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CeGrudke CeGrudke ist männlich
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Hinter den feindlichen Linien:

Er musste vorsichtig sein. Wenn man ihn entdeckte, dann sah es ziemlich schlecht für ihn aus. Zum Glück war Nova nicht bei ihm. Sich unerkannt in ein feindliches Lager zu schleichen war ziemlich unmöglich, wenn man einen Drachen dabei hatte - selbst wenn es ein so relativ kleiner Drache wie der Wraith war.
Robert Hammer, Söldner, Bodyguard aber vor allem und in erster Linie Agent der Dragon Shadows und des MI6, lächelte, als er sich an das Gespräch erinnerte, das er mit seinem schuppigen Partner geführt hatte, als er diesem mitteilte, dass er die Hauptbasis der TZU infiltrieren wollte:

"Du bist verrückt", meinte Nova, während sie durch die tiefe Dunkelheit von Lyons flogen. "Wirklich und vollkommen verrückt! Und ich muss ebenso verrückt sein, weil ich dir auch noch helfe!"
Hammer klopfte seinem Freund an den Hals. "Du musst ja nicht viel tun, Nova. Du überfliegst nur kurz die Basis, ich spring ab und du kehrst um und kümmerst dich darum, dass Major Schmitt seinen Plan durchziehen kann."
Der Drache schnaubte leise und drehte seinen Kopf ein Stück in die Richtung seines Partners. "Du hast den Major natürlich nicht um Erlaubnis gebeten, wie ich es dir eigentlich empfohlen habe, nicht wahr?"
"Machst du Witze?", wollte Hammer wissen. "Er hätte mir sofort den Kopf abgerissen!"
MI6-Agenten waren dafür bekannt, nicht das zu tun, was ihre Vorgesetzten wollten und vor allem nicht nach deren Wünschen zu fragen. Mitglieder der Dragon Shadows bildeten da keine Ausnahme.
Nova schnaubte erneut und drehte den Kopf wieder nach vorne. "Wir sind gleich da. Mach dich schonmal zum Absprung bereit."
Hammer vollführte einige akrobatische Verrenkungen und hängte sich an die Vorderfüße des Drachen. Dieser prüfte nochmal die Umgebung nach potentiellen Feinden und möglichen Fluggeräten, dann rief er. "Absprung!"
Hammer ließ sich fallen, landete auf dem Flachdach eines Raumhafengebäudes, rollte sich ab und blieb erst einmal auf dem Boden liegen. Er wandte den Kopf und konnte gerade noch einen schwachen Schemen erkennen, den er als Nova identifizierte und der gerade wieder in der Nacht verschwand. Hammer richtete sich in der Hocke auf und lief geduckt zum Rand des Dachs. Dann nahm er das Seil, das er sich um den Oberkörper geschlungen hatte, hängte einen Karabinerhaken an eine Stahlstrebe und ließ sich langsam auf den Boden gleiten. Und so drang er in den Raumhafen und die derzeitige zentrale Basis des Feindes ein.

Er war seit einer Stunde unterwegs und hatte bisher noch keines seiner Ziele, einen dieser neuartigen Mackies, entdecken können. Er wollte nämlich mehr über diese ungewöhnlichen Kampfmaschinen, die angeblich sogar einem Drachen gefährlich werden konnten, herausfinden - beispielsweise, ob sie eine Schwachstelle hatten.
Bisher hatte er zwei Wachleuten ausweichen müssen, ansonsten schienen die meisten TZU-Soldaten in den Quartieren zu sein. Allerdings traute Hammer der Atmosphäre um ihn herum nicht. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Also schlich er mit übertriebener Vorsicht weiter - sein Glück, denn sonst wär er direkt in einen grauhaarigen Mann hineingelaufen, der gerade aus einem Gebäude kam und sich eine Zigarette anzünden wollte. Hammer reagierte blitzschnell, legte ihm eine Hand auf den Mund und hatte mit der anderen ein Messer an seiner Kehle, während er ihn neben der Tür an die Wand drückte. "Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, dann bleiben Sie jetzt ganz ruhig."
Er sah die vor Schreck geweiteten Augen des Mannes und lächelte bittersüß. "Glauben Sie mir, ich bin gerne bereit, mich einzusauen. Und wenn das bedeutet, dass ich Ihnen die Kehle durchschneide, weil Sie nicht tun, was ich von Ihnen möchte, dann nehme ich das auf mich."
Der Mann nickte verstehend und Hammer nahm die Hand von seinem Mund. "Okay. Wer sind Sie?"
"SeniorTech Angus McCulloch."
"SeniorTech, hm? Also gut, McCulloch. Sie können mir doch bestimmt sagen, wo sich eine dieser riesigen Maschinen befindet... wie heißen die doch gleich noch?"
"Sie meinen den Mackie?", wollte der Tech wissen und hätte sich im selben Moment am liebsten selbst auf die Zunge gebissen. Hammer lächelte wieder. "Stimmt, Mackie. Nachdem wir geklärt haben, dass Sie wissen, welche Maschinen ich meine - wo sind sie? Und bevor Sie behaupten, es nicht zu wissen: Ich kenne mich auch ein wenig mit Techs aus. Ein Tech, der weiß, wie eine Maschine heißt, weiß auch, wo sie steht. Also, raus damit, ansonsten werden Sie mit einem unschönen Schnitt im Hals auf dem Boden liegen und verbluten."
Der Tech schluckte hart, dann wies er auf ein Gebäude, das vielleicht drei Kilometer entfernt war. "Dort. Die Mackies sind dort hinten."
Hammer nickte. "Danke. Und schlafen Sie gut."
Er drückte einmal kurz zu und der Tech kippte ohnmächtig zu Boden. Hammer zog ihn in eine dunkle Ecke, damit er nicht sofort gefunden wurde, fesselte und knebelte ihn, dann lief er zu dem Gebäude, von dem er annahm, dass es ein Hangar oder eine Lagerhalle war. Die Tore der Halle waren geschlossen, aber er fand eine kleine Seitentür, die es ihm erlaubte, in die Halle hineinzukommen. Und tatsächlich, da standen sie. Haushohe Metallberge, die vor Kraft und Tödlichkeit nur so zu strotzen schienen. Hammer blickte sich um und entdeckte mehrere Techs, die gerade dabei waren, an einigen der riesigen metallenen Monster herumzuwerkeln. Er sah sich um und fand was er suchte - ein Versteck, nicht weit von den Techs entfernt und gut genug, um ihm zu erlauben, ein paar Fotos zu machen. Er benutzte eine DigKa3580 von Nikon, ein kleines Gerät, das sehr handlich und leicht war - und dessen Fotos man nur erkennen konnte, wenn man es zweimillionenfach vergrößerte und dann eine Lupe benutzte, aber es war besser als nichts. Er schoss ca. hundert Bilder, wobei er die verschiedenen Mackies aus verschiedenen Blickwinkeln vor die Linse bekam, von den meisten bekam er dank der offenen Wartungsluken auch das Innenleben zu sehen, dann verließ er sein Versteck und die Halle. Er wollte sich gerade in die Dunkelheit verdrücken, als eine Wache um die Ecke bog und ihn entdeckte. Jetzt musste er schnell handeln. Den Nadler ziehen, die Wache erschießen und vorschnellen, um die Leiche aufzufangen, bevor sie zu Boden poltern konnte, waren das Werk von Sekundenbruchteilen. Auch sein Kollege, der gerade um die Ecke kam, wurde das Opfer des Nadlers und sackte gegen die Wand. Als er zu Boden rutschte hinterließ er einen braunroten Fleck an der Wand. Jetzt musste er verschwinden - am besten auf dem Weg, auf dem er gekommen war. Also schlich er sich wieder zurück, vorbei an dem bewusstlosen Tech, dem er schnell noch die Metallfesseln und den Knebel abnahm, damit es niemanden auffiel, dass der Mann nicht einfach völlig betrunken in der Ecke eingeschlafen war, das Seil hochgeklettert, wieder eingezogen und um den Oberkörper geschlungen, dann holte er einen Kommunikator heraus. "Nova?"
"Anwesend bei der Arbeit, großer Meister der Verrücktheiten."
Hammer musste grinsen. "Hol mich ab. Ich bin wieder auf dem Dach, wo du mich abgesetzt hattest."
"Roger", kam die Antwort des Drachen, woraufhin Hammer sich wieder auf den Boden legte. Er wartete vielleicht zwei Minuten, dann hörte er ein Knacken im Komm. "Ich bin in zehn Sekunden da. Aufstehen und Arme ausstrecken, junger Mann!"
Hammer grinste wieder, erhob sich und streckte die Arme in die Luft. Er spürte, wie zwei starke krallenbewehrte Hände/Füße nach ihm griffen, dann wurde er hoch in die Luft erhoben. Während des Flugs kletterte er am rechten Vorderbein seines Partners auf dessen Rücken und blieb dort erstmal liegen. Nova warf seinem erschöpften Partner einen amüsierten Blick zu. "Jetzt tu bloß nicht so, als hättest du hart gearbeitet. Das war doch bestimmt ein Spaziergang für dich."
Hammer ließ die gesamte Operation nochmal Revue passieren. In tiefer Dunkelheit von einem Drachen springen, auf einem harten Dach landen, herunterklettern, Wachen ausweichen, Gefangene machen und befragen, sich verstecken, um Fotos machen zu können, zwei andere Wachen ausschalten und wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren. "Klar", meinte er dann müde und schloss die Augen. "Ein Spaziergang."

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A rose by any other name is still a rose

Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne

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03.10.2009 15:31 CeGrudke ist offline E-Mail an CeGrudke senden Beiträge von CeGrudke suchen Nehmen Sie CeGrudke in Ihre Freundesliste auf
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Als Patrick Kell den Boden von Styx unter seinen Füßen spürte, war ihm ein wenig unwohl. Durch seine Familie und seinen diplomatischen Dienst im Auftrag der Archontin, seiner Cousine Katrina, war er oft genug hier. Dabei begleiteten ihn mehr oder weniger seine Kell Hounds, entweder das volle Regiment, oder, falls das nicht möglich war, zumindest eine auserlesene Leibwache. Die Einheit war gut trainiert und kampferfahren. Selbst der Exodus, die Auflösung der Division nach Morgans Fortgang, hatte nichts daran ändern können. Aber auf Seiten der Kombinatstruppen zu kämpfen, war doch sehr überraschend gewesen. Vor allem für ihn.
Er verließ den kleinen Lander und trat, neben und hinter sich Daniel Allard und Tai-sa Arika Kushino, die Herrin des 3. Schwert des Lichts, wissend, forsch in Richtung des wartenden Wagen mit der aufgepflanzten Standarte des 2. Schwerts des Lichts aus.
Seltsam. Er und Yorinaga Kurita kannten einander nun schon so lange, hatten so viel miteinenader durchgemacht, seit Prinz Ian 3011 auf Mallory´s World gefangen genommen worden war, seine Hochzeit im Haus Kurita aber endlich einen Friedensschluss zwischen den Draconiern und den Feddies ermöglicht hatte. Sie hätten Freunde sein können, aber Yorinaga ärgerte sich zu sehr über die verpatzte Chance, gegen Krieger vom Kaliber der Kell Hounds zu kämpfen, und Patrick hatte immer mal das Gefühl, nur ein Soldat in der zweiten Reihe hinter seinem Bruder zu sein.
Morgan war mit den Worten fortgegangen: Wir werden in Zukunft mehr Drachen brauchen. Viel mehr Drachen.
Seither lebte er auf den Zuchtfeldern von Saniah III und lebte im Drachenkloster, um seinen Teil an der Wissenschaft der Drachenaufzucht und der genetischen Forschung voran zu treiben. Damit einher gegangen war die Auflösung der Division. Über die Hälfte der Drachenreiter hatten die Hounds verlassen, dazu zwei Drittel der Panzertruppen und nahezu drei Viertel der Sprungtruppen. Sie hatten den Auftrag erhalten, den Armeen der von der TZU bedrohten Staaten so viel wie möglich beizubringen und selbst so viel wie möglich zu lernen, und in der schlimmsten Stunde zurück zu kehren. Auch Morgan wollte dann wieder seinen angestammten Platz bei den Hounds einnehmen, und Patrick freute sich darüber, weil dies bedeutete, dass er die Regimentsführung endlich aus der Hand geben und sich ganz auf sein Diplomatendasein konzentrieren konnte. Und Yorinaga Kurita würde dann vielleicht endlich zu seinem Kampf kommen, auch wenn es nur eine Übung war.

Ein hochgeschossener Asiate erwartete ihn und salutierte stramm. Die Abzeichen wiesen ihn als Sho-sa, also Major aus, aber seine Augen wirkten wie die eine Generals. Der Mann gab sich steif, aber respektvoll. "Guten Morgen, Colonel Kell. Ich soll Ihnen Grüße von Sensou no Katana sowie Tai-sa Kurita überbringen. Er wünscht Sie, Ihren Begleiter, und auch Sie, Tai-sa Kushino, sofort an der Front zu sehen."
"Moment Mal, an der Front? Asano-kun, ich bin hierher geeilt, weil Kurita-sama es wichtig gemacht hat. Aber so wichtig?"
Narimasa Asano lächelte dünn. Das war eine Höflichkeitsbezeugung für den ehemaligen Gegner, dem er auf Mallory´s World gegenüber gestanden hatte. "Ich habe Yorinaga-sama gesagt, dass Sie es nicht werden aushalten können, bis Sie bei ihm sind, Kell-sama. Deshalb habe ich eine kurze Zusammenfassung vorbereitet. Sie wird Ihnen nicht gefallen." Der Japaner besah sich die riesigen Drachentransporter der Kell Hounds und des 3. Schwerts des Lichts. "Sie haben einen terranischen Zerstörer im Orbit?"
"Oh, er gehört uns beiden zu gleichen Teilen", erwiderte Patrick, wohl wissend, dass der Offizier einem konkurrierendem Kameraden von einem anderen Schwert des Lichts einen solchen Triumph nur schwerlich gönnen würde.
"Interessant. Ich bin auf den Bericht gespannt." Er machte eine einladende Handbewegung und deutete auf das geräumige Innere des großen Militärwagens.
Die Soldaten nahmen Platz, und nur Sekunden darauf raste der Fahrer los, als gelte es darum sein Leben zu retten.

"Es ist wie folgt: Während die Kell Hounds das 3. Schwert vor der Vernichtung gerettet haben, ist auch hier einiges passiert. Das 21. Armeekorps ist zu einem Entlastungsangriff auf Styx gelandet und hat das Briankastell Oedo besetzt. Das ist ein schwerer Schlag für die Verteidiger. Der zuständige Milizoberst hat bereits um das Recht gebeten, durch seinen Seppuku die Schande für seine Leute rein zu waschen. Yorinaga-sama hat dem widersprochen."
Patrick atmete keuchend aus. Für einen Moment hatte er geglaubt, Yorinaga hätte zugestimmt. Dieser barbarische Brauch, sich im Falle des Versagens den eigenen Leib aufzuschneiden, nur um den Kopf abgeschlagen zu bekommen, mochte für die Draconier eine große Sache sein und unglaubliche Schuld rein zu waschen. Aber er mochte ihn nicht und sah ihn noch seltener ausgeführt.
"Während das 21. Armeekorps auf die Oberfläche übersetzte, brachten ihre Raumkampftruppen ein Passagierschiff in ihre Gewalt. Es ist die lyranische Silberadler mit dreihundert Zivilisten an Bord. Entgegen dem geltenden Recht wurden sie nicht als Nichtkombattanten behandelt. Sie wurden auf den Planeten entführt und im eroberten Brian-Kastell interniert."
Patrick Kell erschrak, zeigte dies jedoch nicht nach außen. Seine Gefühle zu sehr zu zeigen kam nie gut an bei draconischen Kriegern. Daniel war darin noch nicht so gut. Ihm entfuhr ein leiser Fluch.
"Soll das also heißen, dass dreihundert lyranische Zivilisten in der Hand der TZU sind?", fragte er mit Ärger in der Stimme. Brian-Kastelle waren riesige Forts, darauf ausgelegt zwanzig oder mehr Drachen sowie mehrere Regimenter Bodentruppen aufzunehmen. Gedacht waren sie gegen den zunehmenden aggressiven Einfluss der TZU, und ein nicht erobertes Kastell bedeutete meistens, die TZU-Truppen irgendwann mal wieder ins All jagen zu können. Das größte Kastell auf Thorin hatte erst nach fünf Jahren kapituliert, und das auch nur, weil alle Truppen und deren Angehörige in das lyranische Reich repatriiert worden waren. Es war nur logisch, dass sich die TZU-Truppen zuerst um dieses Ärgernis kümmerten, bevor sie sich weiteren Problemen zuwandten. Nun also stand das gut gepanzerte und hoch verteidigte Kastell gegen die Schwerter des Lichts und die Kell Hounds, denn es stand außer Frage, dass seine Leute es ebenso wenig hinnehmen würden wie er selbst, das unschuldige lyranische Zivilisten in Lebensgefahr waren.
"Das ist nicht unser Hauptproblem. Es scheint als wäre es zu einem Aufstand im Gefangenentrakt gekommen. Die Zivilisten haben einen Teil des Kastells erobert, einige überlebende Verteidiger befreit und halten bis jetzt den Turm. Wir haben versucht Truppen auf dem Turm zu landen oder die Zivilisten auszufliegen, aber entgegen früherer Gelegenheiten dieser Art widersetzt sich die TZU allen Versuchen. Es wurden sogar Transporter mit dem Roten Kreuz beschossen."
"Ein merkwürdiges Verhalten des 21. Korps. Wer führt es an? Mahling? Rottenfeld?"
"Mahling ist kommandierender General. Für den Einsatz hat er aber einen Vorgesetzten zugewiesen bekommen. McCarron führt das Kommando."
"McCarron? DER McCarron?" Patrick runzelte die Stirn. Es gab nur einen erwähnenswerten Mann dieses Namens in der Armee der TZU, und das war Ronald McCarron, zweiter Sohn des legendären Regimentsführers der McCarrons Armored Cavalry, einer Einheit im Dienst der Föderation Capella - und mit einem Hass auf Haus Davion ausgestattet, der seinesgleichen suchte. Nicht wenige hielten die Entsendung von Ronald nach Terra als ersten Versuch des alten McCarron, dort einen neuen, dauerhaften Kontrakt zu finden. Allerdings gab es ein Problem bei der Sache.
Der Wagen hielt, die Türen wurden von hilfreichen Händen geöffnet, und während er heraus kletterte rief Patrick: "Das macht keinen Sinn! Ronnie ist ein Schlapphut! Ein Geheimdienstmann! Warum sollte man ihm das Oberkommando über eine gottverdammte Armee geben?"
"Direkt wie immer, Patrick-kun", empfing ihn die kühle Stimme von Yorinaga Kurita. Er lächelte sein dünnes, nichtssagendes Lächeln und deutete auf das große Zelt, das ihm für seine Stabsbesprechungen diente. "Und ich habe eine direkte Antwort darauf. Hier, dies sind Fotos vom Anführer der lyranischen Zivilisten. Wir haben ihn mittlerweile als Lieutenant Redburn identifiziert, einen Drachenreiter im Training. Es war relativ einfach, Daten über ihn zu bekommen, weil er Staatsgast in der Triade auf Tharkad war."
Patrick kniff die Augen zusammen, während er das Foto betrachtete. Ja, beim Anblick dieses schlacksigen jungen Mannes erinnerte auch er sich an ein oder zwei Begegnungen. Der Mann war Panzerfahrer und hatte zu den Drachen gewollt. Katrina hatte ihm angeblich einen Colt versprochen, falls Redburn Zugang zu ihm fand.
Daniel Allard schnaubte verächtlich. "Was, um alles in der Welt hat ihn nur dazu veranlasst, den Helden zu spielen und dreihundert Zivilisten zu gefährden? Und warum machen die da mit? Es ist eher ungewöhnlich, dass die TZU Geiseln nehmen, aber letztendlich sind sie unwichtig genug, um sie durch Verhandlungen frei zu bekommen. Vor allem jetzt, wo wir drei volle Divisionen auf dieser Welt haben, und alle drei sind Elite."
Wortlos reichte Yorinaga ein weiteres Foto herum, das einen konzentrierten Andrew Redburn auf einer Balustrade zeigte, konzentriert mit einem Karabiner schießend, während hinter ihm Frauen und Kinder einen offenen Laufgang entlang flüchteten. Eine weitere junge Frau, bewaffnet mit einer schweren Autopistole und Headset, winkte sie weiter. Patrick sah ihr Gesicht nicht, aber irgend etwas an ihr kam ihm bekannt vor. Weitere Fotos wanderten durch seine Hände. Sie gehörten alle zur Serie des unbekannten Fotographen. Die Braunhaarige wandte sich dabei um, eine Hand am Headset, um Befehle zu geben. Als Patrick ihr Gesicht erkannte, wurde ihm klar, was ihn störte. Diese Frau war nicht braunhaarig, sondern blond. Und außerdem hätte sie ohnehin erst die Bezeichnung Mädchen verdient. Sie war erst siebzehn Standardjahre alt. Er musste es wissen, denn er war einer ihrer Taufpaten gewesen. Sein Herzschlag schien auszusetzen. Mit totenbleicher Miene reichte er die Bilder an Allard und Kushino weiter.
Daniel Allard keuchte zu Tode erschrocken auf. "Melissa?"
"Melissa Arthur Steiner, die Erbin des Archontenthrons", klang der unverkennbare Drachenbass von Sensou no Katana ins Zelt. Die riesige Drachenschnauze des Atlas-Drachen schob sich ins Zelt und fixierte die Anwesenden. "Deshalb lassen die Terraner nicht locker. Mit Melissa in ihren Händen ist Archon Katrina nur noch Butter für sie."
"Falls sie die Kämpfe überlebt - oder überleben will", fügte Asano hinzu.
Heftig keuchend stützte sich Patrick auf dem Besprechungstisch ab. Sein Atem ging stoßweise und mit Gewalt musste er seine Panik zurückdrängen. Verdammt, die Erbin des Commonwealths, in der Hand der TZU? Ein Schreckensszenario, wie es schlimmer kaum sein konnte.
"Wir müssen angreifen", raunte er. "Sofort."

