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Zum Ende der Seite springen Trade Kooperation der Anfang
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Lollek Lollek ist männlich
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Dabei seit: 25.03.2010
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Trade Kooperation der Anfang Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Eine kleine Kurzgeschichte (sehr frei) zum Einstieg.
Freue mich auf Anregungen


Hednesford (Grenzregion der Liga freier Welten zur Peripherie).

Ben Novak Tayler hatte in seinem bisherigen Leben noch nicht sehr viel von den unendlichen Weiten der menschlichen Zivilisation gesehen, so dass die zurückliegenden drei Wochen den absoluten Höhepunkt darstellten.
Alles fing an mit dem Abschicken seiner Bewerbungsunterlagen an die Trade Kooperation an. Dieses ominöse Unternehmen hatte in den letzten Jahren verstärkt in dieser Region des Weltalls Fuß gefasst und seine Aktivitäten verstärkt. Um die Handelrouten und die Absatzmärkte zu sichern, war man in der Konzernzentrale schon vor Jahrzehnten zu dem Schluss gekommen eigenen Schutztruppen aufzubauen. Erst wurden in den Handelsposten am Rand der Liga freier Welten in Abstimmung mit den lokalen Befehlshabers Schutztruppen stationiert. Später folgten auf vereinzelten Peripheriewelten weitere Truppenkontingente.
Auch die Ausstattung der Konzerneinheiten hatte sich im Verlauf der Zeit verändert. Die früher ausschließlich aus Fußsoldaten bestehenden Kontingente der Wachmannschaften wurden zu Gunsten hochwertiger Mechtruppen, starker Atellerieverbände und Luftwaffeneinheiten verringert. Letztlich existierte eine komplette eigenständige Armee mit verschiedenen Truppengattungen. Die Expansion des militärischen Arms der Trade Kooperation war durch den Zusammenbruch der Peripheriestaaten und den chaotischen Zuständen in der inneren Sphäre, ausgelöst durch den allumfassenden Krieg mit dem Blakisten, begünstigt worden. Viele planetarische Regierungen hatten sich mit einem stärkeren Engagement der Trade Kooperation einverstanden erklärt um nach Abzug von Ligatruppen oder dem Verlust eigener Truppenverbände in Kampfhandlungen noch wenigstens einen Ansatz von militärische Verteidigung vorweisen zu können. Der Unterhalt von hoch spezialisierten Mecheinheiten überforderte bei gleichzeitig schwierig werdender Versorgungslagen auf den interplanetaren Waffenbörsen, die meisten Planetenregierungen.
Doch die Planer der Trade Kooperation hatten nicht vor ein mildtätiges Angebot der Nächstenliebe ohne Gegenwert zu starten, sondern erhofften in nicht nur wirtschaftlich Gewinn zu erzielen, sondern auch konkret politischen Einfluss zu erreichen.
Als diese Entwicklung den meisten lokalen Herrschern offensichtlich wurde, war es - infolge stark verzahnter Geschäftsbeziehungen, wirtschaftlicher Abhängigkeiten, oder militärischer Stärke - nicht mehr möglich diese Beziehungen einseitig aufzukündigen. Die Trade Kooperation übernahm damit sukzessive die Position einen Regionalherrschers. Durch eine flächendeckend in den verschiedenen Bevölkerungen verankerte Wirtschaftsauffassung, kombiniert mit einer liberalen demokratischen Verfassung, entwickelte sich, von den Großmächten eher unbeobachtet ein Staatengebilde am Rande der menschlichen Ausbreitung mit starken Zusammenhalt. Dieser Machtfaktor gelang es immer mehr Territorien in der Peripherie zu vereinnahmen und ihre Einflusszone zu erweitern und firmierte in der Handelsunion.
Nach den anfänglichen Verwüstungen im Zuge der Vernichtung der revoltierenden Einheiten von Blake`s Wort verschoben sich die Hauptkampfplätze in andere Regionen der inneren Sphäre. Die aufkeimende wirtschaftliche Konjunktur war durch die Abgeschiedenheit der allmählich aufgebauten Produktionsanlagen begünstigt. Zusätzlich wuchs die private Nachfrage durch den steigenden Lebensstandard ebenso an, so dass eine florierende Wirtschaftzone entstand. Die Bedrohung durch Piraten und Hasardeuren aus der Peripherie war, durch die flächendeckende Vernichtung der unabhängigen Sprungschiffkapazitäten in den Außenbezirken fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Es wurde zwar vermutet, dass besonders der Geheimdienst der Handelsunion seine Finger bei der Zerstörung der Glanzstücke der Lostech im Spiel hatte, ein Nachweis konnte aber niemals erbracht werden.
Die Lücke in der Verbindungen zwischen den einzelnen Randwelten übernahm aber unverzüglich die erweiterte Flotte der Trade Kooperation. Anfänglich wurden diese Handelsrouten noch mit Landungsschiffen der Union Klasse gegen unbefugte Zugriffe geschützt, mittlerweile hat sich das Spektrum der Militärischen Einheiten aber derart gewandelt, dass selbst einzelne Kriegsschiffe die Handelswege sicherstellen.
Woher die Streitkräfte diese für die Außenbezirke fast unbeschreibliche Anzahl von Rüstungsgütern erhielt, blieb selbst für die großen Staaten der inneren Sphäre bis Heute ein Geheimnis. Zwar wurden immer wieder verdeckte Aktionen zur Ausspionierung der Industrieanlagen in der Tradeunion gestartet, doch blieben diese Geheimdienstoperationen erfolglos.
Deshalb kursiert die Mutmaßung in allen Bereichen des menschlich besiedelten Weltraum, dass dieses Reich eigentlich ein Ableger mindestens eines potenten Clans sei. Doch die wenigen entschieden militärischen Konfrontationen zwischen Unionsstreitkräfte und Clantruppen im Rahmen des Sternenbundes traten einen allzu deutlichen Gegenbeweis an.
All diese Gedanken schossen Ben durch den Kopf, als er in dem Bus sitzende dahin döste. Jetzt würde er - durch eine Zufall zustande gekommen - ein Teil dieser Entwicklung.
Nochmals ließ er die letzten Tage Revue passieren. Die Trade Kooperation - als rein ziviler Arm der Regierung - hatte wie erhofft umgehend auf sein Schreiben geantwortet. Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen, denn die Aussicht in den ländlichen Regionen von Hednesford zu versauern und im schlimmsten Fall in die Fußstapfen seines Vaters als Agrarzüchter zu treten, hatten seine Laune deutliche schrumpfen lassen. Deshalb war er verstärkt an einer Einstellung entweder im Ballungszentrum des Planeten oder noch weiter interessiert. Aufgrund seiner guten schulischen Leistung und der anschließenden Ausbildung im Elektronikbereich hatte er sich gute Chancen ausgemalt bei einem Subunternehmen des Konzern unterzukommen. Sein besonderer Wunsch war es in einer der Flottenakademien für zukünftige Sprungschiff- oder Landungsschiffbesatzungen aufgenommen zu werden. Statt aber von einer zivilen Stelle Antwort zu bekommen, lag ein Schreiben des planetaren Streikkräfteamt im Briefkasten. Darin wurde angefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte auch eine militärische Laufbahn einschlagen zu können. Mehr als vagen Versuchsballon betrachtend, hatte er die Einladung in ein Werbungscamp angenommen. In einem körperliche und geistigen anspruchsvollen Selektionsverfahren über mehrere Tage wurden die speziellen Fähigkeiten der Aspiranten genauer unter die Lupe genommen um am Ende in einem persönlichen Auswahlgespräch mit dem Bewerber die Verwendungsmöglichkeiten darzulegen.
Völlig unvorbereitet hatte Ihn die Ankündigung getroffen, dass sich die Unionsstreitkräfte für Ihn als zukünftigen Mechpilot entschieden hätten.
Mechjockey`s waren in vielen Kulturen die uneingeschränkten Helden der Schlachtfelder. Durch die geschmälerten Militärhaushalte war außerdem der Zugang einer elitären Oberschicht in den meisten Nachfolgestaaten vorbehalten. Im laufe der Zeit hatte sich in der inneren Sphäre eine eigene Kaste innerhalb der Gesellschaftsstruktur herausgebildet. Tatsächlich führten sich Mechpiloten mitunter als uneingeschränkte Übermenschen an ihrem jeweiligen Standort auf. Nicht einmal die Lokalherrscher konnten diesem Treiben Einhalt gebieten.
In der Trade Union hatte man diese Entwicklung frühzeitig erkannt und versuchte durch eine allgemeine Einbeziehung aller Bevölkerungsschichten eine feste Verankerung der Mecheinheiten in die Gesellschaft zu gewährleisten. Mechpilotendynastien wurden absichtlich vermieden. Wegen dieser Personalpolitik hatte wohl Ben dieses Angebot überhaupt erst erhalten. Vielleicht gab es noch den ein oder anderen Punkt in seinem Lebenslauf auf den die Personalabteilung aufmerksam geworden ist. Seine Familie war aber in den zurückliegenden Generationen vollständig unbeleckt von den Militäraufgaben. Seine Großeltern, wie auch seine Eltern waren Agrarentwickler, die neben der lokalen Universität eigene Latifundien besaßen. So bestand die Möglichkeit die begrenzten neuen Forschungen auf den familieneigenen Grundstücken auf Hednesford auszuprobieren.
Schon mit 16 Jahren hatte ihn sein Vater, häufiger in das örtliche Laborgebäude der planetaren Hochschule mitgenommen, um ihm die verschiedenen Lebensanpassungsstrategien der Flora und Fauna an den hiesigen Planeten zu verdeutlichen. Zurückblickend war Hednesford nicht gerade ein Paradies. Zwei große Landmassen führten durch das Kontinentalklima dazu, dass die inneren Flächen der Kontinente nur einen marginalen Bewuchs aufwuchsen. An den Küsten gab es einen Streifen bis zu 100 km fruchtbaren Landes, in dem sich ausschließlich die Bevölkerungszentren des Planeten angesiedelt hatten. Je weiter man ins Landesinnere vorstieß um so mehr wandelte sich die Vegetation. Die anschließende Prärie wurde noch für Weidelandschaft genutzt aber sehr bald änderte sich das Erscheinungsbild und trockene Steppen wechselten sich mit Sand- und Steinwüsten ab. Und die durchschnittliche Temperaturen in den innersten Quarzpfannen konnten tödlich sein.
Nur vereinzelt schoben sich tiefeingeschnittene fruchtbare Täler in den Kontinent weit über die Wüstengrenze zum Kontinentmittelpunkt vor.
Schon in grauer Urzeit waren die sogenannten "tiefen" Teilgebiete gefürchtet und so gut wie unerforscht. Erst in jüngster Zeit, einhergehend mit der technologischen Weiterentwicklung fiel ein verstärktes Interesse auf die heißen unbewohnten Regionen Hednesford.
Durch den Aufbau von den ersten Solarzentren in abgelegenen Provinzen konnte ein Übermaß an elektrischer Energie für den Globusproduziert werden. Vorausgegangen waren topographische und tektonische Untersuchungen um den idealen Standort für die Kollektoren zu finden. In der Aufbauzeit konnte sich Ben das erste Taschengeld als Lastmechpilot verdienen. Sein Vater wollte natürlich, dass er in seine Fußstapfen trat in der Provinzhauptstadt sesshaft würde, doch Ben gierte es regelrecht nach neu zu erkundeten Horizonten. Deshalb hatte er, kaum dass er 17 Jahre alt wurde einen Viermonatskontrakt mit der Baufirma abgeschlossen um in dieser Zeit bei knapp 60° im Schatten einen schlecht belüfteten Lastmech in den Salzwüsten von Cuopiere zu steuern. Die notwendige Kenntnisse eines vergleichsweise einfach zu steuernden Lastmech konnte er durch jahrelange Übung auf der heimatlichen Farm vorlegen, und eine kurze Demonstration seiner Fähigkeiten überzeugte die Vorarbeiter. So wurde er für ein Arbeitsquartal in die Belegschaft der Baufirma aufgenommen. Seine Arbeit bestand darin die z.T. tonnenschweren Einzelteile der Solarfabrik im Zusammenspiel der verschiedenen Lastmechs zusammenzubauen. Infolge der fast unerträglichen Hitze in Cuopiere dauerte jede Schicht maximal zwei Stunden. Auf dem Bauplatz war es fast immer windstill und selbst Staub wurde nur seltenaufgeweht. Gerade diese Rahmenbedingungen waren nahezu ideal um diese riesige Solarkollektoren relativ zerstörungsfrei über lange Zeiten betreiben zu können.
Schon als er in Cuopiere arbeitete war der Energiehaushalt des Planeten mehr als übererfüllt, und hatte sich damals gefragt warum irgend jemand überhaupt Geld investieren wollte, obwohl die Nachfrage gedeckt war. Aber in der Vergangenheit wusste er auch noch nicht, dass Hednesford aufgrund seiner unbegrenzten Resourcen als primärer Flottenstützpunkt der Unionsstreitkräfte ausgebaute werden sollte.
Seine ehemalige Arbeit war also die Vorbedingung für Ansiedelung großer Schiffsdocks und Flottendocks im Orbit des Planeten.
Damals hatte er in den schwülen Nächten angefangen von anderen Planeten zu träumen, die nur darauf warteten von ihm als unbezwingbaren Mechpilot erobert zu werden. Obwohl dieser Wunsch nie ganz verschwand, geriet er in nächster Zeit in Vergessenheit. Erst als seine Verwendungsmöglichkeit schwarz auf weiß vor ihm lag, nahm sein Wunsch Realität an.
Als er jetzt seine Kameraden im Bus betrachtete, vermutete er, dass jeder der Anwärter eine ähnlichen Wunsch hinter herhing. Neben ihm z.B. saß Sandra, die aus guten Elternhaus kommend, sich bewusst für die Ochsentour im Militär entschieden hatte, statt in gesicherten Verhältnissen im elterlichen Konzern einzusteigen. Irgendwelche familiären Zwänge waren der Auslöser, das Sandra sämtliche Brücken hinter sich abgebrochen hatte und nunmehr dem militärische Nomadenleben nachging.
Seit der ersten Minute war Ben Feuer und Flamme für Sandra, obwohl sie mit ihren langen leicht rötlichen Haaren und der weiblichen Figur nicht unbedingt einen Modelwettbewerb gewinnen konnte. Auch ihre markanten Gesichtzüge waren viel zu prägnant um den Mainstream zu gefallen, und doch ging von ihr eine Ausstrahlung aus, die Ben sich nicht mehr entziehen konnte.
So hatten sich beide in den ersten Tagen angefreundet, und versucht sich soweit es zulässig war, zu helfen. Den statt das die Prüfungen zu Ende waren, fingen sie jetzt erst richtig an. Überwiegend Lehrstunden und Übungen bestimmten die erste Zeit beim Militär.
Sein Klasse wurde in den Grundlagen der Taktik, in Geschichte, in den verschiedenen Technikbereichen
Immer wieder musste er und seine 11 Leidensgenossen diverse Bauteile zerlegen und zusammensetzen um anschließend das Prozedere zu wiederholen. Nächtliche Exkursionen mit überbordenden Gebäck unterbrachen viel zu häufig die Nachtruhe. Als er langsam glaubte vielmehr war in einen Tagesablauf nicht zu packen, wurden sie alle in unterschiedlichen Kampftechniken und Handfeuerwaffen unterwiesen. Nicht alle der anfänglichen Mitstreiter hielten den permanenten Stress und den körperlichen Strapazen aus, und quittierten den Dienst. So waren es jetzt, als ihr großer Tag gekommen war, nur noch eine Handvoll von Rekruten, die der ersten realen Begegnung mit einem Mechs entgegen fuhren. Mit dem Bus ging es von ihrem Ausbildungszentrum zum nahegelegenen Standort der planetaren 132. Linienlegion.
Dieser imposante Verband war erst wieder seit zehn Jahren auf Hednesford wieder stationiert. In den Abwehrkämpfen um Jiddah beim Zerfall der Liga hatte der Verband großen Anteil an der Niederschlagung von Marikeinfällen. Geschwächt aber keineswegs zerstört kam diese Legion dann zur Reorganisation nach Hednesford zurück und wurde sukzessive wieder aufgebaut.
Neben dem zweiten großen Truppenteil der 51. Linienlegion stellte die 132. die operativen Kerntruppen des Planeten dar. Ergänzt wurde die Verteidigung durch planetare Spezial, Ausbildungs- und Ergänzungsabteilungen und einer dezentral strukturierten Volksmiliz.
Seit sein Onkel mütterlicherseits aus der zentralen inneren Sphäre nach Hednesford geflüchtet war und ihm von der Tradeunion als militärischen Faktor aus der Sicht eines Externen geschildert hatte, überkam Ben immer wieder ein riesiger Respekt über die Leistungen dieser Truppenteile. Zwar hatte Onkel Karl nicht explizit von der 132. geredet, aber von anderen Legionen die es geschafft hatten, im direkten Zweikampf mit Großformationen der inneren Sphäre, als Sieger von Schlachtfeld zu gehen. Eine bewusste Irreführung war die Tatsache, dass jeder Großverband der Union als Legion bezeichnet wurde, unabhängig ab es sich um einen Truppenteil handelte, der einzig und alleine ein Mechbattallion mit weiteren Truppengattungen besaß, oder derer fünf und mehr. So war es für den Gegner relativ schwer die tatsächliche Kampfkraft einer Legion einzuschätzen.
Die beiden Legionen auf Bens Heimatplaneten waren durch die langen Frieden- und Rüstzeit überproportional gut ausgestattet. Soweit hatten sich ihre Ausbilder über die beiden Traditionsverbände vor Stolz nahezu bersten ausgelassen.
Es war im Vorfeld des heutigen Tages im Ausbildungszentrum gemunkelt worden, dass die Rekruten in die verschiedenen Mecheinheiten aufgeteilt werden. Deshalb nutzte Ben die Gelegenheit und musterte noch einmal intensiv seine Mitfahrer. Abgesehen vom Busfahrer saßen nur noch Sandra neben und Michelle direkt vor Ihm. Bei Michelle hatte es ihn schon von Anfang an gewundert, dass Sie den Selektionen derart mit Bravour standgehalten hatte. Ihr zierlicher körperlicher Eindruck ließ nicht auf ihren immensen Ergeiz schließen. Während seiner gedankenversunkenen Betrachtung drehte sich Michelle plötzlich um, als hätte sie ihn gespürt und lächelte ihn gewinnend über das gesamte Gesicht an.
Die beiden anderen Erwartungsfrohen im Bus waren Erik und Joss. Beide in seinen Alter und genauso gespannt.
Im hinteren Teil des Busses saßen noch eine ganze Abteilung von Infanteriesoldaten, die zu laut sich über ihre Eroberungen der letzten freien Tage im vergnügungsviertel der Stadt unterhielten.
Die ersten Silhouetten, die Ben von der Basis der 132. Legion erkennen konnte, waren die aufragenden Spitzen der Landungsschiffe auf dem benachbarten Flugfeld. Eigentlich waren Landungsschiffe nichts anderes als bewegliche Hochhäuser, die den Warenaustausch zwischen den Zivilisationen der Menschheit sicherstellten. Aber solch ein Ungetüm tatsächlich von der Nähe zu Betrachten oder gar in der Luft zu sehen, ließ Ben sofort an urzeitliche Kräfte und die technischen Errungenschaften denken. Sein Vater hatte ihn mehrfach zum zivilen Raumhafen mitgenommen, wenn er neue Pflanzenproben anderer Planeten und Ökosysteme erwartete. Ben hatte diese Gelegenheiten immer genutzt um so viel wie möglich von dem Trubel und den verschiedenen Kulturen mitzubekommen.
Zurück von seinen Tagträumen, freute es sich auf die ersten militärischen Landungsschiffe seines Lebens. Am Horizont konnte er mittlerweile die Spitzen von fünf großen eiförmigen und einem Dutzend kleineren Landungsschiffen erkennen. Er glaubte sogar ein altes Landungsschiff der Festungsklasse unter den verschiedenen Formen ausmachen zu können. Aber sollte die 132. tatsächlich eines dieser äußerst seltenen Sturmschiffe in ihrem Kontingent besitzen. Ein solcher Schiffstyp ließ auf stellare Entermissionen schließen und setzte Spezialmannschaften für das Kapern von anderen Ladungs- oder Sprungschiffen voraus.
Vielleicht war es ihm auch vergönnt eines der raren Kriegsschiffe zu sehen. Obwohl im Orbit von Hednesford die ersten beiden Prototypen im Raumdock zusammengebaut wurden, waren Kriegschiffe immer noch die Juwelen jeder Raumflotte. Auch die Großmächte hatten nur eine begrenzte Anzahl dieser Kolosse in ihrem Arsenal, so dass Gefechte zwischen diesen Ungetümen nur ganz vereinzelt ausgefochten wurde.
Sobald der Bus die Eingangswache der Basis hinter sich gelassen hatten, wanderten die Blicke aller Rekruten wild umher, damit ein zufällig in den Blickwinkel geratener Battlemech bestimmt nicht übersehen wurde. Doch den einzigen Mech der ihren Weg kreutzte war ein, seiner Waffen entledigter und der meisten inneren Systemen ausgeschlachteter alter, Dunkelfalke, auf einem Mechtransporter Vor nicht einmal 30 Jahren waren diese antiquierten Baureihen die beherrschenden Kampfkolosse der Schlachtfelder. Doch mit der Wiederentdeckung der Lostech und dem Auftauchen der Clans war ein rapider Wissenstransfer in alle Regionen der inneren Sphäre erfolgt, der selbst kleineren Regierungen erlaubte neue und effektiverer Modelle zu verwirklichen.
Das Spektrum der Unionsmechs war von der ehemaligen unüberschaubaren Vielfalt, auf einige wenige für ihre Aufgaben speziell entwickelte Mechs geschrumpft.
Sobald die Bevölkerung nach Mechs gefragt wurde, dachte jeder sofort an den Stolz der Linientruppen; die beiden überschweren Schwestermodelle Mammut (90t) und Elefant (80 t). Sie stellten mit ihrer Bewaffnung und Kampfkraft das Rückgrat der Sturmtruppen dar. Die an Vogel erinnernden Beine waren bei beiden Typen - infolge einer beabsichtigten Straffung der Produktionslinien - gleich. Nur die oberen Baugruppen, die Bewaffnung und die Panzerung unterschied sich erheblich.
Für die Erfolge der Unionstruppen in der Anfangszeitwaren diese relativ schnell projektierten und umgesetzten Baureihen nicht unerheblich. Die Union konnte durch ein einheitliches Nachschubswesen für die begrenzten Mechtypen in den Kampfeinheiten schon mehr als einen Konflikt für sich entscheiden, weil die Kolosse einfach schneller in beachtlich kurzer Zeit ihre Einsatzfähigkeit zurück erlangten.
Fiel z.B. bei einem Modell des Kontrahenten ein lebenswichtiges Bauteil durch Feindeinwirkung aus, konnte es sein, dass das Ersatzstück erst von anderen Planeten herbeigeschafft werden musste und die Maschine mehrere Monate ausgemustert als Ballast herumstand.
Bei mehreren Siegen der Tradeunion war also die größere Anzahl an einzusetzenden Mechs ausschlaggebend. Und vielfach fanden die Sieger ein Teil der Ausrüstung des Gegners mit geringfügigen aber ausfallentscheidenden Defekten vor. Diese Beute trug dazu bei, dass die Union bei militärischen Operationen die Kosten senken konnte, indem die Beutestücke dem freien Markt der Inneren Sphäre wieder zugeführt wurden. Wahrscheinlich gehörte der gerade erblickte Dunkelfalke zu solch einem Beutegut. Vielleicht dient dieses Artefakt auch nur der Ausbildung neuer Rekruten.
Entgegen der Wünsche seiner Kameraden hoffte Ben nicht einen der Titanen der Linie steuern zu dürfen, sondern wünschte sich vielmehr einer der leichten und beweglichen Verbände zugeordnet zu werden. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte Ben sich für eine dieser Truppengattungen ins Spiel gebracht. Doch die vorgesetzten Dienststellen blieben verschlossen hinsichtlich seines Wunsches. Ben war schon in der Anfangszeit der Ausbildung aufgefallen, dass die Liniestrategie eher einem infernalen Schlagabtausch glich, wobei die Piloten überlebten, die entweder vor Glück oder dank ihres Materials am längsten aushielten. In den flankierenden oder aufklärenden Truppengattungen dagegen war Eigeninitiative von jedem Mitglied gefragt um zum Erfolg zu kommen. Das Spektrum der dafür bereitstehenden Mechtypen war ebenfalls überschaubar. Als leichteste Einheit stand ein 35 t Aufklärer mit allerlei technischen Sensorphalanxen und einer leichten Bewaffnung zur Verfügung. Der "Iltis" war ein Nachbau des Clanuller mit all den Vor- und Nachteilen dieser Maschine. Doch die Aufklärungseinheiten waren nur bedingt mit Mechs ausgerüstet. Stattdessen überwog die Ausrüstung mit leichten und wendigen Schwebern usw. Um aber feindliche Aufklärungseinheiten wirkungsvoll bekämpfen zu können, wurden Jagdeinheiten aufgestellt und mit einer mittelschweren Eigenproduktion, dem "Chromagonne" ausgestattet. Dieser Mech war mit seinen 65 t eher schwer, besaß aber eine erstaunliche maximale Laufgeschwindigkeit und zwei treffsichere Killer-PPK in jedem Arm. Ergänzend wurde seine munitionsunabhängige Bewaffnung durch einen leichten Laser in der Torsomitte komplettiert.

