Deep Periphery |
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Der Kampfschütze verharrte kurz, als die Rauchwolken am Horizont in Sicht kamen. Dort, wo fetter schwarzer Qualm in der Luft stand und von großflächigen Bränden sprach, sollte Freeman's Town sein, die Hauptstadt dieses Planeten. Hinter dem Kampfschützen kam ein Hunchback zum Stehen, auch sein Cockpit in Richtung der Stadt gewandt.
Auf beiden Maschinen prangte über abblätternder Farbe eine frisch aufgemalte Drachenklau auf rotem Kreis. Ein Helikopter knatterte über die Köpfe der Mechs und ein kleiner Schweber schoss zwischen ihnen hindurch, er war nun auf freiem Feld und beschleunigte.
Nach dem kurzen Stopp setzten sich die beiden Mechs wieder in Bewegung.
In der Pilotenliege des Kampfschützen lag eine junge Frau. Man konnte sie getrost niedlich nennen und als Mechpilotin trug sie nur Hotpants, eine Kühlweste und Kampfstiefel, sowie den Neurohelm, der sie mit ihrem Mech verband. Sie ließ den rechten Steuerknüppel los und ihre Hand flog über die Funk-Armaturen. "Hey, Lana, siehst du das?" Eigentlich eine überflüssige Frage, dann nachdem sie aus dem hügeligen Gelände heraus waren, war die Qualmwolke nicht zu übersehen.
"Ja, scheint, als wären wir zu spät."
"Ich hasse es, zu spät zu sein." Die junge Frau klang niedergeschlagen. "Wir gucken jetzt, was wir noch tun können und danach sehen wir weiter. Dir Piraten werden nicht abhauen, solange sie nicht mit Plündern fertig sind und wir werden sie gleich dabei stören."
Am anderen Ende der Leitung schwieg ihre Flügelfrau Lana kurz, bevor sie antwortete. "Was können diese Typen eigentlich gegen uns ins Feld werfen?"
"Nicht viel.", kam die prompte Antwort. "Laut dem, was unser Auftraggeber gesagt hat, haben sie vielleicht eine leichte Panzerlanze, ein wenig Infanterie und ein unbewaffnetes Landungsschiff. Eventuell einen oder zwei Mechs. Wir sollten damit fertig werden."
"Ja, wenn wir sie erwischen..."
Die beiden jungen Frauen schwiegen und setzten ihren Weg fort. Die Pilotin des Kampfschützen Rima Drachenklau ließ ihren Blick immer wieder über Radar und Statusmonitor ihres Mechs gleiten, als sie der Stadt näher kamen. Ein Knistern kündigte einen Funkspruch an. "Hey Rima, Treice hier, wir stoßen zu euch, die Umgebung ist soweit sicher. Unsere Vögel sind unterwegs, um die Wespen aus dem Nest zu treiben."
Rima nickte stumm und antwortete erst verzögert. "Wir marschieren ins geschlossener Formation ein, Timo und Marc warten vor der Stadt, sie machen vorher eine Umrundung und gucken, was so los ist. Wenn die Vögel drüber sind, gucken sie, was in der Stadt passiert und treiben sie raus. Den Rest übernehmen wir und die Panzer." Timo und Marc waren die Aufklärer der Söldnereinheit und hatten mit dem Helikopter und dem Schweber gerade erst die beiden Mechs passiert, zu denen nun ein Heuschreck und ein Jenner stießen. Treice und Jerry. Die Vögel waren die drei Jäger der Dragonclaws. Zwei Luftraumjäger und ein Mechbuster, ein konventioneller Jäger mit einer gewaltigen Autokanone.
Die vier Panzer der Einheit, besser gesagt die drei Panzer und ein bewaffneter LKW, bewegten sich parallel zu den Mechs ein Stück weiter westlich auf die Stadt zu. So sah der Plan aus.
"Ja, okay.", gab Treice zurück. "Wir laufen euch nicht weg."
Rima antwortete nicht, sondern beschleunigte ihren Mech etwas und ging aus dem Marschtempo in ein Laufen über, womit sie auf etwa sechzig Kilometer in der Stunde kam. Auch Lana, Treice und Jerry beschleunigten auf dieses Tempo und die Dragonclaws näherten sich der Stadt jetzt unaufhaltsam.
***
Zehn Minuten später stießen sie über breite Asphaltstraßen in die Siedlung vor, von den hohen Häusern eingerahmt. Lana marschierte mit ihrem Hunchback voran, gefolgt vom Heuschreck, dem Jenner und zuletzt dem Kampfschützen, dessen Arme notfalls auch nach hinten feuern konnten. Die vier Panzer rumpelten auf Ketten und Rädern unter den Mechs entlang und ein Tosen kündete vom erneuten Überflug der Jäger. Wie zu erwarten waren die Piraten ausgeflogen und hatten nicht viel zurückgelassen, so schien es auf den ersten Blick. Die meisten Häuser zeigten Spuren von Gewalt, zerschossene Fenster, eingeschlagene Türen. Am Marktplatz war es am Schlimmsten, zwei Gebäude waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt, an zwei Straßenlaternen hingen Leichen und sämtliche Geschäfte waren geplündert worden.
Die acht Fahrzeuge der Dragonclaws kamen neben dem kleinen Schweber von Timo zum Stehen, gerade als Marc mit seinem Hubschrauber neben ihnen niederging. Rima ließ ihren Kampfschützen niederknien und schwang sich aus dem Stahlkoloss auf die Straße.
Ein paar Einwohner musterten sie mit starren, ausdruckslosen Blicken, ein paar sahen sie verachtend an, ein paar andere schienen sie für Engel zu halten. Rima räusperte sich in die Stile hinein, die nur vom leiser werdenden Rotor-Geräusch des Hubschraubers entschärft wurde. "Gibt es hier einen Bürgermeister oder so etwas?"
Eine Frau kreischte, ein junger Mann nahm sie in den Arm und tröstete sie, ein anderer trat vor Rima. "Sie müssen sie entschuldigen. Sie ist die Frau vom Bürgermeister und ihr Mann hängt mitsamt ihrem ältesten Sohn an den beiden Laternen dort."
Die junge Söldnerin schluckte hart und nickte dann. "Dann sind sie so eine Art Anführer?"
"Ja, so in der Art. Ich bin der Polizeichef. Auch wenn die Polizisten zum größten Teil jetzt tot sind oder genauso verängstigt wie wir alle. Du musst Rima sein, oder?" Sein Blick sprach Bände und drückte das aus, was wohl die meisten empfanden: Wut. Warum waren die Söldner nicht früher gekommen?
"Ja.", gab die Anführerin der Dragonclaws zurück. "Wir hatten vor dem letzten Sprung einen Riss im Solarsegel und sind so schnell gekommen wie möglich. Was hier geschehen ist, tut mir leid."
"Es tut ihnen leid.", spie der Polizeichef zurück. "Was wissen sie davon schon?"
Die junge Frau trat einen Schritt auf den Mann zu. "In meiner Einheit sind verdammt noch mal alle Leute, inklusiver meiner Wenigkeit verdammte Waisen, ich weiß davon ne ganze Menge, glauben sie mir das." Ihre Augen glitzerten zornig, der Mann war zu weit gegangen.
Er schien die Gefahr zu spüren, die von Rima ausging und hob abwehrend die Hände. "Okay, wie sie wollen. Was werden sie jetzt gegen die Piraten tun?"
"Ist hier schon alles geplündert?"
Er schüttelte den Kopf. "Nein, wieso..."
"Dann kommen sie zurück und wir werden sie hier willkommen heißen, während meine Jäger ihr Landungsschiff zerschießen."