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Ace Kaiser,
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19.10.2009 22:50 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Beide Gestalten wirkten weniger wie normale Reisende als mehr wie zwei Vaganten die zufällig auf dem fahrenden Zug aufgestiegen waren. Kompletter Blödsinn wenn man bedachte, in welchem Tempo die Monorail-Bahn über die 200-Kilometer weite Strecke verkehrte. Die übergroße Echse mit dem weißem Schuppenkleid, lag auf einer alten Löschdecke die sie vom einem mitleidigen Schaffner erhalten hatten, damit sie wenigstens nicht direkt im Kontakt mit dem kühlen Metall des Bodens kam. Mit ihr teilte sich eine junge Frau mit schwarzen Haaren, die Löschdecke, während der lange Schweif der Drachin sie an ihren vergleichsweise wärmeren Körper gepresst hielt.
Mireille konnte sich gefahrlos mit der kleinen Drachin unterhalten, da sie beide in einem Wagon saßen, der eher Fracht zu transportieren hatte, weswegen es keine weiteren Fahrgäste gab, auf die sie sonderlich Rücksicht nehmen mussten. Zwar war es hier nicht sonderlich gemütlich, doch immer noch besser nach eigener Aussage der Polardrachin, als das ihr Leute ständig auf den Schwanz traten oder dieser in Abteiltüren eingeklemmt wurde.
„Ich wundere mich, warum sie bis jetzt den Zug noch nicht angehalten haben“, sprach Mireille mit lauter Stimme, bemüht das ihre Worte nicht vom Fahrtwind und dem statischen Brummen der Magnetschienenbahn übertönt wurden. Es war nicht mal sonderlich laut, doch das Brummen schien sich durch ihre Knochen bis hin zu ihren Schädel fortzupflanzen und ihr Gehirn langsam in eine gelatineartige Masse zu zerrütten.
Verdammt, sogar ihre Zähne klapperten durch die verflixte Vibration, was in diesem Fall aber nicht einfach nur nervte, sondern auf eine gewisse Art auch fast physisch schmerzte.
„Wenn das so weitergeht, springe ich eher freiwillig aus dem Zug, als das wir uns um die Terries sorgen müssten“, beklagte die Studentin der Drachengenetik, ihrer unbequemen Lage.
Auch der Drachin gefiel ihre Reiseunterbringung nicht, aber es blieb ihnen momentan einfach nichts anderes übrig, da Auris selbst mit eingezogenen Schwanz und Hals, nur mit Mühe in eines der engen Abteils passte, ohne das ein Körperteil heraus hing, über das andere Reisende stolpern konnten. Es war ja schon schlimm genug, dass die Ishibashi alle Hände voll zu tun gehabt hatte, auf der einen Seite die Gestolperten, auf der anderen Seite jedoch auch ihre Tante zu beruhigen, die wohl zu gerne diese „unaufmerksamen“ und „unsensiblen“ Leute in Grund und Boden geschimpft hätte. Letztlich hatten sie sich also für eine weniger komfortablere, dafür aber platzfreundlichere Unterbringung entschieden.
„Was sorgst du dich um diese? Die Terraner sind vielleicht Eroberer, aber keine Weggelagerer oder Räuber die Züge überfallen. Die haben wortwörtlich Besseres zu tun, als sich um ein paar reisende Nichtkombatanten zu kümmern oder den Warenverkehr ihres neu eroberten Territoriums lahmzulegen“, versuchte die Professorin ihr nervös wirkendes Mündel zu beruhigen.
„Nichtkombatanten von denen zwei mit Heines losen Haufen in Verbindung stehen. Und ich will nicht wissen, was die mit uns machen werden, wenn ihnen das dämmert“, prophezeite die junge Frau deren grüne Augen unheilschwanger aufblitzten. Die weiße Polardrachin schien daraufhin nichts zu erwidern- für`s erste jedenfalls. Tatsächlich spielte sie schon seit Beginn der Fahrt in Gedanken mehrere mögliche Szenarios durch, die ihnen ein wohlbehaltene Ankunft garantierten.
Recht schwer wenn man bedachte, dass sie ein Drache war und damit auf der Abschussliste der TZU stand.


Mireille hatte Auris strikt angewiesen, bloß nicht ihre Flügel zu bewegen oder den Hals zu recken, egal als wie kratzig sich die geliehene Decke erweisen würde. Um ihrer Tarnung willen, hielt der Braindrache sich mit Kommentaren oder sonstigen Bemerkungen zurück, die darauf hingewiesen hätten, dass sie ein durchaus intelligentes Wesen war, sondern spielte die Rolle des stummen, dummen Tieres. Ein reiner Überwindungsakt wenn man bedachte, wie geschwätzig und versessen die weiße Drachin ansonsten war, ihren Intellekt zu beweisen.
Die junge, schwarzhaarige Frau hatte ihr eine Hand auf den Rücken gelegt und lotste die so „getarnte“ Drachin durch die Menschenmenge, die sich gezielt in Richtung Stationsausgang bewegten. Doch je näher sie ihrem Ziel kamen, desto mehr verzagten ihre Schritte, da sie schon von weiten sehen konnte, wie zwei Uniformierte die Leute am Drehkreuz kontrollierten- vermutlich auf der Suche nach Waffen oder verdächtigen Personen. Personen wie sie, wie Mireille sich mit einem trockenen Hals bewusst wurde. Ihre Tante schien ihr Zögern wohl bedingt durch den direkten Kontakt zu bemerken, den sie zischte ermahnend. Jetzt oder nie. Es würde nur umso auffälliger wirken, wenn die junge Frau ab den letzten Metern kehrt machte und floh.
„Halt! Was haben wir den hier?“
Und wie erwartet wurde sie natürlich gezielt herausgepickt und zum Bleiben gezwungen.
Nun kostete es ihre gesamte Selbstbeherrschung keinen alzu eingeschüchterten und nervösen Eindruck zu machen. Auf der anderen Seite, wer wäre das nicht, im Kontakt mit irgendwelchen Eroberern? Die teils mitleidigen, teils neugierigen Blicke der vorübergehenden Passanten waren da auch nicht sonderlich hilfreich, ihre Ängste in Schach zu halten. Interessanterweise half ihr ihre Angst jedoch auch, einen einigermaßen klaren Kopf zu behalten, auch wenn ihr Körper schon auf wegrennen gepolt war.
Einer der beiden deutete neugierig auf das sie begleitende „Tier“. Hierbei durfte man nicht vergessen, dass die für einen Drachen verräterischen Teile von der „stylischen Modedecke“ versteckt wurden.
„Okay, was ist das?“
Mireille hob langsam den Kopf und versuchte dem Kerl in die Augen zu schauen, wobei sie allerdings eher ein Stück weiter nach oben seine Stirn anvisierte. Den geringen Unterschied würde der Erwachsene so schnell nicht mit bekommen.
„Ein Hund, Sir“, antwortete sie folgsam, auch wenn sich ihr fast schon dabei der Magen umdrehte, bei dem Gedanken dass die Herren da im Gegensatz zu ihnen bewaffnet waren. Und das diese ohne mit der Wimper zu zucken, einen Drachen erschießen würden, wenn sie ihn erkennen würden. Falls sie ihn erkannten. Diese ganze Scharade baute sich nur darauf auf, dass den beiden Terranern eben dieses Detail entging.
„Ein Hund?“, wiederholte der Andere verblüfft, ehe er seine Hand auszustrecken began.
„Vorsicht. Fremde beißt es oft“, warnte Mireille den TZU-Soldaten mit tonloser Stimme, auch wenn sie sich gleichzeitig wünschte, dass Auris ihm die komplette Hand abbiss. Dann hätten sie allerdings das Problem gehabt, dass ein Weiterkommen keine freie Option mehr gewesen wäre.
Gerade noch rechtzeitig, riss der Gewarnte seine Hand zurück, eher er auch nur in Reichweite von Auris Schnauze gelangt war. Stattdessen kratzte er sich nachdenklich am Kinn.
„Hunde werden nie und nimmer so groß“, beschloss er und tauschte einen Blick mit seinem Partner.
Jetzt galt es schnell die passende Erklärung zu liefern, bevor alles den Bach runterging.
„Das ist natürlich eine Mutation. Vom Planeten Nyx um genauer zu sein“, erklärte sie mit einem entschuldigenden Lächeln und einem Kopfnicken. Hätte sie in diesem Moment gelacht, wäre das viel zu überdreht rüber gekommen.
„Solltest du das dann nicht lieber anleinen oder so?“
„Keine Sorge, es hört wunderbar auf das was ich sage.“
Hinter ihr begannen sich schon die anderen Reisenden zu stauen und einige Mutige beschwerten sich sogar über die unerwartete Verzögerung.
Na, vielleicht war es doch besser die komische Kleine und ihr noch seltsameres Tier durchzulassen, ehe sich ein Vorfall ereignete. Sie wurde durchgewinkt und keines Blickes mehr bedacht, da der Betrieb weitergehen sollte.
Die Studentin lief weiter und konnte noch gar nicht richtig begreifen, dass sie tatsächlich durch gelangt waren. Keiner von ihnen war tot oder gefangen genommen worden. Sie beide lebten und atmeten noch. Und sie mussten nur noch dem Agenten in die Arme laufen, der als Zivilist getarnt sie hier irgendwo in Empfang nehmen sollte, damit sie endlich zu dem Konvoi kamen und damit auch wieder unter dem Schutz von Lord Rosenstark.

Als sie sich endlich außer Hörweite der Soldaten befanden, wagte es Mireille zum ersten Mal wieder das Wort an die Drachin zu richten.
„Eine Idee, wie wir die anderen finden? Nicht das uns die Terries doch noch aufgreifen, weil du auffällst wie ein bunter Hund“, wisperte sie ihrem derzeitigen „Haustier“ zu. Nicht da sie glaubte, dass die Forscherin noch lange so still bleiben würde, wenn man die gerade zu peinlichen Umstände bedachte, die sie zu so einem entwürdigenden Schauspiel zwangen.
Statt der erhofften Antwort, spürte sie jedoch wie der Schädel der Drachin gegen ihren Rücken stupste und sie damit fast einen Meter weit nach vorne katapultierte.
„Autsch! Das war mein Hin-handy? Du meinst ich soll versuchen ihn anzurufen?“
Auch wenn Auris nur ein Schnauben von sich gab, wusste die Studentin dass das quasi eine Bestätigung und eine Beschwerde über ihre selten auftretende Begriffsstutzigkeit war.
„Schon gut, schon gut. Hab verstanden.“
Wie viele Teenager trug sie ihr Handy natürlich in einer der hinteren Taschen, was sich auch wunderbar unter dem Stoff der Jeans ausbeulte.
Sie zog den harten Gegenstand hervor, der ihr den Beinaheflug und sicherlich einen blauen Fleck beschert hatte, klappte es auf und tippte auf dem Display herum, während Auris ihr neugierig über die Schulter lugte.
„Warum hast du Herrn Schmitt nicht unter S oder H eingespeichert?“, zischelte die Drachin neugierig. Mireille fuhr erschrocken zusammen, nicht nur weil ihre Tante wieder mit dem Sprechen angefangen hatte.
„Steht das für interessanter Idiot oder idealisierter Armor?“, fügte sie ganz unschuldig hinzu, während sie mit ihren blauen Augen amüsiert beobachtete, wie ihre Nichte rot anlief, während diese das Gerät an eine Ohrmuschel drückte und leise vor sich hinfluchte.
„Er geht nicht ran! Und uns können jeden Moment die Terries überraschen.“
Alles andere als ruhig, tappte ihr Fuß nervös auf dem Steinen des Weges.
„Gehen sie endlich ran! Gehen sie endlich ran! Gehen sie endlich ran!“
Hinter ihr erklang ein Räuspern und sie konnte fühlen wie die Muskeln zwischen ihre Schulterblättern sich verkrampften, wie als wenn sie einen Schlag erhalten hatte. Stocksteif drehte sie sich und sah sich dann jedoch nur mit einem anderem Zivilisten konfrontiert. Zumindest wirkte diese Person rein von der Kleidung her wie ein normaler Bürger. Ihr Herzschlag schien wieder einzusetzen, auch wenn das kurzzeitig angestaute Adrenalin einen unangenehmen Nebeneffekt hatte.
„Schleichen sie sich immer so an die Leute ran, wenn diese telefonieren?“, empörte sie sich über den dreisten Neuankömmling, während sie versuchte unauffällig ihr Handy wegzupacken. Hatte der Leibwächter des Adeligen etwa mit bekommen, wie sie über seinen Herrn geschimpft hatte? Das war der Grund für ihre Unfreundlichkeit. Doch es war Auris die letztendlich dem Mann gegenüber ihre Erleichterung zum Ausdruck brachte.
"Gut, dass sie da sind Mister Ryan. Wir hatten schon befürchtet, dass uns die falschen Leute finden werden."

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Und vergessen sie nicht ihre ENS-Box zu leeren, wenn sie sich vor Posts nicht retten können.

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24.03.2010 23:37 Aria Segeste ist offline E-Mail an Aria Segeste senden Beiträge von Aria Segeste suchen Nehmen Sie Aria Segeste in Ihre Freundesliste auf
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"Wir wären dann soweit, Heine."
Der schwarze Drachentöter sah von dem Bericht auf, den er gerade las, und nickte Soryu zu. Nach ihrer Flucht hatten sie sich in relativer Nähe zum Raumhafen wieder aufgestellt. Nicht in einer Kaserne, sondern im undurchdringlichen Waldgebiet der nordöstlichen Rimmers-Berge, die mehrere Vorteile boten. Die vulkanische Aktivität in der Region war extrem hoch, aber nicht besonders ausgeprägt. So ziemlich jeder Berg hier war ein aktiver Vulkan, der seine Lava in seit Jahrzehntausenden eingefahrenen Wegen entließ. Dieser in Schüben erfolgende Druckabbau machte die Region sicher und hatte eine dichte Vegetation wachsen lassen. Die meisten Bäume, unter denen sich das Regiment der Skye Ranger versteckte, waren hundert Jahre und älter. Die aktiven Vulkane verhinderten indes effektiv eine Infrarotortung im weitläufigen Waldgebiet.
Heine hatte sich für das Grendel-Tal entschieden. Das Tal hatte seinen Namen wegen der entfernten Ähnlichkeit mit einem menschlichen Torso erhalten, dem der rechte Arm fehlte. Linker Arm und die Beine waren Passagen in andere Täler. Drei potentielle Fluchtwege, geräumige Dimensionen und relative Nähe zum Raumhafen summierten sich in eine ganze Reihe Vorteile für die Verteidiger Lyons. Das weitgefächerte Netz an Beobachtungsposten und Spionkameras würde darüber hinaus dafür sorgen, das sich kein Angreifer unbemerkt nähern konnte. Die Weitläufigkeit des Tals verhinderte die Effizienz von Luftangriffen. Zudem waren die Gesteinsschichten der Region stark Eisenhaltig und verhinderten die Magnetbandortung. Eine ideale Position. Aber die würde ihnen überhaupt nichts nützen, wenn der Planet den Terrys überlassen wurde. Dann war nicht nur dieses Tal, sondern der ganze Planet eine einzige Falle.
Er trat durch den penetrant kalten Nieselregen auf das Kommandeurszelt von Colonel Hannibal zu. Pacificus, Schnitter, Garm und Nova lagen um das Zelt verteilt und hatten ihre Köpfe hinein bugsiert. Natürlich würden sie an der wichtigen Besprechung teil nehmen. Vor allem Pacificus und Schnitter mit ihrer aktuellen Kampferfahrung würden eine große Hilfe sein.