Der Chromagonne wurde erforderlich, weil der an die Truppen ausgelieferte und modifizierte Nachbau eines Clangeiers viel zu störungsanfällig für unabhängige Langzeitaktionen war und die Erwartungen der Jagdabteilungen nicht entsprach.
Viel Lehrgeld in Form von toten Piloten musste die Einheiten einstecken bis die Überzeugung gereift war, einen eigenen Prototypen aufzulegen.
Bei den Mechattellerietruppen war dagegen von Anfang an eine eigenes - ausschließlich in der Tradeunion produziertes Modell von 75 t anvisiert worden. Die letztlich entstandene bewegliche Raketenplattform konnte aber als Omni jederzeit in eine Kampfmech umgewandelt werden. Doch primär waren ausschließlich Langstreckenraketen auf dem "Arritan" platziert. Auch beim Chromagonne und Arritan waren mehrere Baugruppen identisch.
Diese Geschichten und die Details der gesamten Palette hatten Ben und seine Mitstreiter in einer ihrer unzähligen Lehrstunden eingebläut bekommen.
Als sie letztlich vor einem schmucklosen Unterkunftsgebäude anhielten, und der Fahrer sie anwies auszusteigen, war von Mechs jeglicher Art weit und breit nichts zusehen. Eher waren sie in der letzten Ecke des Militärareals abgeladen worden. Etliche der angrenzenden Gebäude bedurften dringend einer Renovierung. Enttäuschung machte sich auf allen Gesichtern bemerkbar und die Erwartungen sanken nahe dem Nullpunkt So kam es das der kleine unauffällige Mann in einem dreckigen Overall, als er um die nächste Gebäudeecke bog, nicht unmittelbar wahr genommen wurde. Erst als er sich unbeachtet hinter den Rekruten positioniert hatte, und mit einer unverkennbaren Kasernenstimme die Gruppe anfuhr.
"Also jetzt bekommt schon der Ausschuss die Gelegenheit in unseren ruhmreichen Truppen zu dienen. Wen haben wir den da. Einige Muttersöhne, kleine Prinzessinen und noch viel Schlimmeres. Wollt ihr mir nicht einen Gefallen machen und sofort diesen militärischen Sicherheitsbereich verlassen?" Joss schaffte es als Erster seine Fassung wieder erhalten. Seine Abschätzung des Neuankömmling fiel nicht viel besser aus als die gerade gehörten Schimpfworte. Stand doch ein in jeder Hinsicht ein unmartialischer Gnom vor Ihnen und spielte sich als kleiner König auf. Die Öl- und Schmutzverzierte Montur des Soldaten erinnerte nicht an eine Uniform, sondern entlarvte ihn als technischen Personal.
"Wer will das wissen und welche Befugnisse besitzen Sie um hier diesen Ton anschlagen zu können?" Joss hatte sich bei seiner Erwiderung merklich gestreckt um seine körperliche Dominanz voll zur Geltung zu bringen.