"Sie wollen sie in der Stadt stellen?" Der Polizist sah sie entsetzt an. "Das ist Wahnsinn. Das..."
Rima unterbrach ihn. "Evakuieren sie die Leute, bringen sie alle persönlichen Dinge in Sicherheit und sorgen sie dafür, dass es schnell geht. Je länger wir uns hier aufhalten, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch mal zurückkommen. Sie koordinieren das und ich inspiziere in der Zeit die Stadt. Tut mir leid für sie, geht aber nicht anders."
Der Mann sah ein, dass er keine Erfahrung von Krieg und Taktik hatte und nickte. "Gut, wie sie meinen."
"Sammeln sie ihre Leute in den Bergen südlich von hier. Dort sind sie vor dem rauen Wind geschützt und es gibt dort frisches Wasser. Suchen sie die Leute heraus, die Medizin-Kenntnisse haben und lassen sie ihre Polizisten alles ordnen. Sie haben genau sechs Stunden, um die Stadt zu räumen."
***
Rima streifte durch die Straßen und Häuser in der Nähe des Marktplatzes, beobachtete die hektisch packenden Menschen und begutachtete die Schäden, die von den Piraten bereits verursacht worden waren. In einer Wohnung lag ein erschossener Mann, in einer anderen deuteten nur Blutspuren auf eine Gewalttat hin. Die junge Frau fröstelte, obwohl sie in einen Uniformmantel gehüllt war. Zwei Straßen weiter, in einem anderen Wohnblock, war es still. Die Menschen waren schon weg, die Wohnungstüren standen offen und gaben den Blick frei auf durchwühlte oder hastig geräumte Wohnungen. Die Mechpilotin überflog im Kopf noch mal ihre Informationen, es waren ca. 200 Piraten in der Stadt gewesen, wenn sie in Gruppen von vier oder fünf Mann losgezogen waren, bedeutete das ungefähr vierzig Herde von Verwüstung und Zerstörung, vielleicht mehr, wenn die Zahlen falsch waren, die sie bekommen hatte. Dann war es kein Wunder, wenn so viele Häuser so gebeutelt waren von den Angriffen der plündernden Bande.
Ohne genau zu wissen, wieso, stieg Rima die Treppe des Hauses hinauf in den zweiten Stock und warf einen Blick in eine weitere Wohnung.
Ein Mann lag erschossen auf dem Boden, einer hässlichen blutige Schmierspur nach zu urteilen, war er vorher an der Wand heruntergerutscht, also wurde er von der Tür aus erschossen. Wahrscheinlich stand die Söldnerin nun genau dort, wo der Mörder gestanden hatte.
Sie setzte einen Schritt in die Wohnung und sah sich um. Schränke waren umgeworfen, Fenster eingeschlagen, Stühle zertrümmert.
Dann hörte sie leises Schluchzen aus einem anderen Raum. Die Soldatin schlich sich leise weiter und lugte durch die halb geöffnete Tür. Da saß ein Mädchen auf einem Bett, vielleicht fünfzehn Jahre alt und erst auf dem Weg, eine Frau zu werden. Ihr Kleid war zerrissen, das Bett zerwühlt und ihr Gesicht tränenüberströmt. Es fiel Rima nicht schwer, sich auszumalen, was dem Kind angetan wurde. Neben Plünderung und Mord stand auch Vergewaltigung recht weit oben auf der Liste der Dinge, die Piraten auf ihren Raubzügen so taten.
Leise stieß Rima die Tür auf und machte einen Schritt auf das Mädchen zu. Die Kleine sah auf, schrak zusammen und rutschte schreiend vom Bett, um sich dahinter zu verstecken, die Augen ängstlich auf Rima gerichtet.
Die junge Soldatin hob die Hände und fing an, beruhigend auf das Mädchen einzureden. "Hey, keine Angst, ich tu dir nichts." Sie erinnerte sich daran, dass sie auch einmal so hinter einem Bett gesessen hatte. Damals, als ihre Eltern ermordet worden waren. "Guck, ich bleibe hier stehen, wenn du nicht willst, dass ich weitergehe."
Dass Mädchen hörte auf zu schreien, blieb aber stumm weinend und mit leerem Blick sitzen. "Ich weiß, wie du dich fühlst.", fuhr Rima fort. "Aber du kannst nicht hier bleiben. Du bist hier nicht sicher."
Das Mädchen war erst fünfzehn, fuhr es Rima durch den Kopf. Sie stand unter Schock und war total neben sich. "Komm, ich will dir helfen. Komm mit, du bist sicher bei mir."
Schluchzend sah die Kleine zu der Soldatin auf und zum ersten Mal sah Rima ihre haselnussbraunen Augen, die bislang von Strähnen des schwarzen Haares verdeckt gewesen waren. Rima machte einen Schritt nach vorne und als das Kind vor ihr ruhig blieb, ging sie neben ihr in die Hocke und legte ihr einen Arm um die Schulter. Völlig verstört zuckte sie zusammen, aber dann entspannte sie sich etwas. "Komm, steh auf, bitte. Ich bring dich weg von hier, ja?" Sie zog das Kind auf die Beine, griff kurz in deren Kleiderschrank und zog ein paar Kleider hervor. "Zieh dir ein neues Kleid an, ich bin sofort wieder da."
Das Mädchen sah Rima an und schluckte. "Bitte ... bleib."
Ruhig antwortete die Mechpilotin ihr. "Ich komme gleich wieder, ich bin nur einen Moment weg. Versprochen."
Ein Nicken antwortete ihr und Rima ging betont langsam und ruhig aus dem Zimmer. Draußen auf dem Flur bedeckte sie den Vater mit einem Tuch und warf einen Blick in ein anderes Zimmer. Dort lag eine ältere Frau, wohl die Mutter des Kindes, nackt und mit Blutergüssen und ziemlich erschossen auf einem breiteren Bett. Die Schweine hatten sich offenbar nicht mit der Mutter zufrieden gegeben und auch die Tochter vergewaltig. Abscheu für die Piraten überkam die Söldnerin und sie schloss die Tür, um zu dem Mädchen zurückzugehen.
Als sie in das Zimmer trat, legte sie wieder eine ruhige, freundliche Miene auf, denn das Kind musste nicht sehen, welcher Hass auf die Piraten in ihr tobte. Die einzige Überlebende aus der Familie trug nun eine blaue Jeans und einen viel zu weiten Pullover, die Kleider lagen unberührt auf dem Bett. Rima nahm einen Koffer, setzte sich auf das Bett und packte ein paar Klamotten ein, die sie im Schrank noch fand, so dass der Koffer voll war. Das Mädchen sah ihr stumm zu, bis sie fertig war und aufstand. "Wo sind meine Eltern?", fragte sie dann plötzlich.
Rima schluckte. Sie hatte mit der Frage gerechnet, war aber trotzdem total überfahren. "Sie ... sie sind fort."
"Tot, oder?"
Was hatte Rima eigentlich erwartet. Mit fünfzehn Jahren wusste man, was laute Schüsse und böse Männer im Haus bedeuteten. Lügen war hier sinnlos. "Ja", gab Rima zu. "Deswegen musst du hier weg, verstehst du?"
Das Mädchen nickte mit ausdruckslosem Gesicht. Der Schock entfaltete seine volle Wirkung und schaltete jegliche Emotion ab. Die Gefühle, Wut, Trauer, Schmerz, all das würde wiederkommen aber nicht hier, nicht jetzt. Rima legte ihr einen Arm um die Schulter und führte sie aus dem Zimmer.
Auf dem Flur hingen Bilder.