Als Heine eintrat, gellte ein scharfes "ACHTUNG!" des Diensthabenden Sergeant auf, und die Offiziere von Heines losem Haufen und der Skye Ranger nahmen Haltung an. Das berührte den Adligen ein wenig peinlich, denn wenngleich er den Oberbefehl hatte, war er nicht der ranghöchste Offizier. "Rühren", sagte er daher knapp und bündig. Allerdings musste er lächeln, als er die Neuankömmlinge musterte. "Sie brauchen nicht vor mir stramm zu stehen, Mireille", spöttelte Heine sanft, als er die junge Dozentin passierte. Er wandte sich Auris, dem Braindrachen, zu. "Ich habe gehört, Ihrer beider Flucht war ungewöhnlich, Doktor?"
Der weiße Drache schnaubte verächtlich. "Ich hielt es für weiser, mich nicht der Gnade der Terraner auszuliefern. Auch wenn das bedeutet hat, meine Würde zu vergessen und mich als Hund auszugeben. Die Terraner sind - dank einer alten Decke, die als Hundejacke herhalten musste - problemlos drauf rein gefallen."
Pacificus stieß ein meckerndes Lachen aus, in das der burschikose Garm lauthals einfiel. Nova beließ es bei einem amüsierten Schnauben, und Schnitter hatte davon überhaupt nichts mitbekommen. Er war damit beschäftigt gewesen, Sergeant Kiribati in ein Gespräch zu verwickeln, was diese jedoch erfolgreich zu ignorieren wusste.
Major Vincent stieß ein geradezu peinliches lautes Gackern aus, als sie die Geschichte hörte. "Die Gesichter der Terrys hätte ich zu gerne gesehen." Sie verlegte sich auf ein gefährliches Grinsen. "Amateure."
Auch aus den Reihen von Colonel Hannibals Offizieren klang teilweise amüsiertes Gelächter auf.
Der kleine Chris Kell trat vor den weißen Drachen und musterte ihn interessiert. "Wo habt ihr denn deine Flügel versteckt, Tante Auris?"
"Unter der Decke. Wir haben einfach gesagt, es wäre eine Hundemode."
"Das war schlau", konstatierte der kleine Kell. Er berührte das Maul des Braindrachen, ohne sie um Erlaubnis zu bitten, und seine Mutter wollte ihn schon fort ziehen, als Chris lauthals verkündete: "Und eine feuchte Nase hast du auch."
Diesmal ging das Gelächter auf Kosten der Gelehrten. Sie nahm das aber nicht wirklich übel. Sie war viel zu erleichtert, dass sie mit ihrer Nichte erfolgreich aus der Gefahrenzone geschleust worden war. Tatsächlich hatte Fabian Ryan bei dieser Mission den Hundetrick bis weit hinter die Stadtgrenze durchgezogen.
"Entschuldigen Sie, Heine. Wir werden jetzt gehen." Takara Kell nahm ihren Sohn auf den Arm.
"Nein, Ma'am, dazu besteht kein Anlass. Es geht auch und vor allem um Ihr Schicksal, und um das Ihres Sohnes. Also bleiben Sie und lauschen Sie."
Die Draconierin nickte zögerlich und suchte sich einen Sitzplatz am Holotisch.

Heine trat nun ebenfalls heran und veränderte die Einstellungen. Er ließ die Read only Memory von Garm, Pacificus und Schnitter einspielen, wodurch sich das Gefechtsgeschehen leicht veränderte. "Diese Daten stammen von unseren drei kämpfenden Drachen. Vor allem Garm gelangen ein paar wundervolle Datensammlungen. Sein kleines nahes Versteck im Waldhain im Südosten des Geländes hat dies ermöglicht. Danke dafür, Tostan, Garm."
"Es war nicht wirklich ein Risiko", erwiderte der Drache. "Die Terraner waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich auch noch um uns zu kümmern." Tostan nickte dazu ernst.
"Dennoch. Wir haben dadurch einen sehr guten Einblick über die Bewaffnung der Mackies erhalten, und über die Kapazitäten dieser Waffen. Vorweg eines: Kein Mackie hat alle seine Waffen eingesetzt."
Erstauntes Raunen ging durch die Anwesenden.
"Fakt ist auch, Herrschaften, das die Mackies so schwer gepanzert sind, dass ihnen sogar ein PPK-Treffer, der einen Drachen zerfetzen würde, nicht viel ausmacht. Dennoch, aus diesen Daten haben wir viel über den Mackie an sich gelernt." Dozierend hob Heine den rechten Zeigefinger. "Und über seine Bekämpfung. In diesem Zusammenhang möchte ich Ihre Aufmerksamkeit hierauf lenken, Herrschaften."
Das Holo des umkämpften Raumhafens verschwand und machte einer detaillierten Ansicht eines Mackies Platz. Das Holo poppte mehrfach auf, um das Innenleben zu zeigen. "Wie es aussieht, werden die Mackies, die ich der Einfachheit halber Mechs nennen möchte, von einem recht sperrigen Fusionsreaktor angetrieben, der relativ wartungsarm ist. Er verfügt über ein Endo-Skelett aus Titanstahl, das für den großen Zusammenhalt sorgt. Eine Art synthetischer Muskelfaser, das Myomer, welches dem einen oder anderen aus der Unfallchirurgie bekannt sein dürfte, sorgt für die Bewegungen des Mechs. Das Ganze lehnt sich nicht nur halbherzig an den Muskelaufbau eines Menschen an. Teilweise gestützt wird das Ganze durch die äußere Panzerung, aber an sich dürfte dieses Titanknochen- und Myomergerüst in sich selbst tragfähig sein. Die Daten sind leider nicht ganz vollständig, aber alleine diese Erkenntnisse dürften jedem Staat der Inneren Sphäre ein paar Milliarden TraNotes wert sein."
"Unglaublich! Wo haben Sie diese Daten her?", fragte Hannibal verblüfft.
"Das verdanken wir Nova und Mr. Hammer", verkündete Heine mit zufriedenem Ton in der Stimme. "Ihnen ist es gestern Nacht gelungen, den Hafen zu infiltrieren und die Daten zu stehlen."
Hammer räusperte sich verlegen, während der Wraith regelrecht desinteressiert in die Runde sah. "War doch unser Job", brummte er nur.
Dennoch mussten die zwei etliche Gratulationen über sich ergehen lassen.
"Ruhe, bitte", mahnte Heine ernst. "Ich habe ihnen das aus einem wichtigen Grund erzählt. Für die Pläne des Mackies, die Mr. Hunter und Nova erbeutet haben, gibt es nur zwei Vorgehensweisen, weil die Terraner es überhaupt nicht gerne sehen werden, das ausgerechnet ihr neuestes Geheimnis gerade im Ausverkauf erhältlich ist.
Möglichkeit eins wäre gewesen, die Unterlagen unter größter Geheimhaltung zu Lord Clovis zu schaffen, und von dort an die Führung der Isle of Skye unter Herzog Lestrade. Ich habe mich für Möglichkeit zwei entschieden, auch wenn dies unseren Gegnern dank ihrer zweifellos überall vorhandenen Spione verrät, das wir diese Daten haben. Wohlgemerkt, dies sind keine Konstruktionspläne, sondern Aufzeichnungen der Struktur. Einen Mackie kann man damit nicht bauen, wohl aber seine Schwächen auskundschaften. Deshalb werde ich noch heute einen Boten zu Lord Clovis schicken - und einen zur nächsten HPG-Station, um diese Unterlagen im Hyperpulsgeneratornetz zu verbreiten, um sie jedem Staat der Inneren Sphäre zur Verfügung zu stellen."
Leises Raunen erklang, in dem bei dem einen oder anderen Skye Ranger auch Missmut zu hören war.
"Verstehen sie mich richtig, Gentlemen, einer meiner Leute hat diese Daten erobert. Ich bin ihnen gegenüber keine Rechenschaft schuldig. Und ich bin ihnen nicht zu mehr verpflichtet, als ich ohnehin gerade leiste, indem ich Lord Clovis diese Unterlagen zur freien Verfügung stelle. Aber ich habe einen Nutzen für sie, Gentlemen, für jeden einzelnen. Denn ich habe einen Befehl für sie alle." Heine klopfte auf eine unscheinbare Pappbox, die auf dem Holotisch lag. Er öffnete sie und entnahm eine GefechtsROM in ihrer Schutzhülle. "Dies hier ist eine Kopie der Daten, die unser Aufklärungsteam für uns erobert hat. Ich befehle ihnen allen hiermit, das jeder eine Kopie an sich nimmt und bei der erstbesten Gelegenheit an eine höhere Instanz weiter gibt, oder noch besser, über TraStar verbreitet. Sollten wir versprengt, oder gar besiegt werden, und sollte Lord Clovis oder unserem Boten etwas geschehen, so besteht trotzdem immer noch die Möglichkeit, dass diese Daten auf Umwegen ihr Ziel erreichen." Langsam begann Heine die ROMs auszuteilen. Dabei drückte er jedem Offizier mehrere Hüllen in die Hand. "Suchen sie auch vertrauenswürdige Untergebene aus, denen sie meinen Befehl weiter geben. Selbst wenn es ganz schrecklich schlecht für uns läuft, so werden die Daten weiterhin existieren und auf Umwegen ihr Ziel erreichen." Die letzten Datenträger waren für Major Vincent und ihre Offiziere. "Diese Daten sind im Moment wichtiger als die Existenz der Skye Ranger, oder Heines losem Haufen", sagte er ernst zu Pearl. "Oder sogar Pacificus."
Erstaunt sah Pearl auf. Sie kannte die enge Bindung von Drachen und Reiter nur zu gut und wusste, dass Heine solche Worte nicht leichtfertig über die Lippen gekommen wären. Dementsprechend ernst nahm sie das Päckchen entgegen und verteilte es auf ihre Untergebenen. "Danke für die Zielscheiben", sagte sie in einem Anflug von Galgenhumor.
Heine stockte kurz. Sie hatte vollkommen Recht. Jeder Mann und jede Frau, die diese Daten erhielt oder mit ihnen in Berührung gekommen sein konnte, stand spätestens nach der Besprechung auf der Abschussliste der Terraner. Dementsprechend war die Bezeichnung Zielscheibe für die kleinen Kunststoffscheiben mehr als treffend.
"Für uns nicht, Heine?", fragte Auris enttäuscht.
"Ja, Himmel, wollen Sie als Spion erschossen werden, Frau Doktor?", fragte Heine ungläubig.
Die Drachin wechselte einen Blick mit ihrer Nichte, bevor sie trotzig den Kopf hob. "Ich habe fast zwanzig Stunden unter einer schrecklich stinkenden Decke verbracht, damit wir den Terrys einreden können, das ich kein Drache bin. Meinen Sie, mir droht ein schlimmeres Schicksal, wenn ich diese ROM nicht dabei habe?" Sie sah zu ihrer Nichte. "Ich, wohlgemerkt, nicht du."
Mireille schien protestieren zu wollen, aber unter dem ernsten Blick ihrer Tante gab es keinen Widerspruch.
Heine akzeptierte, vor allem auch deshalb, weil ein kleiner, flugfähiger Braindrache vielleicht der einzige war, der selbst im zweitschlimmsten Fall mit diesen Daten durchkommen konnte.
"Frage, Heine", meldete sich Stacy Schollz zu Wort. "Warum funken wir die Daten nicht einfach oder senden sie über das planetare Datennetz weiter?"
"Weil das Funknetz gestört und das Datennetz partiell abgeschaltet wurde. Außerdem würden Sendungen von der Packgröße, die wir hierfür brauchen, besonders auffallen und wären außerdem auch noch störanfällig. Abgesehen davon, das wir damit die Position des Senders verraten."
Abgesehen davon, das Heine Rosenstark trotz seiner Worte längst einen Weg gesucht hatte, um einen der letzten Skye-Satelliten im Orbit zu benutzen, um die Daten an so viele Sprungschiffe wie möglich weiter zu geben, die durch das System kamen. Aber es war nicht schlau, wirklich alle Trümpfe aus der Hand zu geben, vor allem wenn man dazu neigte, zu überreizen.
"Ist er nicht ein schlaues Kerlchen, mein Reiter?", säuselte der riesige Griffin-Drache. "Für einen Menschen, meine ich."
"Ach, komm, Pacificus. Bist du immer noch böse, weil du die Mackies nicht direkt angreifen durftest?", tadelte Heine.
"Diese Dinger machen uns Drachen das Label "König des Schlachtfeld" abspenstig. Ich hätte nichts dagegen gehabt, einen oder zwei von ihnen zu besiegen, um das heute schon ein für allemal klar zu stellen", murrte der rotschwarze Griffin und bleckte enttäuscht die Zähne.
Captain Saunders von der Hubschrauber-Staffel meldete sich zu Wort. Auch sie hatte eine DatenROM erhalten. "Mylord, was werden unsere nächsten Schritte sein?"
"Wir analysieren diese Daten, finden einen Ansatz, um einen Mackie fertig zu machen, und dann lösen wir unser Versprechen ein und erobern den Raumhafen zurück, bevor sich die Terraner hier vollends festgesetzt haben", sagte der ehemalige Graf ernst. "Weh getan haben wir ihnen schon -" er nickte in Hammers Richtung"- jetzt wollen wir das vertiefen. Wir verfügen über exakte Daten, ihre Stärke betreffend, und die Skye Ranger kennen das Gelände. Selbst wir von Heines losem Haufen kennen das Gelände besser als die Terraner. Damit sollte es uns gelingen, ihren neuen Superwaffen weh zu tun und Lyons zurück zu erobern. Noch sind wir eine Armee, Gentlemen!"
Die letzten Worte hatte Heine nicht als Appell gemeint, dennoch rissen die Offiziere ihre Fäuste in die Luft und bestätigten mit wütendem Gebrüll, in dem sich der Frust über den Angriff manifestierte. Die Hoffnung, bald zurück schlagen zu können, hob die Stimmung beträchtlich.
"Also, Herrschaften, schauen wir uns die Daten an. Nach einem ersten Blick kann ich schon feststellen, dass die Rückenpanzerung erheblich dünner als die Front-Panzerung ist. Auch die Gelenke, im Slang der Terrys heißen sie Aktivatoren, bilden hier natürliche Schwachstellen. Wir..."
Als ihn jemand an seiner Jacke zupfte, hielt Heine inne. Chris Kell sah ihn aus großen Augen an, während er fordernd eine Hand aufhielt. "Ich will auch eine, Onkel Heine."
Für einen Moment war der ehemalige Graf verwirrt, dann begriff er, was der kleine Kell von ihm wollte. Er sah dem jungen Burschen in die Augen, und fand, das sie nicht von der Farbe, aber wohl vom Ausdruck tiefer Ernsthaftigkeit seinem Vater ähnelten. Aber dennoch, er war nur ein Kind. Heine musste ihn nicht noch mehr zur Zielscheibe machen, als er durch Patrick Kell, seinem Vater, ohnehin schon war.
"Bitte, Onkel Heine. Das ist doch alles, was ich tun kann."
Sein Blick glitt zur Mutter, die zwei Schritte hinter ihrem Sohn stand. Heine konnte in ihrem Gesicht weder Ablehnung noch Zustimmung lesen. Doch schließlich nickte sie unmerklich. Sie kannte die Pflichten des Adels mittlerweile aus erster Hand. Sie unterschieden sich nicht besonders von den Pflichten der Menschen, die für andere Verantwortung übernommen hatten.
Heine beugte sich zu Christian Kell hinab und reichte ihm eine der Schutzhüllen. "Lord Kell, es ist mir eine Ehre und ein Privileg, Ihnen diese Kriegsentscheidenden Pläne anzuvertrauen. Ich weiß, ich kann mich auf Euch verlassen, Mylord."
Chris nahm die Hülle beinahe ehrfürchtig entgegen und drückte sie dann ernst an seinen Körper. "Ich werde sie in meinem Teddy verstecken", versprach er, und die Ernsthaftigkeit, mit der er gesprochen hatte, beeindruckte nicht nur Heine.
Stolz wandte sich Chris seiner Mutter zu und zeigte ihr den Datenträger.
Sie streichelte ihm über die dunklen Haare und lächelte. "Das ist dein erster Auftrag im Dienste der Archontin, Christian. Pass gut auf die ROM auf."
"Das werde ich", versprach Chris lächelnd. In diesem Moment ähnelte er seinem Vater nur noch mehr, und Heine musste schlucken. Denn das erinnerte ihn wiederum daran, welchem Risiko er sein Leben aussetzte, wenn er Takara und ihren Sohn nicht vor dem Zugriff der Terraner bewahren konnte. Aber noch war es nicht so weit. "Willst du an der Besprechung teil nehmen, Chris? Wir haben da noch einen Stuhl für dich."
Der kleine Junge begann zu strahlen. "Darf ich wirklich?"
"Natürlich darfst du, wenn der schwarze Drachentöter das sagt", meinte Major Vincent mit einer gehörigen Portion Spott in der Stimme, während sie den Stuhl an den Holotisch stellte. "Was Heine sagt, macht immer Sinn."
Bei diesem verbalen Tiefschlag entglitt Heine ein Schmunzeln, das Pacificus zu einer reichlich schlüpfrigen Bemerkung über Pearls Fähigkeit, ihn in die Enge zu treiben, verleitete.
"Schauen wir uns also die Schwachstellen an, Gentlemen. Schauen wir uns die externen Waffen an." Mit gebotenem Ernst widmete er sich wieder den Daten, und die Offiziere von Heines losem Haufen und der Skye Ranger schlossen sich an.

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Das Zweite Schwert des Lichts war nicht irgendeine Einheit... Sie war DIE Einheit. Von allen acht Schwertern des Lichts war diese Division die härteste, erfolgreichste und begehrteste Kampftruppe von allen. Ihr Kommandeur zu werden war ein sicherer Weg, um Tai-sho zu werden. In ihr als Offizier oder Soldat zu dienen versprach Ruhm, Ehre, hohe Pensionen und den Neid sowie die Achtung aller anderen draconischen Kampftruppen.
Das Zweite Schwert des Lichts hatte eine bewegte Geschichte hinter sich, Hatte oft auf dem Feld gestanden. Vielleicht zu oft. Ihre Panzertruppe war gefürchtet, ihre Infanterie überwältigend. Ihre Raumjägerschwadron fand ihresgleichen nur in den Eliteverbänden der Inneren Sphäre, und ihre Hubschrauberabteilung war ein gefährliches, schnelles Messer in der Hand ihres Kommandeurs. Ihre Drachenabteilung stand dem in Nichts nach, und erhöhte nur den legendären Ruf, den das Zweite Schwert genoss. Die Division war flink, flexibel, hoch mobil und erfolgreich.
Kein Soldat der Zweiten erwartete Gnade von seinem Gegner. Allerdings gewährte er auch keine. In Kriegszeiten war die Verlustquote hoch, aber die Bewerber standen en masse bereit, um die Lücken wieder zu füllen. Im Zweiten Schwert des Lichts zu fallen galt als eine Erfüllung im Sinne des Bushidos, dem Weg des Kriegers. Yorinaga Kurita galt, seit er das Kommando über diese äußerst effiziente Waffe übernommen hatte, als zukünftiger Tai-shu eines Distrikts. Einige handelten ihn sogar schon als Gunji-no-Kanrei, zumindest bis Koordinator Takashi Kurita die Armeeführung abgeben würde, und bis sich Thronfolger Theodore Kurita endlich gefangen hatte.
Im Moment jedoch war Yorinaga Kurita nur eines: Todgeweiht.

