert bitte unsere äußerste Flanke. Du lässt deine Männer und Frauen bitte an unserem Ende eine Sichelstellung ausgraben, falls der Feind versucht uns zu umgehen. Die Verletzten bringt ihr bitte so schnell wie möglich an den Hang hinter uns, so dass sie zusammen mit den Ersthelfern außer Schussbahn sind.“ Er klatschte in die Hand. „So, es ist alles gesagt, wir haben wenig Zeit, an die Arbeit meine Damen und Herren!“
Der erste Ansturm kam eine halbe Stunde später. Es waren ca. 100 Soldaten die mit Gebrüll den Hügel hinaufstürmten.
Leutnant Maier redete auf seine Soldaten ein. „Spart Munition, erst schießen, wenn ich das Befehle, nur Einzelschuss, keine Salven. Warten. Warten. Warten… FEUER!“
Seine Kompanie eröffnete das Feuer auf die anstürmenden Gegner. Als die erste Reihe fiel, machte der Rest kehrt. Die preussischen Soldaten jubelten und warfen dem Gegner Beleidigungen hinterher.
Ihr Kompanieführer holte sie auf den Boden der Tatsache zurück. „Das war nur ein Tastangriff. Die nächste Welle wird kräftiger ausfallen. Also Ruhe bewahren und nachladen.“
Die nächste Welle sechs Minuten später kam dann auch wie angekündigt in größerer Mannstärke. Insgesamt 400 Soldaten stürmten den Hang hinauf. Leutnant Maier gab nun schon bei größerer Entfernung Feuerfreigabe. Minutenlang war die Luft von Patronen getränkt, bis auch diese Welle aufgegeben hatte und sich zurückzog. Die Verteidigungsposition der Preussen war fast optimal. Der Hang war an einigen Stellen so steil und glitschig, dass man dort nur auf allen Vieren oder gar nicht weiterkam. So mussten sich die Angreifer an wenigen Flaschenhälsen hochkämpfen. Und diese Flaschenhälse wurden von den Preussen natürlich allzu gerne in Kreuzfeuer genommen. Aber es gab auch erste Verluste. War der Gegner erst mal in einer guten Position hinter Bäumen oder ähnlichen Hindernissen, hatte er eine gute Schussposition.

Die nächste halbe Stunde kam Welle nach Welle die immer wieder von den Preussen zurückgeschlagen wurde. Eine Welle hatte versucht an der linken Flanke einzufallen und Leutnant Maier musste Soldaten dorthin abziehen um die Flanke zu verstärken, er selbst hatte zu dem Zeitpunkt an der Flanke gekämpft, so dass er den nahenden Durchbruch in der Mitte zu spät bemerkte. Zwei Dutzend feindliche Soldaten waren in einem kühnen Manöver bis auf die Verteidigungslinie vorgedrungen. Diese konnten zwar letztendlich besiegt werden, aber der fast-Durchbruch kostete 35 Preussen das Leben.
Das Loch wurde wieder gestopft, aber die Linie wurde immer dünner. Nur noch 120 Männer waren kampfbereit. Er holte sich die Zahlen der Munitionsbestände von seinem Zugführern und schnappte sich dann einen Gefreiten. „Gefreiter Pull, laufen Sie rüber zur ersten Kompanie und fragen Sie an, ob die noch Munition über haben. Ich weiß, dass sie auch schwer zu kämpfen habe, aber wir sitzen hier bald auf dem Trockenen. Danach laufen Sie weiter zum Kommandostand von Oberstleutnant Munch. Wir brauchen Verstärkung an unserer Stellung und zwar so schnell wie möglich!“
Der Gefreite salutierte und rannte los. Kurz danach als er weg war, gab ein Soldat wieder Alarm. „Da kommen die Schweine wieder!“


Eine Dreiviertelstunde später kam Oberstleutnant Munch mit 2 Bataillonen zur Stellung der dritten Kompanie. Leutnant Maier kam aus seiner Stellung und salutierte. Er hatte einen blutigen Verband um seinen Arm. „Ich bin froh, dass Sie es geschafft haben Oberstleutnant.“
„Und ich bin froh, dass Sie die Stellung halten konnten. Ich habe zwei frische Bataillone von General Hartrahl mitgebracht. Sie und Ihre Kompanie werden abgelöst und können sich in den hinteren Reihen ausruhen.
Leutnant Maier schaute sich um, fast alle Soldaten die in den Gräben lagen, waren verletzt wie er. Dass die Stellung überhaupt gehalten werden konnte in der letzten viertel Stunde, war dem Umstand zu verdanken, dass der Feind es aufgegeben hatte, die Stellung anzugreifen. Die dritte Kompanie hatte 120 Tote und 70 Verletzte zu beklagen.
Er ließ den Helm in seiner Hand fallen. „Oberstleutnant Munch, ich habe keine kampffähige Kompanie mehr.“
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Band 20
Kapitel 6


Jondus lag in voller Kampfmontur an einem Hang und lud sich die neuesten Topographiedaten von den orbitalen Aufklärern herunter. Seine Frau Luci war mit vier Soldaten einige hundert Meter weiter nördlich und scoutete die Gegend. Die Soldaten waren vor einer halben Stunde an Land gegangen und hatten sich nordwestlich gehalten, bis sie die derzeitige Position erreicht hatten, von denen ein weiteres Vorgehen besser gestaltet werden konnte. Die Junisonne wurde von sporadischen Wolken verdeckt und eine milde Brise ließ die Blätter der Laubbäume rascheln.
Der Flankierungstrupp von Prinzessin Sara und Hauptmann Quandt musste ein kleines Wunder vollbringen, jedenfalls war dies die Ansicht und der Wunsch von General Hartrahl und ihrem Stab. Der Gegner war weitaus zahlreicher als angenommen, die 4. Armee und das, durch den Gewaltmarsch ausgelaugte 12. Regiment der 7. Armee hatten an einigen Frontabschnitten massive Verluste zu beklagen.
Man war sich noch nicht sicher, aber der Führungsstab ging von 30.000 bis 35.000 feindlichen Soldaten aus. Das wären mindestens drei Armeen. Man kannte vor dem Krieg alle ungefähren Standorte der dallonischen Armeen und in diesem Gebiet konnte in der verfügbaren Zeit nur eine dallonische Armee sich bewegen. Das was vor kurzen noch als Mutmaßung im Umlauf war, war seit zwei Stunden Fakt: Mindestens zwei nebrunische Armeen haben in den letzten Tagen Ihren Fuß auf dallonischen Boden gesetzt. Die Uniformen der angreifenden Soldaten und die Aussagen von Gefangenen bestätigte dies.
Der Vorteil von den Preussen war es, dass die 4. Armee schon Verteidigungspositionen ausgehoben hatte und auch die angreifenden Armeen einen ziemlich langen Marsch hinter sich hatten und bisher noch leicht unorganisiert angriffen. Dies würde sich aber in einigen Stunden legen. Deshalb ruhten auf den Fähigkeiten des solenischen Kampftrupps natürlich enorme Erwartungen.
Jondus schlich sich geduckt den Hang herunter und traf sich mit Prinzessin Sara und Hauptman Quandt. „Die Karten sind aktualisiert, wenn wir es geschickt anstellen und den richtigen Zeitpunkt wählen, können wir das Gelände effektiv zu unserem Vorteil ausnutzen.“
Sara schaute sich die Daten an, die auch die lückenhaften Informationen zu den Truppenbewegungen beinhaltete. „Wir sind zwei Kilometer nördlich von den Hauptgefechten entfernt. Der Großteil der kämpfenden Truppen des Feindes befindet sich schon an der Front. Die Nachzügler und der Nachschub zieht sich weitere sechs Kilometer ins Landesinnere.“
„Hauptmann Quandt markierte eine Stelle auf der Landkarte. „Ich würde vorschlagen, dass wir warten bis eine Einheit in der Nähe ist und diese dann aufreiben und von dort aus Richtung Süden marschieren um den Gegner in den Rücken zu fallen.“
„Das wäre auch meine Herangehensweise, mit einer Änderung.“
„Ich höre.“
Sara wusste, dass Ihr kommender Vorschlag nicht auf viel Gegenliebe stoßen würde. „Nachdem wir den ersten Angriff durchgeführt haben, teilen wir unsere Truppe. Mein Bataillon wird wie vorgeschlagen den Gegner im Süden in den Rücken fallen, während Ihr Bataillon weiter ins Landesinnere vordringt um die Nachschubwege zu kappen.“
Hauptmann Quandt’s Gesichtszüge verrieten Verärgerung, aber er argumentierte nicht gegen die Entscheidung. General Hartrahl hatte unmissverständlich klargemacht, dass Prinzessin Sara den Oberbefehl für diesen Angriff hatte und sie das letzte Wort hatte. „Wie Sie wünschen.“
Sara bemerkte das natürlich. „Ich verstehe Ihren Missmut Hauptmann. Aber leiten Sie daraus bitte keine negativen Aussagen ab. Wir müssen maximalen Schaden anrichten und das lässt sich am besten machen, wenn wir uns teilen. Ihr Bataillon wird schon an den Nachschubwegen Unheil anrichten, während wir noch auf den Weg in den Süden sind. Die Nachricht, dass die Nachschubwege angegriffen werden, wird auch schnell an die gegnerischen Offiziere an der Front weitergeleitet, die natürlich darauf reagieren müssen. Das alleine bringt schon ein wenig Verschnaufpause für unsere eigenen Frontsoldaten. Wir werden dann die Soldaten angreifen, die geschickt wurden, um euren Überfall auf die Nachschubwege zu entgegnen. Und dann… ist da noch eine andere Sache.“ Sara hielt kurz inne. Sie wollte die Waffe nicht gleich am Anfang einsetzen, aber sie könnte in diesem Gefecht über Sieg und Niederlage entscheiden. Eigentlich war der Einsatz und die Demonstration der Waffe in einem „kontrollierbareren“ Gefecht angedacht. Als Demonstration der Überlegenheit und der Stärke, aber nicht als Siegesgarant für die erste geschlagene Schlacht. „Wir haben eine weitere Waffe dabei, über die Sie bisher nicht unterrichtet wurden. Diese ist zwar nicht generell tödlich, aber wird jeden Menschen im Einflussbereich der Waffe außer Gefecht setzen, außer man trägt einen persönlichen Schutzschild. Ich werde wohl die Waffe einsetzen müssen und möchte nicht, dass Ihre Einheit in den Einflussbereich kommt.“ Sie legte die Hand auf die Schultern des Mannes und wurde sich im gleichen Augenblick bewusst, wie lächerlich dies aussehen musste. Sie, äußerlich eine sehr junge Frau bemutterte einen Veteranen der preussischen Armee. Sie nahm wieder hastig die Hand runter. „Ich erkläre Ihnen das gerne später im Detail wenn Sie dies wünschen. Aber jetzt müssen wir uns um den Erstangriff kümmern. Meine Leibwächter haben einen Plan ausgearbeitet wie man unsere beiden Einheiten effektiv zusammen arbeiten lässt und die Vorteile der Schutzschilder und die höhere Schlagkraft Ihrer kampferfahrenen Einheit zusammenbringt.“ Sara nickte Luci zu.

Luci, die vor wenigen Minuten von der Aufklärungsmission zurückkam, räusperte sich. „Ihre Einheit wurde ja schon über die Funktionsweise der Schutzschilder aufgeklärt. Unsere Überlegungen gehen dahin, dass die Einheiten mit Schutzschild die Speerspitze bilden und die ungeschützten Einheiten sich dahinter bewegen. Wir teilen die Soldaten in mehrere Gruppen auf, die sich separat den Feind nähern. Jede Gruppe besteht aus zwei Reihen Solenen mit Schutzschildern und dahinter ungeschützte preussische Soldaten. Die vorderen beiden Reihen stehen versetzt, so dass die hinteren Soldaten fast effektiv geschützt sind.“ Luci zeichnete die Formation in den Waldboden (sie war kein „Pad-Typ“) „Wir können die Soldaten nicht direkt nebeneinander stellen, da sich bei aktivierten Schutzschildern sich die Schilder berühren könnten. Dies würde unkontrollierte Abpralleffekte nach sich ziehen. Wenn also die solenischen Soldaten gefeuert haben und sich der automatische Schildmechanismus aktiviert hat, werden in bestimmten Intervallen die Soldaten Ihre Position ändern, um den preussischen Soldaten ein Schussfeld zu geben. Sollte der Feind von der Seite angreifen, schwenkt die vordere Einheit zu dieser Seite. Dies ist quasi eine Kopie der antiken Schildkrötenformation der Römer. Jedenfalls in der Theorie. Wir müssen erst schauen, wie sich das alles in der Praxis ergibt.

Weniger als eine halbe Stunde später konnte der Plan in Bewegung gesetzt werden. Ein loser Verband von ca. 400 Soldaten bewegte sich parallel zur derzeitigen Position von Saras Truppe. Die zwei Bataillone waren vorher schon in acht Gruppen aufgeteilt worden und warteten hinter dem Hügel auf das Signal. Einige Scharfschützen hatten sich in guten Positionen verschanzt.
Sara gab das Signal und die acht Gruppen kamen über den Hügel. In Schrittgeschwindigkeit näherten sich die Soldaten dem Feind. Die erste Salve traf die überrumpelten Dalloner. Die geistesgegenwärtigen Soldaten schmissen sich bei der ersten Salve sofort auf den Boden. Aber etliche Dallonische Soldaten blieben wie angewurzelt stehen. Für viele war dies auch der erste Kampfeinsatz. Diejenigen die nicht doch noch irgendwann sich hingeschmissen hatten, oder von Kameraden von den Füßen geholt wurden, wurden schnell Opfer der Scharfschützen und der vorrückenden Truppen.
Die Dallonische Einheit war im Schockzustand. Zum einen war es der Überraschungseffekt, aber zum anderen auch die vollkommen unorthodoxe Vorgehensweise der Preussen. Es dauerte insgesamt zwei Minuten bevor überhaupt die erste Gegensalve von den Dallonen abgefeuert wurde. In der Zwischenzeit waren etliche Soldaten von den Scharfschützen ausgeschaltet worden und die acht Gruppen kamen im Schritttempo immer näher. Der nächste Schock kam, als das Gegenfeuer keine Wirkung zeigte. Die Soldaten kamen immer näher und der einzige Anhaltspunkt, dass die Dallonen nicht danebenschossen, war das kurze Aufblitzen der Schutzschilder.
Als Saras Einheit ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, desertierten die ersten dallonischen Soldaten. Sie riefen „Monster!“ und andere Fabelwesen während sie panikartig flüchteten. Sara hatte vorher mit Hauptmann Quandt und den Scharfschützen ausgemacht, dass auf die flüchtenden Soldaten nicht geschossen werden sollte, außer sie drehten wieder um. Panik war ansteckend, und irgendwer sollte ängstlich den anderen Einheiten ja auch von diesem Gefecht berichten.
Über die Hälfte der feindlichen Soldaten war bisher tot oder geflüchtet. Sara gab ein Zeichen und alle Gruppen hielten kurz an. Sie zog Ihr Kampfschwert und hielt es ausgestreckt nach vorne. „SCHWERTER!“ Sie brüllte den Befehl und die Solenen zogen alle Ihre Kampfschwerter und nahmen eine Schwertkampfposition ein (zur „Show“). Die verbliebenden Solenen konnten nicht lange grübeln was das jetzt werden sollte, da stürmten die Solenen schon mit Gebrüll auf die Stellung der Dallonen zu. Es kamen noch vereinzelt Gegenfeuer aber ein Soldat nach dem anderen schmiss sein Gewehr hin und flüchtete auf den Weg, den er gekommen war. Die Solenen schnitten sich durch die verbliebenden Soldaten, die zu spät losrannten oder vor Schock erstarrt waren. Die Dallonen erfuhren schmerzhaft, dass die Schwerter kein Spielzeug waren.

