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Zum Ende der Seite springen Chevaliers III. Season Storythread
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Thorsten Kerensky
Colonel


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Dabei seit: 01.10.2002
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Jaras Finger rutschten immer wieder von den Kontrollhebeln des Waldwolf-OmniMechs, Schweiß hatte ihre Hände schmierig werden lassen, zu lange schon dauerte der Kampf, den sie in dieser Gluthitze durchstand. Ihre primären Waffensysteme waren ausgefallen, sie hatte ihre gesamte Munition verschossen. Nur ein Paar mittlere Laser standen ihr noch zur Verfügung und ihre Panzerung hing in Fetzen.
Plötzlich tauchte dieser Puma wieder aus einer Deckung auf und bestrich sie mit seiner Autokanone. Sie kannte diesen Mech genau. Es war einmal ihrer gewesen. Der Anstrich, die Bewaffnung, alles war genau so, wie sie es zurückgelassen hatte. Nur saß ein anderer Pilot am Steuer. Ein Chevalier. Und er jagte sie, Jara, die Clanskriegerin.
Der Strom Urangranaten peitschte über ihr rechtes Bein, fraß sich durch Stützstreben und Myomere. Mit einem schrecklichen metallischen Kreischen ging der schwere ClansMech in die Knie, nur mühsam hielt die junge Pilotin den Oberkörper aufrecht. Mit einer endgültigen Geste schwenkte der Lauf der Autokanone des Pumas weiter und zielte auf das runde Cockpit des Waldwolfes.
Dann trafen ihn gute vierzig Langstreckenraketen, beulten die Panzerung des leichten Mechs, zertrümmerten seine Gliedmaßen und warfen ihn wie ein Spielzeug zu Boden.
„Mechkriegerin Jara, du hast einen ehrenhaften Kampf geliefert.“, drang die Stimme von StarColonel Onyx an ihr Ohr.
Bevor sie antworten konnte, tauchte der Puma wieder vor ihr auf. Seine Beschädigungen schienen ihn nicht aus dem Rennen geworfen zu haben. Jara glaubte mit einem Mal, der Puma hätte das Gesicht von Danton. Nein, verbesserte sie sich. Es war Thomas. Oder Dawn.
Dann bellte die Autokanone auf, hämmerte gegen das Kanzeldach und den Kopf des Waldwolfes. Glas splitterte, Teile der Armaturen bohrten sich in den Körper der schlanken Frau.
Jara schrie.
Und wachte auf.
Es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Traum gehabt hatte, trotzdem saß sie aufrecht in ihrem Bett, schwer atmend und verschwitzt. Kurz noch spürte sie die Schmerzen, die sie im Traum gefühlt hatte, dann ließ das surreale Gefühl nach. Immer öfter kehrte dieser Traum zurück und selbst sie konnte erahnen, was ihr Unterbewusstsein verarbeitete. Seit ihrem Kampf gegen den Elementar beschäftigten sie Sorgen über ihre Integrität. Tat sie das Richtige?
Greta Caprese und Gray Gordon zumindest beobachteten sie mit steigendem Misstrauen, obwohl Jara ihnen versichert hatte, nur an Informationen gelangen zu wollen. Erschwerend kam hinzu, dass Jorge sie immer regelmäßiger zu sich rief und obwohl sie von ihm nur im Denken der Clans unterwiesen wurde, gingen Gerüchte um, sie würde sich mit ihm paaren.
Wenigstens eine gute Seite konnte sie ihrer Situation abgewinnen: Sie hatte in Erfahrung bringen können, dass StarCommander Frederic noch lebte und von den Wölfen ebenfalls als Leibeigener gehalten wurde.
Und irgendjemand musste etwas tun. Viel zu lange ließen die Chevaliers auf sich warten, scheinbar endlose Zeiten verbrachten die drei Söldner in den Händen der Claner und diese behandelten Leibeigene nicht unbedingt zuvorkommend. Wenn Jara daran dachte, was Greta oder Gray durchmachen mussten, schämte sie sich ein wenig für ihre bevorzugte Behandlung.
Aber noch war Jara nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben. Und solange, bis die Befreiung erfolgte, musste sie sich so gut wie möglich arrangieren. Und im Training bleiben. Jorge hatte ihr zugesichert, ihr wenigstens Training im Simulator zu ermöglichen, blieb abzuwarten, ob er diese Versprechen einlösen würde.

__________________
Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

02.01.2007 21:00 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
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"Nicht schlecht..." lobte Bernd seine Sarah.
Sie war total verschwitzt, total erschöpft aber trotzdem glücklich.
Sie strahlte in gewisser weise, trotz das sie verloren hatte.
"Wir haben zwar verloren, aber es den Clannern trotzdem gezeigt" meinte Dominik.
Sarah blieb ruhig versuchte den Körper wieder vollkommen unter kontrolle zu bringen, insbesondere die Atmung. Sumoringen mit einen Elementar war halt nicht gerade einfach.
Insgesamt drei Chevaliers waren angetreten. Einer hatte gewonnen, mehr durch Glück als durch Können, die anderen beiden hatten verloren. Und eine von den Verlierern war Sarah Assay gewesen, doch hatte sie den spannensten Kampf geliefert, was selbst die alte Elementarin, welche ihre Gegnerin gewesen war, zugegeben hatte.
"Jetzt eine heisse Dusche und danach ein Eis" brachte Sarah dann doch zustande und erntete allgemeines Schmunzeln...
Das war nur einer von vielen Kämpfen gewesen, die die Chevaliers veranstalteten...
Merkwürdigerweise war Kitty nirgends zu sehen. Aber das machte ihnen nicht wirklich etwas aus. Vermutlich machte die Pilotin sich mal wieder zu viele Sorgen und werkelte an ihren Heli...

Etwa drei Stunden später waren Sarah und Bernd in der Luft. Mit ihren Karnov flogen sie doch in einer recht grossen Höhe. Aber sie waren nicht alleine. Zwei Wolfsclanelementare und zwei der Chevalierinfanteristen warteten im Heckbereich auf grünes Licht für den Absprung.
Den das war die Bezahlung für den Sieg beim Sumoringen: die Clan-Sieger und der eine Chevalier-Verlierer würden aus den Karnov springen und mit Fallschirmen zur Erde gleiten. Wobei die Claner in ihren Gefechtspanzern warteten und der Chevalierinfanterist zusammen mit Markus sprang. Der Infanterist war niemand anders als Ed Doe (wobei der Nachname nicht der echte war. Ed hatte keinen Nachnamen, er kam von einen Planeten wo Nachnamen eher unöblich waren. Der war nur für die Abrechnungsstelle wichtig)...derjenige, welcher Kitty damals gesagt hatte, das er ihren Befehl nicht folge leisten wollte und dafür eine Ohrfeige bekommen hatte. Und der zweite war niemand geringeres als Markus van Roose der Ed auf den Rücken haben würde.
"Optimaler Abwurfbereich in anderthalb Minuten erreicht" erklärte Bernd.
Die Zeit verran...und dann war es soweit...
Zuerst sprang Markus mit Ed auf den Rücken, dann die beiden Elementare. Beim Absprung hatte Ed gewaltig Angst...einen Absprung aus ein paar Metern Höhe hatte er ja schon mitgemacht...aber das hier waren mehr als zweitausendfünfhundert Meter...und Markus machte mit Ed einen Tandemsprung...nicht gerade etwas, was Ed wirklich beruhigte.
Für Ed war es also eindeutig eine Bestrafung für sein Verlieren. Sarah machte ihren Teil während die beiden Clanner den Absprung einfach genossen. Sie hatten schon jahrelang keinen echten Absprung mehr machen können, einen mit Fallschirm aus tausenden von Metern. Ein einfacher Preis, der den Chevaliers nur etwas Treibstoff kostete.

Einige Zeit später waren alle wieder heile am Boden. Die Clanner waren zufrieden, Ed hatte weiche Knie wie noch nie und Markus war nur gut gelaunt weil er endlich mal wieder durch die Luft rauschen konnte...
"Nie wieder..." murmelte Ed... smile

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06.01.2007 06:36 eikyu ist offline E-Mail an eikyu senden Beiträge von eikyu suchen Nehmen Sie eikyu in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie eikyu in Ihre Kontaktliste ein
Andai Pryde Andai Pryde ist männlich
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Landungsschiff Lupa angedockt am Sprungschiff Turbo Negro
???, Clan Wolf Besatzungszone
01. Oktober 3065

So schwierig es war, so behielt Markus, Sterncaptain des 17th Wolf Regulars Cluster seine Habachtstellung in der Schwerelosigkeit, auch wenn er sein Gegenüber mittlerweile aus einer leicht geneigten Haltung musterte.
Magnetstiefel gab es heute keine, was sie einem bisher nicht identifizierten Spaßvogel zu verdanken hatten, der sämtliche Stiefel mit Mechschmieröl versehen hatte.
So machte Markus das Beste aus seiner Lage und das hieß nun mal auch, dass er sich leicht in Schwerelosigkeit drehte, aber immerhin mit Würde und Haltung.
Sterncolonel Onyx interessierte sich jedoch nicht sonderlich dafür.
Er saß hinter seinem Schreibtisch und ging die Berichte durch, Frontberichte, so wie es hieß.
Es wurde gemunkelt, dass die Wölfe eine kleinere Offensive gegen die Jadefalken gestartet hatten, während diese ihre kleine Exkursion in die Lyranische Allianz durchführten.
Khan Vlad setzte dabei wohl verstärkt auf Garnisonssternhaufen, was Markus Herz erblühen ließ. Die Regulars waren bereits seit 2 Monaten unterwegs und trainierten hart, seit mindestens der doppelten Zeit. Wenn auch noch weit unter der eigentlichen Stärke eines Sternhaufens, so waren sie bereit, soweit es Markus betraf.
Doch dieses ewige Warten und Herumspringen in den letzten Wochen ärgerte ihn. War doch der Angriff auf die kleine Station der Verräter-Wölfe eine erfrischende Ablenkung gewesen.
„Sterncaptain Markus, du weißt, warum ich dich habe rufen lassen, frapos?“
„Pos, Sterncolonel, es geht um einen Angriff.“
Onyx schaute auf, wobei sein unverletztes rechtes Auge ihn fixierte.
Die Narbe die quer durch sein Gesicht, über das linke Auge hinweg verlief, schien ihn jedoch zu verhöhnen. Keinerlei Regung durchzuckte das Gesicht des Sterncolonels, während sich das Licht der Beleuchtung in seiner Glatze verlor.
Onyx wirkte ausgemergelt und dürr, aber er strahlte eine Kraft und Agilität aus, wie sie Markus bei wenigen Krieger erlebt hatte. Jedoch sprachen das hohe Alter und der nicht vorhandene Blutname nicht gerade für den Sterncolonel.
Krieger wie Markus hatten noch alle Chancen aufzusteigen, dennoch – er machte nicht den Fehler seinen Vorgesetzten Offizier zu unterschätzen.
„Neg, Sterncaptain. Es geht um diese Freigeborene, die für Sterncommander Jorge gekämpft hat.“
Markus wurde hellhörig. Diese Freigeburt aus der Inneren Sphäre hatte sich bewährt, sogar in seinen Augen, doch saßen die Erinnerungen an den letzten Verräter aus der Inneren Sphäre bei vielen noch zu tief, als dass er ihr große Chancen als Kriegerin in den Reihen der Wölfe ausrechnen würde.
„Was ist mit ihr, Sterncolonel?“
„Sie ist eine tapfere Kriegerin und genau im richtigen Alter. Jedoch fällt es mir schwer sie einzuschätzen. Jorge verbringt zu viel Zeit mit dieser Freigeburt, ich befürchte seine Gedanken könnten dadurch verwässert werden. Was meinst du dazu Sterncaptain?“
Markus runzelte die Stirn, so genau hatte er nicht darüber nachgedacht.
„Nun ich denke, dass Jorge ein integrer Krieger ist, der sich nicht von einer Surat der Inneren Sphäre beeinflussen lassen würde.“
„Hm.“
Onyx schaute wieder in seine Unterlagen und kritzelte kurz etwas mit dem Lichtgriffel in seiner Linken.
„Nun, dennoch. Ich möchte, dass du dich ihrer annimmst Markus. Finde heraus was sie weiß, wie sie denkt und lerne!“
Der Schock traf Markus wie ein Schlag.
„Sterncolonel, sie ist Jorges Leibeigene und ich..“
„Sterncaptain,“ die plötzliche Schärfe in Onyx Stimme kam zart und schneidend, wie ein Messer, dass durch Butter glitt, „ sie ist bei weitem keine einfache Leibeigene mehr und ich habe jedwedes Recht als Kommandeur der Einheit zu nehmen, was ich als nützlich erachte oder als Gefahr für meine Einheit ansehe. Nimm dich ihrer an, wenn Jorge Einwände hat, kann er mich gerne in einem Kreis der Gleichen fordern, wenn er dies möchte.“
Markus nickte nur stumm, unfähig etwas zu erwidern. Er war ein Krieger Clan Wolfs und als solches tat er, was er konnte, auch wenn dies bedeutet sich mit einer Freigeburt der Inneren Sphäre abzugeben.
Mit diesen Gedanken drehte er sich um, was in der Schwerelosigkeit bei weitem nicht so geschickt vonstatten ging, wie erhofft und machte sich auf, das Quartier zu verlassen.
Onyx würde nichts weiter sagen, so war er, für ihn war alles gesagt, was gesagt werden musste.


Landungsschiff Crying Freedom im Anflug auf Thannhausen
Clan Wolf Besatzungszone

„Okay wir sind grün, auf geht’s Angels!“
Mit ihrem Befehl schossen die Katapulte die 6 Jäger der Chevaliers nacheinander aus den Hangars hinaus in den Orbit des nahen Planeten Thannhausen.
Sarah Slibowitz zog ihre Stuka leicht nach Backbord und beobachtete zufrieden wie sich die anderen Piloten ihre Positionen suchten.
In einer Diamantformation mit den beiden Stukas in der „Mitte“, jagten die Luft-Raumjäger auf die grüne Oberfläche des Planeten zu, dicht gefolgt von den Landungsschiffen der Chevaliers.
Sandrina Gurrow übernahm hierbei die Spitze und flog in ihrem Stingray voraus. Die vielen Übungsflüge in den letzten Wochen hatten ihren Zweck mehr als erfüllt.
Die Angels waren wieder eine ernst zu nehmende Einheit und die beiden neuen Piloten, allen voran Snap, reihten sich hervorragend ein.
Snap flog in seinem Killer als letzter und hatte damit die entscheidende Aufgabe auf eventuelle Bedrohungen am flexibelsten reagieren zu müsse. Dante an Backbord und To-Wai an Steuerbord deckten jeweils nur einen Bereich ab, während Snap nicht nur sein Heck im Auge behalten musste, sonder auch das seiner Staffelkameraden.
Sarah kam nicht umhin den Mann zu bewundern, so sehr sie seine großmäulige Art hasste, so sehr musste sie sich eingestehen, dass er ein erstklassiger Pilot war. Vom Talent her war er gleichzusetzen mit Gurrow, doch er beherrschte sich besser, wenn er nicht gerade den Heißsporn der Lüfte machen musste.
Doch derzeit war alles ruhig und professionell.
Wie im Lehrbuch flogen die Jäger auf den Planeten zu.
„Okay Leute festhalten, wir treten in die Atmosphäre ein. Vorgehen wie gehabt. Dagger und Snap fallen zurück und decken die Lander. Hellboy und Hotshot fliegen voraus und achten auf eventuelle auftauchende Jäger. Wir rechnen zwar nicht damit, aber man weiß ja nie.
Bei einem Klick gehen die Helis raus. Bei 100 Metern die Mechs. Sorgt dafür, dass sie auch unten ankommen, möglichst in einem Stück. Auf geht’s Angels!“
Ihr neuer Wahlspruch, aber er klappte. To Wai nutzte die Bremswirkung der Atmosphäre und ließ sich zurückfallen, während Pwoels nach Backbord driftete und so flankierten beide die FREEDOM, mit genug Spielraum auf eventuell Bedrohungen zu reagieren. Sowohl was die drei Lander der Chevaliers betraf, als auch ihre Kameraden.
Sarah warf einen Blick zu Kiki, die ihre Stuka stumm neben ihr herflog. Nach wie vor war das Verständnis da und sie flog jedes Manöver Sarahs blind nach, doch sie war ruhiger geworden seit Bryant.
Der Unfall hatte sie schwerer mitgenommen, als sie nach außen hin zeigen wollte. Mittlerweile überlies sie das Kommando bei Einsätzen weitestgehend Sarah und kümmerte sich eher um die Schreibtischarbeit und die offiziellen Besprechungen.
Sarah machte sich Sorgen, doch sie vertraute ihrer langjährigen Flügelfrau auch und wusste, dass sie schon schlimmeres durchgestanden hatte, mehr als für sie da zu sein, konnte sie nicht tun, im Moment zumindest.

Mit einem Piepen wurde sie wieder auf die Situation aufmerksam. Sie erreichten gleich die ein Kilometer Marke.
Die Hangartore der BOREAS öffneten sich und ließen die Helis entschlüpfen. Erst Kitty in ihrem neuen Cavalry. Die Sonne verlor sich auf dem mattschwarz lackierten Helikopter und schien von ihm aufgesogen zu werden, als er davon sauste, um die Scharfschützen abzusetzen, die, die Landung decken würden.
Nichts wäre schlimmer, als Heckenschützen, die dies für die andere Seite täten. Es handelte sich hier zwar um Clanner, aber man konnte nie zu sicher sein. Das hatte eine harte Lektion vor fast drei Jahren bei der Jagd nach dem Ronin Kenda gezeigt.
Schnell erreichten sie die Marke für einhundert Meter und die Mechtore der Landungsschiffe öffneten sich. Erst die der ROSEMARIE und entließen den frisch lackierten Highlander Dantons.
Der Major setzte seinen Koloss in Bewegung und fiel der Erde entgegen.
Nur zu gerne hätte Sarah seine Landung beobachtet, doch da war sie schon vorbeigerauscht und ein Gebäude blockierte die Sicht auf die Landezone.
Sie zog den Steuerknüppel zu sich heran und ließ die Stuka in eine enge Kehre fliegen.
Als sie die Landezone wieder passierte, stand der Highlander bereits auf dem Asphalt und marschierte vorwärts, um Platz für die anderen Mechs zu schaffen.
Nahezu die gesamte neue Befehlslanze war Sprungfähig, einschließlich des Nightstars von Matthew Brennstein und so setzten sich die ersten vier Mechs bereits in Bewegung, als die Lander aufsetzten.

*****

Matthew zog unwillkürlich seinen Kopf ein, als der Nighstar aufsetzte.
So oft er bereits Gefechtsabwürfe in niedriger Höhe durchgeführt hatte, so sehr hasste er sie dennoch.
Es konnte immer etwas schief gehen und er hatte wenig Lust sich mit seinem Mech einmal langzulegen.
Doch es ging alles gut und er setzte seinen Mech gleich wieder in Bewegung, in die vorgesehene Verteidigungsstellung zur linken des Majors.
>> Sie zwei werden meine Augen, meine Ohren und mein Verstand.<< hatte der Major gesagt, und genau dies gedachte Matthew zu befolgen.
Er aktivierte die Active Probe seines Mechs und drehte sie auf volle Leistung. Er liebte seinen Mech und jede Eigenschaft an ihm, auch wenn mittlerweile kaum ein Waffensystem mehr Original war. Doreen Simstein hatte mit den Augen gerollt als sie die Clan Gaussgeschütze und Laser gesehen hatte und Matthew wusste nur zu gut, um den Nachteil, den diese Waffen bei der Wartung mit sich brachten, waren sie doch insgesamt pflegeleichter als Innere Sphäre Waffen, so vertrugen sie sich selten gut mit genannter Technologie. Doch die Ingenieure im des Vereinigten Commonwealth hatten erstklassige Arbeit geleistet und so nutzte Matthew die Vorteile dieser Technik voll aus.
So scannte er die nähere Umgebung, während Major Danton sich auf ein nahes Haus zu bewegte.

„Jemand zu Hause?“ dröhnte es über die Lautsprecher und während einige Scheiben barsten, trat doch tatsächlich jemand durch eine sich öffnende Tür.
Viel mehr schien er den Chevalier entgegen zu stürzen.
Ehrerbietung auf die freiwillig gezwungene Art sozusagen. Matthew schmunzelte leicht.
Ein eher einseitiges Gespräch entwickelte sich zwischen dem Major und dem Mann.
Immer noch zaghaft starrte dieser zu dem Highlander hinauf und schien fassungsloser als je zuvor.
„Wenn ich Sie richtig verstehe, Major Danton“, sagte er, „dann hatten Sie auf Arc Royal Langeweile, und jetzt machen Sie… Hausbesuche?“
„Es gab ein paar Übergriffe“, kam es von Danton zurück.
Matthew konzentrierte sich wieder auf seine Sensoren und stellte zufrieden fest, dass die Chevaliers ihre Stellungen bezogen.
Mit einem kurzen Klicken über die Kommleitung gab er dem Major das vereinbarte Zeichen, dass die Lanze komplett war, als Bauers Archer neben Sterncommander Elegys Nova trat.
„Tut mir Leid. Wir gehen zwar zusammen aus, aber seine Nummer hat er mir bisher noch nicht gegeben“, bekam Matthew gerade die Antwort des Mannes mit, als er sich wieder dem Gespräch widmete.
„Vorsicht“, warnte Danton und reckte den rechten Arm des Highlander etwas vor, „im Moment habe ich das Monopol auf faule Witze.“
Wieder schmunzelte Matthew, er mochte diesen Mann und seine Art mit solchen Dingen umzugehen.
Mit einem leisen Piepen meldeten ihm seine Sensoren die Ankunft der Elementare aus der nahen Garnison.
Ja ,er mochte seinen Mech wirklich.

Wieder sendete er ein kurzes Klicken über die Kommleitung.
Als wären nicht schon genug Fenster geborsten, drehte der Major die Lautstärke seiner Außenmikros höher und forderte den Gegnerischen Kommandeur.
Kurz darauf mischte sich das entfernte Dröhnen der vorbeifliegenden Jäger in die Forderung und untermalte die überlegene Position der Chevaliers.
Perfekt nutzte Danton diese dinge für sich und wickelte den gegnerischen Sterncaptain nahezu ein.
„Endlich mal ein Mann von Ehre. Endlich mal jemand, dem Disziplin, Tradition und vor allem Stolz noch etwas bedeutet. Wenn ich da an die Jadefalken denke… Nicholas Kerensky würde in seinem Grab rotieren, wenn er das wüsste. Na, Schwamm drüber.“
Jetzt hatte Danton ihn.
Der Mann hatte keine andere Wahl, es sei denn, er würde seine Ehre völlig verlieren wollen.
Danton hatte ihn nach Zellbrigen gefordert, er hatte akzeptiert und nun schmierte er ihm quasi Honig ums Maul.
Danton fuhr fort und redete weiter. Matthew hörte nur halb zu und musterte weiter die Umgebung. Alles schien ruhig zu sein, so wandte er sich dem Moment wieder zu und lauschte wieder.
„Wähle den Ort und die Waffen. Ich und meine Leute stehen zu deiner Verfügung.“
„Okay. Einzelduelle. Hier auf dem Raumhafen. Für den ersten Kampf wähle ich dich als Gegner. Meine Waffe ist das Schachbrett.“
„Schachbrett?“
„Ein Quadrat, das aus sich regelmäßig abwechselnden schwarzen und weißen Quadraten besteht, insgesamt vierundsechzig. Gespielt wird mit zweimal sechzehn Figuren und…“
„Ich weiß was ein Schachbrett ist!“, blaffte der Sterncaptain. „Aber warum willst du ein Schachspiel?“
„Wir veranstalten fünfzig Duelle. Fünfzig meiner Leute gegen fünfzig deiner Leute. Mir geht es nicht darum, deine Elementare zu töten oder zu verstümmeln, mir geht es nur darum, meinem Auftrag gerecht zu werden und Clan Wolf abzustrafen. Wenn ich das schaffe, ohne die halbe Stadt zu verwüsten, denke ich habe ich meinen Job gut gemacht. Außer du bestehst auf einer offenen Feldschlacht gegen meine überlegenen Truppen, was dich zwingt, dich nach Waterloo zurück zu ziehen und riskierst Tod und Verwüstung für die ganze Stadt und…“
„Ich bin einverstanden! Hörst du, Major Germaine? Ich bin einverstanden! Wo soll dieses Schachspiel stattfinden?“
Matthew grinste mittlerweile breit. Ja dieser Mann hatte Schneid und er selber wusste auch schon, wie er sein Duell bestreiten würde.
„Wir treffen uns auf dem Landefeld.“
„Und was ist der Preis des Wettkampfes?“
„Der Sieger darf sich vom Verlierer etwas wünschen. Etwas, das auch in der Macht des Verlierers steht. Einverstanden?“
„Pos. Du bist ein verrückter Hund, Major Germaine.“
„Das höre ich öfters.“
Und dem konnte Matthew nur zustimmen.
Doch war er nicht der einzige verrückte Hund in der Einheit.
Er lockerte den Griff um den linken Steuerknüppel und langte nach dem Staufach neben dem Hilfsbildschirm.
Das schwarze Etui, dass er daraus hervorholte, würde ihm dabei helfen den Chevaliers mindestens eines der Duelle als siegreich zu verschaffen.

*****

Nicht weit von Matthew Brennstein entfernt, fasste ein weiterer Chevalier seinen Plan, wie er sein Gegenüber schlagen würde.
Es würde nicht leicht werden und eine gewisse Portion Glück gehörte dazu, doch Lucius Bauer wusste, dass er siegen würde. Doch es gehörte mehr als dieses Wissen dazu, um bei einer Partie Mensch Ärger dich nicht zu siegen.

__________________
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug
10.01.2007 19:53 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
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13. November 3065
Waterloo, Pommern
Thannhausen, Wolf Besatzungszone


„Ich wähle einen HALO-Sprung“, erklärte der Elementar mit einem höhnischen Lächeln gegenüber seinem Konkurrenten, „Wer zuletzt zieht, gewinnt.“
Oleg stand neben ihm und sah ihn fragend an.
„Suchen sie ihre Ausrüstung zusammen. In zwei Stunden treffen wir uns am Flugzeug.“, knurrte der Elementar, dem anscheinend nicht die entsprechende Reaktion auf seine Herausforderung entgegengebracht worden war.
Oleg stand noch immer da als der Elementar seinen Platz verließ.
„Und was ist ein Hallosprung?“, fragte er den Zeremonienmeister, der die Entscheidung des Elementars bestätigt hatte. Der Mann konnte nur den Kopf schütteln und ihn an einen Infanteristen verweisen.

Die Clanner hatten sehr schnell verstanden, woran es ihnen bei dieser Art von Wettkämpfen am meisten mangelte: Der Initiative. Sie hatten zwar bereits einige Wettkämpfe für sich entscheiden können, aber in keinem der bisherigen Tests hatten sie entscheiden können, wie sie kämpfen wollten. Ihre Gewinnforderung nach dem letzten Test war daher zu bestimmen, wie der nächste Test ausgefochten werden sollte.
Oleg Wiachynski hatte es als ersten auf diese Art getroffen. Nur zu was er herausgefordert worden war, das hatte er immer noch nicht verstanden.

Oleg hatte das einzige getan, was er für klug hielt: Er suchte sich Rat bei einem der eigenen Infanteristen, in der Hoffnung, dass der ihm weiterhelfen konnte.
„Er hat sie zu was herausgefordert?“, fragte sein Gegenüber nach, als er es ihm erklärt hatte.
„Zu einem Hallosprung. Was soll ich mir darunter vorstellen? Garantiert keinen Pogo.“
„Dieser verfluchte loco lobo! Diese Ratte!“, fluchte Vittorio Gomez.
„Was ist ein Hallosprung?“, wurde Oleg deutlicher.
„Dieser Bastard! Er hat sie zu einem HALO-Sprung aufgefordert. Das steht für Absprung in High Altitude und Low Opening. Man springt in bis zu 13.000 Metern Höhe ab und zieht erst sehr spät den Schirm. Je nach Auftragslage, Landemöglichkeiten und Fähigkeiten des Springers kann das erst in 250 bis 300 Metern Höhe geschehen. Wenn sie da nur einen Wimpernschlag später ziehen, können wir sie als Matsch vom Boden abkratzen. Abspringen müssen sie zudem mit einem Sauerstoffgerät, weil da oben kaum noch Luft ist und vor der Kälte müssen sie sich auch noch schützen, weil sie sonst als Eiszapfen unten ankommen.
Haben sie irgendwelche Erfahrungen im Fallschirmspringen?“
„Nur die Notausstiegsübungen aus einem Battlemech“, erwiderte Oleg blass, dem langsam bewusst wurde, wozu ihn der Elementar herausgefordert hatte. Entweder er würde diesen Wettkampf verlieren oder dabei draufgehen. Allzu viel andere Möglichkeiten schien es nicht zu geben.
„Klasse“, brummte Gomez alles andere als begeistert, „Dann wissen sie bestenfalls wie sie zu landen haben und das wahrscheinlich auch nicht, wenn sie bisher nur mit diesen dämlichen Rettungsrundkappen gesprungen sind. Dieser Bastard wusste ganz genau, was er wollte. Wahrscheinlich betreibt der schon seit Jahren solche Sprünge zum reinen Vergnügen. Aber wenn der seinen Spaß haben will, dann können wir auch unseren haben. Haben sie noch einen Techoverall in ihrer Größe?“
Oleg war ziemlich überrumpelt, nickte aber.
„Dann holen sie ihn, aber dalli! Wir haben verdammt wenig Zeit.“

Als sich Oleg zwei Stunden später zusammen mit dem Elementar in den Flieger setzte, war ihm elend zumute. Er wusste nicht, was ihm mehr zu schaffen machte: Die Aufgabe, vor die er sich gestellt sah oder die Aufmachung in der er ihr zu begegnen hatte. Der Elementar hatte jedenfalls nur ein mürrisches Grunzen von sich gegeben, als er ihn gesehen hatte.
Olegs ausgedienter grauer Wartungsoverall war in den letzten zwei Stunden eilig um ein paar Lagen violetter Kunstseide ergänzt worden, die sich nun zwischen seinen Beinen beziehungsweise Ärmeln und Rumpf spannte. Eigentlich war ihm dieses Aussehen im Stile einer Comicfigur schon peinlich genug; er hatte einen Scherzkeks gerade noch davon abhalten können ‚Steuerruder’ im Stil eines Hauptmann Battlemechs am Helm anzukleben; aber warum musste diese Kunstseide auch noch violett sein? Wie auch immer, es half nichts. Es war der widerstandsfähigste und leichteste Stoff, den sie auf die Schnelle in ausreichender Menge hatten auftreiben können.
Widerwillig zog er sich mit seinem ganzen Gerödel in den Laderaum des Planetlifters, der sie auf Absprunghöhe bringen würde. Während sich die Luke schloss und der Pilot die Triebwerke anließ, blieb ein Infanterist neben Vittorio Gomez stehen und brüllte ihm was ins Ohr.
„Hat er überhaupt eine Ahnung, was er da gerade macht?“
„Besser nicht“, erwiderte der Zugführer.
„Weiß er, dass es die meisten Todesfälle bei dieser Art von Springen gibt?“
„Ich denke, er kann es sich selbst denken.“
„Weiß er auch, dass diese Wingsuits eigentlich nur von sehr erfahrenen Springern genutzt wurden und es früher eine Regel gab, nach der man erst einmal 200 Solosprünge erfolgreich absolviert haben musste, bevor man mit so einem Ding loslegt? Dass es gerade mit den ersten experimentellen Anzügen zu massenweise Todesfällen gekommen ist?“
„Ich hoffe nicht“, erwiderte Gomez und sah dem Flieger hinterher, wie er sich mit ein wenig Anlauf in den Himmel erhob.



