The World of BattleTech
Registrierung Kalender Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite

The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » BattleDragonTech » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | Thema zu Favoriten hinzufügen
Seiten (3): « vorherige 1 [2] 3 nächste » Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen BattleDragonTech
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
eikyu eikyu ist männlich
Colonel


Dabei seit: 19.04.2002
Beiträge: 2.700
Herkunft: Charakter von udo luedemann

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Rückblende, während des Fluges kurz vor der Landung
Nachdem sich die Infanteristin vorgestellt hatte fragte sie: „Und was hast du nun gerade vor?“
Innerlich seufzte Cortana. Es sah so aus als ob ihr nichts anderes übrig blieb, als mal direkt zu werden.
„Ich bereite mich innerlich auf eine Diskussion mit Schnitter vor. Ich habe ihm versprochen einiges über Haustiere zu erzählen.“
Die Infanteristin merkte, dass sie da nicht mitmachen konnte. Die Art wie Cortana ihre Worte betonte machte klar, das es sich um eine geschlossene Gesellschaft handelte.
„Du bist nicht die Erste die versucht mit mir Kontakt aufzunehmen. Deshalb werde ich es mal klipp und klar sagen: wir sind temporär auf der gleichen Seite, für die Dauer des Kontrakts. Aber danach werden wir vermutlich wieder getrennte Wege gehen oder sogar uns als Feinde gegenüber stehen. Deshalb werde ich euch nur auf der beruflichen Ebene nahe kommen, aber nicht auf der Privaten. In der Vergangenheit habe ich schon zu häufig gegen die kämpfen müssen, mit denen ich kurz davor noch in der Bar getanzt habe.“
Etwas missmutig verlies die Infanteristin Cortana.
Also marschierte Cortana los, kam jedoch nicht weit. Takara und ihr Sohn Christian begegneten ihr, wobei der Junge ein Stoppzeichen machte und sie ansprach: „Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?“
Er versperrte nicht den Weg, es wäre Cortana also möglich gewesen ihn zu ignorieren. Aber warum sollte sie das tun? Sie konnte ja die Antwort verweigern, wenn die Frage ihr nicht genehm war. Also blieb sie stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und antwortete: „Natürlich darfst du fragen.“
„Warum hast du keine Haare auf den Kopf?“ Takara war schockiert angesichts dieser Frage. Sie wollte gerade dazwischen gehen, als Cortana ruhig und sachlich erklärte:
„Als Kind wurde ich mal von einem Vulkan angehaucht, was schwere Verbrennungen verursacht hat, unter anderem am Kopf. An den Stellen können nie wieder Haare wachsen. Nun sähe es blöd aus wenn überall Haare wären, nur nicht an den verbrannten Stellen. Als ich jung war, konnte ich die Haare noch lang tragen, doch beim Militärdienst waren kurze Haare vorgeschrieben. So kurze Haare sahen aber bei mir mit der verbrannten Stelle nicht gut aus, also habe ich mir eine Glatze rasieren lassen, was damals in der Wüste durchaus von Vorteil war. Naja, irgendwie habe ich mir das mit dem Rasieren angewöhnt und deshalb beibehalten.“
Der Junge bedankte sich und lies sie in weiter gehen… hin zu einer Diskussion mit Schnitter, bei der man nicht nur das Thema Haustiere hatte, sondern auch andere Bereiche betrachtete: Tierheime, Zoos und Naturschutzgebiete. Letzteres wurde nur erwähnt, aber nicht groß behandelt. Und genau das wollte Schnitter eigentlich beim Ausladen noch weiter mit Cortana vertiefen, aber leider war sie ja damit beschäftigt mit ihren Fuchs hinter der Limousine von Takara und Christian Kell herzufahren, sozusagen als Geleitschutz.
08.02.2009 06:25 eikyu ist offline E-Mail an eikyu senden Beiträge von eikyu suchen Nehmen Sie eikyu in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie eikyu in Ihre Kontaktliste ein
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zwei Tage später...