Lollek hat dieses Bild (verkleinerte Version) angehängt:
Battle2.jpg



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Lollek
25.03.2010 15:58 Lollek ist offline E-Mail an Lollek senden Beiträge von Lollek suchen Nehmen Sie Lollek in Ihre Freundesliste auf
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Trade Kooperation II Loy „Invasion“ Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

II Loy „Invasion“
In was für ein Dreckskaff hatte es mich verschlagen. Völlig desillusioniert saß ich zusammengekauert seit Stunden auf dem durchweichten und matschigen Boden. Auf dem leicht erhöhten Standort konnte ich meinen ehemaligen Stützpunkt fast in seiner gesamten Breite überblicken.
Meine notdürftig zusammen geglaubte Schutzausrüstung war nicht nur zu groß, sondern auch noch undicht. Und so bildeten sich, infolge des unablässigen Regens, in meinen Schuhen kleine Seen. Die Nässe begnügte sich nicht in den Schuhen zu bleiben, sondern stieg unaufhörlich die Beine empor. Und zu allem Überfluss hatte das Wetter umgeschlagen und die Temperaturen angezogen.
Ich wollte auch gar nicht wissen, was für ein Tier sich gestern an meinem Oberschenkel festgebissen hatte. Gott Sei Dank konnte ich es ohne Probleme mit meinem Messer entfernen. Nur die Bisswunde war noch zu sehen und juckte immerfort.
Apropos, das Messer war meine einzige Waffe. Und das gegen Eindringlinge, die mit einem ganzen Arsenal von modernen Waffen angegriffen hatten. Diese kamen in der Nacht ohne Vorwarnung und hatten den kleinen Außenposten der hiesigen Garnison ohne nennenswerte Gegenwehr überrannt.
Ich hatte in meiner überhasten Flucht mindestens vier schwere Mechs und eine ganze Anzahl von unterstützenden Infanteristen gesehen.
Mein Glück bestand in der Tatsache, dass ich zur allgemeinen Schlafenszeit ausgetreten war und anschließend die Sterne auf dem Dach des Materiallagers bewundert hatte. Seit meinem Eintreffen auf diesen Gott verlassenen Staubklumpen konnte ich leider immer schlechter Einschlafen. Lag wahrscheinlich an der abweichenden Rotationsgeschwindigkeit und den andersartigen Anziehungskräften der drei Trabanten.
In der Vergangenheit hatte es zwar die Menschheit geschafft tausende von Planeten zu kolonisieren und in der Theorie bestanden keinerlei Beschränkungen. Tatsächlich aber war für einen Großteil der Bewohner der Wechsel zwischen Planeten unterschiedlicher Ausprägung mit erheblichen Umstellungen und Veränderungen verbunden. Nicht jeder vertrug den Wechsel und entschied sich gegen eine Reise zwischen den Sternen.
Der Normalbürger kam – durch schwindelerregende Preise - erst gar nicht in Versuchung eine Weltraumreise anzutreten. Ich hatte dagegen immer vom Abenteuer und fremden Welten geträumt. Mittlerweile machte sich Ernüchterung bei mir breit.



Was war ich noch vor gar nicht so langer Zeit optimistisch gewesen. Nach der bestanden Ausbildung mit Prädikat hoffte ich umgehend eine Zuteilung zu einer regulären Einheit der Handelsunion zu erhalten. Tatsächlich lag auch ein Einberufungsschreiben unmittelbar am nächsten Tag in meinem Postfach. Die hiesige 123 Linienlegion hatte einen ausgezeichneten Ruf und entsprach meinen kühnsten Träumen.
Bei genauerem Hinsehen aber konnte ich meine Teileinheit als aufgesplitterte Garnisonstruppe auf diesem weit entfernten Planeten Loy entdecken.
„Loy was? Hatte irgendjemand schon etwas von dieser Einöde gehört?“
Ich musste sämtliche Informationskanäle anzapfen um endlich ein Bild dieser trostlosen Kugel zu erhalten.
Loy liegt abseits von allem und wird eigentlich nur aus territorialen Erwägungen mit einer Besatzungseinheit überwacht. Die Loyalität der Bevölkerung ist außerdem zweifelhaft. So dass Reibereien und sogar Verluste des Militärs möglich sind.
Zudem eignet sich der Planet aufgrund seiner Abgeschiedenheit als perfektes Versteck für jegliches lichtscheues Volk.
Spektakuläre Aktionen oder kriegerische Auseinandersetzungen gegen ernstzunehmende Feinde waren aber nicht bekannt oder in den Informationsfluten zwischen den Planeten heraus zu filtern. Geschweige denn irgendwo protokoliert.
„Wahrscheinlich sagten sich nicht einmal Hase und Igel auf dem Klumpen gute Nacht. Die konnten sich in der Einöde nicht finden! Na so ein Mist, mein Glücksgriff entpuppt sich als Griff in die Toilette“ klagte ich am Abend Michelle.
Natürlich hatte Sie die Überstellung zu einer mobilen Einsatzlegion mit Kampfauftrag. Wenn ich mir einen idealen Karrierestart ausmalen sollte, würde er so ähnlich beginnen.
„Hat Sie bestimmt nur Ihrem Aussehen zu verdanken“ grübelte ich noch neidvoll die Tage. „Vielleicht findet Sie noch einen Stabsoffizier, der Ihr gewogen ist oder Sie protegiert“. Fair waren meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt nicht gerade.
Meine Überlegungen bezüglich meiner Zukunft hatten einen Tiefpunkt erreicht und es sollte noch schlimmer kommen. Zur Überführung wurde ich in einen entlegenen Raumhafen für ziviles Frachtgut beordert. Ich sollte wohl ein besserer Postillion werden.
Bei meiner Ankunft im Raumhafengelände war nirgends ein militärischer Posten zu sehen und die wenigen bereitstehenden Transporter gehörten auf den ersten Blick allemal ins Museum und nicht in den regulären Liniendienst.
Als wäre ich eine Attraktion, wurde ich nach Einlass an der Pforte von einer Person zu nächsten geleitet. Vielfältiges verstecktes und offen zur Schau gestelltes Staunen begleitete mich. Erst beim stellvertretenden „Was-weiß-Ich“ Manager, im Zentralgebäude des Raumhafens, bekam ich die erste befriedigende Aussage.
„Sie sind also der junge Mann, den wir nach Loy schaffen sollen?“
Am liebsten hätte ich Ihm geantwortet „Nein ich war nur der letzte Depp, der nicht rechtzeitig sich verziehen konnte, als ein dummer Freiwilliger gesucht wurde“, beließ es aber bei einem nichtsagenden Gesichtsausdruck. Der interessiert unbeteiligte Blick war einer meiner ersten Lektionen im Militär.
Der leitende Angestellte mir gegenüber schwitzte trotz Klimaanlage sein Hemd über alle Maßen voll. Seine Fettleibigkeit und seine schmierigen Haare verstärkten noch den Eindruck eines von sich zwar überzeugten aber sonst vollkommend überforderten Mannes
„Ihr großes Packet steht schon unten im Hangar und wird gerade von den Technikern zum Verschicken vorbereitet“.
Na endlich wurde es interessant. In meinem Stellungsbefehl war mit keiner Silbe ein Mech erwähnt worden. Zuerst dachte ich mir dabei nichts, denn in der Grundphilosophie der Handelsunion werden komplette Mechs aufgrund der Kosten nur im Ernst- oder Kriegsfall verschickt. Der Transport einer kompletten Legion konnte das Bruttosozialprodukt ganzer Planeten auffressen.
Stattdessen war die Wirtschaftlichkeit größer, wenn man eine eigene Produktionsstätte auf dem jeweiligen Planeten aufgebaut hatte, die die ansässigen Truppen versorgte. Hochtechnologische Bestandteile wurden noch eine Zeitlang unterstützend importiert. Das traf für immer mehr bewohnte Himmelskörper der Handelsunion zu. Nur Loy stand auf der Prioritätsliste – falls überhaupt - ganz unten.
Demnach musste ich entweder einen Mech eines ausscheidenden Soldaten übernehmen oder mein eigenes Gefährt mitbringen. Zweites war mir eindeutig lieber, da die Wahrscheinlichkeit bestand ein neueres Modell überstellt zu bekommen, statt einen uralten Mech das Gnadenbrot zu geben.
Über alle Maßen neugierig ließ ich den fetten Verwaltungsbeamten mitten im Wort stehen und eilte in Richtung Ausgangstüre. Den Weg zum Hangar musste ich nicht erst erfragen. Jeder der mir über den Weg lief, deutete mir die Richtung. Einstweilen kam mir die Vermutung, dass ich in den letzten Tagen das Standortgespräch war.
Meine Vorfreude stieg fast ins Uferlose als ich die weite Fläche zwischen Verwaltung und Mehrzweckhallen mit zügigem Schritt überquerte. Von außen sah die Halle nicht gerade imposant aus. Anhand der Höhe der Zugangstore konnte es sich bis jetzt um jeden mir bekannten Mechtyp handeln.
Und genau als ich eintreten und meine Ungeduld befriedigen wollte, stand ein Kettenhund vor mir. Ich weiß nicht wie die Feldpolizei es schafft sofort eine Ära des Unwohlseins um sich zu verbreiten. Ich vermute aber dass die Kerle ausnahmslos nach ihrem Gesicht und ihrer Begriffsstutzigkeit ausgesucht werden. Denn jeden den ich bisher getroffen hatte, wollte ich nicht im Dunkeln wiedersehen.
„He Soldat, Soldbuch und Überstellungsbefehl, aber plötzlich“. Ob er diesen langen Text in den letzten Stunden, ach was sag ich, in den letzten Tagen auswendig gelernt hatte, fragte ich mich augenblicklich. Von der Intelligenz war er aber bestimmt am Fahnenende seiner Fähigkeiten angelangt. Trotzdem war mit dieser Spezies nicht zu Spaßen.
Die eigentlich geforderte Ehrenbezeugung mir gegenüber als Fähnrich hatte er stillschweigend weggelassen.
Also gab ich brav die erforderlichen Dokumente, stetig wissbegieriger endlich die Türe zu durchqueren und meinen Mech sehen, fühlen und in Besitz nehmen zu können.
Wie das mit Wünschen so ist, zerplatzen sie bisweilen. Dieser Betonkopf hatte einen anderen Namen als meinen auf der Liste stehen. Entweder hatte irgendjemand ein Einsehen mit mir und in letzter Minute einen Ersatz aufgetrieben oder ich hatte ein Problem.
Normalerweise würde eine kurze Rückfrage das Missverständnis auflösen können. Aber dazu musste man der Bedienung eines Kommunikators fähig sein, und dass bezweifelte ich bei meinem Gegenüber eindeutig.
Seinem Blick zu urteilen, war ich bestimmt ein Terrorist oder schlimmeres ein Pazifist, der sich einschleichen wollte und das gesamte Militär untergraben wollte.
Das nächste was ich hörte war die Entsicherung seiner Feuerwaffe. „Bloß keine hektische Bewegung, sonst dreht der Gorilla durch“. Also blieb ich in Hab Acht Stellung regungslos stehen. Ein zweiter Feldpolizist trat, ebenfalls schussbereit, in mein Gesichtsfeld. Die Situation wurde langsam brenzlig.
Minutenlang harrte ich regungslos ohne dass irgendetwas Gravierendes geschah. Kleine Schweißtropfen traten auf meine Stirn und meine Hände waren klamm. Endlich kam der erlösende Zuruf, dass die fehlenden Unterlagen aufgefunden waren und ich durch zulassen sei. Die Situation ausnutzend, wand ich mich an dem menschlichen Klotz vorbei und trat in die Lagerhalle ein.
Tatsächlich stand dort in der letzten Ecke ein fabrikneuer Chromagonne Aufklärungsmech in den Sicherungshalterungen. Erleichtert stellte ich fest, dass wenigstens meine Ausstattung im Gegensatz zum Stellungsbefehl kein Reinfall war.
Die ersten Augenblicke entscheiden, wie in einer zwischenmenschlichen Beziehung über die Zuneigung oder Ablehnung zu einem Mech. In der Folgezeit entwickelt sich dann quasi eine Beziehung zwischen Jockey und Maschine. Man lernt die kleinen Eigenheiten kennen und passt sich wie in einer langen Ehe aneinander an.
Mein erster Eindruck dieser imposanten Tötungsmaschine war unbeschreiblich. Trotz der standardmäßigen matten Grundierungsfarbe strahlte der Mech eine ungeheure Kraft und Gewalt aus. Und das Design verstärkte den Eindruck mit der tiefliegenden Pilotenkapsel und beiden seitlichen Waffenarmen noch. Das mittige langgezogene Stirnschild und die beiden Waffenarme hatten fast etwas diabolisches im Gesamteindruck.
Zwei Techniker standen gelangweilt neben dem Koloss aus Metall. Der Kleinere ergriff unmittelbar nachdem er mich erkannte das Wort. „Fähnrich Tayler, schön das Sie endlich kommen konnten. Mein Kollege Schaf und ich sind für die nächsten Stunden für Sie da um den Mech mit Ihnen anzupassen. Die Prüfungsprotokolle und Unterlagen haben wir Ihnen schon für die Wartungsmannschaft auf Loy zusammen gestellt. Einige Tests müssen noch dort vervollständigen.“
„Aufgrund der spontanen Umplanung werden sie einen nagelneuen Mech, der gerade vom Band gelaufen ist, auf Ihre Reise mitnehmen. Normalerweise entspricht dies nicht den Prozedere der Handelsunion und den Vorschriften des Militärs. Infolge der geringen Zeitfenster blieb uns keine andere Wahl.“
„Wieso geringen Zeit, ist gerade auf Loy ein Konflikt ausgebrochen oder steht eine Invasion bevor? Mussten die Truppen mit allen Mitteln verstärkt werden und wurde ich in einen der Brennpunkte der Handelsunion versetzt?“ fragte ich mit der vollen Naivität eines Akademieabsolventen.
„Nein nicht doch, ihr Bestimmungsplanet eignet sich aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht für die Standarttypen der Armee. Speziell deren elektronische Komponenten versagten sehr häufig ihren Dienst nach einer nicht akzeptablen Zeit.
Deshalb wurde die Besatzung mit Beutemechs ausgestattet. Aber die immer weiter sinkende verlässliche Ersatzteilbeschaffung für die Fremdmodelle führte dazu, dass die Garnison sukzessive mit robusten Aufklären ausgestattet wurde und weiterhin wird.
Daraufhin folgte eine Litanei von Daten, Fakten und Wissenswertes über die Kampfmaschine. So erfuhr ich, dass nur munitionsunabhängige Waffensysteme verbaut wurden, um den autarke Aktionsbereich des Mechs zu optimieren. Für seine Tonnage war der Mechs vor mir eher dürftig ausgerüstet. Ein schwerer und leichter Laser und eine PPK stellten seine gesamte Bewaffnung dar.
Stattdessen nahmen die Wärmetauscher dafür einen überproportionalen Teil der Maschine ein und waren zusätzlich mit einzigartigen mechanischen Tarnklappen ausgestattet um die Wärmeortung durch feindliche Maschinen kurzfristig zu erschweren.
Seine Laufgeschwindigkeit aber war überproportional.
Ansonsten stellte der Chromagonne eine einfache und unkomplizierte Maschine dar, die auch unter primitivsten Randbedingungen einsatzbereit gehalten werden konnte. Quasi ein Langstreckenkämpfer, soweit der Mensch mithalten konnte.
Außergewöhnlich war die sehr weitreichende technische Aufklärungsphalanx.
Als ich, nach der Feinjustierung des Neurohelms und der Anpassung des Jockeyanzuges den Mech querfeldein über das Raumhafengelände führte, brachte ich nicht nur die Raumhafenverwaltung an den Rand des Nervenzusammenbruchs, sondern erlangte ein erstes Gefühl für die gewaltige Technik.
Es sollte für die kommende Zeit auch meine einzige reale Erfahrung mit dem Chromagonne bleiben, denn die Einschiffung stand unmittelbar bevor.


