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Zum Ende der Seite springen Chevaliers II. Season - Hauptthread
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Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
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Noch vor drei Stunden hatte Ruhe auf den drei Landungsschiffen der Chevaliers geherrscht – wohlgemerkt die Ruhe vor dem Sturm.
Und der brach nun los. Die Chevaliers befanden sich im Anflug auf New Home.

Germaine Danton lehnte sich in seinem Sitz im Mobilen Gefechts-HQ der Chevaliers zurück und beobachtete das Hologramm der näheren Umgebung.
Das Ziel der kombinierten Einheit war Spina Planetia, ein gigantischer Superkontinent, der sich von Nordpol bis zum Südpol erstreckte. Zwei vor Jahrmillionen von diesem Giganten abgedrifteten, eher unbedeutenden Splitter, die weit kleineren Kontinente Goldwyn und Abergeiht hatten für die Aktion der Söldnereinheit keinerlei Bedeutung.
Ihr Ziel war Mann, die größte Stadt New Homes, aus gestattet mit dem größten Raumhafen des Planeten, der ganzen Region. Ihre taktische Lage zwischen Ausläufern der Great Spine Mountains und dem östlichen Tomasso-Ozean sicherte einerseits wichtige Ressourcen, andererseits bot er den Bergbaufirmen, die selbst in den Zeiten des Bürgerkrieges aktiv waren, exzellente Verschiffungsmöglichkeiten.
Dort würden die Chevaliers ausbooten und den langen, siebenhundert Kilometer weiten Marsch die Küste hinauf nach Findler machen, der planetaren Hauptstadt. An dessen Rand gedrängt befand sich der Beta-HPG, den die Chevaliers beschützen sollten, bis die Comstar-Techniker ihn an Blakes Wort übergeben hatten.
Der direkte Anflug auf Findler wäre einfacher gewesen, aber beide kämpfenden Fraktionen, sowohl die Dreißigste Lyranische Garde als auch die New Home Regulars, also die Stellvertreter von Davion und Liao in diesem Bürgerkrieg, hatten Comstar verboten, den eigenen kleinen Raumhafen in der Nähe des HPG zu nutzen. Beide Seiten befürchteten, dass statt der neutralen Chevaliers eventuell Entsatztruppen eintrafen.
Und keine Seite wollte dabei zusehen, wie blitzschnell frische Truppen in das Patt gebracht wurden, welches rund um Findler regierte. Was die planetare Hauptstadt definitiv zu einer der ruhigsten Zonen des gesamten Planeten machte – relativ gesehen.
Die siebenhundert Kilometer waren in wenigen Tagen zu schaffen. Zeit genug, um die Stärke der Chevaliers einzuschätzen. Und Zeit genug, jede einzelne Bewegung der Söldner misstrauisch zu verfolgen.
Germaine schmunzelte bei dem Gedanken, dass die beiden Kriegsparteien so sehr damit beschäftigt sein würden, auf einen offensichtlichen Verrat der Chevaliers zu warten, dass sie kaum dazu kommen würden, einander die Schädel einzuschlagen.
Die Anwesenheit der Söldner würde eventuell eine Ruhepause einläuten.

„X minus zehn, Germaine.“ Juliette Harris sah zu ihrem Chef herüber. Der nickte.
Er hatte sich für eine heiße Landung entschieden. Wenngleich seine Einheit neutral war, wollte er es nicht riskieren, dass die starken Kräfte rund um Mann die Gelegenheit nutzten, um ihre eigenen Versorgungslager aufzufüllen. Jedem guten Kommandeur musste es bei einer solchen Gelegenheit in den Fingern jucken.
Vielleicht der einzige Grund, warum ihnen die Landung auf dem von den Lyranern bewachten Raumhafen gestattet wurde.
Wie dem auch sei. Noch zehn Minuten bis zum Eintritt in die Anziehungskraft der erdähnlichen Welt.
„Öffne einen Kanal an alle Einheiten. Offen auf drei.
Eins… zwei… Home Base an alle Einheiten. Noch neun Minuten bis Punkt X. Ich weiß nicht was uns auf New Home erwartet, immerhin wird diese Welt von einem Bürgerkrieg erschüttert. Aber wir haben die Lage immer und immer wieder analysiert und den besten Plan für eine Landung aufgestellt. Jeder Offizier hat außerdem mit seinen Soldaten diverse Ausweichpläne trainiert. Selbst wenn wir angegriffen werden, sollten wir weit mehr austeilen können als wir einstecken müssen. Vertraut also auf eure Offiziere und eure Kameraden.
Vorgehen wie besprochen. Die Fallen Angels geben Deckung für den Landeanflug. Rotte Hellboy geht runter, Rotte Kiki gibt hohe Deckung.
Base 2 wirft Triple-D im Orbit ab. Triple-D sichert die Landezone.
Base 1 geht als erstes runter, schleust Tank, Fang und Lupo aus.
Base 3 geht südlich von Base 1 runter und beginnt sofort mit dem Ausschiffen von Digger und seiner Ausrüstung.
Base 1 und 2 schleusen in der Zeit die Höllenhunde aus, die auf weite Sicherung gehen.
Hammer schleust als letzter aus, sichert das ausbooten und den Abmarschkonvoi bis zum Startsignal.
Sneaker kundschaftet derweil die Marschroute aus.
Sobald unser Kram am Boden ist, starten die Landungsschiffe wieder, um auf Goldwyn das Ende unserer Mission abzuwarten.
Die Chevaliers rücken dann in geschlossener Marschkolonne vor.
Unser Weg ist siebenhundert Kilometer lang. Wir werden für diese Strecke drei, maximal vier Tage brauchen. Allerdings führt uns unser Weg über eine gut ausgebaute Strecke für Schweres Gerät.
In Findler angekommen übernehmen wir die Wache am HPG von den Comguards, die sofort, ich wiederhole, sofort abrücken werden. Ich erwarte von jedem Chevalier in diesen kritischen Stunden allerbeste Leistung.
Das ist unser Terminplan für die nächsten Stunden und meine Planung für die nächsten Tage.
Leute, das da unten ist eine Bürgerkriegswelt. Es kann durchaus passieren, dass wir beschossen werden. Da wir nicht sicher sein können, welche Partei es da auf uns abgesehen hat, ziehe ich es vor, den Angreifer auszurotten, anstatt mich bei Vorgesetzten zu beschweren, welche die Schuld ihrem Kriegsgegner zuschieben.
Bleibt in diesem Fall nichts schuldig, denn ein toter Angreifer kann euch kein zweites Mal attackieren. Aber achtet darauf, die Kollateralschäden niedrig, um nicht zu sagen bei null zu halten.
X minus zwei Minuten. Fallen Angels bereithalten. Home Base Ende und aus.“

Germaine Danton sah sich im Befehlsfahrzeug der Chevaliers um und lächelte zufrieden. „Ich erwarte von jedem hier sein Bestes. Lieutenant Harris.“
„Sir?“ „Gefechtsalarm. Die Fallen Angels sollen starten.“
„Aye, Sir.“
First Lieutenant Harris griff an ihr Headset und gab mit ruhiger Stimme leise Anweisungen. Kurz darauf heulte der Alarm durch die ROSEMARIE alias Base 1.
Die KommTechs brachen in wilde Geschäftigkeit aus, ohne hektisch oder gar panisch zu wirken. Ein leises Rumpeln bewies, dass sie das gravitatorische Feld von New Home erreicht hatten.
Juliette sah herüber. „Fallen Angels gestartet, Sir.“
„Daten auf mein Holo.“
Der Holotank wurde aktualisiert, die blaue Kugel New Homes machte einen regelrechten Sprung auf Germaine zu. Alle vier Raumjäger wurden grün markiert. Unbeschädigt. Ein blauer Rahmen umgab jeden einzelnen. Freundlich, eigene Einheiten.
„Bis hierhin ging es gut“, brummte der Major leise.

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18.11.2003 23:03 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Die drei Landungsschiffe wurden von den beiden Stukas eskortiert. Die schwerbewaffneten, mit hundert Tonnen gewaltigen Überlegenheitsjäger waren ein gutes Argument gegen jeden Angriff.
Dazu kam natürlich noch die Feuerkraft der drei Lander – bei Seeker und Union beachtlich.
Doch noch schien es, als sollte sie an diesem Tag nicht eingesetzt werden müssen.
Germaine Danton lächelte. Es war ein ruhiges, gedankenverlorenes Lächeln.
„Sir“, rief einer der Techs. „Hellboy meldet Boogies am Boden und Bandits in der Luft. Zwei Rotten Luzifer.“
„In Reichweite?“, fragte Germaine leise. Vor ihm wurde der Holowürfel auf den neuesten Stand gebracht.
„Nein, Sir. Die Mechs befinden sich außerhalb der Landezone und die Bandits halten einen Sicherheitsabstand. Sie bestehen auf Einhaltung des Landekorridors.“
„Haben wir den Korridor verlassen? Fragen Sie bei Kapitän al Hara nach.“
„Negativ, Sir. Weder wir noch die Jäger.“
„Dann ist da unten jemand reichlich nervös.“ Der Major legte die Hände unter dem Kinn zusammen und stützte sich darauf ab. „Hellboy soll mir einen genauen Scan der Umgebung bringen. Vorher werfe ich keinen Chevalier ab.“
„Aye, Sir.“
Der Tech reichte die Nachricht weiter. Kurz darauf gingen beide Jäger der Chevaliers zum Tiefflug über und donnerten in nur drei Kilometern Höhe über den Raumhafen hinweg.
„Daten von Hellboy kommen rein, Sir. Boogies wurden identifiziert als Patrouille der Lyraner. Ein Zeus, ein Blitzkrieg, zwei Greif. Befinden sich auf Patrouillekurs um den Raumhafen.
Auf dem Hafen selbst sind keine Boogies zu erfassen.“
„Direktverbindung zu Triple-D.
Hier spricht Home Base. Dzenek, normalerweise würde ich mit ein paar Schiffspepps auf die Stellen feuern lassen, auf denen ich die Schiffe aufsetzen lassen will, um ein paar Ratten aufzuscheuchen oder ein Minenfeld hoch zu jagen.
Die Verdachtsmomente reichen aber nicht dazu aus. Springen Sie wie abgesprochen, aber zur Reserve-LZ kurz vor dem Raumhafen. Von dort arbeiten Sie sich bis zu unseren Liegeplätzen vor. Es sind ein paar Leopard und einige Union da unten, beschäftigt mit Ladearbeiten. Seien Sie aufmerksam, die Dinger bieten einen guten Ortungsschutz für ein paar Kompanien.
Ich werde erst landen, wenn Sie es freigeben, okay, Lieutenant?“
Es knackte kurz in der Leitung, dann sagte der Chef der Erkundungslanze: „Verlassen Sie sich auf mich, Sir.“

Germaine lehnte sich wieder zurück. „ROSEMARIE und SKULLCRUSHER sollen leicht zurückfallen. Gebt der BOREAS fünf Minuten Vorsprung. Das sollte reichen.“
Auf dem Holo konnte der Major sehen, wie sich die BOREAS aus dem Verband löste, vorauseilte und die Mechs in der Stratosphäre abwarf. Danach kämpfte sich der Lander wieder etwas höher, in die Exosphäre zu den anderen beiden Landern.
Die Zeit schien sich ins Unendliche zu dehnen. Sekunden wurden zu Minuten. Von einem Nebenpult hörte Germaine einen der KommTechs den Funkverkehr der Erkundungslanze koordinieren. „…gehe weiter vor, Triple-D…Finn folgen…könnte ein Mech sein, Sakura… nur ein Verlade-Exo… messe auch nichts in den Katakomben an…“
„Home Base von Triple-D. LZ ist sauber, ich wiederhole, sauber.“
Der Major nickte einem anderen KommTech zu. Die junge Frau drückte enthusiastisch auf die Sprechtaste ihres Headsets und rief: „An alle Bases, an Fallen Angels, an Triple-D. Grünes Licht, ich wiederhole, grünes Licht. GAZ vier Minuten, ich wiederhole, vier Minuten.“
Die drei Lander begannen die Atmosphäre hinabzuklettern.

Drei Decks tiefer, bei den Mannschleusen, nahm Captain Peterson den Salut von zehn jungen Männern und Frauen an und erwiderte stolz. Er besah sich jeden einzelnen, warf einen schnellen Blick auf die Ausrüstung der Leute. Jeder zweite trug ein schweres ZEUS Sturmgewehr, alle waren mit Shimatzu-MPs, Autopistole, zwei Nadlern, Handgranaten und einem Bowiemesser ausgerüstet.
Die Uhr tickte unerbittlich, belehrte den frisch beförderten Captain daran, dass er nur noch wenige Sekunden hatte. Er sah zu Sergeant Decaroux hinüber, der diese Soldaten ausgebildet hatte. Dieser nickte stolz, zufrieden.
Peterson wollte sovieles sagen. Das er die Sniperteams schätzte, das er den Absprung in der Troposphäre für sehr gefährlich hielt, was viel über den Mut dieser zehn Chevaliers aussagte. Das er auch den Anflug auf die fünf ausgewählten Dächer des Raumhafens mit den Gleitfallschirmen als riskant einschätzte, es aber für die Sicherheit der Einheit für unwiderlegbar hielt, dass sie auf den Dächern der Lagerhallen rund um die Landezone der Chevaliers in Stellung gingen, um notfalls blutige Ernte zwischen eventuellen Angreifern halten zu können.
Er wollte noch mal den Sammelpunkt erwähnen, an dem sie sich auf eigene Faust einfinden würden müssen, wenn die Chevaliers in einem Kampf verstrickt wurden – oder sogar die Landung abbrachen. Er wollte jedem einzelnen in die Augen sehen, gerade denen, die mit ihm auf dem Planet der Ronin im Dreck gelegen hatten. Er wollte tausend Dinge sagen, doch es wurden nur drei Worte: „Gebt euer Bestes.“
„Ja, Sir!“, hallte ihm die Antwort entgegen.
Cliff Peterson wandte sich Decaroux zu, als die letzten Sekunden bis zum Absprung unerbittlich langsam vergingen. „Übernehmen Sie.“
Der Sergeant salutierte. Einen Augenblick später ertönte das Signal.
„Los, los, los!“, blaffte Charles Decaroux. In Zweiertrupps traten die Sniperteams in die Schleuse und sprangen ab. Als das letzte Team in Rekordzeit ausgeschleust war und auf dem Weg zum Boden mit acht Metern pro Sekunde fiel, brummte Peterson: „Viel Glück, Chevaliers.“
Charles Decaroux nickte gewichtig. „Sie sind gut ausgebildet, Sir. Sie werden es schaffen, auch aus einer heißen Landezone.“
Ein Stich ging Peterson durchs Herz. Er dachte daran, dass die zehn Chevaliers beinahe wehrlos waren, solange sie an den Fallschirmen hingen. Er konnte nur hoffen, dass, wenn es eine Falle war, die Fallensteller die hilflosen Springe nicht abknallten wie Zielscheiben, weil sie die größere Beute, die technische Ausrüstung der Chevaliers, nicht vertreiben wollten.
„Sarge, dafür haben wir sie ausgebildet“, erwiderte Cliff und verließ der Bereich mit dem Kommando, um den Rest der Kompanie abzunehmen.

„Jetzt gilt es.“ Germaine Danton warf Juliette Harris einen langen Blick zu. Die junge Frau nickte. „Home Base an alle Bases, an Fallen Angels und Triple-D. GAZ eine Minute, ich wiederhole, eine Minute.“
Die drei Lander fielen nun vollends aus dem Himmel, ergaben sich ganz der Schwerkraft des Planeten. Der Erdboden kam rasend schnell näher. In einer Höhe von achthundert Meter begannen die Triebwerke mit Vollast gegen den freien Fall anzuarbeiten. Bei hundert Meter war aus dem Absturz ein schweben geworden. Nach exakt einer Minute und drei Sekunden setze die ROSEMARIE als zweites Landungsschiff der Chevaliers auf dem Raumhafen von Mann auf.
„Touchdown“, sagte Juliette Harris laut in ihr Kommset. „Die Chevaliers sind gelandet.“
Sie sah zu Germaine herüber. „Sir, kein Ärger in Sicht.“
Noch nicht, hatte Germaine Danton antworten wollen, aber er verbiß es sich. Stattdessen kommentierte er: „Bis hierhin ging es gut.
Ausschleusen nach Plan. Das Mobile HQ reiht sich zum Ausschleusen ein.“
Das war es also. Kein Alarm, keine hektischen Befehle, kein Waffenfeuer. Die Landung war tatsächlich ruhig erfolgt. Beinahe wünschte sich Germaine das Geräusch von abspringenden Panzerplatten, vom Prasseln eines Pulslasers, von den Detonationen eines Schwarms LSRs.
Da hätte er wenigstens gewusst, woran er war.
Rumpelnd setzte sich das Mobile HQ in Bewegung.

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20.11.2003 22:05 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Die Ausschleusung der Chevaliers verlief recht ereignislos. Die Mechs flankierten die Lander, während Techs und Infanterie damit beschäftigt waren, Laster, LKT und den Mechtransporter zu beladen.
Die Panzer waren auf weite Patrouille rund um den Raumhafen verteilt, während über ihnen die vier Jäger der Chevaliers kreisten – bereit, jeden Feind in den Erdboden zu stampfen, der es wagen würde, auch nur seine Nase zu zeigen.
Nach einer Stunde war die ROSEMARIE zu zwei Dritteln entladen. Auch die anderen Lander waren im Zeitplan. Seufzend erkannte Germaine Danton, das für ihn im Moment nichts zu tun war. Also nickte er den KommTechs im Mobilen HQ zu. Und stieg aus.
Gekleidet in die einfache Chevaliers-Felduniform ohne Rangabzeichen drehte der Major eine Runde um das Befehlsfahrzeug und blieb stehen, als er die Stadt Mann einsehen konnte.
Krachend erwachte sein KommSet zum leben.
„Was machst du da draußen, Germaine? Kaum lässt man dich für eine Minute aus den Augen…“
Der Major lächelte. „Keine Sorge, Julie, ich sehe mich nur ein wenig um. Und nein, ich habe keine Rangabzeichen angelegt, um es Heckenschützen unnötig leicht zu machen.“
„Na, immerhin etwas. Wenn der Herr jetzt wieder gedenken würden, in das gepanzerte Fahrzeug zurück zu kehren…“
„Nicht so eilig. Ich entferne mich nicht weit. Und Zurzeit werde ich wohl nicht gebraucht, richtig?“
„Hm“, brummte Juliette Harris, die Stabschefin frustriert. „Was siehst du da draußen mit deinen eigenen Augen, was dir hier die Monitore oder der Holotisch nicht zeigen können?“
„Die Wahrheit, Julie, die reine, kalte Wahrheit.“

Germaine ging noch ein paar Schritte. Hundert Meter entfernt luden Techs den Ripper von Sergeant Hawk ab und entfalteten die Flügel. Der Major lächelte und winkte kurz zu Kitty rüber. Die deutete nur auf das Befehlsfahrzeug und gab ihm mit einer sehr direkten Geste zu verstehen, wo er ihrer Meinung nach sein sollte.
Demonstrativ schüttelte Germaine den Kopf.
Kitty Hawk seufzte sichtbar und senkte resignierend den Kopf.
Das amüsierte den Chef der Chevaliers. Obwohl sie kaum etwas sagte, sagen konnte, verständigte sie sich doch meistens besser als jemand, dessen Kehlkopf nicht derart vernarbt war.
„Also“, erklang wieder die Stimme der Stabschefin. „Was findest du da draußen so interessant, Germaine?“
Der Major seufzte und betrachtete wieder die Stadt Mann. Beziehungsweise den Ausschnitt, den er vom Hafen aus sehen konnte. Ein lyranischer LEOPARD, der gerade mit Stahl beladen wurde, behinderte die Sicht etwas.
„Es ist dieser Anblick, Julie. Dieser verdammte Anblick. Mann ist die größte Stadt auf New Home. Sie explodiert fast vor Aktivität. Sie ist eines der wichtigsten Nervenzentren des Planeten. Beiden Seiten sollte daran gelegen sein, dass die Erzfirmen weiterhin über diese Stadt ihre Mineralien verkaufen, veredeln und verschiffen können. Je nachdem, wem die Firma heimlich gehört.
Aber dann verstehe ich das da nicht.“
Ein Teil der Innenstadt war gut zu erkennen. Germaine zählte auf Anhieb über fünfzig Wolkenkratzer, weitere mochten sich hinter ihren Kameraden verstecken.
Derart große Gebäude zu bauen machte einen enormen Geldumschlag erforderlich. Und einen unendlichen Bedarf nach viel Platz auf kleinster Fläche. Wohnungen, Büros, Verwaltungen.
Geld war hier das Zauberwort.
„Verstehst was nicht?“
„Sie brennen, Julie. Die verdammten Wolkenkratzer brennen. Es sieht so aus, als hätten sie extra ein Dutzend angesteckt, um uns zu begrüßen.“
„Ich bin im Datennetz von Mann und Findler. Was du siehst sind die Ruinen von elf Bürogebäuden, die während einer Anschlagsserie letztes Jahr unbenutzbar gemacht wurden. Was du für Rauch hältst wird Staub sein, der von der aufsteigenden warmen Luft aus den zerstörten Gebäuden gesogen wird. Verantwortlich gemacht wird die Zhangzheng de Guang. Die sind zwar nominell mit den New Home Regulars verbündet, also sprechen wenn du es so willst, beide capellanisch. Aber anscheinend geht es den Zhangzheng nicht schnell genug.“
„Diese Terrroristenbanden natürlich. Verdammt, ich habe die Clanfront gesehen. Aber so etwas würde kein Clankrieger freiwillig tun. Es wäre für sie eine Frage der Ehre, wenn nicht der Verschwendung von Ressourcen. Ist es nicht erstaunlich, dass es bei uns Soldaten tausend Anständige gibt, auf die ein Verbrecher kommt, der aber mehr Schaden anrichtet als die tausend zusammen? Blicklos, gewissenlos, gnadenlos, aber mit einer berechnenden, teuflischen Schläue.“
„Ich habe bereits ein Dossier verfasst, Germaine. Es geht an alle Teileinheitsführer raus. Die Zhangzheng und ihre Taktiken. Ich glaube, dass wir mit den Lyranern und den Regulars einen recht sicheren Frieden halten können. Wenn wir Ärger kriegen, dann mit diesen Terroristen, die sich nur ihrem Kanzler verpflichtet fühlen.
Wenn du jetzt bitte wieder einsteigen würdest, Germaine? Wir fahren gleich ab.“
„Ja, ist gut. Ich komme.“
Seufzend, mit einem letzten Blick auf die Stadt, drehte sich der Major um und ging wieder zum HQ zurück. Ein aufmerksamer Beobachter hätte vielleicht den grünen Punkt gesehen, der eben noch auf der Kleidung, knapp über dem Herzen geruht hatte und nun in einem weiten Schwenk über den Beton wanderte.

Ein ferner Schuss drang an die Ohren des Majors, gefolgt von einem zweiten. Er begann zu laufen. Das Tor des Mobilen HQs öffnete sich und hilfreiche Hände streckten sich ihm entgegen. Kaum hatte sich der Befehlswagen wieder geschlossen, eilte Germaine an seinen Platz zurück. „Shadow von Home Base. Bericht.“
„Home Base von Shadow. Ausradierer vier hat Ziel eliminiert. Möglicherweise Scharfschütze mit Beobachter. Ich schicke Sneaker mit ein paar Mann los, um nachzusehen.“
Ein Kribbeln breitete sich von Germaines Nacken bis in den Magen aus. „Negativ. Wir beginnen gerade mit dem Abmarsch der ersten Kolonne. Die zweite folgt, sobald der erste Lander abhebt. Sneaker soll die Ausradierer einsammeln und zurück bringen. Wir verschwinden hier.“
„Verstanden. Shadow Ende.“
„Denkst du, das ist klug, Germaine? Sollten wir nicht besser verifizieren, dass es wirklich ein Scharfschützenteam war? Abgesehen davon, das vielleicht gerade zwei Unbeteiligte erschossen worden sind?“
„Du willst Beweise sammeln?“
Juliette nickte.
„Und für wen? Weder die Lyraner noch die Regulars haben etwas davon, uns eine Überreaktion in die Schuhe zu schieben. Und um für eine Propagandaaktion zum Ziel zu werden sind wir nicht lange genug auf New Home.“
„Und die Söldnerkontraktkommission? Was wenn jemand Anklage erhebt? Ich sehe es ja ein, hier auf New Home wird das berichtet werden, was die eigentlichen Besitzer von Zeitungen und Fernsehen verlangen. Aber auf Outreach werden harte Fakten zählen.“
„Okay. Shadow von Home Base. Sneaker soll eine Runde drehen und Aufnahmen vom eliminierten Scharfschützenteam mitbringen. Ich hätte gerne ein paar gute Aufnahmen der Präzisionswaffe für unser Archiv und die Söldnerkontraktkommission, bevor die Zhangzheng ihr Material wieder einsammelt.“
„Verstanden. Wenn Sneaker Ausradierer drei abholt, werden wir ein paar Bilder schießen. Hochglanz und Silberrahmen?“
„Witzbold“, erwiderte Germaine. „Home Base Ende.“
Juliette nickte zufrieden. Zu ihrer Aufgabe im Stab gehörte auch, ihrer Einheit einen perfekten Leumund zu sichern. Nur so wurde gewährleistet, das genügend Aufträge vorlagen, aus denen sich die Chevaliers die beste raussuchen konnten.
Gemaine lehnte sich zurück. Nun begann der lange Weg nach Findler, zum ComStar-Posten.
Und er war sicher, sie würden noch oft vor der Frage stehen. Schießen, ducken oder stiften gehen…

Achthundert Meter entfernt kreiste ein Hubschrauber über einem niedrigen Schleppdach einer kleinen Montagehalle. Detailliert hielt die Bordkamera die Szene unter sich fest. Ein junger Mann, keine sechzehn Jahre alt, augenscheinlich Capellaner, niedergestreckt durch einen Schuss, der den Brustkorb zerfetzt hatte. Seine Augen starrten ungläubig gen Himmel. In der Hand hielt er ein militärisches Präzisionsfernglas.
Neben ihm ein Mädchen, noch jünger. Der Schuss hatte ihren Hals durchschlagen und sie mindestens ebenso effektiv getötet wie den Jungen mit dem Fernglas. Sie war über dem Griff eines Schweren Lasergewehres zusammengesackt. Beide trugen Zivilkleidung. Neben ihnen lagen offene, leere Nylonsporttaschen. Sie mussten jedem, den sie begegnet waren, vollkommen unverdächtig vorgekommen sein.
Denn welche Bestie würde schon Kinder in einen Kampf mit einem ganzen Bataillon schicken?