Yorinaga Kurita, Cousin des Thronfolgers Theodore und Neffe des Koordinators, Takashi Kurita, saß auf seinem Feldherrenstuhl. Er trug eine leichte Infanterierüstung, und neben ihm auf der Tatami lagen seine beiden Schwerter, Katana und Wakizashi, die ihn als Samurai identifizierten, und ihn schon in so manche Schlacht begleitet hatten. Etwas versetzt daneben lag eine Shimatsu-Maschinenpistole, mehrere Handgranaten, eine Nadlerpistole und mehrere Blendgranaten. Seine Waffen, mit denen er sich dem sicheren Tod entgegen stemmte. Neben ihm hockte sein Adjutant und hielt den Gefechtshelm des Tai-sa in Händen. Der junge Mann war zutiefst betrübt, an dieser Mission nicht teilnehmen zu dürfen, nicht zu können. Aber an diesem Kampf würden nur die Fähigsten seiner Soldaten teil nehmen, nur zweihundert Mann. Nur die Fähigsten des Zweiten Schwertes würden die Speerspitze bilden. Es waren viele Drachenreiter unter ihnen, die heute als normale Infanteristen kämpfen würden. Aber auch darauf war das Zweite Schwert stolz: Ein Samurai aus ihren Reihen kämpfte wann, wo und wie es ihm befohlen wurde, ob mit Drachen oder ohne. Viele dieser Männer und Frauen, vielleicht alle, ihn eingeschlossen, würden den Kampf nicht überleben.
Links von Yorinaga saß Tai-sa Arika Kushino, die Herrin des Dritten Schwerts des Lichts. Yorinagas Einheit hatte die Ehre, sich als erstes in die Breschen des Brian-Kastells zu werfen, aber ihr würde es obliegen, den Durchbruch zu verbreitern und den Sieg zu erobern, falls seine Soldaten daran scheiterten. Dafür bot sie ihr gesamtes Infanteriekontingent von achthundert Mann auf.
Rechts neben ihm saß Patrick Kell in voller Drachenreitermontur. Er würde mit Sensou no Katana kämpfen. Für einen Drachen, der sich eigentlich Yorinaga und seiner Linie seit einhundert Jahren verschrieben hatte, war das ein ungeheures Eingeständnis von Vernunft, die den Tai-sa beinahe hätte schmunzeln lassen.
Die Kell Hounds hatten ihre eigene Infanterie mobilisiert. Die vierhundert erfahrenen Männer und Frauen würden als dritte Gruppe das Kastell stürmen, falls alle anderen Angriffe scheitern sollten. Dies gefiel ihnen überhaupt nicht, denn die größtenteils lyranischen Söldner hatten natürlich längst erfahren, wen es zu beschützen galt. Nur die Tatsache, dass beide draconische Einheiten hier das Hausrecht hatten, hielt die Männer und Frauen zurück. Es war überdies ein offenes Geheimnis, dass Styx' brauner Boden den meisten draconischen Infanteristen das Leben kosten würde. Aber die Schande, die Prinzessin eines befreundeten Staates an den gemeinsamen Feind zu verlieren, konnte sie nicht anders handeln lassen.

Das Brian-Kastell war glücklicherweise beschädigt. Die erste Eroberung hatte ihre Spuren hinterlassen, die von der TZU nicht hatten beseitigt werden können. Die Gefahren lagen darin, die Strecke bis zum Kastell zu überwinden, und danach im ersten Innenhof zu überleben, der als Sammelplatz für die Drachen genutzt wurde - oder im Verteidigungsfall als Todesfalle für jeden Angreifer. Danach lag ein langer, beschwerlicher Weg vor den Bushi, durch die Anlage mit ihren Hangars, Bastionen und Schutzwällen bis hin zum zentralen Turm, in dem sich Melissa Steiner mit dreihundert Zivilisten und einer unbekannten Anzahl überlebender Verteidiger verschanzt hatte.
Dass sie noch lebten und nicht längst mit Flammenwerfern heraus getrieben worden waren, lag nicht daran das die TZU die schlechte Presse fürchtete. Nein, sie wussten, wen sie da in ihren Händen hielten. Und sie wollten diese Beute lebendig.

Mit einem Ruck öffnete Yorinaga Kurita die Augen. Ein Raunen ging durch seine Leute. Erwartungsvoll, kampfeslustig.
"Kabuto", sagte er ernst zu dem jungen Adjutanten.
Mit vorsichtigen, tausendfach geübten Bewegungen setzte er dem Tai-sa den Gefechtshelm auf. Vorsichtig verband er die Anschlüsse mit der Rüstung, checkte die Kommunikationsanlage. Schließlich nickte er.
"Ken."
Mit Ehrfurcht ergriff er die beiden Schwerter, die für den Samurai Ehre und Pflicht widerspiegelten. Yorinaga verstaute sie an den dafür vorgesehenen Schlaufen an seiner linken Seite.
"Buki."
Nun folgten die übrigen Waffen und fanden ihren Platz an der Rüstung des Tai-sas. Schließlich nickte er und zog sich diskret auf eine hockende Position neben seinem Anführer zurück.
Tai-sa Yorinaga Kurita erhob sich. Jeder Samurai kannte den Plan. Sie suchten den Kampf Mann gegen Mann, den Sturm auf die Festung. Den direkten Angriff. Viele Waffen des Kastells waren bei der Eroberung durch die Terraner zerstört worden, und nur teilweise hatte man sie ersetzt. Das machte diesen Plan überhaupt erst möglich, jetzt da die Zeit drängte. Früher einmal wären sie im Sturmlauf auf das ferne Tor zugejagt, und hätten die Hälfte ihrer Leute bereits hier im Feuer der Artillerie und der MGs verloren. Heutzutage würden sie mit Hubschraubern und schnellen Schwebern bis zum Tor und auf die Kämme des Kastells gebracht werden. Dort würden sie das 21. Korps niederkämpfen, wo immer sie die Terraner antrafen. Die Analytiker schätzten, das von den ursprünglich sechstausend Soldaten noch etwa dreieinhalbtausend einsatzbereit waren. Beobachter hatten vor dem Kastell über eintausend Tote und beinahe ebenso viele Verwundete gezählt. Innerhalb der Mauern würde es nicht weniger blutig zugegangen sein. Die Verteidiger hatten ihre Burg wie wahre Bushi verteidigt.
Langsam zog Yorinaga Kurita sein Katana. Es wurde Zeit, den Terranern zu zeigen, wie furchtbar draconische Soldaten auch im Angriff sein konnten. "Für den Koordinator! Für das Kombinat! Für die Freiheit!", bellte Kurita seinen zweihundert Auserwählten zu.
Narimasa Asano, sein Stellvertreter, wiederholte die Worte wie immer einen Tick schneller als alle anderen. Dennoch hallte ihre Erwiderung mit Kraft und Energie wie eine Stimme über das Feld.
Eine fremde Energie schien über den Platz zu ziehen, jeden einzelnen zu elektrisieren. Die Spannung war beinahe mit Händen greifbar.
"Hajimemashio!", brüllte Kurita. Seine Soldaten schrien ihren todesverachtenden Kampfeswillen heraus, so laut sie konnten.
Hinter den Männern fuhren die dreißig Schweber vom Kanga und Bandit heran. Die fünfzig Tonnen schweren Kampfpanzer würden jeweils fünf Mann ins Zielgebiet bringen, oder dabei zerstört werden. Auch sie gehörten dem stolzen Zweiten Schwert des Lichts an. Ihre Besatzungen hatten deshalb Stirnbänder mit dem Symbol des Draconis-Kombinats angelegt, in der Erwartung, mit der ersten Welle zu sterben. Hinter Yorinaga Kurita landeten zehn Ferret-Kampfhubschrauber, die jeweils fünf Infanteristen auf die Mauern bringen würden, unter ihnen den Tai-sa selbst. Ein Dutzend Cyrano, hoch über ihnen, würden sie flankieren und das Feuer auf sich lenken.
Die Truppe teilte sich im Laufschritt wie tausendfach geübt und hoch diszipliniert auf die Vehikel auf. Auch Kurita wandte sich seinem Ferret zu; einer Maschine, die aus Sicherheitsgründen über keine Markierung verfügte, die ihren besonderen Passagier verriet.
"Macht ihnen die Hölle heiß!", rief Daniel Allard und reckte die rechte Faust in die Luft.
Weitere Kell Hounds schlossen sich diesem Ruf an, feuerten die Soldaten an.
Von der anderen Seite skandierten die Krieger des Dritten Schwerts des Lichts ebenfalls und intonierten ihren anfeuernden Ruf, in den schließlich auch die Kell Hounds einfielen: "BANZAI! BANZAI! BANZAI!"

Ein kurzes Lächeln huschte über Yorinagas Züge, während er den Ferret betrat. Fünf Leute in Gefechtsrüstung fanden hier noch bequem Platz. Er hatte allerdings keine Zweifel daran, dass der Flug alles andere als bequem sein würde.
"Bereit!", gellte der Ruf des Piloten auf.
"Go!", erwiderte Kurita über die Kommunikation seines Helms.
Der Ferret zog steil hoch und strebte in zehn Metern Höhe nach vorne. Zugleich begann ihre Artillerie zu feuern und das Brian-Kastell mit Granaten einzudecken, während die Schwebepanzer vorweg stürmten.
Ein kurzer, beinahe flüchtiger Blick Yorinagas ging zurück. Er sah Sensou no Katana, und ihn durchfuhr die Erkenntnis, dass sie nie wieder zu zweit in ein Gefecht ziehen würden.

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29.04.2010 18:06 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Der Ferret mit Yorinaga Kurita an Bord versteckte sich nicht, versuchte nicht in die Mittelkeit der anderen Hubschrauber oder den Schutz der Cyranos einzutauchen. Er fuhr an vorderster Linie, bildete das vordringlichste Ziel. Dieser Tag gehörte dem Tod, dem ehrenvollen Tod auf dem Schlachtfeld. Das hatte jeder Soldat des Zweiten Schwert des Lichts begriffen und verinnerlicht. Sie hatten ihre Stirnbänder angelegt, den letzten Sake mit zweimal zwei Schlucken getrunken. Und wenn also dieser Ferret als Erster abgeschossen werden sollte, so war diese eine Waffe nicht auf einen Kameraden gerichtet, der dann seine Last über die Mauer ausspeien konnte. Es war nur schade für die Bushi an Bord, die durch den frühen Tod der Chance beraubt wurden, möglichst viele der Soldaten zu töten, die wie Heuschrecken über ihren Planeten hergefallen waren. Und den sie ihren Händen nun wieder entreißen würden, zusammen mit der sicher geglaubten Beute, Melissa Steiner.
Sie kamen in Schussreichweite der schwersten Waffen des Kastells. Den zerstörten schwersten Waffen, ging es Yorinaga durch den Kopf, und er musste lächeln. So richtete sich das Werk der Angreifer gegen sie selbst. Er sah nach vorne, sah die erste Mauer stetig näher kommend, hinter der er den Drachenhof wusste. Eine Todesfalle ohne Deckung, die sie schnell überwinden mussten. Die Satellitenaufnahmen waren nicht sehr eindeutig gewesen, ob auch die innere Mauer beschädigt worden war, und wenn ja, wie schwer. Es würde seiner Infanterie der Ersten Welle zustehen, die erste Mauerkrone zu nehmen und den Innenhof zu öffnen, zu erobern, damit die Schwebepanzer keine Zielscheiben im Hof wurden und direkt in den eigentlichen Bereich des Brian-Kastells durchfahren konnten. Kurz hatte es die Idee gegeben, die Infanteristen an Bord der Ferrets gleich hinter die innere Mauer zu bringen, aber das hätte nur bedeutet, eine verschwindend kleine Gruppe in eine haltlose Position gegen eine gewaltige Übermacht zu stellen. So suizidal waren nicht einmal draconische Soldaten. Nicht, wenn es nach ihm ging.
Von der Mauerkrone stieben nun die ersten Garben Leuchtspurmunition heran, während die Ferrets aus ihren schweren MG's und die lauernden Cyranos mit ihren schweren Drachenlanzen die identifizierten Ziele unter Feuer nahmen. Hinter dem Drachenhof stiegen eine Staffel Karnov, unterstützt von einer Rotte Belladonnas auf, die sofort mit elektronischem Sperrfeuer begannen. Kommunikation war ab sofort unmöglich. Aber die Terraner ahnten noch nicht, dass Kommunikation vollkommen unnötig für die Angreifer war. Der Befehl lautete siegen oder sterben, und kein Soldat des Zweiten Schwert des Lichts würde am Ende diesen Tages noch leben wollen, wenn Melissa Steiner und die Passagiere der Silberadler nicht gerettet werden konnten.
Die Cyranos nahmen den Antrag an, stürzten vor und beharkten ihrerseits die Karnovs. Über dem Kasernengelände entstand so ein Luftkampf in geringster Höhe, während die Ferrets die sichtbare Mauerverteidigung ausgeschaltet und die Infanteristen beinahe ins Ziel gebracht hatten.
Chu-i Masada, der Pilot ihres Ferrets, nickte in Richtung des Wärmetasters, der direkt vor ihnen auf der Mauerkrone einen liegenden Menschen abbildete. Als er hoch kam, hatte Sho-i Kearny, der Bordschütze, keine Probleme damit, den Mann zu zerfetzen. Weiter Rechts hatte ein anderer Ferret nicht entsprechend reagiert. Auch hier schoss ein Terraner hoch und feuerte eine KSR auf den Hubschrauber ab. Der Gefechtskopf entpuppte sich als Inferno-Rakete, und das ultraheiße Plasma legte sich wie ein feuriger Mantel über den Helikopter. Zwei brennende Fackeln sprangen ab, und konnten doch nicht mehr tun als zu verbrennen. Sho-i Kearny zögerte keine Sekunde, zuerst die Mauerkrone zu säubern, bevor er die Erlaubnis für den Absprung gab.

Die Tür öffnete sich, Querschläger pfiffen herein und prallten an Nasanos breiter Brust ab. Der Chu-sa lachte grimmig und drängte sich an Yorinaga vorbei. Als Erster sprang er auf die Mauer herab und feuerte auf den Innenhof. Nun folgte der Kurita, wohl wissend, dass das Verhalten seines Stellvertreters ungebührlich gewesen war, aber nur dem tiefen Wunsch entsprungen, ihm zu dienen.
Als der letzte Infanterist abgesprungen war, zog der Ferret wieder hoch, wurde aber von LSR unter Feuer genommen. Irgendjemand schien das Feuer mit einem Lasersucher einzuweisen, und Yorinaga wies den Scharfschützen ihres Kommandos an, diese Quelle auszuschalten.
Der Ferret zog unter die Mauer; die LSR zuckten nutzlos an ihnen vorbei.
Der Tai-sa sah sich um. Links des Tors hatten es drei Ferrets geschafft, ihre Fracht abzusetzen, rechts waren es vier gewesen. Sofort begannen zwei Teams damit, das große Tor, das nach dem ersten Angriff nur notdürftig geflickt hatte werden können, erneut zu verminen. Zugleich versuchten die anderen Teams, auf die schmalen Laufstraßen zu kommen, die in luftiger Höhe zur inneren Mauer führten und als Rückzugsweg für die eigene Infanterie gedacht gewesen war. Die exponierte Position lud den Verteidiger geradezu dazu ein, die Angreifer wie Tontauben abzuschießen. Und etliche tote TZU-Soldaten unten im Hof bewiesen, dass die draconischen Verteidiger genau das getan hatten. Ihnen stand eine ähnliche blutige Auswahl bevor, auch wenn die Scharfschützen über sie wachten. Sofern sie ihrerseits nicht den Tod durch terranische Schützen erfuhren.
In der Luft indes begannen die Cyranos sich dank der Schweren Drachenlanze durchzusetzen. Immerhin ein Pluspunkt, denn die Lufthoheit würde noch etwas wert sein.
Zumindest galt das bis zu dem Moment, als wieder die LSR aufstiegen und die Zahl der Cyranos halbierten. Die restlichen Maschinen lösten sich aus dem Kampf und suchten sich eine neue Angriffsroute, doch die plötzliche Bewegungsfreiheit konnte von den Karnovs nicht genutzt werden, denn auch die Kell Hounds nutzten den plötzlichen Freiraum, um ihrerseits mit Raumjängern anzugreifen und den Luftraum frei zu kämpfen. Leider waren Raumjäger in einer Atmosphäre zu schnell, zu gefährdet und zu verletzlich. Nur das harte Kell Hounds-Training gab ihnen überhaupt eine Chance, in diesen Kampf einzugreifen.
Yorinaga eilte Asano hinterher, der den Laufweg als Erster nahm. Der Chu-sa wurde mehrfach getroffen, aber nicht gestoppt. Ein großer Meister musste seine leichte Gefechtsrüstung gemacht haben, wenn sie bei dieser Misshandlung immer noch nicht zerschlagen war. Vielleicht war der erfahrene Bushi aber auch einfach nur zu stur, um einfach getötet zu werden. Yorinaga wusste es nicht. Aber er wusste, dass sie das zweite Tor erreichen mussten, wenn sie heute etwas bewirken wollten. Und das möglichst bevor ein Terraner auf die Idee kam, die Laufgänge zu sprengen.
Hinter ihnen erklangen mehrere Detonationen. Das Tor wurde gesprengt, und die Kampfpanzer mit den restlichen Soldaten des Zweiten Schwert des Lichts würden nun eindringen. Eindringen in den Drachenhof, der zur Falle werden konnte. Sie hetzten weiter, Asano warf eine Handgranate auf die innere Mauerkrone. Yorinaga zog eine eigene, einer seiner Begleiter gab kurze, präzise Schüsse ab.
Etwas traf Yorinaga hart am Bein, und übergangslos brach der höllische Lärm über ihm zusammen, der schon seit der ersten Sekunde geherrscht hatte. Er hörte die vielen Querschläger um ihn herum pfeifen, hörte das schmorende Geräusch, mit dem sich eine Drachenlanze in die Brust von Tai-i Wolters stanzte und ihn tötete. Das war der Kampf. Sein Kampf. Ihr Kampf. Yorinaga warf seine Handgranate, griff zu seinem Katana und zog blank.
Hinter Asano drang er auf die Mauerkrone vor, duckte sich unter dem Beschuss von vielleicht vier Verteidigern, die mehreren Techs dabei Deckung gaben, die eine mittelschwere Drachenlanze auf der Krone verankern wollten. Asano warf den Vordersten um, rang ihn zu Boden. Dies gab eine Eröffnung für Yorinaga. Er zuckte vor wie eine Viper, ließ das Katana über den Leib des Linken gleiten, als er ihn passierte, drang zwischen den Infanteristen hindurch und drückte seine MP in den Nacken des dritten. Es schien eine gefühlte Ewigkeit zu vergehen, bevor er abdrückte und den terranischen Infanteristen niederstreckte. Er ließ die Waffe fallen, griff dafür nach seinem Wakizashi, und zog die Klinge in dem Moment über das rechte Handgelenk des letzten Verteidigers, als dieser seine Drachenlanze auf ihn richten wollte. Die Hand und die Lanze fielen zu Boden, und mit Entsetzen im Blick fiel der Mann schreiend auf die Knie.
"Techniker!", schrie einer der arbeitenden Techs entsetzt, als Yorinaga weiter vordrang. Der Mann drückte sich bis an die Mauer und sah den Kurita an wie einen Wahnsinnigen. "Wir sind nur Techniker!", wiederholte er.
"Sumimasen, Tono", sagte Chu-i Shinohara, zog sein Katana und streckte den Mann nieder. Danach tötete er die anderen Techs. In diesem Kampf, nach diesem Gemetzel, gab es keine Techniker. Es gab nur Feinde und Ziele.
Die Gruppe lief weiter, auch Asano hatte seinen Feind besiegt, ihn am Boden erdolcht. Linkerhand, im Drachenhof, fuhren die ersten Bandits ein und blieben in Bewegung, um ein schwereres Ziel zu sein. Feuern konnten sie nicht, ohne den Tai-sa und sein Kommando zu gefährden. Asano und Yorinaga wurden ein Mann, eine Reaktion auf dem weiteren Weg, deckten einander den Rücken. Sie teilten sich die Ziele in stummer Absprache auf, fuhren durch die Terraner wie Oni, teilten das Fleisch, das nur den geringen Menschen gehörte, wie billiges Papier. Sie erreichten das Tor auf beiden Seiten nahezu gleichzeitig, obwohl vom Boden nun weiterer Beschuss einsetzte und die weniger Wagemutigen - also niemanden - in Deckung zwang.
Die draconischen Soldaten hielten nicht zurück, feuerten ihre Waffen ab, warfen die letzten Handgranaten, und kämpften sich den Weg hinab zum Tor. Das Ziel war das Häuschen mit der Torautomatik. Jedoch hatten sie auch noch Sprengpakete dabei, um auch dieses Tor gewaltsam aufzuschließen. Es war ebenso notdürftig geflickt wie das vordere und bot nicht viel Widerstand.
Yorinaga sprang die letzten Zehn Stufen herab, landete direkt auf dem Dach des Häuschens, brach durch die bereits angeschlagene Decke. Er wirbelte mit dem Katana herum, zog einen kraftvollen Kreis um sich. Als er die rasiermesserscharfe Klinge wieder sinken ließ, fielen zwei Infanteristen und ein Techniker tot in sich zusammen. Sofort setzte er den Tormechanismus in Gang und öffnete das Innere Tor. Die erste Etappe war überstanden, überwunden. Sie waren drin. Nun würde der Kampf Mann gegen Mann folgen, und ihre Aufgabe musste es sein, die Eingeschlossenen schneller zu erreichen als die TZU.
Kaum das das Tor weit genug geöffnet war, stahl sich der erste Bandit hinein, blieb für einen Augenblick stecken, aber setzte sich durch. Um sich feuernd stieg er aufs Gas und rauschte in Richtung der Drachenhangars davon.
Yorinaga zögerte für einen Moment. Er zählte vier tote Drachen, die vor den Hangars aufeinander geschichtet lagen. Einer, ein dreißig Tonnen schwerer Kabuto, musste Aka no Sora sein, der Kommandeur dieses Brian-Forts. Die anderen drei waren seine Nachkommen, und alle waren sie tot. Die Art wie sie lagen ließ darauf schließen, dass sie sich selbst entleibt hatten, um der Gefangenschaft zu entkommen. Doch ein zweiter Blick offenbarte die Einschüsse der Drachenlanzen zwischen den filigranen Hörnern. Nein, diese Drachen waren hingerichtet worden.
Eiskalt schoss das Blut durch Yorinagas Adern. Er hatte die TZU schon viele Verbrechen begehen sehen, schon oft erlebt wie Menschenverachtend und grausam dieses hegemoniale Großreich gegen seine Bevölkerung, seine Soldaten war. Und wie grausam gegen seine besiegten Feinde. Aber dies war ein weiteres, unglaubliches Beispiel für neue, nicht erkannte Höhen der Widerwärtigkeit, des Nichtrespekts. Ein Verbrechen an einer ganzen Nation war hier begangen worden.
Als der zweite, der dritte, der vierte Bandit herein geschwebt kam, flüsterte Yorinaga leise: "Keine Überlebenden."
"Hai, Tai-sa!", bellte Asano heiser. Er würde den Befehl weiter geben, und wenn er brüllen musste.
Dann wurde alles ganz anders.

