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Zum Ende der Seite springen Chevaliers III. Season Storythread
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Andai Pryde Andai Pryde ist männlich
Colonel


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Eine Kaserne nahe Royal Port, Arc Royal,
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
4.Juli 3065


Erleichterung, Freude, Spaß, Frustration, Angst und auch Unsicherheit, dies alles waren Begriffe, die nur zu gut auf die letzten Wochen zutrafen.
Den letzten Wochen seit ihrem Abflug von Bryant.
Etwas über einen Monat war das jetzt her und der Flug war straff durch die Lyranische Allianz gegangen.
Zeit in der man sich hatte erholen können und doch stand Sarah Slibowitz hier vor einer Stuka im Hangar der Chevaliers und hing ihren Gedanken nach.
Mittlerweile hielt die allgemeine Routine wieder Einzug in die Truppe und man begann sich von den Verlusten auf Bryant zu erholen.
Bryant hatte sie alle verändert, die einen mehr die anderen weniger und einige zum schlechteren.
Manchmal schien es Sarah als hätte es die Fallen Angels am härtesten getroffen.
Sandrina schien ernster zu sein, der nahende Verlust einer Staffelkameradin schien sie nachdenklicher gestimmt zu haben und auch Dante hatte einiges von seinem spritzigen Charme eingebüsst.
Er gab sich zwar alle Mühe, aber man merkte es ihm an.
Dann war da noch Christine.
Seit ihrem Unfall war sie ruhiger und in sich gekehrter.
Sie redete wenig, es sei denn es war nötig, stürzte sich in Verwaltungsarbeit und ging den meisten Chevaliers aus dem Weg.
Ganz besonders auffällig war, dass sie weder nach ihrer Maschine gesehen hatte, noch einen Simulator in der Zeit bestiegen hatte.
Zweifelte sie an ihren Fähigkeiten oder hatte sie einfach nur Angst?
Sarah selbst konnte es sich nicht beantworten, Fakt war, dass sowohl Christine eine zu gute Pilotin war, als auch die Maschine soweit in Ordnung war.
Also was war passiert.
Die Frage der Stunde.
Sanft strich sie über die frisch gestrichene Seite des Jagdbomber vor ihr.
Das Metall war kalt und glatt.
Aber dennoch strahlte es eine gewisse Beruhigung aus.
Sarah seufzte und drehte sich um.
Der Hangar lag ruhig dar, was erstaunlich war, aber mittlerweile waren die Mechs und auch die Jäger wieder repariert, frisch gestrichen und bereit für den nächsten Einsatz.
Sogar der Tai Sho war soweit wieder fertig.
Die letzten Tage hatte er in einem nahen Mechhangar der Kell Hounds verbracht und verfügte jetzt anstatt der beiden C3 Computer über vier mittelschwere Impulslaser, eine weise Entscheidung, soweit es Sarahs Meinung betraf.
Wieder seufzte sie und blickte durch das offene Hangartor auf die Chevaliers, die gerade wie treue Hunde dem Major bei seiner morgendlichen Laufübung folgten.
Persönliche Fitness Tests hatte er sie genannt und war dabei auf eine nahezu diabolische Art von seinen Offizieren unterstützt worden.
Sogar Decius hatte zugestimmt, was Sarah irgendwie verärgerte, aber nur leicht.
Sie warf einen Blick auf ihr Chrono und grinste ihrerseits diabolisch. Er würde jetzt mit seinen Aufgaben fertig sein und kurz Pause machen, Zeit genug ihm ihre Art des persönlichen Fitnesstests vorzuführen.

Landungsschiff Crying Freedom, angedockt an dem Sprungschiff Pearl
Auf dem Weg nach Arc Royal


Der Tumult hielt an.
Schlag um Schlag ging er weiter und er entbehrte trotz seiner Brutalität keiner Komik.
Soweit Towai das mitbekommen hatte, handelte es sich bei den beiden Raufbolden um die neuen Mechkrieger Brennstein und Bauer.
Natürlich hatte ihr kränkliches Ego und ihr glaube an falsche Loyalität und inkompetente Herrscher sie sich aufeinander stürzen lassen.
Angefangen hatte das Ganze mit der Bezeichnung Victor Steiner-Davions als kleinen, verkrüppelten Wurm und war bis zu der Erwiderung, dass Katrina Steiner-Davion nichts weiter, als eine gutaussehende Nutte wäre, die die Berufung verfehlt hatte.
Amüsant, definitiv und To Wai ertappte sich bei dem Gedanken daran. Ja sie wäre bestimmt eine Erfahrung wert.
Eine laute Stimme hallte durch den kleinen Hangar und Nigel Martyn, der Kapitän der Freedom kam hereingeschwebt und bemühte sich um Gehör.
Doch die beiden Raufbolde hörten nicht.
In einander verhakt wie zwei Wollknäuele trudelten sie langsam rotierend durch den Raum und schafften es irgendwie nirgendwo hängen zu bleiben.
Martyn nickte den beiden Männern zu, die in begleiteten und die beiden schwebten auf die Streithähne zu.
Das Wollknäuel schien sich zu vermehren, doch dann gewannen die beiden die Oberhand und schafften es die unerfahrenen Mechkrieger zu trennen.
Gift und Galle, ja so würde er die beiden nennen, das war passend.
Schade war es nur, dass er nicht eingreifen konnte, es wäre bestimmt eine Erfahrung wert sich mit den beiden Mechjockeys zu messen.
Aber dafür war keine Zeit, zumindest noch nicht, vielleicht würde er irgendwann das Vergnügen haben, irgendwann und dann würde er sein Gegenüber höchstwahrscheinlich töten, aber nicht heute und auch nicht morgen.
Irgendwann einmal.


Arc Royal, Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz

„Verdammt Snap, das ist jetzt das dritte Mal diese Woche.“
„Sarge, ich hab´ mich nur verteidigt!“
„Verteidigt? So nennt man das heute also? Sie haben einen Vorgesetzten Offizier niedergeschlagen und ihm sowohl Nase als auch einen Arm gebrochen, ganz ehrlich ich denke nicht, dass er ihnen so überlegen war Snap.“
Sergeant Marc Willens seufzte und musterte den ihm gegenüberstehenden Mann.
Das feuerrote Haar hing wild ins Gesicht und hob die blasse Haut noch hervor.
Ein leichtes Grinsen umspielte die Lippen des schlank gebauten Mannes.
„Sarge, den Arm hat der Kerl selbst zu verschulden.“
„So kann man es auch sehen, dennoch geht so was nicht. Egal wer angefangen hat und wer schuld an was hat oder nicht.“
Er machte eine kurze Pause und holte einen Stapel Akten hervor.
„Ich habe erreicht, dass ihnen kein Verfahren deswegen gemacht wird. Dennoch wird ihnen das Ergebnis nicht gefallen.“
Immer noch grinste der Mann leicht und Willens kam nicht umhin ihn zu bewundern, was auch geschah Frederick „Snap“ Pwoels hatte stets einen flotten Spruch oder ein keckes Grinsen parat, aber dieses Mal würde es ihm vergehen, wenn es auch schade darum war.
Er öffnete den Aktenordner vor sich und las laut vor:
„Mit sofortiger Wirkung wird Lieutenant Frederick „Snap“ Pwoels sein Offizierspatent aberkannt, ebenso das Recht weiterhin Dienst bei den Kell Hounds zu führen. Da die Maschine das privateigentum des Piloten ist, darf er sie mitnehmen. Lieutenant Pwoels wird mit sofortiger Wirkung aus den Diensten der Kell Hounds entlassen. Gezeichnet Allard, Kommandeur.“
Als er wieder aufblickte entdeckte Sergeant Willens dass auch ein sonnenfremder Mensch noch blasser werden konnte.
„Sarge? Da...das kann nicht sein, i...ich.“
„Halten sie die Klappe Snap. Ich habe meine Beziehungen spielen lassen: Diese Entlassung ist nicht für immer, sie können zurückkommen, werden aber bis dahin woanders Dienst tun. Sofern er es will, werden sie zu Major Germaine Dantons Chevaliers versetzt, um dort die Jägerstaffel zu komplettieren. Sehen sie dies als letzte Chance Snap und jetzt weggetreten, vergessen sie nicht ihre Uniform abzugeben!“
„Aye,Aye Sir.“
Ohne ein weiteres Wort drehte der Pilot um und stürzte förmlich aus dem Raum.
Schade war es schon, aber es ging nicht anders und würde ihm vielleicht gut tun.

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09.02.2006 21:07 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
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Von Casper:

Eine Kaserne nahe Royal Port, Arc Royal,
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
4.Juli 3065

Rebecca zweifelte daran, dass diese Laufrunden auf dem Kasernengelände ihrer Fitness zuträglich sein würden. Ihr morgendliches Trainingsprogramm entsprach eigentlich anderen Maßstäben, aber wenn es dazu diente die Mechkompanie auf Vordermann zu bringen, sollte es ihr nur recht sein. Weder Private First Class Marvin noch Corporal Damien legten, was das Training anging, einen sonderlichen Eifer an den Tag. Durch den Einfall des Majors seine persönliche Fitness zu verbessern, waren sie nun praktisch zum Training gezwungen. Wieder so eine Angewohnheit der Freigeburten: Was der Kommandant tat, machten alle anderen nach, denn es galt Beziehungen aufzubauen. Was immer das heißen mochte.

Dennoch musste sie zugeben, dass es keine unangenehme Aufgabe war hinter Coporal Damien herzulaufen. Die Freigeburt konnte sich durchaus sehen lassen. Gerne hätte sie sich noch einige Male mit ihm gepaart, war er doch auf diesem Gebiet ein nahezu ebenbürtiger Gegner. Aber diesen Ärger, den einem jedes bisschen Freude hier in der Inneren Sphäre kostete, war die Sache nicht wert. Da war doch tatsächlich ein paar Tage nach der Feier auf dem Landungsschiff die so genannte Freundin von Corporal Damien bei ihr im Quartier aufgetaucht und hatte sie zur Rede stellen wollte.

***

Ihre Gedanken schweiften wieder zu dem Gespräch zurück. Rebecca hatte gar nicht gewusst worum es ging. Die Sache war ein Test gewesen, wie alles andere auch, doch diese Frau führte sich auf, als wäre Damien ihr Besitz. Ein Wort hatte schließlich das andere gegeben und eine saubere linke Gerade von Rebecca hatte das Gespräch beendet. War für Rebecca die Geschichte an dieser Stelle erledigt gewesen, so hatte Lieutenant Wolf die Sache einmal mehr anders gesehen. Irgendwie war etwas zu ihm durchgedrungen und er hatte Rebecca in sein Büro bestellt. Den Kopf in die Hände gestützt hatte er Rebecca hinter seinem Schreibtisch sitzend erwartet. Er hatte müde und abgespannt gewirkt. Rebecca hatte vermutet, dass die Neustrukturierung der Mechkompanie ihm größere Probleme bereitete als erwartet. Von allen Lanzenführern hatte er Vorschläge eingeholt und musste sie nun mit seinen und den Vorstellungen des Majors in Einklang bringen. Der Anblick von Rebecca hatte Wolf jedoch veranlasst wieder in seine gewohnt ablehnende Haltung zu verfallen. So war es zumindest Rebecca erschienen.

„Lieutenant Rebecca, was haben sie sich dabei gedacht?“, seine Stimme hatte noch nicht den gewohnt scharfen Klang angenommen, den man von ihm kannte.

Rebecca war jedoch auf der Hut gewesen: „Habe ich mir bei was gedacht, Sir?“

„Mir liegt eine inoffizielle Beschwerde über sie vor. Sie haben ein Mitglied des Tech-Teams bewusstlos geschlagen.“ Wolfs Stimme hatte an Lautstärke gewonnen und war Rebecca nun auch deutlich bekannter vorgekommen. „Lieutenant, sie wissen genau, dass bei den Chevaliers Gewalt gegenüber Befehlsempfängern und Zivilisten als disziplinarische Maßnahme nicht geduldet werden!“

„Sir, ich… .“, Rebecca war gar nicht dazu gekommen den Satz zu beenden, denn jetzt war Wolf in Fahrt:

„Richtig Lieutenant, es war ja gar keine disziplinarische Maßnahme, sie haben sie vielmehr auf Grund einer privaten Nichtigkeit niedergeschlagen.“

„Sir, ich hatte nicht den Eindruck, dass es sich für sie um eine Nichtigkeit handelte, sonst hätte sie mich wohl kaum als Kansiterbrut, sondern als Second Lieutenant angesprochen.“

Daraufhin war Wolf explodiert!

***

Auch drei Wochen später schoss Rebecca noch die Zornesröte in s Gesicht, wenn sie an diese Bezeichnung Kansiterbrut dachte. Wäre Corporal Damiens so genannte Freundin hier gewesen, Rebecca hätte ihr erneut eine Linke mitgegeben. Sie hätte auch billigend in Kauf genommen von Lieutenant Wolf erneut zum Putzen des Sanitärtrakts der Techs verdonnert zu werden. Eine Anweisung, die das Verhältnis zwischen Lieutenant Wolf und Rebecca nicht verbessert hatte. Irgendwann würde sich auch der Lieutenant in einem Kreis der Gleichen wieder finden, dessen war sich Rebecca sicher.

Ihr Blick streifte weiter über die laufenden Chevaliers. Neben den Mitgliedern ihrer eigenen Lanze liefen der Major und der Master-Sergeant, die Reste der Kommandolanze. Die Schlaglanze mit dem Lieutenant, Coporal Eric, Private Karel und den vier Elementaren hatte vergleichsweise wenig Ausfälle zu beklagen. Hart getroffen hatte es dagegen die Hetzlanze. Am Lauf nahmen nur die Sereganten Jara und Miko teil. Lange hatten die Offiziere der Mechkompanie beraten, wem der beiden die Führung der Lanze zufallen sollte. Schließlich hatte der indirekte Verzicht von Sergeant Miko die Frage beantwortet. Für Rebecca wieder ein Beispiel wohin die verweichlichten Sitten der Inneren Sphäre führten. Dass jemand sein persönliches Schicksal so sehr mit einer Beziehung verknüpfte, war ihr völlig unklar. Sergeant Jara schien ihre neue Aufgabe dagegen zu beflügeln. Sie sah so entspannt und durchtrainiert aus, wie Rebecca sie noch nie gesehen hatte.

Während sie über das Rollfeld der Kaserne liefen fiel Rebeccas Blick auf den Hangar der Luft-Raumjäger Staffel. Auch sie hatte es auf Bryant hart getroffen. Der Abschuss der Kommandantin konnte am Selbstbewusstsein der Staffel nagen, auch wenn er so glimpflich abgelaufen war. Durch das offene Hangartor sah Rebecca Lieutenat Sarah, die an einem der Jäger stand. Rebecca hatte beobachtet wie sie mehr und mehr Verantwortung und vor allem Verwaltungsaufgaben auf sich nahm um Captain Christine die Rückkehr in ihr Cockpit zu erleichtern.

Der tägliche Irrsinn mit den Verwaltungsvorschriften der Inneren Sphäre raubten Rebecca oft genug die Nerven. Täglich musste sie sich dazu zwingen diese Arbeit zuerst zu erledigen, denn wenn sie sich einmal in den Simulator gesetzt hatte und begann ihre Lanze zu schleifen, dann war der Tag so gut wie gelaufen. Wenn sie also heute Zeit im Simulator verbringen wollte, dann tat sie gut daran ein wenig schneller zu laufen. Mit einem diabolischen Grinsen setzte sie sich an die Spitze der Gruppe und beschleunigte das Tempo erheblich.

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13.02.2006 01:06 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
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Von ironheart:

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4.Juli 3065

Corporal Maareike Koopmans atmete heftig und schwer in ihrer wuchtigen Elementarrüstung. Sie konzentrierte sich auf die Anzeigen ihrer Kampfrüstung, überprüfte noch einmal die Waffeneinstellung und machte sich bereit zum Sprung. Auf der anderen Seite der Mauer, vor der sie im Augenblick stand, wartete der Feind auf sie und ihre Aufgabe war es ihn zu vernichten.

Sie sammelte ihre Konzentration, begann zu rennen und zündete die Sprungdüsen kurz vor der Mauer. Auf fauchenden Düsen schwebte sie über die massive Mauer und scannte noch im Sprung die Umgebung auf der anderen Seite. Linkerhand war eine etwas niedrigere Mauer, dahinter kam ein zweigeschossiges Haus. Eine Breite Strasse befand sich in der Mitte und auf der rechten Seite war ein weiteres zweigeschossiges Haus zu sehen. Dann, wie aus dem Nichts jagte ein rubinroter Laserstrahl von der Mauer auf der linken Seite auf sie zu. Maareike wich dem Schuss mit einer Körperdrehung aus, visierte mit ihrem Laser auf den Angreifer und pulversierte in mit einem gezielten Schuss. Dann jagte sie eine MG-Salve hinterher und zerfetzte zwei weitere Gegner, bevor diese sie mit ihrem Schweren MG erwischen konnten. Als sie auf der Straße landete, sah sie auf der rechten Seite eine Bewegung aus dem zweiten Geschoss des Gebäudes. Ihr Blick erkannte sofort einen Gewehrlauf und sie lenkte ihr MG-Feuer mit einer flüssigen Bewegung an die Stelle. Das halbgeöffnete Fenster explodierte in einem Splitterregen aus Glas, Holz und Gestein.
Doch Maareike konnte sich auf ihrem Treffer nicht lange ausruhen. Von links schoss ein gepanzertes Fahrzeug hinter dem zweigeschossigen Gebäude hervor und blieb auf der Kreuzung stehen. Sofort begann Maareike sich zu bewegen und das keine Sekunde zu früh wie sich zeigte. Zwei KSR-Raketen schossen aus der Lafette auf dem Turm des Fahrzeugs auf sie zu und detonierten hinter ihr, da sie sich bereits auf das Gefährt hinzubewegte. Im Laufen machte sie ihre eigenen KSR´s scharf und schickte sie auf den Weg, kurz bevor sie wieder die Sprungdüsen aktvierte. Während sie sich wieder in die Luft erhob, sah sie die beiden Raketen mit einer Korkenzieherbahn auf das Fahrzeug hinzu preschen. Jetzt schlugen von links und von rechts aus den beiden Gebäuden MG-Salven und Laserschüsse auf sie zu. Doch sie beachtete sie zunächst nicht weiter obwohl sie spürte, dass einige Geschosse in ihre Panzerung schlugen. Doch sie unterdrückte den Impuls zurückzufeuern und konzentrierte sich auf den vermeintlich stärkeren Gegner – das Panzerfahrzeug – und steuerte direkt auf dessen Rumpf zu.
Als sie sicher war, dass sie genau auf dessen Heck landen würde, richtete sie schliesslich doch ihre MG im rechten Arm auf eines der Gebäude. Dass ihre Salve noch ein paar Gegner ausschaltete, nahm sie nicht weiter wahr. Mit einem harten Klonk landete sie auf dem Metall und grub sofort ihren Metallklaue in die Panzerung. Mit einer flüssigen Bewegung riss sie die Panzerplatte an der Stelle herab, wo die Munition der KSR-Lafette eingelagert war. Dann steckte sie den linken Arm in die Bresche und feuerte ihren Laser ab. Ohne auf die Kettenreaktion zu warten, stieg sie von dem Heck des Fahrzeugs mit einem weiteren Sprung hoch und landete in sicherer Entfernung während das Fahrzeug hinter in Stücke gerissen wurde. Sie sah nicht, wie der Geschützturm emporgerissen wurde und der Wagen in einer Detonation unterging. Denn jetzt galt ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gebäude, aus dem sie eben im Sprung unter Feuer genommen worden war. Es dauerte nicht lange, dann war das Gegenfeuer erstummt und stattdessen loderte Feuer aus mehreren Fenstern.

Die Waffen links und rechs schwenkend bewegte sich Maareike über die Strasse und spürte, wie ihr das Blut durch die Adern pochte. Die Ohren klingelten ihr vor Aufregung, so dass sie die Sirene erst nach einiger Zeit wahrnahm.
Sie atmete tief ein paar Mal ein und aus und bewegte sich dann im leichten Galopp an den Ursprung ihres Einsatzes zurück.
Die Übung war vorüber und sie hatte sie gemeistert. Doch Maareike freute sich nicht, auch nicht als sie erkannte, dass sie die meisten der gegnerischen Attrappen in Stücke gerissen hatte. Sie hatte sich ein paar Schüsse eingefangen und damit die Aufgabe nicht zu 100% erfüllt. Und da sie nicht wusste, wie die anderen abgeschnitten hatten, würde sie sich erst freuen, wenn sie von Sergeant Rowan nicht komplett runter gemacht werden würde.
Als sie den Startpunkt erreicht hatte, überfiel sie für einen kurzen Augenblick die Übermüdung der letzten Wochen. Seit sie vor über 6 Wochen von Bryant aufgebrochen waren, waren sie von Rowan und den anderen 3 Elementaren gnadenlos getrimmt worden. Vierzig Chevaliers hatten sich um die fünf freien Stellen bei den Elementaren beworben, jetzt waren nur noch zehn übrig. Einer würde den Kampfpanzer von Philipp Geisterbär erhalten, vier weitere würden die noch freien Purifier Kampfanzüge erhalten. Und diejenigen, die jetzt noch übrig waren, gaben ihr Bestes. Unter diesen waren zu Maareikes Leidwesen genug gute Konkurrenten, zuallererst die Big Bad Boys Gustav Brauer, Hasheem El-Hawary, Jon „Fully“ Elovson und Tipene Tohunga. Aber auch Sean Williams, ein früherer Pionier; Angela Grounvould, eine wuchtige Infanteristin aus dem ersten Platoon und Carrie Callahan, eine der Kandidatinnen, die früher zu den Kommandos gehört hatte. Dazu kamen noch Zero und Bob aus Van Roose Platoon, die ja auch schon einen ersten Kurs mit den Kampfanzügen auf dem Weg nach Bryant hinter sich gebracht hatten. Vor allem Bob hatte sich von seinem damaligen Aussetzer gut erholt und gehörte mittlerweile zu einem aussichtsreichen Kadetten.
Der Auswahlprozess war mörderisch gewesen, im wahrsten Sinne des Wortes. Einer der Elementar-Kadetten, wie die Gruppe bereits jetzt genannt wurde, befand sich immer noch im Lazarett. Die ehemaligen Geisterbären duldeten keine Fehler und vor allem Norton schikanierte sie wo er nur konnte. Doch Maareike wusste besser als alle anderen, das diese Auslese bitter nötig war. Ein Gefechtsanzug war in vielerlei Hinsicht mindestens genauso schwer zu bedienen wie ein Mech. Und keiner von Ihnen konnte sich auch nur annähern mit den Elementaren messen. Doch überleben konnten sie in einem Gefecht nur, wenn sie ihren Anzug perfekt beherrschten UND in einem Team arbeiteten.
Doch Maareike spürte, nein, sie wusste, dass sie es schaffen würde. Sie würde einen dieser Kampfanzüge ergattern, am besten den Clanneranzug. Sie MUSSTE es einfach schaffen. Denn was sonst sollte ihr bestimmt sein. Diese Elementare waren ihr Schicksal, ihre Zukunft, ihre Bestimmung. Und um die zu erreichen würde sie bis zu ihren Grenzen, geistig und körperlich, gehen. Und wenn es sein musste auch darüber hinaus. Die Frage war nur, wie viel sie zu opfern bereit sein würde?

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13.02.2006 01:08 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
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5.Juli 3065


Mit einer Urgewalt hämmerten der Alphaschlag des Dire Wolfs auf die Panzerung von Rebeccas Warhammer IIC ein. Obwohl Sie Deckung in einem kümmerlichen Pinienhain gesucht hatte brannte die extremreichweiten PPK nahezu die komplette verbliebene Panzerung von der rechten Flanke ihrer Maschine. Vier mittelschwere Pulse-Laser setzten nach und zogen Schneisen der Verwüstung über Arme und Beine des Warhammers. Am linken Bein lagen bereits die Myomerbündel frei und boten ein hervorragendes Ziel.

Doch damit nicht genug. Nahezu ein dutzend Raketen rissen weitere Panzerplatten von Rebeccas Maschine. Auch im linken Arm zeigten sich nun große Löcher zwischen den Panzerplatten. Den Schlusspunkt setzten dann noch vier Raketen aus der Kurzstreckenlafette der gewaltigen Clanmaschine. Doch auch wenn diese nur vergleichsweise wenig Schaden anrichteten, schlug eine genau in die Bresche im linken Bein. Dort traf sie auf das verstärkte Hüftgelenk des Warhammers. Die Explosion der Rakete riss das Gelenk in Stücke, das Bein löste sich vom Rest der Maschine und stürzte in Zeitlupe zu Boden.

Mit einem akrobatischen Manöver gelang es Rebecca die Maschine kurzfristig aufrecht zu halten und zurückzuschlagen. Die beiden Extremreichweiten PPKs schossen azurblau aus den Läufen und trafen sich im Torso des Dire Wolfs. Sturzbäche von Panzerung flossen auf den staubigen Boden und das Herz der generischen Maschine wurde sichtbar. Rebecca wollte mit ihren mittelschweren Pulse-Lasern nachsetzen, doch das abgerissene Bein wurde ihr zum Verhängnis. Zwar trafen zwei ihrer Laser im Fallen die generische Maschine, den Torso der Machine verfehlten sie jedoch. Während sie stürzte nahm Rebecca aus den Augenwinkeln war, wie der Tempest von Sergeant Thomas und der Marodeur von Corporal Damien durch ein kleines Tal an der rechten Flanke aufrückten. Ein einzelner Schuss aus Sergeant Thomas Gausskanone zerschmolz die Reaktorabschirmung des Dire Wolfs und der Mech verging in einem spektakulären Feuerball.

Rebecca blieb keine Zeit sich an diesem Anblick zu erfreuen. Hart stürzte sie zu Boden. Sie schmeckte Blut, konnte jedoch nicht zuordnen ob sie sich beim Sturz auf die Zunge gebissen hatte, oder ob die Wut über diesen Erschlichenen Abschuss von Sergeant Thomas sie dazu gebracht hatte zu fest mit den Zähnen zu knirschen. Mühsam rappelte Rebecca sich wieder auf. Als sie endlich unsicher auf dem verbliebenen Bein kniete, erstarrte sie.

Vor ihr ragte ein nahezu unversehrter Timber Wolf auf. Bereit ihr den Fangschuss zu geben. Kurz zuckten Gedanken an das vorangegangene Gefecht in ihr auf. Die Plänkelei in den Wäldern mit den beiden Wolfhound IIC, die ihnen hinterhältig aufgelauert hatten. Gemeinsam mit dem Toyama von Private First Class Marvin war es ihr gelungen sie auszuschalten, während Sergeant Thomas und Corporal Damien die Gegner auf der anderen Seite einer Bergflanke umgingen. Das plötzliche Auftauchen des Dire Wolfs hinter einem Abhang, flammte wieder in ihrem Kopf auf. Der harte Kampf den PFC Marvin und sie sich mit dem Dire Wolf geliefert hatten und der niederträchtige Abschuss, den sich Sergeant Thomas erschlichen hatte durchzuckte sie erneut wie ein Blitz.

Dann ließ der Alphaschlag des Timber Wolfs alles schwarz werden. Hilflos mussten Rebeccas Lanzenkameraden mit ansehen, wie sich der erste Extremreichweiten-Laser der feindlichen Machine tief in den Torso des Warhammers bohrte und die Reaktorabschirmung beschädigte. Der zweite Extremreichweiten-Laser setzte nach und zerstörte die Abschirmung völlig. Rebecca hatte keine Chance.

Ausser sich vor Wut setzte PFC Mayham in seinem Toyama nach. Doch sowohl Autokanone, wie auch der schwere Laser und die Raketensalve verfehlten ihr Ziel. Im Gegenzug deckte der Tundra Wolf den Mech von PFC Mayham mit Feuer ein. Deutlich besser platziertes Feuer, wie die Schadensanzeigen des Toyamas zeigten. Der Strahl des ersten Lasers schlug eine Bresche in den Torso. Der zweite schwere Laser zog eine Bahn der Verwüstung über den rechten Arm des Toyamas, die mittelschweren Laser zogen eine diagonale Spur über die Beine der Maschine. Zu allem Überfluss setzte einer der mittelschwere Laser noch das Wäldchen in Brand und eine Hitzewelle brandete über PFC Mayham herein.

Emotionslos kam Fokkers Stimme über den Com-Kanal: „Rhodos, rücken sie vor bis in den Sichtschatten des kleinen Hügels auf Elfhundert. Wir rollen den Gegner von der Seite auf. Sniper, aufschließen.“

Während des Vorstoßes musste Mayham noch einige schwere Treffer einstecken, die ihn seine Autokanone und einen Teil seiner Reaktorabschirmung kosteten. Seinerseits gelang es ihm eine gut platzierte Salve aus seiner Langstreckenlafette anzubringen. Gemeinsam mit den Treffern des schweren Pulse-Lasers des Marodeurs und der Gauskanone des Tempest erzeugte sorgte sie für einen erheblichen Panzerungsverlust bei der gegnerischen Maschine. Doch eine Bresche war noch nicht zu erkennen.

„In Zangenbewegung vorrücken. Rhodos, sie kommen von rechts, Sniper und ich links.“, die Stimme von Fokker blieb absolut kalt, obwohl auch ihm klar sein musste, dass er den schwer angeschlagenen Toyama damit der Vernichtung preisgab.

Mit Hilfe seiner Sprungdüsen reagierte der Timber Wolf auf das Manöver seiner Gegner und brachte sich in optimale Schlagdistanz zur Maschine von PFC Mayham. Die stark rauchenden Trümmer des Warhammers und der brennende Pinienhain verhinderten, dass er in das Feuer der beiden anderen Gegner geriet. Auch wenn PFC Mayham den Angriff mit Hilfe seiner schweren Laser verhindern wollte, so blieb er chancenlos. Die Energiewaffen seines Gegners schlugen sich wie die Giftzähne einer Schlange durch die Reste seiner Panzerung und weideten die Maschine aus. Es blieb nicht viel mehr als ein rauchender Klumpen Stahl.