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29.11.2003 22:18 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Nachdenklich betrachtete Germaine Danton die Region vor ihnen mit seinem Feldstecher. Captain Peterson brummte etwas und machte sich Notizen auf der Karte neben ihm.
„Die Brücke ist achthundert Meter lang. Die Tragfähigkeit beträgt tausenddreihundert Tonnen. Sie kann fünfhundert Autos tragen, die gleichzeitig über sie hinweg fahren. Ein BattleMech kann sie passieren. Aber er muss sehr vorsichtig sein. Da die Brücke nur zweispurig ist, kann sich ein ungeschickter Pilot schnell in de Seitenseilen verfangen.
Wir können sie ohne weiteres für unseren Marsch nach Findler benutzen, Sir.“
Germaine nickte. „Das dürfte unsere Reise um einen halben Tag abkürzen.
Die Frage ist, warum hat uns ComStar nicht darauf hingewiesen?“
Peterson lächelte. „Nun, Sir, Sie wollten die sicherste Route. Und das ist nun mal die Autobahn.“
„Hm, machte der Major. „Die Brücke überspannt eine Schlucht von vierhundert Meter Breite. Es ist ein recht fruchtbares Flusstal, über Jahrtausende ausgespült von einem Fluss, der Schmelzwasser von den Great Spine Mountains bis in den Tomasso-Ozean schafft.
Der Haken ist, das Flusstal befindet sich fünfzig Meter in der Tiefe.
Stromabwärts überquert die Autobahn den Fluss mit einer recht komfortablen, sechs Meter hohen sechsspurigen Brücke.
Aber dieses Ding hier kann schnell zu einer Falle werden. Sechs Meter ist für keinen BattleMech ein Problem. Aber fünfzig sind für einen Mech ohne Sprungdüsen tödlich.“
„Falls die Brücke vermint ist.“
„Falls die Brücke vermint ist“, bestätigte Germaine Danton nachdenklich.
„Mal sehen, wie ist die politische Lage hier auf New Home? Die Dreißigste Lyranische Garde hält die beiden größten Städte des Planeten sowie einen nicht unbeträchtlichen Teil des Umlandes. Die Regulars hingegen halten einen Großteil der Pässe über die Berge und zwei Drittel der Erzvorkommen sowie die gesamte Westküste des Kontinents Spina Planetia.
Es ist ein recht ausgewogenes Verhältnis. Abgesehen von immer wieder vorkommenden Scharmützeln herrscht Friede. Die Capellaner haben die Ressourcen. Aber die Lyraner halten den Raumhafen. Es muss eine Art stillschweigender Übereinkunft geben, das die Lyraner die Erzverschiffung nicht behindern und die Capellaner weiterhin Erzabbau zulassen.
Die Unbekannte in unserer Gleichung ist die Zhangsheng de Guang, die örtliche Guerillaeinheit. Sie ist nach Zellen strukturiert und dementsprechend schwer zu fassen.
Zudem sieht sie sich selbst nur dem capellanischen Kanzler unterstellt und beansprucht für sich so etwas wie eine Art Geheimdienstfunktion.
Als neulich ein capellanischer Kompanieführer der Regulars offen von Friedensverhandlungen gesprochen hatte, fand man seine Leiche und die seiner Familie im nächsten Fluss treiben. Der Gedanke an einen Frieden mit den Lyranern, der Gedanke an eine Niederlage wird nicht geduldet. Im Prinzip sind die Zhangzheng ein Kettenhund, bei dem der Herr nicht weiß, wen er beißen wird. Die Guerilla entscheidet selbst, welches ihre Ziele sind. Und da wird die Aufteilung in Zellen ein echtes Problem. Da es keinerlei planetare Koordination gibt, existieren Zellen mit unterschiedlicher Mentalität. Die Mann-Gruppe zum Beispiel ist sehr aktiv und hält einen permanenten Druck auf die Dreißigste aufrecht.
Wir haben alle die zerstörten Bürohochhäuser gesehen.
Die Findler-Gruppe hingegen ist sehr moderat und beschränkt sich meistens darauf, die Regulars bei den gelegentlichen Angriffen einzuweisen, Flugblätter zu verteilen und Plakate mit Hetzparolen aufzuhängen.
Außerdem toleriert die Findler-Gruppe die Tatsache, dass ein Großteil der Dreißigsten aus hier auf New Home geborenen Soldaten besteht, während die Mann-Gruppe diese Tatsache lieber totschweigt und sich dementsprechend lieber auf lyranisch aussehende Angehörige stürzt.“
„Netter Vortrag, Sir. Aber was nützt uns das?“
Germaine kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Ich will damit sagen, dass diese Brücke vermint sein kann. Egal ob es für die Zhangzheng Sinn macht oder nicht. Egal ob der Angriff auf eine neutrale Einheit ein außenpolitischer Fehler ist oder nicht.“
„Ja. Verstehe. Aber wie ich Sie kenne, Sir, wollen Sie trotzdem über diese Brücke, oder?“
Germaine grinste. „Das haben Sie gut erkannt, Peter.
Welches ist noch mal die Grundregel, um über eine Brücke zu kommen, Captain?“
Der Rasalhaager lächelte flüchtig. „Man muss sie nehmen.“
„Und der beste Weg sie zu nehmen ist…“
„…von beiden Seiten.“
„Richtig.“ Germaine drehte sich um und ging zurück zum wartenden Ripper. „Wir werden den Tross hierher umdirigieren. Ich werde es in Kauf nehmen, dass unsere Reise vielleicht plötzlich wieder vier Tage dauert, weil wir wegen einer zerstörten Brücke zurück zur Autobahn müssen.“

Zwei Stunden später stürmte die Erkundungslanze der Chevaliers bis zum Ansatz der Brücke vor und nahm Verteidigungsstellung ein. Gleichzeitig zog der Ripper aus der Schlucht hoch und hielt auf das andere Ende der Brücke hin. Sergeant Hawk ließ den Helicopter in etwa zwei Meter Höhe über einer Wiese schweben und warf die fünf Elementare der Einheit ab.
Danach zog sie wieder in die Schlucht zurück, hüpfte dreihundert Meter Flussabwärts wieder heraus.
Die Elementare sicherten das jenseitige Ende der Brücke.
Nun fuhr ein Luftkissentransporter heran und entließ auf Höhe der Erkundungslanze eine Gruppe Pioniere unter der Führung von Lieutenant Bishop. Die neun Spezialisten begannen sofort mit der Untersuchung der Brücke auf versteckte Sprengsätze.
Nach einer Stunde intensiver Suche meldeten sie die Brücke als sauber.
Nun folgte die Hammer-Lanze unter Lieutenant McHarrod, überquerte die Brücke und nahm die Elementare auf. Danach stieß die Lanze weiter vor und sicherte einen Punkt einen guten Kilometer die Straße hinauf.
Endlich konnte die eigentliche Übersetzungsoperation beginnen.
Zuerst ging die Erkundungslanze, zwei Lanzen Panzer nahmen ihren Platz ein. Dann folgten die Transporter, die LKT und die Techs mit dem riesigen Mechräumer, der beachtliche Schwierigkeiten hatte, über die für seine Begriffe schmale Brücke zu kommen.
Endlich setzten auch die Panzer über, gefolgt von den anderen beiden Lanzen ChevaliersMechs.
Als der letzte Chevalier die Brücke überquert hatte, ohne beschossen oder in die Luft gejagt zu werden, atmete Germaine Danton sichtlich auf. „Home Base an alle Einheiten. Das war gute Arbeit. Beinahe tut es mir leid, dass es kein heißer Übergang war.“
„Mir nicht“, kommentierte Lieutenant Dolittle heiter. Gelächter antwortete ihm.
***
Der Wachdienst am HPG war alles in allem recht ereignislos. Die Chevaliers waren nun schon drei Tage hier und hatten eine Kompanie ComGuard-BattleMechs abgelöst, die vom HPG-eigenen Raumhafen aufgebrochen waren. Bis die BlakeGuards mit dem neuen TechPersonal eintreffen würden, war noch fast einen Monat Zeit.
Zeit, die Germaine Danton nutzen wollte, um die Zusammenarbeit mit ihrem Verbindungsoffizier zu vertiefen. Der Akoluth war ein erfahrener Veteran von Tukkayjid, aber als Kontaktoffizier hatte er noch einiges zu lernen. Bestes Beispiel war die Tatsache, dass er sie am HPG erwartet hatte, anstatt sie bereits am Raumhafen zu treffen.
Dennoch erwies sich seine Gegenwart als hilfreich.
Hier, im neuen Büro Major Dantons beeindruckte Akoluth Yalom alleine durch seine Präsenz und den kühlen, kampferfahrenen Blick.
Beeindruckend genug, um Kommandant Getts für ein paar Momente den Atem zu nehmen.
Als die Offizierin der Dreißigsten Garde eingetreten war, hatte auf ihrer Ader noch eine deutliche Ader gepocht, ihre Wut verdeutlicht. Nun aber kühlte sie merklich ab.
Interessiert betrachtete Germaine die Halblyranerin. „Alice Getts, nehme ich an. Bitte, Ma´am, nehmen Sie doch Platz.
Cindy, Kaffee bitte. Oder bevorzugen Sie Tee, Kommandant?“
Die Frau schüttelte kurz den Kopf und warf dem Mann in der weißen Uniform einen flüchtigen Blick zu.
Als sie sich gesetzt hatte, kam der Kaffee auch schon. Dankbar nahm die kleine Offizierin eine Tasse entgegen. Als sie Germaine wieder ansah, sagte sie: „Es ist für mich eine Erleichterung zu sehen, dass uns nicht alle ComGuards verlassen haben. Ehrlich gesagt bin ich kein Freund der Idee, Blakes Wort dieses Beta-HPG zu überlassen. Aber es ist Teil einer Übereinkunft mit den New Home Regulars, was uns die Findler-Zelle weitestgehends vom Hals zu halten.“
Der Major nickte verständnisvoll. Die Findler-Zelle bezog sich auf die örtliche Terrorgruppe.
„Das ist Akoluth Yalom. Ein Veteran der Clankriege und Zurzeit unser Verbindungsoffizier. Er wird diese Welt mit uns verlassen, nachdem wir den HPG an Blakes Wort übergeben haben.“
Getts senkte den Kopf. „Natürlich. Es war zuviel verlangt von ComStar zu erwarten, dass sie einen derart unwichtigen HPG behalten will.“
„Es ist eher eine taktische Entscheidung, Ma´am. Dadurch, dass ComStar die HPGs von New Home, Epsilon Indi und Bryant Blakes Wort überlässt, hat ROM zumindest drei Sektion 2-Truppen der Blakeguards besser im Auge. Vielleicht kommen eines Tages bessere Zeiten für Ihre Welt.“
„Vielleicht“, erwiderte Getts und trank einen Schluck Kaffee. „Deswegen bin ich aber nicht hier, Major Danton. Und ehrlich gesagt habe ich eine Frau erwartet.“
Überrascht zog der Chevalier eine Augenbraue hoch. „Himmel, wieso das?“
„Nun, Ihr Vorname, Major Danton. Germaine ist die weibliche Form Ihres Namens, nicht wahr?“
Der Major begann zu grinsen. „Und nun fragen Sie sich, warum ich mit einem Frauennamen herumlaufe? Nun, erstens kann kaum ein Mensch in der Inneren Sphäre französisch. Es fällt also eigentlich nie auf.
Und zweitens ist es nur ein Name. Ein Mantel für meine Persönlichkeit. Und ich kann Ihnen versichern, die ist durch und durch ein Mann.
Drittens sind meine Eltern Schuld. Bei der Eintragung in den Geburtsregister ging mein Vater davon aus ein Mädchen zu haben, wie die Ärzte es vorausgesagt hatten. Und meine Mutter war nicht schnell genug, um ihn zu korrigieren.
Der Name konnte nicht mehr geändert werden. Aber zumindest der Geschlechtseintrag wurde korrigiert. Letztendlich aber kann ich mit dem Namen ganz gut leben.
Neugier befriedigt?“
Kommandant Getts lächelte schief. „Ich denke, an der Clanfront war Ihr Vorname ein oder zweimal recht hilfreich, oder?“
„Ab und zu“, gestand Germaine Danton leise. „Aber kommen wir zu Ihrem Anliegen. Was kann ich für Sie tun?“
Getts Miene verdüsterte sich. „Nun, es geht um Ihre Landung letzte Woche. Die Art, wie Sie New Home betreten haben ist, nun, sehr peinlich für mich und meine Vorgesetzten. Eine Gefechtslandung abzuhalten ist beinahe schon ein offener Affront, der sich politisch schwer auf die Moral unserer Truppen auswirkt. Immerhin haben wir versprochen, den Raumhafen abzusichern. Das Sie dennoch abgesichert gelandet sind ist ein Misstrauensvotum in unsere Fähigkeiten.“
„Da haben Sie Recht, Ma´am“, sagte Germaine leise. „Es ist ein Misstrauensvotum. Und ich werde mich dafür nicht entschuldigen.“
Getts fuhr aus ihrem Sessel auf. „Hören Sie, Major, ich…“
„Nein, Komandant“, meldete sich Yalom zu Wort. „Der Major hat vollkommen Recht. Nach meiner Ansicht hat er richtig gehandelt. Auf dieser Welt herrscht ein Bürgerkrieg. Auch wenn die Chevaliers im Moment unter der neutralen Flagge ComStars stehen ist eine vernünftige Vorsicht durchaus angebracht. Vor allem, nachdem er unnötigerweise darauf hingewiesen wurde, den Anflugkorridor nicht zu verlassen.
Major Danton musste mit Schwierigkeiten am Boden rechnen, als er diese vollkommen überflüssige Anweisung hörte. Und er hat entsprechend gehandelt.“
Getts wurde rot. „Ist das ein Grund, eine Lanze zur Erkundung abspringen zu lassen und einen Kontrollposten zu terrorisieren?“
Major Danton lächelte leicht. „Terrorisieren? Nein, sehen Sie das bitte als Zeichen meiner Höflichkeit an. Ich hätte meinem Offizier jederzeit befehlen können, den Posten zu umgehen, auch gegen dessen Willen. Stattdessen hat er auf das Einverständnis des Diensthabenen Offiziers gewartet.“
„So kann man es auch sehen“, brummte Getts. „Immerhin war eine Mittelschwere Lanze auf Patrouille in der Region.“
„Und ich hatte vier Luft/Raumjäger über dem Raumhafen“, reagierte Germaine Danton auf die unterschwellige Drohung.
„Wollen Sie die Situation im Nachhinein eskalieren lassen?“, brauste Getts auf.
„Natürlich nicht“, beschwichtigte der Major die Offizierskollegin. „Aber ich will natürlich meinen Standpunkt klar machen. Ich weiß nicht, ob Sie informiert wurden, aber eines meiner Kommandoteams hat es nur knapp geschafft, ein Scharfschützenteam der Zhangzheng auszuschalten. Meine Vorsicht ist also mehr als berechtigt gewesen.
Sehen Sie, Sie haben einen Planeten zu halten. Ich hingegen habe einen Auftrag von ComStar. Den ich erfüllen werde.
Wenn meine Handlungen Ihre Dreißigste Lyranische Garde dabei in Peinlichkeiten gestürzt hat, bitte ich dies zu entschuldigen. Gehen Sie aber davon aus, dass das nicht noch einmal vorkommen wird, wenn ich es verhindern kann.
Nichts liegt mir ferner, als im Streit mit Ihrer Garde zu liegen, Kommandant Getts. Außerdem wollen meine Leute auch weiterhin Findler als Erholungs- und Rückzugsraum nutzen wollen.“
„Dann darf ich also auf eine gute Zusammenarbeit hoffen?“, fragte Getts geradeheraus.
„Nun, meine Chevaliers werden sicherlich sehr gut mit Ihrer Garde auskommen, Ma´am. Aber Kampfhandlungen, vor allem mit den New Home Regulars wird es nicht geben, außer sie greifen diesen HPG an.“
„Ich dachte da eher an eine Hilfe bei Piratenüberfällen und dergleichen, Major.“
Germaine dachte einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein, Ma´am. Solange sie dieses HPG nicht angreifen sind mir die Hände gebunden.“
Getts senkte den Kopf. „Verstehe.“
„Andererseits verstößt es nicht gegen die Neutralität, wenn ich meine SanTechs an Sie ausleihe.“

Getts setzte an, etwas zu erwidern, wurde aber von einem Piepen unterbrochen. Sie bat um Entschuldigung und zog einen kleinen Pager hervor. „Sieht so aus, als würden wir bald die Hilfe Ihrer SanTechs benötigen, Major. Es sind Landungsschiffe im Anflug auf Findler. Sie fliegen unter der Flagge Bryants.“
„Ein Raubzug?“ Germaine stand auf.
„Möglich. Wir haben gerade eine Menge Nachschub in den Lagerhallen am Stadtrand.
Wäre es ein Bruch der Neutralität, mir Ihren Ripper auszuleihen, damit ich zu meinen Truppen stoßen kann, Major Danton?“
Germaine schüttelte den Kopf. „Nein. Natürlich nicht.“
Akoluth Yalom sah sich den Blicken der beiden ausgesetzt und schüttelte den Kopf.
„Gut. Cindy, Alarm für den HPG. Gib Kitty Bescheid, sie hat einen Transportflug.
Funk Kapitän al Hara an, er soll die Luft/Raumjäger bereit machen.
Komandant Getts, ich wünsche Ihnen viel Glück.“
„Danke, Major.“
Kurz darauf gellten die Alarmsirenen über das Gelände des HPGs.

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Als sich Germaine in seinen Sessel am Holotisch im Mobilen HQ der Einheit warf, begrüßte Juliette Harris ihren Vorgesetzten mit einem Grinsen. „Hallo, Boss.“
„Hallo, Lieutenant. Lage?“
Der Holoprojektor flammte auf und stellte die Situation rund um den HPG und einen Teil der Stadt dar. Die Hammer-Lanze, die zum Zeitpunkt des Alarms Patrouille gehabt hatte, war zum HP zurückgezogen worden und hatte vor den beiden Mechtoren der Anlage Verteidigungsstellung bezogen. Die beiden Küken Tear und Sparrow bewachten den Hinterausgang, während Lupo und Artemis den Hauptzutritt überwachten.
„Status MechKompanie siebzig Prozent. Wir fahren die großen Brocken langsam hoch, aber die Erkundungslanze kommt gleich raus.
Panzer sind ebenfalls zu siebzig bereit. Lieutenant Dolittle hat eine Zigarre zwischen den Zähnen und hält seine Doc-Lanze für einen Ausfall bereit.
Captain Peterson hat kurzfristig das Kommando über die Elementare übernommen und sie auf Scoutmission geschickt, um Archer was zum treffen zu geben, falls wir angegriffen werden.
Scharfschützenteams stehen auf der Mauer bereit, Kommandos und Reguläre haben Sprungtruppenausrüstung angelegt und stehen im Hof bereit.
Unsere Jäger treffen frühestens in zwei Stunden ein.
Pioniere halten sich bereit, um kurzfristig einen Minengürtel um das HPG zu legen.
Kitty ist noch auf dem Weg zur Garnison der Dreißigsten.
SanTechs und Techs stehen bereit. Und die Küche macht Fresspakete, falls es länger dauern sollte.“
„Gut. Feindstatus?“
„Unbekannt. Alles was wir wissen ist, dass Bryanter Landungsschiffe einen MechAbwurf zehn Klicks entfernt gemacht haben. Sie werden von Luft/Raumjägern unterstützt, die den gesamten Luftraum beherrschen. Eine unbekannte Zahl an Panzern dringt von einer anderen Position aus in die Stadt vor.
Die Lyraner geizen mit Informationen, aber es sieht so aus, als wären mindestens zwei Lanzen Mechs in ein Gefecht verwickelt. Die Verteidiger ziehen sich allerdings geordnet zurück.“
„Was ist das Ziel des Angriffs, Lieutenant?“
„Wenn die Panzerverbände und die Mechs weiterhin ihren Kurs halten, sollte ihr Ziel ein schwach verteidigtes Areal mit Lagerhallen sein. Möglicherweise ein Teil der Ressourcen der Dreißigsten.“
„Zwei Lanzen Panzer und alle MechLanzen sollen ausrücken.“
„Aye“, erwiderte Juliette Harris. „HomeBase, hier HomeBase. Tank, Triple-D, Fang ausrücken und Verteidigungskordon einnehmen. Bei Feindbeschuss Feuer erwidern.
Doc, Grim Reaper, Verteidigungskordon verstärken.“
Im Hologramm veränderte sich die Position der Symbole. Die Mechs und Panzer rückten aus.
Germaine lehnte sich zurück. „Wachsam bleiben. Hier wird zuviel geballert. Zu viele Leute sind unaufmerksam und sehen auf das große Feuerwerk. Vor allem an der Hintertür müssen wir jederzeit auf einen Angriff gefasst sein. Die Möglichkeit, den Angriff als Deckung gegen uns zu nutzen, ist einfach zu verlockend.“
„Verstanden. HomeBase, hier HomeBase. Wir bleiben auf Alarm, bis der Angriff vorüber ist. Seid aufmerksam, Chevaliers, und meldet alles Ungewöhnliche sofort an das HQ.
Eine Welle von Bestätigungen antwortete der Stabschefin.

Einer der KommTechs wirbelte auf seinem Sitz herum. „SIR!“
Germaine sah herüber. „Was gibt es, Jonas?“
„Wir haben hier einen verifizierten Beschuss von Luft/Raumjägern auf der Tahoma/Blackhills-Kreuzung.“
„Ziel?“ „Da gibt es nichts, Sir. Gar nichts. Die Salven haben den Straßenbelag umgegraben und wahrscheinlich ein paar Dutzend Fenster zerstört.“
„Auf mein Holo.“
Die Ansicht wechselte zu einer Straßenkarte. Germaine Danton vergrößerte sie, bis auch das HPG zu sehen war. Er nickte schwer. „Das ist ein möglicher Ausfallweg, um in die Flanke der Bryanter zu kommen.“
„Eine Warnung?“, brummte Juliette Harris leise.
„Eine Warnung. Wir sollen uns nicht einmischen. Aber das hatten wir sowieso nicht vor. Kampftruppen bleiben auf ihren Positionen, bis die Bryanter abgezogen sind. Wenn sie schlau sind, werden sie den Weg, den sie gekommen sind, nicht zurück marschieren und auf den Landern mitfliegen, auf die sie ihre Beute verladen wollen. Das heißt, wir können nachstoßen, sobald die Mechs und Panzer abgezogen sind.“
„Aye. Beobachtung des Feindes?“
„Nein, Julie. Humanitäre Hilfeleistung. Wir bringen unsere SanTechs und den MedEvac ein. Bei so einem Kampf mitten in einer Großstadt wird es Dutzende Tote und tausende Verletzte geben. Nachricht an Saint. Bellie soll sich auf ein Schlachtfest vorbereiten. Außerdem soll sie sich mit den Krankenhäusern der Region absprechen. Wir können Grund- und Hauptversorgung leisten, bis zu einem gewissen Punkt.
Alle tiefen chirurgischen Eingriffe sollten wir aber an die Hospitäler mit den entsprechenen OPs abgeben. Wenn wir aber einen Teil der Verletzten hier versorgen, nehmen wir kurzfristig den Druck von ihnen. Bellie soll die Sporthalle und die Aufenthaltsräume konfiszieren.“
Mit ausdruckslosem Gesicht bestätigte Juliette Harris und gab die Anweisungen weiter.

Germaine Danton schaltete die Holobetrachtung wieder auf die alte Ansicht. Nachdenklich rieb er sich mit den Daumen über die Schläfe. „Alle Achtung, ein sehr gewagter Plan, ausgerechnet die Hauptstadt anzugreifen. Und dann hat der Kerl auch noch Erfolg damit.“
„Noch ist die Einsatzgruppe nicht am Ziel.“
„Seien wir mal realistisch. Die Bryanter sind einfach zu überraschend aufgetaucht und haben zu hart zugeschlagen, zudem sehr schnell die Luftüberlegenheit gewonnen. Was wir hier sehen, ist eine exzellent geplante und noch weit besser ausgeführte Hit and Run-Taktik. Augen auf, wir können hier alle noch was lernen.“

„Major Danton, Tear meldet Kontakt.“
Germaine stellte sich sofort auf die neue Situation ein. „Bericht.“
„Aktive Beaglesonde. Schlecht geeicht.“
Germaine sah seine Stabschefin an. „Ein Beobachter vielleicht. Die Regulars wollen sicher wissen, was hier passiert. Falls sich die Dreißigste eine Blöße für einen Angriff gibt.“
„Also ist da draußen mindestens ein capellanischer Mech. Men Shen, Rabe?“
„Men Shen vielleicht. Die Regulars wurden mit Liga-Mechs aufgerüstet. Aber ich denke, im Bereich Aufklärung verlassen sie sich auf gute alte Hardware aus Capella.“
Germaine Danton dachte einen Moment lang nach. „Sparrow soll mit Tear ausrücken. Der Bastard ist mir mit einem Klick zu nahe an der Basis. Außerdem hockt er auf dem Rückmarschweg vom Ripper. Das mag ich nicht. Lupo soll sich bereithalten, falls sich noch mehr ungebetene Gäste dort befinden. Eine schlecht abgeschirmte Beaglesonde kann auch eine Falle sein.“
„Verstanden.“
Im Hologramm bewegten sich der Puma und der Fenris auf die Stelle zu, an der der Kontakt mit der Beaglesonde verzeichnet war.
„Lupo soll die Umgebung weiterhin beobachten. Nicht dass er mit einem Angriff in der Flanke gepackt wird.“
„Du denkst immer nur das Schlimmste, was, Germaine?“ Lieutenant Harris lächelte zu ihrem Kommandeur herüber.
„Das habe ich von, dir, Julie“, erwiderte der Major grinsend. „Von dir und von Clan Jadefalke.“

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11.12.2003 23:35 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Drei Stunden später war die Lage in allen Bereichen unter Kontrolle. Von den New Home Regulars erwartete Germaine Danton eine saftige Entschuldigung, und die Bryanter waren wie erwartet abgezogen, ohne dem HPG näher als zwei Kilometer zu kommen.
Zwar hatte der Kommandeur der Überfalleinheit die Chevaliers misstrauisch beäugt, aber das war es auch schon gewesen.
Mit sich und der Welt zufrieden ging Germaine durch den MechHanger. Es war eine Abkürzung zum Hospital, in dem er erwartet wurde.
Lautes Gelächter scholl ihm entgegen, als er eintrat. Er folgte dem Geräusch und entdeckte eine große Gruppe Soldaten und Techs aus allen Bereichen, die rund um Jara Fokker und Dawn Ferrow standen und der Erzählung der beiden lauschten.
„Also, ich ging also vor und lud die Waffen auf“, begann Jara.
„Nicht, das wir sie abfeuern wollten“, ergänzte Dawn, „immerhin hat der Chef klar gemacht, dass wir nur schießen sollen, wenn unsere Leben in Gefahr sind.“
„Aber man soll ja nie nackt in eine Schlacht gehen, oder? Jedenfalls“, nahm Jara den Faden wieder auf, „sind wir beide raus, flankiert von den Erkundungspanzern, um den fremden Kontakt zu überprüfen. Und als wir endlich nahe genug waren, um mit den Null Punkt Eins-Sensoren eine Ortung machen zu können…“ Null Punkt Eins, der Jargon für die wichtigsten Sensoren in der Kriegsführung, nämlich die eigenen Sinne.
„Da saust doch eine Wand von Raketen auf mich zu. Bevor ich es selbst richtig mitkriege, drehe ich den Puma ein und meide so die meisten Einschläge. Aber drei Raketen treffen und sprengen Panzerung von meinem rechten Arm.
Der Idiot, der da gefeuert hat, war tatsächlich ein Rabe. Und anscheinend rechnete er sich Chancen aus gegen zwei ClansMechs und eine Lanze Panzer. Jedenfalls habe ich die Ruhe bewahrt und dem MechKrieger auf dem Offenen Kanal zugefunkt: Hier spricht Corporal Fokker von Dantons Chevaliers. Sie befinden sich in einem gesperrten Bereich. Verlassen Sie Ihn umgehend, oder zwei ClansMechs und eine Lanze Panzer werden Sie angreifen.“
Dawn hob in gekünstelter Dramatik die Hand an die Stirn und lächelte schief. „Ja, das war wirklich eine echt coole Sache von dir, Jara. Beschossen werden und sich noch an die wichtigsten Weisungen vom Chef zu erinnern, das ist eine echte Leistung. Aber wenn ich mich recht entsinne, hast du eher das gesagt: Hör mal, du Regular-Heini! Dies ist Chevaliers-Land! Wenn mein Boss es nicht verboten hätte, würde ich dir jetzt meine Konfiguration D in deinen kleinen Mech jagen! Also mach die Biege, solange ich dir diese Mückenstiche nicht übel nehme! Und wehe, du kommst wieder, dann kannst du mich kennen lernen!“
Die Leute lachten und Jara wurde rot. „Na, vielleicht habe ich nicht jedes einzelne Wort richtig wiederholt. Aber sinngemäß habe ich sie gesagt“, verteidigte sie sich.
„ACHTUNG!“ Der scharfe Befehl ließ die Soldaten aufschrecken. Letztendlich hatte doch einer den Chef bemerkt.
Die Chevaliers fuhren herum und nahmen Haltung an.
Germaine winkte ab. „Weitermachen. Sergeant Fokker, Corporal Ferrow, Sie haben da draußen starke Nerven bewiesen. Respekt. Ich denke, Sie haben nicht nur für den besten Wing der Einheit trainiert, sondern auch für den mit dem meisten Eiswasser in den Adern.“
Der Major nickte den Soldaten zu und ging weiter. Als er fast aus dem Hangar raus war, rief Jara erstaunt: „Sergeant? Werde ich befördert?“ Der Rest ging in Jubelgeschrei unter.

Im Hospital des HPG angekommen, der hier am Rande Findlers beinahe eine eigene kleine Gemeinde bildete, wurde der Major von Doktor Sapitz zu einem der Behandlungsräume durch gewunken. Germaine trat ein und wurde mit einem Bild belohnt, wie es skurriler nicht sein konnte. Der Raum war gefüllt mit vier Infanteristen aus Decaroux´ Abteilung, also den Kommandos der Chevaliers. Der Chef selbst, Sergeant Charles Decaroux, saß auf einem Hocker und hatte die Stirn auf beide Hände gestützt. Hinter einer spanischen Wand antwortete Belinda Wallace´ Stimme auf seine leisen Anweisungen.
„Was wird das denn, wenn es fertig wird?“, rief der Major und stürmte durch den Raum, hinter die Wand. Was ihm den Abdruck von Belindas Rechter auf dem Gesicht einbrachte.
Ein erstaunter Blick zu Charles, der das gleiche Mal trug, verwunderte ihn nun doch ein wenig. „Bebe, was ist denn?“
Die Chefärztin der Chevaliers drückte ihren Freund auf die andere Seite der Spanischen Wand. „Draußen bleiben. Das gilt für alle Männer. Sie mag ja ein Spion sein. Aber sie ist minderjährig und eine Frau. Basta.“
„Frag nicht, Germaine, frag nicht.“ Charles schüttelte nur den Kopf. „Eine ebenso beliebte Stelle ist die Achsel, egal welche. Achten Sie auf Beulen in der Achselhöhle, aber drücken Sie nicht zu fest auf.“
„Was… ist… hier… los?“, brüllte Germaine. Da cholerische Ausbrüche selten beim Major waren, hatte er sofort die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden.
Belinda Wallace kam hinter der Spanischen Wand vor, küsste den Major kurz auf den Mund und erklärte: „Charles hat mir diese junge Frau gebracht, gefesselt und geknebelt und von mir verlangt, sie auszuziehen und nach so genannten Notausgängen zu untersuchen. Also Selbstmordkanülen unter der Haut und dergleichen. Und das tue ich jetzt. Aber selbst wenn sie eine feindliche Agentin ist, ich dulde nicht, dass…“
„Schon gut, schon gut, Bellie. Habe kapiert.
Charlie, klär mich bitte auf.“
„Meine Scharfschützenteams besetzten laut Notfallplan die Zinne der Mauer und beobachteten die nähere Umgebung und den nahen Stadtpark.
Dabei wurde eine junge Frau um die sechzehn entdeckt, die augenscheinlich die Kaserne aus einem Versteck observierte.
Sicherheitshalber habe ich sie von meinen Kommandos hochnehmen lassen. Wir fanden bei ihr eine moderne Kommunikationsausrüstung. Die nahe liegendste Vermutung ist, dass sie für die angreifenden Bryanter ein Auge auf uns hatte. Natürlich gibt es auch noch die Möglichkeit, dass sie von Blakes Wort oder den Regulars ist. Das prüfen wir gerade.“
„Und im Moment wird sie darauf untersucht, ob sie sich selbst töten kann, richtig?“
„So sieht es aus. Da du verdammter Moralapostel mich mittlerweile angesteckt hast, überlasse ich diese Aufgabe Bebe. Normalerweise würde ich es selbst machen, das geht schneller und vor allem präziser.“
„Und du kriegst vor allem mehr von ihrem nackten Körper mit, nicht wahr, Charlie?“, neckte Belinda hinter der Wand.
„Kleine Mädchen interessieren mich nicht. Ich mag ganze Frauen. Wenn Du also mal genug von Germaine hast, Bebe…“
Bevor Germaine auf diesen etwas derben Scherz antworten konnte, rief Belinda: „Hab dich! Unter der Achsel, genau wie vorhergesagt. Damit haben wir zwei. Mehr werden die Bryanter ja wohl nicht gelegt haben, oder?“
„Wir werden alle Punkte noch mal durch gehen, Bebe. Aber ich denke, das war es.“
„Darf ich jetzt den Knebel entfernen?“
„Nein, die Gefahr, dass sie ihre Zunge verschluckt, ist zu groß.“
„Noch“, wandte Germaine ein.
„Mir liegt eine Anfrage vor. Anscheinend hat jemand der Dreißigsten gesteckt, dass wir eine Gefangene haben. Und anscheinend wissen die, dass es kein normaler Bürger ist. Die Dreißigste will unseren Gast haben.“
„Da wirst du doch nicht drauf eingehen, oder?“, rief Belinda entrüstet, die bereits das Schlimmste für ihren Patienten annahm.
„Das hängt von der jungen Dame ab. Wenn Ihr hier fertig seid, steckt sie in eine Chevaliers-Techuniform und bringt sie in mein Büro. Je nachdem, wie unser Gespräch ausgeht werde ich entscheiden, wie ich mit ihr verfahren werde.“
„Ich komme dann mit, Germaine“, brummte Charles leise.
„Darum bitte ich sogar“, erwiderte Germaine grinsend und klopfte dem Elitesoldaten auf die Schulter.