15 Minuten später.
„Wie viele Verluste haben Sie zu beklagen Hauptmann?“
„Drei Tote und sechs Verletzte.“ Er nahm den Helm ab und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. „Weniger als ich befürchtet hatte. Es ist schon ein Unterschied, ob ich von den technischen Errungenschaften Ihrer Leute höre oder ob ich sie direkt mit meinen eigenen Augen vor mir sehe. Hatten Sie Verluste zu beklagen, Prinzessin?“
„Bedauerlicherweise ja, ein Toter. Das Schutzschild hatte durch einen technischen Defekt versagt. Und eine Verletzte, sie wurde im Nahkampf mit einem dallonischen Soldaten mit einem Messer in der Bauchgegend verletzt. Wir sind nicht unverwundbar.“
„Das hatte ich auch nicht erwartet.“ Er schaute zu den gefangenen Dallonern. Was passiert mit ihnen? Wie können sie nicht mitnehmen.“
„Und töten werden wir sie auch nicht, ich lasse fünf meiner Leute hier und ich schlage vor, dass Sie auch Ihre Verwundeten hier lassen und fünf kampfbereite Soldaten. Zuerst werden die Verwundeten an den Strand gebracht und dann die Gefangenen.“
„Einverstanden.“ Hauptmann Quandt streckte Sara die Hand entgegen und sie schüttelte diese. „Wir sollten den Überraschungseffekt so lange nutzen wie er anhält. Hier trennen sich unsere Wege erst mal. Meine Truppe wird nun glorreich die Nachschubwege überfallen. Ich wünsche Ihnen viel Glück an der Front. Was auch immer Ihre Geheimwaffe ist, Sie werden das Glück brauchen.“
„Danke Hauptmann, der Krieg ist erst in den Anfängen, Ihre Männer und Frauen werden noch viel Gelegenheit haben, zu zeigen was in ihnen steckt.“
Die beiden salutierten, gaben sich noch einmal die Hand und gingen dann in verschiedene Richtungen fort.
Sara gab das Sammeln-Zeichen. „Luci! Jondus! Stellt fünf Mann als Wache für die Gefangenen ab. Der Rest packt zusammen und formiert sich, der Tag ist noch nicht vorbei.

90 Minuten später, die Sonne verabschiedete sich langsam.
Die Nachricht über die verheerende Niederlage hatte die Führer der Dallonen und Nebrunen erreicht. Als Antwort darauf, hatten die Nebrunen eine 2.000 Mann starke Einheit von der Front abgezogen und nach Norden geschickt. Diese Einheit hatte Sara nun abgefangen. Ein bisschen Mulmig war Ihrer Truppe schon, beim Anblick des zahlenmäßig weit überlegenen Gegners. Außerdem hatte Sie von den Orbitalaufklärern noch die Information, dass eine weitere Einheit aus ca. 2.000 bis 4.000 Soldaten aus südwestlicher Richtung bald eintreffen würde.
Sie wandte sich an Jondus. „Die Gegner werden auch nicht durch rumstehen weniger, gib das Signal, wir greifen an.“
Jondus gab den Befehl und die Solenen marschierten im Schritttempo den Nebrunen entgegen. Kurz vor der optimalen Reichweite begann der Feueraustausch. Die Solenen brauchten nur in die Richtung des Gegners schießen, der sich geduckt und teilweise kriechend fortbewegte, es waren meist genügend Gegner zusammen, damit eine Kugel traf. Die kampferprobte nebrunische Einheit ließ sich aber nicht so schnell aus der Fassung bringen. Die ersten wagemutigen Offiziere und Unteroffiziere trieben Ihre Soldaten zu einem Angriff im Lauftempo an. Ihr Ziel war es näher an die Solenen ranzukommen. Man wusste nicht viel über die Schutzschilder, die ersten Überlegungen waren, dass eventuell aus näherer Umgebung das Schild durchschossen werden konnte.
Jondus hörte Sara den Schwertkampfbefehl brüllen und zog blitzschnell sein eigenes Schwert. Einige feindliche Soldaten waren nun schon soweit vorgedrungen, dass der Nahkampf effektiver war. „In den Nahkampf!“ Jondus brüllte den Befehl an seine Einheit und stürmte los. Die 50 Männer und Frauen folgten Ihm. Sie rannten zu der rechten Gegnergruppe und kurze Zeit später lagen die ersten Nebrunen tot oder blutend am Boden. Jondus rannte zu einen jungen Soldaten, der nicht älter als 16 oder 17 war. Der Junge entleerte sein Magazin an Jondus Schild und blieb wie angewurzelt stehen, als er sah, dass dies kein Effekt hatte. Jondus blieb fünf Meter vor dem Jungen stehen und schritt nun langsam auf ihn zu. Sein Schild war noch im „Lockmodus“ und er konnte das Schwert nicht benutzen. Sechs Sekunden später stand Jondus einen halben Meter vor dem Nebrunen und schaute ihm in die Augen. Eine Sekunde später schaltete der Schutzschild wieder ab und Jondus Schwert war blitzartig in den Bauch des Jungen eingedrungen. Dieser schaute mit einem überraschten Blick nach unten, als Jondus gerade wieder sein Schwert rauszog. Der Junge versuchte die Blutung zu stopfen, aber verlor den Kampf gegen den Blutverlust. Bevor er auf den Boden fiel, war Jondus schon wieder bei einem anderen Gegner.

Luci kämpfte an der Seite von Sara. Sie schaute sich immer wieder um, um die Gesamtsituation im Auge zu behalten. „Sieht nicht so aus, als ob diese Einheit in den Panikmodus verfällt. Sie sind immer noch organisiert und ich sehe Anzeichen, die auf eine Kesselstrategie hindeuten. Sie wollen uns ganz sicher einkreisen. Das wäre ein guter Zeitpunkt um unsere Waffe einzusetzen.“
„Noch nicht. Es sind noch zu wenige. Wir warten noch auf die zweite Armee.“
Luci schüttelte mit dem Kopf. „Ich hoffe du weißt was du machst. Schutzschilde, schön und gut. Aber unsere Vitalität hält auch nicht ewig. Wenn wir vor Erschöpfung den Arm nicht mehr heben können, bringt uns das Gewehr und das Schild auch nichts.“
„Ich weiß Luci.“ Sara rannte den nächsten Gegner an und fällte ihn mit einem Schwerthieb.

20 Minuten später war auch die zweite Nebrunische Einheit vor Ort und die Solenen waren fast vollständig eingekesselt. Erste Erschöpfungserscheinungen machten sich bemerkbar.
Sara schaute sich um. Neben Ihr standen Jondus und Luci in Verteidigungshaltung. Die beiden atmeten schwer, es war schon erstaunlich welche Ausdauer die beiden besaßen. Sie waren immerhin fast doppelt so alt wie der Rest von Saras Einheit.
Sara steckte ihr Kampfschwert weg und fasste mit der rechten Hand an den Griff des großen Schwertes an Ihrem Rücken. „Halterungen öffnen.“ Sie gab den Befehl an die Elektronik und die mechanischen Klammern der Scheide gaben das Schwert frei.
Sara zog langsam das Schwert raus, die solenischen Soldaten brachen die Angriffe ab und bildeten einen Kreis um Sara, Luci und Jondus.
„Lass uns die „Show“ beginnen.“ Sara hielt das massive Schwert ausgestreckt nach oben und aktivierte die Startsequenz. Das Schwert begann grünlich zu schimmern.
„Ich habe den Tod ins Auge geblickt und mein Spiegelbild gesehen.
Mein Blut ist aus Feuer und mein Körper aus Stahl.
Das Schwert ist meine Seele.
Ich schreite den Pfad der Verdammten, nicht tot oder lebendig.
Und all jene, die aus Egoismus und Hochmut uns den Weg versperren, sollen sich fügen oder zu Staub verfallen.
LIMITIERUNGEN AUFHEBEN!“
Sara rammte das Schwert in den Boden und blitzartig ging von dem Schwert ein grünliches Feld aus, dass sich rasend schnell ausbreitete.
Die nebrunischen Soldaten sahen nur mit Entsetzen, wie eine grün schimmernde Wand sich unaufhaltsam ihnen entgegenschob und jeder Soldat der damit in Berührung kam, schlagartig umfiel. Viele versuchten zu fliehen, wurden aber in Sekundenbruchteile vom Feld erfasst und fielen Ohnmächtig um.
Selbst die Solenen waren von der Wirkungskraft des Schwertes teils überwältigt und blickten sich ungläubig um.
Luci die gerade eine 360 Grad Umsicht vorgenommen hatte, blieb beim Anblick von Sara geschockt stehen. „SARA! Dein Haar!“
„Was ist damit?“ Sie holt eine Strähne vors Gesicht und betrachtete Ihr Haar. „Es ist weiß.“ Sie schaute Luci an. „Ist mein komplettes Haar weiß?“
Diese nickte nur. Sara hatte vorher brünettes rückenlanges Haar gehabt, das nun komplett weiß war. „Wissenschaftler und Ihre Aussagen über Nebenwirkungen. Ich werde mir Stefanie später krallen müssen.“ Sie versuchte unbeeindruckt zu klingen, aber Luci und Jondus durchschauten es. Bevor die beiden aber was sagen konnten, übernahm Sara wieder die Initiative. „Luci, Jondus, beauftragt die zweite Kompanie damit, zuerst die Waffen einzusammeln und dann anzufangen die feindlichen besinnungslosen Soldaten an einen zentralen Ort zu schaffen.“
Jondus schaute Sara entgeistert an. „Das sind mehr als 4.000 Körper, nicht zu reden von den Toten.“
„Wir kriegen bald Verstärkung von General Hartrahl, dafür muss aber erst mal der Feind von unserem Sieg erfahren.“
Sara ging zu der Stelle, wo der Oberst der nebrunischen Einheiten sich mit seinem Stab „bequem“ gemacht hatte. Die Offiziere lagen hinter einer Baumgruppe mit guter Sicht auf das Schlachtfeld. Sara fand sofort das was sie gesucht hatte.
„Da haben wir ja das Funkgerät.“ Sie schaltete das Gerät ein das auf die Frequenzen der nebrunischen und dallonischen Einheiten eingestellt war. „An alle Feinde Preussen-Vibons und Solas. Ich bin Prinzessin Sara von Sola. Ich habe soeben Ihre lächerliche 5.000 Mann starke Armee, die sie mir entgegensetzten, vernichtet. Sie sind als nächstes dran!“
Sara schaltete das Funkgerät aus. „Die Saat ist gesät.“

Der nebrunische und dallonische Führungsstab überprüfte natürlich erst die Angaben. Aber es konnte keine Verbindung zu der Teilarmee aufgebaut werden. Die Ansicht, dass die Armee wirklich vernichtet worden war, gewann die Oberhand. Dazu kamen die Berichte über Überfälle auf die Nachschubwege und die Panik unter den dallonischen und nebrunischen Soldaten war perfekt. Sie wussten nicht, was mit der Armee genau geschehen ist, deshalb versuchte der Führungsstab einen geordneten Rückzug in die Wege zu leiten. Dies misslang größtenteils.
Als General Hartrahl vom Sieg der Solenen erfuhr und sah wie der Gegner sich ungeordnet und vielerorts panisch zurückzog, erteilte sie den Angriffsbefehl. Ganze Bataillone des Gegners desertierten, schmissen Ihre Waffen hin und flüchteten panisch in alle Richtungen. Die Intelligenten unter ihnen, ergaben sich gleich.
An dem Tag, der in die Geschichte eingehen sollte, trafen 25.000 Preussen auf 35.000 Nebrunen und Dalloner. Die Schlacht hatte auf preussischer Seite 4.000 Tote und 5.000 Verletzte gefordert. Der Gegner hatte 7.000 Tote und 10.000 Verletzte zu beklagen. 9.000 Soldaten waren gefangenen genommen worden.

Am nächsten Abend.
Unweit des ehemaligen Schlachtfeldes hatte die preussische Armee ihr Lager errichtet. Man wartete nun auf die Verstärkung aus dem Süden und begrub die Toten.
Sara saß zusammen mit Luci, Jondus und ein paar Ihrer Soldaten um ein Lagerfeuer. Die Sonne würde sich in einer Stunde verabschieden und es blies ein kühler Wind.
Hauptmann Quandt sah die Gruppe und stoß dazu. „Ist hier noch Platz?“
Jondus rückte näher an seine Frau ran, so dass der Hauptmann noch auf dem großen Baumstamm Platz hatte.
Sara saß auf einem anderen Baumstamm gegenüber. „Ich bin froh, dass Sie den gestrigen Tag überlebt haben Hauptmann.“
Dieser lächelte. „Sind wir das nicht alle?“ Und die Gruppe lachte.
Jondus reichte Hauptmann Quandt einen Becher mit Tee, der dankend von Ihm angenommen wurde.
Sara bemerkte, dass der Hauptmann versuchte nicht auf ihr Haar zu starren. „Nun Fragen Sie schon.“
„Tut mir leid, ich wollte nicht starren, aber was ist passiert?“ Er hatte schon vorher von dem Gerücht gehört, dass sich die Haarfarbe der Prinzessin verändert hatte. Viele sprachen davon, dass es eine Transformation war, die ausgelöst wurde, als die solenische Geheimwaffe gezündet worden war. Und das die Transformation noch nicht abgeschlossen war, dass die Prinzessin irgendwann zum „Engel des Todes“ wurde. Relativ schnell hatten sich bei Freund und Feind Spitznamen für Sara herausgebildet. Die gefangenen Gegner sprachen gern und oft vom „Monster von Hague“ und die Preussen vom Todesengel von Hague, aber was beide Lager benutzten, war die Bezeichnung „Weißer Engel des Todes“.
Sara holte eine Strähne vor und schaute diese an. „Wissenschaftler und Ihre Aussagen zu Nebenwirkungen.“ Sie ließ von der Strähne los. „Wir haben natürlich ausführlich und lange mit unseren Wissenschaftlern gesprochen, aber die wissen auch nicht, was genau passiert war. Genaueres können wir erst sagen, wenn wir zurückkehren und das Schwert untersucht wurde. Vorher müssen wir aber Dallon sichern und sichergehen, dass keine weitere nebrunische Verstärkung eintrifft.“
„Sie wollen das Schwert nochmal einsetzen?“
Sara zögerte mit der Antwort. „Wenn es sein muss.“

9 Tage später, 300 Kilometer nördlich von Hague.
Das dallonische Heer leistete nach den Ereignissen vor zehn Tagen kaum noch Widerstand. Die Hauptstadt Dallons war vor fünf Tagen eingenommen worden und man ging davon aus, dass die Dalloner wegen der militärischen Präsenz der Nebrunen noch nicht kapituliert hatten. Vor vier Tagen hatte die solenische und preussische Marine die Ostküste Dallons abgeriegelt und fuhr Patrouillen, so dass keine nebrunischen Truppen mehr auf dallonisches Gebiet landen konnte.
Die letzten nebrunischen Einheiten hatten sich in der Nähe eines dallonischen Dorfes verschanzt, dass seit Tagen verlassen war. Die Führung Preussen-Vibons war sich sicher, dass Dallon aufgeben wird, wenn die letzten nebrunischen Soldaten auf dallonischen Boden fallen.
Die Preussen hatten ein Aufgebot von 40.000 Soldaten und 50 Panzern aufgefahren. Dem Gegenüber lagen 10.000 in Gräben verschanzte Nebrunen.

Sara war zusammen mit Ihrer Einheit am äußersten Ende der Front stationiert. Man hatte ihr mit aller politischer Höflichkeit zu verstehen gegeben, dass diese Schlacht von Preussen-Vibon gewonnen werden musste, und das bei dem Verhältnis, die Extra-Hilfe auch nicht gebraucht wurde.
Jondus schaute von seiner erhöhten Position der Schlacht zu. Vor zahn Minuten waren die ersten 10.000 Soldaten und alle Panzer vorgerückt. Auf einmal blendete ihn etwas und er schmiss das Fernglas auf den Boden. „Verdammte Scheiße.“ Er schaute wieder in die Richtung und sah brennende Panzer und preussische Soldaten die zu dutzenden tot und verbrannt auf der Straße lagen, oder am Sterben waren. Einige brennende Gestalten liefen noch eine kurze Zeit bevor Sie hinfielen. „Was zum Teufel…“
Saras Einheit und die dabeistehenden Preussischen Soldaten schauten fassungslos zur Front.
„War das eine Atombombe?“ fragte einer Ihrer Soldaten.
„Nein, ich sehe keine Pilzwolke.“
Bevor über den Ursprung weiter nachgedacht werden konnte, gab es eine weitere Explosion, die näher an der Hauptstreitkraft der Preussen war. Eine Explosion die wie eine weiße Kugel aussah ließ nur verkohlte Leichen zurück. Und eine halbe Minute später gab es noch eine Explosion.
Jondus schrie mit aufgerissenen Augen und rannte zur Prinzessin, es würde nicht die letzte Explosion bleiben, da war er sich sicher. „SARA!“

Sie wusste, dass Sie keine Zeit verlieren durfte. „Halterungen öffnen!“ Sie zog das Schwert aus der Scheide am Rücken und deaktivierte mit den Druckplatten am Griff die Sicherheitsprotokolle und stellte den zweiten Modus der Waffe ein: Das Schutzschild. Sie musste so viele Menschen wie möglich retten.
Sie riss das Schwert nach oben und schrie den Aktivierungscode, jetzt war keine Zeit für eine Show. „LIMITIERUNGEN AUFHEBEN!“
Das Schutzschild baute sich gerade rechtzeitig auf und die Waffe oder Bombe traf das Schutzschild.
Sara schrie vor Schmerzen. „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“
Das Schwert fiel ihr aus der Hand und sie stürzte ins Gras. Sie blickte auf Ihren rechten Arm, der das Schwert gehalten hatte. Das letzte was sie sah, bevor sie ohnmächtig wurde, waren die freigelegten Knochen ihres rechten Armes.