Und jetzt stand der Mech in einer der diversen Hallen am Raumhafen von Loy und wartete darauf von den Invasionstruppen als geschenkte Beute entdeckt zu werden.
Durch die erschwerten Transportmöglichkeiten hatte sich der leitende Nachschubsoffizier kurz nach meiner Landung entschieden, den Mech im Zuge eines ausstehenden Schwertransportes verzögert zu meiner Garnison zu überstellen.
Stattdessen wurde er luftdicht eingepackt bis zum Abtransport zwischen zivilem Lagergut aufbewahrt. Ich dagegen musste unmittelbar meinen weit entfernten Stützpunkt aufsuchen und mich zum Einsatz melden.
Ohne Gefährt waren meine Tätigkeiten eher überschaulich, so dass ich mehr Freizeit hatte als Aufgaben. Auch ein Grund warum ich nachts der Beobachtung der Sterne nachgehen konnte, ohne am nächsten Tag durch völlige Übermüdung aufzufallen.
Tatsächlich war meine Stammeinheit eher ein Abschiebebahnhof ausrangierter oder perspektivloser Soldaten und deren Motivation eher bescheiden. Bis zu der Nacht als ohne Vorwarnung der Stützpunkt ausradiert wurde.
Die Angreifer waren derart effektiv, dass eine Alarmmeldung an die Hauptstadt ausblieb. „Ob der restliche Planet schon von dem Überfall wusste?“ fragte ich mich in meiner nasskalten Aussichtsposition.
Während der letzten Stunden konnte ich von dort erkenne, wie die Leichen meiner Kameraden in einem Graben geworfen wurden und die Ausrüstung des Stützpunktes auf Fahrzeugen aufgeladen und abtransportiert wurde. Als Gewinn waren den Feinden unversehrt 11 Mechs der zweiten Linie zugefallen. Mein zwölfter hatte den Raub nur durch die eingetretene Verzögerung überstanden.
Die wachestehenden Truppen und Mechs trugen überhaupt keine Einheitszeichen anhand deren ich die Verband erkennen konnte. „Waren es vielleicht Piraten, die den abgelegenen Charakter dieser Garnison sich zunutze machten und auf die Ausstattung abgezielt hatten, oder waren es Invasoren, die den gesamten Planeten übernehmen wollten?“.
Meine eigenen Alternativen schrumpften mit der Zeit ebenso. Entweder ich versuchte mich durch die Wildnis durch zu schlagen bis zur nächsten Siedlung oder ich wartete den Abzug der Feinde ab um mich mit den zurückgelassenen Resten zu verpflegten. Allzu rosig waren meine Aussichten nicht. In beiden Fällen war nicht ausgeschlossen, dass ich verhungerte.
Die Kaserne lag außerhalb der besiedelten Gebiete. Ringsum war nichts außer Wiesen, Sümpfe, Wälder und zum Überdruss als unüberwindliche Hindernisse noch Berge. Der Standort war in der Vergangenheit eigentlich nur wegen der Lage an einem Pass und der schnellen variablen Bewegungsmöglichkeiten ins südliche Flussdelta oder den entgegen gesetzten Hochebenen gewählt worden.
Wobei die Beweglichkeit sich ausschließlich auf Benutzung von Mechs oder den Lufttransport beschränkte. Die Hauptverkehrswege zogen durch die Täler um den Höhenzug vorbei. Die kleine Garnison war als Enklave für sich geplant und damit relativ abgetrennt von der weiteren Zivilisation des Planeten.
Folgerichtig wurde die Kaserne durch eine Mechkompanie belegt, als Drohung für Schmuggler und Diebe der Region.
Neben dieser Einheit gab es nur noch gemischte Truppen in der Hauptstadt mit einem Mechbataillon, bestehend aus vier Kompanien, Panzereinheiten und mehreren Infantrieverbänden. Zu viel mehr konnte sich die Handelsunion als militärische Präsenz auf Loy nicht durchringen.
Als letzte Reserve konnten noch vereinzelte Mechs in Privateigentum der loyalen Grundbesitzer aktiviert werden. Doch mehr als ein Duzend Kampfmaschinen unterschiedlicher Qualität war dabei nicht zu erwarten.
Niemand kam in der Vergangenheit auf den Gedanken eine komplette Mecheinheit zu überrumpeln. Die bekannten zwielichten Gestalten und Organisationen waren zu so einer Aktion nicht in der Lage. Diese Überlegungen schränkten naturgemäß die Angreifer ein. „Es mussten äußere Feinde sein.“ dachte ich vor mich hin grübelnd.
Als die Aggressoren auf dem Kasernengelände weiterhin keine Anstalten zum Aufbruch machten, entschloss ich mich den harten und einsamen Weg zu gehen und irgendwo im Süden auf eine kleine Ansiedlung zu treffen.
Mit der Sicht eines zwangsweisen Infantristen, der auch nur noch mit einem Messer bewaffnet ist, sieht die Umwelt und deren Gefahren gleich viel bedrohlicher aus.
Während in einem bis zu acht Meter hohen Koloss aus Stahl Raubtiere in der Wildnis keine Beachtung finden und eher als lästiges Ungeziefer wahrgenommen werden, war jetzt schon die Begegnung mit der vorangegangenen mutierten Zecke erschreckend.
Wenn schon das Kleingetier solche Ausmaße erreichen kann, möchte ich gar nicht wissen wie die großen Räuber aussehen. Wirklich viele Informationen über die einheimische Flora und Fauna hatte ich bei meiner Ankunft noch nicht eingesogen. Ein Versäumnis, dass sich im schlimmsten Fall jetzt als tödlich herausstellen konnte.
In den nächsten Tagen schleppte ich mich von einer Etappe zur Nächsten. Immer versucht vor Einbruch der Dunkelheit ein Versteck unerreichbar in den Baukronen aufzuschlagen. Und die unbekannten Geräusche in der Nacht waren alles andere als vertrauenserweckend.
Durch den Hunger getrieben, kostete ich die halbe Pflanzenwelt der Botanik ohne Komplikationen zur Gänze ausschließen zu können. Mit fortschreitender Wanderung nahm deshalb meine körperliche Konstitution permanent ab.
Als nach sieben Tagen der erste ausgebaute Weg vor meiner Nase auftauchte, wandelte ich fast nur noch als schlaftrunkenes Gespenst vor mich hin. Meine Kleidung war zu diesem Zeitpunkt überall zerrissen und verdiente nicht mehr diesen Namen.
Gott sei Dank fand mich ein Farmer in dem entkräfteten Zustand am Wegesrand und nahm mich zur Pflege mit nach Hause. Eine andere Möglichkeit als mich liegen zu lassen hatte er auch nicht, da der nächste Arzt mehrere weitere Tage Fahrt entfernt war.
Ich wusste letztlich nicht wie viel Zeit ich im Delirium verbrachte, doch als meine Kraft zurückkehrte, hatte ich durch die vorbildliche Versorgung der Familie schon wieder ein bisschen zu genommen. Hauptsächlich umsorgten mich die beiden heranwachsenden Töchter und die Ehefrau des Landwirts. Als Informationsquelle meines Wissendranges waren aber alle Drei eine Enttäuschung. Berichte und Meldungen aus der Hauptstadt interessierte sie nicht. Vom vorrangigen Interesse waren nur der neueste Klatsch, die unmittelbaren Nachbarn im Mikrokosmos der Landbevölkerung und die Ernteergebnisse.
Sie konnten stundenlang wahre Horrorgeschichten über die vorgefundenen Blutsauger an meinem Körper berichten. Besonders angetan hatte Ihnen die „Hordrast“–Zecke. Ein Parasit, der einen nicht nur durch den Verlust von Blut schwächt, sondern noch zusätzlich seine Larven in die Blutbahn des jeweiligen Opfers entlässt. Schlussendlich dienen die Betroffenen als erweiterte Brutkammer und gehen unter unvorstellbaren Schmerzen ein. Als profanes Gegenmittel hilft ein destilliertes Toxin des allgegenwärtigen Sumpfschilfs. Als Nebenwirkung hat man mit einem starken Rausch zu kämpfen. Im Nachhinein erklärte diese Kur meine langwierige geistige Abwesenheit.
Den Bauer und seine Söhne sah ich – wenn überhaupt - nur am Abend und dann gingen sie mir und einem Gespräch konsequent aus dem Weg. Der Bauer schaute mich bisweilen, in einen unbeobachteten Augenblick schräg von der Seite an, als ob er überlegen musste was er von mir halten sollte. Erst als ich eigenständig aufstehen und die Umgebung erforschen konnte, nahm mich der Farmer an der Hand und führte mich unter einen schattigen Baum vor der Veranda.
Umständlich erklärte er mir seinen mühevollen Anbau der einheimischen Loy-Nuss und deren Weiterverarbeitung. Ich hörte alles über die Hauptabnehmer und die hiesigen Risiken und doch war uns beiden klar, dass er eigentlich etwas ganz anderes erzählen wollte.
„Du gehörst den Truppen der Handelsunion an?“ sagte er unvermittelt mehr einer Feststellung gleich, statt als Frage. Tatsächlich hatte selbst dieser entlegene Landwirt mittlerweiele von den Gefechten auf dem Planeten gehört.
Nach meinem Nicken fuhr er fort „Euch gibt es nicht mehr. Der Marquis Roche aus dem Exil der Liga hat den Planeten übernommen und als eigenen Herrschaftsbereich deklariert. In der Hauptstadt sind die Truppen der Union nach wenigen Tagen geschlagen worden und durch flüchtende Landungsschiffe evakuiert worden. Der Widerstand ist in den letzten Wochen zusammengebrochen und es hat den Anschein als würde sich das Regime des Marquis unbehelligt etablieren.“
Zwar rechneten alle seiner Nachbarn mit einer Reaktion der Handelsunion. Doch bis dahin konnte noch einige Zeit ins Land gehen. Ich wusste nur allzu gut, wie gemächlich die Mühlen der anlaufenden Kriegsmaschinerie mahlen, um Ihm ernsthaft wieder sprechen zu wollen.
„Die Leute vermuten es handelt sich um eine Splittergruppe der Blakies, doch niemand weiß irgendetwas Konkretes. Die Invasoren haben sich zudem in die Garnisonszitadelle verschanzt. Außenkontakte werden nur zur Verpflegung mit den örtlichen Honoratioren aufgenommen. Es scheint als wollten Sie zuerst den Rückschlag der Union abweisen, um dann die Herrschaft über den Planeten von Grund auf übernehmen zu können!“
Meine Fragen über Stärke und Ausrüstung konnte er leider nicht beantworten. Auch seine Nachbarn am Abend konnten nichts zur Erhellung beitragen. Jeder der Anwesenden hatte nur weitere ausufernde Geschichten über die Eindringlingen zu erzählen.
Hier auf dem Lande konnte ich nichts bewirken und so wuchs mein Entschluss, schnellstmöglich in die Hauptstadt zu kommen.
Durch einen glücklichen Zufall stand die Ablieferung der diesjährigen Ernte der Loy-Nuss an, so dass ich ohne Verdacht zu erwecken, als einer der vielen Bauern reisen konnte. Landestypisch eingekleidet sah ich aus wie jeder andere provinzielle einfältige Bewohner.

