NoBT- Anime Evolution// Beyond the Dark Side |
Aria Segeste

Sergeant Major
Dabei seit: 04.08.2006
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Herkunft: Nag-System
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Vorerklärung:
Also das Ganze hier ist ein Fanfic oder Spinoff zu Ace-Kaiser´s Anime Evolution. So, jetzt kommt die größte Schwierigkeit. Da ich oft die Perspektive wechsle aber zwei von meinen Freunden gesagt haben, das sie das verwirrt- schreibe ich vorläufig immer die Namen der erzählenden Charaktere über die Teile....
Anime Evolution// Beyond the Dark Side
Prolog:
*****Perspektive Solitair*****
Ich atmete Luft ein, die salzig schmeckte und öffnete langsam die
Augen. Das erste was ich sah, war das weite blaue Meer. Ich lag auf einer Sonnenliege, die auf einer Veranda stand und hörte dem rauschenden Wasser zu. Das war fast schon zu schön um war zu sein. Keine Monster, keine Killerpflanzen, keine fiesen Ausbilder und keine untreuen Freunde. Nur ich, die Sonne, der Strand, und das Meer. Nur für mich alleine. Glaubte ich zumindest, bis ich schon wieder ein paar Stimmen hörte.
"Du hast schon wieder geschummelt!", beschwerte sich eine Mädchenstimme.
"Nein, das war ein zuverlässiger Zug!", schaltete sich die Stimme eines Jungen dazu.
"Oh, halt die Klappe, Spider!", fauchte jemand anderes dazwischen.
Nun war´s mit der Ruhe vorbei. Verärgert schnippte ich meinen Sonnenhut hoch, stand auf, öffnete eine Schiebetüre und kam sofort in ein Wohnzimmer.
Die Streiterei der drei Gestalten verstummte sofort, als sie mich sahen.
"Da hat man einmal URLAUB und man ist an einem sagenhaft, paradiesischen Strand und will nur ein bißchen auspannen!", sprach ich betont leise und versuchte gelassen zu wirken.
"Aber ihr drei habt nichts besseres zu tun als Krach zu machen!", donnerte ich und die drei zuckten zusammen.
Ein ungefähr 11-Jähriges, rosahaariges Mädchen das ich eindeutig als Tetris identifizieren konnte, drängelte sich vor.
"Meine blöde Schwester Pin schummelt."
"Stimmt nicht, die Kleine lügt wie gedruckt!", konterte eine junge blauhaarige Frau erhitzt.
"Tu ich nicht!", beteuerte die "Kleine" mit Nachdruck.
"Wenn ich auch mal dazu was sagen dürfte", versuchte sich der schwarzhaarige, bebrillte Junge ins Gespräch einzuklinken.
"Nein!!", fauchten beide Frauen entschlossen.
Spider verdrehte seine Augen, tippte sich gegen die Stirn,
murmelte was von "Verrückte" und wandte sich wieder seinem Buch zu.
Gerade rechtzeitig rief jemand "Essen fertig" und Tetris, Spider
und Pin vergaßen sofort ihre Auseinandersetzung und flitzen augenblicklich zum Esstisch.
Aus der Küche hörte man Schritte und eine scheinbar gutgelaunte Frau, Ende 20 trat heraus. Ihre schönen, hellbraunen fast hüftlangen Haare trug sie zu einem Zopf geflechtet, der ihr über den Rücken fiel. Ihre Augen strahlten eine fast vollkommene Ruhe aus, die sich sofort auf die ganze Umgebung übertrug. Ingesamt saßen jetzt also fünf Personen am Tisch, mit mir natürlich sechs.
"Von der Root-Unit Pool habe ich gerade die Meldung erhalten, das Bit-045 schon wieder einen Terz veranstaltet", erklärte die braunhaarige Frau und griff nach dem ersten Teller und schöpfte Breitbandnudeln drauf.
Bit, war die Bezeichnung für eine Person und 10 Personen wurden als ein Byte zusammengefasst. Der bionische Supercomputer bestand aus fast hundert, vermutlich tausenden aus solchen Bytes und verschmolz so, zu dem wohl rechenstärksten Computer den die Welt je gesehen hatte. Eines von 5 großen Rechenzentren, die von der Erde oder vom Mars aus, die Infiltrierung, das Spionagenetz und somit auch die Unterwerfung der Erde koordinierte.
"Aha und warum macht Pool dann nichts?", meldete sich die 19-Jährige Pin zu Wort.
"Wer ist dieses Bit-045-Dings?", fragte der schwarzhaarige Spider ruhig, ohne von seinem Buch aufzuschauhen. Sogar beim Essen las der Streber!
"Bit-045. Japaner. Integrationszeit 11 Stunden und 47 Minuten", sprach die braunhaarige Frau langsam und öffnete wieder ihre Augen.
"Der Typ nervt langsam echt. Man kann nichtmal mehr in Ruhe essen. Pool soll ihn ruhig stellen", schlug das rosahaarige Mädchen vor und kämpfte gerade mit ihren Nudeln.
"Well. Sie würde uns nicht rufen, wenn sie es nicht schon
versucht hätte", erklärte eine ruhige Männerstimme die links von mir saß.
Der blondhaarige Typ hieß Mine-Sweeper und war...Amerikaner?
Ausnahmsweise trug er mal keinen Cowboyhut, den hatte er neben sich auf den Tisch gelegt. Er war die Sorte Mensch die auf Anhieb sympathisch war. Er lachte viel, war großzügig und hatte einen netten Humor.
"Wäre nett, wenn du meine Kochkünste mehr zu schätzen wüsstest. Pack die Chips weg, bevor ich sie hole!", drohte die braunhaarige Frau lächelnd. Verlegen packte die rosahaarige Tetris die Chipstüte -Marke Micro- weg, die sie bis dahin auf ihren Knien balanciert hatte.
Die fünf, die um mich herumsaßen, waren allesamt das was man als
"Central-Core-Units" bezeichnete. Bei ihnen liefen alle Datenströme zusammen und sie verteilten die Datenpakete auf die einzelen "Server", die diese wiederum an die "Roots" weitergaben. Ein Root, zu deutsch Knotenpunkt, war die Person die die Arbeit von der ihm zugewiesenen Bits überwachte. Und die Personen die als "Server" bezeichnet wurden warem diejenigen die die 10 Roots überwachten.
Ich war so ein Server, also irgendwo in einer mittleren Position, der Hierachie.
Die Personen um mich herum waren zwar alles meine Vorgesetzten, aber aufgrund meiner Leistung und meines Sonderstatus, den mir
die Kronosianer zugewiesen hatten, genoß ich sogar teilweise ihren
Respekt. Vor allen dem von Tetris. Was auch mein Hiersein erklärte.
"Ich hab eine schnelle Lösung parat!", meldete sich Klein-Tetris wieder zu Wort.
"Wir killen ihn und dann können wir in Ruhe weiteressen", verkündete sie selbstsicher.
Die Anderen lächelten müde.
Langsam fragte ich mich, ob das wirklich ein kleines Mädchen war. Oder wer die Person war die sich hinter dieser Identität verbarg. Von Bewusstseinstransfusionen bis hin zu multiplen Persönlichkeiten erschien mir alles möglich.
"Aber er ist nur ein Bit, der ist ersetzbar und wenn er eh immmer nur Ärger macht", verteidigte die Kleine ihre Idee.
"Wenn du die Berichte ordentlicher gelesen hättest, hättest du gemerkt, das er für ein neues Verfahren vorgesehen ist. Aber für sowas bist du dir ja viel zu fein", erklärte der Schwarzhaarige Junge ruhig, seufzte kurz und sah dann zu Tetris rüber. Diese blies ihre Backen auf und sah damit wie ein wütender rosahaariger Ochsenfrosch aus.
"Übrigens, dein Ärmel hängt in der Soße", fügte er geringschätzig hinzu.
Die Elfjährige warf ihm einen vernichtenden Blick zu, den er mühelos konterte.
Diese streckte im als Ausgleich die Zunge raus und zog ein Augenlid runter.
Die beiden anwesenden Erwachsenen am Tisch kicherten kurz, wurden dann aber wieder ernst.
"Entschuldige das Verhalten meiner missratenen Schwester, Kuzo-kun", entschuldigte sich Pin stattdessen und verpasste ihrer Schwester gleichzeitig eine ziemlich harte Kopfnuss. Diese brummelte ihr Entschuldigung und wandte sich wieder ihrem Essen zu.
Spider stützte seinen Kopf auf eine Hand und blickte mich amüsiert an.
"Ist was?", fragte ich vorsichtig.
"Dein Träger ist verrutscht", antwortete er lächelnd.
Ich lief sofort rosa an und zupfte hastig den Träger meines Sommerkleides zurecht. Gott war das peinlich. Wieso besaß der Typ so eine scharfe Beobachtungsgabe?
"Wie lösen wir das Problem jetzt?", lenkte die braunhaarige Frau, das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zurück.
"Soli-Chan sollte auch mal was dazu sagen", schlug der Amerikaner vor.