„44.000 Fuß. Erreichen Absprunghöhe in wenigen Sekunden“, gab der Pilot nach wenigen Minuten Aufstieg durch.
Oleg hätte lieber etwas anderes gehört. Zum Beispiel Notlandung wegen Maschinenschadens. Wahrscheinlich wäre das angenehmer gewesen. Wenn er gewusst hätte, was er heute noch vor dem Mittagessen anstellen würde, hätte er sicherlich auch nicht so ausführlich gefrühstückt.
Noch einmal überprüfte er den ordnungsgemäßen Sitz seines Fallschirms und des Helms. Zum Abschluss ruckelte er auch noch einmal an der Sauerstoffmaske, die er bereits seit zwei Minuten verwendete. Trotz Druckbelüftung war die Luft im Inneren des Transportfliegers dünn geworden. Abgesehen davon war der Lademeister bereits seit einigen Sekunden dabei, den Luftdruck abzusenken. Nun aber kam das leise Pfeifen einer sich öffnenden Ladeluke hinzu. Leider funktionierte der Flieger genauso perfekt, wie es sich seine Crew wünschte – und wie es sich Oleg am liebsten nicht gewünscht hätte. Die offene Ladeluke gab einen Blick in die blaue Leere frei. Nicht einmal der Himmel wollte sich seiner erbarmen und ein paar Wolken ins Bild tupfen. Es war entsetzlich klar und ließ die Welt unter ihnen fast nur noch erahnen. Häuser waren aus dieser Höhe nur noch Punkte, Menschen erkannte man überhaupt nicht mehr und den Raumhafen nur noch anhand seiner Startbahnen, die so groß wie Zahnstocher unter ihnen lagen.
„45.000 Fuß erreicht. Sie haben grünes Licht“, kam es über den Kabinenlautsprecher.
Der Elementar neben ihm zwinkerte ihm verächtlich zu, zumindest interpretierte Oleg das so. Dann trat er gemütlich an den Rand der Laderampe und blickte in die Tiefe.
„Möge der Bessere gewinnen“, erklärte er und wartete darauf, dass Oleg ebenfalls an die Kante trat.
Dem rutschte jedoch das Herz in die Hose und der Magen noch viel tiefer. Auf was für einen gottverdammten Stunt hatte er sich hier einzulassen?
Wie als wolle er das Grauen, das noch vor ihm lag, nicht sehen, stellte er sich mit dem Rücken zur offenen Ladekante und sah zum Clanner hinüber. Der sah ebenfalls zu seinem Gegner herunter und schlug ihm mit einer kurzen, nicht besonders kräftigen Bewegung vor die Brust. Oleg verlor das Gleichgewicht und viel hinten über aus dem Flugzeug, direkt gefolgt vom Clanner.

Es war ein Ausstieg, wie er eigentlich nicht hätte erfolgen sollen. Vittorio hatte ihm noch eingeschärft, dass er schnellstmöglich die Luft unter sich modulieren müsse und dass er berücksichtigen müsse, dass er nicht ins Windstille ausstieg, sondern aus einem mit Tempo 500 fliegenden Flugzeug. Der Wind hätte Oleg kontrolliert von vorne treffen und das Gefühl vermitteln sollen, einen Bauchplatscher vom Dreimeterbrett gemacht zu haben. Stattdessen erwischte es ihn von hinten und es kam ihm vor als hätte ihm jemand mit Anlauf in den Hintern getreten. Die seitlich angehängte Sauerstoffflasche schlug ihm mit solcher Wucht in die Niere, dass er dachte, von einem Schwergewichtsboxer malträtiert worden zu sein. Schlimmer noch war lediglich die Tatsache, dass sich ihm die Welt in der Zwischenzeit kopfüber präsentierte und langsam aber sehr stetig näher zu rücken schien. Mindestens genauso schlimm war dieses Gefühl, sich nirgendwo festhalten zu können und endlos abschmieren zu müssen.
Bei einem Sprung in einem Battlemech vollführte man lediglich einen kurzen Hüpfer, war dabei angeschnallt und hatte reichlich Material um sich herum, mit dem man sich beschäftigen konnte.
Das hier dagegen war das pure Nichts.
Und für Oleg die reinste Hölle.
Nur langsam kam ihm wieder, was der Infanterist gesagt hatte. Er musste seinen Flug kontrollieren. Wenn er gegen einen erfahrenen Springer gewinnen wollte, musste er Zeit schinden. Und das würde nur mit diesem an ein Gleithörnchen gemahnenden Anzug funktionieren. Aber dafür musste er ihn kontrollieren können, genauso wie seinen gesamten Flug. Und er musste endlich aus der kopfüber abstürzenden Haltung heraus, die dem Elementar bereits gute 50 Meter Vorsprung eingeräumt hatte.
Vorsichtig breitete er die Arme aus und spürte, wie sich der Fahrtwind knatternd unter der Seide sammelte. Aber die durfte nicht knattern, sie musste gestrafft werden, damit sie ihre Auftriebswirkung entfalten konnte. Oleg breitete sich weiter aus und spürte so etwas wie einen Zug an sich. Er musste nun das Kreuz durchbiegen um eine gewisse Konturierung in den Flügel zu bringen. Mit dem ganzen Gerät im Rücken war das leichter gesagt als getan und außerdem schien es ihn zweiteilen zu wollen. Nur langsam kam er in eine Bauchlage und erst jetzt durfte er auch die Beine breit machen um die dritte Fläche zu entfalten. Bevor er jedoch dazu kam, musste er erst einmal ein Abkippen über den linken Arm verhindern, was leichter gesagt als getan war. Er verlagerte das Körpergewicht zur rechten Seite und spürte wie er aus dem Slip herauskam, dafür aber drohte, in die andere Richtung abzurutschen. Noch während er diesen Fehler durch eine erneute Korrektur beheben konnte, spürte er wie, ihm der Hintern wegzusacken drohte und er erinnerte sich endlich, dass er auch noch eine dritte Tragfläche hatte. Mit den ausgebreiteten Armen und Beinen konnte er endlich halbwegs vernünftig manövrieren, aber von einem gesteuerten Flug war dabei noch lange nicht die Rede. Vor allem aber hatte er keine Ahnung, wo der Clanner war. Oleg hatte keine Zeit um sich umzusehen. Er war vollauf damit beschäftigt, ein dauerhaftes Taumeln zu bekämpfen und ein Abgleiten in ein unkontrolliertes Flachtrudeln zu unterbinden. Was auch immer der Clanner sich dabei gedacht hatte, er hatte gewusst, wie er seinen Gegner zu Tode ängstigen konnte. Wenn Oleg nicht den Fallschirm vergaß, würde er wahrscheinlich vorher noch an einem Schock sterben. Abgesehen davon konnte er bis dahin kaum einen sichtbaren Erfolg dieses Möchtegernvogelanzugs erkennen. Gomez hatte gemeint, dass die zusätzlichen Flächen vor allem die Fallgeschwindigkeit reduzieren würden und sie auf diese Weise einen Vorsprung gegenüber dem Clanner herausfliegen könnten. Von bis zu zwei Minuten hatte er dabei geredet. Oleg fragte sich, wann die eintreten sollten, denn bisher war er noch immer deutlich tiefer als der Clanner und vor allem damit beschäftigt, seinen Absturz irgendwie zu kontrollieren. Immerhin, er war aus dem dauernden Taumeln herausgekommen und eierte nun nicht permanent von einem Sideslip über die Arme zum nächsten. Es gab ihm die Gelegenheit, endlich mal einen Blick auf den Höhenmesser zu werfen. Sie waren innerhalb der wenigen Sekunden, die sie mittlerweile unterwegs waren, bereits über 7000 Meter tief gefallen. Ein Blick nach unten bewies, dass der Erdboden bereits sehr viel näher gekommen war. Häuser, die vorher bestenfalls als Stecknadelköpfe zu erkennen waren, zeigten sich nun weitaus deutlicher. Auf jeden Fall klarer als es Oleg lieb sein konnte. Und von einem Clanner war noch immer nichts zu sehen. Abgesehen davon spürte der Mechkrieger, dass ihm der Anzug eine beträchtliche Horizontalbewegung verschaffte. Wenn er so weiter flog, würde er wahrscheinlich zwei Kilometer außerhalb des Raumhafengeländes niedergehen. Er rezitierte noch einmal die Prozedur für einen Kurvenflug und verlagerte dann das Gewicht. Eine leichte Verschiebung der Arme ließ ihn in eine sanfte Kurve eindrehen. Nur wenig später sah er statt auf die Wälder hinter Waterloo auf die Abraumhalden um Waterloo. Für ihn war weder der eine, noch der andere Anblick wirklich erbaulich. Er beendete seinen Kurvenflug, indem er sich selbst neu austarierte. Das einzige, was ihn nun wirklich erfreuen konnte, war der Anblick des Clanners. Egal wie viel der bei seinem Absturz zuvor gut gemacht hatte und egal wie gut er seinen Flug kontrollieren konnte, nun war die Zeit des Wingsuits tatsächlich gekommen. Der Elementar zog ohne Chance auf eine bessere Gegenwehr in 100 Meter Entfernung an ihm vorbei und sackte durch als wäre er in einem unsichtbaren Expressfahrstuhl gefangen. Ein hastiger Blick auf den Höhenmesser zeigte, dass ihnen beiden noch etwas mehr als 3000 Meter über Grund blieben um diesen Händel auszufechten. Wahrscheinlich war, dass es der Clanner bis zur letzten Sekunde aushalten würde.
Sie müssen mindestens 400 Meter Höhe zu ihm gewinnen um auf der sicheren Seite zu bleiben, hatte ihm der Zugführer eingeschärft. Wenn er sieht, dass er verliert, wird er seinen Fallschirm erst im allerletzten Moment öffnen und es besteht eine gute Chance, dass er dabei auch auf sein Ableben spekuliert, wenn er nur als letzter öffnen kann und den Test für seinen Clan entscheidet.
Zwar entfernte sich der Clankrieger stetig und unaufhaltsam aus seinem Dunstkreis, aber 400 Meter waren ein Haufen Zeug. Ob er tatsächlich so viel herausschinden konnte, wusste Oleg nicht und eigentlich wollte er auch nicht so lange warten müssen. Er konnte nur hoffen, dass der Clanner nicht ganz so irre war, wie er befürchtete. Aber man musste schon eine Macke haben, wenn man sich überhaupt mit einem Stück Stoff auf dem Rücken aus einem sicheren Flugzeug warf. Die Distanz zwischen beiden wuchs immer weiter und Oleg musste noch einmal eine Schleife fliegen um nicht auf der anderen Seite aus dem Gelände des Flugplatzes hinauszugleiten. Die neue Richtung zeigte direkt Richtung Waterloo, was noch weniger begeistern konnte, denn das letzte, was sich Oleg wünschte, war direkt in die Häuserschluchten hineinzufallen. Er musste noch einmal drehen und das, obwohl der Höhenmesser bereits die 2000 Metermarke unterschritten hatte. Er hatte nicht mehr allzu viel Zeit, bis er den Fallschirm öffnen musste.
Seinen Gegner schien das kalt zu lassen. Oleg konnte erkennen, dass er zu ihm aufblickte und darauf wartete, dass ihm die Muffe ging. Er würde mit Sicherheit nicht als erster öffnen. Zumindest würde er das nicht wollen. Dabei waren die Auswirkungen von Olegs ‚Tragflächen’ bereits deutlich zu sehen. Auch wenn es schwer war ohne Begleitmaße etwas einzuschätzen, musste der Elementar bereits deutlich unter ihm sein, vielleicht die geforderten 400 Meter, vielleicht auch weniger. Oleg blickte nun immer häufiger und immer drängender auf den Höhenmesser am Arm. Die Nadel zitterte sich den 1000 Metern entgegen, aber der Elementar machte noch immer keine Anstalten nach der Reißleine zu greifen. Er musste bereits weit im roten Bereich sein, der bei der großen 1 begann. Oleg korrigierte seinen Flug noch einmal um weiterhin auf seinen Gegner sehen zu können. Der hatte immer noch nichts gemacht.
„Zieh endlich!“, fluchte Oleg in seine Maske hinein, doch weder konnte der Elementar das hören, noch konnte es ihn stören. Er musste doch längst seine Niederlage einsehen, doch andererseits waren das wahrgeborene Clanner. Die gingen auch sehenden Auges in den Tod, wenn es die Niederlage nach den Bedingungen des Tests abwand. Auch Olegs Anzeiger war in der Zwischenzeit in den roten Bereich marschiert und dennoch passierte nichts. Er hatte selbst keine Wahl, er musste gleich ziehen, denn im Gegensatz zu einem Clanner hing er am Leben.
Der Elementar blickte stetig zu ihm auf, wie ein Raubtier, das auf seine Beute wartete, doch noch hatte er nicht bekommen, was er sich wünschte. Und er wollte sie bekommen, selbst wenn sie sich wehrte. Doch in diesem Augenblick sah der Clankrieger nach unten und wie aus einem plötzlichen Impuls heraus zerrte er noch einmal an der Reißleine seines Schirms. Doch da war es bereits zu spät. Noch ehe sich der Schirm völlig entfaltet hatte, knallte der Elementar mit voller Fahrt auf den Boden. Der sich gerade erst aufblähende Fallschirm bedeckte ihn nur noch wie ein Leichentuch.
Oleg selbst hatte die Reaktion des Clanners gesehen und selbst wenn er das weitere Schauspiel aus seiner Perspektive nicht erkennen konnte, löste er sofort seinen eigenen Schirm aus. Der Öffnungsschirm sprang bei knapp 650 Metern aus seiner Verankerung und riss den Fallschirm hinter sich her. Oleg schien es als würde er eine Treppe hinabstürzen und mit voller Gewalt vor der Kellertür landen. Es zerrte ihn brutal ins Gurtzeug, als der Schirm sowohl die vertikale als auch die horizontale Bewegung abrupt abbrach. Der Brustgurt schien im den Magen samt Inhalt in die Atemmaske pressen zu wollen, doch er konnte sich gerade noch beherrschen. Nun, aber musste er dringend die Steuerleinen seines Schirms zu fassen bekommen, was aber dank seines Anzugs alles andere als einfach war. Eigentlich hätte er die Ärmel einfach nur nach hinten schieben müssen um ausreichend Bewegungsfreiheit zu erlangen, aber für so was hatte er einfach nicht mehr die Zeit. Nach zwei ruckhaften Bewegungen hatte er die Kunstseide am Anzug abgerissen und konnte endlich die Steuerleinen packen – gerade noch rechtzeitig um ein Trudeln zu verhindern. Er musste sich hart in eine Linkskurve werfen um dem Rechtsdrift zu begegnen – was ihn aber unglücklicherweise vom Windsack wegführte. Immerhin, er hatte noch 200 Meter bis zum Boden, aber er konnte sehen, dass er nicht mehr auf dem Flugfeld landen würde. Eine Wiese würde es auch tun müssen. Vor allem aber hatte er keine Ahnung, von wo der Wind wehte. Es war ihm zu diesem Zeitpunkt auch schnurzpiepegal. Er erinnerte sich nur noch an die letzten Worte des Ausbilders, die er ihm immer und immer wieder eingehämmert hatte.
Und während sie auf die letzten 30 Meter über Grund zusteuern, schließen sie noch einmal die äußeren Kammern, nehmen kurz Fahrt auf um sie dann wieder zu öffnen, ihren Auftrieb zu vergrößern und ihre Fallgeschwindigkeit damit im letzten Augenblick auf erträgliche Maße zu reduzieren.
Die Fallgeschwindigkeit konnte er auf diese Weise vielleicht auf wenige Meter pro Sekunde drücken, aber nicht seine horizontale Geschwindigkeit. Wie es ihm schien, flog er mit Sportwagentempo auf den Erdboden zu. Als er den ersten Kontakt zu Mutter Erde wieder herstellte, musste er schnell erkennen, dass er viel zu schnell war, um mitzulaufen. Er stolperte, fiel und kugelte mit seiner ganzen Ausrüstung über den Boden wie ein nasser Sack Kartoffeln.
Oleg hatte es irgendwie geschafft. Er würde zwar ein paar blaue Flecken davon tragen, vielleicht auch die eine oder andere Schürfwunde, aber er hatte es geschafft. Er hatte diesen Wettkampf überlebt. Ob er ihn tatsächlich gewonnen hatte, ob der Elementar noch lebte oder nicht, war ihm zu diesem Zeitpunkt völlig gleich. Er riss sich nur noch die Maske vom Gesicht und übergab sich hingebungsvoll.

Wenige Sekunden später waren Begleitmannschaften bei ihm und befreiten ihn aus Steuerleinen, Gurtgeschirr und was er sonst noch bei seiner einzigartigen Landetechnik mitgenommen hatte. Seine Lanzenkameradinnen, die den Sprung aus sicherer Warte beobachtet hatten, halfen ihm wieder auf die immer noch zittrigen Beine.
„Gar nicht mal so schlecht für einen Anfänger“, brummte Vittorio Gomez, der zwischenzeitlich ebenfalls aus dem Rückholwagen gestiegen war.
„Aber die Landung müssen wir beim nächsten mal auf jeden Fall noch üben und die Gleitkonturierung lässt auch noch zu wünschen übrig. Der nächste Sprung wird garantiert besser werden“, fügte er brottrocken hinzu.
„Nicht noch einmal. Nicht noch einmal“, war die einzige wirkliche Reaktion, zu der Oleg zu diesem Zeitpunkt in der Lage war. Eine emotionale Reaktion. Und eine die er wahrscheinlich für den Rest seines Lebens beibehalten würde.

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Krieg ist ein Überdruß an Frieden
15.01.2007 14:55 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Thorsten Kerensky
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Stöhnend rieb Jara sich den schmerzenden Nacken und wartete, bis die Nadelstiche etwas an Qual verloren. Wieso bloß kannten die Claner kein Wochenende? Jeder Tag war gleich und jeder Tag war anstrengend. Für jeden Tech war er das und für die junge Söldnerin ganz besonders.
Frühes Wecken, nur wenig Zeit für die Morgentoilette, danach Frühstück und an die Arbeit. Schichten zu neun Stunden mit einer Stunde Mittagspause. Jara arbeitete nur sechs Stunden, dafür kamen für sie täglich zwei Stunden Sport und zwei Stunden Unterricht hinzu. Mittlerweile hatte sie sich an die tägliche Zeit mit dem Sternencommander gewöhnt. Jorge war zwar meistens kurz angebunden und ruppig, aber die junge Frau hatte das Gefühl, dass sie seine Wertschätzung gewonnen hatte und ab und an gelang es ihr, ein paar Informationen zu sammeln, die später wichtig werden konnte.
Ein gebellter Befehl von einem SeniorTech riss sie aus ihren Gedanken und seufzend wandte sie sich wieder dem Mech zu, den sie wartete. Die Claner ließen sich viel einfallen, um auch während der Zeiten ohne Kampf ihre Techs beschäftigt zu halten. Reine Schikane, aber vermutlich war das ihre Art, Widerstand im Keim zu ersticken. Müde Leibeigene waren sicher leichter zu bändigen als gelangweilte.
Als sie wenig später als erste die Arbeit einstellte – eine Stunde vor dem Rest der Techs – spürte sie wie üblich die kalten Blicke des Neides, die ihr folgten. Sie versuchte, diese Blicke zu ignorieren, ging duschen und sich umziehen. Eigentlich ein wenig sinnlos, da sie spätestens nach dem Sport und Nahkampftraining verschwitzt, verdreckt und stinkend sein würde, aber nach der Arbeit tat das warme Wasser auf ihrer Haut einfach gut.
Sie war pünktlich in dem kleinen Raum, den Jorge für seine Unterweisungen nutzte, wie immer. Nur war diesmal der Elementar noch nicht da.
Etwas verwundert nahm Jara dieses ungewöhnliche Ereignis war und begann, sich in Geduld zu üben. Es dauerte nicht lange und die Tür öffnete sich zischend und ein Mann betrat den Raum, den die Rose der Chevaliers bislang nur aus großer Distanz gesehen hatte. „StarCaptain Markus?“
„Es sieht so aus, AsTech.“
„Kommt StarCommander Jorge nicht?“
Der Mechkrieger musterte sie kühl. „Ich übernehme seine Aufgabe und werde dich von jetzt an betreuen. Ist das ein Problem für dich, franeg?“
„Neg, StarCaptain. Aber ich verstehe es nicht.“
Der Wolfskrieger seufzte leise. „Ich verstehe es auch nicht, AsTech. Es ist eben ein Befehl.“
„Bin ich nicht Leibeigene von StarCommander Jorge, frapos?“
„Neg, AsTech. StarColonel Onyx sieht dich als Leibeigene des Wolfsclans an.“
Die Kriegerin begann, die neue Situation im Kopf zu verarbeiten, ihre Gedanken legten Überstunden ein. Das System der Clans war ihr noch immer fremd und sie versuchte zu bewerten, ob der Wechsel ihrer Ausbilder ihre Lage verbesserte oder verschlechterte.
„Was bedeutet das? Ist das besser, als Leibeigene von einem Mann zu sein, frapos?“
„Pos. Für dich ist es das sicherlich. Es zeigt, dass der StarColonel dich für wichtig genug erachtet, mehr als eine normale Leibeigene zu sein.“
Die blonde Frau zögerte, ehe sie darauf einging. „Ich werde zur Kriegerin, franeg?“
„Das ist schwer zu sagen. Wenn du die Kampfweise der Clans so schnell lernst wie unsere Sprache, dann besteht die Möglichkeit, dass man dich in den Touman des Clans adoptiert. Bis jetzt hast du dich gut gehalten. Du hast einen Positionstest gewonnen, deine Leistungen im Training sind für eine freigeborene Frau akzeptabel und du lernst das Wesen der Clans erstaunlich schnell kennen. Aber bis du den Status eines Kriegers erreicht hast, liegt noch ein langer Weg vor dir.“
Jara bekam einen Verdacht. „Du findest die Idee, dass ich Clankriegerin werden könnte, nicht gut, frapos?“
Markus Blick wurde finster, sie schien einen wunden Punkt getroffen haben. „Das geht dich nichts an, AsTech!“, blaffte er. „Jorge scheint dich viel zu nachsichtig behandelt zu haben! Ich werde nicht so schwach sein. Und jetzt beginnen wir mit dem Unterricht, wir haben genug Zeit an Nichtigkeiten verschwendet!“
Na klasse, schoss es der Frau durch den Kopf. Jetzt wusste sie zwar, wo dran sie war, dafür hatte sie es sich schwerer gemacht, als nötig. Sie hoffte, dass sie Markus wieder besänftigen konnte, aber das würde viel Arbeit und Mühe kosten und nicht einfach werden.

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Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

15.01.2007 21:02 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
eikyu eikyu ist männlich
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Während Kitty den Cavalry flog, gab Dominik über Funk durch: „Hier Sneaker One. Checkpoint 4 passiert, unterwegs zum nächsten Checkpoint. Bisher nichts zu sehen“
Der Cavalry war auf Patrullierenflug, während der Rest der Chevaliers sich mit den "Duellen" gegen die Clanner vergnügte. Zwischendurch hatten sie Sensoren an Checkpoint zwei platziert. Nichts Besonderes bisher.
Auf der anderen Seite der Leitung kam von Metellus ein: „Ver…“
Weiter kam er nicht, denn plötzlich hörte er ein Kratzen. Kitty machte sich bemerkbar.
„Hic canes domoni sunt“ flüsterte sie. Es gab eine kurze Pause…dann bestätigte Metellus.
„Hicwas?“ fragte Dominik erntete aber nur ein Kopfschütteln von Kitty.
Er wusste nicht, dass sie etwas gesehen hatte, nichts genaues…ein Blinken als die Sonne auf eine spiegelnde Fläche traf, die sich bewegte. Nur durfte Kitty den Kurs nicht ändern, auch wenn ihr Bauchgefühl ihr sagte, das sie abdrehen sollte.

Metellus sah sich die Karte an, berechnete wo ungefähr der Cavalry gewesen war, als Kitty auf Latein sagte, das die Hunde des Herrn hier waren. Eine schöne Umschreibung für die Wölfe. Das Kitty Latein sprach, zeigte das sie sich sicher war, das dort etwas war, aber nicht sagen konnte was.
30.01.2007 20:26 eikyu ist offline E-Mail an eikyu senden Beiträge von eikyu suchen Nehmen Sie eikyu in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie eikyu in Ihre Kontaktliste ein
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"Das Leben ist das was einem passiert, während man andere Pläne schmiedet." John Lennon

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31.01.2007 18:31 Ironheart ist offline E-Mail an Ironheart senden Beiträge von Ironheart suchen Nehmen Sie Ironheart in Ihre Freundesliste auf
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14. November 3065
Goldbachtal, Sachsen
Thannhausen, Clan Wolf Besatzungszone


„…und dieses Areal hatten wir uns für unseren Zusammenstoß mit den Wölfen ausgesucht. Unserer Ansicht nach die beste Stelle.“, erklärte Major Rögers und verwies auf das Gelände um sich.
Von der Position aus, an der sie standen konnte man in einen riesigen Talkessel hinabsehen. Zerschnitten wurde er nur von einem größeren Bach und einer zweispurigen, gut ausgebauten Straße. Sie führte durch die Furt auf der nordöstlichen Seite herein, hielt sich am Bach und verließ das Gebiet zusammen mit ihm durch eine Klamm im Süden. Der größte Teil des Kessels war offenes Weideland, das kaum eine Deckung versprach, die Hänge im Süden, Westen und Nordosten hingegen so schroff das an ein erklettern gar nicht zu denken war. Im Osten hingegen, wo sie gerade standen, stieg der Berghang deutlich sanfter an, wie die Tribüne eines antiken Theaters. Der Hang war mit dichten und lichten Waldstücken bedeckt; Spuren einer selektiven Forstwirtschaft; und versprach gute Versteckmöglichkeiten für diejenigen, die sich darauf vorbereiten konnten.
„Sieht wirklich gut aus“, brummte Scharnhorst, nachdem er das erste Panorama auf sich hatte wirken lassen, „Ein prächtiges Gelände. Aber wieso sollten die Clanner ausgerechnet hier entlang kommen wollen?“
„Sie werden, dafür wird schon gesorgt.“, erwiderte der Major zuversichtlich.
„Wirklich? Und was macht sie so sicher, dass es keine Alternativen gibt?“, wollte der Chevalier voller Skepsis wissen.
Doch genau diese Art von Fragen schien der Major erwartet zu haben. Es nötigte ihm kaum mehr als ein müdes Lächeln ab.
„Wenn sie nach Ergenwalde wollen, haben sie theoretisch drei Möglichkeiten. Sie können fliegen, sie können über See kommen oder sie nutzen eine der drei Straßen, die dorthin führen.“, dozierte Rögers, „Durch die Luft zu kommen ist angesichts der Anwesenheit feindlicher Luft-/Raumjäger im Moment keine wirklich gute Idee. Abgesehen davon haben sie hier nicht besonders viele Landungsschiffe, die gleichzeitig Mechs, Panzer und noch einiges an Fußtruppen transportieren können. Vollkommen gleichgültig ob diese Wachspinner auf so eine irre Idee kämen oder nicht, so einen großen Pott müssen sie erst einmal irgendwo landen können und so viele Plätze an denen man ein riesiges Überraschungsei herunterbringen könnte, gibt es hier nicht. Faktisch ist der Talkessel hier abermals die letzte Möglichkeit vor der Stadt. Oder sie würden die halbe Ortschaft abfackeln, was ausgesprochen kontraproduktiv in ihrem Sinne wäre.
Über See könnten sie es vielleicht auch versuchen, aber vom Einschiffen in Odenham bis zum Eintreffen in Ergenwalde vergehen mehr als zweieinhalb Stunden und einen näheren Hafen gibt es nicht. Bis dahin wären sämtliche Widerständler bereits über alle Berge, schließlich bleibt alleine das Einschiffen einer solchen Truppe nicht unbeobachtet. Mit Seaskimmern könnte man unter Umständen schneller sein, aber wir haben hier keine Tragflächenboote oder Bodeneffektfahrzeuge, erst recht keine so großen, dass man schwere Mechs und Panzer darauf verladen könnte.
Bleibt also nur die Straße und es gibt genau drei Straßen nach Ergenwalde. Die Küstenstraße, die durch Ergenwalde geht und eine Nord- und eine Südpassage bietet und die direkte Strecke hier durchs Goldbachtal. Für die Nordpassage müssten unsere lieben Clanner einen gewaltigen Umweg fahren, der sie gut und gerne sechs Stunden Zeit kostet und durch mehrere Ortschaften führt, die Ergenwalde vorwarnen könnten. Die Südpassage wäre mit Sicherheit interessanter, aber… hatte ich vergessen zu sagen, dass sie wegen Bauarbeiten bereits seit anderthalb Monaten vollständig gesperrt ist? Damit verbleibt noch genau eine Strecke für die Wache und ihre Speichellecker auf der sie schnell und mit ihrem ganzen Gerödel den Ort des Geschehens erreichen können. Und die liegt hier vor uns.“
„Was macht sie so sicher, dass ihnen wirklich nur diese eine Strecke bleibt?“
„Immer noch am zweifeln?“, fragte der Major mit einem Grinsen, „Es ist Erfahrung. Erfahrung und Beobachtung. So wie die Wache unsere Aktivitäten beobachtet, behalten wir ihre im Auge. Und momentan haben die Wachangehörigen Wendlin verlassen um sich zu ihrer Zentrale auf Sachsen zurückzuziehen.“
„Sie haben sich zurückgezogen anstatt sofort hierher aufzubrechen?“, fragte Scharnhorst erstaunt.
„So wie es aussieht holen sie lieber erst einmal neue Order und Informationen ein, bevor sie aufbrechen. Mag sein, dass sie skeptisch sind, Captain Scharnhorst. Aber die Typen von der Wache sind nicht nur Arschkriecher, sie sind auch paranoid.“