In der Zwischenzeit waren Fokker und Mulgrew jedoch durch den dichten Rauch vorgerückt. Die Rauchschwaden immer wieder als Deckung nutzend stießen sie ein ums andere Mal auf den bereits angeschlagenen Timber Wolf ein. Als es Corporal Mulgrew schließlich mit einem Sprung gelang in den Rücken des Gegners zu gelangen, war das Schicksal der schweren Maschine besiegelt.

***

Zischend entwich die Luft aus den Simulatorkapseln und brachte Rebecca zu Besinnung. Wie betäubt hatte sie den Fortgang des Kampfes beobachtet nachdem sie nach ihrem Abschuss selbst zerlegt worden war. Einmal mehr nagte etwas an ihr.

Sie war als erste abgeschossen worden, die einzige Wahrgeborene in einem Verband aus Freigeburten.

Sie war als erste abgeschossen worden, der einzige Offizier in dieser Lanze.

Sie war als erste abgeschossen worden, die Kommandantin.

Viel mehr nagte jedoch an ihr mit welcher Effizienz und welchem Selbstbewusstsein Sergeant Thomas das Kommando über die Lanze übernommen hatte. Dieser Mann war eine Gefahr für sie und ihre Position, auch wenn es sich diesmal bei ihm nur um eine Computersimulation gehandelt hatte, die Sergeant Kleinweich extra programmiert hatte. Bis Sergeant Thomas Fokker auf Arc Royal eintraf, würde es für Lieutenant Rebecca Geisterbär eine Menge zu tun geben.

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23.02.2006 14:43 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
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Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
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„Du bist zu streng mit ihr.“
„Nein. Das ist genau der Ton, den sie braucht. Wenn ich ihr einfach nur etwas erklären würde, wäre das für sie ein Zeichen von Schwäche. In ihrer alten Einheit hätte sie dann sofort versucht, mich um meinen Rang herauszufordern.“
„Das ist aber nicht der Ton, den ich in meiner Truppe haben will.“
„Aber du willst, dass diese Truppe funktioniert. Sie hat sich schon stark verändert. Und ich sehe ihren Willen, sich noch mehr anzupassen. Sie wird noch effektiver, noch tödlicher, und noch besser als Anführer werden, wenn ich jetzt nicht nachlasse.
So wie sie jetzt ist, nichts Halbes und nichts ganzes, kann sie in keinem System leben. Aber wenn dieses Jahr um ist, dann wird sie ein Komet.“
„Du meinst also, damit sie neues lernt, müssen wir sie auf die alte Art anpacken?“
„Anpacken, antreiben, fordern – und das permanent. Ich rede nicht von Erniedrigung. Nicht von Verletzung. Aber das Leben hier in der Einheit muß ich ihr verbal einprügeln. Nur dann bleibt es hängen.“
„Hm, gut. Ich sehe es mir noch einige Zeit an. Weil ich auf dein Urteil vertraue. Und was machen wir mit der anderen?“
„Das ist nicht mein Problem. Und ich glaube, das ist auch gut so.“
„Grins nicht so hämisch.“
„Entschuldige, ist mitleidig besser?“
„Ja, besser.“
**
Germaine Danton besah sich die junge Frau, die vor ihm im Sessel vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. Ihrem Gesichtsausdruck nach wusste sie nicht, warum sie beim Chef antanzen musste, aber sie erwartete sicher nichts Schlimmes.
„Der Grund, warum ich Sie kommen ließ, SeniorTech Simstein…“, begann Germaine und bemerkte zufrieden, wie die Tech leicht die Augen aufriss. Gut, diesen Ton war sie nicht gewohnt, wenn sie beide alleine in einem Raum waren. Der Vorteil des eher familiären Stils, den Germaine pflegte, machte es leicht, die Grenze zu ziehen und Ärger auszudrücken, wenn man vom familiären Ton abwich und militärisch wurde.
„…ist das hier. Ihre Entlassungspapiere und Ihre Abfindung, SeniorTech Simstein.“
Entsetzt starrte sie ihn an. „Ent… Ent… lassungspapiere?“
Ungerührt schob Germaine ihr den dicken Briefumschlag herüber. „Ich habe eine MeisterTech-Abfindung durchgesetzt. Ebenso einen Bonus aufgrund Ihrer hervorragenden Arbeit.“
„Was? Aber… Sir! Major Danton, warum?“
„Mir wurde gemeldet, dass Sie einen Zusammenstoß mit Second Lieutenant Rebecca Geisterbär hatten. Ich finde es sehr bedenklich, wenn zwei Menschen, die täglich zusammen arbeiten müssen, nicht miteinander auskommen. Wobei ich ziemlich schnell herausgefunden habe, von wem der Ärger ausgeht. Die Chevaliers sind eine militärische Einheit. Das letzte was ich gebrauchen kann, sind Grabenkriege!“
Wütend war Germaine aufgesprungen. Er starrte auf die Tech hinab und hatte beide Hände fest auf den Schreibtisch gelegt. „Sie können nicht mit ihr. Also gehen Sie!“
„Aber sie hat mich doch geschlagen! Sie hat mir…“
„Verdammt, Doreen! Sie sind Rebecca so lange auf die Nerven gegangen, bis sie Ihnen eine gescheuert hat! Das war kein militärisches Verhalten, aber Ihres war der Einheit noch weniger angemessen!“
Tränen standen in ihren Augen. Die junge Frau war kurz davor zusammenzubrechen. „Sie… Sie hat doch mit Damien geschlafen, in der Nacht nach ihrer Beförderung! Und sie denkt sich nicht mal was dabei! Ich…“
„Natürlich denkt sie sich nichts dabei! Sie ist eine Clankriegerin! Für sie war das Sex, eine Abart vom Leistungssport! Sie sind doch lange genug dabei um zu wissen, wie die Geisterbären dieses Thema sehen! Sie selbst haben oft genug mit Judith zusammen gearbeitet und kennen die Einstellung der Wahrgeborenen!“
„Ja, schon, aber…“
Germaine setzte sich wieder. „Doreen, nun hör mir mal eine Minute zu. Du hast Mist gebaut, und zwar wirklich großen Mist. Du hast den Dienstweg nicht eingehalten, du hast einen Offizier provoziert und du hast mich enttäuscht.“
Die junge Frau sackte auf ihrem Platz immer mehr in sich zusammen.
„Für Rebecca ist Damien Mulgrew ihr Flügelmann, jemand mit dem sie schon ein halbes Jahr lang zusammen trainiert und kämpft. Jemand, dem sie ihr Leben anvertraut und auf dessen Leben sie achtet.
Bei den Clans gibt es keine natürlichen Geburten, das weißt du. Sex ist bei ihnen nicht mit Liebe verbunden, denn dieses Konzept ist bei ihnen unpopulär. Die Geisterbären bilden da eine gewisse Ausnahme, denn der Clan wurde von einem Ehepaar gegründet.
Aber dennoch, auch wenn sie lieben, würden sie sich sexuell niemals monogam verhalten.
Sie würden mit Kameraden und Freunden weiterhin schlafen, einfach um Sex zu haben.
In ihrer alten Einheit würde sie mit ihren Flügelmann wahrscheinlich regelmäßig Sex haben, weil der Kampf und das gegenseitige Vertrauen eben eine Gemeinsamkeit schafft. Deshalb wäre es aber noch keine Liebe.“
„Aber…“, hauchte SeniorTech Simstein und sah ihn aus verheulten Augen an.
„Doreen, Rebecca und Damien sind Freunde. Sie ist eine Clankriegerin und Sex gehört bei ihnen bei einer guten Freundschaft einfach dazu. Okay, ich gebe zu, Damien hat das Landungsschiff ziemlich hart in der Landebucht aufgesetzt, er hätte es besser wissen müssen.
Aber für sie ist das Thema damit erledigt. Ob sie wieder miteinander schlafen oder nicht steht in der Zukunft und ist nicht alleine von ihr abhängig.“
„Es ist also absolut sinnlos, zu Rebecca zu gehen und ihr Vorhaltungen zu machen, ihr zu drohen. Sie denkt sich einfach nichts dabei. Es war für sie vollkommen normales Verhalten.
Und du hast das gewusst. Trotzdem hast du sie provoziert und dir eine eingefangen.
Anschließend bist du heulend zu Wolf McHarrod gerannt, weil du genau wusstest, dass er sie dafür hart in die Mangel nehmen würde.
Und genau deshalb bin ich wütend auf dich. Ich hätte nie gedacht, dass du so intrigant werden könntest. Als ich dich und deinen Bruder aufgenommen habe, da hoffte ich, euch meine Werte vermitteln zu können. Habe ich mich darin getäuscht? Doreen, habe ich darin versagt?“
„Nein, Sir.“
„Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten.“ Germaine erhob sich, ging zum Getränkeschrank und zog eine Flasche Arc Royal Single Malt hervor. Damit schenkte er zwei Gläser großzügig voll.
Eines stellte er Doreen hin, das andere nahm er selbst.
„Möglichkeit Nummer eins: Du nimmst diesen Umschlag und fliegst deinem Bruder nach. Bis du da bist, habe ich dir eine Techstelle besorgt.
Möglichkeit Nummer zwei: Du scheuerst Damien eine, dass ihm die Plomben rausfliegen, stellst ihn vor die gute alte sie oder ich-Wahl und bleibst in der Einheit.
Außerdem verlange ich nicht mal eine Entschuldigung von dir, weder an Rebecca noch an mich. Wenn du mit ihr weiter arbeitest als wäre nichts geschehen und ihr den Schlag nicht mehr übel nimmst, wird sie das auch nicht. Denn für sie ist nichts geschehen. Hast du das verstanden?“
Doreen Simstein nickte langsam. „Es ist deine Entscheidung.“

Zögernd streckte die junge Tech die Hand aus, griff auf den Schreibtisch und… Ergriff das Glas mit den Whisky. Sie nahm einen kräftigen Schluck, der ihr einen Hustenanfall bescherte, trank danach aber sofort einen weiteren Schluck. Relativ schnell hatte sie ihr Glas geleert.
„Ich werde in der Einheit bleiben, mit Ihrer Erlaubnis, Sir.“
Germaine nickte. „Gute Entscheidung.“ Er langte über den Schreibtisch, nahm das Kuvert an sich und verstaute es in seiner Uniformjacke. „Dann ist unser Gespräch beendet, SeniorTech. Sie haben den Nachmittag, den Abend und den morgigen Vormittag frei. Corporal Mulgrew ebenfalls. Sprechen Sie sich aus. Das ist ein Befehl.“
Doreen setzte das leere Glas ab und stand auf. „Verstanden, Sir.“
Sie verließ den Raum und Germaine seufzte leise. Lieber wollte er versuchen, mit einem Elementare-Anzug von hier bis zum Nadirsprungpunkt zu kommen als noch einmal in ein solches Beziehungskliff hineinzugeraten.
Langsam stand er wieder auf, nahm sein Glas und schüttete den Inhalt zurück in die Flasche. Er hatte noch ein Abendessen, ein sehr wichtiges. Da konnte er sich vorher nicht betrinken.

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Ein neues Abenteuer

Die Bar „Hells & Heaven“
Harlech, Outreach, Chaosmarken
02. Juli 3065

Das Kaminholz knisterte angenehm und die Wärme kroch in Denny´s Glieder. Der feine Whisky, der seine Kehle von innen wärmte tat sein übriges, so dass es Denny eigentlich sehr gut gehen musste. Doch er tat im Augenblick das, was er schon seit Wochen tat: Trübsal blasen. Die Chevaliers waren abgereist und Denny hatte sich Ihnen nicht angeschlossen, obwohl er es hätte tun können. Ja im Grunde hätte er es tun müssen. Doch sein schlechtes Gewissen hatte ihn davon abgehalten. Er konnte einfach keinem Chevalier mehr unter die Augen treten, nicht nach den Ereignissen von Leipzig. Auch wenn sein Offizierspatent im Augenblick nur ruhte, war sich Denny sicher, dass er nie wieder zu den Dantons Chevaliers zurückkehren würde. Und das verstärkte seinen momentanen Kummer. Er war ein Vagabund und fühlte sich nirgendwo zuhause, auch nicht hier auf Outreach in seiner geliebten Bar. Doch er spürte, dass das ein Kapitel war, dass er endgültig hinter sich lassen musste. Doch wie sollte er das machen. Seine beiden Mechs packen und gehen? Nein, das war auch nicht möglich, zumal es seinem alten Teilhaber und Freund Georgie sicher das Herz brechen würde.
Dieser sass neben ihm und grinste ihn schon eine Weile an, so dass Denny etwas hochschreckte als er merkte wie tief er wieder in seinen trübsinnigen Gedanken versunken war. „Was ist los?“
Georgies Lächeln wurde noch breiter. Keine Spur des Vorwurfs oder des Tadels. „Nichts! Ich habe mich nur gefragt, wann du gehen wirst?“ Noch bevor Denny in seiner Überraschung antworten konnte, stand Georgie wieder auf. „Naja, jedenfalls hast du Besuch.“ Damit teilte er den schweren Vorhang, der den Kaminbereich von dem Rest der Bar abschirmte und liess zwei Männer herein.
„Denny, schön dich wiederzusehen“ sagte der erste mit einem breiten Zahnpastawerbungslächeln, der zweite nickte nur kurz. Es waren James Lowcomb und Jimmi Boum, die beiden Mech-Piloten, die er in den unterirdischen Tunneln von Leipzig kennen gelernt hatte und die ihm geholfen hatten, Blakes Wort aufzuhalten.
„James, Jimmi, schön euch beide wieder zu sehen“ gab Denny zurück und zeigte auf die beiden Sessel neben ihm. „Was kann ich für euch tun?“
„Wie kommst du darauf, dass wir etwas von dir wollen? Vielleicht wollten wir dir nur einen Höflichkeitsbesuch abstatten?“
„Nun, ihr habt euch einen ganzen Monat nicht blicken lassen.“
„Wir hatten noch einige geschäftliche Dinge zu erledigen. Aber du hast Recht, es gibt da wirklich etwas, wobei du uns helfen könntest.“ James Lowcomb machte eine kleine Pause und nippte an dem Getränk, das er eben von einem Kellner erhalten hatte. „Wir würden uns freuen, wenn Du uns auf unserem nächsten Trip begleiten würdest.“
Denny blinzelte überrascht. „Ihr wollt was?“ Denny lachte rau auf. „Ihr kennt mich doch gar nicht…“
„Verflucht, Denny, wir haben dich kämpfen gesehen, mir selbst reicht das. Wenn ich meinen Mech nur annähernd so gut führen könnte wie du… Ausserdem brauchen wir deinen militärischen Sachverstand. Wir brauchen deine Kenntnisse und Fähigkeiten als Offizier. Jimmi und ich haben es jeweils nur bis zum Corporal einer Miliz-Einheit gebracht, wir sind nicht gut genug um eine Einheit zu leiten. Das haben wir auf Leipzig schmerzlich erfahren müssen.“
„Und wer sagt euch, das ich darin gut sei?“
„Major Danton!“
Jetzt blinzelte Denny noch etwas verwirrter. „Danton? Danton hat gesagt, dass ich ein guter Offizier sei?“
„Ja, so wie es aussieht, hält er sehr große Stücke auf dich. Er hat klipp und klar gesagt, dass er es bedauert, dass Du die Chevs verlassen hast. Und das dir die Tür immer offen stünde, wenn du dir überlegen würdest zurück zu kehren. Das scheinst du im Augenblick aber nicht vor zu haben, auch wenn ich nicht weiss, wieso. Du wirst aber sicher deine Gründe haben. Wie auch immer, der Verlust der Chevs ist ein Gewinn für uns. Zumal ich gehört habe, dass du noch einen weiteren Mech zur Verfügung hast und Jimmi hier ist gerade entrechtet…“ Lowcomb grinste breit.
Denny spielte mit dem Gedanken, die beiden hochkant rauszuwerfen. Doch dann kam ihm Hanks Vermächtnis in den Sinn. Er sollte eine Einheit im Namen seines besten Freundes gründen. Und wann sollte er das je schaffen, wenn nicht jetzt.
„Du hast von eurem nächsten Trip geredet. Um was geht es?“
Lowcombs Grinsen wurde noch breiter. Anscheinend ahnte er, dass er Denny bereits an der Angel hatte. „Sei mir nicht böse, Denny. Aber von unserem Auftrag erzähle ich dir erst, wenn du zusagst.“
„Vergiss es, du hast mir immer noch nicht gesagt, was ihr auf Leipzig überhaupt getrieben habt und jetzt willst du, das ich mit euch in ein Abenteuer aufbreche, ohne zu wissen um was es überhaupt geht?“ Denny schüttelte den Kopf und trank seinen Whisky aus.
Lowcomb blickte hinüber zu seinem Partner und dann nestelte dann an seinem Jacket herum, nachdem dieser ihm kurz zugenickt hatte. Dann zog er eine kleine Ledertasche heraus und liess sie klimpernd auf den Tisch fallen. Er nickte Denny zu, der den Beutel öffnete und den Inhalt auf den Tisch klimpern liess. Die Edelsteine, Diamanten und Rubine, die auf den Tisch purzelten, entlockten Denny ein leises Pfeifen.
„Und das ist nur der Teil, den wir noch nicht verscherbelt haben“ grinste Lowcomb und sammelte die Steine wieder ein. „Aus Leipzig haben wir einiges an diesem Zeug aus einem hübschen, kleinen Firmensafe bergen können. Die Besitzer dieses kleinen Schatzes waren so freundlich, jung zu sterben und nicht mehr in der Lage zu sein, die lange Zeit verschollene und erst kürzlich wieder entdeckte Erbschaft abzuholen. Über einige dubiose Quellen, die ich natürlich nicht Gedenke preis zu geben, haben wir von diesem Schatz erfahren. Da unsere Quelle die, wie sich ja gezeigt hat, gefahrvolle Bergung nicht selbst übernehmen wollte, hat er uns geschickt. Naja, den Rest kennst du ja…“
„Ihr seid Schatzjäger? So ähnlich wie Snords Irregulars?“
„Naja, nur so ähnlich. Die Snords sind auf der Jagd nach LosTech und ehemaligen Sternenbund-Reliquien. Unser Betätigungsfeld geht noch einen kleinen Schritt weiter. Wir… nun wir helfen einflussreichen Menschen dabei, verlorene Schätze wieder zu finden und zu bergen. Wie du seit Leipzig weißt reden wir hier über ein verteufelt hohes Risiko, aber auch extrem gute Verdienstmöglichkeiten.“
„Und jetzt wollt ihr mich dabei haben, mir aber vorher nicht sagen, um was es geht?“
Lowcomb grinste immer noch. „Nunja, eines der wichtigsten Dinge bei diesen Sachen ist absolute Diskretion. Stell dir vor, wir sagen dir um was es geht und du gehst selbst auf die Reise? Das ist etwas, das weder wir noch unsere Auftraggeber riskieren.“
Denny starrte in die Flammen. Warum sollte er Outreach wieder verlassen? Er hatte eine gut laufende Bar, ein sicheres Leben im Luxus und genug Geld sich damit für den Rest seines Lebens zur Ruhe zu setzen. Und dennoch, er dachte an Hank und sein Vermächtnis. Und er dachte an sein trotz alldem Luxus trostloses Leben, das er im Augenblick führte. Dann, aus einem Impuls raus, traf er seine Entscheidung.
„Gut, ich bin dabei…“
„Yeah…!“ Lowcomb ballte die Faust und auch Jimmi nickte erfreut.
„Aber“ Denny beugte sich vor „ich bestimme den Namen der Einheit, ich führe sie und ich habe das letzte Wort in allen militärischen Fragen, ist das klar?“
„Jawohl, Sir!“ Lowcomb´s Grinsen wurde noch breiter, auch wenn Denny gedacht hatte, dass das gar nicht gehen würde. Dann imitierte er einen militärischen Gruss.
„Gut, das Ganze macht aber nur Sinn, wenn wir noch einen vierten Mann hinzu holen. Habt ihr schon jemanden? Und woher soll eigentlich der Auftrag kommen?“
„Mach dir um den Auftrag keine Gedanken, den haben wir schon in der Tasche. Sorg du nur für den vierten Mann, den Rest sorgen wir.“ Damit verabschiedeten sich die beiden nach ein paar detaillierteren Abstimmungen und liessen Denny mit seinen Gedanken alleine. Und dieser wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Vielleicht ergab sich für ihn ja hier eine Chance wieder ganz von vorne zu beginnen, fernab von seinen Erinnerungen an Ambergrist und Bryant. Er konnte nur hoffen, dass dieses Abenteuer für ihn zur Abwechslung mal positiv ausgehen würde.

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"Das Leben ist das was einem passiert, während man andere Pläne schmiedet." John Lennon

Mitglied der Autorenkooperationen "Dantons Chevaliers" und "Hinter den feindlichen Linien"

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Thorsten Kerensky
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„58 ... 59 ... 60.“ Erschöpft ließ Jara sich nach der letzten Liegestütze zu Boden fallen. Fast zwei Stunden trainierte sie täglich und sie spürte, wie ihr Körper wieder zu seiner alten Form zurückfand. Die lange Zeit der Erschöpfung hatte ihn gezeichnet. Aber jetzt war sie fast wieder so durchtrainiert wie zu ihren besten Zeiten. Kombiniert mit regelmäßigen Mahlzeiten und steigender Stimmung führte das dazu, dass die Blässe aus ihrem Gesicht gewichen war und ihre weiblichen Rundungen wieder deutlich zu sehen waren.
Als sie nun, verschwitzt, ausgelaugt und mit einem halb aufgelösten Zopf, aufstand und in Richtung der Frauen-Dusche ging, drehten sich die Köpfe der Männer zu ihr um und sahen ihr nach. Die Rose der Chevaliers grinste mit einer Selbstsicherheit, die sie im letzten Jahr errungen hatte und genoss die Blicke auf ihrem Rücken.
Arc Royal tat der jungen Frau gut. Nicht nur, dass die Kell Hounds und Exilwölfe genug Ersatzteile für ihren Puma hatten, die jetzt nur noch besorgt werden mussten, Jara hatte außerdem noch Mechpiloten in ihrem Alten gefunden. Zwar war niemand darunter, mit dem sie eine Beziehung aufbauen wollte, aber es gefiel ihr, einfach mal wieder wegzugehen, durch die Kneipen zu ziehen und ungezwungen mit anderen Menschen umgehen zu können.
Erstaunlicherweise waren sogar junge Clankrieger von Zeit zu Zeit in diesen kleinen Grüppchen und einer von ihnen hatte ihr einen Test der besonderen Art angeboten.
Jara musste noch immer schmunzeln, als sie daran dachte und bis heute war sie sich nicht sicher, wie ernst der junge Wolf es gemeint hatte.
Leider war Miko nicht zu überreden, sie auf einer dieser Touren zu begleiten und einen Befehl von Danton zu erwirken, erschien Jara dann doch übertrieben.
Eine halbe Stunde später, geduscht, umgezogen und mit einem neuen Zopf, saß sie auf ihrem Puma und überarbeitete die lädierte Bemalung. Die Maschine hatte einiges miterlebt. Ihre Wache während der Demonstration, bei der Scharnhorst verletzt worden war, den Zwischenfall mit dem Versorgungs-LKW, die diversen Schlachten auf Bryant und nicht zuletzt die Einsätze unter dem Wappen der Fokker’s Cavalry.
Der Puma war vielleicht nicht das Optimum, das man aus einem Clan-Omni gewinnen konnte, und die aktuell installierte B-Version behagte ihr nicht so sehr, wie die zerstörten Waffen der D-Variante, aber trotz alledem hing sie an ihrem Mech und fühlte sich mit ihm verbunden.
Allerdings, gestand Jara sich ein, hatte sie den Puma ein wenig verraten. Sie hatte nicht die Leistungen erbracht, die er früher gesehen hatte, als sie mit Sheila gekämpft hatte. Diese Zeiten hatten nun die Chance wieder aufzublühen. Grinsend dachte Jara an ihre beste Freundin, die mit ihrem ... lebhaften Temperament schon des Öfteren für Spaß, aber auch für Stress gesorgt hatte. Sie war so anders als Dawn, schoss es ihr durch den Kopf und die Erinnerung an die verschwiegene Rothaarige wischten Jara den frohen Gesichtsausdruck wieder vom Antlitz.
„Dein Gesicht ist faszinierend.“, rief jemand von unten zu ihr herauf. „Aber dein Lächeln gefiel mir besser.“
Jara drehte sich um und erkannte Sergeant Mike McLoyd. Der Panzerfahrer war ein Freak und ein ziemlicher Fan von ihr, aber sie mochte den Kerl. Er hatte sich die größte Mühe gegeben, sie ins Bett zu kriegen, als sie noch mit Frederic zusammen war, aber seit sie wieder Single war, bewies er genug Takt, um davon abzusehen.
„Danke, Mike. Das ist lieb von dir. Hast du nichts zu tun?“ Sie grinste.
„Och, nicht so richtig.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen und sah betont in der Gegend herum – bis ein Pinsel ihm auf den Fuß fiel.
„Du könntest mit dem linken Bein anfangen. Moment, die Farbe folgt.“ Die Mechpilotin hob einen der schweren Farbeimer hoch und tat, als wolle sie ihn auch hinunter werfen.
McLoyd machte einen Satz zurück. „Waah! Hilfe, ich bin unbewaffnet.“ Jara nahm den Eimer nicht zurück, ihr Grinsen wurde breiter. „Ja, ist ja okay, ich helfe dir, aber nicht werfen! Und nur eine halbe Stunde, dann muss ich mich beim Chef melden.“
Jara lachte. „Danke, du bist ein Schatz.“ Sie warf ihm über die Distanz eine Kusshand zu und malte weiter an den Abschussmarkern unter ihrem Cockpit. Eine Crab war nicht einfach zu skizzieren.
Nachmittags, nach einer ausgiebigen Mahlzeit und weiterem Fitness-Training, nahmen Miko und Jara an einem Simulator-Training der Befehlslanze teil, mit überdurchschnittlichen Leistungen. In nur wenigen Tagen würden Sheila und Oleg die Scouts auffüllen. Jara war gespannt, wie die Leistung der vier Menschen im Team sein würde und ob sie es schaffen konnte, diese Menschen ... ihre Menschen ... sicher durch den nächsten Kontrakt zu führen. Sie trug nun die Verantwortung für eine ganze Lanze und sie fühlte sich dabei ein bisschen mulmig.
Als sie am Abend wieder mit den jungen Kell Hounds unterwegs war, hatte sie diese Bedenken schon wieder verdrängt und vergessen.

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Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

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Nachdenklich starrte Germaine Danton aus seinem Bürofenster. Von hier hatte er einen erstklassigen Blick über die weiträumigen Anlagen der ihnen zugewiesenen Kaserne – dem Neuesten des Neuesten. Und auch über Old Connaugh, die Hauptstadt des Planeten und des Herzogtums, dem Morgan Kell, der legendäre Mechkrieger noch immer vorstand.
Germaine hatte die Ehre gehabt, ihn kennen zu lernen und die Linke zu schütteln. Die Rechte war ihm bis zur Schulter beim Attentat abhanden gekommen, dass damals Melissa Steiner-Davion getötet hatte.
Auch wenn er sich als Erdgeborener nicht für die Kleinigkeiten der Hausfürsten sonderlich interessierte – außer es war wichtig für die Einheit – so war es doch ein ergreifendes Gefühl gewesen, diesem Mann die Hand zu schütteln.
Natürlich war es ebenso ein Erlebnis gewesen, mit Daniel Allard zu sprechen, einem nicht weniger legendären Mann. Zudem hatte er noch beide Arme.
Germaine schnaubte wütend, als er sich bei diesem unpassenden Scherz erwischte. Er diente hier mit Legenden, und damit konnte er einfach nicht umgehen. Legenden waren dazu da, als Vorbild zu dienen, aus der Ferne, aus sehr weiter Ferne, unberührbar, makellos und unbestechlich. Mit Daniel Allard und Morgan Kell einen Whisky zu trinken und sich ganz informell mit ihnen unterhalten zu können hatte sein Heldenbild von den beiden doch etwas… Eingebeult.

Wieder schnaubte er wütend. Das Gespräch war sehr interessant gewesen. SEHR interessant. Offenbar hatten er und seine Einheit diesen leichten Kontrakt bekommen, weil… Weil sich Theodore Kurita oder einer seiner Subalternen seiner Einheit gegenüber immens verpflichtet fühlte. Es gab aus den Zeiten, als Luthien, die Schwarze Perle des Kombinats vor den Clans Nebelparder und Novakatze gerettet worden war – was für eine Schlacht, auch wenn er wahrscheinlich dabei gestorben wäre, welche Vision, dort mitzukämpfen – noch immer mannigfaltige Kontakte und Verpflichtungen. Die Chevaliers anzuheuern und ihnen überteuerten Sold zu zahlen war das Ergebnis einer dieser Verpflichtungen.
Daniel Allard und Morgan Kell hatten sich aber nicht informell mit ihm unterhalten, um ihm das mitzuteilen. Vielmehr hatten sie klar gemacht, dass ihnen eine zusätzliche Einheit von der Größe der Chevaliers sehr gut zupass kam, um notfalls als Polizei eingesetzt zu werden, auf allen dem Arc Royal Defensiv Kordon zugänglichen Systemen und er sich nicht zu sehr auf Urlaub einstellen sollte.
Germaine senkte resigniert den Blick, während die Mittagssonne ihr Bestes gab, um dem Tag sein schönstes Lächeln zu entlocken. Insgeheim hatte er erwartet, dass sie leichten Etappendienst schieben durften, obwohl die Jadefalken über Steinerwelten rauschten und Wölfe sich derzeit an der anderen Seite ihres Reiches bedienten.
Aber genauso hatte ihm diese Idee nicht geschmeckt. Sicher, die Einheit konnte Ruhe gebrauchen. Aber wenn die Neuen und die Alten zusammen kommen sollten, mussten sie gemeinsam Blut vergießen. Vornehmlich das der Gegner.
Also bat Germaine insgeheim alle Götter an die er glaubte – die Zahl war verschwindend gering – und alle Götter an die er nicht glaubte – die Zahl ging in die zehnstelligen Bereich – darum, dass ihnen zwei Monate blieben, um als komplette Einheit zu trainieren und fit zu werden für das, was während dieses Kontraktes oder nach dem Kontrakt auf sie warten würde.