„Go!“, rief Robert Hammer. Nova stieß sich aus dem Stand mit einem kräftigen Flügelschlag ab und gewann schnell an Geschwindigkeit. In geringer Höhe sauste er über das Landefeld dahin.
Hammer klopfte sich an sein KommSet. „Nova, wie ist die Verbindung?“
„Hervorragend, Robert. Ich verstehe dich als wärst du wieder an meinen Bauch geschnallt, wie in alten Zeiten.“
Der Drachenkrieger verkniff sich ein Grinsen. Es war noch nicht lange her, dass er zu einer der absoluten kombinierten Drachen-Elite-Truppen des Außenministeriums gehört hatte, die vor allem Kommandoeinsätze durchgeführt hatte. Die kleinen, wendigen Zwanzigtonner der Wraith-Rasse waren nicht in der Lage ein Cockpit zu tragen, dafür aber kaum zu orten und extrem wendig. Ihre Piloten, die sie an den Bauch geschnallt über dem Zielgebiet abwarfen oder zu Boden brachten, gehörten grundsätzlich zu den besten Infiltrateuren des MI6. Doch wenngleich Haus Davion seine Dragon Shadow-Einheit abgeschafft hatte – es stand außer Frage, dass die Liga Freier Drachenwelten, welche die Wraith hervor gebracht hatte, die kleinen, wendigen Biester noch immer einsetzte.
Allerdings war das Einsatzgebiet des Wraith in militärischen Belangen damit noch nicht erreicht. Er diente auch und durchaus als Kampfdrache, wurde gerne gegen Infanterie und leicht gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt. Mit einem guten Piloten, der ihn mit seiner Gestik oder per Funk dirigierte, war er eine erschreckend effiziente und vielseitige Waffe. „Wohin, Mr. Ryan?“, fragte Hammer routiniert.
Der Mann hinter dem schweren Fernrohr, halb verborgen hinter einem Stapel Sandsäcke, die augenscheinlich eine sehr offensichtliche MG-Stellung schützten, stemmte sich noch ein wenig fester in seine Ruheposition. „Dreihundert Meter auf zwei Uhr. Jetzt zweihundert auf drei. Sagen Sie Nova, er soll einen Turn machen, dann hat er den Heckenschützen direkt vor sich.“
Leise und konzentriert gab Hammer seinem Drachen seine Anweisungen. Gehorsam führte Nova den Turn aus, stieg plötzlich und näherte sich seinem Ziel, einer Baumgruppe, von hinten.
Derweil kratzte ein Schuss über den Hafen und ließ eine verschreckte Gruppe Arbeiter hastig in ihre Deckungen zurückkehren.
„Muss ein Zeus-Gewehr sein, wenn die Kugel nach vier Kilometern noch fliegt statt zu rollen“, brummte Hammer, machte aber keine Anstalten, als Ergebnis dieser Erkenntnis eine bessere Deckung aufzusuchen.
„Ich habe ihn“, klang Novas Stimme auf. Kurz darauf schoss der tiefschwarze Wraith aus dem Baum hervor, in seinen Beinklauen eine zappelnde Gestalt.
Robert Hammer wandte sich grinsend an Colonel Hannibal. „Na, haben wir zuviel versprochen?“
„Den Heckenschützen aufzuspüren war keine leichte Aufgabe. Das hätten meine Leute wahrscheinlich auch geschafft. Ihn lebend zu kriegen, das ist es was mich erstaunt“, murmelte der Komandeur der Skye Ranger, als sich das zappelnde Bündel in Novas Fängen mehr und mehr als Mensch entpuppte.
„Seit hier die ersten Schüsse gefallen sind, die den Raumhafenbetrieb stören, ist es uns nie gelungen, einen von diesen Bastarden lebend zu fangen. Wir haben zwei erschossen, aber eigentlich müssen es ein halbes Dutzend sein.“ Er zuckte mit den Achseln. „Sie haben uns keine Wahl gelassen. Dies ist dann der erste, den wir befragen können.“
„Wir sind gerne bereit, den Gefangenen an Sie abzuliefern“, sagte Hammer mit leichter Betonung in der Stimme. „Wenn er eine Uniform trägt, müssen Sie allerdings die Ares-Konvention einhalten.“
„Oder wenn er sich als Freischärler, Paramilitär oder Milizionär ausweisen kann. Ich habe meine Broschüre gelesen“, brummte Hannibal zur Antwort.
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für sie, meine Herren“, ließ sich Fabian Ryan vernehmen, der noch immer hinter seinem Fernrohr lag. „Das Zielobjekt trägt definitiv eine Felduniform. Wenn ich das Nationenabzeichen auf der Schulter richtig zuordnen kann, handelt es sich um den Cameron-Stern. Terraner, also.“
„So, und nun bitte die gute Nachricht, Mr. Ryan.“
Der junge Leibwächter sah auf. Er blinzelte. „Das war die gute Nachricht. Die schlechte ist: Nova hat eine Frau gefangen.“
Hannibal räusperte sich vernehmlich. „Wir schreiben das einunddreißigste Jahrhundert. Frauen in Armeen oder Milizen sind nichts ungewöhnliches heutzutage. Wir werden damit fertig.“
Hammer lachte leise. „Ich glaube, Mr. Ryan meint, Sie sollten besser augenblicklich Captain Vincent hinzu ziehen, um wirklichen Ärger zu vermeiden.“
Die Augen des erfahrenen Soldaten weiteten sich jäh in banger Erkenntnis. „Ich habe eigene Soldatinnen in der Einheit. Erfahrene, routinierte Fachkräfte, die auch auf Verhöre und Durchsuchungen spezialisiert sind. Ich muss Captain Vincent sicher nicht um Hilfe bitten.“
„Ich kann auch so sagen, dass sie nicht gebeten werden will“, warf Ryan sarkastisch ein. „Sie wird darauf bestehen, beim Verhör dabei sein zu dürfen.“
Für einen Moment leuchtete Wut in den Augen des Colonels auf. „Unterstellen Sie etwa mir oder meinen Leuten, wir würden die Ares-Konvention nicht einhalten können? Glauben Sie, wir würden... Wer weiß was mit einem weiblichen Gefangenen machen? Was sind wir für Sie? Primitive?“
„Sagen Sie das nicht mir. Sagen Sie das Pearl Vincent“, erwiderte Ryan leise.
Hannibal zögerte. „Nun, angesichts ihrer vielschichtigen Erfahrung und ihrer Position in Major Schmitts Stab ist es vielleicht keine schlechte Idee, sie hinzu zu ziehen. Immerhin ist es Heines loser Haufen, der unsere Beute eingefangen hat.“
„Wenn Sie dann fertig mit diskutieren sind“, keifte eine zornige Mädchenstimme, „können Sie diesem Rüpel von Echse sagen, das er mich endlich runter lassen soll?“
Die drei Männer wandten sich der Stimme zu. Nova schwebte mit seinem Standflugflügelschlag vor ihnen in der Luft und hielt noch immer seine Gefangene zwischen den Hinterkrallen.
„Oh. Ja. Natürlich. Jenkins, schicken Sie eine Patrouille, die in den Baum klettert und die Ausrüstung der Heckenschützin birgt. Nova, könnten Sie sie meiner Militärpolizei übergeben? Ich wäre Ihnen sehr verbunden.“
„Er siezt mich und bittet anstatt zu befehlen. Ich mag diesen Colonel!“, rief Nova, schlug einmal kräftig mit den Flügeln und schwebte zur wartenden MP herüber.
„Eine terranische Uniform bei einem Plänkler“, murmelte Hannibal, während er den beiden nach sah. „Wenn sie Unruhe hätten stiften wollen, hätten sie ihren Leuten nicht gestattet, Uniform zu tragen. Sie wissen, das Soldaten ohne Uniform als Spione behandelt werden dürfen. Ihnen zu gestatten diesem Schicksal zu entgehen, dazu die Dreistigkeit, das Raumfeld zu beschießen lässt nur zwei Schlüsse zu. Entweder haben wir gerade ein Bauernopfer bekommen, oder wir stecken bald knietief in der Scheiße.“ Er räusperte sich erneut. „Wann werden Tostan und Garm von ihrer Patrouille zurück sein?“
„In etwa einer Stunde, Sir. Sie sondieren mit Garms hyperfeinen Sinnen die Umgebung in einer kreisförmigen Spirale in einem Umkreis von fünf Kilometern“, erwiderte Ryan.
„Wann wird Lord Rosenstark wieder hier sein?“
Hammer sah auf seine Uhr. „Die Audienz von Major Schmitt“, sagte er mit Betonung auf den Namen, „mit Vicomte Lestrade-Holstein dürfte gerade erst begonnen haben. Es ist erstaunlich, das seinem Ansinnen so schnell von Lord Clovis nachgegeben wurde.“
„Adel unter sich, meine Herren. Adel unter sich. Wer weiß, vielleicht kennen der schwarze Drachentöter und der Gnom sich schon“, murmelte Hannibal missmutig.
„Der Gnom?“, fragte Ryan interessiert.
„Clovis Lestrade-Holstein hat... Einen körperlichen Mangel von Geburt an. Er ist kleinwüchsig. Aber deshalb sollte ihn niemand unterschätzen. Spötter meinen, er selbst habe durch eine Zeitreise arrangiert, dass er missgestaltet geboren wird, um seine Feinde zu unterschätzen. Gegner hingegen wissen, dass dieses Gerücht stimmt. Ich hoffe, Ihrem Major geht es gut.“
Hammer und Ryan wechselten einen schnellen Blick. „So schnell bringt den Alten nichts um“, schloss Ryan mit einer winzigen Spur zu viel Optimismus in der Stimme.
***
Als Pacificus im Innenhof der örtlichen Lestrade-Handelsvertretung landete, grunzte er überrascht auf. „Aha, es ist also jemand Zuhause. Wenn das nicht die schönste Blüte der kernwärtigen Zentralwelten ist. Hallo, Starbird.“
Ein elegant geschwungener Drachenhals wandte sich ihnen entgegen. Er gehörte einem Marauder-Drachen, der mit siebzig Tonnen noch zu den flugfähigen Exemplaren gehörte. Sein weißrosa Schuppenkleid machte aus ihm ein Schmuckstück, disqualifizierte ihn jedoch vom Schlachtfeld. Nicht das der Reiter des Marauders je vorgehabt hätte, mit ihm in eine Schlacht zu ziehen.
„Oh, ist der Kindergarten schon aus?“, antwortete der Marauder mit einer gutturalen hellen Stimme. Es war offensichtlich, das dieser Avalon-Drache weiblich war. Die Zeichung auf seinem Halskragen sprach deutliche Bände.
Heine schnallte sich vom Fluggeschirr los und kletterte auf den Boden. Er tätschelte die Flanke seines Giffin und fuhr ihm zärtlich über die Nüstern. „Streite nicht mit ihr. Du weißt, du wirst wieder verlieren.“
„Hör auf deinen Besitzer. Er ist ein kluger Mann“, sagte Starbird mit Genugtuung in der Stimme. „Hallo, Heine.“
„Hallo, Starbird.“ Sanft tätschelte er den Kiefer des gigantischen Drachen. „Wenn du hier bist, ist dein Besitzer wohl nicht weit.“
Pacificus lachte schallend, als Heine ihr die gleiche Stichelei antat, die sie für den Griffin gewählt hatte. Die Marauder schlug protestierend mit den Flügeln und schnaubte empört. „Mein Mensch ist im Hauptverwaltungstrakt“, sagte sie in einem Tonfall, der ausdrücklich klarstellte, wer wem gehörte. Zumindest von ihrer Warte aus.
„Gut. Ich gehe dann mal rein. Oder wollt ihr zuhören? Es geht um Politik.“
„Nein, danke. Lieber besiege ich diesen Welpen im Schach.“
„Welpen? Du bist auch nur vierzig Jahre älter als ich“, beschwerte sich Pacificus. „Aber meinetwegen.“
Heine überließ die beiden ihrem Spiel. Dazu brauchten sie kein Spielbrett, lediglich ihre überlegene Intelligenz. Er fragte sich kurz auf wie vielen gedachten Brettern sie gegeneinander spielen würden. Das letzte Mal als sie sich getroffen hatten, und das war sicherlich vier Jahre her, hatten sie drei Partien zugleich gespielt.