Bilder, die eine glückliche Familie zeigten. Vater, Mutter und Tochter einträchtig lächelnd. Rima nahm drei Stück von der Wand, eins auf dem das Mädchen noch ein Baby war, ein recht aktuelles und eines, dass irgendwo dazwischen lag und steckte auch sie in den Koffer. "Komm mit, wir gehen jetzt.", flüsterte sie dem Mädchen zu. "Ich bin Rima und du?"
Das Mädchen folgte ihr und schmiegte sich an sie. "Joanna. Joanna Roswald."
Die beiden verließen das Haus und Rima fasste einen Entschluss, der ihr Leben auf den Kopf stellen würde.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Thorsten Kerensky: 09.04.2004 14:07.
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08.04.2004 02:19 |
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"Du willst was?" Lana starrte Rima mit einem Ausdruck von totaler Fassungslosigkeit an.
Die nickte nur. "Richtig, ich will sie mitnehmen. Lana, du weißt, wie scheiße das ist und wie sehr man dann jemanden braucht, der sich um einen kümmert."
Die rothaarige Mechkriegerin nickte. "Ja, schon, aber wir können für sie doch keine Verantwortung übernehmen. Wir kommen so schon kaum klar."
"Hast du dir das damals auch gedacht, als du mich gefunden hast? Hast du dir gedacht, du könntest für mich keine Verantwortung übernehmen?"
Lana seufzte. "Nein, das weißt du auch. Aber was ist, wenn wir keinen weiteren Kontrakt bekommen? Wir jagen dieses Piraten seit zwei Systemen und noch immer haben wir keinen Erfolg. Das dürfte uns keine allzu guten Bewertungen einbringen."
Rima zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon? Ob ich dann für mich oder für sie und mich aufkomme, ist ja egal. Wir sind die Dragonclaws, bei uns rennen nur Waise rum und sie fällt jetzt auch darunter. Bei uns hat jeder eine verdrehte Vergangenheit, wo soll sie sonst hin? Soll sie hier bei irgendwelchen Leuten bleiben und jeden Tag wieder an diese Scheiße erinnert werden?"
Lana sah Rima in die Augen. "Rima, ich ... du hast Recht."
"Ich will dich nicht verletzen, Lana, dafür bist du mir zu wichtig. Ich liebe dich. Aber die Kleine ist wie eine Schwester für mich. Sie hat genau das Gleiche mitgemacht. Ich kann sie nicht hier lassen."
"Hast du sie schon gefragt?"
Rima nickte. "Sie hat hier kaum Bekannte und im Moment will sie hier weg. Verständlich, oder?
Aber dann musst du für sie da sein, sobald sie beginnt, Fragen zu stellen."
Die braunhaarige Mechpilotin nickte. "Ich weiß. Wirst du mir helfen?"
Lana stand auf und umarmte Rima. "Natürlich, für dich würde ich alles tun."
"Danke." Eine Träne stand in den Augen der Mechkriegerin. "Du nimmst mir echt einen Stein vom Herzen. Ich werde Timo mit ihr zum Schiff zurückschicken, hier wird es bald tierisch heiß werden, in zwei Stunden erwarte ich die Piraten auf dem Plan, sie sollen die letzten Flüchtlinge sehen, uns aber nicht mehr. Wir greifen sie direkt hier in der Stadt an, sag den anderen das."
Lana grinste. "Wieder ganz die Alte. Wird gemacht, Boss." Dann verschwand sie zwischen den Menschen, um den Rest der Dragonclaws zu suchen.
Rima lächelte und drehte sich um, ging zu Joanna, die alleine etwas abseits stand. "Hey, Joanna. Der Typ dort hinten, das ist Timo." Ein Nicken. "Der bringt dich hier weg. Keine Angst, der tut dir auch nichts. Nur ich muss hier gleich kämpfen und da will ich dich nicht in der heißen Gegend sehen, okay?"
Das Mädchen sah sie stumm an, in ihren Augen flackerte Angst. Alleine mit einem Mann unterwegs zu sein, musste ihr zwangsläufig panische Angst bereiten. "Muss ich ... wirklich ...?"
Rima nickte. "Vertrau mir, so schwer es fällt. Er tut dir nichts. Und nachher, wenn ich diesen Arschlöchern gezeigt habe, welche Strafen auf ihre Verbrechen ausstehen, bin ich wieder da. Du bleibst bei der Einheit und wir bringen dir alles bei, was du wissen musst, okay?"
Das Mädchen nickte und Rima schob sie sanft in Richtung des Savannah Master. "Hey Timo!"
Der Fahrer ließ seine Zigarette fallen und trat sie aus. "Aye?"
"Du bringst Joanna zur Basis und sagst Merissa, sie soll sich um sie kümmern, klar?"
Er nickte und salutierte schlampig. "Klar, darf ich der jungen Frau den Koffer abnehmen?"
Joanna sah zu Rima und als diese nickte, gab sie ihm den Koffer. Der junge Schweberpilot verstaute das Gepäckstück im Innenraum und deutete dann auf die Tür. "Joanna, eh? Ich bin Timo. Kannst auf dem Beifahrersitz sitzen oder hinten, wie du willst."
Joanna sah wieder zu der Mechpilotin auf. Rima drückte sie kurz an sich und sah ihr dann in die Augen. "Ich komme so schnell wie möglich nach, Joanna. Timo wird auf dich aufpassen."
Das Mädchen nickte, sah zu Timo, dann zu Rima. "Danke." Dann stieg sie in den Savannah Master.
Rima sah ihr nach, dann blickte sie Timo fest in die Augen. "Sie hat gerade die Scheiße durchgemacht, die mir damals passiert ist, also verkneif dir jeden Kommentar. Wenn sie wegen dir erneut zusammenbricht, bist du dran."
Er hob abwehrend die Hände. "Wow, ist gut, ich pass auf. Der Kleinen passiert nichts und ich fahr sogar vorsichtig. Du hast daran gedacht, dass Merissa nachher dann nicht fliegen kann?"
"Klar, die Jäger brauchen wir nur gegen den Landungsschiff und Merissa würde sich da noch zu Tode fliegen, ohne das Gegner da sind. Und jetzt hau ab, hier wirds gleich zu warm für euch."
Er nickte. "Zu Befehl." Dann schwang er sich in den leichten Schweber, schlug die Tür zu und startete die Hub-Motoren. Als das kleine Gefährt aus der Stadt glitt, sah Rima ihm hinterher, solange es ging.
"Panzer in Position!"
"Hubschrauber bereit, die Vögel zu rufen!"
"Mechs einsatzbereit."
Rima nickte grimmig und entspannte sich so gut es ging im Cockpit des Kampfschützen. "Sobald uns Enno das Zeichen gibt, gehen wir direkt rein und machen sie kurz und klein."
Enno wartete mit seinem LKW, auf dessen Ladefläche ein KSR-Werfer montiert war, auf der anderen Seite der Stadt, dort, wo die Piraten auftauchen mussten und hatte den Befehl, Bescheid zu geben, sobald diese in der Stadt waren. "Sie kommen wahrscheinlich mit LKWs und Panzern, passt also auf, könnte sein, dass die eure Panzerung lädieren können.", fuhr Rima fort. Ruhe trat ein, jemand räusperte sie. "Nun denn, Dragonclaws, wir warten jetzt auf das Signal, Funkstille bis dahin."
Nun blieb jeder alleine in seinem Cockpit zurück, alleine mit seinen Gedanken vor einem Kampf. Rima im Cockpit des Kampfschützen, Lana in ihrem Hunchback, Treice in seinem Jenner und Jerry im Heuschreck. Die Mechs bildeten die Hauptstreitmacht der kleinen Einheit, abgesehen von den Luft-Raum-Jägern. Die vier Panzer, die etwas weiter links von den Mechs verborgen Position bezogen hatten, wiesen zwar eine hohe Schlagkraft auf, waren aber langsam und verwundbar. Und die Aufklärer konnten in einem Kampf kaum etwas ausrichten.