Eine andere Sache aber war schuld daran, dass seine Laune immer in den Keller rutschte, wenn er an dieses Gespräch dachte. Dieser zielsichere Blick von Morgan Kell, die entsetzlichen vier Worte, die ihn entlarvt und bloß gestellt hatten: „Sie sind kein Soldat!“
Germaines Hände zuckten unkontrolliert, während er daran dachte. Und er krampfte sie nervös zusammen, als er sich daran erinnerte, wie er Kells Blick kalt erwidert hatte und wie seine Antwort gelautet hatte: „Natürlich nicht. Ich bin ein Rächer.“
In der Folge hatten die beidem ihm alles, und zwar wirklich alles über seine Vergangenheit aus ihm herausgefragt, subtil hinterfragt und noch tiefer gegraben, dass sich Germaine Danton beinahe vorkam wie beim Therapeuten.
Das Fazit dieses Gesprächs, seiner persönlichen und der Einheits-Geschichte war schließlich ein stummes Nicken zwischen dem Herzog und dem Oberst gewesen.
Und ein abschließendes Wort von Morgan Kell: „Wir verlassen uns auf Sie, mein Junge.“
Gott, wann hatte ihn das letzte Mal jemand Junge genannt? Und wann hatte er sich das letzte Mal so sehr darüber gefreut?
Es hatte nicht viel gefehlt und Germaine wäre aufgesprungen wie ein junger Kadett um zu salutieren und ein Ja, Sir herauszubrüllen.
Stattdessen hatte er nur geschmunzelt. Geschmunzelt, um seine Stimme in den Griff zu kriegen und den Kloß im Hals runter zu würgen. Bis er endlich antworten konnte: „Das können Sie auch, meine Herren.“
Wenn er im Nachhinein darüber nachdachte, dann wusste er nicht so recht, woher seine Wut kam. Etwa daher, dass ihn zwei der besten Mechkrieger der Inneren Sphäre als Scharlatan entlarvt hatten, als Rachemörder, der genau diese Rache abgebrochen hatte um für seine Leute da zu sein, als Karikatur eines Offiziers und Anführers. Der einerseits ohne zu zögern drei Männer in die Enge getrieben und getötet hatte, und der andererseits die Leben seiner Soldaten riskierte, um gegnerischen Soldaten zu helfen – selbst wenn es Deserteure waren?
Oder war es einfach der Fakt gewesen, dass Germaine Danton von Morgan Kell und Daniel Allard für fähig befunden worden war, seine Einheit zu führen, seinen Mech zu führen und die Bevölkerung dieses Planeten zu beschützen?
Abgesehen davon, dass die ersten beiden Punkte von erschreckender Arroganz und erschreckender Erfahrung zeugten. Ihn beherrschte in diesem Punkt eine Wut, die er noch immer nicht einordnen konnte. Also beschränkte er sich darauf, die Wut auf sich selber zu beziehen und Morgan und Daniel für ihr Vertrauen zu danken.

Germaine Danton wandte sich um und nickte Decius Metellus zu, dem Mann aus der Marianischen Hegemonie. Seit er bei den Chevaliers war, hatte sich der Master Sergeants schnell zu Germaines wichtigster Stütze entwickelt. Vieles war nur so gut gelaufen, weil er da gewesen war. Nicht, dass es nicht auch ohne ihn zu schaffen gewesen wäre. Aber bei weitem nicht so gut. Und nicht so ausführlich. Und nicht in allen Belangen. Und überhaupt.
„Wenn du mich so ansiehst, alter Freund, dann ist es vielleicht eine gute Gelegenheit, mehr Sold zu verlangen“, scherzte der Marianer.
„Alles, was du willst, mein Sohn“, erwiderte Germaine, was Decius sichtlich aus dem Konzept brachte.
„Ich gehe jetzt besser, solange ich dumm und geschockt genug bin, diesen Moment nicht auszunutzen. Appell für zwölf Uhr.“
Germaine nickte und sah dem Mann nach, wie er sein Büro verließ.
Danach war er mit seinen Gedanken wieder alleine. Und hatte zudem noch eine Viertelstunde Zeit, bevor er selbst da raus musste, zwei nach zwölf.

Seine Gedanken schweiften zurück, nicht ganz so weit zurück wie sein Treffen mit den Köpfen der Hounds, lediglich zwei Wochen in die Vergangenheit.
Zu dem Abendessen, mit dem er van Roose schockieren, Miko aufbauen und Jara belohnen hatte wollen.
**
Chris Kell hatte es sich nicht nehmen lassen, Germaine ein paar Tipps zu geben, wo man besonders gut in der Stadt essen konnte. Der Kommandant und Bataillonsführer und Germaine hatten sich zufällig getroffen, einander ausgiebig beschnüffelt, und einen ähnlichen Nestgeruch am anderen wahrgenommen. Er selbst, Germaine Danton, war ein Rächer, der die Vergewaltiger seiner toten Verlobten aufspürte und tötete und nun für eine ganze Einheit Sorge trug.
Chris Kell war das uneheliche Kind eines Helden des Commonwealths und seiner draconischen Geliebten, aufgewachsen im Kombinat und ausgebildet und trainiert von Yakuza. So wie er selbst war Chris nichts Halbes und nichts Ganzes. Kein Wunder, dass sie sich auf Anhieb gemocht hatten.
„Germaine“, hatte Chris gesagt und vertraulich eine Hand auf seine Schulter gelegt, „So wahr dies mein siebtes Bier ist, am besten isst du bei den Rasalhaager Emigranten. Die können alles: Italienisch, deutsch, japanisch, russisch, chinesisch. Ich kenne da einen Laden, den lege ich dir besonders ans Herz. Aber geh nicht ohne eine Waffe hin, falls du zufällig den rasalhaagischen Thronfolger im Gepäck hast.“
Diese Aussage hatte Germaine irritiert – und ihr war eine Geschichte über Prinz Ragnar gefolgt, der mittlerweile SternColonel bei den Geisterbären war, ein Clan, bei dem seine Chevaliers wegen der Ronin-Jagd einen Stein im Brett hatte.

Nun, Chris Kell war sich der Ironie seiner Worte sicher nicht bewusst, Germaine Danton hingegen schon, als er mit seinen drei Begleitern das Lokal betrat und begeistert als „Freunde von Kommandant Kell“ vom Besitzer empfangen worden waren.
Der hagere blonde Mann hatte sie an einen zentralen Tisch setzen wollen, der locker acht Personen Platz geboten hätte und extra für sie frei gehalten worden war.
Aber Germaine hatte einiges an Überredungskunst aufbringen müssen, um ihn zu überzeugen, dass eine Wand im Rücken für einen Söldner einfach besser war. Aber erst der Blick in Mikos depressive Miene hatte ihn davon überzeugt, dass etwas mehr Privatsphäre für den Abend sehr wichtig war.
Also hatten sie eine Nische an der Wand bekommen. Zudem blockierte der Wirt den einzigen Tisch in der Nähe mit einem Reserviert-Schild.
Germaine zählte in Gedanken schon das Trinkgeld ab, welches er für die großzügigen Dienste bezahlen würde. Was der Mann – wie hieß er doch gleich, Olav? – sicherlich ablehnen würde.
Dass es noch andere, wichtigere Gründe gab, verschwieg Germaine wohlweislich. Schlafende Hunde zu wecken war schon immer dumm gewesen.

Also hatten sie sich hingesetzt, und die unübersehbar asiatische, ja draconische junge Frau, die links neben Germaine an der Wand saß, wurde von dem Wirt mit der gleichen Höflichkeit bedient wie sie auch – vielleicht sogar etwas höflicher als nötig, damit der Verdacht gar nicht erst aufkam, in seinem Lokal würden Dracs geschasst werden.
Nun, Germaine und seine Autopistole würden ernstere Auswüchse in dieser Richtung zu verhindern wissen.
Sie hatten Getränke bestellt und das Essen geordert. Dabei hatten sie belanglos gequatscht, und es ging kaum ums Geschäft. Die beiden Frauen plapperten über eine Holo-Serie, die auf Arc Royal gedreht wurde und die bei den Frauen der Einheit die absolute Nummer eins war, und van Roose und er selbst unterhielten sich hauptsächlich über Bier und Geschmacksrichtungen. Nacheinander zählten sie ihre Lieblingssorten runter, tauschten Meinungen dazu aus und stellten hier und da erfreut fest, wenn sie bei einer Sorte der gleichen Meinung waren.
Nun, van Roose war beinahe so weit herum gekommen wie Germaine und der Gesprächsstoff reichte, bis das Essen kam.
Von kleinen Portionen schien der Wirt – hieß er Sven? – nicht viel zu halten. Andererseits hätte er nicht unbedingt Pizzateller nehmen sollen.
Das Trinkgeld würde sehr groß ausfallen, nahm sich Germaine vor.

Nach dem Essen, welches sie ebenfalls plaudernd verbrachten, wechselten sie das Thema. Es wurde dienstlich.
Jara berichtete strahlend von ihrem Kommando und hätte Miko beinahe die Hände abgerissen beim Versuch, sie dankbar zu schütteln.
„Es ist in Ordnung, Jara. Ich glaube ja selbst daran, dass du die Chance kriegen solltest, eine Lanze zu führen. Und es ist gewiss nicht von Nachteil, wenn die Nummer zwei im Notfall die Lanze übernehmen kann. Aber bei Kompaniechef hörst du auf, ja, Schatz?“
„Kann ich nicht versprechen“, erwiderte Jara flapsig.
Sie lachten, und Germaine fand, dass es herrlich klang. Beinahe machte er sich die Illusion einer großen, glücklichen Familie… In der nur ab und zu mit erschreckender Regelmäßigkeit Familienmitglieder gewaltsam zu Tode kamen… Und neue Gesichter sie ersetzten.

Germaine räusperte sich, als die Appéritivs kamen. „Es gibt da einiges, was ich noch dienstlich sagen muß. Dir, Marcus, möchte ich aber vorher danken, dass du die ungeheure Belastung auf dich genommen hast, und den Job machst, den eigentlich Charly tun sollte. Und du machst ihn gut.“
„Gut genug, um die Einheit permanent zu führen?“, scherzte der Infanterist.
„Willst du das wirklich?“, fragte Germaine nachdenklich.
Erschrocken winkte der hagere junge Mann ab. „Um Himmels Willen. Lieber greife ich mit ner Bündelladung einen Daishi an, als das noch einen Monat länger zu machen.“
„Schade, hätte sich arrangieren lassen“, bemerkte Germaine. „Das mit der Bündelladung und dem Daishi, meine ich.“
„Sehr komisch“, näselte Marcus, grinste aber von einem Ohr bis zum anderen.
„Mal sehen, ob du das auch noch lustig findest. Ich habe einen Brief von Dawn bekommen. Das sie Zwillinge bekommt, weißt du ja schon, oder? Aber ich wette, du weißt noch nicht, dass ich Pate der Kinder werden soll. Ich hätte da gerne deine Meinung zu und…“
„Also, ich finde das phantastisch“, meldete sich Jara zu Wort. „Sie und Dawn standen sich doch so nahe, gerade als es ihr nicht so gut ging und… Bin ja schon still. Sag was dazu, Marcus.“
Germaine grinste verzweifelt. Es hatte so viele Versuche der Selbsttötung seit Gründung der Einheit gegeben – ausgerechnet er hatte diese Tradition begründet – dass schon das geflügelte Wort in der Truppe umging, dass man nur was werden konnte bei den Chevaliers, wenn man sich wenigstens einmal die Pulsadern aufgeschnitten hatte. Was Germaine für sehr geschmacklos hielt. Eine Pistole im Rachen reichte vollkommen aus. Geladen und entsichert, den Finger am Abzug.
„Ich… Ich weiß nicht was ich sagen soll. Natürlich sind Sie eine gute Wahl, Sir. Aber ich hätte nie gewagt, Ihnen das anzubieten und…“
„Marcus. Dawn hat es gewagt. Und ich will jetzt von dir wissen: Kannst du damit leben, mein Junge?“
„Da-damit leben? Ich bin begeistert. Wenn Sie annehmen würden, Sir, dann wäre das eine große Ehre für mich! In meiner Familie kursiert eine Menge Geld, das habe ich nie verheimlicht. Aber Sie, Sir, haben Dawn eine Chance gegeben, mir eine Chance gegeben. Und sie haben uns beiden die Chance gegeben. Sie sind für mich ein Vorbild. Das sind Dinge, die mit Geld nichts zu tun haben. Deshalb wäre ich dankbar dafür, wenn ein Mensch Pate meiner Kinder wird und nicht Geld. Wenn Sie verstehen was ich meine.“
Germaine verstand. Er verstand viel zu gut. Also nickte er. „Nun gut. Ich habe das Bett gemacht, also sollte ich auch drin schlafen. In meiner Antwort an Dawn werde ich schreiben, dass ich gerne Pate eurer Kinder werde und das ich es bedaure, zur Taufe nicht da zu sein. Und dass ich dich leider nicht entbehren kann. Nicht für einen Flug über sechshundert Lichtjahre.“
Niedergeschlagen senkte van Roose den Kopf. „Ja, ich weiß.“
„Übrigens soll Jara auch Pate werden“, streute Germaine wie nebenbei ein.“
„Na, ob das so sinnvoll ist“, neckte Miko die junge blonde Frau. „Wo sie doch demnächst mit einer ganzen Lanze ausgelastet ist…“
„Ach“, meinte sie und machte eine großspurige Geste, „wenn ich eines bei den Chevaliers gelernt habe, dann, dass man mit seinen Aufgaben wächst. Nachdem ich erstmal eine Lanze mit drei Kindsköpfen im Griff habe, wie sollen mir da noch zwei Kinder auf der Nase rumtanzen? Tschuldigung, Miko-chan.“
„Du könntest in die Lage geraten, Windeln wechseln zu müssen“, bemerkte Miko über den Rand ihres Glases hinweg.
Jara erbleichte. „Bloß nicht. Bin ja selbst erst knapp aus den Windeln raus.“
Die Bemerkung löste brüllendes Gelächter an ihrem Tisch aus, das Jara mit einem Zwinkern kommentierte.

Als sie sich beruhigt hatten, vor allem unter dem Druck der Blicke der anderen Gäste, beugte sich Germaine zu Miko herüber. „Ach, Imoto, da ist noch etwas, was ich mit dir besprechen wollte. Ich habe mich neulich mal mit Chris Kell unterhalten und…“
„Ja, ja, das kennen wir schon. Chris Kell hier, Chris Kell da. Warum heiratest du ihn nicht?“, fuhr ihm die Draconierin in die Parade.
„Chris ist im Kombinat aufgewachsen und spricht perfekt japanisch“, setzte Germaine seine Worte mit einem Stirnrunzeln fort. „Und er hat mir einiges über die Eigenarten des Japanischen erklärt.“
Interessiert beugten sich Jara und Marcus vor.
„Sag mal, warum nennst du mich eigentlich dauernd große Schwester, Miko?“
„O-nee-chan, ich…“
„Da, schon wieder. O steht in diesem Fall für etwas Vorgesetztes, Übergeordnetes, chan dafür wie nahe wir uns stehen. Und nee bedeutet Schwester. Große Schwester. Findest du das witzig?“
„Du anscheinend nicht“, murmelte sie. „Tut mir Leid, Nii-chan, aber du kannst kein japanisch und… Es war halt ein Witz, den ich mir angewöhnt habe. Du hast mir doch mal gesagt, ganz zu Anfang, dass du eigentlich einen Frauennamen trägst. Die männliche Version deines Namens ist Germain. Ohne das e hinten. Also fand ich es witzig, darauf anzuspielen. Und dann wurde es mir zur Gewohnheit. Bist du böse deswegen?“
„Ziemlich. Ich stand ziemlich dumm da. Ich hasse es, dumm da zu stehen.“
Entschlossen beugte sich die Draconierin vor und drückte Germaine einen Kuss auf die Wange. „Immer noch böse?“
„Das ist Bestechung“, beschwerte sich Germaine mit gespieltem Ernst.
„Sieht so aus, als hätte Miko gewonnen. Oder was meinst du, Jara?“
„Der Chef ist mit wehenden Fahnen untergegangen.“ Bestätigend nickte die Puma-Pilotin.
„Autsch.“ Germaine griff sich ans Herz. „Autsch.“

Später, nachdem das Wichtigste gesagt war, entschlossen sich Marcus van Roose und Jara Fokker dazu, noch in ein anderes Lokal zu gehen, sprich: In eine Disco.
Germaine hingegen hatte absolut keine Lust, sich beim neuesten Modetanz der jungen und ganz jungen Leute, dem Ganga zu blamieren und machte in der milden Vorsommerluft der Nacht lieber einen Spaziergang. Zu seiner Überraschung hatte sich Miko ihm angeschlossen.
Nun gingen sie hier spazieren, wanderten durch die Altstadt, besuchten Parks und… Miko hing an seinem rechten Arm. Zudem hatte sie ihren Kopf auf seine Schulter gelegt.
In einem der Parks kaufte Germaine zwei Kaffee von einem Stand, der noch immer auf hatte – für Nachtschwärmer am Wochenende und die vielen Pärchen, die durch die Nacht schlenderten – und setzte sich mit Miko auf eine Bank in einer Heckennische.
Während sie die heiße Flüssigkeit vorsichtig tranken, musterte Miko ihn verstohlen.
„Was?“, fragte Danton endlich. „Habe ich irgendetwas im Gesicht?“
Miko errötete und sah weg. „N-nein. Aber da ist was und ich will…“
Sie sah zur Seite, Germaine legte das Geschehen ad acta. Doch plötzlich sprang Miko auf, ihr Kaffee wurde dabei hoch geschleudert und ergoss sich fast über Germaine, der sich mit einem hastigen Sprung vor der heißen Flüssigkeit rettete.
Miko achtete nicht darauf, stellte sich vor ihn und senkte den Kopf. „Ich will mit dir schlafen, Germaine!“
Entgeistert ließ der Major seinen eigenen Becher fallen. Ebenso entgeistert sah er auf das junge Mädchen herab, dass er nun seit drei Jahren kannte. Seit er sie unter seine Fittiche genommen hatte, damals in Team Stampede. „Was?“
Trotzig starrte sie geradeaus, wagte es aber nicht ihn anzusehen. „Ich will mit dir schlafen.“
„A-aber… Warum?“
Nun sah sie auf, und sowohl ihre Aussage als auch ihre Augen waren nicht dazu angetan, die Situation schnell zu klären.
„Wegen Manfred. Verdammt, Germaine, was bin ich? Eine kleine, unerfahrene Shojo, die man herum schiebt wie es einem passt? Sieht er das letzte Jahr als Fehler an oder warum hat er Schluss gemacht? Ich verstehe es nicht und ich will es nicht verstehen. Ich weiß nur eines, ich will ihn aus meinem Kopf raus kriegen. Deshalb, schlaf mit mir!“ Sie sah hoch und reckte trotzig das Kinn vor.
Verwirrt und erschrocken hob Germaine die Hände, ließ sie wieder sinken. „Miko, ich… Ich bin nicht Manfred.“
„Genau deshalb ja. Du bist Germaine. Mein Germaine. Du bist mein Lehrmeister, mein Beschützer, mein Aufpasser, mein Freund in der Not und meine Familie.
O-nii-chan, ich muß es einfach loswerden. Und du bist meine erste, meine einzige Wahl!“
„Miko, wir reden hier nicht über Hausaufgaben! Wir reden über Sex! Das ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte!“
„Tu ich ja nicht. Deshalb komme ich ja auch zu dir.“
Sie trat einen Schritt vor und ließ sich gegen Germaines breite Brust fallen. „Er hat mir wehgetan. Fürchterlich wehgetan. Er hätte wenigstens warten können, bis er wieder auf Arc Royal ist und es mir persönlich sagen können.“
„Ja, das hätte er. Aber so ist es vielleicht leichter für euch.“
„Vielleicht, aber das hilft mir jetzt nicht.“ Ihre Hände wanderten vollkommen undraconisch auf seinen Rücken. Sanft presste sie sich an ihn. „Du riechst so gut, Germaine.“
„Miko, vielleicht sollten wir uns beruhigen, noch einen Kaffee trinken und mal eine Nacht drüber schlafen.“
„Das will ich ja. Allerdings nicht alleine und nicht in meinem Bett.“
„Miko, ich…“
„Germaine, du hast gesagt, es geht um Sex. Das ist falsch. Ich will mit dir schlafen. Für mich geht es um Liebe. Das was ich mit Manfred hatte, war es Leidenschaft? Eine verrückte großer Bruder-Beziehung? Oder einfach nur der Reiz des Neuen? Habe ich ihn geliebt? Ich weiß es nicht. Und es ist ja auch egal, denn dich liebe ich doch viel mehr.“
Tausend Gedanken gingen Germaine durch den Kopf, während sich seine Hände gegen den Willen seines Verstandes auf ihren Rücken legten. Verdammt, sie roch auch gut, verdammt gut.
„Was du für Liebe hältst, Miko, das…“
„Weißt du noch“, unterbrach sie ihn, „als damals dieser verfluchte Blackhawk versuchte, auf meinem Cockpit zu landen? Wie du ihn brutal mit deinem alten Dunkelfalke aus der Luft gerammt hast?“
„Oh ja. Was hat unser alter SeniorTech geschimpft, weil er den Schulteraktivator austauschen musste. Und den mittelschweren Laser im linken Arm ersetzen.“
„Du hast mir damals das Leben gerettet. Ohne eine Sekunde zu zögern. Du hast dabei dein eigenes unverantwortlich riskiert. Deshalb hat der alte Bull dir auch eine gescheuert, dass wir tagelang dachten, du hättest ein Brandzeichen im Gesicht.“
„Die Ohrfeige hatte ich verdient“, gestand Germaine leise. „Aber es war ja auch für…“ Er wurde leiser und leiser, als ihm die Bedeutung dessen, was er sagen wollte, bewusst wurde.
„…für dich.“
„Das war schon das zweite Mal, Germaine. Ich weiß, dass du mich liebst.“
„Miko…“ Verzweifelt suchte der Major nach Argumenten und stellte entsetzt fest, dass er nur noch eines hatte – sie bewusstlos schlagen und zur Kaserne zurücktragen.
„Ich will keine Beziehung, Germaine. Nicht jetzt, nicht heute. Nicht nach dieser Enttäuschung, die mir Manfred bereitet hat. Ich will nur eines. Von dir in den Arm genommen werden. So wie jetzt. Und geliebt werden. Ich weiß, dass du über Wallace´ Desertion noch nicht hinweg bist. Darum denke ich, wir können es beide gebrauchen. Viel zu gut gebrauchen.“
Sie sah auf, ihre dunklen Augen glitzerten verführerisch im Dunkel der Nacht. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und kam seinen Lippen näher und näher.
Als sie sich trafen, war es Germaine, als würden sie glühen wie flüssiges Eisen.
„I-ich kann nicht“, stammelte er hastig, nachdem er den Kuss unterbrochen hatte. „Manfred konnte. Er hat es nicht gewusst. Aber ich… Ich…“
„Germaine“, hauchte sie und lächelte. „Dafür ist es jetzt zu spät.“
Ihre Lippen verschlossen seine, ihre Zunge begehrte Einlass und fand ihn auch. Und das war nur das winzige Vorspiel, ein sehr kurzer Auszug von dem, was sie in dieser Nacht noch haben sollten.
Germaine Danton tat das Klügste und Dümmste zugleich in dieser Situation. Er ließ sich fallen. Viel zu lange und viel zu tief.
**
Irritiert schüttelte Germaine die Gedanken an diesen Abend ab und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Obwohl er es wusste, genau wusste, und obwohl es nur hatte ein einziger Abend sein sollen, eine einzige Nacht, hatten sie… Aber das führte zu weit.
Nachdenklich betrachtete er das Foto auf seinem Schreibtisch. Er hatte nie ein Bild von Louise-Claire auf dem Tisch gehabt, seiner Verlobten, seiner ersten großen Liebe.
Immer hatte dort ein Bild von ihm gestanden, im Kreis von Menschen, die er Freunde nannte.
Seit einigen Jahren war es das Bild von ihm, dem alten Bull, Cindy, Juliette, Frank Kramer und Miko. Bull und Kramer waren tot. Nur er und die drei Frauen lebten noch.
Es war ein witziges Bild, alle lachten, sogar der alte Bull. Auch Miko lachte, obwohl sie vor dem Foto den schlimmsten Haarschnitt ihres Lebens bekommen hatte. Damals war sie noch verschreckter Rekrut gewesen, mehr durch Glück in die Einheit gerutscht und mit noch viel mehr Glück bei den Mechs gelandet. Erst mit ihm taute sie wirklich auf.
Es stand für ihn immer außer Frage, dass er Miko liebte. Ehrlich und aufrichtig liebte. Aber eine Beziehung mit ihr war ihm damals… Gefährlich vorgekommen. Zu gefährlich.
Und nun hatte er mit ihr geschlafen und ihr Foto stand auf seinem Schreibtisch. Es war ihm peinlich, obwohl dieses Bild dort schon stand, seit sie auf Arc Royal angekommen waren.
Aber austauschen wollte er es auch nicht.

„Germaine. Es wird Zeit.“ Manfred Scharnhorst, auf einen Stock gestützt, war in sein Büro geplatzt. Unten auf dem Hof brüllte Decius Befehle. Das Klacken hunderter Stiefel folgte der Regie seiner Stimme.
Der Major der Chevaliers nickte schwer. Er ergriff seine Schirmmütze und ging mit Scharnhorst in den Vorraum. Dort richtete sich Cindy gerade ein. Germaine nahm sich die Zeit, um Cindy einen Kuss auf die Wange aufzudrücken. „Schön, dass du wieder da bist, Mädchen.“
„Schön, dass du dich freust“, antwortete sie lächelnd und sortierte zwei Pistolen im Schreibtisch ein.
Germaine registrierte es stirnrunzelnd.
„Was? Hat sich doch bewährt, oder?“, meinte sie lächelnd.
„Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll, Mädchen.“
„Runtergehen. Rede halten“, half sie ihm aus.
„Oh. Ja, danke.“

Gemeinsam gingen Scharnhorst und Danton den Gang herunter, Richtung Treppe. Das Gesicht des anderen Mannes war starr und zeigte eine missmutige Miene, während er forsch neben ihm mit dem Stock ausschritt. Es war erst zwei Stunden her, dass die Entladeoperation beendet und alle Chevaliers in der Kaserne waren.
„Wie hat sie es aufgenommen, Germaine?“, fragte der Captain ernst.
„Ich habe mit ihr geschlafen“, antwortete der Major zu seinem eigenen Entsetzen.
Manfred musterte ihn im gehen. Dann brummte er: „Gut.“
„D-das ist alles? Gut? Manfred, mehr sagst du nicht dazu?“
„Hör mal“, erwiderte der Captain und bewältigte die ersten Treppenstufen, „ich habe mit ihr Schluss gemacht, ich habe sie verletzt. Germaine, ich weiß, dass ich etwas Festes brauche, eine Frau, die ihr Leben meinem unterordnet, die mich heiratet. Ja, heiratet. Und das hätte mit Miko nie geklappt. Das muß ich dir nicht erzählen, oder? Du bist ihr Freund, ihr großer Bruder und ihre größte Stütze. Wenn sie bei dir Trost gefunden hat, dann ist alles in Ordnung.
Dann habe ich Porzellan zerschlagen, aber nicht zuviel.“
Schweigend bewältigten sie die restliche Treppe, bevor Germaine fragte: „Wieso willst du was festes?“
„Ich werde alt.“ „Quatsch.“ „Alt genug, um mir zu wünschen, meinem Sohn zu erklären, wie man eine Autopistole hält.“
„Hey, du wirst tatsächlich alt.“ „Sage ich doch.“

Als sie auf den Innenhof heraustraten, brüllte Metellus einen scharfen Befehl. Knapp fünfhundert Hackenpaare schnellten zusammen.
„Captain Scharnhorst, ich melde die Dantons Chevaliers angetreten.“
„Danke, Master Sergeant. Sie können eintreten.“
Die beiden salutierten sich zu und der Sergeant trat zu den Mechkriegern, der kleinsten Teileinheit.
Manfred Scharnhorst ließ seinen Blick über die U-Formation schweifen, bevor er sich umwandte und vor Germaine salutierte. „Major Danton, ich melde das Bataillon angetreten.“
„Gut. Lassen Sie rühren.“
„Jawohl, Sir.“
Manfred Scharnhorst wandte sich wieder um und brüllte: „RÜHRT EUCH!“
Wieder krachten fünfhundert Hacken auf harten Beton.
Germaine Danton betrachtete die Reihen, die verschiedenen Teileinheiten und nickte zufrieden. Metellus hatte gut gearbeitet und dafür gesorgt, dass neue und alte Chevaliers nebeneinander standen. Die Neuen wurden nicht vorgeführt, sondern waren sofort integriert.
Er trat einen Schritt auf die Formation zu. „Guten Tag, Chevaliers!“
„Guten Tag, Sir!“, hallte es ihm aus fast fünfhundert Kehlen entgegen.
„Nun, ich hasse lange Reden. Deshalb mache ich es kurz: Vor uns liegen anstrengende Tage. Willkommen, neue Chevaliers. Ihr tretet einer Einheit bei, die jung ist, aber eine bewegte Geschichte hat. Wir haben schon viel erlebt und es wird noch viel mehr dazu kommen. Wir haben einen Standard, und wir erwarten von jedem, dass er ihn erfüllt und sogar übertrifft. Wir verlangen nicht mehr und nicht weniger von euch.
Es gibt Regeln, die ich sowohl neuen als auch alten Chevaliers sage: Wir sind Soldaten. Die Befehlskette beginnt bei mir und endet beim Rekruten. Ein Befehl wird ausgeführt, sobald er erteilt wurde. Dies ist Sinn und Zweck einer Hierarchie.
Aber wir sind auch Menschen. Nicht nur Befehle, die gegen die Ares-Konvention verstoßen, dürfen nicht ausgeführt werden. Auch alle Befehle, die gegen die allgemeine Moral und gegen die örtlichen Gesetze verstoßen. Wir sind nicht der Sternenbund und wollen es auch nicht sein. Aber wir sind die Chevaliers, und darauf sind wir stolz.“