Der vorderste Bandit spie seine Infanteristen aus. Dafür wurde der Panzer kurz langsamer. Der Preis war hoch. Die fünfzig Tonnen schwere Maschine verschwand im blauen Partikelblitz einer PPK. Sofort danach rauschten auf den zweiten Bandit zwanzig LSR zu, beutelten die Maschine, zerrissen die Panzerung, raubten Waffen. Ein brennendes Wrack blieb zurück, aus dem sich nur wenige retten konnten.
"Das gibt es nicht", hauchte Yorinaga Kurita ungläubig, als er den gigantischen Schatten hinter dem Drachenhangar hervor kommen sah. Der zweibeinige Gigant wirkte wie ein Ritter in sehr klobiger Rüstung, und er trug das Zeichen der TZU auf der breiten Brust. In den Armen steckten Drachenlanzen und Partikelprojektorkanonen, und ein LSR-Werfer auf der rechten Schulter machte sich für den nächsten Schuss bereit.
Nun wusste Yorinaga, wie die Terraner das eigentlich uneinnehmbare Brian-Kastell erobert hatten.
Er umfasste seine Schwerter fester. Es war ihm klar gewesen, dass er heute sterben würde. Ihm war nur nicht klar geworden, wie er sterben würde. Nun wusste er es. "Keine Gefangenen!", wiederholte er, diesmal lauter.
"Hai, Tai-sa!", rief Asano, ebenso laut zurück. Gemeinsam stürmten sie, Schulter an Schulter mit Bushi aus dem vierten Bandit, auf den Giganten zu, der sich ihrer Anwesenheit bewusst zu werden schien, wie es ein Gigant bei einer Fliege tun musste. Geradezu bedächtig hob der Riese den Arm, richtete die Mündung der PPK auf die Gruppe Infanteristen, und Yorinaga sah bereits das Glühen. Aber das machte nichts. Er war bereit. Er war ein Diener des Koordinators, des draconischen Volkes. Und wenn er dienen musste, indem er heute und hier starb, dann war ihm das Recht. Dann war das der Tod, der seiner Familie Ehre machen würde.

Ein schwarzer Schatten huschte heran, warf sich gegen den Giganten. Der PPK-Schuss ging ein Dutzend Meter neben den Infanteristen in die Mauer. "Lauft weiter! Die Terraner brechen gleich durch!", rief Patrick Kell.
Nun endlich erkannte Yorinaga seinen Drachen Sensou no Katana, der den tödlichen Clinch mit dem waffenstarrenden Monster gesucht hatte. Sensou grub seine Krallen tief in die Panzerung des Gegners, heulte mit sich überschlagender Stimme, aus Kampfeswut, Trauer um die toten Kabuto-Drachen. Patrick Kell feuerte zwei Drachenlanzen aus kürzester Distanz auf den Torso des Giganten, brachte ihn damit kurz zum Wanken. Der antwortete mit seiner schweren Drachenlanze, die Sensou einmal durch die Brust fuhr.
Entsetzen durchfuhr Yorinaga! Sein Drache, der ehrwürdige Sensou no Katana, war getroffen worden!
Wieder feuerte Patrick die Bordwaffen ab, entließ aus kürzester Distanz LSR, die ohne scharf zu werden nur wie ein prasselnder Hagel aus Stahl auf den Gianten einprügelten.
"Lauf weiter, Sohn!", rief da der verwundete Drache, bäumte sich auf und brüllte das terranische Vehikel an. Seine rechte Hand zuckte vor, fuhr mit Hilfe der Vibroklauen durch Stahl, Panzerung und die Eingeweide. Dann zerquetschte der große Drache irgend etwas in diesem Giganten, und die Bewegungen erlahmten. Langsam, geradezu in Zeitlupe, fiel der Riese hinterrücks zu Boden. Und Sensou fiel ihm nach, ging kraftlos zu Boden.
Ein Raunen ging durch die Bushis, und ihr Lauf stockte. Der Name des altehrwürdigen Kriegers wurde gerufen, wieder und wieder.
Da öffnete sich das Cockpit am Hals des Drachen, und Patrick Kell erschien. Er war verwundet, sein Anzug verschmort, dennoch trug er seine Pistole in der Hand, während er vom Leib des gefallenen Drachen huschte. "Kämpft weiter! Kämpft weiter und lasst seinen Tod nicht umsonst sein!"
Dies erweckte Yorinaga wieder aus seiner Starre, erinnerte ihn an seine Pflicht als Krieger des Kombinats. "BANZAI!" Seine Soldaten wiederholten den Ruf wie ein Mann, und alle folgten sie dem verletzten Kell Hound, der trotz seiner Wunden todesmutig weiter stürmte. Nein, heute würden die Lyraner ihre Kronprinzessin nicht verlieren. Nicht heute, nicht hier!
***
Schläfrig öffnete Sensou no Katana ein Auge. "Der Macky ist nicht gerade bequem", sagte er leise, "aber ich bin zu müde, um mir einen besseren Schlafplatz auszusuchen."
"Du ruhst gut hier", sagte Yorinaga Kurita mit Tränen in den Augen. "Den mächtigsten Feind hast du dir ausgesucht. Du hast ihn besiegt. Was kann es für ein besseres Bett geben als den Körper deines toten Gegners?"
"Oh, ich könnte mir eine schöne Drachenhöhle vorstellen, gut ausgelegt mit Seidenkissen, mit Goldstickereien. Dazu ein leckerer Happen vom Rind. Nicht viel, zwei bis drei Zentner nur, gerade ein wenig angebraten."
"Ich lasse dir sofort etwas zubereiten", sagte Patrick Kell hastig. Er stand neben Yorinaga, und konnte seine Tränen kaum zurückhalten, die doch nur aus einem Auge fließen konnten. Das andere hatte er beim Angriff verloren.
"Das war nur ein Scherz, junger Patrick", sagte der Drache und gähnte. "Ist sie das?"
Yorinaga wusste für einen Moment nicht, wen der Drache meinte, dann aber hörte er unverkennbar Narimasa Asanos schweren Gang hinter sich. Er fuhr herum und sah ihn mit Melissa Steiner und einem ihm unbekannten Infanteristen mit vollkommen verrußtem Gesicht näher kommen.
"Ja, das ist sie. Das ist Melissa Arthur Steiner.
Als Melissa ihren Vetter erkannte, nickte sie ihm respektvoll zu. Um den Hals gefallen war sie ihm schon oben im Turm, als er zusammen mit den Draconiern den Terranern mit den Flammenwerfern gerade noch rechtzeitig in den Rücken gefallen war.
"Yorinaga-sama, Sensou no Katana-sensei, ich kann nicht sagen, nicht ausdrücken, was ich fühle. Was ich Ihnen und dem Kombinat verdanke. Was ich..." Sie schluckte hart und trat näher an den Drachen heran. "Gibt es denn keine Hoffnung?"
Sensou schnaubte amüsiert. "Es war ein glatter Durchschuss. Vier Luftsäcke wurden verletzt, und mein Herz gestreift. Nein, junge Steiner, ich kann nicht gerettet werden. Und was du mir verdankst, das ist eine Pflicht. Eine Pflicht, die ich zweihundert Jahre getragen habe, als ich für mein Volk gekämpft und gesorgt habe. Nun übertrage ich dir diese Bürde. Sorge du für dein Volk, und kämpfe für es. Und wann immer du auf tapfere draconische Bushi triffst, achte sie, egal ob sie deine Freunde oder deine Feinde sind."
"Ich werde diese Bushi niemals als Feinde betrachten!", rief sie mit Tränen in den Augen.
"Sei nicht so dumm! Du hast keine Ahnung wie die Zukunft aussieht, und wen sie dir eines Tages zu Feinden macht!", blaffte der Drache barsch. Etwas höflicher fuhr er fort: "Du bist in der unheilvollen Lage, ein riesiges Land anführen zu müssen. Du kannst dir nicht den Luxus erlauben, Menschen von Morgen heute schon zu Freunden zu erklären. Aber wenn du den einen oder anderen, den du heute Freund genannt hast, auch morgen noch Freund nennen willst, ist das, denke ich, vollkommen in Ordnung."
"Oh, Sensou no Katana", sagte sie unter Tränen. Sie trat an den Drachen heran und umarmte seine Schnauze. Ihre Tränen liefen von ihren Wangen über seine Nüstern.
"Es ist in Ordnung. Ich hätte nicht mehr viele Jahre gelebt, denke ich. Und ich sterbe nach einem der besten Kämpfe meines Lebens. Ich wünschte, ich könnte das Pacificus erzählen, damit der Grünspund richtig blau wird vor Neid. Aber man kann nicht alles haben." Der Drache schloss sein Auge wieder. "Ich sterbe jetzt", verkündete er.
Die Umstehenden wurden still. Selbst die Verwundeten hörten auf zu wimmern, und wer von den wenigen terranischen Überlebenden nicht still sein wollte, wurde gezwungen.
"I-ich übernehme die volle Verantwortung für seinen Tod", sagte Patrick Kell. "Yorinaga-kun, erweise mir die Ehre, mein Adjutant zu sein."
"Blödsinn!", fuhr da der Drache noch einmal auf. "Du warst nicht mein Pilot heute, Patrick. Du warst mein Bordschütze. Wann habe ich heute von dir Befehle angenommen? Nein, nein, mein Junge, dieser Kampf und seine Folge sind einzig und alleine meine Entscheidung.
Und wer dich gesehen hat, nur in Drachenreiterrüstung im Sturm mit Infanteristen, in diesen tödlichen Mahlstrom, wer würde dir den Respekt eines wahren Kriegers verweigern? Du würdest sie alle mit einem Seppuku nur beschämen. Muss ich das euch dummen Kindern etwa noch erklären?" Der große Drache seufzte. "Geh jetzt, mein Mädchen. Jetzt werde ich sterben."
Melissa Steiner nickte, löste sich vom Drachen und ging zurück zu den anderen.
Der mächtige Atlas-Drache richtete sich halb auf, öffnete sein gigantisches Maul und stieß einen markerschütternden, weit hallenden Schrei aus, der von den Drachen der Kell Hounds und der Regimenter des Lichts beantwortet wurde. Dann fiel der Atlas-Drache nach vorne, und das Gebrüll der Drachen wandelte sich in ihren Trauergesang.
Ein Gesang, in den die Menschen einfielen. Ein Großer unter ihnen war gestorben.

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Nach der kurzen Unterredung mit dem Cheffunker der Skye Ranger wandte sich Heine Rosenstark mit blassem Gesicht den Anwesenden zu. Er sah zuerst zu Takara Kell und ihrem Sohn Chris, die wie selbstverständlich jeden Tag die Beratungen über den Mackie und seine Schwachstellen mit verfolgten. Für einen kurzen Moment schien er sogar zu straucheln, was Pacificus besorgt aufraunen ließ. Doch der schwarze Drachentöter fasste sich wieder, musste sich aber trotzdem am Kartentisch festhalten.
Colonel Hannibal kam in das Zelt gejagt. Er war gerade mit den Neuigkeiten geweckt worden. Auch er war bleich und sichtlich nervös, seine Gesten fahrig. Andererseits schien er nicht so tief erschüttert wie Heine zu sein. Er nickte dem ehemaligen Davion auffordernd zu.
"Colonel, Gentlemen, Lady Kell, Lord Kell, ich muss Sie hiermit darüber informieren, dass es dem Zweiten Schwert des Lichts in einer gemeinsamen Aktion mit den Kell Hounds gelungen ist, eine hochadlige, inkognito reisende lyranische Person aus der Hand der Unionstruppen zu retten. Bei dieser Person handelt es sich um Melissa Arthur Steiner."
Ein erschrockenes Raunen ging durch den Raum. Die Nachricht über ihre Rettung beruhigte so manches Gemüt, aber ein hartnäckiger Grundtenor hielt sich, der wissen wollte, was die Thronerbin der Lyranischen Allianz inkognito im draconischen Grenzgebiet zur Terranischen Zentralunion zu suchen hatte.
"Gentlemen, bitte." Nicht mit seiner ansonsten so kräftigen Stimme, mehr mit einem Flüstern bat Heine um Ruhe.
"GENTLEMEN!", rief Pacificus, problemlos jedes gesprochene Wort übertönend. "Mein Pilot ist noch nicht fertig."
"Danke, Pacificus." Heine stieß sich am Tisch ab und trat vor die Ehefrau Patrick Kells. "Lady Kell, ich habe..." Er schluckte trocken. "Ich habe schlechte Nachrichten für Sie."
Unwillkürlich umfasste sie ihren Sohn Chris enger und zog ihn näher an ihren Körper. "Ist etwas mit Pat passiert?"
"Ja. Er wurde verwundet, und er hat ein Auge verloren, aber es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er hat sich an der Befreiungsaktion des Zweiten Schwerts des Lichts beteiligt und für die Dauer der Mann gegen Mann-Attacke Yorinaga Kuritas und seiner tapfersten Männer im Cockpit von Sensou no Katana Platz genommen."
"Eine große Ehre", sagte die geborene Draconierin. Für sie war der alte, ehrwürdige Drache eine so feste Institution im Leben wie für andere Menschen Jahrhunderte alte Bauwerke in der eigenen Stadt. Sie waren einfach da.
Heine schluckte trocken. "Lady Kell, ich muss Sie darüber informieren, dass Sensou no Katana erfolgreich in die Kämpfe eingegriffen hat, als das Zweite Schwert des Lichts auf einen kampfbereiten Mackie gestoßen ist. Es gelang ihm und seinem Piloten, den Mackie auszuschalten. Dabei wurde er jedoch schwer verwundet." Wieder stockte Heine, bevor er die Kraft fand, weiter zu sprechen. "Er verstarb wenig später an seinen Wunden."
Auf seine Worte folgte Totenstille.
Pacificus und Schnitter zogen ihre Köpfe aus dem Zelt zurück, breiteten ihre Flügel aus und begannen zu brüllen. Garm und Nova, die niemals die Gelegenheit gehabt hatten, den alten Drachen persönlich kennen zu lernen, senkten ehrerbietig die Häupter.
Takara Kell saß nur da, ihren Griff fest um ihren Sohn haltend, mit ausdrucksloser Miene. Doch die beiden Ströme Tränen, die aus ihren Augen flossen und nicht mehr aufhören wollten, verrieten es als stoische draconische Maske.
"Es... es tut mir leid", stammelte Heine.
"Sie können nichts dafür, Lord Rosenstark", erwiderte sie mit fester Stimme. Sie ließ ihren Sohn auf den Boden und erhob sich. "Komm, Christian. Wir müssen Trauerkleidung anlegen."
Verständnislos blickte der junge Kell seine Mutter an. Er hatte zwar die Worte gehört, aber sicher wenig vom Sinn verstanden. "Wieso? Vater geht es doch gut, oder nicht?", fragte er mit zitternder Stimme.
Heine ging neben dem Jungen auf ein Knie und streichelte über seinen Kopf. "Ja, Chris, deinem Vater geht es gut. Aber er hat einen sehr guten Freund verloren. Also höre auf deine Mutter."
"Ach so. Das verstehe ich", sagte der Junge. Von einem Moment zum anderen wirkte er bedrückt. "Meinst du es hilft Papa, wenn ich ihm ein Bild male?"
"Ja, mein Schatz. Das wird ihm sicher helfen." Sie sah in die Runde. "Entschuldigen Sie uns, Herrschaften."