Als er das Zimmer verließ, ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er wirklich, wirklich dran gedacht hatte, dieser Posten könne ruhig sein.

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12.12.2003 23:30 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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„…möchte ich mich für die Hilfe der Chevaliers bedanken, Major Danton. Captain Malossi und sein MedEvac-Team haben sehr gute Arbeit bei der Betreuung und dem Ausfliegen der Schwerverwundeten geleistet. Zudem hat Malossis Team hervorragend vorsortiert, sodass wir wie Sie wissen, mit der Kapazität unserer Krankenhäuser ausgekommen sind und nach den Anfangsschwierigkeiten lediglich einige Brüche und andere nicht so kritische Fälle an Ihr Lazarett überwiesen haben.“
„Das Ganze klingt, als wäre da ein Aber, Professor Antani“, bemerkte Germaine amüsiert.
Der ältere Mediziner, Chefarzt des Helena-Allgemeinhospitals wirkte verlegen. „Sie haben mich ertappt, Major Danton. Zwar stimmt es, dass wir mit der Kapazität der Krankenhäuser auskommen, aber die meisten unserer Ersthelferteams sind gebunden. Dazu kommt, dass vor etwa zehn Minuten eine Gasleitung entlang der Marschroute der Bryanter explodiert ist und wir dringend weitere Teams vor Ort brauchen.“
Germaines Miene wurde hart. „Ich schicke meine Leute nicht in ein Flammeninferno.“
Beschwichtigend hob der Mann die Arme. „Nein, kein Flammeninferno. Nur eine Explosion, keine Sekundärexplosionen, keine Folgeerscheinungen. Und natürlich ein paar hundert Verletzte.“
Die Miene des Majors entspannte sich wieder. „In Ordnung. Ich werde zusätzliche SanTeams bereitstellen.“
„Danke, Herr Major. Sie werden es nicht bereuen.“
„Das will ich hoffen. Auf Wiedersehen.“ Germaine Danton unterbrach die Holoverbindung.
Man merkte schon, dass New Home einmal zum Kerngebiet der Terranischen Hegemonie gehört hatte. Auch nach dreihundert Jahren Nachfolgekrieg und einem harten, blutigen Bürgerkrieg war das Equipment in Findler, der Planetaren Hauptstadt, immer noch weit über dem Standard, der in der Inneren Sphäre als normal angesehen wurde.
„Cindy, gib Kitty einen Alarmruf. Und bring das Lazarett auf Trab. Belinda soll ein paar Notfallteams zusammenstellen. Es gab auf der Strecke der Bryanter einen Gasrohrbruch nebst Explosion, bei dem zusätzliche Helfer benötigt werden.
Eine gute Gelegenheit, um uns die Dreißigste zu Freunden zu machen.“
Der Major deaktivierte die Verbindung wieder. „Wer weiß schon, wann wir die Möglichkeit, Gefallen einzufordern zu schätzen wissen müssen.“
**
„Wir können das nicht zulassen!“ Kwan war aufgesprungen und sah den drei Mitgliedern seiner kleinen Gemeinschaft nacheinander in die Augen. Er sah nicht das was er erwartet oder gar gehofft hatte. Keinen Zorn, keine Wut. Nicht einmal Trotz. Nur Angst.
Angst vor ihm oder Angst vor den Söldnern?
„Wir können das nicht zulassen“, wiederholte er. „Wir können nicht zulassen, dass die Söldner der Mann-Gruppe derart auf der Nase rumtanzen. Wir können nicht zulassen, dass sie hier auftauchen, als könne sie nichts erschüttern. Wir können nicht zulassen dass sie den Eindruck erwecken, die Allmacht des Kanzlers könne sie nicht erreichen.
Wir können nicht zulassen, dass sie…“ Kwan schluckte hart. „Wir können nicht zulassen, dass sie zwei von uns töten, ohne einen blutigen Preis dafür zu bezahlen!“
Er ergriff das Gesicht des Jüngsten der Gruppe und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. „Robert, Elisa war deine Schwester. Sie wurde ermordet von einem feindlichen Scharfschützen, als sie ihre Pflicht tun wollte. Als sie den verhassten Captain Andrews hinrichten wollte für die Farce, die er mit seinem Bataillon in Mann zelebriert – gegen den Willen des Sohns des Himmels!“
„Lang lebe der Kanzler“, intonierten die drei, aber ohne Feuer.
„Thomas, dein Bruder Ken war ihr Aufpasser, ihr Beschützer. Er wurde erschossen, erschossen ohne einen Funken Gnade.“
„Bruder Kwan“, wandte Thomas ein. „Der Tod meines Bruders ist unverzeihlich. Und der von Roberts Schwester ebenso. Aber müssen wir ihren Tod wirklich hier rächen? Hier in Findler? Wieso warten wir nicht, bis sie wieder nach Mann kommen, wenn sie abfliegen wollen? Dieses Mal werden die Scharfschützenteams auf sie zielen. Dieses Mal werden Minen für ihre Mechs bereit liegen. Dieses Mal werden sie teuer bezahlen für das was sie taten.“
„Und bringen wir die Findler-Gruppe nicht gegen uns auf? Sie beobachten uns jetzt schon argwöhnisch, obwohl wir vorgeben, die verhassten fremden Söldner am HPG nur beobachten zu wollen. Was wenn wir etwas tun, was ihren Zorn erregt?“, wandte Robert ein.
Wütend fuhr Kwan auf. „Wie kannst du es wagen? Wie kannst du es wagen, den Zorn dieser Feiglinge zu fürchten? Diesen Kollaborateuren, die sich augenscheinlich mit den verhassten Lyranern verbündet haben?
Wie kannst du es wagen, den Zorn des Kanzlers als schwächer zu empfinden?“
„Lang lebe der Kanzler“, intonierten die drei.
„Es wäre vielleicht weiser, in Mann auf dem Raumhafen auf sie zu warten“, wandte Thomas erneut ein.
Kwan lächelte. Ruhig, von einem Moment zum anderen. „Wir können aber auch zwei gute Taten zugleich vollbringen. Hört mir mal zu…“
**
Als Kittys Ripper von einer Bö zwischen zwei Wolkenkratzern seitwärts gedrückt wurde, wurde Belinda Wallace auf ihrem Sitz kräftig durchgeschüttelt. Sie sah Corporal Frischknecht, den Lademeister des Rippers an und versuchte nicht so auszusehen, als würde sie bald kotzen wollen. „Ist das immer so bei Sergeant Hawk?“
Der junge Mann, Frischi gerufen, kaute seelenruhig auf einer einheimischen Frucht herum. „Nein, Ma´am. Heute ist ein ruhiger Flug. Und sie ist auch nicht besonders schnell unterwegs.“
„Na, danke“, erwiderte Belinda und konzentrierte sich darauf, ihren Mageninhalt nicht von sich zu geben. Sprungreisen waren ja schon schlimm, aber das hier… Wie hielt Doktor Malossi das nur aus?
„Zehn Sekunden!“, rief Frischi und hakte sich ein. Danach schnallte er sich ab und trat neben eines der Tore. „Keine Angst, Ma´am, der Alte hat dem Sarge gesagt, dass sie landen soll. Ihre MedTechs werden also nicht abgeworfen, obwohl Sarge Hawk meinte, sie könnte damit mehr als drei Minuten Zeit gewinnen, um das nächste Team zu holen.“
„Wie beruhigend“, kommentierte Doc Wallace. Bald würde es also vorbei sein. Dieser Gedanke beruhigte sie tatsächlich.
Als der Helikopter hart aufsetzte, riss Frischi die Tür auf. Die MedTechs schnallten sich und ihre Ausrüstung ab und verließen den Transportraum. Kurz darauf zog der Heli wieder hoch, um das zweite von drei Teams zu holen.

Ein Blick genügte, um Belinda über die Situation zu informieren. In der Straße klaffte ein riesiges Loch. Die Fensterscheiben der Häuser auf einer Breite von zweihundert Metern waren zersplittert. Zwei ziemlich verloren wirkende Rettungswagen versorgten, so gut sie konnten, einige Menschen auf offener Straße. Einer der Sanitäter deutete auf die beiden Häuser, die der Explosion am nächsten gestanden hatten. Doc Wallace nickte.
„Also“, sagte Belinda, während sie sich in Bewegung setzte, „wir rechnen hier mit Schnittwunden, Brüchen, Toraxtraumata und weiteren Traumata ähnlicher Natur. Kontrolliert jeden Patienten auf ein Toraxtrauma. Wir bilden zwei Teams, eines für die linke Straßenseite, eines für die Rechte. Wir beginnen bei den Häusern, die der Explosion am nächsten waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass die meisten Verletzungen hier passierten, ist recht hoch. Lasst euch von unverletzten Bewohnern helfen und zu den Verletzten führen.
Wenn Ihr fertig seid, nehmt euch das nächste Haus vor.
Atkins, Wilcins, Tageru mit mir. Schneider mit den anderen auf die rechte Straßenseite. Ausführung.“
**
Charles Decaroux brachte die junge Gefangene persönlich, lediglich begleitet von einem seiner weiblichen Kommandos.
Die Bryanterin oder einheimische Agentin sträubte sich nicht. Sie wirkte verstockt, geradezu störrisch, aber wenig kampfbereit. Zumindest in der Beziehung schien ihr Wille gebrochen zu sein.
Germaine Danton sah zum Computerspezialisten der Einheit auf. „Danke, Willem. Sie können jetzt wieder gehen. Danke für Ihre Hilfe bei diesem widerspenstigen ComStar-Terminal.
Ach ja, vergessen Sie nicht, heute Abend zur Nachuntersuchung zu gehen. Belinda hat mir gesagt, es wäre die letzte. Fällt die auch negativ aus, sind Sie vollständig geheilt.“
Der riesige Mann lachte breit. Seit seiner Therapie hatte sich seine anfänglich niedergeschlagene Laune derart gebessert, dass er sein altes Frohgemut teilweise überflügelte. „Danke, Major. Es tut gut, wieder ganz da zu sein.“
Der Computerfachmann warf einen fragenden Blick auf die störrische, gefesselte junge Frau im Chevaliers-Techoverall, vermied es aber zu fragen.
Als Willem Kleinweich das Büro verlassen hatte, nickte Germaine seinem Spezialisten zu. „Nimm ihr die Fesseln ab, Charlie.“
Gehorsam löste der Kommandosoldat die Handschellen.
„Und nimm ihr den Mundknebel raus.“
Charles Decaroux zögerte. „Sie wird wieder versuchen, ihre Zunge runter zu schlucken.“
„Ach“, meinte Germaine und winkte ab, „sie ist sicher klug genug um bemerkt zu haben, dass sie längst auf einem Foltertisch läge, wenn wir glauben würden, dass sie Informationen für uns hätte, die wir unbedingt brauchen.
Außerdem will ich, dass sie mir antworten kann. Denn davon wird es abhängen, was wir mit ihr anstellen.“ Danton sah der trotzigen Gefangenen direkt in die Augen. Sie hielt lange stand, wendete dann aber ebenso trotzig den Blick ab. Schließlich nickte sie.
Charles Decaroux löste den Knebel.
„Von mir werden Sie…“, begann die junge Frau, wurde aber vom Major unterbrochen.
„Name, Rang, Dienstnummer“, bellte er.
Erschrocken fuhr die junge Frau zusammen. „Kalinskaya, Anna, Spezialistin Dritter Klasse. 139-KA-14073047.“
Germaine lehnte sich zufrieden zurück. „Das ist doch mal ein Anfang, Spezialistin Dritter Klasse Anna Kalinskaya.“
**
„Schnell, schnell!“, rief der junge Capellaner und rannte die Treppe hinauf. Belinda raste mit ihrem dreiköpfigen Team hinterher. Eine Schwerverletzte, wenn sie den aufgeregten jungen Mann richtig verstanden hatte. Demnach war seine Mutter von den herumfliegenden Glassplittern der Fensterscheiben während der Explosion schwer verletzt worden und lag nun in einer Lache eigenen Blutes. Takeru bereitete im Laufen bereits eine Kochsalzlösung vor.
Oberstes Ziel waren nun die Blutungen zu stoppen und den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Eventuell mussten sie vorsorglich einige Gefäße abklemmen, obwohl durch den Schock vor allem in den rudientären Systemen, also Armen und Beinen die Blutzufuhr sicherlich bereits unterbrochen war. Was vielleicht die einzige Chance der Patientin werden würde. Solange im Rumpf und am Kopf keine lebenswichtigen Adern verletzt waren, würde ein Schock für die Sanitäter arbeiten.
Wenn es aber nicht bereits zu spät war. War der Blutverlust bereits zu weit fortgeschritten würde weder die Infusion mit Kochsalz, noch eine Bluttransfusion etwas nützen. Dann würden sie die Frau sterben lassen und sich dem nächsten Patienten zuwenden.
Belinda verzog zynisch das Gesicht. Manchmal kam sie sich in ihrer Professionalität noch kühler, noch berechnender vor als es Germaine als Kommandeur von über dreihundert Menschen manchmal sein musste.
„Da!“, rief der Junge, und blieb neben einer offenen Tür stehen. „Da hinein, schnell, schnell!“
`Warum läuft er nicht weiter vor, wie es normal wäre?´, ging es Belinda durch den Kopf.
Gerade wollte sie in die Wohnung eilen, als der nacheilende Atkins sie brutal aus den Türrahmen schob und den Gang hinein stieß. Hart stürzte Belinda zu Boden. Aus der Wohnung ertönte lautes Fluchen. Eine MPi ratterte und jagte einen Schwarm Hasserfüllte Hornissen dem SanTech hinterher, der eiligst aus dem Türrahmen zu kommen versuchte. Zwei rote Blumen spritzten auf, eine am Oberarm, eine auf der rechten Schulter. Wilcins und Takeru duckten sich auf der anderen Seite gegen die Wand und gingen in die Hocke, um zu verhindern, durch die Wand hindurch erschossen zu werden.
Wilcins zückte seine schlanke Beretta und feuerte blind ein paar Schuss in die Wohnung, während Takeru hastig in sein Funkgerät sprach.
Belindas Blick suchte Atkins. Der Mann stürzte blutend neben ihr zu Boden. Alles schien seit sie aus dem Türrahmen gestoßen worden war, in Zeitlupe zu laufen. Deshalb bekam sie auch mit, dass der capellanische Junge, als Atkins versuchte sich trotz der verletzten rechten Schulter mit der rechten Hand abzufangen, einen schlanken Nadler aus der Hose zog und auf den bewaffneten Wilcins richtete.
Nein! Das waren ihre Untergebenen! Sie war für diese Männer verantwortlich, und sie würde nicht dulden, dass einer von ihnen verletzt wurde, wenn sie es verhindern konnte!
Von einem Moment zum anderen veränderte die Zeit ihren Lauf und verging wieder normal. Gerade rechtzeitig, um Belindas frontalen Rammangriff auf den Jungen mitzubekommen. Sie stieß den Capellaner schwer gegen die nächste Wand und versuchte, ihm den Nadler zu entwinden. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, wie ein runder Gegenstand auf den Gang hinaus fiel. Sie erkannte es als militärische Splitterhandgranate. Geistesgegenwärtig wollte Wilcins danach greifen, aber zwei Kugeln, die so dicht an ihm vorbei sausten, dass sie sein Haar zerzausten, belehrten ihn eines Besseren.
Belinda machte sich klar, dass sie alle vier von der Splitterhandgranate schwer verwundet werden, wehrlos sein würden. Ihren unbekannten Angreifern ausgeliefert.
Dann ging ein Ruck durch Atkins, und der junge MedTech brachte sich kriechend und rollend von der Tür weg.
Eine Explosion in der Wohnung verriet die ganze Geschichte. Der Ruck war ein Tritt gewesen, ein Tritt, der die Splitterhandgranate zurück zum Absender befördert hatte.
Wilcins wollte die Gunst der Stunde nutzen und feuerte ein paar Schuss in die Wohnung ab, während auch Takeru seine Dienstwaffe zog, um ihm Deckung zu geben.
Wer waren diese Angreifer? Warum attackierten sie harmlose Sanitäter? Nein, warum lauerten sie den SanTechs der Chevaliers auf, war die Frage. Natürlich hatte sie schon davon gehört, dass im Bürgerkrieg oder in manchen Häusern Sanitäter nicht als neutral galten, ja sogar legitime Ziele waren. Deswegen waren sie ja auch alle bewaffnet. Aber es war dennoch eine Überraschung, es am eigenen Leib zu erfahren.
Belinda sah ihrem Gegner in die Augen. Wer war er? Was war sein Motiv?
Was war das für ein Zischen?
In den Augen ihres Gegners stand plötzlich jähe Erkenntnis und ein Blick, den Belinda in all den Jahren viel zu oft gesehen hatte. Der Junge starb.
„Lang…lebe…der…Kanz…“
Hätte Belinda ihn nicht gegen die Wand gepresst, er wäre sicher zu Boden gefallen. So aber starb er an Ort und Stelle und wurde lediglich schlaff.
Als der leblose Körper doch ins Rutschen geriet, brauchte die Ärztin eine Weile um zu begreifen, dass er es tat, weil sie mit zu Boden stürzte. Merkwürdig. Warum? Ihr fehlte doch nichts… Das war ihr letzter Gedanke.

„Saint ist am Boden, ich wiederhole, Saint ist am Boden! Fordere MedEvac und Not-OP an.
Zwei Chevaliers insgesamt schwer verletzt. Gebiet ist potentiell feindlich! MedTech Takeru Ende!“
**
Germaine Danton grinste zufrieden. „Danke für Ihre Auskünfte, Spezialistin Kalinskaya. Ich bin froh zu erfahren, dass die Einsatzgruppe von Bryant die Chevaliers nicht als Ziel betrachtet hat. Das hätte mir doch einiges an Magengrimmen bereitet. Immerhin verlegen wir die Chevaliers in knapp drei Wochen nach Bryant. Das war es. Sie können gehen.“
Die junge Frau starrte den Major ungläubig an. „Gehen? So einfach? Wieso?“
„Sehen Sie es als Entschuldigung an, Spezialistin Kalinskaya. Immerhin haben wir Ihre Tarnung auffliegen lassen, obwohl wir eigentlich nicht bedroht waren. Da ist es doch das Mindeste, Sie wieder gehen zu lassen. Sie können jederzeit und ungestört zum Haupttor rausspazieren. Niemand wird Sie aufhalten. Mir genügt es zu wissen, dass wir keine potentiellen Feinde sind.“
Die Agentin stand auf. „Dann werde ich jetzt gehen, Major Danton.“
Der nickte nur. „Ja, ja, viel Spaß noch. Aber benutzen Sie lieber den Hinterausgang. Es hat sich leider rum gesprochen, dass wir eine Bryanter Agentin gefangen genommen haben. Die Menschen in Findler sind nach dem Überfall nicht gut auf solche Menschen zu sprechen. Ach, am besten warten Sie auf die Dunkelheit, und wir bringen Sie mit einem der Transporter raus.“
Langsam setzte sie sich wieder. „Gibt es vielleicht noch einen anderen Weg, Major Danton?“
Interessiert hob der Offizier die Augenbrauen. „Hm?“
„Nun, wie wäre es, da Sie ohnehin nach Bryant fliegen, wenn Sie mich mitnehmen? Immerhin werden meine Einheit und Ihre Einheit in einigen Wochen Tür an Tür leben. Damit könnte ich vermeiden, in Findler unterzutauchen und entdeckt zu werden.“
Germaine nickte. „Ja, diese Möglichkeit besteht. Aber eine Fahrkarte von einem Sonnensystem ins nächste ist nicht gerade billig.“
„Was verlangen Sie?“, kam die Agentin unverblümt auf den Punkt.
„Ich könnte jetzt von Ihnen verlangen, Ihre Eide zu brechen und mir alles zu erzählen, was Sie über den Schatun und seine Truppen wissen.
Aber das ist Wissen, welches mir erst in Wochen nützen wird.
Im Moment aber ist mir mit anderen Sachen mehr gedient. Was wissen Sie und Ihr Geheimdienst über die Truppenstärke der New Home Regulars hier in der Nähe von Findler? Und was über die Stärke der Dreißigsten?“
„Ich stelle ein Dossier zusammen.“
Germaine nickte zufrieden. „Gut. Sergeant Decaroux wird Ihnen ein Quartier zuweisen. Ich erwarte einen ersten Text bis zum Abend. Aber natürlich können Sie uns jederzeit verlassen, wenn Ihnen danach ist. Nur, es tut mir aufrichtig leid, um zu beweisen, dass wir keinen unschuldigen Zivilisten festhalten mussten wir der Dreißigsten Lyranischen Garde ein Foto von Ihnen zur Verfügung stellen.“
Die Spezialistin erhob sich. Sie hatte verstanden. Nun war sie nur noch auf dem Gelände des HPG einigermaßen sicher. Und diese Sicherheit würde sie einiges kosten. Vielleicht mehr als sie zu zahlen eigentlich bereit war.
Kalinskaya nickte und verließ mit dem Sergeant das Büro.

Germaine klopfte nachdenklich mit den Knöcheln auf seine Schreibtischplatte.
Als Cindy hereinkam, um ihm Kaffee nachzuschenken, fragte sie amüsiert: „Was tust du da, Germaine?“
„Ich denke nach. Ich weiß, das ist ein seltener Anblick. Aber im Moment denke ich darüber nach, ob die junge Dame es lieber mit uns versucht oder eher mit der Möglichkeit, in der Millionenstadt Findler unterzutauchen.
Cindy setzte zu einer Antwort an, da flammte der Holowürfel auf. Das Gesicht von Juliette Harris erschien. „Germaine, komm bitte sofort ins Mobile HQ. Wir haben einen Notfall.
Doktor Wallace ist mit ihrem Team in einen Hinterhalt geraten!“
„Erhöhte Alarmstufe für die gesamte Basis!“, rief der Chevalier und sprang auf.
Belinda. Nein! Nicht sie auch noch! Nicht schon wieder!

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Als Germaine Danton den Raum mit finsterer Miene betrat, tat Captain Scharnhorst etwas, was bei den Chevaliers selten geschah. Er rief ein lautes ACHTUNG!, und riss damit alle anwesenden Offiziere und Teileinheitsführer auf die Beine.
Statt wie ansonsten abzuwinken, ließ der Major die Szene auf sich wirken. Mehrere Sekunden vergingen, bevor er sagte: „Weitermachen!“
Die Anwesenden setzten sich.
„Also, was haben wir?“
„Atkins ist außer Lebensgefahr. Er wird in drei oder vier Tagen wieder bedingt Diensttauglich geschrieben. Wallace“, First Lieutenant Harris versuchte, den Namen nicht zu betonen, „ist weiterhin in einem kritischen Zustand. Eine Infektion der Wunden hat die Situation erneut verschlimmert. Sie kriegt die beste Versorgung, die wir haben, Sir.“
Germaine bestätigte das mit einem Kopfnicken.
„Meine Nachforschungen“, begann Sergeant Decaroux, „haben ergeben, dass besagte Wohnung seit Wochen leer stand. Hinweise auf eine plötzliche Anmietung gibt es nicht.
Eine Befragung der Anwohner hat nicht viel mehr ergeben, als das die beiden Attentäter kurz nach der Explosion der Gasleitung „eingezogen“ sind. Ein Zusammenhang zwischen der Explosion und den Einzug ist wahrscheinlich.
Wenn Sie meine Meinung hören wollen, Sir, wurde die Gasleitung hochgejagt. Und zwar nur aus einem Grund: Um Chevaliers herzulocken und dann dort oben entweder gefangen zu nehmen oder zu töten.“
Danton sah seinen Stellvertreter an.
„Wir sind weiter in erhöhter Alarmbereitschaft. Wir haben bereits Communiqués sowohl der Lyraner als auch der Regulars erhalten, in denen sie sich vom Anschlag distanzieren.
Dennoch habe ich sämtliche Urlaubsscheine einziehen und die Zutrittsberechtigung zum Gelände einschränken lassen. Als Urheber des Anschlags sehe ich hier die Zhangzheng de Guang.“
Einige Anwesenden nickten schwer.
Germaine Danton lehnte sich nach hinten, gedankenverloren, so schien es.
„Ich ordne hiermit erhöhte Wachbereitschaft an. Für den Zeitraum der nächsten beiden Wochen darf kein Fahrzeug näher als vierhundert Meter kommen, solange es keine Chevaliersmaus oder das ComStarzeichen trägt. Zivile Angestellte haben uneingeschränktes Zugangsrecht, müssen sich aber einer Untersuchung unterziehen. Jeder ist bestechlich. Jeder kann gezwungen werden, eine Bombe hier rein zu schmuggeln.
Für den Todesstreifen ordne ich Schießbefehl an.“
Ein nervöses Raunen ging durch den Raum. Der Kommandeur hatte hier nicht weniger sanktioniert als die gute alte Erst schießen, dann fragen-Methode. Allerdings nur für den als Schutzzone deklarierten Bereich.
„Ich bin die ganze Sache wohl zu lasch angegangen. War zu nachsichtig. Nachdem ich auf meine Leute geachtet habe, als wir hier auf New Home gelandet sind, habe ich mich wohl einlullen lassen. DAS KOMMT NICHT NOCH MAL VOR! Dies ist Feindesland. Allerschlimmstes Feindesland.
Unser Freundschaftsdienst wurde nicht gewürdigt. Die Leben, die unsere Sanitäter gerettet haben, bedeuten unserem Feind nichts.
Nun, wir wollen nicht ungerecht werden. Aber wir schöpfen die volle Härte unseres Kontrakts aus. Natürlich erwarte ich dennoch, dass sich jeder Chevalier an den geschriebenen sowie den ungeschriebenen Kodex der Einheit hält.
Jeder einzelne abgegebene Schuss wird vor mir verhandelt werden.
Doch bis es soweit ist, sind wir in der Verteidigung.
Besprechung beendet, Ladies und Gentlemen.“
Die Chevaliers erhoben sich und strebten dem Ausgang zu.

„Ach, noch ein paar Dinge. Oder besser gesagt, einige klare Befehle. Sie, meine Herren Offiziere, tragen ab sofort Sorge dafür, dass das pampern aufhört. Ich brauche keine Extrawurst, ich brauche keine verbale Streicheleinheit und ich drohe auch nicht in Schwermut zu verfallen. Machen Sie Ihren Truppen klar, dass ich durch die Umstände sehr gereizt bin. Wenn sie mich nicht weiterhin als das behandeln, was ich bin – nämlich der ranghöchste Offizier – werde ich ungemütlich, Motiv hin, Motiv her.
Sergeant Decaroux bleibt bitte noch.“
Nach einigen Minuten war der Raum leer. Nur noch der Major, der Sergeant und der Verbindungsoffizier von ComStar waren anwesend.
„Akoluth Yalom, ich habe etwas Privates mit Charlie zu besprechen.“
Der ComGuard nickte und verließ den Raum.

Die beiden sahen sich in die Augen. „Keine Bange“, bemerkte Germaine amüsiert. „Ich habe zehn Jahre für meine Rache gelebt. Mein Problem ist nicht, in Schwermut zu verfallen. Mein Problem ist, meinen Zorn zurück zu halten.
Charlie, ich will Belinda nicht verlieren. Aber ich kann ihr nicht helfen.“
Der Mann von New Syrtis nickte schwer. „Deine Anweisungen?“
„In zwei Stunden kommt Icecream mit ihrer STUKA rüber. An Bord ist Al. Niemand außer uns beiden weiß darüber Bescheid.
Ich will, dass du ihn in Empfang nimmst und mit ihm in Findler abtauchst.“
Der Major zog einen Umschlag aus seiner Uniformjacke. „Da drin sind achtzigtausend C-Noten aus meinem Privatvermögen. Das ist euer Startgeld.“
„Willst du Namen oder Köpfe, Germaine?“
„Köpfe!“ Die Augen des Chevaliers wurden kalt. „Auf Kathil hast du mir geholfen, Nummer drei auf meiner Liste zu vernichten.
Diesmal geht es aber nicht nur um mich und kleinliche Rache. Diesmal geht es um eine angeschlagene Bestie, die Glieder im Kampf gegen uns verloren hat. Angeschlagen sind sie immer am gefährlichsten. Schlage ihr das Haupt ab, so schnell es geht.
Ihr beiden habt zwei Wochen Zeit.“
Sergeant Decaroux nickte schwer. „Ich nehme an. Um Bebes Willen.“
„Ich danke dir“, erwiderte Germaine, aber es war keine Wärme in seinen Worten. Nur die Gewissheit, gerade eine unbekannte Anzahl Menschen zum Tode verurteilt zu haben.