Ich spürte wie ich noch mehr errötete. Soli war das Kürzel für Solitair. Und Soli-Chan war die Verniedlichung. Mir war es ja schon peinlich genug, wenn mich überhaupt jemand ansprach, aber das man mich gleich in den Vordergrund stellte verzehnfachte meine Nervosität. Und das ausgerechnet ein männliches Wesen mich mit chan ansprach setzte dem ganze natürlich noch eins drauf.
Statt zu antworten tippte ich meine Mittelfinger gegeneinander und sagte gar nichts mehr. Schließlich schaffte ich es mich etwas zusammenzureissen.
"Ich hab doch gar kein Mitspracherecht, ich bin doch nur Gast", murmelte ich verlegen und sank ein paar Zentimeter tiefer in meinem Stuhl ein.
Die braunhaarige Frau lächelte mich freundlich an. Das war quasi das Okay, das der Vorschlag von Tetris gebilligt wurde. Natürlich der mit dem Sprachrecht, nicht der mit der "Schnelllösung". Obwohl die fünf Central-Core-Units alle gleichberechtigt waren, war sie trotzdem so etwas wie die Chefin hier. Das hatte ihr wohl auch den klangvollen Namen >Megami-Sama< eingebracht.
Sie war somit die höchste Instanz im Computersystem. Über ihr stand eigentlich nurnoch das Legatenhaus.
"Können wir das nicht nach dem Nachtisch klären? Ich dachte wir wollten feiern?", funkte Tetris dazwischen.
Erleichtert atmete ich aus. Ich war gerettet.
"Okay, die Kleine hat recht", ergriff Minesweeper wieder das Wort und hielt sein Glas hoch.
"Ich bin nicht klein!"
Alle standen auf und erhoben ihre Gläser.
"Auf die Beförderung von Soli-chan", verkündete Spider und lächelte geradezu hinreissend. Meine Knie wurden weich.
Dann sprach jeder einen Trinkspruch in seiner Muttersprache und ich konnte mich wieder hinsetzen.
Kapitel 1: Entscheidungen
1.
**********Perspektive von Solitair*************
"Himmel nochmal! ER macht es schon wieder! ", beschwerte sich Pool über eine Audioleitung. Sofort materialisierte ich mich neben ihrem braunhaarigen Avatar.
"Iiihks, erschreck mich nicht so! Willst du riskieren das ich nen Herzinfarkt kriege?", beschwerte sich die Root.
"Tschuldigung, aber aus deiner Tonart hab ich geschlossen, das ich sofort kommen sollte. Du hast gerufen, hier bin ich", konterte ich lächelnd.
"Ja, ja, ja", brummte die Root.
"Wie war das? Waren das Widerworte?", säuselte ich und hatte mir schon ihren Kopf unter meinen Arm geklemmt und rubbelte kräftig ihre Frisur durcheinander.
"Wer- ist - hier - der Boss?", hakte ich nach.
"Natürlich du. Lass mich-lass los. Aua, das tut weh, Solitair-sama!", jammerte die Root.
"Die Central-Core-Units sind nicht da, als lass das Sama mal schön stecken. Oder muss ich anfangen dich zu erpressen?", drohte ich mit einem Lächeln.
Ich ließ sie jedoch los. Immerhin war sie nicht nur meine Untergebene, sondern auch meine beste Freundin. Und das war das was für mich letzendlich mehr zählte. Seit meiner Beförderung vor drei Monaten und der damit verbundenen Reise zum Mars, hatte sich nicht viel geändert. Mal davon abgesehen das ich endlich seit langer Zeit meinen Bruder wieder gesehen hatte. Aufgrund seiner Verpflichtungen als Pilot war es eine Seltenheit, dass er überhaupt auch nur in die Nähe der Erde kam oder ich zum Mars.
"Also, wo liegt das Problem?", erkundigte ich mich.
"Bit-045 fabriziert schon wieder einen Aufstand. Verdammt wir haben doch schon genug zu tun", motzte die Braunhaarige.
Das war nichtmal untertrieben, den ein paar hundert(?) Meter über uns tobte gerade eine Schlacht. Die letzten eingehenden Daten von den Abwehrstellungen hatte ergeben, das mindestens fünf Hawks und vermutlich ein Eagle, unsere Verteidigung weggeblasen hatten und wohl gerade jetzt in den Hangar stürmten. Die Aufnahmen der noch unbeschädigten Kameras hatten auch gezeigt, dass drei startende Daishi Gammas von unseren Feinden vernichtet worden waren. Die fünf CCU's waren also vollends damit beschäftigt, Pläne für eine schnelle Rückschlagaktion zu entwerfen und die Verteidigungssystem am laufen zu halten.
Und was es mit Bit-045 auf sich hatte. Das war so ein hartnäckiger Fall, Marke Eigenbau. Nicht das ich was mit seiner Erschaffung zu tun hatte! Das war allein der Verdienst seiner Eltern, aber etwas Benimm hätten sie ihn doch eintrichtern können, nicht? Seit dieser Junge bei uns war, gab es nur Ärger. Vor allem seit ich sein großes Rechenpotenzial entdeckt hatte. Naja, aber ich war ja auch teilweise selber daran Schuld....warum nahm ich ihn ständig in Schutz? Vielleicht weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, weil ich dran Schuld war, das der Ärmste vielleicht ab morgen körperlos war. Angewidert schüttelte ich den Kopf. Das würde ich nichtmal meinem schlimmsten Feind antun wollen und vor allen keinem Menschen. Nein, eigentlich hatte das kein Lebewesen verdient.
"Hey, ich bin ausgesperrt worden!", rief Pool überrascht. Das war eine Neuigkeit, die sogar mich zum Staunen brachte. Der Termin war doch erst für morgen angesetzt worden.
Hastig checkte ich die medizinischen Files durch. Keine neuen Einträge. Dann registrierte ich, das nicht nur Bit-045 von Pool isoliert worden war, sondern die gesamte Byte-Einheit.
"Wenn ich da wieder reinkomme, dreh ich diesem Spinner den Hals um!", fluchte Pool unbeherrscht, als ihr Zugangscode erneut abgelehnt wurde. Ein ziemlich sinnloser Versuch, da ihr erstens keine Bits für die nötige Rechenleistung mehr zur Verfügung standen. Zweitens war die Tatsache, das Pool, genau wie alle anderen und ich in einem Biotank steckte.
"Und, schaffst du`s?", erkundigte sich Pool besorgt.
Hier in der virtuellen Welt, war die betroffene Einheit, beziehungsweise die isolierten Tanks also, von einer riesigen Metallbarriere umgeben.
Ich umrundete das Bollwerk ein paarmal und blieb dann an einer bestimmten Stelle stehen.
Dann legte ich meine Hand gegen das kalte, glatte, fugenlose Metall.
Als Server konnte ich die Rechenskraft von fast hundert menschlichen Probanden nutzen um dieses Hinderniss zu knacken. Aber hier war das nicht nötig. Denn als Vakzin standen mir auch noch andere Mittel zur Verfügung.
Ich grinste kalt und stiess meine Faust gegen, nein in die Metallwand rein. Meine Hand tauchten hindurch, wie ein Fisch durch das Wasser.
Hinter mir hörte ich ein erschrecktes Schnappen nach Luft, das wohl von Pool kam.
Ich initiierte einen Code und augenblicklich zerbarst die Barriere in einer Serie aus Einsen und Nullen. Dann drehte ich mich zu der gaffenden Root um und machte das V-Zeichen für Victory.
"Gott, bei dir sieht das immer soo einfach aus. Gibt es überhaupt irgendein System hier unten, dass vor dir sicher ist?", fragte Pool ehrfürchtig.
"Übertreib nicht", wehrte ich ab und merkte das ich schon wieder rot wurde.
"Nein, nein, ganz im ernst. Weswegen hätten sie dich sonst befördert?"
Vielleicht weil mein Bruder Pilot und Kronosianer war? Meinen Leistungen ordnete ich eher einer untergeordnete Rolle zu.
"Willst du nicht nach deinen Schützlingen sehen?", lenkte ich schnell vom Thema ab.
Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, der garnichtmehr so unmöglich erschien.
"Oh mein Gott", wisperte ich entsetzt. "Ich glaube...Blue Lighting führt diese Operation an!"
"Nani?", keuchte meine Freundin, und riss die Augen vor Unglauben weit auf. Sie redete immer japanisch, wenn sie aufgeregt oder entsetzt war.
Vielleicht irrte ich mich auch, immerhin konnte ich nicht alle Kameras zum gleichen Zeitpunkt checken....und an der Oberfläche waren alle Überwachungssystem zerstört....hatte ich deswegen seinen Mecha übersehen? Oder benutzte er zur Tarnung vielleicht einen anderen?
"Er ist hier? Oh, dann solltest du schnell eine Nachricht nach oben schicken, damit sich unsere Leute ergeben. Immerhin tritt ihnen Blue Lighting da gerade in den Arsch", schlug Pool nach ein paar Schweigeminuten vor.
Ich sendete also eine Nachricht, an die CCU Tetris und bekam prompt eine Antwort zurück. Der Inhalt ließ mein Hirn erstmal für ein paar Minuten aussetzen.