Er betrat den Hauptverwaltungstrakt durch ein großes Portal. Die angetretenen Wachen ließen ihn anstandslos ein, aber den Sicherheitsbestimmungen des Hauses Lestrade entsprechend, war sich Heine sicher, gerade auf fünf bis sieben verschiedene Methoden gescannt worden zu sein.
„Herzlich willkommen, Lord Rosenstark. Vicomte Lestrade erwartet Euch in der Bibliothek“, empfing ihn ein alter, steifer Butler, der sich seit zehn Jahren beharrlich weigerte, den jungen Erben Aldos mit seinem Doppelnamen zu titulieren. In einem unbeobachteten Moment hatte Heine ihn mal im Skyer Hauptschloss murmeln hören, wie zufrieden er mit der Entwicklung des nächsten Herzogs des Hauses Lestrade war. Aus dem Mund der vertrockneten Mumie sicherlich ein großes Kompliment.
„Heine!“, rief eine erfreute Stimme.
Der große Rosenstark legte eine Hand an die Stirn, als wolle er in weite Fernen sehen und antwortete: „Ich höre Clovis, aber ich sehe ihn nicht! Autsch!“
Der Vicomte sah ihn gespielt böse an, nachdem er dem ehemaligen Grafen einen Tritt gegen das rechte Schienbein verpasst hatte. „Wer nicht sehen kann muss eben fühlen, großer dummer Teddy.“
Heine lachte und beugte sich etwas vor. „Hallo, Kleiner.“
„Hallo, Großer.“ Die beiden Männer tauschten einen festen Händedruck aus. Anschließend deutete Clovis auf eine gepolsterte Sitzecke. „Es hat mich sehr erstaunt als ich die Nachricht von Colonel Hannibal erhielt, das ausgerechnet du auf Lyons bist. Möchtest du etwas trinken? Wein? Bier? Wasser?“
„Wasser, bitte“, sagte Heine ruhig und ließ sich auf dem Sofa nieder. Clovis füllte zwei Gläser und setzte sich dazu. „Also, Großer, was machst du auf meinem persönlichen Lehen?“
Heine runzelte die Stirn. „Persönliches Lehen? Ich dachte du wärst zufällig hier. Und was kann ein Geschäftskonsortium schon mit Lehen anfangen?“
„Es hat sich als nützlich erwiesen, diese ganzen Halsabschneider, Schmuggler und Bilanzfälscher dadurch unter Kontrolle zu halten, indem man eine oberste Instanz hat. Für Lyons und den Warendurchgangsverkehr zwischen Kombinat und Commonwealth bin ich das. Seit ungefähr zwei Jahren. Aldo meinte, er wäre an der Zeit für mich, meine Sporen zu verdienen. Also hat er mir die Verantwortung für den verdammten Lyonsdaumen gegeben.“
Heine runzelte die Stirn, als Clovis seinen Vater beim Vornamen benannte. Der junge Mann hatte allen Grund ihn zu hassen. Als missgestaltetes Kind einer seiner Mätressen war er zuerst verstoßen worden. Durch einen glücklichen Zufall aber waren Mutter und Kind in Kontakt mit Haus Kell gekommen und hatten das, was eine bittere Zeit hätte werden sollen, gut durchgestanden. Dann war Aldo Lestrade bei einem Bombenanschlag beinahe getötet worden. Die Explosion hatte ihm einen Arm, das halbe Gesicht... Und die Hoden gekostet. Das Gesicht hatte man reparieren können, und man munkelte, Lestrade trage in der Armprothese einen versteckten Laser mit sich herum. Aber aus unerfindlichen Gründen hatte sich der Herzog immer geweigert, sich von TraStar neue Gonaden klonen und implantieren zu lassen. Diese wären zwar sehr, sehr teuer geworden, aber es war ja nicht so, dass der Hauptnutznießer des Isle of Skye-Handelskonsortium nicht genügend Geld hätte, um gleich ein paar Planeten zu kaufen. Stattdessen hatte Lestrade seinen verstoßenen Sohn zurückgerufen und zu seinem Erben gemacht. In den letzten acht Jahren hatte Clovis einiges leisten müssen, um dieser Rolle gerecht werden zu können. Und der Tod seiner Mutter und die Übernahme der Rolle eines Drachenreiters für Starbird hatten es ihm nicht gerade leichter gemacht.
Heine fragte sich manchmal ob Aldo Lestrade die geklonten Hoden nicht als echte Organe angesehen hatte, ober ob er seine Testikel der Möglichkeit geopfert hatte, sein eigen Fleisch und Blut nach Hause zu rufen. Die Wahrheit lag wahrscheinlich irgendwo dazwischen.
„Dein Vater scheint dir mehr und mehr zu vertrauen“, wagte Heine einzuwenden. Bei Clovis wusste man nie, wie er auf die Erwähnung des alten Aldo reagieren würde. Mit einem Wutausbruch, purer Verzweiflung, oder eisiger Logik, die sogar Katrina Steiner in Erstaunen versetzt hätte.
„Entweder das, oder er hat gewusst was hier passieren würde. Und er nutzt es nun, um mich elegant los zu werden“, brummte Clovis missmutig. Er sah auf und lächelte gequält. „Vermutlich weißt du es noch gar nicht, aber du bist mitten in einem Wespennest gelandet. Die Anzeichen vermehren sich, dass die Terranische Zentralunion drauf und dran ist, im Lyons-Daumen einzufallen.“
„Oder auf Tikonov landen will...“, erwiderte Heine gedehnt, „oder auf Outreach, Solaris, Skye, Kentares, Dieron... Seit ich in eure Military Intelligence eingeschaltet bin, habe ich einiges über die Truppenmassierungen gehört.“
„Richtig, wir kennen offiziell die Schlagrichtung nicht. Deshalb können wir auch Haus Kurita und Haus Steiner nicht kurzfristig um Amtshilfe bitten, weil sie beide selbst das Ziel sein könnten. Du kennst das Spiel, das die TZU spielt.“
„Nur zu genau. Wenngleich ihr letzter Versuch mit Tikonov sehr blutig geendet hatte.“
„Aber New Earth haben sie dadurch gekriegt. Sirius auch. Caph und Bryant nicht zu vergessen. Sie splitten die Verteidiger auf, konzentrieren sich auf eine Welt, schaffen vollendete Tatsachen und dehnen ihre Grenzen aus. Schritt für Schritt für Schritt. Die einzige Chance, sie aufzuhalten, ist, sie nicht gewinnen zu lassen und von den angegriffenen Welten zu werfen.“ Heine rieb sich das Kinn. „Ich gebe zu, der Einsatz von Heckenschützen am Raumhafen ist schon ein Indiz, dass sie hier zumindest mit der regulären Armee vorbei kommen wollen. Wie viele Truppen hast du hier? Wie viele Kampfschiffe sind im System?“
Clovis atmete tief ein und wieder aus. „Ich habe Colonel Hannibal und sein Regiment hier. Dazu eine kombinierte Verbundwaffendivision der Skye-Miliz. Panzer, Infanterie, Jagdflieger, Hubschrauber, Pioniere. Da kommt dann noch ein Geschwader Raumjäger hinzu, welche die Sprungpunkte absichern. Theoretisch könnten sie auch in der Atmosphäre eingesetzt werden. Aber die meisten Raumjägerpiloten neigen dazu, ihre Mühlen entweder in einer Atmosphäre zu zerreißen oder in den Erdboden zu bohren. Die Antriebe sind einfach zu mächtig für Luftwiderstand und Gravitation.“
„Drachen?“
„Nur Starbird.“
„Das ist etwas spärlich“, murmelte Heine. Wenn er in Gedanken all die Unterlagen sortierte, die ihm über TZU-Invasionen bekannt war, würde diese Streitmacht gerade mal ausreichen um ihren Vormarsch zu verlangsamen, nicht aber aufzuhalten.
„Zugegeben. Umso dankbarer bin ich, das der Schwarze Drachentöter zufällig des Weges gekommen ist. Du hast fünf Drachen mitgebracht, richtig?“
Heine räusperte sich vernehmlich. „Vier mit Kampferfahrung. Der vierte ist ein Braindrache. Nicht unbedingt für den Kampf geeignet.“
„Also vier. Immerhin. Die Anzahl der Kampfdrachen hat sich um vierhundert Prozent erhöht. Das heißt, wenn du zum Kontrakt, den Raumhafen zu schützen, auch noch einen Zusatzkontrakt zum Schutz des Planeten akzeptierst.“
„Ich verspreche dir nichts“, erwiderte Heine. „Zuerst einmal muss ich dafür sorgen, dass Patrick Kells Frau und ihr gemeinsamer Sohn den nächsten Flieger kriegen.“
„Takara und Chris sind hier? Wer war denn so verrückt, sie mitten in ein Kriegsgebiet zu schicken?“
„Patrick. Er hielt es für eine gute Idee, wenn die zwei mich begleiten und somit die Reisezeit ins Kombinat um vier Wochen reduzieren, bevor der Tanz losgeht. Wenn hier überhaupt eine Kapelle aufspielt.“
„Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Wenn den beiden was passiert, kommen die Sky Kell Hounds direkt hier her. Geschlossen und ziemlich wütend.“
„Ich passe schon auf die beiden auf“, sagte Heine beruhigend.
„Wenn du es kannst!“, entgegnete Clovis wütend. Er ging zu einem der Tische und nahm eine altmodische Papierakte auf. Diese reichte er Rosenstark.
„Was ist das?“, murmelte dieser überrascht nach dem ersten Blick auf die Akten und die verschwommenen Fotos.
„Dies ist die neueste Waffe der TZU. Eine Art mobiler Raketenplattform. Sie soll verdammt kampfstark sein, zudem höchst geheim. Unser Geheimdienst erwartet, das diese Waffe überall an der Front eingesetzt werden wird. Wenn wir diese Dinger also hier auf Lyons sehen dann wissen wir woran wir sind.“
„Haben wir Spezifikationen abseits dieser schwammigen Schätzungen?“, hakte Heine nach.
„Die Geheimdienstberichte sind vage. Tatsache ist, wir verfügen nur deshalb über die meisten Daten, weil sie uns von ROMULUS zugespielt wurden.“
Heine pfiff anerkennend. Hatte sich also tatsächlich der zweitbeste Geheimdienst der Inneren Sphäre eingemischt und die allgegenwärtige Neutralität TraStars verletzt.
„Die Panzerung soll enorm sein. Die Zahl der Waffen die es tragen kann, gigantisch. Allerneueste Systeme wurden verbaut. Drachenlanzen, Raketenwerfer, Partikelprojektorkanonen. Die Marschgeschwindigkeit liegt angeblich fast bei vierzig Km/H. Mehr wissen wir noch nicht, ohne diese Waffe direkt im Feld beobachtet zu haben. Außer...“
„Außer?“
„Es ist nichts spektakuläres. Wir kennen den Decknamen des Projekts.“
Heine lächelte leicht. „Und der Codename lautet?“
Clovis zuckte entschuldigend die Schultern, weil er keine bessere Information liefern konnte. „Die Bezeichnung lautet: MSK-6S Mackie.“

