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Zum Ende der Seite springen Blakes Djihad - Angry Eagles 3 Bewertungen - Durchschnitt: 10,003 Bewertungen - Durchschnitt: 10,003 Bewertungen - Durchschnitt: 10,003 Bewertungen - Durchschnitt: 10,003 Bewertungen - Durchschnitt: 10,00
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Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
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26.
Die Arbeiten gingen gut voran. Je länger ich mit meinen Angry Eagles auf dieser Welt festsaß, desto mehr kam ich mir vor wie ein Bürgermeister, weniger wie ein Söldnerführer.
Aber es gab so viel zu organisieren, so viel zu verwalten.
Auf dieser Welt fanden wir beinahe stündlich Überlebende, unglaubliche Schätze, sowohl militärischer als auch ziviler Art, und Hoffnung.
Outreach war einstmals die Ausbildungswelt des Sternenbunds gewesen, danach lange Zeit ein unbedeutendes Besitzstück der großen Häuser.
Erst mit dem Eintreffen der Dragoner war diese Welt erwacht, war zur vollen Blüte gereift und zur Zentralwelt aller Söldner geworden.
Müde rieb ich mir die Schläfen. Wir kämpften an zu vielen Fronten zugleich.
Eine Einheit meiner Leute kämpfte in der Stadt Harlech, den Resten der einstigen Hauptstadt der Dragoner darum, die Überlebenden aus ihren Bunkern zu befreien. Letztendlich war Harlech eine Stadt des Sternenbunds gewesen, letztendlich hatten die Bewohner seit dem Ersten und dem Zweiten Nachfolgekrieg damit gerechnet, irgendwann einmal zur Hölle genuked zu werden. Aber die Stadt war gewuchert, gewachsen und hatte längst nicht allen Bürgern Platz geboten.
Es waren auch längst nicht alle Plätze in den Bunkern belegt gewesen. Als der Alarm aufgeklungen war, war dies so plötzlich geschehen, dass nicht alle in der Lage waren zu reagieren, oder es nicht ernst genommen hatten.
Tausende halb verkohlter Leichen knapp außerhalb der fünf Kernzentren der Atomexplosionen bewiesen, dass genügend Menschen das hellste Licht ihres Lebens gesehen hatten.
Oh Gott, wie zynisch war ich nur geworden, in ein paar lächerlichen Tagen.
Eine andere Gruppe arbeitete zusammen mit dem Ulster Space Marine Corps auf dem Raumhafen, um die Landungsschiffe abzusuchen, Überlebende einzusammeln und zu retten und Aufstellungen von der Fracht zu machen.
Die dritte Gruppe war aufgebrochen, um das genetische Archiv von Wolfs Dragonern zu erobern, bevor die verbliebenen Truppen von Blakes Wort dies konnten. Oder bevor die es zerstörten.
Um Commander Jaime Wolf zu retten waren wir zu spät gekommen, einfach zu spät. Geschweige denn von hunderten, tausenden, Millionen anderen.
Vielleicht konnten wir wenigstens einen Hauch von ihnen retten, einen Traum, eine Illusion, ein Gedanke, einfach ein Gedanke.
Wütend ballte ich die Hände. Wir fanden Schätze auf Outreach. Eine Fabrik für Bodenfahrzeuge war uns unbeschädigt in die Hände gefallen. Wir hatten zudem ein paar tausend Quadratmeter Kevlar erobert, der in diesem Moment auf dem Gletscher, der uns Frischwasser lieferte, ausgebreitet und verschweißt wurde, um eine radioaktive Kontamination vom Eis zu verhindern. Wir hatten mittelfristig vor, weitere Gletscher auf diese Weise zu impfen, und so einer größeren Gruppe von Menschen den Zugang zu sauberem, nicht mit verstrahltem Staub verunreinigtem Wasser zu gewährleisten.
Außerdem hatten wir Dutzende Krieger entdeckt und hierher gebracht. Mechs, Panzer, Battle Armor, Luft/Raum-Jäger hatten unser Arsenal genug verstärkt, sodass ich ruhigen Gewissens von einer Division sprechen konnte. Einer Zusammengewürfelten, untrainierten Division. Aber wenn wir die Zeit bekamen, dann würde es unsere Division sein, und sie würde bittere Rache an Blakes Wort nehmen…
Wem machte ich mir etwas vor? Ich hatte Harlech gesehen. Ich hatte den Raumhafen gesehen. Mit diesen meinen eigenen Händen hatte ich sie aus einem Bunker befreit. Und dennoch, ich konnte nicht über meinen Schatten springen, ich konnte nicht meine Prinzipien verraten. Ich konnte nicht jeden einzelnen Soldaten unter der Flagge von Blakes Wort als das Böse abstempeln und zur Jagd freigeben.
Vielleicht war es das, was uns und sie voneinander unterschied.
Der vierte Kampf wurde hier ausgetragen. Und, zugegeben, in der Innenstadt von Harlech, wo die Ärzte, Pfleger und Soldaten mittlerweile Gefahr liefen, mehr als ihre Jahresdosis an Radioaktivität abzubekommen.
Ich hatte mir sagen lassen, dass da unten Jod-Pillen heiß begehrt waren.
Wir hatten unsere Vertretung unzerstört vorgefunden. Wir hatten unsere Leute aus dem Keller gerettet. Es war ein Wunder gewesen, aber die Freude darüber hatte nicht lange vorgehalten.
Denn der vierte Kampf wurde nicht auf dem Schlachtfeld ausgetragen. Er fand in den Körpern meiner Mitarbeiter und Untergebenen in Outreach statt – und im zweiten Isoliertrakt unseres Lazaretts.
Blakes Wort hatte viel mehr getan als die Hauptstadt zu bombardieren, und die Trainingsanlagen auf Remus, die Truppen der ComStar-Renegaten hatten auch einen Virus verbreitet, die Städte kontaminiert.
Erfahren hatten wir davon durch eine Gefangene, eine Söldnerin in den Diensten des Ordens. Ihr Gegenmittel und das ihrer Freunde bildete nun unsere einzige Grundlage beim Versuch, ein Gegenmittel zu finden, während in Isoliertrakt zwei drei junge Frauen lagen, vergewaltigt, gedemütigt, zusammengeschlagen und nun auch noch infiziert mit einem Virus, der sie von innen heraus zerfraß. Unser vierter Kampf fand hier statt, und wenn wir ihn nicht gewannen, dann hatte Blakes Wort eine Waffe in Händen, die schlimmer, die gefährlicher war als eine Atombombe.
Hatte ich mich schon so alt gefühlt, bevor wir nach Outreach gesprungen waren?
Und was war mit Jean und meinen Kindern auf Towne? Waren sie sicher? Himmel, waren sie sicher? Hatte Blakes Wort sein Feuer mit der Vernichtung der Söldnerwelt verbraucht oder war dies ein apokalyptischer Großangriff, wie ihn Myndo Waterly seinerzeit am Ende des ersten Clankrieges mit Operation Skorpion versucht hatte?
Zuzutrauen war es ihnen, denn geächtete Waffen einzusetzen konnte sich nur ein Sieger leisten.
Was also noch? Die Kernwelten der ehemaligen terranischen Hegemonie? Danach die Hauptwelten der Nachfolgerstaaten? Danach die Distrikthauptwelten?
Wie weit ging die Hybris der ComStar-Renegaten? Und hätten wir einmal unvernünftig sein sollen, Blakes Wort ausradieren? Wäre das hier dann nie passiert?

Als die Gegensprechanlage auf meinen Schreibtisch summte, zuckte ich zusammen. Es war soweit.
„Kaiser.“
„Sir, kommen Sie bitte in den Isoliertrakt zwei.“
„Verstanden, Doc Ling. Ich bin auf dem Weg.“
Langsam erhob ich mich. Auf meiner Schulter ruhte eine ganze Welt, und ihre Last nahm mit jeder Sekunde zu.
Mein letzter Blick galt der Uhr. Der Angriff auf das Genarchiv dauerte bereits eine Dreiviertelstunde. Es würde bald Zeit für ein Update sein.
„Denise?“, begrüßte ich meine Stabschefin.
Major DéForét nickte, nahm ihre Arbeitsmappe auf und folgte mir.
Zusammen gingen wir bis zum Isolationstrakt, in dem die drei Frauen lagen, die so unglaublich viel hatten durchmachen müssen. Und nun mussten sie auch noch mit ihren Leben bezahlen.
Doktor Ling empfing uns bereits und geleitete uns in einen Beobachtungsraum. Insgeheim beglückwünschte ich mich zum sechsten oder siebten Mal, dass ich die Eagles nach dem Schwarzen Lenz in ABC-Abwehrmaßnahmen trainiert hatte. Dies ermöglichte uns, andere Menschen zu retten.
„Patientin eins zeigt die typischen Anzeichen einer Virus-Infektion. Hämmorhages Fieber, innere Blutungen, hohes Fieber, schwacher Blutdruck.
Patientin zwei hat hohes Fieber, aber einen stabilen Blutdruck, bisher keine Blutungen.
Patientin drei starb vor fünf Minuten und elf Sekunden an akuter Dehydrierung und massivem Blutverlust. Wir werden ihre Leiche verbrennen müssen. Und am liebsten würde ich jeden Quadratzentimeter da drin mit einem Flammenwerfer ausräuchern lassen. Wenn der Kampfstoff, den Blakes Wort auf diese Welt wie einen bösen Fluch herab gerufen hat, wirklich auf einem Virus basiert, dann ist es ein teuflischer, hinterhältiger Virus, wie man ihn seit der Zeit der großen Infektionskrankheiten auf der Erde nicht mehr gesehen hat.“
„Doktor Ling, können Sie uns etwas Definitives sagen? Inkubationszeit, Symptome, Ansteckungswege, Toleranzen des Virus.“
„Wir arbeiten tatsächlich daran. Unsere bisherigen Hinweise sind gering. Wir konnten nicht einmal den Erreger isolieren, weil ich kein Elektronenmikroskop zur Hand habe.“
„Sie kriegen eines. Ich lasse die Krankenhäuser absuchen“, versprach ich. Dieser Mann wurde nun zu einem wichtigeren Verteidiger gegen Blakes Wort als ich. „Außerdem kriegen Sie jeden Arzt, den Sie haben wollen. Von Ihnen hängt jetzt mehr ab als die Behandlung verstrahlter Menschen.“
„Kein Pathos, bitte. Aber ein Elektronenmikroskop wäre wirklich nett. Die Inkubationszeit des Erregers ist zwei Tage. Der Infektionsweg ist Tröpfcheninfektion. Symptome sind klassische Anzeichen der Virus-Infektion: Fieber, Dehydrierung. Hinzu kommen innere Blutungen, Organversagen und Hirnschäden. Es ist gibt Parallelen zu einem klassischen Virus der Präastronautik auf der Erde. Er wurde nie ins Weltall mit hinaus geschleppt, weil er zu tödlich ist. Er tötet in wenigen Tagen und ist deshalb zuhause geblieben. Sein Name ist Ebola. Allerdings ist dieser Ebola-Virus nicht durch die Luft übertragbar. Oder um im Laien-Fachkauderwelsch zu sprechen: Tröpfchen-Infektion klappt nicht, außer es ist ein beachtlich großer Tropfen. Es gibt noch weitere Unterschiede. Ebola löst die inneren Organe auf, beginnt mit der Leber und hält sich das Herz bis zum Schluss vor.
Dieses Mistding hingegen nimmt sich zuerst die Nieren und das Gehirn vor. Dadurch sind Infektionen relativ schnell zu erkennen, wenn die Gehirntätigkeit herabgesetzt wird. Ich gehe davon aus, dass das geplant ist. Ein Soldat, der zwar noch eine Waffe halten kann, aber nicht mehr die Richtung weiß in die er schießen soll, ist in den letzten Tagen seines Lebens keine Gefahr.“
„Grausam“, hauchte Denise neben mir.
„Patient eins wird definitiv binnen der nächsten Stunden sterben. Damit hat sie zwei Tage und fünf Stunden durchgehalten plus jeder Sekunde, die ab jetzt hinzukommt.“
„Was wissen wir über das Gegenmittel?“, hakte ich nach.
„Wir haben es analysiert. Es ist ein Abfallprodukt aus der Virenforschung. Genauer gesagt aus der AIDS-Behandlung. AIDS ist…“
„Ich weiß, was AIDS ist. Ein Tripper, der auch über das Blut übertragen werden kann, und auf einigen Hinterwäldlerplaneten ganz schönen Ärger anrichtet.“
„Wow. Herr Oberst, ich werde Sie als Referent für das NAIW empfehlen“, spottete der Arzt. „Ernsthaft, Sir. AIDS ist eine so genannte Immunschwächekrankheit. Sie befällt… Ein paar Zellen in unserem Körper, die für die Aktivierung des Immunsystems zuständig sind. Genau jene Zellen, die eigentlich für die Abwehr der Viren zuständig ist.“
„Teuflisch. Der Virus wird zu seinem Wirt gebracht, infiziert ihn, lässt sich reproduzieren und befällt weitere Wirtszellen. Aber daran stirbt man nicht.“
„Nein, aber am Schnupfen, der Lungenentzündung oder dem hartnäckigen Husten, der mit gesundem Immunsystem kein Problem gewesen wäre.
Das Gegenmittel von Corporal Eileen Rogers hat starke Ähnlichkeit mit einem Abfallprodukt dieser Forschung. Bevor es den Impfstoff gab, hatte man ein Mittel entwickelt, um die Stimulanz des Immunsystems ohne die Aktiv-Zellen, die der Virus vernichtet, zu gewährleisten. Man entwickelte auch ein anderes Medikament, welche das Gegenteil bewirkte, für den Fall, dass die Aktiv-Medizin überdosiert wurde.
Nun, abgesehen von einigen Komponenten haben wir es hier mit dem Passiv-Medikament zu tun.“
„Sie wollen sagen dass… Dieses Ding bremst das Immunsystem?“
„So sieht das aus.“
„Dann ist dieses Medikament ein Placebo? Ein Ersatz? Ein… Witz?“
Doktor Ling schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, Sir. Mit einem NAIW-Team und fünf Jahren Forschung könnte ich es definieren, vielleicht. Aber so, auf die schnelle bleibt mir nur eines. Ich kann das Mittel synthetisieren. Nicht das Zeug von Corporal Rogers, aber das alte Medikament aus der AIDS-Forschung. Es ist besser als nichts, Sir.“
„Und wenn das Medikament eine Ablenkung ist und eine der unbekannten Komponenten das eigentliche Medikament ausmacht?“
„Eine kleine Hoffnung ist besser als keine Hoffnung.“
Ich seufzte schwer. Und ballte die Hände. Neben mir sah meine Stabschefin betreten zu Boden. „Dann lieber eine kleine Hoffnung. Tun Sie Ihr Bestes, Doc.“
Der Mann salutierte Vorschriftsgemäß. „Jawohl, Sir.“
„Was geschieht nun mit Patienten eins und zwei?“, fragte Denise ernst.
„Wie gesagt, Patient eins wird bald sterben. Das Gehirn hat bereits Aussetzer, und die Blutungen sind sehr stark. Wir halten mit Infusionen von Kochsalzlösungen und Blutplasma dagegen, aber alles was wir das reinschütten kommt eigentlich nur verseucht wieder raus.
Patient zwei hat bisher nur Fieber und ist nicht bei Bewusstsein. Ich… ich habe Hoffnung.“
Ich wechselte einen kurzen Blick mit meiner Stabschefin. „Töten Sie Patient eins.“
„Sir, ich… Es ist gegen den hippokratischen Eid, etwas gegen das Wohl meines Patienten zu tun.“
„Ist es auch gegen den hippokratischen Eid, sein Leiden über Gebühr zu verlängern?“, fauchte ich.
„Das ist eine Entscheidung der Ethik.“
„Gut. Dann gebe ich Ihnen einen direkten Befehl.“
„Den ich hiermit verweigere, Sir.“
„Doc? Ich gebe Ihnen hiermit Anweisung, die Dosis Morphium, die Patient Nummer eins bekommt, nach eigenem Ermessen und Ihrer langjährigen Erfahrung zu erhöhen“, mischte sich Denise ein.
Ling sah sie erstaunt an, nickte aber schließlich. „Jawohl, Frau Major.“
Ich nickte zufrieden und verließ mit meiner Stabschefin den Lazarettbereich.
„Warum klappt das bei dir und bei mir nicht?“, flüsterte ich.
„Du hast kein Ärztedeutsch gesprochen. Ling wird da jetzt reingehen und den Morphiumtropf so hoch aufdrehen wie er kann, und Patientin eins wird mit dem was von ihrem Gehirn noch übrig ist, komplett wegdämmern.
Du hast von Ling verlangt, sie zu töten. Das kann er nicht. Ich habe verlangt, ihre Behandlung zu ändern.“
„Das ist Heuchelei, Denise“, versetzte ich.
Indigniert zog sie die Augenbrauen hoch. „Du verhandelst seit wie vielen Jahren auf Outreach und willst mir etwas über Heuchelei erzählen?“
„Mist.“
„Nicht sauer sein. Du bezahlst mich dafür, dass ich auf deiner Seite bin, oder?“
„Hoffentlich gut genug“, entgegnete ich.
„Es geht“, erwiderte sie, zwinkerte mir zu und ging in ihr Büro.
Virgil Stannic fing mich knapp vor meinem eigenen Büro ab. „Ace, komm in die Operationszentrale. Dein Junge gibt gleich einen Live-Bericht. Aber soviel vorweg, von der eigentlichen Anlage ist nichts mehr übrig. Blakes Wort hat einen Riss in der Erdkruste ausgenutzt und das ganze Ding gesprengt. Wir wissen noch nicht, wie schlimm es ist. Aber es gibt anscheinend ein Ersatzarchiv und…“
„Himmel, Major, hol mal Luft.“
„Entschuldige, aber das ist spannend wie ein Krimi. Wenn wir das Ersatzarchiv in die Finger kriegen, dann haben wir Blakes Wort wehgetan, wirklich wehgetan!“
Der Hochgewachsene Lyraner ballte beide Hände zu Fäusten. „Und das wird mir gut tun, Ace.“
„Nicht nur dir“, erwiderte ich. „Geh und sag Denise Bescheid. Ich hole Striker.“
„Okay.“

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31.01.2007 22:12 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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28.
Die Übertragung war gezeichnet von statischem Rauschen. Eindeutig der Einfluss eines Störsenders. „Wiederhole, Robert!“, rief Jean Kaiser.
„Ich s…. Überlegene Feindkräfte… …bardieren die Kas… …mpfehle euch zu… Muss aufhören… Rob… …Kaiser Ende.“
Die Verbindung erlosch und ließ eine erschütterte Oberstleutnant zurück. „Alles Glück der Welt für dich, Robert Kaiser.“ Der junge Mann war Hauptmann der Towne-Miliz und durch den Bürgerkrieg gegangen. Das hatte den Cousin ihres Mannes Ace reifen lassen, sowohl als Soldaten als auch als Mensch. Vor allem hatte er die Abgründe dessen kennen gelernt, was Menschen einander antun können, und wenn er den Eagles riet, stiften zu gehen, dann war das eine ernstzunehmende Warnung.
Jean wandte sich den anderen Personen im Übertragungsraum zu. „Wie es aussieht wird der Raumhafen von Towne gerade bombardiert. Die Miliz ist ausgerückt und bezieht Verteidigungsstellungen. Die Frage ist, was wir jetzt tun sollten.“
„Jean, ich sage es nicht gerne“, begann Larry Crux, Major der Mechs und Chef des 3. Bataillons der Eagles, „aber wir sind Söldner. Solange wir nicht zu Hilfe gerufen werden sollten wir gar nichts tun. Und solange wir nicht selbst angegriffen werden. Wenn das die Dracs sind, dann könnten wir den schönen Adelstitel von deinem Mann riskieren, wenn wir übereilt handeln.“
Jeans Blick ging dem Piloten durch und durch. Er kannte die Frau als hitzköpfig und temperamentvoll. Eigentlich sollte sie mit der Geburt ihrer beiden Kinder ruhiger geworden sein, aber Pustekuchen. Sie war immer noch voller Feuer und beseelt vom Glauben an eine höhere Gerechtigkeit, die in den PPKs ihres Kriegshammers ruhte.
Die Leichte Eridani Reiterei behauptete von sich, den menschenwürdigsten Krieg zu führen. Die Eagles behaupteten nichts dergleichen. Sie riskierten auch nicht gerne zuviel oder machten sich selbst zur Zielscheibe. Aber hinterher waren immer sie es, die aufräumen kamen und aus der Asche der alten Zivilisation die neue empor lifteten.
Außerdem hielt Jean nicht viel davon, Menschenleben zu verschwenden. Das hatte sie mit ihrem Mann gemein. Und wenn die Miliz angegriffen wurde und wenn dort Menschen und Zivilisten starben, dann sah sie es als ihre Pflicht an, einzugreifen, wenn sie es denn konnte.
„Einer musste es ja sagen“, murrte Larry.
„Ist in Ordnung, Großer.“ Besänftigend legte Jean eine Hand auf die Schulter des Größeren. „Und du hast ja Recht. Solange die Miliz uns nicht anfordert, haben wir auf diesem Schlachtfeld nichts zu suchen. Und solange wir nicht selbst angegriffen werden.
Die Frage ist, warum hat Robert uns gesagt, dass wir uns verkriechen sollen, anstatt uns anzufordern? Wir haben einen Kontrakt mit Towne und der Mark Draconis.“
Andrew Klyne strich sich über seinen weißen Bart. Der unbestrittene MeisterTech aller Eagles sagte nachdenklich: „Unsere Ortungen aus dem Orbit sind ungenau, Jean. Wir wissen nicht, was da alles auf Port Howard herabkommt, und die Verbindung mit der Miliz ist abgerissen. Wir sollten die Lage aufklären und versuchen wieder Kontakt herzustellen.“
„Genehmigt. Bis dahin folgen wir der Empfehlung von Hauptmann Kaiser und verlagern auf den Kampfstand.“ Sie sah zur Seite. „Kolibri, ich will, dass du mit allem was du hast über die Berge rüber nach Port fliegst und nachschaust. Aber sei vorsichtig, ja? Deine sechs Vögel sind alles, was wir da oben haben. Ace hat zuviel von deinen Kollegen mitgenommen.“ Sie senkte den Kopf. „Und ich habe das Scheiß-Gefühl, dass er jeden einzelnen gut gebrauchen kann.“
Cord McHale nickte zustimmend. „Verstanden, Boss. Ich steige sofort auf. Soll ich auf dem Rückweg direkt zum Kampfstand kommen?“
„Wuirr lassen die Landebahn soforrrt prrräparrieren, Lad“, versprach MeisterTech Klyne.
„Dann ist es beschlossen. Jemand soll Yvie Bescheid sagen. Sie übernimmt das Kommando über den Rückzug. Makoto, du übernimmst die Evakuierung der Zivilisten. Notfallplan B, ich denke, wir haben genügend Zeit um das wichtigste einzupacken.“
Die Draconierin nickte schwer. „Ich halte ein paar Kröten zurück, falls du ein paar Bodenbeobachter mit Helis näher an Port bringen willst, Jean.“
„Gut mitgedacht. Gebt jetzt Großalarm für die ganze Kaserne. Keine Versieglung. Wir kommen entweder schnell hierher zurück oder nie mehr.“
Die anderen Offiziere sahen sie irritiert an. Normalerweise wenn die Eagles geschlossen in den Einsatz rückten, wurden sämtliche Gebäude versiegelt und ein Notfallteam aus Infanterie und Mechs bewachte den Stützpunkt. Notfallplan B sah aber eine komplette Räumung vor. Das betraf auch die Ausrüstungsgegenstände.
„Dir liegt die zusammengebrochene Kommunikation quer im Magen, was?“ Larry sah sie besorgt an.
„Elf Welten, verdammt. Elf Welten, unter ihnen Outreach. Und jetzt sind wir ganz vom Rest der Inneren Sphäre abgeschnitten. Ich habe Angst, Larry.“
Der Lyraner räusperte sich vernehmlich. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an den Bürgerkrieg, an die Qualen und Toten, an ihre verzweifelten Versuche, richtig zu machen was andere falsch gemacht hatten. Sollte sich die ganze Scheiße nun wiederholen?
„Ausführung, Herrschaften“, befahl Jean Kaiser.
***
Zwei Stunden später rückten die ersten Schweber und Lastwagen aus der großen Kaserne aus.
Sie würden in die Berglandschaft der Eiglophen fahren und den Ausweichstützpunkt aktivieren. Er war darauf ausgelegt, zehntausend Mann zu versorgen. Tief in den Berg getrieben bot er fast die gleichen Möglichkeiten wie eine der legendären Sternenbundfestungen. Jean Kaiser grinste schief, als sie sich bewusst machte, welchen Zweck die alten Forts zu erfüllen hatten. Sie hatten keine Invasionen verhindern sollten. Aus der Sicherheit ihrer Bunker hatte den Invasoren nur das Leben so schwer wie möglich gemacht werden sollen. Wieso erschien ihr das auf einmal so realistisch.
„Kolibri an Auge, bitte kommen.“
„Hier Auge. Sprechen Sie, Kolibri.“
„Ich melde schwere Luftkämpfe über der Stadt Port Howard. Zumindest über dem, was von ihr noch übrig ist.“
„Wiederholen Sie, Kolibri!“
„Port Howard wurde vernichtet, ich wiederhole, Port Howard wurde vernichtet. Ich bin mir nicht sicher, aber das sieht hier aus wie die Bilder von Edo auf Turtle Bay, die wir im ABC-Training gezeigt bekommen haben.“
Die Offiziere im Kommunikationsraum sahen sich erschrocken an. Orbitalbombardement.
„Kolibri, aber es wird noch gekämpft?“
„Ja, die Luftgebundenen Jäger der Miliz wehren sich noch, und sie scheinen auch gut gegenhalten zu können. Auf dem Boden können wir ebenfalls kämpfende Truppen identifizieren, die sich vom Raumhafen und dem zerstörten Stadtgebiet zurückziehen. Kleinere Ströme von Flüchtlingen verlassen die Stadt und die nicht zerstörten Vororte. Gott, das ist nicht einmal ein Hundertstel von dem, was Port sonst beherbergt.“
„Können Sie die Feinde identifizieren, Kolibri? Was sagen die Transponder?“
„Der Feind hat zwei Overlord und ein Excalibur auf dem Raumhafen gelandet. Er geht vor mit Mechs und Panzern. Seine Stoßrichtung ist die Stadt und die Kaserne der Miliz. Die Kaserne wurde ebenfalls vernichtet. Es befinden sich laut unserer Erfassung fünfzig bis fünfundfünfzig gegnerische Mechs auf dem Boden, dazu zwei volle Kompanien schwere Panzer. Ihnen entgegen stehen noch gut zwei Kompanien Mechs, weit verstreut.
Aus den Resten der Kaserne brechen mehrere Fahrzeuge auf.“
„Kolibri eins, ich erkläre hiermit den Feind zum Gegner des Sternenbunds. Als Mitglieder der SBVS befehle ich Ihnen hiermit den Angriff. Die Ares-Konvention gilt für diesen Gegner nicht, ich wiederhole, die Ares-Konvention gilt für diesen Gegner nicht.“
„Verstanden. Primäre Ziele?“
„Versuchen Sie den Abmarsch der Miliz zu decken. Aber nicht um jeden Preis. Wenn Sie in den Luftkampf gezogen werden, hat das Priorität. Ach, und bleiben Sie von den Landern fort.
Haben Sie das Schiff in der Ortung, das für das Orbitalbombardement verantwortlich ist, Kolibri?“
„Negativ, Ma´am. Ein Blip am Rande des Horizonts, mehr nicht.“
„Verstanden. Halten Sie Kontakt mit uns. Die Kaserne ist ab sofort verlassen. Ich wiederhole, die Kaserne ist ab sofort verlassen.“
„Copy und Roger.“

Jean sah in die Runde. „Wir wechseln zu Evakuierungsplan A!“
Eine Schrecksekunde folgte für alle Anwesenden. Dann begann der erste KommTech in sein Funkgerät zu brüllen, ein zweiter löste Großalarm aus. Die Offiziere stürmten aus dem Raum.
„Himmel, Jean, ein Orbitalbombardement auf eine Großstadt. Was ist hier los?“, rief Larry über den Lärm.
„Ich weiß es nicht. Aber ich will nicht erleben, wie das meinen Eagles passiert. Ich muss nach meinen Kindern sehen!“
„Ich habe Pawly nach ihnen geschickt. Der ganze Kindergarten dürfte jetzt fest in seiner Hand sein. Wir haben die Krabbler und die Grundschüler mit dem ersten Zug rausgeschickt.“ Larry sah sie unsicher an. „Entschuldige, dass Yvie und ich das hinter deinem Rücken entschieden haben.“
„Danke. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Mein Kriegshammer soll fertig gemacht werden. Die Piloten im Training sollen die Reservemaschinen übernehmen. Wir lassen hier so wenig wie möglich zurück.“ Ihr Blick ging durch die Kommunikationszentrale. „Sobald alle Befehle raus sind, verlegt die Kommunikationsgruppe geschlossen ins Mobile HQ. Wir nehmen ein Kommunikationsloch in Kauf. Niemand bleibt hier. Ab sofort kann jederzeit ein Kriegsschiff oder ein bis an die Zähne bewaffneter Lander am Horizont auftauchen und uns mit den gleichen Eiern beschmeißen wie die Miliz und Port Howard.“
„Ja, Ma´am.“
„Denkst du, die kommen auch zu uns?“, fragte Larry, aber die Frage war eher rhetorisch.
„Wir sind hier die stärkste Militärmacht auf dem Planeten, oder? Wir können froh sein, dass die Kasernenanlage gerade mal ein Jahr in Dienst ist. Darum haben sie die Miliz zuerst angegriffen, und nicht die SBVS auf dieser Welt.“
„Jetzt habe ich auch Angst, Jean“, erwiderte Larry.
***
Plan A sah vor, so schnell wie möglich so viel wie möglich zu evakuieren. Ganze Container wurden mit Plündernetzen auf den Rücken der Mechs befestigt, das war die schnellste Möglichkeit, Material schnell zu bewegen. Lastkrafthover, die nach Plan B mehrmals zwischen den Bergen und der Basis hätten wechseln können, würden laut Plan A bleiben wo sie waren. Sie würden Ausrüstung zurücklassen müssen, aber bestimmt und niemals Menschen!
Infanterie durchkämmte noch einmal sämtliche Gebäude, sah auf allen Toiletten nach und ging dabei ein großes persönliches Risiko ein. Tatsächlich fanden sie eine Gruppe Techs beim Tauchtraining, die nichts von den Sirenen mitbekommen hatten und nun mit allem was sie am Leib trugen fliehen mussten. Für das einpacken ihrer persönlichen Habe blieb keine Zeit. Aber ihre Spinde würden irgendwo in einem Packnetz wieder zu finden sein. Der Rest ihrer persönlichen Habe… Nun, das hing von den Angreifern ab.
Fünf Stunden nach dem ersten Alarm verließ der letzte Zug die Basis. Jean Kaiser übernahm mit ihrer Lanze persönlich die Nachhut. Für einen Moment dachte sie daran, dass die Kaserne mit dem natürlichen Baumbestand dieser Region durchsetzt war, dass man auf Luftbildern so gut wie nichts von dieser Anlage sah, vom Exerzierplatz und dem Sportplatz einmal abgesehen. Dass diese Anlage vielleicht überleben würde, weil sie übersehen wurde, genau so wie die Eagles übersehen worden waren.
Dann seufzte sie und wandte ihren Mech ab.
Als der Konvoi zwanzig Kilometer Distanz zur Kaserne geschafft hatte, kam eine Warnung vom Kampfschütze des Begleitteams. Jean ließ halten und die Emissionen herab fahren. Sie glaubte nicht an einen Luftangriff. Und sie glaubte auch nicht daran, dass ein Kampfschütze ein Kriegsschiff im erdnahen Orbit erfasst hatte. Aber etwas hatte die Ortungsanlage erfasst, und das wollte sie sehen.
In der Ferne standen Lichtblitze am Horizont. Jean zählte sechs, sieben, acht… Dann kam der Donner bei ihnen an, begleitet von einem Sturmwind, der Laub, Asche und kleinere Bäume mit sich trug. Schließlich wölbte sich eine große Staubwolke über dem Gebiet, das einmal ihre Kaserne gewesen war.
Wenn ihnen schon so eine Scheiße passierte, was war dann erst mit Ace und den anderen, ging es Jean durch den Kopf.
Und vor allem: Wer griff die Garnison und SBVS-Truppen an?