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II Battle Loy „Vorbereitung meines ersten Gegenschlages“ Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Am letzten Abend vor meinem Aufbruch schmiss meine Gastgeber Henson für die gesamte Nachbarschaft ein kleines Fest zu Ehren meiner Person.

Alle Nachbarn waren der Einladung gefolgt. Ein improvisiertes Fest war die Folge. Tatsächlich waren diese Einladungen und Treffen in der Pampa recht häufig, da sonst die zwischenmenschliche Kommunikation ausschließlich auf die Familie beschränkt blieben.

Selbst in meiner Zeit der Genesung, schneite fast permanent irgendein Besuch herein. Insgesamt so schien es, war die Provinzbevölkerung eine eingeschworene Gemeinschaft.

Die Farmer hatten in den letzten Jahren die Vorteile eines geregelten Rechts- und Wirtschaftssystem der Handelsunion schätzen gelernt. Die Verlässlichkeit und der relative Frieden in der Provinz führten zu mehr loyalen Anhängern des Staatengebildes auf dem Lande, als es die Aktenlage des Geheimdienstes vermuten ließ.

Der Landbevölkerung ging es hauptsächlich um die Sicherung ihrer Absatzmärkte und der Erziehung und Bildung ihrer Kinder in einer friedlichen Umgebung.

Meine ehemalige Garnison galt als Garant des Friedens. Nunmehr war dieses stabilisierende Element ersatzlos verschwunden und die Unsicherheit machte sich wieder breit.

Obwohl den meisten Anwesenden unbekannt, wurde ich herzlich von fast allen verabschiedet. Immer wieder musste ich Geschichten meines Heimatplaneten und die Ereignisse im Stützpunkt zum Besten geben.

Im Verlauf des Abends spielte doch tatsächlich noch eine improvisierte Kapelle zum Tanz auf. Ich kam mir beim Tanzen vor wie ein Wanderpokal. Jedes Lied musste ich mit einer anderen jungen Dame tanzen, bis ich durch einen aufkommenden Streit erfuhr, dass eine Liste existierte, in der sich die einzelnen Mädchen eintragen mussten.

Beim Tanzen wiederum wurde bisweilen der Körperabstand radikal reduziert und ein paar Mal wurde auch ein eindeutiges Angebot in mein Ohr geflüstert. Für die anwesende holde Weiblichkeit war ich etwas Interessantes und Begehrenswertes, das noch in der nächsten Zeit für Gesprächsstoff sorgen würde.

Insgesamt drängte sich mir der Eindruck auf, dass sich letztlich durch mein Auftauchen die Bewohner für eine Seite entschieden hatten. Bei den Männern und Vätern kam ich mir zudem vor wie ein Sohn der in den kommenden Krieg geschickt wurde.
Na ja fast entsprach dies auch der Realität.

Von einem Berufsjäger bekam ich als Ergänzung meiner Bewaffnung ein hochmodernes Scharfschützengewehr geschenkt.
Eigentlich ein Modell, dass zivilen Personen gar nicht zugänglich war.
Auf Nachfragen bekam ich vom dem verschrobenen Einzelgänger einzig die Antwort „Hab ich irgendwo im Wald gefunden“.
Ich wollte auch nicht weiter nachhaken, was mit dem ehemaligen Besitzer geschehen war, machte mir aber so meine Gedanken.

Die Fahrt am nächsten Morgen verschlief ich zu einem Großteil um meinen Kater zu kurieren. Wieder Schmerzen, diesmal aber selbst zugefügt.

Henson erzählte auf dem Weg zu jeder Abzweigung die dazu gehörige Familie, deren Angehörige, Besitzungen und Geschichte. Trotz der extremen Distanzen zwischen den Gehöften, waren die Familien untereinander gut vernetzt.

Nicht nur sein eigenes Haus glich als Karree mit Scheunen und Garagen eher einer kleinen Festung, deren Zweck die Abwehr der zum Teil unwirtlichen Natur war.
Alle Gebäude, die ich zu Gesicht bekam hatten den gleichen äußeren Anschein.
Die abweisende Art wurde noch durch die fehlenden Außenfenster verstärkt.
Das Leben spielte sich fast ausschließlich in den innenliegenden Patio ab.

Zu der abweisenden fast schon schroffen Form passte, das jeder den wir getroffen hatte, nur einen Namen von sich preisgab. Die Gegend und die raue Natur spiegelte sich in den Bewohnern in den vielfältigsten Arten wieder.

Am späten Nachmittag legte mein Fahrer eine Rast bei einem dieser Gehöfte ein. Dessen Besitzer begrüßte Ihn freundlich und mich zurückhaltend. Seine Familie verharrte im Schatten des Eingangs mit erkennbarer Neugier.

Ich schätzte unser Gegenüber um die Fünfzig mit einer - trotz seinem Alter - durchtrainierten Figur.
Der kurze Haarschnitt erinnerte mich im ersten Eindruck an meinen Schleifer in der Grundausbildung.
Und tatsächlich lag ich mit meiner Einschätzung nicht falsch. Bei dem Besuchten handelte es sich um einen ehemaligen Soldaten, der sich hier zur Ruhe gesetzt hatte.

Henson hatte Ihn mit Hintergedanken als Übernachtungsmöglichkeit gewählt, um mir die Möglichkeit zu geben, näherer Informationen über Land und Leute zu erhalten.
Feldwebel Rutts war zu seinen besten Zeiten als Lanzenmitglied in einer Hauseinheit der Peripherie tätig gewesen.
Und zu meiner Überraschung stand in seiner Gerätehalle noch ein tadelloser Client mit wahrhaft historischem Baujahr.

Unser Beherbergungsvater war im wahrsten Sinne eine unerschöpfliche Quelle an Informationen.
Zu allem Überfluss hatte er noch eine Zeitlang in der hiesigen Zitadelle Dienst geschoben und kannte sich mit den Örtlichkeiten aus.
Benson hatte sich dagegen schon vor einiger Zeit mit dem Hinweis zurückgezogen, dass er morgen wieder den ganzen Tag fahren müsse. Und so tauschten wir uns fast die gesamte Nacht ungestört über lokale Besonderheiten und Einschätzungen aus.

Im nächsten Tagesabschnitt unseres Weges wurde langsam die Dichte der Bebauung Zusehens dichter und einzelne kompakte Ansiedlungen tauchten auf. Gewerbe oder gar Industrie waren aber noch Fehlanzeige.

Erst auf der letzten Etappe zur Hauptstadt durchfuhren wir gepflegte Dörfer und Vorstädte mit kleinen Betrieben. Fast wie im tiefsten Frieden zeigte sich immer noch die Umgebung. Vom gewaltsamen Umsturz konnten wir keine Anzeichen entdeckt werden.

Unser Weg führte uns in der Hauptstadt schnurgerade zum Großmarkt.
Den Wagen samt Ladung verstauten wir in einem bewachten Parkplatz, neben vielen anderen ausschließlich mit Loy-Nuss beladenen Vehikeln.
Anschließend füllte Hendson die Formalitäten aus, und führte erste Verhandlungen mit den Händlern, mich immer als stummen Begleiter im Schlepptau.

In der ganzen Zeit ließ sich kein einziger Besatzer blicken. Der zivile Sektor wurde scheinbar von den Repressalien der neuen Machthaber außen vor gelassen.

Den Abend verbrachten wir in einer unmittelbar benachbarten Kneipe voller Pflanzer und Landbevölkerung.
Auch hier war das vorherrschende Thema ausschließlich die Kämpfe und die Übernahme durch den Marqius Roche.
Die Kämpfe mussten schwer und zum Teil äußerst blutig gewesen sein.
Obwohl, in den Stadtteilen, die wir bis jetzt durchquert hatten, keinerlei sichtbare Schäden zu erkennen waren.
Und ein Mechduell in Straßenzügen legt diese unübersehbar in Schutt und Asche.

Die Sympathie der Anwesenden für die neuen Herren hielt sich in Grenzen.
Viele machten sich keine Illusionen und schätzen die neue Regierung als einen Hort von Freibeutern, Glücksrittern und Verbrechern ein.
Wahrscheinlich lagen sie damit nicht allzu weit von der Realität entfernt.
Doch eine fundierte Information, um wen es sich bei den Aggressoren handelte, konnte mir auch in dieser Runde keiner geben.

Trotz verkündetem Ausgangsverbot, schlich ich mich noch in der ersten Nacht in die Stadt.
Davor hatte ich mich von meinem mittlerweile liebgewonnen Gastgeber und Freund Henson verabschiedet.
Uns beiden war klar, dass beim kleinsten Fehler meiner Fehler die Wahrscheinlichkeit uns jemals lebend wieder zu sehen, eher gering war.

Auf den Straßen war eine gespenstische Ruhe eingetreten.
Die Bewohner schienen sich an diese Anweisungen der neuen Machthaber zu halterespektierten die Ausgangssperre.
Ich begegnete auf meinen Weg zum Zentrum nicht einer einzigen Person.
Erst auf dem Platz vor dem Regierungssitz und der gegenüberliegenden Festung stand einzig ein nicht allzu aufmerksamer Infantrieposten.
Gut versteckt im Schatten unter dem riesigen Eingangstor der Zitadelle weilte zudem als imposante Verstärkung ein älterer Feuerfalke. Ansonsten hatte ich keine weiteren Aufpasser oder Besatzer entdeckt.

Scheinbar waren sie sich ihrer Sache schon so sicher, dass sie auf eine flächendeckende Präsenz verzichteten.
Oder sie waren derart träge wie die meine vorherige Garnison.
Allemal gute Voraussetzung für meine zukünftigen beabsichtigten nächtlichen Aktivitäten.

Je mehr ich mir aber die örtlichen urbanen Gegebenheiten verinnerlichte, kam ich zu dem Schluss, meinen Mech nur in den ländlichen Regionen zum Einsatz zu bringen.
Für den effektiven Häuserkampf war mein Modell überhaupt nicht geeignet.
Sein Vorteil war vielmehr der räumliche Bewegungskrieg.
Dies konnte auch nur gelingen, wenn eine Luftaufklärung oder schwere Luftunterstützung durch die Invasoren nicht zum Zuge kam.
Soweit ich meine Erinnerungen durchforstete und die Erzählungen der verschiedenen Quellen der letzten Tage verglich, hatte keiner Jäger oder derartiges erwähnt.

Während ich am nächsten Tage bei dem Verladen der Ernte half, um meine Legende aufrecht zu erhalten und kein Verdacht aufkommen zu lassen, verschlug es mich in der folgenden Nacht an den Raumhafen.
Infolge der Okkupation waren jegliche Starts und Landungen vorerst gestrichen und das Gelände fast schon verweist.
Hier konnte ich erstmals an einzelnen Gebäuden Brandspuren und Zerstörungen bemerken.
Der kämpfende Abzug meiner ehemaligen Besatzung hatte also doch seine Spuren hinterlassen.
Aber nur die vorderste Reihe der Objekte und Hallen war in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die abgelegenen Lagerhallen und Containerflächen lagen genauso friedlich wie in jedem anderen Raumhafen vor mir.