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
17.02.2009 22:00 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
eikyu eikyu ist männlich
Colonel


Dabei seit: 19.04.2002
Beiträge: 2.700
Herkunft: Charakter von udo luedemann

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

„Wir beide gehen jetzt auf Patrouille“, meinte Cortana zu Auris.
Die Drachin sah sie verdattert an… protestierte: „Aber ich muss doch noch die Ergebnisse auswerten.“
Cortana verschränkte die Arme vor der Brust, trippelte etwas unruhig mit den rechten Fuß auf den Fussboden und sagte: „Aus sicherer Quelle weis ich, das die Datenauswertung vom Computer übernommen wird, und das es ungefähr eine Stunde dauern wird. Genug Zeit also um sich mal ein wenig an der frischen Luft zu bewegen.“
„Aber…“, wollte Auris sagen.
„Nein…kein Aber. Du kommst mit!“, Cortana blieb hart.
„Ich…“
„…muss mich auch mal bewegen, genau“, vervollständigte Cortana.
„Äh…“
„Gibt es nicht. Keine Wiederrede. Du steckst hier schon seit fünf Stunden in diesen kleinen stickigen Raum. Wie ich an der leeren Packung und den Überresten um die Tastatur herum sehe, hast du zumindest etwas gefrühstückt. Also hast du genug Kraft für einen Flug.“
„Also…“
Cortana lies die Drachin nicht ausreden.
„Wird dir etwas Bewegung gut tun. Da bin ich ganz deiner Meinung“
„Hmpf“, meinte Auris. Sie merkte dass sie irgendwie nicht gegen Cortana ankam.
„Gut dass du das genauso siehst. Weist du, es ziemt sich nicht als einziger Drache zu denken, man könne sich vor einen Patrouillenflug drücken, nur weil man vortäuscht viel Arbeit zu haben. Und genau das tust du…“
„Du hast mit meiner Nichte gesprochen.“
Cortana schüttelte verneinend den Kopf: „Nein…ich habe lediglich euch Drachen im Auge. Man kann bei euch nie wissen was ihr mal wieder ausheckt.“
„Wir hecken nichts aus“, behauptete Auris.
„Hm…und wie war das letztens mit den Wassereimer der mir vor kurzem ein feuchtes Erlebnis bescherte? Und ich kam nur da durch weil ihr mich gerufen habt…zu zweit… . Du und Pacificus. Ist mir zwar immer noch ein Rätsel wie du den alten Griesgram dazu überreden konntest…“
Leise, fast flüsternd sagte die Drachin: „Es war seine Idee…“
„Hm… dann war meine Vermutung doch richtig. Naja, er wird sich nachher noch deshalb wundern.“
„Du wirst ihn doch hoffentlich nicht weh tun…“, Auris schien echt besorgt zu sein.
Aber alleine bei der Vorstellung Cortana könnte einen alten Drachenbullen weh tun, der sie an Gewicht und Größe um mehr als das zwanzigfache überragte hätte man schon lachen können.
„Nein, er…wird nur nachher ziemlich verdattert schau‘n“, meinte Cortana süß lächelnd.
Ja, der kleine Christian Kell kam doch auf recht interessante Ideen. Wie zum Beispiel den Luftballons in der Matratze. Wenn der Drache sich da drauf legen würde… .
„So, nun aber genug geplaudert. Jetzt heist es Mitkommen“, mit diesen Worten packte Cortana eine der Klauen/Finger von Auris und zog daran. Das Ergebnis war vorraus zu sehen. Man konnte einen etwa eine Tonne schweren Drachen nicht an dessen Klaue ziehen.
„Ich sollte aber wirklich hier bleiben… nicht das einer der Menschen nachher hier noch etwas durcheinander bringt.“
Cortana wechselte die Position. Da sie die Drachin nicht ziehen konnte, umrundete sie diese und fing an sie von hinten zu schieben. Natürlich mit keinem Ergebnis.
„Du kommst mit!“, Presste Cortana heraus, während sie mit aller Kraft drückte.
„Also wirklich… UIHHK“, quickte Auris plötzlich und machte einen gewaltigen Satz nach Vorne, raus aus den Raum.
Siegessicher strahlte Cortana die Drachin an die maulte: „Das war unfair. Du hast mich am Schwanz gekitzelt.“
Frech steckte Cortana ihr die Zunge entgegen: „Du hättest ja freiwillig mitkommen können“
Auris merkte das sie wirklich keine Chance gegen Cortana hatte. Denn die war so schlau gewesen und hatte sich mitten in die Tür gestellt, so das die Drachin nicht mehr ins Labor konnte.
Geschlagen ging sie ein paar Schritte den Flur entlang, dicht gefolgt von Cortana, dann blieb sie stehen und meinte: „Ich habe da etwas wichtiges vergessen.“
Sie machte Anstalten sich an Cortana vorbeizudrängen, beziehungsweise sie zur Seite zu schieben an diesem Kreuzungsweg. Auris war so breit, das sie nur mit Müh und Not durch die Gänge kam.
„Nichts da. Du bleibst schön bei mir. Ich weis was du vorhast. Du willst wieder zurück und dann mir die Tür vor der Nase zuschlagen und abschließen. Daraus wird nichts. Und wenn du dich weiterhin so zierst, werde ich das den anderen Drachen sagen und ihnen empfehlen dass sie mit mir deine Frühstücksflockenlager aufsuchen und plündern.“
Auris war entrüstet: „Das wagst du nicht…“
„Nun, ich könnte ja mal Robert und Tostan dazu bitten zu suchen. Ich denke wir werden schnell fündig… in der linken Ecke in Lagerraum zwei…“
„Grumpf“, Auris war ertappt wurden. Dort lagerten wirklich ein paar Packungen ihrer Lieblingsflocken.
„Naja, und dann natürlich noch die drei Packungen in Mireilles Schrank. Die zwei Packungen im rechten Schrank an deinem Arbeitsplatz…dann noch…“. Cortana zählte noch weitere Orte auf. Dabei kam sie auf insgesamt 21 Packungen der Flocken die überall versteckt waren.
„Ist ja gut…ich ergebe mich…“, meinte die Drachin und überlegte fieberhaft wo sie die ganzen Pakete jetzt verstecken konnte.
„Gut, wir sind ja auch schon da“, Erklärte Cortana.
Sie waren ins Freie getreten. Und dort stand auch der Fuchs von Cortana.
Die Heckklappe war offen und man sah zwei der weiblichen Infanteristinnen, die dort saßen und aussahen, als ob sie genauso viel Lust hatten auf die Patrouille wie Auris. Eine der Infanteristinnen reichte Cortana das Headset für Auris, welches noch geringfügig angepasst werden musste.
„So, jetzt können wir unterwegs plaudern“
„Nanu, was haben sie vier den vor?“, fragte Soryu der die Frauen beobachtet hatte.
Cortana antwortete: „Wir haben da das eine Waldstück welches mir nicht so ganz gefällt“
„Aber das haben wir doch schon überflogen. Da ist nichts Besonderes“, meinte Soryu.
„Genau. Sie haben es überflogen. Aber sie haben es nur von Oben betrachtet. Laut den Fotos die ich gesehen habe, ist die Straße teilweise überwachsen. Es ist also möglich dass dort aufgrund der Baumdichte vielleicht noch eine weitere Straße existiert. Von der Miliz heist es nur, das der Wald unwichtig ist, weil von dort eh niemand kommen würde. Und wenn dann nur von der Straße her, die mit Sensoren überwacht wird. Aber ich traue dem nicht. Vielleicht können von wo anders keine schweren Panzer kommen, aber wie steht es mit leichten Fahrzeugen wie meinen Fuchs? Zugegeben so ein Truppentransporter kann einen Drachen nicht vernichten, aber mehrere von ihnen könnten der Haupttruppe Zeit verschaffen, wenn sie einen Schleichweg finden würden.“
„Verstehe. Nun, es spricht nichts dagegen wenn sie sich da mal ein wenig umsehen. Erstatten sie nachher nur Bericht wenn sie zurück sind.“
„Ja, Sir!“, sagte Cortana und schloss die Heckklappe des Fuchs.
„Und warum soll ich nun mit?“, frage Auris
„Einerseits als Rückendeckung. Es kann auch Stellen geben an die ich nachher nicht mehr ran komme, weil der Boden für mich zu weich wird. Aber du konntest da noch lang.“
„Aber da kann doch dann auch kein Panzer lang kommen…“
„Aber ein Jeep mit einen schweren MG vielleicht schon. Der wiegt nämlich nur etwa soviel wie du.“
Dem konnte Auris nicht widersprechen.