Finton, Sachsen
Thannhausen, Clan Wolf Besatzungszone


„Der Bericht ist sehr knapp ausgefallen, Sterncaptain Roves.“, stellte Sterncolonel Jorado knapp angebunden fest.
„Er enthält alle Daten und Fakten, die wir in diesem unbedeutenden Ort gewinnen konnten.“
„Nicht sehr viel, franeg?“
„Neg. Die entscheidenden Kräfte müssen es vorzeitig geschafft haben, das Areal zu verlassen. Drei Personen, die wir gezielt gesucht haben, waren nicht auffindbar.“
„Das ist nicht gut. Es scheint so, als wären sie nicht überraschend genug eingefallen, frapos?“, bemerkte der Sterncolonel wenig gerührt.
„Pos“, gab Roves zähneknirschend zu, „Der Widerstand versteht sich immer besser darauf unsere Bewegungen zu erkennen und zu deuten. Auf diese Erkenntnis habe ich schon vor zwei Wochen hingewiesen.“
„Dann bin ich die falsche Adresse, bei der sie sich beschweren. Das müssen sie bei sich selbst machen. Offensichtlich sind ihre Manöver zu durchsichtig. Sie werden sich den Gegebenheiten anpassen müssen.“, erwiderte Jorado ungerührt. Die Nutzung der dritten Person statt des üblichen, kollegialen Tons war dabei ein weiterer Wink, der andeutete, wie unzufrieden der Kommandant tatsächlich mit der Lage war.
Dem Sterncaptain blieb nichts als vor Wut zu schnauben. Was auch immer er versuchte, der Sternencolonel verlangte mehr. Wenn man auf 110% Leistung war, verlangte er 115%. Er war es ja auch nicht, der dort draußen operierte. Er hatte den Kommandobunker für sich requiriert und residierte hier wie die Spinne im Netz. Er ließ sich die Informationen zukommen oder leitete sie nur weiter wenn es nötig war, aber es war im völlig gleich, wie sie gewonnen wurden. Sicher war nur eins: er wollte mehr. Immer mehr.
„Gibt es einen neuen Auftrag für mich, Sterncolonel?“, erklärte er daher zerknirscht.
„Pos.“, erwiderte der Kommandant kühl.
„Die Söldner in Waterloo?“, fragte Roves hoffnungsvoll. Selbst wenn er mit einer völlig anderen Aufgabe betraut war, hatte er bereits von diesen neuen Eindringlingen gehört.
„Nein, darum werde ich mich persönlich kümmern. Es gibt auch auf anderen Kontinenten noch Aktivitäten und da ihr Jagdsternhaufen momentan auf Sachsen stationiert ist, hätte ich da eine andere Situation von ihnen zu klären…“
Für Sterncaptain Roves war die Lage damit klar. Selbst wenn die Mammonkrieger in Waterloo der größte Brocken war, den die Wache in den letzten Monaten, wahrscheinlich sogar Jahren, serviert bekommen hatte, sah es der Sterncolonel nicht als nötig an, die Kräfte auf diese Mission zu konzentrieren. Stattdessen schickte man ihn und seine Leute auf eine Phantomjagd am anderen Ende der Welt. Womöglich um ein paar Graffitisprüher oder Denkmalschänder in irgendeinem Hinterweltlerkaff zu fassen. Belanglosigkeiten im Vergleich zur Aufgabe die ihnen im Bergbauort auf Pommern bevorstand.
Und ein eindeutiger Beweis der persönlichen Geringschätzung.
„…Ich möchte, dass sie die Vorfälle in Ergenwalde unter die Lupe nehmen. Die Situation dort wird zunehmend ernster. Es scheint, als wolle der Widerstand die momentane Unruhe zu seinen Gunsten ausnutzen.
Vor zwei Tagen haben sie zwei Züge Solahma aus einem Hinterhalt heraus zusammengeschossen. Und vor einer Viertelstunde wurde mir das hier übermittelt.“, erklärte der Sterncolonel und reichte dem Untergebenen einen Compblock. Selbst wenn er von diesem Auftrag alles andere als begeistert war, reichte das, was Sterncaptain Roves zu lesen bekam, dennoch aus um ihm die Sprache zu verschlagen.
„Sie haben die Wache der Garnison mit schweren KSRs angegriffen? Waren die Scheiben nicht aus Transpex?“, fragte er entgeistert als er den Bericht überflogen hatte.
„Pos, waren sie. Aber die Rebellen haben nicht auf die Scheiben geschossen, sondern direkt aufs Mauerwerk. Wir neigen immer wieder dazu zu vergessen, dass verschiedene Elemente dieses Untergrunds früher einmal in den Kasernen ihren Dienst verrichtet haben, die nun von unserer eigenen Garnison genutzt werden. Diese Elemente kennen die örtlichen Gegebenheiten bis ins Detail. Also wussten sie auch, dass das Mauerwerk im Gegensatz zu den Scheiben aus einfachem Backstein bestand und weniger Widerstand leisten würde als das hochwertige Scheibenmaterial. Wie sie ja lesen können, hat man das Mauerwerk erst mit drei Raketen perforiert und dann noch eine Inferno durch die Breschen hinterhergeschossen. Sie haben die gesamte Wache vernichtet. Sie haben sie regelrecht abgefackelt!
Ich gebe ihnen den unmissverständlichen Auftrag, mit ihrem Sternhaufen nach Ergenwalde aufzubrechen und diesen … Umtrieben ein Ende zu bereiten! Ich verlange beim nächsten Zusammentreffen eine eindeutige Erfolgsmeldung von ihnen!“
Die Stimme des Sterncolonel war zum Schluss hin immer spitzer geworden. Ein eindeutiges Anzeichen, dass ihm die Ereignisse nicht gleichgültig waren.
„Aye, Sterncolonel! Ich werde sie nicht enttäuschen!“, erwiderte Sterncaptain Roves, „Ich werde sofort mit meinen Männern aufbrechen.“


Goldbachtal, Sachsen
Thannhausen, Clan Wolf Besatzungszone


„Und dort unten bereiten wir gerade die primäre Falle für die feindliche Truppe vor“, erklärte Major Rögers und verwies auf die Dränage, „Die Rohre wurden schon beim Bau der Straße verlegt und seitdem vergessen. Wenn man sie nicht sucht, fallen sie keinem auf. Und da auf der Strecke nach Ergenwalde mit Sicherheit hunderte vergraben sind, wird auch niemand auf die Idee kommen, jedes einzelne auf mögliche Machenschaften zu untersuchen.
Und da setzt unser Sprengmeister an.
Er lässt gerade das Rohr ausschachten. Danach ziehen wir ein kleineres Rohr ein um die scheinbare Funktion zu erhalten. Der restliche Zulauf wird zugemauert und verdämmt, von der anderen Seite füllen wir dann eine gute Tonne unseres… Badewannensprengstoffs ein. Zwei Stangen militärischer Sprengstoff und neue Zündkapseln; die sie uns freundlicherweise mitgebracht haben; wird das ganze sicher zünden. Die andere Seite verdämmen wir ebenfalls noch und dann hängt es nur noch davon ab, wie und wann die Clanner hier aufkreuzen…“


„Warum ich?“, hörte man es aus dem Dränagerohr unter der Verbindungsstraße jammern.
„Weil es einer machen muss“, erklärte Sergeant Rothmann.
„Und warum ich?“, plärrte es aus dem Abwasserrohr.
„Weil es zu dir passt!“, fauchte Rothmann vor dem Rohr. Er sah wie Schlamm schubweise aus dem knapp 50 Zentimeter messenden Rohr schwappte.
„Erst versuchen mich die Söldner zu ersäufen, dann meine eigenen Leute und jetzt versucht ihr mich hier drinnen zu ersticken! Habt ihr noch nicht genug?“, protestierte die Stimme in der Röhre.
„Halt einfach die Klappe du Stinktier und mach weiter! Irgendeiner muss ja das Rohr frei schaufeln.“, stieß er auf wenig Gegenliebe.


„Was meinten sie mit ‚wann und wie die Clanner hier aufkreuzen’?“
Fährt einer der Panzer vorneweg, zünden wir vor ihm und blockieren die Straße. Fährt einer der Truppenlaster an der Spitze, zünden wir unter ihm.“
Scharnhorst sah seinen Begleiter finster an. Wenn das ein Kampf nach Zellbrigen werden sollte, wurde er bereits an dieser Stelle ins Lächerliche gezogen.
„Sehen sie mich nicht so an. Als Partisan ist man nicht wählerisch – man ist effizient. Solahma, die nicht mehr kämpfen kann, kann auch niemanden mehr gefährlich werden. Es reicht vollkommen aus, wenn wir uns mit begleitenden Mechs und Panzern herumschlagen müssen. Das wird auch so noch schlimm genug“, erwiderte der Major ungerührt und fuhr fort.
„Damit uns die Bande nicht nach hinten abhaut, bereitet unser Feuerwerker gerade einen netten kleinen Felssturz vor, der die Straße durch die Furt unpassierbar machen wird. Damit werden die Clanner in der Falle sitzen und der Rest ist aufräumen.“
„Hört sich viel zu einfach an um so einfach vonstatten zu gehen“, gab Scharnhorst zu bedenken.
„Es muss nicht immer kompliziert sein um zu funktionieren. Und außerdem haben wir die Überraschung auf unserer Seite. Und an diesem Morgen auch noch reichlich Truppen und das erste Mal seit einem guten Jahr auch noch einige Panzer auf unserer Seite.
Dieses mal erhält die Wache die Abreibung, die sie schon so lange gebraucht hat!“, freute sich der Major.
„Und wann wird es so weit sein?“
„Die Wache ist unberechenbar, aber wenn man davon ausgehen darf, dass wir uns in der Zwischenzeit interessant genug gemacht haben, werden sie ihren Bau mit Sicherheit schon bald verlassen.
Ich gebe uns noch zwischen 16 und 26 Stunden, bis sie hier aufkreuzen. Bis dahin sollten ihre Leute ebenfalls passende Verstecke gefunden haben. Aber wie es den Anschein hat, gibt es hier ja mehr als genug Gelegenheiten.“, erwiderte Rögers und verwies auf die Baumgruppen entlang des Hangs.


Marie Helene Angström war zusammen mit Yukie Nakama herausgefahren um sich selbst die Gegebenheiten vor Ort anzusehen. Das Tal lag breit und gut einsehbar vor ihnen. Nur einzelne Baumgruppen verstellten die Sicht hinab auf die Straße. Abwechselnde Licht- und Schattenverhältnisse spielten mit der Landschaft und wenn noch einige Vögel gezwitschert hätten, hätte man von einer wildromantischen Gegend sprechen können.
Wären an diesem Morgen nicht auffällig viele Waldarbeiter damit beschäftigt gewesen, die Wälder hier gezielt zu dezimieren.
Im Gebrüll der Kettensägen ging auch die eine oder andere automatische Grabenfräse unter, die Schützengräben für Infanteristen aushob.
„Da müssen wir nachher aufpassen, dass wir da nicht reinfahren. Quer drüber kommen wir zwar mit Sicherheit, aber wenn wir da längs reinfahren, laufen die Ketten leer und wir stehen da. Für die Clanner würden wir uns wie auf dem Präsentierteller aufstellen.“, gab sich Marie betont besorgt.
„In der Gefahr für uns besteht auch eine Möglichkeit“, erwiderte hingegen die zierliche Asiatin.
„Wenn nahe der Straße an den wahrscheinlichsten Aufstiegsstellen Längsrinnen gegraben werden, könnte sich auch unsere Aufgabe erleichtern.“
„Die Rinnen müssten gut getarnt werden.“
„Das stimmt. Aber es fällt heute genügend Laub und Astwerk an, dessen bin ich mir sicher.“, erwiderte die Lafettenkommandantin.
„Stimmt. Dennoch sollten wir die Augen offen halten.“
„Vorsicht ist in jedem Fall angebracht“, erwiderte Yukie und zeigte ein dünnes, asiatisches Lächeln, das wenig verriet.


Wendlin, Sachsen
Thannhausen, Clan Wolf Besatzungszone


Roves’ Faust knallte auf den Kartentisch.
„Stravag! Diese Surats! Als hätten sie es geplant!“, fauchte er, als er die Situation eingehend studiert hatte.
„Anfliegen können wir dieses Nest nicht, weil Sterncolonel Jorado alle freien Landungsschiffe mit Beschlag belegt hat. Über See können wir nicht schnell genug unbemerkt vorstoßen und über Land bleiben uns gerade mal drei Straßen, von denen die wichtigste momentan unpassierbar ist!“
„Wir könnten die Baustelle umfahren…“, wandte der stiernackige Verhörspezialist ein, wurde aber sofort wieder vom Sterncaptain unterbrochen.
„Sie bessern einen Tunnel aus. Wie sollen wir die Baustelle denn bitte umgehen? Vielleicht quer durch den Wald? Mit den Lastern der Solahma im Rücken?!? Und unser Wagen kommt die Hänge garantiert auch nicht hinauf!“, fluchte Roves.
„Die Nordroute ist ein schlechter Scherz. Dormagen, Fulpitz und Gernoe liegen auf dem Weg. Wenn wir alle drei mit unserer gesamten Truppe passieren, können wir sicher sein, dass mindestens ein Sympathisant dieser stravag Freigeburten sie vorgewarnt hat.
Damit sind wir auf genau eine Straße beschränkt.
Ich weiß nicht wieso, aber ich kann das unbestimmte Gefühl nicht abstreifen, dass hier zu viele Zufälle auf einmal zusammenkommen.“
„Könnte es nicht auch sein, dass die Surats deshalb Störaktionen starten, weil sie sich denken, können, dass wir anderweitig beschäftigt sind? Sei es weil sie von den Mammonkriegern ablenken wollen oder weil sie auf einen Zweifrontenkrieg spekulieren. Könnte es nicht auch das sein, frapos?“, wollte der schmächtigere Begleiter wissen.
„Pos“, gab Sterncaptain Roves nach einer Weile zu, „Es besteht die Möglichkeit, dass sie nur die momentane Verwirrung ausnutzen wollen. Dennoch bin ich nicht davon überzeugt.
Gebt den Marschbefehl an den Sternhaufen aus. Wir brechen so schnell wie möglich auf. Die Truppe soll während des Anmarschs die Augen offen halten.“
„Aye, Sterncaptain!“, erwiderten seine beiden Begleiter und wollten bereits das Besprechungszimmer verlassen als sich der Schmächtigere noch einmal umdrehte.
„Wann werden wir … Ergenwalde erreichen?“
„Viel zu spät“, brummte Roves unwirsch.


Goldbachtal, Sachsen
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„Es wird schwierig werden die Mechs ausreichend zu verstecken und gleichzeitig nahe am Geschehen zu postieren.“, befürchtete Scharnhorst, als sie mit einem Schweber höhere Passagen des Hanges aufsuchten.
„Da ist was dran, aber wir versuchen vier stärkere Waldstücke stehen zu lassen, in denen man die Maschinen zumindest zum Teil tarnen kann. In einem anderen Camp arbeiten ein paar geschickte Hände außerdem noch an einigen Tarnnetzen, die man zusätzlich verwenden kann. Die dortige Zelle ist sich sicher, dass sie pünktlich liefern kann. Ihre beiden Kampfpanzer kamen zwar etwas überraschend zu unserer Kalkulation hinzu, werden aber mit Sicherheit eine gute Ergänzung sein.
Davon einmal abgesehen, wird es ohnehin nur darum gehen müssen, die MAD- und optischen Sensoren so lange zu täuschen, bis die Falle zugeschnappt ist. Wenn die erste Sprengladung hoch gegangen ist, werden auch die stiernackigsten Clanner wissen, was die Stunde geschlagen hat. Von da an geht es sowieso nur noch frontal weiter.
Aber ich bin mir sicher, dass es dieses Mal nicht zu Gunsten der Clanner ausgehen wird.“
„Davon gehen wir alle aus.“, brummte Scharnhorst und wandte sich vom Tal ab.
„Wenn sie genug gesehen haben, sollten wir zurückfahren und die Truppe herholen. Schließlich brauchen auch wir noch ein paar Stunden Vorbereitung.“
„Ja, Vorbereitung auf den großen Schlag“, brummte auch Scharnhorst und stieg in den Wagen.

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„Hau die Gänge nicht so rein!“, rief Germaine und hielt sich mit aller Kraft fest, als sich der massige Highlander mit seinen Sprungdüsen in die Luft erhob und einen Satz über achtzig Meter machte.
SternCaptain Malcolm, derzeit der Pilot des riesigen Mechs, jauchzte dabei vor Begeisterung wie ein kleiner Junge.
„Gute Landung“, kommentierte Germaine, als die massige Maschine aufsetzte wie eine Feder.
Es war wohl wirklich so. Ob man in einer Elementare-Rüstung sprang oder in einem Mech machte nicht wirklich einen Unterschied. Abgesehen von der Masse, die man auf dem Boden aufsetzte.
Als der Highlander sicher stand, fiel er erst in den Schritt und dann in den Trab. Ein paar LKTs der Chevaliers, die unglücklicherweise in Laufrichtung standen, beeilten sich aus dem Weg des fast hundert Tonnen schweren Monstrums zu kommen.
Derweil hatte sich der Anführer der Chevaliers so gut es ging mit beiden Füßen an der Pilotenliege und der Konsole verkeilt.
„Wie wäre es jetzt mit den Waffen?“
Malcolm grinste aufgeregt und steuerte den Mech in Richtung des provisorischen Schießstandes, den die Chevaliers errichtet hatten.
Germaine rückte das KommSet zurecht, dass ihn permanent mit dem Stab verband und rief: „RETTE SICH, WER KANN!“
Malcolm warf ihm daraufhin einen bösen Blick zu, gab sich aber sofort dem Vergnügen hin, die schwere Gausskanone abzufeuern. Es wurde nicht nur das Ziel zertrümmert, ein halb verschrotteter Lkw, die Kugel riss auch noch eine beachtliche Bresche in den Hügel dahinter.
„Jetzt wird mir einiges klar“, brummte der SternCaptain.
Er sah den Chevalier an. „Wie lange habe ich noch, Major Germaine?“
„Oh, sei mein Gast, Malcolm. Bediene meinen Highlander so lange wie du willst.“
Dankbar nahm der Elementare das Angebot an.
Über Germaines Gesicht jedoch huschte ein Grinsen, als er daran dachte, wie er in diese Situation geraten war.
Seine Idee war es gewesen, die als phantasielos geltenden Clanner zu überwinden, indem er sie überforderte.
Das Duell, das er mit SternCaptain Malcolm ausgefochten hatte, war auf dem Schachbrett gewesen. Und er hatte diesen Kampf verloren. Knapp nur, aber dennoch verloren.
Der erfüllbare Wunsch, den er dem SternCaptain anschließend gewähren musste, hatte ihn mehr überrascht als alles andere: Den Highlander des Majors steuern zu dürfen.
Nun stand er hier, in seinem eigenen Cockpit, eingesperrt mit einem stark transpirierenden Elementare und passte darauf auf, dass der Clankrieger seine wertvolle Beutemaschine nicht ruinierte.
Andere Chevaliers waren erfolgreicher gewesen oder hatten einfach mehr Glück gehabt. Aber die rapide abnehmenden Luxusgüter bewiesen, dass längst nicht alle Chevaliers gewonnen hatten. Alleine für das Sumo-Debakel hatten fünfhundert Notrationen den Besitzer gewechselt. Wohlgemerkt, keine offiziellen Notrationen, die auf den Index der Sternenbund-Streitkräfte gehörten.
Chevaliers-Notrationen mit allerlei leckeren Dingen, von Schokolade über Kaffeepulver und Tee bis hin Brotkonserven und Fertiggerichten. Alles in allem mehr als Notrationen.
Wäre Leon nicht so ein hervorragender Koch gewesen und hätte seine Crew nicht die geheimnisvolle Gabe, mit seiner Meisterschaft mitzuhalten, dann wären die Notrationen beliebter gewesen als die tatsächlichen Rationen.
„MOMENT, MOMENT!“, rief Germaine erschrocken, als der SternCaptain das Artemis-Feuerleitsystem für die 20er LSR aktivierte.
Erst nachdem sich Germaine vergewissert hatte, dass alle Ziele ordentlich eingepeilt waren, gestattete er den Abschuss der scharfen Waffen.
Was dieser dann auch tat, mit Freude und Hingabe.

Zwei Stunden später verließen sie die Maschine wieder, nachdem Malcolm den Mech recht elegant wieder in seine Bucht eingestellt hatte. Beide waren durchgeschwitzt, aber es war keine verschwendete Zeit gewesen.
Und sie hatte die Chevaliers nicht mehr gekostet als ein wenig Panzerung nach zu lackieren.
Germaine unterhielt sich angeregt mit Malcolm, während sie die ROSEMARIE wieder verließen. Dabei sahen sie bei einigen der anderen Wettbewerben vorbei, die gerade liefen.
Am skurrilsten kam Germaine dabei das Elementare-ärgere-dich-nicht vor, aber der Stabhochsprungwettbewerb war auch nicht schlecht – wenn man bedachte, womit der Elementare springen musste, damit sein Stab nicht zerbrach.
**
Am nächsten Tag verhielt sich Malcolm gegenüber dem Chevalier mehr als kurz angebunden. Er sprach kaum mit ihm und hatte außerdem seine Gefechtsrüstung angezogen. Wenngleich er den Helm nicht trug. „Heute finden die letzten Wettkämpfe statt“, sagte er schließlich doch. „Und? Wird Clan Wolf im Exil damit zufrieden sein?“
„Ich denke, die Exilwölfe werden sich über den Eifer meiner Leute nicht beklagen können“, erwiderte Germaine ernst.
„Werden die Chevaliers wieder abfliegen, wenn die Wettkämpfe vorbei sind?“
„Nicht sofort. Ich bringe meine Vorräte wieder auf Norm und gönne meinen Leuten noch etwas Spaß.“
Dies schien dem SternCaptain nicht zu passen. Er brummte kurz und hüllte sich wieder in Schweigen. Kurz darauf verabschiedete er sich und fuhr wieder in seine Kaserne am anderen Ende der Stadt.
„Was ist denn mit dem los?“, fragte SternCommander Elegy, seine Verbindungsoffizierin zu Clan Wolf im Exil. Und seine Verbindung zu einigen Erlebnissen in der Vergangenheit, die er in ihrer Gegenwart gerne vergessen hätte. „Bisher war er doch so versessen auf diese Spiele.“
Germaine runzelte die Stirn. „Er wurde weg geboten, Elegy.“
Die ehemalige Jadefalkin sah über die unbotmäßige Ansprache hinweg, so wie sie Germaine sehr viel verzieh. Nachdem man sich gepaart hatte, wie sie es ausdrückte, sollte man nicht schüchtern sein. „Dann steht der Angriff der anderen Wölfe also kurz bevor“, zog sie ihre Schlüsse.
Germaine wollte antworten, aber ein Anruf vom Mobilen HQ unterbrach ihn. „Imperator“, klang die Stimme von Metellus auf.
Der Major rückte den Bügel zurecht. „Sprich, Zenturio.“
„Hic Canes Domini sunt. Zweiter Checkpoint.“ Germaine nickte dazu. Einmal für sich und einmal für Elegy.
Die Clannerin verstand und strahlte über ihr ganzes Gesicht.
„Stille Bereitschaft. Und keine Eile. Wir haben mindestens noch zwei Stunden, verstanden, Zenturio?“
„Verstanden, Imperator.“
Die Verbindung deaktivierte sich, und nur ein geübtes Auge würde in der Art wie sich das Verhalten der Offiziere geringfügig änderte, ein Zeichen darin sehen, was bald geschehen würde.
„Werden sie einen Batchall abhalten?“, fragte Elegy und schüttelte dann den Kopf. „Nein, werden sie nicht. Sie werden angreifen, hart zuschlagen und hoffen, möglichst viele von uns zu erwischen. So viel haben sie dann doch von der Inneren Sphäre gelernt.“
„Wie ironisch“, brummte Germaine. „Das Marco Hall ausgerechnet uns dazu angehalten hat, Zellbrigen einzuhalten…“

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Das war es also. Germaine Danton betrachtete das Feld vor sich und gestattete sich ein sehr dünnes Lächeln. Die Wracks des Sprinters, der Nova und der Sturmkrähe brannten, dichter Rauch stieg von ihren Positionen auf. Wahrscheinlich war das Myomer in Brand geraten, kein Wunder, nachdem es von einer entfesselten kalten Fusion angesengt worden war. Immerhin sechstausend Grad.
„Archangel von Knave, Bericht“, sagte Germaine leise.
„Knave von Archangel. Binärstern zieht sich weiter zurück. Befehle?“
„Ziehen lassen. Ich denke, wir haben diesem arroganten Bastard gezeigt, wer Herr im Ring ist.“
„Ich könnte mir noch den Uller holen, Sir. Besser als wenn sie ihn reparieren und wieder gegen uns ins Feld schicken. Außerdem würden die Wölfe angemessen entsetzt sein, wenn wir sie so nahe an ihren Landungsschiffen schnell und hart treffen.“
„Knave von Prince. Sir, ich rate davon ab. Lassen Sie die Clanner ihn reparieren und wieder gegen uns antreten. Solange die Wölfe denken, dass sie eine Chance gegen uns haben, werden sie kämpfen. Und das ist doch genau was wir wollen. Noch besser, dass sie weitere Truppen vom Hauptkontinent abziehen.“
„Knave von Archon. Ich stimme zu. Wenn wir sie zu hart anschlagen, dann warten sie womöglich auf Verstärkung aus dem All. Gelingt es ihnen, uns festzusetzen, sind wir einer Übermacht ausgeliefert. Und das ist nicht in unserem Interesse.“
„Wie festsetzen, Archon?“
„Ein einziger erfolgreicher Angriff gegen einen unserer Lander, der eine Werftreparatur erfordert, zwingt uns an den Boden. Die Wölfe haben die Garnison von Waterloo weg geboten, Sir, aber ein Selbstmordangriff wäre sicherlich trotz allem ganz nach deren Herzen. Soweit ich weiß, haben Sie damit Erfahrung, Knave.“
Germaine schluckte hart. Er wusste noch zu genau, als wäre es gestern gewesen und nicht schon mehr als ein Jahr zurück, wie die Solahma unter seinen Verbündeten bei den Geisterbären mit Sprengstoffpäckchen unter Kendas Ronin gewütet hatten. Oh ja, und für die alten Riesen war es auch noch eine Ehre gewesen, so zu fallen.
„Archangel, verstanden? Weiter beobachten, aber nicht angreifen.
Metellus von Knave.“
„Ja, mein Imperator?“
„Wir gehen vom Alarm runter. Teil die Wachen ein, Zenturio.“
„Verstanden, mein Imperator.“
„Kiki von Knave.“
„Kiki hört.“
„Captain, ich will ab jetzt immer ein Auge oben haben.“
„Jawohl, Sir.“
„Knave verlässt Position, ich wiederhole, Knave verlässt Position.“
Seufzend schwang Germaine seinen Mech herum und ließ ihn vom Schlachtfeld zurück zum kleinen Raumhafen traben. Dazu hallten über den Gefechtsfunk die Befehle von Metellus auf, mit denen er einen Wachparametern aus Panzern und Infanterie aufstellte.
Eine Lanze Panzer, eine Lanze Mechs, jeweils in Vier-Stunden-Schichten, stellte Germaine beruhigt fest. Der Rest blieb in Bereitschaft.

Nachdem Germaine seinen Highlander abgestellt hatte, ging er direkt ins Mobile HQ.
„Nun, Juliette, wie sieht es aus?“
Captain Harris, die Chefin des Stabes, winkte den Major in seinen Sessel. Eine Ordonnanz aus der Küche servierte Kaffee.
„Ich bin noch bei der Analyse. Aber ehrlich gesagt, ich habe noch nie solche verrückten Clanner erlebt. Die waren ja paranoider als Capellaner.“
„Paranoid zu sein heißt nicht, dass du nicht auch Grund dazu hast“, tadelte Germaine. „Ich will die Aufzeichnung auf dem Holotank sehen.“
Einer der KommTechs nahm die entsprechenden Einspielungen vor und kurz darauf erwachte der Tank zum Leben. Deutlich konnte man eine Karte des Umlandes einsehen, in einem Umkreis von sechs Kilometern.
Zentral lag der Raumhafen mit der ROSEMARIE und dem Mobilen HQ in ihren Eingeweiden. Ein Teil Waterloos war zu sehen, dazu kamen die alten Positionen der Einheiten der Chevaliers. War das wirklich erst eine Stunde her?
Eingespielt wurden auch die vier Sensorenpunkte, die rund um das Lager angelegt worden waren.
„Echtzeit. Ich will den Funk dazu hören.“
„Ja, Sir.“

Am Checkpoint zwei erschienen fünf Blips, die vom Bordcomputer schnell als feindlich eingestuft worden. Der einsame Puma, der dort Wachdienst schob, wurde sofort unter Feuer genommen. Die wendige Maschine, die derzeit von Katana gesteuert wurde, warf sich sofort herum und gab Fersengeld. Die Wölfe nahmen das Angebot nur zu gerne an, denn immerhin folgte ihnen ein schwerer Stern, der kurz darauf in Erfassungsreichweite geriet.
„Feuer einstellen!“, hörte er seine eigene Stimme über den offenen Kanal. „Wolf-Einheiten, Feuer einstellen!“
Der Puma hatte es mittlerweile geschafft, zu dem eilig hinaus eilenden Highlander zu fliehen und hielt sich knapp sechshundert Meter von den Clansmaschinen entfernt. Damit war er immer noch in Trefferreichweite für die überlegenen Clanwaffen, aber die leichten und mittelschweren Mechs würden erhebliche Mühe haben, sich zuerst durch den Highlander und dann durch ihre eigene Panzerung zu nagen.
Die Clanner verharrten. Nicht aus Angst, sondern weil ihnen der zweite Stern folgte. Sobald der eintraf, das wussten alle Beteiligten, würde der Sturm weitergehen.
„Seit wann greifen die Wölfe ohne Batchall an?“, rief der Major entrüstet. „Im Namen des Sternenbunds, ich verlange eine Entschuldigung und den sofortigen Rückzug Ihrer Truppen!“
„Ich bin SternCommander Wilson vom 19. Garnisonssternhaufen. Die Krähen der Inneren Sphäre schreien immer nach Batchall, wenn es ihnen in den Kram passt. Wir sind nicht bereit, Batchall zu gewähren, damit du deine Einheit kampfbereit bekommst, Stravag.“
„Mein Name ist Major Germaine Danton von den Dantons Chevaliers! Ich verlange, dass der Batchall gehalten wird, oder ich werde Zellbrigen nicht beachten!“
Germaine wusste wie lächerlich das aussehen musste. Immerhin waren nur fünf Mechs im Erfassungsbereich der Clanner. Alle anderen hatten sich auf die Lander zurückgezogen und mussten deaktiviert sein. Eine leichte Beute, wenn es den Wölfen gelang, in die Schiffe einzudringen. So musste es zumindest auf sie wirken. Auch die Anzahl der von ihnen eher gering geschätzten Panzer war klein. Genauer gesagt befand sich nur die Artillerielanze auf Patrouille und strebte nun mit Höchstfahrt auf das Geschehen zu.
„Zellbrigen gilt nicht für euch Surats aus der Inneren Sphäre!“, blaffte der SternCommander. „Ihr seid keine Clanner! Aber ich werde dir gerne etwas darüber beibringen, falls du die Schlacht überlebst und ich dich zu meinem Leibeigenen mache, Germaine!“
Der Wolf ließ seinen Nachnamen bewusst weg; das war die Art der Clankrieger, die in Nachnamen einen Titel sahen, der einen besonderen Verdienst für die Allgemeinheit voraussetzte.
Die ersten Clan-Einheiten, die hatten feststellen müssen, dass fast alle Freigeborenen der Inneren Sphäre einen oder mehrere Nachnamen hatten, waren entsprechend entrüstet gewesen und hatten sich schwer getan, diese Nachnamen zu benutzen. So war es noch immer.
„Ich fordere hiermit noch einmal einen Batchall! Oder zumindest die Zusicherung, dass Zellbrigen eingehalten wird. Mein Auftraggeber, saKhan Marco Hall, hat ausdrücklich verlangt, dass die Chevaliers nur unter Zellbrigen kämpfen!“
Mittlerweile hatte der schwere Stern schon beträchtlich aufgeholt. Er hatte fast die Reihen des Leichten Sterns erreicht, und diese fielen in einen schwerfälligen Trab, der sie dem Highlander immer näher brachte.
„Kein Batchall, kein Zellbrigen! Dieser so genannte Clan Wolf im Exil ist eine Schande, die eher heute als morgen ausgemerzt werden sollte! Angriff!“
Aus mindestens drei Mechs wurde das Feuer eröffnet, zum Glück waren es die leichteren Modelle. Nicht alle trafen, aber mehrere Langstreckenwaffen leichten und mittleren Kalibers schlugen in die Panzerung des Highlanders ein.
„Sie lassen mir keine Wahl, SternCommander Wilson“, sagte Germaine Danton wütend. „Hiermit hebe ich Zellbrigen auf.“
„Was ist das? Ich kriege eine Anzeige von der Freigeburt! Ein Feuerleitsystem hat sich aktiviert und mich erfasst!“
„Ruhig bleiben, Curd, das ist nur ein Bluff! Er hat keine Mechs da draußen! Wir wischen mit ihm den Boden auf!“
„Chevaliers, das Ziel wurde verlinkt. Drauf und dran!“
Auf die letzten Worte des Majors begann der Highlander LSR zu spucken. Auch seine Gausskanone meldete sich zu Wort. Und wie ein vorwitziger Neuntklässler mit Zwille wagte sich der Puma ein Stück vor und beteiligte sich am Bombardement der Angreifer.
Das hätte nie im Leben dazu gereicht, um die Angreifer auch nur zu stoppen.
Aber zugleich mit Germaine hatten die Artillerie-Mechs der Chevaliers das Feuer eröffnet. Dazu senkten sich aus dem Himmel mit korkenzieherartigen Abgasbahnen weitere vierzig Raketen ab, die von den beiden patrouillierenden Stukas abgeschossen worden waren.
Für die Clanner musste es wirken, als würden sie direkt auf eine Wand von Raketen zuschießen.
Dann gab es eine kurze Phase des Chaos, der Explosionen und der Konfusion.
Als diese abgeebbt waren, lagen drei Clansmaschinen am Boden, während die anderen sieben den Rückzug antraten, behindert durch den beschädigten Uller, der nur langsam mitkam.
Währenddessen erfüllten die Maschinen der Chevaliers, die nun wieder die Lander verließen, das Landefeld.