Nachdem sie das Zelt verlassen hatte, sah Heine ernst in die Runde. "Jetzt heißt es retten was zu retten ist. Und das meine ich ernst."
***
Die meisten Drachen auf den Brutebenen von Dromini VI waren Denker, Schöngeister. Sie hatten ihre Leiber der Fortpflanzung gewidmet, der Erhaltung ihrer Art, aber ihre Geister waren damit nicht ausgelastet. Nun waren nicht alle Drachen Intellektuelle oder begabte Redner, aber es half durchaus, wenn man auf den Brutebenen arbeitete, ein wenig von Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften zu verstehen. Einige der Drachen, die hier lebten und arbeiteten - nicht wenige an wissenschaftlichen Abhandlungen, was wohlmeinende Spötter Dromini VI auch die Universität der Drachen nennen ließ - waren Kriegsveteranen. Andere nannten sich Kriegsopfer, die dem Wahnsinn und der Gewalt zwischen den Staaten abgeschworen hatten, entgegen der Drachennatur, die durchaus darauf basierte, das Drachen für eine klare Rangstruktur auch schon mal miteinander kämpften.
Dennoch, die meisten dieser Kämpfe wurden auf Dromini VI eher am Schachbrett als in der Luft abgehalten. Es waren meistens die jüngeren, ungestümeren Drachen, die man aus Zuchtzwecken erst nach der nächsten oder übernächsten Eiablage in die Welt ziehen lassen wollte, die auf diese Weise Dampf abließen. Und dann gab es natürlich noch solche, die kein Pemmikan mochten, und deshalb freiwillig auf der Brutwelt blieben.
Alles in allem war das leben auf Dromini VI recht abwechslungsreich und den Intellekt fördernd. Auch an körperlicher Ertüchtigung mangelte es nicht, denn Drachen flogen für ihr Leben gerne, und ihre menschlichen Partner hatten dadurch ihr sportliches Auskommen.

Wer nun erwartete, dass die Brutebenen eine weite, leere Landschaft waren,, nur unterbrochen von den in den blanken Boden gehauenen Drachenhöhlen, in denen die Giganten wie Ameisenlöwen lauerten, sahen sich enttäuscht. Es gab zwei Ebenen, eine große, weitläufige Form von Häusern und Pavillons für die Drachen, Einzelwohnungen, Mehrfamilienhäuser, Begegnungshallen und vieles mehr; und die Ebene der Menschen, die hier lebten, kleiner, geduckter, in die Welt der Drachen oder parallel zu ihr verlaufenden Strukturen. Die Dörfer und Städte auf den Brutebenen hatten ein wenig von Lilliput aus der Erzählung Gullivers Reisen.
In einem der Begegnungspavillons fand gerade ein großer Disput statt, an dem sich beinahe fünfzig Drachen jeder Gewichtsklasse beteiligten. Über zweihundert Menschen waren ebenfalls anwesend.
Der Disput schwelte nun schon einige Zeit, und Drohungen waren ausgesprochen worden, zwei der Drachen, der Colt Avarius und der Phoenix-Drache Sollum, waren bereits zum Duell verabredet, das am nächsten Tag über dem Ort stattfinden sollte. Und das alles nur, weil sich die Drachen und Menschen nicht einig werden konnte, wie sie bei einer interessanten Seiten-Zuchtlinie verfahren sollten. Die einen plädierten für einen geringeren Kalorienbedarf, und damit für eine größere Versorgungssicherheit, die andere hingegen wollte den damit einher gehenden Leistungsverlust nicht hinnehmen. Beide Gruppen waren in etwa gleich groß, und ein Ende schien nicht in Sicht.
Drachen kopulierten nicht in festen Bünden, wie es die Menschen sehr oft taten. Für sie war der Paarungsakt und die Ei-Ablage eine Beschäftigung, die nebenher erfolgte und nicht weiter belastete, während die Menschen ihre Brut neun Monate in den Leibern der Mütter heran zogen. Auch war der Drachennachwuchs schon kurz nach dem Schlüpfen flügge und theoretisch in der Lage, sich selbst zu versorgen, während Menschenkinder noch Jahre der Obhut und Pflege brauchte.
In einem jedoch war man sich einig: Aufsicht brauchten die Jungen beider Spezies.
Da Drachen also wenig Probleme mit dem Zeugungsakt an sich hatten und selbst schnell geschlechtsreif wurden, konnten in der Drachenzucht die Erfolge schon nach wenigen Generationen generiert werden. Da man aber die Ergebnisse immer erst am Ende der Zucht vor sich hatte, war die Kreuzung ein wichtiger Vorgang. Jeder Aspekt wollte heiß diskutiert sein. In der Regel wurde er das auch. Immerhin bedeutete ein Fehlschlag mindestens den Verlust einer Drachengeneration, also rund drei Jahre.

"Herrschaften, Herrschaften!", rief Sir Quintus, der Vorsitzende des genetischen Rates, und drückte dabei mehrfach den Schalter, welcher den großen Gong auslöste, den selbst die Drachen nicht überhören konnten.
Sogleich verstummten die Drachen und wandten sich den Menschen auf dem Balkon zu, der ihnen, ein gutes Stockwerk hoch, Gespräche auf Augenhöhe mit den meisten Drachen erlaubten.
"Ich bitte darum, wieder zum Thema zurück zu kehren! Die Frage ist, ob wir die Archer mit den Hounds weiter kombinieren, um eine verschlankte Zwischenlinie mit den wichtigsten Aspekten der Archer zu bekommen, aber dem geringeren Energiebedarf der Hounds!"
Einer der angesprochenen Drachen, der Archer-Drache Arturius, zischelte verärgert und rückte bis auf wenige Millimeter an Quintus heran. "Das machen wir doch die ganze Zeit, verehrter Vorsitzender. Aber wir kommen nicht einen Millimeter voran, weil diese sturen, tumben Biester der Hound-Linie unbedingt der Meinung sein müssen, die Fähigkeit Feuer zu speien würde sich an Hound-Archer-Hybriden weiter vererben lassen und die Giftspuckfähigkeit der Hounds dominieren. Ich bin aber der Meinung, und viele der Kollegen geben mir Recht, dass das Feuerspuck-Gen rezessiv ist. Und da wir uns alle einig sind, dass wir einerseits keine Überbevölkerung der Drachen wünschen, andererseits aber auch keine Genetik aus dem Labor und der Petrischale wünschen, hilft nur das Probieren. Und bevor ich einem Experiment zustimme, dessen Ergebnisse wir erst in zwei Jahren sehe, will ich überzeugt werden. Unsere ersten Versuche tendieren eindeutig in Richtung Dominanz des Giftspuck-Gens."
"Aber das ist es doch gerade!", ereiferte sich der Hound Tanifaris. Der fünfzig Tonnen schwere Gigant schob sich ebenfalls heran. "Ich sage, dass es sich lohnt heraus zu finden, ob die Gene auf Paar liegen oder ob eines der beiden rezessiv ist. Dann müssen wir nämlich entscheiden, ob wir es in Kauf nehmen wollen, dass drei Hybriden Gift speien und einer Feuer, oder nicht. Ich persönlich denke, dass die Kombination beider Linien in jedem Fall lohnt, da wir hier einerseits den klaren Verstand der Hounds mit den Ausdauer der Archer verbinden können. Möglicherweise würde es sich auch lohnen, einen Griffin zu implementieren, um den intellektuellen zu erhöhen." Er schnaubte. "Wir werden ja wohl nicht immer Krieg führen."

Morgan Kell trat in diesem Moment in den Pavillon. Er war als Züchter mit Instinkt ebenso geschätzt, wie durch seine Erfahrung als Kriegsveteran, durch die er der Drachenzucht wichtige Impulse gegeben hatte. "Arturius."
Der riesige Archer neigte sein Haupt in Richtung von Morgan. "Was gibt es denn, mein Pilot."
Morgan sah ins Rund. "Es besteht eine Tsunami bevor. Ich werde Dromini VI verlassen und mich in den Kampf begeben."
Drachen und Menschen raunten erschrocken auf. Tsunami, so nannten es die angrenzenden Staaten des Draconis Kombinats, wenn ein Ereignis den Großstaat so sehr erschüttert hatte, sodass praktisch jede Militäreinheit, die über Sprungschiffe verfügte, auf Rache aus war.
"Eine Tsunami? Was ist passiert? Wurde Theodore Kurita an der Rasalhaag-Grenze getötet? Womöglich durch uns?", fragte der Archer, nachdem die erste Aufregung abgeklungen war.
"Schlimmer. Sensou no Katana wurde von einer Terranischen Militäreinheit getötet."
Dies sorgte für erregtes Raunen, hastige Diskussionen.
"Es steht außer Zweifel", sagte nun Sir Quintus, "dass sich die Tsunami in Richtung Zentralunion bewegen wird. Das bedeutet, dass die Lyranische Allianz verschont bleibt. Es wird sicherlich ausreichen, wenn wir das weitere Geschehen beobachten."
"Das wird es leider nicht, Quintus. Sensou no Katana starb, als er Melissa Steiner aus der Hand der terranischen Truppen befreite."
"Katrinas Tochter?", raunte Tanifaris erschrocken. "Was hatte sie im Kombinat verloren?"
"Sie ist noch immer im Kombinat, beschützt von zwei Regimentern des Schwert des Lichts und den Kell Hounds. Patrick ist vor Ort. Er wurde bei den Kämpfen ebenfalls verletzt."
Morgan Kell sah in die Runde. "Die Kell Hounds sind involviert, und das alleine schon, weil es um das Leben meiner Nichte und zukünftigen Archontin Melissa Steiner geht. Jetzt umso mehr, weil das Kombinat uns einen Dienst erwiesen hat, wie er größer nicht sein kann. Ich bin fest entschlossen, wieder in diesen Irrsinn namens Krieg einzutauchen. Vor allem auch, weil die TZU eine neue Waffe eingesetzt hat, eine mobile, waffenstarrende Kampfplattform namens Mackie, die in der Lage ist, einen Atlas-Drachen zu töten.
Das Raunen wurde lauter. Diskussionen entspannen sich.
Morgan übergab Sir Quintus einen Datenträger, den dieser in sein Lesegerät schob. Der große Holotank am Boden erwachte zum Leben; deutlich war eine humanoide, schwer gepanzerte Gestalt zu sehen, die ihre Waffen abfeuerte. "Dies ist der Mackie. Er wurde als dominante Einheit entwickelt, und ist normalen Verbundwaffen-Einheiten überlegen. Der Mackie ist, wie ich vermute, speziell dafür gebaut, um Drachen zu töten."
Stille setzte ein, fast greifbare Stille durch Entsetzen und Unverständnis erzeugt.
"Der Mackie kann, ersten Analysen zufolge, im Vakuum operieren, auf Giftgas-Planeten, im Hochgebirge ebenso wie auf dem Meeresgrund. Er ist ein Allrounder, und er ist schwer bewaffnet. Wir wissen nicht, wie viele Mackies die TZU besitzt oder einsetzt, aber wir wissen, dass die Armeen der Zentralunion zu den bestausgerüsteten der Inneren Sphäre gehören, auch zu den zahlreichsten. Verstärkt durch den Mackie werden sie nahezu unüberwindbar sein. Wenn wir das Kombinat mit dieser Bedrohung allein lassen, wenn wir die Tsunami nicht mit aller Kraft unterstützen, werden die Bushi aufgerieben werden, und die Welten des Kombinats werden wie reifes Obst vor der Zentralunion liegen. Sicher, auch Rasalhaag, Commonwealth und Vereinigte Sonnen könnten Dutzende Welten des geschwächten Kombinats erobern und ihren Vorteil aus dem Tod so vieler Soldaten ziehen. Aber wir wissen alle, dass nur ein Dutzend neu eroberter Welten die TZU für immer unangreifbar machen wird. Der Strom an Menschen, Material und Geld besiegelt ihre Dominanz auf ewig."
"Und deshalb willst du eingreifen?", fragte der Archer ernst.
"Deshalb will ich eingreifen. Denn wie Sensou no Katana bewiesen hat, sind die Mackies nicht unbesiegbar. Er hat einen vernichtet, bevor er getötet wurde."
"Dafür brauchst du einen Drachen", bemerkte Arturius amüsiert. "Es war ein Drache, der einen Mackie gefällt hat."
"Richtig, alter Freund."
Arturius zwinkerte. "Als wenn du auch nur eine Sekunde geglaubt hättest, ich würde dich alleine ziehen lassen. Natürlich begleite ich dich. Es wurde mir ohnehin gerade etwas langweilig, nur mit diesen Besprechungen und so."
"Ich komme ebenfalls mit", sagte der Hound-Drache Tanifaris ernst. "Es sieht so aus, als würde Patrick einen Drachen brauchen."
Morgan lächelte bei diesen Worten erfreut. "Danke, Ihr zwei. Es ehrt euch, und ich nehme die Hilfe gerne an. Aber dabei wird es nicht bleiben. Ich habe vor, alle Kell Hounds zusammen zu rufen, und in die Kämpfe einzugreifen."
"Alle?", fragte Arturius, halb irritiert, halb ehrfürchtig. "ALLE?"
"Ja, alle", bestätigte Morgan.
"Das wäre dann jeder zehnte Drache auf Dromini VI, so über den Daumen gerechnet", stellte Tanifaris amüsiert fest. "Falls sich die Nachfahren dem Kell Hound-Gedanken noch verbunden fühlen."
"Und etwas über vier Regimenter an regulären Truppen, über die Innere Sphäre verteilt. Ich rufe sie alle zurück. Alle."
"Auch Salome?"
"Ja, auch Colonel Ward, selbst in Anbetracht, dass die Anreise der Explorer Hounds aus dem Raumgebiet der Drachen-Hanse ein paar Monate dauern wird." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Und mal sehen, vielleicht hat sie endlich genug von der Galaxis gesehen und wird endlich sesshaft."
"Das wird aber noch nicht reichen!", meldete sich Tranquillius zu Wort, ein gewaltiger Atlas-Drache von über zweihundertfünfzig Jahren Lebenserfahrung. "Einhundert Drachen von Dromini VI zu befördern und zu versorgen ist kein großes logistisches Meisterwerk. Das rechne ich dir in wenigen Minuten aus. Den Aderlass für das Zuchtprojekt können wir minimieren, indem wir noch einmal so viele Eier zeugen wie wir können, bis wir abfliegen. Aber das macht uns noch nicht zu Kämpfern, jedenfalls die Jüngeren noch nicht, die weder Piloten noch Erfahrung haben."
"Ach, du kommst mit?", stichelte Arturius. "Ich dachte, das bequeme Leben hier wäre dir lieber."
"Nun halt mal den Rand, Jungspund. Ich habe schon in Schlachten gesteckt, als du noch nicht mal ein Gedanke im Kopf deines Vaters warst, geschweige denn in konkreter Planung. Natürlich komme ich mit. Zuviel Ruhe ist ungesund, und ein wenig Lebensbedrohung ab und zu fördert den Kreislauf. Außerdem haben die verdammten Unionisten mir meine Revanche gegen Sensou no Katana versaut, und das werden sie bezahlen." Er schnaubte ärgerlich, was einen kurzen Luftdruckstoß gen Boden auslöste. "Aber zurück zu meiner Frage. Wir brauchen Menschen. Viele Menschen. Ausgebildete Menschen. Menschen auf unserer Seite. Davon gibt es nicht allzu viele im Commonwealth, und die regulären Armee-Einheiten werden sie in diesen Zeiten nicht entbehren können. Was also tun wir?"
"Wir werden uns sammeln. Auf Skye. Wir, also die Kell Hounds, die Gray Dragon Legion, die Wolf-Dragoner, Heines Loser Haufen, und noch einige weitere Einheiten, die ich eingeladen habe. Zusammen stellen wir die größte Kombinationsarmee der Inneren Sphäre auf. Und zusammen werden wir die Tsunami unterstützen, wo immer es uns möglich ist."
"Drachen sind gut für den Kampf am Boden", warf ein Griffin ein. "Aber die Union hat die Oberhand bei den Kampfschiffen."
"Ein guter Einwand. Aber auch darum werden wir uns angemessen kümmern. Die Knights of the deeper Space entsenden zehn Schwadrone zu unserer Unterstützung."
"Die legendären Raumkampfpiloten der Vereinigten Sonnen? Und dann gleich zehn Schwadrone? Wann hast du das alles in die Wege geleitet, mein Pilot?"
Morgan lächelte schief. "Sofort, nachdem ich die Nachricht erhielt, dass Sensou no Katana tot ist. Es war ein langer Vormittag. Zweihundert Kampfflieger der besten Piloten der Inneren Sphäre werden uns die Möglichkeit geben, die Kampfschiffüberlegenheit der TZU zumindest punktuell zu unterbrechen. Von unseren eigenen Kell Hound-Piloten ganz abgesehen. Und den Raumgeschwadern der Wolf-Dragoner. Auch die Finanzierung steht bereits. Lord Lestrade hat zugesagt, die Einheiten voll zu finanzieren, unter der Voraussetzung, dass wir zuerst die Besetzung von Lyons beenden. Wo wir übrigens Heines Losen Haufen befreien müssen."
"Eine gute Idee, den besten Krisenmanager der Davions zu befreien", sagte Tanifaris amüsiert. "Hat das vielleicht etwas mit Hanse Davions Bereitschaft zu tun, uns zehn Geschwader zur Unterstützung zu entsenden?"
"Ein wenig, vielleicht", gab Morgan zu.
"Ich denke, der Sinn dieser Besprechung hat sich gewandelt", klang nun die Stimme von Sir Quintus auf. "Und ich denke, wir sollten dem nicht im Wege stehen. Morgan, übernimm bitte den Vorsitz. Ich werde den Saal nun verlassen. Und ich bitte alle, die nicht an den Kämpfen teil nehmen werden, ebenfalls zu gehen, oder sich zumindest einer Meinung zu enthalten, um die Vorbereitungen nicht zu stören." Er erhob sich und ging. Einige Menschen und etwa die Hälfte der Drachen folgten ihm.
Morgan übersah die, die noch anwesend waren. "Das sind mehr als ich erwartet habe. Also, lasst uns beginnen."
***
Theodore Kurita war die Ruhe selbst, während er die Einschiffung der drei Legion Wega-Regimenter überwachte. Er hatte strikte Befehle von seinem Vater bekommen. Er, der Gouverneur, sein direkter militärischer Vorgesetzter, seine Untergebenen. Er hatte praktisch jedem Soldaten bis zum Chu-i hinab einen direkten Befehl erteilt.
Zu Theodores großem Erstaunen hatte dieser Befehl nicht gelautet, ihn als Thronerben um jeden Preis daran zu hindern, sich der Tsunami anzuschließen, der großen Flut der draconischen Einheiten, die Rache für den Tod von Sensou no Katana suchten und finden würden. Nein, er hatte praktisch jedem Offizier das Versprechen abgenommen, dass sein Thronerbe diesen Irrsinn überlebte, selbst um den Preis jedes einzelnen Soldaten in den Wega-Legionen. Das war also sein persönlicher Preis, den er bezahlen musste, um im wichtigsten Aufmarsch seines Lebens an der Spitze stehen zu dürfen. Er musste überleben. Selbst um den Verlust seiner Ehre. Aber er durfte gehen, und Rache für den weisen alten Drachen seiner Kindheit suchen...
Natürlich wusste er, dass er in Unvernunft handelte. Dass sie alle in Unvernunft handelten. Ein Drittel der militärischen Einheiten hatte sich erhoben und eilte der Zentral-Union entgegen oder war gerade dabei einzuschiffen. Dabei waren reguläre Frontregimenter, Milizen, selbst die Garden planetarer Gouverneure.
Und genau deshalb musste er sich an die Spitze setzen. Als Thronerbe. Als Person von jedermanns Respekt. Er musste in der Trauer und der Wut derjenige sein, der die Richtung vorgab, und der die Planung in diesen Wahnsinn brachte. Er musste diesen entfesselten, blutrünstigen Haufen von Bushi vor sich selbst beschützen und so vielen wie möglich die Leben retten. Er alleine konnte das tun. Und er würde es. Genauso wie er Sensou no Katana rächen würde. Das hatte er sich mehr als einmal geschworen.