Cortana fuhr durch den Wald und blickte erstmal nur auf die rechte Seite. Während sie hier unten fuhr, flog Auris oben rum. Ihr war aber ziemlich langweilig deshalb plapperte sie unentwegt über das Headset mit Cortana. Auch die beiden Infanteristinnen hatten Langeweile. Es war ziemlich sicher dass derzeit nichts passieren würde.
Als sie am Ende aus dem Wald raus fuhr und drehte landete Auris neben ihr.
„Und nun?“, fragte die Drachin.
„Nun folgst du mir zu Fuß. Auf der jetzt Linken Seite habe ich nur einen Trimdichpfad gesehen. Der ist jedoch so zugewuchert das ein Fahrzeug da nicht durchkommt. Ich denke, selbst ein Fahrrad wäre da schon zu viel. Wir werden dort halten und unsere beiden Begleiterinnen dort nachschauen lassen. Jetzt schauen wir uns jedoch primär die rechte Seite an.“
„Ok…hättest du eigentlich wirklich alle Flakes vernichtet?“, fragte Auris vorsichtig.
Cortana schwieg recht lange, bevor sie während der Fahrt durch den Wald antwortete: „Nein. Ich hätte alle Kartons eingesammelt und Mireille übergeben. Die Kartons gehören ja nicht mir. Allerdings gilt das nur für die Kartons die ich gefunden hätte… hm…hier ist der Trimdichpfad.“
Die Heckklappe des Fuchs öffnete sich, und die beiden Infanteristinnen gingen raus, streckten sich etwas und marschierten dann los, während Cortana wartete und Auris schon mal die Straße weiter ging.
„Piep“, kam es von Auris
„Was?“, verwirrt sah Cortana durch die vergitterte Frontscheibe.
„Nur ein Lebenszeichen von mir. Bin ja nicht mehr von dir zu sehen“
Etwas erleichtert nahm Cortana die Finger von der Zielsteuerung des KSR-Turms.
„Ist in Ordnung, melde dich wenn du was findest.“
„Du meinst sowas wie dieses total verrostete Fahrrad, welches hier zum Teil in einen Baum eingewachsen ist?“, fragte Auris.
„Ja, sowas zum Beispiel. Primär natürlich Schleichwege.“
Auris erwähnte fast beiläufig: „Ach so, ja so einer liegt neben den Baum mit dem Fahrrad.“
„Und das sagst du mal eben so, als wenn es nicht wichtig wäre…“
„Ist ja auch nicht wichtig“, behauptete Auris
„Und was bitte schön ist dann wichtig?“
„Ich habe Hunger.“ Diese Worte klangen fast traurig, unschuldig.
Deutlich konnte man das Lachen der beiden Infanteristinnen über Funk hören, während Cortana nur fassungslos den Wald anstarren konnte.
Dann kam die erste echte Meldung einer der Frauen rein: „Hochsitz gefunden, an der Lichtung im Nordwesten.“
Cortana dachte kurz nach, ja, die Lichtung war registriert wurden und auch der Hochsitz. Einer der Drachen war dort gelandet, aber viel mehr hatte man nicht gefunden. Die Frauen würden sich nun den Hochsitz genauer ansehen.
„Ähm…wie weit seid ihr vom Trimdichpfad weg?“
„Ungefähr 700 Meter. Es gibt keine direkte Sichtlinie zum Pfad, aber wir fanden ein Schild welches den Weg zum Hochsitz wies.“
Plötzlich wurde es dunkel in Cortanas Fuchs. Auris stand vor ihr mit ausgebreiteten Flügeln, die sie nun wieder anlegte, als sie sah das Cortana ihr Aufmerksamkeit schenkte. Leicht tippte sie gegen die Motorhaube und sagte deutlich: „Hunger“
Bei diesen Worten machte sie ein wirklich bemitleidenswertes Gesicht, trauriger Blick, faltete die „Klauen“ ineinander wie zum Gebet, oder als Unterstreichung einer Bitte, legte die Ohren an und hauchte ein zartes und kläglich klingendes: „Hunger…“
„Und wie kommst du darauf dass ich dir helfen könnte?“, wollte Cortana wissen.
„Ich kann die Krunch-Frühstücksflocken riechen die du in deinen Fuchs versteckst.“ Dabei grinste die Drachin mit schiefgeneigten Kopf Cortana an.
Sie musste sich geschlagen geben, also holte sie die Packung hervor und reichte sie an Auris weiter.
„Und wieso hast du vorhin nichts Richtiges gefrühstückt?“, wollte Cortana wissen, als sie wieder im Fuchs saß.
„Naja, ich hatte es ja vor… aber dann kam so eine böse Frau und meinte ich solle mit ihr kommen…“
„Drachen… “, fluchte Cortana.
Die Infanteristinnen kamen zurück und berichteten von ihren Funden. Der Hochsitz war sehr morsch, lange nicht mehr benutzt wurden, und einige der Sprossen waren zerbrochen als die Leichteste der beiden hinauf gestiegen war, ohne Ausrüstung. Der Trimdichpfad selbst war ziemlich verwuchert, es gab keine Möglichkeit hier mit Fahrzeugen durchzukommen, mit Infanterie aber schon. Jedoch war die eine kleine Brücke nicht mehr nutzbar und deshalb waren die beiden zurück gekommen. Sie hätten aber noch vier Trimdichstationen vor sich gehabt, nach der Brücke. Das wussten sie anhand der Schilder bei jeder Trimdichstation, sofern noch vorhanden.
Man konnte also den Pfad als Infanterieweg nutzen und die Lichtung als Aufmarschgebiet, sofern man die Brücke ersetzte.
Die Infanteristinnen stiegen wieder in den Fuchs und nahmen dabei die leere Packung von Auris entgegen, die nun sichtlich glücklicher wirkte. Wieder lief die Drachin vor und hielt an der Stelle wo der Weg rein führte. Da er in ihre jetzige Fahrtrichtung zeigte und zudem noch total mit Grass zugewachsen war, hatte man ihn vorher nicht sehen können. Und tatsächlich, da war ein Fahrrad zu sehen welches in einen Baum eingewachsen war.
Vorsichtig folgte Cortana im Fuchs der Drachin auf diesem neuen Weg. Doch schon nach kurzer zeit musste sie stehen bleiben.
„Der Weg ist nicht geeignet für mich“, meinte Cortana und beriet sich kurz mit den Infanteristinnen.
„Ok…Auris, wir machen es wie folgt: du läufst vor, und ich folge dir mit Jenny zu Fuß. Du weist ja, wo du hin kommst kann auch ein Jeep entlang fahren.“
„Sehr aufmunternde Worte…“, meinte Auris und meinte damit den Vergleich mit einen Jeep.
„Du solltest nicht immer alles so ernst nehmen. Du wiegst nun mal ungefähr soviel wie ein Jeep. Aber stell dir mal vor, wie Pacificus seinen Bauch einziehen müsste, um hier durch zu kommen. Wohlgemerkt, durchkommen ohne die Bäume rundherum zu beschädigen.“
Auris prustete los als sie sich vorstellte wie der Drache seinen Bauch einzog.
Während Auris mehr oder weniger schnell los ging, folgte Cortana mit der Infanteristin zu Fuß. Die Andere blieb zurück und bewachte den Fuchs, konnte ihn im Notfall auch bedienen.
Zum Glück blieb Auris immer in Sichtweise, nachdem Jenny ihr eingebläut hatte, warum die Infanteristinnen überhaupt mitkamen: sie sollten wegen den Scharfschützen aufpassen. So unwahrscheinlich es auch war diese hier anzutreffen, so sollte man doch aufpassen und das Ganze nicht als Sonntagsausflug sehen.
Das Cortana mitkam hatte einen Grund: sie traute einerseits den Infanteristinnen nicht ganz, und andererseits wusste sie sehr genau worauf man achten musste wenn es um Wege für Fahrzeuge ging. Gelegentlich blieb sie auch stehen und nutzte den Spaten, stieß mal hierhin und mal dorthin in die Fußabdrücke der Drachin.
Jenny wiederum konzentrierte sich mehr darauf, wo man Feuerstellungen für Infanterie einsetzen könnte. Dementsprechend langsam kamen sie voran, was Auris doch etwas nervte. Solange bis Cortana der im Fuchs wartenden Infanteristinnen sagte, das sie mal im Handschuhfach nachsehen sollte. Sie wurde dort fündig: ein kleiner Schachcomputer mit Magnetplättchen als Figuren. Somit konnten sich die Drachin und die wartende Frau beschäftigen. Auris brauchte kein Brett, sie stellte sich das Ganze vor und konnte trotzdem recht gut kontern. Natürlich gewann die Drachin nach 23 Zügen.