Germaine gab das Zeichen, die Aufzeichnung zu stoppen. Es war nicht optimal verlaufen, aber doch ganz gut. „Magus soll rausgehen und von den drei Wracks abbauen, was immer verwertbar ist, nachdem Saint fertig ist.“
„Jawohl, Sir.“
„Sie soll Judith mitnehmen. Sie hat die meiste Erfahrung mit ClanTech.
Verbindet mich mit Saint.“
„Verbindung steht, Sir.“
„Wie sieht es aus, Saint?“
„Wir konnten die drei Piloten nur noch tot bergen. Bei einem ist lediglich der Kodax übrig. Anweisungen, Sir?“
„Bergen Sie die Überreste aller drei Piloten, soweit dies möglich ist und bahren Sie sie ordentlich auf. Kein Leichensack. Danach brauche ich Freiwillige, die die drei Leichen, oder was auch immer da übrig ist, unter Parlamentärsflagge zu den Wölfen bringt. Und zwar zu unseren Freunden von der Waterloo-Garnison. Die werden wohl nicht sofort auf uns schießen. Ach, und Doc, richten Sie die Leichen etwas her, bitte.“
„Wie gut, dass ich in meiner Freizeit gerne Puzzles mache“, erwiderte der ehemalige Chefarzt der Fokkers Cavalry sarkastisch.
„Wenigstens hat er nicht Barbeque gesagt“, murmelte Germaine, nachdem die Verbindung erloschen war. Oh, er hasste sich für seine zynischen Scherze – manchmal.
„Kanal an alle Chevaliers öffnen. Hier spricht Knave. Ich spreche hiermit ein Kompliment an alle aus. Das habt ihr gut gemacht, Jungs und Mädchen.“

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Ein unbekannter Planet
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14. November 3065


Mit einem dumpfen Rattern jagte die AK Salve über das Feld und schlug knallend in die Panzerung des Timber Wolfs ein.
Sterncaptain Markus knurrte wütend, als er mit einer leichten Bewegung den Gewichtsverlust ausglich, während dunkle Platten geborstenen Ferro Fibrits an der Sichtkanzel des Mechs vorbei flogen.
Mit einem kehlig gesprochenen „Stravag“ löste er die beiden ER PPK´s seines Mechs aus und schickte zwei azurblaue Strahlen auf den Weg, Rache zu üben.
Jara Fokker hielt sich intuitiv fest, als der Sterncaptain die Pedale bearbeitete und den 75 Tonnen schweren Mech mit immer schneller werdenden Schritten auf seinen Gegner zu preschen ließ.
Über Stock und Stein, schoss ihr durch den Sinn, als die Maschine über größere Felsen hinwegsetzte und ihre Klauenfüße sicher im felsigen Grund verankerte, um mit federnden Schwung den nächsten Schritt zu vollführen.
Markus behielt die Kontrolle über seinen Mech und hatte ein Gefühl für die Maschine, das musste Jara anerkennen, doch er war auch emotional.
Zu emotional.
Mit einem noch wilderen Knurren löste er das gesamte Waffenarsenal des Timber Wolfs aus und verursachte damit eine Welle glühend heißer Luft, die über Jara schwappte und sie zum keuchen brachte, da ihre Kühlweste nur bedingt der Wärme entgegen hielt.
Wieder zuckten die beiden PPK Blitze los, diesmal verstärkt von den stotternden Lichtstrahlen dreier Impulslaser, einem Set Kurzstreckenraketen, die auf ihren spiralförmigen bahnen auf einem kleinen Rauchschweif zum Ziel tanzten und einem einzelnen kurzen Aufflackern des leichten ER Lasers.
Im Gegensatz zum Schuss davor, traf diesmal etwas. Eine der PPK´s schlug mit einem lauten Scheppern in die Schulter des gegnerischen Mechs, eines Zeus, ein, während die zweite knapp da drüber ging.
Die Impulslaser vergrößerten die Bresche gezielt, während die Raketen sich über die breite Brust der Maschine streuten und von dem leichten Laser dabei unterstützt wurden.
Der Zeus wankte, fiel aber nicht. Dann erwiderte er das Feuer, traf aber im Gegensatz zu dem Mal davor nicht.
Anscheinend hatte der gegnerische Mechkrieger Probleme den schnellen mech nach den Treffern ins Visier zu bekommen und den Schuss verrissen.
Instinktiv begann Jara den Mech einzustufen und erhielt schnell ein Ergebnis. Es handelte sich bei dem Zeus mit ziemlicher Sicherheit um ein älteres Modell und die Maschine sah auch gut alt aus. Wie ein Flickenteppich zog sich die Panzerung über die Maschine, mit Löchern oder dicken Beulen an der ein oder anderen Stelle und mitten auf der Brust prangte ein schwarzes Rechteck mit einem grinsenden Totenschädel in der Mitte.


*****

Während hinter ihm über die Symbolik der gegnerischen Maschine geschmunzelt wurde, konzentrierte sich Markus ganz auf die Bewegungen seines Gegenübers.
Die Maschine wankte stärker nach links und der Pilot kompensierte dies durch einen Ausfallschritt, doch dies reichte Markus schon.
Anscheinend hatte der Mech Probleme mit einem der Aktivatoren im linken Bein und er würde dies ausnutzen.
Er lenkte den Timber Wolf leicht nach rechts und feuerte die linke PPK wiederholt ab.
Der Schuss traf mitten in den grinsenden Totenschädel und ließ verflüssigte Panzerung zu Boden rinnen.
Der Zeus erwiderte den Schuss mit seiner Autokanone. Das Krachen war ohrenbetäubend, doch die Uran angereicherten Granaten zogen knapp an Markus vorbei.
Markus schob en Timber Wolf weiter nach rechts und löste die drei Impuls Laser aus.
Die gift grünen Pfeile jagten auf den Mech zu, auf der Suche nach einer Lücke in seiner Panzerung.
Dann setzte Markus die beiden PPK´s hinterher.
Eine ging hoch vorbei, die andere traf wie gezielt, das linke Bein und schälte fast eine Tonne Panzerung ab.
Der Zeus wankte kurz und neigte sich bedrohlich, doch er fiel nicht.
Dann erwiderte er das Feuer.
Für hektisch gezielte Schüsse trafen sie recht gut und kosteten Markus Mech fast die komplette Panzerung im rechten Arm.
Knurrend zog Markus den Timber Wolf herum und steuert ihn näher an den Zeus heran.
Die PPK´s feuerte er so schnell ab, wie sie aufluden. Die Entfernungsanzeige schrumpfte beständig, noch 80 Meter.
Bei 60 löste Markus wieder die Implus Laser aus.
Bei 40 kam die Streak Lafette dazu.
Kurz vor dem Zeugs riss er den Timber Wolf leicht zu Seit und passierte den 80 Tonnen knapp außerhalb seiner Schlagreichweite.
Markus setzte die PPK´s an und schoss.
Wie zwei tödliche Nadeln senkten sie sich in das linke Bein des Mechs und rissen es gnadenlos ab.
Diesmal konnte der Pilot seine Maschine nicht aufrecht halten. Wie ein gefällter Gigant neigte sich der Zeus zur Seite und krachte zu Boden. Ein dichte Staubwolke begleitete den Fall eines vermeintlichen Gottes, der regungslos liegen blieb.

Doch Markus und seiner Begleitung blieb keine Zeit zum Jubeln, auch wenn Markus sich niemals so etwas in Gegenwart der Freigeburt eingestanden hätte.
Mit einem scharfen Ruck wurde er auf einen Treffer in den empfindlichen Rücken seines Mechs aufmerksam gemacht.
Knurrend schob er die Pedale nach vorne und lenkte den Timber Wolf in eine leichte Kurve, während er zeitgleich das Sichtfeld im Display verschob, um eine bessere Sicht nach hinten zu haben.
Mit einer Handbewegung schwenkte er die beiden PPK´s nach hinten und feuerte sie ab.
Krachend entluden sich die Blitze zum wiederholten Male und schossen auf den Gegner zu, laut Anzeige ein Centurion.
Wie eine Sense schnitt eine den linken Arm ab, während die andere verfehlte.
Markus knurrte wütend und schwenkte den Mech endgültig herum, mitten in eine riesige Keule, die sich auf die Pilotenkanzel zu bewegte.

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15. November 3065
Goldbachtal, Sachsen
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Bereits seit vier Uhr in der Früh saß sie nun im Cockpit. Eine Stunde Anmarsch im Schutze der Dunkelheit und der dichten Wälder gefolgt von einer Viertelstunde Abtarnen waren nunmehr drei Stunden Warten vorausgegangen.
Drei Stunden, in denen sie kaum etwas machen konnte.
Anders als die Panzerfahrer oder Infanteristen wollte es sich Rebecca Geisterbär jedoch nicht eingestehen, deswegen die Disziplin schleifen zu lassen. Sie hatten zwar Beobachter weit im Vorfeld stehen, die die Ankunft des Partisanenjagdsterns angekündigt hätten, aber die ehemalige Clannerin wollte sich darauf nicht verlassen. Sie saß angeschnallt mit aufgesetztem Helm im geschlossenen Cockpit ihres leblosen Mechs. Alle Systeme waren heruntergefahren, der Reaktor lief auf Minimalwerten, das Funkgerät war tot, seit allgemeine Funkstille ausgegeben worden war. Man war sich nicht sicher, ob die Wache es mittlerweile geschafft hatte, die Funkcodes aus einem gefangenen Rebellen herauszupressen, aber selbst wenn es nicht der Fall war, könnte man die Funkabstrahlung zurückverfolgen. Also saß sie in einem stillen und weitgehend abgedunkelten Cockpit, das mehr an eine Isolationszelle erinnerte und wartete. Wartete darauf, dass es endlich im Funkgerät knackte. Vier kurze Knackgeräusche, mehr würde es nicht geben. Und diese wenigen Geräuschen gingen schnell in der Unkonzentriertheit unter. Also saß sie weiter mit dem Helm auf den Ohren und dem Bewusstein am Funkgerät und versuchte, sich nicht von ihrer Umgebung ablenken zu lassen.
Sie konnte nichts tun und musste sich dennoch auf ihre Umgebung konzentrieren.
Es war eine Geduldsprobe, schlimmer als jeder Test.
Und sie konnte nur noch hoffen, dass sie bald vorüber war und der Test begann.

***

„Das gefällt mir überhaupt nicht“, knurrte Sterncaptain Roves unwillig und betrachtete das weite Tal vor ihm.
„Pos, Sterncaptain, mir gefällt es auch nicht“, erwiderte der hagere Verhörspezialist am Steuer der gepanzerten Limousine.
„Dieses Areal lädt geradezu zu einer Attacke ein“, zeigte sich der Sterncaptain grimmig.
„Pos, Sterncaptain, aber das hast du auch schon bei vier verschiedenen Waldstücken und sechs Brücken und dem Anstieg zum Tunnel gesagt.
Die Möglichkeit eines Angriffs ist immer gegeben, aber nur die verwegensten Rebellen werden es wagen, einen gemischten Trinärstern dieser Größenordnung anzugreifen. Wahrscheinlich wäre es ohnehin ihr letzter Versuch.“
„Wahrscheinlich. Aber sicher sein können wir uns nicht. Abgesehen davon nähern wir uns Ergenwalde. Wenn diese Rebellen tatsächlich so aufsässig sind, dann ist ab hier mit umfangreicherer Gegenwehr zu rechen.“
„Diese Surats haben uns nur in der Frühphase unseres Erscheinens anzugreifen gewagt. Mittlerweile können sie doch nur noch aus einem Hinterhalt heraus angreifen. Offene Angriffe hat es seit mehreren Wochen nicht mehr gegeben. Abgesehen davon ist es noch viel zu früh. Wenn es wie immer läuft, werden sie noch in den Betten liegen, wenn wir dieses Ort besetzen.“, erwiderte der Schläger.
„Wie üblich, wie immer, wahrscheinlich“, gab sich der Sterncaptain verächtlich, „In den letzten Tagen war nichts mehr wie immer. Sorgt lieber dafür, dass alle Einheiten in erhöhter Alarmbereitschaft sind. Ich mag keine Überraschungen.“

***

Manfred Scharnhorst stand im Turmlug des von ihm kommandierten Bulldog Panzers und beobachtete den von seiner Position aus einsehbaren Teil der Landstraße. Er lag, wie seit Stunden schon, einsam und verlassen vor ihnen. Der einzige Unterschied lag darin, dass mittlerweile die Sonne aufgegangen war und das Ziel ausreichend beleuchtete, sehr zur Erleichterung des Captains. Scharnhorst war von der Idee, dass die Clanner sie in der Nacht hier erreichen könnten, überhaupt nicht angetan gewesen. Nachtkämpfe konnten schnell katastrophal ausgehen, wenn man auf Ziele schoss, die man nicht eindeutig identifiziert hatte. Mit dafür nicht ausgebildeter Miliz konnte es schnell im Desaster enden.
Aber schlimmer als ein Nachtkampf war das schier endlose Warten. Es zerrte an den Nerven.
Dann auf einmal war es zu hören: Das Knacken eines aktivierten Funkunterbrechers. Und das folgende Knacken, als er wieder losgelassen wurde. Dann erneut das Aktivieren und Loslassen des Kontakts.
„Es geht los, Captain“, bestätigte ihn James Battaglini.
„Endlich“, war das einzige, wozu sich Scharnhorst noch herabließ. Er ließ sich in den Turm zurückgleiten und schloss die Luke über sich. Von diesem Moment an würde es sicherlich nur noch wenige Sekunden dauern. Eilig nahm der Captain seinen Platz vor dem Kommandoperiskop ein und richtete es auf die Biegung direkt hinter der Felskuppe aus, dem äußersten Punkt, den sie noch einsehen konnten. Noch war die Straße leer, aber schon einen Augenblick später erschien die Spitze des Trosses.
Wie die Partisanen bereits vermutet hatten, rückte die Wache mit dem kompletten Jagdstern an. Immer mehr Fahrzeuge und Mechs kamen um die Felskante herum und zeigten einen fast 300 Meter langen Zug aus unterschiedlichen leichten und mittleren Panzern, begleitet von einem vollen Stern leichter Mechs sowie mehreren offenen Lastern und APCs mit Solahmainfanterie. Doch das wichtigste Fahrzeug in diesem ganzen Zug war mit Sicherheit eine schwarze Limousine im letzten Drittel des Zugs. Wenn sich die Wache so verhalten hatte, wie Scharnhorst es von ihr erwartete, dann hatten sie die gepanzerte Limo eines Industriellen dieser Welt für sich und ihre Zwecke requiriert. Schließlich sollten die hohen Tiere von der Wache nicht wie die armen Schweine auf den Lastern ungeschützt und frierend zu ihren Terroraktionen starten.
„Wollen die die ganze Stadt einnehmen oder gleich den ganzen Kontinent?“, fragte Battaglini, der die Formation durch sein eigens Schützenperiskop verfolgt hatte.
„Nur eine Stadt, die aber gründlich. Das ist ihre übliche Methode. Was schätzt du, wie viele Mechs und Panzer sind das?“
„Bei den Mechs ist es ja noch einfach. 5 Stück, alles leichte. Aber die sollen nicht unser Ding sein. Ausgemacht war, dass sich unsere dicken Brocken mit denen herumärgern. Trotzdem: Bei den Panzern mach ich mir wirklich sorgen. Ist das wirklich nur deren Gegenstück zu einem Stern? Bei der Menge hätten wir die doppelte Anzahl an eigenen Fahrzeugen gebrauchen können.“
„Vergiss nicht, dass wir immerhin noch Unterstützung durch Milizpanzer bekommen.“
„Von denen einer bereits bei der Anfahrt wieder repariert werden musste? Ich denke, ich mach mir lieber reale Sorgen.“, erwiderte Battaglini skeptisch.
Die Länge des Gefechtsverbandes nahm mittlerweile beachtliche Ausmaße an. Während ein Svantovit noch von einem weiteren Odin gefolgt wurde, schien ein zweiter Odin an der Spitze des Zuges bereits wieder ihr Einsatzgebiet verlassen zu wollen. Es war eine beeindruckende Heerschar.
„Sind das jetzt alle oder kommen da noch mehr?“, wollte Battaglini wissen.
„Ich kann nur hoffen, dass es das ist. Es wird auch so schon ausreichen“, murmelte Scharnhorst, während er begann das Periskop über das seiner Ansicht nach beste Ziel zu ziehen.

***

Sehr viel näher als ihm lieb war, lag der Sprengmeister der Partisanen in einer Deckung über der Straße. Seine Finger ruhten bereits auf den Auslösern der Sprengfallen, während er den herannahenden Truppenzug beobachtete. Was hier anrückte, reichte unter normalen Umständen aus, um selbst ausgewachsene Mechkompanien einzuschüchtern. Vor allem das knappe Dutzend Panzer erdrückte jeden Widerstand, insbesondere in den Orten, in denen sie damit einfielen.
Wenn er Glück hatte, würde seine Arbeit ausreichen um sie zumindest von einer dieser Bedrohungen zu befreien.
Aber der Odin an der Spitze des Zuges war eigentlich nicht das gewesen, was er sich als Zielscheibe gewünscht hätte. Ein schöner, einfacher Lastwagen wäre ihm lieber gewesen. Doch er konnte sich sein Ziel nicht aussuchen. Er konnte nur das Beste aus den Gegebenheiten machen. Was ihm momentan aber die meisten Sorgen bereitete, war die große Vorsicht, mit der sich die Truppe durch das Tal bewegte.
Hatten sie etwas bemerkt?
Ahnten sie etwas?
Oder waren sie vorgewarnt worden?
Was auch immer es war, das Gelingen der ersten Phase hing ausschließlich an ihm. Es hing an den beiden Knöpfen unter seinen Fingern und an seinen Fähigkeiten als Pyrotechniker.
Der Svantovit am Ende des Zuges schien endlich die Stelle unter dem entscheidenden Felsvorsprung passiert zu haben, der letzte Odin würde sicherlich gleich folgen. Aber allzu viel Zeit sollte er sich nun nicht mehr lassen, wenn er gleichzeitig die Spitze des Zuges stoppen sollte.
In diesem Augenblick wurde der vorderste Odin langsamer und schwenkte seinen Turm den Berg hinauf.
Hatte er etwas bemerkt?
Hatte die Aktivsonde auf einen der Panzer oder Battlemechs angesprochen, die dort versteckt worden waren?
Eigentlich konnte es nicht sein, denn in Erwartung eines solchen Gefährts hatten sie die Stellungen aller größeren Metallhaufen weiter nach hinten verlegt, um den leistungsstarken Sensoren die Entdeckung zu erschweren.
Aber wonach suchte er dann?
„Komm schon du Mistschwein, fahr weiter!“, zischte der Sprengmeister und bleckte die Zähne.
Doch der kleine Panzer kam fast zum Stehen, weit vor der großen Sprengladung unter der Straße. So weit außen vor, würde es keine Wirkung zeigen und es würde erst recht keine Wirkung zeigen, wenn er jetzt schon auslösen musste. Wenn er die Ladung vorne auslösen musste. Wenn er vorne auslösen musste…
Aber was war, wenn er jetzt den Angriffsplan ein wenig umstellte? Die Banditen ihnen entgegen treiben würde?
Der hintere Odin hatte bereits die Felssperre passiert und würde nicht mehr von ihr behelligt werden, aber er würde mit Sicherheit auch nicht mehr zurücksetzen können. Und mit genauso großer Sicherheit würde er mitbekommen, wenn hinter ihm einige hundert Tonnen Felsmassiv die Straße unter sich begruben. Und wenn hinter ihm bereits die Welt unterging, was würde er dann machen? Gas geben oder die Straße verlassen? Selbst wenn man ihm ein besseres Fahrwerk gegönnt hatte blieb ihm eigentlich nur die Straße, denn er würde die Straßengräben nur schwer überwinden können, genauso wenig wie ihr wichtigstes Transportgut, das sie zu schützen hatten, die hohen Herren von der Clanwache in ihrer dicken Luxuslimo.
Es musste einfach klappen.
Mit einer schnellen Fingerbewegung ließ er die Abdeckkappe des zweiten Schalters hochschnappen und drückte den Taster darunter bis zum Anschlag durch.
Unmittelbar über der Straße platzten mehrere Ladungen Industriesprengstoff in sorgfältig vorbereiteten Sprenglöchern und brachen den mürben Fels ab. Zu erst kaum zu bemerken, dann aber mehr als nur deutlich setzte sich ein großes Stück des Hangs in Bewegung. Zwei große Nadelbäume gerieten ebenfalls ins Rutschen und machten die Bewegung nur zu deutlich sichtbar. Steinbrocken so groß wie Zivilautos polterten den Berg herab und ergossen sich auf den Asphalt, einige rutschten sogar über die Straße hinaus und blieben in den Wiesen des Tals liegen. Steinschutt nebelte die ganze Szenerie ein.
Der Weg zurück war damit dicht.
Wie nicht anders zu erwarten schwenkten die Blicke auf das Ereignis, das hinter ihnen stattgefunden hatte. Praktischerweise konnte der Sprengmeister es an den Turmen verschiedener Panzer erkennen. Noch während die Kommandanten in ihren Blechbüchsen das Geschehene zu verarbeiten versuchten, schwenkten sie ihre Angriffsbewaffnung in die Richtung der potenziellen Bedrohung. Und wie ein Satz metallischer Finger folgten die Waffen dem Abhang hinauf zur Abgangsstelle und blieben an den Rauchwolken der Sprengladungen hängen. Spätestens jetzt musste allen klar sein, dass das kein natürliches Ereignis gewesen sein konnte.
Und wie nicht anders erwartet, setzte sich der Trupp sofort wieder in Bewegung.
Noch während der Turm des vorderen Odins wieder nach vorne schwenkte, gab der Fahrer auch schon Gas.
Doch das würde ihnen nun auch nichts mehr nützen.
Noch während sie sich der riesigen Rohrbombe annäherten, ließ der Sprengmeister auch die andere Abdeckkappe nach oben flippen. Ein kleines unscheinbares Bäumchen am Straßenrand markierte die exakte Position der Ladung. Der Panzer beschleunigte noch immer, als er sich dieser Stelle annäherte.
Es war nur eine Sache des Timings, dessen war sich der Profi bewusst.
Und er hätte in seiner Anspannung fast den richtigen Augenblick verpasst. Als er die Sprengladung auslöste, war der Panzer bereits mit den Vorderrädern über die Dränage hinweg. Doch dann erwischte ihn die Wucht der Detonation direkt vor der Hinterachse. Der 20 Tonnen wiegende Panzer wurde von unten angehoben und wie ein Stück zerknäueltes Papier nach vorne geschleudert. Der gesamte Rahmen des Panzers verbog sich unter der schieren Gewalteinwirkung und riss das Hinterrad aus der Halterung. Bei der Entwicklung war eher mit Angriffen von oben oder vorne gerechnet worden, nicht aber mit welchen direkt von unten. Die Besatzung hatte keine Chance mehr zu reagieren. Selbst wenn der Panzer auf den weit außen stehenden Vorderrädern wieder nach hinten gekippt wäre und es vielleicht überlebt hätte, hatte die mitgeführte Munition die Explosion sehr übel genommen. Eindeutigster Beweis dafür war die von einer Flammenfront herausgesprengte Panzerglasscheibe des Fahrers, dicht gefolgt von einem tief fliegenden Waffenturm, der vom Rumpf abgesprengt wurde wie ein Sektkorken. Als die Explosion auch noch den Fusionsreaktor des Odins erreichte, blieb nicht mehr genug von dem leichten Fahrzeug übrig um später im Rahmen einer Bergung näher untersucht zu werden.
Die Explosion der Sprengfalle war so heftig, dass es sogar noch den hinterher fahrenden Lastwagen in den Graben drückte. Wie viele Soldaten alleine bei diesem Unfall schwer verletzt oder getötet wurden, war nicht sicher, aber wenig später auch nicht mehr von Bedeutung, als sich ein nahe gelegenes Maschinengewehrnest die Ladefläche als Zielscheibe aussuchte und erbarmungslos hineinhielt.
Für den Sprengmeister hingegen war seine wichtigste Aufgabe getan, was jetzt noch folgte, hing ganz davon ab, was die Clanner im Weiteren anstellten. Aber fürs erste hatte er seinen Job getan und konnte sich aus dem Geschehen zurückziehen.

***

Rebecca Geisterbär hatte das Geschehen vor sich mit einem kalten Schaudern wahrgenommen. Die Panzerfahrer hatten nie eine Chance, sich auf diesen Test einzulassen. Es war nie ein Test gewesen.
Wie sie unter diesen Bedingungen noch Zellbrigen erwarten konnte, wusste sie nicht und rechnete sogar schon damit, dass es zu einem einzigen Gestampfe kommen würde. Dennoch aktivierte sie noch während des Hochfahrens der schlafenden Systeme den Funk.
„Hier spricht 2. Lieutenant Rebecca Geisterbär von den Dantons Chevaliers. Ich verlange einen Test unter den Regeln des Zellbrigens…“, sprach sie den am nächsten stehenden Vixen an.
„Dreckige Suratbande!“, war das erste, was ihr entgegenschlug, „Ihr seid es nicht einmal die Ehre wert das Wort Test in den Mund nehmen zu dürfen, geschweige denn einen Test beanspruchen zu dürfen! Freigeborene, tittensaugende Bastarde und Mammonkrieger…“
Rebecca war seit ihrer Eingliederung in die Chevaliers einiges gewohnt, was man ihr an den Kopf warf. Kanisterbrut oder Petzling hatte sie während ihrer Geschkozeit zu hören bekommen, was ihr aber nur wenig ausgemacht hatte. Eiswürfel hatte sie nur zu Beginn ihrer Zeit bei den Chevaliers hören müssen, hatte es aber recht schnell in den Griff bekommen. Auch den Begriff Mammonkriegerin hatte sie zu ertragen gelernt, denn die Chevaliers waren nun einmal Söldner. Aber was sie garantiert nicht war, das war eine Freigeborene und erst recht kein tittensaugender Bastard!
Sie wusste um ihre genetische Linie und ihre wahrgeborene Herkunft hatte sie trotz aller Widrigkeiten in der Inneren Sphäre immer in allen Ehren gehalten. Kein zerlumpter Wolf hatte das Recht, sie einen freigeborenen, tittensaugenden Bastard zu schimpfen.
„Dies wird ein Test ausschließlich zwischen dir und mir und ich schwöre dir, dass ich dich zerquetschen werden, Hundewelpe“, zischte sie dem Vixenpilot entgegen und holte das Fadenkreuz ihres Warhammer IIc über den deutlich kleineren Mech.

***

Bereits als die erste Sprengladung hochgegangen war, hatte Helene Marie Angström ihr erstes Ziel anvisiert, wenn auch noch mit kalten Sensoren. Der an einen Türkeil auf Ketten erinnernde Hachiman-Panzer war ihr als gefährlichstes Gerät inmitten der Clanner erschienen. Man war sich vorab mit den Mechpiloten darüber einig geworden, dass man so lange keine Mechs angriff, wie die es nicht auf einen ihrer Panzer abgesehen hatten und die Mechs sich nicht um Panzer zu scheren hatten, so lange die sich nicht zu einem konzentrierten Beschuss auf einen der Metallriesen zusammenrotteten. Unter diesen Umständen war der Hachiman nicht nur der schwerste Feindpanzer, sondern auch der am besten gepanzerte und wahrscheinlich auch schwersten bewaffnete – und damit ihr eigenes Primärziel. Mit seinen beiden LSR20 und reichlich Munition hätte er das gesamte Schlachtfeld umgraben können, wenn man ihm die Gelegenheit dazu geben würde – und was sie zu verhindern wissen wollte.
Sobald klar war, dass das Versteckspiel vorüber war, ließ Helene das Zielgerät aktivieren. Innerhalb einer Sekunde hatte sie alle Daten die sie brauchte.
„Zieldaten… jetzt!“, befahl sie und wurde wenig später von den begleitenden LSR-Lafetten bestätigt. Nachdem auch die dritte Einheit sich auf ihr Ziel eingepegelt hatte, löste sie die eigene LSR15 aus. Mit dumpfem Zischen glitten die 15 Projektile aus den Rohren dicht gefolgt von nicht weniger als 180 weiteren Raketen.
Helene konnte erkennen, dass der Panzer ganz offensichtlich noch auf die heraufziehende Bedrohung reagiert hatte, doch leider auf die falsche. Als er bemerkte, was ihm wirklich drohte, war es bereits zu spät. Nachdem er zuvor mit den Lasern versucht hatte, Infanterie von sich fern zu halten, kam der Raketenvorhang wie ein tosender Orkan über ihn. Inmitten von Einschlägen auf ihm und rings um ihn war kaum noch etwas zu erkennen.
Als sich der Rauch allmählich verzog, war zu erkennen, dass ein fabrikfrischer Panzer in einem einzigen Augenblick in einen rauchenden Haufen Schrott verwandelt worden war.
Helene hatte indes keine Zeit um sich dieses Schauspiel anzusehen und peilte bereits den nächsten Gegner an.