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Obwohl es spät in der Nacht war, klopfte Sergeant Fokker nur leise an.
„Herein.“
Die junge Frau trat ein und salutierte vorschriftsmäßig vor ihrem höchsten Vorgesetzten.
„Sir, ich melde mich wie befohlen.“
„Rühren, Sergeant. Nehmen Sie Platz. Das hier könnte länger dauern.“
Kurz glomm in Fokkers Augen Unsicherheit auf, als sie zu dem angebotenen Stuhl ging.
Major Danton stellte zwei Tassen auf den Tisch und schenkte Kaffe ein. In beide Tassen kippte er zudem einen kleinen Schuss Rum.
Eine Tasse nahm er selbst, die andere schob er zu Sergeant Fokker herüber.
„Nehmen Sie schon, Sie sehen so aus, als könnten Sie es brauchen.“
Sie griff zur Tasse und trank vorsichtig einen Schluck. Der leichte Alkoholgeruch ließ sie ihre Miene verziehen.
„So, und jetzt schildern Sie mir den ganzen Vorgang mal aus Ihrer Sicht.“
„Ja, Sir.
Mir blieb eigentlich keine Wahl. Als der Lieferwagen kurz an der Sperrzone stoppte, forderte ich ihn auf, den Sicherheitsbereich wieder zu verlassen. Als er anstatt zu reagieren durchstartete, musste ich handeln, Sir. Gemäß Ihrem Befehl und in Anbetracht des Ärgers, den wir mit der Zhangsheng hatten, vernichtete ich den Lieferwagen. Danach bezog ich Position neben dem Wrack, um eventuelle Kommandos oder Selbstmordattentäter, die aus dem Wrack kommen könnten, auszuschalten. Das dies nicht geschah und das Wrack nicht explodierte, hat mich etwas verunsichert. Aber ich habe das Gefühl, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben, Sir.“

Minutenlang sah der Major sie durchdringend an. „Sie wissen, Sergeant, dass ich mir von Ihrer Beförderung einiges erhofft habe?“
Jara Fokker nickte knapp.
„Es war ein gewisses Risiko, mit dem ich die Dienstälteren und rangniedrigeren MechKrieger der Einheit brüskiert habe. Geschweige denn die anderen ranggleichen Chevaliers, die schon länger dienen. Aber ich habe Ihnen vertraut, von dem Moment an, als Sie mit Corporal Ferrow dieses Spezialtraining absolviert haben, um den besten Wing bei den Chevaliers zu bilden. Ich habe Ihren Weg verfolgt, vom Training mit dem Strahl Elementare über die Trainingsgefechte bis hin zum Schlagabtausch mit dem RabeMech der Regulars.“
Langsam trank der Major einen Schluck aus seiner Tasse.
„Sie sind noch reichlich jung, Sergeant. Ich musste mir von meinen Offizieren einiges an Kritik anhören, als ich Sie in diesen Rang versetzt habe.
Aber Erstens bin ich der festen Meinung, dass ein Wing-Leader Sergeant sein sollte.
Und Zweitens glaube ich daran, dass Sie diesen Job auch schaffen.“
Ein kurzes Lächeln huschte über die Züge des Offiziers.
„Danke, dass Sie mein Vertrauen in Sie gerechtfertigt haben, Jara.“
Eine gewisse Erleichterung huschte über das Gesicht der MechKriegerin.
„Und, Sir?“
„Was, und?“
„Und wie geht es jetzt weiter, Sir? Ich meine, was, wenn ich einen Zivilisten abgeschossen habe…“
Germaine Danton schluckte eine harte Antwort runter und sah ihr direkt in die Augen. „Kennen Sie die Geschichte vom Sanglamore-Kadett, der Nachts Wache schob und aus Versehen einen seiner Mitkadetten erschoss?“
„Nein, Sir.“
„Nun, der Kadett wurde belobigt, bekam einen Orden und Sonderurlaub.“
„Nachdem er…“
„Ja, nachdem er einen Menschen aus der gleichen Einheit erschossen hat. Ihm blieb keine andere Wahl. Er war auf Wache und der Kamerad gab sich nicht zu erkennen. Zudem lief er auf die Gebäude zu, die der Kadett auf Wache schützen sollte. Der Kadett konnte in diesem Moment nicht darauf spekulieren, dass das nur ein Kamerad war. Die Fakten, die vor im lagen und die Befehle, die er befolgen sollte, waren zu eindeutig. Er musste schießen. Und er schoss. Und er tötete den anderen Kadetten. Ihm blieb keine andere Wahl. Um das Leben seiner Kameraden zu schützen musste er dieses Risiko eingehen. Deshalb wurde er nicht bestraft. Deshalb wurde er belobigt.
Das gleiche gilt für Sie, Jara. Sie konnten nicht anders handeln, Sie mussten so handeln. Deshalb werde ich Captain Scharnhorst mitteilen, dass Sie beim nächsten Appell ausdrücklich belobigt werden.
Wenn Sie da draußen einen dummen Bengel bei einem Streich erschossen haben, oder einen etwas zu waghalsigen Milchmann, dann ist das egal.
Sie hatten Ihre Befehle, und Sie taten Ihre Pflicht. Der Rest liegt bei Ihren Vorgesetzten, nicht bei Ihnen.“
„Das war es also?“, fragte Jara und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
„Ja, das war es. Mehr kann ich Ihnen nicht geben. Aber Sie sollten auch nicht mehr verlangen, Jara.“
Die junge Frau nickte schwer. „Ja, Sir.“
„Gut. Trinken Sie aus und gehen Sie dann schlafen, Sergeant. Auf Sie wartet Morgen noch mehr Verantwortung.“
„Ja, Sir.“ Jara Fokker trank den Becher leer, erhob sich und salutierte vorschriftsmäßig. Danach verließ sie das Büro.

„Es ist immer hart, erwachsen zu werden, Jara“, murmelte Germaine wie im Selbstgespräch. „Aber du bist auf dem richtigen Weg. Es ist gut zu wissen, dass die Rose der Cavalry auch ihre Dornen hat…“
Nachdenklich lehnte sich der Major in seinem Sessel zurück.
Er dachte an seine eigene Verantwortung, an seine Pflicht. Aber wenn alle seine MechKrieger so verantwortungsvoll handelten, dann konnte er sich durchaus mal eine Nacht Auszeit gönnen.
Seufzend erhob er sich und dachte an Belinda Wallace. Wenigstens diese eine Nacht würde er über sie wachen können.

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Anfang drei von drei

Germaine stand keinen Meter vom Operationstisch entfernt.
Ein eisiges, grelles Licht lag auf dem wie tot daliegenden Körper. Der Chevalier streckte die Hand aus, als wolle er danach greifen. Op-Schwestern und Ärzte waren vertieft in die schwere Operation.
„Wie ist es?“, hauchte der Major. „Wird sie es schaffen?“
Eine der Schwestern wirbelte herum. „Warum sollte sie es schaffen? Warum sollte sie es diesmal schaffen? Warum sollte sie mehr Glück haben als ich, Germaine?“
Der Chevalier starrte in das hübsche Gesicht vor sich, erkannte die hohen Wangenknochen und die kleine Stupsnase ebenso wieder wie die tiefen blauen Augen. „Louise-Claire…“
„Warum sollte sie es besser haben als ich? Sie wird sterben, Germaine. Genauso sterben wie ich damals. Du konntest mich nicht beschützen. Du konntest auch Belinda nicht beschützen.“
Germaine verließ die Kraft in den Beinen. Er sank auf die Knie.
Fassungslos sah er mit an, wie die Haare seiner toten Verlobten sich aufbäumten und die OP-Kapuze fortsprengten. Ihre Augen begannen zu leuchten, die Wangen fielen ein. Langsam begann ihre Haut zu zerfallen und das darunter liegende Gewebe freizugeben.
„Ja, du bist nie wirklich über meinen Tod hinweg gekommen, Germaine. Du hast nie wirklich losgelassen. Die ganze Zeit, als du auf der Jagd nach meinen Mördern warst, bist du den Gefühlen aus dem Weg gegangen. Hast dich versteckt, isoliert. Das einzige, was du verspürt hast, war die Rache, die heiße, brennende Rache. Aber was hat es dir genützt? Nichts. Ich bin immer noch tot!“
An einigen Stellen sah man bereits Knochen durchschimmern. Ihr Haar wallte noch ein wenig mehr, schien ein Eigenleben zu entwickeln.
„Und dann lässt du dich wieder auf ein Gefühl ein, wenn auch nur auf ein Halbes, und was passiert? Das was immer passiert, wenn du dich verletzlich machst. Belinda stirbt. Du warst nicht da. Du hast sie sogar da raus geschickt.
Du kannst froh sein, dass Miko nicht schon vor langer Zeit gestorben ist.“
Sie lächelte grimmig, wobei die Stirn den letzten Rest Gewebe verlor.
„Du hast mich nie verlassen. Und jetzt wo du einen billigen Ersatz gefunden hast, verlierst du ihn auch wieder. Deine Liebe ist ein Fluch, Germaine. Ein tödlicher, an dir haftender Fluch.“
Sie lachte irre, ihre Augäpfel machten einem wilden roten Glühen Platz.
Der Chevalier fühlte sich schwach, so entsetzlich schwach. Sein ganzes Leben, seine Existenz schien zwischen seinen Händen zu zerbröseln wie trockene Ackerkrume.
„Wäre ich nie von Sandhurst zurückgekommen. Wäre ich nie in einen Mech gestiegen. Wäre ich nie…“
„Mit Was wäre wenn’s änderst du jetzt auch nichts mehr, Schatz.“ Das skelettierte Gesicht funkelte ihn dämonisch an. „Du hast sie als Ersatz für mich gewählt, und nun bezahlt sie den Preis. Du bist so eigensüchtig, Germaine. So widerlich eigensüchtig. Man sollte die Frauen vor dir schützen.“
„Nein“, begehrte der Mann auf. „Nein, das kann doch nicht die Antwort sein.“ Heiße Tränen rannen über seine Wangen. „Louise-Claire, das ist doch nicht mein Schicksal.“
Die Frau trat näher, nur ein Fingerbreit trennte Knochen und Gesicht voneinander. „Du bist ein Fluch, Germaine. Ein Fluch.“
Der Major senkte den Kopf. „Louise-Claire“, hauchte er, „ich habe dich sehr geliebt. Vielleicht zu sehr. Als diese Bastarde dir das antaten, und du dich nicht mehr erholt hattest – egal in welchem Zustand, ich wollte einfach nur, dass du lebst. Für mich. Für uns.
Doch du starbst, und hast mich in dieser Welt zurückgelassen. Ich habe dich so sehr geliebt, dass all die Liebe, die ich für dich empfand, Hass auf jene wurde, die dich mir fort genommen hatten. Ich jagte ihnen nach und brachte sie zur Strecke, einen nach dem anderen. In dieser Zeit suchte ich nie eine Beziehung. Ich wollte keine.
Aber als der alte Bull mir den Kopf gewaschen hatte, als ich erkannte, das es außerhalb meines Hasses noch ein anderes Universum gab, als ich Verantwortung übernahm…
Da gab ich den Hass auf. Louise-Claire, ich habe dich mehr geliebt als jemals etwas vorher in meinem Leben. Aber du warst fort und ich musste weiterleben.
Nie hätte ich gedacht, mal jemand anderen zu finden. Niemanden, der dich ersetzt. Denn das kann keiner.
Aber jemand, den ich so sehr lieben kann wie dich. Der mein Leben füllt. An meiner Seite ist.
Als die harmlose Flirterei mit Belinda begann, ahnte ich noch nicht, wie sehr ich sie lieben würde. Sie kann dich nicht aus meinem Herzen verdrängen, Lou-Lou, niemand kann das. Aber sie hat einen eigenen Platz in meinem Herzen, der ebenso groß ist wie deiner.“
„Und siehst du, wohin diese Liebe sie geführt hat? In den Tod, wenn sie Glück hat. In ein Leben als Krüppel, wenn sie Pech hat.“ Wild funkelte das rote Glimmen in den toten Höhlen. Wild umpeitschten ihn die schwarzen, langen Haare. Alles wurde dunkel, der Raum verfinsterte sich, es wirkte verloren. Alles wirkte endgültig, bestimmt.

„Das… ist mir egal. Wenn sie nur zu mir zurückkommt.
Louise-Claire, ich hatte dich damals zurückhaben wollen, egal um welchen Preis. Nur wieder in deine tiefblauen Augen sehen, nur wieder deine Stimme, dein Lachen hören…
Es war mir nicht vergönnt.
Ich werde auf Belinda nicht verzichten. Selbst wenn sie ihr Leben im Rollstuhl verbringen muss. Selbst wenn sie nicht einmal mehr meinen Namen sagen kann. Ich liebe sie zu sehr. Ich will sie zurück. Egal in welchem Zustand. Nur soll sie zurückkommen.“
Eine Zeitlang herrschte eisiges Schweigen. Germaine sah zu Boden.
„So ist es also.“ Die zur Dämonin gewordene Frau nahm sein Kinn und zwang ihn, aufzusehen. Germaine sah wieder in tiefblaue, wundervolle Augen. In das wunderschöne Gesicht, das für ihn lächelte. „So ist das also.“
Ein Blick traf ihn, der sein Herz erwärmte. Ein Blick voller Freude und Glück, voller Zufriedenheit. „Ich bin froh“, hauchte die Frau. „Ich bin froh, dass du endlich den Eispanzer um dein Herz abgelegt hast, Germaine. Ich bin froh, dass du wieder lieben kannst. Du hast eine Zukunft. Du hast eine Liebe.“
„Lou-Lou, ich…“ „Nein, Germaine, ich bin Vergangenheit. Ich werde nun gehen. Ab hier findest du den Weg alleine.“
Ein letztes Mal fanden ihre Lippen die des Chevaliers. Dann verschwand alles in einem gleißenden Licht…

„Sir? Major Danton?“, erklang eine bekannte Stimme vor ihm.
Germaine schirmte die Augen ab. „Blenden Sie mich doch nicht direkt mit dem Scheinwerfer an, Atkins.“
„Tut mir Leid, Sir. Ich habe nicht erwartet, dass sich jemand um diese Uhrzeit hier aufhält. Und ich wollte nur einen kurzen Blick auf die Geräte werfen, ohne Licht anmachen zu müssen.“
„Natürlich, Atkins, natürlich.“ Germaine machte Platz vor den Geräten.
Der SanTech überprüfte die Vitalwerte der Ärztin und brummte zufrieden. „Sie ist auf dem Weg der Besserung.“ Er sah Germaine direkt an. „Sir? Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
Der Major atmete scharf ein – und langsam wieder aus. „Sie ahnen gar nicht, wie in Ordnung, Atkins.“

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Es war ein wunderschöner Morgen. So schön, dass selbst die riesige Schüssel des Beta-HPG wie durch ein Wunder in die herrliche klare Frühlingsluft passte.
Die Vögel sangen ihre Lieder, die Sonne schien klar und warm, verspielte Wolken trieben gemächlich über den Himmel und formten Tiere, Mechs und Waffen.
Verärgert schüttelte Germaine den Kopf. Konnte er denn nur an die Arbeit denken?
„Oh, Olli. Ich meine, SpezTech Mehigaro. Ich weiß, ich habe unser Training die letzten Tage schwer vernachlässigt. Ich sehe Sie heute nach dem Mittag in der SimKapsel. Wir wollen es heute mal mit einem gleich schweren Mech aufnehmen.“
Oliver Mehigaro hielt überrascht im Schritt inne. „Sir? Ich bin mir nicht sicher, ob wir das schaffen.“
Germaine klopfte dem Tech auf die Schulter. „Wir können heute alles schaffen. Einfach alles. Denn heute ist der schönste Tag in meinem Leben.“
Olli legte den Kopf schräg und blinzelte seinen obersten Chef durch die dicken Brillengläser an. „Habe ich etwas verpasst?“ Etwas leiser fügte er an: „Sir?“
Germaine Danton strahlte über sein ganzes Gesicht. „Ja, das ist es, SpezTech. Ich bin heute Morgen aufgewacht und habe beschlossen wieder zu leben. Und das Leben ist wunderschön. Ich werde jede Sekunde, die Gott mir davon zugesteht genießen. Und jetzt fange ich an mit dem, was ich am meisten liebe: Mich um mein Familie kümmern.
Also nach dem Mittag bei den Sims. Und holen Sie sich bei Leon nicht wieder doppelte Portionen.“
Verwundert starrte der Tech seinem Chef nach. „Ja, Sir.“

Germaine ging über den Exerzierplatz vor der Wohnanlage des HPG und grüßte freundlich und vollkommen unmilitärisch jeden einzelnen, sei es nun ein Chevalier oder einer der ComStar-Bediensteten. Selbst Akoluth Yalom, der auf dem Platz an seinem Mech schraubte, ließ verwundert sein Werkzeug fallen, als der Boss der Einheit derart gut gelaunt an ihm vorbei kam.
Ab und an stoppte der Major, um mit dem einen oder anderen ein Schwätzchen zu halten.
Besonders lange redete er mit Dawn und Jara. Die drei lachten schließlich sogar, eine Szene, die man seit Wochen nicht gesehen hatte.
Sergeant Rowan kam aus dem Trainingsbereich und gesellte sich zu seinem Vorgesetzten. Der riesige Elementar schaffte es, neben dem wesentlich kleineren Germaine beinahe so etwas wie unauffällig zu sein. „Guten Morgen, Sir.“
„Morgen, Sarge“, erwiderte Germaine und grinste schief, als der Elementare ob der Kontraktionen in der Sprache des Majors den Mund verzog.
„Entspannen Sie sich, Rowan. Sie sind nicht mehr Clan. Sie sind jetzt Chevalier. Hier darf man auch mal mitter Sprache schludern, wennsen Rest nich vergiss´, eh?“
„Machen Sie es wenigstens nicht absichtlich, Sir“, bat der Riese mit einem resignierenden Kopfschütteln.
„Na, meinetwegen. Was kann ich für Sie tun, Sarge? Kommen Ihre Elementare gut mit den anderen Chevaliers aus? Ich meine, die Prügelei neulich ist doch ein gutes Zeichen.“
„Sie werten die Prügelei von sechs Freigeborenen und meinen vier Elementaren als gutes Zeichen, Sir?“
„Aber ja.“ Germaine blieb stehen und legte eine Hand auf den Unterarm des Riesen. „Sehen Sie es mal von meiner Warte. Der Kampf fand in der Halle auf der Matte stand. Es wurde nichts Wichtiges gebrochen und die Leute haben sich gegenseitig Respekt eingebleut. Und wie ich gehört habe, hat niemand versucht, jemanden zu schlagen der am Boden lag.“
„Ja, schon…“, brummte der Elementare.
„Das heißt natürlich nicht, dass wir sie nicht bestrafen werden. Wir müssen unsere Form der Autorität wahren, nicht wahr, Sergeant Rowan?“
Der Elementare straffte sich und Germaine nahm die Hand zurück.
„Was ordnen Sie an, Sir?“
„Wenn wir hier auf einem ruhigen Posten wären, dann würde ich jetzt befehlen, dass die Leute die Rollen tauschen. Also Ihre Elementare in der Sprungtruppe dienen und die Sprunginfanteristen mit den Elementarerüstungen trainieren.
Aber wie ich gehört habe, dauert es relativ lange, eine Elementarerüstung auf einen normalen Menschen einzustellen. Und wir brauchen einsatzbereite Rüstungen mit fähigen Soldaten in Minuten, nicht in Stunden.“
„Hm. Wir haben vielleicht beim Flug nach Bryant für diese Variante Gelegenheit, Sir.“
„Das dachte ich mir auch. Bis dahin machen wir etwas anderes. Die Elementare werden von den Rüstungen abgezogen. Gemach, gemach, im Einsatzfall können sie natürlich einsteigen. Sie werden der Sprunginfanterie zugeteilt. Und zwar als Truppführer. Sie sollen den anderen Infanteristen vorstehen, sagen wir die letzte ganze Woche, die wir hier sind.“
„Ich verstehe. Wenn wir es richtig erklären können wir es so aussehen lassen, als müssten sich meine Elementare beweisen. Und die Infanteristen müssen beweisen, dass sie bereit sind, die geforderte Leistung zu bringen.“
„Genau. Und ich will, dass Sie das den Leuten auch sagen. Bis auf weiteres übernehmen Sie den Stellvertreterposten von MacLachlan. Sergeant van Roose übernimmt die nächste Woche die Schießausbildung der MechKrieger und Techs. Es wird langsam Zeit, dass die Guten besser und die schlechten gut werden.“
„Wie Sie befehlen, Sir. Na, dann richte ich mich mal auf eine interessante Woche ein.“
„Pos, Sarge, pos. Mögest Du in interessanten Zeiten leben… Das ist ein alter capellanischer Fluch.“
„Ich verstehe.“ Der Elementare salutierte und ging zu den Bereitschaftsräumen.

Germaine erreichte das Büro. Cindy öffnete ihm die Tür und hielt ihm eine bereits dampfende Tasse Kaffee in die Hand. Auf dem Schreibtisch lag bereits ein leckeres, mit dickem Zuckerguß überzogenes Plunderstück bereit, dem aber die Hälfte fehlte.
Als Germaine sein Büro betrat, starrte er wie gebannt auf das angefangene Kuchenstück.
Auf einem der Besuchersessel saß Kommandant Getts und versuchte die Kaubewegungen hinter einer Hand zu verstecken.
„Tschuldigung, aber ich habe noch nicht gefrühstückt und der Kuchen sah so lecker aus…“
Germaine sah zu Boden. Seine Schultern begannen zu beben. Als er aufsah, lachte er aus vollem Hals.
„Cindy, gib bitte in der Küche Bescheid. Ich will ein Frühstück für zwei Personen haben. Sonja soll was zaubern. Mögen Sie Käse, Kommandant?
Cindy, hast Du dem Kommandant noch keinen Kaffee gebracht?“
Germaine setzte sich und zog die andere Hälfte des Plunderstücks zu sich heran. Er brach sich eine Ecke ab und schob den Rest in Richtung der Lyranerin. „Was du hast, sollst du teilen.“
„Sind sie religiös, Danton?“, fragte die Offizierin verwundert, griff aber zu.
„Nein, mein Einheitsseelsorger ist nur wirklich gut“, bemerkte er verschmitzt.
Er breitete die Arme aus. „Also, Kommandant Getts, was kann ich für Sie tun?“
Die Frau verzog das Gesicht, als müsse sie in eine Zitrone beißen. „Zuerst einmal vielen Dank für den schnellen Rücktransport während des Bryanter Angriffs. Aber Sie wissen schon, dass der Flugstil von Sergeant Hawk unter die Ares-Konvention fällt?“
Germaine grinste schief. „Haben Sie Sergeant Hawk gesagt, dass Sie so schnell wie möglich in Ihre Kaserne zurück wollen?“
„Ja…“ „Na, dann haben Sie selber Schuld. Ich wette, das war das schnellste Martyrium Ihres Lebens, nicht?“
„So kann man es auch nennen.“

Es klopfte an der Tür und eine atemlose Sonja trat ein und stellte ein Tablett mit frisch geschnittenem Brot, diversem Aufschnitt und frischem Salat ab. Auch eine Kanne mit Milch stand mit zwei Tassen bereit. Dann griff sie in ihre Schürze und holte eine gold glänzende Frucht hervor. Sie platzierte ihn direkt vor Germaine. „Aufessen“, sagte sie bestimmt.
Germaine nickte. „Ja, Mama.“
„So gefällst du mir, mein Schatz“, neckte sie. Sie nickte noch mal in Richtung von Getts und verließ das Büro wieder.
„Hm, sie muss was geahnt haben. Meine beste Köchin. Hat einen sechsten Sinn dafür, wo ihre Dienste benötigt werden.“
„Sie gehen sehr… Familiär mit Ihren Leuten um, Danton“, stellte Getts fest.
„Nun, ich bewahre eine gewisse Distanz zu den meisten Untergebenen, aber diese Menschen vertrauen mir Ihre Leben an. Und ich vertraue mein Leben ihnen an. Da ist eine gewisse Nähe nach einiger Zeit normal. Ich kenne Sonja seit Jahren.
Doch zurück zum Gespräch. Zugegeben, der Flug war etwas schnell und holperig.“
„Dank Ihres netten Transportangebots war ich in der Lage, mein Bataillon zu erreichen und zu aktivieren. Puh, ich konnte gerade noch verhindern, dass unsere Jäger aktiviert wurden. Sie wären beim Start eine leichte Beute für die Bryanter gewesen. So aber verfügen wir weiterhin über sie. Für den nächsten Angriff.
Na, egal. Jedenfalls bin ich auch hier, um mich im Namen der Stadtväter für die Hilfe Ihres Medevac zu bedanken. Diese Menschen und Ihre Pioniere, die halfen die Straßen zu räumen haben einigen hundert Menschen das Leben gerettet.
Deshalb bedaure ich es auch aus tiefstem Herzen, was Ihrer Stabsärztin passiert ist.
Ich habe recherchieren lassen und herausgefunden, dass die beiden Toten, die von Ihren Sanitätern besiegt wurden, steckbrieflich gesuchte Terroristen aus Mann sind. Alle weiteren relevanten Daten stelle ich Ihnen zur Verfügung. Die Mann-Abteilung hat bereits eine Fahndung nach dem Rest der Zelle ausgeschrieben.
Wir tun alles, um Ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, Major Danton.“

Der Chevalier erhob sich und starrte aus dem Fenster. Noch immer spielte ein Lächeln um seine Lippen, nahm aber dämonische Züge an. „Ich nehme Ihre Hilfe dankend an. Aber lieber wäre es mir, wenn Sie etwas anderes für mich tun könnten.“
„Was könnte wichtiger sein als die Rache für die schwere Verwundung der neutralen Sanitäter? Für Menschen, die selbstlos versucht haben, Leben zu retten?“, brauste Getts auf.
„Ich hatte meine Rache schon.“
Eine Zeitlang schwiegen beide. Germaine wandte sich wieder um und nahm Platz. Er zog ein Brett und ein Messer vom Tablett und begann sich ein Brot zu schmieren.
Wortlos beteiligte sich Getts.
„Ich werde jetzt nicht nach Details fragen. Es gibt eine gewisse Unruhe in der Szene, aber das sind übliche Erscheinungen in diesen Bereichen“, murmelte Alice Getts zwischen zwei Bissen. „So werde ich es zumindest erscheinen lassen.“
„Danke. Sie haben meine Bitte vorweg genommen.“
„Ich bin aber noch nicht fertig. Major Danton… Hm, der Käse ist aber gut. Haben Sie den mitgebracht oder hier auf New Home eingekauft?“
„Ich werde in der Küche fragen lassen. Mit etwas Glück lauert Sonja Ihnen dann beim verlassen der Kaserne mit einem Fresspaket auf.“
„Danke, aber das wollte ich eigentlich nicht sagen. Nun, Major, wir hatten eine lange Zeit, um Sie und Ihre Leute kennen zu lernen. Sie waren nicht wirklich neutral und haben der Zivilbevölkerung Ihre volle Unterstützung zukommen lassen. Eine Sache, die mich und meine Vorgesetzten sehr beschämt hat. Deshalb haben wir mit den offiziellen Stellen der New Home Regular verhandelt. Das Ergebnis ist… Hmmm, der Räucherschinken ist aber auch sehr lecker. Und was für ein tolles Brot. Ich brauche das Rezept für meinen Küchenbullen.“
Sie nahm einen tiefen Schluck Kaffee und sah auf. „Nun, wie es aussieht, kann ich Ihren Aufenthalt ein paar Tage verkürzen. Die Regulars haben zugestimmt, dass Sie Ihre Landungsschiffe die letzten beiden Tage vor dem Start hierher nach Findler verlegen können. Das erspart Ihnen vier Tage Rückweg nach Mann.“
Germaine schenkte beide Tassen mit Milch voll. „Das sind sehr gute Neuigkeiten, Alice. Dafür bedanke ich mich. Sorgen Sie bitte auch dafür, dass die New Home Regulars davon erfahren.“
„Das werde ich.
Ihre nächste Haltestelle ist dann Bryant, richtig? Ich habe noch ein Anliegen. Ich habe es abgelehnt, aber meine Vorgesetzten bestehen drauf.“
Germaine seufzte und trank die Milch. „Nein.“
„Sie haben mich ja nicht mal angehört.“
„Nein. Ich werde keinen Unterkontrakt annehmen um den Bryantern in irgend einer Form zu schaden. Zudem habe ich auch noch einen Gast in der Einheit, der dem bryantischen Geheimdienst sehr genau berichten kann und wird, was immer ich hier tue.
Zudem verlangt ComStar von uns Neutralität. Ich werde die nicht aufgeben, nicht für ein paar C-Noten.“
„Ich weiß. Aber verstehen Sie bitte, dass ich das Angebot weiter reichen musste.“
„Die Pflicht ist niemals leicht. Ich habe meine eigenen Pläne auf Bryant.“
„Ich wünsche Ihnen viel Glück mit dem Herrscher. Dvensky ist ein schwieriger Gegner. Selbst wenn man neutral ist.“
Germaine Danton nickte und schob sich den Rest seines Brotes in den Mund. „Das bin ich auch, Alice. Das bin ich auch. Endlich wieder.“