Meine Hoffnung stieg, ob die betreffende Lagerhalle unversehrt geblieben war.
Es war gar nicht so einfach unter den vielen baugleichen Hallen, die um das Raumhafengelände gruppiert waren, die Richtige heraus zu filtern.
Aber nach einigen Umwegen und Versuchen hatte ich das Gebäude gefunden.
Tatsächlich hatte die spezielle Halle, in der meine Kriegsmaschine stand, bei der ersten groben äußeren Betrachtung keine Schäden davon getragen.
Auch das Schloss des großen Sektionaltores war augenscheinlich intakt.

„Sollte der Konflikt diese Halle bis jetzt übersehen haben. Waren die Invasoren vielleicht noch gar nicht auf den Gedanken gekommen die Inventarlisten der Garnison zu sichten oder waren diese vernichtet worden?“
Meine Überlegungen überschlugen sich.

Doch erst einmal musste der Widerstand des Zugangsschlosses überwunden werden, und das war gar nicht so einfach.
Obwohl Loy mehr als hinterwäldlerisch anmutete, waren die Sicherungsvorkehrungen der Werte in den Verladehallen brandaktuell und mit einem flächendeckenden akustischen Alarmsystem gekoppelt.
Eine Aufmerksamkeit, die ich unbedingt vermeiden wollte.
Ohne fremde Hilfe kam ich, so nah vor dem Ziel, nicht voran.

Nachdem ich mir noch den Betreiber und dessen Adresse auf dem Schild neben der Tür aufgeschrieben hatte, kehrte ich frustriert und unverrichteter Dinge den Heimweg an.
Gleich morgen früh wollte ich die Firma aufsuchen und unter irgendeinem Vorwand den Zugang erschleichen.
Noch fiel mir keine plausible Erklärung ein, die ich auftischen wollte, aber die Nacht war noch lang.

Auf dem Rückweg wäre ich fast noch einer Patrouille in die Arme gelaufen.
Im letzten Augenblick drückte ich mich in eine dunkle Ecke um unerkannt den Schweber an mir vorbei ziehen zu sehen.
Bei Ihrem Gefährt handelte es sich um ein Beutestück der ehemaligen Truppen.
Die Banditen hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht die alten Einheitszeichen an den Seiten des Schwebers zu übermalen.
Außerdem waren durch das angeschaltete Innenlicht die Insassen gut zu erkennen.
Besetzt war das leichte Gefährt mit mindestens drei Soldaten, die ein Sammelsurium von unterschiedlichen Uniformen trugen.
Um den martialischen Eindruck noch zu erweitern, komplettierte eine Vielzahl von Patronengürteln und Orden die Aufmachung der einzelnen Kämpfer.
Sie erinnerten an den Anblick von Piraten im ausgehenden siebzehnten Jahrhundert.
Auf ihre Umgebung gaben alle drei Fahrgäste kein besonderes Augenmerk, so dass meine Entdeckung - selbst wenn ich unter einer Straßenlaterne gestanden hätte - unwahrscheinlich war.

Jetzt hatte ich meine ersten unmittelbaren Vorstellungen von den Besatzern erhalten.
Doch sollte ich mich nicht davon täuschen lassen. Ihr Überfall auf den Außenposten war haarklein geplant und äußerst professionell durchgeführt worden.
Mein erster Fehler wäre den Feind zu unterschätzen.
Mit diesen Gedanken und Abwägungen bestritt ich meinen verbleibenden Rückweg, derweil mit gesteigerter Vorsicht vor möglichen weiteren Patrouillen.

Pünktlich zum Arbeitsbeginn um 7:30 Uhr, stand ich im Foyer eines Bürogebäudes.
Es hatte sich als glücklicher Umstand erwiesen, dass der Sitz der Lagerhallenbesitzer nicht allzu weit von Großmarktgelände entfernt war.
Die Firma macht hauptsächlich Geschäfte mit landwirtschaftlichen Produkten.
„Vielleicht ein Grund, warum die Halle noch nicht näher inspiziert wurde“, dachte ich so vor mich hin.

Der Empfang gestaltete sich nicht halb so schwer wie erwartet.
Der Inhaber stellte sich zudem als sehr kooperativ heraus.
Er hatte seine Exportlizenz von der Handelsunion erhalten und wollte den Status Quo gerne aufrecht erhalten.
Seine Geschäfte verdankte er ausschließlich den uneingeschränkten und von jeglichem planetaren Protektionismus befreiten Warenströmen innerhalb der Handelsunion.
Eine lokale Regierung war dagegen Gift für seine Umsätze und ein unkalkulierbares Risiko.

Selbst ich wusste, dass Wechselkurse und individuelle Handelszölle den interstellaren Handel in kurzer Zeit zum Erliegen bringen konnten.
Für seine persönlichen Gründe sprach noch ein privater Aspekt.
„Meine Frau ist mir damals vom Himmel fast in die Arme gefallen?“
Scherzhaft erzählte er die Episode, wie er seine Ehefrau als Fremdweltlerin auf dem Raumhafen fast überfahren hatte und wie sich daraus eine langjährige Beziehung entwickelt hatte.
„Die gesamte Familie meiner Frau lebt natürlich noch in der Handelsunion und lange geschlossen Grenzen werden für unsere Familienbande nicht gerade förderlich sein“.
Mir schien als war die Bevölkerung in allen Teilen sehr unglücklich über den erzwungenen Regierungswechsel.
Erst bekundete die Landbevölkerung geschlossen ihre Unzufriedenheit gegenüber den Angreifern und jetzt zeigte mir jede Person in der Stadt unverhohlen ihre Loyalität zu der alten Regierung.
Die während meiner Einarbeitung vorgelegten Zustandsberichte des Nachrichtendienstes über den Planeten spiegelten nicht im Entferntesten die Realität wieder.
Doch noch immer stand mein Kampfgefährt in der Lagerhalle und wartete auf die Reaktivierung.

Der Geschäftsführer wusste um den brisanten Inhalt meines Paketes.
Süffisant bemerkte er „Da habe ich doch glatt vergessen, die neuen Herren, auf eine eingemottete mittelschwere Kampfmaschine in meiner Lagerhalle hinzuweisen!
Aber wie das Leben in so abwechslungsreichen Zeiten spielt, habe ich bisher keine Zeit gefunden, den Marqius in Kenntnis zu setzen“.

Neben der Schwierigkeit den fabrikneuen Mech unbeschadet und ohne Hilfe von Technikern hoch zufahren, musste ich anschließend dieses nicht zu übersehende Gefährt noch unbemerkt quer durch die Stadt verlegen.
Doch mein Gegenüber hatte dafür, nachdem ich Ihn offen über Vorhaben eingeweiht hatte, eine Lösung parat.
In nächster Zeit werden große Tunnelvortriebsmaschinen für die ausstehende Wasserversorgung vom Raumhafen an ihre geplante Baustelle in den angrenzenden Bergzug verlagert.
Bei den Geräten handelt es sich haushohe Maschinen, die mit eigens hergestellten Schwerlasttransportern bewegt werden.
Vor Beschädigungen sind sie mit Planen eingepackt und die Genehmigung hatte sich der befreundete Fuhrunternehmer schon von der neuen Regierung eingeholt.

Zwar ist nicht auszuschließen, dass der Transport vor seinem Aufbruch bestimmt durch das Militär beäugt wird, aber danach ist eine Kontrolle eher unwahrscheinlich.
Trotzdem bestand ein nicht unerhebliches Risiko. Der Weg konnte aufgrund der Überbreiten und des Gewichtes der Schwerlasttransporter nur einige wenige Straßen in der Stadt benutzten und die Route führt unmittelbar an der Zitadelle und quasi an der Höhle des Löwen vorbei.

Doch manchmal sind es gerade die Frechheiten, die den meisten Erfolg erreichen. Möglich auch, weil keiner auf eine solche Torheit mit gesunden Menschenverstand kommt.

Mit dem Betriebsleiter wollte ich mich am kommenden Abend in der Halle verabreden um endlich meinen Großen zum Laufen zu bringen.
Er wollte noch einen vertraulichen Techniker für Agromechs mitbringen.
Hier musste ich mich einfach auf Ihn verlassen.
Natürlich konnte er mich mit einem Aufgebot von Soldaten in einem Hinterhalt erwarten, aber es sprach immerhin dagegen, dass er den Mech bisher unbeachtet der Ereignisse sicher verwahrt hatte.
Er konnte aber genauso gut seine Rückversicherung gegenüber den neuen Befehlshabern sein.

Am nächsten Tag versuchte ich, eher einer Laune heraus, mein privaten Nachrichten an einem öffentlichen Terminal abzurufen.
Im Grunde bestand keine Hoffnung, dass sich jemand an mich auf dem Planeten erinnerte, aber vielleicht gab es einen Untergrund aus gestrandeten Soldaten und Einwohnern im hiesigen Netz.
Zu meiner Überraschung war mein Postfach zum Bersten voll.
Doch anstatt um örtliche Absender, handelte es sich um Michelle von ihrem weitentfernten Garnisonsplaneten.
Auch eine Nachricht meines Vaters war im Eingang.

Völlig verwundert stellte ich fest, dass die zivilen Verbindungen zum Teil noch in die Außenwelt unbeschadet bestanden.
Dass es sich dabei um einen kleinen Anbieter handelte, der der Zensur der Machthaber entgangen war, konnte ich zu diesem Augenblick nicht erahnen.
Vielleicht wurde aber den privaten und kommerziellen Kontakten auch nicht die gleiche Aufmerksamkeit zuteil, wie den offiziellen Kanälen.
Unabhängig ob es eine Unterlassung oder Absicht die Grundintension war, entsprach das Vorgehen der Besatzer völliger Unprofessionalität.

Solange dieses Schlupfloch noch bestand, musste ich versuchen Verbindung mit der Außenwelt aufzunehmen.
Sofort formulierte ich einen Essay über die Vorkommnisse der letzten Tage, gespickt mit den wenigen verwertbaren Informationen über Stärke und Ausrüstung der Angreifer.
Am Ende schloss ich mit einer privaten Nachricht für Michelle.
Als Anhänge fügte ich zwei Aufnahmen der städtischen Garnison an und schickte die gesamte Nachricht ab.
Im Stillen kalkulierte ich die Zeit, nach der ich mit einer Antwort rechnen konnte.
Bis dahin würden aber noch etliche Tage ins Land verstreichen.

Bei meinem Eintreffen am Abend in den Quartieren am Großmarkt, stand als Überraschung Rutts mit großem Gepäck in unserem Zimmer.
Der alte Feldwebel hatte es nicht über sich gebracht, mich alleine gegen die Eindringlinge ziehen zulassen.
Deshalb war er uns kurz entschlossen in die Hauptstadt gefolgt.
Und seine Mitbringsel würden bei den zukünftigen Aktionen wertvolle Hilfe gegeben.
Neben einem Nachtsichtgerät, Bewegungsmeldern und mehreren Handfeuerwaffen komplettierten drei uralte Minen das Waffenarsenal des alten Kämpfers.
„Hallo Ben, ich dachte mir du benötigst vielleicht Hilfe bei deinen Zielen, und bei mir Zuhause bin ich nach der Ernte lange Zeit abkömmlich“.
Unendlich dankbar, nahm ich Ihn überschwänglich in die Arme, hatte ich doch mit Ihm einen Vertrauten gefunden.

Als erstes instruierte ich Ihn über die kommende Nacht und das Treffen mit dem Besitzer der Lagerhalle.
Dabei sollte er als meine Rückendeckung fungieren und schon frühzeitig eine entsprechende übersichtliche Position mit meinem Scharfschützengewehr einnehmen.
„Außerdem wirst Du am Tage die Stadt aufmerksam beobachten.
Als Einheimischer mit entsprechenden Papieren und der Tatsache, dass derzeit die Ernte abgeliefert wird, kannst du dich ungezwungener bewegen als ich es jemals in den letzten beiden Tagen konnte.“
Ein Vorteil von zwei militärisch geschulten Gesprächspartnern ist die konkrete Ansprache des Wesentlichen ohne die privaten Verrenkungen und Höflichkeitsfloskeln.

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Langsam hatte Michelle die stupide Einrichtung des Erschließungsflur im Hauptquartier in und auswendig gelernt.
Aber nachdem Sie der aalglatte Generalstabsoffizier aufgefordert hatte zu warten, schlug die imposante Uhr am Ende des Flures mittlerweile schon zum dritten Mal die volle Stunde.

Zuerst war Sie extrem verunsichert als sie aus dem üblichen Routinedienst durch einen Adjutanten des Kommandeurs herausgezogen wurde.
Kurz angebunden hatte der eitle Leutnant ihr den Befehl, der keinen Widerspruch duldete, erteilt „Fähnrich Haller, lassen Sie alles liegen und kommen Sie sofort mit“.
Eine Erklärung wurde nicht nachgereich und so trottete Sie dem Offizier wie ein besoffener Pudel hinterher.

Anfänglich war sie noch überzeugt, dass ihr Verweilen nur kurz vor der Tür des Besprechungsraumes andauern und ein Verweis wegen der gestrigen Auseinandersetzung mit dem Waffenoffizier der ersten Kompanie auf Sie warten würde.
Ihre Überzeugung sank aber mit jedem ein- und austretenden Soldaten.
Das waren viel zu viele gewichtige Personen für eine alltägliche Standpauke an einen Mechpiloten und die wenigen Bruchstücke der Unterhaltungen die beim Öffnen der Türe an ihr Ohr drang ließen auf weitreichende Planungen deuten.