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10.02.2007 15:11 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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29.
Ich fühlte mich unwohl. Quatsch, ich schämte mich, fühlte mich erniedrigt und hatte eine Scheiß-Angst. Da stand ich nun, im Isoliertrakt des Lazaretts und lauschte dem Bericht der jungen Frau, die gerade erst eine Frau geworden war, die ihr ganzes Leben noch vor sich gehabt hatte, die vielleicht sterben würde.
„Im Prinzip war es ein Vormarsch wie aus dem Lehrbuch“, sagte Leutnant Grace und versuchte, ihre zitternde Stimme ruhig zu halten. „Wir sind mit den GEST zuerst rein, dem Geschützfeuer hinterher. Ich hatte den Eindruck, dass wir uns beeilen sollten. Und ich hatte Recht damit.“ Sie versuchte, sich den dünnen Schweißfilm von der Stirn zu wischen, aber die bandagierte Rechte behinderte sie dabei. „Wir rechneten mit Waffen gegen Kampfrüstungen, wurden aber vom auftauchen eigener Aktivrüstungen bei den Blakies überrascht. Dennoch haben wir das zu unseren Vorteil gedreht. Als wir tiefer kamen, dem Lärm der Schlacht entgegen, erwies sich, dass der Union, der draußen rum stand, seine Freunde drinnen nicht mehr warnen konnte. Sie kümmerten sich um die Attacke auf die Verteidiger, aber sie hatten den rückwärtigen Raum weder durch Nachhut noch durch Minen gesichert.“
Ich rief mir die Fakten ins Gedächtnis, die Nathan Kreuzer und Charles Morai vermittelt hatten. Der beschädigte Union wurde von Trupp zwei der GEST im Alleingang erobert und wurde gerade überführt. Eigenname CONQUISTADOR.
Weitere Feindeinheiten, abgesehen von Infanterie und Aktivrüstungen hatte es in der Region nicht gegeben. Dennoch hatte Ace befohlen, das Gelände so schnell wie möglich zu räumen, bevor die Blakeisten nachsehen kamen, was aus ihrer Angriffstruppe geworden ist.
Grace legte die Linke an den Hinterkopf und lachte mädchenhaft. Es war erstaunlich, dass dies einer zwei Meter zwanzig großen Elementare gelang. „Schätze, ich bin übermütig geworden und habe mich zu weit vorgewagt. Wir haben ein paar Waffen verloren und einige Verletzungen kassiert. Ich war aber die einzige, deren Versiegelung aufgesprengt wurde. Wir haben die restlichen Angreifer, gut dreißig Rüstungen, zwischen uns und den Dragonern dann zerrieben. Wir hatten keine Totalausfälle, aber die Dragoner hat es übel erwischt. Es gab nur gut zwanzig Überlebende, davon acht in Rüstungen. Dazu etwas über vierzig Zivilisten, die bis dahin überlebt hatten. Die meisten gehörten zur Anlage, aber es waren auch ein paar Flüchtlinge dabei.
Kurz bevor wir kamen haben die Dragoner einen der Flüchtlinge hingerichtet, weil sie glaubten, er habe ihre Position an Blakes Wort verraten. Ich halte es zumindest für möglich.“
Die junge Frau sah mich an, mich direkt. Sie sah mir tief in die Augen. „Ich entschuldige mich für meine Fehlleistung.“ Dad. Irgendwie schwang das mit. Seit ich sie in jungen Jahren in die Einheit adoptiert hatte, seit sie bei uns aufgewachsen war, hatte sie mich immer als ihren Lehrmeister angesehen. Und ich hatte sie stets wie meine eigene Tochter behandelt. Es fiel mir schwer, sie jetzt im Isoliertrakt zu sehen, schwer zu verstehen, was mit ihr passieren konnte. Der Tod der drei jungen Damen, erst missbraucht, dann verseucht, war schlimm genug in meinen Augen gewesen. Ich würde es nicht ertragen können, meine kleine Grace in solch einem Zustand zu sehen.
„Du hast nichts falsch gemacht, Grace. Im Gegenteil. Du hast deinen Trupp heile nach Hause gebracht, wie ich es dir beigebracht habe.“
Sie lächelte schüchtern. „Nur ich habe Pech gehabt.“ Ernster fragte sie: „Wann wissen wir es?“
„Die Inkubationszeit ist zwei Tage. Wir legen einen Tag zur Sicherheit drauf. Dann darfst du hier wieder raus.“
Sie lachte, und es hätte herzlich geklungen, wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass sie sich eventuell den biologischen Kampfstoff von Blakes Wort zugezogen hatte. Wir kannten den Sprühraster nicht. Deshalb hatten wir Grace und die ungeschützten Dragoner isolieren müssen, und das tat mir weh, verdammt weh. „Ist in Ordnung, ist in Ordnung. Dann kann ich mich endlich mal ausschlafen. Aber sag meinen Clowns, dass sie sich deshalb nicht auf die faule Haut legen können. Janner wird mir alles petzen, wenn ich wieder draußen bin.“
Sie wurde ernst, so ernst, dass ich Denise neben mir erschrocken aufjapsen hörte. „Wenn ich es habe… Wenn es das Zeug ist, und wenn es mein Gehirn zerfrisst, dann erschieß mich bitte, bevor es zu sehr weh tut.“
Es tat weh, so unendlich weh. Würde sie verletzt auf der Intensivstation liegen und würden die Ärzte gerade jetzt um ihr Leben kämpfen, ich hätte es akzeptieren können. Soldaten lebten mit dem Schwert und starben durch das Schwert. Aber auf diese Weise, diese hinterhältige Attacke… Ich fand keine Worte. Diese vielen kleinen Schwerter, die sie vielleicht gerade jetzt von innen heraus zerstückelten waren monströs. „Was denn? Ich komme gerne in drei Tagen und lass dich hier persönlich raus. Wenn du brav warst und auf den Onkel Doktor gehört hast. Wir wissen nicht einmal, ob die Blakeisten in dieser Region gesprüht haben.“
„Aber einer von ihnen kann das Zeug am Panzer gehabt haben“, erwiderte sie trocken.
Das war nicht von der Hand zu weisen. Wir wussten immer noch nicht, wie ansteckend die Emulsion war. „Wenn es soweit kommt, bin ich auch da“, flüsterte ich.
„Danke, Dad“, hauchte sie und drückte ihre Hand gegen die Trennwand aus Hartplastik. Ich legte meine Hand darüber. Sie hatte die größeren Hände. Schon seit zwei Jahren. Aber dennoch, sie war mein Kind, und ich wollte sie nicht sterben lassen. Niemals.
„Ich lass dich raus“, versprach ich. „In drei Tagen.“
„Ich gehe nicht weg“, versprach sie, ohne eine Miene zu verziehen. Den Humor hatte sie sich eindeutig bei Virgil und Larry abgeguckt.
***
„Das war hart“, sagte Denise und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Auge. „Es tut weh, sie so zu sehen, Ace.“
„Ich weiß. Aber Ling tut was er kann. Haben wir schon sein verdammtes Elektronenmikroskop gefunden?“
„Mehr als das. Wir haben ein Krankenhaus in einem ländlichen Distrikt gefunden, das bisher nicht bedroht wurde. Es hat eine virologische Abteilung, und sowohl das Umland als auch das Krankenhaus selbst arbeiten noch in normalen Parametern. Wir versorgen die Menschen mit LKT-Schwebern mit wichtigen Ressourcen. Im Gegenzug dürfen wir die Reinräume benutzen. Beziehungsweise sie arbeiten daran, denn es liegt auch in ihrem Interesse, dass der Kampfstoff erforscht wird.“
Ich dachte kurz nach. Die Sprühaktion der Blakeisten war bereits fast eine Woche her. Es wäre längst zu Infektionen gekommen, wenn die Gegend kontaminiert worden war. Vielleicht war sie einfach zu uninteressant für Blakes Wort. Hoffentlich blieb es so.
„Über Land? Gute Idee. Wenn wir nicht hinfliegen, fällt die Region den Blakeisten vielleicht nicht auf. Gibt es vielleicht weitere solche Regionen? Für den Fall, dass diese Fanatiker die Überlebenden gezielt ausradieren wollen.“
„Wir könnten ihnen ein paar Fallen stellen.“
„Aber wir können sicher nicht alle Überlebenden beschützen.“
„Nein, wir können nur das tun, was wir Eagles immer tun: Es versuchen.“
„Hm. Schick Panzer und Mechs hin. Es kann sein, dass dieses kleine Krankenhaus noch sehr wichtig für uns wird.“
„Wen soll ich schicken?“
Ich dachte kurz nach. „Stell einen Verband aus den Angeschlossenen zusammen. Für einen richtigen Kampfeinsatz haben sie zu wenig zusammen trainiert. Aber vorbereitete Verteidigungsstellungen sollten sie halten können.“
„Wie viele?“
„Ein Bataillon. Und sie sollen sich auf Sprühaktionen mit dem Kampfstoff oder schwarzen Regen einstellen.“
„Ich stelle eine adäquate Mischung zusammen.“

Als Ace den kleinen Besprechungsraum betrat, wandte sich ein Riese zu ihm um und salutierte. „Major Jérome von Wolfs Dragonern, Oberst Kaiser. Ich war verantwortlich für die Sicherung des Ersatzarchivs. Ich danke Ihnen für unsere Rettung in letzter Sekunde.“
„Gern geschehen, Major. Ich freue mich über jedes einzelne Leben, das wir auf dieser Welt retten können.“ Ich bedeutete dem großen Mann, Platz zu nehmen. „Wie schlimm hat es Sie erwischt, Major Jérome?“
Für einen Moment wirkte der Riese unsicher. War er ein Elementare? Ich konnte ihn nicht auf Anhieb einschätzen. „Mir unterstanden zwanzig Techniker, fünf Wissenschaftler sowie zehn Elementare-Rüstungen, dazu achtundzwanzig Infanteristen in Gefechtsrüstungen. Ebenfalls zähle ich acht Zivilisten dazu, die durch Zufall von uns erfahren haben und bei Dragoner-Truppen Schutz suchten.
Vor Blakes Worts Angriff auf diese Welt hätte ich das jederzeit für ausreichend gehalten, um die Anlage zu halten. Zudem sie geheim war.“
„Wie viele haben Sie noch über?“
„Siebzehn Infanteristen, drei Elementare. Die Wissenschaftler haben es alle geschafft, aber die Techniker haben als Hilfstruppe ebenfalls gekämpft. Es haben nur drei überlebt.“ Der Dragoner sah mich ernst an. „Sie haben Gefangene gemacht?“
„Wir konnten fünf BlakeGuards verletzt bergen. Wir haben sie ebenso wie Ihre ungeschützten Überlebenden vorläufig isoliert, bis wir uns sicher sein können, dass sie dem Kampfstoff nicht ausgesetzt waren.“
Die Augen des großen Mannes wurden verzweifelt. „Haben die BlakeGuards wirklich… Ist Harlech wirklich… Das Genarchiv, wurde es…?“
„Harlech wurde eingeebnet. Die Trainingsanlagen auf Remus wurden flächendeckend atomar bombardiert. Wir finden eine Menge Überlebende, aber das Gelände ist auf Jahrhunderte nicht mehr nutzbar. Das Genarchiv wurde mit Hilfe eines atomaren Sprengkopfs ausradiert, der einen Riss in den tektonischen Platten ausgenutzt hat. Wer nicht in der neuen Verwerfung umkam, starb in der Hitzewelle oder an der radioaktiven Staubwolke. Die Gegend ist zu heiß, um meine Leute zum nachsehen rein zu schicken, also kann ich Ihnen überhaupt nichts sagen, außer dass ich nicht einen einzigen Überlebenden erwarte.“
„Danke, dass Sie so ehrlich mit mir sind. Die Regimenter?“
„Soweit ich es übersehen kann, ist meine Einheit die größte organisierte Streitmacht auf diesem Planeten. Uns zur Seite stehen die Ulster Space Marines und diverse kleinere Gruppierungen, die wir retten oder aufgabeln konnten. Es gibt ein größeres Kontingent der Dragoner unter ihnen, aber es ist nicht mal mehr ein verstärktes Bataillon. Noch. Wir sind nicht fertig mit suchen, und es kommen stündlich neue Leute in den Camps an. Hier und am Raumhafen.“ Ich versuchte zuversichtlich zu klingen, aber mir versagte auf einmal die Stimme. Die fünf Regimenter der Dragoner waren in der ganzen Inneren Sphäre legendär. Zu wissen, dass sie vernichtet worden waren, war ein Schock für mich. Und ebenso für den Major.
„General Wolf? Commander Wolf? Die anderen Regimentskommandeure?“
„Ich weiß es nicht, und das ist wohl die einzige gute Nachricht, die ich für Sie habe, Major. Ich würde gerne sagen, dass wir nach ihnen suchen. Das tun wir auch, aber wir suchen nach allen und jedem, und es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn wir sie nicht finden.“
„Wenn sie noch leben.“
„Wenn sie noch leben“, bestätigte ich. „Falls es Sie tröstet, am Sprungpunkt ist eine Flüchtlingsgruppe der geordnete Rückzug gelungen. Anführer war ein Leutnant und…“
„Ein Leutnant? Himmel, wie schwer hat es uns nur erwischt?“
„Sagen Sie es mir. Wie schwer hat es Wolfs Dragoner erwischt? Wie viel des Generbes konnten Sie beschützen?“
Die Augen des großen Mannes verschwammen. „Es ist kein Ersatz für jene, die sterben mussten, Herr Oberst, aber das Genarchiv ist vollständig. Es sind keine kompletten Giftakes, aber dazu war das Reservearchiv auch nie vorgesehen. Wir können welche produzieren, jederzeit, die Mittel vorausgesetzt.“
„Das können Ihre Leute übernehmen. Und eines Tages wird es wieder Dragoner geben, die für den Massenmord auf Outreach Rache üben wird. Ich bin sicher, die Ausrüstung für die Regimenter existiert irgendwo. Oder Snords Wilder Haufen hilft Ihnen aus.“
„Falls sie nicht auch angegriffen wurden.“
„Das kann ich nicht ausschließen.“
Es folgte eine Zeitlang schweigen zwischen uns.
„Genug geredet. Sorgen Sie dafür, dass die Genproben sicher nach New Hope verbracht werden. Und dann treten Sie Ihren Dienst an, Major Jérome. So wie ich das sehe sind Sie der ranghöchste Offizier von Wolfs Dragonern auf dieser Welt, der mir bisher begegnet ist. Es wird den Leuten gut tun, wenn Sie das Kommando über sie übernehmen. Unter meinem Oberbefehl, vorläufig.“
„Natürlich, vorläufig. Kann ich Ihre Kommunikationseinrichtungen nutzen?“
„Selbstverständlich. Ab sofort sind wir im gleichen Team, Major Jérome.“
„Hier entlang, Herr Major. Ich bringe Sie.“ Denise nickte ihm zu und ging zur Tür.
Ich nahm auf einem beliebigen freien Stuhl Platz und ließ meinen Blick über die Karte schweifen, die auf dem Tisch ausgebreitet war. Eine Weltkarte und ein paar Karten der größeren Städte. Wir hatten Sektoren markiert, in denen wir bereits gesucht hatten. Diverse Vermerke zeigten Explosionskrater von Atomwaffen oder Orbitalbombardements auf, Fundorte von Überlebenden waren vermerkt, ebenso viel versprechende Depots und Hinweise auf weitere Überlebende. Ich war sicher, wir würden noch mehrere Regionen entdecken wie jene, in der das geheimnisvolle Krankenhaus mit Virenlabor stand. Wenn wir schneller waren als die Blakeisten.
Aber die Menschen durften in diesen Regionen nicht bleiben. Wir mussten sie in die Berge zurückziehen, bevor der schwarze Regen kam und alles um sie herum verseuchte. Oder sie in unterirdische Bunkeranlagen bringen, die in unverwüsteten Regionen standen. Verdammt, wenn das so weiterging, würde sich das ganze Leben auf Outreach unter Kuppeln und im Erdboden zurückziehen müssen.
Virgil Stannic, der die ganze Zeit schweigend im Raum gesessen hatte, stand auf und tippte auf die Weltkarte. „Weißt du was man über Outreach sagte? Diese Welt war nicht nur der Ort, an dem die berühmte Olympiade der Sternenbundstreitkräfte abgehalten wurde. Diese Welt war auch hochgerüstet wie kaum eine andere. Es heißt, die Dragoner hätten mit ihrem Wissen der desertierten SBVS, die Kerensky gefolgt waren, gigantische unterirdische Anlagen entdeckt und für sich genutzt. Diese müssen über den ganzen Planeten verteilt sein. Und wenn Blakes Wort sie nicht vernichtet hat, können wir sie als dezentrale Sammelpunkte nutzen. Nicht nur, um unsere Ausrüstung aufzupeppen.“
„Das ist kein schlechter Gedanke, Virge. Aber wir verzetteln uns in der Verteidigung dieser Regionen.“
„Es ist besser als den Menschen gar keine Chance zu geben, oder, Ace? Willst du alle hier in die Berge holen? Oder ihnen in ihrer alten Nachbarschaft eine Chance geben? Vergiss nicht, diese Anlagen sind Sternenbundanlagen! Gebaut um ABC-Angriffen zu widerstehen! Wenn irgendwo auf dieser Welt das Leben wieder aufblühen kann, dann in den unterirdischen Anlagen. Wir werden es da unten schon wohnlich machen. Zumindest wohnlicher als im radioaktiven Regen.“
Ich lachte hässlich. „Da ist was dran. Gut, das dir das einfällt, Virge. Jetzt müssen wir die Anlagen nur noch finden. Ich hoffe, Major Jérome kennt ein paar.“
„Rate mal, wie ich darauf komme, Ace. Das Krankenhaus mit der virologischen Abteilung steht auf so eine Anlage. Ich habe mir erlaubt, die Evakuierung der Zivilbevölkerung in die Anlage anzuordnen. Wir lassen die Produktion in einigen Bereichen wieder anlaufen und räumen andere, soweit wir dazu bereits imstande sind. Ein beschäftigter Mensch denkt nicht soviel nach. Und auf dieser radioaktiven Hölle zu denken bedeutet, Gefallen am Selbstmord zu finden.“
Ich ließ den Kopf hängen. Übermüdung, Überanstrengung und eine ständige kreatürliche Angst hatten mir zu schaffen gemacht. Zudem hatte ich die Verantwortung für eine ganze Welt übernommen. Striker hätte mir jetzt ein Bier und ein Barbeque empfohlen, und ich wusste, ich sollte daran noch eine Mütze Schlaf hängen. Wenn ich zusammenklappte nützte ich niemandem. Aber ich kam aus der Verantwortungszwickmühle nicht so einfach raus.
„Waren meine Gedanken so leicht zu lesen, Virge?“, fragte ich den Freund.
„Nein, aber ich habe mir diese Gedanken gemacht. Ich habe geraten.“
Ich seufzte. Es tat gut, so einen Freund an der Seite zu haben. „Weißt du, was die wahren Schrecken von radioaktiver Strahlung sind? Alle hören immer von Strahlenkater, Zellschädigungen und Krebs, der durch sie ausgelöst wird. Aber das sind alles nur Begriffe, mit denen wir uns dem Phänomen annähern. Die wirkliche Gefahr ist Energie. Radioaktive Strahlung transportiert Hitze. Je stärker sie ist, desto mehr. Sie kocht dich bei lebendigem Leib, Virge. Und wenn du durch bist, bist du tot.“
„Danke für die Erklärung. Dann mache ich besser einen weiten Bogen um jeden Explosionskrater, was?“
„Eine weise Entscheidung.“
Denise kam zurück. „Die Besprechung findet ohne Charles statt. Er räumt noch mit ein paar Pionieren hinter sich auf, sagt er.“
„Sprengfallen. Manchmal kann dieser kleine St.Ivesler wirklich gemein sein“, sagte ich grinsend. Nicht, dass die Blakies es nicht verdient hatten.
„Was ist das Thema der Besprechung, Ace?“, fragte meine Stabschefin geradeheraus.
„Die Truppen von Blakes Wort. Crescent Hawks, Finger des Todes und was immer die BlakeGuards für uns hier gelassen haben. Wir müssen sie finden, bevor sie uns finden. Und das nach Möglichkeit, bevor wieder eines ihrer Kriegsschiffe über dieser Welt auftaucht.“
Das wäre das schrecklichste Szenario für mich. Die Aufräumarbeiten waren nicht einmal eine Woche im Gange, und ein verdammtes Kriegsschiff warf noch ein paar Eier auf Harlech ab und vernichtete erbarmungslos meine Leute und zehntausende Zivilisten, die sich bereits gerettet geglaubt hatten.
„Unser Auge im All sagt, dass alles ruhig ist. Genauer gesagt sind wir die einzigen Ankömmlinge im System“, referierte der weibliche Major.
„Für eine Welt wie Outreach sehr ungewöhnlich. Es scheint sich rum gesprochen zu haben, dass die Blakies hier ein Riesenbarbeque veranstaltet haben.“ Resigniert ließ ich den Kopf sinken. „Na, wenigstens bedeuten keine Ankömmlinge auch, dass Blakes Wort keine Verstärkung bekommt.“ Ich schlug mit einer Hand auf den Tisch. „Also los, lasst uns beginnen. Ich will diese Bastarde finden, bevor sie uns finden.“

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30.
„Kolibri, hier Kolibri. Folgen Sie meinem Anflug, Darkness.“
„Kolibri, hier Darkness. Ich kann kein Ziel ausmachen! Sind Sie sicher, dass wir hier eine Landebahn finden?“
„Vertrauen Sie mir, Darkness. Bleiben Sie an meinem Flügel und landen Sie Ihre Voss. Ich begleite Ihre Landung und starte dann durch, um den nächsten zu eskortieren. Wir müssen alle überlebenden Vögel so schnell wie möglich runter bringen.“
„Ich weiß. Und ich danke Ihnen, dass Ihre Staffel uns raus gehauen hat. Und dass sie ihr Leben riskiert, um unsere Schlammstampfer in die Berge entkommen zu lassen. Aber ist da wirklich eine Landebahn?“
„Soll ich zuerst landen? Fühlen Sie sich dann besser, Darkness?“
„Port Arthur wurde eingestampft, unsere Kaserne wurde vernichtet und es sieht schlimmer aus als die Dracs damals nach Towne kamen. Natürlich wäre es mir lieber. Aber ich glaube nicht, dass Sie sich so viel Mühe machen, nur um mich in einem cimmerischen Wald in den Boden zu bohren. Gehen Sie voran, Kolibri, ich folge Ihnen.“
Erleichtert atmete McHale auf. Er wäre ungern gelandet, denn das hätte die Landeaktion der sieben Voss nur unnötig verzögert. Und je länger die Maschinen in der Luft blieben, desto eher würden die Angreifer sie finden. Das war etwas, was sich die Eagles nicht leisten konnten. Nicht, solange sie überhaupt nichts wussten. Außerdem verlor niemand gerne eine Landebahn.
„Okay, folgen Sie mir, Darkness.“ Cord McHale zog seinen Sperber tiefer, ging dicht über den Boden und registrierte, dass die Propellergetriebene Voss dicht hinter ihm klebte.
„Kolibri, wir fliegen mitten auf eine Wand zu! Der Wald steht zu dicht!“
„Vertrauen Sie mir, Darkness. Gehen Sie tiefer, drosseln Sie den Flug.“
„Sie verlangen viel.“
„Und ich werde Sie nicht enttäuschen.“
Tatsächlich öffnete sich, je näher die beiden Vögel dem Waldrand kamen, eine Lücke, als hätte jemand einen Vorhang fort gezogen. „Die Landebahn ist einen Kilometer lang. Wir können hier sogar Leopards landen lassen. Sehen Sie den Weg?“
„Positiv, Kolibri. Danke. Entschuldigen Sie, dass ich Schiss habe.“
„Sie wären kein Mensch, wenn Sie nach der ganzen Scheiße keinen Schiss hätten. Landen Sie normal und räumen Sie danach sofort die Landebahn. Ich führe Ihre anderen Piloten runter. Die dürften mit dem Sprit bald am Ende sein.“
„Positiv.“
„Also, wer ist der Nächste?“