"Was ist? Hast du Kontakt zu denen da oben? Was haben die geantwortet?", fragte die Braunhaarige hastig und packte mich am Kragen.
"Er ist hier. Er war die ganze Zeit hier!", hauchte ich fassungslos.
Pool ließ endlich meinen Kragen los.
"Wie ist das möglich?"
Ich zappte zu einer Kamera rüber die den Tank von Bit-045 zeigte und zoomte heran.
Wir starrten beide auf den Tank. Langsam sickerte auch die Erkenntnis durch Pools Verstand, das....Das war Blue Lighting? Nr. 45, Akira Otomo, war also tatsächlich Blue Lighting? Hunderte, vielleicht Tausende von Menschen warteten hier unten auf ihre vermeintliche Rettung und ihr Retter saß selber in so einem dämlichen Tank fest! Und dieser Eindringling da unten war bestimmt nicht nur gekommen um einen Gesundheitscheck durchzuführen. Sofort registrierte ich nämlich, das der Datenzufluß zu Akiras Hirn rapide gesteigert wurde. Wenn das nicht gestoppt wurde, würde sein Hirn getoastet werden!
Pool fasste sich als Erste.
"Mach was!"
Sie packte mich schon wieder am Kragen und fing an mich durchzuschütteln. Ich sah die Verzweiflung in ihren Augen. Sie hatte genau wie alle anderen Menschen darauf vertraut, das ER sie ALLE retten würde. Und genau diese Hoffnung wurde gerade von diesem Irren zunichte gemacht.
Natürlich wollte ich etwas machen. Aber ich durfte nicht. Zum erstenmal in den ganzen Jahren realisierte ich äußerst schmerzhaft, das ICH der Feind war. Ich war Kronosianerin. Und der Feind wollte, das Blue Lighting den Geist aufgab. Würde ich eingreifen, würde ich nicht nur meine gesamte Rasse verraten, sondern auch meinen Bruder! Dann hätte er umsonst sein Leben in unzähligen Gefechten, dort oben im kalten Weltraum riskiert, nur um mir eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Einen Traum den viele von uns träumten.
Sogleich wurde ich in in meinem Gedankengang unterbrochen, als ich den verzweifelten Ton in ihrer Stimme hörte.
"Bitte! Ich flehe dich ihm Namen aller Menschen an. Tu etwas!", bat Pool die schon längst vor mir auf die Knie gefallen war.
Mein Blick wanderte zur Live-Übertragung, dann zu Pool und wieder zurück Live-Übertragung.
"Weck sie auf", sprach ich die Worte aus, die mich automatisch zur Verräterin deklarierten.
Während Pool also versuchte die anderen Probanden in den Tanks aufzuwecken, trat ich zu den virtuellen Tanks rüber. Pool setzte sich vermutlich gerade mit dem ersten Tankinsassen in Verbindung und weckte diesen.
Da das Versiegelungssystem der Tanks nahezu perfekt war und keine Sicherheitslücken existierten, wäre es völlig sinnlos, eine Denial-of-Server-Attacke zu starten. Das würde zuviel Zeit kosten. Und selbst wenn - Akira wäre vermutlich gar nicht in der Lage aus seinen Tank zu klettern.
"Nr. 46 ist wach", meldete Pool. Ich scrollte die Files runter.
Sarah Anderson - Amerikanerin. Für einen Moment dachte ich daran sie aus ihren Tank zu holen, verwarf den Gedanken sofort wieder. Was sollte ein unbewaffnetes, nacktes Mädchen schon ausrichten?
Ich versenkte meinen Geist tiefer in das Netz und rief so viele Bytes wie möglich. Ich sicherte ihre Leitungen, um sie so vor eventuellen Schäden zu bewahren. Zum Beispiel vor erhöhten Stromfluß. Dann blockiert ich meine Tankanschlüße, so das vorerst keine Signale von außen mehr eindrangen. Ich würde den Angriff starten, aber nicht gegen die Tanks, sondern gegen die Schaltkonsole. Ich musste den Vorgang stoppen.
"Da ist gerade einer von der UEMF reingestürmt und ich glaube er hat den Typen erschossen!", vermeldete Pool im Hintergrund.
Wir brachen durch und ich unterbrach den Vorgang sofort.
"Gut, keine Funken mehr", verkündete die Root erleichtert.
Aber es gab immner noch ein zusätzliches Problem. Die freigewordene Energie musste irgendwohin geleitet werden. Wenn die Energie zur Schaltkonole fließen würde, wäre diese nutzlos, außerdem würde dann dieser andere Typ gleich mitgegrillt werden. Dabei versuchte er das selbe wie wir.
Dann fasste ich meinen endgültigen Entschluß, stellte meinen Ton ab und leitete die überschüssige Energie direkt zu meinem Tank rüber.
Sofort hatte ich das Gefühl, als wenn man mir tausend heiße Nadeln ins Hirn stach und durch diese Starkstrom leitete.
Obwohl sich mein Avatar nur zusammenkrümte und keinen Ton von sich gab, merkte Pool sofort das etwas nicht stimmte.
"Was machst du da!?!
`Ihn retten`, war mein letzter Gedanke, bevor alles in einem agressiven Wirbel aus Einsen und Nullen verschwand.
2.
*******Perspektive von Daniel*******************
Vor knapp drei Stunden war meine Welt noch halbwegs geordnet und normal gewesen. Normalität hieß in diesem Fall: für eine Kronosianerin zu arbeiten, ihr helfen die restlichen Kronosianer zu verraten, tatenlos dastehen wenn sie erschoßen wird, die Landung von ein paar Daishis koordinieren, verhindern wie der Held der Menschheit getötet wird, eine Tasse Kaffee trinken und in Agonie versinken. Ganz schön viel, für läppische drei Stunden, nicht?
Hastig glitt mein Blick über die endlosen Reihen von nummerierten Tanks, zwischen die ich hindurcheilte. Wenn ich endlich diesen verdammten Tank finden könnte! Ich machte ein kurze Pause, nicht nur um Luft zu holen, sondern auch um festzustellen ob mir eventuelle Verfolger auf den
Fersen waren. Keuchend lehnte ich mich gegen einen Tank und versuchte meine Gedanken zu ordnen.
Man hatte mich vor einigen Stunden aus dem Biotank herausgeholt, mich mit Kleidung ausgestattet, mich dann mit einen Haufen Fragen belästigt und mir noch 'ne Psychotante auf den Hals gehetzt. Als wen ich nichts besseres zu tun gehabt hätte. Aber das war nicht der Grund für meine Flucht. Ich befand mich gerade auf einer Rettungsmission.
Und um die Person zu retten, musste ich "nur" diesen EINEN verdammten Tank finden. Aber habt ihr schonmal versucht euch einen Überblick, über knapp 30 Reihen, mit je 40 Tanks zu verschaffen? Erschwerend kam auch noch dazu, das alle Tanks nahezu gleich aussahen.
Mal abgesehen von deren Inhalt. In fast jeden Tank steckten bewusstlose Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Altersstadien drin.
Aber eines hatten sie alle gemeinsam. Das waren alles ehemalige Gefangene der Kronosianer. Schon alleine der Gedanke verursachte mir Übelkeit, denn vor wenigen Tagen, war ich noch selber so ein Gefangener gewesen.
Nunja eigentlich waren sie ja technisch gesehen noch immer Gefangene, denn es war bis jetzt nur gelungen einen Bruchteil von Menschen aus den Tanks rauszuholen. Bei den Leuten die nach der Weckaktion von Pool schon bei Bewusstsein gewesen waren, hatte es natürlich keine Schwierigkeiten gegeben.
Pool war eine Root-Unit innerhalb des kronosianischen Biocomputers gewesen, die den Befehl ihrer Vorgesetzten ausgeführt hatte, so viele Probanden wie möglich aus ihrem künstlichen Schlaf zu wecken. Genau wie das Militär gab es innerhalb des Supercomputers eine Rang- bzw. Hackerordnung. Die Talentiertesten hatten das sagen gehabt, wenn sie bereit gewesen waren zu kooperieren.
Und Pool war mein Avatar, mein künstliches Ich in der virtuellen Welt gewesen. Jetzt war ich wieder Daniel Takagi, 15 Jahre alt und meines Zeichens Halb-Deutscher, Halb-Japaner.
Die Tanks mit den Nummern: 34, 35, 36 flogen geradezu an mir vorbei. Ich aber suchte die Nummer 46. Nämlich den Bio-Tank meiner Chefin. Hatte ich schon erwähnt das sie Kronosianerin war? Dass diese Person genetisch gesehen, zu den Leuten gehörte, die mich fast über 2 Jahre in diesen Drecks-Tank dahinvegitieren ließen? Für Außenstehende war es vermutlich ziemlich verwirrend, dass ich einerseits die Kronosianer beschimpfte, mir andererseits Sorgen um meine ehemalige Chefin machte. Das lag vermutlich daran, das Solitair einfach ein prima Mädchen war. Prima in dem Sinne, dass sie im Gegensatz zu anderen Idioten niemals überbetont hatte, dass sie Kronosianerin war. Oder sich für etwas besseres hielt. Oder arrogant und hochnäsig war. Ich ging sogar so weit zu sagen, das mir die Arbeit mit ihr Spaß gemacht hatte, wenn man mal von der Tatsache absah, dass ich in einem Tank festgesessen hatte.