Ende Band 20: „Das, was uns einholt“
05.06.2012 15:20 Sun-Ku Wan ist offline E-Mail an Sun-Ku Wan senden Beiträge von Sun-Ku Wan suchen Nehmen Sie Sun-Ku Wan in Ihre Freundesliste auf
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Band 21
Kapitel 0 (Teaser)


(Zitate sind nicht in zeitlicher Reihenfolge)

„In den Morgenstunden wurde König Heinrich von den Palastwachen tot aufgefunden. Zur Ursache gibt es bisher nur Spekulationen, das Könighaus verweigert bisher jede Aussage zur […]“
„Er hat uns verraten verdammt nochmal!“
„Ich bin die Schwester Ihrer Tochter.“
„NIKLAS!!!“
„[…] gab das Königshaus heute die Verlobung mit dem Thronfolger von Preussen-Vibon bekannt.“
„Der Kreis schließt sich.“
„Die Situation auf den Straßen ist unübersichtlich.“
„Wir spielen Raumfahrt und der halbe Planet ist miteinander im Krieg!“
„Die Sprungtechnologie öffnet uns den Heimweg“
„Das was ich tue, tue ich aus Loyalität.“
„Rasal ist kein Spielplatz!“
„Wir machen das Unmögliche möglich.“
„Die Angreifer sind soeben in den königlichen Palast eingedrungen.
„Ich weiß wer du bist… Tamara.“

Willkommen! Zum finalen Band im Buch 2!
BAND 21: „Das, woran wir glauben.“
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Band 21
Kapitel 1


November 371 RZ, Solas Hauptstadt Wenning
Es war 02:54 Uhr in der Früh. Der Wind in Wenning blies derzeit besonders stark und die Bäume verloren ihre letzten Blätter.
Luci öffnete die Tür zum Krankenzimmer und ließ sofort den Becher mit dem frischen Kaffee fallen. Das Bett war leer. Panisch rannte sie auf die andere Seite des Bettes und fand Sara neben dem Bett sitzen und desorientiert mit ihrer linken Hand auf ihre Beine schlagen.
Luci kniete sich nieder und umarmte Sara. „Wir dachten, dass du garnichtmehr aufwachst.“
„Meine Beine, meine Beine, ich kann sie nicht bewegen.“
Luci hob Sara hoch und legte sie wieder auf das Bett. „Du warst längere Zeit im Koma. Das Gefühl in den Beinen wird in Kürze zurückkehren und in ein paar Tagen kannst du wieder ganz normal laufen.“ Sie drückte den Rufknopf. „Als erstes werden dich die Ärzte auf Herz und Nieren überprüfen, dann reden wir ausgiebig, du wirst viele Fragen haben.“ Sie küsste Sara auf die Stirn. „Ich bin so froh, dass du wieder bei uns bist.“
Die Schwestern und Ärzte kamen eine halbe Minute später und der Oberarzt schickte die Hälfte davon auch gleich wieder weg, als er sah wie desorientiert seine Patientin war. Erst als die Ärzte Sara auf den verlorenen Arm ansprachen, erinnerte Sie sich wieder daran, dass sie ihn verloren hatte. Sie schaute ängstlich zu ihrem Armstumpf, der auf dem halben Weg zwischen Schulter und ehemaligen Ellbogen abgetrennt worden war. Sie musste sich fast übergeben, als die Erinnerungen an die freigelegten Knochen zurückkamen.
Nach 15 Minuten war der Spuk vorbei (die Ärzte wollten nur nachprüfen ob alle motorischen Fähigkeiten in Ordnung waren und beteuerten auch nochmal, dass sie bald wieder Ihre Beine bewegen konnte, das war bei längeren Komapatienten üblich). Ein Therapie und Gymnastikplan würde am nächsten Tag ausgearbeitet werden.
Der Oberarzt ging zu Luci. „Soll ich das Königshaus wecken lassen?“
„Das wird nicht nötig sein, ich werde persönlich morgen früh das Königshaus benachrichtigen. Aber kontaktieren Sie bitte meinen Mann. Er soll für Sara frische Wäsche mitbringen.“
„Einverstanden.“

Luci setzte sich auf das Bett neben Sara und begann mit Ihr die Beine zu massieren. „Du willst sicherlich wissen was passiert ist.“
Sara nickte.
„Nachdem du den Schild aktiviert hattest, schlug eine unbekannte Bombe auf das Schild ein. Die Wissenschaftler wissen immer noch nicht, ob der Energierückstoß der deinen Arm gekostet hat, durch das Ausschalten der Sicherheitsprotokolle oder durch den Aufprall der Bombe hervorgegangen ist.“
„Das ist erst mal unwichtig, wie viele Verluste hatten wir zu beklagen?“
„Du konntest 95% deiner eigenen Einheit und ca. 6.000 Preussen retten. Weitere 5.000 hatten Glück und wurden nicht getroffen. Aber der Rest ist leider ein Totalverlust gewesen. Über 30.000 Tote auf unserer Seite und 8.000 auf Seite der Nebrunen.“
Sara wollte sich weiter hochziehen um aufrecht sitzen zu können, Luci half Ihr dabei und richtete das Kissen an Ihrem Kopf. „Warte mal, die Nebrunen haben Ihre eigenen Leute geopfert?“
„Ja. Und das hatte im Anschluss in Nebrunia eine kleine innenpolitische Krise ausgelöst. Es war in den Medien von Massenverhaftungen bis in die höchsten politischen Ämtern und des Militärs die Rede. Woher diese Bomben auch kamen, sie wurden nicht von oberster Stelle angeordnet. Später versuchten die Nebrunen uns Solenen die ganze Sache in die Schuhe zu schieben, aber keine Nation glaubt daran, selbst die nebrunischen Bürger nicht. Die Verhaftungswelle und die innenpolitischen Turbulenzen konnten nicht geheim gehalten werden.“
„Ich---“
Luci legte beide Hände an Saras Gesicht und kam mit ihrem eigenen Gesicht bis an die Nasenspitze ran. „Du hast getan was in deiner Macht stand, du hast deinen rechten Arm bei der Aktion verloren, du bist hier in Sola und in Preussen-Vibon eine Heldin.“ Sie strich durch Saras weiße Haare. „Die Solenen halten dich jetzt sogar für eine Inkarnation der ersten Herrscher Solas. Diese hatten, laut Überlieferung, alle weiße Haare. In den letzten Generationen wurde aber durch Heirat die Brünette Färbung markant und nur noch wenige, abgelegene Zweige des Adelsgeschlecht haben heute überhaupt noch weiße Haare. Die Popularitätswerte des Königshauses sind deswegen auf den höchsten Stand seit der Inthronisierung von König Heinrich und nur noch eine Handvoll Personen fechten überhaupt noch die Rechtmäßigkeit der Herrscherfamilie an. Der Nachrichtendienst hat als letzten Status zur Untergrundbewegung angegeben, dass mehr als 70% der verbliebenen Untergrundorganisationen sich aufgelöst haben.“
Sara seufzte. „Na toll, jetzt wird mein Vater noch mehr die Verkupplungsbemühungen mit den anderen Adligen vorantreiben.“ Sie hob ihren Armstumpf. „Aber vielleicht bewahrt mir der Status als Krüppel vor diesem Schicksal.“
„Du bist kein Krüppel.“
Sara schaute ihren Bodyguard mit einem strafenden „willst-du-mich-verarschen“ Blick an.
Luci ignorierte dies. „Selbst mit einem verlorenen Arm wirst du deinen Vater nicht davon abbringen, dich zu verheiraten. Du bist immerhin ein Mitglied des königlichen Hauses. Da gibt es Dinge, die nicht in deiner Macht stehen und wo du deine eigenen Bedürfnisse dem deines Volkes unterstellen musst.“
„Reden wir über was anderes. Wie läuft der Krieg?“
„Festgefahren. Nach dem verhängnisvollen Tag gab es keine weiteren Kämpfe auf Land mehr. Auf See gab es ein paar kleinere Scharmützel, aber die gegnerischen und unsere eigenen Flotten beschränken sich derzeit auf Küstenpatrouillen. Nebrun ist zum großen Teil mit sich selbst beschäftigt und Preussen-Vibon hat alle Invasionspläne auf Eis gelegt. Nach den Verlust von 30.000 gut ausgerüsteten und teils sehr erfahrenen Soldaten hat die militärische Führung und ganz besonders das Volk keine Lust auf eine ungewisse Invasion Nebruns. Also beschäftigen sich alle erst mal mit sich selber und wir können uns derweil auch anderen Sachen verstärkt widmen.“
„Du meinst das Raumfahrtprogramm.“
„Genau.“
Sara wurde ärgerlich. „Wir spielen Raumfahrt und der halbe Planet ist miteinander im Krieg!“
„Ich kann deine Gefühle verstehen, auch ich würde gerne sehen, dass alle Kraft in den derzeitigen Krieg gesteckt werden. Du kennst Alida besser als ich, aber bedenke auch, dass Sie sich im Ihre Leute Sorgen muss, die irgendwann mal nach Hause wollen. Sie hat den Krieg nicht vergessen, aber es ist ungewiss, wann dieser entschieden wird. Ohne die Hilfe der Preussen können wir keine Invasion Nebruns vornehmen. Aber einen Lichtblick gibt es. Wenn wir Glück haben, kommen die Friedensgespräche, die von den neutralen Staaten initiiert wurden, langsam ins Rollen.“
In dem Augenblick kam Jondus mit einer großen Reisetasche in den Raum und war überglücklich, dass Sara aus dem Koma erwacht war.

17. August 372 RZ (9. Februar 2513 A.D.)
14 Monate war es her, dass in der Nähe eines dallonischen Dorfes 40.000 Soldaten ihr Leben gelassen hatten. 14 Monate eines lauwarmen Krieges, der keine militärische Entscheidung brachte, der aber auch nicht beendet wurde. Mittlerweile hatte die Staatengemeinschaft drei Anläufe genommen, den Frieden wiederherzustellen. Es gab nie Ergebnisse. Nebrun hatte die Seehoheit verloren, war aber relativ sicher auf Land, denn Preussen-Vibon machte auch keine Anzeichen eine Invasion zu starten. Und Sola übte keinen Druck auf ihren Bündnispartner aus, da das Königshaus die eigenen technologischen Fortschritte forcieren wollte. Viele Kommentatoren der neutralen Staaten bezeichnen die ganze Sache schon als „Kindergarten“. Keiner will nachgeben aber alle beteiligten Staaten sind auch zu stolz um den Krieg zu beenden. Nur in letzter Zeit begann Nebrun wieder verstärkt die Kriegstrommeln zu schlagen.
Mit den Küsten in Sola sicher, konnte sich die solenische Führung ganz auf das Raumfahrtprogramm konzentrieren. Es wurden keine Gelder und Anstrengungen gescheut, um das Projekt in die nächste Stufe zu hieven. Und heute, drei Monate nach Fertigstellung des Massdrivers, war Sola/Rasal wieder eine raumfahrende Nation.

R3-001 „SOLA“
Der erste Kreuzer Solas war raumtauglich und sprungfähig, mehr auch nicht. Außer der Brücke und einzelnen wichtigen Schiffsbereichen war das innere des Schiffes noch ein Gerüst mit freiliegenden Kabeln und Schächten. Die Mannschaftsquartiere waren noch leere Räume mit provisorischen Betten. Man wollte die ersten Tests im Weltraum machen, um die Flugtauglichkeit und den Sprungantrieb zu testen.
Mit großem Tamtam wurde dieser Tag in den lokalen und weltweiten Medien angekündigt.
Sara sollte die Eröffnungsrede halten.
Sie war in einer weiß-blauen Ausgehuniform der neugegründeten solenischen Raumstreitkräfte gekleidet, der rechte Ärmel hing schlaff herunter, während sie einen Gang entlangschritt. Der Kameramann vor Ihr zeichnete alles Live für die Zuschauer auf. „Wir leben in schwierigen Zeiten. Der derzeitige Krieg raubt uns allen die Nerven und den Schlaf. Rasal war mal eine stolze geeinte Nation. Mit einem Knoten im Herzen müssen wir mit ansehen, wie wir uns gegenseitig an die Kehle gehen. Wir hätten längst das dunkle Zeitalter verlassen können, wenn wir miteinander und nicht gegeneinander arbeiten würden.“
Sie betrat nun einen abgedunkelten Raum, der im Dämmerlicht strahlte, nur Saras Körper wurde im kompletten Licht gezeigt.
„Das Königreich Sola hat trotz des Krieges, oder vielleicht auch wegen des Krieges weiterhin an den Fortschritt Rasals und der Vereinigung Rasals geglaubt.“ Sie zeigte mit den linken Zeigefinger an die Decke. „Dort oben ist die Zukunft. Im Weltraum liegt unsere Bestimmung. Wir könnten uns wieder mit unseren Brüdern und Schwestern der restlichen Menschheit treffen.“ Sie bewegte ihre Hand an die Position ihres Herzens. „Aber was für ein Bild geben wir ab? Primitive die wie im 20. Jahrhundert Anno Domini die Erde fast vernichteten? Wir können keine weiteren 100 bis 200 Jahre warten, bis auch die letzten Uneinsichtigen zur Besinnung gekommen sind. Deshalb machen wir als Solenen Nägel mit Köpfen. Nehmt Teil am Fortschritt, an diesem neuen Zeitalter für Rasal, oder werdet von der Geschichte verschluckt.“
Am Ende des Satzes, der als Signal ausgemacht war, wurde die komplette Beleuchtung angeschaltet und Sara stand in der Brücke des Kreuzers. Für viele Zuschauer war diese Zurschaustellung von Hochtechnologie atemberaubend. Viele hatten erst seit ein paar Jahren ihren ersten Fernseher und andere die gar keinen in ihrem Haus hatten, mussten bei Freunden und Bekannten schauen.
„Wir machen das Unmögliche möglich.“
Sara zog Ihre Uniformjacke aus und stand im Hemd vor der Kamera. Sie zeigte Ihren rechten Arm und bewegte nacheinander Ihre Finger. Die Prothese, die sie nun das erste Mal vor aller Welt zeigte, arbeitete einwandfrei.
„NICHTS ist heutzutage unmöglich.“

Als Sara mit der Präsentation fertig war, wurden die Kameras im Inneren abgeschaltet und die Regie schaltete auf die Außenansicht. Das Schiff war ein Nachbau der alten „Kaiser“ Kreuzerklassen Designs Rasals. Die Technik im inneren war größtenteils auch von den alten Designs übernommen worden mit einigen Überarbeitungen und verfügbare Technik und Pläne der Terranischen Union.
Auf der Brücke liefen die letzten Vorbereitungen. Auf dem Kapitänssessel nahm Admiral Lugenwald Platz, der vor drei Monaten mit einigen Offizieren und Zivilisten der Mondbasis eine planetare Landung unternommen hatten und heil in Sola gelandet waren.
Der Admiral schaute von Sara zu Alida. „Ist es nötig, dass beide von euch an diesem Testflug teilnehmen? Ihr seid Thronfolger eines Königshauses.“
Alida war unbeeindruckt. „Ich hab Kinder, die in meine Schuhe treten würden, außerdem lass ich mir den ersten Testflug nicht nehmen.“ Sie schaute zu Sara. „Und meine Schwester würde sich diesen Moment auch nicht entgehen lassen. Wir haben zu lange auf diesen Tag hingearbeitet.“
Alida wollte noch mehr sagen, konnte aber nicht. Zum einen waren ausgesuchte Reporter mit an Bord, die zwar loyal zum Königshaus standen, aber nicht die höchste Sicherheitsstufe genossen. Und zum anderen waren auch noch Solenen an Bord die von der terranischen Union auch nichts wussten. Man konnte mit dem eingeweihten Personal keinen Kreuzer füllen (viele der ehemaligen Crew der Zejkowizc III, die mit Alida auf den Planeten notlandeten waren schon sehr gealtert), aber auch nicht die gesamte Crew in die höchste Sicherheitsstufe befördern, noch nicht.
Deshalb war der erste Testflug und Testsprung auch in ein unbewohntes System vorgesehen.
20 Minuten später startete der Kreuzer mit großen Pompöse zum Jungfernflug.