Germaine ließ seinen Blick schweifen. „Einige sind seit Anbeginn dabei, andere stammen noch von Team Stampede. Manchen Soldaten haben wir beim Feldzug gegen Kendas Ronin gerettet, manche kamen von den Geisterbären zu uns. Viele wurden auf Outreach rekrutiert, einige kamen auf New Home und Bryant zu uns. Wir stammen aus allen Ländern der Inneren Sphäre, aus allen Kulturen, die wir Menschen erdacht haben. Dennoch verbindet uns eins: Wir alle sind jetzt hier, wir alle stehen hier zusammen und sind eine Einheit. Eine Einheit, die zusammen steht. Egal was die Zukunft bringt, verlassen Sie sich auf mich. Im Gegenzug verlange ich, dass auch ich mich auf Sie verlassen kann.“
Stille antwortete ihm, aber begleitet von entschlossenen Blicken.
„Das wäre eigentlich alles und ich könnte Sie in Ihre Verfügungen wegtreten lassen. Aber da ist noch etwas, was ich gerne sagen möchte. Es ist sozusagen mein Steckenpferd.
Wir alle tragen jetzt die Cartoonmaus der Chevaliers. Und obwohl die Einheit noch jung ist, steht sie dafür, dass die Chevaliers ihre Einsätze überleben und erfüllen.
Leider bedeutet dies auch, dass wir mehr und mehr ins Blickfeld der Geheimdienste rücken.
Deshalb an dieser Stelle: Liebe Undercoveragenten, willkommen in den Reihen der Chevaliers. Ich weiß, Sie machen nur Ihre Arbeit und erfüllen die Pflicht für Ihr Reich. Aber wenn Sie so dumm sind, sich beim spionieren erwischen zu lassen, oder wenn Sie ernsthaft auch nur daran denken, der Einheit zu schaden, dann ziehen Sie sich warm an.
Teileinheitsführer, wegtreten lassen!“

Die Kompaniechefs traten vor ihre Einheiten und befahlen Dienstantritt. Nacheinander lösten sich die Formationen auf, ging jeder seinen Weg oder folgte einem Vorgesetzten.
Germaine sah lächelnd, wie sich neue und alte Chevaliers vermischten. Manfred hatte ein paar echte Problemfälle mitgebracht. Schaudernd dachte Germaine an den Lyraner und den Davion. Oder an den ehemaligen Nebelparder. Von diesem Arcangel mal gar nicht zu reden. All das roch nach Ärger, Ärger, Ärger. Aber wann hatten sie es je leicht gehabt?
Sein Blick ging zu den Fokkers. Die Begrüßungsszene von Bruder und Schwester war dabei beinahe zu normal, um wirklich in diese Einheit zu passen.
Und wieder fing ein neues Kapitel der Einheitsgeschichte an.
Wenn er ehrlich war, freute sich Germaine darauf, die Neuen kennen zu lernen und mit ihnen zu arbeiten. Eigentlich schon…

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Kaserne der Danton’s Chevaliers
Nahe Royal Port, Arc Royal
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
7. Juli 3065


Die Ansprache des Kommandanten war vorüber und die angetretenen Chevaliers verliefen sich wieder oder bildeten kleine Grüppchen. Das betraf auch Olegs neue Lanze, der er nun zugeteilt war, aber ob sie sich um ihn scharte oder ihn ignorierte, bemerkte er nicht. Seine Aufmerksamkeit blieb auf die Lanze Clanner vor ihm fixiert.
Clanner waren ihm nicht mehr gänzlich fremd. Als Söldner hatte er immer wieder mit ihnen zu tun bekommen, aber nun stand er neben ihnen. Direkt hinter ihnen. Zusammen mit ihnen. Er würde mit ihnen dienen und sie nicht bekämpfen. Das war der Unterschied. Und das rief verwirrende Erinnerungen an den ersten Kontakt mit Clannern hervor, damals noch auf Thun.
Es waren keine guten Erinnerungen…
Aber Oleg schüttelte sich und hätte sich am liebsten selbst eine gelangt. Wenn er nicht mit anderen Arbeiten so lange abgelenkt gewesen wäre, hätte er während des Fluges sicherlich die Zeit gefunden, sich endlich mal um sein eigenes Datenmaterial zu kümmern.

Aber der Flug war eine Sache für sich gewesen.
Dass Helene mit den Rubinsky Light Horses nicht mehr viel am Hut hatte, hatten alle gewusst. Dass sie so einen eindeutigen Schlussstrich unter die Sache ziehen wollte, hatten jedoch nicht alle erwartet. Bevor sie das Landungsschiff der Chevaliers mit ihren Kampfmaschinen betreten hatte, hatte sie sowohl den Panzer als auch den Mech bis aufs Metall abschleifen lassen. Bei derart nacktem Kampfgerät ließ die Lästerei nicht lange auf sich warten und die Vermutung, dass ihnen nach dem Abbeizen das Geld für neue Farbe ausgegangen sei, waren noch die mildesten Witzeleien, die sie über sich ergehen lassen mussten.
Alleine das folgende Anstreichen in der Schwerelosigkeit des Alls war eine Sisyphusarbeit, aber wenn die Techniker schon einmal die Maschine so frei gezeigt bekamen, fanden sie sogleich ein Dutzend anderweitig schadhafter Stellen, die sofort in Angriff genommen werden mussten. Die eigentlichen Lackierarbeiten hatten sich immer weiter nach hinten verschoben.
Das Endergebnis war, dass selbst ein mehrwöchiger Flug von Outreach nach Arc Royal erstaunlich wenig Freizeit beinhalten konnte und Oleg kaum die Muse gefunden hatte, sich endlich einmal um die Infos über seine zukünftigen Kameraden zu kümmern.

Und jetzt stand er auf einem Exerzierplatz mitten auf Arc Royal und hatte es fertig gebracht sich so verblüffen zu lassen, dass sich von den Mechpiloten kaum noch einer in seiner Nähe aufhielt. Wenigstens hatte er noch so viel mitbekommen, dass seine Lanze fast nur aus Frauen bestehen sollte und so viele Pilotinnen gab es auch bei den Chevaliers nicht. Die Wahrscheinlichkeit eine von ihnen in Form der einzelnen Frau rechts von ihm anzusprechen lag damit immerhin bei 1:4.
Allerdings … Rangabzeichen, Größe und Aussehen schienen eher auf einen Clanarchetyp schließen zu lassen.
„Entschuldigen sie, Lieutenant… Geisterbär? Ähh… wo finde ich Sergeant Jara Fokker?“, fragte er die hoch aufgeschossene Frau.
Ihr Blick hätte genauso gut dazu dienen können Mechpanzerung zu schneiden und dabei war Oleg noch froh, dass er sich sein übliches ‚Madame’ hatte verkneifen können. Wahrscheinlich hätte sie dafür den Boden mit ihm aufgewischt. Er musste sich ganz schnell daran gewöhnen, dass Clanner nicht mehr nur bewegliche Ziele waren.
Sein Gegenüber beließ es beim herablassenden Blick und deutete in Richtung einer der Sporthallen.
„Sergeant Jara müsste da drüben irgendwo sein“, brummte die Clannerin wenig begeistert. Oleg sah zu, dass er noch einmal grüßte und dann endlich verschwand.

Auf seinem Weg in Richtung der Halle traf er auf eine weitere Mechpilotin. Irgendwie schien sie ihm bekannt zu sein. Er glaubte sie im Landungsschiff bereits gesehen zu haben. Aus der Distanz. In der Kantine. Kurz bevor es wieder an den Mech ging. Auf jeden Fall konnte er mit ihr nicht wieder daneben greifen, auch wenn er selbst bei ihr nicht wusste, wie er sie anzusprechen hatte.
„Entschuldigung“, versuchte er es, was bei ihr ein leichtes Grinsen hervorrief.
„Ja?“
„Sie sind nicht Sergeant Jara Fokker, oder?“ Mehr als verlieren konnte er nicht.
Dennoch konnte sein Gegenüber das breite Grinsen kaum unterdrücken.
„Nein, bin ich nicht“, erklärte sie schließlich. Anscheinend war es – ausgenommen für Frischfleisch – ziemlich schwierig bis unmöglich, irgendeine andere Frau mit Jara Fokker zu verwechseln.
Wer auch immer von den beiden anderen sie nun war, die er da angesprochen hatte, wusste er immer noch nicht, selbst wenn sie nicht wie eine Drac aussah. Aber in der Hinsicht hatte er sich schon mehr als einmal die Finger verbrannt. Zunehmend wünschte sich Oleg, dass er wenigstens dieses eine Mal seiner eigenen Doktrin gefolgt wäre und sich systematisch auf dieses erste Zusammentreffen vorbereitet hätte.
„Aber ich will eh gerade zu ihr. Weswegen suchen sie sie?“
Es zeigte sich für ihn zumindest ein Silberstreif am Horizont.
„Ich sollte mich ihr und der restlichen Lanze vorstellen.“
„Ach so. Oleg Wi… Wie… wie war noch mal der Name?“, erwiderte die junge Frau mit einem frechen Grinsen.
„Wiachynski. Ein schwieriger Name, aber meine polnischen Vorfahren hatten sich keinen besseren einfallen lassen.“
„Ah. Sheila Kree, erfreut sie kennenzulernen“, erklärte ihr Gegenüber und reichte die Hand.
Oleg schlug erst einmal erleichtert ein. Es hätte schlimmer kommen können.
„Jara ist drinnen. Wahrscheinlich macht sie gerade mit ihrem Programm weiter. Gut wenn sie gleich hinzukommen. Sieht ohnehin so aus, als könnten sie es gebrauchen.“, witzelte die Frau mit einem Blick auf Olegs nicht gerade schmächtige Figur.
Der konnte deswegen nur schnaufen. Er betrieb Sport. Mehr als andere sogar. Aber was konnte er dafür, wenn er ein Stück Kuchen nur ansehen musste um es als Kilo extra auf den Rippen zu haben?
„Ich hätte nicht gedacht, dass man Jara nicht erkennen könnte“, bemerkte Sheila amüsiert, als sie den Neuen in die Halle brachte.
„Haben sie sich nicht um ihre Sachen gekümmert?“
„Ich glaube, seit dem Flug kenne ich Winkel des Vulcan, die kaum ein Tech je zuvor erforscht hat.“, erwiderte Oleg und kratzte sich verlegen am Ohr.
Immerhin: Jetzt sah der stählerne Gigant wieder aus wie aus dem Werk und lief auch so. Auch wenn es ihn als Leidtragenden mehr als eine schlaflose Nacht gekostet hatte. Inklusive zuwenig persönlicher Vorarbeit auf diesen Tag.
Sheila grinste erneut. Ob sie die Witzeleien schon mitbekommen hatte? Oleg konnte es nicht sagen.
„Ich muss mich noch umziehen, aber sie können ja schon mal zu Jara rein.“, verabschiedete sie sich in die Umkleide und verwies Oleg an eine weitere Tür. Oleg bedankte sich brav und ging weiter.

Aber auch wenn eine Sporthallentür dieses Universums aussah wie die andere, ließ den kurzen Mechkrieger dieses feiste Grinsen der jungen Frau nicht in Ruhe, mit dem sie ihn weggeschickt hatte. Irgendwas stimmte nicht und das war nicht nur seine Unwissenheit.
Dennoch schluckte Oleg seine Unsicherheit herunter, entspannte noch einmal den Nacken und trat dann durch die Tür in eine ganz andere Welt.
Er musste diese Vermutung ernst nehmen, denn auf einmal stand er nicht unter Basketballnetzen und Kletterseilen, sondern inmitten der Schwimmhalle des Komplexes. Die feucht warme Luft erschlug ihn fast in seiner Paradeuniform. Aber den wirklichen Schock stellten die beiden Frauen dar, die hier waren.
Im Wasser zog eine zierliche Frau mit unverkennbar draconischen Zügen bereits ihre Bahnen. Zierlich bedeutete dabei nicht, dass sie … unterproportioniert war. Wahrscheinlicher war sogar, dass das wirbelnde Wasser das Meiste an ihr verbarg. Etwas, was der knapp geschneiderte Badeanzug beim besten Willen nicht schaffte. Bei jedem Luftholen konnte Oleg mehr sehen, als er im Augenblick wollte. Eigentlich konnte nur ein Namen auf diese Frau passen: Tsuno. Mako oder Miko Tsuno. Die zweite Frau in der Lanze.
Aber da war ja noch die andere…
Die andere musste zwangsweise Jara Fokker sein. Sie stand noch am Beckenrand und sah fragend zu ihm herüber. Und präsentierte sich ihm in der Zwischenzeit in ihrem reichlich knappen Bikini.
Sie war jung. Blutjung im Vergleich zu ihm alten Knacker.
Sie hatte das Gesicht eines Engels. Er das eines Sandsacks.
Sie hatte einen tollen… Oberkörper. Da hatte er nur Gestrüpp.
Sie hatte eine Taille für die Männer schwach werden konnten. Aus seinem Umfang hätte man zwei machen können.
Sie hatte Beine bis sonst wohin. Er musste sie sich schon bei der Geburt abgewetzt haben.
Sie war eine Schönheit. Ganz im Gegensatz zu seiner Boxervisage mit Wohlstandsanhang.
Sie hatte alles was er nicht hatte.
Inklusive des Kommandos über ihn.
Es brauchte erst einmal die Vergewisserung dieser Tatsache, damit sein Verstand endlich wieder zu arbeiten anfing und er begann sofort zu rasen.
Wenn das seine Vorgesetzte war, war das hier nicht der übliche Raum, in dem er sich hätte vorstellen sollen. Wie lange hatte er eigentlich draußen gestanden und die Clanner bewundert, dass sie es fertig brachte, in der Zwischenzeit in dieses Badedingsda zu springen? Wieso zog sie es vor, ihn hier auflaufen zu lassen und schaffte ihn nicht in den nächstbesten Besprechungsraum, von denen es auf der Basis wahrscheinlich Dutzende gab? Wenn sie es aber gar nicht vorgehabt hatte, sondern mit Absicht hier herüber gekommen war, um sich hier seine Reaktion anzusehen?
Er war der Hahn im Korb, wie es Helene spöttisch genannt hatte, der einzige Mann in einer reinen Frauenlanze. Er hatte es als Hölle auf Erden bezeichnet, wenn sie den üblichen Klischees nahe kamen, würden ihm wahrscheinlich die Ohren bluten.
Im Moment schienen sie ihm nur aus einem anderen Grund zu klingeln.
Aber wichtiger war die Erkenntnis, dass sie herausfinden wollte, wie er es aufnahm und wie er sich verhielt. Hahn im Korb, unterkühlter Gentleman oder einfach nur Kumpel? Oder vielleicht irgendwas anderes zwischen alle dem?
Es war ein kleiner, einfacher Test, der bereits so viel aussagen konnte.
Eine schockierende Erkenntnis, die dennoch kaum beim Abkühlen half.
Also bemühte sich Oleg, seine Hormone im Griff und die Gedanken auf die Vorstellung konzentriert zu halten. Und bloß nicht an das eine denken…
„Der Neue nehme ich an“, eröffnete Jara schließlich.
„Äh… jawohl. Oleg Wiachynski. Zu ihren Diensten!“, erklärte Oleg hastig.
„Zu meinen Diensten?“, fragte Jara belustigt.
Erst da ging Oleg wieder die verdammte Zweideutigkeit der letzten Worte auf. Er konnte es zwar nicht sehen, aber wusste, dass er rot wurde wie eine Tomate.
Jara konnte sich das Kichern nicht verkneifen.
„Ist schon in Ordnung. Holen sie sich ihre Badehose und in einer halben Stunde versuchen sie es noch einmal“, erklärte sie und ließ Oleg abtreten.

Was auch immer geschah, als er die Schwimmhalle wieder verlassen hatte, er wollte es gar nicht wissen. Wahrscheinlich würde man das Gelächter noch auf der anderen Seite Arc Royals hören. Aber egal wie sie reagierte, er wusste wie er reagiert hatte. Und er hatte sich zum Trottel gemacht.
Zuvor hatte er es nur befürchtet, jetzt war er sich sicher:
Willkommen in der Hölle.

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Dominik stand vor Cindy und wollte ihr gerade den Bericht übergeben, als die Tür sich öffnete und Germaine heraus kam. Sofort nahm Dominik Haltung an, salutierte.
Das Nicken des Majors besagte, das er sich entspannen konnte, was er auch gleich tat.
Da der Major sich gedankenverloren der Kaffeekanne widmete, und auch sonst keine Anstalten machte irgendwas zu fragen, konnte Cindy den Schnellhefter mit den Bericht entgegen nehmen.
„Und was macht unsere Amazone diesmal?“ fragte Cindy und meinte damit Kitty, wobei das Wort >>Amazone<< nicht als höfliche Umschreibung galt.
„Sie prügelt sich gerade mit einen der Elementare“ gab Dominik ruhig zurück. Das Cindy und Kitty sich nicht gerade mochten war ihm schon hinreichend bekannt.
„Müssen wir uns da Gedanken machen?“ fragte Germaine, drehte sich mit der Tasse Kaffee zu den beiden um, musterte Dominik. Da dieser aber ruhig dastand, konnte man sich die Antwort denken, die Dominik auch gleich von sich gab: „Nein Sir. Sergeant Hawk meinte nur, das es wichtig sei zu wissen wie Kampfstark ein Elementar ohne Rüstung sei, wenn man so nahe an der Grenze zu den Clans steht.“
„Und wie ist der wahre Stand der Dinge?“ Kittys Erklärung war zwar einleuchtend, aber nicht der wahre Grund. Dafür kannte Germaine die kleine Blondine schon zu gut.
„Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir. Es fing damit an, das sich der Elementar bei Kitty über ihren Flugstill beschwerte, als er mit ihr fliegen durfte…“ Oh, Oh…eine Beleidigung, so was mochte Kitty überhaupt nicht. Das Argument, das sie in einen Einsatz auch nicht ruhig fliegen konnte wenn sie unter Beschuss stand, und die Passagiere lieber jetzt daran gewöhnte damit sie dann im Ernstfall abgehärtet genug seien, war auch nur vorgeschoben. In Wirklichkeit war Kitty eine Kampfhubschrauberpilotin, und würde dies auch immer sein, egal was sie flog. Und da galt halt: je mehr sich jemand bewegt umso schwerer ist er zu treffen.
„…und es ging dann später weiter, indem der Clanner ihr anbot sich mit ihr zu paaren.“
„Wie hat sie die Frage aufgenommen?“ innerlich beantwortete sich Germaine die Frage schon mit der besagten Prügelei, wurde dann aber überrascht.
„Sie hat einfach verneint. Und hat dann sein Angebot verglichen mit der Frage an den Khan, ob dieser mal zwei C-Noten hätte. Darauf wäre der Elementar wohl am liebsten auf sie los gegangen, sie hat es dann aber erklärt. Der Khan wäre durchaus in der Lage das zu tun, alleine diese Frage zu stellen wagt man aber nicht. Genauso fragt man eine Nonne nicht, ob man mit ihr Sex haben dürfte.“
„Ist sie tiefer auf das Thema eingegangen?“
„Nein Sir. Aber ich weis, das der Elementar später unter den gegebenen Umständen diese Erklärung als die leichteste ansah. Der Khan ist bei den Clans auch …ich will nicht sagen heilig, aber doch eine Persönlichkeit, mal ganz abgesehen vom Rang. Ich kenne nichts was annähernd bei den Clans mit einer Nonne zu vergleichen wäre. Geschweige denn an anderen religiösen Personen.“
„Das erklärt aber noch nicht, wieso sie sich mit den Elementar prügelt. Und war der Übungsflug mit den Elementaren nicht erst letzte Woche?“
„Ja Sir. Der letzte Flug war letzte Woche, der Vorfall war aber beim Flug vor vier Wochen. Zwei Tage später fragte Sergeant Hawk den Elementar ob er nicht gegen sie antreten möchte im Rahmen des Nahkampftrainings. Er sagte zu, und seit dem kommt es, so jede Woche einmal vor, das die beiden gegeneinander antreten.“
„Und jetzt wollen sie mir auch noch sagen, das unsere Amazone einen Elementar besiegt…“ meinte Cindy bissig.
„Nein Ma´am. Sie verliert immer. Aber sie hat endlich mal einen Menschen gefunden, den sie mit aller Härte angreifen kann. Und für ihn ist das eine andere Art von Aufwärmtraining. Auch ich durfte mal mit aller Kraft zuschlagen, mir tat danach die Hand so dermassen weh…und er behauptete der Schlag wäre nur ein Windhauch gewesen. Bei Kitty behauptet er, das es wenigstens einen Schubser gleich kommt. Anders ist es da bei Sarah…äh Corporal Assay. Seid dem Training mit der Infanterie und Sergeant Hawk ist sie wieder in Bestform und schafft es teilweise den Clanner auf die Matte zu legen. Naja, aber zum Sumoringen fehlt mir einfach die Masse…“
„Wie ich sehe haben sie den Bericht gebracht. Aber wie ist ihre persönliche Meinung zum gestrigen Training mit den Medevac?“
„Das gestrige Training war erfolgreich, Sir. Sergeant Hawk bekam sogar eine Lob von Stabsarzt Malossi, das ihr Patient den Flug vermutlich überlebt hätte.“
Germaine ging schmunzelnd zurück in sein Büro.
Als Dominik wieder alleine war mit Cindy fragte er sie nach Olli.
„Mister Megahiro ist auf Outreach geblieben. Von dort wird er dann vermutlich auf den Weg zu seiner neuen Arbeitsstelle sein. Wir haben uns zumindest im Guten von einander getrennt.“
Es war eine der wenigen guten Trennungen gewesen. Er war nicht verletzt (der Armbruch war sehr gut am heilen), es gab keinen Streit, er hatte bis zum Schluss seinen Job gemacht und hatte sogar noch einen 50-seitigen Bericht über das Material und die Neuzugänge auf Outreach für den MasterTech mitgegeben, der darüber erfreut war. Solche Trennungen gab es leider selten…
16.03.2006 20:12 eikyu ist offline E-Mail an eikyu senden Beiträge von eikyu suchen Nehmen Sie eikyu in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie eikyu in Ihre Kontaktliste ein
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Kaserne der Danton’s Chevaliers
Nahe Royal Port, Arc Royal
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
11. Juli 3065


Als Helene Marie Angström in die Panzerhalle hinüberstapfte, war es gerade mal 6:30. Ausgenommen ein paar Infanteristen, die sich an ihrer Morgenrunde vor dem Frühstück versuchten, waren um diese Uhrzeit kaum Leute unterwegs. Die meisten waren entweder noch in ihren Unterkünften oder in der Kantine.
Helene hingegen war schon für den Tag bedient. So sah sie zumindest aus. Unter den Augen hatte sie tiefe Ringe und ihr Gesicht sah nach drei Tagen schlechtem Wetter aus. Außerdem hatte sie den Kragen der Feldjacke hochgeschlagen, obwohl Arc Royal um diese Jahreszeit ein sehr angenehmes Klima zu bieten hatte. Selbst der frühe Morgen war noch herrlich mild und nicht so unterkühlt wie auf Tharkad. Dennoch schien man es Helene im Augenblick nicht recht machen zu können.
Im Fahrzeughangar musste sie an den aufgereihten Fahrzeugen der Chevaliers vorbei um zu ihrem eigenen Ontos zu gelangen. Die Einheit hatte ein ziemliches Sammelsurium zusammengetragen, was ihr im Kampf aber helfen sollte. Für praktisch jede Situation gab es das geeignete Gerät. Ihr eigenes Dickschiff hatte dazu nur noch beigetragen. Auf dem Weg dorthin musste sie auch an den drei verbliebenen LSR-Lafetten der Artillerieeinheit vorbei, zu der sie nun selbst gehörte. Ein einziger Blick zu ihnen ließ Helene die frostige Miene jedoch noch weiter verziehen.

An ihrem eigenen Panzer angelangt musste sie erstaunt feststellen, dass sie trotz allem nicht die erste war. Leise Streicherklänge ließen darauf schließen, dass ihr Tech schon wieder an der Arbeit war.
„Der Herbst oder der Sommer?“, fragte Helene, die Vivaldis ‚Vier Jahreszeiten’ eigentlich nur aus der Musikanlage ihres Techs kannte.
„Ach komm, Helene, du beleidigst mich.“, erwiderte Francis McCullom, als er den Kopf aus einer der Wartungsluken auf der abgewandten Seite streckte, „Mittlerweile müsstest du es doch wissen. Der Sommer natürlich.“
„Wahrscheinlich hätte ich es wissen müssen“, brummte Helene wenig begeistert und verzog das Gesicht.
„Harte Nacht?“, fragte der stämmige Tech, den alle der Einfachheit halber nur ‚den Bär’ nannten.
„So eindeutig?“, erwiderte Helene unterkühlt.
„Es fällt schwer, es zu übersehen“, konterte ihr Tech und holte eine Tüte aus dem Werkzeugkoffer neben sich.
„Hast du schon was gefrühstückt?“
„Wenn du die zwei Tassen Kaffee und die beiden Kopfschmerztabletten meinst, dann ja.“
„Ich meinte eigentlich was handfesteres“, erwiderte ihr Spezialist und holte ein Croissant aus der Tüte.
„Derzeit besser nicht. Ich denke, zum Mittagessen kann ich meinen Magen wieder dazu überreden, etwas Gehaltvolleres drinnen zu behalten.“
„Du solltest dich nicht so hängen lassen, Helene. Hast du überhaupt noch eine Ahnung, was du alles gestern Abend in dich hinein geschüttet hast?“
„Ich danke meinen nordischen Vorfahren, dass sie mir diesbezüglich die besten Gene mitgegeben haben.“, murrte Helene angewidert, „Ich hab mit diesen Helden zwar gesoffen wie ein Stier, aber einen Filmriss hatte ich nicht. Dennoch: Auf die vier Tequilla Slammer, die ich mit diesem PFC Calley abgepumpt habe, hätte ich gerne verzichtet.“
„Hätte ich wahrscheinlich auch. Widerliches Zeug. Aber ich kann es dir an der Nasenspitze ansehen, dass es nicht das ist, was dir den Tag so versaut.“, bohrte der Tech weiter. Helene konnte nur ein mürrisches Grunzen von sich geben. Es war einfach zu offensichtlich, dass ihr der Alkohol alleine nicht den Tag verdarb. Nach einer halben Minute des inneren Widerstands gab sie auf.
„Es ist wieder das alte Lied“, knurrte sie schließlich, „Eine Frau am Steuer wird nur dann anerkannt, wenn sie 120% gibt. Insbesondere, wenn sie in so einen eingeschworenen Haufen hineingerät wie hier. Also muss ich früher aufstehen, länger arbeiten, mehr leisten und sogar mehr saufen als die anderen um endlich ihren vollen Respekt zu erlangen. Ich find es einfach nur zum Kotzen.
Können die nicht einfach einsehen, dass Frau genauso gut Befehle geben kann wie ein Mann?“
„Der zweite LSR-Träger wird ebenfalls von einer Kommandantin gesteuert. Vielleicht solltest du dich mal mit ihr unterhalten, wie sie es in die Einheit und zur allgemeinen Anerkennung geschafft hat.“
„Über den selben mühseligen Weg“, winkte Helene ab. Die Idee, sich an die Frau zu wenden, war ihr auch schon gekommen, auch wenn sie die zierliche Asiatin bisher immer nur kurz getroffen hatte. Meist bis das nächste Problem ihre Aufmerksamkeit erforderte und die kurze Unterhaltung unterbrach noch bevor sie richtig begonnen hatte. Also blieb ihr keine andere Wahl, als es auf die altbekannte, harte Tour zu versuchen.
Grundlegend hoffte sie aber, dass der gestrige Gemeinschaftsabend in einer Kneipe in Royal Port dafür gesorgt hatte, dass sie etwas besser bei den Leuten hier aufgenommen wurde, ohne gleich mit ihnen ins Bett steigen zu müssen. So etwas kam für sie nicht einmal als letztes Mittel in Frage, das hatte auch ihr Chef bei den Rubinsky’s einsehen müssen. Sie wusste zwar mit ihren Reizen zu spielen, aber so weit ließ sie es nicht kommen. Nicht in ihrer eigenen Einheit und nicht bei den Leuten, mit denen sie zusammenarbeiten musste.
„Meinst du, sie haben es verstanden?“, fragte ihr Tech nach und brachte ihre Gedanken wieder in ganz andere Richtungen.
„Mal sehen, wie sie heute Morgen in die Gänge kommen. Dann sehen wir weiter“, erwiderte Helene mit einem gehässigen Grinsen. Nach ihrer Erfahrung würden sich wahrscheinlich die meisten Beteiligten dieses Saufgelages an diesem Morgen lieber krank melden und diejenigen, die es dennoch überstanden hatten, würden es wahrscheinlich begrüßen, wenn alle Türen so groß waren wie das Hangartor hier in der Panzerhalle. Unter anderen Umständen hätte sie wahrscheinlich selbst darüber nachgedacht, den Tag etwas ruhiger anzugehen, aber es galt ja schließlich etwas zu beweisen und nur deshalb war sie so weit gegangen. Sie hatte sich schlimmer voll laufen lassen als alle anderen und sie war schon weit vor allen anderen wieder in der Panzerhalle anzutreffen. Selbst wenn ihr immer noch hundeelend war, sie würde es sich nicht anmerken lassen. Sie würde die harte Nuss geben, die Vorbildfigur, die man anscheinend von ihr erwartete.
Und sie hoffte darauf, dass man es ihr anerkannte.
Genauso wie sie darauf hoffte, auf einen zweiten Gang verzichten zu können. Einen zweiten Kneipengang…

