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Zum Ende der Seite springen Erkundungsmission Teil 2 - Rückkehr nach Wohlfahrt
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Zuikagu Zuikagu ist männlich
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Erkundungsmission Teil 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Vorwort


Die positiven Reaktionen auf meine Story „Erkundungsmission“ haben mich sehr gefreut und mir Mut gemacht die Geschichte von Oberst Müller weiter zu erzählen! Auch für die Fortsetzung gelten die Regeln, die ich mir für die Ursprungsstory auferlegt habe.


Nach dem Abschluss meiner Story „Erkundungsmission“ lief die Erzählung in meinem Kopf natürlich weiter. Ich erhielt sogar Vorschläge wie ich weitermachen könnte! Das zeigt natürlich, dass meine Story bei einigen haften geblieben ist und das sie bei dem einen oder anderen den richtigen Nerv getroffen hat. Die Story spielt nach wie vor im Battletech-Universum und setzt im Jahr 3070 ein und startet da, wo der erste Teil aufgehört hat. Der Epilog des 1. Teils ist der Prolog des 2. Teils, den ich auch so leicht erweitert der Fortsetzung vorausschicke. Es tauchen natürlich neue Personen auf, die ihr hoffentlich spannend findet, aber die „alten Kämpen“ werden nicht vergessen! Auch kommen diverse Mechs dazu, die eine mehr oder minder wichtige Rolle spielen werden. Wo es hinführt weiß ich selbst noch nicht, da die Story noch im Werden ist. Das heißt aber auch, dass die Abstände der Veröffentlichungen zwischen den einzelnen Kapiteln länger sein werden, als beim ersten Teil.


Dann bleibt mir nur noch Übrig euch viel Spaß beim Lesen zu wünschen!

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06.06.2022 13:34 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Erkundungsmission Teil 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Prolog


System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace
09.07.3070, 10:00 Uhr


Lady Lestrade las sich den Entwurf genau durch, dann hob sie den Kopf und schaute Georg Müller direkt in die Augen. Neben ihr und ihm waren auch Richard Frank und Lydia Holland im Raum.
„Der Entwurf gefällt mir. Setzten sie die Organisationsstruktur so durch.“ genehmigte sie. „Spätestens in einem Monat müssen wir unseren Auftrag aufnehmen.“ sagte sie bestimmt.
„Gestern ist die „Andromeda“, das neue Sprungschiff der Company ins System gesprungen. Die 3 angedockten Landungsschiffe stürzen gerade auf den Planeten!“ warf Lydia Holland ein.
„Ein seltenes Schiff! Ein „MERCHANT“ mit 3 Dockkragen!“ bemerkte die Lady. „Noch dazu hat sie sogar etwas Bewaffnung! Sehr untypisch für ein Sprungschiff dieser Klasse!“
„Nun ja“, bemerkte Frank dazu. „Das Schiff wurde von 4 Jahren einer Piratenbande abgenommen und dann generalüberholt. Für uns ist das ein Glücksfall!“
„Wir müssen in einem Monat die „Eckener“ und die „Andromeda“ los schicken um unseren Auftrag aufzunehmen!“ stellte Lady Lestrade mit eiserner Entschlossenheit fest. „Konnten sie mittlerweile weitere Mechkrieger und Mechs anwerben?“ fragte sie Georg.
„Wir haben ein paar vielversprechende Bewerber. Unser Nachrichtendienst überprüft gerade deren Hintergrund mit Hochdruck. Wir stellen hohe Anforderungen an Verlässlichkeit und Loyalität! Dem gebe ich klar Vorrang vor den Gefechtsskills!“
„Informieren sie mich bitte, sobald sie sicher sind, wen sie nehmen wollen!“ sagte die Lady. Dann ergänzte sie,
„Noch etwas, unser gefangener ROM-Agent von Blakes Wort wurde auf die „LAS Tamar“ überstellt. Dort wird sich der LND mit ihm weiter beschäftigen.“ informierte sie die Lady.
„Ein Problem weniger!“ freute sich Richard Frank.


„Haben sie noch etwas?“ fragte die Lady. Alle schüttelten den Kopf, nur Georg erwiderte.
„Cynthia Liebermann wartet, wie gewünscht draußen!“ sagte er.
„Gut, Frau Holland, Herr Frank, sie können dann gehen. Herr Müller, bleiben sie bitte!“ Dann drückte sie einen Knopf auf ihrem Tisch, während Lydia und Richard aufstanden und das Büro verließen.
„Herr Tyrell und Frau Liebermann können jetzt reinkommen!“ sagte sie zu ihrem Sekretär. Kurz darauf betraten ein stämmiger, extrem dunkelhäutiger Mann und Cynthia den Raum. Lady Lestrade erhob sich und ging den beiden entgegen und begrüßte sie. Dann deutete sie auf eine Polsterecke und zeigte darauf.
„Bitte nehmen sie Platz!“ bevor sie sich setzte, winkte sie noch Georg zu, dass er sich dazugesellen sollte.
„Es freut mich wirklich das sie so kurzfristig Zeit haben Herr Tyrell!“ sagte sie. „Nach meinen Recherchen führen sie eine Gruppe von Siedlern und sind schon länger auf der Suche nach einem neuen Siedlungsgebiet.“ sprach sie den Mann an.
„Richtig, wir sind vor 6 Jahren hergekommen, weil man uns hier einen Landstrich zur Urbarmachung und Besiedelung anbot. Wir stammen von Hot Springs und konnten den Rückeroberungsversuch des LAS 3064 nutzen um zu entkommen, bevor sich die Streitkräfte der Lyranischen Allianz wieder zurückziehen mussten.


„Da hatten sie aber enormes Glück!“ stellte Georg fest.
„Wir hatten 14 Jahre Clanherrschaft erlebt, wurden dabei in Umerziehungslager gesteckt und mussten dann in Gemeinschaftsfarmen Landwirtschaft betreiben! Verstehen sie das nicht falsch, wir sind Bauern und lieben die Feldarbeit, aber wir wurden quasi Zwangsbewirtschaftet ohne Möglichkeit auf eigene Initiative! Unser Leiter war ein abgehalfterter Elementar, der keine Ahnung von Ackerbau und Viehzucht hatte und unbelehrbar war!“
„So wie die antiken Kolchosen auf AltErde?“ fragte Lady Lestrade.
„Genauso!“ stellte er mit Nachdruck fest.
„Und warum sind sie jetzt auf der Suche, sie haben hier doch Land erhalten?“ fragte die Lady nach.
„Das Land, das man uns zur Verfügung gestellt hat, ist nicht besonders gut. Die einheimischen Landwirte haben verständlicherweise das Beste schon vor Generationen unter sich aufgeteilt und wir als Flüchtlinge hatten keine Wahl. Das Land ernährt uns gerade so, aber mehr ist nicht drin!“
„Haben sie das Dossier gelesen, dass ich ihnen habe zukommen lassen?“ fragte die Lady.
„Ja, das habe ich. Die Daten sind sehr vielversprechend. Auch die Bodengutachten sehen sehr gut aus!“ stellte Lester Tyrell fest. „Aber das ist garantiert nicht hier auf Kwangjong-ni!“ stellte er mit Überzeugung fest. Lady Lestrade nickte,
„Ich sehe, ich habe den richtigen Mann gefragt! Sie haben Recht, das ist nicht auf dieser Welt.“ Sie beugte sich vor.
„Ich kann ihnen ein absolut einmaliges Angebot machen! Eine ganze Welt, über mehrere Jahre gründlich erforscht und dokumentiert, weit weg von allem Krieg und Unheil der Inneren Sphäre. Wo sie in Ruhe selbstbestimmt ihrer Arbeit nachgehen können.“ lockte ihn die Lady.
„Und wo ist der Haken?“ fragte Tyrell misstrauisch.
„Ganz ohne Haken ist die Sache natürlich nicht. Diese Welt befindet sich im Tiefraum und sie wären von uns beim Handel und der Kommunikation mit der Außenwelt völlig abhängig. Wobei sie unseren Außenposten natürlich mit Lebensmittellieferungen unterstützen müssten. Aber sie selbst können sich frei selbst verwalten, solange sie unsere Oberhoheit über den Planeten anerkennen.“ Tyrell lehnte sich zurück und dachte nach.
„Absolute Selbstverwaltung?“ fragte er. Lady Lestrade nickte,
„Solange sie keine Gewaltherrschaft oder ähnliches wie eine Theokratie aufbauen wollen, ja!“ stimmte sie ihm zu. „Außerdem müssen sie erst einmal absolutes Stillschweigen bewahren und wir werden ihnen vor Abflug auch nicht mitteilen, wohin die Reise geht. Das System ist nirgends verzeichnet und so soll es auch bleiben!“ bestimmte sie.


„Damit sie schon mal sehen, mit wem sie es dort zu tun haben, möchte ich ihnen zwei von meinen Mitarbeitern vorstellen.“ dann zeigte sie auf Cynthia, „Das ist Frau KommandantHauptmann d.R. Cynthia Liebermann, sie wird die Stationsleiterin auf dem Planeten und ist auch für die Sicherung der Basis zuständig. Ihr wird noch ein ziviler Administrator zur Seite gestellt, der sich um die Infrastruktur kümmern wird.“ Dann zeigte sie auf Georg, „Oberst d.R. Georg Müller ist der Leiter unseres „Militärischen Unterstützungskommandos“, er wird regelmäßig dort vorbeischauen. Frau Liebermann wird sie übrigens beim Start, soweit es in ihrer Macht steht, unterstützen.“
„Zwei Militärs?“ fragte Tyrell, „Rechnen sie mit Ärger?“
„Sagen wir, wir wollen auf alles vorbereitet sein. Im Tiefraum treiben auch sehr unangenehme Zeitgenossen ihr Unwesen. Ganz wehrlos darf man dort nicht sein! Wir werden die Basis nutzen um den tiefen Raum weiter zu erforschen. Dadurch sparen wir viel Zeit!“ Dann machte Lady Lestrade eine Pause und sah Georg auffordernd an. Erst begriff er nicht was sie wollte, dann fiel der Groschen!


„Herr Tyrell, Frau Liebermann und ich sind auch hier, weil wir schon dort waren!“ sagte Georg. „Die Welt ist genauso, wie in den Dossiers beschrieben. Er wurde durch ein Forscherehepaar fast 20 Jahre gründlich erforscht, die Daten sind ihr Lebenswerk!“ Dann holte er seinen kleinen CompBlock heraus und rief den Ordner mit den Bildern von Wohlfahrt auf. Dann zeigte er sie Tyrell. Dessen Augen wurden groß!
„Kein Fake, harte Realität, wir waren dort!“ bekräftigte Georg. Lady Lestrade grinste, Georg hatte sie verstanden und sie war zufrieden. Nun griff auch Cynthia ins Gespräch ein und schilderte den Planeten lebendig und in rosigen Farben!
„Wie viele Kinder hat ihre Gruppe?“ fragte Cynthia dann. Tyrell sah sie an.
Wir sind insgesamt 470 Menschen die grundsätzlich bereit wären mitzukommen, davon 101 Kinder und Jugendliche.“ gab er Auskunft. „Ich habe schon in unserer Gemeinschaft herumgefragt. Einige schreckt das Unbekannte, sie wollen lieber hierbleiben. Aber 470 Siedler sind eine stabile Grundlage für eine dauerhafte Besiedelung!“ stellte er fest. Lady Lestrade nickte. Sie hatte sich vorab über Tyrell und seine Leute gründlich informiert, bevor sie ihn ansprechen ließ. Sie war sich sicher, Tyrell wusste von was er sprach!


Doch Lester Tyrell hatte noch weitere Bedenken!
„Sie sagten, wir wären bei Außenkontakten völlig von ihnen Abhängig! Wenn wir zusagen, was garantiert uns denn, das sie uns dort draußen nicht einfach als Arbeitssklaven halten und uns zwingen für ihren Profit Rohstoffe dort draußen zu gewinnen!“ Lady Lestrade wiegte den Kopf.
„Ich gebe ihnen Recht, solche Sorgen zu hegen. So etwas ist leider in der Geschichte der Besiedlung des Weltraums oft genug vorgekommen. Aber zum Einen sind wir ein Forschungsunternehmen im Saatsauftrag und haben überhaupt keinerlei Erfahrung im Ausbeuten von Bodenschätzen und zum Anderen sollen sie auf Dauer nicht die einzigen Kolonisten bleiben. Was würde denn Helfen ihre Bedenken zu zerstreuen?“ fragte sie Lester Tyrell und schaute ihm direkt in seine tiefbraunen Augen. Tyrell fuhr sich mit einer Hand über sein kurzes, ergrautes Kraushaar.
„Dürfen wir Waffen besitzen und tragen?“ Lady Lestrade überlegte kurz,
„Sie meinen Waffen, über ihren Bedarf an Jagdwaffen hinaus?“ fragte sie. Tyrell nickte.
„Warum nicht! Solange sie nicht uns irgendwann ein Pamphlet auf den Tisch legen, das beginnt mit „We, the people…““, warf sie ein. „Die Oberhoheit über den Planeten und das System liegt unverrückbar bei „Lyran Transspace“ und der Lyranischen Allianz!“ Dann lächelte sie Tyrell an,
„Um sie vor Angriffen von außen zu schützen, werden wir auf dem Planeten dauerhaft eine Mechlanze, L/R-Jäger und ein Landungsschiff stationieren, zusätzlich zu den Kräften, die temporär vor Ort sind, da wir das System als Basis für unsere Forschungsaufgaben nutzen werden, aber sonst bräuchten wir uns die Mühe nicht machen. Durch die Nutzung des Systems würden wir viel Zeit sparen, da wir dann mitten in unserem Forschungsfeld sitzen! “


Lester Tyrell lehnte sich zurück und dachte nach. Für ihn hörte sich alles vielversprechend an, aber er musste noch alle die mitwollten fragen, ob sie unter diesen Umständen auch mitgehen würden.
„Wäre es möglich, dass sie oder ihre Mitarbeiter ihr Angebot auf einer Versammlung unserer Gemeinschaft vertreten würde?“ fragte Lester Tyrell. Lady Lestrade lächelte, sie wusste, dass sie ihn überzeugt hatte!
„Natürlich! Und um ihnen zu zeigen, dass es mir Ernst ist, werde ich selbst an der Versammlung teilnehmen und Frau Liebermann wird zusammen mit Herrn Müller dabei den Planeten vorstellen!“

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06.06.2022 13:35 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Erkundungsmission Teil 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 1: Rekrutierung


System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace
10.07.3070, 11:30 Uhr (Ortszeit)


Julia und Georg saßen zum wiederholten Male zusammen in Georgs großzügigem Büro, das ihm Mylady im zentralen Bürogebäude von Transspace zugewiesen hatte. Beide brüteten über den Bewerbungsunterlagen und Lebensläufen der Mechkrieger die sich bei der Company beworben hatten.
„Muss den jeder dieser Söldner immer so ein grimmiges Gesicht auf dem Bild machen, als ob er gleich einen „DAISHI“ zum Frühstück verspeisen will?“ bemerkte Julia.
„Klappern gehört zum Handwerk!“ warf Georg erheitert ein. Da Georg sich wohler fühlte, wenn er Unterlagen in die Hand nehmen konnte, hatte er bei allen Bewerbungsunterlagen den Lebenslauf, das Bild und das Bewerbungsanschreiben von seiner Sekretärin ausdrucken lassen. Vor den Beiden hatten sich mittlerweile 4 Haufen gebildet. Links die noch unbearbeiteten, als nächstes die in Frage kommende Krieger mit Mechs, dann ein Stapel mit entrechteten Mechkriegern und ganz rechts die Aussortierten.
Georg nahm die letzte Mappe von Links, damit hatten sie nun alle durchgearbeitet. Georg schlug die Mappe auf und aus dem Bild blickte ihn stolz und ernst eine schwarze Söldnerin mit krausen Haaren und einer auffälligen Narbe quer über das Gesicht an.
„Oh, die schaut mal nicht so grimmig!“ stellte Julia fest.
„Dann schauen wir mal!“ antwortete Georg und schob das Bild zur Seite, legte die Bewerbung und den Lebenslauf so hin, dass auch Julia die Unterlagen lesen konnte.
„Magistrat Canopus, Mech eine „SHADOW CAT“, Veteranin von „Operation Bulldog“ und der „Task Force Serpent“!“ murmelte Georg vor sich hin.
„Was, eine „SHADOW CAT“?“ stieß Julia überrascht hervor! Sofort las sie noch intensiver den Lebenslauf.
„Das ist ein BeuteMech, sie hat ihn sich auf Huntress verdient, als sie den Mech mit ihrem „VINDICATOR“ besiegte!“ stellte sie dann fest. „Die laden wir auf alle Fälle zum Gespräch ein, die muss mir erzählen wie sie das gemacht hat!“ Georg schmunzelte.
„Die Story hat sie bestimmt schon oft genug erzählen müssen! Aber „die“ heißt Nihara Sangare, CallSign „Lightning“. Hört sich auf jeden Fall interessant an.“ Dann schloss er die Mappe und legte sie zu den anderen infrage kommenden Mechkriegern mit eigenem Mech.


„Richard hat eine Menge zu tun!“ bemerkte Georg als er sich die beiden Stapel mit den Kandidaten ansah, die Julia und er herausgesucht hatten.
„Wofür hält man sich sonst einen Geheimniskrämer!“ stellte Julia grinsend fest, die sich mittlerweile auch mit ihm angefreundet hatte.
„Jetzt schauen wir mal, das wir die Bewerber so schnell wie möglich zu Gesprächen einladen. Spätestens Übermorgen landen die Landungsschiffe der „Andromeda“ und dann müssen wir uns um die Mechkrieger und Mechs kümmern, die die Lyranische Allianz zur Verstärkung geschickt hat!“ stellte Georg fest.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace
11.07.3070, 08:00 Uhr (Ortszeit)


„Sie sind lyranische Bürgerin?“ fragte Julia nach, die das Gespräch mit Nihara Sangare führte, während Georg ruhig daneben saß und die Reaktionen der Bewerberin beobachtete. Beide trugen ihre Bordkombination mit den LAS-Dienstgradabzeichen am Namensschild.
„Ja! Nach der Rückkehr aus den Clanwelten bin ich auf Coventry hängengeblieben, nachdem ich Chris Payne, einen lyranischen Mechkrieger geheiratet habe, den ich während Serpent kennen gelernt hatte. Leider wurde er im Einsatz gegen Blakes Wort vor 3 Jahren getötet und ich habe dann meinen Abschied aus den LAS genommen. Einmal zu oft musste ich das sinnlose Töten um der Macht willen sehen!“
„Und warum sind sie trotzdem wieder in ihren Mech geklettert oder nicht nach Canopus zu ihrer Familie heimgekehrt?“ fragte Julia.
„Ich war Mitglied der Kommando-Lanze der „1st Canopian Curassiers“ von Danai Centrella auf Strana Mechty und konnte sie nicht vor dem Tod bewahren! Mir würde zu Hause nicht gerade Hochachtung widerfahren!“ stellte sie bitter fest. „Außerdem musste ich irgendwie meinen Mech unterhalten. Einen CLAN-Mech in der IS instand zu halten ist extrem teuer. Deshalb verdingte ich mich nach meinem Abschied aus der LAS als Söldnerin bei Begleitschutzaufgaben für Händler. Das ist zwar nicht ganz so lukrativ wie Kampfeinsätze, aber erheblich ruhiger und einträglich genug für mich!“
Georg schaute auf das Datum ihrer Bewerbung. Sie hatte sich bereits vor über einem Jahr um eine Stelle bei Transspace bemüht, konnte also damals von der nun aktuellen Situation noch gar nichts gewusst haben. Außerdem überflog er die kurze Randnotiz, die Richard gemacht hatte. Ihr Hintergrund war sauber und sie war die Person, die sie vorgab zu sein!


„Und warum wollen sie für Transspace arbeiten?“ fragte Georg dann. Nihara Sangare richtete ihren Blick auf ihn.
„Sie bieten sehr langfristige Kontrakte an, da sie Tiefraumerforschungen durchführen. Die Handelsaufträge sind meist sehr kurzfristig und man muss oft lange auf einen Nachfolgeauftrag warten! Seit ich mich beworben habe, war ich schon 2 mal unterwegs! Sie haben Glück, das ich gerade wieder vom letzten Auftrag hier ankam!“ stellte Nihara Sangare fest.
„Oder sie haben Glück, das wir gerade auf der Suche sind!“ erwiderte Julia und lächelte die Mechkriegerin an. Dann schilderte sie der Canopierin den erweiterten Auftrag der Company und die Rahmenbedingungen für einen Kontrakt sowie die Bezahlung und Regelung der Bergerechte. Die schwarze Mechkriegerin hörte ihr aufmerksam zu.
„Wie sie sehen, ist das nun kein reiner Babysitting-Auftrag mehr den wir anbieten, es kann auch zu Gefechten kommen! Noch Interessiert?“ schloss Julia. Nihara Sangare lehnte sich zurück, ihr Gesicht wurde hart.
„Ich bin dabei, wenn sie wollen! Ich habe noch Rechnungen mit Blakes Wort und den Clans offen!“ stellte sie fest. „Wie sie meinem Lebenslauf entnehmen können bin ich eine mehr als kompetente Mechkriegerin und ich versichere ihnen auch meine absolute Loyalität!“


Georg rief eine Datei auf seinem CompBlock auf. Jiao hatte von ihm den Auftrag erhalten, zusammen mit ihrer alten Tech-Crew der „Witch“ den Zustand der Mechs der Bewerber zu prüfen.
„Ihr Mech ist in einem akzeptablen Zustand!“ stellte Georg fest, als er das Dossier von Jiao gelesen hatte. „Ihre „SHADOW CAT“ hat die Standard-Konfiguration mit einer cGauss, 2 cER-mLasern und Sprungdüsen. Es wird aber empfohlen, vor einem Einsatz noch eine Wartung durchzuführen, da ein paar sekundäre Systeme dringend der Hand eines fähigen Techs bedürfen.“ Georg sah Nihara Sangare direkt an. „Wie sieht es mit ihrer Kommando-Erfahrung aus?“
„Ich war zuletzt Kompaniechefin und habe davor mehrere Jahre eine Scout-Lanze geführt.“ gab sie an, was sich auch mit ihrem Lebenslauf und dem LND-Dossier deckte.
„Können sie sich wieder ins Glied einreihen oder wollen sie eine Lanze führen?“ fragte Julia.
„Mit wäre beides recht. Leider fehlt mir die Erfahrung mit Tiefraum-Operationen, aber eine Lanze kann ich im Gefecht führen und auch wieder heraus!“ antwortete sie. Georg dachte an das Gespräch, das er am gestrigen Abend mit Aysha und James geführt hatte. Beide wollten, wenn möglich, fest auf Wohlfahrt stationiert werden. Er brauchte einen Ersatz für James und seinen „HEUSCHRECK“! Georg traf eine Entscheidung!


„Ich habe eine Stelle in meiner Lanze zu vergeben!“ teilte er der schwarzen Mechkriegerin mit. „Alle Lanzen bei Transspace sind als mittlere Aufklärungslanzen aufgestellt und ich brauche noch einen Scoutmech. Sie und ihre „SHADOW CAT“ würden gut passen! Die Lanze besteht zur Zeit aus meinem „GREIF“, OTL Maurers „THANATOS“ und einer modifizierten „SPINNE“.“ Nihara Sangare beugte sich nach vorne.
„Das ergäbe eine recht schlagkräftige Aufklärungslanze und alle Mechs hätten Sprungdüsen. Ich bin sehr interessiert!“ Georg schaute zu Julia, diese nickte zustimmend.
„Gut, sie haben die Stelle! Hiermit begrüße ich sie in der Marder-Lanze! Ab Morgen wird die Wartung ihres Mechs stattfinden und sie finden sich morgen früh um 0700 Uhr mit ihrem Mech am Mechhangar 2 mit ihrer „SHADOW CAT“ ein. Dann beginnt der Wartungszyklus und ich stelle sie der Lanze vor.“ Dann grinste Georg, „Wobei sie eigentlich schon alle kennen! Der Tech, der ihre „CAT“ gecheckt hat ist Kdt. Wu, die Pilotin der „SPINNE“!“ Nihara Sangare merkte auf.
„Aber sie war garantiert eine Tech und wie sie aufgetreten ist, eine mit großer Erfahrung!“ stellte die Mechkriegerin mit Verblüffung fest.
„Nun ja, sie ist zum einen eine hervorragende Master-Tech und andererseits auch eine qualifizierte Mechkriegerin! Haben sie noch Fragen?“
Sie verneinte und Georg druckte den Mechkrieger-Kontrakt aus, nachdem er ihn nochmal kurz überflogen hatte und reichte ihn ihr. Sie unterschrieb ohne zu zögern und beglaubigte das Dokument mit ihrer ID. Georg und Julia standen auf und Georg forderte Nihara Sangare auf ebenfalls aufzustehen und vereidigte sie dann in das Dienstverhältnis der LAS, dem sie nun ebenfalls ab sofort unterlag.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace
11.07.3070, 12:55 Uhr (Ortszeit)


„Ich kann nicht mehr!“ stöhnte Julia und Georg grinste sie an.
„Das war für heute Vormittag auch das letzte Gespräch, um 16:00 Uhr geht es erst weiter. Zum Glück haben alle Bewerber zu den Terminen zugesagt, deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir heute Abend alle Jockeys zusammen haben!“ stellte Georg fest. „Sorgen machen mir die Mechkrieger für unsere beiden Clan-Beutemaschinen! Die müssen nicht nur gut sein sondern auch absolut integer. Die Versuchung sich so einen Mech unter den Nagel zu reißen ist gewaltig!“
„Nun mach aber einen Punkt!“ versuchte ihn Julia zu beruhigen, dabei strich sie zärtlich über seine Wange. „Da draußen werden sie keine Gelegenheit haben auch nur einen Kaffeelöffel zu klauen!“
„Du weist aber sicher doch, dass Kaffeelöffel die Eigenschaft haben sich in nichts aufzulösen, oder?“ fragte er nicht ganz ernst gemeint zurück. Kaffeelöffel und Stifte waren die Dinge, die sich seit Menschengedenken selbständig machten und einfach verschwanden, sobald mehr als eine Person darauf Zugriff hatte!
„Also ich geh jetzt was Essen, kommst du mit?“ fragte sie lächelnd und zeigte mit einem Kopfnicken zur Tür des Besprechungsraumes, in dem sie in den letzten Stunden die Personalgespräche geführt hatten.
„Sehr gerne!“ antwortete er und erhob sich dabei. Dann zog Julia er zu sich heran, nachdem sie ebenfalls aufgestanden war, umarmte sie und küsste sie zärtlich. Dann schaute er ihr tief in ihre Augen.
„Es ist schon erstaunlich, wie sich das alles ergeben hat!“ stellte er, nicht zum ersten Mal fest.
„Nenne es Schicksal oder Karma“, flüsterte Julia, „ich frage nicht danach, ich ergreife meine Chance auf das Glück, solange es sich bietet! In unserem Gewerbe muss man jede Sekunde genießen, solange man es kann!“ Georg nickte,
„Du hast wie immer Recht! Dann komm, mal sehen, ob unsere Glückssträhne anhält und wir etwas Ordentliches zu essen bekommen!“


Während des Essens vereinbarten beide, das sie am Abend zusammen in Landry ausgehen wollten um auf andere Gedanken zu kommen, dann kreisten die Themen wieder um dienstliche Dinge.
„Nachher schauen wir zusammen die Personalakten der Mechkrieger durch, die uns die LAS zur Verfügung stellt.“ erwähnte Georg. „Aber wir sollten nicht zu viel erwarten. Ich habe die Liste gestern Abend als sie hereinkam kurz überflogen!“
„Da stimme ich dir zu. Ich habe auch kurz reingeschaut, als du mir die Daten übermittelt hast. Ich habe auch die Liste der Mechs überflogen und von zweien die Infos etwas näher angesehen. Ich glaube die Kommandeure der abgebenden Verbände waren froh, dass sie ihre Ladenhüter loswerden konnten!“
„Hast du was anderes erwartet?“ fragte er grinsend. „Das ist doch der natürliche Reflex eines jeden Vorgesetzten!“
„Das einzig Gute ist, das der Wartungsstand von Mechs der LAS immer top ist!“ sagte Julia aus ihrer Erfahrung heraus. „Da merkt man wenigsten ein bisschen, das die LA der reichste der Nachfolgestaaten ist!“
„Solange man uns nicht die kannibalisierten Chassis von gefledderten Mechs aus den Instandsetzungs-Abteilungen der Regimenter schickt!“ stöhnte Georg, der mit so etwas während seiner langen Dienstzeit auch schon Erfahrungen sammeln durfte. „Wir brauchen einsatzbereite Mechs, für langwierige Arbeiten haben wir keine Zeit. In einem Monat sollen wir unterwegs sein!“ stellte er fest. Julia beugte sich dann zu ihm hin,
„Und ich hab dich dann da draußen ganz für mich!“ stellte sie mit einem Grinsen fest!




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace
11.07.3070, 14:00 Uhr (Ortszeit)


Georg rief die Daten der lyranischen Verstärkungen auf und lies sie auf dem großen Display des Besprechungsraumes darstellen, damit Julia und er gleichzeitig Einsicht hatten.
„Also was haben wir: eine Halblanze der Miliz von Khartoum, eine Halblanze der Miliz von Guatavita und 2 komplette Lanzen der 5. Donegal Garde. Also insgesamt 12 Mechs!“ murmelte Georg.
„Und alles dabei, von alten Mechs bis zu welchen mit aktuellem Ausrüstungsstand. Aber laut Dossier sind alle voll Einsatzbereit!“ stellte Julia fest. „Nur wie Mechs der 5. Donegal in unser Kontingent kommen ist mir schleierhaft!“
„Das dürfte daran liegen, dass sie das Ausbildungskommando der 5. in die Nähe von Coventry verlegt haben, um ihnen etwas Ruhe zu gönnen.“ sagte Georg, der sich damit schon beschäftigt hatte.
„Die 5. Donegal wurde in den letzten Jahren schwer mitgenommen.“ stellte Julia fest. „Erst wurde sie im VerCom-Bürgerkrieg von Katherine Steiner als Speerspitze gegen Victor-Loyalisten verwendet und durch die brutalen Gefechte in ihren Grundfesten erschüttert. Ihr Führercorps war nach dem Ende des Krieges völlig demoralisiert! Ich konnte mal mit einem Kameraden der 5. vor ein paar Jahre sprechen. Der Mann war kurz davor, den Dienst zu quittieren!“ berichtete sie düster.


Georg schüttelte den Kopf als er kurz darüber nachdachte.
„Scheiße!“ murmelte er. „Und dann wundert man sich noch, das Blakes Wort so leichtes Spiel hat! Aber sei es drum, wir müssen dringend die Daten auswerten!“ bemerkte er. Julia und Georg arbeiteten dann gemeinsam konzentriert die Daten durch. Dabei erfuhren sie auch aus den Unterlagen, dass sich alle Mechkrieger für den Einsatz zur Tiefraumerkundung freiwillig gemeldet hatten. Dann legten sie eine vorläufige Gliederung der Kräfte fest. Endgültig konnte dies aber erst nach Ankunft und einer Inspektion gemacht werden. Da die Lanzen für den Auftrag von Transspace sehr lange zusammen operieren mussten, war es unabdingbar, dass die Mechkrieger auch menschlich harmonierten!




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace
11.07.3070, 20:30 Uhr (Ortszeit)


Erschöpft lehnten sich die beiden Offiziere in dem Besprechungsraum auf ihren Stühlen zurück. Gerade hatten sie den letzten Bewerber, einen entrechteten Mechkrieger angestellt, der sich riesig freute endlich wieder eine Anstellung zu haben und vielleicht auch wieder einen Mech steuern zu dürfen.
„Welchen Mech sollen wir ihm geben?“ fragte Julia, als der Mechkrieger die Türe geschlossen hatte.
„Er bekommt den „FIRE MOTH“ denke ich. Er war früher in der Scoutlanze der Arcturus-Garde, er bringt also alles mit, was er braucht. Ihm fehlt nur die Übung. Er saß schließlich jetzt 3 Jahre auf dem „trockenen“.“ schlug Georg vor. Julia stimmte zu und grinste,
„Der wird Augen machen, wenn er vor seinem neuen Baby stehen wird. Er rechnet sicher nicht damit, fest einen Mech zugewiesen zu bekommen!“ Dann meinte sie,
„Wirklich noch ein Absacker in Landry?“ Georg zögerte erst, dann nickte er,
„Aber vorher umziehen!“
„Klar! So gehe ich nicht in eine Bar! Also auf geht‘s, die Nacht ist kurz!“
15 Minuten standen sie am Tor der Firma und ein Taxi fuhr vor. Julia hatte ihre perfekte Figur in ein umwerfend sexy wirkendes Kleid geworfen und trug dazu hochhackige Schuhe. Nichts an ihrem Äußeren erinnerte daran, dass sie eine hartgesottene Mechkriegerin war. Georg trug eine elegante Kombination aus einem hellen Hemd und einer schwarzen Hose. Wer sie so sah, wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass sie die beiden militärischen Führer der Lyran Transspace waren.


Kurz darauf betraten sie ihre bevorzugte Bar mit einem etwas verruchten Ruf und setzten sich in eine Nische an einen kleinen Tisch, in der sie für sich waren. Eine Kellnerin in einem sehr offenherzigen, kurzen Kleid kam vorbei und nahm ihre Bestellung auf. Georg schaute dem wackelnden Hintern der Kellnerin noch kurz hinterher, als ihn Julia unter dem Tisch mit der Spitze ihres Pumps an sein Schienbein stieß! Er schreckte herum und schaute in die grünen Augen seiner Geliebten.
„Na so müde scheinst du ja noch nicht zu sein!“ stellte sie fest.
„Hübsch ist sie, das musst du doch zugeben!“ antwortete er.
„Das ist ja auch ein Einstellungskriterium hier!“ meinte Julia trocken!
„Schatz, du steckst sie locker in die Tasche. Du bist einfach umwerfend!“ schmeichelte er ihr. Dann sprachen beide miteinander über die letzten Tage und rätselten, was wohl die Zukunft bringen würde. Mitten im Gespräch fiel plötzlich ein Schatten auf den Tisch. Sofort wechselte die Aufmerksamkeit der beiden Krieger auf die Ursache.


Vor ihnen stand eine Frau. Ihre schlanke Silhouette wurde nur von hinten beleuchtet. Sie trug ein schwarzes, eng anliegendes Kleid, das sich kaum von ihrer dunklen Haut abhob und eine Schulter unbedeckt ließ. Nur mit Mühe konnte Julia vor der Beleuchtung ihr Gesicht erkennen.
„Nihara Sangare!“ sties sie aus! „Müssen sie uns so erschrecken?“
„Ich hätte nicht erwartet sie hier anzutreffen! Immerhin hat der Laden einen gewissen Ruf!“ stellte die Angesprochene grinsend fest. „Ich wollte aber nur kurz >Hallo< sagen!“ Georg schielte kurz zu seiner Partnerin hinüber, dann meinte er,
„Kein Problem, holen sie sich einen Stuhl und setzen sich zu uns. Das wird wohl das letzte Mal sein, das wir uns so zwanglos und informell unterhalten können!“ Nihara nickte, zog sich einen Stuhl her und setzte sich dazu.
„Wohl auf der Jagd!“ meinte Julia zu ihr, als ihr Blick die Erscheinung Nihara Sangares nun genauer unter die Lupe nehmen konnte.
„Verdammt recht! Ich denke, ich muss noch ein wenig Leben, bevor ich mich für Jahre in eine Sardinenbüchse begebe!“ stellte Nihara fest.
„Waren sie noch nie auf einer Tiefraum-Mission?“ fragte Georg. Die schwarze Mechkriegerin schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bin echt gespannt, wie das an Bord läuft!“
„Anders als auf Truppentransportern, das garantiere ich ihnen!“ informierte sie Julia und dachte mit einem Schmunzeln an ihre gerade zurückliegende Mission.
„Wenn sie keine Überraschungen erleben wollen, würde ich ihnen raten, sich mit Jiao Wu zu unterhalten! Sie ist schon Jahre dabei und hat bereits mehrere Tiefraummissionen hinter sich!“ riet ihr Georg. „Machen sie das lieber früher als später. Peinlich, wenn man sonst bei alten Hasen in ein Fettnäpfchen tritt!“


„Eines wollte ich aber doch noch wissen!“ fragte Julia, „Wie konnten sie mit ihrem „VINDICATOR“ sich die „SHADOW CAT“ schnappen?“
„Ich habe mich schon gewundert, warum sie das heute früh nicht schon angeschnitten haben. Bis jetzt hat mich jeder sofort danach gefragt!“
„Dann erzählen sie uns mal die Mechkrieger-Version der Aktion!“ forderte sie Georg auf. Die Canopierin holte Luft und begann zu erzählen.
„Als wir am 09. Juni 3060 zusammen mit den Kräften von „Bulldog“ zum Entsatz auf Huntress landeten, hatte die TaskForce „Schlange“ schon schwere Verluste hinnehmen müssen und war kurz davor besiegt zu werden.“ resümierte sie die nun 10 Jahre zurückliegenden Ereignisse. „Als wir mit unseren „1st Canopian Curassiers“ in die Gefechte eingriffen, wehrten sich die Nebelparder verbissen und wir erlitten schwere Verluste. Wir verfolgten den Gegner in einen Sumpf, dann traf meine Lanze unter der Führung unserer Kommandeurin Danai Centrella, zusammen mit einer Kampflanze, die uns unterstützte, auf eine Parder-Scoutlanze, die uns in einen Hinterhalt lockte. Wir waren da schon nicht mehr auf voller Gefechtsstärke, unsere beiden Lanzen hatten zusammen gerade noch 6 Mechs und keiner war unbeschädigt. Zum Glück hatten wir modernisierte Mechs und durch den starken Bewuchs konnten die Claner nicht den Vorteil ihrer hohen Waffenreichweite ausnutzen. Aber eine Gaus auf kurze Entfernung abgefeuert kann einen Mech in Stücke reißen!“ Nihara machte eine kurze Pause, man sah ihr an, wie die Erlebnisse wieder vor ihrem inneren Auge abliefen. Dann setzte sie fort,
„Plötzlich sprang eine „SHADOW CAT“ auf die Lichtung keine 80 m vor mir und visierte den Mech meines besten Kameraden an. Ohne zu überlegen bin ich vorgestürmt, löste meine Sprungdüsen aus und knallte mit einem Todessprung auf den Torso der „CAT“, die unter dem Aufprall zusammenbrach und außer Gefecht gesetzt wurde. Zum Glück konnte sie die Gaus nicht mehr abfeuern! Nach dem Gefecht wurde mir die „SHADOW CAT“ zugesprochen und mit den Beuteteilen auf Huntress vollständig wieder hergestellt. Mir hat man später dann noch für meinen Mut einen Haufen Lametta an die Brust geheftet. Aber letztlich hat es nicht geholfen. Mein Kamerad starb zusammen mit Danais auf Strana Mechty beim Widerspruchstest.“ Nihara wurde dann ganz still und senkte ihr Haupt. Georg streckte seine Hand aus und legte sie auf die bloße Schulter der schwarzen Mechkriegerin.
„Das tut mir sehr leid, aber wir haben alle große Verluste in der Vergangenheit erlitten, sie sind nicht allein mit ihrem Schmerz!“ sagte er tröstend. Julia schaute ihren Partner mit einer gewissen Bewunderung an. Wieder stellte sie fest, dass er für einen hohen Offizier sehr empathisch war und oft die richtigen Worte fand! Auch dafür liebte sie ihn. Nihara Sangare blickte auf und ihre Blicke trafen sich mit denen Georgs.
„Danke!“ flüsterte sie. Julia winkte die Kellnerin her, die sofort wieder po-wackelnd auf den Tisch zukam.
„3 PPKs!“ orderte Julia, „Aber dalli!“


3 Stunden später kamen Julia und Georg wieder in ihrem Apartment auf dem Firmengelände an und verschwanden schnell zusammen in ihrem Bett.
„Ich glaube du hast heute Abend Nihara Sangare richtig angesprochen und ich denke, sie wird ein sehr loyales Mitglied unserer Lanze!“ stellte Julia fest, als sie sich an den müden Körper Georgs herankuschelte. Der streichelte sie dabei am ganzen Oberkörper und gähnte.
„Meinst du? Ich hoffe es! Sie braucht emotionalen Halt in einer festen Struktur. Ich glaube, sie in unsere Lanze zu nehmen war die richtige Entscheidung! Für sie und für uns!“ Dann drückte er Julia an sich und küsste sie zärtlich.
„Auch wenn du die Versuchung in Person bist, aber jetzt muss ich schlafen, die 4 PPKs heute Abend haben mir den Rest gegeben!“ Beide schliefen dann schnell eng umschlungen ein.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace - Mechhangar
12.07.3070, 07:25 Uhr (Ortszeit)


In einer Line aufgereiht standen die vier Mechs der angeworbenen Mechkrieger vor dem Wartungshangar 2 der „Lyran Transspace“. Der letzte, ein „VINDICATOR“ VND-1R war vor 5 Minuten angekommen und hatte sich eingereiht. Der Mech war bereits heruntergefahren und dessen Mechkrieger kletterte gerade die Strickleiter hinab. Georg trat zu dem Mech und wartete, bis der Krieger den letzten Meter heruntersprang. Als dieser sich umdrehte stand Georg in 2 m Abstand vor ihm.
„Herr Oberst?“ fragte der junge Mechkrieger überrascht, nahm sofort Haltung an und grüßte ihn. Georg trug heute seine LAS-Uniform, da die Landung des LAS-Verstärkungskontingentes unmittelbar bevor stand. Aber er wollte sich vorher noch ein eigenes Bild von den Mechs machen, die er quasi „auf dem freien Markt“ angeworben hatte. Die Mechkriegerinnen und Mechkrieger kannte er natürlich schon alle von den Vorstellungsgesprächen, die Mechs aber nur aus den Berichten von Jiao. Vor ihm stand ein junger Mann, Taemin Lee, gerade mal 28 Jahre alt und Oberleutnant der Reserve, der sich seine Sporen als Mechkrieger auf der Akademie von Coventry verdient hatte und danach seine 6 Pflicht-Dienstjahre in der Miliz von Kwangjong-ni, zusammen mit dem von seinem Großvater geerbten Mech abgeleistet hatte. Einen echten Kampfeinsatz hatte er nie gesehen. Aus seinen Gesichtszügen war sein koreanisches Erbe deutlich zu entnehmen.
„Herr Oberleutnant Lee, schön sie hier zu haben!“ Georg erwiderte den Gruß und streckte dann seine Hand aus, die sein Gegenüber sofort ergriff.
„Ein schönes Museumsstück haben sie hier!“ stellte Georg fest. Da Lee einer relativ wohlhabenden Familie entstammte, war sein Mech top in Schuss, aber auch schon fast 230 Jahre alt. Ein derart hohes Alter war bei Mechs keine Seltenheit und nichts Ungewöhnliches. Georgs kundige Augen sahen schnell, dass dieser Mech wohl noch nie irgendwelche schweren Gefechtsschäden erlitten hatte und wenn ja, waren diese nicht mehr zu erkennen.
„War er denn jemals im Gefecht?“ fragte er Lee. Dieser schüttelte den Kopf.
„In den letzten 180 Jahren nicht mehr! Davor hat einer meiner Ahnen den Mech bei einer Schlacht der LCS gegen die Konföderation Capella erobert und mitgenommen. Seitdem ist er hier in Familienbesitz.“
„Das ist sicher eine große Ehre den Familienmech steuern zu dürfen!“ stellte Georg fest.
„Ja, das ist es! Mein Großvater hat sich für mich entschieden und deshalb wurde ich als Teenager auch auf die Militärakademie nach Coventry geschickt, um mich dem Mech würdig zu erweisen.“
„Und ihre Familie lässt sie einfach in den Tiefraum ziehen?“ fragte Georg. Etwas verlegen sah der junge Mechkrieger zu Boden.
„Sie sind eigentlich froh, dass ich gehe. Einen Mech zu steuern ist das, was ich sehr gut kann, aber in der Firma der Familie richte ich wohl mehr Schaden als Nutzen an. Sie wollen, das ich Erfahrung sammle und überlegter werde!“
„Erfahrungen werden sie bei uns reichlich sammeln! Aus ihnen machen wir noch einen abgerockten Mechjockey, den nichts mehr erschüttern kann!“ gab Georg jovial von sich. Die Anlagen dazu hatte er, das hatte Georg schon im Bewerbungsgespräch gespürt.
„Machen sei weiter!“ ordnete Georg an und grüßte den jungen Mechkrieger. Dann ging er weiter die Line der Mechs ab.


Julia und er hatten ein wahres Sammelsurium angeworben. Er war froh, dass sie überhaupt so viele Mechs mit ihren Piloten anwerben konnte und dabei noch eine gewisse Auswahl hatten. Sie konnten von Glück reden, das auf Kwangjong-ni immer Söldner auf Jobsuche waren, die Anstellungen bei Händlern suchten. Um alle Stellen zu besetzen brauchte „Lyran Transspace“, ohne Reserven zu berücksichtigen insgesamt 24 Mechs, die Gefechtsstärke von 2 vollen Kompanien! Die Marderlanze mit 4 Mechs, die beiden Beute-Mechs und die 2 Mechs die noch mit der „Humbold“ unterwegs waren, hatten sie schon. Es fehlten also noch 16 Mechs, wobei 12 von den LAS an sie abkommandiert worden waren und heute eintreffen würden. Die restlichen 4 Mechs und 2 entrechtete Krieger hatte er anwerben können! Julia und er hatten aber noch die Option auf 2 weitere Söldner und einen weiteren entrechteten Krieger offen gehalten.


Neben dem „VINDICATOR“ stand ein leichter Mech, eine „HORNISSE“, ein weit verbreiteter Scoutmech von 20to. Dieser sah schon ramponierter aus als sein Nachbar! Als nächstes erhob sich ein „HUNCHBACK“ in den Himmel. Da dieser Mech in Ruheposition leicht nach vorne geneigt stand, konnte er in das gähnend schwarze Loch der AK20, sehen, die auf dessen rechter Schulter montiert war. Der 1. Mech in der Linie war die „SHADOW CAT“ von Nihara Sangare. Eine beeindruckende Maschine, die in seinen Augen große Eleganz und Effektivität ausstrahlte. Am Eingang des Hangars sah er, wie sich die Mechkrieger der angeworbenen Mechs versammelten, als Jiao aus der Halle trat und sie ansprach. Sie trug ihren geliebte Tech-Kombi, an der sie nun, neben dem Dienstgradabzeichen, auch stolz das Mechkriegerabzeichen trug. Hinter ihr stand Pjotr, der nun die Speicherchips der Mechkrieger einsammelte, auf denen sie ihre Wartungspasswörter und die Wartungshistorie ihrer Mechs abgelegt hatten. Mit einem Quietschen fuhren nun die großen Hangartore zur Seite und nach einem kurzen Wortwechsel mit Jiao kam Nihara in Shorts und Kühlweste bekleidet auf ihn zu, um wohl ihre „CAT“ in den Hangar zu steuern. Sie grüßte ihn kurz, bevor sie die Strickleiter zu ihrem Cockpit hochkletterte. Georg dabei stellte fest, dass sie eine makellose Figur hatte, da die Shorts und die Weste mehr offenbarten als verbargen!


Georg trat schnell zur Seite, um aus dem Gefahrenbereich des nun hochfahrenden Mechs zu kommen. Geschmeidig steuerte Nihara ihren Mech in den Hangar und Georg konnte schon auf diesem kurzen Weg sehen, dass sie ihren Mech meisterhaft beherrschte! Als er dem Mech hinterher sah, wie er im Hangar verschwand, ermahnte er sich, zukünftig die Reize der schwarzen Mechkriegerin zu ignorieren, da er sonst sicher Probleme mit Julia bekommen würde. Wieder dachte er daran, ob es eine gute Idee gewesen war, in seiner Lanze 3 gutaussehende Frauen als Mechkriegerinnen zu haben. Aber Nihara Sangare war mit ihren Fähigkeiten über alle Zweifel erhaben! Sie war die logische Wahl für die freie Stelle gewesen! Plötzlich spürte er, dass jemand hinter ihm stand und fuhr herum. Julia sah ihn an und grinste über beide Ohren. Auch sie trug ihre LAS-Uniform.
„Niahra ist eine interessante Frau!“ stellte sie fest, „Und wehe du lässt nicht die Finger von ihr!“ ermahnte sie ihn.
„Also!“ stieß Georg aus, dann grinste er auch, „War das so offensichtlich? Seit wann beobachtest du mich schon?“
„Ich bin vor 5 Minuten hergekommen und außerdem, wenn man Nihara Sangare im Mechkriegeroutfit sieht, weiß jede Frau sofort was Männer denken!“ dabei stieß sie ihm mit der Faust vor die Brust. Dann zeigte sie auf seine Köpermitte. „Aber mit dem Bauch hast du eh keine Chance! Da wollen sich nur so alte Mütterchen wie ich ankuscheln!“ Dann lachte sie. „Heute Nachmittag im Gym, da werde ich dich ab sofort trainieren, damit das Ding da wieder wegkommt! Ich will schließlich auch einen hübschen Kerl haben!“ Auch Georg lachte.
„Nur zu gerne! Außerdem wird daheim gegessen!“ sagte er mit einem Augenzwinkern. Dann wurde er wieder Ernst. „Wann setzen die 3 Landungsschiffe der „Andromeda“ auf?“
„In ca. 90 Minuten!“ informierte ihn seine Gefährtin. „Sie sind schon in der Endphase des Anflugs.“
„Dann ist die Zeit der Leichtigkeit leider wieder vorbei!“ seufzte Georg.
„Aber Schatz, wir haben doch noch die Nächte!“ antwortete sie und lächelte im vielversprechend zu!


Nacheinander marschierten die Mechs der Söldner in den Hangar, damit dann die Wartungsarbeiten beginnen konnten.
„Hast du einen Ausbildungsplan festgelegt?“ fragte Georg. Er hatte sie beauftragt, die Ausbildung und Testung der neuen „Angestellten“ von Transspace zu übernehmen.
„Alles fertig!“ antwortete ihm die rothaarige Mechkriegerin neben ihm. „Zuerst werde ich sie alle testen, dann eine Teambuilding-Maßnahme durchführen um die Lanzen zusammenzustellen und der krönende Abschluss 2 – 3 Wochen Gefechtstraining im Simulator und im Gelände!“ dabei grinste sie schon vor Vorfreude!
„Mit Teambuilding-Maßnahme meinst du wohl die Durchschlage-Übung, oder?“ hakte Georg nach. Julia schaute ihn an,
„Genau! Unter Druck zeigt sich der wahre Charakter!“ dabei lächelte sie freudlos. „Ich hoffe, alle erfüllen unsere Erwartungen!“
„Ich werde nachher zu Mylady gehen und ihr die angeworbenen Mechkrieger vorstellen. Dabei werde ich sie um die Freigabe bitten, die beiden Reservebewerber und den einen entrechteten Mechkrieger auch noch anwerben zu dürfen.“ informierte er sie. „Willst du mitkommen?“
„Nein, das ist dein Kampf, ich kümmere mich um unsere Neuen!“ sagte sie mit Bestimmtheit. Georg wusste genau, dass sie diese Aufgabe liebte und sie eine hervorragende Ausbilderin war. Georg schaute auf die Uhr, noch 85 Minuten bis zur Ankunft der Landungsschiffe!
„Ich gehe in den Tower“, sagte er „und werde die Landung von dort verfolgen. Kurz vor Mittag bin ich bei Lady Lestrade und heute Nachmittag um 1500 lassen wir das gesamte Unterstützungskommando antreten und die Neuen offiziell begrüßen.“
„Wird Lady Lestrade dabei sein?“ fragte Julia nach.
„Das werde ich heute Mittag erfahren, aber ich denke doch! Ok, dann los zu deinen Küken!“ grinste Georg und drückte sie nochmal kurz an sich. Dann trennte sie sich.


Julia trat durch die weit geöffneten Hangartore in den Mechhangar. Alle 4 Mechs standen bereits in ihren Wartungskokons und die Techs von Transspace machten sich unter der Leitung von Jiao und dem Mastertech der Zentrale über die Mechs her. Jiao bemerkte Julia und interpretierte ihre Uniform als Aufforderung ihr zu melden. Sie trat vor Julia und hob die Hand zum Gruß,
„Frau Oberstleutnant, Kdt. Wu, wir beginnen mit der Wartung der Mechs!“ meldete sie. Julia erwiderte den Gruß,
„Danke! Rühren!“ gab sie zurück, dann ergriff sie Jiaos Hand und schüttelte sie. „Mensch Jiao, so förmlich kenne ich dich gar nicht!“
„Na, du läufst auch nicht jeden Tag im vollen Ornat herum!“ sagte Jiao flapsig. Sofort waren beide wieder in die informelle, lockere Art zurückgefallen, die auf der Reise geherrscht hatte.
„Es wird Zeit mich den Neuen vorzustellen!“ stellte Julia fest. „Lässt du sie bitte mal antreten?“
„Wird gemacht Frau Oberstleutnant!“ sagte Jiao grinsend. Sie sprach in ihr Kom und aus den Lautsprechern des Hangar drang ihre verstärkte Stimme. „Alle Mechkrieger sofort am Hangartor sammeln!“ 3 Minuten später standen 6 Personen am Tor und Jiao ließ sie in Linie antreten. Dann meldete sie Julia,
„6 Mechkrieger zum Apell angetreten!“ Julia grüßte und nickte Jiao zu, dann wandte sie sich zu den angeworbenen Mechkriegern. Auch die 2 entrechteten Krieger waren nun dabei. Sie waren ebenfalls zum Hangar befohlen worden.
„Guten Morgen!“ begrüßte sie die Söldner, die nun den Status von Soldaten hatten. Bevor aber die Angetretenen reagieren konnten sprach sie weiter. „Ab sofort sind sie für die Dauer der Ausbildung bis zum Abflug im Dienstverhältnis eines Soldaten der LAS! Ihre alten Dienstgrade sind wieder aktiviert. Ich begrüße sie bei „Lyran Transspace“. Wie sie alle wissen, haben wir die direkte Order vom Archon den Tiefraum zu überwachen und, wenn notwendig, die LAS auch unter Einsatz von Waffengewalt zu schützen. Ich bin Oberstleutnant Julia Mauerer und bin mit ihrer Vorbereitung auf den Einsatz betraut worden. Ich werde sie hart rannehmen müssen, denn der Tiefraum verzeiht keine Fehler! Wenn wir versagen, kehrt keiner mehr zurück!“ Julia machte eine Pause, dann forderte sie die Angetretenen auf, „Stellen sie sich kurz vor mit Name, Dienstgrad und Mechstatus, von Links nach Rechts, Ausführung!“
„Hptm. Freder Holm, „HUNCHBACK“!“ meldete der Erste.
„KdtHptm. Nihara Sangare, „SHADOW CAT“!“
„Olt. Lorne Black, entrechtet!“
„Olt. Flavius Aurelian, „HORNISSE“!“
„Olt. Taemin Lee, „VINDICATOR“!“
„Hptm. Giulia Mastroponte, entrechtet!“ beendete eine schwarzhaarige Frau den Reigen der Meldungen.
Julia beobachtete jeden genau bei seiner Meldung. Sie kannte sie natürlich schon alle aus den Vorstellungsgesprächen. Alle meldeten klar und ohne Unsicherheiten zu zeigen.
„Danke, heute Nachmittag um 1500 ist ein Generalappell, an dem das gesamte „Militärische Unterstützungskommando“ teilnimmt, auch diejenigen, die in Kürze mit den Landungsschiffen eintreffen werden. Hptm. Mastroponte und Olt. Black zu mir, der Rest unterstützt die die Techs bei den Arbeiten an ihren Mechs! Wegtreten!“ Bis auf die beiden Angesprochenen grüßten alle und gingen zu ihren Mechs.
„Sie beide, folgen!“ befahl Julia knapp und ging zielstrebig mit schnellen Schritten zum linken Seiteneingang des Hangars. Die beiden Reserveoffiziere hatten Mühe mit ihr Schritt zu halten, obwohl sie beide größer waren als Julia. Ohne zu Zögern trat sie durch die Türe hinaus aus dem Hangar und ging zum gegenüberliegenden Seiteneingang des Mechhangars 1. Die Wache an der Türe erkannte sie und salutierte, lies sich aber trotzdem ihren Ausweis zeigen! Lydia Holland hatte ihre Sicherheitscrew gut trainiert, stellte Julia mit Anerkennung fest. Sie war auch beim Militär mehr Nachlässigkeit gewöhnt! Die Wache betätigte einen Schalter und die Türe schwang auf. Julia trat mit ihrem Gefolge hindurch und schaute an den Mechbuchten entlang, in denen die Mechs der Marderlanze standen.


Im Inneren des Hangars drehte sie sich zu den beiden entrechteten Mechkriegern um.
„Wir haben sie nicht nur als Ersatzpersonal eingestellt!“ stellte sie fest, „Wenn sie sich in den kommenden Tagen bewähren, werden wir jedem von ihnen einen Mech auf Dauer geben!“ Den Beiden engleisten fast die Gesichtszüge vor Freude. Nichts war für einen Mechkrieger schlimmer, als ohne Mech dazustehen! „Was sie hier sehen, sind die Mechs der Marderlanze, der Lanze von Oberst Müller, zu der ich auch gehöre!“ Dabei zeigte ihr linker Arm auf die Mechbuchten.
„Welcher Mech ist der ihre?“ fragte Hptm. Mastroponte.
„Der „THANATOS“, der „GREIF“ ist der Mech von Oberst Müller, der „HEUSCHRECK“ wird leider mit ihrem Krieger, Hptm. Cameron, die Lanze verlassen und einer anderen Lanze zugewiesen und die „SPINNE“ ist der Mech von Kdt. Wu!“ beendete sie die Vorstellung. „Diese Schönheiten sind also nicht für sie! Kommen sie mit.“ Dann marschierten sie an den Buchten vorbei und die beiden entrechteten Mechkrieger schauten fast sehnsüchtig jeden Mech an dem sie vorbei kamen.
„Die Mech sind ja alle mit FerroFibrit-Panzerung ausgestattet!“ stellte Olt. Black fest.
„Sie haben ein gutes Auge, sind sie sicher, dass sie Mechkrieger und kein Tech sind?“ fragte Julia gut aufgelegt.
„Absolut!“ erwiderte der Mechkrieger, „Nur in der Arcturusgarde wollte unser Kommandeur, das seine Mechkrieger auch Basisskills als Techs erwerben um im Feld unabhängiger zu sein!“
„Guter Mann!“ lobte Julia. „Das ist eine vernünftige Einstellung. Keiner braucht Mechkrieger, die meinen über allem schweben zu können!“ stellte sie mit Nachdruck fest. Dann erreichten sie die Zwischentüre, die sie vom mittleren Abschnitt des Hangars trennte. Julie öffnete die Türe und ging hindurch, blieb nach 5 m stehen und drehte sich um. Die beiden Krieger folgten ihr und blieben ebenfalls stehen, als sie sie erreichten. Der Hangar war dunkel und nur die Notbeleuchtung über der Türe erhellte einen Halbkreis von vielleicht 6 Metern um den Durchgang.
„Ich werde ihnen jetzt ihre Mechs vorstellen. Tragen sie es mit Fassung, wenn sie diese sehen. Wir haben leider keine anderen frei!“ Julia musste sich ihr Grinsen mit großer Anstrengung unterdrücken. Die Beiden rechneten, so wie sie Julia ansahen, mit heruntergekommenen Maschinen, was auch normalerweise entrechteten Mechkriegern in neuen Einheiten zugewiesen wurde. Julia gab ein Signal an die Hangarkontrolle und schlagartig wurde der große Raum in gleisendes Licht gehüllt. Kurz waren die beiden Neulinge geblendet, doch dann klärte sich ihr Blick.
„Das sind ihre neuen Mechs!“ sagte Julia und wies auf die beiden erbeuteten Clanmaschinen. Olt. Black riss die Augen vor Überraschung auf und Hptm. Mastroponte hielt ihre Hand vor den Mund als sie die beiden Clanmaschinen sahen.


„Das ist nicht ihr Ernst!“ stieß Giulia Mastroponte hervor und auch Lorne Black sah Julia entgeistert an. Jetzt grinste Julia breit!
„Wenn sie wollen, vielleicht findet sich auch irgendwo noch eine heruntergekommene „WESPE“ für sie!“ meinte Julia grinsend. „Nein, das ist unser voller Ernst! Wenn sie die Tests in den nächsten Tagen zu unserer Zufriedenheit absolvieren, werden ihnen diese Mech fest zugewiesen. Sie, Herr Black werden die „FIRE MOTH“ bekommen und sie, Frau Mastroponte die „INCUBUS“! Ich hoffe, sie wissen das zu schätzen und werden sich in den nächsten Tagen wirklich ins Zeug legen!“
„Wo haben sie die Mechs her?“ fragte Black.
„Wir konnten sie bergen. Der Rest ist vorerst für sie nicht von Bedeutung!“ sagte Julia. „Wenn ich in Stimmung bin, werde ich es ihnen einmal genauer erzählen!“ Julia schaute zwischen den beiden Kriegern hin und her. Sie spürte förmlich ihre Anspannung.
„Also auf geht’s, schauen sie sich die Mechs an! Die Luken sind auf, die Mechs aber gesperrt!“ Sofort gingen die Beiden zu den Mechs und sie sah, das Giulia Mastroponte fast ehrfürchtig über die Beinpanzerung der „INCUBUS“ strich, bevor sie entschlossen in die Hebebühne trat und nach oben zur Einstiegsluke fuhr. Black umkreiste erst 3-mal die „FIRE MOTH“ und schaute an dem Mech hoch bevor auch er mit der Hebebühne nach oben fuhr. Julia drehte sich um und lachte innerlich! So schnell waren ausgewachsene Mechkrieger wieder auf den Stand von begeisterungsfähigen Teenagern zu bringen!


Eine dreiviertel Stunde später trat sie vor den Hangar 2, nachdem sie Black und Mastroponte wieder bei Jiao zur Unterstützung der Wartungsarbeiten vorbei gebracht hatte und schaute in den Himmel. 2 Helle Lichtpunkte senkten sich langsam durch die heute tief hängende Wolkendecke.
„Noch mehr Arbeit!“ dachte sie und grinste. Sie liebte es Soldaten auszubilden und zu trainieren. Nicht umsonst waren ihre Kompanien immer die Besten des Bataillons gewesen, auch wenn es ihr nie zur erhofften Beförderung verholfen hatte! Erst Georg hatte sie zusammen mit anderen verdienten Kameraden befördert. Deshalb weinte sie auch der LAS keine Träne nach. Sie hatte hier bei „Lyran Transspace“ eine neue militärische Heimat gefunden und mit Georg den Partner an ihrer Seite, den sie sich solange erträumt hatte. Nichts würde sie hier wieder wegbringen und sie würde dies mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen!
„Frischfleisch!“ sprach plötzlich eine weibliche Stimme neben ihr. Jiao war neben sie getreten ohne dass sie dies bemerkt hatte.
„So frisch sind die auch nicht mehr!“ stellte Julia fest. „Ich habe die Akten gesehen!“ Dann schaute sie Jiao an. Ihre mandelförmigen Augen beobachteten sie.
„Und, wie läufts zwischen dir und meinem alten Fuck-Buddy?“ fragte Jiao. Julia lächelte,
„Sehr gut! Ich denke wir passen gut zusammen, sowohl privat als auch im Dienst.“ Jiao war die einzige, der sie solche intimen Fragen erlaubte. Julia holte gerade Luft als Jiao die Hand hob,
„Nein, nicht schon wieder danken, dass ich mich nicht zwischen dich und Georg gestellt habe! Das hat jetzt mal ein Ende! Aber du schuldest mir noch einen Mädelsabend in Landry und du zahlst, klar?“ stellte Jiao fest.
„Heute wohl nicht mehr, ich denke morgen oder übermorgen, würde es da passen?“ schlug Julia vor. Jiao hob den Daumen.
„Das passt! So ich muss jetzt wieder in den Hangar um den Techs Beine zu machen!“ grinste sie „Bis 1500 zum Apell!“ sagte Jiao noch, dann drehte sie sich um und kehrte in den Hangar zurück.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace - Flugfeld
12.07.3070, 09:30 Uhr (Ortszeit)


Georg sah aus dem Panoramafester des Towers wie 2 Landungsschiffe, ein „UNION“ und ein „SEEKER“ auf dem Flugfeld kurz nacheinander aufsetzten. Dann schwebte der „LEOPARD“ herein, setzte auf der Piste auf und rollte bis zu den beiden anderen Landungsschiffen. Georg hörte wie im Tower die Meldungen eingingen, dass die Triebwerke der Schiffe heruntergefahren und die Schiffe klar zum Entladen der Fracht waren. Wie bereits abgesprochen, bekamen die Landungsschiffe die Order, die Mechs auszubooten und erst einmal bei den Schiffen abzustellen. Georg schaute zur Seite. Neben ihm stand Lydia Holland in der Uniform der „Lyran Transspace“-Security.
„Es wird Zeit sie in die LAS zu übernehmen!“ stellte Georg fest. „Schon aufgrund der Uniformität!“ Lydia Holland schaute ihn an,
„Wenn es sich vermeiden lässt, bitte nicht.“ meinte sie. Sie und Georg hatten schon des Öfteren darüber diskutiert und er hielt jetzt den Zeitpunkt gekommen, dass Lady Lestrade dies entscheiden sollte.
„Ich werde mit Mylady nachher darüber reden. Wenn sie das akzeptiert, dann soll es für mich in Ordnung sein!“ Lydia Holland nickte.
„Gut! Ich werde mich ihrer Entscheidung beugen.“ gab sie zur Antwort.
„So, dann wollen wir mal die Neuankömmlinge begrüßen!“ rief Georg und winkte Lydia Holland, ihr zu folgen. 5 Minuten später hielt der Wagen vor dem „UNION“ an, wo bereits eine Gruppe Uniformierter wartete. Die Mechs verließen gerade die Landungsschiffe und wurden in einer Reihe zusammen zwischen den Schiffen abgestellt. Georg stieg aus und Lydia folgte ihm direkt nach. Georg blieb kurz vor der Gruppe stehen und entbot einen militärischen Gruß,
„Guten Morgen, ich bin Oberst Georg Müller, Leiter des „Militärischen Unterstützungskommandos“ von „Lyran Transspace“, an das sie alle abgestellt wurden!“ begrüßte er sie zusammen. „Das ist Lydia Holland, Leiterin der internen Sicherheitsabteilung vom Transspace!“ stellte er noch seine Begleiterin vor. „Ich möchte sie auch im Namen von Lady Morgaine Lestrade, der CEO von Transspace begrüßen, sie lässt sich entschuldigen, wird aber voraussichtlich später beim Apell anwesend sein und daran im Anschluss beim ersten Briefing.“ Georg sah sich um. Alle nickten, die Order über den heutigen Tagesablauf war also bei allen Landungsschiffen angekommen.


Dann trat er näher und schüttelte erst dem Kapitän der „Andromeda“ und dann jedem der anwesenden Landungsschiffkommandanten die Hand. Dabei stellte sich jeder kurz vor.
„Kaptein Lucius Davenport, LASM, LAS „Andromeda““ begrüßte ihn der Kapitän der „Andromeda“. Ein großer schlaksiger Offizier, äußerlich genau das Gegenteil von Carlos Hansen, dem Kapitän der „Hugo Eckener“. LARM stand für Lyranische Allianz RaumMarine. Deren Angehörige galten als äußerst standesbewusst und man sagte ihnen nach, auf die anderen Waffengattungen herunterzusehen.
„KdtHptm. Klaus Duisenberg, LAS „Sturm“!“ sagte der Kommandant des „UNION“-Landungsschiffes, der bei der Erwähnung des Schiffsnamens auf seinen „UNION“ zeigte. Dabei grinste er und seine Sommersprossen wurden dabei in die Breite gezogen.
„Kdt. Urs Strückli, LAS „Damokles“, dem „LEOPARD“!“ stellte sich der nächste vor.
„KdtHptm. Leonor Sánchez, LAS „Ramierez“, dem „SEEKER“!“ stellte sich die Kommandantin des letzten Landungsschiffes vor. Sie war eine kleine stämmige Frau mit leicht ergrauten dunklen Haaren. Georg war immer noch überrascht, wie schnell und entschlossen der Archon die Verstärkung in Marsch gesetzt hatte. Das musste unmittelbar nach dem Empfang der Nachricht erfolgt sein, die Mylady von Elume nach Tharkad gesendet hatte! Zwischen den Offizieren entspann sich ein lockeres Gespräch um die Zeit zu überbrücken, bis alle Mechs der Verstärkung zwischen den Landungsschiffen in einer Linie aufgereiht standen. Mittlerweile kamen auch die Busse an, die die Landungsschiffsbesatzungen abholen sollten.


Kaptein Davenport sprach dann Georg an, nachdem er sah, dass alle Mechs standen und die Mechkrieger vor ihrem Mech Aufstellung genommen hatten.
„Wollen wir?“ dabei zeigte er auf die Mechs. Georg nickte,
„Sehr gerne!“ und folgte dem Kaptein. Auch die anderen Landungsschiffkommandanten und Lydia Holland schlossen sich an. Als Georg sich dem ersten Mech näherte flog sein Blick von oben nach unten. Damit das ihm die LAS einen Assaultmech mitschicken würde, hatte er nicht gerechnet. Aber nun konnte er sich den „VICTOR“ auch in Natura ansehen! Er schien gut in Schuss zu sein!
„KdtHptm. David Odenwald, 5. Donegal Garde!“ meldete sich der Mechkrieger zackig. Georg grüßte zurück, dann fiel ihm etwas auf,
„Ist das eine Clan-UAK20 an ihrem „VICTOR“?“ fragte er.
„Jawohl Herr Oberst, ein Andenken an den Clankrieg!“ Georg nickte. Und ging zum nächsten.
„Kdt. Hans Reuter, 5. Donegal Garde!“ meldete der nächste. Der Mech hinter ihm lies Georg sofort neidisch werden. Reuter steuerte einen „BUSHWACKER“!
„Schöne Maschine, ich habe selber lange einen gesteuert!“ sagte Georg zu ihm.
Vor dem 3. Mech stand eine junge zierliche Mechkriegerin, wahrscheinlich gerade erst von der Mechakademie abgegangen. Sie stand vor einem „ASSASSIN“.
„Leutnant Petra Winter, 5. Donegal Garde!“ meldete sie zackig, aber man spürte, dass sie etwas nervös war.
„Frau Leutnant, an welcher Mechakademie waren sie und welcher Jahrgang?“ fragte er.
„Sanglamore, Herr Oberst, Abschlussjahrgang 3069!“
„Sanglamore? Ah, da war ich auch! Hat sie OTL Hyuga auch durch die Sümpfe gejagt?“
„Jawohl Herr Oberst, aber er ging letztes Jahr als Oberst in den Ruhestand!“
„Schade, er war in meinen Augen der beste Ausbilder am Sanglamore!“ stellte Georg fest, „Danke!“
Dann ging er zum nächsten Mech. Auch hier stand eine Offizierin und meldete ihm,
„Kdt. Nika Matic, 5. Donegal Garde!“ Hinter ihr stand ein „RIFLEMAN“ in erstklassigem Zustand!
„Welche Laser hat ihr Mech installiert?“ fragte Georg.
„2 x cER-schwere Laser und 2 Mittlere Laser Herr Oberst!“
„Kommt ihr Mech mit der Hitze der ER-Laser klar?“ fragte er weiter.
„Jawohl, es wurden Doppelwärmetauscher installiert!“ meldete sie. Georg nickte.
„Sehr gut!“ da hat man wenigstens weiter gedacht! Danke!“


Der nächste Mech wirkte schmächtig neben dem „RIFLEMAN“. Es handelte sich um einen „PANTHER“ einen leichten Scout-Mech. Als er vor die Mechkriegerin trat, straffte sich deren Körper noch mehr und laut meldete sie,
„Olt. Frederika Svenson, Guatavita Miliz!“ Irgendwie kam es Georg vor, dass sie besonders zackig wirken wollte, wahrscheinlich weil Milizkräfte von den regulären Truppen i.d.R. nicht für voll genommen wurden.
„Danke Frau Oberleutnant! Ihr Panther scheint gut in Schuss zu sein!“
„Jawohl Herr Oberst, das ist mein eigener Mech!“ antwortete sie nicht ohne Stolz! Georg hob eine Augenbraue. Das Milizionäre oft eigene Mechs mit in die Miliz brachten, war nichts ungewöhnliches, konnten sie sich doch die nicht unerheblichen Wartungskosten mit der lokalen Regierung teilen. Dann ging er weiter.
„Kdt. Salvadore Ghia, Guatavita Miliz!“ meldete der nächste. Hinter ihm stand eine „CICADA“ aus der eine ER PPC ragte.
„Ist das eine CDA-3F?“ fragte Georg nach, das hatten die Unterlagen die er erhalten hatte unterschlagen.
„Herr Oberst, jawohl, das ist eine 3F-Version!“ antwortete der Mechkrieger sofort.
„Sie müssen mir mal in einer ruhigen Minute erklären, wie so eine Maschine in eine Milizeinheit kommt!“ erwiderte Georg, nickte und ging weiter. Der nächste Mech war eine „WASP“ ein leichter schneller Scout-Mech.
„Olt. Sam Neill, Khartoum-Miliz!“ meldete ihr Pilot.
„Sehr gut, schnelle Scout-Mechs sind essentiell für unsere Mission!“ stellte Georg wohlwollend fest und ging weiter. Vor dem nächsten Mech stand eine hochgewachsene Frau, die ihre langen braunen Haare in 2 Zöpfe geflochten hatte.
„KdtHptm Sigrid Scholz, Khartoum-Miliz!“ meldete sie. In ihrer Stimme schwang ein gesundes Selbstbewusstsein mit. Der „SHADOW HAWK“ hinter ihr war auf den ersten Blick in gutem Zustand, man sah ihm aber an, dass er schon lange in Gebrauch war.
„Wie alt ist denn der „HAWK“ Frau KdtHptm?“ fragte Georg.
„Baujahr 2897, Herr Oberst, aber der Mech ist in tadellosem Zustand!“ ergänzte sie schnell.
„Was anderes hatte ich auch nicht erwartet, danke Frau Scholz!“ gab Georg zurück.


Der nächste Mech war eines der bekanntesten Modelle aller Zeiten! Hinter dem Mechkrieger stand in den Farben der 5. Donegal Garde ein „WARHAMMER“. Seine beiden PPKs hingen bedrohlich an den beiden Waffenarmen.
„Hptm. Slavko Vucic, 5. Donegal Garde!“ meldete der Soldat, als Georg ihn erreichte. Georg blieb kurz stehen und lies den „WARHAMMER“ auf sich wirken. Es war eines der Mechdesigns, die schon von sich aus bedrohlich wirkten!
„Standardkonfiguration, Herr Hauptmann?“ fragte er den Offizier.
„Jawohl Herr Oberst! Leider!“ sagte der angesprochene etwas zerknirscht.
„Ihr „WARHAMMER“ ist auch so gefährlich genug!“ stellte Georg fest. Wohl wissend das diese Mechs schnell heiß liefen, wenn sie ihre beiden Donal-PPKs extensiv nutzten. Dies stellte besondere Anforderungen an die Disziplin des Mechkriegers der den Mech steuerte! Der nächste Mech war ein „KINTARO“, ein 55to schwerer Mech mit unglaublicher Schlagkraft für sein Gewicht, aber ebenso unglaublicher Hitzeentwicklung! Vor dem Mech stand ein älterer Mechkrieger, der jahrelange Erfahrung ausstrahlte.
„Kdt. Brian McCullogh, 5. Donegal Garde!“ meldete er korrekt. Aber wer genau hinhörte konnte den Unterton des genervt-seins von solchen Formalien spüren! Diesen Mann merkte sich Georg für ein intensiveres Gespräch vor. Seine sicherlich große Erfahrung könnte von großem Nutzen sein, aber sich auch negativ auswirken, wenn er alles zu leicht nahm. Wie immer grüßte Georg den Meldenden, ging aber ohne ein Wort weiter. Vor dem nächsten Mech, einem „WOLVERINE“ wartete eine drahtige mittelgroße Frau mit kurz geschnittenen, blonden Haaren und schaute ihn an.
„Hptm. Agnes Pasternak, 5. Donegal Garde!“ meldete sie. Irgendetwas veranlasste Georg stehen zu bleiben und er erwiderte den Gruß der Offizierin. Er schaute sich den „WOLVERINE“ genauer an. Neben vielen reparierten Gefechtsschäden waren auch drei beeindruckend lange Strichlisten der Siege unter dem Seitenfenster des Cockpits zu sehen. Vor der ersten und längsten Liste war das Symbol der Nebelparder zu sehen, darunter das von Clan Jadefalke und dann von Blakes Wort.
„Waren sie bei Operation Schlange dabei?“ fragte er die Mechkriegerin.
„Jawohl Herr Oberst!“ kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Mit diesem Mech?“ fragte Georg weiter.
„Jawohl Herr Oberst!“ antwortete sie wiederum. Georg nickte,
„Das war bestimmt ein langer Weg bis hierher! Willkommen an Bord, Frau Hauptmann, schön sie hierzuhaben!“ Georg nickte ihr nochmal zu und wendete sich dann der letzten Mechkriegerin in der Reihe zu.
„Lt. Ksenija Sokolow, 5. Donegal Garde!“ Georg vermeinte einen leichten russischen Akzent aus der Meldung der jungen Kriegerin herauszuhören. Sie stand vor einem „CENTURION“ CN9-A, der ein weit verbreitetes Mechmodell war, wenn auch bekannt für die Probleme, die seine Autokanone gerne produzierte.
„Seit wann sind sie bei der 5. Donegal?“ fragte er.
„Seit 14 Monaten Herr Oberst!“
„Hatten sie schon Gefechtseinsätze?“ hakte er nach.
„Einen Herr Oberst!“ meldete sie, „Vor 9 Monaten!“ Georg nickte und drehte sich dann um und schaute Kaptein Davenport an.
„Herr Kaptein, könnten sie mir noch kurz die Infanteriezugführer und die L/R-Jägerpiloten vorstellen?“ Davenport hob überrascht die Augenbrauen.
„Moment! Ich lasse sie kommen!“ gab er zurück und sprach dann in sein Kom-Gerät.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace - Flugfeld
12.07.3070, 10:15 Uhr (Ortszeit)


Nach einer Viertelstunde waren die Offiziere der Infanterie und der L/R-Jäger auf dem Flugfeld bei dem „UNION“-Landungsschiff angekommen. Georg hatte mittlerweile angeordnet, dass KdtHptm Odenwald die Mechkrieger übernehmen, sich mit ihnen und ihren Mechs am Mechhangar 3 melden sollten und das monotone Stampfen der schweren Schritte der bis zu 10 Meter hohen Kampfmaschinen ließen den Beton des Flugfeldes erzittern, als diese abmarschierten. Georg schaute gerade dem letzten Mech, dem „CENTURION“ von Lt. Sokolow hinterher als im Kaptein Davenport mitteilte, das nun alle anwesend waren. Georg drehte sich um und 6 m vor ihm standen 3 Infanterieoffiziere und 6 L/R-Jägerpiloten in Linie angetreten.
„Danke Herr Kaptein!“ sagte Georg, trat 2 Schritte auf die angetretenen Offiziere und begrüßte sie formlos.
„Mein Name ist Oberst Georg Müller, Kommandeur des „Militärischen Unterstützungskommandos“ der „Lyran Transspace“ und heiße sie hier auf Kwangjong-ni willkommen. Sie alle sind dem Kommando vom Archon persönlich unterstellt worden und ich wünsche mir eine gute Zusammenarbeit!“ Dann trat er vor die erste Offizierin in der Felduniform einer Infanteristin und nickte ihr zu, zum Zeichen, das sie sich kurz vorstellen sollte.
Hptm Patricia Fairbainks, Lyranische Marineinfantrie!“ meldete sie. Marineinfantristen waren Spezialisten für Lande- und Enteroperationen. Damit hatte Georg nicht gerechnet und das sagte er der Offizierin auch. Diese erklärte,
„Das Kampfschiff, dem wir zugeteilt waren ist irreparabel beschädigt, deshalb wurden wir auf diese Mission geschickt!“
„Ich hoffe, sie sehen das nicht als Zurücksetzung. Ihre Expertise ist hier hochwillkommen!“ stellte Georg fest. Dann trat er vor den nächsten Infanteristen. Dieser hob beide Augenbrauen als er sich Georgs Uniform genauer ansah.
Kdt. Uwe Bauer, 2. Sturmpioniere!“ dabei grinste er Georg breit an.
„„Anker Wirf“ Herr Kdt. Endlich mal jemand mit einer vernünftigen Waffenfarbe!“ grinste Georg. Dann wurde er ernst.
„Sie werden bei uns genug zu tun bekommen!“ sagte er zu dem Kdt. „Wir unterhalten uns später!“
Der nächste war ein kleiner drahtiger Offizier, der sofort seinen Körper straffte, als Georg vor ihn trat.
„Hptm. Pavel Brock, 2. Infanterie, 5. Donegal!“ Georg sah ihn genau an. Sein Gesicht wurde von 2 charakteristischen Narben gezeichnet und seine dunklen Augen strahlten Härte aus.
„Seit wann sind sie dabei?“ fragte Georg.
„Das ist mein 20. Dienstjahr. Erst als Unteroffizier, dann wurde ich im Feld zum Offizier befördert, Herr Oberst!“
„Wir werden ihre Erfahrung brauchen!“ stellte Georg mit Nachdruck fest.


Der nächste war ein L/R-Jägerpilot. Seine Schwingen an dem Overall zeigten dies sofort.
„Kdt. Harro Schelbert, „LAS Sturm“!“ meldete dieser
„Was fliegen sie?“ wollte Georg wissen.
„Einen „LUCIFER“ LCF-R20 Herr Oberst!“ antwortete er. Georg nickte und ging weiter. Die nächste Pilotin nahm Haltung an und meldete schneidig.
„Hptm. Dolores Rios, „SHILONE“ SL-17AC, „LAS Sturm“!“ Vor Georg stand eine Frau mittlerer Größe, deren sehr weibliche Figur sich durch die eng geschnittene Bordkombi deutlich abzeichnete. Schwarze wallende Haare umgaben ihr leicht gebräuntes Gesicht. Georg nickte und trat vor die nächste Pilotin. Gertenschlang mit kurzen weissblonden Haaren sah sie stur gerade aus und meldete korrekt,
Hptm. Freya Hansen, „CORSAIR“ CSR-V12, „LAS Damokles“!“ Ein leichter schneller Jäger, genau das Richtige für die Mission ging Georg durch den Kopf.
„Wie lange fliegen sie schon eine „CORSAIR“?“ fragte er nach.
„Herr Oberst, seit 6 Jahren und ich will nichts anderes mehr fliegen!“ bekräftigte sie. Er nickte und ging zum nächsten Piloten.
„Olt. Guido Falcone, „SHOLAGAR“ SL-21, „LAS Damokles“!“ gab dieser an. Georg grüßte wortlos zurück und ging zum nächsten.
„Hptm. Percival Jones, „CHEETAH“ F-10, „LAS Ramierez“!“ Georg sah den Piloten direkt an und hob eine Augenbraue.
„Die „Ramierez“? Das ist der „SEEKER“ und nach allem was ich weiß hat ein „SEEKER“ keine Buchten für L/R-Jäger!“ stellte Georg fest.
„Das ist korrekt Herr Oberst. Der Jäger meiner Kameradin und meiner sind nur als Fracht an Bord und als Verstärkung gedacht!“ meldete Jones.
„Dann macht das Sinn! Und diese Verstärkung brauchen wir. Danke Herr Jones!“ Georg nickte dem Hauptmann zu und trat vor die letzte Pilotin.
„Kdt. Saskia Walldorf, „EAGLE“ EGL-R6, „LAS Ramierez“!“ meldete sie.
Vor Georg stand eine unscheinbare Frau, mittleren Alters mit einer kleinen Narbe an der Backe. Ihre Hände hatte sie im Gegensatz zu den anderen Piloten in Handschuhe gesteckt. Wenn er genau hinsah, konnte er an ihrem Hals das Ende einer Brandnarbe erkennen.
„Einen eleganten Jäger haben sie da, Frau Walldorf!“ stellte Georg fest.
„Danke Herr Oberst, er fliegt sich auch genauso gut, obwohl er 75to hat!“ gab sie zurück. Georg warf einen Blick auf die Auszeichnungen, die an ihrer Felduniform angebracht waren.
„Sie waren Ausbilderin?“ fragte er sie, als er die entsprechende Spange enddeckte.
„Jawohl Herr Oberst, 5 Jahre bei „Top Gun“! sagte sie und Georg konnte deutlich den Stolz darüber aus ihrer Stimme heraushören. „Top Gun“ nannte man in der gesamten Inneren Sphäre die High End Ausbildung der besten Piloten einer Armee. Dort hinzudürfen war schon eine Auszeichnung. Dort auszubilden war der Heilige Gral eines jeden Piloten! Georg nahm sich vor, in einem 4-Augen-Gespräch zu fragen, warum sie nicht mehr dort war.
„Danke Frau Walldorf!“ sagte er und drehte sich dann zu Kaptein Davenport um.
„Danke dass sie das hier noch ermöglicht haben. Ich habe gerne ein Bild von den Frauen und Männern mit denen ich zusammen dienen darf!“ sagte er laut zu dem Sprungschiffkommandanten, so dass es auch die Angetretenen hören konnten. „Übernehmen sie und um 1500 ist der Generalappell! Bis später!“ Dabei grüßte er den Kaptein und alle Anwesenden. Auf die beiden L/R-Jäger und ihre Piloten die noch an Bord der Andromeda waren würde er ihn später ansprechen.


Dann ging er mit Lydia Holland zurück zu ihrem Fahrzeug, das sie wieder zum Tower bringen würde.
„Ein illustrer Haufen!“ stellte er in ihre Richtung fest, als alle anderen außer Hörweite waren.
„Wo sollten auch so schnell Top-Leute herkommen!“ antwortete sie. Georg blieb abrupt stehen und Lydia Holland schaute ihn verblüfft an.
„Das meinte ich nicht!“ stellte er fest. „Wir hätten nie die Top-Leute bekommen, das steht fest. Dafür ist unsere Aufgabe nicht hoch genug Priorisiert! Soweit ich das aber bis jetzt beurteilen kann, sind das alles fähige Soldatinnen und Soldaten, bei dem wir dem einen oder anderen noch den letzten Schliff geben müssen.“ Dann ging Georg weiter auf das Fahrzeug zu. Der Fahrer wartete bereits und öffnete die Türen.
„Ich hoffe nur, dass wir niemand aussondern müssen! Nicht jeder kann eine jahrelange Mission durchhalten.“
„Entschuldigen sie Herr Oberst, ich wollte die Soldatinnen und Soldaten nicht herabsetzten!“ gab Lydia zurück.
„Schwamm drüber!“ sagte er, „Es wird nicht einfach, aber jetzt sind das meine Kameradinnen und Kameraden, für die ich als Vorgesetzter die volle Verantwortung trage und dieser will und werde ich Rechnung tragen!“ Dann schlüpfte er in den Fond des Wagens und sie beeilte sich auf der anderen Seite einzusteigen.
Lydia Holland spürte, dass sie eine Saite in Oberst Müllers Seele angeschlagen hatte, die sie noch nicht gekannt hatte und sie einen kurzen Blick hinter die Maske dieses Offiziers hatte werfen können - was sie da gesehen hatte beeindruckte sie!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 2: Julias Hölle

Teil 1

System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace – Büro Lady Lestrade
12.07.3070, 11:50 Uhr (Ortszeit)


„Was meinen sie Herr Oberst?“ fragte Mylady.
„Besser als Befürchtet, sogar besser als Erhofft!“ stellte Georg fest. „Die Verstärkung der LAS macht einen guten ersten Eindruck und wir hätten es viel schlechter treffen können, vor allem wenn man den kurzen Vorlauf betrachtet, den wir für die Reorganisation von „Lyran Transspace“ haben.“ Lady Lestrade nickte.
„Es wird trotzdem kein Zuckerschlecken! Die Natur unseres Auftrages bedingt, das unsere Erkundungseinheiten voll autark und absolut loyal operieren, sonst können wir keinen Erfolg haben! Sie können schließlich nicht einfach bei einem anderen Sprungschiff während einer Operation anrufen und fragen wie es ihnen geht!“ warf sie ein.
„Richtig, das ganze erfordert ein hohes Maß an Selbständigkeit und operativer Entschlusskraft vom Kommandoführer eines Erkundungsteams!“ antwortete Georg.
„Wie schlagen sie vor sollten wir vorgehen?“
„Den verbleibenden Monat sollten wir zur Ausbildung nutzen und dabei die Lanzen zusammenstellen. Parallel dazu müssen wir die Siedler von unserem Angebot überzeugen. In einem Monat sollten wir aufbrechen. Der „UNION“ „LAS Sturm“ und die „Witch“ werden für die Erkundung ausgerüstet, während der „SEEKER“ „LAS Ramierez“ voll zum Transport der Siedler und deren Ausrüstung und Vorräte umgerüstet wird. Das wird aber der Kommandantin wahrscheinlich gar nicht schmecken! Da dieser aber nicht alles aufnehmen kann, werden wir einen Teil wohl auch noch auf den „UNION“ bringen müssen! Der „LEOPARD“ „LAS Damokles“ wird mit der Lanze und den L/R-Jägern für Wohlfahrt bemannt. Dieser verbleibt dort! Mit einem Landungsschiff, das eine Landebahn braucht, können wir im Tiefraum nichts anfangen!“ wiederholte Georg die Planung für die erste Phase der Operation.
„Und wie sieht die nächste Phase aus? Bringen sie mich bitte auf den aktuellen Stand ihrer Überlegungen!“ sagte sie.


„Da gäbe es 2 Optionen:
In der Ersten springen die „Andromeda“ und die „Eckener“ mit der „Sturm“ und der „Witch“ von Wohlfahrt aus in den Tiefraum und nehmen den Erkundungsauftrag auf.
In der Zweiten springt die „Eckener“ mit der „Ramierez“ wieder zurück und holt noch mehr Fracht, Ausrüstung und Siedler für Wohlfahrt und die Andromeda nimmt mit der „Witch“ und der „Sturm“ den Erkundungsauftrag auf. Nachteil bei Option 2 ist natürlich, dass wir nur ein Erkundungsteam draußen haben werden. Andererseits ist der Zeitansatz und der Radius einer Aufklärungsmission erheblich kleiner als bei einer Forschungsmission.“ legte er dar.
„Das müssen sie mir erklären!“ fragte die Lady.
„Gerne!“ Georg lächelte, „Bei einer Forschungsmission geht es um ganz andere Dinge als bei einer militärischen Erkundung. Bei der Forschung geht es dorthin, wo man denkt dass es neue Erkenntnisse zu gewinnen gibt. Die Strecken sind weiter und man ist entsprechend länger unterwegs. Bei einer militärischen Erkundung müssen wir, ausgehend vom eigenen Standort, jeden Stein umdrehen um zu sehen welche Kakerlake sich darunter verbirgt. Um es kurz zu fassen, wir müssen alle Systeme um Wohlfahrt erkunden und kartographieren und natürlich auch alle System auf dem Weg dorthin. Der Forschungsauftrag ist da leider nachrangig!“ erklärte er seine Sicht. Lady Lestrade nickte,
„Leider! Ich würde lieber in einem friedlicheren Universum leben!“ stellte sie fest.
„Wie die Meisten!“ ergänzte Georg. Dann sprechen sie noch über Detailfragen und die Lady legte eine große Neugier in Personalfragen an den Tag. Mehrfach musste Georg sein Compad konsultieren um alle Fragen beantworten zu können. Dann waren sie fertig.


„Eine Frage oder Problem habe ich noch Mylady!“ sprach Georg. Die Lady nickte und er trug die Frage vor,
„Lydia Holland ist keine Reservistin der LAS und hat mir schon mehrfach erklärt, dass sie dies nicht möchte. Ihr käme es wie Verrat an ihrem Fahneneid der Vereinten Sonnen vor, hat sie mir erklärt, als ich sie darauf ansprach! Eigentlich widerspricht das den Regularien, die wir für das Personal des „Militärischen Unterstützungskommandos“ definiert haben!“
„Zweifeln sie an ihrer Loyalität zu „Lyran Transspace“ oder glauben sie, dass ihre alte Loyalität zu den VS ein Problem werden könnte?“ Georg lehnte sich etwas zurück, er antwortete nicht sofort, sondern dachte nach. Dann sprach er,
„In diesem Falle glaube ich nicht. Unsere Operationen richten sich in keinster Weise gegen die Interessen der Vereinigen Sonnen, soweit ich das mit meinem politischen Spatzenhirn beurteilen kann, eher im Gegenteil und ihre Loyalität zu Transspace ist über jeden Zweifel erhaben.“
„Das denke ich auch!“ sagte die Lady, „Probleme gäbe es hier nur, wenn wir direkte Aktionen gegen die VS unternehmen und nichts läge mir ferner! Also ersparen wir ihr, in die LAS eintreten zu müssen. Das wird aber nicht publik gemacht und es bleibt eine Ausnahme, die nur der Person von Mrs. Holland geschuldet ist, klar? Sie wird darum auch gar nicht offiziell dem „Militärischen Unterstützungskommando“ angehören.“ Georg nickte,
„Jawohl, ich werde sie informieren!“ bestätigte Georg.
„Noch etwas?“ fragte die Lady. Georg schüttelte den Kopf und die Lady beendete die Besprechung. Davor teilte sie ihm aber noch etwas mit.
„Ich werde am Generalappell teilnehmen und eine kleine Begrüßungsrede halten, also halten sie sich bitte mit ihrer Ansprache kurz, damit wir schnell in die Ausbildung gehen können!“ Georg nickte bestätigend und verließ das Büro der Lady. Er war jetzt über eine Stunde bei der Chefin gewesen und sein Magen knurrte! Schnell rief er Julia an und verabredete sich mit ihr in der Kantine, sie hatte, wie vereinbart, auf ihn gewartet.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace – Kantine
12.07.3070, 13:05 Uhr (Ortszeit)


„Wie war dein Meeting mit Mylady?“ fragte Julia.
„Gut! Wir sind nochmal die Möglichkeiten durchgegangen, die wir zur Aufnahme unseres Auftrages haben. Die Entscheidung des weiteren Vorgehens nach Erreichen von Wohlfahrt wird wohl in den nächsten Tagen getroffen. Sie will dazu noch eine Besprechung mit den Führungsoffizieren durchführen, sobald sich alle akklimatisiert haben! Auch über Lydia Holland haben wir gesprochen.“ führte er aus.
„Sie will immer noch nicht in die LAS eintreten?“ fragte Julia. „Ich kann es nachvollziehen!“ Georg nickte zur Bemerkung von Julia.
„Mylady hat zugestimmt, das sie den Status Quo behält, es aber nicht an die große Glocke gehängt werden soll. Im Gegenzug wird sie wohl vorerst Kwangjong-ni nicht verlassen können, um uns in der weiten Peripherie zu unterstützen.“
„Schade, ich halte mittlerweile sehr viel von ihr!“ stellte Julia fest. „Aber so wissen wir wenigstens das Nest in guten Händen!“
„Ein Problem habe ich noch, das ich mit Lady Lestrade noch gar nicht besprochen habe!“ sagte er dann.
„Wer übernimmt die Führung der einzelnen Erkundungskommandos? Da habe ich noch gar keine Vorstellung!“
„Wir müssen erst einmal alle kennenlernen um das festlegen zu können!“ beruhigte in seine Partnerin. „Aber ich bleibe bei dir als deine unmittelbare Stellvertreterin!“ Dabei griff sie nach seiner freien Hand und schaute ihm tief in die Augen. „Ich will nicht mehr ohne dich sein!“ sagte sie. Georg legte seine Gabel hin und griff mit seiner nun freien Hand nach der anderen Hand von Julia.
„Nur Tot oder Teufel kann mich noch von dir trennen!“ antwortete er und drückte dabei fest ihre Hände. Beide schauten sich dann mehrere Augenblicke lang ruhig in die Augen bevor sich ihre Hände wieder lösten und sie weiteraßen.


„Die beiden turteln ganz schön offensichtlich miteinander!“ sagte Lydia zu Jiao, die sich heute in der Kantine getroffen hatten und beim Mittagessen zusammen saßen. Jiao Wu und Lydia Holland hatten sich gleich gut verstanden, als sie sich bei der Einweisung in die Basis durch Lydia getroffen hatten. Seit dem saßen sie immer zusammen, wenn sie zur gleichen Zeit in der Kantine von Transspace waren.
„Lass sie, beide haben schwere Zeiten hinter sich!“ warf Jiao ein. „Und draußen im Tiefraum interessiert es kaum jemanden, wenn Vorgesetzter und Untergebener ein Paar sind, solange die Einsatzbereitschaft nicht leidet! Das Fraternisierungsverbot ist dort obsolet. Glaub mir, wenn die beiden in ihren Mechs sitzen, sind sie ein Dream-Team!“
„Wenn du meinst!“ sagte Lydia, „Ich finde es nur ungewohnt!“
Na ja, ihr habt uns ja bald wieder los. Die Gerüchteküche sagt, dass wir in ungefähr einem Monat wieder in den Tiefraum aufbrechen werden.“ meinte Jiao. Dass sie das erste Ziel, Wohlfahrt, schon kannte, sagte sie nicht. Lady Lestrade hatte alle Beteiligten der letzten Reise der „Hugo Eckener“ zum Stillschweigen über Wohlfahrt verpflichtet, sogar Lydia Holland war nicht eingeweiht!
„Wie ist das eigentlich so, an Bord während einer Langzeitmission, die über mehrere Jahre geht?“ fragte Lydia. Jiao seufzte,
„Du warst noch nie draußen?“ meinte sie erstaunt. Als Lydia den Kopf schüttelte, erzählte sie ein wenig darüber.
„Es ist einsam und langweilig. Immer nur die gleichen Gesichter. Nach ein paar Monaten hast du schon jeden Witz gehört, den die Besatzung kennt! Aber damit das Ganze nicht aus dem Ruder läuft gibt es feste Regeln, obwohl nach außen alles viel lockerer abläuft. Außerdem werden vorher alle psychologisch getestet, einen Tiefraum-Koller ist das letzte, was du erleben willst!“ sagte Jiao.
„Und wie läuft das zwischenmenschlich?“ Lydia schaute Jiao fragend an und sie erklärte ihr die informellen Regeln, die an Bord während einer Mission galten.
„Von diesen Regeln habe ich noch nie gehört!“
„Die sind auch nirgends aufgeschrieben. Aber wenn du dich nicht daran hältst bist du schnell der einsamste Mensch des Universums im wahrsten Sinne des Wortes! Während einer Mission kann es schon mal zu einem Suizid kommen!“ meinte Jiao düster.
„Darf ich fragen, wer dein F-Buddy bei der letzten Mission war?“ fragte Lydia leise.
„Er sitzt da drüben!“ dabei deutete sie in Georgs Richtung. Lydia sah von Jiao zu Georg und zurück und hob eine Augenbraue.
„Tja, dann hat die Liebe zugeschlagen! Georg ist ein toller Kamerad und hervorragender Mentor, aber romantische Gefühle hatte ich nie entwickelt. Nur Sex, nicht mehr! Deshalb hat es mich nicht sehr verletzt, dass er mit Julia während der Mission zusammenkam. Die beiden passen auch besser zusammen. Außerdem hatte und habe ich immer das Gefühl, das Georg ein Geheimnis mit sich herumträgt und sich mir nie ganz geöffnet hat.“ Lydia nickte bestätigend,
„Das Gefühl habe ich auch, als wäre er mehr, als er vorgibt zu sein.“




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace – Vor den Mechhangars
12.07.3070, 15:00 Uhr (Ortszeit)


Julia stand in voller Uniform vor den angetretenen Angehörigen des neugeformten „Militärischen Unterstützungskommando“ der „Lyran Transspace“. Auch der der Kommandant der „Andromeda“ stand in der Formation, trotzdem er einen höheren Dienstgrad als sie bekleidete. Für Ihn waren ihre Kommandos daher eher höfliche Bitten. Das Angebot, das er das Kommando an Oberst Müller und Lady Lestrade melden sollte, hatte er dankend abgelehnt. Als Raumoffizier hatte er kaum Erfahrung mit so etwas.


Julia schaute nach rechts und sah Georg mit Lady Lestrade auf sich zukommen. Sofort straffte sich ihr durchtrainierter Körper und lies ihre befehlsgewohnte Stimme über den Platz hallen.
„Unterstützungskommando - Stillgestanden! - Zur Meldung - Die Augen Links!“ Sofort nahmen alle Angetretenen straffe Haltung ein und ihre Köpfe fuhren in Richtung von den beiden Ankommenden und die Offiziere hoben die Hand zum Gruß. Julia drehte sich, trat 4 Schritte in Richtung von Georg und blieb 5m vor ihm stehen. Georg nahm ebenfalls Haltung an und Julia meldete ihm die Formation. Dann drehte er sich zur angetretenen Front und begrüßte sie.
„Guten Tag Unterstützungskommando!“ rief er laut.
„Guten Tag Herr Oberst!“ erscholl es im Chor zurück. Dann lies Georg rühren und hielt eine kurze Ansprache. Dann übergab er das Wort an Lady Lestrade. Sie nutzte ihre Rede um allen Angehörigen des Kommandos noch einmal die Wichtigkeit des Auftrages zu verdeutlichen und erwähnte die Bedrohung durch die Clans und Blakes Wort, die auch hier am Rande der LA die Sicherheit der Allianz bedrohten.
„Es ist unser Auftrag dafür Sorge zu tragen, das sich die Bürger der Lyranische Allianz auch hier in ihrem Hinterhof sicher fühlen können, denn Blakes Wort und die Clans sind schon dort draußen unterwegs!“ dabei zeigte sie in den Himmel.
„Die nächsten Wochen werden anstrengend für uns alle, denn in einem Monat werden wir unseren Auftrag aufnehmen!“ stellte sie zum Schluss fest. „Ich wünsche uns allen viel Glück und Erfolg bei dieser Aufgabe und jeder Einzelne ist wichtig zum Erreichen dieses Ziels. Danke!“ Sie ließ ihren Blick über die Männer und Frauen schweifen, dann wandte sie sich an Georg.
„Herr Oberst, übernehmen und mit der Einsatzvorbereitung beginnen!“ Georg nahm Haltung an,
„Jawohl, Übernehmen und Einsatzvorbereitungen beginnen!“ Lady Lestrade nickte und ging dann zu ihrem Wagen, der sie wieder in das zentrale Verwaltungsgebäude bringen würde. Georg wandte sich wieder der Formation zu. Ließ sie Haltung annehmen und befahl die bereits festgelegten Ausbildungsleiter ihre Kontingente zu übernehmen und wegzutreten.


Die Landungsschiffkommandanten und der Kapitän der „Andromeda“ kamen auf ihn zu und sammelten sich, wie vorher besprochen, bei ihm. Alle beäugten fragend Francois Dassault, die ebenfalls in Uniform hinzugetreten war und an dieser sofort als Raumoffizierin zu erkennen war. Georg ging aber darauf erst einmal nicht ein.
„Meine Damen, meine Herren, sie erhalten gleich durch mich eine umfassende Einweisung. Dabei werden ihnen auch ein paar geheime Informationen offenbart, die diesen Kreis unter keinen Umständen verlassen dürfen!“ stellte er mit Nachdruck fest. „Bitte folgen sie mir!“ dabei wies er auf einen kleinen Bus, der sie sofort, nachdem alle diesen bestiegen hatten, zum zentralen Verwaltungsgebäude brachte. Dort angekommen führte Georg sie in einen speziell gesicherten Besprechungsraum, in dem bereits Lydia Holland wartete. Sie hatte den Raum vorbereitet und schaltete, nachdem der letzte den Raum betreten und die Türe geschlossen hatte, die Schutzeinrichtungen ein. Ab jetzt konnte kein Signal mehr den Raum verlassen oder eindringen.
„Nehmen sie bitte Platz.“ bat Georg. „Lydia Holland kennen sie ja bereits. Ich stelle ihnen noch KdtHptm. Francois Dassault vor. Sie ist die Kommandantin der „Witch“ unseres Landungsschiffes der „CONFEDERATE“-Klasse. Auf die Anwesenheit von Kaptein Carlos Hansen, dem Kapitän der „Hugo Eckener“ müssen wir leider aus organisatorischen Gründen verzichten.“ Alle nickten Francois zu und setzen sich. Lydia Holland wollte gerade gehen, da sie nur mit der Vorbereitung des Raumes beauftragt war, aber Georg hielt sie auf.
„Mrs. Holland, bitte setzten sie sich auch. Ich möchte sie ebenfalls darüber in Kenntnis setzen, da sie sonst ihre Aufgaben nicht voll umfänglich erfüllen können. Außerdem bin ich es leid, ihnen immer nur die halbe Wahrheit erzählen zu dürfen!“ Lydia Holland schaute ihn überrascht an und setzte sich dann ebenfalls. Georg steckte einen Speicherkristall in den gesicherten Computer des Besprechungsraumes und rief die darauf enthaltene Präsentation auf.


Auf dem Großdisplay erschien ein Ausschnitt der Inneren Sphäre und der Peripherie. Die bekannten Systeme waren benannt und Kwangjong-ni hervorgehoben. Georg begann mit seinen Ausführungen,
„Wie ihnen bekannt ist unser Auftrag den Tieftraumabschnitt hier zu erkunden und zu überwachen. Mit den uns zur Verfügung stehenden Kräften kann dies natürlich nicht lückenlos erfolgen und das erwartet auch keiner. Leider werden wir im Rahmen unseres Auftrags kaum auf eine HPG-Infrastruktur zurückgreifen können, zum einen, weil sie im Tiefraum nicht vorhanden ist und zum anderen, weil wir aufgrund diverser verlässlicher geheimdienstlicher Erkenntnisse das HPG-Netz für kompromittiert halten, da man davon ausgehen muss, das Blakes Wort in den meisten Stationen Agenten positionieren konnte!“ Ein Stöhnen ging durch den Raum und Gemurmel erhob sich. Georg machte eine kurze Pause dann fuhr er fort.
„Bei unserer letzten Mission, an der ich selbst beteiligt war, haben wir im Tiefraum eine alte lyranische Basis aus der Sternenbundzeit auf einem habitablen Planeten mitten in unserem Operationsgebiet entdeckt! Wir werden diese Basis für unsere Operation als vorgeschobene Basis nutzen. D.h. für uns bedeutet das eine enorme Zeitersparnis, da wir nur noch selten hierher zurückkehren müssen!“ Georg studierte die Gesichter der Anwesenden, alle waren sprachlos, dann drückte er eine Taste und das Bartok-System wurde auf der Karte eingeblendet.
„Das hier ist das Bartok-System. Dort befindet sich Wohlfahrt, unsere neue Basis im Tiefraum!“ Sofort erhob sich begeistertes Gemurmel und Lucius Davenport stand auf.
„Das sind ganz neue Parameter! Das bedeutet das wir viele Jahre im Tiefraum bleiben werden, ohne dass wir in die Innere Sphäre zurückkehren.“
„Herr Kaptein, nicht ganz, eine Tiefraumerkundung ist normalerweise auf 2 – 3 Jahre angelegt, manchmal sogar 4 Jahre. Das wussten sie schon vorher, als sie sich für diesen Einsatz gemeldet haben. Wohlfahrt ermöglicht uns, mehr Systeme in der gleichen Einsatzzeit zu erkunden, da wir uns zu großen Teilen den Rückflug in die IS sparen können. Trotzdem müssen wir regelmäßig hierher zurück, weil wir die gewonnenen Informationen per Pony-Express hierher bringen müssen und umgekehrt. Sie wissen selbst, wie schnell sich das Universum wandeln kann!“ stellte Georg fest.
„Um Wohlfahrt unabhängig zu machen und als dauerhafte Basis zu ertüchtigen, plant Lady Lestrade den Planeten zu besiedeln. Wir stehen hier auch schon im Gespräch mit möglichen Siedlern, die wir bei unserer ersten Reise auch mitnehmen müssen.“
„Aber wir führen Militärschiffe!“ warf Leonor Sánchez ein, die sofort Begriff, wer die Siedler dann wohl transportieren musste. Georg lächelte.
„Ihre Auffassungsgabe ist bewundernswert Frau KdtHptm.“, entgegnete Georg, „aber über diesen Punkt gibt es keine Diskussion. Aufgrund der Lage von Wohlfahrt werden wir kein externes Schiff chartern, um die Siedler zu transportieren. Die Existenz und Lage des Bartok-Systems müssen geheim, bleiben sonst kompromittieren wir unsere Basis und machen sie wertlos!“ Als nächstes stellte er das Bartok-System und Wohlfahrt vor, schilderte kurz die Entdeckung und zeigte auch verschiedene Aufnahmen aus dem Orbit und am Boden.
„Wie sie sehen waren unsere Altvorderen fleißig und haben uns einen voll intakten, kleinen Raumhafen hinterlassen, was uns den Start dort erheblich erleichtern wird!“ sagte er mit einem Lächeln.
„Fragen bis hierher?“ er schaute in die Runde.
„Sie haben den Planeten wirklich zufällig gefunden?“ wollte KdtHptm Klaus Duisenberg wissen.
„Absolut zufällig! Wie sie sicher wissen, ist das Auffinden eines solchen Planeten mit einer so hohen Entwicklungsstufe und viel offenem Wasser schon selten genug, aber auch noch eine Basis aus der Sternenbundzeit zu finden, das sprengt jede Wahrscheinlichkeit! Wir hatten ganz einfach Riesenglück und dieses Glück müssen wir mit beiden Händen packen, alles andere wäre eine große Dummheit! Zum Schluss dieses Abschnittes noch ein Hinweis: Die eben erhaltenen Informationen sind Streng Geheim! Es ist ihnen nicht erlaubt außerhalb gesicherter Umgebungen darüber zu reden, auch nicht untereinander! Diese Informationen dürfen an niemanden und ich betone noch einmal, an wirklich niemanden weitergegeben werden. Selbst wenn der Archon persönlich sie fragt, haben sie keine Auskunft zu geben! Die Weitergabe dieser Information an Außenstehende ist allein Lady Morgaine Lestrade vorbehalten. Haben wir uns verstanden?“ Georg schaute jeden im Raum der Reihe nach an und jeder nickte. „Danke, machen wir eine kurze Pause, hinten an der Wand stehen Kaffee, Getränke und ein paar Canapes. Wir machen in 15 Minuten weiter!“ Georg betätigte eine Taste und die Projektion seiner Präsentation verschwand. Alle erhoben sich und gingen an die Rückwand. Sofort war dort Francois umringt von den anderen Offizieren, die sie nach Wohlfahrt ausfragten. Georg hatte im Vortrag erwähnt, dass die „Witch“ den Planeten entdeckt hatte.


Lydia Holland ging nicht nach hinten, sondern fing Georg ab und sprach ihn an.
„Das ist starker Tobak den sie da verbreitet haben!“ begann sie das Gespräch. Georg nickte,
„Ich bin mir sicher, das ihnen schon die ganze Zeit was komisch vorkam. Sie haben garantiert mitbekommen, das Mylady nach Siedlern sucht.“
„Ja, aber ich dachte, dass eine Basis auf einer der bekannten Peripheriewelten errichtet werden soll. Die dortigen Planetenregierungen freuen sich immer über Geld aus der Inneren Sphäre!“
„Und Blakes Wort wäre im Gegenzug sofort informiert gewesen!“ warf er ein. Lydia Holland nickte.
„Da haben sie wohl Recht!“
„Ich habe heute mit Mylady über ihren Status gesprochen!“ sagte er. Sie schaute ihn daraufhin fragend an.
„Ihr aktueller Status bleibt erhalten. Sie müssen nicht in die LAS eintreten. Das ist aber eine Ausnahmeregelung speziell für sie und nur allein ihrer Person geschuldet! Ich bitte sie darüber auch nicht zu sprechen, die Lady möchte nicht, das dies zu einem Präzedenzfall wird!“ Lydia nickte,
„Danke! Das bedeutet mir viel!“ erwiderte sie. Sie dachte kurz nach, „Werde ich dann jemals Wohlfahrt mit eigenen Augen sehen können?“
„Leider wohl erst einmal nicht. Außerdem brauchen wir sie hier. In einem Monat sind wir weg und sie müssen hier auf alles aufpassen!“ Lydia Holland seufzte,
„Schade, der Planet hätte mich sehr interessiert!“
„Ich denke, irgendwann werden auch sie den Planeten sehen und wenn es geht aus dem Cockpit ihres L/R-Jägers. Aber vorher dürfen sie 2 Mechlanzen und mehrere L/R-Jäger sitten und einsatzbereit halten. Ich könnte mir vorstellen, das Blakes Wort sich sehr für unsere Erkenntnisse interessiert und versuchen wird an unsere Daten zu kommen, ob verdeckt oder offen!“ teilte ihr Georg seine Überlegungen mit. „Sie haben hier die größte Erfahrung und wenn jemand diesen Auftrag erfüllen kann, dann sie!“ Lydia Holland nickte, die Sachlage war auch ihr klar und die Konsequenzen für sie selbst ebenso.


Nach 15 Minuten setze Georg die Besprechung fort. Jetzt ging es um den Ablauf der Reise in das Bartok-System.
„Kaptein Davenport, bitte erarbeiten sie mit den Landungsschiffkommandanten einen Operationsplan mit Kurs und den notwendigen Erkundungen für die Verlegung nach Wohlfahrt. Kaptein Hansen von der Eckener wird sie dabei mit seiner Expertise unterstützen. Er trifft in ca. 4 Tagen hier mit dem Kurierboot der „LAS Tamar“ ein.“ beauftragte er den Kommandanten der „LAS Andromeda“. Da blinkte ein das Ruflicht auf dem Pult auf. Lady Lestrade meldete sich an der Türe und er forderte Lydia Holland auf die Lady einzulassen. Sie trat an die Türe und hob die Sperre auf. Lady Lestrade trat mit ihrer Personenschützerin Agnieszka Stepanzik ein und Lydia verschloss die Türe hinter ihr und aktivierte die Schutzvorrichtungen erneut.


Lady Lestrade stellte sich hinter das Pult und musterte jeden der Anwesenden, außer Lydia Holland und Georg Müller, genau.
„Guten Tag meine Damen und Herren. Ich heiße sie hier bei „Lyran Transspace“ noch einmal persönlich willkommen und hoffe auf eine sehr gute Zusammenarbeit! Ich bin Morgaine Lestrade, auf direkte Anweisung des Archons CEO der „Lyran Transspace“, an die sie abgeordnet wurden. Sie kennen alle sehr genau den Wortlaut der Abordnung. Ich bin ihre Vorgesetzte mit uneingeschränkter Autorität und Weisungsbefugnis, die nur durch den Archon persönlich aufgehoben werden kann. Sie nehmen alle ab sofort an einer Operation teil, die in Teilen der absoluten Geheimhaltung unterliegt. Dies gilt insbesondere für unsere neue Basis im Bartok-System. Oberst Müller hat sie darüber bereits informiert. Da wir dauerhaft eine Basis auf Wohlfahrt etablieren wollen, werden wir mehrere Wellen von Siedlern auf den Planeten bringen. Diese wissen zwar dass es in den tiefen Raum geht, aber niemand außer ihnen wird die galaktischen Koordinaten kennen und das muss unter allen Umständen auch so bleiben. Außer ihnen wird nur eine Handvoll Personen außerhalb von Bartok von den Koordinaten Kenntnis haben. Dies wird umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen erfordern. Ich zähle hierbei auch auf sie, dass die Daten in ihren Schiffscomputern gut gesichert sein werden. Die Möglichkeiten gibt es und ich fordere sie auf diese voll umfänglich zu nutzen, auch wenn das mehr Arbeit bedeutet die Daten zu nutzen. Es gibt noch weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel einem Loki-Kommando, das über die äußere Sicherheit hier auf Kwangjong-ni wacht.“ Die Lady machte eine Pause und bei der Erwähnung des Loki-Kommandos tauschten die Offiziere unsichere Blicke miteinander aus. Loki war bekannt dafür Aufträge sehr ernst zu nehmen und diese kompromisslos durchzusetzen.


Dann sprach die Lady weiter,
„Es tut mir leid dass ich meinen Vortrag mit dieser unangenehmen Tatsache beginnen musste, aber es ist unabdingbar das sie wissen, was ich von ihnen erwarte und was auf dem Spiel steht! Sie alle sind loyale Offiziere der Lyranischen Allianz und ich baue auf ihre volle Unterstützung bei der Durchsetzung der Geheimhaltung! Wir wachen hier an der Hintertüre der Allianz. Sie sind alle erfahren genug, dass sie Wissen, das wir es mit nicht zu unterschätzenden Gegenspielern zu tun haben, die vor nichts zurückschrecken. Vor allem die Unterwanderung vieler HPG-Stationen mit Agenten von Blakes Wort muss uns sehr zu denken geben und erschwert unsere Arbeit zusätzlich. Glauben sie, ich weiß wovon ich rede! Beim letzten Einsatz hatten wir es mit Agenten von Blakes Wort zu tun, die in Clan-Mechs saßen!“


Diese Offenbarung führte sofort zur Unruhe unter den Offizieren, aber alle waren beherrscht genug, nicht wild loszuplappern. Kaptein Davenport meldete sich und Mylady erteilte ihm das Wort.
„Kaptein Davenport, LAS Andromeda!“ stellte er sich erst einmal vor. „D.h. es ist nicht nur eine theoretische Möglichkeit da draußen auf einen bewaffneten Gegner zu stoßen?“
„Nein Herr Davenport, sogar sehr real! Aber wir können wohl davon ausgehen, dass wir mögliche Gegner in Schach halten können. Deshalb wurde Transspace auch erheblich verstärkt! Unser Gegner wird mit dem rechnen, auf was auch wir uns bei Tiefraummissionen bisher eingestellt haben. Piraten und versprengte Zwergkolonien aus der Zeit vor dem Amaris-Coup, wenn diese denn bis heute überlebt haben.“ Dies war die Eröffnung zu einer offenen und lebhaften Diskussion, in der die Lady auch etwas detaillierter auf die Pläne für Wohlfahrt einging. Langsam ebbte die Diskussion ab und die Lady beendete das Gespräch, da sie sich noch anderen Aufgaben widmen musste.


Nach dem Lady Lestrade gegangen war, wiederholte Georg noch einmal den Auftrag an Kaptein Davenport.
„Sie können für die Planung diesen Raum nutzen. Beachten sie unbedingt die Sicherheitsmaßnahmen und arbeiten sie nur mit aktiviertem Schutz! Sie können sich sicher ausmalen was passiert, wenn plötzlich ein Kriegsschiff von Blakes Wort oder der Clans in den Orbit von Wohlfahrt einschwenkt!“
„Nur zu gut!“ knurrte der Kaptein! „Sie können sicher sein, das wir das Protokoll einhalten. Wir sind schließlich nicht lebensmüde!“ entgegnete der Kaptein. Georg grinste breit.
„Das ist gut, ich bin es nämlich auch nicht!“ sagte er. „Damit beende ich die Besprechung. Bitte arbeiten sie eine Agenda für die Kursplanungen aus und stimmen sie diesen mit Mrs. Holland ab. Das war es von meiner Seite. Noch Fragen?“ Georg schaute sich um, niemand meldete sich. „Besprechung beendet um 17:45 Uhr Ortszeit. Melden sie sich im Anschluss beim Quartiermeisterbüro, dort werden ihnen ihre Unterkünfte zugewiesen. Mrs. Holland hilft ihnen diesbezüglich gerne weiter! Guten Abend!“ Georg schaltete den Projektor ab, entnahm den Speicher und drückte den Schalter für das Löschen aller temporärer Daten. Dann nickte er Lydia Holland zu und diese deaktivierte die Sicherheitseinrichtungen.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Altstadt
13.07.3070, 21:30 Uhr (Ortszeit)


Taemin Lee bog in den Halbschatten der Gasse ein und sein Blick suchte nach der Person, mit der er verabredet war. Schemenhaft konnte er weiter hinten jemand erkennen, der seine Hand hob und ihn zu sich winkte. Schnell war er bei dem Schemen und umarmte ihn. Dann schaute er in ein schwarzes Gesicht und plötzlich blitzen zwei Reihen weißer Zähne auf.
„Taemin, du hast dich verspätet!“ flüsterte die junge Frau. Dann küssten sich die beiden leidenschaftlich.
„Ich bin leider nicht früher weggekommen. Meine neue Ausbilderin ist der härtete Brocken, den ich je erlebt habe. Das ich meinen Mech nicht auch noch mit der Zahnbürste reinigen musste, war das einzig Positive!“ raunte er.
„Du und Ausbildung? Ich dachte du bist schon Mechkrieger!“ erwiderte sie.
„Wir werden getestet und mit den Erfordernissen von Tiefraumoperationen vertraut gemacht! Eines muss ich aber feststellen, so hart sie ist, so gut ist sie auch! Aussehen tut sie wie eine Sexbombe, aber handelt wie ein alter Feldwebel!“ stöhnte Taemin.
„Ich verstehe immer noch nicht ganz, wie deine Familie hinter unsere Beziehung gekommen ist. Sie schicken dich doch nur fort, damit wir getrennt werden!“ zischte sie. „Die wollen wohl kein armes Flüchtlingskind von Hot Springs in der Familie. Außerdem bin ich ja nicht koreanischer Abstammung!“ fluchte sie leise. Taemin nahm ihr Gesicht in beide Hände und schaute ihr tief in die Augen,
„Das ist mir egal, du bist die Liebe meines Lebens! Ob du jetzt afrikanische Urahnen hast oder nicht! Bewerbe dich doch auch bei Transspace!“ schlug er vor.
„Die brauchen niemand wie mich. Aber bei mir daheim ist auch irgendwas im Busch!“ sagte sie, „Mein Vater war kürzlich weg, ohne dass ich wusste wo. So eine Geheimniskrämerei bin ich von ihm gar nicht gewöhnt! Ich habe dann mal meine Fühler ausgestreckt und ein Schulkameraden von mir, der jetzt als sein Fahrer und Assistent arbeitet, hat mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit verraten, das er einen Termin bei deiner Chefin hatte!“ erzählte sie.
„Bei Lady Lestrade?“ sagte Taemin überrascht und sah wie Amara im Halbdunkel nickte.
„So wahr ich hier stehe. Er hat jeden Eid geschworen. Außerdem spricht mein Vater mit vielen seiner Freunde und anderen Familienoberhäuptern. Das fühlt sich an, als ob er einen Exodus plant.“ sagte sie leise.
„Mit Transspace?“ Will er auf einen anderen Planeten übersiedeln?“ Plötzlich sah er wie sich Amiras Augen weiteten und er spürte kalten Stahl in seinem Genick.
„Freeze!“ zischte eine weibliche Stimme hinter ihm, dann spürte er einen Einstich und ihm schwanden die Sinne.


Helles Licht blendete ihn und er spürte ein Ziehen im Nacken.
„Amira!“ rief er. Langsam klärten sich seine Sinne. Erst verschwommen, dann immer deutlicher nahm er zwei Personen hinter dem auf ihn gerichteten gleißenden Licht wahr.
„Wer sind sie!“ fragte ihn eine weibliche Stimme scharf.
„Taemin Lee!“ antwortete er wahrheitsgemäß. „Was ist mit Amira?“ fragte er.
„Wir stellen hier die Fragen!“ peitschte ihm die Frau entgegen.
„Was machen sie?“ kam die nächste Frage.
„Ich bin Mechkrieger im Dienste der „Lyran Transspace“!“
„Seit wann?“ fragte sie weiter.
„Seit 3 Tagen!“ antwortete er und hörte ein verächtliches Lachen.
„Wohin geht ihre nächste Mission?“
„Das weiß ich nicht. Das Briefing erfolgt erst später!“
„Wer sind ihre Lanzenkameraden?“
„Verdammt, das weiß ich nicht. Wir sind noch nicht eingeteilt!“ sagte Taemin. „Was wollen sie von mir!“
„Warum haben sie die Agentin getroffen?“
„Das ist keine Agentin!“ rief er entsetzt. „Sie ist meine …“ da verstand er langsam warum er hier war. Aber Amira war keine Agentin! „… Freundin!“ sagte er nach einer kurzen Pause.
„Wohl nicht so sicher, oder?“ kam die verächtliche Rückfrage.
„Doch, Amira und ich sind seit 2 Jahren zusammen! Aber keiner wusste davon bis …“, er machte einer kurze Pause. Sofort kam die Nachfrage,
„Bis was? Spucks aus!“ und eine Faust knallte auf den Tisch.
„Ein Privatdetektiv meiner Familie hat es herausbekommen und meine Familie hat mich gezwungen den Job bei Transspace anzunehmen um mich von Amira fernzuhalten!“


Hinter einer Glasscheibe standen Lydia Holland und Georg Müller und folgten dem Verhör. Im Raum saß Taemin Lee und KdtHptm Felicitas Harrer, einer der Loki-Agenten, sowie einer von Lydias Leuten, standen Lee gegenüber hinter einem Scheinwerfer. Georg war von Lydia Holland gerufen worden, da einer der angeworbenen Mechkrieger offensichtlich ein konspiratives Treffen mit einer Person außerhalb von Transspace gehabt hatte und von Felicitas Harrer dabei erwischt und eingesammelt worden war. Kurz vorher war Amira Tyrell verhört worden. Als Georg den Namen hörte, benachrichtigte er sofort Mylady, bevor er hier in den Verhörraum kam.
„Ihre Aussagen decken sich absolut!“ stellte Georg fest. „Amira Tyrell hat auf mich nicht den Eindruck einer perfiden Agentin gemacht! Auch wenn jetzt die Paranoiker des LND sicher einwerfen werden, das dies die besten Agentinnen sind.“
„Ich glaube es auch nicht! Dafür kennen sich die beiden zu lange und das ist belegt. Das Dossier von beiden ist makellos!“ meinte Lydia Holland.
„Wo ist das Dossier her?“ fragte Georg.
„Unsere Ermittlungen vor der Anwerbung und von einem meiner Kontakte zum planetaren Geheimdienst!“ erwiderte sie. Georg überlegte er kurz, dann traf er eine Entscheidung. Er drückte die Com-Taste, die ihn direkt mit den Headsets der beiden Vernehmer verband und sagte,
„KdtHptm. Harrer, ich denke das genügt. Ich bin sicher, dass er uns nicht anlügt!“ Harrer sah kurz zur verspiegelten Glasscheibe und nickte.
„Ich denke genauso!“ erwiderte sie. Dann schaltete sie den Verhörstrahler aus und Taemin Lees Augen gewöhnten sich an das Licht im Raum. Er keuchte auf, als er die Uniformen der beiden Verhöroffiziere erkannte. Bevor er aber was sagen konnte schwang die Türe auf und Oberst Müller betrat mit Lydia Holland den Raum und ergriff sofort das Wort
„Bevor sie was sagen, hören sie mir erst einmal zu!“ sagte Georg scharf. Parallel schickte Lydia Holland ihren Untergebenen weg, um Amira Tyrell zu holen. Georg schob den Stuhl zurück, der gegenüber von Taemin Lee stand und setzte sich.
„Sie sitzen hier, weil sie sich verdächtig verhalten haben!“ setzte Georg zur Erklärung an. „Wir überwachen zurzeit jeden, der die Basis verlässt, da wir befürchten müssen aufgrund unseres neuen Auftrages ins Visier der Clanwacht oder ROM von Blakes Wort genommen worden zu sein. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme und ihre Unannehmlichkeiten sind leider eine Folge davon! Bedauerlicherweise wurde eine externe Person in die Ermittlung hineingezogen. Ich hoffe sie versteht unsere Maßnahme. Sie wird übrigens jede Sekunde hier eintreffen. Ich habe sie holen lassen.“ Dann lehnte sich Georg zurück und nickte dem jungen Mechkrieger zu.
„Was sollte das? Kann man nicht mal mehr unbehelligt seine Freundin treffen?“ erwiderte Taemin Lee.
„Herr Oberleutnant, wie ihnen sicher nicht entgangen ist, befindet sich die Allianz im Krieg und dieser wirft einen sehr langen Schatten, auch auf uns und auf sie! Deshalb sind sie auch alle derzeit in einem aktiven Dienstverhältnis! “ antwortete Georg scharf. „Jede Unachtsamkeit kann unsere gesamte Mission gefährden!“ Die scharfe Entgegnung des Oberst wies den Oberleutnant sofort in seine Schranken.
„Herr Oberst, es tut mir leid, diese Tragweite war mir nicht bewusst!“ entgegnete der junge Offizier kleinlaut.
„Sie sind Offizier der Lyranischen Allianz! Denken sie daran und handeln sie entsprechend!“ sagte Georg etwas versöhnlicher. Da stürmte Amira in den Raum,
„Taemin!“ rief sie und dieser stand sofort auf. Amira fiel ihm schluchzend um den Hals. Dann schaute sie sich um und registrierte die LAS Uniformen von Georg und Harrer. Georg sprach sie an,
„Amira Tyrell nehme ich an. Ich bin Oberst Müller, der Vorgesetzte von Olt. Lee. Sind sie die Tochter von Lester Tyrell?“ die sachliche Ansprache wie auch die Erwähnung des Namens ihres Vaters, beruhigte sie etwas.
„Ja, das bin ich!“ sagte sie, als sie sich wieder gefangen hatte.
„Die Maßnahme tut mir zwar leid, war aber notwendig!“ sagte Georg. Da summte sein Com und eine Textnachricht kam herein. Er schaute kurz auf das Display, dann sah er Amira Tyrell an.
Frau Tyrell, Lady Morgaine Lestrade würde sie gerne sprechen, ich soll sie sofort zu ihr bringen.“ Georg schaute in das etwas unglückliche Gesicht von Olt. Lee. „Sie bleiben erst einmal hier. Mit ihnen muss ich nachher noch reden!“ Dann wies er Amira Tyrell den Weg zur Tür und lies sie hinausgehen, kurz bevor sie den Raum verließ, schaute sich nochmal zu ihrem Freund, der etwas verloren vor dem Stuhl im Verhörraum stand.


5 Minuten später klopfte Georg an der Tür zu Myladys Büro und hörte ein kräftiges „Herein!“ Lady Lestrade stand an der Couchecke ihres Büros und ihre Leibwächterin befand sich nicht weit von ihr an der Wand und beobachtete alles. Als Amira Tyrell den Raum betrat, wurde sie sofort von Lady Lestrade angesprochen,
„Frau Tyrell kommen sie bitte und nehmen sie Platz. Ich bin Lady Morgaine Lestrade, CEO der „Lyran Transspace“!“ Die junge Frau trat näher und setzte sich gegenüber der Lady auf einen Polsterstuhl.
„Lady Lestrade, was wollen sie von mir?“ kam sie sofort zum Punkt. Ihr war die nun beginnende Verärgerung über ihre Verschleppung deutlich anzusehen.
„Was ihnen zugestoßen ist tut mir sehr leid, aber leider müssen wir hier auf unsere Sicherheit achten!“ Lady Lestrade war kurz zuvor über die Ergebnisse der Befragung informiert worden. „„Lyran Transspace“ hat einen teilweise militärischen Auftrag direkt vom Archon erhalten und wir müssen davon ausgehen, dass wir nun im Fokus des Interesses von Blakes Wort und der ClanWacht stehen!“ Mit der Erwähnung von Blakes Wort verlor Amira Tyrell etwas Farbe im Gesicht, obwohl das bei ihrem dunklen Hautton kaum auffiel. Lady Lestrade aber bemerkte es.
„Sie haben mich für einen Agenten von Blakes Wort gehalten?“ fragte Amira entsetzt.
„Zumindest verdächtigt!“ erwiderte die Lady. „Sie haben sich mit einem unserer frisch angeworbenen Mechkrieger, der auch an unserem neuen Auftrag teilnehmen wird, konspirativ und heimlich getroffen. Da sind bei den uns zugeteilten Kräften des lyranischen Geheimdienstes sofort alle Alarmglocken losgegangen! Deshalb wurden sie von diesen auf, ich will mal sagen, etwas ruppige Art zu einem Gespräch eingeladen worden. Ich bin sehr froh, das sich der Verdacht nicht erhärtet hat!“ schloss die Lady ihre Erklärung. Sie machte eine kurze Pause, aber die junge Schwarze erwiderte nichts, so mitgenommen war sie von der erhaltenen Information. Amira Tyrell kannte auch die Gerüchte, dass das LND im Verdachtsfall normalerweise kein großes Federlesen machte. Lady Lestrade setzte deshalb fort,
„Um ehrlich zu sein freue ich mich sogar, dass ich ihnen hier gegenüber sitze und mit ihnen sprechen kann. Sie erwähnten in ihrer Befragung, das ihr Vater hier bei uns gewesen wäre.“ Amira nickte.
„Er hat tatsächlich mit mir gesprochen!“ informierte die Lady Lestrade Amira. „Sie sind Exo-Biologin an der Universität von Landry?“ fragte die Lady nach.
Amira nickte wiederum,
„Ja, ich bereite mich gerade auf meine Doktorarbeit vor!“ bestätigte Amira. „Ich bin gerade dabei mir ein Thema zu suchen.“ Lady Lestrade lächelte, Amira war für sie ein Geschenk des Himmels! Aber sie fragte Amira weiter.
„Ihr Freund wurde von seiner Familie dazu gedrängt bei uns anzuheuern, das er kein armes Flüchtlingskind in die Familie bringt, oder?“
„Ja, Taemin ist sehr Traditionsbewusst erzogen, er würde sich nie dem Willen seiner Familie widersetzten, nur sich von mir zu trennen hat er abgelehnt! Deshalb musste er sich hier bewerben. Einerseits interessiert es ihn wirklich, andererseits hat ihn seine Familie dazu gezwungen. Sich mit mir heimlich abzusetzen kam für ihn aber nicht in Frage!“
„Familienbande!“ stellte Lady Lestrade fest. „Warum haben sie ihm nicht den Laufpass gegeben?“ fragte sie weiter. Amira schaute zu Boden,
„Weil ich ihn wirklich liebe und er mir versprochen hat, bei seiner Rückkehr auch ohne den Segen seiner Familie mit mir zu leben! Wissen sie, ich kenne diese starken Familienverbindungen auch aus meiner eigenen Sippe! Wüsste mein Vater von Taemin, wäre er sicher auch nicht begeistert, um es etwas untertrieben zu formulieren!“ Lady Lestrade lehnte sich zurück und legte ihre Fingerspitzen aneinander.
„Frau Tyrell, ich möchte ihnen einen Deal vorschlagen. Nichts verwerfliches, keine Angst! Wir brauchen für unsere Mission einen guten Exobiologen. Wir haben bereits alle hier auf Kwangjong-ni angefragt, aber alle haben abgelehnt. Könnten sie sich vorstellen für uns zu arbeiten? Ich garantiere ihnen, dass sie mehr als genug Stoff für 20 Doktorarbeiten sammeln können. Leider wird ihr Engagement mehrere Jahre in Anspruch nehmen.“ dann lächelte sie Amira freundlich an, „Aber ich biete ihnen außer dem Stoff für ihre Doktorarbeit und einer guten Bezahlung noch etwas an, sie werden die gesamte Zeit mit ihrem Freund zusammen sein können, sofern sie das wollen!“


Georg saß die ganze Zeit daneben und beobachtete wie Lady Lestrade geschickt die junge Frau auf ihre Spur brachte. Er konnte sich mittlerweile denken, worauf sie hinaus wollte. Plötzlich wandte sich Mylady an Georg.
„Das können sie doch sicherstellen Herr Oberst, oder?“
„Durchaus Mylady!“ antwortete er und grinste breit. Georg beobachtete Amira Tyrell. Dann stellte diese eine Frage,
„Was haben sie mit meinem Vater besprochen?“ wollte sie wissen.
„Ihr Vater und ich haben uns über ein Besiedelungsprojekt ausgetauscht. Ich will offen zu ihnen sein, aber was sich jetzt sage, darf den Raum nicht verlassen, versprechen sie mir das?“ Amira nickte,
„Sofern es nicht ungesetzlich ist, verspreche ich es ihnen Lady Lestrade.“ sicherte Amira zu.
„Gut, das soll mir genügen, es gibt außerhalb der bekannten Peripherie einen nur uns bekannten Planeten, der sich optimal für eine Besiedelung eignet. Wir wollen dort eine vorgeschobene Basis errichten, um überhaupt unseren Auftrag effektiv durchführen zu können. Aber da die Basis autark sein soll, muss der Planet besiedelt werden. Da kommt ihr Vater ins Spiel! Ihr Vater repräsentiert eine homogene und stabile Gruppe, die sich auch von ihrer Größe her ideal für die Besiedlung eignet. Aber ich denke das wissen sie. Als Exo-Biologin müssen sie sich auch mit der Theorie von Planetenbesiedelungen auseinandersetzen!“ Amira nickte. Nun war sie in ihrem Element.
„Das ist richtig Mylady, unsere Sippen eignen sich sogar perfekt für ein solches Projekt! So etwas habe ich sogar schon vermutet, da ich mitbekommen habe, mit wem mein Vater in der letzten Zeit alles Kontakt aufgenommen hat!“
„Wie ich sehe, sind sie eine intelligente junge Frau!“ stellte Lady Lestrade erfreut fest. „Um ihnen zu zeigen, dass ich es wirklich ernst meine, noch etwas zu dem Planeten. Er wurde vor rund 350 Jahren von einem lyranischen Prospektorenunternehmen entdeckt und durch ein Forscherehepaar fast 20 Jahre eingehend erkundet. Im Zuge der Amaris-Revolte und der Nachfolgekriege ging das Wissen um den Planeten verloren. Der Planet liegt fernab jeglicher bekannter Sprungrouten weit draußen in der Tiefe des Alls. Einen friedlicheren Ort kann man sich nicht vorstellen! Wenn sie mein Angebot annehmen, erhalten sie sofort Zugang zu den Forschungsdaten und werden mit zu dem Planeten reisen!“ Amira schaute die Lady interessiert an, dann sagte die Lady noch etwas,
„Außerdem wird der heutige Vorfall dem Vergessen anheimfallen und Olt. Taemin Lee wird keine Nachteile erleiden, außer, dass er sich mit ihnen ab sofort ein 2 Zimmer-Appartement hier auf dem Campus teilen muss!“ dabei lachte die Lady verschmitzt. „Ich hoffe, das ist ihnen nicht unrecht!“ meinte sie noch.
„Lady Lestrade, ich akzeptiere das Angebot!“ sagte Amira Tyrell strahlend. „Aber darf ich das Gelände denn noch verlassen?“
„Natürlich, aber seien sie gewiss, dass wir alle Teilnehmer an unserer Operation weiterhin überwachen müssen! Jetzt auch sie!“ Dann stand die Lady auf. „Ich denke für heute war das genug. Arbeitsbeginn für sie ist morgen. Sie erhalten aber die Möglichkeit, ihre persönlichen Dinge abzuwickeln. Sie müssen zum Beispiel an der Uni kündigen! Aber hier auf dem Campus sind sie vor den Nachstellungen der Familie Lee sicher!“ versicherte ihr Mylady. Dann wandte sie sich an Georg.
„Bringen sie die junge Dame zu ihrem Freund. Ich denke, die beiden haben einiges zu besprechen!“ dabei grinste sie gönnerhaft.
„Jawohl, Mylady!“ entgegnete Georg und er winkte Amira ihm zu folgen.


Als er mit Amira bei dem Verhörraum ankam, schob er sie in den Raum und winkte alle Anwesenden den Raum zu verlassen. Dann informierte er die Anwesenden über die neue Lage, aber ohne den Planeten zu erwähnen. Lydia Holland konnte sich dies aber selbst zusammenreimen und grinste Georg wissend an.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Mechhangar Lyran Transspace
17.07.3070, 07:00 Uhr (Ortszeit)


Alle Mechkrieger waren in ihren Drillichoveralls angetreten und Julia Mauerer schaute die Reihen entlang. Dann begann sie mit der Übungseinweisung.
„Mechkrieger, wir beginnen nach den Tests der letzten Tage, heute mit der praktischen Ausbildung. Ich verspreche ihnen, es wird so einsatznah wie möglich gestaltet werden! Um sie etwas warm zu machen werden wir heute eine kleine Mech-Manöverübung abhalten. Sie stellen sofort im Anschluss persönliche und technische Gefechtsbereitschaft her! Zeit: 1 Stunde. Danach treten sie mit ihren Mechs in den eingeteilten Lanzen vor den Machhangars an und nehmen Aufstellung vor ihrem Mech. Die eingeteilten Lanzenführer melden mir dann einzeln die Gefechtsbereitschaft ihrer Lanze! Fragen?“ Da sie keine Wortmeldung sah, befahl sie:
„Gefechtsbereitschaft herstellen, Wegtreten!“


Sie blickte nach Links und sah, wie ihre eigene Lanze unter Georgs Führung zum Hangar 1 ging in dem die Mechs der Marderlanze standen. Da sie nicht dabei war bestand die Lanze nur aus 3 Mechkriegern. James Cameron, der als Lanzenführer der 2. Lanze eingeteilt war, war durch Nihara Sangare mit ihrer „SHADOW CAT“ ersetzt worden. Julia grinste in sich hinein, nicht mal ihr Geliebter wusste, was in den nächsten 2 – 3 Tagen auf ihn und den Rest zukommen würde. Da trat Cynthia Liebermann neben sie. Da sie unter sich waren, verlief das Gespräch in der von Bord der „Witch“ gewohnten lockeren Weise.
„Und Georg weiß wirklich nicht Bescheid?“ Cynthia hatte zusammen mit ihr und Frank Hauser die nun kommende Übung erarbeitet. Julia schüttelte den Kopf,
„Ich kann Dienstliches und Privates trennen!“ sagte sie und grinste Cynthia an. „Aber um Georg und Jiao mache ich mir keine Sorgen. Ich hoffe, das Nihara Sangare sauber mitzieht.“
„Das glaube ich schon. Ich habe sie beim Fitness-Test beobachtet. Sie ist in Top-Form und sicher fitter als Georg und Jiao!“ entgegnete Cynthia. „Ich hätte eher bedenken, meinen Partner mit zwei so ausnehmend attraktiven Frauen im Busch alleine zu lassen!“ frotzelte sie.
„Georg ist wohl einer der wenigen Männern, denen ich zutraue der Versuchung auf Dauer widerstehen zu können. Auch deshalb läuft das so gut zwischen uns!“ sagte Julia aus Überzeugung.
„Georg ist schon ein Gückslos!“ grinste Cynthia, „Ich habe bisher nur wenige Vorgesetzte seines Kalibers kennen gelernt!“ Julia schaute auf die Uhr.
„Stehen die Geländewagen bereit?“ fragte sie!
„Jawohl Frau Oberstleutnant. Wie befohlen mit verdunkelten Fenstern!“


Etwa 5 Minuten bevor die Stunde um war marschierten die Mechs gesteuert von ihren Mechkriegern aus den Hangartoren und nahmen Aufstellung. Vor Julia stand nun fast die gesamte geballte Kampfkraft des „Militärischen Unterstützungskommandos“ der „Lyran Transspace“! 22 Battlemechs aufgeteilt in 6 Lanzen, die aber teilweise nur aus 3 Mechs bestanden. Julia wollte bei der nun kommenden Übung die Teamfähigkeit der Krieger und das Führungsvermögen der eingeteilten Lanzenführer auf den Prüfstand stellen. Aber anders, als die Mechkrieger vermuteten! Als der letzte Mech in Linie stand und dessen Pilotin Aufstellung vor dem Mech genommen hat, ging sie zu jeder Lanze und lies sich vom Lanzenführer die Einsatzbereitschaft melden. Auch Georg meldete ihr und wie sie zugeben musste, sehr korrekt! Trotzdem umspielte ein leichtes Lächeln dabei seine Lippen. Denn begann die eigentliche Übung! Sie befahl alle Lanzenführer zur Befehlsausgabe zu sich.


Als sich alle bei ihr gemeldet hatten, begann Julia.
„Lageänderung! Durch zuvor geführte Gefechte sind alle Mechs nicht mehr Einsatzbereit und in feindlichem Gebiet immobilisiert. Alle Mechkrieger haben das Gefecht unverletzt überstanden.
Ihr Auftrag: Sammeln sie ihre Soldatinnen und Soldaten, sie müssen sich zusammen mit ihrer Lanze zu Fuß zu den eigenen Linien durchschlagen. Sie haben nur das Equipment dabei, das sie in ihren Mechs mit sich führen. Auf der Marschstrecke müssen sie mit Feindkontakt rechnen!
Zur Ausführung: In 10 Minuten fahren Fahrzeuge vor, die sie und ihre Lanze zu ihren jeweiligen Startpunkten bringen. Sie erhalten dazu noch die entsprechenden Karten ihres Einsatzgebietes.
Noch eines: Ich wiederhole mich nur ungern, aber sie haben nur das zur Verfügung, was sie bei einem Ausstieg aus ihrem eigenen Mech dabei haben, ist das klar? Keiner verschwindet hier und holt sich noch was aus dem Quartier!“ Dabei schaute sie alle Lanzenführer scharf an. Sie bemerkte aber auch wie Georg breit grinsend auf die teilweise beginnende Panik einiger Kameraden reagierte.
„Noch Fragen?“ Da sie nur Kopfschütteln sah befahl sie dann. „Wegtreten, Übungsbeginn jetzt!“ Alle grüßten sie und traten weg. Nur Georg meldete sich verbal ab.
„Frau Oberstleutnant, Marder-Lanze meldet sich im Infanterie-Modus ab!“ er machte kehrt und sprintete in lockerem Lauf zur Marderlanze.


5 Minuten später standen Georg, Jiao und Nihara in Gefechtsuniform vor ihren Mechs. Georg trug neben seiner großen Automatik-Pistole noch sein BullPup-Sturmgewehr und hatte auf seinem Rücken kürzeres, schwarzes Kampfschwert und einen leichten Rucksack hängen. Seine Füße steckten in Infanterie-Stiefeln und die schwarze Waffenfarbe der Pioniere prangte neben seinem Dienstgradabzeichen.
„Habens sie das gewusst Herr Oberst?“ fragte Nihara Sangare ihren Vorgesetzten. Georg schüttelte den Kopf,
„Nein, aber als ehemaliger Infanterist habe ich die Ausrüstung immer in meinem Mech. Es hat mir schon des Öfteren die Haut gerettet. Aber ich denke, sie beschweren sich jetzt auch nicht mehr, als ich ihnen befohlen habe, ihre persönliche Ausstattung im Mech aufzurüsten.“ Jetzt war es an Nihara breit zu grinsen!
„Punkt für sie!“ meinte sie. Da mischte sich Jiao ins Gespräch.
„Es ist ja nicht so, dass allen Kameraden nicht gesagt wurde, ihre Ausrüstung aufzustocken. Nur wenn ich da rübersehe, dachten wohl ein paar, dass dies nur Spaß war.“ Dabei blickte sie in Richtung der anderen Lanzen.
„Ein Einsatz im Tiefraum erfordert eine gute Vorbereitung.“ stellte Georg trocken fest, „Julias Maßnahme war ist absolut die Richtige! Ich bin immer noch erstaunt, wie sie als Ausbildungsleiterin den Drill-Sergeant gibt! Vor uns stehen anstrengende Tage! Ich hoffe, jeder von euch hat auch seine Notrationen aufgefüllt!“ Die beiden weiblichen Mechkrieger nickten.


Neben der Marderlanze stand in 60 m Abstand die noch unbenannte 2. Lanze. Hptm. James Cameron war ihr als Lanzenführer zugeteilt worden, aber nur er wusste, dass diese Lanze später fest auf Wohlfahrt stationiert werden würde. Er war froh, dass er auf seinen alten Kabinengenossen gehört hatte und seinen Leuten ebenfalls befohlen hatte, die persönliche Ausrüstung aufzuwerten. Schon allein das jeder jetzt gute Marschstiefel in seiner Ausrüstung hatte, war Gold wert!
„Woher wussten sie das Herr Hauptmann?“ fragte in Olt Taemin Lee und zeigte auf seine Stiefel.
„Ein kluger Mann hat mir mal gesagt, dass man auch als Mechkrieger nicht nackt aufs Gefechtsfeld laufen darf!“ grinste James. „Aber was OTL Mauerer für eine Art Übung vorhatte, wusste ich nicht. Was ich sicher weiß ist, das wir uns auf Einsätze im Tiefraum vorbereiten müssen und dort gibt es nichts, was man sich schnell mal organisieren könnte!“ stellte er befriedigt fest und strich dabei über sein kompaktes Sturmgewehr, das er seit seiner Zeit in der Marderlanze in seinem Rüstbehälter im Mech aufbewahrte.
Dann unterzog er seine beiden anderen Lanzenkameraden kurz einer visuellen Kontrolle. Hptm Giulia Mastroponte und Lt. Frederika Svenson standen ebenfalls in Gefechtsoveralls und Infantriestiefeln vor ihm. Beide hatten sich einen kleinen Rucksack mit ihren Vorräten und dem Rest ihrer Ausrüstung über den Rücken geworfen. Mastroponte trug eine große Selbstladepistole und ein Kampfmesser als Seitenwaffe, während Svenson mit einer Maschinenpistole und ebenfalls einem Kampfmesser ausgerüstet war.
„Eines müssen sie mir mal verraten, Herr Hauptmann!“ sprach ihn Giulia Mastroponte an. „Woher haben sie den SBVS-Kühlkombi?“ James sah seine Kameradin an. Diese förmliche Ansprache störte ihn schon die ganze Zeit, das würde er abstellen, sobald die Lanze fest zusammengestellt sein würde. Er grinste sie breit an,
„Gefunden!“ sagte er. „Ein großer Zufall! Aber reden wir von etwas Anderem, unsere Taxis kommen!“ James hatte gerade die Geländewagen entdeckt, die auf sie zufuhren. Kurz darauf hielt eines der Fahrzeuge bei ihnen und Kdt. Frank Hauser stieg aus dem Wagen.
„Hallo James!“ begrüßte er ihn, „Lift in Julias Hölle gefällig?“ James hörte wie Frederika Svenson laut schluckte.


Die Angehörigen der eingeteilten 4. Lanze sammelten sich vor den Mechs, nachdem sie ihre Ausrüstung geholt hatten.
„Was ist das für eine Scheiße!“ schimpfte Kdt. Brian McCullogh. „Wir sind doch keine grünen Rekruten!“ Er stand in seinen Mechstiefeln vor dem Mech. Ein leichter Wartungsoverall bedeckte seinen Körper und trug die Standardausstattung eines jeden Mechkriegers, eine Pistole und ein Kampfmesser.
„Ich hatte sie gewarnt!“ erwiderte KdtHptm. Sigrid Scholz. „Sie hätten die Ausrüstungsempfehlung, die sie bei der Einweisung erhalten haben, ernst nehmen sollen!“
„Hinterher ist man immer schlauer!“ erwiderte McCullogh etwas versöhnlicher, da er wusste, dass sie Recht hatte. OTL Mauerer hatte mehrfach darauf hingewiesen. Sigrid Scholz war überrascht gewesen, das man ihr das Kommando über die 4. Lanze gegeben hatte. Vor allem, das man sie einem der Offiziere der 5. Donegal vorgezogen hatte. Aber sie hatte schon bei der Inspektion durch Oberst Müller, gleich nach der Landung gespürt, dass dies hier kein gewöhnlicher Verband war. Auch OTL Mauerers Auftreten während der letzten Tage hatte ihr Respekt abgenötigt. Selten hatte sie eine so kompetente, harte aber auch faire Vorgesetzte erlebt! Am meisten war sie erstaunt, als sie das Gerücht hörte, das Oberst Müller und OTL Maurer ein Paar waren. Das hätte es in normalen Einheiten nie gegeben! Sie musterte die beiden anderen Mechkrieger. Olt. Sam Neill und Lt. Ksenija Sokolov hatten im Gegensatz zu ihrem erheblich erfahreneren Kameraden die Ausrüstungsempfehlung umgesetzt und standen mit Gefechtsuniform und bewaffnet mit einer Pistole und einem leichten Sturmgewehr vor ihr.
„Wie sieht es mit Wasser und Rationen aus?“ fragte KdtHptm. Scholz ihre Kameraden.
„Essen genug für eine Woche, Wasser 4l.“ teilte ihr die junge Mechkriegerin mit. Sam Neill nickte,
„Genauso!“ Die beiden hatten sich an die Empfehlung für Planeten mit offenem Wasser gehalten.
„Und?“ fragte Scholz McCullogh.
„Essen und Trinken ist immer genug dabei! Eine Woche Notration und 6l Wasser!“ dabei grinste er. Quietschend hielt nun neben ihnen ein Geländewagen und ein Feldwebel stieg aus.
„Frau KdtHptm., ich bin Feldwebel Attila Horvath, ihr Schiedsrichter während dieser Übung. Bitte sitzen sie hinten auf das Fahrzeug auf!“ meldete er. Sigrid Scholz sah sofort, dass der hintere Teil, in den sie einsteigen sollten, komplett abgedunkelt war. Sie sollten nicht sehen, wohin sie gebracht wurden. „Na das kann ja heiter werden!“ dachte sie und befahl ihrer Lanze:
„Aufsitzen!“
Nach dem Losfahren wendete sich der Feldwebel nach hinten.
„Sie sollten lieber schlafen, wir sind ca. 2 Stunden unterwegs. Sie werden ihre Kräfte brauchen!“ empfahl er den Mechkriegern. Seine Worte weckten schlimme Vorahnungen in Köpfen der Mechkrieger.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland – 5. Lanze
17.07.3070, 10:15 Uhr (Ortszeit)


Nach ca. 2 Stunden erreichte der Geländewagen mit der 5. Lanze sein Ziel. 3 Mechkrieger kletterten aus dem hinteren abgedunkelten Bereich heraus. Kdt. Nika Matic schaute sich um. Weit und breit war keine Spur von Zivilisation zu erkennen, nur der Waldweg auf dem sie hergekommen waren lies darauf schließen das sie auf einer bewohnten Welt waren. Neben ihr standen die beiden ihrer Lanze zugewiesenen Mechkrieger, Olt. Lorne Black, einem Ehemaligen der Arcturusgarde, der sich in den letzten Jahren als entrechteter Mechkrieger durchgeschlagen hatte und Lt. Petra Winter, einer blutjungen Mechkriegerin, die sich noch nie in einem echten Kampf beweisen musste, dafür aber sehr gewissenhaft alle Anweisungen befolgte, um ihre mangelnde Erfahrung auszugleichen. Sie alle trugen Infanteriestiefel und Felduniformen, waren aber nur leicht bewaffnet. Dafür hatten sie alle ihre vollständigen Satz Notrationen und genug Wasser dabei. Nika Matic war sich sicher, das Verpflegung und Bekleidung auf dieser Durchschlageübung wichtiger waren als Waffen! Dann kletterte ihr Schiedsrichter aus dem Geländewagen und winkte die Lanzenführerin zu sich.
„Frau Kdt. Matic, Befehlsausgabe!“ verkündete er und breitete auf der Motorhaube eine Karte des Geländes aus. Der Mann hatte sich vorher als Stabsfeldwebel Sascha Knappe vorgestellt und seine Waffenfarbe wies ihn als Angehörigen der Aufklärungstruppe aus, wahrscheinlich ein Fernspäher, wenn sie den Rest seiner Abzeichen richtig interpretierte.
„Sie befinden sich exakt hier!“ dabei zeigte er auf einen Punkt der Karte und markierte diesen mit einem Kreuz. „Sie müssen mit ihrer Lanze nach dort!“ dabei markierte er mit dem Stift das Ziel. „Zeit dieses Ziel zu erreichen sind 48 Std., d.h. sie müssen bis 191030Zjul70 dort eintreffen. Im gesamten Gebiet sind feindliche Patrouillen unterwegs. Kennwort am Sammelpunt lautet „Silber“-„Rücken“.“ Der Unteroffizier beendete seine Ausführungen uns schaute sie an. Dann wiederholte Kdt. Matic die erhaltenen Informationen. Als sie geendet hatte, ergänzte der Stabsfeldwebel noch
„Ich werde sie auf dem ganzen Weg begleiten, aber nicht eingreifen und auch keine Fragen beantworten.“ Nika nickte zum Zeichen das sie verstanden hatte. Dann griff der StFw in seine Tasche und holte etwas heraus, das wie ein Kompass aussah.
„Kwangjong-ni hat ein stabiles Magnetfeld, OTL Mauer lässt ihnen deshalb zusätzlich zur Karte auch einen Kompass zur groben Orientierung überreichen. Frau Kdt. Befehlsausgabe beendet. Viel Glück!“ Er übergab ihr Karte, Kompass und den Stift, dann holte er seinen Gefechtsrucksack aus dem Fahrzeug, klopfte auf die Motorhaube und der Fahrer fuhr davon. Nika Matic schaute den StFw noch kurz an, doch dieser grinste nur, machte eine Geste als würde er seinen Mund mit einem Reißverschluss schließen und nickte ihr zu. Die Übung begann!


Nika Matic winkte ihre Lanzenkameraden zu sich und ging mit ihnen in eine kleine Mulde im Gelände, legte die Karte zwischen ihnen auf den Boden und richtete sie mit dem Kompass nach Norden aus. Dann wies sie die beiden Kameraden in die Lage ein, nannte ihnen das Kennwort und diskutierte mit beiden noch kurz den Weg, den sie anhand der Karte am besten nehmen sollten.
„Zwischen uns und dem Ziel liegen Luftlinie 60 km, d.h. wir müssen zügig vorankommen, sonst schaffen wir es nicht! Es sind aber feindliche Patrouillen unterwegs, deshalb sollten wir uns möglichst nicht auf, sondern neben den Wegen bewegen. Fragen?“ Beide schüttelten den Kopf. „Gut, dann Abmarsch, ich gehe voran, Winter, sie gehen an 2. Stelle und Black sie bilden das Ende. Abstand zwischen uns 20 m. Klar? Dann los!“ Nika packte die Karte ein erhob sich und bewegte sich 20 m seitlich parallel zum Waldweg der laut Karte ungefähr 4 km in die richtige Richtung ging. Zum Glück war der Wald licht, so dass sie hier gut vorankamen. Der StFw folgte 20 m nach Olt. Black. Was er bis jetzt gesehen hatte war sehr zufriedenstellend.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland – 3. Lanze
17.07.3070, 12:05 Uhr (Ortszeit)


Kdt. Hans Reuter hob die Hand und seine Lanze ging mit ihm in die Hocke. Er hatte ein Geräusch vernommen, das hier nicht her gehörte. Das Geräusch wurde immer lauter und er identifizierte es als Geländewagen. Sofort gab er Zeichen vom Weg zu verschwinden und Deckung zu suchen. Er robbte unter einen großen Busch und konnte gerade noch so die Straße erkennen. Kurz darauf passierte sie ein tarnfarben gestrichener Geländewagen und fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Reuter wartete bis er nichts mehr hörte, dann erhob er sich langsam und suchte seine Lanzenkameraden. Als sie sich entdeckt hatten, gab er Zeichen zum Sammeln und alle hockten sich in einem Kreis zusammen. Der Lanzenführer breitete die Karte aus.
„Wir sind jetzt 2 Stunden unterwegs, anhand der Zeit und der Karte müssten wir jetzt hier sein.“ dabei deutete er auf einen Punkt der ca. 7 km von ihrem Startpunkt entfernt war. Hinter Reuter stand der Schiedsrichter und verfolgte die Besprechung.
„Am besten gehen wir hier lang, quer durchs Gelände nach Kompass. In ca. 1,5 Stunden werden wir eine kleine Straße erreichen. Dort können wir uns wieder orientieren. Entlang des Weges weiterzugehen ist zu gefährlich. Die Gefahr erwischt zu werden ist zu groß!“ Er schaute seine Kameraden an. Hptm. Slavko Vucic kannte er noch von der Donegal Garde, er war aber in einer anderen Kompanie gewesen. Hptm. Freder Holm dagegen war Söldner, zwar hatte er auch in den LAS gedient, das lag aber schon eine Weile zurück. Reuter verfluchte, den Umstand, dass er seine persönliche Ausstattung nicht aufgewertet hatte, er und Slavko marschierten mit ihren steifen Mechstiefeln durch das Gelände und waren dabei sich Blasen zu laufen, während der Söldner mit seinen bequemen Infanteriestiefeln keine Probleme hatte.
„Das würde ich nicht empfehlen!“ erhob Freder Holm seine Stimme. „Mein Vorschlag wäre es, parallel zur Straße im Wald zu marschieren. Die Strecke wird damit nicht wesentlich länger. Wenn wir uns aber verlaufen, haben wir ein dickes Problem. Hier gibt es kaum eindeutige Landmarken zu unserer Orientierung!“ Reuter schaute den Kameraden an. Sein Vorschlag war gut!
„Das ist ein guter Vorschlag. So machen wir das! Jeder trinkt noch einen Schluck, dann geht es weiter!“ legte er fest. Ein paar Minuten später brachen sie auf. Holm bildete den Schluss und sicherte den Trupp nach hinten.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland, Marder-Lanze
17.07.3070, 14:30 Uhr (Ortszeit)


Nach 4 Stunden Marsch gab Georg Zeichen, das sich seine Lanze zwischen ein paar Bäumen sammelte, die ihnen genug Deckung gaben.
„So, halbe Stunde Pause!“ ordnete er an. Er öffnete seien Rucksack und holte einen Notrationswürfel heraus. Er wischte kurz mit den Stiefeln über den Boden, dann setzte er sich mit dem Würfel und seiner kleinen Trinkflasche.
„Und noch fit?“ fragte er.
„Keine Probleme!“ sagte die schwarze Mechkriegerin und entblößte ihre schneeweisen Zähne während sie sich auch setzte.
„Oh, meine Füße tun mir weh!“ stöhnte Jiao, „Ich war zu lange im All!“
„Glaub mir, mir geht’s auch nicht besser!“ sagte Georg. Dann wandte er sich an Nihara. „Ich schlage vor wir lassen die Förmlichkeiten ab sofort weg wenn wir unter uns sind, ich bin Georg. Wenn wir dann im All unterwegs sind, ist das sowieso obsolet!“
Die Mechkriegerin nickte,
„Gerne, Jiao hat mich ja schon aufgeklärt, wie das bei Tiefraumoperationen an Bord läuft.“ meinte sie mit einem Grinsen. In Georg keimte ein schlimmer Verdacht auf, vertiefte es aber nicht, das war weder die Zeit noch der Ort! Immer wieder musterten sie abwechselnd die Umgebung, da man nie sicher sein konnte.
„Laut Karte haben wir bis jetzt ungefähr 14 km hinter uns. Wir haben jetzt noch ca. 6 Stunden Tageslicht!“ stellte Georg am Ende der Pause fest. „Wir könnten noch, wenn wir uns ranhalten 15 - 20 km schaffen!“
„Dann hätten wir ja schon fast die Hälfte!“ stellte Jiao fest.
„Leider nein!“ erwiderte Georg und breitete die Karte zwischen ihnen aus. „So wie ich das sehe müssen wir einen Umweg machen. Hier direkt auf der geraden Strecke nach Osten liegt eine Schlucht und wenn ich das Kartenlesen nicht ganz verlernt habe, kommen wir ohne Seil da nicht runter und wieder rauf. Es gibt eine Abbruchkante und es geht ca. 100m in die Tiefe. Wir können die Schlucht Nördlich oder Südlich umgehen. Im Norden fällt der Bach in einem Wasserfall in die Schlucht und markiert damit auch den Anfang der Schlucht, oder Südlich, dort fällt die Ebene auf das Niveau des Bodens der Schlucht ab. Nach Norden sind es 10 km, nach Süden 15 km. Aber wir können sicher sein, das dort Patroullien sind. D.h. wir müssen noch weiter um diese zu umgehen!“ Nihara Sangare studierte die Karte.
„Ich schlage vor die Schlucht nördlich zu umgehen Dort ist durchgehend Wald, während im Süden das Gelände offener wird. Im Wald kommen wir zwar langsamer voran, aber es ist sicherer!“
„Jiao?“ fragte Orca. Diese nickte.
„Ich stimme Nihara zu.“ sagte sie.
„Ich sehe das genauso!“ bestätigte Georg. „Dann nach Norden!“
16.07.2022 18:49 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Kapitel 2 - Teil 2

System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland – 4. Lanze
17.07.3070, 18:10 Uhr (Ortszeit)


Sigrid Scholz hob die Hand und gab das Zeichen zum Anhalten. Sorgfältig schaute sie sich um. Laut Karte müssten sie bald den Rand des Waldes erreichen. Weiter vorne wurde der Wald lichter. Sie winkte Olt. Neill zu sich und beorderte ihn zur Erkundung voraus. Den Rest der Lanze ließ sie abhocken und warten. Es war nichts Ungewöhnliches zu Hören. Sie hatte nach einer Auswertung der Karte sich vor 3 Stunden dazu entschlossen den Grabenbruch, der laut Karte auf den direkten Weg versperrte, südlich zu umgehen. 15 Minuten später kam Neill geduckt wieder zurück und kniete sich neben die Lanzenführerin.
„Ca. 400 m weiter geht der Wald in Buschland über. Das Tal scheint sehr flach zu sein und ist hier ca. 3 - 4 km breit bis zum Waldrand auf der anderen Seite. Ich bin ca. 400 m durch die Büsche vorgegangen, konnte zwar nichts sehen, aber entfernt leise Motorengeräusche gehört. Ich nehme an, das auf der Talebene Streifen unterwegs sind!“ meldete er.
„Wie hoch sind die Büsche?“ fragte Kdt.Hptm Scholz.
„Zwischen 1 m und 1,20 m.“ kam die Antwort. Sigrid Scholz überlegte. Die Strecke war nicht weit, aber sie mussten unbemerkt das Tal mit seinem offeneren Gelände durchqueren! Da sie davon ausging, dass die Streifen Nachtsichtgeräte benutzten, brachte die Dunkelheit ihnen kaum Vorteile. Sie erinnerte sich an die letzte Nacht in der Anlage von „Lyran Transspace“. Sie hatte nicht schlafen können und war vor den Unterkunftsblock gegangen. Kein Mond stand am Himmel und die Nacht war rabenschwarz. Sie würden hier wahrscheinlich nicht einmal die Hand vor Augen sehen!


Sie winkte den beiden anderen Lanzenkameraden und sie sammelten sich bei ihr. Ihr Schiedsrichter kam ebenfalls und hockte sich hinter ihr ab.
„400m voraus endet der Wald. Dort sind wahrscheinlich Streifen unterwegs. Danach kommt Buschland mit niedrigen Büschen. Die andere Waldseite ist ca. 3000 auf der andere Seite des Tales. Wir machen jetzt eine Stunde Rast, dann durchqueren wir das Tal in der Dämmerung und wenn alles klappt sind wir vor Anbruch der Dunkelheit auf der anderen Seite. Fragen?“
„Wie kommen wir über den Fluss?“ fragte McCullogh.
„Das müssen wir vor Ort entscheiden. Ich schätze, das dort auch die Streifen unterwegs sind!“ antwortete die Lanzenführerin. Weitere Fragen?“ sie blickte jedes Teammitglied an. Alle schüttelten den Kopf.
„Gut, Pause! Lt. Sokolow, sie halten die nächsten 15 Minuten Wache, danach ich, dann McCullogh dann Neill. Klar?“ Wieder nickten alle. „Ausführung!“ sagte Sigrid Scholz leise.


Eine Stunde später sammelte sie ihre Lanze und gemeinsam gingen sie bis an den Waldrand vor. Sie machte eine kurze Befehlsausgabe und dann gingen sie vorsichtig in gebückter Haltung weiter, immer darauf bedacht nicht über die Büsche hinauszuragen. Sie kamen gut voran. Nach gut 1 km hörten sie vor sich das Rauschen eines fliesenden Gewässers und nach weiteren 300 m hörten die Büsche abrupt auf. Sigrid Scholz ließ ihre Lanze anhalten und in Deckung gehen. Keine 60 m vor sich sah sie ein schmales langsam fliesendes Flüsschen. Sie gab Zeichen, das sie selbst zur Erkundung vorgehen würde, ging auf den Boden und kroch langsam in Richtung des Gewässers, nachdem sie ihren Rucksack noch einmal fest gezurrt hatte. Sie hielt Ausschau nach links und rechts und spähte auch nach oben. Sie sah und hörte aber nichts. Dann erreichte sie den Fluss. Soweit sie es sah, war der Fluss flach genug, so dass sie diesen hier durchwaten konnten. Schnell robbte sie zurück und holte ihre Lanze nach. Sie legte fest, dass die Lanze paarweise das Gewässer überwinden sollte und die anderen beiden solange die Umgebung überwachten und sicherten. Am Ufer angekommen wartete Sigrid, bis ihre gesamte Lanze auf einer Höhe war, dann gab sie das Kommando, McCullogh und Sokolow sprangen auf, stürzten durch den Fluss und waren nach kurzer Zeit in den Büschen auf der anderen Seite verschwunden. Sigrid wartete 5 Minuten, aber nichts rührte sich, dann gab sie Zeichen und Neill sprang mit ihr auf und durchquerten den Fluss ebenfalls. Kurz darauf erreichten sie die Büsche und gingen wieder in Stellung. McCullogh nahm Kontakt zu ihr auf und meldete ihr, das alles in Ordnung war. Dann setzten sie ihren Weg fort, während ihr Schiedsrichter ihnen langsam folgte.


Nach 500 m gab der Schiedsrichter plötzlich ein Kommando,
„Übungsunterbrechung! Sammeln!“ rief er laut und vernehmlich. Sofort sammelte sich die 4. Lanze beim Schiedsrichter. Währenddessen wurde ein Brummen in der Luft immer lauter und eine Lastendrohne landete 10 m entfernt zwischen den Büschen.
„Einlage!“ gab Fw. Horvath bekannt. „Sie wurden bei der Überquerung des Flusses aufgeklärt und eine feindliche Patrouille nähert sich. Die Einlage endet wenn eine der folgenden Optionen eintritt:
- Sie erreichen den Wald und dringen 500m in den Wald vor,
- Sie bekämpfen die gegnerische Patrouille und besiegen sie
- Sie werden vom Feind gefangen genommen oder ausgeschaltet
Haben sie das Verstanden!“ fragte er scharf.
„Jawohl, Verstanden!“ entgegnete Sigrid Scholz.
„Damit sie auch ein Feuergefecht führen können, sind in der Lastendrohne Kamfsim-Detektoren und entsprechende Sender für ihre Waffen. Sie legen ihre gesamte scharfe Munition, auch die Sicherungsmunition in die Drohne. Wir wollen hier keine Unfälle erleben. Sie haben jetzt 10 Minuten die Detektoren anzuziehen und ihre Waffen umzurüsten. Los!“


Die Lanze ging begleitet von ihrem SchiRi Fw. Horvath zur Drohne und er öffnete die Kiste, die die Drohne abgestellt hatte. Auf der Kiste stand deutlich: „LANZE 04“ und die Kiste hatte 4 Fächer, für jeden der Lanze eines, das namentlich markiert war. Sofort schlüpften alle in die Detektor-Westen und setzten die beigefügte Mütze auf. Dann brachten sie die Sender an ihren Waffen an. Der Feldwebel ließ jeden einmal die Funktionsfähigkeit der Ausrüstung prüfen, dann führte er sie wieder an den Punkt, an dem sie sich gesammelt hatten.
„Fortsetzung der Übung jetzt!“ befahl er und gab ein Signal an die OpForce. Plötzlich erstrahlte eine rote Leuchtkugel über ihnen die südlich von ihnen abgeschossen worden war. Da gab der Feldwebel noch einen Tipp,
„Denken sie daran, sie wissen weder wie stark der Feind ist, noch ob er aus einer oder mehreren Richtungen auf sie vorrückt! Seien sie auf der Hut! Los geht’s!“
Die Worte des Feldwebels wirkten wie eine kalte Dusche auf Sigrid. Sie hatte angenommen, der Feind würde aus der Richtung kommen, aus der die Leuchtkugel abgeschossen worden war. Jetzt gab es nur eines, so schnell wie möglich den Waldrand erreichen!
„Leute, wir gehen geduckt so schnell als möglich in Richtung Waldrand. McCullogh, sie sind mit ihren Stiefeln der langsamste, sie gehen voraus und sichern nach vorne, Neill als 2., Sicherung nach links, Sokolow als 3., Sicherung nach rechts, ich gehe am Ende und sichere nach hinten. Abstand zwischen uns 6 – maximal 10 m. Last den Kopf unten und wir müssen zusammenbleiben! McCullogh, los!“
McCullogh stürmte sofort los und Neill folgte ihm, dann sprintete Sokolow hinterher und Sigrid bildete den Schluss. Immer wieder beobachtete sie nach hinten, musste aber auch schauen das sie dran blieb. Sie stellte aber bald fest, das McCullogh zwar ein Brummbär war, der seinen Veteranenstatus immer raushängen lies, aber hier bewies er, das er genau wusste was zu tun war. Er rückte immer Sprungweise vor und hielt dann an, um zu Beobachten und dem Rest der Lanze die Chance zum Aufschließen zu geben. Fw. Horvath war beeindruckt von der infanteristischen Leistung der Lanze und der Führungsleistung von KdtHptm. Scholz. Das hätte er den Jockeys nicht zugetraut.


Als sie noch 400 m vom Waldrand entfernt waren, detonierten um die Lanze herum plötzlich Simulationsgranaten, doch bei keinem der Lanze sprach die Detektorausrüstung an. McCullogh spähte nach vorn und sah eine Bewegung. Er riss seine Pistole hoch doch das Ziel war zu weit entfernt für seine Waffe. Innerlich fluchte er, das er nur eine Pistole hatte und duckte sich noch tiefer. Er winkte Sam Neill, damit er zu ihm aufschloss. Als er neben ihm war. Gab er ihm eine Zielansprache.
„Feind voraus, ca. 80 m. Zu weit weg für meine Pistole. Gib mir Deckung ich versuche näher ran zu kommen und gebe Signal, wenn ihr nachkommen sollt.“ McCullogh legte sich auf den Boden und robbte nach vorne, während Neill sicherte. Mittlerweile hatten Sokolow und Sigrid Scholz aufgeschlossen und beobachteten ebenfalls, sicherten aber auch in die anderen Richtungen. Voraus sahen sie plötzlich McCulloghs Taschenlampe in ihre Richtung blitzen und sie folgten ihm alle in tiefster Gangart, so leise wie es ihnen möglich war. Plötzlich zerrissen 2 Schuß die Ruhe der Dämmerung. Neill sprang auf und sprintete 20 m in die Richtung des Schusses und ging wieder in Deckung. Seine Lanzenkameraden taten es ihm gleich. Keine 15 m vor ihm blinkte ihm McCullogh mit der Taschenlampe entgegen und Neill rückte vor. Als er ihn erreichte hockte er neben 2 Schützen der OpForce, deren Detektorjacken rot blinkten. Beide waren ausgeschaltet.
„Hey, bist du John J. Rambo persönlich?“ fragte Neill den Veteranen.
„Der ist bei mir in die Lehre gegangen!“ grinste dieser und tätschelte ein erbeutetes Sturmgewehr. „Aber machen wir das wir hier wegkommen, das bleibt sicher nicht unbemerkt!“ Mittlerweile war Sigrid Scholz ebenfalls aufgerückt und sah was McCullogh fertig gebracht hatte. Sie nickte anerkennend,
„Auf wir müssen schnell weiter in 300 Metern beginnt der Wald und dann haben wir es gleich geschafft! Aber Vorsichtig! Die letzten Meter sind die gefährlichsten!“ ermahnte sie ihre Lanze. Aber sie drangen kurz darauf in den Wald ein und erreichten unbehelligt die Ziellinie.


„Übungsunterbrechung!“ rief Fw. Attila Horvath. Dann lies er alle wieder die Detektorausrüstung und die Sender von den Waffen ablegen. Während die Lanze wieder ihre normale Ausrüstung herstellte, winkte der Feldwebel KdtHptm. Scholz zur Seite.
„Es steht mir zwar nicht zu, jetzt schon eine Bewertung abzugeben, aber ihre Lanze und sie haben die Einlage mit Bravour gemeistert, auch wenn ich den Stunt von Kdt. McCullogh kritisch sehe. Das hätte auch ins Auge gehen können. Bei der OpForce sind auch Fernspäher dabei. Wenn er an die geraten wäre, hätten sie ihn zu Hackfleisch verarbeitet. Aber der Erfolg gab ihm schließlich Recht!“ Sigrid war stolz auf das Lob des Infanteristen! Auch wenn er nur ein Feldwebel war, hatte er doch sicher mehr Ahnung vom infanteristischen Kampf als sie je haben würde! Als ihre Lanze fertig zum Abmarsch war, schätze sie, das sie noch für ca. 30 min. genug Licht hatten, dann müssten sie für die Nacht rasten. Sie ging wieder voran und ihre Lanze folgte ihr. McCullogh grinste und tätschelte sein neues Spielzeug. Das würde er nicht mehr hergeben!




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland – Bewegliche Befehlsstelle Übungsleitung
17.07.3070, 19:55 Uhr (Ortszeit)


„Lanze 4 hat das Tal südlich des Einschnitts erfolgreich überquert.“ meldete der Unteroffizier an OTL Mauerer. „Sie haben dabei 2 Mann der OpForce ausgeschaltet.“
„Wie bitte?“ fragte Julia und grinste insgeheim in sich hinein.
„Sie wurden von einem der Mechkrieger auf ihrem Posten überrascht und er hat sie aus nächster Nähe mit seiner Pistole erledigt!“ Julia lachte gerade heraus,
„Was hat er? Sich angeschlichen und die beiden ausgeschaltet, mit einer Pistole?“
„Das ist korrekt Frau Oberstleutnant! Außerdem hat der Mechkrieger eines der Sturmgewehre an sich genommen.“ Julia schüttelte den Kopf.
„Wissen sie wer das war?“ Der Unteroffizier schaute kurz auf die Meldung.
„Kdt. Brian McCullogh, Frau Oberstleutnant!“ Julia nickte, alte Hasen sollte man nie unterschätzen! Sie schaute durch die Tür der beweglichen Befehlsstelle mit der sie unterwegs war nach draußen. Bald würde es Nacht sein und sie war schon gespannt, welche Lanze als erste am Ziel ankommen und ob es alle schaffen würden.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland, 6. Lanze
17.07.3070, 20:30 Uhr (Ortszeit)


KdtHptm David Odenwald hob die Hand und lies seine Lanze anhalten.
„Wir übernachten hier!“ ordnete er an. Vor einer ¾ Stunde hatten sie es gerade so aus der Kampfzone geschafft. Dabei war Hptm. Ghia verletzt worden. Die Detektor-Ausrüstung hatte erkannt, dass sein Bein im Feuergefecht getroffen worden war und dies entsprechend angezeigt. Zum Glück war Olt. Aurelian bei ihm und konnte ihn sofort verarzten, denn der Schiedsrichter legte fest, dass es sich um eine stark blutende Fleischwunde handelte. Er achtete auch die ganze Zeit darauf, dass sich der Hauptmann auch entsprechend seiner Übungsverletzung verhielt. Als sie die Gefechtszone verlassen hatten, musste Odenwald eine Trage bauen lassen, da sonst ein weiteres Fortkommen unmöglich war. Hätte nicht Aurelian eine kleine Notfallsägeschnur dabei gehabt, hätte das zurechtstutzen der notwendigen Äste noch viel länger gedauert. Odenwald war überhaupt nicht zufrieden mit sich, da er die Einlage zu leicht genommen hatte, nun musste seine ganze Lanze unter seiner nachlässigen Entscheidung leiden. Sie waren zwar schnell vorangekommen, hatten aber den Grabenbruch nur knapp nördlich des Wasserfalls umgangen und waren prompt einer starken Patrouille der Op-Force fast in die Arme gelaufen. Hätte die an der Spitze gehende Hptm. Agnes Pasternak diese nicht rechtzeitig bemerkt, wäre für seine Lanze die Übung schon zu Ende gewesen. Er ließ nun seine Lanze sammeln und gab die Befehle für die Nacht.
„Wir bleiben hier bis der Morgen anbricht. Das wird voraussichtlich um 0500 morgen Früh sein. In dieser Dunkelheit können wir unmöglich weitermarschieren. Wir lösen uns alle 2 Stunden bei der Wache ab. Ghia, sie sind davon ausgenommen. In diesem Zustand könnten sie im Ernstfall keine Wache halten. Ich übernehme die erste Wache bis 23:00 Uhr, dann Pasternak bis 0100 und Aurelian bis 0300, dann wieder ich. Aurelian kontrollieren sie nochmal den Verband bei Ghia. Fragen?“ alle schüttelten den Kopf. „Hptm Pasternak, auf ein Wort bitte.“ bat er dann noch und zog sich mit ihr 10 m von den anderen zurück.
„Was gibt es?“ flüsterte die Offizierin.
„Ich wollte mich bei dir bedanken. Hättet du die Patrouille nicht entdeckt, wäre die Übung für uns vorbei gewesen.“ sagte Odenwald zerknirscht. Pasternak grinste,
„Jeder muss seine Aufgabe erfüllen wo er steht. Du hättest die Sache ernster nehmen müssen. Mit OTL Mauerer als Ausbildungsleiterin gibt es keine Spaziergänge!“ erwiderte Agnes. „Du steckst hier nicht in deinem „VICTOR“!“
„Du hast ja Recht.“ David schaute seine Kameradin an, die er bereits mehrere Jahre kannte und schon lange mit ihr eng befreundet war. „Also los jetzt, hau dich hin. Morgen haben wir noch 35 km vor uns. Das wird zwar nicht leicht mit einer Trage, aber wir schaffen das!“ Agnes nickte.
„Pass gut auf uns auf David!“ sagte sie, „Ich zähl auf dich!“ Dann verschwand sie zu den anderen und David nahm seinen Wachgang auf. Alle paar Meter beobachtete er die Umgebung, um dann leise weiter den Rastplatz der Lanze zu umrunden. Ihr Schiedsrichter hatte sich auch schlafen gelegt, was ihn aber nicht im Geringsten beruhigte. Lieber blieb er wachsam. Einen weiteren Fehler wollte er sich nicht mehr erlauben!




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland, 2. Lanze
18.07.3070, 07:10 Uhr (Ortszeit)


Seit 2 Stunden waren sie nach der Nachtruhe wieder unterwegs. Zurzeit bildete Olt. Taemin Lee die Spitze und 8 m hinter ihm bewegte sich Hptm. James Cameron, der dabei nach links sicherte durch den Wald. Die Gefechtseinlage gestern am Flussübergang hatten sie problemlos bewältigt und waren ohne Feindkontakt durch die feindliche Patrouille geschlüpft. James war sehr stolz auf die Leistung seiner Lanze, zumal sie mit Kdt. Frank Hauser ein sehr kompetenter Schiedsrichter begleitete! Laut Karte musste unmittelbar vor ihnen eine Straße quer zu ihrer Marschrichtung verlaufen. Unmittelbar hinter ihm lief Hptm Mastroponte und den Schluss bildete Olt. Frederika Svenson. James lies alle Stunde die Positionen tauschen, damit sich keine Routine einschliff. Er kannte schließlich OTL. Julia Mauerer gut genug, das er ihr auf dieser Übung jede Überraschung zutraute. Plötzlich hob Taemin Lee die Hand und hockte ab. James gab das Zeichen weiter und schloss vorsichtig zu dem jungen Oberleutnant auf. Als er neben ihm war, erstattete dieser unaufgefordert Meldung,
„Ca. 60 m voraus ist die Straße!“ flüsterte er. „Ich höre leise ein Motorengeräusch, als wenn hier in der Nähe ein Geländewagen mit laufendem Motor stehen würde!“ James nickte und hörte ebenfalls angestrengt nach Geräuschen, dann nahm er das leise Brummen links von ihnen ebenfalls wahr.
„Dann warten wir hier, bis der Wagen wieder wegfährt!“ legte James fest. „Ich bleibe hier, holen sie die beiden anderen nach vorn, damit wir auf derselben Höhe sind und uns direkt sehen können!“ ordnete er an. Taemin übergab ihm den Kompass und die Karte und verschwand leise nach hinten. Kurz darauf bezog seine Lanze links und rechts von ihm Stellung und beobachteten still das Gelände. Die Zeit wurde immer länger, aber nach rund einer Stunde heulte der Motor auf und das Fahrzeug passierte ihre Stellung vor ihnen von links nach rechts und fuhr in südlicher Richtung davon. James wartete noch 10 Minuten dann gab er Zeichen und die Lanze rückte in Linie zu Straße vor. Kurz vor dem Waldrand blieb James stehen, spähte nach links und rechts und befahl dann mit Handzeichen, das alle gleichzeitig die Straße überqueren sollten. Er ballte die Faust und zog sie 2 x nach unten und sprintete los. Wenige Sekunden später war die komplette Lanze im gegenüberliegenden Wald verschwunden und marschierte in Reihe weiter. Diesmal ging Olt Svenson an der Spitze. Sie hatten noch ca. 27 km Weg vor sich.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland, 6. Lanze
18.07.3070, 08:30 Uhr (Ortszeit)


David Odenwald ging an der Spitze seiner Lanze. Da sie Ghia auf einer Trage transportieren mussten, kamen sie nur langsam voran. David wechselte die Träger regelmäßig durch so das niemand länger als 30 min an der Trage war. In 5 Minuten würde er Agnes ablösen, die dann die Spitze übernahm. Laut Karte hatten sie noch 26 km. Aber auch knapp mehr als einen Tag Zeit. Selbst wenn sie nur 2 oder 3 km pro Stunde schaffen, würden sie noch pünktlich ankommen. Vorausgesetzt es kamen keine Überraschungen mehr. 25 m rechts von ihnen verlief ein Feldweg, der hier in Richtung des Sammelpunktes ging. Wenn die Karte stimmte, bog der Weg in ca. 500 m nach Norden ab und weit und breit war kein anderer Weg der in die richtige Richtung verlief zu entdecken! Laut Karte sah alles gleich aus und egal wohin sie sich wenden würden, überall war lichter Wald so wie hier.


Hptm. Agnes Pasternak hatte zum wiederholten Mal die Führung. Dadurch dass KdtHptm. David Odenwald regelmäßig bei der Trage durchwechseln ließ, kamen sie gut voran ohne zu sehr an ihren Kräften zu zehren. Agnes schaute auf die Uhr, es war mittlerweile kurz vor Mittag und hatten seit dem Morgen rund 15 km zurückgelegt. Der Sammelpunkt war nur noch 12 km entfernt. Wenn alles gut lief, würden sie am Abend dort eintreffen! Sie hob die Hand und hockte sich ab, Zeit für eine längere Pause! Nachdem sie nochmal rundum alles beobachtet hatte und nichts bemerkte huschte sie zu ihren Lanzenkameraden.
„Noch ca. 12 km bis zum Sammelpunkt. Vorschlag, 1 Std Rast!“ sagte sie zu David, dieser nickte.
„Ok, dann 1 Stunde Rast.“ Er wies dann jedem der einsatzbereiten Mechkrieger seiner Lanze noch einen Beobachtungsbereich zu dann holte jeder seine Ration heraus und begann zu Essen während er seinen Bereich beobachtete.


Gerade als sie aufbrechen wollten rief der Schiedsrichter:
„Einlage! Der Lanzenführer KdtHptm. Odenwald wurde schwer verletzt und ist mit einer Kopfverletzung durch einen Sturz nicht mehr ansprechbar. Erstversorgung durchgeführt, er muss aber innerhalb von längstens 4 Std zum Truppenverbandsplatz am Sammelpunkt gebracht werden, sonst wird er es nicht schaffen! Übungsende ist, wenn der Lanzenführer am Verbandsplatz eingeliefert wurde und es wird kein Stück der Ausrüstung zurückgelassen!“ Dann grinste er, „Hptm. Ghia, sie sind das Opfer einer Spontanheilung. Sie sind ab sofort wieder voll einsatzbereit! Alle Verstanden?“ Alle nickten bestätigend.
„Ausführung!“ bellte der Schiedsrichter und trat wieder zurück um die Maßnahmen zu beobachten, die die Lanze jetzt ergreifen musste.


David Odenwald setzte sie ohne ein weiteres Wort zu verlieren hin. Hptm. Pasternak war seine Stellvertreterin, also musste sie nun die Lanze führen!
„Alles hört auf mein Kommando!“ sagte Hptm. Agnes Pasternak. „Aurelian, Ghia, packt den KdtHptm auf die Trage und zurrt ihn fest. Seine Ausrüstung legt ihr zwischen seine Beine!“ Sie beide tragen ihn die nächsten 15 Minuten, dann wechseln wir durch! Wir müssen schnell sein, aber dürfen unsere Sicherheit nicht vernachlässigen, also aufgepasst! Los geht’s!“ Die beiden angesprochenen zogen Odenwald den Rucksack aus und legten ihn anstatt Salvatore Ghia auf die Trage und schnallten ihn und seine Ausrüstung fest. Währenddessen sicherte Agnes die Lanze.
„Wir sind so weit!“ meldete Aurelian, der vorne an die Trage trat. Agnes schaute nochmal über den Rastplatz, es lag nichts mehr von ihnen herum.
„Trage aufnehmen und mir folgen!“ befahl sie.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland, 5. Lanze
18.07.3070, 13:45 Uhr (Ortszeit)


Die 5. Lanze ging gerade im Wald vor, laut Karte schätzte Nika das sie noch ca. 8 km bis zum Sammelpunkt hatten, als der Schiedsrichter plötzlich laut ein Kommando gab,
„Einlage! Kdt. Matic ist gestürzt, hat sich eine schwere Kopfverletzung zugezogen und ist bewusstlos! Erstversorgung abgeschlossen. Die Verletzte muss innerhalb von 3 Std zum Truppenverbandplatz am Sammelpunkt gebracht werden, da sie sonst nicht gerettet werden kann. Nach Einlieferung der Verletzten ist Übungsende. Es dürfen keine Ausrüstungsgegenstände zurückgelassen werden! Verstanden?“ er schaute sich um. Alle bestätigten.
„Auf gehts!“


Schlagartig wurde Lorne Black bewusst, dass er nun die Verantwortung für die Lanze hatte!
„Lt. Winter, wir müssen so schnell wie möglich eine Trage bauen, wir brauchen 2 Stangen mit ca. 2,30 m Länge. Beide schauten sich um und fanden schnell 2 passende Bäume. Lorne sägte beide mit dem Sägerücken seines Kampfmessers ab und entastete diese. Dann zog er seine Feldjacke aus und Petra Winter zog der Lanzenführerin und sich ebenfalls die Jacken aus. Daraus bauten sie eine behelfsmäßige Trage mit den Stangen und den Jacken und legten Nika Matic und ihre Ausrüstung darauf.
„Lt. Winter, nehmen sie die Zurrschlingen am Rucksack und sichern sie die Kommandantin auf der Trage. Nicht das sie uns runterfällt! Ich schaue mir solange die Karte an.“ Zum Glück hatte die Lanzenführerin sie ständig über ihre Position informiert und laufend auf der Karte aktualisiert. So konnte Lorne sofort sehen, wo sie waren. Da sie nur zu dritt waren mussten beide tragen und er sich zusätzlich noch orientieren! Laut Karte waren noch 8 km zurückzulegen. Sehr knapp mit einem Verletzten auf der Trage! Petra Winter klopfte ihm auf die Schulter.
„Ich bin soweit!“
„Ok, dann los! Ich gehe vorne an die Trage und wir machen alle 15 bis 20 min eine kurze Pause. Melden sie, wenn sie Schwierigkeiten bekommen!“ Sie nickte und dann nahmen sie die Trage auf und marschierten los.


Nach 2,5 Std kamen sie in die Nähe des Sammelpunktes. Wenn er die Karte richtig las, müssten sie eigentlich jede Sekunde den Sammelpunkt erreichen. Lorne verlangsamte und ging vorsichtiger vor. Plötzlich ertönte von vorn,
„Stop! Stehenbleiben - „Silber“!“ hörte Lorne. Schlagartig blieb er stehen und erinnerte sich an das Kennwort! Laut rief er,
„Rücken“
„Wer da?“ hörte er die Frage.
„Olt. Lorne Black, 5. Lanze zusammen mit 2 Kameraden. Einer verletzt, muss sofort zum Verbandsplatz gebracht werden!“ rief er.
„Langsam vorrücken!“ kam dann das Kommando, nach 20 m schaute er in die Mündung eines schweren Maschinengewehrs.
„Identifizierung erfolgt! Willkommen am Sammelpunkt!“ sagte ihm ein Feldwebel, der auf ihn zukam. „Verbandsplatz ist 200 m gerade aus, dann rechts! Sie sind die Ersten!“ Lorne ging weiter und trug zusammen mit Lt. Winter die Trage zum Verbandsplatz und übergab die Kommandantin mit der Beschreibung ihrer der „Verletzung“ an einen Sanitäter. Als er sich umdrehte stand OTL. Mauerer vor ihm.
„Übungsende!“ ordnete sie an. „Sie sind die erste Lanze die hereingekommen ist! Glückwunsch!“ Lorne Black nahm Haltung an, legte die Hand zum Gruß an die Stirn und meldete,
„OLt. Black, melde 5. Lanze mit 2 Kameraden am Sammelpunkt!“ Julia Maurer erwiderte den Gruß.
„Danke! Wegtreten, Übungsauswertung folgt später. Machen sie sich frisch und stellen sie die Einsatzbereitschaft wieder her!“ OTL Mauerer drehte sich um ging wieder zur beweglichen Befehlsstelle. Die nächste Lanze müsste innerhalb der nächsten 15 Minuten ankommen.