Minuten dehnten sich zu Ewigkeiten und Rima begann sich zu fragen, ob die Piraten wirklich auftauchen würden.
Dann kam der Funkspruch von Enno. "Piratenbande passiert meine Stellung und ist jetzt in der Stadt. Ihr könnt rauskommen." Rima brachte ihren Reaktor vom Stand-By in den aktiven Modus und fuhr Waffen und Sensoren hoch. "Ihr habt es gehört! Dragonclaws DRAUF!"
Dieses Wort löste die Anspannung und die vier Mechs brachen aus ihren Stellungen, um auf die Stadt zuzustürmen. "Enno, wie sieht es aus? Nur Infanterie?"
Der junge Mann antwortete sofort. "LKWs, Soldaten, zwei Kettenpanzer, ein Hover. Keine Ahnung, was genau, aber nichts schweres."
Treice zündete die Sprungdüsen von seinem Jenner und landete mitten in der Stadt, wo er zweifellos Verwirrung anrichtete. Jerry stürmte die Straße entlang und wäre in einer Kurve fast ausgerutscht. Beide waren außer Sicht, noch bevor die langsameren Mechs von Rima und Lana die Stadt erreichten. Sie teilten sich an der ersten Kreuzung, Lana verschwand nach links und Rima drehte nach rechts ab. Die Straße zum Stadtkern hatten Treice und Jerry ja schon gesichert.
Nach der nächsten Kurve erreichte Rima den Stadtkern. "Rima an Marc, ruf die Vögel, wir sind drin!"
Sie wartete die Antwort des Helikopters nicht ab, sondern stieß tiefer zum Stadtkern vor. Ihre Sensoren empfingen aus einer Straße ein Feindsignal, offenbar ein Panzer. Ohne Rücksicht auf Verluste steuerte sie ihren Kampfschützen direkt durch ein leerstehendes Haus und brach in einem Schauer aus Steinen, Beton und Glassplittern aus dessen Rückwand, um sich vor den Rohren eines Galleon wiederzufinden. Der Panzerfahrer war überraschter als Rima, die den leichten Panzer voll im Visier hatte. Ihre beiden Autokanonen husteten Uran-Munition in die Panzerung des Vehikels, bevor ihre mittelschweren Laser nachsetzten und ihn zur Detonation brachten. "Rima hier, ein Kettenpanzer vernichtet."
"Hey, Rima, hier ist Lana, ich hab den Schweber erwischt, aber es hat mich Panzerung gekostet. Nicht viel, aber doch genug, um es zu merken."
Eine andere Stimme wirbelte herein. "Treice hier, haben nen Goblin vor uns. Gehen ihn zu zweit an."
Rima nickte. Der Goblin sollte zu knacken sein. "Jerry hier, der Schwein hat meinen Arm zerlegt." Weniger gut, aber Rima musste darauf vertrauen, dass sie gewannen.
"Rima an Panzerlanze, wie lange braucht ihr noch?"
Eine prompte Antwort. "Die Geier sind gerade über uns weg, wir sind quasi direkt in der Stadt."
Rima grinste und bewegte ihren Mech näher auf die Stadtmitte zu, wo gerade jetzt panische Piraten sich formieren dürften. Es lief alles nach Plan, gleich war es vorbei.
Dann ein Funkspruch, diesmal von den Jägern. "Rima, hier ist Maurice, wir haben ein Problem!"
"Was?"
"Landungsschiff ist vernichtet, aber die haben vorher noch einen Mech ausgeschifft. Nen Kriegshammer, bewegt sich auf euch zu."
Rima fluchte. "Scheiße! Das war nicht geplant. Erneuter Überflug, bombt den weg!"
"Verstanden! Kümmern uns drum!"
Dann wieder Ruhe in den Leitungen. Rima trat nun auf den Marktplatz, hinter ihr tauchten die anderen Mechs auf. "Die Schweine haben sich in den Häusern verschanzt.", fluchte Lana. "Hab noch welche reinrennen sehen."
Die Anführerin der Söldner lachte. "Gut, dann sitzen sie in der Falle." Sie schaltete auf Außenfunk. "Hey, ihr ehrlosen Bastarde, ihr kommt raus, oder ich mach sämtliche Häuser hier platt." Keine Reaktion. Rima drehte ihren Torso und hob die Arme, um auf ein nahes Gebäude zu zielen. Zwei Laserstrahlen brachen das Bauwerk zum kollabieren. "Ich wiederhole mich nur ungern! Kommt sofort raus und ergebt euch, euer großer Freund taucht eh nicht mehr auf."
Das zeigte Wirkung. Die ersten Infanteristen tauchten auf, warfen ihre Waffen weg. In dem Moment rollten die Panzer die Straße hinauf. Und in dem Moment meldete sich Maurice über Funk. "Rima, wir haben ihn nicht aufgehalten. Er hat zwar kaum noch Platten, ist aber in der Stadt. Wiederhole: Kriegshammer ist IN der Stadt!"
"Scheiße!" Ihre Gedanken überschlugen sich. Dann ein Plan.
"Treice, Jerry, ihr bewacht dir Gefangenen, die Panzer, Lana und ich fächern aus, ich will den Kriegshammer an der Hauptkreuzung von vier Seiten angehen. Los, los!"
Lana meldete sich. "Kriegshammer? Welchen Kriegshammer?"
"Gott, es gibt einen, reicht das nicht? Fragt mich nicht, woher der kommt!"
Daraufhin gab es keine Fragen mehr, nur noch reges Treiben, als die Dragonclaws ausfächerten. Rima blieb direkt auf dem Marktplatz stehen, mit Sicht auf die Kreuzung, Lana brach nach links aus, die schnelleren Panzer ebenfalls, um die Kreuzung zum umqueren und auf der anderen Seite aufzutauchen, die beiden schweren Panzer brachen nach rechts weg.
Wie konnte der Pilot des Kriegshammers nur so dumm sein und direkt in ihre Falle rennen? So etwas musste für ihn doch offensichtlich sein. Aber er schien tatsächlich sehr plump zu denken oder einfach noch nie gegen mehrere Mechs gekämpft zu haben, denn im selben Augenblick tauchte er vor Rimas Rohren auf und drehte sich ihr zu.
"Friss und stirb!", zischte die Mechpilotin, riss ihre Waffen hoch und feuerte aus allen Rohren, während sie sich nach vorne warf und den Kampfschützen in einen behäbigen Trab versetzte. Ihre beiden schweren Laser brannten die Breschen in der Torsopanzerung ihres Zieles weiter aus, die Autokanonen peitschten seine Arme und die mittelschweren Laser schossen knapp über die Schulter des Kriegshammers, wo einmal eine KSR-Lafette gesessen hatte, die von den Fliegern wohl zerlegt worden war.
Der Kriegshammer blieb ihr die Antwort nicht schuldig und seine beiden PPCs spieen azurblaue Blitze in die Panzerung ihres Mechs. Der Rifleman taumelte und stürzte rückwärts in ein Haus, so stark waren die Einschläge. Dann machte der Kriegshammer den Fehler, ihr nachzusetzen. Damit entblößte er seinen Rücken für die beiden leichten Panzer, die mit KSRs bewaffnet waren und ihm über zwanzig Raketen in die Heckpanzerung bohrten. Nun stolperte der Kriegshammer, just als Lana mit ihrem Hunchback auftauchte.
Wie der Glöckner von Notredame wirkte der Mech wegen der überschweren Autokanone auf seiner rechten Schulter, die nun Tod und Verderben über den rechten Arm des schwer gebeutelten Kriegshammers brachte. Der schwere Mech taumelte, brach am linken Knie ein und schlug dann schwer auf die Front.