Nach langer Zeit fanden sie eine Lichtung. Zu Dritt gingen sie hin und betrachteten sie.
„Man kann die Lichtung nicht von oben sehen wegen den zugewachsenen Baumkronen“, meinte die Infanteristin.
„Und groß genug das Pacificus sich hier strecken könnte“, Stimmte Auris fröhlich zu.
„Kommst du durch die Krone durch?“, wollte Cortana von der Drachin wissen.
„Hm…nein. Da sind viele dicke Äste mit bei. Und von oben her würde ich mich teilweise aufspießen.“
„Ok, dann wäre dies vermutlich ein Sammelplatz für Fahrzeuge, außer wir setzen Pioniere ein, welche die Lichtung nach oben hin öffnen.“
Die Infanteristin sah sie geringschätzig an, nach dem Motto: das weis ich auch also warum bist du mitgekommen?
Deshalb fragte Cortana sie: „Welche Fahrzeuge kämen in Frage, die den bisherigen Weg nehmen könnten?“
„Jeeps auf jeden Fall“, meinte Jenny. Auch Auris bestätigte dies, wobei die Drachin sich richtig umsah, die ganze Lichtung entlang ging.
„Und welche Fahrzeuge noch?“ Cortana lies sich nicht beeindrucken. Sie wollte jetzt klar stellen worin ihr Vorteil lag gegenüber der Infanteristin, die sicherlich eine Menge wusste aber eben nicht in allen Bereichen gut sein konnte.
„Nun, der Weg scheint ein alter Treckerpfad zu sein, jedoch eher für ein kleineres Model“, erklärte die Infanteristin, „Deshalb würde ich vermuten das hier sogar ein LKW durchkommt, und der Fuchs.“
„Immer?“, wollte Cortana wissen.
„Ja…“, antwortete die Infanteristin.
„Das glaube ich nicht. Der Trecker selbst wird maximal ein 6 Tonner gewesen sein. Etwas Schwereres findet man hier in der Nähe nicht. Ich denke da an den >John Deere< an den wir Anfangs vorbei gekommen sind.“
„Ja, und sowas hat nochmal einen mehrere Tonnen schweren Anhänger dabei“, versuchte die Infanteristin zu punkten.
„Stimmt. Aber der wiegt nicht mehr als der Trecker selbst. Auch der Boden bestätigt mir, das wir hier maximal ein Fahrzeug fahren lassen können, welches zehn Tonnen wiegt. Also fällt mein Fuchs mit seinen 15 Tonnen aus, genauso wie ein LKW. An zivilen Fahrzeugen würde ich sagen, haben wir nur leichte Infanteriefahrzeuge. Ein Bus beispielweise würde hier nicht durchkommen. Ein Unimog, oder ein 3,5 Tonner schon. Der Bus hätte Schwierigkeiten mit den Kurven…zumal er Allrad bräuchte.“
„Wir sind aber nicht hier um über zivile Fahrzeuge nachzudenken“, wandte Jenny ein.
„Ja. Es geht primär um die militärischen Fahrzeuge, wie zum Beispiel einen Jeep. Der würde locker hier durch passen. Gehen wir doch mal durch, welche militärischen Fahrzeuge wir haben… .“
Die Infanteristin überlegte nicht lange: „Mir fällt nur der kleine Truppentransporter ein. Und der Scoutwagen… .“
„Genau. Aber es gibt noch ein Fahrzeug welches hier durch passt. Übrigens das Einzige seiner Klasse welches ich hier durch schicken könnte ohne das es Probleme in der Höhe hätte: ein Saladin.“
„Aber der wiegt doch 35 Tonnen… ich dachte das selbst der J.Edgar hier nicht durchkommt wegen dem Gewicht…“
„Bei einem Luftkissenfahrzeug geht es nicht ums Gewicht“, erklärte Cortana, „sie liegen ja nicht auf den Boden, höchstens die Schürze trifft den Boden. Ein Luftkissen schwebt förmlich mit einen Luftpolster über den Boden. Dadurch wird der Boden kaum Gewichtstechnisch belastet. Der J.Edgar und auch andere Luftkissenpanzer passen hier nicht durch wegen den Türmen. Nur der Saladin ist flach genug um hier durchzukommen. Auch hat er keine Schürze, es ist ihm also wirklich möglich über das etwas unebene Gelände zu gleiten, ohne an einer Baumwurzel hängen zu bleiben.“
„Aber dann müsste ein Maultier hier auch durch kommen“, meinte Jenny.
„Eventuell. Er zählt aber auch mehr zu den Truppentransportern. Wirkliche Kampffahrzeuge…da bleibt nur der Saladin der hier passt.“
Jenny nickte. Egal welchen Truppentransporter sie nahmen, keiner war schwer bewaffnet. Ein Saladin aber verfügte über eine schwere Autokanone. Diese war durchaus in der Lage einen Drachen ernsthaft zu verletzen. Aber es ging ja nicht nur um Drachen, es ging auch darum das man eventuell einen Überraschungsangriff oder eine Hinhaltetaktik gegen sie einsetzte, in beiden Fällen war ein Saladin geeignet. Zumal wenn er mit Truppentransportern kombiniert wurde.
„Wir könnten diesen Bereich also mit Minen versehen, die auf alles reagieren was um die zehn Tonnen schwer ist…“, mutmaßte Jenny.
„Ja. Das dürfte eventuell auch für einen Saladin reichen. Hoffe ich zumindest…“, erwiderte Cortana.
Diesmal konnte die Infanteristin Punkten indem sie sagte: „Eine Kombination der Minen wäre am besten, jeweils zwei oder drei an Ein und Ausgang des Weges, und die Trümmer der Fahrzeuge würden ein weiteres vorankommen verhindern.“
„Seit ihr endlich fertig mit eurer Diskussion?“, maulte Auris. So interessant es manchmal auch sein mochte den Menschen zuzuhören, aber manchmal gab es Dinge die wichtiger waren. Wie zum Beispiel die ausgewerteten Forschungsergebnisse, welche der Computer schon lange fertig hatte. Deshalb wollte Auris auch endlich wieder zurück.
Nur leider war daran nicht zu denken, den die beiden Menschen wollten auch den Rest des Weges erkunden.
Als sie nach schier endloser Zeit endlich das Ende des Waldes erreichten meinte Cortana: „Ich weis nicht wo wir sind. Ich bleibe einfach mal hier stehen, während du dich in die Luft erhebst, und versuchst herauszufinden wo wir sind“
Kurze Zeit später hatte Auris die nötigen Informationen und der lange Marsch zurück zum Fuchs stand an. Auris lief natürlich vor, und neckte Cortana, da die nicht so schnell war, lies aber Jenny in Ruhe. Jenny hatte auch ein Sturmgewehr in der Hand, genug Überzeugungskraft um einen ungeschützten Drachen dazu zu bringen, sich ein anderes Opfer zu suchen. Und das war nun mal Cortana, die ja auch noch fluchte, weil sie spürte wie sich an ihren Fuß durch das lange Wandern eine Blasse bildete.
Unangenehmerweise fing es dann auch noch an zu regnen. Somit kamen sie ziemlich nass beim Fuchs wieder an.
Der Rest der Fahrt war eher ereignislos. Und als sie wieder Zuhause waren, gab es eine allgemeine Erleichterung. Cortana lies die Infanteristinnen wieder raus, nahm Auris das Headset ab, verstaute dies in ihren Fuchs und schloss die Hecktür. Auris verschwand recht schnell in Richtung ihres Raumes, wo die Forschungsergebnisse auf sie warteten. Und Cortana gab ihre Version ihres Berichtes ab.
Von Christian Kell erfuhr sie dann ganz nebenbei dass der gemeinsame Scherz geklappt hatte. Pacificus hatte seinen Kopf auf die Matratze gelegt und dabei waren dann die drei Luftballons kaputt gegangen. Der Drache hatte überrascht den Kopf wieder gehoben, vermutlich aber mehr aufgrund des Lachens von Christian Kell, der alles gesehen hatte.