Nika Matic trat aus dem San-Zelt und sah noch, wie die Ausbildungsleiterin wieder abmarschierte.
„5. Lanze sammeln!“ rief sie und als ihre beiden Lanzenkameraden bei ihr ankamen, drückte sie jedem seine Feldjacke wieder in die Hände.
„Danke fürs Tragen und Olt. Black, gut gemacht!“ lobte sie. „Ich hoffe, wir bleiben auch in Zukunft als Lanze zusammen!“ sagte sie noch, fixierte dann Lt. Winter und schlug ihr auf die Schulter. „Sie haben sich gut gehalten Frau Leutnant!“ lobte sie die blutjunge Offizierin! Der Schiedrichter StFw Knappe beobachtete die Szene, machte sich noch ein paar Notizen und ging dann auf Kdt. Matic zu.
„Bitte Karte, Kompass und Stift!“ sagte er und als ihm Nika die Ausrüstungsgegenstände gab, meinte er noch,
„Frau Kommandant, wenn sie mir das zu sagen erlauben, gute Arbeit da draußen!“, dann ging er in eines der Zelte und verfasste seinen Bericht.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland, Sammelpunkt
18.07.3070, 20:10 Uhr (Ortszeit)


Hptm. Vucic und Hptm. Holm übergaben die Trage mit Kdt. Reuter im Zelt des Verbandsplatzes an die Sanitäter und Slavko Vucic teilte dem SanFw noch die Art und Schwere der Verletzungen mit, dann wurden sie hinausgeschickt. Als der Sanitäter Hptm Vucic nachsah, sprach er ihn nochmal an.
„Herr Hauptmann, Stop! Lassen sie sich ihre Füße von einem Sanitäter ansehen. So wie sie humpeln müssen sie schwere Blasen haben!“ Slavko Vucic drehte sich um und nickte stumm, schon trat ein Sanitätsunteroffizier zu ihm und führte ihn zu einem Stuhl. Dann zog er ihm vorsichtig die steifen Mechstiefel aus. Vucic verzog dabei vor Schmerzen sein Gesicht.
„Das muss sofort behandelt werden, sonst entzünden sich die Blasen!“ stellte der Unteroffizier fest. Er griff nach einem sauberen Hocker und legte die Füße des Hauptmanns darauf ab.
„Ich hole kurz Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial, warten sie hier Herr Hauptmann. Dass sie überhaupt noch einen Schritt laufen konnten, wundert mich!“ sagte er und holte das Sanmaterial. Währenddessen ging Freder Holm nach draußen und lief OTL Mauerer in die Arme! Sofort nahm er Haltung an.
Hptm. Holm meldet sich mit der 3. Lanze mit 2 Kameraden am Sammelpunkt. Lanzenführer Kdt Reuter und Hptm. Vucic zur Behandlung im Verbandsplatz!“ Julia Mauerer nahm die Meldung entgegen.
„Rühren, Übungsende. Was fehlt den Vucic?“ wollte sie wissen.
„Er hat sich schwere Blasen wegen unangemessenem Schuhwerk gelaufen, Frau Oberstleutnant!“ meldete er. Julia nickte,
„Lernen durch Schmerzen! Das wird ihm wohl eine Lehre sein!“ stellte sie fest. „Übergeben sie die Karte und den Kompass an ihren Schiedsrichter. Sie waren die letzte Lanze die hereingekommen ist. Damit sind wir vollzählig! Machen sie sich frisch, dann unterstützen sie ihre Lanzenkameraden beim Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft!“
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ Julia nickte und ging wieder zur Befehlsstelle.
„Letzter!“ Holm stöhnte innerlich, er hatte gehofft, besser abzuschneiden. Aber sie waren rechtzeitig angekommen, und nur das zählte! Der Schiedsrichter nahm ihm dann die Karte und den Kompass ab und zeigte ihm das Unterkunftszelt der 3. Lanze. Sie würden die Nacht hier verbringen! Er stellte seinen Rucksack auf eines der 3 Feldbetten und setzte sich erst einmal. Seine Beine waren bleischwer! Die Monate in der Schwerelosigkeit hatten ihren Tribut gefordert! Aber Holm wusste, dass es den meisten anderen ebenso ergangen sein musste!




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Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland, Sammelpunkt, Gefechtsstand
18.07.3070, 21:00 Uhr (Ortszeit)


„Zufrieden mit dem Ergebnis?“ fragte Georg und schaute Julia an. Julia hatte die Übung beendet und der Gefechtsstand war leer. Nur Julia und Georg saßen im Schein einer Lampe im Heckraum des Kommandofahrzeugs.
„Wie man es nimmt! Zweck der Übung war Erkenntnisgewinn und den gab es überreichlich! Z.B. dein Vertrauen in KdtHptm. Scholz hat sich als voll gerechtfertigt erwiesen. Ihre Lanze hat in fast allen Bereichen am besten abgeschnitten, vor allem hat sie das Kunststück fertiggebracht McCullogh sauber in ihre Lanze zu integrieren. Soweit ich das jetzt sehe sind sie und ihre Lanze ein heißer Kandidat als Einsatzlanze für die „Andromeda“. Überrascht hat mich auch Matic. Sie hat ihre Lanze am schnellsten hergeführt und bei der Gefechtseinlage hat sie das Kunststück fertiggebracht, ihre Lanze ungesehen durch die Reihen meiner OpForce zu lotsen. Der Rest brachte solide Ergebnisse, vor allem, alle sind durchgekommen und waren rechtzeitig hier. Das war so nicht zu erwarten gewesen!“
„Keine Lobeshymnen auf mich?“ fragte Georg lachend.
„Du wolltest unbedingt bewertet werden, dann musst du auch wie alle anderen warten bis Morgen zum Appell! Da werde ich die Ergebnisse verkünden!“ sagte Julia streng.
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ sagte Georg, erhob sich und legte die Hand an die Stirn. Automatisch grüßte Julia zurück! Dann grinste sie und schüttelte den Kopf!
„Du schaffst es immer wieder!“ sagte sie und lächelte ihn an. „So, Dienstschluss!“ sagte sie noch und trat auf ihn zu und küsste ihn.
„Bis Morgen!“ sagte Georg dann und ging in das Unterkunftszelt der Marder-Lanze.
„Bis Morgen!“ antwortete Julia und sah ihrem Lebensgefährten hinterher. Sie klappte dann eine Liege herunter und legte ihren Schlafsack darauf. Dann setzte sie sich noch eine Stunde hin und feilte an ihrem Abschlussbericht.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Balthus-Hügelland, Sammelpunkt
19.07.3070, 07:00 Uhr (Ortszeit)


Die Übungstruppe war vor ihr in einem U angetreten. Am von ihr linken Flügel standen die Schiedsrichter, ihr gegenüber die Lanzen und rechts die OpForce. Gerade hatte ihr KdtHptm. Cynthia Lieberman die Formation gemeldet. Auch Georg stand bei seiner Lanze. Er hatte darauf bestanden in der Formation zu stehen. Das war wieder typisch für ihn, dachte sich Julia.
„Guten Morgen Unterstützungskommando!“ begrüßte sie die Soldatinnen und Soldaten.
„Guten Morgen Frau Oberstleutnant!“ schallte es ihr laut entgegen.
Dann begann Julia mit ihrer Auswertung und erklärte nach einer kurzen Einführung zuerst den Zweck dieser Übung.
„Bei dieser Übung wollte ich 2 Dinge erreichen. Erstens: Wie gehen sie mit Überraschungen um und haben sie die Empfehlungen umgesetzt, die wir ihnen in den letzten Tagen gegeben haben, und Zweitens, das war der Schwerpunkt, zu ermitteln ob die Lanzen auch unter erschwerten Bedingungen zusammenarbeiten und der Lanzenführer die Lanze auch führen kann. Es freut mich feststellen zu können, dass alle Lanzen das gesetzte Ziel erreicht und den Auftrag erfolgreich ausgeführt haben. Es gibt den einen oder anderen Kritikpunkt, der wird aber in einer lanzeninternen Besprechung mitgeteilt. Keine der Lanzen hat grobe Fehler begangen, obwohl die eine oder andere Lanze knapp daran vorbeigeschrammt ist. Die Auswertung hat ergeben, dass 2 Lanzen besonders herausragende Leistungen gezeigt haben, diese möchte ich hier vor allen auch lobend herausstellen. Ich möchte aber noch eines Ergänzen. Oberst Müller hat sich mit seiner Lanze den gleichen Anforderungen wie sie gestellt und wurde mit den gleichen Maßstäben gemessen wie sie alle.“ Dann offenbarte sie ein leichtes Grinsen, „Leider hat seine Lanze das Spitzenduo knapp verfehlt!“ sagte sie.


Georg hatte darauf bestanden, genauso bewertet zu werden wie alle anderen. Leider hatten seine Lanze und er durch seinen größeren Umweg etwas mehr Zeit gebraucht und hatten es auf den 3. Platz der Rangfolge geschafft. Georg wusste dies natürlich, aber es störte ihn nicht. Dafür das Jiao und er fast 1,5 Jahre bei 0g im All unterwegs waren, fand er sein Ergebnis zwar verbesserungswürdig aber adequat. Dann hörte er wieder Julia zu.


„Kdt. Matic hat mit ihrer 5. Lanze den Sammelpunkt am schnellsten erreicht! Außerdem haben sie das Kunststück geschafft sich unbemerkt wie die Geister durch die feindlichen Linien zu schlagen! Alles in allem hat ihre 5. Lanze das zweitbeste Ergebnis erreicht und ich taufe die 5. Lanze hiermit als Geister-Lanze! Glückwunsch!“ Julia nahm Haltung an,
„Geister-Lanze, ich spreche ihnen hiermit Lob und Anerkennung aus!“ Die Lanze nahm Haltung an und grüßte geschlossen zurück. Auf Kdt. Nika Matic’s Gesicht war der Stolz deutlich zu erkennen! Julia spürte, dass jetzt alle darauf warteten, wer denn jetzt die beste Lanze gewesen war. Julia holte tief Luft.


„4. Lanze vortreten und Front zu Truppe!“ befahl sie. Sie sah, das KdtHptm. Scholz sie etwas ungläubig ansah. Dabei fiel Julia ein Zitat von Generalfeldmarschall von Schliefen ein, einem Offizier des deutschen, kaiserlichen Heeres des beginnenden 20. Jahrhunderts: „Wenig hervortreten, viel leisten, mehr sein als scheinen!“ Es freute Julia zutiefst, dass eine derartig gute Offizierin hier im Unterstützungskommando diente. Als die Lanze stand, meldete KdtHptm Sigrid Scholz ihre Lanze und trat dann zu ihnen.
„Die Lanze von Frau KdtHptm. Scholz hat das absolut beste Ergebnis in allen Bereichen erreicht. Für eine Lanze, die erst kurz zuvor zusammengestellt wurde, ein außergewöhnliches Resultat, vor allem nicht nur realtiv zu den anderen Lanzen, auch die Absolutwerte waren sehr gut. Glauben sie mir, diese Übung mache ich nicht zum ersten Mal!“ dabei erlaubte sich Julia ein Grinsen. Julia hatte am Vorabend sich lange Gedanken darüber gemacht, mit welchem Namen sie der Lanze taufen und ehren wollte.
„Ich taufe die 4. Lanze hiermit zur „Wolf-Lanze“. Beharrlich und mit starkem Zusammenhalt hat sie ihr Ziel verfolgt. Machen sie dem Namen Ehre! Ich werde ihre Lanze als Einsatzlanze für die „Andromeda“ vorschlagen!“ stellte sie fest und machte eine kurze Pause.
„KdtHptm Scholz, melden sie die Wolf-Lanze ab und treten sie wieder ein!“ Nachdem die Lanze wieder an ihrem Platz stand, setzte Julia ihre Ausführungen fort.
„Sie alle haben diese Übung sehr gut absolviert und ihre gestellten Aufgaben erfüllt.“ stellte Julia fest, „Sie alle können stolz auf ihre Leistungen sein! Sie haben alle mehr als rechtzeitig das Ziel erreicht und sich durchgebissen, auch wenn ihnen schon das Blut in den Stiefeln stand. Ich bin mit dem Ergebnis der Übung grundsätzlich zufrieden. Details erfolgen dann noch in separaten Abschlussbesprechungen mit den einzelnen Lanzen! Hiermit ist die Durchschlageübung offiziell beendet!“ stellte sie fest.
„Unterstützungskommando Stillgestanden!“ befahl sie. Dann drehte sie sich in Georgs Richtung.
„Herr Oberst, ich melde Ihnen Durchschlageübung beendet!“ Georg nahm Haltung an und grüßte Julia zurück.


„Danke!“ sagte er, dann trat er vor und stellte sich vor Julia.
„Unterstützungskommando – Rührt euch!“ kommandierte er. Dann erhob er seine Stimme,
„Ich schließe mich der Beurteilung von Oberstleutnant Mauerer an. Sie alle haben hier gute bis herausragende Leistungen erbracht und auch ich bin zufrieden mit den gezeigten Leistungen, auch wenn meine Beine immer noch bleischwer sind!“ Dabei grinste er und sah dass die meisten ebenfalls wissend grinsten.
„Rechnen sie da draußen immer mit dem unvorhergesehenen und sorgen sie dafür, dass sie ihre Überlebensfähigkeit steigern! Ergänzen sie ihre Ausrüstung! Einige von ihnen haben schmerzlichst erfahren, das Mechstiefel für einen Spaziergang, wie wir ihn gemeinsam gemacht haben, nicht geeignet sind!“ Sein Blick fiel dabei auf Reuter und Vucic, die mit schwarz bandagierten Füßen und Schlappen in der Formation standen. Die beiden schauten ihn zerknirscht an und nickten unmerklich.
„Bei dieser Übung war es nicht Ziel, sie an die Grenze ihrer körperlichen und moralischen Leistungsfähigkeit zu bringen, aber die Intensität der Übung war hoch genug um unsere Ausbildungsziele zu erreichen. Sie alle haben bewiesen, dass sie als Lanze zusammenarbeiten können und wir werden jetzt die Lanzenzusammensetzungen nur noch Aufgrund von zwingenden Erfordernissen ändern. Unser Start in die tiefe Peripherie wird in 3 Wochen erfolgen. Sie alle wissen, das bis dahin noch viel zu tun ist und wir werden sie weiter auf Trab halten, verlassen sie sich darauf! OTL. Mauer, übernehmen und abrücken ins Hauptquartier!“ Er grüßte Julia, diese übernahm wieder und organisierte den Rückmarsch zum Gelände der „Lyran Transspace“ am Raumhafen in Landry.


Der Oberst ging zum Zelt der 6. Lanze. Dabei ließ er sich den Schiedsrichterbericht der Lanze noch mal durch den Kopf gehen. Georg war heute früh aufgestanden und hatte alle Berichte und Bewertungen der Lanzen gelesen. Als er in das Zelt trat, scholl ihm nach kurzer überraschter Pause ein „Achtung!“ entgegen und KdtHptm. Odenwald meldete ihm,
„6. Lanze vollzählig mit 4 Offizieren beim Herstellen der Abmarschbereitschaft!“ Georg erwiderte den Gruß und schaute sich Odenwald genau an.
„Danke, Rühren, weitermachen!“ befahl Georg. Dann sprach er den Lanzenführer an. „Herr KdtHptm. würden sie mich bitte kurz vor das Zelt begleiten?“ Dieser nickte und folgte seinem Vorgesetzten. Sein Herz schlug laut. Würde er ihm die Führung der Lanze entziehen? Er war selbst nicht mit seiner Leistung zufrieden gewesen! Als sie zu zweit vor dem Zelt waren, blieb der Oberst stehen und drehte sich zu dem KdtHptm. um.
„Herr Odenwald, nach der ersten Vorab-Planung sollten sie mit Ihrer Lanze auf der „Sturm“ bleiben, ich werde aber dem Vorschlag von OTL Mauerer folgen und die Wolf-Lanze auf der „Sturm“ stationieren. Das wollte ich ihnen selbst sagen.“ Georg schwieg dann kurz um Odenwald die Gelegenheit zu einer Entgegnung zu geben.
„Das verstehe ich, aber meine Lanze wird das treffen! Hat das mit meiner Leistung bei der Übung zu tun?“ Georg spürte deutlich die Zerknirschung Odenwalds über den Ablauf der Übung.
„Ich spreche es mal offen an“, sagte Georg, „ihre Führungsleistung auf der Übung war nicht herausragend, aber in Ordnung. Sie sind lernfähig und hören auf einen guten den Rat, wenn er ihnen gegeben wird. Ihre Lanze und ihre Stellvertreterin folgen ihnen und unterstützen sie. Nein an ihrer Leistung lag es nicht. Aber ihre Kameradin KdtHptm. Scholz hat sich mit ihrer wirklich herausragenden Leistung für diese Aufgabe besonders empfohlen! Das ist der wirkliche Grund für die Entscheidung. Sie führen den stärksten Mech des Unterstützungskommandos und ich will ihnen eine andere, aber mindestens ebenso wichtige Aufgabe übertragen.“ sagte Georg.
„Danke für ihr Vertrauen!“ entgegnete Odenwald, „Aber von welcher Aufgabe reden sie?“ fragte er.
„Sie werden zusammen mit Major Lydia Holland und der Transspace-Security den Schutz der Basis übernehmen! Dazu werden sie auch der Vorgesetzte der anderen hier verbleibenden Lanzen und aller Soldaten bzw. Mitarbeiter des „Militärischen Unterstützungskommandos“ die hier auf Kwangjong-ni stationiert sind und ebenso verantwortlich sein für die Ausbildung der Mechlanzen. Das mag sich zuerst wie eine Zurücksetzung anfühlen, aber sie werden das größte militärische Kontingent der „Lyran Transspace“ führen und hier auf unser Nest und auch auf Lady Morgaine Lestrade aufpassen. Das ist eine Aufgabe, die ich nur jemandem gebe, in den ich absolutes Vertrauen setzte!“ unterstrich Georg. Nach einer kurzen Pause ergänzte er noch,
„Ihre Lanze und sie werden auch ihren Einsatz in der Peripherie bekommen, wenn nicht gleich, aber später! Wir werden die Lanzen rotieren, sonst können wir den Auftrag auf Dauer nicht erfüllen!“ schloss der Oberst. KdtHptm Odenwald nahm Haltung an und grüßte Georg,
„Herr Oberst, ich will und werde sie nicht endtäuschen!“ sagte er fest und mit voller Überzeugung! Georg grüßte ihn zurück,
„Das weiß ich, Herr Odenwald! Das war es. Informieren sie ihre Lanze und stellen sie Abmarschbereitschaft her!“ Dann ging Georg in das Zelt seiner Lanze um sich selbst für den Rückmarsch vorzubereiten.

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 3: Startvorbereitungen


System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace – Büro Lady Lestrade
22.07.3070, 10:00 Uhr (Ortszeit)


Lady Lestrade saß ruhig auf an ihrem Schreibtisch, während Amira Tyrell immer wieder ans Fenster ging und hinaussah. Neben den beiden Frauen und Myladys Leibwächterin war auch Oberst Müller im Raum, der am Besprechungstisch saß und auf seinem Comp-Block gerade nach der Uhrzeit sah. Dann klopfte es und Myladys Sekretär trat in den Raum.
„Die Abordnung ist eingetroffen.“ sagte er und öffnete die Türe weit. Lady Lestrade erhob sich und ging zur Tür. Als erstes trat Lester Tyrell ein, gefolgt von 3 weiteren Personen. Zwei Frauen und einem weiteren Mann. Den Abschluss bildete Cynthia Liebermann, die die Delegation am Firmentor abgeholt und hierher geführt hatte. Oberst Müller beorderte durch Handzeichen Amira Tyrell aus dem direkten Sichtbereich der Gäste.
„Herr Tyrell, seien sie Willkommen! Ich hoffe, sie bringen gute Neuigkeiten!“ empfing ihn die Lady mit freundlichem Ton.
„Lady Lestrade, es ist mir ein Vergnügen, darf ich Ihnen Zendaya Okeke, Abla Awolowo und Byduo Keita vorstellen, sie sind die Abgesandten unseres Ältestenrates, dem ich vorsitze.“ dabei zeigte nacheinander zu seinen Begleiterinnen und seinem Begleiter und die Lady schüttelte dabei jedem die Hand.
„Herzlich willkommen!“ erwiderte die Lady. „Lassen sie mich bitte ihnen meine Mitarbeiter vorstellen, die am Gespräch teilnehmen!“ dabei wies sie in Richtung des Besprechungstisches, vor dem Georg, Cynthia und Amira Tyrell Aufstellung genommen haben. Amiras Herz schlug bis zum Hals. Wie würde ihr Vater reagieren, wenn er sie sah?


„Oberst Müller kennen sie ja schon, Herr Tyrell. Er ist der Kommandeur unseres „Militärischen Unterstützungskommandos“ der „Lyran Transspace“, das sie auf dem Zielplaneten schützen und unterstützen wird. Er war schon auf dem Zielplaneten, genauso wie seine Mitarbeiterin, KdtHptm. Cynthia Liebermann, die vor Ort die Stationsleiterin wird und damit für sie die unmittelbare Ansprechpartnerin von „Lyran Transspace“. Herr Tyrell, die nächste Person kennen sie sicher sogar besser als ich. Amira Tyrell ist vor kurzen als Exo-Biologin zu uns gestoßen und wird ebenfalls auf dem Zielplaneten zum einen Forschung durchführen und sie zum anderen unterstützen.“ Als Lester Tyrell seine Tochter sah, weiteten sich seine Augen, auch seine Begleiter schauten verblüfft und Abla Awolowo stieß einen Seufzer der Überraschung aus.


„Amira!“ sagte Lester Tyrell überrascht. „Was tust du hier, Akokoa!“
„Ich werde mit zu dem Planeten fliegen, Agya! „Lyran Transspace“ hat einen Exobiologen gesucht und in mir gefunden! Das ist die Chance meines Lebens!“ sagte Amira äußerlich ruhig und mit Nachdruck. Lester Tyrell wandte sich an Lady Lestrade,
„Wussten sie, dass sie meine Tochter ist?“
„Natürlich! Hier bei Transspace ist niemand, von dem ich nicht weiß, wer sie oder er ist! Außerdem sehe ich hier nur Vorteile. Sie kennt ihre Kultur und ihre Strukturen besser als jeder andere und kann sie so optimal unterstützen.“ Dann lächelte die Lady. „Außerdem war sie die einzige Exo-Biologin, die nicht sofort unser Angebot abgelehnt hat. Die anderen wollten alle in ihrem Elfenbeinturm bleiben!“ Lester Tyrell wandte sich an seine Tochter,
„Amira, darüber reden wir noch!“
„Selbstverständlich Agya, aber mein Entschluss ist unumstößlich!“ Lester Tyrell murmelte noch etwas, das sich anhörte wie
„Stur wie ihre Mutter!“ Dann wandte er sich wieder an die Lady.
„Ich denke, wir sollten jetzt mit unseren Beratungen beginnen! Ich habe meine Begleiter, wie ich ihnen schon mitgeteilt habe, voll umfänglich informiert.“ sagte Lester Tyrell.
„Gut!“ gab die Lady zurück, „Dann setzen wir uns und KdtHptm. Liebermann wird für sie und ihren Begleitern einen Kurzvortrag über Wohlfahrt halten, damit sie alle wirklich auf dem gleichen Stand sind!“ Sie nickte Cynthia zu und sie begann ihren Vortrag, nachdem sich alle gesetzt hatten. Die Bilder des Planeten lösten bei Tyrells Begleitern Begeisterung aus. Zum Schluss referierte Amira Tyrell noch über die agrarischen Aspekte des Planeten, die sie aus den Unterlagen erarbeitet hatte.
„Piesie, wie ihr gesehen habt, ist der Planet in allen Belangen optimal für eine Besiedlung durch den Stamm geeignet.“ Dann verneigte sich Amira kurz in Richtung der Ältesten ihres Stammes und setzte sich wieder.


Es wurden verschiedene Aspekte der Besiedelung diskutiert, bis Lady Lestrade wissen wollte, wie groß die Siedlergruppe nun voraussichtlich sein würde. Lester Tyrell holte Luft,
„Bei unserem letzten persönlichen Gespräch habe ich eine Anzahl von ca. 470 genannt. Durch meine Bemühungen konnte ich fast den gesamten Stamm für die Übersiedelung interessieren. Das wären knapp über 630 Siedler aller Altersgruppen.“ sagte Tyrell. Georg Müller holte hörbar Luft. Das waren viele und es würde eine Herausforderung werden, alle beim ersten Flug mitzunehmen! Die Lady schaute ihn an und nickte ihm zu. Daraufhin ergriff der Oberst das Wort.
„Herr Tyrell, wir wollen alle Siedler in der ersten Welle mitnehmen, aber es wird eng werden auf den Sprung- und Landungsschiffen. Aufgrund der besonderen Situation können wir kein weiteres Landungsschiff chartern. Aber wir werden es hinbekommen! Die Reisezeit zum Ziel beträgt ca. 5 - 6 Monate, wenn wir den Kurs in Bezug auf die Reisezeit optimieren schaffen wir es vielleicht in 3,5 – 4 Monaten!“ fasste Georg seine ersten Überlegungen zusammen.
„Eine Verkürzung der Reisezeit wäre in diesem Falle anzustreben!“ kommentierte Lady Lestrade. „Lassen sie den Kurs dahingehend optimieren!“ wies sie ihn an.
„Selbstverständlich Mylady!“ antwortete Georg und nickte ihr zu.


„Um unseren Stamm endgültig zu überzeugen, müssen sie noch die besprochene Informationsveranstaltung durchführen. An dieser werden nicht alle Stammesmitglieder, sondern nur die Familienoberhäupter teilnehmen. Lady Lestrade, ich bitte sie, dies bald zu tun, dann bin ich sicher, das alle mitgehen werden!“ warf Lester Tyrell ein.
„Wann wäre für sie der nächstmögliche Zeitpunkt?“ fragte die Lady.
„In 3 Tagen findet die regelmäßige Versammlung der Oberhäupter statt. Das wäre optimal!“ entgegnete Tyrell.
„Dann in 3 Tagen. Aber wir werden, auch auf Rückfragen nicht, die Positionsdaten nennen, nur das der Planet abgelegen ist!“ legte die Lady fest.
„Mehr weiß ich bisher auch nicht!“ entgegnete Lester Tyrell, „Ich hoffe sie sehen, welchen Vertrauensvorschuss wir ihnen hiermit geben!“
„Das ist mir sehr bewusst, Herr Tyrell und seien sie versichert, dies schätze ich sehr! Von unserer Seite werden Oberst Müller, KdtHptm. Liebermann, Amira Tyrell und ich teilnehmen!“ Nach einer weiteren viertel Stunde war die Besprechung beendet und die Abordnung der Ältesten verabschiedete sich.
„Agya, ich komme morgen zu dir, dann können wir reden!“ sagte Amira ihrem Vater zum Abschied. Lester Tyrell drückte seine Tochter an sich,
„Bis Morgen Akokoa!“ sagte er und folgte seinen Begleitern, die wieder von Cynthia zum Tor begleitet wurden.
„Probleme?“ fragte Lady Lestrade Amira, als sie der Gruppe nachsahen.
„Nein, in unserem Stamm waren Frauen schon immer sehr selbstbestimmt, aber mein Agya, mein Vater, hat ein Recht auf eine Erklärung und diese werde ich ihm in Respekt geben!“ antwortete Amira. Lady Lestrade war sehr zufrieden mit ihrer Erklärung und war froh, dass sie Amira für dieses Projekt hatte gewinnen können.




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Manövergelände der Lyran Transspace
29.07.3070, 11:20 Uhr (Ortszeit)


Langsam rückte die Wolf-Lanze in dem lichten Wald vor. Die Bäume überragten alle Mechs um mindestens 6 - 8 m. KdtHptm. Scholz beobachtete den Wald voraus und hielt dabei immer den Radar im Blick. Sie hatte den Auftrag mit ihrer Lanze ein Piratenlager aufzuklären und wenn möglich einzunehmen. OLt. Sam Neill war mit seiner „WASP“ der Lanze zur Aufklärung 800 m voraus. Die anderen beiden Mechs waren jeweils 250 m links und rechts von ihr. Kdt. McCullogh mit seinem „KINTARO“ sicherte die rechte Seite und Lt. Sokolov mit dem „CENTURION“ war links von ihr. Plötzlich knackte ihr Com,
„Frigg, hier Sting, Kommen!“ kam ein Funkspruch herein. Ihr Kom-System richtete sich automatisch auf Stings „WASP“ aus und schickte die Antwort im Richtstrahl an Neill.
„Hier Frigg, kommen!“ gab sie zurück, gleichzeitig wurde sie langsamer und die beiden anderen Mechs der Lanze passten ihre Geschwindigkeit an ihre an.
„Hier Sting, habe Sicht auf das Ziel. WestNordWest, 2500 voraus. Leicht befestigtes Feldlager, im Sichtbereich 2 leichte, automatische Lasertürme, zähle 4 Panzer Typ „VEDETTE“, 6 ungepanzerte Transporter, 10 Mannschaftszelte, keine Mechs zu erkennen. Gedeckte Annäherung aus dieser Richtung nicht möglich! Kommen!“
„Hier Frigg, Visuelle Übertragung! Kommen!“ gab Sigrid zurück. Zur Antwort erwachte der Kom-Monitor und zeigte das Sichtfeld des „WASP“.
„Scheiße!“ dachte Sigrid. Sie scrollte das Bild hin und her, dann grinste sie! „Da muss ich wohl den Mahnstein auspacken!“ dachte sie sich. Mittlerweile war sie stehen geblieben, je näher ihre Mechs an das Ziel gekommen wären, desto wahrscheinlicher hätten sie aufgeklärt werden können.


„Wolf, hier Frigg, Befehlsausgabe! Kommen!“ Daraufhin bestätigten alle den Empfang!
„Hier Frigg, Sting verbleibt an Ort und Stelle und überwacht weiter. Meldung jeder Situationsänderung! Mathan, Vorona folgen mir, wir umgehen gedeckt das Lager südwestlich, dabei können wir in der Deckung des Waldes bleiben. An der Ostseite reicht der Wald bis auf 300 m an das Lager heran. Wenn wir dort sind, rückt Sting vor und lässt sich aufklären, bleib so lange sichtbar, bis es zu gefährlich wird, dann zieh dich zurück und bewege dich gedeckt nach NordNordWest um das Lager herum. Sobald wir aus dem Westen angreifen rückst du wieder vor auf das Lager. Waffeneinsatz dann nach eigenem Ermessen! Verstanden? Kommen!“ Alle meldeten dass sie verstanden haben.
„Mathan, Vorona, mir nach, Marsch! Ende!“
Sie wendete ihren „SHADOW HAWK“ nach SüdWest und schob den Schubhebel nach vorn. Beim Marsch blieben sie immer mindestens 700 m vom Waldrand entfernt. Nach etwas mehr als 30 Minuten erreichten sie die Ostseite des Lagers, das nun nur noch 600m vor ihnen lag.
„Zeit für Mahnstein!“ sagte sich Sigrid und sendete an Sting das Signal für sein Ablenkungsmanöver.


Neil schob den Schubhebel nach vorne und beschleunigte seinen leichten Mech innerhalb kürzester Zeit auf Tempo 60, dann zündete er die Sprungdüsen. Das plötzliche Auftauchen des Mechs brachte das Feldlager schlagartig in Aufruhr. Die stationären Geschütze wurden hochgefahren und die Besatzungen sprinteten zu ihren Panzern. Neill näherte ich auf einem Zick-Zack-Kurs ohne dabei aber den Fehler zu machen, in die Reichweite der stationären Lasertürme zu kommen. Da rückte die erste Halblanze der „VEDETTE“-Panzer aus und nahm Kurs auf ihn. Neill nutze die hohe Mobilität seiner „WASP“ und bewegte sich mit Maximalgeschwindigkeit quer zur Fahrtrichtung der Panzer. Sein Außenmikrofon übertrug ihm den Mündungsknall der AK/5 mit denen die „VEDETTE“ bewaffnet war.
„Zeit zu verschwinden!“ dachte sich Neill und löste sich mit Höchstgeschwindigkeit von den Kampffahrzeugen. Dabei feuerte er seinen mittleren Laser mehrmals ab. Dann verschwand er wieder im Wald und bewegte sich so schnell es ging im Schutz der Bäume nach NordNordWest um das Lager herum.


Kurz vor dem Angriffsbefehl überkam Sigrid ein ungutes Gefühl, das lief zu gut, zu lehrbuchmäßig! Ihre Gedanken rasten, dann traf sie eine Entscheidung!
„Sting, hier Frigg, Planänderung: Weiter Hit and Run, komm aus dem Wald, schieße die Panzer an und verschwinde wieder, halte sie beschäftigt! Kommen!“
„Hier Sting, Verstanden! Ende!“
„Mathan, hier Frigg, ziehe dich auf eine Position 800 NordOst, mache dich unsichtbar und halte dich bereit. Irgendetwas stinkt hier! Kommen!“
Hier Mathan, Verstanden! Ende!“
„Vorona, hier Frigg, mir nach, wir schalten die Lasertürme auf maximaler Entfernung aus. Kommen!“
„Hier Vorona, Verstanden, Kommen!“
„Hier Frigg, Los!“ Sie sah auf dem Radar das sich der „KINTARO“ schnell von ihr entfernte und dann plötzlich verschwand und der „CENTURION“ ihr folgte. Als sie den Waldrand erreichte, erfassten ihre Sensoren 2 weitere Lasertürme auf der Ostseite. Aber das war zu erwarten gewesen.
„Vorona, schalte den südlichen Turm aus, ich nehme mir den im Norden vor und drehe deinen Rücken vom Wald weg!“ Sie drehte ihren Mech nach Norden und visierte den Turm an. Die Laser drehten sich schon in ihre Richtung. Als der Glockenton der Zielerfassung ertönte löste sie eine LRM5-Salve aus und feuerte mit ihrer AK/5 auf den Turm. Kurz darauf schlugen die Raketen und die Granate fast gleichzeitig in dem Turm ein und rissen die Lasergeschütze aus der Halterung. Damit war dieser Turm unbrauchbar.
„Südlicher Turm zerstört!“ hörte sie über Funk Ksenjia Sokolows Stimme.
„Nördlicher Turm ebenfalls vernichtet!“ gab Sigrid durch. Plötzlich schrillte ein Warnton der Zielerfassung auf. Sofort trat Sigrid beide Pedale durch und ihr „SHADOW HAWK“ wurde von den Sprungdüsen in die Luft gerissen. Unter ihr raste ein PPK-Schuss durch, dem sie durch ihren Sprung entkommen war.
„Identifiziere 2 Mechs, eine „CICADA“ und einen „STINGER“!“ gab Vorona durch.
„Primärziel die „CICADA“!“ rief Sigrid in den Funk und zog ihr Visier auf den Mech nachdem sie mit ihrem „HAWK“ wieder aufgesetzt hatte. Ruhig hielt sie das Fadenkreuz auf dem Mech, der in ca. 300 m auf sie zuhielt, als der Glockenton ertönte. Sigrid löste alle Waffen aus und die „CICADA“ wurde von ihrer AK/5, dem MedLaser, der SRM2 und der LRM5 durchgeschüttelt, die alle im Ziel lagen. Dann traf die AK/10 des „CENTURION“ von Vorona die „CICADA“ in die Seite, Der rechte Arm wurde abgerissen und die der Mech kam ins Straucheln. Sofort setzte Sigrid mit ihren SRM und dem MedLaser nach, dann mit der AK/5. Als die „CICADA“ versuchte sich wieder zu erheben wurde sie vom zweiten Schuss der AK/10 von den Beinen gerissen. Die Zielerfassung erlosch. Der Mech war ausgeschaltet. Sofort suchte Sigrid nach dem „STINGER“ und entdeckte ihn auf dem Radar hinter sich. Sofort startete sie ihre Sprungdüsen und drehte sich um. Im Flug erfasste sie den leichten Mech und schoss ihren mLaser auf ihn ab und traf diesen auf dem Zentraltorso. Vorona bewegte sich etwas nach Norden, so dass der „STINGER“ jetzt zwischen den beiden Mechs der Wolf-Lanze befand. Bevor der Mechkrieger des „STINGER“s reagieren konnte, traf ihn die volle AK/10-Ladung in den Rücken und fällte ihn wie einen Baum!
„Guter Schuss, Vorona!“ lobte sie. Plötzlich sprang ein 3. Mech hinter einer Kuppe hervor und eröffnete das Feuer auf ihren „SHADOW HAWK“. Ihr Mech wurde durchgeschüttelt durch die Raketen und Kanonentreffer. Sie identifizierte den neuen Gegner als „WOLVERINE“. Sigrid drückte ihre COM-Taste und rief,
„Reserve marsch!“ Sigrid kontrollierte dabei ihre Panzerung. Der linke Arm hatte erheblich an Schutz eingebüßt. Voronas „CENTURION“ rückte auf den „WOLVERINE“ vor und zielte mit ihrer AK/10. Aber bevor sie feuern konnte, sprang der 55to-Mech aus ihrer Ziellinie. Der Feindmech versuchte in Sigrids Rücken zu kommen, aber Sigrid hatte das durchschaut und sprang ebenfalls, was aber ihre Hitze nach oben trieb. Ihr Mech war jetzt so aufgeheizt, das sie keine Waffen nutzen konnte, ohne eine Abschaltung zu riskieren. Der Schweiß floss ihr in Strömen die Haut hinunter! 3 Feindmechs waren bis jetzt aufgetaucht, war da noch ein vierter, fragte sich Sigrid. Sie landete keine 5m neben dem „WOLVERINE“ und hieb mit ihren Armen nach dem rechten Waffenarm mit der AK/5 des gegnerischen Mechs und beschädigte ihn schwer. Dann traf eine AK/10-Salve den Zentraltorso des „WOLVERINE“s und schüttelte ihn durch. Mittlerweile war die Hitze gesunken und Sigrid löste ihre SRM2 aus, die den rechten Arm trafen. Plötzlich leuchtete ein riesiger Feuerball im Rücken des „WOLVERINE“s auf und der Mech wurde förmlich nach vorne geworfen und landete auf dem Boden, sofort stürmte Sigrid vor und setze ihren Fuß auf den verheerten Rücken des Feindmechs. Er war geschlagen.
„Da kam ich ja gerade richtig!“ hörte sie McCullogs Stimme über Funk. Der Feuerball den sie gesehen hatte, war der Alpha-Schlag von McCullogs „KINTARO“ gewesen!


„Mathan, sichere den Rückraum, Vorona, mir folgen, wir schalten jetzt die Panzerlanze aus!“ Sigrid stürmte, von Vorona gefolgt die offene Ebene, vorbei an dem Feldlager und zerstörten auf ihrem Weg noch die beiden verbliebenen Lasertürme. Mit den Panzern machten sie kurzen Prozess, da auch Stings „WASP“ in den Kampf eingriff. Kurz darauf sammelten sie sich am Feldlager der Piraten und alle Überlebenden standen mit erhobenen Händen vor dem Lager.
„Übungsende!“ hörten alle plötzlich laut die Stimme von OTL Julia Maurer über Funk! „Sammeln südlich des Feldlagers!“ Dann hörte Sigrid das Donnern eines schweren Hubschraubers, der südlich des Lagers aufsetzte. Sigrid ließ die Mechs ihrer Lanze nebeneinander aufstellen, dann fuhren sie ihre Mechs herunter, kletterten aus dem Cockpit nach unten und gingen zum Hubschrauber.


Beim Hubschrauber angekommen stellten sich alle im Halbkreis um OTL Mauerer auf, die breitbeinig und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in Felduniform vor dem Hubschrauber stand.
„Wolf-Lanze, sie haben ihren Auftrag erfüllt! Glückwunsch!“ sagte sie. Dann fuhr Julia fort, „Vielen Dank auch an sie KdtHptm. Park, das sie unsere Übung mit einer Panzerlanze der Kwangjong-ni-Miliz unterstützt haben. Das können wir gerne wiederholen - Übung schadet keinem von uns!“
„Gerne, solange sie uns nicht nur als Punching-Bag benutzen!“ sagte der Milizoffizier laut zur Antwort und alle lachten!
„Ich werde daran denken!“ antwortete Julia. Dann stieg sie kurz in eine erste Bewertung ein.
„KdtHptm Scholz, das war gut und richtig, das Lager zu umgehen um gedeckt näher heranzukommen. Leider hat der Gegner das berücksichtigt und sich dort auf die Lauer gelegt. Es nicht üblich einen leichten Mech alleine operieren zu lassen, aber dadurch haben sie sich erfolgreich die Panzer vom Leib gehalten, als die Falle der Verteidiger zuschnappte. Ihre Lanze hat gut zusammengearbeitet und den Einfall, den „KINTARO“ auf Reserve zu schicken war zwar wagemutig, aber die richtige Maßnahme. So konnten sie den „WOLVERINE“ schnell ausschalten. Noch eines, nicht das hier falsche Eindrücke entstehen, das der „WOLVERINE“ erst später eingriff war von der Leitung so vorgesehen. Hptm. Pasternak musste quasi mit vorgehaltener Pistole gezwungen werden, nicht mit ihren beiden Kameraden gleichzeitig auf dem Gefechtsfeld zu erscheinen. Sonst hätten sie mehr Probleme gehabt! Frau Scholz, irgendwelche Ergänzungen ihrerseits?“ Sigrid überlegte kurz.
„Zum Glück war die 6. Lanze nicht komplett. Wenn KdtHptm. Odenwald mit seinem „VICTOR“ eingesetzt worden wäre, hätten wir viel Glück gebraucht, um das Szenario zu gewinnen!“ stellte sie fest. Julia nickte.
„Noch machen wir gelenkte Übungsszenarien. Ab kommende Woche werden wir freie Übungen ansetzten, da können sie alle zeigen, zu was sie wirklich im Stande sind!“ verkündete OTL Mauerer. Dann befahl sie alles abzubauen und zurück in die Zentrale zu marschieren.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Raumhafenbereich der Lyran Transspace
31.07.3070, 09:10 Uhr (Ortszeit)


KdtHptm. Leonor Sánchez stand in einem der ausgeräumten Hangars ihres „SEEKERS“. Ihr tat das Herz weh, wenn sie das sah! Alles was nicht unmittelbar für den Transport gebraucht wurde, war ausgebaut. Ein Teil der für einen „SEEKER“ so typischen Fahrzeugbuchten war zu Quartieren umgebaut worden. Für den Transport der Siedler hatte man Platz für insgesamt 540 Passagiere an Bord geschaffen, zusätzlich zur regulären Besatzung! Die restlichen 90 Siedler würden auf den „UNION“ oder die Andromeda verteilt werden. Die beiden Agro-Mechs der Siedler, die bereits verladen waren, standen vollkommen zugebaut in ihren Buchten. Um sie auszubooten musste das Landungsschiff erst einmal komplett entladen werden! Ein wenig befriedigte sie, das auch KdtHptm. Duisenberg auf seinem Landungsschiff Sturm Agrarfahrzeuge transportieren musste. Aber bei dem „UNION“ war darauf geachtet worden, das er voll Gefechtstauglich blieb. In 11 Tagen würden die Landungsschiffe abheben und dann an die Sprungschiffe koppeln, um die mehrmonatige Reise zu ihrem Ziel aufzunehmen! In der letzten Woche war die Kursplanung abgeschlossen worden und die Reisezeit konnte auf rund 16 Wochen reduziert werden. Aber es würden herausfordernde 16 Wochen werden, das wussten alle! Sie hoffte nur, dass es den Siedlern genauso bewusst war. Die kommenden Wochen erforderten von allen große Disziplin und Toleranz!


Plötzlich hörte sie hinter sich ein Hüsteln. Ihre Besatzung wusste sehr genau, dass sie es gar nicht schätzte, wenn man sie in ihren Überlegungen störte.
„Was gibts?“ fragte sie.
„Der Lademeister der Siedler ist hier, Frau KdtHptm.“ sagte der Oberleutnant, der zurzeit der Wachhabende an Bord war. Leonor Sánchez drehte sich um und schaute dabei auf die Uhr.
„Eine halbe Stunde zu früh! Aber Zeit ist etwas, das wir nicht haben!“ bemerkte sie. Neben dem Oberleutnant stand ein kräftiger Schwarzer etwas größer als sie und in ungefähr ihrem Alter. Dieser verneigte sich vor ihr,
„Guten Tag, ich bin Pakka Keita, der Lademeister der Siedler für ihr Schiff!“ sagte dieser. Leonor sah sich den Mann von oben bis unten an. Sein Äußeres fand sie ganz ansprechend.
„Ich bin KdtHptm. Leonor Sànchez, Kommandantin des Landungsschiffes LAS Ramierez. Seien sie willkommen. Aber warum dieser Titel? Ich habe 3 Lademeister an Bord, die genau wissen, was sie zu tun haben!“ stellte sie etwas gereizt fest.
„Frau Kdt.Hptm. Sànchez, das stellen wir auch nicht in Frage! Meine Funktion soll es eher sein zu wissen was wohin gepackt wurde und die Reihenfolge der Verladung mit ihren Lademeistern abzusprechen, damit wir am Zielort das zuerst ausladen können, was wir sofort benötigen! Betrachten sie mich einfach als eine Art Verbindungsoffizier!“ erklärte er.
„Kennen sie sich mit militärischen Gepflogenheiten aus Herr Keita?“ fragte Leonore.
„Sehr gut sogar, ich war 15 Jahre Offizier der Logistiktruppe in den LAS. Mein letzter Dienstgrad war Kommandant!“ informierte er sie. Leonore hob eine Augenbraue. Der Mann gefiel ihr!
„Dann denke ich, wird es keine Probleme bei unserer Zusammenarbeit geben. Ihre beiden Agromechs haben wir bereits verladen und gesichert. Ich schlage vor, dass sie sich gleich mit unserem Lademeisterteam treffen und das weitere Vorgehen besprechen. Haben sie eine Liste der zu verladenden Güter mitgebracht?“
„Selbstverständlich, Frau KdtHptm.! Wie sie schon sagten, Zeit ist ein Luxus, den wir nur in geringem Maße haben!“ antwortete er. Leonore lächelte und hob ihr Kom an den Mund,
„Stabshauptfeldwebel Loris, in 15 Minuten mit ihrem Lademeisterteam im Besprechungsraum Deck 3!“ gab sie durch.
„Bestätige!“ kam postwendend die Antwort.
„Herr Oberleutnant, sie können wieder ihren Posten einnehmen, ich werde Herrn Keita selbst zum Besprechungsraum führen!“ Der Oberleutnant nickte, grüßte kurz und trat mit einer Kehrtwendung weg. Leonore wandte sich an den Besucher.
„Sie folgen mir bitte!“ sagte sie bestimmend. Pakka Keita grinste. Leonor Sánchez war genau der Typ Frau, der ihm am besten gefiel!
„Aber sehr gerne! Es ist mir eine Ehre!“ antwortete er und verneigte sich leicht zu ihr, was bei Leonore ein leichtes Lächeln erzeugte. „Manieren hat er!“ dachte sie.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Zentralverwaltung der Lyran Transspace
31.07.3070, 11:55 Uhr (Ortszeit)


„Oh, ich habe immer gewusst, warum ich nie Kommandeur werden wollte!“ und wies auf die Berge von Papier, die seine Schreibtisch okkupiert hatten.
„Das kannst du aber besser als ich! Als deine Ausbildungsleiterin hätte ich aber gerne, dass du Morgen mal deinen trägen Hintern in deinen Mech bewegst. Du trainiert viel zu wenig! Einen Teil des Papierkrams wirst du doch wohl delegieren können!“
„Das war nie meine Stärke!“ gab er zur Antwort, „Aber ich werde mal sehen. Morgen bin ich auf alle Fälle dabei! Was steht an?“ fragte er. Julia konnte genau seinen bewundernden Blick sehen, mit dem er sie musterte! Wie sie das genoss einen Partner zu haben der sie begehrte und mit dem sie trotzdem so gut zusammenarbeiten konnte!
„Wir haben gestern mit den Abschlussübungen begonnen. Es gibt nur noch einen Auftrag und dann freilaufende Übung! Heute früh hat die Geisterlanze beinahe die Charlie-Lanze massakriert! Nika Matic ist eine hervorragende Lanzenführerin. Wobei sich Reuter mit seiner Lanze hervorragend geschlagen hat, Leicht hat er ihr es nicht gemacht! Es hätte nicht viel gefehlt und es wäre genau anders herum ausgegangen!“ erzählte sie grinsend.
„Bist du zufrieden mit den Mechkriegern und den Lanzen?“ fragte er sie.
„Unter den gegebenen Voraussetzungen bin ich sogar sehr zufrieden!“ sagte Julia.
„Wie machen sich eigentlich die beiden Mechkrieger, die wir noch nachträglich angeworben haben? Bewähren sie sich?“ fragte er.
„Leider konnten sie bei der Durchschlagübung nicht mitmachen, dafür haben wir zu spät die Freigabe von Mylady bekommen. Aber bis jetzt recht gut. Terry Baccus habe ich mit seinem „ARCHER“ Matics Geister-Lanze zugewiesen und Rita Fels zu Reuter in die Charlie-Lanze. Dort haben sich beide schnell integriert.“ gab sie zur Antwort. Georg lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und Julia kam um den Schreibtisch herum und setze sich auf seinen Schoß. Dann umarmte sie ihn und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
„Komm, Mittagpause! Ich habe Hunger!“ sagte sie sanft. Georg lächelte sie an.
„Gute Idee!“ sagte er und beide standen wieder auf. Dann zogen sich beide ihre Uniformen wieder gerade und gingen zur Kantine.
„Was hast du Morgen vor?“ fragte er sie auf dem Weg.
„Unsere Lanze gegen einen unbekannten Gegner! Da kannst du dann mal zeigen, dass du nicht eingerostet bist!“ grinste sie.
„Führst du deine Furie mit ins Gefecht oder muss ich auf dich verzichten?“ fragte er.
„Das lasse ich mir nicht entgehen! Die Leitung der Übung übernimmt Cynthia, sie weiß schon Bescheid und hat auch zusammen mit KdtHptm. Odenwald das Szenario angelegt! Ich kenne es selber nicht! Den Rest gibt’s Morgen bei der Übungseinweisung, damit es keinen Wissensvorsprung gibt!“
„Wir müssen uns bis spätestens Übermorgen zusammen nochmal über jeden Krieger unterhalten! Jetzt könnten wir noch gegensteuern oder jemanden austauschen! Danach ist es zu spät!“ sagte Georg.
„Ja, da hast du recht. Ich denke Übermorgen am Vormittag ließe es sich einrichten!“ antwortete Julia. Dann erreichten sie die Kantine und gingen zur Essensausgabe.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Manövergelände der Lyran Transspace, GefStd Defender
01.08.3070, 07:30 Uhr (Ortszeit)


KdtHptm. Odenwald stand an der Lagekarte im Befehlsstand und führte die Befehlsausgabe durch. Nach dem Vortrag der Eigenen und der Feindlage kam er zum Auftrag.
„Ihr Auftrag ist es mit ihrer Lanze dieses wichtige zentrale Nachschubdepot zu verteidigen, damit die anderen Operationen des Regiments störungsfrei unterstützt und versorgt werden können. Eine Zerstörung oder Verlust des Depots würde die gesamte Operation gefährden. Der Feind hat den vitalen Charakter der Einrichtung erkannt und wird versuchen es auszuschalten. Es gilt als sicher, dass der Feind das Depot mit schweren Kräften angreifen wird. Da sie die einzig verfügbare Lanze sind, werden sie den Schutz des Depots übernehmen. Da alle anderen Kräfte gebunden sind, können sie nicht mit Verstärkung rechnen! Im Depot befindet sich eine Lanze „VEDETTE“-Panzer und ein Zug Infanterie, diese sind ihnen für die Dauer der Operation unterstellt. Während der Operation unterstehen sie direkt dem Regimentskommandeur.“ sagte Reuter. Dann ergänzte er noch Details zur Durchführung, der Verbindungen und kam dann zum Schluss.
„Noch Fragen?“ KdtHptm. Odenwald schaute den Oberst an. Georg Müller hatte welche!
„Zwei Fragen, ist Luftunterstützung verfügbar und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Luftangriffes auf das Depot?“
„Luftunterstützung ist kurz- und mittelfristig nicht verfügbar. Einen weiteren Luftangriff können wir so gut wie ausschließen. Der Gegner hat nach unserer Einschätzung dafür keine Ressourcen mehr. Wenn keine weiteren Fragen sind, Abmarsch zum Depot sofort. Ankunft dort bis spätestens 010830Zjul70, aber möglichst früher! Herr Oberst, viel Glück!“
„Danke, Herr KdtHptm.! Melde Marderlanze ab!“


3 Minuten später saß er in seinem „GREIF“ und fuhr ihn hoch. Sobald seine Kom-Anlage Online war, fragte er den Status der Lanze ab und nahm Verbindung zum Regimentsgefechtsstand auf. Als alle bereit waren befahl er,
„Marder-Lanze, Hier Orca , Ausrücken, Ende!“ Auf dem Marsch erhöhte er die Marschgeschwindigkeit soweit es ging, so dass sie 20 Minuten vor der befohlenen Zeit in die Reichweite des Depots kamen. Dort nahm Orca Verbindung zum Gefechtsstand des Depots auf.
„Rupprecht, hier Marder1, Kommen!“
„Hier Rupprecht, Gut das sie schon da sind, werden aktuell von einer Lanze MTW angegriffen, Lageeinspielung erfolgt jetzt, Kommen!“ Sofort übertrug Orca das Datenpaket an seinen Sekundärmonitor und sah sich die Lage an.
„Hier Marder1, wir attackieren sofort die MTWs, halten sie ihre Panzer im Nahbereich des Depots zum unmittelbaren Schutz, MTW auf keinen Fall verfolgen! Kommen!“
„Hier Rupprecht, Verstanden, Ende!“ Georg schaltete sofort um auf die Lanzenfrequenz und befahl,
„Lightning, Huli Jing, mit Höchstgeschwindigkeit voraus, fangt die MTWs ab. Wenn sie sich zurückziehen nicht verfolgen. Bleibt im Umkreis von 1600 um das Depot! Da kommt sicher noch mehr! Mantis folgt mir zum Depot, Los!“ Sofort beschleunigten Nihara und Jiao ihre Mechs und stürmten vorbei auf die Feindlanze zu. Auch Georg und Julia beschleunigten ihre Mechs, 4 Minuten später erreichten sie das Depot.


„1. MTW zerstört!“ hörte Georg Niharas Stimme über Funk. Auf dem Radardisplay sah er das 2 MTWs durchgebrochen waren und sich direkt auf das Depot zubewegten. Jiao und Nihara nahmen den zurückgebliebenen MTW in die Mangel.
„Mantis, die beiden MTWs fangen wir ab, aber nicht weiter als 800m vom Depot entfernen!“ befahl Georg.
„Alles klar Orca!“ gab sie zurück und beide Mechs marschierten auf die Bedrohung zu. Auf dem Radardisplay sah er, das die „VEDETTE“s den beiden MTWs nachsetzten aber sie sicher nicht rechtzeitig erreichen konnten.
„Tao1, hier Marder1, Kommen!“ rief er den Lanzenführer der Panzerlanze.
„Hier Tao1! Kommen!“
„Hier Marder1, Verfolgung abbrechen, die MTWs übernehmen wir! Teilen sie ihre Lanze und positionieren sie die Halblanzen zur Überwachung jeweils 800 westlich und 800m ostwärts von Rupprecht, Nordseite überwachen wir, Melden sie jede Annäherung aus diesen Richtungen, Kommen!“
„Hier Tao1, gut das sie da sind! Meldung an sie sobald wir in Position sind, Kommen!“
Hier Marder1, Verstanden, Ende!“ Soweit Georg wusste, führte KdtHptm. Park von der Kwangjong-ni-Miliz die Panzerlanze. Aber so wie es aussah, verstand er sein Handwerk, aber er hatte sich durch die MTWs zu weit vom Depot weglocken lassen!
„Da sind sie!“ rief Julia. Einer der beiden MTWs kam in den Sichtbereich seines „GREIF“s. Sofort nahm er ihn aufs Korn und als er den Glockenton der Zielerfassung hörte, löste er einen Alpha-Schlag gegen die Seite des MTWs aus. Der Wucht der cER-PPC des Greifs und seiner Laser hatte der MTW nichts entgegenzusetzen und wurde aufgerissen wie eine Ravioli-Dose.
„Einer weniger!“ sagte er befriedigt über Funk, war aber froh, dass diese Schäden nur simuliert waren. Im echten Einsatz wären jetzt 10 Menschen eines grausamen Todes gestorben!
Dann sah er seitlich von sich einen Lichtblitz.
„Der andere fährt auch nirgendwo mehr hin!“ gab Julia durch.
„Lightning, Lagebericht!“ forderte Georg.
„Letzter MTW hat sich zurückgezogen, bevor wir ihn erwischen konnten!“
„Lightning, überwache mit Huli Jing Nordseite Rupprecht auf 800m, wir gehen auf 300m von Rupprecht zurück und halten uns bereit.“
„Ok“ kam die kurze Antwort von Nihara Sangare. Georg grinste!
„Rupprecht, hier Marder1, MTW-Attacke abgewehrt, nehmen Überwachung auf! Wo ist der Zug Infantrie? Kommen!“
„Hier Rupprecht, Verstanden, Der Infantriezug ist um und im Depot in Verteidigungsstellung, Ende!“


Jetzt begann das warten. Er wusste nicht was kommen würde und woher, nur konnte er sich denken, dass es kein Spaziergang werden würde! Zum Glück musste er die Südseite des Depots nicht auch noch überwachen. Dort erhob sich knapp hinter dem Depot eine unwegsame Hügelkette. Das einzige was er ausschloss, war ein Direktabwurf einer feindlichen Mechlanze über dem Depot, da keine Landungsschiffe zur Verfügung standen. Nach 20 Minuten knackte das Kom,
„Marder, Hier Tao3, erfassen 4 Signaturen auf dem Radar westlich Rupprecht. Nähern sich schnell, Definitiv feindlich, Kommen!“
„Jetzt geht der Zirkus los!“ dachte sich Georg.
„Tao3, Hier Marder 1, rücken mit Marder-Halblanze auf ihre Position vor zur Unterstützung, Kommen!“
„Hier Tao3, Verstanden, Ende!“
„Tao1, Hier Marder1, verbleiben sie Ostwärts zur Überwachung! Kommen!“ Georg schob den Schubhebel nach vorn und marschierte zu Tao3, wie er auf dem Radar sah, folgte ihm Julia mit ihrem „THANATOS“.
„Hier Tao1, Verstanden, wir überwachen weiter, Ende!“
„Lightning, ihr bleibt wo ihr seid. Das kann ein Ablenkungsmanöver sein!“
„Ok, wir bleiben im Norden!“ kam die knappe Antwort.




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Manövergelände der Lyran Transspace, GefStd Aggressor
01.08.3070, 07:30 Uhr (Ortszeit)


KdtHptm. Scholz saß in ihren Shorts und der Kühlweste vor der Lagekarte an der KdtHptm. Liebermann gerade die Befehlsausgabe durchführte. Sigrid machte sich kurz Notizen während Cynthia Liebermann die Eigene Lage und die Feindlage darlegte. Dann kam sie zu dem Auftrag, den Sigrid mit ihrer Lanze durchführen sollte.
„Ihr Auftrag lautet, dieses Depot hier“, zeigte es auf der Karte und nannte dann die Koordinaten, „entweder zu erobern oder zu vernichten. Solange dieses Depot existiert, kann der Gegner sich problemlos versorgen und würde mittelfristig dadurch die Überhand gewinnen. Diese Operation ist vital für den Ausgang der Schlacht. Ihnen und ihrer Lanze werden alle verfügbaren Kräfte zugewiesen und unterstellt, um sie bei dem Angriff zu unterstützen!“ Dann zählte KdtHptm. Liebermann diese Kräfte auf. „Weitere Verstärkungen oder Luftunterstützung steht nicht zur Verfügung. Laut Aufklärung wird das Depot von vermutlich von einer Mech- und einer Panzerlanze verteidigt. Die Panzerlanze ist bereits vor Ort, mit dem Eintreffen der feindlichen Mechlanze ist, laut unserer Drohnen-Aufklärung in ca. 45 - 60 Minuten zu rechnen. Sie unterstehen für dieser Operation direkt dem Regiment.“ Dann kamen noch Details zur Durchführung, und Verbindungen, wie die Kopplungspunkte mit den ihr unterstellten Einheiten und deren Kommunikationsdaten.
„Haben sie noch Fragen?“ KdtHptm. Liebermann schaute sie erwartungsvoll an. Sigrid schüttelte den Kopf und schaute sich die Lage des Depots noch einmal genauer auf der Karte an. Ein Operationsplan formte sich in ihrem Kopf. Wenn sie schnell wäre, könnte sie schon einen Fuß in der Türe des Depots haben, bevor die gegnerische Lanze auf dem Gefechtsfeld erscheinen würde. Sie meldete sich ab und ging schnellen Schrittes zu ihrem „SHADOW HAWK“ und kletterte ins Cockpit.


Kaum war ihr Kom Online, nahm sie zu ihrer Lanze und den Führern der unterstellten Teileinheiten Verbindung auf. Der Panzergrenadier-Lanze befahl sie sofort auf das Depot vorzurücken, dort aufzuklären und wenn möglich es bereits anzugreifen. Sigrid wusste, dass dies für die Grenadiere ein gefährlicher Auftrag war, da sie diese ohne Deckung nach vorne schickte, aber sie musste schnell sein! Sie hoffte, dass der Lanzenführer schlau genug war, sich sofort zurückzuziehen, wenn der Feind übermächtig war und nicht aus falschem Ehrgeiz weiter anzugreifen. Dies befahl sie ihm auch explizit!


Als sie mit ihrer Lanze auf 4 km an das Depot herangekommen war, hörte sie die panischen Funksprüche der Grenadiere. Die Mechlanze war früher eingetroffen als erwartet, aber der Lanzenführer ist weiter vorgerückt, anstatt sich sofort zurückzuziehen. Nacheinander schaltete der Gegner 3 der 4 MTWs aus und der letzte mit dem stellvertretenden Lanzenführer konnte gerade noch so entkommen. Beim Rückmarsch zum befohlenen Sammelpunkt gab er seine Aufklärungsergebnisse durch. Die Panzerlanze des Gegners bestand aus mittleren „Vedette“-Panzern und einer der Mechs konnte zweifelsfrei identifiziert werden. Eine „SHADOW CAT“! Kalte Schauer liefen Sigrid den Rücken hinab als sie das hörte. Ihr stand die Marder-Lanze gegenüber, der Lanze des Kommandeurs! Sie hatte nun schon erhebliche Kräfte verloren. Sigrid Scholz überlegte, wie sie ihren Auftrag am besten erfüllen konnte. Eine Eroberung war kaum möglich. Ihr stand fast genauso viel Tonnage gegenüber wie sie selbst hatte. Also entschied sie sich das Depot zu zerstören. Dazu plante sie einen Zangenangriff um die Hauptkräfte des Feindes zu binden und freie Bahn für ihre Joker zu schaffen! Nicht ganz nach Lehrbuch, aber in ihren Augen erfolgversprechender als ein massiver Angriff aller ihrer Kräfte! Nach der Befehlsausgabe setzte sie sich mit ihrer Lanze in Bewegung. In 15 Minuten würden sie Feindkontakt haben!




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Manövergelände der Lyran Transspace, Perimeter Übungsdepot
01.08.3070, 08:40 Uhr (Ortszeit)


Orca stürmte mit Mantis nach Westen. Die feindlichen Kräfte waren durch die übertragenen Sensordaten der Panzerhalblanze auch auf ihrem Display bereits zu sehen.
„Kontakt! Feindlicher Mech „WASP“ bewegt sich schnell auf das Depot zu. Entfernung 500 m Südwestlich eigener Standort!“ hörte Orca die Meldung von Tao4. Der gegnerische Mech war noch 800m von ihnen entfernt.
„Mantis, den kaufen wir uns!“ gab er durch „Tao3 und Tao4 bleiben sie an den Hauptkräften und verzögern sie!“
„Tao3, haben verstanden!“ kam prompt die Antwort. Schnell näherten sie sich dem Ziel. Orca trat in die Pedale und sein Mech stieg in einer ballistischen Kurve auf und bekam direkte Sicht zur „WASP“ Sofort nahm er sie ins Visier und löste einen Alpha aus, als die Zielerfassung abgeschlossen war. An ihm raste eine LRM-Salve von Mantis vorbei, die in die „Wespe“ einschlug. Auch seine LRMs lagen im Ziel, aber seine cER-PPC ging vorbei, genauso wie seine Laser. Aber jetzt hatte er Sichtkontakt und beharkte den leichten Mech mit seinen Mittleren Lasern, solange bis seine LRM und die PPC wieder geladen waren. Mittlerweile hatte auch Mantis Sichtkontakt und deckte die „WASP“ mit allem ein was sie hatte. Als der schwere Laser des „THANATOS“ sein linken Arm abriss traf, kam der leichte Mech ins Straucheln, konnte sich aber wieder fangen. Anstatt weiter vorzurücken machte der leichte Mech kehrt und zog sich mit Höchstgeschwindigkeit zurück.


„Eine „WASP“, wer hat eine „WASP“ in der Lanze?“ fragte Orca.
„Die Wolf-Lanze!“ bestätigte Julia Georgs Verdacht.
„Hier Tao3, stehen unter schwerem Beschuss! Bitten um sofortige Unterstützung!“ hörten sie die gehetzte Stimme des Panzerkommandanten.
„Wir kommen!“ gab Orca durch und schob den Schubhebel auf Anschlag. Langsam sank das Hitzeniveau, während sie der gegnerischen Lanze entgegenstürmten.


Gerade als Orca den „SHADOW HAWK“ identifizierte kam eine Meldung herein,
Orca, hier Lightning, zeichnen 4 Kontakte, Wahrscheinlich Panzer!“ Georg war froh, dass er seine Scout-Halblanze im Norden gelassen hatte.
„Lightning, identifizieren und bekämpfen! Wir können euch nicht unterstützen!“
„Das hatte ich befürchtet!“ kam prompt die Antwort von Nihara.
„Hier Tao1, zeichnen einen MTW, er bewegt sich mit hoher Geschwindigkeit auf das Depot zu!“ Was sollte das jetzt, fragte sich Orca. Dann wurde es ihm klar. Das Depot war in Reichweite der LRMs des Angreifers, also musste nur noch eine Zielerfassung ermöglicht werden – der MTW! Wahrscheinlich war das auch der Auftrag der „WASP“ gewesen.
„Tao1 hier Marder1, MTW sofort abfangen, er darf nicht in Sensorreichweite des Depots kommen, Los!“
„Wir fangen den Kerl ab!“ kam die Bestätigung!


Ein schlauer Plan, das musste Georg zugeben! Aber die Gefahr zu erkennen, war nur das Eine, er musste die Gefahr beseitigen! Seine Scouts standen 4 Panzern gegenüber, das konnte für die leichten Maschinen eng werden, wenn sie nicht aufpassten. Wer einen Panzer unterschätze, lebte in der Regel nicht lange! Nicht umsonst hatten alle Militärs erhebliche Panzerkräfte in ihren Arsenalen!


Nihara war in ihrem Element! Gekonnt führte sie ihren Mech auf den Gegner zu, ohne einen direkten Sichtkontakt zuzulassen. Jiao stürmte versetzt rechts von ihr mit nach vorn. Für die geringe Gefechtserfahrung machte sie ihre Sache sehr gut, fand sie.
„Huli Jing, Gegner rechts umgehen, kläre die beiden hinteren Fahrzeuge auf. Mit ihren 60 to kann das alles Mögliche sein. Falls ein „KSR-WERFER“ dabei ist, halte dich fern. Der kann dich mit einer Salve erledigen!“ Die vorderen Ziele hatten 80 to, wie sie dem Radar entnehmen konnte. Das waren schwere Brocken! „DEMOLISHER“ oder „SHRECK“ hatten 80 to! Sehr gefährliche Fahrzeuge, vor allem für leichte Mechs mit Kurz- und Mittelstreckenwaffen! Auf dem Radar sah sie, wie die „SPINNE“ nach rechts ausholte. Der vorderste Panzer war nur noch 400m vor ihr. Sie überprüfte kurz das Gelände und trat dann beide Pedale durch. Ihre „SHADOW CAT“ wurde durch die Gewalt der Sprungdüsen nach oben gerissen und beschrieb einen Bogen. Plötzlich hatte sie Sicht auf das Ziel! Ein „DEMOLISHER“! Sie korrigierte ihr Fadenkreuz und feuerte die cGaus auf den Panzer ab, Volltreffer in den Bug, dann unterschritt sie wieder die Sichtlinie und Nihara setzte ihre „CAT“ mit Gegenschub sanft auf und machte sofort einen Haken nach links. Plötzlich rauschten 3 PPK-Blitze in die Position an der sie noch vor Bruchteilen von Sekunden war. Damit war klar, dass es sich bei dem 2. 80to-Panzer um einen „SHRECK“ handeln musste. Ihr Alptraum war wahr geworden!
„Hier Lightning, 2 Panzer aufgeklärt als „DEMOLISHER“ und „SHRECK“!“ gab sie durch. Den „DEMOLISHER“ konnte sie ausmanövrieren und auf Abstand halten, der „SHRECK“ war nun ihr primäres Ziel!


Die beiden „VEDETTE“-Panzer fuhren mit Höchstgeschwindigkeit auf den MTW zu und versuchten ihm den Weg abzuschneiden. Dieser war schneller als ihre Panzer. Wenn er sie passieren konnte, würde dieser sehr schnell in Sensorreichweite der Basis sein.
„Tao2, fahr weiter nach Westen, wenn er mir entwischt, kannst du ihn dann stellen!“
„Verstanden!“ kam die Antwort und der 2. Panzer entfernte sich langsam von dem seinen in westliche Richtung. KdtHptm. Park hatte endlich Sicht auf den MTW und löste die AK/5 aus, die den MTW nur knapp verfehlte. Der MTW wich aber von seinem direkten Kurs ab. Kurz darauf war die Kanone wieder schussbereit, wieder schoss er. Diesmal traf er, aber nur ein Streifschuss, dann war der MTW aus seinem Sichtfeld verschwunden. Park hieb mit der Faust auf die Panzerwand an seinem Platz und fluchte!
„Tao2, er ist mir entwischt!“
Die Besatzung von Tao2 holte alles aus dem Motor was ging und raste auf den MTW zu. Als er ins Sichtfeld kam, schoss der Kommandant sofort, aber der Fahrer des MTWs schlug Haken mit seinem viel leichteren und wendigeren Fahrzeug und konnte dem Beschuss entkommen.
„Tao1, er ist mir auch entwischt!“ gab der glücklose Kommandant durch.
„Sitting Bull, hier Tao1, es kommt ein MTW auf euch zu. Schaltet den so schnell als möglich aus!“
„Hier Sitting Bull, haben den MTW auf dem Radar. Verstanden!“ gab der Infanteriezugführer durch, der seine Soldaten rund um das Depot in Stellungen verteilt hatte.


„Hier Maus3, zeichnen Depot!“ hörte Sigrid aus dem Funk. Der MTW hatte es geschafft und war in Sensorreichweite des Depots! Auf ihrem Radardisplay poppten alle Ziele innerhalb des Depot auf.
„Pandora, hier Wolf1, Feuer frei!“ befahl sie sofort.


Jiao nährte sich den 2 bisher unidentifizierten Kontakten, als plötzlich der Himmel voller LRAMs war, die in Richtung Depot flogen. Aus der Menge der Raketen schloss sie, dass hier 2 Werfer feuerten.
„Mist, das sind „LRM-WERFER“ dachte sie und sprang in Richtung der Ziele. Da sah sie die Werfer noch 400m entfernt, sie musste näher ran um mit ihren Lasern zu wirken.
„Hier HuliJing, Kontakte als „LRM-WERFER“ identifiziert, greife an!“
„Huli Jing, pass auf, die beiden Werfer werden sicher durch den „SHRECK“ gedeckt! „DEMOLISHER“ noch 700m von dir entfernt, nähert sich deiner Position.“ Jiao blickte auf das Radar und sah, das der als „SHRECK“ identifizierte Radarkontakt 700 m westlich von ihr positioniert war. Als sie dort hinsah, konnte sie einen Teil des Umrisses des Panzers auf einer erhöhten Position erkennen. Er hatte freies Schussfeld auf die Werfer und konnte problemlos auf alles schießen, das sich ihnen näherte. Vorsichtig pirschte sie sich mit ihrer „SPINNE“ auf einem gedeckten Weg an.
Nihara hatte es geschafft in den Rücken des „SHRECK“ zu kommen, Dazu musste sie weit links ausholen, nun hatte sie die schwache Heckpanzerung vor sich. Sie richtete ihr Gauss-Geschütz aus und löste die cGauss aus. Die Nickel-Eisenkugel wurde durch die Spulen stark beschleunigt und traf mit immenser Wucht auf die Heckpanzerung und durchschlug diese. Der „SHRECK“ verging in einer vernichtenden Detonation. Nihara hatte die ganze Zeit das Radar im Auge behalten, nicht das der „DEMOLISHER“ mit ihr dasselbe tat! Dann schob sie den Fahrthebel vor auf Anschlag und raste auf die Werfer zu, die gerade ihre 2. Salve abgeschossen hatten.
„Huli Jing „SHRECK“ vernichtet, du hast freie Bahn!“ gab sie durch. Ihre cGauss war schon wieder auf Grün, dann sprang sie und zielte auf die Werfereinheit des von ihr aus gesehen linken Werfers. Auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn löste sie das Geschütz aus und das Gauss-Geschoss raste in die Werfereinheit und brachte durch ihre schiere Wucht die Raketen im Werfer zur Detonation.
„Werfer1 ausgeschaltet“ gab sie durch. Jiao sprintete in diesem Augenblick hinter den 2. Werfer und ihre beiden ERLaser bohrten sich in das Heck, dann trat Jiao mit dem Fuß des Mechs nach und zertrümmerte die Panzerung und den Motor dahinter. Sofort fielen bei dem „LRM-WERFER“ alle Anlagen aus und er war unbrauchbar.
„2. Werfer zerstört“ gab sie durch. Da knackte das Kom auf der Lanzen-Frequenz,
„Hier Orca, vergesst den „DEMOLISHER“ und bewegt euch mit Lichtgeschwindigkeit hierher zu uns!“ gab Georg durch. Sofort setzte sich die Scout-Halblanze mit höchster Geschwindigkeit in Bewegung um zum Rest der Lanze zu stoßen und zu unterstützen.


Durch die übertragene Sensorerfassung des MTW konnte Sigrid Scholz sehen, dass die 2 LRM-Salven der Werfer eines der Depot-Gebäude vernichtet hatten. Noch 3 weitere Gebäude und das Depot wäre vernichtet und ihr Auftrag erfüllt. Plötzlich wurde der „SHRECK“-Panzer in ihrer Liste schwarz. Das konnte nur eines bedeuten. Die beiden Mechs der Marder-Lanze machten sicher gleich über ihre Werfer her! Das Gefecht mit der anderen Halblanze und den 2 Panzern des Gegners verlief zäh. Der „GREIF“ des Oberst und der „THANATOS“ von OTL Mauerer arbeiteten perfekt als Team zusammen und verzögerten ihren Marsch auf das Depot immens, ohne sich eine Blöße für einen harten Schlag ihrer Lanze zu geben.


„Sitting Bull, hier Rak1, haben MTW im Visier!“ gab der Feldwebel durch. Dann hörte er, dass auch Rak3 in Position war.
„Rak1 und Rak3 Feuer!“ kam das Kommando. 2 Lenkraketen der tragbaren Werfer machten sich auf den Weg und schlugen fast gleichzeitig in dem MTW auf der rechten Seite ein. Es erfolgte eine interne Detonation und am MTW rührte sich nichts mehr. Der Feldwebel schickte 2 seiner Soldaten zu dem Fahrzeug und nach kurzer Zeit meldeten sie ihm, dass der MTW ausgeschaltet war. Der Feldwebel grinste. Da sag noch einer, dass die Infanterie auf dem Gefechtsfeld des 31. Jahrhunderts überflüssig wäre!
„Hier Rak1, MTW ausgeschaltet!“ gab er durch.


Sigrid Scholz sah ohnmächtig zu, wie nacheinander beide Werfer und der MTW auf ihrer Liste schwarz wurden. Nur noch der „DEMOLISHER“ war von ihrer Pandora-Lanze noch übrig.
„Hier Pandora1, gegnerische Mechs „SHADOW CAT“ und „SPINNE“ sind mit Höchstgeschwindigkeit in ihre Richtung abgerückt, EAZ 5 min, Kommen“
„Pandora1, Hier Wolf1, vorrücken auf Depot. Auf Infantrie achten! Kommen!“
„Hier Pandora1, Verstanden, Ende!“
„Wölfe, Hier Wolf1, erhalten gleich noch mehr Gesellschaft, 2 weitere Mechs im Anmarsch! Ende“ gab sie an ihre Lanze durch. Dann überlegte sie fieberhaft wie sie ihren Auftrag noch erfüllen konnte. Wenn sie hierblieb, kämen sie wahrscheinlich nicht an den 4 Mechs und den 2 Panzern des Gegners vorbei. Der „DEMOLISHER“ würde zwar den Rest der Verteidiger binden, aber er hatte kaum eine Chance durchzubrechen und das Depot in Schutt und Asche zu verwandeln. Sie musste …, dann grinste sie innerlich. Der Plan den sie entwickelte könnte funktionieren, aber würde wahrscheinlich ihre Lanze das letzte Abfordern und die Gefahr, dass ihre Lanze danach nicht mehr existierte, wäre mehr als Real! Aber entweder musste sie sich jetzt zurückziehen, oder diesen Husarenritt befehlen!


„Orca, die ziehen sich zurück!“ gab Julia durch. Georg überprüfte die Sensordaten. Es stimmte! Der Gegner zog sich schnell in nordwestliche Richtung zurück! Dann betrachtete er die Schadensanzeige seines „GREIF“. Ein paar Panzerungsschäden sonst nichts! Aber die gegnerische Lanze war sicher auch noch voll intakt. Das Gefecht war in eine Art Katz-und-Maus-Spiel übergegangen, in der sich niemand eine Blöße geben wollte. Die beiden Panzer hatten sich außerhalb des Nahbereichs des Gegners aufgehalten und nur mit ihren AK/5 die feindliche Lanze auf große Entfernung angeschossen. Orca nickte anerkennend. Der Plan den KdtHptm. Scholz ausgearbeitet hatte war taktisch ausgeklügelt und hätte Erfolg haben können, wenn er nicht seine Scout-Halblanze in ihrem Weg gelassen hätte. Deshalb glaubte er nicht wirklich, dass das Gefecht um das Depot schon vorbei wäre. Mittlerweile war der Gegner aus der Sensorreichweite, als sich Lightning mit ihrer Halblanze bei ihm meldete und aufschloss. Die Marder-Lanze war nun wieder komplett! Georg ließ dann den Bereich von Nihara und Jiao überwachen während Julia und er zurück zum Depot marschierten. Er hatte derweil die komplette Panzerlanze auf den „DEMOLISHER“ angesetzt, die auf dessen Position aufschloss und ihn abdrängte.


Vor 14 Minuten war die Meldung hereingekommen, das die „VEDETTE“-Lanze den „DEMOLISHER“ abdrängen konnte und dieser nach Norden ausgewichen und sich nun nicht mehr innerhalb des Sensorbereichs der Panzerlanze befand. KdtHptm. Park war es gelungen den „DEMOLISHER“ so schwer zu beschädigen, dass dieser sicher nicht mehr in das Gefecht eingreifen würde. Da sich die „VEDETTE“s sich auf die überlegene Reichweite ihrer AK/5 verlassen hatten, war der gegnerische Panzer den Angriffen ausgeliefert gewesen ohne sich wehren zu können. Die feindliche Mech-Lanze war nun schon seit 25 Minuten nicht mehr auf dem Radar. Plötzlich tauchte kurz ein Radarecho Nordwestlich der Basis auf, dann verschwand es wieder. Kurz darauf ein weiteres Echo etwas versetzt in Nord-Nord-West.


„Lightning, was machen die da?“ fragte Jiao ihre Lanzenkameradin. Ihre „SPINNE war 300m links voraus von Niharas „SHADOW CAT“
„Huli Jing, Sie nehmen vermutlich Aufstellung zu einem weiteren Angriff!“ gab diese zur Antwort. Da tauchte plötzlich ein Radarpunkt keine 250 m rechts schräg hinter Nihara auf und Sekunden später wurde die „SHADOW CAT“ von einem verheerenden Schlag auf der rechten Seite getroffen. 2 MLaser und 3 Salven SRM6 zertrümmerten die Panzerung des Armes und zerstörten das Gaus-Geschütz. Nihara hatte keine Zeit zu reagieren, so schnell kam der Schlag!
„Scheiße, wo kommt der denn her?“ schrie sie frustriert in den Funk und trat beide Pedale durch um aus der Schusslinie des „KINTARO“ zu kommen, denn zweifellos war sie McCullogh vor die Rohre gelaufen und der hatte nur darauf gewartet seinen Mech im richtigen Zeitpunkt hochzufahren.
„Hier Lightning, hab meine GAUS verloren!“ gab sie durch. Mit einem Schlag war sie ihres Hauptwaffensystems beraubt worden und hatte nun nur noch 2 cERmLaser als Bewaffnung. Auf dem Radar tauchten nun 2 weitere Radarsignaturen auf die auf sie zukamen.
„Hier Huli Jing, 1 Mech identifiziert als „CENTURION“!“ gab sie durch.
„Hier Orca, sofort zurückfallen lassen, wir fangen sie 500 m nord-westlich vor dem Depot auf!“ Jiao und Nihara lösten sich sofort und fielen auf die befohlene Position zurück, während Georg und Julia aufrückten.


„Gaus zerstört!“ hörte Sigrid über Funk Brian McCullogh Triumphruf. Ihr Hinterhalt hatte besser funktioniert als sie gehofft hatte. Damit war die stärkste und mobilste Waffe auf dem Gefechtsfeld aus dem Rennen! Mit Höchstgeschwindigkeit rannte und sprang sie begleitet von Neills angeschlagener „WASP“ durch die Ausläufer der Hügelkette, die südlich hinter dem Depot lagen. Nur noch 800 m trennten sie vom Ziel! Schnelligkeit war der ausschlaggebende Faktor. Als sie noch 450 m vom Depot entfernt war, schlug das Radar an. Ein Ziel 500m querab. Einer der Panzer der wieder westlich des Depots Wache hielt!
„Sting, ignoriere ihn! Wir sind gleich da!“ Sie sprang mit ihrem „SHADOW HAWK“ und die Zielerfassung rastete auf eines der Depotgebäude ein. Sofort löste sie alle Waffen aus und ihre LRM und AK/5 zerfetzten das Mauerwerk. Leider war der Stahlbeton massiv und sie würden mehr als eine Salve benötigen um das Gebäude zu sprengen! Sting war ihr voraus und das Gebäude lag im Wirkungsbereich seines mLasers und seiner KSR. Auch er löste seine Waffen aus wieder spritzte Staub auf und Beton wurde aus der Wand gerissen. Noch ein Sprung und sie stand mitten im Depot! Sigrid erlaubte sich ein Grinsen, sie hatte den Oberst reingelegt!


„Hier Tao4, 2 Mechs bewegen sich im Süden mit hoher Geschwindigkeit auf das Depot zu. 1 Mech 55to, 1 Mech 20to!“ hörte Georg. Die Meldung hatte die Wirkung einer Eisdusche auf ihn. Rasend schnell überlegte er. Die Wolf-Lanze musste sich geteilt haben und der 3. Radarpunkt, der nie nahe genug herankam um identifiziert zu werden musste der „DEMOLISHER“ sein. Die Panzer waren wieder auf ihren Überwachungspositionen und konnten nicht rechtzeitig am Depot sein. Die beiden Mechs der Scout-Halblanze hätten wenig Chancen allein gegen den „CENTURION“ und den „KINTARO“, zumal die „SHADOW CAT“ ihre Gaus verloren hatte.
„Tao3 und Tao4, sofort zur Mechlanze stoßen, Mantis, übernimm das Kommando hier und fange den Gegner auf, ich werde das Depot verteidigen!“
„Alleine? Bist du verrückt!“ gab Julia durch.
„Keine Diskussion! Orca Ende!“ Georg drehte seinen Pfeiferhannes um und stürmte zum Depot. Er würde in 2 Minuten dort eintreffen und sich dann den „SHADOW HAWK“ vorknöpfen.
„Sitting Bull, hier Marder1, Feuer auf „WASP“ konzentrieren, ich komme zurück und greife den „SHADOW HAWK“ an.
„Tao1 und Tao2 sofort zum Depot!“ befahl er noch, dann war er da.

Das zweite Gebäude war zerstört! Befriedigt nahm sich Sigrid das nächste Lager vor.
„Hey die haben es plötzlich alle auf mich abgesehen!“ gab Sam Neill durch. An seinem leichten Mech, der durch das erste Gefecht schon stark beschädigt war detonierten reihenweise KSRs, die aus tragbaren Werfern abgeschossen wurden. Sigrid analysierte dies in Sekundenbruchteilen. Dann war ihr klar, sie würde sich mit einem andere Gegner auseinandersetzen müssen! Da wurde sie schon von der Energiefaust einer PPK an der linken Seite gepackt und durchgeschüttelt und eine Salve LRM10 traf ihren Mech kurz darauf! Der Oberst war da! Sie drehte sich nach rechts und schob den Fahrtregler vor. Dann sah sie den „GREIF“, der wie ein Rachengel keine 300 m kurz vor dem Depot auf den Flammenzungen seiner Sprungdüsen aufsetzte.
„Steige aus!“ gab Neill plötzlich durch. Im Augenwinkel sag Sigrid, dass seine „WASP“ von mehreren Inferno-Raketen getroffen worden war und der Mech förmlich in Flammen stand! Der Mech erstarrte und fiel um, als die Rettungsautomatik den Mechkrieger aus dem Cockpit schoss. Der „GREIF“ machte 2 Schritte in ihre Richtung, dann brandeten die Energien zweier cMLaser gegen das Waffenmodul auf ihrer linken Schulter.
„Ergeben sie sich, sofort Mech herunterfahren!“ hörte sie die Stimme des Oberst über den allgemeinen Kanal!“
„So schnell nicht!“ sagte sie sich und richtete ihre AK/5 auf den Greif und drückte ab. Gleichzeitig merkte sie, dass die Infanterie sie nun mit KSRs beschoss.


Georg hatte gerade seine cMLaser abgeschossen, die das Waffenmodul der AK/5 trafen, als der „SHADOW HAWK“ sich in die Luft erhob und in seine Richtung sprang. Georg schob sofort den Fahrtregler vor und beschleunigte seinen Mech nach rechts und drehte sich dann zu seiner Gegnerin um, die ihn mit SRM und ihrem MLaser beschoss und Panzerung von seinem Mech abriss. Georg schaute kurz auf seine Temperaturanzeige und trat dann beide Pedale durch. Sein Greif erhob sich, sprang von seinem Gegner weg und drehte sich in der Luft. Als er landete, stabilisierte er seinen Mech, zog sein Fadenkreuz über die AK/5 des „SHADOW HAWK“ und löste die cPPK und seine LRM aus. Volltreffer! Das Waffenmodul zerbarst und machte die AK/5 unbrauchbar. Zum Glück für die Mechkriegerin des „HAWK“ detonierte die Munition nicht! Dafür rauschte jetzt Georgs Temperaturanzeige in den roten Bereich!
„Ergeben sie sich!“ gab er nochmal durch. Als Antwort stürmte der „SHADOW HAWK“ auf seine „GREIF“ zu und löste seine SRM und seinen mittleren Laser aus. Der „SHADOW HAWK“ sprang erneut in Georgs Richtung. Georg schätzte in Sekundenbruchteilen die Flugbahn der Gegnerin, beschleunigte seinen Mech und rannte unter dem springenden „HAWK“ hindurch. Die Fußplatten des „SHADOW HAWK“ waren nur 3 Meter über ihm als er den Mech passierte. Sofort stoppte er und riss seinen Mech herum, schlug auf den VETO-Schalter und löste sein gesamtes Arsenal in den Rücken des landenden „SHADOW HAWK“ aus. Wie eine Riesenfaust schlug die cPPC, die LRM und die beiden MLaser im Rücken des „HAWK“ ein und stießen ihn nach vorne um, da er bei der Landung noch nicht stabil stand. Wie durch ein Wunder schaltete sich der Greif nicht ab. Sofort beschleunigte Georg und rammte seinen Fuß in den zerstörten Rücken des „HAWK“.
„Ergeben sie sich“ wiederholte er zum dritten Mal! Als Antwort fuhr der „SHADOW HAWK“ herunter. Sofort riss Georg die Cockpit-Luke auf und lies kühlende Luft herein, während seine Wärmetauscher Titanenarbeit vollbrachten, um seinen „GREIF“ herunterzukühlen.


„Huli Jing, Lightning, nehmt den „CENTURION“ in die Zange, ich kümmere mich um den „KINTARO“!“ befahl Julia. Die Panzer würden noch 5 Minuten brauchen, bis diese sie erreichten. Der Glockenton der Zielerfassung erscholl und sie löste ihre LRM15 aus, die auf den „KINTARO“ eindrosch und Panzerung von seinem Fronttorso riss. Dann schoss sie ihren ERLLaser ab der ebenfalls den Zentraltorso traf. Dann sprang sie Rückwärts, bevor der gegnerische Mech in Schussweite für seine vernichtenden KSRs kam. Bald war Brian McCullogh klar, dass er nie nahe genug an den „THANATOS“ herankommen würde um seine 3 KSR6-Werfer einsetzen zu können. Dann sah er, dass nach der „WASP“ nun auch der „SHADOW HAWK“ der Lanzenführerin ausgefallen war. Als Veteran vieler Schlachten, wusste er dass dieses Gefecht verloren war.
„Vorona, wir ziehen uns so schnell wie möglich zurück, wir haben die Schlacht verloren!“ Beide lösten sich so schnell es ging von der Marder-Lanze und Julia befahl Jiao und Nihara sie nicht zu verfolgen. Nach 5 Minuten meldete sich die Übungsleitung auf dem allgemeinen Kanal.
„Übungsende, sammeln vor dem Depot!“




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Manövergelände der Lyran Transspace, Perimeter Übungsdepot
01.08.3070, 11:10 Uhr (Ortszeit)


Alle 8 Mechs standen fast unbeschädigt einträchtig nebeneinander. Auch die „WASP“ war nicht gestürzt, wie das Simulations-AR-Visier es Georg weisgemacht hatte sondern war nach dem simulierten Ausstieg des Piloten einfach stehengeblieben und hatte darum auch keine Sturzschäden. Nur der „SHADOW HAWK“ hatte Panzerungsschäden auf Vorder- und Rückseite, da er tatsächlich am Boden gelegen hatte. Jiao schaute sich das aus ihrem fachmännschen Blickwinkel an und meinte nur trocken,
„Der Tech, der das reparieren muss würde dir dafür sicher gerne die Haut abziehen, Georg!“ sagte sie grinsend. Die Abschlussbesprechung leitete KdtHptm. Odenwald und hatte dazu die Übungsteilnehmer im Karree antreten lassen.


„Marder-Lanze, es war zwar knapp, aber sie haben den Auftrag erfüllt! Meine Anerkennung gilt aber auch der Wolf-Lanze, die durch taktisches Geschick ihre Gegner an den Rand der Niederlage getrieben haben.“ Dann ging er durch die einzelnen Abschnitte des Gefechts und wertete diese sehr sauber aus und gab auch entsprechende Hinweise, wo etwas verbessert werden könnte. Georg folgte der Besprechung nicht nur als Beteiligter, sondern er betrachtete sich auch genau die Leistung KdtHptm. Odenwalds als Leiter der Übung an und war sehr zufrieden. Immerhin würde er nach seinem Abflug alle auf Kwangjong-ni verbliebenen Teile des Unterstützungskommandos führen!
„Festhalten möchte ich vor allem, dass beide Lanzenkommandanten sich durch Einfallsreichtum und extremes taktisches Geschick ausgezeichnet haben. Das Gefecht stand bis zum Schluss auf des Messers Schneide. Herr Oberst, es steht mir leider nicht zu ihnen ein Lob auszusprechen, aber um so lieber tue ich das bei ihnen Frau KdtHptm. Scholz. Das war eine herausragende Leistung! Hat jemand Anmerkungen die er hier vor der gesamten Übungstruppe vortragen möchte?“ fragte er noch, dann nahm er Haltung an und meldete Oberst Müller den Abschluss der Übung.


Georg trat vor und ergänzte noch ein paar kleine Punkte, da die wichtigen Dinge alle schon angesprochen worden waren.
„Ich hoffe KdtHptm Park, dass wir auf dieser Übung ihre Panzer mal nicht allzu sehr als Punching Bag benutzt haben!“
„Nein Herr Oberst, es war auch für uns eine lehrreiche Übung. Wenn ich das sagen darf, wir fühlten uns nicht wie das 5. Rad am Wagen, sondern in die Übung und das Gefecht voll integriert! Mein Dank an alle Beteiligten dafür!“ sagte der Milizoffizier. KdtHptm. Odenwald und KdtHptm. Liebermann nickten ihm zu. Dann fuhr Georg weiter fort.
„Zum Schluss noch ein Wort zur Übung aus meiner Sicht. Frau KdtHptm. Scholz, sie haben mir eine sehr harte Nuss serviert und ich bin froh, dass sie das gemacht haben. Ich spürte jederzeit, dass sie gewillt waren, dieses Gefecht zu gewinnen und sich nicht durch meine Position als ihr Vorgesetzter beeinflussen ließen. Das verdient meinen Respekt und ich danke ihnen dafür! Nach Auswertung der GefechtsROMs wird dann noch eine eingehende Besprechung über den Gefechtsverlauf im Besprechungsraum Mechhangar 2 erfolgen. Termin wird noch befohlen. Damit ist die Übung beendet. Einheitsführer übernehmen und abrücken!“


Am Nachmittag kam Julia in das Büro von Georg. Dieser hatte es sich nicht nehmen lassen, nach dem er seinen Greif den Techs übergeben hatte, wieder in sein Büro zu gehen und weiter die administrativen Vorgänge aufzuarbeiten die am Vormittag liegen geblieben waren.
„Ich hab mir mal das Gefechts-ROM von dir und Frigg angesehen. Wo hast du den Move her unter einem springenden Mech hindurchzulaufen und dann von hinten anzugreifen?“ fragte sie ihn, kaum dass sie das Büro betreten hatte.
„Mach mal die Tür zu!“ bat er sie. Julia schloss die Tür und Georg schaltete den Störsender und den Verzerrer ein, so dass niemand sie abhören konnte.
„Setzt dich!“ sagte Georg. Julia kam der Aufforderung nach, dann schaute sie ihn erwartungsvoll an.
„Du weißt, das ich meinen Widerspruchstest auf Barcelona nicht mit meinem regulären „BUSHWACKER“ Skinir gemacht habe.“ sagte er.
„Ja, der war zu dem Zeitpunkt nicht Einsatzbereit und du musstest einen Greif nehmen. Das weiß ich aus den Geheimdienstberichten.“
„Die Claner wollten unbedingt, dass ich in einem „GREIF“ antrete, weil kein anderer Mech wie dieser für die Lyranische Allianz steht. Weißt du auch, dass es dieser „GREIF“ war, den ich jetzt steuere?“
„Nein, davon stand nichts in der Akte!“ sagte sie überrascht.
„Nun, das kannst du auch nicht wissen, denn nach meiner Niederlage wurde der Mech auf Befehl des Galaxiscommanders, der mich besiegt hat, durch den Clan Jadefalke komplett neu aufgebaut. Ich weiß, dass der Kampfverlauf nicht in den Akten des LND beschrieben wurde, nur das Ergebnis. Hat dich das nicht gewundert?“ fragte er.
„Eigentlich nicht. Da die Clans nie ein großes TamTam um die Gefechte bei ihren Tests machen, außer man ist selbst dabei!“
„Mit diesem „Move“, wie du das bezeichnet hast, hat mich der Galaxiscommander damals endgültig besiegt! Er war damals so fair und ist ebenfalls in einen 55to Mech angetreten, einem „BLACK LANER“!“ erzählte er.
„Ich kenne das Design. Der Mech ist deinem „GREIF“ weit überlegen.“ stellte Julia fest.
„Das wusste ich, deshalb habe ich extensiv in dem Kampf meine Sprungdüsen benutzt. Dann stand er genau richtig und ich versuchte einen Todessprung, meine letzte Chance auf einen Sieg. Mein „GREIF“ war zu dem Zeitpunkt schon übel zugerichtet. Als ich sprang, beschleunigte er unter mir hindurch und hat mit einem Alpha-Schlag meinem Mech von hinten den Rest gegeben. Mir haben sie hinterher Bilder des „GREIF“ gezeigt, wie er auf dem Boden lag. Dass ich hier sitze grenzt an ein Wunder! Zum Glück ist die Fusionsflasche intakt geblieben, sonst wäre ich jetzt nuklearer Staub! Als ich wieder auf dem Weg der Besserung war, hat mich der Galaxiscommander sogar am Krankenbett besucht und hat mir seinen Respekt, nicht für meine Fähigkeiten als Krieger, sondern für meinen Mut und meine Ehrenhaftigkeit gezollt und mir sein Gefechts-ROM des Kampfes gezeigt. Seitdem übe ich immer heimlich seinen Zug, er war der beste Mechkrieger, dem ich je gegenüber stand! Ich weiß, ich werde nie der Beste im Cockpit sein, aber heute früh war die Situation genauso, wie ich sie schon hunderte Male im Simulator geübt hatte und dann spulte das Programm ohne Nachdenken einfach ab!“ Georg saß dann stumm da und Julia spürte, wie vor seinem inneren Auge dieser entscheidende Moment seines Lebens ablief. Einen Moment später schaute er Julia wieder an.
„Das war es! Ich bin immer noch selbst überrascht, dass es funktioniert hat!“ schloss er. Julia lächelte ihn an.
„Du überraschst mich immer wieder!“ sagte sie. „So etwas hätte ich dir nie zugetraut, da ich weiß, dass ich im Cockpit besser bin als du!“
„Du versohlst mir auch regelmäßig bei unseren Duellübungen den Hintern!“ lachte Georg. „Aber ich werde besser!“ betonte er.
„In Maßen!“ antwortete sie und grinste ihn frech an.
„Na hör mal, wie redest du mit deinem Kommandeur!“ flachste Georg zurück und beide lachten herzlich! Solche unbeschwerten Momente waren viel zu selten! Dann wurde Georg wieder ernst.


„Morgen Vormittag, Termin für die letzte Personalbesprechung steht?“ fragte er. Julia nickte.
„Die Übung morgen leitet KdtHptm. Scholz. Da lassen wir James Beta-Lanze gegen Odenwalds Zeta-Lanze antreten!“
„Ist das nicht ein wenig unfair? Die Zeta Lanze hat erheblich mehr Tonnage!“ warf Georg ein.
„Ein Kampf ist immer unfair! Es ist ein Guerilla-Szenario mit der Beta-Lanze als Verteidiger. Also etwas, das James auf Wohlfahrt passieren könnte!“ meinte Julia. „Ich bin wirklich gespannt wie dieses Gefecht verläuft!“
„Ich auch. Das ist einer der Punkte, die mir ein wenig Bauchschmerzen bereiten. Wenn man das Taktik-Handbuch hernimmt, ist die Beta-Lanze für Wohlfahrt eigentlich zu leicht und das der Lanzenführer in einem leichten Mech sitzt, das ist auch nicht gerade das, was man als „Best Practice“ bezeichnet! Da bin ich wirklich gespannt! Eine Sache überlege ich gerade noch!“ fügte Georg hinzu. „Ich plane KdtHptm. Scholz zu befördern. Als KdtHptm. hat sie für die Aufgabe, die wir ihr übertragen wollen eigentlich einen zu niedrigen Dienstgrad, rein schon aus Prestige-Gründen. Außerdem hätte sie eine Beförderung mehr als verdient, auch wenn ich ihre Personalakte zu Rate ziehe. Denk mal darüber nach. Morgen werden wir es festlegen.“
„Da hast du meine vollste Zustimmung, da brauche ich nichts überlegen! Sigrid Scholz ist eine hervorragende Offizierin und kein anderer hätte eine Beförderung mehr verdient als sie!“ gab Julia sofort zurück. „aber wenn du Prestige-Gründe anführst, müsstest du Odenwald auch befördern!“ gab sie noch zu bedenken. Georg schaltete die Schutzfunktionen wieder aus und drückte den Rufknopf für seinen Sekretär.
„Bringen sie uns bitte 2 Tassen Milchkaffee herein!“ gab er durch. Kurz drauf brachte der junge Mann 2 Tassen voll mit dampfendem Kaffee und stellte sie ihnen hin.
„Danke!“ sagten beide. Dann sagte Georg an Julia gewandt,
„Ich werde darüber nachdenken!“




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Manövergelände der Lyran Transspace
02.08.3070, 13:45 Uhr (Ortszeit)


Georg saß gegenüber von Julia im Hubschrauber, der sie zur Abschlussbesprechung brachte. Nachdem sie am Vormittag das Personal durchgearbeitet und auch einige Entscheidungen dazu getroffen haben, verfolgten sie beide den Verlauf der Übung auf dem Manövergelände. James Cameron lieferte dem erheblich schwereren Gegner ein hartes Gefecht und nutzte dabei erfolgreich die hohe Mobilität seiner Lanze. Vor allem der „INCUBUS“, den Hptm. Mastroponte führte, teilte empfindliche Schläge aus! Regelmäßig tauchte sie im Rücken der Gegnermechs auf und beschoss deren Rückenpanzerung mit ihrem schweren cLPulseLaser aus sicherer Entfernung. Durch einen kombinierten Angriff von Mastroponte und Lee, der sie dabei mit seinem „VINDICATOR“ unterstützte, konnten sie den „STINGER“ der Zeta-Lanze ausschalten. Etwas später gelang es durch kluges taktieren der Zeta-Lanze den „VIDICATOR“ von Olt. Lee so schwer zu beschädigen, das er sich aus dem Gefecht zurückziehen musste. Um 13:00 Uhr befahl KdtHptm Scholz Übungsende, da diese Art von Kampf ewig hätte fortgesetzt werden können!


Georg und Julia folgten aufmerksam der Übungsauswertung von KdtHptm. Scholz, die sehr treffend und auf den Punkt die Ergebnisse der Übung darlegte. Sie selber fügten nichts hinzu, da sie der Übung nur aus der Ferne beigewohnt hatten. Am Ende der Besprechung beorderten sie Scholz und Odenwald zu sich.
„Herr Odenwald, schwer einen glitschigen Aal zu fangen!“ sagte Georg zu dem KdtHptm. und grinste dabei, nachdem er sich bei ihm gemeldet hatte.
„Cameron versteht sein Handwerk, so ein Guerilla-Krieg kann ewig dauern, vor allem wenn der Gegner überall Basen und kleine Versorgungsdepots hätte und konsequent die große Schlacht verweigert. Den „VINDICATOR“ haben wir aber auch nur deshalb erwischen können, weil Olt. Lee für diese Form des Kampfes noch nicht abgebrüht genug ist. Da gibt es keine Ehre zu verdienen und Tote bekommen nur posthume Orden, aber keine 2. Chance!“ analysierte Odenwald kurz das Gefecht.
„Herr Odenwald, sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen und ihren Hinweis auf Depots werde ich an Hptm. Cameron weitergeben!“ sagte Georg. „Aber ich, nein, wir wollen mit ihnen beiden über ihre weitere Verwendung im Unterstützungskommando reden. Wir haben die Planungen nun abgeschlossen. Herr KdtHptm. Odenwald, sie werden definitiv, wie schon angesprochen, das zurückbleibende Kontingent des Unterstützungskommandos führen und werden dazu der militärische Vorgesetzte aller Soldaten hier auf Kwangjong-ni.“ Dann wandte sich Georg an die hochgewachsene Mechkriegerin, die, wie fast immer, ihre braunen Haare zu 2 Zöpfen geflochten hatte.
„Frau KdtHptm. Scholz, sie werden mit ihrer Lanze auf die LAS Sturm versetzt und dort militärische Vorgesetzte des Landungsteams und damit die Speerspitze der Erkundung neuer Welten. Sie haben in den letzten Wochen außergewöhnliche Leistungen gezeigt. Ich bin mir sicher, dass sie ihre Aufgaben mit Bravour bewältigen werden.“ informierte er sie.
„Danke Herr Oberst, bleibt meine Lanze zusammen?“ fragte sie. Georg nickte.
„Natürlich! Sie haben aus ihnen eine Lanze geformt, die es mit jedem Gegner aufnehmen kann! Es gibt keinen Grund, das zu ändern!“ erwiderte er. Sigrid Scholz konnte ein erleichtertes Lächeln nicht unterdrücken, das war ihre größte Sorge gewesen!




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Mechhangars Lyran Transspace
07.08.3070, 15:00 Uhr (Ortszeit)


Das gesamte Unterstützungskommando war vor den Mechhangars angetreten und Julia stand etwas nervös vor der Front. In 4 Tagen würden die Landungsschiffe abheben und die Reise nach Wohlfahrt antreten. Sie war gespannt, was auf sie dort draußen wartete. Die Ausbildung der letzten Tage war gut verlaufen. Ab dem nächsten Tag war die Zeit der Ausbildung vorbei und die Landungsschiffe würden beladen werden. Dabei dachte sie an den gestrigen Abend. Georg hatte im Rahmen einer Lanzeninternen Grillparty Nihara Sangare „offiziell“ in die Marder-Lanze aufgenommen und James Cameron verabschiedet. Danach waren Georg und Julia zusammen mit Nihara in einen speziell gesicherten Lagerraum gegangen und hatten ihr einen der seltenen SBVS-Kühloveralls ausgehändigt, als äußeres Zeichen, das sie jetzt auch wirklich der Marder-Lanze angehörte. Sie hatte Nihara vorher noch nie so glücklich und dankbar erlebt! Julia riss sich wieder von ihren Erinnerungen los und musterte die angetretenen Soldatinnen und Soldaten. Dann wurde ihr ein Zeichen gegeben, das Lady Lestrade mit dem Oberst kam.


Routiniert ließ sie das Kommando stillstehen und meldete an Oberst Georg Müller. Dieser ging in seiner Ansprache auf die zurückliegende Ausbildung ein und legte noch einmal kurz vor allen auf die doch noch vor wenigen Tagen durchgeführten Änderungen der Dislozierung dar.
„Wir mussten aufgrund des bevorstehenden Auftrags die Beta-Lanze um einen Mech verstärken. Die Beta-Lanze wird einen Garnisonsauftrag erhalten und muss dafür auch befähigt werden. Zum Einen, um die Siedler zu unterstützen und zum Zweiten, sie auch effektiv schützen zu können! Damit ist wohl die Beta Lanze, die einzige Lanze, die wie ein Clan-Stern organisiert sein wird. Darum wird die Beta-Lanze ab sofort als „Stern“-Lanze in den Listen geführt! Sie wissen alle, dass sie nicht alle mit auf die Reise gehen. In meiner Abwesenheit wird KdtHptm. Odenwald die hier auf Kwangjong-ni verbliebenen Einheiten als mein Stellvertreter führen. Herr KdtHptm. Odenwald, vortreten und Front zur Truppe!“ Odenwald kam nach vorn und drehte sich zu den angetretenen Soldaten.
„Kommando – Stillgestanden!“ dann reichte sein Sekretär ihm eine Mappe, die Georg aufschlug.
„Im Namen der Lyranischen Allianz befördere ich den hier angetretenen KdtHptm. David Odenwald mit sofortiger Wirkung zum Oberstleutnant, gez. General Vestager, Chef Personalamt der LAS“ Danach traten Julia und Georg zu dem völlig überraschten Odenwald und befestigten die neuen Dienstgradabzeichen an seiner Uniform. Georg und Julia gratulierten ihm.
„Sie haben es sich redlich verdient!“ kommentierte Georg noch. Dann lies er Odenwald wieder eintreten und Georg setzte seine Rede fort.
„KdtHptm. Sigrid Scholz hat in den zurückliegenden Wochen mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie eine hoch motivierte, fähige, einfallsreiche Offizierin und eine durchsetzungsstarke Vorgesetzte ist. Deshalb erhält sie auch das Kommando über die Landetruppen der „LAS Sturm“ und wird Kommandoführerin einer selbständig operierenden Erkundungseinheit und ist in dieser Funktion nur dem jeweiligen Sprungschiffkommandanten unterstellt! KdtHptm. Sigrid Scholz, vortreten!“ Schnell und mit festem Schritt marschierte Sigrid Scholz nach vorne, meldete sich und drehte sich zur Truppe. Auch sie beförderte Georg zur Frau Oberstleutnant. Zum Schluss beförderte er noch James Cameron zum Kommandanten und Nika Matic zur Frau KommandantHauptmann. Beide hatten sich die Beförderung verdient und benötigten den Dienstgrad auch um die Wichtigkeit ihrer Position zu untermauern.
„Frau KdtHptm. Nika Matic wird zwar vorerst hier auf Kwangjong-ni bleiben, wird aber nach dem Eintreffen des 3. Sprungschiffes der „Lyran Transspace“, der „TSS Humbold“ Leiterin des Erkundungskommandos der „Humbold“!“ ergänzte er noch die weitere Planung.
„Damit ist die Ausbildungsphase beendet! In den nächsten Tagen werden wir die Landungsschiffe beladen. Vergessen sie nichts! Wir können nicht umkehren, nur weil sie sich eine Flasche Whiskey zu wenig eingepackt haben!“ sagte Georg. Dann beendete er den Appell und befahl für den heutigen Tag Dienstschluss!


Georg schaute noch zu, wie sich die Kameradinnen und Kameraden entfernten. Er war froh, dass die Anträge auf Beförderung vom Personalamt der LAS so schnell bearbeitet geworden waren, so dass er sie hier und heute aussprechen konnte. Die von ihm während des letzten Einsatzes ausgesprochenen Feldbeförderungen waren schon vor längerem samt und sonders abgesegnet worden! Er wusste, dass Lady Lestrades Unterstützung hierbei die Sache sehr beschleunigt hatte. Da kam KdtHptm. Matic auf ihn zu.
„Herr Oberst, hätten sie bitte kurz Zeit?“ fragte sie, nachdem sie sich gemeldet hatte.
„Schießen sie los!“ erwiderte er.
„Sie haben Lt. Winter aus meiner Lanze zu Camerons Stern-Lanze versetzt. Sie haben es mir bereits dargelegt und die Gründe sind absolut gerechtfertigt. Bitte missverstehen sie das jetzt nicht als Kritik an der Maßnahme, aber mir fehlt jetzt natürlich jemand!“ stellte sie fest. Georg schaute sie an. Matic war für Julia und ihn während der Ausbildungsphase die Überraschung gewesen. In ihr steckte mehr, als man vermutete, wenn man sie sah.
„Das stimmt. Es gibt 2 Möglichkeiten. Sie setzten sich mit OTL Odenwald zusammen und holen sich einen Mech samt Krieger aus einer der beiden anderen Lanzen oder sie warten bis die „Humbold“ kommt und rekrutieren einen von den beiden Mechs, die dort zur Unterstützung abgestellt sind.“
„Da weiß keiner, ob die beiden Mechkrieger bei Transspace bleiben! Beide Mechkrieger sind Söldner und führen ihre eigenen Mechs, soweit ich informiert wurde. Der Drang bei Transspace zu bleiben wird dort nicht sehr entwickelt sein.“ gab Nika Matic zu bedenken.
„Dann, Frau Matic, dürfte klar sein was sie machen sollten. Aber regeln sie dies bitte solange wir noch da sind. Dann ist es einfacher!“ erwiderte Georg. Matic nickte.
„Vielen Dank Herr Oberst für ihre Zeit, melde mich ab!“ Georg erwiderte und Matic machte kehrt und marschierte davon.
„Jetzt bin ich gespannt auf wen sie ihr Auge wirft!“ dachte Georg. Wenn er vor diesem Problem stünde, wüsste er, wen er als aller erstes fragen würde!


Nach dem Antreten schaute er sich nochmal die Dislozierungsaufstellung in seinem Büro an. Die Aufteilung der L/R-Jäger hatte er seinem alten Kameraden Fjodor Kowalski übertragen, der ihn nicht endtäuscht hatte. Er hatte sich selbst zusammen mit Saskia Walldorf mit ihrem „EAGLE“ auf der „Witch“ eingeplant. Jetzt würde er endlich Gelegenheit bekommen mit ihr über ihre Zeit bei Top Gun zu sprechen. Zu Freya Hansen auf der „LAS Damokles“, die auf Wohlfahrt verblieb war Aysha eingeteilt.
Percival Jones mit seinem „CHEETAH“ füllte die Lücke, die Kowalski auf der „Hugo Eckener“ hinterlassen hatte. Bei den L/R-Jägern auf der „LAS Andromeda“ und der „LAS Sturm“ hatte er alles beim alten gelassen. Guido Falcone würde hier auf Kwangjong-ni bleiben, um dann später auf dem „UNION“ eingesetzt zu werden, der noch mit der „TSS Humbold“ unterwegs war. Plötzlich ging die Türe auf und Julia stand in der Türe.
„Jetzt ist aber gut!“ sagte sie. „Komm, oder hast du unser Candellight-Dinner in Landry vergessen?“ „Schon so spät?“ erwiderte er erstaunt. Georg beeilte sich, alle Dateien zu schließen und seine Arbeitsstation herunterzufahren. Er hatte sich auf den gemeinsamen Abend schon so lange gefreut!




System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
Raumhafen Lyran Transspace
11.08.3070, 09:00 Uhr (Ortszeit)


Georg stand vor den beladenen Landungsschiffen. In 2 Stunden würden sie abheben! Alles war bereits verstaut und mehrfach kontrolliert, ob auch wirklich alles verladen war. Als besondere Herausforderung der letzten Tage hatte sich noch die Verladung des Viehs erwiesen. Die Lademeister der „LAS Ramierez“ hatten entgegen der Absprache mit dem Lademeister der Siedler, den Tieren zu wenig Platz eingeräumt. Aber das Problem hatte sich lösen lassen, auch weil die Kommandantin der „Ramierez“ Leonor Sánchez ein sehr gutes Verhältnis zu dem Vertreter der Siedler Pakka Keita entwickelt hatte. Der Flug zu den Sprungschiffen war auf etwas mehr als 3 Tage veranschlagt. Der Union „LAS Sturm“ würde an der „Hugo Eckener“ andocken, während die anderen 3 Landungsschiffe, auch die „Witch“, mit der „LAS Andromeda“ die Reise nach Wohlfahrt antreten würden. Er hatte deswegen mit Lester Tyrell mehrere harte Diskussionen führen müssen, da auf der „Sturm“ auch Siedler an Bord waren. Aber es war unabdingbar, das die „Eckener“ ein Landungsschiff hatte, das überall landen konnte und er selbst wollte mit seinem Kommando-Schiff bei der „Andromeda“ mitfliegen, da diese das Herzstück dieser Phase der Operation war! Vor der „Ramierez“ standen Trauben von Siedlern, die nochmal frische Luft schnappten, bevor sie für 16 Wochen in dem Landungsschiff eingesperrt waren. Die Beladungskommandos brachten noch frische Lebensmittel, der Rest der Fracht war bereits verstaut. Da ertönte das Signal von den Landungsschiffen. Alle sollten an Bord gehen und ihre Plätze einnehmen. Der letzte Lieferwagen stieß von der „Witch“ zurück und fuhr davon. Langsam machte sich Georg auf und marschierte als Letzter die Laderampe hinauf.
„Erlaubnis an Bord zu kommen?“ fragte er routinemäßig die Wache, die neben der Rampe stand.
„Erlaubnis erteilt!“ bekam er zur Antwort. Als er im Hangar stand, hörte er, wie die Hydraulik ansprang und sich das Schott hinter ihm langsam schloss. Vor ihm stand sein „Pfeifferhannes“ in der Mechbay und schaute, wie er meinte, nachdenklich auf ihn herab.
„Auf was habe ich mich da nur eingelassen?“ dachte Georg und grinste dabei. Er freute sich auf die Reise, seine Aufgabe und das er endlich wieder mehr Zeit mit Julia verbringen konnte. Dann kletterte er den Zentralschacht zur Brücke empor. Der typische Geruch und die Atmosphäre der „Witch“ ließen dabei die letzte Mission vor seinen Augen vorbeiziehen. Irgendwie hatte er das Gefühl wieder zu Hause zu sein!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 4: Road to Wohlfahrt


System Kwangjong-ni
Landry / Kwangjong-ni II
An Bord der „Witch“
11.08.3070, 10:58 Uhr (Ortszeit)


„„Witch“, hier Control, Startfreigabe erteilt!“ hörte Georg über den Bordlautsprecher. Gerade hatte ihnen allen Lady Lestrade noch per Funk viel Glück für die Reise und die Mission gewünscht.
„Hier „Witch“, Start in T -120 Sekunden!“ gab KdtHptm. Francois Dassault über Funk durch und startete den automatischen Countdown. Die anderen Landungsschiffe würden in 10 minütigem Abstand nach ihnen starten.
„10 – 9 – 8 – 7 – 6 – 5 Zündung – 4 – 3 – 2 – 1 – Start!“ hallte der der automatische Countdown aus den Lautsprechern. Das Schiff erzitterte und eine riesige Faust drückte die Besatzung in ihre Liegen, als das Schiff abhob und beschleunigte.
„Los geht’s!“ rief Francois. Ihr war deutlich die freudige Erregung anzuhören, dass sie endlich wieder ihr Schiff in den Himmel steuern konnte. Georg schaltete an seinem Platz auf die Kamera um, die heckwärts gerichtet war und sah, wie der Raumhafen und die anderen Landungsschiffe immer kleiner wurden. Dann kamen Wolkenfetzen und das umgebende Blau wurde immer tiefer bis es nach nur wenigen Minuten durch ein tiefes Schwarz abgelöst wurde und die Rundung des Planetenhorizontes deutlich sichtbar wurde. Sie waren wieder im All.
„Konstante Beschleunigung 1g! Gehen in den Transferflug, Besatzung wieder regulären Dienst aufnehmen!“ gab Francois über das internen Kom und Lautsprecher an alle durch.
„Bilderbuchstart, Francois!“ kommentierte Georg, während er sich abschnallte und wie immer nach seinem Mech schauen wollte.
„Du wirst dich wohl nie ändern, Besuch beim großen Bruder?“ fragte sie. Georg nickte und kletterte dann nach unten in Richtung Hangar. Francois schaute ihm nach und grinste – „Mechjockeys“!




System Kwangjong-ni
Kwangjong-ni II, äußere Atmosphäre
An Bord der „LAS Ramierez“
11.08.3070, 11:23 Uhr (Ortszeit)


Amira Tyrell lag angeschnallt auf ihrer Koje und spürte den Anpressdruck der Beschleunigung, die das Landungsschiff der „SEEKER“-Klasse vom Planeten empor riss. Sie war hier, nicht auf der „LAS Damokles“ dem Landungsschiff der „LEOPARD“-Klasse auf dem ihr geliebter Taemin Lee stationiert war. Seit sie bei „Lyran Transspace“ angeheuert hatte, war sie, bis auf wenige Ausnahmen, jeden Tag mit ihm zusammen gewesen und es waren die glücklichsten Tage, die sie je erlebt hatte! Nun aber war sie hier auf dem Schiff. Ihre Position als Exo-Biologin der Company erforderte es, dass sie auf dem Schiff mitreiste, das die Masse der Siedler und auch ihren Vater transportierte. Zudem war auf dem „LEOPARD“ kein Platz mehr für sie gewesen. Ihr Vater wusste mittlerweile von ihrer Beziehung zu Taemin und wie sie befürchtet hatte, war er nicht begeistert gewesen. Aber letztlich hatte er es zwar akzeptiert oder besser gesagt hingenommen, aber er fragte nie nach ihm oder ihrer Beziehung! Ein paar Minuten später hörte sie über den Info-Lautsprecher in ihrer Kabine,
„Hier spricht die Kommandantin, wir gehen in den Transferflug, für 39 Stunden herrscht konstant 1g, Besatzung ab sofort wieder regulärer Dienst! Ende!“ hörte sie die Stimme von Leonor Sánchez. Amira hatte mittlerweile das Gerücht gehört, das sich Pakka Keita und die Kommandantin mittlerweile extrem nahe stünden. Sie grinste als sie daran dachte, Pakka war der jüngste Bruder ihrer Mutter, den sie sehr mochte, da er lockerer war als die meisten Verwandten die sie hatte. Er war lange beim lyranischen Militär als Berufssoldat und einer derjenigen, die entscheidend dazu beigetragen hatten, dass der Stamm damals von Hot Springs fliehen konnte. Da er dabei seine militärischen Kompetenzen weit überschritten hatte, war ihm danach nahe gelegt worden, seinen Dienst in den LAS zu quittieren um Ärger zu vermeiden! Seitdem er wieder beim Stamm war, galt er aber immer als Außenseiter, da er sich nicht mehr voll integrieren lies und seine eigenen Wege ging.


Amira schnallte sich ab und kletterte aus ihrer Koje. Sie genoss den unglaublichen Luxus, eine Kabine für sich alleine zu haben. Auch wenn sie nicht wesentlich größer als ihre Koje war. Über der Türe lief eine Uhr rückwärts die noch 38 Std und 55 Minuten anzeigte. Wenn sie es richtig interpretierte, war das die Zeit, bis das Schiff die Beschleunigung einstellen, dann drehen und in Richtung der Sprungschiffe wieder abbremsen würde. Sie verließ ihre Kabine und schaute sich in Ruhe die oberen Decks des „SEEKERS“ an. Dafür hatte sie vor dem Start keine Zeit gefunden, da so viel zu tun gewesen war!
„Hallo Amira!“ hörte sie plötzlich hinter sich eine bekannte Stimme.
„Wofa Pakka!“ rief sie erfreut aus, nachdem sie sich umgedreht hatte.
„Na, was macht meine Lieblingsnichte so alleine auf dem Schiff?“ fragte er.
„Ich wollte es mir anschauen. Vor dem Start hatte ich keine Zeit!“ antwortete sie. Ihr Onkel lächelte sie an.
„Dann komm mit, ich zeige dir das Schiff. Ich habe in den letzten Wochen die meiste Zeit hier drin verbracht!“ sagte er und forderte sie mit einer Geste auf, ihr zu folgen. Er zeigte ihr das gesamte Schiff und sie lernte dabei auch einige Leute kennen, mit denen sie in naher Zukunft zusammen arbeiten musste. Dann kletterte Pakka nach oben und wartete vor einem geschlossenen Schott auf sie. Neben dem Schott stand „Kommandobrücke“. Pakka drückte den Rufknopf neben der Türe und bat darum eingelassen zu werden. Daraufhin öffnete sich das Schott und die beiden gingen hindurch.
„Frau KdtHptm. Sánchez, bitte um Erlaubnis mit meiner Nichte die Brücke zu betreten!“ sagte er laut in Richtung einer stämmigen Frau mit dunklen Haaren, die von Silberfäden durchzogen waren. Diese drehte sich in ihre Richtung und sagte,
„Erlaubnis erteilt!“ Amira sah, das sie dabei ihren Onkel sehr herzlich anlächelte, also schien an dem Gerücht, das sie gehört hatte etwas dran zu sein! Sie folgte ihrem Onkel bis sie die Offizierin erreicht hatten.
„Frau KdtHptm. Sánchez, das ist meine Nichte Amira Tyrell, die Exo-Biologin dieser Expedition.“ Sofort streckte die kleinere Frau ihr ihre Hand hin. Amira ergriff sie und spürte einen festen Händedruck.
„Willkommen an Bord Frau Tyrell! Sie sind die Tochter von Lester Tyrell?“ fragte sie nach. Amira nickte,
„Ja, sie sind im sicher schon begegnet, oder?“ fragte sie die Kommandantin.
„Mehrfach! Ihr Vater ist ein beeindruckender Mann!“ stellte sie fest.
„Das musste er werden, sonst wäre unser Stamm auf Hot Springs untergegangen!“ stellte Amira fest. Dann wandte sich Leonore Sánchez an Pakka Keita.
„Ich wusste gar nicht, dass sie miteinander verwandt sind Herr Keita!“ stellte sie fest.
„Sagen wir mal so, wir schätzen und respektieren uns, hatten aber unsere Differenzen. Freunde werden wir wohl nie werden! Deshalb habe ich es nicht erwähnt!“ beschrieb Pakka sein Verhältnis zu seinem Schwager und Anführer des Ashanti-Stammes. „Aber Amira stand mir immer schon sehr nahe, weil sie mehr von ihrer Mutter, meiner Schwester hat, als von ihrem Vater! Aber unterschätzen sie sie nicht. Ihr Wille ist mindestens ebenso gut entwickelt wie bei ihm!“ Dabei grinste Pakka Leonor an.
„Sie interessieren sich für die Brücke?“ fragte die Kommandantin Amira. Sie nickte,
„Ich bin zum ersten Mal auf der Brücke eines Landungsschiffes!“ gab sie zu. Leonor lächelte und erklärte ihr kurz und präzise wie hier alles organisiert und aufgebaut war.
„Herr Chen, übernehmen sie, ich gehe mit den Beiden in meine Kabine!“
„Jawohl Frau KdtHptm. Ich habe die Brücke!“ gab der andere Offizier zurück, von dem Amira aus der Bordinformation wusste, dass er der 1. Offizier der „Ramierez“ war. Dann folgten Pakka und Amira der Kommandantin, kletterten ein Deck hinunter und betraten eine geräumige Kabine.


Als das Schott geschlossen war drehte sie die Offizierin um und lächelte offen Amiras Onkel an.
„Pakka, einen Kaffee?“ fragte sie. Dann wandte sie sich an Amira, „Auch einen?“ Beide nickten und Leonor Sánchez hantierte an einer 0g-Kaffeemaschine, die sie in ihrer Kabine hatte. „Ein kleiner Luxus, den ich mir als Kommandantin gönne!“ sagte sie dabei. Dann schaute sie Amira unvermittelt an und fragte,
„Was sagt der Flurfunk über Pakka und mich?“ Amira schluckte, mit so einer direkten Frage hatte sie nicht gerechnet.
„Ich habe gehört dass sie und mein Onkel ein sehr enges Verhältnis pflegen!“ antwortete sie vorsichtig. Die kleinere Frau lachte herzlich!
„So etwas lässt sich auf einem Schiff wie diesem nie geheim halten! Da sie Pakkas Nichte sind, darf ich Amira zu ihnen sagen?“ fragte sie dann. Amira nickte.
„Sehr gerne Frau KdtHptm.!“ gab sie zurück.
„Spare dir das für offizielle Gelegenheiten, wenn wir privat sind, nenne mich Leonor!“ sagte die Offizierin und lächelte sie freundlich an. „Ich fahre jetzt schon seit über 20 Jahren durch das All und habe genug Erfahrung gesammelt. Amira, du wirst feststellen, dass bei Tiefraummissionen vieles anders läuft, als man es allgemeinhin annimmt! Ich verbrachte meine gesamte Karriere auf Truppentransportern wie diesem hier, aber als junge Offizierin habe ich einmal an einer 3-jährigen Tiefraummission teilgenommen und dies unterschied sich fundamental von dem Trott, den ich vor- und nachher erlebt habe. Deshalb war ich froh, dass man mir diese Gelegenheit anbot. Ich wollte schon immer wieder zurück in die Weiten des tiefen Raums!“ erzählte sie. Amira fragte sich aber, warum Leonor ihr das erzählte. Leonor lächelte sie an, dann ergänzte sie,
„Ich habe in meiner Karriere, bis auf diese eine Mission, nur Krieg und Verderben erlebt, ich freue mich richtig darauf, dass es jetzt hoffentlich etwas ruhiger wird!“




System Kwangjong-ni
Im Transit zum Zenit-Sprungpunkt
An Bord der „Sturm“, „UNION“-Klasse Landungsschiff
11.08.3070, 15:42 Uhr


Sigrid Scholz saß in der großzügigen Kabine des Kommandanten der „Sturm“ und unterhielt sich mit KdtHptm. Klaus Duisenberg, dem Kommandanten des Schiffes und dessen 1. Offizier Kdt. Carina Masolt, einer schlanken Frau, die fast so groß wie Sigrid war, aber kurzgeschnittene blonde Haare trug. Ihre eisblauen Augen fixierten Sigrid.
„Haben sie denn schon Erfahrungen mit Tiefraumerkundungen?“ fragte sie Sigrid. Diese schüttelte den Kopf,
„Leider nicht. Wie steht es mit ihnen?“ fragte Sigrid zurück.
„Das ist das erste Mal, dass ich die Innere Sphäre verlasse! Aber das gilt für die gesamte Besatzung!“
„Ich hoffe, sie haben sich einmal mit KdtHptm. Dassault darüber ausgetauscht, so wie ich es mit den MechKriegern getan habe, die bereits solche Missionen gemacht haben!“ Dabei dachte Sigrid an ein Gespräch, das sie vor längerer Zeit mit Jiao Wu und James Cameron geführt hatte, in dem beide sie detailliert über die Gepflogenheiten auf Tiefraummissionen informiert hatten.
„Wir werden dort draußen Monate oder Jahre alleine unterwegs sein. Ohne feste und für diese Situation bewährte Regeln wird es definitiv massive Probleme geben!“ stellte Sigrid fest. In ihrer Position war sie auch für die interne Sicherheit der „Sturm“ und später auch dem Sprungschiff verantwortlich und am allerwenigsten wollte sie es mit einer Meuterei zu tun haben! Kdt. Masolt wiegte ihren Kopf,
„Wir hatten ein kurzes Gespräch, aber wir sind hier ein Militärschiff! Da gelten andere Regeln!“ stellte sie mit Nachdruck fest. Auch Duisenberg nickte zustimmend. Sigrid war etwas konsterniert über diese Ignoranz der beiden. Ihr selbst haben die von ihren Mechkrieger-Kameraden geschilderten Regeln sofort eingeleuchtet und nahm auch deren positiven Erfahrungen damit sehr ernst.
„Es steht mir nicht zu, ihnen in dieser Sache Weisungen zu erteilen“, stellte Sigrid Scholz fest, „aber ich würde ihnen dringend raten, die Erfahrungen der Kameraden zu nutzen! Ich habe keine Lust hier eine Meuterei auf dem Schiff niederschlagen zu müssen oder regelmäßig Leichensäcke von Suizid-Opfern auszuschleusen! Wir sind schließlich nicht nur 2 – 4 Wochen unterwegs, so wie sie das bisher kennen, sondern erheblich länger und dann noch in einer Umgebung, die Depressionen geradezu fördert!“ sagte sie scharf. Die beiden Offiziere schauten sie überrascht an, mit so einer heftigen Entgegnung hatten sie nicht gerechnet.


„Ich rate ihnen dringend, setzten sie sich nach dem Ankoppeln an der „Hugo Eckener“ mit Kaptein Hansen in Verbindung! Wenn sie nicht ihrer Kameradin Dassault glauben, dann vielleicht ihm! Er hat soweit ich weiß schon an 9 Tiefraum-Expeditionen teilgenommen, bei 4 als Kommandant des Sprungschiffes und Missionsleiter! Außerdem“, ergänzte sie, „wird der Status aller Soldaten mit Verlassen des Kwangjong-ni-Systems geändert und wir werden alle zu Reservisten und damit primär zu Angestellten der „Lyran Transspace“, auch sie beide!“ Sigrid lehnte sich zurück. Vorerst wollte sich nicht mehr tun. Aber wenn notwendig würde sie bei Oberst Müller vorstellig werden um die Sache durchzusetzen! Dies musste Zeitnah geklärt werden!




System Kwangjong-ni
Im Transit zum Zenit-Sprungpunkt
An Bord der „Damokles“, „LEOPARD“-Klasse Landungsschiff
11.08.3070, 18:11 Uhr


Aysha und James lagen in ihrer kleinen Kabine und lasen. Dann meinte James,
„Also ich dachte immer, kleiner als auf einem „CONFEDERATE“ geht es kaum!“ sagte er zu Aysha.
„Du weißt doch, dass „LEOPARD“-Landungsschiffe keine Raumwunder sind!“ gab sie zur Antwort.
„Ja, aber so eng hatte ich das gar nicht mehr in Erinnerung!“ gab er zurück.
„Sei froh, dass wir überhaupt eine 2er-Kabine bekommen haben! Die anderen haben eine Kabine mit 8 Kojen, da ist es Essig mit Privatsphäre! Die Öffentlichkeit beginnt da vor dem Vorhang der Koje!“ gab sie ihrem Mann zu bedenken!
„Du hast ja Recht!“ sagte er, „Schade ist nur das Petra Winter nicht mit an Bord ist. Wir haben ja nur Platz für 4 Mechs, deshalb ist sie mit ihrem „ASSASSIN“ auf dem „UNION“ für die Dauer der Reise!“
„Und wie fühlst du dich jetzt so als „StarCommander“?“ neckte sie ihn zum wiederholten Mal.
„Hör bloß auf!“ sagte James und lachte dabei. „Aber 5 Mechs zu führen, daran muss ich mich noch gewöhnen. Ich lese schon die ganze Zeit die Clan-Einsatzregeln, ob ich für mich davon was gebrauchen kann! Sobald wir an die „Andromeda“ angekoppelt sind, will ich eine Simulationsverbindung zwischen allen Mechs der Lanze und unseren beiden L/R-Jägern. Wenn ich eines von Georg gelernt habe, dann ist es, das wir üben müssen, um für den Ernstfall fit zu sein!“ stellte er fest. Aysha grinste! Seit James Lanzenführer war, spürte sie, dass er mit dieser Verantwortung wuchs und ihr gefiel diese Veränderung. James war etwas ernsthafter und strukturierter geworden, aber er war oft genug noch der lockere Typ, den sie so sehr zu lieben gelernt hatte!




System Kwangjong-ni
Zenit-Sprungpunkt
An Bord der „Sturm“, „UNION“-Klasse Landungsschiff
14.08.3070, 17:35 Uhr


Sigrid saß im Beobachtersitz auf der Kommandobrücke und verfolgte die Brückenbesatzung beim Ankoppel-Manöver des Landungsschiffes an die „Hugo Eckener“. Sie sah sofort das Duisenberg sein Metier verstand und seine Besatzung im Griff hatte. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Auf der einen Seite die Kompetenz in Person und auf der anderen Seite den militärischen Konventionen sklavisch ergeben. Aber sie wusste auch, dass das Beförderungssystem und der Geist der Lyranischen Allianzstreitkräfte genau dies förderten. Nur während der Zeit des Vereinigten Commonwealth war eine frische Brise durch die verstaubten Strukturen der LAS gefahren. Leider nicht lange genug ihrer Meinung nach! Die Allianz hätte alles gehabt um zur dominierenden Macht der Inneren Sphäre aufzusteigen, aber stellte sich mit jedem Gesellschaftsgeneral der in die Kommandostruktur hineingepresst wurde jedes Mal selbst ein Bein. Sie hoffte, dass Kaptein Hansen ihn zur Vernunft bringen würde. Sie hatte ihn zwar nur einmal kurz getroffen, war aber von seiner Ausstrahlung sofort in den Bann gezogen worden und wusste, dass er wohl der kompetenteste Sprungschiffkapitän war, den sie je getroffen hatte! Die „LAS Sturm“ schwebte jetzt nahezu bewegungslos über dem Dockkragen der „Eckener“ und auf dem Monitor deckten sich die Koppelmarken zu 100%. Mit einem kurzen Kommando von Duisenberg schwebte die „Sturm“ in Richtung des Kragens, bis eine leichte Erschütterung durch das Landungsschiff ging und ein metallisches Krachen anzeigte, das die mechanische Verriegelung geschlossen war.


Duisenberg drehte sich zu ihr um und grinste! Irgendwie hatte Sigrid in den letzten Tagen das Gefühl, das der Kommandant mit ihr, wenn auch vorsichtig, flirtete. Sigrid wusste nicht so genau, was sie davon halten sollte, das konnte jedenfalls interessant werden, denn sie fand ihn als Mann eigentlich sehr attraktiv!
„Willkommen bei der „Hugo Eckener“!“ tönte es plötzlich aus den Bordlautsprechern. Sigrid erkannte sofort Hansens Stimme! „Herr Duisenberg und Frau Scholz, melden sie sich bitte in 45 Minuten in meinem Büro auf der „Hugo Eckener“!“ schloss Kaptein Hansen die Begrüßung. Im Augenwinkel sah Sigrid, das die Sprunguhr über den Schotten plötzlich aktiv wurde und anzeigte, das sie „Eckener“ mit der „Sturm“ in 6 Stunden aus dem System springen würde.




System Kwangjong-ni
Zenit-Sprungpunkt
An Bord der „Witch“
14.08.3070, 18:05 Uhr (Ortszeit)


Die Witch hatte vor 40 Minuten an der „LAS Andromeda“ angedockt und Georg saß zusammen mit Francois zusammen im Büro des Kommandanten des Sprungschiffes Kpt. Lucius Davenport und tauschten sich gerade über das weitere Vorgehen aus. Plötzlich ertönte ein Rufsignal und Davenport nahm den Ruf entgegen.
„Der Andockvorgang der „LAS Damokles“ wurde gerade abgeschlossen, alle Daten- und Versorgungsverbindungen sind Online!“ meldete eine Stimme an den Kaptein. „Alle Landungsschiffe angedockt!“
„Befehlen sie den Landungsschiffskommandanten sich in 20 min in meinem Büro zu melden!“ gab der Kaptein zurück. Die Stimme bestätigte, dann wandte sich Davenport wieder Georg und Francois zu.
„Ich denke, solange sollten wir noch warten. Möchten sie einen Kaffee oder etwas anderes?“ fragte er. Duisenbergs Büro lag auf dem Grav-Deck der „Andromeda“. Beständig umkreiste das Doppelrohr des Gravdecks den spindelförmigen Rumpf des „MERCHANT“-Klasse-Sprungschiffes und erzeugte durch die Zentripedalkraft eine dauerhafte Pseudoschwerkraft von 0,6g. Dies war ein unglaublicher Luxus den der Kommandant genoss, der als einer der Wenigen eine eigene Kabine auf dem Gravdeck hatte.
„Einen Kaffee bitte!“ sagte Georg.
„Mir auch bitte!“ ergänzte Francois.
„Wie sie wissen, ist dies meine erste echte Tiefraummission. Ich bin wirklich gespannt, was da auf uns zukommt. Kaum jemand meiner Besatzung war jemals außerhalb der Peripherie im Einsatz!“ stellte der Kaptein fest.
„Ich hoffe sie halten sich an Oberst Müllers und Kaptein Hansens Empfehlung, was den Tiefraum-Verhaltens-Codex betrifft!“ warf Francois Dassault ein. „Meiner Erfahrung nach nimmt das sehr viel Druck aus dem Kessel des Mannschaftsgefüges. Aber ich habe gehört, das KdtHptm. Duisenberg sich vehement gegen die Übernahme der Regeln auf der „Sturm“ stemmt.“ sagte die Landungsschiffkommandantin. Der Kaptein und Georg Müller schauten sie überrascht an.
„Das ist bei mir noch nicht angekommen!“ stieß der Oberst aus. „Woher weißt du das?“ fragte er nach.
„Als wir vor ein paar Stunden uns für den Ankoppelungsanflug abgesprochen haben, sind wir zufällig darauf gekommen. Scheinbar drängt ihn Sigrid Scholz vehement auf die Umsetzung der Regeln, aber er und seine Stellvertreterin sind strikt dagegen, da er doch „ein Militärschiff führt“, so wie er sich ausgedrückt hat. Ich habe ihm nochmals klar zu machen versucht, dass es ohne diese Regeln bei einer so langen Mission genau so ist, als würde er bei einem Dampfkochtopf auf voller Hitze das Sicherheitsventil zu schweißen! Aber ich glaube nicht, dass meine Argumente zu ihm durchgedrungen sind!“ endete sie pessimistisch. Davenport verzog das Gesicht.
„Ich hoffe, Hansen kann ihn wieder einfangen! Ich sollte ihm eine kurze Nachricht diesbezüglich zusenden!“ sagte er.
„Fügen sie bitte hinzu, dass ich dies ausdrücklich befürworte!“ warf Georg an den Kaptein gerichtet noch ein. Dieser nickte und setzte eine kurze Textnachricht an Hansen auf und versandte diese.


20 Minuten später schloss sich das Schott des Büros hinter KdtHptm. Leonor Sánchez. Sie meldete sich kurz und setzte sich schnell und geschmeidig auf den letzten freien Stuhl. Auf Kaptein Hansen und KdtHptm. Duisenberg waren per Video hinzugeschaltet. Oberst Georg Müller erhob sich und musste sich noch einmal an die spezielle Optik des Büros gewöhnen. Da die Röhre des Gravdecks natürlich relativ klein war, waren Boden und Decke sichtbar gekrümmt. Georg holte Luft und sprach dann über den Beginn der Reise.
„Wie sie bereits aus der Planung wissen, wird die „Hugo Eckener“ in ca. 5,5 Stunden und die „Andromeda“ ca. 2 Stunden danach zu unseren ersten Zielkoordinaten springen. Diese liegen mitten im tiefen Raum, weitab jeder Sonne. Wenn unsere Navigation uns nicht im Stich lässt, werden beide Sprungschiffe in einer imaginären Ziel-Kugel von rund 10.000 km materialisieren. Für mich ist das gefühlt eine Menge, für sie als erfahrene Raumfahrer ist das geradezu gefährlich nahe!“ Die Anwesenden lachten, Georg hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. „Nach dem Sprung sind weder sie, ihre Besatzungen und ihre Schiffe noch Teil der LAS, das heißt, die militärische Kommandostruktur ist dann hinfällig und wird durch die zivile Struktur der Lyran Transspace ersetzt. Genauso treten die Tiefraumregeln in Kraft, die Kaptein Hansen zusammen mit Francois Dassault und mir in ein schriftliches Regelwerk überführt haben. Dieses Protokoll der sozialen Interaktion ist zwingend einzuhalten, da es sonst sehr schwierig wird, die soziale Dynamik auf Tiefraumoperationen im Griff zu behalten. Für unsere Passagiere, den Ashanti-Stamm gilt dies natürlich nicht. Zum einen weil sie nur eine überschaubare Zeit an Bord der Schiffe sind und zum zweiten wir uns nicht in ihre inneren Strukturen einmischen wollen und werden! Die Siedler werden die nächsten Wochen genug mit sich selbst zu tun haben! Das Wohlergehen der Siedler hat oberste Priorität, solange die Sicherheit der Mission oder der Schiffe nicht gefährdet ist! Während der Reise sind die Kommandanten der Sprungschiffe die Leiter der Befehlskette. Ich werde mich soweit als möglich aus dem Tagesgeschäft heraushalten und nur bei missionsrelevanten Vorgängen handeln.“ Während seines Vortrages hatte er das Videobild von Duisenberg fixiert, als er auf die Tiefraumregeln zu sprechen kam und er konnte eine Reaktion beobachten, als er die Regeln in Kraft setzte. Aber er war sich sicher, dass Kaptein Hansen das Problem würde lösen können.


„Damit wäre ich am Ende. Haben sie noch Fragen?“ Georg schaute sich um. Das noch Fragen kämen, damit rechnete er nicht, hatte er doch nur das nochmal wiederholt, was bereits an alle in schriftlicher Form übermittelt worden war. „Gut, dann Kaptein Hansen, Kaptein Davenport, übernehmen sie und bringen sie uns unversehrt ans Ziel. Falls sie mich brauchen, sie wissen ja wo sie mich finden können und vergessen sie nicht mich zu Wecken, wenn wir am Ziel sind!“ Georg grinste und allgemeines Gelächter erscholl. Georg setzte sich und folgte der Befehlsausgabe des Kapitäns des Sprungschiffes. Ähnliches erfolgte sicher auch auf der „Hugo Eckener“. Georg würde später sich mit Kaptein Hansen in Verbindung setzten und nachfragen, wie Duisenberg sich verhalten hatte.




System Kwangjong-ni
Zenit-Sprungpunkt
An Bord der „Damokles“, „LEOPARD“-Klasse Landungsschiff
15.08.3070, 01:23 Uhr


Die Uhr zählte langsam herunter. Vor 2 Stunden hatten die „Hugo Eckener“ mit der „Sturm“ entmaterialisiert und waren verschwunden. In knapp 2 Minuten würden sie ihnen folgen. James saß auf dem Beobachtersitz in der kleinen Brücke der „Damokles“. Kdt. Urs Strückli gab noch letzte Anweisungen. Bei einem Sprung, war er mit seinem „LEOPARD“ auch nur Passagier, als Anhängsel der „Andromeda“. Diese hatte schon vor mehreren Stunden ihr Sonnensegel eingeholt und die Vibrationen des hochlaufenden KF-Antriebs übertrugen sich auch bis zu den angekoppelten Landungsschiffen.
„Noch 60 Sekunden bis zum Sprung!“ kam die Meldung aus dem Lautsprecher. Urs Strückli schaute zu dem Mechkrieger der auf dem Beobachtersitz saß, der für den Führer der Militäreinheit reserviert war, die der „LEOPARD“ beförderte. Allerdings wunderte er sich, dass er jetzt bei dem Sprung dort saß, das hatte er vorher nur selten erlebt! Während der Countdown lief, rief er ihm eine kurze Frage zu:
„Waren sie noch nie bei einem Sprung auf der Brücke?“
„Nein, das ist mein erster Einsatz als Lanzenführer!“ gab James zurück. „Das ist neu für mich und ich bin neugierig!“ Dann ertönte der Doppelgong und auf die Sekunde genau wurde die „ANDROMEDA“ mit ihren 3 angedockten Landungsschiffen aus dem Kwangjong-ni-System gerissen und materialisierte in einem schwarzen Nichts! James entfuhr ein leises Stöhnen. Aber er kam, wie immer, sehr gut mit dem Sprung klar, ganz anders als Georg, wie er wusste. Als sich sein Blick wieder geklärt hatte, schaute er auf den Ortungsschirm, den er sich vor dem Sprung auf sein Display gedoppelt hatte und nach ein paar Sekunden ploppte ein Grüner Punkt auf, der umgehend mit „Hugo Eckener“ bezeichnet wurde. Laut den Daten, war die Eckener rund 5.000 km von ihnen entfernt!
„Ah, das nennt man eine Punktlandung!“ hörte er Strückli begeistert rufen. Dann drehte sich Urs Strückli zu James um.
„Ist ihnen überhaupt klar, was das für eine phantastische Leistung das ist?“ fragte er James.
„Da mir das diesbezügliche Wissen fehlt, nicht wirklich, aber ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es ist einen Sprung über 30 Lichtjahre zu berechnen, bei dem es am Ziel keinerlei, ich will mal sagen, Ankerpunkt gibt!“ gab James zurück.
„Genau das ist der Punkt! Die Astrogatoren der „Eckener“ und der „Andromeda“ sind beide absolute Könner auf ihrem Fachgebiet. Die Astrogatorin der Andromeda habe ich vor kurzen gesprochen, eine herausragende Person!“ stellte er begeistert fest. „Die kann wirklich was!“
„Das ist bei unserem Auftrag auch absolut überlebenswichtig!“ bestätigte James. „Fast jeder Sprung den sie berechnen müssen, geht ins Unbekannte!“ Strückli nickte,
„Ich sehe schon, dass sie das Problem erfasst haben. Nicht selbstverständlich für einen Mechjockey!“ stellte Urs Strückli fest. Dann wandte er sich wieder zu seiner Konsole.
„Sprung abgeschlossen, Normaldienst wieder aufnehmen!“ Als er wieder aufblickte, schwebte James neben ihm und streckte ihm die Hand hin,
„Meine Name ist James, jetzt sind wir ja endlich im Tiefraum und die überflüssigen Formalien können mich mal!“ sagte er zum Kommandanten des Landungsschiffes. Der ergriff seine Hand und schüttelte sie,
„Urs, gerne! Auf eine gute und reibungslose Zusammenarbeit!“ erwiderte dieser. Beide Männer grinsten sich an!




Sprungpunkt Uno
An Bord der „Witch“,
15.08.3070, 01:45 Uhr


„Gehst du wieder zu deinem großen Bruder?“ fragte Francois als Georg die Brücke der „Witch“ verlies. Er drehte sich um und grinste,
„Nein, heute nicht! Aber ich will ins Casino auf dem GRAV-Deck der „Andromeda“. Der Ausblick der sich da aus dem großen Außenfenster ergeben soll interessiert mich. Weit und breit keine Sonne, nur die Milchstraße!“ erwiderte er.
„Grüß Julia von mir!“ entgegnete sie und grinste. Sie wusste genau, dass Georg diesen Besuch nicht alleine machen würde.
„Werde ich ausrichten!“ gab er zurück und kletterte den Zentralschacht hinunter. Am Schott zur „Andromeda“ wartete schon Julia.
„Leider wollten sie kein Candellight-Dinner machen!“ sagte er zu ihr und drückte sie an sich. Beide hatten sich schon unmittelbar vor dem Sprung in ihre bequemen Bordkombis geworfen um auch selbst Beispiel für die ab sofort geltenden Regeln zu geben.
„Aber ich habe von der Ordonanz einen Tisch reservieren lassen, direkt am Fenster!“ grinste sie. „Daran hast du nicht gedacht. Ich kann mir vorstellen, das andere auch auf die Idee gekommen sind!“ Georg grinste,
„Jeden Tag beweist du aufs Neue, das ich die richtige Entscheidung getroffen habe!“ sagte er und küsste sie auf die Wange. Dann wechselten sie zur „Andromeda“ und waren ein paar Minuten später im Casino auf dem GRAV-Deck. Der Raum war halb gefüllt und Julia ging auf den reservierten Tisch zu. Georg folgte ihr. Beide rutschten auf den hohen Hocker und Georg genoss den Luxus der leichten Gravitation, die im GRAV-Deck erzeugt wurde. Am Fenster zog der Sternenhimmel vorbei und die Sterne in der Nähe und die Milchstraße funkelten wie Juwelen auf einem absolut schwarzen Hintergrund. Auch Julia war von dem Spektakel fasziniert. So beeindruckend hatte sie es sich doch nicht vorgestellt!


Das Casino war kein Ausgabepunkt der regulären Verpflegung, sondern eine Art „Bar“ in der man sich in seiner Freizeit entspannen konnte. Zutritt hatten normalerweise nur die Sprungschiffbesatzung und die Unteroffiziere und Offiziere der angekoppelten Landungsschiffe um sich dort etwas Abwechslung gönnen zu können. Demzufolge war diese auch bewirtschaftet. Plötzlich wurde Georg von hinten angesprochen.
„Herr Oberst, wollen sie und Frau Oberstleutnant etwas bestellen?“ Georg drehte sich um. Eine junge Frau des Kantinenteams der „Andromeda“ nahm heute Nacht die Bewirtung wahr und schaute ihn fragend an.
„Gerne, was haben sie denn?“ fragte er.
Die junge Frau tippte auf dem Tisch und das eingebaute Display leuchtete auf. Eine kleine Liste von Drinks und Snacks wurde angezeigt.
„Noch haben wir alles da, aber man weiß nicht wie lange!“ stellte sie fest. Georg zeigte auf einen Drink und Julia nickte.
„2 Cuba-Libre bitte, aber erst Mal was anderes. Hier sind wir außer Dienst. Bitte lassen sie die Dienstgrade weg.“ bat Georg die Kellnerin. Diese nickte.
„Gut!“ fuhr Georg fort, „Ich bin Georg und das ist Julia und, dein Name ist“, er schaute auf das Namensschild „René, richtig?“ Er spürte, dass ihr dies etwas unangenehm war.
„Aber Herr Oberst, sie sind der Leiter der Mission, ich kann doch nicht ...“
„Du darfst René, wenn du aber uns nicht duzen möchtest, dann sprich uns bitte mit Vornamen oder Nachnamen an, ok?“ Jetzt nickte sie.
„Das wäre für mich in Ordnung, Herr Müller, ich bringe ihnen dann 2 Cuba-Libre!“ Sie verschwand in Richtung des Tresens. Julia schaute Georg an,
„Da werden viele noch etwas unsicher sein. Hier an Bord sind alles Soldaten, die ein Leben lang an Formalien geklebt haben. Das wird eine Weile dauern!“ stellte sie fest. Georg nickte,
„Hoffentlich war ich gerade nicht zu Schulmeisterlich. Ich möchte niemanden zwingen, aber du hast Recht. Es wird eine Weile dauern. Ich hoffe, dass es bis „Wohlfahrt“ den Besatzungen in Fleisch und Blut übergegangen ist.


Julia schaute sich ein wenig um. Es waren noch einige Sternensüchtige hier im Raum. Da entdeckte sie Amira Tyrell, die Hand in Hand mit Taemin Lee ein paar Meter entfernt an einen Tisch lehnte und gemeinsam verträumt nach draußen sahen. Julia grinste, stupste Georg an und zeigte zu den beiden.
„Ich glaube, die beiden werden dir ewig dankbar sein!“ bemerkte sie leise.
„Das wäre schön! Auf die beiden wartet sehr harte Arbeit und eine hohe Belastung! Ich hoffe sie sind sich dabei gegenseitig Halt und eine Stütze!
„Glaubst du eigentlich, das wir problemlos das Bartok-System erreichen?“ fragte sie.
„Das hoffe ich. 1/3 der Sprungziele liegen im Tiefraum und alle anderen Systeme auf dem Weg, bis auf eines, kennen wir schon. Wenn nicht irgendwo eine große Überraschung auf uns wartet oder uns ein anderes Sprungschiff in die Quere kommt, rechne ich mit einem ruhigen und planmäßigen Verlauf. Ich wäre froh, wenn wir die Siedler ohne Probleme auf Wohlfahrt absetzen könnten.“ resümierte Georg.




System 94A24
Nadir Sprungpunkt (Sprungpunkt Cinque)
An Bord der „Ramierez“,
20.09.3070, 10:22 Uhr


Etwas mehr als 5 Wochen waren erst vergangen seit sie gestartet waren und 5 Sprünge lagen hinter ihnen. Leonor schaute auf den Hauptschirm der Brücke. Der gerade den unbenannten Stern zeigte, an dessen Nadir-Sprungpunkt sie vor rund einem Tag materialisiert waren.
„Trostlos, nicht wahr?“ fragte ihr 1. Offizier der unbemerkt neben sie geschwebt war. Pavel Chen war schon seit 3 Jahren ihr Erster Offizier und sie schätzte ihren Stellvertreter als ruhigen und hochkompetenten Offizier. Sie schaute ihn an.
„Bedauern sie schon, dass sie sich nicht versetzen ließen?“ dabei grinste Leonor ihn an.
„Nein! Im Gegenteil! Ich hätte vielleicht ein eigenes Schiff bekommen, aber diese Chance bietet sich nur einmal im Leben! Zum ersten Mal fühle ich mich als echter Raumfahrer!“ stellte Pavel Chen fest. „To boldly go, where no one has gone before!“ dabei grinste er breit.
„Zuviel Science Fiction gelesen?“ fragte ihn die Kommandantin erheitert.
„Ein bisschen Eskapismus braucht doch jeder!“ gab er zur Antwort. „Wenn man an den Mist denkt, den wir die letzten Jahre gemeinsam erlebt haben!“ Dann schwieg er und sie unterbrach die Stille nicht. Nach einer langen Pause meinte sie,
„Leider werden wir wohl vorerst nicht weit in die Tiefen des Alls vordringen. Ich kann mir vorstellen, dass die „Ramierez“ vorerst im Pendelverkehr zwischen Bartok und Kwanjong-ni eingesetzt wird.“ sagte sie.
„Immer noch besser als unter starkem Beschuss Soldaten auf Planeten abzusetzen! Und wer weiß, vielleicht geht es auch für uns mal nach „Draußen“!“ stellte er fest und schaute geradezu sehnsüchtig in die Leere des Alls!




System 94A24
Nadir Sprungpunkt (Sprungpunkt Cinque)
An Bord der „Sturm“,
22.09.3070, 14:02 Uhr


Sam Neill saß in der Kantine und schlürfte an seinem Kaffee aus der Null-G-Tasse als plötzlich Ksenija Sokolov sich auf den Stuhl neben ihm schob und sich anschnallte.
„Wie fandest du die Simulationsübung heute früh?“ fragte sie.
„Hart!“ stellte der Khartoumer fest. „Sigrids Übungen werden immer fordernder!“
„Aber wir werden dabei immer besser!“ warf sie ein.
„Das ist doch auch der Sinn der Übungen!“ grinste er. „Auf jeden Fall besser als stupider Borddienst! Hattest du schon näheren Kontakt zu den Marineinfanteristen, die mit uns an Bord sind?“ fragte er sie.
„Mehrfach!“ einer der Truppführer versucht mich anzubaggern. Scheint ein netter Kerl zu sein!“ meinte sie.
„Die üben auch regelmäßig, soweit ich das mitbekommen habe. Dafür sperren sie immer ein ganzes Deck für 2 Stunden und wehe da läuft jemand denen in die Quere. Ich hab neulich mal nicht aufgepasst und plötzlich stand die Truppführerin des 3. Trupps in voller Gefechtsausrüstung vor mir. Ich weiß gar nicht mehr wie ich auf dem Boden gelandet bin, aber das ging nahezu in Lichtgeschwindigkeit.“ Dann grinste Sam, „Sie hat sich hinterher mit einem Drink hier in der Kantine entschuldigt. Viktoria ist schon eine tolle Frau! Ich glaube, die Bekanntschaft werde ich ein wenig forcieren!“ meinte er.
„Schwerenöter!“ warf sie ein.
„Na hör mal! Erstens sind wir beide Offiziere, zum Zweiten gehören wir verschiedenen Kommandoketten an und drittens gelten jetzt die Tiefraumregeln und das Fraternisierungsverbot ist außer Kraft!“
„Ja, aber damit ist sicher nicht „Bienchen summ herum“ gemeint!“ grinste die junge Offizierin. „Denk daran! Sonst legt sie dich wieder schneller aufs Kreuz, wie du piep sagen kannst!“ dabei lachte sie laut auf als sie sich das vorstellte.




System 129C45
Nadir Sprungpunkt (Sprungpunkt Sei)
An Bord der „Hugo Eckener“,
07.10.3070, 10:20 Uhr


Hansen sah auf dem Bildschirm und blickte in die Gesichter von Davenport und Müller. In 12 Stunden würde die „Hugo Eckener“ in das nächste System springen.
„Wie in der Kursbeschreibung erwähnt, ist es im nächsten System nicht unwahrscheinlich auf ein anderes Sprungschiff zu stoßen!“ stellte Hansen fest. „Das System müssen wir durchqueren, da alle Alternativen zu gefährlich sind. Aber es ist bekannt, das es von Trampfrachtern eben genau deshalb gerne als Durchgangssystem genutzt wird.“ gab Hansen zu bedenken.
„Das Problem ist, das wir mit 2 Sprungschiffen ankommen. Das dürfte das Auffällige sein. Aber aus Sicherheitsgründen werden wir unsere Sprungschiffe nicht trennen! Da nehme ich gerne das Risiko in Kauf, dass jemand mit einem Fragezeichen hinter uns her schaut! Wie sie mir erklärt haben, ist es schon Risiko genug, so viele Sprünge direkt ins Nichts zu machen, anstatt zu einem Sonnensystem.“ sagte Georg.
„Da haben sie verdammt Recht!“ warf Lucius Davenport ein. „Wir haben alle Bauchschmerzen dabei und hätte Mylady uns nicht darum sehr dringend gebeten, hätten wir diesen Kurs so nicht festgelegt! Deshalb teile ich die Meinung von Ihnen Herr Oberst, kein weiteres technisches Risiko einzugehen!“
„Dann schlage ich vor, dass die „Andromeda“ bereits 1 Stunde nach uns springt, damit wir einer möglichen Gefahr so kurz wie möglich alleine ausgesetzt sind! Außerdem wird jedes Sprungschiff lange vor unserer Ankunft beide Sprungmarken ausmachen können. Sie wissen also, dass da was kommt!“ schlug Carlos Hansen vor.
„Dann machen wir das so. Beide Schiffe stellen vor dem Sprung Gefechtsbereitschaft her. Ich denke nicht, das wir auf etwas stoßen, mit dem wir nicht fertig werden könnten, wenn es hart auf hart kommt!“ legte Georg fest. Beide Sprungschiffkommandanten nickten.
„Dann ist ja alles gesagt. Die „Hugo Eckener springt um 22:25 Uhr, die „Andromeda“ dann um 23:25 Uhr!“ fasste Hansen zusammen.
„Dann sehen wir uns auf der anderen Seite!“ sagte Davenport und verabschiedete sich aus der Konferenz. Auch Georg und Hansen verließen die Video-Konferenz und zurück blieb ein schwarzer Bildschirm vor Hansens Augen. Er drückte das Kom und rief seinen 1. Offizier Tom Fortune,
„Tom, wir springen um 22:25 Uhr, aber unter voller Gefechtsbereitschaft!“
„Ich werde die Uhren entsprechend korrigieren.“ hörte er als Antwort. „Gefechtbereitschaft werde ich um 22:00 Uhr anordnen. Ich lasse dann die L/R-Piloten ihre Jäger besetzen!“
„Sehr gut Tom! So machen wir das!“ bestätigte der Kaptein. Dann rief er Klaus Duisenberg und Sigrid Scholz und bat sie in sein Büro.


10 Minuten später öffnete sich das Schott und die Lanzenführerin und der Landungsschiffkommandant kamen zusammen in Hansens Büro. Beide trugen Bordkombinationen ohne Dienstgradabzeichen. Hansen kam sofort zum Punkt und wies die beiden Offiziere in die Planung des nächsten Sprunges ein.
„Die L/R-Jäger sind besetzt und müssen nach dem Sprung schnell ausgeschleust werden können!“ sagte Hansen, „Ihre Mechs brauchen sie nicht besetzen, die sind in dieser Situation nur von begrenzter Nützlichkeit!“ dabei grinste Hansen. Aber stellte ja nur das offensichtliche fest. „Aber von den Marineinfanteristen erwarte ich volle Gefechtsbereitschaft! Einer der drei Trupps soll vor dem Sprung auf die Hugo Eckener verlegt werden, als Schutz vor Enterkommandos, wenn die „Sturm“ ablegen müsste!“ Hansen sah Sigrid erwartungsvoll an. Letztlich lag diese Entscheidung bei ihr.
„Natürlich!“ sagte sie. „Soll die „Sturm“ das Abkoppeln vorbereiten?“ fragte sie.
„Guter Vorschlag. Wir werden die Schotts des Verbindungstunnels vor dem Sprung verschließen und versiegeln. Ich glaube zwar nicht, das die paar Minuten, die wir dann sparen essentiell sind, aber ich wäre gerne auf alles vorbereitet!“ warf Davenport ein. Hansen nickte. Er schaute die beiden an.
„Wenn ihrerseits nichts mehr ist, dann war es das meinerseits!“ Davenport und Scholz nickten und verließen die Kabine. Draußen auf dem Flur zogen sich die beiden Offiziere zur Andockbucht der „Eckener“.
„Sigrid, glaubst du, dass da was auf uns zu kommt?“ fragte er. Sigrid schüttelte den Kopf,
„Ich weiß es nicht Klaus! Aber lieber Vorsicht walten lassen! Die „Hugo Eckener“ ist kein Schlachtschiff der McKenna-Klasse! Über die Wahrscheinlichkeiten auf ein anderes Sprungschiff zu stoßen hat man sich schon genug Gedanken gemacht! Wir müssen uns jetzt darauf vorbereiten, richtig reagieren zu können!“
„Hoffentlich bekommen die 60 Siedler, die wir an Bord haben keine Panik, wenn wir den Gefechtsalarm geben!“ sagte er.
„Dann hol dir ihren Lademeister und klär ihn auf! Wozu ist er denn sonst da?“ fragte Sigrid.
„Du hast Recht!“ bestätigte er und rief sofort den Lademeister der Siedler über sein KomPad zu einem Gespräch auf die Brücke der „Sturm“! Sigrid grinste. Das Problem mit den Tiefraumregeln hatte Hansen gelöst. Seitdem war das Verhältnis von ihr zu ihm und seiner 1. Offizierin erheblich besser geworden.




System 129C45
Nadir Sprungpunkt (Sprungpunkt Sei)
An Bord der „Hugo Eckener“
07.10.3070, 22:23 Uhr


Carlos Hansen saß im Kommandosessel seiner Brücke und beobachtete die Anzeigen seines Kontrollmonitors. Gleichzeitig überwachte er dir Tätigkeiten auf der Brücke. Tom, sein 1. Offizier war ein sehr erfahrener Mann und er konnte sich sicher sein, dass er das Sprungmanöver sauber durführen würde. Seine 2. Offizierin war neu und erst kurz vorher von der „Andromeda“ auf die „Hugo Eckener“ gewechselt. Dafür hatte er seine 2. Offizierin an Davenport abgegeben, so dass wenigstens ein Mitglied der Schiffsführung der „Andromeda“ sich mit den Gepflogenheiten auf Tiefraummissionen auskannte! Tom gab kurze Kommandos auf die Franziska Warendorf, die 2. Offizierin ebenso knapp und professionell antwortete. Noch 90 Sekunden bis zum Sprung! Die Geräusche und das Knacken die durch die „Eckener“ aufgrund des hochfahrenden KF-Antriebs hallten nahm er schon fast gar nicht mehr wahr! Langsam näherte sich die Uhr der „0“ und der Sprungalarm erschallte, dann ein Ziehen im Nacken und eine kurze Orientierungslosigkeit, dann klärte sich Carlos Blick schnell wieder. Er war mit einer stählernen Konstitution gesegnet, die ihn die Sprungfolgen kaum spüren ließen. Einer seiner Ärzte hatte nach einer Untersuchung mal scherzhaft gemeint, dass er wohl irgendwo ein weibliches Gen versteckt hätte, da Frauen grundsätzlich mit den Nachwirkungen eines Sprunges erheblich besser fertig wurden als Männer! Sofort konzentrierte er sich auf die Anzeigen des Ortungsschirms. Mit Lichtgeschwindigkeit wuchs die Ortungskugel um das Schiff und die vom Sprung geblendeten Sensoren nahmen ihre Arbeit wieder auf. Nach 3 Minuten meldete Franziska Warendorf laut,
„Keine Objekte in unmittelbarer Umgebung, Sprungecho in 7.000 km Entfernung erfasst. Dort wird wohl die „Andromeda“ ankommen!“
„Danke Franziska!“ brummte Carlos. Es hätte ihn gewundert, wenn sie kein Sprungecho erfasst hätten. Eines der ungelösten Geheimnisse der Hyperphysik war es, das bereits Stunden vor dem eigentlichen Sprung am Materialisationspunkt eines Sprungschiffes schon dessen Sprungecho geortet werden konnte. Darum passierte es so gut wie nie dass ein Sprungschiff am Standort eines anderen Schiffes materialisierte, was die sofortige Vernichtung beider Schiffe zur Folge haben würde. So konnten sich alle Schiffe immer rechtzeitig aus der Gefahrenzone zurückziehen.




System Brandons Jump
Zenit Sprungpunkt (Sprungpunkt Sette)
An Bord der „Andromeda“, Brücke
07.10.3070, 23:30 Uhr


„Rufen sie die „Hugo Eckener“! Teilen sie mit das wir den Sprung problemlos überstanden haben!“ befahl Lucius Davenport seinem Signalgasten. Dann drehte er sich um und schaute zu Georg Müller hinüber, der ihn sichtlich entspannt anlächelte.
„Wir sind zum Glück alleine hier!“ teilte er dem Missionsleiter mit.
„Gott sei Dank!“ stellte Georg erleichtert fest, der noch etwas mit den Nachwirkungen des Sprungs zu kämpfen hatte. „Hoffen wir, dass es so bleibt! Wir sind schließlich 9 Tage hier!“
„Sprungsegel ausfahren!“ hörte Georg das Kommando der 2. Offizierin, Lea Wolcott, die er noch von der „Hugo Eckener“ kannte.
„Sollen wir die Gefechtsbereitschaft aufheben?“ fragte Sophia Boticcelli, die 1. Offizierin der „Andromeda“ in Richtung von Davenport und Müller. Georg nickte Lucius zu und Davenport gab zurück.
„Gefechtsbereitschaft aufheben, normaler Dienst! Sophia, sie haben die Brücke!“ Die attraktive dunkelhaarige Frau grinste ihren Kaptein an und bestätigte,
„Habe die Brücke!“ und schwebte auf den Kommandosessel zu. Davenport schnallte sich ab und stieß sich elegant in Richtung des Backbord-Schotts der Brücke ab. Dabei schaute er zu Georg,
„Auf einen Kaffee im Casino?“ fragte er ihn.
„Sehr gerne!“ erwiderte dieser und folgte dem Kapitän des Sprungschiffes.


10 Minuten später saßen beide vor dem großen Druckfenster und tranken ihren frisch gezapften Kaffee bei der geringen Schwerkraft, den das rotierende Grav-Deck der Andromeda erzeigte.
„Später werde ich wohl mein heutiges Fitness-Pensum im Gym nebenan erledigen!“ seufzte Georg. Er war sich aber dem Luxus des Grav-Decks sehr bewusst! So konnte er mit weniger Zeitaufwand seine Fitness erhalten und verbessern!
„Gut, dass niemand hier war als wir angekommen sind!“ stellte Lucius Davenport fest.
„Hoffen wir, dass es die nächsten 9 Tage auch so bleibt, bis die Sprungbatterien wieder geladen sind!“ meinte Georg.
„Richtig Sorgen macht mir der nächste Sprung! Nach unseren Unterlagen ist das Ziel-System noch unerforscht, wir müssen blind hineinspringen! Aber wenigstens haben wir schon Daten von der letzten Reise der „Eckener“. Sie sind dabei an dem System vorbeigesprungen, hatten aber aus 20 Lichtjahren Entfernung in einem anderen Winkel als wir es jetzt anfliegen werden, alle Daten gesammelt und 2gespeichert. Das macht zumindest die Sprungberechnung erheblich einfacher!“ meinte der Kapitän der Andromeda“.
„Ins Unbekannte zu springen wird ihr tägliches Geschäft werden!“ meinte Georg.
„Das schreckt mich nicht! Darauf freue ich mich sogar, aber normalerweise habe ich kein halbes tausend Zivilisten an Bord!“ Georg nickte, Davenport hatte seine gesamte Karriere auf militärischen Sprung- und Landungsschiffen zugebracht und hatte nie die Verantwortung für Non-Kombattanten zu tragen.
„Wir werden Bartok sicher erreichen!“ stellte Georg fest. „Es gibt normalerweise nichts auf unserem Weg, was uns letztlich aufhalten könnte!“ Lucius Davenport nickte zustimmend.
„Das einzige wirkliche Problem, das wir haben könnten wäre, wenn ein paar unserer Siedler den Weltraumkoller bekommen würden!“ dabei grinste er etwas schräg!
„Ich glaube mit Leonor Sánchez haben wir die richtige Kommandantin auf dem Siedlerschiff! Sie wird das handhaben!“ entgegnete Georg und lehnte sich zurück. Dabei genoss er den sanften Zug der Pseudo-Schwerkraft.




System „Brandons Jump“
Nadir Sprungpunkt (Sprungpunkt Sette)
An Bord der „Hugo Eckener“, Brücke
So. 16.10.3070, 18:58 Uhr


Langsam zählte der Sprungcountdown herunter. Carlos Hansen hatte das schon unzählige Male erlebt. Er schaute kurz zu Tom Fortune hinüber, der den Blick spürte und ihn daraufhin angrinste. Sofort nach der Materialisation würde er, wie mit Carlos Hansen abgesprochen einen Gefechtsalarm auslösen. Die Besatzungen der „Eckener“ und der „Sturm“ wussten noch nichts von ihrem „Glück“ und der Kaptein war gespannt, wie die Übung ablaufen würde!




System „249F36“ (unerforscht)
Nadir Sprungpunkt (Sprungpunkt Otto)
An Bord der „Sturm“, Brücke
So. 16.10.3070, 19:01 Uhr


Sigrid saß im Beobachtersitz auf der Brücke der „Sturm“. Die Nachwirkungen des Sprungs ließen schnell nach, als plötzlich der Gefechtsalarm aufheulte!
„Starten der L/R-Jäger, sofort!“ hörte er das Kommando von Klaus Duisenberg. Die erste Maßnahme bei einem Alarm nach dem Sprung war das Ausschleusen aller Jäger! 2 von der „Sturm“ und die 2 der „Eckener“!
„Jäger gestartet, Hangartore schließen sich!“ meldete die 1. Offizierin Carina Masolt nach kurzer Zeit routiniert, ohne das sich in ihrer Stimme auch nur die geringste Aufregung widerspiegelte.
„Fertigmachen zum Abkoppeln!“ befahl Duisenberg. Kurz darauf kamen die Klarmeldungen aus dem Schiff und der Kommandant befahl das Abkoppeln des Landungsschiffes. Über die Sensoren wurde bereits das Sprungecho der „Andromeda“ angezeigt, die in 2 Stunden ebenfalls im System materialisieren würde.
„Sturm“ hier „Hugo Eckener“! Positionieren sie sich zwischen uns und dem Sprungecho. Abstand zur „Eckener“ 3000 klicks! Kommen!“
Hier „Sturm“, verstanden! Ende!“ erfolgte die knappe Antwort des Kommandanten.
„Marineinfantristen melden Gefechtsbereitschaft, die 2 Trupps haben alle Knotenpunkte im Schiff besetzt!“ meldete die 1. Offizierin etwas später! Duisenberg nickte, als sich das Brückenschott öffnete und 2 schwerbewaffnete Marineinfanteristen in voller Ausrüstung die Brücke betraten. Einer der beiden Soldaten nahm sofort Posten neben dem Schott ein, während der Zweite auf den Kommandanten zusteuerte und 2 Meter vor ihm stehen blieb.
„Das Schiff ist gegen Enterkommandos gesichert!“ meldete die Zugführerin Patricia Fairbanks und entbot dabei einen militärischen Gruß der an Zackigkeit kaum zu überbieten war! Dabei wurde sie von ihren Magnetstiefeln unverrückbar auf dem Boden der Brücke festgehalten. „Weitere Befehle?“ fragte sie. Duisenberg schüttelte den Kopf.
„Nein, erst einmal nicht. Bleiben sie während der Dauer des Alarms auf der Brücke, damit sie sofort erreichbar sind!“ ordnete er an. Die Infanteristin nickte und ging zu der Station auf der Brücke, die für diesen Fall für sie vorgesehen war. Dabei nickte sie Sigrid zu, als sie an ihr vorbei ging. Sigrid Scholz war zwar die militärische Kommandoführerin, aber in diesem speziellen Fall lag die Gesamtverantwortung beim Kommandanten des Schiffes!


15 Minuten später schwebte die „Sturm“ an der befohlenen Stelle im All und alle wartete. Klaus Duisenberg hatte seine 1. Offizierin gleich zu dem Siedlerkontingent an Bord geschickt, um diese zu beruhigen! Fast 2 Stunden später materialisierte dann ca. 7000m entfernt die „Andromeda“ pünktlich ebenfalls am Nadir-Sprungpunkt des Systems und Kaptein Hansen hob den Alarm auf. Etwas später koppelte die „Sturm“ wieder an und Hansen befahl Klaus Duisenberg und Sigrid Scholz sofort zu sich.


Als Sigrid im Schlepptau von Klaus den kleinen Besprechungsraum der „Eckener“ betrat, war dort nicht nur der Kaptein sondern auch Giorgio Testrella, der wissenschaftliche Leiter der „Eckener“. Nach einer kurzen Begrüßung legte Testrella sofort los.
„Wir haben im System mehrere Planeten geortet, einer davon ist in der habitablen Zone der Sonne. Zwar gerade noch so, aber interessant genug um sich das aus der Nähe anzusehen. Das wissenschaftliche Erkundungsteam der „Eckener“ geht gerade an Bord ihres Schiffes. Geplant ist, dass sie in einer Stunde ablegen und in das System einfahren! Ich werde selbstverständlich ebenfalls mitkommen. Die Reisezeit beträgt ca. 4 Tage. D.h. wie haben auf dem Planeten einen Tag Zeit für die Erkundung, bevor wir zurückfliegen müssen um pünktlich zum geplanten Weitersprung wieder hier zu sein.“ Testrella schaute den Kommandanten der „Sturm“ und die Lanzenführerin erwartungsvoll an.
„Bleiben die Siedler an Bord?“ fragte Duisenberg.
„Ja, wir haben hier keinen Platz für sie!“ erwiderte der Kaptein. „Aber 8 Tage bei 1g wird ihnen gut tun!“ fügte er hinzu.
„Gut!“ stellte Duisenberg fest. „Ich denke eine genauere Einweisung in den Zielplaneten erfolgt im Anflug?“ Testrella nickte,
„Je näher wir heran sind, desto mehr sehen wir!“ meinte der Wissenschaftler.
„Dann bereiten sie den Abflug vor! Wenn sie keine Fragen mehr haben ist die Besprechung beendet!“ schloss der Kaptein die Sitzung. Beim Rückweg auf die „Sturm“ spürte Sigrid, dass eine gewisse Erregung von ihr Besitz ergriff! Sie würde zum ersten Mal einen unerforschten Planeten betreten!




System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit
An Bord der „Sturm“, Brücke
Di. 18.10.3070, 04:19 Uhr


Carina Massolt, die erste Offizierin der „Sturm“ hatte gerade Dienst auf der Brücke. Sie beobachtete die eingehenden Daten und behielt die Schiffsparameter im Blick. Alles war gut!
„Ortung!“ hörte sie überraschend, „Massives metallisches Objekt ca. 25.000 km querab!“ meldete der Sensorgast.
„Können sie identifizieren um was es sich handelt?“ fragte sie nach.
„Moment!“ sagte der Mann an den Ortungsgeräten. Dann drehte er sich ungläubig um und schaute die erste Offizierin an. „Laut den Daten handelt es sich um ein Sprungschiff, von der Masse her müsste es sich um einen „INVADER“ handeln. Soweit ich das feststellen kann ist das Schiff tot!“ Carina dachte kurz nach, dann drückte sie den Rufknopf. Nach kurzer Zeit meldete sich die verschlafene Stimme des Kommandanten.
„Was gibt es?“ fragte er alarmiert.
„Wir haben wahrscheinlich ein treibendes, totes Sprungschiff geortet!“ gab sie ruhig zurück.
„Was?“ rief Klaus Duisenberg. „Berechnen sie sofort einen Rendevous-Kurs, das müssen wir uns ansehen! Alarmieren sie Testrella, Scholz und Fairbanks. Wecken sie den Lademeister der Siedler und informieren sie ihn über die Kursänderung!“
„Soll ich die „Hugo Eckener“ und die „Andromeda“ informieren?“ fragte die Offizierin nach.
„Umgehend!“ kam die prompte Antwort. „Ich bin in 5 Minuten auf der Brücke!“
„Steuermann, Kurs zum Sprungschiff berechnen! Lassen sie sich die Daten von der Ortung geben!“ rief Carina Masolt und machte der Brückenbesatzung Beine! Als der Kommandant auf der Brücke ankam waren die Kursberechnungen abgeschlossen. Kurz drauf kamen auch die anderen Offiziere und Testrella auf die Brücke. Etwas danach kam der sichtlich verschlafene Lademeister der Siedler ebenfalls. Die erste Offizierin wies alle in die Lage ein und schlug vor, das Schiff sofort anzufliegen. Alle stimmten zu und Duisenberg befahl die Kursänderung. Kurz darauf schallte der Beschleunigungsalarm durch das Schiff und die „Sturm“ drehte sich, baute Geschwindigkeit ab und bewegte sich dann langsam auf das entdeckte Sprungschiff zu.
„Das verlängert unsere Planetenerkundung um mindestens 3 Tage!“ stellte Klaus Duisenberg fest. Testrella wertete zusammen mit dem Ortungsgasten die Messwerte aus, dann wandte er sich an die versammelten Offiziere.
„Das Schiff wird von der Sonne angezogen und beschleunigt darum nur sehr langsam. Wenn ich davon ausgehe, dass es ebenfalls am Nadir-Sprungpunkt angekommen ist, dürfte es vor ca. 300 Jahren im System materialisiert sein!“
„Wie lange noch, bis wir nahe genug für eine visuelle Aufklärung heran sind?“ fragte Duisenberg den Steuermann.
„Ca. 10 – 12 Stunden, wir müssen zuerst Geschwindigkeit abbauen! Die Zeit könnte verkürzt werden, wenn wir mit einer höheren Triebwerksleistung fahren!“ sagte der Steuermann.
„Mahr als 1 g? Nein! Zeit haben wir, aber nicht unendlich Treibstoff!“ stellte der Kommandant fest.




System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit
An Bord der „Sturm“, Brücke
Di. 18.10.3070, 12:07 Uhr


„Schleusen sie die Jäger aus!“ ordnete Duisenberg an. „Sie sollen sich das Wrack aus der Nähe ansehen!“
„Jawohl!“ kam die Antwort der ersten Offizierin. Kurz darauf gingen 2 leichte Erschütterungen durch das Schiff, als die beiden Jäger hinauskatapultiert wurden. Sofort nahmen sie Kurs auf das unbekannte Schiff. Mittlerweile war klar, dass es auf dem Schiff keinerlei Energie mehr gab und es tot durch das All trieb. Sigrid hatte in Abstimmung mit Oberst Müller, beschlossen, dass das Schiff durchsucht werden sollte. Testrella hatte darauf intensiv gedrängt und wartete nun ungeduldig, bis die „Sturm“ an dem Schiff anlegte.
„Ich gehe mit an Bord!“ sagte Sigrid Scholz, „Ich hoffe, es gibt einen passenden Raumanzug für mich!“
„Wenn du willst, kann ich dir einen unserer Reserveanzüge geben!“ schlug Patricia Fairbanks vor. Sigrid und sie hatten schnell eine informelle Ebene zueinander gefunden und gingen mittlerweile sehr freundschaftlich miteinander um.
„Einen Marineinfanterie-Anzug wollte ich schon immer mal ausprobieren!“ sagte Sigrid begeistert!


Kurz drauf erreichten die L/R-Jäger das Wrack und Bilder flackerten auf den Schirmen auf. Es handelte sich tatsächlich um einen „INVADER“! Beide Jäger umkreisten das Sprungschiff, das langsam durch das All glitt und suchten nach äußeren Schäden oder einem Identifikationsmerkmal.
„„Sturm“, hier Growler, kommen!“ meldete sich Harro Schelbert aus seinem „LUCIFER“
„Hier „Sturm“, kommen!“
„Ich glaube ich habe den Schiffsnamen gesehen, gehe näher ran und verlangsame zur Verifizerung! Ende!“ meldete der Pilot. Auf dem Bildschirm das seinen Videofeed darstellte, sah man deutlich, dass seine relative Geschwindigkeit zum Wrack sich minimierte und er sich etwas zurückbewegte. Da flammten seine Landescheinwerfer auf und beleuchteten die Bordwand. Alle auf der Brücke keuchten auf als sie das lyranische Wappen erkannten.
„Hier Growler, der Name des Schiffes ist „LCS Donar“! Setze Oberflächenuntersuchung jetzt fort. Ende!“
Carina Masolt drückte geistesgegenwärtig eine Tastenkombination und fror damit das Standbild mit dem Wappen und dem Namen auf dem Schirm ein. Testrella stöhnte laut auf, fasste sich an die Stirn und erbebte vor Erregung und auch Rührung. Alle Augen der Brückenbesatzung richteten sich auf ihn.
„Das ist das Sprungschiff, das vor 300 Jahren Wohlfahrt evakuiert hat!“ stellte er aufgeregt fest. „Der gleiche Name und die Position, das Schiff hat wahrscheinlich damals die Heimat nie mehr erreicht!“
„An dem Schiff, der „Donar“ sind aber keine Landungsschiffe mehr angekoppelt!“ stellte Duisenberg laut das Offensichtliche fest.
„Sie müssen in das System geflogen sein! Wir müssen dieses Schiff umgehend entern und herausfinden was passiert ist!“ rief Testrella. „Haben sie einen Raumanzug für mich? Ich muss unbedingt mit an Bord!“ Seine Blicke wanderten von Duisenberg zu Sigrid Scholz und Patricia Fairbanks.
„Er muss mit, seine Expertise ist unabdingbar, wenn wir was herausfinden wollen. Ebenso sollte der LI der „Sturm“ mit auf die „Donar“ um die eventuellen Schäden zu beurteilen!“ stellte Sigrid fest. Nun war es an ihr als militärische Leiterin, das Kommando über die Enteraktion zu übernehmen.


Langsam näherte sich die Sturm einem der Dockkragen der „Donar“. Extrem vorsichtig bewegte sich das große Landungsschiff langsam darauf zu.
„Noch 2 m!“ meldete Carina Masolt, „1m!“ rief sie, dann durchfuhr ein leichtes Zittern das Schiff, als die Steuerdüsen das Schiff unmittelbar am Dockkragen zum Stillstand brachten.
„Notfallverriegelung ausfahren und ankoppeln!“ befahl Klaus Duisenberg. Ein metallisches Klirren und Schlagen brachte die Schiffshülle zum Schwingen, als die Notfallriegel in die entsprechenden Aussparungen des Dockkragens der „Donar“ einrasteten und die „Sturm“ endgültig an die „Donar“ heranzog und fest verband. Die Jäger hatten keinerlei äußeren Beschädigungen gefunden und alle waren gespannt, ob es an Bord der „Donar“ noch so etwas wie eine Atmosphäre gab.
„Schleuse bereit!“ hörte Klaus Duisenberg die Meldung einer seiner Schiffstechniker an der Andockschleuse.


Sigrid schwebte mit dem eingeteilten Enterkommando, Testrella und dem LI der Sturm direkt vor der geöffneten inneren Schott der Andockschleuse der „Sturm“.
„Wir beginnen jetzt mit dem Entermanöver!“ gab Sigrid Scholz an die Brücke durch. Ab jetzt trug sie die Verantwortung.


Zuerst brachten die Marineinfanteristen 2 ferngesteuerte Drohnen in die Schleusenkammer und stellten mehrere Messgeräte auf und zogen sich zurück. Dann schloss sich das innere Schleusenschott. Der Schiffstech, der das Enterkommando unterstützte öffnete das äußere Schott und über den Notzugriff auch die Schotte der „Donar“.
„Auf der „Donar“ ist noch geringer Atmosphärendruck!“ stellte er laut fest.
„Schick die Drohnen los!“ ordnete Sigrid an Patricia gerichtet an. Diese nickte und lies die Drohnen von ihren Operatoren gesteuert in das Schiff eindringen.
„Drohne1 bugwärts, Drohne2 heckwärts!“ ordnete sie an. Auf den Schirmen die den Aufnahmebereich der Drohnen darstellten war alles schwarz, bis die Operatoren die Scheinwerfer einschalteten. Mit einem Schlag sprangen die Wände der „Donar“ heran, die von einer leichten glitzernden Schicht überzogen waren. Langsam bewegten sich die Drohnen durch das Schiff.
„Dekontaminieren sie die Schleusenkammer!“ forderte Patricia den Schiffstechniker auf. Dieser verschloss daraufhin das Außenschott und evakuierte die Schleusenkammer in das All. Dann schaltete er das UV-Licht an und die Kammer wurde in harter UV-Strahlen gebadet. Dann flutete er die Kammer wieder mit Luft aus der „Sturm“.
„Schleusenkammer dekontaminiert!“ meldete er. Testrella wertete parallel die Sensordaten der Messgeräte aus, die in der Schleusenkammer waren und die die Drohnen übermittelten.
„Da ist alles sauber. Keine Keime, Viren oder giftige Gase! Temperatur bei – 200°C!“ stellte er fest. „Wir können das Schiff in unseren Raumanzügen gefahrlos betreten.
„Wir warten noch, bis die Drohnen ihre Erkundung abgeschlossen haben!“ legte Sigrid fest während sie gebannt den Videofeeds der Drohnen verfolgte. Endlich erreichte die bugwärtige Drohne die Brücke. Das Schott stand weit auf und die Drohne glitt hinein. Wie der Rest des Schiffes war auch hier alles leer und keinerlei Zerstörungen zu entdecken.
„Das Schiff ist zumindest kein Opfer eines Fehlsprungs geworden!“ stellte der LI der „Sturm“ Lloyd McDrumond fest. Alle Anzeigeinstrumente sind absolut unbeschädigt.“ Dann tippte der LI dem Bediener auf die Schulter und gab ihm Anweisungen, wohin er die Drohne auf der Brücke steuern sollte. Alles sah aus, als ob das Schiff geordnet verlassen worden war. Auch alle Computerkonsolen waren unversehrt. Dann wechselte der LI mit seiner Aufmerksamkeit zum Bediener der Heckdrohne und lies diese durch die verschiedenen Maschinenräume steuern. Als die Drohne den Fusionsreaktor erreichte stieß der LI den Atem aus und schaute überrascht zu Sigrid Scholz.
„Der Reaktor ist aus, aber die Bereitschaftskontrollleuchte glimmt noch. Wir könnten den Reaktor starten! Das Schiff ist noch nicht ganz tot!“ stellte er fest! Zum Schluss ließ er die Drohne noch durch den K/F-Antrieb fliegen, hier waren diverse Paneele abgeschraubt, als hätte die Besatzung versucht Reparaturen durchzuführen.
„Wenn ich das sehe, denke ich, dass der K/F-Antrieb des Schiffes beschädigt und das Schiff deshalb hier gestrandet ist!“ stellte McDrummond fest. Wir müssen die „Donar“ wieder mit Energie versorgen um die Logs auszuwerten, dann wissen wir was vorgefallen ist und was mit der Besatzung und den Landungsschiffen geschehen ist!“ stellte der LI in Sigrids und Testrellas Richtung fest.
„Glauben sie, dass wir den Fusionsreaktor der „Donar“ wieder gefahrlos in Betrieb nehmen können?“ fragte Sigrid.
„Ich glaube ja, aber erst müsste ich noch ein paar Energiekopplungen kontrollieren und den K/F-Antrieb vom Stromkreis trennen. Ich weiß ja nicht, was die Besatzung alles probiert hat um das Schiff wieder flott zu bekommen!“ gab der Ingenieur zur Antwort. Sigrid schaute zu Testrella, dieser nickte zustimmend.
„Ok, ich denke, wir können jetzt an Bord der „Donar“ gehen. Lloyd, brauchst du noch Hilfe?“
„Ja, einen meiner Techs würde ich gerne mitnehmen!“ gab dieser zurück. Sigrid nickte und 10 Minuten später war der Techniker im Raumanzug bei dem Enterkommando und brachte noch weitere Werkzeuge und Messgeräte mit.
„Dann los!“ befahl Sigrid und alle gingen in die Schleusenkammer, die nun bis zum letzten ausgefüllt war. Sogar unter der Decke hatten sich 4 der Marineinfanteristen platziert, nur damit alle mit einem Schleusendurchgang auf die „Donar“ gelangen konnten! Langsam schloss sich die innere Schleusentür und kurz darauf öffnete sich die Kammer in Richtung der „Donar“!




System „249F36“ (unerforscht)
Nadir Sprungpunkt (Sprungpunkt Otto)
An Bord der „Witch“, Quartier Oberst Müller
Di. 18.10.3070, 14:20 Uhr


Georg saß angeschnallt vor dem Monitor und nacheinander schalteten sich die Teilnehmer der Videokonferenz zu. Neben Ihm und den Sprungschiffkommandanten und deren 1. Offiziere nahmen noch die Landungsschiffkommandanten und Lester Tyrell teil. Als alle in der Konferenz waren, begrüßte Georg die Teilnehmer.
„Meine Damen, meine Herren, wir stehen vor einer Situation mit der keiner gerechnet hat. Zum Glück ist dies keine Gefährdung unserer Mission, trotzdem müssen wir beraten welche Möglichkeiten wir für unser Vorgehen hier haben. Laut den letzten Berichten ist das Sprungschiff der „INVADER“-Klasse eindeutig als die „LCS Donar“ identifiziert. Es ist das letzte Sprungschiff, das nach unserer Erkenntnis das Bartok-System mit 2 angekoppelten Landungsschiffen vor 300 Jahren verlassen hat. So wie es aussieht, ist es hier mit defektem Sprungantrieb gestrandet!“ Georg fröstelte es bei diesem Gedanken. „Wir werden das Schiff genau untersuchen, aber es ist anzunehmen, das auf dem habitablen Planeten des Systems die Landungsschiffe zu finden sind und eventuell sogar Nachkommen der Überlebenden. Das heißt wir sollten auch den Planeten wie geplant erkunden. Bevor ich eine Entscheidung treffe, bitte ich sie ihre persönliche Beurteilung der Lage mit allen zu teilen, damit auch eine profunde Entscheidung getroffen werden kann!“ Georg lehnte sich etwas zurück und wartete kurz auf eine Wortmeldung. Wie erwartet räusperte sich Carlos Hansen und begann zu sprechen.


„Wir sind verpflichtet hier alles genau zu untersuchen. Das Raumrecht lässt uns keinerlei Spielraum in dieser Hinsicht. Natürlich könnten wir es ignorieren, wer wollte uns zur Rechenschaft ziehen, aber als Raumfahrer sehe ich es als meine Pflicht an, alles zu tun das Unglück aufzuklären und nach eventuellen Überlebenden zu suchen! Des Weiteren schlage ich vor meinen Hyper-MasterTech zur „Donar“ bringen zu lassen, damit er sich die Schäden am K/F-Antrieb ansieht. Wenn der Schaden reparabel ist könnten wir das Sprungschiff vielleicht sogar bergen!“
„Carlos, sie glauben doch nicht dass wir das passende Ersatzteil dabei haben?“ warf Lucius Davenport ein. „Aber ich würde auch meinen Hyper-MasterTech mitschicken. 4 Augen sehen mehr als 2!“
„Lucius, das mag sein, aber zum einen haben wir aufgrund unserer Missionsparameter erheblich mehr K/F-Ersatzteile dabei als Sprungschiffe normalerweise mit sich führen und zum anderen könnten wir das Teil später über Kwangjong-ni besorgen und das Schiff beim nächsten Turn bergen sofern es überhaupt reparabel ist. Es wäre in jedem Fall einen Versuch wert. Sprungschiffe sind so immens wertvoll, das wir hier nichts unversucht lassen sollten!“ stellte Carlos Hansen nachdrücklich fest. Da schaltete sich Julia Maurer ein, die als Georgs Stellvertreterin ebenfalls an der Besprechung teilnahm.
„Meine Herren, das ist absolut richtig. Wir müssen aber den Planeten so schnell als möglich erkunden um unsere Reise nicht zu lange zu verzögern. Jeder Tag mehr ist eine große Belastung für unsere Siedler!“ sagte sie und sah wie Lester Tyrell zustimmend nickte. „Deshalb schlage ich vor, das die „Witch“ mit den HyperTechs zur „Donar“ fliegt und dann weiter, um den Planeten zu erkunden. Die „Sturm“ verbleibt zur Unterstützung und als Operationsbasis bei der „Donar“, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind!“ schloss Julia. Georg schaute zu Julia hinüber die neben ihm an ihrem Terminal saß und nickte ihr zu. Von den anderen Teilnehmern der Runde kam auch Zustimmung. Georg überlegte kurz und legte dann das Vorgehen fest, so wie es vorgeschlagen worden war.
„Außerdem sollte Amira Tyrell mit auf den Planeten.“ legte er fest. „Ihre Expertise wäre bei der Planetenerkundung sicher hilfreich! Abflug der „Witch“ in 1 Stunde. Wir koppeln noch kurz an der „Eckener“ an um den HyperTech abzuholen, dann fahren wir mit 1,5g in das System! In diesem Fall werden wir den Ablauf etwas beschleunigen! OTL Mauerer informieren sie die „Sturm“ entsprechend. Kaptein Hansen, sie übernehmen während meiner Abwesenheit das Kommando! Noch ein Wort an sie Herr Tyrell, bitte informieren sie ihre Siedler umfänglich über die Situation. Ich glaube sie werden dann die Maßnahmen besser nachvollziehen können!“
„Das werde ich sehr gerne und vielen Dank, das sie mich an der Besprechung haben teilnehmen lassen!“ gab Lester Tyrell zurück.
„Das war doch selbstverständlich! Wir ziehen alle an einem Strang!“ gab Georg zur Antwort und beendete dann die Konferenz nachdem keine Fragen mehr waren.