„Sagen Sie“, begann Alice Getts nach einiger Zeit, „einer meiner ODs meinte neulich, er hätte einige Ihrer Leute im Lokal Annas Liebe gesehen. Sie wissen schon, was das für ein Laden ist?“
Germaine zwinkerte. „Natürlich. Ich habe neulich mit der Besitzerin sogar einen Mengenrabatt ausgehandelt. Ich habe eine Menge Männer in der Einheit, wissen Sie…“
Den Rest des Frühstücks unterhielten sie sich über ähnliche Belanglosigkeiten.
**
Als die Offizierin gegangen war – nicht ohne freundlich abzulehnen, von Kitty geflogen zu werden, betrat Metellus das Büro.
„Gute Nachrichten, Zenturio. Die Dreißigste Garde erlaubt uns, unsere Lander auf dem kleinen ComStar-Hafen zu parken. Sobald wir also in einer Woche übergeben, können wir gleich weiter fliegen. Koordiniere das entsprechend.“
„Aye, Imperator“, erwiderte der Marianer, setzte sich, schmierte sich in aller Ruhe eine Schnitte und lächelte Cindy freundlich an, als sie mit Trinkschokolade für ihn kam.
Als die Sekretärin mitsamt ihrem Bubenhaften Lächeln das Büro wieder verlassen hatte, brummte Germaine, seine gute Laune für einen Moment verlierend: „Charlie kam heute Morgen zurück. Er hat sechs erwischt, Zenturio.“
„Wir können nicht sicher sein, dass es auch die Richtigen waren, mein Imperator.“
Germaine nickte. „Ja, da hast du Recht. Aber was hast du mir neulich um die Ohren gehauen? Zeichen setzen, etwas tun?“
„Soll ich es durchsickern lassen?“
„Danke. Ich hätte mich geschämt, darum zu bitten, Decius Metelle.“
Germaine senkte den Blick. „Und noch mal wegen neulich. Ich hätte dir einfach in den Arsch treten sollen, als du so mit mir umgesprungen bist, du alter Esel.“
Er sah wieder auf. „Aber danke, dass du es getan hast, mein Freund.“
„Für eine Selbstverständlichkeit erwarte ich keinen Dank, Germaine.“
„Ich weiß. Aber ich fühle mich besser, wenn ich es ausgesprochen habe.
So, wenn du schon mal hier bist, ich denke, es hat lange genug Alarmzustand geherrscht. Schraube die Wachen auf ein normales Maß runter. Nur noch zwei Mechs Patrouille und zwei in Bereitschaft. Gleiches gilt für die Panzer. Ich brauche ausgeruhte Leute, wenn die Wobbies kommen.“
Der Marianer zog die Stirn kraus. „Du erwartest Ärger?“
„Zenturio, ich bin Soldat. Ich erwarte immer Ärger.“

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Alarmsirenen rissen Germaine Danton aus dem Tiefschlaf. Seine Reaktionen waren durch jahrelanges Leben als Soldat konditioniert. Als er noch jünger war, hatte er sich oft nicht die Mühe gemacht, sich anzuziehen und war los gerannt, wie immer er war – in einem Mech war weniger immer mehr. Doch mit der Übernahme einer Kommandoposition hatte er gelernt, sich binnen weniger Sekunden anzuziehen. Er schlüpfte in Hose und Stiefel, griff die Uniformjacke und verzichtete auf ein Hemd. Er lief bereits, bevor der Hosenbund geschlossen war.
„Excuse moi, Cherie, aber ich muss los.“ Ein letzter Blick streifte das kleine Porträtfoto von Belinda Wallace, welches auf seinem Nachttisch stand und die schwere Aufgabe hatte, seine Freundin zu ersetzen, bis sie offiziell aus dem Lazarett entlassen wurde.
Auf dem Gang rannte er halbnackt in einen seiner MechKrieger. Noch während er sich aus dem Gewirr von Beinen und einer Bluse befreite, realisierte er, ausgerechnet das Küken der Einheit umgerannt zu haben. „Halt still!“, blaffte er sie an, damit ihre Bemühungen, wieder auf die Beine zu kommen, nicht länger seine verhinderten. Somit gelang es ihm, wieder aufzustehen.
Danach half er der jungen Frau auf die Beine. „Tschuldigung, Jara, ich habe Sie nicht gesehen! Nun aber ab in Ihren Mech.“
Die junge Frau war hochrot angelaufen und trug ihre Kühlweste vor der Brust fest an sich gedrückt. Bis auf ihre Mechkriegershorts war sie nackt. Germaine registrierte das überrascht, noch während er weiter lief.
„Major!“, rief sie ihm nach, aber Germaine hatte bereits das Treppenhaus erreicht. „Das war ein Befehl, Sergeant!“, rief er zurück und wäre beinahe in die zweite Frau gelaufen, ausgerechnet Juliette Harris, die gerade dabei war, ihre Uniformjacke zu schließen.
Germaine grinste schräg, während sie nebeneinander auf das Mobile HQ der Einheit zuliefen.
„Du solltest dir wirklich angewöhnen, Nachts ein Top oder ein Shirt zu tragen, Julie“, neckte er sie.
Lieutenant Harris erwiderte das Grinsen und zog ein Bekleidungsstück von der Schulter des Majors. „Und du solltest nicht mit einem BH auf der Uniform herum rennen, Germaine.“
„Was?“ Germaine Danton stockte im Lauf. „Oh. Oh, verdammt. Der gehört Sergeant Fokker.“
„Wie bitte?“ Juliette Harris erstarrte kurz, setzte ihren Weg nach der Schrecksekunde aber fort.
„Ich habe sie umgerannt, als der Alarm losging. Erinnere mich daran, dass ich ihr das zurück gebe und ihr was Nettes als Entschuldigung kaufe. Blumen oder was süßes.“
„Ich sorge besser dafür, dass das in der Einheit nicht die Runde macht.“ Mit diesen Worten stopfte sie den BH in ihre Uniformjacke. „Ich wäre nicht die einzige, die auf den falschen Gedanken kommen könnte.“
„Was willst du damit sagen?“, erwiderte der Major leise und passierte die Sicherheitsschleuse des HQs. Er warf sich auf seinen Platz, legte das KommSet an und bellte: „Bericht!“
Auch Juliette Harris legte ihr Set an und scheuchte die ankommenden KommTechs durch den Wagen. Die Nachtschicht informierte knapp und schnell über die Geschehnisse.
„Angriff durch Mechs während der Patrouille um den Raumhafen, Sir. Fasterman und Snob sind achthundert Meter von den Landern entfernt“, fasste Juliette zusammen.
Ein Hologramm baute sich vor Germaine auf und stellte die Landschaft dar.
„Angreifer sind: Champion, JaegerMech, Loki. Konfiguration ist nicht klar festzustellen.
Doc-Lanze sowie Sparrow und Tear rücken aus. GAZ eine Minute. Befehle?“
„Drei Angreifer, hm?“ Das Hologramm zoomte heran und zeigte die Schäden, an allen fünf Mechs. „Augen offen halten nach weiteren FeindMechs. Eventuell erwarten uns auch Unterstützungstruppen. Fasterman und Snob sollen die Stellung halten, solange es ihnen möglich ist.
Stell mich auf den Allgemeinen Kanal, Julie.
Hier spricht der Chef. Unsere Raumhafenpatrouille wird von drei Schweren FeindMechs ohne Kennung angegriffen. Weitere Angreifer sind nicht zu erkennen, aber nicht unwahrscheinlich. Tank macht die MechKompanie bereit, hält sie aber für einen Ausfall zurück. Doc macht die Tanks bereit und schickt die Erkundungslanze unter Hermes mit Erkundungsauftrag raus.
Hammer schickt die Infanterie in Position, es sollen Inferno-KSR ausgegeben werden. Shadows Sniperteams beziehen Position laut Notfallplan.
Fallen Angels bemannen die Jets, halten sich aber nur bereit.
Sneaker hält sich bereit, steigt aber nicht auf. Christopher hält sich bereit, steigt aber nicht auf.
Augen auf, Chevaliers, Augen auf.“

Germaine deckte das Mikro mit der Hand ab und winkte Juliette heran. „Also, was meinst du damit?“
„Kannst du dir das nicht denken?“, erwiderte sie schnippisch und deckte ihr Mikro ebenfalls ab. „Der große, väterliche und zudem auch noch kerngesunde Chef, dessen Freundin gerade ans Krankenbett gefesselt ist. Und dann dieses wunderschöne, blutjunge Mädchen, mit dem er regelmäßig schwatzt und scherzt… Und da der Chef nun schon einige Zeit auf dem Schlauch steht und laut der Aussage unserer Kameraden nicht einmal privat in Annas Liebe gesehen wurde… Nun, das könnte gewissen Berichten Vorschub geben. Und wenn man bedenkt, Sparrow ist wirklich sehr hübsch. Da fällt es nicht leicht, Germaine.“
Der Major runzelte die Stirn. „Ach, Quatsch. Ich habe es schon länger ohne ausgehalten als ein paar Wochen. Außerdem, wenn ich da ein Defizit habe, dann komme ich zu dir, nicht, Cherie?“
Er tätschelte ihre Wange, worauf sie rot wurde. „Das wäre ja mal was ganz neues, Mr. Eisklotz“, erwiderte sie.
„Es gibt immer was neues, Julie. Und jetzt gib mir den Funk von Fasterman und Snob auf die Komm.“

Einer der KommTechs drehte sich zu Germaine und Harris um. „Sir, Bestätigungen von allen Einheiten. Shadow meldet Bereitschaft Sniperteams in zwei Minuten. Tank meldet Bereitschaft eine Lanze in zehn, Rest in zweihundertzwanzig Sekunden. Hammer meldet Bereitschaft Infanterie in hundertacht. Doc meldet Bereitschaft Tanks in neunzig, Bereitschaft und ausrücken von Hermes in sechzig Sekunden.“
Germaine nickte als Antwort. Kurz darauf wurde der Funk der beiden MechKrieger eingeblendet.

„Snob hier, der letzte Treffer ging in die Interne!“
„Dreh den Torso! Zeig dem Loki die andere Seite!“
„Dann kann ich die PPK nicht mehr einsetzen, Fasterman!“
„Immer noch besser, als den Mech nicht mehr einsetzen zu können. Ich gebe dir Deckung. Außerdem – AUTSCH, das tat weh! Außerdem kommen da hinten schon Sparrow, Tear und Doc!“

Der Major registrierte auf dem Hologramm, wie mehrere Fehlschüsse das Maultier trafen. Er ballte die Fäuste und unterdrückte ein breites Grinsen. „Julie, gib mir die Skullcrusher auf einer sicheren Leitung.“
Das Gespräch war nach wenigen Sekunden erledigt.
„Jetzt wieder Hauptleitung.“
„Tear hier, wir sind da! Mach Platz, Snob, damit wir freies Schussfeld haben!“
„Ha, können vor lachen. Ich werde hier ganz schön durchgewalkt.“
„Wir sind ja schon in Formation. Ruhig, Snob. Übrigens, du hältst dich für dein erstes Gefecht ziemlich gut. Bist wohl doch kein solcher verwöhnter Arsch.“
„Ich liebe dich auch, Sparrow, heiß und innig. Ich mache aber keinen Film davon. Was? Sie weichen zurück?“
„Muss an unserm Supportfeuer liegen, Snob. Fasterman, Sparrow, haaabt Ihr ne klaaare Erfassung für meine Panzer?“
„Negativ, Doc, negativ.“

Germaine faltete die Hände zusammen und legte sie unter die Nase. Er überdachte die Situation, während die Meldung kam, an Bord der Skullcrusher wäre ein Feuer ausgebrochen.
„Nachrücken, aber vorsichtig. Achtet auf die Flanken. Da draußen beginnt der Stadtwald, und da kann sich ein Dutzend Platoons Infanterie verbergen.
Tank, bereit machen für Unterstützung. Doc, ist Hermes raus?“
„Von Tank, verstanden.“
„Home Base von Doc, Hermes ist raus und erkundet in der Stadt und am Wald. Keine Gegner, keine Ziele.“
„Snob von Home Base, lass den Clanwannen den Vortritt und achte auf deine Interne.“
„Ja, Sir. Rücke in zweiter Linie mit.“
Lieutenant Harris warf Germaine einen vieldeutigen Blick zu. „Guter Junge. Erstes Gefecht und er gerät weder in Raserei noch in Panik. Wenn er jetzt noch bescheidener wäre…“

„Beschuss von der Flanke! Ich wiederhole, Beschuss von der Flanke!“
„Ich sehe es, Sparrow! Warte, ich helfe dir!“
„Ich zeichne Enforcer und Daimyu! Das sind doch keine Regulars oder Zhangzheng!“
„Doc-Kompanie, ausrücken! Tank-Kompanie, ausrücken! Jeweils eine Lanze zurückbehalten! Fasterman, Stellung halten! Snob, raus da! Sparrow, langsam zurück, Tear, Deckungsfeuer! Fallen Angels, bereit machen!“ Angespannt blaffte der Major seine Befehle.
„Sneaker bittet um Erlaubnis, aufzusteigen, Sir!“, meldete einer der KommTechs.
„Sneaker soll aufsteigen, sich aber aus dem Kampf raus halten. Da drin wäre ihre Mühle bestenfalls ne Zwischenmahlzeit. Sneaker erkundet das Umland auf weitere Gefahren.“
„Ja, Sir.“
„Home Base von Doc, ich konzentriere mich maaa auf die beiden Neuankömmlinge!“
„Positiv. Durchhalten, Sparrow.“
„Ja, Sir, gebe mein Bestes.“

„BIN GETROFFEN! KSR GEHT HOCH!“
„Steig aus, Snob, steig aus!“
Germaine ruckte vor, beobachtete das Hologramm genau. Tatsächlich wurde die Miniaturdarstellung des Kampftitan von Snob von internen Explosionen gebeutelt, doch das CASE funktionierte und lenkte den Großteil der Energie nach außen.
„Verdammt, das war die Notabschaltung! Warum funktioniert der Schleudersitz nicht?“
„Snob stürzt! Ich wiederhole, Snob stürzt! Doch nicht direkt aufs Cockpit! JUNGE!“

„Ruhe bewahren, Fasterman. Snob stürzt auf die Seite, nicht aufs Cockpit“, stellte Germaine leise fest.
„Sir, First Base meldet, dass ein FeindMech den Raumhafen überquert. Computeranalyse identifiziert ihn als Wraith.“
„Nur einer?“
„Ja, Sir. Nur ein Mech.“
„Al soll ihn passieren lassen. Seine Waffen dürften größtenteils sowieso noch nicht klar sein.
Tank, mit Erkundungslanze ausrücken und den Wraith verscheuchen. Was sagen die Lebenszeichen von Snob?“
„Werden kritisch.“
„Verdammt. Christopher ausrücken.“

„Feind zieht sich zurück, ich wiederhole, Feind zieht sich zurück!“
„Home Base, hier Home Base. Chevaliers, laut Notfallplan HPG und Raumhafen sichern. Sneaker, wenn’s geht, folge den FeindMechs und finde was raus über sie. Aber bleib außer Reichweite der Waffen. Und wenn es möglich ist, lass dich nicht erwischen.“
Ein zweimaliges Knacken in der Leitung bestätigte.
„Malossi. Hol mir den Jungen da raus. Ich will nicht, dass sein erstes Gefecht auch sein letztes wird.“
„Ich tue, was in meiner Macht steht, Germaine.“

„An alle. Das war gute Teamarbeit. Macht weiter so, und beim nächsten Mal auf Outreach werden wir auf Veteran hoch gestuft.“
Nicht, dass der Major wirklich daran glaubte. Aber die Chevaliers hatten gerade einen auf die Mütze bekommen. Sie konnten einen Trost gebrauchen.

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Jeder HPG in der Inneren Sphäre besaß auf jeder von ComStar betreuten Welt eine Gefechtszentrale.
Warum ausgerechnet der Pseudoreligiöse Orden vor seinem Schisma anscheinend die Eroberung des bekannten Weltraums geplant hatte, interessierte Germaine Danton in diesem Zusammenhang aber wenig.
Vor allem nicht, da er beinahe selbst ComGuard geworden wäre.
Im Moment war er eher dankbar dafür, denn die Gefechtszentrale auf New Home hatte einen Konferenzraum mit der besonderen Eigenschaft, nahezu abhörsicher zu sein. Massive Mauern, gelagert in Kunststoffschalen, die eine Weiterleitung von Schall verhinderten, ein in die Betonstruktur eingelassenes Metallgitter, welches Funk verhinderte, ein interner Generator, der Stromzufuhr von außen unnötig machte.
Und in der Lüftung lief ein starker Störsender, war zudem Kameraüberwacht.
Als der letzte Offizier der Chevaliers eingetroffen war, nickte Germaine der Wache zu.
Die drei schwer bewaffneten Infanteristen nickten, verließen den Raum und versiegelten ihn.

Der Chevalier machte eine lange Kunstpause. Dann sah er auf. Und jedem einzelnen Mann ins Gesicht. „Captain Scharnhorst, Mechs. Kapitän Al Hara Ibn Bey, ROSEMARIE. Kapitän Ito, BOREAS. Captain Peterson, Infanterie. Stabsarzt Malossi, SanTechs. Kapitän van der Merves, SKULLCRUSHER.
First Lieutenant Harris, Stab. First Lieutenant Dolittle, Panzer. First Lieutenant Sleijpnirsdottir, Flieger. First Lieutenant Bishop, Pioniere. First Lieutenant McHarrod, Mechs. Second Lieutenant Slibovitz, Flieger. Second Lieutenant Dukic, Mechs. Second Lieutenant Danté, Flieger. Second Lieutenant Gurrow, Flieger.“
„Das wissen wir alle selbst, Germaine“, kommentierte Scharnhorst. „Worum geht es?“
„Ich stelle fest, dass sämtliche Offiziere der Chevaliers hier versammelt sind. Die Luft/Raumjägerabteilung vor allem deswegen geschlossen, weil sie bei der folgenden Mission eine schwierige Aufgabe zu erfüllen hat.
Sie alle kennen den Auftrag, den ComStar uns für New Home gegeben hat: Den HPG zu sichern, bis er an Blakes Wort übergeben werden kann. Morgen kommen die Blakies, wir packen ein und sind weg.
Sie alle kennen den offiziellen Auftrag, den uns ComStar für Bryant gegeben hat. Ebenfalls den HPG zu schützen, bis er an Blakes Wort übergeben werden kann.
Und die meisten von Ihnen kennen den Geheimauftrag, den ich erhalten habe, und der die Chevaliers für das nächste Jahr sanieren kann.“
Die Flieger spitzten interessiert die Ohren. Sie kannten den Geheimauftrag noch nicht.

„Was ich hier sage, darf um keinen Preis den Mannschaften zu Ohren kommen. Außer uns hier im Raum sind lediglich Master Sergeant Decius Metellus und Sergeant Decaroux informiert. Je weniger Leute vom Plan wissen, desto weniger können ihn auch verraten.
Es gibt eine Ausnahme, aber dazu komme ich später.
Der Geheimauftrag. First Lieutenant Dolittle, bitte.“
Der Panzerfahrer sah erstaunt auf. „Ich, Cheef? Na gut. Für alle dies noch nich wissen, ich gehe mit der Hälfte der Pios unh´ dem schweren Räumgerät auf Bryant n´ bischen spielen.
Mitkommen werden meine Doc-Lanze, ein Trupp Kommandos mit Scharfschützen unh´ Triple-D.
Unser Auftrag: Auf dem Äquatorialkontinent Tomainisia abschmiern unh´ in der verlassenen Stadt Leipzig nach so nem Lostechgedaddel suchen.“
„Danke, First Lieutenant. Das Lostechgedaddel ist ein Prototyp eines so genannten Sturminhibitors, eines Satelliten, der mit Laserwirkung gezielt Hoch- beziehungsweise Tiefdruckgebiete erschaffen kann, um Stürme zu mildern oder ganz zu verhindern.
Werden genügend Inhibitoren eingesetzt, kann das Klima einer Welt wie Bryant nachhaltig verändert werden. Die Gefahr ist, dass man auf diese Art auch Stürme erschaffen kann.
Da Blakes Wort das HPG übernehmen wird, muss sich ComStar von dieser Welt zurückziehen. Die Nachricht, dass es aber in Leipzig entweder einen funktionsfähigen Prototyp oder baureife Pläne für einen solchen gibt, kam sehr schockierend für ComStar.
Sie alle wissen, dass man schlecht gegen das Wetter kämpfen kann.
Die Folgen wären kaum abzusehen, würde dieser Satellit Blakes Wort überlassen.
Wir kennen die ungefähre Position der Forschungseinrichtung. Es handelt sich um einen Bunkerkomplex unterhalb eines Hochhauskomplexes in der Innenstadt von Leipzig.
Dieses Hochhaus ist leider in sich zusammen gestürzt, wir werden uns durchgraben müssen.
Das wird die Aufgabe für Sergeant Sagrudsson sein, Lieutenant Bishop.
Lieutenant Dolittle wird die Absicherung der Ausgrabung übernehmen.
Wir wissen, dass die Bryanter recht eifersüchtig über die Städte aus der Sternenbundzeit wachen. Es kommt immer wieder mal vor, dass Piraten und Glücksritter versuchen, auf den Äquatorkontinenten etwas davon zu finden. Bryant vergibt dafür Lizenzen oder ellenlange Haftstrafen, behält aber in jedem Fall die Funde ein.
Zudem hat Blakes Wort schon einen uns nicht bekannten Einfluss auf den planetaren Herrscher, Lord Dvensky.
Wenn überhaupt, müssen wir den Fund nicht nur machen, sondern stehlen.
Und ich denke nicht, dass sich Dvensky oder gar Blakes Wort so ohne weiteres die Butter vom Brot nehmen lassen wird.

Durch den Ausfall der Inhibitoren während der Amarisherrschaft hat sich das Klima der Welt wieder auf ihren alten Stand eingependelt. Das bedeutet, dass sehr kräftige Orkane über das Land gehen. Der Einsatz der Leipzig-Gruppe darf maximal zwei Wochen dauern. In dieser Zeit rechnen wir mit einhundertvierzig Milliliter Niederschlag und drei Stürmen. Das wird ein hartes Brot werden, Dolittle, Dukic.
Diese Stürme aber werden auch unsere Operation verdecken. Und uns Zeit geben, zu finden, was wir suchen. Wenn wir es haben, werde ich der Situation entsprechend entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Es kann sein, dass wir sofort fliehen müssen. Es kann aber auch sein, dass wir ganz gemütlich auf die Blakies warten können und dann höchst offiziell den Planeten verlassen.“

Germaine griff in seine Uniform und zog einen Zettel hervor. „Für den größten anzunehmenden Unfall, also einen spontanen Angriff auf uns durch die Bryanter, große Verluste und den sofortigen Rückzug habe ich einen Deal gemacht.
Bryant hat drei Monde. Den Innersten, Jarra, den zweiten, Jennu und den dritten, Summersdale. Damit verbunden sind diverse Piratensprungpunkte.
Wenn wir ins System kommen, wird unser Sprungschiff an der Sprungpunktstation sofort aufladen. Falls wir in Schwierigkeiten kommen, macht es einen Sprung zu einem der Piratenpunkte. Auf dem Zettel sind die geheimen Codewörter für je einen der vier Piratenpunkte. Jeder von Ihnen ist berechtigt, das Sprungschiff zu rufen, sollte der Vorgesetzte Offizier ausfallen.
Ist das Sprungschiff einmal gerufen, haben wir nur eine – und nur diese eine Chance, es zu erreichen und das System zu verlassen.
Die Bryanter werden natürlich versuchen, unser Sprungschiff an die Kandare zu nehmen. Sie werden sehr überrascht sein, dass das keinesfalls so leicht ist.“
Der Zettel hatte einmal die Runde gemacht. „Unser prognostiziertes Ziel ist ein Sprungpunkt hinter Summersdale. Die Reise wird dann für uns sehr lang, die Gefahr von der Luftwaffe Bryants gestellt zu werden wird höher. Aber die Gefahr eines Fehlsprungs reduziert sich. Und da zwei der Monde während unseres Aufenthalts Konjunktion haben, können wir in den gravitatorischen Wirbeln unsere Spuren verwischen.

Kapitän van der Merves, wie lief das Feuer an Bord Ihres Maultiers?“
Der Landungsschiffskapitän grinste schief. „Es ist wie befohlen ausgebrochen und hat einen Teil der Schiffselektronik gebraten. Zudem wurde eine Steuerdüse schwer in Mitleidenschaft gezogen. Aber das Schiff dürfte flugfähig sein, falls nichts Unvorhergesehenes passiert.“
Germaine Danton grinste. „Nachdem während des nächtlichen Überfalls die SKULLCRUSHER beschädigt wurde, dachte ich, besser kann es gar nicht gehen. Wir können sicher sein, dass Bryant bereits über den Überfall und den Schaden am Maultier informiert wurde.
Ursprünglich hatte ich Ihren Lander ausgesucht, um die Einsatzgruppe Leipzig ins Ziel zu tragen, weil er der Älteste ist und ein Absturz plausibler ist. Aber mit den vermeintlichen schweren Schäden wird es authentischer. Wie ist der Schaden wirklich?“
Van der Merves grinste schief. „Sir, nicht der Rede wert. Die Schäden an der Steuerdüse haben wir mit Bordmitteln behoben. Ich bringe das alte Mädchen sicher durch jeden Bryanter Sturm.“
„Gut. Sie muss aber auch wieder hoch kommen können. Immerhin befördert sie die kostbarste Fracht, wenn wir verschwinden müssen.“
„Das wird sie, Sir. Verlassen Sie sich auf mich.“
„Gut. Wenn wir Bryant anfliegen und den Blind Spot erreichen, jenen Teil der Atmosphäre, der Kommunikation unmöglich macht, wird sich die SKULLCRUSHER unter Vortäuschung eines schweren Schadens von uns trennen. Da wir ohnehin auf Äquatorialhöhe einfliegen und erst in der Stratosphäre nach Brein, der Hauptstadt weiterfliegen, wird die SKULLCRUSHER gelandet sein, lange bevor wir ankommen. Lieutenant Dolittle, Ihr Team beginnt dann sofort mit der Arbeit.
Sobald der erste Notruf abgesetzt ist, haben Sie die Erlaubnis, alle Chevaliers an Bord über den Plan zu informieren, Patrick.
Sie aber, Herrschaften, lassen Ihre Untergebenen im Ungewissen. Ich will, dass die Situation so authentisch wie möglich ist. Außerdem dürfen weder unsere Elementare noch Sergeant Rebecca etwas von der Aktion erfahren. Ich kenne sie noch nicht lange genug um sagen zu können, ob sie uns für die meisterhafte Operationsverschleierung hochleben lassen oder wegen des Ehrverlusts um meine Kommandoposition kämpfen wollen.“
Leises Gelächter erklang.
„Die Luftwaffe Bryants ist sehr stark. Wenn es hart auf hart geht, sollten wir sie am besten erst spät oder gar nicht starten lassen.
Lieutenant Sleijpnirsdottir, Sie trainieren Bombardements und Geleitschutz bis zum erbrechen. Aber lassen Sie keinen einzigen Tech ahnen, was wirklich vorgeht.“
Wieder sah Germaine in die Runde. „Bryant ist anders als New Home. Hier haben wir es mit zwei Parteien zu tun, die im Clinch liegen.
Auf Bryant liegt die gesamte Macht in Dvenskys Hand. Er, seine Familie und seine Junta, die aus engen Freunden besteht, halten die Zügel fest umklammert.
Jedes falsche Wort, jeder falsche Schritt wird den Verdacht gegen uns schüren. Und glauben Sie mir, wäre ich Dvensky, ich hätte uns schon im Verdacht, bevor wir gelandet sind.
Das bedeutet, wir müssen uns mehr als mustergültig benehmen. Damit sind nicht deine Schwarzmarktgeschäfte gemeint, Al. Ich bin sicher, gegen einen Obolus sind die Behörden gerne bereit, deine Waren zuzulassen.“
Der Arkab grinste. „Geld regiert die Welt.“
„Richtig. Ich wünsche so wenig Kontakt zur Bevölkerung wie möglich. ROM hat uns ein Dossier zur Verfügung gestellt, die Dvensky als totalitären Herrscher beschreibt. Er hält sich vor allem mit Hilfe seines Geheimdienstes und der Miliz an der Macht. Gegner interniert er in Gefangenenlagern, in denen sie oft Jahrelang Frondienst leisten müssen. Es gab in letzter Zeit mehrere Attentatsversuche auf ihn und die Geheimdienstchefin.
Ich erwarte, dass Sie drauf aufpassen, dass nicht ein Chevalier auch nur den Hauch eines Kontaktes zu anderen gewaltbereiten Gruppen aufkommen lässt. Wir haben mit der Wachübernahme am HPG und der geheimen Mission in Leipzig genug mit uns zu tun.
Ich will, dass Sie alle ein Auge auf Ihre Leute haben. Ich will, dass Sie ihnen ständig auf die Finger schauen. Die Hauptstadt ist ein sehr gefährliches Pflaster, und ich will mir nicht von Dvensky diktieren lassen was passiert, und wann es passiert.
Lieutenant Sleijpnirsdottir, Ihr Flieger sind unser Ticket runter von Bryant. Ihre Vögel werden totalüberwacht. Sie und Ihre Lanzenkameraden haben um jeden Preis Kontakt zu den Bryantern zu vermeiden. Wir werden einige Zivilisten als AsTechs einstellen, um der Spinne die Gelegenheit zu geben, Agenten bei uns einzuschleusen. Diese AsTechs dürfen nicht einmal auf Rufweite an die Maschinen oder unsere Luft/Raumpiloten heran.
Unsere Rolle als Vertreter ComStars und die damit verbundene Neutralität sollte uns einigen Schutz bieten. Es macht uns aber nicht unsterblich. Und dieser Schutz kann schneller aufgehoben werden als uns lieb ist.
Also bleiben Sie wachsam. Sie alle. Noch Fragen?“

Dukic hob die Hand. „Sir, rechnen Sie mit Angriffen auf die Leipzig-Gruppe? Ich meine mit einer konkreten Bedrohung?“
Danton nickte. „Bei dem Angriff vorgestern ist es Sergeant Hawk gelungen, die Angreifer bis zu ihrem Landungsschiff zu verfolgen. Das Schiff startete kurz darauf. Ein startendes Landungsschiff bedeutet, dass irgendwo da draußen ein Sprungschiff wartet. Ein Sprungschiff bedeutet interstellare Mobilität.
Dazu kommt, dass der sechste Mech der geheimnisvollen Angreifer, der Wraith, garantiert nicht zufällig zwischen unseren Landern durchgekommen ist. Er hat Informationen gesammelt. Für wen? Wir können nur raten. Warum? Wir können nur raten. Doch eines ist sicher: Diese Informationen werden irgendwann gegen uns verwendet.
Es liegt nahe, dass dies bereits auf Bryant geschieht. Halten Sie also die Augen offen, Dzenek.“

„Um auf den Angriff zu sprechen zu kommen“, ergriff Manfred Scharnhorst das Wort, „unsere beteiligten MechKrieger waren, nun, sehr geknickt. Vor allem, weil Snob wohl für längere Zeit ausfällt. Mittelohrschaden, wie es aussieht, abgesehen von diversen Brüchen, Quetschungen und Verbrennungen.“
„Kommt mir bekannt vor“, brummte Germaine.
„Jedenfalls hat mich Doc darauf aufmerksam gemacht, dass die Zusammenarbeit zwischen unseren Küken und den Panzern nicht die Beste war. Ich habe mir das zu Herzen genommen und Fasterman, Sparrow und Tear durch den Wolf gejagt. Bis wir auf Bryant landen, werden sie kombinierte Kämpfe üben, dass es ihnen zu den Ohren wieder rauskommt. Seltsamerweise war das für sie eine große Erleichterung.
Ich habe sie im Anschluss noch mal gelobt und festgestellt, dass unsere Gegner mindestens Veteranen waren. Dafür haben sich alle vier Grünlinge recht gut geschlagen.
Auch das haben sie geschluckt. Ich denke, die Moral wird sich dadurch gebessert haben. Ich beobachte die Situation aber weiterhin.“
„Gut, danke, Manfred. Noch Fragen?
Dann können Sie wegtreten, Herrschaften. Die eingeteilten Truppen gehen an Bord der SKULLCRUSHER. Wenn die Wobbies Morgen hier ankommen, will ich nur noch dabei zusehen, wie der Lander von ComStar startet und dann selbst verschwinden. Ich traue diesen Typen einfach nicht.“

Die Versammlung löste sich auf, die Tür wurde wieder geöffnet und die Offiziere der Chevaliers verließen den Raum. Germaine Danton ging als Letzter.
Er nickte einem Sprunginfanteristen zu. „Räuchern Sie den Raum aus. Blakes Wort soll keinen Nutzen daran haben.“
Der junge Mann nickte und stellte sich in die Tür. Kurz darauf trat der Flammenwerfer auf seinem Rücken in Aktion und füllte den Raum mit Feuer. Kein Mikrofon, kein Aufnahmegerät und erst recht keine Hightech aus Sternenbundzeit würde das überleben.