Zur gleichen Zeit, Sternensystem Formalhaut.
Die Evakuierungen der letzten wichtigen Personen und Material/Daten liefen auf Hochtouren. Vor zwei Tagen haben die Spione der terranischen Union im galaktischen Rat von dem finalen Angriff auf das Solsystem erfahren. In fünf Tagen würde die Hauptflotte des Rates erst Formalhaut und dann Sol angreifen. Johann Kabers, noch-Herrscher der terranischen Union hat einen Großteil seiner Flotte in Formalhaut versammelt um die Evakuierung zu schützen und zu unterstützen und im Anschluss die industrielle Basis im Orbit zu zerstören. Man fuhr eine „verbrannte Erde“ Philosophie mit aufgegebenen Sternensystemen. Der Großteil der Kampfschiffe war dafür da, dass dieser Part schnell und Reibungslos über die Bühne ging.

R1-145 „Bismarck V“
„Das Sternentor wird aktiviert.“ Der Ortungsoffizier des Operationszentrums gab eine Warnmeldung.
Johann Kabers ging zum Drideo-Projektor. „Eine Aufklärungsflotte?“ Es konnten keine freundlichen Einheiten sein, da das Sternentor nur mit Absegnung des Oberkommandos genutzt werden durfte und es lagen keine Nutzungen vor.
„Das sieht nach mehr aus.“
Und es wurden immer mehr Schiffe. Johann Kabers schlug in ein Display. „Was machen unsere Spione? Die Flotte sollte erst in fünf Tagen eintreffen!“
Admiral Florian Kabers, 57, ein Onkel von Alida (aber kein Bruder von Ihrem Vater), stellte sich neben Johann. „Wir müssen den Gedanken ins Auge fassen, dass wir entweder hinters Licht geführt wurden, oder der Rat seine Pläne vorgezogen hat.“
Die erste Wut des Herrschers der terranischen Union legte sich und er ging die Sache wieder professionell an. „Auch wenn wir an die Wand gespielt wurden, wir gehen nicht ohne einen Kampf unter.“ Er zeigte erst auf den Kommunikationsoffizier und dann auf das Sternentor im Drideo-Display. „Ist das Sternentor noch aktiv?“
„Ja Herr Admiral.“
„Gut, dann sende so schnell wie möglich eine Nachricht an Sol raus, Wortlaut: „Der Feind steht vor unseren Toren. Man wird gut daran tun in Sol, an seine Sicherheit zu denken. Wir sehen uns in Walhalla.“ Ende.“ Johann nickte dem jungen Kommunikationsoffizier zu und dieser schickte die Nachricht sofort raus.
Mittlerweile waren alle Schiffe des Rates im System angekommen und Johann hatte eine Verteidigungsstellung einnehmen lassen. Der Rat war ihnen 5zu1 überlegen und die Flotten standen zwei Stunden auseinander.
Florian Kabers machte einen Vorschlag. „Admiral, wir haben nichts mehr zu verlieren. 80% unserer Schiffe sind mit den Test-Sprungantrieben ausgerüstet, wir sollten das Risiko eines Sprunges eingehen.“
Johann drehte sich um. „Denkst du, daran habe ich nicht auch gedacht? Aber bisher sind uns von 50 Testschiffen, 44 abhandengekommen oder vor dem Sprung explodiert. Und wir haben selbst nach all den Jahrzehnten nicht die Ursache gefunden. Die Sprungtechnologie ist zu gefährlich. Was bringt es uns, wenn wir 80-90% der Flotte beim Sprung verlieren? Die paar Schiffe machen keinen Unterschied.“ Er wies auf den Drideo-Projektor, der die ankommende Flotte zeigte. „Der Rat wird erst uns vernichten und dann weiter nach Sol ziehen. Aber er wird sich gegen uns eine blutige Nase holen. Wenn wir Glück haben und wie Terraner kämpfen, die zu Recht Galaxisweit gefürchtet werden, dann könnte es vielleicht genug sein, damit Sol sich erfolgreich verteidigen kann. Wir müssen dem Feind nur unsere Niederlage hier teuer zu stehen kommen lassen.“
„Ach du scheiße!“ Der Ortungsoffizier schrie auf und augenblicklich waren alle Blicke auf den Offizier gerichtet. Dieser machte schnell Meldung nachdem er sich den Blicken bewusst wurde. „U-Unbekannte Signatur. Es ist ein Schiff hinter uns aufgetaucht.“
„Was? Das kann nicht sein.“ Johann vergrößerte den Ausschnitt des Sektors auf dem Drideo-Projektor.
Die Offiziere im OPZ konnten ihren Augen nicht glauben. „Das ist antikes rasaljanisches Design.“

R3-001 „SOLA“
Sara musste noch die Benommenheit und teilweise Übelkeit abschütteln, als Admiral Lugenwald schon aufstand und die Berichte von seinen Offizieren einholte.
Der Ortungsoffizier musste einige Sekunden warten, bis die Sensoren nach dem Sprung wieder einsatzbereit waren, wurde dann aber genauso überrascht wie die Terraner. „Massive Flottenkonzentrationen vor uns! Ich hab keine genaue Anzahl, aber die weiter entfernte Flotte hat fünf bis sechsmal mehr Schiffe als die Flotte direkt vor uns.“
Admiral Lugenwald ging ein paar Schritte nach vorne. „Die kleinere Flotte ist von der terranischen Union, die größere vom galaktischen Rat.“
Die wenigen Solenen mit geringerer Sicherheitseinstufung schauten sich fragend um.
In Saras Gesicht machte sich Verärgerung breit, um es milde auszudrücken. Sie schaute in die Gesichter der anwesenden Offiziere um verräterische Anzeichen auszumachen. Aber selbst Alida und Admiral Lugenwald waren ehrlich überrascht. Aber es muss sich um Verrat handeln. Seit die konkreten Pläne zum Raumfahrtprogramm erstellt wurden, war das oberste Gebot eine vorläufige Nichteinmischung und Nichtkontaktierung mit anderen Völkern oder der terranischen Union. Man wusste nicht wie der Krieg lief und ob es die terranische Union noch gab. Man wollte dem galaktischen Rat nicht in die Hände fallen.
Admiral Lugenwald drehte sich zu seiner Brückenmannschaft um. „Wir sind nicht im unbewohnten System Skat rausgekommen. Dieses System ist Formalhaut. Was ist schief gelaufen?“ Auch er dachte nicht daran, dass es Zufall war.
Aber bevor einer antworten konnte (oder wollte) rief der Kommunikationsoffizier dazwischen. „Admiral, man wünscht uns zu sprechen.“
„Ok, stellen Sie es durch.“
Das Bild baute sich auf und Admiral Lugenwald erkannte sofort den Mann der vor ihm stand. Es war der Herrscher der Terranischen Union, der Oberbefehlshaber der terranischen Weltraumflotte, Admiral Johann Kabers. Er war sichtbar gealtert, strahlte aber immer noch absolute Befehlsgewalt aus. Admiral Lugenwald stand nur stumm dar, als Johann Kabers zu reden anfing.
„Unbekanntes Schiff, geben Sie sich zu erkennen, Sie sind in terranisches Gebiet eingedrungen.“
Admiral Lugenwald begann die Kennung der Solenen durchzugeben. „R3-001 „SOLA“ Solenische Raumflotte, Sternensystem Rasal, wir hatten nicht vor---“
In dem Augenblick erwachte Alida aus Ihrer Starre und sprang hoch. „PAPA!“ Sie hatte Tränen in den Augen.
Johann war sich nach 26 Jahren nicht sicher. „Alida?“
Diese nickte nur mit tränenunterlaufenem Gesicht.
Nun erkannte Johann auch den Kapitän. „Admiral Lugenwald, wir dachten wir würden Sie und Ihre Crew nie wieder sehen. Ich dachte, ich würde meine Tochter nie wieder sehen. Sie haben sich gut in den letzten Jahren gehalten.“
„Im Gegensatz zu Ihrer Tochter war ich im Kälteschlaf die meiste Zeit, aber die Erklärungen verschieben wir lieber auf später. Ich sehe, dass Sie da ein Problem mit dem Rat haben.“
Johann Kabers wurde aus seinem kurzzeitigen Traum eines Wiedersehens mit seiner Tochter wieder rausgerissen. „Ja, es sieht nicht gut aus. Wenn es ein später geben wird, dann wäre ich nur allzu gerne ein großzügiger Gastgeber.“ Er schaute kurz zu Alida rüber um sich dann wieder schweren Herzens an Admiral Lugenwald zu wenden. „Aber dies ist nicht der Ort und die Zeit dafür. Gehen Sie zurück dahin, wo Sie hergekommen sind. Dort ist meine Tochter vor dem Rat sicher.“
Alida rannte nach vorne. „NEIN!“ Sie drehte sich zur Mannschaft um. Setzen sie Kurs auf die Flotte meines Vaters!“
Sara sprang von Ihrem Sessel auf. „BEFEHL WIEDERRUFEN! Dies ist nicht unser Kampf. Wir haben nicht mal funktionstüchtige Waffensysteme.“
Admiral Lugenwald schaute kurz von Alida nach Sara und war sich seiner Zwickmühle bewusst.
Sara legte all ihre Autorität in die Waageschale und wandte sich wieder an Admiral Lugenwald. „Sie sehen die militärische Situation dort draußen, wir haben uns alle auf eine Gangart festgelegt. Dies ist nicht unser Kampf.“
Alida wollte unter Tränen nochmals den Befehl geben zur Flotte Ihres Vaters zu fliegen wurde aber von Admiral Lugenwald abgeschnitten.
Er wandte sich an zwei Sicherheitsoffiziere, die schon auf der Zejkowizc III mit ihm gedient hatten. „Bringt Prinzessin Alida bitte in Ihre Quartiere, Sie ist emotional aufgeladen.“
Alida leistete darauf keinen Widerstand mehr.
Johann Kabers beobachtete die Szenen stumm, er war froh, dass seine Tochter überstimmt wurde. Als sie von der Brücke weg war, wandte er sich an Sara. „Und du bist?“
„Ich bin die Schwester Ihrer Tochter. Offiziell. Mein Name ist Sara von Sola. Alida hat mir viel von Ihnen erzählt. Aber Bedauerlicherweise können wir hier nicht bleiben und folgen Ihrem Rat, das System zu verlassen. Wenn Sie diesen Kampf überleben, dann bringe ich Ihnen bald Ihre Tochter zurück. Viel Glück.“

R1-145 „Bismarck V“
Admiral Florian Kabers kratzte sich am Kopf. „Wow, die Kleine hat es in sich.“ Er schaute zu Johann, der zuschaute, wie das solenische Schiff mit dem Sprungantrieb wieder verschwand. „Deine Tochter lebt, du wirst Sie wiedersehen Johann.“
„Wenn wir diese Schlacht überleben.“
Bevor er was anderes sagen konnte, meldete sich wieder der Ortungsoffizier. „An der Stelle wo das solenische Schiff stand, haben wir das Notsignal einer Rettungskapsel aufgefangen.“
„Bergen Sie die Kapsel. Sofort!“

15 Minuten später war die Kapsel von einem Zerstörer geborgen worden und das Bild des Passagiers wurde per Drideo an das Schlachtschiff übertragen. „Hallo Onkel Johann, ich habe ein kleines Geschenk mitgebracht.“ Alidas Cousin Frank hielt eine Datendisk hoch. „Der Tag ist noch nicht vorüber, ich hoffe wir haben noch genug Zeit um die Anpassungen an den Sprungantrieben vorzunehmen.“ Frank grinste über beide Ohren.

Alle Schiffe ohne Sprungantrieb (Hauptsächlich die kleineren Schiffe wie Zerstörer und Fregatten) wurden in den Leerraum geschickt. Dies waren die schnellsten Schiffe der Galaxis und die Flotte des Rates würde diese nicht einholen können. Der Rest wurde mit den Spezifikationen von Frank umgerüstet und die gesamte Flotte sprang zum Unglauben der Völker des Rates unbeschadet in den Solsektor.
10.06.2012 00:43 Sun-Ku Wan ist offline E-Mail an Sun-Ku Wan senden Beiträge von Sun-Ku Wan suchen Nehmen Sie Sun-Ku Wan in Ihre Freundesliste auf
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Band 21
Kapitel 2


1 Tag später 18. August 372 RZ (10. Februar 2513 A.D.)
Insel Sonnental, Militärbasis „Bahamut“, in der Nähe des Massdrivers
Der Kreuzer war nach neunstündiger Wartezeit (auf gutes Wetter gewartet), entgegen den ursprünglichen Planungen wieder auf Rasal gelandet. Sara hatte diesen Schritt befohlen und Alida hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt. Sie wusste, dass Franks Aktionen ein Dolchstoß für die normalen Bürger Solas war. Und Alida wollte nicht noch mehr Feuer ins Öl gießen und Ihre eigennützigen Bedürfnisse zu diesem Zeitpunkt in den Vordergrund stellen. Die Solenen dürfen nicht auf den Gedanken kommen, dass die abgestürzten Mitglieder der terranischen Union gegen die Interessen Solas und Rasals arbeiteten. Das war auch nie beabsichtigt gewesen. Alidas Gruppe wollte von Anfang an nur die technische Voraussetzung schaffen, dass sie und ihre Leute mit den Einheimischen zusammenarbeiten würden, um irgendwann wieder nach Hause zu kommen und Rasal wieder mit dem Rest des Universums zu verbinden. Was auch immer Frank vorhatte, er hatte dem gesamten Projekt keinen Gefallen damit getan.
Alida stieg mit Sara in einem Gleiter der wenigen Minuten später zur Hauptstadt Wenning starten würde. „Frank hat---“
„Er hat uns verraten verdammt nochmal! DAS hat er.“ Sara schaute aus dem Fenster in die Tundralandschaft, die sich um die Militärbasis und dem Massdriver unendlich ausbreitete. „Das kann nicht geheim gehalten werden. Die ganze Scheiße wird in den kommenden Tagen erst so richtig losgehen.“