Als der Bildschirm dunkel war, sah Georg Julia an.
„Das gibt es doch eigentlich nicht!“ stellte er fest. „Erst finden wir Wohlfahrt und jetzt das Sprungschiff. Das ist doch absolut unwirklich! Wenn ich so viel Glück im Spiel hätte, wäre ich mehrfacher Milliardär!“
„Jetzt haben wir damit aber einen Haufen unvorhergesehener Arbeit! Ich bin sehr gespannt ob wir die Landungsschiffe finden und ob noch jemand lebt!“
„Das glaube ich nicht. Ich habe mir heute Vormittag den Bericht der wissenschaftlichen Abteilung über den Planeten geben lassen. Er ist äußerst unwirtlich. Außerdem war die gesamte Besatzung nach den Informationen die wir aus dem Computer der Wohlfahrts entnommen haben unter 200 Personen. Ich glaube, wenn wir die Landungsschiffe ausmachen, werden wir von tragischen Schicksalen lesen! Die Wohlfahrts hatten sich richtig entschieden im Bartok-System zu bleiben!“




System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit
An Bord der „LCS Donar“
Di. 18.10.3070, 14:25 Uhr


Leise öffnete sich nach dem Druckausgleich das äußere Schleusenschott der „Sturm“ und der gedämpfte Schein der Strahler in der Kammer beleuchtete schwach den Übergang in das treibende Sprungschiff.
„Los! Team 1 in Richtung Brücke, Team 3 in Richtung Heck! Durchsucht jeden Raum, aber immer paarweise! Los!“ befahl Patricia Fairbanks ihren Marineinfanteristen. Team 2 war an Bord der „Hugo Eckener“ zu deren Schutz zurückgelassen worden.
„Auf geht’s, mir nach!“ rief Viktoria Tesch, die Truppführerin des 3. Trupps und hangelte sich voran. Ihnen folgten die beiden Techs der „Sturm“ da sie sich als erstes das Fusionskraftwerk und den K/F-Antrieb ansehen wollten. Testrella und Sigrid folgten mit Patricia dem ersten Team in Richtung Brücke. Das kalte Wrack verströmte eine unheimliche Aura, die selbst der erfahrenen und hartgesottenen Mechkriegerin kalte Schauer über den Rücken jagte, als sie sich durch die leeren Gänge langsam vorarbeitete. Vor sich sah sie das Zucken der Helmscheinwerfer, wenn ein Zweierteam einen Raum öffnete und ihn rasch und effektiv überprüfte. Nach einer Weile kam eine Info über Funk,
Frau Hauptmann, wir haben was gefunden!“ hörte sie und weiter vorne schwenkte einer der Infanteristen seine Lampe zum Zeichen wo er sich befand.
„Ich komme!“ antwortete Patricia und Sigrid folgte der Zugführerin, konnte dabei aber kaum mit ihr mithalten. Vor ihr schwang sich die Offizierin in den Raum und sie folgte unmittelbar nach. Dann sah sie, was durch den Scheinwerferkegel eines der Soldaten beleuchtet wurde. Ein kaum verwester starr gefrorener Körper hing angeschnallt in einem Stuhl und der halbe Kopf fehlte. Sigrid beleuchtete den Körper und führte ihren Scheinwerferkegel den rechten Arm hinab. Dort hielt der Leichnam immer noch die Pistole in der Hand, mit der er seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hatte! Die linke Hand lag noch auf dem Tisch und hielt mit verkrampften Fingern ein Foto fest.
„Tragisch!“ stellte Testrella fest, der nun auch die Kabine erreichte.
„Das war einer der Schiffsoffiziere!“ stellte Patricia nach kurzer Untersuchung fest. „Wenn mich nicht alles täuscht, war er der Navigator!“ Sie zeigte dabei auf ein Abzeichen, das er an seiner Brust trug. Dann wischte sie vorsichtig über das Foto. Auch Sigrid beugte sich vor. Auf dem Bild war eine junge Frau mit 2 kleinen Kindern zu sehen. Sofort ergriff Sigrid eine tiefe Traurigkeit.
„Scheiße!“ murmelte sie vor sich hin.


Nach 15 Minuten erreichten Sigrid, Testrella und Patricia Fairbanks die Brücke, während die Soldaten des 1. Teams weiter die Bugsektion und das stillstehende Gravdeck durchsuchten. Bisher waren sie auf keine weiteren Leichen gestoßen. Auch war das Schiff von innen ebenfalls völlig unbeschädigt. Der Wissenschaftler ging nun gründlich vor und durchsuchte die gesamte Brücke. Er fand ein paar Speichersticks, die in diversen Schubladen lagen und blieb dann vor der Hauptkonsole des Bordcomputers stehen.
„Darin stecken die Antworten auf alle Fragen!“ stellte er sinnierend fest. Ich hoffe er ist unbeschädigt und wir können in irgendeiner Form das System an eine Energiequelle anschließen um ihn auszuwerten!“ sagte er.
„Gibt es nicht eine separate Stromeinspeisung für das Computersystem? Die haben wir schon nach dem Entern von Schiffen des Öfteren benutzt!“ fragte die Marineinfanteristin.
„Bei aktuellen Schiffen ist das Standard!“ erwiderte Testrella, „Aber ob man das damals schon eingebaut hat weiß ich nicht.“ Patricia ging auf die Knie und hantierte an einem Wandpanel und öffnete es.
„Bei „INVADERN“ ist die externe Stromversorgung des Computersystem normalerweise hier!“ sagte sie. Als das Panel weg war, zeigte sie triumphierend auf einen Stromanschluss, neben dem sich ein Schaltkasten befand. „Na bitte!“ sagte sie zufrieden! Da knackte das Kom,
„Hier Team3, die beiden Techs sagen, dass sie den Fusionsreaktor wieder in Betrieb nehmen können. Sie brauchen aber dazu ca. 6 – 8 Stunden, da sie vorher den KF-Antrieb vom Energiekreis trennen und die Hauptenergieleitungen kontrollieren müssen!“
„Hier Fairbanks, verstanden! Warte kurz!“ Patricia Fairbanks wendete sich fragend an Testrella und Sigrid. Testrella nickte,
„Das wäre der Königsweg! Ist noch genug Reaktionsmasse vorhanden?“ fragte er. Auch Sigrid stimmte zu und Patricia gab es an die Teamführerin weiter.
„Laut den Techs ist Reaktionsmasse noch für Jahre vorhanden, der Reaktor wurde bewusst abgeschaltet.“ gab diese zurück.
„Dann los, nehmt den Reaktor in Betrieb. Statusmeldungen jede Stunde!“ befahl dann die Führerin der Marineinfanteristen ihrer Untergebenen.
„Hier Duisenberg, Sigrid, die „Witch“ kommt zu uns und bringt 2 Hyper-Techs der Sprungschiffe mit. EAZ 16 Std. Sie fahren mit 1,5 g ins System. Wir sollen auf sie warten!“
„Hier Scholz, verstanden!“ gab Sigrid zurück. Sigrid überlegte, warum der Oberst selber kam. Würde er die Planetenerkundung übernehmen?




System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit
An Bord der „Witch“, Brücke
Mi. 19.10.3070, 06:30 Uhr


Auf den Ortungsschirmen war die „Donar“ mit der angekoppelten Sturm deutlich zu erkennen. Vor 7 Stunden hatte die „Sturm“ gemeldet, dass das Fusionskraftwerk des Sprungschiffes erfolgreich gestartet worden war und das gesamte Schiff wieder Energie hatte. Auch der Bordcomputer konnte fehlerfrei gestartet werden und der Wissenschaftliche Leiter der „Eckener“ hatte begonnen das Schiffslogbuch auszuwerten. Bald würden sie wissen was damals geschehen war.
„Ankoppeln an der Donar in 10 Minuten!“ meldete Francois. Der Oberst nickte. Seine ursprüngliche Absicht war es gewesen, nach einem kurzen Zwischenstopp den habitablen Planetn des Systems selbst mit der „Witch“ zu erkunden. Während des Anfluges hatte er aber darüber nachgedacht. Bei der Befehlsausgabe kurz vor Ablegen der „Sturm“ von der „Hugo Eckener“ hatte er gespürt, das Sigrid Scholz sehr aufgeregt und voller Vorfreude auf ihre erste eigene Planetenerkundung war. Darum hatte er sich umentschieden und wollte der Lanzenführerin der Wolfs-Lanze diese Chance nicht nehmen. Zumal bei Problemen mit der „Witch“ und der „Damokles“ 2 weitere kampfbereite Landungsschiffe im System waren.




System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit
An Bord der „Donar“, Brücke
Mi. 19.10.3070, 06:40 Uhr


Eine leichte Erschütterung ging durch das alte Sprungschiff als die „Witch“ an der Donar ankoppelte. Da nun alle Funktionen des Schiffes wieder Online waren, konnte die „Witch“ regulär andocken. Oberst Müller hatte Sigrid Scholz und Giorgio Testrella zur Brücke der „Donar“ befohlen, da er sie dort für eine Lageinformation sprechen wollte. 5 Minuten später schwebte der Oberst zusammen mit dem Skipper der „Witch“ Francois Dassault im geschlossenen Raumanzug durch das linke Brückenschott und blickte dann erstaunt in die Gesichter der Anwesenden.
„Sie können den Helm abnehmen Herr Oberst!“ meldete ihm Sigrid Scholz. „Das Schiff ist wieder unter Druck und die Temperaturen nähern sich langsam den normalen werten!“ Georg und Francois öffneten ihre Helme und falteten diesen nach hinten. Eine kalte Brise strömte dem Missionsleiter ins Gesicht und sein Atem dampfte.
„300 Jahre Tiefkühlung gehen nicht von jetzt auch nachher weg. Ich würde dir empfehlen die Handschuhe anzulassen. Die Wände und Schotten der Donar sind noch extrem kalt!“ warf Testrella ein, der ebenfalls eine Dampffahne beim Sprechen von sich gab. „Sauerstoffvorräte sind noch für über 1 Jahr an Bord.“ schloss er.
„Dann schieß mal los Giorgio, was hast du herausgefunden? Ich bin echt gespannt!“


Giorgo räusperte sich und begann die tragische Geschichte der „Donar“ zu erzählen, soweit er diese den Logbüchern hatte entnehmen konnte.
„Die „Donar“ ist, wie wir richtig angenommen haben, nach Aufnahme von 2 Landungsschiffen mit der Garnison von Wohlfahrt planmäßig in Richtung Lyranisches Commonwealth gesprungen. Es findet sich sogar eine Notiz des Kapteins der „Donar“ das die beiden Wohlfahrts auf eigenen Wunsch auf dem Planeten zurückgeblieben sind. Die Reise verlief planmäßig, bis sie hier am Nadir-Sprungpunkt materialisiert haben. Eines der Aggregate war nach der Materialisation durchgebrannt. Sie hatten keinen Ersatz an Bord und alle Reparaturversuche blieben erfolglos. Sie waren gestrandet. Der Kaptein hat einen sehr lebendigen Bericht über die Verhältnisse an Bord abgefasst als klar wurde das die „Donar“ nie wieder das System würde verlassen können! Es muss die Hölle gewesen sein! Mehrere Besatzungsmitglieder haben Selbstmord begangen in dem sie durch Luftschleusen ins All gegangen sind. Daraufhin haben der Kaptein und die beiden Landungsschiffskommandanten beschlossen, die „Donar“ zu räumen und den einzigen habitablen Planeten anzufliegen. Wenn sie schon sterben sollten, dann nicht im All sondern unter freiem Himmel, hatte der Kaptein als letztes in das Log geschrieben. Der Navigator, den wir tot gefunden haben, wollte nicht mit und blieb mehrere Wochen alleine an Bord, bis er dann die Systeme heruntergefahren hat und sich dann selbst erschoss. Das heißt auf dem Planeten stehen vermutlich 2 Landungsschiffe und dort können wir dann das Schicksal der restlichen Besatzung klären.“ Damit beendete Giorgio Testrella seine Zusammenfassung der Geschehnisse und alle auf der Brücke schwiegen mehrere Minuten betroffen.


Dann holte Georg Luft,
„Frau Scholz, sie übernehmen wie geplant die Planetenerkundung. Lassen sie den Leitenden Ingenieur der „Sturm“ aber hier, er hat sich schon intensiv mit der „Donar“ beschäftigt und kann die Techs der „Witch“ einweisen und als kommissarischer LI und Mastertech der „Donar“ die Tech-Teams leiten. Der LI der „Witch“, Pjotr Valenkow, wir ihn für die Dauer der Planetenerkundung auf der „Sturm“ vertreten. Ablegen der „Sturm“ in 60 Minuten! Die beiden Hyper-Techs die wir mitgebracht haben, werden den K/F-Antrieb untersuchen. Vielleicht bekommen wir die „Donar“ sogar wieder flott. Wenn nicht gleich, dann eventuell später, wenn wir das Ersatzteil besorgt haben!“ gab Georg seiner Hoffnung Ausdruck. „Ein „INVADER“ wäre eine große Verstärkung für unseren Auftrag! Giorgio, du fliegst mit der „Sturm“ auch wenn dich alle Finger jucken hier zu bleiben! Wenn die „Sturm“ die Landungsschiffe findet, ist deine Expertise absolut notwendig!“ Alle nickten, sie hatten die Befehle verstanden.


„Was machen wir mit dem toten Navigator?“ fragte Patricia Fairbanks.
„Bekommen sie noch eine würdige Raumbestattung bis zum Ablegen der „Sturm“ hin?“ fragte Georg.
„Das wäre kein Problem, in einer halben Stunde! Ich melde ihnen dann den Ort und die genaue Zeit!“ gab die Marineinfanteristin zurück. Georg wendete sich an Giorgio,
„Könntest du ein kurzes Exposé über ihn dem Bordcomputer entlocken?“ Giorgio nickte.
„Kein Problem, ich mach ein paar Stichpunkte und gebe sie dir dann!“
„Gut, an der Bestattung nehmen alle Führungsoffiziere der „Sturm“ und der „Witch“ teil. Auch die beiden Infanteristen die ihn gefunden haben. Das sind wir ihm und der Ehre der Lyranischen Allianz schuldig!“ schloss Georg ernst, dann begann er zu Grinsen „Und jetzt schaue ich mir die „Donar“ an!“


35 Minuten später standen die Führungsoffiziere an der Schleuse, die für die Raumbestattung genutzt werden sollte. Auf dem BodyBag, der vorher evakuiert worden war, schwebte vor der Schleuse in der Luft. Die Dienstgradabzeichen und das Namensschild des Navigators waren außen angebracht und das Foto seiner Familie hielt er in seinen gefalteten Händen. Das hatte Patricia Fairbanks sichergestellt, bevor sie den BodyBag geschlossen hatte. Oberst Georg Müller hielt eine kurze Rede und verlaß ein paar Details aus dem Leben des Navigators. Dann salutierten alle Anwesenden und die beiden Marineinfanteristen, die ihn gefunden hatten, schoben den Körper in die Schleuse. Als die innere Türe geschlossen war, schlug Georg auf die Notöffnung des Aussenschotts und der Körper wurde durch die explosionsartig ausströmende Luft in das All gesaugt. Nach ein paar Minuten der Stille schloss Georg das Außenschott wieder.
„Meine Damen und Herren, wir haben noch viel zu tun! Auf geht’s!“ sagte er und blickte in die Runde und blieb dann an der grünen Augen von Julia hängen.
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 5: Unverhoffter Fund


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An Bord der „Sturm“, Brücke
Mi. 19.10.3070, 08:15 Uhr


Krachend öffneten sich die Greifhaken und gaben die „Sturm“ wieder frei. Langsam entfernte sie sich nach einem kurzen Stoß der Steuerdüsen von der treibenden „Donar“, bis der Abstand groß genug war und die Haupttriebwerke des Landungsschiffes starteten. Klaus Duisenberg, der Kommandant der „Sturm“ ließ Kurs auf den 2. Planeten des Systems nehmen, der am äußeren Rand der habitablen Zone seine Sonne umkreiste.
„EAZ 69 Stunden, Wendemanöver in 34 Stunden!“ gab der Steuermann bekannt nachdem er die Kursberechnung verifiziert hatte.
„Gut!“ brummte der Kommandant. Eigentlich hatte er angenommen, dass Oberst Müller mit der „Witch“ den Planeten selbst erkunden wollte, nachdem er mit seinem Landungsschiff sich in Richtung „Donar“ aufgemacht hatte. Seine Entscheidung, dass die „Sturm“ wie ursprünglich vorgesehen, die Erkundung doch übernehmen sollte, hatte ihn etwas überrascht. Er schielte zum Beobachtersitz hinüber, auf dem die Lanzenführerin der Mechlanze Sigrid Scholz saß und interessiert die Ausgabe der Daten auf ihrem Schirm betrachtete. Sigrid beeindruckte ihn! Klar im Auftreten, Folgerichtig in ihren Handlungen und intelligent, mit dem richtigen Händchen für ihre Untergebenen war sie für ihn die ideale Lanzenführerin. Er hatte schon viele bei seinen Einsätzen erlebt, aber sie war seiner Meinung nach die Beste, die er je getroffen hatte!


„Sigrid, hast du Fragen?“ sprach er sie an. An diesen informellen Umgangston musste er sich noch gewöhnen, was ihm aber bei Sigrid sehr leicht fiel. Kaptein Hansen hatte ihm, nachdem er in Kwangjong-ni an die „Hugo Eckener“ angekoppelt hatte, sehr deutlich klar gemacht, das dies bei so langen Einsätzen zwingend notwendig war um das Gefüge einer Mannschaft zusammen zu halten und Spannungen besser abbauen zu können. Sigrid Scholz blickte auf,
„Nein, derzeit nicht wirklich! Aber wie finden wir die beiden Landungsschiffe auf dem Planeten, sofern sie noch dort sind?“ wollte sie wissen.
„Wir überlegen uns, wo wir in ihrer Situation gelandet wären und suchen dort, parallel setzen wir Erkundungssatelliten aus, die die gesamte Planetenoberfläche scannen. Zwei so massive metallische Objekte, wie die Landungsschiffe die wir suchen, werden auffallen! Aber je schneller wir die Schiffe finden, desto mehr Zeit haben wir!“ erklärte der Kommandant.
„Glaubst du, wir finden noch Nachfahren der Schiffsbesatzung?“ fragte Sigrid nach.
„Das glaube ich nicht!“ mischte sich Giorgio Testrella ein. „Alle Messwerte sprechen für eine äußerst dünne Atmosphäre mit wenig Sauerstoff. Außerdem stellt sich die Oberfläche des Planeten nicht gerade als Garten Eden dar. Ich glaube eher, dass wir eine Menge Gräber und Leichen finden werden, so traurig das ist. Diese Leute hätten etwas Besseres verdient gehabt!“ schloss der Wissenschaftsoffizier der „Eckener“ mit einem betroffenen Unterton.
„Konnten sie offenes Wasser feststellen?“ fragte Klaus Duisenberg.
„Ja, ich schätze in dessen Nähe werden wir auch die Landungsschiffe finden!“ meinte Giorgio. „Ich schlage vor, das wir uns in 36 Stunden zu einer Besprechung treffen, dann habe ich sehr belastbare Daten und können uns überlegen, wo wir zuerst suchen.“ schlug er vor. Klaus Duisenberg und Sigrid Scholz nickten.
„Guter Vorschlag, so machen wir das!“ legte Sigrid fest, die für die Durchführung der Erkundung das Kommando hatte. Dann schnallte sie sich ab und erhob sich aus dem Sitz.
„Aber jetzt muss ich mich um meine Lanze kümmern. Wir werden heute wieder eine Gefechtssimulation durchführen!“
„Du nimmst deine Lanze ganz schön ran!“ stellte Klaus schmunzelnd fest. Sigrid lächelte,
„Übung macht den Meister!“ meinte sie und verließ die Brücke. Klaus Duisenbergs bewundernde Blicke folgten ihr.




System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit
An Bord der „Sturm“, Kantine
Sa. 22.10.3070, 04:20 Uhr


„In knapp 4 Stunden setzen wir zum Landeanflug an!“ informierte Klaus Duisenberg die 4 anderen Anwesenden. Außer ihm waren noch Sigrid Scholz, Giorgio Testrella, Amira Tyrell und Patricia Fairbanks im Raum. Dann nickte der Kommandant Giorgio zu und dieser erhob sich. Durch die Bremsbeschleunigung herrschte an Bord noch eine Pseudoschwerkraft von knapp über 1,2 g. Um Zeit zu sparen war die „Sturm“ auf Befehl von Oberst Müller mit höherer Triebwerksleistung zum Planeten unterwegs. Der Wissenschaftsoffizier drückte einen Knopf und ein etwas verwaschenes Bild des Planeten tauchte auf dem Bildschirm auf, dann legte er die Ergebnisse der Fernerkundung auf das Bild und mehrere kleine Wasserflächen tauchten auf.
„Nach den Messergebnissen haben wir eine Anziehungskraft von 0,8g und es herrschen auf dem Planeten sehr kühle Temperaturen. In Äquatornähe überschreiten sie am Tag aber auch die 0°C-Marke. Die Höchsttemperatur die wir bisher ermitteln konnten liegt bei rund +5°C, es ist also arschkalt dort unten!“ dabei grinste er und sah in die erheiterten Gesichter der anderen Offiziere. „In Absprache mit Klaus“, dabei nickte er dem Kommandanten zu, „vermuten wir 2 mögliche Landezonen an denen wir zuerst nach den verschollenen Schiffen suchen. Das wäre hier und hier!“ er zeigte auf 2 Punkte in Aquatornähe, die an relativ großen Seen lagen. „Weiter nördlich oder südlich glaube ich nicht, dass sie damals gelandet wären. Auf der anderen, hier nicht dargestellten Seite des Planeten ließen sich überhaupt keine möglichen Landepunkte identifizieren. Wir werden nach Einschwenken in den Orbit 2 - 3-mal den Planeten umrunden und die Satelliten aussetzen, die die restliche Oberfläche untersuchen. Wenn wir die Landungsschiffe aufspüren sollten, landen wir direkt dort. Die Untersuchung der Schiffe, wenn wir sie den finden, ist aber nur eine Aufgabe. Parallel dazu müssen wir Sauerstoff und Wasser aufnehmen, wenn wir schon die Gelegenheit dazu haben!“


Giorgio setzte sich wieder, dann erhob sich Sigrid.
„Nach der Landung werden sofort alle BattleMechs ausbooten und einen Sicherungsring um die „Sturm“ bilden. Wir wissen nicht was uns erwartet. Wenn es uns gelingt sofort bei den verschollenen Schiffen zu landen, werden wir in der ersten Phase optische und elektronische Aufklärung betreiben, in der zweiten Phase rücken unsere Marineinfanteristen vor und sichern den Bereich um die Schiffe. An Bord gehen wir erst in der dritten Phase auf meinen ausdrücklichen Befehl, nachdem wir die Umgebung der Schiffe sorgfältig gecheckt haben. Giorgio du folgst den Infanteristen unmittelbar und kümmerst dich um die wissenschaftliche Erkundung! Amira, sie werten die Umweltdaten aus und prüfen ob es Keime gibt die uns gefährlich werden könnten. Noch Fragen?“ fragte Sigrid. Daraufhin entspann sich eine kurze Diskussion darüber, was man vermutlich vorfinden würde. Dann beendete Sigrid die Diskussion und alle verließen den Raum. Patricia Fairbanks wartete, bis nur noch Sigrid im Raum war.
„Willst du den Marineinfanterie-Anzug vorläufig behalten? Du wirst ihn brauchen, wenn wir an Bord der Schiffe gehen!“ schlug sie vor. Sigrids Miene hellte sich ein wenig auf,
„Ja gerne. Obwohl ich erst einmal in meinem Mechcockpit sitzen werde. Ich müsste zurück zur „Sturm“ um mich umzuziehen!“ erwiderte die Lanzenführerin.
„Das wirst du sicher! Deine Neugier wird was anderes gar nicht zulassen!“ grinste die Infanteristin. Sigrid grinste zurück,
„Womit du vermutlich Recht hast! Dumm nur, das wir alle in Raumanzügen auf dem Planeten herumlaufen müssen. Der niedrige Atmosphärendruck lässt leider nichts anderes zu!“
„Wir Marineinfanteristen sind Kummer gewöhnt!“ rief Patricia aus und stieß ein kurzes Lachen aus. Dann ging die Zugführerin der Infanteristen den Raum und Sigrid rief über ihr Kom die Mechkrieger ihrer Lanze zur Befehlsausgabe in den Besprechungsraum


Kurz darauf saßen ihre 3 Lanzenkameraden und zusätzlich Lt. Petra Winter vor Sigrid. Lt. Petra Winter, eigentlich Mitglied der „Stern“-Lanze von Kdt. James Cameron, war, bis sie Wohlfahrt erreichten, ihrer Lanze zugeordnet, da auf dem „LEOPARD“, der die „Stern“-Lanze transportierte, für einen 5. Mech kein Platz mehr war.
„Jetzt wird es ernst Leute!“ begann sie ihre Ansprache und führte dann die Befehlsausgabe durch. Da Sigrid auch Petra Winter immer in ihre Lanzentrainings mit eingebunden hatte, fühlte diese sich Integriert, auch wenn dies nur ein vorübergehendes Engagement für sie war. Aber Petra hatte sich vorgenommen, alles Wissen und jede Erfahrung aufzusaugen, die sich bekam, da sie erst vor kurzer Zeit die Mech-Akademie verlassen hatte und noch nicht auf eine jahrelange Erfahrung zurückblicken konnte wie die anderen. Petra schaute ihre derzeitigen Lanzenkameraden an, die, wie sie gleich bemerkt hatte, ein eingeschworenes Team waren. Brian McCullogh hatte sich ihrer sofort angenommen, kaum dass sie einen Fuß in das Landungsschiff gesetzt hatte und sie profitierte sehr von seiner großen Erfahrung!
„Leute, keine Extratouren auf dem Planeten!“ ermahnte sie Sigrid eindringlich. „Wir wissen so gut wie nichts was uns da unten erwartet, also seid auf alles gefasst. Ich will dass die Rundumsicherung innerhalb von 5 Minuten steht! Geht auf 400m Abstand von der „Sturm“ und beobachtet den zugewiesenen Bereich! Verstanden?“ sagte Sigrid. Alle nickten bestätigend.
„Also in 3,5 Stunden sitzt ihr in euren Mechs! Nach dem Ausbooten nimmt jeder ASAP seine Position ein. Mathan, du bist auf 12 Uhr, Vorona, du auf 3 Uhr, Sting, du auf 6 Uhr und Blizzard, du stehst auf 9 Uhr. Ich patrouilliere um das Schiff, während jeder von euch seinen 120°-Sektor überwacht. Meldung an mich, wenn ihr eure Position erreicht und die Überwachung aufgenommen habt! Fragen?“ sie schaute in die Runde Ksenija Sokolow, Rufname Vorona hob die Hand. Sigrid nickte ihr zu.
„Hat man die Position der Landungsschiffe schon ausgemacht?“ fragte sie und alle anderen schauten interessiert zu Sigrid.
„Bis jetzt noch nicht, wenn wir diese entdecken, landen wir direkt dort, aber an der Rundumsicherung ändert sich auch in diesem Fall nichts!“ verdeutlichte die Lanzenführerin noch einmal. Dann waren keine weiteren Fragen und Sigrid lies ihre Lanze wegtreten.




System „249F36“ (unerforscht)
Im Landeanflug
An Bord der „Sturm“, Mechhangar
Sa. 22.10.3070, 07:55 Uhr


Sigrid sprach den nur ihr bekannten Passcode ins Mikrophon ihres Helmes und der Bordcomputer ihres „SHADOW HAWK“ antwortete mit einem Piep, das er diesen akzeptiert hatte. Nacheinander rasselte die Computerstimme die Bereitschaftsmeldungen herunter und kurz darauf war ihr Mech voll einsatzbereit.
„Wölfe, hier Frigg, Ortung hat die Position der Landungsschiffe ausgemacht. Wir werden 3000m entfernt am Rande eines Sees aufsetzen. Sobald die Freigabe des Hangarmeisters vorliegt, ausbooten und befohlene Positionen einnehmen! Ende!“ Sigrid war, kurz bevor sie zu ihrem Mech gehen wollte, auf die Brücke gerufen worden. Dort wurde sie informiert, dass man die Landungsschiffe gerade ausgemacht hatten. Dies wurde aber nicht offen an alle weitergegeben, um überflüssige Nervosität und Neugier zu vermeiden. Sigrid grinste in sich hinein! Als sie knapp bekleidet in Mechstiefeln, Shorts und Kühlweste auf der Brücke erschien, hatte sie bemerkt, dass Klaus Duisenberg mehr als notwendig zu ihr herüber gesehen hatte. „Männer!“ dachte sie und grinste.


Die Vibrationen nahmen in den letzten Minuten des Landeanflugs zu und als die „Sturm“ in die dünne Atmosphäre eindrang, wurde das Landungsschiff heftig durchgeschüttelt.
„Aufsetzen in 4 Minuten!“ hörte Sigrid die Stimme der 1. Offizierin aus ihren Kopfhörern. Sie spürte deutlich, wie die hohe Bremsbeschleunigung sie in ihren Sitz presste. Immer wieder überflog sie die Anzeigen ihres Mechs, doch alle Kontrolllichter erstrahlten in einem beruhigenden grün! Dann durchlief ein kräftiger Ruck das Schiff und die Hangartore öffneten sich, die „Sturm“ hatte aufgesetzt!


Kaum waren die Tore offen marschierte die Wolfs-Lanze aus dem Landungsschiff die Rampen hinunter und nahmen ihre Positionen ein. Sigrid empfing die Meldungen und umrundete dabei das Landungsschiff in ihrem „SHADOW HAWK“ und schaute sich die Landschaft genau an. Im Himmel kreisten die beiden Jäger und führten eine Erkundung der weiteren Umgebung der Landezone aus. Als sie das Gelände ausgewertet hatte, wusste sie, warum die beiden Landungsschiffe der „Donar“ gerade hier gelandet waren. Bei dem Planetenbriefing vor einem Tag hatte Giorgio Testrella mitgeteilt, das in Äquatornähe ein beständiger Westwind wehte. Die Landungsschiffe waren ostwärts eines sehr hohen Bergrückens gelandet, direkt am Ufer eines großen Sees und waren damit vor den Westwinden gut geschützt! Alles war kahl, ab und zu konnte sie dunkelbraune Flecken auf dem Geröll entdecken. Die Außentemperatur lag bei 2°C über dem Gefrierpunkt und der Luftdruck äußerst niedrig. Fast Verhältnisse wie auf dem Mars dachte sich Sigrid. Nur der Luftsauerstoffanteil lag etwas höher! Dann lies sie ihren Mech anhalten und fixierte die beiden Landungsschiffe, die rund 3 km entfernt standen. Sie zog ihre Zieloptik auf Vergrößerung und schaute sich die Schiffe an. Grundsätzlich fand sie keine äußerlich sichtbaren Schäden, aber die lyranischen Wappen auf den Schiffen waren verwaschen und ausgebleicht. Teilweise war der Lack vollständig abgeblättert. Alle Schotten und Hangartore waren verschlossen. Das eine Schiff war eindeutig als ein „UNION“ zu identifizieren, bei dem Zweiten musste sie genau nachschauen und auch ihre Identifizierungsdatenbank des Mechs bemühen, bis ihr klar war, dass es sich bei dem anderen Schiff um einen „DANAIS“ handelte, einem zivilen Fracht-Landungsschiff, das von Form und Größe einem „UNION“ sehr ähnlich sah.


„BigMama, hier Wolf1, Rundumsicherung steht, Phase 1 abgeschlossen!“ gab Sigrid an die „Sturm“ durch, „Spartan, Start Phase 2! Kommen!“ rief sie die Marineinfanteristen mit ihrem Rufzeichen.
„Hier SpartanX, beginnen Phase2, Ende!“ kam postwendend die Antwort von Patricia Fairbanks und sie sah wie 4 Fahrzeuge den Sicherungsring verließen, den die Mechs um die „Sturm“ geschlossen hatten. Da traf Sigrid eine Entscheidung, ihre Neugier war zu groß.
„Matan, Hier Frigg! Lanze übernehmen, weiter sichern, ich gehe mit Spartan vor! Kommen!“
„Hier Matan, verstanden, Ende!“ kam die Rückmeldung von Brian McCullogh.


Sigrid schob langsam den Schubhebel nach vorne richtete ihren „SHADOW HAWK“ auf die zwei alten Landungsschiffe aus und marschierte hinter den Fahrzeugen der Marineinfanteristen her.
„Spartan, hier Wolf1, folge ihnen in 100m Abstand, Kommen!“ gab Sigrid durch.
„Hier SpartanX, verstanden, Ende!“ kam sofort die Bestätigung von Patricia Fairbanks und Sigrid meinte einen amüsierten Unterton aus der Stimme herausgehört zu haben! Schnell überbrückten sie die 3 km Abstand zu den uralten Schiffen. 300m vor dem „UNION“ schwärmten die Fahrzeuge aus. Zwei fuhren weiter zu dem hinter 800 m hinter dem „UNION“ stehenden „DANAIS“ und die ersten beiden verlangsamten und umkreisten das vordere Landungsschiff. Sigrid lenkte ihren Mech rechts an den „UNION“ herum und achtete peinlich genau darauf, wo sie mit ihrem Koloss hintrat. Nachdem sie einmal herum war, nahm sie Kurs auf den „DANAIS“, als eine Funkmeldung hereinkam.
„Hier Spartan3, haben ein Gräberfeld gefunden, wir schätzen mindestens 150 Gräber! Ende!“ Sigrid lief es eiskalt den Rücken herunter, aber damit war zu rechnen gewesen. Trotzdem bewunderte sie nach kurzem Überlegen die Menschen, die damals hier gestrandet waren. Sie hatten sich, trotz allem, die Zeit genommen um ihre verstorbenen Kameraden mit einem ordentlichen Begräbnis zu ehren!


Patricia Fairbanks saß mit offenem Helm neben dem Fahrer ihres leicht gepanzerten Transportfahrzeugs und beobachtete die Umgebung.
„Hier ist absolut nichts zu sehen!“ stellte sie laut fest. Dann fuhr das Fahrzeug auf die dem Gewässer zugewandte Seite des Schiffes.
„Da vorne ist was!“ sagte der Fahrer und verlangsamte das Tempo. Vorsichtig näherte er sich dem niedrigen Damm der sich schnurgerade vom „UNION“ zu zum Ufer des Sees zog.
„Das wird die Pumpleitung sein!“ stellte Patricia fest. „Die wurde wohl in den 300 Jahren zugeschüttet, laut dem Wissenschaftsteam gibt es hier auf dem Planeten auch so etwas wie Wetter und Stürme!“ Ihre Blicke gingen von links nach rechts,
„Siehst du irgendwo eine Rampe, wo wir gefahrlos darüber hinweg fahren können?“ fragte sie den Fahrer.
„Da, 50m neben dem Landungsschiff!“ gab dieser zur Antwort und zeigte durch die Panzerglasfrontscheibe in die entsprechende Richtung.
„Dann los!“ sagte sie zu dem Fahrer. „Mato, gib das an die anderen durch. Wasserleitung gefunden, Überfahrrampe 50 m neben dem „UNION“!“ befahl sie ihrem Funker, der diese Information dann sofort weitergab. Vorsichtig näherte sich der MTW der Rampe. Bis jetzt hatten sie noch keine Außeninstallationen gefunden. Hatten die Gestrandeten ihre ganze Zeit in den Schiffen verbracht fragte sich Patricia. Nachdem sie einmal um das Schiff umrundet hatten, endeckten sie vor dem Haupthangartor mehrere regelmäßige Erhebungen, die vollständig mit Sand und Staub überdeckt waren.
„So, jetzt müssen wir uns die Stiefel schmutzig machen! Helme schließen und Kommunikation prüfen!“ befahl die Zugführerin. Kurz darauf waren alle Helme zu, auch der Fahrer hatte seinen Helm geschlossen, da der MTW zu klein war, um auch noch eine eigene Druckschleuse zu haben.
„Frank, Druckausgleich!“ befahl sie dem Fahrer. Dann wendete sie sich zum Heck des Fahrzeugs. „Nastasia, Hecktüren öffnen!“ Die Soldatin bestätigte und schob den massiven Riegel herunter um die Türe zu öffnen. Sofort viel die Temperatur in dem Fahrzeug schlagartig um fast 20°.
„Absitzen, Rundumsicherung!“ bellte sie mit befehlsgewohnter Stimme an ihre Infanteristen. Frank, der Fahrer, blieb natürlich im Fahrzeug und behielt mit seinen Sensoren die Umgebung im Auge.


Kurz darauf stand Patricia in ihrem luftdichten und raumtauglichen Gefechtspanzer hinter dem MTW und lies ihre Blicke über die Umgebung schweifen. Es waren keinerlei Bedrohungen erkennbar.
„Conrad, kämme den Bereich von hier zum Landungsschiff mit deinem Team durch. Wenn ihr was Ungewöhnliches bemerkt, sofort Meldung!“ befahl sie den Teamführer von Team 1. Der gab sofort seine Anweisung und die Soldaten schwärmten aus und marschierten in einer Line auf den „UNION“ zu. Patricia schaute sich das Landungsschiff an. Man konnte noch das stark verwitterte lyranische Wappen auf dem Rumpf erkennen. Der Wind hatte den unteren Bereich des Schiffes mit meterhohem Staub und Schutt gefüllt, so dass die Triebwerksauslässe davon völlig bedeckt waren. Sollte dieses Schiff je wieder starten sollen, wäre eine Menge Arbeit nötig!


Die Erhebungen vor dem Schiff erwiesen sich als Reste von Gestellen. Mittlerweile war auch Giorgio Testrella vom 2. Fahrzeug abgesessen und stand neben Patricia.
„Wozu haben sie diese Gestelle gebaut?“ fragte sie den Wissenschaftsoffizier.
„Ich kann es nur vermuten. Aber ich denke, das hier sollte eine Art Wetterschutz darstellen. Wie sie sicher bemerkt haben, trägt der Wind hier permanent Staub und Sand mit sich.“ erklärte er.
„Man sollte nicht meinen, das bei so einem geringen Druck überhaupt was bewegt wird!“ entgegnete sie.
„Sie würden sich wundern, welche Stürme auf Planeten mit einer dünnen Atmosphäre möglich sind!“ sagte der Wissenschaftler mit Nachdruck.
„Das wundern habe ich mir abgewöhnt. Wir Marineinfanteristen müssen immer mit allem rechnen. Ein „Gibt es nicht“ können wir uns nicht leisten!“ knurrte sie.
„Eine interessante Lebenseinstellung!“ bemerkte Giorgio und grinste. Patricia drehte etwas ihren Oberkörper und schaute ihm durch das Helmvisier in die Augen.
„Es ist leider eine Überlebenseinstellung für uns!“ betonte sie deutlich! Giorgio nickte.
„Da habe ich es in meinem Elfenbeinturm etwas einfacher.“ antwortete er und lächelte die Infanteristin an, die, soweit er es sehen konnte, zurücklächelte.
„SpartanX, hier Spartan3! Um den „DANAIS“ ist alles sauber. Wir haben neben dem Gräberfeld ebenfalls eine Wasserzuleitung und Überreste von kleinen Bauten gefunden. Wir konnten sogar den Namen des Schiffes identifizieren. Der Schiffsname lautet „LCS Fortunatus“, Kommen!“
„Hier SpartanX, Verstanden, Ende!“ gab sie zurück. Dann drehte sie sich zu Giorgio und schaltete auf die Führungsfrequenz um.,
„Hier SpartanX, keine ungewöhnlichen Funde. Schlage vor das wir zu Phase 3 übergehen.“ Sie sah wie Giorgio Testrella in seinem Helm zustimmend nickte. Dann kam die Antwort von Sigrid Scholz, die den Einsatz führte.
„An Alle, Hier Wolf 1, verstanden SpartanX. SpartanX, ziehen sie das Team von der „Fortunatus“ zum „Union“ zurück und bereiten mit dem Tech-Team die Öffnung des Schiffes vor. Wolf-Lanze rückt wieder in die „Sturm“ ein. Überwachung der Umgebung mit Drohnen. Ich steige um und bin in ca. 45 Minuten wieder an dem „UNION“. Öffnung des Schiffes erst nach meinem Eintreffen! Ende!“ Patricia und Giorgio bemerkten die Erschütterungen des Bodens, als der „SHADOW HAWK“ schnellen Schrittes in Richtung der „Sturm“ an ihnen vorbei marschierte. Patricia stellte auf Nahbereichskommunikation um, so dass nur Giorgio Testrella sie hören konnte.
„Da ist wohl jemand sehr neugierig!“ meinte sie und lachte fröhlich. Giorgio schaltete ebenfalls um für seine Antwort.
„Wer will es ihr verdenken. Es ist das erste Mal, dass sie eine Erkundung leitet und es gibt überhaupt keinen Grund, der dagegen spricht! Gönne ihr die Freude!“ sagte er.
„Das tue ich auf jeden Fall!“ antwortete sie. Dann bewegten sie sich zum Hauptschott des gestrandeten „UNION“, neben der auch eine kleinere Personenschleuse war, damit man das Schiff betreten konnte, ohne das riesige Hangarschott öffnen zu müssen. Auf dem Weg versuchte sie den Namen des Schiffes auf der Bordwand zu finden, aber diesen hatten 300 Jahre Wetter erfolgreich abgewaschen.
„Was uns darin wohl erwartet?“ fragte sie laut.
„Sicher kein schöner Anblick!“ stellte Giorgio düster fest.


Sigrid steuerte ihren Mech in deine Hangarbucht. Die anderen Mechs der Lanze waren, bis sie ankam alle schon eingerückt und stellten ebenfalls ihre Mechs ab. Gerade schlossen sich die Hangartore der „Sturm“ mit einem Krachen und langsam stieg der Druck und der Sauerstoffgehalt im Hangar. Gleichzeitig fluteten UV-Lampen die großen Hallen, was die Standardprozedur in solchen Fällen war. Bereits vorher hatte das Wissenschaftsteam die Atmosphäre ausgewertet und keinerlei schädliche Gase oder Organismen feststellen können. Erfahrungsgemäß blieb aber immer ein schwacher Duft der Atmosphäre im Hangar hängen. Sigrid war gespannt, was sie riechen würde, wenn sie das Cockpit öffnete. Ein paar Minuten gab der Hangarmeister den Hangar frei und die Mechkrieger konnten aussteigen. Sigrid schwang sich aus ihrem Mech und kletterte schnell die Leiter hinunter. Ein seltsamer, undefinierbarer Geruch hing in der Luft. Sigrid ging direkt in die Rüstkammer, zog den Overall an, den man in dem Raum- und Kampfanzug der Marineinfanterie trug und ließ sich von einem Tech in die Rüstung helfen. Danach erfolgte eine Funktions- und Druckprüfung, dann gab der Tech den Anzug und damit Sigrid frei.
„Gehen sie mit in die Landungsschiffe?“ fragte er Sigrid.
„Ja, aber es wird uns wahrscheinlich kein schöner Anblick erwarten.“ meinte sie.
„Ich denke schon die ganze Zeit daran, was diese Leute mitmachen mussten. Gestrandet auf einem kahlen, lebensfeindlichen Planeten! Kein schöner Gedanke!“ machte der Tech seinen Gefühlen Luft.
„Daran habe ich auch schon gedacht! Aber konzentrieren wir uns auf unsere Arbeit, dann hat man nicht so viel Zeit zum Grübeln!“ meinte sie, nickte dem Tech zu und marschierte an ihm schweren Schrittes vorbei.
„Und vielen Dank für die Hilfe beim Anziehen“ sie schaute auf das Namensschild, „Mathis!“ sagte sie noch, bevor sie zur Personenschleuse marschierte. Der Tech legte noch 2 Finger an die Stirn und wand sich wieder seiner regulären Arbeit zu.


Da erreichte Sigrid ein Ruf,
„Wolf1, Hier SpartanX! Vor der Personenschleuse steht dein Lift! Kommen!“
„Hier Wolf1! Danke, Verstanden, Ende!“ Sigrid grinste. Es machte Spaß mit kompetenten Leuten zu arbeiten! Als sie die Schleuse verließ, stand der MTW der Infanteristen am Fuß der Rampe und die Heckklappe war bereits offen. Kaum war sie hineingeklettert begrüßte sie Frank, der Fahrer, schloss ferngesteuert die Klappe und fuhr los.
„Schnallen sie sich an. Es wird ein wenig holperig!“ informierte er sie.
„Alles klar!“ gab Sigrid durch und setzte sich in eine der Schalen an der Bordwand. Da sie einen Panzeranzug trug, wurde dieser von der Sitzautomatik sofort verriegelt. Frank beschleunigte daraufhin das Fahrzeug und Sigrid wurde kräftig durchgeschüttelt.
„Macht es dir Spaß mal einen Mechjockey aufzumischen?“ fragte sie Frank mit einem Grinsen.
„Solche illustren Gäste fahre ich nicht sehr häufig!“ sagte dieser. „Da muss man doch was bieten!“ und lachte laut auf!
Ein paar Minuten später hielt das Fahrzeug abrupt.
„Wir sind da!“ sagte der Fahrer und Sigrid entriegelte den Sitz. Schnell kletterte sie aus dem Kampfraum und marschierte zum Personenschott des „UNION“, um das sich die beiden Infanterieteams und die Techs bereits versammelt haben.
„Lagebericht!“ forderte sie Patricia Fairbanks auf.
„Keine Auffälligkeiten festgestellt. Das Schiff ist stromlos, soweit wir das beurteilen können. Wir haben deshalb alles für eine manuelle Öffnung des Schotts vorbereitet. Anweisungen?“ fasste die Zugführerin kurz die Lage zusammen.
„Dann machen wir mal dass Schott auf!“ sagte Sigrid und Patricia gab ein Handzeichen. Daraufhin begannen 2 Techs mit der Notöffnung des kleinen Außenschotts, das bereits nach 3 Minuten offen stand. Patricia schaute Sigrid wortlos fragend an.
„Entert das Schiff im Standardverfahren!“ wies sie Patricia dann an und die Infanteristen begannen ein vielfach geübtes Manöver. Alle anderen warteten vor dem Schott, bis die Marinesoldaten die Freigabe zum Betreten des Schiffes geben würden. Sigrid war total aufgeregt und konnte vor Nervosität kaum still stehen. Am liebsten wäre sie mit Patricia in das Schiff gestürmt!


Die Spitze des Enterkommandos nahm Conrad Farkas ein, der Teamführer von Team 1. Dieser betrat mit 4 weiteren Soldaten seines Teams die Schleuse. Außerdem kletterte noch Patricia mit in die Kammer. Dann schlossen sie das Außenschott hinter sich. Damit sie überhaupt was sahen, schalteten alle ihre Anzugleuchten an, die gleisendes Licht verbreiteten und harte Schatten an die Schleusenwände warfen. Sofort machten sich zwei der Infanteristen an das Öffnen des Innenschotts. Nach kurzer Zeit gaben sie ein Zeichen das alles bereit zum Öffnen des Schottes war.
„Druckausgleich erfolgt!“ sagte einer der beiden Soldaten. Patricia schaute auf die Anzeige ihres Anzugs. Der Druck im Schiff lag bei 0,9 bar. Fast normaler Druck! Dieser Bereich war wohl immer noch hermetisch gegen die Umgebung abgeschottet. Ein gutes Zeichen, schloss Patricia daraus.
„Öffnen!“ befahl Conrad knapp und sofort stürmten er von 2 seiner Soldaten und Patricia gefolgt in den großen, dahinterliegenden Hangarraum hinein und suchten in einem 5 Meter-Radius um das Schott Deckung. Das war eigentlich überflüssig, aber so gab es der tausendfach geübte Ablauf vor, der nun ganz automatisch in den Soldaten ablief.


Im Hangar herrschte absolute Dunkelheit und eine Totenstille. Der Hall der schweren Stiefel rauschte durch den Raum und war sofort wieder verebbt. Mehrere Minuten verharrten die Infanteristen an ihren Positionen, dann erhob sich der Teamführer, schaltete seine Anzuglampen auf volle Leistung und lies den hellen Schein durch den Hangar gleiten.
„Nichts!“ stellte er fest. Dann gab er Anweisung an die beiden in der Schleuse verbliebenen Soldaten.
„Holt den Rest des Teams herein!“ Sofort schloss sich mit einem Knall das Innenschott. Die anderen Soldaten erhoben sich ebenfalls und schalteten ihre Scheinwerfer an. Patricia ließ ihren Strahl in eine der Mechbuchten fallen. Überrascht zuckte sie zusammen. Dort stand ein Mech wie ein schlafender Riese, fest verzurrt in seiner Bucht.
„Ich glaub es nicht!“ sagte sie leise vor sich hin. Dann öffnete sie einen Kanal zu Sigrid.
„Hier SpartanX, im Hangar ist alles ruhig. Bis jetzt keine Körper entdeckt, aber dafür einen Mech!“


Eine halbe Stunde später war der Hangar durch die Marineinfanteristen gesichert und die Techs sowie das Wissenschaftsteam von Giorgio Testrella betraten den Hangar. Als erstes stellten die Techs Lichtfluter auf und beleuchteten diesen Teil des Hangars, dann begaben sie sich, in Begleitung eines Trupps Infanteristen zum Fusionsreaktor des Schiffes. Nachdem sie sich mit Giorgio abgestimmt hatte, ordnete Sigrid an, das erst die untere Hangarebene vollständig überprüft und durchsucht werden sollte, dann ging sie zu dem Mech, den Patricia entdeckt hatte, aber nicht identifizieren konnte. Sie blieb vor dem Mech stehen und lies das Design auf sich wirken. Es kam ihr sehr bekannt vor, sie zermarterte sich das Gehirn, aber der Typname wollte ihr einfach nicht einfallen. Da traten Giorgio und Patricia zu ihr.
„Laut den Ladelisten die ich auf der „Donar“ gefunden habe, war auf dem „UNION“ hier eine Lanze, also 4 Mechs. Die letzte der beiden Garnisonslanzen die ursprünglich auf Wohlfahrt stationiert waren.
„Stand da auch um welche Typen es sich gehandelt hat?“ fragte Sigrid. Giorgio lächelte,
„Ja, es war eine mittlere Scout-Lanze, nach unseren heutigen Maßstäben eher eine sehr leichte Lanze. Zu der Lanze gehörten ein „COMMANDO“ COM-2D, ein „PHOENIX HAWK“ PXH-1, ein „CLINT“ CLNT-2-3T und ein „OSTSCOUT“ OTT-7j.“ erklärte Guido. Da fiel bei Sigrid der Groschen.
„Das hier ist der „CLINT“!“ rief sie aus. „Ich habe noch nie einen in Natura gesehen und kenne ihn nur von Bildern! Deshalb habe ich mir gerade mit der Identifikation schwer getan!“ erklärte sie.
„Und außerdem hilft dir hier dein Bordcomputer nicht bei der Identifikation!“ frozzelte Patricia. Sigrid hieb der Infanteriezugführerin leicht in die Seite und Patricia lachte.


In den darauffolgenden 3 Stunden wurde der Hangar gründlich durchsucht. Alles was man für das Überleben auf dem Planeten brauchen konnte, war weg oder defekt. Aber alle Mech- und Maschinenersatzteile waren in den Lagerräumen bis unter die Decke gestapelt und bis auf wenige Ausnahmen, noch vollständig vorhanden. Mittlerweile hatten sie im Hangar 2 weitere Mechs gefunden. Der Vierte, der „OSTSCOUT“ fehlte. Nach der Hangarebene arbeiteten sich die Suchteams systematisch nach oben in das Schiff vor. Aber sie fanden in einem abgesperrten Raum 5 Leichen in evakuierten BodyBags, wie sie für Langzeittransport für Tote verwendet wurden und in der Kabine des Kommandanten eine weitere Leiche.


„Wolf1, Hier Techteam1! Kommen!“ knackte es in Sigrids Kom.
„Hier Wolf1! Kommen!“
„Hier TechTeam1! Wir können den Fusionsreaktor in Betrieb nehmen. Wenn alle Tests positiv verlaufen wäre er in ca. 2 Stunden online. Wir empfehlen den Reaktor dann aber mindesten 36 Std laufen zu lassen, damit alle Systeme wieder voll aufgeladen werden können. Kommen!“
Sigrid dachte nach. Eigentlich hatten sie nur 24 Stunde für die Erkundung auf dem Planeten. Aber egal was sie hier fanden, es war jeden Aufwand wert!
„Wolf1, hier Eule1! Kommen!“ hörte Sigrid Giorgio sie über Funk rufen.
„Eule1, hier Wolf1! Kommen!“
„Hier Eule1! Ich empfehle, dass wir uns die Zeit nehmen. Ob wir 1 oder 2 Tage später am Ziel ankommen spielt keine große Rolle! Der Erkenntnisgewinn hier ist aber immens. Allein die Ausrüstung soweit als möglich zu Bergen lohnt sich, Kommen!“
„An Alle, Hier Wolf1, wir verbleiben 24 Std Länger auf dem Planeten; BigMama, informieren sie Marder1 und Zeppelin entsprechend, Ausführliche Lagemeldung folgt; TechTeam1 Fusionsreaktor starten! Kommen!“ befahl Sigrid. 3 Minuten später hatten alle Verantwortlichen bestätigt.


Sigrid kletterte gerade aus dem Zentralschacht auf die Brückenebene, die soeben von den Infanteristen freigegeben worden war und ging durch das geöffnete Brückenschott.
„SpartanX, Eule1, hier Wolf1, Lagebesprechung auf der Brücke; Kommen!“ gab sie durch, nachdem sie ihre Scheinwerfer die in tiefstem schwarz vor ihr liegenden Brücke beleuchtet hatte. 3 Minuten später standen Giorgio und Patricia vor ihr.
„Dieses Schiff ist verlassen!“ stellte sie fest. „Wenn wir die Überreste der Crews finden wollen, werden wir auf der „Fortunatus“ suchen müssen. Patricia, lass ein halbes Team hier zur Unterstützung und Erkunde die „Fortunatus“, nimm dazu TechTeam2 mit. Giorgio, entweder gehst du selbst oder schickst deinen Stellvertreter mit. Sobald wir hier wieder Energie haben, will ich die Logbücher des Schiffes sehen!“
„Jawohl, wird gemacht. Victoria bleibt mit ihrem halben Team hier, den Rest nehme ich mit!“ bestätigte die Marineinfanteristin.
„Ich gehe mit zur „Fortunatus“. Meine Vertreterin Valentina Tschernikova bleibt hier zur Unterstützung. Sie ist Computerexpertin und kann die Daten schneller auslesen als ich!“ informierte sie Giorgio.
„Ich habe außerdem noch etwas gefunden!“ sagte Sigrid dann in die darauf folgende Stille und drehte sich zur Rückwand der Brücke. Dort strahlte sie ein erhabenes, an die Wand geschraubtes Wappen des Lyranischen Commonwealth an und darunter stand auf einem schwarzen Schild mit goldenen Buchstaben: „LCS DOLCH“. „Damit hat das Schiff wieder seinen Namen!“ stellte Sigrid befriedigt fest. „Dann wollen wir die „Dolch“ wieder zum Leben erwecken!“ sagte sie noch. Die beiden anderen Offiziere nickten.
„Eines noch!“ sagte Giorgio. „Lassen sie die Helme hier auf der „Dolch“ noch geschlossen, bis der Umwelt-Tech die Freigabe erteilt. Hier im Schiff schweben nach seiner Analyse nicht nur üble Düfte sondern auch gefährliche Pilzsporen durch die Luft! Die muss die Umwälzanlage erst einmal herausfiltern.“ Sigrid nickte.
„Gib das bitte noch per Rundruf bekannt, bevor du das Schiff mit Patricia verlässt!“
„Werde ich!“ versicherte er ihr und lächelte sie an. Dann wandte er sich an die Marineinfanteristin,
„Wollen wir zusammen einen Bummel machen?“ sagte er lachend und Patricia entgegnete,
„Gerne, nur werden wir wohl nur altmodische Ware finden und die Bars haben leider geschlossen!“ Aus ihrer Stimme war ebenfalls Erheiterung zu hören.




System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit
An Bord der „Witch“, Büro Oberst Müller
Sa. 22.10.3070, 12:45 Uhr


Georg las aufmerksam den detaillierten Lagebericht, den Sigrid Scholz ihm nach der Kurz-Meldung über die Verlängerung der Erkundungszeit, zugesandt hatte. Nach der Lektüre war er mit ihrer Entscheidung voll einverstanden, setzte eine kurze Bestätigung auf und lies sie über die Signalstation an die „Sturm“ übermitteln.
„Sigrid Scholz scheint gute Arbeit dort unten zu leisten!“ stellte er an Julia gewendet fest, die ebenfalls in der Kabine war.
„Das habe ich nicht anders erwartet!“ kam die Antwort seiner Partnerin und Stellvertreterin. „Hast du schon Nachricht von den Hyper-Techs über den Schaden am K/F-Antrieb der „Donar“?“
„Ja, kam gerade rein. Die beiden haben es mehrfach überprüft, bevor sie die Meldung gemacht haben. Der Hyperantrieb ist reparabel und das Beste ist, wir haben die notwendigen Teile sogar vorrätig auf der „Andromeda“ und der „Hugo Eckener“. Da mehrere Aggregate hinüber sind, müsste man aber beide Ersatzteillager auf unseren Sprungschiffen plündern um die „Donar“ wieder flott zu bekommen!“
„Aber warum haben wir die Teile im Vorrat und die „Donar“ hatte sie damals nicht?“ wollte Julia verwundert wissen.
„Das habe ich den Hyper-Tech der „Eckener“ auch gefragt. Zum einen haben wir aufgrund unserer Mission mehr Ersatzteile dabei und zum anderen liegen zwischen damals und heute 300 Jahre mehr Erfahrung für Sprungschiffeinsätze. Damals waren die Schiffe erheblich besser gewartet und es fielen nicht so viele Aggregate aus. Wenn doch, war man in der Regel immer in einem bewohnten System in der Inneren Sphäre. Warum man damals das Teilelager der „Donar“ für diese Mission nicht aufgestockt hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben, oder die LCS-Marine wollte Geld sparen, was sie ja sehr gerne tat und immer noch tut!“ erklärte Georg. Julia lachte auf,
„Woher ich das nur kenne?“ meinte sie.
„Ein Problem gibt es noch!“ sagte Georg, „Von ihrer augenblicklichen Position kann die „Donar“ nicht springen oder würde zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Fehlsprung provozieren. Wir müssten sie irgendwie näher an den System-Sprungpunktes bringen! Kaptein Hansen erarbeitet da gerade einen Lösungsvorschlag!“




System „249F36“ (unerforscht)
Planet 249F36-II
An Bord der „Dolch“, Fusionsreaktor
Sa. 22.10.3070, 15:30 Uhr


„Piotr, können wir?“ fragte einer der Techs der „Sturm“.
„Go!“ antwortete der LI der „Witch“, der für die Dauer der Planetenerkundung auf die „Sturm“ abgeordnet worden war. Der Techniker drückte beide Anschaltknöpfe gleichzeitig und die anwesenden Techs spürten, wie vom Fusionsreaktor leichte Vibrationen ausgingen.
„Werte sind gut!“ sagte der 2. Tech. „Fusionsflasche stabil, Fusion zündet! - Ja! Der Reaktor läuft!“ sagte er triumphierend.
„Gute Arbeit Leute!“ beglückwünschte Pjotr die Kameraden. „Auf geht’s, Stromkreise prüfen und überwachen. Sobald genug Saft anliegt, schalten wir die Bereiche des Schiffes nacheinander auf!“
Eine viertel Stunde später ging das Licht auf der Brücke an.
„Ahhhh!“ hörte Sigrid die Anwesenden rufen.
„Valentina, wann kannst du den Bordrechner hochfahren?“ fragte sie.
„Ich warte noch kurz bis die Spannung stabil ist. Dann starte ich den Zentralrechner!“ gab die Wissenschaftsoffizierin zurück.
Eine halbe Stunde später wurde Sigrid von einem der verbliebenen Marineinfanteristen angerufen,
„Wolf1, hier Spartan1-5! Wir haben was Interessantes im Lagerraum 3 auf Ebene 2 gefunden! Das müssen sie sich selbst ansehen! Kommen!“
„Hier Wolf1, Komme zum Lagerraum, Ende!“ Sigrid gab den Anderen Bescheid und kletterte dann zur Ebene 2 hinunter. Kurz darauf erreichte sie den Lagerraum, der ihr genannt worden war. Vor der Türe stand einer der Infanteristen und trat wortlos zur Seite damit sie hineingehen konnte. Drinnen stand der Soldat, der sie gerufen hatte. Auf seinem Namensschild stand Philippe Dubois.
„Was habt ihr gefunden Philippe?“ fragte sie über den Nahfunk. Philippe trat zur Seite und wies auf mehrere Stapel 2m langer Kisten.
„Das dürfte sie interessieren Frau Oberstleutnant!“ sagte er förmlich. Als Sigrid herantrat und über das Schild strich, das an der Seite einer der gestapelten Kisten auf ihrer Augenhöhe war, konnte sie es lesen.
„1 Satz [DEPOT] Kühlanzug MECH, Weiblich“ las sie. Darunter eine Versorgungsnummer. Ihre Augen wurden groß, als sie abschätzte wie viele Kisten hier eingelagert waren. Das würde reichen, allen Mechkriegern des „Militärischen Unterstützungskommandos“ der „Lyran Transspace“ einen Anzug zur Verfügung stellen zu können. Sigrid drehte sich um.
„Warum haben sie mich dafür gerufen?“ fragte sie Philippe. Wie wertvoll diese Anzüge waren, war Nicht-Mechkriegern im Allgemeinen nicht bewusst.
„Ich wollte einmal selbst Mechkrieger werden, aber eine neurologische Störung hat das verhindert. Ich war aber lange genug dabei um zu wissen, dass jeder Mechkrieger für so einen Anzug töten würde!“ grinste er.
„Gut gemacht!“ sagte Sigrid. „Aber warum sind sie jetzt Marineinfanterist?“ fragte sie neugierig nach. Phillipe strich an seinem Panzeranzug herunter und grinste noch mehr.
„Weil das hier einem Mech am nächsten kommt!“ Plötzlich wurde Sigrid schlagartig bewusst, dass sie für die Auswertung, Erfassung und teilweisen Bergung der Bestände viel zu wenig Personal vor Ort hatte. Sigrid nickte Philippe zu.
„Versiegelt den Raum, den Lagerinhalt nehmen wir später mit zur „Sturm“!“
„Jawohl!“ erwiderte der Infanterist.


Als sie auf den Gang vor dem Lagerraum trat funkte sie sofort die „Sturm“ an und bat um weiteres Personal für die Bestandserfassung und die Bergung.
„Wie viel Mechbuchten haben wir noch frei?“ fragte sie Klaus.
„Wenn wir umstapeln, können wir gefahrlos noch 4 -5 Buchten freiräumen!“ erwiderte er.
„Klaus, kannst du das bitte veranlassen? Wir werden die Mechs der „Dolch“ mitnehmen. Ob wir die „Dolch“ selbst bergen wollen, muss ich mit dem Oberst besprechen!“ sagte Sigrid über den privaten Kanal, den sie zu Duisenberg aufgebaut hatte. Sie wollte nicht, dass noch jemand mithörte.
„Wird erledigt! Und Sigrid, wenn wir zurück zur „Eckener“ fliegen, hast du Lust auf ein gemeinsames Dinner?“ fragte er unvermittelt. „Ich würde selbst kochen!“ Sigrid war überrascht. Nicht über die Einladung, aber über den Zeitpunkt.
„Reden wir noch mal drüber wenn unser Auftrag hier erledigt und wir wieder in der Luft sind!“ antwortete sie und ließ ihre Entscheidung offen.
„Sag bloß nicht nein, dir würde ein wunderbares Essen entgehen! Kochen ist mein Hobby!“ gab Klaus zur Antwort. Dann wurde er wieder förmlich. „In 5 Stunden sind die Mechbays geräumt!“
„Gut!“ erwiderte sie und beide beendeten das Gespräch.




System „249F36“ (unerforscht)
Planet 249F36-II
An Bord der „Sturm“, Besprechungsraum
Sa. 22.10.3070, 16:15 Uhr


Klaus Duisenberg hatte bereits einen Trupp von 10 Besatzungsmitgliedern zur „Dolch“ in Marsch gesetzt und saß nun mit dem Lademeister und 2 Ältesten der Siedlergruppe zusammen, die an Bord der „Sturm“ die Reise nach Wohlfahrt machten. Sie hatten um die Unterredung mit dem Kommandanten gebeten.
„Unsere Stammesmitglieder sind etwas unruhig!“ stellte die Älteste Abla Awolowo fest. „Wir stehen hier auf einem Planeten und alles was sie sehen sind Wände!“
„Die Atmosphäre des Planeten ist leider nicht für ungeschützte Spaziergänge geeignet. Wir haben aber ein Kontingent von 10 Universaldruckanzügen in verschiedenen Größen, diese könnten wir ihnen zur Verfügung stellen, damit sie sich in kleinen Grüppchen die Beine vertreten könnten. Ein Raumkoller wünsche ich keinem und sie haben meine volle Unterstützung, damit wir so etwas vorbeugen!“ ging der Kommandant der „Sturm“ auf die unausgesprochene Bitte der Siedler ein. Dann lächelte er.
„Tatsächlich könnten sie uns helfen!“ ergänzte Klaus Duisenberg. „Wir haben da draußen 2 alte aber intakte Landungsschiffe stehen. Einiges der dort gefundenen Vorräte und Ausrüstung würden wir gerne mitnehmen. Aber um diese zu Bergen haben wir zu wenig Personal um es in einem angemessenen Zeitrahmen verladen zu können.
„Könnten wir die Schiffe nicht startbereit machen und komplett mitnehmen?“ fragte die Lademeisterin des Stammes Fanta Yeboha.
„Nein, nach derzeitigem Stand nicht! Alle Dockkragen an unseren beiden Sprungschiffen sind belegt und die „LCS Donar“ kann wohl repariert werden, nachdem was uns Oberst Müller mitgeteilt hat, aber dies würde Wochen dauern und wir können uns nicht ewig hier aufhalten, damit ihr Stamm zeitnah zu unserem Ziel gebracht werden kann.“ legte er dar.
Die Anwesenden nickten. Diese Erklärung leuchtete ihnen ein.
„Wir werden sie unterstützen!“ sagte die Älteste Abla Awolowo. „Aber sie haben doch nur 10 freie Anzüge?“
„Das stimmt, aber an Bord des „UNION“s herrscht mittlerweile wieder normaler Druck und alle Schadstoffe sind ausgefiltert. Wir bringen mobile Luftschleusen an, damit kann man ohne Druckanzug in die Fahrzeuge und die Landungsschiffe wechseln. Der Abschluss der Operation wird die Bergung der Mechs darstellen, da wir dafür die Hangartore öffnen müssen.“ erläuterte der Kommandant. Da räusperte sich Berko Obeng, der zweite Älteste der im Raum saß.
„Wissen sie schon näheres über das 2. Landungsschiff?“ wollte er wissen.
„Ich erwarte jede Minute einen Bericht. Unsere Marineinfanteristen haben das Schiff, die „LCS Fortunatus“ vor einer halben Stunde betreten. Nach der ersten Statusmeldung sieht es dort an Bord chaotisch aus, ganz anders als aus der „LCS Dolch“. Aber sie haben dort den 4. Mech gefunden. Ich halte sie gerne auf dem Laufenden. Wir sitzen schließlich alle sprichwörtlich im selben Boot!“ Dabei lächelte der Kommandant die 3 Siedler an. Er war sich sehr bewusst, dass er sicherstellen musste, dass die Siedler immer vollstes Vertrauen in die Schiffsführung und in „Lyran Transspace“ haben mussten und Vertrauen musste verdient werden!




System „249F36“ (unerforscht)
Planet 249F36-II
An Bord der „LCS Fortunatus“, Haupthangar
Sa. 22.10.3070, 16:35 Uhr


Sigrid durchschritt das innere Schleusenschott und sah sich um. Der Hangar wurde mittlerweile von Flutern ausgeleuchtet. Neben dem Schleusenschott lagen 7 Bodybags die, wie sie aussahen, mit menschlichen Überresten gefüllt waren. Sigrid war herübergekommen, um sich mit eigenen Augen ein Bild der Situation zu verschaffen. In spätestens 1 Stunde musste sie einen Lagebericht an Oberst Müller schicken und sie wollte auch fundierte Vorschläge für das weitere Vorgehen unterbreiten. Direkt hinter dem großen Hangartor stand der vermisste „OSTSCOUT“. Damit war die alte Mech-Lanze vollständig. Im ganzen Hangarraum herrschte ein Durcheinander, als hätte jemand hier verzweifelt etwas gesucht.
SpartanX, hier Wolf1! Kommen!“ funkte sie die Zugführerin der Marineinfanteristen an.
„Hier SpartanX! Bin im Maschinenraum beim Fusionsreaktor. Komm am besten her! Kommen!“ kam die prompte Antwort. Sigrid bestätigte und ging in Richtung des Reaktors. Der Kontrollraum lag eine Ebene höher, also sprang sie eine der Stahltreppen hoch und war kurz darauf im Reaktorraum.


Sigrid stupste die vor ihr stehende Patricia an, die sich herumdrehte. Sofort informierte die Infanteristin sie auf Nahfunk über die Lage.
„Der Reaktor ist leer, die Reaktionsmasse verbraucht. Um ihn in Betrieb nehmen zu können brauchen wir Brennstoff und wir müssen die Hochenergiekondensatoren für den Start des Reaktors laden.“ Informierte Patricia sie.
„Warum war das auf der „Dolch“ nicht notwendig?“ fragte Sigrid nach. Da mischte sich einer der Techs ein.
„Die HEKs von Landungsschiffen und stationären Kraftwerken haben eine hohe Kapazität und sind fast 100% gegen Selbstentladung gesichert, wenn man den Reaktor ordentlich herunterfährt. Dieser Reaktor ist gemäß dem Betriebsstundenzähler 70 Jahre am Stück gelaufen und hat seine komplette Reaktionsmasse verbraucht. Dabei haben sich am Ende natürlich auch die HEKs entladen!“
„70 Jahre?“ fragte Sigrid ungläubig. Sie sah den Tech in seinem Helm nicken. Dann mischte sich Patricia wieder ins Gespräch ein.
„Ich glaube die letzten Besatzungsmitglieder sind weit vorher gestorben. Am Schluss hat der Reaktor nur noch ein Grab gewärmt!“
„Wie lange dauert es, bis wir ihn in Gang bekommen?“ fragte Sigrid den Tech.
„Wir könnten Reaktionsmasse von der „Dolch“ holen und ein Energie-Kabel legen um die HEKs zu laden. Alle Landungsschiffe sind für eine Fremdeinspeisung eingerichtet Ich denke mit allen Vorbereitungen 24 Stunden!“ Dann schaute sie der Tech erwartungsvoll an. Er wollte eine Entscheidung.
„Dann tun sie es! Sprechen sie sich mit dem LI ab. Morgen will ich hier Licht und Wärme haben!“ ordnete Sigrid an. Dann wandte sie sich an Patricia.
„Wie weit seid ihr mit der Erkundung des Schiffes?“
„Wir haben alle Abteilungen im Schnellgang durchgesehen und bisher an Bord 39 Leichen gefunden. Diese haben das Schiff wohl nicht mehr verlassen wollen oder können. Die Pipeline zum See ist zwar noch intakt, müsste aber durchgespült werden. Sobald der Reaktor läuft kann mit dem Wasser wieder Sauerstoff erzeugt werden. Sollen wir die Leichen unten am Schott sammeln?“ wollte Patricia wissen.
„Ja! Und macht eine gründliche Bestandsaufnahme. In der „Dolch“ werden uns die Ashanti unterstützen, das hat Klaus mit ihnen abgesprochen. Aber auf dieses Schiff lassen wir vorerst nur unser Personal!“ legte Sigrid fest. „So, jetzt gehe ich zurück zur „Sturm“, der Oberst will einen detaillierten Bericht!“ stöhnte Sigrid.
„Wir halten dich auf dem Laufenden!“ versprach ihre Kameradin. „Sobald wir Zugriff auf das Logbuch der „Fortunatus“ haben, können wir hoffentlich auch das letzte Geheimnis lüften.“ ergänzte die Infanteristin.


Sigrid stieg die schmale Rampe hinab, die mittlerweile manuell von den Techs an der Personenschleuse der „Fortunatus“ ausgefahren worden war. Mehrere Leute waren gerade damit beschäftigt eine Außenschleuse aufzubauen, damit man direkt ohne Druckanzug von einem MTW in das Landungsschiff wechseln konnte.
„Wie lange braucht ihr noch?“ fragte sie eine Arbeiterin. An ihren Abzeichen am Druckanzug konnte sie sehen dass diese ein Mitglied des Lademeisterteams der „Sturm“ war.
„Halbe Stunde, dann haben wirs. Hoffentlich lohnt sich der Aufwand Frau Oberstleutnant!“ bemerkte sie.
„Das hoffe ich auch!“ gab Sigrid zurück, nickte ihr zu und kletterte in den bereitstehenden MTW, der sie zur „Sturm“ zurückbrachte. In Gedanken formulierte sie bereits ihren Bericht an den Oberst und begann bereits während der Fahrt mit der Aufzeichnung auf ihrem Compblock. Bei der „Sturm“ angekommen, suchte sie sofort ihre Kabine auf und vervollständigte ihren Bericht. Dann stellte sie noch die Anlagen zusammen, inklusive eines gerafften Auszugs des Logbuches der „Dolch“ den Valentina Tschernikova erstellt hatte. Sigrid schaute auf die Uhr, sie hatte noch 20 Minuten Zeit und rief über das Com den Kommandanten.
„Klaus, ich habe den Bericht an den Oberst fertig. Bitte schaue ihn dir noch kurz an!“ bat sie ihn, nachdem er sich gemeldet hatte. Ein paar Minuten später meldete er sich zurück.
„Ich habe nur eine kleine Ergänzung, bitte erwähne, dass die Siedler äußerst kooperativ sind und ich bin auch deiner Meinung, dass wir noch weitere 2 Tage hier bleiben sollten um die Arbeiten sauber abzuschließen.“
„Werde ich einarbeiten!“ bestätigte sie und sandte 5 Minuten später den Lagebericht an die „Witch“ ab.




System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit, bei „LCS Donar“
An Bord der „Witch“, Besprechungsraum
Sa. 22.10.3070, 18:15 Uhr


Der Oberst stand mit beiden Füßen auf dem Deck und schaute in die imaginäre Ferne. Seine Magnetstiefel hielten sie an Ort und Stelle. Gerade hatten Julia, Francoise und er den Bericht von Sigrid Scholz durchgearbeitet und diskutiert. Er hatte den Bericht auch an Davenport und Hansen weitergeleitet und um ihre Stellungnahme gebeten, aber letztendlich würde er die Entscheidung treffen müssen. Was sie hier gefunden haben war unglaublich, vor allem deshalb, weil sie nur 2 Jahre vorher das Bartok-System entdeckt hatten. Nun war klar, warum Bartok damals endgültig dem Vergessen anheimgefallen war. Aber das waren historische Fragen, die mit dem hier und jetzt nur mittelbar zu tun hatten. Mit jeder Faser seines Herzens wollte er das Sprungschiff „Donar“ und die beiden Landungsschiffe sofort bergen, aber er wusste, dass er damit seinen Auftrag gefährden würde. In seinem Gesicht arbeitete es. Eigentlich hatte er nie wieder solche Entscheidungen treffen wollen, aber sein Karma hatte anders entschieden! Georg holte noch einmal tief Luft.
„Wir verlängern die Bodenmission um weitere 2 Tage! Sigrid soll alle Mechs, deren Rüstsätze und die Ausrüstung bergen, die sie für wichtig hält. Beide Landungsschiffe sollen so vorbereitet werden, dass sie schnell wieder in Betrieb genommen werden können, wenn wir wiederkommen, aber für eine Bergung haben wir jetzt leider keine Zeit. Wir müssen die Siedler so schnell wie möglich nach Wohlfahrt bringen. Danach werden wir von Wohlfahrt aus die Bergung der „Donar“, der „Dolch“ und der „Fortunatus“ in Angriff nehmen. Die genaue Durchführung der Bergung werden wir bis dahin exakt planen. Ich will diese Schiffe!“ sagte er mit kräftiger Stimme und ballte seine rechte Hand zur Faust! Dann drehte er sich zu den Anwesenden. „Bitte lasst euch die Sache durch den Kopf gehen, morgen werden wir uns darüber unterhalten, wie wir die Besiedlung von Wohlfahrt, die Bergung und unseren Erkundungsauftrag unter einen Hut bringen!“ Georg hatte dafür schon eine Idee, aber wenn auch andere mit beteiligt werden würden, war die Chance erheblich höher, dass auch alles bedacht wurde! Dann nickte er, übertrug Julia die Aufgabe seine Entscheidung an die „Sturm“ und die beiden Sprungschiffe weiterzugeben und beendete die Besprechung.


Georg ging dann zum Kaffeeautomaten und griff sich seine 0g-Tasse, die dort in einem Halter steckte, während hinter ihm das Schott geöffnet wurde und alle den Raum verließen. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich um. Julia setzte gerade ihre Stiefel auf den Boden und verriegelte sie. Dann schaute sie ihn aus ihren grünen Augen an. Beide waren alleine im Raum.
„Ich habe ganz genau gespürt was du jetzt lieber befohlen hättest!“ sagte sie. „Aber deine Entscheidung ist die Richtige!“
„Welche Teufel haben mich geritten, als ich diesen Auftrag annahm!“ fragte er sie und auch sich selbst.
„Weil du nicht aus deiner Haut kannst!“ gab sie zurück. „Du hast dich mit Haut und Haaren der Lyranischen Allianz verschrieben, aber dem Idealbild der Allianz, das du dir in deiner Kindheit von ihr gemacht hast und Lady Morgaine Lestrade verkörpert diesen Geist wie niemand anderes sonst den ich kenne und deshalb hast du dich ihr angeschlossen!“ Sie holte tief Luft und sagte sanft zu ihrem Lebensgefährten, „Und das ist gut so!“ Dann umarmte sie ihn und drückte ihn an sich. Sie löste sich kurz darauf wieder. „Ich glaube mein Kommandeur hat mir einen Auftrag gegeben, den muss ich schnell erledigen bevor er mich zur Schnecke macht!“ grinste sie, löste sich vom Boden und stieß sich in Richtung Schott ab. Georg schaute hinter ihr her.
„Was für eine Frau!“ ging im wieder durch den Kopf. Georg ging in seine Kabine und rief die Datei auf, die den Auszug des Logbuchs der „LCS Doch“ enthielt und begann zu lesen. Zuerst nahm er sich die Zusammenfassung des Schiffslogbuches vor, dann begann er das persönliche Log des Landungsschiffkommandanten zu lesen.




Logbuch „LCS Dolch“ 09.10.2768, 09:00 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant, KdtHptm Theobald Turner
Station Bartok 3, Landefeld


„Heute wurden die letzten Ausrüstungsgegenstände geladen. Sandra und Otto Wohlfahrt weigern sich nach wie vor, wie bei dem ersten Evakuierungstermin vor 2 Jahren, mitzukommen. Der Stationsleiter OTL Wagner hat diesem nun zugestimmt und ihnen genug Ausrüstung und Vorräte zugestanden, damit sie die nächsten Jahre hier ohne Probleme überleben können. Auch Oberst Wohlfahrts persönlicher Mech und ein Erkundungsfahrzeug bleiben hier zurück. Der Lanzenführer der Garnisonslanze war damit zwar nicht einverstanden, wurde aber vom Stationsleiter überstimmt. In 4 Stunden werden wir den Planeten verlassen. Alle Kameradinnen und Kameraden die längere Zeit hier waren bedauern es, aus diesem Paradies vertrieben zu werden, aber das Lyranische Commonwealth braucht all ihre Kräfte um sich dem Sturm entgegen zu stellen, den Stephan Amaris im Sternenbund entfesselt hat.“




Logbuch „LCS Dolch“ 14.01.2769, 09:00 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant, KdtHptm Theobald Turner
System „249F36“, Nadir-Sprungpunkt
An Bord der „LCS Dolch“


„Seit einer Woche sitzen wir hier fest. Mittlerweile steht fest, dass der Sprungantrieb der „LCS Donar“ mit bordeigenen Mitteln nicht zu reparieren ist. Seit dies in der Mannschaft die Runde macht, häufen sich disziplinare Probleme massiv, da sich Verzweiflung und Panik unter der Besatzung verbreitet! Aber wer sollte es ihnen verdenken? Auch die meisten Offiziere stehen nur noch einen Finger breit vor dem Abgrund. Wenn das so weitergeht, rechne ich bald mit den ersten Suiziden! Ich muss die ganze Zeit an meine Frau und unsere 3 Kinder denken! Ich werde sie wohl nie wieder sehen!“




Logbuch „LCS Dolch“ 27.01.2769, 02:30 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant KdtHptm Theobald Turner
System „249F36“, Nadir-Sprungpunkt
An Bord der „LCS Dolch“


„Der Kommandant der „Donar“ hat zusammen mit uns entschieden, dass wir die „Donar“ aufgeben und uns zum 2. Planeten des Systems aufmachen. Dort herrschen soweit wir das beobachten konnten, lebensfeindliche Bedingungen, aber man hat einen Himmel über den Kopf und ist nicht dauerhaft in den Schiffen eingesperrt. Das kann hoffentlich die Situation innerhalb der Mannschaft entschärfen, bevor es zum Äußersten kommt.“




Logbuch „LCS Dolch“ 01.02.2769, 18:00 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant, KdtHptm Theobald Turner
System „249F36“, Planet 249F36-II, Landezone Alpha
An Bord der „LCS Dolch“


„Heute Mittag landeten wir auf dem Planeten. Die aus dem Orbit gefundene Landezone ist aber doch nicht so optimal. Wir sind den Winden hier schutzlos ausgeliefert. Da hier laut unseres Wissenschaftsoffiziers des öfteren Stürme mit geschätzt weit über 400 km/h Windgeschwindigkeit herrschen, erkunden unsere beiden L/R-Jäger eine alternative Landezone. Die Möglichkeit das Schiff in Schutzanzügen zu verlassen zeigt schon erste Wirkung. Die Stimmung hat sich ein wenig gebessert auch wenn allen bewusst ist, dass wir hier sterben werden.“




Logbuch „LCS Dolch“ 18.02.2769, 11:20 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant KdtHptm Theobald Turner
System „249F36“, Planet 249F36-II, Landezone Beta
An Bord der „LCS Dolch“


„Vor einer Woche sind wir an der 2. Landezone gelandet. Hier sind wir durch ein hohes Gebirge vor den schwersten Winden und Stürmen geschützt. Die Wasser- und Sauerstoffversorgung ist durch den naheliegenden See sichergestellt. Die Suizidrate nimmt aber wieder zu. Mindestens jeden 2. Tag geht ein Kamerad oder eine Kameradin in den Freitot. Jeder hier versteht den Grund. Auch ich habe schon daran gedacht. Einer unserer L/R-Jäger kam heute in einen Sturm und ist abgestürzt. Unsere Mechs wurden, bis auf den „OSTSCOUT“ alle deaktiviert. Der „OSTSCOUT“ wird ab sofort draußen vor der „Dolch“ postiert, damit wir nicht jedes Mal das große Hangartor öffnen müssen, wenn er auf Erkundung gehen soll. Endlich liegt der Bericht unseres Exo-Biologen vor. Im Wasser gibt es algenähnliche Lebensformen, die Sauerstoff erzeugen. Aber an Land ist keinerlei Leben vorhanden, nicht einmal Bakterien oder Viren. Einige versuchten es nur mit einer Atemmaske draußen auszuhalten. Aber der niedrige Druck sorgt rasch dafür, dass es unerträglich wird vor Schmerz.“




Logbuch „LCS Dolch“ 24.06.2767, 20:00 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant KdtHptm Theobald Turner
System „249F36“, Planet 249F36-II, Landezone Beta
An Bord der „LCS Dolch“


„Alleine heute haben sich über 6 Männer und Frauen hier an Bord das Leben genommen! Auf der „Fortunatus“ wurde vor 4 Tagen, wie ich heute erst erfahren habe, ein Kind geboren. Seine Mutter hat es sofort erstickt. Die Mutter und ihr Partner haben dann zusammen ihrem Leben ein Ende gesetzt. Der Lack der Zivilisation ist nun bald vollständig ab! Nach den Berechnungen reichen die Lebensmittelvorräte noch ca. für 3 - 4 Monate, sofern sich nicht noch mehr selbst töten. Unser letzter L/R-Jäger wurde heute zerstört. Sein Pilot hatte vorher noch durchgegeben, dass er seinem Leben nun mit einem großen Knall ein Ende setzen wird. Gott sei seiner und unser aller Seelen gnädig!“




Logbuch „LCS Dolch“ 09.09.2769, 13:00 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant KdtHptm Theobald Turner
System „249F36“, Planet 249F36-II, Landezone Beta
An Bord der „LCS Dolch“


„Die Vorräte auf meinem Schiff gehen langsam zur Neige. Durch Suizid oder Wechsel zur „Fortunatus“ sind wir nur noch zu fünft. Seit heute früh sogar wieder 6 Personen. Am Morgen stand plötzlich Iskander Giorgiou, der Mechpilot des „OSTSCOUT“ im Druckanzug vor dem Schott und wollte zu uns herein. Er war seit mehreren Monaten mit seinem Mech auf der „Fortunatus“ stationiert, aber schon lange nicht mehr mit seinem Mech draußen unterwegs gewesen. Wir haben seit ein zwei Tagen keinen Kontakt mehr zur „Fortunatus“ und alle Versuche Verbindung aufzunehmen blieben erfolglos. Jetzt wissen wir auch warum! Laut Iskander hat es auf der „Fortunatus“ eine Meuterei gegeben, der alle leitenden Offiziere zum Opfer gefallen sind. Die Meuterer wollten sich scheinbar nicht mehr vorschreiben lassen was und wie viel sie Essen durften. Iskander, als einer der letzten Offiziere, konnte sich gerade noch so retten und schlich sich ins Lager der Druckanzüge, hat sich einen genommen und den Rest vernichtet. So wie er uns mitgeteilt hat, befürchtet er, dass es jetzt auf der „Fortunatus“ zu Kannibalismus kommt. Er hat es zwar nicht gesehen, aber der Geruch von gebratenem Fleisch sei durchs ganze Schiff gewabert. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit so etwas irgendwann gerechnet habe. Nun sind die Pforten der Hölle wohl endgültig geöffnet! Durch die Vernichtung der Druckanzüge können aber die restlichen Besatzungsmitglieder der „Fortunatus“ ihr Schiff nicht mehr verlassen und wir sind hier relativ sicher. Heute Nachmittag setzen wir uns alle zusammen und wollen über unsere weitere Zukunft reden. Uns ist allen klar, dass die „Dolch“ unser gemeinsames Grab wird. Ich werde dafür plädieren, das wir alle in Würde gehen, so wie wir gelebt haben!“




Logbuch „LCS Dolch“ 09.09.2769, 16:30 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant KdtHptm Theobald Turner
System „249F36“, Planet 249F36-II, Landezone Beta
An Bord der „LCS Dolch“


„Wir haben uns bei der Besprechung für einen gemeinsamen Suizid entschieden! Ich werde meine letzte Pflicht als Kommandant des Schiffes erfüllen und meine verbliebenen Kameradinnen und Kameraden in BodyBags in einem Lagerraum „beerdigen“, bevor ich selbst meinem nun sinnlosen Leben mit einer Überdosis Gift ein Ende bereiten werde. Ob wir je gefunden werden? Ich weiß es nicht und ich glaube auch nicht daran. Wenn doch, bitte ich unsere Finder unsere Familien über unser Schicksal zu informieren, wann das auch immer sein wird! Die Personaldaten aller Beatzungsmitglieder sind im Schiffscomputer zu finden!




Logbuch „LCS Dolch“ 10.09.2769, 11:30 Uhr
Persönlicher Eintrag Kommandant KdtHptm Theobald Turner
System „249F36“, Planet 249F36-II, Landezone Beta
An Bord der „LCS Dolch“
Letzter Eintrag


Gerade habe ich meine letzte Kameradin Olt. Franka Teller in ihrem BodyBag im Lagerraum 4 zur letzten Ruhe gebettet. Sie hatte mir noch bei den anderen geholfen, die heute früh Tot in ihrem Kojen lagen. Bis auf uns beide, hatten sich alle gestern Abend bereits vergiftet und sind in ihren Kojen entschlafen. Ich war bei ihr, als Franka dann ihren „Schierlingsbecher“ trank und sie im Arm gehalten, bis sie gestorben war. Ich habe dabei geheult wie ein Schlosshund! Nun ist es an mir. Immer wenn ich die Augen schließe sehe ich meine Frau Ivanka und unsere 3 Kinder Boris, Lydia und Ludmilla vor mir stehen. Ivanka, ich liebe dich so sehr! So sehr! Jetzt habe ich auch das Gift genommen. Wer immer das findet, ich wünsche euch mehr Glück wie wir es hatten. Oh, Ivanka, wie liebe ich dich! Boris, Lydia, Ludmilla, hoffentlich sehe ich euch irgendwann im anderen Land!






System „249F36“ (unerforscht)
Im Transit, bei „LCS Donar“
An Bord der „Witch“, Kabine Oberst Müller
Sa. 22.10.3070, 19:35 Uhr


Georg holte tief Luft! Tief bewegt ließ er sich den Inhalt des Tagebuchauszugs nochmal durch den Kopf gehen. Er schüttelte den Kopf, welche Tragik, welche Belastung! Was haben diese Leute damals mitgemacht, er konnte es kaum erahnen! Dann holte er noch einmal tief Luft und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Mittlerweile lag ein Vorschlag Hansens vor, wie man die „Donar“ zum Sprungpunkt bringen konnte. Dazu mussten 2 Landungsschiffe an das Sprungschiff symmetrisch angekoppelt und dann vorsichtig mit geringer Beschleunigung die „Donar“ zum Nadir-Sprungpunkt gebracht werden. Wie Hansen schrieb, ein gängiges Manöver zu dem man am besten 2 Landungsschiffe des gleichen Typs verwendete, da diese ihre Triebwerksleistung besser aufeinander abstimmen konnten. Aber das war nicht zwingend erforderlich.




System „249F36“ (unerforscht)
Planet 249F36-II
An Bord der „LCS Sturm“, Besprechungsraum/Kantine
So. 23.10.3070, 09:25 Uhr


Sigrid ging mit den Führungsoffizieren den weiteren Ablauf der Bergung durch. Nachdem der Oberst festgelegt hatte, dass sie die Landungsschiffe vorläufig am Boden ließen und diese erst später geborgen werden sollten, legten sie jetzt gemeinsam fest, was außer den Mechs noch alles in die „Sturm“ verladen werden sollte. Auch die Lademeisterin der Siedler war mit bei der Besprechung, da diese einen wichtigen Beitrag leisteten, dass die Bergungsaktion überhaupt so schnell vorangebracht werden konnte. Als soweit alles festgelegt worden war, schaute Sigrid den Lademeister der „Sturm“ an.
„Sind die Kisten mit der Spezialausrüstung schon an Bord?“
„Wie sie angeordnet haben!“ bestätigte er. „Die 22 Kisten liegen im Lagerraum 12 und der Türcode ist so eingestellt, dass nur sie ihn öffnen können!“ meldete der Lademeister. Unterschwellig spürte aber Sigrid, dass sich der Unteroffizier fragte, warum Sigrid so einen Aufwand um die Kisten machte. Auch von den anderen Besprechungsteilnehmern sah sie fragende Gesichter. Außer von Patricia, die breit grinste, da sie von ihren Infanteristen informiert worden war, was sie da in der „Dolch“ gefunden hatten! Nach dem Ende der Besprechung verließen die Offiziere den Raum und Sigrid wartete auf ihre Mechkrieger, die sie im Anschluss einbestellt hatte.


Als alle Mechkrieger saßen schaute sie jedem von ihnen kurz in die Augen.
„Die letzte Aktion wird sein, das wir die Mechs von der „Dolch“ und der „Fortunatus“ in die „Sturm“ bringen. Jeder von euch schaut sich die technischen Daten des zugewiesenen Mechs an. Die Mechs werden aber nur im Wartungsmodus bewegt, keiner stellt sich den Mech individuell ein, klar?“ legte sie fest. Alle nickten bestätigend.
„Gut! Dann wollen wir mal Mech-Memory spielen!“ Sigrid grinste. „Brian, du nimmst den „CLINT“, Sam, du darfst den „PHOENIX HAWK“ steuern, Ksenija nimmt den „COMMANDO“ und“ - Sigrid machte eine kurze Pause - „Petra, den „OSTSCOUT“ überführst du! Ich hab genug mit anderen Dingen zu tun um selbst einen Mech zu steuern, ich habe hier eine Operation zu leiten! Denkt daran, die Maschinen sind seit 300 Jahren nicht mehr gelaufen. An jedem Mech arbeitet bereits ein Tech, um den Antrieb wieder in Gang zu bringen und die Gelenke und Myomere zu prüfen! Wenn alles nach Plan läuft ist morgen Nachmittag alles verladen und die Mechs für die Verlegung bereit!“ erläuterte die Lanzenführerin. Da meldete sich Ksenija,
„Was passiert mit den alten Landungsschiffen und den gefundenen Leichen?“ wollte sie wissen. Auch bei den anderen Kriegern spürte Sigrid Neugierde.
„Heute Nachmittag werden alle gefundenen Toten auf dem Gräberfeld mit einer kleinen Zeremonie beigesetzt. Für Morgen, sobald ihr mit den Mechs die Landungsschiffe verlassen habt, werden die Schiffe versiegelt und wenn die Atmosphäre im Inneren wieder aufgebaut ist, die Fusionskraftwerke geordnet heruntergefahren, damit diese bei der Rückkehr des Bergungsteams schnell wieder in Betrieb genommen werden können.“ erklärte Sigrid. „ Wir werden aber wohl nicht diesem Team angehören. Das ist ein Job für Techs und Pioniere! Wir werden dann wohl unserem eigentlichen Auftrag nachgehen!“ gab sie dann noch ihre persönliche Einschätzung Ausdruck. „Aber jetzt gibt es eine Überraschung!“ teilte sie mit und grinste breit. „Lanze, mir folgen!“


10 Minuten später öffnete Sigrid den Lagerraum 12 und schloss das Schott nachdem der letzte eingetreten war. Sie trat vor die an den Wänden gestapelten und verzurrten Kisten und legte ihre Hand auf eine von 2 Kisten, die vor den anderen lagen.
„Eigentlich ist heute nicht Weihnachten, aber ich denke, das hier solltet ihr sehen!“ Mit einem Schwung öffnete sie die Kiste und alle Mechkrieger im Raum stießen Laute der Überraschung aus! Brian beruhigte sich als erster wieder und lies seinen Blick über alle Kisten schweifen.
„Das reicht für alle!“ stellte er fest. „Für das gesamte Kommando!“
„Richtig!“ bestätigte ihn Sigrid, „Ich habe bereits den Oberst informiert und die Genehmigung erhalten jedem von euch 2 Anzüge aushändigen zu dürfen und diese Anzüge sind komplett inklusive der passenden Stiefel.“ Dann schaute sie ihre beiden Mechkriegerinnen an. „Damals haben sie wirklich an alles gedacht!“ und zog einen der speziellen BHs aus der Kiste, auf die sie OTL Julia Mauerer ergänzend aufmerksam gemacht hatte. Dann trat sie zur Seite und jeder ihrer Lanze suchte sich die passenden Größen für sich heraus. Den Satz für sich selbst hatte sie sich bereits schon geholt.




System „249F36“ (unerforscht)
Planet 249F36-II
An Bord der „LCS Fortunatus“, Hauptladeraum
Di. 25.10.3070, 14:10 Uhr


Petra schnallte sich in dem Pilotensitz des „OSTSCOUT“ fest und begann die Startroutine. Die Ausrüstung war bereits komplett in die „Sturm“ verladen. Nur die Mechrüstsätze waren viel zu groß, um sie über die kleine Schleuse ausladen zu können! Diese würde der Mech-Tieflader der „Sturm“ dann im Anschluss zur „Sturm“ bringen. Vom Tech, der diesen Mech zur Inbetriebnahme vorbereitet hatte, wusste sie, dass der „OSTSCOUT“ durch seinen letzten Piloten speziell gesichert worden war, so das ihn nur ein qualifizierter Tech wieder in Gang hatte setzten konnte. Warum das so war, wusste Petra nicht, aber sie würde Sigrid später danach fragen. Sie trug die Kühlkombi im Mech, die sie vor 2 Tagen erhalten hatte und fühlte sich so gut wie noch nie in einem Mech-Cockpit. Dann griff sie nach hinten und zog den Neurohelm aus der Halterung. Dieser war viel leichter als das klobige Ding, das sie in ihrem „ASSASSIN“ hatte. Ob sie den wohl mitnehmen dürfte, überlegte sie kurz, während sie den Helm auf sich einstellte. Dann startete sie den Mech und während dieser hochfuhr und seine Statusmeldungen herunterbetete ließ sie den Blick über das Cockpit und den Hangar vor ihr schweifen. Sie konnte es einfach nicht fassen, hier sitzen zu dürfen!
„Wollen sie die Steuerung auf sich kalibrieren?“ fragte der Computer. Petra verneinte und die Stimme meldete,
„Wartungsmodus! Eingeschränkte Funktionalität!“ Dann waren alle Routinen durchlaufen und die richtige Funk-Frequenz eingestellt.
„Frigg, hier Blizzard, Mech hochgefahren, fertig zum Ausbooten! Kommen!“ meldete sie.
„Hier Frigg, Leg los! Ende!“ hörte sie die Freigabe ihrer Lanzenführerin. Sie nahm dann Verbindung zur Hangarkontrolle auf um den Mech aus dem Hangar zu führen.




System „249F36“ (unerforscht)
Planet 249F36-II
An Bord der „LCS Sturm“, Besprechungsraum/Kantine
Di. 25.10.3070, 19:45 Uhr


„Und wie haben sich die antiken Mechs angefühlt?“ fragte Sigrid ihre Lanzenkameraden bei einer kurzen informellen Nachbesprechung.
„Phantastisch!“ sagte Sam Neill. „Der Neurohelm in dem „PHOENIX HAWK“ ist ein Wunderwerk! Obwohl ich nur im Wartungsmodus war, konnte ich spüren, was dieser Helm vermag! Kann ich den haben?“
„Ich glaube, du willst am liebsten den ganzen Mech gegen deine „WASP“ tauschen, oder?“ fragte ihn Ksenija Sokolov grinsend.
„Ich hätte nichts dagegen! Der „PHOENIX HAWK“ ist eine phantastische Maschine! Fast genauso schnell wie meine „WASP“, kann aber auch richtig austeilen!“
„Träum weiter!“ frotzelte Brian und lachte. „Du kannst ja mal einen Antrag stellen! Mal sehen was der Oberst dazu sagt!“ dann wandte sich Brian an Petra, „Wie fandst du den „OSTSCOUT“?“
„Die Maschine ist der Hammer! Ich konnte ihr Potential nicht mal im Ansatz erfassen, aber sie steuerte sich so leichtgängig! Leider hat sie nur 1 MedLaser!“ resümierte die junge Mechkriegerin.
„Kein Wunder! Der OSTSCOUT ist nur für reine Aufklärung entwickelt. Es gibt sogar ein Modell das komplett unbewaffnet ist!“ stellte Sigrid fest. „Deine Meinung zum „CLINT“?“ fragte sie dann Brian.
„Der kann meinem „KINTARO“ nicht das Wasser reichen!“ sagte er stolz. „Es ist trotzdem ein grundsolider Mech! Aber noch etwas. Was Sam ansprach mit dem Neurohelm, so einen SBVS-Neuro-Helm würde ich auch wirklich zu gerne haben!“
„Schauen wir mal!“ antwortete Sigrid, die mittlerweile vom Mastertech erfahren hatte, das sich in jedem der geborgenen Mech-Rüstsätze noch 2-3 Reserve-Neurohelme befanden. Da piepte ihr Kom,
„Hallo Sigrid.“ begrüßte sie Klaus Duisenberg der Kommandant der „Sturm“, „Bergungsaktion abgeschlossen. Alle sind vollzählig zurück an Bord. Die „Dolch“ und die „Fortunatus“ sind versiegelt und die Reaktoren heruntergefahren. Start der „Sturm“ in 1 Stunde!“
„Danke Klaus!“ sagte sie, „Schick eine Meldung an den Oberst!“
„Schon erledigt!“ gab der Landungsschiffkommandant zurück und beendete das Gespräch.




System „249F36“ (unerforscht)
Planet 249F36-II
An Bord der „LCS Sturm“, Besprechungsraum/Kantine
Di. 25.10.3070, 20:40 Uhr


Klaus Duisenberg saß in seinem Kommandantensitz auf der Brücke und beobachtete die Startvorbereitungen. Sie hatten jetzt beinahe 300 to mehr Gewicht, was aber für den „UNION“ kein wirkliches Problem darstellte, da dieser dazu ausgelegt war eine komplette Mechkompanie ins Gefecht zu tragen. Sie würden direkt zum Sprungpunkt fliegen, ohne noch einmal an der „Donar“ festzumachen. Am Sprungpunkt war geplant, noch kurz mit der „Witch“ zu koppeln um das Personal auszutauschen, das für diese Mission die Plätze getauscht hatte. Dann ging es weiter zum eigentlichen Ziel der Reise. Klaus grinste leicht. Morgen hatte er sein Date mit Sigrid, dem sie nun doch noch zugestimmt hatte! Er hoffte, dass diesem jetzt nichts mehr in die Quere kam! Er schielte kurz zu ihr rüber, die in ihrem Beobachterstuhl saß. Irgendwie bemerkte sie es und lächelte ihn an. Die Erkundungs- und Bergungsmission auf dem Planeten war ein voller Erfolg und Klaus hoffte, dass später auch die Bergung der Landungsschiffe und der „Donar“ erfolgreich verlaufen würde.
14.11.2022 13:47 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 6: Ankunft im Paradies


System „323K75“ – „Nove“
Zenit-Sprungpunkt
„LCS Andromeda“, Kommandobrücke
Mo. 31.10.3070, 11:00 Uhr


Laut dröhnte der Sprungalarm und vor Georgs Augen zerplatzte die reale Welt und wurde kurz durch etwas Seltsames ersetzt! Dann klärte sich langsam sein Blick wieder, aber es war ihm schwindelig und sein Magen wand sich unter der Pein. Er stöhnte laut auf und holte mehrmals tief Luft, dann ließen die Sprungnachwirkungen nach!
„Alles Ok, Georg?“ fragte die 2. Offizierin des Sprungschiffes Lea Wolcott. Georg nickte,
„Ja, wieder! Du weißt doch, dass mich Sprünge immer so mitnehmen!“ gab er zurück.
„Allerdings!“ grinste sie. Die beiden kannten sich bereits von der „Hugo Eckener“, da sie erst zur Beginn dieser Mission auf die „Andromeda“ versetzt worden war. Georg schaute sich die Ortungsdaten auf seinem Schirm an, bis auf die „Eckener“ war nichts zu sehen.
„Hoffentlich bleibt das so!“ dachte sich Georg. Der unverhoffte Fund im vorherigen System hatte sie zwar 5 Tage zusätzliche Reisezeit gekostet, aber es war jede Minute wert, den sie eingesetzt hatten! Dann schaute er auf die Anzeige. Sie waren am Zenit-Sprungpunkt des Systems 323K75 materialisiert, dem Punkt „Nove“ der Reise! Nach fünf weiteren Sprüngen würden sie das Bartok-System erreichen!




System „323K75“
Zenit-Sprungpunkt
„LCS Andromeda“, Besprechungsraum Grav-Deck
Mi. 02.11.3070, 08:00 Uhr


Der Raum war von Stimmengewirr und Gemurmel erfüllt. Am Vortag hatte Amira Tyrell Georg Müller angesprochen, dass der Ältestenrat der Ashanti gerne persönlich über die Operation im vorhergehenden System informiert werden wollte, nicht nur per Textnachrichten. Georg stimmte sofort zu und war Amira sehr dankbar für den Hinweis. Bei seinem Verhalten den Siedlern gegenüber war er immer noch etwas steif und hölzern. Zu sehr hatte ihn der Umgang mit Soldaten geprägt, so dass er manchen unterschwelligen Bedürfnissen der Siedler zu wenig Bedeutung zumaß. Aber ihm war auch klar, dass ein gutes Verhältnis für die zukünftige Zusammenarbeit essentiell sein würde.


„Meine Damen und Herren, beginnen wir mit der Besprechung!“ rief er in den Raum und schnell senkte sich der Lärmpegel. „Ich möchte sie heute persönlich über die Berge-Operation im letzten System informieren. Dazu sind auch die Kommandoführerin auf dem Planeten Frau OTL. Scholz und ihre beiden Ältesten, die mit der „Sturm“ reisen, extra persönlich hier auf die „Andromeda“ gekommen. So muss ich nicht alles selbst darlegen!“ Georg grinste und er blickte in die erheiterten Gesichter der Anwesenden. Danach umriss er den Ablauf der gesamten Operation und die Erkenntnisse und lies Sigrid Scholz breiten Raum für Ihren Erfahrungsbericht. Auch Abla Awolowo, die Älteste die auf der „Sturm“ die Siedler vertrat, trug vor und bedankte sich ausdrücklich für das entgegenkommende Verhalten der Schiffsführung auf dem Planeten. Ihre positive Darstellung machte großen Eindruck auf die anderen Ältesten im Raum und auch Lester Tyrell, der sich demonstrativ neben seine Tochter gesetzt hatte, nickte zustimmend.


Nach dem Ende der Besprechung standen die Teilnehmer noch zwanglos zusammen und plauderten über den Fund, was er mit sich brachte und die Erfahrungen die auf dem Planeten gemacht wurden. Georg trat zu Lester Tyrell, der sich mit seiner Tochter intensiv austauschte.
„Ich bin so froh dass ich das Angebot von Mylady angenommen habe!“ bekräftigte sie gerade. „Sonst wäre ich nie auf so einen Planeten gekommen! Ich bin immer noch am Auswerten der Proben! Lady Lestrade hatte damals recht, was ich auf dieser Reise erfahre, würde für mehrere Doktorarbeiten reichen!“
„Aber du musst wieder zurück nach Kwangjong-ni, um den Doktorgrad zu erwerben, oder?“ warf ihr Vater ein. Da mischte sich Georg in das Gespräch und bemerkte,
„Das dürfte das kleinste Problem sein. Wir müssen regelmäßig zwischen Bartok und Kwangjong-ni pendeln. Irgendwie müssen unsere Erkenntnisse doch zurück in die Innere Sphäre gelangen!“
„Aber dann stehen wir mindesten ein Jahr ohne unsere Exo-Biologin da!“ warf Tyrell ein.
„Ich denke, Amira wird für mindestens 2 Jahre auf Wohlfahrt bleiben bevor sie zurück fliegt. Also Zeit genug für einen guten Start!“ entgegnete Georg und lächelte die Tochter Lester Tyrells an.
„Mindestens! Agya, meine Mission ist mir wichtiger als mein Doktortitel! Ich will, dass unser Stamm auf Wohlfahrt einen guten Start hat und ich werde alles dafür tun! Das ist für uns alle die große Chance, endlich so leben zu können, wie wir das immer wollten!“ sagte Amira mit Nachdruck. Lester Tyrell schaute seine Tochter lange an.
„Akokoa, das weiß ich und ich bin stolz auf dich!“ dabei legte er ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte sie an. „Und was deinen Freund betrifft, damit werde ich mich wohl arrangieren müssen. Du weißt, das es mir lieber gewesen wäre, wenn du einen Partner aus dem Ashanti-Stamm gewählt hättest, wie es unsere Tradition ist!“
„Ja Agya, aber Taemin ist mein Seelenverwandter! Nur mit ihm kann ich wirklich sein wer ich bin!“ antwortete sie sanft. In ihr keimte die Hoffnung auf, dass ihr Vater ihren Freund endlich akzeptieren würde.
„Wäre er denn bereit sich unseren Regeln zu unterwerfen?“ wollte ihr Vater wissen und baute damit eine Brücke zu ihr.
„Ja, Agya, das denke ich!“ sagte sie aus voller Überzeugung.
„Dann Akokoa, sollte er die Kriegerprüfung ablegen! Dafür muss er aber noch viel lernen!“ sagte ihr Vater. Amira war völlig perplex und umarmte dann ihren Vater stürmisch.
„Danke Agya, danke!“ rief sie! Nach einer Weile fragte sie, „Aber wer soll denn sein Mentor sein?“
„Frag deinen Onkel! Für den Querkopf wäre das genau die richtige Aufgabe! Vielleicht nähert er sich dann wieder unseren Traditionen an!“
„Du weißt schon, dass die Ashanti ihm viel zu verdanken haben!“ fragte sie. Er nickte, und stellte fest,
„Sonst hätte er nie wieder in den Stamm aufgenommen werden können!“ Amira nickte. Georg fragte sich, was da in der Vergangenheit wohl vorgefallen war, dass Pakka Keita von den Ashanti verstoßen worden war. Aber er wollte lieber nicht nachfragen. Vielleicht würde er es irgendwann erfahren! Dann tauschte er sich noch eine Weile mit Lester und Amira Tyrell aus. Später schaute er auf seine etwas antiquierte Analoguhr und entschuldigte sich bei den Tyrells.
„Ich muss leider noch etwas arbeiten!“ und verabschiedete sich.


Nach ein paar Schritten stieß er aber noch auf Kaptein Davenport, den Kapitän der „Andromeda“ und sprach ihn an.
„Die Besprechung war, denke ich, viel erfolgreicher als ich vermutet hatte!“ sagte Georg.
„Ja, die Siedler haben geradezu nach Informationen gelechzt! Wenn sie erlauben, empfehle ich, dass bei jeder Stabsbesprechung in Zukunft Lester Tyrell oder ein Vertreter als Beobachter der Siedler teilnehmen sollte, nicht nur bei den großen Besprechungen!“ schlug der Kaptein vor.
„Das werden wir so machen! Guter Vorschlag!“ erwiderte Georg. Dann fiel sein Blick auf eines der Bilder an der Wand, das im Gegensatz zu den Anderen kein Raumschiff oder eine Sternenkonstellation zeigte, sondern ein Seestück, das ein antikes großes Kriegsschiff im Gefecht auf unruhiger See darstellte.
„Das Bild hier“, dabei deutete Georg darauf, „warum hängt es hier?“ wollte er wissen. Davenport drehte sich zu dem Bild und betrachtete es kurz.
„Es soll mich daran erinnern, woher die Marinetraditionen kommen. Das Schiff ist die „SMS Von der Tann“, ein Schlachtkreuzer der Kaiserlichen Marine Deutschlands zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mein Hobby ist Marinegeschichte und dieses Schiff gehört in meinen Augen zu einer der schönsten Schiffsklassen die je gebaut wurden!“ Bei diesem Abriss aus der Geschichte sah Georg förmlich wie die Augen des Sprungschiffkapitäns leuchteten, ganz anders als es sonst seine distanzierte Art war.
„Ich glaube, darüber könnten sie mal eine Offizierweiterbildung machen!“ schlug Georg vor. „Das Thema hört sich interessant an, nur sind meine Kenntnisse auf diesem Gebiet, sagen wir mal, sehr übersichtlich! Dem könnte man Abhilfe schaffen, zumal wir genug Zeit für so etwas haben!“
„Wenn sie das möchten, kann ich das gerne machen! Ah, das weiß ich auch schon welches Thema!“ Lucius Davenport grinste, „Aber lassen sie sich überraschen!“
„Gerne!“ meinte Georg, „Geben sie Bescheid, wenn sie soweit sind, dann beraumen wir eine Weiterbildung an!“ Davenport nickte und grinste.


Gerade als er den Besprechungsraum verlassen wollte, sprach ihn Sigrid Scholz an. Die hochgewachsene, schlanke Mechkriegerin bat um ein Gespräch unter 4 Augen. Ihre langen braunen Haare trug sie heute offen, nicht in Zöpfen wie sonst.
„Wie offiziell willst du es haben?“ fragte er. „Reicht das Casino? Sonst müssten wir auf die „Witch“, hier habe ich kein Büro.“
„Eine ruhige Ecke im Casino ist ausreichend!“ stellte Sigrid fest. Kurz darauf standen sie im hintersten Winkel des Casinos. Nachdem Georg der diensthabenden Ordonanz abgewunken hatte, wandte er sich der Lanzenführerin zu.
„Was gibt es denn?“ wollte er wissen.
„Ich habe zwei Anfragen, die ich gerne persönlich klären wollte.“ sagte sie und holte nochmal tief Luft. Sigrid war sich unsicher, wie der Oberst auf ihre Ansinnen reagieren würde.
„Ich würde gerne Olt. Sam Neill den „PHOENIX HAWK“ als permanenten Mech zuweisen und seine „WASP“ in Reserve nehmen!“ Sie machte eine kurze Pause und schaute Georg Müller an.
„Und die zweite Anfrage?“ fragte dieser ruhig.
„Wir haben in den Rüstsätzen insgesamt 11 SBVS-Neurohelme als Reservehelme gefunden. Diese werde ich heute noch übergeben. Ich würde aber gerne meine Lanze damit komplett ausstatten!“ Wieder machte Sigrid eine Pause und wartete auf die Reaktion ihres Gegenübers. Georg begann breit zu grinsen!
„Ihr habt bei der Überführung der alten Mechs gemerkt, wie gut die alten SBVS-Neurohelme sind, oder?“ fragte Georg und sah wie Sigrid zustimmend nickte. „Ich habe selbst auch einen.“ fuhr er fort, „Dieser fand sich im Rüstcontainer von Jiaos „SPINNE“. Wir haben den Mech damals auf Wohlfahrt bei unserem ersten Besuch geborgen.“ meinte er.
„Was? Das wusste ich nicht!“ sagte Sigrid erstaunt!
„Ich hatte angenommen Giorgio hat dir die Story erzählt, als ihr erst die „Donar“ und dann die Landungsschiffe gefunden habt. Aber jetzt weist du es. Du führst eine der Einsatzlanzen, da ist jeder Vorteil willkommen! Ich stimme beiden Anträgen zu. Aber die restlichen Helme bleiben hier und die gefundenen Mechs behalten erst einmal ihre Helme. Vergiss aber nicht Petra Winter auch einen zu geben! Ob die „WESPE“ als Reserve auf der „Sturm“ bleibt oder auf Wohlfahrt eingelagert wird muss ich mir noch überlegen.“ Sigrid begann zu lächeln,
„Danke!“ sagte sie. „Ich hätte nicht gedacht dass du so ohne weiteres zustimmst!“
„Oh, ich habe heute meinen großzügigen Tag!“ stellte Georg fest und grinste dabei. Er freute sich schon Julia einen der SBVS-Helm zu geben. Jiao, Nihara und er hatten ja schon SBVS-Helme bzw. das gleichwertige Produkt aus CLAN-Produktion! Sogar die Stern-Lanze konnte jetzt mit diesen fortschrittlichen Helmen komplett ausgestattet werden. Zusammen mit den SBVS-Kühlkombis die nun jeder hatte, waren seine Mechkrieger nun bestens ausgestattet!
„Jeden Vorteil nutzen, den wir bekommen können!“ ging Georg durch den Kopf.




System „Bartok“
Zenit-Sprungpunkt
„Sturm“, Kommandobrücke
Do. 15.12.3070, 09:05 Uhr


Sigrid betrachtete intensiv die Daten die über den Bildschirm liefen. Vor 5 Minuten waren sie in das Bartok-System gesprungen. Der Rest der Reise seit dem Fund war völlig problemlos verlaufen und alle schauten gespannt die Sensordaten an.
„Bis auf das Sprungecho der „Andromeda“ ist hier nichts zu sehen!“ meldete der Ortungsgast. Dann zoomte Klaus Duisenberg einen Ausschnitt des Systems auf dem Hauptbildschirm und sie konnten alle die blaugrüne Murmel von Wohlfahrt sehen.
„Wow!“ sagte Klaus. „Das ist mal ein schöner Anblick. Gebt das Bild runter an die Siedler!“ gab er an. „Ich bin mir sicher, dass sie schon ganz neugierig auf ihre neue Heimat sind! Sagen sie ihnen aber gleich, das wir wahrscheinlich nicht vor morgen in das System einfahren.“
„Aye, aye!“ sagte der Signalgast und übermittelte die Nachricht an Abla Awolowo.


2 Stunden später materialisierte die „Andromeda“ und sofort wurde zwischen den Sprungschiffen eine intensive Kommunikation aufgenommen, die dann ihren Höhepunkt in einer großen Videokonferenz fand, die um 14:00 Uhr Bordzeit begann. Nach der Begrüßung legte Oberst Müller den weiteren Ablauf fest.
„Wir haben es fast geschafft planmäßig hier einzutreffen!“ begann er. „Alle Schiffe haben den Flug gut überstanden und ich hoffe das gilt auch für den Ashanti-Stamm Herr Tyrell!“
„Die Stimmung ist gut, vor allem nachdem meine Leute den Planeten gesehen haben! Aus dieser Entfernung sieht es aus, als ob sie nicht zu viel versprochen haben!“ gab dieser zurück.
„Devinitiv nicht!“ antwortete Georg Müller. Aber sie müssen sich noch ein paar Tage gedulden, bis sie die Luft des Planeten atmen können. Wir waren seit 2 Jahren nicht hier! Ich glaube nicht, dass sich in der Zwischenzeit jemand anders hier breit gemacht hat, aber wir werden vorsichtig vorgehen. Die „Damokles“ wird heute Abend um 21:00 Uhr abkoppeln und mit 1,5g in das System fliegen. Damit wird die „Damokles“ in 3 Tagen den Planeten erreichen und die Sicherheit herstellen. Morgen Mittag um 12:00 Uhr folgen alle restlichen Landungsschiffe mit 1g. Deren Flug wird ca. 5 Tage dauern.“ Nach dem kurzen Überblick über die Landungsorganisation gab Georg noch bekannt, wer alles mit dem „LEOPARD“ als Vorhut mitfliegen würde.




System „Bartok“
Zenit-Sprungpunkt
„Damokles“, Kommandobrücke
Do. 15.12.3070, 21:00 Uhr


Pünktlich hallte das krachende Klacken der ausrastenden Halteklammern durch die „Damokles“ und gaben das „LEOPARD“-Landungsschiff aus dem Dockkragen frei. Mit sanften Stößen der Steuerdüsen drückte sich das Schiff von der „ANDROMEDA“ weg und in sicherer Entfernung starteten die Haupttriebwerke. Sofort änderte sich die Orientierung im Schiff. Was vorher der gefühlte Fußboden war, wurde nun zur Wand und die heckwärtige Wand wurde durch die Beschleunigung zum Boden. Die „LEOPARDs“ war aber entsprechend konstruiert, so dass dies keine Probleme machte. Durch das offene Schott hörte der Kommandant der „Damokles“ das unvermeidliche Scheppern, weil wieder irgendjemand etwas ungesichert abgestellt hatte!
„Die lernen es nie!“ knurrte er und grinste zu James Cameron hinüber, der auf dem Beobachtersitz saß. „Und, wie ist es da unten?“ fragte Urs Strückli ihn.
„Lass dich überraschen! Meiner Meinung nach sehr schön und ruhig!“ grinste der Mechkrieger zurück. Um die Besatzung an die Kräfte zu gewöhnen, beschleunigte der „LEOPARD“ langsam immer stärker und nach einer halbenStunde erreichte er den Wert von 1,5 g.
„Konstante Beschleunigung 1,5g erreicht, Wendemanöver in 37 Std. Ab sofort wieder normaler Dienst!“ gab der Kommandant schiffsweit durch. James schnallte sich ab und drückte sich hoch.
„Boah, ist das heftig!“ stöhnte er.
„Du wiegst jetzt auch 1,5 mal so viel wie sonst!“ sagte Urs grinsend. „Das ist ein gutes Training für die Landung! Das Fitnessprogramm erübrigt sich damit!“
„Oh ja!“ antwortete James etwas gepresst, der sich jetzt erfolgreich aufgerichtet hatte und auf der Rückwand der kleinen Brücke stand und erst einmal seinen Kreislauf beruhigte.




System „Bartok“
Wohlfahrt, im Landeanflug
„Damokles“, Kabine 04
So. 18.12.3070, 23:40 Uhr Bordzeit
14:10 Uhr Ortszeit


In 30 Minuten würden sie auf Wohlfahrt aufsetzen. Die gesamte Besatzung fragte sich, was sie vorfinden würde, auch diejenigen, die bereits auf Wohlfahrt gewesen waren! Cynthia Liebermann, die zukünftige Stationsleiterin auf Wohlfahrt war gespannt darauf, ob auch wirklich niemand in der Zwischenzeit seit ihrem letzten Besuch hier auf Wohlfahrt gewesen war. Sie war jetzt im 6. Monat schwanger und deshalb während des Transferflugs regelmäßig untersucht worden, ob die hohe Beschleunigung ihrem Kind wirklich nicht schadete. Die jahrhundertealte Erfahrung im Weltraumflug sprach aber dagegen, so dass sie das Angebot des Oberst, sie mit einem anderen Landungsschiff später nach Wohlfahrt zu fliegen abgelehnt hatte! Sie wollte ihre neue Aufgabe von Anfang an erfüllen, schließlich war eine Schwangerschaft keine Krankheit! Sie lag flach in ihrer Koje, hatte aber einen Monitor anbringen lassen, mit dem sie das Landemanöver genau verfolgen konnte. Die beiden auf der „Damokles“ stationierten L/R-Jäger waren schon voraus geflogen während das Landungsschiff den Planeten noch im Orbit umkreiste und hatten vor 20 Minuten grünes Licht für den Landeanflug gegeben.
„Das sieht alles genauso aus, wie wir es vor 2 Jahren verlassen haben!“ hörte Cynthia noch die Meldung von Aysha Gokoglu-Cameron in ihrem inneren Ohr nachhallen, nachdem diese mit ihrem „SPARROWHAWK“ die alte Basis auf Wohlfahrt überflogen hatte.
„Kann ich was für dich tun Schatz?“ fragte ihr Mann Mike, der sie begleitete. Sie schüttelte den Kopf!
„Schnall dich lieber an, gleich wird’s holprig, wenn die „Damokles“ in die Atmosphäre eindringt.“ sagte die erfahrene Kommandosoldatin mit einem Lächeln. Ihr und ihrem Mann war eine der spärlich vorhandenen 2-Personen-Kabinen der „Damokles zugewiesen worden. Sie strich über ihren Bauch. Ihr kleiner Sohn war, solange ihr selbst nichts geschah, in seiner Fruchtblase bestens geschützt, das wusste sie.




System „Bartok“
Wohlfahrt, im Landeanflug
„Damokles“, Kommandobrücke
So. 18.12.3070, 23:59 Uhr Bordzeit
14:29 Uhr Ortszeit


Langsam schwebte die „Damokles“ auf die Landebahn zu. Urs zog die Nase ein wenig hoch und die Damokles setzte sanft am Anfang der 300 Jahre alten Betonpiste auf. Staub wurde hinter dem Schiff aufgewirbelt und bildete eine große Wolke. Dann setzten die vorderen Fahrgestelle auf und ein Ruck ging durch das Schiff. Urs Strückli zündete die Bremstriebwerke und die Rollgeschwindigkeit verringerte sich rasch. Genau vor dem alten Hangar brachte er die „Damokles“ zum Stillstand und senkte das Schiff auf dem Fahrwerk ab. Sofort öffneten sich die 4 Hangartore und die Sternlanze stürmte aus dem Schiff. 3 Minuten später bekam er grünes Licht vom Lanzenführer James Cameron. Wie geplant saßen nun die Infanteristen ab, die die Umgebung des Schiffes gründlich absuchten.
„Lagebericht!“ hörte Urs hinter sich KdtHptm. Liebermann anordnen, die gerade die winzige Brücke des „LEOPARD“ betrat. Der Signalgast meldete ihr sofort,
„Sicherung steht! Bis jetzt keine negativen Feststellungen, alles wie erwartet!“
„Was macht die Atmosphärenanalyse?“ hakte sie nach. Nach einer kurzen Pause, in der der Signalgast beim Umweltteam nachfragte, gab er die Antwort.
„Laut Umweltteam entsprechen die gemessenen Werte exakt den Vergleichsdaten. Der Biotest ist ebenfalls unauffällig. Die Atmosphäre des Planeten ist uneingeschränkt atembar.“ Urs drehte sich um. Die drahtige, durchtrainierte Frau, die er auf Kwangjon-ni kennen gelernt hatte, war im Gesicht etwas runder geworden und ihr Baby-Bauch war nicht mehr zu übersehen. Er lächelte sie an.
„Soll ich alles ausbooten lassen?“ fragte er die Kommandoführerin. Diese nickte.
„Jawohl, alle Teams sollen sofort die festgelegten Arbeiten aufnehmen. In 2 Tagen werden hier 3 Landungsschiffe und mehr als tausend Personen landen! Wir haben also keine Zeit zu verschwenden!“ Urs gab daraufhin die entsprechenden Befehle und innerhalb einer Stunde nahmen alle Kommandos ihre zugewiesenen Arbeiten auf. Cynthia sah auf einem der Monitore, dass ein Transporter zum alten Mechhangar fuhr, der ein IT-Team mit dem beim letzten Besuch geborgene Computersystem zum Hangar zurückbrachte, um den Hangar schnellstmöglich wieder voll funktionsfähig zu machen.


4 Stunden später bekam Cynthia Liebermann über Funk die Vollzugsmeldung, das alle Gebäude durchsucht worden waren und als sicher eingestuft sind. Die Mechlanze war auf Patrouille und überprüfte den Umkreis der Station auf 20 km. während die beiden L/R-Jäger den Bereich bis 200 km erkundet hatten und nun gerade auf der Piste landeten. Sie konnte sich vorstellen, dass beide Piloten entsprechend fertig waren. Immerhin waren sie jetzt über 8 Stunden ohne Pause im Cockpit gesessen! Cynthia ging mit ihrem Mann durch das leergeräumte Tower-Gebäude. Nur ein paar Tische und Stühle waren vor 300 Jahren stehengeblieben. Teilweise waren aber noch die Beschriftungsschilder neben den Türen angebracht.
„Das muss wohl mein zukünftiges Büro sein!“ sagte sie laut zu ihrem Mann, als sie vor einer halb geöffneten Türe stand. Auf dem Schild neben der Türe war noch „Stationsleiter Oberstleutnant T. Wagner“ zu lesen. Dann trat sie mit ihrem Mann in das Büro. Es war im 3. Stock, dem obersten des Gebäudes, nur der Toweraufbau auf dem Dach war noch höher. Der Raum war an der der Piste zugewandten Seite des Gebäudes und hatte als Eckzimmer Fenster an 2 Seiten, die aber im Laufe der Jahrhunderte durch Staub und Wetter trüb geworden waren. Wenn man zum stirnseitigen Fenster hinaussah, konnte man schemenhaft den, neben dem Towergebäude stehenden, Hangar erkennen.
„Wenn hier mal alles sauber ist, sicher ein schönes Büro!“ stellte Mike, ihr Mann fest. Sie lächelte ihn an,
„Ja das kann ich mir vorstellen. Mal sehen wo ich die Spielecke für unseren Sohn hinmache!“ Ihr Mann lachte auf und nahm seine Frau zärtlich in die Arme.
„Ich hoffe, es bleibt immer so friedlich wie jetzt!“ gab er seiner Hoffnung Ausdruck.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Basis Towergebäude
Mi. 21.12.3070, 02:38 Uhr Bordzeit
17:08 Uhr Ortszeit


Am Himmel erschienen 3 helle, gleisende Punkte, die sich rasch nach unten senkten. Kurz darauf bliesen die Triebwerksstrahlen der „Witch“ allen Staub unter dem Landungsschiff zur Seite und sie senkte sich majestätisch auf die Betonfläche herab. Kurz darauf erstarben die Schubdüsen und die aufkommende Stille wurde sofort von dem nachfolgend landenden „Seeker“ weggewischt. Nach 10 Minuten waren alle 3 kugelförmigen Landungsschiffe am Boden und standen wie Perlen an einer Schnur am Rand der Betonlandepiste. Cynthia trat vor das Towergebäude und ein kleiner Geländewagen brachte sie zur „Witch“ deren Hangartore sich gerade öffneten. An der Rampe angekommen kletterte sie aus dem kleinen Fahrzeug und ging auf Oberst Müller zu, der gerade aus dem Schiff kam.


„Herr Oberst, Vorkommandoarbeiten abgeschlossen!“ meldete sie dem Oberst in militärischer Grundhaltung. Georg nahm die Meldung entgegen und bedankte sich.
„Konnte bereits ein Platz für das provisorische Lager der Ashanti erkundet werden?“ wollte er wissen. Dies war eine optionale Aufgabe gewesen, aber als Cynthia in angrinste, wusste er schon, das er gleich eine positive Meldung erhalten würde.
„Jawohl!“ Wir haben 2 mögliche Standorte ermittelt. Ich empfehle einen Platz, diese Richtung 1500 nordostwärts des Hangargebäudes. Nah genug an der Landepiste, aber weit genug um außerhalb der Gefahrenzone zu sein. Wir konnten bei Probebohrungen genügend vorhandenes Grundwasser feststellen. Der 2. mögliche Ort wäre ca. 2000 nordwestlich des Mechhangars. Auch dort ist Grundwasser vorhanden.“ trug Cynthia vor. Georg nickte,
„Gute Arbeit! Wir überlassen aber die Wahl den Ashanti, das wäre, glaube ich, das Beste!“ antwortete der Oberst. Dann informierte die Stationsleiterin ihn umfänglich über die Arbeiten des Vorkommandos.
„Das Computersystem im Mechhangar ist wieder voll funktionsfähig. Der Hangar steht voll zur Verfügung. Kdt. Cameron ist bereits mit seiner Lanze eingezogen!“ sagte sie grinsend.
„Wie hoch ist die Kapazität des Hangars?“ fragte er nach. Soweit er noch wusste, hatten 2 Lanzen Platz aber so genau hatte er sich den Hangar vor 2 Jahren nicht angesehen.
„Der Hangar ist für die Aufnahme einer Mechkompanie ausgelegt, wobei aber nur für 2 Lanzen Wartungsbuchten eingebaut worden sind. 4 Buchten sind frei von einer technischen Einrichtung, also nur Nischen in der Wand.“ Informierte sie ihn.
„Haben sie schon einen Belegungsplan für die Gebäude erarbeitet?“ wollte er dann noch wissen. Cynthia nickte betätigend.
„Ja, aber diese würde ich ihnen gerne in meinem Büro anhand der Stationspläne darlegen.“
„Gut! Aber das hat Zeit, die nächsten Tage werden wir sowieso noch in den Landungsschiffen hausen!“ sagte Georg grinsend. „Zuerst werden wir alle Gebäude auf Vordermann bringen und das Lager mit den Ashanti aufbauen. Lester Tyrell hat schon mit mir im Anflug gesprochen, dass er sofort beginnen will einen geeigneten Siedlungsplatz zu erkunden. Wir sind gerade im planetaren Frühling, je eher sie den Platz gefunden haben desto schneller können sie mit der Aussaat beginnen.“ erzählte Georg der Stationsleiterin.


„So aber jetzt mal informell, wie gefällt es deinem Mann und dir hier, Cynthia und hast du und euer Sohn den Anflug gut überstanden?“ wollte Georg wissen.
„Ich glaube, Mike hat sich sofort in diesen Ort verliebt. Er freut sich schon auf seine neue Aufgabe! Der Flug war kein Problem, den habe ich hauptsächlich liegend verbracht. Der Doc war jedenfalls zufrieden mit uns!“
„Mike wird aber oft unterwegs sein, wenn er mit der „Damokles“ das gesamte Bartok-System astrogatorisch kartografieren und mögliche Piratensprungpunkte identifizieren muss.“ warf Georg ein.
„Das stört ihn nicht. Endlich kann er seine erlernten Fähigkeiten einsetzen. Er ist nicht nur Steuermann sondern er hat vorher Astrogation und Hyperphysik studiert und war als Steuermann etwas unterfordert. Eigentlich wollte er Astrogator werden, aber es hätte noch Jahre gebraucht, bis er eine entsprechende Stelle ergattert hätte. Aber hier kann er auch als Forscher arbeiten, nicht nur als Leiter der Raumkontrolle. Aber er ist glücklich, dass wir hier weit vom Krieg weg sind, das ist ihm glaube ich, am Wichtigsten!“ sagte sie, während sie zusammen zu dem Fahrzeug gingen, mit dem sie zum Landungsschiff gefahren war.


Georg inspizierte zusammen mit Cynthia die vollständige Anlage. Alles war relativ gut in Schuss, dafür das die gesamte Anlage über 300 Jahre alt war. Aber es bedurfte einiges an Vorbereitung um die Gebäude und Räume zu nutzen.
„Habt ihr schon überlegt, wer die Wohnung der Wohlfahrts hier beziehen soll?“ fragte Georg, als sie am Seiteneingang des Mechhangars vor der Wohnung standen.
„Wir haben darüber diskutiert und ich finde es am besten, wenn wir hier das Hauptquartier unserer kleinen Garnison einzieht. Aysha und James werden die Wohnräume übernehmen. Dann ist er seinem geliebten Mech näher!“ sagte Cynthia grinsend.
„Und wo wohnt ihr?“ hakte Georg nach. Cynthia zeigte auf das nächste Wohngebäude,
„Dort im 3. Stock an der Stirnseite. Da ist eine große Wohnung mit Fenstern nach 3 Seiten, sonnig, ein super Ausblick und 4 Zimmer! Die beste Suite auf dem ganzen Campus!“
„Na dann wäre das ja mal geklärt!“ lachte Georg und folgte Cynthia in den Mechhangar. In der großen Halle standen alle Mechs der Garnisonslanze in ihren Kokons. Zwischen 2 Mechs war eine Bucht frei. Cynthia und Georg gingen zu James Gokoglu-Cameron und sprachen ihn an.
„Hallo James!“ begrüßte ihn Georg, „Ohne Meldung!“ James drehte sich zu ihm.
„Hallo Georg, hier läuft alles. Wir warten gerade auf Lt. Petra Winter, sie müsste gleich mit ihrem „ASSASSIN“ hier sein. Für sie ist die freie Bucht in der Mitte ihrer Lanze!“ Georg nickte anerkennend!
„Sehr schöne Geste!“ antwortete er. Dann deutete er auf die anderen Buchten. „Wir werden hier die Mechs die wir geborgen haben unterbringen und die Mechs der Wolfs-Lanze warten und auf Vordermann bringen. Sigrid muss in 2 - 3 Wochen los und die umliegenden Systeme erkunden. Nicht das im Nachbarsystem eine Piratenbasis existiert, die uns hier einen ungebetenen Besuch abstattet!“ sagte Georg ernst. James nickte,
„Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie wir hier uns auf den Schutz der Station und der Kolonisten vorbereiten können. Wir werden wohl überall kleine Nachschubdepots einrichten. Falls je ein massiver Angriff mehrerer Landungsschiffe erfolgt, so unwahrscheinlich wie das auch ist, ist ein Guerilla-Kampf die einzige Option!“ stellte James fest. Georg schlug ihm auf die Schulter,
„Ein guter Ansatz! Dich hier als Lanzenführer einzusetzen war die richtige Entscheidung!“ dabei grinste er seinen Kameraden an. James hatte sich wirklich gemacht und Georg war froh, dass James mit der Verantwortung gewachsen ist und nicht Übermütig geworden war. Nicht umsonst kam das Wort „Offizier“ von dem lateinischen „De Officio“ – Ich diene“!




System „Bartok“
Wohlfahrt, Basis Landefeld
Mi. 21.12.3070, 06:30 Uhr Bordzeit
21:00 Uhr Ortszeit


Am Abend lies Georg alle Einheiten des Militärischen Unterstützungskommandos auf dem Rollfeld vor dem Towergebäude antreten. Heute war noch nicht viel passiert, aber ab Morgen würde die Inbetriebnahme der Basis alle Hände erfordern. Bevor er Cynthia das Wort übergeben wollte, hatte er aber noch was loszuwerden.
„Kameradinnen und Kameraden, wir sind gut hier angekommen und hatten keinerlei Ausfälle zu verzeichnen. Ich bin froh, dass wir so Problemlos hier Wohlfahrt erreicht haben. Ab Morgen müssen unsere gesamten Anstrengungen der Einrichtung der Basis gelten, da in ungefähr 2 Wochen die Wolfs-Lanze den Erkundungsauftrag aufnimmt und die umliegenden Systeme erkunden wird. Der zweite Schwerpunkt ist, die Siedler bei der Suche nach geeignetem Land zu unterstützen, damit sie so schnell als möglich sich an einer geeigneten Stelle niederlassen können. Um das überhaupt zeitlich koordinieren zu können gilt ab sofort für die Planung die Ortszeit! Uhrenvergleich: Es ist jetzt 212105zdec70! Korrigieren sie ihre Uhren!“ Dann wartete Georg 4 Minuten, bis alle ihre Uhren umgestellt hatten. Dann sprach er weiter.
„Damit wir alle dafür auch fit genug sind, wird ab morgen früh das gemeinsame Fitness-Training wieder aufgenommen. An diesem nimmt das gesamte Kommando teil, ohne Ausnahme! Treffpunkt: Morgen früh 0600 vor dem Haupttor des Mechhangars! Stabsfeldwebel Knappe wird das Training leiten!“ befahl Georg.
„Jawohl Herr Oberst! Übernehme Trainining!“ schallte die kräftige Stimme des Unteroffiziers über das Landefeld.
„Gut, KdtHptm. Liebermann, übernehmen und Einteilung für die morgigen Arbeiten vornehmen!“ ordnete er zum Schluss an. Cynthia trat vor meldete sich bei ihm und wandte sich an die angetretene Formation. Dann umriss sie den morgigen Arbeitsplan und teilte die Teileinheiten entsprechend ein. Am Ende ihrer Ausführungen befahl sie Dienstschluss. Der Oberst stand etwas abseits und beobachtete die Befehlsausgabe. Er war sich sicher, dass die Basis der „Lyran Transspace“ in Cynthia Liebermanns Händen gut aufgehoben war. Er war zufrieden und begann zu lächeln, als er Julia auf sich zukommen sah!




System „Bartok“
Wohlfahrt, Basis Mechhangar
Do. 21.12.3070, 05:55 Uhr Ortszeit


Vor dem Hangar versammelten sich alle Angehörigen des Unterstützungskommandos die mit nach Wohlfahrt gereist waren. Als Georg mit Julia ankam, sah er sofort, dass sich die Truppengattungen fein säuberlich voneinander getrennt versammelt hatten. Außer die L/R-Piloten, die bei den Mechkriegern mit dabei standen. Julia neben ihm grinste, sie hatte es auch bemerkt!
„Das war zu erwarten! Jede Truppengattung ist stolz auf sich und separiert sich gerne von den „Anderen“. bemerkte sie.
„Ja, das kenne ich. Solange das nicht in Dünkel mündet, kein Problem. Aber für den Dünkel sind wir Mechkrieger anfälliger als alle anderen!“ stellte Georg fest. Julia und Georg gesellten sich zu den anderen Mechkriegern, die wie sie alle Sportbekleidung trugen. Pünktlich um 0600 übernahm StFw Knappe das Kommando und lies alle Teileinheiten in 3er-Reihen antreten. Dann gab er ein scharfes Kommando und der Zug der Soldaten setzte sich in leichtem Trab in Bewegung. Nach kurzer Zeit stimmte er ein Lied an und das gesamte Kommando sang kräftig mit!
„Wie in der Grundausbildung!“ dachte Georg und lachte in sich hinein. Hier war er endlich einmal Gleicher unter Gleichen!




System „Bartok“
Wohlfahrt, Towergebäude Besprechungsraum
Fr. 22.12.3070, 09:58 Uhr Ortszeit


Sigrid Scholz war nervös. Der Oberst hatte Klaus Duisenberg und sie zu einer kurzen Besprechung bestellt, in der die Eckpunkte für die bald erfolgende Erkundung der Nachbarsysteme gesteckt werden sollten. Sie wusste, dass der Kommandant der „Hugo Eckener“ Kaptein Carlos Hansen bereit die Order bekommen hatte, eine Sprungroute festzulegen. Dass sie die Erkundung mit der „Eckener“, anstatt wie ursprünglich vorgesehen mit der „Andromeda“ machen sollten, war der Tatsache geschuldet, das man möglichst bald die „LCS Donar“ und die beiden alten Landungsschiffe bergen wollte. Für diese Aufgabe hatte die „Eckener“ zu wenig Kapazität. Sie schaute Klaus an, der deutlich ihre Nervosität spürte. Dass sie beide mittlerweile eine Beziehung eingegangen waren, hatten sie versucht geheim zu halten. Bis jetzt schien das auch gut gelungen zu sein, aber heute wollten sie beide den Oberst offiziell darüber informieren.


Pünktlich um 10:00 Uhr betrat der Oberst in seiner schmucklosen Bordkombination den Raum und grüßte beide durch einen hastigen militärischen Gruß.
„Ohne Meldung!“ sagte er und ging zu einem der freien Stühle auf der anderen Seite des Tisches. Die Tische und Stühle des Raumes stammten noch aus Sternenbundzeiten und waren vor 300 Jahren zurückgeblieben. Die Möbel waren aber so gut in Schuss, dass man sie einfach weiter verwendete. Als er saß, wartete er noch kurz bis sich die beiden anderen Offiziere gesetzt hatten und begann.
„Wie sie wissen, werden sie die Erkundung mit der „Eckener“ machen. Im ersten Zug sind die 9 nächstgelegenen Systeme zu untersuchen. Das sind leider nicht alle Systeme, da sich in Sprungreichweite rund 21 Sonnensysteme befinden. Allesamt unkartographiert! Sobald die „Donar“ geborgen ist, werden wir dann die restlichen Systeme mit 2 Sprungschiffen erkunden.“ informierte sie der Oberst. „Während der Erkundungsmission legt Kaptein Hansen die Sprungroute fest, nachdem er sie konsultiert hat Frau Oberstleutnant.“ sagte Georg förmlich. In Befehlsausgaben hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht immer die förmliche Anrede zu nutzen, schon um allen klar zu machen, wie wichtig das Gesagte war.


Dann lehnte sie Georg zurück,
„Noch etwas, wir sollten hier draußen in der tiefen Peripherie nicht zu sehr mit dem lyranischen Wappen herumwedeln. Wir sollten also quasi „Undercover“ arbeiten, um bei zufälligen Begegnungen nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Die „Hugo Eckener“ wird bereits entsprechend hergerichtet. Der MasterTech der „Eckener“ bastelt gerade an einer Fake-ID des Schiffes und andere Techs „altern“ die „Eckener“ von außen dezent. Auch wird sie nach Außen einen anderen Namen führen. Welchen, hat mir Hansen noch nicht verraten. Dasselbe erwarte ich auch von der „Sturm“ und ihrer Lanze. Verwandeln sie die Sturm in ein etwas heruntergekommenes Landungsschiff, wie es Piraten oder Peripherie-Söldner üblicherweise nutzen KdtHptm. Duisenberg und sie OTL Schmidt, werden mit ihrer Lanze zu einer Söldner-Bande mutieren!“ dabei grinste der Oberst über beide Ohren. „Dasselbe wird auch mit der „Witch“ passieren. Ab sofort wird die Marder-Lanze als Söldner-Kommando „Dark Cursassiers“ firmieren. Also denken sie darüber nach. Übermorgen erwarte ich ihre Vorschläge!“


„Noch eines“, sagte der Oberst zu Sigrid, „machen sie mit ihrer Lanze ein paar Gefechtsübungen in den Mechs, nicht nur im Simulator. Hier auf Wohlfahrt haben sie die Möglichkeit dazu.“ Sigrid nickte bestätigend. Sie hatte dies ohnehin vor. „Das war‘s von meiner Seite fürs Erste. Haben sie noch was?“ fragte Georg. Klaus Duisenberg und Sigrid Scholz schauten sind kurz an, dann erhob Sigrid die Stimme.
Herr Oberst, KdtHptm. Klaus Duisenberg und ich sind in einer Beziehung. Wenn ich die aktuellen Verhaltensregeln richtig beurteile, spricht nichts dagegen, aber wir wollen sie trotzdem offiziell informieren, da wir beide die höchsten Offiziere auf der „Sturm“ sind und Klaus Duisenberg eigentlich mein Untergebener ist.“ meldete Sigrid. „Deshalb bitte ich sie um Dispens!“ Georg schaute von Sigrid Scholz zu Klaus Duisenberg und wieder zurück.
„Sie haben Recht Frau Oberstleutnant. Die Regeln verbieten es nicht. Trotzdem ist es gut, dass sie mir es direkt melden und ich es nicht über die Gerüchteküche erfahre. Dass ich es noch nicht erfahren habe, spricht für ihre Diskretion. Sie beide sind mit die wichtigsten Offiziere meines Kommandos, aber wer bin ich ihnen das verbieten zu wollen? Ich bin schließlich selbst in einer ähnlichen Situation. Ich habe kein Problem damit, solange es die Einsatzfähigkeit nicht einschränkt oder eine klare Lagebeurteilung und Entschluss nicht beeinträchtigt! Klar?“
„Sie haben unser Wort darauf Herr Oberst!“ warf KdtHptm. Duisenberg ein. „Das ist uns bewusst!“ bekräftigte er und Sigrid Scholz nickte.
„Gut!“ sagte Georg, „Wenn nichts weiter ist, Ende der Besprechung!“ Er stand auf und richtete dann noch ein informelles Wort an die beiden Offiziere,
„Noch eines, ich hoffe ihr wisst welche Verantwortung damit auf euch lastet.“ sagte er. „Untergebene sind sehr sensibel in solchen Dingen! Ich wünsche euch viel Glück für das Gelingen eurer Beziehung, weil so wie ich das verstanden habe, ist es mehr bei euch als das F-Buddy-Ding!“ Sigrids Miene hellte sich etwas auf, als Georg das sagte und dankte ihm für den Rat.
„Übermorgen sende ich die Vorschläge!“ versicherte sie ihm.


Sigrid und Klaus verließen den Raum und gingen gemeinsam zur „Sturm“. Wie die meisten Besatzungsmitglieder waren sie an Bord geblieben, da sie den Zelten, die man als Außenquartiere aufgestellt hatte, als Raumfahrer nicht ganz über den Weg traute.
„Endlich ist es raus!“ meinte Klaus. „Ich bin froh, dass wir es gemeldet haben!“
„Ja, jetzt müssen wir nur noch klären, wie wir miteinander umgehen im täglichen Doing.“ erwiderte sie.
„Machen wir es doch so, wie es OTL Mauer und der Oberst. Im Dienst professionelle Distanz und im Privaten Liebespaar!“ schlug Klaus vor.
„Ok, das ist ein Plan! Aber Schade das wir jetzt im Dienst sind, dann kann ich dir gar keinen Kuss geben!“ grinste sie.
„Dafür haben wir noch genug Gelegenheit! Aber wir müssen unseren Status irgendwie unserer Besatzung beibringen!“ warf er ein.
„Lass das mal meine Sorge sein!“ gab sie zurück und grinste schelmisch. Nach ein paar Metern Strecke auf der Landebahn blieb Sigrid abrupt stehen.
„Das ist es!“ rief sie laut! Klaus schaute sie etwas irritiert an.
„Mir ist gerade eine Idee gekommen, wie wir die Wolfs-Lanze taufen. Ab sofort sind wir „Frejias Ulanen“ und ich werde Frejia „Frigg“ Helgisdottir! Jetzt musst du dir nur noch einen Namen für die „Sturm“ ausdenken!“ meinte sie.
„Da muss ich in mich gehen. Auf jeden Fall muss die „Sturm“ in Teilen umlackiert werden und das lyranische Wappen und der Schiffsname müssen von der Hülle runter!“ sagte er. Wenig später erreichten sie das Landungsschiff und durchquerten den Hangar. Kurz vor dem Zentralschacht kniff Sigrid Klaus herzhaft in den Hintern.
„Erledigt!“ grinste Sigrid, als Klaus sie überrascht anschaute und ein kurzer Blick in die Runde zeigte ihr, das die Besatzung das Zeichen mitbekommen und verstanden hatte, als sie das Grinsen in einigen Gesichtern sah.


Georg ging nach der Besprechung mit Klaus und Sigrid schnurstracks in die Nächste. Dort warteten die Smuts der Landungsschiffe auf ihn. Immerhin war übermorgen Weihnachten und er wollte sicherstellen, dass auch fern der Heimat diese alte Tradition ihren gebührenden Platz hier auf Wohlfahrt bekam.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Mechhangar
Sa. 23.12.3070, 11:35 Uhr Ortszeit


Jiao steckte auf dem Wartungsgerüst gerade mit beiden Armen in den Eingeweiden ihrer „SPINNE“ um notwendige Wartungarbeiten durchzuführen als sie plötzlich vom Hangarboden aus angerufen wurde.
„Jiao, hat du bitte kurz Zeit?“ hörte sie Pjotr rufen. Die Stimme ihres ehemaligen Assistenten und jetzigen LI der „Witch“ hatte sie sofort erkannt.
„Moment!“ rief sie und schloss noch eben die Arbeit ab, dann zog sie ihre Arme aus dem Mech heraus und schaute nach unten.
„Was gibt es denn?“ fragte sie. Neben Pjotr stand ein zweiter Tech, nach seinem Abzeichen nach musste es der Mastertech der „Sturm“ sein. Soweit sie sich erinnern konnte hieß er Lloyd McDrumond.
„Jiao komm bitte herunter. Lloyd hat ein Problem und ich kann ihm leider auch nicht weiterhelfen. Vielleicht du?“ sagte er zu ihr. Jiao nickte und kletterte das Wartungsgerüst hinunter. An ihren bloßen Armen waren überall schwarze Flecken von Schmier- und Dichtmitteln.
„Wie kann ich helfen?“ fragte sie, als sie unten ankam.
„Frau Kdt. ….“ begann MacDrummond, doch Jiao schnitt ihm das Wort ab.
„Ich bin Jiao, das wäre doch das allerneueste wenn wir MasterTechs uns untereinander siezen würden!“ sagte sie. McDrummond war etwas überrascht.
„MasterTech?“ sagte er fragend. Jiao sah Pjotr vorwurfsvoll an.
„Weiß er nicht, dass ich deine Vorgängerin auf der „Witch“ war?“
„Von mir nicht, ich dachte er hätte es aus der Gerüchteküche schon erfahren!“ meinte Pjotr überrascht. Da übernahm die Offizierin in Jiao das Kommando und ging den Grund der Störung an.
„Das klären wir später!“ sagte sie grinsend. „Was für ein Problem habt ihr?“ wollte sie wissen. McDrummond wirkte verunsichert. Er war total überrascht, dass Pjotr ihn mit seinem Problem zu einer Mechkriegerin und Offizierin der Lanze des Kommandeurs gebracht hatte und jetzt sollte sie ein MasterTech sein?
„Ahm, mit dem „PXH-1“ den wir aus der „Dolch“ geborgen haben stimmt was nicht und ich komme einfach nicht dahinter was!“ sagte der MasterTech.
„Soll ich mir den Mech mal ansehen?“ fragte Jiao. McDrummond nickte. „Was hast du schon rausgefunden?“ wollte Jiao wissen.
„Da passt was nicht zusammen! Der Typcode identifiziert den Mech eindeutig als Standard-Model des „PHOENIX HAWK PXH-1“ und das Model kenne ich. Aber in diesem „HAWK“ ist mir einiges fremd!“ erklärte der erfahrene MasterTech. Jiaos Neugier war geweckt. Erinnerte sie sich doch daran, dass auch Otto Wohlfahrt so einen Mech in mehreren der Gefechts-ROMS die sie in ihrer „SPINNE“ gefunden hatte, einmal gesteuert hatte.


„Dann schaue ich mir das Trumm mal an!“ sagte sie und grinste. Auch Lloyd McDrummond grinste, benutzte Jiao doch auch genau die despektierliche Ausdrucksweise, wie sie unter allen Techs gebräuchlich war. Kurze Zeit später inspizierte sie den Mech, schaute sich alles genau an. Sie ging bis zur Betriebssystemebene der Steuerungssoftware des Mechs herunter und wunderte sich nach kurzer Zeit selbst. Das war zwar ein „PXH-1“, auch die Basis-Software sagte das, aber die Konfiguration einzelner Software-Pakete wich vom Standard ab. Da kam ihr eine Idee, sie fuhr mit der Wartungsbühne zum rechten Torso und öffnete eine der großen Wartungsklappen, über die man Zugriff auf fast die komplette rechte Torsoseite hatte. Ihr Verdacht manifestierte sich, dann schaute sie sich noch den Reaktor und die dort befindlichen Wärmetauscher an. Sie schlug noch was in ihrem CompBlock nach. Jetzt hatte sie Gewissheit! Sie kletterte vom Wartungsgerüst und grinste Lloyd und Pjotr an.
„Das ist eigentlich ein „PXH-1b“, ein echter Mech aus den Royal-Units der SBVS. Aber er ist ausgerüstet wie ein „PXH-1“. Meine Einschätzung ist, das der Mech zwar als „PXH-1b“ gefertigt, aber kurz vor der Auslieferung auf „PXH-1“ rückgerüstet worden. Vielleicht ein Vorserienmodell der SBVS, das zur Erfüllung eines Kontrakts für die Haustruppen des Commonwealth kurzfristig geändert wurde. Wenn man etwas Liebe und die entsprechenden XL-Reaktor, Waffen und genug doppelte Wärmetauscher hat, könnte man den zu einer echten Killermaschine umbauen, die es mit jedem mittleren Mech locker aufnehmen könnte! Sogar die Lafette im rechten Torso für einen Laser ist vorhanden und wurde nicht rückgebaut! Da hatte es jemand sehr eilig!“ stellte Jiao fest. McDrummond nickte.
„Danke Jiao, aber das behalte ich erst einmal für mich. Bitte erzählt es niemand weiter!“ bat er Jiao und Pjotr. „Nur OTL Scholz werde ich es melden. Vielleicht ist für sie diese Information einmal wichtig!“ informierte er sie. Jiao und Pjotr versprachen den Mund zu halten und alle gingen dann wieder ihren Aufgaben nach.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Besprechungsraum Towergebäude
Sa. 23.12.3070, 15:30 Uhr Ortszeit


Georg räusperte sich. Ihm gegenüber saßen alle Führungsoffiziere seines Kommandos und warteten darauf, dass er das Wort ergriff.
„Wie jedem bekannt ist haben wir Morgen Weihnachten. Bis jetzt hatten wir nichts geplant und doch ist es meine Absicht zumindest etwas weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen. Darum lasse ich gerade durch unsere Pioniere den Flugzeughangar zu einem Festsaal umgestalten und die Smuts werden zusammen für alle Mitglieder des Kommandos ein Weihnachtsmenü zaubern. Morgen Abend ab 18:00 Uhr möchte ich, das alle Mitglieder des Kommandos sich dort versammeln und wir eine kleine Weihnachtsfeier veranstalten. Bis auf die minimal notwendige Wachbesatzung können und sollen alle teilnehmen!“ verkündete Georg. „Geben sie das so in ihrem Bereichen weiter.“ Georg schaute sich um, alle grinsten. „Das war es eigentlich fast schon meinerseits. Fragen?“ Amira Tyrell meldete sich.
„Sind die Ashanti ebenfalls eingeladen?“ wollte sie wissen.
„Frau Tyrell, ich habe ihren Vater deswegen gesprochen. Er hat dankend abgelehnt, mit dem Hinweis, dass die Ashanti zum Großteil nicht der christlichen Religion anhängen und Weihnachten keine Tradition bei ihnen hat. Er hat mir aber mitgeteilt, dass die Ashanti ein „Ankunftsfest“ planen das in ca. 2 Wochen stattfinden soll, an dem alle Ashanti und auch alle Mitarbeiter und Angehörigen des Kommandos eingeladen werden. Beantwortet das ihre Frage?“
„Danke Herr Oberst, ja das tut es!“ gab Amira Tyrell zurück. Georg schaute sich noch um, dann deutete er auf den Kaplan, der das Kommando als christlicher Seelsorger begleitete.
„Herr Kaplan, ich würde sie bitten zu Beginn des Weihnachtsessens eine kurze Andacht zu halten. Sie haben ja bereits bekannt gemacht, dass sie am 1. Weihnachtsfeiertag um 10:00 Uhr einen Gottesdienst anbieten. Diesen können sie dann gerne auch im Flugzeughangar durchführen.“ Der Kaplan erhob sich,
„Danke Herr Oberst, die Andacht halte ich sehr gerne und das Angebot nehme ich gerne an!“ erwiderte dieser.
„Zum Schluss noch folgendes: Morgen um 13:00 Uhr ist bis auf die Wachschichten allgemeiner Dienstschluss. An den beiden Weihnachtsfeiertagen ist kein Dienst anzusetzen. Unsere Frauen und Männer haben sich endlich mal eine Atempause verdient!“ Plötzlich begann jemand im Raum auf den Tisch zu klopfen. Das Geräusch verbreitete sich rasend schnell im Raum. Dadurch wurde Georg wieder einmal bewusst, dass sie keine reguläre militärische Einheit waren.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Flugzeughangar
Mo. 25.12.3070, 11:05 Uhr Ortszeit


Der Hangar leerte sich, nachdem der Kaplan den Segen am Ende des Gottesdienstes gesprochen hatte. Georg ging mit Julia am Ende der Schlange in Richtung des Ausgangs, an dem auch der Kaplan stand und nach guter Tradition jeden der es wollte mit Handschlag verabschiedete. Als sie als letzte an der Reihe waren, reichte ihnen der Kaplan die Hand,
„Der Segen des Herrn sei mit dir!“ wünschte er erst Julia und dann Georg.
„Danke! Guten Morgen Herr Kaplan, ein schöner Gottesdienst war das.“ stellte Georg fest.
„Ja, ich war aber auch erstaunt, wie gut er besucht war und dass ein paar der Ashanti den Weg hierher gefunden haben. Scheinbar sind unter ihnen auch welche christlichen Glaubens.“ entgegnete der Kaplan.
„Ich weiß nicht, ob sie mir die Frage beantworten könne oder dürfen, hatten sie schon seelsorgerische Gespräche das jemand Probleme mit unserer Mission hier draußen im Nirgendwo hat?“ fragte Georg.
„Genaues darf ich ihnen aufgrund meines Beichtgeheimnisses sicher nicht verraten, aber nein, bis jetzt hatte ich noch keine solchen Gespräche.“ beantwortete der Geistliche Georgs Frage.
„Wenn es nicht gegen ihr Gewissen verstößt, könnten sie mich informieren, wenn es jemals in dieser Richtung Probleme gibt? Wenn ja, würde ich auch gerne dann mit ihnen darüber sprechen, wie man diesen Personen helfen könnte, wobei ich nie was von ihnen verlangen werde, was sie nicht mit sich und ihrem Gewissen vereinbaren können.“ bat ihn Georg. Der Kaplan nickte.
„Wenn es Dinge gibt bei denen sie helfen können, werde ich sie kontaktieren!“ sagte dieser. „Aber ich hätte noch eine Bitte!“
„Welche?“ fragte Georg.
„Könnte ich irgendwo eine Kapelle auf dem Gelände einrichten? Es wäre schön, wenn es einen festen Ort gäbe, wo man sich sammeln und kleine Andachten feiern könnte.“ bat der Kaplan. Georg nickte.
„Da wird sich sicher was finden lassen. Am besten sprechen sie Cynthia Liebermann an und richten ihr aus, dass ich damit einverstanden bin. Notfalls bauen wir eine Kapelle, wenn sich nichts Geeignetes findet. Wir müssen sowieso noch einige Gebäude errichten. Wobei das wichtigste Projekt ein medizinisches Zentrum sein wird, da der alte SAN-Bereich der Anlage nicht für die große Zahl des Kommandos und der Siedler ausreicht!“ entgegnete Georg.
„Vielen Dank!“ der Kaplan neigte leicht den Kopf.
„Eine Frage hätte ich noch!“ meinte Georg. „Sind sie befugt voll gültige Eheschließungen durchzuführen?“
„Ja, ich bin dazu ermächtigt worden. Eine Eheschließung durch mich ist auch voll umfänglich zivilrechtlich gültig! Warum fragen sie?“
„Ich rechne fest damit, dass sie diesbezüglich hier zu tun bekommen! Ich wollte nur für entsprechende Anfragen gewappnet sein!“ sagte Georg grinsend und im Augenwinkel bemerkte er, das Julia ihn unvermittelt neugierig ansah. Danach verabschiedeten sich Georg und Julia vom Kaplan und gingen über das Landefeld zum Towergebäude, in dem Georg sich ein kleines Büro hatte einrichten lassen.


Auf dem Weg fragte Julia,
„Warum wolltest du das denn wissen?“
„Ich bin noch gar nicht dazugekommen es dir zu erzählen. Klaus Duisenberg und Sigrid Scholz verbindet mehr als nur ihr gemeinsamer Auftrag!“ meinte Georg. „Sie haben mir ihre Beziehung am Freitag in einer Besprechung gemeldet!“
„Ich habe vorgestern so was gehört, das die beiden jetzt F-Buddys sind.“ antwortete sie.
„Ich denke, da ist erheblich mehr im Busch bei den beiden!“ stellte Georg fest. Mittlerweile hatten sie das Gebäude betreten und Georg öffnete seine Bürotür. Julia folgte ihm als er hineinging und schloss die Tür. Georg ging an seinen Schreibtisch, nahm ein kleines Kästchen und drehte sich zu Julia um. Als er sie so ansah, spürte er wieder wie sich sein Herz entzündete. Julia war erheblich kleiner als er, aber immer wenn er sie so ansah wie jetzt, meinte er ein Leuchten um sie herum wahrzunehmen.
„Aber das war nicht der einzige Grund warum ich gefragt habe!“ bemerkte Georg und konnte dabei seine Aufregung kaum unterdrücken. Dann kniete er vor ihr, öffnete die Schachtel und nahm einen kupferfarbenen schmalen Ring heraus.
„Ich war zwar noch nie gut in sowas, aber Julia, seit ich dich getroffen habe, fühle ich mich wieder richtig lebendig und ich wünsche mir, dass dies immer so bleibt! Ich liebe dich von ganzem Herzen! Willst du meine Frau werden?“ Dabei schaute er tief in ihre grünen Augen. Erst sah er Erstaunen, dann rannen ihr die Tränen herunter und gab ihm zitternd ihre linke Hand.
„Ja!“ brachte sie nur hervor, dann schob Georg ihr sanft den Ring über den linken Ringfinger. So verharrten sie kurz, dann stürzte sich Julia auf Georg und umarmte und küsste ihn wild.


Etwas später, als sich ihre Gefühle wieder beruhigt hatten, saßen sie an dem kleinen Besprechungstisch im Büro nebeneinander und hielten sich an der Hand. Julia drehte den Ring, den sie gerade von Georg zur Verlobung bekommen hatte.
„Was ist das für ein Ring?“ wollte sie wissen.
„Der Kern ist aus Titan und er wurde dann verkupfert. Irgendwie erinnert mich diese Kombination an dich!“ Dann holte Georg noch einen weiteren Ring aus der Schachtel, der genau so aussah, aber für Georgs Ringfinger gemacht war und streifte ihn über. „So habe ich dich immer bei mir!“ sagte er.
„Hat Jiao die Ringe gemacht?“ wollte Julia wissen. Er nickte,
„Wen hätte ich sonst fragen sollen!“ meinte er. Julia grinste, dann meinte sie,
„Das Ganze war aber etwas theatralisch für dich!“ stellte Julia fest.
„Meine erste Frau hat sich immer beschwert, dass ich nie richtig um ihre Hand angehalten habe. Damals war alles so folgerichtig, deshalb war ich nie auf die Idee gekommen es zu tun. Diesmal wollte ich den Fehler nicht machen!“ erzählte Georg.
„Du hast mich damit komplett überrascht!“ gab Julia zu. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass du möchtest, dass wir heiraten, nachdem was du alles erlebt hast. Und in unserem Gewerbe kann es schnell vorbei sein!“ meinte sie. Georg schaute sie intensiv an,
„Genau deshalb! Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Verlust meiner ersten Frau je verwinden könnte. Aber das Leben hat mich eines Besseren belehrt. Jetzt, nachdem ich dich gefunden habe, weiß ich wieder, wie schön es sein kann und ich liebe dich ohne Wenn und Aber! Du bist jetzt mein Leben!“ sagte er zärtlich.
„Das spüre ich jeden Tag!“ gab sie zur Antwort. „Auch wenn ich weiß, dass deine erste Frau immer noch in deinem Herzen einen Platz hat. Den will ich ihr nicht streitig machen. Hat sie doch auch den Mann mitgeformt, den ich liebe!“ sagte Julia sanft. Jetzt konnte Georg nicht mehr und Tränen flossen seine Wangen hinab. Dann lehnte er seinen Kopf an die Stirn von Julia und schwieg. Julia strich ihrem Geliebten zärtlich über die Schulter. Minutenlang blieben sie so, dann richtete sich Georg wieder auf.
„Wenn wir heiraten, welchen Namen nehmen wir an? Was denkst du“ fragte Georg.
„Doppelnamen mag ich nicht!“ sagte sie. Am liebsten wäre es mir, wenn jeder seinen Namen behält. Wichtiger ist das Versprechen das wir uns geben und Kinder werden wir wohl keine mehr bekommen!“ Georg nickte, das waren auch seine Gedanken.
„So sehe ich das auch. Ich musste zu oft meinen Namen ändern. Das ist etwas, was ich nicht mehr will.“




System „Bartok“
Wohlfahrt, Ashanti-Lager – „Ankunftsfest“
Sa. 07.01.3071, 15:39 Uhr Ortszeit


Endlich hatte Taemin Lee seine Freundin Amira im Festtrubel gefunden. Er hatte sie kaum erkannt und wäre sie nicht auf ihn zugekommen, wäre er wohl an ihr vorbei gelaufen. Er hatte seine Freundin nun schon über 6 Tage nicht gesehen, da sie ständig unterwegs war um mögliche Siedlungsplätze zu überprüfen. Nun stand sie vor ihm in einem traditionellen bunten Wickelrock, einer Art Turban auf dem Kopf und einem bunten Umhang. Ihre dunkle Haut kontrastierte gut mit den leuchtenden Farben des Kleides. Ihre Füße steckten in Sandalen.
„Du siehst toll aus, aber ich hätte dich so fast nicht erkannt!“
„Das habe ich gemerkt!“ sagte sie gespielt beleidigt. „Was macht eigentlich deine Kriegerprüfung?“ wollte sie wissen.
„Paka unterrichtet mich in jeder freien Minute. Leider ist das nicht all zu viel, da mein Lanzenführer uns hart rannimmt! Er meint aber, ich könnte in einem Monat soweit sein.“
„Das wäre gut! Du bist in der Achtung meines Vater steil aufgestiegen, seit du dich bereit erklärt hast, dich an unsere Sitten anzupassen.“
„Hätte ich heute etwas anderes anziehen müssen, so wie die anderen Ashanti-Männer?“ wollte er wissen. Aber Amira schüttelte den Kopf,
„Nein, es gibt einige, die die traditionelle Kleidung nur zu hohen Festen wie zur Hochzeit anziehen.“ erklärte sie ihm. Dann gingen sie gemeinsam durch das Fest.
„Nachher muss ich an einem traditionellen Tanz teilnehmen und muss mich nochmal umziehen. Alle jungen Frauen und Männer werden mit dem Tanz den Frühling und die fruchtbare Jahreszeit begrüßen. Willst du mitmachen?“ fragte sie.
„So?“ meinte Taemin und schaute an sich herunter. „Außerdem weiß ich gar nicht was ich tun soll!“
„Die Schritte sind nicht schwer!“ behauptete sie. „Das kannst du sicher!“ Dann kam sie ganz nah zu ihm und sagte ihm ins Ohr,
„Außerdem tanzen alle jungen Paare des Stammes da zusammen mit. Das mit der Fruchtbarkeit bezieht sich nicht nur auf Ackerbau und Viehzucht! Nicht das mich dir noch einer wegschnappt!“ Dabei lachte sie hell und schenkte ihm ein herzerfrischendes Lächeln. Dann meinte sie noch. „In traditioneller Robe wäre das natürlich noch besser. Wenn du willst, kann ich dir eine passende besorgen!“ sagte sie. Taemin war völlig überrumpelt, dann sah er Amira an und wusste, für sie würde er alles tun! Er hoffte nur, das er sich nicht blamieren würde!
„Gut, ich mach mit!“ stimmte er zu und Amira schleppte in sofort zu einem Container der 100 m weiter weg stand und klopfte.


Die Tür öffnete sich und Pakka Keita stand in traditioneller Robe bekleidet in der Tür.
„Ich wollte gerade los!“ sagte er, dann viel sein Blick auf Taemin, „Ah, mein Schüler!“ Taemin verneigte sich leicht und Pakka nickte kurz mit dem Kopf.
„Was gibt es denn, Leonor und ich wollten gerade zum Fest, uns unter die Menge mischen!“ fragte Pakka.
„Hast du die Robe für Taemin schon oder kannst du ihm eine leihen? Er und ich wollen nachher am Fruchtbarkeitstanz mitmachen!“ erklärte ihm seine Nichte.
„Du schaffst auch alles!“ grinste Pakka, „Kommt rein.“ Er trat zur Seite und ließ das Pärchen in seinen Wohncontainer. Als sie drinnen war stand Amira plötzlich vor Leonor Sánches, die ein blaues Kleid mit weißer Schürze trug. Sie hatte ein weißes Spitzentuch über ihre Schultern gelegt und einen Schleier in ihr Haar gesteckt. Amira schaute sie überrascht an und Leonor grinste.
„Nicht nur ihr könnt traditionelle Trachten tragen!“ sagte sie. „Solche Kleider tragen Frauen bei mir zu Hause und stammen ursprünglich aus Spanien von Terra! Selten genug, das ich es anziehen kann, aber wenn nicht hier wo dann?“ Wenig später war Taemin umgezogen und Pakka schärfte ihm ein, wie er die Robe tragen sollte. Sie verließen anschließend zusammen Pakkas Container und trennten sich.


„Ich wusste gar nicht das KdtHptm. Sánches mit deinem Onkel fest liiert ist. „Aber sie sieht in dem Kleid toll aus!“ stellte Taemin an Amira gewandt fest. Eine halbe Stunde später, Amira hatte in einer ruhigen Ecke Taemin noch gezeigt, wie er sich beim Tanz bewegen sollte, reihte sich Taemin in die Riege der Tänzer ein. Natürlich fiel er sofort auf, aber die anderen Männer knufften ihn anerkennend, wussten sie doch alle, das er mit der Tochter des Chefs zusammen war und sich auf die Kriegerprüfung vorbereitete. Diese hatten sie natürlich schon längst zwischen 18 und 20 abgelegt, aber sie rechneten es Taemin hoch an, das er es tat. Amira zog sich in Rekordzeit um und stieß dann zu den anderen jungen Frauen, die am Tanz teilnahmen. Sie hatte ihr langes Kleid gegen einen Wickelrock und eine bunte Brustbinde getauscht, die wie bei den anderen Frauen knapp saß und ihre Taille frei ließ.


Pakka stand mit Leonor in der Menge, die sich um den traditionellen Fruchtbarkeitstanz versammelt hatte. Zuerst bildeten die jungen Frauen einen Ring und tanzten im Kreis. Die Trommeln schlugen einen kräftigen Rhythmus und bei jedem Schlag der großen Trommel stampften die Frauen mit dem rechten Fuß auf. Dann kamen die Männer und umkreisten den Ring der Frauen. Jeder der Männer stellte sich gegenüber seiner Partnerin, die, die nicht verbandelt waren mussten sich eine freie Partnerin suchen. Pakka grinste als er Taemin entdeckte, der mit seiner hellen Haut förmlich herausblitzte. Taemin fand in dem Kreis Amira schnell und stellte sich ihr gegenüber auf. Dabei schaute er nach links und rechts und machte die Tanzschritte seiner Nachbarn nach. Der Tanz dauerte fast eine halbe Stunde und alle beteiligten schwitzten vor Anstrengung, Dann nach einem großen Finale zogen die Tänzer Hand in Hand mit ihren Partnerinnen aus dem Kreis der Zuschauer.
„Das hat aber wenig mit Ackerbau und Viehzucht zu tun, Pakka! Der Tanz ist doch ein Kuppelmarkt!“ bemerkte Leonor.
„Absolut richtig erkannt!“ grinste Pakka, „Aber der Stamm braucht Nachkommen! Beim Ursprung des Tanzes in Afrika, gab es bei dem Tanz auch immer Hahnenkämpfe, wenn sich mehrere Männer für eine Frau interessierten. Jetzt ist er nur noch Tradition. Aber erfahrungsgemäß gibt es danach immer viele Hochzeiten und 9 Monate später kräftig Nachwuchs!“
„Das ist ja archaisch!“ rief Leonor aus. „Denk bloß nicht, dass ich jetzt Mutter werden will!“
„Der Tanz ist nur für die jungen Leute und es erwartet keiner, dass dem Tanz etwas folgt. Aber unsere Traditionen sind stark! Stärker als wir es selbst manchmal für möglich halten!“ meinte Pakka und schaute Leonor an. Sie sah in ihrem Kleid wirklich sehr schön aus!




System „Bartok“
Wohlfahrt, Ashanti-Lager – Büro-Container
Mo. 09.01.3071, 09:30 Uhr Ortszeit


Lester Tyrell stand mit Georg Müller an einer Satelliten-Karte von Wohlfahrt und diskutierten miteinander.
„Wir haben jetzt 2 Siedlungsstandorte identifiziert und ausgesucht.“ stellte Lester Tyrell fest. „Beide sind sehr geeignet für agrarische Nutzung. Und von ihrer Topologie her. Sogar von der sicherheitstechnischen Seite sind sie geeignet. Das habe ich am Freitag mit der Stationsleiterin und dem Kommandanten der Mechlanze bereits besprochen.“ informierte ihn das Stammesoberhaupt.
„Sie wollen 2 Siedlungen errichten?“ wollte Georg wissen. Tyrell nickte,
„Ja das ist unsere Absicht. Es ist besser sich aufzuteilen, damit sich nicht alles auf einen Punkt konzentriert. Sowohl vom sozialen Gesichtspunkt aus als auch vom agrarischen! Der erste Standort ist besser für Viehzucht geeignet und der zweite hat Vorteile beim Ackerbau, da die Böden dort richtig fett sind!“ erklärte Tyrell.
„Wie ich sehe, sind beide Bereiche auch nicht so weit voneinander entfernt, so dass man sich jederzeit gegenseitig unterstützen kann.“ stellte Georg mit Blick auf die Karte fest. Lester Tyrell nickte.
„Morgen wollen wir beginnen die Siedlungen aufzubauen und einzurichten. Wie bereits besprochen, wollen wir das notwendige Gerät mit der „Ramierez“ transportieren. So können wir alles auf einmal vor Ort bringen. Geeignete Landestellen für das Schiff haben wir bereits erkundet. KdtHptm. Leonor Sánchez sieht dabei keine Probleme.“
„Dann ist doch eigentlich alles schon geregelt. Wie lange denken sie wird es dauern, bis die Siedlungen stehen?“
„Das wird wohl ein paar Monate dauern, bis alles fertig ist. Aber oberste Priorität hat bei uns erst einmal das Parzellieren und bestellen der Felder und der Start der Zucht. Die Häuser können warten!“ sagte Lester Tyrell mit Nachdruck. Georg drehte sich zu Lester Tyrell um und sah, das neben ihm seine Tochter stand. Amira Tyrell hatte ihre Aufgabe als Exobiologin hervorragend erfüllt und so maßgeblich zum Gelingen der Erkundung beigetragen.
„Wie schaut es denn eigentlich mit den einheimischen Prädatoren aus? Könnten die nicht ihr Viehzuchtprogramm gefährden?“ wollte Georg wissen.
„Leider können sie das Fleisch der Kühe, Schafe und Ziegen hervorragend verdauen, das heißt, für sie stellt das Vieh leichte Beute dar, zumal sie sehr schnell sind!“ teilte Amira mit. „Aber 2 m hohe Elektrozäune halten sie wirkungsvoll fern und diese aufzubauen stellt kein großes Problem dar.“ schloss Amira.
„Ausrotten wollen wir sie auch nicht! Das ist eine unserer Philosophien, das wir das heimische Ökosystem nicht schädigen wollen!“ bekräftigte Lester Tyrell. „Aber wenn genug Vieh da ist, kann man auch mal mit einem gewissen Schwund leben!“
„Aber die Raubtiere sind ein immer überschätztes Problem von Laien!“ grinste Amira. „Viel wichtiger ist, dass wir unsere Tiere immun machen gegen die heimischen Krankheiten. Es gibt ein paar, die unser Vieh und auch uns Menschen befallen können. Aber die Wohlfahrts haben schon vor 300 Jahren einen herausragenden Job gemacht, da sie alle Krankheiten identifiziert und sogar gegen die, die auch Menschen befallen können, Impfungen entwickelt haben! Herr Oberst, erinnern sie sich an die Impfung zu Beginn der Reise? Da bekamen alle den „Wohlfahrt-Cocktail“ geimpft, so wie ich das genannt habe! Wir sind immunisiert, aber die entsprechenden Medikamente für unsere Tiere müssen wir noch fertigstellen. Das dürfte aber in wenigen Wochen erledigt sein!“ gab Amira Auskunft. Georg nickte.
„Danke für die Information! Man lernt nie aus! Aber Erd- und Schollenverbunden war ich noch nie! Deshalb sind mir viele Dinge, die für eine erfolgreiche Landwirtschaft nötig sind gar nicht bekannt! Etwas zu zerstören ist leider immer einfacher als es aufzubauen!“ sagte Georg bitter. „Gute Arbeit Frau Tyrell!“


„Einen Punkt hätte ich noch!“ sagte dann Lester Tyrell. „Es wurde erwähnt, dass die „Lyran Transspace“ noch mehr Siedler herbringen will. Ich weiß, wir haben kein Exklusiv-Recht auf die Besiedlung des Planeten, aber wir bitten sie, die Siedler die sie herbringen so auszuwählen, dass sie zu unserer Einstellung von Landwirtschaft kompatibel sind, Herr Oberst. Dann können wir gemeinsam aus Wohlfahrt einen friedlichen Garten Eden formen!“ bat Lester Tyrell.
„Ich werde tun was sich machen lässt! Wie wäre es, wenn ihr Schwager bei der Auswahl beteiligt wäre. Er wird wahrscheinlich mit der „Ramirez“ wieder nach Kwangjong-ni zurückfliegen, könnte also ihre Interessen vertreten.“ Georg sah, wie Tyrell bei der Erwähnung von Pakka Keita die Stirn runzelte. Aus einem Gespräch auf dem Sprungschiff wusste er, dass das beiderseitige Verhältnis nicht ganz unbelastet war. Da fiel Georg noch was ein. „Herr Tyrell, kennen sie denn Siedlergruppen, die sich hier niederlassen würden und zu denen sie vertrauen haben?“ fragte Georg. Lester Tyrell überlegte.
„Die eine oder andere Gruppe kennen wir. Ich stelle ihnen ein Dossier zusammen.“ sagte er dann. Georg nickte,
„Aber beachten sie bitte die Rahmenbedingungen. Wir wollen hier keine religiösen Fanatiker oder uns eine militante Unabhängigkeitsbewegung importieren!“ erinnerte ihn Georg.
„Das ist mir bewusst!“ gab Lester Tyrell zur Antwort. Er kannte 2 oder 3 Gruppen, die sich sehr gut hier einfügen könnten, wenn sie dazu bereit wären, in die tiefe Peripherie umzusiedeln.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Landefeld
Do. 12.01.3071, 08:55 Uhr Ortszeit


Sigrid stand in 400 m Abstand von der „Sturm“. Was sie sah, hatte nur noch wenig mit dem stolzen lyranischen Landungsschiff zu tun, an das sie sich erinnerte. Die Techs hatten die Lackierung der Außenhülle radikal verändert. Es waren deutliche Alterungs- und Abnutzungsspuren erkennbar und auf der Außenhülle gab es keinerlei individuelle Identifikationsmerkmale mehr. Ab sofort hieß das Schiff „Winterstorm“ und war nun Heimat von „Frejias Ulanen“. Sigrid hatte sich aus theatralischen Gründen einen anderen Namen gegeben, wobei Frejia tatsächlich ihr 2. Vorname war, da ihre Eltern große Fans der nordischen Mythologie gewesen waren. Aber „Sigrids Ulanen“ hätte sich absolut ungefährlich angehört! Sigrid grinste. Sie hatte sich sogar ein paar abgefetzte Klamotten zugelegt, die sie bei einer Videokommunikation tragen würde. Eine lyranische Uniform oder gar ihre SBVS-Kühlkombi wären wohl der Glaubwürdigkeit der Show eher abträglich. Jedenfalls hatte Klaus gleich große Augen bekommen, als sie ihm das Outfit vorgeführt hatte. Denn ein wichtiger Teil war, das sie von ihrem Dekolleté erheblich mehr zeigte als beim Militär üblich. Auch die anderen Mitglieder der Lanze hatten sich entsprechend eine Rolle überlegen müssen, da es eventuell notwendig werden könnte, sie auf einen Außeneinsatz zur Kontaktaufnahme mitzunehmen! Sie hatte sogar eine „Söldner-Versammlung“ angesetzt bei der jeder in seine Rolle schlüpfen musste. Wie erwartet war Brian McCullogh die Rolle des Söldners wie auf den Leib geschrieben, auch Sam Neill fand sich gut zurecht, bloß an einer hartgesottenen Ausstrahlung musste Ksenjia Sokolov noch arbeiten. Der jungen Offizierin fehlte es einfach an Erfahrung und hatte in ihrem ganzes Leben noch nie mit Söldner zu tun gehabt. Aber dieses Problem hatte sie an Brian abgegeben und sie wusste, dass es dort sehr gut aufgehoben war! Sigrid schaute auf die Uhr. Um 10:00 Uhr Ortszeit würde die „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“ zur Hugo Eckener a.k.a. „Seute Deern“ starten und in 5 Tagen würden sie das System in Richtung ihres ersten Zieles verlassen. Sigrid war sehr gespannt, was da draußen auf sie wartete!


Sigrid hörte, wie jemand neben sie trat und sie wandte sich um.
„Guten Morgen! Major Frejia Helgisdottir von „Frejias Ulanen“ nehme ich an?“ OTL Julia Mauerer grinste sie breit an.
„Mit wem spreche ich?“ fragte Sigrid zurück.
„Ich bin OTL Mauerer, Lyranische Allianz, wir hätten da einen kleinen Auftrag für sie. Aber an der Söldnerkommission vorbei. Etwas unsauber, dafür aber sehr lukrativ! Wollen sie mehr wissen?“
„Oh, dann muss es wirklich sehr gut bezahlt sein! So eine Art Auftrag birgt immer große Risiken!“ meinte Sigrid. Da lachte Julia und hieb ihrer Kameradin auf die Schulter.
„Das war zwar nur ein sehr kleiner Test, aber ich hätte dir das abgekauft!“ sagte sie zu Sigrid. „Aber denke immer daran, wenn du da draußen auf jemanden triffst, darfst du niemals in deiner Wachsamkeit nachlassen. Oft sind die Söldner und Piraten nicht darauf aus, dir einen Auftrag zu geben, sondern dir dein Schiff und die Mechs abzujagen! Aber du kannst den Spieß auch herumdrehen. Du hast eine gute Crew! Sei aber immer sehr vorsichtig und lege deine Skrupel ab. Hier draußen gibt es so was nicht! Wir würden euch gerne in 3 – 5 Monaten hier gesund und unversehrt wieder sehen!“ sagte Julia und schaute ihr in die Augen. Sigrid nickte,
„Ich werde es beherzigen! Danke!“ sagte Sigrid. „Ach was war das denn jetzt für ein Auftrag?“ fragte sie dann Julia und grinste dabei. Diese winkte ab und meinte nur noch,
„Ich wünsche euch viel Glück!“ und ging wieder in Richtung des Tower-Gebäudes.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Tower
Do. 12.01.3071, 10:00 Uhr Ortszeit


Punkt 10:00 Uhr dröhnten die Treibwerke der „Sturm“ unter Volllast und das Landungsschiff erhob sich erst langsam dann immer schneller in den Himmel. Georg wünschte Sigrid und der Besatzung alles Gute und hoffte, dass sie in spätestens 5 Monaten hier wieder ankamen. Mike Liebermann schaute konzentriert auf die bereits aufgestellten Kontrollen, mit denen er den Abflug der „Sturm“ überwachte.
„Alles normal!“ sagte er. Nach ein paar Minuten lehnte er sich zurück und wandte sich an Georg,
„Herr Oberst, die „Sturm hat die Atmosphäre verlassen und ist in direktem Flug zur „Hugo Eckener!“ meldete er.
„Danke!“ Georg nickte Mike zu und ging dann die Treppe hinunter und verließ den Tower. In 1 Stunde fand eine Besprechung statt, die er angesetzt hatte, um die Bergung der „Donar“ zu planen. Außerdem wollte er noch kurz sich bei Lester Tyrell über den Stand der Arbeiten informieren. Zur Bergung der „Donar“ brauchte er neben der „Witch“ auch die „Ramierez“! Arbeitsreiche Tage standen ihnen bevor. Wenn aber alles lief wie vorgesehen, könnten sie in 10 Tagen mit der Bergungsoperation beginnen!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 7: Begegnung in der Tiefe


System „Bartok“
Zenit-Sprungpunkt, „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Brücke
Mo. 16.01.3071, 06:54 Uhr Bordzeit


Kaptein Hansen verfolgte die routinierte Hektik auf der Brücke vor dem Sprung. Sein 1. Offizier Tom Fortune führte das unmittelbare Kommando und gab die entsprechenden Anweisungen. 5 Minuten vor dem Sprung wurde das entsprechende Signal im Schiff und dem angekoppelten „UNION“ gegeben. Hansen schaute sich um und sein Blick blieb an Sigrid Scholz im Beobachter-Stuhl hängen. Er hatte mit ihr vor dieser Mission noch nicht viel zu tun bekommen, aber was er gehört hatte und auch sein Eindruck der letzten Tage, sprach für eine hochkompetente Offizierin. Was er aber vor sich sah, war eine Söldnerkommandantin, die an ihrem abgewetzten Bordoverall mehrere Batches befestigt hatte und ihren Reißverschluss weiter offen hatte, als es bei regulären Offizieren statthaft gewesen wäre. Hansen grinste! Sie und er hatten in den letzten Tagen sich des Öfteren ausgetauscht und waren übereingekommen, dass die Tarnidentität erheblich glaubwürdiger werden würde, wenn man diese auch im Normalbetrieb spielen würde. Auf alle Fälle während eines Sprunges. Wer wusste schon, was einen im Zielsystem erwarten würde! Jedenfalls hatten sie beide eine Vita von „Frejias Ulanen“ und der „Seute Deern“ entworfen, die ihrer Meinung nach glaubwürdig und folgerichtig war. Ob sie gut genug wäre, um bei einem Kontakt zu bestehen, hing auch von den Schauspielkünsten der Beteiligten ab! Jedenfalls lehnte sich Carlos Hansen zufrieden in seinem Kommandantenstuhl zurück und grinste in sich hinein. Es war einer seiner Jugendträume gewesen, einmal ein Schiff dieses Namens zu führen und wie einst Störtebeker frei über die Meere / durch das Weltall zu fahren!




System „VF3784F1“
Nadir-Sprungpunkt, „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Brücke
Mo. 16.01.3071, 07:00 Uhr Bordzeit


Als die Wahrnehmung nach dem Sprung wiederkam, hörte Sigrid immer deutlicher die Meldungen, die quer durch die Brücke gerufen wurden.
„Keine Kontakte, keine Sprungmarken“ meldete die Frau an den Ortungskontrollen. Mit Lichtgeschwindigkeit breitete sich der Wahrnehmungshorizont der eigenen aktiven Sensoren kugelförmig um das Sprungschiff aus und sie entdeckten – nichts!
„Kaptein, es befinden sich keine aktiven fremden Schiffe in Reichweite. Auswertung der astrogatorischen Daten läuft. Ergebnis in ca. 1 Stunde.“ meldete Tom seinem Kapitän. Der nickte,
„Alles wie üblich, oder Tom?“ brummte er.
„Zum Glück!“ bestätigte dieser und lächelte. Dann wandte er sich an die 1. Steuerfrau der „Eckener“ Francine Devereux, und befahl:
„Schiff auf Sonne ausrichten, mit 0,1g beschleunigen, anschließend beginnen Segelmanöver!“ Sigrid spürte, wie sich das Sprungschiff langsam bewegte und dann sanft sich eine minimale Schwerkraft aufgrund der Beschleunigung aufbaute. Dann hörte sie die Steuerfrau,
„Schiff ausgerichtet, konstant 0,1 g, beginne Segelmanöver!“ Leichte Erschütterungen und Vibrationen gingen durch das Schiff, als die „Eckener“ ihr Sonnensegel auswarf, um ihre Sprungbatterien wieder zu laden.




System „VF3784F1“
Nadir-Sprungpunkt, „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Besprechungsraum
Mo. 16.01.3071, 10:00 Uhr Bordzeit


Der Leiter der Wissenschaftsabteilung Giorgio Testrella stellte die Ergebnisse der Scans und der Auswertung der visuellen Erkundung des Sonnensystems vor und zog dann ein Fazit.
„Die kleine, lichtschwache Sonne ist nur von mehreren Ringen Geröll und Kleinstplaneten umgeben. Da hineinzufliegen wäre lebensgefährlich! Ich rate deshalb von einer eingehenden Erkundung mit einem Landungsschiff ab. Falls sich hier jemand verstecken wollte, bräuchte man sowieso mehrere Leben um ihn zu finden! Alle Analysen auf den Radio- und Kom-Frequenzen sind, bis auf das natürliche Hintergrundrauschen, ohne Ergebnis. Das System ist tot!“ resümierte er. „Ich empfehle die Batterien zu laden und weiterzuspringen!“ Testrella blickte sich um. Keiner wollte eine Frage stellen, so setzte er sich wieder. Carlos Hansen und Sigrid Scholz wechselten kurz Blicke, dann nickte Hansen.
„Danke Herr Trestrella!“ sagte Sigrid. „Wir folgen ihrer Empfehlung! Falls ihnen noch was auffällt, melden sie es umgehend an den Kaptein und mich!“ ergänzte sie. Da niemand sich meldete beendete sie dann die Besprechung.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Kabine Sigrid Scholz
Mi. 08.03.3071, 15:10 Uhr Bordzeit


Vor ca. 6 Stunden war die „Eckener“ im 7. System ihrer Reise materialisiert. Was allen sofort aufgefallen war, war die enorm lichtstarke Sonne, die das System bildete. Wie schon bei 2 anderen Sonnen auf ihrer Fahrt, würde dies die Ladezeiten der Sprungbatterien drastisch verkürzen. Solche Systeme waren bei allen Sprungschiffkommandanten beliebt, da so Reisezeiten effektiv verkürzt werden konnten. Die beiden großen Planeten des Systems waren Gasriesen mit Zwergmonden. Auch in diesem System waren keinerlei Aktivitäten festzustellen. Sigrid saß über ihrem Bericht und ergänzte die Daten des Systems, die ihr Testrella zugesandt hatte. Sigrid spürte, dass sie hier förmlich am Arsch des Weltalls befanden, was aber für die Kolonie in Wohlfahrt ein gutes Zeichen war. Wohlfahrt lag von diesem System nur 17 Lichtjahre entfernt! Die Erkundungsroute war vor dem Abflug genau abgesprochen worden, so dass man jederzeit auch eine sinnvolle Suche nach der „Eckener“ vornehmen könnte, falls sie nicht nach Wohlfahrt zurückkehren würden. Sie hatten deshalb auch in jedem System eine Datenkapsel hinterlassen, die sich nur bei einem bestimmten Funksignal meldete. Aus Sicherheitsgründen zerstörten sich die Kapseln nach 10 Monaten selbst. Aber alle Fakten deuteten wieder auf mehrere Tage langweiligen Routinedienst für die Schiffsbesatzungen. Nur ihre Lanze hielt sie mit Simulationsübungen auf Trab. Auch die Marineinfanteristen übten fleißig und sperrten dafür regelmäßig Schiffsbereiche. Mittlerweile verband sie mit der Zugführerin der Marines Patricia Fairbanks eine herzliche Freundschaft und sie wusste auch, das Sam Neill, einer ihrer Mechkrieger, mit der Gruppenführerin des Teams 3 angebandelt hatte, was seiner körperlichen Fitness sehr gut tat. Sigrid lachte innerlich! Olt. Victoria Tesch war durchtrainiert, ohne dabei dicke Muskeln herumzutragen. Sam Neill sah zwar gut aus, aber konnte ihr in Punkto Kraft kaum das Wasser reichen. Das hatte natürlich seinen männlichen Stolz verletzt und Victoria hatte sein Training mit Freuden übernommen! Dies nahm Sigrid auch zum Anlass, dass das Fitnesstraining ihrer gesamten Lanze von den Infanteristen betreut wurde. Auch brachten sie ihnen Nahkampftechniken bei, von denen unter anderem auch das Selbstbewusstsein von Ksenjia Sokolow, ihrer unerfahrensten Mechkriegerin profitierte. Zufrieden arbeitete sie an dem Bericht weiter.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Kabine Klaus Duisenberg
Sa. 11.03.3071, 19:38 Uhr Bordzeit


Klaus und Sigrid saßen in der Kabine und hielten jeder ein Glas Rotwein in der Hand.
Na, wie hat dir meine Lasagne geschmeckt?“ wollte Klaus wissen.
„Sehr gut, ich würde nur zu gerne wissen, wen du bestichst um an die Zutaten zu kommen!“ grinste Sigrid.
„Jetzt beleidigst du mich aber. Wenn es ein Problem auf einem Raumschiff nicht gibt, ist es etwas kalt zu stellen! Ein „UNION“ ist groß genug, das ich mir einen kleinen Vorrat für meine Zwecke mitnehmen kann! Als Kommandant hat man einfach gewisse Privilegien!“ meinte er. Sigrid lachte und prostete ihm zu. Die geringe Schwerkraft von 0,1g ermöglichte zumindest ein gewisses Maß an Normalität. Trotzdem waren die Weingläser spezielle 0g-Produkte, aber zumindest blieb der Wein unten und schwebte nicht im Glas herum. Plötzlich spürten sie eine Veränderung der Beschleunigungsrichtung und gleichzeitig ging der Annäherungsalarm los! Sofort fiel von beiden Offizieren die Leichtigkeit ab und Sigrid griff nach ihrem Comblock und klappte diesen auf.
„Hier OTL Scholz, was ist los!“ fragte sie auf dem Wachkanal nach. Es meldete sich die 2. Offizierin der „Eckener“,
„Soeben ist ein Sprungsignal 40.000 von uns entfernt aufgetaucht und wir entfernen uns jetzt von dem Signal. Der Kaptein ist in 4 Minuten auf der Brücke!“ meldete sie.
„Sofort Gefechtsalarm geben!“ befahl Sigrid und beendete die Kommunikation. Dann wandte sie sich an Klaus,
„Kapitän Duisenberg, ich glaube die „Winterstorm“ braucht ihren Skipper!“ sagte sie ernst.
„Jawohl Frau Major!“ bestätigte er und warf sich in seine Bordkombination. Sigrid verließ die Kabine und zog sich in ihrer um. Als sie in den Spiegel sah, grüßte sie sich selbst nachlässig.
„Frau Major Frejia Helgisdottir, auf geht’s!“


3 Minuten später war sie auf der Brücke der „Sturm“ und setzte sich in den Beobachterstuhl und fuhr die Konsole hoch. Klaus war bereits da und saß im Bordkombi auf seinem Kommandantensessel. Er trug die Landungsschiffkommandanten-Abzeichen, die in der gesamten Inneren Sphäre üblich waren. Auch der Rest der Brückenbesatzung hatte bereits abgeflaggt. Kurze Zeit später meldete sich Kaptein Carlos Hansen a.k.a. Kapitän Raoul Nansen. Als Kommandant eines Sprungschiffes war sein Name zu bekannt, als das er ihn hätte beibehalten können.
„Die „Seute Deern“ ist gefechtsbereit. Ich schlage vor, wir schleusen 2 L/R-Jäger aus und entfernen uns weiter auf einem leicht geänderten Vektor von der Sprungmarke. Das Sonnensegel sollten wir aufgespannt lassen. Schließlich haben wir ja nichts zu verbergen!“ meinte der erfahrene Sprungschiffkapitän.
„Dann machen wir das auch so. Den ersten Kontakt übernehmen sie. Holen sie mich dann dazu, wenn es passt. Was wir vordringlich von dem anderen Schiff brauchen, sind aktuelle Navigationsdaten der tiefen Peripherie. Wenn die sich hier auskennen, dann wäre das für uns unschätzbar wertvoll!!“ erinnerte ihn Sigrid noch einmal. Sie hatten so ein Szenario schon mehrfach besprochen und jetzt musste sich weisen, ob ihre erfundene Vita dem Praxistest standhielt!