Natürlich hatte es auch Leute gegeben die sich vehemmt geweigert hatten auzuwachen. Oder nicht in der Lage waren aufzuwachen. Ich gehörte zur Ersten Sorte. Denn obwohl sich mein Bewusstsein schon längst wieder in der realen Welt hätte befinden müssen, war ich einfach in der virtuellen Welt geblieben.
Woran das gelegen hatte? Vielleicht daran, das ich via Kamera zugesehen hatte, wie einer vom Sturmkommando auf den Tank der Kronosianerin geschossen hatte. Ich hatte zwar nicht gesehen, ob der Tank zerbrochen war - der angeblich aus Acrylglas bestand - aber in den ersten Sekunden war ich nur geschockt gewesen. Daraufhin hatte dann eine kurze Verzweiflungswelle und eine "kurze" Trauerphase. Obwohl es eigentlich vollkommen unsinnig war, ihren virtuellen Körper weiterhin in den Armen zu halten, hatte ich das ungefähr drei Stunden lang gemacht. Bis ihr Avatar plötzlich gezuckt und somit ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte.
Langsam spürte ich wie meine schmerzenden Beinmuskeln, die jetzt gegen die ungewohnten Anstrengung protestierten.
Kennt ihr diese tollen Schildern in den Aquarien, wo "Bitte-nicht-klopfen" draufsteht, weil Fische so lärm-und virbationsempfindlich sind? Nunja so ein Schild hätte wahrscheinlich auch nicht verhindert, dass dieses Arschloch geschoßen hätte. Die kinetische Energie eines Schusses hatte natürlich ein ganz anderes Kaliber als ein Klopfer. Es war also gut möglich, dass die sich innerhalb des Tanks ausbreitenden Schallwellen stark genug gewesen waren, um ihr Trommefell reißen zu lassen.
Meine Schritte verlangsamten sich unwillkürlich, als wieder das schreckliche Bild vor meinen geistigen Auge entstand. Eine verwirrte Solitair, die ihre Hände gegen ihre Ohren presste um zu verhindern, das die Tankflüssigkeit ihr Hirn durchweichte und mit wachsenden Entsetzen die roten Schlieren beobachtete, die ihre Umgebung allmählich rot färbten.
Das ich dann plötzlich in der realen Welt angefangen hatte, wie ein Irrer gegen meine Tankwand zu hämmern, hatte die Leute um mich herum ziemlich überrascht.
Kurz bevor ich am Ende der Reihe angekommen war, bog ich scharf nach rechts ab und landete in einem neuen Gang.
Das war wohl mein zweites Talent. Wenn ich nicht widersprüchlich handelte, dann handelte ich für Außenstehende vollkommen überraschend. Wie gerade vorhin, als ich prompt aus dem Zimmer der Gesprächstante gestürmt war, als sie das Wort "Kronosianer" hatte fallen lassen. Da hatte ich nämlich realisiert, das ich hier nicht sein sollte um Kaffee zu schlürfen, sondern bei IHR. Wenigstens hatte ich mich bei der erschreckten Frau noch artig für den Kaffee bedankt und war dann erst abgehauen. Meine Manieren hatte ich ja nicht vergessen.
Gehetzt blickte ich auf die Nummernschilder und ungefähr in der Mitte der Tankreihe sah ich sofort einen Mann, der vor einer Konsole stand und wild darauf rumtippete. Drei Soldaten und ein anderer Typ den ich nicht einordnen konnte standen hinter ihm.
"Stop! Aufhören. Yamero!", schrie ich zu den Typen rüber. Da er ihm Gegensatz zu den Soldaten keine Miniflagge auf seiner Kleidung trug, wusste ich natürlich nicht, welche Sprache er verstand. Noch bevor ich den Weißkitteltypen erreichen konnte, fiel ich auch schon über ein Kabel und zog den überraschten Mann mit mir runter. Es war ein ziemliches Durcheinander.
"Lassen Sie mich los!", forderte der Arzt sichtlich erschrocken.
"Wer sind Sie überhaupt?", bellte irgendjemand der Links von mir stand.
"Lassen Sie ihn los!", brüllte der Soldat, der gerade sein Knie in mein Kreuz drückte.
"Lassen Sie erstmal mich los!", konterte ich wütend.
"Erst wenn Sie erklären, was zum Teufel sie da machen!", donnerte ein Dritter, der wohl hinter uns stand.
Ich hielt gerade die Beine des Arztes umklammert, der wiederum hatte die Hand nach der Konsole ausgestreckt und einer von drei Soldaten hatte mich wiederrum gepackt und versucht mich von dem Typen runterzuzerren. Was ihm auch mühelos gelang. Ich wurde recht grob auf die meine Füße gestellt und stand nun vier sehr wütenden Erwachsenen gegenüber. Und zwei von denen richteten gerade ihre MPs auf mich. Na Klasse.
Das war ein Grund um nervös zu werden.
"Selbst als Zivilist könnte ich dich jetzt erschießen lassen. Ich gebe dir also dreißig Sekunden, um uns zu erklären, wer du bist und warum du einfach auf die Leute losgehst", forderte ein schwarzhaariger Soldat mich auf Deutsch auf.
Die Miniflagge wies ihn jedoch als Engländer aus. Ob das ein Kraut oder ein Tommy war, war in diesem Moment eigentlich wurscht, da man mich gleich erschießen würde, wenn ich nicht zu einer Antwort kam. Das "erst schießen, dann Fragen stellen" war wohl aus der Mode gekommen.
"Daniel, Takagi - Escaped. Ich wollte gerade verhindern das der - Verzeihung - Amateur da drüben den Tank hochgehen lässt", antwortete ich schnell.
Eine der MPs schwenkte automatisch in Richtung des Arztes. Der dazugehörige rothaarige Soldat musterte den Arzt fast so, als wenn er sich nochmal beurteilen müsste, ob dieser doch ein möglicher Saboteur wäre. Jetzt ließ der Bedrohte wenigstens seine Pfoten von der Konsole.
Was aber nicht bedeutete, das dieser sich nicht sofort aufregte.
"Amateur? Ich glaube-", begann der Typ aufzubrausen.
" - dass Sie kein Techniker sind und damit null Ahnung von den Sicherheitsvorkehrungen der Tanks haben", beendete ich den Satz.
Ich konnte nur hoffen, das er diese faustdicke Lüge schlucken würde. Ich glaube Hoffung war gerade das Einzige, was meine angestaute Angst zuließ und mich überhaupt in die Lage versetzte noch einigermassen klar zu denken.
"Da-das geht wirklich?", stotterte der blonde Weißkittel und beäugte den Tank, als wenn dieser tatsächlich jeden Moment in die Luft fliegen könnte. Er hatte sie geschluckt.
Für einen winzigen Moment fühlte ich mich diesen Typen durch mein Wissen überlegen. Aber wirklich nur für einen winzigen Moment. Ob die Neuigkeit das der Tank in die Luft fliegen konnte, zu seiner Nervosität beisteuerte oder die Tatsache, das eine Waffe auf ihn gerichtet wurde, konnte ich nicht direkt beurteilen. Aber nachfühlen konnte ich es.
"Gut, wir lassen dich los, wenn du versprichst niemanden mehr zu tacklen", versprach mir der Deutsch/Engländer.
"O.K, ich verspreche, niemanden mehr zu tacklen", wiederholte ich die magischen Worte. Nach ungefähr acht Sekunden senkte der Schwarzhaarige vor mir senkte sein Sturmgewehr und man ließ mich los.
Erleichtert atmete ich auf.
"Ich bin Leutenant Nigel Steiner ", stellte sich der Schwarzhaarige vor.
"Leonard Wilder", brummte der Soldat hinter mir. Aufgund seiner Größe und der Brummelei verpasste ich ihm sofort den Spitznamen "Bär".
"Richard Benetson ", sprach der Rotschopf und lächelte freundlich. Ich vermutete mal, das er Ire oder Ami- oder einfach beides- war.
"Björn Sigmundsen ", gesellte sich ein Mann im Overall dazu.
"Ko-Konrad Wiesenheimer. Könnten sie...bitte ihre Waffe runternehmen?", stotterte der Arzt.
Der Wunsch wurde ihm gewährt. Der blondhaarige Mediziner sackte sofort zusammen. Die Krise war gemeistert.
Ich vergewisserte mich nochmal anhand der Nummer, dass ich auch wirklich vor dem richtigen Tank stand und sah dann hinein. Wegen der ganzen Aufregung vorhin war ich ja nicht wirklich dazu gekommen einen richtigen Blick reinzuwerfen.