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Thorsten Kerensky
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Die „Rose der Chevaliers“ hatte ihre Beine auf dem Schreibtisch liegen und überflog mehr oder weniger aufmerksam die Dossiers ihrer Schutzbefohlenen. Zwei von ihnen, Miko und Sheila, kannte sie eh gut genug. Sicher, bei Sheila würde sie sehen müssen, ob sie immer noch so talentiert und hitzblütig war wie früher, aber im Grunde kannte sie ihre beste Freundin.
Ihre einzige Sorge war Oleg. Sie schalt sich erneut im Geiste dafür, dass sie sich den bösen Spruch im Schwimmbad nicht hatte verkneifen können. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, ihm aus der Patsche zu helfen, stattdessen hatte sie ihn lächerlich gemacht. Kein guter Start, aber sie würde das ausbügeln. In wenigen Minuten würde er sich bei ihr melden, das hatte sie ihm mitgeteilt. Danach hatte sie ein Meeting ihrer Lanze einberufen. Kein Training, nur ein kleines Kennen lernen.
Sie war ja nicht Rebecca. Jara erinnerte sich an den Mittag. Kaum mehr als ein flüchtiges „Hallo!“ hatte sie mit ihrem Bruder austauschen können, ehe die Clanerin ihn ihr entriss. Aber dafür musst später Zeit sein. Wenigstens hatte sie mit Sheila ein herzlicheres Widersehen feiern können. Heute Abend würden sie sich noch intensiver austauschen, aber die lange Umarmung zwischen dem blonden Engel und der aufgedrehten Frau mit den orangen Haaren hatte sicher den ein oder anderen Mann inspiriert. Sie waren sich überhaupt so unterschiedlich. Jara war von jeher die langhaarige und niedliche Schönheit gewesen.
Sheila hätte auch schön sein können, wenn sie ihre Haare nicht maskulin kurz tragen würde und alle paar Tage eine andere Farbe an ihnen ausprobieren würde. Dazu kamen einige Tätowierungen an Armen und Rücken, sämtliche Motive aus Kriegsepen oder der biblischen Offenbarung. Im Grunde kannten nur sehr wenige Leute ihre ruhige und weibliche Seite und Jara schätze sich glücklich, dazu zu zählen.
Wieder gingen ihre Gedanken zurück zu der Szene im Schwimmbad. Der Mann war fast doppelt so alt wie sie und überhaupt nicht ihr Typ, aber sie wusste, wie sie auf Männer wirkte. Es war ihr unangenehm, aber sie hatte nichts dagegen machen können. Wer auch immer ihn zu ihr geschickt hatte, hatte sich einen ziemlich derben Spaß erlaubt.
Als es klopfte, nahm Jara hastig die Füße vom Tisch und bat herein. Wie sie erwartet hatte, stand Oleg in der Tür, Mikos neuer Flügelmann. Er wirkte nervös, was man verstehen konnte, aber deutlich gefasster als noch vor einer Stunde.
„Ah, Mister Wiachynski!“, begrüßte Jara ihn und die Überraschung in seinen Augen, als sie seinen Nachnamen korrekt aussprach, war ihr Lohn genug für die Lernerei. „Kommen sie doch herein!“
Der Mann schloss die Tür hinter sich und als Jara aufstand und ihm die Hand reichte, ergriff er sie. Er hatte einen kräftigen Händedruck, auch wenn er etwas verkrampft wirkte.
Die Lanzenführerin deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und ließ sich selbst wieder in den ihren fallen. Ein eigenes Büro für sie, auch wenn sie es kaum benutzen würde. Was für ein sinnloser Schnickschnack und das nur für Lanzenführer.
„Sergeant, ich möchte mich für mein Verhalten vorhin entschuldigen.“, begann der sichtlich aufgewühlte Private das Gespräch.
Jara winkte ab. „Ach, Blödsinn. Ich muss mich entschuldigen. Auch im Namen der Person, die sie in diese unglückliche Lage gebracht hat. Ich werde mit Sheila noch ein Wörtchen reden.“
„Woher wissen sie...“
„War nur eine Vermutung.“, fiel die blonde Frau ihm grinsend ins Wort. „Passt zu ihr.“ Als der Mann erneut zu einer Entschuldigung ansetzte, schüttelte Jara den Kopf. „Schon gut, ich sage ihr nicht, dass ich es von ihnen weiß. Und jetzt hören sie auf, sich zu entschuldigen, wir sind nicht beim Kriegsgericht.“ Sie griff nach einem Stift und nach einer Zusammenfassung seiner Daten, machte zwei kleine Notizen und wandte sich dann wieder ihrem Lanzenmitglied zu, während ihre Rechte mit dem Schreiber rumspielte. Es war ihr erstes ernsthaftes Gespräch als Lanzenkommandantin und sie war ein wenig aufgeregt.
„Mister Wiachynski, ich habe sie hierher bestellt, um ein bisschen über sie zu reden. Ich kenne den Rest meiner Lanze soweit recht gut. Aber sie habe ich heute zum ersten Mal gesehen und außer dem, was in ihren Akten steht, weiß ich gar nichts über sie. Und ich finde Akten langweilig.“
Der Mann entspannte sich ein wenig und als Jara ohne es zu merken den Schreiber wie eine Zigarre zwischen die Zähne steckte, lockerte er sich noch ein wenig. „Was wollen sie wissen, Madame?“
„Lassen sie die Förmlichkeiten weg. Nennen sie mich Jara oder, wenn ihnen das nicht behagt, Miss Fokker. Wir sind nicht im Dienst. Also, erste Frage: Sie steuern einen Vulkan, ist das richtig?“
„Ja, das stimmt. Ich hoffe, sie denken nicht schlecht über die Maschine. Ist eigentlich ein guter Mech.“
Ein Nicken antwortete ihm. „Recht beweglich. Würde gut zum Feuerfalken passen, leider muss ich sie Sergeant Tsuno zuteilen, da die Pilotin des Feuerfalken selbst erst Private ist. Nächste Frage. Kommen sie damit klar, in einer Lanze voller Frauen zu dienen und von einer Frau Befehle entgegen zu nehmen?“
„Natürlich. Warum nicht?“ Er überlegte kurz. „Es ist nichts Neues, in meiner alten Einheit habe ich Befehle von einer Frau entgegen genommen, die einen Panzer kommandierte und das hat auch sehr gut funktioniert.“
Die blonde Frau biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und hielt die Hand mit dem Stift an ihr Kinn. Dann hellte ihr Blick sich auf. „Ah, ja, ich habe davon gehört. Na ja, es gibt immer Männer, die sich bei solchen Dingen komisch anstellen. Nun, sie werden aber sehen, dass wir gar nicht so schlimm sind. Ich kann doch davon ausgehen, dass sie bei unserem Lanzen-Meeting später dabei sein werden?“
„Ähm ... ja, es steht auf meinem Dienstplan.“
Jara nickte. „Oh, ja, stimmt. Hatte ich ganz vergessen. Nun, weiter im Text...“
Die Atmosphäre des Gesprächs lockerte sich und nach und nach verloren Jara und Oleg ihre Nervosität. Als der Private nach etwa einer Viertelstunde den Raum verließ, sackte Jara in ihrem Stuhl zusammen und atmete erleichtert auf. Sie hatte das Gefühl, dass sie die peinliche Situation zwischen ihr und Oleg halbwegs wieder hingebogen bekommen hatte. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit bis zu dem Treffen, dass sie mit ihren Leuten angesetzt hatte, aber sie entschied sich, Dawn einen Brief zu schreiben.
Sie sollte die Patin des Kindes werden. Jara fühlte sich zutiefst geschmeichelt und geehrt. Leider schaffte sie es nicht, diese Gefühle in Worte zu fassen und so blieb es bei dem Versuch eines Briefes, als sie ihr Büro verließ und in Richtung der Küche schlenderte.
Germaine kam ihr entgegen und hielt sie an. „Sergeant, auf ein Wort.“
„Sir?“
„Jara, ich hab gehört, was in der Schwimmhalle passiert ist. Alles in Ordnung?“
„Aye.“ Sie nickte. „Ich habe mit Private Wiachynski gerade eine Unterhaltung gehabt, um eventuelle Missverständnisse sofort auszuräumen. Weißt du’s von Miko?“
Das kurze Aufflackern in seinem Blick entging ihr keineswegs, irgendetwas war da faul. „Ja, sie hat es mir gerade erzählt. Ich wollte nur sichergehen, dass daraus kein Stress entstanden ist.“
„Für mich nicht. Ich bin es gewöhnt, dass Männer mich anglotzen, nicht wahr?“ Sie grinste und boxte Germaine übermütig in die Rippen.
Der Major lachte und hob tadelnd den Finger. „Sergeant, das ist eine Tätigkeit gegen einen vorgesetzten Offizier.“
Immer noch grinsend hob die Lanzenführerin entschuldigend die Hände. „Tschuldigung, Sir. Ich befürchte nur, dass das Kriegsgericht warten muss, bis ich mein Lanzen-Meeting fertig habe.“
„Ja, ich weiß. Viel Glück, Jara. Dann mal los!“
„Oh, Sir, eins noch...“
Der ältere Mann sah sie fragend an. „Was ist denn?“
„Wegen Dawn ... könnte ich nachher vielleicht mal kurz mit ihnen reden? Ich weiß nicht, wie ich meinen Antwortbrief formulieren soll.“
„Dir fehlen die richtigen Worte? Na, ich will mal sehen, was sich tun lässt. Du weißt ja, wo du mich findest.“
Jara lächelte. „Danke, Sir. Bis später!“ Sie salutierte halbherzig und tauchte dann ein in das Reich von Leon Devereux.
Der Franzose werkelte gerade an Suppe für unzählige hungrige Mäuler und bemerkte die junge Frau erst gar nicht. Erst als sie sich räusperte, sah er auf. „Oh, Jara, du bist es. Ich habe fertig, worum du mich gebeten hast.“
Sie nickte dankbar. „Leon, du bist ein Schatz.“ Sie nahm die Tüte entgegen, die er ihr reichte. „Wie kann ich das wieder gutmachen?“
Der Koch grinste schelmisch. „Kartoffeln schälen wäre gut.“ Eine Anspielung an das letzte Jahr, als Jara sich geweigert hatte, Kartoffeln zu schälen und damit für mächtig Wirbel gesorgt hatte.
Die junge Frau konnte jetzt darüber lachen. „Vielleicht ein anderes Mal. Ich muss los, danke noch mal.“
Noch ehe Devereux antworten konnte, war sie aus der Küche gestürmt und auf dem Weg zu dem kleinen Besprechungsraum, den sie ihren Leuten genannt hatte.
Ihre Gedanken kreisten allerdings nicht um dieses Treffen. Irgendetwas hatte sich zwischen Danton und Miko verändert, das sagte ihr ein Gefühl. Dieses Gefühl hatte sie noch nie getäuscht und sie entschied sich, der Sache beizeiten auf den Grund zu gehen. Immerhin ging es hier auch um ein Mitglied ihrer Einheit.
Jara kam nur zwei Minuten zu spät, aber ihre Lanze hatte sich schon in dem Raum versammelt. Skeptisch bemerkte die Lanzenführerin, dass die drei Mechpiloten sich alle auf Abstand gesetzt hatten.
„Einen schönen guten Abend, Leute.“, grüßte Jara ganz informell. „Wenn ihr euch ein wenig näher zusammensetzt, dürft ihr hiervon etwas haben.“ Sie lächelte und warf die Tüte von Leon auf den Tisch, aus der ein paar Kekse rollten. „Wir sind ja nicht im Dienst.“
Tatsächlich setzte Sheila sich auf den Stuhl neben Miko, nur Oleg saß unverändert alleine, da er den beiden Frauen gegenüber Platz genommen hatte. Jara ließ sich neben ihn auf einen Stuhl fallen und sah in die Runde.
„Ich möchte euch heute euren Feierabend nicht allzu lange verderben, aber ich wollte, dass wir uns untereinander ein bisschen kennen lernen. Immerhin ist das mein erstes Kommando und ich möchte selbst euch alle genau kennen lernen und hoffe, dass ihr auch untereinander halbwegs auskommt.“
Jara pausierte an dieser Stelle, um die Reaktionen der Anderen abzuwarten. Es war Sheila, die schließlich das Wort ergriff, ob aus Pflichtgefühl oder Verständnis ließ sich nicht ganz erkennen. „Dann fang ich einfach mal an. Ich bin Sheila, 20 Jahre jung und steuere einen Feuerfalken. Ich bin seit vier Jahren aktive Pilotin, zuletzt bei der Fokkers Cavalry tätig. Ich habe schon mit Jara zusammen gekämpft und ich traue ihr zu, diese Lanze vorbildlich zu führen.“
Oleg nahm den Faden auf und während Sheila nach einem Keks griff, begann er zu reden: „Ich heiße Oleg Wiachynski und bin 34 Jahre alt. Zuletzt war ich bei den Rubynski’s Light Horses und kämpfe auf einem Vulkan.“
Sheila schluckte hastig und wandte sich an den Mechpiloten: „Stimmt es, dass sie unter dem Kommando einer Panzerfahrerin standen? Nicht, dass ich damit irgendwen angreifen will, aber das interessiert mich schon.“
„Ja, das stimmt. Sie ist übrigens ebenfalls zu den Chevaliers gegangen und kommandiert jetzt die Artillerie-Lanze.“
Jara musterte den Rassaalhager erneut und wunderte sich, dass er sich so locker gab. Er war der mit Abstand Älteste und noch dazu der einzige Mann in einer Runde junge Frauen und trotzdem schien er die Situation, das unterste Glied der Befehlskette zu sein, schlicht zu akzeptieren.
„Miko, würdest du bitte weitermachen?“, versuchte sie dann die schweigsame Draconierin in das Gespräch einzubinden.
Aus ihren Gedanken gerissen – Jara war sich sicher, dass Germaine darin eine bedeutende Rolle spielte – nickte die kühle Schönheit. „Ich heiße Miko Tsuno, bin 23 Jahre alt und bin seit der Gründung der Chevaliers dabei. Ich habe nach unserem letzten Einsatz einen Nightsky zugewiesen bekommen, nachdem mein Dunkelfalke zerstört wurde.“
„Danke, Miko.“, lächelte die blonde Frau ihre Kameradin an. „Ich bin Jara Fokker, 19 Jahre jung und bevor einer fragt: Ja, ich bin mir bewusst, dass ich die Jüngste hier bin. Eigentlich bin ich zu den Chevaliers gegangen, weil es in der Einheit meines Vaters, der Fokkers Cavalry, üblich war, dass die Kinder des Kommandanten ein einjähriges Praktikum bei anderen Söldnern machten. Allerdings starb mein Vater im Kampf und meine Heimat mit ihm, also bin ich hier geblieben. Mir gehört der Puma Omni-Mech, der im Hangar gerade frisch gestrichen wurde und seit neulich auch das Kommando über diese Lanze.“
„Wie kommen sie an einen Omni?“, fragte Oleg nach.
Jara grinste. „Eine lange Geschichte. Der freundliche Jadefalke, der ihn mir abtrat, kam dabei leider ums Leben.“
„Die Jadefalken.“ Sheila lachte auf. „Wir haben zu zwei versucht, diesen Puma zu erlegen...“
Während Sheila erzählte und nach und nach alle vier Anwesenden in ein Gespräch verwickelte, behielt Jara nebenbei ein Auge auf Miko, die noch ruhiger als sonst wirkte, obwohl selbst sie ab und an einen Beitrag einwarf.
Eine Stunde später löste sich die Runde auf und Jara setzte direkt ein erstes Sim-Training für den kommenden Tag fest. Dann sammelte sie die übrig gebliebenen Kekse ein und machte sich auf den Weg zu Germaine, um ihn um Hilfe bei dem Brief an Dawn zu bitten.
Da sie aber ihre Uniform immer unbequemer fand, verschwand sie kurz noch in ihrem Quartier und schlüpfte in eine bequemere Jeans und ein schlichtes Top.
Als Jara keine fünf Minuten später an die Tür des Majors klopfte, wurde sie sofort hereingebeten. „Ah, Jara, wie lief euer Treffen?“, wurde sie begrüßt.
„Soweit.“, antwortete sie ausweichend. „Es hätte schlimmer sein können.“
„Inwiefern?“ Germaine saß hinter seinem Schreibtisch und sah sie an. „Was hätte denn passieren können?“
Die blonde Frau lachte leise auf. „Oleg hätte sich als junge Frau entpuppen können.“, antworte sie schließlich zwinkernd und entlockte damit auch Danton ein Grinsen.
„Setz dich ruhig schon mal dort an den Tisch, da ist es gemütlicher als hier und wir sind ja nicht im Dienst.“, sagte er und deutete auf eine Couch-Gruppe. „Was riecht hier so lecker?“
„Ich hatte noch Kekse über, die Leon für mich gebacken hat. Die habe ich mitgebracht.“
„Jara, du bist ein Engel.“, kommentierte Germaine zwinkernd. „Darf ich dir dazu einen Kaffee anbieten?“
Sie lehnte ab. „Ich bin total überdreht, ich befürchte, ich werde nachher noch zehn Runden um die Kaserne laufen müssen, ehe ich schlafen kann.“
„Die Aufregung?“
„Das und der Mangel an Ablenkung. Jetzt, wo die Neuen da sind, kann ich ja noch nicht einmal mehr weggehen, weil das Lanzentraining morgen anfängt.“
„Du brauchst ein Hobby.“, zwinkerte Germaine ihr zu.
Jara seufzte. „Ich brauche einen Freund.“, antwortete sie. „Irgendjemanden, bei dem ich Ruhe und Geborgenheit finde.“
Danton nickte. „Oder das. Aber darum bist du ja nicht hier.“, fügte er grinsend hinzu und setzte sich neben sie. „Wir wollen ja einen Brief schreiben.“ Er griff nach einem ComBlock und sie steckten die Köpfe zusammen, um auf dem Display etwas sehen zu können.
Und genauso sah Miko sie, als sie unangemeldet ins Zimmer trat. Jara bemerkte das Schimmern in ihren Augen nur zu deutlich, als sie eine Entschuldigung murmelte und wieder auf den Flur verschwand.
Die blonde Frau sah den Major an und legte den Kopf schief. „Das ist es also. Willst du nicht hinterher?“
Germaine wich ihrem Blick aus. „Und mich lächerlich machen? Jara, ich darf mich hier aufhalten wann ich will und mit wem ich will.“
„Du hast sie verletzt.“
„Sie hat sich selbst verletzt. Sie hätte klopfen können.“, wich der Major aus.
Jara seufzte. „Dann gehe ich.“ Als sie die Panik in Germaines Augen las, hob sie die Hände. „Keine Panik, ich sage keinem, dass du mir ihr geschlafen hast.“
„Woher weißt du das schon wieder?“
Schulternzuckend wandte die junge Frau sich ab. „Das ist meine Begabung. Und wer euch kennt, weiß auch, was los ist. Aber das ist nicht meine Sache, ich will nur keinen Stress in meiner Lanze. Also werde ich mit ihr reden, auch wenn es deine Aufgabe gewesen wäre.“
Als sie die Tür hinter sich schloss, war sie froh, dass sie nicht als Chevalier bei Danton gewesen war, sondern als Mensch. Wenn er das, was sie ihm an den Kopf geworfen hatte, persönlich nahm, könnte das ihre Karriere beenden, bevor sie richtig begonnen hatte.
Aber das war im Moment nicht wichtig. Viel wichtiger war es, Miko zu erklären, dass zwischen ihr und Danton nichts gelaufen ist und dass es sich um ein Missverständnis handelte.
Und in Erfahrung zu bringen, wie Miko jetzt zu Germaine stand und umgekehrt...

* * *

Auch wenn Thomas äußerlich die Ruhe in Person blieb, so fluchte er innerlich doch über die durchgeknallte Clansfrau, die ihm nur zehn Minuten mit seiner Schwester gelassen hatte. Er hatte das Gefühl, dass Jara ihn jetzt brauchte und er brauchte Jara, aber statt mit ihr zu reden und Geschichten auszutauschen, drehte er seine Runden über irgend eine bizarre Testbahn, um sein Leistungsvermögen zu testen. Er war zu sehr Profi geworden, um sich seinen Ärger anmerken zu lassen, trotzdem hätte sein Blick im Moment töten können.
Seiner neuen Vorgesetzten fiel das aber entweder nicht auf oder sie konnte so etwas gut ignorieren. Wenigstens würde er ihr keinen Grund zum Meckern geben, er war gut in Form und mit seinem Tempest konnte er auch umgehen. Zähneknirschend sah er dies als einen Bewährungstest an.
Er hoffte nur, dass die ehemalige Geisterbärin auch etwas von Taktik verstand und nicht in ihrer Verblendung im Alleingang handeln und damit die ganze Lanze gefährden würde. Im Notfall konnte er versuchen, das Kommando an sich zu reißen, aber weder war er besonders scharf auf diesen Stress, noch war er sich sicher, ob die beiden anderen Mechpiloten der Lanze mitspielen würden. Er nahm sich vor, bald mit ihnen Bekanntschaft zu schließen.
Kurz ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass in dieser Lanze Rebecca Geisterbär die einzige Frau war, während in Jaras Lanze nur ein einziger Mann Dienst tat, aber ein Lächeln konnte ihm dieser Zufall nicht abringen.
Der Belastungstest kam ihm stundenlang vor, aber irgendwann hatte Thomas ihn überstanden und noch dazu eine persönliche Bestleistung erreicht. Er war stolz auf sich, Rebecca fand keinen Punkt, um Kritik anzusetzen und schleifte ihn direkt weiter zu den Sim-Kapseln.
An dem Punkt seufzte er so leise, dass seine Vorgesetzte ihn nicht hören konnte und fand sich mit der Situation ab, unter einer Wahnsinnigen dienen zu müssen. Blieb nur zu hoffen, dass seine Leistungen sie beruhigen würden und nicht im Gegenteil noch weiter reizen würden. Er war nicht schlecht, sonst hätte er nie die Einheit seines Vaters übernehmen und siegreich nach Hause führen können. Aber Können erzeugte Neid oder, in Rebeccas Fall eventuell, Angst.
Die Zeit bei den Chevaliers versprach, interessant zu werden.

* * *

„Orange steht dir nicht.“
Sheila nickte. „Ich weiß. Sobald ich in der nächsten Stadt war, probier ich was Neues aus. Türkis oder so.“
Jara verzog das Gesicht, sagte aber nichts, sondern verlegte sich darauf, einen Schluck von ihrem Bier zu nehmen.
„Wie sieht es denn hier überhaupt so aus? Kann man hier weggehen und ein bisschen auf den Putz hauen?“, hakte die kurzhaarige Mechkriegerin nach.
Ihre Lanzenführerin nickte grinsend. „Sicher. Aber der Chef mag keine Kneipenschlägereien mehr, treib es am Anfang besser nicht zu bunt.“
Sheila öffnete sich bereits das zweite Bier, während Jara noch an ihrem ersten trank. „Natürlich, Kleine. Du kennst mich doch.“
Die blonde Frau lachte. „Ja, eben das macht mir ja Angst. Du hast dich kein bisschen verändert.“
„Du schon.“, gab die ältere Pilotin zurück. „Ich habe das Gefühl, dass du so viel reifer und selbstsicherer geworden bist, seit du uns verlassen hast.“
„Es ist viel passiert.“ Jaras Gedanken wanderten in die Vergangenheit. „Ich denke, du hast recht. Ich bin erwachsen geworden.“
Sheila runzelte die Stirn. „Muss ich jetzt Angst vor dir haben?“
„Ich weiß nicht. Ich habe selber Angst.“, gestand Jara.
„Wovor? Du machst eine kometenhafte Karriere, siehst besser aus als je zuvor und alle lieben dich. Oh, nebenbei ... ich hab gehört, du bist immer noch solo? Ich konnte es ja kaum glauben.“
Jara zuckte hilflos mit den Schultern. „Die sind hier alle entweder zu alt oder zu bescheuert. Ich muss auch zugeben, dass ich zwar für alle ein Maskottchen bin, aber ich zu kaum jemandem näher Kontakt habe. Und bei dir?“
Sheila lachte. „Du kennst mich. Eine Affäre hier, ein One-Night-Stand da ... nichts Großes, aber das kann auch noch ein paar Jahre warten. Ich mag mich an niemanden binden. Kann ja nicht jeder so eine naive Romantikerin sein wie du.“
Die blonde „Rose“ seufzte. „Ich kann doch nichts dazu, dass ich mehr suche als Sex. Irgendwann wird der Richtige schon auftauchen.“
„Wenn du mit so einem Elan weitersuchst, könnte das recht unwahrscheinlich werden.“
Für einen Augenblick saßen sie beide schweigend da und tranken an ihren Bieren. Dann wechselte Jara das Thema und lenkte das Gespräch in unverfänglichere Bereiche. Es war der erste Abend seit Jahren, den sie so verbrachten, intimere Dinge würde warten müssen.

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Ama-e-ur-e
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22.03.2006 02:04 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
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Der Auftraggeber