„Soweit so gut“, stellte Germaine Danton fest.

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10.02.2004 20:49 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Am Tag des Abflugs saß Germaine in seinem Büro und sah hinaus, wo die ComStar-Techs bereits eifrig damit beschäftigt waren, ihr Equipment zu verladen. Sie ließen nichts zurück. Nichts, was nicht für den Betrieb des HPG unerlässlich oder fest verankert war. Werkzeug? Sollten die Blakies doch selbst mitbringen. Toilettenpapier? Das gute Dreilagige denen überlassen? Niemals!
„Nun, Mr. Swoboda, haben Sie eine Entscheidung getroffen?“ Germaine drehte den Stuhl wieder und sah den MechKrieger an.
Der Junge sah schlimm aus. Eine Verbrennung zweiten Grades zog sich über seine Wange bis über das rechte Ohr. Er hatte fast sein ganzes Haar verloren. Aber es würde wenigstens nachwachsen.
Schlimmer waren die gebrochene linke Hand, der Bruch des rechten Knöchels und die schwere Schädigung seines Mittelohrs. Beim Sturz hatte es ein starkes Feedback gegeben und beinahe Snobs Gehirn gebraten. Bevor das nicht verheilt war, bevor nicht ein erfahrener Arzt sein OK gab, war es das mit der Mechkriegerkarriere von Karel Swoboda. Und der junge Ligist wusste das auch.

„Sir, als ich die Diagnose hörte, war mein erster Gedanke, meine Sachen zu packen und nach Hause zu fliegen. Brüche heilen wieder. Aber vielleicht niemals wieder in der Lage zu sein, einen Mech zu steuern… Kurz und gut, ich wollte aufgeben.
Aber das hätte nur mein Callsign bestätigt, was? Snob. Der verwöhnte, überkandidelte reiche Schönling.“ Spöttisch fuhr er sich über die frisch sprießenden Stoppeln. „Damit ist es wohl auch vorbei.“
Der junge Mann straffte sich. „Sir, ich bin für leichten Dienst tauglich geschrieben. Haben Sie eine Aufgabe für mich?“
Germaine dachte kurz nach. „Ich erinnere mich daran, dass Sie neulich bei der Simübung ein gutes Auge für Geländedetails bewiesen haben. Und in der Schlacht eine Ader dafür, auf Ihre Kameraden zu achten. Wenn Sie nicht aufgeben wollen, Karel Swoboda, dann gebe ich Sie auch nicht her. Egal, ob Sie jemals wieder einen Mech steuern oder nicht, Sie sind ein Chevalier. Melden Sie sich bei Lieutenant Harris. Taktische Analyse.“
„Danke, Sir.“

Die Besprechung war damit beendet, aber der Private stand nicht auf.
„Ist noch etwas?“
„Sir, man hat mir gesagt, mein Kampftitan wäre in zwei Wochen wieder gefechtsklar.“
Germaine lächelte. „Ja, es hat ihn nicht ganz so schlimm erwischt, wie es zuerst aussah. Das CASE hat dem Mech und Ihnen den Arsch gerettet. Ich habe Anweisung gegeben, ihn auf Hochglanz zu bringen, wenn wir ihn zurück schicken.“
„Sir, das wird nicht nötig sein. Wir können die Feuerkraft des Mechs gut gebrauchen, oder? Ich meine, wir Chevaliers.“ Swoboda straffte sich, und es wirkte, als würde er sich häuten. Etwas Altes ablegen. „Sir, Sie und Tech Mehigaro trainieren doch seit Monaten für ein Tandemcockpit. Mein Kampftitan hat eines. Ich weiß nicht, ob ich ihn jemals wieder selbst steuern darf. Aber es wäre mir eine Ehre, wenn Sie ihn solange führen, bis ich weiteres weiß.“
Germaine Danton erhob sich. „Damit habe ich nicht gerechnet. Aber ich nehme Ihr Angebot dankend an.“ Er reichte dem jungen MechKrieger die Rechte.
Diese ergriff und schüttelte sie, um den Transfer zu beschließen.
„Sir.“
Swoboda salutierte, ergriff seine Krücke und humpelte hinaus.
„Ach noch etwas, Corporal Swoboda“, hielt Germaine ihn noch einmal zurück. „Holen Sie sich beim MatWart Ihre neuen Abzeichen ab. Ich war sehr zufrieden mit Ihnen da draußen. Ich bin sicher, Sie können es noch zu was bringen bei uns.“
„Danke, Sir“, erwiderte der frisch beförderte Chevalier.

Germaine sah wieder hinab auf den Hof. Heute würden sie kommen. Die BlakeGuards zuerst, danach die BlakeTechs. Es widerstrebte Germaine Danton, die wertvolle Anlage in den Besitz dieser Pseudogläubigen kommen zu sehen. Aber er hatte eine Mission. Eine wichtige Mission.
**
Am frühen Nachmittag überwachte der Major das Einschiffen der Nonkombattanten der Einheit sowie der Mobilen Ausrüstung. Die Kampfeinheiten hatten einen Verteidigungskordon um den Teil des Raumhafens gezogen, den man selbst beanspruchte. Nur noch zwei Trupps Infanterie schützten den HPG. Sie würden ihre Stellungen aufgeben, sobald die BlakeGuards eintrafen.
Neben Germaine stand Kommandant Alice Getts und besah sich das Treiben. Sie hatte die liebenswerte Aufgabe, Blakes Wort zu empfangen.
„Haben Sie schon einen Kontrakt für die Zeit nach Bryant? Ich bin sicher, wir könnten ein paar mehr Mechs brauchen“, eröffnete sie die Konversation.
„ARD-Kordon, Kommandant.“
Sie hob die Augenbrauen und stellte die Stirn kraus. „Am anderen Ende der Zivilisation. Hm, schade. Hatte mich gerade an Ihre Chevaliers gewöhnt. Wie geht es Ihrer Freundin, Germaine?“
„Sie ist auf dem Weg der Besserung. Der Molosser sagt, sie wird fast wieder vollständig gesund. Äh, Stabsarzt Malossi, meine ich. Ich habe lange überlegt, ob ich sie zur Kur hier zurück lasse. Aber dann wäre sie mir auf eigene Faust hinterher geflogen und hätte mir die Leviten gelesen.“
Getts lächelte. „Klingt nach einer energischen Person. Schade, dass ich sie nicht kennen gelernt habe.“

Über dem Raumhafen erklang eine Sirene. Die letzten Techs, die sich auf dem freien Areal des kleinen Hafens herumtrieben, räumten ihn hastig.
Gerade ging der letzte APC der Chevaliers in Stellung. Das Mobile HQ fuhr rumpelnd in den Laderaum der ROSEMARIE ein.
„Da kommen sie“, brummte Getts leise. „Ich gestehe, ich habe etwas Angst davor, Blakes Wort auf diese Welt zu lassen. Immerhin haben die Regulars gute Kontakte nach Sian, und dort soll Blakes Wort höher im Kurs stehen als ComStar. Aber dies zu entscheiden liegt nicht in meiner Hand. Ich kann nur mögliche Schäden abschätzen und begrenzen.“
Germaine sah sie an. „Alice, ich habe noch nie mit Blakes Wort zu tun gehabt. Zum Teil deswegen, weil ich von Terra stamme und ich es ihnen übel nehme, dass sie meine Heimatwelt besetzt halten. Ich quelle also über von Vorurteilen.
Aber es ist wahrscheinlich wie in allen Organisationen. Einige Blakies möchte man am liebsten in den nächsten Vulkan werfen, andere sind erträglich, und einige möchte man heiraten.
Veränderungen sind auch immer eine Chance. Versuchen Sie, Ihre zu nützen.“
Germaine deutete auf die angetretene Ehrenkompanie Mechs der Dreißigsten. „Geben Sie den Blakies einen Vertrauensvorschuss und sehen Sie zu, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn es nicht klappt, passen Sie auf, dass Sie mehr Mechs haben als die. Der Rest findet sich dann schon.“
„Ich werde Ihre Worte beherzigen.“

Eine Stunde später senkte sich ein Breitschwert mit dem Logo von Blakes Wort herab. Zeitgleich booteten die letzten ComStarTechs ein.
Der Lander öffnete sich, und ein Toyama kam herab. Hinter ihm folgten ein Exterminator, ein Marodeur IIC und ein Schütze.
Die vier Mechs stellten sich in einem lockeren Halbkreis auf, der sowohl die New Home Ehrenformation wie auch die Lander der Chevaliers abdecke. Keine wirkliche Gefahr, aber ein deutliches Zeichen von Misstrauen.

Danach folgte ein Mannschaftstransporter, dichtauf ein Jeep.
Beide hielten knapp vor Getts und Danton.
Ein Mann in der alten ComGuards-Uniform verließ den Jeep und salutierte vor den beiden Offizieren. Der Blakes Wort-Aufnäher auf der Schulter sagte alles.
„Demi-Präzentor XIV John Hallie, Blakes Wort.“
Danton und Getts salutierten ebenfalls.
„Kommandant Alice Getts. Dreißigste Lyranische Garde. Willkommen auf New Home, Demi-Präzentor.“
„Danke, Ma´am.“
„Major Germaine Danton, Dantons Chevaliers.“
„Ah, unsere Zwischenlösung. Ich habe schon gehört, was Ihnen hier passiert ist, Major Danton. Ich hoffe, Sie haben auf Bryant eine ruhigere Zeit.“
„Danke, Sir. Wie vereinbart übergebe ich Ihnen das vollständig geräumte HPG.“
„Ich übernehme das vollständig geräumte HPG.“ Der Demi gab dem Transporter einen Wink. Er fuhr auf das HPG-Gelände ein und entließ einen Trupp Infanterie.
Nachdem diese die Chevaliers an den Eingängen abgelöst hatten, fuhr der letzte APC der Söldner aus dem Tor und hielt auf die BOREAS zu.
„HPG übernommen. Danke, Major Danton.“
Wieder salutierten die beiden.
„Ach, noch ein Tipp, Major. Wenn Sie in acht Wochen den HPG von Bryant übergeben… Der neue Kommandant der Ihnen zugewiesenen BlakeGuards ist ein Choleriker und ein Mann von Blakes Wort der Ersten Stunde. Sehen Sie zu, dass Sie ihm keinen Vorwand liefern, Ihnen Ärger zu machen.
Ich rücke jetzt mit meinen Leuten ein. Viel Glück, Major Danton.“
Der Demi setzte sich wieder in den Jeep und fuhr davon, auf das HPG zu.
„Wie ich schon sagte, mit manchen kann man überhaupt nicht“, bemerkte Germaine grinsend.
„Heiraten würde ich ihn trotzdem nicht“, konterte Getts amüsiert.
Die beiden salutierten voneinander und gaben sich danach die Hand.
„Es war nett, Ihre Chevaliers hier zu haben. Richten Sie der Einheit meine Grüße aus. Und von mir ebenfalls viel Glück.“
„Danke. Ihnen ebenso.“

Germaine drehte sich um und fiel in einen leichten Trab. Er hob beide Hände über Kopf und deutete mehrmals auf die BOREAS. Kurz darauf begannen die ersten Panzer mit dem einbooten.
Das Kapitel New Home war Zu Ende.
Leider war dies aber nur ein Vorgeschmack auf das, was die Chevaliers erst erwartete.

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Die lange Reise zehrte an Germaine Dantons Nerven. Was ein kleiner Ausflug hatte werden sollen war ein blutiges Gemetzel geworden.
Es hatte nicht einen Chevalier auf New Home sterben müssen. Aber dennoch waren die Wunden, die der Truppe, und vor allem ihm selbst gerissen worden waren, sehr tief.
Vielleicht zu tief.
Einige Chevaliers waren über sich selbst hinaus gewachsen wie Swoboda oder Fokker.
Andere waren an ihre Grenzen gestoßen, wie er selbst.
Manchmal waren Wunden schlimmer als der Tod. Manchmal war das Ziehen der alten Verletzung in der Seite prägender als der tiefe Stich im Herzen, auf einen oder mehrere Freunde fortan verzichten zu müssen.
Er hatte New Home verlassen, in Frieden und im Einklang mit sich selbst. Äußerlich.
Aber in seinem Inneren sah es anders aus.

Eine Woche zum Sprungpunkt, eine Woche zum Planeten. Und sie hatten gerade mal das System Bryant erreicht. Die Zeit dehnte sich ins Unendliche. Der Dienst wurde monoton.
Und die Nächte waren kalt und einsam.
Germaine ertappte sich dabei, wie er an seine Gefährtin dachte, die noch immer geschwächt von der Operation und dann vom harten Raumflug und dem Sprung im Lazarett bleiben musste. Ein aufgetretenes Fieber hatte sie wieder zurück geworfen. Malossi war zuversichtlich, dass es binnen weniger Tage geheilt sein würde. Es hatte Germaine dennoch schlaflose Nächte bereitet.
Nächte, die er genutzt hatte, um seine Pläne voran zu bringen. Nächte, in denen er die Elementare unter Sergeant Rowan persönlich gedrillt hatte – und eine ausgewählte Gruppe um Sergeant van Roose in den fünf Gefechtsrüstungen der Claninfanteristen.
Mittlerweile ging schon das Gerücht um, der Chef hätte sich clonen lassen, um in der ROSEMARIE überall zugleich sein zu können.
Nächte wie diese.

Grinsend legte Germaine ein Full House ab und raffte den Jackpot zu sich heran. Misstrauisch beäugte er die anderen Teilnehmer der mitternächtlichen Pokerrunde in der Kantine der ROSEMARIE, aber niemand schien Anstalten zu machen, ihm den Pott streitig zu machen.
Al war sowieso raus, Zdenek hatte seine Karten bereits offen und verärgert hingeworfen.
Patrick paffte an seiner Zigarre und ließ nicht erkennen, ob sein Blatt mies oder er nur freundlich zum Chef war. Decius Metelle war ebenfalls ausgestiegen.
Und der Letzte in der Runde, Charly, war mittendrin im bieten ausgestiegen.
„Maaan, Cheef“, raunzte Dolittle, „das sinh aber locker hundert C-Bucks. Jetzt weiß ich wenigstens, wie du unseren Sold bezahlst.“
Germaine grinste als Antwort.
„Wo ist eigentlich Captain Peterson?“, fragte Metellus leise. „Der Pendler hätte ihn doch zusammen mit Dolittle und Dukic durch einen kleinen Abstecher zur BOREAS abholen können.“
„Spielt Schach mit Bishop“, erwiderte Al. „Die beiden hocken jetzt schon seit vier Tagen über der gleichen Partie fest.“
„Unh Mannie? Was´n mit dem?“ Dolittle schob die Zigarre in den anderen Mundwinkel.
Germaine grinste anzüglich. „Verschollen.“
„Verschollen?“ Dukic runzelte die Stirn.
Germaine blickte verschwörerisch in die Runde. „Ist schon der zweite Fall. Der erste Verschwundene ist Sergeant Tsuno. Unauffindbar, seit Stunden.“
Der Ligist konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „In dem Fall sollten wir sie auch nicht suchen.“
Germaine nickte, entkorkte die Whiskyflasche und schenkte sich nach. Das Glas wurde voll und die Flasche war nur noch wertloses Glas. Er warf sie nach hinten, direkt in den Mülleimer.
„Gute Wurf“, staunte Charly. „Hast du geübt?“
„Nicht wirklich“, meinte Al und deutete auf die Trümmer einer unglücklichen Flasche, die der Chef der Chevaliers daneben platziert hatte.
„Lacht Ihr nur, lacht Ihr nur.“ Germaine trank einen Schluck. „Tolles Zeug, das.“
„Ist ja auch aus meinen privaten Bestand“, bemerkte Al leise.
Germaine nahm die Karten auf und teilt neu aus.
„So, meine Herren, auf Bryant erwartet uns eine völlig veränderte Situation. Das Klima ist mürrisch, die Umgebung eiskalt, die Menschen fest unter der Fuchtel des Staatsapparates und ComStar knapp davor, von Word of Blake abgelöst zu werden. Alles in allem werden wir uns danach sehnen, in einem Gefecht zu stecken und uns von unseren Reaktoren mal kräftig durchwärmen zu lassen.“
„Dieser Dvensky, was ist das eigentlich für ein Mensch?“, wollte Dukic wissen. „Soweit ich weiß, war er im VerCom ein ziemlich hohes Tier, bevor er sich… nun, selbstständig gemacht hat.“
Charly nahm seine ersten beiden Karten auf. „So wie ich es gehört habe, hat Dvensky das System erst für Prinz Victor gesichert. Danach für Archon Katrina. Aber entweder waren beide zu beschäftigt, oder ein eisiger Dreckklumpen irgendwo inmitten der Chaosmarken war ihnen einfach egal.
Übrig geblieben ist ein Planet mit geringer Bevölkerung, aber starkem Militär.“
„Wenn ich Kommandant Getts richtig verstanden habe“, brummte Germaine dazu, „hat sich Dvensky nicht wirklich von Bryant loseisen können. Irgendwie ist er dort hängen geblieben. Hat die Ordnung gesichert, die Städte verteidigt und sich selbst zum Herrscher ausgerufen.
Er soll keinen schlechten Job machen, denn die Bevölkerung weist Zuwachsraten auf. In einer Gegend, in der die Haupttodesursache der gewaltsame Tod durch einen Mech ist, sind viele anscheinend dankbar für einen Planeten, auf dem ausnahmsweise mal nicht gekämpft wird.
Seinen Militärapparat finanziert er wie es aussieht über die Überfälle auf New Home und Epsilon Indi. Langfristig will er aber wohl an die Bodenschätze der Welt. Die sollen mehr als reichlich vorhanden sein.“
„Also braucht er die Bevölkerung, um diese Ressourcen abzubauen, das Militär, um die Bevölkerung zu schützen und die Überfälle, um das Militär zu finanzieren. Er baut also auf Pump.“
Charly nickte Dukic zu. „So kann man es beschreiben. Aber da gibt es noch etwas anderes. Es scheint, er ist auf den Geschmack gekommen, was das Herrschen angeht. In Findler habe ich Gerüchte gehört, dass sich die Bryanter Truppen über kurz oder lang auf New Home fest setzen wollen.“
„Naaa, klasse. Dann hat die Zhangzheng ja was neues zum spielen“, brummte Dolittle und holte eine neue Flasche Whisky hervor.
Germaine schien amüsiert zu sein. Er lachte.
„Was ist so witzig, Germaine?“, hakte Al nach.
„Ich dachte gerade daran, wie sich der Schatun – so nennen ihn seine Freunde – auf Bryant an der Macht hält. Er unterhält einen starken Geheimdienstapparat, der wie es aussieht, viel auf das denunzieren gibt. Ich bezweifle, dass es unserem Freund gelingen wird, einen ähnlich starken und erfolgreichen Apparat auf New Home zu errichten, bevor seine Truppen das Erste Mal die Kampfmethoden der Zhangzheng gekostet haben.
Bei zwei rivalisierenden militärischen Systemen ein drittes zu errichten war noch nie eine gute Idee.“
„Kollaborateure gibt es immer. Versprich ihnen ein wenig Macht, und sie verkaufen ihre Großmutter.“
„Ja, sicher, Al. Aber wir haben eine Welt, auf der seit Jahren die Fronten verhärtet sind. Wo sich die meisten Menschen bereits für eine Seite entschieden haben. Der neue Geheimdienst Dvenskys wird hoffnungslos in der Unterzahl sein. New Home wird auf Jahrzehnte ein Verlustgeschäft für ihn werden. Falls er sich so lange halten kann.“

Dolittle betrachtete seine Karten. „Passe. Wie gut, dass ich Söldner geworden bin und so nen Quatsch wie Politik nicht verstehen muss, waa, Cheef?“
„Sag mal, Germaine“, meinte der Marianer und warf eine Karte ab, „lässt du dir einen Bart stehen? Und ist das Pomade in deinem Haar?“
Der Chef der Chevaliers warf drei Karten ab und strich sich über den dünnen dunklen Strich auf seiner Oberlippe. Er hatte Gestern begonnen, ihn zu kultivieren. „Gut erkannt, Zenturio. Ich dachte mir, es wäre mal wieder Zeit für etwas Veränderung in meinem Leben.“
„Veränderung?“ Al hob argwöhnisch die Augenbrauen.
„Ich finde, für einen waschechten Franzosen von Terra bin ich nicht französisch genug. Für unseren neuen Freund sollte ich mich daher richtig ins Zeug legen – damit sein Geheimdienst was zum spielen hat.“
Die Herrenrunde sah sich an – und brach in gellendes Gelächter aus.
„Dann sollte ich vielleicht wieder ins Latein fallen und die Verben ans Ende meiner Sätze stellen“, brummte der Marianer amüsiert.
„Und ich könnte ebenfalls ein wenig rumfranzöseln“, kommentierte Charly grinsend.
„Und ich sollte dann vielleicht den gierige Arkabhändler spielen, der Luxuswaren zu überteuerten Preisen an die Bevölkerung verkauft“, murmelte Al nachdenklich.
Als er die spöttischen Mienen der anderen Chevaliers bemerkte, fügte er hinzu: „Okay. Vielleicht brauche ich es nicht zu spielen.“
Als die Blicke nicht abbrachen, setzte er hinterher: „Was erwartet Ihr? Ich werde bald Vater. Eine Familie ist teuer. Und man kann sie auch nicht so ohne weiteres abheuern.“
„Wäre ja auch noch schöner“, sagte Dolittle und hob sein Glas. „Auf die Familie.“
„Auf die Familie“, fielen die anderen Chevaliers ein.

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23.02.2004 21:57 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Langsam, ganz langsam glitt die scharfe Klinge über die blanke Haut. Das leise Kratzen, welches sie erzeugte, als sie die kleinen Stoppel abschnitt, erfüllte den ansonsten stillen Raum. Es war ein bedächtiger Moment. Der letzte Moment, um innezuhalten.
Noch eine halbe Stunde bis zum Eintritt in die Atmosphäre. Noch zwei Stunden bis nach Brein.
Germaine unterdrückte einen Fluch, als er den Hauch der Ahnung von der Schärfe der Klinge verspürte. Als erfahrener Nassrasierer wusste er sofort, dass er sich geschnitten hatte. Wie groß die Wunde sein würde und wie stark sie bluten würde, wusste er noch nicht. Er konnte nur hoffen, dass es unscheinbar blieb. Unscheinbar genug für die Vertreter Bryants.
Das wäre ein Zeichen von Nachlässigkeit gewesen, dass ihm zum Nachteil gereicht hätte.
„Wie kann ein Mann, der einen Mech steuert, bei so einer simplen Arbeit nur so ungeschickt sein?“, hörte er Belindas Stimme hinter sich.
Germaine drehte sich um, wollte etwas erwidern. Doch er war allein.
Nur seine Einbildung. Er zerdrückte einen Fluch zwischen den Lippen und widmete sich der restlichen Rasur.
Sein dünner Bart nahm Formen an. Kurz überlegte er, sich auch ein Kinnbärtchen stehen zu lassen, bevor die scharfe Klinge über die Stoppeln fuhr und diese Idee für mindestens einen Tag zunichte machte. Aber nein, das war ihm nicht französisch genug.
Er sah in seine Kabine. Dort lag bereits die Uniform bereit. Blau mit grünen Applikationen.
Auf der Schulter die Sterne des Majors. Er hatte sich für die Ausgehuniform entschieden, auf der die Orden prangten, die er in seiner Söldnerkarriere erworben hatte.
Auf jede der vier Auszeichnungen war er sehr stolz. Sie würden hoffentlich Eindruck machen, jedenfalls mehr als die schlichten, dazugehörigen Reversabzeichen für die Dienstuniform.

Mit einem weichen Handtuch frottierte er das Gesicht trocken und entfernte die Reste des Seifenschaums. Danach legte er ein herbes Rasierwasser auf, welches besonders in der Wunde brannte. Wenigstens hatte sie noch nicht zu bluten begonnen.
Er strich sich durch sein schwarzes Haupthaar. Langsam wuchs es sich bis auf Schulterlänge zu Recht. Sollte er vielleicht noch…
Nein, dafür war auf Bryant mehr als genügend Zeit.
Germaine verließ die Nasszelle seiner kleinen Kabine an Bord der ROSEMARIE. Er löschte das Licht und widmete sich der Uniform.
Als Anführer der Chevaliers hatte er das Anrecht auf eine eigene Kabine. Ein Privileg, dass er nur zu gerne nutzte. Selbst in den Zeiten, in denen er mit Belinda zusammen gewesen war, hatte er diese Kabine nie geteilt. Nur das Bett.
Auf dem Bett verstreut lagen Fotos und Dokumente herum, die ihm ein vages Bild über die Kampfkraft der Bryanter Armee darlegte. Al hatte sie besorgt, einiges war aber auch von Kommanantin Getts gekommen.
Er hatte sie in den zwei Wochen des Fluges gründlich studiert. Und war zu der Erkenntnis gekommen, dass er dem Schatun nicht erlauben durfte, in einem eventuellen Konflikt den Ort und die Zeit zu bestimmen.
Wenn es zu einem Kampf kam, was durchaus nicht Germaines Ziel war, dann musste er den ersten Schlag führen.
Und auf jeden Fall die vier Luft/Raumjäger ins Spiel bringen. Irgendwie.

Bedächtig legte er die Uniform an. Strich über die Schirmmütze. Legte das Holster mit der Sunbeam-Laserpistole an. Während er die letzten goldenen Knöpfe schloss, fühlte er die volle Schwere seiner Verantwortung. Die volle Kraft seines Schicksals.
„So schwach bist du doch nicht, Onii-chan“, stellte er sich Mikos Stimme vor. „Gambare. Gib dein Bestes, wie immer.“
Germaine lächelte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann gab es nur wenige Menschen, für die er zu sterben bereit war. Miko-chan gehörte definitiv dazu. Und er wusste, dass sie das Gleiche für ihn tun würde.