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Es gab wenige Gründe für Julian Tiepolo zu lächeln. So auch heute nicht. Die Nachricht über den Tod von Sensou no Katana war dazu angetan, die Situation eskalieren zu lassen; bereits jetzt berichteten TraStar-Stationen über das ganze Kombinat verteilt von Kampfeinheiten, die in Richtung Terranische Zentralunion unterwegs waren, um von sich aus den Kampf aufzunehmen, um Rache zu verüben für den großen alten Drachen des Kombinats. Erschwerend kam noch hinzu, das ausgerechnet Theodore Kurita, der Erbe des Koordinators selbst, formell die Führung der eigenmächtig handelnden Verbände übernommen hatte. Damit erhielt die Große Flut, wie eine solche Bewegung von den umliegenden Häusern oftmals genannt wurde, eine eigene Dynamik und eine noch größere Gefährlichkeit. Bisher war die TZU immer zu schlau gewesen, etwas wirklich Dummes zu tun, aber diesmal hatte sie sich ins eigene Fleisch geschnitten. Die Frage, die sich hinterher nur stellen würde, war, wie weit ihr Zorn die Bushi des Kombinats tragen konnte, bevor sie anhielten, was dann noch von ihnen übrig war, und was anschließend mit dem Reich passieren würde. Der Hälfte aller seiner Krieger und Drachen beraubt würden sich die Lyraner, die Rasalhaager, die Skyer und die Davions vielleicht in der Notwendigkeit sehen, die Grenzwelten ihres Nachbarn zu erobern, bevor es andere taten. Ein militärisch geschwächtes Draconis-Kombinat war eventuell eine zu leichte Beute für die TZU.
Tiepolo betrachtete die Situation aus einer speziellen Sicht, aus seiner eigenen, noch einmal. Dass die Große Flut Richtung Styx floss, und von dort in Richtung TZU weiter fließen würde, stand außer Frage. Die Krieger des Kombinats würden, koordiniert vom als großartiger Stratege geltenden Theodore, nicht als blindwütiger, das eigene Leben verachtende Haufen auf verschiedenste Welten fliegen, um dumpf das Abwehrfeuer der TZUAF-Flotten hinzunehmen, nur um auf einem Planeten landen zu können, er würde sie bündeln, koordinieren, auf wenige Ziele ansetzen und weiter voran treiben. Er würde vielleicht in der Lage sein, der TZU mit den Bushi acht, zehn oder zwanzig Welten zu entreißen, wenn alles gut lief. Oder er konnte die Hälfte aller Truppen des Reichs auf einen Schlag verlieren, wenn seine Pläne verraten wurden. Wo lagen die Vorteile für TraStar, das selbst unter der Bedrohung stand, von der TZU über kurz oder lang annektiert zu werden, und nur noch pro forma als neutrale, eigenständige Organisation erscheinen würde? Diese Gefahr bestand nicht nur in seiner Phantasie. Der terranische Geheimdienst hatte in Form von Direktorin Dieron bereits eine hochrangige Agentin in der Organisation positioniert, die theoretisch in der Lage war, seine Nachfolgerin zu werden. Spätestens dann würde TraStar nach der Pfeife der TZU tanzen und ihre Expansion unterstützen. Hatte es aber Vorteile, verstaatlicht zu werden? Es stand außer Frage, das die Generalstaaten die schleichende Übernahme registrieren würden. Dann war TraStars Eigentum in ihren Ländern nicht länger sakrosant, und das vollkommen zu Recht. Wer duldete schon offensichtliche Basen des Feindes im eigenen Reich, zudem auch noch das Monopol der überlichtschnellen Kommunikation in den Händen? Einen solchen Aderlass würde TraStar schwerlich überleben, von hunderten Sprungpunktstationen überhaupt einmal abgesehen. Die TZU konnte sie nicht alle verteidigen, einmal ganz davon abgesehen, dass TraStar-Stationen in den Generalstaaten vielleicht ohnehin desertieren würden, anstatt der TZU zu dienen.
Dies widersprach klar dem Credo, das Jerome Blake der Organisation als Gründungsmotto mitgegeben hatte: Medium agere; neutral bleiben. TraStar war die Firma mit dem größten Gewinn in der gesamten Inneren Sphäre, eine Handelsmacht, die ihresgleichen suchte, verteilt über fast alle Sonnensysteme der bekannten Inneren Sphäre. Sie koordinierte die interstellare Kommunikation und bot zehntausenden Händlern mit ihren Sprungpunktstationen einen sicheren Hafen für Reparaturen, Handel und Aufladung ihrer Sprungantriebe. Dennoch war ihr Hauptaugenmerk nicht der Profit, sondern die Expansion. Blake hatte für TraStar die Vision formuliert, die Menschheit ins Weltall zu begleiten, die Expansion über die Grenzen, die sie jetzt kannten, zu durchbrechen und zu erweitern. Bereits jetzt maß der vollkommen erschlossene Raum der Inneren Sphäre über eintausend Lichtjahre. Weitere zehn Lichtjahre kamen alle zwanzig Jahre hinzu, und TraStar war meistens in vorderster Linie dabei und errichtete Sprungpunktstationen in Sonnensystemen, deren Möglichkeiten gerade erst erkundet wurden.
Nein, für die Organisation konnte es nichts Schlimmeres geben, als verstaatlicht zu werden. Es würde allem widersprechen, wofür sie alle standen, was Jerome Blake ihnen an Vision mitgegeben hatte, ihren Auftrag negieren, der Menschheit bei der Expansion über die gesamte Galaxis zu dienen. Die TZU war der größte Feind von TraStar. Das wusste natürlich Präsident Toyama. Gerade deshalb hatte er ja auch so viel Kraft und Zeit investiert, um Myndo als bissige Natter so nahe wie möglich an seinen Hals zu bringen, wo sie auf die Chance lauerte, zuzubeißen, und seinem Leben ein Ende zu setzen. Aber dieser Natter konnte er sich ein für allemal entledigen. Die lancierte Information über die vermeintlich geheime Konferenz der Generalfürsten auf Styx hatte Wirkung gezeigt, und einen Einsatz der TZUAF ausgelöst. Während dieses Einsatzes wäre um ein Haar Melissa Steiner in Gefangenschaft geraten, ein Umstand, den Tiepolo irritiert zur Kenntnis genommen hatte. Steiner sollte zum Zeitpunkt des Eintreffens der TZUAF überall sein, aber nicht über Styx, und erst Recht sollte sie nicht gefangen genommen werden. Melissa Arthur Steiner als Geisel der TZU hätte empfindliche Folgen für das Lyranische Commonwealth gehabt. Und ebenso weitreichende Folgen für die Nachbarstaaten.
Nun galt es also, sich zu entscheiden, wie TraStar die Situation, die sich hier entwickelte, nutzen würde. Und auf welche Seite sie sich stellte. Und wie er die Verräterin Myndo am besten abservierte, ein für allemal.

"Nun?", klang die Stimme von Sharilar Mori auf, der Vize-Direktorin Dieron, die er in sein Büro befohlen hatte, um mit ihr über Waterlys Schicksal zu diskutieren. Stattdessen hatten sie über die Große Flut gesprochen. Sie stellte ein Glas mit Cognac vor ihm ab. "Wie werden wir vorgehen?"
"Zuallererst wird Direktorin Dieron verhaftet", bestimmte er. "Du rückst als ihre Nachfolgerin auf. Damit hat TraStar ein Problem weniger. Anschließend informieren wir die TZU und alle Generalstaaten darüber, das wir ein dreimonatiges Interdikt über Terra verhängen werden. Wir beginnen das Interdikt, sobald Theodore Styx erreicht."
"Verstehe", sagte Mori und nahm sich selbst ein Glas. "Dadurch wird die TZU blind, taub und stumm, und die Draconier können relativ ungehindert zuschlagen, wo immer sie wollen. Genauso wie die TZUAF nicht alle Welten halten kann, die es in der jährlichen Kampagne angreift, kann es auch nicht alle Welten zugleich verteidigen. Wenn wir dann noch ein wenig Koordination mit den anderen Generalstaaten einbringen, vielleicht einen gemeinsamen Angriff bewirken können, dürfte dies im günstigsten Fall zu einer Zerschlagung der TZU führen, und selbst im ungünstigsten Fall zu einer Schwächung durch den Verlust mehrerer Systeme, was gleichbedeutend wäre mit einer Abwahl von Conrad Toyama. Damit verbunden könnte ein Politikwechsel sein. In jedem Fall aber würde die Bedrohung für TraStar erheblich sinken und über Jahrzehnte beherrschbar bleiben."
"So ungefähr habe ich mir das gedacht", bestätigte Julian Tiepolo und griff nach dem Cognac-Schwenker. "Nur müssen wir zuerst Myndo Waterly zum Schweigen bringen. Die Beweise reichen jedenfalls."
"Es wird mir eine Freude sein, sie zu beerben", schmunzelte Mori, nahm sich ein eigenes Glas und prostete dem Direktor zu.

In diesem Moment flog die Tür auf, was insofern ungewöhnlich war, da sie als Schott konzipiert war, das in der Wand verschwand. Tür und Rahmen waren also aufgesprengt worden, und dies relativ lautlos. Das bedeutete relativ kleine, dafür aber mit ungeheurer Präzision gesetzte Ladungen.
Nicht einmal Rauch wehte auf. So konnte Julian Tiepolo deutlich erkennen, wer durch die aufgesprengte Tür schritt, eine Nadlerpistole im Anschlag: Myndo Waterly. Die Waffe zielte auf ihn.
Alle Farbe wich aus Tiepolos Gesicht. Hatte er Direktorin Dieron etwa unterschätzt? Wenn ja, dann war das eine peinliche, letztendlich tödliche Unterlassenschaft. Er wusste nicht genau, wie sie sich mit einem Mord an der Backe raus reden wollte, aber ihre Absicht war vollkommen klar.
Sharilar Mori starrte die Vorgesetzte über alle Maßen erstaunt an. "Myndo, was...?"
Julian Tiepolo fluchte innerlich. Er war nicht konsequent genug gewesen. Und nun bezahlte er den Preis. Er hob das Glas an die Lippen, um den letzten Schluck seines Lebens zu trinken.
Waterly feuerte. Drei Flechetten, dazu gedacht, sich beim Aufprall zu verformen, und möglichst viel Fleisch und Knochen zu unförmigen Brei zu zerschlagen, verließen die Waffe. Das war sein Todesurteil.
Die Flechetten schlugen nacheinander auf dem Cognac-Schwenker ein. Die erste Flechette traf seinen rechten Zeigefinger und kappte ihn; die zweite traf ein paar Zentimeter höher und schlug mit voller Wucht gegen das Glas, das bei dieser unerhörten Misshandlung Risse bekam. Die kristalline Struktur indes verhinderte, dass das Glas von der Flechette durchschlagen wurde. Die dritte Flechette, die etwas höher und etwas weiter links traf, zerbrach den Schwenker und traf auf den Cognac. In der Flüssigkeit verformte sich das Geschoss und verlor einen Großteil der kinetischen Energie. Den Rest entließ sie auf die Rückseite des Glases. Cognac und Scherben flogen in alle Richtungen davon, einige schnitten Tiepolo ins Gesicht. Das kostbare Getränk tränkte den Boden.
Waterly kam nun schnell herein und richtete die Waffe auf Mori. "Sind Sie verletzt, Direktor? Haben sie von der Flüssigkeit getrunken?", fragte sie.
"Was? Nein, ich habe nichts getrunken. Aber ich glaube, mir fehlt ein Finger."
Noch immer Mori bedrohend sah sie kurz herüber. "Das tut mir leid, Sir. Bitte, kommen Sie hinter dem Schreibtisch hervor und treten Sie hinter mich. Zu Ihrer eigenen Sicherheit. Sharilar, wenn du auch nur einen Finger rührst, mache ich aus dir Geschnetzeltes."
"Schon gut", erwiderte die Vize-Direktorin Dieron, "ich weiß wann ich verloren habe."
Wie hypnotisiert trat Tiepolo hinter dem Schreibtisch hervor. Für einen Augenblick suchte er den abgeschossenen Finger, aber dann besann er sich und trat in den Schutz Waterlys. In den Schutz? Die Entwicklung hatte etwas Wahnwitziges.
"Das Getränk war vergiftet", sagte Myndo mit Bestimmtheit. "Wir haben gemerkt, das sie ernst macht, als die Stationssicherheit mich verhaften wollte. Zum Glück gibt es da ein paar Dinge, die sie nicht wissen konnte. Leute, sie gehört euch!"
Hinter Waterly traten weitere TraStar-Mitarbeiter ein. Sie trugen leichte Körperpanzer, und an ihren Krägen prangte unüberschaubar das Romulus-Zeichen, das für den Konzerneigenen Geheimdienst stand. Die Männer und Frauen fackelten nicht lange, überwältigten Mori, warfen sie zu Boden, und suchten sie auf versteckte Waffen ab. Anschließend wurde sie mit dem Magnetscanner mehrfach untersucht.
"Was geht hier vor sich? Und warum lebe ich noch?", fragte Tiepolo erschüttert.
"Wir waren ihr auf der Spur, Sir, und beinahe hätte ich zu spät reagiert", sagte Waterly.
"Was für eine Spur? Wofür zu spät?"
Die Direktorin Dieron nahm die Waffenhand herunter, als Mori im sicheren Gewahrsam des Geheimdienstes war. Man hatte ihr ein kleines Waffenarsenal abgenommen, und außerdem einen Zahn ausgebrochen. Zweifellos mit Gift gefüllt. Sie hatte es nicht genommen.
"Wir vermuten schon lange einen ranghohen TZU-Geheimdienstagenten im Ersten Bereich. Ich habe sie schon lange im Verdacht, aber erst als sie sich gegen Sie direkt gewandt hat, Direktor Tiepolo, konnte ich es beweisen."
"Ich verstehe nicht! Ich dachte, SIE wären..."
"Vielleicht sollte ich etwas dazu sagen", klang der sonore Bariton von Frederic Steiner auf, dem Direktor von Romulus. Er trat ins Büro des Konzernkapitäns und warf der gefesselten Mori einen mitleidigen Blick zu. "Die Aktivitäten der TZU lassen schon seit einiger Zeit darauf schließen, das sie einen Agenten im innersten Kreis der Firma haben. Also habe ich meine beste Agentin auf den Fall angesetzt. Doch beinahe war Sharilar Mori sogar für sie zu gut. Nur durch einen Zufall bemerkte ich, das Sharilar auf die Flugpläne Melissa Steiners massiven Einfluss genommen hatte, um ihre Weiterreise zu vereiteln, damit die TZUAF sie als Geisel nehmen konnte. Was ja auch beinahe gelungen wäre."
Als Mori an ihm vorbei abgeführt wurde, runzelte er die Stirn. "Verhörraum A. Ich komme gleich dazu. Besser, du behältst nichts für dich, Sharilar. Unsere Möglichkeiten sind besser als die deiner Leute."
Mori stemmte sich gegen die Agenten, die sie abführten und ließ sie stoppen. "Frederic, es gibt da vielleicht einige Dinge, die mich für euch wertvoll machen."
Steiner runzelte die Stirn. "Vielleicht haben wir Verhandlungsspielraum."
Dies ließ für einen Augenblick ein hochnäsiges Lächeln über ihr Gesicht huschen. Stumm ließ sie sich weiter abführen.

"Mori war die Verräterin? Und ich dachte, ich hätte sie bei Myndo installiert, um genau so etwas zu verhindern", sagte Tiepolo erschüttert. Nun trat ein Sanitäter hinzu und kümmerte sich um seine Verletzungen.
"Und wer hat dir gesagt, das Myndo die potentielle Verräterin sein könnte?", fragte Steiner mit leichtem Vorwurf in der Stimme. Er ging zum Schreibtisch und hob den abgetrennten Zeigefinger des Direktors auf. "Hier, das wird er noch brauchen."
"Wenn ich mich recht entsinne, war es Sharilar, die mir zuerst von ihrem Verdacht berichtete, Myndo könnte eine Verräterin sein. Sie stand bei ihrer Arbeit zu nahe an der TZU und entschied zu oft in ihrem Sinn."
"Und, hast du es nie merkwürdig gefunden, das sich ein TZU-Agent so auffällig verhalten könnte?", fragte er trocken und reichte den Finger dem Sanitäter.
"Nein. Ich habe..." Tiepolo stockte. "Also war es Sharilar die ganze Zeit über? Sharilar, die ich als meine Vertraute behandelt habe? Der ich alle relevanten Informationen gab? Oh, was war ich nur für ein alter Narr."
"Ruhig, alter Mann. Genau aus diesem Grund hast du mir ja überhaupt erst Romulus übergeben. Damit ich mich um all das kümmere, was du übersiehst. Und ich denke, diesmal habe ich meinen Job recht gut gemacht." Nun lächelte er schmallippig. "Wir haben unseren Job recht gut gemacht."
Waterly lächelte nun ebenfalls. Sie sicherte den Nadler und steckte ihn weg. "Danke, Frederic. Ich gehe dann wieder an die Arbeit. Herr Direktor, das mit dem Finger tut mir aufrichtig leid, aber ein Schluck von dem Getränk hätte Sie vielleicht schon getötet. Das durfte ich nicht riskieren."
Tiepolo griff nach ihr und hielt sie zurück. "Warte, Myndo. Frederic. Ich werde wohl für einige Zeit ausfallen. Ich möchte, das Ihr beide bis dahin das Geschäft übernehmt. Ich möchte, das Ihr TraStar vor der TZU beschützt. Ich möchte, das Ihr euch um den Monarch kümmert. Und ich möchte, das Ihr das Interdikt durchsetzt."
Waterly zögerte einen Moment, dann nickte sie. "Gut, dann brauche ich mich ja nicht mehr so schrecklich zu verstellen. Ich bereite eine Nachricht an die Generalstaaten vor und unterrichte sie über das Interdikt. Beginnen soll es sicherlich, sobald die ersten draconischen Truppen unter Theodore Kurita auf Styx eintreffen, richtig?" Sie lächelte, aber das Lächeln verblasste schnell wieder. "Hoffentlich war es damit noch nicht zu spät für uns. Wer weiß, warum Sharilar gerade jetzt agiert hat, welche Befehle sie hat, und in welchem Zusammenhang sie mit der TZU-Politik stehen."
"Wir werden uns um die Firma kümmern, solange du ausfällst, Julian", versprach Steiner.
Tiepolo ließ Waterlys Arm los. "Gut", sagte er. "Gut." Ihn konnte man vielleicht hintergehen und täuschen. Aber auf Frederics Urteil hatte er sich bisher immer verlassen können.
Damit war es entschieden. TraStar war noch immer frei und unabhängig. Und die Organisation stand ab sofort im Krieg.