***

Wenn es um ihn ging, hatte Majör Rögers bereits sehr früh sein Ziel gefunden. Eigentlich waren es zwei, aber der zweite Panzer fuhr zu weit hinten im Konvoi. Als Ziel hatte er sich dabei einen Zorya ausgesucht. Nach den wenigen Daten, die sie besaßen, war dieser ansonsten vergleichsweise simple Panzer mit einem ECM-System ausgestattet. Die Miliz war auf extrem einfache Funkgeräte angewiesen. Und er war darauf angewiesen, dass er in diesem Kampf die Kontrolle über seinen wilden Haufen behielt.
Als der Kampf begann, schwenkte sein Zielokular sofort über die breite Seite des ersten Zorya. Entgegen seiner Vermutung beschleunigte der Panzer nicht, sondern hielt sogar an. Dafür schwenkte der geschleppte Kanonenturm den Hang hinauf und nahm das MG-Nest aufs Korn, das eben noch den Laster mit der Solahma ausgeräuchert hatte. Eine lange Flammenzunge der LB-X Autokanone ließ keine Zweifel daran, dass die Besatzung sicher gehen wollte, dass es zu keinen weiteren Angriffen aus dieser Richtung kommen konnte. Es war ein Verhalten, das nur zu gut zur Exterminationscharakteristik dieser Jagdsterne passte.
Endlich; aber viel zu spät für die Infanteristen in der Erdkuhle; leuchtete auch der goldene Punkt in seinem eigenen Zielokular auf und Rögers konnte auf den Auslöser drücken. Das erste Mal seit mehr als einem Jahr konnte die alte aber verdiente Manticore zeigen, wozu sie in der Lage war.
Mit einem gleißenden Leuchten schoss die PPK ihren Strahl direkt in die schwach gepanzerte Flanke des Zorya. Die Energiewaffe war jedoch nur die schnellste des Waffenarsenals. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später hagelte es auch noch einen Satz KSR und LSR in den angeschlagenen Panzer. Eine wirkliche Chance hatte die schwache Schmiedepanzerung nie gehabt, aber die Raketen gaben ihr endgültig den Rest – erst recht, als eine verirrte LSR den Benzintank dieses Panzers traf.
Der Feuerball, gefüllt mit Bruchstücken und Panzerungsresten, überschüttete die gesamte Umgebung und übersäte den hinter ihm fahrenden LKW mit Schrapnell. Für die verlorenen Mitstreiter im Schützengraben war das ein denkwürdiger Ausgleich. Je weniger die Clanner für sich zur Verfügung stehen hatten, umso weniger Schaden konnten sie anrichten, umso teurer wurde die Bekämpfung ihres Widerstands.
Allerdings hätte sich Rögers auch denken können, dass er sich mit dem Einsatz einer so leistungsfähigen Waffe selbst zu einem der Hauptziele der Jäger machte.
Er bekam es sehr schnell zu spüren, als sich ein Mithras auf ihn konzentrierte. Die erste Waffe, die seine Panzerung annagte, war die 50mm Schnellfeuerkanone des kleinen Panzers. Es dröhnte wie ein Tempelgong als sich die eigentlich recht kleinkalibrigen Granaten in die Panzerung des Manticore bohrten. Aber die einzelne Kanone konnte keinen wirklich schweren Schaden anrichten. Zu Rögers eigenem Glück ging der parallele Laser in einen Baum, hinter dem der schwerere Sphäroidenpanzer versteckt war. Nachdem der Strahl den ehrwürdigen Stamm zu Zahnstochern und Zellstoff zerkocht hatte, hatte er keinerlei nennenswerte Wirkung mehr als auf die Panzerung traf.
„Uh… das war knapp“, murrte Rögers und schwenkte den Turm zum Mithras herum. Der schnelle und wendige Kettenpanzer, der eher an einen alten Langhaubenlaster mit behelfsmäßiger Panzerung und Bewaffnung erinnerte, hatte längst die Straße verlassen und versuchte die Böschung hinauf zu kommen.
„Wir sollten die Stellung wechseln“, wandte der Fahrer ein, doch Rögers lehnte ab. Sie mussten so lange wie möglich Feuerunterstützung liefern, oder dieser Jagdstern würde doch noch die Oberhand gewinnen.
Erneut ließ er das Fadenkreuz über sein Ziel wandern, doch das Zielsystem wollte ihn nicht mit dem erlösenden Ping und goldenen Punkt belohnen. Dabei konnte er den Panzer noch im Visier verfolgen.
„Wir haben keine Zeit mehr!“, warnte der Fahrer.
Eine Erkenntnis, um die auch der Major wusste. Mit einem schnellen Druck löste er erneut die PPK aus und sah zufrieden, wie der Strahl über die lange Front des kleinen Panzers geiselte. Allerdings traf von den beiden Raketenwerfern kaum noch etwas. Im Gegenzug musste der Manticore das erste Mal einen Treffer des mittleren Lasers einstecken. Ein sehr ungesunder Treffer, der die Panzerung direkt über dem mittleren Frontlaser seines eigenen Panzers zerstörte und die Waffe gleich mit unbrauchbar machte.
„Wir sollten hier verschwinden!“
„Wir kriegen zusätzliche Gesellschaft!“, warnte auch der Richtschütze, „Da kommt noch ein Ares auf uns zu!“
Das war dann auch für den Major das Zeichen zum Abrücken. Jedoch nicht schnell genug, denn zwischen Erkenntnis und Bewegung verging immer noch so etwas wie eine Schrecksekunde. Noch während Rögers darauf wartete, dass sich der 60 Tonnen wiegende Panzer in Bewegung setzte oder beide Hauptwaffen wieder Feuerbereitschaft meldeten, rauschten auch schon 25 LSRs aus dem hinzueilenden Ares heran. Auch in diesem Fall konnte der Major von Glück reden, dass ihm der Erdwall der Deckung die meisten Raketen ersparte, aber die angeschlagene Turmpanzerung musste sich immer noch mit einem halben Dutzend Projektile herumschlagen. Rögers fiel fast von seinem Platz als der gesamte Panzer unter den Einschlägen erbebte.
„Norton ist getroff…“, klang es aus den Tiefen des Panzers bevor auch noch die Granaten des Mithras ihr Ziel fanden. Das Hämmern war deutlich wahrnehmbar.
Erst in diesem Augenblick meldete auch die LSR wieder Feuerbereitschaft.
Der kleinere Clanpanzer hatte sich in der Zwischenzeit weit den Hang hinauf geschafft. Eine Schützenstellung direkt vor sich zermalmte er einfach unter den breiten Ketten, als er näher an den Manticore heranzukommen versuchte. Aber er kam damit auch besser in Major Rögers Fadenkreuz. Als der erneut auslöste, schlug der gleißende PPK-Strahl direkt in die gepanzerte Fahrerkabine des Panzers unmittelbar gefolgt von einem halben Dutzend Raketen, die tief ins Innere durchschlugen und das Gefährt mit einem rotorangen Schein erfüllten. Der Mithras verriss das Steuer und prallte gegen einen Erdwall noch bevor er zum Stehen kommen konnte.
„Nummer zwei!“, fluchte der Major und versuchte den Turm wieder zum Ares zurückzuholen, der sich ebenfalls annäherte.
Noch bevor er ihn überhaupt richtig ins Visier bekommen konnte, schlugen ihm erneut mehr als ein Dutzend Raketen entgegen und füllten den Raum des Manticore mit Rauch. Rögers konnte nicht erkennen, ob das Feindfeuer durchgeschlagen war, aber es würde auch nicht mehr lange dauern, bis sie in ihrer Konservendose bei lebendigem Leib gekocht sein würden. Sie mussten dringend hier weg.
Und sie brauchten genauso dringend Hilfe.
Der Ares hingegen schien auch ohne gut zurecht kommen zu wollen und setzte auch noch den schweren Turmlaser in die Front der Manticore.
„Das ist nicht gut…“, keuchte der Richtschütze und wusste in diesem Augenblick selbst keinen Rat.
Ihre Rettung kam schließlich in Form von 60 Kurzstreckenraketen, die von einer den Hang hinab rasselnden Selbstfahrlafette abgeschossen wurden. Auf Distanzen, auf denen man sich unter Umständen auch noch mit den Fäusten hätte bekämpfen können, war das ein vernichtender Angriff. Wie von einem göttlichen Zorn gelenkt, gingen die meisten der großen Hochexplosivgeschosse direkt in die Front des mittleren Clanpanzers. Inmitten immer neu aufflammender Explosionen waren Bruchstücke zerstörter Panzerung und Struktur zu erkennen. Nach dem Ende der Detonationen war vom Clanner kaum noch etwas übrig, was den Namen Panzer verdient hätte.
Aber auch die Lafette bewies wieder einmal ihren Ruf als Einmalwaffe. Ein weiterer Ares, der bisher jedoch noch nicht in den Kampf mit eingreifen konnte, brachte sein gesamtes Waffenprogramm auf dem Raketenwerfer zum Tragen und vernichtete ihn in derselben kurzen Zeit in der es zuvor seinen Kameraden erwischt hatte.
„Wir werden die Lafette bitter vermissen“, keuchte Major Rögers, der endlich den Kabelbrand im Manticore unter Kontrolle gebracht hatte.
„Das hier ist nur ein Kampf und es werden noch so viele folgen.“

***

Thomas Fokker brauchte sich den Gegner nicht auszusuchen, die Gegner suchten sich ihn aus. Noch während Infanterie den Hügel zu erstürmen versuchte, wurde er von ihr unter Beschuss genommen. Selbst wenn es kaum mehr als Lackschäden verursachen konnte, zeigte es doch, dass das Thema Zellbrigen nicht gelten würde – für die Infanterie schon einmal gar nicht.
Aber die Infanterie interessierte ihn zu diesem Zeitpunkt auch nicht sonderlich, denn momentan hatte es auch ein dürrer Jenner IIc auf ihn abgesehen. Mit langen Schritten und unter gelegentlichem Einsatz der Sprungdüsen näherte sich der Mech mit hoher Geschwindigkeit. Noch auf lange Distanz löste er bereits das erste Mal seine Raketenlafetten aus.
Selbst wenn kaum etwas traf, war es mehr als deutlich, dass sich dieser Jenner ihm zum Kampf stellen wollte. Eigentlich ein reichlich unfairer Vergleich, aber dennoch wollte er nicht unterschätzt werden. Das Fadenkreuz kam über dem geduckten Mech zur Ruhe und verfolgte seine Bewegung so gut es ging, dann erwiderte der Sergeant das Feuer.
Der silbrige Schemen der Gausskugel war eigentlich auf den mehr breit als hohen Torso gezielt worden, doch durch die staksige Bewegung des Jenners erwischte sie ihn voll im rechten Raketenwerfer, der den Arm des leichten Mechs bildete. Die papierdünne Panzerung dort lieferte kaum einen Widerstand als das Geschoss dort aufprallte. Die kinetische Energie reichte aus, um das gesamte Armmodul bis zur Munitionszuführung in den Torso hinein abzureißen.
Nur wenig später spuckte Thomas’ schwerer Impulslaser seine giftgrünen Nadeln dem Ziel entgegen. Selbst wenn die ersten noch ein wenig zu hoch lagen, zuckte der größte Teil über den Rumpf der feindlichen Maschine und erzeugte eine lange Spur von Einstichen angefangen bei der linken Schulter und knapp über dem plattgedrückten Kopf des Mechs endend.
Doch selbst solche Schäden konnten einen Clankrieger nicht wirklich aufhalten. Der Jenner IIc wackelte noch nicht einmal richtig.
Aber noch hatte Thomas Fokker nicht die andere Hälfte seines Waffenarsenals eingesetzt. Das kam kurz bevor der Jenner zu einem weiteren Schuss ansetzen konnte. Drei Laser bahnten sich ihren Weg, gefolgt vom einem halben Dutzend eigener KSRs. Dass der Jenner nicht alles schlucken musste, hing ausschließlich daran, dass er genau im richtigen Augenblick den Absprung geschafft hatte. Einer der Laser ging ganz unter dem Ziel hindurch als sich der Clanmech auf seinen Sprungdüsen erhob und die beiden anderen perforierten nur die Beinpanzerung. Von den KSRs trafen gerade mal 2 und das auch nur in frische Panzerung.
Doch im Gegenzug hatte es auch der Jenner nicht geschafft, sein Ziel vernünftig anzuvisieren. Von den 10 Raketen, die er auslöste, trafen nur die vier vom Computer gelenkten. Auch wenn Thomas die Zähne angesichts der Einschläge zusammenbiss, waren sie kaum geeignet, ihm wirklich Angst einzujagen. Dafür hatte der Tempest mehr als genügend Panzerung zur Verfügung stehen. Sorgfältig versuchte er nur, das Gyroskop nicht zu sehr zu beanspruchen und den Wärmehaushalt nicht zu überlasten. Er hielt sich daher mit einer schnellen Erwiderung zurück und verfolgte den schnellen Jenner nur mit dem Visier.
Aber aus dem Augenwinkel heraus sah er etwas anderes. Alle Mitglieder der Kampflanze hatten in der Zwischenzeit einen Gegner gefunden, mit dem sie sich beschäftigen mussten. Nur für einen einzelnen Locust IIc2 hatte sich kein Mitspieler gefunden. Der Locustpilot schien das als Einladung zu sehen, der Kommandantin in den Rücken zu fallen.
Es zeigte vor allem, dass das Thema Zellbrigen endgültig ad acta gelegt worden war.
Und es zeigte auch den unverfrorenen Wagemut der Clanner, immerhin präsentierte das Leichtgewicht in dieser Haltung gleich zwei deutlich schwereren Mechs den verwundbaren Rücken. Als sich auch noch die Raketenklappen öffneten und 6 Blitz-KSRs auf seine Kommandantin zurasten, war das Gefecht endgültig zu einem Free-for-all geworden.
Mit einer raschen Bewegung schwenkte Thomas Fokker die Waffenarme seines Mechs in Richtung des Locust, wartete kurz auf eine Bestätigung und drückte ab. Der Impulslaser zerblies die gesamte Rückenpanzerung auf seiner Seite, zerstörte die interne Struktur und nagte bereits den zentralen Torso an, als sich auch noch die Gausskugel im Ziel einfand. Sie zerdrückte die äußeren Panzerungsüberreste auf der angefressenen Seite wie Staniolfolie und hob den leichten Mech von den Füßen als hätte ihm ein Riese mit Anlauf in den metallenen Hintern getreten. Der bespoilerte Kopf des 25-Tonners grub sich nach kurzem Flug wie ein Spaten in den Boden. Ob der Pilot diesen Abschuss überlebt hatte, war innerhalb von Sekunden bereits uninteressant, als nahegelegene Partisanen ihre Verstecke verließen, die Frontscheibe des Mechs mit gerichteten Sprengladungen pflasterten und hochjagten. Nur um sicher zu gehen, pumpten sie im direkten Anschluss auch noch ein Magazin aus einem Sturmgewehr hinterher.
Es war keine gute Idee, sich heroisch mit einem leichten Mech einem schweren zu stellen, der zudem noch in der besseren Position stand. Thomas Fokker würde diesen Mangel an Selbsterhaltungstrieb bei Clannern wahrscheinlich nie mehr verstehen.
Aber für weitere Gedanken hatte er vorerst keine Zeit, als sich der lästige Jenner wieder zu Wort melden wollte.

***

An einer ganz anderen Stelle lag Sergeant Rothmann in einem Schützenloch und suchte nach einem würdigen Ziel. Anders als bei den üblichen Einsätzen zog er dieses mal die schiere Leistung eines großkalibrigen Sportgewehrs vor, mit dem er lange Jahre trainiert hatte. In der Zwischenzeit hatte es freilich mit einer Sportwaffe nur noch wenig gemein. Das offene Visier war längst gegen ein Zielfernrohr ersetzt worden und ein Zweibein unter dem freischwingenden Griffstück gehörte ebenfalls zu den zweckdienlichen Modifikationen. Mit einer solchen Waffe konnte man auch einem Elementar direkt in die Sichtplatte schießen und zusehen, wie er umkippte. Aber wegen der geringen Kadenz war es auf einem solchen Schlachtfeld eigentlich fehl am Platz.
Außer man suchte nach einem würdigen Ziel.
Die übrigen Fußsoldaten hatten längst damit begonnen, alles unter Feuer zu nehmen, was sich ihnen anbot. Gleich mehrere MG-Nester hatten einen aufgelaufenen Laster mit Solahma unter Feuer genommen. Immerhin war das ein gnädiger Tod im Vergleich zu den armen Schweinen, die gerade in einem festgefahrenen schweren Truppentransporter mit Molotow Cocktails bearbeitet wurden. Sie hatten entweder die Chance gesotten zu werden, mit dem Benzintank in die Luft zu fliegen oder sich selbst die Kugel zu geben. Auch wenn sie es im Augenblick eindeutig vorzogen mit den beiden Bord-MGs die gesamte Umgebung zu bestreichen.
Aber das waren nicht seine Ziele. Er war auf anderes aus.
Schlussendlich fand er es.
Die große schwarze Limousine versuchte gerade einen von einer Inferno-KSR getroffenen Lastwagen zu umkurven und sich in Sicherheit zu bringen. Wie sie dass bei einer zerstörten Straße schaffen wollte, war Rothmann zwar nicht klar, aber er war auch keinesfalls gewillt zuzusehen, wie die Schweine von der Wache einfach stiften gingen.
In einer schnellen schwingenden Bewegung holte er das Gewehr über die Front des Wagens, der einsehen musste, dass ein zerstörter LKW sehr viel mehr Platz in Anspruch nahm als ihm lieb sein konnte. Durch die Scheibe mit Grünkeil konnte er den hageren Fahrer sehen und wie er sich am Steuer des Wagens abmühte.
Rothmann kniff das linke Auge zu und visierte seine Beute über das Okular an. Mit Sicherheit hatte dieser Clanner nicht damit gerechnet, dass man die hoch geheiligte Wache und ihre gefürchteten Jagdsterne angriff. Man konnte es ihm ansehen. Fleißig kurbelnd versuchte er das Dickschiff auf die andere Straßenseite zu wuchten um einem ausbrechenden Zorya vor ihm aus dem Weg zu gehen. Doch er konnte damit nicht dem Fadenkreuz von Rothmanns Waffe entweichen. Der altgediente Sportschütze atmete etwas tiefer ein, atmete halb aus und hielt inne während er wartete, dass der Puls für den entscheidenden Moment abflachte. Sein Zeigefinger fühlte bereits den eingestochenen Abzug. Seine Konzentration galt ausschließlich dem Ziel vor ihm. Er blendete den Kampflärm um ihn herum völlig aus. Dann war der entscheidende Moment gekommen und er zog den Abzug das kurze Stück zurück. Mit einem trockenen Schlag löste das Gewehr aus und sandte die Kugel mit einem peitschenden Knall auf die Reise.
Aus knapp 300 Metern Entfernung abgefeuert brauchte das Geschoss keine halbe Sekunde um in die Scheibe der Limousine einzuschlagen. Sternförmige Risse bildeten sich im Glas, dann verriss der Fahrer schmerzverzerrt das Lenkrad.
„Hmm… Panzerglas. Wie nicht anders erwartet.“, erkannte Rothmann wenig gerührt. Wie bereits spekuliert, hatten die Leute von der Wache einen gepanzerten Wagen requiriert. Wahrscheinlich durfte irgendein Industrieller jetzt zu Fuß gehen. Nur waren die üblichen Panzerlimos dieser Welt gegen den Beschuss mit gewöhnlichen Pistolen und Automatikgewehren geschützt worden, nicht aber gegen den Einsatz schwererer Artillerie.
Artillerie wie die seine.
Weder verwendete der Sergeant für diesen Einsatz das übliche kleine Kaliber, noch gewöhnliche Munition. Bleikern war in diesem Fall zwar schwer, aber nicht fest genug. Für so Fälle hatte er sich schon vor einiger Zeit Wolframkerngeschosse selbst laboriert. Sie zeigten auch heute wieder die Grenzen gewöhnlicher Panzerung für den Hausgebrauch auf. Mit einer schnellen Repetierbewegung lud Rothmann durch und legte erneut an.
Selbst angeschossen versuchte der Fahrer noch, den schweren Wagen aus dem Kampfgetümmel zu steuern. Allerdings fiel ihm das Herumwuchten der massigen Limousine nun unendlich schwerer. Rothmann zielte erneut genau und hielt dieses mal auf den Körperschwerpunkt des Fahrers. Erneut spürte er nur das Schlagen des Gewehrs, als die schwere Kugel auf die Reise geschickt wurde. Praktisch gleichzeitig mit dem Platzen der Scheibe, sah er den Fahrer sich vor Schmerz aufbäumen und dann zusammenkrümmen. Dieses mal hatte er ihn richtig erwischt und es schien unwahrscheinlich, dass er den Wagen noch einen Meter weiter fahren konnte. Aus der Distanz würde er sagen, dass er ihn irgendwo im Bereich der Leber oder der Galle erwischt hatte. Entweder dieses Mitglied der Wache verblutete oder es vergiftete sich selbst. Sicher war nur, dass die Limousine das Tal zumindest nicht mehr mit diesem Fahrer verlassen würde.
In Gedanken machte sich Rothmann eine Notiz, dass er diesen Abschuss noch in sein Tagebuch nachtragen musste, aber momentan hatte er dazu keine Zeit, denn noch liefen mehr als genug andere Zielscheiben auf diesem Schlachtfeld herum.

***

Der Kampf war längst in eine barbarische Phase übergegangen. Die meisten Solahma waren niedergemetzelt worden, noch bevor sie ihre Fahrzeuge hatten verlassen können. Erst der einzelne Svantovit Luftkissenpanzer hatte eine spürbare Wende bringen können, indem er den Hang hinaufgerast war und mit seinen Raketenwerfern und MGs in die Umgebung gehalten hatte. Seine eigene Truppe hatte er in voller Fahrt ausgesetzt und sie auf ihren Jetpacks in die feindlichen Reihen aussteigen lassen. Erst hier hatten die Clanner zeigen können, wieso sie selbst unbewaffnet zum Fürchten waren. Mit automatischen Gewehren, Handgranaten und Bajonetten waren sie in die Schützengräben gesprungen und hatten ein Blutbad angerichtet.
Aber die Milizionäre waren keine leichten Opfer. Sie kämpften mit allem, was sich ihnen im Augenblick des Angriffs anbot. Einige hatten bereits am Morgen an eine Schrotflinte oder Pistole gedacht, andere hatten sich die Hilfe eines Knüppels aus dem nahen Gestrüpp gesucht. Einige ganz findige hatten die gefürchtetste Nahkampfwaffe der Grabenkriege mitgebracht: angeschliffene Klappspaten. Auch die Clanner, die das Unglück hatten, in ihn hinein zu springen, mussten einsehen, dass es sich dabei um mehr als ein behelfsmäßig umfunktioniertes Grabungswerkzeug handelte.
Trotzdem erzwang der Grabenkrieg für einen Augenblick die Entlastung der verbliebenen Clanpanzer, die diese sofort auszunutzen versuchten. Der weit hinten fahrende Zorya deckte ganze Abschnitte mit Raketen und Granaten ein. Ein einzelner Ares konnte sich endlich ungestört ins Gefecht stürzen und zertrümmerte die spärliche Panzerung eines steinalten Strikers. Die Besatzung hatte nie eine Chance, erst recht nicht als Munition und Dieseltreibstoff zusammen in die Luft flogen.
Aber der Triumph der Clanner war nur von kurzer Dauer. Einschneidendstes Hindernis an einer weiteren Clandominanz war ein unscheinbarer Baumstumpf, der noch von den Fällarbeiten des Vortags übrig geblieben war. Als der Svantovit in einer harten Kurve zu weit den Berg hinauf driftete, verhedderte sich seine Schürze im Holz und riss über die halbe Breitseite ab. Der Panzer verlor schlagartig sein Luftkissen und pflügte mit der ganzen Seite den Boden um. Zu seinem endgültigen Unglück kam er quasi direkt vor Scharnhorsts Bulldog zu liegen. Der erfahrene Kommandeur hatte nur zu warten, bis der Schweber seine Rutschpartie beendet hatte, dann zertrümmerten Laserstrahl und KSRs die dürftige Panzerung seines Gegners und fraßen sich bis zum Bodenblech des Panzers durch. Der Besatzung des Panzers blieb im Gegensatz zur transportierten Infanterie keine Chance mehr zum Aussteigen.
Dem Zorya kam der Umstand in die Quere, dass in diesen Wäldern nicht nur der eine, schwer angeschlagene Manticore Major Rögers verborgen war. Als der kleine Panzer zu einem gezielten Fangschuss ansetzen wollte, machte er mit dem Manticore der Chevaliers Bekanntschaft. Pulsnadeln, LSRs und KSRs machten mit ihm kurzen Prozess, noch bevor er selbst zum Schuss kommen konnte.
Der Ares indessen machte den Fehler, eine reine LSR-Batterie auf der Hangkuppe zu erwarten. Als er heranpreschte, lief er dem Ontos direkt in die Arme. Der mehr als doppelt so schwere Panzer brauchte sich noch nicht einmal aus seiner Deckung zu quälen, um seinem Gegner sein beeindruckendes Kurzstreckenwaffenarsenal zu demonstrieren. Als Marie Helene mit ihrem Feuerwerk fertig war, sahen die Überreste des Ares aus, als hätten ihn die Ratten angenagt.
Nachdem die Infanterie wieder von ihren drängendsten Sorgen befreit war, eröffnete sie wieder das Feuer auf die wenigen standhaften Solahmasoldaten, die es bis zu diesem Zeitpunkt überlebt hatten. Eine wirkliche Chance wurde ihnen unter keinem weiteren Umstand mehr eingeräumt.

***

Marvin Mayhem hatte mit seinem Gegner am längsten zu kämpfen. Der Peregrine, der es auf ihn abgesehen hatte, zeichnete sich nicht nur durch eine gute Panzerung und hohe Mobilität, sondern auch durch einen kompakten und langlebigen Standardreaktor aus, der den meisten modernen Maschinen fehlte. Außerdem piesackte ihn der leichte Mech mit seinen reichlich vorhandenen Impulslasern beträchtlich. Marvins Toyama hatte im Verlauf des Gefechts einiges an Panzerung einbüßen müssen, aber selbst unter diesen Umständen ließ er sich nicht erschüttern. Einer der größten Vorteile seines erbeuteten WoB-Mechs war die umfangreiche und vielfältige Bewaffnung – abgesehen von einer deutlich stabileren Panzerung als beim Uhu gegenüber. Immer wieder hatten die beiden schweren Laser für beträchtliche Schnitte gesorgt und den rundlichen Rumpf des Leichtgewichts immer weiter verschandelt. Doch so sehr er sich auch bemühte, der abgelutschte Clanmech wollte einfach nicht aufgeben.
Immer wieder setzte der Clanpilot seine Sprungdüsen ein, um sich aus bedrohlichen Lagen zu befreien oder aus der unmittelbaren Waffenphalanx seines Gegners zu retten. Immer wieder schaffte er es, sich in die Seiten des wuchtigen Toyamas abzusetzen und dort sein zerstörerisches Werk fortzuführen.
Doch den dümmsten Fehler, den der Clanner je hätte machen können, war sich in den Rücken des hochgewachsenen Mechs zu stellen.
Die Hoffnung, dort vor den schweren Waffen des Sphärenkriegers sicher zu sein und die empfindlichste Stelle zu treffen, wurde unmissverständlich zunichte gemacht, als beide Arme einfach über die Schultern nach hinten klappten und ihm ihr ganzes Programm entgegenspieen. Möglicherweise hätte der Uhu sogar noch den einen oder anderen Treffer verkraftet, doch die Bündelladung der LB-X auf kürzeste Distanz hatte in etwa die gleiche Wirkung wie eine abgesägte Schrotflinte auf einen ungeschützten Menschen. Der aufgebrochene Rumpf wurde von den Granaten regelrecht zerpflückt. Strukturelemente wurden genauso zerstört wie Waffenkomponenten oder Teile der Reaktorabschirmung. Als der Mech nach hinten taumelte, strahlten ihn auch noch die beiden schweren Laser aus dem anderen Arm an. Als sie zu leuchten aufhörten, hatten sie bereits den Boden hinter dem glücklosen Clanner versengt.
Als der PFC sich nach diesem Abschuss endlich wieder dem Schlachtfeld vor sich zuwenden konnte, musste er feststellen, dass es keine Ziele mehr für ihn gab.
Die Clanner hatten den Hinterhalt nicht überlebt.

***

Mehrere Jahre Dreckfressen und Tunnelwühlen hatten sich für den kleinen Milizionär gelohnt. Selbst die unfreiwilligen Duschen und diese Schlammkriecherei am Vortag wurden unter diesen Umständen endlich belohnt.
Die Clanner hatten fürchterlich den Hintern versohlt bekommen.
Keiner war davon gekommen.
Endlich.
Außer vielleicht ein paar hohe Tiere in einer gepanzerten Limousine, die inmitten verkohlter Trümmer und brennender Wracks da stand wie das große Geschenk unter dem weihnachtlichen Christbaum.
Zusammen mit zwei weiteren Buschkriechern stürmte er nun, nachdem die Schüsse verebbt waren, den Hang hinunter, zu der wartenden Limousine. Der Wagen hatte sich bereits seit einiger Zeit nicht mehr bewegt und nachdem die Einschüsse in der Scheibe sichtbar wurden, war auch klar wieso.
Am Wagen selbst wartete bereits Sergeant Rothmann wieder auf sie.
„Warum haben sie nicht bereits nachgesehen?“, wollte der Corporal mit piepsiger Stimme wissen, als er ihn erreichte.
„Brauchte noch Rückendeckung, aber die ist ja jetzt da“, erwiderte Rothmann gelassen und lud sein Sturmgewehr durch. Die schwere Präzisionsbüchse hatte er bereits wieder in einen Tragesack verschwinden lassen.
Selbst wenn sich der Corporal erneut zurückgesetzt fühlte, war er dennoch einem seiner bedeutendsten Wünsche und Träume einen Schritt näher gekommen: endlich einmal das dumme Gesicht einer Wache sehen, wenn sie demselben Schicksal entgegen sah, dass sie bisher nur anderen Menschen beschert hatte. Endlich würde sich das Blatt auch mal wenden.
Rothmann hingegen befestigte in aller Seelenruhe eine vom Sprengmeister erhaltene Trennladung am Türrahmen der Limousine und verkabelte das Ganze. Die beiden anderen Milizen stellten sich so auf, dass sie den Fond des Wagens möglichst gut einsehen konnten ohne von der Sprengladung gefährdet zu werden. Dann nickte der Sergeant den anderen noch zu und zündete die Ladung.
Mit einem ohrenbetäubenden Knall sprengte es die Scharniere aus den Angeln und ließ die schwere Tür haltlos auf den versengten Asphalt poltern.
Alle Milizionäre hielten ihre Waffen sofort im Anschlag und späten in den eingenebelten Innenraum des Wagens.
Zwei Personen saßen im Fond des Wagens. Einem bulligen Schlägertyp war bei genauerem Hinsehen nicht mehr zu helfen. Irgendwann im Verlauf des Kampfes musste er eingesehen haben, dass es keinen Sinn mehr machte, an die Überlegenheit der Clans zu glauben. Statt sich in die Hände der Partisanen zu begeben, die er so sehr gehasst und drangsaliert hatte, hatte er sich seine Waffe in den Mund gesteckt und abgedrückt. Die Überreste seines Hirns hatte er über die Rückscheibe und seinen Begleiter verteilt.
Der hingegen saß noch immer stocksteif und kreidebleich im Wagen und rührte sich nicht. Es schien als hätte ihn diese undenkbare Unmöglichkeit restlos geschockt. Die Partisanen hatten seinen Jagdstern nicht nur angegriffen, sie hatten ihn erfolgreich eliminiert.
Und nachdem sie alle anderen Angehörigen des Clans Wolf getötet hatten, würden sie sicherlich auch mit ihm weiter machen.
Sergeant Rothmann hingegen grinste nur.
„Willkommen auf Thannhausen“, war sein einziger Kommentar als er den Sterncaptain aus dem Wagen zerrte und auf den Boden presste.
Noch während er es dem Corporal überließ den Offizier von der Wache bis auf die Unterhose zu filzen, schickte er den entscheidenden Funkspruch an seine Vorgesetzten.
„Sir, wir haben unser Geschenk aufgemacht. Drei Eier waren drin, eins ist noch nicht zerbrochen. Wiederhole, wir haben eins!“
Auch wenn der Hinterhalt blutig und verlustreich geworden war, so war er doch erfolgreich beendet worden. Nachdem sie nun hatten, was sie wollten würde es sich im Weiteren zeigen müssen, ob es all diese Mühen wert gewesen war. Er konnte nur hoffen, dass es der Fall war.