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Brücke
Sa. 11.03.3071, 21:53 Uhr Bordzeit


Gerade war das Schiff an den Koordinaten materialisiert, den die Sprungmarke vorgezeichnet hatte. Sofort richteten sich alle Sensoren der „Eckener“ auf den Neuankömmling. Schnell war klar, dass es sich um ein Sprungschiff der „MERCHANT“-Klasse handelte und man durfte getrost davon ausgehen, dass es auch bewaffnet war, wenn es sich in der tiefen Peripherie bewegte. Beide Dockkragen des Schiffes waren belegt. Ein Landungsschiff war eindeutig ein „UNION“, das andere ein „MULE“. Nach 10 Minuten rief Kaptein Hansen das fremde Sprungschiff an. Sigrid war mit ihrer Konsole aufgeschaltet, so dass sie der Kommunikation verzugslos folgen konnte.


„Hier Sprungschiff „Seute Deern“, rufe neu angekommenes „MERCHANT“-Sprungschiff! Bitte kommen!“ hörte sie Hansens Audio-Ruf in bestem und akzentfreien Verkehrs-Englisch, der Standard-Sprache zwischen Schiffen im Weltraum. Diesen Ruf wiederholte Hansen 3 mal. Mittlerweile schleuste auch das andere Schiff 2 kleine Schiffe aus, wobei eines davon aus dem „UNION“ ausgebootet wurde. Schnell waren diese als L/R-Jäger identifiziert. Nachdem der 3. Anruf verhallt war, kam die Antwort.
„Seute Deern“, hier Sprungschiff „Shinobi Maru, schön hier draußen mal jemand zu treffen! Kommen!“
„Hier „Seute Deern“, Kapitän Raoul Nansen, die Freude ist ganz unsererseits. Sie sind das erste Schiff, dem wir seit über 7 Monaten begegnen! Wenn sie nichts dagegen haben, schlage ich Video-Kommunikation vor! Kommen!“ schlug der Kaptein vor. Während die Kommunikation lief, näherte sich jeweils 1 Raumjäger dem anderen Schiff an, um es aus der Nähe zu inspizieren, blieben dabei aber außerhalb der Waffenreichweite. Kurze Zeit später baute sich ein Bild des Sprechers auf dem anderen Schiff auf und stellte sich vor.
„Ich bin Minoru Yamaguchi, Kapitän und Eigner der „Shinobi Maru“. Wir sind ein Tramp-Händler-Schiff. Darf ich Fragen, was ein „SCOUT“-Klasse Sprungschiff mit einem angedockten „UNION“ hier draußen macht? Ich habe von ihrem Schiff noch nie gehört und ich kenne alle, die sich hier so weit draußen rumtreiben!“ fragte der Kapitän des Tramp-Frachters. Einerseits war seine Frage berechtigt, andere unbekannte Schiffe waren immer eine potentielle Gefahr! Aber die letzten Worte des anderen Kapitäns hatten Sigrid aufhorchen lassen. Wenn dieser Mann alle anderen Schiffe kannte, mussten seine Navigations-Daten für sie Gold wert sein!
„Wir sind der Rest, der von einer Söldner-Kompanie übrig geblieben ist und mussten aus der Inneren Sphäre schnellstens für längere Zeit verschwinden, da wir von unserem Auftraggeber reingelegt und verraten wurden! Jetzt warten wir, bis Gras über die Sache gewachsen ist, bevor wir zurückkehren können. Wir nehmen auch gerne Aufträge an. Zurzeit springen wir von einem lichtstarken Stern zum anderen, in der Hoffnung jemand zu treffen! Von hier draußen gibt es in der Sphäre keine Navigationsdaten und ComStar rückt seine nicht raus!“ erklärte Hansen.
„Da erzählen sie aber eine Revolver-Story, das müssen sie mir später mal näher erklären! Wir transportieren zurzeit neben unserer Fracht eine Söldnereinheit, „Mitchels Maurauders“, denen gehört das „UNION“-Landungsschiff, das an meinem Schiff angedockt ist. Der „MULE“ gehört zu uns.“ Da blinkte das interne Com und Carlos Hansen schrieb Sigrid über den Chat, das er sie gleich in das Gespräch holen würde. Dann hörte sie Hansen,
„Ich schalte ihnen mal meine Kommandantin in den Chat!“ sagte er und schon war Sigrids Konterfei im Videochatfenster zu sehen.
„Guten Tag, meine Name ist Major Frejia Helgisdottir, Kommandeurin von „Frejias Ulanen“, dem kläglichen Rest der Söldnerkompanie, der wir einmal angehört haben. Nach dem Verrat und dem Tot meines Kommandeurs mussten wir unseren Namen ändern, um unter dem Radar zu bleiben.“ Da kam Sigrid eine Idee. „Die Story kann ich ihnen auch gerne persönlich erzählen. Wir würden gerne mit einer kleinen Delegation auf ihr Schiff kommen. Vielleicht können wir etwas aushandeln, das zu beiderseitigem Nutzen wäre!“ schlug sie vor.
„Das hört sich interessant an!“ sagte der Kapitän. „Ich schalte den Kommandanten von „Mitchels Marauders“ zu. Colonel Hank Mitchel will sie unbedingt sprechen!“ und schon poppte ein weiteres Fenster auf und ein kräftiger Mann mit Schnauzbart und wettergegerbtem Gesicht erschien.
„Ich bin Colonel Hank Mitchel, Kommandeur der „Mitchels Maurauders“. Als mir Kapitän Yamaguchi ihren Namen nannte, habe ich eine blonde Walküre erwartet! Jetzt haben sie mich ein wenig enttäuscht!“
„Tut mir leid, aber Blond war bei meinen Eltern leider nicht im Angebot und ich habe anderes zu tun als mir die Haare ständig einzufärben, nur damit sie besser zu meinem Namen passen!“ gab Sigrid aggressiv und schlagfertig zurück. Der Söldnerkommandeur fiel in ein brüllendes Lachen!
„Sie gefallen mir! Vielleicht kann ich ihnen helfen Aufträge zu finden!“ sagte er glucksend. Dann fügte er hinzu, „Kapitän Yamaguchi, wenn es sich einrichten lässt, könnten sie doch ein Kapitäns-Dinner veranstalten und Major Helgisdottir einladen!“ schlug er vor. Der Sprungschiffkapitän nickte.
„Das können wir machen. Morgen um 18:00 Uhr auf meinem Schiff? Sie können noch 2 weitere Personen mitbringen. Haben sie ein Shuttle?“
„Ja haben wir!“ warf Kaptein Hansen in die Gesprächsrunde.
„Wir werden pünktlich sein!“ versprach Sigrid. Dann bat Yamaguchi noch um aktuelle Infos aus der Inneren Sphäre und Hansen versprach diese zusammenzustellen und ihm zu übermitteln.


Eine halbe Stunde nach dem Gespräch saßen Sigrid Scholz, Carlos Hansen, Klaus Duisenberg, Giorgio Testrella und Patricia Fairbanks im Besprechungsraum und berieten das Vorgehen.
„Wir brauchen die Navigationsdaten des Trampfschiffes!“ stellte Giorgio Testrella fest. „Mit diesen könnten wir viel zielgerichteter navigieren und würden nicht völlig im Dunklen tappen!“
„Dem muss ich beipflichten!“ sagte der Kapitän der „Eckener“. „Unsere oberste Priorität muss die Erlangung der Navigationsdaten sein. Das wird aber nicht einfach! Soweit ich die Händler hier draußen kenne, hüten sie ihre Nav-Daten wie einen Schatz, schon um die Konkurrenz von Systemen fernzuhalten die nur sie kennen.“ Da meldete sich nochmal Testrela zu Wort,
„Wie sie wissen hatte meine Stellvertreterin beauftragt, die IT-Sicherheit der „Eckener“ und der „Sturm“ während der Reise zu überwachen. Man hat versucht über den Datenfunk-Verkehr einen Trojaner bei uns einzuschleusen. Valentina ist gerade dabei, dem Trojaner vorzugaukeln das er erfolgreich ist und nur die Daten überträgt, die wir wollen und unsere Vita stützen.“
„Warum haben sie die Attacke nicht gemeldet?“ wollte Sigrid verstimmt wissen. „Sind sie sicher, dass nicht auch noch ein Angriff auf einer anderen Ebene erfolgt, der subtiler vorgeht?“ fragte Sigrid alarmiert. „Wir können erst in 3 Tagen springen, wenn was quer läuft! Unterstellen sie dem Hacker da drüben lieber maximale Verschlagenheit. Aber wenn die uns attackieren, dann können wir den Spieß auch herumdrehen!“ stellte Sigrid fest. „Mehr als beleidigt dürften sie nicht sein!“ schloss sie. Giorgio Testrella nickte.
„Ich rede mit Valentina und lege ihnen dann ASAP die möglichen Optionen vor.“ sagte der Wissenschaftsoffizier.


„Gut, dann reden wir mal über unseren Höflichkeitsbesuch auf dem anderen Schiff. Ich plane mit einer kleinen Crew hinüberzufliegen die, da ich die Reaktion der Jungs auf der anderen Seite auf mich gesehen habe, aus 3 Frauen bestehen sollte. Vielleicht lässt sie das ein klein wenig unaufmerksamer sein. Außer mir selbst, dachte ich an Olt. Tesch und Valentina Tschernikova. Tesch als meine Leibwächterin und Tschernikova als meine Verwaltungsleiterin. Ich will doch gewappnet sein, wenn man mir einen Auftrag anbietet!“
„Den wir auf keinen Fall annehmen sollten!“ warf Carlos Hansen ein. „Das könnte eine Falle sein. Aber da wir erst vor kurzem von unserem Auftraggeber hereingelegt worden sind, ist ein erhöhtes Misstrauen unsererseits auch nur natürlich!“ schloss der erfahrene Raumoffizier. Die anwesenden Offiziere diskutierten noch andere Optionen, blieben aber letztlich beim Vorschlag den Sigrid gemacht hatte.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Kabine Sigrid Scholz
Sa. 11.03.3071, 23:58 Uhr Bordzeit


Der laute Rufton den Coms riss Sigrid aus ihren Überlegungen und als sie das Gespräch annahm, sah sie die Gesichter von Giorgio und Valentina.
„Ich hoffe, es ist nicht zu spät!“ fragte Giorgio.
„Kein Problem, auf ihren Ruf habe ich noch gewartet!“ gab Sigrid zurück.
„Valentina und ich haben uns ein 2-stufiges Verfahren ausgedacht. Die 1. Stufe bedeutet, dass wir einen Trojaner, wie er derzeit in der IS als IT-Kampfmittel üblich ist, mit dem Datenpaket an die „Maru“ übertragen, das die aktuellen Infos aus der IS enthält. Der 2. Schritt wäre eine Drohne, die wir an einem IT-Verteilerknoten andocken lassen. Das ist superneue Hard- und Software. So etwas dürfte denen gar nicht bekannt sein.“
„Und wie soll die Drohne da hinkommen?“ wollte Sigrid wissen.
„Wir nehmen sie beim Shuttleflug mit hinüber!“ warf Valentina ein. „Die Drohne ist so gut wie nicht ortbar und die „MERCHANTS“ haben, wie die meisten Sprungschiffe, die IT-Leitungen zum Teil frei zugänglich außen auf der Hülle. Die Drohne kann sich unbemerkt in das Netzwerk einklinken und zerstört sich nach ihrem Einsatz rückstandslos wenn es sein muss, ohne die Umgebung in Mitleidenschaft zu ziehen!“
„Das hört sich gut an!“ meinte Sigrid. „Und die Drohne funktioniert?“
„100%ig!“ bestätigte Valentina. Sigrid hatte genug gehört.
„Informieren sie Hansen darüber. Sie können so vorgehen!“ ordnete sie an.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Kleinfahrzeug-Hangar
So. 12.03.3071, 17:28 Uhr Bordzeit


Valentina Tschernikova und Victoria Tesch standen am Schott der „Zwerg“, einem Shuttle der „S-7A“-Klasse. Da die „Eckener“ umgebaut worden war um 2 L/R-Jäger aufnehmen zu können, war ein Teil des Platzes beim Kleinfahrzeug-Hangar weggenommen worden, so das kaum Platz für mehr war, als das das Shuttle selbst.
„Da musst du aber genau zielen beim Landen!“ meine Victoria zum Piloten der im Zugangsschott des Shuttles stand.
„Ich bin froh, dass ich überhaupt mal wieder fliegen darf!“ meinte er. „Mehr wie Simulator-Training war seit einem halben Jahr nicht drin!
„Ich hoffe du bringst uns wieder sicher nach Hause!“ meine Valentina. Der Pilot grinste,
„Klar doch! In das Mauseloch hier fliege ich blind rein!“ versicherte ihnen der Pilot des Shuttles. Da kam Sigrid in den Hangar.
„Aufsitzen, wir wollen doch den Kapitän der „Shinobi Maru“ drüben nicht warten lassen!“ meinte sie.
„Garantiert nicht Frau Major Helgisdottir!“ sagte Victoria grinsend.


Nach rund 30 Minuten Flug erreichte die „Zwerg“ das andere Sprungschiff. Valentina startete die Drohne und leitete sie zu einem der Netzwerkhauptverteiler. Kurz darauf war sie angedockt und verband sich unauffällig mit dem Netzwerk des Schiffes und arbeitete sich daraufhin langsam zur Navigationsdatenbank vor. Valentina hatte ihr genau vorgegeben, wonach sie suchen sollte.


Die Landebucht des Kleinfahrzeughangars der „Maru“ öffnete sich und der Pilot lenkte routiniert die „Zwerg“ hinein. Kurz darauf rasteten die Halteklammern ein und nachdem das Außenschott geschlossen war, erfolgte der Druckausgleich im Hangar. Sigrid und ihre Begleiterinnen verließen das Shuttle und wurden direkt von Kapitän Minoru Yamaguchi und Colonel Hank Mitchel begrüßt. Nach der Begrüßung meinte Sigrid,
„Wir kennen uns ja schon, das hier sind 1.Lt. Victoria Tesch und unser Business Consultant Valentina Tschernikova. Der Kapitän und der Colonel gaben ihnen die Hand, dann forderte Yamaguchi sie auf ihm zu folgen. Sie schwebten durch die Gänge der „Maru“ und Sigrid bemerkte schnell, dass sich dieses Schiff in seiner Ausstrahlung deutlich von der fast baugleichen „Andromeda“ unterschied. Dieses Schiff war die Heimat seiner Besatzung, während die „Andromeda“ nur ein Transportmittel war. Dann erreichten sie das Grav-Deck und alle schwangen sich hinein. Sofort wurden sie von der Zentripedalkraft erfasst, nach dem sie ihre Füße auf den Boden gestellt hatten und mit dem Ring des Grav-Decks mitgenommen wurden. Der Kapitän führte sie in einen Raum in dem eine gedeckte Tafel stand und bereits 5 weitere Personen auf sie warteten. Der Kapitän stellte ihnen alle vor, nach dem er Sigrid und ihre Begleiterinnen bekannt gemacht hatte.


Eine Ordonanz verteilte kleine Getränke. Als Victoria zögerte sich ein Glas zu nehmen, meinte einer der anwesenden Offiziere,
„Sie können ruhig zugreifen. Das sind keine Betäubungsmittel drin!“
„Wenn sie das sagen!“ meinte Victoria skeptisch und nahm dann ein Glas. Der Offizier der sie angesprochen hatte, trug die Insignien eines Captains und gehörte neben dem Colonel scheinbar als einziger „Mitchels Maurauders“ an.
„Sind sie auch Mechkriegerin?“ fragte er und lies seine Blicke über ihr Äußeres gleiten.
„Nein!“ antwortete die Infanteristin, „Ich lege normalerweise übermütige Mechkrieger übers Knie!“ grinste sie. „Ich führe das, was von unserer Infanterie-Komponente übrig geblieben ist.“ Victoria senkte ihre Stimme, „Wir hatten hohe Verluste. Nur mein Team hat es aus der Hölle geschafft!“
„Das tut mir leid!“ meinte der Offizier. „Mein Name ist Owen Sparks, aber nennen sie mich bitte Owen.“
„Sehr gerne, ich heiße Victoria.“ dabei stieß sie mit ihrem Glas gegen das Owens.
„Was war den passiert?“ wollte Owen wissen.
„Ich denke, meine Kommandeurin wird es allen gleich erzählen.“ meinte Victoria. „Aber Owen, sie sind Mechkrieger, oder?“ fragte sie. Owen nickte bestätigend.
„Ja, ich führe einen „CRAB“.“ teilte er ihr mit und grinste.
„Ist das nicht unpraktisch, das man vor dem Schuss immer die Zangen öffnen muss?“ wollte Victoria wissen.
„Oh, sie kennen sich aus!“ sagte Owen erstaunt. „Eigentlich nicht. Selbst wenn die Zangen geschlossen sind, würden sich diese beim Auslösen des Schusses automatisch öffnen. Aber im Nahkampf schützt die geschlossene Zange die empfindliche Mündungsoptik der schweren Laser vor Beschädigungen. Ich habe die Zangen verstärkt, so das mein „CRAB“ damit zwei eingebaute Boxhandschuhe mit Eiseneinlage hat!“ grinste Owen, als er begeistert über die Vorzüge seines Mechs berichtete.
„Sie haben doch sicher ihrem Mech einen Namen gegeben, oder?“ fragte Veronica mit leicht spöttischen Unterton und grinste dabei unverschämt!
„Natürlich!“ bestätigte der Mechkrieger, „Ich habe ihn „Rocky“ getauft, nach einem antiken Boxer!“
„Mechkrieger!“ sagte Victoria grinsend und schüttelte den Kopf. „Ihr seid überall gleich!“ stellte sie fest.
„Was für einen Mech führt denn ihre Kommandeurin?“ wollte Owen wissen.
„Sie hat einen „SHADOW HAWK“ und sie nennt ihn „Jotnar“, wie die Riesen in der nordischen Mythologie und hat den Namen auch auf ihren Mech geschrieben. Mir hat sich der Name für immer eingebrannt, als sie mein Team und mich aus der Todesfalle befreite und wir uns verzweifelt an den Mechs ihrer Lanze festhielten, während sie mit maximaler Geschwindigkeit zu unserem Landungsschiff flüchteten! Ich hatte dabei ständig diesen Namen vor Augen! Ich würde ihr dafür bis in die Hölle folgen!“ sagte Victoria aufgewühlt. Insgeheim war sie froh, dass sie alle in den letzten Tagen minutiös an ihrer Tarnvita gearbeitet hatten. Mittlerweile kam es Victoria so vor, als ob sie es wirklich erlebt hätte!


Da wurde mit einem Löffel auf ein Glas geschlagen und alle verstummten fast schlagartig.
„Es kommt äußerst selten vor, das man auf Reisen in der tiefen Peripherie auf andere Sprungschiffe stößt und keiner ist wirklich scharf darauf!“ sagte der Kapitän des Tramp-Sprungschiffes Minoru Yamaguchi und man hörte Lachen im Hintergrund, „Denn meist handelt es sich dann um Piraten. Ob sie welche sind, ist leider noch nicht abschließend geklärt, aber bisher spricht meine Intuition dagegen und der kann ich normalerweise vertrauen, sonst wären wir schon längst den Unsitten hier draußen zum Opfer gefallen.“ Dann erhob er sein Glas,
Frau Major, meine Damen, willkommen an Bord der „Shinobi Maru“ und ich hoffe, wir können beide aus dieser Begegnung profitieren und dann friedlich wieder unserer Wege ziehen. - Cheerioo!“ damit erhob der Kapitän sein Glas und schaute in die Runde, von allen Seiten wurde das „Cheerioo“ erwidert. Dann tranken alle einen Schluck. Der Kapitän wandte sich an Sigrid,
Major Helgisdottir, sie haben uns eine Geschichte versprochen. Da wir so selten auf jemanden aus der Inneren Sphäre treffen, bitte ich sie, uns ihre Geschichte zu erzählen, warum sie eigentlich hier sind!“ Minoru Yamaguchi und auch alle anderen Anwesenden schauten nun Sigrid neugierig an.


„Nun, den ganz groben Abriss kennen sie schon, aber ich will von vorne anfangen!“ Dann erzählte sie kurz von dem Jihad von „Word of Blake“, den atomaren Verwüstungen auf Tharkad und dem Chaos in der Sphäre.
„Wie sie sehen, hat man in der Inneren Sphäre immer noch nicht dazu gelernt!“ schloss sie diesen kurzen Abriss. „Aber nun zu uns. Vor knapp 3 Jahren hat mein Colonel eine Sölderkompanie gegründet und dafür Mechkrieger und Mechs angeheuert. Unter anderem mich und meine komplette Lanze. Wir waren zu klein um auf Dauer diesem Mahlstrom widerstehen zu können. Deshalb erschien es mir sehr vorteilhaft, meine Lanze und mich in eine größere und robustere Einheit zu integrieren. Noch eine Bemerkung, sehen sie mir bitte nach, das keine Namen und Einheit nenne, da wir uns selbst schützen müssen. Soweit wir wissen, wurde nach den Geschehnissen, die ich gleich erzähle, unsere alte Kompanie zu einer vogelfreien Einheit erklärt!“
„Was haben sie denn dafür angestellt?“ wollte Colonel Mitchel wissen.
„Alles zu seiner Zeit und ich versichere ihnen, dass wir selbst nichts „angestellt“ haben, dass eine solche Maßnahme rechtfertigen würde. Aber zurück zu den Geschehnissen!“


„Nachdem die Einheit durch unseren Kommandeur aufgestellt und trainiert worden war, beantragten wir natürlich eine Registrierung bei der Söldnerprüfungsorganisation. Aber das Chaos des beginnenden Jihads behinderte die Genehmigung, da zu dieser Zeit viele Sölderkommandos gegründet wurden. Deshalb mussten wir von Beginn an unverifizierte Aufträge vom freien Markt annehmen. Das ging auch eine Weile gut. Bis uns einer unserer bisheriger Auftraggeber, für den wir schon 3 tadellos verlaufende Jobs erledigt hatten, einen neuen Auftrag anbot. Wir sollten einen Sabotage-Angriff zusammen mit anderen Kräften unseres Auftraggebers durchführen. Als Gegner stand uns nur ein Teil der planetaren Miliz entgegen. 3 Panzerlanzen und eine Mechlanze. Unser Auftrag war es, die planetare Miliz zu binden und möglichst auszuschalten, während die anderen Kräfte die Sabotage durchführen sollten. Also für uns eigentlich eine gut lösbare Aufgabe. Da wir dem Auftraggeber mittlerweile vertrauten, wurde auch keine Hintergrundrecherche durchgeführt. Etwas, das ich nie wieder machen werde!“ stellte Sigrid bitter fest.


„Ein paar Tage später sprangen wir mit der „Seute Deern“ zu einem Piratensprungpunkt im Zielsystem. Die anderen Einheiten des Auftraggebers waren angeblich schon vor Ort. Wir landeten dann 3 Tage später an den besprochenen Koordinaten und rückten gegen die planetare Miliz wie geplant vor. Wir marschierten ohne es zu Wissen direkt in den Vorhof zur Hölle!“ Sigrid unterbrach kurz und schluckte, nippte kurz an ihrem Glas und schaute sich um. Alle blickten sie gespannt und neugierig an.
„Nach ca. 1 Stunde vorsichtigen Vortastens tauchten die ersten Feindsignaturen auf. Nichts ungewöhnliches, leicht gepanzerte Spähfahrzeuge. Wir griffen sie sofort an, als sie in Waffenreichweite waren. Der erste Schuss wurde sogar von denen abgegeben. Ein „MYRMIDON“ hatte das Feuer mit seiner PPK auf Maximalreichweite eröffnet. Die Fahrzeuglanze wurde schnell aufgerieben. Aber plötzlich tauchten vor uns massiv Feindsignaturen auf. Unsere Scanner meldeten über 30 Mechs darunter auch mehrere Assaults. Das war nicht die Miliz die wir erwartet hatten, das war eine komplette lyranische RKG! Das hier etwas nicht stimmte, war uns allen sofort klar, mein Kommandeur hat sofortiges Ausweichen befohlen und den Gegner angerufen. Die Antwort ließ uns alle das Blut in den Adern gefrieren! Die Durchsage kam auf dem allgemeinen Kanal, jeder in der Einheit konnte sie hören!
„Wir akzeptieren keine Kapitulation, nur ihren Tot!““ Sigrid machte eine Pause und lies diese Aussage unter den Anwesenden wirken. Kurz darauf setzte sie fort, „Diese RKG war auf einem Rachefeldzug und wir waren ihr als Lebend-Futter vorgeworfen worden!“ schilderte Sigrid eindringlich.
„Eine ganze RKG?“ fragte der Colonel nach. Sigrid nickte. „Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, würde ich es nicht glauben!“ Dann setzte sie mit den Erlebnissen fort,
„Unser Kommandeur hat sofort die ausweglose Lage in der wir uns befanden begriffen. Unsere Flankenkräfte meldeten ebenfalls starke Einheiten, die auf sie vorrückten. Das ganze hatte sich in Minuten zu einem Mech-Sack entwickelt und der Feind war im Begriff uns einzukesseln.“ Einige der Anwesenden in der Messe stöhnten auf, als sie sich die von Sigrid plastisch geschilderte Lage vorstellten.


Sigrid senkte die Stimme.
„Mit seinem letzten Funkspruch befahl mir mein Kommandeur sofort zu fliehen. Die Mechs meiner Lanze waren die einzigen, die schnell genug waren der Umfassung noch zu entgehen. Ich wollte widersprechen, aber er sagte „Denken sie an ihre Kameradinnen und Kameraden und die auf dem Schiff, die sie retten können!“ Dann verstummte er mit einem lauten Krachen. Ich konnte seinen Mech sehen, wie ein „FAFNIR“ mit einer Doppel-HGaus-Salve seinem „BLACK KNIGHT“ förmlich den Kopf abriss! Ich gab sofort die notwendigen Befehle und wir rannten was wir konnten zum Landungsschiff. Unterwegs trafen wir auf eines unserer Infanterie-Teams. Ihr MTW war ausgefallen. Ich befahl ihnen, auf unsere Mechs aufzusitzen und wir flüchteten so schnell es ging vom Schlachtfeld. Kurz bevor wir die „Winterstorm“ erreichten, hörte ich den Funkspruch des letzten lebenden Kameraden von der Bravo Lanze: „Frigg finde sie und räche uns!“ Dann erstarb auch seine Stimme. Als wir das Schiff erreichten, booteten wir sofort ein und der Kommandant des Schiffes vollführte einen Alarmstart, da bereits erste feindliche Kräfte fast auf Schussweite auf uns herangekommen waren. Ich hatte meine Lanze und ein Infanterie-Team retten können, mehr nicht! Die aufgefundenen Infanteristen hatten es alle geschafft, wobei sich der eine oder andere bei der Flucht schwer verletzt hat.“ Dann zeigte Sigrid auf Victoria. „1.Lt. Tesch war die Teamführerin und hatte sich fast 30 Minuten an den Griffbügeln meines „SHADOW HAWK“s festgehalten. Früher waren wir Kameradinnen, jetzt sind wir Waffenschwestern!“ Sigrid holte tief Luft.


„Leider war der Horror nach dem Alarmstart nicht vorbei, man wollte uns wirklich tot sehen. Wir wurden schnell von mehreren Landungsschiffen verfolgt. Wir erreichten gerade so die „Seute Deern“, die sofort sprang, noch während unsere Dockkragen einrasteten! Wir bewegten uns erst zu einem unbelebten System 3 Sprünge entfernt. Dort leckten wir unsere Wunden, tarnten unsere Schiffe und änderten die Namen! Später haben wir erfahren, dass unser Auftraggeber auf dem Planeten mehrfach Angriffe auf Infrastruktur und Industrie durgeführt hatte und dabei keinerlei Rücksichten auf Zivilisten genommen hat. Da die lyranische RKG in der Nähe war, wurde sie auf den Planeten entsandt um den Schutz zu übernehmen. Das wusste unser Auftraggeber wohl und präsentierte uns dann als die Schuldigen. Die anderen Einheiten unseres damaligen Auftraggebers haben nur aus Funksprüchen bestanden. Wir sollten sterben! Seitdem versuchen wir herauszufinden, wer unser Auftraggeber tatsächlich war. Aber das muss warten, bis wir uns in 2 – 3 Jahren wieder in der IS bewegen können, ohne dass wir gleich 20 Kopfgeldjäger am Hals haben. Das ist auch der Grund, warum ich ihnen nicht mitteilen möchte, wer wir früher waren oder wie unser Kommandeur hieß. Da brauchen sie nur zu wissen, dass dieser Mann einer der besten und integersten Vorgesetzten war, denen ich je begegnet bin!“ Sigrid holte tief Luft. Sie hatte die Geschichte schon so oft vor sich selbst wiederholt, dass ihre Vorstellungskraft ihr nun bereits Bilder davon zeigte!


Da erhob Colonel Mitchel das Wort.
„Dann kann ich nur sagen, dass sie von Glück reden können noch zu leben und ich wünsche ihnen viel Erfolg beim Finden dieses Aasgeiers!“ Danach bat der Kapitän zu Tisch und das Dinner begann. Sigrid musste zugeben, dass sie selten besser gegessen hatte!
„Ihre hydroponischen Anlagen müssen hervorragend sein!“ meinte Sigrid zu Minoru Yamaguchi bewundernd.
„Das Schiff befindet sich schon seit mehreren hundert Jahren im Familienbesitz, da haben wir den einen oder anderen Kniff gelernt!“ äußerte sich der Kapitän. „Aber jetzt mal zu was anderem. Was wollen sie von uns und was können sie mir anbieten. Hier draußen überlebt man nicht lange, wenn man nur gibt und nicht nimmt!“ meinte der Kapitän direkt.
„Sie fragen direkt und ich gebe ihnen auch eine direkte Antwort Mr. Yamaguchi, Ich brauche Navigationsdaten von Systemen in der tiefen Peripherie wo wir uns ungefährdet versorgen können. Uns geht langsam der Treibstoff aus und wir müssen in spätestens 2 Sprüngen wieder zurück zu einem Peripherieplaneten um uns zu versorgen, etwas was ich eigentlich vermeiden möchte. Denn je näher wir der Sphäre kommen, desto gefährlicher ist es für uns.“ entgegnete Sigrid. „Was ich ihnen als Gegenleistung dafür geben kann, weiß ich nicht. Seltene Ersatzteile? Ich weiß ja nicht, was sie brauchen können. Nur Mechs sind nicht im Angebot, die brauchen wir noch selbst.“ antwortete sie.
„So was hatte ich mir schon gedacht!“ sagte der Kapitän. „Lassen sie uns nach dem Dinner darüber reden!“


Nach der Veranstaltung trafen sich Sigrid und der Kapitän in dessen Büro, um über das Geschäftliche zu reden.
„Ihnen die Navigationsdaten zu geben sehe ich nur als Problem des Preises. Sie erhalten aber keine Koordinaten über Systeme, die nur mir bekannt sind. Ein Exklusiv-Zugang ist Gold wert!“ grinste der Kapitän. „Denken sie aber bitte deshalb nicht schlecht von mir, das wollen diese Systeme zum Teil auch so. Wenn die Position unbekannt ist, kommen auch keine Piraten vorbei und Peripherie-Piraten sind das schlimmste Pack, das man sich vorstellen kann!“
„Ich brauche Anlaufpunkte um Nachschub erwerben zu können!“ entgegnete Sigrid. „Wir wollen die tiefe Peripherie nicht zu unserer Heimat machen!“ Der Kapitän nickte.
„Haben sie Sprungantrieb-Ersatzteile?“ fragte der Kapitän.
„In gewissem Umfang.“ entgegnete Sigrid und dann stiegen beide in die Verhandlungen ein.
„Ich lasse, wenn wir zurück sind eine Liste erstellen, die übermitteln wir ihnen zeitnah. Dann hoffe ich, dass wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen!“ meinte Sigrid.
„Das glaube ich schon.“ grinste Yamaguchi. „Aber noch etwas, sie haben uns mit der Nachrichtenzusammenfassung aus der IS auch einen IT-Trojaner untergeschoben. Sehr moderne Software, wie mein Sohn festgestellt hat. Er ist unser IT-Profi. So wie er mir erzählt hat, konnte er ihn gerade noch so erwischen, bevor er unsere NAV-Datenbank angezapft hätte. Eigentlich hätte ich sie dafür gerne bestraft, aber mein Sohn hat mich darauf aufmerksam gemacht, das sie unseren Trojaner auch abgefangen hatten.“ Dabei lächelte der Kapitän.
„Ja, mein ELOKA-Offizier hat den Trojaner bemerkt und versuchte so zu tun als ob er erfolgreich wäre. War wohl doch nicht so einfach, wie er mir gemeldet hat.“ sagte Sigrid und der Kapitän grinste noch breiter.
„Quid pro Quo! Aber mein Sohn hätte gerne den Quellcode ihres Trojaners, so hoch entwickelte Software bekommt man hier draußen nur selten zu sehen.“
„Das lässt sich einrichten!“ meinte Sigrid und lächelte nun ebenfalls.


Etwas später stieß Sigrid im Casino wieder auf ihre Kameradinnen.
„Wird langsam Zeit wieder heimzufliegen“ stellte sie fest. Da mischte sich Colonel Mitchel ein.
„Sie wollen schon gehen? Schade, aber ich hätte noch einen Vorschlag. Wie wäre den ein Simulationsgefecht zwischen „Frejias Ulanen“ und „Mitchels Maurauders“?“ Wir sind doch noch sicher mindestens 3 Tage zusammen hier am Sprungpunkt und Übung täte uns allen gut.“ lud der Colonel sie ein.
„Welche Sim-Software verwenden sie den?“ wollte Sigrid wissen.
„Da muss ich mal nachfragen!“ entgegnete der Colonel und nach kurzer Rücksprache mit seinem MasterTech sagte er es Sigrid.
„Die ist aber sehr alt!“ stellte Sigrid fest. „Ich mache ihnen einen Vorschlag. Wir stellen ihnen die Upgrade-Pakete auf die aktuellste Version zur Verfügung, wie sie in der IS verwendet wird, dann können wir gegeneinander antreten. Und sie werden staunen, was diese Sim-Software kann!“ meinte Sigrid.
„Was wird da schon ein großer Unterscheid sein!“ warf Owen Sparks zweifelnd ein, der daneben stand.
„Der Fund des Helm-Kernspeichers und die Clankriege waren mächtige Katalysatoren. Diese Software ist voll kompatibel zu allen Mechs und Kampffahrzeugen und entspricht in der Leistungsfähigkeit fast der der alten Sternenbund-Software. Oder ergibt sich in ihrer Software ein Sim-Gegner, wenn er merkt, dass er nicht mehr gewinnen kann?“ sagte Sigrid und Owen Spark klappte die Kinnlade herunter. Der Colonel lachte laut!
„Brauchen wir Hilfe bei der Installation?“ fragte er nach.
„Wenn es Probleme gibt, kann mein MasterTech sie gerne unterstützen!“ sagte Sigrid. „Ich bin wirklich gespannt, was sie gegen uns auffahren!“ meinte sie dann noch und bedeutete damit dem Colonel auch, dass sie es jetzt noch gar nicht wissen wollte. „Aber eine Regel: Es wird nur das Equipment verwendet, das auch physisch vorhanden ist. Nicht das sie plötzlich mit einer Kompanie „ATLAS“en oder „KING CRAB“s in der Sim erscheinen!“
„Sie haben mein Wort. Immerhin weiß ich, dass sie nur eine Lanze Mechs haben, das ist mehr als sie über meine Einheit wissen!“
„Oh, ich weiß schon, uralter Peripherie-Schrott!“ zog ihn Sigrid auf! Der Colonel lachte laut auf und schlug Sigrid jovial auf die Schulter.
„Sie gefallen mir wirklich!“ stellte er fest.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Shinobi Maru“, Büro des Kapitäns
So. 12.03.3071, 22:17 Uhr Bordzeit


„Und was halten sie von Major Helgisdottir?“ fragte Minoru Yamaguchi den ebenfalls anwesenden Colonel Hank Mitchel.
„Sie hört sich glaubwürdig an. Piraten sind das höchstwahrscheinlich nicht! Mein Gefühl sagt mir eher, dass sie eine hochprofessionelle Mechkriegerin ist. Sie war auf alle Fälle früher Offizierin in einer Armee der Nachfolgestaaten. Das merkt man schon an ihrer Ausdrucksweise und Haltung!“ erwiderte der Söldnerkommandeur.
„Wenn das so ist, haben sie sich für das SIM-Gefecht ja eine harte Nuss zum Knacken geholt!“ meinte der Kapitän schmunzelnd. „Aber ich stimme ihnen zu, ich denke ebenfalls nicht, dass es sich um Piraten handelt. Wir werden aber weiterhin wachsam sein! Ich bin gespannt, was sie mir im Austausch für die Navigationsdaten anbieten. Wenn sie tatsächlich Sprungtriebwerksersatzteile für uns haben, wäre das hervorragend! Solche Teile hier draußen zu bekommen ist fast unmöglich und wenn, dann kaum zu bezahlen!“ sinnierte Yamaguchi.
„Dann verraten sie es ihnen besser nicht, sonst wollen sie noch ihren „MULE“!“ lachte der Colonel.
„Mit dem können sie nichts anfangen. Für ein „SCOUT“-Sprungschiff ist die „Seute Dern“ zwar stark umgebaut. Einem „SCOUT“ mit 3 Hangars habe ich noch nie gesehen. Aber mehr als einen Dockkragen hat sie nicht und einen „UNION“ gegen einen „MULE“ zu tauschen wäre ein miserabler Deal!“ gab der Kapitän zurück. „Trotzdem, dass sie so tief in die äußere Peripherie vorgestoßen sind gibt mir Rätsel auf. Das ist etwas, was mich sehr wundert!“
„Vielleicht ist der Verfolgungsdruck wirklich sehr groß!“ überlegte der Colonel laut. „Grob überschlagen ist ihre Aussage richtig, dass sie mit der normalen Treibstoffladung in Kürze wieder zu einem in der IS bekannten Peripherie-System zurückkehren müssten und hier draußen sind sie garantiert vor jeder Verfolgung sicher!“
„Das spricht wieder für die „Seute Dern“!“ erwiderte der Kapitän. „Dann hoffen wir, dass alles schön friedlich bleibt. Immerhin haben wir noch 5 Sprünge, bis ich sie an ihrem Ziel absetzen kann!“ meine Yamaguchi zum Colonel, der daraufhin nickte.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Besprechungsraum
Mo. 13.03.3071, 15:32 Uhr Bordzeit


„Die Sim-Software ist bei den Maschinen der „Mitchels Marauders“ draufgelaufen wie Öl!“ stellte der MasterTech Lloyd McDrumond fest. „Sie haben nur einmal bei mir zurückgefragt, um ganz sicher zu gehen. Die Probeverbindung war stabil und sie könnten, wenn sie wollten aus meiner Sicht sofort gegeneinander antreten.“
„Danke Lloyd!“ entgegnete Sigrid. Dann wandte sie sich an Valentina,
„Wie erfolgreich war die Spionage-Drone?“ wollte sie von ihr wissen.
„Die Drone hat perfekt funktioniert und konnte die gesamte NAV-Datenbank während unseres Aufenthalts drüben auslesen. Ein Teil der Daten ist speziell codiert und kann nicht entschlüsselt werden. Der Rest ist alles lesbar. Die Drohne konnte sogar beim Rückflug geborgen werden. Nichts deutet auf unseren Hacker-Angriff hin!“ informierte sie Valentina. Sigrid nickte, das war besser gelaufen als sie erwartet hatte.
„Und es lässt sich wirklich nichts feststellen?“ hakte Sigrid nach. Valentina schüttelte den Kopf.
„Nein, der Zugriff wurde als solcher auch nicht in den Logs vermerkt. Die Spionagesoftware hat die automatische Datenreorganisation quasi als Reittier benutzt und alle Übertragungsprotokolle wurden korrigiert.“ versicherte ihr die IT-Spezialistin.
„Hoffen wir das mal! Ich würde Kapitän Yamaguchi nur ungern verärgern!“ meinte Sigrid. „Wie lange noch bis wir springen können?“ fragte sie dann Kaptein Hansen.
„Der Ladevorgang läuft dank der starken Sonne sehr gut! Wir könnten in 7 Stunden springen wenn es sein muss. Aber vorher haben sie noch ein Date auf dem Gefechtsfeld!“ grinste er.
„Wir sollten es vermeiden, einfach wegzuspringen. Das würde nur die Pferde scheu machen.“ meinte Sigrid, als ihr ComPad anfing zu summen. Sie schaute kurz darauf, dann schob sie die Nachricht auf das große Display des Besprechungsraumes.
„Die Wunschliste von Kapitän Yamaguchi ist da, gehen wir dies mal gemeinsam durch!“ Wie zu erwarten, war Yamaguchi an einem Teil der Sprungtriebwerk-Ersatzteile interessiert, aber auch bestimmte Lebensmittel fanden sein Interesse. Sowie weiteres technischen Equipment.
„Die Liste hätte ich vorher anstreichen sollen!“ grinste Hansen. „Yamaguchi hat genau das aufgelistet, was ich erwartet habe.“
„Sehen sie Schwierigkeiten bei den Sprungtriebwerksteilen?“ fragte Sigrid nach.
„Nein, eigentlich nicht. Wir haben ihm nicht alle Teile angeboten. 2 Teile standen nicht auf der Liste, da diese doppelt sind und wir aber mindestens jeweils eines davon dabehalten müssen, weil es Verschleißteile sind. Von meiner Seite können wir die Teile liefern.
„Lloyd, wie sieht es mit dem restlichen technischen Equipment aus?“ wollte Sigrid wissen.
„Kein Problem. Das ein oder andere Teil können wir auch selber herstellen, wenn es sein muss.“ meldete er.
„Gut, dann werde ich nach der Besprechung mal mit der „Shinobi Maru“ sprechen. Der SIM-Kampf findet dann Morgen früh ab 0800 statt. Danach bringen wir das Equipment zur „Maru“!“
„Lassen sie sich von denen nur nicht reinlegen! Peripherie-Söldner ersetzten ihre technische Unterlegenheit eigentlich immer durch ein schlaues Vorgehen. Rechnen sie mit allem!“ gab ihr Kaptein Hansen noch einen wohlgemeinten Tipp auf den Weg.
„Ich werd‘s mir merken Kaptein, danke!“ erwiderte Sigrid, nickte im zu und beendete die Sitzung.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Cockpit „SHADOW HAWK“
Di. 14.03.3071, 07:55 Uhr Bordzeit


„Ulanen bereit?“ fragte Sigrid über Funk nach, alle meldeten Gefechtsbereitschaft, auch der MTW der Infanterie und der Drohnencontroller in seinem engen Gefechtsfahrzeug. Die ganze Zeit hatte sie überlegt, wie stark „Mitchels Maurauders“ wohl waren. Ein „UNION“ konnte eine komplette Mechkompanie transportieren. Da Mechs aber in der Peripherie einen noch höheren Wert als in der IS darstellten, ging sie eigentlich davon aus, dass sie es mit 1 – 2 Mechlanzen plus 1 oder 2 Panzerlanzen zu tun bekommen würde. Um keine Seite zu bevorzugen oder zu benachteiligen, hatten sich der Colonel und sie sich im Vorfeld beim Szenario auf ein Begegnungsgefecht geeignet, das komplett von der KI der Software gesteuert wurde. Natürlich hatten beide Seiten Firewalls aufgerichtet, damit im Zuge der Simulationsdatenverbindung keine Schadsoftware oder sensible technische Informationen übertragen werden konnten. Sigrid schaute auf den Counter in ihrem Sichtfeld. In 4 Minuten würden sie in die Simulation eintauchen.


Pünktlich wurden sie in die Simulation gesaugt und fanden sich in einem locker bewaldeten Hügelgelände wieder. Auf ihrem Radar blinkten die 3 anderen Mechs grün und der MTW stand 500 m rechts von ihr. Sigrid grinste ein wenig. Ihre beiden L/R-Jäger hielten sich in 10 km Entfernung hinter ihnen in Bereitschaft und warteten auf ihr Kommando einzugreifen. Schnell analysierte sie die Umgebung, dann kommandierte sie,
„Ulanen, hier Frigg, hinter Hügelkuppe zurückfallen lassen. Dolch1, vorrücken auf bewaldeten Hügel 1000 voraus und aufklären, bei Feindkontakt sofort ausweichen. Falke1, Drohne los, Gebiet vor uns auf 6 km Breite und 12 km Länge aufklären. Fliegen sie nicht zu tief, wir brauchen die Drohne noch! Kommen!“ befahl sie. Sofort wurden ihre Befehle bestätigt und die 4 Mechs der Lanze zogen sich hinter die Hügelkuppe zurück, so dass sie von weitem nicht mehr zu sehen waren. Der MTW rückte vor und bezog eine gedeckte Stellung auf einem der höheren Hügel 1000 m voraus in Feindrichtung. Wenigstens diese hatte ihnen die Sim-Software gezeigt. Da fiel ihr was ein,
„Falke 1, hier Frigg, Aufklärungsgebiet auf 8 km Breite erweitern und klären sie zuerst das Gelände hinter uns auf 2000 m Tiefe auf!“ Kommen!“
„Hier Falke1, zuerst Aufklären Abschnitt 2000 hinter uns, dann voraus auf 8000 Breite, Verstanden, Ende!“
Nach 10 Minuten meldete Falke1, das das Gelände hinter ihnen feindfrei war und nahm dann die Aufklärung in Feindrichtung auf.


Nachdem Falke1 auf den nächsten 2500 m voraus nichts aufklären konnte, ließ Sigrid ihre Lanze in breiter Reihe vorrücken. An der rechten Flanke marschierte der „PHOENIX HAWK“ von Sam „Sting“ Neill, rechts von ihr der „KINTARO“ mit Brian „Mathan“ McCullogh und auf der linken Flanke der „CENTURION“ von Ksenjia „Vorona“ Sokolow. Die Mechs hielten untereinander einen Abstand von ca. 140 m.
„Frigg, hier Sting, nichts auf dem Radar!“ meldete ihr Sam Neill. Mittlerweile waren sie schon fast 5 km vorgedrungen, bis jetzt hatte auch die Drohne noch nichts aufgeklärt.
„Frigg, hier Mathan, entweder umgehen sie uns weiträumig oder sie locken uns in einen Hinterhalt! Das gefällt mir nicht!“ meldete sich McCullogh.
„Hier Frigg, das denke ich auch! Ulanen, wir schwenken nach rechts und versuchen sie in der Flanke zu packen.“ Sofort zog die gesamte Lanze nach rechts und bewegte sich im Winkel von 45° zu ihrem alten Kurs.


Nach weiteren 10 Minuten meldete Falke1 Kontakt auf ca. 3800m halblinks von ihrer derzeitigen Position und Marschrichtung.
„Frigg, hier Falke1, aufgeklärt, 1 komplette Panzerlanze mit mittleren Panzern. 2 Fahrzeuge identifiziert, 1 „TIGER“ und 1 „GALLEON“, Kommen!“
„Hier Frigg, verstanden, Ende!“ antwortete Sigrid. Wie sie vermutet hatte, wollte Colonel Mitchel mit ihr „Katz-und-Maus“ spielen. Sie dachte kurz nach, auf die Panzerlanze direkt zu zumarschieren wäre sicher fatal. Dann traf sie eine Entscheidung.
Ulanen, hier Frigg, wir gehen in 2 Halblanzen vor, Mathan und Sting geht auf 1200 m Abstand rechts von uns, Mathan führt Halblanze, Vorona bleibt bei mir, Dolch1 fällt zurück auf 1200 m hinter uns, Kommen!“ Sofort betätigte ihre Lanze die Order und der „KINTARO“ und der „PHOENIX HAWK“ entfernten sich und waren kurz darauf nur noch als blaue Blips am Rand der Radaranzeige zu sehen. Der MTW war kurz darauf weit hinter ihr.


Langsam rückten sie vor und beschreiben dabei einen leichten Linksbogen. Sigrid ging davon aus, dass ein Teil von Mitchels Mechs irgendwo abgeschaltet auf sie wartete und hielt deshalb den Metall-Anomaliesensor im Augen. Wenn sie Mitchels Maurauders fanden, musste es schnell gehen, da sie sich sonst aller Wahrscheinlichkeit nach in einem tödlichen Kreuzfeuer wiederfinden würden. Nach quälenden 15 Minuten, in denen sie sich langsam vorarbeiteten, schlug der Sensor plötzlich aus. 500 m entfernt befand sich eine massive Ansammlung von Metall, ein zweiter Blick überzeugte sie, dass es sicher keine natürliche Formation war, sondern ein Mech.
„Hier Frigg, halblinks 500 voraus Metallortung. Kommen!“ meldete sie.
„Hier Vorona, Verstanden, Kommen!“
Sigrid zoomte den Geländeausschnitt in ihrem Visier und konnte den gedrungenen Arm eines „CRAB“ erkennen. Sie grinste, jetzt musste sie schnell sein. Sie visierte den Arm des Mechs an und löste ihre AK5 und die LRM in direktem Richten aus. Die gebündelten Energien ihrer AK5 und ihrer LRMs tobten sich an dem Arm des „CRAB“s aus und rissen die Tarnung des Mechs beiseite.
„Vorona, sofort nach rechts mit Höchstgeschwindigkeit ausweichen, Los!“ Sigrid trat beide Fußpedale durch und sprang ebenfalls nach rechts. Plötzlich flammten 4 rote Markierungen auf dem Radar auf, der Gegner hatte die Tarnung fallen lassen und fuhr seine Mechs hoch.
„Mathan, 4 Mechs an meiner Position aktiviert, rücke auf unsere Position vor und passt auf einen Hinterhalt auf! Ich glaube nicht, dass das alles ist!“
„Frigg, wir kommen!“ hörte sie McCulloghs Stimme in ihrem Kopfhörer.
Als sie mit ihrem „SHADOW HAWK“ landete, war der nächste gegnerische Mech gerade 250 m von ihr entfernt. Ihre Zielerfassung identifizierte den Mech als „JAVELIN JVN-10F“. sofort nahm sie den Mech unter Beschuss, doch anstatt eines Alphas löste sie eine Waffe nach der anderen aus, damit der Gegner keine Chance für einen gezielten Schuss mit seinen 4 mLasern bekam.
„Vorona, Feuer auf den „JAVELIN“ konzentrieren und weiter zurückfallen!“ befahl sie und zog sich zusammen mit Voronas „CENTURION“ zurück. Vorona landete mit ihrer Luxor-AK/10 einen Volltreffer und riss dem „JAVELIN“ einen Arm ab. Auf dem Radar sah sie, das sich die gegnerische Lanze formierte und geschlossen auf sie zukam. „Zeit für die Verstärkung!“ dachte Sigrid,
„Wir müssen uns schneller zurückziehen Vorona!“ gab sie durch.
„Moment!“ hörte sie Vorona über Funk sagen und kurz darauf durchschlug ihre AK/10 die Torsopanzerung des „JAVELIN“ endgültig und fällte ihn!
„Einer weniger! Jetzt aber weg!“ zischte Ksenjia befriedigt. Sofort lösten sich beide Mechs mit größtmöglicher Geschwindigkeit von der gegnerischen Lanze. Sigrid musste grinsen, Ksenjia wurde immer besser und war mittlerweile eine sichere Bank in ihrer Lanze.


„Frigg, sind noch 400 m von euch entfernt, Befehle?“ hörte sie nun McCullogh. Sigrid überblickte kurz die Lage, dann gab sie ihre Order,
„Mathan, umgeht uns rechts und fallt dem Gegner in dessen linke Flanke!“
„Wird gemacht Frigg! Ulanen voran!“ rief McCullogh und kurz darauf sah sie die Sensorschatten der 2. Halblanze rechts an ihnen vorbeiziehen. Sehen konnte sie die beiden Mechs nicht, aber damit waren sie auch für den Gegner nicht sichtbar!
„Vorona, verlangsamen, wir fangen den Gegner auf, freie Zielwahl!“ gab sie durch. Sigrid konzentrierte sich auf den vordersten Kontakt der kurz darauf hinter einem Felsen hervortrat. Es war der „CRAB“! Sie empfing ihn mit dem Feuer ihrer AK/5. Der „CRAB“ wurde von den Granaten durchgeschüttelt, richtete sich aber sofort wieder auf Sigrids „SHADOW HAWK“ aus. Mittlerweile hatte Sigrid den Namen des Mechs lesen können, als sie das Bild herangezoomt hatte, „Rocky“. Ihr stand Cpt. Owen Sparks gegenüber und sie war sich sicher, dass dieser genau wusste, wer in dem „SHADOW HAWK“ saß, den er Angriff. Da klappten die Zangen des „CRAB“ auf und 2 Strahlen kohärenten Lichts überbrückten die 290 m zwischen ihnen und konzentrierten sich auf ihrer Torsomitte. Sofort verdampfte und verflüssigte sich Panzerungsmaterial und floss an ihrem Torso hinab. Sigrid trat in die Pedale und sprang 50 m nach links. Im Scheitelpunkt ihrer Flugbahn ertönte der Gong der Zielerfassung und sie löste einen Alpha auf den rechten Arm des „CRAB“s aus, der durch ihren ersten Angriff schon gezeichnet war. Aber kaum das sie am Boden war, raste ein Schwarm LRMs auf ihren Mech nieder. Ihr gesamter Mech wurde durch die Einschläge durchgeschüttelt. Die Panzerungsanzeige an ihrem Torso ging auf Gelb und auch das AK/5-Waffenmodul auf ihrer linken Schulter war schwer getroffen worden. Irgendwo weiter hinten musste ein Mech mit mehreren LRM-Werfern stehen, der sie in aller Ruhe beharken konnte, während sie sich mit den Mechs hier vorne auseinandersetzen musste!


„Was haben wir den da!“ hörte sie plötzlich McCullogh über Funk rufen. „Frigg, hier steht ein „CRUSADER“ Wir greifen an!“ McCullogh hatte den Mech bei seinem Flankenmanöver entdeckt und wusste sofort, das er ihn angreifen musste! Dessen beiden LRM15-Werfer waren wahrscheinlich die Ursache für den LRM-Hagel der über sie niedergegangen war! Sigrid war sich sicher, dass der „CRUSADER“ der Mech von Col. Mitchel war. Dieser Mech war für einen Lanzen- oder Kompanieführer nahezu ideal! Sigrid schob den Schubhebel ganz nach vorn, bewegte sich jetzt quer zum „CRAB“ und deckte den Mech mit ihrem Serienfeuer ein. Abwechselnd schlugen ihr MedLaser, ihre SRM2, ihre LRM und ihre AK/5 in dem Torso den Mechs ein. Aber der „CRAB“ blieb ihr nichts schuldig! Immer wieder wurde sie von dessen Lasern getroffen und ihre Panzeranzeige zeigte immer besorgniserregende Werte an.
„Vorona, Lage!“ rief sie. Sie hatte ihre Lanzenkameradin etwas aus den Augen verloren, aber in ihrer Lanzenanzeige sah sie, dass ihr Mech zwar auch Schäden hatte, aber immer noch voll einsatzbereit war.
„Frigg, alles klar, bin im Gefecht mit einem „BLACKJACK BJ-1“. Hab ihn im Griff!“
„Vorona, nicht zu Selbstsicher sein! Pass auf!“ gab Sigrid zurück
„Ja Ma’m!“ kam es flapsig zurück. Das hätte sich Ksenjia vor ein paar Wochen definitiv noch nicht getraut zu sagen. Aber auch sie musste aufpassen! Plötzlich stürmte der „CRAB“ auf sie zu, um sie zum Nahkampf zu zwingen. Sigrid dachte schon, das Owen Sparks seinen Mech nicht umsonst nach einem Boxer benannt hatte. Sie trat beide Pedale durch, übersprang den gegnerischen Mech und landete 100 m hinter ihm. Ihre Wärmeanzeige schoss in den roten Bereich und die einzige Waffe, die sie abfeuern konnte, ohne dass es zur Sofortabschaltung kam, war die AK/5! Gerade als Owens seinen Mech auf sie zudrehte, schoss sie ihre AK/5 auf den Gegner ab. Die Granaten trafen das Waffenmodul des rechten Arms und setzten den schweren Laser außer Gefecht. Sofort beschleunigte Sigrid ihren Mech und bewegte sich seitwärts weg, um etwas Zeit zur Abkühlung ihres „SHADOW HAWK“s zu gewinnen.


Brian stürmte mit seinem „KINTARO“ auf den „CRUSADER“ zu und bombardierte ihn mit allem was er hatte. Sofort wendete sich der schwere 65to Mech sich ihm zu.
„Sting, bleib auf Abstand und beharke den „CRUSADER“ aus der Entfernung, aber pass auf, das du nicht mich triffst!“ gab er seinem Lanzenkameraden durch. Dann schaltete er auf den allgemeinen Kanal um, und rief den „CRUSADER“ direkt an.
„Wenn sie an Frejia herankommen wollen, müssen sie erst an mir vorbei, Colonel!“ gab er durch.
„Hier Colonel Mitchel, mit wem habe ich das Vergnügen?“ fragte Mitchel nach und empfing den „KINTARO“ mit einem Schlag aus 2 SRM6 und 2 mLasern. Brians Mech wurde durchgeschüttelt, aber dafür war der „KINTARO“ schließlich konstruiert worden! Brian schielte auf seine Wärmeanzeige und bedankte sich mit einem ALPHA. 18 SRMs rasten auf den schweren Mech zu und detonierten auf dem ihm zugewandten Bein des Gegners, das einen der beiden SRM-Werfer beherbergte. Auch seine beiden mLaser fanden ihr Ziel. Sofort wurde das Bein auf der Gegneranzeige gelb!
„Captain McCullogh zu ihren Diensten!“ gab Brian durch. „Geben sie gleich auf oder muss ich sie erst aus ihrem Mech schälen!“ fragte er und versuchte sich einen höhnischen Unterton zu geben. Brian wusste, dass wütende Mechkrieger zu unüberlegten Handlungen neigten.
„So weit sind wir noch nicht!“ gab der Colonel ruhig zurück und Brian erkannte sofort, dass der Colonel mindestens genauso abgebrüht war wie er! Plötzlich tauchte 200 m rechts von dem „CRUSADER“ Sam Neills „PHOENIX HAWK“ auf und landete mit seinem sLaser und seinen beiden mLasern einen Volltreffer auf dem schon beschädigten Bein des „CRUSADERS“. Das Bein blieb intakt, aber der SRM6-Werfer würde nie wieder Raketen verschießen. Sofort sprang der „PHOENIX“ aus dem Waffen- und Sichtbereich des schweren Mechs.
„Goldjunge!“ rief Brian seinem Kameraden über Funk zu! Waffentechnisch war ihm der „CRUSADER“ nun unterlegen, da Brian dem Colonel zu nah war, als das er seine beiden verheerenden LRM15-Werfer hätte einsetzen können.


Victoria saß neben dem Fahrer in ihrem MTW. Langsam näherten sie sich dem Gefecht.
„Nicht näher als 800 m!“ befahl sie ihrem Fahrer. Dann tippte sie auf das Taktik-Pad vor ihr, das die Karte der Umgebung anzeigte und sagte dann.
„Dort unterziehen und Sensoren auf volle Stärke. Hier sind wir nützlicher als mitten im Kampfgetümmel!“
„Kein Problem sagte Fritz, ihr Fahrer stellte das Fahrzeug an der Position ab. Leider konnte die Simulation nicht mit einzelnen Soldaten operieren, da diesen dafür einfach das notwindige Interface fehlte. Nur Sprungtruppen oder ihre raumfähigen Gefechtsanzüge hätten dies bereitgestellt. Aber Sigrid hatte sich dagegen entschieden, da sie ja offiziell ja nur normale Infanteristen waren. So nahm nur ihr Gefechtsfahrzeug an dem Simulationsgefecht teil. Soweit Victoria es beurteilen konnte, lief das Gefecht ausgeglichen, wobei die Ulanen noch mit der vollen Lanze kämpften, während der Gegner nur noch 3 Mechs hatte.


„Ulanen, Hier Falke1, Lageinformation, Leichte Mechlanze aufgeklärt, 4 Mechs identifiziert, 1 „LOCUST“, 2 „COMMANDO“ und 1 „VALKYRIE“, rücken mit hoher Geschwindigkeit auf Gefecht vor, EAZ 11 Minuten, aufgeklärte Panzerlanze rückt ebenfalls auf Position der Ulanen vor, EAZ 12 Minuten! Kommen!
„Hier Frigg, verstanden, Ende!“ Der Funkspruch hatte auf Sigrid die Wirkung einer Eisdusche. Sie hatte gewusst, dass dies hier nicht die einzigen Feindkräfte waren, aber 4 zusätzliche leichte Mechs konnten sie in große Schwierigkeiten bringen, wenn sie die gegnerische Kampflanze nicht innerhalb der nächsten Minuten ausschalten konnten. Zeit für ihren Joker!
„Geier1, hier Frigg, sofort Einsatz auf anrückende leichte Mechlanze und passt auf, der Gegner hat auch mindestens einen Vogel in der Luft! Kommen!“
„Hier Geier1, Verstanden, sind in 4 Minuten vor Ort! Ende!“ hörte sie Harro „Growler“ Schelberts ruhige Stimme.


Sigrid musste dem Kampf hier schnell ein Ende setzen. Mittlerweile war ihr Mech völlig abgekühlt. Dem gegnerischen „CRAB“ hatte sie schwer zugesetzt, aber ihr Mech war auch mehr als Reif für eine Instandsetzung. Aber sie hatte noch alle ihre Waffen und genug Munition! Da stand der „CRAB“ 200 m vor ihr, gerade war sie seinen beiden Laserbahnen ausgewichen. Sie hatte jetzt 5 – 10 Sekunden Zeit bis er wieder schießen konnte. Sigrid richtete ihren „SHADOW HAWK“ Jotnar aus und stürmte auf den Gegner zu. Dieser nahm seine Arme hoch wie ein Boxer, aber 20 m vor dem Gegner trat sie in die Pedale, übersprang den „CRAB“ und drehte in der Luft. Dabei beugte sie sich etwas vor und landete 40 m hinter dem Gegner. Sie konnte Jotnar gerade so noch abfangen und löste einen ALPHA in den Rücken des „CRAB“ aus. Vorher hatte sie schon ein paar Treffer in den Rückentorso setzen können und ihn geschwächt, aber jetzt durchbrachen ihre Waffen den Rückenpanzer und schalteten den „CRAB“ aus. Der Gegner sackte zusammen und das Radarecho erlosch. Sigrid holte tief Luft, rückwärts zu landen hatte sie noch nie versucht, aber jetzt war ihr zu Gute gekommen, dass sie ihren „SHADOW HAWK“ in und auswendig kannte und er für sie eine Erweiterung ihrer Selbst war. Sie tätschelte die Cockpitkonsole und stürmte dann auf Voronas Position zu, um ihr bei dem „BLACKJACK“ zu helfen.


Ksenjia blieb immer nah an dem „BLACKJACK“ um zu verhindern, dass seine beiden AK/2 ihre volle Wirkung entfalten konnten. Ihr Mech war besser gepanzert, aber sie verzichtete soweit als möglich auf den Einsatz ihrer AK/10 da sie nur noch wenig Munition hatte. Von den 20 Schuss hatte sie bereits 14 verbraucht und Sigrid hatte ihr eingeschärft immer etwas Munition aufzusparen um bis zum Schluss handlungsfähig zu bleiben! 2 Schuss hatte sie noch, bis sie diese eiserne Reserve erreichte! Der kurz zuvor empfangene Funkspruch von Falke1 hatte ihr gezeigt, wie Recht Sigrid mit ihrem Rat hatte! Sie stürmte vor und hieb mit ihrem linken Arm nach einem der beiden Waffenarme des „BLACKJACK“s der mit einem lauten Knall und Funken aus dem Gelenk gerissen wurde. Sofort ging sie wieder auf Abstand als plötzlich LRMs im Rücken des Gegnermechs detonierten.
„Kannst du Hilfe gebrauchen?“ hörte sie Sigrids Stimme, was sie mit großer Erleichterung aufnahm.
„Ja, ein bisschen!“ antwortete sie schnell. Da tauchte auch schon der „SHADOW HAWK“ hinter dem „BLACKJACK“ auf und rammte ihn von hinten mit voller Wucht und der „BLACKJACK“ kippte haltlos vornüber zu Boden. Gleichzeitig gab bei der Kollision aber auch der rechte Schulteraktivator des „SHADOW HAWK“s nach und der komplette Arm mit dem mLaser krachte zu Boden.
„Scheiße!“ zischte Sigrid und studierte die Schadensanzeigen ihres Mechs! Der „CRAB“ hatte in dem lang anhaltenden Ringen ihre Panzerung nahezu pulverisiert und bot jetzt nicht einmal mehr Schutz gegen eine Steinschleuder! Da rührte sich der „BLACKJACK“ wieder und als er sich aufrichten wollte hielt Ksenjia ihm die Mündung ihrer AK/10 vor das Cockpit.
„Sofort abschalten und aussteigen!“ befahl im die junge Mechkriegerin. Der Pilot des „BLACKJACK“s sah keine Chance mehr für sich und aktivierte die Rettungsautomatik. Die beiden Ulanen schauten dem ausgeschleuderten Sitz kurz nach, dann rückten sie gemeinsam auf den „CRUSADER“ vor.
„Frigg, lass mich vorangehen!“ schlug Ksenjia vor, als sie sich den „HAWK“ ihrer Lanzenführerin genauer angesehen hatte.


Harro Schelbert raste mit seinem „LUCIFER LCF-R20“ im Tiefflug, dicht gefolgt von dem zweiten Jäger der Ulanen, dem „SHILONE SL-17AC“ von Dolores Rios auf die Koordinaten zu, an denen sich die leichte Gegnerlanze befinden sollte. Falke1 leitete sie während des Anflugs. Plötzlich flammten die Radarsignaturen 1100 m vor ihnen auf. Genau auf ihrer Flugbahn bewegte sich der „LOCUST“
„Spear, den „LOCUST“ holen wir uns!“ gab Harro sofort an Dolores durch und zog noch tiefer hinunter. Sekunden später war der Mech zu sehen und war fast augenblicklich in Waffenreichweite. Harro löste alles aus was er hatte und zog sofort nach oben, direkt hinter ihm entlud auch der „SHILONE“ seine Waffen auf den leichten Mech, der förmlich durch die auftreffenden Waffenenergien zerfetzt wurde. Auch Dolores Jäger zog hoch.
„Einer weniger!“ sagte Dolores triumphierend.
„Hier Falke1, Drohne abgeschossen, wiederhole Drohne abgeschossen. Wahrscheinlich Bogey in der Luft! Kommen!“ hörten sie plötzlich die dringende Information des Drohnenoperators. Harro reagierte sofort,
„Hier Growler, verstanden, Ende!“ Dann wandte er sich an seine Lanzenkameradin,
„Spear aufsteigen, du deckst mich, während ich die Mechlanze angreife. Pauke, Pauke!“
„Verstanden!“ hörte Harro Dolores bestätigen, die rasch an Höhe gewann, während sich Harro mit seinem „LUCIFER“ wieder in die Tiefe stürzte.


Ksenjia stürmte auf das kleine Plateau, auf dem sich der „CRUSADER“ Mitchels und McCulloghs „KINTARO“ beharkten. Beide Mechkrieger führten den Kampf verbissen, aber der Colonel hatte schon gemerkt, dass er jetzt alleine gegen 4 Mechs stand und die Verstärkung noch ein paar Minuten brauchen würde. Minuten, die er nicht mehr hatte! Da tauchte ein weiterer Mech der Ulanen auf seinem Radar seines „CRUSADERS“ auf. Ein „CENTURION“ der ihm mit seiner AK/10 sehr gefährlich werden würde. Sofort richtete er seine Zielerfassung auf den Neuankömmling aus und feuerte beide LRM15-Werfer auf den Mech ab. Der „CENTURION“ wurde durch die Wucht der Raktetenexplosionen durchgeschüttelt, aber Ksenjia blieb ruhig und marschierte schnellst möglich auf den „CRUSADER“ zu, damit dieser seine LRMs nicht mehr gegen sie einsetzen konnte. Dabei feuerte sie ihre AK/10 und ihre Laser auf den schweren Mech ab. Der Zentraltorso des „CRUSADER“s wurde jetzt feuerrot dargestellt, noch ein oder 2 Treffer, dann war der Mech Geschichte.


„An Alle! Hier Colonel Mitchel!“ hörte Sigrid plötzlich Mitchels Stimme über den allgemeinen Kanal „Maurauders und Ulanen, sofort stoppen und Feuer einstellen!“ Mitchel hatte diese Order mit Nachdruck durchgegeben und senkte dabei die Waffenarme seines „CRUSADERS“.
„Ulanen, Feuer einstellen!“ bestätigte Sigrid. Dann rief sie den Colonel direkt an.
„Colonel Mitchel, ergeben sie sich?“
„Nein, natürlich nicht Frau Major!“ kam postwendend die Antwort und sie vermeinte einen belustigten Unterton wahrzunehmen. „Meine Maurauders hätten nach meinem Fall gekämpft bis zum Ende, aber ich denke was wir erreichen wollten, haben wir erreicht. Es war für uns beide eine sehr lehrreiche Simulation! Es reicht! Stimmen sie mir hier zu?“
„Absolut!“ bestätigte Sigrid. „Der Rest wäre nur noch ein zähes Ringen mit ungewissem Ausgang gewesen!“ meinte sie versöhnlich.
„Gut, Simulationsende!“ gab der Colonel durch, auch Sigrid bestätigte und die Sim-Umgebung verschwand aus den Visieren.
„Schade, ich hätte ihn nur zu gerne aus seinem Mech geschossen!“ hörte Sigrid über den Lanzenkanal, wie Brian des Ende der Übung kommentierte.
„So Leute! Mechs, Jäger und Fahrzeuge herunterfahren. Frisch machen und in einer Stunde im Besprechungsraum!“ wies dann Sigrid die Lanze zum Schluss an. Dann fuhr sie ihren Mech herunter.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Besprechungsraum
Di. 14.03.3071, 10:15 Uhr Bordzeit


Nach einer Stunde saß Sigrid mit ihrer Lanze, den beiden Piloten und Victoria im kleinen Besprechungsraum der „Sturm“ zur Nachbesprechung. Nach einem taktischen Durchgang des Gefechtsverlaufs, diskutierten die Beteiligten über die Simulation aus ihrer persönlichen Sicht.
„Wen wir einfach in Feindrichtung gelaufen wären, hätten sie uns ausgelöscht!“ resümierte Brian. „Sie hatten eine perfekte Falle aufgestellt. Die Panzerlanze hätte uns abgelenkt und die beiden Mechlanzen wären uns dann in den Rücken gefallen!“
„Aber das haben wir nicht!“ stellte Sigrid fest. „Wir haben uns für einen großen Umweg entschieden und wir hatten mit der Drohne eine Top-Aufklärung! Von den Mauraudern war, bis auf den einen L/R-Jäger nichts in der Luft! Gerade aus zu marschieren wäre ein Anfängerfehler gewesen!“ stellte die Lanzenführerin fest.
„Mit erschien unser Weg schon sehr weit ab vom Kurs, muss ich ehrlicherweise sagen!“ warf Ksenjia ein. „Aber der Erfolg hat dir Recht gegeben Sigrid!“
„Du musst immer wie der Gegner denken!“ sagte Sigrid zu der jungen Mechkriegerin. „So eine Falle muss groß genug sein, dass man hineintreten kann, aber klein genug um daraus einen Vorteil ziehen zu können. Noch weiter hätten die Maurauders sich nicht verteilen können, sonst hätten wir ihre Lanzen eine nach der anderen zerlegt!“
„Wir hatten aber Glück, das wir direkt auf ihre Kommando- und Kampflanze gestoßen sind. Wären wir an ihnen vorbeimarschiert, hätten sie sich hinter uns formieren können!“ gab Sam seine Meinung kund. Sigrid nickte,
„Ein Gefecht birgt immer Risiken, vor allem dann, wenn man keine Informationen über den Gegner hat!“ Dann schaute Sigrid von einem zum anderen. „Aber als Lanze haben wir hervorragend funktioniert, das wir den ersten Mech so schnell ausschalten konnten, hat uns sehr geholfen. Die Mechkrieger der Maurauders waren alle Klasse! Ich hatte verdammtes Glück, es hätte nicht viel gefehlt und Sparks hätte mich mit seinem „CRAB“ massakriert!“ stellte sie fest.
„Uns beide in die Flanke des Gegners zu schicken war aber ein genialer Zug von dir, Sigrid!“ ergänzte Brian. „Wenn der „CRUSADER“ unbehelligt im Hintergrund gestanden hätte, wären uns seine LRMs zum Verderben geworden!“ sagte er grimmig. Sigrid schaute auf die Uhr,
„In 5 Minuten bauen wir eine Konferenzschaltung mit den Mauraudern auf, dann können wir mal unsere Gegner alle persönlich sehen! Holt euch lieber noch was zu trinken!“ warf Sigrid ein.


Kurz darauf saßen sie alle wieder am Tisch, bewaffnet mit einem Getränk. Dann hellte ich der große Konferenz-Bildschirm auf und sie sahen die Mechkrieger der Maurauders auf dem Schirm.
„Colonel!“ sagte Sigrid und nickte mit dem Kopf.
„Hallo Major Helgisdottir!“ begrüßte sie der Colonel. „Wir alle möchten uns für dieses, ich will mal sagen, interessante Gefecht bedanken. Ihr Vorgehen hat uns etwas überrascht!“
„Ich bin froh, dass wir uns nicht in einem echten Gefecht begegnet sind! Ihre Kompanie ist ein harter Brocken!“ erwiderte Sigrid. „Wir hatten auch Glück!“ stellte sie fest.
„Stellen sie mal nicht ihr Licht unter den Scheffel! Ihr taktisches Vorgehen war bemerkenswert und sie führen ein hervorragend ausgebildetes Söldnerkommando! Ich denke hier draußen können ihnen nur wenige das Wasser reichen!“ lobte der Colonel.
„Danke, aber bevor wir weitermachen, will ich ihnen meine Crew vorstellen!“ sagte Sigrid und stellte dann einen nach dem anderen vor.
„Ah, sie sind der „KINTARO“-Jockey!“ sagte der Colonel, als Sigrid Brian McCullogh vorstellte. „Respekt!“ ergänzte der Colonel und nickte Brian zu. Dann stellte Col. Mitchel seine Kompanie vor. Nach der Vorstellung ging es hin und her und die Mechkrieger tauschten sich über die Konferenzschaltung aus. Nach einer Weile ebbte das Gespräch ab und der Colonel bat Sigrid noch um ein Gespräch unter 4 Augen, zu dem Sigrid zusagte.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, „UNION“-Landungsschiff „Whirlwind“, Kabine Col. Mitchener
Di. 14.03.3071, 11:40 Uhr Bordzeit


„Setz dich!“ sagte der Colonel zu seinem Stellvertreter, schenkte ihm dabei einen Whiskey ins 0g-Glas und reichte es Owen Sparks, dann schenkte er sich selber einen ein.
„Mich interessiert deine ungeschminkte Meinung ohne Rücksichtnahmen!“ eröffnete der Colonel das Gespräch. In den Jahren der Zusammenarbeit hatte er das Talent Owens immer gefördert und dieser war mittlerweile sein Stellvertreter, weil er sich mehr als einmal als überaus Kompetent und Loyal erwiesen hatte. Owen grinste. Solche Gespräche hatten sie schon oft geführt und es war einer der Vorzüge des Colonels, dass er auch auf den Rat anderer hörte, wenn dieser vernünftig war.
„Frejias Ulanen sind eine hervorragend trainierte Lanze!“ stellte er fest. „Fast schon zu gut für Söldner! Maj. Helgisdottir kämpft wie der Teufel und ist eine der Wenigen, die mich bisher im Simulatorkampf mit einem gleichwertigen Mech besiegt haben!“ stellte er fest.
„Gekränkte Eitelkeit?“ fragte der Colonel grinsend.
„In keinem Fall!“ erwiderte der Captain und schüttelte den Kopf. „Trotzdem wundert mich die Leistung der Ulanen. Perfekte Teamarbeit, als wären alle einem gemeinsamen Ziel verpflichtet. Das habe ich bei anderen Söldnern noch nie so empfunden! Dies würde ich eher einer Hauseinheit zutrauen!“ schloss er.
„Meine Bewertung geht in eine ähnliche Richtung.“ äußerte sich Col. Mitchel. „Die haben garantiert alle mal in einer regulären Einheit gedient. Warum sie jetzt Söldner sind, dafür kann es viele Möglichkeiten geben. Zum Glück wollen sie hier draußen nicht sesshaft werden, so gut wie sie sind, wären sie eine harte Konkurrenz für unser Geschäft!“ sagte er.
„Aber mit ihnen zusammen könnten wir endlich ein paar Piratennester ausbrennen!“ warf Owen Sparks ein.


„Nicht mit dem „SCOUT“, der wäre leichte Beute bei einem Gegenangriff und ich glaube nicht, das einer der Tramphändler, auch diejenigen, die uns sehr wohlgesonnenen sind, ihre Sprungschiffe für so einen Angriff aufs Spiel setzen würden. Die Schiffe sind ihre Lebensgrundlage und Piraten nehmen darauf keine Rücksicht!“ Der Colonel machte eine kurze Pause. „Ich weiß ja, warum du die Piraten so sehr hasst, aber selbst wenn wir ein oder zwei Piratennester ausbrennen würden, du wirst es hier draußen nie schaffen alle auszumerzen. Das leichte Geld ist zu verlockend!“ stellte der erfahrene Söldnerkommandant bedauernd fest. „Wir sollten uns heute Nachmittag aber mit unserem nächsten Auftrag befassen!“ sagte Hank Mitchel und Owen Sparks nickte.


„Ich hoffe, dass wir noch rechtzeitig kommen.“ meinte Sparks.
„Das sicher! Die Bewohner von Hope sind zäh und lassen sich nicht durch ein paar Banditen unterkriegen, auch wenn die 3 altersschwache Mechs haben! Aber sie können deshalb schon über ein Jahr nicht mehr richtig dem Ackerbau nachgehen. Irgendwann wird der Hunger die Arbeit für die Banditen erledigen.“ meinte der Colonel. „Was mir aber etwas Sorgen macht, ist, dass überhaupt jemand der Hopeler den Weg zu uns gefunden hat um uns anzuheuern. Es könnte auch eine Falle sein!“
„Dann versuche doch Frejias Ulanen anzuheuern!“ meinte Owen Sparks. „Zusammen mit denen könnte uns hier draußen keiner Paroli bieten!“
„Ich werde sie Fragen, aber große Hoffnung habe ich keine. Es sind Sphärer!“ stellte der Colonel fest.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Kabine Sigrid Scholz
Di. 14.03.3071, 11:55 Uhr Bordzeit


Kurz vor Mittag bekam Sigrid die Info, das die geforderten Ersatzteile bereit lagen und zum Teil schon in die „Zwerg“ verladen waren.
„Ist noch Platz für 2 Passagiere?“ fragte Sigrid, als dies bejaht wurde, informierte sie Victoria Tesch und flog mit ihr mit der ersten Ladung zur „Shinobi Maru“! Auf dem Transferflug informierte die den Colonel und Kapitän Yamaguchi von ihrem Kommen und grinste, als sie das überraschte Gesicht des Colonels sah. An Bord der „Maru“ nahm sie der Colonel in Empfang und führte sie in einen kleinen Besprechungsraum auf dem Grav-Deck. Er wurde von Capt. Owen Sparks begleitet, der erfreut lächelte, als er auf Victoria traf.
„Ich hoffe, es stört sie nicht das meine Infanterie-Führerin dabei ist, aber alleine wollte ich doch nicht kommen!“
„Ich wundere mich, dass sie selbst kommen!“ erwiderte der Colonel. „Aber das freut mich sehr! Zeigt es doch, dass sie uns Peripherie-Barbaren mittlerweile etwas über den Weg trauen!“
„Ich hoffe, das ist auch so!“ grinste Sigrid und lehnte sich zurück. „Sie wollten mit mir direkt sprechen? Vor Victoria brauchen sie keine Geheimnisse haben. Was wir zusammen erlebt haben, hat uns zu Schwestern im Geiste gemacht!“
„Das gilt auch für Owen Sparks, er ist mein Stellvertreter, auch wenn er nicht meine 2. Lanze führt! Aber ich kenne ihn, seit er als Rotzbengel zu den Mauraudern gestoßen ist!“ erwiderte der Colonel. Owen Sparks verzog deutlich das Gesicht, als ihn sein Kommandeur als Rotzbengel bezeichnete. Der Colonel grinste,
„Wir sind doch unter uns!“ Dann kam er zum eigentlichen Punkt des Gesprächs. „Ich könnte sie gebrauchen!“ sagte der Colonel. „Wenn sie wollen, können sie sich uns anschließen. Gute Söldner mit guter Ausrüstung sind selten hier draußen. Ich habe zwar wenig Hoffnung, dass sie das tun werden, aber ich möchte ihnen zumindest das Angebot machen!“
„Nun, dieses Angebot ehrt uns sehr, aber die meisten meines Kommandos, eigentlich alle, wollen irgendwann wieder in die Innere Sphäre zurück und da nehme ich mich nicht aus. Aber falls wir es uns je anders überlegen, wie können wir sie kontaktieren?“ fragte Sigrid.
„Schade, aber das hatte ich befürchtet! Ich lasse ihnen einen Datensatz zukommen. Dort finden sie Kontakte, die mit mir regelmäßig in Verbindung stehen. Ich werde es dann erfahren!“ dabei machte der Colonel ein bedauerndes Gesicht. „Haben sie schon gegessen?“ fragte er dann. Als Sigrid verneinte lud er sie zu einem Mittagessen ein. „Ich denke, so gut werden sie eine Weile nicht mehr speisen!“ sagte Hank Mitchel zu den beiden Frauen. Während dessen machte das Shuttle 4 Flüge, bis alle Ersatzteile und Waren von der „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“ zur „Shinobi Maru“ gebracht worden waren. Sigrid saß noch am Tisch und genoss einen Espresso als ihr ComPad piepste und ihr mitteilte, dass die „Zwerg“ abflugbereit auf sie wartete.
„Ich glaube, wir müssen los. In 5 Stunden wollen wir weiter springen!“ sagte Sigrid dann zu dem Colonel.
„Schade, wir hatten seit langem nicht mehr so angenehme Gesellschaft! Ich hoffe wir begegnen uns irgendwann mal wieder!“ entgegnete er. Kurz darauf begleitete er die beiden Frauen zum Shuttle, an dem auch der Kapitän der „Shinobi Maru“ wartete. Dieser übergab Sigrid einen Speicherkristall.
„Vielen Dank für die Ersatzteile! Meine Techs haben sie geprüft und sind hocherfreut über die Qualität! Sie haben ihr Wort gehalten, deshalb halte ich auch meines. Auf dem Stick sind alle Systeme, die unter den Tramp-Händlern allgemein bekannt sind. Ich habe auch einige Notizen hinzugefügt, in denen ich sie vor dem Anlaufen bestimmter Systeme warne. Dort treiben sich i.d.R. Piraten rum. Ich will ihnen lieber nicht erzählen, was diese mit den Besatzungen der Schiffe anstellen, die sie aufbringen!“ Dann übergab er Sigrid den Kristall mit einer höflichen Verbeugung. Sigrid erwiderte die Verbeugung, verabschiedete sich dann von den beiden Söldnern und stieg als Letzte in die „Zwerg“.




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Besprechungsraum
Di. 14.03.3071, 18:47 Uhr Bordzeit


„Die Daten sind absolut sauber!“ stellte Valentina an Sigrid gerichtet fest. „Ich habe sie in einem Sandbox-System geladen. Der Kaptein war völlig aus dem Häuschen, als er die Daten gesehen hat!“
„Wirklich?“ fragte Sigrid nach. Die beiden Frauen waren als einzige im Besprechungsraum, da Sigrid die erste Auswertung gerne mit der IT-Spezialistin alleine durchgehen wollte. „Das kann ich mir bei ihm gar nicht vorstellen!“
„Ich kenne ihn ja auch schon eine Weile, aber das hatte mehr mit einem aufgeregten Jugendlichen zu tun als mit dem reservierten und beherrschten Kaptein, den ich sonst kenne!“
„Und, was kam bei meinem Spezialauftrag raus?“ fragte Sigrid.
„Das Bartok-System ist zwar verzeichnet, aber es ist unter einem anderen Namen und als absolut uninteressant markiert. Ich glaube, das sich ein gewiefter Tramp-Händler, außer im Notfall nie dorthin verirren wird!“
„Wenn das so wäre, sind das gute Nachrichten! Und du bist dir absolut sicher, dass die Daten absolut sauber sind?“ hakte Sigrid noch einmal nach.
„Definitiv! Sie decken sich auch mit den Daten, die wir mit unserer Drohne extrahieren konnten. Nur hat uns der Kapitän der „Maru“ mit seinen Bemerkungen einen großen Gefallen getan. Diese Informationen waren nicht teil der Navdaten, die wir gerippt hatten!“ sagte Valentina mit Nachdruck. Sigrid nickte, ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen. Sie hatten Glück mit dieser Begegnung gehabt! Während dem Gespräch ertönte das Sprungvorsignal, das die „Eckener“ in 10 Minuten springen würde.
„Die Sprung-Batterien waren ja in Rekordzeit geladen!“ stellte Sigrid noch einmal fest. Statt 9 in nur 6 Tagen!“ Valentina nickte.
„Wie mir Tom erzählt hat, hätten wir bereits gestern gefahrlos springen können!“
„Der 1. Offizier?“ fragte Sigrid nach. Valentina lächelte,
„Eben der!“ Sigrid hob eine Augenbraue und dachte sich ihren Teil!




System „SR4721A9“
Zenit-Sprungpunkt, An Bord der „Shinobi Maru“, Brücke
Di. 14.03.3071, 19:00 Uhr Bordzeit


Mit einem kurzen Aufflackern der Sensoren verschwand die „Seute Dern“ vom Radarschirm. Minoru Yamaguchi sah noch eine Weile auf den Punkt, an dem kurz zuvor noch das Radarecho des „SCOUT“-Sprungschiffes angezeigt worden war. Er atmete hörbar auf. Seine Frau und 1. Offizierin des Schiffes sprach ihn an,
„Minoru, erleichtert?“ fragte sie.
„Ja, Madeleine. Als wir das andere Schiff orteten, nachdem wir hierher gesprungen sind, hatte ich erst Sorge, aber zum Glück kam es anders.“
„Und, glaubst du denen ihre Story?“ hakte seine Frau nach.
„Sie ist nachvollziehbar und glaubwürdig, aber etwas Unsicherheit bleibt immer. Sie haben sich uns gegenüber die ganze Zeit korrekt verhalten, da ist es mir eigentlich egal ob ich es glaube oder nicht. Die Sprungschiffersatzteile, die wir bekommen haben, sind jedenfalls wichtig für uns! Du weißt was uns dieser Halsabschneider von Mikkelsen jedes Mal für die Konverter abnimmt. Da geht immer ein Großteil unseres Jahresverdienstes drauf!“ erwiderte der Kapitän. „Ganz davon abgesehen, woher die Teile kommen. Du weißt doch noch beim vorletzten Mal. Das Teil stammte damals eindeutig von der „Cargo-Star“ und seither haben wir auch nichts mehr von dem Schiff und seiner Besatzung gehört!“ bemerkte er traurig.
„Piraten!“ zischte seine Frau „Manchmal würde ich mir wünschen, dass eines der großen Häuser oder die Clans hier endlich mit diesen Blutsaugern aufräumen würden!“
„Leider würde es aber auch bedeuten, dass wir unsere Unabhängigkeit verlieren würden. Das ist der Preis, den wir hier draußen dafür zahlen müssen!“ entgegnete Minoru.




System „VX4798Z4“
Nadir-Sprungpunkt, An Bord der „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Großer Besprechungsraum
Do. 23.03.3071, 07:15 Uhr Bordzeit


Um 05:30 Uhr waren sie im 9. Und letzten System ihrer Patrouille materialisiert. Mittlerweile lagen alle Astrogationsdaten vor und Giorgio Testrella stand vor dem Display um Daten des Systems „VX4798Z4“ zu präsentieren. Zuerst zeigte er eine schematische Darstellung des Systems auf dem der 3. Planet hervorgehoben war.
„Dieser Planet befindet sich in der habitablen Zone. Spektralanalysen haben ergeben, dass es auf diesem offenes Wasser geben muss. Soweit die Messungen ergeben haben, gibt es aber dort nur wenig Luftsauerstoff. Trotzdem sollten wir uns den Planeten mal ansehen. Offenes Wasser ist immer interessant! Flugzeit hin und zurück wären 8 Tage.“ sagte er zu diesem Planeten. Als er dann den Rest des Systems vorgestellt hatte, widerholte er nochmal,
„Ich würde eine eingehende Erkundung des 3. Planeten befürworten. Auf Kaptein Hansen schloss sich der Empfehlung an. Sigrid nickte,
„Dann machen wir einen Ausflug! Start in 2 Stunden!“ ordnete sie an.




System „VX4798Z4“
Nadir-Sprungpunkt, „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Kommandobrücke
Sa. 01.04.3071, 13:35 Uhr Bordzeit


Mit einem lauten scheppern verriegelten die Halteklammern und die „Sturm“ war wieder fest mit der „Hugo Eckener“ verbunden. Für Sigrid und ihre Lanze war es eher ein ruhiger und langweiliger Turn zum Planeten und zurück. Es gab zwar schon Leben auf dem Planeten, aber dieses war nur im Wasser zu finden. Den Schritt an Land hatte es noch nicht gewagt. Giorgio hatte bei einer der Besprechungen scherzhaft gemeint,
„Lasst und in 8 Millionen Jahren wiederkommen, dann gibt es mehr zu sehen!“ Das hatte leider nur kurz die Laune aufgebessert. Aber ihre Lanze konnte wieder richtig mit ihren Mechs üben, dafür war der Ausflug gut gewesen. Sigrid hatte mit ihrer Lanze auf dem Planten 4 kleinere Gefechtsübungen durchgeführt, die alle zu ihrer Zufriedenheit abgelaufen waren. Plötzlich wurde Sigrid durch den Willkommensgruß von Kaptein Hansen aus ihren Gedanken gerissen. Da leuchteten auch schon die Sprunguhren auf. Sie würden in ca. 2 Stunden zurück nach Bartok springen. Sigrid war, wie alle anderen darauf gespannt, was sie vorfinden würden.




System „Bartok“
Zenit-Sprungpunkt, „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Kommandobrücke
Sa. 01.04.3071, 16:01 Uhr Bordzeit


Gerade hatte sich Sigrids Blick wieder vom den Sprungauswirkungen geklärt. Die Meldungen die sie vernahm zeigten, dass sie alleine am Sprungpunkt waren. Die „Andromeda“ musste also noch unterwegs sein. Kurz darauf meldete der Signalgast,
„Wir empfangen von Wohlfahrt keinerlei elektromagnetische Wellen! Als würde es dort nichts geben!“
„Das ist auch gut so!“ meinte der Kommandant dazu. „Unsere Basis und die Siedler auf Wohlfahrt haben die strikte Anweisung das EM-Profil so niedrig wie möglich zu halten, damit zufällig hier ankommende Sprungschiffe nicht dazu verleitet werden ein Landungsschiff nach Wohlfahrt zu schicken! Das wurde aber beim Briefing gesagt!“ sagte Klaus Duisenberg mit einer gewissen Strenge in der Stimme und kam damit der 1. Offizierin Carina Massolt zuvor, die schon zu einer scharfen Zurechtweisung angesetzt hatte. Dann drehte sich der Kommandant zur Signalgastenstation.
„Herr Forstner, bis Morgen arbeiten sie das Briefing im Selbststudium nochmal auf und melden mir Vollzug, klar?“ befahl er.
„Jawohl Herr Kommandant!“ antwortete der Signalgast kleinlaut. Dann erhob Klaus Duisenberg die Stimme,
„Vorbereiten zum Abkoppeln und einfahren in das System. Abflug in 15 Minuten! Carina, übernehmen!“ ordnete er an. Wie schon vor dem Sprung festgelegt, würde die „Sturm“ sofort nach Ankunft in Bartok nach Wohlfahrt fliegen und einen Teil der Sprungschiffbesatzung zum Landgang mitnehmen.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Orbit, „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Kommandobrücke
Do. 06.04.3071, 16:01 Uhr Bordzeit


„Landung in 30 Minuten!“ meldete Carina Massolt ihrem Kommandanten, der ihr die Durchführung des Landemanövers überlassen hatte. Dieser nickte nur. Er kannte Carina Massolt schon lange und hielt sehr viel von ihrem Können. Sigrid Scholz stand in ihrem SBVS-Kühlkombi auf der Brücke um die letzte Phase des Anflugs hier mitzuerleben, bevor sie in ihren Mech steigen würde. Klaus schaute kurz zu ihr herüber. In Shorts und Kühlweste hatte sie ihm besser gefallen, aber dieser Anzug, den sie jetzt trug, verbreitete förmlich den Ausdruck von Professionalität! Deshalb hatten sie auch bei der Begegnung mit der „Shinobi Maru“ sehr darauf geachtet, dass nie ein Bild eines Mechkriegers in SBVS-Kombi übertragen wurde.
„Eintritt in die Atmosphäre in 8 Minuten!“ gab die 1. Offizierin durch. Zeit für Sigrid in ihren Mech zu steigen. Während des Eintritts in die Atmosphäre wurde ein Landungsschiff immer heftig durchgeschüttelt und an ein normales Fortkommen im Schiff war nicht zu denken!




System „Bartok“
Wohlfahrt, Basis, „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Mechhangar
Do. 06.04.3071, 16:32 Uhr Bordzeit


Langsam öffneten sich die Hangartore und die Wolfslanze a.k.a. Frejias Ulanen marschierten kurz darauf aus dem Bauch des Landungsschiffes in Richtung des Mechhangars um dort die Mechs für die Dauer ihres Aufenthalts abzustellen. Eine Stunde später trafen sich die Führungsoffiziere der „Sturm“ gemeinsam mit Carlos Hansen, Giorgio Testrella, Valentina Tschernikova zusammen mit Cynthia und Mike Liebermann als Stationsleiter der Basis und dem Leiter der Raumkontrolle, sowie Pakka Keita als Vertreter der Siedler zu einer Einsatznachbesprechung. Sigrid hielt einen detaillierten Vortrag und sie sah deutlich wie die „Wohlfahrt“er blas um die Nase wurden, als sie die Begegnung mit der „Shinobi Maru“ beschrieb. Vor allem Mike Liebermann wurde nervös und rief dazwischen,
„Das System das sie genannt haben ist keine 20 Lichtjahre entfernt! Das ist hier draußen so, als würde jemand durch ihren Vorgarten spazieren!“ stellte er fest. Aber der Kapitän der „Hugo Eckener“ ergriff sofort beruhigend das Wort.
„Es gibt keinen Grund, dass jemand von dort hierher springt. Das System dort hat eine sehr helle Sonne, ideal zum Aufladen der Sprungbatterien. Für einen Sprungschiffkapitän ist es ungefähr so interessant hierherzuspringen, als ob sie von einem Tropenstrand in die Arktis wechseln wollen! Es gibt keinen technischen und navigatorischen Grund hierher zu kommen. Bartok ist von mehreren lichtstarken Sonnen umgeben, die alle voneinander weniger als 30 Lichtjahre entfernt sind.“ stellte er fest und sein fundierter Einwurf konnte Mike Liebermann wieder schnell beruhigen. Sigrid setzte dann mit ihrem Lagevortrag fort und zog am Schluss ein Fazit.
„Unsere Erkundung war ein voller Erfolg, Die erkundeten Systeme sind alle unbewohnt. Aber die Begegnung mit der „Shinobi Maru“ bedeutet, dass diese Ecke des Weltalls nicht uns alleine gehört. Wir müssen wachsam bleiben! Die Navdaten die wir erhalten haben, werden uns dabei aber eine wertvolle Hilfe sein. Die Daten und der Bericht werde ich im Anschluss an die Besprechung an die Stationsleitung und den Astrogationsdienst von Wohlfahrt übertragen. Fragen?“ Sigrid schaute in die Runde und sah, das Pakka Keita die Hand hob. Sie nickte ihm zu und forderte ihn damit auf seine Frage zu stellen.
„Darf ich diese Information so weitergeben?“ wollte er wissen. Sigrid schaute Cynthia an, die hier die Verantwortung trug. Cynthia beugte sich etwas nach vorne. Da fiel Sigrid erst auf, dass Cynthia wohl zwischenzeitlich Mutter geworden war.
„Herr Keita, natürlich dürfen sie diese Informationen weitergeben. Auch sie müssen schließlich wissen was um uns herum vorgeht. Aber ich hielte es für Vernünftig, wenn sie nur ihren Ältestenrat voll umfänglich informieren und an alle anderen nur das wesentlichste weitergeben. So werden wir das auch handhaben. Aber wir sollten dies vorher miteinander abstimmen, so dass wir die gleichen Informationen herausgeben!“ sagte Cynthia Liebermann.
„Danke!“ sagte Pakka Keita, „Das ist auch in unserem Sinne. Ich werde mich bei ihnen melden, sobald ich die Ältesten informiert habe.“


Sonst hatte niemand mehr Fragen, aber Sigrid schaute dann Cynthia an.
„Und wie geht es dir?“ und deutete dabei auf ihren nicht mehr vorhandenen Bauch. Cynthia lehnte sich etwas zurück uns strahlte.
„Vor einem Monat sind Mike und ich Eltern geworden! Francis ist ein kerngesunder Junge und“, sie schaute auf die Uhr, „hat sicher schon Hunger!“ Alle Anwesenden lachten und beglückwünschten die jungen Eltern. Kurz darauf ging Cynthia zu ihrem Sohn um ihn zu stillen. Sigrid wünschte Cynthia und Mike im Stillen, das sie ihren Sohn Francis hier in Ruhe und Frieden aufziehen könnten.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Zenit-Sprungpunkt, „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Kommandobrücke
Do. 04.05.3071, 08:41 Uhr Bordzeit


Der Alarm heulte durch das Sprungschiff, das mit 0,1g in Richtung der Sonne des Bartok-Systems beschleunigte. Die Sprungbatterien waren schon vor Wochen komplett geladen und das Sprungsegel eingezogen. Der Kaptein lies routinemäßig Notfallsprungkoordinaten eingeben, um bei Gefahr sofort wegspringen zu können. Mittlerweile war Carlos Hansen wieder auf dem Schiff und sein 1. Offizier hatte Landgang. Da Hansen nur selten einen Planeten betrat, war für ihn der Landgang sehr anstrengend gewesen, aber für ihn und seine Gesundheit auch ein notwendiges Übel.
„2 Sprungmarken 100.000 Klick heckwärts!“ meldete der Sensorgast hektisch. Zwei Sprungmarken, das konnte bedeuten die „Andromeda“ zusammen mit der LCS „Dolch“ zurückkehrte oder es war Gefahr im Verzug.
„Informieren sie Wohlfahrt!“ befahl er dem Signalgast. In spätestens 3 Stunden würden sie es erfahren.

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 8: Bergeoperation


System „Bartok“
Wohlfahrt, provisorisches Ashanti-Lager
Do. 12.01.3071, 10:45 Uhr Ortszeit


Georg hatte sich durch einen kurzen Anruf überzeugt, dass Lester Tyrell auch Zeit für ihn hatte. Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt stieg er aus dem kleinen Jeep, mit dem er hergekommen war und betrat den Verwaltungscontainer der Siedler. Einer der Mitarbeiter von Tyrell brachte in sofort in das Büro des Anführers des Ashanti-Stammes, der ihn schon erwartete. Nachdem sie sich begrüßt hatten fragte Tyrell sofort,
„Geht es um die Bergeoperation der „Donar“?“
„Es freut mich immer wieder es mit intelligenten Menschen zu tun zu haben!“ antwortete Georg. „Natürlich! Wenn es nach mir ginge, wäre ich schon längst auf dem Weg zur „Donar“.“ gab Georg zu. „Eine Herausforderung ist, das wir zu dieser Operation neben der „Witch“ auch die „Ramierez“, einen Teil der Baumaschinen und den kompletten Pionierzug mitnehmen müssen. Da ich in 10 Tagen starten möchte, bedeutet dies, das die „Ramierez“ ihnen nur noch 6 Tage für Transportaufgaben zur Verfügung steht.“ informierte er Lester Tyrell.
„Das habe ich schon erwartet. Pakka Keita hat mich bereits über die Ergebnisse der Bergungsbesprechung informiert und mir seine Einschätzung gegeben. Wie ich sehe, hatte er wohl Recht!“ stellte Tyrell fest.
„Schaffen sie die Transporte alle bis dahin?“ wollte Georg wissen „Oder würde es bei ihnen zu Schwierigkeiten führen?“
„Nein, die großen Brocken sind schon fast komplett vor Ort. Wir haben noch einen Transportflug mit der „Ramierez“ in 3 Tagen geplant, dann können wir den Rest mit den beiden Lastenhubschraubern erledigen.“ informierte in der Anführer des Siedler.
„Dann steht also ihrerseits dem Start der Bergungsaktion in 10 Tagen nicht entgegen?“ fragte der Oberst nochmal nach. Tyrell schüttelte den Kopf,
„Nein! Wir kommen klar! So wie mir Pakka Keita mitgeteilt hat, kommen sie nach erfolgreicher Bergung hierher zurück?“
„Ja, erst wenn die „Donar“ hier ist, wird die „Eckener“ mit der „Ramierez“ zurück nach Kwanjong-ni fahren. Lady Lestrade wird sich sicher schon Sorgen machen, kommen wir doch wahrscheinlich ein halbes Jahr später zurück als ursprünglich vorgesehen!“ erklärte Georg die weitere Planung. Dann schnitt Georg ein anderes Thema an,
„Haben sie sich schon Gedanken über ihre Rohstoffversorgung gemacht? Energie, Metalle, Wasserstoff, Baumaterial?“ fragte er das Oberhaupt des Ashanti-Stammes.
„Energie ist das kleinste Problem. Wir werden Solar- und Windkraftanlagen bauen. In der Wasserhaltung werden wir auch die ein- oder andere Wasserturbine einbauen können. Wie sie wissen ist es unser Ziel uns zu versorgen ohne die Umwelt dauerhaft zu schädigen! Baumaterial in Form von Holz oder Steinen gibt es hier in Hülle und Fülle. Aber wir haben die Hoffnung, dass „Lyran Transspace“ die Erzgewinnung und Verhüttung der benötigten Metalle im Weltraum vornehmen könnte, um dies vom Planeten fernzuhalten! Auf die Dauer alles von Kwangjong-ni herzuholen ist illusorisch!“ meinte Tyrell.
„Erzgewinnung im All würde sich zwar mit automatisierten Drohnen machen lassen, sofern geeignete Vorkommen vorhanden sind. Aber weder diese noch das notwendige Fachpersonal steht uns zur Verfügung, wir müssten diese in Kwangjong-ni anwerben. Genauso die Verhüttung. Wobei ich kein Spezialist auf dem Gebiet bin und den Aufwand nicht abschätzen kann. Ich verspreche ihnen aber, dass ich das prüfen lassen werde. Eine Großindustrie hier auf dem Planeten wäre mir schon aus Gründen der Tarnung nicht recht. Schiffe die sich zufällig hierher an einen Sprungpunkt verirren, will ich damit nicht zum Planeten locken!“ meinte Georg. Lester Tyrell grinste.
„Dann sind wir uns ja einig! An die Sicherheitsvorkehrungen bezüglich des Funkverkehrs, die die Stationsleiterin Frau KdtHptm. Liebermann vorgegeben hat, halten wir uns natürlich! Auch wir sind nicht an ungebetenem Besuch interessiert!“ sagte er. Georg Müller nickte, aber eine Frage hatte er noch.
„Wie gefällt es ihren Leuten bisher hier auf dem Planeten?“ wollte er wissen.
„Bis jetzt habe ich nur positive Rückmeldungen bekommen! Aber für ein abschließendes Resümee ist es natürlich viel zu früh!“ antwortete das Stammesoberhaupt.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Unterkunftsblock II, Apartment Oberst Müller
Mo. 16.01.3071, 21:45 Uhr Ortszeit


Georgs ComPad piepte und er ging ran.
„Hier Oberst Müller!“ meldete er sich.
„Guten Abend Herr Oberst, hier ist die Astrogationsabteilung, StFw Canard, OvD! Ich sollte sie informieren, wenn die „Hugo Eckener“ gesprungen ist. Sie hat planmäßig entmaterialisiert!“ meldete ihm die weibliche Stimme der Diensthabenden.
„Vielen Dank und noch einen ruhigen Dienst Frau Canard!“ antwortete er und beendete die Verbindung. Dann schaute er Julia an, die ihm gegenüber saß.
„Sie sind gesprungen!“ informierte er sie.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Landungsschiff „Ramierez“
Do. 19.01.3071, 11:20 Uhr Ortszeit


Leonor Sánchez stand vor ihrem Landungsschiff, das vor 45 Minuten gelandet war. Am Vormittag hatten sie den letzten Transport für die Siedler durchgeführt und dabei einen Teil der Wohncontainer an einen der Siedlungsorte gebracht. Jetzt standen die Vorbereitungen für die Bergung der Donar auf dem Programm! Gerade schaute sie zu, wie 2 schwere gepanzerte Baumaschinen gesteuert von den Pionieren in dem Bauch ihres Schiffes verschwanden.
„Glaubst du, ihr schafft das?“ wurde sie von Pakka gefragt, der neben ihr stand.
„Wenn die Techs die Triebwerke der alten Pötte zum Laufen bringen, dann ja! Landungsschiffe sind sehr robuste Maschinen!“ sagte sie nicht ohne ein Grinsen im Gesicht. „Mehr Sorgen macht mir der Transport der „Donar“ zum Sprungpunkt. Das wird Unmengen von Hydrogen verbrauchen, außerdem wird es nicht leicht, die Triebwerksleistungen der „Witch“ und der „Ramierez“ dabei zu koordinieren. Die Triebwerke eines „CONFEDERATE“ sind zwar sehr leistungsfähig, aber auch komplex zu bedienen. Kein Wunder dass es solche Schiffe kaum noch gibt!“
„Ihr bekommt das hin!“ sagte Pakka mit voller Überzeugung.
„Du willst wirklich nicht mit?“ fragte sie ihn nochmal. Aber Pakka schüttelte den Kopf.
„Bei dieser Mission wäre ich nur im Weg, außerdem muss ich meinen Schützling auf seine Kriegerprüfung vorbereiten! Amira würde mir die Augen auskratzen, wenn Taemin die Prüfungen nicht schaffen würde!“ Leonor lachte auf,
„Dann bleib besser hier! Eine wütende Amira will ich lieber nicht kennen lernen müssen!“ Auch Leonor hatte Amira mittlerweile in ihr Herz geschlossen und war ihr freundschaftlich verbunden. Dabei hatte sie schnell gespürt, dass auch sie von einem stahlharten Willen beseelt war, der dem ihres Vaters in nichts nachstand!


Da kam Kdt. Uwe Bauer auf sie zu. Als der Zugführer der Sturmpioniere würde er dafür verantwortlich sein, die Triebwerke und die Landestützen der beiden gestrandeten Landungsschiffe freizulegen. Er grüßte kurz, als er sie erreicht hatte,
„Frau KdtHptm. Sánchez, Herr Keita! Wir haben spätestens heute Abend unsere komplette Ausrüstung verladen. Ihre Lademeister verzurren gleich unsere beiden Pionierfahrzeuge.“
„Dass sie überhaupt welche haben wundert mich!“ fragte Pakka nach. „Ich dachte Sturmpioniere schlagen Breschen in gegnerische Befestigungen, da wären doch so große Fahrzeuge hinderlich!“ Der Pionier fixierte ihn und lächelte.
„Ja, „Engineers Lead The Way!“! Das denken viele, aber wir Pioniere haben eine Menge Aufgaben. Wenn wir der Infanterie im Angriff den Weg freimachen, sind die Fahrzeuge oft tatsächlich nicht dabei. Aber spätestens wenn einem der Generale einfällt, dass er eine Latrine braucht, heben wir ihm mit unseren Pionierpanzern das Loch dafür aus!“ grinste Kdt. Bauer und Leonor lachte herzlich.
„Wäre den ein normaler Bagger nicht besser für so etwas?“ wollte Pakka wissen.
„Wenn es ums reine Bauen geht sicherlich, aber unsere Pionierpanzer können auch in lebensfeindlichen Umgebungen operieren und verfügen über Panzerschutz, wenn sie tatsächlich mal an der Front gebraucht werden. Die Fahrzeuge sind als sprichwörtliche „Schweizer Offizierstaschenmesser“ konzipiert und ihre Bediener sind intensiv ausgebildete Spezialisten!“ erwiderte der Pionierzugführer. Pakka nickte,
„Ich war zwar lange Logistiker in den LAS, aber mit Pionieren hatte ich nie viel zu tun.“ gab er zu.
„Oh, sie haben doch ständig mit einem Pionier zu tun!“ sagte Bauer und grinste bis zu den Ohren. „Der Oberst ist ebenfalls ein Pionier, auch wenn er jetzt Mechkrieger ist. Aber einmal Pionier, immer Pionier!“ Pakka und Leonor machten erstaunte Gesichter.
„Das wusste ich nicht!“ meinte Leonor. Aber da fiel es ihr ein. Der Oberst hatte sein Dienstgradabzeichen immer mit schwarzem Stoff hinterlegt, der Farbe der Pioniere. Dem hatte sie bis gerade eben keine tiefere Bedeutung beigemessen, aber jetzt wusste sie warum!




System „Bartok“
Wohlfahrt, Landefeld, An Bord der "Witch"
Mo. 23.01.3071, 08:00 Uhr Ortszeit


Die vergangenen Tage waren angefüllt mit Vorbereitungen der Bergeaktion. Leonor Sánchez und Francois Dassault hatten sich intensiv mit den Leistungsdaten beider Landungsschiffe auseinandergesetzt und genaue Berechnungen über den Treibstoffverbrauch zum Schleppen der „Donar“ aufgestellt. Es würde zwar gut reichen, aber große Reserven würden nicht mehr bleiben! Ohne Nachschub wären somit weitere Operationen nur noch eingeschränkt möglich. Dies hatten sie zeitnah dem Oberst gemeldet und als Konsequenz daraus wurde die kleine solargetriebene Hydrogen-Gewinnungsanlage, die sie mitgebracht hatten, provisorisch erweitert. Ohne den Einfallsreichtum der MasterTechs wäre dies aber nicht gelungen! Diese erzeugte zwar nun mehr, aber immer noch relativ kleine Mengen. Doch bis zu ihrer Rückkunft würde genug vorhanden sein, um den dringendsten Bedarf zu ergänzen. Georg saß in seiner Kabine in der „Witch“ und brütete über die Berichte zur Mission und des Planeten. Was deutlich geworden war, dass sie hier auf Wohlfahrt und im Bartok-System ein Mindestmaß an industrieller Kapazität errichten mussten, um auf Dauer autark operieren zu können. Das bedeutete auch, das noch mehr Siedler angeworben werden mussten, auch um die industriellen Kapazitäten betreiben zu können! Am liebsten wäre er später selbst nach Kwanjong-ni zurückgekehrt, um diesen Bedarfen mehr Nachdruck verleihen zu können. Aber seine Aufgabe lag eindeutig hier draußen! Nur wen konnte er stattdessen schicken? Da piepste sein ComPad.
„Oberst Müller hier!“ meldete er sich.
„Francois, hier, hallo Georg. Wir können wie geplant um 0830 Ortszeit starten. Wie besprochen stellen wir die Uhren erst bei Ankoppeln an der „Andromeda“ auf GMT zurück!“ teilte sie ihm mit.
„Gut, ich komme zum Start auf der Brücke!“ erwiderte er.
„Dein Stuhl ist frei!“ sagte ihm die Kommandantin der „Witch“ noch, bevor sie das Gespräch beendeten. Julia war zurzeit im Hangar und überprüfte, dass alle Mechs ordnungsgemäß gesichert waren. Wie immer wenn er an Julia dachte, umfing ein warmes Gefühl sein Herz.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Landefeld, Tower
Mo. 23.01.3071, 08:37 Uhr Ortszeit


Cynthia Liebermann schaute dem entschwindenden Triebwerksleuchten der „Ramierez“ hinterher, die 5 Minuten nach der „Witch“ gestartet war. Sie spürte deutlich, wie sie langsam die Erkenntnis packte, dass sie nun die volle Verantwortung für Bartok trug! Nur mit halbem Ohr hörte sie ihrem Mann Mike zu, der noch mit den Landungsschiffen sprach, während sie die Atmosphäre des Planeten verließen, während ihre Gedanken rasten. Nun war sie die höchste Instanz der „Lyran Transspace“ auf Bartok und Aufgaben hatte der Oberst für sie mehr als genug zurückgelassen! Sie ballte ihre Faust, sie hatte es gewollt und sie würde es schaffen!




System „Bartok“
Zenit-Sprungpunkt, „Andromeda“, Brücke
Fr. 27.01.3071, 11:57 Uhr Bordzeit


OTL. Sophia Boticcelli, die 1. Offizierin der „Andromeda“, führte das Kommando auf der Brücke. Die Sprungvorbereitungen liefen reibungslos und aus allen Stationen und den angekoppelten Landungsschiffen waren die „Klar“-Meldungen eingegangen. Ihr Kaptein und der Oberst waren zwar ebenfalls auf der Brücke, aber nur als Beobachter. Das der Oberst hier war und nicht auf seinem Flaggschiff der „Witch“ wunderte sie. Auch wenn sie sicher war, das Oberst Müller nie das Wort „Flaggschiff“ im Zusammenhang mit der „Witch“ in den Mund nehmen würde, dazu war er zu sehr ein Mann des Heeres! Aber im internen Sprachgebrauch der „Spacer“ wusste jeder, was mit dem Wort „Flaggschiff“ gemeint war, auch Francois Dassault, die Kommandantin der Witch, benutzte diese Bezeichnung nicht ohne Stolz! Der letzte Voralarm riss sie aus ihren Gedanken. In einer Minute würden sie entmaterialisieren. Dann erklang der Doppelgong und die „Andromeda“ wurde aus der Realität gerissen, nur um sofort 28 Lichtjahre entfernt am Nadir-Sprungpunkt des Systems „829Z53“ wieder in den Normalraum ausgespien zu werden. Sophia selbst war nur sehr kurz orientierungslos, ihr machten Sprünge kaum was aus, aber das Stöhnen und Ächzen einiger auf der Brücke erinnerte sie daran, dass nicht alle mit ihrer Gabe gesegnet waren. Dass vor allem der Oberst immer sehr deutliche Sprungreaktionen zeigte, war allgemein bekannt, aber damit war er beileibe nicht alleine! Sofort steigerte sich die Betriebsamkeit auf der Brücke deutlich und kurz darauf war klar, dass sie alleine am Sprungpunkt waren. Dies meldete sie ihrem Kaptein und dem Oberst, der dies mit einem Lächeln und kurzen Nicken zur Kenntnis nahm.
„Danke Frau Oberstleutnant!“ sagte Georg Müller zu ihr. „Guter Sprung!“
„Noch 5 Sprünge!“ dachte Georg bei sich. Für die Reise zur „Donar“ hatten sie eine andere Route festgelegt, da sie mit der „Donar“ bei der Rückreise nach Bartok Tiefraumsprünge vermeiden wollten. So würden die nächsten 4 Sprünge in bisher unerforschte Systeme erfolgen.




Wohlfahrt
Ashanti-Kral Kumasi
Sa. 11.02.3071, 14:30 Uhr Ortszeit


Heute und Morgen würde Taemin Lee seine Kriegerprüfung ablegen. Zusammen mit 5 anderen Männern, die aber alle 7 – 9 Jahre jünger waren als er, würde er in die Tests gehen. Bis auf eine, waren es traditionelle Prüfungen, die schon seit Jahrhunderten unverändert durchgeführt wurden. Nur für die Jagd-Prüfung musste man die Regeln an die Tier und Pflanzenwelt Wohlfahrts anpassen. Sie waren also die Ersten, die diese so durchführten! Die ersten 3 Tests waren eigentlich reine Fitness-Aufgaben, für die sich Taemin gut gerüstet fühlte. Da ertönte auch schon das Horn, das die Prüflinge zum ersten Test rief. Alle Kriegeranwärter versammelten sich am Startpunkt. Gekleidet waren sie alle nur in kurzen Shorts und trugen einfache Schuhe. Jeder hatte aber ein 5 m langes Seil um die Hüfte gewickelt. Seine Befürchtung, dass die Prüfungen in einem Bastrock abzulegen wären, hatte bei seinem Mentor Pakka Keita einen mehrminütigen Lachanfall verursacht, als er ihm dies zu Beginn seiner Schulung mitteilte. Dann rief einer der Schiedsrichter ihnen zu, dass der Start unmittelbar bevorstand. Vor ihnen lag ein 10 km langer Geländelauf, in dem auch mehrere Hindernisse überwunden werden mussten. Beim Lauf ging es aber nicht darum, wer zuerst im Ziel war, sondern das alle im Ziel ankamen, wobei dafür eine maximale Zeit vorgegeben war. Aber Taemin dachte, dass dies in den vorgegebenen 2 Stunden gut zu schaffen war.


Da kam das Startsignal und die Gruppe aus 6 Prüflingen setzte sich in lockerem Trab hintereinander in Bewegung. Alle 5 Minuten ließ sich der Führende auf den letzten Platz zurückfallen, so dass er sich wieder etwas erholen konnte. Der Führende war für die Wahl des Weges verantwortlich und musste auf Hindernisse achten. Nach dem 3. Wechsel war Taemin vorn und behielt das mittelschnelle Tempo bei. Nach 3 Minuten erreichten sie ein schnellfliesendes Gewässer von ca. 10 m Breite. Taemin schaute sich um, direkt vor ihm war der Fluss, der, soweit er es abschätzen konnte, hier relativ tief war und sehr schnell floss. Aber ca. 350 m weiter flussabwärts erkannte er eine Stelle, an dem das Flussbett erheblich breiter war. Dort war ein Überqueren seiner Einschätzung nach eher möglich.
„Lasst uns dorthin gehen, da dürfte der Fluss nicht so tief sein!“ rief er und setzte sich im Trab in Bewegung. Da er die Führung und damit die Verantwortung hatte, folgten ihm alle. Tatsächlich war die Fließgeschwindigkeit erheblich niedriger und man konnte durchgängig den Grund in dem klaren Wasser erkennen. Taemin band sich sein Seil um die Hüfte und gab seinem Hintermann das lose Ende, der es an sein Seil band. Als alle aneinander zu einer Seilschaft verbunden waren, begann Taemin den Fluss zu durchqueren. Er war schon auf der anderen Seite, als der 4. in der Reihe abrutschte und im Wasser versank. Sofort zogen ihn die Anderen wieder an die Oberfläche und kurz darauf waren alle unversehrt aber mit nassen Schuhen und Shorts auf der andere Seite des Flusses. Taemin erhielt von allen ein anerkennendes Schulterklopfen, dann lösten sie die Seile und liefen weiter zur nächsten Markierung. So hatten sie noch 4 Hindernisse zu überwinden, die sie aber alle nur gemeinsam meistern konnten. Nach rund 1,5 Stunden lief die Gruppe durch das Ziel und alle hatten diese erste Prüfung bestanden.


Taemin atmete tief durch um seinen Kreislauf wieder zu beruhigen. Auch die nächsten beiden Prüfungen bestanden alle, auch wenn es dieses Mal Einzelprüfungen waren. Dann kam die 4. Prüfung. Jeder erhielt einen etwas über 2 m langen Stab, dessen beide Enden mit einer flexiblen Ummantelung versehen waren. Jeder der Prüflinge musste gegen einen erfahrenen Krieger antreten und allermindestens 5 Minuten durchhalten. Bei diesen Kriegern handelte es sich um ihre Mentoren, wobei die Paarungen zugelost wurden. Die Prüflinge, die Mentoren, die Schiedsrichter und die Zuschauer bildeten einen Kreis, in dessen Mitte die Kämpfe stattfanden. Pakka wurde dem 1. Aspiranten zugelost und beide traten in den Kreis. Um gefährliche Verletzungen zu verhindern, trugen beide einen Kopfschutz. Während seiner Ausbildung hatte er Pakka gefragt, ob die Mentoren die Prüflinge in wohlwollender Weise gegenüber treten würden. Pakka hatte damals den Kopf geschüttelt.
„Nein, wenn die Schiedsrichter das merken würden, wäre der Mentor entehrt und würde seinen Kriegerstatus verlieren. Deshalb pass auf und lerne. Ich werde dich hier ebenso wenig schonen, wie dein Gegner am Prüfungstag!“
Da gab der Prüfungsleiter das Signal und der Kampf begann. Der junge Aspirant war gut ausgebildet, das sah Taemin sofort, aber Pakka parierte jeden seiner Schläge gekonnt und schlug erbarmungslos zurück. Der Kampf wogte hin und her, Pakka hatte zwar klar die Oberhand, aber sein junger Gegner konnte sich knapp behaupten und nahm den Hornruf des Endes seiner Prüfung mit Erleichterung wahr! Pakka trat auf den Prüfling zu und legte ihm anerkennend seine Hand auf die Schulter.
„Gut gekämpft!“ lobte er ihn und der oberste Prüfer erklärte, dass er die Prüfung bestanden hat.


Nach 2 weiteren Kämpfen war Taemin dran. Er zog den Kopfschutz auf und trat in den Ring. Ihm gegenüber stand ein Baum von Mann, muskelbepackt und mindestens doppelt so schwer wie er! Taemin schloss kurz die Augen und holte tief Luft, dann fixierte er seinen Gegner und machte sich bereit. Da ertönte das Signal und sein Gegner stürmte sofort auf ihn zu. Schnell parierte er 3 kurz aufeinander folgende Schläge und umkreiste den erfahrenen Krieger. Dieser war sehr flink, schneller als Taemin erwartet hatte! Er wusste sofort, dass ihm sein Gegner alles abfordern würde. Taemin ging zum Angriff über, aber der erfahren Krieger blockte alle Schläge mühelos ab. So wogte der Kampf 2 Minuten hin und her und Taemin erkannte, das ihn die Abwehr der mit großer Energie und Wucht geführten Angriffe des stärkeren Krieges rasch ermüden würden. Aber da entbrannte in ihm sein Kriegerherz! Ein Leben lang war er in koreanischen Kampfkünsten wie dem Taekwondo und dem Haidong Gumdo unterrichtet worden. Seine Lieblingswaffe war immer das große beidhändige Schwert gewesen. Er hatte zwar nur einen Stab und dieser war etwas länger als das Schwert, aber er konnte es so greifen, dass er damit die seit Kindheit erlernten und in sein Muskelgedächtnis eingebrannten Techniken anwenden konnte. Er griff den Stab nun nicht mehr mittig sondern etwas weiter unten und hob diesen wie ein Schwert über den Kopf. Er atmete aus, ließ dabei alle Emotionen zurück und fand zur inneren Stille. Sein Gegner war kurz verwirrt über die ungewohnte Haltung des Prüflings, griff ihn aber dann umso stürmischer an. Taemin wehrte die Schläge problemlos ab, wirbelte auf die Seite seines Gegners und schlug ihm hart auf den Rücken. Sofort ging er wieder in Abwehrhaltung. Wieder stürmte der Gegner auf ihn zu, aber Teamin leitete den ersten Schlag mit seinem Stab ab, tauchte darunter weg und sein Stab traf mit voller Wucht die rechte Kniekehle des Kriegers von hinten, der daraufhin sofort einknickte. Taemin drehte sich blitzartig herum und stoppte seinen Stab kurz vor dem Hinterkopf des Kriegers. Aus dem Publikum ertönte ein Ächzen. Der Leiter der Prüfung stieß in sein Horn und trat vor. Der Kampf war vorbei und er erklärte, das Taemin die Prüfung bestanden hatte!


Sein Gegner erhob sich grinste ihn breit an und schlug ihm auf die Schulter.
„Sehr gut gekämpft! Aber was hast du da für einen Stil verwendet? Solche Bewegungen habe ich beim Stabkampf noch nie gesehen!“ wollte wissen. Taemin verneigte sich vor seinem Gegner,
„Es ist das Erbe meiner Väter!“ sagte er. Darauf antwortete sein Gegner etwas, womit er nicht gerechnet hatte.
„Man darf das Erbe seiner Ahnen nie verleugnen! Vergiss das nicht!“ und lächelte ihn dabei wohlwollend an. Taemin verabschiedete sich und trat aus dem Kreis. Plötzlich flogen ihm lange, schwarz gelockte Haare ins Gesicht, als Amira ihn stürmisch und glücklich umarmte und ihm einen Kuss gab. Auch Pakka trat zu ihm und schlug ihm anerkennend auf den Rücken.
„Gut gemacht! du hast einen der besten Krieger des Stammes besiegt!“ sagte er. Taemin schaute ihn verblüfft an,
„Wirklich?“ Dann schaute er wieder in den Ring, wo der nächste Prüfling Aufstellung nahm. „Aber er ist auch ein weiser Mann!“ ergänzte Taemin anerkennend, der die Worte seines ehemaligen Gegners nun ewig im Herzen tragen würde. Pakka nickte,
„Was hat er dir gerade gesagt?“ fragte er nach und Taemin teilte es ihm mit. Pakka kannte Taemins Gegner sehr gut, in ihrer beider Jugend waren sie einst sehr enge Freunde gewesen.
„Ja, Yao Nkruma ist einer der Besten!“ sagte er gedankenverloren und auch in ihm halten die Worte Yaos nach „Man darf das Erbe seiner Ahnen nie verleugnen!“ Er spürte, dass ihm die Freundschaft seines Kindheits- und Jugendgefährten sehr fehlte. Aber so vieles hatte sich verändert, seit er damals aus dem Stamm verstoßen worden war. Aber gab es vielleicht eine Chance die Freundschaft wieder zu beleben? Pakka war sich sicher, das Yao diese Worte nicht nur an Taemin gerichtet hatte!


Auch die nächsten Prüfungen bestand Taemin und wurde am darauf folgenden Tag zusammen mit allen anderen Prüflingen durch das Stammesoberhaupt Lester Tyrell offiziell zu Kriegern erklärt. Kurz vor dem Ende der Zeremonie traten die Mentoren zu ihren Schülern, setzten mit einem scharfen Messer 5 parallele Schnitte auf die linke Brust der neuen Krieger und rieben diese mit Salz ein. Dieser sehr archaische Brauch sollte zeigen, dass sie einem Prankenhieb einer Raubkatze wiederstehen konnten, auch wenn die wenigsten wussten, wie ein Löwe oder Leopard von Terra wirklich aussah.
„Trage diese Narben mit Stolz!“ sagte Pakka zu seinem Schützling als er ihm das Salz in die Wunden rieb und dieser das Gesicht schmerzhaft verzog.




System „44VA549“
Zenit-Sprungpunkt, „Andromeda“, Grav-Deck, Besprechungsraum
Mo. 13.02.3071, 07:27 Uhr Bordzeit


Vor ca. 2 Stunden hatten sie ihren 3. Sprung absolviert. Noch weitere 3 Sprünge und sie würden ihr Ziel und damit die „Donar“ erreichen. Der Wissenschaftsoffizier der „Andromeda“ Albert Lacroix stellte gerade im Besprechungsraum die Ergebnisse des Systemscans vor. Das System 44VA549 hatte eine enorm lichtstarke Sonne, die zum einen die Sprungbatterien der „Andromeda“ in Rekordzeit aufladen würde, aber andererseits ein absolut lebensfeindliches Planetensystem erzeugt hatte. Die harte Strahlung der Sonne hatte alle Planeten verbrannt und sorgte dafür dass eine Landung auf einem der inneren Gesteinsplaneten quasi einem Selbstmordkommando gleich kam. Das Fazit von Lacroix war eindeutig: Laden und Weiterspringen! Wenigsten mussten sie sich hier nur 5 Tage aufhalten, bis die Batterien voll waren. Der Hyper-Mastertech war sogar gezwungen, den Ladestrom zu beschränken in dem er das Sprungsegel reffte, da sonst die Sprungbatterien Schaden erlitten hätten!




Wohlfahrt
Ashanti-Kral Kumasi
Di. 14.02.3071, 18:45 Uhr Ortszeit


„Wo fahren wir denn hin zum Baden?“ fragte Taemin als Amira zusammen mit ihm in einem kleinen wasserstoffbetriebenen Geländewagen den Kral hinter sich ließen.
„Lass dich überraschen!“ grinste seine Freundin. „Außerdem müssen wir was besprechen!“ sagte sie etwas ernster. Taemin schaute in den Rückspiegel und sah, wie die neue Ortschaft hinter ihnen blieb. Noch standen viele Wohncontainer herum, aber die Ashanti hatten begonnen ihre dauerhaften Häuser zu errichten. Scheinbar bauten sie ihre Häuser in die Erde und wären später kaum noch in der Landschaft erkennbar, da sie dann vollkommen von Gras, Büschen und Erde verdeckt waren. Weiter hinten sah er seinen „VINDICATOR“-Mech aufragen, der direkt neben dem „PANTHER“ von Olt. Frederica „Huldra“ Svenson stand. Ihr Lanzenführer Kdt. James „Weasel“ Cameron hatte sie beide auf eine 4 tägige Fernpatrouille geschickt, damit sie diese Welt und das Gelände besser kennen lernten. Außerdem sollten sie geschützte Plätze für Notfall-Depots erkunden. Die erste Station war zu seinem Glück hier in Kumasi. In den nächsten Nächten würde er wohl im Zelt schlafen müssen, aber heute nicht! Da das Verdeck des Wagens offen war, rauschte der Wind durch Amiras langes Haar und wedelte es hin und her. Taemin konnte sich fast keinen schöneren Anblick vorstellen! Nach 20 Minuten verlangsamte Amira das Tempo und fuhr auf eine Buschgruppe zu. Dahinter glitzerte ein See in der Abendsonne. Wie Taemin feststellte, waren wohl noch mehr Leute am See, da er mehrere geparkte Fahrzeuge erkennen konnte. Er schmunzelte, das mussten fast alle Fahrzeuge sein, die die Ashanti von Kwangjong-ni mitgebracht hatten!
„Willkommen am offiziellen Badesee von Kumasi!“ sagte Amira und lächelte ihn an, nachdem sie den Wagen angehalten hatte. Sie griff nach hinten, holte einen großen Korb heraus,
„Nimmst du bitte die beiden Decken?“ fragte sie. Kurz darauf waren sie an einer kleinen Bucht, die von Büschen etwas abgeschirmt war. Im Hintergrund hörte Taemin Stimmen, Kinderlachen und Wasser aufspritzen.
„Schön hier!“ stellte er fest, nahm Amira in den Arm und küsste sie.


Beide saßen auf der Decke und genossen das Picknick und die Abendstimmung. Amira trug einen verführerischen Badeanzug und Taemin konnte seine Blicke kaum von ihr lösen. Plötzlich wurde Amira ruhig und schaute ihren Freund an. Ihr Herz pochte. Auf seiner Brust waren deutlich die verkrusteten Schnitte zu sehen, die sicher gut sichtbare Narben hinterlassen würden. Aber das war ja auch so beabsichtigt.
„Du bist jetzt ein Krieger der Ashanti, Schatz!“ sagte sie ernst. „Ich denke, mein Onkel hat dir auch von dem Ehrenkodex der Krieger und des Stammes erzählt, oder?“
„Ja!“ nickte Taemin bestätigend. Ihm wurde sofort klar, was Amira erwartete und stand auf. Er kreuzte seine Arme vor der Brust, so wie es ihm Pakka erklärt hatte.
„Amira, ich liebe dich und will für immer mit dir zusammen sein. Ich möchte deshalb deine Mutter und deinen Vater um deine Hand bitten. Ist das auch dein Wunsch?“ fragte er feierlich. Auch Amira stand jetzt auf und legte ihre beiden Hände auf seine Brust.
„Ja, das ist auch mein Wunsch!“ erwiderte sie. Beide schauten sich an und Tränen des Glücks rannen aus ihren Augen. Kurz verharrten sie noch so, dann riss Taemin Amira in seine Arme und drückte sie an sich.
„Au!“ stöhnte er auf, als ihre Schulter gegen seine Wunden stieß, dann küssten sich die beiden innig!


Am Abend betraten Amira und Taemin den Container in dem Lester Tyrell und seine Frau Akosua wohnten, bis ihr Haus fertig sein würde. Beide begrüßten Amiras Eltern förmlich und Taemin bat, wie er es von Pakka gelernt hatte, um die Erlaubnis für die Heirat. Lester Tyrell stand auf, legte ihm beide Hände auf die Schultern und grinste. Amiras Mutter Akosua tat dasselbe bei ihrer Tochter.
„Wir freuen uns für euch!“ sagte ihre Mutter mit bewegter Stimme. Dann schaute sie Taemin an. „Ich erwarte, dass du ihr ein guter Mann sein wirst!“ Dann grinste sie, „Und vergesst nicht, uns zu Großeltern zu machen!“
„Du gehörst jetzt zur Familie!“ sagte dann Lester Tyrell, „Das heißt dass du jetzt uns ab sofort mit Vornamen ansprechen darfst!“ Er lächelte das junge Paar an, dann trat er vor die Türe und rief so laut er konnte 3 mal,
„Meine Tochter ist verlobt!“ in den Abend hinein. Vereinzelt hörte Taemin Glückwunsch-Rufe, die der Bekanntmachung Lesters antworteten. Dann kam Lester wieder herein,
„Setzt euch!“ und wies auf 2 freie Stühle. Dann erhob er seine Stimme, „Taemin, am Anfang war ich nicht einverstanden mit der Wahl meiner Tochter, aber ich denke das wusstest du!“ Taemin nickte, sagte aber nichts, er wollte Lester, den Brautvater nicht unterbrechen. „Aber du hast dich freiwillig unserer Kriegerprüfung unterworfen und ich konnte dich auch besser kennen lernen. Ich weiß, dass du meiner Tochter ehrlich und in Liebe zugetan bist. So wie sie dich liebt. Eure Beziehung ist stark, das haben wir gespürt!“ dabei griff er nach der Hand seiner Frau. „Deshalb freue ich mich nun wirklich, dass du mein Schwiegersohn wirst! Willst du auch Teil unseres Stammes werden? Das bedeutet aber nicht, dass du die Brücken zu deiner Familie abbrechen musst!“ fragte er Taemin. Der schaute Amira an, die glücklich lächelte, dann schaute er seinem zukünftigen Schwiegervater in die Augen.
„Ja, das möchte ich!“ antwortete er.




Wohlfahrt
Ashanti-Kral Kumasi
Do. 16.02.3071, 10:11 Uhr Ortszeit


Der SBVS-Erkunder hielt vor dem noch provisorische Verwaltungsgebäude des Ashanti-Stammes und ächzend stieg Cynthia Liebermann aus dem Fahrzeug aus. Normalerweise wäre es für sie kein Problem, aber sie war nun im 8. Monat schwanger, nahm aber trotzdem ihre Aufgaben als Stationsleiterin voll umfänglich wahr. Kurz darauf betrat sie den Doppelcontainer und wurde von Lester Tyrell sofort begrüßt.
„Frau KdtHptm. Liebermann, es freut mich, dass sie trotz ihres Zustandes uns hier besuchen!“ sagte er.
„Die Freude ist ganz meinerseits Herr Tyrell.“ erwiderte sie. „Sie wissen ja, wie ich dazu stehe!“
„Absolut!“ antwortete er. „Trotzdem sollten sie ihrem Abcdoma und sich selbst nicht zu viel zumuten!“
„Sie hören sich an wie mein Mann!“ lachte Cynthia. Lester Tyrell lächelte zurück.
„Hören sie auf einen erfahrenen Vater und Ehemann!“ gab er zurück und Cynthia nickte. Beide verband mittlerweile, wenn man es so sagen konnte, eine professionelle Freundschaft und sie respektierten einander. Dann stellte ihr Lester Tyrell den Stand des Siedlungsbaues vor und zeigte ihr mit Hilfe von Drohnenbildern die Entwicklung der Agrarflächen und äußerte ich sehr zufrieden über den Fortschritt.
„Wir werden, wenn es weiter so läuft, wie geplant unsere Landwirtschaft betreiben können. Wir schätzen, dass wir in 4 Monaten die ersten Ernten einbringen werden. Die mitgebrachten Getreidesorten gedeihen hier hervorragend. Wir kultivieren auch einige einheimische Pflanzen, die laut meiner Tochter sehr gut für unsere Ernährung geeignet sind. Meine Akokoa leistet hervorragende Arbeit!“ Cynthia hörte dabei deutlich den Stolz des Vaters auf seine Tochter heraus, als er dies sagte. „Auch unser Vieh ist mittlerweile gegen alle identifizierten Krankheitserreger geschützt!“ fasste er noch zusammen.
„Das sind ja sehr gute Neuigkeiten!“ freute sich Cynthia. „Aber sie haben recht, das heute ist meine letzte Reise zu Ihnen vor der Geburt unseres Kindes!“ lächelte sie.
„Ich wünsche ihnen und ihrem Mann alles Gute dazu!“ erwiderte Lester Tyrell. „Ich möchte sie übrigens jetzt schon einladen. Meine Akokoa Amira und ihr Verlobter Taemin Lee wollen am 20. Mai heiraten.“
„Das sind wirklich schöne Nachrichten. Wie man mir erzählt hat, ist Taemin Lee nun ein Krieger ihres Stammes?“
„Ja, er hat seine Prüfungen in Ehren abgelegt und ist nun ein Teil unseres Volkes, auch wenn er etwas bleich daher kommt!“ grinste Lester Tyrell gut gelaunt. „Es kommt zwar nicht häufig vor, dass Außenstehende aufgenommen werden, aber das gab es immer wieder und fast immer waren die Aufgenommenen ein Gewinn für die Gemeinschaft!“




Wohlfahrt
Kontinent Sylvania, ca. 580 km von der Basis im Nord-Osten
Do. 28.02.3071, 12:28 Uhr Ortszeit


Langsam und vorsichtig setzte der große Transporter mit senkrecht in die Luft gestellten Rotoren auf der weiten, fast baumlosen Fläche auf. Als sich die Heckklappe öffnete stürmten 4 Soldaten in gepanzerten Gefechtsanzügen aus dem Luftfahrzeug und sicherten in einem Radius von 60 m die Landezone.
„Alles sauber Herr Kdt.!“ meldete der Truppführer an James Cameron. Daraufhin setzte er sich mit dem kleinen Geologen-Team in Bewegung und verließ nun ebenfalls den Bauch des Transporters. Über ihnen hörte James das Donnern eines Überschallknalls und als er nach oben blickte, sah er den „SPARROWHAWK“ seiner Frau über die Landezone rasen. Er lächelte und schüttelte den Kopf, sie konnte es einfach nicht lassen! Er wandte sich an die Geologen, die noch einen leichten Geländewagen aus dem senkrechtstartfähigen Transportflugzeug fuhren.
„Untersuchen sie die Ebene auf ganzer Breite und Länge, ich will wissen, ob wir hier eine Ersatzlandebahn für die „Damokles“ einrichten können!“ wies er sie an. „Wie lange schätzen sie werden sie brauchen?“
„2 – 3 Stunden Herr Kdt.!“ bekam er vom Truppführer die Antwort.
„Dann los!“ sagte James. Er ging in den Laderaum und setzte sich einen Helm auf. Dann stieg er auf eine Cross-Maschine und fuhr auf die Fläche hinaus, während die Geologen ihr kleines Erkundungsfahrzeug fertig machten. Der Elektromotor zwischen seinen Beinen summte. Dann wendete er sich in die andere Richtung der länglichen Ebene und drehte den Hahn auf. Den ersten Eindruck, den er von dem Boden beim Darüberfahren hatte war vielversprechend. Kaum Löcher und Risse, an vielen Stellen war nackter Fels zu sehen. Immer näher kam er der hohen Felswand, die die Ebene auf einer Seite abschloss. Aisha hatte ihm gemeldet, das sie am Boden der Felswand einen schwarzen Streifen aus der Luft bemerkt hat. Das könnte auf eine Höhle hindeuten, hatte sie gemeint.


Nach 10 Minuten erreichte er die Wand und sah, dass seine Frau mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte. Am Ende der Ebene öffnete sich die Felswand zu einer rund 160 m breiten Höhle. Die Höhe schätzte er auf ca. 40 m. Vorsichtig fuhr er hinein. Innen lag Geröll und durch den Lichtkegel seines Motorrades huschten kleine Schatten. Je weiter er vordrang, desto niedriger wurde die Decke. Nachdem er fasst 300 m tief hineingefahren war, betrug die Höhe nur noch 5 m. Er hielt an, stieg ab und leuchtete mit einem starken Handscheinwerfer in die Höhle. Er schätzte, dass diese noch ca. 150 m weiterging, aber er hatte genug gesehen. Das hier war mehr als ideal, es war perfekt! Es würde zwar viel Arbeit machen, aber er könnte hier die Ausweichbasis errichten lassen, sofern die Ebene vor der Höhle als Landeplatz geeignet war. Wenn man die Decke etwas erhöhen und die Höhle durch Stützen stabilisieren würde, könnte man die „Damokles“ hier komplett verschwinden lassen! Er setzte sich wieder auf sein Motorrad und fuhr aus der Höhle hinaus, als er plötzlich seitlich von ihm das Kreischen eines Bartwolfes hörte, einem weit verbreiteten und in Rudeln jagenden Raubtier des Planeten. Wobei die Bezeichnung „Bartwolf“ sich von Bartok und ihrer jagdweise ableitete und nicht von einem Körpermerkmal der Tiere. Benannt worden waren sie, wie viele andere Tiere auch, von den Wohlfahrts, die eine umfangreiche Tier-Enzyklopädie des Planeten hinterlassen hatten. Sofort gab er Saft und beeilte sich aus der Höhle hinauszukommen. Über Funk gab er mit seinem Kehlkopfmikro durch,
„Die Höhle ist ideal, hat aber hungrige Bewohner!“ dabei schoss er aus der Höhle auf die Ebene und achtete sehr sorgfältig auf seinen Weg. Mit einem Rudel Bartwölfe war nicht zu spaßen!
„Brauchen sie Hilfe Herr Kdt.?“ fragte der Sicherungstruppführer.
„Nein, passen sie lieber auf die Geologen auf. Nicht das die noch von Bartwölfen als wohlfeiles Lunchpaket angesehen werden!“ gab er zurück.
„Kein Problem!“ bekam er zur Antwort und im Rückspiegel sah er, dass 3 der Bartwölfe aus der Höhle gekommen und stehen geblieben waren. Sie hatten erkannt, dass er zu schnell für sie war.




System „249F36“
Nadir-Sprungpunkt, „Andromeda“, Grav-Deck, Besprechungsraum
Mi. 08.03.3071, 09:10 Uhr Bordzeit


„Meine Damen, meine Herren, wir sind am Ziel der Bergungsmission!“ stellte Georg nochmal das Offensichtliche fest. „Die „Ramierez“ und die „Witch“ werden Punkt 10:00 Uhr Bordzeit abkoppeln. Die „Ramierez“ nimmt sofort Kurs auf den Planeten und beginnt mit den Bergevorbereitungen der Landungsschiffe. Herr Becker, sie wissen was sie zu tun haben!“ Der angesprochene Pionierzugführer nickte und grinste. „Die „Witch“ wird an der „Donar“ ankoppeln und nimmt das Schiff in Betrieb. Die beiden 1. Offiziere unserer Landungsschiffe werden die zu bergenden Landungsschiffe als Kommandanten übernehmen. Frau Sánchez, Frau Dassault, sie haben die Crews für die zu bergenden Schiffe ausgewählt?“ fragte er.
„Jawohl Herr Oberst. Die neuen Besatzungen der „Fortunatus“ und der „Dolch“ sind bereits an Bord der „Ramierez“!“ meldete ihm die Kommandantin der „Ramirez“. Georg nickte. Dann sah er Davenport an. „Herr Kaptein, ist das eingeteilte Führungs- und Tech-Kommando für die Donar bereits auf der „Witch“?“ fragte er ihn. Dieser nickte,
„OTL Sophia Boticcelli und ihr Team sind bereit. Alle angeforderten Sprungtriebwerksteile sind auf die „Witch“ verladen!“ teilte er ihm mit. „Sie freut sich schon auf ihre neue Aufgabe, man hat nicht jeden Tag die Möglichkeit das Kommando über ein Sprungschiff aus der Sternenbundzeit zu übernehmen!“ ergänzte er.
„Ich hoffe, sie können dauerhaft auf sie verzichten. Sie wird die „LCS Donar“ nicht nur für diese Reise übernehmen!“ teilte ihm der Oberst an den Kaptein der „Andromeda“ mit. Davenport nickte, er wusste es ja schon, aber den anderen Anwesenden war diese Information neu.
„Der Ablauf der Bergung wurde bereits in vorhergehenden Besprechungen festgelegt. Gibt es noch Fragen?“ Er schaute sich um, aber er sah keine Wortmeldung. „Na dann, wünsche ich uns allen ein gutes Gelingen! Auf geht’s, Besprechung beendet!“ Georg holte tief Luft, von so einer Aufgabe hatte er schon als kleiner Junge geträumt!




System „Bartok“
Wohlfahrt, Sanitätsstation
Fr. 10.03.3071, 03:21 Uhr Ortszeit


Vor 5 Stunden war Cynthias Fruchtblase geplatzt und Mike hatte sie sofort in die Sanitätsstation gebracht. Die darauffolgenden Stunden waren für Mike kaum auszuhalten. Immer wieder verzog seine geliebte Frau bei den regelmäßigen Wehen schmerzhaft ihr Gesicht, aber die Hebamme beruhigte ihn immer wieder.
„Alles normal, ihre Frau macht das hervorragend!“ meinte sie. Auch der Arzt war zufrieden. Dann kamen die letzten immer heftigeren Wehen und Mike stand machtlos daneben und hielt die Hand seiner Frau. Bei jeder Wehe zerquetschte sie ihm dabei fast seine Hand. Er wusste, dass seine Frau als Infanteristin stark und immer gut trainiert war, aber so viel Kraft hatte selbst er ihr nicht zugetraut!
„Ich sehe schon das Köpfen!“ rief die Hebamme, „Pressen, Cynthia, pressen! Gleich ist es geschafft!“ Da erfüllte plötzlich ein lauter Babyschrei den Kreissaal und die Hebamme winkte Mike zu sich und drückte ihm eine Schere in die Hand und wies auf die Nabelschnur. Mike sah überall Schleim und Blut aber er schnitt entschlossen die Nabelschnur durch und die Hebamme legte das Baby in Cynthias Arme.
„Sie haben einen gesunden Sohn!“ offenbarte sie den Eltern. Alle Aufregung und Angst war wie weggewischt. Mikes Blick verschleierte sich, als ihm die Tränen in die Augen traten. Nie fand er seine Frau schöner als jetzt und nie liebte er sie mehr als in diesem Moment. Als er seinen Sohn in ihren Armen sah, schnürte es ihm den Hals zu. Er beugte sich vor umarmte seine Frau und seinen Sohn und weinte vor Glück! Nach ein paar Minuten fragte sie die Hebamme mit einem Bändchen in der Hand.
„Haben sie schon einen Namen für ihn?“ wollte sie wissen.
„Ja!“, sagte Cynthia und schaute dabei ihren Mann an. „Er soll Francis heißen, so wie Mikes Vater!“




System „249F36“
Planet „249F36-II“ im Orbit, „Ramierez“, Brücke
So. 12.03.3071, 04:35 Uhr Bordzeit


„Umrundung des Planeten beendet, gehen auf Vektor für Landeanflug!“ meldete der Steuermann der Ramirez an Leonor Sánchez. Diese nickte und schaute auf die Kursdaten ihrer Anzeige. Sie drückte ihre Intercom-Taste.
„Hier spricht die Kommandantin, fertigmachen zur Landung! Wir gehen in den Landeanflug, erreichen der Atmosphäre in 2 Minuten, Landung auf der Oberfläche in 11 Minuten.“ gab sie durch. Dann schnallte sie sich selbst an. 10 Minuten später arbeiteten die Triebwerke unter Vollast und brachten damit das ganze Landungsschiff zum Dröhnen. Sanft setzte die „Ramierez“ auf der Oberfläche auf, keine 1200 m von den beiden alten Landungsschiffen entfernt.
„Alle Zugänge zum Ladedeck geschlossen und dicht, Druckausgleich erfolgt, öffnen die Ladetore!“ meldete ihr etwas später der Lademeister. Mit einem kurzen Klick schaltete sie sich auf eine Kamera auf dem Ladedeck und sah, wie sich eines der großen Hangartore öffnete. Sofort wurde Staub und Sand hereingeweht, während sich mehrere Erkundungsfahrzeuge nach draußen auf den Weg machten. Kurz darauf erfolgte die Klarmeldung und die beiden Transporter mit den Techs machten sich auf den Weg zu den ihnen zugewiesenen Landungsschiffen. Ihr 1. Offizier Pavel Chen sollte die „Fortunatus“ übernehmen und saß deshalb im ersten Transporter, der die „Ramierez“ verließ.


Am Vormittag wälzten sich unter dem ersten Licht der Sonne die beiden Pionierpanzer die Frachtrampe hinunter. Nach kurzer Fahrt erreichten sie die „Dolch“ und begannen umgehend das Geröll und den Sand unter dem alten Landungsschiff vorsichtig zu entfernen. Dabei war ständig ein Einweiser vor jedem Fahrzeug, kontrollierte die Aushubstelle und wies den Bediener des Panzers ein. In der „Dolch“ ging gerade das Licht an, als die Techs den Fusionsreaktor wieder in Betrieb genommen hatten. Peter Schulzky, eigentlich 1. Offizier der Witch, stand nun auf der Brücke des alten Landungsschiffes und wartete auf die Freigabe des Umwelttechnikers, dass er endlich diesen lästigen Helm abnehmen konnte. Die ganze Zeit bekam er das Grinsen nicht aus dem Gesicht! Zum ersten Mal hatte er ein eigenständiges Kommando und war nun der Kommandant der „LCS Dolch“. Er hatte schon jahrelang auch auf „UNION“s gedient und kannte sich mit den Eigenheiten dieser Schiffe sehr gut aus. Er war sich deshalb sicher, der Aufgabe auch gewachsen zu sein! Seine Besatzung war so knapp kalkuliert wie möglich, da auch die „Ramierez“ und die „Witch“ bemannt bleiben mussten. Das war die einzige Sorge die er hatte.
„Herr Kommandant, Luft ist jetzt atembar!“ gab ihm der Umwelttechniker durch. Peter nahm seinen Helm ab und nahm einen tiefen Atemzug. Irgendein undefinierbarer Geruch hing in der Luft, aber er konnte problemlos atmen. Nach 5 Minuten gab er die Erlaubnis, dass alle den Helm abnehmen konnten. Dann wandte er sich wieder seinen Aufgaben zu.
„Ist die Versorgungsleitung zum Wasser frei?“ fragte er einen der Techs die auf der Brücke waren.
„Ja, soll ich die Pumpen einschalten?“ fragte dieser zurück.
„Auf geht’s, Wir brauchen Wasser und die Abscheideanlage soll sofort anfangen Sauerstoff und Wasserstoff zu erzeugen!“ wies er ihn an. Der Tech schaltete die entsprechenden Aggregate ein und beorderte einen anderen Tech zur Abscheideanlage zur Kontrolle.
„Aggregate laufen, Wasser kommt, alle Anzeigen auf Grün!“ meldete er an Schulzky. Die Vorarbeiten die vor 6 Monaten durch die Besatzung der „Sturm“ geleistet worden waren, ermöglichten, dass alles wieder schnell in Betrieb genommen werden konnte.




System „Bartok“
Wohlfahrt, Landungsschiff „Damokles“
Do. 16.03.3071, 07:45 Uhr Ortszeit


Die „Damokles“ beschleunigte und wurde immer schneller. Nach der Hälfte der Landebahn drückten die unter Volllast laufenden Triebwerke das stromlinienförmige Landungsschiff endlich in die Luft und die Räder des Fahrwerks verloren den Bodenkontakt. Immer schneller wurde das Schiff und erreichte bald die Randzone der Atmosphäre und tauchte nach 4 Minuten den Weltraum ein.
„Das nenne ich einen Blitzstart!“ sagte Urs Strückli zufrieden.
„Kein Wunder!“ kommentierte die 1. Offizierin der „Damokles“, Lori Lawton. „Wir haben ja auch so gut wie keine Fracht an Bord!“
„So, dann wollen wir uns mal die inneren Planeten des Bartok-Systems genauer ansehen!“ umriss der Kommandant des Landungsschiffes ihren Auftrag. „Wenn wir uns beeilen sind wir in 2 – 3 Wochen wieder zurück! Aber zuerst müssen wir die Mikrosatelliten für das Navigationssystem und zur Wetterbeobachtung aussetzen! Lori, setze denn dafür berechneten Kurs und wir haben das in 3 Planetenumrundungen erledigt!“
„Wird gemacht!“ bestätigte sie und übernahm das Ruder. 3 Stunden später hatte die „Damokles“ 16 Mikrosatelliten im Orbit ausgesetzt, verließ den Nahbereich von Wohlfahrt und nahm Kurs zum nächsten der inneren 3 Planeten des Bartok-Systems.




System „249F36“
Planet „249F36-II“ a.k.a. „Gruft“, „Ramierez“, Brücke
Do. 16.03.3071, 09:00 Uhr Bordzeit


Mittlerweile hatten die Pioniere alle Triebwerke und Landestützen freigelegt und die Techs die Triebwerksprüfungen abgeschlossen. Die ganze Zeit waren die Abscheideanlagen auf den alten Landungsschiffen auf Hochtouren gelaufen und hatten so viel Wasserstoff erzeugt und verflüssigt wie nur möglich war. Auch die „Ramierez“ hatte ihre Wasserstoff und Sauerstoffvorräte über die eigene Elektrolyseeinheit aufgefüllt. Die Pumpleitungen und alle Außenteams waren wieder an Bord der „Ramierez“ oder den anderen Landungsschiffen. Mittlerweile hatte es sich unter den Besatzungen durchgesetzt, den Planeten einfach „Gruft“ zu nennen, da dieser den Charakter dieser Welt am besten traf.
„Es wird Zeit!“ sagte Leonor Sanchez, die sich in einer Videokonferenz mit den Kommandanten der „Dolch“ und der „Fortunatus“ unterhielt. „Sind ihre Schiffe startbereit?“ Sowohl Pavel Chen als auch Peter Schulzky nickten.
„Alle Anzeigen auf „Grün“ wir können starten!“ meldete ihr Schulzky und Chen bestätigte ebenfalls.
„Gut, Countdown zum Start freigegeben. „Fortunatus“ startet um 09:15 Uhr und „Dolch“ um 09:25 Uhr. Die „Ramierez“ folgt um 09:35 Uhr! Noch Fragen?“ Ihre Gesprächspartner schüttelten beide den Kopf. „Dann auf ein gutes Gelingen!“ schloss Leonor die Konferenz und schaltete ab.
„Steuermann, Start 09:35 Uhr, Countdown starten!“ befahl sie laut.
„Jawohl Frau KommandantHauptmann!“ bestätigte der Steuermann, der nun die Aufgaben des 1. Offiziers mit wahrnehmen musste.


Pavel Chen sah wie die Sekunden auf dem Startchronometer verrannen. Bei X - 30s ließ er die Triebwerke zünden. Sofort begann das Schiff zu vibrieren und er behielt genau die Anzeigen der Triebwerke in den Augen. Alles sah sehr gut aus! In den 30 Sekunden bis zum Start stabilisierte sich der Ausstoß der Triebwerke und blies unter der „Fortunatus“ allen losen Staub und Sand weg. Dann sprang die Anzeige auf „X0“ und Pavel Chen gab das Startkommando. Sofort wurden alle Triebwerke auf volle Leistung hochgefahren und mit einem Ächzen der Schiffsstruktur erhob sich das kugelförmige „DANAIS“-Landungsschiff auf seinen gleisend hellen Triebwerksstrahlen nach 300 Jahren wieder in den Himmel! Alle Stationen beobachteten ihre Anzeigen penibel und gaben Chen regelmäßig Meldung. Nach 4 Minuten durchstießen sie die Atmosphäre und befanden sich im Weltraum. Alle auf dem Schiff atmeten kollektiv aus. Jeder hatte das Gefühl, das er mehrere Minuten die Luft angehalten hatte.
„Status Schiffsdruck?“ fragte Pavel Chen den Tech der Umweltstation.
„Druck stabil, das Schiff ist dicht!“ meldete dieser. Pavel ballte die Faust und drückte die Intercom-Taste.
„Kommandant an Besatzung, die „Fortunatus“ ist erfolgreich gestartet, alle Systeme normal, nehmen Kurs auf die „LCS Donar“!“ Dann machte er eine kurze Pause und ergänzte dann, „Meinen herzlichsten Dank an alle. Ohne sie und ihre unermüdliche Arbeit die letzten Tage wäre das Schiff nie gestartet! Heute Abend gibt es eine Sonderration Rum!“ Plötzlich erhob sich Jubel auf der Brücke, die „Fortunatus“ lebte wieder und hatte eine neue Besatzung! Chen schaute auf eines der Displays und sah wie der Planet „Gruft“ immer kleiner wurde. Er hoffte, dass die alte Besatzung nun in Frieden ruhen konnte.




System „249F36“
Im Transit Planet „249F36-II“ a.k.a. „Gruft“, „Ramierez“, Brücke
Do. 16.03.3071, 10:05 Uhr Bordzeit


Der Planet „Gruft“ wurde auf den Displays immer kleiner. Die „Ramierez“ war, nach dem ebenfalls erfolgreichen Start der „LCS Dolch“, den alten Landungsschiffen in den Weltraum gefolgt und alle 3 hatten Kurs zur Position der „LCS Donar“ genommen. Irgendwie fehlte ihr die ruhige Präsenz ihres 1. Offiziers, der nun der Kommandant der „Fortunatus“ war. Nach den letzten Informationen, die sie erhalten hatte, war die „Donar“ wieder in Betrieb und die Reparaturarbeiten am Sprungtriebwerk in vollem Gange! In gut 3 Tagen würden sie die „Donar“ erreichen und das Schleppmanöver beginnen. Leonor Sánchez hatte sich in den letzten Tagen noch einmal intensiv mit dem Schleppmanöver beschäftigt und war zum Schluss gekommen, dass, wenn die Triebwerke der „Fortunatus“ und der „Dolch“ gut funktionierten, diese ebenfalls beim Schleppvorgang unterstützen könnten, was die ganze Sache sicherer und schneller machen würde. Dies wollte sie auch dem Oberst vorschlagen, der es sich nicht hatte nehmen lassen ebenfalls auf die „Donar“ zu kommen. Ihre Kameradin Francois Dassault auf der „Witch“ hatte sie in einer privaten Nachricht schon vorgewarnt und sie unterstützte ihren Vorschlag, nach dem sie ebenfalls die Parameter überprüft und nachgerechnet hatte.




System „249F36“
Im Transit, „Ramierez“, Brücke
So. 19.03.3071, 13:35 Uhr Bordzeit


Die Ramierez hatte die „Fortunatus“ und die „Dolch“ überholt und näherte sich vorsichtig dem der „Witch“ gegenüberliegenden Dockkragen der „LCS DONAR“ an. Voll konzentriert steuerte Leonor ihr Landungsschiff immer dichter heran. Die Positionsmarken deckten sich absolut, dann lief eine leichte Erschütterung durch das Schiff und man hörte das Krachen der einrastenden Haltetraversen. Kurz darauf meldete der LI das alle Verbindungen zur Donar geschlossen und in Betrieb waren.
„Willkommen auf der „Donar“!“ kam eine Durchsage vom Sprungschiff. Leonor erkannte sofort die Stimme des Oberst! Dann ergänzte der Oberst. „Alle Kommandanten Besprechung um 14:20 Uhr Konferenzraum Grav-Deck „LCS Donar“!“
„Er verliert keine Zeit!“ dachte sich Leonor Sánchez und lachte in sich hinein. Sie hatte schon beim Herflug gemerkt, dass ihr Vorgesetzter diesen Einsatz sehr persönlich nahm. Als würde er sich einen lang gehegten Traum erfüllen! 25 Minuten später hatten auch die „Fortunatus“ und die „Dolch“ an der „Donar“ festgemacht. Wie geplant waren die Triebwerke der Schiffe alle zum Bug der Donar ausgerichtet, da hier den Triebwerksstrahlen nichts im Weg war. In Heckrichtung waren mehrere Streben, die sonst beim Verlegen der „Donar“ eventuell durch die Triebwerke der Landungsschiffe hätten beschädigt werden können.


Kurz vor dem angeordneten Termin betrat Leonor den Konferenzraum, das sich auf dem Gravdeck befand. Die Techs hatten bei der Inbetriebnahme der „LCS Donar“ ganze Arbeit geleistet und auch das Gravdeck in Betrieb genommen. Sie setzte sich neben Francois Dassault und beide lächelten sich an.
„Ich bin gespannt ob wir den „Alten“ von deinem Konzept überzeugen können!“ sagte Francois.
„Wenn du mich unterstützt, sicher!“ erwiderte die stämmige Raumfahrerin. „Dir vertraut er!“
„Ich habe alles mehrfach durchgerechnet und auch meinen Steuermann das ganze prüfen lassen. Die Zahlen sind eindeutig!“ versicherte ihr Francois. Da betrat Oberst Georg Müller den Raum, sagte nur,
„Ohne Meldung!“ und stellte sich an das Kopfende des Tisches. Neben ihm saß Sophia Botticelli, die frischgebackene Kommandantin der „Donar“.


„Wir kommen jetzt zum schwierigsten Teil der Operation, die „Donar“ zum Sprungpunkt zu schaffen!“ stellte Georg fest und schaute in die Runde. „Frau KdtHptm. Sánchez, sie haben mir mitgeteilt dass sie uns einen Vorschlag unterbreiten wollen, um den Transport beschleunigen?“ Georg schaute die Kommandantin an und nickte ihr zu, zum Zeichen, das sie das Wort ergreifen sollte.
„Das ist richtig Herr Oberst!“ begann Leonor, steckte einen Speicherkristall in den Port an ihrem Platz und stand auf. Das Konferenzdisplay des Raumes leuchtete auf und Leonor trat daneben.
„Meine Idee ist es alle 4 angedockten Landungsschiffe zum Beschleunigen und abbremsen der „Donar“ zu verwenden.“ Sie rief die erste Skizze auf und erklärte wie das ganze funktionieren sollte.
„KdtHptm. Dassault und ich haben unabhängig voneinander die Parameter berechnet. Selbstverständlich wurde auch die strukturelle Integrität der Dockkragen und der „Donar“ berücksichtigt!“ erklärte sie und zeigte die zusammengefassten Berechnungen. „OTL Boticcelli, selbstverständlich leite ich ihnen die Berechnungen weiter, damit sie diese ebenfalls prüfen können! Ein solches Vorgehen führt zu einer Zeitersparnis von 4 Tagen, was in meinen Augen enorm ist!“ schloss sie ihren kurzen Vortrag. „Haben sie noch Fragen?“ Man hätte förmlich eine Stecknadel im Raum fallen hören können, so still war es. Die Spacer überflogen alle die Berechnungen und Georg schaute seine Landungsschiffskommandantin an.
„Was ist deine Meinung Francois?“ fragte er sie direkt und informell.
„Ich stimme KdtHptm. Sánchez zu. Ich habe alles mehrfach überprüft und die Berechnungen stimmen. Ich empfehle so vorzugehen. Die Zeitersparnis ist gewaltig!“ stellte sie klar fest. Georg schaute in die Runde und blieb zum Schluss bei Sophia Boticcelli hängen.
„Frau Oberstleutnant, überprüfen sie bitte noch einmal die Berechnungen. Wenn sie diesem Vorgehen ebenfalls zustimmen, werden wir so verfahren!“ Die Offizierin nickte,
„Ich werde mich nach der Besprechung sofort daran machen und sie umgehend informieren!“ Georg nickte und dann besprechen sie noch ein paar administrative Dinge, wie den Zugang der Landungsschiffsbesatzungen zur „Donar“. 1,5 Stunden nach Ende der Besprechung meldete sich die Kaptänin der „LCS Donar“ bei Georg.
„Herr Oberst, die Berechnungen von KdtHptm Sanchez sind einwandfrei und sie hat ausreichende Sicherheiten berücksichtigt. Ich unterstütze den Vorschlag ebenfalls!“ meldete sie ihm. Georg dachte kurz nach dann befahl er,
„Start der Verlegung in 30 Minuten, kriegen sie das hin?“ fragte er.
„Kein Problem!“ meldete de Kapitänin, „Wir werden als erstes die Donar mit den Steuerdüsen ausrichten und dann zünden die Landungsschiffe paarweise ihre Triebwerke. In 45 Minuten sind wir auf dem Weg!“ gab Sophia Boticcelli zurück.
„Gut!“ bestätigte Georg und lächelte ein wenig. „In 30 Minuten bin ich auf der Brücke der „LCS Donar“!“ informierte er sie.




System „249F36“
Nadir-Sprungpunkt, „LCS Donar“, Brücke
Fr. 24.03.3071, 19:35 Uhr Bordzeit


Das alte Sprungschiff stand nun relativ zur Sonne still. In den vergangenen 5 Tagen hatten die 4 Landungsschiffe die „Donar“ erst in Richtung des Sprungpunktes beschleunigt und dann wieder abgebremst. Alles hatte besser geklappt, als sie alle erwartet hatten! Durch das von KdtHptm. Sánches vorgeschlagene Vorgehen, hatten sie fast die Hälfte der veranschlagten Schleppzeit eingespart! In 300 km Entfernung lag die „Andromeda“. Die „Ramierez“ und die „Dolch“ hatten vor 1 Stunde abgekoppelt und waren mittlerweile bei der „Andromeda“. Georg hatte sich dafür entschieden mit der „Witch“ bei der „LCS Donar“ zu bleiben, auch um den Besatzungen zu signalisieren, dass er größtes Vertrauen in ihre Arbeit der letzten Wochen hatte und er mit einem Erfolg rechnete. Er schaute auf die Sprunguhr, die noch 15 Minuten bis zum Sprung anzeigte. Quälend langsam zählte die Uhr herunter. Die Kapitänin gab währenddessen klare Befehle an ihre kleine Besatzung zur Vorbereitung des Sprunges und der Hyper-Tech übermittelte im Minutentakt den Zustand des Sprungtriebwerks. Die letzten Sekunden wurden heruntergezählt, dann ertönte das Doppel-Signal des Sprunges.


Im Leitstand des Sprungtriebwerks behielt der Hyper-MasterTech der „Donar“ alle Anzeigen im Auge. Aufgrund seiner Erfahrung war er nun hier auf der „Donar“ und hatte seinen Posten auf der „Andromeda“ seinem Stellvertreter übergeben. Bis jetzt schaute alles gut aus. Über eine Woche hat es gedauert, bis alle Teile eingebaut worden und die Komponenten aufeinander abgestimmt waren. Er war erstaunt über die Qualität des ursprünglichen Antriebs und die Abstimmungsarbeiten waren leichter vonstattengegangen als er es sich je erträumt hätte. Aber das lag wohl an den sehr niedrigen Betriebsstunden, die dieses Triebwerk absolviert hatte. Im Vergleich zum Antrieb der „Andromeda“ war es vom Verschleißgrad quasi nagelneu, auch wenn es über 300 Jahre still im Raum getrieben hatte. Er beobachtete wie das Energieniveau langsam und stetig stieg. Routinemäßig flogen seine Finger über die Steuerkonsole, dann war alles auf 100% und er gab den Sprungschalter für die Brücke frei. 78 Sekunden später ertönte der Doppelgong und die Realität zerriss vor seinen Augen!




System „381G88“
Zenit-Sprungpunkt, „LCS Donar“, Brücke
Fr. 24.03.3071, 19:51 Uhr Bordzeit


Langsam klärte sich sein Blick wieder. Wie immer, war Georg wieder heftig von den Nachwirkungen des Sprunges durch den Hyperraum betroffen. Langsam nahm er Jubelrufe der anderen Personen auf der Brücke wahr und als er sich umsah, kam die Kapitänin OTL Sophia Boticcelli auf ihn zugeschwebt. Man sah ihr förmlich die Erleichterung an. Dann fing sie sich kurz vor seiner Beobachterliege ab und meldete ihm,
„Herr Oberst, Sprung ist planmäßig verlaufen, bis jetzt keine Störungsmeldungen. Wir haben das Zielsystem problemlos erreicht!“
„Danke Frau Boticcelli! Gute Arbeit!“ krächzte er zur Antwort. Dabei fiel auch von ihm die Anspannung ab. „Dann hat uns das gute, alte Mädchen wohl sicher befördert!“ stellte er fest und lächelte erleichtert. Georg holte nun tief Luft und drückte auf die Interkom-Taste um eine allgemeine Durchsage zu machen,
„Hier Oberst Müller an alle Besatzungen, heute Abend geht der erste Drink auf mich! Gute Arbeit Leute!“ Er schnallte sich ab und erhob sich,
„Ich bin auf der „Witch“! Übermitteln sie mir den Bericht des Hyper-Techs sobald er ihnen vorliegt!“ teilte er der Kapitänin mit und schwebte von der Brücke.
„Jawohl, Herr Oberst!“ rief ihm Sophia Boticcelli nach. Der hielt sich kurz am Schott fest, drehte sich kurz um und nickte ihr zu.
„Lassen sie zukünftig den Dienstgrad weg!“ sagte er und verschwand dann durch das offene Schott.
„Frau Oberstleutnant, wir orten eine Sprungmarke 4300 Klicks von uns weg!“ meldete der Signalgast. Sophia drehte sich um und stieß sich zu ihrem Kommandosessel ab.
„Das wird wahrscheinlich die Sprungmarke der „Andromeda“ sein!“ sagte sie laut. „Geben sie Voralarm! Bereitschaft für die L/R-Jäger der „Witch“!“ ordnete sie an.


Georg schwebte durch die Gänge des „INVADER“-Klasse Sprungschiffes zum Andockring 1, an dem die „Witch“ angelegt hatte. Die Andockringe und die Haltetraversen waren während des Schleppvorganges laufend kontrolliert worden, aber die Belastung hatte, wie berechnet, weit unter den Grenzwerten gelegen. Georg schwang sich in die Schleuse, die zur „Witch“ führte und passierte die Wache. Automatisch fragte er,
„Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen?“ Der junge Mann nickte und antwortete,
„Erlaubnis erteilt Herr Oberst!“ Als er tiefer in das Landungsschiff schwebte nahm er wieder den vertrauten Geruch war. Mittlerweile war die „Witch“ für ihn etwas geworden, das dem Begriff „Heimat“ am nächsten kam. Als er den Zentralschacht erreichte, zog er sich ganz automatisch nach unten und schwebte durch das offene Schott in den Mechhangar des Schiffes. Kurz darauf schwebte er vor seinem „GREIF“, setzte auf dem Boden des Hangars auf und verriegelte seine Magnetstiefel. Einmal als blutjunger und unerfahrener Leutnant vor vielen Jahren, war es ihm bei seinem ersten Einsatz passiert, dass er sich mit viel zu wenig Schwung durch den Hangar eines „UNION“s bewegte. Er hing fast zwei Stunden in der Luft ohne an seinem Schicksal auch nur irgendwas ändern zu können, bis er eine Trosse zu fassen bekam und sich zum Hangarboden hangeln konnte. Zum Glück hatte ihn damals niemand gesehen und wurde nur darum nicht zum Gespött seiner Soldaten. Seitdem trug er, so wie alle erfahrenen Besatzungsmitglieder eine Dose Druckluft mit sich herum, wenn er sich im Schiff bewegte, um sich, wenn nötig, einen Richtungsimpuls geben zu können. Er schaute an seinem Pfeiferhannes hinauf. Mit dieser Maschine verband ihn mittlerweile so viel, das er nur noch selten seinem „BUSHWACKER“ nachtrauerte, der auf Barcelona in seinem Versteck auf ihn wartete. Ob er diesen je von dort bergen konnte war aber äußerst unwahrscheinlich!


„Da bist du!“ hörte er plötzlich von links Julias Stimme.
„Wo soll ich denn sonst sein, wenn ich nicht in deinen Armen liege!“ sagte er grinsend und schaute seine Lebensgefährtin an. Da sie ebenfalls Mechkriegerin war, kannte sie die besondere Beziehung, die jeden Krieger mit seinem Mech verband.
„Komm, du hast doch sicher noch nicht zu Abend gegessen, oder? Außerdem habe ich gehört der Boss gibt einen aus!“ meine sie unverschämt grinsend.
„Ja, so was habe ich auch vernommen!“ antwortete er und lächelte sie an. „Wohin? Ins „Ritz on the Witch“ oder zur „Andromeda-Klause“?“
„Lass und ins „Ritz“ gehen, du bist viel zu selten dort! Deine Leute vermissen dich schon!“ sagte sie mit einem leicht ernsten Unterton.
„Da ist was dran, Schatz. Du hast Recht! Ich mache mich zu rar. Was gibt es denn?“
„Das übliche, wenn wir Glück haben sogar Spagetti Bolognese aus dem Goldbarren!“ gab sie zurück.
„Das wäre absolut verlockend!“ sagte er und zog Julia an sich. Ihre Lippen trafen sich und sie küssten sich lange und zärtlich.
„Ein Glück das niemand hier ist!“ sagte sie nach dem Kuss und grinste. Wenig später traten sie in die kleine Cafeteria der „Witch“ und bekamen sogar beide eine Portion der berühmten Spagetti Bolognese á lá LAS. Danach saßen sie mit den anderen Mechkriegern und Besatzungsmitgliedern noch lange zusammen und Georg fühlte sich wohl im Kreise der Kameradinnen und Kameraden und war dankbar dafür!




System "829Z53"
Nadir-Sprungpunkt, „LCS Doanr“, Kommandobrücke
Do. 04.05.3071, 09:55 Uhr Bordzeit


Die Rückfahrt bis hierher war völlig Problemlos verlaufen. Sie hatten seit der Bergung der „Donar“ nun 5 Sprünge absolviert und in 5 Minuten würden sie den letzten Sprung ins Bartok-System machen. Georg saß angeschnallt in einem der beiden Beobachter-Sitze auf der Brücke der „Donar“ und beobachtete wie routiniert Sophia Boticcelli ihre Crew kommandierte. Trotzdem dass ihr nur eine Rumpfbesatzung zur Verfügung stand, bewältigten sie alle Aufgaben bravourös! Georg hatte schnell gesehen, das OTL Boticcelli das Führen eines Schiffes und dessen Crew im Blut lag. Die Zeit bis zum Sprung wurde immer weniger. Die „Andromeda“ würde der „Donar“ eine Stunde später nach Bartok folgen und dort müssten eigentlich schon 2 Sprungmarken zu orten sein. Georg war gespannt, ob sie bereits die „Hugo Eckener“ antreffen würden. Dann sprang die Sprunguhr auf „0“ und ein stechender Schmerz raste durch seinen Nacken. Die „LCS Donar“ verschwand von den Ortungsschirmen der „Andromeda“!





System „Bartok“
Zenit-Sprungpunkt, „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Kommandobrücke
Do. 04.05.3071, 10:01 Uhr Bordzeit


„Kontakt!“ rief der Ortungsgast laut durch die Brücke. „Zeichne ein „INVADER“-Klasse Sprungschiff! Kennung …“, dann drehte sich der Ortungsgast von seinem Schirm weg und sah seinem Kaptein direkt in die Augen, der ihn gespannt fokussierte, „es ist die „LCS Donar“, Herr Kaptein!“ Hansen atmete aus und auf der Brücke erhob sich Jubel! Ihre Kameradinnen und Kameraden hatten es geschafft!
„Signalgast, rufen sie die „LCS Donar“ und senden ihr Grüße!“
„Aye aye, Kaptein!“ antwortete der Angesprochene und sendete sofort ein Signal an das angekommene Schiff.


Kurze Zeit darauf meldete sich die „Donar“ und bat um visuelle Kommunikation. Dann flammte der Schirm auf und Sophia Boticcelli erschien auf dem Bild.
„Melden uns unversehrt zurück! Die „Andromeda“ wird in einer Stunde hier materialisieren. Die Operation hat reibungslos funktioniert.“ Dann teilte sich der Schirm und das lächelnde Gesicht des Oberst erschien.
„Herr Kaptein, informieren sie bitte Wohlfahrt über unsere Ankunft. Sobald die „Andromeda“ hier ist, werden 4 Landungsschiffe sich auf den Weg zum Planeten machen. Pfeiferhannes muss sich dringend die Beine vertreten!“ Auf diesen Satz hatte Hansen gewartet. Er und Oberst Müller hatten 2 harmlose Sätze vereinbart, die sie bei ihrer ersten Begrüssung austauschen wollten, um sicherzustellen, das keine ungebetenen Gäste die Schiffe übernommen hatten. Dann ergänzte der Oberst, „Vorher werden wir aber eine kurze Videokonferenz machen um sie zu informieren und umgekehrt.“ Georg sah, wie Hansen breit zu Grinsen anfing.
„Herr Müller, auch wir haben für sie wichtige und positive Informationen. Sie werden überrascht sein! Außerdem wurden die Liebermanns Eltern!“ antwortete der erfahrene Sprungschiffkommandant. Der letzte Satz war seine Code für den Oberst, das alles in Ordnung war.

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 9: Operation Minerva


System „Bartok“
Zenit-Sprungpunkt, „LCS Donar“, Grav-Deck – Besprechungsraum
Do. 04.05.3071, 11:20 Uhr Bordzeit


Vor einer halben Stunde war die „Andromeda“ am Zenit-Sprungpunkt materialisiert und Oberst Georg Müller setzte sofort eine Videokonferenz an, um alle auf den aktuellen Stand zu bringen. Vor allem war ihm wichtig Kaptein Hansen direkt zu informieren. Natürlich würde auf Wohlfahrt noch eine tiefergehende Besprechung stattfinden, an der Hansen aber aufgrund der Entfernung nicht aktiv würde teilnehmen können. Auf dem Display waren Kaptein Hansen, Kaptein Davenport, KdtHptm. Sánchez, Kdt. Schulzky und Kdt. Bauer zu sehen. Neben Georg waren noch Julia, OTL. Boticcelli, KdtHptm. Deveraux, Kdt. Chen und der Hyper-Mastertech der „LCS Donar“ SeniorHauptfeldwebel Walther Rauch im Raum. Damit waren alle Führungsoffiziere der kleinen Flotte versammelt.


Nachdem er alle begrüßt hatte, schilderte Georg den Ablauf der nun abgeschlossenen Bergungsoperation. Zum Schluss forderte er den Hyper-Mastertech noch zu einer technischen Zusammenfassung der Arbeiten am Sprungtriebwerk auf. Als dieser geendet hatte, nicht ohne aufzuzeigen welche Ersatzteile dringendst über Kwangjong-ni wieder beschafft werden müssten, ergriff Georg wieder das Wort.
„OTL. Boticelli wird dauerhaft das Kommando über die „Donar“ erhalten und das Schiff geht nach Prisenordnung in den Besitz der „Lyran Transspace“ über. Das heißt die Schiffsbezeichnung „LCS“ entfällt hiermit. Dasselbe gilt für die geborgenen Landungsschiffe.“ Dann schaute er OTL. Boticcelli direkt an.
„Frau Oberstleutnant, stehen sie bitte auf und nehmen Grundstellung ein!“ Die angesprochene Offizierin erhob sich und stand steif da. Dann standen Julia und Georg ebenfalls auf und traten neben sie. Dann erhob Georg seine Stimme,
„Hiermit befördere ich sie zur Kapteinin, ich wünsche ihnen viel Glück und Erfolg in ihrem neuen Dienstgrad!“ sagte er. „Darf ich?“ fragte er leise und griff nach ihrem Namensschild, an dem ihr Dienstgradabzeichen prangte. Sie nickte und Georg tauschte die Abzeichen aus. Der LI der Witch, Piotr Valenkov, hatte eines im 3D-Drucker auf seinen Wunsch hin hergestellt. Dann klopfte er zusammen mit Julia ihr auf die Schulter und schüttelte ihr dann die Hand. Als alle wieder saßen, sagte Georg noch was dazu.
„Frau Kapteinin, die „Donar“ braucht einen richtigen Kapitän, sie sind hier nicht nur das 5. Rad. Der neue Dienstgrad soll sie auch daran erinnern, welche Verantwortung nun auf ihren Schultern ruht. Auch wenn ich weiß, dass sie sich dessen immer bewusst waren. Aber dies soll hiermit auch für jeden sichtbar sein!“
„Danke Herr Oberst!“ antwortete die Kapitänin der „Donar“, „Ich werde ihr Vertrauen nicht endtäuschen!“
„Dessen bin ich mir sicher!“ erwiderte Georg. Dann übergab er das Wort an Kaptein Hansen, der zuerst seiner Kameradin zur neuen Dienststellung und zum neuen Dienstgrad gratulierte.


Dann schilderte er die Ereignisse der Erkundung der umliegenden Systeme und erzählte von ihrer Begegnung mit der „Shinobi Maru“!
„Sie haben was erhalten?“ fragte Georg plötzlich dazwischen. „Eine fast vollständige Navigationskarte der tiefen Peripherie? Das ist kaum zu glauben! Das wird unsere Arbeit erheblich vereinfachen!“
„Ja“, erwiderte Hansen. „die Nav-Daten überspielen wir ihnen baldmöglichst!“ Ich schlage deshalb auch vor, dass wir unser weiteres Vorgehen nochmal überprüfen sollten. Mit den Daten ergeben sich völlig neue Möglichkeiten!
„Das sehe ich genauso!“ erwiderte Georg, dem sofort mehrere Optionen für ein weiteres Vorgehen einfielen. Als Hansen mit seinem Bericht geendet hatte, war er mit dem erzielten Ergebnis der Erkundung äußerst zufrieden. Auch hatte sich der erfahrene Sprungschiffkommandant mehrfach sehr lobend über OTL. Sigrid Scholz geäußert. Georg nickte.
„Gibt es noch etwas von jemandem, was diese Runde interessant wäre?“ fragte er. Alle verneinten. Dann hatte Georg noch eine Frage an Kaptein Hansen.
„Wurden bereits Piratensprungpunkte im Bartok-System identifiziert?“
„3 stabile Punkte konnten durch unseren Astrogationsdienst ermittelt werden und 4 weitere sind zwar theoretisch nutzbar, aber diese anzuspringen wäre russisches Roulette, da dort die Schwerkraftverhältnisse ständig alternieren.“ informierte ihn der Kapitän der „Hugo Eckener“!
„Werden die Sprungpunkte überwacht?“ wollte Georg wissen.
„Zurzeit ist nur eine visuelle Überwachung möglich. Wir haben keine Satelliten für solche Aufgaben zur Verfügung. Ein weiterer Posten auf unserer Einkaufsliste!“ grinste Hansen. Georg nickte.
„Da die „Donar“ fürs erste hier im System bleibt, bis wir unsere Sprungtriebwerksersatzteile über Kwangjong-ni ergänzt haben, würde ich das Schiff gerne an einem der Piratensprungpunkte stationieren um es hier aus der direkten Sicht zu haben. Dann können wir sie auch solange als eine Art mobile Raumstation nutzen. Auch wenn ihnen das sicher nicht gefällt Frau Boticcelli, aber es ist derzeit die beste Option! Frau Boticcelli, Herr Hansen, bitte bereiten sie einen entsprechenden Vorschlag vor.“ Beide nickten bestätigend. Da keine weiteren Fragen gestellt wurden, beendete Georg die Besprechung und ordnete an, dass in 30 Minuten die Landungschiffe ablegen und nach Bartok fahren sollten.




System „Bartok“
Planet Wohlfahrt, Büro Astrogationsdienst
Fr. 05.05.3071, 11:20 Uhr Ortszeit


Mike Liebermann saß an seinem Terminal und studierte die Dateien der Nav-Datenbank, die die „Sturm“ von ihrer Erkundung mitgebracht hatte. Letzte Woche hatte er von Valentina Tschernikova den kompletten Rohdatensatz erhalten, den die Spionagedrohne aus dem Navigationsspeicher der „Shinobi Maru“ erbeuten konnte. Er hatte erst letzte Woche erfahren, dass in dem Rohdatensatz noch mehrere Dateien waren, die er bisher noch nicht kannte, da man ihm nur die eigentliche Nav-Datenbank überspielt hatte. Eine dieser Dateien interessierte ihn besonders. Nur die wenigsten kannten die Datenstruktur des Navigations-Datenspeichers eines Sprungschiffes, da dies in der Regel nur von sekundärem Interesse war. Aber er hatte sich während seines Studiums intensiv damit befasst, da er von der schlichten, aber komplexen Struktur fasziniert war. So etwas wäre heutzutage fast unmöglich zu programmieren! Als er die die Daten in dieser speziellen Datei ansah, die er in ein lesbares Format entschlüsselt hatte, begann er breit zu Grinsen! Das wars!


Dann korrelierte er die Daten aus der Datei mit den Nav-Daten der Karte und ein System sprang ihm sofort ins Auge: „Good Hope“. Es war laut der Sternenkarte der „Shinobi Maru“ von Bartok aus gesehen das am zweitnächsten gelegene bewohnte System. Gerade mal 69 Lj. entfernt, welches hier draußen in der tiefen Peripherie keine große Entfernung darstellte. Er sprang auf, ging die Treppe hinauf in den ersten Stock und platze einfach ohne anzuklopfen in das Büro seiner Frau. Diese schaute ihn erst böse an, aber als sie ihn erkannte lächelte sie.
„Klopf das nächste Mal bitte an, du hast mich erschreckt!“ sagte sie. Seine Frau saß in einem bequemen Sessel, den sie sich in das Büro hatte stellen lassen und stillte gerade ihren Sohn.
„Tut mir leid, aber ich habe gerade eine Entdeckung gemacht, dass muss ich dir sofort erzählen!“ sprudelte es aus ihm heraus. Dann holte er Luft und bevor er von seinem Fund erzählte, lächelte er seine Frau an.
„Ich bewundere dich wie du das alles unter einen Hut bringst. Unseren Sohn und die Leitung der Station!“
„Ich habe ja auch Hilfe!“ antwortete sie, „Dich als erstes und ohne unseren zivilen Verwaltungsleiter würde ich es auch nicht schaffen. So kann ich mich auf die wirklich wichtigen Sachen konzentrieren!“ Dabei streichelte sie Francis der zufrieden an ihrer Brust nuckelte. „Aber was hast du herausgefunden?“ wollte sie jetzt wissen.
„Ich denke, ich kenne jetzt das Ziel, wohin die „Shinobi Maru“ und Mitchels Maurauders wollten!“ sagte er.




System „Bartok“
Planet Wohlfahrt, Landefeld
Mo. 08.05.3071, 18:35 Uhr Ortszeit


Das Donnern des landenden „CONFEDERATE“-Landungsschiffes war nirgends in der näheren Umgebung zu überhören. Sanft setzte das Schiff auf dem zugewiesenen Landepunkt 300 m neben der „Sturm“ auf und dann erstarben die Triebwerke. In 10 Minuten würde das nächste Schiff landen.
„Wenn die noch ein Landungsschiff finden, bekommen wir hier langsam Platzprobleme!“ meinte StFw Ruth Canard zu ihrem Chef Mike Liebermann. Beide standen im Tower und schauten auf das Landefeld.
„Dann bauen wir einfach an, Ruth!“ meinte Mike pragmatisch zu ihr und grinste. Heute würden 6 Landungsschiffe auf dem Flugfeld stehen. Zur „Sturm“ und der „Damokles“ kamen heute noch die „Witch“, die „Ramierez“, die „Dolch“ und die „Fortunatus“ hinzu. Jedenfalls würde es ein großartiger Anblick sein, das stand für Mike fest. Durch das Fenster sahen sie, das sich die Hangartore der Witch öffneten und die Mechs der Marderlanze herausmarschierten und sich in Richtung des Mechhangars begaben. Dann schlossen sich die Tore wieder, bevor als nächstes die „Ramierez“ landete. Mike hatte bereits die Order erhalten, dass er an der Besprechung um 20:00 Uhr teilnehmen sollte, die der Oberst bereits im Anflug angesetzt hatte. Was für ihn relativ spät war, war für den Oberst früh am Morgen, da die Schiffszeit der Ortszeit 14,5 Stunden hinterher hinkte.
„Space-Lag!“ dachte Mike und grinste.




System „Bartok“
Planet Wohlfahrt, Tower-Gebäude, Großer Besprechungsraum
Mo. 08.05.3071, 20:00 Uhr Ortszeit


Nachdem alle im Raum ihren Platz eingenommen hatten schaute sich Oberst Müller um. Alle verantwortlichen Leiter, Offiziere und Unteroffiziere waren anwesend. Von der Führung der Sprungschiffe waren nur Tom Fortune, der 1. Offizier der „Eckener“, Lucius Davenport, der Kommandant der „Andromeda“ und Sophia Boticcelli, die neue Kommandantin der „Donar“ persönlich anwesend. Auch Pakka Keita, der nun mittlerweile die Aufgaben eines Verbindungsoffiziers zu den Siedlern wahrnahm, befand sich im Raum. Georg lachte innerlich, natürlich hatte er sich neben Leonor Sánchez gesetzt! Dann räusperte er sich und es wurde still im Raum.
„Meine Damen und Herren, wie sie sicher schon alle über den Flurfunk erfahren haben, war die Bergung der „Donar“, der „Fortunatus“ und der „Dolch“ ein voller Erfolg. Die einzelnen Phasen der Bergung werden ihnen Kapteinin Sophia Boticcelli und KdtHptm. Sanchez gleich vorstellen. Anschließend wird uns allen Frau OTL Scholz die Erkundungsmission darlegen. Danach werden wir über unser weiteres Vorgehen sprechen. Herr Liebermann hat mir mitgeteilt, dass er eine wichtige Information hat, die er uns im Anschluss an Frau Scholz Lagevortrag vorstellen will, da diese damit zusammenhängt. Herr Liebermann, ich bitte ich sie auch gleich dabei die Ergebnisse der Systemvermessung des Bartok-Systems vorzutragen. Fragen, Vorschläge?“ Er schaute sich um aber niemand meldete sich. Natürlich war ihm klar, das bei den Vorträgen er immer ein Teil der Zuhörer bereits bekanntes zu hören bekam, aber ihm war wichtig, das bei der anschließenden Diskussion alle auf dem gleichen Stand waren! Dann erteilte er Sophia Boticcelli das Wort, die den Vortrag zusammen mit Leonor Sánchez durchführte. Danach beantworteten sie noch diverse Fragen, dann reichten sie das Wort weiter.


Beim daran anschließenden Vortrag von Sigrid Scholz hörte Georg sehr genau zu. Dass sie so früh auf ein anderes Sprungschiff gestoßen waren, hatte ihn, gelinde gesagt, sehr überrascht aber auch alarmiert!
„Frau KdtHptm., welchen persönlichen Eindruck hatten sie von der Besatzung der „Shinobi Maru“ und vor allem von den Söldnern?“ fragte er, nachdem ihr Vortrag fertig war.
„Leider kann ich mein Gefühl nicht mit harten Fakten untermauern, aber von ihnen gingen keinerlei Feindseligkeiten aus. Natürlich war ihre Vorsicht zu spüren, aber wenn ich meinem Gespür vertrauen darf, waren das normale, ehrliche Leute, die regulär ihren Geschäften nachgingen.“ meinte Sigrid Scholz. „Was ich feststellen konnte, war, dass die technischen Ersatzeile, vor allem die Verschleißteile für den Sprungantrieb sehr großes, kaum unterdrücktes Interesse weckte. Diese Teile müssen hier draußen mehr Wert sein als Gold!“ Georg nickte.
„Dann werden wir wohl noch mehr Sprungantriebsteile besorgen müssen als wir selber brauchen. Das dürfte eine Währung sein, die hier so weit draußen richtig zählt!“ stellte Georg messerscharf fest. „Wohin die „Shinobi Maru“ unterwegs war konnten sie nicht herausfinden?“ fragte Georg nach.
„Nein, darüber haben sie eisern geschwiegen!“ sagte sie.


„Ich könnte das aufhellen!“ meldete sich Mike Liebermann.
„Sind noch Fragen an Frau Scholz?“ fragte Georg, da keiner sich rührte, wandte er sich an Mike Liebermann. „Dann schießen sie los!“ forderte er ihn auf.
„Danke, was jetzt kommt, wird sich für den einen oder anderen etwas technisch anhören, aber ich hoffe ich bleibe für jeden verständlich! Valentina Tschernikova konnte bei ihrem „Datenklau“ auf der „Shinobi Maru“ nicht nur die reinen Kartendaten extrahieren sondern noch ein paar weitere Dateien, die für jemanden der sich nicht tief in der Materie auskennt, keinerlei Aussage haben. Natürlich waren auch stark verschlüsselte Datenpakete dabei. Da gehen Frau Tschernikova und auch ich davon aus, das es sich um Sonnensystemdaten handelt, die dem Kapitän der „Maru“ exklusiv vorliegen und diese deshalb besonders geschützt wurden. Auch wenn die „Maru“ geentert werden würde, könnte niemand die Daten auswerten, was diese Systeme zusätzlich schützt.“ Mike Liebermann machte eine kurze Pause und sprach dann weiter.