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von eikyu: 28.02.2009 18:51.

28.02.2009 08:48 eikyu ist offline E-Mail an eikyu senden Beiträge von eikyu suchen Nehmen Sie eikyu in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie eikyu in Ihre Kontaktliste ein
CeGrudke CeGrudke ist männlich
Sergeant Major


images/avatars/avatar-501.jpg

Dabei seit: 22.05.2008
Beiträge: 246
Herkunft: von jwd - janz weit draußen

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hammer strich Nova sanft über dessen Schuppenkleid, was den Wraith-Drachen zu einem sanften Schnurren veranlasste - wenn man das kratzige Schnauben als Schnurren bezeichnen wollte. "Du hast heute gute Arbeit geleistet, alter Freund."
"War ja auch einfach.", erwiderte Nova und schnaubte erneut, während er seine Flügel ausbreitete und damit die kleine Baracke, die sich die beiden teilten, völlig ausfüllte. Hammer lächelte und rückte die Schwertscheide auf seinem Rücken zurecht. "Wenn du dich noch etwas mehr streckst, dann bricht unser kleines Heim auseinander."
Bevor Nova etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Hammer wollte sich an dem Drachen vorbeiquetschen, aber Nova war schneller. Er zog die Tür mit seinem Flügel auf, verdeckte Hammer aber die Sicht auf die Person, die dort stand - und diese Person schien davon nicht sonderlich erbaut zu sein. "Mr. Hammer, könnten Sie bitte diesem Schuppenmonster sagen, dass er seine Flügel einziehen soll, damit wir uns wie zwei normale Menschen unterhalten können?"
Nova grinste Hammer kurz an, dann zog er seine Flügel wieder ein und Hammer verkniff sich seinerseits ein Grinsen, als er Sergeant Amy Kiribati zunickte. "Was kann ich für Sie tun, Sergeant Kiribati?"
Die junge Frau, die sich in Gegenwart von Männern sonst immer sehr zurückhaltend verhielt, schien in dem jungen MGUO-Agenten eher so etwas wie einen Konkurrenten zu sehen, auch wenn Hammer nicht wusste, warum. Zwar hatte er, auf direkte Anweisung seiner Vorgesetzten auf New Avalon, seine Tarnung gegenüber Rostenstark aufgegeben und ihm mitgeteilt, dass er beauftragt worden sei, für den Schutz von Heine Schmitt zu sorgen. Rosenstark hatte dies wiederum an an Soryu Walker und Pearl Vincent weitergegeben, auch Fabian Ryan und Tostan wussten über ihn Bescheid ebenso wie Stacy Schollz - und eben Amy Kiribati. Die junge Frau blitzte den Drachen kurz wütend an, dann wandte sie sich erneut an Hammer. "Captain Vincent braucht anscheinend Ihre Hilfe, Agent Hammer.", sagte sie mit Betonung auf seinen außergewöhnlichen Rang, den er jetzt innerhalb der Einheit mit Rosenstarks Erlaubnis offiziell führte. "Es scheint, dass die Scharfschützin, die Ihr... Partner gefangengenommen hat, auch ihr gegenüber nicht kooperativ ist. Captain Vincent ist der Ansicht, dass Sie, aufgrund Ihrer Ausbildung, in der Lage sein sollten, den Widerstand der Terranerin zu brechen."
Hammer sah zu Nova hinüber, der bloß die Augen nach oben verdrehte, dann meinte er zu der jungen Frau. "Es ist sehr freundlich von Captain Vincent, dass sie ausgerechnet Sie zu mir schickt, Sergeant Kiribati. Wollen Sie mich begleiten oder möchten Sie noch etwas Zeit mit meinem... Partner", er betonte das Wort ebenso wie sie zuvor, "verbringen und ein angeregtes Gespräch mit ihm führen? Er hat eine Vorliebe für junge Damen wie Sie."
Dieser letzte Kommentar brachte ihm ein Schnauben des Drachen und ein kurzes Zucken der Mundwinkel der jungen Frau ein, allerdings schüttelte sie den Kopf. "Der Captain möchte, dass ich Sie begleite, Agent Hammer."
Mehr sagte sie nicht dazu und Hammer wies nach draußen. "Dann sollten wir Captain Vincent nicht allzu lange warten lassen, nicht wahr? Nova, wage es ja nicht, die Inneneinrichtung zu ändern, während ich weg bin.", meinte er dann drohend in Richtung Wraith. Dieser hob seine Vorderklauen in Unschuld. "Nur weil ich das ein Mal gemacht habe..."
"Ganz genau!", antwortete Hammer und ließ die Barackentür hinter sich offen, damit der Drache sich nach Belieben hindurchquetschen konnte, dann folgte er Kiribati, die zu einem kleinen offenen Jeep ging, der sie zum Gefängnisblock der Rangers bringen sollte.