Ein letztes Mal trat der Chevalier vor den Spiegel, die Schirmmütze in der Armbeuge.
Er nickte sich selbst zu. „Nun dann, altes Schlachtross, es wird Zeit, dass du dir dein Baguette verdienst.“
**
Mit einem Schritt war Germaine auf dem Gang. Ein paar Meter weiter war der Aufzug zur Zentrale der ROSEMARIE.
Er begegnete einigen Chevaliers auf seinem Weg, die ihm respektvoll Platz machten.
Germaine nickte freundlich, verzichtete aber darauf, einen militärischen Gruß einzufordern.
Als er die Zentrale der ROSEMARIE betrat, gellte ein scharfer Ruf durch das Rund: „ACHTUNG!“
Die Anwesenden sahen auf. „Kommandeur anwesend.“
Germaine nickte Mustafa al Hara Ibn Bey zu. „Weitermachen.“
Er trat zum Kapitän des Unionsklasse-Landers.
„Status?“
„Alle Abteilungen melden grün. Die MechKompanie sitzt in ihren Mühlen, in zehn Minuten wird die Hellboyrotte zu Verstärkung unserer Stukas rausgehen.
Panzer sind bereit, Infanteriezüge sind bereit. Pioniere sind bereit. Falls das da unten eine heiße Landung wird, werden wir den Bryantern was zu fressen geben.“
Germaine nahm auf einem Notsitz Platz. Bald würde er seinen regulären Sessel im Mobilen HQ einnehmen müssen.
„Klingt doch gut. Schalte mich bitte an alle Flieger und an alle Schiffe durch.“
„Meldung“, kam eine Stimme dazwischen. „TRACKERDOG ist soeben gesprungen. Ich wiederhole, unser Sprungschiff hat das System verlassen.“
Ein Raunen ging durch die Zentrale. Germaine runzelte die Stirn. „Was weg ist, ist weg. Kriege ich meine Verbindung?“
Al gab die entsprechenden Befehle. Er warf dem Major einen Blick zu, der sehr neugierig war. Doch Germaine versteckte seine Gedanken hinter einem harten Pokerface.
„An alle Chevaliers. Hier spricht der Chef. Wir werden in wenigen Stunden auf Bryant sein.
Die Situation auf dieser Welt ist eine vollkommen andere als auf New Home. Wir werden hier nicht zwischen zwei kämpfende Parteien geworfen werden.
Stattdessen erwartet uns ein monopolistisches Regime. Gemessen an der Bevölkerungszahl unterhält Bryant eine vergleichsweise starke Armee. Die uns, wenn sie zusammen gezogen ist, durchaus vernichten kann. Wir würden das Gros mit in den Untergang reißen. Aber ich bin nicht scharf darauf, diese Erfahrung zu machen.“
Gelächter ging durch die Zentrale.
„Wir kommen wie auf New Home unter der neutralen Flagge ComStars. Aber anders als auf der letzten Welt bietet uns diese Fahne nicht automatisch die stille Protektion des Herrschers.
Im Gegenteil. Als starke Militärmacht werden wir misstrauisch beäugt werden. Ein guter Vorwand könnte bereits reichen, um das Klima mit den Bryantern zu verschlechtern. Ja, sogar offene Kampfhandlungen ausbrechen zu lassen.
Also, Chevaliers. Benehmt euch mustergültig. Folgt, wenn Ihr in Brein, der Hauptstadt unterwegs seid, den Anweisungen der Ordnungskräfte. Mischt euch nicht in die interne Politik ein. Egal, was Ihr seht, egal wie Ihr provoziert werdet.
Wenn Ihr das Kasernengelände des HPG verlasst, meldet euch ab. Wenn Ihr wiederkommt, meldet euch an. Falls einer oder mehrere in einem Bryanter Knast landen, will ich das schnell genug wissen, um euch noch helfen zu können.
Und zuguterletzt: Seid wie immer bereit für das Unmögliche. Macht der Cartoonmaus keine Schande.
Major Danton Ende und aus.“

Grimmiges Nicken der Zentralebesatzung kommentierte die Rede Germaines. Al klopfte ihm auf die Schulter. „Wird schon schief gehen. Übrigens, soll ich ROSEMARIES BABY ausmotten lassen? Für den Fall der Fälle.“
Germaine dachte an den Falkner des Handelskapitän. Damit hatte Al die Einheit bereits einmal tatkräftig unterstützt. Er würde es wieder tun können und müssen.
„Man kann ja auf jeden Fall mal prüfen, ob die Systeme während der Einlagerung gelitten haben.“
Al grinste frech. „Natürlich. Ich werde das mit meinen eigenen Techs machen. Wir müssen den Bryantern ja nicht gerade auf die Nase binden, dass ich ein großer Junge mit eigenem Spielzeug bin.
Falls unsere kleine Agentin das BABY noch nicht gesehen hat.“
Germaine nickte. Die bryanter Einsatzagentin, welche sie auf New Home gefangen genommen hatten, durfte sich relativ frei bewegen. Man brachte sie mehr oder weniger als Gastgeschenk mit nach Hause. Sie hatte viel gesehen. Germaine erhoffte sich vom Bericht dieser Frau einen Vorteil gegenüber Dvensky.
Einen Vorteil, der beweisen sollte, dass die Chevaliers tatsächlich nicht mehr waren als eine Söldnereinheit, die eingesetzt wurde, um das HPG zu überwachen.
„Sie ist auf der BOREAS. Unwahrscheinlich, dass sie auch auf der ROSEMARIE herumspioniert hat.
So, ich gehe dann mal, Al. Mach deine Sache gut.“
Der Kapitän der ROSEMARIE nickte. „Du auch, Germaine.“
„Zehn Minuten bis zum Eintritt in die Atmosphäre“, kommentierte jemand.
**
Acht Minuten später schnallte sich der Major auf seinem Platz im Mobilen HQ fest.
„Schneidig“, kommentierte Juliette Harris mit einem Augenzwinkern. „Frisch rasiert und neue Uniform. Wollen wir auf Bryant jemanden beeindrucken?“
Germaine lächelte unergründlich.
Vor ihm flammte der Holotank auf. Die Rotte Hellboy war mittlerweile raus geschossen worden und übernahm die Frontsicherung.
„Mesopause in drei… zwei… eins… Mesopause erreicht.“
Auf Bryant befand sich die Mesopause in einer Höhe von dreihundertachtzig Kilometern. Die anschließende Mesosphäre lag bei zweihundertzwanzig.
Die Stratopause hatte eine Höhe von dreißig Kilometer. Im Übergang zwischen Mesosphäre und Stratopause lag der berüchtigte Blind Spot. Jener Punkt, in dem die Atmosphäre der Welt die Ozonschicht bildete. Und nebenbei eine Dichte erreichte, welche durchaus ein Landungsschiff verglühen lassen konnte.
Dieser Blind Spot war Teil in Germaines Plan. Für mehrere Minuten würden die Lander untereinander nicht kommunizieren können. Und sie würden vom Radar der Bryanter verschwinden. Dies war der Moment, in dem sich die SKULLCRUSHER unter Vorspiegelung eines Defektes absetzen und über dem Zentralkontinent „abstürzen“ würde.
„Nachricht von Bryanter Flugkontrolle. Wir sollen den Anflugkurs über Äquator strikt einhalten.“
Germaine lächelte. „Gruß zurück. Wir weichen keinen Klick von unserer Route ab.“
„Aye.“
„Mesosphäre in drei… zwei… eins… Mesosphäre erreicht.“
„Auf allen Schiffe bereit machen für Touchdown auf Stratopause. An alle Schiffe, an alle Luft/Raumjäger. Viel Glück und möge Gott uns schützen.“

Die Zeit verging kriechend langsam.
Germaine verfolgte auf dem Holo, wie sich die sieben Symbole der grünen Linie über Bryant näherten, die für die Ozonschicht stand. Und damit für den ernsthaften Reibungswiderstand.
„Stratopause in drei… zwei… eins…“
Ein heftiger Ruck ging durch die ROSEMARIE. Sie bockte und schlingerte. Das Hologramm vor Germaine wurde kurzzeitig instabil, erlosch aber nicht. Der Computer errechnete die Positionen anhand der letzten bekannten Daten und extrapolierte sie.
„Kommunikation abgebrochen. Bryant schweigt.“
„Genießen wir die Ruhe“, erwiderte Germaine gelassen.
Es wurde leise gelacht.
Aber das war nur Fassade. Die Zeit ohne den Funk ging allen an die Nieren, obwohl jeder der Anwesenden schon zwanzig oder mehr erfolgreiche Landungen hinter sich gebracht hatte.
Aber sie alle warteten auf die Landung, die eine Landung, die schief gehen würde.

„Funk wieder da. Kontakt zu Bryant, Kontakt zu den Chevaliers. SKULLCRUSHER funkt SOS!“
Erschrocken fuhren die Techs aus ihren Sitzen hoch.
„DISZIPLIN!“, blaffte Juliette Harris. „Status SKULLCRUSHER?“
„SKULLCRUSHER meldet Einbruch in der Hülle. Zwei Steuerdüsen verloren. Feuer an Bord in der Sektion, die bei dem Angriff auf New Home beschädigt wurde, Ma´am.“
„Bryant verlangt Kursänderung der SKULLCRUSHER.“
„Situation erklären“, brummte Germaine. „Fragt nach, ob die Luft/Raumjäger das abstürzende Maultier eskortieren dürfen.“
„Bryanter fordern erneut, dass die SKULLCRUSHER wieder auf Kurs geht.“
„Betonköpfe. Was ist mit den Jägern? Haben wir die Erlaubnis?“
„Sir, uns wird mit Abschuss gedroht, wenn wir den Kurs ändern.“ Die Tech schluckte schwer. In der Zentrale brach Entrüstung aus.
„Ruhe, Herrschaften. Wir bleiben auf Kurs. Wir können der SKULLCRUSHER sowieso erst helfen, wenn sie unten angekommen ist. Extrapoliert den Kurs.“
„Sir“, meldete sich Karel Swoboda zu Wort. „SKULLCRUSHER wird voraussichtlich auf dem Äquatorialkontinent Tomainisia aufschlagen.“
„Die Bryanter unterhalten wegen der klimatisch katastrophalen Zustände keine Truppen auf diesem Kontinent. Das heißt, wir werden einen Suchtrupp los schicken müssen. Dann wäre es nett, wenn wir nicht erst den ganzen Kontinent abgrasen müssen, Corporal. Haben Sie es etwas genauer für mich?“
„Sir, wie es aussieht, wird die SKULLCRUSHER auf einem Kurs abstürzen, der sie an drei Städten aus der Sternenbundära vorbei trägt.
Julich, Rheden und Leipzig. Irgendwo in diesem Bereich wird sie runterkommen.“
„SKULLCRUSHER funkt noch immer SOS.“
„Nachricht an SKULLCRUSHER. Wir schicken so schnell es geht Hilfe. Viel Glück und kommt nicht zu hart auf. Germaine Danton, Kommandeur.“
„Nachricht der Bryanter Flugkontrolle. Die restlichen Schiffe der Chevaliers sollen den Kurs halten. Die SKULLCRUSHER erhält die Sondergenehmigung, auf Tomainisia abzustürzen.“
Germaine schüttelte verständnislos den Kopf. Hier musste wohl alles reglementiert und genehmigt sein. „Bestätigen.“

„Eine Stunde bis Raumhafen Brein.“
Bis zu diesem Punkt lief ja alles nach Plan, ging es Germaine Danton durch den Kopf.

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Noch bevor das Freizeichen kam, verließ Germaine das Mobile HQ. Er stellte sich vor das Haupthangarschott, über welches die Mechs an Bord der ROSEMARIE den Lander verlassen würden. Für ihn war es Teil seines Auftritts hier auf Bryant.
Kurz darauf gesellten sich die Elementare unter Rowan und ein Trupp Sprunginfanteristen hinzu.
Es herrschte einiges an Betrieb. Da nur die Offiziere eingeweiht waren, lagen bei vielen Soldaten die Nerven blank.
Immerhin war gerade einer der drei Lander abgestürzt! An Bord eine ganze Mechlanze, eine Panzerlanze, der halbe Pionierzug und ein nicht unerheblicher Teil der Hilfskräfte.
Und die Bryanter hatten sie dabei zusehen lassen, wie die SKULLCRUSHER hilflos auf eine Sturmfront zugeflogen war. Nicht einmal die Luft/Raumjäger hatten sie begleiten dürfen.
Vor allem die Panzerfahrer waren aufgebracht. Immerhin war ihre Kommandolanze mit ihrem Chef, Lieutenant Dolittle an Bord gewesen. Und der genoss unter seinen Leuten eine große Verehrung.
Germaine war sich nie ganz klar, ob die Panzerfahrer einen Befehl ausführen würden, der einer Anweisung Dolittles zuwider laufen würde.
Und dieser Moment war die erste Bewährungsprobe in der Kommandostruktur.
Sergeant McLoyd und Sergeant Obermayer hatten entgegen ihrer Befehle die Panzer verlassen, um mit dem Chef zu sprechen. Sergeant Gordon und seine Lanze befanden sich auf der BOREAS. Mit drei nervösen Panzerfahrern hätte sich Germaine auch ungern auseinander gesetzt.

Der Major hörte sich das aufgeregte Geplapper einige Zeit an, bevor er ein scharfes: „STILLGESTANDEN!“ brüllte.
Die trainierten Reflexe gewannen die Oberhand. Beide Soldaten standen stramm.
Germaine besah sich die Panzerfahrer einen Moment. „Sie beide wissen, wo wir gleich landen werden. Sie beide wissen, was uns hier alles passieren wird.
Herrschaften, die Verhältnisse wurden doch schon geklärt, als die Bryanter Flugkontrolle uns jede Kursabweichung verboten hat!“
Beide wollten wieder zu sprechen beginnen, aber Germaine winkte ab. „Bevor ich auch nur ein Wort davon höre, dass ich den Doc und die anderen in der Scheiße sitzen lassen will und euch beide dafür wegen Insubordination einlochen lassen muss, haltet die Klappe und hört zu.
Natürlich gebe ich nicht auf. Natürlich werde ich eher die Hölle gefrieren lassen, als zuzulassen, dass unsere Leute dort drüben elendig verrecken.
Aber leider sind wir Gäste auf dieser Welt. Wir können leider nicht tun und machen, was wir wollen.
Ich verspreche euch aber, eher reißen wir Brein ein als das wir zulassen, dass unsere Kameraden sterben.
Aber das kann ein paar Tage dauern. Ja, Sergeant Obermayer, Sie wollen etwas sagen?“
„Sir, Tage? TAGE? Bis dahin können alle tot sein!“
Germaine schüttelte den Kopf. „Nein, das denke ich nicht. Die SKULLCRUSHER hat nicht nur Kampfeinheiten transportiert, sondern auch einen Großteil unseres Gerätes und der Vorräte. Wenn sie zu hart aufgekommen ist, dann ist es sowieso egal.
Wenn sie es einigermaßen geschafft hat – und danach sieht es aus – dann haben die Überlebenden genügend Ressourcen, um es bis zu unserer Ankunft zu schaffen.
Wir holen sie da weg, bevor die Stürme sie fertig machen. Reicht Ihnen das, meine Herren?“
„Sir“, begann McLoyd, „wie wollen wir vorgehen? Wie wollen wir sie retten?“
„Sobald es möglich ist, schicke ich Sergeant Hawk mit einem Trupp Infanterie und der entsprechenden Ausrüstung rüber nach Tomainisia. Auf diesem sturmumtosten Kontinent ist das unsere beste Chance, den Lander zu finden. Eventuell stellen uns die Bryanter weitere Helikopter zur Verfügung. Sobald unser Einsatztrupp die SKULLCRUSER gefunden hat, werden sie die Absturzstelle mit einem starken Funkfeuer markieren. Dies wird es einem oder beiden unserer anderen Landern erlauben, einigermaßen sicher zu landen.
Entweder, um den alten Maultier wieder flott zu kriegen, oder um sie auszuschlachten.
Wer den Absturz überlebt hat, wird bis zu diesem Zeitpunkt auch überleben. Hoffe ich. Bitte geben Sie sich damit zufrieden. Mehr kann ich keinem bieten.“
McLoyd lächelte unsicher. Er war ebenso wie Obermayer ein Veteran der Chevaliers der Ersten Stunde. „Nützt es was, wenn ich die Erkundungslanze freiwillig melde?“
„Wir haben immer noch einen Auftrag zu erfüllen“, erwiderte Germaine bestimmt.
Mike McLoyd nickte.
„Ach, noch etwas, meine Herren. Da der alte Patrick es leider versäumt hat, steht der Schwarze Peter nun bei mir. Die Kommandeure unserer drei Panzerlanzen haben alle den gleichen Rang, richtig?“
Die beiden Panzerfahrer nickten.
Germaine Danton seufzte viel sagend. „Einer von Ihnen wird Interimslieutenant. Das ist ein Befehl. Entweder präsentieren Sie mir einen Namen bis zum Abend – und es ist mir egal, ob dieser Name Gordon, McLoyd oder Obermayer lautet – oder ich bestimme selbst einen von Ihnen zum Offizier. Notfalls setze ich Ihnen auch einen Corporal vor die Nase.“
Die beiden tauschten einen flüchtigen Blick aus.
Germaine grinste schief. Die Höllenhunde dürften damit erst einmal beschäftigt sein.
Und hoffentlich vertrauten sie ihm. Gerade Gordon, der zwar von Dolittle ausgesucht, aber von ihm eingestellt worden war.
„Sie können wegtreten.“
McLoyd und Obermayer salutierten kurz und traten ab.
Keine Sekunde zu früh, denn eine Warnsirene meldete die Landung in einer Minute an.
Germaine sah kurz in die Runde. „Ich erwarte professionelles Verhalten von allen. Die Bryanter sollen ruhig sehen, was der Unterschied zwischen Söldnern und Söldnern sind.“
**
Als das Hangartor aufging, war in der langsam aufgleitenden Öffnung nur eine einsame Gestalt zu sehen. Germaine Danton hatte die Daten über Brein ausgiebig studiert und hatte Befehl gegeben, Winterkleidung auszuteilen.
Er selbst hatte nur den dicken blauen Wintermantel und dicke, weiße Fingerhandschuhe angelegt. In der Truppe hingegen kursierten hinzu noch dicke Westen zum unterziehen und gefütterte, beziehungsweise Thermohosen.
Der hochgestellte Kragen des Mantels gab ihm etwas martialisches, fand Germaine Danton. Gefährlich in vielerlei Hinsicht.

Als das Schott zu Boden krachte und damit eine Brücke zum verlassen des Landers baute, deutete Germaine nach hinten. Dies war ein sehr kritischer Moment.
Sergeant Rowan bellte einen Befehl. Die fünf Elementare erhoben sich auf ihren Sprungdüsen in die Luft, flogen am Major vorbei und landeten rund um die Rampe am Boden. Sie trugen volle Bewaffnung, die Maschinengewehre waren bis zum Maximum geladen und die KSR-Werfer bestückt.
Nun bedurfte es nur eines einzigen nervösen Bryanters, um die Landung in einer Katastrophe enden zu lassen. Als nichts geschah, nickte Rowan in Richtung des Landers.
Ein visuelles Zeichen für die Gastgeber.
Germaine Danton nickte und setzte sich in Bewegung. Der Trupp Infanterie begleitete ihn.
Von vorne herein wollte der Major klar machen, dass sie eine gut trainierte, wachsame Einheit waren.
Zwei der Elementare schlossen sich der Prozession an und flankierten sie. Im Ernstfall – der immer noch eintreten konnte – waren die gepanzerten Claninfanteristen die beweglichsten und gefährlichsten, zudem am besten geschützten Einheiten vor Ort.
Ein wenig spekulierte Germaine auch darauf, dass die meisten Soldaten noch nie im Leben einen leibhaftigen Elementare gesehen hatten und dementsprechend überrascht und neugierig waren.

Der kleine Trupp erreichte ein Spalier, gebildet von Bryanter Regulären der Infanterie, die in dicke Winteruniformen gehüllt waren.
„Getarnte Stellungen am Hafen, Infanterienester, Gräben und dergleichen“, flüsterte Juliette Harris über das KommSet, dass sich Germaine ans Ohr geheftet hat. „Wir vermuten, dass sie außerdem noch ein paar Mechs in Bereitschaft haben. Falls wir also etwas orten, dann spring gefälligst Rowan auf den Rücken und komm auf deinen Platz hier im HQ zurück.“
„Da kriege ich aber warme Füße, Julie“, erwiderte Germaine leise. „Da hängen nämlich seine Sprungdüsen.
Beobachte die Umgebung weiterhin. Ich erwarte hier eigentlich nicht soviel Ärger wie auf New Home. Aber bleibe vorsichtig.“

Germaine betrat das Spalier. Die Elementare Norton und Rowan folgten ihm dichtauf durch die Reihe Bryanter Infanteristen. Amüsiert bemerkte Germaine mehr als einen flüchtigen Blick auf die riesenhaften Krieger.
Das Spalier führte zu einer jungen Frau, die offensichtlich das eigentliche Empfangskommitee bildete. Germaine rief die Daten in sein Gedächtnis zurück, die er über die Junta auf dieser Welt in Erfahrung gebracht hatte. Demnach konnte die Frau mit dem langen, blonden Haar vor ihm nur Dvenskys Schwester sein. Sie war die Anführerin des diplomatischen Corps. Und sie übernahm viele offizielle Termine.
Ob sie vom martialischen Auftritt des Söldners beeindruckt war, zeigte sie nicht.
Germaine straffte sich. Es wurde Zeit für ein wenig Schauspielerei.

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06.03.2004 16:49 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Flankiert von den beiden Elementaren Rowan und Norton legte Germaine Danton die letzten Meter bis zum Ende des Spaliers zurück. Ohne aufzusehen, begann er: „Mein Name ist Germaine Danton. Ich bin der Kommandeur der Danton´s Chevaliers. Entschuldigen Sie, wenn ich die Begrüßung etwas beschleunige, aber da gibt es noch eine Rettungsmission, zu der wir aufbrechen müssen. Ich…“
Germaine sah auf. Als erfahrener Offizier wusste er natürlich, dass ein Mann immer schlechte Karten dabei hatte, eine Frau zu belügen. Deswegen war seine Stabschefin ja auch eine Frau.
Und deswegen saß in seinem Vorzimmer eine Frau, die zu lange mit Lügen und Halbwahrheiten gelebt hatte, um sie nicht auf drei Klicks gegen den Wind zu riechen.
Deshalb blieb dem Major nicht die Flucht durch eine einfache Lüge. Oder etwas Schauspielkunst. Ihm blieb nichts weiter, als sich so tief wie irgend möglich auf ein Spiel einzulassen, dessen Ende ihm vollkommen unbekannt war.
Die Repräsentantin von Bryant, Natalija Dvensky, Chefin des diplomatischen Corps und jüngere Schwester des Planetaren Herzogs, war nicht nur auf den ersten Blick eine schöne Frau. Ihr goldenes Haar rahmte ihr hübsches, von der Kälte gerötetes Gesicht perfekt ein und gab ihren blauen Augen einen wundervollen Kontrast.
Germaine schätzte ihre Körpergröße auf Mitte eins siebzig. Soweit er dies durch den teuren Pelz erkennen konnte, tat sie sicherlich einiges für ihren Körper. Eine gewisse Attraktivität hatte sich vor allem bei Verhandlungen mit Männern schon immer bewährt.
Germaine verkniff sich ein zynisches Grinsen und ließ ihr Bild auf sich wirken.
Kein Zweifel, diese Frau war nicht hübsch. Sie war schön.
Germaine hasste sich selbst dafür, als er einen Gedanken zuließ. In diese Frau konnte er sich verlieben.

Von da an war es einfach, sich gehen zu lassen. Ein überraschtes, jungenhaftes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er ihr in die Augen sah. An der Art, wie sich ihre Pupillen weiteten, erkannte er, dass ihr diese Reaktion nicht gerade unrecht war.
„Excusez-moi, Mademoiselle, wo sind nur meine Manieren?“ Germaine nahm Haltung an, verbeugte sich steif in der Hüfte. „Major Germaine Danton, zu Ihren Diensten, Mademoiselle.“
Die junge Frau lächelte herzzerreißend süß. „Natalija Sergejewna Dvensky, Diplomatisches Corps von Bryant, Herr Major. Es freut mich, Sie kennen zu lernen.“
Noch immer gebeugt da stehend ergriff Germaine ihre behandschuhte Rechte und tat, als würde er einen Kuss aufhauchen. „Enchanté, Mademoiselle. Isch bin sehrrr errfreut, inmitten des Eises eine Blume von Eurer Schönheit zu sehen.“
Natalija Dvensky errötete leicht. Germaine gab nichts darauf, sie war eine Frau, eine Diplomatin. Aber der Rolle willen ging er darauf ein. Er ließ ihre Hand fahren und lächelte sie an.
„Eigentlich hätte ich von Demi Darebi erwartet, dass er uns empfängt. Nicht, dass ich mit diesem Tausch nicht mehr als zufrieden wäre“, fügte er hinzu.
Natalija Dvensky lächelte erneut und sah kurz verlegen zu Boden. „Demi-Präzentor Ares Darebi erwartet Sie am Hyperpulsgenerator. Da der Raumhafen Staatsgebiet von Bryant ist, hat er hier keinerlei Kommandogewalt. Als autarke Regierung können wir es uns nicht leisten, die Kontrolle über den Hafen zu verlieren. Eine Massierung Ihrer Truppen, Herr Major, und der Kompanie des Demis kommt für uns nicht in Frage.
Entschuldigen Sie unsere Paranoia, Herr Major, aber die Zeiten sind nicht gerade die besten. Und nur wer in den Chaosmarken vorsichtig ist, der überlebt.“
Germaine Danton nickte schwer. „Damit kann ich leben, Mademoiselle.
Dennoch. Ich bedanke mich für das Willkommen, dass Sie meiner Einheit bereitet haben. Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich nun ausschiffen lassen und zum HPG marschieren. Danach werden meine Lander mit Teilen meiner Pioniere rüber nach Tomainisia aufbrechen, um unseren abgestürzten Lander zu bergen.“
Ein Schatten huschte über Natalijas Gesicht. „Ich bedaure zutiefst, Herr Major, aber wir können Ihnen nicht gestatten, nach Tomainisia zu fliegen. Auch wenn unsere Interessen an dem Äquatorialkontinent eher nebensächlich sind, so ist er immer noch Staatsgebiet des Herzogtums Bryant.“
Wütend riss der Major die Augen auf. „WAS?“, blaffte er in einer Lautstärke, die man von ihm noch nie in der Einheit gehört hatte.
Die junge Bryanterin zuckte zusammen.
Ihr Entsetzen spiegelte sich kurz in Germaines Miene wieder. Er hob die Arme und begann seine Schläfen zu massieren. „Excusez-moi, Mademoiselle. Aber für einen Moment klang es so, als wollten Sie mir nicht erlauben, meine Leute zu retten.“
Das Entsetzen verschwand aus dem Gesicht der Diplomatin. Wirklich, sie hatte ein sehr gutes Mienenspiel parat. Langsam, geradezu vorsichtig erklärte sie: „Sir! Bryant ist ein autonomer Staat mit autonomer Gesetzgebung. Wir wollen und können nicht jedermann gestatten zu handeln, wie es ihm beliebt. Täten wir das, dann hätten wir bald wieder die Anarchie, die hier geherrscht hat, kurz nachdem die einzelnen Sarna-Welten zur Chaosmark auseinander gebrochen sind. Ich sage ja nicht, dass Sie Ihre Leute nicht retten dürfen. Aber Sie müssen auch mal unseren Standpunkt verstehen. Der Absturz ihres Maultiers ist bedauerlich. Aber – entschuldigen Sie – auch etwas dubios.
Sehen Sie, auf den Zentralkontinenten gab es zu Sternenbundzeiten riesige Städte und Einrichtungen. Noch heute gibt es dort immer wieder Expeditionen und Plünderungen, um Reste der Sternenbundära zu erbeuten. Von unserem Standpunkt aus sieht es so aus, als hätten Sie den Absturz provoziert, um in einer der Städte nach LosTech zu suchen.“
Verlegen biss sich die Bryanterin auf die Unterlippe. Diese betont mädchenhafte Geste drückte nur eines aus: Meine Idee war das nicht, also hasse mich nicht dafür.
Germaine sah zu Boden. „Ich… verstehe Ihren Standpunkt. Wäre ich Herr dieser Welt, dann würde ich wahrscheinlich nicht anders handeln.
Aber trotzdem muss ich meinen Leuten zu Hilfe kommen. Ich kann die Überlebenden nicht auf Tomainisia umkommen lassen. Ich hoffe, Sie verstehen meinen Standpunkt.“
„Ein guter Kommandeur“, sagte sie, „sorgt sich um seine Leute. Natürlich verstehe ich Sie.“

Eine Zeitlang schwiegen sie sich an. Die Elementare rührten sich nicht einen Millimeter. Ebenso wenig wie die Infanteristen der Chevaliers. Aber auch die Ehrengarde der Bryanter schien eher eingefroren zu sein.
„Wieso ist Ihr Maultier eigentlich abgestürzt?“, fragte Natalija Dvensky und durchbrach die unheilvolle Stille.
„Interne Schäden“, erwiderte der Major. „Kurz vor unserem Abflug von Bryant wurde eine meiner Patrouillen feige aus dem Hinterhalt angegriffen. Während der Kämpfe, die mit dem Abschuss eines meiner Mechs endete, wurde die SKULLCRUSHER beschädigt. Es brach Feuer aus. Kapitän van der Merves hatte mir eigentlich zugesagt, dass er sämtliche Schäden, die durch das Feuer entstanden waren, behoben hat.
Aber beim Eintritt in die Atmosphäre hat sich diese… Idee sehr schnell als falsch erwiesen.
Wir wissen nicht, wer uns angegriffen hat. Und wir wissen nicht, warum wir angegriffen worden. Aber aus dem einen Mech wurden gerade fünf, eine Lanze Panzer, Ein Zug Infanterie und Pioniere, Techs und Hilfspersonal. Dazu ein Drittel unserer militärischen Vorräte. Ein verdammt effektiver Überfall.“
Germaine sah der blonden Frau direkt in die Augen. „Ich weiß nicht, wie wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen können, aber ich MUSS meinen Leuten zu Hilfe kommen.
Wenn Präsident Dvensky das verhindert, sollte er besser hier und jetzt mit meinen Chevaliers aufräumen. Denn dann werde erst ich eine Meuterei am Hals haben und die Stadt Brein dann eine rebellierende Einheit. Und ich kann es ihnen dann noch nicht einmal verdenken.“

Sie sahen sich eine lange Zeit in die Augen. Abrupt wandte sich Natalija ab. „Warten Sie hier, Herr Major.“
Sie ging zum nahe stehenden MTW, stieg hinein und blieb dort volle fünf Minuten.
Als sie wieder hervor kam, lächelte sie.
„Ich habe mit meinem Bruder gesprochen. Er hat weitreichende Zusagen gemacht. Wir werden einen Teil unserer Luft/Raumjäger für die Suche nach Ihrem Lander einsetzen.“
„Das reicht mir aber nicht. Ich muss meine eigenen Leute einsetzen. Alleine deswegen schon, weil die Motivation Ihres Suchkommandos Natur bedingt gering ist. Lassen Sie mich mit einem Lander übersetzen. Nur mit einem!“
„Das wäre in vielerlei Hinsicht ein Fehler, Herr Major. Erstens werden die Äquatorialkontinente permanent von schweren Stürmen erschüttert. Eine Suche mit einem für diese Stürme sehr anfälligen Lander dürfte Wochen dauern und im schlimmsten Fall noch ein Landungsschiff kosten.“
„Was schlagen Sie vor?“
„Nun, als erstes sollten Sie eine Lizenz erwerben“, erwiderte die Diplomatin mit einem Augenzwinkern.
„Lizenz?“ Germaine Danton war überrascht.
„Ja, eine Lizenz, um auf Tomainisia LosTech zu suchen.“
Germaine runzelte die Stirn. Schließlich grinste er breit. „Abgemacht. Und weiter?“
„Wie ich schon sagte, einen Lander rüber zu schicken wäre fatal.
Aber wir könnten Ihren Ripper verschiffen. Mit einer kleinen Crew sollte es ihm möglich sein, die Absturzstelle zu finden und zu markieren. Danach kann ein gemischtes Kontingent aus Bryantern und Chevaliers mit Landern übersetzen. Die Bryanter natürlich nur, um das gefundene LosTech zu taxieren.“
„Natürlich“, bemerkte Germaine mit einem Schmunzeln. „Ich bin einverstanden. Wann können wir die Truppe los schicken?“
Natalija dachte kurz nach. „Der Wetterbericht meldet eine breite Sturmfront über dem Südmeer und auf Tomainisia. Er wird in vier bis fünf Tagen abflauen. Vorher macht es keinen Sinn, einen Flieger oder ein Boot los zu schicken. Diese Zeit sollte Ihnen reichen, um Vorbereitungen zu treffen, Herr Major.“
„Merci beaucoup, Mademoiselle.“ Germaine ergriff wieder ihre Hand und hauchte die Andeutung eines Kusses auf. „Ich stehe tief in Ihrer Schuld.“
„Dann sind wir uns einig.“
„Dann sind wir uns einig“, echote Germaine.