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Krieg ist ein Überdruß an Frieden

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„Scheiße!“, fluchte Jara, als sie die Keule des Piratenmechs auf die Pilotenkanzel des Waldwolfes zukommen sah. Dann krachte es, Glas splitterte, Markus stieß einen Schmerzensschrei aus das ohrenbetäubende Knirschen von Metall auf Metall drohte der jungen Frau die Sinne zu rauben.
Wie vom Blitz getroffen fiel der schwere Clan-Mech hintenüber und es warf Jara brutal in die Gurte, als der Koloss auf dem Boden aufschlug. Sie spuckte Blut, fluchte erneut und warf Markus einen schnellen Blick zu. Der Mechkrieger hing schlaff in der Pilotenliege, Blut rann über seine geschlossenen Augen. Und über ihm ragte die Silhouette des Centurion auf, der sich seiner Beute zuwandte und gemächlich auf sie zusteuerte.
Für den Bruchteil eines Augenblickes dachte Jara daran, abzuhauen, dann verwarf sie diese Idee wieder. Wohin sollte sie auf diesem Planeten schon fliehen? Und da Untätigkeit ihren Tod bedeuten musste, tat sie das Einzige, was ihr übrig blieb.
Hektisch löste sie die Schnallen ihrer Haltegurte und zog sich zur Steuerkonsole empor, die nun, da der Mech auf dem Rücken lag, den obersten Punkt der Kanzel bildete. Mit grimmiger Entschlossenheit löste sie die Anschlüsse des Neurohelmes von Markus Kopf und befreite ihn aus dem Sitz.
Das Geräusch des anrückenden Centurion wurde lauter, das Quietschen seiner steinalten Aktivatoren und das Donnern, dass er bei jedem Schritt auslöste, kündeten von Tod und Verderben.
Die junge Frau drückte den bewusstlosen Claner von seinem Platz, woraufhin er unsanft auf die Heckwand des Cockpits fiel und dumpf aufschlug. Lediglich ein trockenes Knacken verkündete mindestens einen Knochenbruch, den der Mann bei dieser Aktion davon getragen hatte.
Sie kämpfte gegen die Schwerkraft und die langsam in ihr aufsteigende Panik und hievte sich selber auf die Liege und in die Gurte, schloss blind Kühlweste und Neurohelm an und fand einen winzigen Augenblick, um die Clan-Technologie zu bestaunen. Der Waldwolf hatte die gleichen Anschlüsse wie ein Puma und ein der Neurohelm passte sich sofort an ihr Hirnwellenmuster an.
Als sie die Hände um die Steuerknüppel schloss, die Systeme überflog und aufblickte, sah sie den Centurion sich vor dem Waldwolf aufbauen und seinen Fuß heben.
„Vollidiot!“, beschimpfte sie den Gegner. „Deine Arroganz wird dich töten!“
Der Fuß senkte sich über das lädierte Cockpit des Clan-Omnis, keine halbe Minute war seit seinem Sturz vergangen, der Kampf tobte unvermindert weiter. Jara glaubte beinahe, das triumphierende, selbstherrliche Grinsen des Piraten sehen zu können.
Dann wurde das Bein seiner Maschine von zwei schweren Clan-PPKs direkt unter dem Knie abgeschnitten.
Hitze schlug über der Leibeigenen zusammen, als sie den Mech in eine sitzende Position brachte und dabei den Torso der schweren Maschine gegen den Beinstumpf des bereits wankenden Fünfzigtonners schmetterte.
Das gab dem Piloten den Rest, er konnte den Sturz seines Giganten nicht mehr verhindern und während er hinschlug, bekam Jara den Waldwolf auf die Füße. Sie triumphierte laut, als sie aus kürzester Distanz die Raketen ihrer Maschine auslöste und den Centurion weiter verstümmelte.
Hatte man einen Clan-Mech gesteuert, sagte man unter Mechkriegern, konnte man alle bedienen. Technisch musste die blonde Frau dem zustimmen, aber das Gefühl, am Steuer eines so gewaltigen Omnis zu sitzen, war unbeschreiblich. Ein Hochgefühl erfüllte sie, als sie dem gefallenen Gegner den Todesstoß versetzte.
Plötzlich wurde der Waldwolf seitlich getroffen, schwerer Beschuss riss ganze Panzerplatten vom angeschlagenen rechten Arm der Maschine und Treffer von Laserwaffen ließen kleine Bäche geschmolzener Panzerung am Torso des Mechs hinabrennen. Während Jara noch um das Gleichgewicht rang und im gleichen Moment versucht, den Mech dem Gegner zuzuwenden, schaltete der Computer eine der Partikelprojektorkanonen aus ihren Feuerleitkreisen. Die letzten Treffer musste die mächtige Waffe beschädigt haben, kein Wunder, wenn man sich die kläglichen Reste ihres rechten Mecharmes ansah.
Schuld daran war der Zeus, den Markus geglaubt hatte, ausgeschaltet zu haben und der sich nun an sie herangeschlichen hatte. Aber trotz dieses schweren Treffers war er kein Gegner mehr für den schweren Omni-Mech. Jaras Gegenangriff fegte die erbärmlichen Reste seiner Panzerung beiseite und weidete den Sturmklasse-Mech gründlich aus. Sekundärexplosionen im Torsoinneren kündeten von einer Vielzahl zerstörter Bauteile und dann verging der Zeus im Feuer einer Reaktorexplosion.
Jara riss sich von dem schaurig schönen Schauspiel los und warf ihren Mech herum, den Blick zum Kampf wendend. Die anderen drei Clan-Maschinen lieferten sich ein zähes Gefecht mit sieben anderen Piraten. Die Leibeigene nahm einen bislang unversehrten Jenner in die Zielerfassung und schlug los.
Bellend meldete sich ihre PPC zu Wort und sandte ihre tödliche Fracht nur wenige Meter an ihrem Ziel vorbei. Der Rest ihrer Waffen traf besser, Impulslaser und Kurzstreckenraketen sprengten Panzerung von der leichten Maschine und bewiesen, dass der Waldwolf seinen Weg zurück in den Kampf gefunden hatte.
Das begriffen auch die Piraten und traten den Rückzug an, die Claner ließen sie gewähren.
„Ein guter Kampf, Sterncaptain Markus.“, meldete sich eine Stimme in der Komm. Jara erkannte Mechkriegerin Alice, die Pilotin des Eismarders.
„Neg, Mechkriegerin Alice. Sterncaptain Markus ist bewusstlos und verletzt. Du sprichst zu seiner Leibeigenen.“ Auch wenn sie ihren Status betont hatte – oder gerade deswegen – lagen Hohn und Spott unüberhörbar in ihrer Stimme.
Wenn Alice davon irritiert war, dann ließ sie es sich zumindest nicht anmerken. „Dann war deine Leistung umso erstaunlicher. Du hast gekämpft wie ein Wolf.“ Ein großes Lob, vielleicht das größte Lob aus dem Mund eines Clan-Kriegers.
Jara grinste. Sie hatte sich heute Respekt bei diesen Kriegern verdient. Vielleicht war es ihr bald möglich, in die Kriegerkaste des Clans aufzusteigen. Nicht jetzt, nicht sofort, aber man würde ihre Taten bemerken.
Dann riss sie sich zusammen. „Danke, Mechkriegerin. Ich werde mich jetzt um die Verletzungen des Sternencaptains kümmern.“
„Gut gehandelt und akzeptiert. Ich werde unsere Abholung veranlassen. Ende.“
Die junge Mechkriegerin schnallte sich los und sprang von der Pilotenliege, auch wenn sie den Mech nur sehr ungern wieder aus den Händen gab. Aber sie war Soldatin und sie wusste, was Vorrang hatte. Leben retten zum Beispiel. Wieder ein kleiner Schritt auf dem Weg zum Positionstest.

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Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
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16. November 3065
In irgendeinem Wald auf Sachsen, Thannhausen
Clan Wolf Besatzungszone


„Man sollte ihn an den Eiern aufhängen bis er quiekt. Dann runterlassen und erneut aufhängen“, raunte der Corporal seinem Kameraden zu. Der sah aus leeren Augen auf den Gefangenen vor ihm und ließ kaum erkennen, was dabei in ihm vorging. Seine Mordphantasien konnten noch weitaus schlimmer sein.
Das war jedenfalls der Eindruck des Sterncaptain.
„Oder langsam in ein Walzwerk einziehen lassen. Damit er es auch lange genug spürt“, stellte sich der Corporal vor.
„Gar nichts werdet ihr machen. Ihr sollt ihn nur bewachen, sonst nichts.“, erklärte Sergeant Rothmann, der in diesem Augenblick in das Verhörzimmer kam.
„Die sind irre! Die werden mich umbringen!“, wisperte der Clanner, der sich seiner Lage auf unheimliche Art und Weise bewusst war. Und sich dabei gar nicht clangemäß verhielt.
„Sicher würden sie das, wenn man sie ließe“, erwiderte Rothmann und beugte sich zum Gefangenen vor, „Aber wundert sie das allen Ernstes? Bei ihren Methoden? Wie sie sich an der gesamten Bevölkerung dieses Planeten ausgelassen haben?“
Wenig beeindruckt deutete der Sergeant auf den Mann mit dem leeren Gesichtsausdruck.
„Gefreiter Wittel war vor der Claninvasion noch nicht einmal im Militär. Er hat ein ganz normales Leben geführt, war lediglich Laufbursche für die Miliz – bis ihr Spinner hier eingetroffen seid. Ihr habt im Rahmen einer Vergeltungsmaßnahme seinen Vater erschossen. Seinen Bruder habt ihr zu einem Verhör abgeholt, von dem der nie mehr wieder kam. Und da glauben sie noch, dass man sie mit Samthandschuhen anfasst?
Unser Corporal Stinkbär Quietschestimmchen war früher auch mal ein ganz normaler Bürger eines ansonsten ziemlich verlassenen und vergessenen Hinterweltlerplaneten. Zumindest so lange, wie ihr verdammten Clanner mit eurer genetisch angezüchteten Hybris nicht da wart und die Bevölkerung wie den letzten Dreck unter euren Stiefeln behandelt habt, insbesondere ihr Fanatiker von der ‚Wache’! Aus seiner Familie sind bereits drei restlos unbeteiligte Familienmitglieder in irgendwelchen Zellen verschwunden.
Und jetzt kommen sie uns bloß nicht mit der Unantastbarkeit eines Offiziers oder ihrer Überlegenheit über den Rest des Universums, oder die beiden werden ihnen sehr plastisch zeigen, wo sie sich das alles hinstecken können!“
Der Clanner war bereits wieder in sich zusammengesunken, doch ob ihn die Botschaft dahinter erreicht hatte, war mehr als fraglich. Sergeant Rothmann drehte sich hingegen wieder zu den beiden Wachen um und behielt sein ruhiges Wesen.
„Lasst ihn in Ruhe. Sieht so aus, als würden wir ohnehin bald um das Problem erleichtert“, brummte er ihnen noch zu, bevor er den Raum wieder verließ.

***

„Und sie wollen den Offizier von der Wache wirklich mitnehmen?“, fragte der Major nach. Einige Verbände mussten Brandwunden bedecken, die er sich beim Kampf im Manticore zugezogen hatte. Auch wenn der Panzer an sich nicht heiß lief, so hatte der Kabelbrand doch Folgen hinterlassen.
„Wir werden ihn unterwegs verhören. Wenn wir sicher sein können, dass der Sternhaufen kein Rettungsteam losschickt“, erwiderte Scharnhorst wenig gerührt.
„Schade und dennoch gut so“, erwiderte der Major und steckte sich eine Zigarre an, „Einerseits hätte es den Wölfen hier auf Thannhausen sicher einen gewaltigen Schlag verpasst, wenn sie sehen müssten, dass einer ihrer wertvollsten … ‚Berater’ von der Miliz gefangen genommen wurde. Zumindest ihr aufgeblasenes Ego hätte ganz schön darunter gelitten. Es hätte auch sicherlich der von diesen verdammten Mistkerlen geschundenen Bevölkerung gut getan, ihn baumeln zu sehen... Wenn wenigstens einer von ihnen seiner gerechten Strafe zugeführt worden wäre.
Aber andererseits können wir uns auch sicher sein, dass das nur drei Mistkerle waren, die früher oder später von der Zentrale ersetzt werden. So wie ich vermute eher früher als später. Auch der Verlust des Jagdsterns hat die Clanführung sicherlich gewurmt, aber wirklich geschädigt???
Wohl eher nicht.
Rationell betrachtet würde ich sagen, dass wir etwa vier Wochen Ruhe haben, bevor die nächste Solahma ihren Dienst hier antritt. Und zwei Sterne Fahrzeuge und Mechs ersetzen sollte ebenfalls schnell gehen. Und danach wird es mit der selben Härte gegen die selben Zivilsten gehen.
So lange keine groß angelegte Offensive zur Befreiung des ganzen Systems gestartet wird, sollten wir nicht erwarten, dass sie uns in Ruhe lassen werden.“
„Höre ich da eine Spur Resignation heraus?“, wollte Scharnhorst wissen.
„Nein. Nur ein unbestimmtes Maß Gewissheit“, konterte Major Rögers und blies eine Wolke blauen Dunst in den Raum.
„Wir sind ihnen dennoch zu Dank verpflichtet. Ihre Versorgungsgüter und ihre Unterstützung haben uns in unserem Kampf gegen die Wölfe sehr geholfen. Ich vermute mit dem, was wir jetzt haben und was wir aus den Überresten des Konvois erbeuten konnten, können wir den Kampf für mindestens ein weiteres Jahr aufrechterhalten. Wir werden uns nicht geschlagen geben!
Ach ja, haben sie schon gehört, dass die Sektion auf Pommern die vereinzelte Jagdgruppe dort ebenfalls hochnehmen will? Scheint so, als hätten wir neues Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gesät.“
Scharnhorst grunzte nur kurz. Es war nicht verächtlich gemeint. Dennoch konnte er sich nicht zu wesentlich mehr durchringen.
„Ich hoffe, sie sind mit der Handvoll Mechwaffen zufrieden, die sie aus dem Schrott noch herausziehen konnten“, hakte der Major nach.
„Besser als nichts. Auch wenn es die Schäden kaum aufwiegt“, erwiderte Scharnhorst kurz angebunden. Selbst wenn es sich lediglich um Panzerungsschäden handelte, hatten die Clanwaffen doch wieder ihr enormes Schadenspotential überdeutlich bewiesen. Die Techs würden einiges zu tun bekommen.
„Bei der Reise, die sie noch vor sich haben, werden es mit Sicherheit nicht die letzten gewesen sein“, tat der Major lachend ab. Verschleiß war für ihn einfach kein Fremdwort – mehr…
„In der Tat nicht“, bestätigte ihn der Captain.
„Nun gut, dann werde ich ihnen noch den Sterncaptain übergeben und kann ihnen dann nichts weiter als eine gute Reise und viel Erfolg wünschen.“, erwiderte der Major und paffte noch einmal an seiner Zigarre, bevor seinen Gast zur Tür begleitete.
„Aber sie würden mir und wahrscheinlich ganz Thannhausen noch einen Gefallen tun, wenn sie dieses Arschloch nach der Befragung aus der nächstgelegenen Luftschleuse schmeißen würden“, raunte er ihm dann noch zu.
Captain Scharnhorst konnte nur grinsen, salutierte aber lieber kommentarlos und verließ dann den Raum.

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09.05.2007 12:16 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
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Mühsam wuchtete Germaine Danton seinen schweren Highlander herum. Die Maschine bewegte sich mindestens so schwerfällig, wie er sich selbst fühlte – nach über achtzehn Stunden im Cockpit auch kein Wunder.
„An alle von Knave. Gehe zum aufmunitionieren zurück.“
„Knave von Pilum. Verstanden.“
„Ist ja auch nicht gerade so als wollten die Wölfe erneut angreifen, oder?“, brummte Germaine belustigt und hörte kurz darauf Elegys abgehacktes Gelächter auf dem Kanal. Ja, die ehemalige Jadefalkin, die nun im Range eines SternCommanders bei Clan Wolf im Exil diente, hatte hier wirklich ihren Spaß.
Wie hatte sie es genannt? Wölfe verdrosch sie gerne.
„Knave von Saint. Wenn Sie etwas Zeit haben, würde ich gerne mit Ihnen sprechen, Chef.“
„Was gibt es denn so wichtiges, Doc?“
„Wichtig ist es eigentlich nicht. Zumindest nicht für uns. SternCommander Wilson hat nur bereits zum zweiten Mal versucht, Selbstmord zu begehen.“
Germaine stöhnte entsetzt auf. Am zweiten Tag ihres Händels, nachdem die Wölfe sich durch einen weiteren Stern verstärkt hatten, war der Uller des SternCommanders gefallen. Die Medoteams der Chevaliers hatten ihn lebend geborgen und sein Leben gerettet.
Aber seitdem der junge Wolf aus der Narkose erwacht war, hatte er verzweifelt versucht, entweder zu fliehen oder sich das Leben zu nehmen. Was war so verdammt schlimm dran, von Ärzten der Inneren Sphäre behandelt zu werden?
Nein, was war so verdammt schlimm dran, ein Leibeigener von Freigeborenen zu sein?
„Ich komme.“ In Gedanken beschloss er, Bishop nachdrücklich zu loben. Die Minensperre, die er in der Laufrichtung der angreifenden Wölfe bei Nacht und Nebel gezogen hatte, hatte diese Bastarde überrascht. Die Clankrieger waren einfach zu phantasielos um zu begreifen, dass das Feld, welches sie bereits überquert hatten, auf einmal vermint war. Das hatte ihnen den Uller als Beute eingebracht und einen MadCat ziemlich schwer angeschlagen. Wenn Germaine an diese schwere Clansmaschine dachte, leuchteten seine Augen. Das Ding stand definitiv auf seiner Wunschliste, obwohl eine weitere Clansmaschine die Fähigkeiten seiner Techs noch erheblich strapazieren würde. Nicht, dass er erwartete, dass der MadCat jemals in seine Hände fiel. Aber man durfte ja noch träumen.

Als er seinen Highlander im Wartungsgestell auf der ROSEMARIE einstellte, entsiegelten hilfreiche Techs sein Cockpit und halfen ihm aus dem Sitz. Dabei strahlten sie ihn an wie eine Gottheit. Kein Wunder, denn die Techs der Einheit waren in letzter Zeit erheblich unterbeschäftigt. Gestern hatten sie am Tai-sho von Metellus einen Arm wieder anbringen müssen; ansonsten hatten sie neben dem Ausbessern von Panzerungsschäden und dem Nachmunitionieren nicht besonders viel zu tun. Und das, obwohl sie gegen Clanner kämpften. Es war nicht gerade eine Übermacht. Aber vier Clansmaschinen auszuschalten ohne eine eigene zu verlieren war verdammt gut. Natürlich musste man in diese Rechnung mit aufnehmen, dass die Technologie der Inneren Sphäre einen erheblichen Schritt nach vorne gemacht hatte, seit die Clanner eingetroffen waren. Zudem hatten die Chevaliers eine Menge ClanTech in ihrem Bestand.
Aber dennoch, es stand vier zu null.
Germaine entledigte sich seiner Kühlweste und griff dankbar nach dem Mantel, den man ihm reichte. In einem Anflug von Sentimentalität hätte er beinahe dran gerochen und sich gefragt, ob er immer noch Jaras Geruch vorfinden würde. Die junge Frau hatte den Mantel einmal getragen, wenn auch nur kurz. Es war in einer für sie sehr schwierigen Zeit gewesen, und Germaine war sehr froh gewesen, dass die junge Frau so stark daraus hervor gegangen war.
Nun war sie Leibeigene der Wölfe, und sicherlich musste sie jeden Funken Stärke nutzen, den sie hatte.
Während er ins Lazarett der ROSEMARIE ging, machte er sich klar, dass nicht nur Jara Fokker verschwunden war. Mit Gray Gordon war ein erstklassiger Panzerfahrer verloren gegangen und mit Greta Caprese hatten sie eine hervorragende Infanteristin verloren, die eines Tages van Roose als Zugführer ersetzen konnte, damit der junge Mann die Einheit von Archangel übernehmen konnte.
Aber er hatte nun mal die engere Bindung zu Jara aufgebaut und dachte deshalb öfter an sie als an die anderen beiden Chevaliers. Kein Grund, sich deswegen schuldig zu fühlen. Er hätte diese Expedition auch durchgeführt, wenn Jara nicht unter den Verschleppten gewesen wäre.
Es hätte aber sicher nicht so sehr geschmerzt.

Germaine lächelte dünn, während er die Treppen hinab sprang, als wäre er zwölf. Damals, in seiner großen Rachezeit, als er kaltblütig auf dem Pfad der Mörder seiner Verlobten gewesen war, als er die fünf Vergewaltiger seiner Louise-Claire jagte, hetzte und gewissenlos tötete, damals wäre Jara ein Mädchen nach seinem Geschmack gewesen.
Damals hatte er genauso gedankenlos gebumst wie getötet. Er hatte stets die Gelegenheit ergriffen, wenn sie sich ihm bot. Aber diesmal war es anders.
Erstens hatte der alte Bull ihm so sehr den Kopf gewaschen, dass er aus seinem verdammten Fiebertraum erwacht war, und zweitens war da weit mehr als sexuelles Verlangen für die junge Fokker. Wäre es ihm nur um Sex gegangen, dann hätte er ihre schwache Phase ausgenutzt und sie aufs widerwärtigste verführt und benutzt. Zumindest hätte er es früher so gemacht, früher, bevor er Miko so sehr ins Herz geschlossen hatte. Bevor er etwas gefunden hatte, was er nicht nur ficken sondern auch beschützen wollte.
Dass er letztendlich doch mit Miko im Bett gelandet war, und einmal sogar im Cockpit seines Highlanders, stand auf einem ganz anderen Blatt und vertiefte nur die Gefühle, die er für die junge Draconierin empfand.
Eine Zeitlang hatte er geglaubt, seine Liebe in Belinda Wallace gefunden zu haben, aber diese Frau hatte wohl zu schnell erkannt, dass er sie nicht wirklich mit jeder Faser seines Herzens liebte. Sie hatte sich und auch ihn lange Zeit selbst betrogen, und erst nach dem tödlichen Anschlag auf sie, der sie ihre Fortpflanzungsfähigkeit gekostet hatte, hatte sie reinen Tisch gemacht. Sie hatte es vortrefflich verstanden, sich von ihm hassen zu lassen. Er hatte damals wählen müssen, wer leben durfte: Peterson oder Scharnhorst. Germaine hatte sich für Scharnhorst entschieden und seine ehemalige Geliebte dafür geohrfeigt. Ja, in diesem Moment waren alle Bande zwischen ihnen zerbrochen. Zurückgelassen hatte sie ein zerfetztes Herz und Unverständnis. Und eine Schuld, mit der sie Germaine nicht hätte belasten dürfen.
Aber sie hatte es getan und es hatte seinen Zweck erfüllt.
Die kleine Jara hätte dann eigentlich sein nächstes Opfer werden können. Germaine war sich sicher, dass die blonde Mechkriegerin, die nicht wenige stolz die Rose der Chevaliers nannte, ihn mochte. Vielleicht etwas zu sehr. Aber Germaine war zu diesem Zeitpunkt noch zu verletzt, irritiert und zerschlagen, um an mehr zu denken als seine Einheit. Und an Miko, die er niemals, nie, nie, aus seinen Gedanken verlor.
War dies der Moment geworden, in dem Miko in den Rang einer möglichen Gefährtin nachrückte und Jara den freien Posten als kleine Schwester eingenommen hatte?
Von dem wild um sich schießenden Killer mit dem Trieb, alles Niedliche zu bumsen, was bei drei nicht auf den Bäumen war existierte nicht mehr viel. Stattdessen existierte da dieser hervorragende, fürsorgliche und taktisch begabte Offizier, der wild entschlossen war, seine drei Leute zu retten und den Tod von McHarrod und Nagy zu rächen.
Aber vor allem wollte er seine kleine Schwester wieder haben. Er wollte ihr dringend sagen, dass ihre Tante ihr geschrieben hatte. Er wollte ihr sagen, dass sie Pate für Dawns kleine Tochter war. Er wollte ihr sagen… Viel zu viel.

„Morgen, Sir.“
„Morgen, Doc. Wo ist denn unser Patient?“
„Hier, Sir. Wir haben ihn abschießen müssen.“
Der Arzt zog einen Vorhang zurück. Dahinter lag ein schwarzhaariger, schlaksiger junger Mann, am Kopf, an den Armen und an den Beinen mit dicken Lederriemen gefesselt.
Er verhielt sich ruhig, schonte seine Kraft, aber seine Augen gingen wachsam durch den Raum. Ein Verband am rechten Arm war Zeugnis seines letzten Selbstmordversuchs.
„Leibeigener Wilson. Was haben Sie getan?“
„Ich bin nicht dein verdammter Leibeigener, Freigeburt“, zischte der Wolf. „Ich bin SternCommander Wilson vom 19. Garnisonssternhaufen, und kein ehrloser Sphärler wird das jemals ändern.“
Germaine atmete langsam aus. Während Operation Bulldog war es ähnlich gewesen, hatte er gehört. Viele der gefangenen Nebelparder hatten in Gefangenschaft den Freitod gewählt, anstatt sich in die Leibeigenschaft zu fügen. Das war sehr unclangemäß, und es war auch eine sehr unclanhafte Verschwendung gewesen.
Germaine seufzte. Verschwendung war etwas, was er immer gehasst hatte. Auch als er noch mit diesem blutig roten Nebel im Kopf herum gerannt war. Ressourcenmanagement und Bergegut gehörten immer noch zu seinen wichtigsten Maximen.
„Doktor Fleischer, rufen Sie bitte Sergeant Rowan. Er soll sofort hier runter kommen.“
„Ja, Sir.“
Germaine sah einen der Medtechs an. „Schnallen Sie SternCommander Wilson ab.“
Der junge Chevalier wirkte irritiert, aber gehorchte seinem Anführer.
Wilson rieb sich die schmerzenden Handgelenke, als er sich aufrichtete. Anscheinend war er neugierig auf das, was nun mit ihm geschah. Töteten ihn die Söldner aus der Inneren Sphäre, hatte er sein Ziel erreicht. Wagten sie es ihn zu belehren, gaben sie ihm nur die Möglichkeit, später immer noch zu sterben.
„Ein Wagen soll fertig gemacht werden. Ich brauche einen LKT mit voller Besatzung. Archangel soll Sturminfanterie bereit machen.“
Er sah den Wolf ernst an. „Sie bleiben auf diesem Bett, bis ich Sie abhole. Haben Sie das verstanden?“
Trotzig sah der SternCommander fort.
Germaine Danton nahm das als Bestätigung und ging weiter ins Lazarett hinein.
„Doktor Malossi.“
Der Facharzt und Traumachirurg sah von seiner Arbeit auf. Normalerweise stand er in einer Gefechtssituation mit seiner Crew von der Luftrettung bereit, aber die Wege auf diesem Schlachtfeld waren so kurz, dass sich der Einsatz des Rettungshubschraubers erübrigte. Die Sanitätscrew tat nun normalen Dienst. „Major Danton? Sie sind ein sehr seltener Besuch hier unten.“
„Es kommt so bald auch nicht wieder vor. Ich hole nur Wilson ab.“
Malossi atmete schwer aus. „Gute Idee. Der Junge macht nur Ärger. Er ist so fest entschlossen, in den Tod zu gehen, dass einem Angst und Bange wird. Himmel, er ist doch erst höchstens einundzwanzig! Ich werde diese Fanatiker niemals verstehen.“
Germaine seufzte viel sagend. „Ich auch nicht, glauben Sie mir.“
„Abgesehen von meinem Problemkind, was treibt Sie zu mir?“
Germaine grinste schief. Da hatte doch irgendwie ein väterliches „Mein Junge“ mitgeschwungen, fand er. „Wann werden Sie mein Chefarzt, Doktor Malossi?“
„Das hatten wir doch schon“, sagte der Arzt und runzelte die Stirn. „Ich denke, dass Doktor Fleischer nicht nur die Erfahrung und Qualifikation, sondern auch die Energie mitbringt, um Stabsarzt der Chevaliers zu sein.“
„Von Rechts wegen stünde das Ihnen zu, Doktor Malossi. Wenn schon nicht der Arbeitsplatz, dann doch Rang, Titel und Sold“, gab Germaine zu bedenken.
Der Molosser, wie ihn wohlmeinende Zungen gerne nannten – der Molosser war ein gutmütiger Riesenhund, der dem Arzt anscheinend sehr ähnlich war – räusperte sich vernehmlich. „Major Danton. Ich halte nichts davon, für eine Arbeit bezahlt zu werden, die ich nicht mache. Und der Job kann mich auch nicht locken, solange ich meinen Hubschrauber habe. Nichts kann mir dieses Gefühl ersetzen, ab und an mal heißes Blei um die Ohren zu kriegen, während sich der Heli auf die Seite legt. Nein, mich kriegen Sie nie ganz an einen Schreibtisch und bestimmt nicht auf Dauer ins Lazarett.“
„Ich wollte es wenigstens versucht haben.“ Germaine klopfte dem Arzt auf die Schulter. „Es ist dennoch schön, dass Sie bei uns sind, Andrew.“
„Es ist schön, hier zu sein, Germaine“, erwiderte der Arzt und klopfte auf Germaines Hand.
„Sir? Sie werden zur internen Kommunikation gerufen!“
Danton hob den Kopf. „Ich komme. Auf später, Andrew.“