5 Tage später 23. August 372 RZ (16. Februar 2513 A.D.)
Und das war keine Untertreibung. Die ersten Tage handelte es sich nur um Gerüchte, aber ab dem dritten Tag war es in aller Munde. Die Nachricht hatte sich von den solenischen Raumfahrern herumgesprochen und es wurden keine Schritte unternommen, um diese ersten Gerüchte zu dementieren. Also nahm alles seinen ungefilterten Verlauf. Alida war nicht von Sola oder gar Rasal, sondern kam von einem anderen Planeten, von Sol. Gerüchte, mal mehr, mal weniger akkurat machten die Runde was die terranische Union ist und was es mit dem interstellaren Krieg dort draußen auf sich hatte.
Heute sollte eine offizielle Erklärung durch das Königshaus an das Volk gehen. Dazu trafen sich die höchsten Entscheidungsträger Solas zu einer Krisensitzung.
Sara und einige eingeweihte hohe Adlige und Polizei- und Sicherheitschefs saßen schon am Tisch, man wartete nur noch auf Alida, Levi und König Heinrich.
Alida kam fünf Minuten später zusammen mit Ihrem Mann Levi. „Entschuldigt die Verspätung, König Heinrich kommt auch gleich, es kann gleich losgehen.“
„Sara und einige andere Personen merkten sofort, dass Alida den König nicht mehr mit „Vater“ ansprach, sagten aber nichts.
Dieser kam zwei Minuten später. Alle Männer und Frauen standen auf. „Bitte setzen sie sich.“ König Heinrich nahm Platz, nachdem sich alle anderen wieder gesetzt hatten. „Wie sieht es im Königreich aus?“
Meggo Hunz, Polizeichef von Wenning holte seine Unterlagen hervor. „Es haben sich auf der Hauptinsel über 200 Demonstrationen angekündigt. Wie befohlen, lassen wir die Demonstranten gewähren, solange es nicht in Krawalle ausartet. Die Situation auf den Straßen ist unübersichtlich. Es haben sich mehr Leute zusammengefunden, als wir gedacht haben. Aber bisher ist alles friedlich, wenn auch lautstark. Einzelne Anstachler konnten wir wirkungsvoll vom Rest trennen und in Gewahrsam nehmen.“
König Heinrich nickte dem Polizeichef zu. „Danke Meggo.“ Zum Geheimdienstchef fragte er „Und die Untergrundbewegung?“
„Hat wie erwartet enormen Zulauf bekommen. Sie fühlen sich in der Ansicht bestätigt, dass Ihre Majestät kein Recht zum Herrschen und keinen legitimen Nachfolger hat.“
Alida stand auf. „Nur die erste in der Thronfolge ist nicht rechtmäßig.“
König Heinrich schaute zu Alida hoch. „Willst du jetzt schon---“
„Ja, Nägel mit Köpfen!“ Sie schaute alle Teilnehmer nacheinander in die Augen. Es war ein schwerer Schritt. „Zusammen mit meinem Mann Levi hatte ich ein längeres Gespräch mit König Heinrich. Ehrlich gesagt hatte ich irrtümlicherweise nie Pläne für das „danach“ gemacht. Was passiert, nachdem ich Kontakt mit der Terranischen Union, meiner Heimat wiederhergestellt hatte? Ich habe mir nie die Frage gestellt, ich war bildlich gesprochen die perfekte Karikatur einer Prinzessin in Ihrem Schlösschen, dass nur von Frühstück bis Abendbrot dachte. Vielleicht habe ich das auch nur verdrängt. Und ehrlicherweise hat mich auch keiner darauf angesprochen.“ Sie machte eine kurze Pause und schaute alle Gesichter nochmal durch. „Eventuell dachte ich auch einfach nur, dass Sola und Rasal unwichtig wären, nachdem ich es wieder nach Hause geschafft hatte. Ich kann darauf leider keine objektive Antwort geben.“ Sie stockte. „Deshalb… deshalb….“
Alida begann leise zu weinen und setzte sich hin. Ihr Mann Levi stand auf. „Deshalb werden ich, Prinz Levi Rant von Preussen und meine Frau Alida Kabers, mit sofortiger Wirkung abdanken.“ Ein Raunen ging durch den Raum, aber keiner sagte was. „Wir beide und unsere Kinder Serafina und Simon werden von der Thronfolge Solas entfernt und werden nicht mehr das Privileg haben, königliche Ämter und Bezeichnungen zu tragen.“
Levi umarmte seine Frau und verließ mit Ihr den Raum. Sie hatten viel mit Ihren Kindern zu besprechen.
Die Anwesenden im Raum schauten sich mehrmals gegenseitig an. Keiner wollte etwas sagen. Einige der Anwesenden waren letztlich froh, dass Alida abgedankt hatte. Das würde die Lage im Königreich ein wenig entschärfen.
„Damit ist meine jüngste Tochter nun Kronprinzessin.“ Heinrich stand auf. „Die Sitzung ist erst mal beendet. Wenn die Damen und Herren mich mit meiner Tochter bitte alleine lassen würden?“

Sara blieb mit Heinrich im Raum. Er setzte sich auf den Platz neben ihr. „Bevor du antwortest oder dich entscheidest, höre mir bitte zu.“ Er nahm ihre Hand und umschloss diese mit seinen eigenen beiden. „Realistisch gesehen, habe ich keine legitimen Nachfolger. Meine Töchter sind als Kleinkind und bei der Geburt gestorben. Meine Frau verweilt auch nicht mehr unter uns und ich habe keine Zeit und auch wirklich keinen Ehrgeiz noch einmal zu Heiraten. Dafür fühle ich mich zu alt.“ Er stand nun langsam auf und schritt um den großen Tisch rum, während Sara weiterhin stumm dasaß. „Nur ganz wenige kennen dein Geheimnis, unser Geheimnis. Und dabei wird es auch bleiben. Es ist aber egal, ob du nun mein Fleisch und Blut bist oder nicht. Du bist nun die Erste in der Thronfolge und keiner zweifelt deine Legitimation an. Dein weißes Haar befeuert sogar deine Rechtmäßigkeit.“ Er setzte sich nun wieder direkt neben Sara. „Rasal ist im Umbruch, wir können unser Staaten- und Feudalsystem nicht lange vor dem Einfluss von außen schützen. Besonders, da wir nun wieder Zugang zum Rest des Universums haben. Ich kann dir hier unter Vier Augen ins Gesicht sagen, dass ich vom Feudalsystem nichts mehr halte. Mir gehen die Adligen auf die Nerven mit Ihren dauernden Gebietsstreitereien und Familienfehden, den hinterwäldlerischen Gedanken und der Technologiefeindlichkeit. Wenn ich es könnte, würde ich die Monarchie hier in Sola abschaffen. Aber dieser Umbruch brauch Zeit. Und eine Erbfolgekrise jetzt, würde unser Land wieder ins Chaos und einen weiteren Bürgerkrieg schleudern.“
Sara blieb weiterhin stumm.
„Wenn du Königin bist, kannst du diese Reformen einleiten. Aber solange diese noch nicht durch sind, musst du dich den Gegebenheiten beugen.“ Heinrich seufzte lang, denn er wusste, dass Sara beim Thema, dass er jetzt ansprechen würde bisher immer geblockt hatte. „Als Alida noch Thronfolgerin war und Ihre Kinder irgendwann den Thron übernommen hätten, habe ich deine Vermählung nur halbherzig verfolgt. Aber du wirst nun, wenn du dich nicht anders entscheidest meine Nachfolgerin. Dann wirst du in dieser Sache keine Entscheidungsfreiheit haben. Als spätere Königin musst du einen Gemahl und Kinder haben.“
Sara ballte unter dem Tisch Ihre Hände zu Fäusten und Ihre Fingernägel schnitten sich in die Haut.
Heinrich stand wieder auf. „Ich weiß dass ich mit dem letzten Thema meine Chancen bei dir verringert habe, aber denke an das Volk, an deine Verantwortung. Ich lasse dir bis heute Nachmittag Zeit. Am Abend werde ich vor das Volk treten.“
Sara saß noch stundenlang allein in dem Raum, bevor sie ihre Entscheidung traf.


4. September 372 RZ (7. März 2513 A.D.)
Der Erstgeborene Sohn Martin von Königin Vivien und König Steffen besucht mit einer Delegation unser Königreich. Nachdem Prinzessin Sara offiziell als Kronprinzessin vor zwei Wochen bestätigt wurde, gab das Königshaus heute die Verlobung mit dem Thronfolger von Preussen-Vibon bekannt. Der genaue Hochzeitstermin von Prinzessin Sara und Print Martin ist dagegen noch nicht bekannt.“

Kronprinz Martin IV. Rant wurde mit allen militärischen und diplomatischen Ehren empfangen. Der Prinz hatte insgesamt ein Gefolge von über 200 Mitgliedern seines eigenen Hofstaates, Köche, Bedienstete und mindestens 50 Leibwächter mitgebracht. Der gesamte Tross fuhr mit Autos und Bussen vom Anlegedock zum königlichen Palast in Wenning. Es war ein warmer Spätsommer-Tag mit den in dieser Jahreszeit häufiger auftretenden stoßartigen Süd-West-Winden.
Martin wurde vorher mit seinem Tross durch Wenning gefahren. Vorbei an jubelnden Menschenmassen und dekorierten Fassaden. Er fragte sich wie lange die kurzzeitige Begeisterung anhalten würde. Vor einigen Tagen gab es noch Massenproteste und nach seinen Informationen waren selbst am gestrigen Tag noch vereinzelte Protestaktionen im Gange. Und er machte sich keine Illusionen, dass diese auch bald wieder losgehen würden. In Preussen-Vibon war es nicht anders, auch wenn es dort prozentual gesehen weniger Protest gab. Martins Vater, der König von Preussen-Vibon musste mehrfach vor die Presse treten und wahrheitsgemäß beteuern, dass er keine Ahnung hatte, dass das solenische Königshaus und deren Regierung von „außerplanetaren Elementen“ unterwandert war. Aber er machte sich auch nichts vor. Sein Vater hätte bei dieser Charade mitgemacht, wenn er davon gewusst hätte. Alles was Preussen nach vorne bringt hatte seine Legitimation. Aber die Preussen waren halt nicht eingeweiht. Oft gab es Streit um die massive technologische Potenz der Solenen und wie Preussen davon profitieren kann. Klar, Preussen hat zum großen Teil auch eigene Technologie den Solenen enthalten. Aber das Sola den Großteil der Tech von externen Quellen bezog und diese nicht teilte mit den Verbündeten, hatte einen tiefen Graben gezogen.
Und um diesen Graben zuzuschütten und das gesamte Bündnis zu halten, musste der König von Sola tief in die Tasche greifen. Die Kronprinzessin von Sola wurde mit dem Kronprinzen von Preussen-Vibon verlobt.
Martin musste den Kopf schütteln. Preussen war dabei, den kompletten Kontinent zu übernehmen und er war Teil dieser unaufhaltsamen Maschine. Wenn er Sara von Sola heiratet wird Sola über kurz oder lang ein Teil Preussens. Sein Vater und der König von Sola arbeiteten gerade die zeitlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen aus. Eins stand fest, der König von Sola würde für die Beibehaltung des Bündnisses viel draufzahlen. Und ehrlich gesagt waren die preussischen Adeligen überrascht, dass die Solenen auf die Forderung / den Vorschlag eingegangen waren.
Innerhalb von zwei Generationen wurde aus einer Mittelmacht eine Kontinentumspannende Großmacht. Sein Großvater hatte die politischen Grundsteine mit der Heirat zwischen Preussen und Vibon gelegt, nachdem Levi Rant damals die Panzer gefunden hatte und Preussen militärisch Jahrzehnte nach vorne gebracht hatte. Dallon war annektiert worden und Sola wird auch bald dazukommen.
Martins Mutter Vivien hatte dafür gesorgt, dass er seine vibonischen Wurzeln nicht vergaß. Denn die politische und militärische Vormachtstellung Preussens, im Staatenverbund Preussen-Vibon, war überwältigend. Deshalb war Martin selber kritischer was die preussischen Pläne anging. Ändern kann er daran aber wenig, selbst wenn er sofort König werden würde. Die Macht der Adeligen war zu groß.
Aber selbst Preussen-Vibon wurde langsam für das derzeitige Feudalsystem zu groß. Martins Mutter Vivien hatte in kleiner Runde einen Vorschlag gemacht, der Ausnahmsweise von Ihrem Ehemann nicht gleich beim ersten Satz abgeschmettert wurde, wenn es um politische Reformen ging. Mit der Hochzeit zwischen Sola und Preussen-Vibon wäre Preussen-Vibon zu groß, ineffizient und uneins um weiterhin stark auftreten zu können. Vivien hat Ihrem Mann die Gangart des antiken Namensvetters auf der Erde vorgeschlagen. Martins Vater würde damit „Kaiser in Ophiuchi“ (man wollte den Namen Preussen nicht nutzen, da es wieder eine Vormachtstellung des Königreiches beinhalten würde) und Herrscher über den gesamten Kontinent (Erzland ausgenommen). Das Königreich Sola würde weiterhin bestehen bleiben und Martin würde zusammen mit seiner Gemahlin dann das Königreich verwalten bis er selbst den Kaiserthron in Preussen besteigen würde. Nur die Kinder von Sara und Martin würden dann legitime Inhaber der solenischen Krone sein. Die Kinder wären demnach später Könige oder Königinnen „von“ Sola, während ihre Eltern nur König und Königin „in“ Sola wären.
Vibon wäre in dieser Überlegung genau wie Preussen wieder ein eigenständiges Königreich an einer neu gezogenen inneren Grenze (das Königreich Preussen wird von dem Kaiser / der Kaiserin regiert). Den vibonischen Thron würde eines der Geschwister von Martin kriegen. Und dazu käme noch das neu gegründete Königreich Dallon, dass mit einem hohen preussischen Adeligen besetzt wird, der dementsprechend dann zum König aufsteigt.
Das Sola ein eigenständiges Königreich bleibt, war wohl auch ein Grund warum König Heinrich der Verlobung zugestimmt hatte.

Dies lag aber alles noch in weiter Ferne. Die Sache mit der terranischen Union schwang wie ein Damoklesschwert über den ganzen Überlegungen. Das was Martin bisher an offiziellen Informationen von Sola und inoffiziellen Informationen der Spione erhalten hatte, lässt auf eine Niederlage der menschlichen Brüder und Schwestern in Sol hindeuten. Die Flotte die man beim fehlgeleiteten Sprung entdeckte, war hoffnungslos den außerirdischen Kräften unterlegen. Das war aus politischer Sicht auch einigermaßen beruhigend.
Martin würde viel mit seiner Verlobten zu bereden haben, er müsste jetzt auch galaktische Politik in seinen Überlegungen einbeziehen, war sich aber sicher, dass man aus dieser isolierten Lage als einziges Volk mit einem Sprungantrieb in 10 bis 20 Jahren auch die Fühler in den Weltraum ausstrecken kann.
16.06.2012 11:46 Sun-Ku Wan ist offline E-Mail an Sun-Ku Wan senden Beiträge von Sun-Ku Wan suchen Nehmen Sie Sun-Ku Wan in Ihre Freundesliste auf
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Band 21
Kapitel 3


Sara wartete in Galauniform mit ihrem Vater, einen Dutzend Adligen und einer Ehrengarde vor dem Palast. Die Wagenkolonne bog in die Einfahrt ein und näherte sich langsam. Als alle Wagen stehen geblieben sind, näherten sich die Adligen dem Wagen von Kronprinz Martin IV. und begrüßten ihn gebührend. Nachdem alle Hände geschüttelt wurden, schritt Martin die Ehrengarde entlang und blieb vor Sara stehen. Er kniete sich nieder und Sara streckte Ihre Hand aus, Martin ergriff diese und küsste die Hand seiner Verlobten.

Am nächsten Tag.
Sara und Martin unternahmen einen Spaziergang im Schlossgarten. Die Sonne schien und die Temperaturen waren mild.
Martin schaute Sara von der Seite an, sie war wunderhübsch. „Du bist ein Jahr jünger und doch hast du hundertmal mehr erlebt als ich. Das ist bewundernswert.“
Sara hob Ihren rechten Arm. „Und ich habe dafür gezahlt.“
„Das mag sein. Aber ob du nun einen natürlichen rechten Arm hast, oder eine Prothese, das macht mir nichts aus. Du hast an dem Tag tausende Soldaten unserer beiden Völker gerettet und dafür bin ich dir dankbar. Würdest du es noch einmal tun, wenn du in die Vergangenheit reisen könntest zu diesem Zeitpunkt?“
„Ja.“ Sie zögerte nicht mit der Antwort.
„Interessant.“ Bevor Sara darauf eingehen konnte, zeigte er auf eine Rasenfläche. „Dort ist ein guter Platz für ein Picknick.“
Luci und Jondus legten die Decke aus und packten das Essen und die Getränke daneben, bevor sie sich wieder zu den Leibwächtern von Martin gesellten.
Sara schaute ihnen nach. „Sind zehn Leibwächter nicht etwas zu viel des guten?“
Martin lachte. „Laut preussischen Protokoll hätte ich 20 mitnehmen müssen, aber da ich gesehen hatte, dass du nur zwei mithattest, hab ich mich über das Protokoll hinweggesetzt.“
„Und wer sollte uns hier belästigen?“
Er scherzte. „Vielleicht versuchen deine Leibwächter mir ja was Böses zu tun?“
Sara schaute sich die Leibwächter des preussischen Kronprinzen an und schüttelte den Kopf. „Dann hast du zu wenige mitgebracht.“
Martin lachte nun laut. „Sag das bloß nicht zu laut vor meinen Wachen, ansonsten wäre es im Angesicht der Ehre, ihre Pflicht einen der beiden herauszufordern.“ Er nahm sich ein Sandwich aus dem Korb. „Schade das wir gestern nicht schon mehr Zeit miteinander verbringen konnten, aber wir waren von der Reise erschöpft und mussten uns in diesem schönen Palast noch häuslich einrichten.“
„Ist schon Okay.“ Sara biss derweil in Ihr eigenes Sandwich.
Die nächste halbe Stunde kam nicht so richtig ein Gesprächsthema zu Stande bei denen beide sich auf einer Wellenlänge bewegten. Martin versuchte mehr über Saras Leben und Persönlichkeit herauszufinden und Sara war auch freundlich, aber doch ziemlich steif und in den Antworten eher roboterhaft.
Martin seufzte. „Entschuldige wenn ich direkt bin, aber du bist eine harte Nuss. Dein Vater hat mich schon vorgewarnt, dass du dich bisher erfolgreich gegen eine Verlobung gewehrt hattest. Aber letztlich hast du der Verlobung zugestimmt.“
„Für mein Volk und unser Bündnis.“
„Ja, aber kann es irgendwann Liebe zwischen uns geben?“
Sara schaute weg. „Ich werde deine Ehefrau sein, die Mutter deiner Kinder, die Königin meines Volkes. Aber Liebe kann ich dir nicht versprechen.“
Martin blieb stumm.
„Wir beide müssen hier Opfer bringen.“ Sara zeigte auf ihr Schwert, dass am Rand der Decke lag. „Und wenn du untreu bist, haste das zwischen deinen Rippen.“
Martin lächelte Sara an, aber sie verzog keine Miene um anzudeuten, dass es ein Scherz war. Er behielt sicherheitshalber das Lächeln aufrecht.