Eine halbe Stunde später stand der drahtige junge Mann vor seiner derzeitigen höchsten Vorgesetzten, während zeitgleich seine Gefechts-ROMs ausgewertet wurden.
„Gib mir einen Crashkurs, Cord“, sagte Jean Kaiser, während sie ihren Jüngsten fütterte.
„Die Miliz zieht sich in die Berge zurück. Dank unseres eingreifen konnten wir die Lufthoheit zurück erobern. Wir haben sie hart getroffen und wenigstens zeitweise den Luftraum über Port Arthur erobert. Dann ist den ersten Voss der Sprit knapp geworden und ich habe entschieden, die knappen in den Bergen auf ihren eigenen Stützpunkten landen zu lassen und die mit vollerem Tank hierher zu bringen. Sobald die Knappen aufgetankt haben, kommen sie ebenfalls her. Ich habe ihnen meine Leute zugeteilt, um sie zu führen. Alles, was fliegen und kämpfen kann, wird hier her kommen. Die Bodentruppen haben Anweisung, die Flughäfen aufzugeben und sich zu verbergen, bis wir neue Anweisungen geben.“
„Das ist gut entschieden. Nein, David, drei Löffel noch. Einen für Papa, einen für Andrew, einen für Pawly. Siehst du, es geht doch. Du bist ein braver Junge.
Also, wie sieht es mit der Miliz aus?“
„Vorweg eines, ich hatte keine Verluste. Auch wenn der Gegner an uns genagt hat, wir kamen sehr überraschend für sie. Wir können uns drei neue Abschussmarkierungen aufmalen lassen.“
„Andrew wird das mit Liebe selbst übernehmen“, versicherte die Chefin der Angry Eagles auf dieser Welt ernst.
„Die Miliz wurde vernichtend geschlagen. Es ist uns gelungen, einen Großteil auf dem Weg in die Berge zu decken. Etliche Zivilisten folgen ihnen. Jene, die die Berge erreichen, haben eine Chance, sich in andere Regionen des Planeten abzusetzen.“
„Was ist noch über? Lebt Robert noch?“
„Ich weiß es nicht, tut mir leid. Es sind noch mehr Miliz-Truppen entkommen, er kann bei jeder einzelnen dabei sein. Oder er ist schon tot. Jedenfalls sind die Zivilisten hoch gefährdet. Es sieht nicht so aus, als würden die Angreifer zwischen Soldaten und Zivilisten unterscheiden.“
Jean grunzte wütend. Jeder, der dieses Geräusch jemals gehört hatte, reflektierte sofort seine eigenen Fehler und suchte nach einer Entschuldigung. „Wir müssen sie retten.“
„Wir müssten mit Landern fliegen. Mehrfach. Nur um sie hier her zu schaffen.“
„Nein, ein solcher Flugverkehr würde den Gegner auf uns aufmerksam machen. Wir brauchen unsere Lander-Operationen noch für andere Gelegenheiten. Aber wir sollten Truppen einsetzen, um ihre Flucht zu decken. Bodentruppen. Pawly und Larry werden sich sofort in Bewegung setzen.“
Cord McHale wirkte erleichtert. „Danke, Jean. Aber wo sollen sie hin?“
„Gibt es Hinweise darauf, dass die Angreifer auch andere Städte angreifen?“
„Bisher nicht, aber sicherheitshalber werden sie evakuiert. Alles zieht aufs Land oder ins Gebirge.“
Wütend ballte Jean die Hände zu Fäusten und zerbrach dabei den Plastiklöffel, mit dem sie David gefüttert hatte. „Verdammt! Das ist ja schlimmer als der Bürgerkrieg. Was wollen sie erreichen? Ein zweites Massaker wie Kentares?
So, du bist fertig, David. Geh schön spielen, hörst du?“
Der kleine Junge, der mit spitzen Ohren gelauscht aber natürlich nicht allzu viel verstanden hatte, gehorchte missmutig. Vielleicht ahnte er, was hier besprochen wurde. Aber seine Mutter war unerbittlich.
„Was machen wir mit ihnen, nachdem wir sie gerettet haben?“, fragte Cord trocken. Als Eagle wusste er, dass ein erloschenes Menschenleben nicht wieder entzündet werden konnte und hatte deshalb ein ernstes Problem mit den Invasoren.
„Wir müssen sie in Lagern zusammenfassen. Victor hat Depots anlegen lassen, für den Fall, dass Towne während Operation Bulldog erneut angegriffen wird und genau das Szenario entsteht, das wir heute haben. Die Vorräte werden eine Zeitlang reichen. Die Frage ist nur, wo die Zivilisten sicher sind. Und noch wichtiger ist, ob die Angreifer diese Welt und ihre Bewohner erobern wollen, oder ob sie die Menschen als überflüssig betrachten.“
„Das hältst du für möglich?“, fragte Cord erschrocken.
„Sie haben Port Arthur dem Erdboden gleich gemacht. Was denkst du?“
Der Pilot räusperte sich vernehmlich.
„Und das Schlimmste ist, wir wissen immer noch nichts über unsere Situation. Was ist, wenn wir einen falschen Schritt machen? Was ist, wenn wir auf dieser Welt zu laut sind? Was wenn ein Dutzend Regimenter über uns hereinbricht?“
„Dann kämpfen wir. Und für jeden von uns der stirbt gehen fünf Feinde mit in den Tod.“
Jean schnaubte wütend. „Wenn möglich würde ich es vermeiden als tragische Heldin in die Geschichte einzugehen.“
„Ma´am, die erste Analyse der Gefechts-ROMs ist jetzt fertig“, meldete die Gegensprechanlage.
„Komm rein, Stacy.“
Die Tür zum Büro öffnete sich, und zusammen mit Captain Hillary von der Miliz betrat Major Stacy Orwell den Raum.
„Ich habe die Bilder bereits gesehen“, sagte der Voss-Pilot verstört. „Verfügen Sie über mich und alles, was auf mein Kommando hört, Oberst Kaiser.“
„Das macht die Sache interessant. Was hast du herausgefunden, Stacy?“
„Die Mechs kämpfen ohne erkennbares Transpondersignal. Es gibt nur ein unterschwelliges Identifikationszeichen, welches sie einander zuordnet, damit sie nicht aufeinander schießen. Dessen Untersuchung hat nichts gebracht. Aber die Analyse der Mechs, die auf dieser Welt gelandet sind, hat uns auf eine Spur gebracht. Es sind ein paar Maschinen dabei, die exklusiv von Word of Blake entwickelt werden. Dazu kommen einige exklusive Mechs der Liga Freier Welten und der Konföderation Capella.“
„Die Blakies?“, hauchte Jean erschrocken. Sie trat an ihren Computer heran und begann in den Daten zu forsten. „Hier. Eine Warnung von Präzentor Martialum. Demnach stockt Blakes Wort seine Einheiten auf. Sie steigerten sich von acht Divisionen auf zehn. Ein Angriff auf die ComStar-Einrichtungen wurde seit Jahresbeginn erwartet.“
„ComStar war also bereit für Blakes Wort. Aber was machen die Fanatiker dann auf unserer Welt? Und warum fallen so viele HPGs aus?“, fügte Cord an.
„Weil ComStar nicht das einzige Ziel von Blakes Wort war. Ich glaube, dass die Aktion auf Towne nur ein kleiner Teil einer Offensive ist, gegen die Operation Skorpion wie ein Kaffeeklatsch wirken wird. Stimmt jeder im Raum mit mir überein, dass wir es zumindest teilweise mit Truppen von Blakes Wort zu tun haben?“
Die drei Anwesenden nickten.
„Sich mit ComStar anzulegen ist eine Sache. Aber sich mit den Vereinigten Sonnen anzulegen eine andere. Außerdem sind einige der Welten, mit denen wir Kontakt verloren haben, sowohl im capellanischen als auch im steinerschen Raum. Das sieht erschreckend nach einer Großoffensive aus.“
„Hat sie überhaupt die Mittel? Ich meine, wir reden hier von Word of Blake!“
„Nun, Captain Hillary, warum fliegen Sie nicht rüber und fragen sie?“, fragte Jean düster.
„Besser nicht. Wann wird ComStar eingreifen?“
„Wann wird Towne von einem Nebenschauplatz zum Hauptschauplatz? Wahrscheinlich nie.“ Jean stützte sich schwer auf ihrem Schreibtisch ab. „Wenn sich die Blakies um Towne kümmern können, dann hat ComStar gerade alle Hände voll zu tun. Ohne Ace und unsere anderen Truppen sind wir schwach. Vielleicht zu schwach, um Towne zurück zu erobern oder um die Zivilisten zu schützen. Aber auf jeden Fall zu schwach, um einen Gegenangriff von Blakes Wort aufzuhalten. Aber wir sind nicht zu schwach um stärker zu werden. Wir müssen uns mehr Material besorgen. Mehr Truppen heran ziehen. Sie trainieren, vorbereiten. So viele Menschen wie möglich retten. Alles für den Tag.“
„Für welchen Tag?“, fragte Cord, obwohl er die Antwort ahnte.
„Für den Tag, an dem wir entweder stark genug sind um die Angreifer von unserer Welt zu jagen oder eine Regimentskampfgruppe zu unserer Unterstützung eilt.“
***
Der Gefechtsstand der Angry Eagles bestand aus mehreren Sektionen. Die Hauptsektion war eine riesige Höhle unter den Bergen, in der vor dreihundert Jahren Salze abgebaut worden waren. Ironischerweise war der Berg, unter dem sich das künstliche Gewölbe befand, trotz der gigantischen Lücke nie in sich zusammen gestürzt, also hatte Ace irgendwann entschieden, dass sie es auch die nächsten dreihundert nicht tun würde. Sicherheitshalber hatten die Pioniere die Decke an entscheidenden Punkten verstärkt und hier und da künstliche Pfeiler gegossen, und hatten damit das sicherste Versteck auf dieser Welt erschaffen.
Verteilt über drei Quadratkilometer verfügten die Eagles über Kasernen, Mechwartungsgerüste, Hallen für die Panzer, Gefechtsrüstungen und Jagdflieger und einige andere Einrichtungen, die aus dem Gefechtsstand die Keimzelle des kommenden Widerstands machte. Es gab mehrere, gut verteidigte Zugänge. Zudem hatte jeder Zugang künstlich angelegte Barrieren, von denen aus eine Kompanie Bodentruppen ein Regiment Mechs aufhalten konnte. Und es gab einen direkten Durchbruch in ein unzugängliches Bergtal, das nur auf diesem Weg oder aus der Luft zu erreichen war. In diesem Tal lebten die Zivilisten der Eagles, sofern sie nicht im Gefechtsstand zu tun hatten. Solange das Tal nicht als Ziel identifiziert war, sollte es den Menschen und den meisten Soldaten auf Freiwache etwas Sonnenlicht geben. Es war ein psychologisch wichtiger Faktor, dass sie einen Zugang zur normalen Welt beibehielten und sich nicht auf vielleicht Jahre in dieser finsteren Höhle verkrochen.
Es gab außerdem berechtigte Hoffnungen, dass das Tal selbst bei einem Bombardement der Berge mit Nukleargefechtsköpfen von Kontamination verschont blieb. Außer jemand warf eines dieser Eier direkt in das Tal. Das hätte den Tod von zweitausend Menschen bedeutet.
Nun, das galt nur für den Fall, dass jemand sehr intensiv nach einer Spur der Eagles suchte… Und durch einen sehr unglücklichen Zufall auf dieses Tal stieß.
Aber Jean machte sich da keine großen Hoffnungen. Sie sah den Tag kommen, an dem es evakuiert und der Zugang gesprengt werden musste, weil ihnen der Feind zu nahe auf den Kamm gerückt kam. Aber dieser Tag sollte weit in der Zukunft liegen, damit die ihr anvertrauten Truppen und Menschen die Normalität genossen, die natürliches Sonnenlicht ihnen bot. Als Kommandeurin hatte sie nicht nur eine Sorge für die körperliche Unversehrtheit zu tragen, sie musste auch für die Seelen sorgen.
Nun, im Moment befanden sich nur ein paar Schulklassen, zwei Ortungsfahrzeuge mit Besatzung sowie eine gut versteckte Hubschrauberstaffel im Tal. Jeder, der laufen konnte, hielt sich im Gefechtsstand auf und hing Jean Kaiser an den Lippen.
„Feldwebel, sorgen Sie für Ruhe“, befahl die schlanke Frau ruhig.
„Jawohl, Ma´am. STILLGESTANDEN!“
Die Soldaten der Eagles reagierten sofort. Und auch die vielen anwesenden Zivilisten, nicht wenige von ihnen in der Verwaltung oder in anderen zivilen Bereichen tätig, verstummten.
„Lassen Sie rühren, Feldwebel.“
„RÜHRT EUCH!“
„Gentlemen!“, begann Jean Kaiser laut, „ich habe euch hier zusammen gerufen, um euch über den Stand der Dinge zu informieren. Ich weiß, der Grabenfunk war fleißig, und der grobe Sachverhalt ist insoweit bekannt. Dem will ich jetzt ein detailliertes Bild hinzufügen.
Tatsache ist, dass die Großstadt Port Howard durch ein Orbitalbombardement ausgelöscht wurde. Ebenso die dortige Milizkaserne. Die Überlebenden werden zur Stunde von Hauptmann Pawly und seinem Krötenzug tiefer ins Gebirge geführt, wo Pioniereinheiten bereits provisorische Lager errichten. Nachrichten über die anderen Großstädte liegen zur Zeit noch nicht vor, da Funk und Trivid zusammen gebrochen sind.
Es wird vielen aufgefallen sein, dass sich mittlerweile neunzehn Voss der Miliz in unserem Stützpunkt befinden, dazu drei Luft/Raumjäger.
Wir werden in den nächsten Tagen Erkundungen starten, um die anderen Regionen von Towne zu kontrollieren und eventuell die Medien wieder in Gang zu bringen.
Wie dem auch sei, der Gefechtsstand und das Tal werden auf lange Zeit unser Zuhause sein, also findet euch alle so schnell wie möglich damit ab.
Darüber hinaus verbiete ich jedem, ohne einen Befehl von mir oder dem direkten Vorgesetzten den Gefechtsstand zu verlassen. Unser Feind hat Port Howard ausradiert, und es gibt keine Garantie, dass er das nicht auch mit den anderen Zivilisten auf dieser Welt machen wird. Im schlimmsten Fall stehen wir vor einem gigantischen Genozid.“
Lautes Raunen ging durch die Reihen der Angetretenen.
„Kommen wir zum Wichtigsten: Unserem Gegner. Der Feind hat zwei Overlord und einen Excalibur gelandet. Er verfügt mindestens über ein weiteres Raumschiff, das in der Lage ist, ein orbitales Bombardement auszuführen. Dieses Raumschiff hat auch unsere Kaserne angegriffen und vernichtet. Ein Späherteam sondiert zur Stunde das Gelände, aber ich denke nicht, dass viel zu retten ist. Die Evakuierung war demnach die einzig richtige Entscheidung.
Wir konnten den Gegner bis zur Stunde nicht sicher identifizieren, aber die Massierung von exklusiven Mechs von Word of Blake ist auffallend. Und sicher haben die meisten schon davon gehört, dass zuerst der HPG-Kontakt zu elf Welten und mittlerweile zu allen abgebrochen ist. Ich weiß, es widerspricht dem guten Grundsatz jedes Militärs, haltlos drauf los zu spekulieren. Aber unser Gegner ist höchstwahrscheinlich Blakes Wort. Und er steht nicht nur hier, sondern mindestens auf elf weiteren Welten, wenn nicht weit mehr.“
Wieder wurde geraunt. Einzelne Menschen riefen Zwischenfragen, aber Jean winkte ab. „Ich weiß, ihr alle habt viele Fragen, aber ich kann sie nicht beantworten. Noch nicht. Ich weiß nicht wie es Blakes Wort schafft, zwölf Welten zugleich anzugreifen, darunter höchstwahrscheinlich Outreach. Ich weiß nicht, wie viele Truppen sie zusammengefasst haben, um solch einen Streich zu wagen. Ich weiß nicht, wann Ace mit unseren Leuten wiederkommt. Wir müssen in Betracht ziehen, dass sie entweder auf Outreach kämpfen, oder mitsamt den anderen Einheiten vernichtet wurden, was ich aber persönlich nicht glaube.“
Allein der Gedanke jagte ihr einen Stich durch das Herz. Nein, niemand konnte Ace töten. Nichts und niemand.
„Ich weiß nicht, ob und wann die Vereinigten Sonnen Hilfe schicken werden und vor allem wie viel. Vielleicht haben sie auch viel zu viel mit sich selbst zu tun.
Aber ich weiß, dass wir etwas tun können. Das ist, den Gegner zu stellen, zu packen und zu Boden zu werfen. Und mit ihm all das, was er noch nach Towne werfen kann.
Ja, wir sind zu schwach um das jetzt zu wagen. Ja, mit dem Todesengel im Orbit, der bereits unsere Kaserne vernichtet hat, riskieren wir alles, unsere Leben, unsere Existenz und unsere Einheit. Ja, wir können im Moment nicht mehr tun als zu retten was zu retten ist.
Aber wir werden stärker werden. Wir werden uns vermehren wie die Karnickel im Frühjahr. Wir sind eine Einheit der Sternenbund-Verteidigungsstreitmacht, und wir tun alles was wir können um die Angreifer zur Rechenschaft zu ziehen. Mehr noch, wir werden Towne zurück erobern! Und wenn uns das gelungen ist, brechen wir zu anderen Welten auf und helfen diese zu befreien! Machen wir Word of Blake klar, dass dieses Abenteuer sehr, sehr teuer für sie sein wird!“
Entschlossenes Gemurmel antwortete der Obersten. Vereinzelt wurde gepfiffen und geklatscht.
„Um es auf den Punkt zu bringen: Kraft meines Ranges erkläre ich hiermit im Namen der SBVS und der Vereinigten Sonnen das Kriegsrecht auf Towne. Zudem erkläre ich die angreifenden Einheiten für vogelfrei.“
Nun wurde erst recht geraunt. Dies bedeutete nicht mehr und nicht weniger, dass die Ares-Konvention für die Angreifer nicht mehr galt. Jeder Mann und jede Frau auf dieser Welt, in der ganzen Inneren Sphäre konnte nun jederzeit einen von ihnen töten, ohne Strafe fürchten zu müssen.
„Außerdem rekrutiert die SBVS ab sofort! Alle Reservisten der Eagles werden reaktiviert! Die letzten drei Schuljahrgänge werden zwangsverpflichtet und erhalten einführende Waffenausbildungen. Wir befinden uns im Krieg, und ich will es nicht sein, die ihn und damit euch alle verliert.
Ich übernehme den Oberbefehl über alle freundlichen Einheiten auf dieser Welt, und ich verspreche, wir treten sie in den Arsch!“
Diese martialischen Worte wurden teilweise von Jubel aufgenommen, aber es gab genügend Menschen, die sich um ihre Angehörigen sorgten. Besonders viele Eltern der Jugendlichen, die Jean soeben in die SBVS gerufen hatten, sahen diese Entwicklung mit Bestürzung. Noch schlimmer, diese Rekrutierung würde nicht bei den Eagles stoppen. Sie würde die ganze Welt umfassen.
„Melde mich zum Dienst, Oberst Kaiser!“, rief eine Stimme über das Gemurmel hinweg.
An der Spitze von zwanzig teilweise verletzten Soldaten in Miliz-Uniform ging ein Offizier durch die Menge. „Als derzeit ranghöchster Offizier der Miliz erkenne ich Ihren Oberbefehl an. Haben Sie Befehle für mich und meine Leute, Oberst?“
„Teufelsbraten. Du hast es tatsächlich geschafft. Willkommen im Gefechtsstand, Major Robert Kaiser. Versorgen Sie als erstes Ihre Leute und bringen Sie Ihre Einheit wieder in Gefechtsbereitschaft. Wir werden bald zurückschlagen, und dafür brauchen wir jeden Soldaten.“ Jean stieg von ihrem Podest und umarmte den Cousin ihres Bruders.
„Au. Nicht drücken. Habe mir beim aussteigen ein paar Rippen gebrochen. Du hast nicht zufällig einen Mech für mich, Jean?“
„Ich werde dir einen schießen“, versprach sie erleichtert. „Wir holen uns unser Material beim Feind!“
Diese letzten Worte hatten eine größere Wirkung als die ganze Rede. Eine Aura von Entschlossenheit ging von der Menschenmenge aus. Wilder Jubel brach aus, das Entsetzen wurde zu Wut auf die Angreifer, und eine Legende nahm ihren Anfang.
***
Vorsichtig stemmte sich Lydia Jones in ihr Zeus-Gewehr. Von diesem Abhang aus hatte sie eine vortreffliche Sicht auf den Pass. Und das was sie sah, gefiel ihr außerordentlich. Die junge Frau war Feldwebel und Mitglied der Schleichertruppe der Eagles. Mit ihrer Nighthawk-Rüstung verschmolz sie fast mit ihrer Umgebung, so sehr dass ihre Kameraden mehrfach über sie gestolpert waren. Kurz, sie war eine der besten. Selbst Hauptmann Pawly konnte es trotz einem Jahrzehnt Erfahrung nicht mit ihr aufnehmen. Das war auch der Grund für ihre exponierte Position. Im Moment beschützte sie den Passweg, auf dem immer noch Überlebende aus Port Howard und dem Umland Schutz in den Bergen suchten. Sie wartete auf das Unvermeidliche – die Verfolger.
Als sie sah, dass in die dünne Kette an Wagen und Hovercrafts Unruhe kam und die Fußgänger zu laufen begannen wusste sie, dass das Ende der Kolonne angegriffen wurde. Es ärgerte sie, dass die Eagles das nicht verhindern konnten. Vielleicht hätten sie es geschafft, mit einem Tag Vorbereitung, aber die ließ der Angreifer ihnen nicht.
Sekunden später lag der Pass leer unter ihr. Die letzten Wagen waren teilweise nebeneinander geflohen, obwohl die Passage sehr eng war. Rauch von brennenden Wracks hinter der Sohle des Passes zeigte ihnen überdeutlich ihr Schicksal an, wenn sie sich nicht mächtig beeilten.
Die Flüchtlinge, die zu Fuß unterwegs waren, weil es ihnen nicht gelungen war, einen Platz in einem der Wagen oder Laster zu ergattern, wären wahrscheinlich das erste Opfer der nachdringenden Einheiten gewesen. Aber dem stand sie ja vor. Sie und ihr treues Zeusgewehr.
Da stürmte schon der erste Mech über den Hang. Es war ein Vulkan. Die Mündungen seiner Flammer waren verrußt, er hatte diese besonders für Infanterie gefährlichen Waffen bereits eingesetzt. Vermutlich um ein paar Unschuldige in ihren Wagen zu braten.
Lydia nahm Ziel auf und drückte einen Kontakt an ihrem Hals. „Ziel in Sicht. Erbitte Freigabe.“
„Verstanden. Freigabe erteilt. Gute Jagd.“ Die Stimme von Leutnant Kurtz klang so gelangweilt, als würde er Akten wälzen und nicht jederzeit in einem Kampf auf Leben und Tod gezogen werden können.
Lydia Jones verzichtete auf eine Antwort. Was nun folgte würde ein perfektes Zusammenspiel des ganzen Zugs sein. Und sie würde die Angreifer zum Tanz bitten. Dieser Gedanke gefiel ihr, und ein zynisches Lächeln ging über ihre Züge.
Achthundert Meter. Sechshundert. Der Vulkan hatte es reichlich eilig. Ihm folgten weitere Mechs, sie zählte drei weitere leichte Maschinen. Interessant. Wespen und ein Heuschreck. Uralte Modelle, und so sahen sie auch aus. Was sagte das über die Angreifer aus? Nun, bald würden einige ihrer Fragen beantwortet sein.
Vierhundert Meter. Zweihundert. Sie nahm Maß und drückte ab. Das Geschoss, eine Spezialanfertigung mit Kobalt-Kern, wurde mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit aus dem Lauf geschossen, schlug eine elliptische Flugbahn ein und krachte schließlich in die Cockpitscheibe des Vulkans. Dort verlor sie ihre kinetische Energie, riss dabei aber die Scheibe auf. Der Kobaltkern hingegen war weit härter als das Stahlmantelgeschoss und durchdrang das Sicherheitsglas.
Was daraufhin geschah entzog sich der Sicht der Angry Eagle, aber als der Mech stolperte und der Länge nach hinfiel, grinste sie von einem Ohr bis zum anderen. Wie sie gehofft hatte, hatte der Kobalt-Kern den Piloten erwischt. Und das war noch eine gnädige Behandlung, fand sie. Die anderen drei Mechs zögerten kurz, dann stürmten sie den Hang weiter hinauf.
Wieder berührte Lydia den Kontakt. „Go, go, go.“
Der Heuschreck stürmte voran, seine MGs spieen einen Kugelhagel über die Wände des Pass, die beiden Wespen eilten hinterher und waren bald an Lydia vorbei. Dreihundert Meter hinter ihr aber brach die Hölle erst Recht über den Gegner herein. Vierundzwanzig Rüstungen kamen mit ihren Sprungdüsen über die drei uralten Maschinen.
Nach nicht einmal einer Minute Kampf und ohne eigene Verluste war die Situation geklärt.
Feldwebel Jones hingegen widmete sich weiterhin ihrer Aufgabe, den Pass zu bewachen, damit die Eagles, die unten im Pass kämpften, keine böse Überraschung erlebten.
„Einer sollte sich auch um den Vulkan kümmern“, merkte sie an.
„Copy. Ich schicke vier Mann los, die das Cockpit untersuchen und den Vulkan vorbereiten“, erwiderte Kurtz
„Vorbereiten?“, fragte sie argwöhnisch.
„Wir haben zwei Gefangene gemacht und vier Mechs beinahe unversehrt erobert. Wäre doch eine Schande, sie umkommen zu lassen. Pass so lange auf den Pass auf.“
„An mir kommt nichts vorbei“, erwiderte sie. Vielleicht schafften sie es tatsächlich, die vier Mechs zu bergen und dem Arsenal der Eagles zu zu fügen.

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31.
Seit Beginn der Invasion von Towne waren siebzig Stunden vergangen. In dieser Zeit war die planetare Hauptstadt dem Erdboden gleichgemacht worden, war die Kaserne der Angry Eagles hier in Cimmerien vernichtet worden, und eine unbekannte Einheit in Regimentsstärke stand auf diese Welt.
Würde sie diese Welt erobern? Oder würde sie das grausige Werk in Port Howard fortsetzen und alles und jeden töten?
Wenn sie es wirklich mit Blakes Wort zu tun hatten – zuviel sprach dafür – dann würden sie ein furchtbares Progrom unter den Häretikern halten, wie sie die säkularisierten Menschen sahen, die Jerome Blake nicht als Gott betrachteten, und von den Überlebenden würden sie verlangen, vorbehaltlos ihren Glauben anzunehmen.
Die Frage war nur, wie weit ging das Progrom und wie viele Menschen durften überleben?
Jean Kaiser runzelte die Stirn, als sie sich wieder und wieder diese Frage stellte.
Als offizielle und ranghöchste Vertreterin des Sternenbundes hatte sie den Kriegszustand verhängt, die Angreifer von der Ares-Konvention ausgeschlossen und in einer kämpferischen Rede den Widerstand angekündigt.
Im nachhinein fragte sie sich, ob es so klug gewesen war, auf den Kampf zu drängen. Sie hätten sich auch wunderbar ein, zwei Jahre lang im Gefechtsstand verstecken können, um dann überraschend zu zu schlagen und den Angreifern zu zeigen, dass es die Angry Eagles immer noch gab. Aber zu welchem Preis wäre das erfolgt? Wie viele Menschen hätten sie verloren?
Ihre Gedanken schweiften zu einer alten Geschichte ab, die sich auf New Earth zugetragen haben sollte. Dort soll ein lokaler Verwaltungsbeamter während einer Hungersnot fünfzig Prozent seiner Schutzbefohlenen von jeder Nahrung ausgeschlossen haben, damit die anderen fünfzig Prozent genügend zu essen hatten. Die Selektion, wer zu den Totgeweihten gehören sollte und wer leben durfte, soll sehr harsch, brutal und vor allem subjektiv erfolgt sein. Familien waren auseinander gerissen worden. Alte und Kranke sowie geistig Benachteiligte hatten zu den ersten Kandidaten gehört, denen Nahrung verweigert wurde. Aber auch persönliches Vermögen, Bildung und die politische Einstellung wurden schnell zu einem Kriterium.
In einer Heldengeschichte wäre ein Regierungskonvoi rechtzeitig eingetroffen, um den Bedrohten Nahrung zu bringen, den Regierungsbeamten vor ein ordentliches Gericht zu stellen und die Ordnung wiederherzustellen. Aber das Leben war nicht immer eine Heldengeschichte, und wenn die Geschichte stimmte, dann waren dreißig Prozent der Bevölkerung verhungert oder bei Hungeraufständen getötet worden, bevor doch endlich Hilfe hatte eintreffen können.
Der Verwaltungsbeamte hingegen war sich absolut keiner Schuld bewusst und hatte selbst vor Gericht immer wieder betont, dass alle in Gefahr gewesen wären, wenn er das Essen nicht limitiert hätte. Und mit dieser Einstellung war er auch erschossen worden.
Wenn sie die Situation voll Willkür und angeblichen Notwendigkeiten auf ihre Situation übertrug, dann bedeutete dies, dass Blakes Wort die Ungläubigen nachhaltig dezimieren würde, bis sie vor Angst, Hunger und Verzweiflung gehorchten. Und sie wusste, dass ihre Eagles dieses Meer von Blut nie hingenommen hätten.
Nein, Ace und seine verteufelten Ideale hatten die Einheit viel zu tief durchdrungen. Allzu deutlich sah man die Grundsätze, die er von seinen Ausbildern der Leichten Eridani mitbekommen und die er im Laufe eines Lebens im Gefecht selbst entwickelt hatte.

Das Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. „Herein.“
Larry Crux trat ein und wedelte mit einem Papierdokument. „Die neuesten Nachrichten. Ein allgemeiner erster Überblick über die weltweite Situation, und das Vernehmungsprotokoll der beiden Mech-Piloten, die Pawly gemacht hat, als einer seiner GEST-Züge eine Lanze leichter Mechs hochgenommen hat.“
„Gib her“, erwiderte sie müde.
Grob durchblätterte sie das Dossier und grinste. „Gelobt sei der Zivilfunk. Es scheint so als würden die Invasoren den Kurzwellenfunk nicht unterbinden können.“
„Wir haben uns das zunutze gemacht und deine Befehle weitergegeben. Die militärischen Funknetze existieren nur noch teilweise, aber Privatfunker gibt es fast überall. Ich schätze spätestens morgen weiß ganz Towne, dass du die Angreifer zu Vogelfreien erklärt hast. Wie viel das uns nützen wird weiß ich nicht. Aber vielleicht sagt uns die Reaktion der Angreifer etwas.“
„Optimist“, brummte Jean und blätterte weiter. Die Invasion beschränkte sich in der Tat auf Port Howard, den dortigen Raumhafen, und das Umland. Von weiteren Schäden war nichts bekannt, wenn man mal von dem Angriff hier in Cimmerien absah.
Teilweise begannen die Leute im Süden wieder in die Städte zurückzukehren, in denen die Polizei und die dortige Miliz einen unsicheren Status Quo aufrecht erhielt. Bis sie von überlegenen Feindkräften angegriffen wurden.
Das Vernehmungsprotokoll war eine echte Überraschung für sie. Die beiden gefangenen Piloten – beides Männer – waren recht auskunftwillig gewesen, nachdem man ihnen glaubhaft versichert hatte, dass ihre Leben nicht durch die Ares-Konvention geschützt waren.
Demnach gehörten sie einer Söldnereinheit namens Finger des Todes an und bezeichneten sich selbst als Rabauken-Regiment. Diese Einheit war normalerweise in der Peripherie unterwegs und unterstützte oder verwüstete autarke Planeten. Je nachdem wer bezahlte und welche Befehle er gab. Das erklärte auch den desolaten Zustand ihrer Mechs und die Auswahl der Modelle, die sie bisher gesichtet hatten.
Das Regiment umfasste eine Standardaufstellung, also drei Bataillone mit insgesamt vierzig Maschinen und einer Regimentsbefehlskompanie. Ihnen zugeteilt war ein Bataillon der Gibson-Miliz, was den Durchsatz mit Blakes Wort-Mechs und einigen exklusiven Modellen cappellanischer und ligistischer Bauart erklärte. Das machte insgesamt einhundertzweiundsiebzig hautsächlich ältere, mittelschwere Maschinen, die Reservemaschinen und die abgeschossenen noch nicht abgerechnet.
Unterstützt wurde die Einheit durch ein Regiment Infanterie, das ebenfalls die Farben der Gibson-Miliz trug.
Beim Namen Gibson klingelte es bei Jean. Aber Larry, die gute Seele, hatte mitgedacht und ein Dossier über diese Welt in die Unterlagen gepackt. Demnach war Gibson die Emigrantenwelt gewesen, auf die sich Blakes Wort nach dem Schisma mit Comstar zurückgezogen hatte. Damals hatten die Wahren Gläubigen den Bürgerkrieg unterstützt und einen der unsaubersten, verzweifeltsten und gefährlichsten Kriege geführt, von dem Jean je gehört hatte. Allein ihre Methode, die Verluste mittels Statistiken zu erklären hatte dazu geführt, dass die Miliz alleine jeden Rebellen rechnerisch viermal getötet hatte.
Dieses Bataillon war also ausgebildet worden, um einen schmutzigen Guerilla-Krieg zu kontern, genau die Art Krieg, zu der die Eagles eigentlich gezwungen waren.
Dann war da noch die Lufthoheit, die sich aber auf ein Bataillon beschränkte. Und von diesem Bataillon, sprich achtzehn Luft/Raumjäger, waren bereits fünf abgeschossen worden.
Zusammen mit den Voss verfügten sie also über die Luftüberlegenheit. Dafür konnte der Gegner mehr Bodentruppen ins Feld führen, auch wenn es ältere Modelle waren.
Im Vernehmungsprotokoll hatten sich die Gefangenen erleichtert gezeigt, gefangen genommen worden zu sein. Sie hatten von Indoktrinationen durch Polit-Offiziere berichtet, von einer regelrechten, hypnotischen Einschwörung auf den heiligen Jerome Blake und die Ziele der Organisation, die seinen Willen verwaltete.
Es hatte eine regelrechte Fanatisierung stattgefunden, begleitet von paranoiden Razzien, um die Ungläubigen und Verräter auszumerzen.
Beide Piloten hatten zugleich ausgesagt, dass sie sich fühlten, als wären sie aus einem langen, bösen Traum erwacht. Aus Angst um das eigene Leben hatten sie jeden Auftrag ausgeführt, im Namen Blakes und im Namen von Major Ducruex, dem Anführer der Gibson-Miliz.
Dies war sicher keine Entschuldigung für den Überfall auf einen Treck fliehender Zivilisten. Aber es war eine Erklärung.
Jean sah es vor sich. Auf der einen Seite die Ruinen der bombardierten Stadt Port Howard, die nur zu deutlich zeigte, welches Schicksal jene erwartete, die sich dem Willen von Blake nicht beugten, auf der anderen Seite die misstrauischen Blicke der Denunzianten und Polit-Offiziere, die pedantisch auf jede Aussage, auf jedes Wort achteten, in der verzweifelten Hoffnung, einen Ketzer zu finden – und dabei den geringsten Verdacht zum Anlass nahmen, das erste arme Würstchen in die Mangel zu nehmen. In einer solchen Atmosphäre wurde man schnell selbst zum Denunzianten, um sich selbst wertvoll erscheinen zu lassen und von sich selbst abzulenken.
Jean schloss die Akte. „POW, beide.“
Larry runzelte die Stirn. „Verzeihung, Oberst, aber sie sind Vogelfrei. Sie zu Prisoners of War zu machen würde bedeuten, ihnen Rechte zuzugestehen, die sie nicht haben dürfen.“
„POW, Larry.“
„Jawohl, Ma´am. Was planst du?“
Jean faltete nachdenklich die Hände vor dem Gesicht. „Wir sind die Eagles. Wir töten keine Gefangenen, oder?“
„Nach einem fairen Prozess gibt es ein Erschießungskommando. Das haben sie sich beide dafür verdient, dass sie einen Tross wehrloser Zivilisten zusammen geschossen haben.“
„Ist das bewiesen? Haben wir die Gefechts-ROMs eingesehen? Oder haben nur der tote Pilot des Vulcan und der tote Pilot des Heurschrecks geschossen?“
„Ich werde das prüfen lassen. Aber was willst du damit erreichen, Jean?“
Sie deutete auf die Akte. „Die Gibson-Miliz hat so ihre Erfahrungen mit Hinhaltetaktiken, Guerilla-Aktionen und dergleichen. Wir können ihnen auf diese Weise nicht beikommen. Im Gegenteil. Sobald sie den Raumhafen befestigt haben, werden sie sich den anderen großen Städten zuwenden und diese kampflos erobern. Niemand möchte ein zweites Port Howard am eigenen Leib erleben. Dann werden sie die Nahrungsversorgung an sich reißen und damit zum Mittelpunkt auf dieser Welt werden. Danach die Medien. Auf diesem Weg werden sie ihren eigenen Weg propagieren und den Menschen so lange ihre Sicht der Dinge um die Ohren hauen, bis die ersten sagen werden: Gut, dass Port Howard zerstört wurde, dieser Sündenpfuhl.
Hunderte, nein, tausende werden sich ihnen anbiedern, und genau das ist es, was Blakes Wort in die Hände spielen wird. Sie werden eigene Miliztruppen aufstellen, sie spärlich bewaffnen und sie benutzen, um gegen uns zu kämpfen. Und mit jedem Menschen von Towne, den wir töten, werden wir die Bevölkerung mehr und mehr gegen uns aufbringen. Dann werden wir gespalten sein. In jene, die notgedrungen oder aus Überzeugung auf die Blakies hören und jene, die zu uns halten. Es wird zu einem zweiten Bürgerkrieg kommen, und ich befürchte, damit wird Blakes Wort diese Welt gewonnen haben.“
„Halt mal, halt. Hast du heute keine Antidepressiva geschluckt? Das Szenario ist ja ultraschwarz.“
Jean lächelte müde. „Wir sind ihnen unterlegen, Larry. Wir haben nur ein Bataillon Mechs, eine Kompanie Luft/Raumjäger und die bisher neunzehn Voss der Miliz.“
„Robert hat uns noch ein wenig mehr mitgebracht. Er hat zwei zusammengewürfelte Bataillone aus Panzern und Mechs retten können. Dazu kommen zwei Regimenter Miliz-Infanterie.“
„Ja, über die halbe Welt zerstreut. Und wir wissen noch nicht welche der Einheiten auf uns und welche auf Blakes Wort hören werden. Wenn deine eigene Familie mit dem Tod bedroht wird, bist du unglaublich schnell bereit, neue Ideale kennen zu lernen.“
„Wir haben noch die Panzer von Yvette. Ein ganzes Bataillon. Und dann ist da noch die Kompanie Hubschrauber von Oberleutnant Ellen Wong. Außerdem verfügen wir über ein halbes Bataillon Pioniere. Wenn wir das alles zusammen rechnen und unseren Materialvorteil berechnen, dann sollten wir…“
„Was sollten wir dann? Die Gegner in einer offenen Feldschlacht besiegen können? Während über unseren Köpfen der vierte Lander kreist und uns jederzeit ein Ei auf den Kopf schmeißen kann?“
„Wir werden uns um den Bastard kümmern, sobald die Zeit gekommen ist, Jean.“ Der Major straffte sich. „Ich habe die Reservemaschinen bemannen lassen. Alles Reservisten, die nur ein wenig Übung brauchen, um wieder gefährlich zu werden.“ Er zwinkerte Jean zu. „Außerdem habe ich Anweisung gegeben, dass dein Kriegshammer gefechstbereit gehalten wird. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass es dich hier nicht lange hält, junge Dame.“
„Hm. Das ist das Vorrecht des Ranges, oder?“ Müde rieb sie sich die Schläfen. „Verdammt, wir waren zu laut und haben uns schon zu sehr eingemischt, um uns einfach ein paar Jahre zu verstecken und die Sache auszusitzen. Außerdem werden da draußen Zivilisten bedroht, und das will ich nicht.“
„Blakes Wort will es sich einfach machen, wenn du Recht hast. Sie halten lediglich die Städte und lassen das Umland in Ruhe. Dafür stellen sie Truppen als Kanonenfutter aus Einheimischen auf. Ich denke, wir dürfen es nicht so weit kommen lassen.“
„Das denke ich auch.“
Die junge Frau stand auf und ging neben ihrem Schreibtisch auf und ab. „Was also sollten wir jetzt tun? Was würde Alexandr Kerensky tun?“
„Alles einpacken, in den unbekannten Raum fliehen, um in dreihundert Jahren mit einer technologisch überlegenen Streitmacht zurück zu kehren, um die Innere Sphäre zurück zu erobern?“, scherzte Larry.
„Sehr witzig.“
„Ich halte das für eine machbare Option, Jean.“
„Sehr witzig.“
„Nun, hast du vielleicht eine bessere Idee?“
„Kale Bay.“
„Kale Bay?“ Irritiert runzelte der Mechpilot die Stirn. „Meinst du nicht, dass wir es hier auf Hyboria schon hart genug haben? Warum willst du nach Gherst rüber? Reicht dir ein Kontinent nicht?“
Jean lächelte dünn. „Falsch, Großer. Ich gedenke zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Kale Bay ist nach Port Howard die größte Stadt auf Towne. Wir werden sie zur neuen Hauptstadt erklären und dort unser Militärgouvernat einrichten.“
„Es ist mir klar, dass die Angreifer irgendwann Kale Bay ins Auge gefasst hätten, ebenso die anderen Kontinente von Towne. Aber wenn du das machst, dann wird Kale Bay ihr erstes Ziel werden.“
Jeans Lächeln wurde breiter. „Aber wir können die Stadt mit einer kleinen Einheit und gut ausgebauten Stellungen ewig halten.“
„Und sollen wir dafür den Rest von Towne aufgeben? Abgesehen davon, dass sie uns als allererstes den verdammten Bomber schicken werden, wenn sie erfahren, wo…“ Für einen Moment schluckte der Major trocken und glich verblüffend einem Karpfen auf dem Trockenen. „Wie kriegen wir die Nachricht rüber?“
„Vielleicht haben wir Glück, und wir haben ein paar Blakes Wort-Agenten unter den Milizionären oder den Flüchtlingen, die sich bereits im Gefechtsstand aufhalten.“
„Ich denke nicht. Für die Blakies sollten wir Eagles mit der Vernichtung unserer Kaserne eigentlich abgehakt sein. Hoffe ich zumindest.“
„Sie werden spätestens kommen, wenn wir in Kale Bay das Militärgouvernat ausrufen.“
„Ich rufe sofort Captain Hillary und McHale.“ Hastig stand der Mechkrieger auf und verließ das Büro.