Germaine Danton ergriff den Hörer der internen Kommunikation. „Danton hier.
„Chef, Tank hat das Signal gegeben. Vae Victi, wehe dem Besiegten.“
„Danke, Juliette. Wir bereiten sofort den Abflug vor. Gib Nachricht an alle Teileinheiten.“
„Verstanden, Germaine.“
„Ich werde voraussichtlich eine Stunde fort sein. Sorg dafür, dass mich ein Auge am Himmel begleitet. Und Kitty soll auf Bereitschaft stehen, um uns notfalls abzuholen.“
„Du willst noch mal in die Stadt? Was wichtiges?“
„Nur ein Menschenleben“, gab Germaine zur Antwort und hängte auf.
„Ich melde mich wie befohlen, Sir“, klang die Stimme des riesigen Rowan in der Pforte auf.
Germaine musterte den Elementare und nickte zufrieden. Der Mann trug die Chevaliers-Uniform, und nicht seine Kampfrüstung. „Begleiten Sie SternCommander Wilson und weichen Sie nicht von seiner Seite, Sergeant Rowan Geisterbär.“
„Jawohl, Sir.“
„Und lassen Sie dem Mann Bekleidung und Schuhe bringen. Wir treffen uns in fünf Minuten im Hangar.“

Ein paar Decks höher setzte sich Germaine Danton in den voll gepackten Luftkissentransporter der Infanterie. Die Männer und Frauen waren schweigsam und hoch konzentriert. Van Roose führte das Kommando an, wahrscheinlich hatte der schweigsame junge Mann darauf bestanden.
Kurz darauf traf Rowan mit seinem Gefangenen ein. Er dirigierte den Mann durch wenige Gesten und der Wolf gehorchte. Anscheinend sah er ein, dass er gegen die schiere Kraft eines Elementare keinen Blumenstrauß gewinnen konnte.
„Gentlemen, wir fahren raus zur Kaserne. Es gibt da etwas, was ich mit SternCaptain Malcolm zu bereden habe.“
Stummes, entschlossenes Nicken antwortete ihm. Diese Männer waren alle unter Charly trainiert worden und hatten mit van Roose gedient. Einige waren schon während der Ronin-Mission dabei gewesen. Germaine zweifelte nicht daran, dass sie ihm gegenüber absolut loyal waren.
Der LKT ruckte an, kippte nach vorne über und beschleunigte. Kurz darauf ließ er die Rampe hinter sich und raste auf die nahe Stadt zu.
Die Fahrt durch die Stadt selbst verlief ruhig, geradezu beschaulich. Die Bürger ließen sich vom Anblick des militärischen Fahrzeugs jedenfalls nicht die Ruhe nehmen und gingen ihrem Tagwerk nach. Die Tatsache, dass sich Söldner vor ihren Toren mit den Wölfen droschen, schien sie nicht zu berühren, solange beide Seiten die Stadt in Ruhe ließen.
Nun, Germaine konnte es Recht sein.
Vor der Kaserne ließ Germaine halten und stieg mit Rowan und dem SternCommander aus.
Es musste Magie sein, oder die Solahma hielten, obwohl sie weg geboten worden waren, die Chevaliers unter Aufsicht, denn Malcolm selbst erwartete sie bereits.
„Ich bin hier, um mich zu verabschieden, SternCaptain Malcolm. Es bringt keine Ehre, wenn ich mich mit einem schwachen Garnisonssternhaufen anlege.“ Er lächelte. „Ein Kampf gegen Ihre Leute hingegen hätte mich sehr interessiert.“
„Dummerweise“, begann Malcolm und konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, „wurden wir weg geboten. Auch mich hätte ein Kampf sehr interessiert, Germaine Danton.“
Der Riese besah sich seine drei Besucher und deutete schließlich auf den einzigen Mann, den er noch nicht kannte. „Was führt Sie zu mir, außer dass Sie sich verabschieden wollen, Germaine Danton?“
„Dies hier ist SternCommander Wilson vom angreifenden Binärstern. Er fiel uns gestern in die Hände, und es gelang uns, sein Leben zu retten. Leider kann ich nichts mit ihm anfangen.“
Germaine sah zu Rowan herüber und nickte.
Daraufhin gab der Geisterbär dem Wolf einen kräftigen Stoß in den Rücken, sodass der Mechkrieger auf den Solahma zutaumelte.
„Nun, ich kann Sie leider für den letzten gewonnenen Wettkampf nicht mehr wie versprochen entschädigen. Wir fliegen noch in dieser Stunde ab. Aber ich hoffe, ich kann das kompensieren, indem ich Ihnen SternCommander Wilson übergebe.“
Malcolms Miene war ausdruckslos, aber seine Augen begannen zu leuchten. Einen Mann als Leibeigenen zu nehmen und sofort wieder freizulassen war eine große Schande in den Augen der Clankrieger. Dabei spielte es absolut keine Rolle, dass Wilson versucht hatte, sich umzubringen, um der Leibeigenschaft zu entkommen.
„Natürlich kompensiert das den letzten Wettkampf. Ich danke Ihnen, Germaine Danton. Und ich wünsche Ihnen und den Chevaliers eine gute Heimreise.“
„Danke im Namen aller Chevaliers.“ Der Major salutierte, Rowan schloss sich an. Nachdem der SternCaptain zurück salutiert hatte, drehten sich die beiden Männer um und stiegen wieder in den LKT.
Der Wagen beschleunigte, und noch immer war von Ärger keine Spur zu erkennen. Die Heimfahrt durch Waterloo verlief überraschend ereignislos.
„Das war ein netter kleiner Streich“, kommentierte Rowan schmunzelnd. „Diese Episode wird garantiert auf Wilsons Kodax vermerkt werden. Und sie wird ihm in der Zukunft nicht gerade gut tun.“
„Was stellt er sich auch so an?“, entgegnete Germaine bissig. „Was ist so schlimm, bei den Chevaliers zu dienen?“
„Von meinem Standpunkt aus nichts“, versicherte der Elementare noch immer grinsend.
„Hoffentlich sind nicht alle Wölfe so verbohrt“, brummte Germaine.
***
Im Orbit um Thannhausen schloss sich die BOREAS der ROSEMARIE und der CRYING FREEDOM wieder an. Eine Stunde später trafen Manfred Scharnhorst und Germaine Danton auf der FREEDOM zusammen.
In Begleitung des Captains war ein hagerer Wolfskrieger mit den Abzeichen der Clanswache am Kragen. „Major Danton, darf ich vorstellen: SternCaptain Roves von der Clanswache.“
Danton schüttelte energisch den Kopf. „Nicht SternCaptain Roves, sondern Gefreiter der Chevaliers Roves.“ Der Major sah den Offizier der Wache ernst an. „Sie sind als Leibeigener angenommen und sofort auf den Rang eines Kriegers hoch gestuft worden. Dies ist Ihre einzige Chance, also überlegen Sie sich genau, was Sie jetzt sagen werden!“
Der hagere Wolf sah dem Major lange in die Augen. Schließlich brummte er: „Pos, Major Danton.“
„Gut. Ich habe ein paar Fragen, Clan Wolf betreffend. Begleiten Sie mich zum Stab, Gefreiter Roves. Sie auch, Captain Scharnhorst. Wir sind in der Besatzungszone noch lange nicht fertig!“

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Nadirsprungpunkt unbewohntes System jenseits Colmar
Wolf Besatzungszone
29. Oktober 3065


Die extrem beengte Umkleide der Techs wurde während einer Schicht kaum genutzt – was Gordon Gray und seinem Cheftech Jason Watts nur recht sein konnte. Von jenseits des kleinen Raums konnte man sowohl den Lärm aus dem Hangar als auch eine der riesigen Geschützkuppeln rotieren hören. Während im Hangar diverse Schäden beseitigt wurden, waren die leistungsstarken Waffensysteme damit beschäftigt Meteoritenschäden abzuwehren.
„Jetzt erklär mir noch mal, wieso ausgerechnet wir für den Job herangezogen werden“, beschwerte sich Gordon noch immer, während er sich bis auf die Unterwäsche auszog.
„Wir sind für Rüstungen zuständig. Für Gefechtsrüstungen! Nicht Mechpanzerung. Und erst recht nicht für einen lecken Fusionsreaktor. Was zum Teufel haben wir damit zu tun? Ein Krötenpanzer braucht keinen Kernreaktor zum Antrieb!“
„Achte auf deine Sprache“, brummte Jason Watts dahingegen.
„Ach? Ist das alles? Ich hab keinen blassen Schimmer von Fusionsreaktoren! Mein alter Panzer lief mit einem Verbrennungsmotor! Mit dem bin ich gut zurechtgekommen, den hab ich auch mal eigenhändig zerlegt, wenn was dran war. Aber von einem Fusionsmeiler hab ich keine blasse Ahnung. An den Dingern bin ich nie ausgebildet worden! Wieso also sollen wir uns in Strahlenschutz schmeißen und dieses verdammte Schrottding abkabeln?!?“
„Dafür braucht es keinen Grund“, reagierte der Cheftech doch noch barsch.
„Die Clangesellschaft ist hierarchisch organisiert. Oben die Krieger, darunter die Wissenschaftler und dann kommen wir, die Techs, ohne die gar nichts läuft und unter uns die restliche Arbeiterkaste. Und so wie die Gesellschaft an sich strukturiert ist, ist auch die Kaste in sich aufgebaut. Oben stehen die Waffentechs, dann freuen sich die wissenschaftlichen Assistenten und dann verteilt sich der ganze Rest. Und da auch unter den Waffentechs einige gleicher sind als andere, gehört den Mechtechs der meiste Respekt während wir Gefechtsrüstungstechniker sehen können, wo wir bleiben.
So.
Das ist Stand der Dinge.
Wenn jetzt ein Mechtech kommt und sagt spring, können wir froh sein, wenn wir nicht fragen müssen wie hoch. Und jetzt hör auf dich zu beschweren, zieh den stravag Anzug an und sieh zu, dass du mit der Arbeit fertig wirst! Ich will so wenig mit dem strahlenden Zeug zu tun haben, wie unbedingt nötig. Ist immer noch denen ihr Scheiß.“
Für einen Moment war Ruhe in der Umkleide, dann hörte man nur noch den Servomotor der Geschützkupplung erneut aufheulen.

***

Knappe 10 Minuten später waren Gordon Gray und sein Vorgesetzter endlich in den Hangar hinuntergekommen. Obwohl die Schwerelosigkeit während der Transitladung dafür sorgte, dass die wuchtige Ausrüstung nicht ins Gewicht fiel, war sie doch noch sperrig und extrem hinderlich. Der im fertig angelegten Zustand vollkommen luftdichte Anzug war bei den meisten Techs ohnehin als ‚Sauna’ oder ‚privates Aquarium’ wenig beliebt. Unter diesen Umständen konnte man bereits das höhnische Grinsen der Mechtechs sehen, als sie zu den beiden ‚Freiwilligen’ hinübersahen.
Jason Watts machte keine Anstalten, einen der anderen Cheftechs zu begrüßen und sah lediglich zur schartigen und zerschundenen Rumpfpartie des Waldwolfs hinauf, an dem gerade gearbeitet wurde.
„Und wie sieht unsere Arbeit nun genau aus?“, fragte er den leitenden Tech, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
Der zeigte sich angesichts dieser Respektlosigkeit wenig begeistert und war kurz davor den anderen Tech auf seine Art zu maßregeln.
„Die Reaktorabschirmung hat während der letzten Gefechte mehrere Schäden abbekommen. Der Reaktor muss demontiert und gründlich überholt werden, bevor der Mech wieder reaktiviert werden kann. Dafür müssen zuvor alle Kühlmittelleitungen und sonstigen Verbindungen gemäß Protokoll getrennt werden. Die Kabel sind konventionelle Steckverbindungen, aber bei den Wärmetauschern hat es mit Sicherheit weitere Beschädigungen gegeben.“
„Und? Weiter? Habt ihr Angst vor ein paar Flecken in eurer weißen Weste oder wieso kümmert ihr euch nicht selbst darum?“, brachte Jason Watts schnippisch hervor. Ihm war durchaus bewusst, dass Gordon nur zu sehr Recht damit hatte, dass die Mechtechs nur ein paar Idioten für die Drecksarbeit brauchten.
Der Cheftech wollte diese Frage auf seine Art beantworten, doch die heraufzuckende Faust prallte mit einem hässlichen Geräusch gegen eine im Raum treibende Pressluftflasche.
„Hmm… hab ich meine Ausrüstung doch noch nicht vollständig angelegt“, gab Gordon als Kommentar ab, doch statt der zu erwartenden Prügelei mit den restlichen Techs konnten beide nur das Kichern anderer Techs im Hintergrund vernehmen. Einzig der Chef der Mechtechs hätte alleine mit Blicken töten können.
„Ich denke, der Auftrag ist klar genug umrissen. Wir sollten uns einsatzbereit machen und der Rest sollte Abstand zum Mech gewinnen. Je mehr desto besser“, fügte Gordon noch mit einer scheinheiligen Miene an.
Zwar hätte der Cheftech liebend gerne noch was anderes gesagt, aber fürs erste war er bedient, während er die schmerzende Faust rieb. Grollend zog er sich mit seiner Truppe zurück.
„Du scheinst dir zusätzliche Freunde verschaffen zu wollen“, brummte Jason Watts als er seinen Pressluftatmer überprüfte.
„Hab ich davon nicht schon reichlich?“, konterte Gordon.
„Anscheinend nicht, sonst würdest du dir nicht einen der einflussreichsten Techs zum Feind machen.“
„Eine meiner leichtesten Übungen“, meinte Gordon mit einem gehässigen Grinsen, „Aber was soll mir als Astech noch schlimmeres widerfahren? Latrinendienst ist doch anderer Leute Job und noch schmutziger als das hier kann es kaum noch werden.“
„Wie auch immer, ich hätte es nie gedacht, dass ich mich jemals bei einer Freigeburt wie dir bedanken muss. Scheint als gäbe es wirklich noch Zeichen und Wunder. Also… danke“, fügte Jason Watts wenig begeistert an.
„Ich hab das Hoffen schon aufgegeben. Aber ich nehme das Dankeschön gerne an“, stichelte der Panzerfahrer.
„Andererseits würde es Ashton Lang mal richtig gut tun, wenn ihm einer die Luft rauslässt. Arroganter Suratdreck. Bekommt meiner Gesundheit bestimmt besser, wenn es ein anderer für mich übernimmt. Allerdings würde ich an deiner Stelle nicht mit einem geruhsamen Abendessen rechnen. Ashton gilt als nachtragend.“
„Was nichts wäre, was ich nicht mittlerweile schon gut genug kenne“, erwiderte Gordon und legte seinen Druckluftatmer an.
„Nur werd ich erst richtig eklig, wenn man mir meine Pasta vorenthalten will. Wenn er da dazwischen funkt, ist es seine eigene Dummheit.“
Jason Watts schüttelte nur den Kopf und schloss den Anzug.

***

„Kühlmittelzuleitung 12b … getrennt“, ging Gordon das Handbuch durch und protokollierte jeden Schritt einzeln, wie es vorgeschrieben war.
Er versuchte sich durch Dienst nach Vorschrift von der Tatsache abzulenken, dass sich nicht einmal ein Meter neben ihm ein leckender Kernreaktor befand und permanent ionisierende Strahlung ausstieß. Es war zwar kein Vergleich zu dem schweren Unfall gewesen, den er damals noch in der Peripherie miterlebt hatte, bei dem ein von einem Fissionsreaktor angetriebener Roadtrain verunglückt war. Aber wahrscheinlich war es fast genauso schlimm einen alten Kernreaktor mit tonnenweise strahlenden Spaltprodukten aus mehreren hundert Meter Distanz zu betrachten oder direkt neben einem weit weniger strahlenden Fusionsreaktor auf Griffreichweite zu sitzen.
„Steuerung verriegelt und gesichert“, ging Jason Watts sein eigenes Protokoll durch. Auch ihm war nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken in wenigen Minuten mehr Betastrahlung abzubekommen als in einem ganzen Jahr auf Dagda unter freiem Himmel.
„Mal sehen, ob sie uns auch noch die Kühlmittelleitungen auspusten lassen. Nur um sicher zu gehen, dass wir auch lange genug an dem Mülleimer arbeiten. Kühlmittelzufuhr 12c getrennt“, fluchte Gordon.
„Wenn ihnen noch was einfällt, mit dem sie uns auf die Nerven gehen können, werden sie es finden. Primärsteuerleitung 1… getrennt.“, erwiderte Jason Watts. Sein Schulterzucken ging im unförmigen Strahlenschutzanzug unter.
„Und alles sauber protokollieren! Ich will die Arbeit nicht zwei mal machen“, brüllte es in diesem Augenblick aus dem Hintergrund.
„Wenn man vom Teufel spricht“, fluchte Gordon, doch was ihn bei weitem mehr nervte, waren die dröhnenden Servomotoren der Geschützkupplungen, die in dem riesigen Mechhangar einen einzigen Resonanzkörper fanden. Das permanente Dröhnen zerrte an den Nerven und störte die Konzentration.
Doch in diesem Fall kam noch ein weiteres Geräusch hinzu.
Die Alarmsirene des Schiffes.
Keine zwei Sekunden später wurde auch deren Bedeutung schlagartig klar. Es gab einen gewaltigen Knall, als ein Meteorit, der offensichtlich nicht mehr abgefangen worden war auf die Außenhaut des Schiffes traf. Der Aufprall reichte aus, um Jason Watts gegen die offene Wartungsklappe des Mechs zu schleudern. Diverse Gerätschaften lernten auf einmal das Fliegen und auch aus dem Hangarbereich waren Schreie zu hören.
Doch es war nicht viel mehr als eine Vorankündigung gewesen. Der wirkliche Felsbrocken kam erst noch und er begnügte sich nicht damit, an der Außenhaut des Schiffes anzuklopfen. Mit einem Knall zerbarst die Hülle des Mechhangars. In einem einzigartigen Orkan wurde alles, was nicht niet- und nagelfest war, in die große Leere des Weltraums gesaugt.
Jason, der bereits durch den ersten Treffer das Gleichgewicht verloren hatte, konnte sich nicht mehr halten. In dem sich extrem aufblasenden Schutzanzug fand er auch keinen Halt.
„Verdammt!“, konnte er nur noch schreien und hilflos herumrudern. Doch er war nicht alleine in der Reaktorkammer.
Kurz bevor er nach draußen gesaugt werden konnte, spürte er einen eisernen Griff, der ihn am anderen Arm packte.
„Greif richtig zu! Ich weiß nicht, wie lange ich dich so halten kann!“, brüllte ihm Gordon entgegen, der sich seinerseits an einem Scharnier des Mechs festhielt. Jason reagierte eher instinktiv als gelenkt und hielt sich an der dargereichten Hand fest. Mehr konnte er für den Augenblick nicht machen.
Aber er in seiner hängenden Position hatte er einen Panoramablick auf das apokalyptische Panoptikum innerhalb des Hangars. Er konnte direkt auf das aufgerissene Loch blicken. Selbst schwere Schweißgeräte rutschten in dem Orkan in Richtung Weltraum, von kleineren Objekten oder Techs ganz zu schweigen. Eine kleinere Tech, die zuvor noch an dem zerschossenen Kit Fox gearbeitet hatte, wurde wie von einer unsichtbaren Faust gepackt und direkt durch das Loch nach draußen befördert. Nachdem sie den Halt verloren hatte, hatte sie nie eine Chance gehabt. Einer, der es fast geschafft hatte, war Cheftech Ashton Lang, der an einigen Leitungen halb aus dem Schiff hing. Er schrie wie am Spieß, was aber im schwächer werdenden Getöse des sich einstellenden Vakuums immer weiter abnahm. Aber er war noch immer bei Bewusstsein. Er lebte noch.
Nur interessierte das die automatische Harjelversiegelung des Schiffes kein bisschen. Die schwarze, harzartige Masse breitete sich über geborstene Leitungen, Panzertrümmer und alles andere aus, was in ihrem Weg lag.
Was in diesem Fall Ashton Lang war.
Aus mehreren Metern Entfernung, eingeschlossen in seiner eigenen persönlichen Luftblase, musste Jason Watts zusehen, wie der halb erstickte und bereits betäubte Chef der Mechtechs wieder ins Schiff kriechen wollte und dabei ein ungleiches Rennen gegen die Zeit und gegen das Harjel führen musste.
Es war ein Rennen, das er nie gewinnen konnte.
Als seine in der Kälte des Alls absterbenden Hände nach einem Halt im Inneren des Schiffes suchten, erreichte ihn das Harjel.
Man hätte das Versiegelungssystem als bösartig oder mörderisch verteufeln können, doch es hatte kein Gewissen. Es überzog nur eine weitere Struktur beim Versuch, den Hüllenbruch zu schließen.
Das letzte, was Jason Watts vom anderen Cheftech sah, war der weit aufgerissene Mund, der vor Schmerzen schreien zu schien. Dann blieben nur noch die schwarz überkrusteten Hände im Hangar zurück.

***

Gordon Gray hatte seinen Cheftech erst losgelassen als der Druckausgleich wieder hergestellt worden war. Keiner der beiden sagte etwas, während die Medtechs den Raum bevölkerten und nach weiteren Überlebenden absuchten.
Die beiden Techs im Strahlenschutz wirkten in dem plötzlich regen Treiben wie Fremdkörper. Aus Sorge um mögliche Reststrahlung, aber wohl auch aus dem Wissen, dass den beiden mit Abstand am wenigsten geschehen war, wurden sie von allen anderen gemieden wie jemand aus der Schwarzen Kaste. Aber beide schwiegen auch untereinander.
Es brauchte einige Zeit, bis Jason Watts als erster die Stille überwandt.
„Warum hast du mich gerettet?“
Gordon Gray blickte mit leerem Gesichtsausdruck zu ihm herüber.
„Du hättest mich genauso nach draußen fliegen lassen können wie Cheftech Ashton. Ich mache dir das Leben unnötig zur Hölle. Wieso hast du mich nicht einfach nach draußen schweben lassen? Warum hast du nicht einfach all deine Sorgen in den Weiten des Alls begraben?“, fragte Jason Watts nach.
Gordon, der bislang nur am Fuß des Mechs gestanden hatte, schnaufte durch.
„Ist dir der Begriff des ‚reziproken Altruismus’ bekannt?“
„Wenn es nichts mit Technologie zu tun hat, dann nicht.“
„Mir wäre er auch nicht weiter bekannt, wäre ich nicht mal durch Zufall über ihn gestolpert. Er beschreibt eine bestimmte Verhaltensweise. Altruismus wäre selbstloses Handeln. Sogar unter Aufgabe seiner eigenen Ansprüche.
Aber wir wissen beide, dass so etwas in dieser Gesellschaft als Dummheit, als eine Form von Schwäche, ausgelegt wird. Praktisch nichts passiert hier ohne Hintergedanken. Ein reziproker Altruismus ist eine nur scheinbar selbstlose Handlung, weil man nicht weiß, wann man selbst in eine Situation gerät, in der man Hilfe von anderen braucht.
Wenn du sagst, dass ich in dieser Gesellschaft wenige Freunde habe, dann hast du mit Sicherheit Recht. Selbst wenn wir beide uns nicht gleich um den Hals fallen und Küsschen geben, kommen wir mittlerweile aus. Aber es gibt da draußen noch mehr als genug andere, mit denen man weitaus schlechter auskommt. Wie der eine oder andere Cheftech. Irgendwann und irgendwo gibt es mit Sicherheit die Gelegenheit, bei der ich auf die Hilfe anderer angewiesen bin, um aus irgendeinem Schlamassel wieder rauszukommen. Ich weiß nicht, wann das sein wird. Ich weiß nicht, wo es sein wird. Ich weiß nur, dass es der Fall sein wird.
Und dann werde ich darauf hoffen, dass auch mir von anderer Seite geholfen wird.“
„Aber du wirst nicht wissen, ob dir geholfen wird“, brummte Watts.
„So lange ist es nur Altruismus gewesen“, konterte Gordon Gray.
Wie als wollte er darüber hinwegsehen, schnalzte er mit der Zunge und blickte zum Harjelsiegel hinüber.
„Zumindest muss ich mir heute Abend keine Gedanken um lästige Seitenkommentare seitens eines aufgeblasenen Cheftechs machen. Die sind ihm wohl im Hals stecken geblieben.“
Jason konnte nur zu dem Sphärer aufblicken und den Kopf schütteln. Im Grunde wollte er es kommentieren, doch wenn man dem anderen Tech beim Sterben zugesehen hatte, hatte man keine Lust mehr dazu. Womöglich war es auch nur Gordons Weg gewesen, mit der Anspannung fertig zu werden. Wirklich herausfinden, was in dem ISler vor sich ging, würde er wahrscheinlich nie. Und das war auch gut so.