Die Bar „Hells & Heaven“
Harlech, Outreach, Chaosmarken
09. Juli 3065

Denny sass zusammen mit James Lowcomb und Jimmi Boum grübelnd in einem seiner Pokerräume im Spielhöllenbereich, dem hinteren Teil seiner Bar. Der Raum war optimal für das Gespräch, das bald hier stattfinden würde. Keine Fenster, ein abgeschotteter Bereich in den man nur mit Einladung gelang und garantiert keine Kameras oder Wanzen. Dafür hatten seine Leute mit Sicherheit gesorgt. Sein Holopad lag in der Mitte des Tisches und hatte die Datei, an der er im Augenblick arbeitete, in die Mitte des Raumes projeziert. Überall lagen Papiere Ausdrucke und Papiere herum und sowohl Lowcomb als auch Boum arbeiteten an ihren eigenen Holopads an anderen Dingen.
Eine Woche voller Arbeit lag hinter ihnen und er musste zugeben, dass er nicht für möglich gehalten hätte, dass ihn eine Sache so schnell wieder in den Bann ziehen würde. Er hatte die letzte Woche im Schnitt 18 Stunden gearbeitet und obwohl er müde und erschöpft war, spürte er eine neue Art der Euphorie, die er schon lange nicht mehr verspürt hatte. Er hatte zusammen mit Lowcomb und Boum einen Vertrag zur Gründung einer Söldnereinheit erstellt, die gemeinsamen Finanzen geregelt, die neue Söldnereinheit mit dem schlichten Namen „Borers Unit“ gegründet und offiziell eintragen lassen. Dann hatte er nach einem vierten Mann Ausschau gehalten, doch leider hatte er den, auf den er es abgesehen hatte, nicht auftreiben können. Finnegan Trent schien vom Erdboden verschluckt worden zu sein und Denny hatte ihn bislang nicht finden können. Er wusste zwar nicht, ob Trent überhaupt Interesse haben würde und ein überragender Pilot war er ohnehin nicht gewesen. Aber zumindest wusste Denny was er von ihm halten konnte. Doch wenn er Trent nicht ausfindig machen konnte, musste er sich wohl oder übel woanders nach einem anderen vierten MechPiloten umschauen. Er hatte Trent eine Nachricht hinterlassen, doch ein Gefühl sagte ihm, dass Trent diese entweder nicht erhalten hatte oder aber nicht darauf eingehen würde.
Ein herzhaftes Gähnen von Jimmi Boum liess Denny aufblicken. „Na, war wohl eine kurze Nacht gestern, oder?“
Jimmi lachte laut. „Als ob du das nicht wüsstest! Du weißt doch bestimmt am besten, welche deiner Mädels mit wem ins Bett geht, oder? Kannst du nicht wenigstens nen kleinen Rabatt für mich raushauen?“ Jimmi hatte sich in den letzten Nächten jedes Mal eine andere der „Höheren Töchter“ ausgesucht. Und wenn Denny sich die Stundensätze der Mädel vor Augen hielt, wunderte es ihn nicht, warum Boum und Lowcomb bei diesem Lebensstil schon so bald nach ihrem letzten Coup schon wieder den nächsten Auftrag erledigen mussten.
„Nein, Jimmi tut mir leid. Es sind nicht meine Mädels sondern die von Lady Angelina. Sie zahlt Miete und wir bekommen eine Provision. Und die Mädels sind gewissermassen selbstständig. Da kann ich also nichts machen.“
Lowcomb schaute von seinen Papieren auf. „Jimmi, du solltest dich jetzt etwas zusammenreissen, unsere Auftraggeber müssten bald hier eintreffen.“
Denny blickte seinen neuen Kompagnon an und musste zugeben, dass er sehr positiv überrascht war. Lowcomb schien zu wissen, was er zu tun hatte und organisierte im Augenblick alles Mögliche. In dem Augenblick, in dem er sich auf diesen neuen Auftrag eingelassen hatte, fühlte Denny Professionalität von Lowcomb ausgehen. Es war im Grunde sogar ein weiteres Zeichen für einen Profis, wenn er sich eingestand, dass er in einigen Bereichen über Defizite verfügte und sich dann Hilfe holte. So wie Lowcomb das mit Denny gemacht hatte. Es war jetzt sein vierter Einsatz dieser Art und erst bei ihrem letzten Trip nach Bryant hatte es einen Zwischenfall gegeben, der Ihnen fast das Genick gebrochen hatte. Doch diesmal würde es nicht dazu kommen, zumindest wenn es nach Denny ging.
Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür und einer der Big Bad Boys steckte die Nase herein. „Sir, ihr Besuch ist angekommen.“
„Danke, Chris. Führen sie die Herrschaften bitte zu uns.“
Während die Auftraggeber langsam durch den Schleusenbereich geführt wurden, hatten die drei MechKrieger Zeit für ein wenig Ordung zu sorgen. Als die Gäste schliesslich eintrafen, sah es wieder recht ordentlich im Raum aus. Die Begrüßung war recht herzlich und keinesfalls geschäftsmässig was zu der Aussage von Lowcomb passte, dass das nicht der erste Einsatz war, den diese Gruppe miteinander hinter sich gebracht hatte. Denny war nur überrascht, wie groß die Gruppe war, die sich hier zusammengefunden hatte.
Der erste der Gäste war ein Mann mit schlohweissen Haaren und Bart, der eine sichtliche Autorität ausstrahlte, trotz eine humpelnden Ganges, den er durch einen reich verzierten Gehstock abstützte. Er nahm Lowcomb herzlich in die Arme und drückte sowohl Boum als auch Denny herzlich die Hand. James stellte den älteren Herren vor, der sicher schon Mitte 70 war, aber immer noch Elan ausstrahlte. „Denny, darf ich dir Varldherre Egil Brannström vorstellen, den Than von Diosd.“
„Angenehm, Freut mich sie kennen zu lernen, Herr Brannström. Aber sagen sie, Diosd? Ist das nicht in Wolfsclan-Hand?“
Eine Millisekunde verengten sich die Augen des Varldherre, dann lächelte er milde. „Ja, Mr. Dukic. Noch…, aber eines Tages…“ er zwinkerte leicht und drehte sich zu der zweiten Person um, die dicht hinter ihm stand. Die Frau mit einem strengen, eher unsymphatischen Gesichtsausdruck mochte Anfang Vierzig sein und hatte ihre blonden Haare militärisch kurz geschnitten. „Darf ich vorstelllen: Överste-Löjtnant Heidi Grönaker von der 1sten Diosd-Brigade.“
Dann drehte sich Brannström zum Nächsten in der Reihe um „Kapten Nathan Silibonic von den Ramsau Renegades. Die Renegades sind eine BattleMech-Einheit in der Größe einer Kompanie, die ich für den bevorstehenden Einsatz rekrutieren konnte.“ Denny schüttelte auch dessen Hand und konnte nur kurz nicken, dann war auch schon die nächste an der Reihe.
„Die bezaubernde Major Mary-Jane Higgins. Sie befehligt die Landungsschiff-Flotte, die sie begleiten wird.“
„Landungsschiff-Flotte???“ Denny blickte verwundert zu Lowcomb und dann wieder zum Varldherren, während er der kleinen und tatsächlich bezaubernd lächelnden Majorin die Hand schüttelte. „Später, Mr. Dukic, später… Lassen sie mich Ihnen vorher noch Neil Avellar vorstellen, den Chairman der ASFC.“
Dukics Augenbrauen schossen erneut in die Höhe. „Die Avellar Space Fighter Corporation?“
“Sie haben von uns gehört?“
„Ja, Mr. Avellar. Ich mag zwar ein Mech-Krieger sein und hatte als Ligist keine Gelegenheit am Clan-Krieg teilzunehmen. Aber ich habe vor ein paar Jahren von ihren Einsätzen an der Draconischen Clan-Front gelesen. Ich dachte die Aussenwelt-Allianz hat dem Kombinat nur während des Clan-Krieges geholfen?“
„Ja, das ist richtig, Mr. Dukic. Das Abkommen zwischen dem Kombinat und meiner Heimat umfasste neben der Produktion von Luft-/Raumjägern auf dem Territorium der Aussenwelt-Allianz auch einen Beistandspakt. Die ASFC waren ein Teil dieser Vereinbarung und somit haben wir mit wechselhaftem Erfolg an einigen der wichtigsten Schlachten teilgenommen. Und als der Krieg beendet war, sind wir geblieben um die Front zu sichern. Und wie sich gezeigt hat, nicht nur dafür.“
„Sie meinen Wolcott, Operation Bulldog und den Alshain-Krieg?“
„Richtig.“ Neill Avellar nickte nur bescheiden, während Denny gerne mehr über die ASFC gehört hatte. Als eine relativ kleine Einheit, die eigentlich auch nicht wirklich Söldnerstatus hatten, waren die ASFC recht unbekannt. Denny wusste von den Raumpiloten, die er kannte, dass diese Einheit mit zu den Besten gehörte, was man bei den LRJ-Einheiten der Inneren Sphäre finden konnte.
„Aber wenn sie beim Kombinat unter Vertrag stehen, wie kommt es dann, dass sie…“
„Technisch gesehen gehören die ASFC nicht zu den Streitkräften der Aussenweltallianz. Wir sind eine Söldnereinheit wie jede andere auch, auch wenn wir vertraglich vielleicht etwas stärker an Haus Kurita gebunden sind wie andere. Der erste Fighter Wing ist entsprechend auf Luzerne, der zweite auf Asgard stationiert. Und der dritte Wing normalerweise auf Chandler. Doch von Garnisonsdiensten alleine lässt sich nicht leben, daher…“
„… habe ich die ASFC für diesen Einsatz gewinnen können“ ging Varldherre Brannström dazischen. „Darf ich jetzt bitten, dass wir mit der Einsatzbesprechung beginnen? Die Kaptens der beiden Sprungschiffe bitte ich zu entschuldigen, ich werde in Ihrem Namen sprechen.“
„Zwei Sprungschiffe?“ Dennys Verblüffung war jetzt komplett. Er hatte mit einer kleinen Schatzjägermission gerechnet, doch das alles schien ihm viel zu groß für die simple Bergung eines Schatzes zu sein. „Was haben sie vor? Wollen sie eine Invasion auf Diosd starten?“
Der Varldherre blickte ihn lächelnd an. „So etwas in der Art, Mr. Dukic. So etwas in der Art.“

***********************************************

Nachdem die neu gegründete „Borers Unit“ und die Gruppe der Auftraggeber sich gesetzt und ihre Getränke erhalten hatten, räusperte sich Varldherre Egil Brannström, so dass die Gespräche der Gruppe verstummten und sich alle Augen in seine Richtung drehten. „Nun, ist dieser Raum sicher?“ fragte der Varldherre in Richtung Denny, der ohne zu zu zögern mit einem „Ja, absolut sicher“ antwortete. „Nun gut, Overste-Löjtnant, erläutern sie jetzt bitte unsere Pläne!?“
„Selbstverständlich, Varldherre.“ Damit drückte Overste-Löjtnant Grönaker den Wiedergabeknopf des Holopads in der Mitte des Tisches und eine dreidimensionale Darstellung vom Diosd-Sternensystem erschien in der Mitte des Raumes. „Das Diosd-System liegt, wie allen Beteiligten bekannt sein dürfte, relativ nah sowohl an Rasalhaag, dem Draconis-Kombinat und den Geisterbären- und sogar dem Jadefalken-Territorium. Daraus folgt, dass beide regulären Sprungpunkte zum einen stark frequentiert und zum zweiten auch stark verteidigt sind. Wie sie dem Einsatzdossier entnehmen können, werden wir daher einen der zahlreichen Piratensprungpunkte für unsere Annäherung nutzen. Damit verkürzen wir nicht nur die Flugdauer nach Diosd sondern können vielleicht sogar komplett eine Entdeckung verhindern. Die Kapitäne Malmquist vom Sprungschiff SUNDSTRÖM und Tachimoto vom Sprungschiff PRIDE OF ADELAIDE haben den Auftrag einen entsprechend geeigneten Sprungpunkt zu identifizieren und zu nutzen. Ich bin mir sicher, dass beide Kapitäne genug Erfahrung mit sich bringen, um diesen Teil des Planes auszuführen.“
„Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel“ warf Varldherre Brannström ein, so als ob er meinte den Worten des Oberstleutnant noch zusätzliches Gewicht geben zu müssen.
Diese fuhr ungerührt fort. „Direkt nach der Ankunft wird sich die Landungsschiffflotte unter Kommando vom Major Higgins von den Sprungschiffen abkoppeln und sich auf den Weg nach Diosd machen. Es ist selbstverständlich, dass die Landungsschiffe dabei einen mehrfachen Kurswechsel vornehmen werden, um etwaige Rückschlüsse auf die Sprungschiffe zu verhindern.“
„Wir werden Haken schlagen wie ein Schneehase“ grinste Mary-Jane Higgins, was Grönaker allerdings mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck quittierte. Die beiden Frauen mochten sich offensichtlich nicht besonders, wobei sich Denny fragte, ob Grönaker überhaupt Freunde haben konnte, so mürrisch wie sie sich hier gab.
„Wie dem auch sei“ nahm Grönaker wieder den Faden auf. „Die ASFC wird am Sprungpunkt ebenfalls direkt aussschiffen um etwaigen unliebsamen Überraschungen gleich entgegen treten zu können.“
Jetzt runzelte Denny die Stirn und räusperte sich, um Overste-Löjtnant Grönaker ebenfalls zu unterbrechen. Eine Tatsache, die diese zum Augenrollen brachte und ein Nebeneffekt, den Denny durchaus amüsiert zur Kenntnis nahm. „Unliebsame Überraschungen? An einem Piratensprungpunkt?“
Grönaker seufzte bevor sie antwortete. „Auch wenn es äußerst unwahrscheinlich ist, das die Clan-Wache von unserer Operation Wind bekommen hat, so müssen wir zumindest vorsichtig sein. Oder möchten sie gerne mit heruntergelassenen Hosen erwischt werden?“ Der zickige Tonfall der Offizierin entlockte Denny merkwürdigerweise ein leichtes Lächeln. „Nein, Ma´am. Zumindest nicht in diesem Fall.“ Ihr entrüsteter Gesichtsausdruck liess einige Anwesende kurz aufhusten und krampfhaft die Hand vor das Gesicht halten um das breite Grinsen zu verbergen. Besonders erfreut war Denny über ein kleines Augenzwinkern von Mary-Jane Higgins, in der er anscheinend eine Verbündete in ihrer gemeinsamen Abneigung gegenüber Grönaker gefunden zu haben schien.
Dann war es Neill Avellar, der zwar ebenfalls ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte, aber jetzt für die sichtlich verdatterte Grönaker das Wort ergriff. „Ich denke Frau Overste-Löjtnant hat Recht. Schliesslich ist der dritte Wing der ASFC genau für diese Szenerie verpflichtet worden. Wir werden uns ausschiffen und einen direkten Verteidigungsring um die Sprungschiffe ziehen, nur für den Fall der Fälle. Sollte die Umgebung ruhig sein, werden wir dann den Großteil des Kontingentes wieder in die Hangare zurückholen um frisch ausgeruht, voll aufgetankt und aufmunitioniert bereit zu stehen.“
„Danke, Chairman.“ Grönaker schien sich wieder gefangen zu haben und drückte auf das Holopad, so dass nun das Bild des Sonnensystems änderte. Die imaginäre Kamera schien auf den vierten Planeten des Systems zuzufliegen, der immer größer wurde, bis er ungefähr so groß wie ein Kürbis in der Mitte des Raumes schwebte. „Dann kommen wir also zu Ihrem Auftrag. Wie sie wissen, besteht unser Auftrag im Wesentlichen aus drei primären Missionszielen. Missionsziel 1 ist den Widerstand auf Diosd mit frischem Nachschub sowohl an Mensch als auch an Material zu versorgen. Die ASFC wird den Luft- und Raumschutz mit zwei der drei Schwadronen übernehmen, die Ramsau Renegades haben den Auftrag die primäre LZ zu sichern.“ Damit klickte sie wieder auf das Holopad und eine rot eingekreiste Region in den weitläufigen Sumpf- und Waldgebieten fernab von Diosds Zentren blinkte auf. „Wir gehen davon aus, dass die 1ste Diosd Brigade bereit stehen wird, um den Nachschub in Empfang nehmen zu können. Anschliessend werden wir Missionsziel 2 in Angriff nehmen. Hier geht es um die Zerstörung oder zumindest die Beschädigung der Deminster-Munitionsfabrik bei Hammerfest. Die Anlage ist nur knapp 100 km westlich von der primären LZ entfernt und wird von den Ramsau Renegades und vom dritten Wing der ASFC kombiniert angegriffen.“
Wieder blinkten die Angriffswege der Angriffstruppe auf. Ein weiterer Klick förderte einen dritten pulsierenden Kreis 100 km östlich von der primären LZ hervor.
„Missionsziel 3 betrifft die Borers Unit. Sie werden mit einem einzelnen Leopard ca. 100 km entfernt östlich aufsetzen, die dritte Schwadron der ASFC wird Ihnen Geleitschutz geben, ehe sie zum Missionsziel 2 abdrehen wird. Die besonderen Einzelheiten ihres Einsatzes werden wir hier nicht weiter erörten, da sie der Geheimhaltungsstufe 1 unterliegen. Varldherre Brannström wird Ihnen die Details im Anschluss erläutern.“
„Wie hoch schätzen sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass die gesamte Aktion vor unserem Aufsetzen auf Diosd unentdeckt bleiben wird?“ fragte Kapten Silibonic von den Renegades.
„10-20%“ antwortete Grönaker trocken.
„Sie gehen also davon aus, dass wir entdeckt werden.“
Grönaker nickte. „Früher oder später, ja! Wir haben es hier mit dem Wolfsclan zu tun! Und auch wenn er unsere Bewegung und den Untergrund noch nie ganz ernst genommen hat – im Übrigen der Hauptgrund, warum wir uns über ein Jahrzehnt im Untergrund halten konnten – werden sie die Gelegenheit nutzen um ein bisschen mit uns zu „spielen“. Aber da wir fernab von den Stadt- und Industriezentren Diosds operieren, gehen wir davon aus, dass die Wölfe nur noch die Scherben auflesen können, bis wir wieder verschwunden sind. Die ASFC wird sicher am meisten zu tun bekommen. Aber unseren sicheren Quellen zufolge befindet sich im Augenblick nur ein einzelner Stern LR-Jäger auf Diosd. Je zwei Sterne sind an den beiden Sprungpunkten stationiert, aber die dürften zu weit entfernt sein, um rechtzeitig einzutreffen, schliesslich liegen diese jeweils sieben Reisetage von Diosd entfernt.“
„Und wenn nicht…?“ Denny spürte, wie ihn Grönaker versuchte, mit ihren Blicken zu töten.
„Dann werden wir für unsere Heimat sterben, Herr Dukic.“

Es war Varldherre Brannström, der den kurzen Augenblick des Schweigens brach. „Gut, ich schlage vor, die Damen und Herren besprechen die weiteren Einzelheiten des Einsatzes im Nebenzimmer. Herr Dukic, kann ich alleine mit Ihnen sprechen?“
Denny nickte und beobachtete wie die Gruppe den Raum verliess. „Warum haben sie Lowcomb und Boum rausgeschickt? Sollten die beiden nicht auch wissen, um was es bei dem dritten Missionsziel geht?“ fragte Denny, als er mit dem Varldherre alleine war.
„Oh, keine Sorge, die beiden sind bereits eingeweiht.“ Der Varldherre lächelte und schwieg. Fast schien es, als würde er von Brannström immer noch gescreent werden. Dann kam der Varldherre direkt zur Sache. „Herr Dukic, ihr Auftrag ist relativ einfach. Sie werden ein paar Flüchtlinge und einiges an persönlichen Gütern aus den Sümpfen von Diosd holen.“
Denny blinzelte verwirrt. Das war alles? Dennys Verwirrung war ihm offensichtlich leicht anzusehen, jedenfalls lächelte Varldherre Brannström milde.
„Sie scheinen etwas mehr erwartet zu haben, Herr Dukic.“
„Nun, Varldherre, ich verstehe eine Sache noch nicht ganz. Sie schicken eine komplette Kompanie und drei Schwadronen plus ein paar Landungsschiffe und einen Haufen Infanterie ins Feld. Wozu dann noch uns beauftragen?“
„Nun zum einen sind die AFSC genau wie die Ramsau Renegades vor allem zur Ablenkung da. Und zweitens vertraue ich James. Er arbeitet nun schon zum vierten Mal für mich und ich konnte mich bisher immer auf ihn verlassen. Bei Silibonic und seinen Leuten kann ich mir da nicht so sicher sein. Und Avellar kann mir bei ihrer Mission nicht helfen, der denkt gar nicht daran auf Diosd überhaupt nur zu landen.“
„Verständlich, wenn sie mich fragen. Aber trotzdem, all dieser Aufwand, nur um ein paar Versorgungsgüter und Nachschubtruppen abzuwerfen, eine relativ unwichtige Munitionsanlage zu zerstören und ein paar Flüchtlinge samt ihrem Hab- und Gut abzuholen?“
Varldherre Brannströms Blick wanderte in die Ferne und er schien für einen Augenblick zu träumen. Dann kehrte er in die Realität zurück und schaute Denny tief in die Augen. „Herr Dukic, es gibt manche Dinge im Leben eines Mannes, das mehr Wert ist als alles andere in der Welt. Die Clans haben mir und meiner Familie so gut wie alles genommen was wir besessen haben, inklusive meine beiden Kinder. Auch wenn wir den Widerstand nun mehr als ein Jahrzehnt aufrechterhalten können, bin ich doch Realist. Die Wölfe kontrollieren Diosds Hauptzentren und auch wenn wir die Wildnis vielleicht noch ein paar Jahre halten können, wir werden die Clans dennoch nicht vertreiben können. Bei dem Hab- und Gut das sie holen sollen handelt es sich nicht um irgendwas, sondern um die übrig gebliebenen Schätze der Brannström-Familie. Und die paar Flüchtlinge, die sie holen sollen sind auch nicht irgendwelche Flüchtlinge, sondern meine Enkel. Die Familien-Schätze brauche ich, um den Widerstand finanzieren zu können. Und meine Enkel werden meine Nachfolge als Varldherre im Exil antreten. Ich will beides nicht auf Diosd verlieren.“ Tränen füllten die Augen des Varldherre und Denny konnte nun deutlich sehen, wie viel dieser Auftrag dem rechtmäßigen Herren von Diosd bedeutete. „Trauen sie sich zu, den letzten Wunsch eines alten Herren zu erfüllen?“
Denny schluckte ergriffen einen Kloss herunter. „Ich gebe Ihnen mein Wort, Varldherre. Wir holen ihre Familie da raus.“
„Das hoffe ich, Herr Dukic, das hoffe ich sehr…“



Wird fortgesetzt

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Sosehr es dem Infanteristen auch missfiel, er musste sich doch ergeben. Markus van Roose hatte erst gestern erfahren, dass einer der Neuzugänge nicht schwimmen konnte, ausgerechnet der, welcher damals eine Ohrfeige von Kitty bekommen hatte weil er sowohl beleidigend als auch befehlsverweigernd redete. Markus hatte Kitty gefragt, ob sie den Infanteristen nicht das schwimmen bei bringen konnte…zumindest soweit, das der Mann ein paar Bahnen schwimmen konnte.
Und da Kitty angenommen hatte, hatte der Infanterist den Befehl bekommen von ihr schwimmen zu lernen. Es behagte ihn natürlich nicht und die Witzeleien der Assays gab ihn nicht gerade ein sicheres Gefühl.
„Ob ich heute mal vom 3-Meter-Brett springe?“ fragte Sarah.
Bernd spielte entsetzen: „Bloss nicht. Wir hätten dann ja nur noch die Hälfte an Wasser im Becken.“
Natürlich bezog sie diese Worte mal wieder auf ihre Figur: „Willst du damit etwa behaupten ich wäre zu Fett? Wäre dir jemand wie Sergeant Hawk lieber?“
„Du weist ganz genau, dass ich jedes Gramm an dir schätze. Aber du solltest auch bedenken, dass du eine gewisse „Verdrängung“ hast wenn du ins Wasser springst. Und nun stell dir unseren Schwimmlehrling vor, wie der versucht erfolglos nach Luft zu schnappen, weil du direkt neben ihn ins Wasser gesprungen bist und ihn eine riesige Welle überschwappt.“
Der Infanterist konnte zum ersten mal Kitty im Badeanzug sehen. Sie sah darin sogar ziemlich interessant aus, interessanter als Sarah fand der Mann. Die Muskeln waren deutlich zu erkennen, jedoch nicht so übermässig, dass es störte, es war gerade so an der Grenze. Dagegen waren die Blutergüsse sehr gut zu erkennen, und auch ihr leichtes Humpeln zeigte, das die Trainingsprügeleien mit den Elementar Norton Spuren hinterliessen.
Es war nicht leicht sich ihr zu widersetzen, vor allem nicht wenn sie ihn trotz ihres Humpelns immer noch hinter sich her zog. Das sie jetzt das Kommando hatte, war ihm schon klar geworden als sie in der Vordusche sein warmes Wasser ausgestellt hatte, und dafür eiskaltes laufen lassen hatte. Seine Gänsehaut war deutlich zu sehen.
Am Beckenrand angekommen, gab Kitty mit Handzeichen zu verstehen das der Infanterist ins Wasser gehen sollte, doch er weigerte sich: „Ich kann doch nicht schwimmen. Wenn ich da rein springe, ertrinke ich“
Kitty schüttelte den Kopf, gab Sarah einen Wink, das sie zuerst rein gehen sollte, vom Beckenrand aus. Auch wenn die Treppe nur wenige Meter entfernt war.
Sarah setzte sich an den Rand, von dort aus lies sie sich ins Wasser gleiten, hatte aber immer eine Hand am Beckenrand. Im Wasser angekommen sagte sie zum Infanteristen: „Mach es so wie ich. Erst an den Rand setzen und die Beine im Wasser baumeln lassen. Dadurch merkst du wie kalt das Wasser ist. Dann lässt du dich ins Wasser, hälst dich aber mit einer Hand am Beckenrand fest. Somit kannst du nicht untergehen, weil du dich ja fest hälst. Aber untergehen kannst du hier nicht. Selbst ich kann hier ja locker stehen, und ich bin etwas kleiner als du.“
Der Mann fühlte wie er leicht errötete, ihm war sein Zögern peinlich. Aber er lies sich nun auch ins Wasser und merkte selbst dass Sarah recht hatte. Zudem war das Wasser relativ warm. „Das Wasser ist ja lauwarm…Mann…die Jungs meinten es wäre eiskalt.“ Meinte er erstaunt, während Kitty und Bernd ebenfalls ins Wasser kamen.
„Das Wasser ist auch eiskalt. Nur dadurch das du kalt geduscht hast, glaubt dein Körper erstmal das es warm ist.“ Erklärte Bernd. Und nun verstand der Infanterist auch warum Kitty die Dusche auf Kalt gestellt hatte… .
Die Lektion heute war einfach: er sollte die Angst vorm Wasser verlieren, lernen die Luft anzuhalten wenn er tauchte und auch die Augen offen zu halten. Unter Wasser die Augen auf zu lassen hatte seine Vorteile wie der Mann merkte…das Wasser war ja kalt, und wenn die Frauen ganz normal schwammen, und er sie von unten sehen konnte…ein anregender Anblick. Schwimmen selbst konnte er nicht. Aber seine Angst vor dem Wasser war geringer geworden.
Lange wollten sie aber nicht im Wasser bleiben. Als nach einer halben Stunde die Lippen des Infanteristen anfingen sich blau zu färben lies Kitty abbrechen. Gerade wollten sie aus den Becken steigen als Dominik auftauchte. „Nun, ich bin fast fertig mit den Postaustragen. Ihr beide seid die letzten die ich beliefern darf.“ Meinte er als Begrüssung.
Da die Chevaliers ein paar Monate auf Arc Royal bleiben wollten, war es nur normal dass sie auch Briefe, manchmal sogar kleine Pakete bekamen. Und diese Woche war Dominik derjenige der die Post verteilen durfte.
Der Infanterist freute sich: „Was bekomme ich den?“
„Nur einen Brief, Kitty hat gar ein grosses Paket bekommen.“
Kitty schien auf einmal sehr nachdenklich zu sein, zog sich aber ebenso schnell um wie der Infanterist, welcher fröhlich pfiff als er den Brief bekam. Das Paket für Kitty war wirklich gross: es war ein Eierkarton, in dem normalerweise über 360 Eier transportiert wurden. Zuerst war sie nur nachdenklich, als sie aber den Absender las, wurde sie richtig wütend, trat das Paket in ihr Quartier.
„Was hat sie den?“ fragte Sarah, die gerade mit ihren Mann aus dem Schwimmbad heraus getreten war.
„Sie ist tierisch wütend. In der jetzigen Laune könnte sie sogar den Elementar umbringen.“
Bernd mischte sich ein: „Ich dachte ein Paket zu bekommen ist etwas gutes…von wem kommt den das Paket?“
„Von ihren Vater“...
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Kaserne der Danton’s Chevaliers
Nahe Royal Port, Arc Royal
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
14. Juli 3065

Die beiden schwarz vermummten Gestalten hasteten über den schwach beleuchteten Korridor in einem der Kasernengebäude der Dantons Chevaliers auf Arc Royal. Die geschmeidigen, lautlosen Bewegungen liessen keinen Zweifel daran, dass hier Profis am Werk waren. Als die erste Gestalt an einer Tür stehen blieb, sicherte die zweite Person knieend beide Seiten des Korridors ab, indem sie die kurzläufige Kommandowaffe langsam nach rechts und links schwenkte.
Die erste Gestalt brachte nur wenige Sekunden um das Schloss der Zimmertür zu knacken. Mit einem leichten Ruck öffnete der Vermummte dann die Tür und hielt einen kurzen Augenblick inne. Als er sicher war, dass kein Alarm losging, gab er seinem Partner ein knapppes Zeichen, der dann den Korridor mit Sprengfallen sicherte. Das Standardverfahren würde dafür sorgen, dass die beiden Eindringlinge nicht überrascht werden konnten.
Dann machten sie sich an die Arbeit und drangen in den dahinterliegenden Raum ein. Das Zimmer war spartanisch möbliert und deutete eindeutig auf das Wohnzimmer des kommandierenden Offiziers hin. Der erste Agent liess seinen Blick und seine Waffe über den Raum schweifen, wobei er zweimal den Anzeigemodus seines Nachtsichtgeräts wechselte um sicher zu gehen, dass niemand im Raum war. Dann bewegte er sich langsam zum hinteren Raum, blieb davor stehen und gab seinem Partner ein Zeichen. Beide zückten je eine Granate von ihrem Waffengürtel und entsicherten sie. Mit einem Nicken bedeutete er seinem Partner, dass er bereit war. Dann öffnete er ganz langsam die Tür und sie warfen beide mit einem lauten Klonk ihre Granaten rein.
Anschliessend traten sie drei Schritte von der Tür zurück und zogen sowohl die Nachtsichtgeräte, als auch die Gesichtsmasken ab.
Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür und Major Danton stand vor Ihnen, seine Waffe in der Hand. „Was zum Henker...“ Er schien keineswegs erfreut über den nächtlichen Besuch zu sein. „Was wollen sie hier?“
„Sir, wir wollten Ihnen nur mitteilen, dass sie jetzt tot sind,“
„Als ich sagte, sie können ja mal versuchen bei mir einzudringen, war das als Scherz gemeint, Spezialist Povlsen.“
„Scherzen sie niemals mit einem Agenten, Sir. Wir haben das als Auftrag aufgefasst und ausgeführt.“
Mit diesen Worten betrat Charles Decaroux den Raum, ebenfalls in voller Montur. Danton wirbelte zu ihm herum. „DU! Du hast davon gewusst?“
Decaroux grinste. „Ich habe gewusst, DASS die Agenten Povlsen und Caprese diesen Auftrag ausführen werden, schliesslich hast du sie letzte Woche selbst beauftragt. Aber ich wusste nicht WANN sie ihn ausführen werden. Sergeant Kleinweich und Agentin Anna Sergejewna Kalinskaya hatten den Auftrag, den gesamten Stützpunkt in Zusammenarbeit mit allen Teileinheiten zu sichern.“ Dann blickte Decaroux zu den beiden Agenten und nickte ihnen anerkennend zu. „Doch wie es aussieht, müssen die beiden noch eine Menge von Povlsen und Caprese lernen.“
Funkelnd blickte Major Danton von Decaroux zu Povlsen und dann zu Greta Caprese. Dann fing er an zu kichern, dann zu lachen. „Gott verflucht, raus hier und zwar alle – und ich will einen ausführlichen Bericht mit allen Einzelheiten spätestens morgen Nachmittag auf meinem Tisch haben, ist das klar? “
Povlsen neigte seinen Kopf in Richtung Schlafzimmertür. „Mit ALLEN Einzelheiten, Sir?“
Dantons Augen verengten sich, doch das Lächeln blieb auf seinen Lippen. „Mit allen relevanten Einzelheiten, Spezialist Povlsen und jetzt weggetreten.“
Die drei Agenten salutierten kurz und beim rausgehen zwinkerte Povlsen seine Partnerin kurz zu, als sie ein gedämpftes Kichern aus dem Schlafzimmer hören konnten.

********************************************************

Knapp zwölf Stunden später sass Spezialist Evander Povlsen in dem engen Besprechungszimmer zusammen mit Greta Caprese, Sergeant Willem Kleinweich und dem zweiten Team bestehend aus Charles Decaroux und Spezialistin Anna Kalinskaya. Sie gingen weiter die Art und Weise durch, mit der Povlsen und Caprese die installierten Sicherheitsmaßnahmen umgangen und ausser gefecht gesetzt hatten. Ironischerweise war Povlsen nicht grundsätzlich anders vorgegangen als er vor einem halben Jahr in die Kaserne der Chevaliers eingedrungen war. Damals war er aus der Luft gekommen, dieses Mal hatten sie die Alarmanlage in der Kanalisation ausser Gefecht gesetzt.
Aus den Augenwinkeln beobachtete Evander seine Kollgin, die wie er in Leipzig verwundet worden war. Im Gegensatz zu ihm hatte Greta aber an der Schwelle des Todes gestanden. Die reine Tatsache, dass sie wenige Wochen danach schon wieder Dienst tat – wenn auch nur relativ leichten – zeigte ihr, welchen eisernen Willen sie haben musste. Und seit gestern abend hatte er keinerlei Zweifel an ihrem Talent. Er merkte, dass er sich auf die Zusammenarbeit mit ihr freute.
Aber mittlerweile wusste Evander auch, dass sie ihm nicht nur zugewiesen worden war, damit sie ein Team bildeten, sondern damit sie auch auf ihn aufpasste. Danton wäre ein Idiot, wenn er ihm nicht einen Aufpasser zur Seite gestellt hätte. Von der Art, mit der ihn Charles Decaroux behandelte, ahnte Evander darüber hinaus, dass auch dieser ebenfalls ein Auge auf ihn zu werfen schien.
Doch beide waren für Evander nicht sonderlich von Gefahr. Auch wenn Decaroux ein gleichwertiger Gegner zu sein schien, konnte Evander doch jeden Augenblick untertauchen, wenn er es nur gewollt hätte und keiner der Chevaliers hätte auch nur die geringste Chance gehabt ihn zu erwischen. Für einen EX-LNC-Agenten war es relativ einfach mehrere Monate zu verschwinden bis die Chevaliers Arc Royal wieder verlassen hätten. Doch Evander hatte nicht vor die Chevaliers zu verlassen, jetzt noch nicht. Seit der Sache im Landungsschiff behandelten ihn die Chevs fair, wenn auch unterkühlt. Und was nutzte es ihm sich hier und jetzt abzusetzen?
Für den Augenblick ging es ihm gut bei den Chevaliers, er konnte seine Verwundungen auskurieren und sobald er wieder voll einsatzfähig war, würde man schon sehen was kommen würde. Jetzt würde er erstmal Kleinweich und Anna Sergejewna Kalinskaya dabei helfen die Abwehr zu verbessern, während Greta abkomandiert worden war, ein Manöver der WiEx zu beobachten.
Und wer wusste schon, was sie dann erwarten würde?