Eine halbe Stunde später spendeten die anwesenden Offiziere ihrer Kommandeurin stehenden Applaus. Die Idee, der Plan und die Ausführung waren genau das, was Jean angekündigt hatte: Offensiv. Gegen eine Einheit, die den Guerillakampf gewohnt war konnte man am besten auf regulärem Weg kämpfen. Und gegen einen Feind, der aus der Umlaufbahn angriff… Nun, auch dafür gab es Lösungen.
„Ich nehme also eine Kompanie Mechs mit. Dazu kommt der Krötenzug, eine Kompanie Infanterie unserer regulären Truppen und eine Kompanie Panzer. Was bietest du auf, Robert?“
„Eine Kompanie Mechs, eine Kompanie Panzer, zweimal Infanterie. Außerdem unterstelle ich dir die örtliche Miliz.“
„Das klingt doch gut. Wir werden einen Overlord nehmen, um das ganze Material schnell rüber zu schaffen. Captain Hillary, was steuern Sie bei?“
„Sie kriegen von mir jede Maschine, die es nach Gherst schafft. Das sind meine drei Luft/Raumjäger und zwölf atmosphäregebundene Jäger vom Typ Voss.“
„Ich denke das wird reichen, um Blakes Wort die Überraschung ihres Lebens zu bereiten. Cord?“
„Keine Einwände, Ma´am. Wir entblößen uns zwar etwas, aber ein Sieg dürfte für uns unendlich wertvoll sein.“
„Makoto?“
Der Draconier im Rang eines Hauptmanns nickte schwer. „Keine Sorge, Jean. Ich treibe die Ausbildung der frisch aufgestellten Infanterietruppen voran. Wenn du wiederkommst, steht das erste frisch aufgestellte Bataillon.“
„Das wollte ich hören. Pawly, du und deine Kröten begleiten mich ebenfalls. Wer passt freiwillig auf Rebecca und David auf?“
Es war erstaunlich, wie interessant eine Zimmerdecke plötzlich sein konnte, wenn sie es musste.
Jean lächelte freundlich. „Ach kommt, Leute. So schlimm sind die beiden nun wirklich nicht.“
„Bei dir nicht“, sagte Larry. „Aber lieber stoppe ich einen Masakari mit einer Wespe als zu versuchen, Rebecca im Blick zu halten.“
„Gibt es denn keinen Freiwilligen?“, murrte sie nach einem bösen Blick in Richtung des Mechkriegers.
„Ich mach´s. Werde ich dann befördert?“, meldete sich die Hubschrauberkommandeurin zu Wort.
„Falls du überlebst, Helen, reden wir da noch drüber“, sagte Jean spitz.
„Moment mal. Sind die beiden wirklich so schlimm? Äh, Leute? Vielleicht sollte ich doch…“
„Falls du es nicht schaffst, Makoto kann dir sicherlich ein paar Sprunginfanteristen zur Verfügung stellen“, scherzte Larry.
„Spaß beiseite. Danke, dass du den Job übernimmst, Helen. Als meine und Ace´ Kinder sind sie besonders gefährdet. Und ich vertraue in erster Linie euch. Wenn ich weiß, dass jemand ein Auge auf sie hat, kann ich beruhigt selbst in den Einsatz gehen“, sagte Jean ernst und brach damit den humorvollen Bereich ab.
„Du kannst dich auf mich verlassen. Aber schieß bitte einen Blakie für mich mit ab, ja?“
„Versprochen. Und jetzt, Herrschaften, Ausführung. Ich will in zwölf Stunden auf Gherst stehen.“
Die Offiziere nickten bestätigend, salutierten und verließen das Büro.
Nur Larry Crux blieb noch. „Stacy? Frischen Kaffee für zwei, bitte.“
„Verstanden, Major Crux.“
„Kaffee für zwei? Hast du nicht zu tun, Freundchen?“
„Sieh es als Sonderservice für meine beste Freundin an, Jean Kaiser. Wir gehen dein Einsatz noch mal durch, während wir den Kaffee trinken und entwickeln dabei Szenarien, in denen er zu scheitern droht. Dann entwickeln wir Gegenmaßnahmen. Aber die wichtigste Gegenmaßnahme nenne ich dir sofort.“
„So? Wie lautet sie denn?“
„Stirb nicht“, sagte Larry fest. „Oder Ace zählt meine Atome einzeln, während er mich zerpflückt.“
„Ich richte es ein“, erwiderte die junge Frau.

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32.
Kale Bay war die zweitgrößte Stadt auf Towne. Sie wurde oft auch wenig liebevoll Howards Stiefkind genannt, denn nachdem sich der Gründer der Siedlung Towne mit Namensgebungen auf dem hyborischen Kontinent ausgetobt hatte, waren nicht wirklich viele Namen der Conan-Literatur für die anderen Kontinente von Towne übrig geblieben. Die Namensgebung war demnach nicht sehr einfallsreich. Meistens wurden die übrigen Kontinente von Towne auch einfach ignoriert. Sie spielten selten eine Rolle, weder innen- noch außenpolitisch.
Kale Bay hingegen als zweitgrößte Stadt des Planeten musste bemerkt werden. Dies bot sich alleine schon, weil die Stadt auch über die zweitgrößten Hafenanlagen der Welt verfügte. Sogar ein kleiner Raumhafen, der es Schiffen bis zur Größe eines Unions erlaubte zu landen, war vorhanden. All dies würde die Stadt irgendwann in der Zukunft für Blakes Wort interessant machen.
Als Jean Kaiser zusammen mit dem Riesen Pawly das Pub betrat, hatte sie sich vorgenommen, den Zeitplan rapide zu beschleunigen.
Als der Elementare gebückt durch die Vordertür eintrat, raunten die Menschen. In der rauchgeschwängerten Luft konnte man nicht allzuweit sehen, aber ein Mann von fast zwei Metern vierzig, der den blauen Dunst alleine mit seiner Körpergröße zerteilte, konnte nicht übersehen oder ignoriert werden.
Jean sah sich kurz einmal in der Bar um, bevor sie sich in Richtung Theke in Bewegung setzte. Ein typisches Irish Pub mit Pint-Gläsern, Dartboard, rustikaler Holzausstattung und einigen Dutzend Menschen, die um zwölf Uhr Ortszeit nichts besseres zu tun hatten als in einer Kneipe abzuhängen.
Sie schlug mit der flachen Hand auf die Theke. „Bedienung!“
Der Barmann kam zu ihr herüber und musterte ihre Eagles-Uniform. Der grüne Feldanzug war nicht besonders imposant und hätte hunderten Einheiten der Inneren Sphäre gehören können. Der Eagle-Aufnäher auf der Schulter, welche den wütenden Adler zeigte, sprach jedoch Bände.
„Was kann ich für Sie tun, Colonel?“, fragte der Mann geschäftig.
„Ich kriege ne Cola. Das gleiche für meinen Begleiter, aber er nimmt einen Pitcher.“
„Cola?“, fragte der Barmann irritiert.
„Wenn die Menschen von Kale Bay meinen, sich zur Mittagszeit besaufen zu müssen, soll mir das Recht sein. Ich hingegen muss einen kühlen Kopf bewahren, wenn ich gegen die Blakies will.“
„Die Blakies kommen hierher?“, rief eine aufgeregte Männerstimme.
„Still, Brown“, mahnte der helle Sopran einer Frau. „Solange wir sie nicht provozieren, wird sich hier vorerst kein Blakie niederlassen. Egal was ein Möchtegernsöldner vorhat oder nicht.“
Jean identifizierte die Sprecherin. Sie trug eine abgewetzte Lederjacke ohne Rangabzeichen. Die schweren Militärstiefel ließen auf Infanterie oder Panzer tippen; die meisten Mechkrieger der Marc Draconis konnten der Versuchung zumeist nicht widerstehen, ihren Stiefeln Sporen zu verpassen. Ihr langes schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gerafft. Und Jean war sich sicher, wenn sich die Frau umgedreht hätte, dann hätte sie ihre leicht geschlitzten Augen erkennen können, die sie als Draconis-Bastard identifizierten.
„Sie werden herkommen. Weil ich es so will“, sagte Jean und nahm einen Schluck Cola.
„So?“ Nun wandte sich die Frau um. „Was haben Sie vor? Die Blakies solange provozieren, bis sie unsere Stadt ebenso platt machen wie Port?“
Jean nahm sich ein paar Sekunden, um das ebenmäßige, symmetrische Gesicht ihrer Gegenüber zu mustern. Sie war nicht das, was man klassisch schön nennen konnte. Aber hässlich war sie auch nicht. Es waren wohl eher die eingefallenen Wangen und die schwarzen Ringe unter ihren Augen, die den Gesamteindruck trübten. Viel geschlafen schien die Frau die letzten Tage ja nicht zu haben.
„Etwas in der Art, ja. Ich habe beschlossen, Kale Bay zu meinem Regierungssitz zu machen. Jetzt wo der planetare Gouverneur tot und Port Arthur zerstört ist, übernehme ich als SBVS-Offizier die Regierungsgewalt. Und irgendwo muss ich ja anfangen, oder?“
Die Halb-Drac zog die Stirn kraus. „Regierungssitz? Sie wollen die Blakies wirklich mit Gewalt herlocken, oder? Wissen Sie, was die mit Kale Bay machen werden, wenn sie hören, die SBVS hätte sich hier festgesetzt? Sie werden angreifen, massiv angreifen!“
Jean grinste schief. „Oh, das hoffe ich doch. Das hoffe ich wirklich.“
„Was tun Sie, wenn sie dieses Ding schicken, das schon Port und den Raumhafen platt gemacht hat?“
„Jetzt hör mal zu, Kleine“, sagte Jean mit einem dünnen Grinsen. „Ich verstehe, dass sich ein Panzerfahrer leicht in die Hose macht, wenn er mit einem Mech konfrontiert wird, aber das ist doch nicht das Ende.“
„WAS?“, rief die Halb-Draconierin entrüstet und sprang von ihrem Stuhl auf.
„Oh, da steckt ja doch ein wenig Mumm in First Lieutenant Annabelle Conrad, wie es scheint“, murmelte Jean vor sich hin, gerade laut genug, damit sie gehört werden konnte.
„Sie wissen wer ich bin?“
„Mein Cousin Robert Kaiser hat mich eingehend gebrieft, bevor ich hierher aufgebrochen bin. Er hat Sie in den höchsten Tönen gelobt. Aber er hat vergessen mir zu erzählen, dass Sie beim ersten Anzeichen von Problemen den Schwanz einkneifen und alles auszusitzen versuchen.“
„Es ist nicht so, als würde ich das wollen“, blaffte die Miliz-Offizierin aufgebracht. „Aber waren Sie in letzter Zeit bei diesem riesigen Loch im Boden, das mal eine Großstadt war? Ich habe keine Lust, aufgeteilt in meine Atome zu enden!“
„Und was ist die Alternative, Miss Conrad? Hier sitzen, beim Alkohol zu versacken und zu hoffen, dass die Blakies nie bis hierher kommen?“
„Ich halte mein Halb-Bataillon im Schuss. Für den Fall der Fälle“, brummte sie und setzte sich wieder.
„Aber das ist doch langweilig. Wie wäre es mit ein wenig Bewegung für Ihre Leute? Wie wäre es mit ein paar Abschussmarkierungen?“
„Sie überschätzen Ihre Fähigkeiten, Colonel Kaiser“, erwiderte die Halb-Draconierin mit einem flüchtigen Grinsen.
„Ach, kommen Sie, Lieutenant. Wir wissen nicht warum die Blakies Towne einen Besuch abstatten, und wenn wir nicht ein paar von ihnen abgeschossen hätten, wüssten wir nicht einmal, dass Jerome Blakes wirre Vision neue Opfer fordert. Wir wissen nicht, wie groß die Operation der Blakies wirklich ist, wir haben zu Dutzenden Welten den Kontakt verloren. Wir wissen nicht wie die Kämpfe auf ihnen stehen, oder ob überhaupt gekämpft wird. Wir wissen nichts, außer, dass anderthalb gemischte Regimenter unter dem Kommando der Gibson-Miliz auf dieser Welt stehen, und das einer ihrer Lander großkalibrige Bomben schmeißt. Es ist definitiv kein Kriegsschiff, nur ein Lander. Denn dafür ist Towne zu unbedeutend. Wir wissen nicht, was passiert, wenn wir die anderthalb Regimenter besiegen. Kommen dann Truppen von anderen Welten? Haben sie die Einheiten? Schicken sie die Einheiten? Tragen sie mehr Krieg zu uns, oder sollten wir den Krieg auf unsere Nachbarwelten tragen?
Wir sind blind und taub, stumm und gefühllos. Wir wissen nichts!“
Wieder sah die junge Anführerin in die Runde und registrierte zufrieden, dass sie die Aufmerksamkeit aller hatte. „Was also können wir tun? Hier sitzen und warten, bis Blakes Wort kommt und mit eine Säuberungswelle beginnt, an dessen Ende die Überlebenden für die Fanatiker kämpfen dürfen? Oder hinnehmen, dass wir den Ausgang eines bewaffneten Konfliktes nicht wissen können, aber den Kampf aufnehmen?“
„Ich habe gehört, Ihre Basis wurde zerstört, Kaiser. Ich habe gehört, das Gros der Einheit ist auf Outreach. Falls es dort je angekommen ist“, wandte Conrad ein.
„Oh ja. Und falls mein Mann es nach Outreach geschafft hat, und es dort ähnlich ausschaut, ist er sicher gerade dabei, Blakes Wort tüchtig in den Arsch zu treten.“
„Bis er vernichtet wird.“
„Natürlich. Haben Sie etwas anderes von Ace Kaiser erwartet? Ich würde ihn nicht lieben, wenn er sich anders entschieden hätte“, erwiderte Jean, und ein belustigtes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht. „Wir wissen nicht, was in Zukunft sein wird. Wir wissen nicht, wie schwer die Kämpfe sein werden, denen wir uns stellen müssen. Aber ich habe zwei Kinder, und ich werde sie selbst groß ziehen, anstatt das den Blakies zu überlassen! Ich werde mich jedem Kampf nacheinander stellen, und ich werde meine Taktik der Situation anpassen. Es kann der Tag kommen, an dem ich Kale Bay aufgeben muss. Es kann der Tag kommen, da ich befehle, auf anderen Welten zu kämpfen. Es kann der Tag kommen, an dem ich einen letzten Angriff befehlen muss. Aber das weiß ich heute noch nicht. Doch ich werde nicht zögern, dies alles zu tun, wenn es soweit ist. Bis dahin leiste ich meinen Teil, um Blakes Wort wieder ins All zu treiben. Genau wie tausende andere Soldaten auf Dutzenden anderen Welten, die von Blakes Wort angegriffen wurden, und genau wie wir jetzt um Freiheit und Frieden kämpfen müssen. Wir wissen nichts von ihnen, aber sie sind da. Und jeder Mech, der von uns auf Towne abgeschossen wird, verhindert, dass er auf anderen Welten gegen unsere Kameraden eingesetzt werden kann. Unser Kampf hier wird den Feind binden, vielleicht vernichten. Wir werden Ressourcen ziehen. Wir werden ein Mahlstrom, der Blakes Wort sehr teuer kommen wird.“
„In dem die Zivilbevölkerung der Hauptleidtragende sein wird“, warf Conrad ein.
„Sicher. Aber sehen Sie mal nach Port Howard. Blakes Wort ist nicht zimperlich. Der einzige Unterschied, den ich anbieten kann ist, still zu halten und zu zu sehen, was Blakes Wort an Verbrechen begehen wird, oder etwas zu tun. Und ich tue lieber etwas!“
Wieder erhob sich die Panzerfahrerin. „Sie haben einen Plan?“
„Ich habe Dutzende Pläne“, erwiderte Jean mit einem Grinsen.
„Es wird schwierig, den Rat und den Bürgermeister zu überzeugen.“
„Komisch. Das gleiche hat er von der Anführerin der Miliz erzählt.“
„Wie verlässlich sind die Eagles?“
„Haben Sie je Gerüchte über uns gehört?“
„Ja.“
„Legen Sie auf die unglaublichste Geschichte noch mal fünfzig Prozent Übertreibung drauf, dann haben Sie eine ungefähre Ahnung, was wir sind. Wer wir sind.“
„Teufel. Das ist immer noch besser als zu warten. Ich bin dabei, Jean Kaiser.“
„Willkommen bei der SBVS.“
Die beiden Frauen reichten sich die Hände und besiegelten damit ihren Pakt.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!