Äußerlich musste sich Sara zusammenreißen, Sie hatte sich für das Königreich Sola entschieden und würde sich an das politische und gesellschaftliche Korsett halten. Romantik und Sex waren Begriffe und Optionen die ganz unten auf Ihrer Prioritätenliste standen. Schon vor ihrem „Tod und der Neugeburt“ hatte sie sich nicht besonders dafür interessiert. Wenn sie ehrlich zu sich wäre, würde sie sich eingestehen, dass sie nur mit Jondus damals, in ihrem ersten Leben, eine Familie gründen würde. Als sie zu schüchtern war die ersten Schritte zu machen, unternahm Luci die romantische Annäherung und hatte damit Erfolg. Sie nahm es Luci nie persönlich, jedenfalls nicht bewusst. Aber als Luci und Jondus heirateten, gab Tamara/Sara die Männer in romantischer Beziehung komplett auf. Und für Frauen interessierte sie sich sexuell auch nicht. Und nun war sie hier, in ihrem zweiten Leben und würde politisch bedingt einen jungen naiven Mann heiraten und für die Thronfolge Kinder gebären.
Im Endeffekt hatte ihr König Heinrich die Wahl gelassen wen sie heiraten würde. Und als Preussen den „Vorschlag“ machte für ein engeres Bündnis, Martin mit Sara zu verloben, war es erstaunlicherweise Sara selbst, die nach kurzen politischen Überlegungen mit dem Krisenstab der Verlobung zugestimmt hatte.

Sie stand kurz auf und kniete sich einen halben Meter vor Martin hin. „Hör zu, es wird nicht leicht werden und ich kann dir in Bezug auf unsere zwischenmenschliche Beziehung zueinander nichts versprechen, nur dass ich mit einer offenen Grundeinstellung in diese Heirat gehen werde. Wir dürfen uns aber auch nichts vormachen, dies ist eine politische Heirat, genau wie die Heirat deiner Eltern. Wir haben zuallererst eine Verpflichtung zu unseren Völkern und nicht zu unserem Wohlbefinden.“
So wie Sara da vor ihm saß und ihn über die gemeinsame Zukunft quasi belehrte, konnte er es kaum fassen, dass diese junge Frau ein Jahr jünger als er selbst war. Er musste sich eingestehen, dass sie auf jeden Fall auf emotionaler und pragmatischer Weise viel erwachsener und erfahrener war. Einen Umstand den er auf seine verwöhnte Kindheit und der massiven militärischen Lebenserfahrung von Sara schob.
Kurzum: er konnte sich immer mehr für seine Verlobte erwärmen.
Die nächsten zwei bis drei Stunden kamen die beiden eher auf das politische ihrer Heirat zu sprechen und Martin schüttete quasi sein Herz aus, was seine Überlegungen zu dieser politischen Union betrafen.

Der Morgen war schnell vorbei und die beiden packten zusammen um für den Mittagstisch rechtzeitig wieder im Palast zu sein.
Sara sah vier Gestalten die leicht geduckt aus einem Hintereingang des Schlosses rannten. Die Männer oder Frauen waren in schwarzer Kleidung eingehüllt und machten generell dazu einen Eindruck, dass sie keine Befugnisse hatten, sich hier aufzuhalten.
„NICLAS!“ Jondus erkannte einen der Männer sofort und zog sein Schwert und rannte den Eindringlingen entgegen. Zur gleichen Zeit zogen Sara und Luci ihre Schwerter und rannten ihm nach.
Als sie loslief, schrie Sara zu Martin, er solle dort bleiben wo er grade war. Martins Leibwächter stellten sich schützend um den Kronprinzen von Preussen-Vibon.
Niclas schaute kurz rüber um zu überprüfen, wer da angerannt kam und lachte los. In dem Moment sah auch Sara ganz klar, dass es sich um den ehemaligen Mentor der drei Kinder damals handelte. Lang ist es her.
Einer der Eindringlinge zog eine Handgranate aus seinem Gürtel und Sara dachte kurz, dass sie das Ziel wäre, aber der Mann schmiss die Granate in den Korridor aus dem die Gruppe geflüchtet war. Kurze Zeit später gab es einen riesigen Knall und eine Rauchwolke kam aus dem Gebäude, die Tür war aus den Angeln geworfen worden. Man hörte Schreie innerhalb des Gebäudes und Sara gestikulierte zu Luci, sie solle den Verletzten helfen, falls noch keine Ersthelfer vor Ort waren. Falls Luci enttäuscht war, dass sie die Eindringlinge nicht weiterverfolgen konnte, so zeigte sie es nicht.
Mittlerweile hatten Jondus und Sara die Entfernung zu Niclas und den Angreifern halbiert, als diese anfingen mit Kleinkalibern auf die Beiden zu schießen. Die Schutzschilde verrichteten aber makellos Ihren Dienst, so dass kein Schaden angerichtet wurde.
„Zum Glück hab ich mich gegen euren Vorschlag ausgesprochen und zu diesem Rendezvous doch meinen Gürtel angezogen.“
„Ja-ja.“ kriegte Jondus nur raus, er war zu sehr fixiert auf die Eindringlinge. Er hatte auf Kampfmodus geschaltet. Er wusste bis heute nicht, was ihre Mentoren damals zu dem Verrat getrieben hatte. Schwester Doreen konnte damals von Tamara in den Ruinen von Hague ausgeschaltet werden, Bruder Niclas wurde Preussen-weit wegen Verrates gesucht und Direktor Gorion war seit dem Tag damals verschwunden, wahrscheinlich tot. (Offiziell als „Opfer“ und nicht als Mitintrigant. Sara hatte nach Ihrer Wiedergeburt ein paar Gefälligkeiten bei Levi eingefordert, aber das war alles letztlich nur Reputation die man nach außen schützte. Gorion wurde in Preussen intern noch als „Person von außerordentlichen Interesse“ geführt und war damit quasi sofort von Sicherheitspersonal festzunehmen, wenn er sich zeigte. Aber auch die preussischen Behörden nehmen an, dass Gorion längst tot ist, entweder um als Mitwisser nichts sagen zu können, als wirkliches Opfer, dass für die Operation sterben musste, oder als aktiver Spieler, der wahrscheinlich an Altersschwäche schon gestorben war. Kerzenburg war ein halbes Jahr nach den Ereignissen in den Ruinen von den preussischen Behörden aufgelöst und den Erdboden gleich gemacht worden. Eine Entscheidung (besonders die Zerstörung des kleinen Dorfes), die in den Jahrzehnten danach viele hohe Angestellte und Sicherheitsoffiziere, die den Fall überprüften, kritisiert hatten.)
Die Begegnung mit Niclas wühlte Jondus innerlich auf. Die alten Kindheitserfahrungen und seine Zeit mit Tamara kamen wieder hoch. Er musste die Gefühle unterdrücken und in den Griff kriegen, er wusste, dass es vielleicht die einzige Chance war, Niclas zu schnappen. Er konzentrierte sich nicht darauf, warum Niclas hier war, sondern dass er hier war und aufgehalten werden musste. Er fasste eine für sich schwere Entscheidung, während er und Sara weiter die Distanz zu den fliehenden Eindringlingen verkürzten. „Kannst du bitte Niclas übernehmen? Er war mein Mentor und weiß meine Kampftechnik. Und ich… ich könnte zögern.“
„Alles klar.“ Sara fluchte innerlich, sie hatte es auch nicht einfacher gegen Niclas.
„Bereit?“
„Ja.“

Beide setzten zu einem massiven Sprint an und überbrückten den letzten Abstand zwischen sich und den Eindringlingen. Diese versuchten auch einen Gang zuzulegen, waren aber nicht so ausdauernd wie Sara und Jondus.
Jondus schlug mit seinem Schwert auf die Schulter des Eindringlings der etwas zurücklag und ihm am nächsten war. Er fluchte kurz, denn der Mann hatte höchstwahrscheinlich einen verstärkten Kampfanzug an. Der Schwerthieb ging nicht wie erhofft in Richtung Hals, sondern glitt in Richtung Rücken ab. Ohne Kampfanzug wäre der Mann nun tot und sein Kopf würde halb herunterhängen. Aber das Schwert konnte nur ein wenig den Kampfanzug durchdringen und an Schulter und Rücken des Eindringlings traten rote Flecken hervor, nichts was tödlich wäre. In der halben Sekunde wo Jondus diese Informationen aufnahm, plante er schon seinen nächsten Zug. Er beendete die Bewegung des erstens Schlages und holte zu einem Stich in den Hals aus. Aber der plötzliche Schmerz an Schulter und Rücken und die eigene Unbedarftheit rettete dem Eindringling erst mal das Leben. Der Mann stöhnte auf und fiel fast über seine eigenen Füße, er kippte leicht nach rechts und Jondus Schwert durchbohrte die linke Backe und schlug etliche Zähne raus.
Jondus hatte gesehen, dass der Stich nicht tödlich war, als der Eindringling auf den Boden fiel. Er musste aber eine Entscheidung blitzschnell treffen. Er war immer noch sehr schnell unterwegs und hatte keine Möglichkeit mehr, dem Mann einen dritten, tödlichen Schlag in dieser Bewegung zu versetzen. Dafür müsste er anhalten und danach wieder auf Sara und den restlichen Eindringlingen aufholen. Er hatte genug Vertrauen in die Fähigkeiten seiner Prinzessin, aber bei drei gegen einen gab es eine gute Chance, dass zwei davon Sara so lange beschäftigen konnten, so dass der Dritte, und das wäre sicherlich Niclas, entkommen könnte. Also entschied er sich dagegen, den Todesstoß anzusetzen und hielt die Geschwindigkeit aufrecht.

Sara war einige Schritte weiter vorne und hatte nicht mitbekommen, dass Jondus Probleme hatte den vierten Mann auszuschalten. Jondus schrie zwar was, aber in dem Moment war Sara gerade abgelenkt, denn Niclas machte ein paar Handgesten und die beiden restlichen Eindringlinge drehten um und liefen auseinander. Der Mann rechts neben ihr war zu weit entfernt, aber die Frau die links neben Ihr einen Bogen Schlug und wahrscheinlich Jondus oder Sara selbst in den Rücken fallen wollte, war in Reichweite. Sara nahm Ihr Schwert in die linke Hand und machte zwei schnelle Schritte nach links und stach mit aller Stärke in die Bauchgegend der Frau. Jetzt erst bemerkte sie, dass die Eindringlinge einen Kampfanzug anhatten. Das Schwert konnte durch die Aufprallenergie zwar den Anzug durchdringen und in die Bauchgegend eindringen, aber hatte keine kinetische Energie um eine Schnittbewegung zu durchführen. Sara ließ blitzschnell das Schwert los bevor sie sich die Finger brach. „Scheiße!“ Sie schüttelte Ihre linke Hand, ein paar Millisekunden später und nicht nur ein Finger wäre gebrochen, da war sie sich sicher. Sie schaute kurz zurück und sah wie die Frau nach Hinten fiel und das Schwert mit beiden Fingern umklammerte.
Jetzt war nur noch Niclas vor ihr. Und er sah ein, dass er Sara nicht weglaufen konnte. Er war sehr froh, dass sie ihr Schwert verloren hatte. In Fuß- und Handkampf war Niclas ein Meister. Er wartete bis Sara nah genug dran war und vollführte dann eine Halbdrehung, um ein paar Treffer mit dem Fuß oder den Händen gegen Sara zu landen. Mit der Geschwindigkeit die sie drauf hatte, könnte ein Treffer in Brustgegend alleine schon ausreichend sein um sie Bewusstlos werden zu lassen oder gar zu töten, wenn die gebrochenen Rippen tief in die Lungen eindrangen.
Aber Sara kannte die Tricks ihres Mentors und wich rechtzeitig aus. Elegant war dies aber nicht, denn durch die hohe Laufgeschwindigkeit musste die Bewegungsenergie ja irgendwo hin. Nachdem sie seitlich ausgewichen war, befand sie sich in einer Rückwärtsbewegung und knallte mit voller Wucht auf den Schotterweg. Sie brauchte all ihre Ausbildung, um nicht mit dem Kopf aufzuschlagen. Ihr kurzer Rock zerriss bei der Schlitterbewegung und entblößte die Unterwäsche darunter. Ihr Hintern und das rechte Bein waren aufgeschürft und bluteten ein wenig.
Niclas ließ sich keine Zeit und stürmte auf die am Boden liegende Prinzessin zu. Sein rechter Fuß zielte auf Saras Kopf, als sie sich aufrichten wollte. Aber sie sah die Bewegung und reagierte blitzschnell. Sie duckte sich weg und benutzte Niclas‘ eigene Bewegungsenergie aus um diese gegen ihn selber einzusetzen. Sie ergriff den Fuß mit Ihrer rechten Hand, als dieser gerade knapp ihren Kopf verfehlte. Die Prothese war nicht nur reiner Ersatz für das Aussehen und die motorischen Fähigkeiten gedacht, sondern beinhaltete auch einige Modifikationen. Erhöhte Schlagkraft und Grifffestigkeit gehörten auf jeden Fall dazu. Sara packte kräftig zu und nutzte Niclas Bewegung um ihn zu Fall zu bringen. Während sie noch mit der rechten Hand die Bewegungsrichtung des Schlages von Niclas änderte, holte sie selber zu einem Fußschlag aus und traf Niclas‘ Knie mit voller Wucht. Sie konnte die Knochen brechen hören und Niclas schrie vor Schmerzen auf, als er auf den Schotterweg knallte.
Er versuchte aufzustehen und das rechte Bein nicht allzu sehr zu belasten aber verlor fast das Bewusstsein, als er sich aufrappelte. Sara ließ Ihm keine Zeit Luft zu holen und ihr nächster Schlag mit der rechten Hand traf Ihn in der Magengrube. Niclas spürte regelrecht, wie etwas in seiner Bauchgegend riss. Er musste nun seine gesamte Erfahrung und Willenskraft zusammennehmen um nicht bewusstlos zu werden. Sein Gesicht verlor allmählich an Farbe.
Sara schnappte sich seine Arme und kniete auf dem rechten Arm. Den linken hielt Sie mit Ihrer linken Hand fest. Ihre Prothese klammerte sich um Niclas Hals.
Er hatte Schwierigkeiten zu sprechen, aber bekam doch ein Lächeln hin. „Dein Kampfstil und die Reaktionen erinnern mich an eine junge Schülerin die ich mal hatte.“
Sara kam mit Ihrem Gesicht näher. „Vielleicht bin ich das ja.“ Ihr Gesicht blieb ausdruckslos.
„Nein, Bedauerlicherweise ist sie seit 12 Jahren tot. Und danach hatte ich keine Schüler mehr.“
Sara hörte echtes Bedauern aus Niclas Stimmlage raus und sie musste ihre eigenen Tränen bekämpfen. „Was wolltest du hier?“
Niclas ging nicht auf die Frage ein, oder hatte sie nicht verstanden. „Jondus und Luci waren exzellente Trainer für dich, ich hätte es nicht besser machen können. Bitte richte ihnen meinen Gruß aus.“
„Ja.“ Nun musste sich Sara wegdrehen um die Tränen zu verstecken. All die Erinnerungen kamen wie eine Flut auf sie zugestürmt. Ihre Kindheit in Kerzenburg, die sorgenfreien Tage mit den anderen Waisen, die Unterrichtsstunden mit Gorion, Schwester Doreen, die herzensgute Haushälterin Martha, Die Ausbildung zusammen mit Jondus und Luci. Sara hatte so viel verloren.
Mit einem Ruck, der viel seiner letzten Kräfte kostete, kam Niclas‘ Kopf hoch in die Nähe von Saras Ohr. Er flüsterte etwas und viel dann wieder auf den Boden.
Sara war kurzzeitig erstarrt, als sie hörte was Niclas als letztes sagte. Als sie aus der kurzzeitigen Starre kam, hörte sie ein zischen und sah Rauch hinter Niclas Kopf aufsteigen. Sie drehte Ihn hastig um und sah ein ausgebranntes, mindestens 1cm großes Loch in seinem Hinterkopf. Irgendwas hatte sich von innen durch die Schädeldecke gebrannt und dabei das halbe Gehirn geschmorrt. Niclas war tot.