Umgeben von bernsteinroter Flüssigkeit schwebte der Körper einer 13-Jährigen, deren Augen allerdings geschlossen waren. Untypisch für
eine Kronosianerin war allerdings die etwas dunklere Hautfarbe. Das hatte sie wohl der Tropensonne zu verdanken, da sie fast regelmässig "raus" gegangen war, sprich an die Oberfläche.
Sichtlich erleichtert legte ich eine Hand auf das Glas. Keine roten Schlieren, also kein Blut. Soli-Chan war also unverletzt. Zumindest nicht äußerlich.
Zuerst wusste ich nicht genau warum, aber irgendetwas irritierte mich doch.
Ich sah nochmal rein.
Vielleicht lag es daran, das sie im Gegensatz zu den anderen Tankprobanden Kleidung trug. Nunja, eigentlich waren das ja zwei Kleidungsstücke. Ein hemdsähnliches Trikot und eins von diesen kurzen Hosenteilen, die sonst nur Atlethen trugen. Ungefähr auf Brusthöhe zierte ein seltsames kreisähnliches Symbol, mit einem Stundenglas in der Mitte, das Trikot.
Ihre weißen Haare schwebten lautlos wie eine Wolke umher und verliehen ihr etwas geradezu sphärisches. Nunja, eigentlich ging die Haarfarbe ja einen Stich ins grünliche, aber das war eher Nebensache....Manchmal fragte ich mich ob sie wirklich Kronosianerin war.
Dem aufmerksamen Betrachter entging natürlich nicht die Katzenohren und...
Mein Blick wanderte nochmal zu der Stelle wo ihre Ohren waren und...
Eine Kronosianerin mit Katzenohren?
Seit wann hatten Kronosianer Katzenohren?
Ich glaub ich hatte mich wohl verguckt!
Das erklärte zumindest meine nachfolgende Reaktion, nämlich das ich erstmal kräftig meine Augen rubelte und mit beiden Händen gegen das Glas patschte.
Wieso zuckten diese Dinger plötzlich?
In Gedanken schalt ich mich selber einen Idioten. Jedes
verdammt Katzenohr zuckte bei Vibration oder Berührung.
Was immer das für Teile waren, sie imitierten das Verhalten von echten Katzenohren täuschend echt. In der virtuellen Welt hatte Soli-Chan niemals etwas von diesen komischen Dingern erwähnt. Und ihr Avatar hatte auch keine Katzenohren gehabt. Wenn man andererseits bedachte, das man sein Aussehen im Netz zum Teil selber bestimmen konnte, was natürlich wieder vom Rang anhängig war, war das natürlich eine logische Erklärung. Ein zweite Erklärung wäre natürlich ein Fehler in der Rechenmatrix oder ein kleines virtuelles Übel, das sich selber "Tetris" nannte.
Ich spürte wie mein Blut gefährlich zu kochen begann. Dieser kleinen, pinkhaarigen, launischen Nervensäge hatte ich es damals nämlich zu verdanken gehabt, das mein virtuelles Ich in einem Mädchenavatar festgehangen hatte. Welcher Depp hatte eigentlich die Schnapsidee gehabt, sie zu einer der führenden Central-Core-Units zu machen? Soweit ich das verstanden hatte, waren Central-Core-Units sowas wie die Ersatzhirne für den richtigen "Core", der in irgendeinem anderen Biocomputer integriert war. Wenn ich dieses kleine durchtriebene Biest jemals in meine Finger bekommen würde...
Aber wieder zurück zu Thema Ohren. Bevor ich mir jedoch weitere Gedanken zu dem Thema Gentechnik, Mutationen oder Biotechnik machen konnte, verpasste mir irgendjemand eine Kopfnuss - ich sah hoch und entdeckte Leonard, der mich gerade rückwarts am Kragen vom Tank wegschleifte.
"Ich glaube das reicht, Junge. Du bekommst langsam Stielaugen", tadelte Leonard mich amüsiert.
"Verstehen kann ich den Kleinen schon ein biß- hört auf mich so anzustarren!", fauchte der "Ire" , als er wahrnahm, das ausnahmslos ALLE ihn ansahen.
"Is nur neu für uns, das du auf Katzenohren stehst", erklärte der Leutnant und legte ihm kameradschaftlich den Arm um die Schulter.
"Wir haben uns auch schon Gedanken darüber gemacht, was das für Teile sind...", brummte der "Bär".
"Als Techniker würde ich sagen, dass das Anschlüsse sind", gab Björn seine fachmännische Meinung.
Stimmt, aus dem einen Ohr verlief ein Kabelgewirr in Richtung Tankwand.
Die Kabel waren meiner Aufmerksamkeit bis jetzt entgangen, da diese durchscheinend wie Glas waren.
"Hat jemand Namensvorschläge für unsere Entdeckung?", fragte Nigel in die Runde. Mir fiel es etwas schwer seinen Humor zu teilen, aber gerade in diesem Moment, fiel mir noch etwas anderes ein. Bis jetzt hatte ich Solitair noch nie nach ihrem "richtigen" Namen gefragt. Doch bevor ich richtig reagieren konnte, trudelten auch schon die ersten Namensvorschläge ein.
Der Riese brummte etwas, was sich wie Kitekat anhörte.
"Igitt, ist das nicht ein Katzenfutter?",beschwerte sich Sigmundsen.
"Warum nicht gleich Wiskas?", bemerkte ich mit trockenen Humor.
"Nein, das ist ein Schokoriegel", erklärte der Arzt und hob ebendiesen Schokoriegel dozierend hoch. Auf der roten Verpackung prangte der Name KitKat. Tja knapp daneben war auch vorbei.
"Wir können sie gleich selber nach ihrem Namen fragen. Sie ist nämlich wach", verkündete der Techniker laut genug und rückte seine Brille zurecht.
3.
*******Perspektive Solitair*****
Das Erste was ich nach fast endlos langer Zeit wieder wahrnahm, war eine allesumgebende Finsternis. Einen Großteil der Zeit über war es angenehm warm gewesen. Diese Wärme verflüchtigte sich immer mehr, bis es schlagartig kalt wurde. Was war passiert? Es war schwer sich zu erinnern.
Ich bemerkte meine Gänsehaut erst, als ich zu zittern anfing. Was würde passieren wenn die Temperatur im Tank unter null Grad absinken würde? Würde meine Atemmaske dann ihren Dienst einstellen? Lag das an meinen Gedanken oder kam es mir nur so vor, als wenn das atmen plötzlich schwerer wurde?
Ich versuchte meine Hand zu bewegen, musste jedoch entsetzte feststellen, das ich diese kaum bewegen konnte. Es war fast so als wenn man versuchen würde, durch zähflüssiges Baumharz zu greifen. Ob das mit der niedrigen Temperatur zusammenhing? Ab welcher Temperatur gefror der Transquilizer eigentlich?
Verdammt, ich würde als genauso enden wie die fossilisiertes Urzeitfliege, im Bio-Unterricht von Ms. Matcher. Diese dicke Tante mit dem weißen Kraushaar und der viel zu großen Nickelbrille. Sie trug immer dieses absolut hässliche Blümchenkleid, mit diesem seltsamen Glitzerschal um die Schulter. Und ihr Gesumme erst. Nein, sie redete zwar wie jeder normale Mensch, aber in so einem Tempo und mit soviel Genuschel, das es wie das Summen einer Fliege klang. Gott, sie hätte jederzeit mit dem Insekt tauschen können, das wäre niemanden in der Klasse aufgefallen.
Was hätte die Bio-Tusse in so einem Fall gesagt hätte? Freu dich auf diese Art von Erfahrung? Gott, was für ein toller Gedanke. Nein, ich war echt begeistert!
Konserviert in Bernstein - äh Transliquid, bis in alle Ewigkeit.
Doch für einen kleinen Moment, reizte mich diese Art der Totenbestattung irgendwie...
Ich meine, das war tausendmal besser, als in irgendeinem Sarg zu verrotten oder sich in ein dunkles Moor werfen zu lassen. Die Ägypter hatten natürlich die coolste Methode in Sachen Toten behandeln gehabt. Aber von woher bekam man heutzutage schon Verbände in der Länge eines ganzen Basketballplatzes her? Und welche Mensch hatte zehntausend Freunde die für einen hundert Jahre lang freiwillig schufteten, um eine Pyramide zu bauen? Der Kasten wäre bestimmt viel geräumiger als dieser bekloppte Tank! Mir wurde es langsam echt zu eng. Ich kam mir schon wie eine Sardine in einer Blechbüchse vor. Im Geiste sah ich schon wie die Tankwände langsam näher kamen, um mich wie eine Blechdose zu zerquetschen. Klasse. Zu meinem ansteigenden Angstpegel kam auch noch Platzangst dazu.
Aber wenn man meine Leiche finden würde, dann würde man sie bestimmt in irgendein Museum verfrachten und ausstellen. Das kam ja bestimmt nicht alle Tage vor. Eine kronosianische Bernsteinleiche...ob man damit ins Guiness-Buch der Rekorde kam?
Todesursache: “Liquidierung“
Alter: 13 Jahre
Rasse: Kronosianerin.
Und ein weiteres Schildchen würde vermutlich Auskunft über meinen Fundort geben.