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33.
Jean Kaiser wurde oft nachgesagt, sie sein nur das Anhängsel ihres Mannes Ace. Entweder nannte man sie blass, rabiat, gewalttätig, übertrieben mild, oder was einem sonst gerade einfiel, ihren momentanen Eindruck negativ übersteigerte und gegen sie gerichtet sein konnte. Sie war eben nicht Ace. Daraus resultierte für viele, das sie auch keine besonders gute Anführerin war, geschweige denn in der Lage, ein Regiment zu führen. Sie war eben nur der Schatten von Ace, der sie geheiratet hatte, um jene Geldmittel frei zu bekommen, um sein Regiment auszubauen.
Andere wiederum beschrieben sie als willfährige Puppe, als Modell, das von Kaiser geformt worden war wie immer er es brauchte. Sein höriger, kleiner Gebärofen, die ihm alles verzieh, sogar ein Kind aus einer früheren Affäre.
Als Major Ducruex ebendiese Jean Kaiser im Holovid sah, in ihrer augenscheinlich besten Uniform, mit klaren, fest blickenden Augen, gerader Haltung und kraftvoller Stimme, die den schmalen Körper Lügen zu strafen schien, war er sich nicht ganz sicher, ob nicht Kaiser die Marionette war und sie im Hintergrund die Fäden zog.
Andächtig lauschte er den Worten von Oberstleutnant Jean Kaiser, nahm jede einzelne Facette ihrer Rede auf, lauschte auf Akzente in ihrer Stimme, die vielleicht von Unsicherheit berichteten, fand aber keine. Als sie geendet hatte und leiser Applaus erklang, spulte er die Aufnahme zurück und sah sie sich erneut an.
Endlich schien er zufrieden, deaktivierte das Holovid und sah sich in der Runde seiner Offiziere um. Präzentor Dirks war per Laserfunkleitung zugeschaltet.
„Nun, meine Herren, was halten wir also von Oberst Kaisers offener Herausforderung?“
Colonel Strokes von den Fingern des Todes legte bedächtig beide Hände an seine Nase. „Sie fordert uns heraus, so viel ist klar. Kale Bay als neue Hauptstadt zu deklarieren und zum Sitz eines Militärgouvernats zu machen ist eine Einladung für uns, sie wieder zu beenden.“
„Dann muss sie sich sicher sein, Kale Bay verteidigen zu können“, brummte Captain Lever, Chef der Hoverpanzer im Rabauken-Regiment.
„Ich denke nicht“, fuhr Ducruex fort. „Wir sollten zuerst eine Frage klären: Was ist Jean Kaiser als Anführerin wert? Wer ist sie? Welche Ausbildung hat sie erhalten? Wie gefährlich ist sie?“
Akoluth Miller räusperte sich leise. „Wie es der Wille des geheiligten Blakes ist, konnten die Agenten des Lichts Einsicht nehmen in die Akten, welche der Militärgeheimdienst der Liga Freier Welten über die Eagles unterhält. Zwar haben die Angry Eagles nie dort operiert, aber es gelang dennoch einiges über sie zusammen zu tragen, da man lange Zeit erwartet hatte, Ace Kaiser würde zugunsten seines Freundes Victor Davion in den Krieg eingreifen. Schon damals war sie seine Stellvertreterin, und auch wenn die Eagles nicht wirklich Stellung an Davions Seite bezogen haben, so waren sie doch an vielen Schlachten beteiligt. Aus dieser Zeit existieren umfangreiche Dossiers über alle Offiziere der Eagles, welche diese Kämpfe überlebt haben.“
„Bitte, Akoluth“, sagte Ducruex und erlaubte ihm mit einer Handbewegung, weiter zu sprechen.
„Jean Kaiser lernte ihren Mann Ace im Alter von vierzehn Jahren kennen, als er die MechKompanie ihrer alten Einheit übernommen hat. Er kam gerade frisch aus draconischer Gefangenschaft und hatte zuvor ein Ausbildungsbataillon mit Bravour absolviert. Es heißt, wenngleich es unbestätigt ist, er habe seinen ersten erfolgreichen Kampf mit diesem Ausbildungsbataillon geführt, während ihr eigentlicher Ausbilder gefallen war.
Nun, wie es in alten Militärfamilien üblich ist, sollte Jean als zukünftige Erbin der Einheit als MechKriegerin trainiert werden. Die meisten kleinen und mittleren Einheiten trainieren ihre Kinder mit zehn Standardjahren an. Ace übernahm ihre Ausbildung zur Pilotin und brachte ihr alles bei was er wusste. Sie wuchs mit dieser Aufgabe, und als die Mechsektion auf Bataillonsgröße anwuchs, übernahm Jean Grayson eine eigene Kompanie. Später wurde die Einheit aufgelöst und auf Outreach neu gegründet, was eine erneute Vergrößerung zur Folge hatte. Sie trat in die Dienste des Sternenbunds ein, und bei der erneuten Vergrößerung erhielt Jean Grayson ein Bataillon. Die Einheit absolvierte mehrere Einsätze für den Sternenbund, aber der wichtigste ist zweifellos das Stand&Hold auf Wayside, einem von den Draconiern eroberten, beinahe atmosphärelosen Planeten auf halber Strecke zum Raumbereich der Clans, wo die Einheit, bereits deutlich stärker als ein Regiment, den Planeten gegen die vor Operation Bulldog fliehenden Nebelparder verteidigten.
Die Kämpfe waren hart und langwierig, weil nahezu jede Einheit, welche die Innere Sphäre verlassen hatte, den Versuch unternahm, im Kampf gegen die Eagles ein wenig ihrer verlorenen Ehre zurück zu holen, aber sie hielten stand. Von Beginn der Kämpfe bis zu deren Ende vergingen acht Monate, dann erst traf Victor Davion mit den Einsatztruppen der Operation Bulldog ein und vertrieb die letzten Nachzügler. Ein Teil der Eagles schloss sich dem Feldzug an, während der Großteil auf Wayside blieb. Ab hier berichten die Dokumente von Jean Kaiser, also müssen die beiden kurz vor den Kämpfen, währenddessen oder kurz danach geheiratet haben, zehn Jahre, nachdem sie sich kennen gelernt haben. Trotz der starken Gegenwehr haben die Eagles als intakte Einheit überlebt, und dies nicht zuletzt wegen ihrer Anführer und der hervorragenden Offiziere. In dieser Zeit stieg Jean Kaiser zur stellvertretenden Regimentschefin auf.
In diesen Zeitraum fällt auch die Ernennung von Oberst Kaiser zum Herzog von Wayside, ausgesprochen von Koordinator Theodore Kurita. Offiziell wegen der erfolgreichen Verteidigung dieser Welt, aber inoffiziell sicherlich, um die nun unwichtige Welt von einer Söldnertruppe schützen zu lassen und dem Kombinat die Kosten zu ersparen, den diese fern der Grenzen eingesetzte Garnison kosten würde.
Danach brach der Bürgerkrieg aus, und die Eagles beteiligten sich selten aktiv an den Kämpfen. Wenn sie es aber taten, dann mit Furor. Alle Offiziere der Angry Eagles bestätigten ihre Reputationen als gute Offiziere. Die Einheit überstand auch den Bürgerkrieg relativ intakt.“
„Dann können wir von Glück sagen, dass das Gros nach Outreach abgeflogen ist“, brummte Ducruex zufrieden. Aber selbstverständlich war es kein Glück gewesen, sondern die göttliche Voraussicht des seligen Blakes, der all ihre Wege beschützte, nichts anderes.
Colonel Strokes schien etwas nervös zu sein. „Wir können also davon ausgehen, dass Jean Kaiser gewohnt ist, Stellungen gegen überlegene Feindkräfte zu halten, womöglich bei mangelnder Versorgungslage. Zudem sind sie den Kampf gegen Clanner gewohnt.“
„Es ist eine zweischneidige Sache“, erwiderte Major Remberg, Chef der1. Milizinfanterie. „Sie kann vermutlich ewig in vorgefertigten Stellungen aushalten, aber nach allem was ich gehört habe ist sie nicht dumm. Sie muss wissen, dass Präzentor Dirks mit der SCHWINGEN AUS LICHT bereit steht, um jeden Feind in Grund und Boden zu stampfen, der sich gegen das heilige Gebot Jerome Blakes stellt.“
„Und das bringt Sie zu welchem Entschluss?“, hakte der Major nach.
„Das sie es eingeplant hat. Sie kann sich sicherlich denken, das wir diese Welt schnell befriedigen wollen, um Truppen für Phase zwei der Operationen frei zu bekommen. Port Howard zu zerstören war Teil dieser Strategie. Sie wird damit rechnen, dass wir Kale Bay ebenfalls bombardieren werden, eigentlich in der gleichen Minute, in der sie den Ort als neue Hauptstadt und sich selbst als Gouverneurin deklariert hat.“
„Und warum tut sie es dann? Will sie, dass Kale Bay vernichtet wird?“
Remberg grinste schief. „Das will sie wohl in der Tat. Wenn wir eine zweite Stadt in so kurzer Zeit bombardieren, rechnet sie sicherlich damit, dass dies allgemeines Entsetzen und Empörung auf Towne auslöst. Wir wissen alle, dass wir es schwer hätten, uns gegen eine hostile Bevölkerung durch zu setzen. Die Befriedung würde Jahre dauern, vor allem wenn die Eagles überleben und uns andernorts attackieren können. Andererseits, wenn wir auf ein Bombardement verzichten und gegen ihre Stellungen anrennen, ist die Gefahr groß zurück geschlagen zu werden, vernichtet zu werden. Das dürfte unsere Reputation ebenso nachhaltig schwächen.“
„Kann sie uns denn werfen?“, fragte Strokes.
„Himmel, William, sie haben gegen die Nebelparder gekämpft! Clanner! Aus der Verteidigung heraus! Und verdammt noch mal gewonnen! Natürlich können sie uns werfen, alles andere anzunehmen wäre blauäugig und fahrlässig!“
„Und falls wir die Stadt bombardieren werden die Eagles sie sicherlich zuvor verlassen, um ihr wichtiges Kriegsgerät zu schonen“, murmelte der Major nachdenklich. „So oder so sieht es schlecht für uns aus. Aber unser Hauptaugenmerk muss darin liegen, Oberst Kaiser und ihre Truppen zu vernichten.“
Nachdenklich begann der Major zu kippeln. „Colonel, können Ihre Leute die Eagles in ihren Stellungen festnageln?“
„Für eine gewisse Zeit sicher, aber bedenken Sie, dass wir auf vorgefertigte Stellungen zumarschieren müssen. Selbst mit Luftunterstützung werden wir empfindliche Verluste einstecken müssen.“
„Aber Sie können die Eagles in ihren Stellungen halten.“
„Für eine gewisse Zeit“, wiederholte der Chef der Rabauken.
„Vielleicht lange genug um Jean Kaiser davon zu überzeugen, dass wir vorhaben sie mit konventionellen Mitteln zu vernichten?“ Nachdenklich begann sich Ducruex mit dem rechten Zeigefinger gegen die Stirn zu tippen. „Was wenn wir es schaffen die Eagles so lange in den Stellungen zu halten, bis die SCHWINGEN AUS LICHT sie bombardieren kann? Wir würden ihre Streitkräfte vernichten und alle Schuld an zivilen Opfern auf sie schieben können, auf die Einheit, die sich zwischen den Zivilisten verschanzt hat.“
Stroke schien von dieser Idee nicht sehr begeistert. „Dafür müssten meine Leute verdammt dicht ran, um Kaiser vormachen zu können, wir würden es ernst meinen.“
„Generell ist gegen ein präzises Bombardement nichts zu sagen“, meldete sich Dirks zu Wort. „Ich kann die Ladungen gezielt platzieren, wenn ich Laserleitfeuer von Ihren Leuten bekomme, Strokes. Die Kaliber werden groß sein, die Stadt wird in Mitleidenschaft gezogen werden, je nachdem wie die Stellungen der Eagles strukturiert sind. Und vielleicht verlieren Sie ein paar der leichten und weiter vorne liegenden Mechs. Aber wir hätten eine riesige Sorge weniger auf dieser Welt, können den Gouverneur töten oder gefangen nehmen und zeigen, das Widerstand gegen den Willen Blakes sinnlos ist. Towne wird sich uns schnell unterwerfen, wenn diese Stellung vernichtet wurde.“
„Hat nicht noch gerade jemand gesagt, dass die Zerstörung von Kale Bay die Welt gegen uns aufbringen würde?“, raunte Captain Lever.
„Die Zerstörung von Kale Bay sicherlich. Aber die Beschädigung der Stadt, während wir die Feinde Blakes vernichten sicherlich nicht“, erwiderte Ducruex.
Der große Mann hörte auf zu kippeln. „Also gut. Sehen wir uns die Karten an und hoffen wir, das wir gute Satellitenbilder der Stellungen der Eagles kommen. Oberst Strokes, wie viele Truppen können Sie entbehren?“
***
Kale Bay war wie der Name schon sagte, in einer natürliche Bucht des Kontinents Ghersts errichtet worden. Die große Stadt war nicht lange am Strand und den umliegenden Hügeln geblieben, sondern war über sie hinüber gewuchert und bedeckte nun auch einen großen Teil des umliegenden Hügellandes. Zwei Zuglinien und vier große Straßen verbanden die Stadt mit dem Rest des Kontinents, und eine Viertelmillion Menschen lebten und arbeiteten permanent in der Stadt oder derer direkten Umgebung. Das Hügelland zog sich nahtlos in der Umgebung fort, und nur das Flusstal des Dnjepr, welcher in der Bucht von Kale Bay endete, verflachte die schwierige Umgebung.
In den Hügeln war es einfach die Stadt zu verteidigen. Die Eagles und die Miliz hatten auf den Kronen der größeren Hügeln Stellungen bezogen, von wo aus sie jeden Angreifer bestreichen konnten, der in ihre Waffenreichweite marschierte. Im Gegenzug mussten alle Angreifer bergauf schießen und marschieren. In der Flusstalsenke, in der auch zwei der Straßen und eine der Bahnlinien verliefen, wurde Angreifern, vor allem Mechs und Panzern, ein schneller Angriff ermöglicht, der Boden war eben, glatt und zu dieser Jahreszeit beinahe so fest wie Beton. Hier wurde die Verteidigung schwieriger, aber diverse Sperrwerke, Infanterie mit Antimech-Bewaffnung auf den Anhöhen des Flusstals und gut ausgebaute Stellungen würden den Verteidigerbonus der Eagles und der Miliz weiter ausbauen.
„Sehr gut“, murmelte Jean Kaiser zufrieden, während sie mit ihrem Feldstecher vom Flusslauf auf die nördliche Hügelkette schwenkte. Die Pioniere hatten Minen gelegt, Sperrgräben ausgehoben und – was beinahe noch wichtiger war – Markierungen platziert, die nur von den Verteidigern eingesehen werden konnten und ihnen beim ausrichten des Feuers helfen würden.
Sie reichte das Glas an Lieutenant Conrad weiter, die ebenfalls die Flussebene und danach das nördliche Hügelland inspizierte. „Nett. Man kann die Minenfelder nicht erkennen. Und das in nur zwei Tagen hastiger Arbeit.“
„Unsere Pioniere gehören zu den Besten der Inneren Sphäre“, erwiderte Jean grinsend. „Sie waren schon für mehr als einen Angreifer eine Überraschung. Wir werden in diesen Stellungen ewig aushalten.“
„Falls uns nicht die Munition ausgeht.“
„Wir haben ein Übergewicht auf nicht Munitionsabhängiger Bewaffnung.“
„Falls sie uns mit Artillerie nicht weich kochen.“
„Sie haben kaum Artillerie, aber Artilleriemechs, und wenn die uns in Waffenreichweite haben, sind sie auch in unserer Reichweite.“
„Wenn ihre Luft/Raumjäger uns nicht in die Steinzeit bomben.“
„Wir haben mehr Flieger als sie. Und glauben Sie mir, Annabelle, eine Voss kann einen Luft/Raumjäger fällen. Wenn der Pilot gut ist.“
„Hm“, machte sie halb zufrieden und halb skeptisch. „Und davon haben Sie ja genug mitgebracht.“
Wie auf Bestellung zogen zwei Voss über ihre Köpfe hinweg. Deutlich konnte man die schwere Raketenbestückung sehen, die modernen Luft/Raumjägern mehr als einmal gefährlich geworden war. Tatsächlich gab es GefechtsROMs über die draconische Invasion, in der eine Voss in nur einem Gefecht fünf der als eigentlich überlegen geltenden Maschinen abgeschossen hatte... Eine legendäre Glanzleistung, die mit der Vernichtung der Maschine geendet hatte, aber nichtsdestotrotz Dutzende junger Piloten inspiriert hatte. Heutzutage war die atmosphäregebundene Luftwaffe von Towne eine der besten ihres Fachs.
Jean beschirmte ihre Augen mit einer Hand, um den von Heckpropellen angetriebenen Voss bei ihrer langen Kehre nach Norden hinterher sehen zu können. „Sie werden ihren Teil leisten.“
Sie sah daraufhin die Panzerfahrerin an. „Ich hoffe, Sie tun das auch.“
„Darauf können Sie sich verlassen, Frau Oberst. Ich, meine Crew, und mein von Luckner.“ Lässig deutete sie hinter sich, wo das monströse Gefährt auf seine Kommandantin wartete.
Jean bedachte die Maschine mit einem Lächeln. Dieses Ungetüm konnte auch einem SturmMech gefährlich werden, vor allem wenn sich beide in einem Gelände bewegten, das von Vorteil für den Panzer war. Mechs hatten meist einen leichten Überhang wegen ihr großen Höhe und dem damit verbundenen erweiterten Schussfeld. Und die meisten Geländearten waren für sie ein zweites Zuhause, während viele Fahrzeuge in ihnen Nachteile hatten. Gerieten Mechs aber auf Terrain, das Gegnern Vorteile verschaffte, schmolz diese Überlegenheit leicht dahin. In Verbindung mit den Minenfeldern eine ungesunde Mischung für Angreifer, die ohnehin besser die drei zu eins-Regel beachten sollten.
„Dann verstehen wir uns“, sagte die Kommandeurin der Angry Eagles.
Conrad nickte grimmig, während ihre scharfen Augen versuchten, die Stellungen der Infanterie in diesem Gelände zu entdecken. Sie fand keine, obwohl sich hier sowohl Elementare als auch Rüstungs- sowie Sprunginfanterie verbarg. Das war eine Menge Ausrüstung, aber mit bloßem Auge war nichts davon zu sehen. Dazu kamen diverse Scharfschützenteams, die sich bereits in diesem Konflikt als wirksam gegen Mechs erwiesen hatten. Vielleicht würden sie es wieder sein.
Conrad deutete gen Himmel. „Was macht unser Schutzengel? Muss der nicht langsam mal zum pinkeln landen?“
Jean folgte dem Finger und schüttelte dann den Kopf. „Sie wollen nicht wissen, wie diese Soldaten mit Druck auf der Blase im Einsatz umgehen.“
„Wahrscheinlich ähnlich wie wir Panzerfahrer“, erwiderte Annabelle Conrad mit dem schelmischen Grinsen des Insiders, der Verbotenes kannte und auch selbst tat.
„Vermutlich.“ Jean schenkte der Frau ein Lächeln und schwenkte mit dem Feldstecher gen Osten, auf die Bucht. „Blakes Wort hat keine Seestreitkräfte, lediglich eine Hover-Abteilung. Um die See brauchen wir uns nicht viel Sorgen machen. Wenn sie wirklich mit Schwebepanzern in die Bucht einschwenken wollen, spielen sie Zielscheiben für unsere Voss und die Artillerie. Das geht dann kurz und schmerzlos.“ Sie deutete in die andere Richtung, das Flusstal hinab. „Hier wird die Party spielen, und eventuell mit leichten Mechs und Panzern auf den Hügelland. Und hier werden wir ihnen kräftig in den Arsch treten.“
„Falls ihr Feuervogel uns lässt“, murrte Conrad.
„Falls ihr Feuervogel uns lässt“, bestätigte Jean.
„Frau Oberst“, erklang eine Stimme in ihrem Headset.
„Sprechen Sie, Leutnant.“
„Die CALYBSO hat eine Ortung. Zwei Overlord und zwei Leopard halten auf die Kos-Ebene zu. Sie werden begleitet von einem Schwarm Luft/Raumjäger. Sollen wir angreifen?“
„Das werden die Truppen sein, die sich mit uns anlegen wollen. Kein Angriff. Lasst sie in Ruhe ausladen. Wir wollen doch nicht, das der Spaß zu früh vorbei ist.“
„Verstanden. Weitere Befehle?“
„Alle Mann klar zum Gefecht.“
„Verstanden.“
Kurz darauf gellten Alarmierungssignale durch die Reihen von Eagles und Miliz. In der Stadt heulten Sirenen und riefen die Bewohner in die Schutzeinrichtungen.
„Wir sollten dann auch mal“, meinte Conrad, salutierte und wandte sich um, um im Laufschritt zu ihrem Panzer zurück zu kehren.
Jean erwiderte den Salut und ging dann ganz gemächlich zu dem zwölf Meter hohen Ungetüm zurück, das keine dreißig Meter hinter ihr auf sie wartete.
***
Der Plan war einfach gehalten, fand Captain Lever. Während Colonel Strokes mit einer gemischten Brigade aus vierzig Mechs, zwanzig Panzern und einem halben Regiment Infanterie vorgab, durch das Flusstal des Dnjepr und die nördlichen Hügel auf Kale Bay vorzustoßen, führte er mit seiner Hover-Kompanie einen Ablenkungsangriff auf die Stadt durch, indem er von See in die seichte Bucht vorstieß.
Dabei war die Geschwindigkeit auf seiner Seite, keiner seiner Luftkissenpanzer war schwerer als fünfzig Tonnen, dafür aber recht gut bewaffnet. Es juckte ihm in den Fingern, seine Leute die erwartete schwache Verteidigung am Hafen zu durchbrechen und den Verteidigern im Flusstal in den Rücken zu fallen. Aber das war nicht ihre Aufgabe. Sie mussten nur die Bedrohung aufbauen und dafür sorgen, dass zusätzliche Einheiten durch die Stadt geschickt wurden, um den Hafen zu verteidigen. Dies nicht einmal um die Verteidiger am Dnjepr zu schwächen, sondern um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Jean Kaiser ihre Truppen aus der Stadt abzog, bevor das Bombardement durch die SCHWINGEN AUS LICHT einsetzte.
Er verfügte für diesen Zweck über eine Scoutlanze, bestehend aus zwei fünfunddreißig Tonnen schweren Hunter, beide mit zwei fünfzehner LSR ausgestattet sowie einem Doppelpack vierzig Tonnen schwerer Galdius, die ebenfalls munitionsabhängig waren, aber mit je einer AK-10 beachtliche Waffen zur Verfügung hatten. Die Artillerielanze bestand aus vier Kampfrichtern von fünfundvierzig Tonnen, und alle vier Panzer verfügten über ein Gaussgeschütz, das verheerende Schäden beim Gegner anrichten würde, vor allem wenn er sich in statischen Stellungen befand.
Zwei fünfzig Tonnen schwere Drillson-Panzer, bestückt mit je einem schweren Impulslaser und zwei zweier Blitz-KSR sowie sein eigener Bandit und dessen Flügelmann, beide ebenfalls fünfzig Tonnen schwer und mit PPKs als Hauptwaffe ausgerüstet, vervollständigten als Kommandolanze die Truppe. Alles in allem war das eine ansehnliche Feuerkraft, und die Verteidiger mussten aus allen Wolken fallen, wenn sie diese mittlere Invasion über die See kommen sahen. Schon so wäre seine Hover-Kompanie kein leichter Gegner gewesen, aber mit dem Überraschungseffekt im Nacken waren sie eine tödliche Gefahr. Wenn sie doch nur tiefer vorrücken dürften! Aber das ging nicht, wenn sie nicht in den Mahlstrom des Bombardements der SCHWINGEN AUS LICHT geraten wollten. Und alle Finger des Todes hatten gesehen, was das Landungsschiff mit Port Arthur gemacht hatte. Ein kalter Schauder ging über seinen Rücken.

Als die Küstenlinie in Sicht ging, ließ er die Formation auffächern. Die Bucht war breit genug für großzügige Manöver, und auf diese Weise verhinderte er die Glückstreffer von zufälligem Artilleriefeuer.
Schon wuchsen die Hügel rund um Kale Bay in den Himmel, die ersten Gebäude waren zu sehen, und in freudiger Erwartung krampften die Hände des Captains. Dann erschütterte eine Explosion den Kampfwagen.
„Meldung!“, blaffte er in sein Headset.
„Rot drei wurde getroffen!“, klang die nervöse Stimme von Cuddlestone auf, dem Kommandeur des zweiten Bandits. „Ein Dutzend Langstreckenraketen hat seine Schürzen zerfetzt! Der Drillson sinkt gerade!“
Raketen? Beschuss von der Stadt? Auf diese Entfernung? Unmöglich! Vielleicht von Marine-Einheiten? Erneut klang eine Explosion auf.
„Diesmal hat es Blau eins erwischt!“, rief Cuddlestone noch nervöser. „Er sinkt wie ein Stein!“
Das war die Scoutlanze, einer der Hunter. „Verdammt, was ist hier los?“, rief Lever wütend, während weitere Explosionen das Ende eines weiteren Panzers signalisierten.
„Es sind die Voss! Verdammt, es sind diese bissigen kleinen Voss! Sie fliegen uns in der Flanke dicht über dem Wasser an und schießen dann auf unsere Reihe! Auf diese Weise treffen sie irgendetwas! Und bevor wir sie ins Visier nehmen können, haben sie schon abgedreht! Da! Gelb vier geht auch zu den Fischen!“
Luftwaffe, ausgerechnet! Und seine Leute fuhren wie mobile Zielscheiben auf der spiegelglatten See! Eine zerschossene Schürze bedeutete mit hundert Metern Wasser unter den Füßen nicht einfach Havarie, sondern Totalverlust!
„Auseinander!“, rief er außer sich. „Versucht die Voss unter Feuer zu nehmen! Blau zwei, kriegt ihr sie mit dem Artemis?“
„Negativ, Rot eins! Die Biester sind zu agil! Einen Luft-Raumjäger könnten wir damit kriegen!“
Es klang wie eine lahme Entschuldigung, und das war es auch. Lever blieb nichts anderes übrig, als seine Linien zu zerschlagen, um ihnen die Treffer zu erschweren, aber das funktionierte nicht so gut wie er es gehofft hatte. In einem Doppelschlag traf es Rot zwei und Gelb vier. Den Besatzungen blieb nach dem Verlust der gepanzerten Schürze nicht viel mehr als den Panzer fluchtartig zu verlassen und so weit wie möglich fort zu schwimmen, um vom Sog nicht in die Tiefe gerissen zu werden! Die Panzerung nützte ihnen in dieser Situation überhaupt nichts, vor allem nicht solange sich die Voss wie verdammte Torpedobomber aufführten. Zielscheiben waren sie hier, Zielscheiben!
„Zurück!“, rief er ins Headset, wohl wissend, das ihm für die Verluste und für dem Rückzug ein Tadel blühte, wenn nicht gleich eine Indoktrination und Neuorientierung bei den Adepten des Geheimdienst.
Die Reihe der Hover-Panzer zerfaserte noch mehr. Einige unmotivierte Schüsse gingen von ihnen aus, aber die wendigen Voss hatten keine Probleme mit ihnen. Allerdings ließen sie die Schwebepanzer nicht ohne Abschiedsgruß fahren. Die Probleme, die Lever mit Blakes Wort voraussah, erledigten sich dadurch recht schnell, als sein eigener Bandit schwer erschüttert wurde und sich in voller Fahrt auf die Seite legte. Nun ging es erst einmal ums nackte Überleben.
„Raus!“, brüllte Lever seinen Leuten zu, riss das Turmluk auf und klärte es so schnell er konnte, wohl wissend, das es nur zwei Möglichkeiten für seine Leute gab, den sinkenden Panzer zu verlassen. Dann paddelte er auch schon in angenehm warmen Wasser vor Ghersts Ostküste. Er sah lediglich vier Panzer in Sicherheit fahren, noch immer verfolgt von einigen hartnäckigen Voss.
Auf der anderen Seite hatte sich die Küstenlinie wieder entfernt. Es würde ein langer Weg sein, dorthin zu schwimmen. „Immerhin eine bessere Chance als gegen Ducruex“, murmelte er bitter und rief einzeln seine Leute auf.
***
„Sie kommen“, murmelte Larry Crux zufrieden. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, die Kompanie zu stellen, die Jean Kaiser begleitete, und kommandierte sie zudem selbst. Die mächtige King Crab, die er sich dafür hatte bereit machen lassen, lauerte nur fünfzig Meter von Jeans Kriegshammer entfernt hinter einer Stellung im Nordhügelland, mit exzellentem Blick auf die heran stürmenden Mechs und Panzer der Finger des Todes. „Alte Modelle, 3050 und früher. Auf dem ersten Blick nicht aufgerüstet.“
„Die Blakies können nur eines. Entweder Toyamas bauen oder Nachrüstpacks herstellen“, erwiderte Jean gelassen. Die Entfernung zur ersten Stellung am Fluss betrug noch drei Kilometer, da gerieten die Führungsmechs, eine gemischte Lanze aus Wespen und Heuschrecks, in ein Minenfeld. Es waren keine Vibraminen, noch nicht. Dennoch reichte es, einem Heuschreck das linke Bein abzureißen, ihn wanken zu lassen und mit dem Cockpit voran gen Boden fallen zu lassen. Eine weitere Mine brauchte es nicht um zu wissen, dass dieser Mech und dieser Pilot im weiteren Kampf keine Rolle mehr spielen würden. Eine Wespe erhob sich auf ihren Sprungdüsen und versuchte das Minenfeld rückwärts zu verlassen, als ein Schwarm Blitz-KSR die zwanzig Tonnen schwere Maschine mitten im Sprung traf und herum wirbelte.
Es war eine alte, in diesen Tagen aber oft missachtete Regel, dass man ein Minenfeld mit eigenem Feuer bestreichen sollte, um bereits angeschlagenen Gegnern den Rest geben zu können, und genau das taten die Soldaten in vorderster Front auch. Ein Totschläger wandte sein hässliches Antlitz der Hügelflanke zu und übersäte das Gelände mit ungezielten Schüssen aus seinem Mittleren Laser, aber der Beschuss war ohnehin schon verstummt. Nachdem die Infanteristen ihre Blitz-KSR verschossen hatten, zogen sie sich über die Laufgräben zurück auf die nächste getarnte Stellung. Blakes Wort hatte den Eagles einfach zu viel Zeit gelassen. Und das würden sie nun teuer unter dem Feuer der SBVS bezahlen.
„Zwei Scouts, bevor auch nur einer unserer Mechs einen Schuss abgegeben hat“, murmelte Jean zufrieden. Sie warf einen Blick auf ihre eigenen Anzeigen. Auf der Hügellandflanke kamen ebenfalls leichte Mechs heran, unterstützt von einem Bataillon Sprunginfanterie, in der Hoffnung, hier eine dünnere Verteidigung vorzufinden.
Ein Hilfsmonitor zeigte eine eingehende Verbindung an, und Jean akzeptierte.
Annabelle Conrads Stimme klang in ihrem Helm auf. „Bereit, wenn Sie es sind, Oberst.“
„Nur keine clanische Hast“, erwiderte sie amüsiert. „Unsere Gelegenheit kommt noch früh genug und schnell genug.“
Der Monitor zeigte eine weitere eingehende Nachricht an. „Darkness hier. Ma´am, wir haben den Luftkissenpanzerangriff aufgerieben und sind nun bereit auf Ihrer Seite zu helfen.“
„Bisher noch keine Luftaktivität hier, aber kommen Sie ruhig auf meine Höhe zurück.“ Sie lächelte nur für sich selbst. „Der Spaß beginnt bald.“
***
Über ihren Köpfen, in beinahe einhundert Kilometern Höhe, hockte Cord McHale in seinem Sperber und löste Kreuzworträtsel. Er befand sich für seinen Geschmack etwas zu dicht am unteren Van Allen-Gürtel des Planeten, einer magnetischen Region der Atmosphäre, die einen Großteil der eintreffenden Radioaktivität absorbierte wie ein Schwamm, aber es half alles nichts. Der Geigerzähler tuckerte nicht viel stärker als bei üblichen Missionen im All, und zur Not gestattete er sich die Illusion, dass der Weltraumschrott in direkter Nähe ihn vor besonders harter Strahlung abschirmte. Unter ihm würden nun gerade die Eagles und die Miliz im Kampf stecken. Wie hart er geführt werden würde wusste Cord nicht. Aber er wusste, dass sein Part mindestens ebenso wichtig war wie der von Jean Kaiser und dem neuen Gouvernat Townes. Mit ihm lauerten neun Kameraden in Luft/Raumjägern über Kale Bay, versteckt in einer Wolke aus Debris, die ihnen schon etwas Kummer bereitet hatte. Zuerst beim Versuch, sie an diesem Ort zu platzieren, dann durch unaufhörliche Mikrokollisionen, die an den Nerven zehrten.
Ein weiterer Sperber hing an seinem Flügel, dazu kamen zwei Killer, drei Stingray, eine Sulla, die sie von den Nebelpardern erobert hatten, und ein einsames Paar Chippewa, den härtesten Stimmen in ihrem Chor. Eigentlich wäre eine solche Ansammlung an Stahl und Plastik kaum zu übersehen, aber mit dem niedrigen Van Allen-Gürtel über ihren Köpfen und den Stahlschrott rund um sie hatten sie gute Chancen übersehen zu werden, vor allem wenn ein religiös beseelter Kommandant darauf brannte, ein paar Heiden ins Nirvana zu bomben und deshalb nach unten sah, aber nicht nach oben.
Ein Blip auf seinem Radar ließ ihn aufsehen. Er checkte die erste Ortung, verglich sie mit einer Live-Kameraaufnahme und grinste zufrieden. Also doch, ein Union. Das musste ihr Opfer sein, denn er hielt einen Kurs, der ihn in weniger als zehn Minuten über die Stadt führen würde.
Es wurde Zeit ihn abzufangen. Hatte er Begleitschutz? Egal, zehn Luft/Raumjäger waren mehr als genug, um sowohl einen Union als auch begleitende Jäger Medium zu braten.
Cord wartete drei weitere Minuten, dann fuhr er die Energie seines Jägers hoch. Die anderen Piloten der Eagles und der Miliz reagierten und fuhren ebenfalls ihre Energie hoch. Nacheinander befreiten sie sich aus dem Debris-Feld und begannen danach sofort mit einem schnellen Angriff. Cord flog als erster vorneweg, die Geschwindigkeit bis zum Anschlag ausgereizt.
Er öffnete eine Funkleitung. „Ziel hat keinen Begleitschutz, ich wiederhole, keinen Begleitschutz! Feuert alles was ihr habt! Er darf nicht in den Orbit über Kale Bay kommen!“
Betätigungen von neun Luft/Raumjägern trafen ein.
Auf dem Union hatte man die Gefahr mittlerweile bemerkt, Autokanonen erwachten zum Leben, Lasergeschütze begannen zu feuern, und übergangslos hatte Cord McHale auch LSR auf dem Schirm. Doch es war noch zu früh, das Feuer zu erwidern. Erst als eine sichere Zielerfassung stand,
eröffnete er das Feuer als Breitseite aus allen vier schweren Lasern.
Seine Flügelmann tat es ihm gleich, und mit ihm die nachfolgenden Piloten. Zu diesem Zeitpunkt trafen ihn fünf LSR. Der Sperber wurde durchgeschüttelt und passierte den Union. Ein harter Ruck warf ihn herum, zerriss den Gurt und ließ McHale hart gegen die Kanzel schlagen. Mit klingenden Ohren versuchte er sich zu fangen, aber es dauerte einige Zeit.
„...nicht geschafft“, vernahm er unglaublich leise.
„Wiederholen!“, verlangte er, während der Funkenregen vor seinen Augen geringer wurde.
„Wir haben den Union schwer getroffen, aber er wurde nicht vernichtet!“, meldete Leutnant Cromwell aufgeregt. Sie war Pilotin der Sulla und hatte bereits wieder gedreht.
Auch McHale wandte die Maschine für einen zweiten Anflug, aber der Sperber wollte kaum seinem Willen folgen.
„Die Abwurfvorrichtung wurde auf keinen Fall beschädigt! Ich erkenne offene Bombenluken am Union! Und er hat höchstens noch drei Minuten bis Kale Bay!“
„Ruhig bleiben, Rembrandt“, rief er Cromwell bei seinem Callsign an. „Wir machen einen zweiten Anflug.“
„Das werden wir nicht mehr schaffen!“, rief der junge Pilot zurück. Dann schien ein Ruck durch seine Stimme zu gehen. „Ich kann ihn noch einholen! Ich...“
„Negativ, Cromwell, negativ.“ Ein Blick auf die Schadensanzeige offenbarte ihm, dass es den Sperber übel erwischt hatte. Und er selbst fühlte sich auch nicht besonders wohl. Blut schwebte neben ihm im Cockpit und verriet, dass sein Raumanzug undicht sein musste. Außerdem fühlte er den linken Arm nicht mehr. „Sie übernehmen das Kommando für den zweiten Anflug“, befahl McHale und riss eine Wandverkleidung ab. Wenn man nur lange genug Pilot war, dann lernte man seine Maschine so gut kennen wie die Techs. Daher wusste er, wo er die Leistungsbegrenzer für den Fusionsreaktor finden konnte. Es war mühselig mit einer Hand, aber er konnte sie schließlich brachial heraus reißen. „Ich führe den nächsten Angriff selbst aus.“
„Ihre Mühle ist schwer beschädigt! Lassen Sie sich zurückfallen, Kolibri!“, protestierte Lieutenant Schwartz von der Miliz.
„Ruhig, Mädchen, vorher habe ich einen Job zu erledigen. Der Bastard schmeißt mir keine Eier auf meine Jean“, brummte er trotzig. „Der nicht!“
Als Cord McHale diesmal den Fahrtriegel vorschob, schlugen acht Gravos auf ihn durch. Die schlanke Maschine machte einen mächtigen Satz nach vorne, und der Oberleutnant konnte nur hoffen, gut genug gezielt zu haben, denn korrigieren konnte er seinen Kurs bei dieser Geschwindigkeit nicht mehr.
„Eine Minute, bis der Union über Kale Bay steht“, meldete jemand, aber Cord konnte die Stimme nicht erkennen. Der Andruck hatte eine üble Wirkung auf sein Bewusstsein. Neun Gravos mittlerweile, vielleicht zehn. Und der Sperber beschleunigte weiterhin.
„Oh Gott, ich kann die erste Rakete sehen! Zwei!“
„Sir, das ist Wahnsinn! Wir schaffen den zweiten Anflug auch so!“, rief Cromwell aufgeregt.
„Ver...ar...sch... mich... nicht...“, presste Cord zwischen den Lippen hervor. Ihm wurde schwarz vor Augen, aber er wehrte sich verzweifelt dagegen, das Bewusstsein zu verlieren. Jemand schrie wie ein Verrückter, während jemand irgendetwas von zehn Sekunden sagte, und Cord McHale sollte nie erfahren, dass es sein eigener Schrei gewesen war.
Dann trafen fünfunddreißig hart beschleunigte Tonnen Stahl auf ein lädiertes Landungsschiff der Union-Klasse.
***
„Schwere Explosion im Orbit“, meldete das HQ. „Jäger melden zwei Verluste und Vollzug der Operation.“
„Ich habe nichts anderes erwartet“, erwiderte Oberstleutnant Kaiser. Sie sah auf die Mechs, Panzer und Infanteristen der Finger des Todes, die in Erwartung des Bombardements den hastigen Rückzug angetreten hatten. Hastig, ungeordnet und verletzlich. „Holt sie euch!“, rief sie auf der allgemeinen Frequenz und warf ihren Kriegshammer in einen schnellen Vormarsch. Bestätigungen antworteten ihr, und schon begannen die Voss wie Sturzkampfbomber vom Himmel zu fallen, während die Eagles und die Miliz die Distanz zur flüchtenden Reihe der Gegner reduzierte, so schnell sie konnte. Ein Feind auf der Flucht war nicht viel mehr als ein Opfer, und Jean hoffte, dass er sich in dieser ungeordneten Linie stellen würde, wenn auch deren Oberbefehlshaber merkte, das es kein Bombardement Kale Bay geben würde.
Cord McHale hatte jedenfalls einen ziemlich großen und ziemlich wichtigen Orden verdient. Jean würde es eine Freude sein, ihn dem jungen Heißsporn an die Uniformjacke zu pinnen.