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Eine Kaserne nahe Royal Port, Arc Royal,
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
07.Juli 3065


Die Kompaniechefs traten vor ihre Einheiten und befahlen Dienstantritt. Nacheinander lösten sich die Formationen auf, ging jeder seinen Weg oder folgte einem Vorgesetzten.

Rebeccas Blick ging zu den Fokkers. Die Begrüßungsszene von Bruder und Schwester war abartig. Ganz von dem absonderlichen Anblick gefangen genommen wurde sie angesprochen: „Entschuldigen sie, Lieutenant… Geisterbär? Ähh… wo finde ich Sergeant Jara Fokker?“, fragte sie eine männliche Stimme.
Rebeccas Kopf flog herum und musterte das Gegenüber kurz. Das musste der neue Mechkrieger aus Sergeant Jaras Lanze sein, Private Oleg.
„Sergeant Jara müsste da drüben irgendwo sein“, brummte sie und wandte sich wieder den Geschwistern zu.

Alleine die Tatsache, dass es so etwas wie Bruder und Schwester gab. Dezgra. Angewidert wollte sie sich abwenden, doch das ließ die Pflicht nicht zu. Sie straffte die Schultern, warf das lange Haar zurück und trat auf die Beiden zu.

Das Geräusch ihrer Stiefel hallte hart von dem grauen Betonboden des Exerzierplatzes zurück, als Rebecca auf Bruder und Schwester traf und die Begrüßung der Beiden schließlich unsanft beendete:
„Sergeant Jara, Sergeant Thomas, ich denke ihr habt eure niederen Gefühlen nun lange genug ausgelebt.“, Rebeccas Stimme klang schneidend wie eine Vibroklinge, die sich in einen Körper bohrt. Einen kurzen Augenblick verharrte ihr Blick auf dem konsternierten Gesicht von Jaras Bruder, dann stieß sie erneut zu. „Dann könnten wir uns jetzt den elementaren Dingen zuwenden, die das Leben als Krieger von uns verlangt. Sergeant Thomas, ich erwarte dich in 10 Minuten auf dem Übungsplatz. Ich möchte mir einen ersten Überblick über deine körperliche Verfassung verschaffen. Die Einheit muss funktionieren.“

Damit ließ sie die beiden Stehen.

***

„Meine Güte, die ist ja schlimmer als du immer erzählt hast.“, Thomas Fokker war wie vor den Kopf gestoßen, „Das ist doch keine Menschenführung was diese Frau tut, dass ist doch einfach nur Krampf.“

Spielerisch fuhr Jara ihrem Bruder durchs Haar. „Kampf, Bruderherz, nicht Krampf. Das ist alles was sie kennt.“ Jara musste Lachen. „Sind halt doch sehr einseitige Geschöpfe unsere Wahrgeborenen Freunde.“ Beim Wort Wahrgeborenen malte sie mit den Fingern zwei Anführungszeichen in die Luft.

„Na, ich weiß nicht recht.“, aber auch Thomas musste Lachen. „Trotzdem, das ist doch keine Einstellung um eine Lanze zu führen. Dazu gehört schließlich auch Vertrauen und ein Gutteil Respekt auch vor dem Untergebenen.“

„Den fehlenden Respekt ersetzt sie ganz einfach durch Drill.“, Jara war nicht im geringsten von der Meinung ihres Bruders überrascht. „Sie hält ihre Lanze auf einem hohen Standard, aber du hast Recht: Auf Respekt für den Untergebenen beruht dieser Standard nicht.“

„Den Eindruck habe ich allerdings auch.“, Thomas wurde nachdenklich. „Klar, es gibt schon Situationen wo der Respekt vor dem Einzelnen auf der Strecke bleibt. Aber das sind Ausnahmesituationen im Kampf, wo es um mehr als nur ein einzelnes Leben geht.“

Thomas redete sich langsam in Rage. Seine Schwester merkte, dass ihn etwas beschäftigte, doch sie unterbrach ihn nicht: „Dann muss man als Kommandeur auch unbequeme Dinge tun.

Jara drückte ihren Bruder erneut an sich. „Wir reden später darüber, du musst dich beeilen. Ich würde dir nicht raten direkt zum ersten Training zu spät zu kommen. Dazu wirst du noch oft genug Gelegenheit haben.“

***

Exakt neun Minuten und dreißig Sekunden später erwartete Rebecca die Mitglieder ihrer Lanze am Beginn des Übungsplatzes; dem Hindernis, das auch als großer Graben bekannt war. Private Mayham und Sergeant Thomas waren bereits anwesend. Rebecca nahm das pünktliche Erscheinen von Sergeant Thomas befriedigt zur Kenntnis. Ihre Ansprache schien die erwünschte Wirkung gehabt zu haben. Weniger zufrieden stellend empfand sie jedoch die Abwesenheit von Corporal Damien. Richtig sauer war sie dann jedoch als er erst mit 20 Sekunden Verspätung erschien. Das würde sie ihm austreiben, ein derartiges Fehlverhalten konnte sie unter den Augen von Sergeant Thomas nicht dulden.

„Es freut mich, dass ihr alle her gefunden habt.“, begann sie. „Zum lockeren Aufwärmen erst einmal zwei Runden über die Hindernisbahn. Danach zwei Runden auf Zeit.“, Rebecca machte eine kurze Pause, ihr Blick blieb an Damien hängen. „Und dann darf Corporal Damien noch mal zwei Runden. Jeweils eine für 10 Sekunden Verspätung. Eine Paarung macht schließlich noch keinen Sommer, Corporal.“ Ihr Blick war Eis.

Thomas Fokker schüttelte unmerklich den Kopf über seine Kommandantin. Er sah seine Meinung voll bestätig, keinerlei Fingerspitzengefühl, keinen Funken Menschlichkeit. Viel Zeit blieb ihm jedoch nicht darüber nachzudenken, denn das Training nahm in voll in Anspruch. Er war jedoch gut in Form und Rebecca fand schließlich keinen Punkt, den sie kritisieren konnte. Beide lieferten sich auf der Hindernisbahn einen harten Kampf, den beide mit persönlicher Bestleistung abschlossen. Einen Punkt den sie sich sicher niemals gegenseitig auf die Nase binden würden.

***

Rebecca fluchte innerlich. Dieser Seregant Thomas war ein harter Brocken, ganz wie sie aus dem Studium seiner Unterlagen vermutet hatte. Sie musste sich steigern, sonst würde sie sich schnell in einem Positionstest wieder finden. Ein Funken Hoffnung blieb ihr allerdings: Vielleicht lagen seine Stärken aber auch nur im körperlichen Bereich und seine Fähigkeiten als Pilot waren deutlich schwächer. Hoffnungsfroh schleifte sie ihre Lanze zu den Sim-Kapseln.

Vier Stunden später war sie vom Gegenteil überzeugt. Sergeant Thomas war ein ernstzunehmender Gegner. Er war ein guter, vielleicht kein herausragender Pilot, seine taktischen Fähigkeiten waren jedoch geradezu phänomenal. Auch wenn sie für Rebecca als Clannerin unkonventionell, zum Teil sogar dezgra waren, hatte sie in der Inneren Späre bereits soviel gelernt, dass sie Sergeant Thomas Fähigkeiten als Bedrohung wahrnahm. Erschöpft und desillusioniert entließ sie ihre Lanze und machte sich an die Auswertung der Gefechts-ROMs. Irgendwo mussten die Informationen verborgen sein, die sie zu einer ebenbürtigen Taktikerin machen würden und die ihr den Vorteil in diesem beginnenden Konflikt verschaffen würden.

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Schießplatz für schwere Waffen
Nahe Royal Port, Arc Royal
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13. Juli 3065


„Zieldaten … jetzt!“, forderte Helene über das Interkom des Ontos. Ihr Mann an der Elektronik hatte darauf nur gewartet, denn Helene peilte bereits seit ein paar Sekunden die sich bewegende Zielscheibe an. Einen Platz weiter setzte Parker Pentero den nötigen Spruch an die drei anderen LSR-Lafetten ab.
Nach diversen Übungen und einer mehr als nur denkwürdigen Panzerfahrt zwei Tage zuvor lief es am Schießstand endlich wie gewünscht. Jede Einheit der Lanze hatte einmal als Datenlieferant für die restliche Einheit dienen müssen. In einem sehr reellen Gefecht konnte diese Situation jederzeit eintreten – auch wenn es besser nicht der Fall war. Im Augenblick war der Ontos an der Reihe und Helene dachte nicht einmal daran, sich in dieser Situation eine Blöße zu geben. Keine zwei Sekunden später bekam sie ihrerseits ein dreifaches Pingen eingespielt, was andeutete, dass auch die Lafetten die Zielscheibe erfasst hatten. Helene drückte den Feuerknopf bis zum Anschlag durch und über ihr konnte sie die 15 Raketen ihrer eigenen Lafette aus den Rohren schießen hören. Es würde nur ihr Schärflein zu den fast 200 Raketen sein, die die stoffbespannte Attrappe malträtieren würden. Zum Glück waren es nur Übungsraketen ohne Sprengkopf, aber es würde ausreichen. Über das Periskop konnte sie die Flugbahn zum mehr als 400 Meter entfernten Modell verfolgen. Die Rauchschwaden der ausgebrannten Raketenmotoren zeichneten ein eindeutiges Bild und verbanden sich erst kurz vor dem Ziel mit den Raketen der anderen Werfer. Im Ziel entstanden fast 100 Löcher, der Rest der Raketen schlug ringsum im Boden ein.
„Sieht nach einem Blattschuss aus“, funkte sie ihr Richtschütze an.
„Na ja“, brummte Helene bedächtig, „Hätten mehr sein können.“
Sie hatte die reichlich in der Gegend verteilten Raketen gesehen und sofort gewusst, dass mindestens ein Werfer gründlich daneben gelangt hatte.
„Ach, komm schon, Helene! Das waren grob über den Daumen gepeilt 120 Einschläge in ein eng begrenztes Gebiet. Wer soll dem widerstehen?“
„Ein großer, böser Mech? Vorzugsweise von irgendeinem wildgewordenen Clanner gesteuert, der jetzt erst richtig angefressen reagieren würde?“, erwiderte Helene und verfolgte das Ziel weiterhin, als es seine Bahn änderte.
„Neue Zieldaten…“

Im Vergleich zu ihrem Anfang bei den Chevaliers war das hier mit Sicherheit ein gewaltiger Erfolg.
Sie war die Neue, ganz klar. Aber eben auch nur eine Frau, die das Kommando über einen ganzen Zoo aus der Inneren Sphäre hatte. Das Vertrauen und die Zuversicht, dass sie ihre Aufgabe auch meistern konnte, hatte sie sich hart erarbeiten müssen. Erst mit Disziplin, insbesondere unter ihren eigenen Leuten, dann durch Kumpelhaftigkeit bei jenem vernichtenden Kneipenabend und dann durch Standfestigkeit am nächsten Morgen.
Zum Glück hatte kein Frühsport auf dem Programm gestanden, ihr Kreislauf und ihr Magen hätten das niemals mitgemacht. Aber auch die anstehende Testfahrt aufs Übungsgelände hatte sich als harte Herausforderung herausgestellt. Zwar waren beim Zechgelage eigentlich nur die jeweiligen Kommandanten unterwegs gewesen, aber das hatte nicht bedeutet, dass ihre Mannschaften in der Kaserne eingesperrt waren. Sie waren nur lieber unter sich ausgezogen um sich gegenseitig zu beschnüffeln. So wie sie es unter Führungsleuten ja auch getan hatte.
Das Ergebnis war am nächsten Morgen eine einhellig verkaterte Panzertruppe, die jeden vom Frühstückstisch weggebissen hätte, der es auch nur gewagt hätte, sie schief anzusehen. Allerdings sind Kater und Restalkohol zwei paar Schuhe, die eine unheilvolle Mischung eingehen können, wenn der Betroffene alsbald wieder gefordert wird. Wahrscheinlich hatte die restliche Bevölkerung Arc Royals nur deshalb Glück und kam unbeschadet davon, weil gegen 9:00 nur noch der Berufsverkehr unterwegs gewesen war und der im Allgemeinen nicht bis zu den Kasernen hinausfuhr. Es war eindeutig besser so, denn einem 95 Tonnen schweren Panzer zu begegnen, der eindeutig mehr als nur die eigene Fahrspur braucht, war ein Erlebnis, auf das man gerne verzichtete. Dabei war das für Helene wie auch ihre langsameren Verfolger noch nicht das Problem gewesen. Die Straße war immerhin glatt und eben.
Das Grauen kam für alle Beteiligten erst, als es ins Gelände ging. Helene, die sich standhaft am Turmlug festgehalten hatte, hatte ihrem Fahrer ganz klar die Order erteilt, die Pace hoch zu halten.
Es war kein Wunder gewesen, dass der Bär schon am frühen Morgen am Panzer gewerkelt hatte. Er hatte extra für diese Fahrt die Kettenspannung erhöht um mit dem Gelände und der anzulegenden Gangart fertig zu werden.
Im Gelände zeigte sich dann recht schnell, wieso sie noch immer offen im Wind stand. Einerseits tat ihr Frischluft gut – die Staubwolken entstanden erst hinter ihrem breitbeinigen Gerät – andererseits hatte sie so immer einen Blick auf die ihr folgenden Lafetten. Und diese auch auf sie. Was hier inmitten von Bodenwellen, Schlaglöchern und harten Kurven anstand, war eine Prüfung des Willens. Wer würde zu erst aufgeben? Helene hatte sich auf jeden Fall geschworen länger auszuhalten als die anderen es von ihr vermutet hatten.
Es dauerte nicht besonders lange, bis der erste der drei Raketenwerfer langsamer wurde und anhalten musste. Die herausspringenden Fahrer konnte sie im Staub nicht mehr ausmachen, auch nicht, ob sie es noch geschafft hatten, rechtzeitig anzuhalten. Aber sie konnte sicher sein, dass sie sie bezwungen hatte. Beim zweiten hatte es noch eine Weile gedauert, aber als wirklich harte Nuss hatte sich die asiatische Truppe um ihre Kommandantin Yukie Nakama erwiesen. Hauptsächlich wahrscheinlich deshalb, weil sie sich am Vorabend deutlich zurückgehalten hatte; ähnlich ihrer Vorgesetzten. Im Gegensatz zum Sergeant und dem anderen PFC hatte sich die zierliche Asiatin ihr gegenüber nicht beweisen müssen. Mitgetrunken hatte sie zwar, aber sie hatte keine Whiskey auf Ex gekippt. Als sie ihretwegen endlich anhielten, zwinkerte sie Helene zu, als die aus dem Turm stieg und staksig zu ihr herüberkam.
Es war ein Zeichen gewesen.
Ein Zeichen, dass die anderen vielleicht übersehen hatten, das aber für Helene wichtig gewesen war. Genauso wie die Reaktionen der anderen Besatzungen. Sie hielten den Mund, teilweise ein wenig krampfhaft, aber sie sahen ohne Groll zu ihr herüber. Schließlich nickten sie ihr wortlos zu und beließen es erst einmal dabei.
Aber es war ein wichtiges Zeichen für Helene gewesen.
Sie hatte an diesem Morgen endlich ihr Ansehen errungen. Sie war tough genug, um mit den anderen mitzuhalten und das bedeutete auch, dass sie ihr Kommando verdient hatte.

Nun ging es seit zwei Tagen darum, sich dieses Kommandos auch als würdig zu erweisen. Weitere Ausfahrten waren erfolgt um das Zusammenspiel der vier Panzer besser zu koordinieren und andere Übungen hatten sie sich näher gebracht.
So auch diese Schussübung hier, bei der sie mit der allgemeinen Leistung ganz zufrieden sein konnten. Bis auf Helene, die mehr forderte.
Als die Attrappe hinter einem Betonbunker verschwand, zeigte sie alleine von diesem 30 Sekunden dauernden Durchgang über 210 Einschüsse, was wohl ausgereicht hätte um selbst einen schweren Clanomni niederzustrecken.
Es war eine beeindruckende Leistung. Wenn ihre Zusammenarbeit so weiter ging, konnte es noch was werden. Auch wenn Helene es sich nicht anmerken ließ und damit immer noch nicht zufrieden zu stellen war.
„Es könnte noch besser werden.“, brummte sie, als die Panzer die Schießanlage verließen.
„Es könnte immer besser werden. Fraglich aber, ob es das auch wirklich wird. Versprich dir keine Wunder, selbst wenn du ihnen die bestmöglichen Zieldaten servierst. Oder bekommst.“, ermahnte sie Charly Montero, ihr zweiter Mann.
„Wenn es einen Weg gibt, bessere Ergebnisse zu erzielen, dann sollten wir ihn finden. Auf dem Feld zählt immer nur das Optimum“, konterte Helene.
„Übertreib es nicht, Helene.“, warnte sie ihr Fahrer, „Dein Ehrgeiz in Ehren, aber übertreib es nicht damit. Mit den Schussergebnissen heute liegen wir bereits über Durchschnitt.“
Mit hoher Wahrscheinlichkeit stimmte das sogar, aber dennoch wusste Helene es einfach besser. Sie würden einen Konflikt nur mit noch besseren Ergebnissen überleben. Mit Schussergebnissen, die einer Elite würdig wären.
„Übertreib es vor allem nicht mit den anderen. Du musst hier keine Lanze führen. Du musst nur in ihr funktionieren. Und vor allem musst du mit ihnen leben können.“, fügte Charly noch an, als ob er ihre – ausgeklammerten – Gedanken hätte lesen können.
Wahrscheinlich war das der einzige Grund wegen dem sie sich doch noch zügeln würde. Sie war keine Einzelkämpferin, das wusste sie. Sie war ein weiteres Rad in einem großen Getriebe. Und sie würde sich diesem Umstand fügen. Es war eine Notwendigkeit.
Was aber nicht bedeutete, dass sie nicht weiterhin an Verbesserungen arbeiten konnte, wie sie schmunzelnd feststellte.

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Kaserne der Danton’s Chevaliers, Sportparcours
Nahe Royal Port, Arc Royal
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
11. Juli 3065

Schnaufend stützte sich Lucius Bauer auf seine Knie und versuchte röchelnd Luft zu holen.
Die anderen Mitglieder der Mechkompanie der Chevaliers drehten weiter ihre Runden auf dem Rundkurs.
Ein paar Stiefel blieb kurz in seinem Sichtfeld stehen und als er den Kopf hob blickte er in das Gesicht dieses vermaledeiten Davy Offiziers.
„Was!“ blaffte er der braunhaarigen Mann gereizt an.
Sein Gegenüber grinste verspielt.
„Hey selbst ich hätte von einem Schosshündchens einer Schlange mehr Durchhaltevermögen erwartet.“
Zorn kochte in Lucius hoch, wütend fixierte er den Blick seines Gegners, der entgegen des Lächeln eine aufmerksame Gespanntheit zur schau trug.
R rechnete mit einem Angriff.
Nein nicht dieses Mal.
Das wäre unter seiner Würde.
Er drückte den Rücken durch und begann wieder zu Laufen. Schmerzen fuhren durch sein Kreuz und malträtierten ich, aber er biss die Zähen zusammen, niemals würde er vor einem Davion Schweinehund aufgeben, nie.
Schwer atmend schaffte er so Meter um Meter und quälte sich eisern voran.
Ich bin ein verdammter Offizier, stamme aus adligen hause und muss mich von einem Davionschwein beleidigen und einer elenden Clannerin scheuchen lassen.
Er blickte zu Lieutenant Rebecca, die locker mit den Mitgliedern ihrer Lanze voranlief.
Der Major hatte es zwar vor vier Tagen angeordnet, aber diese Clannerin schien sich einen Spaß daraus zu machen die doppelte Ration zu verordnen oder manchmal gar die dreifache.
Aber was ihn wirklich wurmte, war die Tatsache, dass alle recht passabel oder sogar gut dabei wegkamen, nur er hing ständig zurück.
Das ärgerte ihn, das und der Kerl, der immer noch neben ihm hertrabte, mit einer Lässigkeit, die nach Prügel schrie.
„Soll ich die Ordonanz rufen, damit sie für dich weiterläuft, Prinzeschen?“
Alles hatte ein Ende und dies war hier erreicht, jetzt war es Zeit für einen Anfang, den Anfang der Prügel.

Mit einem wütenden Heulen warf er sich auf ihn.
Dieses Mal hatte er nicht damit gerechnet, dass sein Gegenüber so schnell reagieren würde und so fing Matthew Brennstein sich eine gezielte rechte ein, die ihn aus dem Konzept braucht und stürzen ließ.
Benommen schüttelte er den Kopf du begann sich wieder aufzurappeln.
Doch Lucius ließ nicht locker.
Wie ei Tier stürzte er sich auf ihn und schlug wieder und wieder auf ihn ein.
Die Hälfte der Schläge traf, dann erwischte Brennstein ihn mit einem harten Schlag gegen die Schläfe.
Jetzt war es an Lucius benommen zu Boden zu gehen.
Knurrend sprang Brennstein ihn an und schlug nach seinem Gesicht, was Lucius krampfhaft abzuwehren versuchte, aber dabei den ein oder anderen Treffer erhielt.
Angepeitscht durch das Adrenalin rollte die beiden sich über den roten Kies der Laufbahn und schlugen, traten und bissen wie zwei Tiere aufeinander ein.
Bis sie beide plötzlich mit einem lauten Knurren gepackt wurden und ein lautes „Genug!“ befehlend über den Platz schallte.
Eine gestalt trat zwischen die beiden Streithähne und Lucius kam nicht umhin diese kraftvolle Stimme, bei dieser geringen Größe zu bewundern, bis er feststellte, dass erzappelnd an dem ausgestreckten Arm eines Elementars hing.
Es handelte sich um Decius Metellus, der zwischen den beiden stand und beide abwechselnd mit kaltem Blick musterte.
Der Zorn verflog langsam wieder und Lucius nah auch die anderen wahr, die sich in einem leichten kreis versammelt hatten.
Metellus Blick blieb auf Brennstein hängen.
„Sie!“
„Jawohl, Sir!“
ruckartig nahm der Davion Haltung an, was äußerst merkwürdig aussah, so in der Luft, an der Pranke eines Elementars hängend.
Brennstein mochte ein kräftiger Krieger sein, wie Lucius anhand der langsam hervorkriechenden Schmerzen bemerkte, aber so sah er nur aus wie ein Wurm am haken.
„Sir, ich habe nicht...“
„Genug! Muss ich mich wiederholen? Ich will keine Ausflüchte hören. Captain Scharnhorst erwähnte sie beide schon. Zu ihrer beider Information, wir sind eine Einheit und sollte ich so etwas in einem Gefecht sehen, werde ich sie eigenhändig aus ihren Mechs schießen. Sie werden sich sofort zum Major begeben und der wird dann weiter entscheiden wie wir mit ihnen verfahren werden.“
Er blickte sie beide abwartend an. Brennstein salutierte schneidig, ganz der Davion Militär, während Lucius mit einem Funkeln in den Augen bestätigend nickte.
Metellus nickte bestätigend und sie wurden wieder abgesetzt.
Brennstein funkelte Lucius noch kurz an, dann wandte er sich ab und trabte zurück zur Kaserne.
Dieser wiederum wartete kurz und folgte dann, einen gewissen Abstand haltend.


Decius Metellus blickte den beiden seufzend hinterher.
Das versprach durchaus anstrengend zu werden, aber die Akten der beiden wiesen sie als zu wertvoll aus, als sie einfach wegen so etwas rauszuschmeißen.
Und die beiden würde er schon hinbekommen, er wusste auch schon wie.
„Sir?“
Sein Blick wanderte zu Sergenat Rowan, der ihn abwartend anblickte.
„Schon okay, Sergeant, ich denke dieses Mal werden die beiden Herren ohne Streit am Ziel ankommen.“
Rowan nickte bestätigend und schaute etwas ungläubig hinter den beiden Streithähnen hinterher.
„Lieutenant Rebecca, weitermachen!“
„Pos, Master Sergeant Decius ! “


„ Nein, verdammt! Aus, aus!“
Sandrina Gurrow fluchte lauthals, als die Platine vor ihr sich funkenstrebend in Rauch auflöste.
„Sorry, Sandy!“
Jean Dante streckte den Kopf aus der Kanzel der Stuka und versuchte es mit einem seiner wohl gefürchteten Lächeln.
„vergiss es, aber jetzt müssen wir das ganze noch mal machen, von der neuen Platine ganz zu schweigen.“
Sie musterte kritisch die verkohlten Kabelreste an der zerschmolzenen Platine.
„Wenn ich nur wüsste was das ist?
„ Ta ma dub!“ kam es lauthals von der anderen Seite, gefolgt von einem lauten Knallen.
Die beiden Piloten blickten erstaunt dorthin, als sich der rußgeschwärzte Kopf des Capellaners in ihr Blickfeld schob.
„Ach To Whai, was hast du jetzt schon wieder angestellt?“
Schmunzelnd wand sich Sandy unter der Maschine durch und kam auf der anderen Seite neben dem kleinwüchsigen Asiaten wieder hervor.
Dann brach sie in lautes Lachen aus.
„Ich hab dir doch gesagt, du sollst die Finger davon lassen, dass ist normal bei diesen Stuka Modellen, aber zum Glück harmlos.
Sie griff an ihm vorbei, wobei ihr Busen leicht seinen Oberarm streifte und richtete das Kabel, dass er versehentlich berührt hatte wieder.
„Ist so etwas wie eine Einspritzanlage für de Nachbrenner, prinzipiell harmlos, aber a hängen immer kleinere Reste drinnen.“
Sie musterte den Mann schmunzelnd und er nickte nur stumm, wie so oft.
Es war schon selten ihn mal emotional zu erleben, stets beherrscht und ruhig hatte er sich die Tage gegeben, aber irgendwie mochte sie ihn, er hatte so etwas knuddeliges an sich.
„Hey, Fliegerbraut, was machen wir jetzt wegen der Platine?“
Dante lehnte sich über die Cockpitscheibe und grinste sie breit an, währen der ihr in den offenen Bereich des Overalls gaffte.
„Oh du!“ Empört warf sie eine kleine Schraube nach ihm, der er geschickt auswich.
Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen, für sie alle, aber Jean hatte nie seinen Humor verloren und sie so auf den Beinen gehalten.
Kiki kam fast gar nicht mehr aus ihrer Kabine und wenn dann nur zu offiziellen Anlässen oder um ihren bericht persönlich beim major abzugeben.
Sarah machte den Job als Interims Staffelführerin sehr gut, aber man merkte ihr an, wie sehr es ihr missfiel.
Sandy selber war in ein tiefes Loch gefallen, nach der Sache mit Kiki und Bryant.
Jean hatte ihr das nach wochen klargemacht und sie daraus wieder hervorgeholt.
Jetzt war sie endlich wieder bereit für etwas Aktion und doch wandte sie sich seufzend in Richtung der Stuka.

Doch hatten sie zuviel erlebt, um so weiterzumachen wie bisher.
Sie legte die Hand an das kühle Metall der Stuka und ihr Kopf folgte langsam.
Es war angenehm und roch leicht nach Schmiermitteln und Farbe.
Dann raffte sie sich auf und blickte zu Jean.
„Tja ich denke wir müssen uns da noch ein paar Platinen besorgen gehen, geht ja wohl nicht anders. Ich sehe zumindest keine andere Möglichkeit.
„Hey, wie ich sehe ist hier gut was los!“
Die neue Stimme irritierte sie alle und die drei Piloten fuhren zum Eingang des Hangars herum.
Ein Mann stand dort, kaum mehr als ein Schatten vor dem Licht der Sonne Arc Royals.
Als er näher trat erkannte Sandy Einzelheiten.
Er trug eine lockere Freizeit Kluft, wie sie häufig von Leuten auf dem Planeten getragen wurden, bestehend aus einem hellen Hemd und einer militärisch geschnittenen Hose mit jeder Menge Taschen und Laschen.
Über die Schulter hatte er lässig einen Seesack geworfen, an dem baumelnd ein Helm hing. Ein Pilotenhelm.
Er war extrem gut gebaut und die gut definierten Muskeln stachen unter der Kleidung gut hervor.
Sandy kam nicht umhin einen leisen Pfiff auszustoßen, was ihr einen ärgerlichen Seitenblick Jeans einbrachte. Sein Gesicht wies eine eher blasse Hautfarbe auf, die in starkem Kontrast zu dem feuerroten Haar stand, dass sich unter dem Cappie hervordrängte und ein aberwitziges Schauspiel mit dem Funkeln in seinen ungewöhnlich blauen Augen bot.
Den Mund umspielte ein verschmitztes Lächeln, während er sich ihnen weiter näherte.
Sandy war hin und weg und starrte ich unbewegt an, während die freie Hand ausstreckte und sanft die Flanke der Stuka lang fuhr.
„Eine schöne Maschine. Robust und voller Leidenschaft. Ihre?“
seine Frage konnte kaum mehr Doppeldeutigkeit aufweisen, während er Sandy verführerisch musterte.
„Äh, nein.“ kam es eher zögerlich von ihr.
„Und wer sind sie, wenn ich fragen darf?“
Dante war mittlerweile aus der Kanzel geklettert und schob sich zwischen seien momentane Flügelfrau und Freundin.
„Oh Sorry“ der Mann ignorierte ihn völlig, ging an ihm vorbei und hielt Sandy die Hand hin. „ Mein Name ist Frederick Pwoels, aber man nennt mich meistens nur Snap.“
„Sandy Gurrow, oder auch Hotshot!“
Sie ergriff die Hand mit einem leichten zittern, definitiv nicht vor Angst oder Kälte.
„Hey!“ brachte Jean protestierend hervor, als eine andere Stimme durch die Halle klang und den anbrechenden Streit um eine Frau jäh unterbrach.
„Ah wie ich sehe habt ihr euch schon kennen gelernt.“
Sarah Slibowitz kam auf sie zu, gefolgt von einer finster drein schauenden Christine Sleijpnirsdottir, die sich im Hintergrund hielt.
Pwoels wandte sich lächelnd um und zwinkerte Sandy aus dem Augenwinkel schelmisch zu.
„ Mister Pweols ist gerade bei den Hounds rausgeflogen und wird fortan bei uns Dienst tun. Als Flügelmann von To Whai!“
Das Grinsen auf Pwoels Gesicht erlosch leicht, kam aber sofort wieder.
„Ja so ist es! Bin froh hier zu sein, ist ja alles recht vielversprechend hier.“
Sarah lächelte leicht, was aber weniger höflich gemeint zu sein schien.
„Nu Mister Pweols wir werden ja sehen, ob sie vielversprechend sind. In einer halben Stunde wird es das erste Staffeltraining geben. Ihr Wingleader wird ihnen ihr Quartier zeigen. Machen sie es sich heimisch und dann ab zu den Simkapseln!“

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Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Andai Pryde: 05.04.2006 03:55.