- Biocomputer, Südsee, Terra (Erde)-
Nein, der Transquilizer konnte vielleicht gefrieren, aber nicht so „versteinern“ wie Harz, das dann in diesem Zustand Bernstein genannt wurde. Aber bis das richtig gefroren wäre, wäre ich vielleicht schon erstickt. Wunderbar ich konnte mich zwischen ersticken und erfrieren entscheiden. Verdammt ich war doch noch viel zu jung zum sterben! Wenn ich noch Kraft in meinen Händen gehabt hätte, hätte ich verzweifelt gegen die Tankwand getrommelt. Aber die Hoffnung, das das Glas zerbrechen würde, konnte ich gleich wieder begraben. Wie alles andere.
Dann hörte ich Stimmen. Stimmen die mir jedoch absolut fremd waren. Eine schwache und eine gleich darauffolgende stärkere Erschütterung versetzte meine Umgebung in Schwingung.
`Was sind das für Idioten?`, dachte ich und zuckte verärgert mit einem Ohr. Jetzt wollte ich erst recht wissen wer da draußen war und gegen meinen Tank bollerte. Oder waren das etwa die Schockwellen einer Explosion gewesen? Was ging da draußen vor? Versuchten die etwa den Tank aufzusprengen? Ich musste endlich meine Augen öffnen.
Dass leichte Jucken meiner Augen zeigte mir, dass meine Lider jetzt geöffnet waren. Egal wie lange ich schon in diesem Tank drinsteckte, meine Augen gewöhnten sich doch nicht an die dumme Flüssigkeit. Warum blieb es dunkel? Meine Nervosität steigerte sich. War dieser Albtraum real oder virtuell? Was wäre wenn das alles beabsichtigt wäre? Hatten die Central-Core-Units meinen Verrat bemerkt und war das hier etwa meine Strafe? Nein, ich wollte nicht alleine an so einem dunklen Ort sterben. Mein letztes bißchen Selbstbeherrschung war nun endgültig weg und ich begann hemmungslos zu weinen.
Ich war so mit Heulen und meiner Angst beschäftigt, das ich gar nicht mitbekam, dass man mich gerade aus dem Tank holte.
„Bist du in Ordnung, Soli-Chan?“, fragte eine besorgte Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkam. War das etwa Pool? Der Gedanke das ich doch nicht alleine war beruhigte mich so sehr, dass keine neuen Tränen mehr kamen. Ich machte einen Schritt nach vorne und trat jedoch ins Leere. Als ich den starken Luftzug spürte, wusste ich das ich fiel. Mir blieb nichtmal genug Zeit um zu schreien.
Doch ich hatte Glück im Unglück. Ich stieß in etwas Weiches rein, das meinen Aufprall deutlich abfederte. Ich öffnete meine Augen wieder, die ich im Fallen instinktiv geschlossen hatte.
„Wusste gar nicht, dass du so auf mich fliegst“, ächzte der Junge dumpf. Pool hatte ja oft genug erwähnt das er in der realen Welt ein Junge war.
Upps.
Jetzt wusste ich, wem ich meine relativ weiche Landung zu verdanken hatte.
„Bist du verletzt?“, fragte eine fremde Stimme die weiter rechts von uns erklang.
„Ähm...ich...ich weiß gar nicht wie- es.... ihm g-geht“, stotterte ich verwirrt.
„Autsch, danke der Nachfrage. Ist wahrscheinlich nur meine Hand“, meldete sich der „Unterliegende“.
„Die Frage galt nicht dir, sondern dem Fräulein“, konterte der Fremde nüchtern. Ob Pool ihn wohl irgendwie verärgert hatte? Von dem Fremden ging eine spürbare Kältewelle aus. Ich „sah“ wie seine Kälte in Form von kleinen Eiszapfen in unsere Richtung flogen. Oje, die sahen aber ziemlich spitz aus. Ich zuckte zusammen, als manche Kältezapfen gegen meine „Barriere“ prallten. Fast meinte ich ein helles Ping zu hören, wenn die Energiezapfen wieder in kleinere Teilchen zerbarsten.
„Zu freundlich. Ich weiß, ich bin bequemer als jeder Fußabtreter, aber könntest du endlich von mir runtersteigen?“, brummte Pool. Es klang fast genauso unfreundlich wie der Eisschemen.
„Aber du bist dich gar nicht mein Fußabtreter“, erwiderte ich entrüstest und merkte, das ich immernoch auf ihm saß.
„Oh tut mir leid, Pool“, entschuldigte ich mich und machte schnell einen Satz nach hinten und knallte mit meinem Rücken sofort gegen etwas Röhrenförmiges.
„Vorsicht“, brummte ein riesiger gesichtsloser Schemen, der sich ein Stück zu mir runterbeugte. Es erforderte fast meine ganze Willenskraft um nicht laut loszuschreien. Stattdessen blickte ich mich panisch nach einem möglichen Versteck um. Mein Blick fiel sofort auf den Schemen in der Mitte. Woran ich erkannte das es Pool war? Weil er mir gerade mitteilte, dass sein richtiger Name Daniel Takagi lautete und er mit aufstehen beschäftigt war.
Sofort flitzte ich zu ihm und versteckte mich hinter seinem Rücken.
„Ähm, was sind das eigentlich für - Leute?“, piepste ich nervös zu Pool- äh Daniel. Es wäre vermutlich nur noch ein Frage von Minuten, bis ich meinen ersten Herzinfarkt bekäme.
„Ich kann schon verstehen, dass du große Angst hast. Aber das ist noch lange kein Grund, mir meine Schultern zu brechen“, raunte mir der Junge zu. Erst jetzt realisierte ich das sich meine nassen Hände in seine Schultern verkrallten.
„Komm, beruhige dich wieder“, sprach er beruhigend auf mich ein, entkrampfte meine Hände und ich ließ widerwillig wieder los.
Er machte mich nacheinander mit allen Anwesenden bekannt und ich schüttelte mindestens fünf verschiedene Hände. Die Geister waren also doch Menschen.
„Wir sollten uns langsam in Bewegung setzen“, brummte der ziemlich große Schemen, der sich mir als Leonard Wilder vorgestellt hatte. Glaubte ich zumindest. Das war einfach einfach nur unheimlich. Ich meine meine gesamte Umgebung war pechschwarz und das Einzige sichtbare waren diese geisterhaft, leuchtenden Schemen die mich umgaben. Obwohl ich wusste das sie wie ich auch auf dem Boden standen, machten sie eher den Eindruck als schwebten sie durch den Raum.
' Das sind Menschen, das sind Menschen, das sind Menschen. Das sind Menschen...`, wiederholte ich die Worte leise in meinem Kopf, wie ein Mantra.
Während wir durch die Reihen der Tanks liefen, erinnerte ich mich zurück, an das erste Mal, als ich hier durchgelaufen war.
„Wieso schaust du denn die ganze Zeit auf deine Füße?“, erklang die neugierige Stimme der Frau die neben mir lief.
„Ich will sie nicht sehen“, flüsterte ich leise.
„Hast du etwa Angst vor ihnen oder schämst du dich?“, erkundigte sich die Blondhaarige und klang jetzt belustigt.
„Ja, wer hätte das nicht?! Die Leute sehen aus wie Zombies! Und ich wette sie Quacksalber sind daran auch mit Schuld“, fauchte ich bissig.
„Ich bin keine Quacksalberin , ich heiße Maya Izumi.“, verbesserte sie mich fröhlich. Wie bitte? Sie ging nicht an die Decke? Schon wenn ich meiner Lehrerin nur einmal frech gekommen war hatte es Einträge oder Sechser gehagelt. Okay, diese Frau da war zwar keine Lehrerin, aber ich hätte zumindest eine Standpauke oder eine Ohrfeige erwartet. Das sie so cool geblieben war, zeigte mir nur das sie genau die Art arrogante Schnepfe war, wie ich es erwartet hatte.
„Mir doch egal“, knirschte ich und verfluchte diese Frau gerade wohl zum zehnten Mal. Was bildete sie ich bloß ein?
Wenn ich eins nicht leiden konnte waren das besserwisserische Erwachsene. Ich begann loszurennen.
„Aha, du willst ein Wettrennen? Kannst du haben Kleine!“, rief Dr. Izumi von weiter hinten.
Die blondhaarige Ärztin holte erstaunlich schnell auf.
„Und wie ist es jetzt?“, fragte sie mich fröhlich als wir auf gleicher Höhe rannten.
Was meinte sie? Dann erkannte ich, das ich zum erstem mal geradeaus schaute und nicht mehr auf meine Füße.
„Und sind die Zombies immer noch so schlimm?“
Mann, die hatte es echt drauf. Rennen und gleichzeitig reden!
„Nein“, keuchte ich, da mir langsam die Puste ausging.
Sie war sportlicher als ich dachte.
„...auf meiner alten Schule - war ich die beste im Dauerlauf. Hab sogar einen Preis gewonnen“, erklärte sie und grinste breit. Ich wurde langsamer.