„Aber zurück zu meinem Thema. Die Dateien, die ich meine sind Prozessdaten, die erzeugt werden wenn man mit der Kartendatenbank arbeitet. Dazu muss man wissen, wie diese aufgebaut sind. Da die Struktur der Datenbank eigentlich schon fast unter „Los Tech“ fällt, gibt es kaum jemand, der darum weiß. Deshalb hat mir Frau Tschernikova auch die Dateien erst letzte Woche zukommen lassen, nachdem ich explizit danach gefragt habe. Während meines Studiums der Astrophysik hatte mich die Datenstruktur von Navigationsdatenbanken fasziniert, deshalb habe ich diese Kenntnisse. Um es kurz zu fassen, ich konnte ein Zugriffsprotokoll auswerten, in dem man nachvollziehen kann, welche Systeme zuletzt zu Kursberechnungen herangezogen worden sind. Ich bin der festen Überzeugung, dass die „Shinobi Maru“ Kurs auf das „Good Hope“-System gesetzt hat, das gerade 69 Lichtjahre entfernt von Bartok liegt. Von „SR4721A09“ wo die „Eckener“ auf die „Maru“ getroffen ist, sind es 5 Sprünge bis dorthin. D.h. wenn ich richtig liege ist die „Maru“ dort vor ca. 4 Wochen angekommen. Das System ist nach den Aufzeichnungen die uns der Kapitän der „Shinobi Maru“ übergeben hat, bewohnt und lebt hauptsächlich von Landwirtschaft. Aber es gibt dort auch eine kleine Bergbauindustrie, in der seltene Materialien abgebaut und raffiniert werden. Der Außenhandel des Systems lebt hauptsächlich davon. Wenn ich alle Peripheriesysteme hier draußen vergleiche, von denen wir Daten haben, dann ist dies eines der wohlhabenderen Systeme, das auch regelmäßig angesteuert wird. Außerdem wäre es damit für uns als Rohstofflieferant extrem interessant!“


„Herr Oberst, ich bin kein Militär und maße mir hier auch keine Expertise an, aber es liegt auf der Hand, das dieses System für Überfälle von Piraten und Banditenkönigen geradezu prädestiniert ist und ich kann mir sehr gut vorstellen, das Mitchels Maurauders dort ein Problem beseitigen sollen. Es wäre zumindest der plausibelste Grund für mich, warum die Maurauders mit auf dieser Tour der „Maru“ dabei sind. Eine ganze Söldnerkompanie nur zum Eigenschutz mitzunehmen wäre sicher zu teuer für die Tramphändler hier draußen! Wenn sie möchten, kann ich noch kurz einen Kartenausschnitt auf das Display projizieren, dann werden die Verhältnisse klarer.“ bot Mike Liebermann an.
„Dann tun sie es!“ sagte Georg sichtlich interessiert. Schon leuchtete das Display auf und eine Sternenkarte erschien mit Bartok im Mittelpunkt. Um Bartok herum war ein Kreis mit 30 Lichtjahren Radius herumgezogen um die Sprungreichweite darzustellen. 3 weitere Sternensysteme waren deutlich hervorgehoben. Dann zeigte Mike Liebermann mehrere Punkte auf der Karte.
„Dies hier ist „SR4721A9“, in dem die „Eckener“ und die „Maru“ sich getroffen haben, dass hier die von mir ermittelte Sprungroute der „Maru“ und hier ist das System „Good Hope“. Auf der anderen Seite in ca. 64 Lj. Entfernung ist ein weiteres bewohntes System namens „Riddels Home“. Dort leben die wenigen Menschen von der Landwirtschaft. Laut der Infos der „Maru“ geht’s dort zu wie im Wilden Westen, aber sie wissen noch, dass es die interstellare Raumfahrt gibt und das System wird alle paar Jahre von einem Trampfrachter angelaufen. Das Fleisch von dort soll hervorragend sein!“ ergänzte Mike noch ein paar Informationen. „Das nächste bewohnte System wäre dann von uns aus in ca. 127 Lj. Entfernung. Dies habe ich hier aber nicht mehr dargestellt."


Alle schauten gebannt auf die Karte. Die von der „Eckener“ bei ihrer Patrouille geprüften Systeme hatten alle einen grünen Ring, aber für Georgs Geschmack waren noch zu viele Systeme innerhalb des Sprungradius übrig, die er sich eigentlich noch ansehen wollte, bevor er weitere Aktionen plante. Wenn aber Mike mit seiner Annahme Recht hatte, ergab sich hier eine große Chance. Wenn die Daten der „Maru“ zuverlässig waren, gab es innerhalb des Sprungradius um Bartok keine bewohnten Systeme oder Stationen, dann mussten sie sich folgerichtig die nächstgelegenen besiedelten Systeme ansehen, da diese auch mit großer Wahrscheinlichkeit ComStar und damit auch Blakes Wort bekannt waren. Wenn sich Blakes Wort hier umsah, dann bei diesen bewohnten Systemen!
„Ich denke, diese Informationen ändern die Lage vollständig!“ stellte Georg nach einer kurzen Pause laut fest. „Wir sind hier draußen mit einem klaren Auftrag, Blakes Wort und die Clans zu überwachen und gegebenenfalls in die Schranken zu weisen wenn nötig und möglich. Wenn diese hier sind, dann in solchen bewohnten Systemen. Wir müssen uns „Good Hope“ als nächstes ansehen. Dazu müssen wir mit möglichst hoher Kampfkraft vor Ort sein, um für alle Überraschungen gewappnet zu sein. Dabei dürfen wir aber nicht außer Acht lassen, das wir dringend die Eckener zurück nach Kwangjong-ni senden müssen um mehr Siedler und Material zu holen. Wir werden morgen eine Stabssitzung abhalten um uns mit der neuen Lage auseinanderzusetzen und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Dazu Herr Liebermann, saugen sie aus der Navdatenbank alles heraus, was zu „Good Hope“ vorliegt. Morgen zur Besprechung erwarte ich die Ergebnisse. Aber stellen sie bitte noch hier die ermittelten Daten der Systemvermessung des Bartok-Systems vor.


35 Minuten später waren alle Informationen ausgetauscht. Auch Pakka Keita hatte kurz den Stand der Siedler dargestellt und James Cameron-Gokogklu stellte die von ihm und seiner Lanze entwickelte Verteidigungsstrategie für Wohlfahrt vor. Hier auf Wohlfahrt lief es hervorragend, wie Georg feststellte. Er beendete dann die Besprechung, da sich die Lage so stark geändert hatte, dass jede weitere Diskussion an diesem Abend sinnlos geworden war, bevor man nicht darüber gründliche Überlegungen angestellt hat. Im Dunklen schlenderte er danach mit Julia zu ihrem Apartment in einem der 3 alten Wohngebäude. Auch hier hatte sich einiges während ihrer Abwesenheit getan, das bemerkten sie sofort!
„Ich hätte es gerne noch etwas ruhiger gehabt! Aber Mike Liebermann hat tolle Arbeit geleistet, auch wenn er unsere ursprüngliche Planung damit vollständig obsolet gemacht hat!“ meinte Julia.
„Wir müssen der Sachlage Rechnung tragen! Unser Auftrag lässt nichts anderes zu!“ stellte Georg fest.
„Hast du schon eine Idee wie?“ wollte Julia wissen.
„Ja“, antwortete er, aber erst mal habe ich eine Idee, was wir beide heute Abend noch machen werden!“ ergänzte er.
„Das trifft sich gut! Ich hab da auch so bestimmte Vorstellungen!“ gurrte sie und kuschelte sich an ihren Verlobten.




System „Bartok“
Planet Wohlfahrt, Tower-Gebäude, Büro Oberst Müller
Di. 09.05.3071, 11:30 Uhr Ortszeit


Am Vormittag war Georg nach dem Frühstück über eine Stunde gejoggt, um seinen Kopf freizubekommen und über die Lageentwicklung nachzudenken. Wenn er in Bewegung war konnte er sich immer am besten auf ein Thema fokussieren. Während er so dahin trabte und damit seinen Körper beschäftigte, dachte er nach. Langsam formte sich in seinen Gedanken eine Idee. Immer wieder hinterfragte er diese und die Idee reifte zu einem Plan. Frisch geduscht setzte er sich in sein kleines Büro und goss seinen vagen Plan in den Entwurf eines vorläufigen Operationsplanes. Nach 3 Stunden lehnte er sich zurück. Der Plan war nun formuliert und er erstellte noch einige Grafiken um diesen dann bei der angesetzten Besprechung vorzustellen und weiter auszuarbeiten. Georg war nicht so verwegen anzunehmen, dass er ein strategisches Genie war und dieser Op-Plan das Non-Plus-Ultra, vielmehr fasste er es als Arbeitsgrundlage auf, an dessen Fertigstellung alle in der Besprechung mit ihren jeweiligen Expertisen mitwirkten. Aber eine bestimmte Meinung wollte er vorher hören.
„Julia, der Entwurf des Op-Plans ist fertig. Bitte komm in mein Büro!“ sagte er in sein KomPad, nachdem er Julia angefunkt hatte.
„10 Minuten, ich bin gerade im Mech-Hangar!“ gab sie durch und beendete das Gespräch.


Als Julia durch die Tür trat, trug sie einen abgewetzten Wartungskombi der überall Flecken von Schmiermitteln, Kühlfüssigkeit und Farbe hatte.
„War Furie mal wieder widerspenstig?“ wollte Georg wissen.
„Nicht mehr als sonst! Pfeiferhannes würde sich über ein wenig mehr Zuwendung von dir auch freuen!“ feuerte sie zurück und grinste breit. Georg stand auf uns wies sie auf seinen Stuhl.
„Ich hole mir einen Kaffee, oder besser gesagt, das was man hier so bezeichnet, lies du solange!“ sagte er und verließ mit der Kaffeetasse in der Hand sein Büro. Julia schaute auf den Schirm,
„Operation Minerva“, las sie da. Dann vertiefte sie sich in den Op-Plan-Entwurf und bemerkte gar nicht, dass Georg mit 2 Tassen Kaffee wieder zurück ins Büro kam. Er sah, dass sie intensiv las, unterbrach sie nicht und wartete bis sie sich zurücklehnte.
„Kaffee?“ fragte er und stellte ihr eine Tasse hin. Julia schaute kurz zur Tür um sicherzugehen das sie geschlossen war, dann sah sie ihn an.
„Man merkt, dass du mal eine RKG befehligt hast! Der Plan ist solide. Beide aktiven Sprungschiffe einzusetzen ist unter den gegebenen Umständen die beste Option. Da wird Lady Lestrade wohl noch 2 – 3 Monate länger warten müssen!“
„Unser Auftrag geht vor!“ erwiderte er. „Genau dafür wurden wir hier herausgeschickt und entsprechend ausgestattet! Mir ist schon klar, dass der Plan noch verfeinert werden muss, aber dafür sind Stabsbesprechungen schließlich da!“
„Gibt es denn im „Good Hope“-System Piratensprungpunkte?“ wollte sie wissen. Georg nickte,
„Heute früh hat mir Mike die Informationen von „Good Hope“ schon übermittelt, scheinbar konnte er nicht schlafen! Es gibt dort 5 Stück!“
„Na ja, als junger Vater hat er allen Grund an Schlafstörungen zu leiden!“ lachte Julia, „Aber 5 Piratenpunkte in einem System ist gut für uns. Mehr als in den meisten anderen Systemen.“
„Was für uns ein Vorteil ist, ist für einen Verteidiger der Alptraum!“ grinste er. „Denk nochmal über den Entwurf nach, bei der Besprechung erwarte ich konstruktive Vorschläge, um den Plan so perfekt wie möglich zu machen.“
„Wird gemacht Herr Oberst!“ sagte Julia, erhob sich und ging auf ihn zu. Dann küsste sie ihn kurz im vorbei gehen und verschwand aus dem Büro, „Ich muss nochmal zu meiner wahren Liebe!“ rief sie noch beim Hinausgehen und lachte dabei! Georg überspielte die Daten auf seinen Speicherstick und verließ dann ebenfalls sein Büro.




System „Bartok“
Planet Wohlfahrt, Tower-Gebäude, Großer Besprechungsraum
Di. 09.05.3071, 14:30 Uhr Ortszeit


Als Georg den Besprechungsraum betrat, waren alle zur Lagebesprechung einbestellten Offiziere schon da.
„Achtung!“ befahl Kaptein Davenport als ranghöchster Offizier und alle nahmen Front zu Oberst Müller ein. Georg blieb stehen und nahm ebenfalls Haltung an.
„Herr Oberst, melde ihnen die Offiziere zur Stabsbesprechung!“ dabei grüßte er den Oberst.
„Danke Herr Kaptein!“ antwortete er erhob dabei seine Hand zum Gruß. Dann wandte er sich an die Anwesenden, „Guten Tag Kameraden!“
„Guten Tag Herr Oberst!“ schallte es im Chor zurück.
„Rühren, Setzen! Legen wir gleich los!“ sagte der Oberst daraufhin und ging zum Kopfende des Tisches hinter dem das große Display befestigt war, während die Stühle scharrten und sich alle setzten. Georg steckte den Speicher in die Konsole und schaltete das Display an.
„Aufgrund der gestern festgestellten Lage, habe ich mich entschlossen dem „Good Hope“-System einen Besuch abzustatten. Der Codename für die Unternehmung lautet „Operation Minerva“! Primär wird es eine Erkundungsmission sein, aber wir werden mit zusätzlichen Kräften ins System springen um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Die Idee dabei ist, das die „Hugo Eckener“, a.k.a. „Seute Deern“ mit der angekoppelten „Sturm“, a.k.a. „Winterstorm“ auf der Suche nach Treibstoff über den Zenit-Sprungpunkt in das System eindringt. Parallel dazu werden die „Andromeda“ mit der „Witch“, der „Dolch“ und der „Ramirez“ über einen Piratensprungpunkt möglichst unbemerkt in das System vorstoßen. Dabei werden wir je nach Lageentwicklung geeignete Maßnahmen ergreifen um unsere Sicherheit zu gewährleisten. Das kann bis zu einem Kampfeinsatz auf dem Planeten oder im Weltraum gehen. Sofern wir auf Kräfte der Clans, oder wahrscheinlicher, von Blakes Wort treffen, müssen wir das letzte sein, was sie in ihrem Leben zu sehen bekommen! Einen vorläufigen Op-Plan habe ich erarbeitet. Wir gehen diesen Punkt für Punkt durch. Ich fordere sie alle dringend auf ihre Bedenken oder Vorschläge ungefiltert und ohne Hemmungen vorzutragen. Wenn wir fertig sind, will ich den bestmöglichen Plan haben, den wir erstellen können. Fragen bis hierher?“ Georg drückte einen Knopf und der Name „Operation Minerva“ wurde in großen Lettern auf dem Display dargestellt. Als sich keiner meldete drückte er wieder eine Taste und die nächste Folie erschien.


5 Stunden später stand der Operationsplan. Zwischendurch hatte Georg verschiedene Aspekte wie z.B. den Anmarsch nach „Good Hope“ in kleineren fachspezifischen Arbeitsgruppen erarbeiten lassen. Zum Schluss wurde alles zusammengefügt und Georg war mit dem Ergebnis zufrieden. Dann fasste er zusammen,
„Die Operation Minerva wird in 15 Tagen in Gang gesetzt, d.h. am 24. Mai springen wir in Richtung „Good Hope“. Ankunft dort 3 Sprünge oder ca. 21 Tage Tage später, da wir als Ladezeit nur 7 Tage ansetzen. D.h. Ankunft in „Good Hope“ am 14.06. bzw. 17.06.2023. Wenn alles klappt, wird die „Sturm“ am 21.06. auf „Hope“ aufsetzen. Ab da beginnt die Bodenoperation. Was uns dort erwartet weiß keiner, aber wir werden jede Herausforderung meistern, dessen bin ich mir sicher! Da fällt mir noch was ein, Hptm. Fairbanks, ist ihr Sturmshuttle einsatzbereit? Vielleicht müssen sie ein Schiff entern!“ Die Angesprochene war überrascht über die Frage, aber die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
„Jawohl Herr Oberst! Wenn wir die Spinnweben abgewischt haben ist es Einsatzbereit. Zeigen sie mir das Schiff und meine Marines und ich liefern es ihnen Frei Haus!“
„Danke, das wollte ich hören! Aber weiter, nach Abschluss der Operation wird die „Ramierez“ an die „Eckener“ ankoppeln und den Rückmarsch nach Kwangjong-ni beginnen, während die „Andromeda“ nach Bartok zurückkehrt. Wenn es sich anbietet wird die „Andromeda“ auf dem Rückmarsch noch 1 – 2 Systeme im Sprungradius von Bartok erkunden. Zum Schluss möchte ich mich noch bei ihnen für ihre offene Mitarbeit bedanken, es ist keinem gedient, wenn man mit seiner Meinung hinter dem Berg hält, nur weil das Gegenüber einen höheren Rang hat! Hat noch jemand Fragen?“ Georg schaute sich um.


Da hob Kapteinin Sophia Boticcelli die Hand. Georg bedeutete ihr mit einer Geste zu sprechen.
„Was ist mit meinem Schiff der „Donar“ und der „Fortunatus“?“ wollte sie wissen. „Bei der Planung wurde nicht darauf eingegangen was unsere Aufgabe ist.“
„Mit Absicht Frau Kapteinin. Den Ablauf der weiteren Systemerkundung hier in Bartok wollte ich in einer Besprechung in den nächsten Tagen angehen. Meine Intention ist, das die „Donar“ vorerst hier im System an einem Piratensprungpunkt verbleibt und die „Fortunatus“ beim weiteren Ausbau von Wohlfahrt und der Systemerkundung unterstützt. Aber erstmal muss die „Fortunatus“ vollständig entladen werden. An Bord befinden sich noch fast alle Ausrüstungsgüter, die damals bei der letzten Evakuierung von Bartok vor 300 Jahren abgebaut und verladen wurden. Damit können wir die Basis wieder in einen voll funktionsfähigen Zustand zurückversetzen. Wie mir gemeldet wurde, ist auch eine sehr leistungsfähige Wasserstoffgewinnungsanlage zerlegt mit an Bord. Damit können wir, wenn diese wieder aufgebaut ist, die Hydrogenerzeugung vervielfachen, was uns bei der Treibstoffversorgung erheblich mehr Spielraum verschafft und uns unserer Sorgen diesbezüglich enthebt!“ Sophia Boticcelli nickte. Georg sah ihr an, dass sie lieber mitgekommen wäre. Aber er brauchte sie hier im Bartok-System. „Weitere Fragen?“ Nun meldete sich niemand mehr. Aber der Oberst hatte noch einen Punkt.
„Zum Schluss noch eines. Alle Schiffskommandanten stellen ihren Bedarf an Ersatzteilen fest und melden diesen an KdtHptm Sánchez, die dies koordiniert. Frau Sánchez, war Herr Keita nicht lange Jahre Logistiker in den LAS?“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte sie.
„Würden sie ihm bitte Mitteilen, das er sich mit mir in Verbindung setzen soll, ich hätte eine wichtige Aufgabe für ihn!“
„Das werde ich ihm weitergeben Herr Oberst!“
„Danke Frau KdtHptm.! Wenn sonst keine Fragen mehr sind beende ich diese Besprechung. Es ist jetzt 19:51 Uhr. Nächste Besprechung zur Operation Minerva übermorgen um 14:00 Uhr wieder hier. Ohne Meldung wegtreten und genießen sie ihren Dienstschluss. Die nächsten Tage werden arbeitsreich!“




System „Bartok“
Planet Wohlfahrt, Tower-Gebäude, Büro Oberst Müller
Mi. 10.05.3071, 09:05 Uhr Ortszeit


An der Tür klopfte es und Georg rief
„Herein!“
Daraufhin trat Pakka Keita in das Büro und zog die Tür wieder hinter sich zu.
„Sie wollten mich sprechen?“ fragte er. Georg stand auf trat zu ihm und begrüßte ihn per Handschlag.
„Schön dass sie es so schnell einrichten konnten! Wollen sie einen Kaffee?“ fragte Georg. Pakka Keitas Gesicht hellte sich auf,
„Gerne!“ antwortete er. Georg bedeutete ihm zu folgen und gemeinsam gingen sie zu der kleinen Kaffee-Ecke, die die Stationsleiterin hatte einrichten lassen. Georg nahm eine Tasse aus dem Regal und zapfte Pakka Keita einen Kaffee aus dem Spender und reichte sie ihm. Dann nahm er selber eine und beide gingen zurück in das kleine Büro und setzten sich.
„Sie waren früher Offizier in der Logistik-Truppe der LAS?“ fragte Georg.
„Ja, im Dienstgrad Kommandant, bis man mir nahelegte meinen Abschied einzureichen. Ich war 3064 beim Rückeroberungsversuch auf Hot Springs dabei und sollte mich um den Nachschub für die Operation kümmern. Wie sie wissen, ist die Rückeroberung fehlgeschlagen. Da ich von Hot Springs stammte, habe ich während der Operation Kontakt zu meiner Familie aufgenommen, die Teil des Ashanti-Stammes ist. Ich wurde als junger Mann aus dem Stamm ausgeschlossen aus Gründen, die für Außenstehende kaum nachzuvollziehen sind. Deshalb möchte ich hier auch nicht drauf eingehen. Danach ging ich zu den LAS und habe dort Karriere als Logistiker gemacht. Jedenfalls als sich abzeichnete, das die LAS auf Hot Springs einen Rückschlag erleiden würde, habe ich meine Kompetenzen genutzt um meinen Stamm vom Planeten zu evakuieren, als die LAS sich wieder zurückziehen mussten. Dazu ließ ich erhebliche Mengen Nachschubgüter zurück, um Platz für meinen Stamm in den Landungsschiffen zu schaffen. Durch diese humanitäre Tat war ich für die Öffentlichkeit zwar ein Held, aber die Militärbürokratie nahm es mir sehr übel, das ich Rüstungs- und Nachschubgüter im zig-millionenwert einfach im Staub auf Hot Springs zurückgelassen habe. Aber zumindest hat mir das den Weg zurück in meinen Stamm geebnet.“
„Lassen sie mich raten, da sie durch ihre Heldentat nicht angreifbar waren, hat man ihnen den Abschied aus den LAS nahe gelegt!“ meinte Georg. „Das kenne ich von irgendwo her!“
„Genau, Herr Oberst! Ich sehe sie wissen wie man in den Bürokratenbüros denkt!“
„Nur zu gut!“ erwiderte Georg düster. „Aber lassen wir die Vergangenheit ruhen. Was ich bis jetzt über sie gehört habe stellt sie in einem sehr guten Licht dar und wenn ich meinem Instinkt trauen darf, sind sie loyal und stehen zu ihrem Wort. Ich habe einen höchst schwierigen Auftrag zu vergeben und ich glaube, sie sind genau der Richtige dafür!“ Georg machte eine Pause und beobachtete sein Gegenüber, dieser wirkte neugierig.


„Ich verlange nichts unmögliches, aber ich brauche eine durchsetzungsstarke Person, die uns den erforderlichen Nachschub auf Kwangjong-ni so schnell wie möglich organisiert. Außerdem benötigen wir weitere Siedler! Ihr Schwager Lester Tyrell hat mir ein Dossier übergeben, in dem er mehrere Siedlergruppen identifiziert, die er zur weiteren Besiedlung von Wohlfahrt für geeignet hält. Auch das muss entsprechend schnell und gründlich in die Wege geleitet werden, wobei es unbedingt sichergestellt werden muss, dass wir uns mit den neuen Siedlern keine Laus in den Pelz setzen. Hätten sie Interesse daran und was noch wichtiger ist, würden sie sich das Zutrauen?“ Georg schwieg nach der Frage und fixierte Pakka Keita.
„Das heißt, ich müsste mit der „Ramierez“ zurück nach Kwangjong-ni?“ fragte Pakka Keita das Offensichtliche. Georg grinste,
„Anders geht es nicht, wobei dies natürlich für sie eine Art Bonus darstellen würde! Ihre Beziehung zu KdtHptm. Sánchez ist mittlerweile jedem hier bekannt, aber deshalb frage ich sie nicht.“ erwiderte Georg. Der Ashanti lehnte sich zurück und dachte nach. Georg blieb aber nicht still, sondern fasste noch einmal nach,
„Wer es schafft fast 800 Zivilpersonen eine Passage in Militärschiffen auf einem schnellen Gefechtsrückzug zu organisieren, für den dürfte diese Aufgabe ein Klacks sein!“ stellte Georg fest. Der dunkelhäutige Mann begann zu grinsen,
„Ich glaube sie haben ihre Person gefunden. Ich stimme zu! Muss ich dazu die Uniform wieder anziehen?“ meinte er.
„Wenn sie es für die Umsetzung ihres Auftrages für notwendig erachten, dann ja! Ich werde sie als Angestellten der Lyran Transspace übernehmen und ihren Reservestatus entsprechend ändern. Willkommen zurück Herr Kdt. Keita!“ Georg grinste breit und stand auf. Beide Männer reichten sich die Hand und Georg spürte den festen Händedruck des Ashanti. Georg war sich absolut sicher, den richtigen Mann für diese Aufgabe angeheuert zu haben!




System „Bartok“
Planet Wohlfahrt, Landefeld, An Bord der „Damokles“
Fr. 12.05.3071, 10:25 Uhr Ortszeit


Der Kommandant der „Damokles“ KdtHptm. Strückli empfing den Oberst an der kleinen Personenzugangsschleuse kurz hinter dem Bug seines „LEOPARD“-Landungsschiffes.
„Herr Oberst, vielen Dank das sie meiner Bitte entsprochen haben und persönlich hergekommen sind! Zumal ich weiß, dass die Operation Minerva sie voll in Beschlag nimmt.“ empfing er ihn.
„Ein wenig Ablenkung schafft wieder Platz für neue Gedanken!“ entgegnete der Oberkommandierende, „Aber warum wollten sie mich unbedingt an Bord ihres Schiffes sprechen?“
„Wenn sie erlauben, würde ich ihnen kurz das Schiff zeigen, sie waren noch nie hier an Bord. Dann hätte ich einen Vorschlag beziehungsweise eine Bitte bezüglich der Systemverteidigung.“ Der KdtHptm. wertete gespannt auf die Reaktion seines Vorgesetzten. Ihn wegen solchen Kleinigkeiten aus einer Planung für eine Gefechtserkundung eines ganzen Sonnensystems herauszureißen hätte ihm bei vielen anderen erst einmal einen dicken Rüffel eingebracht. Aber der Oberst blieb ruhig.
„Sie sprechen zwar in Rätseln, aber ich wollte mir ihr Schiff schon lange ansehen und die Vorbereitungen für Minerva laufen hervorragend, also auch mal Zeit für die interessanten Dinge des Lebens!“ meinte er grinsend. Beide Offiziere betraten das Schiff und Urs Strückli zeigte ihm die gesamten Waffenanlagen. Vor allem der Geschützturm mit den beiden PPKs auf der Oberseite des „LEOPARD“ war ein Schwerpunkt der Vorstellung. Danach gingen sie in den kleinen Besprechungsraum des Landungsschiffes und der Schiffskommandant bot dem Oberst einen Kaffee an.
„Echter Bohnenkaffee, Herr Oberst!“ pries er diesen an. Georg nippte daran und tatsächlich, das war der beste Kaffee den er seit Jahren getrunken hatte.


„Also, jetzt raus mit der Sprache, warum das alles!“ sagte er streng zu Strückli.
„Ich hoffe sie haben sich den Geschützturm genau angesehen. Die beiden dort montieren PPKs sind meine stärksten Waffen die ich habe. Meine Aufgabe hier in Bartok ist es aber nicht, mich gegen L/R-Jäger zu verteidigen, sondern ich muss eigentlich Landungsschiffe abwehren. Sie wissen selbst, dass ein „LEOPARD“ hervorragend armiert ist, aber gegen Landungsschiffe wie einen „UNION“ sind PPKs nur bei längerem Beschuss gefährlich und mein Schiff ist bei weitem nicht so gut gepanzert wie ein „UNION“. Einem direkten Duell würde ich in der Regel den Kürzeren ziehen!“ berichtete ihm Strückli. Georg nickte. Grundsätzlich war ihm das bekannt. Aber er wollte wissen, warum ihm der „LEOPARD“-Kommandant das alles erzählte.
„Worauf wollen sie hinaus?“ fragte Müller.
„Ich will die „Damokles“ umarmieren in eine Art Kanonenboot, das mit großen Erfolgsaussichten auch gegen größere Landungsschiffe vorgehen kann! Ich will die beiden PPKs gegen HeavyGaus-Kanonen austauschen. Der Platz für die Waffenanlagen wäre im Turm vorhanden und die Turmstruktur ist stark genug die Impulsenergien schadlos zu überstehen! Die freigewordenen PPKs würden dann 2 der in Bugrichtung feuernden schweren Laser ersetzen!“ Urs Strückli schwieg dann und wartete auf die Entgegnung des Oberst.
„Herr Strückli, sie wissen doch das HGaus nur eine geringe Reichw….“ Georg stoppte in seiner Entgegnung. In seinem Hinterkopf fielen plötzlich mehrere Bausteine ineinander und der in seinem Ingenieurstudium erworbene technische Sachverstand übernahm die Kontrolle! Georg fuhr dann fort, „Das - ist geradezu genial Herr KdtHptm.!“ stellte er fest. „Sie reden ja von einem Einsatz im interplanetaren Raum und nicht auf dem Boden. Ein Gausgeschoss behält im All seine volle Impulsenergie während der gesamten Flugstrecke bis es von dem Schwerefeld der Sonne oder eines Planeten eingefangen wird oder auf die Panzerung eines Landungsschiffes stößt! Genial! Aber Herr Strückli, reden wir lieber in diesem Fall ab sofort nicht mehr von einem Gaus-Geschütz sondern von einer „Rail-Gun“!“ entgegnete er dem Landungsschiffkommandanten. Urs Strückli war total überrascht, diesen Vorschlag hatte er auch schon vor mehreren Jahren der Schiffsbaukommission der LAS gemacht. Damals war er ausgelacht worden! Aber der Oberst hatte sofort begriffen worauf er hinaus wollte und wusste offensichtlich wovon er sprach.


„Herr Oberst, sie überraschen mich.“ stellte er fest. „Diesen Vorschlag habe ich früher schon mehrfach vorgetragen, aber bisher hat man mich noch nie ernst genommen und nur mein Auftrag hier hat mich noch einmal bewogen, ihnen diese Idee vorzutragen!“ sagte Strückli.
„Sie haben Glück! Als studierter Ingenieur denke ich in technischen Kategorien und kann 1 und 1 zusammenzählen. Die Frage ist nur woher wir die HGaus herbekommen. Einen „FAFNIR“ haben wir leider nicht zum Ausschlachten hier.“ meinte der Oberst.
„Vielleicht könnte die „Ramierez“ in Kwangjong-ni welche auftreiben.“ schlug der Kommandant vor.
„Wird schwierig, aber wir können es versuchen. Können sie die Waffenanlage hier überhaupt so umbauen?“ fragte Georg zurück.
„Das habe ich schon geprüft. Es wäre kein Problem. Außerdem würde ich empfehlen jedes Landungsschiff mit einer oder zwei Gaus-Kanonen auszustatten. Im All haben sie eine überragende Durchschlagskraft! Anders als Laser und PPKs, die zwar ebenfalls höhere Reichweiten erzielen, da atmosphärische Einflüsse die Wirkung nicht beeinträchtigen, aber immer noch einer Reichweitenbeschränkung unterliegen. Jedenfalls wäre so eine Armierung eine böse Überraschung für jeden Gegner, auch weil sich die Geschoße im Flug kaum bis gar nicht orten lassen!“ stellte Strückli fest. Georg grinste,
„Das war jetzt doch eine gute Abwechslung! Ich unterstütze ihr Vorhaben! Stellen sie eine entsprechende Anforderung an KdtHptm. Sánchez. Ich denke man wird dann auf Kwangjong-ni tun was möglich ist!“
„Danke Herr Oberst! Damit hätte ich nicht gerechnet!“ sagte Urs Strückli.
„Bitte, ich freue mich immer über intelligente Vorschläge!“ erwiderte Georg. „Wenn sie aber sonst nichts mehr haben, ich müsste wieder los. Minerva ruft!“
„Jawohl Herr Oberst! Das war es von meiner Seite!“ Die beiden Offiziere erhoben sich und der Oberst ging nach einem Händedruck zurück zu seinem Büro, wo bestimmt wieder eine Menge Nachrichten auf ihre Bearbeitung warteten. Urs Strückli begleitete ihn noch bis zur Schleuse, dann sah er ihm nach.
„Danke James!“ dachte er. Bei der Herreise nach Bartok hatte er sich mit James Cameron-Gokoglu angefreundet und dieser hatte ihn ermutigt, dem Oberst seine Idee vorzustellen.
„Denk bloß nicht, dass er ein sturer Kommisskopf ist, der Oberst hat mehr drauf als viele denken!“ hatte er ihm gesagt, als er James von seiner Idee und seinen Bedenken erzählte, diese dem Oberst vorzutragen.




System „Bartok“
Planet Wohlfahrt, Ashanti-Kral Kumasi
Sa. 20.05.3071, 09:00 Uhr Ortszeit


Amira und Taemin saßen nebeneinander während eine Gruppe Männer und Frauen um sie herum tanzte. Dann verstummte die Musik und die Tänzer bildeten eine Gasse. Der ganze Stamm und die Gäste standen um die Tänzer herum und beobachteten die Szene. Als außenstehende Gäste waren Aysha und ihr Mann James ebenso hier wie alle seine Lanzenkameraden, Leonor Sánchez und Cynthia mit ihrem Sohn Francis und ihrem Mann Mike. Der Oberst hatte Leonor und Pakka gestattet an der Hochzeit teilzunehmen. Sie wusste aber, dass sie sofort nach der Zeremonie mit Pakka zur „Ramierez“ mussten um dann mit 1,3g zum Sprungpunkt zu fahren um den Start der Operation Minerva nicht zu verpassen. Leonor betrachtete das Brautpaar. Beide hatten sich in traditionelle Ashanti-Roben gekleidet, wie sie schon seit langen Zeiten zu Hochzeiten getragen wurden. Dann schaute sie zu der Gruppe, die durch die Gasse auf das Brautpaar zuging.


Taemin sah wie die Gruppe immer näher kam. Angeführt von der obersten Schamanin der Ashanti folgten ihr Amiras Eltern und Pakka Keita, der als sein Mentor den Part seiner Eltern übernahm. Pakka hatte ihm natürlich genau erklärt wie so eine Zeremonie von statten ging und er empfand sie als erheblich einfacher und kürzer als eine traditionelle koreanische Hochzeit, wie er sie bei seiner älteren Schwester vor mehreren Jahren erlebt hatte. Dann trat die Schamanin zu ihnen und forderte sie auf aufzustehen.
„Wollt ihr beide eurer Leben als Ehepaar zusammen verbringen?“ fragte sie. Sowohl Amira als auch Taemin bestätigten es.
„Dann dreht euch zueinander schaut euch in eure Augen und verzeiht dem anderen alle seine Sünden, so das ihr ohne Groll ins gemeinsame Leben starten könnt.“ sprach sie. Amira und Taemin drehten sich uns sprachen beide die traditionelle Verzeihens-Formel in der alten Twi-Sprache der Ashanti. Dann wandte sich die Schamanin an die Eltern der Braut.
„Seid ihr mit der Ehe einverstanden?“ wollte sie wissen. Sowohl Lester als auch Akosua bejahten dies, dann stellte sie Pakka die gleiche Frage und auch dieser bejahte. Dann warf die Schamanin ein Tuch über das Brautpaar und erklärte sie zu Eheleuten. Die umstehenden sahen nur noch das Tuch und darunter lachten sich Amira und Taemin an und küssten sich!
„Jetzt sind wir verheiratet!“ flüsterte sie und Tränen liefen ihre Gesicht hinunter. Auch Taemin weinte vor Glück. Immer wieder küssten sie sich. Dann zog die Schamanin das Tuch wieder weg, faltete es und gab es Amira als Zeichen für ihre Zweisamkeit. Damit war die Eheschließung vollzogen und der ganze Stamm bejubelte das frischgebackene Ehepaar!


Dann begann die Feier und Feiern der Ashanti waren bunt laut und fröhlich! In einem ruhigen Moment zogen sich Amira und Taemin zurück. Taemin hatte Amira gebeten mit ihm zusammen ein Hochzeitsbild in traditionellen koreanischen Gewändern zu machen, damit er dies seinen Eltern schicken konnte. Die Gewänder hatte ein Schneider der Ashanti nach mehreren Bilder gemacht, die ihm Taemin gegeben hatte. Kurz darauf waren sie umgezogen und sie stellten sich in Positur. Auch Amiras Eltern in ihrer Ashanti-Tracht waren mit auf dem Bild und Pakka hatte extra seine LAS-Uniform angelegt. Da trat noch Leonor in ihrer spanischen Tracht hinzu und der Fotograf machte mehrere Bilder, bis Amira rief,
„Das ist genug! Ich will wieder feiern!“ Alle lachten und Amira zog mit Taemin in der koreanischen Tracht einmal durch die Hochzeitsfeier. Da trafen sie auf Yao Nkruma, den Gegner aus Taemins Kriegerprüfung. Dieser beglückwünschte sie und sagte zu Taemin,
„Wie ich sehe, befolgst du meinen Rat!“
„Ja, ich werde deine weisen Worte immer im Gedächtnis behalten!“ erwiderte Taemin. Dann grinste er, „Aber die Tracht der Ashanti ist bequemer!“ alle um sie herum lachten, da traf Yaos Blick Pakka,
„Und wie geht es dir alter Freund?“ sagte er zu ihm. Pakka trat auf ihn zu kreuzte seine Arme vor der Brust,
„Deine Worte bedeuten mir viel, mir geht es gut. Noch besser ginge es mir, wenn ich dich auch wieder meinen Freund nennen dürfte!“ sagte Pakka. Yao hob beide Arme und legte sie Pakka auf die Schulter,
„Du warst immer mein Freund und du wirst es immer sein!“ sagte er feierlich, dann fielen sich beide in die Arme und drückten sich wie alte Freunde.


3 Stunden später klopfte Leonor dem heftig angetrunkenen Pakka auf die Schulter.
„Komm, wir müssen zum Schiff!“ Pakka schaute sie an, dann nickte er nur. Er wandte sich nochmal um zu Yao und verabschiedete sich von ihm wie in alten Zeiten, dann suchten sie noch das junge Ehepaar auf und anschließend brachte sie ein Ordonanzfahrer direkt zur „Ramirez“. Eine halbe Stunde später hob das Schiff in den Himmel über Bartok ab und nahm Kurs auf die „Andromeda“.




RÜCKBLICK:

System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, „Shinobi Maru“
Mo. 17.04.3071, 06:03 Uhr Bordzeit


Die „Maru“ hatte planmäßig im „Good Hope“-System materialisiert und wie üblich hatte der Funker unmittelbar nach Ankunft einen Richtfunkspruch zum Planeten geschickt und ihre Ankunft mitgeteilt.
„Ich bin gespannt was für eine Antwort wir bekommen!“ sagte Col. Mitchel zum Kapitän der „Maru“ Minoru Yamaguchi.
„Ich hoffe, egal was da unten passiert ist, das man sich daran hält Trampfrachter in Ruhe zu lassen, so wie das hier draußen üblich ist!“
„Ich glaube ihnen droht keine Gefahr. Wir werden mit der „Whirlwind“ dem Kielwasser der „Kanban“ folgen und dann vor dem Planeten ausscheren und an den uns übermittelten Koordinaten auf dem Planeten landen, während ihr Frachtlandungsschiff seinen Geschäften nachgeht.“
„Ihnen ist klar, dass ich springe, sobald die „Kanban“ wieder angekoppelt hat?“
„Selbstverständlich! Vergessen sie nur nicht uns in einem halben, dreiviertel Jahr wieder hier abzuholen!“ sagte der Colonel.
„Sicher nicht, sie haben gut bezahlt und sie wissen, ich halte mein Wort!“ erwiderte der Kapitän des Tramp-Schiffes.
„Deshalb arbeite ich ja auch so gerne mit ihnen zusammen Minoru!“ sagte der Colonel und lächelte den Kapitän an. Sie hatten schon des Öfteren zu beiderseitigem Vorteil zusammengearbeitet.


6 Stunden später kam die Antwort vom Planeten mit der Freigabe zur Landung des Frachtlandungsschiffes. Aus dem Text der Antwort ließen sich keinerlei Unregelmäßigkeiten ableiten. Kurz darauf koppelten die „Kanban“ ein Fracht-Landungsschiff der „MULE“-Klasse ab und das „UNION“-Landungsschiff „Whirlwind“ der Mitchels Maurauders folgte ihm vom Planeten aus unbemerkt in dessen Sensorschatten.




System „Good Hope“
Im Anflug auf „Good Hope-III“ bekannt als Planet „Hope“
An Bord der „Whirlwind“
Sa. 22.04.3071, 10:45 Uhr Bordzeit


„Wird Zeit das wir unseren eigenen Weg gehen! Ab sofort komplette Funkstille und schalten sie unsere aktiven Sensoren aus!“ ordnete Col. Mitchel in Richtung des Kommandanten der „Whirlwind“ an.
„Aye aye Sir!“ bestätigte dieser. Dann scherte die „Whirlwind“ aus der Kiellinie der „Kanban“ aus und nahm Kurs auf die von ihrem Auftraggeber genannten Koordinaten. Die „Kanban“ würde den einzigen Raumhafen auf „Hope“ bei der planetaren Hautstadt „Hoffmanns Landing“ anfliegen um dort Handel zu treiben und in ca. 2 Tagen wieder zurück zur „Shinobi Maru“ fahren. Egal was sich ergab, aktiv würden die Maurauder erst werden, wenn die „Shinobi Maru“ aus dem System gesprungen wäre.


Hank Mitchel saß später in seiner Kabine und schaute sich zum wiederholten Mal den Kontrakt an, der sie hierher geholt hatte. Da klopfte es an der Kabinentüre.
„Herein!“ rief er und der Kommandant seines Landungsschiffes betrat in Begleitung seines Sensormaates die Kabine.
„Sir ich habe ihnen doch vorgestern eine Unregelmäßigkeit in den Sensordaten gemeldet, die ich nicht zuordnen konnte.“ meldete der Sensormaat.
„Ja, was ist damit?“ fragte der Söldnerkommandeur.
„Nachdem ich die Signale verstärkt und genauer auswerten konnte, bin ich mir sicher, dass ein Landungsschiff vom Planeten aus Kurs auf die „Shinobi Maru“ genommen hat! Leider konnte ich es nicht schneller herausfinden. Da es dazu keinerlei Kommunikation gab, muss man davon ausgehen, dass dieses Schiff keine friedlichen Absichten hegt!“ setzte der Sensormaat fort. Dem Colonel lief es eiskalt den Rücken hinunter. Wenn er so etwas wie einen Freund außerhalb seiner Kompanie hatte, dann war es Minoru Yamaguchi!
„Können wir die „Maru“ noch warnen?“
„Sinnlos!“ erwiderte der Landungsschiffkommandant. „Das Schiff dürfte vor 5 Stunden am Sprungpunkt angekommen sein und egal was dieses Schiff vorhatte, es hat es sicher schon in die Tat umgesetzt.“
„Verdammte Scheiße!“ entfuhr es dem Colonel. „Können wir noch die „Kanban“ warnen?“
„Ja, noch haben wir direkte Sicht zur „Kanban“ und können sie per Richtfunk erreichen.
„Dann tun sie es! Empfehlen sie dem Kommandanten im All zu bleiben, sich zu verstecken und toter Mann zu spielen bis wir sie wieder anrufen. Machen sie Koordinaten aus, damit wir sie auch erreichen können!“
„Aye aye Sir, ich werde sie umgehen informieren und auf dem Laufenden halten!“
„Das brauchen sie nicht, ich komme mit auf die Brücke. Wir müssen unseren Landepunkt ändern, weiß Gott, wer oder was uns an den übermittelten Koordinaten erwartet! Das hier ist Ernst! Geben sie sofort Vollalarm!“ sagte der Colonel scharf! Der Schiffskommandant sprach etwas in sein Com und schlagartig heulten die Sirenen des Gefechtsalarmes auf.




System „Bartok“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“
Di. 23.05.3071, 10:55 Uhr Bordzeit


Die „Ramierez“ war mit 1,3g zum Sprungpunkt gefahren um den Termin des Operationsbeginns noch einzuhalten. Vor 5 Stunden hatten sie an der „Andromeda“ angekoppelt. Die „Hugo Eckener“ war bereits vor einer Stunde zum 1. Zielsystem der Reise gesprungen. Georg saß im Beobachtersitz an Bord der „Witch“ und beobachtete wie die Zeit bis zum Sprung verrann. Pakka Keita hatte ihm kurz nach seiner Ankunft von der „Ramierez“ eine Dankesbotschaft geschickt, bei der er sich nochmal ausdrücklich dafür bedankt hatte, das er und Leonor Sánchez die Erlaubnis erhalten hatten an der Hochzeit teilzunehmen und mit der „Ramierez“ mit erhöhter Beschleunigung nachzukommen. Georg grinste als er nochmal daran dachte. Natürlich hatte er die Erlaubnis nicht ganz ohne Hintergedanken gegeben, aber er wusste auch wie eng das Verhältnis von Pakka zu seiner Nichte Amira war. Dabei dachte er wieder an den schon ewig wahren Spruch „Loyalität und Vertrauen muss man sich verdienen!“. Aber Georg war emphatisch genug um zu wissen, wie viel Kdt. Keita sein Entgegenkommen bedeutete! Da ertönte schon das letzte Signal vor dem Sprung. In einer Minute würden sie dematerialisieren. Georg holte tief Luft und versuchte seinen Kreislauf zu beruhigen. Als der Doppelgong ertönte, hörte er auf im Bartok-System zu existieren.




System „6456VI94“
Nadir-Sprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“, Grav-Deck Besprechungsraum
Di. 14.06.3071, 07:30 Uhr Bordzeit


Der Oberst saß mit allen Landungsschiffkommandanten und Kaptein Davenport im Besprechungsraum zur letzten Befehlsausgabe vor dem Sprung nach „Good Hope“. Kaptein Hansen, KdtHptm Duisenberg von der „Sturm“, OTL Scholz und Hptm. Fairbanks waren per Videokonferenzschaltung virtuell anwesend.
„Meine Damen meine Herren, in 2 Stunden beginnt die heiße Phase von Minerva. Die „Andromeda“ wird als erste nach „Good Hope“ zum Piratensprungpunkt „III“ springen. Der Punkt kann zurzeit nicht vom Planeten Hope visuell erfasst werden. Wir sind dann zwar weiter weg vom Planeten als mir lieb ist, aber die Sicherheit der „Andromeda“ geht vor. Sofort nach Ankunft werden alle L/R-Jäger ausgeschleust mit dem Auftrag die anderen Piratenpunkte im System zu überprüfen. Dazu wurden die Jäger bereits mit zusätzlichen Außentanks ausgestattet. Die „Dolch“ macht sich sofort mit Maximalbeschleunigung zum Zenit-Sprungpunkt unter absoluter Funkstille auf. Aber nicht zu nah, das man das Schiff vom Sprungpunkt aus nicht orten kann. Die „Witch“ und die Ramierez verbleiben vorerst bei der „Andromeda“. Kdt. Schultzky, die „Dolch“ ist voll gefechtsbereit?“ fragte Georg.
„Jawohl Herr Oberst. Alle Geschütze sind voll einsatzbereit und die Bedienungsmannschaften wurden beim Anmarsch ständig trainiert!“ meldete der Angesprochene. Georg grinste ihn an. Beide hatten zusammen schon viel erlebt in den letzten Jahren.


„Gut, wenn es eine Falle am Sprungpunkt gibt, freue ich mich schon darauf, dass der Fallensteller in seine eigene Falle tappt! Die „Dolch“ wird 3 Tage bis zum Sprungpunkt brauchen. Am Sa. 17.06. 14:00 Uhr Bordzeit springt die „Hugo Eckener“ in das „Good Hope“-System, dann müssen sie vor Ort sein! Die „Eckener“, ich meine die „Seute Deern“ wird sich wie ein Schiff verhalten das Handel treiben will. Die „Dolch“ bleibt im Hintergrund und verhält sich mucksmäuschenstill, bis etwas passiert, das ein Eingreifen erforderlich macht. Herr Schulzky, wenn sie etwas feststellen, dürfen sie auch von sich aus aktiv werden! Sie müssen nicht auf eine Anforderung von Kaptein Hansen oder OTL Scholz warten, klar?“ Er fixierte Peter Schulzky, der erst mit der Kommandoübernahme der „Dolch“ vom Oberleutnant zum Kommandanten befördert worden war. „Wenn sie etwas bemerken, hören sie auf ihr Bauchgefühl! Eine Entscheidung ist immer besser als gar keine!“ Georg grinste seinen Kameraden an, der sichtlich Mut aus seinen Worten fasste.
„Ja Herr Oberst, die „Dolch“, meine Leute und ich werden unser Bestes geben!“ sagte Schulzky voller Überzeugung und Georg nickte.


„Bis dahin dürften uns die Aufklärungsergebnisse der anderen Piratensprungpunkte vorliegen. Ich hoffe, dass wir dabei keine Überraschung erleben! Nachdem die „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“ im System ist, werden wir entsprechend der Lageentwicklung operieren. Wir haben für mehrere Eventualitäten entsprechende Optionen ausgearbeitet. Wir sind also so gut wie möglich vorbereitet. Aber eines ist klar, wenn wir auf einen Gegner treffen, den wir nicht bezwingen können, ziehen wir uns wieder zurück! Die Sicherheit Bartoks hat immer die allerhöchste Priorität! Ist das klar!“ sagte der Oberst schneidend. Georg schaute sich um. Alle nickten!




System „Good Hope“
Piratensprungpunkt III, Sprungschiff „Andromeda“, Brücke
Mi. 14.06.3071, 09:30 Uhr Bordzeit


Gerade war die „Andromeda“ wieder im Normalraum aufgetaucht. Sofort öffneten sich die Hangartore und alle L/R-Jäger wurden ausgeschleust. Nachdem der Nahraum kontrolliert war, schossen die 4 Jäger davon und nahmen die Erkundung der 4 anderen Piratenpunkte des Systems auf. Ein leises Zittern war zu spüren als die „Dolch“ abkoppelte und, nachdem sie sich weit genug vom Sprungschiff entfernt hatte, unter Vollast Kurs auf den Zenit-Sprungpunkt nahm. Georg schnallte sich los. Heute führte er zum ersten Mal seit Jahren wieder einen Kampfverband, wenn auch einen kleinen, in den Einsatz. Er hoffte zwar, dass es nicht zu Gefechten kommen würde, aber irgendein Gefühl sagte ihm, das er sich auf alles gefasst machen sollte. Er schwebte zu Davenport der am kleinen Holotank des Sprungschiffes stand, in dem das „Good Hope“-System dargestellt wurde. Die anderen Sprungpunkte waren rot markiert. 2 lagen in einem Gebiet mit Asteroiden. Der Zenit-Sprungpunkt wurde als rote Kugel dargestellt. Die Positionen der eigenen Jäger und der „Dolch“ wurden vom System extrapoliert, da absolute Funkstille angeordnet war und damit alle Transponder ausgeschaltet waren. Jetzt hieß es warten, was die Aufklärung ergab.




System „Good Hope“
Piratensprungpunkt III, Landungsschiff „Witch“
Do. 15.06.3071, 16:22 Uhr Bordzeit


„Herr Oberst, Bussard 2 ist im Anflug!“ meldete ihm der Signalmaat der „Witch“ über das Com.
„Danke, ich komme auf die Brücke!“ gab Georg zurück und verließ seine Kabine. Julia folgte ihm. Bussard2, der L/R-Jäger von Kdt Saskia „Ice“ Walldorf, ein „EAGLE EGL-R6“, schwebte rückwärts in seinen Hangar auf der Witch. Ihr Auftrag war es gewesen den nächstgelegenen Piratenpunkt „IV“ des Systems zu inspizieren. Georg sah auf den Monitoren der Brücke wie sich das Außenschott des Hangars schloss und dabei ein leichtes Vibrieren durch das Schiff ging. Kurz darauf war der Jäger wieder mit dem internen Kommunikationssystem verbunden.
„Blimp, hier Bussard2, Piratensprungpunkt IV ist sauber, keinerlei Ortung! Kommen!“ meldete die Pilotin kurz und bündig das Erkundungsergebnis. Der Signalmaat antwortete,
„Hier Blimp, verstanden, Abschlussbesprechung in 45 Minuten im Besprechungsraum, Ende!“ Francois schaute Julia und Georg an.
„Hoffentlich ist das bei den anderen P-SPs auch so!“ gab sie ihrer Hoffnung Ausdruck.
„Es wäre sehr hilfreich!“ stellte Georg fest.




System „Good Hope“
Piratensprungpunkt III, Sprungschiff „Andromeda“, Besprechungsraum
Fr. 16.06.3071, 23:05 Uhr Bordzeit


Georg saß mit den 4 Piloten, den Kommandanten der Schiffe im Besprechungsraum. Als letzter war OTL Fjodor „St. Michael“ Kowalski mit seinem „STUKA“ vom Piratensprungpunkt I zurückgekommen. Da dieser zurzeit relativ nahe an „Hope“ lag, hatte Georg seinen erfahrensten Piloten dort hingeschickt.
„Nichts und niemand war dort zu orten!“ stellte Fjodor fest.
„Gut! D.h. wir können erst einmal davon ausgehen, dass sich im inneren System kein Sprungschiff versteckt. Hat die visuelle Überprüfung des Nadir-Sprungpunktes etwas ergeben?“ fragte Georg den Astrogationsoffizier der „Andromeda“.
„Dort sind keinerlei Emissionen festzustellen. Wenn was dort ist, stellt es sich tot. Um es aber sicher zu wissen, müsste jemand hinfliegen!“
„Ich glaube das können wir uns sparen!“ meinte Lucius Davenport, der Kommandant der „Andromeda“. „Der Nadir-Sprungpunkt dieses Systems ist laut den Astrogationsdaten bei weitem nicht so stabil wie der Zenit-Sprungpunkt. Da würden nur Lebensmüde freiwillig hinspringen!“ sagte er voller Überzeugung. Georg überlegte, wenn, dann müsste die „Ramierez“ den Sprungpunkt erkunden. Seine L/R-Jäger würde er hier benötigen und konnte sie deshalb nicht für 8 Tage auf eine weitere Aufklärungsmission schicken.
„Gut, dann heißt es erst einmal warten. In ca. 15 Stunden wird die „Hugo Eckener“ hier materialisieren und dann beginnt der Tanz, wobei wir erst einmal nur Zaungäste sein werden!“




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Brücke
Sa. 17.06.3071, 14:00 Uhr Bordzeit


Pünktlich war das Sprungschiff materialisiert. Schon nach 2 Minuten ging der Ortungsalarm los!
„Sprungschiff auf 3 Uhr, 2200 Klicks entfernt geortet, Identifizierung läuft!“ meldete der Ortungsgast. Kaptein Hansen wartete gespannt auf das Ergebnis, äußerte sich aber nicht.
„Es ist die Shinobi Maru“! meldete dann die junge Frau an den Ortungskontrollen. „An dem Schiff hat ein „LEOPARD“-Landungsschiff angekoppelt!“ stellt sie verblüfft fest.
„Geben sie Gefechtsalarm!“ sagte der Kaptein knapp. Sofort heulten die Sirenen durch das Schiff.
„Schleusen sie Adler2 aus, Hptm. Jones soll die übliche Kontrollroutine zur „Shinobi Maru“ fliegen, aber keine Kontaktaufnahme! Auch wenn er angerufen wird!“ befahl der Sprungschiffkommandant. Alle seine Sinne sagten ihm, das hier was Oberfaul war, denn die „Maru“ hätte gar nicht mehr hier sein dürfen! Jetzt hing sie mit aufgespanntem Sprungsegel hier am Sprungpunkt!
„Signalgast, Verbindungsaufnahme zum Planeten. Melden sie unser Landungsschiff an und teilen sie ihnen mit, dass wir Hydrogen brauchen! Aber senden sie so, dass man uns auf dem ganzen Planeten empfangen kann! Dann rufen sie die die „Maru“ wie ein unbekanntes Schiff an! Verstanden?“
„Aye aye Kaptein!“ bestätigte dieser. Nachdem er den Spruch an den Planeten abgesetzt hatte, auf den frühestens in 5 Stunden eine Antwort zu erwarten war, rief der Signalgast die „Shinobi Maru“ an.
„Unbekanntes „MERCHANT“-Sprungschiff, hier Sprungschiff „Seute Deern“, Kommen!“ Diesen Ruf wiederholte er drei Mal dann kam eine Antwort.
„Hier „Shinobi Maru“, seine sie gegrüßt! Mein Kapitän würde gerne ihren Kapitän sprechen. Kommen.“ Hörten alle auf der Brücke. Hansen schaute sich um, alle trugen neutrale Bordoveralls mit den Rangabzeichen wie sie auf jedem zivilen Sprungschiff üblich waren. Er nickte dem Signalgast zu und dieser legte den Funk auf die Konsole des Kapteins.
„Hier Raoul Nansen, Kapitän der „Seute Deern“, mit wem habe ich das Vergnügen?“ gab er durch.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Shinobi Maru“, Brücke
Sa. 17.06.3071, 14:10 Uhr Bordzeit


„Hier Raoul Nansen, Kapitän der „Seute Deern“, mit wem habe ich das Vergnügen?“ hallte durch die Brücke der „Maru“.
„Kennen sie das Schiff?“ fragte der Anführer des Enterkommandos, das die „Shinobi Maru“ vor über 8 Wochen eingenommen hatte. Minoru Yamaguchi kannte ihn nur als Ivan Serpuchow.
„Nein, wir sind diesem Schiff noch nie begegnet. Ich habe nur den üblichen Raumfahrertratsch über dieses Schiff gehört. Das Schiff soll normalerweise weit draussen in der gefährlichen tiefen Peripherie unterwegs sein. Deshalb haben sie auch einen „UNION“ als Handelsschiff. Dort würde ich mich nie hintrauen!“ teilte ihm Yamaguchi mit. Serpuchow lachte laut.
„Sie sind ein Angsthase, Yamaguchi!“ dann trat er ans Sprechgerät und antwortete der „Seute Deern“.
„Hier Kapitän Ivan Serpuchow von der „Shinobi Maru, seien sie gegrüßt. Was treibt sie den hierher?“ gab er durch. Die Antwort folgte unmittelbar.
„Wir brauchen dringen Hydrogen und ein paar Ersatzteile! Hier gibt es beides oder zumindest die Rohmaterialien, damit wir diese selbst herstellen können!“ hörte er Kapitän „Nansen“ durchgeben.
„Wir warten noch auf unser Frachtschiff!“ gab er zurück, „Es müsste spätestens in 3 Tagen wieder hier sein! Was brauchen sie denn, vielleicht können wir ihnen behilflich sein!“ antwortete er scheinbar offen. Dabei umspielte aber ein böses Grinsen seinen Mund.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Brücke
Sa. 17.06.3071, 14:15 Uhr Bordzeit


Hansen war jetzt klar, dass die „Shinobi Maru“ geentert worden war. Sigrid Scholz, mit der er per Chat verbunden war, hatte ihm mitgeteilt, dass ihres Wissens niemand mit diesem Namen zur Führung der „Shinobi Maru“ gehörte. Dann antwortete er dem selbsternannten „Kapitän“ der „Maru“,
„Wir stellen mal eine Liste zusammen und schicken sie ihnen.“
„Gut!“ hörte er als Antwort. „Wir melden uns dann, wenn wir ihnen mit etwas weiterhelfen können! Bis zum nächsten Mal! Ende!“ Dann wandte sich Hansen an seine Brückencrew.
„So wie es aussieht wurde die „Maru“ geentert. Keine unautorisierte Kommunikation mit der „Maru“. Gefechtsbereitschaft bleibt bestehen.“ Allen Mannschaftsmitgliedern war die Betroffenheit deutlich anzusehen. „Frau Warendorf, sie teilen die Wachen entsprechend ein! Wachplan dann an mich!“ ordnete er an. Dann berief er per Chat OTL Scholz, KdtHptm. Duisenberg, Hptm Fairbanks und Kdt. Schelbert zu einer Lagebesprechung ein. Dann befahl er noch das Sprungsegel auszufahren und die Batterien für den nächsten Sprung zu laden, auch um den Anschein von Normalität für die Enterer der „Maru“ aufrecht zu erhalten.


„Die „Shinobi Maru“ ist eindeutig geentert worden!“ stellte Hansen zu Beginn der Lagebesprechung nochmal fest. „Wir müssen irgendwie der „Maru“ und ihrer Besatzung aus der Patsche helfen.“ forderte er. „Aber ich denke, bis die „Sturm“ nicht nach „Hope“ abgeflogen ist, werden die nichts unternehmen. Danach wollen sie sich sicher auch die „Eckener“ holen.“
„Wenn die „Maru“ schon, wie wir vermuten, mehrere Wochen im System ist, kann sie jederzeit wegspringen, wenn sich die Piraten angegriffen fühlen!“ warf Duisenberg, der Kommandant der „Sturm“ ein.
„Wenn es denn Piraten sind!“ stellte Sigrid Scholz in Frage. Da erhob die Zugführerin der Marineinfanteristen Patricia Fairbanks ihre Stimme,
„Wir müssen die „Maru“ entern, das bekommen wir hin. Die da drüben rechnen sicher nicht, das ein ganzer Zug Marines darauf wartet ihnen die Haut bei lebendigem Leib abzuziehen!“ Wie alle Marines hegte sie einen unbändigen Hass gegen alle Piraten.
„Dann müssen wir uns überlegen, wie wir es hinbekommen, dass euer Sturmshuttle unbemerkt zur „Maru“ hinüberfliegen kann um dort anzukoppeln und sie zu entern! Es sind immerhin 2200 Klicks freier Raum zwischen uns und der „Maru“!“
„Wir haben 5 – 8 Stunden Zeit alles vorzubereiten!“ meinte Duisenberg. „Dann dürften wir die Freigabe für den Anflug auf „Hope“ bekommen und mein Schiff muss los. Ich habe da aber auch schon eine Idee, wie wir sie ablenken könnten, damit das Sturmshuttle sich unbemerkt an die „Maru“ annähern kann.“ Dabei grinste er. Die 5 Offiziere entwickelten dann einen Plan, mit dem sie die „Shinobi Maru“ befreien konnten.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Hangar 2
Sa. 17.06.3071, 18:10 Uhr Bordzeit


Die „Eckener“ hatte sich etwas um die Längsachse gedreht, so dass man von der „Maru“ aus nicht sehen konnte, wie sich das Hangartor 2 öffnete und langsam das vollbesetzte Sturmshuttle aus dem Bauch des Landungsschiffes flog. Behutsam nahm es Kurs auf die „Maru“. Das Shuttle verfügte über eine Tarnbeschichtung, so dass es erst in unmittelbarer Nähe geortet werden konnte. Als das kleine Schiff ausgerichtet war beschleunigte es langsam, immer darauf achtend das die Triebwerksemissionen nicht von der „Maru“ aus geortet werden konnten.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Shinobi Maru“, Brücke
Sa. 17.06.3071, 22:25 Uhr Bordzeit


„Gerade ist die Freigabe von „Hope“ für den Anflug und die Landung des „UNION“ der „Seute Deern“ gekommen!“ meldete der Funker an den Anführer des Enterkommandos.
„Das wurde auch Zeit! Sobald der „UNION“ weg ist holen wir uns auch dieses Schiff!“ erwiderte Serpuchow. „Langsam bekommen wir eine schöne kleine Flotte zusammen!“ stellte er zufrieden fest.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Brücke
Sa. 17.06.3071, 22:40 Uhr Bordzeit


„Andockverriegelung lösen!“ befahl Klaus Duisenberg und mit leichten Stößen der Schubdüsen ging die „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“ auf Abstand zum Sprungschiff. Als sie weit genug weg waren, zündeten die Haupttriebwerke und beschleunigten den „UNION“ in Richtung des Planeten. Nach 10 Minuten ertönte ein lautes Krachen aus dem Triebwerksbereich und 4 der 8 Triebwerksauslässe stellten schlagartig ihren Betrieb ein. Sofort änderte sich der Flugvektor des Schiffes und der Kommandant lies alle Triebwerke abschalten.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Shinobi Maru“, Brücke
Sa. 17.06.3071, 22:50 Uhr Bordzeit


Grinsend saß Ivan Serpuchow im Sessel das Kapitäns und beobachtete das abfliegende Schiff über die Außenkamera, das er sich vergrößert darstellen ließ. Plötzlich erstrahlte ein Lichtblitz am unteren Ende der Kugel, das Schiff scherte aus seinem Kurs aus und die Triebwerke erloschen.
„Was ist da los?“ wollte er überrascht von der Ortungsstation wissen.
„Es sieht so aus, als ob bei dem „UNION“ einige Triebwerke ausgefallen sind, dann haben sie alle abgeschaltet!“ teilte ihm die Ortungsstation mit.
„Soll ich sie anrufen und unsere Hilfe anbieten?“ fragte der Funker. Serpuchov schüttelte den Kopf.
„Noch nicht! Lass sie um Hilfe bitten!“




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sturmshuttle „Killerbee“, im Anflug auf „Shinobi Maru“
Sa. 17.06.3071, 22:50 Uhr Bordzeit


Die Sekunden schlichen dahin, dann war es soweit! Zeitgleich mit der „Triebwerksexplosion“ auf der „Sturm“ bremste das Sturmshuttle fast bis zum Stillstand ab. Der Rumpf des der „Shinobi Maru“ hing nun als dunkle Masse über ihnen. Der „LEOPARD“ befand sich auf der anderen Seite der „Maru“. Patricia Fairbanks überprüfte genau wo sie relativ zum Rumpf waren, dann tippte sie den Piloten des Sturmshuttles an,
„Frank, 40 m nach achtern, dort ist eine Notschleuse!“ wies sie ihn an.
„Ich hoffe die wurde nicht verbarrikadiert, um genau das zu verhindern was wir jetzt vorhaben!“ warf Olt. Conrad Farkas, der Teamführer ihres 1. Teams ein.
„Wenn es einfach nicht geht, dann nehmen wir eben die Brechstange!“ knurrte Patricia.
„Wir sind da!“ melde der Pilot. Sanft drehte er das Shuttle bis die Andocköffnung direkt gegenüber der Notschleuse lag. Dann warf er die Zuganker aus, die langsam auf die Bordwand der „Maru“ zuschwebten bis die kleinen Magnete die Leinen an der Bordwand festhielten. Das ganze lief so leise ab, das selbst jemand der sein Ohr auf die andere Seite der Bordwand presste, dies nicht hören konnte. Dann legte der Pilot einen Schalter um und 4 kräftige Elektromagnete verankerten die Zugleinen endgültig an dem Sprungschiff. Langsam zogen dann die Anker das Shuttle zur Bordwand des Sprungschiffes, bis der Dockkragen die Schleusentüre komplett umfasste. 4 Greifer fuhren aus und verankerten jetzt das Shuttle unverrückbar an der „Shinobi Maru“!
„So Leute, jetzt heißt es warten, bis der „LEOPARD“ abdockt! Um den müssen sich andere kümmern!“ stellte Hptm. Fairbanks fest.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Landungsschiff „Dolch“, 20.000 Klicks vom Sprungpunkt
Sa. 17.06.3071, 22:50 Uhr Bordzeit


Gespannt schaute Kdt Schultzky auf den Ortungsschirm. Sie hatten sich vor fast einem Tag erfolgreich unbemerkt an dem fremden Sprungsschiff vorbeibewegt und hingen jetzt hier 20.000 Klicks zenitwärts still im Nirgendwo und beobachteten die Entwicklung. Nach einiger Zeit hatten sie das Schiff anhand der Daten der „Hugo Eckener“ als „Shinobi Maru“ identifizieren können. Auch ihm war klar, dass dieses Schiff gar nicht mehr hier sein dürfte. Als dann vor ca. 8 Std die „Eckener“ materialisierte und sie den Funkverkehr abhörten war klar, dass die „Maru“ wahrscheinlich von Piraten besetzt war. Als sie beobachteten, wie die „Sturm“ ablegte und nach ein paar Minuten mit Triebwerksschaden liegen blieb wurde Peter Schultzky nervös.
„Was läuft denn da?“ fragte er sich laut. Dann hörten sie weiter den Funkverkehr ab.
„Die kriegen das wieder hin!“ sagte der Steuermann und tatsächlich eine viertel Stunde später nahm die „Sturm“ wieder Fahrt auf und verschwand bald von den passiven Sensoren. Peter Schultzky gähnte, er war jetzt fast 10 Stunden ununterbrochen auf der Brücke, aber ein Gefühl hielt ihn davon ab, sich in die Koje zu hauen.


Um 02:05 Uhr kam Bewegung auf. Der „LEOPARD“ koppelte von der „Shinobi Maru“ ab!
„Steuermann. 1,0g Beschleunigung! Gefechtsalarm! Sensoren bleiben passiv!“ befahl Schultzky. Grob überschlagen wäre er damit in ca. 30 Minuten in Waffenreichweite. Falls der „LEOPARD“ die „Eckener!“ angriff oder entern wollte, würde es auch reichen, wenn er die Aufmerksamkeit des fremden Landungsschiffes auf sich lenken würde.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Hugo Eckener“ a.k.a. „Seute Deern“, Brücke
So. 18.06.3071, 02:05 Uhr Bordzeit


„Der „LEOPARD“ koppelt ab!“ meldete die Ortungsstation.
„Jetzt lässt er wohl die Maske fallen!“ brummte Hansen, der ahnte was jetzt kommen würde. „Beordern sie die „Sturm“ zurück!“ ordnete er an. In der visuellen Darstelllung sah er, wie der „LEOPARD“ von der „Shinobi Maru“ Abstand gewann und dann seinen Bug auf die „Hugo Eckener“ ausrichtete.
„Gefechtsalarm, laden sie die Waffen. Zielerfassung noch nicht einschalten!“ befahl der Kaptein. Er beobachtete das fremde Landungsschiff weiter und bemerkte, dass es langsam in ihre Richtung beschleunigte. Er schloss daraus, dass es bei ihnen ankoppeln wollte, wenn es sie erreichte! Hansen schätzte, das der „LEOPARD“ in ca. 45 Minuten bei ihnen zum Andockmanöver beidrehen würde.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sturmshuttle „Killerbee“, Angedockt an „Shinobi Maru“
So. 18.06.3071, 02:30 Uhr Bordzeit


Vor 25 Minuten hatte der „LEOPARD“ abgekoppelt und bewegte sich auf die „Hugo Eckener“ zu. Patricia Fairbanks holte ihre Truppführer zusammen.
„Es ist soweit, wir stürmen das Schiff! Trupp1, nach der Öffnung des Schotts nehmt ihr den Maschinenraum, sichert das Fusionskraftwerk, deaktiviert den Sprungantrieb und sichert den heckwärtigen Bereich! Trupp 2 sichert unser Shuttle und durchsucht die Schiffsmitte, Trupp 3 stürmt den Bug und die Brücke! Victoria, du warst hier schon an Bord, du übernimmt die Spitze. Ich bin bei Team3. Leute, das muss alles möglichst geräuschlos laufen. Je länger wir unentdeckt an Bord sind, desto besser! Nach Möglichkeit jeden nonlethal ausschalten der euch über den Weg läuft, wir wissen nicht, wer Pirat ist oder wer zur eigentlichen Besatzung gehört. Aussortiert wird später! Klar?“
„Klar!“ bekam sie die Antwort.
„Auf geht’s, öffnet das Schott!“ befahl sie und die 3 Teams schlossen ihre Anzüge und nahmen Aufstellung. Ihr Spezialist hatte schon die Öffnung vorbereitet und auch die Comleitung getrennt, so dass das Öffnen der Schleuse auf der Brücke keinen Alarm auslöste. Patricia war froh, dass sie ihre Leute so gut ausgebildet hatte. Da fuhr das Schott zischend zur Seite und Team1 stürmte in den dahinter liegenden Korridor, dann folgte Team3 und Team2 durchquerte als letztes dass Schott.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Shinobi Maru“, Brücke
So. 18.06.3071, 02:33 Uhr Bordzeit


„Rufen sie die „Seute Deern“!“ befahl Ivan Serpuchow. Kurz darauf kam die Bestätigung. Serpuchov drückte die Sprechtaste,
„Hier Kapitän Ivan Serpuchov. Lassen sie unseren „LEOPARD“ ohne Gegenwehr andocken und ihnen passiert nichts! Ansonsten durchlöchern wir ihre Bugsektion und lassen sie Vakuum atmen, verstanden?“
„Hier Kapitän Nansen. Wer sind sie, dass sie hier solche Forderungen stellen!“
„Ich bin der mit der dickeren Kanone, und jetzt ergeben sie sich!“ Erstmal hörte Serpuchov nichts! Er nickte seinem Funker zu und dieser sendete ein Signal an den „LEOPARD“. Der große Geschützturm des Landungsschiffes richtete sich aus und feuerte eine PPK-Doppelsalve als Warnschuß. Noch war das Landungsschiff zu weit weg, das es Schaden an der „Seute Deern“ anrichteten würde, aber in wenigen Minuten sähe es anders aus. Serpuchov grinste!
„Ich warte auf ihre Antwort!“ sagte er durch. Plötzlich hörte er wie sein Mann an der Sprungkonsole ächtzte,
„Boss, der Sprungantrieb ist offline!“ meldete er völlig überrascht.
„Ruft den Maschinenraum!“ befahl Serpuchov. „Und holt mir diesen Yamaguchi an die Konsole!“ Einer der schwarzgekleideten Mitglieder des Enterkommandos stieß den Kapitän der „Maru“ zur Sprungsteuerkonsole. Mit einem Blick sah er, dass im Maschinenraum die Sprungfreigabe abgeschaltet worden war.
„Was ist da los!“ schnauzte ihn Serpuchov an. Plötzlich schwebten 4 kleine Zylinder in die Brücke.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Shinobi Maru“, Marines Team3
So. 18.06.3071, 02:38 Uhr Bordzeit


„Maschinenraum in unserer Gewalt. Sprungantrieb ist offline!“ meldete Team1 über Funk. Victoria grinste. Sie sah schon fast das Backbord-Brückenschott Noch 20 m.
„Trupp2 Standort?“ fragte sie
„Noch 20m zum Steuerbord-Brückenschott!“ meldete der Truppführer. Victoria verzog das Gesicht zu einem bösen Grinsen.
„Brücke stürmen!“ befahl sie. Sofort stürmten die Marines vor und warfen Blendgranten in die Brücke, die mitten im Raum hell leuchtend mit einem lauten Knall detonierten. Augenblicklich stießen sich die Soldaten ab, rauschten in die Brücke und schossen mit rückstoßfreien Stunnern auf alles und jeden der sich in der Brücke befand.


Serpuchov erfasste die Lage sofort und machte mit seinem Magnetstiefeln einen Schritt in Richtung des Kapitäns, zog seine Pistole und richtete sie auf Yamaguchi. Victoria hatte gerade ihre Füße auf den Boden gestellt und magnetisch verriegelt, als sie sah wie eine Pistole sich auf Minoru Yamaguchis Kopf zubewegte. Ohne nachzudenken riss sie ihr Sturmgewehr hoch und drückte ab. Serpuchovs Arm wurde in Stücke gerissen und die Pistole flog im hohen Bogen davon. Sekunden später war es still auf der Brücke. Nur vereinzeltes Stöhnen war zu hören.
„Sani!“ rief Victoria, die mit vorgehaltenem Gewehr auf den Mann zuging, dem sie gerade den Arm abgeschossen hatte. Kurz darauf war der Sani bei ihr. Sie zeigte auf den Schwerverletzten.
„Sedieren und verbinden!“ befahl sie kalt. Minoru Yamaguchi war der einzige im Raum der außer den Marines noch stand.
„Den nicht!“ befahl die Teamführerin und hob eine Hand als eine ihrer Marines anstalten machte, auf den Kapitän mit dem Stunner zu schießen.
Minoru Yamaguchi stand aschfahl auf seiner Brücke und sah sich von Soldaten in Raumkampfanzügen umringt. Dann hängte sich der Soldat der ihm gegenüberstand sein Gewehr um, griff zu seinem Helm und öffnete ihn.
„Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen!“ sagte eine bekannte Stimme und er blickte in die blauen Augen Victoria Teschs.
„1st Lieutenant Tesch!“ stöhnte er erleichtert. „Wie kommen sie an Bord!“ Er sah wie die Frau grinste,
„Wir waren auf der Durchreise, ich dachte ich komme zu Besuch und sie laden uns zum Essen ein!“ meinte die Infanteristin. Als er seinen Blick über den Anzug den sie trug schweifen lies, blieb sein Blick am Wappen der Lyranischen Allianz hängen. Victoria bemerkte seinen Blick und meinte,
„Lange Geschichte! Aber zuerst möchte ich ihnen meine Zugführerin vorstellen“, dabei drehte sie sich leicht zur Seite, „das ist Hptm. Patricia Fairbanks und mein Dienstgrad lautet eigentlich Oberleutnant! Frau Hptm., das ist Minoru Yamaguchi, der eigentliche Kapitän der „Shinobi Maru“. Plötzlich wurde es Yamaguchi heiß und kalt!
„Da draußen ist immer noch ein schwer bewaffneter „LEOPARD“!“ rief er halb in Panik. Da trat die Zugführerin auf ihn zu.
„Keine Panik, darum kümmern sich andere!“ sagte sie mit einem bösen Grinsen. „Wir räumen hier an Bord erstmal auf! Leute durchkämmt das ganze Schiff, ich will alle Personen auf diesem Schiff im Frachthangar 1 sehen!“ befahl sie laut und über Funk. Dann wandte sie sich an Olt. Tesch, „Sie bleiben mit ihrem Trupp auf der Brücke. Ihren 2. Trupp übernehme ich! Ich glaube Mr. Yamaguchi hat ein paar Erklärungen verdient!“ Victoria nickte, dann wandte sie sich an ihren Trupp.
„Alle fesseln und entwaffnen!“ befahl sie. Dann schaute sie den Kapitän an. „Ist jemand ihrer Besatzung auf der Brücke?“ Der Kapitän schüttelte den Kopf,
„Nein, die haben eine komplette geschulte Brückenbesatzung mitgebracht. Nur im Technikbereich waren sie auf uns angewiesen. Aber wenn jemand ihrem Kind eine Pistole an den Kopf hält, machen sie was verlangt wird!“ sagte er erschöpft. Victoria nickte. Der Mann musste die Hölle durchgemacht haben.




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Landungsschiff „Dolch“, 800 Klicks vom Sprungpunkt
So. 18.06.3071, 02:38 Uhr Bordzeit


„Der „LEOPARD“ hat seine PPKs abgefeuert!“ meldete der Ortungsgast.
„Das war ein Warnschuss, zu weit weg von der „Eckener“!“ stellte Peter Schultzky laut fest. Noch 2 Minuten, dann würde er seine Tarnung fallen lassen, bevor dieser „LEOPARD“ der „Hugo Eckener“ gefährlich werden konnte.
Dann waren die 2 Minuten um, der richtige Zeitpunkt erreicht!
„Steuermann bringen sie uns rein! Aktive Sensoren auf Maximum! Wir müssen für den „LEOPARD“ leuchten wie ein Tannenbaum!“ befahl der Kommandant. Mit unter Volllast laufenden Triebwerken beschleunigte die „Dolch“ erst auf den Gegner zu, dann bremste er stark ab.
„Versetzen sie die „Dolch“ in leichte Rotation um die Längsachse!“ befahl Schultzky.
„Erreichen Waffenreichweite in 5 Sekunden!“ meldete die Ortung.
„Zielerfassung auf den Geschützturm!“ – „Feuer“ befahl der Kommandant. Das gesamte Waffenarsenal der „Dolch“ tobte sich auf der Oberseite des „LEOPARD“ aus. Plötzlich stoben 4 kleine Punkte über den Ortungsschirm und beharkten ebenfalls den Geschützturm des Gegners.
„Unsere Jäger sind da!“ jubelte der Signalgast, der die Meldungen der L/R-Jäger aufnahm. Der Geschützturm des „LEOPARDS“ fiel aus und die Jäger sowie die „Dolch“ widmeten sich intensiv der Antriebssektion. Der „LEOPARD“ wehrte sich verbissen und konnte auch auf der „Dolch“ mehrere Treffer landen, aber ohne seinen Turm waren seine Möglichkeiten beschränkt. Nach kurzer Zeit war der „LEOPARD“ kaum noch manövrierfähig, als plötzlich das Schiff in einer gleisend hellen Explosion verging.
„Was war das jetzt?“ wollte Schultzky vom Ortungsgast wissen. „So schwer war der „LEOPARD“ doch gar nicht beschädigt!“ Der Ortungsgast sah ihn an.
„Wenn ich meinen Instrumenten trauen darf, dann hat sich das Schiff gerade selbst zerstört, wahrscheinlich um nicht geentert zu werden!“
„Haben sie schon Nachricht von der Eckener oder dem anderen Sprungschiff?“ wollte der Kommandant wissen. Da hob der Signalgast die Hand,
„Die „Shinobi Maru“ ist befreit, unsere Marines haben sie geentert!“ meldete er begeistert. Zufrieden lehnte sich Peter Schultzky zurück, sein erstes Gefecht als Kommandant eines Landungsschiffes war erfolgreich verlaufen. Der „LEOPARD“ hatte sie zwar ein paarmal getroffen, aber das war nicht der Rede wert! Zufrieden tätschelte er die Armlehne seines Kommandantensitzes, das alte Schiff hatte es immer noch drauf!




System „Good Hope“
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „Shinobi Maru“, Frachthanger 1
So. 18.06.3071, 05:42 Uhr Bordzeit


Mittlerweile hatten die Marines das gesamte Schiff bis in den letzten Winkel durchsucht und auch einige der bereits identifizierten Besatzungsmitglieder der „Maru“ hatten sie dabei unterstützt und konnten so vor 10 Minuten den letzten der Piraten aus seinem Versteck ziehen. Kapitän Yamaguchi hatte bereits alle Mitglieder seiner Besatzung identifiziert und jetzt hockten 11 Gestallten gefesselt an der linken Wand des Hangars. 2 weitere hatten sich den Marines mit Waffengewalt widersetzt, die aber kurzen Prozess mit ihnen gemacht haben. Auf einer Trage lag, nach wie vor sediert, mit einem verbundenen Armstumpf Ivan Serpuchow. Der Sani hatte bereits seine Zähne auf Selbstmordkapseln hin geprüft und war fündig geworden. Patricia Fairbanks wog den hohlen Giftzahn Serpuchows in ihrer Hand. Für sie war das ein deutliches Indiz dafür, wer hier die Fäden zog. Ob der Rest der Piraten überhaupt wusste für wen sie tatsächlich arbeiteten wagte sie zu bezweifeln. Aber um diese machte sie sich keine Sorgen. Für Piraterie gab es nur eine Strafe!
„Es waren nur 14 Piraten an Bord?“ fragte sie den Kapitän Minoru Yamaguchi.
„Die anderen sind mit dem „LEOPARD“ geflogen. Aber 14 Personen reichen völlig um ein Sprungschiff im Griff zu behalten!“ entgegnete der Kapitän.
„Hatten sie Opfer erlitten?“ fragte die Marine nach.
„2 Schwerverletze, als wir uns zuerst geweigert hatten zu kooperieren. Ansonsten kam es zu Vergewaltigungen. Aber für Peripheriepiraten sind die geradezu zurückhaltend gewesen! Wir hatten viel Schlimmeres befürchtet!“ berichtete Yamaguchi.
„Wenn ich richtig liege, waren das keine Peripheriepiraten. Dazu waren sie zu gut ausgebildet und sie waren, so wie es aussieht, sehr daran interessiert ihr Schiff vollständig intakt zu übernehmen! Sie haben nur nicht damit gerechnet, von einem Zug lyranischer Marines geentert zu werden!“
„Wer glauben sie war das?“ wollte der Kapitän wissen.
„Ich tippe auf „Blakes Wort“! Für uns Lyraner sind das Terroristen. Sie haben mit einem Orbitalbombardement und Atomwaffen Tharkad verwüstet und ziehen marodierend durch die Allianz. Dabei treten sie die Ares-Konvention mit Füßen. Es gibt einige bei uns an Bord, die würden diesen Kerlen gerne das Herz bei lebendigem Leib herausrausreißen!“
„Aber was tun sie als Lyraner hier draußen?“ wollte Minoru Yamaguchi zum wiederholten Male wissen.
„Ich darf ihnen dazu nichts sagen und keiner meiner Leute wird das, es ist Streng Geheim. Wenn sie es wissen wollen, müssen sie meinen Kommandeur fragen. Ob er es ihnen allerdings mitteilt, weiß ich nicht! Am besten fragen sie erst einmal nicht mehr nach! Sie brauchen vorerst nur eines Wissen, wir wollen ihnen nichts Böses, eher im Gegenteil!“

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 10: Operation Minerva – Down to Hope


System „Good Hope“
Piratensprungpunkt III, Sprungschiff „Andromeda“ - Brücke
So. 18.06.3071, 08:13 Uhr Bordzeit


„Herr Oberst, Nachricht von der „Hugo Eckener“!“ meldete der Signalgast. Alle warteten schon gespannt auf die Information, wie die Konfrontation am Zenit-Sprungpunkt gelaufen war. Die letzte Nachricht hatte die „Eckener“ per Richtfunk an sie gestern um 22:05 Uhr abgesetzt, als die Landefreigabe für die „Sturm“ vom Planeten eingegangen war.
„Geben sie es an meine Konsole!“ ordnete er an. Dann las er die zusammengefasste Meldung der Ereignisse. Danach kamen die einzelnen Gefechtsberichte der Marines, der „Eckener“, der „Sturm“ und der „Dolch“, die er später in Ruhe lesen wollte. Dann blickte er auf. Alle Augen auf der Brücke waren auf ihn gerichtet.
„Die „Shinobi Maru“ ist in unserer Hand, ein gegnerisches „LEOPARD“-Landungsschiff vernichtet, keine eigenen Verluste! KdtHptm. Fairbanks denkt, das Blakes Wort hier hinter dem ganzen steckt!“ gab er bekannt. Viele der Brückenbesatzung ballten befriedigt die Faust. Dann ergänzte Georg,
„Funker, geben sie die Zusammenfassung der Meldung für das interne Netz als Lageinformation frei!“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte dieser.


Georg war klar, dass es jetzt an der Zeit war den Planeten anzufliegen. Über den Verbleib des Frachtlandungsschiffes der „Maru“, der „Kanban“ wie das Schiff laut der Meldung hieß und des „UNION“ der Mitchels Maurauders war nichts bekannt. Er musste mit einer Streitmacht des Gegners auf dem Planeten rechnen. Immerhin konnte ein „LEOPARD“ eine Lanze transportieren und er ging nicht davon aus, das die Mechs an Bord waren, als es am Zenit-Sprungpunkt zerstört wurde. Er griff zur Ruftaste,
„KdtHptm Deveraux, hier Oberst Müller, vorbereiten zum Abkoppeln, Abflug in ca. 2 Std.. Kommen sie sofort zur Lagebesprechung im Konferenzraum der „Andromeda“, informieren sie OTL Mauerer und OTL Kowalski, sie sollen ebenfalls teilnehmen!“ Dann schnallte er sich ab und wandte sich an den Kaptein,
„Herr Kaptein, sofort Lagebesprechung im Konferenzraum Grav-Deck. Informieren sie KdtHptm Sánchez, sie soll ebenfalls teilnehmen!“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte Lucius Davenport. „Ich werde die „Ramierez“ informieren.“ Dann verließ Georg die Brücke und beeilte sich zum Grav-Deck zu kommen. Während er unterwegs war, rasten seine Gedanken!




System „Good Hope“
Im Transit, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Cafeteria
So. 18.06.3071, 09:50 Uhr Bordzeit


Nachdem sie an den Sprungpunkt zurückgekehrt waren, hatte die „Sturm“ wieder ihre beiden Jäger und das Sturmshuttle mit dem Marineinfanteriezug aufgenommen, die sie vor dem Abkoppeln von der „Eckener“ ausgeschleust hatten. Dann fuhr das Landungsschiff wieder in das System und hatte Kurs auf den Planeten „Hope“ gesetzt. Um den von der Raumkontrolle auf Hope vorgegebenen Zeitplan wieder einzuholen, bewegten sie sich mit erhöhter Beschleunigung. Entweder hatten sie auf dem Planeten die Entwicklung am Sprungpunkt nicht mitbekommen oder man schwieg absichtlich darüber! Bis auf Routinemeldungen kam überhaupt nichts! Das es aber auf dem Planeten Komplizen geben musste, war jedem klar!


„Klaus, glaubst du, wir finden die Maurauders?“ fragte Sigrid Scholz und nippte dabei an ihrem Kaffee. Außer ihnen waren nur wenige hier in der Cafeteria. Da während des Transfers nach „Hope“ nichts Dringendes anstand, hatten sich der Kommandant und die Lanzenführerin auf einen Kaffee verabredet.
„Wenn wir etwas näher am Planeten sind, werden wir einfach unseren Funkverkehr intensivieren, ich könnte mir vorstellen, dass sich Col. Mitchel dann bei uns meldet, wenn er denn auf dem Planeten ist!“ gab KdtHptm. Duisenberg zurück.
„Die Untätigkeit nervt mich!“ stöhnte Sigrid. „Bei einem Raumgefecht sind wir Mechkrieger zum Nichtstun verdammt! Ich war so nervös und konnte absolut nichts machen!“
„So geht es uns, wenn ihr mit euren großen Stahlkolossen loszieht und euch mit dem Gegnern bekriegt!“ meinte der Raumoffizier.
„Mit dem Unterschied, wenn das Landungsschiff im All zusammengeschossen wird, sind wir auch direkt betroffen!“ knurrte Sigrid. Plötzlich grinste Klaus Duisenberg.
„Was ist denn so belustigend?“ fragte Sigrid, als sie es bemerkte.
„Ich freu mich schon darauf, wenn du wieder in deine Rolle als Frejia Helgisdottir schlüpfst. Du siehst in dem Outfit einfach heiß aus!“ meinte er und grinste bis zu den Ohren.
„Ihr Männer ändert euch wohl nie!“ stellte Sigrid fest.
„Na hör mal, du nutzt das ja auch weidlich aus, denke nur an deinen Besuch auf der „Shinobi Maru“!“ entgegnete er. Beide begannen zu lachen.
„1:0 für dich!“ gluckste sie.




System „Good Hope“
Piratensprungpunkt III, Sprungschiff „Andromeda“ – Grav-Deck
So. 18.06.3071, 10:00 Uhr Bordzeit


Georg lehnte sich in seinem Stuhl zurück. die letzten 1,5 Stunden hatte er zusammen mit den wichtigsten Offizieren die Lage analysiert und das Vorgehen festgelegt.
„Leider können wir zur Zeit die „Sturm“ nicht kontaktieren, ohne dass es nicht gleich die ganze Welt erfährt!“ äußerte sich der Oberst. „Gut, wir sind soweit durch mit der Lagebesprechung. Um es nochmal zusammen zu fassen: Die „Ramierez“ übernimmt zusammen mit den Jägern der „Andromeda“ den Schutz unseres Sprungschiffes. Die „Witch“ nimmt Kurs auf den Planeten und koordiniert sich in Planetennähe mit der „Sturm“. Wenn wir den Standort der „Maurauders“ identifizieren können oder noch besser Kontakt mit ihnen haben, wird die „Sturm“ dort direkt landen! Ich glaube kaum, dass es ratsam wäre auf dem Raumhafen von „Hoffmanns Landing“ niederzugehen. Wir folgen dann der „Sturm“ und setzten in angemessener Entfernung möglichst unbemerkt von allen Beteiligten, vor allem von der planetaren Miliz oder anderen Kräften auf und agieren im Hintergrund.“ Dann schaute er auf die Uhr. „Abkopppeln der „Witch um 10:15 Uhr Bordzeit!“ Dann sprach er Lucius Davenport an, „Herr Kaptein, sie führen hier am Piratensprungpunkt das Kommando und vor allem, wenn die „Shinobi Maru“ hier materialisiert, nehmen sie sie wohlwollend in Empfang, Kommunikation und Infos wie besprochen. Aber die „Andromeda“ und die „Ramierez“ sind „Off Limits“!“ verdeutlichte der Oberst noch einmal. Die „Eckener“ war informiert worden, dass die „Maru“ sobald als möglich zum Piratensprungpunkt III springen sollte, um diese aus der Schusslinie zu nehmen. Georg hoffte, dass sich der Kapitän der „Shinobi Maru“ darauf einlassen und nicht einfach mit unbekanntem Ziel verschwinden würde.




System „Good Hope“
Im Transit, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, „Bunker1“ (Zelle1)
Mo. 19.06.3071, 21:07 Uhr Bordzeit


„Das wars wohl!“ stellte KdtHptm. Patricia Fairbanks fest. Vor ihr saß Ivan Serpuchov der körperlich völlig zusammengebrochen war. Er weigerte sich zwar immer noch standhaft den Auftrag zu verraten, den seine Truppe hatte, aber es war nun eindeutig klar, dass es sich bei ihm um einen wohl hochrangigen ROM-Agenten oder Offizier von Blakes Wort handelte. Die Ausschläge auf den Verhörgeräten, als sie ihn vor Stunden mit Präzentor Serpuchov angesprochen hatte oder wenn sie von Blakes Wort sprachen waren eindeutig!
„Wollen sie noch eine Beruhigungsspritze, bevor wir sie ins All hinaus befördern?“ bot sie ihm als letzte humanitäre Geste an. Die anderen Gefangenen hatten sie bereits verhört und dann gemäß den Regularien für Piraterie verurteilt und per Luftschleuse hingerichtet. Die allermeisten waren unwissend und dachten sie wären von einem Banditenkönig angeworben worden. Wichtig war aber, dass diese ihnen erzählt hatten, das auf dem Planet noch ein weiteres Landungsschiff, ein „UNION“, stand und das dort gegnerische Kräfte von 2 Mechlanzen, 2 Panzerlanzen und eine komplette Infanterie-Kompanie auf sie warteten. Serpuchov blickte auf.
„Das würden sie tun?“ fragte er mühsam.
„Wir sind keine Unmenschen. Ihr Urteil steht fest, das wissen sie. Aber ich will mich nicht an ihrer Panik weiden, wenn ich die Notöffnung betätige und sie ins All hinauswerfe!“ stellte sie fest. „Aber das ist nicht bei allen meinen Soldaten so. Einige haben Angehörige auf Tharkad verloren und was die mit ihnen anstellen würden, wollen sie lieber nicht wissen!“ Patricia schaute den Delinquenten an, der nun nichts mehr sagte. Sie winkte 2 ihrer Marines, die Serpuchov hochhoben und festhielten. Der Sani der Marines gab ihm eine Beruhigungsspritze, dann führten die Soldaten Serpuchov zur nächsten Luftschleuse. Bevor sie ihn hineinschoben, fragte die Zugführerin,
„Wollen sie noch was sagen?“ Serpuchov schaute sie kurz an, die Augen glasig von der Wirkung der Spritze und schüttelte den Kopf. Als dass innere Schott geschlossen und dicht war, drückte Patricia Fairbanks sofort den Notfallöffnungsknopf des Aussenschotts und beendete damit Serpuchovs Leben.
„Das ist der Teil meines Jobs den ich hasse!“ murmelte sie und ging dann zu OTL Scholz um ihr die Verhörergebnisse mitzuteilen.




System „Good Hope“
Piratensprungpunkt III, Sprungschiff „Andromeda“ – Brücke
Di. 20.06.3071, 4:28 Uhr Bordzeit


Lucius Davenport schwebte schnell durch das Schott in die Brücke und fing sich geübt an einem der Haltegriffe ab. Im Hintergrund heulte noch der Annäherungsalarm.
„Frau Wolcott, Meldung!“ forderte er seine 1. Offizierin auf. Diese hatte schon Luft geholt als sie den Kapitän hereinschweben sah, um ihm die Situation zu schildern.
„12.000 Klicks querab auf Steuerbordseite ist vor 5 Minuten ein Sprungecho aufgetaucht.“ meldete sie ihm. Was dies implizierte wusste ihr Kapitän selbst genau genug, so dass sie sich weitere Ausführungen ersparte.
„Meldung von der „Hugo Eckener“ eingegangen?“ fragte er nach.
„Nein Herr Kaptein!“ gab seine 1. Offizierin zurück, die nach der Versetzung von Sophia Boticcelli auf die „Donar“ in diese Position nachgerutscht war.
„Hoffentlich ist es die „Shinobi Maru“! Frau Wolcott, Gefechtsalarm!“ ordnete er an. Dann stieß er sich zu seinem Kommandosessel ab und schlüpfte hinein. „Dann werden wir mal warten! Wegspringen können wir schließlich noch nicht!“


Eine Stunde später kam ein Richt-Funkspruch von der „Hugo Eckener“ der den Sprung der „Shinobi Maru“ für 07:30 Uhr Bordzeit ankündigte. Dies führte zu allgemeiner Entspannung, trotzdem wurde der Gefechtsalarm aufrecht erhalten.


Punkt 07:30 Uhr erschien ein „MERCHANT“-Sprungschiff schlagartig an den Koordinaten des Sprungechos. Sofort nahmen die Sensoren den Neuankömmling ins Visier und identifizierten es als „Shinobi Maru“. Lucius Davenport wendete ich an seinen Signalgasten.
„Rufen sie die „Shinobi Maru“ an und geben mir dann das Gespräch auf die Konsole. Ich will mit dem Kapitän sprechen!“ ordnete er an. Kurz darauf schaltete der Signalgast das Gespräch auf die Station des Kapteins und das Gesicht eines Mannes mit leicht asiatischen Zügen erschien auf dessen Display.
„Guten Morgen, ich bin Lucius Davenport, Kapitän der „Andromeda“. stellte er sich vor.
„Guten Morgen, Kapitän Minoru Yamaguchi von der „Shinobi Maru“! Ganz schön viel los hier im System!“ stellte er mit einem leichten Lächeln fest.
„Ihr Glück!“ meinte Davenport, der aber das Thema nicht weiter vertiefen wollte. Yamaguchi wusste besser, was er gerade überstanden hatte! „Unsere kleine Flotte jagt „Blakes Wort“-Terroristen in der Peripherie. Was schwierig ist, wenn man keine Karten hat. Aber sie haben ja hier zum Glück für Abhilfe gesorgt!“ meinte der Kaptein.
„Wenn ich das früher gewusst hätte, vielleicht hätten sie die Karten nicht erhalten! Aber zum Glück für sie und mich ist Major Frejia Helgisdottir, wenn sie denn so heißt, auch eine hervorragende Schauspielerin!“ stellte Yamaguchi wohlwollend fest.
„Jedenfalls möchte ich mich für ihre Kooperation bedanken!“ sagte Lucius Davenport. „Wir hatten schon Bedenken, das sie sich einfach davon machen würden!“
„Nie und nimmer! Unser Frachtlandungsschiff „Kanban“ ist noch im System! Ohne unsere Familienmitglieder fliegen wir nur weg, wenn es nicht anders möglich ist! Es muss sich irgendwo im System verstecken. Der Anführer der Piraten hat erwähnt, dass die „Kanban“ nicht auf „Hope“ gelandet sein soll.“
„Rufen können wir sie nicht ohne unsere Position zu verraten! Uns ist absolute Funkstille befohlen und das gilt damit jetzt auch für sie!“ teilte Davenport dem Tramp-Händler mit. „Die Suche müssen wir wohl auf später verschieben, bis die Lage auf „Hope“ geklärt ist.“
„Schicken sie ein Kommando auf unser Schiff?“ wollte Yamaguchi wissen.
„Nein, warum? Sollten wir?“ Davenport lächelte und schüttelte den Kopf. „Sie wurden als Vertrauenswürdig eingestuft und so werden wir auch mit ihnen umgehen! Nur darf ich sie leider nicht auf mein Schiff oder das Landungsschiff lassen, das an die „Andromeda“ angekoppelt ist. Befehl von meinem Vorgesetzten! Wenn sie mich aber zum Essen einladen wollen, sehr gerne! Maj. Helgisdottir schwärmt noch heute von dem Dinner auf ihrem Schiff. Ich bringe ihnen dann auch ein Gastgeschenk mit!“
„Darüber lässt sich reden!“ grinste Yamaguchi.




System „Good Hope“
Im Transit, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Brücke
Mi. 21.06.3071, 06:30 Uhr Bordzeit


Der Funker rief gerade den Raumhafen von „Hoffmanns Landing“ mit einem breit gefächerten Funksignal und meldete die „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“ zur Landung an. Laut Flugplan würden sie in ca. 14 – 16 Stunden auf dem Landefeld der planetaren Hauptstadt niedergehen. Tatsächlich hatte keiner an Bord der „Sturm“ wirklich vor, dort zu Landen. Das Risiko wäre nach den Geschehnissen am Zenit-Sprungpunkt des Systems viel zu groß gewesen! Der Spruch hatte aber zwei weitere, wichtigere Absichten! Zum einen würde damit die „Witch“ ihre Position ermitteln können, damit diese sie per Richtfunk direkt ansprechen könnte, zum zweiten hoffte OTL Scholz so Verbindung zu Mitchels Maurauders herzustellen. Alle warteten deshalb gespannt, welche Antworten eingingen.


Nach 18 Minuten nahm der Funker einen Spruch per Richtstrahl auf. Die „Witch“ meldete sich und gab einen Rendezvouspunkt durch. KptHptm. Duisenberg packte gerade die Antwort mit ihrer eigenen Lage und der Bestätigung des Rendezvouspunktes zusammen um diese zurückzusenden, als der Funker hektisch OTL Scholz zuwinkte. Diese schaltete sofort den hereinkommenden Funkspruch auf ihre Konsole und hörte den Rest des ersten Anrufs,
„…ind in eine Falle gelaufen und erbitten ihre Hilfe. Lage prekär, haben Verluste erlitten! Bitte Kommen!“ Dann vergingen 20 Sekunden und der Spruch wiederholte sich. „„Winterstorm“, hier Mitchells Maurauders, stv KpChef Capt. Sparks. Wir sind in eine Falle gelaufen und erbitten ihre Hilfe. Lage prekär, haben Verluste erlitten! Bitte Kommen!“ Die Nachricht war zwar ruhig gesprochen, aber Sigrid spürte den dringlichen Unterton heraus. Auch die Stimme erkannte sie als die von Owen „Ironfist“ Sparks. Sigrid Scholz wandte sich an den Funker,
„Haben sie die Position des Senders ermitteln können?“ fragte sie den Signalgasten.
„Ja, der Sender ist ca. 4000 km SüdSüdWest von Hoffmanns Landing. Genaueres kann ich nicht sagen.“ gab dieser zurück.


„Stellen sie eine Richtfunkverbindung her!“ befahl sie. Nach ein paar Augenblicken hob der Signalgast den Daumen und Sigrid antwortete,
„„Mitchels Maurauders“ Capt. Sparks, Hier „Winterstorm“, Helgisdottir, Wie lautet der Name meines Haustiers? Kommen!“ gab sie durch.
„Hier Sparks, ihr Haustier heißt Jotnar! Kommen!“ kam nur von der Signalverzögerung versetzt zurück.
„Hier Helgisdottir, bitten um Landekoordinaten, wir kommen zu ihnen! Kommen!“
„Hier Sparks, Danke! Übermitteln Daten parallel. Was ist mit der „Shinobi Maru“? Kommen!“
„Hier Helgisdottir. Die „Maru“ hat wieder ihren Kapitän! Wir sollten die Verbindung jetzt kappen um Ortung zu vermeiden. Wir melden uns in 10 Stunden wieder. Kommen!“
„Hier Sparks, Verstanden! Ende!“ aus seiner Stimme konnte sie große Erleichterung heraus hören. Sigrid war gespannt darauf zu erfahren, was den Maurauders widerfahren war und warum sprach der Colonel nicht selbst mit ihr?


Mittlerweile hatte der Kommandant der „Witch“ die Rendezvous-Koordinaten bestätigt. Er wandte sich an Sigrid,
„Kontakt mit der „Witch“ in 5 Stunden. Wir werden in 3 Stunden den Kurs ändern und auf Funkstille und „Low-Emission“ gehen. Spätestens dann werden die da unten merken, das was nicht stimmt!“
„Denk daran, die haben einen „UNION“! Der könnte uns abfangen!“ gab Sigrid zu bedenken. Klaus Duisenberg nickte,
„In spätestens 2 Stunden schleusen wir unsere Jäger aus. Sie werden Geleitschutz fliegen und wenn sie uns orten, werden wir es merken!“ gab der erfahrene Raumoffizier zurück. Sigrid nickte. 10 Minuten später ging noch die Routinemeldung des Raumhafens ein, die an Harmlosigkeit nicht zu überbieten war. Wenn sie nicht wüssten, dass auf dem Planeten Blakes Wort auf sie wartete, nichts würde darauf hindeuten!




System „Good Hope“
Im Transit, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Brücke
Mi. 21.06.3071, 11:44 Uhr Bordzeit


Langsam näherten sich die „Sturm“ und die „Witch“ aneinander an, bis beide parallel flogen und eine stabile Laser-Kommunikation stattfinden konnte. Zuallererst meldete OTL Scholz die aktuelle Lage der „Sturm“ und die Ergebnisse der Verhöre, sowie die Kommunikationsaufnahme mit Mitchels Maurauders. Sigrid schaute auf das Display, auf dem die Gesichter der an der Videobesprechung beteiligten Personen zu sehen waren. Der Oberst nickte.
„Bis jetzt entwickelt sich die Lage für uns nicht allzu schlecht! Ich hoffe nur Blakes Wort macht uns keinen Strich durch die Rechnung. Haben sie in Erfahrung bringen können, wie hoch die Tonnage der gegnerischen Mechs und der Panzer ist?“ fragte er.
„Nein Herr Oberst, die Piraten die wir ergriffen haben waren alles Spacer, die sich um die Bodentruppen nicht gekümmert haben. Von der Besatzung des „LEOPARDS“, die hier wahrscheinlich besser informiert gewesen wären, gab es keine Überlebenden!“ teilte ihm Hptm. Fairbanks mit.
„Auch wenn es angeblich nur 2 Lanzen sind, dürfen wir sie nicht unterschätzen! Wenn sie einer Söldnerkompanie wie Mitchels Maurauders so in die Parade fahren können, dass diese in Bedrängnis geraten sind, müssen wir uns auf einiges gefasst machen! Genau wissen werden wir es aber erst, wenn wir auf dem Boden sind. Der Gegner rechnet nur mit einem als Frachter verwendeten „UNION“ und nicht mit zwei mit Mechs beladenen Landungsschiffen. Wir werden flexibel operieren müssen, das Überraschungsmoment nutzen und den Gegner nur dann stellen, wenn wir im Vorteil sind! Aber mit 2 Lanzen Mechs werden wir fertig!“ verbreitete der Oberst Zuversicht. Dann erteilte er einen vorläufigen Operationsplan für den Einsatz auf „Hope“!




System „Good Hope“
Im Transit, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Brücke
Mi. 21.06.3071, 16:45 Uhr Bordzeit


„Frau Oberstleutnant, Richtantenne ist auf den Standort der Maurauders eingestellt. Sie können sprechen!“ teilte der Signalgast Sigrid mit. Noch flogen die „Sturm“ und die „Witch auf dem gleichen Kurs relativ eng aneinander. Bei einer zufälligen Ortung auf diese Entfernung würde man nur ein Echo ausmachen können und nicht zwei, zumal die „Witch“ erheblich kleiner als die „Sturm“ war. Sigrid hatte sich genau überlegt was sie durchgeben wollte und dies auch mit dem Oberst abgesprochen. Sie schaltete das Mike ein und sprach,
„Maurauders, Hier „Winterstorm“, Kommen!“ Sie sprach den Ruf 3 mal mit einer Minute Abstand und wartete. Mit einer Antwort war aufgrund der Signallaufzeit nicht vor 6 Minuten zu rechnen. Nach 9 Minuten erwachte der Lautsprecher zum Leben.
„„Winterstorm“, hier Maurauders! Sparks spricht, Kommen!“ Sigrid erkannte sofort die Stimme von Owen Sparks und erlaubte sich ein Lächeln. Natürlich wurde die Kommunikation verzugslos auf die „Witch“ weitergeleitet! Sie wartete dann 4 Minuten bevor sie antwortete.
„Hier „Winterstorm“, Geben sie uns eine Lageinformation! Kommen!“ Wieder musste sie auf die Antwort warten, diesmal kam sie aber schon nach 7 Minuten.
„Hier Maurauders, Senden Lageinformation, Wann treffen sie ein? Kommen!“ Sigrid wartete wieder 4 Minuten ab, bis sie die Sprechtaste drückte. Währenddessen war das Datenpaket der Maurauders eingegangen und Valentina Tschernikova, die sie als ELOKA-Offizierin im Einsatz begleitete, nahm das Paket auseinander und untersuchte es in einem Sandbox-System auf Viren und andere Schadsoftware bevor sie sich den eigentlichen Inhalt ansah.
„Hier „Winterstorm“, Landen in ca. 12 Stunden an den von ihnen angegebenen Koordinaten. Nehmen in 6 Stunden wieder Kontakt zu ihnen auf, Kommen!“
„Hier Maurauders, Verstanden! Ich hoffe Jotnar ist gewachsen!“ Ende!“ hörte sie Owen Sparks sagen. Der letzte Satz des Mechkriegers schmeckte Sigrid überhaupt nicht. Das hörte sich gar nicht gut an! Sigrid nickte zum Signalgast und dieser schaltete die Sendeanlage wieder ab.


„Das hört sich nicht gut an!“ wiederholte sie gegenüber dem Oberst, mit dem sie sofort den Verlauf des Gesprächs besprach.
„Da gebe ich ihnen Recht! Wenn ein hartgesottener Peripherie-Söldner den irrationalen Wunsch äußert, dass ein „SHADOW HAWK“ größer werden soll, muss da unten eine Menge Mist passiert sein! Aber sich jetzt darüber Gedanken zu machen bringt nichts. Sobald die Lageinformation extrahiert ist, übermitteln sie diese und wir werden zeitnah eine Lagebesprechung durchführen! Oberst Müller Ende!“
Sigrid merkte deutlich dass der Oberst sich nun anders verhielt als sonst. Normalerweise immer jovial und seinen Leuten zugewandt, spürte sie jetzt die Härte und Fokussiertheit eines Kommandeurs im Einsatz, die eine solche Verantwortung notwendig macht.


15 Minuten später hatte Valentina Tschernikova die Lagemeldung freigegeben und diese an den Oberst und Sigrid übermittelt. Konzentriert studierte Sigrid die Meldung und sah sich an, was die Gegner an Mechs und Fahrzeugen gegen die Maurauders aufgefahren hatte. So wie sie den Lagebericht interpretierte, war die Maurauders mit ihrem Landungsschiff, der „Whirlwind“ abseits der von ihrem Auftraggeber übermittelten Koordinaten gelandet, hatten alle Kräfte ausgebootet und waren auf die Koordinaten vorgerückt. Die „Whirlwind“ startete aber sofort wieder und ging mehrere hundert Kilometer weiter südlich unbehelligt an einem sicheren Landepunkt nieder.


Danach waren die Maurauders langsam vorgerückt, wobei ihre Panzerlanze voraus zur Aufklärung unterwegs war. Kurz vor dem eigentlichen Kontaktpunkt tauchten mehrere Kampffahrzeuge auf, die sich aber zurückzogen ohne ein Gefecht zu eröffnen. Ein Anruf per Funk blieb ohne Antwort. Vor Sigrids geistigem Auge formten sich Bilder des Gefechtsverlaufes den sie gerade studierte.




System „Good Hope“
Planet „Hope“, 2500 km SW „Hoffmanns Landing“, Landezone Alpha Mitchels Maurauders
Mo. 24.04.3071, 06:45 Uhr Bordzeit, 09:15 Ortszeit


Die Panzerlanze der Maurauders rückt den unbekannten Fahrzeugen nach, die nach ein paar Minuten des Ausweichens stehen blieben und Verteidigungspositionen einnahmen. Vorsichtig näherte sich die Marodeur-Panzerlanze. Col. Mitchel versuchte über Funk Verbindung aufzunehmen und gab sich als die angeworbene Söldereinheit Mitchels Maurauders zu erkennen. Doch es erfolgte keine Antwort. Col. Mitchel erwog gerade den Einsatz abzubrechen und sich zurückzuziehen, als die fremde Panzerlanze in Bewegung kam und seine Panzer angriff!
„Hatice, zieh dich langsam zurück!“ befahl er seiner Panzerkommandeurin, nachdem er kurz über die Lage nachgedacht hatte. Dann rief er den Führer seiner leichten Lanze an,
„Tavor, greife die gegnerische Panzerlanze sofort in der rechten Flanke an und rollt sie auf! Die Kommandolanze gibt Rückendeckung!“ Die angesprochenen Offiziere betätigten die Befehle. Hank Mitchel konnte die weitere Entwicklung auf seinem Lagedisplay sehen.


Hatice rollte langsam mit ihrem alten „TIGER“ rückwärts. Die anderen Fahrzeuge ihrer Lanze waren gleichauf. Dann befahl sie der zweiten Halblanze schnell auszuweichen und 300 m weiter hinten in Stellung zu gehen um ihr eigenes Ausweichen zu decken. Kaum brachen die beiden Panzer aus der Formation, schob sich einer der gegnerischen Panzer in ihr Sichtfeld, ein moderner „MYRMIDON“!
„Scheiße, wo haben die denn den her!“ fluchte sie über Funk. Sofort nahm sie das Fahrzeug ins Visier und schoss ihre AK10 ab. Sie ballte die Faust, als sie einen Volltreffer auf der Bugpanzerung des „MYRMIDON“s landete. Auch der 2. „TIGER“ ihrer Lanze landete einen Treffer. Die Bugpanzerung des Gegners leuchtete nun flammend rot! Da kam die Meldung dass ihre 2. Halblanze in Position war und sie befahl ihrer Halblanze sofort zurückzufallen. Kaum hatte ihr Panzer sich mit voller Beschleunigung in Bewegung gesetzt, blitzte ein PPK-Schuss nur knapp an ihrem „TIGER“ vorbei. „Glück gehabt!“ seufzte sie innerlich. Sie rauschte zwischen den beiden Panzern ihrer 2. Halblanze durch und erhaschte einen Blick auf einen der „GALLEON“s und ging 250 m hinter diesen in Stellung. Kaum hatte der 2. „TIGER“ gemeldet das er ebenfalls in Stellung war, lies sie die beiden „GALLEON“s ebenfalls wieder ausweichen.


Auf Tavors Radardisplay waren jetzt die 4 gegnerischen Signaturen zu sehen. Automatisch hatte die KI des Mechs die Ziele durchnummeriert und mit den anderen Mechs seiner Lanze abgeglichen.
„Scouts, Ziel: Bogey1, Attacke!“ befahl er und stürmte mit seinem Mech einer „VALKYRIE“ auf den nächstgelegenen feindlichen Panzer zu, der binnen Sekunden in Waffenreichweite war. Sofort löste er seine Waffen aus und tobten sich auf dem „MYRMIDON“ aus. Kurz darauf entluden sich auch die Waffen der beiden „COMMANDO“s auf der Panzerung aus und dann schlugen die LRM-Salven des „LOCUST“ der Lanze ein und beseitigten den Rest der von der Panzerung des „MYRMIDONS“ noch übrig war. Bevor der Gegner wenden konnte, waren Tavors Waffen wieder „Grün“ und er gab dem Panzer den Rest.
„Ein Panzer vernichtet, bleiben 3!“ meldete er auf dem Kommandokanal an den Colonel. Plötzlich schluckte Tavor, als 4 weitere Gegnersignaturen in unmittelbarer Nähe aufleuchteten. Das waren Mechs!
„Combat1 hier Tavor! Neue Gegnersignaturen, Eine komplette Mechlanze“, als er die Signaturen sich genauer ansah, wurde Tavor blass, das waren keine leichten, altersschwachen Mechs wie sie es erwartet hatten, das war eine Kampflanze mit Mechs zwischen 45 und 70 to! Dann vervollständigte er seine Meldung hastig, „Es handelt sich um eine Kampflanze mit Durchschnittstonnage von 60 to! Kommen!“ meldete er an den Colonel.
„Hier Combat1, Scout sofort in Südrichtung ausweichen, Combat rückt vor zur Aufnahme! Kommen!“
„Hier Tavor, verstanden! Ende!“ sofort befahl Tavor seiner Lanze sich aus dem Gefecht zu lösen und nach Süden zur Combat-Lanze hin auszuweichen. Auch die Panzerlanze bekam entsprechende Befehle und setzte ihr Verzögerungsgefecht fort, wich jetzt aber schneller aus.


Der Colonel studierte die von seiner Scout-Lanze übertragenen Sensordaten, während er mit seiner Combat-Lanze vorrückte. Die Gegnerlanze war schwerer als seine Lanze, aber er hatte noch die Scout-Lanze, die den Gegner in der Flanke angreifen konnte, wenn sie sich erfolgreich vom Gegner gelöst hatte. Aber dazu musste er erst die feindlichen Kräfte auffangen! Owen „Ironfist“ Sparks und sein „CRAB“ war zusammen mit dem „JAVELIN“ ca. 200 m voraus. Als erstes tauchte die gegnerische Panzerlanze auf dem Radar auf und „Ironfist“ legte sofort das Primärziel fest. Kaum ertönte das Summen der Zielerfassung, schoss der Colonel eine volle Salve aus seinen beiden LRM15-Werfern ab. Auch der „JAVELIN“ und der „CRAB“ badeten den „MYRMIDON“ in kohärentem Licht. Als die LRM einschlugen gaben sie dem Panzer den Rest und er detonierte. Jetzt waren nur noch zwei feindliche Panzersymbole auf dem Gefechtsfeld vor ihnen! Dann tauchte die Gegnerlanze auf dem Radar auf.


„Hier Scout, erfolgreich ausgewichen!“ hörte der Colonel die Meldung von Tavor.
„Tavor, hier Combat1, stoßt der Gegnerlanze in deren linke Flanke, seid vorsichtig, vielleicht sind da noch mehr Schmeißfliegen unterwegs! Kommen“ befahl er seiner Scout-Lanze. Nach einer kurzen Bestätigung sah er auf dem Radar wie die Scouts von West nach Ost wechselten und in einem Bogen auf die linke Flanke des Gegners vorrückten.
„Hier Ironfist, 2 der Gegnermechs identifiziert, ein „WOLVERINE WVR-6R“ und ein „VINDICATOR VND-1R“, Ende!“
„Standard-Konfiguration!“ dachte der Colonel und rückte weiter vor. Dabei sah er auf dem Radar, wie der Gegner seine beiden letzten Panzer vorrücken lies, wahrscheinlich um Aufklärungsergebnisse zu erzielen!


„Hatice, hier Combat1, fangt die zwei verbliebenen Panzer auf und schaltet sie aus. Keine Gefechte mit den Mechs! Sofort ausweichen, wenn sie euch angreifen! Kommen!“ befahl der Colonel. Dann meldete Owen Sparks Feindkontakt und seine Halblanze konzentrierte ihr Feuer auf den gegnerischen „WOLVERINE“. Die beiden anderen Mechs des Gegners hielten sich noch im Hintergrund. Der Colonel blieb etwas auf Abstand, damit er besser mit seinen LRMs wirken konnte und lies den „BLACKJACK“ zur Unterstützung von Owen Sparks vorrücken. Mitchener konnte 2 LRM-Salven auf den „WOLVERINE“ feuern, bevor er 2 Mechs in seine rechte Flanke springen sah. Einen konnte er sofort identifizieren, einen „GRASSHOPPER“! Das bedeutete dass alle gegnerischen Mech sprungfähig und damit erheblich beweglicher waren als seine Lanze.


„Hier Tavor, haben 2 Gegnermechs vor uns, einen „GRIFFIN GRF-1N“ und einen „GRASSHOPPER GHR-5H, Greifen an, Primärziel „GRIFFIN“!“ hörte der Colonel die Meldung seiner Scout-Lanze. Jetzt hatte er den „GRASSHOPPER“ in der Ortung und wechselte das Ziel. Als die Zielerfassung summte, rasten 30 LRMs aus den Werfern und zogen in einem Bogen durch die Luft, der im Fronttorso des 70to schweren Mechs endete. Der „GRASSHOPPER“ wurde durchgeschüttelt und der Colonel stellte seine Waffen auf Reihenfeuer als er auf Sichtweite heran war und löste nacheinander seine Waffen aus, um dem Gegnermech keine Ruhe zu gönnen!


„Hier Hatice, gegnerischen „VEDETTE“ vernichtet, Tank3 ausgefallen, Besatzung gerettet, greifen letzten Panzer an!“ Hank Mitchel hörte die Meldung mit Genugtuung, wenn der letzte Panzer vernichtet war, konnte er alle Kräfte auf die gegnerische Mechlanze konzentrieren! Plötzlich sprangen alle feindlichen Mechs in Richtung Nordosten zurück und lösten sich von den Mauraudern. Sie hatten gerade in dem Gefecht keinem der Feind-Mechs entscheidenden Schaden zufügen können. Aber warum wichen sie aus? Die Antwort folgte auf dem Fuß!


Plötzlich tauchten 4 weitere Radarechos aus dem Nichts auf und der „HEUSCHRECK“ der Scoutlanze der etwas weiter ostwärts stand um seine LRMs besser einsetzen zu können, wurde schlagartig von 6 PPK-Treffern durchgeschüttelt, die die Panzerung problemlos durchbrachen und den Reaktor des kleinen Mechs zerfetzten. In einem hellen, gleisenden Lichtball verging der Mech und mit ihm seine Kriegerin. Eine eiskalte Hand griff nach dem Herz des Colonels. Sein Radar hatte die neuen Gegner identifiziert, einen „DEMOLISHER“, zwei „SCHREK“s und ein „PATTON“! Sie waren in eine aufgestellte Falle gelaufen und die Gegnermechs hatten mit ihrem Rückzug nur das Schussfeld freigegeben! Der Gegner wusste offensichtlich genau, was ihm gegenüber stand! Aber warum hatte man sie hergeholt? Die Gedanken des Colonels rasten, aber er musste jetzt seine Kompanie schnell und entschlossen führen, seine Truppe durfte keine Sekunde an sich oder ihm zweifeln!
„Scout, hier Combat1, sofort nach Südosten ausweichen, Combat auf meine Höhe zurückfallen, Ausführung“!
„Hier Hatice, letzter Feindpanzer vernichtet!“ meldete ihm da seine Panzerlanzenführerin.
„Hatice, hier Combat1, Sofort südlich hinter Combat sammeln und Ausweichweg nach Süden erkunden Marsch, Marsch!“


Plötzlich knackte der Funk,
„Combat1, Hier Condor, bin gleich bei euch. ETA 2 min, Kommen!“ Endlich meldete sich der L/R-Jäger der Kompanie. Er hatte die „Whirlwind“ zu ihrem sicheren Landepunkt begleitet und eilte nun zur Luftaufklärung und Unterstützung herbei! So komfortabel, das sie über eine Aufklärungsdrohne wie Frejias Ulanen verfügten, hatten sie es nicht. Auch deshalb waren sie quasi blind in die Falle des unbekannten Gegners gelaufen! Der Colonel entschloss sich, das Gefecht abzubrechen, weil er nicht wusste, ob der Gegner noch mehr Überraschungen für die Maurauders bereithielt! In jedem Fall hatten sie eine gegnerische Panzerlanze ausgeschaltet, aber der eigene Preis dafür war hoch! Es war nun klar, dass es ihren Auftraggeber nie gegeben hatte. Sein Gegner musste wissen, über welche Kräfte er verfügte, zumindest der Agent, der sie angeworben hatte wusste es. Damit war das Risiko zu hoch, ohne weitere gründliche Aufklärung noch weiter vorzurücken!


Tavors Magen brannte! Einen Mech der Lanze verloren und mit ihm eine gute Kameradin und Freundin! Der Gegner hatte ihr keine Chance gelassen, sie war einfach ausgelöscht worden! Fast automatisch führte er seine Lanze wie befohlen nach Südosten und achtete dabei sehr darauf, dass die „SCHREK“s sie dabei nicht erfassen konnten. Einem Volltreffer einer DrillingsPPK war kein Mech seiner Lanze gewachsen! Er sah jetzt nur noch auf dem Radar, was die Combat-Lanze vom Gefechtsfeld übermittelte. Dort konnte er erkennen, dass die Gegnerlanze wieder vorrückte. Der Colonel wich mit seiner Lanze aus und führte ein Verzögerungsgefecht, das ihm in dieser Situation mehr Vorteile bot, da er als Verteidiger agierte. Tavor nickte anerkennend, der Boss wich relativ schnell aus, so dass die schwere Panzerlanze des Gegners ihnen kaum folgen konnte und damit nur die Feindmechs als aktive Gegner auf dem Gefechtsfeld verblieben. Über sich nahm sein Radar den „GOTHA“-L/R-Jäger der Maurauders auf, der in sicherer Höhe das Gelände erkundete und seine Ergebnisse auf ihre Radar-Displays übertrug. Wie erhofft waren die schweren Panzer zurückgefallen und stellten damit gerade keine unmittelbare Bedrohung dar.


1LT. Toby „Hornet“ Creedy überflog in 1500 m Höhe mit seinem „GOTHA GTHA-500“ das Gelände und speiste alle Sensordaten in das taktische Com-System der Maurauders ein. Er hatte über Funk mitbekommen, wie der Mech von Philippa im Kreuzfeuer der beiden gegnerischen „Schrek“s förmlich verdampfte! Das erzeugte in ihm kalte Wut! SFC Philippa „Floater“ Davis war eine langjährige Kameradin gewesen und er hatte sie sehr gemocht! So zu sterben hatte niemand verdient! Er wertete die Ergebnisse aus, die sein Radar ihm anzeigte und fletschte dann die Zähne! Er rastete einen der „SCHREK“s als Ziel ein, änderte leicht den Kurs, ließ seinen 60to schweren L/R-Jäger über die rechte Tragfläche abkippen, stürzte sich nach unten und raste mit einem Bogen auf den Boden zu. Vor ihm tauchte das Heck des „SCHREK“s auf seinem Zieldisplay auf und er löste auf Kernschussweite seine PPK und die beiden LRM15 aus. Kurz darauf setzte er, als er in deren Reichweite war, mit den beiden nach vorn gerichteten medLasern nach. Das Ergebnis war verheerend! Die PPK verdampfte die dünne Heckpanzerung in die dann die, zusätzlich von der Geschwindigkeit der Jägers beschleunigten LRMs wie Schmiedehämmer einschlugen und sie völlig pulverisierten. Die beiden Laser vollendeten das Werk und rissen den kleinen Fusionsreaktor des Panzers in Stücke. Die plötzlich freiwerdende Energie zerfraß das Fahrzeug, das in einem hellen Lichtblitz unterging! Sofort zog Creedy seinen schweren Jäger steil nach oben, um nicht von gegnerischem Feuer erfasst werden zu können! Wieder in sicherer Höhe angekommen schaute er ungläubig auf seine Anzeigen! Laut seines Radars näherten sich dem Schlachtfeld ein „UNION“ und 2 L/R-Jäger, die ihn eskortierten. Schnell überschlug er die Daten. Das Landungsschiff würde in ca. 4 Minuten am Boden sein und seine sicher tödliche Fracht entladen! Sofort meldete er das dem Colonel!


Professionell nahm Hank Mitchel die Hiobsbotschaft seines Piloten auf und es war ihm sofort klar, dass er sich so schnell wie möglich mit den Maurauders zurückziehen musste. Egal was da kam, es bedeutete nichts Gutes!
„Maurauders, hier Combat1, Verzögerunsgefecht in Richtung Süden beschleunigen, wir müssen uns zurückziehen. Der Feind verstärkt seine Kräfte. Feindlicher „UNION“ mit Begleitjägern im Anflug. ETA 3 Minuten!“ Schnell gab er noch mehrere Verzögerungslinien über sein Taktikdisplay ein und übertrug diese an den Rest der Kompanie.
„Ironfist, übernimm das Kommando über das Verzögerungsgefecht, ich muss einen Weg für uns hier heraus finden! Ich bin immer 500 m hinter den vordersten Kräften. Wenn ihr LRMs braucht fordert sie ab!“
Schnell zog er die Karte auf das große Display und begann fieberhaft zu suchen. Hatice versorgte ihn ebenfalls mit Geländedaten aus südlicher Richtung. Dann sah er es. Der beste Weg hier heraus führte an einer großen freien Fläche vorbei, ideal um einen „UNION“ zu landen! Dann fand er die Alternative! Diesen Weg mussten sie gehen! Schnell stellte er eine Liste der Wegpunkte auf und schickte Hatice mit ihrer Panzerlanze in diese Richtung. Creedy versorgte ihn ständig mit Positionsdaten des „UNION“, der in diesem Moment an der Stelle aufsetzte, die er vermutet hatte.
„Maurauders, hier Combat1, aus dem Gefecht lösen und so schnell als möglich über die übertragene Route ausweichen! Ironfist koordiniert den Rückzug, Combat2 und ich geben Deckung. Hornet, halt uns die feindlichen Jäger vom Leib! Ausführung ASAP!“ gab er mit scharfer Stimme durch. Sofort setzte er seinen „CRUSADER“ in Bewegung um mit Combat2 zu koppeln und um sich zwischen den zurückziehenden Mauraudern und die Feindlanze zu schieben.
„Stonewall, hier Oak, wir müssen sie aufhalten!“ gab er seinem alten Kampfgefährten Chaska „Stonewall“ Twoface durch, der mit seinem „BLACKJACK“ auf ihn wartete.
„Worauf du einen lassen kannst!“ brummte dieser über Funk zurück.


„Hier Condor, aus dem „UNION“ rückt eine Assault-Lanze aus. Identifiziere 4 Mechs, „BANSHEE“, „CYCLOPS“, „ORION“, „CATAPULT“! Marschieren in Richtung West!“ meldete der Pilot. Hank Mitchel bestätigte den Empfang und schaute auf die Karte. Die Assault-Lanze war dabei den Fluchtweg zu versperren, den er verworfen hatte. Aber sie würden bald merken, dass die Maurauders auf einer anderen Route marschierten! Dann …-… Hank Mitchel wollte daran gar nicht denken! Wenn er jetzt aber noch mehr Druck machte, um den Rückzug zu beschleunigen, würde es in eine heillose Flucht ausarten, die keiner überleben würde!


Da stürmte der „GRASSHOPPER“ auf ihn zu. Stonewalls AK2 nahmen ihn gebührend in Empfang und der Colonel löste eine volle Salve LRMs auf den 70to Mech aus, als die Zielerfassung summte. Die Granaten und die Raketen trafen die Torsopanzerung und rissen Brocken heraus.
„Langsam zurück Stonewall!“ befahl der Colonel, der ebenfalls auswich und dabei ständig in Bewegung blieb. Plötzlich traf ihn ein heller Lichtblitz und die Anzeigen zitterten. Der „GRIFFIN“ hatte ihn erfasst und seine PPK auf ihn abgefeuert. Kurz darauf schlugen auch die LRMs in seinen „CRUSADER“ ein und seine Panzerungsanzeige sprang auf gelb um, während er durchgeschüttelt wurde. Der Colonel konzentrierte sich aber weiter auf den „GRASSHOPPER“ und seine medLaser und SRM6 fraßen weiter Panzerung vom Zentraltorso des gegnerischen 70to. ab. Dieser blieb ihm nichts schuldig und feuerte mehrfach seine Laser auf den „CRUSADER“. Durch geschicktes Manövrieren konnte der Colonel einigen Schüssen ausweichen oder sie auf seinem Mech verteilen, damit die Panzerung nicht an einer Stelle kritisch werden würde. Aus dem Hintergrund feuerte Stonewall mit seinem „BLACKJACK“ immer wieder mit den AK/2s und schälte damit ständig Panzerung vom Zentraltorso des „GRASSHOPPERS“! Dabei sprang er immer weiter zurück, um außerhalb der Reichweite der anderen feindlichen Mechs zu bleiben. Diese versuchten den „CRUSADER“ zu umgehen und den Colonel einzukreisen und feuerten deshalb nur gelegentlich ihre Waffen auf die beiden Maurauder-Mechs ab.


In der Luft beschäftigte Hornet mit seinem „GOTHA“ die beiden feindlichen Jäger und konnte so bisher erfolgreich verhindern, dass sie in die Bodenkämpfe eingriffen. Beide gegnerischen L/R-Jäger waren leichter und einzeln seinem unterlegen, aber sich mit 2 Jägern gleichzeitig herumzuschlagen brachte ihn laufend in brenzlige Situationen! Er musste seine ganze Erfahrung und sein Können aufwenden. Plötzlich schaffte er es direkt hinter einen der Gegner zu kommen und löste einen Alpha auf das gegnerische Heck aus. Da bereits der andere Jäger wieder auf ihn zukam, brach er sofort aus und konnte so dem Laserbeschuss des Gegners ausweichen. Dann schaute er auf das Radar, der Jäger den er gerade angegriffen hatte stürzte ab. Seine Attacke hatte beide Triebwerke zerstört und nach einem leichten Kippen seines „GOTHA“s sah er den Jäger wie er eine schwarze Qualmwolke hinter sich herziehend zu Boden raste.
„Nun zu uns mein Freund!“ dachte er, orientierte sich am Radar in Richtung des verbliebenen Jägers, riss seinen Steuerknüppel zu sich und flog einen Immelmann.


Am Rande bekam der Colonel mit, das Toby „Hornet“ Creedy einen seiner beiden Gegner hatte abschießen können. Der Rest der Maurauders war mittlerweile über 3 km entfernt und konnte sich bisher ungehindert zurückziehen. Es wurde auch für Stonewall und ihn Zeit zu verschwinden. Bis jetzt sind sie geradezu glimpflich aus der Situation herausgekommen, aber es war noch nicht zu Ende! Der „GRASSHOPPER“ ließ nicht locker, aber auch der „GRIFFIN“ im Hintergrund teilte aus! Auf knapp 280 m Entfernung richtete der Colonel alle Waffen auf den Zentraltorso des Gegners aus, der sich trotz großer Torsoschäden nicht zurückzog und löste einen ALPHA-Schlag aus. Alle seine Waffen lagen im Ziel und durchbrachen endlich die Frontpanzerung und verheerten den Torso im Inneren. Der „GRASSHOPPER“ erstarrte und kippte vorn über. Der Colonel machte jetzt dass er wegkam und versuchte sich so schnell er konnte zurückzuziehen. Aber jetzt nahmen ihn die beiden Mechs in die Zange, die ihn umgangen hatten. Von links kam der „VINDICATOR“ und von rechts tauchte der „WOLVERINE“ auf. Auch der „GRIFFIN“ rückte auf ihn vor.


Creedy war vollauf beschäftigt mit dem letzten gegnerischen Jäger, der ihm immer wieder entwischte. Dieser versuchte ihn ständig in Reichweite der Bordwaffen des „UNIONS“ zu locken, doch so dumm war er nicht, lieber ließ er den Gegner entkommen, bevor er in die Reichweite des „UNIONS“ kam. Als er wieder abdrehte um dem Landungsschiff nicht zu nahe zu kommen, sah er, dass die Assault-Lanze die Marschrichtung geändert hatte und auf die Position des Colonels zumarschierte. Nur noch 1200 m lagen zwischen ihnen und dem „CRUSADER“ des Colonels!
„Boss, machen sie, dass sie da wegkommen, die gesamte Assault-Lanze marschiert auf sie zu!“ gelte sein Warnruf über Funk!


Hank Mitchel hörte die Dringlichkeit der Meldung seines Piloten, aber er war von 3 Mechs eingekreist und kam nicht weg! Mittlerweile war seine Panzerung auf gefährlich niedrigem Niveau! Plötzlich landete direkt neben dem „VINDICATOR“ auf flammenden Zungen seiner Sprungdüsen Stonewalls „BLACKJACK“ und riss dem 45to mit einem harten Tritt die PPK vom Arm ab. Der Blackjack richtete sich aus und feuerte seine beiden AK/2 auf den heranstürmenden „GRIFFIN“ ab und feuerte dann seine medLaser auf den „VINDICATOR“.
„Hau ab!“ gab Stonewall an den Colonel durch. Da wurde der „CRUSADER“ von 2 LRM20-Salven getroffen, die den großen Mech durchschüttelten. und am linken Arm den letzten Rest der Panzerung wegfetzten.
„Zu spät alter Freund!“ gab der Colonel an Stonewall durch. „Die Assaults sind da!“ Mit einem Blick auf sein Display sah er, das der Rest der Kompanie mittlerweile von seinem Radar verschwunden war und er hoffte, dass sie nun in relativer Sicherheit waren. Hank Mitchel richtete seinen Mech auf den angeschlagenen „VINDICATOR“ und löste alle seine Waffen aus. Das reichte um den Mech vollends aufzureißen und die Abschirmung des Reaktors zu zerstören. Mit einem hellen Lichtblitz verging der 45to schwere Mech. Doch dann wurde der „CRUSADER“ von mehreren Salven LRMs herumgerissen, dann trafen noch eine ERPPC und eine AK/10 den Mech und durchbrachen die Panzerung. Dabei wurde auch die Kopfpanzerung beschädigt und Panzerglassplitter rasten durch das enge Cockpit und verletzten den Oberst schwer. Die Rettungsautomatik schoss den Bewusstlosen aus dem Mech und lies ihn 500 m entfernt in einem dichten Wäldchen niedergehen. Alle Feindmechs feuerten nun auf den „BLACKJACK“ der diesem Feuersturm nichts entgegenzusetzen hatte. Bevor Stonewall aussteigen konnte, zerriss sein Mech, als die Fusionsflasche kollabierte.


„Das ist ein Gemetzel!“ stellte Corporal Janice Rand laut fest, die aufrecht stehend aus der Dachluke ihres leichten Erkundungsfahrzeugs mit einem Fernglas spähte. Cpt. Sparks hatte sie mit ihrem kleinen Trupp zur Aufklärung zurückgelassen, ihnen aber eingeschärft sich zurückzuziehen, wenn es die Lage erforderte. In 800 m fand das Mech-Gefecht statt und einer der Feindmechs, der „WOLVERINE“ war ihnen bei seinem Umgehungsmanöver bis auf 200 m nahe gekommen. Aber der Motor war aus und keine aktiven Sensoren online, so konnte dieser sie nicht erfassen. Leise quäckte der Funk eine Hiobsbotschaft nach der anderen aus. Da erkannte Rand, dass die beiden Mech der Maurauders, die den Rückzug deckten von der Gegnerlanze eingekreist waren. Als der „GRASSHOPPER“ fiel, ballte sie die Faust, dann explodierte der „VINDICATOR“.
„Haut ab da!“ sagte Janice Rand laut. Dann sah sie die hereinrasenden LRMs, die den „CRUSADER“ des Colonels durchschüttelten. Janice Rand war Infanteristin, aber auch sie sah, dass es für ihren Kommandeur und seinen Kameraden Chaska Twoface im „BLACKJACK“ kein Entkommen mehr gab.
„Pete, lass den Motor an, wir müssen gleich verschwinden!“ befahl sie ihrem Fahrer. Dann sah sie, wie der „CRUSADER“ mehrere schwere Treffer einsteckte und plötzlich der Notausstieg aktiv wurde. In hohem Bogen wurde der Pilotensitz des Colonels aus dem Kopf des Mechs geschossen und flog in ihre Richtung.
„Pete, Vollgas! Halblinks ca. 300 m. Wenn wir uns beeilen können wir den Colonel bergen und verschwinden!“ Während sie auf die Stelle zurasten, an der in wenigen Sekunden der Colonel niedergehen würde, wurde das Gefechtsfeld von einem hellen Blitz erleuchtet, als der „BLACKJACK“ unterging.


Als sie an der Stelle ankamen hing der Colonel bewusstlos und blutüberströmt noch in seinem Sitz in 2 m Höhe. Die Fallschirme hatten sich in den Baumkronen verfangen.
„Sidney komm mit aufs Dach!“ befahl Janice ihrer Kameradin die ebenfalls im Fahrzeug saß. Beide kletterten auf das Dach des Erkundungsfahrzeuges und schnitten in Rekordzeit den Colonel aus dem Sitz und schoben ihn durch die Dachluke in das Innere des Fahrzeugs. Dort legten sie ihn auf die Ladefläche. der Colonel stöhnte und verlor Blut.
„Pete, Abflug, weg von hier! Auf geht’s!“ Das ließ sich der Fahrer nicht 2 mal sagen und trat das Pedal voll durch. Der Wasserstoffmotor brummte auf und riss das Geländefahrzeug nach vorn. Janice kümmerte sich dann zusammen mit ihrer Kameradin um die Verletzungen ihres Kommandeurs und versorgten mehrere Wunden, nachdem sie die Glassplitter herausgezogen hatten. Dabei wurden sie hin und her geworfen, während der kleine Wagen mit maximaler Geschwindigkeit zwischen den Bäumen hindurchraste, weg von den Mechs des Feindes!


Toby Creedy zog sich mit seinem „GOTHA“ aus der Kampfzone zurück. Hier konnte er nichts mehr tun. Aber er musste jetzt dafür sorgen, dass der Feind den Rest der Maurauders, der gerade entkommen war, nicht aufspürte. Er durchsuchte mit aktivem Radar den Himmel und behielt dabei auch den gegnerischen L/R-Jäger im Auge. Da tauchte ein Blip auf! In 4500 m Entfernung hatte er eine Drohne erfasst. Sofort raste er darauf zu und löste auf 600 m einen seiner beiden LRM15-Werfer aus, die Drohne wurde von dem Raketenschwarm förmlich in der Luft zerfetzt. Eine weitere Nachsuche bleib erfolglos und der andere Jäger blieb bei dem „UNION“ zurück. Zu gerne hätte er es diesen Schweinhunden heimgezahlt, aber er war Profi genug um zu wissen, das hier jetzt weder die Zeit noch der Ort dafür war. Er musste sich nun überlegen, wie er hier wegkam, ohne zu verraten, wo der Rest der Maurauder oder ihr Landungsschiff die „Whirlwind“ steckte. Er blieb noch ca. eine halbe Stunde in dem Bereich und erhaschte ab und zu einen Blick auf die flüchtende Kolone der Mauruders, dann ging er in den Tiefflug und raste knapp über Grund nach Osten davon. 2 Stunden später landete er auf dem kurzen freien Gelände neben der „Whirlwind“ und meldete der Kommandantin des Landungsschiffes die Ereignisse.




System „Good Hope“
Im Transit, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Brücke
Mi. 21.06.3071, 17:22 Uhr Bordzeit


„Mitchels Maurauders sind ins offene Messer gelaufen!“ fasste Oberst Georg Müller den Lagebericht zusammen den ihnen Cpt. Owen Sparks übermittelt hatte. „Aber was mich beschäftig, wozu das Ganze? Wenn wir davon ausgehen, dass wir es auf Hope mit einem Einsatzkommando von Blakes Wort zu tun haben, was bezwecken sie mit ihrem Vorgehen? Die einzige Erklärung, die mir dazu einfällt ist, das sie mit den Maurauders eine der stärksten Söldnereinheiten der tiefen Peripherie ausschalten und als Bonus sich noch ein Sprungschiff für ihre geplanten Unternehmungen aneignen wollten!“ stellte er seine Überlegungen vor.
„Nach allem was wir wissen ist dies auch für mich die einzig logische Erklärung, Herr Oberst!“ pflichtete ihm Sigrid Scholz bei. „Aber warum haben sie kein eigenes Sprungschiff für ihre Operation? Blakes Wort hat den Sturm in der Inneren Sphäre solange vorbereitet, das ich es mir kaum vorstellen kann, nicht ein eigenes Sprung- oder sogar ein Kampfschiff hier draußen einzusetzen!“
„Male bloß nicht den Teufel an die Wand!“ entgegnete Klaus Duisenberg, der Kommandant der „Sturm“. „Wenn hier ein Kampfschiff auftaucht, dann sind wir erledigt!“
„Herr KdtHptm, bitte!“ warf Georg ein, „Wir müssen uns hier über alle möglichen Optionen austauschen. Das Credo „Was nicht sein darf, das nicht sein kann“ ist der falsche Weg um zu einer fundierten Lagebeurteilung zu kommen! Aber ich stimme ihnen insoweit zu, dass ich es auch für sehr unwahrscheinlich halte, dass Blakes Wort hier draußen mit einem Kampfschiff operiert. Für sie dürfte dass eine kleine Operation sein. Ihr Jihad bedarf enormer Mittel und Ressourcen. Da glaube ich kaum, dass dies hier draußen eine Schwerpunkt-Operation ist, für die große Mittel eingesetzt werden. Darum waren auch die Spacer die wir auf der „Shinobi Maru“ ergreifen konnten, bis auf wenige Ausnahmen keine Blakisten sondern angeheuerte Söldner. Für wahrscheinlicher halte ich es, das sie mit 2 eigenen Landungsschiffen hierhergekommen sind und das Sprungschiff, wenn es denn nicht gechartert war, wieder in die Innere Sphäre zurückgekehrt ist. Sie wussten ja genau, wohin sie fliegen mussten und was sie erwartet! Sonst könnte ich mir nicht die Mühe erklären, die sie sich gemacht haben die „Shinobi Maru“ in ihre Gewalt zu bringen!“ Georg schwieg kurz und schaute in die Gesichter der Offiziere, die an dieser Online-Besprechung teilnahmen.


„Nehmen wir dies zuerst als Arbeitsgrundlage für unsere weitere Planung. Die „Worst-Case“-Szenarien betrachten wir später. Wir kennen jetzt die ungefähre Stärke des Gegners und dem Lagebericht der Maurauders entnehme ich, dass es sich bei dem Kommandeur der gegnerischen Kräfte um keinen Amateur handelt. Was wir in die Waagschale werfen können ist, dass der Gegner diesmal keine Ahnung hat, mit wem er es zu tun bekommt! Dies müssen wir zu unserem Vorteil nutzen. Wichtig ist auch eine gründliche und sorgfältige Aufklärung, bevor es überhaupt zum Schlagabtausch kommt! Meine Damen, meine Herren, legen wir los!“ Georg schaute zu Julia Maurer, die neben ihm saß und lächelte diabolisch! Der Gegner hatte zwar mehr Tonnage als sie selbst, aber er gedachte Blakes Wort keine Chance zu lassen, diese auch auszuspielen!




System „Good Hope“
Im Transit, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Brücke
Mi. 21.06.3071, 22:45 Uhr Bordzeit


Pünktlich wie vereinbart saß Sigrid wieder auf der Brücke in ihrer Liege und lies die Richtantenne auf die Position der Maurauders ausrichten und rief sie an. Die schnelle Reaktion auf ihren Funkspruch zeigte ihr, dass man am Boden schon darauf gewartet hatte. In den zurückliegenden 5 Stunden hatte der Oberst zusammen mit OTL Mauerer, den Landungsschiffkommandanten und ihr einen Operationsplan für die erste Phase erstellt und auch die Landekoordinaten für die „Witch“ festgelegt. Erstmal war es wichtig das beide Schiffe möglichst unbemerkt landen konnten, wobei die „Witch“ völlig unsichtbar bleiben musste. Aber jetzt konzentrierte sie sich auf das Funkgespräch mit Owen Sparks.
„Winterstorm, hier Sparks, kommen!“ hörte sie die Antwort vom Planeten.
„Hier Winterstorm, sind in ca. 6 Stunden am Boden. Wie ist die aktuelle Lage? Kommen!“
„Hier Sparks, Lage ruhig, keine feindlichen Kräfte im Umkreis von 60 km festgestellt. Ihr Landepunkt liegt in einer Senke um ihrem Schiff Deckung zu geben. Entfernung zu unserem Lager ca. 2000 m. Haben sie einen fähigen Arzt an Bord? Kommen!“ Parallel ließ sich Sigrid die Landekoordinaten auf einer verwaschenen Karte der Oberfläche anzeigen auf der ihr Landepunkt und auch das Lager und der Standort der „Whirlwind“ verzeichnet waren. Nach einiger Zeit poppte der Landepunkt auf, den Francois Deveraux, die Kommandantin der Witch und der Oberst festgelegt hatten. Dieser lag ca. 90 km entfernt hinter einer Hügelkette.
„Hier „Winterstorm“, Wir haben ein medizinisches Team mit 2 Ärzten an Bord, einer davon ist ein erfahrener Chirurg. Haben sie einen Notfall? Kommen!“
„Hier „Sparks, Gut, den Rest klären wir, wenn sie am Boden sind. Wir sind froh, dass sie uns unterstützen wollen, Kommen!“
„Hier „Winterstorm“, Landung in ca. X+6 Std. Wir werden flach einfliegen um einer Ortung zu entgehen! Sind Aufklärungs-Satelliten in der Umlaufbahn? Kommen!“
„Hier Sparks, soweit wir wissen nein, sonst hätten sie die „Whirlwind“ schon längst aufgespürt! Kommen“ Sigrid sah, wie Klaus Duisenberg den Kopf wiegte, er glaubte offensichtlich der Aussage nicht wirklich.
„Hier „Winterstorm“, melden uns kurz vor der Landung wieder! Ende und aus!“


Sofort nach Ende des Funkgesprächs schalteten die Führungsoffiziere des Kommandos eine Konferenzschaltung
„Das glauben die wohl selber nicht, dass keine Satelliten da sind!“ warf Klaus Duisenberg sofort in die Runde, „Herr Oberst, ich schlage vor, das wir im Landeanflug den Einflugvektor mit unseren L/R-Jägern voraus freiräumen! Ich empfehle weiterhin, im Zuge unserer Operation alle Satelliten des Planeten vom Himmel zu holen!“
„Herr Duisenberg, guter Vorschlag, wir unterstellen ihnen dazu unsere beiden L/R-Jäger bis die „Witch“ in den direkten Landeanflug ausschert!“ Dann war eine kurze Pause bevor der Oberst weitersprach. Landung beider Schiffe in X+4 Stunden. Das wird die Maurauders zwar überraschen, aber Sicherheit geht vor! Frau Scholz, Kontaktaufnahme zu den Mauraudern 8 Minuten vor dem TouchDown!“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte sie.
„Dann los, Landung wie besprochen, Die Sturm voraus und die Witch dahinter im Sensorschatten. Ab sofort Funkstille! Fragen?“ Da keine mehr kamen, gab der Oberst das letzte Kommando „Ausführung!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Im Landeanflug, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, Brücke
Do.. 22.06.3071, 02:50 Uhr Bordzeit, 05:20 Uhr Ortszeit


Die Uhr zählte den Countdown zur Landung herunter. 8 Minuten vor dem Landemanöver griff Sigrid zum Mikrophon und rief die Maurauders. Sie hatte nur 2 Minuten Zeit, denn danach war während des Atmosphäreneintritts ein Funkkontakt kaum noch möglich.
„Maurauders, hier „Winterstorm“ sind im Landeanflug ETA 8 Minuten! Kommen!“ funkte sie in Englisch wie bei den letzten Funksprüchen mit der Söldnereinheit. Nach kurzer Zeit kam die Antwort,
„Hier Maurauders, Cpt, Dajan. Wir haben noch nicht mit ihnen gerechnet! Feindlage unverändert, Landung unsererseits problemlos möglich! Benötigen sie Einweisung? Kommen!“
„Hier „Winterstorm“, wenn die Koordinaten stimmen, dann nicht. Unsere L/R-Jäger werden kurz vor unserer Landung über der Landestelle patrouillieren, Kommen!“
„Hier Maurauders, Haben verstanden, Gute Landung! Kommen!“
„Hier „Winterstorm“ bis in 7 Minuten! Ende und aus!“


„Dann bin ich mal auf das Empfangskomitee gespannt!“ meinte Sigrid, als sie den Kopf hob. Klaus grinste sie an.
„Von wegen keine Satelliten, unsere Jäger haben schon einen pulverisiert!“ meinte er. „Wir sollten nach der Landung unsere Jäger eine Patrouille um die erweiterte Landezone fliegen lassen.“
„Antrag aufgenommen. Das entscheiden wir, wenn wir am Boden sind!“ gab Sigrid zurück, die jetzt die Operation der „Sturm“ leitete. Dann begann das Landungsschiff zu vibrieren, als es langsam in die Atmosphäre eintauchte. Nach ein paar Minuten brach die „Witch“ hinter ihnen aus der Formation und steuerte ihren Landeplatz an, während sie sie geradeaus zu dem von den Maurauders genannten Landepunkt weiterflogen. Sigrid hatte sich kurz nach dem Funkspruch zu ihrem Mech aufgemacht und schnallte sich gerade fest, als die letzte Phase der Landung begann. In den letzten Sekunden vor dem Aufsetzten fuhr sie ihren Mech hoch und als der „UNION“ aufsetzte war Jotnar Gefechtsklar. Sofort öffneten sich die Hangartore und ihre Lanze verließ schnell, aber diszipliniert das Schiff und baute eine Rundumsicherung auf. Weiter oben am Landungsschiff öffneten sich Luken und 2 Drohnen wurden hinauskatapultiert um die Umgebung gründlich vom Schiff ausgehend zu scannen! Die 3 anderen Mechs der Lanze standen jetzt in einem Kreis von 200m Radius um die „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“, wie sie wieder ab sofort hieß und überwachten jeweils überlappend einen Sektor von 140°. Sie selber umkreiste das Schiff und blieb an der Stelle stehen, die in Richtung des Lagers von Mitchels Maurauders war. Nach 5 Minuten sah sie 2 Fahrzeuge aus Lagerrichtung auf sich zukommen. Da der Morgen dämmerte waren diese nur schemenhaft zu erkennen, aber der Restlichtverstärker ihrer Optik ließ das Tarnlicht mit dem die beiden Fahrzeuge fuhren, hell leuchten. Mittlerweile waren auch die Marines mit ihren MTWs ausgebootet und sicherten den Bereich um das Schiff zusätzlich. Neben dem Fuß ihres „SHADOW HAWK“ hielt das Erkundungsfahrzeug, das Hptm. Fairbanks als Befehlsfahrzeug nutzte, wenn sie nicht in ihrem Raumanzug steckte.


Sigrid fragte ihre Lanze ab, aber in Sensorreichweite der Mech rührte sich nichts und auch die Drohnen hatten bisher, bis auf die ankommenden beiden Fahrzeuge nichts erfasst.
„Dann wollen wir mal!“ dachte Sigrid, verriegelte ihren Mech, dann kletterte sie aus der Cockpit-Luke und stieg in ihrem SBVS-Kühlkombi die Strickleiter hinunter. Unten erwartete sie bereits Patricia Fairbanks in ihrer Kampfuniform.
„Da werden sicher ein paar Fragezeichen aufleuchten wenn uns die Maurauders so in voller Uniform sehen!“ stellte Patricia fest.
„Jetzt sind wir wieder das, was wir eigentlich sind. Mir ist es lieber so!“ stellte Sigrid fest. Da fuhr auch schon das erste Fahrzeug, ein leichter Geländewagen vor und hielt neben dem Erkunder. Als Owen Sparks aus der Beifahrertür stieg und die beiden Frauen sah war er sichtlich erstaunt!
„Guten Morgen! Wer sind sie, wenn ich fragen darf?“ wollte er wissen. Sigrid trat etwas näher an Sparks heran, so dass er sie besser sehen und auch erkennen konnte.
„Guten Morgen, ich bin Oberstleutnant Sigrid Frejia Scholz, LAS, sie kennen mich als Major Frejia Helgisdottir! Das hier ist Hptm. Patricia Fairbanks, Zugführerin unserer LAS-Marines! Sie und ihre Soldaten haben die „Shinobi Maru“ befreit.“ Nach diesen Worten blieb sie ruhig und wartete auf die Reaktion des Captains. Dieser holte Luft und betrachtete Sigrid genau.
„Sie sind es!“ stellte er fest. „Aber warum sind sie jetzt hier? Ich bitte sie, mir das alles zu erklären!“ Sigrid hob etwas ihre Hand,
„Alles zu seiner Zeit, wir sind hier um ihnen zu Helfen und dabei unsere Mission zu erfüllen. Aber warum haben sie mich vorher nach unserem Ärzteteam gefragt?“
„Weil wir, um genauer zu sein, der Colonel dringend medizinische Hilfe braucht. Unsere Ärztin konnte ihn gerade so am Leben erhalten und wir hoffen, dass sie über bessere Ausrüstung verfügen. Der Colonel liegt seit 8 Wochen im künstlichen Koma und wir können ihm nicht helfen!“
„Wir werden tun, was möglich ist, Cpt. Sparks, wo ist der Colonel jetzt?“ wollte Sigrid wissen.
„In dem Transporter hinter mir. Deshalb sind wir auch so langsam gefahren! Sie sind seine letzte Hoffnung!“ sagte der Captain mit belegter Stimme. Sigrid schaltete ihr Funkgerät aktiv und rief über ihr Kehlkopf-Mikro die San-Abteilung der „Sturm“ und befahl dem diensthabenden Arzt sofort zu sich. 5 Minuten später war er da und kletterte in den Transporter zu dem schwerverletzten Colonel. Nach ein paar Minuten kam er heraus und meinte.
„Der Mann ist mehr tot als lebendig! Aber ich glaube, wir können ihn retten. Er muss sofort in unsere Station an Bord! Die Ärztin der Maurauders muss mitkommen, sie kennt den Patienten am besten!“ meldete er Sigrid.
„Dann tun sie es und nehmen sie die Ärztin mit! Passen sie aber auf, das er nicht auf dem Schiff herumflaniert!“ sagte Sigrid. Dann wandte sie sich an Patricia Fairbanks. „Stellen sie bitte sicher, dass sonst kein Angehöriger der Mitchel Maurauders fürs Erste an Bord geht!“
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ entgegnete diese. Dann kletterte sie in den Transporter und begleitete diesen bis zum Hangartor, wo bereits ein Sanitäts-Team wartete, um den Colonel in Empfang zu nehmen.


„Nun zu uns, Captain! Es wird Zeit, dass wir uns in Ruhe unterhalten! Fahren sie bitte voraus zu ihrem HQ, ich folge ihnen mit Jotnar!“ Der Captain nickte und kletterte wieder in das kleine Fahrzeug, während Sigrid die Strickleiter schnell und behände hochkletterte. Oben angekommen, befahl sie Ksenija Sokolov ihr mit ihrem „CENTURION“ zu folgen und beorderte das Marines-Team3 zu sich, damit es ebenfalls mitkam. Brian McCullogh übernahm solange das Kommando an der Landezone. Ein paar Minuten später stand Sigrids „SHADOW HAWK“ im Schatten der „Whirlwind“. Sigrid kletterte hinaus und Ksenija blieb als Wache in ihrem „CENTURION“. Mittlerweile wurde es immer heller und am Boden angekommen schaute sich Sigrid um. Der „UNION“ der Maurauders war so gut getarnt, wie es bei so einem großen Raumfahrzeug überhaupt ging und um das Schiff herum standen Zelte und verschiedene Fahrzeuge. Die Angehörigen der Söldnerkompanie beäugten sie misstrauisch aber doch voller Hoffnung! Sie hatten sicher eine harte Zeit durchgemacht! Owen Sparks wartete auf sie am Fuß der Hangarrampe und Sigrid ging auf ihn zu und lächelte ihn an. Das entspannte den Söldneroffizier etwas, erinnerte er sich doch so an die Frejia Helgisdottir, die er vor Monaten kennen gelernt hatte. Als sie ihn erreichte, grüßte er sie zackig,
„Frau Oberstleutnant, es freut mich das sie hier sind, begleiten sie mich bitte in unser HQ! Ich hoffe, sie geben uns dann einen Lagevortrag!“ Sigrid grüßte zurück.
„Nach ihnen Captain! Wir haben vieles zu besprechen!“ Da trat Olt. Tesch zu den Beiden hinzu und meldete sich bei Sigrid. Dann meinte Sigrid,
„Sie kennen sich ja schon, dies ist Olt. Victoria Tesch, LAS-Marines!“ Das Gesicht Sparks hellte sich sichtlich auf, als er Olt. Tesch sah, aber genau das hatte Sigrid auch so beabsichtigt und grinste innerlich!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Landungsschiff „Whirlwind“, OPZ
Do.. 22.06.3071, 03:20 Uhr Bordzeit, 05:50 Uhr Ortszeit


Sigrid betrat hinter Sparks die kleine OPZ im „UNION“ der Maurauders. Die 4 anwesenden Söldner waren sichtlich überrascht, als 2 Offiziere der Lyranischen Allianzstreitkräfte den Raum betraten. Einer der anwesenden Mechkrieger erkannte sofort, dass Sigrid einen SBVS-Kühlanzug trug und ächzte! Sparks stellte erst einmal alle vor und übergab dann Sigrid das Wort und bat sie um einen Lagevortrag.
„Zuallererst möchte ich mich für die kleine Charade von vor ein paar Monaten entschuldigen, aber zu diesem Zeitpunkt durfte niemand wissen, dass die LAS in der tiefen Peripherie operiert. Dies hat sich zwar im Wesentlichen nicht verändert, aber wir möchten, das sie es als Vertrauensbeweis unsererseits an sie verstehen, dass wir jetzt als LAS auftreten. Gegenüber Dritten halten sie bitte stillschweigen!“ Dann begann sie mit ihrem Lagevortrag.


„Unser Auftrag ist es in der tiefen Peripherie nach Einsatzgruppen von Blakes Wort Ausschau zu halten und diese zu bekämpfen und zu vernichten wenn möglich! Wir betrachten Blakes Wort im Ganzen, aufgrund der Handlungen im Rahmen ihres Jihads, als Kriegsverbrecher, da sie die Ares-Konvention mehrfach und planmäßig gebrochen haben. Dementsprechend ist auch unser Verhalten ihnen gegenüber!“ Dabei ballte sie ihre Faust und alle Anwesenden wussten, was sie damit meinte.
„Sie können davon ausgehen, dass auf Hope eine Einsatzgruppe von Blakes Wort operiert, der sie zum Opfer gefallen sind. Solche Infiltrations-Operationen sind genau die Handschrift, die Blakes Wort auszeichnet. Unsere Verhöre nach der Rückeroberung der „Shinobi Maru“ haben fast zweifelsfrei ergeben, dass die Blakisten für ihre Misere hier die Verantwortung tragen.“ Dann stellte Sigrid dar, wie sie darauf gekommen sind, hierher zu fliegen, ohne jedoch den kleinsten Hinweis auf das Bartok-System oder die ebenfalls gelandete „Witch“ zu geben. Das sie dabei zugab, die Nav-Datenbank der „Maru“ illegal angezapft zu haben, war Sigrid egal. Ihr war jetzt die Glaubwürdigkeit ihrer Darstellung wichtiger. Als sie mit der Rückeroberung der „Shinobi Maru“ geendet hatte, stellte sie noch die derzeitige Situation dar.


„Zurzeit kontrollieren wir die Systemsprungpunkte. D.h. das System „Good Hope“ kann weder betreten noch verlassen werden, ohne dass wir es merken!“ Leider stehen uns dafür aber am Zenit-Sprungpunkt nur ein weiterer „UNION“ und die L/R-Jäger unseres 2. Sprungschiffes am Piratensprungpunkt zur Verfügung. Mehr Kräfte konnte die Lyranische Allianz für ihre Operation nicht erübrigen.“ erklärte sie gerade. Owen Sparks warf ein,
„Damit haben sie aber schon mehr aufgefahren, als fast alle Einzelsysteme in der tiefen Peripherie zur Verfügung haben! Unter normalen Umständen ist das mehr als genug um ein System hier draußen zu kontrollieren!“ stellte er fest. Sigrid nickte ihm zu. Hier in der tiefen Peripherie kannte er sich besser aus!


Damit beendete sie ihren Lagevortrag.
„Sie sind jetzt auf dem aktuellen Stand! Wir würden uns freuen, wenn sie und wir zusammenarbeiten um die Bedrohung durch Blakes Wort hier auf „Hope“ zu beseitigen! Leider stehen mir wirklich nur eine Mechlanze und ein Infanterie-Zug zur Verfügung. Ohne ihre Unterstützung geht es nicht. Aber dafür bringen wir moderne Aufklärungsmittel mit und wir werden als nächstes die gegnerischen Möglichkeiten zur planetenweiten Aufklärung ausschalten, damit wir besser operieren können. Unsere L/R-Jäger werden heute früh noch beginnen alle Satelliten über Hope zu tilgen!“ Sie schaute sich um und sah, wie sich die Söldner gegenseitig ansahen. Da wendete sich Owen Sparks an Sigrid.
„Würden sie uns bitte kurz alleine lassen? Darüber müssen wir intern diskutieren.“ er drückte einen Knopf und ein Matrose kam herein.
„Würdest du bitte unsere Gäste in die Cafeteria führen und einen Kaffee ausgeben? Wir müssen eine kurze interne Besprechung durchführen.“ Der Mann nickte und forderte Sigrid und Victoria auf ihm zu folgen. Sofort schloss sich das Schott als sie die OPZ verlassen hatten.
„Glaubst du, sie lassen sich darauf ein?“ fragte Victoria als sie dem Matrosen folgten.
„Ich glaube schon. Die haben mit Blakes Wort auch noch ein Hühnchen zu rupfen! Ich hoffe nur das sie ihr tiefsitzendes Misstrauen gegen alles was aus der Inneren Sphäre kommt überwinden können!“


Als das Schott geschlossen war, wendete sich Owen Sparks an die versammelten Söldner.
„Ihr Angebot oder ihre Bitte liegt auf dem Tisch!“ sagte er, „Was denkt ihr?“
„Es sind Sphärer! Die lügen immer wenn es um ihren Vorteil geht!“ warf Hatice Qasim ein.
„Machen wir das nicht auch?“ fragte Toby Creedy spöttisch. „Aber zusammen mit ihnen haben wir eine echte Chance es ihnen heimzuzahlen und wieder vom Planeten herunter zu kommen!“
„Du hast wohl vergessen, welche Mechs der Feind ins Feld führt!“ meinte Ben Dajan. „Die sind uns immer noch tonnagemäßig weit überlegen!“
„Aber sie sind langsam!“ warf Sparks ein. „Sonst wären wir gar nicht entkommen! Ich bin davon überzeugt, dass sie uns immer noch nicht alles sagen, aber OTL Scholz wirkte auf mich sehr zuversichtlich, als ob sie sicher ist, den Gegner schlagen und auslöschen zu können. Das ist für die Lyraner was Persönliches! Die hassen Blakes Wort wie die Pest!“
„Ich bin dafür mit ihnen zusammenzuarbeiten!“ stellte Shirley Wallace, die Kommandantin der „Whirlwind“ fest. „Außerdem sind wir Söldner! Fragen wir doch, ob sie uns auch bezahlen können! Wir haben Verluste erlitten und sitzen hier ohne Mittel auf einem feindlichen Planeten fest. Die Lyraner sind unsere beste Chance hier wieder weg zu kommen. Wenn sie uns Bergungsrechte einräumen, vielleicht sind wir hinterher stärker als wir es je waren! Außerdem sind wir es meiner Meinung nach Phillipa und Chaska schuldig!“ Hatice schaute Shirley an. Sie und Chaska waren ein Paar gewesen. Der Verlust nagte an ihr und ihr Hass loderte auf! Dann meinte sie,
„Gut, dann wäre ich auch dafür! Aber ich plädiere dafür, dass sie uns offiziell anheuern!“ Sparks ließ seinen Blick durch die Runde der Offiziere schweifen,
„Gut, dann werden wir mit ihnen zusammenarbeiten, aber mit einem Kontrakt! Auch wenn es dann heißt, dass wir nach ihrer Pfeife tanzen müssen! Das ist die Kehrseite eines Vertrages!“ stellte Sparks klar.
„Da stimme ich zu! Aber eine militärische Operation braucht immer eine einheitliche Führung, das weißt du selbst genau!“ gab Ben Dajan, der Führer der Scoutlanze zu bedenken. Owen Sparks nickte und rief die Cafeteria, das die Lyraner wieder in das HQ kommen könnten.


Kurz darauf hörte sich Sigrid Scholz das Angebot der Söldner an und nickte.
„Das ist akzeptabel. Über die Art und Höhe der Bezahlung müssen wir uns noch unterhalten. Bei den Bergerechten können wir aber großzügig sein.“ sagte Sigrid. „Ich schlage ihnen einen Bergungsanteil von 40% vor und sie erhalten darüber hinaus Prioritätszugriff auf 4 Teile mit kleinen Einschränkungen!“ Sie sah die erstaunten Gesichter der Söldner. Das war eine enorm hohe Rate!
„Von welcher Einschränkung reden sie?“ fragte Sparks nach.
„Sofern wir Teile bergen, die auf CLAN-Niveau oder LOSTECH sind, haben wir den ersten Zugriff!“ legte sich Sigrid fest. Owen Sparks überlegte kurz, dann straffte er sich.
„Frau Oberstleutnant, vorbehaltlich der positiven Klärung der Bezahlung haben wir einen Deal!“ Owen Sparks streckte ihr die Hand entgegen die Sigrid ergriff und kräftig schüttelte!
„Die Höhe der Bezahlung legen wir heute Nachmittag fest, aber zu aller erst müssen wir die Satelliten ausschalten! Ist ihr L/R-Jäger einsatzbereit?“ fragte sie.
„Yes Sir!“ 1Lt. Toby „Hornet“ Creedy sprang auf und salutierte. Owen Sparks blickte Creedy ernst an. Sigrid wandte sich an Cpt. Sparks,
„Ich würden gerne ihren Jäger meinen unterstellen. Damit sie zu dritt im Orbit die Satelliten ausschalten. Der Gegner wird sicher gleich merken was gespielt wird, wenn ein Satellit nach dem anderen ausfällt! Drei schwere Jäger sind eine Macht, die es eigentlich mit fast allem aufnehmen kann was der Gegner hat. Soweit sie mich informiert haben, stehen dem Gegner noch 2 L/R-Jäger zur Verfügung?“
„Das ist richtig!“ Einen haben sie vor 8 Wochen verloren. Wir konnten bisher nur einen weiteren ausmachen.“
„Nun ja, wenn der „LEOPARD“ voll bestückt war als sie ankamen müssten sie insgesamt 4 gehabt haben. D.h. gehen wir von maximal 3 Jägern aus! Mr. Sparks, nehmen sie bitte Verbindung mit der „Winterstorm“ auf und koordinieren die Unterstellung unter meinen Air-Lance-Leader Kdt. Schelbert! Einsatzbeginn so bald als möglich!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
„Hoffmanns Landing“, HQ Blakes Wort
Do. 22.06.3071, 11:30 Uhr Ortszeit


„Was gibt es so dringendes?“ fragte Präzentor Julian LaGrange den Offizier vom Dienst, als er in den War-Room kam.
„Unsere Satelliten fallen einer nach dem anderen aus!“ meldete ihm DemiPräzentor Garcia. „Da muss jemand unterwegs sein, der sie ausschaltet!“
„Wo hat das angefangen!“ wollte der Präzentor wissen.
„Auf der anderen Planetenseite und jetzt geht einer nach dem anderen auf schwarz. Wir haben schon 5 unserer 10 Satelliten verloren!“ bekam er zur Antwort.
„Was ist mit den Satelliten der Hinterweltler?“ hakte LaGrange nach.
„Dasselbe! Hier will uns jemand blind und taub machen!“ meinte der DemiPräzentor.
„Das muss dieses Landungsschiff sein, die „Winterstorm“! Konnte sie noch immer nicht geortet werden?“
„Nein, sie verschwand gestern Mittag mitten im Anflug auf den Planeten von den Sensoren. So was schafft meiner Meinung nach nur ein militärisches Landungsschiff!“
„Zwei unserer L/R-Jäger sollen aufsteigen und sich bei einem der noch intakten Satelliten in den Hinterhalt legen. Mal sehen, was oder wer für die Ausfälle verantwortlich ist! Außerdem sollen unsere Drohnen ihre Erkundungsflüge intensivieren! Das Schiff muss doch irgendwo gelandet sein! Halten sie mich auf dem Laufenden!“
„Ja Sir!“ bestätigte der Offizier vom Dienst und LaGrange verließ wieder den War-Room. Er war sich sicher, dass da draußen was vorging, das seine Pläne gefährden könnte! Schlimm genug das er die „Rising Star“, den „LEOPARD“ mit seiner kompletten Besatzung am Sprungpunkt verloren hatte. Das seine Leute in den letzten 8 Wochen nicht in der Lage waren die geflüchtete Söldnereinheit zu finden, nagte ebenfalls an ihm. Die Hauptstadt und die 2. stadtähnliche Ansiedlung sowie das Bergbauzentrum auf Hope hatten sie zwar in der Hand, aber die Landbevölkerung verweigerte sich strikt der Zusammenarbeit! Mehr wie die reguläre Lebensmittelversorgung und der übliche Handel fand nicht statt.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Im äquatorialen Orbit
Do. 22.06.3071, 14:19 Uhr Ortszeit


Die 3 L/R-Jäger der Lyraner näherten sich in einer Dreiecksformation dem nächsten Satelliten. Harro „Growler“ Schelbert hatte Toby „Hornet“ Creedy mit seinem „GOTHA“ dieses Mal als Backup eingeteilt, der so weit zurücklag, dass er sich knapp außerhalb des Erfassungsbereichs passiver Sensoren befand. Harro war irgendwie neidisch auf „Hornet“, einen „GOTHA“ wollte er schon immer fliegen. Aber es gab kaum noch welche in den Reihen der LAS. Mit diesem Baumuster verbanden viele die Goldene Ära des Sternenbundes, war der „GOTHA“ doch der schwere Standard-Jäger der SBVS! Bis jetzt waren sie unbehelligt geblieben und alle Satelliten zerstört, die sie gefunden haben. Neben den altertümlichen, großen Satelliten, die sicher den Hoplern gehörten, waren auch moderne Kleinsatelliten dabei gewesen, die hier sicher von Blakes Wort positioniert worden waren. 7 davon hatten sie bis jetzt schon ausgeschaltet. Da aber alle Satelliten im breiten Band der äquatorialen Umaufbahn waren, wunderte es Harro nicht, das die Maurauders damit nicht aufgespürt werden konnten, hatten sie doch ihr Landungsschiff viel weiter südlich und hinter einer hohen Gebirgskette zu Boden gebracht. Dort waren sie für die Satelliten nicht zu entdecken gewesen! Nun hatten sie den 8. Satelliten der Blakisten ausgemacht.


Harro bewegte sich langsam auf das Ziel zu. Neben ihm folg mit Abstand seine Flügelfrau Dolores „Spear“ Rios. Wer Dolores am Boden traf nahm nur eine äußerst attraktive Frau wahr, aber Harro wusste, dass sie ihm am Knüppel eines Jägers in nichts nachstand! In vielen Simulatorstunden hatten sie sich zu einem guten und eingespielten Team geformt.
„Spear, schieß ihn aus dem Orbit!“ befahl er und sie beschleunigte ihren „SHILONE SL-17AC“ etwas und wollte gerade ihre Waffen auslösen, als plötzlich 2 Blips in unmittelbarer Nähe auf dem Radar aufpoppten!
„BREAK, BREAK, BREAK!“ gab Growler durch und schob seinen Beschleunigungshebel vor bis zum Anschlag und brach nach rechts aus. Auch Spear regierte sofort und tauchte unter Vollbeschleunigung nach unten weg. Harro wertete die Daten aus, es handelte sich um einen „ROUGE RGU-133E“ und einen „SEYDLITZ SYD-Z3A“ Vor allem der „ROUGE“ war schwer bewaffnet, wenn er auch nicht sehr agil, dafür war der „SEYDLITZ“ ein leichter Jäger, der einen schwindelig fliegen konnte und seine 2 mittleren Pulse-Laser waren auch nicht zu unterschätzen! Laut den Daten die er hatte, war der „ROUGE“ noch nie in Erscheinung getreten, was ihn aber nicht wunderte, war das Baumuster doch dafür berüchtigt, innerhalb einer Atmosphäre die Avionik eines Backsteins zu besitzen!


Auch bei Creedy poppten die beiden Radarechos auf und er grinste. Growler war schon ein ausgebuffter Hund! Toby „Hornet“ Creedy war jetzt in der perfekten Position dem Gegner in den Arsch zu treten! Natürlich wählte er den „ROUGE“ als Ziel aus und beschleunigte, ohne aber sein Radar zu aktivieren. Die Sensordaten der anderen beiden Jäger reichten völlig um sich unbemerkt zu nähern! Dann saß er dem „ROUGE“ im Nacken, aktivierte sein Zielradar und beschleunigte noch mal. Kurz darauf summte die Zielerfassung und er löste alle seine Langstreckenwaffen aus. Die PPK erwischte das Heck des feindlichen Jägers voll und die LRMs hämmerten erbarmungslos in die Triebwerke, aber die Panzerung des Gegners hielt stand! Der „ROUGE“ versuchte zu entkommen, aber Hornet konnte jeder Bewegung des Gegners problemlos folgen. Immer wieder überprüfte er, wo der „SEYDLITZ“ steckte, aber dieser war in einem Gefecht mit dem „SHILONE“ von Spear verstrickt und konnte dem „ROUGE“ nicht zu Hilfe kommen. Als seine Waffen wieder geladen waren schickte er den nächsten Sturm der Vernichtung los. Und rissen das Heck des Gegners auf. Eines der beiden Triebwerke fiel aus und Creedy setzte mit seinen beiden medLasern nach, die das Schicksal des „ROUGE“ besiegelten. Alle Systeme fielen aus und das Schiff trudelte der Atmosphäre zu, wo es verglühen würde. Da raste der „LUCIFER“ an Hornets „GOTHA“ vorbei und löste einen Alpha-Schlag auf das trudelnde Wrack aus. Der „ROUGE“ wurde durch die heranrasenden Energien völlig zerfetzt!
„Das war aber mein Abschuß!“ reklamierte Hornet.
„Natürlich!“ kam die Antwort von Growler, „Aber lebend verlässt keiner von denen das Schlachtfeld!“ Hornet fröstelte es als er diese schneidend kalte Stimme des lyranischen Piloten hörte. Von denen hatte der Gegner keine Gnade zu erwarten wurde ihm mehr als deutlich klar!
„Scheiße!“ hörte er dann die Stimme von Dolores „Spear“ Rios über Funk. Der „SEYDLITZ“ war ausgebrochen und suchte sein Heil in der Flucht. Keiner der schweren Jäger würde ihm folgen können! Dann machte sie die Formation wieder daran, die restlichen Satelliten zu vernichten, was ca. 4 Stunden später erledigt war.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, An Bord der „Witch“
Do. 22.06.3071, 18:35 Uhr Ortszeit


„Haben wir endlich eine Verbindung zur „Sturm“?“ fragte Georg ungeduldig.
„Jawohl Herr Oberst!“ meldete ihm der Signalgast. „Das Fernspähteam konnte gerade den letzten Nachrichtenlaser auf die „Sturm“ ausrichten und tarnen.“
„Gut, das Team soll wieder zurückkommen und rufen sie die „Sturm“ ich will einen aktuellen Lagebericht!“
„Jawohl Herr Oberst!“ Die Soldaten an Bord der Witch hatten schnell begriffen, dass der Oberst jetzt im „Kommando-Modus“ war und Bestätigungen zurzeit nicht mehr in Form eines Kopfnickens akzeptierte. Georg drehte sich um und sah in das Gesicht der Kommandantin der Witch die etwas belustigt eine Augenbraue hob. Georg wusste genau warum sie das tat, da sie nicht als großer Fan von militärischen Formalien bekannt war. Er lächelte zurück und meinte,
„Ich bin in der Cafeteria, Kdt. Hauser soll sich bei mir melden!“ ordnete er im Vorrübergehen an.
„Wird erledigt!“ gab Francois Dassault zurück. Georg nickte und verschwand durch das Brückenschott in Richtung der Cafeteria. Dort angekommen trat er zur Kaffeemaschine und zapfte sich einen „Milchkaffee“. Er war zwar nicht alleine in der Cafeteria, aber Georg hatte angeordnet, das in der Cafeteria keine Meldungen an ihn zu erfolgen hatten oder ähnliches. Im war wichtig, dass es wenigstens einen Raum der Ruhe im Schiff gab. Dann stellte er sich mit seiner Tasse an einen freien Stehtisch, da alle Stühle besetzt waren. Kurz darauf kam Kdt. Frank Hauser herein und wollte sich gerade melden, als er das leichte Kopfschütteln seines Vorgesetzten bemerkte. Georg wies an den Kaffeeautomaten und Hauser zapfte sich auch einen und gesellte sich zu ihm.
„Herr Oberst, sie haben mich sicher nicht nur zu einer Kaffeerunde bestellt, oder?“ fragte Hauser.
„Herr Hauser, wir kennen uns jetzt schon eine Weile, natürlich haben sie Recht! Konnten sie mittlerweile Kontakt zu den Einheimischen aufnehmen?“ fragte Georg. Frank Hauser nickte. Er war jetzt der Kommandant der Infanterie auf der Witch, da Cynthia Liebermann jetzt Stationsleiterin auf Wohlfahrt war.
„Ja, wir konnten 2 Gehöfte in der Nähe aufsuchen. Bei einem war ich selbst. Die Einheimischen sind sehr reserviert gegenüber Fremdweltlern, aber sie sind uns nicht feindselig begegnet. Dass in den beiden Städten was los ist haben sie mitbekommen. Die einheimische Führungselite wurde von Fremdweltlern vor ca. 1 Jahr verdrängt, aber niemand weiß wer sie sind und es ist ihnen auch egal. Solange sie ihre Produkte verkaufen und die notwendigen Dinge ihres Bedarfs erwerben können interessiert sie es nicht, wer dort das Sagen hat! Hier draußen sind sowieso fahrende Händler die wichtigste Datenquelle, den Nachrichten im Sat-Radio trauen sie sowieso nicht. Ich habe auch etwas tiefer nachgebohrt. Ich glaube, wenn wir wollen, könnten wir Problemlos ein kleines Team in Hoffmanns Landing einschleusen, um dort Informationen zu sammeln. Es ist durchaus üblich, das öfters unzufriedene Landbewohner in die Stadt gehen um sich dort Arbeit zu suchen und daran hat sich auch im letzten Jahr nichts geändert.“ berichtete im Kdt. Hauser.
„Trauen sie sich das zu?“ wollte Georg wissen.
„Natürlich, ich wüsste auch 2 oder 3 meiner Leute, die ich mitnehmen könnte. Wir müssten uns aber diesen fürchterlichen Slang der Landbewohner beibiegen, sonst würden wir uns sofort verraten!“ meinte Hauser. Georg überlegte ein paar Minuten.
„Gut, stellen sie ein Team zusammen und führen sie die Erkundung durch. Falls sie merken, dass sie auffliegen, brechen sie sofort ab! Melden sie mir, wenn sie bereit sind!“
„Jawohl Herr Oberst!“
„Aber erst trinken sie ihren Kaffee fertig, auf 5 Minuten kommt es nicht an!“ hielt Georg seinen Kameraden auf, der sofort loslegen wollte. Hauser grinste, lehnte sich wieder an den Stehtisch und genoss seinen Kaffee. Es würde wahrscheinlich für einige Zeit sein letzter sein!
07.04.2023 18:57 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 11: Operation Minerva – Tsunami




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, An Bord der „Whirlwind“
Do. 22.06.3071, 19:15 Uhr Ortszeit


„Wundert sie es, dass C-Noten hier draußen auch als Zahlungsmittel verwendet werden?“ fragte Cpt. Owen Sparks sein Gegenüber.
„Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir darüber vorher keine Gedanken gemacht habe und in unseren Briefings vor dem Beginn der Operation wurde das Thema nicht angeschnitten.“ entgegnete OTL Sigrid Scholz.
„Sie sind damals also Blind ins Ungewisse geflogen?“ hakte der Söldner nach.
„Nicht ganz, in der LAS gibt es mehrere Prospektorenunternehmen, deren Daten wurden uns zur Verfügung gestellt. Primär haben wir einen Erkundungsauftrag, deshalb sind wir auch mit 2 Sprungschiffen unterwegs. Unsere Begegnung mit ihnen war ein großes Glück für uns! Aber wir wären sicher irgendwann auf eine bewohnte Welt getroffen, dann hätten wir diese Informationen wahrscheinlich auch erhalten. Aber weiter möchte ich mich jetzt nicht darüber auslassen. Sie wissen sowieso schon mehr als ich es ihnen hätte sagen dürfen!“ erklärte Sigrid Scholz.
„Ich hoffe sie halten es nicht wie die Capellaner!“ meinte der Söldner. Sigrid Scholz grinste und schüttelte den Kopf.
„Nein, wir sind Lyraner!“ Owen spürte den Stolz mit dem sie das Wort „Lyraner“ aussprach. Das beruhigte ihn etwas.
„Also was sagen sie zu meiner Forderung!“ kam er wieder zurück auf den eigentlichen Zweck des Gesprächs.
„200.000 C-Noten? Das ist für mein Kommando eine Menge. Da wir nicht damit gerechnet haben Söldner anheuern zu müssen, würde das unsere Kasse überlasten, außerdem wäre das sowieso viel zu viel! Ich mache ihnen einen Vorschlag: 120.000 Credits und 50% Bergungsrate!“ schlug Sigrid vor. Der Söldner lehnte sich zurück.
„Wenn wir die Hälfte von dem CLAN- oder LosTech-Zeug bekommen, wenn es denn welches gibt, dann könnte ich damit leben!“ entgegnete er. Dabei wurde im leicht schwindelig. Mehr als 90.000 C-Noten verdienten die Maurauders nie bei einem Kontrakt mit Auftraggebern in der tiefen Peripherie! Aber diesmal war der Job auch erheblich gefährlicher als sonst!
„Gut, ich bin einverstanden, auch wenn ich das Gefühl nicht loswerde, das sie mich über den Tisch ziehen!“ stimmte OTL Scholz zu.


„Dann wäre das erledigt!“ sagte Owen Sparks. „Aber eine Frage müssen sie mir beantworten, Frau Oberstleutnant! Sie sind doch nicht die Oberkommandierende dieses Einsatzes, oder? Alles was ich vom Vorgehen der Sphärer weiß ist, dass so eine Operation mindestens von einem Oberst oder sogar General geführt wird. Jeder ihrer Sprungschiffkapitäne dürfte einen höheren Dienstgrad als sie haben! Außerdem würde ich mich dafür interessieren, woher sie diesen schicken Kühl-Anzug haben!“ Owen Sparks beobachtete sie nun genau.
„Das sind zwei Fragen!“ stellte Sigrid erst einmal fest. „Die Kühlanzüge stammen ursprünglich von ComStar.“ erzählte sie die Tarngeschichte. „Wir haben auch nur sehr wenige!“ Dann machte Sigrid eine Pause und Owen beugte sich gespannt vor.
„Sie haben Recht, ich bin nicht die Oberkommandierende. Die Operation wird von einem Oberst geführt. Einem alten erfahrenen Offizier, der schon jahrelang gegen die Clans gekämpft hat. Mehr will ich dazu nicht sagen und sie müssen mir Versprechen das fürs Erste für sich zu behalten. Wenn er erfährt, dass ich es ihnen mitgeteilt habe, bin ich mein Kommando los!“ Owen hob erstaunt die Augenbrauen,
„Damit hätte ich nicht gerechnet, dass sie es mir so einfach sagen. Aber ich weiß ihr Vertrauen zu Schätzen. Ich werde es für mich behalten, das verspreche ich ihnen.“ sicherte er der Offizierin zu. Sigrid Scholz nickte,
„Wir sollten jetzt aber an die Arbeit gehen. Wir müssen uns auf unseren Einsatz vorbereiten und überlegen wie wir vorgehen! Zu aller erst sollte ich mir ihre gesamten Aufklärungsergebnisse und Informationen, die sie seit sie hier sind gewonnen haben, auswerten und wir brauchen detaillierte Geländedaten des Planeten von ihnen! Ohne gründlichste Vorarbeit sind unsere Chancen gering. Sie sind dem Gegner schon einmal in eine offene Falle getappt und konnten dieser nur entkommen, weil Col. Mitchener und der Krieger des „BLACKJACK“s sich für sie geopfert haben. Das darf nicht noch einmal passieren! Wenn, dann sollen die in unsere Falle tappen!“ stellte Sigrid hart fest.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Auf dem Weg nach „Hoffmanns Landing“
Fr. 23.06.3071, 23:50 Uhr Ortszeit


Der kleine Transporthubschrauber raste durch die Dunkelheit. An Bord befanden sich, neben den beiden Piloten, Kdt. Hauser und 2 seiner Soldaten. Alle waren früher Angehörige der Fernspähtruppe oder Kommandosoldaten gewesen.
„Also Leute, der Hubschrauber kann uns nur bis auf 15 km an die Hauptstadt heranbringen. Näher heran wäre zu gefährlich! Dann schlagen wir uns zu Fuß durch. Sobald wir in der Stadt sind, melde ich mich beim Arbeitsbüro und suche mir einen Job. Olga, du und Julian tut so, als ob ihr einen Traktor kaufen wollt. Mietet euch in einem Hotel ein. Unsere Ausrüstung vergraben wir am Stadtrand. Wir dürfen nichts dabei haben, was uns identifizieren kann!“ Hauser sah seine Kameradin und seinem Kameraden in die Augen. „In 3 Stunden sind wir dort. Also holt sich jeder noch eine Mütze Schlaf!“ Er ließ nochmal seinen Blick kreisen. Alle waren in die auf dem Planeten übliche Farmer-Bekleidung gehüllt und hatten den ganzen Tag darauf verwendet sich mit einem Farmer in der Nähe zu unterhalten um den Slang zu lernen. Der Farmer war jetzt um ein Solaraggregat reicher aber wichtiger war noch, dass er es für sich behalten würde, wobei Hauser bei dem Farmer ein sehr gutes Gefühl hatte. Nur um eine Sache mussten sie sich nach Abschluss der Operation kümmern – Der Säuberung des Orbits sind auch die Wetter- und Kom-Satelliten der Hopeler zum Opfer gefallen. Der Farmer hatte sich ihm gegenüber bitter darüber beschwert, dass der Wetterdienst aufgrund von Satellitenausfällen keine verlässlichen Wettervorhersagen treffen konnte. Das war so ziemlich das Einzige, was die Farmer von der Führungselite der Städte erwarteten! Für die Wettersatelliten mussten sie Ersatz beschaffen. Dies hatte er auch Oberst Müller gemeldet. Wenn sie das nicht in Ordnung brächten, bräuchten sie sich später auf Hope nicht mehr blicken zu lassen, wenn bekannt werden würde, dass sie für diesen Blackout verantwortlich waren! Für den Transfer in die Hauptstadt mussten sie alle beide Hubschrauber der „Witch“ einsetzen. Der eine voll mit Treibstoff, um den 2. auf halber Strecke betanken zu können damit sie überhaupt in die Nähe von Hoffmanns Landing gelangen konnten.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, An Bord der „Witch“
Sa. 24.06.3071, 08:12 Uhr Ortszeit


Oberst Georg Müller schaute sich die Karten auf dem großen Display in seiner Kabine an. Neben ihm stand seine Stellvertreterin OTL Julia Maurer und zusammen werteten sie das Gelände aus. Die Daten hatten sie über die Laserkommunikation von der „Sturm“ erhalten.
„Wie bekommen wir denn den Gegner überhaupt aus Hoffmanns Landing heraus?“ überlegte Julia laut. Für die Zusammenarbeit der beiden hatte sich bewährt, dass jeder seine Gedanken sofort laut äußerte. Das funktionierte aber nur, solange sie beide alleine waren. Das sie eigentlich ein Liebespaar waren, hatten sie im Augenblick vollkommen ausgeblendet. Vor der Karte standen zwei hochkonzentrierte Stabsoffiziere, die einen Operationsplan erarbeiteten.
„Man könnte auch einfach mit unseren 3 Landungsschiffen denen direkt auf den Kopf fallen, das würde sie so schockieren, dass wir sie zur Hälfte unschädlich gemacht hätten, bis sie reagieren können.“ sagte Georg,
„Bis wir am Boden sind, sind sie schon alarmiert und wir müssen es mit 2 Lanzen schweren und überschweren Mechs aufnehmen. Von den Panzern mal ganz abgesehen. Der „DEMOLISHER“ wurde für den Stadtkampf entwickelt, von den Kollateralschäden mal ganz abgesehen!“ entgegnete Julia.
„Wir könnten einen Köder auswerfen, der sie anlockt. Wir müssen dafür sorgen, dass sie die „Whirlwind“ und die „Sturm“ entdecken.“ meinte Georg.
„Und dann wimmelt es erst Mal von Aufklärern hier! Der Gegner ist nicht blöd und rennt blind los! Die wollen sicher wissen, wogegen sie kämpfen. Die militärische Kapazität der „Sturm“ ist ihnen nicht bekannt! So spielten sich beide die Bälle hin und her. Jede Idee wurde sofort zerpflückt bis am Ende 2 mögliche Optionen herauskamen die erfolgversprechend waren.
„Es gäbe noch eine 3. Option!“ meinte Georg zum Schluss, „Die Blakisten identifizieren doch unseren Standort, bevor wir aktiv werden. Dafür brauchen wir auch einen Plan!“ Julia grinste,
„Herr General denken wohl an alles!“ zog sie ihn wieder mal auf. Dann wurde sie Ernst, „Das ist ein guter Punkt, der Gegner hat sicher sein Pulver noch nicht verschossen! Dann überlegen wir uns mal einen Op-Plan für den „Tsunami“-Fall!“ Georg grinste nun ebenfalls,
„Sind sie die in deinen Taktik-Seminaren auch auf diesem Szenario herumgeritten?“
„Ständig, aber es war auch das absolut schwierigste. Ich glaube der Sinn des Szenarios war, das man eigene Einheiten bewusst für das Wohl des Ganzen opfert!“ meinte Julia düster.
„Ich sehe du hast den Sinn dieser Taktikübung erkannt!“ meinte er. „Aber hier auf Hope ist das Kräfteungleichgewicht bei weitem nicht so hoch wie in dieser Übung! Oder glaubst du, die haben hier noch 3 RKGs in peto?“ Julia schüttelte den Kopf.
„Nein, aber trotzdem nennen wir diesen Plan „Tsunami“!“ legte sie fest und Georg lachte gerade heraus,
„Wie eure Majestät befiehlt!“ Dann wurden die beiden wieder Ernst und machten sich daran auch für diesen Fall einen Op-Plan auszuarbeiten.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, HQ Blakes Wort, Lagebesprechung
Sa. 24.06.3071, 10:00 Uhr Ortszeit


Präzentor LaGrange lief vor dem Besprechungstisch auf und ab, an dem die anderen Führungsoffiziere zur Lagebesprechung saßen.
„Nach dem Abschuss aller planetennahen Satelliten um Hope können wir davon ausgehen, dass dieses Landungsschiff „Winterstorm“ auch eine gewisse militärische Kapazität hat und die sich mit den Resten der Mitchener Maurauders zusammengetan haben. Sie verfügen zumindest über 2 L/R-Jäger und haben zusammen mit dem Jäger der Maurauders einen unserer drei verbliebenen L/R-Jäger vernichtet. Das fremde Sprungschiff, die „Seute Deern“ ist nach wie vor am Zenit-Sprungpunkt und wartet. Die „Shinobi Maru“ ist weg! Wie sie wissen, haben wir von dem Gefecht unseres „LEOPARDS“, der „Rising Star“ am Sprungpunkt keinerlei Aufzeichnungen und wir wissen nicht genau, was dem Schiff widerfahren ist. Jede Suche nach den Söldnern oder der „Winterstorm“ blieb bisher erfolglos! Vorschläge?“ Wütend schaute sich der Präzentor im Raum um und jeden den er ansah rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl! Da hob Demipräzentor Garcia die Hand und LaGrange nickte ihm ungeduldig zu.
„Wir sollten unsere 6 verbliebenen Aufklärungssatelliten in den Orbit bringen, aber diesmal nicht in geostationären Umlaufbahnen sondern in einer schrägen Umlaufbahn. Damit können wir einen größeren Bereich der Oberfläche direkt von oben erfassen! Ich vermute, dass die Söldner und auch die „Winterstorm“ weit südlich auf der Südhalbkugel gelandet sind. Wenn ein Gebirge zwischen dem Äquator und ihrem Standort ist, können sie nicht von geostationären Satelliten erfasst werden.“
„Und warum haben sie den Vorschlag nicht schon vor mehreren Wochen gemacht?“ wollte der Präzentor etwas ungehalten wissen, dem die Argumente von Garcia sofort einleuchteten.
„Wir hatten uns zu Beginn der Operation auf geostationäre Orbits beschränkt, da dort oben der Schrott von 2 alten Bergbauplattformen kreist. Es ist davon auszugehen, dass die 6 Satelliten maximal 2 - 3 Wochen funktionieren, bevor sie den Trümmern zum Opfer fallen!“ legte Garcia dar. LaGrange brummte unwirsch.
„Gut, Demipräzentor, sorgen sie dafür das die neuen Satelliten so schnell wie möglich in den Orbit kommen. Wie lange wird es dauern, bis sie die Landezonen identifiziert haben?“ wollte er wissen. Garcia dachte kurz nach,
„Ich denke längstens 3 – 4- Tage nach dem Start der Satelliten können wir belastbare Daten vorlegen.“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Arbeitsbörse
Sa. 24.06.3071, 11:15 Uhr Ortszeit


Frank Hauser war positiv überrascht vom Aussehen der Stadt und dem technischen Niveau das er vorfand. Da es hier auf dem Planeten keine zentrale Weltregierung gab, waren die höchsten politischen Instanzen die Stadtverwaltungen oder auf dem Land die Ortsvorstände. Soweit er das verstanden hatte, war auf Hope auf dieser Ebene alles relativ basisdemokratisch organisiert. Der Außenhandel und der Betrieb des Bergbaus gehörten einem Konzern, der damit die eigentliche Macht auf dem Planeten war. Dieser war einer unfreundlichen Übernahme von Außenweltlern zum Opfer gefallen, die vor rund 1,5 Jahren hier angekommen waren und danach im Bergbausektor umgehend mehrere Modernisierungen angingen. Darum konnten die Minen und Raffinerien jetzt mehr erzeugen, was zu einem größeren Angebot führte. Ca. zweimal im Jahr kamen Tramphändler vorbei und trieben Handel. Da nun mehr Exportware vorhanden war, stieg der Umsatz und auch in den Städten blieb nun mehr hängen. In die internen Angelegenheiten der Hopeler mischte sich diese neue Führungselite genauso wenig ein, wie die Vorhergehende, solange sie ungestört ihren Geschäften nachgehen konnte. Man munkelte, dass die neuen Konzernherren sogar Battlemechs mitgebracht hätten! Das alles hatte er heute erfahren als er sich, gleich nachdem er in der Stadt war und sich der Trupp trennte, in einem kleinen Lokal ein Frühstück gegönnt hatte. Aufmerksam hörte er zu und las in mehreren Zeitungen (die gab es hier tatsächlich noch auf Papier!). Er beobachtete, das die meisten einen kleinen Communicator besaßen, aber nicht alle. Als er beim Frühstück saß, wurde er plötzlich von einer jungen Frau angesprochen.
„Hallo wo kommst du den her?“ fragte sie. Bevor er antwortete, konzentrierte sich Frank auf den im Schnellverfahren erlernten Slang,
„Aus dem Süden, aus der Nähe von Homers Drift!“ nuschelte er mit vollem Mund. Homers Drift war ein kleines Nest ca. 3500 km im Süden.
„Boah, man hört sofort wo du herkommst!“ meine die Frau. „Von dort verirrt sich kaum mal jemand hierher! Das ist ja die planetare Rückstandszone, da geht keiner freiwillig hin!“
„Danke für die Blumen an meine Heimat!“ knurrte Frank Hauser. „Aber ich habe gehört, hier gibt’s ordentliche und gut bezahlte Arbeit! Ich habe keinen Bock mehr dauernd im trockenen Boden rumzuwühlen!“ Die Frau lachte,
„Ah, ein Glücksritter! Wenn du Arbeit suchst, ab 10:30 Uhr hat die Arbeitsbörse heute auf. Geh lieber da hin. Dort gibt’s ordentliche Jobs. Wenn dich einer auf der Straße anquatscht, lass es, das ist Sklavenarbeit und mies bezahlt!“ gab sie zurück.
„Danke für den Tipp! Und warum erzählst du mir das?“ wollte er wissen.
„Du hast ausgesehen als ob du Starthilfe brauchst. Außerdem bin ich von der Gewerkschaft!“ dann drückte sie ihm einen Flyer in die Hand. „Wenn du einen Job hast, tritt bei uns ein! Sonst machen die Bosse mit einem was sie wollen! Also denk dran!“ Sie verabschiedete sich und Frank schaute sich den Flyer an. „Interessant!“ dachte er und steckte ihn ein.