03.04.2006 21:31 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
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Eine Kaserne nahe Royal Port, Arc Royal,
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
08.Juli 3065

Rebecca hatte einen Menschen gebraucht, mit dem sie sich ein wenig austauschen konnte und so war sie schließlich mit Judith mittags in die Kantine gegangen.

„Judith, diese Arroganz kannst du dir gar nicht vorstellen.“, sagte sie, während sie mit der Gabel lustlos den verführerisch duftenden Auflauf in seine Bestandteile zerlegte. „Nur weil diese Freigeburt Thomas zufällig ein wenig Ahnung von Taktik hat und in ganz guter körperlicher Verfassung ist, denkt er dass er der die Wiedergeburt von Kerensky ist.“

„Mhm!“, murmelte Judith mit verträumtem Blick und schob sich einen Löffel ihres Eintopfs in den Mund. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „In guter körperlicher Verfassung ist er allerdings und auch sonst nicht unansehnlich. Das muss in der Familie liegen.“

„Judith!“, Rebecca war wieder auf 180. Wütend warf sie die Gabel auf den Teller, es klirrte und der Auflauf verteilte sich spritzend auf dem Tisch. Irritiert sahen einige Chevaliers zu ihr herüber, doch Rebeccas Gesichtsausdruck brachte sie schnell wieder dazu sich abzuwenden. Rebecca war das egal, ihre Augen hefteten auf Judith: „Nicht nur, dass deine sprachliche Ausdrucksweise sich bereits auf dieses schreckliche Niveau der Inneren Sphäre eingependelt hat, sondern das mir überhaupt nicht zuhörst.“

„Ich hör die wohl zu.“, Judith wischte mit ihrer Serviette die Überreste von Rebeccas Wutanfall beiseite und begann gelangweilt an den Fingern abzuzählen: „ Erstens: Dieser Sergeant Thomas ist der Bruder von Sergeant Jara. Zweitens: Seine Leistungen auf der Hindernisbahn sind fast so gut wie deine. Drittens: Seine taktischen Fähigkeiten sind dezgra, aber sie funktionieren hervorragend.“, Judith überlegte kurz und ein spitzbübisches Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht: „Also wenn du willst, dann kann ich gerne mal mit ihm reden.“

„Als ob ich nicht wüsste, warum du mit ihm….“ Mitten im Satz sprang Rebecca auf und rannte zurück zu ihrer Maschine. Judith war vergessen. Irgendwo dort musste der Datapad mit den Informationen vom gestrigen Sim-Training sein. Auf einmal hatte sie den Einfall gehabt. Es war doch klar gewesen, eine Freigeburt konnte niemals die beste Taktik anlegen. Er konnte ihr nicht überlegen sein. Grußlos rannte sie an den hastig aus dem Weg springenden Chevaliers vorbei.

***

Mit dem Pad unter dem Arm sprintete Rebecca in die Kommunikationsabteilung. Fast wäre sie nicht mehr vor dem Schreibtisch von Sergeant Willem zum Stehen gekommen. Der lag gerade in seinem Schreibtischstuhl, die Beine auf dem Schreibtisch und schob sich ein überdimensionales Truthahnsandwich in den Mund schob.

„Sergeant Willem, ich brauche deine Hilfe und zwar sofort.“, Rebeccas Gesicht glühte vor Begeisterung, während sie unruhig von einem Bein auf das andere hüpfte. Endlich hatte sie ihre Ehre wiederhergestellt.

Mühsam rappelte sich der Kommtech in seinem Stuhl hoch. Sein Sandwich legte er achtlos auf einen Stapel von Datenträgern: „Kwar, was kann ich für sie tun?“, an dem Bissen in seinem Mund war beim besten Willen kein L vorbeizuschmuggeln, so dass seine Aussprache sehr undeutlich war.

Rebecca sah ihn kurz irritiert an, war aber zu aufgeregt, um ihn für sein Verhalten zu rügen: „Vergleiche die taktischen Vorgaben auf diesem Datapad mit den Angaben, die du jetzt von mir bekommst und errechne wer das Missionsziel schneller erreicht.“ Ohne abzuwarten begann Rebecca dem Sergeant aus dem Kopf eine Litanei von Positionsangaben und Missionsparametern zu diktieren.

Abschließend verglich der Kleinweich an seinem Rechner die Daten mit den Angaben auf dem Datapad.

„Wie ist es ausgegangen?“, erwartungsvoll sah Rebecca den Sergeanten an.

„Die von ihnen eingegebenen Daten führen dazu, dass das Missionsziel in zwanzig Prozent weniger Zeit erreicht wurde, als anhand der Angaben auf dem Datapad.“, Sergeant Kleinweich blickte Rebecca an.

„Danke, Sergeant Willem, spielen sie mir die Daten doch auch auf das Datapad.“, Rebecca konnte es kaum noch abwarten die Daten Judith zu zeigen. Das würde ihr beweisen, dass diese Freigeburt Thomas längst nicht so perfekt war, wie Judith vermutete. Triumphierend nahm sie das Datapad entgegen und machte sich auf den Weg zurück in die Kantine.

***

Nachdem sie in der Kantine vergeblich nach Judith gesucht hatte, machte sich Rebecca auf den Weg zu dem Ort, an dem Judith zu finden sein musste. Tatsächlich spürte sie Judith dann auch im Mechhangar auf. In der Wartungsbucht von Rebeccas Warhammer stand sie auf einer Hebebühne am linken Arm der Maschine. Ihr Oberkörper war in der Justageklappe der Extremreichweiten-PPK verschwunden. Lediglich die langen Beine der Technikerin, die in ziemlich kurzen Shorts steckten schauten aus der rechteckigen Öffnung hervor. Zwei Panzerfahrer lungerten in der Nähe herum und konnten ihre Augen nicht von Judith abwenden. Einer von ihnen pfiff anzüglich.

Behände kam Judiths verschmiertes Gesicht zum Vorschein und mürrisch rief sie den beiden Panzerfahrern zu: „Jungs, seht ihr nicht dass ich mit diesem Wunderwerk an Clantechnik noch mindestens bis heute Abend beschäftigt bin.“, dabei wies sie verächtlich auf den klobigen Lauf der Waffe, sprach dann aber breit grinsend weiter. „Da habe ich keine Zeit mich um euch Jungs zu kümmern. Frapos?“

Winkend wandten sich die beiden ab und verließen den Hangar. Am Ausgang drehte sich einer der Beiden noch einmal um und rief Judith zu: „Pos, Judith, dann sehen wir uns ja heute Abend.“ Judith wandte sich lachend wieder der Arbeit zu.

„Judith, komm mal hier runter.“, Rebecca konnte ihre Erregung kaum noch zügeln. Hektische rote Flecken zeichneten sich auf ihren Wangen ab.

„Erst lässt du mich einfach beim Essen sitzen und jetzt störst du mich bei der Arbeit. Sag mal, hast du nichts Besseres zu tun?“, Judiths Stimme klang, als albere sie herum. Vorsichtig spähte sie über den Rand der Hebebühne.

„Ich bin immer noch deine Vorgesetzte, Judith“, Rebecca Stimme war hart geworden, langsam wurde sie übellaunig.

Die Bühne begann sich abzusenken. Judiths Stimme behielt ihren saloppen Ton: „Hast du denn ein dienstliches Anliegen an mich zu richten? Franeg?“

„Neg.“, Rebecca musste über sich selbst lachen. „Jetzt komm schon runter, Judith. Ich muss dir etwas zeigen.“

Judith sprang aus drei Metern Höhe von der Bühne und federte sich geschickt in den Beinen ab. Ihre fröhlichen Augen blinzelten Rebecca neugierig an. Rebecca ging auf dieses Spiel ein:
„Manchmal denke ich doch, dass an dir ein Elementar verloren gegangen ist. Aber jetzt schau dir das hier mal an.“, mit diesen Worten reichte Rebecca Judith das Pad und strich sich dann die langen Haare aus dem Gesicht. „Was denkst du jetzt?“

Judith nahm das Datapad entgegen und studierte es aufmerksam. Rebecca schien es als würde eine Ewigkeit vergehen. Sie konnte die Antwort von Judith kaum abwarten. Der war jedoch keine Reaktion anzumerken. Ein kurzes Einrasten hinter im Hintergrund gab Judith zu verstehen, dass die Hebebühne in der unteren Position angekommen war. Mit einem Satz ließ sie sich auf die Bühne fallen und klopfte auf den freien Platz neben sich.

Ungeduldig setzte sich Rebecca zu ihr: „Du willst nur nicht zugeben, dass ich recht hatte, so perfekt kann eine Freigeburt gar nicht sein. Frapos?“

„Neg, Rebecca.“, Judith schüttelte den Kopf. Mit ernster Stimme fuhr sie fort: „ ich denke, dass die Taktik von Sergeant Thomas die Bessere war.“

Rebecca sprang auf, wütend fuhr sie Judith an: „Was frage ich dich überhaupt, du bist keine Kriegerin, du kannst das überhaupt nicht beurteilen.“

Judith winkte gelassen ab: „Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast, aber jetzt setz dich wieder und ich werde dir erklären was ich meine.“ Aufmunternd sah sie Rebecca an, die sich widerwillig wieder neben Judith setzte.

Während sich Judith mit einem Lappen bedächtig die Hände zu reinigen begann, legte sie Rebecca ihre Ansichten in einer überlegten Art und Weise dar, die Rebecca ihr nicht zugetraut hatte: „Schau, du hast natürlich recht, mit deinen Parametern hast du das Missionsziel deutlich schneller erreicht. So gesehen hast du die bessere Taktik angewandt. Wenn wir hier jetzt noch in unserem Clan wären, könnten wir das Gespräch beenden. Wir sind aber nicht in unserem Clan. Wir sind im Augenblick ein Teil der inneren Sphäre. Ob es uns gefällt oder nicht, wir unterliegen damit auch ihren Gesetzmäßigkeiten. Im Rahmen dieser Mission habt ihr beide zwei Lanzen von Mechs ins Feld geführt. Du hast das Missionsziel schnell erreicht und fünf Maschinen zurück gebracht. Sergeant Thomas hat deutlich länger benötigt er bringt aber sieben Maschinen zurück. Verstehst du was ich sagen will, Frapos?“

„Pos, er hat weniger Verluste, aber….“, Rebecca wollte sich rechtfertigen, aber Judith kam ihr zuvor:

„Neg. Er hat zwar auch weniger Verluste, aber kann vor allem mit sieben Maschinen in das nächste Gefecht gehen. Wir brauchen Zeit und vor allem viel Geld um deine Lanzen wieder auf Sollstärke zu bringen.“, Rebecca begann zu verstehen, doch Judith war noch nicht fertig, unerbittlich bohrte sie weiter: „Erinnere dich einmal daran wie viel Mühe es nach dem Einsatz auf Bryant gekostet hat deinen Warhammer wieder auf volle Einsatzbereitschaft zu bringen. Die PPK macht ja nach wie vor Probleme. Viel schlimmer ist aber, dass der Major Maschinen verkaufen musste. Unsere ganze Clantechnik kostet ein Unmenge Geld in der inneren Sphäre. Da kommt es darauf an mit seinen Ressourcen zu haushalten und mit seinen Technikern auch. So und jetzt du!“, Judith musste lachen.

Auch Rebecca konnte nicht ernst bleiben. Obwohl sie wusste, dass Judith Recht hatte, war ihre Wut verflogen. Sie schlug Judith spielerisch auf die Schulter: „Vielleicht doch kein Elementar, sondern eher Wissenschaftler. Ich danke dir Judith, ich muss mich jetzt um diese Daten hier kümmern. Vielleicht sind ein paar brauchbare Informationen in diesem Pad.“

***

Eine Kaserne nahe Royal Port, Arc Royal,
Arc Royal Defensiv Kordon, Lyranische Allianz
11.Juli 3065

„Was soll ich mit ihnen anfangen Second Lieutenant Rebecca?“, die Stimme verwunderte Rebecca. Hatte Wolf sie noch vor fünf Minuten in Kasernenhoflautstärke in sein Büro bestellt, so klang seine Stimme nun anders. Sie konnte es nicht recht fassen, irgendwie, irgendwie klang sie enttäuscht.

„Wie soll ich das verstehen, Sir?“, ihre Antwort klang defensiv, während sie in vorbildlichem Salut anderthalb Meter vor Wolfs Schreibtisch stand. Unwillkürlich musste sie daran denken, dass Wolfs Büro wieder genauso spartanisch eingerichtet war, wie sie es von Bryant kannte. Zumindest in dieser Beziehung war er ein wirkliches Vorbild.

„Sie wissen genau was ich meine.“, Wolf baute sich vor ihr auf. „Ich erwähne nur das morgendliche Trainingsprogramm. Ich habe sie gesehen Lieutenant. Sie gehen so darin auf, dass sie keinen Blick mehr für die wesentlichen Dinge haben. Es ist ihre Aufgabe als vorgesetzter Offizier sich anbahnende Streitereien zu erkennen und im Keim zu ersticken.“, er räusperte sich. „Aber sie sind ja mehr mit ihrem vorbildlichen Laufstil beschäftigt.“

„Mit Verlaub, Sir, wenn dieser so genannte Mechpilot die Mindestanforderungen erfüllen würde, wäre es nicht zu diesem Vorfall gekommen.“, Rebecca war ruhig und in diesem Ton fuhr sie auch fort: „Er müsste eigentlich von seiner Maschine abgezogen werden, bis er in der Lage ist den Fitnesstest zu bestehen.“ Dieser Vorfall war nicht auf ihre Leistungen zurückzuführen. Ihre Lanze war in körperlicher Topform.

„Sie wollen mir also, damit sagen, dass dieser Vorfall auf die mangelnde Fitness des Piloten zurückzuführen ist.“, Wolf hatte sich von seinem Stuhl erhoben.

„Pos, Lieutenant.“, Rebecca frohlockte, Wolf schien es zu begreifen.

Wolfs Gesicht war nur noch Zentimeter von Rebeccas Gesicht entfernt. Bei ihrer Antwort hatten sich seine Züge verfinstert und seine Stimme war nun kaum mehr als ein schneidendes Flüstern: „Lieutenant, sie sind gerade im Begriff ihre Verantwortung für diesen Vorfall auf Major Danton abzuschieben. Ist ihnen das eigentlich klar?“

Rebeccas Ruhe brach in sich zusammen, doch Wolf ließ sich nicht beirren:
„Nur weil sie einen erfahrenen Wingleader in ihrer Lanze haben und daher im Augenblick einen guten Eindruck machen, heißt das nicht, dass sie hier Narrenfreiheit haben. Und lassen sie endlich diesen lächerlichen Salut sein.“

„Sir, ich….“, Rebecca wollte sich erklären, doch das schien Wolf egal:
„Lieutenant, sie sollten an sich arbeiten, sonst sehe ich mich gezwungen einmal zu testen, ob ihr Wingleader nicht doch der bessere Lanzenkommandant wäre. Wegtreten!“, damit wandte sich Wolf wieder seiner Arbeit zu.


Völlig konsterniert verließ Rebecca den Raum und taumelte durch die Gänge der Kaserne. Wolfs Drohung hallte in ihren Ohren wieder. Das würde er nicht wagen. Er konnte ihr nicht einfach das Kommando entziehen. Oder doch?

„Lieutenant, hören sie was ich gesagt habe?“, die Stimme riss sie aus ihrer Trance. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie bereits das zweite Mal angesprochen worden war. Ohne es zu merken hatten ihre Füße sie zum Mechhangar gelenkt, wo sie auf Corporal Damien getroffen war.

„Pos, Corporal.“, Rebeccas Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück. Das Verhältnis zu Corporal Damien war in den letzten Tagen merklich abgekühlt. Sie führte das auf ihre Ansprache am ersten Trainingstag und das harte Programm zurück. Beides war ihrer Meinung nach jedoch notwendig, um als gut geölte Maschine in einen anstehenden Kampf ziehen zu können.

„Ich habe die Daten von der letzten Simübung. Sergeant Kleinweich hat sie mir gegeben. Er lässt ihnen ausrichten, dass er die Vorschläge von Sergeant Fokker als Alternativen einbezogen hat.“, Damien sah Rebecca von oben bis unten an und schien zu stutzen.

„Noch etwas, Corporal?“, Rebecca griff nach dem Datapad und stopfte es in eine Tasche ihrer Feldhose.

„Bitte um Erlaubnis frei sprechen zu dürfen, Lieutenant.“, Damien druckste herum.

„Erteilt, Corporal.“

„Becca, du siehst furchtbar aus, wenn ich irgendetwas für dich tun kann musst du Bescheid sagen.“, er kratzte sich verlegen am Kopf.

„Ich weiß ihre Offenheit zu schätzen Corporal, aber ich habe zu Arbeiten.“, grußlos ließ Rebecca den Mechkrieger stehen. Sie musste Sergeant Thomas suchen. Wie hatte einer ihrer Ausbilder immer gesagt: „Wenn du spürst, dass jemand ein Problem mit dir hat, dann geh ihn direkt an.“ Das würde Rebecca nun tun, auf die Art der inneren Sphäre, denn einen Kreis der Gleichen würde der Major wohl kaum dulden.

__________________
Alle Menschen sind Brüder - aber das waren schließlich auch Kain und Abel.
Hans Casper, dt. Hörspielautor, Lyriker u. Satiriker

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Vier Tage, bevor Kitty das Paket bekommt:

Fast fröhlich kam Kitty aus dem Büro des MasterTechs. Sie hatte die zweite Hürde geschafft, nun musste sie den MasterSergeant überreden. Diese Hürde nahm sie eine Stunde später
Somit ging sie mit MasterSergeant Metellus zum Major. Nach der Begrüssung fragte Germaine lächelnd:
„Muss ich mir Gedanken machen, dass ihr hier schon zu zweit ankommt?“
„Nein. Sergeant Hawk hatte nur eine interessante Idee, und damit wir unseren Imperator davon überzeugen können, mussten wir schon mindestens zu zweit hierher kommen.“
Immer noch leicht amüsiert gab Major Danton das Wort an Kitty weiter, wenn sie schon die Idee hatte, sollte sie diese auch äussern können.
Wie zu erwarten war, hatte sie die Antwort schon vorbereitet:
„Wir wollen einen Leistungstest mit den voll beladenen Cavalry machen. 50 Stunden ohne Pause fliegen.“
Nun machte Germaine grosse Augen, sah Kitty an, sah Metellus an, schüttelte den Kopf, fragte: „Und was soll das bringen?“
Nun kam Metellus zu Wort: „Hubschrauber gelten seit je her als Kurzstreckenkampffahrzeuge. Das kommt unter anderem vom hohen Treibstoffverbrauch und der geringen Panzerung. Der Cavalry ist so stark gepanzert wie ein Mungo und verfügt über einen Fusionsreaktor, was vollkommen entgegen der üblichen Meinung über Hubschrauber ist. Der Cavalry kann innerhalb der Zeit hin ungefähr 2500 Kilometer zurücklegen, nur die Strecke hin… . Ein Truppentransporter schafft diese Strecke erst in drei bis vier Tagen. Und wenn man sich dann mal vorstellt, das im Cavalry ein Trupp Pioniere mitsamt Ausrüstung rein passt, um vielleicht Brücken zu sprengen, über die der Nachschub des Gegners fährt… .“
Der Major überlegte. Er fing an zu verstehen, dass der Cavalry nicht einfach nur ein einfacher Transporthubschrauber war, sondern dass er auch ganz andere Strategien ermöglichte. Strategien die man im Vorraus testen sollte, um sicher zu gehen, das sie funktionieren konnten. Nur…: „Ist es von der technischen Seite den überhaupt möglich…und was ist mit der Gesundheit??“
Kitty hatte diese Frage auch erwartet, hatte diese Frage auch schon dem MasterSergeant beantwortet, der sich noch mal selbst davon überzeugt hatte.
„Da der Cavalry Fabrikneu ist, müssen nur alle gewöhnlichen Verschleissteile ausgewechselt werden. Ansonsten müsste der Hubschrauber das schaffen. Die Gesundheit wird nicht auf Dauer geschädigt, sofern man solch eine Aktion nicht zu häufig macht. Kurzzeitig kommt es aber zu den gewöhnlichen Problemen, die man hat, wenn man sich nicht bewegen kann. Deshalb fallen die Piloten nach den Flug für einen Tag danach aus. Die Ernährung muss etwas umgestellt werden und mit speziellen Drinks ist es möglich, die Piloten während des Fluges mit den Notwendigsten zu versorgen. Allerdings müsste man hierbei insgesamt 3 Flüge machen, um auch wirklich vernünftige Testergebnisse zu bekommen.
Beim ersten Test, wird alle 5,75 Stunden eine Landung von einer Stunde gemacht um alle Sachen durch zu checken, bei Verschleissteilen zu überprüfen wie hoch die Abnutzung ist, Protokoll führen etc… . Das macht bei ungefähr 50 Stunden Gesamtdauer 7 Prüfungen plus Endkontrolle.
Beim zweiten Flug, vielleicht eine Woche später, wird das gleiche gemacht nur alle 12 Stunden, und beim dritten Testflug wird nur eine einzige Landung nach 24,5 Stunden gemacht. Auf diese Art können wir sicher gehen, ob der Hubschrauber das auch wirklich aushält “
„Selbst wenn ich dem Ganzen zustimmen würde, wobei ich da noch nicht überzeugt bin, müssten wir für solch eine Sache eine Flugfreigabe sowie einen Flugkorridor bekommen. Warum sollten die Kell Hounds uns dieses geben, und das auch noch drei mal?“
Kitty tippte in ihr Pad: „Weil die Hounds an den Cavalry interessiert sind. Ein Leistungstest vor Ort würde ihnen beweisen wie gut der Hubschrauber in dieser Hinsicht wäre. Zudem könnte der Test von den Hounds protokolliert werden, sie könnten den Test bestätigen, was für den Hersteller Werbewirksam wäre, und den Preis für die Kell Hounds, wenn sie Cavalrys kaufen, etwas drücken kann. Und das ohne Kosten für die Kell Hounds…“
„Ziemlich viele >>wenns<<“ murmelte Germaine.
„Das dachte ich zuerst auch. Bis ich drei interessante Telefonate hatte. Was Sergeant Hawk geschrieben hat, stimmt. Die Kell Hounds sind tatsächlich an den Cavalry interessiert, prinzipiell hätten sie nichts gegen einen Leistungstest von unserer Seite her. Vor allem nicht, wenn sie alle Daten bekommen. Aber sie können nicht für die Luftsicherheit sprechen. Wenn die ungewöhnliche Anfrage aber von uns kommt, und von den Kell Hounds bestätigt wird…könnte die Luftsicherheit darüber nachdenken.“
Nach den Worten von Metellus überlegte Germaine kurz, dann sagte er direkt zu Kitty: „Ich werde darüber nachdenken. In der Zwischenzeit sollten Sie ihrer Arbeit weiter nachgehen.“
Kitty verstand den Wink mit den siezen. Sie hatte sich in einen Bereich vorgewagt, wo sie nichts zu suchen hatte. Militärstrategien…es war nicht ihre Sache sich darum zu kümmern. Und dieses Taktieren um ihre Ziele durchzusetzen…das Siezen war ein eindeutiges Zeichen das sie zu weit gegangen war.
Nachdem sie gegangen war, blieb Germaine einige Zeit ruhig.
„Warum unterstütz du sie?“
„Weil sie in diesen Fall recht hat. Wir müssen für neue Strategien offen sein. Und Hubschrauber mit Fusionsreaktoren bieten neue Möglichkeiten. Nur das diese selten genutzt werden, weil man eben denkt, das diese Maschinen zu anfällig sind...neben den Kosten.“
„Gut und schön, nur diesmal unterstützt du sie ja aktiv. Etwas was ich so noch nie bei dir erlebt habe.“
„Dir geht nicht auf die Nerven, das sie eine Strategie zeigt, die wir übersehen haben, sondern das WIE.“
Germaine stimmte dem zu.
„Und glaub mir, sie hat in den nächsten Tagen genug zu tun…wird die sanitären Anlagen sauber halten. Natürlich nur, bis dir was anderes einfällt. Wobei ich vermute das dein Siezen mehr bewirkt als irgendeine Straffe.“
„Und woher weis sie das alles über die Kell Hounds?“
„Sie hat ihren Cavalry vom Flughafen abgeholt. Das hat einer der Kell Hounds Piloten mitbekommen. Der wiederum traf auf Corporal Frischknecht…es gab einige Gespräche, eins führte zum anderen…und plötzlich hatte Sergeant Hawk ein Gespräch mit den Kommandeur der Kell Hounds Hubschrauber. Und irgendwie kam sie dann wohl auf diese Idee. Wobei ich eher daran dachte, einen Kommandotrupp zu transportieren…“

Einen Tag nachdem Kitty das Paket bekam:
Alles war bereit, die Checkliste durchgearbeitet, nun fehlte nur noch die Freigabe der eigenen Luftsicherheit, und schon konnte es losgehen mit dem 50-Stunden-Flug. Naja, insgesamt würde die Sache 50 Stunden dauern. Und sie würden nach jeder Landung die Aufgaben wechseln.
Derzeit war Kitty Pilotin, und Dominik durfte um Freigabe betteln, die auch endlich kam. Aber Dominik war so müde, das er unmöglich jetzt schon fliegen konnte. Also gönnte sie ihm die paar Stunden Ruhe. Nach der Landung kam der Check dran. Vieles wurde untersucht, und da sie ja zu zweit waren, ging es auch gut voran. Nur war die Zeit arg knapp bemessen. Zum Glück hatten sie Nagy vorher gefragt, was den am wichtigsten war und konnten dies auch erledigen.
Und so ging es bei jedem Stop. Jedes mal wurde alles gecheckt was innerhalb des Zeitrahmens möglich war und man wechselte den Posten. Mal war der eine Pilot, mal der andere. Wer nicht Pilot war, konnte schlafen oder sich sonst wie beschäftigen. Der Funkverkehr war eher unwichtig. Der Pilot hörte zwar zu, und konnte gegebenenfalls antworten, da sie aber über schwach besiedelten Gebiet flogen, war auch das kaum notwendig.
Zwischendurch gab es kurze „Gespräche“ wenn Kitty gerade nicht Pilot war.
„Du hast gestern ein Paket bekommen. Wir haben uns alle gewundert dass du darüber so wütend warst. Ich meine…jeder freut sich wenn er Post bekommt. Ein Paket ist das schon was Besonderes. Und es kam laut Absender von deinen Vater…“
Die Antwort konnte er erst lesen, als sie wieder gelandet waren, und die Posten getauscht hatten:
„Im Paket sind all meine Sachen, die ich Zuhause hatte. Mein Vater will einen Neuanfang machen, wirft deshalb alles raus was nicht fest verbaut ist, will das Haus verkaufen und in ein anderes Sonnensystem ziehen. Des weiteren will er keinen Kontakt mehr zu mir haben. Als ich das Paket bekam, wusste ich was drin war und was es bedeutet.“
„Aber es war doch nur ein Eierkarton. Da ist alles drin? Da passt doch gerade mal ein viertel Kleiderschrank rein…“
Für die Antwort musste er wieder Stunden warten: „Eine Jeans, etwas Unterwäsche, ein Hemd, ein Pullover, ein bisschen Kleinkram wie Fotos und Andenken, zwei Bücher und Schnullie. Und der Brief. Mehr war nicht drin. Mehr hatte ich dort auch nicht“
„Was ist Schnullie?“
Diese Frage wurde noch nicht beantwortet…und der Rest des Fluges wurde sehr ruhig.
Doch endlich landeten sie spät Abends wieder in der Kaserne. Dominik freute sich schon darauf wieder eine Dusche und ins Bett gehen zu dürfen, doch zuvor beantwortete Kitty noch seine Frage, wer Schnullie sei. Sie zog ihren Rucksack hervor, öffnete ihn, holte etwas heraus und drückte es Dominik in die Arme. Etwas verblüfft sah der den alten, mittlerweile fast haarlosen braunen Teddy an. Natürlich, warum war er da nicht gleich drauf gekommen? Frauen und Kuscheltiere. Und trotz aller Härte war Kitty eine Frau. Er gab verstehend den Teddy zurück. Und kurz bevor er später einschlief, fragte er sich, ob er Melissa Armstrong vielleicht mal einen Teddy schenken sollte… .

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