„Ich dachte Schnepfen fliegen lieber?“
„Tja, das fliegen liegt mir nicht so. Um ehrlich zu sein, ich hab Höhenangst, vor allem im Flugzeug“, gab Maya zu. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie wurde sie mir von Minute zu Minute symphatischer. Vielleicht weil sie jetzt menschlicher wirkte?Irgendwann würde ich ihr vielleicht auch mal den Dritten Grund erzählen warum ich nicht gerne in die Tanks sah. Weil ich mich davor fürchtete hier irgendwo das Gesicht eines Bekannten oder Freundes zu sehen.
Die Stimme von Takagi holte mich langsam wieder in die Gegenwart zurück.
„Bist du sicher, dass du okay bist?“, fragte mein ehemaliger Kollege vorsichtig.
„Ja, mir geht es gut“, hauchte ich.
Langsam beruhigte ich mich wieder, was vielleicht auch daran lag, das die Schemen deutlicher wurden und somit auch Gesichter bekamen. Jetzt hatte ich wenigstens nicht mehr das Gefühl, mich mit blanken Masken zu unterhalten. War das überhaupt die reale Welt? War das vielleicht doch die virtuelle Welt? Oder war das eine Nachwirkung von dem Energieschock, der mir selber fast das Hirn frittiert hätte? Da musten aber eine Menge Nerven beschädigt sein, wenn ich meine Umgebung nur so lückenhaft sah. Und noch dazu in Schwarz-Weiß. Dieses Schweigen begann an meinen Nerven zu zerren.
„Daniel? Weißt du eigentlich, wie es... Bit-045 geht?“, versuchte ich ein Gespräch in Gang zu bringen. Ich verwendete mit Absicht nicht den Begriff Blue Lighting, denn ich wusste ja nicht wie die UEMF-Soldaten-Schemen sonst reagieren würden.
„Schwer zu sagen. Das Einzige was man mir gesagt hat ist, dass nachdem er seinen Notruf abgesendet hat und die Einsatzkräfte eingetroffen sind, man ihn verlegt hätte“, erwiderte Daniel, der sofort verstanden hätte.
„Ist er noch hier?“
„Nein“, lautete die schlichte Antwort. Ob mich das jetzt beruhigen oder beunruhigen sollte, war wohl mir überlassen.
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04.08.2006 12:24 |
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Aria Segeste

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4.
****Perspektive von Daniel*****
Sie hatte gesagt das sie nur fünf Minuten benötigen würde. Schließlich warteten wir geschlagene 25 Minuten, bis sie endlich rauskam. Weiber. Wenigstens trug sie jetzt normale Klamotten.
„Hattest du nicht was von 5 Minuten gesagt?“, nahm Nigel sie halbherzig ins Gebet.
„Ja. Fünf zum duschen und 20 Minuten für die Haare“, erklärte die Kronosianerin unschuldig und band ihre Haare zusammen.
Aber aus irgendeinem Grund sah der Techniker wie am Boden zerstört aus.
„Wo- wo sind den die Ohren?“, stammelte er mehr oder minder fassungslos.
Sie fischte die Katzenohren aus ihrer Sporttasche und reichte sie dem Techniker.
Die Augen des Technikers leuchteten wie die eines Kindes auf, dem man gerade ein großartiges Geschenk gemacht hatte. Eine Art durchscheinender Haarreif, an dessen Enden die Ohren befestigt waren.
„Die sind nur geliehen“, erinnerte Solitair ihn.
Björn und zwei der Soldaten gingen in die eine, der Rest, Solitair und ich in die andere Richtung weiter.
„Für was waren diese Ohren eigentlich genau?“
„Das waren meine Anschlüße“, erwiderte die Kronosianerin knapp.
"Verstehe." Nein, eigentlich verstand ich es nicht so richtig.
"Aber warum...wirken die so echt?", fügte ich hinzu.
"Ich glaube das hat etwas mit den zwei verschiedenen Nervensystemen im Körper zu tun... Reflexe. Du weißt doch, das wenn man eine heiße Herdplatte anfasst, die Hand zurückzuckt, obwohl das Signal für -heiß- vom Gehirn zwar wahrgenommen wird, aber keine Zeit bleibt, um das Signal für zurückweichen, durchzusenden? Die Ohren funktionieren ähnlich. Ich DENKE NICHT, das meine Ohren zucken sollen, aber ICH WEIß, das sie zucken würden- wenn man sie berühren würde. Ich würde fast sagen, das die Ohren sich SELBER an den Reflex ERINNERN", beendete sie ihren kleinen wissenschaftlichen Monolog.
Mit einer Mischung aus Skepsis und Verwirrung sah ich sie an. "Das war wohl ein schlechter Vergleich. Ich kann es halt nicht besser erklären. Ich bin keine Wissenschaftlerin", sprach sie, verschränkte ihre Arme hinter den Kopf und lächelte unsicher.
Dann machte den Mund auf um etwas zu sagen , doch das Mädchen kam mir zuvor.
„Ich weiß was du fragen willst. Warum sehen die so komisch aus? Warum ausgerechnet Katzenohren?“, sprach sie meine Fragen aus.
Ich wollte wieder etwas sagen, aber sie ließ mich nichtmal zu Wort kommen.
„Zum ersten kann ich dir nicht viel sagen, nur das es ein Vorschlag von Tetris war. Sie scheint wohl einen Faible für Katzen zu haben", überlegte sie laut.
"Aber....", begann ich und wurde wieder unterbrochen.
"Ich weiß das du sie nicht leiden kannst...", fuhr sie fort.
"Aber...-"
"Nein, ich sorge schon dafür, dass sie dir nicht über den Weg läuft", versicherte sie mir.
Verärgert packte ich sie an der Schulter, dreht sie um und zeigte an ihr vorbei.
"Es geht um deine Tasche. Die steht noch immer dahinten."
"Oh."
Unser nächster Halt war die Krankenstation. Aber als wir diese betraten, wurden wir alles andere als freundlich empfangen.
„DER?!“, blaffte eine blondhaarige Ärztin mit Hochsteckfrisur und griff in eine Schublade hinter sich. Bestimmt würde sie eine Schußwaffe zücken und...
„DIE!?“, konterte der Arzt überrascht, griff in seinen Mantel.
Die Ärztin zog fünf Skalpelle hervor. Ein Skalpell in die linke Hand. Die restlichen klemmte sie wie eine Klaue zwischen die Finger ihrer rechten Hand.
Der Blondhaarige sah sich ebenfalls nach einem Gegenstand um, den er als Waffe zweckentfremden konnte. Sein Blick fiel auf zwei Gipshälften, die wohl dem vorigen Besitzer, den Unterarm geschient hatten. Mit etwas Klebeband waren flux zwei Unterarmschützer gebastelt. Aber ich zweifelte keinen Moment daran, das sich die klobigen Teile auch als Schlagwaffen einsetzen ließen.
Was war den jetzt los? War ich etwa bei „Death or Alive“ gelandet?
Und dann fingen sie an sich gegenseitig zu beschuldigen.
„Du hast dich von den Kronosianern einkaufen lassen!“
„Und du Mistkerl, hast dich in einer Nacht und Nebel Aktion davongestohlen!“
„Verräterische Schnepfe!“
„Quacksalber!“
„Kronosianerdreck!“
„Selber Dreckskerl!“
Mein Gefühl sagte mir, das die beiden sich besser kannten, als uns lieb war.
„Könnten die Halbgötter in Weiß, mal die Freundlichkeit haben uns unwissende Sterbliche aufzuklären?“, forderte der Leutnant ruhig.
Die beiden Ärzte knurrten sich wie bissige Hunde an.
„Ich bin die Chefärztin hier und der hier-“, fing sie an.
„Für dich immernoch Dr. Konrad Wiesenheimer, Schwesterherz!“, grollte er warnend.
Schwesterherz? Die beiden waren Geschwister? Das erklärte zumindest die auffallende Ähnlichkeit der beiden. Blonde Haare, graue Augen. Also völlig normale Menschen.
„Du und ein Doktortitel? Das ich nicht lache!“, höhnte die Frau, funkelte ihn angriffslustig an und warf ihr erstes Skalpell.
Der junge Arzt hechtete zur Seite, was wiederum bedeutete das die junge Kronosianerin plötzlich in der Schußlinie stand. Ich spannte meine Muskeln an und wollte sie wegstoßen, aber „Bär“ reagierte schneller als ich und vermasselte mir die Tour. Meine todesmutige Rettungsaktion war leider völlig umsonst gewesen wie sich zeigte. Ein helles Klong-Geräusch und ein kurz darauffolgendes metallisches Scheppern zeigte, das dass Skalpell gegen ein Tablett geprallt war und harmlos mir diesem zu Boden fiel. Ich rappelte mich schnell auf und streckte der geschockten Soli-Chan meine Hand entgegen.
"Was- was sollte das?!", fragte sie mich anklagend.
Wenigstens ein Dankeschön für deine Mühen, hatte ich erwartet. Aber wie sagte man? Undank ist der Welten Lohn.
"Wir haben uns nur etwas unterhalten", wiegelte der Arzt ab und ließ die Spritzen wieder verschwinden.