Sara rappelte sich auf und schaute sich um. Keiner der Eindringlinge war noch auf den Beinen. Luci kam mit einigen Sicherheitsleuten zu Jondus und redete aufgeregt mit Ihm. Sara ging weiter zu der Frau die sie vorher niedergestreckt hatte. Sie sah schon ein paar Schritte vorher, dass diese tot war. Sie überprüfte schnell den Hinterkopf und sah auch dort das durchgeschmorrte Loch. Sie zog Ihr Schwert aus den Bauch der Frau und ging zu Jondus. „Sind die beiden anderen auch tot?“
Jondus musste schlucken. „Ja, irgendetwas hat sich im Schädel durchgebrannt, aber Sara…“
„Ja?“
„Dein Vater… König Heinrich… wurde ermordet. Wahrscheinlich von dieser Gruppe hier.“
Sara ließ ihr Schwert fallen und musste sich selber zusammenreißen damit Ihre Beine nicht nachgaben.
Prinz Martin kam nun auch herbeigeeilt und zog seinen Mantel aus und zog ihn Sara an, damit Ihr zerfetzter Rock nicht zum Vorschein kam. Erst da erfuhr er von dem Tot von König Heinrich.

„Radio Wenning mit einer Eilmeldung. In den Morgenstunden wurde König Heinrich von den Palastwachen tot aufgefunden. Zur Ursache gibt es bisher nur Spekulationen, das Könighaus verweigert bisher jede Aussage zur Ursache des Todes. Berichte, dass eine Gruppe Attentäter in den Palast eingedrungen waren, wurden nicht kommentiert […]

12. September 372 RZ (16. März 2513 A.D.) eine Woche später.
Jondus öffnete die Tür zu den Gemächern von Serafina und Simon. Die Kinder von Alida waren gerade in einer persönlichen Unterrichtsstunde.
Die Haushälterin warf einen bösen Blick in Richtung Jondus. „Herr Selmi, ich darf doch bitten, die Kinder sind gerade im Unterricht.“
„Entschuldigen sie bitte Bettina, aber ich soll die beiden zum Training mit Prinzessin Sara abholen.“
Die Frau warf einen Blick auf die Tür und sah, wie zwei weitere Wachen reinkamen. „Mir ist nicht bekannt, dass heute eine Trainingseinheit geplant war.“
„Das wurde kurzfristig von der Prinzessin entschieden, da sie in wenigen Tagen außerplanmäßig verreisen wird und die normalen Trainingseinheiten nicht einhalten konnte.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging Jondus zu den Kindern und führte Sie raus.

Königlicher Palast, Beratungsraum, zur gleichen Zeit.
Sara, die nächste Woche gekrönt werden sollte, hatte diese außerordentliche Sitzung einberufen. Die meisten Menschen in Sola mit der höchsten Sicherheitsstufe waren in dem großen Raum entweder direkt vertreten oder per Drideo zugeschaltet. Das beinhaltete auch die Menschen auf der Mondbasis. Prinz Martin war vor drei Tagen wieder nach Preussen aufgebrochen.
Sara wartete bis alle externen Teilnehmer ihr grünes Licht für Bereitschaft gaben und fing dann an. „Ich danke allen, die heute hier zusammengekommen sind. Wir haben schwierige Zeiten hinter uns und noch schwierigere vor uns. Die Lage in Sola ist schlecht, nach dem Tod meines Vaters sind die Proteste wieder aufgeflammt. Sie geben allen Terranern oder einem Teil davon die Schuld am Tod von König Heinrich. Extremere Stimmen sprechen sogar von einer direkten Beteiligung der Terraner am Tod des Königs. Und wer könnte es Ihnen verdenken, wir hatten Sie lange genug an der Nase herumgeführt. Das sieht derzeit etwas schlimm aus, aber die Proteste wären irgendwann verebbt.“ Sie schlug kräftig mit Ihrer Prothese auf den Tisch, so dass einige Tassen hochsprangen. „Aber dann fallt Ihr mir in den Rücken!“
Alida musste selber Ihren Zorn unterdrücken. Vor zwei Tagen gab es einen „Zwischenfall“ beim Massdriver. Die „SOLA“ war, seitdem sie zurückgekehrt war, wieder auf den Massdriver verladen worden, aber alle Systeme waren heruntergefahren. Bis auf weiteres war der Raumfahrtplan erst mal auf Eis gelegt. An dem Tag waren Admiral Lugenwald und einige weitere Terraner sowie Solenen wie gewohnt auf dem Schiff um es in Stand zu halten. Einer von Alidas Leuten hatte dann ein System hochgefahren, dass normalerweise für den Start des Schiffes benötigt wurde und hatte damit natürlich gegen die Vorschriften verstoßen. Etliche Solenen kamen sofort angerannt und forderten die Terraner auf, dass System wieder herunterzufahren. An der Stelle hätte alles noch glimpflich verlaufen können, wenn ihre eigenen Leute nachgegeben hätten, aber in den folgenden Minuten wurde von den Terranern einige Sachen gesagt, die nicht sonderlich förderlich für das Vertrauen mit den Solenen war. Daraufhin, und weil die Systeme nicht wie aufgefordert heruntergefahren worden waren, zogen die solenischen Sicherheitskräfte Ihre Waffen und nahmen alle Terraner auf dem Schiff und Admiral Lugenwald gefangen.
Sara gab einen Befehl in Ihrer Konsole ein und das aufgenommene Gespräch an Bord wurde abgespielt.
„[…]Wir wollen nur die Funktionalität der Systeme prüfen.“
„Das System ist aber bis auf weiteres gesperrt, dass wisst Ihr.“
„Ach komm, ihr müsst unsere Situation doch verstehen, das Schiff ist unsere einzige Chance nach Hause.“
„Wir führen nur Befehle aus, bitte fahrt das System herunter.“
Man hörte etwas klirren, wahrscheinlich hatte einer auf eine Konsole geschlagen. „Die Sprungtechnologie öffnet uns den Heimweg! Wir können doch nicht hier tatenlos herumsitzen!“
„Unsere letzte Warnung, fahrt das System herunter.“
„Fick dich! Und deine hinterwäldlerischen Kumpanen! Wenn es sein muss werden wir das Schiff unter eurer Nase wegnehmen und diesen verdammten Planeten verlassen!“
Als letztes hörte man wie die Sicherheitskräfte angestürmt kamen und Befehle brüllten.
Alidas Kopf fühlte sich schwer an. „Sara, ich versichere dir, dass dies nicht geplant war. Ich konnte mit dem Admiral und seinen Leuten noch nicht sprechen, bin mir aber sicher, dass dies nicht die wahren Gefühle von uns Terranern war. Bei einigen von den Leuten des Admirals ging wohl der Stress mit ihnen durch. Das sind alles junge Soldaten, die erst seit einem Jahr aus den Kälteschlafkapseln erwacht waren und sich nicht wie ich und meine anderen gestrandeten Terraner seit 20 Jahren hier aufhalten.“
Eine Palastwache kam rein und nickte Sara zu.
„Und doch ist es passiert. Und zu allen Unglück gelang diese Aufnahme auch noch in Umlauf. Immer mehr Menschen gehen protestierend auf die Straßen, Menschen ziehen plündernd durch die Geschäfte. Und ihr fallt mir dann auch noch in den Rücken. Und das war nicht die Erste solcher Aussagen, die mir zugetragen wurden.“
Alida stand auf. „Das war nie unsere Absicht. Aber du musst auch meine Leute verstehen. Lange Zeit war der Weg nach Hause versperrt und die Aussicht auf einen Technologie die uns weiterbringt in unserer Generation gering. Aber wir haben nun den Sprungantrieb, wir könnten nach Hause!“
„Und uns Primitiven, mit unseren territorialen Kriegen zurück lassen, nachdem Ihr quasi für diese Kriege verantwortlich seid? Rasal ist kein Spielplatz!“
Alida ließ sich wieder in den Stuhl fallen. „Natürlich nicht, wir wissen welche Verantwortung wir haben. Wenn wir Kontakt mit meinem Vater herstellen, dann könnte der Krieg auf Rasal schnell beendet werden.“
„Wenn es die terranische Union überhaupt noch gibt. Als wir den Flug unternommen hatten, war die Flotte der Union gerade 6zu1 unterlegen. Sie wurde wahrscheinlich vernichtet.“
Alida musste sich zusammenreißen, so gefühlskalt kannte Sie Sara nicht. „Wir müssen das halt herausfinden, eventuell können wir noch Sol retten.“
„WIR sollen Sol retten? Mit WAS?! Mit unserem einen Schiff? Nein, ich bin weiter für sorgsames Vorgehen, wir können nicht riskieren vom Rat entdeckt zu werden.“
Alida fürchtete sich vor der Frage die sie jetzt stellen würde. „Okay, wie sieht denn dein zeitlicher Plan aus.“
„In sechs bis zwölf Monaten, nachdem sich die Wogen wieder geglättet haben, werden wir wieder mit der Erforschung von unbewohnten Systemen beginnen. Wenn wir Fortschritte machen und weitere Schiffe gebaut haben, können wir uns an Sol herantrauen, auch wenn das erst in fünf oder zehn Jahren ist.“

Der Lärm der von den wütenden Protesten der Terraner ausging war ohrenbetäubend. Die Terraner waren mit dem Zeitplan überhaupt nicht Einverstanden.
Alida appellierte an Sara. „Dieser Zeitrahmen ist unakzeptabel Sara, bis dahin ist die Union vernichtet.“
„Also trägst du den Zeitplan nicht mit?“
Alida schaute sich um, sie konnte aus den Gesichtern der anwesenden Terraner und von Levi ablesen, dass dies unakzeptabel war. „Nein.“
„Dann habe ich keine andere Wahl.“ In dem Augenblick ging die Tür auf und zwei Dutzend Wachen betraten den Raum.
Levi erkannte gleich, dass die Hälfte davon zur preussischen Garde gehörte. Leibwächter, die Prinz Martin zu Saras Schutz zurückgelassen hatte. „Was hat das zu bedeuten?“
Sara atmete tief ein. „Aus Gründen der Sicherheit für ganz Sola und zur Sicherheit der anwesenden Terraner, nehme ich alle Terraner in Schutzhaft.“
Ein riesiger Sturm der Entrüstung ging los und Sara musste schreien um sich Gehör zu verschaffen. „RUHE!“ Sara verband ihr Drideo mit Jondus. „Hallo Jondus, wie machen sich die Schüler?“
„Sie sind schon ganz aufgeregt und freuen sich, wenn du nachher zur Unterrichtsstunde kommst. Los Kinder begrüßt mal Königin Sara.“
Viele fröhliche Kinderstimmen konnte man aus dem Drideo hören. Es waren die Stimmen von Serafina, Simon und einigen anderen hochrangigen Terraner-Kindern.
Keiner sagte etwas, sondern saßen im Schock nur da. Sara war die Erste die wieder sprach. „Es ist ein Hausarrest. Zu eurer eigenen Sicherheit. Ich verspreche euch, dass ich euch nach Hause bringen werde, aber nicht nach euren utopischen Wunschdenken. Ihr habt nur noch einen Tunnelblick und nicht mehr das gesamte Bild im Auge. Das könnte unser aller Untergang sein.“ Sie sprach nun direkt zu den Menschen auf der Mondbasis und in den Schiffen im System. „Ich kann die Terraner außerhalb Rasals natürlich nicht festnehmen lassen. Und ich bin auch nicht gewillt, den Altrasaljanern die schwierige Aufgabe aufzubürden. Wir werden weiterhin mit den Frachtern Nahrung und allgemeine Versorgung zu euch hochschicken, aber bitte unternehmt keinen Versuch mit den Frachtern wieder runterzukommen, wir müssten euch dann festnehmen.“ Sie schaltete die Verbindung ab und die Terraner wurden von den Wachen rausgeführt.
Alida kam als letztes an ihr vorbei. „Warum tust du das.“
„Das was ich tue, tue ich aus Loyalität. Loyalität zu Sola und Rasal.“ Und als Alida raus war sagte Sara noch hinterher. „Und aus Loyalität zu dir.“
Danach war außer Luci keiner mehr in den Raum. Sara lehnte sich an die Wand und rutschte langsam auf die Knie und versenkte ihren Kopf darin.
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Band 21
Kapitel 4


Sternensystem Sol, Blockade des galaktischen Rates am Sternentor.
Die Blockade dauerte nun schon nervenzerreibende Wochen. Die Sprungtechnologie der Terraner stellte den Rat vor immensen militärischen Problemen und endlosen internen Debatten. Die letzten Wochen haben die Terraner Katz und Maus mit der Ratsflotte gespielt. Immer wieder ist ein Großteil der sprungfähigen Flotte aus Sol rausgesprungen und blieb auch verschwunden. Admiral Haanyyr, der Kommandant der Blockadeflotte musste sich immer zu diesem Zeitpunkt Informationen einholen, wo sich die Flotte gerade aufhielt. Mal war Sie direkt im Formalhaut-System und griff die Nachschubwege an, ein andermal waren sie schon so weit wie Deneb entfernt und griffen vereinzelte orbitale Verteidigungen oder Werfen an. Und es gab auch einen Zeitpunkt wo sie anderthalb Wochen gar nicht gefunden wurde.
Immer wieder musste sich der Admiral mit Jungadmirälen und Wichtigmachern von anderen Ratsrassen auseinandersetzen, die Ihre Chance sahen die Karriereleiter schneller empor zu steigen. Als die terranische Flotte anderthalb Wochen nirgendwo zu sehen war, wurden diese Wichtigtuer immer lauter und forderten einen sofortigen Vorstoß, solange die terranische Flotte noch nicht zurück war. Mahnende Worte von Admiral Haanyyr, dass dies mehr als offensichtlich eine Falle war, wollten nicht gehört werden. Also gab der Admiral teilweise nach und erlaubte einer Flottille von 30 Schiffen der größten Kritiker einen Asteroiden-Außenposten zu vernichten und gab sein Wort, dass die Invasion beginnen würde, wenn es dann immer noch keine Reaktion gab. Der Admiral wusste genau, dass es eine Reaktion geben würde. Es gab immer noch genug sprungfähige Schiffe im Leerraum von Sol die als Kuriere eingesetzt wurden. Ihm tat es Leid für die Besatzung der 30 Schiffe, aber er konnte es sich nicht leisten, dass weiterhin seine Führung angezweifelt und in Frage gestellt wurde. Wenn er Sol einnehmen wollte, brauchte er eine Flotte, die voll hinter ihm stand. Und so kam es wie er es vorausgesagt hatte. Kurz nachdem sich die Flottille vom Hauptpulk entfernt hatte und den Außenposten angriff, konnte man einen Sprung im Leerraum von Sol messen. Zehn Minuten später kam die gesamte terranische Flotte zurück, materialisierte beim Außenposten und vernichtete die 30 Schiffe. Ab dem Zeitpunkt stellte keiner mehr die Strategie des Admirals in Frage.
Er wartete jetzt nur noch auf die 6. Flotte um die großangelegte Invasion zu starten. Mit der 6. Flotte würde die Invasionsflotte doppelt so groß sein und selbst die Sprungantriebsspielereien der Terraner würden gegen den Fall Sols nichts mehr ausrichten können. Die 6. Flotte war gerade bei einer Aufräumaktion in einem unkartographierten System und vernichtete die letzten Anlagen der Von-Neumann-Sonden. In wenigen Tagen würde Admiral Haanyyr die Flotte zu seiner vollen Verfügung haben.
Aber dann kam der Schock. Ein Kurier kam ins Solsystem und überbrachte schlechte Neuigkeiten.
Der Admiral war außer sich. „Was soll das heißen, ich soll die Blockade abbrechen?! Wir haben die Terraner fast vernichtet!“
„Ich kann das verstehen, Admiral. Sie sollen die Blockade auch nicht ganz abbrechen, wir müssen uns nur weiter in besser befestigte Systeme zurückziehen. Die Logistik, um ein halbes Dutzend neu eroberter Systeme zu festigen und wieder aufzubauen, zerrt an unseren Ressourcen. Und die Hit-and-run Aktionen der Terraner werfen uns immer wieder zurück.“
„Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Wir brauchen nur noch das Heimatsystem erobern und der ganze Spuk hat ein Ende! Geben Sie mir die 6. Flotte und ich vernichte Ihnen die Terraner!“
Der Kurier schaute weg. „Wir haben die 6. Flotte verloren.“
Admiral Haanyyr wurde blass. „Was meinen Sie mit verloren? Das waren 500 unser neuesten und besten Schiffe!“
„Wir wissen nicht wie und warum, aber das Sternentor zum System MZB70085 wurde vernichtet oder ist nicht mehr funktionstüchtig. Zum Glück ist das nächste System mit Sternentor nur 0,7 Lichtjahre entfernt, so dass die 6. Flotte dorthin fliegen und mit uns wieder in Kontakt treten wird. Das wird maximal zwei Jahre dauern.“
Der Admiral zerschmetterte alles was Ihm im Weg lag.