Nun stand er vor der Arbeitsbörse und trat ein. Er schaute sich um. Irgendwie fühlte er sich ein paar Jahrhunderte zurückversetzt. Hier sah es aus wie in manchen antiken Filmen! Dann ging er an einen der Schalter, hinter dem ein älterer Mann saß. Da Samstag war, schien sehr wenig los zu sein.
„Guten Morgen, ich bin neu in der Stadt und suche Arbeit!“ sprach der den Mann an. Der musterte ihn von oben bis unten.
Guten Morgen! Farmer?“ wollte er wissen.
„Ja, das habe ich gemacht. Ich musste aber auch die Landmaschinen meines Farmers warten und instand halten.“
„Einfacher Tech-Level, oder?“ fragte der Mann zurück. Frank nickte. Dann schaute der Mann in ein Computerdisplay und schaute ihn nach kurzer Zeit wieder an.
„Heute ist wohl ihr Glückstag. Frisch angekommen, oder?“ Wieder nickte Frank.
„Ich habe 3 Jobs, die für sie geeignet wären. Einen als Montagearbeiter bei einem kleinen Maschinenbauer, einen als Packer in einem Lagerhaus, oder einen Verladejob bei „Hopefull Mining“ am Raumhafen! Ich würde ihnen letzteren empfehlen. Ist zwar harte Arbeit, aber sehr gut bezahlt. Normalerweise werden mir diese Jobs aus der Hand gerissen!“ empfahl er Frank. Hauser war sofort klar, dass der Job auf oder am Raumhafen geradezu ideal für seinen Auftrag war.
„Auf Leute mit Erfahrung sollte man hören, hat mein alter Herr immer gesagt. Ich nehme den Job bei „Hopefull Mining“! antworte Frank Hauser.
„Sie werden es nicht bereuen!“ meinte der Mann am Schalter und druckte ein paar Papiere aus und gab sie ihm.
„Füllen sie bitte das erste Blatt aus und geben es mir wieder. Die anderen füllen sie bitte auch aus und melden sich dann heute gleich bei „Hopefull Mining“ an der angegebenen Adresse. Sie sollten auch gleich los. Die sind auch am Samstag da und nicht sehr geduldig!“ empfahl er ihm noch. 10 Minuten später hatte er alles ausgefüllt und machte sich auf zum Büro der Minengesellschaft.


20 Minuten später stand er an der Pforte eines Werkstores und drückte die Klingel. Summend öffnete sich die Türe und betrat den Raum, der von einem langen Tresen dominiert wurde. Ein Mann in einem grauen Overall auf dem das Logo der Minenfirma aufgenäht war schaute ihn interessiert an und winkte ihn zu sich.
„Guten Morgen, die Arbeitsbörse hat mich hergeschickt. Ich bin auf der Suche nach Arbeit!“ sagte Hauser zu ihm. Der Mann nickte,
„Morgen! Zeigen sie mal die Unterlagen, die sie in der Börse bekommen haben!“ Frank reichte sie ihm und er überflog die beiden Blätter und schaute sich den Stempel auf der letzten Seite genauer an.
„Ok, sie warten kurz, ich informiere die Personalabteilung. Sie werden dann gleich abgeholt.“ Der Mann des Werkschutzes ging zu einem Kom-Gerät auf dem Tisch hinter dem Tresen stand und informierte jemanden. Kurz darauf kam eine junge attraktive Frau in die Pforte und sprach Frank Hauser an.
„Hallo, sie suchen Arbeit? Kommen sie bitte mit!“ Bevor Frank was sagen konnte, machte die Frau kehrt und er beeilte sich ihr zu folgen. Nach dem sie eine Treppe hochgegangen und einen Flur entlang gelaufen waren, ging die dunkelhaarige Frau in ein Büro, in dem nur 1 Tisch mit einem Terminal und 3 Stühle standen.
„Setzen sie sich bitte!“ dabei wies sie auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches und steuerte selbst den Stuhl der direkt vor dem Terminal stand an.
„Guten Morgen“, sprach Frank die Frau an und bemühte sich den Farmer-Slang richtig zu treffen. „Ja, ich bin auf Arbeitssuche! Ich kann hart anpacken und kenne mich mit einfachen Maschinen aus!“ Die Frau verzog leicht das Gesicht, lächelte aber dabei,
„Oh Mann, wo kommen sie den her?“ und streckte dabei ihre Hand herüber, damit Frank ihr die beiden Blätter der Arbeitsbörse geben konnte. Als sie einen Blick darauf geworfen hatte, nickte sie.
„Aus dem Süden! Kein Wunder! Die reden da alle so seltsam!“ dabei kicherte sie leicht. „Wir suchen tatsächlich Leute. Die Arbeit in den Lagerhäusern wird immer mehr, seit der Output der Mine steigt. Das ist wirklich harte Arbeit! Aber ihr Farmer seid ja Kummer gewöhnt! Sie können gleich Anfangen wenn wir die Formalien erledigt haben. Seit wann sind sie in der Stadt?“
„Ich bin heute früh angekommen!“ erwiderte Hauser.
„Also dürften sie noch keine Unterkunft haben. Wenn sie wollen, bekommen sie ein Zimmer in einem unserer Wohnheime. Da leben viele, die wir vom Land rekrutiert haben! Die Kosten werden direkt vom Lohn abgezogen, genauso das Kantinenessen. Dafür müssen sie sich um nichts kümmern! Wir arbeiten im Schichtsystem. Normalerweise eine Tagschicht von 10 Stunden, da ist eine Stunde Pause inklusive! Samstag und Sonntag sind normalerweise frei, außer ein Landungsschiff ist da! Wenn aber ein Landungsschiff beladen werden muss, arbeiten wir sowieso rund um die Uhr in mehreren Schichten! Sie erhalten 2 Arbeitsoveralls und nur diese dürfen auf dem Werksgelände getragen werden! Wir bezahlen in Dollars! Am Anfang bekommen sie 11 Dollar pro Stunde. Wenn sie sich bewähren und eine Sonderfunktion ausüben entsprechend mehr. Ist das OK?“
„Grundsätzlich ja, aber was wird für Unterkunft und die Kantine abgezogen?“ hakte Frank nach.
„Miete ca. 20 Dollar am Tag, wenn sie Frühstück, Mittag und Abendessen nehmen nochmal 12 Dollar am Tag. Die Kantine hat bei uns auch am Wochenende auf. Hier in Hoffmanns Landing sind Steuern zu entrichten. Die belaufen sich auch 20% ihres Bruttoeinkommens. Wenn man das alles zusammenrechnet und abzieht bleiben ihnen im Monat rund 780 Dollar übrig. Fragen?“ sie schaute ihn erwartungsvoll an. Frank rechnete es parallel nach und die junge Frau hob beeindruckt ihre Augenbraue. Dann meinte er,
„Darauf komme ich auch.“ Dann lächelte er die Angestellte an. „Ich werde ihr Angebot annehmen!“
„Sie sind der Erste der das nachgerechnet hat. Sie haben wohl in der Schule besonders gut aufgepasst!“ meinte sie.
„Viel Schule war da nicht! Aber rechnen konnte ich schon immer gut!“ entgegnete Frank und grinste. Die junge Frau nickte und schob ihm ein Pad zu.
„Das ist der Arbeitsvertrag! Bitte unterschreiben. Schreiben können sie ja!“ stellte sie lächelnd fest. Sie war zur Überzeugung gekommen, einen der intelligenteren Hillbillys vor sich sitzen zu haben. Frank Hauser überflog den Vertrag und konnte keine Fallstricke erkennen, also unterschrieb er und schob das Pad zurück.
„Und jetzt?“ fragte er im Farmer-Slang.
„Mitkommen!“ Die Frau erhob sich und eine Stunde später hatte er sein Zimmer, seinen Arbeitsoverall und stand vor dem Vorarbeiter in der Lagerhalle. Frank Hauser wunderte sich, heute war doch Samstag!


„Ah, das trifft sich gut!“ empfing ihn der Vorarbeiter, als die Personalangestellte ihn in sein kleines Büro am Rande einer Lagerhalle brachte. „Wie ist dein Name?“
„Frank Hauser!“
„Aus dem Süden was?“ fragte ihn der Vorarbeiter. „Das hör ich sofort! Ich bin Trevor Wilson! Aber gut das du hier bist Frank, wir müssen eine kurze Sonderschicht fahren. Den Sesselpupsern ist eingefallen, dass heute Nachmittag der „UNION“ der Firma ein paar Satelliten in den Orbit bringen muss. Die anderen sind durch einen heftigen Sonnensturm ausgefallen und die anderen Jungs sind zum Großteil alle weg im Wochenende! Kannst du einen Traktor fahren?“
„Nach einer kurzen Einweisung bestimmt, die Dinger sind ja alle fast gleich. Aber bei uns im Süden gibt’s nur Antiquitäten!“ gab Frank zurück.
„Ok, dann komm mit!“ Trevor, der Vorarbeiter stand auf und bedeutete Frank ihm zu folgen.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, An Bord der „Witch“
Sa. 24.06.3071, 23:49 Uhr Ortszeit


Das Kom piepte penetrant und Georg stöhne, als er aus dem Schlaf gerissen wurde. Dann drückte er eine Taste und der diensthabende Signalgast meldete sich.
„Herr Oberst, wichtige Nachricht von Tweety1. Heute am Abend wurden neue Satelliten in die Umlaufbahn gebracht.“ meldete er. Georg war sofort hellwach.
„Konnten sie schon geortet werden?“ fragte er zurück.
„Ja, sie sind in einer Umlaufbahn, mit der sie fast den gesamten Planeten scannen können. Der Sensorgast meint, das die ersten Satelliten uns in ca. 4 Stunden direkt überfliegen, so dass sie uns entdecken könnten.“ Georg überlegte kurz, eine Mechlanze kann man gegen Satellitenaufklärung tarnen, ein Landungsschiff nicht! Er traf eine Entscheidung!
„Geben sie Gefechtsalarm! Die „Witch“ soll in spätestens 2 Stunden abheben. Die Jäger bleiben an Bord. Das mobile HQ, beide Infanterieteams und die Marderlanze bleiben am Boden! Ausrücken des Bodenteams in 90 Minuten! Lageinfo an die „Sturm“ geben! Die „Sturm“ soll am Boden bleiben! Befehlsausgabe für die Führungsoffiziere So. 25.06. 0:30 Uhr in der Kantine! Geben sie das weiter! Oberst Müller Ende!“


Mittlerweile war Julia ebenfalls wach.
„Was ist los?“ wollte sie wissen. Georg faste es für sie kurz zusammen, dann meinte er,
„Es läuft wohl auf Op-Plan „Tsunami“ hinaus!“ Dabei grinste er.
„Man könnte fast meinen, dir gefällt das!“ gab sie zurück.
„Wenigstens müssen wir sie jetzt nicht aufscheuchen, sie kommen zu uns!“ sagte Georg. „Aber wenn die Blakeisten meinen, dass sie die Initiative haben, dann täuschen sie sich!“ Georg ging zur Nasszelle und wusch sich. Dann packte er seine Gefechtstasche und schlüpfte in den SBVS-Kühlanzug. Kurz nach ihm war Julia fertig und schaute ihn an.
„Moment!“ meinte Georg, „Bevor wir wieder Krieger werden…!“ Er zog Julia in die Arme und küsste sie leidenschaftlich! Dann schauten sich beide an.
„Ich liebe dich!“ hauchte Julia!
„Ich dich auch!“ sagte er und roch noch einmal an ihrem Haar. Dann ging ein Ruck durch den älteren Offizier.
„Frau Oberstleutnant, in 15 Minuten Befehlsausgabe in der Kantine. Melden sie mir die Offiziere!“
„Jawohl Herr Oberst!“ auch Julia gab sich einen Ruck und grüßte ihn vorschriftsmäßig. Dann drehte sich Georg um und ging auf die Brücke um sich die aktuellsten Informationen zu holen. Julia schaute ihm nach und spürte einen Stich im Herzen. Als Soldat und Mechkrieger konnte jeder Abschied der Letzte sein!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Landungsstelle „Witch“
So. 25.06.3071, 01:40 Uhr Ortszeit


Die gesamte Marderlanze hatte sich rund 800 m von der Landestelle entfernt und war gerade dabei alle Fahrzeuge und Mechs zu tarnen, als die „Witch“ abhob und in einer flachen Flugbahn in den schwarzen Nachthimmel startete. Das Landungsschiff würde sich in einen weiten Orbit um den Planeten zurückziehen, auf dem sie nicht geortet werden konnte. Nihara Sangare zog gerade zusammen mit 3 Infanteristen eine Infrarot-Schutzplane über ihre „SHADOW CAT“ und tarnten den Mech dann noch mit Netzen, die ein Blätterdach nachbildeten. Als Nihara über das nächtliche Gelände des Verfügungsraumes schaute, sah und hörte sie überall geschäftiges Treiben. Wenn die Informationen richtig waren, hatten sie noch ca. 1 Stunde Zeit, bis die Tarnung stehen musste, aber sie würden es wohl früher schaffen! Die Mechs standen an einer senkrechten, ungefähr 20 m hohen Felswand und mussten so nur nach oben und vorne getarnt werden. 2 der Erkundungsfahrzeuge konnten sogar in einer kleinen Höhle abgestellt werden. die anderen 4 standen unter Bäumen und waren durch ein dichtes Blätterdach und Infrarot-Planen getarnt. In der Höhle hatte der Oberst den Gefechtsstand einrichten und als erste Maßnahme eine mobile Kaffeemaschine aufstellen lassen. Dann war Nihara fertig mit der Tarnung, ging 200 m von ihrem Mech weg und überprüfte die Wirkung mit einem Multispektralfernglas. Da trat OTL Julia Maurer neben sie.
„Sieht gut aus!“ lobte sie Nihara. Dann winkte Julia einem Infanteristen, der eine Drohnensteuerkonsole trug.
„Überprüfen sie jetzt die Tarnung von oben!“ ordnete sie an. Der Bediener grüßte kurz, dann setzte er sich eine AR-Brille auf und lies die Mikro-Drohne starten, die 100m weiter weg auf dem Boden stand. OTL Mauer und Nihara traten zu dem Bediener und schauten auf den kleinen Bildschirm, der auf der Konsole eingelassen war. Von oben waren die Standorte der Mechs und der Fahrzeuge nur noch deshalb zu erahnen, weil man wusste, dass sie hier standen. OTL Mauerer nickte,
„Das passt! Wir müssen aber noch den Zugang zur Höhle tarnen, sonst kann jeder entdeckt werden, der rein oder raus geht!“ Sie wandte sich an den Infanterieoffizier, der die Tarnung des Verfügungsraumes durchführte und gab ihm entsprechende Anweisungen. Eine halbe Stunde später war die Tarnung komplett und keiner der Soldaten durfte sich danach mehr über eine freie Fläche bewegen.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, HQ Blakes Wort
Mo. 26.06.3071, 08:10 Uhr Ortszeit


„Wir haben sie gefunden!“ sagte Demipräzentor Garcia triumphierend und zeigte seinem Vorgesetzten die Satellitenbilder und einen Kartenausschnitt mit dem Standort.
„Gute Arbeit!“ wurde er von Präzentor LaGrange gelobt. „Konnten sie feststellen welche Gefechtsfahrzeuge die „Winterstorm“ dabei hat?“
„Außerhalb des Landungsschiffes konnten wir nur einen „SHADOW HAWK und einen „PHOENIX HAWK“ und die beiden bereits bekannten L/R-Jäger identifizieren! Was sich im Landungsschiff verbirgt lässt sich leider nicht feststellen, aber ich denke, sie haben eine komplette Lanze!“
„Wie lange sind die Satelliten noch verfügbar?“ fragte LaGrange nach.
„Maximal 2 Wochen! Einen der Satelliten haben wir heute Morgen schon verloren!“ teilte ihm Garcia mit. LaGrange verzog das Gesicht, aber davor hatte ihn Garcia ja gewarnt!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, an Bord der „Whirlwind“
Mo. 26.06.3071, 11:30 Uhr Ortszeit


„Gute Nachrichten!“ sagte OTL Scholz den versammelten Söldneroffizieren. „Ihr Colonel ist außer Lebensgefahr! Unser Chirurg musste 3 Operationen durchführen, unter anderem um noch ein paar Glassplitter zu entfernen, die nur auf unserem CT zu erkennen waren, aber er kommt wieder in Ordnung!“
„Wird er je wieder einen Mech steuern können?“ fragte Cpt. Owen Sparks nach.
„Das kann unser Ärzteteam leider derzeit nicht beantworten. Noch lieg der Colonel im künstlichen Koma. Aber von meinem Ärzteteam soll ich ein besonders dickes Lob an ihre Bordärztin ausrichten! Hätte sie Col. Mitchel nicht so gut versorgt, wäre jede Hilfe zu spät gekommen!“ Die Ärztin der Maurauders, die ebenfalls an der Besprechung teilnahm, lächelte glücklich und erleichtert. Ihre Kameradinnen und Kameraden klopften ihr anerkennend auf die Schulter.


Dann wurde Sigrid wieder ernster.
„Wir können davon ausgehen, dass wir mittlerweile aufgeklärt sind. Das heißt, dass wir über kurz oder lang mit einem Angriff von Blakes Wort rechnen müssen. Ihre Transportkapazität mit dem „UNION“ reicht jedenfalls aus um ihre gesamte, uns bekannte Streitmacht schnell hierher zu verlegen! Wir sollten uns ein Gelände aussuchen, in dem wir im Vorteil sind und unsere Landungsschiffe dorthin zurückziehen. Hierbleiben können wir nicht! Zum Schutz vor der Aufklärung durch die äquatorial stationierten Satelliten war es hier ideal, aber für ein Gefecht gegen diesen Gegner ist das Gelände hier viel zu offen. Sie würden uns einfach plattwalzen! Da der Gegner weiß wo wir sind, werden alle unsere Bewegungen ab jetzt wohl überwacht. Theoretisch könnten wir uns auch ganz zurückziehen, aber das würde meinem Auftrag widersprechen und ich sehe gute Chancen, den Kampf für uns zu entscheiden, wenn wir unsere Karten richtig ausspielen!“ Sigrid schaute in die Gesichter der Söldner, die ein wenig skeptisch dreinschauten. Dann ergriff sie wieder das Wort,
„Als erstes müssen wir in der Nähe ein Gelände identifizieren, das uns Vorteile bietet, aber auch die Möglichkeit uns zurückzuziehen.“ Sie hatte sich bereits vor der Besprechung mit Oberst Müller ausgetauscht, mit dem sie den passenden Ort für ihre eigene Falle ausgewählt hatte.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, HQ Blakes Wort
Di. 27.06.3071, 07:37 Uhr Ortszeit


Präzentor LaGrange und Demipräzentor Garcia studierten die aktuellen Aufklärungsergebnisse.
„Scheinbar haben sie mitbekommen, dass sie aufgeklärt wurden. Sie marschieren auf ein Hügelgelände zu, das erheblich einfacher zu verteidigen ist. Ihre Landungsschiffe sind bereits dort niedergegangen!“
„Können wir die Landungsschiffe ausschalten?“ wollte der Präzentor wissen.
„Schwierig! die beiden „UNION“s werden sicher durch deren L/R-Jäger gedeckt und für einen Orbitalbeschuss haben wir keine Kapazitäten. Wenn unser „UNION“ versucht sie anzugreifen, steigen sie garantiert auf um ihn abdrängen, wenn nicht noch schlimmeres!“
„Ok, lassen sie Gefechtsalarm geben. Wir verladen unsere gesamten Streitkräfte in den „UNION“. Jetzt bereiten wie dem endgültig ein Ende!“ ordnete LaGrange an.
„Wir haben aber nur einen Infanteriezug hier. Die anderen beiden sind im Industriezentrum Ironforge und in Pointers Bush stationiert!“ warf der Demipräzentor ein.
„Die brauchen wir nicht! Ein Infanteriezug reicht!“ war sich Präzentor LaGrange sicher. „Der Söldnerkommandant, die Lanzenführer und Demipräzentor Vasquez sollen sich in 30 Minuten im Besprechungsraum neben dem Lagezentrum zur Stabsbesprechung sammeln!“ ordnete er noch an, bevor er das Lagezentrum verließ. Er selbst war kein Mechkrieger. Die operative Gefechtsführung würde wie immer bei Vasquez liegen, dem Lanzenführer der Assault-Lanze.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Raumhafen
Di. 27.06.3071, 09:42 Uhr Ortszeit


Frank Hauser verließ zur Frühstückspause kurz das Raumhafengelände, um sich was anderes zu Essen zu holen als den üblichen Kantinenmampf. Mehrerer seiner Kollegen taten es ihm gleich. Als er den Imbiss betrat, stand Olga wie vereinbart in der Ecke. Sie oder Julian waren morgens immer zur selben Zeit abwechselnd im Imbiss, damit er auch während des Tages Nachrichten weitergeben konnte. Mit einem unauffälligen Wink signalisierte Frank ihr, dass er etwas hatte und legte wie beiläufig einen kleinen Zettel auf eine Ablage. Kaum war er weg holte Olga den Zettel und verließ die kleine Lokalität. Als sie 200 m weg war, warf sie einen Blick auf den Zettel.
„„UNION“ wird für den Einsatz beladen. Start für 11:45 Uhr angesetzt!“ Sofort ging sie zu dem kleinen Sender, den sie in einem alten verlassenen Gebäude deponiert hatten und gab die Information durch.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Verfügungsraum Marder-Lanze
Di. 27.06.3071, 10:07 Uhr Ortszeit


Georg führte ruhig sein TaiChi-Schwert durch die Übungen und fand so zur inneren Ruhe. Neben ihm vollführte auch Jiao Wu ihre Übungen. Hier auf dem Planeten hatten sie ihre gemeinsame morgendliche TaiChi-Routine wieder aufgenommen. Georg wusste aber, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm war.
„Herr Oberst! Meldung aus Hoffmans Landing!“ wurde er plötzlich aus seiner Konzentration gerissen. Er straffte sich und drehte sich zu der Unteroffizierin um, die ihn angesprochen hatte. Er nickte ihr zu,
„Meldung!“ sagte er. Sie gab ihm den Inhalt der Nachricht durch und Georg schaute auf die Uhr. Wenn der Union in rund 1,5 Stunden startete war er um die Mittagszeit hier! Er grüßte die Unteroffizierin und sagte,
„Lassen sie durch den OvD Alarm geben. Abmarschbereitschaft in 30 Minuten!“ wies er sie an. Die Soldatin grüßte und widerholte seine Anweisung, dann trat sie weg und ging schnellen Schrittes in den Befehlsstand.
„Wir werden wohl unsere Übung für heute beenden müssen!“ meinte er an Jiao gerichtet. Kurz darauf wurde die Ruhe durch geschäftiges Treiben abgelöst. Georg zog sich um und stand 10 Minuten später in seinem Kühlanzug im Gefechtsstand.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Raumhafen
Di. 27.06.3071, 11:45 Uhr Ortszeit


Präzentor LaGrange saß in einer der Beobachterliegen auf der Brücke der „Morningstar“, einem Landungsschiff der „UNION“-Klasse und verfolgte die Startvorbereitungen. Überwiegend bestand die Besatzung aus angeheuerten Matrosen und Söldnern. Nur die wichtigsten Offiziere und Unteroffiziere gehörten direkt zu Blakes Wort. Der Orden sah die Peripherie-Aufklärung zwar als notwendig und wichtig an, um dafür aber eigene Ressourcen zu verwenden war es aber nicht wichtig genug! Auch die Panzerlanzen und die schwere Kampflanze waren nicht Blakeisten sondern gehörten zu dem kleinen Söldnerkommando „Lucifers Siblings“. Deren Kommandeur hatte sich nach dem letzten Einsatz schon bei ihm beschwert und mehr Geld gefordert, da er eine komplette Panzerlanze verloren hatte. Aber er biss damit bei LaGrange auf Granit. Sie hatten einfach die Peripherie-Söldner unterschätzt, sonst wäre es kaum möglich gewesen, das diese mit ihren altertümlichen Panzern 2 „MYRMIDON“s und 2 „VEDETTE“s der „Siblings“ ausgeschaltet hatten. Sie konnten später zwar einen der “VEDETTE“s und den erbeuteten „GALLEON“ wieder flott bekommen, aber trotzdem waren sie geschwächt, denn auch der „GRASSHOPPER“ war nicht mehr zu retten gewesen, von dem „VINDICATOR“ ganz abgesehen. Der existierte nach dem Gefecht nur noch als ein Haufen faustgroßer Brocken! Nur die Assault-Lanze von Demipräzentor Vasquez gehörte zu Blakes Wort und dieses Mal würde Vasquez selbst den Angriff anführen, was LaGrange beruhigte. Vasquez war ein erfahrener Offizier und Mechkrieger.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, an Bord der „Whirlwind“ WarRoom
Di. 27.06.3071, 12:23 Uhr Ortszeit


Die Operationsoffizierin der „Maurauders“ 1.Lt. Hester Clarence bekam die Videofeeds der Aufklärungsdrohnen von „Frejias Ulanen“ direkt auf ihre Monitore übermittelt und die ruhige Stimme des Drohnenoperators, der die Daten stoisch analysierte klang in ihrem Ohr. Sie sah zum ersten Mal was moderne Aufklärungstechnik zu leisten vermochte. Dann tauchte ein Bild auf, das ihr gar nicht behagte. Beide Drohnen nahmen gleichzeitig die Landung des gegnerischen „UNION“-Landungsschiffes auf, wie es ca. 7000 m entfernt von ihrer Position niederging. Plötzlich vollführten beide Drohnen wilde Flugmanöver, die sich in ständig wechselnden Bildern niederschlug.
„Falke1, hier BigEye, Drohnen werden von L/R-Jägern angegriffen, benötige Deckung! Kommen!“ gab der Drohnenoperator der Ulanen Willi Schmidt per Funk durch.
„Hier Falke1, Die holen wir uns! Pauke, Pauke!“ kam dann die trockene Antwort des Rottenführers der Ulanen-Luft-Lanze Harro „Growler“ Schelbert zurück.


Die Jägerrotte der Ulanen befand sich bereits in der Luft und hatte Freigabe alle Ziele anzugreifen, die in Reichweite waren, sobald der Gegner gelandet war. Der verbliebene L/R-Jäger der Maurauder kreiste über den beiden Landungsschiffen „Whirlwind“ und „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“ und deckte diese. Die beiden L/R-Jäger der Ulanen rasten auf die Formation der Blakeisten zu, die gerade versuchten, die Drohnen abzuschießen. Der „SEYDLITZ“ und der „CORSAIR“, aus denen die L/R-Jägerrotte von Blakes Wort noch bestand, waren nur mit Lasern ausgerüstet, die denkbar ungünstigste Bewaffnung um kleine Ziele wie eine Drohne anzugreifen, die KI-gesteuert wie wild in der Luft herumkurbelten um einer Zielerfassung zu entgehen.


„Ich greife den „CORSAIR“ an!“ gab Growler an seine Flügelfrau Dolores „Spear“ Rios durch, kurz bevor beide in Waffenreichweite waren.
„Claro, Growler!“ kam die Antwort. Damit hatte sie die Aufgabe den „LUCIFER“ Growlers mit ihrem „SHILONE“ zu decken. Schnell näherte sich sein „LUCIFER“, auf 500 m löste er die beiden schweren Laser aus und traf den „CORSAIR“ ins Heck, der von der Jagd nach den Drohnen abgelenkt war. Sofort zog der Gegner den Knüppel und brach nach rechts oben aus. Die beiden medLaser Growlers schossen wirkungslos vorbei. Aber er vollzog das Manöver nach und ignorierte den „SEYDLITZ“ der sofort versuchte den „LUCIFER“ von seinem Kurs abzudrängen. Aber 2 Salven der AK/2 von Spears „SHILONE“ brachten den leichten Jäger sofort zur Vernunft.
„Bin am „SEYDLITZ“, pass auf, das du dem „UNION“ nicht zu nahe kommst!“ gab Dolores an ihren Kameraden durch!
„Klar!“ kam die kurze Antwort ihres Rottenführers, der jedes Flugmanöver des „CORSAIRS“ konterte und diesen ständig mit seinen Lasern beharkte. Langsam fraßen sich seine Laser immer tiefer in die Panzerung des „CORSAIR“s, als dieser plötzlich nach unten wegkippte. Sofort stürzte sich Harro Schelbert hinterher, brach aber kurz darauf aus, da er erkannte, dass der Gegner ihn in die Waffenreichweite des „UNION“s locken wollte. Beim Hochziehen trafen ihn plötzlich 2 medPulsLaser. Der „SEYDLITZ“ hatte Spear ausmanövriert und war ihm gefolgt. Die Treffer richteten nur leichten Schaden an, destabilisierten aber kurz seinen Flug,


„Spear, wir nehmen den „SEYDLITZ“ in die Zange, dann ist der „CORSAIR“ dran!“ gab Growler durch und setzte dem schnellen und wendigen Jäger nach. Spear positionierte sich mit etwas Abstand und versuchte dabei dem „SEYDLITZ“ bei seinen Ausweichmanövern in die Seite zu kommen. Nach ein paar Flugmanövern war es soweit. Ihre Zielerfassung summte und sie löste auf kurze Entfernung alle ihre Waffen aus. Die AK2, der schwere Laser, die beiden medLaser und die SRMs lagen alle im Ziel und rissen die dünne Panzerung des leichten Jägers wie Papier auf. Sofort stoben Flammen aus dem gegnerischen Jäger und der Pilot schleuderte sich aus seinem sterbenden Flugzeug. Dann wurde kurz darauf ihr „SHILONE“ durchgeschüttelt. Dem „CORSAIR“ war es während ihres Angriffs gelungen unbemerkt hinter sie zu kommen und hatte alle seine Laser in ihr Heck entladen! Sofort wurde die Triebwerksanzeige ihres rechten Triebwerks rot und ihr fehlte schlagartig Schub.
„Growler, rechtes Treibwerk ausgefallen! Ich bin nur noch eine lahme Ente!“ gab sie durch.
„Hau ab, Spear, mit dem „CORSAIR“ werde ich auch alleine fertig!“ Sofort drückte sie ihren Knüppel nach vorne und kitzelte volle Leistung aus ihrem linken Triebwerk. Harro Schelbert war aber bereits mit seinem „LUCIFER“ zur Stelle und drängte den gegnerischen Jäger ab.
„So, jetzt du und ich!“ knurrte Harro vor sich hin und beharkte den „CORSAIR“.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Weiter Orbit, Geostationäre Position, „Witch“ Brücke
Di. 27.06.3071, 12:34 Uhr Ortszeit


„Signal von der „Sturm“. Der Geier ist gelandet!“ meldete der Signalgast. Francois Dassaults Mund umspielte ein Lächeln, endlich konnten sie es diesen Bastarden heimzahlen!
„Gefechtsalarm! Kurs auf die Landezone!“ befahl sie knapp. Der Kurs war bereits berechnet und in spätestens 15 Minuten würden sie die Atmosphäre erreichen.
„Aye, Aye Skipper!“ meldete ihr Knut Silcher, ihr neuer 1. Offizier, der gerade das Steuer hatte. Er gab Beschleunigungsalarm, dann sprangen die Triebwerke an und beschleunigten den „CONFEDERATE“ auf die maximale Beschleunigung von 3g. Alle Besatzungsmitglieder wurden tief in ihre Sitze gepresst. 15 Minuten später drang die „Witch“ mit brüllenden Triebwerken in die Atmosphäre ein. Ihr voraus flog die Air-Lance der „Witch“, die kurz vor dem Eintauchen in die Atmosphäre ausgeschleust worden war.


Als die beiden Jäger der „Witch“ auf 8000 m über Grund gesunken waren erfasste das Radar von OTL Fjodor „St Michael“ Kowalski einen „CORSAIR“ und Growlers „LUCIFER“ die einen erbitterten Luftkampf führten.
„Falke1, Hier Bussard1, Lageinformation! Kommen!“ funkte er seinen Kameraden an.
„Hier Falke1, Mensch, Michael gut das ihr kommt! Einen „SEYDLITZ“ abgeschossen, „CORSAIR“ ist der letzte Gegner in der Luft. Falke2 beschädigt, Spear musste Gefecht abbrechen! Kommen!“ hörte er kurz darauf die Antwort. Fjodor fiel ein Stein vom Herzen, er hatte schon befürchtet, das Dolores abgeschossen worden war.
„Hier Bussard1, Lenk den „CORSAIR“ ab, dann räumen wir ihn gemeinsam vom Himmel! Kommen!“
„Hier Falke1, verstanden, Ende!“ Fjodor zog dann seinen „STUKA“ in Richtung des Gegners und befahl seiner Flügelfrau Kdt. Saskia „Ice“ Walldorf die Spitze zu übernehmen. So überwältigend die Feuerkraft seines „STUKA“s auch war, aber der „EAGLE“ den Ice flog, war im Luftkampf der bessere und beweglichere Jäger! Sofort zog der „EAGLE“ an ihm vorbei und wenig später waren sie heran. Mittlerweile hatte der Pilot des „CORSAIR“s mitbekommen, das er weitere Gesellschaft bekommen hatte, aber Growler sorgte dafür dass er nicht ausbrach. Dann war Ice in Waffenreichweite, eiskalt wartete sie bis der Gegner in Reichweite aller ihrer 7 Laser war, dann löste sie einen verheerenden Schlag aus! 3 schwere Laser und 4 medLaser bohrten sich in die Seite des „CORSAIR“s und zerkochten Panzerung in Mengen. Aber der „Corsair“ wurde seinem Ruf als robuster Jäger gerecht, schüttelte sich nur und versuchte nach links abzudrehen.
„Growler, hol ihn runter!“ knurrte Ice über Funk, als sie mit einer Rolle abdrehte um einen neuen Zielanflug zu machen. Der „Corsair“ war bei seinem Ausweichmanöver direkt in die Schusslinie des „STUKA“s geflogen und Growler grinste böse, als er alle seine Waffen in den beschädigten Jäger auslöste. Seine 2 PPKs und die AK/20 zerfetzten den Jäger regelrecht und gaben dem Piloten keine Chance auszusteigen. Von dem „CORSAIR“ blieben nur noch glühende Trümmer, die nun zu Boden regneten.
„Hier Bussard1, Luftraum ist sauber! Halten uns bereit für Abruf!“ meldete er über die allgemeine Kommandofrequenz. Von Oben drohte nun den Mitchels Maurauders und den lyranischen Kräften keine Gefahr mehr.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Marder-Lanze
Di. 27.06.3071, 12:55 Uhr Ortszeit


„Hier Bussard1, Luftraum ist sauber! Halten uns bereit für Abruf!“ hörte Georg über die Kommandofrequenz. Kowalski hatte wieder ganze Arbeit geleistet, wie damals auf Barcelona! Georg war froh, dass dieser alte Kämpe in seinen Reihen war. Dann konzentrierte er sich wieder auf die visuelle Übertragung, die er von einem der Erkundungsfahrzeuge bekam, das er seiner Lanze vorausgeschickt hatte. Seine Lanze und die unterstützenden Erkundungsteams waren mit passiven Sensoren unterwegs um nicht aufzufallen. Die beiden gegnerischen Mechlanzen hatten sich formiert und rückten nun koordiniert auf die Stellungen der Maurauders und der Ulanen vor. In der Vergrößerung erkannte er, dass eine der Lanzen nur aus 3 Mechs bestand. Aber einer dieser Mechs war der „CRUSADER“ von Col. Mitchel. Scheinbar hatten die Blakeisten diesen Mech wieder instand setzen und einsatzbereit machen können. „2 Artillerie-Mechs!“ überlegte der Oberst. Der „CRUSADER“ und der „CATAPULT“ konnten aus dem Rückraum den Gegner mit vernichtenden LRM-Schlägen eindecken ohne selbst groß in Erscheinung zu treten Die Marder-Lanze hatte sich bis auf 2000 m gedeckt dem Gegner angenähert, dann war nur noch eine karge und leicht hügelige Baumlandschaft zwischen ihnen und der linken hinteren Flanke des Gegners. In den Luftaufnahmen der Drohnen, die nun wieder normal aufklären konnten, erkannte er, das der „SHRECK“ und ein weiterer Panzer sich auf einen Hügel zu bewegten, von dem dessen 3 PPKs gut auf die Stellungen der Maurauders wirken konnte. Dann rückten die Blakisten vor, angeführt von dem „BANSHEE“ und dem „ORION“. An den Flanken links und rechts bewegten sich der „WOLVERINE“ und der „GRIFFIN“ nach vorne. Dahinter waren der „CATAPULT, der „CRUSADER“ und der „CYCLOPS“ in dem er den gegnerischen Mechkommandeur vermutete. Georg schaute sich diese mustergültige Aufstellung an, anders wäre er in dieser Situation auch nicht vorgegangen! Mittlerweile waren Georg und seine Lanze an ihrer Ablaufstellung angekommen, die er festgelegt hatte.
„Es wird Zeit etwas Chaos zu verbreiten!“ dachte er. Da kam die Meldung,
„Hier Blimp1, sind in Position!“ von der „Witch!“
„Genau richtig!“ dachte sich Georg und drückte die Sprechtaste.
„Hier Marder1 an Alle! Pompeij, wiederhole Pompeij! Kommen!“
„Hier Blimp1, Verstanden, Ende!“
„Hier BigMama, Verstanden, Ende!“
„Hier Bussard1, Verstanden Ende!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, an Bord der „Sturm“ a.k.a. Winterstorm“ Brücke
Di. 27.06.3071, 13:01 Uhr Ortszeit


„Pompeij“! – Das Stichwort für einen konzentrierten Angriff auf den „UNION“ der Blakeisten! Klaus Duisenberg biss die Zähne zusammen. Das würde ein hartes Stück Arbeit werden! In Vorbereitung des Planes hatten sie bereits den im Koma liegenden Colonel wieder auf die „Whirlwind“ bringen lassen.
„Ruder, Startvorbereitung! Signal, geben sie mir die Kommandantin der „Whirlwind“!“ befahl er. Dann erschien das Bild von Shirley Wallace, der Kommandantin des Landungsschiffes der Söldner. Er informierte sie kurz über den geplanten Angriff.
„Sollen wir nicht mitfliegen? Ein „UNION“ mehr wäre eine signifikante Erhöhung der Schlagkraft!“ schlug die Kommandantin vor.
„Nein, sie müssen mit ihren Geschützen die Landezone sichern, falls die gegnerischen Mechs durchbrechen!“ teilte er ihr mit.
„Gut! Aber sie allein gegen den gegnerischen „UNION“ …!“ meinte sie zur Antwort. Klaus zwang sich zu einem zuversichtlichen Lächeln,
„You never walk alone!“ antwortete er nebulös und verabschiedete sich.
„Viel Glück!“ wünschte ihm noch die Kommandantin. Dann meldete ihm der Rudergänger dass sie startbereit waren.
„Zündung! Kurs auf den „Geier“, koordinieren sie den Anflug mit der „Witch“!“ Dann zog er nochmal die Sitzgurte straff, dies würde ein sehr unruhiger Flug werden. Ein Atmosphärenkampf war für jeden Landungsschiffkommandanten eine echte Herausforderung! Innerlich schüttelte er den Kopf. Auf so einen Plan konnte nur einem alten Haudegen wie dem Oberst kommen! Aber dieser Angriff würde Chaos in die gegnerische Kommandostruktur bringen, da war er sich sicher!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, an Bord der „Morningstar“ WarRoom
Di. 27.06.3071, 13:04 Uhr Ortszeit


„Präzentor“ wir haben ca. 5000 südlich einen verschlüsselten Funkspruch aufgefangen!“ meldet ihm einer der Funker.
„Karte!“ sagte er und lies sich die ungefähre Position anzeigen. „Das ist 2000 südostwärts im Rücken unserer Mechlanzen.“ stellte er fest. „Konnte dort was erfasst werden?“ fragte er nach.
„Nein, keine Erfassung!“ teilte ihm die Radaroffizierin mit.
„Schicken sie ein Aufklärungstrupp hin, das gefällt mir nicht!“ wies er den Operationsoffizier an. „Schon was neues wo die beiden zusätzliche Jäger hergekommen sind?“
„Nein Sir, sie kamen direkt aus dem Orbit!“ antwortete der Op-Offz.
„Erfasse ein weiteres Landungsschiff im Anflug direkt auf uns zu!“ meldete die Akolutin, die an den Radar- und Sensorkontrollen saß. Als sie die Werte durch die Identifizierungssoftware laufen ließ weiteten sich ihre Augen vor Überraschung. „Es handelt sich um ein „CONFEDERATE“-Landungsschiff! Die gibt’s doch gar nicht mehr!“ Der Op-Offz wertete den Anflugvektor aus.
„Die wollen uns angreifen!“ stellte er fest. Dann meldete sich nochmal die Radaroffizierin. „Einer der beiden „UNIONS“ der Gegner ist gestartet, Kurs auf uns zu!“ Plötzlich hörten sie lautes Krachen und spürten leichte Erschütterungen des Schiffes.
„Wir werden angegriffen, 3 L/R-Jäger, Schäden bisher gering!“ meldete der Kommandant der „Morningstar“ über BordCom.
„Sir!“ meldete sich plötzlich der ROM-Agent der für die Nachrichtendienstliche Unterstützung des Einsatzes verantwortlich war. „Ich konnte anhand unserer ROM-Datenbank ermitteln, woher der „CONFEDERATE“ aller Wahrscheinlichkeit nach herkommt. Ein kleines lyranisches Unternehmen für Tiefraumerkundung auf Kwangjong-ni hat vor 3 Jahren einen „CONFEDERATE“ in Dienst gestellt. Einen der letzten in der IS. Wir haben es hier ganz offensichtlich mit Lyranern zu tun!“
„Lyraner? Was wollen die denn hier draußen?“ fragte LaGrange.
„Da könnte ich nur raten, aber falls die wissen, dass wir dem Orden angehören, wird nur eine Seite lebend vom Kampfplatz gehen!“ prophezeite der Rom-Agent düster. LaGrange sah gerade vor seinem inneren Auge wie sein Plan die tiefe Peripherie in eine Einflusszone von Blakes Wort zu verwandeln, den er jahrelang verfolgt und gegen alle Widerstände durchgesetzt hatte, zu scheitern drohte!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Marder-Lanze
Di. 27.06.3071, 13:08 Uhr Ortszeit


„Die Zeit ist reif!“ stellte Georg für sich fest, da knackte das Kom.
„Marder 1, hier Gazelle2, Leichtes Erkundungsfahrzeug kommt auf uns zu. Zielentfernung 400 m. Georg schaute auf sein passiv geschaltetes Radar, auf dem natürlich nichts zu sehen war.
„An Alle, Hier Marder 1, Vorrücken Richtung NordWest in feindliche linke Flanke, Marder4, Ausschalten des Erkundungfahrzeuges, Radar noch passiv! Sensoren Aktiv schalten erst bei Angriffsbefehl! Marsch Marsch!“ Sofort setzte sich die gesamte Lanze in Bewegung und Huli Jings „SPINNE“ stieß schnell bis zu dem gegnerischen Erkundungsfahrzeug vor und zerstörte es, bevor die Besatzung überhaupt mitbekam, was da vor sich ging! Schnell schmolz der Abstand zur gegnerischen Lanze und 1000m vor dem nächsten Mech befahl der Oberst,
„Hier Marder1, Angriff! Für Tharkad! Primärziele erst „CATAPULT“ dann „CRUSADER“!“ Sofort schalteten alle Fahrzeuge und Mechs der kleinen Truppe die Sensoren auf Aktiv und Sekunden später war der „CATAPULT“ in Reichweite der ERPPK und der LRM10 des „GRIFFIN“. Als die Zielerfassung summte zog Orca den Abzug für die Langstreckenwaffen. Er hörte mit Befriedigung das reißende Rauschen der startenden LRMs und das laute, peitschenartige Zischen seiner PPK!


900m hinter dem „CATAPULT“ blieb Nihara „Lightning“ Sangare kurz stehen und konzentrierte sich auf ihr Ziel, die Rückenpanzerung des gegnerischen 65to Mechs. Dann löste sie ihre clanGauss aus und landete einen Volltreffer! Der „Catapult“ wurde förmlich durch die Wucht des Eisen-Nickel-Geschosses nach vorne gerissen und die Anzeige der Rückenpanzerung wechselte auf Kirschrot. Noch so ein Treffer und der „CATAPULT“ wäre Geschichte! Aber der Pilot reagierte sofort und löste seine Sprungdüsen aus. Kurz bevor er abhob wurde er aber noch von der PPK und der LRM10 des Oberst in die Seite getroffen. Kaum war er in der Luft traf ihn die LRM15-Salve von Mantis „THANATOS“ im Flug und der Mechkrieger bekam Schwierigkeiten seinen Mech sauber zu landen. Lightning rückte mit ihrer „SHADOW CAT“ vor. Da der „CATAPULT“ im Flug seine Rückenpanzerung weggedreht hatte zielte sie auf das linke Waffenmodul, das schon durch Treffer der anderen Mechs der Lanze angeschlagen war. Als die Eisen-Nickel-Kugel einschlug, detonierte ein Teil der Raketen im Waffenmodul und rissen es vom Mech ab. Der plötzliche Gewichtsverlust ließ den Mech straucheln und ermöglichten es dem „THANATOS“ und dem „GRIFFIN“ weitere Volltreffer zu landen. Ein weiterer GAUS-Treffer besiegelte das Schicksal des Mechs und schaltete ihn endgültig aus.


Mittlerweile hatten sich die anderen Mechrieger der Blakeisten von der Überraschung erholt und wendeten sich dem Angreifer in ihrem Rücken zu.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Luftraum über dem Südkontinent, „Witch“ Brücke
Di. 27.06.3071, 13:16 Uhr Ortszeit


Francois Dassault konnte bei ihren Angriffsflügen die volle Leistungsfähigkeit ihrer Triebwerke und die für ein Landungsschiff geringe Masse voll ausspielen und bewegte sich mühelos um den gegnerischen „UNION“ herum. Immer wieder stieß sie vor und löste ihre schweren Laser aus, um sich gleich wieder zurückzuziehen. Die Geschützführer des „UNIONS“ verstanden aber auch ihr Handwerk und hatten schon ein paar Treffer auf der „Witch“ landen können, doch keiner war zum Glück schwerwiegend. Auf dem Radar und der visuellen Darstellung sah Francois dass auch die „Sturm“ ähnliche Manöver vollführte, wenn auch etwas schwerfälliger. Dafür konnte sie, aufgrund ihrer stärkeren Armierung erheblich mehr austeilen und auch einstecken. Bei ihren Zielanflügen konzentrierten sich die beiden Landungsschiffe und auch die 3 lyranischen L/R-Jäger auf die Geschütztürme des gegnerischen „UNION“ und hatten bereits 2 Kuppeln ausschalten können. Langsam zeigte der ständige Beschuss Wirkung!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Marder-Lanze
Di. 27.06.3071, 13:19 Uhr Ortszeit


Die Marderlanze zog sich nach dem ersten Schlag langsam zurück und konzentrierte ihr Feuer auf den „CRUSADER“, der mittlerweile schwer mitgenommen war. Aber die anderen gegnerischen Mechs rückten ihnen auf den Pelz und nahmen Georgs Lanze unter konstantes Feuer, das sich vor allem auf Mantis „THANATOS“ und seinen „GREIF“ konzentrierte. Pfeiferhannes hatte an einigen Stellen bereits erheblich Panzerung eingebüßt! Huli Jing und Lightning entzogen sich jedesmal mit ihrer hohen Mobilität dem direkten Feuer des Gegners!
„Lightning, konzentriere dich mit Huli Jing auf den „WOLVERINE“!“ befahl Georg knapp, während er gerade sprang und den „CRUSADER“ ins Visier nahm. Kaum summte die Zielerfassung löste er seine LRM10 und die cERPPK aus. Beide trafen den den Torso des „CRUSADERS“, dessen Panzerung an dieser Stelle nun fast nicht mehr vorhanden war. Aber bevor er landete wurde sein „GREIF“ von 2 Salven LRM10 durchgeschüttelt, die weitere wertvolle Panzerung von seinem rechten Torso und seinem Arm rissen!
„Scheisse!“ fluchte er laut über den Funk! Plötzlich landete der „THANATOS“ zwischen ihm und dem Gegner und Mantis löste einen Alpha in den Torso des keine 300 m entfernten „CRUSADER“ aus Die Laser und die LRMs durchschlugen den Torso endgültig und weideten ihn aus. Der Mech erstarrte und kippte vornüber.
„Guter Schuß!“ rief Georg befriedigt über den Lanzenkanal, „Aber verschwinde da, sonst kommst du in Reichweite des „CYCLOPS“!“
„Keine Bange mein Lieber, so schnell wirst du mich nicht los!“ kam auf ihrem privaten Kanal zurück und Mantis zog sich mit ihrem Mech Furie auf Flammenzungen wieder weit aus der Reichweite der AK20 des 90to Mechs zurück, in dem Georg den gegnerischen Kommandeur vermutete.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Marder-Lanze
Di. 27.06.3071, 13:21 Uhr Ortszeit


Sigrid wertete ihr Radardisplay aus. Kurz bevor sie die beiden Lanzen der Blakisten erreicht hatten, war ihnen der Oberst mit der Marderlanze in den Rücken gefallen. Die 3 Lanzen der Ulanen und der Maurauder hatten sich in dem Hügelgelände versteckt und standen mit abgeschalteten Sensoren bereit. Die Informationen wurden ihr von den MTWs der Marineinfanteristen, den Drohnen und der Marderlanze eingespielt, sonst wäre sie Blind und Taub gewesen. Es war jetzt Zeit in den Kampf einzugreifen entschied sie. Der „BANSHEE“ war der nächststehende Feindmech, ein 95to schweres enorm stark gepanzertes Monstrum, dessen Bewaffnung aber eher auf den Fernkampf ausgelegt war. Sie drückte die Kom-Taste,
„Ulanen, Maurauders, zum Angriff! Primärziel der „BANSHEE“, Scout-Lanze konzentriert sich auf den feindlichen „GRIFFIN“! Und passt auf, das ihr unsere Kavallerie nicht beschießt!“ Kurz bevor sie ihre Stellungen bezogen, hatte Sigrid die Maurauders bei der letzten Befehlsausgabe in den gesamten Op-Plan „Tsunami“ eingewiesen, auch das eine weitere lyranische Lanze in den Kampf eingreifen würde! Als alle Mechs ihre Sensoren aktivierten, vervielfachten sich schlagartig die Echos auf dem Radar und die beiden gegnerischen Lanzen waren von einem Moment auf den anderen von Gegnern eingekreist.


Owen „Ironfist“ Sparks wurde von großer Zuversicht durchflutet, als er, nachdem er seine Sensoren aktiviert hatte, mit schnellem Blick die taktische Lage analysiert hatte.
„Kampflanze, mir nach! Ziel: „BANSHEE“ befahl er seiner letzten verbliebenen Lanzenkameradin, während die Scoutlanze nach Norden stob um sich den feindlichen „GRIFFIN“ zu holen. Da fiel ihm gerade noch was ein,
„Hornet, hier Ironfist! Suche den letzten „SHRECK“ und schalte ihn aus! Kommen!“
„Hier Hornet, Verstanden“ Ende!“


Bevor aber Toby „Hornet“ Creedy seine Wachrunde über der „Whirlwind“ abbrach, holte er sich noch per Funk die Freigabe für die Jagd nach dem Panzer bei Harro Schelbert, der sie ihm aber ohne zu zögern gab! Aus den Drohnenübertragungen, die er die ganze Zeit mitverfolgt hatte, wusste er genau wo der „SHRECK“ zu finden war.
„Für Philippa!“ dachte er, zog hoch, flog einen Immelmann und raste dem Hügel zu, auf dem sich der gegnerische PPK-Träger eingegraben hatte und lies die „Whirlwind“ ohne unmittelbare Luftdeckung zurück.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, an Bord der „Morningstar“ WarRoom
Di. 27.06.3071, 13:27 Uhr Ortszeit


„Wenn wir hier noch weiter auf dem Boden bleiben, werden die uns in tellergroße Stücke zerlegen, 4 meiner Geschütze sind schon ausgefallen! Wenn das so weitergeht, landen die einfach und schießen uns schrottreif, ohne dass wir uns wehren können!“ Der Landungsschiffkommandant war persönlich in den WarRoom gestürmt und hatte sofort die prekäre Lage der „Morningstar“ dem Präzentor dargelegt. „Entweder starten wir sofort oder dieses Schiff wird unser aller Grab!“ schloss er seine Tirade. Der Kommandant hatte schon mehrfach um Starterlaubnis ersucht, aber LaGrange hatte dies jedes Mal abgelehnt.
„Gut, starten sie!“ stimmte der Präzentor endlich zu. Sofort sprach der Kommandant in sein Kom,
„Startvorbereitungen, Beschleunigungsalarm!“ gab er durch.
„Was ist mit unseren Bodentruppen?“ fragte der Operationsoffizier.
„Die holen wir nachher wieder ab, jetzt haben wir keine Zeit mehr sie an Bord zu nehmen!“ sagte der Landungsschiffkommandant, bevor LaGrange reagieren konnte. Aber auch er sah die taktische Notwendigkeit des Vorgehens an.
„Der Kommandant hat recht!“ stimmte er zu. Gleichzeitig überlegte er, wie er dieses Manöver zu ihrem Vorteil nutzen konnte. Da kam ihm eine Idee!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Luftraum über dem Schlachtfeld
Di. 27.06.3071, 13:30 Uhr Ortszeit


Harro „Growler“ Schelbert flog zusammen mit der L/R-Jägerrotte der „Witch“ durch das Flakfeuer einen Angriff gegen den feindlichen „UNION“ nach dem anderen. Mittlerweile waren 4 der Geschütztürme des Landungsschiffes verstummt und die Außenhülle zeigte schon deutliche Schäden! Gerade als er abrollte um eine Schleife für einen neuerlichen Angriff zu fliegen, sah er wie die Triebwerke des „UNION“ gezündet wurden.
„Der Geier will abhauen!“ gab er über Funk durch.
„Umso besser, dann blasen wir ihm seine Triebwerke aus!“ kam postwendend die Antwort des Staffelführers St. Michael.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Assault-Lanze Blakes Wort
Di. 27.06.3071, 13:31 Uhr Ortszeit


„Die „Mornigstar“ startet!“ hörte Demipräzentor Vasquez eine gehetzte Stimme über Funk. Sie gehörte einem der Mechkrieger der Söldnereinheit Lucifers Siblings. Durch das überraschende Auftauchen der mittleren Mechlanze in ihrem Rücken war er da zwar tonnagemäßig immer noch leicht im Vorteil, aber die lyranische Lanze trat ihm sehr diszipliniert entgegen und konnte, in dem sie ihr Feuer konzentrierte, bereits 2 seiner 7 Mechs ausschalten, ohne bisher einen eigenen Verlust zu erleiden. Vor allem hatte er jetzt seine Artillerie-Mechs verloren und die Lyraner hielten sich geschickt außerhalb der Reichweite seiner Mittelstreckenwaffen, wie den medLasern und seiner AK20. Als dann noch die Maurauders ihre Mechs hochfuhren, verstärkt durch eine weitere Lanze dieser verdammten Lyraner sah er schwarz! Und jetzt startete die „Mornigstar“ ohne ihn vorher zu informieren! Das sie starten musste war ihm klar. Aber einfach ohne ein Wort abzuheben war in seinen Augen eine Ungeheuerlichkeit! Doch jetzt musste er zuerst seine Leute aus dieser Zwickmühle befreien. Wenn sie hierblieben, würden sie zerrieben werden!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Wolfs-Lanze a.k.a. Frejias Ulanen
Di. 27.06.3071, 13:35 Uhr Ortszeit


Auf dem Radar sah sie es ganz deutlich, der Gegner versuchte sich von ihnen zu lösen und nach Norden auszuweichen! Der „BANSHEE“ stapfte so schnell er konnte nach Norden und deckte dabei den Rückzug der leichteren Einheiten. Bisher hatten sie die Panzerung dieses Monstrums nur ankratzen können.
„Ulanen, auf einer Line vorrücken!“ befahl Sigrid „Frigg“ Scholz, das schlimmste was jetzt passieren könnte, wäre jetzt eine ungeordnete Verfolgung, die ihre Formation auseinander reißen würde!
„NordWest 600, „DEMOLISHER“ voraus!“ meldete Ksenija „Vorona“ Sokolow. Sigrid schaute in die angegebene Richtung und sah, wie der schwere Panzer versuchte sich rückwärtsfahrend zurückzuziehen.
„Neues Ziel, „DEMOLISHER“ gab sie an ihre Lanze durch und alle Mechs nahmen den überschweren Panzer unter Beschuss, hielten dabei aber respektvoll Abstand vor dessen beiden gewaltigen Kanonen! Dies gab zwar dem „BANSHEE“ Raum und Gelegenheit um sich schneller zurückzuziehen, aber einen „DEMOLISHER“ wollte keiner in seinem Rücken haben! Sigrid beobachtete, wie ihre AK/5-Granaten auf der Frontpanzerung funkensprühende zerbarsten und Panzerungsbrocken herausrissen. Schwere Laser fraßen sich immer tiefer in die Bugplatte bis diese dem Bombardement durch die Langstreckenwaffen mehrerer Mechs nachgab und diese durchschlugen. Sofort stieg ein Feuerblitz nach oben, als die Munition detonierte und den schweren Turm aus dem Chassis riss.
„Weiter vorrücken! Passt auf, da müssen noch ein paar Panzer unterwegs sein!“ gab Sigrid durch, setzte sich an die Spitze ihrer Lanze und marschierte an dem brennenden Wrack des „DEMOLISHERS“ vorbei, dem „BANSHEE“ hinterher.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Maurauder Scout-Lanze
Di. 27.06.3071, 13:35 Uhr Ortszeit


Die leichte Lanze setzte dem an der Flanke eingesetzten, gegnerischen „GREIF GRF-1N“ schwer zu. Aber immer wieder sprang der 55to und entzog sich der drohenden Umkreisung. Da riss ein PPK-Volltreffer das linke Bein des „COMMANDO COM-2D“ von MSgt Ted „Bear“ Nugent ab. Selbst der alte erfahrene Mechkrieger konnte seinen Mech nicht mehr im Gleichgewicht halten und stürzte. Ben „Tavor“ Dajan ballte die Faust und sprang mit seiner „VALKYRIE VLK-QA“ sofort zwischen den gefallenen Mech und den „GREIF“ um ihn zu schützen!
„Bear, alles ok?“ fragte er über Funk. Nach einem kurzen Stöhnen antwortete sein Kamerad.
„Ein paar Prellungen und einen Schnitt. Ich bin raus, mein Mech ist nicht mehr kampffähig!“
„Dann mach dass du aus dem Cockpit raus kommst und hau ab!“ befahl der Lanzenführer seinem Kameraden. Am Boden liegende Mechs waren immer ein bevorzugtes Ziel!
„Melde mich ab und macht den Kerl fertig!“ brummte Bear zur Antwort und schaltete seinen Mech ab, bevor er die Luke öffnete und sich möglichst schnell aus der Kampfzone verzog. Durch den Abschuss war der Pilot des „GREIF“s kurz abgelenkt und der zweite „COMMANDO“ der Lanze konnte mit seinem schweren Laser einen Volltreffer auf dem schon beschädigten rechten Arm landen. Die PPK des Greifs wurde abgerissen und der Gegner stand nun ohne seine mächtigste Waffe da! Aber gerade als Tavor vorrücken wollte um den Mindestabstand der LRMs zu unterschreiten wurde sein Mech von einem Schwarm LRM15 getroffen und schüttelte ihn durch. Seine Panzerung wurde dabei schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auf dem Radar tauchte jetzt der „ORION“ auf. Tavor trat sofort beide Pedale durch und sein leichter Mech sprang zur Seite. Die AK/10-Salve des schweren Mechs verfehlte ihn nur knapp! Tavor rief seine verbliebene Lanzenkameradin an,
„Dancer, wir gehen auf Abstand, bleiben in Bewegung und wir halten sie beschäftigt!“
„Yes Sir!“ antwortete SFC Sally „Dancer“ Novak knapp. Auch ihr war klar, das mit einem „ORION“ als Gegner nicht gut Kirschen essen war! Dem „GREIF“ konnte Tavor nur noch einen Schwarm LRM10 nachschicken bevor er aus der Radarerfassung verschwand.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Kampflanze Mitchels Maurauders
Di. 27.06.3071, 13:39 Uhr Ortszeit


Owen Sparks rückte in einer Linie mit den Ulanen vor. Da knackte plötzlich das Kom und eine unbekannte Stimme gab einen Befehl,
„An alle Bodentruppen der Maurauder und Ulanen, Hier Oberst Müller, LAS, Alles hört auf mein Kommando! Maurauder-Scoutlanze greift weiter Westflanke des Gegners an, Maurauder-Kampflanze, Ulanen und Marderlanze rücken auf das Zentrum des Gegners vor. Maurauder-Kampf links, Ulanen Zentrum, Marder rechts. Marder übernimmt Überwachung der Ostflanke des Gegners! Ich bin bei der Marderlanze! Auf einer Linie bleiben! Vorwärts! Kommen!“ hörte Ironfist die befehlsgewohnte Stimme. Das musste der Oberkommandierende sein, von dem Sigrid Scholz gesprochen hatte! Schnell bestätigte er die Order!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Luftraum über dem Schlachtfeld
Di. 27.06.3071, 13:39 Uhr Ortszeit


Langsam beschleunigte das Blakeisten-Landungsschiff, dem der Codenamen „Geier“ gegeben worden war und hatte bald eine Höhe von 8000 m erreicht. Dann änderte sich plötzlich der Richtungsvektor und das Schiff sank wieder.
„Wo will er hin?“ fragte Francois Dassault ihren Ortungsoffizier.
„Der Flugvektor zeigt genau auf den Landeplatz von dem vorher die „Sturm“ gestartet ist. Unsere Landezone und die „Whirlwind ist gefährdet!“ melde ihr der Ortungsgast. Geistesgegenwärtig setzte Francois einen Befehl ab,
„Hier Blimp1, alle Kräfte sofort Triebwerke des „Geiers“ ausschalten, der will bei der „Whirlwind“ landen! Kommen!“ Sofort antwortete ihr der Staffelführer Fjodor Kowalski,
„Hier St.Michael, Verstanden! Ende!“ Da alle Piloten mitgehört hatten stürzten sich die 3 verbliebenen Raumjäger auf den Union, flogen ihn auf der Heckseite an und lösten ihre Waffen konzentriert auf eines der Triebwerke aus. Da stieß plötzlich der „GOTHA“ der Maurauder nach oben und löste ebenfalls seine Waffen aus. Haupttriebwerk 4 des „UNION“s erlosch schlagartig, als die LRM20 des „GOTHA“s das schon schwer mitgenommene Triebwerk vollends ausweideten.
„Hornet, wolltest du nicht auf Panzerjagd gehen?“ fragte Harro „Growler“ Schelbert.
„Ist erledigt!“ kam die kurze Antwort. Die Jäger ließen sich unter dem Landungsschiff einfach nach unten fallen und richteten mittels der Steuerdüsen ihre Nasen zur Triebwerkssektion des „UNIONS“ aus. Der Boden kam dabei schnell näher.
„Hier Blimp1, der Flugvektor des Geiers verändert sich, der Schub reicht nicht mehr für den beabsichtigen Landepunkt! Gut gemacht!“ gab Francois Dassault durch. Aber die Piloten hörten kaum zu, sie konzentrierten ihr Feuer komplett auf Triebwerk3 und konnten es gerade noch ausschalten bevor sie Schub geben mussten, um nicht selbst am Boden zu zerschellen! Die 4 L/R-Jäger schossen an dem gegnerischen „UNION“ vorbei der nun leicht taumelnd der Erde entgegenstürzte und kurz darauf eine Bruchlandung auf der Planetenoberfläche machte. Dabei wurde viel Staub aufgewirbelt.
„Marder1, Hier Blimp1, „Geier“ wurde zur Notlandung gezwungen! Kommen!“
„Hier Marder1, Gute Arbeit! SpartanX, sichern sie unverzüglich mit ihrem Zug die Crash-Site! Kommen!“
„Hier SpartanX, Verstanden, EAZ Spartan an Crash-Site in 10 Minuten, Ende!“ hörten alle nach kurzer Pause die Antwort von Patricia Fairbanks. Sofort lösten sich die 3 MTWs aus der Formation der Ulanen und fuhren mit Höchstgeschwindigkeit zum Landestelle des Geiers.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Scout-Halblanze, Marder4
Di. 27.06.3071, 13:41 Uhr Ortszeit


Jiao „Huli Jing“ Wu registrierte kaum das Drama, dass sich weit über ihren Köpfen abspielte. Ihre „SPINNE“ Locksley war der am wenigsten gepanzerte Mech der Marderlanze und alle Gegner waren stärker bewaffnet und besser geschützt. Der Oberst hatte Nihara und ihr die Ostflanke zugewiesen und sie hatten es hier mit einem „WOLVERINE WVR-6R“ zu tun. Während ihre Lanzenkameradin den mittleren Mech aus der Entfernung mit ihrer cGaus beschoss und schon mehrere Treffer landen konnte, musste sie immer bis auf 300 m ran um mit ihren beiden ERmedLasern wirken zu können. Da der „WOLVERINE“ aber ebenfalls sprungfähig war, konnte er oft ihren und Niharas Angriffen ausweichen und auch ein paar Treffer auf ihrer „SPINNE“ landen. Noch waren die Schäden nicht ernst. Da entdeckte sie Abseits des gegnerischen Mechs ein Radarecho, das sich scheinbar langsam auf sie zubewegte.
„Lightning, wir bekommen Besuch! Ein Panzer nähert sich von NordWest! Soll ich mich darum kümmern?“
„In Ordnung! Ich halte den „WOLVERINE“ beschäftigt! Wenn das aber einer dieser schweren Panzer ist, zieh dich wieder zurück!“ ordnete ihre Vorgesetzte an.
„Verstanden!“ gab sie zurück und sprang soweit sie konnte in die Flanke des sich nähernden Fahrzeugs. Kurz bevor sie aufsetzte, sah sie den Panzer und konnte ihn als „GALLEON“ identifizieren. Kaum das ihre Zielerfassung summte, schossen 2 Laserstrahlen auf die Seite des Panzers zu und zerschmolzen die Panzerung, aber diese hielt stand. Der „GALLEON“ drehte schnell auf der Hochachse im ihr den besser geschützen Bug zuzuwenden und schoss mit seinem medLaser zurück, der aber nur den Arm des Mechs traf und dort wertvolle Panzerung abschmolz. Nach einem kurzen Blick aufs Radar und die Temperaturanzeige trat Jiao beide Pedale durch und wurde von den Sprungdüsen hinter den Panzer getragen. Noch in der Luft drehte sie ihren Mech und entlud ihre beiden ERmLaser in das Heck, stieß vor und trat herzhaft gegen die Stelle, die ihre Laser schon schwer beschädigt hatten. Sofort schossen Flammen aus dem Motorraum und Huli Jing zog sich schnell mit ihrer Spinne zurück. Der Panzer war ausgeschaltet.
„Panzer vernichtet!“ meldete sie und stürmte auf den „WOLVERINE“ von der Seite vor. Da krachte eine GAUS-Kugel direkt in den Arm des 55to Mechs vor ihr, riss diesen Arm samt der AK/5 ab und schleuderte durch die Wucht nach hinten.
„Der macht auch nicht mehr lange!“ knurrte Lightning über Funk.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Assault-Lanze Blakes Wort
Di. 27.06.3071, 13:48 Uhr Ortszeit


Demipräzentor Diego Vasquez sah die große Staubwolke, die von der Landestelle der „Morningstar“ aufstieg. Der „UNION“ hatte eine saubere Bruchlandung hingelegt. Er ging davon aus, dass er in naher Zukunft wohl keine Anweisungen mehr von Präzentor LaGrange erhalten würde, er war auf sich alleine gestellt! Vasquez war noch nie ein Fanatiker, wie die Anhänger Toyamas im Rat von Blakes Wort, gewesen. Er tendierte eher zu den moderaten Ansichten der Wahren Gläubigen. Das war auch einer der Gründe, warum er mit LaGrange in die tiefe Peripherie gegangen war. Der absolute Fanatismus mit dem der Jihad in der IS vorangetrieben wurde, hatte ihn mit Abscheu erfüllt! Da war ihm dieser Auftrag gerade Recht gekommen! Mittlerweile waren die meisten Panzer der „Lucifers Siblings“ ausgeschaltet und seine Streitmacht bestand nur noch aus 5 Mechs die teilweise schon schwer beschädigt waren. Nachdem er die taktische Lage ausgewertet hatte, setzte er einen Koppelungspunkt auf der Karte.
„An Alle, hier Baracuda, am Koppelungspunkt sammeln und Verteidigungsposition einnehmen.“ Dann gab er noch die genaue Aufstellung durch und 5 Minuten später waren alle verbliebenen Bodenkräfte an der Auffangstelle angekommen. Sein „CYCLOPS“ und der „BANSHEE“ bildeten das Zentrum, Links und Rechts standen der „ORION“ und der „WOLVERINE“. Der „GREIF“ stand dahinter, da er ohne seine PPK nur noch mit seinen LRMs unterstützen konnte. Den letzten Panzer, einen „PATTON“ hatte er mit seiner AK/10 dem „WOLVERINE“ zugewiesen um ihn zu unterstützen. Den Infanteriezug hatte er hinter seine Mechs beordert. Sie hätten hier in dem zu erwartenden Gefecht nichts ausrichten können.


Da rasten die 4 L/R-Jäger der Lyraner frontal auf sie zu und lösten ihre Waffen alle auf den „BANSHEE“ aus, der schwer getroffen wurde. Vor allem die Wucht der AK/20 des „STUKA“s brachte den überschweren Mech zum Schwanken. Dann war der Sturm vorbei und Diego „Baracuda“ Vasquez sah, wie auf dem Radar die feindlichen Mechlanzen geordnet auf ihn zumarschierten. Sie hatten zwar auch bis jetzt einen gegnerischen Mech ausschalten und einige schwer beschädigen können, aber er rechnete sich nun kaum noch Chancen aus, dieses Treffen gewinnen zu können. Zurückziehen war auch keine Option, da er ohne Landungsschiff kaum entkommen konnte und dann die feindlichen L/R-Jäger seine Mechs gnadenlos jagen würden, ohne dass sie eine große Möglichkeit der Gegenwehr gehabt hätten. Natürlich konnte er kämpfen, bis alle seine Mechs zertreten im Staub dieses Planeten lagen, aber worin lag hier Sinn und Ehre? Er traf eine Entscheidung und hoffte, dass der gegnerische Kommandeur ihm als Soldat begegnete würde und ihn nicht als Terroristen betrachtete.
„Lyranischer Kommandeur, Hier spricht Demi-Präzentor VIII Diego Vasquez, ich führe die verbliebenen Bodenstreitkräfte von Blakes Wort. Kommen!“
„Hier Oberst Georg Müller, LAS, Was wollen sie, Demipräzentor? Kommen!“ kam kurz darauf die Antwort.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Marder-Lanze
Di. 27.06.3071, 13:50 Uhr Ortszeit


„Hier Demi-Präzentor Vasquez, Ich biete ihnen die Kapitulation an, wenn sie uns gemäß des Kriegsrechts und der Ares-Konvention behandeln! Kommen!“ Georg konnte die Worte kaum glauben die er da hörte! Bis jetzt hatten alle Blakisten bis zum Ende gekämpft und/oder sich selbst gerichtet, wenn man ihnen die Chance dazu gelassen hätte.
„Das ist doch ein Trick!“ hörte er den Kommentar von Julia auf ihrem privaten Kanal. Georg dachte kurz nach. Dann war er sich sicher, dass er sich nicht auf eine Ebene mit Kriegsverbrechern und von Rachsucht zerfressenen Kriegern stellen wollte. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er sich dann im Anschluss wohl um Kriegsgefangene kümmern müsste. Keine leichte Aufgabe, wusste er doch, was Blakes Wort einigen seiner Untergebenen angetan hatte!
„Demipräzentor Vasquez, Hier Oberst Müller, Wir akzeptieren nur eine bedingungslose Kapitulation! Sie haben aber mein Wort, das wir sie nach dem Kriegsrecht behandeln werden, obwohl von Seiten unseres Oberkommandos dies für Blakes Wort aufgehoben wurde. Strecken sie sofort die Waffen und deaktivieren sie ihre Mechs und Fahrzeuge. Jede Selbstzerstörung oder Datenlöschung wird als Bruch der Kapitulationsbedingungen betrachtet! Kommen!“
„Hier Demipräzentor Vasquez, wir akzeptieren und kapitulieren! Kommen!“ Als Georg das hörte und sah das auf dem Radar nach kurzer Zeit ein Echo nach dem anderen inaktiv wurde, schaltete er auf den allgemeinen Befehlskanal der Maurauders, Ulanen und der Marderlanze um,
„An Alle, hier spricht Oberst Müller, Feuer einstellen, aber wachsam bleiben! SpartanX, sie setzen ihren Auftrag fort! Kommen!“ dann schaltete er zurück.
„Demipräzentor Vasquez, Hier Oberst Müller. Alle Mechkrieger verlassen sofort ihren Mech und die Panzerbesatzungen booten aus und sammeln sich mit allen ihren Infanteriekräften an ihrem „CYCLOPS“. Dort werden sie durch unsere Infanteristen in Gewahrsam genommen! Kommen!“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte der Demipräzentor. Dann kletterte er aus seinem Cockpit seines abgeschalteten Mech und stieg die ausgeworfene Strickleiter hinunter. Georg lenkte vorsichtig seinen „GREIF“ in Richtung des „CYCLOPS“ des Demipräzentors.
„Gazelle2, hier Marder1, rücken sie mit Gazelle zum „CYCLOPS“ vor und nehmen alle in Gewahrsam die sie finden! Kommen!“
„Hier Gazelle2, Verstanden Ende!“
14.05.2023 15:03 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 12: Operation Minerva – Bitterer Sieg




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Blakes Wort-Lanze
Di. 27.06.3071, 14:10 Uhr Ortszeit


Adept IV Yago „Pointer“ Jiménez schäumte vor Wut im Cockpit seines „ORION“! In seinen Ohren hallte noch die Kapitulations-Order seines Lanzenführers nach. Dieser feige Perro von Vasquez gab einfach auf! Ihm war schon lange aufgefallen, dass der Demipräzentor nicht voll hinter dem Jihad stand, aber das war zuviel! Er zog die Hand vom Shut-Down-Schalter weg und griff nach den Kontrollen. Er drehte den Torso, trat 2 Schritte zurück und richtete sein gesamtes Arsenal auf den „CYCLOPS“. Bevor überhaupt jemand reagieren konnte, löste er einen Alpha-Schlag aus, der den Demipräzentor und die Wenigen, die sich bereits am Mech des Lanzenführers versammelt hatten, zerfetzte.
„In Blakes Namen, zum Angriff!“ schrie der Adept in sein Mikrophon. Da bemerkt er, wie ein gegnerischer „GREIF“ langsam vorrückte. Sofort richtete er seine Waffen auf den Gegner aus, konnte aber noch nicht feuern, da seine Waffen gerade nachluden.


Georg marschierte langsam mit seinem „GREIF“ auf den „CYCLOPS“ zu, als gegnerische „ORION“, der ca. 250 m links des „CYCLOPS“ stand, nicht etwa herunterfuhr, sondern sich etwas zurückbewegte und seinen Torso auf den Assault-Mech ausrichtete. Dort kletterte gerade Demipräzentor Vasquez die Strickleiter an seinem Mech hinunter. Dann entfesselte der schwere Mech einen Feuersturm, der alles zerfetzte, was sich ungeschützt am oder um den überschweren Mech befand. Als sich der Staub etwas hob schaukelte nur noch eine abgerissene Leiter an der Seite des von Schrapnellen und Granaten zernarbten „CYCLOPS“. Nur einen kurzen Moment war Georg erstarrt, dann trat er beide Pedale durch und sein „GREIF“ erhob sich in die Luft und sprang 110 m zur Seite.
„An Alle, sofort Angriff auf jeden Mech der noch nicht abgeschaltet ist oder wieder hochfährt!“ befahl er noch in der Luft. Fast schlagartig wurde der Raum zwischen den lyranischen Lanzen und den Blakisten von Laser- und AK-Feuer durchschnitten. Jeder der lyranischen Mechkrieger und der Maurauder hatte sofort nach dem Schlag des „ORION“ wieder seine Waffen erhoben und schlug nun gnadenlos auf den Gegner ein!
„Gazelle, hier Marder1, Lagebericht!“ gab Georg durch.
„Hier Gazelle, keine Verluste, hatten „CYCLOPS noch nicht erreicht. Ziehen uns zurück!“ meldete der derzeitige Führer der Fernspäher. Georg atmete beruhigt aus und nahm den „ORION“ unter Feuer!


Adeptin II Tara „Pilgrim“ Vlcek wurde in ihrem „BANSHEE“ von der Entwicklung vollkommen überrascht! Ihr Mech hatte gerade die Shut-Down-Prozedur durchlaufen, als der Alpha-Schlag des „ORION“ von Pointer an ihr vorbei raste und alles Leben um den „CYCLOPS“ auslöschte. Dann gellte der Angriffsbefehl Pointers in ihren Kopfhörern. Ohne lange zu überlegen schlug sie auf den Startknopf und ihr Mech fuhr wieder hoch.


Nihara „Lightning“ Sangare stand 800 m von der gegnerischen Lanze entfernt und beobachtete. Nachdem die Gegner kapituliert hatten, war sie mit ihrer „SHADOW CAT“ mehr in die Mitte eingeschwenkt und stand nun leicht gedeckt im Gelände. Auch sie wurde von dem Alpha des „ORION“ überrascht, fing sich aber sehr schnell wieder. Das der Oberst die Kapitulation überhaupt angenommen hatte, war ihr ganz und gar nicht recht gewesen, sie wollte alle Blakeisten tot sehen! Auch wenn ihr klar war, das ein Kampf bis zum Ende auf der eigenen Seite sicher noch Opfer gefordert hätte! Dann bekam sie ein Signalecho, der „BANSHEE“ fuhr wieder hoch! Sofort schaltete sie ihren Zielcomputer auf den überschweren Mech auf und wechselte auf Vergrößerung. Dann zielte sie schnell aber präzise direkt auf das Cockpit. Sie wusste ganz genau, wo der empfindliche Punkt bei einem „BANSHEE“ war und sie hatte nur maximal 15 Sekunden, bis der Gegner sich wieder bewegen würde! Dann drückte sie ab!


Pilgrim schaute zu, wie ihre Anzeigen wieder hochfuhren, nur noch Sekunden bis ihr Mech wieder einsatzbereit war! Aber das letzte was sie in diesem Leben hörte, war ein ohrenbetäubendes Krachen, als die Nickel-Eisen-Kugel der „SHADOW CAT“ in das Cockpit eindrang, es zermalmte und ihrem Dasein ein rasches und endgültiges Ende setzte!


Der „WOLVERINE“ hatte die Shut-Down-Sequenz ebenfalls abgebrochen und stieß zu dem „ORION“ vor, um diesen zu unterstützen. MSgt. John „Steady“ Joiner war sich sicher, dass, nachdem der Adept, der den „ORION“ steuerte, die Kapitulationsbedingungen gebrochen hatte, es keine Gnade mehr geben würde. Er gehörte zwar der Söldnerkompanie „Lucifers Siblings“ an, gab sich aber deshalb trotzdem keinen Illusionen hin, dass er anders behandelt werden würde, als die Blakisten, die seine Einheit vor 2 Jahren angeheuert hatten. Von seiner letzten verbliebenen Lanzenkameradin im „GREIF“ hörte er nichts, obwohl er sie mehrfach angerufen hatte. Mit einem kurzen Blick auf die Lanzen-Statusmeldungen sah er, dass der „GREIF“ abgeschaltet war und blieb. Sein ganzes Leben raste nun an ihm vorbei, während er verzweifelt versuchte dem Sturm standzuhalten, der über seinen und den Blakisten-Mech hereinbrach! Nur Minuten trennten ihn vom Tod, dessen war er sich sehr bewusst, denn aussteigen war hier keine Option mehr!


Alle Mechs der Lyraner und der Maurauder kreisten die beiden letzten aktiven verbliebenen Mechs des Gegners ein und überschütteten sie mit todbringender Energie. Die beiden Mechs hatten sich nun Rücken an Rücken gestellt und verteidigten sich verbissen. Dabei konnten sie den schon angeschlagenen „JAVELIN“ der Maurauders außer Gefecht setzen und den „KINTARO“ von Brian McCullogh schwer beschädigen. Aber das waren ihre letzten Erfolge! Georg fragte nun nicht mehr nach, ob sie sich doch noch ergeben wollten. Der Bruch der Kapitulationsbedingungen hatte jede Möglichkeit von Gnade ausgeschlossen. Grimmig brachten seine Mechkrieger und er das Werk zu Ende, bis erst der „WOLVERINE“ und dann der „ORION“ fiel und beide völlig zerschmettert auf dem Boden des Schlachtfeldes lagen. Der Kampf war vorbei!


„An Alle, hier Marder1, Gazelle kontrollieren sie die Cockpits der gefallenen und abgeschalteten Mechs und alle gegnerischen Fahrzeuge. Maurauder-Scout-Lance ich unterstelle sie Marder3! Marder3 mit Marder4 und Scout-Lance, durchkämmen der Kampfzone und Aufspüren von Überlebenden. MaurauderLeader, haben sie noch Infanteriekräfte um die Nachsuche zu unterstützen? Kommen!“
„Hier Maurauder1, Ja wir können mit einer leichten Infanteriekompanie unterstützen. Ich unterstelle sie sofort Marder3, ETA 10 Minuten! Kommen!“ meldete Owen „Ironfist“ Sparks.
Hier Marder1, Verstanden, Ende!“ Georg schaute mit leerem Herzen und einem bitteren Geschmack auf der Zunge über das Schlachtfeld. Wieder einmal sah er in seinem Leben viele Tote und eine verwüstete Umwelt. Jetzt musste er sich noch um den notgelandeten „UNION“ kümmern, bevor er sich mit den Nachwirkungen der Eliminierung der Streitkräfte von Blakes Wort auf Hope beschäftigen musste!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, „UNION“-Crash-Site
Di. 27.06.3071, 14:18 Uhr Ortszeit


Hptm. Patricia Fairbanks stand mit ihrem gepanzertem Erkundungsfahrzeug 50 m neben dem MTW des 1. Teams und beobachtete den notgelandeten „UNION“ durch ein Fernglas. Sie hatte ihren Zug so aufgeteilt, dass ihre Teams gleichmäßig in ca. 1900 m Abstand um das Wrack verteilt waren, sicher außerhalb der Reichweite der Bordwaffen des Landungsschiffes.
„Dieses Schiff fliegt nirgendwo mehr hin!“ stellte sie laut fest. Die strukturellen Schäden, die sie in der Vergrößerung sah, waren immens, alle Landestützen waren völlig verbogen oder abgerissen und das Schiff lag um ca. 20° geneigt in der Landschaft. Die Triebwerke hatten sich in den Untergrund gebohrt. Der Staub hatte sich mittlerweile gelegt, aber nichts rührte sich am „UNION“! Im Hintergrund hörte sie die Funksprüche des laufenden Gefechts und sie war sich sicher, dass die lyranische Seite den Sieg davontragen würde. Aber sie musste sich auf das notgelandete Landungsschiff konzentrieren.


Demipräzentor II Paolo Pereira kam langsam wieder zu sich. Beim Aufprall des Schiffes hatte er sich schwer den Kopf angestoßen. Er spürte wie warmes Blut sein Gesicht herunter sickerte. In seiner Erinnerung rasten die letzten Sekunden vor dem Aufprall an ihm vorbei. Dann schaute er sich um. Die Notbeleuchtung tauchte alles in ein schummeriges Licht, mehrere Sessel waren aus der Verankerung gerissen worden und Körper lagen mit aberwitzigen Verrenkungen im Raum. Aus allen Richtungen hörte er das Stöhnen von Verletzten. Ihm war klar, dass ihre Mission in der Peripherie wohl nun endgültig gescheitert war! Seine Anweisungen als leitender ROM-Agent der Mission für diesen Fall waren glasklar! Die Daten in den Computersystemen des Schiffes durften dem Gegner nicht in die Hände fallen! Um diese wirklich restlos zu vernichten gab es nur einen Weg! Er tastete nach einem kleinen Sender in der Brusttasche, zog ihn heraus und schaltete ihn ein. Nach einem Moment leuchteten alle Statuslampen grün. Ein bitteres Lächeln umspielte seinen Mund, wenigstens das funktionierte! Der Sender konnte zu allen angeschlossenen Empfängern im Schiff Verbindung aufnehmen und der Sender bestätigte ihm, dass alle Schaltungen noch aktiv und einsatzbereit waren.
„Im Namen Jerome Blakes!“ dachte er, als er den Auslöser drückte und nur Momente später ging seine Welt in einem gleißenden, alles verbrennenden Blitz unter.


Ein heller Blitz erstrahlte plötzlich dort, wo gerade noch der „UNION“ war und das Fernglas regelte unmittelbar die Objektive zu. Instinktiv lies Patricia Fairbanks sich in den gepanzerten Erkunder fallen, dann brauste auch schon die Schockwelle über sie hinweg und ein ohrenbetäubender Knall marterte ihre Gehör. Das Fahrzeug wurde durchgeschüttelt und sie hörte ein hartes Prasseln auf der Außenpanzerung und den Scheiben des Erkunders. Ihr Fahrer legte geistesgegenwärtig den Rückwärtsgang ein und gab Energie, dabei schloss die Zugführerin schnell die Dachluke. Nach kurzer Zeit verschwand das Fahrzeug hinter einer Erhebung, die es etwas abschirmte, bis der Sturm nachließ. Patricia Fairbanks schaute ihren Fahrer an, als es wieder ruhig geworden war.
„Das war‘s wohl!“ stellte sie fest. „Vorziehen, wir schauen uns die Bescherung aus der Nähe an. Geigerzähler anschalten!“ ordnete sie an. Dann rief sie ihre Teamleader und ließ sich ihre Lage melden. Als sie hörte dass keine Verluste erlitten worden waren, war sie erleichtert.
„Marder1, hier SpartanX, der „UNION“ ist explodiert, weitere Meldungen erfolgen, wenn wir die Lage sondiert haben! Kommen!“
„Hier Marder1, verstanden! Das war bis hierher zu hören! Das Gefecht hier ist zu Ende. Gegner ausgeschaltet! Halten sie mich auf dem Laufenden!“ Ende!“ hörte sie nach kurzer Zeit die Antwort von Oberst Müller.


Langsam fuhren die Marines auf das aufgeplatzte Wrack des „UNION“ zu. Aus den großen Rissen in der Außenhaut schlugen Flammen.
„Das hat keiner überlebt!“ stellte der Fahrer an Patricia Fairbanks gerichtet fest.
„So was hatte ich befürchtet, nachdem sich der „LEOPARD“ am Sprungpunkt bereits selbst vernichtet hatte!“ sagte die Zugführerin. „Darum befahl ich auch auf Abstand zu bleiben!“ Dann schaute sie auf das Dosimeter. Die Strahlung war zwar etwas erhöht, aber ungefährlich. Immer wieder fuhren sie an großen Trümmerstücken vorbei. Das Wrack war vermutlich nur noch für den Hochofen gut! Nach ein paar Minuten erreichte das Erkundungsfahrzeug das Wrack und Patricia Fairbanks stieg, nach einem kurzen Blick auf das Dosimeter aus. Kurz darauf stand Olt. Conrad Farkas neben ihr, der Teamführer des 1. Marine-Teams.
„Schöne Bescherung! Ohne Schutzanzüge können wir da nicht rein. Von nachträglichen Explosionen ganz zu schweigen!“ sagte er zu seiner Zugführerin.
„Wir müssen aber rein! Vielleicht finden wir noch Daten. Aber der Bordrechner und die taktischen Datenbanken sind sicher zerstört. Da machen die Blakeisten keine halben Sachen!“ stellte sie fest. In jedem MTW wurden 2 leicht gepanzerte Schutz- und Raumanzüge mitgeführt. Da sie ebenfalls einen für sich in ihrem Erkunder hatte, beorderte sie alle eingeteilten Schutzanzugträger zu sich und schlüpfte dann selbst in ihren Anzug. 10 Minuten später waren die 6 Soldaten an ihrem Erkunder, alle in ihre Anzüge gehüllt.
„Olt. Farkas, sie übernehmen hier draußen das Kommando. Vielleicht hat doch jemand überlebt und kriecht aus dem Wrack.“ Dann wandte sie sich an die Schutzanzugträger. „Marines, mir nach!“ Dann machten sie sich auf und bahnten sich einen Weg in das Wrack.


In dem „UNION“ sah es fast noch schlimmer aus als sie erwartet hatte! Stahlwände waren vom Druck und der Hitze der Detonation wie Papier verbogen worden und Träger lagen, standen oder hingen kreuz und quer im Weg. Nur mit Mühe konnten sie tiefer in das Wrack vordringen. Dort, wo eigentlich die Operationszentrale und die Brücke hätten sein müssen, waren nur noch ausgeglühte Wände, Träger und Schlacke zu finden. Hier gab es nichts mehr was sich zu Bergen lohnte! Dann begannen sie die Quartiere der Offiziere und Mannschaften zu durchsuchen, sofern davon noch was übrig war. Sie fanden ein paar Schriftstücke und mehrere CompPads die sie zur Auswertung mitnahmen. Der Wartungsbereich im Hangar war völlig verwüstet. Die Restenergie des Fusionsreaktors hatte sich hier ausgetobt. Als sie zum Computerkern des Wartungsbereiches kamen, gähnte da nur noch ein großes Loch.
„Der wurde separat gesprengt!“ meinte Feldwebel Lech Sobiewsky, mit fachmännischem Blick. Patricia hatte keinen Grund an der Aussage des Mannes zu zweifeln, da er einer der Sprengstoffexperten in ihrem Zug war.
„Die Selbstvernichtung war sicher von langer Hand vorbereitet. Wäre diese im All erfolgt, hätte es nur eine auseinander triftende Trümmerwolke gegeben.“ meinte die Zugführerin. Nach ca. 1,5 Stunden kletterte der Trupp wieder aus dem Wrack und als Patricia den Helm abnahm, sah sie ihrem Stellvertreter in die Augen, doch der schüttelte nur den Kopf.
„Da ist keiner rausgekommen!“ stellte er fest, ihre stumme Frage beantwortend. Dann meldete sie das Ergebnis ihrer Suche an den Kommandeur.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Lyranische Streitkräfte
Di. 27.06.3071, 15:03 Uhr Ortszeit


Die Mechs der Marderlanze standen in Reih und Glied nebeneinander. Vor 20 Minuten hatte der Oberst befohlen die Mechs lanzenweise abzustellen und eine Schadensaufnahme durchzuführen. Die Landungsschiffe „Witch“ und „Sturm“ waren ebenfalls in 2 km Abstand zum Sammelpunkt gelandet. Georg stand in seiner SBVS-Kühlkombi vor dem MTW, den er als mobilen Gefechtsstand nutzte, wenn er nicht in seinem Mech saß. Auf ihn kam ein jüngerer Mech-Offizier, mit den üblichen Shorts und Kühlweste bekleidet, zu, dessen Ranginsignien ihn als Captain auswiesen.
„Sir, Cpt. Sparks, diensttuender Kompaniechef Mitchels Maurauders! Melde mich zur Besprechung!“ meldete ihm dieser in Standard-English, nachdem er ihn erreicht und sich förmlich in Position gebracht hatte. Georg erwiderte den Gruß,
„Danke Captain, schön sie endlich persönlich kennen zu lernen!“ Dann reichte er dem jüngeren Offizier die Hand, schüttelte sie und lächelte ihn an. „Oberstleutnant Scholz hat mir über sie nur positives gemeldet!“ ergänzte er. „Ich hoffe, das bestätigt sich, denn ich habe noch etwas mit ihrer Einheit vor!“ meinte er noch vielsagend am Schluss. „Doch zuerst geben sie mir einen Lagebericht über ihre Einheit!“ wurde er dann wieder förmlich.
„Yes Sir!“ entgegnete Sparks und fasste dann den Gefechtsverlauf aus seiner Sicht und die Situation seiner Einheit in einem Lagebericht zur Unterrichtung zusammen! Georg hörte zu und war sehr angetan von den eloquenten und fachlich hervorragenden Ausführungen. Der Mann war in eine gute Schule gegangen stellte er fest. Nachdem Owen Sparks geendet hatte, meinte er,
„Danke, Captain! Aber wir sind hier leider noch nicht ganz fertig. Wir müssen noch die planetare Zentrale von Blakes Wort in Hoffmanns Landing nehmen und zwei übrig gebliebene Infanteriezüge aus dem Verkehr ziehen. Dazu brauche ich sie und ihre Einheit!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Hopefull Mining, Lager am Raumhafen
Di. 27.06.3071, 15:10 Uhr Ortszeit


Frank Hauser schaute in einem unbeobachteten Moment auf seinen Kommunikator der gerade vibriert hatte. Vor 4 Stunden war der „UNION“ abgeflogen und nun wartete er auf Informationen über den Ausgang des Gefechts. Schnell las er die Textbotschaft und ein zufriedenes Grinsen füllte sein Gesicht! Die Streitkräfte von Blakes Wort waren vernichtend geschlagen! Dann dachte er an den 2. optionalen Auftrag, dem ihn der Oberst gegeben hatte. In den letzten Tagen hatte er unauffällig alle Informationen zusammengetragen, die er über die Kommandozentrale von Blakes Wort hier im Raumhafen nur bekommen konnte. Alle Einheimischen dachten, dass es sich hier um eine x-beliebige Söldnereinheit namens „Lucifers Siblings“ handelte, die die Sicherheit der Minengesellschaft und ihrer Anlagen gewährleisten sollte. Warum das allerdings nötig wäre, rätselten alle, da die vorhergehenden Betreiber solche, sicher teuren Sicherheitsmaßnahmen nicht für rentabel erachtet hatten. Jedenfalls hatte Frank Hauser gemerkt, dass sich die Fremdweltler, oder die Aliens wie sie die Einheimischen auch nannten, sich außerhalb des Raumhafens kaum blicken ließen. Nur die Bordelle in der Stadt wurden von ihnen regelmäßig frequentiert. Heute, nach dem Start des „UNION“ hatte er mitbekommen, dass nur eine kleine Rumpftruppe von ca. 4 - 6 Leuten zurück geblieben war. Der hier stationierte Zug Infanterie hatte Hoffmanns Landing mit dem „UNION“ ebenfalls verlassen. Dies hatte er auch gleich per Kommunikator weitergegeben. Für diese Information war Schnelligkeit wichtiger als absolute Sicherheit! In einer knappen Stunde war Arbeitsende und Frank Hauser rechnete bald mit dem Befehl, den optionalen Plan mit seinem 3er-Team umzusetzen! Der ehemalige Elitesoldat grinste in sich hinein. Endlich ein Auftrag, der ihn wieder fordern würde!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Lyranische Streitkräfte
Di. 27.06.3071, 16:06 Uhr Ortszeit


Der Oberst hatte, nachdem er sämtliche Meldungen ausgewertet hatte, alle Führungsoffiziere zu einer Befehlsausgabe in seinen mobilen Gefechtsstand befohlen und jeder trug die Lage seiner bzw. ihrer Teileinheiten vor, damit alle über die Gesamtlage informiert waren. Auch Patricia Fairbanks, die im letzten Moment eingetroffen war, informierte die Anwesenden über die Ergebnisse der Untersuchung des Wracks. Zum Schluss fasste Georg die Vorträge zusammen und formulierte die nächsten Operationsziele. Sie mussten schnell handeln um den verbliebenen Kräften keine Zeit zu geben sich auf die neue Situation einzustellen.
„Laut der Befragung, die wir bei den wenigen Überlebenden bereits durchgeführt haben, sind auf dem Planeten noch 2 weitere Infanteriezüge der von Blakes Wort angeheuerten Söldnerkompanie „Lucifers Siblings“ stationiert, des Weiteren befindet sich die Operationszentrale von Blakes Wort noch mit minimaler Besatzung in Hoffmanns Landing. Priorität hat die OPZ beim planetaren Raumhafen! Wir haben ein Team vor Ort, das unseren Zugriff unterstützt!“ dabei erlaubte sich Georg ein Lächeln! Dann fasste er seinen Entschluss zusammen und gab den Befehl für die Stufe 2 der Operation. Kurz zusammengefasst würde die „Witch“ zum Raumhafen vorstoßen und die „Sturm“ flog nach Ironforge um das Industriezentrum zu sichern und den dort stationierten Infanteriezug zu neutralisieren. Die „Whirlwind“ würde zuerst hierbleiben, das Schlachtfeld sichern und wirklich alle Überlebenden des Gegners in Gewahrsam nehmen. Ein paar wenige könnten noch durch den Busch irren, sie durften nicht entwischen!
„Die Neutralisierung des letzten Infanteriezuges der Siblings in Pointers Bush muss leider warten. Außer jemand von ihnen hat eine Idee, wie wir das bewerkstelligen können ohne uns zu sehr zu exponieren.“ schloss der Oberst


Da meldete sich Cpt. Sparks und stand auf, als ihm der Oberst zunickte.
„Wir könnten das erledigen! Wir lassen 2 Züge unserer Infanterie, einen Mech und unsere Techs hier, die das Schlachtfeld aufräumen und nachsuchen. Ich nehme 2 Mechs, die Panzerlanze und einen Infanterie-Zug mit und fliege mit der „Whirlwind“ nach Pointers Bush! Wenn die Infanterie tatsächlich zu den Söldnern gehört, dann werden sie sich sofort ergeben, wenn sie merken dass ihre Zahlmeister nicht mehr existieren.“ Georg dachte kurz nach,
„Es ist bestimmt ein Verbindungsoffizier von Blakes Wort dort, oder sogar ein kleines Kommando, die dürfen auf keinen Fall untertauchen! Sonst haben wir hier die Pest auf dem Planeten!“
„Herr Oberst, ich kenne mich auf Peripherieplaneten aus!“ grinste er. „Fremdweltler sind in der Regel schnell aufzuspüren!“ meinte der Captain.
„Unterschätzen sie nicht die Perfidität von Blakes Wort!“ warnte ihn der Oberst. Dann stimmte er zu, „Ihr Vorschlag wird umgesetzt. Sie fliegen nach Pointers Bush!“
„Danke Herr Oberst, wir werden sie nicht endtäuschen!“ antwortete der junge Offizier zackig! Dann schaute sich Georg um. Er hatte seinen Operationsbefehl gegeben. Nur eines fehlte noch.
„Kameradinnen und Kameraden, Start der Operation mit Abflug von hier im 1700 Ortszeit. Übernehmen und Einsatzbereitschaft herstellen. OTL Maurer, sie übernehmen die Vorbereitungen der Operation Hoffmanns Landing, ich stoße spätestens bis 1650 zur „Witch“. Ich habe noch etwas Dringendes zu erledigen!“ Julia bestätigte, aber Georg sah deutlich ihren fragenden Blick. Er bedeutete ihr, dass er es später erklären würde.


Nach der Besprechung verließ Georg den Befehlsstand und ging zu den MTWs des Sicherungsteams der „Witch“. StHFw Sascha Knappe, der Vertreter von Kdt. Frank Hauser, hatte von ihm den Auftrag bekommen, alle Mechs der Blakisten und der Siblings zu kontrollieren und alle Mechkrieger ob tot oder lebendig zu bergen. Kurz vor der Befehlsausgabe hatte er den Oberst kontaktiert, da er wichtige Informationen bei der Bergung erlangt hatte. Als er den Oberst kommen sah, ging er sofort auf ihn zu und begrüßte ihn.
„So, Herr Knappe, was haben sie herausgefunden!“
„Von den 7 Mechkriegern haben nur zwei der Siblings überlebt! Interessant ist, dass der Kommandeur der Siblings, der den „CRUSADER“ gesteuert hat, unter den Überlebenden ist! Die Krieger von Blakes Wort sind alle in ihren Mechs gestorben. Der Orion-Pilot durch Selbstmord. Wir fanden ihn mir Schaum vor dem Mund in seinem Cockpit. Eindeutig Gift!“
„Haben sie die Überreste von Vasquez gefunden?“ hakte der Oberst nach.
„Ja, aber mehr als Überreste sind das nicht!“
„Und der zweite Überlebende?“
„Die Überlebende, Herr Oberst! Das war die Kriegerin des „GREIF“s! Sie hatte sich in ihrem Cockpit verbarrikadiert und kam erst raus, als wir nachdrücklich an ihrer Cockpitluke anklopften. Relativ jung, ich glaube, sie wollte noch nicht sterben!“
„Wer will das schon!“ sinnierte der Oberst und kurz schweiften seine Blicke in die Ferne! „Ist der Kommandeur der Siblings bei Bewusstsein?“
„Jawohl Herr Oberst! Der Sturz des Mechs hat ihn zwar schwer verletzt, aber nichts, was nicht wieder heilen könnte. Unser Sani hat ihn verarztet und mit Schmerzmitteln vollgepumpt. Sie können ihn befragen, wenn sie wollen!“


„Gut, bringen sie mich zu ihm!“ Der Stabshauptfeldwebel wies ihm den Weg und bald stand er neben einem Feldbett, auf dem ein ergrauter Mechkrieger lag, dessen schweren Wunden bereits in Verbänden steckten. Als der Oberst neben dem Verletzten stand, wendete sich der Söldnerkommandant ihm stöhnend zu und seine Augen weiteten sich als er Georgs Dienstgradabzeichen an seiner Uniform erkannte.
„Sie sind Lyraner!“ stieß er aus! Da die die Mechs keine Hoheitsabzeichen und die Soldaten nur in der Peripherie übliche Dienstgradabzeichen trugen, nahm der Söldner ang es mit Peripheriesöldnern zu tun zu haben.
„Das war einmal vor langer Zeit! Ich bin Oberst Müller, der Kommandeur der Dark Cuirassiers. Wir sind zusammen mit Frejias Ulanen den Mitchels Maurauders zur Hilfe geeilt!“ stellte sich Georg vor. „Ihre Einheit ist besiegt! Wie wir mittlerweile wissen, wurden sie von Blakes Wort angeheuert, ist das richtig?“ fragte Georg. Der Söldner nickte.
„Ich bin LtCol. Lucian Cojocaru, Kommandeur der Lucifers Siblings. Blakes Wort hat uns vor 2 Jahren in der Liga für einen langfristigen Garnisons-Einsatz in der Peripherie angeworben.“ Cojocaru sprach etwas schleppend, was den starken Schmerzmitteln und seinen Verletzungen zuzuschreiben war. „Ich hatte eigentlich gedacht, das wird ein ruhiger Job, war wohl ein Irrtum!“ Der Söldner lachte hustend.
„Ihre Einheit ist zerschlagen!“ stellte Georg nochmal fest. „Wir müssen noch die restlichen beiden Infanteriekontingente in Ironforge und Pointers Bush neutralisieren, dann ist unsere Operation abgeschlossen!“ Der Söldnerkommandeur versuchte sich etwas aufzurichten,
„Neutralisieren? Wollen sie alle töten? Dann können sie mich auch gleich erschießen!“ presste er hervor.
„Nein, es sind heute schon genug gestorben! Wenn sich ihre beiden Züge kampflos ergeben muss es nicht soweit kommen! Können sie einen Kapitulationsbefehl herausgeben? Ich verspreche ihnen bei meiner Ehre als Offizier, das wir ihre Leute gemäß dem Kriegsrecht fair behandeln werden!“ entgegnete der Oberst. Die trüben Augen des Söldners leuchteten etwas auf.
„Das werden die Verbindungsoffiziere von Blakes Wort nicht zulassen!“
„Sie sind ihr Kommandeur! Geben sie einen Befehl dazu. Wenn ihre Leute die Blakeisten an uns ausliefern, wird es ihr Schaden nicht sein! Außerdem ist der „UNION“ der sie hergebracht hat, von seiner Besatzung selbst zerstört worden. Keine Überlebenden!“
„Dann ist der Kommandoführer von Blakes Wort tot!“ stellte der Söldner fest. „Er war an Bord des Schiffes!“
„Zeichnen sie einen Kapitulationsbefehl auf und sprechen sie ihre Zugführer persönlich an, dann werden sie sich höchstwahrscheinlich ergeben!“ schlug Georg dem LtCol. vor. Dieser nickte,
„Gut, aber was passiert, wenn sie uns alle haben? Sperren sie uns ein und werfen den Schlüssel weg?“
„Ehrlich gesagt, ich weiß es noch nicht. Es spielen zu viele Faktoren eine Rolle. Zurück in die Innere Sphäre können wir sie definitiv nicht bringen! Aber ich stehe zu meinem Wort, dass ich sie und ihre Leute gemäß den Regularien des Kriegsrechts behandeln werde!“ versprach ihm der Oberst.
„Ein besseres Angebot kann ich wohl kaum erwarten!“ meinte der LtCol. und nickte. Georg wandte sich an den StHFw, der die ganze Zeit daneben stand.
„Mr. Knappe, könnten sie ein Aufzeichnungsgerät besorgen?“ Der StHFw nickte und kam nach ein paar Minuten mit seinem Funker wieder, der ein ComPad bei sich trug. Dann zeichnete der Söldnerkommandeur zwei Botschaften auf. Dabei gab er auch die Anweisung, dass seine Soldaten alle Blakeisten verhaften und bei ihrer Kapitulation übergeben sollten.
„Ich hoffe, sie befolgen meinen Befehl!“ sagte er noch, bevor Georg sich zur „Witch“ aufmachte.
„Es wäre Wünschenswert!“ entgegnete der Oberst und verabschiedete sich mit einem militärischen Gruß.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, Lyranische Streitkräfte
Di. 27.06.3071, 16:34 Uhr Ortszeit


Auf dem Weg zur „Witch“ überlegte Georg nochmal, wie sie am besten beim Zugriff auf das HQ in Hoffmanns Landing vorgehen sollten. Vorbefehle hatte er schon gegeben und Julia setzte sicher seine gefassten Entschlüsse in die Tat um. Dann erreichte er die „Witch“ und marschierte die Rampe hinauf in den Hangar. Seinen „GREIF“ hatte er schon vor der Besprechung in seinem Wartungsgerüst im Hangar des Schiffes abgestellt, so konnte er direkt zur Cafeteria gehen, die jetzt aber als Gefechtsstand genutzt wurde. Als er den Raum betrat winkte er ab und befahl,
„Weitermachen!“ Dann trat er zu Julia und lies sich über den Stand der Vorbereitungen informieren.
„Der Kommandeur der Siblings hat überlebt?“ fragte Julia. Georg nickte.
„Sind die beiden Audiodaten vom Sicherungszug schon übertragen?“ fragte er. Julia nickte und zeigte auf einem Display auf 2 Dateien.
„Ich wollte sie mir gerade anhören!“
„Es sind Kapitulationsbefehle für die beiden Infanteriezüge! Ich hoffe, das verhindert unnötiges Blutvergießen!“ meinte Georg.
„Du konntest ihn zur Zusammenarbeit bewegen, sehr gut!“
„Im blieb keine Wahl! Ich hoffe seine Soldaten gehorchen ihm!“ meinte er. „Wie lange brauchen wir für den Flug?“ wollte er wissen.
„Wenn wir um 1700 abheben, sind wir ca. 1738 im Landeanflug auf den Raumhafen. Unser kleines Kommando im Raumhafen steht bereit und Hauser denkt, dass er die stationären Geschütze ausschalten kann. Er braucht dazu ca. 10 - 15 Minuten. Wie er gemeldet hat, sind nur eine Handvoll Leute als Personal zurückgeblieben. Georg überlegte kurz,
„Gut, er soll dann um 1725 zuschlagen, wir bleiben solange außer Reichweite der Geschütze, bis wir von ihm eine Freigabe haben, ansonsten räumen unsere Jäger die Geschütze ab, wenn er es nicht bis 1745 schafft! Ich will spätestens 1750 auf dem Boden sein!“ gab er den Zeitplan vor. „Informiert Hauser entsprechend!“ Julia nickte. Dann stellte sie ihm den Ablauf der Bodenoperation nach der Landung vor, den sie erarbeitet hatte. Georg grinste.
„Du hast es auch noch nicht verlernt!“ foppte er sie ein wenig, da gerade niemand in Hörweite war.
„Also ob ich so was verlernen könnte!“ sagte sie mit einem leicht beleidigten Unterton.
„So gehen wir vor!“ nahm Georg ihren Vorschlag an. „In 10 Minuten Befehlsausgabe durch dich! Du führst den Einsatz! Start wie geplant um 1700 Uhr!“
„Jawohl Herr Oberst!“ sagte Julia mit etwas lauterer Stimme, so das alle im Raum aufmerkten. Dann befahl sie laut,
„In 10 Minuten Befehlsausgabe hier im Gefechtsstand! Teilnehmer alle Teileinheitsführer und der Kommandant der „Witch“! Kom, informieren sie alle Teilnehmer!“
„Jawohl Frau Oberstleutnant! Teilnehmer informieren!“ meldete sich der junge Unteroffizier, der an den mobilen Kommunikationskontrollen saß.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Hopefull Mining, Lager am Raumhafen
Di. 27.06.3071, 17:10 Uhr Ortszeit


Kdt. Frank Hauser und sein kleines Team waren gerade durch eine kleine, abgelegene Zugangstür auf das Gelände des Raumhafens eingedrungen. In den letzten Tagen hatte er diese Türe manipuliert, so dass deren Öffnen keinen Alarm mehr auslöste und eine Überwachungskamera gab es hier erst gar nicht! Alle drei trugen graue Overalls mit dem Logo der Minengesellschaft. um nicht sofort auf weite Entfernung aufzufallen, wenn sie zufällig jemand begegneten. Vorsichtig drangen sie immer tiefer in die Anlage ein und 10 Minuten später erreichten sie die OPZ des Raumhafens. StFw Olga Ferro spähte vorsichtig mit einer kleinen Kamera um die Ecke und gab Zeichen, das 20 m weiter vor der Tür der OPZ eine Wache stand. Frank Hauser schaute ihr dabei über die Schulter.
„Denn kenne ich! Das ist ein Einheimischer vom regulären Wachdienst!“ stellte der Truppführer fest. Fw. Julian Vissler sicherte währenddessen nach hinten und sein Blick scannte die gesamte Umgebung.
„Wieviel Zeit haben wir noch?“ fragte die Kommandosoldatin flüsternd. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr sagte Frank Hauser,
„17 Minuten, aber eine unbemerkte Annäherung an den Wachposten wird nicht funktionieren! Wir müssen ihn leider von hier aus unschädlich machen!“
„Lass mich das machen!“ grinste Olga, sie stand auf, machte ihren Haargummi weg, fuhr sich durch die Haare und zog den Reißverschluss ihres Overalls so weit nach unten, das ihr Dekolleté voll zur Geltung kam.
„Das soll funktionieren?“ fragte der Truppführer zweifelnd.
„Das ist ein Kerl!“ erwiderte sie grinsend.
„Kannst du ihn unschädlich machen ohne ihn zu töten? wollte Hauser wissen, dem unnötige Opfer zuwider waren.
„Wenn er anbeißt sicher!“ grinste Olga, steckte sich ihre schallgedämpfte Pistole und einen Taser hinten in ihren Gürtel, setzte ein fragend-unsicheres Gesicht auf und ging um die Ecke. Als sie den Posten sah, ging sie schnurstracks und schnell auf ihn zu, bleib aber dabei aus der direkten Schusslinie, damit Hauser sie bei Gefahr decken konnte. Wie zu erwarten versank der Blick des Postens erstmal zwischen ihren Brüsten, bevor er den Blick hob und sie ansah.
„Stop! Stehenbleiben! Was wollen sie hier!“ rief er sie an. Sie stand nur noch 5 m von ihm entfernt. Frank Hauser grinste, als er um die Ecke sah.
„Ich suche das IT-Lager, ich soll da CompPads abholen! Ich bin neu hier!“ entgegnete Olga mit unschuldiger Stimme. „Wo muss ich da hin?“ Dann bückte sie sich ein wenig vor und machte noch 4 Schritte auf die Wache zu, der unverhohlen lüstern in ihren Ausschnitt sah. Dann meinte er
„Das ist am anderen Ende des Gebäudes, 100 m den Gang in diese Richtung und dann Rechts!“, um es zu verdeutlichen hob er die Hand und wies in die entsprechende Richtung. Als er dadurch abgelenkt war, bewegte sich Olga mit einer schnellen fliesenden Bewegung neben ihn, drückte ihm den Taser an den Hals und löste diesen aus. Die volle Ladung zog dem Posten sofort die Beine weg und Olga fing den Bewusstlosen auf, bevor er geräuschvoll auf den Boden knallte und legte ihn leise ab. Schnell waren ihre beiden Kameraden bei ihr.
„Dir tu ich so schnell keinen Gefallen!“ grinste Julian seiner Kameradin zu. „Man sieht ja wie das endet!“
„Ruhe jetzt!“ zischte Frank. Julian, fessle und kneble den Kerl und halte uns den Rücken frei. Ich weiß nicht ob noch zusätzlich Patrouillen laufen! Olga du kommst mit mir, wir beide gehen rein!“


3 Minuten später lag der Posten hinter einem Regal außer Sicht. Dann standen Olga und Frank an der Tür. Die Türe wies keine besonderen Sicherungen auf und Frank stellte leise fest.
„Die machen es einem ja wirklich einfach!“ Dann zählte er langsam von 5 zurück. Bei Null riss er die Türe auf und beide warfen Blendgranaten durch den Türrahmen und stürmten nach der Zündung in den Raum. Frank nahm die linke Hälfte und Olga die rechte Hälfte des Raums. Ihre Maschinenpistolen zuckten mehrmals und ein kurzer Feuerstrahl war vorne zu sehen, während sie schnell tiefer in den Raum eindrangen. Zu hören war nur das Klappern der Hülsen, als sie auf den Boden fielen. Nach ein paar Sekunden war alles vorbei und 4 Tote lagen in dem Raum. Der 5. hatte schreckensbleich reflexartig die Hände erhoben. Sofort stürmte Frank nach vorn, während Olga den letzten verbliebenen Posten in Schach hielt, und betrat den einzigen Nebenraum der OPZ. Der war aber bis auf einen langen Tisch und einem großen Display an der Wand leer.


Olga fesselte den Posten erst einmal und dann prüften Frank und sie die Konsolen der Geräte und Computerterminals, die an den Wänden standen. Olga zog eine Leiche von einem Stuhl und sagte,
„Hier ist die Kontrolle für die 6 stationären Geschütztürme am Landeplatz.“ Nach einer kurzen Untersuchung ergänzte sie. „Sie standen auf Automatik, jetzt“, sie hantierte an der Konsole, „sind sie offline!“
„Gute Arbeit!“ Frank schaute auf die Uhr 1732! Sie waren schneller als gefordert. Dann studierten sie noch die Überwachungskameras, die aber nur an wenigen zentralen Punkten im Raumhafen standen. Einer der Videofeeds zeigte einen Mechhangar, der aber verlassen zu sein schien. Es schienen wirklich alle ausgeflogen zu sein! Dann wandte er sich dem Überlebenden zu, der vor Angst zitternd auf dem Boden kniete.
„Gibt es einen weiteren Kontrollraum?“ Der Mann schüttelte den Kopf,
„Nein, hören sie, ich tue alles was sie sagen! Ich gehöre nicht zu den Söldnern ich bin Hopeler!“
„Sind noch Patrouillen unterwegs?“ hakte der Truppführer nach und hielt ihm die heiße Mündung seiner MP unter die Nase. Aber auch das verneinte er. Frank Hauser glaubte ihm, hob sein Funkgerät an den Mund,
„Marder, Hier Tweety, OPZ in unserer Hand, Stationäre Waffentürme deaktiviert! Kommen!“
Währenddessen machte sich Olga über die Berichte her die sie gefunden hatte. Nirgends fand sie einen Hinweis, dass die Stallwache mitbekommen hatte, dass der „UNION“ ausgeschaltet worden war. Die Menschen hier waren völlig ahnungslos! Und noch eines stellte sie fest. Nirgends fand sie die Bezeichnung „Blakes Wort“!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, „Witch“
Di. 27.06.3071, 17:50 Uhr Ortszeit


Die „Witch“ war exakt um 17:38 gelandet und sofort rückte die Marder-Lanze aus um das Landungsschiff zu sichern. Doch wie erhofft und erwartet war alles ruhig geblieben. Da der Raumhafen von der Minengesellschaft betrieben wurde, ließen sich auch keine Offiziellen der politischen oder administrativen Führung der Stadt blicken. Mittlerweile hatte StHFw Knappe mit einem Trupp die Kommunikationszentrale des Raumhafens eingenommen, aber bis auf 2 diensthabende einheimische Lotsen war diese unbesetzt. Georg fuhr seinen „GREIF“ herunter, nachdem er das Kommando an Julia übergeben hatte, streifte die Kühlweste ab und kletterte in Kampfuniform die Strickleiter hinunter. Sein Sturmgewehr hatte er über den Rücken geworfen. Unten angekommen wurde er von 2 Infanteristen erwartet. Georg setzte sein Barett auf.
„Bringen sie mich zur OPZ!“ forderte er den StFW auf, der sich bei ihm gemeldet hatte. Sofort setzte sich der kleine Trupp in Bewegung und ein paar Minuten später betrat er die OPZ. Kdt Hauser machte im sofort auf Englisch Meldung als er hereinkam. Nach dem Gefecht mit Blakes Wort hatte der Oberst befohlen, nach Außen wieder als Söldner aufzutreten. Dass die lyranische Allianz hier operierte, sollte nach Möglichkeit nicht weiter verbreitet werden.


„Konnten sie herausfinden, wer die Minengesellschaft leitet und wo das Management sitzt?“ fragte er Hauser.
„Hier in Hoffmanns Landing sind nur zwei Abteilungen. Die gesamte Leitung sitzt in Ironforge. Wie wir herausgefunden haben, machen die ihren Job wirklich gut! Seit sie am Ruder sind, hat sich die Effektivität und Produktivität der Mine und der Aufbereitungsanlagen stark gesteigert. Das sind Fachleute!“ gab Hauser seine Meinung kund. „Die OPZ wurde offiziell von „Lucifer Siblings“ geleitet, die als Sicherheitsabteilung von „Hopefull Mining“ angestellt waren. Nach Außen sind die Blakeisten nie in Erscheinung getreten. Wir haben auch keinerlei Daten gefunden, die so etwas belegen würden. Die haben hier meiner Meinung nach eine Black Op abgezogen!“ setzte er mit seine Zusammenfassung fort.
„Danke Herr Hauser, ich glaube sie liegen da sehr nahe an der Wahrheit mit ihrer Einschätzung! Die Frage ist, ob die Minenführung Spezialisten des Ordens sind oder Manager die angeheuert wurden. Eine funktionierende Industrie wäre hier auf Hope ein echter Vorteil für unseren Nachschub und unsere Versorgung. Was können sie mir noch über Hope berichten?“
„Keine einheitliche Regierung, kleine Industrie mit niedrigem Tech-Level, aber ausreichend für die Versorgung der Bevölkerung und besser als ich es für möglich gehalten hätte, Nahrungsmittelproduktion ausreichend. Grundsätzlich friedlich. Die Siedlungen sind weit voneinander entfernt, so dass hier jeder sein Leben lebt ohne andere zu nerven. Insgesamt lässt es sich hier gut Leben, sofern man nicht vor Arbeit zurückschreckt!“
„Man könnte meinen, sie wollen hierbleiben!“ lachte der Oberst.
„Die schlechteste Option wäre es sicher nicht Herr Oberst!“ grinste Hauser. „Wir haben bei der Einnahme der OPZ 2 Gefangene gemacht. Beides Einheimische die hier Hilfsdienste erledigt haben. Ein Verhör wird uns bestimmt einiges erklären. Der Rest der Leute ist leider tot, wir konnten nicht zulassen das sie Alarm auslösen oder die Steuerung der Geschütze blockieren.“ Georg nickte,
„Danke Herr Kommandant, sie und ihr Team haben hier hervorragende Arbeit geleistet!“
„Herr Oberst, dürfte ich noch etwas ergänzen?“
„Natürlich! Schießen sie los!“ nickte Georg.
„Wir haben uns die Satellitenbahnen hier auf einer der Konsolen angesehen. Wir sollten sie sofort bergen, sonst werden sie alle in naher Zukunft zerstört. Bevor wir Hope verlassen, wäre es gut, wenn wir wieder eine solide Satelliteninfrastruktur aufbauen, nachdem wir alle anderen zerstört haben. Die Menschen hier brauchen Wetterbeobachtung und Kommunikation!“ sagte Frank Hauser nachdrücklich.
„Ich erinnere mich, dass sie das schon einmal vorgebracht haben und sie haben Recht damit! Die „Witch“ sollte sich schnellstmöglich darum kümmern. Sie ist das einzige Schiff das wir haben, dass die Bergeoperation durchführen könnte.“ Georg zog seinen Kommunikator, rief Francois Dassault und ordnete an, dass sie eine entsprechende Mission vorbereiten sollte.
„Aber erst müssen wir alle Friktionen auf dem Boden ausräumen!“ stellte der Oberst fest.
„Danke Herr Oberst!“ sagte Hauser.
„Danke, das sie daran gedacht haben! Sehr gut!“ gab Georg zurück. Wieder einmal war er äußerst Zufrieden und Dankbar dafür so gute Leute zu haben!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Westkontinent, Pointers Bush
Di. 27.06.3071, 18:15 Uhr Ortszeit


Cpt. Owen „Ironfist“ Sparks stand 200 m vor der „Whirlwind“ die 7 Minuten zuvor ca. 2 km außerhalb der Stadtgrenze von Pointers Bush gelandet war. Neben seinem „CRAB“ stand der „COMMANDO COM-1D“ von SFC Sally „Dancer“ Novak. Hinter ihnen standen ihre Panzerlanze mit den 3 verbliebenen Panzern und der Infanteriezug den er mitgenommen hatte. Von den ehemals 8 Mechs der Kompanie waren nur noch diese beiden und die „VALKYRIE“ von Cpt. Ben „Tavor“ Dajan einsatzbereit. Dajan hatte Cpt. Sparks als Kommandoführer auf dem ehemaligen Schlachtfeld zurückgelassen. 2 Züge seiner Infanterie und Dajan mit seinem Mech suchten dort das Gelände nach Überlebenden und Bergegut ab und ihre Techs unterstützten sie bei der Bergung des technischen Gerätes. Sparks streckte die Hand aus und stellte an seiner Kom-Anlage die spezielle Führungsfrequenz der Lucifer Siblings ein, die ihnen der Kommandeur der Söldner gegeben hatte. Dann sendete er die Audiodatei, die der LtCol. für diesen Zug aufgezeichnet hatte. Mit einem Ohr hörte er dem gesprochenen Befehl zu und beobachtete dabei den Stadtrand und sah wie 2 MTWs heranfuhren und hinter den ersten Häusern unterzogen.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Westkontinent, Pointers Bush, Krankenstation „Whirlwind“
Di. 27.06.3071, 18:15 Uhr Ortszeit


Dr. Nadira Irfan beobachtete die Instrumente genau. Vor dem Start der „Whirlwind“ nach Pointers Bush hatte sie die Revitalisierung des Colonel eingeleitet. Er sprach auf die bisher verabreichten Medikamente gut an und hatte bereits das tiefe künstliche Koma verlassen, in dem er nun schon über 2 Monate gehalten wurde. Sein Körper hatte sich von den schweren Verletzungen soweit erholt, aber jetzt musste sie ihn aufwecken, damit der Heilungsprozess weiter fortschreiten konnte. Es war endlich soweit! Die Vitalwerte waren stabil und Nadira sagte zu dem Pfleger, der auf der anderen Seite der Liege stand,
„Ich verabreiche jetzt das Weckmittel!“ Dann drückte sie langsam die Medikamentenlösung über den Zugang in den Kreislauf des Colonels. Als sie die Spritze geleert hatte, holte sie tief Luft. Sie war so angespannt, das sie völlig das Atmen vergessen hatte.
„Pass auf dich auf Nadira, du bist die einzige Ärztin die wir haben!“ sagte leise der Pfleger Takeo Ito zu ihr. Nadira nickte und starrte gebannt auf die Instrumente. Langsam beschleunigte sich der Puls von Hank Mitchel und dann hörte sie ein leises Stöhnen. Immer wieder hörte sie seine Herztöne ab. Dann flatterten die Augenlider des Colonels und langsam öffneten sich seine Augen. Dabei stöhnte er laut.
„Colonel, alles in Ordnung! Sie sind an Bord der „Whirlwind“!“ sagte die Ärztin langsam und deutlich. Langsam kehrte Leben in den Körper des Kommandeurs der Maurauder zurück und seine linke Hand schob sich langsam nach oben zu seinem Gesicht und betastete es. Nach einiger Zeit krächzte er,
„Wie lange?“ Dreimal musste er ansetzen, bis ihn Nadira verstand.
„2 Monate Colonel! Wir hatten schwere Verluste, aber die Maurauders gibt es noch!“ sagte sie zuversichtlich, „Wenn sie sich etwas erholt haben, wird Cpt. Sparks sie informieren! Wollen sie was trinken?“ Der Colonel nickte und Takeo holte eine flexible Flasche mit einem langen Trinkhalm. Dann hielt er die Flasche und bugsierte das Ende des Halms zwischen die Lippen den Colonels.
„Langsam trinken!“ sagte er und unterstützte den Colonel, in dem er die Flasche leicht zusammendrückte.


Währenddessen ging Nadira aus dem Krankenzimmer und griff zum Kommunikator,
„Combat1, hier Tape1, Kommen!“ rief sie Owen Sparks.
„Hier Combat1, Kommen!“
„Hier Tape1, der Colonel ist wieder bei Bewusstsein und es geht ihm den Umständen entsprechend gut! Kommen!“
„Hier Combat1, Danke! Ende!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Westkontinent, Pointers Bush
Di. 27.06.3071, 18:24 Uhr Ortszeit


Gerade kam die Meldung von der Krankenstation herein! Owen ballte zufrieden und glücklich seine Faust! Dann konzentrierte sich wieder seine ganze Aufmerksamkeit auf die Stadtgrenze. Die Durchsage hatte er zweimal gesendet, dann forderte er den gegnerischen Zug auf dem Befehl ihres Kommandeurs zu folgen und sich den Mauraudern zu ergeben. Jetzt wartete er auf die Antwort des Zugführers der Siblings. Bald meldete sich über diese Frequenz eine Stimme.
„Marodeure, hier 1stLt. Lino daSilva! Garantieren sie uns die Behandlung nach dem Kriegsrecht? Kommen!“
„Hier Cpt. Sparks, Mitchels Maurauders! Sie haben mein Wort, das wir sie gemäß den Regularien für Kriegsgefangene behandeln! Rücken sie sofort komplett aus der Stadt zu uns aus, bringen sie das Verbindungskommando von Word of Blake mit und ergeben sie sich! Dann wird ihnen nichts geschehen! Kommen!“
„Hier daSilva, wir kommen! Halten sie ihre Waffen gesenkt! Ende!“
„Das war ja problemlos!“ dachte sich Owen Sparks! Dann forderte er seine Leute zur Disziplin auf und wartete. Keine 3 Minuten später fuhren 3 MTWs und 2 leicht gepanzerte Geländewagen aus der Stadt auf sie zu und blieben in 300 m Abstand stehen. Dann saß der komplette Zug ab und stellten sich vor ihren Fahrzeugen auf. Im Zoom seines „CRAB“ konnte Owen erkennen, das 3 Personen die Hände auf dem Rücken gebunden hatten. Dann traten zwei Männer vor, von denen einer mit einem weißen Stofffetzen wedelte und kamen auf sie zu. Owen rief den Zugführer des ersten Zuges an und befahl ihm, die beiden Männer in Empfang zu nehmen. Seinen Mech wollte er erst verlassen, wenn sicher war, dass dessen Feuerkraft nicht mehr gebraucht werden würde!


Eine ¾-Stunde später waren alle entwaffnet und gefilzt worden. Dem einen oder anderen wurden noch Messer oder persönliche Kurzwaffen abgenommen, aber niemand begehrte dabei auf. Cpt. Sparks hatte strikte Order gegeben, das die Gefangenen persönliche Gegenstände behalten durften! Einen Trupp hatte er abgestellt um die Fahrzeuge zu überprüfen und in die „Whirlwind“ zu bringen. Owen Sparks war mittlerweile aus seinem Mech ausgestiegen und sah, wie das letzte Fahrzeug die Hangarrampe hochfuhr. Dann erreichte er den Zugführer, den er mit der Gefangennahme betraut hatte.
„Sir, wir haben alle Gefangenen überprüft. Dies ist der Zugführer der Siblings, 1stLt daSilva!“ meldete SgtMaj Vostok, dabei zeigte er auf einen mittelgroßen Mann mit dunkler Haarfarbe und wettergegerbter Haut.
„Danke Mr. Vostok! Lassen sie dann die Siblings Gruppenweise in die vorbereiteten Arrestbereiche auf der „Whirlwind“ bringen.“ Dann wandte er sich an daSilva.
„Ich bin Cpt. Sparks, Mitchels Maurauders. Es war gut, dass sie sich kampflos ergeben haben. Das hat ihren Leuten, ihnen und den Einwohnern von Pointers Bush viel Leid erspart!“
„Es war in meinen Augen die beste Option. Außerdem war der Kapitulationsbefehl meines Kommandeurs authentisch, warum hätte ich ihm nicht folgeleisten sollen?“ antwortete daSilva. Sparks zeigte auch den kleinen Trupp der gefesselten Blakeisten.
„Deswegen, wir waren uns nicht sicher!“ entgegnete Sparks.
„Die Arschlöcher haben uns wie Lakaien behandelt, keinen Anstand und Respekt! Die wollten uns zwingen gegen sie zu kämpfen. Dem Verbindungoffizier habe ich sofort gezeigt was ich davon halte!“ dabei schlug daSilva mit der rechten Faust so kräftig in seine geöffnete linke Hand, das es klatschte. Sparks grinste.
„Was war ihr Auftrag hier in Pointers Bush?“ wollte Owen Sparks wissen.
„Wir sollten nur aufpassen, dass niemand der Konzernzentrale und unseren Aufraggeber in die Quere kommt. Die örtlichen Oberen waren gar nicht erbaut über unser Hiersein und haben sich strikt geweigert mit uns zu kooperieren! Nur auf Druck haben sie uns ein paar Gebäude als Unterkunft vermietet!“ knurrte DaSilva.
„Wie sich das anhört, dürften sie froh sein, das sie gehen!“
„Da dürften sie Recht haben! Aber ein Teil unserer Sachen ist noch in unseren Gebäuden. Könnten wir die bitte mitnehmen?“ bat der Zugführer. Owen überlegte, bis jetzt machte daSilva einen kooperativen Eindruck. Warum eigentlich nicht?
„Ok, ich schicke sie Gruppenweise unter unserer Bewachung und einem Transportfahrzeug zu ihrem Unterkunftsgebäude, dann können sie ihre Sachen holen. Wir werden aber alles kontrollieren.“ stimmte Sparks zu. Dann winkte er SgtMaj Vostok zu sich und gab entsprechende Befehle.
„Sie fahren mit dem 1. Kontingent mit und durchsuchen vorher das Gebäude nach Informationen und den Unterlagen der Blakisten!“ Der Unteroffizier bestätigte und organisierte sofort die Aktion.


Owen rief über sein ComPad einen Geländewagen zu sich und fuhr kurz zur „Whirlwind“ um sich umzuziehen, dann fuhr er zusammen mit zwei schwerbewaffneten Infanteristen in die Stadt. Dort wollte er die Verantwortlichen der örtlichen Regierung aufsuchen, um mit ihnen die neue Lage zu erörtern, so wie es der Oberst kurz vor seinem Abflug mit ihm besprochen hatte. Das Kommando über die Landestelle übergab er der Kommandantin des Landungsschiffes. Es drängte ihn zwar alles sofort die Krankenstation aufzusuchen, aber das wollte er erst tun, wenn sein Auftrag hier erledigt war!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge
Di. 27.06.3071, 19:12 Uhr Ortszeit


Die Ulanen waren aus der „Sturm“ ausgerückt und hatten sich in Line zwischen der Industriestadt und der Landestelle des „UNION“ positioniert. Kurz nach der Landung hatte sie schon die Kapitulationsorder des Kommandeurs der Siblings ausgestrahlt, zusammen mit einer Aufforderung von ihr sich bei den Mechs zu ergeben. Bis jetzt hatte Sigrid noch keine Antwort erhalten.
„Big Mama, hier Marder1, senden sie die Botschaft nochmal! Ende!“ funkte sie das Landungsschiff an. Ihr blieb erst einmal nur übrig zu warten. In die Stadt und die Industrieanlagen einzurücken wollte sie möglichst vermeiden! Da erwachte ihr Funk zum Leben,
„Maurauders, hier SgtMaj. Dayta Patel, Lucifers Siblings! Kommen!“ hörte Sigrid eine Frauenstimme. Der Funkspruch war auf der Siblings-Frequenz gesendet worden.
„SgtMaj. Patel, hier Maj. Frejia Helgisdottir, Frejias Ulanen! Über was wollen sie reden? Kommen!“
„Hier SgtMaj. Patel, wir wollen uns ergeben. Nennen sie uns die Bedingungen! Kommen!“
„Hier Maj. Helgisdottir, wir werden sie als Kriegsgefangene nach dem Kriegsrecht behandeln. Kommen sie aus der Stadt mit allen Fahrzeugen und ihrem kompletten Zug. Übergeben sie uns ihre Waffen und alle Angehörigen von Blakes Wort. Dafür garantiere ich ihnen ihre Sicherheit! Kommen!“
„Hier SgtMaj. Patel. Ich akzeptiere! Wir brauchen aber einen Arzt. Mehrere meiner Soldaten wurden verletzt, als wir den Word Of Blake-Verbindungstrupp überwältigt haben. Kommen!“
„Hier Maj. Helgisdottir. Wir werden ein Sanitätsteam vor Ort bereitstellen. Kommen sie jetzt zu uns und ergeben sich unverzüglich! Kommen!“
„Hier SgtMaj. Patel, wir rücken aus, ETA 8 Minuten! Ende!“ Dann war der Kanal wieder still. Sofort beauftragte sie Hptm. Fairbanks mit der Durchführung der Aufnahme des Siblings-Zuges.


Tatsächlich rollte nach knapp 8 Minuten eine kleine Kolonne aus 5 Fahrzeugen auf sie zu und stoppte 300 m vor der Mechlanze, nachdem man sie per Funk dazu aufgefordert hatte. Die gegnerischen Fahrzeuge öffneten sich und rund 30 Personen versammelten sich in 4 Gruppen vor den Fahrzeugen. Es wurden auch 5 Tragen ausgeladen und abgestellt. Das Erkundungsfahrzeug von Hptm. Fairbanks fuhr langsam auf die kleinste der Gruppen zu, gefolgt von dem KrKw der „Sturm“. Bei der Gruppe angekommen, kletterte Patricia Fairbanks aus dem Fahrzeug, während der Fahrer und einer ihrer Soldaten im Fahrzeug verblieben. Auf der Lafette am Turmluk ihres Erkunders hatte sie das schwere Maschinengewehr montieren lassen und der Soldat ließ es bedrohlich hin und her schwenken. Als sie eine hochgewachsene dunkelhäutige Frau erreichte, deren Abzeichen sie als SgtMaj. identifizierten, blieb sie stehen.
„Ich bin Cpt. Patricia Fairbanks, Frejias Ulanen. Ich bin hier um ihre Kapitulation abzuwickeln. Sind sie SgtMaj. Patel, die mit meiner Kompaniechefin gesprochen hat?“ wollte sie wissen.
Die großgewachsene Frau straffte sich und legte die rechte Hand mit der Handfläche nach vorne an ihre Schläfe,
„Sir, SgtMaj. Dayta Patel, stv. Zugführerin 2. InfZg Lucifers Siblings!“ stellte sie sich erst einmal vor. „Mein Zugführer wurde bei der Festnahme des WOB-Verbindungskommandos schwer verletzt und ist bewusstlos! Ich hoffe sie haben ihren Sani mitgebracht. Und, jawohl, ich habe mit ihrer Kommandeurin gesprochen! Hiermit kapituliert der 2. Zug vollständig und ohne Bedingungen!“ Dann griff sie an ihre Seite, öffnete ihr Holster und zog vorsichtig mit ihrer linken Hand die Pistole heraus, fasste sie am Lauf und reichte sie Patricia Fairbanks. Diese nahm ebenfalls Haltung an, hob die Hand zum Gruß und nahm dann die Seitenwaffe der Unteroffizierin entgegen.
„SgtMaj. Patel, Kapitulation akzeptiert! Lassen sie alle Waffen 20 m von ihren Soldaten entfernt ablegen!“


Danach zogen die MTWs der 3 Marine-Teams vor und steuerten jeweils eine Gruppe an. Schnell waren die Angehörigen des 2. Zuges kontrolliert und bis auf Taschen- und Kampfmesser, die ihnen aber abgenommen wurden, führten diese auch keine weiteren Waffen mehr. Mehrere Techs kamen von der „Sturm“ und übernahmen die Fahrzeuge. Die Waffen des Gegners wurden hineingelegt und dann rückten die Fahrzeuge zum Landungsschiff der Ulanen ab. Währenddessen gab Patricia Sigrid die Sicherheitsfreigabe und Sigrid marschierte mit ihrem Mech Jotnar auf den gegnerischen Zugtrupp zu, bei dem sich Patricia befand. 50m vor der Gruppe blieb sie stehen, sperrte ihren Mech und kletterte die Strickleiter herunter. Dabei sah sie, dass ihre Bordärztin und die Sanis sich bereits um die 5 Verletzten kümmerten. Bei 2 der Tragen standen Marineinfanteristen und bewachten die Verletzten. Am Boden angekommen ging sie zu Patricia und der hochgewachsenen Unteroffizierin, die gerade den 2. Zug führte. Auf dem Weg schätzte sie die Frau ab. Hochgewachsen, braune Haut, athletisch gebaut, mittleres Alter, schwarze, kurz geschnittene Haare und eine breite Narbe an ihrer linken Schläfe wirkten auf Sigrid wie das Abziehbild einer erfahrenen, hartgesottenen Soldatin.


Als SgtMaj. Patel die Mechkriegerin auf sich zukommen sah, die in die üblichen Shorts, Kühlweste und Mechstiefeln gekleidet war, drehte sie sich zu ihr und dann erkannte sie das Dienstgradabzeichen eines Majors.
„Major, SgtMaj. Patel, stv. ZgFührerin 2. Zug Lucifers Siblings! Wir haben kapituliert!“ meldete sie. Sigrid grüßte zurück,
„Danke SgtMaj.! Ich bin Maj. Helgisdottir, Kommandeurin von Frejias Ulanen. Seien sie versichert, dass wir uns an unsere Zusicherung halten. Melden sie mir bitte umfassend die Situation in Ironforge. Ihr Kommandeur hat sie zur vollen Zusammenarbeit aufgefordert, daran möchte ich sie erinnern!“
„Selbstverständlich Sir!“ bestätigte die Unteroffizierin mit fester Stimme! Dann begann sie nach einer kurzen Pause, in der sie ihre Gedanken ordnete mit ihrem Lagevortrag zur Unterrichtung. Sigrid war von dem Vortrag beeindruckt, ihr erster Eindruck hatte sie also nicht getäuscht! Selbstsicher und klar strukturiert schilderte die Soldatin die derzeitige Situation in Ironforge. Auch auf Nachfragen gab sie Auskunft. Danach hatte Sigrid ein klares Lagebild. Natürlich wusste SgtMaj. Patel nur wenig über die inneren Strukturen der Minengesellschaft, konnte aber einen wichtigen Hinweis geben, wer vom Vorstand der Gesellschaft in regelmäßigem Kontakt mit dem Verbindungskommando der Blakeisten stand, oder wie sie es bezeichnete, dem „WOB-Liason-Team“!


„Wer ist denn der Leiter des Liason-Teams?“ wollte Sigrid wissen. Patel zeigte auf eine der Tragen, die von Marineinfanteristen bewacht wurde. Darauf lag ein offensichtlich schwer verletzter Mann, der bewusstlos war. Sigrid rief der Ärztin zu, dass sie sich das Gebiss der Blakeisten ansehen sollte, da sie schon öfter festgestellt hatten, dass die Agenten von Blakes Wort eine Giftkapsel in einem falschen Zahn hatten. Die Ärztin nickte und machte sich an die unangenehme Arbeit. Im Mund des Bewusstlosen wurde sie schnell fündig. Die andere Verletzte verdrehte die Augen als die Ärztin auf sie zuging. Sofort stürzte sie vor, konnte aber nur noch den Tot der Frau feststellen. Hptm. Fairbanks reagierte sofort und rief ihren Soldaten, die die anderen 3 Mitglieder des Liason-Teams bewachten zu, das sie diese sofort sedieren sollten. Bei zweien kamen sie zu spät. Der Dritte konnte noch rechtzeitig mit einem Taser ausgeknockt werden.
„Eindeutig!“ brummte Patricia Fairbanks, „Das waren Blakeisten! Ich empfehle alle Kriegsgefangenen entsprechend zu untersuchen, nicht das wir einen Wolf im Schafspelz übersehen Frau Major!“ sagte sie an Sigrid gerichtet. Sigrid nickte.
„Lassen sie es durchführen, bevor sie die Gefangenen an Bord bringen!“ bestätigte sie den Vorschlag. SgtMaj. Patel war völlig perplex! Damit hatte sie nicht gerechnet! Fragend schaute sie von der Marineinfanteristin zu der Mechkriegerin.
„Das war nicht unsere erste Begegnung mit WOB!“ stellte Sigrid fest. „Sie versuchen offensichtlich die tiefe Peripherie zu unterwandern! Wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, gehen sie in der Sphäre genauso vor!“
„Ich dachte, wir wären die einzige WOB-Einsatzgruppe, die hier draußen operiert!“ meinte die Unteroffizierin. Sigrid war sofort sehr aufmerksam. Dies war der erste direkte Hinweis auf die Hintergründe der Operation von WOB hier auf New Hope den sie gehört hatte!
„Was wissen sie darüber?“ hakte Sigrid sofort nach.
„Ich werde ihnen alles erzählen, wenn sie ihr Wort halten und uns fair behandeln!“ sagte die Soldatin stolz.
„Dann werden wir kein Problem miteinander haben SgtMaj.!“ erwiderte Sigrid mit einem Lächeln. Ihr gefiel die Unteroffizierin, vielleicht könnte man sie anwerben, wenn ihre Loyalität und Motivation überprüft worden war.


Eine Stunde später war ihr „SHADOW HAWK“ in seiner Mechbay an Bord der „Sturm“ und sie stand in ihrem Söldner-Outfit vor dem Landungsschiff. Vor ihr warteten ein leicht gepanzerter Geländewagen und dahinter der MTW des 3. Marine-Teams, das sie zur Konzernzentrale von Hopefull-Mining begleiten würde.
„1stLt. Tesch, Abmarschbereit?“ fragte sie auf Englisch.
„Yes Sir!“ kam prompt die zackige Antwort.
„Aufsitzen, Abmarsch!“ befahl Sigrid und setzte sich auf den Beifahrersitz des Geländewagens. Den Fahrer, einem Tech der „Sturm“ fragte sie,
„Strecke bekannt, Mathis?“
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ sagte er.
„Ab sofort reden sie nur noch Englisch und ich bin Major Frejia Helgisdottir! Klar? Es ist wichtig, dass wir unsere Tarnung aufrecht halten!“ sagte sie. Der Fahrer nickte.
„Yes Sir!“ entgegnete er und grinste.
„Go Ahead, Target HQ Hopefull Mining!“
„Yes Sir!“ bestätigte er und fuhr los, der MTW folgte in 20 m Abstand.


Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten sie ein gedrungenes Gebäude, das mehr einem Bunker als einem Verwaltungsgebäude ähnelte. Es war deutlich dass das Gebäude schon lange genutzt wurde. Aber auf einem großen Schild stand „Hopefull Mining“ und darunter der Schriftzug „Central Headquarter“. Sie waren am Ziel. Sigrid sprang aus dem Wagen und die Infanteristen saßen ab. Der halbe Trupp blieb zur Sicherung der Fahrzeuge zurück, die mitten in der Auffahrt der Zentrale standen und Sigrid setzte sich in Bewegung, gefolgt von Victoria Tesch und 5 schwer bewaffneten Soldaten in Infanterieschutzausrüstung und aufgesetzten Helmen. Als sie auf die große Eingangstüre zukamen, stellte sich ihnen ein kräftig gebauter Security-Mann in den Weg.
„Was wollen sie hier? Haben sie einen Termin?“ fragte er und legte eine Hand auf die Pistole in seinem Holster. Sigrid blieb stehen,
Ich bin Maj. Frejia Helgisdottir, Frejias Ulanen. Die Lucifers Siblings haben sich uns ergeben und ich bin gekommen, um sofort mit ihrem Vorstand zu sprechen! Sehen sie es als ein Akt der Höflichkeit, dass ich nicht mit meinem Mech hier anmarschiert bin! Jetzt verständigen sie ihre Vorgesetzen und bringen uns zu ihrem Vorstand!“ sagte sie barsch. Der Security-Mann schaute in die grimmigen Gesichter der Infanteristen hinter der Mechkriegerin, fasste nach seinem Funkgerät und nahm die Hand von seiner Pistole. Er gab kurz die Situation durch und wartete auf Anweisung. Kurz darauf bedeckte er sein Ohr und nickte. Dann sah er Sigrid an.
„Der Vorstand erwartet sie, ich soll sie sofort hinbringen!“ sagte er überrascht.


Minuten später trat Sigrid durch eine doppelflügelige Tür in einen großen Besprechungsraum, in dem sie 9 Personen erwarteten. Sigrid beorderte drei der Soldaten als Wache vor die Türe, trat mit Victoria Tesch und zwei Infanteristen in den Raum und ließ die Türen schließen. Die beiden Infanteristen begaben sich sofort an die Seiten des Raumes, damit sie schnell auf jede Handlung der Anwesenden reagieren konnten.
„Guten Tag meine Damen, meine Herren! Ich bin Maj. Frejia Helgisdottir, Kommandeur der Söldnereinheit Frejias Ulanen. Wir haben zusammen mit den Dark Cuirassiers die befreundete Einheit Mitchels Maurauders entsetzt und dabei alle Streitkräfte die unter ihrem Kontrakt standen, zerschlagen! Wie sie sicher Wissen wurden die Maurauders mit einem gefälschten Auftrag hergelockt, um sie zu vernichten und ihr Landungsschiff und ihr Sprungschiff zu übernehmen! Ein eindeutig aggressiver Akt ihrerseits!“ sagte sie scharf. Sigrid machte eine kurze Pause, dann fragte sie,
„Wer von ihnen ist Lloyd Worthington?“ dabei musterte sie einen nach dem anderen. Alle anwesenden Manager blickten auf einen Mann, der sie mit wutverzerrtem Blick direkt ansah und langsam aufstand. Bevor er etwas sagen konnte, nickte Sigrid und der ihm am nächsten stehende Infanterist schoss mit einem Taser auf ihn. Der Mann brach sofort bewusstlos zusammen. Der Mann an der Spitze des Tisches stand auf,
„Was soll das? Sie kommen hier herein, überwältigen unseren Sicherheitschef und erheben schwere Vorwürfe gegen uns. Wir führen eine Minengesellschaft und keinen Krieg!“ warf er der Mechkriegerin vor.
„Dann erklären sie, wie Word of Blake hier in aller Ruhe die Fäden ziehen konnte, ohne dass sie es bemerkt hätten!“ sagte Sigrid verächtlich. „Nach unseren Erkenntnissen haben sie vor 1,5 Jahren hier den Laden im Auftrag von Word of Blake übernommen, um die Grundlage für eine dauerhafte Basis in der tiefen Peripherie zu schaffen! Erzählen sie mir bloß nicht, dass sie davon nichts wussten, das wäre äußerst unglaubwürdig!“ Sigrid schleuderte ihm alle Erkenntnisse entgegen, die sie in der kurzen Zeit, die sie auf dem Planeten waren, hatten gewinnen können oder sich zusammengereimt hatten. Sie sah, wie der Mann fahl im Gesicht wurde. Dann stellte sie klar,
„Fakt ist, das wir hier im Augenblick die absolute militärische Macht haben und es hier auf dem Planeten nichts mehr gibt was uns die Stirn bieten könnte! Deshalb würde ich ihnen raten mit uns kooperieren und ihr Wissen uns gegenüber offenzulegen! Wenn es uns nur um Rohstoffe gehen würde, wären wir direkt in die Industrieanlagen einmarschiert!“
„Was interessiert sie hier draußen als Peripherie-Söldner was Word of Blake macht?“ fragte eine Frau die 2 Plätze neben dem CEO saß.
„Meine Einheit stammt eigentlich aus der Sphäre und wir wurden für Vogelfrei erklärt und mussten hierher flüchten, weil wir aller Wahrscheinlichkeit nach von den Blakeisten in eine Falle gelockt wurden!“ schleuderte Sigrid ihr entgegen. „Ich habe keinerlei Grund Word of Blake zu lieben! Sie sind höchstwahrscheinlich Schuld am Tod fast meines gesamten Bataillons, nur meine leichte gemischte Kompanie ist übrig geblieben und konnte dem Inferno entkommen!“ spann sie die Tarngeschichte der Ulanen weiter.
„Wollen sie uns jetzt alle erschießen?“ fragte ein Anderer nach, wieder eine Andere rief,
„Was habe ich damit zu tun, ich stamme von Hope!“ Sigrid blickte in die Runde, alle hatten stark zu schwitzen begonnen. Sie wandte sich an Victoria.
„1stLt. Tesch, sorgen sie dafür, das der ROM-Agent bewusstlos bleibt, nicht das er sich noch selber tötet bevor wir ihn ausquetschen können!“
„Yes Sir!“ sagte die blonde Offizierin zackig und ging zu dem Bewusstlosen und verpasste ihm ein starkes Sedativum. Dann wandte sie sich wieder an den Vorstand.
„Wir haben nicht vor hier ein Blutbad anzurichten. Wie wir herausgefunden haben, leisten sie hervorragende Arbeit bei der Führung der Minengesellschaft. Wir werden sie einzeln verhören, um ihre Verbindung zu Word of Blake und die wahren Besitzverhältnisse des Konzerns zu ermitteln. Lassen sie es sich bloß nicht einfallen uns anlügen zu wollen, wir würden das bemerken! Wir haben übrigens nicht vor, hier Wurzeln zu schlagen! Aber wir gehen erst, wenn wir das Gift der Blakeisten hier endgültig ausgemerzt haben!“ sagte sie kalt wie Eis!


„Bevor wir in unsere „Gespräche“ einsteigen, bitte ich sie sich kurz vorzustellen. Name, Funktion und Herkunft reicht fürs erste!“ forderte Sigrid die Runde auf. Als erstes stellte sich der CEO vor,
„Mein Name ist Dinesh Khan, CEO von Hopefull Mining. Ich stamme aus Gannett, Liga Freier Welten, ich bin nicht Angehöriger von Word of Blake!“ Reihum stellten sich alle vor, von den 8 verbliebenen Vorstandsmitgliedern stammten 3 von Hope und keiner gab an, Anhänger von WOB zu sein. Da piepte das ComPad von Sigrid und sie nahm das Gespräch entgegen. Hptm. Fairbanks war mit einem weiteren Team und 2 Computertechs der „Sturm“ eingetroffen. Sie beorderte sie sofort mit den Techs und dem Team zu sich.
„Mr. Kahn, wir müssen alle Mitarbeiter ihres Sicherheitschefs sofort in Gewahrsam nehmen. Es ist davon auszugehen das unter ihnen WOB-Agenten sind!“ Da meldete sich die Personalchefin, die von Hope stammte.
„Das können eigentlich nur die 2 Fremdweltler sein. Der Rest des Personals der Sicherheitsabteilung stammt von hier!“
„Dann übermitteln sie uns unverzüglich die Daten!“ forderte sie Sigrid auf und trat hinter sie. Die Frau griff über das im Tisch an ihrem Platz eingelassene Terminal auf die Personaldaten zu und druckte 2 Dossiers aus, samt einem Gebäudeplan, wo deren Büros verzeichnet waren. In diesem Moment betrat Patricia Fairbanks den Raum.
„Captain, nehmen sie diese beiden Personen sofort fest und lassen sie sich von Ms. Ava Smith hier hinführen! Es handelt sich wahrscheinlich um ROM-Agenten. Sedieren sie diese sofort!“ Dabei überreichte Sigrid ihr die Dossiers und zeigte auf die Personalchefin.
„Yes Sir!“ antwortete die Marine knapp, bat Ms. Smith unmissverständlich auf, ihr den Weg zu zeigen und verschwand wieder. Dann wandte sie sich wieder an das Gremium.
„Mr. Kahn, ich glaube es wird Zeit für unser erstes Gespräch!“ sagte sie lächelnd. „Liegt ihr Büro in der Nähe?“ Der CEO nickte.
„Wenn sie mir bitte folgen wollen!“ er erhob sich und steuerte auf die Türe zu. Sigrid folgte ihm und übergab 1stLt. Tesch die Aufsicht über den Vorstand. Vor der Türe winkte sie einem Soldaten ihr und dem CEO zu folgen.


Ein paar Türen weiter blieb der CEO vor einer geschlossenen Türe stehen und blickte Sigrid an.
„Meine Sekretärin ist im Vorzimmer.“ Informierte er sie.
„Gut, gehen sie voran!“ forderte sie ihn auf. Kahn drückte die Klinke herunter und trat ein. Sigrid folgte ihm unmittelbar. Die Sekretärin blickte auf und erschrak, als sie die martialisch gekleidete Söldnerin und den schwerbewaffneten Infanteristen erblickte.
„Alles Gut, Abigail!“ beruhigte sie der CEO, „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen! Die Dame ist nur zu einem Gespräch hier!“ Dann öffnete er seine Bürotür und Sigrid folgte ihm. Durch einen kleinen Wink befahl sie dem Marine im Vorzimmer zu warten. Der Soldat stellte sich an die Seite, so dass er die Türen und die Sekretärin im Blick hatte. Abigail Turner war völlig perplex. In den spärlichen Nachrichten hatte sie von schweren Gefechten auf dem Planeten gehört, aber jetzt stand der Krieg plötzlich als schwerbewaffneter Hüne in ihrem Büro! Sie schluckte,
„Wollen sie einen Kaffee?“ fragte sie den Infanteristen, auch um sich mit dieser Routinefrage selber zu beruhigen. Zu ihrer Überraschung begann der Mann zu grinsen und antwortete in einem ihr unbekannten Akzent,
„Gerne, wenn sie mittrinken! Wenn es geht mit Milch und Zucker!“ Dann fragte er sie, „Sind sie von hier?“ Die Sekretärin stand auf und ging zur Kaffeemaschine,
„Ja ich bin hier auf Hope geboren und habe den Planeten noch nie verlassen! Wie ist es denn da draußen?“
„Das kommt auf den Standpunkt an. Schön und gefährlich zugleich!“ gab er zurück.
„Wo kommen sie denn her?“ fragte sie um das Gespräch, das eine beruhigende Wirkung auf sie hatte, am Laufen zu halten.
„Das kann ich ihnen leider nicht sagen, Ms.?“
„Ich bin Abigail Turner und wie heißen sie?“
„Sgt. Lars Neumann, Ms. Turner.“ Er lächelte sie an, blieb aber dabei stets aufmerksam.


Sigrid schloss die Tür hinter sich, während Dinesh Kahn um seinen Schreibtisch herumging und sich auf seinen Stuhl setzte. Sigrid setzte sich ihm gegenüber und forderte den CEO auf zu reden.
„Dann erzählen sie mal die ganze Geschichte von Anfang an! Wie sie hier hergekommen sind und was sie hier vorhatten!“ forderte sie ihn auf. Dinesh Kahn spürte, das hier verkehrte Welt gespielt wurde. Sonst war er es, der von diesem Stuhl aus den Ton angab, aber der harte Blick dieser Söldnerin ließ keinen Zweifel daran, dass sie alles meinte was sie sagte. Dann begann er die Geschehnisse zu schildern. Sigrid stellte dazu ihr ComPad auf den Tisch und zeichnete alles auf. Nach 10 Minuten meldete sich ihr Komset und Sigrid hob die Hand, dass der CEO kurz mit seinem Bericht unterbrechen sollte. Patricia Fairbanks meldete ihr, dass beide Sicherheitsleute in Gewahrsam waren. Den einen hatten sie überrascht, der zweite wollte sich gerade aus dem Staub machen, aber ein gezielter Schuss in die Beine hatte ihn davon abgehalten.
„Das war der Captain meiner Infanterie. Sie haben die beiden Sicherheitsleute!“ stellte sie zufrieden fest. „Erzählen sie weiter!“ forderte sie ihn dann auf. Dinesh Kahn setze fort.


Nach fast einer Stunde war der CEO mit seinem Bericht fertig. Wenn dieser so richtig war, wurde er vor ca. 2 Jahren als Minenmanager engagiert, da er auf mehreren Planeten der Liga entsprechende Erfahrungen gesammelt hatte. Da er keine Angehörigen hatte, war er für WOB der ideale Kandidat. Ähnlich war es auch mit den andren Managern, die mitgekommen waren. Auch mehrere Bergbautechs waren mit im Kontingent. Aber der CEO meinte, das sie alle „sauber“ wären und keinerlei Verbindungen zu WOB hätten, außer dem Angestelltenverhältnis. Nur die 3 Sicherheitsleute die sie gefasst hatten, waren von WOB.


„Wir müssen natürlich alle verhören. Ich hoffe für sie, dass sie mir keinen Bären aufgebunden haben. Wir haben keinerlei Interesse „Hopefull Mining“ zu übernehmen. Im Gegenteil, sie sollen ihre erfolgreiche Arbeit fortsetzen! Die Frage ist nur, wie es mit den Besitzverhältnissen steht. Wenn ich sie richtig verstanden habe, wurden die ehemaligen Eigentümer entschädigt und hatten neben Credits eine Passage in die IS als Entschädigung bekommen?“ hakte Sigrid nach. „Wobei ich davon ausgehe, dass diese Leute niemals in der IS angekommen sind. WOB ist nicht dafür bekannt Zeugen zurückzulassen!“
„Besitzverhältnisse?“ Der CEO lachte auf! „Ich hoffe sie gehen nicht davon aus, dass es hier in der tiefen Peripherie so was wie ein Handelsregister gibt. Was ich hier gelernt habe ist, dass nur wer die tatsächliche Gewalt über etwas ausübt, so etwas wie der Eigentümer ist. Lokale Verwaltungen haben zwar Katasterlisten, aber deren Wirkmächtigkeit endet an der Grenze der Stadt! Das war auch der Grund das Lucifers Siblings hier waren. WOB hatte nur begrenzte Ressourcen in diese Projekt gesteckt, aber da das Good Hope System relativ häufig das Opfer von Piratenüberfällen wird, hat man die Siblings angeheuert. Ihr martialische Name war oder ist nur Show. Die Einheit hat sich eigentlich jahrelang immer als Garnisonstruppe durchgeschlagen, das war keine Eliteeinheit mit hohen Gefechtsskills! Entsprechend günstig waren sie. Die ganze Operation basierte auf der Idee von Präzentor Julian LaGrange, einem hohen Tier in der Administration von WoB, dem die Oberen des Ordens noch was schuldig waren. Deshalb wurde diese Operation überhaupt erst initiiert. Aber scheinbar hatte er gedacht er wäre Napoleon und er müsse die tiefe Peripherie erobern! Dass er diese Einheit, „Mitchels Maurauders“ hergelockt hatte um seinen Plan in die Tat umzusetzen, erfuhr ich erst, als sie schon im System materialisierten. Wie das ausging wissen sie selbst am besten! Bei der ganzen Operation hier auf Hope waren nur wenige Angehörige des Ordens beteiligt, der Rest waren alles Mietlinge, zu denen zähle ich mich auch!“


„Danke Mr. Kahn, jetzt werde ich mich wohl noch mit ihren Vorstandskolleginnen und –Kollegen weiter unterhalten müssen. Das wird ein langer Abend!“ sagte Sigrid. Insgeheim war sie froh, dass der Oberst Cpt. Sparks und sie vor Beginn der Aktion so gründlich in die örtliche Lage eingewiesen hatte und ein umfangreiches Dossier zur Verfügung gestellt hatte. Sonst hätte sie keine Möglichkeit gehabt, den CEO aus der Reserve zu locken!
„Haben sie im Haus eine Kantine?“ fragte sie.
„Natürlich!“ grinste der CEO, „Und selbstverständlich sind sie meine Gäste!“


Die Verhöre teilte sie sich mit Hptm Patricia Fairbanks, nachdem sie ihr ebenfalls das Dossier des Oberst gegeben hatte. Weit nach Mitternacht Ortszeit meldete sie eine Zusammenfassung an den Oberst, der mittlerweile den Raumhafen von Hoffmanns Landing unter Kontrolle hatte und ebenfalls bereits mit den lokalen Behörden konferiert hatte. Auch in Pointers Bush war alles glatt gelaufen. Wie sie dem kurzen Statement hatte entnehmen können war die örtliche Regierung froh, dass die Söldner endlich weg waren. Über die Nachricht das Col. Hank Mitchel wieder bei Bewusstsein war freute sie sich!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Zentralkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen
Mi. 28.06.3071, 06:03 Uhr Ortszeit


Georg war früh aufgestanden. Nur 4 Stunden Schlaf hatte er bekommen, da er noch die Meldung aus Ironforge ausgewertet hatte. Alles in Allem war die Operation sehr erfolgreich und ohne große Verluste verlaufen! Kurz vor dem Morgengrauen war auch die „Witch“ wieder gelandet, nachdem sie die restlichen Satelliten eingesammelt hatte. Die Techs würden sie in den nächsten Tagen umrüsten und umprogrammieren so dass sie als Nachrichten- und Wettersatelliten eingesetzt werden konnten. Die Kampfeinheiten waren mit ein paar wenigen Techs am Boden geblieben und hatten eines der Wohnheime der Minengesellschaft in Beschlag genommen, das noch leer stand. Jetzt trat er im Kampfanzug und einer Pistole bewaffnet durch die Türe der zentralen Kantine der Minengesellschaft. Er war an diesem Morgen der erste Soldat im Raum und sofort wurde es totenstill. Alle Angestellten der Minengesellschaft, die ihr Frühstück einnahmen schauten ihn an.
„Guten Morgen!“ rief er in den Raum „Lassen sie sich durch mich nicht stören!“ Sofort begann ein Gemurmel unter den Leuten und ihre Blicke verfolgten ihn. Kurz bevor er die Essensausgabe erreichte stand eine Frau auf und trat ihm in den Weg. Sie machte keinen aggressiven Eindruck, aber aus ihrem Blick sprach Sorge. Georg blieb stehen, achtete aber darauf dass niemand hinter ihm stand.
„Wer sind sie und was tun sie hier?“ wollte die Frau wissen.


„Ich bin Oberst Müller, Kommandeur der Dark Cuirassiers. Wir haben einer befreundeten Söldnereinheit geholfen, die auf diesem Planeten in eine Falle gelockt wurde. Wenn alles wieder geordnet ist, werden wir auch wieder abziehen!“ versprach er ihr. „Sie alle haben keine Repressalien zu fürchten! Nur diejenigen, die direkt in den Angriff auf unsere befreundete Einheit Mitchels Maurauders verwickelt waren, werden wir entsprechend zur Verantwortung ziehen!“ Er lächelte die Frau an. „Wenn sie weitere Fragen haben, beantworte ich sie gerne, aber lassen sie mich jetzt bitte mein Frühstück holen, ich habe Hunger wie ein Wolf!“ fügte er noch hinzu.
„Danke! Fragen haben wir alle noch viele, aber dies genügt mir für Erste!“
„Welche Funktion haben sie hier, Ms.?“ wollte Georg wissen. Die Frau war mutig, sich einem bewaffneten Söldner in den Weg zu stellen!
„Teutul, Leila Teutul, Ich bin die Leiterin des Zentralen Logistik von Hopefull Mining hier am Raumhafen und das sind alles meine Mitarbeiter!“ dabei zeigte sie in den Raum.
„Ms. Teutul, wenn sie nichts dagegen haben, würde ich mich mit meinem Frühstück gerne zu ihnen setzen, dann können sie noch ein paar Fragen stellen!“ bot Georg ihr an.


Als er sich mit seinem Tablett bei ihr niederlies, fragte er,
„Was wollen sie denn wissen? Aber Vorsicht, ich habe auch Fragen an sie!“
„Gestern wurde die Sicherheitszentrale der Aliens von ihren Leuten gestürmt! Es gab Tote! War das nötig?“ fragte sie direkt.
„Leider ja, 4 Tote! 2 Personen haben den Angriff überlebt, beide sind Einheimische, keine „Aliens“! Wir haben sie in Gewahrsam! Aber wir konnten nicht zulassen, dass die Geschütze am Raumhafen uns bei der Landung dazwischen gefunkt hätten!“ erklärte der Oberst.
„Sie sind keine Piraten, oder? Wir hatten schon mehrfach von Besuch von denen, das war jedes Mal schlimm!“ meinte die Leiterin.
„Wir sind vieles, aber definitiv keine Piraten. Wie schon erwähnt, wir sind Söldner und einer befreundeten Einheit zu Hilfe geeilt. Zum Glück konnten wir sie entsetzen! Der Akt der Piraterie ging wohl eher von, wie hatten sie es bezeichnet, den Aliens aus. Die Einheit wurde angeheuert um sie in eine Falle hier auf Hope zu locken. Warum und wieso wollen wir noch herausfinden, aber wir kommen voran!“
„Dass sie keine Piraten sind, dachte ich mir gleich. Viele meiner Mitarbeiter aus der Stadt werden heute wohl nicht kommen, da sie Angst haben!“
„Verständlich, wenn man ihre Erfahrung mit unbekannten Bewaffneten kennt. Es besteht aber keine Gefahr für sie, meine Soldaten sind kein wilder Mob! Sie können ihrer Arbeit ungestört nachgehen. Wir müssen aber noch Ermittlungen durchführen, dazu benötige ich auch ihre Hilfe!“ stellte er fest. „Wir brauchen vollen Zugriff auf alle Computersysteme und die Personaldaten aller Mitarbeiter, wir müssen alle Fremdweltler identifizieren um unsere Ermittlungen vorantreiben zu können.“ Plötzlich bemerkte Georg, dass es wieder stumm im Raum geworden war und er schaute zur Tür. Julia war im Kampfanzug und Seitenwaffe hereingekommen. Einerseits war sie in ihrer eng anliegenden Uniform und ihren leuchtend roten Haaren äußerst attraktiv, was alle Männer im Raum sofort ansprach, andererseits sah man genau, das mit ihr nicht gut Kirschen essen war. Georg grinste und hob die Hand und rief in die Stille,
„Hier drüben!“ Julia lächelte und kam zu ihm. „Hol dir ein Frühstück und setze dich dann zu uns. Das hier ist Ms. Teutul, die Leiterin der Logistik hier am Raumhafen.“ Julia nickte der Frau zu.
„Guten Morgen, ich bin LtCol. Maurer, Mechkriegerin und stv. Kommandeurin!“ dann ging sie zur Essensausgabe.
„Wir werden im Übrigen die Kosten für unsere Verköstigung übernehmen!“ teilte Georg Ms. Teutul mit.
„Ich hoffe, dass wir genug Vorräte da haben! Eigentlich ist alles hier knapp kalkuliert! So viel gibt die Landwirtschaft auf Hope nicht her, dass wir im Überfluss leben!“ entgegnete die Leiterin.
„Sind sie von Hope?“ wollte Julia wissen, die sich mittlerweile mit ihrem Tablett zu ihnen gesetzt hatte. Die Leitern schaute Julia an und musterte sie von oben bis unten und meinte,
„Ja, ich bin hier in Hoffmanns Landing geboren und aufgewachsen, das können sie gerne überprüfen!“ Dann fügte sie noch etwas hinzu, das Julia und Georg überraschte. „So wie sie aussehen“, sagte sie zu Julia, „habe ich mir immer Natasha Kerensky, die „Schwarze Witwe“ vorgestellt!“ Julia grinste und verneigte sich leicht zu der Hopelerin,
„Vielen Dank, eine große Ehre mit dieser legendären Mechkriegerin verglichen zu werden. Aber sie war mindestens einen Kopf größer als ich! Woher kennen sie denn ihre Geschichte?“
„Auch wir bekommen manchmal Nachrichten aus der Inneren Sphäre! Vor allem HoloVids sind sehr beliebt. Händler, die ab und zu in die Sphäre kommen, bringen immer die neuesten Titel mit. Diese werden ihnen hier, mit einer traumhaften Gewinnmarge, aus den Händen gerissen!“ Georg grinste in sich hinein. Er hatte den ersten informellen Fuß in der Türe! Für das was er vorhatte, mussten die Hopeler ihnen wohlgesonnen sein. Während er seinen Überlegungen nachhing, sah er, wie Leila Teutul die Hände von Julia und ihm ansah und eine Augenbraue hob.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge
Mi. 28.06.3071, 07:15 Uhr Ortszeit


Sigrid Scholz, a.k.a. Freja Helgisdottir saß in der Kantine des Headquarters der Minengesellschaft und frühstückte zusammen mit Hptm. Patricia Fairbanks, Olt. Victoria Tesch und Lt. Roland Garros, dem Teamführer des 2. Teams, das gestern mit Patricia hergekommen war.
„Mann hab ich gut geschlafen!“ grunzte Lt. Garros und reckte sich! „Die Gästezimmer die sie hier haben sind super!“
„Was ja kein Problem ist, wenn man es mit der Kabine eines Landungsschiffes vergleicht!“ warf Olt. Tesch ein und alle am Tisch grinsten.
„Gut das sie entspannt sind 2ndLt.!“ stellte Sigrid fest. „Heute wartet eine Menge Arbeit auf sie und kommende Nacht sind sie der Wachhabende! Wie lief gestern das Einsammeln der Techs?“ wollte Sigrid wissen. Der junge Offizier nickte und meldete,
„Wir konnten gestern noch alle Bergbau-Techs ausfindig machen und sie in Gewahrsam nehmen.“ berichtete er dann. „Es gab aber dabei unvorhersehbare Schwierigkeiten!“ meldete er.
„Schwierigkeiten welcher Art?“ wollte Sigrid wissen.
„Insgesamt waren es ursprünglich 32 Techs, die mit hierher kamen. Einer kam bei einem Arbeitsunfall ums Leben. Das habe ich nachrecherchiert und es stimmt. 2 meiner Leute waren sogar an seinem Grab! von den restlichen leben jetzt“, er schaute auf seine Aufzeichnungen, „26 mit einem einheimischen Partner zusammen. zwei sind verheiratet und einer hat sogar schon Nachwuchs! Die Partner waren nicht sehr begeistert, dass wir die Techs eingesammelt haben. Wir hatten alle Hände voll zu tun diese Leute zu beruhigen! Die restlichen 5 haben wir in den Kneipen der Stadt eingesammelt. Das dauerte am Längsten und hat leider für großes Aufsehen gesorgt, obwohl wir, wie befohlen, dabei sehr defensiv vorgegangen sind! Jeder von denen sitzt in einem separaten Zimmer hier im Gebäude fest. Ich habe eine Wache eingeteilt, die sicher stellt, das Niemand abhaut!“
„Danke Herr Garros! Hört sich an als hätten sie alle Hände voll zu tun gehabt!“ stellte Sigrid fest. „Nach dem Frühstück beginnen wir sofort mit den Verhören. Diese werden von Cpt. Fairbanks, 1stLt. Tesch und mir durchgeführt. 2ndLt. Garros, sie stellen die Sicherheit her und halten über die „Winterstorm“ Verbindung nach Hoffmanns Landing. Sie können mich jederzeit über das ComPad erreichen! Wenn irgendwelche Angehörigen der Techs sich melden, beruhigen sie diese!“
„Yes Sir!“ sagte der junge Offizier. Man spürte deutlich, dass dieser Einsatz für ihn ein einziges großes Abenteuer war! Zum Glück war er vernünftig genug, sich nicht von seiner Begeisterung hinreißen zu lassen und deshalb Fehler zu machen!


Als Sigrid sich zu dem Büro aufmachte, das sie als ihren Verhörraum festgelegt hatte, dachte sie nochmal an die Befragungen der Vorstände am Vorabend. Sie persönlich glaubte ihnen, aber ihr war schmerzlich bewusst, dass sie keine Verhörspezialistin war. Deshalb hatte sie gestern beim Oberst beantragt, dass einer von den beiden LND-Agenten der „Witch“ ihr zugewiesen werden sollte um sie hier zu unterstützen. Bis jetzt hatte sie darauf aber noch keine Antwort erhalten. In dem schmucklosen Büro legte sie ich ComPad bereit und einen CompBlock um sich Aufzeichnungen zu machen. Dann klopfte es an der Tür und einer der Infanteristen brachte ihr die erste Person zum Verhör. Nach dem der Infanterist die Türe geöffnet hatte schob er eine kleine Frau herein, dann schloss er die Tür. Die Frau stand mitten im Raum und schaute Sigrid verblüfft an. Bevor sie etwas sagen konnte, sprach Sigrid sie an.
„Guten Morgen, ich bin Maj. Frejia Helgisdottir, Frejias Ulanen. Ich hoffe, es wurde ihnen gesagt weswegen wir hier sind?“
„Ja, man hat es angedeutet! Es geht um unseren Auftraggeber! Ich heiße Hanya Rasool und bin Bergbau-SeniorTech und stamme aus der Liga!“
„Dann erzählen sie mir bitte von Anfang an, wie sie angeworben wurden und alles was sie wissen!“ Sigrid schaute kurz auf ihr Pad und rief die Personalakte der SeniorTech auf.
„Könnte ich später vielleicht mit meinem Partner sprechen?“ fragte Hanya Rasool, „Er ist sicher in Sorge!“
„Das lässt sich bestimmt arrangieren!“ erwiderte Sigrid, „Aber jetzt erzählen sie erst einmal!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Auf dem Flug nach Ironforge
Mi. 28.06.3071, 07:49 Uhr Ortszeit


„Das ich jemals in einem Flugzeug mit Propellerantrieb mitfliege, hätte ich mir nicht träumen lassen!“ raunte Hptm. Mathias Wernicke zu seiner Sitznachbarin Valentina Tschernikova.
„Ihr erster Flug in so einer technischen Antiquität?“ fragte sie. Der LND-Offizier nickte.
„Ist aber besser als ich mir vorgestellt habe. Heute früh dachte ich, der Oberst scherzt, als er mich mit einem Marschbefehl zum Flughafen von Hoffmann Landing geschickt hat!“
„Leider haben wir für so einen weiten Flug keine Kapazitäten frei und Maj. Helgisdottir braucht dringend Unterstützung!“ meinte die Computerspezialistin.
„Machen sie sich keine Sorgen!“ sagte Frank Hauser, der in der Reihe davor neben Olga Ferro saß. „Wir sind ja dabei!“ Er grinste um seine Worte zu untermauern.
„Jedenfalls fallen wir in unseren Uniformen auf wie bunte Hunde!“ stellte Olga fest, die sich aufmerksam, umsah, um jeder Gefährdung zuvor zu kommen. Die anderen Passagiere des Linienfluges schauten immer wieder verstohlen zu ihnen herüber. „Aber es ist der schnellste Weg. In 4,5 Stunden sind wir ja schon da!“
„Wenn uns die anderen Passagiere nicht vorher aus dem Flugzeug werfen!“ frotzelte Valentina Tschernikova leise. Aber diese Einschätzung teile Kdt. Hauser nicht. Bisher waren die Truppen des Oberst noch nirgends auf Ablehnung gestoßen, nur auf Sorge!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 13: Operation Minerva – Geschäftsbeziehungen


System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Raumhafen, OPZ
Mi. 28.06.3071, 08:25 Uhr Ortszeit


Oberst Georg Müller stand in der OPZ, die sie von den Blakisten erobert hatten, dachte nach und schaute auf das geschäftige Treiben. Gerade war KdtHptm. Sangare als Offizier vom Dienst eingeteilt, die die Arbeiten in der OPZ koordinierte. Georg hatte in den kommenden Tagen viel zu tun, um nach den Gefechten alles wieder in geordnete Bahnen zu lenken und sicher nur selten Gelegenheit in Ruhe nachzudenken. Die „Whirlwind“ war mittlerweile wieder am ehemaligen Schlachtfeld gelandet, um dort die restlichen Kriegsgefangenen aufzunehmen und, auch mit Unterstützung durch die Gefangenen, alles Verwertbare in das Landungsschiff zu laden. Laut der Meldung der Maurauders würde dies den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Die letzten Meldungen aus Ironforge waren auch positiv! Er hatte der Anfrage von OTL Scholz entsprochen und einen LND-Offizier zusammen mit der besten ComputerTech die er hatte, zu ihr in Marsch gesetzt. Seinen Sicherungszugführer schickte er schweren Herzens mit, da dieser bewiesen hatte, ein gutes Gespür für die Hopeler zu haben. Ironforge war das eigentliche politische und wirtschaftliche Herz von Hope und ihm war klar, dass er dort baldmöglichst selbst Präsenz zeigen musste.


Eine weitere drängende Frage war, wie er mit Mitchels Maurauders verfahren sollte. Sie wussten mittlerweile wer sie wirklich waren und er musste sie in irgendeiner Form an sich binden oder sicherstellen, dass sie dieses Wissen für sich behielten. Ihm schwebte diesbezüglich keine „Capellanische Lösung“ dieser Situation vor, zum einen, weil er so ein Vorgehen zutiefst verabscheute, zum anderen waren sie dafür zu wertvoll und hatten ihre Integrität mehr als bewiesen. Die Kriegsgefangenen der Lucifers Siblings stellten ein weiteres Problem dar! Mit den wenigen Überlebenden von Blakes Wort hingegen hatte er keine Skrupel! Gemäß dem stehenden Befehl des Archons waren sie alle Terroristen und entsprechend zu behandeln. Etwas anderes wäre es für ihn persönlich gewesen, wenn die Kapitulation erfolgreich verlaufen wäre, so aber hatte der Mechkrieger des „ORION“ das Problem für ihn auf radikale Weise gelöst.


„Sir, die „Kanban“, das Fracht-Landungsschiff der „Shinobi Maru“ hat sich endlich gemeldet und fragen an, ob sie hier auf dem Raumhafen landen dürfen!“ Georg schaute den Feldwebel an, der ihm die Meldung gebracht hatte,
„Natürlich, aber das Schiff muss im Landeanflug im Auge behalten werden. Bereitschaft für die stationären Geschütze! Nach der Landung ist das Schiff und die Besatzung erst zu kontrollieren bevor es jemand verlässt. Das soll der OvD Maj. Sangare koordinieren! Lassen sie über die „Andromeda“ eine Besatzungsliste der „Kanban“ von der „Shinobi Maru“ kommen. Wir gehen auf Nummer sicher!“
„Yes Sir, Ich werde das dem OvD zur weiteren Koordinierung melden!“ Der Oberst hatte befohlen, dass alle sich auf Hope nur auf englisch Unterhalten durften und die Söldner-Dienstgrade benutzt wurden. Die einzige Ausnahme war er selbst. Er blieb bei seiner Dienstgradbezeichnung, ein wenig Extravaganz durfte er sich als der Söldner-Kommandeur schließlich leisten!




System „Good Hope“
Piratensprungpunkt III, Sprungschiff „Andromeda“ - Brücke
Mi. 28.06.3071, 08:47 Uhr Ortszeit


„Kaptein, eine Nachricht von Hope!“ meldete der Signalgast.
„Geben sie es rüber!“ ordnete Kaptein Lucius Davenport an und las sich die Mitteilung an seiner Konsole durch. Seit mehreren Tagen stand die „Ramierez“ an einer Position im System „Good Hope“, so dass sie als Relaisstation zwischen dem Planeten und dem Piratensprungpunkt III dienen konnte. Eine direkte Kommunikation war wegen der Sonne, die sich zwischen ihnen und dem Planeten befand, nicht möglich.
„Das wird Minoru freuen!“ grinste Lucius Davenport, der in den letzten 1,5 Wochen einen guten Draht zu dem Tramp-Händler-Kapitän aufbauen konnte. Er war sogar schon zweimal zum Essen eingeladen gewesen und er hatte als Gastgeschenk immer eine Flasche echten Weines mitgebracht, eine Seltenheit hier in der tiefen Peripherie!
„Signal, rufen sie die „Shinobi Maru“, Kapitän Yamaguchi. Ich will mit ihm sprechen und leiten sie die Nachricht von Hope unverschlüsselt weiter.“ Der Signalgast bestätigte und 3 Minuten später sah er das Gesicht des anderen Kapitäns.
„Minoru, gute Nachrichten! Die „Kanban“ hat sich auf Hope gemeldet!“
„Warum hat sie uns nicht direkt gerufen? Seit wir die Freigabe vom Planeten bekommen haben, versuchen wir sie zu erreichen!“ gab der Händler zur Antwort.
Wahrscheinlich hat sich das Schiff auf der anderen Seite der Sonne in Planetennähe versteckt und konnte die Rufe nicht aufnehmen!“ riet Davenport.
„Das wird es sein!“ Dann ging der Blick von Yamaguchi kurz an der Kamera vorbei, bevor er wieder Lucius Davenport direkt ansah.
„Wir übermitteln euch gleich die Personalliste mit Biometriedaten zur Identifizierung der Besatzungsmitglieder der „Kanban“. Ich hoffe, dass sie alle das Ganze gut überstanden haben. Der Kommandant Shingen Ozawa ist mein Vetter!“ sagte Minoru ernst. Davenport wusste aufgrund der Tischgespräche auf der „Maru“, dass viele der Besatzung in irgendeiner Form miteinander verwandt waren.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Südhalbkugel, ehem. Schlachtfeld, an Bord der „Whirlwind“
Mi. 28.06.3071, 09:00 Uhr Ortszeit


Endlich war die Zeit gekommen! Owen Sparks Herz schlug bis zum Hals. Er war gestern bis spät in die Nacht beschäftigt gewesen, die Aufnahme des Zuges der Siblings zu regeln und mit der örtlichen „Regierung“ zu sprechen, so dass er kurz vor Mitternacht völlig erschöpft in seine Koje fiel. Dann verfolgte er am Morgen auf der Brücke den Flug zum ehemaligen Schlachtfeld. Vor 45 Minuten waren sie gelandet und er organisierte zuerst den Bergungseinsatz und übergab das Kommando für die einzelnen Teilaufgaben an die jeweiligen Unterführer. Jetzt war endlich Zeit!


Owen überschritt die Schwelle zur Krankenstation und Dr. Nadira Irfan sah ihn hereinkommen und lächelte ihn an.
„Der Colonel hat schon nach dir gefragt!“ stellte sie fest.
„Das glaube ich!“ gab er zurück, „Aber es ging nicht früher! Was hast du ihm schon gesagt?“
„Nicht viel, nur dass es die Maurauders noch gibt und wir es unseren Angreifern heimgezahlt haben!“ Owen nickte. Mit Nadira verband ihn eine enge Freundschaft. Er ahnte dass sie genau spürte, dass er auch nicht früher kommen wollte. Zu schmerzhaft waren die Neuigkeiten, die er seinem Colonel und väterlichen Mentor mitteilen musste.


Mit festem Schritt ging er durch den Raum und betrat die Krankenkabine des Colonels. Hinter dem Schott straffte er sich, als er sah, das sein Kommandeur in bemerkt hatte und ihn ansah.
„Colonel Sir, Cpt. Sparks meldet sich zum Rapport!“ und legte dazu seine Fingerspitzen an die Stirn.
„Danke Captain!“ hörte er die noch schwache Stimme des Colonels. „Rühren!“ Nach einer Pause sagte er,
„Setz dich Owen und erzähle mir was passiert ist! Ich kann mir denken, dass jetzt viele Namen mehr auf der schwarzen Tafel stehen, aber es wird nicht besser, wenn du es mir verschweigst! Ihre Namen zu nennen heißt auch ihnen Ehre zu erweisen!“ Plötzlich tauchten vor Owens Augen die Gesichter der gefallenen Kameradinnen und Kameraden auf und er bekam einen Kloß in den Hals. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen. Dann atmete er tief durch, setzte sich zu Hank Mitchel und begann die Ereignisse zu schildern. Als er am Ende angelangt war, schwieg Col. Hank Mitchel zuerst. Dann räusperte er sich.
„So, so, Eine lyranische Einsatzgruppe auf der Jagd nach WoB! Das sieht den Lyranern normalerweise aber gar nicht ähnlich! Eigentlich viel zu aggressiv für sie, soweit ich das aus meiner Sicht beurteilen kann. Diesen Oberst muss ich kennen lernen, Owen! Arrangiere das bitte!“ Dann schaute der Colonel seinen Protegé an,
„Owen, du hast das Richtige getan und gute Arbeit geleistet. Ohne dich gäbe es die Maurauders nicht mehr, danke!“ Dann grinste er. „Ein Glück das wir auf die Schauspielkünste von Maj. Helgisdottir hereingefallen sind, oder? Sonst sähe es anders aus! Wie heißt sie nochmal richtig?“ fragte er seinen Stellvertreter.
„Oberstleutnant Sigrid Frejia Scholz!“ wiederholte Owen. Der Colonel lachte hustend,
„Das hört sich wirklich nicht gefährlich an, aber sie ist es und wir schulden ihr was!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge, Flugplatz
Mi. 28.06.3071, 12:10 Uhr Ortszeit


Pünktlich nach Flugplan setzte die viermotorige Maschine auf der Betonpiste auf und rollte langsam zu ihrem zugewiesenen Parkplatz. Die Passagiere erhoben sich alle und drängten zur Ausstiegsluke sobald das Flugzeug stand. Der Steward öffnete aber erst die Tür, als alle Propeller still standen. Als letztes stand die uniformierte Gruppe auf, die aus Hoffmanns Landing hergereist waren. Als sie das Flugzeug verlassen hatten und die Gangway hinunterstiegen raunte eine der Stewardessen ihrem Kollegen zu.
„Grauenhafter Akzent, man versteht sie ja kaum!“
„Sei froh“, meinte dieser, „das waren sicher Söldner und keine Piraten. Bei Piraten wäre es unser kleinstes Problem gewesen, dass wir sie nicht richtig verstehen! Die waren doch ganz harmlos, oder?“ meinte er.
„Na ja, höflich waren sie! Aber es sind halt Aliens!“ sagte die Stewardess mit leiser Stimme. Ihr Kollege lachte laut auf!


Am Fuße der Gangway blieben die vier kurz stehen, dann kam ein einheimischer Kleinbus angefahren, der mit dem Firmenlogo der Minengesellschaft geschmückt war, und hielt direkt neben ihnen. Heraus stieg Lt. Garros und meldete sich. Dann bat er die kleine Gruppe einzusteigen. Das Gepäck verstauten sie hinten in dem Bus.
„Wir werden direkt zum Headquarter der „Hopeful Mining“ fahren. Maj. Helgisdottir erwartet sie bereits!“ teilte er ihnen mit. Dann wandte er sich an den Fahrer und bat ihn loszufahren.
„Wo ist denn die „Winterstorm“ gelandet?“ fragte Kdt. Hauser.
„Cpt., Sir, auf der anderen Seite der Stadt! Sie ist von hier aus nicht zu sehen.“ antwortete der Marines-Offizier. 25 min später fuhren sie vor dem bunkerähnlichen Gebäude vor und Valentina Tschernikova meinte,
„Das Ding sieht aus, als ob es einem Atomschlag standhalten würde!“ was zur allgemeinen Erheiterung führte.
„Hübsch ist es nicht aber äußerst funktional!“ erklärte der Leutnant. „Ich soll sie sofort zur Chefin bringen. Sie erwartet sie zu einem Arbeitsessen.“
„Essen?“ Gute Idee, ich sterbe vor Hunger!“ rief Frank Hauser aus, denn im Flugzeug hatte es außer einem kleinen Häppchen und Getränken nichts gegeben. Nachdem sie im 2. Stock des Gebäudes angekommen waren, brachte sie Garros in einen kleinen Speisesaal, der für die Verhältnisse des Planeten opulent ausgestattet war. OTL Sigrid Scholz, a.k.a. Maj. Frejia Helgisdottir war schon hier und nachdem der Leutnant ihr das kleine Kommando gemeldet hatte, begrüßte sie alle per Handschlag und entließ Lt. Garros.
„Es freut mich, dass der Oberst so schnell meiner Bitte entsprochen hat. Dass sie kommen habe ich erst vor 1,5 Std. erfahren.
„Da waren wir schon längst in der Luft!“ sagte Hptm. Mathias Wernicke. „Aber in Hoffmanns Landing ist derart viel zu tun, das man wohl vergessen hat sie früher zu informieren! Ich soll ihnen übrigens vom Oberst mitteilen, dass er so schnell wie möglich persönlich hierher kommen will, weil er auch aufgrund ihrer Meldungen davon ausgeht, dass das Herz von Hope hier schlägt!“
„Das ist auch meine Meinung Captain! Wir können hier übrigens frei sprechen, der Raum wurde untersucht und ist Abhörsicher. Wir werden unsere Besprechung während des Mittagessens durchführen, wir warten noch auf Cpt. Fairbanks, sie müsste aber jeden Moment kommen. Solange können sie sich an der Getränkebar bedienen!“ dabei wies sie zu einem Tisch an der Wand, auf dem Gläser und Karaffen aufgebaut waren. „Wasser und einheimische Säfte! Die härteren Sachen gibt’s erst nach Dienstschluss!“ grinste Sigrid.