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34.
"Tränen sind salziges Wasser, das aus den Augen austritt. Hier auf Outreach sind sie nicht nur salzig, sondern auch radioaktiv."
(Regimentstagebuch der Angry Eagles, Oberst Ace Kaiser auf Outreach während der Interimskampagne)

Es gab genauso viele schlechte wie gute Nachrichten. Insofern war es erstaunlich, weil ich mit guten Nachrichten überhaupt nicht gerechnet hatte. Im Gegenteil, seit wir den biologischen Kampfstoff enttarnt hatten, den Blakes Wort über Teilen von Outreach versprüht hatten, rechnete ich eigentlich nur noch mit schlechten Nachrichten. Nach dem Tod von drei jungen Frauen, die erst dem Kampfstoff ausgesetzt gewesen und dann die Opfer von Plünderern geworden waren, hatte ich wenig Hoffnung, auf dieser Welt mehr zu hinterlassen als ein Massengrab. Dabei musste ich eigentlich zugeben, dass es meine Eagles kaum getroffen hatte. Andere große Einheiten wie die Wolf Dragoner hatten hingegen bis hin zur Vernichtung bluten müssen. Die fünf Regimenter der Einheit und die Kampfschiffe waren Geschichte. Mit dem was ich hatte zusammenraffen können konnten die Dragoner bestenfalls ein Mech-Bataillon aufstellen. Leider hatten sie nicht genügend Mechs dafür. Gut, wir hatten ihr Ersatz-Genarchiv retten können und damit die Giftake genannten Genproben aller großen Anführer und fähigen Soldaten der Dragoner retten können. Das nützte nur halt den Toten herzlich wenig. Und bis aus dem Giftake trainierte und erfahrene Truppen geworden waren, hatte Blakes Wort entweder die Innere Sphäre unterjocht, oder der Krieg war vorbei.
Wenn ich daran dachte, wie wir vor wenigen Tagen, die mir mittlerweile wie Jahre vorkamen, in das System gesprungen waren, um inmitten dieses Konfliktes zu landen, schauderte es mich. Die Blakies hatten uns nicht gerade vorgewarnt, aber selbst über meine SBVS-Kanäle hatte ich keine Hinweise, keinen Fingerzeit bekommen, dass etwas Großes im Busch war. Wofür wurde ROM eigentlich bezahlt?
Outreach hatte dafür büßen müssen, bitter büßen müssen. Ich schätzte die Verluste der Zivilbevölkerung auf mittlerweile achtzig Prozent, jene noch nicht eingerechnet, die an der Radioaktivität oder am Kampfstoff sterben würden. Von einer Millionenbevölkerung waren die Menschen auf Romulus jedenfalls weit, weit entfernt. Und auf eine irrsinnige Art war ich dankbar dafür, denn die Zahlen, mit denen wir gerade kämpften, waren zu handhaben. Ein Millionenvolk verängstigter und panischer Zivilisten hätte uns vor weit mehr Probleme gestellt.
Dennoch bedeutete jeder Tote ein Schicksal, ein Leben, eine Vergangenheit und eine Zukunft, alles verloren. Ich war mir sicher, keiner von ihnen hatte vorgehabt, in diesem Monat von Blakes Wort mittels einer Atombombe getötet zu werden. Oder an einer geheimnisvollen Krankheit zu sterben, die bisher einhundert Prozent Tödlichkeit erwarten ließ. Und das war nur der kleinste Teil unserer Probleme. Blakes Wort würde wiederkommen, dessen war ich mir sicher. Wir hatten eines ihrer Kriegsschiffe zerstört, und das würden sie vermissen, auch ohne das die hiesigen Söldner, die hier als Statthalter agierten, über einen HPG verfügten. Wie viel Zeit wir hatten war die Frage. Einen weiteren Tag? Eine Woche, einen Monat? Fest stand für mich, dass Hunderte Söldnerorganisationen und mindestens ebenso viele staatliche Stellen und private Unternehmen einen solchen Akt der Barbarei und des Geld Verdienens nicht hin nehmen würden.
Die Frage war nur, was sie tun würden. Oder wie weit Blakes Wort schon gekommen war.
Gedanklich schob Ace das alles weit beiseite, weit, weit beiseite. Irgendwann würde er sich damit beschäftigen müssen, aber im Moment hatte er genügend andere Probleme. Zum Beispiel von hier aus, dem Hoffnungstal, einen Krieg zu führen. Und wenn der geschlagen war standen Entscheidungen von enormer Wichtigkeit an. Was geschah mit der planetaren Bevölkerung? Wohin würden sich seine Eagles als nächstes wenden? Welche Welt war noch sicher, welche war es nicht?
Ein Signal an meinem Schreibtisch signalisierte ein hereinkommende Verbindung.
"Ja?" "Ace, wir haben Kontakt zur GREYHOUND", meldete meine Stabschefin.
Ich runzelte die Stirn. "Sie sind zurück gesprungen? Marquardt hat Befehl, sich bis nach Alexandria durch zu schlagen. Und was ist mit der GLADOR?"
"Die GLADOR setzt ihren Weg fort. Sie steuert die Isle of Skye an. Das scheint zur Zeit ein sicherer Hafen zu sein. Kapitän Marquardt ist hier, um uns auf den neuesten Stand zu bringen. Und nachdem ich das erste Datenpaket gesichtet habe, denke ich, dass er richtig entschieden hat."
"Will ich Details wissen?", scherzte ich halbherzig.
"Nimm lieber Baldrian, bevor du es dir ansiehst. Kommst du ins HQ?"
Ich nickte. "Gib Jérome Bescheid. Er sollte dabei sein, auch wenn er in erster Linie ein Wissenschaftler ist."
"Okay, Chef."
Die Verbindung erlosch, und ich erhob mich. Dieser Gang würde schwer werden, das ahnte ich mit allen Sinnen. Aber entkommen konnte ich wahrscheinlich nur, wenn ich all meine Eagles einpackte und mit ihnen raus nach Wayside flog, meinem eigenen kleinen Planeten auf halbem Weg zu den Clans. Wie lautete doch ein alter chinesischer Fluch? Mögest du in interessanten Zeiten leben.
Nun, die Zeiten für mich und meine Eagles wurden mehr und mehr interessant.

Ich begrüßte Major Jérome vor dem HQ, er erreichte es zeitgleich mit mir.
"Neuigkeiten von draußen?", fragte er mit einem düsteren Schnauben.
"Sieht so aus." Ich ließ dem Riesen den Vortritt und fragte mich erneut, ob er ein riesenhafter Mann oder ein zu kurz geratener Elementare war.
Denise stand bereits am Holotank. Diverse Nachrichtensendungen flimmerten synchron in verschiedenen Darstellungen im Innern der Halbkugel.
"Sie haben Tharkad angegriffen. Schon vor über zwei Wochen", sagte sie anstelle einer Begrüßung.
"Was?", wollte ich fragen, aber mein Mund war plötzlich staubtrocken.
"Es gibt Berichte über eine atomare Explosion", fügte sie hinzu und atmete müde aus. "Des Weiteren sprechen wir über eine Angriffsstreitmacht in Divisionsstärke. Allerdings sind die Meldungen aus dritter Hand. Sie gingen per Staffette von Sprungschiff zu Sprungschiff. Auf die meisten HPGs ist zur Zeit kein Verlass."
"Na Klasse. Hast du noch mehr so wundervoller Nachrichten?", knurrte ich.
"Hey, ich bin nur der Bote, nicht der Übeltäter", erwiderte sie. Ihr Blick war noch müder als ihre Haltung. "Sie haben alle vier Regimenter der Northwind Highlander auf Northwind blockiert."
"Gibt es sie noch?", fragte ich erschüttert.
"Im Moment ja. Es scheint, dass sie ihre Einheiten, die in der Lage für Bombardements sind, für Outreach aufgespart haben.
Ach ja, diese Nachricht wird Sie freuen, Major", sagte sie in Richtung des Dragoners, "die fliehenden Truppen, die wir aus dem System geschafft haben, konnten Kontakt zum Beta-Regiment unter Maeve Wolf herstellen. Es scheint, dass es da draußen noch mindestens anderthalb Regimenter der Wölfe gibt. Sind sogar ein paar Kriegsschiffe dabei, Zahl und Typ unbekannt."
Jérome räusperte sich. "General Wolf leitete die Evakuierung von Outreach. Es lief alles sehr überhastet ab, weshalb es zu dem Nachzüglergefecht kam, in das die Eagles im wahrsten Sinn des Wortes hinein gesprungen sind. Das Oberkommando hatte keinerlei Übersicht über die tatsächliche Situation, deshalb ging es darum zuerst einmal die verbliebene militärische Stärke zu retten. Gegen die ursprünglich im System befindlichen Einheiten hätten sie keine Chance gehabt. Ihre Eagles hatten Glück, zu so einem günstigen Zeitpunkt gekommen zu sein, und..."
"Hm", machte ich und bedeutete ihm mit einer beschwichtigenden Handbewegung, sein Verteidigung zu beenden. "Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, Major. Die Dragoner müssen verdammt in der Scheiße gesteckt haben. Die Entscheidung war militärisch korrekt, wenngleich nicht sehr erfreulich. Weder für die Nachzügler, noch für Ihre Einheit. Ich nehme an, Sie hatten Befehl, die Stellung zu halten?"
"Wir ebenso wie die Teams am Hauptarchiv", gestand er.
"Die ALEXANDER wurde vernichtet", merkte Denise an. "Das Flaggschiff der Dragoner. Hier im System. Natürlich hatten sie es schwer. Und sie sind beileibe nicht die einzigen.
In der ganzen Inneren Sphäre geht es drunter und drüber, und im Moment sieht es sogar so aus als würde Thomas Marik mit den Blakies kooperieren."
"Nun rück schon mit deinen Hiobsbotschaften raus", fuhr ich sie an. Denise nahm es mir nicht übel. Sie war in der gleichen Stimmung wie ich. "Tukkayyid wurde bombardiert, heißt es. Außerdem gab es einen Staatsstreich auf Luthien. Und auf New Avalon steht ebenfalls eine Division Bodentruppen."
Ich atmete tief ein und hart wieder aus. "Was ist mit den Prinzen? Victor? Peter? Yvonne? Was mit Theodore und Hohiro?"
"Noch leben sie. Aber die Nachrichten sind auch schon Wochen alt."
Fahrig öffnete und schloss ich die Hände. "Wir sind hier fehl am Platz. Wir sind hier vollkommen fehl am Platz. Wir müssen hier so schnell es geht fertig werden und dann an einen der Brennpunkte eilen. Wir..." Als ich bemerkte was ich mit meinen Händen tat, zwang ich mich damit aufzuhören. Dann stellte ich die wichtigste Frage: "Towne?"
"Direkter Angriff. Port Howard vernichtet. Ebenso unser Stützpunkt, aber Jean hat unsere Leute rechtzeitig in den Gefechtsstand geführt."
Für eine Sekunde erlaubte ich mir aufzuatmen. Eine gute Nachricht, immerhin. Den Gefechtsstand würden die Blakies nicht mal mit Atombomben knacken können. Der war solider als die guten alten Brian-Kastelle. "Woher haben wir diese Nachricht?"
"Ein Sprungschiffer hat Word of Blake-Nachrichten abgefangen. Demnach hat der örtliche Kommandeur berichtet, die Angry Eagles wären in Cimmerien nicht vernichtet worden, sondern seien verschwunden."
Ich grinste matt. "Ja, das klingt nach Jean."
"Was also tun wir?", fragte Denise ernst.
Ich sah Major Jérome ernst an. "Sie sind der ranghöchste Dragoner auf dieser Welt, Sir."
Der riesige Mann ließ seine Hände krampfen. "Oberst Kaiser, Sie haben die größte militärische Macht auf diesem Planeten unter sich. In solchen Dingen muss man realistisch sein. Und wenn nicht die Angry Eagles auf unserer Seite sind, wer dann? Wolfs Dragoner ordnen sich den Eagles unter."
Damit lag der schwarze Peter wieder bei mir. Mir und den anderen Truppen, die wir nach und nach hatten sammeln können, unter ihnen die Ulster Marines. "Wir bleiben hier und vernichten die Garnison von Word of Blake. Zeitgleich versuchen wir so viele Überlebende wie möglich zu retten und zum Beispiel in die unterirdischen Anlagen zu bringen. Wenn die Blakies wieder kommen, müssen sie in Sicherheit sein. Wenn Einheiten zu unserer Rettung eilen, werden sie niemals alle mitnehmen können. Umso wichtiger ist also für uns, diesen Menschen eine Zukunft zu verschaffen, die den Namen auch verdient hat. Wir müssen und wir werden Menschen auf diesem atomar und biologisch verseuchten Staubball zurück lassen müssen. Aber wir werden jetzt schon beginnen dafür zu sorgen, dass sie nicht elendig vor die Hunde gehen müssen."
"Also werden wir was?"
"Wir bauen die Kavernen weiter aus, Denise. Wir versuchen so viele Menschen wie möglich dort und in ähnlichen Anlagen unter zu bringen. Major Jérome, wenn Sie ein paar kennen, wären wir dankbar für Details."
"Sicher. Es gibt einige Großanlagen, die in Frage kommen."
Langsam und ein wenig wehmütig schüttelte ich den Kopf. "So weit ist es also gekommen. Da werden die Hauptwelten riesiger Sternenreiche angegriffen, und wir erfahren erst Wochen später davon, während wir schon selbst Feindkontakt haben. Verdammt, wenn wir es nicht vorher gewusst hätten, jetzt wäre es klar: Word of Blake meint es bitterernst. Also sollten wir auch anfangen es ernst zu nehmen. Noch ernster als bisher. Und das bedeutet, wir räumen mit den Fingern des Todes so schnell wie möglich auf."
"Und wie willst du das anstellen, Ace? Wir sitzen hier auf einem riesigen Planeten und haben gerade mal einen Satelliten im Orbit, um die Sprungpunkte wenigstens ansatzweise überwachen zu können. Das reicht nicht, um einen ganzen Planeten abzusuchen", erwiderte Déforét bissig.
"Wie ich das anstellen will? Ein altes terranisches Sprichwort sagt: Kommt der Berg nicht zum Propheten, kommt der Prophet eben zum Berg. Wir locken sie raus, in eine Position, die uns genehm ist, zu einer Zeit, die uns in die Hände spielt." Ernst sah ich den Major an. "Dafür brauche ich Ihre Unterstützung, Sir."
"Sie kriegen jede Form der Unterstützung, die ich gewähren kann. Das ist nicht viel, seit die Waco Ranger auf den Stufen der Hiring Hall Commander Wolf ermordet haben, aber Sie kriegen alles was ich habe."
Die Waco Ranger? In stiller Verzweiflung schüttelte ich den Kopf. Hatte der alte Mann seine Rache also auf den Höhepunkt getrieben. Ich bezweifelte, dass die Dragoner nach dem Tod ihres Gründers besonders viel Gnade mit ihren Gegner gehabt hatten, also war die ganze Rache eine Verschwendung an gutem Material und noch besseren Leuten gewesen, auf beiden Seiten. Die Gewinner waren Blakes Wort, die anschließend nur noch die Reste hatten aufkehren müssen.
"Gut, denn was ich haben will, liegt durchaus in Ihren Möglichkeiten. Ich brauche Ihre aktuellen Chiffrierschlüssel. Wenn möglich so geheim und so komplex und so Wolf Dragoner wie möglich."
"Und was werden Sie damit tun, Herr Oberst?", fragte der Riese.
Ich lächelte matt. "Eine Tragikomödie in zwei Akten. Ganz im griechischen Stil. Wie gut können Sie schauspielern, Major Jérome?"
"Schauspielern?"
"Schauspielern." Mein mattes Lächeln wurde ein breites Grinsen. "Um Ihr Leben."
"Hoffentlich gut genug, Herr Oberst."
"Gut, dann ist das ja entschieden. Denise, projiziere mir den militärischen Sektor des Harlecher Raumhafens. Ich brauche ein paar Geländeinformationen."
Die Würfel waren gefallen, das Spiel würde beginnen. Und einige unserer Leute, egal ob Dragoner oder Eagles, Marines oder Zwölferbund, würden auf meine verdammte Anweisung ein großes Risiko eingehen. Aber besser jetzt zu einem Zeitpunkt, der vielleicht gleich bedeutend mit der Ankunft eines Kriegsschiff von Blakes Wort war.

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35.
Es war keine Heimkehr, es war ein Triumphzug. Als Oberst Jean Kaiser mit ihrem Kriegshammer die Kaverne betrat, erwartete sie eine jubelnde, begeisterte Menschenmenge, die sie und das Kommando von Kale Bay hoch leben ließ.
Der eindeutige Sieg, die harsche Niederlage von Blakes Wort und die überreichlich ausgefallene Beute trugen dazu bei, die Stimmung noch weiter zu puschen. Nachdem sie mit der Miliz geteilt hatten, war für die Eagles immer noch mehr als dreihundert Tonnen Mechs und Material übrig geblieben. Darunter vier reparaturfähige mittelschwere Mechs.
Und wenn es ihnen noch gelang, den einen oder anderen Panzer zu bergen, den die Voss in der Bucht vor Kale Bay versenkt hatten, würde Towne bald über den besten Schutz im ganzen Sektor verfügen.
Nun, das war so nicht richtig, hochgepriesen und unrealistisch, aber Jean hatte eines auf Wayside V gelernt: Zu realistisch zu sein zerbrach die Leute noch leichter als eine gegnerische Attacke, die die eigenen Reihen aufbrach. Also gönnte sie sich die Freude, puschte die Menge mit einer markigen, improvisierten Rede, stellten ihren Kriegshammer IIC in seinem Wartungsgestell ein und berief ihre Offiziere zum Rapport.
Mittlerweile waren neue Rekruten eingetroffen, weitere Milizverbände hinzu gekommen. Es hatten auch fertig aufgestellte Einheiten das Areal verlassen, um die Flüchtlingsströme aus Port Howard zu beschützen oder um auf den anderen Kontinenten den Widerstand gegen die Finger des Todes und die Blake-Miliz fortzuführen. Alles in allem war die Zukunft ungewiss, aber in einem geordneten Maße, seit ihre Luft/Raumjäger den Unheilsboten aus dem Orbit hatten wischen können.

Pawly erwartete sie bereits mit steinerner Miene, als die Kommandeurin der Eagles aus Towne ihr Büro betrat. Sie lächelte den großen Elementare an. "Du bist meine Rettung. Hilfst du mir die Stiefel auszuziehen?"
Der große Mann, sonst ein Ausbund an Lebendigkeit, griff mechanisch und stumm zu. Wenn es darum ging, geschwollene Füße aus engen Lederstiefeln zu kriegen, waren Elementare immer die erste Wahl.
"Danke dir. Wie geht es Rebecca und David?"
"Sie sind im Kindergarten, drüben im Tal. War das erste was ich gecheckt habe, gleich nachdem ich mit der Vorhut ankam. Sind beide wohlauf. Dem ganzen Tal geht es gut."
"So soll es ja auch sein", erwiderte Jean und ächzte, als sie ihre Beine ausstreckte. "Langsam müssen wir uns Gedanken darüber machen, wann uns jemand an Blakes Wort verrät. Entweder weil er sein Heil als Verräter sucht, oder weil er ein professioneller Agent ist. Aber ich denke nicht, dass wir hier noch länger als einen Monat unentdeckt bleiben werden."
"Sicher nicht."
"Da bleiben uns nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir richten uns auf eine lange Belagerung und einen Guerillakampf ein, oder wir nehmen den Planeten." Jean lachte über ihre Worte wie über einen guten Witz. "Als wenn das so einfach wäre."
Pawly machte sich derweil am Getränkeschrank zu schaffen, der zur Standardausrüstung eines jeden Offiziers der Inneren Sphäre zu gehören schien. "Scotch?"
"Trinken um diese Uhrzeit?"
"Es ist eine besondere Gelegenheit", erwiderte der Elementare und stellte das filigrane Glas mit der fast klaren Flüssigkeit vor der jungen Frau ab.
"Vielleicht hast du Recht. Aber nur den einen. In Gedenken an die Tradition, die Ace pflegt", erwiderte sie und zog das Glas näher zu sich heran. Sie seufzte behaglich. "Herrlich, keine Stiefel. So sieht also das Paradies aus. Wenn Cord landet, schicke ihn umgehend zu mir. Ich will ihm ein paar Dutzend Verdienstmedaillen des Sternenbunds um den Hals hängen."
Pawly sah sie düster an. "McHale ist tot."
Entgeistert richtete sich die junge Frau im Sessel auf. "Was?"
"Er wurde schwer beschädigt und hat den letzten Angriff auf den Todesengel alleine geflogen. Kamikaze. Damit hat er das Schiff zerstört und uns alle in Kale Bay gerettet."
Übergangslos begannen Jeans Hände zu zittern. Sie langte nach dem Schnapsglas, doch erst beim dritten Versuch gelang es es ihr, den Stiel zu ergreifen. Mit einem heftigen Ruck stürzte sie den Schnaps die Kehle runter. Danach saß sie nur da und starrte ins Leere. "Verdammt! ICH habe ihn ausgebildet! ICH habe seine Karriere begleitet! Ich wollte ihn als Nathans Nachfolger aufbauen! Ich..." Sie schluckte heftig. "Lass mich allein, Hauptmann."
Der Infanterist wollte etwas erwidern, aber dann seufzte er nur. Er kannte sein Mädchen nun seit mehr als fünfzehn Jahren. Er wusste, wann etwas aussichtlos, gefährlich oder beides war.
"Ich bin drüben im Besprechungsraum. Zehn Minuten ab jetzt", sagte er ernst und zog die Tür hinter sich zu.
Jean starrte auf das Glas in ihren Händen. Dann warf sie es gegen die Granitwand ihres Büros. Es zersprang mit einem hellen Klirren, ebenso wie das Leben von Cord McHale in einem Gedanken geendet hatte. "Verdammt!", rief sie unbeherrscht. Leise begann sie zu schluchzen. Wie viele Vertraute, wie viele Freunde, wie viele Kameraden würden die Blakeis sie noch kosten? So fing es also an. Aber wo und wie endete es?
***
"Herrschaften!" Jean sah mit blitzenden Augen in die Runde. "Wie ihr alle mittlerweile wisst, hat sich Leutnant McHale selbst geopfert, um unseren Todesengel auszuschalten. Die letzten Telemetriedaten seiner Maschine sowie das Protokoll seiner Lebensüberwachung besagen, dass er nach dem letzten Glückstreffer ohnehin nicht mehr lange gemacht hätte. Es ist zynisch, so zu sprechen, ich weiß das. Aber wenn es für irgend jemand ein wenig Trost ist, so sei es drum." Sie atmete tief aus und wieder ein. Schließlich stieß sie einen derben Fluch aus. "Ich hasse es wenn meine Leute sterben. Stacy, nimm bitte ins Protokoll auf, dass ich Oberleutnant Cord McHale posthum zum Major befördere. Des Weiteren werde ich eine Verdienstmedaille des SBVS für ihn beantragen." Sie sah zur Seite. Robert?"
"Mit sofortiger Wirkung wurde Conrad zur Brevet-Majorin ernannt. Ich habe ihr ein provisorisches übergroßes Bataillon aus vier Kompanien zur Verfügung gestellt, das allerdings zur Hälfte aus Infanterie besteht. Der Rest teilt sich ziemlich genau in vier Lanzen Panzer und zwei Lanzen mittelschwere Mechs auf. Da wir die Lufthoheit über Towne haben, sehe ich allerdings keine große Gefährdung. Alles was Blakes Wort nach Gherst schafft, können wir jederzeit auskontern. Oder vorher versenken." Er warf einen kurzen Blick in seine Notizen. "Wir haben siebenundachtzig Gefangene gemacht, und fünfunddreißig Tote geborgen. Sieben Soldaten der Gegenseite, die laut STAN am Angriff beteiligt waren, gelten als verschollen. Die meisten von ihnen beim Angriff der Voss auf die Schwebepanzer in der Kale Bay. Wir haben ein Internierungslager für sie errichtet und lassen sie am Tage die Gefechtsschäden beseitigen, die ihre Leute angerichtet haben. Sie werden schwer bewacht, doch die Wachen sind eher zu ihrem Schutz da. da die SBVS die Truppen der Finger des Todes und von Blakes Wort - also du, Jean - zu Vogelfreien erklärt hat, glauben einige Anwohner der Hauptstadt, die Gefangenen wären quasi zum Abschuss freigegeben."
Jean runzelte die Stirn. Natürlich, die Angreifer nach der Vernichtung von Port Howard als Verbrecher wider der Ares-Konventionen zu Vogelfreien zu erklären war der richtige Schritt gewesen. Und die richtige Motivationsspritze für ihre Leute. Aber genauso natürlich stand es außer Frage, dass sich die Eagles für Schauhinrichtungen hergaben, oder die Gefangenen wie Freiwild wütenden Zivilisten auslieferte. Sie hatte mehr als einmal vor einem Mob gestanden, der zu Dingen in der Lage gewesen war, die jedem zivilisierten Menschen Ekel, Abscheu und tiefe Furcht eingeflößt hätte. Und sie hatte mehr als einen Menschen gesehen, der nach dem Erwachen aus dem kollektiven Wahnsinn Abscheu vor sich selbst empfunden hatte. Einige hatten sich aus dieser Abscheu heraus umgebracht. Andere nicht. "Ich weiß noch nicht was wir mit den Blakies machen, aber ich denke, ich würde Gherst und das dortige Internierungslager ab sofort gerne für alle Gefangenen nutzen. Allerdings werden wir zwei brauchen - eines für die Mitläufer und Bürger von Towne, die kollaboriert haben, und eines für die ganz harten Fanatikersäue."
"Dazwischen zu unterscheiden wird das große Problem werden", entgegnete Robert.
"Wir können die Anheizer nicht auf eine größere Menschengruppe los lassen", widersprach Jean. "Im Gegenteil. Wenn wir Gnade walten lassen, wenn sie merken das sie weiter leben dürfen, sind sie eventuell leichter zu handhaben."
"Verstanden, Ma'am. Wer sich mit den Eagles einlässt, muss mit einer solchen Entwicklung rechnen. Nicht das ich Ambitionen hätte, sämtliche Soldaten, die an der Bombardierung und Auslöschung unserer größten Stadt beteiligt waren, einem Exekutionskommando vorstellen möchte."
"Robert", mahnte Jean. "Zivilisation fängt genau hier an. So wie du Menschen behandelst, die dir ausgeliefert sind, so bist du. Und ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals für den Titel "Neuer Stefan Amaris" kandidiert hast."
"Keine Sorge, meine Überlegungen sind rein theoretischer Natur. Ich bringe doch nicht die größte Militärmacht Townes gegen mich auf."
Jean kommentierte die Sticheleien mit einem Schnauben.
Abwehrend hob der Miliz-Offizier die Hände. "Ich bin nicht Ace, Jean. Ich komme leider nicht annähernd an deine Moral-Ikone heran. Ich bin nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, kein Übergott, der alleine mit seiner Anwesenheit auf einem Planeten die Ares-Konventionen durch setzt."
"Es reicht mir, wenn du die Ares-Konventionen mit deinen Taten durchsetzt."
Die beiden maßen sich mit einem langen Blick.
Schließlich seufzte Robert wehmütig. "Ist sowieso alles nur Theorie. Ich habe mich deinem Kommando unterstellt, schon vergessen, Frau Oberst?"
Jean nickte grimmig. "Weiter im Text. Es ist uns gelungen, die Lufthoheit über Towne zu erobern und den Fingern des Todes auf Gherst tüchtig was auf selbige zu geben. Wie sieht die Situation sonst aus?"
Larry Crux ergriff das Wort. "Wir haben einige provisorische Lager für die Flüchtlinge aus Port Howard in den Bergen errichtet. Aber das kann nur ein Provisorium sein, das nur für den Sommer gilt. Der Winter in den Bergen ist zu hart. Wir müssen sie entweder nach Cimmerien bringen, oder Port Howard zurück erobern. Das sollte beim derzeitigen Stand der Dinge machbar sein. Die Finger des Todes haben gerade einen großen Teil ihrer Stärke eingebüßt, und teilen sich bei ihren Rekrutierungsversuchen noch weiter auf. Selbst wenn sie sich nach der Niederlage von Gherst wieder zusammen ziehen, können wir ihnen, solange sie so verstreut sind, tüchtig ein paar verpassen."
Zustimmend klopften die anderen Offiziere auf den Holotisch.
"Die örtliche Polizei kann uns dabei helfen. Uns erreichen stündlich Meldungen über Einheiten von Blakes Wort, die sich zu einer der anderen Städte aufgemacht haben. Selbst wenn davon nur achtzig Prozent akkurat sind, können wir ihnen vielleicht ein weiteres Viertel ihrer Militärmaschinerie abnehmen."
"Und was dann, Laddie?", klang MeisterTech Klynes Bassstimme auf. "Wie machen wir ab dort weiter? Wenn wir Towne zurück erobert haben, was dann?"
Der große bärbeißige Schotte sah einen nach dem anderen an. "Ich hoffe, ihr habt nae vergessen, dass wir nae Kontakt zu Ace und den anderen haben. Und bevor die Sassenach hier landeten, konnten wir etliche Welten nae mehr erreichen. Wir haben drei Prrobleme, Lads und Lasses.
Eins: Die Finger des Todes können jederzeit Verstärkungen erhalten, darrunter vielleicht sogarr ein Krriegschiff. Zwei: Selbst wenn es uns gelingt Towne zu nehmen, rrund herrum um uns herrrscht höchstwahrrscheinlich ein Goddamit War, den die Blakies führen. Drrei: Wir haben nae Ahnung, wie grroß diese Offensive ist, werr ihre Verrbündeten sin' und wen sie angegrriffen haben. Die Herrrscher der Nachfolgestaaten haben viele Feinde. Wir sollten in Betrracht ziehen, dass wir die einzige noch funktionierende SBVS-Einheit in Erdnähe sind. Und das uns höchstwahrrscheinlich niemand rraushauen kommt. Eine Offensive dieserr Grröße brraucht Jahrre derr Vorrbereitung. Und da wir nicht gewarrnt wurden, haben die Blakies eine exzellente Geheimhaltung. Wenn die Blakies schon so weit gekommen sind, dann können sie gewinnen. Ich weiß, das klingt nicht sehrr aufbauend, aberr wir sollten das in Betracht ziehen. Deshalb müssen wir uns auf den schlimmsten Fall vorrberreiten."
Stacy Orwell zuckte sichtlich zusammen. "Du meinst kapitulieren?"
"Ich meine Towne aufzugeben, Lass." Andrew sah jedem der Offiziere ernst in die Augen. "Lads und Lasses, die Blakies wollen hierr bleiben. Deshalb rrekrrutieren sie berreits Zivilisten, die ihrre Kampftruppen frei machen sollen. Und wenn Towne im Bürgerkrieg gegen sich selbst versinkt, erroberrn sie die nae Welt. Wenn wirr also merrken, dass wir nae gewinnen können, müssen wir einen Sammelpunkt suchen und finden. Um gemeinsam mit unseren Kamerraden wieder zuschlagen zu können."
Jean nickte ernst. "Du hast Recht. Wir haben absolut keine Ahnung, wie groß die Bedrohung wirklich für uns ist. Aber die Tatsache, dass sie sogar nach Towne gekommen sind, obwohl wir nicht gerade mit Wichtigkeit glänzen, spricht für sich. Ich wette, die Blakies und ihre Verbündeten sind mittlerweile auf nahezu jeder Welt, die einmal zur Terranischen Hegemonie gehört hat. Und wer weiß wie weit ihre Arme noch reichen."
"Das ist Wahnsinn!", rief Captain Hillary. "Wie konnten sie eine Operation dieser Größenordnung verheimlichen?"
"Mich beschäftigt eine ganz andere Frage", sagte Robert ernst. "Wenn die Eagles Towne verlassen, kann ich ihnen das nicht verdenken. Aber was wird aus meiner Miliz?"
"Entweder kommt ihr mit uns, oder ihr führt einen Guerilla-Krieg. Und das auch noch gegen die eigenen Leute", sagte Jean ernst. "Aber so weit sind wir noch nicht. Noch lange nicht.
Ein Gutes hat es, wenn sich Blakes Wort mit einhundert Planeten auf einmal angelegt hat. Sie können nicht von heute auf morgen Verstärkungen schicken. Ich wette, ihre Ressourcenlage ist enger als eine Jungfrau auf Echo V."
"Was für ein passender Vergleich, Jean. Allerdings neigen gewisse... Einheiten dazu, sich dem Sieger anzubiedern", mahnte Larry Crux. "Blakes Wort könnte sich mit etlichen Extremisten verbünden. Den Separatisten der Isle of Skye, dem Schwarzen Drachen, den Silberfalken... Und eventuell haben sie sich mehr gefügig gemacht als ein paar Söldnereinheiten aus den Peripherie-Staaten. Eventuell gehören ihnen diese Staaten mittlerweile, und wir erleben eine Umkehrung der Vereinigungskriege. Nur dass die Truppen der Peripherie-Staaten nun in die Innere Sphäre einfallen, und nicht umgekehrt."
"Was uns zum wichtigsten Punkt bringt. Wir brauchen dringend mehr Informationen. Und wir müssen irgendwen da draußen wissen lassen, dass es uns noch gibt. Ich denke nicht, dass Blakes Wort es geschafft hat, Tukkayyid zu erobern. Dort stehen ComStar und einige weitere SBVS-Einheiten die gegen die Clans einen Sperrriegel gen Terra bilden. Wenn wir irgendwo Informationen und Anweisungen erhalten können, dann sicher von dort, von Victor Martialum."
Die Offiziere schmunzelten bei dieser Wortschöpfung. Sie existierte, seit man den scheidenden Präzentor Martialum, Anastasius Focht, und den neuen, Victor Davion, unterscheiden musste. Ein typisches Slangwort. "Notfalls müssen wir uns mit den Clans verbünden", stellte sie mit eiserner Miene fest. Ein spitzbübisches Grinsen huschte über ihr Gesicht. "Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Außerdem, mein lieber Robert, selbst wenn wir bis nach Wayside V zurückgedrängt werden würden, kämen wir dennoch immer wieder nach Towne zurück, sei unbesorgt."
Der Miliz-Offizier runzelte die Stirn. "Den Blick kenne ich. Was hast du vor, Jean?"
Die Oberstleutnant lächelte geheimnisvoll. "Stacy, was empfängt die Black Box?"
Die Black Box war eine Erfindung des New Avalon Institut der Wissenschaften. Sie ermöglichte interstellare Kommunikation mit anderen Black Boxes. Bei weitem nicht so schnell wie mit der Hyperpulsgeneratortechnologie, aber es war immer noch besser als eine Sprungschiffstafette.
"Die letzten Meldungen, die herein kamen, waren Standby-Signale der großen Anlage auf New Avalon. Aber wenn das Funknetz reaktiviert wird, rechne ich jeden Tag mit dem entsprechenden Signal, Ma'am. Leider braucht die Black Box-Kommunikation von New Avalon bis zu uns fast zehn Tage."
"Ihr habt auch eine Black Box?", fragte Robert erstaunt.
"Ein kleines Hilfsmittel, das uns vor Operation Bulldog zugeteilt wurde. Wir haben es nie gebraucht. Vielleicht aber brauchen wir es jetzt. Dennoch, was uns hier und heute am meisten nützt, ist ein HPG. Also, Herrschaften, ist das HPG von Port Howard in der Lage zu senden und zu empfangen?"
Major Orwell erhob sich hastig. "Ich hole die Luftaufnahmen von Port!"
"Du hast einen Plan", stellte Robert fest. Es klang zufrieden.
"Ein Eagle hat immer einen Plan, treuer Vetter", erklärte sie treuherzig. "Und dazu mindestens noch zwei weitere Pläne für die Zukunft."
"Ich bin gespannt", sagte Robert schmunzelnd.
Larry schmunzelte ebenfalls, allerdings aus einem anderen Grund. Er ahnte, was Jean vor hatte. Und er ahnte, dass dieser Plan hinter dem Plan über das Schicksal der Eagles entscheiden würde. Vielleicht für Jahre.