15. September 372 RZ (19. März 2513 A.D.) 02:40 Uhr Ortszeit. Königlicher Palast in Wenning, Gemächer der königlichen Familie
„Prinzessin, wachen Sie bitte auf.“ Luci rüttelte sanft Sara wach.
Sara wusste, dass Sie nicht geweckt werden würde, wenn es nicht wichtig wäre. Sie war sofort hellwach. Sie ignorierte die beiden preussischen Palastwachen, die mit Luci in den Raum gekommen waren und schnell wegblickten, als Sara ihr Nachthemd aus- und normale Kleidung anzog. „Was ist passiert.“
„Es ist die terranische Union, sie sind hier.“
Das war das, was Sara befürchtet hatte. Sie hatte außer den engsten Mitarbeitern nichts von den Ergebnissen der Untersuchung erzählt, dass Frank höchstwahrscheinlich mit den kompletten Forschungsergebnissen des Sprungantriebes „desertiert“ war. „Wie viele Schiffe sind im System und was machen die gerade?“
„Wir wissen nicht wie viele Schiffe es sind und es ist eine großangelegte Invasion. Die Raumüberwachung hat uns wohl absichtlich nicht Bescheid gegeben, wir haben es erst erfahren, als die Invasionskapseln im Luftraum waren.“
„Verdammt, das habe ich befürchtet.“
Einer der Preussen nahm all seinen Mut zusammen und mischte sich in das Gespräch ein. „Es sieht so aus, als wenn Sie Ihre Leute nicht im Griff haben Prinzessin.“
Sara gab ihm einen tödlichen Blick. „Wenn ich Ihre Meinung haben möchte, dann Frage ich Sie, Preusse!“

Zur gleichen Zeit in Nebrunia, der Hauptstadt von Nebrun.
Es war ein sonniger Vormittag der immer wieder von Wolken verdeckt wurde. Matz Kunz war auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz, als die Sirenen Stadtweit zu jaulen begannen. Es war ein penetranter Ton, der in den Ohren wehtat. Die Sirenen bedeuteten aber, dass ein Angriff aus der Luft stattfinden würde. Die Menschen auf den Straßen schauten suchend in den Himmel, fanden aber nichts.
„Greifen die Preussen oder Solenen an?“
„Ist es wieder so eine Einzelaktion wie damals?“
Die Menschen wussten nicht was los war. Das einzige Mal, das die Sirenen außer bei einer Übung an waren, war der Zeitpunkt, als Sara damals ihre Schwester aus Nebrunia befreit hatte.
Nun zeigten mehrere Menschen auf einen Punkt im Himmel und auch Matz schaute nun dahin. Er musste die Augen zusammenkneifen um es zu sehen, aber als er es ausgemacht hatte, konnte er es klar sehen. „Was zum Teufel…“ Das Gebilde, das auf die Stadt langsam zustürzte, hob sich mit seiner Helligkeit vom Morgenhimmel ab. Es sah aus, als wenn zwei Energiekugeln mit einer Kette verbunden waren und taumelnd, im Kreis drehend, auf die Stadt zustürzten.
Dann geschah es, das Gebilde explodierte in der unteren Wolkendecke und breitete sich Ringförmig aus. Die Wolken wurden vaporisiert oder mit einer massiven Geschwindigkeit zur Seite gedrängt. Auf einmal war der gesamte Himmel über Nebrunia Wolkenfrei. Sekunden später erwischte die Druckwelle die Stadt. Wer immer noch aufrecht stand, wurde von der Wucht von den Füßen gehauen. Alle Fensterscheiben der Stadt zersprangen in Sekundenschnelle. Autos wurden umgeworfen und alles was nicht fest verankert war, wurde gegen die Häuserwände geschleudert.
Matz richtete sich langsam auf, er hatte ein fiepen im Ohr, das langsam verschwand. Die Sirenen der Stadt hatten aufgehört zu jaulen. Er schaute sich um und sah die Verwüstung der Stadt. Keine Fensterscheibe war noch intakt. Die ganzen Straßenzüge waren übersäht mit Glasscherben und verletzten Menschen. Einige zeigten wieder in die Luft und Matz wollte gar nicht nach oben schauen, aber er tat es trotzdem. Mehrere Dutzend Containerartige Gebilde stürzten auf die Stadt zu. Die Unterseite glühte von der Eintrittshitze.
Das gleiche passierte in Neu-Berlin, Vibon und Larösberg, der Hauptstadt von Wennen.

Zur gleichen Zeit, Ruinen von Hague.
Die stationierten Soldaten aus Sola und Preussen-Vibon schauten unfassbar in südöstlicher Richtung. Der Nachthimmel hatte sich über den Bergen kurzzeitig erhellt.
Die Soldaten die gerade Wache hielten redeten aufgeregt miteinander. „In der Richtung liegt Neu-Berlin. Was ist da passiert?“
Es wurde über einen Angriff der Nebrunen spekuliert und der Wachhabende Offizier entschied, das gesamte Lager aufzuwecken.
Bevor sich überhaupt alle Soldaten angezogen hatten, erkannte man im Nachthimmel über den Ruinen Flammen, die kurze Zeit später wieder erloschen. Danach hörte man mehrere Dutzend Aufprälle. Riesige Scheinwerfer wurden auf die Stellen gerichtet. Den Anwesenden Soldaten rutschte das Herz in die Hose (und nicht nur das). Riesige Container waren in den Ruinen gelandet und Soldaten mit einer unbekannten Uniform liefen heraus und schrien Befehle. Aber das war nicht alles. Als die fremden Soldaten aus den Containern raus waren, erkannte man, warum die Containertüren so groß waren. Fünf bis sieben Meter große Kolosse schälten sich aus den Landungscontainern. Sie hatten acht spinnenartige Beine und bewegten sich blitzschnell durch die Ruinen. Selbst 50-60 Grad steile Neigungen machten den Biestern nichts aus.
Die Anwesenden Soldaten aus Sola und Preussen-Vibon würden nie den Anblick und das ohrenbetäubende Geräusch vergessen, was diese Biester jaulten.
Dann begannen die Mechs zu schießen.

Königlicher Palast in Wenning, Gästeflügel.
Jondus und zwei Palastwachen der Preussen öffneten die Türen zum Vorzimmer, wo die Kinder der Terraner untergebracht waren.
Die Haushälterin Bettina wollte wissen was los war.
Jondus schloss die Tür zum Korridor hinter sich. „Die Angreifer sind soeben in den königlichen Palast eingedrungen.“
Bettina schaute ängstlich zur Tür die hinter ihr lag und wo die über 20 Kinder derzeit noch schliefen. „Welche Angreifer?“
„Terranische Union.“
Sie schaute von Jondus zu den beiden Preussen. „Was passiert mit den Kindern?“
Die Preussen gingen ein paar Schritte nach vorne, während die Haushälterin sich an die Tür drückte. „Die Kinder sind unser Trumpf.“
„Ja das sind sie.“ Jondus machte einen schnellen Hieb nach vorne.
Der Preusse spürte einen Schmerz in Bauchgegend und guckte nach unten. Eine Schwertspitze tauchte aus seinem Bauch auf und seine Uniform färbte sich langsam rot. „Was zum---“
Während Jondus das Schwert im inneren des einen Preussen drehte um maximalen inneren Schaden anzurichten, drückte er auf den Auslöser der Pistole in seiner linken Hand. Der zweite Preusse bekam einen Kopfschuss und fiel augenblicklich tot um. Jondus setzte seinen rechten Fuß an den Rücken des ersten Preussen und zog sein Schwert wieder raus. Der Preusse fiel sterbend um.
Bettina stand im Schock vor der Tür zum Hauptzimmer und wartete was nun passieren würde. Ihre Sorge galt den Kindern.
Aber Jondus drehte sich einfach um und verriegelte die Tür zum Korridor. „Gehen Sie in den Hauptraum und verriegeln Sie die Tür mit allen was Ihnen zur Verfügung steht. Öffnen Sie die Tür nur, wenn Sie eine vertraute Stimme hören.“
Bettina verschwand in den Hauptraum und Jondus lauerte in Kampfstellung auf seine nächsten Opfer.

Gemächer der königlichen Familie
Sara zog sich den Gürtel an und versuchte das Schutzschild einzuschalten.
Luci schüttelte nur mit dem Kopf. „Brauchst du gar nicht erst versuchen, die Schutzschilder funktionieren nicht. Sind entweder genau wie der Rest unserer Elektronik gestört oder durch irgendeinen anderen Mechanismus funktionsuntüchtig.“
Sara schaute ungläubig auf ihren Gürtel. „Das geht?“
„Das ist deren Technologie, entweder es gibt eine Hintertür mit denen man die Dinger ausschalten kann, oder deren elektronische Kriegsführung wirkt sich auch auf Schutzschilder aus.“
„Ah verdammt. Das heißt, dass wir keine Ahnung haben was um uns herum passiert?“
„Genau.“
„Okay, versuchen wir uns mit den anderen Einheiten zu verbinden.“ Sara schnappte sich ihr Schwert und verließ die Gemächer.
Zwei Minuten später gab Sara das verabredete Signal an Luci.
Der Gang war schmal und es gab nicht viel Bewegungsraum. Sara war auf der rechten Seite mit einem Preussen rechts von Ihr. Sie würde nicht schnell genug das Schwert ziehen können und hätte auch nicht genug Bewegungsfreiheit um zu einem schnellen Hieb ausholen zu können. Deshalb nutzte sie ihre Prothese. Blitzschnell hob sie ihren Arm und umfasste den Hals des Preussen und drückte zu. Dieser war aber ein ziemlich stämmiger Kerl und kämpfte dagegen an. Er schaffte es an die Pistole heranzukommen und sie zu ziehen. Sara sah dies und versuchte mit Ihrer linken Hand die Pistole an sich zu reißen. Die linke Hand war aber keine Prothese und damit der Kraft des Preussen unterlegen. Sie musste ihre ganze Kraft aufwenden, damit er nicht die Pistole in Ihre Richtung halten konnte. Er schaffte es aber einige Schüsse abzugeben und traf mit der Hälfte die Prothese von Sara. Als das Magazin leer war konnte Sara Ihre Sache beenden und drückte dem Preussen die Luft weg. Dieser sank mit zertrümmerten Adamsapfel und blockierter Luftröhre sterbend zusammen.
Wenige Sekunden davor hatte Luci schon mitgeteilt, dass ihr Gegner außer gefacht war. Sara begutachtete noch die Schäden an ihrer Prothese als sie von Luci schmerzhaft auf den Boden geworfen wurde. Sie hörte mehrere Pistolenschüsse. Luci lief schon in geduckter Haltung zu dem Preussen, der unerwartet um die Ecke gekommen war und die Szene mit angesehen hatte.
Er schoss mehrere male auf die zustürmende Frau, das beeindruckte aber Luci nicht. Mit einem schnellen Schwerthieb beendete sie das junge Leben des Preussen.
Sara rappelte sich auf und lief zu Luci. „Alles in Ordnung?“
„Da müsste ich leider lügen.“ Luci fasste sich an die Stelle am Bauch, die sich rot färbte.
„Scheiße!“ Sara schaute sich um und schleppte Luci zum nächstgelegenen Raum. „Wie viele hatten wir von denen nochmal zu Gast?“ Sie verschloss die Tür des Raumes und legte Luci auf das Bett. Sie befand sich im Raum eines der Zimmermädchen. Sara kramte in der Kommode des Zimmers und fand wie erwartet ein paar Bandagen und eine Schere. Sie schnitt den Bereich frei und sah sich die Wunde an. Es sah nicht gut aus. Es war ein Durchschuss und er blutete unaufhaltsam. Sie legte einen Druckverband an beide Stellen aber dieser füllte sich sofort mit Blut. Sara fing an panisch zu werden und ihr ganzes Gesicht schwitzte.
„Ich habe meine Schuld an dir jetzt zurückgezahlt. Der Kreis schließt sich.“
Sara schaute von der Schusswunde in Lucis Gesicht. „Welche Schuld?“
Luci bekam ein schmerzhaftes Lächeln hin. „Ich weiß wer du bist… Tamara.“
„Was…?“ Sara wurde kreidebleich.
Luci behielt das Lächeln aufrecht. „Diese Reaktion war der letzte Beweis. Vor zwei Tagen hat mir einer der Terraner im Hausarrest diese Geschichte erzählt.“ Das Sprechen fiel ihr immer schwerer. „Ich hab es natürlich als erstes als Diffamation abgetan und das hörte sich nach Science Fiction an. Aber die Saat war gesät. Kleine Dinge die du getan hast, wie du dich gibst, konnte ich dann mit Tamaras Verhalten in Übereinstimmung bringen.“ Sie verzog schmerzhaft das Gesicht „In meiner linken Hosentasche.“
Sara griff geistesabwesend in die Tasche und holte ein Medaillon raus. „Das ist mein Medaillon.“
Luci lächelte und nickte langsam. „Es ist Tamaras Medaillon. Sie hatte es, seit sie ein Baby war. Wieso lag es also in deinem Arbeitstisch Sara?“
Sara fing laut an zu weinen. „Es tut mir Leid.“
„Nein mir tut es leid. Hast du mir je Vergeben? Sei bitte ehrlich.“
Sara wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich habe viele Jahre gebraucht, aber letztendlich hatte ich dir vergeben.“
„Danke.“
„Weiß Jondus davon?“
„Ich habe ihm nichts erzählt.“ Luci spuckte Blut und Sara wischte es ihr schnell aus dem Gesicht. Sie konnte nichts machen, keine Hilfe holen und laufen konnte Luci in dieser Verfassung auch nicht.
Luci hatte sich wieder kurzzeitig erholt. „Tu mir einen Gefallen.“
„Welchen?“
„Ich sage dir nicht, was du machen musst. Dazu habe ich kein Recht. Ich verlange nur, dass du dich sofort entscheidest. Wenn Jondus überlebt---“ Sie musste wieder husten.
„Jondus hat seine konkreten Befehle, er weiß wann er sich ergeben soll. Mach dir keine Sorgen.“
„Wenn Jondus überlebt, dann Entscheide dich sofort. Sag es Ihm jetzt oder nie. Keiner will so etwas an seinem Sterbebett erfahren.“
„Ich verspreche es dir Luci.“
„Danke Tamara. Realisiere das Rasal, das wir uns erträumt haben.“
„Das werde ich.“
Luci hob ihre linke Hand und wischte die Tränen in Saras Gesicht weg. Ein letztes Lächeln zauberte sich auf Lucis Gesicht, bevor die Hand leblos herunterfiel.

Zehn Minuten später verschafften sich die Soldaten der terranischen Union Zugang zum Raum.

ENDE BAND 21: „Das, woran wir glauben.

“ENDE BUCH 2: „Von Königen und Prinzessinnen“

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