Rima hatte sich inzwischen aufgerappelt und wies die anderen an, das Feuer einzustellen, ehe sie ihre Waffen auf das Cockpit des schweren Mechs richtete. "Aussteigen!", kommandierte sie über Lautsprecher. "Das Spiel ist zu Ende!"
***
Die gut zweihundert Piraten standen in einer Reihe und gefesselt auf dem Marktplatz. Die jüngsten Verwüstungen hatten den gesamten Platz mit Trümmern überhäuft und Rima wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, als sie die Menschen musterte.
"Ihr habt duzende Verbrechen begangen, ihr habt gemordet, geplündert, gebrandschatzt, vergewaltigt, und so weiter, aber das wisst ihr ja ganz gut." Sie spuckte vor dem zerschundenen Mechpilot der Piraten aus, offenbar war er ihr Anführer. "So etwas wie euch ist Abschaum. Nun, wir haben euren Mech geborgen, die restlichen Teile aus eurem Landungsschiff, dass leider irreparabel beschädigt wurde und wir haben eure Panzerwracks ausgeschlachtet. Für die Handfeuerwaffen erzielen wir ganz gute Preise, damit dürften unsere Ausgaben gedeckt sein. Sie grinste auf eine grausame Art und Weise. Das heißt, wir sind zufrieden. Die Leute, die hier wohnen sind es sicherlich nicht, deswegen werden wir euch hier gefesselt lassen und abziehen. In zwei Minuten treffen die ersten von ihnen wieder ein, viel Spaß." Sie drehte sich zu ihrem Mech, überlegte es sich dann anders. "Achja, ihr lege hier auf diesen Sockel eine Pistole und zweihundert Patronen, ihr kommt nicht dran, aber die Bürger bestimmt. Einen schönen Tag noch, meine Herren."
Die flehenden Blicke und die Gnadenrufe ignorierend, stieg Rima wieder in ihren Mech und verließ mit dem Rest ihrer Einheit die Stadt. Die ersten Schüsse hörte sie noch, aber diese Leute hatten es nicht besser verdient.
Der Kriegshammer würde erst mal nicht repariert werden, aber seine MGs würden in Jerrys Heuschreck gute Dienste tun und neben ihrem Sold hatten sie mit dem Inhalt das Landungsschiffes ganz gut verdient. Aber Rima war das egal, sie wollte nur noch zurück, eine Dusche nehmen und mit Lana, Joanna und dem Rest von hier verschwinden...
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„Kannst du mir nen Statusbericht geben?“
„Klar.“ Die junge Tech sah Rima an und deutete auf den Kampfschützen, den schwersten Mech der Einheit und der Mech der Chefin. „Dein gutes Stück ist wieder aufgepanzert und hat Munition geladen. Status 100%. Der Hunchback musste dafür warten, Panzerung ist wieder dran, aber wir haben kaum noch Nachschub für die Autokanone. Besorg mir Munition und ich lad sie ins Magazin.“
Rima unterbrach die Ausführungen der anderen Frau. „Yeah, okay, du kriegst Munition für den Hunchback, wie viel haben wir noch?“
„Vierzehn Schuss. Reicht, um jetzt aufzumunitionieren, danach wird es allerdings eng.“
Die Söldnerkommandantin nickte nachdenklich. „Weiter!“
„Der Jenner hat nichts abbekommen, die Munition ist nicht verbraucht worden, weil die Waffe nen Fehler im System hatte. Wir haben die Elektronik geprüft, den Fehler gefunden und ein Ersatzteil aufgetrieben. Haben es aus dem Kriegshammer ausgebaut. Dann hat der Jenner neues Kühlmittel bekommen, war dran.“
Rima machte sich ein paar Notizen und nickte. „Ist noch genug Kühlmittel da oder braucht ihr neues?“
Die Tech dachte kurz nach. „Neues wäre nicht übel, unsere Tanks sind nur noch zu 28% voll. Aber Kühlmittel ist teuer...“
„Ja, schon klar, ich gucke erst mal, was wir brauchen, dann sag ich dir, was wir davon bekommen.“
Wieder ein Nicken als Antwort. „Schon klar, also gut, weiter im Text. Den Heuschreck hatte es schlimmer erwischt. Einer der Arme war übel mitgenommen, neue Myomer, die MGs aus dem Kriegshammer, Aktivatoren repariert. Neue Munition, neue Platten, neues Kühlmittel. Munition noch genug im Lager, Panzerung reicht noch für einen Einsatz.“
„Gut.“ Rima wirkte zwar nicht zufrieden, aber es hätte deutlich schlimmer kommen können. „Wie sieht es bei den Panzern aus?“
Die Frau, die Rima gegenüber saß, tippte etwas in ihr ComPad und sah dann auf. „Benzin aufgetankt, keine Schäden am Material, noch Benzin für circa 500 Kilometer insgesamt, brauchen also Nachschub.“
Die Mechkriegerin notierte wieder etwas. „Gut. Die Flieger brauchen auch nur Kerosin?“
„Nicht mal das, Kerosin haben wir noch ausreichend.“
Die Kommandantin der Dragonclaws sah überrascht auf. „Nun, wenn du es sagst, stimmt es, auch wenn es mich wundert. So wenig sind wir doch nicht geflogen. Egal ... wie sieht es bei den Aufklärern aus?“
„Ebenso. Wir brauchen Benzin. Ansonsten zu 100% einsatzfähig.“
Ein Lächeln stahl sich auf Rimas Gesicht. „Gut, bis jetzt sind wir gut in den Kosten, wie sieht es mit dem Bergegut aus?“
„Die drei Panzer habt ihr sauber zerlegt. Glückwunsch, ein paar Waffen sind noch über, die hab ich im Lager liegen. Der Kriegshammer kann repariert werden. Der Reaktor ist in Ordnung, das Gyroskop muss zwar überprüft werden, sieht aber gut aus. Panzerung existiert an dem Mech nicht mehr, die interner Struktur muss stellenweise erneuert werden, wir haben uns die MGs geliehen und die KSR-Lafette und den Suchscheinwerfer müssen wir komplett ersetzen. Ein paar der Gelenke sind leicht verbogen, das können wir aber richten. Gib mir eine halbe Millionen, zwei verdammt gute Techs und drei Wochen Zeit, danach kannst du den Warhammer einsetzen, wann und wo du willst.“
Die Mechkriegerin dachte nach. „Also kannst du im Moment nichts machen?“
„Nein. Die Möglichkeit haben wir zwar, aber uns fehlt Material und Zeit.“
„Kann ich mir den Mech mal ansehen oder seid ihr gerade irgendwas daran am arbeiten?“
Die Tech schüttelte den Kopf. „Nö, machen wir nicht, ich kann dir den Fang gerne zeigen.“
Rima deutete auf die Tür und die beiden standen auf. Kaum hatte die Mechpilotin den Raum verlassen, hallte ihr der grelle Lärm aus dem Mechhangar entgegen. Schweißgeräte, Hebebühnen, schlechtgeölte Transportlifte, Bohrgeräusche und duzende andere Lärmquellen vermischten sich zu einem einzigen Crescendo aus Lärm.
Die Tech, MasterTech Anita Goldblum, ging voraus und ersparte sich jeglichen Kommentar, da die Geräuschkulisse ein vernünftiges Gespräch sowieso unterband. Die Arbeiten waren fast fertig und liefen nun auf Hochtouren, damit die Dragonclaws so bald wie möglich wieder im Einsatz stehen konnten. Sie waren erst vor einer Woche aus der Peripherie nach Galatea zurückgekommen und die Suche nach einem Kontrakt lief bereits auf Hochtouren. Die Kaserne war teuer, außerdem wurde der Aufenthalt hier von niemandem besoldet, ein Verlustgeschäft, das seinesgleichen suchte.