Es musste irgendetwas mit Ben zu tun haben. Sie glaubte seinen Vor und Zunamen gehört zu haben.
Aber wie konnte das sein.
Er war mutterseelenallein auf einem abgeschnittenen Planeten weit ab der zivilisierten Gegenden in der Handelsunion.
Wie oft hatte Michelle in den letzten Wochen an Ben gedacht. Wie musste es ihm wohl ergangen sein. War seine Niedergeschlagenheit endlich mit den neuen Aufgaben gewichen oder war er in Selbstmitleid versunken.

Als Sie dann endlich hinein beordert wurde, nahm erst einmal keiner der anwesenden Stabsoffiziere Notiz von Ihr.
Ein Major der Nachrichtentruppe dozierte gerade über die Stärkeverhältnisse auf Loy.
„Nach unserer Einschätzung sind mindestens zwei vollwertige Mechbataillone den Invasoren zu zurechnen.
Dabei gibt es zwischen beiden Einheiten erhebliche Unterschiede.
Während die Haustruppe des Renegaten Roche eher den Veteranenstatus durch unzählige Gefechtserfahrungen in der Liga erworben hat, ist das zweite Bataillon als großes Fragezeichen zu werten“.
„Wie beurteilen Sie deren Unterstützungstruppen.
Selbst Roche in aller Kühnheit kann nicht erwarten einen kompletten Planeten mit nicht mehr als einer Handvoll Soldaten zu halten“ insistierte ein kleiner drahtiger Oberst der schweren Infantrie.
„Durch die Querelen und den totalen Zusammenbruch jeglicher Ordnung auf dem letzten uns bekannten Stationierungsplaneten von Roche in der Liga hatte er eine fast unermessliche Auswahl an erlebnishungrigen und gleichzeitig überflüssigen und arbeitslosen Soldaten.
Unsere Informationen besagen eher, dass seine Transportkapazitäten die naheliegende Einschränkung seiner Gesamtstärke war und ist.
Ungesichert hat er aber mindestens drei Sprungschiffe am Nadirpunkt gekapert und mit Landungsschiffen aller erdenklicher Klassen auffüllen können.
Effektiv besitzt er aber nicht mehr als vier Union Ladungsschiffe.
Wie sich der Rest zusammensetzt wissen wir leider noch nicht.
Aber vielleicht hilft uns dabei unser wieder gewonnener Kontakt auf Loy“.

Schlagartig hatten sich alle Augen der um den großen ovalen Tisch stehenden Soldaten auf Michelle gerichtet.

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Lollek
25.01.2011 17:45 Lollek ist offline E-Mail an Lollek senden Beiträge von Lollek suchen Nehmen Sie Lollek in Ihre Freundesliste auf
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IV Battle Loy „Vorbereitungen“ Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Ein Kapitän der Flotte sprach zuerst. „Fähnrich, sie haben Ihre Ausbildung mit diesem Taylor zusammen absolviert!“ Wie würden Sie Ihn charakterisieren?

Wir müssen seine Informationen verlässlich einordnen können und ebenso seine Person“.

Der Major der Nachrichtentruppe warf ein „Neigt er zu Übertreibungen oder hat er einen Hang zu Heldentum oder Pessimismus?“

Ein neben Ihr stehender weiblicher Oberstleutnant mit Mechinsignien am Kragen erweiterte die Fragen „Wie viel Grundlagenausbildung haben Sie beide bei Ihrer gemeinsamen Zeit absolviert?

Viele weitere Fragen stürmten auf Sie ein, doch Michelle konnte alle befriedigend beantworten. Sie wurde sogar ermuntert eigene Positionen und Meinungen zu vertreten.

Trotz des regen Gedankenaustausches hatte es bis jetzt noch niemand für nötig gehalten, sich bei Ihr vorzustellen. Was aber auch nicht weiter verwunderlich war, denn zwischen Ihr und dem rangniedersten Anwesenden klaffte ein Unterschied von mindestens vier Rangstufen. Stattdessen war sie für sich selber dazu übergegangen die Anwesenden nach Rang und Truppengattung einzuordnen.

Der höchste im Raum waren drei Personen mit Oberstabzeichen. Höher gab es nicht.
Nicht erstaunlich wenn man hinter die Kulissen der Handelsunion blicken konnte. Die vielen unsäglichen selbsternannten Generäle, die in den Randgebieten des besiedelten und bekannten Universums ihr Unwesen getrieben hatten, waren zu einem Synonym der Zerstörung und des Egoismus geworden. Dadurch resultierte die ausgeprägte Aversion gegen alle Generäle, ob fähig oder kriminell.

Aus der inneren Überzeugung heraus folgend hatte die Handelsunion den persönlichen Gelüsten Einzelner versucht durch die sehr restriktive Ernennung zum General Einhalt zu bieten.

Schon im alten Rom waren Feldherren für den schleichenden Tod der Republik verantwortlich gewesen. Die Oligarchie des Senats und der Optimaten war zu Gunsten machbesessener Generäle angefangen von Marius, Sulla und Pompeius verdrängt worden und das Gemeinwesen letztlich zu einem Prizipat mit schleichendem Übergang zur Diktatur unter Cesar und Augustus verkommen.

In einer der folgenden Phasen wurde Michelle wieder in die Vergessenheit entlassen ohne das Sie den Besprechungsraum verlassen musste. So konnte Sie unmittelbar als stille Beobachterin die Aufmarschpläne, Gefechtsaufstellungen und Transportüberlegungen verfolgen. Scheinbar war ihre Geheimhaltungsstufe hoch genug um nicht als Sicherheitsrisiko zu gelten.

All diese Informationen nahm Sie, wie ein ausgetrockneter Schwamm, dankbar auf. Wann hatte ein kleiner Fähnrich auch mal die Gelegenheit eine derartig komplexe Planung direkt mit zu verfolgen.

Mittlerweile hatte sich - aus der Gestik der Anwesenden resultierend - der Befehlshaber heraus kristallisiert. Ein grauhaariger Oberst, entschied diverse an ihn gerichtete Diskussionspunkte als letzte Instanz.

Sein Adjutant listete gerade die verschiedenen Möglichkeiten für die erste und zweite Welle auf.
„Unsere Sprungkapazitäten sind, wie Sie alle wissen, äußerst begrenzt. Auf zivile Ressourcen dürfen und wollen wir nicht zugreifen. So bleiben ausschließlich die wenigen militärischen Transportsprungschiffe übrig.

Zudem müssen wir Sie aus dem gesamten Gebiet der Handelsunion zusammenführen. In der ersten Runde schaffen wir es nur drei Angriffsbataillone plus Ergänzungstruppen zum Einsatz zu bringen“.
„Alle Sturmeinheiten werden aus zwei Mech- und einer Infanteriekompanie bestehen. Zusätzlich werden wir zeitgleich aber mit erheblichen räumlichen Abstand zur Unterstützung eine Etappe mit Versorgungs-, Sanitär- und Hilfstruppen absetzten. Einzige Kampftruppen in dieser Einheit werden eine Artillerielanze bestehend aus "Arritan" und eine Aufklärungslanze mit "Chromagonne" sein, mit überschaubarer Infanterie. Mehr ist nicht möglich.“

„Das Verhältnis zwischen kämpfenden Kombattanten und Versorgungstruppe würde im ersten Abmarsch möglicherweise bei ca. 1 zu 2 liegen und damit noch deutlich unter anderen Operationen liegen. Zum Vergleich, bei den konventionellen Kriegen des zwanzigsten Jahrhundert, auch besser bekannt als Weltkriege, kamen auf einen Soldaten an der Front circa acht bis neun Soldaten in der Etappe. Und das Verhältnis schwankte nur geringfügig zwischen den verschiedenen Kriegsparteien“ belehrte der Nachrichtenoffizier alle Umstehenden.

„Der Erfolg unseres Gegenschlages ist nicht unerheblich davon abhängig, ob es gelingt die Invasoren räumlich zu separieren und getrennt zu schlagen.
In diesem Falle könnten unsere drei Hauptkampfgruppen jeweils einen Teilverband nach dem anderen ausschalten. Voraussetzung ist aber, dass die anderen Aggressoren in der Hauptstadt verbleiben und dort wirkungsvoll festgesetzt werden.“

„Wie kann die Fregatte „Freiheitsbote“ in der geostationären Umlaufbahn Hilfestellung geben?“ fragte der Kommandeur.
„Als filigrane Artillerieunterstützung wird das Kriegsschiff ausscheiden müssen. Kleine räumlich begrenzte Bombardements scheiden aufgrund der Unberechenbarkeit der Geschossbahnen aus.
Die Brechung in den verschiedenen Atmosphärenschichten ist nicht hundertprozentig zu kalkulieren. Aber für großflächige Zerstörung ist die Fregatte geeignet, immer vorausgesetzt unsere Einheiten können einen ausreichenden räumlichen Sicherheitsabstand zu den Bombenteppichen wahren.“

Ein kleiner ziviler Vertreter der Handelsunion, den Michelle noch nicht einmal bemerkt hatte, schaltete sich erbost in die Diskussion ein.
„Es kommt auf gar keinen Fall in Betracht unsere einzige funktionsfähige Fregatte an dem Feldzug zu beteiligen. Ihr Schwesternschiff ist noch im Dock und wird wohl aller Wahrscheinlichkeit auch noch die nächsten Monate dort verbleiben müssen! Damit sind unsere wirtschaftlichen Hauptzentren umso verletzlicher.“

„Diese Frage hatten wir, verehrter Staatssekretär, doch schon in den politischen Gremien ausführlich besprochen. Entweder wir statuieren ein eindrucksvolles Exempel an der Räuberbande oder unsere Randgebiete werden erneut dem Chaos und der Willkür anheimfallen?“ erwiderte der der Flottenkapitän.

Danach verzettelte sich die Gespräche in kleinlichen Flugplänen, notwendigen Umrüstungsprioritäten der einzusetzenden Mechs und Kostenaufstellungen.

Die technische Ausrüstungen für den Entsatzangriff unterlag den gleichen physikalischen Umwelteinflüssen wie die der Aggressoren.
Je einfacher ein Mech bezüglich der elektrischen Komponenten aufgebaut war, umso länger konnte seine Einsatzfähigkeit eingestuft werden. Hochtechnologie fiel unter den gegebenen klimatischen Bedingungen relativ schnell aus und konnte die gesamte Funktionstüchtigkeit der Kampfmaschine beeinträchtigen.

Die zweite Welle würde nach den Berechnungen erst nach weiteren acht Wochen über dem Himmel von Loy erscheinen können.
„Wussten diese Strategen denn nicht wie lange 56 Tage im permanenten Kampfeinsatz werden konnten?“ fragte sich erstaunt Michelle. Irgendwie hatten diese Stabsoffiziere in Ihren Augen die Realität zu den unterstellten Kampftruppen verloren.

Wenn sie sich die übergroße elektronische Anzeigetafel an der Wand anschaute, konnte Sie in der Truppenaufstellung keinerlei Übergewicht der eigenen Streitkräfte zu den angenommenen Truppen des Marqius erkennen.
Und Michelle hatte schon am Anfang ihrer Ausbildung gelernt, dass ein Angriff immer mit einer potentiellen Überlegenheit geführt werden sollte.
Dieses Manko mussten die Kommandeure vor Ort lösen, indem sie kurzzeitig an Schwerpunkten eine strategische Überlegenheit sicherstellten und andere Bereiche einkalkuliert von Truppen entblößten.

Fast einer Gedankenübertragung gleich, eröffnete ein junger Major der Sturminfantrie einen neuen Aspekt der konzeptionellen Kräftegewinnung.
„Über wie viele loyale Veteranen auf Loy gibt es Auskunft in unseren Unterlagen? Und können wir diese erstens erreichen und überhaupt reaktivieren?“

Eine Verwaltungsoffizierin hatte wohl schon längere Zeit auf einen derartigen Einwand gehofft und präsentierte in einer fast nicht endenden Abfolge Zahlen und Fakten über ehemalige Angehörige der Streitkräfte auf Loy.

Dabei unterschied Sie nach Truppenangehörigen der Handelsunion und anderer Streitkräfte, sowie der Truppengattung.
Erstaunt musste Michelle feststellen, dass die Handelsunion sehr großzügig mit den alten Kämpfern umging. Neben den obligaten Abfindungen in Form von Grund- und Boden durften etliche ihre – zugegebenermaßen – alten Mechs behalten.

Im Falle von Loy aber waren die technischen Defizite der überholten Maschinen eher von Vorteil. So ergab die Aktenlage, dass 21 funktionstüchtige Mechs auf dem Planeten in Privatbesitz gemeldet waren.
Außerdem waren mehrere hundert ehemalige Schlammspringer und Artilleristen auf dem Planeten angesiedelt und als Reservereservoir von unschätzbaren Wert.

Doch stellte sich umgehend die Frage wie eine Reaktivierung erfolgen sollte. Die komplette Liste Ben Taylor zu zusenden verbot sich von vorneherein.

Erstens konnte niemand garantieren ob tatsächlich Ben Taylor auf der anderen Seite als Empfänger saß oder dies nur ein Trick der Invasoren war um an weitere Informationen der Handelsunion zu gelangen.
Selbst wenn der Empfänger vertrauensvoll ist, konnte die Nachricht angefangen oder fehlgeleitet werden und in falsche Hände geraten.

Deshalb entschloss sich der Führungsstab zu einem Kompromiss. Taylor wurde in der nächsten Nachricht beauftragt einen Widerstand aufzubauen.
Dafür bekam er nur eine Handvoll Namen und Adressen. Diese waren derart ausgewählt, dass immer weitere Anknüpfpunkte durch räumliche Nähe oder gleicher Truppenangehörigkeit zu weiteren Reservisten bestanden.
Ein Art von Schneeballsystem, die aber bei Missbrauch durch den Feind - infolge der fehlenden Kooperation der zu Befragenden - zeitlich verzögert wurde.