"Eine kleine Rivalität unter Geschwistern, nicht wahr Brüderchen?", fügte die Ärztin hinzu und lächelte. Maya Izumi stand auf dem Namensschild ihres Kittels. Hä? Wie war das den möglich? Hätte da nicht Maya Wiesenheimer stehen müssen? Wieso hatten die beiden verschiedenen Nachnamen? Waren sie vielleicht nur Halbgeschwister? Ich seufzte innerlich auf.
Was mussten das für eine durchgeknallte Familie sein? Waren ihre Eltern Messerwerfer beim Zirkus oder was?
"Das mit der Beinahe-Verletzung tut mir aufrichtig leid", entschuldigte sich die blondhaarige Frau und verbeugte sich kurz in Richtung Solitair.
"Ich werde dich nicht aus den Augen lassen", warnte Konrad seine Schwester.
"Tue was du nicht lassen kannst", murrte die Blondhaarige und warf ihm einen giftigen Blick zu.
"Schön der Rest darf gehen", sagte die Ärztin mit Nachdruck und scheuchte uns hinaus.
Da es kein Wartezimmer gab, mussten wir auf dem Gang warten, bis der medizinische Check vorbeiwar. Nach einer Weile ging die Tür wieder auf und die Kronosianerin erschien wieder.
"Und?", erkundigte ich mcih und stand auf.
"Die haben mich auf einem Tisch festgeschnallt und wollten mich aufschneiden, sind aber nicht dazu gekommen, weil sie sich wieder in die Wolle gekriegt haben", erklärte Solitair ohne Punkt und Komma. Mir fiel die Kinnlade herab und ich starrte sie ziemlich entsetzt an.
Dann fingt sie an zu lachen.
"War nur ein Witz. Man hat mir ziemlich viel Blut abgezapfst, mein Gehirn geröntgt und ein paar Daten verglichen. Aber ich lebe noch wie du siehst", fügte sie hinzu und klopfte mir auf die Schulter.
Ich verdrehte die Augen.
"Ich meinte eigentlich, die Ergebnisse", versuchte ich mich rauszureden.
"Dauert noch etwas."
"Bist du durstig? Hier um die Ecke gibt es nämlich einen Getränkautomaten", sprach sie extra deutlich.
"Nein? Wieso?", fragte ich ahnungslos.
"Schön, aber ich bin durstig", erklärte sie und schon schleifte sie mich mit.
Mit einigen Abstand folgte uns der Amerikaner namens Benetson.
Manchmal blieb sie kurz stehen, wie zu sich zu orientieren, dann zog sie mich weiter.
Da waren wir. Vor einem stinknormalen Automaten.
"So das sind wir", verkündete sie und drehte sich zu mir um.
"Ja, da sind wir wohl", murmelte ich desinteressiert.
"Was hast du den erwartet? Das ich dich in eine Besenkammer schleife?"
Oha, sie verwechselte mein Desinteresse wohl mit Enttäuschung.
"Nein", erwiderte ich und kramte in meinen Jeanstaschen nach Kleingeld.
"Lass stecken", murrte sie und kramte eine Magnetkarte aus ihrer Tasche. Das war wohl doch kein gewöhnlicher Getränkautomat. Was machte man eigentlich, wenn man keine Magnetkarte besaß?
Gab es hier etwa vielleicht eine Geheimtüre? Einen Fluchtweg? Wo führte er hin? An die Oberfläche? In den Hangar? Wollte sie etwa einen Hawk entern?
"Getränk?"
Eine Code-Eingabe?
"Coke", antwortete ich schnell und brannte darauf, zu sehen, was als nächstes passierte.
Die Maschine gab einen leisen Summton von sich und zwei Cola-Dosen rollten in die Klappe. Die Kronosianerin reichte mir eine Dose. Natürich eisgekühlt.
"War....das alles?", fragte ich
"Was meinst du?", erwiderte sie und ihre Augenbrauen schnellten in die Höhe.
"Ähem..vergiss es...."
„Warum hast du Akira geholfen?“, fragte ich nach einer Weile und blickte sie ernst an.
"Ich kannte ihn halt. Ich wusste was er vorhatte und ich wusste auch das es das Richtige war. ", gab sie zurück und zuckte mit den Schultern.
"Nur weil du jemanden kennst und er mal kurz rebelliert unterstützt du ihn gleich?", wiederholte ich ungläubig.
"Reicht das nicht? Was ist mit dir?"
"Wie?"
"Warum hast du mir geholfen?"
Was war den das für eine dämmliche Frage? Sie war damals meine Chefin gewesen. Okay und meine Freundin. Und ich hatte ihr natürlich vertraut. Nicht zu vergessen, das ich sie auf Knien angefleht hatte ihn zu retten.
"Hattest du noch andere Beweggründe?", hakte ich nach.
"Willst du mich etwa verhören?"
"Nein."
"Dann heb ich mir den Rest für´s echte Verhör auf", fügte sie hinzu und öffnete ihre Dose.
Da standen wir beide neben dem Getränkeautomaten und verhielten uns fast wie völlig normale Teenager.
„Willst du nicht zu Hause anrufen?“, erkundigte sich Solitair und nahm wieder einen Schluck Cola.
Zu Hause. Dieses Wort brachte ein schmerzhaftes, altbekanntes Gefühl zurück. Heimweh. Ich hatte meine Familie seit fast über 2 Jahren nicht mehr gesehen.
„Es gibt noch hundert andere...da sind die Telefonleitungen mit Garantie überlastet“, winkte ich ab. „Hm.“ Sie schien wohl mit meiner Antwort nicht ganz zufrieden zu sein. Doch dann kam sie auf mich zu und schloß mich in die Arme. Für einen Moment war ich total überrumpelt, dann wurde ich plötzlich wütend.
„Lass das!“, fauchte ich entschlossen und schubste sie weg. Das Mädchen taumelte zurück und sah mich verwirrt an.
Schön ich war vielleicht tausende Kilometer von zu Hause entfernt, aber das bedeutete noch lange nicht, das ich wie ein Baby in ihren Armen losheulen würde. Und das hatte ich ihr gerade klar gemacht. Zumindest hatte ich es versucht. Das hier war die reale Welt. Und hier war ich der Ältere. Aber was war, wenn sie mich nicht umarmt hatte um mir Trost zu spenden, sondern weil sie diejenige gewesen war die Trost gesucht hatte? Meine Heimat lag wenigstens noch auf demselben Planeten und nicht irgendwo am anderen Ende des Universums.
Was war ich doch für ein Volltrottel!
Ich blieb stehen.
Wo zum Teufel war ich jetzt schon wieder? Einen Gang zurück, über die Kreuzung, dann nach links...oh, jetzt war ich wieder vor der Krankenstation. Ob die Ergebnisse der Untersuchung schon fertig waren? Wo waren denn die anderen? Neugierig trat ich an die Tür, um durch das kleine Glasfenster zu sehen und erstarrte als ich einzelne Gesprächsfetzen aufschnappte. Maya und Konrad standen sich gegenüber und funkelten sich gegenseitig wütend an. Zu meiner Überraschung war Leutnant Nigel auch anwesend.
„...unverantwortlich! Du kannst sie doch nicht allen ernstes vorhaben sie während des Verhörs unter Drogen zu setzen!“, knirschte die blondhaarige Ärztin und sah sehr zornig aus.
„..gleich hysterisch! Wer redet hier von Drogen? Es ist doch nur ein Beruhigungsmittel damit sie-“
„-mir ist es völlig egal was das ist! Konrad, hast du nicht die Aufnahmen gesehen?“
„Ja verdammt! Aber willst du zugucken, wenn sie zusammenbricht!? So ist sie weder vernehmungs- noch transportfähig!“
„Sie ist so oder so instabil, solange wir nicht das Ausmaß der synaptischen Schäden kennen! Ihre Blindheit ist vielleicht nur der Anfang!“
Wieso hatte sie mir nichts gesagt? Was war ich doch nur für ein Idiot! Warum hatte ich es nicht früher bemerkt?
Ich zerdrückte meine leere Cola-Dose und warf sie gegen die nächste Wand. Statt im Mülleimer zu landen, fiel sie scheppernd zu Boden. Die Diskussion wurde leiser fortgesetzt. Jetzt konnte ich abhauen oder hierbleiben.
Ich presste mein Ohr gegen die Tür. Hatte ich schon erwähnt, das dass eine Schwingtüre war? Sie machte ihren Namen alle Ehre und ich fiel mit Karacho in den Raum.
„Der schon wieder“, stöhnte der Arzt und schlug sich die Hand vor die Stirn. Der schwarzhaarige Engländer hatte die Arme verschränkt. Wohl ein Zeichen das er vorerst nicht vorhatte, sich einzumischen.
__________________ Und vergessen sie nicht ihre ENS-Box zu leeren, wenn sie sich vor Posts nicht retten können.
Dieser Beitrag wurde 8 mal editiert, zum letzten Mal von Aria Segeste: 12.08.2006 20:26.
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09.08.2006 21:48 |
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