36.
Es kam nicht oft vor, dass ich, seit wir Outreach erreicht hatten, gute Laune hatte. Oder dass mir nach singen, lachen und tanzen zumute war. Im Moment aber schien ein gigantischer Chor in meinem Herzen Jubilate zu singen, und nur mit meiner ganzen stoischen Ruhe gelang es mir, nichts von meiner Freude nach außen dringen zu lassen. Denn in genau diesem Moment öffnete sich vor mir die Tür zum Isolationstrakt, in dem wir jene Menschen untergebracht hatten, die eventuell dem Kampfstoff ausgesetzt gewesen waren. Nachdem einige Zivilisten aus Harlech bereits unter größten Qualen verstorben waren, hatten wir die Kontaminationen eingrenzen können. Die entsprechenden Gebiete hatten Besuch von zwei Vulcan erhalten. Ich wusste, es war nicht fair, sich darüber hinaus zu freuen, dass unsere Büroleute, sofern sie überlebt hatten, nicht mit diesem Höllenzeug angesteckt worden waren. Aber es hatte für mich etwas von höherer Gerechtigkeit. Doch das war nichts, absolut gar nichts gegen die Emotionen, die mich genau jetzt überschwemmten, als die riesige Frau in Felduniform der Eagles durch die Schleuse trat. Als hinter ihr die Außenschleuse wieder zu fuhr, streckte sie die Arme zu den Seiten weg und seufzte tief und lang. "Endlich frische Luft."
Ace schmunzelte bei diesem Anblick. Ein klein wenig zumindest. "Ich habe doch gesagt, ich lasse dich raus, Grace."
Die Infanteristin lächelte mich an. Nein, das war kein Lächeln, das war ein breites Grinsen. "Ich habe nie dran gezweifelt."
Ich räusperte mich, um den Kloß in meinem Hals los zu werden. "Bist du fit, Grace? Es steht eine Mission an, bei der ich dein Platoon gut gebrauchen kann."
"Ich habe drei Tage Däumchen gedreht. Ich könnte einen Union umwerfen."
"Dann bist du im Team." Ich klopfte ihr auf die breite Schulter. Dafür musste ich mich beinahe etwas recken. "Willkommen zurück, Leutnant." Gemeinsam verließen wir den Lazarett-Trakt.
"Schön, wieder zurück zu sein, Ace. Und, was ist das für eine Mission?"
"Oh, eine äußerst wichtige. Commander Wolf hat überlebt, weißt du?"
"Tatsächlich?" "Oh ja. Er hat die letzten Tage im Ausweicharchiv verbracht. Er ist dem Tod näher als dem Leben, aber jetzt wo das Ausweicharchiv angegriffen wurde und man die Attacke nur mit Mühe und Not abschlagen konnte, wird er nach Harlech zum Raumhafen gebracht, um ihn mit Hilfe eines Landers vom Planeten zu schaffen."
"Ich werde verrückt. Das ist starker Tobak."
"Allerdings. Es gibt einen Nachteil bei der Geschichte. Die Tatsache, dass der Commander lebt, dringt so mittlerweile bis in alle Winkel von Romulus. Versprengte Einheiten sammeln sich, um dem Commander zu folgen. Dabei machen sie naturgemäß etwas zu viel Lärm und sind auch etwas zu auffällig, vor allem im Funkverkehr."
"Naturgemäß", spottete Grace. "Und wer soll diesen Schwachsinn glauben?"
"Na, wer wohl? Die Finger des Todes natürlich." Ace grinste breit. "Sie werden kommen, so wie die Motten ins Licht fliegen."
"Ich hoffe, mit Licht meinst du den Mündungsblitz einer PPK."
"Nicht nur einer PPK."
"Dann sollten wir dafür sorgen, dass der gute alte Jaime Wolf die Aufmerksamkeit erhält, die ihm gebührt."
"Oh ja, das sollten wir", erwiderte ich schmunzelnd.
***

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

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37.
Simone Gardner war tief in ihrem Herzen lyranische Patriotin. Das hieß nicht unbedingt, das sie eine Krämerseele war, wie es den Lyranern oft nach gesagt wurde. Es hieß einfach nur, das sie ein gewisses Verständnis dafür hatte, was die Lyranische Allianz war, über welche Welten sie sich erstreckte und wer sie regieren sollte. Wenn sie ganz ehrlich war, ein Peter Steiner-Davion stellte sie nur in geringem Maße zufrieden. Aber das lag nicht an seine Herkunft, sondern schlicht und einfach daran, dass dieser Vollidiot ein halbes Jahrzehnt als Mönch verbracht hatte, bevor er in die Politik zurück gekehrt war. Dieses Land brauchte Realisten mit exzellenter Ausbildung, mit Visionen und dem Willen, das Volk zu beschützen, und keine spirituellen Träumer auf dem Wege zu Gott oder dem Nirvana. Anstatt sich im Kloster zu verkriechen hätte er besser Wirtschaft studieren sollen.
Andererseits, Archon Peter war nicht vollkommen unfähig. Zur selbstverliebten Katrina war das definitiv eine Steigerung. Sie seufzte leise vor sich hin. Sich über Politik aufzuregen war eines der wenigen Hobbys, die Outreach zuließ. Der Rest war warten, warten auf den Feind, warten auf den Tod. Warten auf den Abflug. Warten auf die Reise in eine Welt, die vielleicht schon Peter Steiners Tod gesehen hatte. Die Nachrichten vom Tharkad waren erschreckend gewesen, aber sie rechnete es dem Alten hoch an, dass er schonungslos alle Fakten auf den Tisch gebracht hatte, selbst für einen kleinen Leutnant wie sie. Ob Blakes Wort wirklich Tharkad City bombardiert hatte? Atomar vielleicht? Das war ein herber Schlag gegen das Archonat. Aber Lyraner waren erfinderisch. Lyraner hatten immer viele Möglichkeiten. Simone zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass in diesem Moment die Exilregierung von Donegal oder Arc Royal seine Arbeit aufnahm, abhängig davon, wie weit sie hatte fliehen müssen. Lyraner gaben nicht so ohne weiteres auf. Und wenn sie in die Ecke gedrängt wurden, waren sie am besten.

"Fat Tiger von Eagle-Eye sechs, bitte kommen."
Interessiert beugte sie sich vor. "Sprechen Sie, Eagle-Eye sechs."
"LT, hier draußen ist irgendwas. Wir zeichnen Infrarotschatten auf. Unscharf, etwas entfernt, aber definitiv auf dem Weg zu uns."
Kurz überdachte sie die Situation. Rund um die Zugänge ins Hoffnungstal hatten die Eagles und ihre Verbündeten kleine Kommandoposten aufgestellt und getarnt. Besetzt waren sie mit Sprunginfanterie, die per Kabel mit ihrem Leitstand verbunden war. Hinter ihrem Leitstand befand sich eine Lanze ScoutMechs, die sie kommandierte. Sie selbst war Pilotin eines Raben.
Die bisherige Doktrin der Eagles war, das Hoffnungstal versteckt zu halten, solange es nur ging. Deshalb patrouillierten ihre Mechs nicht auf der anderen Bergseite und befanden sich auf der inwendigen Seite in Kampfbereitschaft. Keine schlafenden Hunde wecken, lautete die Anweisung vom Alten. Das Hoffnungstal musste so lange wie möglich so sicher wie möglich bleiben. Aber dennoch, übertriebene Vorsicht konnte schnell bedeuten, überrannt zu werden. Und sie wollte sich gar nicht vorstellen, was mit der Zeltstadt passierte, sobald ein Mech auf sie feuerte.
"Verstanden, Eagle-Eye sechs. Halten Sie die Position und beobachten Sie weiter. Ach, und machen Sie die Minen auf der Straße scharf. Wir gehen auf Nummer sicher."
"Fat Tiger, schicken Sie Mechs auf Patrouille raus?"
"Negativ, Eagle-Eye. Melden Sie sich bei einem neuen Kontakt sofort. Over and out."
Sie wechselte den Kanal. "Johanson, Miller, bringt eure Maschinen an die Straße. Ist wahrscheinlich falscher Alarm, aber wenn irgend etwas den Pass rauf kommt, das uns feindlich gesonnen ist, will ich ein paar Tonnen Mech zwischen ihnen und dem Hoffnungstal haben."
"Roger, Leutnant. Sind auf dem Weg."
Dabei beließ sie es aber nicht. "Home Base von Fat Tiger, kommen."
"Hier Home Base. Sprechen Sie, Fat Tiger."
"Eagle-Eye sechs meldet Infrarotschatten im Wald. Erbitte Patrouille mit VTOL."
"Warten Sie, Fat Tiger." Die Verbindung wurde unterbrochen, und Simone war sich sicher, dass sich der Stab nun die Köpfe über die möglichen Optionen heiß redete: Ob es Sinn machte, die eigene Position preis zu geben; dass ein Hubschrauber nicht automatisch ein Hinweis darauf war, dass das Hoffnungstal bewohnt war; ob man dem Alten anrufen sollte; ob man den Alten anrufen musste; und so weiter.
"Fat Tiger von Home Base."
"Hier Fat Tiger." "VTOL-Patrouille startet in zwei Minuten. Sie fliegen über den Nordhang raus und sind acht Minuten später auf Ihrem Pass. Geben Sie den Eagle-Eyes Bescheid. Wir wollen kein Friendly Fire."
"Verstanden, Home Base. Wahrscheinlich ist da draußen auch gar nichts."
"Wir sind schon zu lange hier, um nicht entdeckt worden zu sein", konterte ihr Gesprächspartner. "Lieber einmal zu vorsichtig als einmal zu nachlässig. Home Base Ende."
Simone atmete einmal tief durch. Dann trat sie Rundmann die Füße vom Schreibtisch. "Ab auf deinen Mech. Die Techs sollen meinen auch hoch fahren."
"Ach, du siehst doch Gespenster, LT", murrte die MechKriegerin, erhob sich aber gehorsam und verließ die Baracke, um draußen die Techs anzutreiben.
Simone lächelte dünn. Besser, sie kletterte auch in ihren Raben. "Fat Tiger für alle Eagle-Eyes", sagte sie über den allgemeinen Kanal. "Wir erwarten einer zweier VTOL-Patrouille, die in gut acht Minuten von Norden herein kommt und über den Pass geht. Nicht feuern, verstanden?"
Nacheinander bestätigten die Posten.
Sie erhob sich und nickte dem KommTech zu. "Legen Sie alle Gespräche per Laserrichtfunk auf meinen Raben."
"Verstanden, Ma'am."
Dann eilte sie nach draußen, um in ihr Cockpit zu kommen. Lieber einmal zuviel als einmal zu wenig. Wie Recht das Hauptquartier doch hatte.
***
Die Szenerie in dem tropisch üppig wuchernden Wald als unübersichtlich zu bezeichnen wäre stark untertrieben gewesen, aber sie hatte was. All das geschah im hoch radioaktiven Umfeld des Harlecher Raumhafens, beziehungsweise fünfzig Klicks nördlich davon, als eine Abteilung gepanzerter und nichtgepanzerter Fahrzeuge ohne Mechbegleitung versuchte, zu eben diesem Raumhafen zu kommen.
Sie hatten noch nicht ganz Kilometer fünfzig überschritten, als der vorderste Wagen, ein ungepanzerter Jeep, eine volle Ladung KSR schluckte. Die beiden Insassen flogen wie Gliederpuppen umher, als ihr Gefährt explodierte.
Plötzlich war das Gelände erfüllt mit Infrarotortungen, und der Konvoi kam zum Stehen. Die wenigen einigermaßen bewaffneten Fahrzeuge hielten auf die Ortungsschatten zu, während ihre ungepanzerten Genossen versuchten zu wenden. Aber auch hinter ihnen erwachten Infrarotsignaturen. Alles versprach ein großes und blutiges Gemetzel zu werden. Zumindest, bis der große Kreuzritter, unüberschaubar in der 4D-Artillerievariante ausgerüstet, vor den vordersten Bandit-Panzer trat, und über seinen Lautsprecher, sowie über einen offenen Kanal in die Welt hinaus posaunte: "Feuer einstellen! Diese Einheiten haben Dragoner-Logo!"
Dies betraf vor allem die acht Mechs, die nun in ihrem Tun inne hielten und beinahe ein fürchterliches Gemetzel angerichtet hätten.
"Fremde Einheiten, identifizieren Sie sich!", forderte der Pilot des Kreuzritters.
Es knackte laut und vernehmlich auf der offenen Leitung, als ein neuer Sendekontakt hinzu kam. "Fremde Mechs, identifizieren SIE sich."
Dies ließ den Kreuzritterpiloten verharren. "Nun, Sie sind zwar nicht in der Lage, hier Forderungen zu stellen, aber ich will mal nicht so sein. Lieutenant Mac Halbrane vom Ulster Space Marine Corps, zu Ihren Diensten."
"Das Ulster Space Marine Corps, das sich unter das Kommando der Angry Eagles gestellt hat?", hakte der Unbekannte nach.
"Eben diese", bestätigte Lieutenant Halbrane.
Ein erleichtertes Aufatmen folgte. "Gut. Mein Name ist Jérome. Major Jérome, Hüter des Reserve-Genarchivs der Wolfs Dragoner. Ich bin auf Befehl von Oberst Kaiser auf dem Weg zum Raumhafen, um das Genarchiv zu evakuieren. Das Archiv, und... Nun, einen essentiellen Bestandteil der Dragoner ebenso."
"Einen essentiellen Bestandteil?", fragte Halbrane nach.
"Einen... Prominenten. Unsere Feinde hielten ihn für tot, aber er konnte geborgen und stabilisiert werden. Sie werden verstehen, das wir auch ihn in Sicherheit bringen wollen."
"Ach hören Sie auf, Major. So einen Aufwand würde nicht mal die Evauierung von Jaime Wolf rechtfertigen."
Jérome antwortete nicht auf diese Mutmaßung.
Ein verblüffter Laut erklang. "Wir gehen sofort auf Gefechtsfunk. Ich sende Ihnen per Laserleitung Kanal und Zerhacker-Rhythmus. Seien Sie vorsichtig, in der Gegend wurden Finger des Todes und andere Söldner gesichtet."
"Danke für die Warnung. Aber Ihre Space Marines waren unser erster Kontakt, seit wir das Adlernest verlassen haben", erwiderte Jérome. "Ich hätte nicht drauf bestehen sollen, mit einer kleinen Gruppe und unangekündigt zu reisen."
"Machen Sie sich darum keine Sorgen. Die Space Marines übernehmen jetzt Ihren Schutz! Tut mir nur leid um Ihren vordersten Wagen."
"Ein... Missverständnis", sagte Jérome mit zitternder Stimme. "Aber verständlich in der Situation. Danke für Ihre Unterstützung, Halbrane. Ah, und ich kriege die Daten rein. Gehen auf Gefechtsfunk."
Die Frequenz wurde geändert, und auf dem offenen Kanal war nichts mehr zu hören. Dafür aber nahmen die acht Mechs der Marines die Schweber, Kettenfahrzeuge und Radvehikel in ihre Mitte, und führten sie um das Wrack des Jeeps herum.
Schließlich waren es nur noch neunundvierzig Kilometer bis zum Raumhafen von Harlech.

Eine der ersten Lektionen, die ich gelernt hatte, war eine von Sun-Tsu gewesen, dem großen chinesischen Feldherrn und Staatsmann, der als eine seiner absoluten Grundlagen bezeichnet hatte: Bist du im Frieden, rüste für den Krieg. Bist du im Krieg, bereite dich auf Frieden vor.
Eine weitere, hilfreiche Lektion von ihm war: Bist du stark, so erscheine schwach. Bist du schwach, so erscheine stark.
Ihm zur Seite waren dann Napoleon und Robert Davion gestoßen. Ersterer hatte immer betont, dass, wenn man schon eine Schlacht schlagen müsse, wenigstens Ort, Zeit und die Richtung bestimmen sollte, in die man kämpfte. Der gute Robert hatte darüber hinaus darauf hingewiesen, das ein perfekter, tödlicher Feind nicht mehr ganz so perfekt und tödlich war, wenn er unter Druck geriet, und sei es auch nur Zeitdruck.
Die Aktivitäten der Finger des Todes in der Region rund um den Raumhafen waren die von permanent anwesenden, flüchtigen Schatten, die auftauchten, dann aber wieder verschwanden. Wollten sie uns nervös machen, oder waren dies Erkundungsvorstöße für einen baldigen Angriff? Ich wollte kein Risiko eingehen, und wenn ich dafür alle Register meiner Erfahrungen ziehen musste, und die Register der bereits toten Feldherrren, die in unserer Geschichte überliefert worden waren. Druck musste her, viel Druck, sehr viel Druck. In diesem Fall aber kein Angstdruck, kein Bedrohungsdruck, sondern Erfolgsdruck. Druck, etwas zu verpassen, eine einmalige Gelegenheit. Aus diesem Grund wanderten der halbtote Jaime Wolf und das Genarchiv der Wolfs Dragoner mit zweifelhaften Schutz auf den Raumhafen zu. War der Feind unter Druck, dann plante er in Hast, wenn er überhaupt plante. Das hieß, er überlegte weniger, und handelte mehr. Das war grundsätzlich gutzuheißen. Wer in einer Gefechtssituation schnelle Entschlüsse fassen konnte, der war in der Lage, das Kriegsglück zu seinen Gunsten zu neigen. Auch ich selbst bevorzugte eine flexible Taktik, um alle Vorteile, oder zumindest möglichst viele auf meine Seite zu ziehen. Aber gegen einen Feind, der alle Eventualitäten bereits durchdacht hatte, der eine Falle konstruiert hatte, waren solche schnellen taktischen Entscheidungen vor dem ersten Feindkontakt pures Gift. Zum Beispiel konnte man sich dazu verleiten lassen, die beste Position auszusuchen, die man für einen Überraschungsangriff auf den Konvoi aus Dragonern und Marines einnehmen konnte.
Ich hätte in einer ähnlichen Situation sicher ähnlich gedacht, mich aber eventuell mit der zweitbesten Position zufrieden gegeben, weil der Gegner mit der besten eventuell rechnete.
Dieser Gegner jedoch nicht. Ich konnte meine Befriedigung kaum in Worte fassen, als sich der Talkessel, durch den die Autobahn nach Outreach führte - nun verlassen und verwaist, nicht ein Fahrzeug war mehr unterwegs - langsam aber stetig mit Mechs der verschiedenen Klassen und Herkunft füllte. Diese Maschinen erklommen die Hügel zu beiden Seiten der Straße, und postierten sich dort zwischen den Bäumen. Dann fuhren sie herunter, eine nach der anderen. Ich zählte alleine mit Fernglas und optischen Sensoren der 01-Reihe - meinen Augen - siebzehn Maschinen. Also konnten wir mit zwei Kompanien rechnen, eventuell mehr. Vielleicht sogar mit Rüstungen. Dann war dieses Unternehmen besser gelaufen, als ich gedacht hatte.
Mit etwas Sorge betrachtete ich die gepanzerten Teams, die mit Scharfschützengewehren und KSR zwischen den feindlichen Mechs oder höher auf den Hügeln ihre Positionen bezogen. Sie konnten durchaus mal nach oben sehen, und mehr als Wald erkennen. Eventuell Reste der Operation unserer Mechs, die die Hügel vor ihnen erklommen hatten - Spuren, die wir hatten verwischen wollen, so gut es ging. Oder sie erahnten unter dem grünen Vorhang, der hier und dort aufwallte, und von weiter unten wie Teil der Laubkronen aussah, das eine oder andere Tarnnetz, unter denen wir unsere Maschinen verborgen hatten. Ich musste mich hier voll und ganz auf meine GEST verlassen, meine gepanzerten Elite-Rüstungsträger unter Oberleutnant Grace' Kommando. Sollte eines der Teams uns zu nahe kommen, lag es an ihnen, die Situation zu bereinigen. Ging das schief, war das Kommando "Wolf" zu geben. Dreimal. Signal für den vorzeitigen Angriff auf alles, was sich da unten bewegte, auf einer Strecke von zwei Kilometern, was die Situation erst recht interessant machen würde.
Geschahen diese meine schlimmsten Befürchtungen nicht, würde ich das Angriffssignal geben, sobald die ersten Bandits am Anfang der Hügel auf der Straße auftauchten und mitsamt dem Konvoi in den Wald abdrehten. Eine wohl durchdachte Provokation, die weitere Unruhe unter den Feind bringen sollte, bevor wir zuschlugen.

Mein perfekter Plan ging in die Binsen, als einer der FeindMechs, ein Gallowglas, beim einparken hinter einem Baum auf eine der Minen trat, die wir ebenfalls vorsorglich verteilt hatten, verbunden mit Sprengladungen an einigen Bäumen, um die Verwirrung beim Feind weiter zu vergrößern.
Normalerweise wäre nichts passiert. Solange die Mine nicht scharf war, hätte sich selbst ein Höhlenwolf oder ein Atlas drauf stellen können. Diese Mine aber schien beschlossen zu haben, mir meine gute Laune zu verderben, und aus dem Schlachtfest wieder ein offenes Spiel zu machen. Sie explodierte. Dabei warf sie den Gallowglas auf die Seite und riss ihm das rechte Bein ab, aber die plötzliche Zunahme an Infrarotsignaturen von eigentlich schon herunter gefahrenen Mechs sagte genug. Das würden wir nicht aussitzen können. Ich gab den entscheidenden Befehl: "Wolf! Wolf! Wolf!"
Gleichzeitig fuhr ich meinen Tai-sho hoch, trat durch die Anti-Ortungsplane, visierte meinen nächststehenden Gegner an und feuerte auf den Whitworth alle drei PPK's ab. Zwei trafen den Rückentorso, eine ging vorbei.
Zur gleichen Zeit erklangen weitere Detonationen, als die Finger des Todes weitere Minen auslösten. Ich konnte nicht genau erkennen, was auf der anderen Seite der Straße, auf dem anderen Hügel, vor sich ging, aber ich nahm an, dass das Ulster Marine Corps alles im Griff hatte.
Die Zahlen waren ausgewogen, wir hatten das Gelände präpariert, und ein Luftschlag stand in der Stratosphäre bereit, um die unteren Hänge zu bepflastern. Unsere einzige Aufgabe war es nun, den Feind aus der besseren, höheren Position niederzukämpfen, bevor er das Gleiche bei uns versuchte. Und da waren immer noch die acht Mechs von Halbrane, die dieser nun eiligst auf den Marines-Hügel zu bringen versuchte, während die Bandits in meine Richtung fuhren.
Der Gallowglas richtete sich wieder auf, versuchte sich uns zuzuwenden, aber Sergeant Roberts jagte ihm beide PPK's seines Hatamoto-kaze in den Rücken und in die Flanke. Sekunden darauf ging der Reaktor durch.
Die Aufladezeit meiner PPK's war nun ebenfalls abgeschlossen, und ich feuerte erneut zwei PPK's auf den Whitworth ab, der nun erstmals auf mich feuern konnte. Zwanzig LSR wurden abgefeuert und senkten sich auf mich herab, und nicht zum ersten Mal verfluchte ich meine Entscheidung, für den ausgebauten K3-Mastercomputer eine zusätzliche PPK und weitere Wärmetauscher einzubauen, aber kein Raketenabwehrsystem. Ich hob den Arm mit der Autokanone als Schutz vor mein Cockpit, Sekunden bevor die Raketen einschlugen. Elf waren es, die mich trafen, und vor allem vom Torso und den Beinen Panzerung abschälten. Der Arm mit der Autokanone wurde ironischerweise nur einmal getroffen.
Weitere Explosionen erklangen, als die ersten Bäume gesprengt wurden, die den Abhang hinab stürzten, und für alles, was leichter als ein Feuerfalke war, eine tödliche Gefahr bedeuteten. Auf jeden Fall war es eine willkommene Ablenkung für uns.
Als das Ladesignal kam, nahm ich den Arm wieder ab und feuerte erneut auf den Whitworth. Diesmal trafen alle drei PPK's mittig in den Torso. Ich hatte mich durch die Panzerung genagt. Zeit, um meine Autokanone einzusetzen. Also richtete ich den Waffenarm aus, und feuerte eine Salve in Richtung der Bresche, die sich mir anbot. Es waren über dreihundert Meter, aber die Schwerkraft und die niedrigere Position des Gegners kamen mir zu Hilfe. Ein Großteil der Explosivgranaten traf die Bresche und durchschlug die internen Strukturen. Ich setzte zwei PPK's hinterher, und wurde mit einem durchgehenden Reaktor belohnt. Mein Gegner machte sich auf, und verließ mitsamt absprengbarem Kopf seine sterbende Maschine. Die silbrigrote Feuerlohe des durchgehenden Reaktors aber holte ihn ein. Ob sie ihn verzehrte, konnte ich nicht sagen. Ich verlor das Objekt aus der Sicht.
Ich suchte nach einem neuen Gegner, fand den Feind für den Moment aber beschäftigt vor. Tatsächlich ortete ich auf der Flanke die Bandits, die uns auf der Hügelfläche zu Hilfe kommen würden. Alles sah danach aus, das wir den Luftschlag nicht brauchen würden, und auch unsere Verluste hielten sich in Grenzen, während wir die Finger des Todes aus unserer Position fürchterlich verprügelten. Es wurde Zeit für eine Bestandsaufnahme, und ein flüchtiger Blick auf den IFF-Transponder verriet mir, das bereits vier Zeichen für gegnerische Einheiten erloschen waren. Und die Schlacht tobte erst eine halbe Minute.