Rima und Anita schritten über einen Metallsteg in etwa zehn Metern Höhe. Linkerhand reihten sich fünf Mechs in ihren Wartungsgerüsten auf, wie Perlen an einer Schnur, rechts unter ihnen standen die Panzer und der Helikopter. Die drei Jäger, welche die kleine Einheit komplettierten, wurde gerade draußen geprüft, da das Wetter dies erlaubte. Entgegen aller Erwartungen war es auf Galatea noch warm, obwohl der August nun schon zu Ende ging.
Als sie das letzte Wartungsgerüst erreichten, hatten sie sich auch aus dem Bereich des lautesten Lärms entfernt und Anita deutete auf den zerschundenen Stahlkörper des Warhammer. „Das ist er, nachdem wir ihm ein paar Teile entliehen haben. Imposant ist er allemal, aber kämpfen würde ich nicht mit ihm. Er sollte aber gehen können.“
„Ich will ihn steuern. Jetzt.“
Die Tech riss die Augen auf. „Wir sind mit den Tests noch nicht fertig, das ist gefährlich!“
„Ach was? Ich bin Mechkriegerin, Gefahr ist mein Beruf. Ein Neurohelm ist drin?“
„Ja, aber...“
„Kein aber, ich guck jetzt, ob er geht oder nicht.“
Rimas Tonfall duldete keine Widerrede und Anita senkte den Kopf. „Ja, wie du willst, Chefin.“ Sie nahm ein Funkgerät. „Hey, Anita an alle, macht Platz vor dem Warhammer und bahnt eine Schneise nach draußen!“
Rima war indes schon im Inneren der schweren Kampfmaschine verschwunden und hatte sich den Neurohelm aufgesetzt. Er schien sehr nahe an ihrem Neuralwellenmuster kalibriert zu sein und der pochende Schmerz, den sie erwartet hatte, blieb aus. Sie atmete durch und kippte dann den Reaktor-Schalter nach vorne.
Der 280er Fusionsreaktor erwachte mit einem Summen, langsam, behäbig und mächtig. Die Soldatin räkelte sich in der Pilotenliege zurecht und schloss ihre Finger betont langsam um die Steuerknüppel an den Armlehnen ihrer Liege. Fast zärtlich streichelte sie die Feuerknöpfe der PPCs. Sie klappte einen weiteren Schalter nach vorne und der Computer meldete ihr, dass die Sensoren des Mechs ihre Arbeit aufnahmen. Einen Augenblick später standen ihr, neben Funk und Radar, interne und externe Sensoren des Kriegshammers zur Verfügung. Der Bordcomputer überprüfte die System des Mechs und legte die Daten automatische auf das HUD des Mechs. Der Reaktor lief ruhig, das Gyroskop wurde als intakt angezeigt, Waffensysteme waren noch offline. Die Panzerung wies erhebliche Schwächen auf, war in keiner Sektion mehr über 20%.
„Hier ist Rima im Kriegshammer. Ich werde jetzt losgehen.“, gab sie über Funk bekannt.
Die Mechpilotin atmete durch und zwang den Mech dann vorsichtig einen Schritt nach vorne. Zitternd bewegten sich siebzig Tonnen Stahl vorwärts, kamen sicher etwa drei Meter weiter vorne auf. Der zweite Schritt. Wieder sicher.
Rima ging nun von einzelnen Schritten in einen normalen Gang über, ihre Augen immer zu den Statusdaten des Mechs schweifend. Keine Komplikationen.
Unter den erstaunten Blicken der Techs durchquerte sie den Hangar und trat ins Freie. Ein grimmiges Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie den letzten der drei Kippschalter umlegte. Den Schalter für die Waffensysteme.
Flimmernd meldete der Computer volle Einsatzbereitschaft der linken PPC, der mittleren und leichten Laser. Die 6er-KSR-Lafette auf der rechten Schulter war rot markiert, war also ausgefallen, ebenso die MGs. Alle drei Waffen fehlten an dem Mech, eine zerstört, zwei demontiert. Die PPC im rechten Arm wurde gelb angezeigt. Irgendwo war die Waffe leicht beschädigt, konnte zwar noch feuern, aber nur unter enormen Risiko.
Rima aktivierte wieder den Funk. „Hey, Leute, ich renne jetzt zum Übungsplatz und werde dort ein wenig rumballern, um die Wärmetauscher zu testen.“
Dann trieb sie den Kriegshammer vorwärts und brachte den Mech in einen gemächlichen Trab, bevor sie anfing, zu sprinten. Die Systemscans gaben nach wie vor grünes Licht und Rima kam ohne Probleme auf dem Manövergelände an. Ein Baum hatte die zweifelhafte Ehre, ihr als Ziel zu dienen. Schon die Strahlen der leichten Laser verwandelten ihn zu Asche.
Später, wieder im Hangar, schwang sich eine verschwitzte Rima aus dem Mech und sah sich Anita und Lana gegenüber. „Die rechte PPC ist irgendwo beschädigt, mindestens zwei Wärmetauscher sind ausgefallen, ohne angezeigt zu werden, die Waffen sind miserabel justiert. Ich will, dass ihr an dem Mech arbeitet, wenn ihr mit dem Rest der Einheit fertig seid. Ersetzt die Panzerung, justiert die Waffen, neue Wärmetauscher, repariert die PPC. Die KSR, die MGs und der Suchscheinwerfer müssen warten, bis ich Geld hab. Wenn ihr damit fertig seid, dann checkt den Mech wieder und wieder durch!“
Anita zuckte mit den Schultern. „Wir werden sehen, wofür die Zeit reicht.“
Rima runzelte die Stirn. „Du bist die MasterTech, du wirst schon wissen, was du sagst.“
„Warum?“, fragte Lana plötzlich. „Warum verkaufst du das Ding nicht einfach?“
Rima sah ihrer Freundin in die Augen. „Ich will diesen Mech steuern. Und vorher bilde ich Joanna auf ihm aus, bis er wieder voll einsatzbereit ist.“
Lana grinste. „Schatz, du bist unverbesserlich.“
„Ich weiß. Komm, lass uns gehen, es ist spät und ich bin müde.“
Anita sah den beiden hinterher. Mechkrieger hatten immer große Träume, aber Techs waren diejenigen, die diese Tagträumereien realisieren durften. Aber ihr was das egal, sie bekam Geld und ihre Arbeit machte ihr Spaß. Und welcher Tech würde lieber an einem Heuschreck basteln, als an einem Kriegshammer?
Rima wurde von heftigem Klopfen an der Tür geweckt. Verschlafen drehte sie sich um und warf einen Blick auf die Uhr. Dabei stieß sie gegen Lana, die nun auch schläfrig brummend wach wurde. Es war kurz nach sechs Uhr morgens, stellte Rima fest und blinzelte.
Wieder klopfte es. Drängend, fordernd, jedes Bisschen Schlaf aus Rimas Adern treibend. „Wer ist da?“
Eine Stimme antwortete, die ebenfalls nicht topfit klang. „Ich bin’s, Simon.“ Simon war der Leutnant der Panzerlanze. „Hier ist jemand, der dich dringend sprechen will.“
„Mitten in der Nacht?“ Die Mechkriegerin quälte sich aus dem Bett und bedeckte ihre Blöße mit einem Morgenmantel aus synthetischer Seide, bevor sie schlaftrunken zur Tür schlurfte. Lana zog sich die Bettdecke bis unters Kinn und drehte sich zur Wand.