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Als Germaine Danton in die kleine Kammer schwebte, hallten ihm zwei ruhige, routinierte Stimme entgegen. Eine gehörte seinem langjährigen Freund, Vertrauten und Partner Charles Decaroux. Die andere dem neu angeworbenen Agenten Raducanu.
Dazwischen klang immer die konzentrierte, aber leise Stimme eines dritten Mannes auf. Die von Roves, den Offizier der Clanswache, den Major Danton adoptiert hatte.
Es war ein wenig so wie damals auf Bryant mit Raducanu, der vor der Wahl gestanden hatte zu sterben oder zu den Chevaliers zu gehen.
Nur würde Roves nie im Traum daran denken, sich abzusetzen, sobald er die Gelegenheit dazu erhielt.
Charles erkannte ihn und winkte ihn heran. Er bedeutete Raducanu weiterzumachen, stieß sich vom Tisch ab und traf sich mit Germaine auf der Hälfte der Strecke.
„Wie läuft es?“
„Wir verhören ihn jetzt seit sechs Tagen. In den ersten beiden Tagen haben wir ihn alles aufschreiben lassen, was ihm zu Clan Wolf einfiel.
In den letzten vier haben wir dann einzelne Schlagwörter herausgesucht und einzeln besprochen. Der Gefreite ist sehr gesprächswillig und hält nichts zurück.“
Er schwebte kurz zum Tisch zurück und nahm einen Stapel Papiere aus einer Klemme.
„Die Angreifer auf den Angels Viewpoint waren wahrscheinlich eine Frontklasseeinheit auf dem Weg zu den Jadefalken. Sicher verifizieren können wir das noch nicht, denn es war keine offiziell genehmigte Aktion. Zum Zeitpunkt des Überfalls in der Nähe waren der Siebzehnte Sturmsternhaufen und die Achte Wolfsgarde. Es kommt noch eine Solahma-Einheit in direkter Nachbarschaft in Frage, aber die verfügt nicht über eigene Sprungschiffe.“
„Wohin sind die beiden Einheiten unterwegs?“
„Lässt sich noch nicht sagen. Aber wenn wir Roves die Gelegenheit geben in ein Computersystem der Wölfe einzubrechen, kann er uns wenigstens Hinweise herauskitzeln.“
Germaine Danton dachte angestrengt nach. „Die nächste Welt die wir anspringen werden ist Maestu. Reicht das?“
„Maestu hat keine besonders große Garnison und verfügt nur über einen Beta-HPG. Aber die Besatzung zu überwältigen und in das Computersystem einzubrechen sollte kein Problem sein. Nur dürften die Daten leicht überaltert sein.“
„Wir können extrapolieren.“ Wieder arbeitete es im Gesicht des Franzosen. „Charlie, ich will, dass Ihr in der Maestu-Garnison gezielt nach einer Einheit sucht, deren Lebensmittelbedarf rapide angestiegen ist. Sie werden den erhöhten Bedarf sicherlich weiter gemeldet haben.“
Decaroux pfiff anerkennend. „An dir ist ein guter Analytiker verloren gegangen. Selbst wenn der Kommandeur die Aktion verheimlichen will, die Subalternen folgen sicherlich ihrer Dienstroutine. Abgesehen davon wäre es verrückt, die neuen Leute nicht ebenfalls über den Dienstweg zu versorgen.“
Germaine grinste dünn. „Ich habe da so einiges gelernt, als ich auf meiner Jagd war. Zum Beispiel konnte ich klar erkennen, wie viele Passagiere nicht in den Listen auftauchten, wenn ich den Wasserverbrauch eines Sprungschiffs eingesehen habe.“ Er sah in die Runde. „Braucht ihr noch lange?“
„Kann man so noch nicht sagen. Wir machen zwei Schichten á vier Stunden pro Tag, um uns nicht unnötig auszulaugen. Im Moment stellen wir gerade Dossiers für saKhan Hall zusammen. Es wäre doch eine Schande, all die schönen Daten für nichts und wieder nichts zu sammeln.“
„Das wird Marco Hall sicher freuen. Mach die Dossiers fertig und verschlüssle sie gut. Wir jagen sie über Maestus Beta-HPG.“ Germaine stieß sich ab und schwebte zum Tisch. „Meine Herren, Sie leisten hervorragende Arbeit. Ich lasse die Küche anweisen, dass Sie etwas Besonderes gekocht bekommen. Was halten Sie von einem zünftigen Eisbein?“
„Eisbein?“, fragte der ehemalige Sterncaptain verwundert.
„Eine lyranische Spezialität“, sagte Raducanu. „Für jeden?“
„Natürlich für jeden. Ich denke, sie werden das mögen.“ Er winkte den beiden noch mal zu, stieß sich leicht ab und schwebte nach draußen.
„Ich mag kein Eisbein“, meckerte Charles Decaroux.
„Ich lasse deins braten, okay?“ Er zwinkerte dem langjährigen Freund zu und verschwand im Gang.
***
`Fiasko!´, ging es Germaine Danton durch den Kopf, als das zivile Sprungschiff BURBANK sie direkt in die Hölle brachte.
Der Sprung nach Maestu war normal verlaufen, und Germaine hatte wie immer einen Moment mit der Übelkeit zu kämpfen gehabt, die jeden Sprung für ihn begleitete. Aber das war nichts, was er nicht in den Griff bekommen hätte. Der Anblick, der sich ihm nun bot war hingegen von einem Kaliber, der ihm die Beine unter den Füßen weg gezogen hätte, wenn er wegen der am Zenitsprungpunkt von Maestu herrschenden Schwerelosigkeit nicht sowieso geschwebt hätte.
„Kapitän“, sagte Germaine gefährlich leise, beinahe so gefährlich wie das Ding da draußen.
Der zivile Sprungschifffahrer nickte. „Meldung!“
„Sir, in achthunderttausend Kilometern Entfernung befindet sich ein Vincent Mk 42! Transponder belegen Clan Wolf!“
Seine Kenntnisse über Raumfahrzeuge war lückenhaft, das gestand sich Germaine ein. Er konnte gerade einmal sagen, dass der Vincent eines der kleineren Schiffe war, die sich ohne die Hilfe eines Sprungschiffs durch die interstellaren Leeren bewegten. Zerstörer oder Korvette.
„Die Vincent Mk 42“, sagte Kapitän Immendorff ernst, „ist eine Korvette. Ein so genannter Interceptor. Abgesehen von zehn Luft/Raumjägern verfügt sie über zwei Barracuda-Werfer. Und ich muss Ihnen nicht sagen, was ein Barracuda mit meinem kleinen Sprungschiff machen wird, von den Jägern gar nicht mal zu reden.“
Germaine versteifte sich auf seinem Notsitz. Das sicherste war es nun, das System wieder zu verlassen. Ob und wo sie es erneut versuchen würden stand in den Sternen und würde sie mindestens zwei Wochen kosten. Die Lithiumbatterien der BURBANK speicherten Energien für genau zwei Sprünge. Danach mussten sie mit Hilfe des Sonnensegels neu geladen werden, wenn keine Sprungpunktstation in der Nähe war. Dieser Ladevorgang dauerte gut zwei Wochen und war eine frustrierende Erfahrung. Bis dahin konnte diese Korvette überall sein. Oder in diesem System auf den Springer mit den drei Landungsschiffen lauern. „Ihre Entscheidung.“
Immendorff schnaubte. „Natürlich ist es meine Entscheidung. Oder glauben Sie ernsthaft, ich vertraue darauf, dass Ihre sechs Jäger nicht nur den Begleitschutz der Wölfe, sondern auch die Korvette ausschalten? Alles bereit für den Rücksprung. Wir springen in fünf Minuten.“
„Skipper, wir werden angefunkt. Leichte Zeitdilatation durch die Entfernung, aber die Sendung kommt klar und deutlich.“
Immendorff und Danton wechselten einen langen Blick. Schließlich nickte der Franzose.
„Durchstellen.“
„Hier spricht die CW TRAILBLAZER, SternCaptain Renge. Ich rufe die BURBANK.“
„Die wollen anscheinend reden.“
„Und sie haben unseren Transponder empfangen“, ergänzte Germaine.
„Antworten Sie. Sprungvorbereitungen gehen weiter.“
Sekunden darauf gesellte sich zu der Stimme ein Bild. Genauer gesagt das Gesicht einer jungen Frau, auf deren Schultern die Abzeichen eines SternCaptains prangten. Sie kam sofort zur Sache. „Kapitän Immendorff, wer ist an Bord der drei Landungsschiffe?“
Wieder wechselten der zivile Kapitän und Danton einen Blick. „Wir sind öfters in der Gegend. Aber ich habe nicht erwartet, dass Renge mittlerweile ein Kommando hat. Kamera auf mich. Ich antworte selbst.“ Er sah noch mal zu Germaine herüber. Der nickte.
„Hier spricht Kapitän Jorge Immendorff. Ich grüße Sie, SternCaptain Renge. Heute transportiere ich die Söldnereinheit Dantons Chevaliers.“
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Beziehungsweise doch, wegen der großen Entfernung. „Söldner? Was führt die in das Gebiet von Clan Wolf?“
Germaine schnallte sich ab und drückte sich an der Rückenlehne nach vorne. Als er ebenfalls in den Erfassungswinkel der Kamera geriet, stoppte er geschickt mit der Erfahrung eines Mannes, der seit Jahren Null G gewohnt war.
„SternCaptain Renge. Ich bin Major Germaine Danton, Anführer der Dantons Chevaliers. Im Moment suche ich mit meiner Einheit den Verbleib von dreien meiner Offizieren, die vor zwei Monaten von einer Basis des Clan Wolf im Exil entführt wurden.“ Frech siegt immer, hatte sein alter Waffenlehrer auf der Sandhurst immer gesagt. Und es stand ja nirgends geschrieben, dass sie Renge auf die Nase binden mussten, dass es eine Wolfseinheit gewesen war, die seine Leute entführt hatte.
„Hm“, machte die Frau und starrte vom Monitor herab. Ihr Blick war intensiv und stechend. „In wessem Auftrag sind Sie hier, Major Germaine?“
Der Major unterdrückte ein Schnauben. Natürlich. Immerndorff wurde mit seinem Nachnamen angesprochen, aber er bekam wieder mal die Clan-Arroganz zu spüren.
„Ich bin auf eigenem Antrieb hier. Mein derzeitiger Dienstherr hat mich dafür freigestellt, um nach meinen Leuten zu suchen.“
Diese Antwort schien die junge Frau mit den ernsten, wilden Augen nicht sehr zu befriedigen. „Wer ist Ihr Dienstherr, Major Germaine?“
„Mein Dienstherr ist Herzog Morgan Kell, Regent des Arc Royal Defensiv-Kordons, SternCaptain Renge.“
Im Gesicht der Frau arbeitete es. Ihre Züge verloren etwas von ihrem Ernst und das Gesicht wurde beinahe hübsch. Nun, zumindest bis zu dem Punkt, an dem sie lächelte. „Sehr gut. Dann nehme ich an, dass Ihr oberster Dienstherr im Moment Archon Katrina Steiner ist. Oder anders ausgedrückt, Sie verfügen über ein lyranisches Offizierspatent.“
Das war defacto sogar richtig, wenngleich etwas weit hergeholt. Immerhin war es ein offenes Geheimnis, dass die Kells, nun, im Moment überhaupt nicht gut auf Katrina Steiner-Davion zu sprechen waren. Aber da Morgan weder seinen Eid gegenüber dem Thron widerrufen hatte noch sich offen gegen Katrina gestellt hatte – noch nicht – stimmte es wohl, dass man mit viel Wohlwollen ihn als Major oder Kommandant der lyranischen Armee ansehen konnte. Nicht, dass er Autorität gegenüber einer lyranischen Einheit gehabt hätte. Bei weitem nicht. Aber man konnte es entsprechend und ohne große Widersprüche konstruieren. „Wenn Sie es so formulieren wollen, dann haben Sie Recht, SternCaptain Renge.“
„Gut. Ich habe nämlich etwas zu tun für Sie. Ich komme mit einem Beiboot zu Ihnen an Bord und bespreche alle Details mit Ihnen, Major Germaine Danton.“
Für einen Moment runzelte Germaine die Stirn. Die Erwähnung seines Nachnamens kam sehr unerwartet. Äußerst unerwartet. Und es wäre eine Untertreibung gewesen, hätte jemand gesagt, die Sache stinkt. Im Gegenteil, ein acht Wochen alter Pferdekadaver im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung konnte nicht annähernd so auffällig riechen.
„Wir sollten springen, solange wir noch können“, brummte Germaine, und Immendorff gab ihm Recht. Aber stattdessen sagte der Skipper der BURBANK: „Sprungvorbereitungen abbrechen. Sprungsegel ausfahren. Alles bereit machen für den Empfang eines Beibootes von der TRAILBLAZER. Immerhin kann ich mit Sicherheit sagen, dass sie uns nicht einfach abschießen wird, Major Danton.“
„Hoffentlich wird uns das nicht sehr bald lieber sein als das, was da auf uns zukommt“, brummte Germaine ernst.
***
Es kam schlimm. Nein, noch viel schlimmer. Um es deutlich zu sagen, Germaine Danton bekam den schwärzesten Peter zugespielt, den er jemals auf der Hand gehabt hatte.
Und Renge genoss es sichtlich, sich von dieser Verantwortung durch diese wundervoll günstige Gelegenheit zu befreien. Denn das, was sie so wichtiges zu besprechen hatte, das waren fünf Männer. Sie kamen in Hand- und Fußfesseln und wurden zudem von Elementaren eskortiert. Immerhin, die Riesen trugen keine Rüstungen.
„Hiermit übergebe ich Ihnen Hauptmann Wolf Steinberger und vier seiner Offiziere von der 1. Maestu-Miliz. Ich erwarte eine Verurteilung in allen fünf Fällen.“
„Moment mal, Moment, SternCaptain Renge. Würde es Ihnen etwas ausmachen, ganz von vorne anzufangen?“, bat Germaine und spürte, wie seine Stirn zu pochen begann. Na, DAS konnte ja was werden.
„Ich übergebe Ihnen die Führungskräfte der 1. Maestu-Miliz. Was ist daran misszuverstehen?“, fragte die junge Frau verwundert. Sie reichte Germaine einen Datenträger. „Hier sind alle Daten, Fakten und Berichte gespeichert, die uns zur Verfügung stehen. Außerdem diverse Gefechts-ROMs der Miliz. Ich verlange, dass Sie gewissenhaft recherchieren und eine zufrieden stellende Entscheidung im Namen Ihrer obersten Dienstherrin treffen, Major Germaine Danton.“
Der Anführer der Chevaliers besah sich die fünf Männer genauer. Ihr Anführer war zweifellos dieser Bursche ganz vorne. Der mit dem Jungengrinsen und dem öligen Charme eines italienischen Gigolos. Wolf Steinberger, ohne Frage. Gewiss hatte ihm dieses hübsche Gesicht schon mehrfach geholfen, und jetzt, genau jetzt schien er zu glauben, Oberwasser zu bekommen. Der Mann hinter ihm war groß, bullig und grausam. Seine grünen Augen waren eisig kalt. Zuerst hätte Germaine gesagt, er wäre einfach nur ein erfahrener Soldat, aber dieser Blick wies auf etwas anderes hin. Der da war ein eiskalter Mörder. Germaine spürte es, weil er selbst einer war.
Der Mann dahinter, ein kleiner, unauffälliger Bursche mit kurz geschorenem Blondhaar wirkte verloren und vereinsamt. Er zitterte und sah fortwährend zu Boden. Der vierte war fast ebenso breit wie hoch und schob einen mächtigen Bauch vor sich her. Spontan tippte Germaine auf Tech. Aber man hatte schon Pferde kotzen gesehen. Und manchmal konnte man gar nicht glauben, was sich alles in ein Cockpit zwängte.
Der letzte wiederum hatte den gleichen öligen Charme wie Steinberger, sah ihm ähnlich genug um sein Bruder zu sein. Aber er unterschied sich durch den harten, beinahe grausamen Zug um seinen Mund. Die Härte in seinen Augen richtete sich eindeutig auf den Mann ganz vorne. „Und warum übergeben Sie mir diese Miliz-Soldaten?“
„Es war Teil der Übergabe. Hauptmann Steinberger hat sich das Recht in einem Duell erworben, von einem lyranischen Offiziersgericht abgeurteilt zu werden. Wenn Sie mich fragen, war das ein Entgegenkommen, für das ich kein Verständnis habe.“ Die Augen von Renge waren eisig, als sie die Männer betrachtete. „Das ist Verschwendung von Nahrung, Energie und Zeit.“
Die Männer reagierten nicht darauf. Was hätten sie auch sagen sollen?
„Und worin besteht die Anklage, SternCaptain Renge?“
„Mord, Vergewaltigung, versuchter Massenmord, Spionage, Plünderung, Erpressung, Nötigung, schwerer bewaffneter Raub und schwere Körperverletzung. In der Akte, die ich Ihnen übergeben habe, sind vierhundertelf Fälle aufgezeichnet.“ Sie wischte sich die Hände ab, als wolle sie sich Staub abwischen. „Damit ist meine Arbeit wohl getan. Ich werde mich auf mein Schiff zurückziehen. Major Danton. Kapitän Immendorff.“
„MOMENT!“ Germaine griff eisenhart zu und hatte die Wolf-Kriegerin an ihrem Kragen gepackt. „Sie kommen hierher, zu mir und zu meiner Einheit, übergeben mir fünf Männer und sagen, ich soll sie wegen Mordes aburteilen?“
SternCaptain Renge wand sich aus Germaines Griff heraus. „Dies sind die Ergebnisse des Konflikttests. Mein Vorgesetzter hat mich dazu angehalten, sie einzuhalten. Lassen Sie meinen Kragen los, wenn Sie Ihren Arm nicht verlieren wollen.“
Zögernd öffnete Germaine die Faust. Und hatte einen Geistesblitz. „Ich lasse ihren Kragen los, aber sicherlich nicht Sie. SternCaptain Renge, ich rekrutiere Sie hiermit als Beisitzer für das tagende Kriegsgericht. Allerdings werden wir nicht hier, sondern auf Maestu arbeiten. Für eine erfolgreiche und faire Verhandlung sind Zeugenaussagen aus erster Hand unabdingbar. Es gibt doch Zeugen, oder?“
Nun zeigten die Männer das erste Mal Reaktionen. Der kleine, stumme begann leise zu wimmern, während der mit dem Mörderblick wütend etwas zischte. Die Elementare vom Kriegsschiff traten sofort näher heran und brachten sie zum schweigen. Anscheinend hatten die Gefangenen Sprechverbot.
„Es gibt Zeugen“, sagte sie zögerlich. „Ich werde mit dem Garnisonsleiter sprechen.“
„Wir nehmen meinen Overlord. Sie können eigene Offiziere nachziehen, wenn Sie es wollen. Ich plane ein Gericht mit sieben Richtern, alles Offiziere meiner Einheit. Wir starten sofort und nehmen die dort mit.“ Germaine schwebte näher an sie heran. „Sie können nicht einfach kommen und Abschaum bei mir ablagern. Ich werde dieses Gericht abhalten, aber Sie werden mir helfen!“
Sie grunzte wütend, nickte aber.
„Gut. Dann ist das geklärt. Sergeant Rowan, übernehmen Sie die Gefangenen und bringen Sie sie auf die CRYING FREEDOM. Sie haben Sprechverbot. Es ist den Wächtern außerdem verboten mit ihnen zu reden. Allerdings gibt es eine Ausnahme. Der Chefarzt soll sich vom Gesundheitszustand jedes einzelnen überzeugen.“
Der riesige Elementare nickte, dann trat er vor und wies mit knappen Handbewegungen zehn seiner Leute ein. Kurz darauf setzte sich der Zug wieder in Bewegung.
„Ich werde sofort eine Liste meiner Leute aufstellen, die mich begleiten werden. Kontaktieren Sie die Garnison und informieren Sie sie über unsere Ankunft. Wir nutzen die Anflugzeit, um uns in den Fall einzuarbeiten. Kehren Sie vorerst auf die TRAILBLAZER zurück und packen Sie. Ich werde Sie mit meinem Overlord abholen.“
„Einverstanden.“

Fünf Minuten später schwebte nur noch Germaine Danton in der Schleuse.
Als er sie verließ, kam ihm Scharnhorst entgegen. „Du willst wirklich über sie Gericht halten? Es sind lyranische Offiziere!“
„Gegen die sehr ernste Anschuldigungen erhoben wurden. Ich kann das nicht ignorieren.“
„Und warum willst du auf dem Planeten verhandeln? Was spricht gegen eines der Landungsschiffe?“
„Sergeant Kleinweich kann besser in den Garnisonscomputer einbrechen, wenn er auf Maestu ist, Manfred. Und wir werden sehen, ob es noch einen nennenswerten Widerstand auf dieser Welt gibt, der sich zu unterstützen lohnt.“
„Hm. Mir gefällt es trotzdem nicht. Das sind Clanner. Die da sind unsere Leute.“
Germaines Miene versteinerte. „Manfred, bei Mord und Vergewaltigung hört der Spaß auf. Ich würde auch einen meiner Leute erschießen lassen, der sich solcher Verbrechen schuldig gemacht hat.“
„Na, danke. Und sie sind sicher schuldig.“
„Das wird die Verhandlung zeigen.“ Mit einem leichten Stubs gegen die nächste Wand lavierte sich Germaine an seinem Stellvertreter vorbei und flog tiefer in den Gang hinein. Unwillkürlich musste er an seine tote Verlobte Louise-Claire denken. Und daran, wie sie gestorben war. Zwei dieser Bastarde lebten noch, und Germaine hoffte, dass sie ihm niemals über den Weg laufen würden. Für ihres und für sein eigenes Wohl.
Ja, diese fünf Männer würden eine Verhandlung bekommen. Eine faire Verhandlung im Namen der Archon-Prinzessin. Und wenn sie schuldig waren, würde Germaine notfalls selbst abdrücken, wie er es bei Louise-Claires Mördern getan hatte. Viel zu oft…

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Germaine atmete laut aus, nahm die kleine Lesebrille ab und rieb sich die schmerzenden Augen.
„Was hast du, Chef?“, fragte eine sanfte Frauenstimme. Kurz darauf hängte sich etwas schweres um seinen Hals und eine weiche Wange legte sich auf seine.
„Ich glaube, ich habe noch nie so tief in die Scheiße gegriffen wie diesmal. Was mir diese Renge angetan hat, sollte eigentlich unter die Jurisdiktion der Ares-Konvention fallen. Verdammt, ich kann nicht glauben, dass solche Männer so tief fallen konnten.“
Interimslieutenant Miko Tsuno verharrte in ihrer äußerst angenehmen Stellung und warf einen Blick auf die Akten des Majors. „Wo ist das Problem? Reichen die Unterlagen nicht für eine Verurteilung?“
„Das ist nicht das Problem, Miko. Das Problem ist, dass wir es mit fünf Offizieren mit Patent zu tun haben. Und diese Offiziere mit Patent haben gegen alles verstoßen, was im Militärgesetzbuch und im Allgemeinen als lyranischer Offizierscodex gilt.
Aber sieh sie dir an. Wolf Steinberger, Major, hat Nagelring abgeschlossen, mit Auszeichnung und als Fünftbester seines Jahrgangs. Er hat diverse Tapferkeitsabzeichen für den Kampf gegen die Clans erhalten, sieben Omni-Mechs abgeschossen und einen funktionierenden Widerstand gegen Clan Wolf auf Maestu aufrecht erhalten. Und das über acht Jahre lang. Seine Guerilla-Taktik unterscheidet sich nicht besonders von der unserer Freunde auf Thannhausen, aber die haben sich auch nicht erwischen lassen.“
„Die Thannhausener haben keine Zivilisten exekutiert.“
„Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, was sie uns erzählt haben. Und glaub ja nicht, dass sie uns auf die Nase gebunden hätten, wie viele zivile Kollaborateure einen „Unfall“ erlitten haben. Die Frage ist, hätte ich über die Thannhausener Miliz dann auch zu Gericht sitzen müssen? Sollen wir zurückfliegen und das nachholen, im Namen des Archons?“
„Das wäre aber ironisch. Ein Archon, der sich für den Widerstand im Wolfsgebiet nicht mehr interessiert hält Strafgerichte über jene ab, denen sie die Unterstützung entzogen hat.“ Miko verzog spöttisch die Lippen. „Du weißt, was die Thannhausener uns erzählt haben. Und du weißt, warum Herzog Kell dich mit der Sonderaufgabe betraut hat.“
„Aber ist es richtig mit zweierlei Maß zu messen? Und das nur, weil die Maestu-Miliz zerschlagen ist, die Thannhausener sich aber hätte gegen uns wehren können? Ich bin doch nicht der Erfüllungsgehilfe der Clans!“
„Im Moment anscheinend doch, denn du wirst ja für sie eine Gerichtsverhandlung führen. Gab es schon Resonanzen?“
„Ja. Manfred ist sauer auf mich, weil ich zugestimmt habe. Er hält es für Verrat an der Sache und vor allem an der Lyranischen Allianz, wenn nicht gleich am gesamten Vereinigten Commonwealth, wenn gestandene Offiziere vor Gericht gestellt werden, weil sie tun was sie tun müssen. Wir… Oh, du meinst von Maestu.“
„Manfred ist sauer? Soll ich mal mit ihm reden?“
„Und damit Öl ins Feuer gießen? Vergiss nicht, er hat sich von dir getrennt, weil er meinte, du hättest was Jüngeres verdient. Und in wessen Büro sitzt du jetzt rum und feilst an deinem Trainingsplan?“
Die junge Draconierin gab ihrem Vorgesetzten einen Kuss auf die Wange. „Das ist Frauentaktik, davon verstehst du nichts. Außerdem kann ich alleine nicht arbeiten. Als Jara noch da war, haben wir das immer zusammengemacht und dabei Kaffee getrunken und ein wenig geschwatzt. Das war immer lustig.“ Sie sah kurz an Germaine vorbei. „Ich hoffe, diese Zeiten kommen wieder. Also, was hat Maestu geantwortet?“
„Der Kommandeur der Miliz, ein SternColonel namens Radu, hat eingewilligt, sowohl den Ort für die Gerichtsverhandlung, als auch die Zeugen bereit zu stellen. Außerdem kriegen wir eine Kaserne, in der wir unsere Gäste einsperren können. Vor Reaktionen aus der Zivilbevölkerung sind wir wohl einigermaßen sicher, sagte der SternColonel, denn Steinberger und seine Leute waren die letzten Jahre sehr unpopulär. Sie haben einige zivile Kollaborateure über die Klinge springen lassen.“
„Und da sind noch die Anklagepunkte wegen Vergewaltigung“, fügte Miko hinzu.
Germaine spürte, wie seine Stirn heiß wurde, das sicherste Anzeichen für Bluthochdruck, das er kannte. Bei Vergewaltigung verstand er absolut keinen Spaß und ließ keine Ausrede gelten. Indes neigte er dazu, im Zweifel immer gegen den Angeklagten zu entscheiden, obwohl er wusste, dass Vergewaltigung nicht gleich Vergewaltigung war. Aber seine lange Jagd, sein langer Kampf hatte mit einer Vergewaltigung begonnen. Und dieses Stigma würde er nie wieder ablegen. Und er würde dieses Übel ausrotten, wo immer er es antraf.
„Verzeih, Germaine. Jetzt hast du wieder an sie gedacht. Das tut sicher wieder weh, das wollte ich nicht.“ Miko sah den Vorgesetzten aus traurigen Augen an.
Das machte den Major verlegen. Er machte sich bewusst, dass vier Jahre mehr als ausreichend für die junge Draconierin waren, um ihn wirklich kennen zu lernen.
Als die Kabinentür geöffnet wurde, zuckte Germaine für einen Moment heftig zusammen. Er fühlte sich ertappt und erwischt wie ein kleiner Junge beim naschen.
„E-entschuldigen Sie, Sir. Ich hätte klopfen sollen“, klang die Stimme von Sergeant Kleinweich auf.
„Kommen Sie rein. Es ist immerhin Zeit für unseren Termin, oder?“ Germaine sah säuerlich zu dem großen, breit gebauten Mann herüber. Spöttische Zeitgenossen hätten noch ganz andere Bezeichnungen für Kleinweich gefunden. Fett wäre dabei ein oft vorkommendes Adjektiv gewesen.
„Ich melde mich zum Rapport, Sir.“
Der große Computerspezialist schwebte bis knapp vor den Schreibtisch und ignorierte die Tatsache, dass sich Miko noch immer an den Major schmiegte, so gut er konnte.
„Gut, dann legen Sie los. Mir brummt von den Akten ohnehin der Schädel.“
„Von den Akten?“, fragte der Sergeant, biss sich aber ob dieser Unbedachtheit auf die Zunge.
„Sergeant Tsuno ist raumkrank und hält sich deshalb an mir fest“, sagte Germaine stoisch. „Also, fangen Sie schon an.“
„Ich wünschte, Cindy würde auch ab und zu mal raumkrank werden“, brummte Willem und schob einen Packen Datenträger aus seiner maßgeschneiderten Uniform über den Tisch Richtung Germaine Danton. „Dies sind die Gefechts-ROMs, die uns SternCaptain Renge überlassen hat. Sie sind authentisch. Sie wurden nicht manipuliert. Es wurde nichts hinzugefügt und es wurde nichts entfernt. Die dargestellten Gefechte, die Hinrichtungen und die anderen Details sind somit korrekt. Ich übergebe sie dem Gericht hiermit als Beweisstück A.“
„Sehr witzig, Sergeant Kleinweich, aber auch sehr richtig. Sie werden als Sachverständiger vor dem Gericht aussagen.“
„Ich, Sir?“
„Gibt es noch einen anderen Computerzauberer von Ihrem Format in der Einheit?“
Kleinweich wurde blass.
Gemaine fügte hinzu: „Einen von dem ich wissen sollte?“
„Nein, Sir.“
„Gut. Dann ist das abgemacht. Aber kommen wir zur eigentlichen Mission. Sie, Sergeant Decaroux und Private Roves werden in das Netzwerk der Garnison einbrechen und dort alles klauen was nicht niet- und nagelfest ist. Ich will verdammt noch mal wissen, wer da unsere Wolf im Exil-Verbündeten besucht hat, und wohin er entschwunden ist.“
Germaine grinste diabolisch. „Dabei macht es uns Radu sehr leicht. Er stellt uns einen Saal in der Garnison zur Verfügung. Sie werden als Sachverständiger die ROM-Aufzeichnung der Verhandlung sporadisch überwachen.“
„Einfacher geht es wohl gar nicht mehr“, sagte der Dicke mit erfreutem Grinsen.
„Allerdings nicht. Deshalb ermahne ich Sie, keine Spuren zu hinterlassen. Rein, raus, und jungfräuliches Terrain hinterlassen. Haben Sie das verstanden, Sergeant?“
„Jawohl, Sir.“
„Gut. Sie können wegtreten.“
„Ja, Sir.“ Der große Mann stieß sich ab und schwebte zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um und fragte: „Haben Sie ein besonderes Rezept für Raumkrankheiten, Herr Major? Das sieht mir nach einer aufopferungsvollen Tätigkeit aus, die ich selbst gerne mal machen würde und…“
„Jetzt aber raus hier, Willem“, tadelte Germaine.

Miko drückte sich noch enger an den Major. „Das war dir doch jetzt nicht etwa peinlich, oder?“
„Wieso peinlich? Das einzige was mir peinlich ist, das sind Leute die sagen, dass du den Leutnantsposten gekriegt hast, weil du mit dem Chef ins Bett steigst.“
„Hey, sehr phantasievoll sind diese Leute aber nicht. Das haben sie schon von Jara gesagt.“
„Allerdings. Tja, die Gerüchteküche brodelt. Und wenn Willem mit Cindy quatscht, dann kommen noch ein paar dazu.“
„Hm. Hast du denn mit ihr geschlafen, damit sie befördert wird, Germaine?“
„Ich würde jetzt gerne sagen nein, weil ich sie als kleine Schwester betrachte. Aber dann siehst du mich aus so großen Augen an weil ich dich auch immer als kleine Schwester bezeichnet habe.“
„Das ist hoffentlich lange vorbei, Germaine.“
„Ja, das ist vorbei. Aber dennoch. Ich habe nicht und werde nicht mit ihr. Blond ist einfach nicht meine Farbe. Außerdem würde ich ihr lieber über den Kopf tätscheln als mit ihr ins Bett zu hüpfen.“ Germaine seufzte. „Ich werde wohl alt. Neunzig Prozent der Männer in der Einheit träumen nachts von ihr. Und ich Knochen…“
„Du hast mich im Bett. Wozu brauchst du da noch Träume?“
„Gutes Argument.“ Sanft streichelte Germaine ihre Hände. Er vermied es, so zu denken, aber manchmal dachte er, dass ihr Verhältnis genauso hatte werden sollen, vom ersten Tag an, als sie sich getroffen hatten. Seit dem Moment, in dem er sie gesehen hatte, seit er sie unter seine Fittiche genommen hatte. Und letztendlich hatte sich alles, alles so RICHTIG angefühlt.
Sanft nahm er eine ihrer Hände und küsste die Innenfläche. „Ich hoffe, das wird noch eine lange Zeit so bleiben.“
„Ach, keine Sorge. Ich liebe dich. Das kann ein Leben lang so weitergehen.“
„Ach, und seit wann?“
„Seit ich dich kenne, Germaine Danton.“
„Hr-hm. War da nicht ein gewisser Manfred Scharnhorst dazwischen?“
„War da nicht jemand mit einer Chirurgin zusammen?“, konterte sie.
Germaine sah ihr in die Augen. „Haben wir es uns schwer gemacht?“
„Nein, wir haben uns nur Zeit gelassen. Zeit, die du brauchtest, Germaine.“ Sie küsste seine Wange, dann seinen Mund. „So, und jetzt arbeite schön weiter.“
„Schade. So hätten wir ruhig noch einige Zeit bleiben können.“
„Keine Sorge, Herr Major, der Flug nach Maestu dauert noch einige Zeit.“ Sie stieß sich ab und schwebte zu ihrem Arbeitsplatz zurück.
Germaine dachte für einen Moment, ein Schmetterling hätte ihn auf der Wange berührt, und ebenso zerbrechlich erschien die junge Frau für ihn zu sein. Meistens jedenfalls. Ihre Belastbarkeit hatte er erst aus ihr herausgekitzelt, und das war wichtig für ihr Überleben gewesen. Das was dort saß hatte zu einem großen Teil er gemacht, und er fragte sich, ob er auf dieses Ziel hingearbeitet hatte. Wenn ja, dann war er fies, blind und dumm.
Das klang nicht sehr unwahrscheinlich, fand er.

Als er sich den Akten wieder zuwandte, runzelte er die Stirn. Wolf Steinberger, Major. Nagelring. Acht Jahre erfolgreicher Guerilla-Krieg. Und wie er seit neuestem auch wusste, Kriegsverbrecher. Was musste passieren, um aus so einem Offizier so ein Monster zu machen?
Der zweite in der Runde war Roger Jannsen, der breit gebaute Riese mit den eiskalten Killeraugen. Hauptmann, Infanterist und außerdem ausgebildeter Pionier. Seine Spezialität waren Sprengungen, und das schloss Anschläge mit ein. Er sollte persönlich mehr als zwanzig Anschläge ausgeführt haben, die Steinberger befohlen hatte.
Nummer drei, der kleine Kerl, der genauso breit wie dick war, war wie Germaine erwartet hatte MeisterTech. Ein kleines Genie, das mit wenig Material zumindest bis zum bitteren Ende eine Kompanie Mechs am laufen gehalten hatte. Besondere Verbrechen wurden ihm nicht zur Last gelegt, außer dass der MeisterTech Klaus Schwarz Führungsoffizier der Miliz war und alle Aktionen von Steinberger unterstützt hatte.
Dann war da Hauptmann Jesse Stonefield, stellvertretender Mech-Kommandeur der Miliz. Ein kleiner, zurückhaltender und tief trauriger Kerl. Ein williger Erfüllungsgehilfe, dem ein Großteil der Verbrechen angelastet wurden, die der Miliz zugeschrieben wurden.
Der letzte in der Runde war nur aufgrund seines Namens hier. Robert Steinberger war der jüngere Bruder von Wolf, und hatte im Leutnantsrang eine Lanze Mechs geführt.
Wie war das alte Sprichwort doch gleich? Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. Einige von ihnen hatten sicherlich den Tod verdient, andere nicht. Aber ohne Strafe würde keiner von ihnen ausgehen, das war sicher.
„Ach, das habe ich ja ganz vergessen zu erwähnen“, murmelte Germaine. „Manfred will die Verteidigung übernehmen.“
„Ach? Das ist aber interessant. Wer führt die Anklage?“
„Rebecca Geisterbär.“
„Was? Du verarschst mich.“
„Nein. Ich brauchte einen Offiziersrang für die Anklage, und ehrlich gesagt ist es so besser als wenn sie die Verteidigung führen würde, oder?“
„Willst du einen Freispruch?“, argwöhnte Miko.
„Sie wird ihren Job machen. Außerdem müssen wir über die Schuld gar nicht mehr entscheiden, nur noch über die Schwere.“
„Aha. Wer wird im Richtergremium sitzen?“
„Neben mir und Renge hoffe ich, SternColonel Radu gewinnen zu können. Dann kommen noch ein Mannschaftsdienstgrad, ein Unteroffiziersdienstgrad und ein Offiziersdienstgrad dazu. Für den Offiziersdienstgrad habe ich an Captain Lane gedacht. Der Unteroffizier wird Decius Metellus sein. Und von den Mannschaften dachte ich an Corporal Frischknecht.“
„Das sind aber erst sechs. Das Militärgesetzbuch schreibt aber sieben vor, wenn du schon keine Geschworenen einsetzt“, tadelte die Draconierin.
„Der letzte Richter wird Captain Martyn sein.“
„Nette Richter.“
„Ein bunter Mix. Mehr kann ich nicht tun, um ein faires Urteil zu erreichen.“
„Wie schwer ist denn die Schuld, die du feststellen willst, Germaine?“
„Einige werden vor dem Erschießungskommando landen, vielleicht alle. Was für ein trauriges Ende für einen lyranischen Offizier.“
„Ihr Ende haben sie schon gefunden, lange bevor die Garnison sie gefangen hat“, erwiderte Miko.
Germaine stockte. Ja, irgendwie hatte sie Recht.

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