Wenig später kam Hauptmann Fairbanks und die Servicemitarbeiter begannen das Essen aufzutragen. Bis nach dem Hauptgang ging es nur um Nebensächlichkeiten, als aber der Service den Nachtisch serviert und den Raum verlassen hatte, begann die eigentliche Besprechung. Zuerst fasste Sigrid Scholz ihre Erkenntnisse zusammen, dann lies sie sich von dem Ablauf in Hoffmanns Landing aus erster Hand berichten. Anschließend verteilte sie die Aufträge.
„Cpt. Wernicke ich brauche ihre Einschätzung über die Manager und die Techs die WoB mitgebracht hat. Dann müssen sie sich nochmal mit den identifizierten WoB-Agenten befassen. Hier auf dem Speicher sind alle Verhörprotokolle.“ Dabei reichte sie ihm ein Speichermodul. „Wenn möglich hätte ich bis Morgen ein Ergebnis. Sie können jederzeit noch kurzfristig Befragungen durchführen. Alle Personen sind und bleiben hier im Gebäude und dürfen es nicht verlassen.“
„Sir, Wie ist ihre Einschätzung?“ fragte der LND-Offizier nach.
„Ich halte die Aussagen für Glaubwürdig. Aber sie sollen sich ein eigenes Urteil bilden, ich habe keine großen Erfahrungen im Aufspüren von Agenten!“ stelle Sigrid fest. Wernicke nickte.
„Ich werde mein Bestes tun!“ Als nächstes wandte sich Sigrid an Valentina Tschernikova.
Ms. Tschernikova, sie nehmen sich die IT des Unternehmens und der privaten Daten des Managements an. Sie erhalten vollen Zugriff auf die Systeme. Ich will wissen, ob irgendwo ein Hinweis auf WoB versteckt ist oder irgendwelche Dossiers. Ich weiß, das ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, wenn es überhaupt Nadeln gibt! Ergebnis bitte ebenfalls bis Morgen.“ Dann wandte sich ihr Blick zu Frank Hauser.
„Glauben sie, sie könnten etwas die Stimmung in der Stadt sondieren? Wir sollten wissen, wenn es da draußen brodelt. Hier in der Stadt wohnen 75.000 Menschen und Waffen sind auf Planeten hier draußen genug im Umlauf!“ Hauser nickte.
„Ich werde mal mit meiner Kameradin auf Erkundung gehen und untertauchen. Das Problem wird sein, das jede Gegend hier einen ausgeprägten Akzent hat und man sich schnell verrät wenn man den Mund aufmacht. Ich hoffe der Slang der „Lander“, wie man im Allgemeinen die Bewohner von Hoffmanns Landing bezeichnet, ist hier nicht zu ungewöhnlich.“ Sigrid nickte.
„Dann los!“ sagte Sigrid. Die Besprechung löste sich auf und Sigrid wies Wernicke und Tschernikova ein Büro zu, das sie vorher hatte räumen lassen. Frank Hauser folgte zusammen mit Olga Ferro Cpt. Fairbanks und organisierte erst einmal ortsübliche Kleidung, bevor er mit seiner Kameradin in der Stadt verschwand.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Raumhafen, OPZ
Mi. 28.06.3071, 19:08 Uhr Ortszeit


Mit brüllenden Triebwerken landete die „Whirlwind“ 600 m neben der „Witch“. Das Schlachtfeld war beräumt und alles von Wert mitgenommen worden. Auch hatte ein Kommando von Techs nochmal das Wrack des „UNION“ durchsucht, das zerstört an seiner Absturzstelle lag. Doch die Selbstzerstörung hatte ganze Arbeit geleistet. Aus dem Schiff konnten nur noch wenige wertvolle Dinge geborgen werden. Nachdem sich der Sturm, den die Triebwerke verursachten, gelegt hatte, fuhren zwei Fahrzeug vor. Mehrere Personen stiegen aus und warteten darauf, dass sich die Hangartore des Landungsschiffes der Maurauders öffneten. Kaum waren die Rampen ausgefahren, erklomm die Gruppe die schräge Fläche.


Oberst Georg Müller trat auf die Söldnerin zu, die den Eingang zur „Whirlwind“ bewachte.
„Guten Abend, Oberst Müller, Dark Cuirassiers! Bitte an Bord kommen zu dürfen!“ Die Frau riss überrascht die Augen auf und straffte sich,
„Sir, Erlaubnis erteilt, Cpt. Sparks erwartet sie bereits!“ Sie rief dann die OPZ und meldete den Besuch.
„Schon?“ hörte sie in ihrem Ohrstecker. „Der Mann verliert keine Zeit! Er soll kurz warten, ich komme sofort!“
„Sir, bitte warten sie kurz, der Captain wird sie gleich persönlich abholen!“ teilte sie dann dem Oberst mit. Dieser nickte und schaute seine 6 Begleiter an. Neben ihm stand seine Stellvertreterin OTL Julia Maurer, sein wissenschaftlicher Leiter, Giorgio Testrella und die Kommandantin der „Witch“ Francois Dassault. Julia hatte ihm zwar davon abgeraten, alle wichtigen Offiziere mit auf die „Whirlwind“ zu nehmen, aber er hatte darauf bestanden. Er schätze die Gefahr als sehr niedrig ein. Er wollte damit vielmehr ein Signal des Vertrauens senden. Außerdem waren noch Kdt. Jiao Wu, Pjotr Valenkow und Karl Hassert, ein weiterer MechTech von der „Witch“ dabei. Jiao trug aber einen Tech-Overall ohne militärischer Abzeichen, mit dem Batch eines SeniorMasterTech. Dass sie auch Mechkriegerin war, wollte sie nicht allen auf die Nase binden. Ihr Tech-Trupp sollte sich die geborgenen Mechs und Panzer ansehen um die Bergungsbesprechung vorzubereiten, die am nächsten Tag stattfinden sollte.


Kurz darauf traf Cpt. Sparks an dem Tor ein und bat die Gruppe ihm zu folgen. Im Hangar stellte er den MasterTech der Whirlwind vor und Jiao folgte ihm dann mit ihrem kleinen Trupp. Danach machte Sparks eine kurze Führung durch das Schiff und stellte bei einem kleinen Umtrunk die Führung der Mitchels Maurauders vor. Zu Beginn erhob Sparks das Glas,
„Vielen Dank für den Entsatz und auf die gute Zusammenarbeit! Cheerio!“ sagte er und alle stürzten den Inhalt des Glases hinunter. Es entspannen sich dann Gespräche zwischen den Teilnehmern und Georg unterhielt sich gerade mit 1stLt Hadice Qasim, der Führerin der Panzerlanze, die er nach den Leistungsdaten ihres „TIGER“s befragte.
„Sie müssen mir ihre Panzer mal zeigen. Einen „TIGER“ habe ich noch nie in Natura gesehen, das sind eigentlich Antiquitäten!“ meinte er interessiert.
„Für eine Antiquität sind sie aber äußerst schlagkräftig!“ erwidere die Panzerkommandantin grinsend. Da trat Owen Sparks dazu.
„Sir, entschuldigen sie bitte, aber könnten sie mich bitte begleiten? Mein Kommandeur wünscht sie zu sehen!“ Der Oberst nickte, verabschiedete sich von Hatice Qasim und folgte Sparks in die Krankenstation.


Kurz darauf stand er vor dem Krankenbett des Colonels und begrüßte ihn als Cpt. Sparks sie einander vorgestellt hatte. Nach einem kurzen Smalltalk bat der Colonel seinen Stellvertreter den Oberst und ihn kurz alleine zu lassen. Owen Sparks war erst überrascht, nickte dann und schloss das Schott, als er die Krankenkabine verlies. Dann sah der Colonel dem Oberst direkt in die Augen.
„Warum haben sie uns überhaupt geholfen und warum ließen sie uns gegenüber ihre Tarnung auffliegen?“ kam er sofort auf den Punkt.
„Das wir ihnen geholfen haben, war bzw. ist unserem Auftrag geschuldet, wir hatten den gleichen Feind! Zudem hat Maj. Helgisdottir sich dafür stark gemacht. Scheinbar haben sie sie beeindruckt!“ antwortete Georg.
„Trotzdem müssen sie mir noch erklären, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen sind ausgerechnet hierher zu kommen!“ stellte der Colonel fest. Dann meinte er
„Maj. Helgisdottir heißt aber gar nicht so, oder? Cpt. Sparks hat mich informiert!“ entgegnete der Colonel.
„Da kommen wir zur Antwort auf ihre 2. Frage. Unsere Tarnindentität fallen zu lassen, war eigentlich ein Vauxpax, aber wir hofften durch Ehrlichkeit ihr Vertrauen zu gewinnen! Es war und ist aber risikobehaftet, da wir mittlerweile wissen, wie die Meisten in der tiefen Peripherie über uns Sphärer denken. Um den Bruch der Tarnung zu kaschieren, treten wir seit dem Gefecht wieder nach Außen mit unserem Tarnhintergrund auf. Sie und die Besatzung der „Shinobi Maru“ sind die Einzigen, die Bescheid wissen! Ich hoffe, sie und ihre Einheit behalten es für sich! Immerhin schulden sie uns was!“
„Da haben sie verdammt recht! Die Maurauders zahlen ihre Schulden!“ knirschte der Colonel. „Aber was soll jetzt weiter geschehen? Meine Einheit ist nur noch ein Schatten ihrer selbst!“
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht! Ich glaube ich hätte da eine Lösung! Aber zuerst zu Cpt. Owen Sparks! Maj. Helgisdottir und ich haben ihn mittlerweile kennen und schätzen gelernt! Sie, Colonel, waren ihm ein guter Lehrer! Aber es wird meiner Meinung nach Zeit, dass er den Dienstgrad bekommt, den er eigentlich verdient! Er hat dafür gesorgt, dass ihre Einheit so lange überleben konnte und war ein wertvoller Partner bei den Gefechten! Ich empfehle ihnen, ihn zum Major zu befördern! Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an, aber ich wäre froh, so einen guten Offizier in meinen Reihen zu wissen!“ schlug der Oberst vor.
„Ich werde darüber nachdenken!“
„Sehen sie es als einen Beurteilungsbeitrag von mir!“ grinste Georg.


„Sie waren sicher lange im regulären Militär der Lyranischen Allianz, oder?“ fragte der Colonel nach. „Schon wie sie reden und sich ausdrücken ist typisch für reguläres Militär!“
„Nun, es lässt sich nicht verleugnen, die lange Zeit prägt! Aber jetzt habe ich mehr den Status eines Söldners als den eines Soldaten, wenn ich auch im direkten Auftrag der Allianz handle!“ Dann holte Georg Luft.
„Nun zu meinem Vorschlag! Ich biete ihnen einen Garnisonskontrakt hier auf Hope an. Bezahlung in C-Bills, Dauer mindestens 1 Jahr! Sie passen, in unserem Auftrag, auf Hope auf. Ich brauche eine sichere Anlaufstelle für meine Mission. Einen Hafen mit industriellen Kapazitäten, der uns langfristig unterstützen kann. Wir können nicht alle paar Monate in die Sphäre zurückfliegen und Vorräte ergänzen! Sie können hier in Ruhe ihre Wunden lecken, ihre Einheit wieder aufbauen und zu alter Stärke zurückführen! Sie mischen sich aber nicht in die Innenpolitik des Planeten ein und lassen sich auch nicht von lokalen Kräften für ihre Interessen einspannen, Politik verdirbt den Charakter! Sie müssten sich nur mit Hopefull Mining arrangieren, deren Schutz sie, gegen entsprechende Bezahlung, mit übernehmen!“ grinste Georg Müller.
„Das wäre eine Überlegung wert! Augenblicklich sind wir sowieso nicht Einsatzfähig!“ nickte der Colonel.
„Denken sie darüber in Ruhe nach! Wir sind noch ein paar Tage hier!“ gab Georg Müller zurück.


„Cpt. Sparks hat mir gemeldet, mein Mech wurde geborgen und ist instandsetzbar! Ich hätte ihn gerne wieder übereignet!“
„Das ist sogar ihr gutes Recht! Maj. Helgisdottir hat zu meinem Leidwesen für den Kampf gegen WoB mit Cpt. Sparks einen für sie sehr vorteilhaften Kontrakt abgeschlossen. Sie haben für mehrere Komponenten Prioritätszugriff, damit ist ihnen ihr „CRUSADER“ sicher!“
„Das hat er mir gar nicht erzählt!“ grinste der Colonel. „Meine Ärztin sagt, meine Heilung schreitet gut voran und ich kann später wieder einen Mech führen!“ Georg spürte, dass Hank Mitchel darüber sehr erleichtert war.
„Das freut mich!“ entgegnete Georg, „Für uns Mechkrieger ist es kaum zu ertragen, keinen Mech mehr steuern zu können.“ stellte er fest. „Morgen werden wir im Übrigen das Fell des Bären verteilen!“ ergänzte der Oberst, „Hat Cpt. Sparks hierfür von ihnen die Handlungsvollmacht?“
„Natürlich, oder glauben sie, ich kann schon wieder herumspazieren? Owen Sparks hat mein vollstes Vertrauen. Maj. Helgisdottir hat er schließlich auch den für uns guten Kontrakt abgerungen!“ grinste der Colonel verschmitzt. Georg Müller nickte.
„Ich denke, ich verlasse sie jetzt wieder, da draußen ist viel zu tun! Erholen sie sich gut. Wir werden uns sicher noch des Öfteren unterhalten, bevor wir weiterziehen!“
„Danke für ihre Zeit!“ entgegnete Hank Mitchell „Aber so konnte ich sie wenigstens persönlich kennen lernen!“
„Gerne, das ging mir genauso! Colonel, noch gute Rekonvaleszenz! Auf Wiedersehen!“ Georg grüßte den Colonel und verließ die Krankenkabine. Sofort kam Owen Sparks herein, aber der Colonel winkte ab und bedeutete ihm dem Oberst zu folgen.
„Später!“ sagte er.


Eine halbe Stunde darauf war Georg wieder in der OPZ. Auf dem Weg dorthin hatte er sich überlegt, wie lange seine Einsatzgruppe noch hier im System bleiben würde. Dann dachte er an die lange Rückreise die der „Hugo Eckener“ und der „Ramierez“ noch bevorstehen würde. Er kam zu dem Schluss, dass es für die Moral der Besatzungen unabdingbar war, ihnen vor dem langen Trip nach Kwangjong-ni einen Landgang zu ermöglichen. Seine Blicke suchten den diensthabenden Funker, dann befahl er ihm sofort KdtHptm. Francois Dassault in die OPZ zu beordern. 10 Minuten später meldete sie sich bei ihm.
„Gut dass du so schnell gekommen bist!“ begrüßte er sie. Dann legte er ihr die Überlegungen bezüglich des Landganges dar. Francois nickte.
„Wie lange sind wir noch hier?“ wollte sie wissen.
„Schätzungsweise 8 – 12 Tage, je nachdem wie wir vorankommen!“ entgegnete Georg. Francois dachte kurz nach und grinste, dann zog sie ihr ComPad heraus und holte eine Systemkarte auf den kleinen Schirm.
„Ich hab da eine Idee, das verbaut zwar die sofortige Flucht der „Eckener“, sofern etwas Unvorhergesehenes passiert, aber das Risiko halte ich für gering! Lass die „Eckener“ zum planetennächsten Piratensprungpunkt kommen. Dort kann sie als Relais zur Andromeda dienen und die „Dolch“ hätte nur einen Tag Anflugzeit zum Planeten. So könnten wir der gesamten Sprungschiffbesatzung im Wechsel 3 – 4 Tage Landurlaub ermöglichen. Nach dem Sprung wäre die „Eckener“ nach 6 Tagen wieder sprungbereit, da hier der Teilchenstrom so nahe an der Sonne dichter ist!“ schlug sie vor. Georg nickte,
„Danke Francois, das ist hervorragend! Nimm du mit Kaptein Hansen Kontakt auf und organisiere das! Wenn alles gut läuft ist die „Dolch“ spätestens Übermorgen hier und die „Ramierez“ kann Kurs auf Hope nehmen!“ Er schaute sie an und grinste! „Auf geht’s!“
„Aye, Aye! Wird sofort erledigt!“ nickte Francois und grinste zurück.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Raumhafen,
An Bord der „Whirlwind“, Besprechungsraum
Do. 29.06.3071, 11:00 Uhr Ortszeit


Cpt. Owen Sparks schaute in die Runde. Jetzt würden sie das Bergegut verteilen. Eigentlich hatte Sparks erwartet, das Oberst Müller selbst an der Konferenz teilnehmen würde, aber er hatte seine Stellvertreterin geschickt! Eine rothaarige Mechoffizierin, die er schon am Vorabend bei der Stippvisite der Dark Curassiers an Bord der „Whirlwind“ kennen gelernt hatte. Seine Hand schmerzte immer noch von ihrem kräftigen Händedruck, den sie ihm vorher gegeben hatte! Als Gastgeber war es an ihm, die Verhandlungen zu eröffnen.
„Am besten legen wir gleich los. Jeder hat eine Liste des gesamten Bergegutes auf seinem ComPad und hier auf dem großen Display!“ Dabei zeigte er auf die Stirnseite des Raumes. „Die Komponenten, auf die wir besonders Wert legen wurden bereits markiert. Den „CRUSADER“ beanspruchen wir für uns. Des Weiteren hätten wir gerne den „PATTON“-Panzer um unsere Panzerlanze wieder auf volle Stärke zu bringen.“ eröffnete der Captain die Verhandlungen. Er schaute auf sein ComPad und plötzlich wurde die Bergegutliste um weitere Einträge ergänzt. Da ergriff die rothaarige Mechkriegerin das Wort.


„Meine Damen und Herren, ich habe gerade die Liste mit den „Fundsachen“ aus dem Mechhangar des Rumhafens ergänzt. Die Siblings haben einiges an Material zurückgelassen, unter anderem einen ausgeweideten „GRASHOPPER“, der scheinbar zur Instandsetzung des „CRUSADERS“ gefleddert wurde!“ grinste sie. „Leider ist der „GRASHOPPER“ so nicht wiederherstellbar. Ich blende ihnen jetzt die Komponenten ein, die wir gerne hätten! Bitte Mr. Sparks, tun sie dasselbe, dann müssen wir uns nur um die Dinge balgen, die wir beide wollen!“ Julia schaute gut gelaunt in die Runde und ihr Blick blieb dann an Owen Sparks hängen, der ihr gegenüber saß. Dieser studierte die Einträge und schaute sie verwundert an.


„Sie wollen den „CYCLOPS“ nicht haben?“ stellte er verwundert fest. Nicht nur dass ein Assault-Mech einen hohen Wert repräsentierte, noch dazu war er fast unbeschädigt!
„Mit diesem Mech können wir bei unserem Einsatzkonzept nichts anfangen! Zu langsam, zu schwerfällig! Wenn ich ein Bataillon zu führen hätte, wäre dieser Mech die richtige Wahl, aber so ist er für uns nur ein Klotz am Bein! Wir würden darum diesen gerne ihnen überlassen!“ So ging es eine Weile hin und her, wobei Sparks klar war, das er, bis auf die 4 Komponenten auf die er sich zu Beginn festgelegt hatte, ganz und gar auf das Wohlwollen von LtCol. Julia Maurer angewiesen war. Aber sie konnten ein gutes Einverständnis erzielen. Was ihn immer noch erstaunte, das die Lyraner mit ihnen auch die Funde aus dem Mechhangar des Raumhafens teilten, von denen sie ja gar nichts gewusst hatten!
„Ich fasse zusammen“, sagte LtCol. Mauerer kurz vor Ende der Besprechung, „der „CRUSADER“, der „CYCLOPS“ und die Reste des „WOLVERINE“ gehen an sie. Wir übernehmen den „BANSHEE“, den „GRIFFIN“, die Reste des „ORION“, des „CATAPULT“ und des „GRASHOPPER“. Alle Panzerfahrzeuge und die entsprechenden Teile gehen an sie. Die restlichen gefunden Komponenten und Ersatzteile sind auch fair verteilt. Ich denke wir können beide zufrieden sein!“


„Sir, darf ich fragen, was sie mit dem „BANSHEE“ machen?“ hakte Owen Sparks neugierig nach. Ein breites Grinsen überzog das Gesicht der rothaarigen Mechkriegerin,
„Zerlegen! Der „BANSHEE“ ist eine wahre Fundgrube! Ein intakter „BANSHEE“ ist in meinen Augen sein Geld nicht wert. Das Design ist zu alt! Superschwer gepanzert, aber für seine Tonnage eine geradezu lächerliche Offensivbewaffnung! Während die Komponenten im Mech sind das eigentlich interessante! Der „BANSHEE“ war mit Doppelwärmetauschern und einer ERPPC ausgestattet! Damit bekommen wir den „ORION“ wieder flott und der Wiederherstellung des „GRASHOPPERS“ einen großen Schritt näher!“ Dann beugte sie sich vor, „Oder stellen sie sich einen „GRIFFIN“ mit einer ERPPC vor!“ Julia lehnte sich zurück. „Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis! Aber ich denke, sie können es auch sein. Ihre Panzerlanze wird schlagkräftiger sein als je zuvor, auch wenn von den „SHRECK“s und dem „DEMOLISHER“ nur rauchende, wertlose Trümmer übrig geblieben sind und ihre Mechverluste sind weitgehend ausgeglichen mit einem Tonnageplus!“ Owen Sparks nickte. Aber woher sollte er Mechkrieger nehmen?


Als sich die Versammlung auflöste nahm ihn LtCol. Maurer kurz auf die Seite.
„Auf ein Wort!“ sagte sie und schickte den Rest der lyranischen Delegation schon aus dem Besprechungsraum. Als beide alleine waren, meinte sie zu ihm:
„Schauen sie sich die Siblings an. Ich weiß dass sie Mechkrieger verloren haben und mindestens eine Kriegerin der Siblings hat es überlebt. Werben sie sie an, wenn sie sauber ist und nichts mit WoB zu tun hatte. Sie ist noch jung und formbar! Ich habe sie selbst vernommen! Was Cojocaru betrifft, müssen sie sich selbst ein Urteil bilden. Wir vernehmen ihn derzeit noch. Dasselbe gilt auch für die Siblings-Infantrie. Die wollen Arbeit und ein Zuhause! Auf Dauer einsperren ist illusorisch und eine Verschwendung!“ Owen Sparks sah auf die kleinere Mechkriegerin hinunter. Erst jetzt, als sie mit ihm von Gleich zu Gleich sprach, bemerkte er, das neben dem Stahl, den er zuerst gesehen hatte, auch eine attraktive Frau vor ihm stand. Owen lächelte,
„Ich werde ihre Anregungen im Kopf behalten. Ein guter Vorschlag!“ meinte er. Julia Maurer grinste,
„Hören sie auf ein altes Schlachtross! Ich habe schon viel gesehen in meinem Leben!“ Dann nickte sie, grüßte ihn lässig und verschwand durch das Schott!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Hoffmanns Landing, Raumhafen,
Do. 29.06.3071, 14:22 Uhr Ortszeit


Auf den gleisenden Strahlen ihrer Triebwerke senkte sich langsam und majestätisch die „Kanban“ aus dem Himmel auf den zugewiesenen Landeplatz. Über 2 Monate hatte sich das Frachtlandungsschiff der „MULE“-Klasse im System versteckt, nach dem es von der „Whirlwind“ gewarnt worden war. Der Kommandant des Schiffes, Shingen Ozawa stand auf der Brücke und landete das Schiff selbst. Da die „Kanban“ fast die gesamte Zeit nur antriebslos durch den Raum getriftet war, spürten alle Besatzungsmitglieder extrem den gnadenlosen Zug der Schwerkraft, der jetzt auf sie wirkte. Auch Shingen spürte das, obwohl er versucht hatte sich in den letzten Monaten so fit wie möglich zu halten. Nachdem das Schiff aufgesetzt hatte, wendete er sich an den Signalgasten.
„Ruf die Raumhafenkontrolle. Ich will mit dem Hafenmeister reden.“
„Shingen, die rufen uns schon! Aber es ist nicht der Hafenmeister!“
„Gib‘s auf meine Konsole!“ ordnete Ozawa an und auf seinem Schirm erschien eine dunkelhäutige Frau, die eine olivfarbene Uniform trug.
„Guten Tag, ich bin Maj. Sangare von den Dark Cuirassiers. Wir kontrollieren derzeit den Raumhafen. Bitte bereiten sie alles zur Zollkontrolle vor. Es verlässt niemand das Schiff, bis alle Formalien abgeschlossen sind!“ Dann lächelte die Offizierin, „Außerdem soll ich sie von ihrem Kapitän Minoru Yamaguchi grüßen! Er war sehr erfreut, dass sie sich wieder gemeldet haben!“ Ein Lächeln führ über das Gesicht von Shingen Ozawa. Leider hatten sie noch keinen direkten Kontakt zur „Shinobi Maru“ herstellen können. Dass jetzt eine umfassende Kontrolle stattfinden würde, hatte er sich schon gedacht.
„Können wir bereits mit Hopefull Mining Kontakt aufnehmen? Ich habe noch Geschäftliches zu tun!“
„Gerne, aber vorläufig nur Kommunikation über uns! Ich werde selbst an Bord kommen und werde für sie ein Briefing über die Ereignisse der letzten Wochen geben, dann verstehen sie unsere Maßnahmen sicher! Bitte solange keinen Kontakt zu anderen! Ich bin in 15 Minuten bei ihnen!“
„Verstanden!“ gab Shingen zurück und schon war die Verbindung beendet. „Militär!“ dachte er düster und war gespannt was er erfahren würde.


Pünktlich stand die schwarze Offizierin vor dem Hangarschott und Shingen Ozawa ließ es sich nicht nehmen sie persönlich in Empfang zu nehmen. Hinter der Offizierin standen mindestens 15 Personen, das überraschte ihn. Nach dem sie sich begrüßt hatten, bat die Offizierin,
„Bitte lassen sie ihre gesamte Besatzung, einschließlich der Kinder hier in den Frachtraum kommen. Wir werden dann anhand der von der „Maru“ erhaltenen Daten die Personalien feststellen. Während dieser Zeit werden wir das Schiff durchsuchen. Es tut mir leid, dass wir diese Maßnahmen ergreifen müssen, aber sie werden es nach dem Briefing verstehen!“ Dann winkte sie ihren Leuten und betrat das Schiff. Shingen befahl über die interne Kommunikation, dass alle sich sofort im Frachtraum sammeln sollten. Da traten 2 Soldaten auf ihn zu, einer davon war ein Unteroffizier soweit er das erkennen konnte.
„SgtM. Cruz, ich werde jetzt ihre Personalien überprüfen!“ sagte die attraktive Frau in Uniform und lächelte ihn an. Dann hob sie ihr ComPad und verglich die Daten. Dann nahm sie einen Retina-Scan vor und nickte im zu. „Kommandant Ozawa, danke für ihre Zusammenarbeit.“ Sie wandte sich an ihre Vorgesetzte,
„Maj., Sir, Identität bestätigt!“
„Danke, Ms. Cruz.!“ Bestätige Maj. Sangare und schaute den Kommandanten an.
„Sir, könnten wir in einen Besprechungsraum gehen, dann werde ich das Briefing durchführen.“ Ozawa nickte, winkte einem der Schiffsoffiziere und beauftragte ihn alles weitere zu koordinieren. Wenig später saß er mit der schwarzen Offizierin in einem kleinen Besprechungsraum und hörte ihren Ausführungen aufmerksam zu.


„Sie sind sicher das WoB hinter dem Ganzen steckte?“ fragte er nochmal nach. Das Sphärer hier draußen operierten konnte er sich kaum vorstellen.
„Leider wahr! Das ist verifiziert!“ sagte die Offizierin. „Jedenfalls haben sie damals richtig reagiert, als sie nach dem Warnruf der „Mitchels Maurauders“ abgedreht haben.“
„Irgendwann hätten wir landen müssen. Unsere Vorräte hätten nicht ewig gehalten. Ein Glück das sie hier aufgetaucht sind! Maj. Helgisdottir gehört auch zu ihrer Einsatzgruppe?“
„Ja!“, bestätigte Nihara Sangare. „Wenn sie hier gewesen wäre, hätte sie hier gestanden, da sie sie schon kennen! Aber sie hat derzeit eine andere Aufgabe!“


2 Stunden später war das Schiff durchsucht und seine Besatzung kontrolliert. Maj. Sangare stand am Hangarschott vor dem Kommandanten Shingen Ozawa.
„Willkommen auf Hope, ab sofort sind alle Beschränkungen aufgehoben und können ihren Geschäften nachgehen. Wenn sie mit der „Shinobi Maru“ kommunizieren wollen, wenden sie sich gerne an uns. Wir haben Verbindung und können Nachrichten weitergeben!“ sagte sie zum Abschied.
„Danke! Darauf werde ich definitiv zurückkommen Ma‘m!“ gab der Landungsschiffkommandant zurück. Wenn sie sich beeilten konnten sie in 2 Tagen starten und zur „Shinobi Maru“ zurückkehren!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge, Flugplatz
Sa. 01.07.3071, 09:02 Uhr Ortszeit


Schnell wurde der schwarze Punkt am Horizont größer und dahinter tauchte ein zweiter Punkt auf. Dann erkannte OTL. Sigrid Scholz die Silouette eines „STUKA“ und dahinter einen L/R-Jäger, den sie erst nicht erkannte. Dann identifizierte sie diesen als „GOTHA“, dem einzigen L/R-Jäger der Mitchels Maurauders. Sie war hier um den Oberst abzuholen, der sich angekündigt hatte und offensichtlich war er in Begleitung. Dass er sich von einem L/R-Jäger auf dem Notsitz herbringen ließ und außerdem noch jemand mitbrachte, war ihr nicht gemeldet worden, entsprechend überrascht war sie. Dann setzte der 100to-Jäger zur Landung an und sein Pilot setzte die Maschine butterweich auch die Betonpiste auf. Kurz dahinter landete der „GOTHA“ ebenso elegant. Die Jäger wendeten dann ihre Nasen und rollten auf sie und ihre kleine Abordnung hintereinander zu. Als diese sie erreichten drehten beide um, so dass sie wieder in Startposition waren. Langsam erstarben die Triebwerke und die Kanzeln der Jäger öffneten sich. Das Flughafenpersonal schob zwei kleine Plattform an die Seiten des Flugzeuge und die Person die auf dem engen Notsitz hinter dem Piloten des „STUKA“ saß, zog den Helm herunter, schälte sich aus dem Cockpit und stieg aus, während der Pilot noch seine After-Flight-Checks durchführte. Der Fluggast klopfte dem Piloten auf die Schulter und stieg dann die steile Treppe von der Plattform herunter. Sigrid erkannte ihn nun, es war der Oberst! Als dieser sie erreichte stand sie stramm und meldete ihm, natürlich auf Englisch!


„Guten Morgen und danke Major Helgisdottir! Ja, ich hatte einen angenehmen Flug, wenn auch ein bisschen eng! Mit dem „STUKA“ hat der Flug nur eine knappe Stunde gedauert! Übermitteln sie bitte Hoffmanns Landing, dass wir gut gelandet sind!“
„Yes Sir!“ kam die prompte Antwort. Währenddessen trat der Fluggast des 2. Jägers zu ihnen und Cpt. Owen Sparks grüßte Sigrid Scholz! Dabei grinste er und freute sich offensichtlich die Soldatin mit seiner Ankunft überrascht zu haben. Sie gab dann einem der begleitenden Unteroffiziere einen entsprechenden Wink, damit dieser sich um die Meldung nach Hoffmanns Landing kümmerte!
„Wir stellen eine Wache ab, damit die Piloten nicht dauernd am Jäger bleiben müssen!“ kündigte sie noch an. Daraufhin setzen sich 4 Infanteristen in Marsch, die Position um den „STUKA“ und den „GOTHA“ bezogen. Mittlerweile waren auch beide Piloten ausgestiegen und hatte die Kanzeln der Jäger verschlossen. Kurz darauf waren sie bei der Gruppe.
„Guten Morgen Sir, LtCol. Kowalski!“ begrüßte er die Kommandeurin der Ulanen. Natürlich hatte Sigrid den Piloten sofort erkannt. Es war allgemein bekannt dass der Oberst und Kowalski sich noch von der Barcelona-Kampagne her kannten und ein enges Vertrauensverhältnis hatten.
Auch der Pilot des Maurauder-Jägers meldete sich.
„Major Sir, guten Morgen! 1stLT Creedy!“
„Sir, Lt. Creedy, sie können uns begleiten, wenn sie wollen. Die Jäger werden ab sofort von meinen Infanteristen bewacht!“ sagte Sigrid zu den beiden Piloten.
„Danke Ma’m!“ antwortete Kowalski. „Das ist uns sehr recht!“
„Wenn sie mir bitte folgen wollen. Wir fahren direkt zur Konzernzentrale!“ schlug Sigrid vor und kurz darauf fuhren die 3 Fahrzeuge los. Voraus fuhr ein gepanzertes Erkundungsfahrzeug, dann der Bus der Hopefull Mining und als letztes ein MTW.


Nach 25 Minuten kam der kleine Konvoi an der Konzernzentrale an. Während der Fahrt war kaum gesprochen worden, da der Oberst sich sehr interessiert die Stadt ansah, die sie durchquert hatten.
„Die Stadt sieht relativ modern aus!“ stellte der Oberst fest, als die Kolonne stand. „Irgendwie deckt sich das nicht mit meinen bisherigen Vorstellungen, oder besser Vorurteilen, über die tiefe Peripherie!“
„Ich war auch überrascht Oberst, Sir, als ich hier ankam. Das technische Niveau und der Zustand der Infrastruktur ist höher, als wir das erwartet hatten. Die Konzernspitze, die alte und erst recht die Neue haben darauf großen Wert gelegt, trotz gelegentlicher Piratenüberfälle.“ erwiderte Sigrid Scholz. Der Oberst nickte. Dann sagte er,
„Könnten sie kurzfristig ein Antreten aller verfügbarer Teileinheiten organisieren?“ Sigrid hob die Augenbrauen, mit so einer Bitte hatte sie nicht gerechnet. Nach kurzem Nachdenken antwortete sie,
„Eine Stunde, wenn Teile der Landungsschiffbesatzung teilnehmen sollen 2 Stunden. Hinter dem Gebäude gäbe es einen geeigneten Bereich, der von außen nicht einsehbar ist!“
„Perfekt! Dann 11:30 Uhr mit den Teilen der „Winterstorm“-Besatzung!“ ordnete der Oberst an. „Ich will den Frauen und Männern für ihre Leistungen meinen persönlichen Dank aussprechen!“ erklärte er.


Nach dem Briefing durch OTL. Scholz und Hptm. Wernicke standen die Teilnehmer der Besprechung zusammen und diskutierten noch über die Ergebnisse. Auch der LND-Offizier war zur Überzeugung gelangt. dass die Manager keine Blakeisten waren. Ebenso waren die Bergbautechs seiner Einschätzung nach sauber. Die Verhöre der WoB-Agenten, deren sie lebendig habhaft werden konnten, dauerten noch an und wie Wernicke zugab, ging er hier nicht gerade zimperlich vor. Georg spürte einen tiefen Hass aus dessen Stimme, wenn er über Blakes Wort sprach. Als er mit Sigrid Scholz kurz alleine zusammenstand, merkte Georg an,
„Sigrid, behalte mir Wernicke im Auge. Er soll die Verhöre nicht zu etwas persönlichem machen. Sein Bruder wurde im Rahmen des Jihad getötet und ich will nicht, das sein Hass ihn auffrisst!“ Sigrid nickte, sobald der Oberst und sie alleine waren, sprachen sie auf informeller Ebene miteinander.
„Ich werde mein Bestes tun. Am Sinnvollsten werde ich bei seinen Verhören selbst mit dabei sein oder Cpt. Fairbanks mitschicken. Ich werde sie entsprechend instruieren.“ Dann schaute sie auf die Uhr. „In 45 Minuten ist das Antreten! Ich gehe davon aus, das wir auch dabei unsere Tarnung aufrecht erhalten müssen?“
„Absolut richtig!“ bestätigte Georg, „Vorher möchte ich aber ein erstes, kurzes Gespräch mit dem CEO von Hopefull Mining!“
„In 10 Minuten in dessen Büro. Es ist schon alles arrangiert!“
„Hervorragend! Du und Cpt. Sparks nehmt ebenfalls am Gespräch teil!“ legte der Oberst fest.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge, Konzernzentrale Hopefull Mining
Sa. 01.07.3071, 10:50 Uhr Ortszeit


Dinesh Khan saß seinen drei Gesprächspartnern an einem kleinen Tisch in der Besprechungsecke seines Büros gegenüber und betrachtete intensiv den Söldneroberst, der ihm direkt gegenüber saß. Nachdem sie sich einander vorgestellt hatten und der Söldner kurz seinen Hintergrund dargelegt hatte, kam dieser gegenüber ihm sofort zum zentralen Punkt seines Anliegens.
„Wie man mir mitgeteilt hat sind sie und ihre Vorstandskollegen von WoB völlig unbelastet. Das erlaubt mir, ihnen ein Angebot zu machen, von dem ich hoffe, dass sie es annehmen!“ Dinesh Khan beugte sich gespannt vor. Die ganze Zeit hatte er sich gefragt, was diesen Söldner antrieb, wenn es denn nicht Rache an den Blakisten war, so wie bei Maj. Helgisdottir. Vielleicht gab ihm das Angebot des ehemaligen Lyraners einen Hinweis darauf.
„Wir wollen am Status Quo auf Hope nichts verändern!“ begann der Söldneroberst, „Sie führen weiter Hopefull Mining, auch die Bergbautechs können weiter ihre Aufgaben wahrnehmen. Mitchels Maurauders werden fürs Erste auf Hope verbleiben. Sie geben diesen einen unbefristeten Wachkontrakt und bezahlen diese für den Schutz ihrer Geschäfte und Anlagen angemessen. Wie und auf welche Weise dieser Wachauftrag erfüllt wird, können sie mit Cpt. Sparks hier oder Col. Mitchel direkt aushandeln. Wir mischen uns da nicht ein! Wir verlassen Hope sowieso, werden aber regelmäßig wiederkommen um uns zu Versorgen. Wir wollen das Hope für die Ulanen und die Cuirassiers ein sicherer Rückzugshafen ist, an dem wir uns ungefährdet versorgen können! Die Ungewissheit ist eines der größten Probleme hier draußen in der Peripherie!“


Dinesh Khan war verblüfft! Damit hatte er so nicht gerechnet!
„Sie wollen keine Reparationen oder Entschädigungen, dafür das wir in den Hinterhalt für die Maurauders involviert waren? Wenn das so ist, haben sie uns sogar mehr getan. Sie haben uns die völlige Freiheit verschafft und quasi Hopefull Mining zum Geschenk gemacht!“
„Nicht ganz!“ der Oberst lächelte, „Wir haben die Geschäftsunterlagen natürlich ausgewertet. Auf dem Papier gehört Hopefull Mining einer Holding, als deren einziger Eigentümer ein gewisser Julian LaGrange eingetragen ist. Korrekt?“ entgegnete der Oberst. Dinesh Khan nickte, er hatte gehofft, dass dies übersehen werden würde. Der Oberst setzte fort, „Wir haben natürlich überprüft, wie das zu ändern wäre. In der Sphäre wäre, wie sie selbst am besten wissen, der Rechtsstreit eine Neverending Story geworden. Erben, Eigentumsübertragung, Steuern, etc.! Aber wir sind hier in der Peripherie und wie sie meiner Kameradin ja schon bildhaft erklärt haben, ist hier derjenige der Eigentümer, der die tatsächliche Gewalt über etwas ausübt, was auch ein Grund dafür ist, das es hier oft zugeht wie im antiken Wilden Westen!“
„Und wie stellen sie sich die Zukunft der Hopefull Minig vor? Werden sie die Holding übernehmen?“ fragte Khan.


„Nein!“ antwortete der Oberst. „Am besten ist es, wenn die Holding komplett gelöscht wird und damit der Hinweis auf WoB! Meine Spezialisten arbeiten gerade daran! Ich schlage ihnen vor, dass sie mit dem Vorstand 75% der Anteile der Hopefull Mining übernehmen. Die Curiassiers und die Ulanen werden mit insgesamt 15% stiller Teilhaber mit Stimmrecht im Vorstand, wenn wir einen Bevollmächtigten entsenden. Mitchels Maurauders erhalten 10% und einen Sitz im Vorstand als CSO, Chief Security Officer. Dazu werden wir hier die üblichen, von der ortsansässigen Verwaltung beglaubigten Inhaberurkunden ausstellen lassen, die soweit wir das recherchiert haben, so ziemlich das Einzige sind, was von allen Seiten als Eigentumsnachweis akzeptiert wird. Sie erhalten verbrieft volle operative Kontrolle, dürfen die Mining aber weder in Teilen oder als Ganzes veräußern, noch in eine andere Geschäftsform umwandeln. Wenn sie das versuchen, verlieren sie ihre Anteile zu Gunsten von uns. Natürlich würde das praktisch erst passieren, wenn wir es merken! Aber glauben sie mir, der Stein muss erst noch gefunden werden, unter dem sie sich dann verkriechen könnten! De facto heißt das aber auch, dass sie eigentlich nie wieder in die Sphäre zurückkehren können, ohne alles zurückzulassen.“ Georg ließ seinen Vorschlag erst einmal auf Dinesh Khan wirken. Diesen Lösungsvorschlag hatte Valentina Tschernikova erarbeitet, die sich sehr schnell in diese Materie eingearbeitet hatte, zumal sie von Haus aus neben ihrer hervorragenden IT-Kenntnisse auch in betriebswirtschaftlichen Belangen bewandert war. Bevor sich Khan aber äußern konnte, setzte der Oberst fort.


„Außerdem, ganz umsonst ist unsere Großzügigkeit nicht. Wir werden ihnen eine Aufstellung zukommen lassen, was wir zusätzlich als Entschädigung für unsere Mühen wollen! Aber wir sind nur an Naturalien interessiert. Auf das Geld wechseln können wir verzichten! Sie geben uns was wir brauchen und das wäre es bis auf die stille Beteiligung von unserer Seite. Das wir hier waren, war mehr Zufall als Planung, aber nun haben wir eine sichere Basis, die wir absichern und auf stabile Füße stellen wollen!“ Georg lehnte sich zurück. Im waren die Probleme seines Vorschlages durchaus bewusst und die stille Teilhaberschaft war eigentlich nur als Feigenblatt gedacht. Aber die Auswertung der Verhöre hatte auch ergeben, dass keiner der Manager oder Techs die von WoB hierher gebracht worden waren, Sehnsucht verspürte in die IS zurückzukehren. Daheim wären sie Lakaien, aber hier waren sie Könige! Dinesh Khan überlegte und suchte den Haken in der vorgeschlagenen Vereinbarung. Aber er sah nur Vorteile für sich und seine Mitvorstände.


„Geben sie vor, wie wir die 75% untereinander aufteilen?“ wollte Kahn wissen. Der Oberst schüttelte den Kopf.
„Das ist ganz alleine ihre Sache! Sie sollten nur bedenken, dass sie Spannungen im Gremium vermeiden sollten. Grabenkämpfe in der Führung des Konzerns, weil sich jemand übertölpelt fühlt, können böse enden! Hier in der Peripherie ist man nicht zimperlich! Denken sie dabei auch an die einheimischen Vorstandsmitglieder!“ gab Oberst Müller zurück.
„Ich werde mich im Vorstand besprechen. Wobei wir uns auch Gedanken darüber machen sollten, was passiert, wenn je wieder ein WoB-Kommando oder Verstärkung hier auftaucht!“
„Nachdem was wir herausgefunden haben, ist das hier für WoB ein unbedeutender Nebenkriegsschauplatz. Ich glaube kaum, dass sich hier in naher oder mittlerer Zukunft jemand blicken lässt! Umso wichtiger ist die Einreisekontrolle in Hoffmanns Landing und eine robuste Wachmannschaft! Wir sind hier wirklich sehr weit draußen!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge, Konzernzentrale Hopefull Mining, Außengelände
Sa. 01.07.3071, 11:32 Uhr Ortszeit


Der Oberst stand vor Frejias Ulanen, die zu großen Teilen wie befohlen angetreten waren. OTL. Sigrid Scholz a.k.a. Maj Frejia Helgisdottir hatte ihm gerade die Ulanen gemeldet. Georg schaute in die Runde und sah viele bekannte Gesichter, denen er im Laufe der Operation bereits begegnet war.
„Frauen und Männer der Ulanen, ich bin hier um mich bei ihnen für die hervorragende Zusammenarbeit bei der Entsetzung der Mitchels Maurauders zu bedanken. Jeder von ihnen hat seinen Teil dazu beigetragen, ob als Wartungs-Tech, Infanterist, Mechkrieger, Spacer oder L/R-Jäger-Pilot! Durch unser koordiniertes Vorgehens konnten wir unsere eigenen Verluste gering halten. Leider hat AsTech Trevor Lynch, der während dem Gefecht bei einem Reparaturversuch eines schweren Lasers an Bord der „Winterstorm“ schwerst verletzt wurde, gestern Abend den Kampf verloren! Ihm und den gefallenen Angehörigen der Mitchels Maurauders, die durch ihren opferreichen Kampf unseren Erfolg erst ermöglicht haben, werden wir ein ehrendes Andenken bewahren. Halten wir nun Stille und gedenken ihrer! Ulanen - Attention!“ befahl er und alle standen stramm. Aus einem Lautsprecher ertönte eine getragene Melodie. Den Clip hatte Georg mitgebracht. Leise sang er das Lied im Stillen mit „Ich hat einen Kameraden …“ Nur mit Mühe konnte er die Gefühle unterdrücken, die ihn beim Hören der Melodie überkamen. Zu viele seiner Soldaten hatte er schon Sterben gesehen!


Cpt. Sparks stand neben Maj. Helgisdottir in der angetretenen Formation der Ulanen. Als der Oberst auch der Toten seiner Einheit gedachte und sie laut vor allen ehrte war er tief berührt. Als dann die ihm unbekannte, getragene Melodie erklang, die von einer Trompete vorgetragen wurde, sah er sich um und nicht bei wenigen der Ulanen stellte er fest, dass ihre Schultern zitterten. Das Stück berührte auch ihn zutiefst und rief bei ihm seine kaum unterdrückte Trauer hervor.


Nach dem die Melodie verklungen war, erteilte der Oberst den Befehl,
„At ease!“ und die Formation rührte sich.
„Maj. Helgisdottir, vortreten!“ Sigrid marschierte auf ihn zu und nahm Front zu ihren Ulanen ein.
„Attention! Maj. Helgisdottir, für ihre herausragenden Leistungen befördere ich sie hiermit zum LtCol.! Cpt. Fairbanks, assistieren sie mir bitte!“ Patricia Fairbanks war sofort zur Stelle und half dem Oberst die bronzenen gegen die silbernen Ahornblätter auszutauschen. Dann schlugen beide synchron Sigrid auf die Schulter. Als der Oberst gratulierte murmelte er, „Damit sie endlich den korrekten Dienstgrad tragen!“ und grinste dabei. Danach ließ er noch ein Hurra auf Sigrid ausrufen und beendete das Antreten.


Als Sigrid und Georg unter sich waren, während alle wieder zu ihren Aufgaben wegtraten meinte sie,
„War das wirklich nötig, Georg?“
„Das Totengedenken in jedem Fall! Aber du solltest dein Licht nicht unter den Scheffel stellen! Du bist Oberstleutnant, also habe ich nur was gerade gerückt, außerdem geben Beförderte immer einen aus!“ grinste er.
„O Gott, daran habe ich noch gar nicht gedacht!“ stöhnte Sigrid!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge, Konzernzentrale Hopefull Mining, Speiseraum Vorstand
Sa. 01.07.3071, 12:04 Uhr Ortszeit


Die lyranischen Offiziere hatten sich mit dem gesamten Vorstand getroffen und wollten gemeinsam das Mittagessen einnehmen. Dinesh Khan trat auf Cpt. Spark zu.
„Cpt. Sparks, hätten sie später Zeit? So wie es aussieht, werden meine Vorstandskollegen und ich den Vorschlag des Söldneroberst annehmen. Das bedeutet natürlich auch, dass wir ihnen einen Kontrakt anbieten. Ich würde dazu nachher gerne mit ihnen ein paar Eckpunkte besprechen.“ Sparks schaute ihn an.
„Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie Oberst Müller nicht mit dieser abschätzigen Bezeichnung titulieren würden. Er hat sie respektvoll behandelt und gleiches darf er auch von ihnen erwarten, denke ich! Oder werden in ihrer Heimat Söldner immer respektlos behandelt?“ Dabei schaute der Offizier den CEO mit scharfem Blick an. Dinesh Khan spürte, dass er zu weit gegangen war und ruderte sofort zurück.
„Natürlich, sie haben selbstverständlich Recht! Wir werden den Vorschlag von Oberst Müller zur Zukunft von Hopefull Mining wohl annehmen!“
„Wir können uns gerne nach dem Essen treffen. Ich habe für den Nachmittag keine festen Termine geplant. Wann und wo?“
„In meinem Büro um 14:00 Uhr?“ schlug der CEO vor. „Meine Finanzchefin wird mit an der Besprechung ebenfalls teilnehmen, es geht schließlich auch um die Bezahlung.“
„Gerne Mr. Khan, wobei es nur ein erstes Gespräch sein wird. Es ist einiges zu klären, einschließlich dem Vorstandssitz!“ meinte Cpt. Sparks zur Antwort.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmans Landing, OPZ, Besprechungsraum
Di. 04.07.3071, 13:38 Uhr Ortszeit


Georg stand am Fenster des leeren Besprechungsraumes. Durch die Panzerglasscheibe hatte er eine gute Aussicht auf das Landefeld. Hier auf Hope waren sie viel besser vorangekommen, als er sich es je erhofft hatte. Operation Minerva war zum aktuellen Zeitpunkt ein voller Erfolg! Als sein Blick über das Landefeld schweifte, sah er auch die „Dolch“ die schon ein paar Tage hier war und die erst heute früh gelandete „Ramierez“. Ihre Kommandantin Leonor Sánchez und Paka Keita würden ebenfalls an der für 14:00 Uhr hier angesetzten Besprechung teilnehmen. Ebenso waren Kaptein Hansen und OTL Scholz hier, die extra für die Besprechung von Ironforge hergekommen war. Da hörte er hinter sich, wie die Türe geöffnet wurde und sich wieder schloss.


„Hier bist du!“ hörte er die Stimme von Julia, „Ich hab dich in deinem provisorischen Büro gesucht!“ Er wendete kurz seinen Oberkörper und sah seine Verlobte an,
„Ich habe mal Ruhe gebraucht! In den letzten Tagen hatte ich keine Zeit für irgendetwas anderes, sogar für dich nicht!“
„Nach dieser Besprechung ist alles Entscheidende geregelt!“ erwiderte sie, „Ich hoffe, dann können wir mal in Hoffmanns Landing ausgehen und etwas Freizeit genießen!“
„Nichts, was ich lieber täte! Die Logistikleiterin des Raumhafens hat mir sogar ein paar Tipps gegeben, wo wir hingehen könnten!“
„Die, die mich für Natasha Kerensky gehalten hat?“ hakte sie lächelnd nach. Georg nickte und schaute wieder über das Landefeld.
„Ja, sie hat uns auch bei der Ent- und Beladung unserer Landungsschiffe unterstützt soweit es ging.“
„Stimmt, es hat alles reibungslos geklappt. Das Personal des Raumhafens hat zwar unsere Schiffe nicht betreten, aber der Transport zwischen den Schiffen, dem Lager und dem Mechhangar haben die einheimischen Kräfte durchgeführt, was uns enorm geholfen hat.“ stellte Julia fest. Als seine Stellvertreterin hatte sie alles im Blick.


„Jetzt neigt sich die Operation Minerva dem Ende zu. Nachher legen wir final fest, was die „Ramierez“ mitnimmt und in Kwangjong-ni besorgen muss!“ sagte er.
„Ich hab die Liste gesehen! Das reicht für 2 Landungsschiffe was da drauf steht.“ stellte Julia fest.
„Was nicht besorgt werden kann, brauchen wir dann im 2. Umlauf, auch wenn dies dann erst in 2 Jahren abgeholt wird.“ entgegnete Georg. „Wir müssen sehr langfristig denken, deshalb bin ich auch so darauf aus, dass wir hier keine verbrannte Erde hinterlassen. Wir brauchen Hope auch weiterhin als Lieferant für Rohstoffe und einfache Industriegüter!“
„Aber irgendwann wird sich jemand die Frage stellen, was wir mit dem ganzen Zeug wollen, wenn unsere Söldnereinheiten offiziell nur mobil von Sprungschiffen aus operieren.“
„Da hast du Recht, Julia. Manchmal denke ich daran unseren Befehl zu missachten und der „Shinobi Maru“ die Koordinaten von Bartok zu geben, damit sie uns unauffällig versorgen kann. Solange wir die „Donar“ nicht einsetzen können, haben wir nur ein Sprungschiff um unseren unmittelbaren Auftrag durchführen zu können. Eigentlich haben wir da keine Ressourcen für Versorgungsflüge.“
„Das Geheimnis um Bartok preiszugeben wäre ein zu hohes Risiko!“ stellte Julia fest. Georg schaute sie lange an, dann meinte er,
„Ja, das ist richtig und deshalb werde ich es auch nicht tun, auch wenn ich mittlerweile denke, dass wir Minoru Yamaguchi vertrauen könnten, das Risiko ist zu groß!“


Julia sah in das müde Gesicht ihres Liebsten. Die Verantwortung für die Operation und der enorme Arbeitsaufwand hatte ihm nicht viel Zeit zur Erholung gegeben. Wie sie schon vor längerem festgestellt hatte, war eine von Georgs Schwächen, dass er zu wenig delegierte. Nicht weil er es anderen nicht zutraute, aber allzu oft unterschätzte er den Aufwand etwas selbst zu tun. Nicht nur einmal hatte sie ihn dazu überreden müssen, Aufgaben abzugeben!
„Soll ich die Besprechung leiten? Du weißt, ich bin im Thema und wir haben uns beide intensiv ausgetauscht was wir brauchen und wie die Prioritäten sind!“ bot sie ihm an. Georg lächelte,
„Sehe ich so überarbeitet aus?“ fragte er.
„Ich sehe es!“ stellte sie fest. Georg streckte seine Arme aus, zog Julia an sich und küsste sie liebevoll.
„Ja, dann leitest du die Sitzung und ich grummele von der Hinterbank wenn mir was nicht passt!“ Julia lachte leise.
„Dazu werde ich dir keine Gelegenheit geben!“ Da öffnete sich plötzlich die Türe und Leonor Sánchez stand mit Paka Keita in der Türe.
„Stören wir?“ fragte die Landungsschiffkommandantin vorsichtig, als sie ihre beiden höchsten Vorgesetzten eng umschlungen vor dem Fenster erblickte. Julia und Georg trennten sich wieder.
„Nein, es wird Zeit, dass wir wieder an die Arbeit gehen!“ erwiderte Georg. Leonor und Paka grinsten sich verstohlen an als sie ihre Plätze einnahmen.


Kurz darauf waren alle Teilnehmer der Besprechung im Raum und OTL Maurer ging mit den Anwesenden die langen Listen durch. Nach einiger Zeit hob KdtHpt. Sánchez die Hand.
„Wir sollen wirklich den ausgeschlachteten „BANSHEE“ und den „GRASSHOPPER“ mit zurück nehmen?“
„Richtig! Die Überreste des „BANSHEES“ können veräußert oder in der Zentrale zur dortigen Verwendung wieder aufgebaut werden. Der „GRASSHOPPER“ soll repariert, aufgebaut und wieder mitgebracht werden. Ein sprungfähiger schwerer Mech ist genau, was wir hier draußen brauchen! Hier haben wir leider nicht die Möglichkeit zu solchen Revisionsarbeiten!“ legte Julia dar. KdtHptm. Sánchez nickte. Mit den anderen Mechersatzteilen die sie mitbringen sollten ließen sich alle Ersatzteillager wieder auffüllen und der „CATAPULT“ wieder herstellen. Was allerdings speziell der 270XL-Reaktor und die GAUS- und HGAUS-Geschütze auf der Liste sollten, entzog sich ihrer Kenntnis. Diese waren aber sehr hoch priorisiert, genauso wie die Sprungantrieb-Ersatzteile. Zum Schluss der Besprechung richtete sich OTL Mauerer auf,
„Noch Fragen oder Anregungen?“ sie schaute in die Runde. Wieder hob KdtHptm Sánchez die Hand und außerdem OTL Scholz. Julia nickte der Landungsschiffkommandantin zu und erteile ihr das zuerst das Wort.
„Wir werden alles bis morgen Vormittag verladen haben, aber ich stelle den Antrag, dass wir noch 6 Tage auf dem Planeten bleiben können. Nach dem Start werden wir fast 7 Monate ohne oder nur bei niedriger Schwerkraft in unserer Sardinenbüchse zubringen. Ich möchte gerne der Mannschaft noch einen ordentlichen Landurlaub ermöglichen.“ Julia schaute zu Georg, das musste er entscheiden. Georg stand auf,
„Ich genehmige ihren Antrag, das hatte ich sowieso vor. Wir werden selbst noch ca. eine Woche auf dem Planeten verbleiben. Aber ihrer Besatzung und ihnen sind die Verhaltensregeln klar? Kein Wort draußen über unseren Auftrag oder wo wir herkommen, auch nicht im Vollsuff! Stellen sie das sicher!“
„Jawohl, Herr Oberst und danke!“ erwiderte Leonor Sánchez. Dann fiel das Wort an OTL Scholz.
„Herr Oberst!“ sagte sie, „Haben sie im Anschluss Zeit für ein kurzes Gespräch? Wenn es geht zusammen mit OTL Mauerer?“ Georg schaute Julia an die leicht nickte.
„Machen wir! Bleiben sie einfach hier!“ stimmte Georg zu. Dann beendete Julia die Besprechung und alle Teilnehmer, bis auf Sigrid Scholz verließen den Raum.


Als der letzte gegangen war zog die Mechkriegerin die Türe zu und kam an die Spitze des Konferenztisches. Sie setzte sich schräg gegenüber von ihren beiden Gesprächspartnern hin und brachte ihr Anliegen vor.
„Herr Oberst, ich würde gerne den 2. Infanteriezug der Siblings anwerben und in die Ulanen integrieren.“ begann sie und legte dann eine ausführliche Begründung dar.
„Sie wollen den gesamten Zug, inklusive dem verletzen Zugführer anwerben?“ fragte Julia nach.
„Ja, wir haben alle Soldatinnen und Soldaten verhört. Keiner hat was mit WoB zu tun und ihr Ausbildungsstand ist sehr gut! Der Zugführer hatte sich sofort den WoB-Agenten widersetzt als sie ihn zum Kampf zwingen wollten und sein Zug-Sgt. SgtMaj Dayta Patel ist eine der besten Unteroffizierinnen die ich je getroffen habe!“
„Ihnen ist klar, dass die Zugangehörigen, nachdem wir sie akquiriert haben, voll umfänglich eingeweiht werden müssen und den Regularien des „Militärischen Unterstützungskommando“s der „Lyran Transspace“ unterworfen werden, d.h. Eintritt in die LAS als Reservisten? Eigentlich müssen sie auch ihre Staatbürgerschaft aufgeben, sofern sie eine haben.“ sagte der Oberst ernst. „Ich traue ihrem Urteil, das es sich um eine fähige Teileinheit mit einer kompetenten Führung handelt, aber das ist nur der einfache Teil!“ stellte er noch fest.


Sigrid dachte intensiv nach. Sie hatte bei dem Zug ein wirklich gutes Gefühl.
„Herr Oberst, wenn ich darf, werde ich die Bedingungen dem Zug-Sgt. und dem Zugführer insoweit darlegen, dass sie wissen auf was sie sich einlassen, ohne aber Hinweise auf unseren Hintergrund zu geben.“
„Die Verstärkung könnten wir gebrauchen!“ stellte Georg fest. „Was uns fehlt sind mehr Infanterie und Panzer. Frau Scholz, ich will ihnen die Last der Entscheidung nicht alleine aufbürden. OTL Mauerer wird nach Ironforge kommen und die abschließenden Gespräche mit ihnen zusammen führen. Danach tragen sie mir das Ergebnis vor! Wann wollten sie zurück?“ fragte Georg nach.
„Eigentlich gleich nach der Besprechung. Der Kooperations- und Beteiligungsvertrag mit Hopefull Mining soll morgen früh unterschrieben werden, wie sie wissen.“
„Gut. Wir werden morgen früh eine einheimische Maschine Chartern, dann kommen OTL Mauerer und ich mit zur Unterzeichnung. Danach befassen wir uns mit dem Infanteriezug!“
„Sie könnten auch mit mir im Jet der Minengesellschaft zurückfliegen!“ bot OTL Scholz an. Aber Georg schüttelte den Kopf.
„Nein Danke, aber heute Abend ist noch ein wichtiger Termin!“ entgegnete Georg. „Sie bekommen aber schnellstmöglich eine Information, wann wir morgen in Ironforge ankommen, damit die Vertragsunterzeichnung richtig terminiert werden kann!“ Julia hielt sich zurück, schaute aber nur kurz zu Georg. Ein Termin war ihr nicht bekannt! Nachdem alles Besprochen war, standen alle auf und Sigrid brach zum Flughafen auf.


„Von welchem Termin hast du gerade gesprochen?“ fragte Julia ihn, als Sigrid Scholz den Raum verlassen hatte.
„Ich dachte, wir probieren zusammen heute Abend mal ein einheimisches Restaurant aus!“ grinste er. „Heute Abend wäre endlich Zeit dazu und ich werde mich gleich mal um die Reservierung kümmern!“ Julia lächelte zurück.
„Ich freue ich schon darauf! Aber in zivil, klar?“ Georg nickte zustimmend.
„Wir fallen sowieso auf sobald wir den Mund aufmachen, da ist es sowieso egal wenn unsere zivile Kleidung nicht den lokalen Moden entspricht!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmans Landing
Di. 04.07.3071, 19:17 Uhr Ortszeit


Das Paar verließ den Raumhafen und ging Hand in Hand zu einem Taxistand in der Nähe. Um diese Uhrzeit war nur ein einziges Taxi da. Beide stiegen in den Fond des Wagens und der Fahrer fragte,
„Wohin soll es den gehen?“
„In die Stadt, zum Restaurant „Topkapi“.“ erwiderte Georg Müller und legte dabei seinen Arm um die rothaarige Frau neben ihm.
„Nobles Lokal. Soll das Beste in Landing sein! Sie sind nicht von hier, oder?“ hakte der Fahrer nach, während er langsam losfuhr.
„Hört man das denn?“ mischte sich die Frau in das Gespräch ein und lachte dabei.
„Sind sie von den neuen Söldnern die hier gelandet sind?“ wollte der Fahrer wissen. Georg nickte und schaute über den Rückspiegel in das Gesicht des Fahrers,
„Ja. Ich hoffe sie hatten durch uns keine allzu großen Unannehmlichkeiten hier in Landing!“ gab er zur Antwort.
„Nein, erstaunlicherweise nicht!“ sagte der Fahrer. „Aber was wollen sie auf Hope, wenn ich fragen darf?“ Während dessen rollte der Wagen durch die Dämmerung. Unauffällig folgte dem Taxi seit dem Raumhafen ein PKW mit mehreren Personen darin.
„Wir haben einer befreundeten Söldnereinheit aus der Patsche geholfen. Da das erledigt ist, werden wir wohl bald weiterziehen!“ erklärte Georg bereitwillig.
„Ich hoffe, das wird sich nicht auf unsere wirtschaftliche Entwicklung auswirken. Ihre „Vorgänger“, wenn ich das mal so sagen darf, haben für Aufschwung gesorgt!“
„Ich hoffe für sie, dass das so weitergeht. Soweit ich weiß, bleibt das Minenmanagement unverändert. Nur das Wachpersonal wird ein anderes sein!“ versuchte Georg ihn zu beruhigen.
„Hoffentlich sind das nicht auch so Eigenbrötler. Die alten Söldner wollten nur in bestimmte Etablissements und haben kaum Geld in der Stadt liegen lassen.“ Dabei lachte der Taxifahrer rau. „So, wir sind gleich da!“ Das Taxi fuhr an den Straßenrand und hielt vor einem edel wirkenden Lokal. „Ich hoffe, sie haben genug Geld dabei!“ grinste der Fahrer noch, während Georg die Fahrt bezahlte. „Das Lokal ist so teuer, das ich es mir nicht leisten könnte hier zu essen. Soll aber super sein! Viel Spaß wünsche ich ihnen!“ meinte er noch, als Georg ausstieg und dann Julia aus dem Wagen half.


Julia zog sofort alle Blicke auf sich, als ihr Georg aus dem Wagen half. Sie trug ein schwarzes, zeitloses, halblanges Kleid, einen kurzen offen getragenen Bolero und ihre Füße steckten in High Heels. Ihr Dekolleté war atemberaubend und ihr flammend rotes Haar tat ihr Übriges dazu!
„Neben dir wirke ich wie ein hässliches Entlein!“ flüsterte ihr Georg ins Ohr, als er die Blicke der umstehenden bemerkte. Er selbst trug auch einen schlichten zeitlosen Anzug, womit er hoffte nicht allzu sehr als Außenweltler aufzufallen. Etwas weiter die Straße hinunter war der Verfolger an die Seite gefahren und parkte. Zwei Personen stiegen aus und verschwanden in einer dunklen Gasse. Die anderen beiden Insassen beobachteten das „Topkapi“ aufmerksam! Der relativ junge Fahrer hatte ein Nachtglas an die Augen gesetzt.
„Ich wusste gar nicht dass die Mauerer so ein heißer Feger ist!“ bemerkte der Fahrer des PKWs.
„Dir fehlt es wohl an Fantasie und Erfahrung Kamerad!“ hörte er die leicht spöttische Stimme seiner Beifahrerin. Er meinte auch ein leises Lachen von ihr zu hören.


Georg führte Julia an seinem Arm zum Eingang des Restaurants, an dem ein Ober die Gäste empfing.
„Guten Abend, Müller, ich habe 2 Plätze reserviert!“
„Guten Abend die Herrschaften!“ Der Ober schaute ihn und Julia genau an, sagte aber sonst nichts und schaute auf seinem CompPad nach.
„Ja“, sagte er. „da steht es. Meine Kollegin bringt sie an ihren Tisch.“ Er winkte kurz und eine junge hübsche Frau kam und nahm sie in Empfang.
„Wenn sie mir bitte folgen wollen!“ Kurz darauf standen sie vor einem Tisch in einer Nische des Restaurants. Auf dem Tisch leuchteten mehrere echte Kerzen und verströmten eine angenehme Atmosphäre. Julia schaute Georg an.
„Ein Candlelight-Dinner?“ Er nickte.
„Man hat mir gesagt, es wäre eines der Spezialitäten des „Topkapi“.“ Georg half ihr das Bolero-Jäckchen abzulegen und rückte den Stuhl für sie, damit sie sich setzten konnte. Als er ebenfalls saß, schaute er in die grünen Augen seiner Geliebten.
„Das Menü ist schon bestellt. Leila Teutul hat mir ein typisch einheimisches Menü empfohlen und hat mich neugierig gemacht. Nur die Getränke müssen wir noch wählen!“
„Dann lass ich mich Mal überraschen!“ erwiderte sie. „Hältst du es nicht für Riskant ganz alleine hier in die Stadt zu gehen?“
„Ich hab doch dich dabei!“ grinste er. Dann beugte er sich vor, „Unser Sicherungszug hat uns einen Trupp hinterher geschickt, der um das Lokal herum aufpasst. Das „Topkapi“ hat nur 2 Ausgänge und die werden überwacht.“
„Damit wir einen unbeschwerten Abend erleben können, müssen mehrere Leute arbeiten! Schade das es nicht anders geht!“ erwiderte sie.
„Lassen wir das dienstliche!“ meinte er, „Weißt du, dass du wieder atemberaubend aussiehst?“
„Ich weiß doch genau, was dir gefällt.“ gurrte sie, dann stand ein Ober neben ihnen, der mit ihnen die Getränkeauswahl besprach.


Fast 3 Stunden später verließ das Pärchen das Restaurant. Georg hatte seine Hand um die Taille seiner Verlobten gelegt. Das Taxi, das sie bereits am Tisch bestellt hatten, stand schon vor der Türe.
„Ich hoffe, sie hatten einen angenehmen Abend?“ fragte sie der Ober, der nach wie vor an seinem Tischchen an der Türe stand.
„Ganz hervorragend!“ lobte Georg. „Das Essen war erlesen und der Service herausragend!“
„Vielen Dank!“ meinte der Ober. „Denken sie, wir könnten mit einem Restaurant in der Sphäre konkurrieren?“ wollte er wissen.
„Ich war zwar schon Jahre nicht mehr dort, aber soweit ich mich erinnern kann, ist das „Topkapi“ eines der besten Restaurants in denen ich je war!“ versicherte er ihm. Der Ober lächelte stolz. Als das Taxi losfuhr, achtete Julia auf andere Fahrzeuge und bemerkte bald den PKW der ihnen unauffällig folgte.
„Die haben tatsächlich auf uns aufgepasst. Ich hoffe, du lässt denen was zukommen!“ sagte sie zu Georg und kuschelte sich an ihn.
„Natürlich!“ erwiderte er. „Das haben sie sich auch verdient!“




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge, Konzernzentrale Hopefull Mining, Vorstandsbesprechungsraum
Mi. 05.07.3071, 11:30 Uhr Ortszeit


Auf dem Tisch lagen ausgebreitet mehrere Exemplare der unterschriftsreifen Beteiligungsverträge. Nacheinander zeichneten der CEO Dinesh Khan für den Vorstand, der mittlerweile beförderte Maj. Owen Sparks für die Mitchels Maurauders, LtCol. Frejia Helgisdottir a.k.a. Sigrid Scholz und Oberst Georg Müller den Vertrag. Zum Schluss beglaubigte noch ein lokaler Notar und der amtierende Bürgermeister von Ironforge das Vertragswerk. Aus Sicherheitsgründen war von der örtlichen Presse nur ein Vertreter anwesend, der auch keinerlei Bilder von der Zeremonie machen durfte. Nur zum Schluss konnte er Dinesh Khan und Maj. Sparks ablichten, die zusammen den Vertrag präsentierten. Beim anschließenden Empfang standen alle in wechselnden Grüppchen und tauschten sich aus. Sigrid gratulierte noch Owen Sparks zur Beförderung.
„Das war wirklich Zeit!“ sagte sie ihm. „Schade dass sie schon vergeben sind, einen guten Offizier könnten wir immer brauchen!“
„Apropos vergeben, ist den 1stLt. Tesch nicht hier?“ wollte Sparks wissen, der insgeheim schon nach ihr Ausschau gehalten hatte.
„Sie hat andere Verpflichtungen!“ entgegnete sie ihm und grinste in sich hinein. „Wie geht es eigentlich dem Colonel?“ wollte sie wissen.
„Erheblich besser. Seine Rekonvaleszenz macht große Fortschritte. Leider war er noch nicht fit genug hier an der Zeremonie teilzunehmen. Wann wollen sie denn wieder starten?“ fragte er.
„Nach derzeitiger Planung in 6 – 8 Tagen. Heute früh ist die „Kanban“ wieder gestartet und auf dem Weg zur „Shinobi Maru“. Ich denke, in 4 Tagen wird sie aus dem System springen.“
„Schade!“ meinte Sparks, „Eigentlich wären sie mir noch eine Revanche von unserem letzten Übungsgefecht schuldig!“ sagte er grinsend.
„Das wird wohl noch eine Weile warten müssen!“ erwiderte sie und schaute auf die Uhr. „Leider habe ich gleich einen Termin, deshalb muss ich mich verabschieden! Ich hoffe wir sehen uns nochmal bevor wir weiterziehen!“
„In jedem Fall! Der Colonel würde sie gerne noch einmal persönlich sprechen bevor sie gehen!“ sagte Sparks mit Nachdruck.
„Gerne, ich werde sehen was ich tun kann! Aber jetzt entschuldigen sie mich bitte!“ mit einem leichten Kopfnicken verabschiedete sie sich und verließ den Raum. Draußen traf sie auf OTL Julia Maurer.
„Dann wollen wir mal!“ sagte Julia zu ihr.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge, Konzernzentrale Hopefull Mining, Nebengebäude
Mi. 05.07.3071, 12:28 Uhr Ortszeit


Kurze Zeit darauf betraten die beiden Offizierinnen einen schmucklosen Raum, der von 2 Marineinfanteristen bewacht wurde. Im Raum warteten bereits 2ndLt. Horge Gonzales, der Zugführer des 2. Infanteriezuges der Siblings zusammen mit seiner SgtM. Dayta Patel. Beide sprangen sofort auf und grüßten die Offizierinnen, wobei der 2ndLt. mit dem linken Arm grüßte, da sein rechter Arm verletzt in einer Schlinge lag. OTL Julia Maurer nahm die Meldung entgegen und grüßte zurück.
„Setzen sie sich!“ sagte sie. Und nahm ebenfalls an dem breiten Tisch gegenüber von Horge Gonzales Platz. Julia nickte Sigrid zu und forderte sie auf, den beiden Siblings das Angebot zu unterbreiten.
„In den Gesprächen der letzten Tage hat sich erwiesen, das sie tatsächlich nichts mit WoB zu tun haben. Gleichzeitig konnte ich feststellen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Da wir Verstärkung brauchen, werden wir ihnen, vorbehaltlich von strikt einzuhaltenden Bedingungen, ein Angebot machen, ihren kompletten Zug für die Ulanen anzuwerben!“ Der 2ndLt. und der SgtM. schauten sich überrascht an. Dann ergriff der Zugführer das Wort.
„Das kommt überraschend. In den Verhören der letzten Tage sind sie uns aggressiv angegangen, als wenn sie uns alle Schuld in die Schuhe schieben wollten! Tatsächlich habe ich mit bereits Gedanken über die Zukunft meiner Kameraden und mich gemacht. Aber über uns hing das Damoklesschwert der Verurteilung als Kriegsverbrecher und einer standrechtlichen Erschießung, obwohl wir uns selbst keiner Verbrechen schuldig gemacht haben!“ Bevor er weiterreden konnte, hakte Sigrid ein,
„Das war alles Verhörtaktik. Wir mussten sichergehen, dass kein WoB-Agent in ihren Reihen ist! Aber das Ergebnis hat sie dahingehend entlastet und zwar alle, sowohl ihre Soldatinnen und Soldaten als auch ihre Angehörigen, die ebenfalls hier in Ironforge sind.“ Diese Worte lösten bei beiden Siblings spürbar große Erleichterung aus.
„In Rahmen der Verhöre bin ich auch zur Überzeugung gekommen, das ihr Zug sich gut bei den Ulanen machen würde.“ ergänzte Sigrid.


Nach einer kurzen Pause fragte Horge Gonzales nach,
„Sie sprachen von Bedingungen? Welche sind das?“ Da mischte sich Julia Maurer ein.
„Zuerst noch eine Information. Alle Überlebenden der Lucifer Siblings wurden von Mitchels Maurauders angeworben. Sie sind quasi die letzten echten Siblings!“
„Davon habe ich schon gehört!“ sagte plötzlich SgtM. Dayta Patel. „Nur was mit LtCol. Cojocaru, unserem Kommandeur ist, weiß ich nicht.“ Ihr Zugführer schaute sie überrascht an. An ihn gewandt erklärte sie, „Sir, es waren nur Gerüchte, die ich heute früh gehört habe. Seitdem konnte ich sie noch nicht sprechen!“ Gonzales nickte. Da er normalerweise noch in der Krankenstation zur Behandlung war, war er von seinem Zug de facto abgeschnitten.


„Kommen wir zu den Bedingungen!“ sagte dann OTL Scholz, „Wenn sie in die Ulanen eintreten, ist das ein festes, 8-jähriges Engagement und sie werden nicht einfach wieder abmustern können. Sie alle, auch ihre Angehörigen, werden einen Geheimhaltungsvertrag unterschreiben müssen, der bei Bruch desselben nur eine Strafe kennt: Exekution! Wir werden auch nicht in absehbarer Zeit die Innere Sphäre anfliegen. D.h. Fahnenflucht wäre zwecklos. Ihre von den Maurauders angeworbenen Kameraden werden im Übrigen die Innere Sphäre wohl auch nie wieder zu Gesicht bekommen, da die Einheit erst einmal auf dem Planeten verbleibt und ihr Operationsgebiet ebenfalls in der tiefen Peripherie liegt! Wir werden, nach dem wir Hope verlassen haben, durch die tiefe Peripherie ziehen um Aufträge auszuführen! Diese Bedingungen sind nicht verhandelbar! Im Gegenzug werden sie in eine funktionierende Einheit integriert, die gut ausgestattet ist und sie werden einen angemessenen Sold erhalten. In jedem Fall werden sie viel erleben!“ Damit beendete Sigrid ihr Angebot und schaute die beiden an.
„Das muss ich mit meinen Frauen und Männern besprechen! Das kann ich nicht alleine entscheiden. Würden uns die Maurauders denn auch anwerben, wenn uns das lieber wäre?“ wollte er wissen.
„Ich habe mit Maj. Sparks bereits darüber gesprochen. Eigentlich ist er saturiert, aber fähigen Soldaten steht er immer offen!“
„Sie würden wirklich auch alle unsere Angehörigen mit aufnehmen?“ wollte Dayta Patel wissen.
„Ja!“ war die kurze Antwort von Sigrid, die wusste, dass es sich hier nur um eine Handvoll Personen handelte. „Sie haben bis übermorgen Abend Zeit es sich zu überlegen. Dazu erlauben wir ihnen, sich mit ihren Angehörigen zu Versammeln und darüber zu beraten.“ gab Sigrid vor. „Und wie gesagt, die Bedingungen sind nicht verhandelbar!“
„Denken sie gut darüber nach! Egal wie sie sich entscheiden, es wird kein Zurück geben!“ ergänzte Julia Maurer und schaute die beiden an. Diese nickten,
„Sir, könnten sie uns bei unserer Versammlung noch Fragen meiner Leute persönlich beantworten wenn wir welche hätten?“ fragte Gonzales noch. Sigrid nickte,
„Selbstverständlich. Lassen sie es mich wissen, dann werde ich zu ihrer Versammlung stoßen!“ Dann verließen Julia und Sigrid den Raum und ließen die beiden Siblings nachdenklich zurück. Draußen vor der Türe sprach Julia an, was ihr während dem Treffen durch den Kopf gegangen war,
„8 Jahre? Spielst du auf den Legionärsparagraphen im Streitkräftegesetz an?“
„Genau, er bietet uns die rechtliche Grundlage das zu tun, was ich vorhabe!“
„Vergiss aber nicht, da du durch Anwerben externer Kräfte deine Ulanen dann wirklich zu einer Söldnereinheit formst und du keine echte Hauseinheit mehr führst, mit allen daraus folgernden Konsequenzen!“
„Ja, das ist mir klar!“ erwiderte sie.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Ironforge, Konzernzentrale Hopefull Mining, Nebengebäude
Fr. 07.07.3071, 09:05 Uhr Ortszeit


OTL Sigrid Scholz saß mit 2ndLt. Gonzales und SgtM. Patel zusammen um sich die Entscheidung der Siblings anzuhören.
„Sir, ihr Angebot wollen nicht alle annehmen. Ein Teil will hierbleiben. Vor allem die, die Familie haben. Dabei sind auch mehrere Serganten. Zusammengefasst wollen 11 nicht anheuern, sondern wollen zu den Maurauders. Unser ZugTech will sogar ganz ausscheiden und sich in Ironforge mit seiner Familie niederlassen. Da Fachkräfte gesucht werden hat er kein Problem eine Stelle zu finden. D.h. es bleiben noch 16 Soldaten übrig, die zu den Ulanen wechseln wollen. Wobei wir beide mit dabei sind.“ informierte sie Gonzales.
„Ich hatte gehofft, einen kompletten Zug zu bekommen!“ erwiderte Sigrid Scholz etwas endtäuscht. Da meinte SgtM. Patel,
„Sir, wenn sie mir gestatten, werde ich Kontakt zu unseren ehemaligen Kameraden aufnehmen. Dort sind einige Kameradinnen und Kameraden, auf die ihr Angebot verlockend wirken wird. Verlockender als die Aussicht auf jahrelangen Garnisonsdienst. Dazu brauche ich aber ihre Unterstützung Sir, da ich dazu in einer jetzt fremden Einheit anwerben will. Ich bin sicher, dass wir dann die Zugstärke erreichen, die sie wollen!“ Sigrid dachte kurz nach. Dann stimmte sie zu!
„Ich werde mit Maj. Sparks in Verbindung treten. SgtM. wissen sie, wen sie ansprechen wollen?“ Da grinste die schwarzhaarige Unteroffizierin,
„Natürlich und ich versichere ihnen, sie werden zufrieden sein! Gute Frauen und Männer, absolut integer und hungrig nach Abenteuern!“
„Dann gehen wir das sofort an! Mr. Gonzales, Ms. Patel, wir setzten uns sofort mit den Maurauders in Verbindung, ich hoffe, sie haben die Personalakten der Leute hier, die zu den Maurauders wollen!“ Nun grinste Gonzales und klopfte auf einen Speicherstick, den er vorher auf den Tisch gelegt hatte. Sigrid nickte, sie hatte sich in den beiden nicht getäuscht!


Am Spätnachmittag war alles unter Dach und Fach. Sigrid hatte nun einen kompletten Infanteriezug und am Abend würde die „Sturm“ nach Hoffmanns Landing verlegen und die Neuzugänge mitnehmen. Die Verbliebenen würden noch heute von dem Chef der Infanteriekompanie der Mitchels Maurauders übernommen werden, der in Kürze mit einem Teil seiner Soldaten hier eintreffen und die Bewachung der Konzernzentrale übernehmen würde.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen
Sa. 08.07.3071, 07:30 Uhr Ortszeit


Vor der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“ waren die ehemaligen Siblings angetreten. Alle hatten bereits ihren Kontrakt unterschrieben, die noch ausstehende Vereidigung würde aber erst nach dem Start durchgeführt werden. Hptm. Fairbanks hatte sich gerade den Zug von 2ndLt. Gonzales melden lassen.
„Alles hört auf mein Kommando!“ befahl Hptm. Fairbanks. Ich bin Cpt. Fairbanks, ihre neue Kompaniechefin. Ab sofort sind sie mir unterstellt. Man hat mir gesagt, ihr Ausbildungsstand wäre gut, das werden wir in den kommenden Tagen testen. Defizite werden sofort ausgemerzt! Ich werde nicht von ihnen verlangen, dass sie fliegen, aber ich will nichts weniger sehen, als ihre volle Anstrengung die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Haben wir uns verstanden?“
„Sir, yes, Sir!“ erscholl es aus 34 Kehlen. Patricia Fairbanks grinste. Sie hatten noch 4 Tage auf dem Planeten. Sie gedachte die Zeit für die Ausbildung und einen Test der Neuzugänge zu nutzen! Dayta Patel musterte ihre neue Kompaniechefin. Aufgrund ihrer langen Erfahrung schätzte sie sie als harten, zähen Brocken ein. Als ihr Blick auf ihre Abzeichen fiel, weiteten sich ihre Augen! Vor ihr stand eine waschechte Marine, die ihr Handwerk in den lyranischen Streitkräften gelernt hatte! Jetzt wusste sie, dass die nächsten Tage mehr als nur anstrengend werden würden!


„Wann wollen wir ihnen reinen Wein einschenken, Frejia?“ fragte KdtHptm Klaus Duisenberg OTL. Sigrid Frejia Scholz als sie sich gemeinsam die Szenerie ansahen, die vor seinem Landungsschiff stattfand. „2 der Neuzugänge haben Partner, die nicht auch im Zug als Infanteristen sind!“
„Aber auch die werden uns nützlich sein. Der eine ist ein Tech, die Zweite war vorher in der Logistik der Siblings tätig. Lass sie diese Tätigkeiten auch bei uns machen!“
„Darum habe ich mich schon gekümmert. Die beiden haben ebenfalls einen gleichlautenden Kontrakt unterschrieben. Aber zum Glück waren keine Kinder dabei!“ meinte Klaus.
„Zum Glück? Kinder sind doch was Schönes!“ rief Sigrid aus. Klaus schaute sie an.
„Das ist auch meine Meinung! Aber in unserer Situation hätten Kinder alles nur erheblich verkompliziert!“ erwiderte er. Sigrid nickte, ob sie je selbst Kinder haben wollte, wusste sie selbst noch nicht, obwohl sie schon lange darüber nachdachte.
„Da hast du sicher Recht“ bestätigte sie. Dann lachte sie kurz auf. „Ob die Neuen wohl wissen, was ihnen in den nächsten Tagen bevorsteht?“ Dann wandte sie sich an Klaus,
„Deine erste Frage habe ich noch nicht beantwortet. Ich werde sie während des Anfluges auf die Andromeda einweihen, bevor sie sich aus dem Bordtratsch eine wilde Räuberpistole ausdenken!“
„Guter Plan!“ nickte Klaus und lächelte seine Partnerin an.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen, An Bord der „Whirlwind“
So. 09.07.3071, 11:40 Uhr Ortszeit


Sigrid betrat das Schiff der Maurauders und meldete sich bei dem Posten am Hangarschott. Nach einer kurzen Wartezeit kam ein Unteroffizier und begleitete sie in die Kabine des Colonels. Als sie eintrat wurde sie an eine Krankenkabine erinnert. Im Raum stand ein spezielles Krankenbett. Aber der Colonel hatte sich in seine Uniform gezwängt und saß hinter seinem Schreibtisch. Er lächelte sie an, als er sie erkannte.
„Immer noch als Söldnerin unterwegs?“ grinste er. „Aber immer noch besser als eine lyranische Uniform, das hier steht ihnen viel besser!“ Sigrid musste grinsen! Ihr war die Wirkung ihrer selbstgewählten Verkleidung auf Männer bewusst, auch darum hatte sie diese so gewählt.
„Da ich weiß, dass das Sehzentrum von Männern besser entwickelt ist als deren Verstand trage ich lieber dies!“ erwiderte sie schnippisch. Der Colonel lachte sofort brüllend los!
„Wie schon gesagt! Sie gefallen mir! Setzen sie sich. Wollen sie einen Wiskey oder was anderes?“
„Wenn sie einen Gin hätten, wäre ich ihnen dankbar!“ der Colonel erhob sich ächzend und humpelte zu einem verschlossenen Fach. Dann entnahm er eine Flasche mit klarer Flüssigkeit und ein Glas. Als er wieder am Schreibtisch saß, goss er Sigrid ein.
„Mir hat unsere Ärztin leider solche Freuden noch verboten!“ lächelte er und schob ihr das Glas hin. Er selbst nahm das Glas Wasser das neben ihm stand und erhob es,
„Auf den glücklichen Umstand, der uns zusammengeführt hat! Cheers!“
„Cheers!“ erwiderte Sigrid und trank einen Schluck. Der Gin brannte sich seinen Weg ihre Kehle hinunter und wärmte ihren Magen.
„Oh, der ist gut! Wo ist der her?“ wollte sie wissen.
„Eine kleine Welt, relativ abgelegen. Das Klima ist in einer Zone fast so wie auf Terra. Dort gedeiht der Wachholder, der einzige Ort in der tiefen Peripherie, wo sie echten Gin bekommen!“
„Koordinaten?“ fragte Sigrid sofort. Der Colonel lachte wieder, und nickte.
„Die Info bekommen sie. Die Koordinaten haben sie schon. Die waren bei dem Paket dabei, dass sie von Minoru Yamaguchi erhalten haben.“ Dann wurde er ernst.


„Ich will mich nochmal bei ihnen persönlich bedanken, dass sie uns aus dieser Scheiße rausgehauen haben. Meine Leute waren kurz davor aufzugeben. Nur Owen Sparks hat sie ermutigt weiterzumachen, während ich alles verschlafen habe! Wir werden ewig in ihrer Schuld stehen!“ sagte er bitter.
„Wir haben ihnen gerne geholfen. Auch wenn das nicht unser Primärziel war. Im Gegenteil, wir waren überrascht, sie hier noch vorzufinden. Aber Good Hope war das nächste logische Ziel auf unserer Jagd nach WoB, nachdem wir die Kartendaten hatten! Aber Oberst Müller hatte den richtigen Riecher als er die Operation plante.“
„Ihr Kommandeur ist gut!“ erwiderte der Colonel. „In ihm steckt mehr als man auf den ersten Blick vermutet!“
„Diese Frage beschäftigt uns alle und die richtige Antwort kennt wohl nur LtCol. Mauerer. Aber seien sie versichert, er ist ein normaler Mensch mit Fehlern, aber der beste Vorgesetzte, den ich je hatte!“
„Überhöhen sie ihn nicht! Auch er kann sich mal irren! Sie sind ebenfalls eine gute Offizieren, eine der Besten denen ich je begegnet bin!“ schmeichelte er ihr. „Wollen sie nicht doch zu uns kommen?“ fragte er mehr aus Scherz.
„Die Antwort habe ich ihnen schon gegeben!“ lächelte Sigrid. Danach tauschten sie sich noch eine Weile aus und kamen mehrfach auf die Ereignisse der letzten Wochen zu sprechen.
„Was werden sie als nächstes tun?“ wollte er wissen.
„Wir suchen uns die interessantesten Systeme aus und laufen sie an. Unsere Operation ist auf mehrere Jahre angelegt.“ gab sie zur Antwort. „Aber es ist geplant in ca. 12 Monaten wieder Good Hope anzulaufen! Ich hoffe uns erwartet dann ein freundlicher Empfang!“
„Selbstverständlich!“ erwiderte der Colonel. „Ich werde dann wohl hoffentlich wieder fit sein!“ meinte er.
„Da mache ich mir keine Sorgen!“ sagte Sigrid, „Sie sind ein zäher Hund!“ und grinste. Der Colonel lachte wieder herzlich.
„Ich werde ihre Gesellschaft vermissen!“ meinte er. Wenig später brach Sigrid wieder auf, sprach aber noch kurz vor Verlassen des Schiffs mit Owen Sparks und wünschte ihm viel Glück bei dem Garnisonsauftrag der Maurauder.
„Bleiben sie wachsam und lassen sie sich nicht durch den Vorstand der Hopefull Mining einlullen! Geld korrumpiert!“ riet sie ihm.
„Keine Sorge!“ grinste der junge Major. „Dinesh Khan und ich sind schon zusammengerumpelt! Wir passen auf!“


Als Sigrid die „Whirlwind“ verließ, schweifte ihr Blick über die 4 Landungsschiffe des „Militärischen Unterstützungskommandos. Als sie die „Ramierez“ betrachtete überkam sie ein bisschen Wehmut. Morgen würde sie zum Piratensprungpunkt I starten und dann mit der „Hugo Eckener“ die lange, 5-6 monatige Reise zurück nach Kwangjong-ni beginnen. Aber dann straffte sie sich innerlich, vor ihr lagen weit interessantere Zeiten hier in der tiefen Peripherie! Sie grinste voller Vorfreude!
16.08.2023 22:33 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 14: Ungewissheit – Teil 1


System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Landry / Kwangjong-ni II
Hauptquartier der Lyran Transspace
08.09.3070, 10:20 Uhr (Ortszeit)


Lady Morgaine Lestrade hatte ihren Bürostuhl so gedreht, dass sie zu ihrem Bürofenster hinaussehen konnte. Draußen tobte sich gerade ein Gewittersturm über dem Raumhafen aus und Regen peitschte so heftig gegen die Scheiben, dass sie es hören konnte. Normalerweise hielten die Fenster erfolgreich sogar den Lärm startender und landender Landungsschiffe draußen! Vor 2 Monaten hatten sich die beiden Sprungschiffe „Andromeda“ und „Hugo Eckener“ zusammen mit einer kleinen Einsatzgruppe und den Siedlern nach Bartok aufgemacht und bis jetzt, wenn alles planmäßig lief, nicht einmal ein Viertel der Strecke zurückgelegt. Bis sie wieder was von ihnen hören würde, würden mindesten 14 Monate vergehen, sofern nichts dazwischen kam. Das dritte Sprungschiff der „Lyran Transspace“, die „TSS Humbolt“ war noch nicht von deren aktueller Mission zurück, die es vor fast 2 Jahren begonnen hatte. Im Augenblick war sie zum Nichtstun verurteilt! Sie schaute auf die Uhr ihres Terminals, in ein paar Minuten würden Lydia Holland, Richard Frank und David Odenwald zur wöchentlichen Sicherheitsbesprechung in ihr Büro kommen. Einerseits war sie froh, dass bisher noch nie irgendein Sicherheitsvorfall zu besprechen war, andererseits war es dadurch aber auch ein wenig erquickender Standardtermin.


Pünktlich piepte ihr Terminal. Sie wischte über den „Annehmen“-Button und ihr Sekretär im Vorzimmer meldete die Anwesenheit der Besprechungsteilnehmer.
„Schicken sie sie herein!“ antwortete sie und spürte, wie seitlich von ihr ihre Leibwächterin Agniezka Stepanzik ihre gespannte Aufmerksamkeit auf die Türe richtete, die sich in diesem Augenblick öffnete und 3 Personen eintraten. Als letzter schloss OTL David Odenwald die Tür hinter sich. Mylady lächelte, erhob sich und ging zur kleinen Besprechungsecke und lud die anderen ebenso dazu ein, dort Platz zu nehmen. Lady Lestrade musterte die 3 für die Sicherheit von „Lyran Transspace“ verantwortlichen Personen, dann nickte sie OTL Richard Frank zu. Dieser holte Luft, steckte ein Speichermodul in den Miniterminal des Tisches und schaltete das Display an der Wand an.
„Mylady, kurz zusammengefasst, uns liegen keinerlei Erkenntnisse über Gefährdungen der Company vor.“ begann er.


„Die Gerüchteküche auf Kwangjong-ni über den Exodus der Ashanti hat sich beruhigt. Offensichtlich ist die Erklärung, die von den Ashanti selbst und uns gestreut wurde, dass sie sich von uns auf einen Planeten im Bereich der „RIM COLLECTION“ bringen ließen nun Allgemeingut, auch wenn man sich zu Anfang gefragt hat, warum die Ashanti das gemacht haben. Die kleine Ashanti-Gruppe die hier geblieben ist, unterstützt dieses Gerücht, aber sie wissen es schließlich auch nicht besser! Uns ist es mittlerweile gelungen 2 Informanten in der Gruppe zu gewinnen. Sie haben uns berichtet, dass bei den meisten langsam die Erkenntnis reift, dass es besser gewesen wäre mitzugehen. Ich halte es für durchaus wahrscheinlich, dass wir sie dazu bringen können, ebenfalls umzusiedeln.“ erläuterte der LND-Offizier.
„Konnten sie denn schon weitere potentielle Siedler hier auf Kwangjong-ni identifizieren?“ wollte Mylady wissen. Aber OTL Frank schüttelte den Kopf.
„Leider nein!“ sagte er mit bedauerndem Unterton. Dann setzte er fort,
„Natürlich konnten wir, seit Erweiterung unseres Auftrags, eine erhebliche Zunahme von Ausspähungsversuchen gegen die Company feststellen. Die Angriffe, die wir identifizieren konnten, wurden aber alle abgewehrt. Ich hoffe nur, dass uns nichts entgangen ist. Verschiedene Anwerbeversuche gegenüber unseren Mitarbeitern konnten wir unterbinden. Leider hat es auch dazu geführt, dass wir 3 Mitarbeiter entlassen mussten, bevor sie zu undichten Stellen werden konnten. Wir müssen aber dabei sehr darauf aufpassen, dass die Überwachung unserer eigenen Leute nicht publik wird. Dies könnte potentielle Whistleblower bestärken uns zu verraten! Zum Glück können wir hier auf die Zusammenarbeit mit dem planetaren Geheimdienst und dem hiesigen LND-Kommando zählen! Mehr wüsste ich jetzt nicht zu sagen. Haben sie Fragen an mich oder Ms. Holland?“ beendete der LND-Mann seine Ausführungen.


Lady Lestrade schüttelte leicht den Kopf und bedankte sich, dann wandte sie sich an OTL Odenwald,
„Wie ist der Ausbildungsstand und die Moral des hier verbliebenen Teils des „Militärischen Unterstützungskommandos“?“
„Die Aus- und Weiterbildung läuft normal. Einsatzbereitschaft ist hoch. Leider fehlt nach wie vor in der Gamma-Lanze ein Mech, da sich die Geist-Lanze Olt. Rita Fels mit ihrem „FIRESTARTER“ geholt hat, um auf volle Lanzenstärke zu kommen. Kdt. Reuter trägt das KdtHptm. Matic immer noch nach!“
„Und ihnen auch oder?“ hakte Mylady lächelnd nach. Der Mechoffizier nickte.
„Er hätte lieber es gesehen, wenn ich der Umbesetzung nicht zugestimmt hätte. Aber es gab keine Alternative, da Hptm. Pasternak nicht aus meiner in die Geist-Lanze wechseln wollte. Aber dies hätte das Problem auch nur verschoben! Ich denke jedoch nicht, dass sich dies auf die Moral oder die Kampfbereitschaft der Mechlanzen auswirkt. Trotzdem benötigen wir noch Reserven! Deshalb sind wir, wie sie wissen, zurzeit auf der Suche nach 1 oder 2 Mechkriegern, die wir mit Mechs anwerben können. Da wir es uns nicht mit der Kangjong-ni-Miliz verderben wollen, fällt diese als Anwerbepool aus.“ führte David Odenwald aus. Mylady warf aber sofort ein,
„Für eine Position bei uns kommen nur absolut integrere Personen in Betracht!“ verdeutlichte sie. Der Mechoffizier nickte,
„Das bereitet gerade die Schwierigkeiten. Mit den meisten Söldner, dir wir anwerben könnten, würden sie nicht alleine in eine dunkle Gasse gehen wollen!“ meinte David Odenwald mit einem Lächeln. „Aber wir suchen weiter. Es gibt immer wieder neue Möglichkeiten. Dann möchte ich nochmal darauf zu sprechen kommen, dass wir mehr Infanteriekräfte benötigen. Im Augenblick haben wir die Situation, dass unsere Mechs in einem Einsatz fast ohne Infanterieunterstützung operieren müssten. Wir sollten wirklich mindestens eine Mechanisierte Infanteriekompanie aufstellen, sonst wären unsere Mechs für jeden Hinterhalt empfänglich! Mechs sind gewaltige Kriegsmaschinen, aber spätestens seit Grayson Carlyle und der Claninvasion ist jedem klar, dass Mechs auf sich gestellt doch verwundbarer sind, als man im Allgemeinen denkt!“


Mylady nickte. Die Argumente des Mechoffiziers waren stichhaltig und sie hatte seine erneute Anfrage kommen sehen und sich selbst informiert.
„Herr Odenwald, heben sie eine oder besser zwei Infanteriekompanien aus. Eine für den Einsatz hier auf Kwangjong-ni, eine zweite für den eventuellen Einsatz in der tiefen Peripherie! Legen sie mir bei der nächsten Besprechung die Eckdaten der beiden geplanten Kompanien vor!“
„Jawohl Mylady!“ erwiderte der Mechoffizier. Ein Grinsen konnte er gerade noch unterdrücken. Während David Odenwald seine Probleme schilderte kam OTL Frank dazu eine Idee! Dieser würde er nach der Besprechung sofort nachgehen!




System Coventry, WoB-Okkupationsbereich
Coventry III, Port St. William, HPG-Station (WoB)
21.09.3070, 09:05 Uhr (Ortszeit)


„Haben sie mittlerweile genaueres über die Operationen von „Lyran Transspace“ auf Kwangjong-ni herausgefunden?“ fragte der Leiter des ROM-Kommandos auf Coventry Präzentor II Balin Vignaud die zuständige Adeptin Inaya Shah.
„Bisher haben wir nur ermittelt, dass die Transspace in der tiefen Periphere neben der Forschung nun auch mit militärischer Aufklärung vom Archon beauftragt wurde. 2 Sprungschiffe sind seit 3 Monaten mit diesem Auftrag unterwegs. Ein drittes wird nach einer mehrjährigen Mission zurückerwartet und dann vermutlich gleich wieder losgeschickt. Die militärische Kapazität der Sprungschiffe wurde auf eine volle Lanze Mechs je Sprungschiff aufgestockt, was in der Regel ausreichend ist, um sich in der tiefen Peripherie gut behaupten zu können. Aus den abgefangenen HPG-Nachrichten können wir leider auch kein detaillierteres Bild ableiten. Die Inhalte sind geradezu von erschreckender Banalität! Ich schätze, sie wissen, dass wir mithören! Aber diese Details sind ihnen schon bekannt. Leider ist es uns bisher nicht gelungen einen Agenten einzuschleusen oder jemanden im Unternehmen anzuzapfen. Transspace umgibt sich mit aufwendigen Schutzmaßnahmen, die ungewöhnlich stark für ein solches Unternehmen sind. Aber sie sind auf der Suche nach weiteren Mechkriegern mit eigenem Mech, was uns eventuell die Möglichkeit eröffnet, jemanden einzuschleusen, wenn wir einen geeigneten Agenten finden! Warum Transspace vor 3 Monaten Siedler mitgenommen hat, ist uns immer noch schleierhaft. Die offizielle Erklärung ist fast zu simpel. Diese lässt sich aber auch nicht verifizieren oder widerlegen, da das vorgebliche Ziel nicht in unserem Einflussbereich und fernab jeglicher HPG-Infrastruktur liegt.“ legte ihm die Adeptin dar. Der Präzentor überlegte kurz, hier auf Coventry standen Mecheinheiten der WoB-ComGuards und mehrere der Mechkrieger hatten seines Wissens einen lyranischen Hintergrund.
„Ich glaube, ich kann einen geeigneten Agenten für eine Infiltration identifizieren, Adeptin!“ sagte er. „Sobald ich näheres weiß, werde ich sie rufen lassen!“ Dann nickte er der Adeptin zu. „Das war‘s für heute!“ und entließ sie aus seinem Büro.




System New India, Lyranische Allianz
Planet New India, Jabalpur, HQ 8. Lyran Regulars
Büro des KG
26.09.3070, 09:05 Uhr (Ortszeit)


An ihrer Bürotür klopfte es und LtGen. Cynthia Nelson rief laut
„Herein!“ und wandte sich von dem neben ihr stehenden Kommandeur des 2. Bataillons ab. Kurz darauf stand eine Mechoffizierin vor ihr und meldete sich.
„Frau General, Hptm. Naomi Frank meldet sich wie befohlen!“ Nach der Meldung nahm die Offizierin die Hand ab und wartete gespannt darauf was ihre Regimentskommandeurin von ihr wollte. Dass ihr Bataillonskommandeur ebenfalls im Büro war, überraschte sie.
„Rühren Frau Hauptmann!“ sagte LtGen. Nelson. „Um es kurz zu machen, sie werden versetzt!“ Deutlich erkannte Cynthia Nelson wie die Mechoffizierin von dieser Mitteilung schockiert wurde. Völlig überrascht fragte diese:
„Frau General, warum? Ich habe keinen Antrag gestellt und habe auch keine Informationen darüber!“ Die Generalin hob die Hand und schaute sie streng an.
„Wir wurde von dem Befehl genauso überrascht! Wir erholen uns gerade wieder von unseren Gefechten gegen WoB und ich brauche jeden Soldaten dazu! Aber der Versetzungsbefehl kommt von ganz oben und wurden über den LND übermittelt! Sie werden zu einer Sonderoperation nach Kwangjong-ni versetzt, zusammen mit ihrem Mech!“ Nach dieser Feststellung nickte die Generalin dem anwesenden Bataillonskommandeur OTL. Salvatore Brescia zu, der dann ebenfalls die Stimme erhob.
„Der Befehl lässt leider keinen Spielraum! Ich verliere nur ungern eine fähige Lanzenführerin! Sie haben 1 Tag Zeit alles zu Regeln, melden sie sich beim Landungsschiff „Tacoma“, das sie auf dem ersten Teil ihrer Reise transportiert. Ihren genauen Marschplan bekommen sie noch vor dem Abflug! Haben sie noch Fragen?“ Naomi Frank schaute von ihrem Kommandeur zur Kommandierenden Generalin. Sie war so perplex, dass ihr keine sinnvolle Frage einfiel.
„Nein! Derzeit nicht Herr Oberstleutnant!“ meldete sie. Dann ergriff die Generalin wieder das Wort.
„Eines noch! Über ihr eigentliches Ziel haben sie Stillschweigen zu bewahren. Offiziell werden sie nach Tharkad versetzt! Verstanden? Melden sie sich gleich in der G1-Abteilung zur Unterschrift und Aushändigung der Unterlagen. Sie können wegtreten!“
„Jawohl Frau General!“ zackig meldete sie sich ab, machte kehrt und verließ das Büro der KG. Auf dem Weg zur G1-Abteilung rotierten ihre Gedanken. Was sollte sie auf Kwangjong-ni? Hatte ihr Vater sie angefordert? Dass er auf Kwangjong-ni war, hatte sie gegenüber ihren Vorgesetzten lieber für sich behalten! Als Naomi Frank das Büro der KG verlassen hatte, meinte der Bataillonskommandeur,
„Schade! Eine gute Offizierin! Ich hatte vor, ihr in naher Zukunft eine Kompanie anzuvertrauen!“ Die Generalin nickte.
„Meine Zustimmung dazu hätten sie bekommen! Wirklich schade!“




System New India, Lyranische Allianz
Planet New India, Jabalpur, Garnisons-Raumhafen
Landungsschiff „Tacoma“
27.09.3070, 08:15 Uhr (Ortszeit)


Nachdem sie bereits am Vortag mit dem Kommandanten der „Tacoma“ Kontakt aufgenommen und alles organisiert hatte, stand sie jetzt in ihrem Mech vor der Laderampe des „OVERLORD“-Landungsschiffes. Vor 1 Woche hatte es Nachschubgüter und Ersatzmechs an die 8. Lyran Regulars ausgeliefert und nahm beim Rückflug nun, neben ihr, auch mehrere schwer beschädigte Mechs mit, die in den Instandsetzungseinrichtungen der Regulars nicht wiederhergestellt werden konnten. Das Schiff war startbereit und man wartete nur noch auf sie. Oben auf der Rampe entdeckte sie nun den Einweiser und ihr Headset knackte,
„Frau Hauptmann Frank, hier Feldwebel Körner! Ich weise sie ein. Ihr Mech soll in Bucht 4 abgestellt werden, dazu im Hangar gleich rechts, die 2. Bucht. Auf mein Zeichen!“
„Hier Hptm. Frank, Verstanden!“ gab sie zurück. Dann begann der Einweiser mit seinen beiden Leuchtkellen zu winken und forderte sie damit auf die Rampe zu erklimmen. Langsam schob sie den Fahrthebel vor und marschierte langsam mit ihrem modifizierten „WRAITH TR3“ nach oben. Sie bemerkte belustigt, dass mehrere Besatzungsmitglieder mit offenem Mund ihren Mech bewunderten. Der „WRAITH“ war ein relativ neues und elegantes Modell, das erst vor 15 Jahren in der Konföderation Capella und der Liga Freier Welten eingeführt worden war und sie hatte diesen Mech vor knapp 1 Jahr noch auf dem Gefechtsfeld als Ersatz für ihren alten „ENFORCER“ bekommen, der bei den vorangegangenen Kämpfen gegen WoB kritisch beschädigt worden war. Der „WRAITH“ war kurz zuvor von WoB fast unbeschädigt erbeutet worden. Sie hatte ihren „ENFORCER“ geliebt, aber der „WRAITH“ war eine ganz andere Liga! Sehr schnell, noch beweglicher, ebenfalls sprungfähig, hervorragend gepanzert und aufgrund der reinen Energiewaffenbestückung, unabhängig von Munitionsnachschub. Leider war der C3-Comuter defekt gewesen und der Mech hatte stattdessen nun wieder die 10 Doppelwärmetauscher des Standard-Models, worüber Naomi aber sehr froh war. Ihre ERPPC und die beiden ERmedLaser produzierten zusammen mit den Sprungdüsen genug Wärme um eine Kleinstadt zu heizen! Ihr gefiel der mittlere Mech und ihr Job als Scoutlanzen-Führerin, nur die Durchschlagkraft der AK/10 des „ENFORCER“s fehlte ihr ein wenig. Mit einem „ATLAS“- oder „HAUPTMANN“-Piloten hätte sie jedoch nie tauschen wollen, ihr lag die Agilität der leichteren Mechs! Während sie ihren Gedanken nachhing, steuerte sie routiniert ihren Mech in die Bucht und fuhr ihn herunter. Dann kletterte sie aus dem Cockpit, versiegelte es und stieg die Leiter hinunter. Unten angekommen traf sie auf ihren Einweiser.
„Schöner Mech, Frau Hauptmann! Was ist das für einer. So einen habe ich noch nie gesehen!“ wollte er wissen.
„Das ist ein „WRAITH“, den konnten wir WoB abnehmen! Ist aber eigentlich eine Ligisten-Maschine. In den LAS dürfte es nur sehr wenige geben!“ gab sie zur Antwort. Dann nickte sie ihm zu, bedankte sich für die Einweisung und machte sich auf zu ihrer zugewiesen Kabine. Ihre Sachen waren schon dort, dafür hatte der Spieß ihrer alten Kompanie gesorgt! Aus den Augenwinkeln nahm sie noch den bewundernden Blick des Einweisers wahr, nur diesmal galt es nicht ihrem Mech, sondern ihr selbst. Sie schüttelte innerlich den Kopf! Viele waren den Anblick von weiblichen Mechkriegern in Shorts und Kühlweste nicht gewohnt und sie wusste, dass PinUp-Bilder von vorgeblichen Mechkriegerinnen im Umlauf waren. Nur das auf den Bildern die Kühlwesten so knapp geschnitten waren, das sie zur Überhitzung der betrachtenden Männer beitrugen, aber fürs Gefechtsfeld völlig untauglich wären.


Nachdem sie sich in ihrer Kabine umgezogen hatte, marschierte sie zur Kommandozentrale und meldete sich direkt beim Kommandanten der „Tacoma“. Der Offizier stand in seiner abgewetzten Bordkombination auf der Brücke und überwachte die Startvorbereitungen. Als er sie sah, meinte er nur,
„Ah, unser Spezialgast!“ und wandte sich ihr zu.
„Herr KdtHptm., Hptm. Naomi Frank meldet sich an Bord!“ sie grüßte ihn vorschriftsmäßig, bekam jedoch nur eine nachlässigen Gruß zurück. Aber diese Erfahrung hatte sie bei den Spacern schon oft gemacht und dachte sich deshalb nichts dabei.
„Sie sind unser einziger Passagier! Das heißt, sie werden mit uns in der Offiziersmesse speisen. Ich hoffe, sie haben einiges zu erzählen, unsere eigenen Geschichten kennen wir schon auswendig!“ Dabei lachte er.
„Ich glaube schon!“ antwortete Naomi, „In meiner kurzen Karriere hatte ich das Glück oder Pech schon einiges erlebt zu haben!“ gab sie grinsend zurück. Der Kommandant lachte,
„Sie kennen den capellanischen Fluch? >> Lebe in interessanten Zeiten! <<?“ fragte er. Sie nickte,
„Leider sind diese etwas zu Interessant!“ stellte sie fest. Der Offizier nickte und wurde wieder ernst.
„Da sagen sie was, aber willkommen an Bord!“ dabei reichte er ihr die Hand, die Naomi ergriff und sie schüttelten sich herzlich die Hände.
„In 20 Minuten starten wir, wenn sie möchten, können sie den Start hier auf der Brücke in der Kommandeursliege miterleben. Der Platz ist bei diesem Flug frei, wir haben keinen Lamettaträger an Bord!“
„Sehr gerne, Ich war noch nie beim Start auf einer Brücke dabei!“
„Dann setzen sie sich und machen sich mit den Kontrollen vertraut.“ lud er sie ein. Sie nickte und steuerte auf die Liege zu.




System New India, Lyranische Allianz
„OVERLORD“-Landungsschiff „Tacoma“
Transferflug zum Nadir-Sprungpunkt
29.09.3070, 12:55 Uhr (Bordzeit)


Die Offiziere der „Tacoma“ saßen nach dem Mittagessen wie gewöhnlich noch gemütlich beisammen. Während eines Transferfluges lag selten etwas Dringendes an, so hatten die Offiziere Zeit sich auszutauschen.
„Hptm. Frank, auf welcher Mechakademie waren sie denn?“ wollte der Kommandant der „Tacoma“ KdtHptm. Lionel Wilders wissen.
„Ich hatte das Glück am Nagelring angenommen zu werden!“ erwiderte die Mechkriegerin. „Meinen Abschluss habe ich 3061 gemacht. Die erste Verwendung hatte ich bei der 2. Donegal Garde als Mechkrieger in einer Scoutlanze.“
„Die 2. Donegal? War die nicht im Bürgerkrieg 3064 auf Giausar eingesetzt? Dort waren ich damals auch!“ fragte der Kommandant nach. Sofort wurde es in der Offiziersmesse mucksmäuschenstill.
„Ja!“ antwortete Naomi und holte tief Luft. „Ich habe mit so hohen Idealen meine erste Verwendung angetreten, aber als ich gegen Lehrgangskameraden kämpfen musste, die zufälligerweise bei der 4. Donegal Garde gelandet waren, lernte ich die wahre Natur des Krieges kennen!“ sagte sie mit bitterem Unterton. „Bitte verzeihen sie mir, dass ich über Giausar nicht sprechen möchte!“ Der Kommandant nickte,
„Über diese Zeit spricht kaum jemand in der Öffentlichkeit! Ich verstehe das!“ gab er zurück und von den anderen anwesenden Offizierinnen und Offizieren kam zustimmendes Gemurmel.
„Danke!“ entgegnete sie dann und nickte den anderen zu. „Noch während der Operation auf Giausar waren meine ersten 2 Jahre rum und ich wurde nach Barcelona zur 14. Donegal in Marsch gesetzt. Die schlimmsten Gefechte auf Giausar blieben mir so erspart. Ich war darüber wirklich froh. Ich kam Anfang Mai 3064 auf Barcelona an. Die 14. Donegal Garde war aber gerade nach Newton Square abgerückt und auf dem Planeten lagen nur noch Milizkräfte und ein reguläres, unterzähliges Mechbataillon, dem ich dann zugeteilt wurde. Ich hatte noch nicht mal richtig meinen Seesack ausgepackt, als die Jadefalken kamen und den Planeten wieder für sich beanspruchten!
„Sie waren wirklich dort?“ fragte die 1. Offizierin Kdt. Paloma Blanco überrascht, „Das müssen sie uns erzählen! Über den Fall von Barcelona gibt es die wildesten Gerüchte und die offiziellen Stellungnahmen sind sehr dürftig. Tharkad sprach damals sogar von Verrat, weil der Oberkommandierende den Planeten nicht mit allen Mitteln verteidigt hat!“


„Er hat ihn verteidigt! Mit seinem Leben!“ entgegnete Naomi nachdrücklich. Sie schaute sich um, ihr waren alle Gesichter zugewandt und warteten begierig darauf was sie erzählen würde.
„Unsere Kräfte bestanden nur aus der planetaren Miliz und meinem Bataillon, das auch nicht auf voller Stärke war. Die Barcelona-Miliz war zwar sehr gut aufgestellt, aber die Falken sind mit 2 Galaxien in das System eingefallen. Wen wir Barcelona mit allen Kräften verteidigt hätten, wäre nur das unvermeidliche hinausgezögert worden. Der Milizkommandeur LtGen. Georg Fichtenberg hatte den Befehl über alle lyranischen Einheiten übernommen und wusste, wie wir alle, dass wir verloren waren. Man hatte uns Entsatz versprochen, aber wo sollte der herkommen mitten im Bürgerkrieg? Ich glaube darum hat der General den befehlshabenden Galaxiscommander der Jadefalken zum Widerspruchstest herausgefordert. Wenn er gewinnen würde, hätten sich die Falken für 2 Jahre zurückgezogen und wenn er verlieren würde, hatten die Falken zugesichert uns Hegira zu gewähren und uns von Barcelona abziehen zu lassen.“ erzählte Naomi.
„Darauf haben sie sich eingelassen?“ fragte der Kommandant nach.
„Ja, LtGen. Fichtenberg hatte 3052 zusammen mit LtGen. Adam Steiner Barcelona von den Falken zurückerobert und das war wahrscheinlich der Grund, warum sie zugestimmt haben. Es sollte wohl eine symbolische Handlung und Machtdemonstration sein.“ Ein Seufzen ging durch den Raum, so hatten sie die Geschehnisse von Barcelona noch nie geschildert bekommen.


„Der General hatte seine Überlegungen und Entscheidung in einem Tagesbefehl bekannt gegeben. Ich habe ihn heute noch! Ich bewundere ihn bis heute dafür, dass er diesen Weg gewählt hat und uns allen damit das Leben gerettet hat. Wie einfach wäre es für ihn gewesen uns zu verheizen und dann von Barcelona zu verschwinden, um sich später auf Tharkad Orden abzuholen, die mit unserem Blut bezahlt wurden, wie es schon viele dieser Gesellschaftsgeneräle gemacht haben!“ sagte sie mit bitterem Unterton. Einige der Offiziere nickten und die 1. Offizierin ergriff das Wort,
„Das ist sehr offen von ihnen! Nicht viele hätten den Mut es so freimütig zu erzählen! Lassen sie diese Sicht nie ihre Vorgesetzten hören, das wäre schädlich für die Karriere!“ riet sie ihr.
„Das weiß ich!“ meinte Naomi, „Aber wenn mehr Generäle der LAS aus diesem Holz geschnitzt wären, würden wir weit besser dastehen!“
„Würden sie mir den Tagesbefehl denn zeigen?“ fragte der Kommandant nach. Naomi holte tief Luft, aber sie hatte den Befehl unvorsichtigerweise erwähnt.
„Ja!“ sicherte sie zu. „Aber sie müssen ihn auf meinem ComPad lesen. Ich werde ihn nicht kopieren. Der Befehl wurde später auf die schwarze Liste gesetzt und das Andenken an den General untersagt. Ich dürfte ihn eigentlich gar nicht mehr haben. Aber er ist für mich eine Inspiration und der General mir für immer ein Vorbild in seiner Integrität und seinem Handeln! Ich würde sie alle bitten, das gehörte für sich zu behalten. Aber ab und zu muss ich es erzählen, schon allein um das Andenken an LtGen. Fichtenberg zu ehren, der seine Reputation und sein Leben geopfert hat, um seine Soldaten zu retten!“


„Haben sie denn den Widerspruchstest miterlebt?“ wollte einer der Offiziere wissen.
„Nicht direkt, aber er wurde übertragen. Der General musste in einem „GREIF“ kämpfen, da sein eigentlicher Mech zu dieser Zeit nicht einsatzbereit war. Der Galaxiscommander ist selbst ebenfalls in einem 55to Mech gegen ihn angetreten. Ich habe noch nie einen besseren Mechkrieger als diesen Falken gesehen! Der General hielt länger durch als wir alle es erwartet hatten, aber dann versuchte er einen Todessprung, als letzte Chance für ihn das Gefecht doch noch zu gewinnen. Der Commander hat schneller reagiert als ich es je für möglich gehalten hätte, ist unter dem springenden „GREIF“ hindurchgelaufen und hat den Kampf mit einem Alpha-Schlag seines „BLACK LANNER“ in den Rücken des „GREIF“s beendet. Der Greif wurde förmlich zerfetzt. Nur die Fusionsflasche blieb wie durch ein Wunder intakt!“ erzählte Naomi.
„Von so einem Manöver habe ich noch nie gehört!“ meinte Paloma Blanco. „Der Falke muss ein außergewöhnlicher Krieger sein!“




System Firenze, Lyranische Allianz
Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff „Tacoma“
19.10.3070, 19:12 Uhr (Bordzeit)


Das „INVADER“-Sprungschiff der Allianz, an dem die „Tacoma“ und 2 weitere Landungsschiffe angekoppelt waren, sprang in Doppelsprüngen ihrem Ziel entgegen. Da Zeit in der aktuellen Situation der LAS knapp bemessen war, bewegten sich alle doppelsprungfähigen Schiffe schnellstmöglich auf ihren befohlenen Routen. Sie waren erst 22 Tage unterwegs und hatten in dieser Zeit mit 2 Doppelsprüngen schon fast 104 LJ zurückgelegt. Der nächste Doppel-Sprung war für den übernächsten Tag festgelegt. In der Offiziersmesse der „Tacoma“ saßen einige der Schiffsoffiziere zusammen, die gerade Freischicht hatten und unterhielten sich über die angespannte Lage der Lyranischen Allianz.
„Was wollen die Blakeisten überhaupt?“ fragte Olt. Terry Ryan, einer der beiden L/R-Jägerpiloten, die zusammen mit ihren Jägern zum Schutz des Landungsschiffes an Bord stationiert waren.
„Wirklich wissen tue ich das nicht, obwohl ich schon gegen diesen Abschaum gekämpft habe!“ erwiderte Naomi Frank. „Aber wie man hört richten sie ein Protektorat im Zentrum der Inneren Sphäre ein.“ Der Pilot schüttelte den Kopf,
„Da muss noch mehr dahinterstecken, ein politisches Ziel! Aber so wie die Blakeisten vorgehen, wollen sie die Sphäre wieder um die technischen Errungenschaften der letzten Jahre bringen.“
„Das wird ihnen schwerfallen! Den Clans treten sie wohlweislich nicht auf die Füße, im Gegenteil, die bedanken sich sicher, das ihr Jihad die Innere Sphäre als Ganzes schwächt!“ meinte Naomi.
„Darf ich sie mal was fragen? Warum steht auf ihrem Mech „Hit-Girl“? Ist das ihr Call-Sign?“ wollte der Pilot wissen.


„Ja, den bekam ich in der letzten Kampagne gegen die Blakeisten von meinen Kameraden verpasst.“ bestätigte Naomi und erzählte die Begebenheit.
„Wir waren damals als Scoutlanze ca. 4 km vor der linken Flanke der Hauptstreitmacht unseres Bataillons zur Gefechtsaufklärung und Flankenüberwachung, als wir auf eine Blakeisten-Scoutlanze trafen, die offensichtlich einen ähnlichen Auftrag hatte.“ Während Naomi erzählte tauchten wieder die Bilder dieses Einsatzes auf, die sich in ihr Gedächtnis gebrannt hatten.


Kaum waren die gegnerischen Radarsignale auf dem Display angezeigt befahl der Lanzenführer Olt. Desmond White, das Naomi mit ihm zusammen nach recht vorzurücken sollte, um die gegnerischen Lanze in ihrer linken Flanke zu packen. Die anderen beiden Mechs der eigenen Lanze, ein „THUNDERBOLT“ und ein „CENTURION“ sollten den Gegner auffangen. Anhand der Daten hatten sie schnell gemerkt, dass ihnen ebenfalls eine mittlere Aufklärungslanze gegenüberstand, die aber alles in allem einen Tonnagenachteil hatte. Noch waren die Mechs nicht nahe genug um die Typen zu identifizieren, aber der Abstand verringerte sich rapide! Naomi bewegte sich mit ihrem „ENFORCER“ an der rechten Flanke ihrer Lanze vorwärts, ca. 130 m links von ihr rückte der „SHADOW HAWK“ ihres Lanzenführers vor. Kurz darauf identifizierten die Sensoren die gegnerischen Mechs. Ein Blakeisten-„HATCHETMAN“ befand sich ihnen am nächsten und bewegte sich schnell auf sie zu, dahinter stürmte ein „JAVELIN“ heran! Plötzlich wurde der „SHADOW HAWK“ des Lanzenführers voll von einer Salve aus der AK/10 des „HATCHETMAN“ erwischt, der dann kurz darauf auf seinen flammenden Sprungdüsen direkt vor ihn sprang. Naomi sah das im Augenwinkel und geistesgegenwärtig rannte sie mit ihrem „ENFORCER“ in den Rücken des „HATCHETMAN“s. Doch sie kam zu spät! Die Streitaxt krachte mit voller Wucht von oben in den „SHADOW HAWK“! Über Funk hörte sie den Schrei ihres Lanzenführers, der durch eine Drehung des Torsos im letzten Moment den Schlag umlenken konnte, so dass die Schneide der Axt das Cockpit verfehlte und sich tief in die rechte Schulter des „HAWK“s grub. Dabei wurde fast der rechten Arm amputiert! Dann war Naomi hinter dem Axt-Schwinger, der für Bruchteile von Sekunden reglos dastand. Ohne zu überlegen richtete Naomi ihre AK/10 auf den Nacken des „HACHETMAN“s und drückte ab. Ihre AK/10 ruckte nach hinten und die geballte Ladung durchschlug die dünne Nackenpanzerung hinter dem Cockpit mühelos und köpfte effektiv den „HACHETMAN“, der sofort erstarrte und zur Seite wegrutschte. Seine Axt blieb in dem „SHADOW HAWK“ stecken, als sich die Handaktuatoren des „HACHETMAN“s lösten. Kurz war es vollkommen still, Naomi hörte keinen Laut, dann brach die Hölle über sie herein. Alle Mechs der Blakeisten konzentrierten ihr Feuer nun auf sie, als wollten sie sich bei ihr für den Tod ihres Lanzenkameraden rächen! Olt. White hatte sich wieder gefangen und zog sich aus der direkten Feuerlinie zurück. Der Axthieb hatte viele Datenleitungen in seinem Mech zerstört und seine Sensoren- und Waffen-Schaltkreise waren offline. Nur sein Funk war noch verfügbar und sein „HAWK“ ließ sich noch steuern.
„Lanze Vorrücken! Haltet sie in Schach und schaltet sie einem nach dem anderen aus!“ befahl er mit leicht zitternder Stimme. Er war dem Tod nur knapp entronnen! Da Naomi den schlagkräftigsten Mech der Gegnerlanze ausgeschaltet hatte, standen nun ihre Chancen sehr gut, das Gefecht zu gewinnen, auch wenn er jetzt zum Zuschauen verdammt war!
„Hey Naomi, das hat ausgesehen wie eine eiskalte Liquidierung, du coole Socke!“ hörte Naomi über Funk Lt. Tennessee „Chaos“ Ralleigh begeistert rufen, während er seinen „THUNDERBOLT“ auf den Gegner zubewegte und einen gegnerischen „CICADA“ mit Strahlen seiner Energiewaffen und Raketen überschüttete! Naomi machte sich nichts aus dem Spruch und sprang auf den flammenden Zungen ihrer Sprungdüsen aus dem gegnerischen Feuer und visierte ebenfalls den „CICADA“ an. Nach 12 Minuten war das Gefecht vorbei und der Gegner besiegt. Sie hatten alle feindlichen Mechs ausschalten können, keiner war entkommen! Da der Lanzenführer ausgefallen war, führte nun Naomi die Lanze und bald hatten sie die Flanke der Hauptkräfte der Blakeisten aufgeklärt. Gemäß ihrem Auftrag hielten sie nur Fühlung, zogen sich aber immer zurück, wenn der Gegner ihrer habhaft werden wollte. Als die Hauptkräfte der 8. Lyran Regulars heran waren, entbrannte ein erbittertes Gefecht, das sich bis sich zum späten Abend hinzog. Als sich die Streitkräfte von Blakes Wort zurückzogen, gaben sie die Schlacht verloren und zogen sich zwei Tage später vollständig von dem Planeten zurück.


Am nächsten Morgen schaute sich Naomi die Gefechtsschäden an ihrem „ENFORCER“ an. Er war übel mitgenommen und würde mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen, wenn man die Versorgungslage bei den Ersatzteilen betrachtete, in der Instandsetzung bleiben müssen. Danach ging sie in das Zelt in dem die provisorische Messe der Mechkrieger eingerichtet war. Eine Traube von Kriegern stand um Tennessee herum, der allen sein Compad hinhielt.
„Ich sag euch, so was Cooles hab ich noch nie gesehen! Wie ein Auftragskiller hat sie den „HATCHETMAN“ ausgeknipst!“ rief er begeistert aus. Naomi näherte sich und sah die Szene des Gefechts-ROMs seines „THUNDERBOLT“s, wie sie ihre AK/10 dem Gegnermech in den Nacken drückte und abfeuerte. Dann merkten die Kameraden, dass sie direkt hinter ihnen stand.
„Ich glaube du brauchst ein neues Callsign Naomi!“ stellte ihr Lanzenführer Desmond breit grinsend fest. Dann hob er seine Stimme,
„>>Hit-Girl<< wäre der richtige, oder was meint ihr?“ Alle anwesenden Kameradinnen und Kameraden johlten zustimmend und klopften ihr auf die Schulter. Olt. Naomi „Hit-Girl“ Frank! Daran würde sie sich wohl gewöhnen müssen. Naomi grinste breit, endlich war sie richtig in der Einheit angekommen!


Langsam zogen sich ihre Erinnerungen wieder zurück und sie schaute den L/R-Piloten fragend an.
„So und wie ist denn ihr Callsign Herr Olt. und wie sind sie dazu gekommen? Erzählen sie mal!“ Der Pilot nickte und meinte,
„Mein Callsign lautet >>Boomerang<<!“ Dann erzählte er ihr, wie er dieses bekommen hatte.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Raumhafen
16.11.3070, 14:45 Uhr (Ortszeit)


Vorsichtig steuerte Kunta Keita seinen 75to schweren „MAURAUDER“-Mech die Rampe des „MULE“-Landungsschiffes hinunter und nahm Kurs auf die mietbaren MechBays, die es praktisch an jedem Raumhafen der Inneren Sphäre gab. Weit über 30 Jahre lang hatte er als Söldner erfolgreich Karriere gemacht! Geld hatte er damit genug verdient und konnte diesen Mech sein Eigen nennen. Bei seinem letzten Kontrakt war er aber dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen und hatte nun langsam genug davon! Als 16-jähriger war er auf Hot Springs von zu Hause weggelaufen, da er sich nicht ein Leben lang den strengen Regeln des Ashanti-Stammes unterwerfen wollte und er nicht mit der Lebensplanung einverstanden war, die seine Eltern für ihn vorgesehen hatten. Darum hatte er sich einer durchziehenden Söldnereinheit angeschlossen und stieg zum Mechkrieger auf. Nach der Eroberung von Hot Springs durch die Jadefalken war dann jeglicher Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. Erst vor kurzem erfuhr er durch Zufall, dass die Ashanti von Hot Springs entkommen und nach Kwangjong-ni hatten flüchten können.


An dem Mechhangar angekommen nahm er per Funk Kontakt zum Manager auf und kurz darauf öffnete sich eines der Tore. Als er den „MAURAUDER“ abgestellt und heruntergefahren hatte, wartete der Manager bereits am Fuß des Mechs. Gleichzeitig kam ein Lastwagen an, der sein Gepäck und den Rüstsatz seines Mechs vom Landungsschiff hierher brachte.
„Mr. Keita?“ fragte der Verwalter. „Mein Name ist Samuel Klinkscale, der Manager des Hangars. Wissen sie schon, wie lange sie bleiben wollen?“ Kunta nickte dem Mann zu und meinte,
„Hallo, ja, sehr richtig! Ich bleibe mindestens 2 Wochen, da ich hier einiges zu erledigen habe! Gibt es hier in der Stadt ein Büro der Söldnerkommission?“ fragte er.
„Kein offizielles Büro, nur einen Makler, der im Auftrag der Kommission handelt. Wenn sie wollen, kann ich sie zu ihm bringen. Ich kenne ihn gut!“ erwiderte der Manager.
„Das glaube ich gerne!“ brummte der Mechkrieger, „Hier in ihrem Hangar mieten sich doch wohl hauptsächlich Söldner ein!“
„Wohl wahr!“ grinste der Manager. „Wenn sie möchten, stelle ich den Kontakt gerne her!“
„Ich komme darauf zurück! Hat der Hangar auch ein Zimmer? Oder muss ich in ein Hotel?“
„Die Unterkunft ist dort, direkt hinter der Türe!“ dabei zeigte der Manager in die Richtung der Hallenrückwand auf eine Tür. „Wir haben auch eine Abmachung mit einem Hotel direkt hinter dem Hangar. Sie können dort zu einem Spezialtarif ein Zimmer nehmen oder nur Essen gehen!“
„Danke, ich werde darüber nachdenken!“ antwortete der dunkelhäutige Mechkrieger.
„Brauchen sie einen MechTech? Ich habe zwei an der Hand, die können notwendige Wartungsarbeiten durchführen und sie unterstützen wenn sie das wollen.“ Kunta Keita überlegte. Sein Mech hatte keinen Wartungsstau, aber in den kommenden Tagen sollte er mal wieder alles durchchecken!
„Das wäre interessant. Ich melde mich, wenn ich die Techs brauche!“ gab er zurück. Der Manager nickte bestätigend und verabschiedete sich. Kunta wies dann den Trucker an, wo er den Rüstsatz abladen sollte. Als alles zu seiner Zufriedenheit erledigt war, räumte er seine Sachen in das Zimmer, das zwar spartanisch eingerichtet war, aber er hatte schon schlechter gewohnt! Für die erste Nacht würde es reichen, heute wollte er noch nichts unternehmen und sich erst einmal bedeckt halten!




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry
17.11.3070, 08:57 Uhr (Ortszeit)


Kunta Keita hatte die Anregung des Managers der Miet-MechBay beherzigt und war nach dem Aufstehen in das Hotel gegangen. Obwohl nicht angemeldet, wurde er sehr freundlich und zuvorkommend behandelt, als er sagte wer ihn empfohlen hatte. Das Frühstücksbuffet war sehr reichhaltig und Kunta genoss es, endlich wieder frische Lebensmittel essen zu können! Er ließ sich Zeit und saß dann satt und zufrieden mit einer heißen Tasse Kaffee an seinem Tisch. Als eine junge Frau am Tisch vorbei kam, um einen Teil des Geschirrs abzuräumen, sprach er sie an.
„Ich habe gehört, die Ashanti haben sich hier auf Kwangjong-ni niedergelassen. Können sie mir sagen, wo ich sie finde?“ Die Frau schaute ihn an.
„Ja, sie waren hier! Aber fast alle Ashanti sind vor mehreren Monaten mit Schiffen der Lyran Transspace zu einem neuen Planeten in der Rim Collection aufgebrochen. Es sind nur noch wenige zurückgeblieben. Die finden sie in den Dardan Hills, wo früher alle gelebt haben. Das war damals planetenweites Gesprächsthema, haben sie das nicht mitbekommen?“ erzählte sie ihm.
„Ich bin erst gestern auf Kwangjong-ni angekommen. Wer oder was ist den Lyran Transspace, ein Prospektorenunternehmen?“ antwortete Kunta. Die junge schlanke Frau richtete sich auf und erzählte ihm, was sie von der Firma wusste und erklärte ihm auch, wie er am besten in die Dardan Hills kommen konnte. Kunta bedankte sich bei ihr und schob ihr ein großzügiges Trinkgeld hin.


Er ging kurz zurück in den Hangar, zog robustere Kleidung an, packte eine kleine Tasche und sicherte zum Schluss seinen Mech und den Hangar gründlich. Dann machte er sich auf zu dem Helipad am Raumhafen und charterte dort einen Hubschrauber, der ihn in die Dardan Hills bringen sollte. Über 2 Stunden später schwebte der Hubschrauber langsam zu Boden und setzte ihn am Rand einer, offensichtlich zu großen Teilen verlassenen Siedlung ab.
„Die zurückgebliebenen Ashanti leben hier.“ sagte ihm der Pilot. „Aus Sicherheitsgründen habe ich uns angekündigt. Wer hier draußen ohne Anmeldung landet, hat schnell eine Kugel zwischen den Augen. Banditen sind hier im Outback leider immer noch ein Problem!“
„Danke, wie viel Zeit habe ich?“ fragte er.
„Wir müssen in 3 Stunden wieder abfliegen. Wenn wir über Nacht bleiben oder ich sie später abholen soll verdoppelt sich der Preis!“ informierte ihn der Pilot.
„Ja, das weiß ich. Ich gebe ihnen in spätestens 2 Stunden Bescheid!“ sagte Kunta und öffnete die Cockpittür. Als er ausstieg, sah er, dass ein Geländewagen am Rande des Areals stand und 2 dunkelhäutige Männer ihn argwöhnisch beobachteten. Um die Situation zu entschärfen hob Kunta beide Arme und drehte sich im Kreis, bevor er auf die beiden Männer zuging. Er war gespannt, ob er einen von ihnen erkennen würde.


Nach ein paar Minuten hatte er sie fast erreicht.
„Stehenbleiben!“ scholl im scharf entgegen. Kunta gehorchte und sprach die Männer in Ashanti-Twi an,
„Ich bin Kunta Keita, mein Vater ist Ekon Keita, und ich suche meine Familie und hege keine bösen Absichten!“ sagte er. Die beiden Männer schauten sich an. Einer der beiden war so alt wie er, er könnte ihn noch kennen. Dieser wandte sich an ihn.
„Kunta Keita hat vor über 30 Jahren den Stamm verlassen. Wie hieß der Sohn von Juma Owusu?“
„Sein Sohn hieß Adom und er hatte eine sehr hübsche Zwillingsschwester Namens Hafsat!“ gab Kunta zur Antwort. Da richtete sich der ältere Mann auf.
„Kunta, mein alter Freund, was führt dich nach so langer Zeit nach Hause! Ich bin es, Adom Owusu!“ Kunta ging schnellen Schrittes auf Adom zu und packte die Unterarme seines alten Jugendfreundes
„Adom, mein Herz freut sich dich zu sehen!“ sagte er die alte Willkommensformel.
„Kunta, ich bin dankbar das du da bist!“ antwortete der andere. „Komm mit, bleibst du länger oder nur eine Stippvisite?“
„Wenn ich willkommen bin, würde ich gerne eine Nacht bleiben! Ich will so viel erfahren!“
„Hast du Gepäck?“
„Nur eine kleine Tasche im Heli!“ sagte Kunta. Adom wandte sich an seinen jungen Begleiter,
„Enam, holst du bitte die Tasche?“ Dieser nickte und Kunta ergänzte,
„Sag dem Piloten bitte, dass er zurückfliegen kann. Er soll mich morgen Nachmittag hier wieder abholen“, er schaute Adom an, „wenn es euch recht ist!“ Adom nickte. 10 Minuten später hob der Heli ab und sie fuhren zu Adoms Haus.
„Du weist hoffentlich, dass du Hafsat das Herz gebrochen hast, als du fortgegangen bist!“
„Sie wäre der einzige Grund gewesen, der mich zurückgehalten hätte, Adom. Ich habe sie lange vermisst! Was ist aus ihr geworden?“ wollte Kunta wissen.
„Oh, Hafsat hat dann doch geheiratet und 5 Kinder bekommen. Während der Clanbesatzung ist ihr Mann Taio Asare aber zu Tode gekommen. Sie trauert immer noch!“
„Sie hat Taio gewählt? Eine gute Wahl! Er war immer einer der Besten!“
„Ja das war er! Er war mir nicht nur ein guter Schwager sondern auch ein noch besserer Freund!“ antwortete ihm Adom wehmütig.
„Und du?“ fragte Kunta. „Du hast doch sicher auch geheiratet!“
„Ja!“ antwortete Adom und Kunta spürte den großen Schmerz in seiner Stimme. „Aber Adoja ist vor 5 Jahren an Krebs gestorben. Wir waren sehr glücklich!“
„Adoja Eshun? Das tut mir sehr Leid für dich. Ich erinnere mich noch an sie. Sie war immer fröhlich und sehr schön!“


„Ich habe gehört der Stamm ist weitergezogen?“ fragte Kunta um das Thema zu wechseln.
„Ja, aber meine Mutter wollte nicht, deshalb bin ich hier geblieben. Aber alle meine Söhne und Töchter sind mit ihren Familien mitgegangen. Auch Hafsat ist hiergeblieben. Sie wollte ihre Mutter nicht alleine zurück lassen. Ihre Kinder sind aber ebenfalls fort!“
„Wer ist denn überhaupt noch da?“ wollte Kunta wissen.
„Wir sind noch rund 50 Ashanti hier. Da wir nun die besten Felder bewirtschaften können, werden wir genug verdienen um unser Leben zu sichern. Aber ich glaube mittlerweile, es war ein Fehler nicht mit den anderen mitzuziehen! Die große Gemeinschaft fehlt uns. Sogar meine Mutter hat sich vor kurzem ähnlich geäußert!“ erklärte Adom. „Wie ist es dir ergangen? Ich glaube vor 20 Jahren haben wir das letzte Mal was von dir gehört!“ wollte Adom wissen.
„Oh, ich hatte genug Abenteuer für 5 Leben!“ erwiderte Kunta. „Mir geht es finanziell hervorragend. Aber als Söldner hast du wenig Freunde, lebst ständig am Abgrund und ich glaube, ich habe den Abzug meines Mechs ein paar Mal zu oft betätigt! Ich will dieses Leben nicht mehr!“


Das Fahrzeug hielt vor einem großen Haus und Adom lud Kunta ein ihm zu Folgen. Seinen jungen Begleiter schickte er mit dem Geländewagen weg. Kurz darauf traten sie in das Haus und Adom führte ihn in die Wohnküche. Dort saßen 2 Frauen am Tisch. Eine in Ehren ergraute Greisin, die Kunta als Adoms Mutter identifizierte und daneben saß eine schwarzhäutige, schöne und reife Frau in seinem Alter. Als sie aufblickte und ihn ansah, durchfuhr es ihn wie ein Blitz!
„Hafsat!“ flüsterte er leise, so dass es nur Adom hören konnte. Er bemerkte wie ihre Augen groß wurden und sie sich langsam erhob. Adoms Mutter sah ihn ebenfalls an und fragte ihren Sohn.
„Wen hast du da mitgebracht?“
„Das ist Kunta Keita, er ist heimgekehrt!“ Kunta verneigte sich vor der Mutter von Adom mit gekreuzten Armen vor der Brust wie es die Tradition verlangte und sagte,
„Seid gegrüßt Herrin des Hauses! Ich bin Kunta, Sohn von Ekon Keita. Darf ich mich an euer Feuer setzen?“
„Sei Willkommen am Feuer der Owusu, Kunta und tritt heran!“ antwortete die Greisin ehrwürdig. Kunta ging auf sie zu und als er neben Hafsat stand zeigten die Züge der Alten, dass sie ihn erkannte.
„Ist das möglich? Setze dich und erzähle!“ sagte sie. Kunta nahm einen Stuhl und setzte sich an den Tisch. Dabei fiel sein Blick auf Hafsat, die ihn neugierig aber auch wütend anblickte. Dann erzählte Kunta wie es ihm die letzten Jahre ergangen war.


Er redete fast eine Stunde und schloss dann,
„Bei meinem letzten Kontrakt sollten wir zusammen mit einer lyranischen Einheit einen Vorposten der Blakeisten auszuheben. Leider waren die Bastarde vorgewarnt und hatten sich massiv verstärkt. Wir standen mit einer Kampflanze plötzlich 2 Assault-Mechs gegenüber. Wir konnten sie niederringen, aber nur durch viel Glück konnte ich einen Volltreffer auf mein Cockpit überstehen, da der Schusswinkel einen Teil der Energie des PPK-Schusses ablenkte. Da wurde mir klar, dass meine besten Zeiten wohl vorbei sind und ich wahrscheinlich beim nächsten Mal wohl nicht mehr so viel Glück haben werde! Kurz davor hat mir einer der lyranischen Offiziere erzählt, dass er bei der Gegenoffensive auf Hot Springs dabei war und beim Rückzug auch die Ashanti flüchten konnten. Scheinbar hat mein Cousin Pakka Millionenwerte auf Hot Springs zurückgelassen, damit alle überlebenden Ashanti hierher flüchten konnten! Nach dem Ende des Kontrakts bin ich sofort hierher gereist, um meine Eltern um Vergebung zu bitten, aber nun sind sie fort!“
„Ja, sie sind mitgegangen. Wenn du zu ihnen willst musst du wohl mit Lyran Transspace Kontakt aufnehmen!“ warf Adom ein. „Wir haben keine Verbindung zu ihnen.“
„Danke für deine Geschichte!“ sagte Adoms Mutter Abina Owusu. „Wären wir doch mitgezogen, ich vermisse die Anderen!“ ergänzte sie. In die Stille die dem Bericht Kuntas folgte, sprach Hafsat ihn an.
„Ich würde mich gerne mit dir unter vier Augen unterhalten Kunta!“ in ihrer Stimme klang ein grimmiger Unterton. Kunta schaute die Älteste an und diese nickte zustimmend. Einfach aufzustehen geziemte sich nicht bei den Ashanti!


Kurz darauf standen Hafsat und Kunta draußen unter einem Baum im Schatten.
„Du hast Nerven nach 30 Jahren hier einfach wieder aufzutauchen und einen auf „Verlorenen Sohn“ zu machen!“ sagte sie heftig zu ihm. „Wir haben uns geliebt und ich wäre dir überall hin gefolgt, aber du haust einfach bei Nacht und Nebel ab und lässt mir einen Fresszettel zum Abschied zurück! Ein paar Tage vorher hast du mir noch was von der ewigen Liebe vorgemacht!“ Mit blitzenden Augen schaute sie Kunta an. Dieser holte tief Luft.
„Du hast absolut Recht und ich habe kein Recht mich zu entschuldigen! Ich habe dich tief verletzt, aber ich hatte Angst davor, in dem engen Korsett zu ersticken, das mir der Stamm vorgab. Als ich auf den Söldnerwerber traf, bin ich ohne weiter nachzudenken abgehauen! Als ich im Landungsschiff der Söldner Hot Springs verlassen habe und den Planeten immer kleiner werden sah, realisierte ich erst, dass ich dich damit auch zurückgelassen und für immer verloren habe. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst oder es entschuldigst. Ich kann dich nur um Vergebung bitten! Ich habe nie wieder eine andere Frau so geliebt wie dich!“ gab Kunta zurück.
„Das glaubst du wohl selbst nicht! Warst du Mönch oder so was?“ höhnte Hafsat.
„Frauen gab es, aber keine dauerhafte Partnerschaft! Du wohnst immer noch in meinem Herzen!“ gab er zu und schaute ihr in die Augen. Hafsat hatte im Laufe ihres Lebens sich eine sehr gute Menschenkenntnis erworben und sie spürte, das Kunta aufrichtig zu ihr war.
„Ich habe ein Jahr getrauert um dich! Dann haben meine Eltern mich aufgerüttelt und mir gesagt, dass ich das Vergangene vergangen lassen sein soll. Taio warb um mich und ich habe ihn dann erhört. Er war mir ein guter Mann und unseren Kindern ein guter Vater! Ich lernte ihn zu lieben und war glücklich, bis die Jadefalken Hot Springs einnahmen. Du kanntest Tajo, ein unbeugsamer Charakter und klug, aber nicht der beste Kämpfer!“ erzählte sie ihm.
„Nein, Tajo war ein Mann des Geistes, der andere inspirieren konnte. Der geborene Anführer!“
„Ja“, sagte Hafsat traurig, „er widersetzte sich den Falken. Der Kommandant unseres Lagers, ein Elementar, wollte ein Exempel statuieren und lies ihn gegen sich antreten. Tajo kämpfte wie noch nie in seinem Leben und der Elementar konnte seinen Willen im Kampf nicht brechen, also nahm er ihm sein Leben! Dann brach der Widerstand der Ashanti zusammen und Lester Tyrell wurde unser neuer Anführer!“ Kunta nickte, ihn betrübte was passiert war.
„Lester war sicher ein würdiger Nachfolger!“ stellte er fest, da er auch ihn kannte.
„Ja, er hielt den Stamm zusammen und schaffte es zusammen mit Pakka Keita uns von Hot Springs zu evakuieren und uns hierher in die Sicherheit zu führen, als sich die Chance bot.“


Während des Nachmittags war er mit Adom bei den anderen Familien, die zurückgeblieben waren und hatte sie begrüßt und sich wieder vorgestellt. Er spürte, dass die meisten im Nachhinein bedauerten nicht am Exodus teilgenommen zu haben. Plötzlich kam Enam und flüsterte Adom etwas ins Ohr.
„Ich komme sofort!“ sagte er und entschuldigte sich bei Kunta. „Ich muss kurz ins Rathaus. Als Ortsvorsteher hat man seine Pflichten!“ sagte er und ging. Kunta blieb zurück und ging wieder zum Haus von Adoms. Dort traf er wieder auf Abina Owusu, die vor dem Haus im Schatten eines Baumes saß. Hafsat war nicht zu sehen.
„Setz dich zu mir Kunta!“ forderte ihn die Alte auf. Als er neben ihr saß, sprach sie.
„Du warst lange fort und hast keine Kriegerprüfung abgelegt!“ stellte sie fest. „Du bist somit kein Teil des Stammes mehr, außer ein Ältester nimmt dich wieder auf!“
„Das ist mir bewusst!“ gab Kunta zur Antwort.
„Würdest du gerne zurückkehren?“ wollte sie wissen. Kunta überlegte lange und die Alte wartete geduldig auf seine Antwort.
„Ja!“ sagte er dann mit Überzeugung in der Stimme.
„Ich bin die letzte Älteste hier auf Kwangjong-ni!“ stellte Abina Owusu fest. Sofort stand Kunta auf, kniete sich vor ihr hin und verbeugte sich,
„Piesie, ich Kunta, Sohn von Ekon Keita bitte in den Stamm wieder aufgenommen zu werden!“ Abina lächelte und legte ihre Hände auf seinen Kopf,
„Kunta Keita, du bist nun wieder Teil der Ashanti und ich erhebe dich in den Kriegerstatus!“ sagte sie. Als sie die Hände herunternahm und er sich wieder aufrichtete erblickte er Hafsat, die hinter ihrer Mutter stand. Sie sah ihn scharf an, sagte aber nichts. Dann drehte sie sich um und ging ohne ein Wort. Abina klopfte auf den Hocker neben ihr und Kunta setzte sich wieder darauf. Dann blickte sie ihn durchdringend an als könnte sie auf den Grund seiner Seele schauen.
„Du liebst Hafsat noch, oder?“ fragte sie ihn ruhig. Wie hypnotisiert blieb sein Blick auf der Ältesten verhaftet,
„Es gab nie eine andere Liebe in meinem Leben!“ antwortete er wahrheitsgemäß.
„Hafsat ist einsam, aber noch wütend auf dich! Sei wie ein starker Baum an ihrer Seite und wirb um sie! Aber du musst einen langen Weg gehen, dann wird sie dir vergeben!“ sprach die Alte eindringlich. Ihre Worte berührten seine Seele und Tränen liefen Kuntas Gesicht herunter. Dann blinzelte Abina und holte tief Luft. Der Bann war gebrochen und Kunta war wieder im hier und jetzt, aber die Worte der Alten hallten noch nach. Hatte er noch eine Chance auf Glück?


Kurz darauf kam Adom.
„Mutter, morgen früh kommt eine Abordnung von Lyran Transspace. Sie wollen mit uns sprechen!“
„Haben sie gesagt, was sie wollen?“ fragte sie.
„Das wollten sie nicht über Funk sagen, sie möchten dies im persönlichen Gespräch klären!“ sagte ihr Sohn. Die Alte lächelte,
„Wir werden zum Stamm heimkehren!“ prophezeite sie. Alle schwiegen überrascht, auch Hafsat die wieder gekommen war, als sie ihren Bruder gesehen hatte. In die Stille verkündete die Älteste,
„Krieger Kunta Keita ist heimgekehrt und nun wieder Teil der Ashanti!“ stellte sie fest. Kurz machte Adom einen erstaunten Gesichtsausdruck, dann begann er breit zu grinsen!
„Das freut mich, wir brauchen jeden starken Arm!“
„Ich werde tun was notwendig ist!“ versicherte Kunta und versprach: „Ich werde dir folgen!“




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Dardan Hills, Ashanti Kral Waraky
18.11.3070, 10:00 Uhr (Ortszeit)


Als der VTOL-Flugzeug der Lyran Transspace landete, wirbelte es Unmengen von Staub und altem Gestrüpp auf. Normalerweise landeten hier nur kleinere Luftfahrzeuge. Aber auf den ersten Blick erkannte Kunta Keita, dass dies ein militärisches Flugzeug war, mit dem normalerweise ein ganzer Zug Sprungtruppen auf das Gefechtsfeld gebracht wurde. Adom hatte ihn mit in die Delegation aufgenommen, die die Abordnung der Lyran Transspace empfing. Das hatte etwas Unruhe in Adoms Stab hervorgerufen, aber Adoms scharfer Blick hatte alle sofort zum Schweigen gebracht. Als sich der Staub gelegt hatte, senkte sich die Laderampe am Ende des Flugzeugs und 5 Personen kamen heraus. 2 waren voll ausgerüstete Wachmänner in schwarzer Kleidung, die vorausgingen, in alle Richtungen sicherten und am Ende der Rampe stehen blieben. Die Delegation selbst bestand aus zwei Frauen und einem Mann. Die ältere der beiden Frauen strahlte sogar aus der Entfernung etwas Herrschaftliches aus.
„Das ist Lady Morgaine Lestrade, die CEO der Lyran Transspace. Dann muss es etwas Wichtiges sein!“ murmelte Adom zu Kunta. Dann ging er auf die Abordnung zu, gefolgt von Kunta und Enam, bis sie sich in der Mitte trafen.
„Lady Lestrade, welch große Ehre dass sie uns besuchen!“ dabei verbeugte er sich. Kunta und Enam taten es ihm gleich. Als sich Kunta aufrichtete spürte er sofort, dass er von dem männlichen Angehörigen der Delegation fixiert wurde.
„Es ist mir eine Ehre hier zu sein!“ erwiderte Lady Lestrade. „Das hier sind Lydia Holland und Richard Frank, meine Sicherheitsberater. Ich würde mich gerne mit der Führung der Ashanti unterhalten. Ich glaube, wir haben etwas anzubieten, dass sie interessiert!“
„Dann folgen sie mir bitte. Wenn es ihnen nichts ausmacht, wir haben einen Bus, mit dem wir alle zu unserem Rathaus fahren können. Dort können wir uns unterhalten.“ erwiderte Adom.


Wenig später saßen die Vertreter von Lyran Transspace im Ratssaal des Rathauses. Ihnen gegenüber saßen Adom Owusu als Ortsvorsteher, Enam Otoo als sein Stellvertreter und die einzige Älteste der zurückgebliebenen Ashanti, Abina Owusu. Nach den üblichen Willkommensgrüßen und den einleitenden Worten kam Lady Lestrade schnell auf den Punkt.
„Ich möchte ihnen eine Umsiedlung aller Ashanti zum Rest ihres Stammes anbieten. Wir würden sie in vollem Umfang unterstützen und ihnen bei der Abwicklung der Vorbereitungen unsere uneingeschränkte Hilfe anbieten. Auf sie kommen keinerlei Kosten zu! Den Transport übernehmen wir in vollem Umfang!“ sagte Mylady. Kurz war es still im Raum, dann ergriff Abina Owusu das Wort,
„Lady Lestrade, wir akzeptieren!“ sagte sie knapp. Ihr Sohn und alle Anwesenden Ashanti schauten sie erstaunt und überrascht an. Aber sie sprach weiter, „Alle Ashanti werden diesem Ruf folgen, es bleibt keiner zurück!“ sagte sie mit majestätischer Stimme! Damit war klar, dass sie Kraft ihrer Autorität als Älteste damit alle zum Mitkommen verpflichtet hatte. Wer nicht Folge leistete, würde automatisch aus dem Stamm ausgeschlossen! Lady Lestrade war völlig überrascht. Sie hatte mit längeren Diskussionen gerechnet, aber sie fixierte Abina Owusu und erkannte in ihr eine Verwandte im Geiste, eine Gleichgestellte!
„Lady Owusu, ich hatte nicht gehofft, dass es so einfach wird! Ich danke ihnen! Leider kann ich ihnen nicht den genauen Termin nennen. Wir müssen warten, bis unser Sprungschiff zurück ist, das den Exodus durchgeführt hat. D.h. es kann durchaus noch ein Jahr oder etwas länger dauern.“ stellte sie mit Bedauern in der Stimme fest.


Nach Ende der Besprechung standen alle noch kurz zwanglos zusammen und diskutierten das Ergebnis der Konferenz. Plötzlich stand Richard Frank vor Kunta Keita. Kunta erkannte sofort, das vor ihm ein in zivil gekleideter Offizier stand.
„Mr. Keita, sie sind Mechkrieger, richtig?“ fragte er. „Mir wurde zugetragen dass ihr „MARODEUR“ in einer Mechbay am Raumhafen steht.“
„Sie sind gut informiert Herr Frank. Darf ich fragen welchen Dienstgrad sie bei den LAS oder dem LND haben? Nur damit ich sie korrekt ansprechen kann!“ brummte Kunta zur Antwort.
„Man kann einem Profi wie ihnen schwerlich verbergen wer man ist!“ grinste Richard Frank ohne Groll. „Ich bin OTL. Richard Frank, LND und zu Transspace als Berater abgestellt. Das ist eigentlich kein Geheimnis, auch wenn ich damit nicht Hausieren gehe!“ sagte der LND-Offizier lächelnd. „Sie sind erst vorgestern auf dem Planeten gelandet und nun treffe ich sie hier als Angehörigen des Ashanti-Stammes!“ stellte Frank das offensichtliche fest.
„Ich bin Ashanti!“ bekräftigte Kunta Keita. „Aber ich ging vor langer Zeit fort und nach mehr als 30 Jahren als Söldner mit Gewalt und Krieg, habe ich erfahren, dass mein Volk hier zu finden ist. Leider kam ich zu spät um meine Familie zu finden.“
„Nicht ganz!“ erwiderte der Offizier. „Wir wollen sie alle dorthin bringen, wo der Stamm jetzt siedelt, also auch sie.“
„Und wo ist das?“ wollte Kunta wissen.
„Draussen in der tiefen Peripherie am Rande der Rim Collection. Der Planet ist idealer Siedlungsboden.“ erklärte Frank.
„Was hat Lyran Transspace davon?“ hakte Kunta sofort nach.
„Wir haben auf dem Planeten eine kleine Basis um unseren Erkundungs- und Prospektoren-Auftrag besser erfüllen zu können. Viel Zeit geht in unseren Missionen immer dadurch verloren, dass wir durch bekanntes Gebiet reisen müssen um uns versorgen zu können. Mit einer vorgeschobenen Basis lässt sich dies stark minimieren!“
„Das macht Sinn!“ brummte Kunta Keita.
„Sie wären übrigens mit ihrem Mech eine willkommene Verstärkung der Schutztruppe. Mit unliebsamem Besuch muss man da draußen leider immer rechnen. Peripherie-Banditen oder –Piraten sind nicht gerade als zimperlich bekannt. Deshalb haben wir ein militärisches Kontingent vor Ort und die Ashanti sind ebenfalls bewaffnet, um sich notfalls angemessen verteidigen zu können!“
„Wenn sie mich anwerben wollen, die Zeiten sind vorbei! Ich werde nur noch meinem Stamm dienen!“ stellte Kunta fest.
„Oh, das werden sie! Aber wir müssten sie dazu in unsere Schutztruppe integrieren. Wir haben das Ganze bei uns im „Militärischen Unterstützungskommando“ konzentriert. Dem müssten sie allerdings beitreten. Aber ich bin sicher, wir finden eine Lösung. Was ich ihnen aber schon jetzt anbieten kann, ist das sie ihren Mech in unseren Mechhangars parken. Das würde sie nichts kosten und ihr Mech würde aktiv bewacht werden! Lassen sie uns darüber später genauer reden. Wenn sie erst gestern hier angekommen sind, wird es sicher noch viele persönliche Dinge zu regeln geben, die für sie derzeit Vorrang haben!“ sagte Richard Frank. Kunta nickte zustimmend.
„Ich werde mich bei ihnen melden, aber es wird wohl etwas dauern!“


Nach der Verabschiedung der Delegation der Lyran Transspace entschuldigte sich Kunta bei Adom.
„Ich brauche mal ein paar Minuten für mich!“ sagte er ihm. „Ich muss über einiges Nachdenken! Wo finde ich dich später?“
„Wahrscheinlich im Rathaus. Wir werden im Rat darüber diskutieren. Meine Mutter hat uns allen keine Wahl gelassen, aber ich hoffe, wir können alle bewegen mitzukommen!“ antwortete Adom.
„Ich beneide dich nicht alter Freund!“ meinte Kunta, „Du trägst eine große Verantwortung!“
„Ja, manchmal scheint sie für mich zu schwer zu sein! Aber ich muss tun, was ich für das Beste halte!“ gab Adom zurück. Kunta schaute ihm in die Augen und legte seine rechte Hand auf Adoms Schulter,
„Ich werde dich unterstützen wo ich kann und ich werde mitkommen!“ versprach er seinem Jungendfreund. Adom nickte,
„Danke, ich wusste, dass ich auf dich zählen kann!“ Dann trennten sie sich und Kunta streifte in Gedanken versunken durch den fast verlassenen Ort und lies sich die Situation durch den Kopf gehen. Als Mechkrieger dachte er auch an die militärischen Aspekte und kam zu dem Schluss, dass er noch mindestens einen weiteren Mechkrieger der Ashanti benötigen würde um sein Versprechen halten zu können. Aber bei den Ashanti gab es niemanden. Dann fiel ihm jemand ein. Aber um diesen zu finden, würde er die Hilfe dieses LND-Offiziers benötigen. Dann schaute er auf und sah Hafsat, die auf ihn zukam!
„Wann fliegst du wieder zurück?“ fragte sie.
„In ca. einer Stunde kommt der Heli und holt mich ab. Ich werde aber so bald als möglich wieder kommen!“
„Was hast du denn in Landry zu schaffen?“ fragte sie spitz, „Du bist wieder Ashanti und wir brauchen alle hier!“
„Ich will mich nicht vor der Arbeit drücken, aber ich muss mich um meinen Mech kümmern.“ gab Kunta zurück.
„Man könnte gerade meinen, er wäre lebendig! Das ist eine Maschine, kein Pferd!“ gab sie scharf zurück. Kunta schaute in ihre dunklen Augen und erblickte dort noch die junge Frau die er einst so geliebt hatte. Am liebsten würde er hier bleiben.
„Das verstehst du nicht!“ gab er stattdessen zurück. „Ich werde so schnell es geht wieder hier sein. Wenn alles klappt in 2 – 3 Tagen!“ Dann nahm er ihre Hände. „Ich verspreche es dir! Ich werde dich nicht noch einmal enttäuschen!“ Hafsat entzog ihm nicht ihre Hände und schaute ihn stattdessen ruhig an.
„Ich hoffe es!“ antwortete sie dann nach einer kurzen Pause. „Das hoffe ich sehr!“


Eine knappe Stunde später schwebte der Heli ein, der Kunta wieder nach Landry bringen würde. Da sich der Pilot vorher per Funk angemeldet hatte, wartete Kunta Keita schon am Rand der Landefelds. Kaum hatte er aufgesetzt, ging er in gebückter Haltung zur Luke öffnete sie und stieg ein.
„Alles klar?“ fragte der Pilot, während er sich in den Sitz schob und sich anschnallte.
„Ja, alles bestens!“ antwortete er und schloss mit einem Klick seine Gurte.
„Na dann!“ meinte der Pilot, erhöhte die Turbinenleistung und zog den Pitch nach oben. Sofort vibrierte der Heli kräftig, hob ab und setzte sich in Richtung Landry in Bewegung. Hafsat stand auf der Veranda von Adoms Haus und beobachtete, wie der Hubschrauber hinter den Bäumen aufstieg und davon flog. Einerseits war sie immer noch wütend auf Kunta, aber andererseits spürte sie, dass er die Leere in ihrem Herzen füllen könnte, die sie seit dem Tod ihres Mannes und dem Fortgang der Kinder spürte. Da bemerkte sie, dass ihre Mutter neben ihr stand.
„Ich weiß, dass du ihn noch liebst!“ meinte diese. „Begrabe deinen Groll, damals war er noch ein unreifer Jüngling, nicht mal ein Krieger! Aber jetzt ist er zu dem Mann gereift, den du in ihm immer gesehen hast!“ Hafsat schaute ihre Mutter an, sagte aber nichts dazu. Sie wusste aber, dass ihre Mutter Recht hatte.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace
21.11.3070, 08:17 Uhr (Ortszeit)


Über das Wochenende hatte sich Kunta Keita in Landry umgehört und dazu ein paar Kneipen aufgesucht, in denen die Söldner verkehrten, die gerade ohne Kontrakt waren. Ein paar dieser Söldner hatte er auch kennen gelernt und war nicht erpicht darauf, diese Bekanntschaften zu vertiefen. Aber er konnte aus den Gesprächen viele Informationen gewinnen, die ihm langsam ein vollständigeres Lagebild verschafften. Transspace suchte schon seit Monaten aktiv nach Söldnern mit eigenem Mech und hatte erst vor kurzem wieder zwei angeworben, die ein paar Tage vorher auf dem Planeten angekommen waren. Dies, obwohl mehrere Söldnerinnen und Söldner händeringend Aufträge suchten! Nachdem er aber einige getroffen hatte, konnte er sich vorstellen, warum Transspace sie nicht anwerben wollte!


Heute hatte er während des Frühstücks eine Nachricht an den LND-Offizier geschickt, der ihn bei den Ashanti angesprochen hatte und einen Termin nachgefragt. Überraschenderweise hatte dieser sofort geantwortet und ihn zu einem Gespräch im HQ der Lyran Transspace eingeladen. Gerade stieg er aus dem Taxi aus, das ihn an das Haupttor der Company gebracht hatte und ging zur Pforte. Als er in den Empfangsraum trat, schaute ihn eine Frau mittleren Alters an. Im Raum standen auch zwei bewaffnete Sicherheitsleute, die ihn ebenfalls genau musterten.
„Guten Tag, kann ich ihnen helfen?“ fragte die Frau die an den Tresen herangetreten war.
„Ja, ich habe einen Termin bei Herrn Frank um 08:30 Uhr!“ gab Kunta zurück. Die Frau schaute nach unten, wo sie vermutlich ein Display hinter dem Tresen verbarg. Dann schaute sie ihn wieder an. Können sie sich ausweisen Herr…?“
„Kunta Keita!“ antwortete er und zog aus seiner Tasche eine ComStar-HPG-ID hervor, die überall in der Sphäre als Identifikationsnachweis akzeptiert wurde und legte diese auf den Tresen. Die Frau nahm sie und Kunta konnte auf ihrem Namensschild den Namen lesen.
„Alles in Ordnung Herr Keita. Herr Frank erwartet sie bereits. Bitte warten sie kurz, ich werde sie zu ihm begleiten!“
„Danke Ms. Fisher!“ erwiderte Kunta. Die Frau schenkte ihm ein Lächeln und verließ den Tresenbereich durch eine Tür und nickte dabei einem Kollegen zu, der noch hinter dem Tresen an einem Schreibtisch saß. 1 Minute später stand sie neben ihm.
„Wenn sie mir bitte folgen wollen!“ Sie führte Kunta tiefer in das Gebäude hinein und fuhr mit ihm im Aufzug in die 3. Etage. Bald darauf standen sie vor einer Tür, neben der ein Schild hing „Richard Frank, Sicherheitsberater“.


Sie klopfte kurz und als sie ein „Herein“ hörte, öffnete sie die Türe und meldete Kunta an. Dann trat sie zur Seite, lies Kunta eintreten und verschwand aus dem Büro. OTL Frank erhob sich und kam um seinen Schreibtisch herum.
„Guten Morgen, ehrlich gesagt, ich hatte nicht so früh mit ihnen gerechnet Mr. Keita!“ und streckte ihm seine Hand entgegen. Kunta ergriff sie und schüttelte ihm die Hand.
„Guten Morgen Herr Frank. Was soll ich sagen, ich habe mich ein wenig umgehört und was ich erfahren habe, hat mich bewogen, sie so schnell wie möglich aufzusuchen.“ entgegnete Kunta.
„Da bin ich mal gespannt, was sie gehört haben!“ meinte Frank und wies auf eine kleine Sitzecke.
„Wollen sie einen Kaffee? Ich kann ihnen versprechen, es lohnt sich. Mylady besteht darauf, dass wir hier ordentlichen, echten Kaffee haben!“ dabei grinste Frank. Kunta nickte,
„Das wäre ein guter Anfang!“ Frank organisierte kurz über sein ComPad den Kaffee und setzte sich dann Kunta gegenüber auf einen bequemen Sessel. Zuerst interessierte den LND-Offizier die Vita von Kunta, die dieser bereitwillig erzählte.
„Da haben sie ja einiges erlebt!“ stellte Frank fest. Kunta nickte,
„Zuviel würde ich mittlerweile sagen! Ich habe die Nase voll davon, deshalb bin ich auch zu meinem Stamm zurückgekehrt!“


„Sie haben einen „MARODEUR“? wollte Frank bestätigt wissen.
„Exakt! Aber dieser „MARODEUR“ ist erheblich verbessert. Im Rahmen meiner Kontrakte gegen die Clans konnte ich mir einiges an Bergegut sichern, dass es mir ermöglichte, meinen Mech massiv mit Clan-Tech aufzurüsten. 2 cERPPC, 2 cMPulseLaser und eine cUAK/2 samt einem Clan-Zielcomputer, doppelte Wärmetauscher und maximaler Panzerung. Der absolute Sniper-Mech! Zum Glück hatte ich sehr oft Zugriff auf erstklassige MechTechs, die das auch einbauen konnten!“ erzählte Kunta nicht ohne Stolz.
„Beeindruckend!“ stellte Reinhard Frank fest. „Umso mehr bin ich daran interessiert sie für uns zu gewinnen!“ Dann grinste er, „Aber jetzt erzählen sie mal, was sie erfahren haben und hoffentlich erzählen sie mir nichts Neues!“ Daraufhin lachte Kunta Keita.
„Ein Geheimdienstler mit Humor! Dass ich so was noch erleben darf!“ Kunta nickte und schilderte, was ihm am Wochenende zugetragen wurde. Nach dem der Ashanti geendet hatte, schaute der LND-Offizier düster drein.
„Da ist mehr durchgesickert, als ich gedacht hatte!“ stellte er fest. „Aber zum Glück nur unwichtiges. Aber das könnte einen erfahrenen Agenten verleiten tiefer zu graben als es uns lieb wäre!“ Richard Frank atmete aus. Dann schaute er Kunta direkt an.
„Danke für ihre Offenheit. Aber es wird Zeit, dass ich ihnen jetzt mehr erzähle! “ Dann briefte er Kunta Keita und gab ihm alle Informationen, die er Außenstehenden geben durfte und erzählte ihm auch ein bisschen mehr. Kunta war erstaunt. Davon dass Lyran Transspace aktiv in der Peripherie nach WoB- und Clan-Aktivitäten Ausschau halten und diese nach Möglichkeit unterbinden sollte, hatte er auf der Straße nichts gehört. Dann unterbreitete im OTL Frank ein Angebot.
„Ihr Volk wird wieder vereint. Das wissen sie! Wir wollen mit den Ashanti gut zusammen arbeiten und deshalb möchten wir auch, dass sie Teil des Militärischen Unterstützungskommandos werden! Ich garantiere ihnen, dass sie immer bei ihrem Stamm sein werden. Wir würden eine Lanze zusammenstellen, die direkt den Schutz der Ashanti übernimmt. Zurzeit ist für die Siedlungswelt nur eine Lanze vorgesehen, die sowohl unsere Einrichtung als auch die Ashanti im Ernstfall schützen und verteidigen soll. Aber ein ganzer Planet ist zu groß! 2 Lanzen wären besser um den Auftrag erfüllen zu können!“ Kunta wiegte den Kopf, als er das hörte.
„Das hört sich logisch an. Aber die 2. Lanze würde zu großen Teilen aus ihren Leuten bestehen. Das könnte zu Loyalitätsproblemen führen!“
„Hätten sie einen Vorschlag, wie man das besser machen könnte? Loyale und zuverlässige Mechkrieger wachsen nicht auf Bäumen! Wie sie selbst gesagt haben, was da draußen noch als Mechkrieger auf dem Planeten unterwegs ist, sind alles fragwürdige Existenzen, die noch nie in einer Hauseinheit gedient haben oder dort achtkantig rausgeschmissen wurden!“
„Na, ab und zu scheint Eine oder Einer dabei zu sein Neben den 7 Mechkriegern die sie vor fast 9 Monaten angeworben haben, wurde erst vor kurzem doch zwei angestellt.“
„Das stimmt und wie ich feststelle, hören sie genau zu, wenn man ihnen was erzählt!“ sagte Frank.


„Ich mache ihnen einen Vorschlag Herr Frank. Ich kenne zwei absolut vertrauenswürdige Mechkrieger, für die ich meine Hand ins Feuer legen würde. Diese müssten sie aber erst einmal ausfindig machen! Mit denen habe ich immer wieder zusammen gearbeitet und beide haben, genauso wie ich, das ewige Töten satt, machen aber weiter, weil sie irgendwie überleben müssen. Sie würden alles dafür tun, endlich weg vom ewigen Krieg zu kommen. Einer ist ein entehrter, freigeborener Claner, die andere eine Ashanti, die ein paar Jahre nach mir den Stamm verlassen hat. Ich gebe ihnen alles was ich weiß und sie finden die Beiden. Dann haben sie zwar keine vollständige Lanze, aber ich garantiere ihnen dass wir drei dann allem die Stirn bieten können, was gegen uns aufgeboten wird!“ Reinhard Frank beugte sich vor und legte seine Hände zusammen.
„Das Finden wird schwieriger werden als sie denken. Nicht nur, das die Allianz und der Rest der Sphäre von WoB ins Chaos gestürzt wurden, sondern auch die Kommunikationswege sind nicht sicher. Nach unserer Erkenntnis hat WoB ein flächendeckendes Agentennetz in den HPG-Stationen! Ich muss dafür alternative Kanäle benutzen. Aber ihr Vorschlag hört sich gut an und ich werde alles versuchen sie zu finden und herzubringen!“ versprach ihm Richard Frank. „Zum Glück haben wir dafür etwas Zeit! Aber nochmal zu ihnen! Würden sie dem Unterstützungskommando beitreten? Da sie lyranischer Bürger sind, müssten sie dazu nur noch in die Reserve der LAS eintreten. Ich könnte sie im Dienstgrad eines Kommandanten einstellen! Das Dienstverhältnis würde aber Ruhen, außer ein Einsatz erfolgt.“
„Wenn der Kontrakt entsprechend zu meiner Zufriedenheit ausgestaltet ist, wäre ich einverstanden.“ gab Kunta zurück.
„Ich werde alles vorbereiten und ihnen den Entwurf zukommen lassen. Wenn sie sich entschieden haben, melden sie sich!“ Richard Frank lächelte. „Noch etwas, dass sie ihren „MARODEUR“ kostenfrei bei uns parken könnten, dieses Angebot besteht unabhängig davon, da der Mech sowieso mit auf die Reise gehen wird, wenn sie sich dem Exodus der Ashanti anschließen, egal wie sie sich entscheiden!“
„Das würden sie machen? Dies ist doch potentiell eine Gefahr für sie!“
„Es wäre überschaubar. Wenn sie ohne Kontrakt mit den Ashanti gehen, würden sie für die Wartung des Mechs auf dem Siedlungsplaneten von uns keinerlei Unterstützung erhalten. Das hieße, irgendwann wäre ihr schöner Mech wahrscheinlich Edelschrott! Ich würde es aber bevorzugen, wenn sie unser Angebot annehmen!“ Frank lächelte dabei und Kunta wusste, das er Recht hatte. Dann grinste der dunkelhäutige Mechkrieger, das seine Zähne nur so blitzten.
„Ich weiß ihre Ehrlichkeit zu schätzen!“ erwiderte er, „Wenn ich ablehne haben sie für eine gewisse Zeit trotzdem ein Risiko auf dem Siedlungsplaneten.“
„Ein Risiko besteht immer. Selbst wenn sie unterschreiben. Wir sind aber bestrebt auf Dauer eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu ermöglichen. Und gegenseitiges Vertrauen ist wichtig! Die Ashanti können die Welt gestalten wie sie wollen, solange sie unsere Oberhoheit akzeptieren. Wir mischen uns dafür im Gegenzug nicht in ihre Belange ein. Nur Außenkontakte und die Sicherheit bleiben in unserer Hand.“ erklärte Richard Frank.
„Hat der »Siedlungsplanet« denn überhaupt einen Namen?“ wollte Kunta wissen.
„Ja!“ antwortete der LND-Offizier knapp und fügte nach einer Pause hinzu, „Jede Information die auf die Position des Planeten schließen lassen würde, ist streng vertraulich. Selbst Lester Tyrell hatte dies akzeptiert. Näheres werden sie erst erfahren wenn sie das System Kwangjong-ni verlassen haben.“
Kunta nickte, er spürte sofort, dass weitere Nachfragen sinnlos waren.


Nachdem er das HQ verlassen hatte, dachte Kunta über das Gespräch nach. Er entschied seinen Mech erst einmal dort zu lassen wo er gerade war und abzuwarten, wie der Kontraktentwurf aussah. Er kontaktierte den Air-Taxi-Dienst und bestellte einen Heli, der ihn am frühen Nachmittag wieder nach Waraky bringen würde. Dort musste er sich der schwierigsten Aufgabe seines Lebens stellen – das Herz Hafsats wieder zu gewinnen!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 14: Ungewissheit – Teil 2


System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Raumhafen
02.12.3070, 09:22 Uhr (Ortszeit)


Mit einem Ruck waren die schweren Vibrationen und Erschütterungen des Landeanflugs vorbei. Die „LAS Sea of Wonder“, ein lyranisches Landungsschiff der „UNION“-Klasse hatte auf dem militärischen Teil des Raumhafens von Landry aufgesetzt. Naomi schnallte sich ab und kletterte aus ihrer Koje. Das erste was ihr auffiel, war, dass sich alles ein klein wenig leichter anfühlte. Kwangjong-ni hatte eine Schwerkraft von 0,88g und damit weniger als sie es von New India und den Transferflügen gewohnt war. Aber immer noch besser als eine überdurchschnittliche Schwerkraft! Naomi hatte bereits kurz vor der Landung alles zusammengepackt und stellte nun ihren Seesack und ihre Seekiste vor die Kabine, die sie die letzten Wochen alleine bewohnt hatte. Sie trug bereits Mechstiefel, Shorts und ihre Kühlweste. Darunter hatte sie ein sehr dünnes atmungsaktives Shirt angezogen, welches sie vor allzu aufdringlichen Blicken schützen sollte. Nach einer kurzen Wartezeit kamen 4 Besatzungsmitglieder unter Führung eines Unteroffiziers und meldeten sich bei ihr. Sie sollten ihr Gepäck nach unten zur Rampe schaffen. 10 Minuten später kletterte sie in ihren „WRAITH“ und fuhr ihn hoch.
„Passwort!“ verlangte die Computerstimme des Mechs.
„Es ist im Kriege alles sehr einfach, aber das Einfachste ist schwierig.“ zitierte sie Clausewitz und der Mech akzeptierte mit einem Blip. Dann richtete sich der Mech auf und sie folgte ihrem Einweiser zur Rampe und verließ das Landungsschiff. Nach ca. 300 m blieb sie neben einem Fahrzeug stehen, aus dem eine hochgewachsene Frau entstiegen war und ihr entsprechende Zeichen gegeben hatte. War dies das vereinbarte Empfangskomitee? Da knackte ihr Funk.
„Hptm Frank? Hier Lydia Holland, Lyran Transspace. Willkommen auf Kwangjong-ni! Kommen!“
„Hier Hptm. Frank, soll ich herunterkommen? Kommen!“
„Das wäre sehr freundlich, ich rede nicht gerne mit 10 m hohen Stahlkolossen!“ hörte sie Lydia Holland informell antworten.


Kurz darauf stand sie neben dem rechten Fuß ihres Mechs und die Strickleiter baumelte noch hin und her. Die Frau kam auf sie zu und hielt ihr die Hand hin,
„Nochmal persönlich, ich bin Lydia Holland, Leiterin der internen Sicherheit von Lyran Transspace. Herzlich Willkommen hier und bei Lyran Transspace! Ich habe erst vor 2 Stunden vom LND erfahren, dass sie zu uns abgestellt wurden!“ Naomi erwiderte den Händedruck.
„Danke, Hptm. Naomi Frank, LAS!“ erwiderte sie. „Mir ist auch nichts Genaues zu meinem Sonderauftrag bekannt. Ich hoffte von ihnen mehr zu erfahren!“
„Ich glaube, dem kann ich abhelfen!“ erwiderte die schlanke, braunhaarige Frau grinsend und gab ein Zeichen zu dem Fahrzeug, aus dem sie vorher selbst ausgestiegen war. Eine Tür öffnete sich und ein älterer, grau melierter Mann stieg aus und fixierte Naomi. Dann breitete sich ein fröhliches Lächeln aus seinem Gesicht aus und ging schnell zu den beiden Frauen.
„Naomi!“ sagte ihr Vater zärtlich zu ihr, „Schön dich hier zu haben!“ Dann umschlossen seine Arme ihren Oberkörper und er drückte sie fest an sich. „Deine Mama freut sich auch schon, dich zu sehen!“ flüsterte er ihr zu.


Etwa zwei Stunden später stand Naomi in LAS-Felduniform einem Oberstleutnant gegenüber und meldete sich bei ihm. Der Oberstleutnant musterte sie erst von oben bis unten. Naomi Frank war etwa 1,65m groß, hatte eine sportliche Figur, schwarzbraune, schulterlange, stark gelockte Haare und zwei intelligente, braune Augen schauten ihn direkt an. Er konnte sogar Gesichtszüge ihres Vaters erkennen, aber im Gegensatz zu ihm hatte sie eine leicht olivfarbene Haut, die sie wohl von ihrer Mutter geerbt hatte.
„Hptm. Naomi Frank, von den 8. Lyran Regulars zu einem Sondereinsatz zu ihnen abkommandiert!“ meldete sie sich.
„Danke Frau Hauptmann. Ich bin OTL. David Odenwald, stv. Kommandeur Militärisches Unterstützungskommando der Lyran Transspace. Ich freue mich sehr sie hier zu haben. Ein kurzer Blick in ihre Akte zeigt, dass sie sicher gut zu uns passen werden! Ich habe auch erst heute von ihrer Zuversetzung vom LND erfahren, aber wir haben hier hohe Sicherheitsstandards. Das werden sie bei der Einweisung noch erfahren und verstehen lernen!“ Dann schaute Odenwald auf die Seite und grinste ihren Vater an und nickte. Dann bat er Naomi zu einer Sitzecke und sowohl ihr Vater, der nun LND-Uniform trug als auch Odenwald und Ms. Holland setzten sich.
„Sie sind sicher schon gespannt, um was es sich bei diesem Sondereinsatz handelt. Das werden wir ihnen jetzt erklären!“ sagte der Oberstleutnant. Naomi wunderte sich sehr über die informelle Art, wie das Gespräch begonnen hatte. Aber als dann ihr der Auftrag, die Umstände und die Rolle des Unterstützungskommandos dargelegt wurde, zu dem sie nun gehörte, erklärte es sich.


„So das war‘s. Sie sind jetzt eingewiesen. Heute Nachmittag haben sie noch einen Termin bei der CEO von Transspace, Lady Morgaine Lestrade. Sie hat ausdrücklich gewünscht sie kennen zu lernen!“ beendete David Odenwald seine Ausführungen. „Ihre Sachen sind bereits in ihrer Unterkunft und der Mechrüstsatz dürfte mittlerweile den Mechhangar erreicht haben, in dem sie ihren „WRAITH“ abgestellt haben. Tolle Maschine haben sie da übrigens!“ stellte er fest. „Bei nächster Gelegenheit stellen sie den Mech ihren neuen Kameraden und mir vor. Einen „WRAITH“ hat von uns noch keiner gesehen!“ Dann schaute sich OTL Odenwald um. „Das war‘s für heute von meiner Seite. Morgen ist für sie um 07:30 Uhr regulärer Dienstbeginn hier in meinem Büro. Solange übergebe ich sie unserem LND-Verbindungsoffizier und denken sie an den Termin bei Mylady, mit ihr würde ich es mir nicht verscherzen wollen!“ grinste er.


Etwas später saß sie mit ihrem Vater zusammen in dessen Büro.
„Warum hat du mich hergeholt Papa?“ fragte sie ihn, als sie alleine waren.
„Wir brauchen vertrauenswürdige Mechkrieger, Naomi. Auch wenn ich als Vater froh bin, dich endlich wieder in meiner Nähe zu haben, aber du wirst bald weiter entfernt von allem sein, als du es dir je vorstellen konntest!“ sagte er geheimnisvoll. Dann drehte er ein Bild um, das auf seinem Schreibtisch lag und schob es ihr hin. Naomi betrachtete es. Erst erkannte sie den auf dem Bild gezeigten Mann nicht obwohl sie bekannte Züge sah. Dann weiteten sich ihre Augen und sie flüsterte,
„Der General! Lebt er?“ Perplex schaute sie ihren Vater an. „Sag dass das wahr ist! Ihm verdanke ich mein Leben!“
„Ja, er hat überlebt. Die Jadefalken haben ihn vor dem Tod bewahrt, weil er in ihren Augen ehrenvoll gehandelt hat. Aber LtGen. Georg Fichtenberg ist offiziell tot und das muss er auch bleiben! Es gibt viele die ihn endgültig Tod sehen wollen, allen voran Adam Steiner! Er musste deshalb zu Oberst Georg Müller werden und ist jetzt Kommandeur des militärischen Unterstützungskommandos und derzeit auf einem Außeneinsatz weit weg von Verrat und Niedertracht der Inneren Sphäre.“
„Aber warum Adam Steiner?“ fragte Naomi.
„Er hat ihm wohl nicht verziehen, dass er seine Basis und den Grund für seine Reputation verloren hat. Um ehrlich zu sein, war er selber schuld, als er mit der 14. Donegal von Barcelona abrückte um Prinz Victor im Bürgerkrieg auf Bone-Norman zu unterstützen. Das war die eigentliche Einladung für die Falken zur Invasion! Auch wenn ich sonst viel von Adam Steiner halte, aber die hohen Herren suchen immer einen Sündenbock und der ist in diesem Fall LtGen. Fichtenberg!“ stellte Reinhard Frank seufzend fest. „Mittlerweile ist Oberst Müller mein Freund. Wir haben uns auf meinem letzten Außeneinsatz kennen und schätzen gelernt. Er ist kein Übermensch, aber die Art von Offizier, von denen die Allianz viel mehr haben müsste!“
„Warum nennst du ihn wieder Oberst Müller, du weißt doch wer er ist!“ fragte Naomi etwas verwirrt.
„Streiche seinen richtigen Namen aus deinem Gedächtnis. Dann kannst du dich auch nicht verplappern!“ meinte ihr Vater lächelnd. „Komm, wir gehen zusammen in der Kantine Mittagessen und dann gehen wir zusammen zu Mylady!“ schlug er vor. Naomi nickte und folgte ihrem Vater.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace
02.12.3070, 15:39 Uhr (Ortszeit)


Richard Frank saß wieder an seinem Schreibtisch und arbeitete eine Dinge auf, die wegen der Ankunft seiner Tochter liegengeblieben waren. Seine Tochter war gerade mit Lydia Holland unterwegs, die ihr die Einrichtungen der Company am Raumhafen von Landry zeigte. Nach einer Weile piepte sein Posteingang und sah eine neue Mail, die er kurz überflog. Er begann zu grinsen, Kunta Keita hatte den Kontrakt akzeptiert und unterzeichnet, den er ihm vor ein paar Tagen geschickt hatte. Er war sich auch sicher, dass der Mechkrieger dies sogar mit Lady Owusu abgesprochen hatte! Damit die Sache schnell unter Dach und Fach sein würde, bestellte er Kunta Keita für den morgigen Samstagvormittag zu sich ein, um die letzten Formalien zu erledigen. Damit war dieser einverstanden, aber er würde seinen Mech gleich mitbringen! Richard lehnte sich zurück und lachte in sich hinein. Das würde einiges an Aufsehen erregen! Seine Anwerbungsbemühungen hatte er, wie üblich nicht an die große Glocke gehängt und OTL. Odenwald war nur darüber informiert, das er einen vielversprechenden Kontakt hergestellt hatte. Nur Mylady war vollumfänglich informiert, deshalb sandte er ihr auch sofort ein Memo, das Kunta Keita zugestimmt hatte. Von seiner Suchanfrage über seine LND- und LOKI-Kanäle nach den zwei Mechkriegern hatte er noch keine Rückmeldung. Er hofft inständig, das diese Kanäle noch nicht von WoB infiltriert waren. Über die normale HPG-Kommunikation kam von Transspace mit voller Absicht nur belangloses Netzrauschen!




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace
03.12.3070, 08:30 Uhr (Ortszeit)


Richard Frank stand 100 m hinter dem großen Haupttor und grinste. Neben ihm stand OTL. David Odenwald, den er gebeten hatte, ebenfalls den neuen Mechkrieger in Empfang zu nehmen.
„Hätte es nicht gereicht, ihn in meinem Büro zu empfangen?“ fragte dieser ihn gerade, als er leise Erschütterungen des Bodens spürte.
„Nein, ich fand, sie sollten so schnell wie möglich selber sehen, wer und was da kommt!“ sagte der LND-Offizier, der wie üblich in ziviler Bekleidung da stand, während David Odenwald im grünen Overall mit seinem Dienstgradabzeichen neben dem Namensschild an der Brust stand, der offiziellen Arbeitsuniform des MilUstKdos. Die Erschütterungen wurden immer stärker, dann bog ein gewaltiger Mech in die Zufahrt zum Haupttor ein und auf ein Zeichen von Frank öffnete sich sofort das Tor. David Odenwald starrte den Mech überrascht an. Ein schwarzer „MARODEUR“ mit Dunkel- und Hellgrünen Tarnstreifen kam auf sie zu. Der erfahrene Mechkrieger sah sofort, dass dies ein modifizierter Mech war. Deutlich erkannte er die schweren Fokussierspulen, wie sie für cERPPCs typisch waren. 20 m vor den beiden Offizieren blieb der „MARODEUR“ stehen und eine Strickleiter wurde ausgeworfen. 2 Minuten später stand ein großer, breitschultriger, schwarzer Mechkrieger vor ihnen, der sie militärisch grüßte,
„Mechkrieger Kunta Keita meldet sich zum Dienst!“ OTL. Odenwald grüßte zurück.
„OTL. Odenwald, stv. Kommandeur MilUstKdo. Willkommen im Team!“ gab dieser zurück. Dann schaute er den Nachrichtenoffizier an.
„Wurde Mechkrieger Keita schon vereidigt?“ Der angesprochene verneinte.
„Das ist das einzige was noch fehlt, Herr Odenwald.“ Der OTL wandte sich daraufhin an Kunta Keita.
„Wenn sie möchten, können wir das an Ort und Stelle vollziehen!“ Kunta Keita nickte,
„Ich bin bereit Herr Oberstleutnant!“ meldete er. Die Regularien hatte Kunta bereits im Vorfeld mit Richard Frank geklärt, auch seinen Kontrakt hatte er bereits mit seiner ID unterschrieben.
„Gut - Mechkrieger Keita, Stillgestanden!“ befahl Odenwald und Kunta Keita sprach die Eidesformel nach, die ihm Odenwald vorsagte. Bevor er aber Keita rühren lassen konnte, zog Richard Frank sein ComPad hervor und zeigte es Odenwald. Der hob erst überrascht eine Augenbraue, dann nickte er und wandte sich wieder an Kunta Keita.
„Mechkrieger Keita, im Namen der Lyranischen Allianz befördere ich sie mit sofortiger Wirkung zum Kommandanten! Rühren!“ Dann gab er dem schwarzen Mechkrieger die Hand und meinte,
„Bewähren sie sich in diesem Dienstgrad, ich wünsche ihnen viel Soldatenglück!“
„Danke Herr Oberstleutnant, das werde ich!“ gab Kunta Keita selbstsicher zurück.


Eine halbe Stunde später stand der „MARODEUR“ in der Wartungsbucht im Mechhangar 1, direkt neben einem „WRAITH“. Ansonsten war dieser Bereich der Halle leer. Die anderen beiden Mechbuchten waren unbelegt. Nachdem Kunta seinen Mech heruntergefahren und gesichert hatte, kletterte er aus dem Cockpit auf die Wartungsbühne und verriegelte es. Nachdem er die Stahltreppe hinuntergegangen war, traf er auf eine kleinere Mechkriegerin mit dunkelbraunem Lockenkopf, die sich seinen Mech interessiert ansah. Als er sie erreichte, grüßte sie ihn,
„Hptm. Naomi Frank, LAS! Ich bin die Pilotin des „WRAITH“. Wir teilen uns zurzeit die Halle. Ich bin auch erst gestern hier eingetroffen!“ Kunta grüßte die junge Frau.
„Kunta Keita, exSöldner und jetzt hier beim MilUstKdo. Mich haben sie gerade zum Kommandanten der LAS-Reserve befördert! Ich bin Ashanti!“ Er reichte ihr seine Hand die sie sofort ergriff. Er spürte aber gleich, das sie einen kräftigeren Händedruck hatte, als er es erwartete.
„Freut mich!“ sagte Naomi, „Wenigstens bin ich nicht der einzige Rookie hier, die anderen sind ja alle schon seit längerem dabei!“ Naomi fand Kunta auf Anhieb sympathisch, auch wenn sie Söldnern bisher immer mit einer gewissen Distanz begegnet ist. Ihre Loyalität für Geld zur Verfügung zu stellen, war ein Konzept, dass sie sich nicht für sich vorstellen konnte.
„Einen „WRAITH“ habe ich bisher nur einen gesehen!“ meinte Kunta, „Das war, als ich im Auftrag der Allianz gegen WoB gekämpft habe!“ stellte er fest.
„Der Mech stammt auch von WoB, wir konnten ihn den Blakeisten abjagen, als ich noch bei den 8. Lyran Regulars war. Der Mech wurde mir zugewiesen, da mein „ENFORCER“ schwer beschädigt worden war!“ erklärte Naomi. Plötzlich kam ein Lastwagen in den Hangar und rangierte rechts neben den Marodeur und lud den Rüstsatz ab. Daneben stellten der Fahrer und Beifahrer noch 4 Seekisten mit der kompletten persönlichen Habe Kuntas ab.
„So, jetzt muss ich nur noch wissen wo meine Bude ist!“ sagte Kunta, aber kaum hatte er zu Ende gesprochen kam ein Trupp Mitarbeiter und sprachen ihn an.
„Wir sollen ihre Sachen in ihre Unterkunft bringen!“ Kunta nickte,
„Was für ein Service! Die 4 Kisten hier!“ und zeigte neben den Rüstsatz. Der Führer des Kommandos meinte nur,
„Betrachten sie es als erledigt! In 30 Minuten stehen die Kisten in ihrem Appartement!“ Kunta neigte den Kopf,
„Vielen Dank!“ sagte er und wandte sich wieder Naomi zu.
„Ich soll sie ein wenig herumführen. Wollen sie einen Kaffee? Dann gehen wir erst mal ins Casino!“ meinte sie, als Kunta nickte. Kunta grinste. Auch er fand Naomi sympathisch. Vom Alter her hätte sie fast die Tochter sein können, die er nie hatte.
„Ich denke, wir duzen uns lieber!“ schlug er vor. „Von militärischen Förmlichkeiten hatte ich noch nie viel gehalten!“
„Sehr gerne Kunta, dann mal los!“


Nachdem sie ihm den ganzen Campus gezeigt hatte, saßen sie zusammen in der Kantine beim Mittagessen.
„Von den anderen Mechkriegern haben wir noch niemand getroffen!“ stellte Kunta fest.
„Heute ist Samstag, da haben alle normalerweise dienstfrei.“ stellte Naomi fest. „Mein Vater hat mir schon gesagt, dass ich heute wohl kaum jemand treffen werde.“
„Wer ist denn dein Vater?“ wollte er wissen.
„Richard Frank, der Sicherheitsberater!“ informierte sie ihn. Kunta schaute sie erstaunt an. Naomi bemerkte den Blick und versicherte, „Das hat nichts mit meiner Position hier zu tun! Mein Vater hat mich geholt, weil er verlässliche und vertrauenswürdige Mechkrieger braucht und ich verspreche dir, ich bin kein Spitzel des LND!“
„Das sagst du so locker!“ antwortete Kunta.
„Das Problem habe ich immer, wenn man erfährt, wer mein Vater ist. Mittlerweile gehe ich das offensiv an, weil mitbekommen tut es doch jeder über den Flurfunk und das ist schlimmer!“ Damit war das Thema erst einmal beendet. Kunta verstand sie.
„Was steht Nachmittags auf dem Programm?“ wollte er wissen.
„Dienstschluss!“ gab sie zurück. „Ich geh nachher in den Fitnessraum, Sport ist eines der Hobbys die ich überall ausführen kann!“
„Wenn du nichts dagegen hast, komme ich mit!“ erwiderte er. Naomi lächelte ihn an.
„Das wäre gut, sonst kenne ich da ja noch niemand!“




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Fitness-Raum
03.12.3070, 14:00 Uhr (Ortszeit)


Naomi kam aus der Umkleide und trug ihr knapp geschnittenes Trainingsoutfit. Kunta wartete bereits. Als er sie sah, pfiff er durch die Zähne. Naomi hatte einen durchtrainierten Körper und ihre Muskeln zeichneten sich deutlich unter ihrer Haut ab.
„Wow, du bist ganz schön fit!“ stellte er fest. Naomi grinste,
„Man merkt dass du ein Söldner bist. In den Garnisonen hat mir noch nie jemand nachgepfiffen!“ stellte Naomi fest „Was du siehst ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit! Auf Hinterwälderplaneten hat man ja sonst nichts zu tun!“ meinte sie. Dann fiel Kuntas Blick auf den Anhänger um ihren Hals, den er als Davidstern identifizierte,
„Bist du jüdischen Glaubens?“
„Ja! Meine Mutter ist Jüdin. Mein Vater ist mittlerweile konvertiert.“ informierte sie ihn. Danach machten sie sich erst einmal warm, um dann ihre Übungen zu machen. Es waren nur wenige Sportler da, so dass Naomi problemlos ihr Training absolvieren konnte, ohne irgendwo warten zu müssen. Gerade legte sie die Hantelstange in die Halterung, nach dem sie einen Satz Kniebeugen absolviert hatte, als sie von einer anderen Sportlerin angesprochen wurde.
„Hallo, du bist neu hier, oder?“ fragte diese. Naomi holte zuerst tief Luft und wischte sich mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn.
„Ja, ich bin seit gestern hier!“ bestätigte Naomi. Da streckte ihr die Frau ihre Hand entgegen,
„Dann bist du die neue Mechkriegerin? Ich bin Agnes Pasternak, Mechkriegerin in der Zeta-Lanze.“ stellte sie sich vor. Naomi ergriff sofort die dargebotene Hand,
„Ich bin Naomi Frank! Direktimport von den 8. Lyran Regulars.“
„Die sind aber nicht gerade um die Ecke stationiert. Da warst du sicher eine Weile unterwegs!“
„Es ging schneller als ich gedacht habe!“ Dann stellte Naomi eine Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte, „Sag mal, sind hier alle so locker drauf? Das bin ich gar nicht gewohnt!“ Agnes Pasternak nickte,
„Ja, seit wir quasi Soldaten in Wartestellung sind, hat sich der Umgangston stark gelockert. Wir sind ja offiziell keine aktiven Soldaten, sondern Angestellte! Im Dienst wird aber auf eine gewisse Förmlichkeit Wert gelegt, daran wirst du dich sicher schnell gewöhnen!“ antwortete Agnes und lächelte dabei. Dann meinte sie,
„Ich geh dann mal weiter trainieren. Übermorgen werdet ihr uns ja offiziell vorgestellt!“ und ging mit einem kurzen Gruß wieder an ihr Gerät zurück.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Mechhangar 1
05.12.3070, 7:30 Uhr (Ortszeit)


Alle Mechkrieger des MilUstKdo’s waren angetreten und KdtHptm. Nika Matic wartete darauf, das OTL. David Odenwald mit den beiden neuen Mechkriegern kommen würde. Eigentlich waren sie nach langer Suche endlich vollständig besetzt. Vor knapp einem Monat konnten sie innerhalb von einer Woche zwei Mechkrieger mit ihren Mechs verpflichten. Ihre eigene Lanze war schon länger wieder auf vollem Stand, da sie Olt. Rita Fels mit ihrem „FIRESTARTER“ in ihre Lanze übernommen hatte, was ihr Kdt. Hans Reuter immer noch übel nahm, da sie diese aus seiner Lanze „abgeworben“ hatte. Rita Fels hatte in ihrer alten Lanze ein gutes Bild abgegeben, aber irgendwie wurde sie nicht mit ihr warm, seit sie in ihrer Lanze war. Dann sah sie OTL Odenwald und wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie nahm Haltung an und lies die Mechkrieger stramm stehen. Als der Oberstleutnant sie erreicht hatte, meldete sie ihm und trat dann in die Formation zu ihrer Lanze ein.