„Ja, mitten in der Nacht. Sonst hätte ich dich nicht geweckt.“
Rima öffnete die Tür und sah Simon davor stehen. Ein Stück hinter ihm ein ihr unbekannter Fremder, vielleicht dreißig Jahre alt, nicht schlecht aussehend, mittellange schwarze Haare, blaue Augen. Rima fiel auf, dass sie im Morgenmantel, barfuss und ungekämmt vor diesem Kerl stand, zuckte innerlich aber mit den Schultern. Er war es selbst Schuld. „Ja?“
Der Fremde trat vor. „Es tut mir wirklich ausgesprochen leid, sie zu dieser frühen Stunde stören zu müssen, aber...“
Rima winkte ab. „Machen sie es kurz oder wir gehen in mein Büro.“
Simon sah Rima an. “Kann ich dann gehen?”
„Ja, ich denke schon.“
Während Simon verschwand, musterte der Fremde Rima. „Nun, ich denke, wir sollten das besser in ihrem Büro regeln, wenn sie sich vorher frisch machen wollen, dann...“
„Nein.“, fiel Rima ihm ins Wort. „Ich will gleich wieder ins Bett, also muss das so ihren Ansprüchen genügen. Lana, ich bin ne halbe Stunde weg, ja?“
Ein Brummeln antwortete ihr und die Mechkriegerin zuckte nun auch äußerlich mit den Schultern, ehe sie den Fremden aus der Tür trieb, auf die gegenüberliegende Büro-Tür deutete und das Zimmer hinter sich schloss.
Im Büro wies sie dem Mann einen Sessel zu, während sie sich in den weitaus bequemeren Sessel hinter ihrem Schreibtisch fallen ließ. In dem kleinen Raum waren angenehme 21 Grad, so dass sie wenigstens nicht fror. „So, kommen wir direkt zum Punkt. Wer sind sie und was wollen sie?“
Der Fremde strich sich mit der Hand über seinen nicht vorhandenen Bart. Rima fiel erst jetzt auf, dass er komplett in schwarz gekleidet war. Persönlicher Geschmack oder Trauer? „Ich bin Patrick O’Donnel. Und ich würde gerne bei ihrer Einheit anheuern.“
„Nun, ich muss sie enttäuschen, ich brauche keine neuen Leute.“
Der Fremde musterte sie erneut und lächelte dann. „Oh, vielleicht, aber ich habe etwas, dass für sie viel interessanter sein könnte, als Soldaten.“
Rima erwiderte seinen Blick. „Jetzt machen sie mich entweder plump an oder mich neugierig.“
„Touché.“ Der Mann grinste. „Ich hoffe, ich wecke nur ihre Neugier, eine Anmache läge mir fern, bei dem, was man so hört.“
Rima wurde wider ernst. „So, man hört also etwas. Nun, ich will nicht abweisend erscheinen, aber im Grunde stimmen die meisten Gerüchte über mich. Ja, ich bin Waise. Ja, ich bin lesbisch. Und nein, ich habe nicht nur Frauen in leitenden Positionen. Aber genug von mir, jetzt sagen sie mir, was sie besitzen, das mein Interesse wecken könnte.“
Der Mann zögerte und setzte dann ein gewinnendes Lächeln auf. „Ein Landungsschiff.“
„Ein Landungsschiff?“
„Ja, ein Landungsschiff. Hören sie, Frau Drachenklau...“
„Rima.“
„Wie auch immer, hören sie, Rima, ich bin Besitzer eines Maultiers. Ich habe genug Stauraum, um ihre Einheit zu transportieren und ich verlange dafür nicht mehr, als Sold für meine Leute und den Unterhalt des Schiffes. Außerdem habe ich hier auf Galatea Kontakte, die sich für sie als wertvoll herausstellen könnten. Waffenhändler, Leute im Kontraktbüro und andere nützliche Personen.“
Die Söldnerin runzelte die Stirn. „In welchem Zustand ist ihr Schiff?“
„Nun, es ist nicht perfekt und ein paar kleinere Sachen müssen mal wieder gemacht werden. Das Schiff ist alt und nicht immer hatten wir das Geld, es rundum zu erneuern. Aber es hat eine komplette, erfahrene Crew und funktioniert noch auf allen Gebieten. Eine Frachtbucht ist zu einer Anzahl Schlafkammern umfunktioniert worden.“
Rimas Stirnrunzeln wurde stärker, je breiter das Lächeln des Kapitäns wurde. „Und jetzt kommen sie ausgerechnet zu mir?“
Der Mann nickte eifrig. „Im Grunde passen wir wundervoll zu ihnen. Meine Crew besteht genau aus dem Holz, aus dem ihre Einheit geschnitzt wurde. Einige sind von zu Hause abgehauen, ein paar haben ihre Familien verloren, andere verdränge ihre Vergangenheit aus anderen Gründen. Keiner auf meinem Schiff, mich eingeschlossen, hatte eine normale Kindheit oder ein normales Leben. Und die Auftragslage für zivile Flüge ist miserabel. Im Krieg liegt die Zukunft.“
„Ich will offen zu ihnen sein.“ Rima setzte sich gerade hin und stützte die Hände auf dem Tisch ab. „Ihr Angebot erscheint mir viel zu verlockend. Wo ist der Haken an der Sache?“
„Nun...“ Der Kapitän seufzte. „Ich habe angenommen, dass sie mich das fragen. Es gibt in der Tat einen Haken.“ Wieder fuhr er sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn. „Mein Schiff ist derzeit auf der Flucht vor dem Gesetz und nur eine militärische Einheit kann uns vor dem Knast oder Schlimmerem retten. Sie bieten mir meine Freiheit, ich biete ihnen meine Dienste.“
„Also so läuft der Hase.“ Sie machte sich eine Notiz auf einem der vielen ungeordneten Zettel. „Ich kann ihnen einen Rang als Leutnant anbieten, ihr Sold muss manchmal etwas warten, auch für kleine Söldnertruppen sind die Zeiten finster. Wir haben noch keinen Auftrag und ich muss mir herausnehmen, ihren Vertrag jederzeit kündigen zu können, während sie das nur nach einem Einsatz dürfen. Mehr kann ich ihnen nicht anbieten.“
Patrick O’Donnel nickte ernst. „Mehr habe ich nicht erwartet. Wir sind im Geschäft?“
„Noch nicht. Ich schaue mir nachher ihr Schiff an. Dann entscheide ich. Holen sie mich und meine MasterTech um Punkt 1500 hier ab. Das wär’s.“
Der Kapitän nickte. „Ich bin ihnen zu Dank verpflichtet.“
„Noch nicht.“
„Richtig.“ O’Donnel stand auf und ging zur Tür. „Noch nicht. Schlafen sie noch gut.“ Er zwinkerte ihr zu.
Rima musste grinsen. “Danke. Und Patrick...” Er drehte sich in der Tür um. „...enttäuschen sie mich nicht, für sie steht mehr auf dem Spiel, als für mich.“
Der Mann nickte, salutierte lax und verschwand. Rima seufzte, verließ ihr Büro und stahl sich wieder zu Lana unter die Bettdecke.