Außerdem sollte er auf seinem Posten für das Erste stillhalten und Hauptaugenmerk auf das Kräftesammeln legen. Man würde die zusätzlichen Ressourcen bei der Landung noch dringend benötigen.

Michelle musste eindrucksvoll in den nächsten Stunden lernen, dass ein Krieg wohl durchdacht sein musste und vielen Einschränkungen, und Unwägbarkeiten unterlag.

Bei den Truppeneinteilungen wurde Sie wieder aufmerksamer. Tatsächlich stellte ihre Legion ein Kontingent für die Entsatztruppen der ersten Welle. Ihre Kompanie wurde in die erste Welle beordert.
Tatsächlich hatte sich ihre Truppe in den zurückliegenden Jahren mühsam den Nimbus eines Eliteverbandes innerhalb der Handelsunion erarbeitet. Dementsprechend vorzüglich war die Ausrüstung.
Ob die Klassifizierung gleichzusetzen ist mit den Einstufungen der Haustruppen der Nachfolgerstaaten des Sternenbundes war noch nie in der Realität bei einem direkten Gefecht entschieden worden, aber alle Angehörigen ihrer Einheit waren von der Exklusivität des Verbandes überzeugt.

Die Einheit war eine Sturmabteilung aus drei Kompanien schwerer Angriffsmechs. Die übliche Ausstattung war durchgängig der 85 Tonnen schwere Mechs mit der offiziellen Kennung SsM 85-3. Die einzelnen Buchstaben bedeuteten Schwerer Sturm Mech mit 85 Tonnen und in der Fabrikationsvariante 3.

Doch alle betitelten diese Kolosse als Elefanten, denn deren massives Auftreten drängte nahezu den Eindruck auf, dass dort wo die Füße einmal abgesetzt wurden lange Zeit kein Gras mehr wachsen würde.

Nach ihrer Versetzung musste sie ihren festen Platz erst einmal in der Stammeinheit erobern. Fast kam ihr die erste Zeit als abgewandelte und abgemilderte Form des Positionstest der Clans vor.

Die älteren Kameraden gönnten ihr kaum eine Ruhezeit zum Verschnaufen und in den verschiedenen Übungen wurde sie an den Rand ihrer Belastbarkeit getrieben. Die schwersten Aufgabe und weitesten Märsche wurden fast automatisch ihr zu geteilt.

Sollte Sie Anzeichen der Schwäche aufkommen lassen oder versagen, wäre sie genauso schnell wieder aus dem Verband ausgeschlossen gewesen und in eine „normale“ Einheit versetzt worden. Für ihre Position gab ist in jedem Quartal genügend qualifizierte Bewerber die mehr als versessen waren.

Doch mit viel Durchsetzungsvermögen, Ehrgeiz und unbändigen Willen hatte sie es geschafft einen Stammplatz zu ergattern. Mittlerweile war sie ein fester und anerkannter Bestandteil der Sturmlanze in ihrer Kompanie.
Ein berauschendes Fest mit all ihren Kameraden war ihrer offiziellen Initiation gefolgt und erst dort hatte sie von einzelnen Kollegen ein persönliches Lob oder private Äußerungen gehört
.
Ihre grundlegende Aufgabe war es in der Hitze des Gefechtes den Befehlen des Lanzenführers unbedingt zu gehorchen. Dabei konzentrierte sich ihre Schlachtformation komplett zuerst auf eine einzige Feindmaschine, bis zu deren finalen Abgang. Alle anderen Feinde blieben in dieser Zeit fast gänzlich unberücksichtigt.

Dieses Ignorieren war nur mit einer fast unmenschlichen Selbstaufgabe aller Piloten zu bewerkstelligen. Denn bei einem ausgeglichenen Kräfteverhältnis hatten drei Feindmechs zwischenzeitlich fast ungehinderte Schussbahn auf die Lanze.

Durch das anfängliche geballte Feuer wurde die erste Feindmaschine meist sehr schnell zerstört und das Spiel wurde auf einen zweiten Mech umgelenkt.
Die eigenen Überlebenschancen wurden nur durch die erlernte Geschicklichkeit und Flexibilität erhöht. Und sehr häufig stellten sich auch Verluste bei den eigenen Kräften ein. Doch in den zurückliegenden großen Schlagabtauschen bewahrheitete sich die Vorgehensweise der Handelsunion sehr erfolgreich.

Grundsätzlich war sie auf der linken Flanke der Lanze eingesetzt. Folgerichtig hatte sie ihre beiden munitionsabhängigen Hauptwaffen unsymmetrisch am rechten Arm konfiguriert, um mit dem Schwenkbereich jeden mittigen Feind erreichen zu können. Auf dem linken sogenannten „Außenarm“ verblieben die Energiewaffen.

Immer wieder hatte sie in den letzten Tagen und Wochen an der Konfiguration ihres Waffenpotpourri gefeilt. Letztlich war sie bei der beschriebenen Konstellation als effektivste Variante verblieben.

Als dann die Meldungen von dem Überfall auf Bens Standort bekannt wurden, waren ihre Gedanken immer wieder bei Taylor gewesen. Sie hatte versucht zwei Nachrichten an seine private Sphärenadresse abzuschicken, doch die Kommunikationsleitungen nach Loy waren wohl – wie nicht anders zu erwarten – zerschnitten.

Schon hatte sie aufgehört auf eine Antwort zu hoffen, als tatsächlich eine Nachricht von Ben in ihrem Posteingang erschien. Er lebte und versuchte einen Widerstand gegen die Angreifer zu mobilisieren.

Eine Intuition folgend, leitete Sie die Nachricht umgehend an ihre Kommandeure weiter.
Nicht einmal 24 Stunden später fand sich Michelle im Planungsraum des Stabes in mitten der Vorwehen des Krieges wieder.
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Michael Petersen war ein Mann mit Prinzipien. Sein Leben war er zielstrebig und diszipliniert zu sich selbst gewesen. Er hatte alle privaten Wünsche und Familie hinten angestellt und seine Karriere vorangetrieben.

Und jetzt kam er endlich seinem Ziel sehr nahe. Abkommandierungen zu unattraktiven Posten hatte er immer klaglos hingenommen und sich derart profiliert um recht schnell wieder versetzt zu werden.
Sein natürliches Interesse an dem Reisen zwischen den Sternen und speziell an den Sprungschiffen als Verbindungsglied der menschlichen Ausdehnung war mehr als hilfreich. So war im Laufe der Zeit seine Arbeit zu seiner Leidenschaft geworden.

Als dann die Möglichkeit bestand vom zivilen Sektor in die erweiternden Streitkräfte der Handelsunion übernommen zu werden, musste er keine Minute überlegen. Bis heute hatte er die Entscheidung nicht ein einziges Mal bereut.

Jetzt stand er am Zenit seiner Karriere und übernahm zum ersten Mal das Kommando über dieses Glanzstück der Handelsunion.
Noch konnte er sein Glück nicht fassen. Eigentlich wäre der erste Offizier der Freiheitsbote nach Dienstalter und –rang an der Reihe gewesen um das Kommando über das militärische Sprungschiff der Invasorklasse übernehmen zu dürfen.

Aber letztlich wollte sein Konkurrent und gleichzeitig Freund auf der Fregatte verbleiben, um dort zeitverzögert die Befehlsgewalt übertragen zu bekommen. Eigentlich mehr als verständlich, was war schon der Invasor gegenüber der „Freiheitsbote“.

Jetzt war er der Kapitän dieses Sprungschiffes und er genoss den Ausblick von der Brücke des Invasors. Um ihn herum war eine hektische Betriebsamkeit im Brückenpersonal ausgebrochen. Jeder seiner Untergebenden wollte einen ersten guten Eindruck dem neuen Chef vermitteln.

Durch die Neubesetzung waren alte Seilschaften unterbrochen und neue möglich. Für die Crew stand eine Zeit des Umbruchs bevor und jeder wollte seine Gelegenheit beim Schopfe packen.

Für Ihn als Kommandant bestand eher die zweischneidige Aufgabe die natürliche Konkurrenz unter dem Mannsschaft nicht von Vorne-herein im Keim zu ersticken und gleichzeitig nicht ausufern zu lassen.

Zuckerbrot und Peitsche waren auch in der Vergangenheit ein verlässliches Führungsmittel.

Seinem ersten Offizier Septimus Roller musste er auf jeden Fall auf den Zahn fühlen. Er erweckte trotz seinen fast noch jugendlichen Alters den Eindruck äußert engagiert zu sein. Doch seine fachlichen Äußerungen konnten Petersen noch nicht überzeugen.

Für Pertersen stellte der fast 15 Jahre jüngere Roller die nächste Generation von Offizieren in der Handelsunion dar. Kantenlos und aalglatt, dabei eloquent und konziliant bis zur Selbstaufgabe. Nur die Führungsqualitäten waren bei diesen Nachwuchskräften noch unter Beweis zu stellen.

Aber auch er war mal jung und genauso verächtlich von den „alten Hasen“ betrachtet worden. Also gab er dem Jüngeren ersteinmal eine Chance auch wenn persönliche Zuneigung nicht zu erwarten war.

Ganz anders sah es bei der Schiffsärztin Alicia Weyl aus. Ebenso wie seiner selbst war Sie frisch auf das Sprungschiff abkommandiert.
Sie hatten gemeinsam den Transporter von der Planetenoberfläche genommen und sich vorzüglich unterhalten. Ihr Charme und ihre Natürlichkeit waren eine Zier. Kein affektiertes Gebaren und nur dezente Schminke vervollständigten Ihr Erscheinungsbild.

Petersen hatte sich selbst ertappt, seine Pausen nach dem Dienstplan dieser Ärztin zu planen, um die Wahrscheinlichkeit eines zufälligen Treffens zu erhöhen.
Doch private Kapriolen sollten unddurften im kommenden Feldzug nicht seine Aufmerksamkeit trüben.

Schon lenkte die Anfrage seines leitenden Ingenieurs sein komplettes Interesse in andere Bahnen um. Dringend notwendige Instandhaltungsmaßnahmen an den Pufferkondensatoren des Sprungantriebes waren vom Oberkommando aufgrund der Haushaltslage verschoben worden. Seine Techniker wurden nicht Müde auf dieses Risiko wiederholt hinzuweisen.

Tatsächlich erinnerte ihn seine Arbeit als Kapitän nicht an die heroischen Figuren der Geschichte, die stoisch auf der Brücke ihre jeweiligen Schiffe befehligten, sondern eher an einen Verwaltungsvorsitzenden eines mittelständischen Unternehmens, der durch den Formalismus und Zwänge fast erdrückt wurde.

Der ausstehende militärische Kampagne würde die Transportkapazitäten seines Sprungschiffen bis aufs Äußerste beanspruchen.
Nach vorläufigem Überblick wurden auf seine verschiedenen Landungsschiffe das Äquivalent eines Mechregiments mit angeschlossenen Unterstützungstruppen verladen.

Mit dem gerade eingetroffenen und gleichwertig beladenen Schwesternschiff und der Fregatte stand damit eine kleine Flotte zur Verfügung. In diesem entlegenen Teil des Universums eine mehr als eindrucksvolle Streitmacht.

Bisher war die Handelsunion eher in kleinen und überschaubaren Strafexpeditionen verstrickt. Dabei waren nur Teilverbände maximal in Bataillonsstärke gebunden. Jetzt aber wurden die mobilen Ressourcen fast zur Gänze in Beschlag genommen.

Sollte dieser Kampf zum Verlust der Flotte führen, war an einen schnellen Entsatz an Schiffen und Einheiten nicht zu rechnen. Das Risiko für das Staatengebilde war dementsprechend hoch.

All diese Gedanken gingen Petersen durch den Kopf als er die technischen Unterlagen überflog. Für die nächsten Wochen mussten Sie noch mit den vorhandenden Spulen auskommen. Erst im Anschluss würde ein längerer Dockaufenthalt möglich.

Der erste Kommandeur einer angedockten Einheit erklomm die Brücke um den Kapitän seine Aufwartung zu machen.

Im Gegensatz zu Flottenpersonal waren Soldaten im All sofort an ihrer unzeitgemäßen Uniform zu erkennen. Die Bekleidungsvorschriften der Schiffcrew waren den tatsächlichen Erfordernissen im schwerelosen Zustand angepasst und dementsprechend sehr wollwollend individuell ausgestaltet.

Wichtigste Leitlinie bestand an der Vermeidung jeglicher scharfer oder harter Gegenstände innerhalb der Kleidung.
Eine Pistole, die in den Kabinen nicht abgefeuert werden konnte, vermag bei spontaner Schwerelosigkeit dem Träger oder Anderen erhebliche Verletzungen zu zufügen. Auch sollen sich Soldaten schon an ihren eigenen Orden erstochen haben.

„Typische Schlammspringer, deren martialisches Gehabe von ihren Auszeichnungen abhängen“ sinnierte Petersen. In kommenden Stunden hatte er noch öfters Gelegenheit seine Vorurteile zu bestätigen.

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Lollek
19.05.2011 11:42 Lollek ist offline E-Mail an Lollek senden Beiträge von Lollek suchen Nehmen Sie Lollek in Ihre Freundesliste auf
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