Ein Signal zeigte mir an, das die Richtminen an den Beinen meines Tai-shos ausgelöst worden waren. Nur wenige Monate, nachdem die Clans das erste Mal in die Innere Sphäre eingefallen waren, nur wenige Monate nach dem ersten Innere Sphäre-Mechkrieger, der gestorben war, weil die Elite-Infanterie der Clans, die Elementare, einen Mech erklommen hatten, um ihn in seinem eigenen Cockpit zu töten, hatten die Ingenieure der Inneren Sphäre an einer Möglichkeit gearbeitet, um diese Angriffsmethode wenigstens ansatzweise zu verhindern. Dazu gehörten Schrappnell-Richtminen an den Beinen. Sie schützten nicht gegen Sprungdüsen, aber sie taten ihren Teil. Allerdings alarmierte mich diese Meldung. Waren die Minen zufällig ausgelöst worden, oder hatte es die Infanterie der Finger des Todes bereits bis zu mir geschafft? Die Antwort erhielt ich, als ein lautes, kratzendes Geräusch mich aufschrecken ließ. Vor meinem Cockpit tauchte eine gepanzerte Gestalt auf. Sie hieb mit ihrer rechten Greifkralle auf meine Cockpitverglasung ein. Ich versuchte automatisch, sie abzustreifen, aber ich bekam den hässlichen Kerl nicht weg von seiner Ecke. Zugleich hörte ich das vertraute hässliche Singen von überlastetem Metall, wenn ein Laser versuchte, sich durch eine Einstiegsluke zu arbeiten. Ein Blick auf die Magnetortung zeigte mir, das vier Rüstungen an meiner Maschine hingen. Ich setzte meine Maschine in Bewegung. Das war unter normalen Bedingungen schon eine Arbeit für einen Könner auf diesem Untergrund, jetzt aber, in Lebensgefahr, wurde es noch kniffliger. Was nun? Abrollen und hoffen, das alle vier Rüstungen zerquetscht wurden? Einen Baum suchen, und die Parasiten abreiben?
Ein Treffer im rechten Bein, der mich den Tritt verstolpern ließ, enthob mich aller Überlegungen. Der Tai-sho ging hart auf die Seite zu Boden. Dadurch erlosch eines der Symbole, das war immerhin ein Trost. Es waren aber weder die Jungs, die durch meine Luke kommen wollten, noch der Bursche, der sich durch meine Frontpanzerung direkt in mein Cockpit wühlen wollte.
"An Eagle-Team von Eagle eins", sagte ich hastig ins Mikrofon, "bin am Boden und habe Käferproblem. Captain Tsuno übernimmt das Kommando, bis ich hier klar komme."
Die Kralle fraß sich durch die verschiedenen Schichten. Das Kreischen der Laser wurde lauter auf dem dünnflüssig werdenden Stahl. Falls ich klarkam.
"Roger", erwiderte Miko. Sie kannte ihre Aufgabe, kannte ihre Pflichten. Auch wenn es in dieser Phase der Schlacht nicht viel zu kommandieren gab.
Plötzlich war der Bursche durch, krachte in mein Cockpit, und ließ mich in die Waffenöffnung seiner MG starren. Wenn er die hier abfeuerte, hier drin, würden mich spätestens die Querschläger erledigen. Zudem strömte nun Luft mit radioaktivem Staub in mein Cockpit, und wer wusste es schon, eventuell das unbekannte, von Blakes Wort versprühte Gift. Plötzlich wurde die MG-Mündung mein kleinstes Problem.
***
Simone Gardner, stolze Lanzenführerin der Angry Eagles, erkletterte gerade das Cockpit ihres Raben - angeblich eine Konterbande aus dem St.Ives-Pakt aus jener Zeit, als sich die Angry Eagles um die Hinterlassenschaften der "Schwarzer Lenz" genannten Terrorserie von Giftgasanschlägen gegen St.Ives und die Bewegung Freies Capella gekümmert hatten - als auf der Schotterstraße, die in das kleine Tal führte, die erste Detonation erklang. Fluchend schnallte sie sich an, ohne sich auszuziehen. Als alter Profi, der sich vom Gefreiten bis zum Offizier hochgearbeitet hatte, wusste sie ganz genau, was ihre Nackenhaare ihr sagen wollten, wenn sie hochstanden. "Home Base von Fat Tiger, Explosionen auf Straße eins! Empfehle Mobilmachung."
"Fat Tiger von Home Base, verstanden."
Über dem Gelände heulten die Alarmsirenen, die von jedem Eagle erwarteten, seinen Platz für ein Gefecht einzunehmen. Falls sich die ganze Geschichte als Farce herausstellen würde, war ihr ein Tadel gewiss. Aber lieber getadelt werden, als tot zu sein, entschied sie für sich selbst. Ihre Maschine war bereits aktiv, und sie musste sich nur noch identifizieren. "Leutnant Simone Gardner. Kennsatz: Lieber einmal zuviel, als einmal zu wenig."
"Identifikation bestätigt. Willkommen, Leutnant Simone Gardner."
"Danke." Ihre erste Aktion war, die Beagle-Sonde und das Wächter-ECM hoch zu fahren und auf maximale Leistung zu stellen. Das nützte nichts gegen den Gegner, den sie auf der anderen Seite vermutete, aber es behinderte ihre eigenen Leute nicht. Und es war eine gute Vorbereitung auf die kommende Situation, wenn sie sich zum Schlimmeren wendete.
"Fat Tiger von Eagle-Eye sechs, Leichte Mechs auf der Straße, ich wiederhole, Leichte Mechs auf der Straße."
Das hatte ja so kommen müssen. Auf der anderen Seite des Walls war eine Menge Wald, der die Beobachtung zusätzlich erschwerte. So sehr erschwerte, sodass erst die Minendetonation bestätigt hatte, dass etwas Schweres da draußen war. Nur Gerät über zwanzig Tonnen konnte ihre Minen auslösen. "Identifikation, Eagle-Eye sechs?"
"Ballista und Stadtkoloss. Ballista beschädigt."
Innerlich fluchte Simone herzhaft. Nur ein Optimist bezeichnete einen fünfzig Tonnen schweren Kampfkoloss als Leichten Mech. Eagle-Eye sechs musste ein lyranischer Landsmann sein, von denen man sagte, alles unter achtzig Tonnen wäre für sie ein Scout.
Kurz übersah sie ihre eigene Streitmacht. Ihr Rabe, Johansons Valkyrie, Millers Wolfshund und Rundmanns Gecko standen ihr zur Verfügung. Das machte sie von der Tonnage her überlegen. Wenn dann noch die beiden VTOL dazu kamen, zwei Yellow Jackets, wie sie hoffte, sollten sie mit den beiden Gegnern leichtes Spiel haben. Wenn es denn Gegner waren, und keine verzweifelten MechKrieger, die einfach nur auf dieser wahnsinnig gewordenen Welt eine Zuflucht gesucht hatten.
Nun, man würde sehen. "Fat Tiger an alle Tiger, wir sichern unsere Seite des Pass und achten drauf, das keiner an uns vorbei kommt!"
"Verstanden!"
Sie setzte ihren Raben in Bewegung, um zur Valkyrie und zum Wolfshund, die schon in Position waren, aufzuschließen. Selbst Rundmann war schon halb bei ihnen angekommen.
Ungefähr das war der Moment, als es anfing, falsch zu laufen.

"Eagle-Eye vier hier! Stehen unter...!", hörte sie die Meldung, die über Kabel und dann per Laser an sie gesendet worden war, dann hörte sie eine Explosion an der Stelle, an der sich das Infanterieteam auf der jenseitigen Position des Bergwalls eingegraben hatte. "Rundmann, hin!", blaffte sie.
Der Gecko, die Eigenbau-Variante der Angry Eagles für einen Heuschreck, war mit Leichter PPK und MG's ausgestattet. Zudem gestatteten die Dreifach-Myomer der zwanzig Tonnen schweren Maschine, bis zu zweihundert Km/H zu erreichen, wenn sie heiß geschaltet wurden. Aber auch im kalten Zustand war die Maschine die schnellste in der Truppe. Nicht mal die Sprungfähigkeit von Johansons Valkyrie konnte es mit dieser Geschwindigkeit aufnehmen.
"Eagle-Eye sechs! Was machen unsere Besucher?"
"Kommen weiter den Pass hoch. Eindeutig feindliche Absicht. Erkenne das Skelettfinger-Sieges-Vau auf dem Torso."
Also tatsächlich Gegner. Die Finger des Todes. "Bereitmachen für Abwehrkampf." Entschlossen ging sie all ihre Abwehrsysteme durch. Unten im Tal brummten die Motoren der beiden Yellow Jackets auf, die gerade starten wollten. Ihre Unterstützung. Dachte sie zumindest, nur Augenblicke, bevor eine weitere Explosion erklang. Diese zerriss den vorderen Hubschrauber, und warf den anderen auf die Seite. Die Detonation streute Metallreste der Maschine wie Schrappnell um sich, die Druckwelle blies die halbe Zeltstadt davon.
"FUCK!" Sie warf ihre Maschine nach vorne. Arrow IV, eine verdammte Arrow IV! Irgendwo unter ihnen im Wald stand ein Mech mit dieser gefährlichen Abschussvorrichtung, und auf der Position von Eagle-Eye vier hockte jemand, und hatte die Hubschrauber als primäres Ziel anvisiert! Das bedeutete, dass da unten im schlimmsten Fall eine Lanze, ja, eine Kompanie auf der Lauer lag, die Artilleriefähigkeiten einsetzte. Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden wahr, als sie über den Pass rauschte, und ihre erste neue Ortung die von über einhundert LSR mit Kurs auf den Talkessel war. "IMPAKT!", blaffte sie in ihr Mikrofon. "HOME BASE, IMPAKT!"
Ihre Maschine wurde erschüttert, als der Stadtkoloss sie mit einer Salve seiner Autokanone streifte. Aber da war sie schon zwischen den Bäumen verschwunden. Was konnte sie tun? Diese Salve aufhalten? Nicht mehr. Mehr als einhundert LSR würden Tod und Verderben über die Angry Eagles bringen. Den Kerl mit dem Ziellaser auf dem Kamm stellen und töten? Das würde Rundmann schon tun, keine Sorge. Also blieb ihr nur, die Artillerie vom nächsten Schuss abzuhalten. Aber hatte sie wirklich eine Chance gegen genug Mechs, um rund hundertfünfzig LSR zu starten?
Die LSR huschten über den Bergkamm, verschwanden aus ihrer direkten Sicht. Es vergingen zwei Sekunden, drei, dann kam das monströse Donnergrollen vieler kleiner Explosionen durch den Pass, die sich zu einer einzigen großen zusammengefunden hatten. Sie wusste nicht, wie viele Eagles und wie viele Zivilisten bei diesem Angriff den Tod gefunden hatten, aber sie wusste, das es genügend Überlebende gegeben hatte, die einer zweiten Salve zum Opfer fallen mussten.
Gardner trieb ihren Mech weiter an.
Neben ihr kam die Valkyrie auf irrlichternden Sprungdüsen herab. Johanson meldete sich sofort über Funk. "Miller kümmert sich um unsere beiden Gäste im Minenfeld. Der Stadtkoloss ist schon am Boden. Ich helfe Ihnen mit der Ari, LT."
"Ihre Hilfe ist gern gesehen, Johanson", sagte sie zähneknirschend. Zwanzig Sekunden nach dem Abschuss der vollen Salve hatte sie eine Ortung, ungefähr dreihundert Meter unter der Krone des Hangs. Vier Zeichen, gut verteilt unter den Bäumen. Kein Wunder, dass die Eagle-Eyes sie nicht bemerkt hatten.
Da, der Katapult, das musste der Arrow IV-Träger sein. Daneben stand ein Schütze. Die anderen beiden Maschinen hatte sie in der Ortung, konnte sie aber noch nicht identifizieren.
"Katapult!", bellte sie.
"Copy!" Johanson sprang mit seiner Valkyrie in Richtung des Mechs, kaum das er in Reichweite war. Der Pilot der Feindmaschine erkannte die Gefahr, und jagte der heranschwebenden Maschine seine M-Laser entgegen. Aber nur einer streifte die Valkyrie an der Schulter. Als Johanson vom Himmel herab stieg, tat er dies genau über dem Katapult. Diesen Angriff nannte man Todessprung. Er wurde nur von Experten und Selbstmördern durchgeführt, und befolgte die Taktik, das der Plasmastrahl der Sprungdüsen, einen fähigen Piloten zwingend vorausgesetzt, das feindliche Cockpit aufschnitt und den Piloten in Plasma verwandelte. Passierte er den Feind nicht oder in zu großer Höhe, war er exponiert gegenüber einem stärkeren Gegner, im schlimmsten Fall zeigte er ihm den Rücken. Streifte er das Cockpit, oder landete er sogar auf dem Mech, hatte das eigene Cockpit plötzlich zwanzig Meter auf dem Weg zum Boden, was einem Todesurteil gleich kam.
Johanson hatte das Glück, das feindliche Cockpit zu erwischen, aber die Beine fuhren teilweise in den Mech hinein. Johanson wählte den klügeren Weg und stieg aus, bevor sein ScoutMech kopfüber zu Boden stürzte. Kluge Entscheidung. Wenngleich es einen Mech gekostet hatte.
Die M-Laser des feindlichen Schütze rasten auf sie zu, einer traf den rechten Torso und deaktivierte ihre Beagle-Sonde. Sie antwortete mit ihren eigenen M-Lasern. Beide trafen. Einer im LSR-Aufbau, die andere im Torso. Der Schuss in den Aufbau löste eine Rakete aus, die gerade nachgeladen hatte. Ihre Detonation riss die anderen Raketen der Salve mit ins Verderben, erreichte das Magazin, und trotz CASE detonierte auch das andere Magazin und zerriss den Artillerie-Mech.
Ihr Rabe wurde von der Druckwell der Explosion zu Boden geschleudert, sie selbst auf ihrer Liege kräftig durchgerüttelt. Erst von der Detonation, dann vom Sturz. Aber sie verlor nur Panzerung. Glück, sie hatte verdammtes Glück. Aber Pech hatten die Angry Eagles wahrlich bereits genug gehabt, ging es ihr durch den Kopf.
Sie schaffte ihren Raben wieder auf die wackligen Füße. Da waren immer noch zwei ArtillerieMechs! Der dritte Mech war ein zweiter Schütze, der just in dem Moment seine Salve abfeuerte, als sie ihn gerade in ihr Fadenkreuz gezogen hatte. "Nein! NEIN!", schrie sie verzweifelt. Beide ihrer M-Laser feuerten, aber noch einmal erhielt sie keinen so günstigen Glückstreffer. Auch von der vierten Positionirgendwo hinter dem Schütze stiegen nun wieder LSR auf. "NEIN!"
Die LSR des Schützen verschwanden über dem Bergkamm, die des vierten, unbekannten Mechs aber stiegen nur wie ungelenkt in den Himmel über dem Eagles Nest.
Das musste bedeuten, das Rundmann ihre Arbeit erledigt hatte. Gut. Sehr gut. Jetzt hieß es, durchzuhalten und die FeindMechs binden, bis Verstärkung eintraf. Wenn der Laserrichtschütze fort war, konnten die Artillerie-Maschinen nur noch auf das Lager feuern, wenn sie die Koordinaten manuell eingaben. Gardner würde verhindern, dass sie dazu die Gelegenheit hatten.
Erneut fassten ihre M-Laser nach dem mehr als doppelt so schweren Giganten, erneut trafen beide, und diesmal setzte sie eine Sechsersalve KSR hintenan. Fünf von sechs trafen, schälten aber nur Panzerung von Torso und linkem Arm. Zu wenig Feuerkraft.
Moment, wenn der Schütze über den Hang geschossen hatte, dann musste er die Koordinaten per Hand eingegeben haben. Er war also ihr gefährlicherer Gegner.
Verbissen warf sie ihre Maschine nach vorne. Wenn ihre Waffen nicht ausreichten, dann musste sie den Feind entweder rammen oder treten!

Der Pilot der vierten Maschine musste ähnlich gedacht haben, denn er eilte seinem Kameraden nun zu Hilfe. Es war ein Wikinger in der LSR-Variante. Das bedeutete alleine siebzig Raketen. Glücklicherweise befand sich der Schütze zwischen ihnen, sodass er im Moment nur näher kommen konnte, aber kein freies Feld zum feuern hatte. Sobald er das aber erreichte... Nun, dann kamen siebzig LSR und zwei Leichte Laser zu ihren Problemen dazu. Und dabei durfte sie nicht übersehen, dass sie selbst einen UnterstützungsMech steuerte, keinen Panther.
Ihre einzige Chance war, in den Rücken des Schützen zu kommen, und den Wikinger auf der anderen Seite zu halten; alles was der Wikinger tun musste, war, die Rückseite für sich zu beanspruchen, um ihren Raben dem Schützen direkt vor die Rohre zu treiben. Natürlich tat der Wikinger genau das, während er stetig näher kam.
Die M-Laser des Schützen feuerten, und bohrten sich in ihren linken Torso. Sie antwortete mit beiden M-Lasern, einer traf den Torso, der andere das Cockpit, aber der Treffer schabte nur an der Panzerung. Konnte sie schnell genug heran sein, um den schwereren Mech zu rammen oder zu treten? Sollte sie versuchen, die nächste Salve zu verhindern, indem sie die Raketenaufbauten beschoss? Es war einerlei, denn sie rechnete nicht damit, gegen den Wikinger bestehen zu können. Sie musste Schaden anrichten, viel Schaden, und den so schnell wie möglich, bevor der Schütze erneut feuerte.
Entschlossen warf sie ihre Maschine direkt auf den ArtillerieMech, dem sie nun Front in Front gegenüber stand. Rammen verbot sich von selbst, weil sie den dämlichsten Mechtorso besaß, der jemals für einen Mech erfunden worden war. Blieb nur noch treten. Falls der Wikinger mitspielte, und sie überhaupt so nahe heran kommen lassen würde.
Dies waren ihre Gedanken, bevor die blaue Energiewolke eines PPK-Blitz über sie hinweg schoss und das Cockpit des Gegners auf einen marginalen Schutz reduzierte. Rundmann, es konnte nur Rundmann mit ihrem Gecko sein!
Der Schütze beugte sich vor, duckte sich hinter einem Erdwall, um einen zweiten Schuss auf sein Cockpit zu verhindern, und der Wikinger rückte nun gezielt vor, so schnell er konnte.
Chance! Sie warf den Raben vorwärts, nutzte die leichte Bodenwelle vor dem FeindMech und rammte ihn. Der vorab laufende, an einen Rabenkopf erinnernde Aufbau war nun endlich mal zu etwas gut. Die Spitze rammte in die Cockpitpanzerung hinein, die schon arg lädiert war, und brach sie auf. Der Rest ihrer Masse schob nach, und der Schnabel riss tief in die Feindmaschine hinein. Ihr eigener Schwung drückte den Schnabel weiter, brachte ihn höher und zerstörte das Cockpit. Ihr Mech aber wurde durch diese Bewegung von den Beinen gerissen. Der Rabe stürzte, und bei dieser Bewegung, bei der sie sich plötzlich kopfüber wiederfand, riss sie den geschlagenen Schützen mit sich. Die mehr als doppelt so schwere Maschine krachte auf ihren Mech. Ihr wurde schwarz vor Augen, als die mehrfache Erschütterung sie durchschüttelte.

Als sie wieder aufwachte, sich freikämpfte aus dem Fängen der lebensgefährlichen Ohnmacht, war der Wikinger schon heran. Die beiden Laser setzten auf ihr Cockpit an. Der Pilot war auf Blut aus. Verstehen konnte sie ihn. Immerhin hatte sie mit drei Scouts eine mehrmals so schwere Artillerie-Lanze nahezu ausradiert. Schleudersitz? Keine Option. Die vier MG's des Wikingers würden sie in Fetzen zerreißen, lange bevor sie wieder zu Boden schwebte.
"Fat Tiger an alle Tiger", sprach sie leise in ihr Funkgerät, während sie glaubte, die Abstrahlmündungen der Laser aufglühen zu sehen, "Miller übernimmt, und viel Glück euch allen."
Die Antworten hörte sie nicht mehr, aber sie sah. Und was sie sah, faszinierte sie sehr. Zwei Rubinaugen sahen auf sie herab, grimmig, doch auch irgendwie verheißungsvoll, wollten sie doch sagen, dass, wenn sie sich auf sie einließ, diesem höllischen Ort entkommen würde, diesem lebendigen Hades, den Blakes Wort aus Outreach gemacht hatte. Nun gut, sie war bereit. Sie hatte gedient, und wie sie glaubte, gut gedient. Der Alte würde an ihrem Grab sprechen, und er würde lobende Worte finden, eventuell bekam sie posthum eine Beförderung und vielleicht einen Tapferkeitsorden. Schade nur, dass sie das nicht mehr erleben würde.

Sie wurde müde und wollte die Augen schließen. Schlafen, einfach nur schlafen. Andererseits wollte sie die letzten Momente ihres Lebens wach verbringen.
Sie zwinkerte, und die Zeit schien sich zu verlangsamen. Deutlich sah sie die Waffen des Wikingers, beide Laser nicht mal mehr einen Meter von ihr entfernt. Der ging auf Nummer sicher.
Sie zwinkerte erneut, und sah schemenhaft etwas Blaugrünes heran schweben.
Ihre Augen fielen zu, doch sie zwang sie wieder auf. Der blaugrüne Schemen krachte zu Boden, und sie wurde durchgeschüttelt, als die Schockwelle ihren gefallenen Mech erreichte.
Der Schemen hob den rechten Arm, und aus nicht einmal zwanzig Metern Entfernung jagte diese Bewegung die volle Salve einer Zehner Ultra-Autokanone in die Flanke des Gegners. Der Wikinger taumelte, aber sein Pilot reagierte und wandte dem Feind seine Front zu. Da öffnete sich der linke Torso des Schemens, und vierzig Mittelstreckenraketen flogen dem Feind entgegen. Sie prügelten auf den Wikinger ein, schälten Panzerung von Torso und Cockpit und trieben den Gegner einen Schritt weit zurück. Der Schemen setzte nach, und mit einem mal begriff sie, dass die Kavallerie gekommen war!
Sofort war sie wieder hellwach, und identifizierte den Schemen als Major Stannics in Tarnfarben lackierten Black Watch.
Die linke Faust krachte auf den Torso, und das dort montierte Gaussgeschütz sandte seine tödliche Kraft auf kürzester Distanz in den FeindMech. Die ultrabeschleunigte Kugel kannte nur einen Weg - geradeaus. Der Titanstahl konnte nur noch abgewiesen werden, aber nicht gestoppt; die Kugel zerriss die durch den MSR-Beschuss lädierte Panzerung und drang in die internen Strukturen ein. Zur Antwort ließ der Wikinger seine Schweren Laser sprechen, aber der Black Watch tat die Treffer ab, als wären es nur lästige Fliegen, keine Megajoule an reiner Energie. Zwar schmolzen etliche Panzerplatten, aber Stannic war nicht bereit, sich ablenken zu lassen. Erneut flammte die PPK auf, traf aus allernächster Nähe ebenfalls in die Bresche. Die Maschine klappte in sich zusammen, als ihr Bordcomputer entschied, dass eine Notabschaltung des Reaktors wichtiger als alles andere war.
Es vergingen ein paar Sekunden, dann wurde das Cockpit des Wikingers entriegelt, und zwei unbewaffnete Hände waren zu sehen. Dem folgte ein am ganzen Leib zitternder Mann.

"Fat Tiger von Lucky Hunter: Sind Sie in Ordnung?"
Überrascht sah sie auf. Es dauertee Sekunden, bis Gardner bemerkte, das sie gemeint war.
"Lucky Hunter von Fat Tiger, bestätige. Ich lebe noch, aber meine Maschine ist gerade nicht einsatzbereit."
"Das kriegen wir wieder hin", erwiderte der Major. "Warten Sie auf die Infanterie. Wir bringen Sie erst mal wieder rein."
"Copy, Lucky Hunter."
So, das war es also. Überleben. Sie hatte Angst vor dem Anblick, den der Talkessel ihr bieten würde.

Ungefähr zehn Minuten später halfen ihr die Sprungsoldaten der Angry Eagles aus ihrem Mech. Ein Sanitäter kletterte zuerst zu ihr herab, und ließ sie dann die Maschine verlassen, als er festgestellt hatte, dass sie alleine stehen konnte. Draußen bekam sie mit, wie der Feindpilot abgeführt wurde. Die Jungs und Mädchen gingen ruppig mit ihm um, beinahe zu ruppig für Soldaten mit dem Eagles-Mon auf der Schulter. Andererseits hatte dieser Gegner mit seinen Kameraden einen schweren Artillerieschlag gegen ihr Hauptquartier gelandet. Und er wurde nicht misshandelt, nur sehr unmissverständlich dirigiert.
"Der Boss will Sie sehen", informierte Leutnant Phan sie. Der Infanterist mit capellanischen Wurzeln sah sie nicht unfreundlich an, aber er lächelte auch nicht.
"Wie schlimm ist es im Tal, Hung?", fragte sie.
Phan winkte ab. "Hat uns schlimm genug erwischt. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es gewesen wäre, wenn Sie keinen Alarm gegeben hätten, Simone. Danke dafür. Und danke hierfür." Er deutete auf den besiegten Schütze.
"Ich habe nur meinen Job gemacht."
Nun lächelte Leutnant Phan Hung sie doch an. "Ja, das sagen sie alle. Gehen Sie schon zum Boss."
Automatisch ging sie weiter, wo Major Stannic stand und in die Betrachtung des besiegten Schützen vertieft war.
"Sir?", fragte sie. "Wie sieht es im Tal aus?"
"Ungefähr so wie hier", sagte er, und deutete auf die Schneise, die das Cockpit ausradiert hatte.
"Ach", sagte sie, bereute es aber sofort wieder. Sie hatte es nicht spöttisch gemeint.
"Wir hatten Verluste. Schlimme Verluste", sagte Stannic, ohne seinen Blick vom Schütze abzuwenden. "Wie war das möglich? Ich bin gespannt auf Ihre GefechtsROM, Gardner."
"Wie geht es meinen Leuten?"
"Johanson pflücken wir gerade aus einem Baum. Hat sich ein halbes Dutzend Knochen nach der Landung gebrochen. Aber er lebt. Etwas, was man nicht erwarten sollte, nachdem er einen Todessprung an einem Schützen ausprobiert hat."
"Nein, Sir, erwarten kann man das nicht."
"Miller hat seinen Kampf tatsächlich gewonnen, aber seine Maschine braucht einen längeren Aufenthalt in einem Wartungsgestell. Die einzige in Ihrer Lanze, die ohne Schäden davon gekommen ist, ist Corporal Rundmann, und das auch nur, weil sie vom Wall, auf dem sie die Infanterie mit dem Markierungslaser ausgeschaltet hat, nicht hatte eingreifen können. In Front abzuspringen war zu riskant für sie, also kam sie im Tal wieder runter und ging über den Pass. Da war ich natürlich schneller mit meinen Sprungdüsen, also habe ich sie zu Miller befohlen. Rudimentäre Schäden. Der Gecko ist doch immer wieder eine Überraschung für unsere Gegner."
Nun sah er die Untergebene das erste Mal an. "Sie haben sich eine Beförderung und einen Orden verdient, schätze ich. Außerdem sollten wir Ihnen eine der Beutemaschinen geben. Haben Sie Lust auf den Wikinger?"
"Sir, ich bin Scout."
"Ihr Mech wird eine lange Zeit nicht mehr kämpfen können", sagte Stannic bedauernd. "Also doch der Wikinger."
Gardner blieb stumm. Stannic zu widersprechen war immer eine dumme Idee. Zudem hatte sie die Qualifikation für schwere Mechs.
"Kehren Sie ins Tal zurück. Und keine Angst, es sieht schlimmer aus als es ist."
Sie salutierte, und kam zu Phan zurück. "Hung, haben Sie einen fahrbaren Untersatz für mich?"
"Sie können mit dem Bandit mitfahren, der den POW ins Lager bringt."
"Danke, Sie haben einen gut bei mir."
"Ziehen Sie sich vielleicht erst was Trockenes an", riet der Infanterist.
Erst jetzt ging es ihr durch den Kopf, das sie vollkommen durchgeschwitzt war. Sie hatte keine Zeit gehabt, sich auszuziehen und die Kühlweste anzulegen. Und selbst die Abwärme von zwei M-Lasern reichte, um einen Raben ordentlich aufzuheizen. "Keine Zeit", erwiderte sie.

Sie stieg in den Bandit ein, kurz bevor er abfuhr. Bewacht von zwei grimmig dreinschauenden Infanteristen hockte der Gefangene wie in Häuflein Elend zwischen ihnen. Noch mehr aber erschrak er, als er Gardner sah.
Sie setzte sich ihm gegenüber. "Richtig. Ich bin die Pilotin des Raben", sagte sie.
Simone hätte Hass erwartet, Angst vielleicht, eventuell, nur ganz eventuell Bewunderung, aber der andere schien sie überhaupt nicht gehört zu haben. Er sah zu Boden und begann leise zu beten. Dabei wiegte er sich vor und zurück, wie es im arabisch-jüdischen Kulturkreis oftmals üblich war.
Das war also ein Finger des Todes. Ein zutiefst verschüchteter und religiöser Mensch, der wahrscheinlich mehr Angst vor ihrem Schatten hatte, als sie vor seinem Mech.
Sie schob den Gedanken beiseite, weil der Bandit anfuhr.
Schnell erreichten sie die Straße, auf der die Techs der Angry Eagles bereits dabei waren, um zu bergen, was sich bei dem Stadtkoloss und der Ballista noch zu bergen lohnte.
Dann kamen sie durch den Pass, und das Ausmaß der Zerstörung von mehreren hundert LSR wurde offenbar.
"Ja!", rief der Pilot des Wikingers erfreut, kassierte dafür aber einen Kolbenhieb mit dem Sturmgewehr seines rechten Bewachers in die Seite.
"Schnauze!", blaffte der Mann mit hochrotem Kopf.
Simone fühlte, wie sie in sich zusammensank. Zwei der Lander waren beschädigt worden, die Zeltstadt zwischen den Schiffen bestand zum größten Teil nur noch aus rauchenden Trümmern. Was noch stand, war von Schrappnell durchschlagen worden. Der Isoliertrakt für die potentiell mit dem Aerosol Infizierten stand noch, war aber löchriger als ein Schweizer Käse. Als sie tiefer ins Tal fuhren, erkannte sie das Totenfeld. Hier lagen dreißig, vierzig Leichen, die von den Helfern aus der Zeltstadt geborgen worden waren. Der Feldkaplan erteilte ihnen den letzten Segen, obwohl er selbst an einer Krücke ging, und die rechte Schulter bandagiert trug.
Kleine Rauchsäulen stiegen aus den Trümmern auf, und der provisorische Hubschrauberlandeplatz war mit den Trümmern des direkt getroffenen Yellow Jacket übersäht.
Tränen stiegen in ihre Augen. Vor Wut und Trauer halb wahnsinnig zog sie ihre Dienstwaffe, und richtete sie auf den Gefangenen. Der rechte Infanterist schoss vor, drückte die Waffe mit dem Lauf seines Gewehrs hoch, während der andere, ganz Profi, den Gefangenen daran hinderte, die Situation auszunutzen, indem er ihm das schussbereite Gewehr in die Eingeweide drückte.
"Ruhig, Ma'am!", zischte der größere und stärkere Mann. "Wir alle würden dieses Schwein am liebsten einfach über den Haufen schießen! Aber wären wir dann noch Angry Eagles? Was würde der Alte dazu sagen?"
Für einen Moment wollte sie ihn anbrüllen, sagen, das es ihr egal war. Aber das stimmte nicht. Sie wollte, das jemand büßte, für das was sie da draußen sah, für die vielen Toten, von denen viele Zivilisten waren, sie wollte, das der Pilot des Wikingers sofort dafür bezahlte. Aber dann hätte sie Ace nie wieder unter die Augen treten können. Niemals wieder. Und noch schlimmer, sie hätte die Ideale verraten, die sie als Eagle immer hoch gehalten hatte.
Zögerlich entkrampfte sie sich. Noch zögerlicher sicherte sie ihre Dienstwaffe und steckte sie wieder weg. "Danke", sagte sie. "Danke Ihnen beiden."
Der rechte Infanterist setzte sich wieder "Es ist nichts passiert."
"Ich werde aussagen, dass Sie mich erschießen wollten", giftete der Gefangene.
Daraufhin bekam er den Kolben ein zweites Mal in die Seite. "Ich habe Ruhe gesagt. Spreche ich mit einer Wand, oder was?"
Nun kehrte der Gefangene wieder zum Zittern und vor Angst halb wahnsinnig werden zurück. Er hatte tausend Gründe dafür. Der wichtigste Grund war die rauchende Ruine, in die sie einfuhren.
"Gott", flüsterte sie, "das muss der schlimmste Schlag sein, den wir seit Wayside V hinnehmen mussten." Und das war kein schöner Gedanke.

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Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

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