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Mireille saß auf einem Klappstuhl und widmete sich gerade einer Tasse Tee, ehe ein Schatten an ihr vorbeiglitt und eine Stimme erklang, die sie kurz aufsehen ließ.
„Ist hier noch frei?“, kam es von links, wo Svenja mit ihre eigenen Tasse stand.
Die junge Studentin schüttelte den Kopf und gab einen Wink, der die leeren Stühle umfasste.
„Such dir aus, wo sitzen willst.“
Svenja lächelte dankbar und wählte den Platz gegenüber, ehe sie besorgt murmelte:
„Nicht hungrig?“
Sie deutet mit einem Kopfnicken auf Mireilles Tablett, wo nur die einsame Teetasse stand.
„Ist fahnenflüchtig denke ich.Vermutlich besser als die Alternative...“
„Kommt gewiss zurück, wenn die Krise überstanden ist. Zumal du nicht die Einzige bist, die unter einem flüchtigen Magen zu leiden scheint.“
Mireille folgte dem Blick der Ärztin und blieb bei der Draconierin hängen, die an einem anderen Tisch saß, wobei auch bei der Dame ein Essenstablett abkömmlich war.

„Ich dachte immer, das Trauerkleidung schwarz sein müsste“, murmelte Svenja halblaut.
„Da Madame Kell zum Draconis-Kombinat gehört und deren Vorfahren wiederum, aus dem asiatischen Raum stammen, gibt deren Tradition meist weiß vor“, erwiderte Mireille hilfsbereit.
Die junge Ärztin runzelte die Stirn.
„Meist?“
„Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Manche Clans oder ethnische Minderheiten bevorzugen andere Farben.“
„Was für Farben beispielsweise?“, meinte die junge Frau neugierig.
Mireille zuckte mit den Schultern.
„Manche bevorzugen Rot, wegen der Blutsymbolik. Manche wiederum Gelb wegen Sternen - und Sonnensymbolik.“
„Egal ob Mensch oder Drache oder Nationalität, alle bluten gleich“, zitierte eine Frauenstimme aus dem Hintergrund, ehe sich Cortana zu den beiden gesellte.
„Du kennst das Buch von Scheffler?“, meinte Mireille überrascht klingend.
„Ein bißchen - jedoch bin ich nur hier, um Euch vor einen potenziellen Fauxpas zu warnen.“
„Fauxpas?“
„Man redet vor Kämpfen nicht über solche Dinge, wie Beerdigungen. Soldaten sind da sehr abergläubisch.“
„Nichtmal um unsere eigenen Angelegenheiten zu regeln?“
Cortana hob skeptisch eine Braue.
„Wusste nicht dass ihr beide auch Notare seid?“
Beide Frauen blinzelten für einen Moment verwirrt im Einklang, ehe Svenja schuldbewusst den Kopf senkte.
„Ich wollte nur für den Fall wissen, wie ich meine Garderobe anzupassen habe, falls -“
Cortana hob beschwichtigend eine Hand.
„Wen du wo eingeladen wirst, wird dir der Gastgeber schon schriftlich oder mündlich mitteilen
„Und wenn du nicht die passenden Farben hast, reicht auch eine Armbinde mit der fehlenden Farbe....ich könnte dir notfalls welche leihen“, schaltete sich Mireille ein.
„Wirklich? Danke dir.“
Skepsis war auf dem Gesicht der Fahrerin abzulesen.
„Warum hast du sowas vorrätig?“
„Für die Kollegen und weil beim Kellnern Uniformspflicht herrscht. Ich hab` sogar Hagoromo für Auris eingepackt, wobei sie die Teile hasst. Zu verheddernd und so -“
Svenja echote das Fremdwort lautlos, aber sie verkniff sich weitere Fragen zu dem Thema, nach der Verwarnung.

„So, wer ist diese Scheffler-Person“?, meinte Svenja in dem Versuch, das Gespräch wieder zu animieren.
„Ein Terraner mit Verstand“, erwiderte Cortana schnaubend.
„Ein Künstler um genauer zu sein“, bestätigte Mireille nickend.
„Ihr beide erwähntet ein Buch von ihm?“, knüpfte die Biologin an.
„Ja. Wobei Buch vielleicht irreführend ist. Sein Werk existiert nicht in gedruckter Form, weil die Terraner es als Anti-Propaganda eingestuft haben. Wenn du ein Buch haben willst, musst du die Daten selbst ausdrucken gehen. Er ist ein Fafner, aber sein Bruder ist Teil der Hagensbwegung.“
Svenjas fragender Blick wanderte zwischen den beiden Frauen hin-und her.
„Fafner sind Künstler oder Philosophen, die versuchen durch ihre Kunst oder eben Bücher, darauf aufmerksam zu machen, dass Drachenhass schwachsinnig ist.“
„Bis vor 15 Jahren wurden sie nur als Spinner eingestuft, aber mit dem Erscheinen der Hagensbewegung, wurden sie als Terroristendenker eingestuft.“
„Du wirst in Galerien keine Gemälde mehr finden oder Fotos von Drachenwelten, die Drachen im nichtmilitärischen Alltag darstellen...das könnte die Menschenfresser ja sonst vermenschlichen“, endete Cortana augenrollend.
„Zu schade - ich mochte so spekulative Bilder wie Drache in Kathedrale oder Drachenschule. Im Netz gehen Dinge zu schnell verloren...“, meinte die Genetikerin seufzend.
„Ich habe ein oder zwei seiner Gemälde als Scans auf meinem Laptop, falls ihr sie sehen wollt und Zeit habt.“
„Nein, danke. Ich habe noch zu tun...“, winkte die Fahrerin ab, ehe Mireilles Blick zur Ärztin huschte.
„Hm, später vielleicht. Ich sollte im Lazarett helfen, hieß es“, erwiderte Svenja entschuldigend.
„Müsstest du da nicht auch hin?“
„Als Genetikerin bin ich nutzloser als richtige Ärzte. Also bleibe ich wohl bei meiner Tante...“
„Ach so, verstehe. Dir dann noch viel Glück?“
„Ebenso.“
Beide Frauen verschwanden mit einem Nicken.

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24.02.2020 07:50 Aria Segeste ist offline E-Mail an Aria Segeste senden Beiträge von Aria Segeste suchen Nehmen Sie Aria Segeste in Ihre Freundesliste auf
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„ACHTUNG!“, gellte der laute Ruf des Bosuns durch die TZUAF SOWJETSKI SOJUS, dem Namensgeber dieser neuen Schiffsklasse. Sie wurde offiziell als Schwerer Kreuzer geführt und war mit ihren achthundert Metern Länge und einer Tonnage von achthundertzehntausend metrischen Tonnen das schwerste jemals von der Menschheit erbaute Kriegsschiff. Der Prototyp dieser Serie sollte eigentlich keine natürlich Feinde haben. Nicht mit einer Bewaffnung, die doppelt so stark wie die eines Zerstörers war und das auch noch zwanzig Luft/Raumjäger mit sich führte, von den acht Andockringen für Landungsbooten ganz zu schweigen. Es gab keine Zweifel daran, dass dieses Schiff sich grandios bewähren würde. Und dann würden die Jupiterwerften im System der Heimatsonne Sol weitere Schiffe dieser Klasse produzieren und den Schritt zur absoluten Raumfahrtdominanz der TZU machen; ab jenem Zeitpunkt würden die Eroberungen der Terraner nur noch begrenzt werden durch ihre Kapazitäten, was den Angriff auf und die Assimilation der Planeten anderer Reiche betraf.
„Lassen Sie rühren“, sagte Admiral Nondi Steiner, als sie die letzten Schritte von der Rampe ihrer Fähren herunterkam. „Es gibt sehr viel zu tun, Ryan, und wir sollten so schnell es geht damit anfangen. Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.“
Ryan Steiner, Kapitän des Giganten und protegierter Hoffnungsträger Nondis salutierte seiner Tante. „Erlaubnis erteilt, Admiral. Bosun, lassen Sie rühren.“
„Rührt Euch!“,rief der hagere, aber ältere Mann. „Auf Admiral Steiner drei Hurra!“
Die Hurras donnerten durch den Hangar, und Nondi sah ihren Neffen strafend an. „So viel Trara für nichts.“
„Ich habe ihnen das nicht befohlen“, sagte Ryan verschmitzt und machte eine einladende Handbewegung ins Schiff. „Sieh es ein, du bist die beliebteste Raumfahrerin der ganzen Flotte, seit du New Aragorn eingenommen hast. Und nur weil dir das Kommando verweigert wurde, ist die Tikonov-Geschichte... Ach, das weißt du alles selbst, Nondi. Ich habe einen Snack vorbereitet. Danach einen Holotank, der dich über den Status der Flotte informiert.“
„Danke“, sagte sie trocken, als der Neffe von der unvermeidlichen Lobhudelei zu den Sachthemen überging. Während sie neben ihm den Hangar verließ sagte sie: „Gib mir einen kurzen Überblick.“
„Captain Ward ist dein Stabschef, wie erwartet. Verändere nie ein Gewinnerteam. Die hiesige Wachflotte untersteht Admiral Kubert. Die restlichen Schiffe der Invasionsstreitmacht werden über New Aragorn zu uns stoßen. Wenn wir mit ihnen vereinigt sind, wird alles ganz schnell gehen müssen.“
Sie kamen auf den Korridor hinter dem Hangar und stiegen auf einen Elektrowagen, der sie zur Brücke bringen würde. „Ja, ich weiß. Das alte Dilemma. Wir haben die Raumhoheit, aber bei konventionellen Truppen und reinen Lufteinheiten haben die Nachfolgerstaaten immer noch eine Übermacht. Deshalb können wir nicht ordentlich zuschlagen, sondern müssen uns Happen für Happen nehmen.“
Der Wagen fuhr an, Nondi musterte ihren Neffen nachdenklich. Sie hatte ihn auf diese Position gehievt, und das nicht nur, weil er einer der wenigen Steiner-Kritiker von Katrina war und ihr ins Exil bei den Terranern gefolgt war. Er war gut in dem, was er tat. Sie war gut beraten, zuzuhören, wenn er sprach. „Was denkst du über den Plan?“
„Objekt X zu nehmen?“ Ryan lächelte sarkastisch, während er den Codenamen von Kathil aussprach. „Ambitioniert. Aber wenn es funktioniert, haben wir plötzlich ein paar gut stechende Trümpfe mehr auf der Hand.“ Ryan machte eine abwehrende Handbewegung in Richtung ihres Fahrers. Als wenn die Besatzung des stärksten Schiffs der terranischen Flotte nicht tausendfach gesiebt worden wären. Aber Vorsicht war wie immer besser als Nachsicht, deshalb ersparte sich auch Nondi jedes Detail über den Werftplaneten Tikonov, das einem „zufälligen“ Zuhörer Hinweise hätte geben können. Zum Beispiel konnte dieser Wagen verwanzt sein. Wahrscheinlich war es nicht, aber möglich. Oder, so unwahrscheinlich es klang, der Mann auf dem Wagen, der sie fuhr, konnte ein Doppelagent sein. Wahrscheinlicher war, dass er Geheimagent war und den Maat nur spielte, denn gerade das Umfeld der höhergestellten Offiziere wurde besonders gut geschützt. Oder überwacht, was mehr der Wahrheit entsprach.

„Und wie sieht es aus? Wie viel werde ich dafür bekommen?“
„Die letzten Zahlen sind nahe dran an dem, was du haben wolltest, Nondi. Zwanzig Fregatten, elf Zerstörer, zwölf Korvetten. Fünfhundert Luft/Raumjäger auf den Kriegs-, und Landungsschiffen. Dazu kommen fünf Armeekorps mit insgesamt einhunderttausend Mann aufgeteilt in dreißig Divisionen. Zwölf Infanterie, sechs Panzer, vier Pioniere, Rest gemischt mit Marines, Sprungtruppen, MP, Fliegerheereskorps, und ich rede hier von rund eintausend Helikoptern, davon vierhundert Kampfeinheiten, und, und, und.Dazu kommen zweihundertvierzig Mackies in zwei Regimentern mit je drei Bataillonen. Das sollte eigentlich reichen, um selbst eine ums doppelte verstärkte Garnison von Objekt X binnen eines Tages einfach zu überrennen.“
„Wenn die verdammten Drachen nicht wären“, schränkte Nondi ein.
„Wenn die verdammten Drachen nicht wären“, stimmte Ryan zu.
„Hoffen wir, dass die Mackies uns den versprochenen Vorteil bringen werden.“

Sie schwiegen eine Zeitlang. Nondi war klar, dass so weit alles nach Plan verlief und dass sie die größte Flotte und die zweitgrößte Armee anführte, die je aus der TZU aufgebrochen war, um einen Planeten aus den Klauen der anderen Staaten zu reißen; die größte Armee war jene gewesen, die versucht hatte, Kentares einzunehmen und auf allen Ebenen äußerst blutig gescheitert war.
„Hast du schon gehört?“, begann sie wieder. „Das 21. Korps hat Sensou no Katana getötet.“
„Was?“, entfuhr es Ryan entgeistert. „Warum war das noch nicht in den Depeschen?“
„Es ist erst vor etwa vierzig Stunden passiert. Ich habe es auch nur mitbekommen, weil die Dracs mich direkt informiert haben. Sie haben jeden Admiral und jeden General über TraStar direkt kontaktiert. Du weißt, was das heißt.“
Ryan wurde bleich. „Ich habe immer viel von Mahling gehalten. Bisher. Was zum Henker ist passiert?“
„Das 21. Korps hat einen Tipp vom Geheimdienst bekommen, dass ein lyranischer Promi an Bord eines zivilen Landers an ihnen vorbei kommt, daraufhin haben sie die Konserve, die SILBERADLER, aufgebracht. Schließlich sind sie auf Styx gelandet und haben das hiesige draconische Brian-Kastell vom 3. Schwert des Lichts erobert. Ab da ging allerdings alles schief, was schief gehen konnte. Das 2. Schwert traf überraschend ein, und mit ihnen die Kell Sky Hounds. Zugleich rebellierten die gefangenen Passagiere und verbarrikadierten sich im Zentralen Komplex. Ronald McCarron hat das Kommando geführt, nicht Mahling, also sollte man meinen, der Mann brachte Ergebnisse, aber er steht nicht auf den Listen der Überlebenden. Was mit acht Prozent wenig genug sind.“
„Und was ist mit dem verdammten Drachen passiert?“, blaffte Ryan außer sich. Wie es sich gehörte als Soldat der TZU, hasste er offiziell Drachen und ihr Regime über die peripheren Menschenreiche. Aber das hieß nicht, dass er sie unterschätzte.“
„Das 2. Schwert hat einen Frontalangriff durchgeführt. Patrick Kell war in Sensou no Katanas Cockpit. Sie haben die Tore des Kastells aufgerissen. Als sie auf einen Mackie stießen, hat der Drache ihn zerstört, samt Piloten, leider aber nicht zur Explosion gebracht. Der Mackie wiederum hat Sensou no Katana tödlich verletzt. Er starb wenige Stunden später.“
„Wie geht es Pat?“, fragte Ryan, der seinen Blutdruck steigen spürte.
„Schwer verletzt, aber er lebt. Allerdings haben sich bereits die ersten draconischen Einheiten zum Angriff auf die TZU eingeschifft. Was normalerweise eine gute Gelegenheit wäre, die ungeschützten Welten der Dracs en masse zu erobern.“
„Normalerweise? Was ist anders?“
„Das 2. Schwert des Lichts hat den Promi gerettet. Katrina und Hanse haben daraufhin verkündet, dass sie die Flanken des Kombinats decken werden, anstatt die Gelegenheit zu nutzen und sich an ihren Welten schadlos zu halten.“
„Das ist sehr ungewöhnlich. Ich kann verstehen, dass Hanse so handelt, wegen seinem Bruder Ian. Aber Katrina?“
„Der Promi war Melissa, Ryan. Wir hätten sie fast getötet.“
Der junge Steiner wurde blass. „Wie bitte?“
„Sie war wohl im Rahmen eines Staatsbesuchs auf dem Weg nach New Avalon, undercover. Zweifellos, weil Katrina sie an den alten Sack Hanse verschachert hat, um den angeblichen neuen Frieden zwischen ihren beiden Nationen zu festigen. Aber da das 2. Schwert nicht nur heftig geblutet hat, sondern auch bei ihrer Rettung erfolgreich war, gibt es für beide keine andere Lösung. Es gibt ein paar regionale Kommandeure, die sich trotzdem an einem Abenteuer versuchen werden, ich habe da ein paar sehr alte Fäden gezogen, und so weiter, und auch in der Mark Draconis denkt der eine oder andere, ein paar alte Streitigkeiten mit dem Kombinat bei dieser Gelegenheit zu regeln. Und was Rasalhaag machen wird, können wir jetzt noch gar nicht ahnen.“
„Aber?“
„Aber die Tsunami wird kommen, und sie wird über die TZU hinwegschwappen.“
„Heißt das, wir kehren um und versuchen zu retten, was zu retten ist? Wir können mit allen Schiffen schneller Zuhause sein, als die Dracs all ihre Einheiten an unsere Grenzen schaffen können.“
„Das heißt, dass wir TraStar konfiszieren und mit den Sprungpunktstationen jedes Drac-Schiff beschießen, das in unsere Reichweite kommt.“
„Jetzt auch noch TraStar.“
„Wir befolgen weiterhin unsere Befehle“, schloss Nondi. „Egal, für wie dumm wir sie halten. Objekt X für uns, Objekt Z für Janos Marik.“ Der Wagen hielt, Nondi erhob sich, Ryan folgte ihr. „Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache“, murmelte er mehr zu sich selbst.
„Ich auch“, erwiderte Nondi Steiner.
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