„Guten Morgen Mechkrieger!“ begrüßte Odenwald die angetretene Formation und es scholl
„Guten Morgen Herr Oberstleutnant!“ zurück. Dies war einer der Rituale, an dem OTL Odenwald eisern festhielt, auch wenn der Umgang im täglichen Dienst mittlerweile weit weniger formal war.
„Rührt euch! Ich möchte ihnen zwei neue Kameraden vorstellen!“ begann er und gab seinen beiden Begleitern ein Zeichen, die sich dann mit Front zu den anderen Mechkriegern aufstellten.
„Hptm. Nomi „Hit-Girl“ Frank von den 8. Lyran Regulars ist mit ihrem „WRAITH“ uns zuversetzt worden!“ sagte der stv. Kommandeur und nickte Naomi zu, die einen Schritt vortrat und ihre neuen Kameradinnen und Kameraden grüßte.
„Hptm. Frank war als Lanzenführerin einer Scoutlanze bei den 8. eingesetzt und hatte mehrere erfolgreiche Einsätze gegen die Truppen von Blakes Wort.“ Naomi trat nun wieder zurück.
„Kdt. Kunta „Gyata“ Keita, ist mit seinem „MARODEUR“ zu uns gestoßen. Er ist Ashanti, und hat in den letzten Jahrzehnten sowohl gegen die Clans als auch gegen Blakes Wort als Söldner gekämpft!“ Auch Kunta ging einen Schritt nach vorne und grüßte. Dabei musterte er die angetretenen Mechkrieger. In seiner Karriere hatte er mehrfach als Söldner ganze Kompanien geführt und konnte so aufgrund seiner Erfahrung oft schnell abschätzen, wer da vor ihm stand.
„Ich wünsche unseren Neuzugängen einen guten Einstand und viel Soldatenglück! Die Beiden werden vorerst keiner Lanze zugeordnet, da alle anderen Lanzen vollständig sind. Sie bilden für die Ausbildung eine eigene Halblanze. Führer der Halblanze ist Kdt. Keita. Heute Mittag findet ein gemeinsames Essen statt. Dabei können sie die Neuen auch persönlich kennen lernen. Das war’s für’s Erste. Lanzenführer übernehmen und weitermachen!“ OTL. Odenwald nickte Kdt. Reuter und KdtHptm. Matic zu. Diese übernahmen ihre Mechkrieger und marschierten ab. Hptm. Pasternak übernahm in Vertretung von Odenwald dessen Lanze und verließ mit ihren Kameraden ebenfalls den Hangar.
„Was machen wir jetzt? Irgendwelche Befehle?“ fragte Kunta Keita.
„Gleich kommen die MechTechs. Sie werden ihre Mechs überprüfen. Die Techs werden sie brauchen. Die Besonderheiten ihrer Mechs sind ihnen nicht bekannt.“ antwortete Odenwald. „Beginn des Gemeinsamen Mittagessens ist 12:45 Uhr, seien sie Pünktlich!“ OTL. Odenwald lächelte. Kunta Keita nahm Haltung an und meldete Naomi und ihn zu den Wartungsarbeiten ab.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Casino
05.12.3070, 12:40 Uhr (Ortszeit)


Kunta Keita und Naomi Frank betraten etwas früher das Casino. Wie erwartet waren die ersten Mechkrieger bereits anwesend und beide machten die Runde und begrüßten jeden per Handschlag und stellten sich gegenseitig vor, wie es bei einem gemeinsamen Mittagessen in Offizierskreisen üblich war. Zufälligerweise stand Hptm. Agnes Pasternak gleich neben der Türe und Naomi reichte ihr die Hand.
„Hallo, wir kennen uns doch schon aus dem Fitnessraum?“ fragte Naomi.
„Genau! Ich bin Hptm. Agnes „Eowyn“ Pasternak, stv. Lanzenführerin Zeta-Lanze. Mein Mech ist ein „WOLVERINE“. Nach einem Lächeln ging Naomi weiter und war bald bei allen gewesen. Die Nachzügler kamen dann bei ihr vorbei, da sie ebenfalls alle Anwesenden direkt per Handschlag begrüßten.
„Guten Tag, ich bin Olt. Larissa „Ball“ Schostakovich, mein Mech ist ein „ARGUS“. Ich bin auch erst seit 4 Wochen an Bord! Ich bin Söldnerin.“ sagte sie zu Naomi und lächelte dabei fröhlich.
„In welcher Lanze sind sie?“ fragte Naomi nach.
„Ich wurde vorläufig der Gamma-Lanze von Kdt. Reuter zugewiesen. Das ist aber noch nicht endgültig festgelegt. Dann ging sie weiter um OTL. Odenwald zu begrüßen, der neben ihr stand. Der letzte Mechkrieger, der gerade noch so pünktlich kam, erreichte nun Naomi.
„Hallo, ich bin Olt. Felix „Banjo“ Leitner, ich führe einen „ENFORCER“ und bin ebenfalls Söldner. Zurzeit bin ich der Zeta-Lanze als „5. Rad am Wagen“ zugeteilt und erst seit Anfang November im Team!“ Dabei grinste er.
„Einen „ENFORCER“? Das war lange Zeit auch mein Stamm-Mech. Welche Version?“ wollte Naomi sofort wissen.
„Einen „ENF-5D“!“ erwiderte Felix Leitner.
„Wow! Das ist die supermoderne Version. Den hätte ich auch gerne gehabt. Ich hatte einen „ENF-4R“!“
„Ah, das Standard-Modell. Der neue ist viel besser! Sie würden Augen machen!“ lobte der Mechkrieger seinen Mech. Dann nickte er und ging weiter.


Nach dem gemeinsamen Mittagessen kannten Naomi und Kunta nun alle anderen Mechkrieger, auch den einzigen Entrechteten im Team, der als Reservepilot angeworben worden war und zurzeit als Adjutant des stv. Kommandeurs Dienst tat. Naomi hatte sofort gespürt, das er darunter litt, keinen eigenen Mech zu haben. Aber da er auch die Techs unterstützte, hatte er oft Gelegenheit andere Mechs zu bewegen, auch um nicht aus der Übung zu kommen. Naomi und Kunta verließen zusammen das Casino und auf dem Weg zum Mechhangar tauschten sie sich über die anderen Krieger aus.
„Also Mark Leclerc kann einem leidtun!“ meinte Kunta. „Alle haben ihren persönlichen Mech, nur er steht ohne da.“
„Immerhin kann er regelmäßig einen Mech steuern und einen Job hat er auch noch! Besser als in Söldnerkneipen herum zu hocken und verzweifelt Arbeit suchen zu müssen!“ entgegnete Naomi.
„Ohne dir zu nahe treten zu wollen, Naomi, aber du weißt nicht wie das ist, als entrechteter Mechkrieger dahin zu vegetieren. Jeder schaut auf dich herunter und behandelt dich wie einen Menschen zweiter Klasse!“ sagte Kunta. Naomi nickte,
„Ja, du hast Recht! Ich hatte immer einen Mech. Auch als mein „ENFORCER“ ausgefallen war, bekam ich sofort wieder einen neuen Mech zugewiesen!“ stellte sie fest. Im Hangar angekommen, wechselten sie die Kleidung und zogen einen Wartungsoverall an und machten sich zusammen mit den Techs an die Arbeit.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Büro Lady Lestrade
27.12.3070, 15:15 Uhr (Ortszeit)


„Ms. Holland, was gibt es so dringendes, das sie mich und Herrn Frank sprechen wollten?“ fragte Lady Morgaine Lestrade ihre Sicherheitschefin. Zuerst stellte Lydia Holland ein Gerät auf den Tisch und schaltete es ein. Richard Frank identifizierte das Gerät sofort als einen Akustikblocker, der zuverlässig Lauschangriffe unterbinden konnte. Dann legte sie ein Bild auf den Tisch, das ein kleines Objekt zeigte.
„Das haben wir im gesicherten Besprechungsraum bei der Routinekontrolle hinter einer Deckenplatte gefunden!“ erklärte sie. „Das ist ein hochmodernes Abhörgerät! Wir haben also einen Spion auf dem Campus!“
„Seit wann ist das dort?“ wollte Mylady wissen.
„Bei der letzten Kontrolle vor 6 Tagen war es noch nicht da!“ informierte sie die CEO. „Wenn ich mir die Umstände betrachte, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass einer unserer neuen Mechkrieger ein Agent ist! Die angeworbenen Infanteristen haben keinen Zugang zum HQ!“ stellte Lydia Holland fest. „Da wir alle Krieger soweit es uns möglich war, überprüft haben und keiner aufgefallen ist, sind logischerweise alle verdächtig! Leider auch ihre Tochter, Herr Frank!“
„Das glauben sie wohl selber nicht!“ warf der LND-Offizier ein.
„Was ich glaube tut hier nichts zur Sache!“ erwiderte die Sicherheitschefin hart. „Wir müssen dieses Element aufspüren und unschädlich machen! Mylady, da Herr Frank befangen ist, bitte ich sie, dass er aus den Ermittlungen herausgehalten wird. Ich würde mich aber freuen, wenn mich ihre Leibwächterin und unser Loki-Kommando mich unterstützen könnten. Sie sind in meinen Augen am besten qualifiziert!“ Lady Lestrade lehnte sich zurück. Sie schaute sorgenvoll erst Lydia Holland und dann Richard Frank an.
„Sind die Daten unserer Peropherie-Basis sicher?“ wollte sie wissen.
„Ja, Mylady. In unseren Computersystemen gibt es keinen Datensatz, der die Originaldaten enthält. Nur der von uns angelegte Honeypod, den wir mit Absicht dort platziert haben!“
„Ms. Holland, sie müssen den Spion schnellstmöglich entlarven, aber es darf nicht nach Außen dringen, dass wir wissen, dass uns ein Agent unterwandert hat! Sie erhalten Zugriff auf alle notwendigen Ressourcen!“ Dann wandte sie sich an den LND-Offizier. „Herr Frank, Ms. Holland hat Recht. Ich muss sie leider diesbezüglich ausschließen. Ihre Aufgabe bleibt weiterhin die Informationsbeschaffung von außen. Wenn sie irgendetwas feststellen, das mit dem Agenten zu tun haben könnte, geben sie es an Ms. Holland. Sie werden aber nicht involviert und haben absolutes Stillschweigen zu bewahren!“ Lady Lestrade schaute Richard Frank durchdringend an.
„Jawohl, Mylady. Ich werde mich daran halten! Auch wenn ich mir sicher bin, das es meine Tochter nicht ist! Von mir wird sie nichts erfahren!“
„Gut!“ sagte Mylady. „Ms. Holland, finden sie die undichte Stelle so schnell als möglich. Gehen sie aber so unauffällig und gründlich vor wie es nur geht!“

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06.10.2023 08:25 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Kapitel 15: Auf der Jagd


System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Büro Lydia Holland
27.12.3070, 16:03 Uhr (Ortszeit)


Nach der Besprechung mit Mylady und Richard Frank war Lydia wieder in ihr Büro gegangen. Sie wusste, dass sie eine schwierige Aufgabe zu bewältigen hatte. Bis jetzt hatte sie keinerlei Anhaltspunkte wer hinter dem Ausspähversuch steckte und was diese Person als nächstes plante. Sie setzte sich auf ihren Stuhl und schaute die Objekte und Bilder an, die sie auf dem Sideboard stehen und an der Wand hängen hatte. Immer wenn sie ihre Gedanken sammeln wollte, führte sie dieses Ritual durch. Auf den Bildern waren Stationen ihrer Karriere als L/R-Pilotin der Vereinigten Sonnen zu sehen. Z.B. wie eine jüngere Ausgabe von ihr in der engen Fliegerkombi vor ihrem Schulungsflugzeug stand und breit grinste, nachdem sie kurz vorher ihren Flugschein bestanden hatte, das Wappen der ersten Staffel, in der sie Dienst tat oder wie sie in ihrem „CENTURION“-L/R Jäger der Rosamond-Miliz saß und bei offenem Cockpit konzentriert ihre After-Flight-Checks durchführte. Damals war das Leben noch einfacher dachte sie sich. Sie überlegte dann, wie sie dem Spion eine Falle stellen konnte. Da klopfte es an der Tür.


„Herein!“ rief sie. Als sich die Tür öffnete betraten 2 Personen ihr Büro, Felicitas Harrer und Theo Konrad, die beiden Teamleiter des Loki-Kommandos, das nach wie vor an Lady Morgaine abgestellt war. Als die Tür wieder geschlossen war, schaltete Lydia Holland zuerst ihren Akustikblocker ein und bedeutete den beiden sich zu setzen.
„Lady Morgaine hat uns an sie abgestellt.“ stellte Theo Konrad fest.
„Mylady verliert keine Zeit!“ bemerkte Lydia. „Wir haben einen Spion auf dem Campus!“ eröffnete sie den beiden Agenten. „Sie sollen mir helfen ihn zu neutralisieren!“ Dann erzählte sie den beiden, was sie wusste und auf wen sich ihr Verdacht richtete. Die Agenten nickten.
„Nicht einfach!“ sagte Felicitas Harrer. „Wir müssen erst einmal feststellen, wohin das Abhörgerät seine Daten liefert. Aber auf alle Fälle, sollten wir es dort lassen wo es ist. Vielleicht kommt der Spion vorbei und schaut nach dem Gerät!“
„Meine Überlegungen gingen in die gleiche Richtung. Ich habe bereits 2 unauffällige Kameras in dem Raum installieren lassen.“ informierte sie Lydia Holland. Dann tauschten sie sich über verschiedene weitere Möglichkeiten aus.
„Ich bitte sie, nochmals den Hintergrund aller Personen zu durchleuchten, die die Möglichkeit haben den Raum zu betreten. Vor allem die vier neuen Mechkrieger!“ gab ihnen Lydia Holland noch einen Auftrag mit. Dann beendete sie die Besprechung und die Loki-Agenten verließen ihr Büro wieder.
„Der erste Schritt ist gemacht!“ dachte sie.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Dardan Hills, Ashanti Kral Waraky
28.12.3070, 08:00 Uhr (Ortszeit)


Kunta war seit 10 Tagen wieder in Waraky und unterstützte Adom wo er konnte. Hafsat gab sich ihm gegenüber immer noch reserviert, aber hatte akzeptiert, dass er in regelmäßigem Wechsel in Landry und in Waraky war, da er sonst seine Pflichten gegenüber Lyran Transspace nicht erfüllen konnte. Die Älteste Abina Owusu hatte sich deshalb direkt mit Lady Lestrade in Verbindung gesetzt und darum gebeten, dass Kunta regelmäßig in den Kral kommen konnte. Kunta half gerade Enam Otoo eine Bestandsliste aller landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen aufzustellen, damit man entscheiden konnte, was für den Exodus mitgenommen werden muss und was hier bleiben konnte.


Gegen Mittag hatten sie die Liste fertig und Enam schaute darüber.
„Davon kann einiges hier bleiben. Vor allem das uralte Gelumpe!“ stellte er fest. „Da wir wahrscheinlich nur sehr schwer Ersatzteile bekommen, müssen wir das Meiste dann selber herstellen! Am besten besorgen wir uns noch für die Geräte und Maschinen die wir mitnehmen einen Satz Verschleißteile in ausreichender Menge!“
„Guter Plan!“ lobte Kunta. „Ich geh dann mal Mittagessen!“ sagte er noch.
„Alles klar! Um 14:00 Uhr machen wir weiter. Hast du schon mal ein Dach repariert?“
„Bis jetzt noch nicht, Enam! Aber sag mir was ich tun soll, dann klappt das schon!“ Enam nickte und grinste dabei. Mittlerweile verstanden sich die beiden gut. Etwas später klopfte er an den Türrahmen der Küche in Adoms Haus, in dem er im Gästezimmer wohnte, wenn er hier in Waraky war. Hafsat war gerade alleine in der Küche und bereitete das Essen vor.
„Du bist ein paar Minuten zu früh! Dann kannst du mir noch zur Hand gehen.“ sagte sie zu ihm.
„Natürlich, gerne! Was soll ich machen?“ gab Kunta zurück. Hafsat wies ihm ein paar Aufgaben zu, die Kunta schnell erledigte.
„Hast du als Söldner kochen gelernt?“ wollte sie wissen. „Du kannst das ja recht gut!“ Dabei schenkte sie ihm ein Lächeln. Kunta registrierte das und sein Herz machte einen Sprung.
„Wenn man fernab von aller Zivilisation im Busch hockt, muss man wirklich kochen lernen!“ antwortete er und lächelte zurück. Er deckte dann den Tisch und kurz darauf kam auch Hafsats Mutter Abina und Adom in die Wohnküche.
„Wie schmeckt dir die Arbeit?“ fragte Adom. „Ich weiß, es sind nur Handlangerdienste, aber die meisten jungen Leute sind mit dem ersten Exodus fortgezogen wie du weißt und wir brauchen deshalb wirklich jeden starken Arm!“ sagte Adom. Kunta nickte,
„Das ist mir klar. Aber wenn ich eines gelernt habe in den Jahren, dann ist dass, das es keine „niedrigen“ Arbeiten gibt. Alles trägt zum Funktionieren und Wohl des Ganzen bei!“ stellte Kunta fest. Abina nickte zustimmend.
„Das ist wahr! Aber festzuhalten ist, es gibt Dinge, die man lieber tut als andere!“ ergänzte sie und lächelte dabei.
„Das kann man sich leider nicht immer aussuchen. Oft muss man einfach tun was notwendig ist, ob man es mag oder nicht!“ erwiderte Kunta. Wieder nickte Abina. Sie wusste, das Kunta in seiner Abwesenheit zu einem klugen und weisen Mann gereift war.


Nach dem Essen und abspülen ging Kunta auf die Veranda und setzte sich in eine ruhige Ecke um den Rest der Mittagspause zu Genießen. Plötzlich kam Hafsat, setzte sich zu ihm und schaute ihn ernst an. Kunta blickte direkt in ihre schönen, dunklen Augen.
„Wirst du mir je vergeben was ich dir angetan habe?“ fragte Kunta. Hafsat schwieg eine Weile bevor sie antwortete.
„Ich habe viel nachgedacht. Du hast damals unsere Liebe verraten und mich zutiefst verletzt! Lange&#8198; &#8198;glaubte ich, dir dies nie verzeihen zu können. Aber ich muss bedenken, dass ich dadurch zugelassen habe das Tajo in mein Leben treten konnte. Er hat mich wirklich glücklich gemacht und mir Raum gegeben zu wachsen und zu der Frau zu werden, die ich heute bin. Auch du konntest durch deinen Fortgang zu dem Mann reifen, den ich in dir immer gesehen habe. Vielleicht wäre dir dies nie gelungen, wärst du hier geblieben. Du wärst jetzt vielleicht ein verbitterter Mann, der im Korsett der Erwartungen seine Chancen im Leben vertan hätte. Als ich dich nach über 30 Jahren zum ersten Mal wieder gesehen habe, wusste ich sofort dass du es bist und ich stellte fest, dass du immer noch ein Teil von mir bist, auch wenn ich es vor mir selbst nicht zugeben wollte. Das hat mich wütend gemacht!“ Dann holte sie tief Luft und machte eine kurze Pause. Dann sagte sie: „Ich vergebe dir!“ Kuntas Herz schlug wild und laut, seine Gefühle übermannten ihn, Tränen liefen über seine Wangen und seine breiten Schultern bebten. Er ergriff Hafsats Hände und stammelte,
„Danke, das bedeutet mir unendlich viel!“ Sie schaute ihn an und begann zu lächeln und meinte dann,
„Ob es für uns eine gemeinsame Zukunft gibt weiß ich noch nicht. Ich muss erst wieder vertrauen zu dir fassen!“ Hafsat drückte Kuntas Hände, lies sie los und erhob sich wieder. „Die Zeit wird es erweisen!“ sagte sie noch, bevor sie ging. Kunta schaute ihr nach. Das war nicht mehr das junge Mädchen das er verlassen und über alles geliebt hatte, sondern eine reife, selbstbewusste Frau! Da wurde im klar, dass er sie noch mehr liebte als damals!


In den nächsten Tagen versuchte er Hafsat zu umwerben, versuchte immer da zu sein, wenn sie Hilfe brauchte und saß mit ihr am Abend oft zusammen um zu reden. Aber er musste bald wieder nach Landry zurück. Über die Weihnachtszeit, die auf lyranischen Welten immer gefeiert wurde, hatte er ausnahmsweise 2 Wochen Urlaub bekommen und er nutzte ihn so gut er konnte die Ashanti zu unterstützen und um Hafsat wieder näher zu kommen.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Dardan Hills, Ashanti Kral Waraky
02.01.3071, 11:10 Uhr (Ortszeit)


Kunta Keita stand am Landefeld. Er hörte bereits den Hubschrauber, der ihn wieder abholen und zurück nach Landry bringen sollte. Plötzlich hörte er eine weiche, wohlbekannte Stimme hinter sich.
„Wann kommst du wieder zurück?“ Hafsat war ihm zum Landefeld gefolgt. Er drehte sich um.
„Ich hoffe in 1 bis 2 Wochen. Wenn es nicht eine ganze Woche geht, werde ich auch nur für das Wochenende kommen. Adom kann mich brauchen.“ sagte er. Sie schaute ihn ruhig an.
„Ich würde mich freuen, wenn du bald wieder kommst!“ sagte sie, „Denn ich brauche dich auch!“ Plötzlich lächelte sie ihn an, so wie früher in ihrer Jugend. Kunta konnte nicht anders, er umarmte sie und drückte sie an sich. Aber sie zu küssen wagte er nicht. Sie strich über seinen Kopf und schaute ihn an, dann schob sie ihren Kopf vor und küsste ihn zärtlich. Kunta meinte, dass die Welt um ihn herum stillstehen würde und erwiderte den Kuss! Dann trat Hafsat einen Schritt zurück und wiederholte,
„Komm bald wieder!“ drehte sich um und ging zurück in den Kral.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace
02.01.3071, 14:37 Uhr (Ortszeit)


Kunta ging durch das Tor. Der Wachmann kontrollierte seinen Ausweis und nickte dann.
„Schönen Urlaub gehabt?“ fragte der Wachmann.
„Wie man‘s nimmt! Wenn Dächer reparieren und Lagerbestände prüfen Urlaub ist?“ grinste Kunta. Der Wachmann lachte!
„Da würde ich mir dann ein anderes Feriendomizil suchen!“ meinte er, „Ich kenne da ein Ressort in Baytown, da ist es wirklich toll! Ich war schon des Öfteren mit meiner Frau dort und die Preise sind auch für Normalsterbliche erschwinglich!“
„Hört sich gut an! Kontaktdaten?“ wollte Kunta wissen.
„Ich schicke es nach meinem Dienstschluss auf ihren Account Mr. Keita!“
„Danke! Ich werd‘s mir auf jeden Fall ansehen!“ Kunta nickte und betrat dann die Anlage.


Nachdem er seine Tasche ausgepackt hatte, zog er sich in Trainingsklamotten um und ging ins Fitnessstudio. Nach einer Stunde intensivem Trainings tippte ein Finger auf seine Schulter, vor ihm stand Naomi!
„Hi Großer!“ begrüßte sie ihn. „Wieder da vom Heimaturlaub?“
„Wie man sieht!“ grinste er. „Hab ich was verpasst?“
„Nein, total langweilig! Aber wenigstens ist jetzt die Dauerbeschallung mit Weihnachtsmusik vorbei! Morgen steht nochmal technischer Dienst auf dem Programm und ab Mittwoch hat Odenwald Feldübungen angesetzt. So wie es aussieht sollen wir die Zusammenarbeit mit den beiden neuen Infanteriekompanien üben.“
„Das wird nicht leicht!“ erwiderte Kunta. „Infanteristen im Gefecht der verbundenen Waffen auszubilden ist sehr anspruchsvoll. Aber auch Mechkrieger haben da Probleme. Die meisten denken, dass sie in ihrem 10 m hohen Koloss über den Dingen stehen. Aber ein gut ausgebildetes Infantrieteam bringt jeden Mech zu Fall!“
„Du redest so, als ob du das schon oft gemacht hast!“ meinte Naomi.
„Als Söldner wurde ich sehr oft als Chef einer gemischten Kompanie angeworben. Man kann sagen, dass ich da eine gewisse Expertise habe! Deshalb verdiente ich auch so gut! Mit einem Mech übers Gefechtsfeld zu marschieren kann jeder, aber gemischte Einheiten zu führen ist hohe Kunst!“
„Da kann ich sicher viel von dir lernen!“ entgegnete Naomi. „Bei meinem alten Verband stand ich kurz davor eine Kompanie zu übernehmen und hab mich deshalb schon darauf vorbereitet. Aber gemischte Einheiten zu führen, das durften nur die erfahrensten Offiziere, zumal diese oft kurzfristig für einen aktuellen Auftrag zusammengestellt werden!“
„Absolut sinnvoll! Wenn man nicht weiß was man zu tun hat, endet das in der Regel in einer Katastrophe!“ stellte Kunta fest. „Aber lass uns jetzt weiter trainieren, noch habe ich schließlich Urlaub!“




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Büro Lydia Holland
02.01.3071, 15:12 Uhr (Ortszeit)


Lydia saß mit KdtHptm Felicitas Harrer und OTL Theo Konrad von LOKI zusammen und besprach die ersten Ergebnisse ihrer Ermittlungen.
„Ich bin mir sicher, dass wir Kunta Keita aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen können. Er war zu dem Zeitpunkt als das Abhörgerät installiert wurde gar nicht in Landry, sondern in Waraky! Außerdem ist sein Hintergrund für einen Söldner blütenweiß. Da er i.d.R. von der Allianz angeworben wurde, lässt sich seine Vita über viele. Jahre lückenlos nachvollziehen und alle Söldner-Verbindungsoffiziere die wir kontaktieren konnten, haben ihn in den höchsten Tönen gelobt! Der Mann ist eine Legende! Außerdem ist seine Identität absolut bestätigt. Auch die Ashanti haben ihn als einen der ihren identifiziert, wie uns unsere Informanten mitgeteilt haben.“ teilte KdtHptm. Harrer mit.
„Wenigstens einer weniger!“ brummte Lydia Holland. „Was ist mit den anderen drei Hauptverdächtigen?“
„Da arbeiten wir mit Hochdruck daran!“ sagte OTL Konrad. „Zurzeit klopfe ich den Hintergrund von Naomi Frank ab. Identifikation ist absolut sicher, außer OTL Frank und seine Frau wollten uns hinters Licht führen, aber das können wir, denke ich, wirklich ausschließen. Zu Olt. Felix Leitner und Olt. Larissa Schostakovich sammeln wir noch Daten. Bei den beiden ist es relativ schwer an Hintergrundinformationen zu gelangen.“
„Könnten uns auch mehrere Agenten parallel infiltriert haben?“ hakte Lydia Holland nach.
„Wir schließen nichts aus!“ stellte Felicitas Harrer fest. „Wir haben schon Pferde kotzen sehen! Nach wie vor haben wir auch alle anderen im Blick und schränken uns nicht durch Arbeitshypothesen ein! Das könnte sonst zum Scheitern unserer Bemühungen führen! Natürlich sind wir in unseren Möglichkeiten limitiert. Eine Außenbeschattung des gesamten Personals des MilUstgKdo können wir rein personell nicht leisten. Da konzentrieren wir uns auf die Hauptverdächtigen!“ Lydia Holland nickte.
„Ich kann froh sein, das sie nach der letzten Mission der „Hugo Eckener“ hiergeblieben sind, sonst hätte ich weit mehr Probleme!“ gab sie zu. Dann diskutierten sie noch das weitere Vorgehen und als alles gesagt war, beendete Lydia die Besprechung.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Mechhangar 2, Besprechungsraum Geisterlanze
04.01.3071, 07:03 Uhr (Ortszeit)


KdtHptm. Nika Matic saß an dem Schreibtisch der in der hinteren Ecke des Besprechungsraums ihrer Lanze stand. Um 10:00 Uhr würden alle Lanzen zu einer mehrtägigen Feldübung ausrücken und sie wollte vorher noch ein paar Kleinigkeiten in Ruhe regeln. Plötzlich wurde sie aus ihrer Konzentration gerissen, als jemand in den Raum kam. Als sie aufblickte, stand Olt. Rita Fels vor ihr.
„Frau KdtHptm. Ich bitte um eine kurze Unterredung!“ meldete sie ihr ernst. Nika spürte, dass Rita Fels sehr angespannt war und nickte ihr zu.
„Nehmen sie Platz Frau Olt.! Um was geht es denn?“
„Frau KdtHptm. Bitte verstehen sie es nicht falsch, aber ich will zurück in die Gamma-Lanze. Sie sind eine hervorragende Lanzenführerin, aber irgendetwas hemmt mich, mich in ihre Lanze zu integrieren!“ Nika Matic schaute die Söldnerin an. Sie hatte es auf den Punkt gebracht, was ihr auch schon mehrere Wochen durch den Kopf ging.
„Frau Olt. Sie sind eine gute Mechkriegerin, aber auch ich habe gemerkt, dass sie hier in meiner Lanze weit hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben sind. Ich wollte mit ihnen nach der kommenden Feldübung ein Personalgespräch führen, aber das hat sich jetzt wohl erübrigt! Können sie definieren, woran es liegt?“
„Nein Frau KdtHptm., das ist es ja gerade! Sie und die Kameraden haben mich mit offenen Armen empfangen, aber irgendwie kann ich mich nicht entfalten. Ich habe es schon vor längerem gemerkt, aber wollte es nicht vor mir selbst zugeben. Aber ich muss jetzt handeln! Sie brauchen für ihren Auftrag eine Lanze auf die sie sich zu 100% verlassen können. Ich verspreche ihnen, ich hätte mein Bestes gegeben, aber ich wäre die ganze Zeit mit angezogener Handbremse gelaufen!“ sagte die Offizierin ungewöhnlich offen.
„Ich danke ihnen für ihre Offenheit. Nicht jeder hätte es gewagt so darüber zu sprechen. In einer regulären LAS-Einheit würde so ein Gespräch unter Umständen zum sofortigen Karriereende führen! Also, was machen wir?“ stellte Nika eine rhetorische Frage und dachte nach. Rita Fels schwieg wohlweislich und wartete ab, was ihre Vorgesetzte entschied. Dann griff Nika zum Kommunikator, kontaktierte Kdt. Hans Reuter und bat ihn in ihre Besprechungsraum zu kommen. 7 Minuten später stand der Lanzenführer der Gamma-Lanze im Raum.
„Was gibt‘s?“ wollte er wissen. Aber er ahnte es schon, als er Rita Fels vor Nika sitzen sah.
„Hans, Olt. Fels will wieder in die Gamma-Lanze zurück. Ich unterstütze diesen Wunsch, da ich denke, dass sie bei dir besser aufgehoben ist!“ Reuter dachte nach.
„Wärst du damit einverstanden, wenn dafür Olt. Schostakovich zu dir wechselt. Sie ist noch nicht so lange in meiner Lanze und ihr wird die Eingewöhnung deshalb leichter fallen.“
„Das wäre in meinem Sinne, Hans. Ich werde das sofort OTL. Odenwald vortragen. Wir sollten den Wechsel so schnell als möglich machen. Wer weiß, wann die „TSS Humbold“ hier ankommt!“
„Gut, gib mir bitte Bescheid, wie sich der Oberstleutnant entschieden hat!“ sagte Hans Reuter.
„Umgehend, und ich hoffe dass dann das Kriegsbeil zwischen uns begraben wird!“ meinte Nika.
„Aber so was von!“ grinste Hans Reuter. „Wenn alles klappt, gehen wir nach der Übung einen Heben, ok?“
„Da kannst du Gift drauf nehmen!“ entgegnete Nika und grinste. „Mal sehen wie lange du durchhältst!“ Hans Reuter lachte laut auf.
„Das werden wir ja sehen!“ dann verließ er den Raum und Nika kontaktierte sofort OTL. Odenwald, der auch gleich Zeit hatte. Sie ging sofort, mit Rita Fels im Schlepptau zu ihm und trug ihm die Situation vor. Odenwald stimmte zu, damit war der Wechsel besiegelt.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Übungsgelände
05.01.3071, 13:10 Uhr (Ortszeit)


„Kdt. Keita, sie übernehmen unsere 2. Infantriekompanie und ich stelle zu ihnen noch temporär Hptm, Agnes Pasternak und Olt. Felix Leitner ab, damit sie zahlenmäßig auf eine volle Mechlanze kommen. Zusätzlich wird eine Panzer-Halblanze der Kwangjong-ni-Miliz sie mit zwei „DEMOLISHER“n unterstützen. Sie werden morgen bei der Übung die Verteidigung dieses Gefechtsstandes übernehmen.“ Dabei zeigte Odenwald auf das Display und wies ihn in die Ausgangslage ein. „Heute Nachmittag erhalten sie Zeit die Verteidigung zu organisieren. Ich weiß, das ist knapp, aber am besten machen wir hier "Learning By Doing", das bringt in meinen Augen am Schnellsten die Ausbildung voran, da hier auch alle Fehler sofort zu Tage treten. Das kann man dann intensiv aufarbeiten!“ ordnete OTL Odenwald an. Beide standen an einem Display, das eine Karte des Übungsgeländes zeigte. „Sie haben freie Hand und müssen das HQ bis zu seinem Abzug verteidigen und sich dann zurückziehen. Soweit ich das ihren Akten entnehmen konnte, ist das ein Szenar auf das sie sich verstehen!“
„Herr Oberstleutnant, sie können sich auf mich verlassen!“ erwiderte Kunta.
„Gut, Morgen früh um 0500 Übungsbeginn mit einnehmen der Ausgangspositionen. 1100 Befehlsausgabe für sie am Übungs-HQ durch mich! Das ist auch der Beginn der eigentlichen Gefechtsübung!“
„Jawohl, morgen 1100 im Üb-HQ Befehlsausgabe!“ Kunta Keita grüßte und trat dann ab. David Odenwald schaute hinter ihm her. Er war wirklich gespannt, wie die Übung morgen laufen würde. Mittlerweile hatte er sich gründlich mit der Akte Kunta Keitas beschäftigt und wusste, dass der Mann ein hervorragender Offizier und gewiefter Taktiker war, auch wenn er eine Söldnervergangenheit hatte.


Eine halbe Stunde später meldeten sich Hptm. Pasternak und Olt. Leitner im Feldlager persönlich bei Kunta Keita.
„Herr Kdt, wir wurden von OTL. Odenwald an sie abgestellt!“ meldete ihm Agnes „Eowyn“ Pasternak.
„Richtig Frau Hauptmann, willkommen! Sie beide und ihre Mechs werde ich für meinen Auftrag dringend brauchen! Nehmen sie Kontakt zu Hptm. Frank auf, dann stellen sie ihre Mechs bei unseren beiden ab. Lagebesprechung 1700 hier in meinem Zelt.“ Die beiden Offiziere meldeten sich wieder ab und Kunta wandte sich an einen Soldaten, der sich kurz zuvor bei ihm gemeldet hatte.
„Herr Obergefreiter, wir fahren jetzt los. Wo steht ihr Geländewagen?“
„Draußen vor dem Zelt Herr Kommandant!“ Kunta nickte.
„Aufsitzen!“ Kurz darauf ließen sie das Lager hinter sich und fuhren zu den Übungsgebäuden, die das HQ darstellten, das er morgen mit seinem Kommando verteidigen sollte. Karten waren gut, aber der direkte Blick in das Gelände war, nach der Überzeugung Kuntas, immer besser!


Das HQ wurde durch mehrere Baracken dargestellt, die in einer relativ tiefen Senke hinter einem natürlichen Wall standen und somit auf weitere Entfernung nicht zu sehen waren. Man musste auf knapp 300 m fast bis zur Wallkrone herankommen, bevor man überhaupt die Dächer der Baracken sah. Kunta sah sich den Abhang vor der Wallkrone an, fast 300 m fiel hier das Gelände ab. Ideal für Infanteriekräfte um sich hier einzugraben. In Feindrichtung war das Gelände wellig und immer wieder durch Knicks unterbrochen, Wäldchen oder dichten Buschreihen, die das Gelände gliederten. Eigentlich war dies ideales Panzergelände, da sich die Panzer hinter jedem dieser Knicks verstecken konnten. Aber Mechs würden schon von weitem zu sehen sein. Eigentlich genau richtig für seinen „MARODEUR“, aber der Gegner war ihm sicherlich quantitativ überlegen! Dann stellte er eine mitgebrachte Mikrodrohne auf die Haube des Geländewagens, setzte sich eine AR-Brille auf und startete das kleine Fluggerät. Er steuerte die Drohne in Feindrichtung und bewertete dabei das Gelände im Sichtfeld. Auf 2000m ließ er die Drohne kehrt machen und näherte sich dem HQ aus Feindrichtung. Dies wiederholte er aus mehreren Richtungen. Eine Stunde später landete er die Drohne wieder.
„Tolles Teil Herr Kommandant!“ meinte der Fahrer, der die Drohne betrachtete.
„Clan-Tech!“ sagte Kunta. „Das Spielzeug hier hat mir schon oft den Hals gerettet! Aber jetzt weiß ich, wie wir diesen Bereich erfolgreich verteidigen können!“ dabei grinste Kunta. „Wir fahren zurück. Bringen sie mich gleich zum Gefechtsstand ihrer Kompanie, ich muss mit ihrem Chef sprechen!“
„Jawohl Herr Kommandant!“ gab der Fahrer zurück. Er spürte, dass der große schwarze Mechkrieger dem auch seine Kompanie unterstellt worden war, genau wusste was er tat!


Um Punkt 1700 waren alle ihm unterstellten Teileinheitsführer und Offiziere in Kuntas Gefechtsstandzelt. Kdt. Kunta Keita stand vor einem Karten-Display, dass das zu verteidigende Objekt und das Gelände darum anzeigte. Kunta führte eine Befehlsausgabe durch und ging auf alle Aspekte des Auftrags ein und spielte auch mehrere Szenarien durch.
„Wie sie sehen, wird das eine harte Nuss! Aber in bin zuversichtlich, dass wir sie knacken werden! Das Gelände kommt uns als Verteidiger entgegen. Unsere letzte Linie der Verteidigung werden ihre beiden „DEMOLISHER“ sein Herr Hauptfeldwebel.“ fasste Kunta alles zusammen. „Noch Fragen?“ Da keiner sich meldete erlaubte sich Kunta ein Lächeln.
„Morgen früh um 0500 Uhr Abmarschbereit am befohlenen Ablaufpunkt! Schlafen sie sich aus, morgen wird ein harter Tag für uns alle! Wegtreten!“




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Übungsgelände, ÜB-HQ
06.01.3071, 10:40 Uhr (Ortszeit)


Kunta stand auf der Wallkrone, seinen „MARODEUR“ hatte er hinter dem Wall aufgestellt und war damit aus Feindsicht nicht zu sehen. Er drehte sich kurz um und sah sich die Tarnung seines Mechs an. Er hatte den Torso mit Büschen und kleinen Bäumen getarnt. Wenn sein „MARODEUR“ hinter der Wallkrone auftauchte, würde er aus der Entfernung wie eine der Buschgruppen auf dem Wall aussehen. Dann betrachtete er sich die Vorderhangstellungen der Infanteristen, die alle gut getarnt in dem Abhang gegraben worden waren.
„Hervorragend Herr Hauptmann!“ lobte er den neben ihm stehenden KpChef der 2. Infanteriekompanie.
„Danke Herr Kommandant! Es war aber auch harte Arbeit!“
„Sie wissen doch »Schanzen spart Blut«!“ entgegnete Kunta und lächelte den Infanterieoffizier an. „Wo waren sie denn vorher?“ fragte er ihn.
„Ich war 8 Jahre bei der Miliz als Infanterieoffizier. Danach bin ich in die Reserve gewechselt. Aber ich konnte mich nie mit dem zivilen Leben anfreunden. Da habe ich die Chance genutzt, als Transspace 2 Infanteriekompanien aufstellen wollte.“ Da hielt der Offizier die Hand an sein Ohr und sagte dann „Verstanden!“
„Herr Kommandant, die Spähtrupps, Alarmposten und Flugabwehrtrupps sind auf Position! Wir sind bereit!“
„Danke Herr Hauptmann. Gehen sie in ihren Gefechtsstand, ich bin gleich bei der Befehlsausgabe im HQ beim Kommandeur!“ Der Infanterieoffizier nickte und grüßte kurz, bevor er zu seinem Gefechtsstand ging. Kunta begab sich dann zu einem der provisorischen Gebäude, in dem OTL Odenwald seinen Gefechtsstand eingerichtet hatte. 5 Minuten vor 1100 meldete er sich zur Befehlsausgabe.


KdtHptm. Nika Matic stand an der Karte und gab den Operationsbefehl für den Angriff auf das feindliche HQ. Ihr unterstand dazu nicht nur ihre eigene Lanze, sondern auch die Gamma-Lanze von Kdt. Hans Reuter, die 1. Infanteriekompanie des MilUstgKdos mit 3 Zügen und je 3 MTWs und eine Panzer-Halblanze der Kwangjong-ni-Miliz mit 2 „SHRECK“s. Warum die Infanterie immer noch in Zügen und Gruppen organisiert war, obwohl alle anderen Waffengattungen als Teileinheiten in Lanzen organisiert waren kam ihr seit jeher seltsam vor, aber Traditionen ließen sich bekanntlich oft nur schwer brechen! Nika Matic setzte auf einen finessenlosen, konzentrierten und schnellen Angriff aller ihrer Kräfte, da sie bei den Mechs 2:1 überlegen war und sich damit größere Aussichten auf Erfolg ausrechnete. Sie sollte schließlich nur das feindliche HQ zerstören und sich dann wieder absetzen. Ihr Problem war, das sie das feindliche HQ innerhalb von 45 Minuten ab der Aufklärung durch den Gegner zerstören oder einnehmen musste, sonst hätte der Gegner genug Zeit, das HQ aus der Gefahrenzone zu verlegen! Somit fehlte ihr auch die Zeit für alternative Vorgehensweisen. Als Zeitpunkt für ihren Angriffsbeginn wählte sie 13:10 Uhr, da sie beabsichtigte, den Gegner etwas schmoren zu lassen.


Nach der Befehlsausgabe durch den Kommandeur traf Kunta Keita sich mit seinen Teileinheitsführern und gab den Befehl zur Verteidigung des HQs. Am Konzept musste er nichts ändern, aber das er dem Angriff nur 45 Minuten standhalten musste, steigerten die Chancen erheblich, dass die Verteidiger ihren Auftrag erfüllen konnten. So konnte er die Befehlsausgabe sehr kurz halten.
„Der Feind wird vermutlich in einer Stärke von 2 Mechlanzen und 1 Infantriekompanie angreifen. Weitere Kräfte könnten ihn dabei unterstützen, deren Stärke ist nicht bekannt.
Wir müssen so früh wie möglich ihre Stoßrichtung aufklären, um unsere Verteidigung entsprechend umgruppieren zu können. Ebenso müssen wir die feindliche Aufklärung unterbinden!
Haben alle Teileinheiten ihre Stellungen bezogen?“ fragte er.
„Jawohl, die 6 Alarmposten sind ausgelegt und 2000 m im Halbkreis um das HQ in Stellung gegangen. 5000 in Feindrichtung sind 2 motorisierte Spähtrupps zur Aufklärung unterwegs. Die beiden Luftabwehrtrupps sind in 2 Stellungen 1600 m in Feindrichtung. Der Rest der Kompanie hat seine Stellungen im Vorderhang bezogen.“ meldete ihm der Kompaniechef der Infanterie. Kunta schaute den Führer der beiden „DEMOLISHER“s an.
„Meine beiden Panzer liegen in der Hinterhangstellung und sind unter IR-Planen und Tarnnetzen verborgen. Die Panzer können innerhalb von 4 Minuten, wenn diese frei stehen, in maximal 2 Minuten jeden Punkt auf der Wallkrone unter Feuer nehmen!“ meldete er.
„Lassen sie ihre Panzer nie auf dem Wall sehen. Wenn Mechs oder Fahrzeuge durchstoßen, erhalten sie Meldung und fangen den Gegner ab, wenn er sein hässliches Haupt über die Wallkrone reckt!“ wies ihn Kunta nochmal ein. Der Hauptsfeldwebel grinste.
„Das wird eine böse Überraschung! Sie können sich auf uns verlassen Herr Kommandant!“ sagte er.
„Eine Mech-Halblanze befindet sich in einer Senke 1400 in zentraler Feindrichtung und wird dem Gegner in die Flanke stoßen, wenn er anrückt. Hptm. Pasternak und ich sind hinter dem Wall und werden den Gegner sobald er auftaucht, auf Maximalentfernung unter Feuer nehmen!“
„Meine Beobachter werden sie wie befohlen in die Schussrichtung einweisen!“ meldete ihm der Kompaniechef.
„Gut, dann ist alles gesagt! Leute wir müssen koordiniert zusammenarbeiten, sonst können wir dem Sturm nicht standhalten! Und noch eines Herr Hauptmann, Ihre Infanteristen müssen die Füße stillhalten wenn die Mechs auf sie zustürmen! Sie konzentrieren sich auf den Kampf gegen die feindliche Infanterie! Wenn die Mechs sehen wo sie und ihre Soldaten stecken, sind ihre Leute verloren!“ schärfte Kunta allen ein. „Ich befinde mich ab sofort in meinem Mech! Wegtreten!“ befahl Kunta und verließ den Gefechtsstand der Infanteriekompanie.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Übungsgelände
06.01.3071, 13:09 Uhr (Ortszeit)


Naomi wartete geduldig. Die beiden Mechs die sie führte, hatten sich in einer Senke dem direkten Blick entzogen und das letzte was sie gehört hatte, war die kurze Befehlsausgabe per Funk vor weit über einer Stunde. Scheinbar wollte der Gegner durch sein Zögern ihre Nerven strapazieren! Mit dem „ENFORCER“ von Olt. Felix „Banjo“ Leitner stand ihr „WRAITH“ über eine Laserverbindung in Kontakt. Eigentlich hatte sie sich mit ihm über seine Erlebnisse als Söldner unterhalten wollen, um die Wartezeit zu verkürzen. Aber Felix Leitner redete entweder nicht gerne darüber oder hielt grundsätzlich nichts von Small-Talk. Mehr als einsilbige Antworten hatte sie nicht zu hören bekommen. Irgendwann hatte sie es aufgegeben ihm die Würmer aus der Nase zu ziehen. So strichen die Minuten langsam dahin. Langsam musste doch was passieren! Naomi seufzte.
„An Alle, hier Argus2! Feindliche Drohne nähert sich aus westlicher Richtung! Flughöhe 1000m, Entfernung 2800m! Ende!“ knarzte es plötzlich aus ihrem Kopfhörer. Argus2 war der links eingesetzte Flugabwehrtrupp, keine 500 m von ihr entfernt! Es ging los!
„Banjo, es geht bald los! Ruhig bleiben!“ gab sie ihrem Lanzenkameraden durch.
„Klar, Hit-Girl!“ gab der bestätigend zurück. Naomi ging nochmal alle Kontrollen durch. Ihr „WRAITH“ war mehr als bereit für ein Gefecht. Ein Druck auf den Startknopf würde den Mech innerhalb von 30 Sekunden aus dem Standby-Modus holen. Sie sah aus dem Cockpitfenster in die Richtung, in der der Flugabwehrtrupp lag. Da raste eine Räuchsäule nach oben und verschwand in Feindrichtung. Kurz darauf meldete der Trupp,
„Hier Argus2, gesichtete Drohne ausgeschaltet! Ende!“ Naomi nickte anerkennend, aber sie wusste auch, dass nun jederzeit eine Meldung der Spähtrupps oder der Alarmpostenkette zu erwarten war.


Stabsfeldwebel Luther Pembroke stand mit seinem leichten Erkundungsfahrzeug hinter einem dichten Busch in der Dachluke und spähte mit dem Fernglas durch das lichte Blätterdach in Feindrichtung.&#8198;
„Die seismischen Sensoren schlagen rhythmisch aus, da kommen mehrere Mechs auf uns zu. Entfernung ca. 1400m!“ meldete ihm die Hauptgefreite Alma Herbst, die die Sensoren des kleinen Erkundungsfahrzeuges überwachte. Der Feind rückte also endlich an! Luther schaltete den Funk ein und erstattete sofort Meldung.
„ChakaX, hier Hermes1, Sensorkontakt zu Mechs, ca. 6500m westlich Tipi! Ende!“ rief er Kunta Keita an. Tipi war der Deckname für das HQ. Dann schaute er noch genauer in die Richtung, die die Sensoren vorgaben. Er konnte bereits aufgewirbelten Staub erkennen, dann entdeckte er den ersten Mech. Er identifizierte den Mech als einen „FIREMOTH“, der der gegnerischen Formation voraus marschierte.
„Titus, Motor an, wir ziehen uns 1000 m zurück!“ befahl er ohne Hast, aber mit dringlicher Stimme seinem Fahrer. Sofort brummte der Motor auf und der Erkunder fuhr rückwärts aus der Deckung, drehte um und fuhr so schnell es ging gedeckt in seine nächste Beobachtungsposition.
„ChakaX, hier Hermes1, Sichtkontakt zu Angriffsverband, Laut Sensoren mehr als 6 Mechs, ein Mech identifiziert als „FIREMOTH“. Gegner bewegt sich in Marschgeschwindigkeit von ca. 40 km/h direkt in Richtung Tipi. Ziehen uns zum nächsten Beobachtungspunkt zurück! Kommen!“ gab er während der Fahrt durch.
„Hier ChakaX, Verstanden! Ende!“ bekam er postwendend die Bestätigung. Dies wiederholte sich zwei Mal bis der Spähtrupp noch 3km vom HQ entfernt war. Angestrengt sah Luther durch das Fernglas und beobachtete wie die Mechs sich zum Angriff umformierten. Gleichzeitig beschleunigte der „FIREMOTH“ und kam schnell auf seinen Trupp zu. Pembroke lief es eiskalt den Rücken herunter!
„Titus, wir machen das wir hier wegkommen, bevor er uns entdeckt!“ sagte er gehetzt. Sofort heulte der Motor auf und der kleine Spähwagen fuhr so schnell er konnte 1000m zurück, bevor er wieder hielt und sie weiter den Gegner überwachen konnten.

Kunta hörte die Meldungen des Luftabwehrtrupps und des Spähtrupps. Scheinbar stieß der Gegner mit all seinen Kräften direkt auf sie zu! Kunta erlaubte sich ein Lächeln und drückte den Timer. Ab jetzt 45 Minuten! Mittlerweile hatte der zweite Luftabwehrtrupp eine weitere Drohne ausschalten können. Kunta gab dann Signal an den Kompaniegefechtsstand, die beiden Fla-Trupps sofort zum Wall zurückzubeordern.
„ChakaX, hier Alpha1, feindliche motorisierte Spähfahrzeuge 500 m vor Alpha1 und Alpha2. Kommen!“ meldete der Gruppenführerin der links eingesetzten Alarmposten, auf dem Kompanieführungskreis.
„Hier ChakaX, Feuereröffnung auf maximaler Kampfentfernung und ziehen sich dann sofort zurück, wenn Feinddruck zu hoch! Kommen!
„Hier Alpha1! Verstanden! Ende!“ meldete die Gruppenführerin zurück.


Feldwebel Chung Sep-Yun ließ das Feuer eröffnen, als der gegnerische MTW in der Reichweite ihrer Waffen war. Sofort rasten 2 Panzerabwehrraketen auf den leichten MTW zu und sprengten bei der Detonation Panzerbrocken heraus. Eine der Raketen traf den Radkasten und verbog die Radaufhängung so, dass das Rad sofort blockierte und das Fahrzeug bewegungsunfähig liegen blieb. Weiter entfernt klärte die Gruppenführerin nun Mechs auf. Das war ein Gegner, gegen den sie nichts ausrichten konnten!
„Sofort am Fahrzeug sammeln, Rückzug!“ befahl sie ihren Leuten. Ihr eigener MTW stand in Deckung und beharkte derweil das Vorfeld, um den Rückzug der beiden Trupps zu decken. 2 Minuten später saßen alle ihre Soldaten im MTW. Chung Sep-Yun schaute durch die Winkelspiegel zum Feind.
„Fahr los!“ zischte sie zu ihrem Fahrer und der MTW zog sich so schnell wie möglich über den vorher erkundeten gedeckten Rückzugsweg zurück zur Ausweichstellung, die 600 m vor dem Wall lag.
„Keine Verluste!“ dachte sich die Gruppenführerin als sie über ihre Leute im Kampfraum schaute und atmete erleichtert aus.


„Chaka2, hier ChakaX! Kommen!“ Sofort war Naomi hellwach.
„Hier Chaka2! Kommen!“
„Hier ChakaX, Feind stößt mit 2 Mech-Lanzen aus Westen kommend links von euch auf Tipi vor. Befindet sich gerade 1700 m von Tipi entfernt. Hit-Girl, greife den Feind mit deiner Halblanze in seiner Flanke an. Hit and Run! Lasst euch nicht in ein langes Gefecht verwickeln und versucht in von hinten anzugreifen! Kommen!“ hörte sie den Einsatzbefehl von ihrem Lanzenführer. Das war genau die Art von Auftrag für den sie perfekt ausgebildet war!
„Hier Chaka2! Verstanden! Ende!“ bestätigte sie und hieb gleichzeitig auf den Startknopf.
„Banjo, auf geht’s! Die Arbeit ruft!“ gab sie zu ihrem Lanzenkameraden durch, dessen Mech auch sofort wieder aus seiner Starre löste. Schnell verließen die beiden Mechs die Senke, wobei Naomi nicht die überlegene Geschwindigkeit ihres „WRAITH“ ausspielen konnte. Aber der „ENFORCER ENF-5D“ war schneller als ihr alter Mech und schaffte über 80 km/h wenn das Gelände geeignet war. Naomi führte ihre Halblanze mit passiven Sensoren in einem Bogen auf des Gegners Flanke zu und hörte ständig auf die Lagemeldungen der Posten, die Kunta Keita hatte auslegen lassen. Kurz vor der aktuell gemeldeten Position wurde sie langsamer. Voraus sah sie in ca. 500 m Entfernung Bäume wackeln.
„Banjo, Sensoren aktiv! Wir greifen an!“ befahl sie. Sofort flammten auf ihrem Radardisplay 7 Sensorblips auf, die ihr Computer als 4 Mechs und 3 MTWs identifizierte. Mit einem Blick erfasste sie, dass sie hinter der Gamma-Lanze herausgekommen war. Der nächste Mech war ein „WARHAMMER!“
„Banjo, Ziel „WARHAMMER“, Attacke!“ Gleichzeitig trat sie beide Pedale durch und ihr Mech wurde durch die aufflammenden Sprungdüsen in die Luft gehoben. Kurz vor dem Scheitelpunkt kam der „WARHAMMER“ in die Sichtlinie und sie löste ihre ERPPK aus. Kurz bevor sie wieder in den Bäumen verschwand konnte sie sehen, dass sie die linke Schulter des gegnerischen Mechs getroffen hatte. Auch der „ENFORCER“ feuerte im Sprung seine LB-X AK/10 und ERlargeLaser ab und konnte Treffer auf dem „WARHAMMER“ landen.
„Banjo, nach rechts hinten ausweichen, die werden sie gleich wieder von anderer Stelle aus attackieren!“


Slavko „Freezer“ Vucic wurde von den beiden Mechs die plötzlich links hinter ihm auftauchten überrascht, dann schlugen erst eine PPK dann eine AK und ein Laser in seine linke Torsoseite an.
„Verdammt!“ fluchte er laut über den Lanzenkanal. „Colt, hier Freezer, 2 feindliche Mechs ca. 450m Links hinter mir. Wurde getroffen, Schaden leicht, Mechs identifiziert als „ENFORCER“ und „WRAITH“.“ meldete er dann professionell.
„Hier Colt, Verstanden! Ende!“ antwortete sein Lanzenführer Hans „Colt“ Reuter. Er war 300 m rechts von Vucic mit seinem „BUSHWACKER“ und hatte auf seinem Radar die beiden Mechs ganz am Rande seines Radars bemerkt. Er musste sofort etwas unternehmen! Wenn diese beiden Mechs störungsfrei hinter ihnen operieren konnten, würden sie sie empfindlich in den Rücken treffen, wo jeder Mech nur relativ schwach gepanzert war.
„Zora hier Colt, 2 mittlere Mechs greifen uns von hinten an, empfehle beide gegnerische Mechs mit meiner Lanze aufzufangen und zu bekämpfen! Kommen!“ Hans Reuter fragte sofort bei der Führerin des Einsatzes nach, was er tun sollte. Nika „Zora“ Matic musste entscheiden, wie dieser Gefahr begegnet werden sollte.
„Colt, hier Zora, Mechs mit Gamma-Lanze abfangen und halte uns den Rücken frei. Geist-Lanze, Infanterie und Panzer rücken weiter auf das HQ vor!“ kam postwendend die Antwort und damit der Befehl, die beiden Mechs zu neutralisieren. Sofort gruppierte Hans Reuter seine Lanze um und machte kehrt um der Gefahr hinter ihnen zu begegnen.
„Rock, hier Colt, ASAP 300m vor die Lanze zur Aufklärung!“ befahl er. Der „FIRESTARTER“ von Rita „Rock“ Fels war der leichteste Mech seiner Lanze und damit auch der schnellste. Außerdem verfügte dieser als Einziger über Sprungdüsen um einer Gefahr schnell ausweichen zu können.
„Hier Rock! Alles klar, bin unterwegs!“ meldete sie und überholte die anderen Mechs ihrer Lanze.


Naomi bemerkte sofort auf ihrem Radar, das die Lanze vor ihr kehrt und Front zu ihnen machte. Sie grinste, genau das war ja ihre Absicht gewesen!
„Banjo, eine gegnerische Lanze greift uns geschlossen an. Nur auf Maximalentfernung bekämpfen und langsam zurückziehen! Wir müssen sie beschäftigt halten!“ befahl sie und meldete dann die Lageentwicklung an Kunta Keita.


Kunta verfolgte die Lagemeldungen. Seine einzige Aufklärungsdrohne hatte er vor kurzem starten lassen und sie flog jetzt 4000 m über dem Gefechtsfeld, weit oberhalb der Reichweite der gegnerischen Luftabwehr. Mittlerweile hatte der Gegner die eigene Alarmpostenkette durchstoßen und die Trupps hatten sich allesamt rechtzeitig zurückgezogen. Der Gegner war nur noch 1500 m entfernt. Er zog seinen „MARODEUR“ neben eine natürliche Buschgruppe vor, so dass seine obere Torsohälfte gerade über die Wallkrone ragte. Seine Sensoren waren noch passiv. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis er den Gegner sah.


Luther Pembroke hatte sich mit seinem Spähtrupp etwas nach Süden zurückgezogen und lies den Gegner an sich vorbeimarschieren. Bis jetzt hatte er aber nichts bemerkt, dass es wert gewesen wäre die Funkstille zu brechen.
„Da sind 2 Panzer auf den Sensoren!“ meldete ihm HG Alma Herbst.
„Ist das sicher?“ fragte er.
„Eindeutig!“ bestätigte sie. Da befahl Luther seinem Fahrer vorsichtig auf die Signale zuzufahren, die sich 600 m in nördlicher Richtung an ihnen vorbei bewegten. Nach 3 Minuten waren sie nah genug dran um die Rückseiten der beiden Panzer identifizieren zu können.
„Das sind 2 „SHRECK“s!“ stellte Luther fest. „Denen folgen wir! Halt aber Abstand, ich will nicht gegrillt werden!“ sagte er zu Titus, dem Fahrer.
„Ich bin doch nicht Lebensmüde!“ gab dieser grinsend zurück und folgte dann unauffällig den Panzern in respektvollem Abstand. Dabei gab Luther einen kurzen Funkspruch ab, in dem er die beiden Panzer meldete.


„Feindmech im Westen gesichtet, Entfernung ca. 1000, Identifiziert als „FIREMOTH“!“ meldete ihm der Infanteriegefechtsstand. Sofort drehte Kunta den Torso seines „MARODEUR“ in die entsprechende Richtung und schaltete die optische Vergrößerung ein. Augenblicklich identifizierte er den Mech, der scheinbar am Rand eines Wäldchens einen Beobachtungsstop eingelegt hatte. Um ihn zu bekämpfen war er noch 300 m zu weit entfernt. Eindeutig konnte er die typische Silhouette des „FIREMOTH“s identifizieren. Einer der schnellsten Mechs, die je konstruiert worden waren. Dann nahm er hinter dem Clan-Mech Bewegungen wahr, der Rest der Gegnerlanze schloss auf ihren Scout-Mech auf. Mittlerweile war er sich sicher, dass ihn die Geist-Lanze direkt angriff. Die Alarmposten hatten alle Mechs identifizieren können, die auf ihn vorrückten. Die Mischung der Lanze war ausgewogen, ein „FIREMOTH“ als schneller Späher, ein „RIFLEMAN“ und ein „ARGUS“ als Vorschlaghämmer und ein „ARCHER“ als Artilleriemech, um der Lanze Feuerunterstützung aus dem Rückraum zu geben!
„Eowyn, hier Gyata. Es geht gleich los!“ gab er an Hptm. Agnes Pasternak in ihrem „WOLVERINE“ durch.
„Hier Eowyn, Verstanden! Ich bin bereit!“ kam die ruhige Antwort. Sie hielt sich noch für den Gegner völlig unsichtbar hinter dem Wall auf, ebenfalls mit passiven Sensoren.
„HammerX, hier ChakaX, sofort abplanen, Gefechtsbereitschaft herstellen und verlegen sie 400m nach links! Kommen!“
„Hier HammerX, verstanden, melden dann Vollzug! Ende!“ kam dann von dem Führer der beiden „DEMOLISHER“ zurück. Kunta rechnete jetzt mit einem Sturmangriff des Gegners, wusste dieser doch, dass nur 2 Mechs zwischen ihnen und dem HQ standen. Kunta schaute auf die Uhr, noch 32 Minuten!


Nika hatte jetzt Sicht auf einen Wall, hinter dem sich laut ihrer Daten das HQ befand. Zwischen ihrer Lanze und der Wallkrone lagen ca. 950 m offenes Gelände, auf dem sie jeglichem Feuer schutzlos ausgeliefert waren. Sie konnte keine Mechs entdecken, aber im Vorderhang des Walls nahm sie leichte Schatten wahr und schätzte, dass sich dort die Infanterie eingegraben hatte. Aber sie musste anerkennend feststellen, dass keine einzige Stellung eindeutig zu identifizieren war. Aber das war nicht ihr Problem, sondern dass ihrer Infanteristen.
„An Angriffsgruppe, hier Geist1! Angriff erfolgt für Geist in Rauten-Formation wie befohlen. Angriffsachse Osten. Leguan rückt mit 2 Zügen rechts und 1 Zug links auf Höhe des letzten Mechs der Formation vor. Kein MTW befindet sich vor den Mechs! Blizzard bezieht die beiden festgelegten Höhen, unterstützt durch flankierendes Feuer und rückt auf Abruf vor, um die Unterstützung aufrecht zu erhalten. Angriff beginnt, wenn Blizzard in Stellung ist! Kommen!“ befahl Nika. Sofort kamen die Meldungen herein. Die „SHRECK“-Halblanze mit dem Decknamen Blizzard meldete, das sie in 2 Minuten ihre Stellungen bezogen hätten. Nika spürte die Nervosität vor dem Kampf, konzentrierte sich aber auf ihre Aufgabe.


StFw. Pembroke folgte mit seinem Spähtrupp den beiden „SHRECK“-Panzern ohne bemerkt zu werden. Plötzlich scherte der erste aus und fuhr auf eine kleine bewaldete Erhebung keine 850 m vom Wall entfernt. Der 2. Panzer erklomm einen anderen Hügel 200 m nördlich des Ersten und war ebenfalls ca. 850 m vor der Wallkrone. Sofort schaute er in die Karte und meldete,
ChakaX, hier Hermes1, Panzer beziehen einzeln Stellung auf Höhe 415 und Höhe 398, ca. 850m westlich der Wallkrone. Panzer machen sich Gefechtsbereit! Kommen!“ Kaum hatte er die Sprechtaste losgelassen meint er zu einem Trupp:
„Jetzt geht’s gleich los!“ Da bemerkte Alma Herbst,
„Ist denn feindliche Infanterie in der Nähe? Die beiden Panzer stehen da mutterseelenallein und wir haben in unserer Ausstattung ein paar geballte Ladungen für diesen Zweck!“
„Du willst wohl die Heldin spielen!“ meinte Titus, dann dachte er kurz nach. Bevor er was sagen konnte stellte der Truppführer fest,
„Alma du hast Recht! Die haben uns bisher nicht bemerkt und wenn wir schnell sind, können wir mindestens einen Panzer ausschalten, wenn es gut läuft sogar beide! Die konzentrieren sich voll nach vorne und wie ich die Panzerjungs kenne, ist die Turmluke entweder offen oder nicht verriegelt. Ladung rein und Ruhe ist! Alma mache für jeden eine Ladung fertig. Ich nehme den nördlichen, ihr beide den südlichen Panzer!“ Alma griff sofort in die große Munkiste neben ihr und holte eine Ladung raus und reichte diese Pembroke, dann legte sie 2 weitere Ladungen bereit.
„Titus, fahr mich so nah wie möglich an den nördlichen Hügel, dann macht ihr euch zum südlichen Hügel auf. Wenn ihr drüben bereit seid, drückt 3 mal die Taste an eurem Headset. Wenn ich 3 mal bestätige sofort loslegen, klar? Wir werden nicht viel Zeit haben. Sobald der Circus losgeht, werden die „SHRECK“s vorziehen und unsere Chance ist vorbei! Los!“ ermutigte Pembroke seine Leute und Titus fuhr so schnell und vorsichtig wie möglich zum nördlichen Hügel. 80 m hinter dem Tank stieg Pembroke mit seiner Ladung aus und kroch den Hang hoch, während der Rest des Teams in einem Bogen zum südlichen Hügel fuhr und dort sich das gleiche Schauspiel wiederholte. Kurz darauf lag Pembroke 6 m hinter dem Panzer und spürte die heiße Abwärme der Wärmetauscher, die das kleine Fusionstriebwerk des Panzers erzeugte.


Zu zweit rutschten Alma und Titus hinter den Panzer bis auf 5 m. Sie hatten sich geeinigt, dass er ihr das Heck hochhelfen würde, damit sie die Ladung in die Turmluke werfen konnte. Titus nickte und Alma drückte 3 mal die Sprechtaste ihres Helmkoms kurz drauf knackte es in ihrem Headset 3 mal als Antwort. Sofort sprangen beide auf und Titus lehnte sich an das Heck des Panzers und formte mit seinen Händen einen Steigbügel. Alma war mit einem Satz auf dem Panzer und sah, dass die Turmluke hochgeklappt war. Sie hörte Stimmen, aber der Kommandant schaute gerade nicht hinaus. Sie entsicherte die Ladung, zählte bis 2 und warf sie in den Turm, dann rannte sie los, hechtete sich vom Panzer und rollte sich elegant ab. Im Panzer schauten der Kommandant und der Richtschütze fassungslos auf die Übladung, die in den Panzer hineinfiel.
„Scheiße!“ schrie der Kommandant und versuchte die Ladung zu packen, aber da puffte es und dichter, aber ungiftiger Rauch quoll aus der Ladung und der Sender der Ladung gab seine Daten an die Sim-Software des Panzers, die daraufhin den Schaden berechnete.
Titus zog Alma gerade in Deckung als sie hinter sich ein lautes „Plopp“ hörte und es aus der Luke des Panzers heraus zu rauchen begann. Sofort sprangen die 3 roten Warnbaken an, die anzeigten, dass das Manövermodul den Panzer als zerstört anzeigte und das Fahrzeug deaktivierte. Die Panzerbesatzung kletterte währenddessen aus dem Fahrzeug und fluchte. Da alles deaktiviert war, konnten sie nicht einmal eine Meldung abgeben. Als Titus durch die Büsche zu dem anderen Panzer hinüber sah, bot sich ein ähnliches Bild, nur das die Baken gelb blinkten!
„Schade, nur demobilisiert.“ grinste er, „Los zurück zum Erkunder, wir müssen den Boss abholen!“ 4 Minuten später erstatten sie Meldung und Kunta erlaubte sich in seinem „MARODEUR“ einen kleinen Freudenschrei!


Gerade hatte Nika die Meldung bekommen, dass die beiden „SHRECK“s in Position waren, als plötzlich ein Fahrzeug mit einem Schlag als Ausfall angezeigt wurden und das andere als immobil! Ungläubig starrte sie auf das Display, sie versuchte die Panzer anzurufen, aber nur eine Panzerbesatzung meldete sich.
„Hier Blizzard2, Blizzard1 zerstört, Blizzard2 Kette gesprengt, wir können uns nicht mehr bewegen. Reparatur mit Bordmitteln unmöglich!“ Nika ballte kurz die Fäuste, dann gab sie den Befehl,
„Angriffsgruppe, hier Geist1, Zum Angriff!“ Sofort setzte sich ihre Lanze in Bewegung und beschleunigte auf rund 45 km/h, damit sie im Gelände gleichmäßig voranzukommen, ohne dass einer zurückblieb. Der „FIREMOTH“ stob voran und steuerte mit hoher Geschwindigkeit im ZickZack auf den Wall zu, 200 m seiner Lanze voraus.


„Eowyn, Sensoren aktiv, schieß den „FIREMOTH“ an!“ kommandierte Kunta ruhig. Noch waren er und sein „MARODEUR“ nicht entdeckt! Seine Tarnung tat ihre Wirkung! Die ganze Zeit meldete der Infanteriegefechtsstand ihnen die genauen Positionen der gegnerischen Lanze. So wusste Hptm. Agnes „Eowyn“ Pasternak sehr genau, wo der gegnerische Scoutmech war. Den Rest musste sie mit ihren Sensoren im Sprung ermitteln! Agnes schaltete ihre Sensoren aktiv, machte 5 Schritte und richtete dabei ihren Mech grob aus und trat beide Pedale durch. Sofort leuchteten alle gegnerischen Mechs auf ihrem Radar auf und der „FIREMOTH war keine 510 m Luftline von ihr entfernt und bewegte sich direkt auf sie zu. Sofort justierte sie ihre AK/5, schoss und traf den zentralen Torso. Da war sie schon wieder hinter dem Wall abgetaucht.
Kunta sah genau die Auswirkungen des Treffers. Der „FIREMOTH“ war zwar ein Clan-Mech und mit Ferrofibrit gepanzert, aber er war trotzallem ein leichter, nur 20to schwerer Mech und ein Volltreffer einer AK/5 musste der Scoutmech erst einmal verdauen.
„Super Schuss Eowyn! Du hast ihn fast aus dem Gleichgewicht gebracht! Wechsle die Position und schieße ihn weiter an. Wenn er zum Wall durchbricht, überlass ihn den „DEMOLISHER“n! Dann freie Zielwahl!“


Er selbst beobachtete die feindliche Formation, die beständig vorrückte. Jetzt kam der „RIEFLEMAN“ in seine Waffenreichweite. Es war nun die Zeit, selbst in das Gefecht einzugreifen. Ein Blick auf den Sekundärmonitor, der ihm ein Bild seiner Mikrodrohne einspielte, die er 600 m über dem Gefechtsfeld positioniert hatte, sah er, dass der „ARCHER“ noch ca. 900 m von ihm weg war, ihn also mit dessen LRMs noch nicht gefährdeten! Er schaltete seine Sensoren aktiv und visierte den „RIFLEMAN“ an, der an der nördlichen Flanke der Geist-Lanze vorwärts marschierte. Kunta hatte in seinem Mech nicht nur cERPPKs montiert sondern auch einen hochpräzisen Clan-Zielcomputer. Er zielte schnell aber sorgfältig auf das Cockpit des „RIFLEMAN“ und schoss eine PPK-Doppelsalve und seine UAK/2 ab. Sofort wurde die Panzeranzeige des Cockpits des Gegners rot, aber es war nicht zerstört! Kunta schob den Fahrthebel vor bis zum Anschlag und sein Mech setzte sich über den Wall in Bewegung. Noch war er außerhalb der Reichweite aller Waffen des Gegners. Die Überquerung der Wallkrone wäre sonst gefährlich, da er auf der Krone ein perfektes Ziel abgegeben hätte. Er folgte dann einem festgelegten Pfad, den Vorderhang hinunter, in dem sich keine Stellungen seiner Infanterie befanden und drehte seinen Torso zum Gegner. Schnell war er vor dem Hang und seitlich der gegnerischen Lanze, die nun langsam in Reichweite kamen. Er schoss eine weitere Langstrecken-Salve auf den „RIFLEMAN“ ab. Diesmal traf er den linken Waffenarm des Mechs.


Kaum hatte Nika den „MARODEUR“ auf ihrem Radar wahrgenommen, schlugen auch schon 2 PPK-Blitze und AK-Granaten bei ihr ein und blendeten sie fast. Nur mit Glück hielt ihr Cockpit dem Angriff stand. Sofort drehte sie ihren Torso zur Seite und rammte den Schubhebel nach vorn. Dann tauchte wieder der gegnerische „WOLVERINE“ hinter dem Wall mit flammenden Sprungdüsen auf und vermochte den „FIREMOTH“ ein weiteres Mal zu treffen. Sie sah, wie die Clan-Maschine durchgeschüttelt wurde. Nika musste den Angriff forcieren! Sie schätzte, dass sie noch 18, maximal 20 Minuten Zeit hatte um das HQ auszuschalten. Bevor sie einen Befehl geben konnte, wurde sie wieder von dem „MARODEUR“ getroffen, der mittlerweile über den Wall gekommen war. Dieser spielte seine überlegene Waffenreichweite aus und hielt sich außerhalb der Reichweite ihrer eigenen PPCs.
„Black, hier Zora, mach dass du über den Wall kommst und greife das HQ an.“ befahl sie dem Piloten des „FIREMOTH“. „Ball, rücke mit mir mit höchster Geschwindigkeit zum Wall vor!“ befahl sie Olt. Larissa Schostakovich im „ARGUS“. „Trick gib uns sofort Rückendeckung!“ ordnete sie dem Krieger im „ARCHER“ an. Alle bestätigten knapp und die Mechs beschleunigten unmittelbar und erhöhten damit den Druck auf die Verteidiger.


Kunta stellte sofort fest, dass die Gegnerlanze zum Sturmangriff geblasen hatte. In dieser Situation die wohl beste Option – für den Gegner! Er wollte gerade eine weitere Salve auf den „RIFLEMAN“ abfeuern als er erkannte, dass ihm der „FIREMOTH“ den Rücken zuwendete. Die Aufmerksamkeit des Piloten war von dem „WOLVERINE“ gefangen, der in diesem Moment über die Wallkrone sprang. Kunta wechselte geistesgegenwärtig das Ziel und feuerte beide cERPPCs und die UAK/2 auf den Rücken des leichten Scoutmechs ab. Dessen Rückenpanzerung wurde durch diesen massiven Ansturm von Energie glatt durchbrochen und schaltete den Mech sofort aus.
„And then there were Three!“ dachte sich der schwarze Mechkrieger und nahm wieder den „RIFLEMAN“ ins Visier.


Viel zu langsam näherten sich der „RIFLEMAN“ und der „ARGUS“ dem Wall, immer wieder verzögert durch den „MARODEUR“ und den „WOLVERINE“. Mittlerweile hatte auch der „ARCHER“ ins Gefecht eingegriffen und sandte eine vernichtende LRM-Salve nach der anderen auf den „MARODEUR“, aber das Clan-Raketen-Abwehrsystem, über das Kuntas Mech verfügte, leistete ganze Arbeit und konnte viele der Geschosse zerstören, bevor sie seinen Mech trafen. Kuntas Sorge war, dass die zweite Angreiferlanze ebenfalls in den Kampf eingriff, aber Naomi war es gelungen, diese Lanze weiter weg zu locken, wie sie ihm mitgeteilt hatte, in dem sie ihre Hit-and-Run-Taktik konsequent anwandte. Da kam ein Funkspruch vom HQ!
„ChakaX, hier TipiX, halten sie den Feind noch 7 Minuten auf, dann ziehen sie sich über Ausweichweg BRAVO zurück! Kommen!“
„Hier ChakaX, noch 7 Minuten halten! Verstanden! Ende!


Plötzlich eröffnete sich vor Olt. Larissa „Ball“ Schostakovich und ihrem Mech, einem „ARGUS AGS-4D“, der Weg über den Wall. Sie hatte sich bis zum Fuß des Walls durchgekämpft und sich mit dem „WOLVERINE WVR-6R“, der sich voll und ganz auf sie konzentrierte, ein hartes Gefecht geliefert. Der „WOLVERINE“ war zwar beweglicher, aber ihr Mech war besser gepanzert und konnte härter austeilen. Sie musste es jetzt wagen!
„Zora, ich stürme den Wall!“ gab sie noch an ihre Lanzenführerin durch, die an ihrem Fortkommen durch den „MARODEUR“ gehindert wurde, der ihr mittlerweile den linken Waffenarm abgeschossen hatte. Das der „ARCHER“ ihn permanent mit LRMs beschoss, schien den Gegner nicht zu stören, obwohl seine Panzerung beständig abnahm.
„Ball, Los!“ bestätigte ihre Lanzenführerin und Larissa, rammte den Schubhebel bis zum Anschlag vor. Bis zur Wallkrone waren es nur Sekunden. Um sie herum blitzen Infanteriewaffen auf, die aber alle ihren Mech ignorierten. Die eingegrabene Infanterie der Verteidiger stand im Kampf mit ihren eigenen Infanteriekräften, die ebenfalls versuchten den Wall zu erreichen. Sie konnte schon über die Wallkrone schauen, noch ein, zwei Schritte dann – blickte sie in die tiefen, schwarzen Schlünde von 4 AK/20, die genau auf sie gerichtet waren. Die Kanonen blitzten brüllend auf und der Mech wurde durch die Wucht der einschlagenden Granaten förmlich nach hinten geschleudert und beendeten das mechanische Leben des Leviathans fast augenblicklich!
„Hier HammerX, feindlicher Mech Typ „ARGUS“ vernichtet! Ende!“ hörte Kunta die lapidare Meldung seines Panzerführers.


„Nur noch 4 Minuten!“ dachte Kunta.
„Eowyn, übernimm den „RIFLEMAN“, ich kümmere mich jetzt um den „ARCHER!“ befahl er und richtete seine Waffenmodule auf den ikonenhaften „ARCHER“-Mech. Langsam musste er was gegen den „ARCHER“ tun, wenn er sich intakt vom Gefechstfeld zurückziehen wollte. Er zielte sorgfältig auf das linke LRM-Modul des Raketen-Mechs und löste einen ALPHA-Schlag aus.


Hptm. Terry „Trick“ Bacchus „ARCHER“ wurde durch die auftreffenden Energien fast herumgerissen und diese zerstörten den linken LRM-Werfer, der aufgrund der offenen Schutzklappen den PPC-Blitzen, den medLasern und der AC/2 des Gegners schutzlos ausgeliefert war. Das Gefecht lief überhaupt nicht so, wie sie es geplant hatten, stellte er für sich fest. Der Gegner hatte sich als extrem zäh und gut aufgestellt erwiesen! Sofort war Terry klar, dass der „MARODEUR“ nun ihn als Ziel auserkoren hatte! Nach einer kurzen Pause, bis die Waffen wieder geladen waren und ihn mit Reihenfeuer eindeckten, marschierte der 75to Mech des Gegners im Kreis um ihn herum um Abstand zu halten und so seine PPCs weiter wirkungsvoll einzusetzen. Terry sah, dass die Panzerung des „MARODEURS“ an vielen Stellen stark in Mitleidenschaft gezogen war, aber fand keinen einzigen kritischen Treffer! Er musste näher ran um seine 4 medLaser optimal einsetzen zu können, aber der Gegner manövrierte geschickt, so dass er sich immer am Rande des Wirkungsbereichs seiner Laser bewegte. Frustriert knirschte Terry mit den Zähnen. Er hatte sich gedacht, das Kunta Keita ein harter Brocken ist, aber erst im Gefecht stellte er fest, wie gut der Mann wirklich war!


„ChakaX, hier TipiX, Tipi ist abmarschiert und in Sicherheit! Vom Feind lösen und zurückziehen! Kommen!“
„Hier ChakaX, Verstanden! Ende!“
„An alle, hier ChakaX, Primärauftrag erfüllt, alle Teileinheiten gemäß Plan BRAVO vom Feind lösen und Rückzug! Chaka1 und Chaka3 schirmen Infanterie gegen Mechs und Infanterie ab. Chaka2 und Chaka4, in 5 Minuten vom Feind lösen und Rückzug zu Punkt BRAVO2. Hammer zieht sich mit Wiesel zurück und eskortiert. WieselX, sofort melden, wenn ihre Truppe hinter dem Wall ist! Kommen!“ Jede Teileinheit meldete sofort dass sie verstanden hatte. Er spürte, dass alle erleichtert waren, aber noch lief das Gefecht und einen koordinierten Gefechtsrückzug zu organisieren, war das anspruchsvollste taktische Manöver, das es überhaupt gab!


Nika sah sofort, das sich was im Verhalten des Gegners geändert hatte. Die Infanterie verließ ihre Stellungen im Vorderhang und zog sich über den Wall zurück, hinter dem wohl schwere Panzer auf jeden warteten, der so tollkühn war, den Wall zu überschreiten. Ihr war klar, dass sie das Gefecht verloren hatte. Kurz überlegte sie noch, ob es Sinn machte, dem HQ nachzusetzen, aber dieses war mit Sicherheit schon zu weit weg, da sonst die Verteidiger sich nicht zurückziehen würden. Also traf sie eine Entscheidung!
„An Alle, hier GeistX. Vom Feind lösen und zur Ausgangsstellung zurückziehen. Mechs decken den Rückzug der Infanterie. Kommen!“ Alle Teileinheiten bestätigten. Dann piepte plötzlich der Leitungskanal.
„Hier OTL. Odenwald, Übungsende! Ich wiederhole Übungsende! Alle Einheiten und Teileinheiten westlich des Walls sammeln und Einheitsweise um 15:30 Uhr antreten. Meldungen über Verletzte und Schäden umgehend an die Übungsleitung! Kommen!“




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Übungsgelände
06.01.3071, 15:25 Uhr (Ortszeit)


Kunta stand vor seinen angetretenen Soldaten. Links waren seine Mechkrieger, dann kam die 2. Infanteriekompanie und ganz rechts standen die Panzerbesatzungen. In 5 Minuten würde er die Formation an OTL. Odenwald melden, aber vorher wollte er noch selbst zu seinen Leuten sprechen. Kunta ließ seinen Blick die Linie entlang streifen, dann holte er Luft,
„Leute, wir haben unseren Auftrag erfüllt! Das war herausragende Arbeit. Jeder hat alles gegeben um unsere Mission zum Erfolg zu führen! Ob Mechkrieger, Infanterist oder Panzermann, wir alle haben an einem Strang gezogen, denn nur so kann man Gefechte gewinnen! Der Einzelne muss sich im Gefecht dem Gesamten unterordnen und sie haben das alle par excellence umgesetzt. Dafür danke ich ihnen allen!“ Dann fixierte der StFw. Pembroke. Vor dem Antreten hatte Kunta noch mit dem KpChef der Infanterie gesprochen und sich informiert, wer die „SHRECK“s ausgeschaltet hatte.
„SFw. Pembroke, sie und ihren Spähtrupp will ich besonders erwähnen. Ihnen ist es gelungen zwei „SHRECK“s unschädlich zu machen, was vielleicht das entscheidende Momentum war, das dieses Gefecht zu unseren Gunsten entschieden hat. Sie und ihre Leute erhalten eine Belobigung für ihren Einsatz!“ Dann nahm Kunta Keita Haltung an und grüßte seine Frauen und Männer,
„Meinen persönlichen und aufrichtigen Dank an sie alle für ihren Einsatz!“ rief er und nahm dann die Hand wieder ab. Naomi erlebte die Szene in der Formation. Ihr lief Schauer über den Rücken. So hatte sich noch nie einer ihrer Vorgesetzten bei seinen Soldatinnen und Soldaten bedankt!


Nachdem Alle Einheiten an OTL. Odenwald gemeldet worden waren riss dieser kurz den Ablauf der Übung ab und stellte fest, dass die Verteidiger ihren Auftrag erfüllt hatten. Weitere Analysen der würden im kleineren Kreis nach exakter Auswertung der Daten erfolgen. OTL. Odenwald lag es fern irgendjemanden vor versammelter Mannschaft in die Pfanne hauen zu wollen. Das war in der Regel sowieso kontraproduktiv! Nach dem Antreten ließ er alle Teile zur Übungsnachbereitung ins Feldlager abrücken und bestellte KdtHptm. Matic und Kdt. Keita zu einem 6 Augen-Gespräch für den Abend zu sich ein.




SystemKwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Übungsgelände, Feldlager
06.01.3071, 19:32 Uhr (Ortszeit)


„Und Nika, hast du deine Niederlage schon verdaut?“ fragte OTL. Odenwald mit einem Glas Bourbon in der Hand. David Odenwald hatte zu Beginn des Gesprächs klar gemacht, das er dies in informellem Rahmen durchführen wollte und keiner ein Blatt vor den Mund nehmen sollte. Kunta Keita kam das zwar etwas befremdlich vor, aber er beugte sich gerne den Gepflogenheiten im „Militärischen Unterstützungskommando“ der „Lyran Transspace“, zumal er in diesem Kreis ja der „Neue“ war.
„Nein, natürlich nicht!“ knurrte Nika Matic mürrisch. Der Ablauf der Übung nagte gewaltig an ihrem Ego, hatte sie doch bisher alle an sie gestellten Aufgaben mit Bravour bewältigt! „Kunta, ich bin nicht sauer auf dich, aber ich bin mit mir selbst unzufrieden!“ beeilte sie sich zu sagen.
„Das habe ich auch nicht angenommen, Nika!“ entgegnete Kunta. „Wir sind alle Profis und eine Übung ist dazu da, um daraus zu lernen!“
„Das ist das Stichwort!“ warf David Odenwald ein. „Wie beurteilen sie das Ganze, Herr Keita?“


„Grundsätzlich hat Nika keinen Fehler gemacht! Aber wie jeder von uns weiß, sollte ein Angriff mit mindestens dreifacher Überlegenheit geführt werden. Das ist eine uralte Binsenweisheit. Nika hatte aber gar nicht so viele Kräfte zur Verfügung! Das heißt natürlich, dass dieser fehlende Kräfteüberhang in irgendeiner Form ausgeglichen werden muss! Das Gelände gab diesbezüglich nichts her. Im Gegenteil, es hat die Verteidigerseite sogar bevorzugt! Für taktische Finessen hat aber auch die Zeit nicht ausgereicht. In meinen Augen war es problematisch, die gesamte Gamma-Lanze gegen meine 2 Scouts zu schicken. Das hat die Angriffseinheit zu sehr geschwächt. 2 Mechs hätten ausreichen müssen, um den Rückraum des Angriffsverbandes lange genug abzuschirmen, dass dieser die Verteidiger aus dem Weg räumen und das HQ zerstören kann. Natürlich war es großes Glück, das einer meiner Spähtrupps die 2 „SHRECK“s ausschalten konnte. Damit war nicht zu rechnen und hat dann letztendlich den Ausschlag zu meinen Gunsten gegeben! Natürlich hätte es meinerseits auch noch andere taktische Möglichkeiten gegeben, aber darüber sollten wir jetzt nicht reden. Ich schlage vor, dass wir diese Übung im Simulator mit verschiedenen Parametern wiederholen. Ich bin mir sicher, Nika, dass du mir dann des Öfteren einen Tritt in den Hintern verpasst.“ grinste Kunta. Nika nickte mehrmals, während Kunta seine Sicht der Dinge ausführte.
„Du hast recht!“ gab sie zu. „Und auf deinen Vorschlag komme ich gerne zurück!“ grinste sie.
„Dann werden wir das tun!“ stellte David Odenwald fest. „Gibt es noch etwas zur Übung zu sagen?“
„Ja!“ entgegnete Kunta. „Herr Oberstleutnant, ich möchte Eowyn, Hptm. Agnes Pasternak, für eine Belobigung vorschlagen. Ich habe noch selten einen Mechkrieger erlebt, der im Sprung mehrmals einen schnellen Scoutmech getroffen hat. Sie hat diesbezüglich eine außergewöhnliche Begabung!“ David Odenwald nickte.
„Ich kenne Hptm. Pasternak schon seit Jahren. Ich weiß um ihr Talent. Sie wird eine Belobigung bekommen! Wenn sie so weitermacht, werde ich sie noch befördern müssen!“ grinste er. „So wenn nichts mehr offizielles ist - Ordonanz!“ rief David Odenwald. Sofort stand eine junge Soldatin in dem abgeteilten Zeltbereich. Scheinbar hatte sie vor der Zeltwand gewartet.
„Jawohl, Herr Oberstleutnant?“ fragte sie.
„Bringen sie bitte die Canapes!“ bat Odenwald die Soldatin. Diese nickte und kam dann kurz darauf mit 2 Platten zurück, die mit einigen Köstlichkeiten belegt waren.
Dann stand Odenwald auf und erhob sein Glas,
„Auf die lyranische Allianz und auf den Archon!“ rief er und die beiden Offiziere taten es ihm Gleich und tranken ihre Gläser leer.
„Lassen sie es sich schmecken.“ forderte Odenwald seine Kameraden auf und der gemütliche Teil des Abends begann, wobei natürlich die abgelaufene Übung ein wichtiges Thema war.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Zentralverwaltung „Lyran Transspace“
07.01.3071, 09:15 Uhr (Ortszeit)


Seit die Feldübungen liefen, war es erheblich ruhiger in der Verwaltungszentrale der Company. Lydia Holland nutzte die Abwesenheit aller Soldaten und forschte intensiv weiter. In den letzten beiden Tagen hatten die Loki-Agenten die Quartiere der Verdächtigen mit akribischer Genauigkeit untersucht und waren jetzt in ihrem Büro um ihr die Ergebnisse darzulegen. Lydia war äußerst gespannt, ob es zu neuen Erkenntnissen geführt hatte.
„Haben sie etwas herausgefunden?“ fragte sie die beiden Truppführer. OTL Theo Konrad übernahm es zu Antworten.
„Gehen wir einen nach dem Anderen durch.“ sagte er.


„Bei Kdt. Kunta Keita konnten wir feststellen, dass er seine Privatsphäre sehr zu schätzen weiß. Er hatte einige Marker angebracht, an denen bei einer unvorsichtigen Durchsuchung sofort aufgefallen wäre, dass jemand in seiner Unterkunft zu Gange war. Aber wir konnten nichts finden, das ihn mit den Ausspähversuchen in Verbindung bringen würde. Natürlich könnte er, wie alle Mechkrieger, kompromittierendes Material auch in seinem Mech verstecken. Es gibt Bereiche in einem Mech, auf die nur der Mechkrieger selbst zugreifen kann.“


Bei Hptm. Naomi Frank sieht es ähnlich aus. Nur das sie ihre Privatsphäre nicht so gut, besser gesagt, gar nicht gesichert hat. Alles was vorhanden ist, untermauert ihre Vita nur noch mehr!“


„Bei Olt. Larissa Schostakovich sieht es ähnlich aus. Wir konnten mittlerweile ihre Vita durch den LND bestätigen und haben auch einen mehrere Jahre alten DNA-Fingerabdruck bekommen, der sie eindeutig identifiziert! Aber als wir ihre Unterkunft unter die Lupe nahmen, fanden wir in ihrem Spind im Mechhangar mikroelektronische Bauteile von Überwachungsgeräten und Codebrechern. Die Teile waren absolut sauber, keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine sonstige Spuren!
„Haben wir dann unseren Spion?“ hakte Lydia Holland sofort nach. Da ergriff KdtHptm. Felicitas Harrer das Wort,
„Es ist ein Indiz. Die Teile können aufgrund der fehlenden Spuren nicht direkt zugeordnet werden. Die Teile lagen an einer Stelle im Spind, an die jeder herankommen könnte, wenn er wollte. Wir haben deshalb die Teile dort gelassen und Alarmgesichert. Es könnte auch eine bewusst gelegte falsche Spur sein!“


„Wie sieht es mit dem vierten Verdächtigen aus?“ wollte Lydia Holland wissen. Theo Konrad gab ihr sofort Auskunft.
„Wir haben bei ihm nichts, aber auch gar nichts gefunden. Uns ist aber etwas aufgefallen. Jeder Mechkrieger schleppt massenhaft Erinnerungsstücke und Devotionalien aus seiner Karriere mit sich herum. Bei ihm ist davon kaum etwas zu finden. Eher nur unpersönliches Material. Auch konnte seine Vita durch den LND bisher nur lückenhaft überprüft werden. Wir warten auf einen Bericht von Tomans, wo er vor 2 Jahren noch bei der Söldnereinheit Gannon’s Cannons unter Vertrag stand und gegen Clan Jadefalke und eine verdeckt operierende WoB-Einheit gekämpft hat. Mir persönlich kommt er wie ein weißes Blatt Papier vor. Das alles ist viel zu glatt!


„Also haben wir aktuell zwei dringend Verdächtige. Die entweder zusammen oder parallel arbeiten könnten, richtig?“ hakte Lydia nach.
„Korrekt!“ erwiderte KdtHptm. Harrer, „Aber es könnte auch nur ein Agent oder Agentin sein.“
„Hoffentlich ist das so!“ meinte Lydia. „Ich glaube wir müssen jetzt aktiver werden und dem Spion eine Falle stellen. Vorschläge?“ fragte sie.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Mechhangars Lyran Transspace
12.01.3071, 13:40 Uhr (Ortszeit)


Die Feldübung war nach 7 Tagen zu Ende und das gesamte MilUstgKdo marschierte wieder zurück in die Kaserne. OTL. Odenwald war mit den Ergebnissen der verschiedenen Übungen und Gefechtsszenarien zufrieden und beobachtete aus seinem „VICTOR“, wie die Kolone des Kommandos durch ein Seitentor in den Bereich der Mechhangars marschierten um dort die Fahrzeuge und Mechs in den Hangars abzustellen und mit dem technischen Dienst zu beginnen. Wenn alles gut lief, würden sie am morgigen Freitag zum frühen Nachmittag die Arbeiten abschließen und er wollte alle Teilnehmer in ein wohlverdientes, um 2 Tage verlängertes Wochenende schicken. Als das letzte Fahrzeug eingefahren war wurde das Tor durch die Werkschutzkräfte der Transspace geschlossen und David Odenwald marschierte mit seinem „VICTOR“ zum Mechhangar.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Gesicherter Besprechungsraum
19.01.3071, 10:00 Uhr (Ortszeit)


OTL. Richard Frank stand am Pult und schaute in die Runde. Vor ihm saßen die 2 Lanzenführer, die baldmöglichst nach Wohlfahrt aufbrechen sollten. Außerdem war noch Lydia Holland im Raum, die aber etwas abseits saß und das ganze beobachtete. Sie hatte Richard gebeten eine Sicherheitseinweisung durchzuführen, die die beiden Mechkrieger über Wohlfahrt informieren würde. Mit dem Eintreffen der „TSS Humbolt“ dem dritten Sprungschiff der Company wurde mittlerweile täglich gerechnet. Es war also Zeit!
„KdtHptm. Matic, Kdt. Keita, wir haben sie herbestellt, um ihnen weitere Hintergründe für ihren Auftrag draußen in der Peripherie mitzuteilen.“ begann er seinen Vortrag. Dann erläuterte er detailliert ihren Auftrag und schaltete eine Karte der tiefen Peripherie auf das große Vortragsdisplay des Raumes.
„Das ist eine Karte der tiefen Peripherie, soweit sie uns bekannt ist.“ teilte er den beiden Mechoffizieren mit. „Wir richten derzeit dort eine Basis auf einem Planeten ca. 50 Lj hinter dem Custozza-System. Das System wurde im Rahmen unserer Erkundung durch die „Hugo Eckener“ entdeckt und kartographiert. Dorthin wurden auch die Siedler der Ashanti gebracht. Auf dem Planeten herrschen perfekte Bedingungen für eine Besiedlung und dieser liegt direkt in unserem Operationsgebiet.“ Die beiden Mechoffiziere rutschten unruhig auf ihren Sitzen hin und her. Dann schaltete der LND-Offizier Bilder von Wohlfahrt auf die Wand.
„Das ist ja ein Paradies!“ rief Nika Matic überrascht aus. Kunta Keita beugte sich vor.
„Ist der Planet denn gründlich erforscht worden, bevor sie meinen Stamm hingebracht haben?“
„Ja, die Flora und Fauna wurde penibel geprüft. Die Atmosphäre ist uneingeschränkt Atembar und Wasser ist ausreichend vorhanden. Auch vorhandene Viren und Bakterien sind entweder ungefährlich oder mit einer Immunisierung tolerabel. Sie werden vor Abflug natürlich alle entsprechend vorbereitet. Ihnen ist sicher klar, dass sie diese Informationen vorerst mit niemandem Teilen dürfen und außerhalb dieses Raumes auch nicht mit uns besprechen dürfen. Auch nicht mit Lady Owusu, Herr Keita. Die Position des Planeten ist Streng Geheim, denn niemand hat Interesse daran, dass uns Blakes Wort oder Claner dort besuchen kommen!“
„Das ist mir klar Herr Oberstleutnant!“ erwiderte der schwarze Mechkrieger.
„Mir auch!“ gab Mika Matic zu erkennen.
„Gut!“ sagte der LND-Offizier. „Verdauen sie erst mal die Information. In ein paar Tagen treffen wir uns für ein weiteres Briefing. Sie werden dann entsprechend informiert! Ende der Besprechung!“ Der LND-Offizier schaltete das Display aus, entfernte den Speicherkristall und setzte das Computersystem des Raumes zurück. Dann hob er die elektronische Versiegelung des Raumes auf. Alle verließen den Raum. Lydia Holland ging als letzte und hoffte, dass ihnen jetzt endlich der Fisch ins Netz ging. Alle Loki-Agenten hatten sich vorbereitet zuzuschlagen. Sie folgte den beiden Lanzenführern, die sich gerade darüber austauschten, wann sie die Übung im Simulator wiederholen konnten, die Nika verloren hatte.

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 16: Humboldt


System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace
Do. 19.01.3071, 18:39 Uhr (Ortszeit)


Am Abend kontrollierte die Person wie üblich die Marker. In den letzten Wochen wurden an einer Stelle ein spezielles Audioaufzeichnungsgerät installiert und es war gelungen, dieses an das interne Netzwerk zu koppeln, ohne das es jemand bemerkte. Dafür dass die Person nur eine Kurzeinweisung erhalten hatte, funktionierte es erstaunlich gut. Das lag aber auch an der hochentwickelten Abhörtechnik, die Blakes Wort entwickelt hatte. Das Lauschgerät des speziell gesicherten Besprechungsraumes hatte eine Datei in einem allgemein zugänglichen Verzeichnis des Fileservers hinterlegt, deren Vorhandensein anzeigte, dass in dem Raum eine gesicherte Besprechung stattgefunden hatte. Nun musste das Ergebnis nur noch abgeholt werden. Dazu war hinter einem Wandpanel in einem sehr wenig frequentierten Seitengang im 1. Stock des Verwaltungsgebäudes durch die Person ein Datensammler installiert worden. Dort konnte man unauffällig kabellos per Nahfeldübertragung das Audiolog herunterladen, um es in Ruhe woanders auszuwerten. Um die Daten zu holen, überlegte sich die Person, wie man dies am unauffälligsten bewerkstelligen konnte. Da fiel ihr eine Lösung ein und die Person grinste in sich hinein! Damit würde man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Dienstappartment Lydia Holland
Do. 19.01.3071, 19:10 Uhr (Ortszeit)


Die Tür schloss sich hinter Felicitas Harrer und Lydia Holland schaltete sofort den Akustik-Blocker ein.
„Wir konnten endlich den Kommunikationsweg des Abhörgerätes identifizieren!“ meldete die LND-Offizierin schnell. „Wir müssen rasch handeln. Ich hoffe aber, es ist noch nicht zu spät!“
„Und, wie funktioniert das Gerät jetzt? Es war doch die ganze Zeit inaktiv!“ fragte Lydia Holland neugierig.
„Das Abhörgerät aktiviert sich, sobald der Raum nach Außen abgeschottet wird. Dann zeichnet es auf. Nach Aufhebung der Sicherheits-Quarantäne packt das Gerät die Audioaufzeichnung in einen Container und überträgt diesen dann ungehindert über das Netz zu einem Datensammler. Gleichzeitig hinterlegt es eine nichtssagende Datei auf dem allgemeinen Fileserver, auf den jeder Zugriff hat und zeigt damit an, dass ein Paket beim Datensammler liegt. Es hat uns Mühe gekostet, aber wir konnten den Standort des Datensammlers feststellen.“ berichtete die LOKI-Agentin. „Er ist im 1. Stock dieses Gebäudes in der Nähe der Kantine hinter einer Wand. Dort läuft jeden Tag quasi das gesamte Personal des HQs vorbei! Einen besseren und unauffälligeren Platz dafür gibt es gar nicht!“ stellte KdtHptm Harrer fest. „Meine Agenten justieren gerade die Überwachungskameras nach und montieren noch eine Kamera, die den Bereich direkt beobachten kann.“
„Fällt das nicht auf?“ fragte Lydia zweifelnd.
„Ich denke nicht!“ beruhigte sie die LOKI-Agentin. „Wir bohren von einem Raum hinter dem Flur ein kleines Loch in die Flurwand. Zum Glück sind dort die Wände nicht aus Stahlbeton. Meine Leute müssten eigentlich gleich damit fertig sein!“ Da piepste ihr ComPad und nach einem kurzen Blick auf das Display schaute sie Lydia Holland an.
„Wir sind soweit, die Falle ist scharf!“




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, 3. Stock, Unterkunftstrakt
Do. 19.01.3071, 19:34 Uhr (Ortszeit)


Larissa Schostakovich lümmelte in ihrer Stube auf dem Bett und hörte entspannt Musik. Am Vormittag hatten sie die Lage „Vernichtung/Verteidigung HQ“ im Simulator zum zweiten Mal durchgespielt. Diesmal war es den Angreifern endlich gelungen, wenn auch unter starken Verlusten, das HQ zu vernichten. Danach war sie, wie ihre Kameraden im Wartungsoverall auf und in ihrem Mech herumgekrochen und hatte notwendige Wartungsarbeiten durchgeführt. Da die Führung des MilUstgKdo der Meinung war, das diese Arbeiten auch ein Mechkrieger alleine durchführen können müsste, hatten die MechTechs ihnen nur auf die Finger geschaut und Anweisungen gegeben. Die eigentliche Arbeit blieb an den Kriegern hängen! Anschließend war sie fast eine Stunde damit beschäftigt gewesen, den Dreck und den Geruch von ihren Fingern zu bekommen! Larissa stellte das nicht in Frage und hielt es für absolut sinnvoll, aber sie hasste es, wenn glibberige Kühlflüssigkeit über ihre Hände lief. Jedes Mal erschauerte sie vor Ekel, wenn sie das spürte! Umso mehr genoss sie die Ruhe des Abends, als plötzlich ihr ComPad piepste. Mit einem Blick identifizierte sie den Störenfried, es war Felix „Banjo“ Leitner!
„Hey Banjo“, meldete sie sich. „Was geht ab?“
„Hast du Lust auf einen Absacker in Landry?“ fragte er. Sie überlegte kurz. Eigentlich war ihr Felix recht sympathisch, auch wenn er selten von sich sprach. Aber sie hatten gemeinsam bei Lyran Transspace angefangen, das verband irgendwie. Sie waren schon des Öfteren zusammen unterwegs gewesen!
„Warum nicht! Ich muss mal woanders hin, mir hängt immer noch der Geruch der Kühlflüssigkeit in der Nase!“ meinte sie und schüttelte sich innerlich dabei, wenn sie an diesen Mief dachte.
„In 10 Minuten neben der Kantine?“ fragte Felix und Larissa bestätigte.


KdtHptm. Felicitas Harrer studierte die Überwachungsmonitore in der Sicherheitszentrale. Sie hatte die erste Schicht übernommen und war begierig darauf diesen Spion zu fassen! Jede Art von Verrat hasste sie und war bereit dafür bis zum Äußersten zu gehen um diesen zu verhindern! Trotzdem gab es Grenzen, die sie nicht überschreiten wollte, da sie sonst befürchtete, ihre Menschlichkeit zu verlieren! Plötzlich kam Bewegung auf und eine Frau trat in das Überwachungsbild der neuen Kamera im 1. Stock. Sofort identifizierte sie die Person als Olt. Larissa Schostakovich. Diese ging langsam auf und ab, sah sich um und lehnte sich dann an die Wand hinter dem der Datensammler steckte. 3 Minuten geschah nichts, außer dass die Mechkriegerin in ihrer Handtasche herumwühlte, die sie bei sich trug. Die LOKI-Agentin ballte ihre Hände und hätte am liebsten den Zugriff befohlen. Aber eine Ahnung und andere Überlegungen hielten sie zurück. Da stieß sich Schostakovich von der Wand ab und sagte,
„Wird Zeit das du kommst!“ Gleichzeitig trat Olt. Felix Leitner ins Bild, der neben sie trat.
„Tut mir leid, mir ist noch was dazwischen gekommen!“ meinte er. Seine Hände hatte er in seiner Jacke. „Das war einfach zu spontan!“ ergänzte er.
„Wohin willst du?“ fragte die Kriegerin.
„Was schlägst du vor?“ fragte er. Dann tauschten sich die beiden fast 5 Minuten darüber aus, wohin sie in Landry gehen wollten. Als das Ziel feststand, brachen sie gemeinsam auf. Ein Sensor der im Gang zusammen mit der Kamera installiert worden war, hatte Nahfeld-Datentransfer festgestellt. Aber wer von den beiden war es? Felicitas musste hinterher und die beiden überwachen. Schnell informierte sie ihr Greif-Team, während sie die beiden mit den Überwachungskameras auf dem Weg aus dem Verwaltungsgebäude verfolgte. Sie winkte einen der Mitarbeiter her, übergab ihm die Überwachung und bewegte sich so schnell wie möglich zum Ausgang, wo sie sich mit ihrem Team koppelte. Dann folgten sie den beiden Mechkriegern in das Nachtleben von Landry.


Die Beiden blieben bis zum frühen Morgen in der Stadt und kehrten erst weit nach Mitternacht zurück. Während der ganzen Zeit konnte das LOKI-Team nichts Verdächtiges feststellen. Sie hatten sogar kurz die Möglichkeit die Handtasche und den Mantel der beiden Zielpersonen zu überprüfen, aber es war nichts zu finden. Entweder trug der Spion das Übertragungsgerät am Körper oder es war unbemerkt versteckt worden. Aber letzteres konnte Felicitas Harrer eigentlich ausschließen. Ein Mitglied ihres Teams hatte sogar die beiden Taxis untersucht, die beide kurz zuvor benutzt hatten. Das war der einzige Zeitpunkt, wo sie nicht direkt überwacht wurden. Die LOKI-Agentin hoffte, dass bis zu ihrer Rückkehr die Unterkünfte der beiden Offiziere verwanzt waren. Zum Glück trennten sich die beiden Mechkrieger, als sie wieder im HQ ankamen und jeder ging alleine auf seine Stube. Felicitas verspürte wenig Lust erotischem Gestöhne zuhören zu müssen. Sie wollte den Verräter dingfest machen!




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Unterkunftstrakt
Fr. 20.01.3071, 03:12 Uhr (Ortszeit)


Die Person zog das Übertragungsgerät, das an einer Kette um deren Hals hing, über den Kopf und schloss es an einem ComPad an. Sie lauschte der Aufzeichnung und als sie die Positionsangabe des Siedlungsplaneten hörte, ballte sie die Faust! Damit hatte sie den ersten erfolgreichen Schritt gemacht. Jetzt musste diese Information nur noch an die Kontaktperson von WoB-ROM weitergegeben werden!


KdtHptm. Harrer beobachtete parallel die Bilder aus den beiden Unterkunftsstuben von Olt Schostakovich und Olt. Leitner. Während die Mechkriegerin fast augenblicklich in ihrem Bett verschwand, holte Felix Leitner seinen ComPad heraus und zog eine Kette über den Kopf, an der eine kleine Metallplatte hing, die grob einer Erkennungsmarke ähnelte. Er schloss die Platte am ComPad an und schien dann einer Audioaufzeichnung zu lauschen. Dann ballte er seine Hand und schüttelte sie. Felicitas grinste wölfisch. Sie wusste jetzt, wer das Schwein war! Alles in ihr verlangte, seine Stubentüre einzutreten und ihn mit einem Nadler an die Wand zu heften! Aber sie musste sich in Geduld üben! Sie war sich sicher, dass draußen in der Stadt oder in der HPG-Station von ComStar seine Kontaktperson sein musste. Aber eines war so sicher wie das Amen in der Kirche! Felix Leitner würde in seinem Leben nie wieder eine HPG-Station betreten! Felicitas lehnte sich in der Sicherheitszentrale zurück.
„Theo, ich bin mir jetzt sicher wer der Verräter ist!“ sagte sie an ihren Kommandoführer OTL. Theo Konrad gewandt, den sie kurz vorher gerufen hatte. Dieser nickte, er hatte den Videofeed ebenfalls gesehen.
„Ich denke, er wird bald seine Kontaktperson treffen. Aber haue dich in die Falle, ich übernehme jetzt. Du hast jetzt lange genug gearbeitet!“ ordnete er an.
„Aber ich will dabei sein, wenn wir der Schlange den Kopf abschlagen!“ zischte sie böse.
„Das hast du dir verdient!“ sicherte ihr der LOKI-Kommandoführer zu. „Aber jetzt gute Nacht!“ Dabei grinste er. Beide dienten nun schon über 4 Jahre im Kommando zusammen und zwischen ihnen gab es ein starkes kameradschaftliches Band.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Mechhangar
Sa. 21.01.3071, 16:45 Uhr (Ortszeit)


Olt. Felix Leitner stieg vom Wartungsgerüst und schaute dabei auf die Uhr. Endlich Dienstschluss! Es hatte ihn schon geärgert, das Odenwald für diesen Samstag Dienst angesetzt hatte und dann auch noch, wie dieser es im Dienstplan befohlen, als „Mechkriegerweiterbildung“ bezeichnet hatte – „Technische Schulung am Mech“! Am Vormittag signalisierte er während einer Pause seinem Kontakt, dass er endlich den erhofften Durchbruch erzielen konnte und bat um ein Treffen zur Übergabe. Kurz darauf hatte er die Bestätigung und den Ort des Treffens übermittelt bekommen. 3 Stunden später verließ er in zivil das Gelände der Lyran Transspace. An der Pforte wurde er wie üblich kontrolliert.
„Heute alleine unterwegs?“ fragte der Sicherheitsmann und grinste dabei.
„Ja, leider!“ antwortete der Mechkrieger. Plötzlich stieß er mit einem anderen Mitarbeiter zusammen, der gerade das Foyer betrat.
„Oh, sorry!“ sagte der, „Ich hab nicht aufgepasst. Alles ok?“ Felix schaute dem Gegenüber ins Gesicht nachdem er den Schreck überwunden hatte.
„Ja, ja, kein Problem, nichts passiert! Passen sie das nächste Mal bitte besser auf!“ entgegnete Leitner. Dann verließ er das Foyer und stieg in das erste Taxi, das am Taxistand gegenüber des HQs wartete.


„Fahr dem Taxi hinterher!“ sagte Felicitas Harrer zu dem Fahrer und das unauffällige Fahrzeug zog in den Verkehr und folgte Felix Leitner 3 – 4 Fahrzeuge hinter dem Taxi in dem dieser saß. Felicitas grinste. Der Peilsender, der ihm bei der kurzen Rempelei angeheftet worden war, funktionierte einwandfrei.


Als das Taxi an der angegebenen Adresse ankam, bezahlte Felix und stieg aus. Schnellen Schrittes ging er zur Bushaltestelle, die sich ums Eck befand und stieg in den gerade dort wartenden Bus. Nach ihm stiegen noch 2 weitere Fahrgäste zu. Er musterte sie genau, aber er hatte beide noch nie gesehen.


„Er ist in den Bus Linie 25 Richtung Südstadt gestiegen!“ gab Felicitas per Funk durch.
„Hier Team 2, wir konnten jemand noch in den Bus schicken!“ meldete sich das andere Team. Insgesamt hatten sie 5 Teams gebildet um Felix Leitner zu folgen. Dazu hatten sie auch auf die Ressourcen des lokalen LOKI-Büros zugegriffen, dass sie selbstverständlich unterstützte. Felix Leitner fuhr nur 3 Haltestellen weit, bevor er abermals den Bus wechselte. Wieder gelang es LOKI einen Überwacher rechtzeitig in den Bus zu bringen. Dieses Mal fuhr der Bus in den Westen und Leitner stieg 3 Haltestellen vor der HPG-Station ComStars aus. Dort, wie an den anderen Haltestationen, wartete bereits ein LOKI-Team unauffällig, da der Überwacher, der im Bus saß, aus Gründen der Verschleierung natürlich sitzen blieb und weiter fuhr.


Felix stand an der Haltestelle und schaute sich unauffällig um. Nur noch 500m trennten ihn vom Treff-punkt. Da er niemand Verdächtiges erkennen konnte, überquerte er die Straße und verschwand in einer Gasse. Niemand folgte ihm. Er schlug noch ein paar Haken, aber er war und blieb alleine.


„Nicht schlecht für einen Amateur!“ brummte Theo Konrad, der in einem Lieferwagen saß und sich langsam dem Standort von Felix Leitner näherte. Im unauffälligen Verfolgen von Verdächtigen waren die LOKI-Agenten wahre Meister. Kaum jemand in der Inneren Sphäre konnte ihnen auf diesem Gebiet das Wasser reichen. Dann sah er, dass Leitner langsamer wurde und dann stehen blieb.
„Habt ihr ihn im Blick!“ fragte er nach.
„Ja, Team 3 und Team 5 haben direkten Sichtkontakt.“ meldete ihm Felicitas Harrer, die unmittelbar vor Ort war. Plötzlich poppte auf einem Schirm vor Theo Konrad ein Fester auf.
„Er bekommt einen Anruf!“ gab Konrad an alle durch. Natürlich hatten sie die Kommunikation von Leit-ners ComPad angezapft und konnten alles verfolgen, was er kommunizierte.
„Scheinbar bestellt ihn sein Kontakt woanders hin!“ gab Konrad dann durch. Wohin konnte er nicht ermitteln, da nur Codewörter ausgetauscht wurden. Leitner setzte sich wieder in Bewegung.


Felix ComPad piepste und als er drauf sah, hatte er eine Nachricht seines Kontaktes bekommen. Er bestellte ihn per Code zu einem Ort 3 Straßenzüge weiter. Er grinste als er das Codewort sah, wie er seinen Kontakt erkennen sollte. Schnell machte er sich auf und begab sich dorthin. Als er um die Ecke kam und in die Straße einbog, konnte er seinen Kontakt sofort identifizieren, der auf dem Gehweg wartete. Sie hatte sich als Prostituierte verkleidet, die hier auf Freier wartete. Felix grinste, so heiß hatte er sie gar nicht in Erinnerung! Langsam schlenderte er auf die Kontaktperson zu. Immer wieder wurde er von anderen Bordsteinschwalben angesprochen, die hier ihr Revier hatten. Aber er wimmelte jede ab.


„Nicht blöd!“ murmelte Felicitas Harrer. „Sich in einer Gruppe Nutten zu treffen ist gut!“
„Team 2, 3 und 4 haben Agenten dort!“ hörte sie von Konrad, der den Einsatz koordinierte. Da das Treffen wohl unmittelbar bevorstand, schaltete Felicitas remote den Peilsender aus. Nicht das dessen Signale verrieten, das sie dem Spion auf der Spur waren! Als Sicherheitsmaßnahme würde der Peilsender sich aber in 8 Minuten wieder von selbst einschalten.


Felix Leitner erreichte seine Kontaktperson. Diese erkannte ihn sofort und kam auf ihn zu.
„Na Hübscher, so einsam?“ sagte sie. Zwei LOKI-Agenten waren mittlerweile bis auf 3 m heran und ließen sich von anderen Prostituierten ansprechen um unauffällig in der Nähe bleiben zu können. Felix Leitner grinste. Seine Kontaktperson hatte sich komplett ihrer Rolle angepasst und war mit ihrem aufgedonnerten Äußeren durch nichts von den umstehenden Prostituierten zu unterscheiden. Sie kam auf ihn zu und meinte,
„30 Credits normal, wenn du mehr willst, wirds teurer!“ sagte sie zu ihm. Dann nahm sie seine Hand und drückte sie in ihr weit offenes Dekolletee. „Fühl mal, alles echt!“
„Hast du ein Zimmer?“ fragte er, „Ich bin nicht mit dem Auto da!“
„Klar doch, was willst du? Normal oder noch mehr?“ fragte die Frau
„Das kommt drauf an wie gut du bist!“ meinte Felix Leitner. „Komm, lass uns aufs Zimmer gehen!“ Felicitas Harrer konnte dem Gespräch folgen, da auf Leitner mehrere Richtmikrophone gerichtet waren.
„Da wird’s einem ja schlecht!“ dachte sie sich. Dann sah sie, wie die vorgebliche Prostituierte Leitner hinter sich her zog und dabei nicht auf das Stundenhotel zusteuerte, sondern in Richtung einer Seitengasse.
„Warten, bis sie die Seitengasse erreichen!“ gab Konrad durch. Der Zugriff stand unmittelbar bevor. Felicitas kontrollierte den Injektor mit dem Betäubungsmittel, schlüpfte aus dem Fahrzeug und bewegte sich schnell im Schatten auf die Seitenstraße zu. Mittlerweile hatte ein Team die Straße kurz von der anderen Seite geprüft und dort niemanden entdecken können. Näher kamen sie wahrscheinlich der Kontaktperson von Leitner nicht, wahrscheinlich war die Prostituierte die Kontaktperson selbst! Da bogen Leitner und die Prostituierte in die Straße ein und Konrad befahl über Funk,
„Zugriff!“


Es ging alles sehr schnell. Mehrere LOKI-Agenten stürzten sich gleichzeitig jeweils auf die Prostituierte und Felix Leitner. Mit einem Satz war Felicitas Harrer an Felix Leitner dran, packte ihn und drückte ihm ein schnell wirkendes Sedativum an den Hals. Das letzte was Felix sah, war der eiskalte Blick, den ihm die LOKI-Agentin zuwarf. Auch die vorgebliche Prostituierte war schnell überwältigt und ohne Bewusstsein. Der Lieferwagen von Konrad fuhr von der anderen Seite kommend die Straße entlang. Schnell waren die beiden schlaffen Körper eingeladen und der Wagen verschwand in der Nacht. Niemand hatte etwas mitbekommen und schon kurz darauf deutete nichts mehr auf den LOKI-Einsatz hin.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Suite Lady Lestrade
Sa. 21.01.3071, 20:22 Uhr (Ortszeit)


Lady Lestrade entspannte sich gerade bei einem Buch und im Hintergrund lief klassische Musik, als ihr ComPad blinkte. Sie griff danach und schaltete den Freisprechmodus an.
„Ja bitte?“ fragte sie.
„Mylady, hier Lydia Holland! Wir haben den Spion und seinen Kontakt in Gewahrsam! Das LOKI-Team hat beide vor 10 Minuten gefasst. Beide leben und sind sediert!“ teilte ihr die Sicherheitschefin mit.
„Das sind gute Neuigkeiten!“ antwortete Lady Lestrade. „Die Experten von LOKI und des LND sollen sie verhören. Bitte halten sie mich auf dem Laufenden. Wer war es denn?“
„Olt. Felix Leitner, Mylady.“ teilte ihr Lydia Holland mit.
„Aha!“ gab Lady Lestrade zurück. „Ich hoffe doch, er war der einzige!“
„Soweit wir ermitteln konnten, ja. Ich werde für morgen früh ein Briefing vorbereiten um sie umfänglich informieren.“ schlug die Sicherheitschefin vor.
„Machen sie bitte Morgen früh gleich einen Termin mit meinem Sekretär aus. Er soll den Termin auf 10:00 Uhr festlegen. Am morgigen Sonntag steht sowieso kaum was an!“ wurde sie von Mylady ange-wiesen.
„Selbstverständlich! Guten Abend Mylady!“
„Guten Abend Mrs. Holland! Ich glaube heute kann ich ruhiger schlafen! Vielen Dank an sie und ihr Team!“ gab Lady Morgaine Lestrade zurück und beendete das Gespräch. Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte sie sich wieder zurück und nahm ihre Lektüre wieder auf.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Büro Lady Lestrade
So. 22.01.3071, 10:00 Uhr (Ortszeit)


Pünktlich betrat Lydia Holland das Büro von Lady Lestrade, begleitet von OTL. Richard Frank und KdtHptm. Felicitas Harrer. Als die Türe geschlossen war, schaltete Mylady die elektronischen Schutzmaßnahmen in ihrem Büro ein.
„Gute Morgen Mylady!“ begrüßte Lydia Holland die CEO von Lyran Transspace.
„Guten Morgen! Wie ich sehe haben sie etwas Verstärkung mitgebracht!“ antwortete Morgaine Lestrade lächelnd. „Setzen sie sich bitte!“ forderte sie die Ankömmlinge auf und wies auf ihre Besprechungsecke im Büro. Als alle Platz genommen haben, trug Lydia Holland den Verlauf der Ermittlungen vor und ließ auch Felicitas Harrer und Richard Frank zu Wort kommen, die ihren Beitrag darstellten. Als sie am Schluss des Berichts angelangt war, meinte sie noch,
„Die beiden Spione sind nach wie vor sediert und werden gründlich untersucht, bevor wir sie zum Verhör aufwecken. Nicht das sich noch einer von den beiden selbst richtet!“ Lydia schaute ihre Vorgesetzte an und wartete auf eine Reaktion. Lady Lestrade schaute von einem zum anderen und antwortete dann.
„Vielen Dank für ihre Arbeit. Sie haben den Spion schneller gefasst, als ich es für möglich gehalten hätte.“ lobte sie die Anwesenden.
„Mylady, ich denke, Felix Leitner war kein voll ausgebildeter Agent, sondern ein Mechkrieger, den man für diese Aufgabe angelernt hat. Dafür hat er aber sehr umsichtig gearbeitet. Er hat versucht seine Spuren zu verwischen und Olt. Schostakovich als Verdächtige zu präsentieren. Ich rechne eigentlich täglich mit dem Bericht von Tomans, der, wie ich denke, auch die Schuld Felix Leitners belegen wird, so denn er überhaupt so heißt!“ meinte Lydia Holland.
„Quetschen sie die beiden aus und bringen sie so viel in Erfahrung wie möglich!“ forderte sie die Lady auf. „OTL. Frank ich bin froh, dass ihre Tochter mit der Sache nichts zu tun hatte. Ich hatte zwar nichts anderes angenommen, aber man darf sich bei solchen Ermittlungen keine Denkverbote auferlegen!“ wandte sich die Lady dann an den LND-Offizier.
„Mylady, das verstehe ich. Ich bin lange genug in diesem Geschäft und ich wäre genauso vorgegangen. Ich von meiner Seite bin aber froh, dass mein kleiner Beitrag mit zum Erfolg der Operation geführt hat!“
„Herr Frank, ich hoffe, sie werden diese Sache bei den beiden Lanzenführern noch richtig stellen!“ meinte die Lady. „Was befindet sich eigentlich an dem von ihnen genannten falschen Standort?“
„Natürlich werde ich die beiden Lanzenführer zeitnah informieren. An den Koordinaten befindet sich tatsächlich eine habitable Welt, besiedelungsfähig und mit offenem Wasser. Der Planet wurde von der „TSS Humbolt“ vor 7 Jahren entdeckt. Aber die Verhältnisse sind dort bei weitem nicht so paradiesisch wie auf Wohlfahrt!“ Lady Lestrade lachte auf.
„Selbst wenn die Information WoB erreicht hätte, hätte sie nichts bewirkt oder wäre als Glaubwürdig eingestuft worden, da ich mir sicher bin, dass das ComStar Explorer Corps dieses System und den Planeten einmal kartographiert hat! Ich bin sehr zufrieden mit ihrer Arbeit!“ wiederholte die Lady. „Danke für die Information und halten sie mich weiterhin auf dem Laufenden!“ Mit einem Nicken entließ sie die 3 Offiziere. Als sie die Tür wieder geschlossen hatten, wandte sich die Lady an ihre Leibwächterin, die die ganze Zeit stumm gewacht hatte.
„Und Agnieszka, was denkst du?“ zwischen der Lady und ihrer Leibwächterin hatte sich mit der Zeit großes Vertrauen entwickelt und die Lady legte auf die Meinung ihrer Leibwächterin in Sicherheitsfragen großen Wert. Agnieszka Stepanzik erlaubte sich ein Lächeln auf ihrem sonst so stoischem Gesichtsausdruck.
„Ich war mit sicher, das KdtHptm. Harrer den Spion erwischt. Sie ist ein gnadenloser Bluthund Mylady, aber dabei ist sie immer Mensch geblieben. Ich persönlich halte sehr viel von ihr!“





System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Heliport Raumhafen
Do. 26.01.3071, 15:41 Uhr (Ortszeit)


Kunta stieg in den VTOL, der ihn zu einem verlängerten Wochenende nach Waraky bringen würde. Die letzten Wochen war Samstags immer Dienst angesetzt gewesen, so das der stv. Kommandeur des Mi-lUstgKdo’s nun ein längeres Wochenende genehmigt hatte, damit sich alle in einem Kurzurlaub gründlich erholen konnten. Kunta wusste aber, das er in Waraky sicher nicht auf allzu viel Erholung zählen konnte, zu viel musste dort gemacht werden und Kunta stand zu seinem Wort, dass er seinem Freund Adom gegeben hatte! Aber er freute sich darauf Hafsat wieder zu sehen. In der letzten Zeit waren sie sich wieder näher gekommen und Kunta hoffte, dass sie ihn wieder in ihr Herz schloss.
„Sind sie soweit?“ fragte die Pilotin und riss damit Kunta aus seinen Gedanken. Mit 3 Griffen kontrollierte Kunta seine Sicherheitsgurte und bestätigte dies der Pilotin. Diese nickte und zog den Pitch, nachdem sie die Turbinenleistung hochgefahren hatte. Das kleine VTOL-Flugzeug erhob sich und vibrierte dabei spürbar. Dann klappte die Pilotin die Triebwerke nach vorne, als sie die richtige Flughöhe erreichten und das Flugzeug schoss nach vorne. Der Flug mit dem VTOL war zwar etwas teurer, aber dafür war er doppelt so schnell in Waraky als mit dem Heli.
Dann dachte er während dem Flug an die kurze Lageinformation die Nika und er am Montag erhalten hatte. OTL Richard Frank hatte sie darüber informiert, dass die Position des Siedlungsplaneten ein Fake gewesen war, um, einen Spion innerhalb der Lyran Transspace zu entlarven. Dass es Felix Leitner war, hatte er nicht erwartet. Aber dass auch er während der Ermittlungen selbst zum Kreis der Verdächtigen zählte, traf ihn. Er verstand es aber und rechnete es dem LND Offizier hoch an, das er ihn darüber informiert hatte. So etwas war nicht selbstverständlich! Dann verbannte er die Gedanken an den Dienst, lehnte sich zurück und genoss den Flug, dabei dachte er an Hafsat und ein Lächeln umspielte seinen Mund! Bald wäre er bei ihr!




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Büro Lydia Holland
Fr. 27.01.3071, 11:04 Uhr (Ortszeit)


Lydia hielt die Nachricht von Tomans in der Hand. Beigefügt war auch die Personalakte von Felix Leitner. Der Mechkrieger, der auf dem beiliegenden Bild zu sehen war, ähnelte nur entfernt der Person, die sie nun seit 2 Tagen verhörten. Auch die DNA-Marker stimmten nicht überein! Laut dem Bericht hatte der echte Felix Leitner kurz nach den Gefechten bei Gannon’s Cannons abgemustert und war dann mit seinem Mech spurlos verschwunden. Auch hatte er auf Tomans nicht einen „ENFORCER“ sondern einen „LINEHOLDER“ gesteuert. Das alles sprach eigentlich dafür, dass der „echte“ ebenfalls ein Agent war und diese Identität wohl von Blakes Wort vielfältig genutzt wurde. Lydia war gespannt, was die Verhörspezialisten des LND und von LOKI den beiden WoB-Agenten entlocken konnten. Sie war aber sehr froh, dass sie nicht selbst die Verhöre durchführen musste. Wenigstens ein Gutes hatte das Ganze. Sie hatten einen Mech mehr und sie wusste, dass OTL. Odenwald diesen seinem Adjutanten geben wollte, der aber nichts von seinem Glück ahnte! Noch arbeiteten aber die Mech-Techs an dem Mech, um so viele Informationen wie möglich zu gewinnen und den Mech auch zu prüfen, ob irgendwo Schadsoftware, Sollbruchstellen, Peilsender oder ähnliches vorhanden war.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Ashanti Kral Waraky
Sa. 28.01.3071, 19:49 Uhr (Ortszeit)


Hafsat und Kunta gingen zusammen in der Abenddämmerung spazieren. Mittlerweile war es recht dunkel geworden und der Atem dampfte in der kühlen Luft. Beide unterhielten sich angeregt und Hafsat ließ sich von Kunta schildern, wie es ihm nach Verlassen des Stammes erging und was er als Söldner erlebt hatte.
„Wie alt bist du?“ fragte sie scherzhaft. „Was du erlebt hast, das reicht für mehrere Leben!“
„Ich hatte mehrere Leben! Immer wieder wurde es mir neu geschenkt, wenn ich von einem Auftrag lebend wieder zurückgekehrt bin. Aber die innere Leere hat mich dabei nie verlassen! Du hast mir so gefehlt!“ stellte er ernst und betrübt fest. „Ich weiß, dass sich selbst schuld daran trage, aber dies war wenig tröstlich, eher im Gegenteil!“
„Aber du bist zurückgekehrt und stellst dich deiner Schuld!“ entgegnete Hafsat. „Du weißt, ich habe dir verziehen und“, sie blieb unvermittelt stehen. Als Kunta sie ansah schaute sie ihn intensiv an. „ich habe dich neu kennen gelernt, Kunta und was ich jetzt sehe ist mehr als damals, als wir noch fast Kinder wa-ren.“ Sie griff mit beiden Händen nach seinem Gesicht und zog Kunta zu sich her. Sie spürte wie ihr Herz laut schlug, dann küsste sie Kunta zärtlich und voller Inbrunst. Kunta schlang seine Arme um sie als wolle er sie nie wieder loslassen und erwiderte ihren Kuss. Nach einer Ewigkeit lösten sie sich wieder voneinander und sie schauten sich in die Augen.
„Ich liebe dich!“ sagte Kunta leise „Mehr als damals, mehr denn je!“
„Und ich liebe dich! Wieder!“ hauchte Hafsat. Plötzlich richtete sich Kunta gerade auf und kreuzte die Arme vor der Brust.
„Hafsat, ich liebe dich und will nun für immer mit dir zusammen sein. Ich möchte deshalb deine Mutter um deine Hand bitten. Ist das auch dein Wunsch?“ fragte er ernst und feierlich. Hafsat legte ihm ihre Hände auf die Brust,
„Ja, das will auch ich!“ antwortete sie ihm ebenso feierlich. Dann umarmten sie sich und weinten vor Glück.
„Das du nach so langer Zeit noch weißt, wie man bei uns um die Hand der Liebsten anhält?“ fragte sie leise.
„Ich habe es mir jahrelang immer wieder vorgestellt, dir diese Frage zu stellen. Du hast mein Herz nie verlassen.“ antwortete er mit Tränen in den Augen.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Suite Lady Lestrade
Fr. 17.02.3071, 23:04 Uhr (Ortszeit)


Das ComPad schnurrte laut und weckte die Lady. Sie schielte auf die Uhr und fluchte wenig ladylike. Sie war gerade eingeschlafen. Ein Anruf um diese Zeit hatte in der Regel nichts Gutes zu Bedeuten. Sie tastete nach dem ComPad und nahm das Gespräch mit dem Freisprecher an.
„Hier Lestrade!“ meldete sie sich knapp.
„Guten Abend Lady Lestrade, hier ist der OvD, Hptm. Slavko Vucic. Mylady, die „TSS Humboldt“ ist vor 5 Stunden am Zenith-Sprungpunkt materialisiert. Das Schiff meldet sich ohne Ausfälle und Intakt zurück! Das Landungsschiff „TSS Sirius“ wird in 5 Tagen landen. Die „Humboldt“ hat eine Zusammenfassung des Missionsberichtes übertragen. Soll ich ihnen diesen direkt zukommen lassen Mylady?“ Lady Lestrade war sofort hellwach und ihre Müdigkeit wie weggeblasen.
„Tun sie das Herr Vucic. Senden sie den Bericht an meinen Account. Vielen Dank für die Information!“
„Mylady entschuldigen sie bitte nochmals die Störung, aber sie wollten unmittelbar informiert werden!“ gab der OvD zurück.
„Kein Problem!“ sagte die Lady. „Ich wünsche ihnen noch eine ruhige Nacht!“
„Danke Mylady, Guten Abend!“ dann beendete der OvD die Verbindung. Lady Lestrade schwang sich sofort aus ihrem Bett, zog ihren Morgenmantel über und ging an den kleinen Schreibtisch, den sie in ihrer Suite hatte. Nach dem Aktivieren des Terminals blinkte schon die Nachricht mit dem Bericht der „TSS Humboldt“. Sofort öffnete sie diesen und begann interessiert zu lesen.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Flugfeld
Mi. 22.02.3071, 09:28 Uhr (Ortszeit)


Der stv. Kommandeur des MilUstgKdo, OTL. David Odenwald stand im Tower der Lyran Transspace und blickte durch die Panzerglasscheibe nach oben. Der grelle Lichtfleck in den tiefhängenden Wolken wurde immer heller, dann durchstieß ein „UNION“-Landungsschiff die Wolkendecke und sank langsam auf seinen zugewiesenen Landeplatz. Kurz vor dem Aufsetzen entfachte es einen Sturm auf dem Boden, der alles weggerissen hätte, was sich in der Nähe des Landungsschiffes befunden hätte.
„Hier Landungsschiff „TSS Sirius“, Kommandant Holst. Haben problemlos aufgesetzt. Hangar und Schiff dekontaminiert! Erbitten Erlaubnis Hangar öffnen zu dürfen!“ Der Diensthabende des Towers schaute Odenwald an, der nickte.
„Hier Tower, Erlaubnis erteilt. Bleiben sie bitte vorerst beim Schiff, wir schicken Busse um sie abzuholen!“
„Hier „Sirius“ verstanden!“ kam sofort als Antwort. David Odenwald nickte dem Diensthabenden zu und verließ den Tower. Vor dem Gebäude wartete sein Fahrer auf ihn. Sein Adjutant Olt. Marc Leclerc öffnete ihm den Fond und schlüpfte dann selbst in den Wagen. Kurz darauf kamen sie bei der „Sirius“ an. Odenwald trug seine LAS-Uniform auf dem auch das Wappen der Lyran Transspace angebracht war, ebenso Leclerc. Am Schiff stieg er aus und sein Adjutant stellte sich neben ihn.
„Die werden sicher viele Fragen haben, Herr Oberstleutnant!“ meinte Leclerc.
„Deshalb sind wir ja hier!“ grinste Odenwald. Dann trat der Kommandant des Landungsschiffes auf sie zu, der sie bereits erwartete und an seinen Abzeichen sofort erkennbar war.
„Guten Morgen Herr Oberstleutnant, ich bin Friedrich Holst, der Kommandant der „Sirius“. Die Offiziere warten wie besprochen in der Cafeteria. Kapteinin Nadja Ungureanu erwartet sie ebenfalls dort.
„Guten Morgen Herr Holst. Das hier ist mein Adjutant Olt. Leclerc. Da ich davon ausgehe, dass jeder die Memos gelesen hat, die wir ihnen zusandten, werden sie sicher viele Fragen haben! Dann wollen wir die Kapteinin mal nicht warten lassen. Bitte führen sie uns hin!“ gab Odenwald mit einem Lächeln zurück. Der Kommandant der „Sirius“ nickte und ging die Hangarrampe hoch, Odenwald und Leclerc folgten ihm. Die Besatzungsmitglieder schauten den beiden Uniformierten fragend hinterher. Aber sie freuten sie sich zu sehr auf ihren ausgedehnten Landurlaub, der ihnen zustand, als das sie sich darüber jetzt groß Gedanken gemacht hätten.


Nachdem sie das Schott erreicht hatten, hinter dem die Cafeteria lag, öffnete Friedrich Holst es, ließ den Oberstleutnant eintreten und folgte ihm. Leclerc trat als letzter ein und schloss es wieder.
„Meine Damen, meine Herren, guten Morgen!“ begrüßte David Odenwald das versammelte Führungs-personal der „Sirius“ und einem Teil der „Andromeda“. „Ich bin OTL. Odenwald, stv. Kommandeur des neu geschaffenen MilUstgKdo der Lyran Transspace und bin hier um ihnen für ihre dringendsten Fragen Rede und Antwort zu stehen. Heute Nachmittag wird ein Meeting von ihnen mit der CEO von Lyran Transspace Lady Morgaine Lestrade stattfinden. Bitte scheuen sie sich nicht mir jetzt Fragen zu stellen, für sie muss der neue Auftrag und die neue Struktur der Company etwas befremdlich vorkommen. Aber wie sie sicher gelesen haben, wurde der Auftrag vom Archon persönlich erteilt. Wer von ihnen ist Kapteinin Ungureanu?“ wollte. Eine große schlanke Frau mittleren Alters stand auf. Sie hatte wallend graues Haar und strahlte eine ruhige respektheischende Aura aus. OTL. David Odenwald stand stramm und meldete ihr.
„Frau Kapiteinin mit ihrem Einverständnis würde ich gerne die Besprechung beginnen!“
„Legen sie los Herr Odenwald. Ich bin mir sicher, dass sie viele Fragen zu beantworten haben!“
„Vielen Dank Frau Kapteinin!“ gab Odenwald zurück und stellte zuerst noch einmal kurz den neuen Auftrag und die dazu angepasste neue Struktur der Transspace vor. Als er damit geendet hatte, sagte er noch einen Satz, bevor er in die Fragerunde überging.
„Ich habe ihnen gerade noch nicht alles erzählt. Ein Aspekt ist streng geheim. Diesen werden wir später mit denen erörtern, die nicht die Lyran Transspace verlassen werden. Jeder von ihnen und den Besat-zungen hat das Recht am Ende einer Tiefraum-Mission zu kündigen und dieses Recht will die Führung der Company nicht in Frage stellen. So, nun zu ihren Fragen!“


Die Besprechung dauerte knapp über 2 Stunden, bis alle Fragen soweit geklärt waren. Vor allem die beiden Mechkrieger und die L/R-Piloten wollten einige Aspekte ihrer Heuerverträge genauer dargelegt haben. Die Frage, ob es zu zwangsweisen Dienstverpflichtungen kommen könnte, verneinte Odenwald ausdrücklich. Diesen Aspekt hatte er zuvor mit Lady Lestrade ausführlich besprochen. Aufgrund der Umstände war Mylady der Meinung, dass jeder freiwillig an der Mission teilnehmen sollte, schon um Sicherheitsgefährdungen vorzubeugen.
„Ihnen allen steht nach den Verträgen ein zweimonatiger Landurlaub zu.“ wiederholte Odenwald am Schluss einen Aspekt der alten Heuerverträge. „D.h. das, nach aktueller Planung, die „TSS Humboldt“ frühestens in 5 - 6 Monaten die nächste Mission aufnimmt. Ich hoffe, dass sie alle dabei sind. Wir benötigen jeden von ihnen und ihren Besatzungen, da Ersatzpersonal schwer zu finden ist. Aber, wie ich schon betont habe, es wird keine Zwangsverpflichtung geben und jeder der wünscht auszuscheiden kann dies tun, ohne in irgendeiner Form Nachteile erwarten zu müssen.“ Odenwald schaute sich in dem Raum um. Er spürte den Luftzug der Belüftungsanlage, die alle Mühe hatte, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Cafeteria auf einem erträglichen Maß zu halten.
„Wenn keine weiteren Fragen mehr sind, beende ich die Besprechung. Frau Kapteinin Ungureanu, Herr Holst, würden sie mich bitte im Anschluss begleiten? Lady Morgaine Lestrade würde gerne mit ihnen zusammen zu Mittag essen!“ Beide gaben mit einem Nicken ihr Einverständnis und folgten Odenwald, als er die Cafeteria der Sirius verließ.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Vorstandsspeiseraum
Mi. 22.02.3071, 12:30 Uhr (Ortszeit)


OTL David Odenwald betrat des Speisesaal gefolgt von Kpt. Nadja Ungureanu und Friedrich Holst. Lady Morgaine Lestrade und auch Frederic Boregard, der ehemalige CEO von Lyran Transspace, der nun als Stellvertreter von Lady Lestrade fungierte, erwarteten sie bereits. Der Kapteinin war anzusehen, dass sie erfreut darüber war, auf ein bekanntes Gesicht zu treffen.
„Herzlich Willkommen Frau Ungureanu, Herr Holst!“ wurden sie von Lady Lestrade begrüßt. „Ich hoffe, sie wurden von den Informationen über die Company nicht zu sehr überrumpelt! Da sie mich noch nicht kennen, hielt ich es für eine gute Idee mich ihnen in einem etwas informelleren Rahmen vorzustellen!“ Dann ging sie auf die beiden Raumoffiziere zu und schüttelte ihnen die Hand. Frederic Boregard tat es ihr gleich und lächelte beide an.
„Schön sie wieder Gesund und Munter hier begrüßen zu dürfen.“ meinte er und fügte noch hinzu, „Auch ihre Missionsdauer haben sie nur leicht überzogen. Das war fast eine Punktlandung!“
„Es lief alles planmäßig. Wir konnten rund 41 Systeme kartographieren. Leider waren nur zwei interes-sante&#8198;&#8198; Systeme darunter!“ entgegnete die Kapitänin der „Humboldt“.
„Hatten sie Kontakt zu anderen Sprungschiffen während ihrer Reise?“ wollte Boregard wissen.
„Nein! Erst wieder als wir im lyranischen Raum zurück waren. Ich bin immer noch schockiert was Blakes Wort der Allianz und der Inneren Sphäre antut!“ erwiderte Nadja Ungureanu. „Wann kommt eigentlich die „Hugo Eckener“ zurück von ihrer Mission?“ wollte sie noch wissen.
„Die „Eckener hat, während sie auf ihrer Mission waren, einen Spezialauftrag für die Allianz durchgeführt und kam davon bereits im Juni letzten Jahres zurück. Sie ist auch seit August schon wieder unterwegs!“ warf die Lady ein. Ungureanu und Holst keuchten auf.
„Nach 2 Monaten Ruhe schon wieder draußen?“ platzte es aus Friedrich Holst heraus.
„Es ging nicht anders!“ erwiderte die Lady. „Aber die gesamte Besatzung hat sich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet, niemand hat gekündigt!“ stellte die Lady fest. „Ich würde sie gerne über alle Umstände informieren, aber zuerst müssten sie verbindlich erklären, ob sie bei Transspace bleiben oder ausscheiden wollen! Diese Entscheidung möchte ich ihnen aber hier noch nicht abverlangen. Im Rahmen unseres Tischgespräches werde ich sie über die offiziellen Dinge informieren, damit sie eine fundierte Entscheidungsgrundlage erhalten. Aber eines muss ich ihnen schon vorab in aller Deutlichkeit mitteilen. Bei ihrer kommenden Mission müssen sie auch mit Kampfhandlungen rechnen, da wir sonst den Auftrag des Archons nicht erfüllen können! Forschung ist leider nicht mehr der alleinige Aspekt unseres Tuns!“ schloss Lady Lestrade ihre kurze Ausführung. Die beiden Raumoffiziere schwiegen betroffen. Man konnte im Raum förmlich eine Stecknadel fallen hören.


Die Kapteinin fasste sich als Erstes.
„Ich bin gespannt darauf, was wir gleich erfahren werden. Das wir nicht mehr im Elfenbeinturm wohnen können, habe ich den Informationen, die sie uns übermittelt haben, bereits entnommen, aber es so direkt von ihnen, Mylady, gesagt zu bekommen, hat doch eine andere Qualität!“ sagte sie.
„Sie können von mir absolute Offenheit und Klarheit erwarten, wenn ich sie schon mit einem solchen Auftrag losschicken will!“ entgegnete die Lady. „Ich halte nichts davon etwas zu beschönigen! Sie müssen wissen, worauf sie sich einlassen. Ich brauche sie auch beide, um ihre Besatzungen davon zu überzeugen bei der Company zu bleiben! Aber wenden wir uns erst Mal den angenehmeren Dingen des Lebens zu.“ Die Lady nickte OTL. Odenwald zu, der die Ordonanz rief und den Aperitif nachfragte. Kurz darauf standen alle mit einem Glas Sherry in der Hand im Kreis.
„Auf ihre gelungene Mission und ihre glückliche Rückkehr!“ erhob die Lady das Glas und alle erhoben ebenfalls das Glas.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace
Mi. 22.02.3071, 14:47 Uhr (Ortszeit)


Nadja Ungureanu und Friedrich Holst hatten sich Jacken übergezogen und gingen nach dem Mittagessen mit der Lady in dem kleinen Park zusammen spazieren, der sich hinter dem Verwaltungsgebäude der Lyran Transspace erstreckte. Beide waren lange genug in ihren Schiffen eingesperrt und würden während ihres Landganges jede freie Minute nützen, um an die frische Luft zu kommen!
„Friedrich, was hältst du von dem Ganzen?“ fragte sie ihn.
„Ich denke die Lady war ehrlich zu uns! Nachdem wir erfahren haben, wie es um die Allianz steht, seit dem Blakes Wort auf ihrem Jihad ist, war klar, dass es irgendeine Reaktion geben muss. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass man uns und unsere Schiffe nicht einfach zur LAS einberufen hat, damit wir in diesem Krieg mitkämpfen. Da ist dieser Auftrag das kleinere Übel!“
„Ich denke ähnlich!“ gab die Kapteinin zu. „Ich empfinde das sogar als eine äußerst sinnvolle Maßnahme. Außerdem wird mein Schiff ohne mich nirgends hinfliegen! Ich bin der Kapitän der „Humboldt“ und sie ist mein Schiff und wird es auch bleiben, komme was da wolle! Ich werde bleiben und ich hoffe du auch!“ Friedrich Holst blieb stehen und schaute sie an.
„Selbstverständlich!“ erwiderte er. „Es war und ist mein Traum die Tiefen des Alls zu erforschen, egal unter welchen Umständen!“ Dann gingen beide weiter. „Aber was Mylady über die letzte Mission der „Eckener“ erzählt hat, war schon heftig!“ stellte er fest. „Das Blakes Wort schon soweit vorgedrungen ist, erschreckt mich!“
Wann müssen wir im Besprechungsraum IV sein?“ fragte Nadja.
„Um 15:30 Uhr. Ich bin gespannt, was die Lady unseren Offizieren erzählen wird und was nicht!“ entgegnete er.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace, Gesicherter Beprechungsraum
Fr. 24.02.3071, 10:02 Uhr (Ortszeit)


Nachdem die Türe geschlossen war, aktivierte OTL. Frank die Schutzmaßnahmen des Raumes und nickte Lady Lestrade zu. Die Lady ließ kurz ihren Blick über die anwesenden Personen schweifen. Neben dem LND-Offizier waren noch Lydia Holland, Nadja Ungureanu, Friedrich Holst und Theo Konrad anwesend.
„Zuerst muss ich sagen, freut es mich, dass sie sich so schnell entschieden haben, bei Lyran Transspace zu bleiben!“ begann die Lady und schaute dabei die beiden Raumoffiziere an. „Wir haben ihnen versprochen, sie voll umfänglich einzuweihen, sobald sie sich entschieden haben! Ihnen muss aber klar sein, das es jetzt kein Zurück mehr gibt!“ betonte sie. „Herr Frank, übernehmen sie bitte die Einweisung!“
„Jawohl Mylady!“ entgegnete der LND-Offizier und trat ans Pult.


„Frau Kapteinin, Herr KdtHptm., alles was ich sage unterliegt der strengsten Geheimhaltungsstufe. Außerhalb dieses Raumes darf darüber nicht gesprochen werden, auch nicht gegenüber jemandem, der davon bereits Kenntnis hat. Wir waren vor kurzen das Opfer eines Ausspähversuches, der zum Glück vereitelt werden konnte. Jede noch so kleine Information könnte nur weitere Versuche animieren! Um die Sicherheit in- und auch außerhalb der Anlagen von Lyran Transspace zu gewährleisten, ist ein LOKI-Kommando auf Zusammenarbeit mit uns angewiesen. Kommandoführer ist der hier anwesende OTL. Konrad.“ Bei der Erwähnung des Namens zeigte OTL Frank zu seinem Kameraden von LOKI, der in zivil im Raum saß. Den beiden Raumoffizieren lief es bei der Erwähnung von LOKI kalt den Rücken herunter. Dies zeigte ihnen auch deutlich die Schutzbedürftigkeit dieser Information.
„Kommen wir nun zum eigentlichen Kern meines Vortrags. Sie sind mittlerweile umfänglich über unseren Auftrag informiert. Dazu müssen sie noch etwas wissen. Bei der letzten Mission hat die „Hugo Eckener“ ein System entdeckt, das eine habitable Welt mit weit entwickelter Flora und Fauna besitzt und auf der eine alte, verlassene Basis des Lyranischen Commonwealth aus der Sternenbundära vorgefunden wurde. Dieser Planet wird von uns zur Basis für die Tiefraumerkundung ausgebaut. Die „Hugo Eckener“ und die „Andromeda“, das neue Sprungschiff der Company, dürften es mittlerweile wieder erreicht und mit dem Aufbau der Basis begonnen haben. Sie haben dafür eine Siedlergruppe mit ca. 650 Personen mitgenommen, die den Planeten urbar machen und die Versorgung unserer Basis unterstützen soll.“ OTL. Frank machte nun eine kurze Pause und beobachtete genau die Reaktion der beiden Raumoffiziere. Beiden war die Überraschung und das Erstaunen auf das Gesicht geschrieben. Richard Frank schaltete nun das Display ein und warf eine Sternenkarte an die Wand, auf der die Position von Kawangjong-ni und Wohlfahrt hervorgehoben war.
„Das System von dem ich spreche heißt Bartok und der Planet wurde von uns auf den Namen Wohlfahrt getauft, nach einem Forscherehepaar aus der Sternenbundzeit, das den Planeten vor 300 Jahren gründlich erforscht und uns die Aufzeichnungen der Ergebnisse hinterlassen hat. Wie sie grob auf der Karte erkennen können, ist das System ca. 355 LJ von Kwangjong-ni entfernt und damit mitten in unserem Operationsgebiet! Dorthin werden wir sie mit der „Humboldt“ als nächstes schicken!“ Dann verschwand die Karte vom Display und machten Platz für Bilder von Wohlfahrt aus dem Orbit und der Oberfläche. Friedrich Holst klappte die Kinnlade herunter.
„Das ist wunderschön!“ sagte er überrascht!
„Die Entdeckung erfolgte wirklich zufällig?“ wollte die Kommandantin der „Humboldt“ wissen.
„Absolut zufällig! Wir waren gerade auf dem Weg zur Hanseatischen Liga, als wir auf das System gesto-ßen sind. Ich war leider nicht mit auf der „Witch“, die auf dem Planeten gelandet ist, sondern blieb auf der „Hugo Eckener“!“ beantwortete Richard Frank die Frage.


„Wann erwarten sie eigentlich eines der Sprungschiffe von Wohlfahrt zurück?“ fragte Nadja Ungureanu.
„Nun der Hinflug war mit 14 Sprüngen und 4 Monate Dauer geplant. Das ist ein sehr knapper Zeitplan, wir wollten aber die Siedler so schnell als möglich zum Ziel bringen. Eigentlich müssten sie vor 2 Monaten angekommen sein. Um vor Ort alles auszuladen und den Start auf dem Planeten zu unterstützen, sind 3 Monate eingeplant. Da beim Rückflug wieder der Schwerpunkt mehr auf Sicherheit als auf Schnelligkeit liegt, ist dieser mit 5 – 6 Monate kalkuliert. D.h. wir erwarten eines der Sprungschiffe, wahrscheinlich die „Hugo Eckener“ ab ca. September wieder hier zurück. Es kann auch etwas länger dauern, je nachdem wie sich der Kommandoführer vor Ort, Oberst Müller entscheidet!“
„Dann werden wir aber schon wieder weg sein!“ stellte Friedrich Holst fest.
„Davon gehen wir aus!“ bestätigte Richard Frank. „Kommen wir jetzt zur Disslozierung der Kräfte. Ihnen wird für die Aufgaben eine volle Mechlanze und eine Kompanie mechanisierte Infanterie zugeteilt. Platz ist auf der „Sirius“ dafür. Außerdem werden sie Nachschubgüter und eine weitere Lanze zur Stationierung auf Wohlfahrt mitnehmen. Wenn möglich auch noch ca. 50 Siedler. Der Rest der Ashanti. Diese wollen sich nun doch dem Exodus ihres Volkes anschließen. Ich hoffe, ihr Union hat dafür genug Transportkapazität, ohne dass ihre Einsatzbereitschaft leidet. Die Planung des Transports wird eine ihrer ersten Aufgaben sein Herr Holst. Die kommenden Wochen werden aber erst einmal für notwendige Instandsetzungsarbeiten an der „Sirius“ und der „Humboldt“ genutzt, bevor wir mit den Transportvorbereitungen beginnen.“


Der LND-Offizier sah die beiden Kommandanten an. „Haben sie Fragen?“
„Ja!“ meldete sich Holst, der Kommandant der „Sirius“. „Mehrere! Was passiert mit meiner aktuellen Halblanze, wann wird mir die neue Lanze unterstellt und wann erfahre ich, was alles verladen und mit-genommen werden muss?“ Dann hakte noch Nadja Ungureanu nach,
„Gibt es einen vorgeschriebenen Kurs ins Bartok-System oder lege ich diesen fest?“ wollte sie wissen.
„Zuerst zu ihrer Frage Frau Kapteinin!“ begann dann Richard Frank nach einer kurzen Denkpause. „Denn Kurs legen grundsätzlich sie fest. Wir übergeben ihnen aber die Kursplanung der „Hugo Eckener“ und der „Andromeda“. Gut wäre es, wenn beim Anflug auch bisher nicht kartographierte Systeme angeflogen werden, damit wir die weißen Flecken auf der Sternenkarte weiter dezimieren können. Aber die Verantwortung liegt letztlich bei ihnen, da wollen wir nicht in ihre Kompetenzen eingreifen.“ Die Sprungschiffkommandantin nickte. Damit war sie zufrieden. Frank wandte sich dann an Friedrich Holm.
„Herr Holm, wir werden ihnen so bald als möglich eine vollständige Ladeliste zukommen lassen. Wir müssen dazu aber noch bei den Ashanti nachhaken, was sie alles mitnehmen müssen. Für die Kräfte der MilUstgKdo kann ich ihnen dies innerhalb einer Woche zur Verfügung stellen. Aber eines muss ich noch erwähnen. Die Lanze, die sie auf der Mission begleitet ist nicht ihnen unterstellt, sondern direkt Kapteinin Ungureanu. Die aktuellen Einsatzregeln des MilUstgKdo’s besagen außerdem, dass bei einem taktischen Bodeneinsatz die Befehlsgewalt beim taktischen Führer liegt und das ist der Lanzenführer der Mechlanze, in ihrem Fall Frau KdtHptm. Nika Matic! Aber auch klar ist, dass sie sich nicht in ihre Aufgaben der Schiffsführung einmischt, die nichts mit dem taktischen Einsatz zu tun haben. Bei einem reinen Erkundungsauftrag haben sie die Führung und die Verantwortung und sind gegenüber dem Lanzenführer weisungsbefugt. Ihre derzeitige Halblanze wird, vorausgesetzt die beiden Mechkrieger entschließen sich zu bleiben, dem hier stationierten Teil des MilUstgKdo zugeteilt. Die Lanze von KdtHptm. Matic wurde speziell für diesen Auftrag ausgebildet und ist bereits ein eingespieltes Team. Deshalb wird sie auch geschlossen auf die „Sirius“ versetzt.“ Richard Frank richtete sich hinter dem Pult auf. „Haben sie noch weitere Fragen?“ wollte er wissen.
„Ich denke, das reicht fürs Erste!“ stellte die Kommandantin der „Humboldt“ fest. Frank nickte und meldete der Lady, dass er fertig war. Lady Lestrade sprach noch ein kurzes Schlusswort und gab der Kapteinin noch einen Auftrag.
„Frau Ungureanu, stellen sie bitte bis heute Nachmittag zusammen mit Herrn Holst den Zeit- und Res-sourcenplan für die Wartung der „Humboldt“ und der „Sirius“ fertig. Die Wartung sollte, wie schon be-sprochen, in 6 maximal 8 Wochen abgeschlossen sein. Vorlage um 16:00 Uhr in meinem Büro. Sobald der Plan steht, schicken wir sie und ihre Leute in den wohlverdienten Landurlaub!“




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, Raumhafen
Mi. 15.03.3071, 11:14 Uhr (Ortszeit)


Kunta Keita tigerte nervös in der Wartehalle auf und ab. Vor 3 Wochen hatte ihm OTL. Frank mitgeteilt, dass man seine Söldnerkameraden ausfindig gemacht hatte und sie bereits auf dem Weg nach Kwangjong-ni waren. Heute sollten sie ankommen. Routinemäßig war ein „OVERLORD“-Landungsschiff im Anflug, dass die neuen Mechs aus den Produktionsanlagen auf Kwangjong-ni abholen sollte. Defiance Industries war es nach ein paar Startschwierigkeiten gelungen, die alten Anlagen in Lost Sea wieder in Betrieb zu nehmen und stellte nun dort dringend benötigten Mech-Nachschub für die LAS her. Leider fiel dabei nichts für Lyran Transspace ab. Aber Kunta wusste, dass seine 2 Kameraden mit ihren Mechs an Bord des anfliegenden „OVERLORD“s waren. Er hatte beide schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen und freute sich darauf. Vor allem hatte er eine gute Nachricht für Naledi Donkor. Er hatte über sie mit der Ältesten Abina Owusu gesprochen und sie hatte ihm zugesagt, Naledi wieder in den Stamm aufzunehmen, wenn sie es denn wollte. Da durchbrach das riesige Landungsschiff die Wolken und sank unter Vollschub seiner Triebwerke auf den zugewiesenen Landungsplatz nieder. Ein paar Minuten später erstarben die Triebwerke. In der darauffolgenden Stille öffnete das Schiff die Laderäume und fuhr die Rampen aus. Kunta verließ den Warteraum und begab sich auf das Landefeld. Die Company hatte ihm ein kleines Fahrzeug und einen Fahrer mit Freigabe für den allgemeinen Teil des Raumhafens zur Verfügung gestellt. Dieses hielt jetzt vor ihm und Kunta stieg ein. Sofort rollte das Fahrzeug auf den „OVERLORD“ zu, der ca. 1,3 km von ihnen entfernt stand. Nach einigen Minuten erschien ein riesiger Umriss in einem der Hangartore, dann brach ein Mech aus dem Halbschatten hervor. Kunta grinste, er erkannte sofort den „LONGBOW“ in der „LGB-12“-Version, der Mech von Naledi „Wave“ Donkor, seiner alten Kameradin. Sie war ebenfalls eine Ashanti, die, wie er, in jungen Jahren der befürchteten Tristesse des Lebens im Stamm entflohen war. Wenn auch ein paar Jahre später. Aber sie hatte in den Jahren ihrer Karriere als Söldnerin zu tief in den Höllenschlund der menschlichen Seele geblickt und sehnte sich nun eben nach dieser Tristesse und Ruhe! Ihrem Mech folgte der „OSIRIS OSR-4D“ von Ethan „Brick“ Mason, ihrem Gefährten. Beide bildeten eines der effektivsten „Treiber und Jäger“-Teams der Inneren Sphäre. Brick spürte den Feind auf, markierte ihn und Wave überschüttete dann den gegnerischen Mech mit unglaublichen 70 LRMs pro Salve. In der Regel bekamen die Gegner den „LONGBOW“ nie zu Gesicht, der sie zerstörte.


Kunta griff zu dem eingebauten Funkgerät und stellte die Frequenz ein, die Wave und Brick gewöhnlich benutzten.
„Wave, Brick, hier Gyata! Willkommen auf Kwangjong-ni! Kommen!“
„Gyata, altes Haus! Kommst du uns sogar persönlich abholen? Wo bist du?“ hörte Kunta Naledis rauhe Stimme. Er wandte sich an den Fahrer und forderte ihn auf die Warnlichter des Fahrzeugs einzuschalten.
„Wave, in dem Fahrzeug, das wie ein Christbaum leuchtet. Fahrt mir nach, ich bringe euch gleich zum Mechhangar!“
„Ah, Wave, da ist er!“ rief Brick dazwischen und Kunta sah, wie der „OSIRIS“ Kurs auf ihn nahm.
„Fahren sie bitte mit 45 km/h zum Machhangar 1!“ wies Kunta den Fahrer an. Der nickte und bog in Richtung des Raumhafenteils der Lyran Transspace ab.
„OK, wir folgen dir! Aber nachher bist du uns einen Haufen Erklärungen schuldig!“ rief ihn dann Naledi an.
„Ich habe heute sowieso nichts anderes mehr vor!“ gab Kunta zurück und lachte. Er wusste, dass das heute mit Sicherheit in einem feuchtfröhlichen Abend enden würde. Schließlich hatten sie sich nun fast 4 Jahre nicht mehr gesehen, was im Söldnergewerbe eine Ewigkeit bedeutete.


15 Minuten später manövrierten die beiden Mechkrieger ihre Mechs in die beiden freien Buchten neben Kuntas „MARODEUR“ und Naomis „WRAITH“ und fuhren dann ihre Mechs herunter. Kunta stieg aus, bedankte sich bei seinem Fahrer und ging auf den riesigen „LONGBOW“ zu. Die beiden typischen, fassförmigen Arme verbargen die LRM-Werfer, für die der 85to-Mech berüchtigt war. Naledi hatte ihren Mech mit Clan-LRM-Werfern upgegradet, was ihr etwas mehr Reichweite und eine leicht höhere Durchschlagskraft verschaffte. Das mit den Werfern gekoppelte Artemis IV-Leitsystem sorgte für eine außergewöhnliche Präzision. Kein Gegner konnte diesem Geschosshagel entkommen. Um ihn herum sah er viele neugierige Blicke. Einen „LONGBOW“ bekam man nicht oft zu Gesicht. Kunta war nur noch 6 Meter von dem Mech entfernt, als der Aufzug des Wartungsgerüstes unten ankam und Naledi in ihrem knappen Piloten-Outfit herausstieg.
„Kunta, du alter Sack!“ rief sie erfreut, als sie ihn sah, Nach 4 Schritten standen sie sich gegenüber und beide umarmten sich herzlich.
„Es tut gut dich gesund wiederzusehen!“ entgegnete Kunta. Als sie sich wieder voneinander lösten, stand bereits Ethan neben ihnen.
„Na, du alte Freigeburt!“ neckte ihn Kunta. „Seit ihr einander immer noch nicht überdrüssig?“ und brei-tete seine Arme aus, um seinen alten Freund ebenfalls an sich zu drücken.
„Bis jetzt habe ich noch keine gefunden, die Naledi auch nur das Wasser reichen könnte!“ grinste Ethan schelmisch und zwinkerte seinem Freund zu. Als Kunta zur Seite sah, bemerkte er Naomi, die mit Be-wunderung den „LONGBOW“ betrachtete.
„Naomi, darf ich dir meine beiden Kameraden vorstellen?“ sprach er sie an. Dann machte er die 3 miteinander bekannt und sie wechselten ein paar Worte. Dann verabschiedete sich Naomi wieder.
„Scheint in Ordnung zu sein! Gehört sie zu unserer Lanze?“ bemerkte Naledi, als sie der jungen Mech-kriegerin hinterher sah.
„Sie ist gut und ist meiner – unserer Lanze temporär zugeteilt!“ bestätigte Kunta. „Aber bevor wir in Erinnerungen an alte Zeiten schwelgen können, müssen wir ein paar offizielle Termine wahrnehmen. Ihr seid nicht grundlos vom LND hier hergebracht worden. Aber zuerst, zieht euch mal um. Da drüben ist ein Sozialraum und es sind ein paar Spinde für eure Sachen frei!“ dabei zeigte er auf eine Tür in der Rückwand des Hangars.
„Wir sind gleich wieder da!“ meinte Ethan und das Paar verschwand mit den Taschen, die sie bei sich trugen in dem Raum.


Auf dem Weg zum gesicherten Besprechungsraum stellte Naledi einige Fragen an Kunta, die ihr seit Wochen auf der Zunge brannten.
„Man hat uns nur gesagt, dass du eine Lanze im Auftrag der LA aufstellst und wir Teil dieser Lanze werden sollen. Warum hast du uns nicht über die regulären Kanäle angesprochen, sondern über den lyranischen Nachrichtendienst? Die haben uns gar keine Wahl gelassen als zuzustimmen!“ Kunta schaute sie kurz an, dann meinte er,
„Hier kann ich dir nicht alles sagen, aber du wirst gleich informiert. Aber ich brauche euch um unseren Stamm zu schützen!“ stellte er fest. „Ich bin wieder Teil der Ashanti und wenn du willst, kannst du auch wieder in den Stamm heimkehren!“
„Wie willst du das bewerkstelligen? Ich habe dir erzählt, dass ich mit einem großen Knall den Stamm verlassen habe, dies wird man mir wohl kaum verziehen haben. Außerdem, was wird mit Ethan. Ohne ihn gehe ich nirgendwo hin!“ entgegnete Naledi.
„Man wird dir verzeihen! Ich habe mit der letzten Ältesten der Ashanti auf Kwangjong-ni gesprochen. Sie ist bereit dich wieder aufzunehmen und wird Ethan im Stamm akzeptieren. Sie würde dir den Status einer Agojie geben, einer unabhängigen Kriegerin!“
„Was? Agojie’s gab es schon lange nicht mehr in unserer Tradition!“ entgegnete Naledi verblüfft.
„Als normale Ehefrau wärst du sowieso eine Fehlbesetzung!“ grinste Kunta und lachte. „Nein, diesen Status kann dir die Älteste Abina Owusu verleihen und sie wird es tun, wenn du willst.“
„Wie hast du das denn geschafft?“ wollte Naledi wissen.
„Lady Owusu ist eine großartige Frau, du wirst sie kennen lernen und ihr liegt nichts mehr am Herzen, als den hier verbliebenen Rest der Ashanti zu schützen!“
„Wo sind denn die anderen?“ wollte Naledi daraufhin wissen.
„Gleich!“ antwortete Kunta und führte die beiden Söldner in den Besprechungsraum, in dem bereits zwei Personen warteten. Dann schloss eine schlanke, brünette Frau den Raum und nickte einem Oberstleutnant in LND-Uniform zu.


Der Oberstleutnant trat zu Kunta und dieser stellte ihm Naledi und Ethan vor.
„Sie sind also die beiden, weswegen wir so einen Aufwand hatten. Wir haben lange gebraucht, sie zu finden!“ stellte OTL. Frank fest.
„Über die Söldnerkommission hätten sie uns leicht finden können!“ entgegnete ihm Naledi.
„Das war leider ein Weg, der uns aus Sicherheitsgründen verbaut war. Ich werde es ihnen gleich in mei-ner Einweisung genauer erklären, aber vorab nur so viel, wir gehen davon aus das Blakes Wort in fast jeder HPG-Station in der Inneren Sphäre ihre Agenten sitzen hat. Was das bedeutet, können sie sich sicher denken!“
„Dann bin ich wirklich sehr gespannt, was sie uns mitteilen werden!“ entgegnete Naledi Donkor.
„Nicht so schnell. Zuerst müssen sie dem MilUstgKdo der Lyran Transspace beitreten, das heißt, sie werden auch Soldaten der LAS mit speziellem Status! Vorher kann ich sie nicht vollständig informieren!“
„Bist du jetzt auch regulärer Soldat der LAS?“ fragte Naledi Kunta erstaunt. Dieser nickte.
„Ich würde mich freuen, wenn ihr diesen Schritt ebenfalls gehen würdet. Nur so kannst du unserem Volk beistehen. Ethan, für dich bedeutet es, das du damit automatisch lyranischer Bürger wirst.“ Kunta schaute seine beiden Freunde an, die Blicke miteinander tauschten.
„Garantierst du mir, dass ich hier nicht einen Pakt mit dem Teufel unterschreibe!“ fragte Ethan. „Ich schätze meine Freiheit!“
„Das garantiere ich dir, bei meiner Ehre!“ gab Kunta zurück.
„Dann genügt mir das!“ stellte Ethan fest.
„Gut!“ stellte Frank fest. „Bitte nehmen sie Platz, dann bekommen sie den ersten Teil der Einweisung. Danach müssen sie sich entscheiden, bevor wir mit dem geheimen Teil der Einweisung fortfahren!“


Eine Stunde später waren Naledi Donkor und Ethan Mason dem MilUstgKdo beigetreten und als Soldaten der LAS vereidigt. Als Frank ihnen erklärte, wo jetzt die Ashanti waren, wurde ihnen klar, warum man diesen Aufwand getrieben hatte.
Wann treffen wir die Älteste?“ wollte Naledi im Anschluss an die Besprechung von Kunta wissen.
„Wir werden morgen nach Waraky fliegen!“ gab er zur Antwort. Dann wandte er sich an Ethan.
„Und wie geht es dir jetzt?“
„Ich bin erstaunt. Scheinbar stört es hier keinen, das ich aus dem Clan Jadefalke stamme!“ sagte er.
„Warum auch! Du hast oft genug bewiesen, dass deine Loyalität nicht mehr dem Clan gilt!“ entgegnete Kunta.
„Dahin will ich auch nie wieder!“ stellte Ethan voller Zorn fest.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Ashanti-Kral Waraky
Do. 16.03.3071, 10:34 Uhr (Ortszeit)


Kunta stieg aus den VTOL aus und seine beiden Begleiter folgten ihm.
„Kaum da, schon 4 Tage Sonderurlaub!“ grinste Ethan. „Daran könnte ich mich gewöhnen!“
„Gewöhne dich nicht zu sehr daran. Bald werden wir monatelang in einer Blechbüchse eingesperrt sein!“ erinnerte ihn Kunta. Ethan hob die Hände und meinte,
„Carpe Diem!“ und grinste. Kunta schüttelte den Kopf. Er wusste das Ethan hoch gebildet war, einer der Vorteile in einem Clan als Angehöriger der Wissenschaftlerkaste aufzuwachsen, wenn man von der ständigen Indoktrination absah. Am Rand des Landefeldes stand Adom Owusu und wartete auf seinen Freund.
„Ich glaube, den kenne ich!“ sagte Naledi leise. „Wer ist das nochmal?“
„Adom Owusu, Ortsvorsteher und Sohn der Ältesten Abina Owusu.“ gab Kunta zur Antwort. Dann er-reichten sie Adom. Er begrüßte alle mit der traditionellen Grußformel und lächelte Naledi an.
„Du hast dich gut gehalten, Naledi Donkor! Über dich spricht man heute noch im Stamm!“ Naledi schaute Adom mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an.
„Oh, ich weiß noch sehr gut über die Umstände Bescheid, als du den Stamm verlassen hast!“ konkreti-sierte Adom seine Aussage. „Aber reden wir später darüber, folgt mir!“


Etwas später betraten sie das Haus Adoms und er brachte sie gleich in die Wohnküche, in der die Älteste Abina Owusu wartete. Auch Hafsat war anwesend. Als sie Naledi sah grinste sie. Sie wusste wer da kam und sie erkannte diese sofort. Aber sie hielt sich zurück und sah zu, wie Naledi Donkor die Älteste ehrfurchtsvoll begrüßte.
„Ich erkenne dich Naledi, Tochter von Fiifi und Ejo Donkor. Setze dich zu mir!“ Dabei wies sie Naledi mit der Hand auf den Platz neben ihr. Dann wandte sie sich an Ethan.
„Du bist Ethan Mason, Ausgestoßener des Clans Jadefalke?“ fragte sie ihn. Ethan wusste nicht wie er sich verhalten sollte und verneigte sich einfach vor der Ältesten.
„Ja, Lady Owusu. Ich habe mit meinem Clan gebrochen. Das Leid das er über euren Stamm gebracht hat, beschämt mich zutiefst!“ Abina nickte.
„Setze dich neben deine Gefährtin!“ sagte sie. Wenn es Ethan wunderte, das die Älteste scheinbar über alles informiert war, zeigte er es nicht und setzte sich. Abina wandte sich an die anderen im Raum,
„Lasst uns bitte alleine ich muss mit beiden in Ruhe sprechen!“ Kunta, Hafsat und Adom nickten, verlie-ßen den Raum und schlossen die Tür.


„Du willst wieder in den Stamm aufgenommen werden Naledi?“ fragte Abina. Dann lächelte sie und ergänzte. „Als du dem Stamm den Rücken gekehrt hast, hast du tiefe Gräben aufgerissen. Leider können dir deine Eltern nicht mehr verzeihen, sie sind schon bei den Ahnen. Deshalb musst du mir jetzt erklären, warum du damals so gehandelt hast!“ Dabei schaute sie Naledi durchdringend in die Augen. Naledi spürte, das Abina bis zum Grund ihrer Seele blicken konnte und Naledi spürte wie zum ersten Mal seit Jahren ihr Tränen in die Augen traten.
„Meine Eltern hatten eine Hochzeit mit Kwesi Okyere arrangiert. Aber ich wusste, dass dieser Mann keinen guten Charakter hatte. Zuerst wollte ich mich trotzdem der Tradition beugen und dem Wunsch meiner Eltern entsprechen. Aber er wollte mich schon vor unserer Ehe besitzen, mich brechen und zu seiner rechtlosen Sklavin machen. Nach außen hat er so getan als würde er mich ehren, aber wenn wir alleine waren bedrängte er mich, bis er mehr wollte. Da setzte ich mich zur Wehr. Da mir meine Eltern als Kind erlaubten auch kämpfen zu lernen, konnte ich mich leicht verteidigen, aber ich ließ meine ganze aufgestaute Wut an ihm aus. Als ich wieder zu Sinnen kam, lag er am Boden und ich dachte, er atmet nicht mehr und hätte ihn getötet. Wer würde mir glauben, dass ich mich nur verteidigt habe? Jeder kannte nur die guten Seiten an Kwesi! Ich bekam Angst und rannte davon!“ Dann begann Naledi zu schluchzen, „Ich habe nie wieder mit meinen Eltern gesprochen, das ist ein endloser Schmerz der mich nie wieder verlässt!“ Ethan war völlig erstaunt. Er kannte Naledi nur als stahlharte und heißblütige Kämpferin und war seit fast 18 Jahren mit ihr zusammen, aber dies hatte sie ihm nie erzählt und so hatte er sie auch noch nie gesehen! Zärtlich schlang er seine Arme um seine Gefährtin und drückte sie sanft, um ihr Halt zu geben. Abina registrierte Ethans Verhalten sehr genau!
„Du hast ihn nicht getötet. Aber das weißt du sicher schon!“ erwiderte die Älteste.
„Ja, Kunta Keita hat es mir einmal erzählt. Er stand, bis zur Claninvasion immer wieder mit seinen Eltern in Kontakt. Er hat einmal für mich nachgefragt.“ gab Naledi zurück, die sich wieder fing. Dabei streichelte sie Ethans Arm. Dann sprach die Älteste.
„Kwesi hatte, nachdem du fort warst, eine andere geheiratet. Bald gingen Gerüchte um, das er seine Frau misshandelte. Kurz nachdem Hot Springs von den Clanern erobert wurde, verdichteten sich die Gerüchte darüber und unsere oberste Schamanin ordnete eine Untersuchung an. Das Gerücht war leider wahr und seine Frau hatte mehrere Jahre die Hölle durchlebt. Kwesi wurde verurteilt und in die Wüste verbannt. Dort wird er wohl jämmerlich zu Grunde gegangen sein.“ erzählte Abina Owusu. „Hättest du nur einmal den Kontakt zu uns gesucht, man hätte es dir mitgeteilt!“
„Ja, aber meine Schuldgefühle meinen Eltern gegenüber waren zu groß. Ich habe damals unsere Familie entehrt!“ erwiderte Naledi.
„Die Ehre wurde wieder hergestellt!“ entgegnete die Älteste. „Außerdem sehe ich, dass du mir die Wahrheit erzählt hast. Kunta bat mich, dir die Rückkehr in den Stamm zu erlauben und ich sehe keinen Grund der dagegen spricht. Ist dies dein Wunsch?“ Durch Naledi ging ein Ruck, sie drückte sanft den Arm Ethans zur Seite, rutschte vom Stuhl und kniete sich vor Abina hin.
„Ja, ich will wieder Teil der Ashanti werden!“ gab sie mit belegter Stimme zurück. Abina legte ihre beiden Hände auf Naledis Haupt und sagte.
„Naledi Donkor, du bist wieder Ashanti und du bist jetzt Agojie. Dein Gefährte darf mit dir im Stamm leben.“ Dann nahm sie die Hände von ihrem Kopf und lächelte Naledi an. „Steh auf Tochter der Ashanti und schütze uns, wie es einer Agojie geziemt!“
„Ja, das werde ich!“ Dann grinste sie. „Als Agojie kann ich doch meinen Partner selbst wählen, oder?“ Abina lehnte sich zurück und lachte kurz auf.
„Wie ich sehe, hast du nichts vergessen. Natürlich!“ Dabei schaute Abina auf Ethan, der etwas verständnislos zwischen seiner Gefährtin und der Ältesten hin und her schaute. Dann merkte er, wie ihn Naledi fixierte,
„Ethan, die unverbindlichen Zeiten sind vorbei, wir heiraten!“ Ethan schaute perplex,
„Aber …!“ kam ihm gerade noch über die Lippen.
„Für diese Art Freiheitsentzug ist Kunta nicht zuständig!“ entgegnete Naledi grinsend. „Willst du mich heiraten und damit der Partner und Gefährte der ersten Agojie seit fast 250 Jahren werden?“
„Ja, aber nur wenn wir gleichberechtigte Partner bleiben!“ entgegnete Ethan, stand auf und drückte Naledi an sich bevor er sie küsste. Abina schaute das ungleiche Paar an. Naledi war 6 Jahre jünger als ihre eigene Tochter Hafsat und sie hatte sich nach ihrer Flucht alleine durchschlagen müssen. Sie war ihren Weg gegangen und war stark geworden, stärker als viele Männer, eine echte Agojie!


„Glaubst du, deine Mutter wird sie wieder in den Stamm aufnehmen?“ fragte Kunta Hafsat, während sie draußen auf der Veranda standen.
„Wenn sie ehrlich zu ihr ist, sicher. Wie es sich später herausgestellt hat, war ihr Angriff auf ihren Verlobten damals wahrscheinlich berechtigt! Naledi war schon immer ein starkes und eigensinniges Mädchen. Ihre Eltern hatten es nie leicht mit ihr! Ich kannte sie schon als kleines Kund gut. Sie ist ja nur 6 Jahre jünger als ich.“
„Leben ihre Eltern denn noch?“ wollte Kunta wissen. Aber Hafsat schüttelte den Kopf.
„Nein sie starben beide kurz nachdem wir hier angekommen waren. Das sie nie wieder etwas von ihrer Tochter gehört haben, hat sie sehr belastet. Nur über deine Eltern haben sie erfahren, dass sie noch lebt. Das hat ihnen etwas geholfen.“ erzählte sie ihm. Da kamen Naledi und Ethan, gefolgt von Abina nach draußen. Abina verkündete,
„Naledi Donkor ist wieder Ashanti und auch die erste Agojie seit 250 Jahren!“ Nach einem Moment der Stille ging Hafsat auf Naledi zu,
„Ich freue mich für dich! Willkommen Daheim!“ sagte sie. „Wenn du möchtest und bereit dafür bist, bringe ich dich zum Grab deiner Eltern, damit du sie ehren kannst!“ Auch Adom und Kunta hießen sie wieder im Stamm willkommen, dann trat Kunta zu Ethan.
„Und wie fühlst du dich? Du gehörst jetzt damit quasi auch zum Stamm!“
„Wie ich mich fühle?“ grinste Ethan, „Ich werde geheiratet!“ Kunta lachte laut auf und schlug seinem alten Freund fest auf den Rücken.
„Das ist das Vorrecht einer Agojie! Dir wurde eine große Ehre zuteil!“ informierte er ihn. „Eine Agojie wählt nur einen ebenbürtigen Mann als Partner aus und du wirst automatisch ein Ashanti! Aber eins sage ich dir gleich, sie wird die Hosen anhaben!“
„Das ist mir alles Recht! Sie ist die Einzige, die mir nie meine Vergangenheit vorgeworfen hat! Aber heiraten ist ein Konzept, das ich noch nie für mich in Betracht gezogen habe. Aber für Naledi würde ich alles tun!“
„Du wirst es noch nicht wissen, aber der Partner einer Agojie hat auch die Aufgabe diese zu schützen und ihr treu zur Seite zu stehen, so wie eine Agojie den Stamm schützen muss!“ sagte Kunta.
„Das wird ein Spaß! Meine heißblütige Geliebte habe ich schon oft genug aus einer Kneipenschlägerei herausholen müssen! Wie wird das jetzt erst werden!“ knurrte Ethan und Kunta lachte.
„Vor dir stehen interessante Zeiten!“ garantierte er ihm.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Kwangjong-ni II / Landry, HQ Lyran Transspace
Fr. 28.04.3071, 09:50 Uhr (Ortszeit)


Kapteinin Nadja Ungureanu betrat den gesicherten Besprechungsraum und schaute wer schon da war. Nach einem 2 monatigem Urlaub war sie seit Anfang der Woche wieder im Dienst. Erfreulicherweise waren alle Wartungsarbeiten an der „TSS Humboldt“ abgeschlossen und es waren auch keine Fehler oder Probleme gefunden worden. Ihr Sprungschiff war technisch voll Einsatzbereit. Sogar alle Ersatzteile befanden sich bereits auf dem Schiff! Auch ihre Anträge auf die Erweiterung des Teilebestandes für die Sprungtriebwerke waren genehmigt und bereits an Bord! Das lief effektiver als früher, musste sie feststellen. Da fiel ihr Blick auf den Nachrichtenoffizier OTL. Frank und sie sprach ihn sofort an.
„Guten Tag Herr Frank, hätten sie eine Minute?“
„Natürlich, wir haben ja noch Zeit. Um was geht es denn Frau Kapteinin?“
„Ich wollte sie schon die ganze Woche drauf ansprechen, aber die Arbeit hat es leider nicht erlaubt. Ich hatte das Gefühl, das während meines Urlaubs versucht wurde mich auszuhorchen oder anzuwerben. Das blieb alles sehr unverbindlich und vage. Mir ist es auch erst im Nachhinein verdächtig vorgekom-men. Ich wollte es ihnen nur mitteilen. Wenn sie möchten könnte ich ihnen die Kontaktperson identifi-zieren.“
„Frau Kapteinin, damit hätten sie sofort zu mir kommen müssen!“ erwiderte Richard Frank. „Wie können sie mir bei der Identifizierung helfen?“
„Die Anmeldedaten in dem Urlaubsressort und ein paar Bilder, die ich unbemerkt machen konnte.“
„Lassen sie es mir zukommen. Loki wird sich darum kümmern!“ sagte der LND-Offizier. „Aber mit so etwas habe ich schon gerechnet.“
„Ich werde es ihnen gleich nach der Besprechung übermitteln!“ sicherte die Kommandantin der „Hum-boldt“ zu. Ein paar Minuten später, als alle eingeladenen Teilnehmer im Raum waren, trat OTL. Oden-wald an das Pult und bat alle Teilnehmer der Stabsbesprechung sich zu setzen.
„Guten Morgen meine Damen und Herren, dies ist die erste Besprechung in der wir uns mit der nächs-ten Mission der „Humboldt“ beschäftigen werden. Auftrag ist es mit der „TSS Humboldt“ und der angekoppelten „TSS Sirius“ möglichst verzugslos Bartok anzulaufen. Dazu werden von der „Sirius“, neben der Einsatzlanze für die Aufklärung auch eine Verstärkungslanze für Bartok und die restlichen Ashanti mitgenommen. Zusätzlich noch Nachschubgüter, Material und Ausrüstung für unsere Station und die Siedler auf Bartok. Wie KdtHptm. Holst gemeldet hat, kann alles verladen werden ohne die Gefechtsbereitschaft der „Sirius“ wesentlich zu beeinträchtigen. Geplanter Termin für den Beginn der Mission ist der Fr. 07.07.3071. wir haben also noch ca. 2 Monate Zeit, bis wir alle Maßnahmen abgeschlossen haben müssen.“ OTL. Odenwald schaute in die Runde. Da der Termin allen bereits im Vorfeld mitgeteilt worden war, überraschte es niemanden. Dann sprach er weiter.


„Zum Personal. Erfreulicherweise haben sich, bis auf Einzelne, alle Besatzungsmitglieder dazu entschlossen, bei Lyran Transspace zu bleiben. Die beiden Mechkrieger sind nicht darunter. Diese haben ihren Kontrakt nicht verlängert und stehen nicht mehr zur Verfügung. Zum Glück konnten wir uns im Vorfeld anderweitig verstärken, so dass dies keine Lücke in unserer Planung reißt. Die beiden L/R-Piloten sind geblieben, was mich sehr freut. Sonst wären unsere beiden Jäger ohne Piloten gewesen. Ich möchte mich hier bei Frau Kapteinin Ungureanu und KdtHptm. Holst bedanken, die hier ihre Crews positiv motivieren konnten!


„Das lässt mich jetzt zum nächsten und letzten Punkt der heutigen Besprechung kommen. Sie werden in den kommenden Wochen mehrere Aufträge zu bearbeiten haben.“ Dann führte er diese Aufträge auf, unter anderem die Festlegung des Sprungkurses und eine Intensivierung der Übungen für die Mechlanzen zusammen mit den L/R-Jägern.
„Noch eines, bitte sensibilisieren sie ihre Untergebenen auf externe Kontaktaufnahmen. Wir gehen immer noch davon aus, dass wir im Focus fremder Geheimdienste stehen. Geheimhaltung ist ein wichtiges Mittel um uns vor Überraschungen in der tiefen Peripherie zu bewahren!“ Dann beendete der stv. Kommandeur die Besprechung.




System Kwangjong-ni, Lyranische Allianz
Zenit-Sprungpunkt, Brücke TSS Humboldt
Fr. 07.07.3071, 07:49 Uhr (Ortszeit)


Kapteinin Nadja Ungureanu stand mit ihren Magnetstiefeln auf ihrer Brücke und überwachte die Vorbereitungen für den ersten Sprung in Richtung Bartok. Die letzten Wochen waren zwar sehr arbeitsreich gewesen, aber alles konnte ohne Hektik vorbereitet werden. Sie schaute zu ihren beiden Gästen, die den Sprung von der Brücke aus verfolgen wollten. Die eine Person war Lady Abina Owusu, die in Ehren ergraute Älteste der Ashanti, die an Bord der „Sirius“ mitflogen und KdtHptm. Nika Matic, die Kommandeurin des Einsatzkommandos. Sie hatte beide eingeladen, den Sprung von der Brücke der Humboldt aus zu verfolgen um sie etwas besser kennen zu lernen. 10 Minuten vor dem Sprung ertönte das erste Warnsignal. Abina Owusu sprach die Kapteinin an,
„Das erste Mal, das ich auf der Brücke eines Sprungschiffes bin!“ stellte sie fest. Die Kapteinin wandte sich ihr zu.
„Dafür bewegen sie sich aber sehr routiniert in der Schwerelosigkeit!“ bemerkte sie.
„Ich war nicht immer eine Älteste!“ gab Lady Owusu zurück. „In meinen jungen Jahren war ich oft im Auftrag des Stammes im Weltraum unterwegs.“ meinte sie verschmitzt. „Aber ich werde mich jetzt in der Liege anschnallen.“ ergänzte sie und steuert auf eine der beiden Beobachterliegen zu, die auf der Brücke installiert waren. Bald danach erklang der Doppelgong und die „TSS Humboldt“ wurde aus dem Kwangjong-ni-System gerissen. Die 5-monatige Reise nach Bartok hatte begonnen.



System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen, An Bord der „Ramierez“
10.07.3071, 07:59 Uhr (Ortszeit)


„… 6 – 5, Zündung der Triebwerke – 4 – 3 – 2 – 1 –0, Start!“ wurde stoisch der Countdown vom Computer heruntergezählt. Die „Ramierez“ erbebte unter dem Schub der auf Vollast laufenden Triebwerke. Langsam erhob sich das Landungsschiff der „SEEKER“-Klasse pünktlich in den Morgenhimmel von Hope und nahm Kurs auf den Piratensprungpunkt I, an dem die „Hugo Eckener“ auf sie wartete. Als sie die Atmosphäre verlassen hatten und der Anflug mit konstant 1g aufgenommen worden war, wandte sich die Kommandantin Leonor Sanchez an Tom Fortune, dem 1. Offizier der „Hugo Eckener“, der ebenfalls auf der Brücke war.
„Und, wie war der Landurlaub? Muss gut gewesen sein, so spät wie du hereingekommen bist. Wir woll-ten gerade die Tür zu machen!“ Der Spacer grinste,
„Perfekt! Ich hab da jemanden kennen gelernt! Es war der schönste Landurlaub, den ich seit langem hatte. So langsam verliebe ich mich in die tiefe Peripherie!“ Leonor lachte laut auf.
„Wohl nicht nur in die Peripherie du alter Seebär!“ Tom fiel in ihr Lachen ein. Dann meinte er etwas melancholisch,
„Wäre schön, wenn ich mal wieder hierher kommen könnte!“
„Frag doch den Alten, bei dem hast du doch einen Stein im Brett!“ gab Leonor zurück.
„Wenn wir ihn wieder treffen sicher, aber das wird wohl mindestens ein Jahr dauern!“
„Ja und wenn ich daran denke, was wir alles organisieren müssen, wird es auch nicht einfacher!“
„Ich habe gehört, das Pakka Keita mit dem Kaptein den Rückreisekurs angepasst hat.“ meinte Tom.
„Ja, Pakka hat es mir erzählt. Die Wunschliste des Oberst ist teilweise so delikat, das wir etwas vom direkten Kurs abweichen müssen, um das alles besorgen zu können! Zum Glück weiß er noch aus seiner Zeit als Logistiker bei den LAS wo man fündig werden kann!“
„Ich hab mich mit ihm neulich mal unterhalten. Als erfolgreicher Logistiker muss man ab und zu auch mal was „organisieren“ können, wie er es bezeichnet hat. Ich glaube da hat der Alte ein richtiges Schlitzohr für den Job angeheuert!“ stellte Tom grinsend fest.
„Tja, unsere ganze Mission ist nicht Lehrbuchmäßig!“ entgegnete Leonor. „Dafür braucht man Leute, die auch mal um die Ecke denken und unkonventionelle Wege gehen!“ Tom nickte,
„Da hast du Recht. Kommst du mit auf einen Kaffee?“ schlug Tom vor.
„Warum nicht, die nächsten 28 Stunden sind nur Routine!“ Dann wandte sie sich in ihre 1. Offizierin, „Sie haben die Brücke!“ Diese bestätigte und Leonor folgte Tom und informierte dabei Pakka, damit er in der Cafeteria zu ihnen stoßen konnte.

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Zuikagu: 23.12.2023 10:16.

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