Der Kommandeur der Chevaliers wandte sich kurz um, sah zur ROSEMARIE zurück und drückte sein Bügelmikrofon an. „Alle Chevaliers ausschiffen. Toybox zu mir.“
Er drehte sich wieder Natalija zu. „Ich habe ein kleines Dankeschön für Sie. Eigentlich sollte es ein Willkommensgeschenk für gute Nachbarschaft sein. Aber ich denke, Sie erkennen in jedem Fall meinen guten Willen an.“

Aus der BOREAS fuhr ein MTW aus, beschleunigte und bremste knapp vor den Spalier stehenden Infanteristen ab. Die Heckklappe ging auf und eine junge Frau in Techuniform - Winterausführung – kletterte heraus.
Sie ging das Spalier entlang, schritt zwischen den beiden Elementaren hindurch und salutierte knapp und exakt vor Natalija Dvensky.
„MyLady, Spezialistin Dritter Klasse Anna Sergejewna Kalinskaya. Ich blieb während der letzten Mission auf New Home zurück. Die Chevaliers waren so freundlich, mich mitzunehmen.“
Germaine nickte der Agentin zu. „Sie sind hier ebenso frei wie auf New Home, Anna. Sie können gehen, wohin Sie wollen.“
„Ja, Sir“, erwiderte sie leise. Sie sah zu Dvensky und sagte: „MyLady, ich bitte um Erlaubnis, wegtreten zu dürfen.“
„Erlaubnis erteilt. Suchen Sie Ihre Verfügbarkeiten auf“, sagte Natalija mit einer Kälte in der Stimme, die jene auf dem Raumhafen noch überbot.
Die Agentin salutierte und marschierte auf den MTW zu.

Germaine sah ihr nach. „Was wird mit ihr geschehen? Immerhin wurde sie im Einsatz gefangen genommen.“
Natalija runzelte die Stirn. Dann lachte sie befreit auf. „Machen Sie sich keine Sorgen, Major Danton. Natürlich werden wir sie verhören, um mehr über New Home und über Ihre Chevaliers zu erfahren. Machen Sie sich da mal keine Illusionen… Germaine.
Aber sie ist trotz allem eine Bryanterin. Und wir können nicht einen einzigen verschwenden. Darauf haben Sie mein Wort.“
„Das beruhigt mich.“ Germaine Danton salutierte stramm. „Ich muss mich nun um meine restliche Einheit kümmern… Natalija. Aber ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.“
Wieder lächelte sie, mädchenhaft, scheu. Manipulativ. „Darauf freue ich mich auch, Herr Major. Und vor allem freue ich mich, dass Sie kein Barbar mit Steinkeil sind, sondern ein umgänglicher, höflicher Offizier, der sich um seine Einheit sorgt. Offiziere wie Sie findet man sonst nur auf Bryant.“
Germaine zog eine Augenbraue hoch. „Versuchen Sie mich anzuwerben?“, bemerkte er amüsiert.
„Und wenn es so wäre?“
Der Major lächelte. „Dann müsste ich ernsthaft darüber nachdenken…
Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, Natalija. Die Pflicht ruft.“
Germaine Danton salutierte erneut, dann wandte er sich um und schritt durch seine Elementare-Garde. Hinter dem Ehrenspalier löste sich die Truppe auf und suchte die designierten Positionen für das Ausschleusen aus.
Die Techs gaben grünes Licht und die ersten Panzer verließen die BOREAS und die ROSEMARIE.
Darauf folgte der erste Mech, der Tai-sho von Mastersergeant Metellus.
Die Chevaliers waren noch immer eine eindrucksvolle Streitmacht.
**
Eine Stunde später saß Germaine Danton auf seinem Platz im Mobilen HQ. Vorweg fuhren die Schweber der Erkundungslanze. Hinten folgten die MTWs der Infanterie. Der Rest formierte gerade eine Marschkolonne zum HPG.
Germaine starrte in seine Kaffeetasse. Die Bildschirme vor ihm zeigten Aufnahmen der Außenkameras.
Der herbe Nackenschlag traf ihn mehr als unvorbereitet.
„AUTSCH“, entfuhr es ihm. Beinahe wäre ihm der Henkel der Tasse entglitten. „Was soll das, Julie? Bist du sauer, weil ich mit der Dvensky geschäkert habe?“
Die First Lieutenant starrte den Major böse an. „Das wäre auch noch ein Grund für den nächsten Schlag, Germaine. Nein, mir geht es eher darum. Dein verdammtes Dossier für die Panzerfahrer, das bereitet mir Magenschmerzen. Und dann die Pläne für die Infanterie. Wie willst du das alles finanzieren? Kannst du mir das mal verraten?“
Nachdenklich lehnte sich Germaine in seinem Sitz zurück. „Hast du die Außenkameras studiert, Julie? Als wir vom Raumhafen abfuhren und als wir durch dieses Neubaugebiet kamen?“
„Du meinst die versteckten Mechs und die Infanterielöcher? Hartes Brot für uns.“
„Nein, ich meinte die Arbeitskolonnen. Erzähl mir nicht, du hast sie nicht bemerkt.“
„Sträflinge?“ „Sträflinge. Natalija hat mir vorhin gesagt, sie könnten hier auf keinen einzigen Bryanter verzichten. Langsam verstehe ich, was sie meinte.“
„Und was hat das mit deinen Plänen zu tun?“, fragte Juliette Harris.
„Nun, ich kann auch auf keinen Chevalier verzichten. Es wird Zeit, dass ich jedem einzelnen beweise, was mir seine Arbeit bedeutet. Deshalb der Plan. Wir sind eine Familie. Man darf den einen oder anderen schon mal vernachlässigen, Cherie. Aber dann muss es auch Zeiten geben, in denen man das versäumte nachholt.“
Juliette Harris starrte ihren Vorgesetzten an. Sie senkte den Kopf. „Akzeptiert. Irgendwie werde ich das schon finanzieren können.“
„Ach, Julie. Ich habe vor, dich auch zu befördern. Wie klingt das: Captain Juliette Harris?“
„Du spinnst“, erwiderte sie nur.
Germaine lachte rau. „Ach komm. Du bist First Lieutenant, seit wir die Chevaliers gegründet haben. In der Zeit sind alle anderen mindestens einen Rang rauf geklettert. Für dich wird es also Zeit.“
„Du meinst das wirklich ernst, was, Germaine?“, fragte sie leise.
Der Chevalier nickte.
„Ach, tu doch, was du willst“, erwiderte sie und warf die Arme in die Luft. Mit roten Wangen setzte sie sich an ihren Platz und schwieg, bis sie am HPG ankamen.
Germaine Danton lächelte den Rest der Fahrt.

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Die Straßen Breins zogen am Konvoi der Chevaliers vorbei. Eintönig grau in grau schloss sich ein Wohnblock an den anderen an.
Die Gebäude waren nicht sehr hoch. Aber sie waren auch nicht gerade ein Wunderwerk an Fröhlichkeit.
„Fernwärme“, kommentierte Germaine Danton, als sie über eine Kreuzung fuhren, über die riesige metallene Rohre ragten. „Sieht so aus, als versorge dieser Dvensky seine Leute so gut er es kann.“
Sein Blick glitt über die wenigen Passanten, die sich auf die Straße wagten. Bei zwanzigtausend Einwohnern nicht gerade viele. Sie waren durchweg gut gekleidet und den kalten Temperaturen angepasst. Ihre Gesichter, die einzigen Körperteile, die man sehen konnte, wirkten weder eingefallen noch abgehärmt.
„Sieht so aus, als versorge dieser Dvensky seine Leute“, wiederholte der Major seine Worte in Gedanken.
Ihm fielen noch einige weitere Details auf. Die Städteplanung Breins war ursprünglich Sternenbundarchitektur gewesen. Aber zusätzliche Bauten an ehemals weiten Kreuzungen machten sie nun leichter zu verteidigen. Kleine Parks entpuppten sich als Stellungen für Mechs und Panzer. Und ironischerweise lagen in einigen Löchern auch ein paar Panzer auf der Lauer.

„Danton hier.“
„Al. Germaine, mein Freund. Ich habe dir etwas Interessantes zu berichten. Nachdem deine Chevaliers das Gelände verlassen haben, gaben die Bryanter ihr Versteckspiel auf. Wir haben sieben Mechs und sechs Panzer gezählt. Die Identifikation und die Suche nach Modifikationen läuft noch. Magnetbandortung sagt zudem, dass noch weitere Mechs und Panzer außerhalb des Raumhafengeländes gelauert haben. Alles in allem zwei Kompanien.
Außerdem sind gerade einige Mannschaftstransporter vorgefahren und haben eine gute Kompanie Infanterie eingeladen.
Scheint so, als hätte unser Freund Dvensky mit dem Schlimmsten gerechnet.“
Germaine grinste grimmig. „Hast du etwas anderes erwartet, alter Gauner?“
„Das Beste kommt aber noch. Wir haben weitere Stellungen gezeichnet, aus denen wir Infrarotortungen und Magnetbandortungen erhalten haben. Wir haben dort ursprünglich konventionelle Panzer oder Geschütze vermutet. In diesen Stellungen gab es keine Bewegung.
Man könnte also davon ausgehen, dass dort immer noch Truppen vertreten sind.“
„Worauf willst du hinaus?“, fragte Germaine amüsiert.
„Nun, einige der Ortungen sind plötzlich verschwunden, nur um später wieder aufzutauchen. Also entweder haben die Bryanter das schnelle Verlegen perfektioniert…“
„Schon klar, Al, schon klar. Behalte die Situation im Auge.“
„Werde ich. Hast du weitere Anweisungen für mich?“
„Ja. Wie abgesprochen lasse niemanden an unsere Luft/Raumjäger ran.
Halte für die Crews der Landungsschiffe so schnell wie möglich eine Information ab.
Meine Führungscrew bereitet gerade eine Namensliste alle Chevaliers vor, die auf der SKULLCRUSHER waren. Wir müssen unseren Leuten von der ersten Sekunde an deutlich machen, dass wir uns um unsere Vermissten sorgen und dass wir alles tun, um ihnen zu helfen.“
„Ist das nicht obligatorisch, Germaine? Vertrauen dir die anderen Chevaliers da nicht?“
Der Major atmete hörbar aus. „Das will ich hoffen. Und vor allem will ich hoffen, dass die Höllenhunde die Nerven behalten. Ich hoffe, ich kriege sie auch ohne Patrick in den Griff.
„Soll ich dir ein paar Kisten Timbiqui zukommen lassen? Die Panzerfahrer mögen den Kram. Ich mache dir einen guten Preis.“
Einen Moment dachte Germaine nach. „Ja. Gib mir alles, was du nicht für deine obskuren Geschäfte verbraten willst.“
„Obskure Geschäfte? Aber Germaine, ich bin ein ehrenwerter Händler mit tiefer Moral.“
„An dem Satz stimmte vor allem der Händler“, bemerkte Germaine schmunzelnd.
Er und der Arkab waren seit über einem Jahr Freunde. Von den Menschen, die nach dem Ende des Team Stampede zur Einheit gestoßen waren, hatte er das alte Schlitzohr mit am nahesten an sich heran gelassen. Bisher hatte keiner den anderen enttäuscht.
„Germaine, mein Freund, ich werde bald eine Familie ernähren müssen.“
„Deswegen sage ich ja, alles was du entbehren kannst. Grüß Esmeralda von mir. Danton Ende.“
„Werde ich. Ibn Bey Ende.“

Mittlerweile hatte der Konvoi die Stadt durchquert. Sie kamen in ein Vorortgebiet, in dem nur niedrige, eingeschossige Häuser standen. Der Beta-HPG kam schnell in Sicht. Die riesige Schüssel der Satellitenantenne war auch nicht zu übersehen.
Das Gebäude, auf dem die Schüssel stand, war von mehreren weiteren Gebäuden umrundet und von einer zehn Meter hohen Mauer eingeschlossen. Im Prinzip sah die HPG-Anlage genauso aus wie die Anlage auf New Home.
Vor der Anlage hatten sechs Mechs in der reinweißen Farbe von ComStar Aufstellung genommen. Auf jedem prangte der ComStar-Stern.
„Sieh an, Demi Darebi ist bereits abmarschbereit. Julie, Anweisung an den Fahrer. An die Spitze setzen und direkt vor dem Henker halten.“
„Verstanden“, erwiderte die Stabschefin der Chevaliers und gab die Anweisung leise weiter. „Eskorte?“
„Bei einem Verbündeten? Nein. Ich hoffe doch, dass ich keine Garde brauchen werde.“ Germaine unterdrückte ein mulmiges Gefühl und bemerkte, wie das Mobile HQ anruckte, um sich von den Transportern und Mannschaftstransportern abzusetzen.

Vor einer Gruppe ComGuards hielt das HQ an. Germaine stieg mit seiner Stabschefin aus.
Sie salutierten vor den vier angetretenen ComGuards.
Der Salut wurde erwidert.
„Major Germaine Danton, Dantons Chevaliers. Ich bin hier, um die Sicherheit des Hyperpulsgenerators und seiner Technikercrew bis zum eintreffen von Truppen und Technikern von Blakes Wort zu übernehmen.“
Der große Schwarze, der etwas vor den anderen Offizieren stand, nickte. „Demi Ares Darebi, ComGuards, 79. Division. Ich übergebe den Hyperpulsgenerator und das ComStar-Gelände hiermit an die Söldnereinheit Dantons Chevaliers.“
Wieder salutierten sie voreinander.
Danach wandte sich Darebi seinen Leuten zu. „Akoluth Wikorsky. Alles bereit machen zum ausrücken. Vollzugsmeldung in zwanzig Minuten.“
„Ja, Sir.“ Die anderen Offiziere traten ab.
In Darebis Augen funkelte etwas. „Sieht so aus, als hätte ich noch zwanzig Minuten Zeit, bevor ich in meinen Henker klettere. Haben Sie Lust auf einen Spaziergang, Herr Major?“
**
„Das ist die Lage. Der Schatun, wie ihn Freunde und Feinde manchmal nennen, führt ein strenges Regiment. Manöver Ihrer Truppen dürfen Sie nur nach Anmeldung durchführen. Flugunternehmen Ihrer Jäger unterliegen ebenfalls einer Anmeldung und Genehmigung durch Dvenskys Leute.
Sie können sicher sein, dass der Bryanter Geheimdienst sein Möglichstes tun wird, um jeden einzelnen Ihrer Schritte im Auge zu behalten. Ich weiß, Sie werden maximal sechs Wochen hier sein. Aber in dieser Zeit kann sehr viel passieren.
Es ist mir mehr als einmal passiert, dass ich einen meiner Leute vor einem Straflager bewahren musste. Man kann hier schnell etwas falsch machen. Und für solche Fehler gibt es nur wenige Strafen.
Straflager oder Tod.“
„Straflager?“, fragte Juliette Harris.
„Straflager. Eine Einrichtung der neuen Regierung. Es handelt sich um Arbeitscamps unter nahezu vollkommener Isolierung der Insassen. Die tägliche Arbeitszeit beträgt für die Insassen schon mal sechzehn Stunden. Die Ruhepausen werden willkürlich gekürzt. Widerstand führt automatisch zur Verlängerung der Strafe oder zur Exekution.
Ein perfides Belohnungssystem führt dazu, dass sich die Strafgefangenen eher auf die Erfüllung ihrer Aufgabe konzentrieren. Die Arbeiten umfassen alles, ist sind aber in der Regel schwere körperliche Arbeiten.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Wer in einem Bryanter Straflager landet, hat dies in der Regel auch verdient. Und durch das Zwangsarbeitsprinzip erhält der Schatun sehr günstige Arbeitskräfte, die helfen, die planetare Ökonomie zu stützen.
Aber ich halte nichts davon, Menschen auf diese Weise wegzusperren und auszubeuten.
Die Lager haben eine hohe Todesrate, und wer seine Strafzeit überlebt, ist auf Jahre nicht mehr in der Lage, sich der Gesellschaft wieder anzupassen.
Einmal ganz davon abgesehen, dass die Gesellschaft ehemalige Sträflinge auch nicht gerade mit offenen Armen empfängt.
Jedenfalls gebe ich Ihnen den guten Rat: Verderben Sie es sich nicht mit Dvensky, wenn Sie keinen Ihrer Leute in einem Lager enden sehen wollen. Außerhalb der Bannzone ist der Präsident das Gesetz. Und da Sie für das neutrale ComStar arbeiten, haben Sie das auch zu respektieren.“
Germaine schüttelte sich. „Das sind ja Zustände wie in der Amaris-Ära.“
„Falls Sie mit dem Gedanken spielen, die hiesigen Zustände zu ändern“, warnte Darebi leise, „vergessen Sie es. Versuchen Sie nicht mehr ins Blickfeld des Schatuns zu geraten, als Sie ohnehin schon sind.“
Germaine nickte betreten. „Ich verstehe. Gibt es noch etwas, was ich wissen muss?“
„Nun, die Bryanter Regulären halten regelmäßig Übungen vor und in der Stadt ab. Dvensky wird dies ankündigen, aber seien Sie dennoch jedes Mal in Bereitschaft. Man weiß nie, ob es eine Übung ist oder ob nicht doch eine Antwort auf die Überfälle auf New Home und Epsilon Indi vom Himmel fällt. Oder Schlimmeres.
Ach ja, eines noch: Wie ich schon erwähnte, ist der Geheimdienst sehr aktiv. Achten Sie darauf, wenn Sie einheimische AsTechs einstellen. Über die Hälfte wird ein Schlapphut sein.
Und falls Sie in der Stadt von Rebellen, Aufständischen oder rebellischen Studenten angesprochen werden: Es ist unter Garantie eine Falle des Geheimdienstes.
Apropos Stadt: C-Noten sind auf Bryant offiziell verboten. Die Geschäfte dürfen sie nicht annehmen. Wenn Sie etwas kaufen wollen, müssen Sie Chipkarten mit der einheimischen Währung tauschen. Es gibt auch Bargeld, aber die Regierung sieht es am liebsten, wenn mit dem Plastikgeld bezahlt wird.“
„Verstehe“, warf Lieutenant Harris ein. „Um die Kaufgewohnheiten zu tracken.“
Darebi nickte. „Sie verstehen Ihren Job, First Lieutenant.
Kommen wir zum nächsten Punkt. Ich habe das von Ihrem Maultier mitgekriegt. Sie wollen Ihren Leuten sicher zu Hilfe kommen.
Seien Sie ausnahmsweise Dvensky gegenüber dreist. Wenn Sie mit ihm wegen der Hilfeleistung verhandeln, bestehen Sie darauf, mit den Landern suchen zu dürfen.
Streuen Sie C-Noten und zeigen Sie sich in Kleinigkeiten kompromissbereit.
Mit etwas Glück dürfen Sie dann überhaupt Tomainisia betreten.“
Germaine runzelte die Stirn. „Strenge Sitten hier.“
„Es sind interessante Zeiten, Herr Major“, erwiderte der Demi-Präzentor. „Außerdem liegt der Gedanke nun mal sehr nahe, dass der Absturz nicht ganz so schlimm war, wie er ausgesehen hat, Herr Major.“
Kurz sahen sich die beiden in die Augen. Darebi duldete keine Insubordination gegenüber ComStar. Danton hatte seine Pflicht zu erfüllen.
„Wie dem auch sei“, setzte der Demi seine Rede fort, „ich wünsche Ihnen viel Glück.
Ach, und achten Sie auf Blakes Wort. Der Orden hat seit einigen Wochen Agenten auf Bryant. Außerdem vermuten wir, dass es ihm auch noch gelungen ist, Truppen herzuschaffen. Seien Sie also auf der Hut.“
„Danke für die Warnung, Demi Darebi“, sagte Germaine Danton.

Ein Signal erklang vom HPG-Gelände. „Meine Leute sind fertig, Major. Sie können gleich einrücken. Viel Glück während Ihrer Zeit auf Bryant. Viel Glück dabei, Ihre Leute zu suchen. Und ziehen Sie den Kopf ein, sobald Sie ein Mann namens Delaware anspricht.“
Die beiden Männer reichten sich die Hand, danach schüttelte der Demi auch Harris die Rechte.
„Danke, Darebi. Ihnen auch viel Glück. Hoffentlich ist Ihr nächster Posten nicht so ein Eisfeld.“
Für einen Moment ließ der ComGuard den Blick wehmütig streifen. „So schlecht war der Dienst hier nicht, Danton. Schwierig, ja. Aber nicht schlecht.“
Sie nickten sich noch einmal zu.
Der Demi erklomm seine Clans-Beutemaschine, Danton und Harris kletterten wieder ins HQ.
Corporal Svoboda hielt jedem eine dampfende Tassen entgegen. „Wärmen Sie sich erst mal auf. Wir haben fast null Grad da draußen.“
Germaine nahm seine Tasse entgegen und trank den herrlich heißen Kaffee in kurzen Schlucken. „Sie wollen wohl wieder befördert werden, was?“, scherzte er.
„Natürlich, Sir. Langfristig will ich es auf Ihren Stuhl schaffen“, erwiderte Svoboda todernst. Er zwinkerte und setzte sich wieder auf seinen Platz.
Auch Harris und Germaine nahmen Platz. Der Major schüttelte den Kopf. „Mist. Für einen Moment dachte ich wirklich, das könnte Karel wirklich schaffen.“

„Anlage ist frei, ComGuards ziehen ab.“
„An alle Chevaliers. Hier spricht der Chef. Einrücken.“
Das HPG war nun Chevaliers-Revier.

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09.04.2004 12:01 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Der Bezug der neuen Basis verlief routiniert. Okay, die Einheit war gerade effektiv auf zwei Drittel der alten Stärke geschrumpft. Aber man kannte die Anlage. War man in einem Beta-HPG gewesen, war man in allen gewesen.
Ein gängiger Witz bei den Chevaliers etablierte sich bereits in den ersten fünf Minuten, als ein Tech behauptete, hinter der gleichen losen Wandkachel im Aufenthaltsraum wäre Alkohol versteckt wie jene Wandkachel, die er auf New Home entdeckt hatte.
Routiniert. So konnte man den Einzug beschreiben. Routiniert und bedrückt.

Germaine Danton betrachtete die frische Uniform, die er gerade anlegen wollte.
Nachdenklich strich er über die verstreuten Orden und Kampagnenbänder. Seine Rache hatte ihn einen langen Weg entlang geführt und ihn manche Schlacht bestehen lassen.
Unter den Orden war auch ein zurecht geschnittener Bierdeckel, auf dem ein unbekannter Künstler einen Jadefalken im Sturzflug gemalt hatte, über dem ein Stopp-Zeichen lag.
Die Zweiten Lyraner hatten ihm das Ding nach dem ersten erfolgreichen Überfall auf die Falken geschenkt.
Es war zwar nur Pappe, aber es bedeutete ihm etwas. Weil jene, die es ihm geschenkt hatten, ihm etwas bedeuteten.
Germaine seufzte leise. Er war von dem Leben, dass er für sich erhofft hatte, Lichtjahre weit entfernt. Anstatt Wein in Europa anzubauen führte er eine obskure Mission für ComStar gegen Blakes Wort durch. Sein Leben war seit einigen Jahren das, was man durchaus als interessant bezeichnen konnte.
Und interessant bedeutete auch immer anstrengend.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Belinda Wallace lächelte ich kurz an, während sie begann, sein Hemd zuzuknöpfen. „Und du willst das wirklich tun, Germaine?“
Einen Moment zögerte Germaine mit der Antwort. Dann legte er beide Hände auf die seiner Gefährtin. „Ja, ich werde es tun.“
Belinda Wallace runzelte die Stirn. Sie war seit zwei Tagen wieder im Dienst, und dies war die erste Gelegenheit für die beiden, sich privat zu sehen. „Wie weit wird sie gehen?“
Der Major dachte nach. „Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, wie weit ich gehen werde.“
„Ich verstehe.“ Wortlos knöpfte sie das Hemd ganz zu und griff nach der Uniformjacke.
Als sie ihm den Kragen aufschlug, lächelte sie wieder. „Okay, hier ist der Plan. Unsere Beziehung ist wegen meiner Verwundung zerbrochen. Ich bin störrisch und keinem Argument zugänglich. Als Ärztin und als Chef des SanBereichs arbeite ich perfekt mit dir zusammen.
Aber alles andere… Ich bin einfach zu tief verstört und verzweifelt.
Ich weise dich ab, stoße dich von mir. Lasse dich direkt in die Niederungen der Verzweifelung taumeln. Und ich fühle mich im Recht dabei.“
Germaine sah zu Boden. „Bebe, ich…“
Du bist verstört. Einsam. Du hast alles richtig gemacht. An dir gibt es keine Zweifel. Und das allein sein bekommt dir gerade jetzt überhaupt nicht.
In dieser verletzlichen Verfassung triffst du auf Natalija Dvensky. Eine ohne Zweifel sehr schöne Frau. Eine interessante Gesprächspartnerin und erfahrene Diplomatin. Um dich abzulenken und weil sie dir gefällt, lässt du dich auf eine Flirterei ein. Mir ist das egal. Ich habe genug mit mir selbst zu tun. Ich muss erst mal wieder ich werden.
Wenn aus der Flirterei mehr wird, wenn Ihr beide weiter geht als der Anstand gestattet, nun, von mir aus. Von meinem Standpunkt aus gesehen bist du ein freier Mann.“
„Belinda, ich…“
Die Rechte kam ohne Vorwarnung heran geschossen. Sie traf Germaine hart auf der linken Wange. „Damit wäre das abgeschlossen“, brummte sie zufrieden und legte den schweren Wintermantel um die Schultern des Majors.
Sie gab ihm einen Kuss auf die schmerzende Stelle. „Aber vergiss nicht, dass das Ganze nur ein Planspiel ist. Du willst zu den Unbekannten in der Kalkulation des Schatun noch eine weitere hinzufügen. Du versteckst die Wahrheit in tausend weiteren Wahrheiten.“
Trotz der beträchtlich schmerzenden Wange lächelte Germaine.

„Warum sagst du mir nicht, dass ich nach dem Einsatz zu dir zurückkommen soll?“, fragte der Major im Scherz.
Belinda Wallace sah ihn an. Ein eisiger Schauer ging durch seine Adern.
„Guten Tag, Herr Major“, sagte sie und verließ sein Quartier.
Panik wühlte in seinen Eingeweiden. Hatte sie das getan, um ihm seine Rolle zu erleichtern? Oder meinte sie es womöglich – immer noch – tödlich ernst?
Germaine Danton setzte die Mütze auf. Es wurde Zeit. Zeit, mit dem Schatun zu verhandeln. Zeit, ihn zu blenden, zu täuschen und ihm die Wahrheit zu sagen. Zeit, das zu tun, was Germaine am besten konnte. Sein persönliches Ziel erreichen.

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14.05.2004 13:15 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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