„Was war denn so wichtiges, Rima?“ Eine kurze Pause, dann ein leiser Aufschrei. „Ihh! Du bist ja eiskalt!“
Rima grummelte. „Lana, ich glaube, ich nehme nachher ein Landungsschiff unter Vertrag.“
„Du bist irre.“ Lana drehte sich zu Rima um und küsste sie. „Das mag ich so an dir.“
Rima spielte Verwunderung. „Nein, ich mein das ernst. Aber das erklär ich dir nach dem Aufstehen.“
Lana grinste. „Ja, nach dem Aufstehen.“
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09.05.2004 17:39 |
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Am nächsten Morgen wartete nicht nur Lana auf Patrick, auch Lana, Anita und Joanna standen bereit, um sich das Landungsschiff anzusehen. Wider Erwarten war der Kapitän pünktlich und fuhr mit einem zivile Hoover-Wagen vor. „So viele Personen?“
„Ja.“ Rima begrüßte ihn und stellte ihre Begleitung dann vor. „Lana, meine Freundin und Stellvertreterin, Anita, meine MasterTech und Joanna, meine Adoptivtochter.“
O’Donnel grinste. „Yeah, ihre Führungscrew und allesamt weiblich. Was für eine Einheit.“
Kopfschüttelnd grinste auch Rima. „Ja und? Haben sie damit ein Problem?“
Während der Fahrt verstrickten sich Rima, Patrick und Lana in belanglose Konversation, Joanna hielt sich aus dem Geschehen heraus und Anita führte mit Hilfe ihres DataPads irgendwelche Berechnungen aus.
Nach recht kurzer Zeit bogen sie auf das Gelände eines Raumhafens ein und steuerten zwischen diversen gewaltigen Raumschiffen hindurch, ehe sie ihr Ziel erreichten: die Byzanz, ein spheroides Landungsschiff der Maultierklasse. Es zählte zu den kleinsten Landungsschiffen, die es gab und dennoch wirkte es vom Boden aus gesehen gewaltig. Die ganze Einheit hatte im Bauch dieses Giganten Platz. Rimas Augen überflogen das Schiff. Die Farbe war etwas abgeblättert, die Rampe fahrlässig geöffnet, keine Wache stand am Aus- und Eingang des Schiffes. Patrick O’Donnel deutete einladend auf die rechteckige Luke. „Wenn die Damen mir an Bord der Byzanz folgen würde...“
Rima nickte und die vier stiegen hinter dem Kapitän die Rampe hinauf und in das Innere des Schiffes.
Kaum waren sie innerhalb der dicken Stahlwände, als das hektische Getöse der Raumhafen-Akustik verstummte und von einem leiseren, gemächlicheren, Miteinander diverser Geräusche abgelöst wurde. Irgendwo redete jemand, jemand anderes schien zu bohren.
In den folgenden drei Stunden besichtigte die kleine Gruppe jeden Winkel des Schiffes, Fragen stellend, Leute kennen lernend und Kommante hörend.
Als sie wieder am Ausgang des Schiffes waren, dunkelte es draußen bereits. Anita reichte Lana ihr Datapad. Sie war mit dem Zustand des Schiffes zufrieden, es hätte schlimmer sein können. Die Crew wirkte kompetent und das ganze Schiff brauchte hauptsächlich Wartung, Reinigung, eine Inspektion und neue Farbe.
Lana gab die immensen Kosten eines solchen Schiffes zu Bedenken und Joanna war zu überwältigt, um wirklich schwerwiegende Pro- oder Contra-Punkte aufzulisten.
So blieb es an Rima hängen, zu entscheiden. Sie musterte erst noch einmal ihre Vertrauten, dann sah sie Kapitän Patrick O’Donnel lange Zeit an.
Er wirkte zum ersten Mal unsicher, beinahe ängstlich, als er da der Dinge harrte, die noch kommen mochten.
„Patrick O’Donnel. Ich habe meine Entscheidung getroffen und will sie nicht länger auf die Folter spannen. Ich stelle sie ein. Als Leutnant. Ihre Crew dementsprechend angepasst. Wir können morgen alles vertragliche reden.“
Der ältere Mann musterte sie mit einem deutlich dankbaren Blick „Ma’am, ich schulde ihnen einen gewaltigen Gefallen.“
Die Söldnerchefin seufzte. „Einen Teil können sie abgelten, wenn sie uns jetzt wieder in unsere Kaserne fahren würden. Ich werde noch die Kontrakt-Anzeigen durchstöbern, wir wollen ja nicht auf dem Trockenen sitzen und ihr Schiff kostet mich ab morgen eine Stange Geld.“
In der Besprechung später am Tage, blickte Rima auf ein duzend neue Leute herab, die sich etwas abseits der alten Truppe hielten. Die Schiffsbesatzung war nicht vollständig erschienen, sechs von ihnen waren noch auf der Byzanz und verrichteten dort notwendige Dinge. Noch waren diese Leute nicht integriert, aber das alles würde sich bald ändern, hoffte die Chefin, als sie sich räusperte, um die Aufmerksamkeit der Leute zu wecken.
„Dragonclaws! Ruhe!“ Die vereinzelten Gespräche im Raum verstummten und die Blicke wanderten zu Rima, die vorne stand, einen Stoß Papiere auf einem schäbigen Rednerpult. Aufgrund der Hitze im Raum hatte sie die Feldbluse, die sie trug, halb offen stehen, ihr Haar war zu einem Zopf gebunden und ihre Augen zeigten deutlichen Stolz.
„In den paar Tagen, die wir hier waren, ist einiges geschehen.“
„Ja, Treice hat Sackratten gehabt!“, warf Jerry grinsend ein. Alle Anwesenden der alten Kerntruppe lachten, die Sache lag zwei Tage zurück und kam von einem Bordellbesuch des jungen Mechpiloten.
Rima räusperte sich grinsend. „Ja, das auch. Aber es gibt auch weitaus erfreulichere Nachrichten.“ Treice verpasste Jerry in dem Augenblick eine Ohrfeige und wieder schwoll das Gelächter an. Nach einigen Augenblicken, hatte Rima wieder genug Ruhe, um weiterzumachen. „Ich setz euch gleich auseinander.“, meinte sie grinsend, wohl wissend, dass die beiden auf eine verdrehte Art gut befreundet waren. „Zu erst einmal haben wir ein Landungsschiff für unsere Einheit gewonnen. Ihr habt die Neuen ja sicher bemerkt, sie sind jetzt Teil der Dragonclaws, also behandelt sie auch so.“
Es wurde genickt, aber die Mechkriegerin hatte den Verdacht, dass die Neuen noch eine deftige Taufe erleben würden, irgendeinen Spaß, um sie ‚Willkommen’ zu heißen.
„Fortan ist also die Byzanz unsere fliegende Basis. Platz genug haben wir dort sicher.“, fuhr sie fort. „Außerdem haben wir unsere Schäden behoben, unser Ersatzteillager aufgefrischt, unsere Vorräte erneuert und dabei sogar noch genug Gewinn gemacht, dass ihr eine Prämie abbekommt.“
Es gab Jubel, Erleichterung. Rima gönnte ihnen dieses kostbare Gefühl. Das Gefühl der Sicherheit. Die Einheit lebte, überlebte und war noch ein sicheres Zuhause.
„Ich habe sogar noch etwas viel Besseres für euch.“, warf die junge Kommandantin in den Raum. „Einen Kontrakt.“
Schlagartig wurde es still, eine Stille, die mit Informationen gefüttert werden sollte.
„Es geht wieder in die Randwelten. Haus Marik sucht Söldner, die einen Planeten befrieden, der sich als etwas abtrünnig erwiesen hat. Die Bezahlung ist verdammt gut, das Bergerecht auch. Aber es wird verdammt blutig. Nicht so ein Kinderspiel, wie die Piratenjagd.“
Immer noch Stille. Wenn Rima von Blut sprach, dann ging es meistens verdammt eklig zu und keiner hatte wirklich Lust, in einem schwarzen Plastiksack zurückzukommen.
„Wir fliegen in zwei Wochen los, bringt euch und eure Maschinen bis dahin auf Vordermann! Nähere Einsatzbriefings folgen, sobald ich nähere Informationen erhalten habe. Wir sind wieder im Krieg, Leute!“
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09.05.2004 17:40 |
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