Colonel Hannibal und Captain Vincent erwarteten die beiden bereits, letztere volller Ungeduld. Stacy Schollz dagegen, die ein Stück entfernt an der Wand lehnte, bot wie immer ein Bild völliger Ruhe und Eleganz. Hammer mochte ihre Uniform, aber das lag vor allem daran, dass er selbst gerne schwarz trug - so wie auch jetzt, nachdem er sich endgültig von seiner Uniform als Dragon Shadow verabschiedet hatte. Vincent sah ihn mit Kiribati ankommen und stürmte direkt auf sie zu. "Ihr habt euch aber verdammt viel Zeit gelassen!", spuckte sie aus. Kiribati salutierte vor ihr, während Hammer bloß einen kurzen Winker übrig hatte. "Tja, wissen Sie, Captain, der Verkehr und so weiter."
Vincent funkelte ihn wütend an. "Verscheißern kann ich mich alleine, Hammer. Los, kommen Sie! Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit."
Hammer ging hinter ihr her und hatte Schollz im Gleichschritt neben sich, sobald er an ihr vorbeikam. Er nickte ihr freundlich zu, dann fragte er flüsternd. "Hat sie gerade ihre Tage oder so?"
"Das hab ich gehört!", kam es von Vincent. "Und um auf Ihre Frage zu antworten: Nein, habe ich nicht! Aber diese Schlampe von einer verdammten Scharfschützin geht mir tierisch auf den Wecker! Sie weigert sich standhaft, mit uns zu reden. Ich hab es im Guten versucht und es hat nicht funktioniert. Jetzt reicht es mir. Die soll mich kennenlernen!"
Hammer warf Schollz einen verwunderten Blick zu, die aber nur kurz mit den Schultern zuckte. Die Gruppe betrat einen Beobachtungsraum. Durch eine einseitg verspiegelte Glasscheibe konnten sie die Frau gut beobachten, die wiederum starr auf einen Punkt auf der Scheibe starrte. Vincent verengte die Augen und verschränkte die Arme so, dass ihre Brüste unübersehbar angehoben wurden. Hammer bemerkte dies durch den Augenwinkel, entschied sich aber dafür, lieber sein Gehirn einzuschalten als andere Teile seines Körpers - auch wenn es ihm schwerfiel. Er wusste nicht, ob Vincent seinen Blick bemerkt hatte, aber sie ging zumindest nicht darauf ein. "Wir haben fast zwei Stunden lang auf sie eingeredet, versucht, sie dazu zu bringen, mit uns zu kooperieren. Sie hat uns regelrecht ausgelacht. Meinen Sie, dass Sie sie zum Reden bringen können, Hammer?"
Der junge Agent sah die Frau durch die Glasscheibe sehr lange an und alles schien zu verschwinden, bis nur noch er und die Frau auf der anderen Seite der Scheibe übrig blieben. So verharrte er bestimmt zwei Minuten, dann erst antwortete er. "Ja, das kann ich bestimmt. Aber es wird nicht angenehm werden."
Vincent wandte sich ihm direkt zu, die Arme immer noch unvorteilhaft vor ihrem Körper verschränkt - unvorteilhaft für Hammer, der sich bewusst zwingen musste, in ihre Augen zu sehen - was auch nicht viel besser war, denn an dieser Frau schien so ziemlich alles nur aus Schönheit zu bestehen. "Und was genau meinen Sie damit?"
"Ich werde dieser Frau Schmerzen zufügen müssen - ziemlich heftige Schmerzen sogar. Ich weiß, dass Sie es nicht mögen, wenn Frauen ungebührlich behandelt werden. Aber ich werde womöglich noch weiter gehen müssen - über jegliches verträgliches Maß hinaus. Ich werde ganz bewusst die Ares-Konventionen brechen, um an die Antworten zu kommen, die Sie haben wollen, Captain. Glauben Sie, dass Sie in der Lage sein werden, dem Verhör ruhig zuzuhören sobald ich meine Methoden anwende?"
Vincent antwortete nicht, dafür tat es aber Colonel Hannibal. "Ist das wirklich nötig, Mr. Hammer? Ich meine, es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben, um an die Informationen zu kommen, die wir benötigen."
Hammer sah zunächst den Colonel und dann Captain Vincent an. "Natürlich gibt es noch andere Möglichkeiten. Wir könnten sie unter Drogen setzen, aber möglicherweise hat sie ein Mittel in ihren Blutbahnen, das sie sofort töten würde, sobald eine der Wahrheitsdrogen, die normalerweise eingesetzt werden, in ihren Körper injiziert wird. Schauen Sie mich nicht so entgeistert an, diese Möglichkeit ist äußerst real - auch und besonders bei Kriegsgefangenen.
Wir könnten sie natürlich auch weiterhin so befragen. Aber wenn Sie bis jetzt noch keine Antwort bekommen haben, dann wird eine weitere normale Befragung wahrscheinlich auch nicht helfen. Es ist Ihre Entscheidung, Colonel, Captain."
Der Colonel und Captain Vincent sahen sich lange an, dann seufzte Vincent leise. "Also schön, Hammer. Legen Sie los."
Der junge Agent nickte und verließ den Beobachtungsraum, um eine Tür weiter in den Verhörraum zu gehen. Er lächelte die junge Gefangene freundlich an. "Hallo. Wir haben uns ja bereits gesehen, aber wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Robert Hammer. Mein Drache Nova hat Sie hierhergebracht. Wie ist Ihr Name, bitte?"
Die junge Frau sah ihn nur an, dann spuckte sie aus. "Fick deine Echse ins Knie, du blödes Arschloch!"
Hammer seufzte leise. "Ich merke, meine Vorgesetzten haben nicht übertrieben, als sie sagten, dass Sie nicht kooperieren wollen. Nun gut, da kann man nichts machen. Ich werde Sie darum Miss Doe nennen. Ist Ihnen das genehm?"
"Dir kann es doch egal sein, was mir genehm ist, du schwanzlutschender Echsenfreund!"
Hammer seufzte erneut theatralisch. "Ich möchte Sie bitten, Ihren Ton und Ihre Wortwahl zu ändern, Miss Doe. Es wäre für alle Beteiligten angenehmer."
Die junge Frau in der terranischen Uniform schwieg trotzig und Hammer erhob sich, um langsam durch den Raum zu wandern. "Also schön, nachdem wir das geklärt haben, können wir ja beginnen, nicht wahr? Ich wüsste gerne, was für einen Auftrag Sie hier auf Lyons haben, Miss Doe."
Auch darauf bekam Hammer keine Antwort. Er war inzwischen soweit gewandert, dass er direkt hinter ihr stand. Er warf einen kurzen Blick auf den Spiegel, dann meinte er leise. "Sie lassen mir leider keine andere Wahl, Miss Doe."
Mit einem schnellen Kick trat er der jungen Frau den Stuhl weg, die davon so überrascht war, dass sie keine Zeit fand, sich irgendwie festzuhalten und mit ihrem Kinn gegen die Tischkante knallte, bevor sie zu Boden ging. Er nahm den Stuhl und schob ihn zur Seite, dann riss er die junge Frau hoch und landete einen Schwinger in ihrer Magengrube. Ihr blieb die Luft weg und sie klappte wieder zusammen, aber Hammer gab ihre keine Gelegenheit, wieder zu Boden zu gehen, sondern hielt sie fest und schubste sie dann so gegen den Tisch, dass sich eine Kante wieder in ihre Bauchgegend grub und ihr erneut die Luft nahm. Sie kippte zu Boden und übergab sich mit lautem Keuchen und Hustgeräuschen. Hammer sah ihr dabei scheinbar ungerührt zu, obwohl der Gestank in ihm ebenfalls einen Brechreiz hervorrief. Er schob den Stuhl, den er kurz zuvor weggeschoben hatte, wieder an seinen alten Platz und riss die junge Frau erneut hoch, dann drückte er sie auf den Stuhl, wo sie keuchend und zitternd wie ein Häufchen Elend saß und sich den Bauch hielt. Hammer setzte sich wieder ihr gegenüber hin, dann sagte er. "Ich habe das wirklich nicht gerne getan, Miss Doe. Aber ich werde es wieder tun, wenn ich nicht endlich ein paar gescheite Antworten von Ihnen bekomme. Also: Ihren Namen und, sollten Sie einen solchen haben, Ihren Dienstrang, bitte."
Die junge Frau brauchte eine ganze Zeit, bis sie ihm antworten konnte. "Irina Purocha, Sergeant, Streitkräfte der Terranischen Zentralunion."
Hammer nickte erfreut. "Sehr gut, Sergeant Purocha. Ich nehme an, Sie werden jetzt die Fragen meiner Vorgesetzten ohne weitere Probleme beantworten, nicht wahr? Ansonsten müsste ich nämlich noch einmal zu Ihnen kommen und ich glaube nicht, dass Sie das wollen."
Die junge Frau schüttelte den Kopf und Hammer erhob sich. "Ich sehe, wir verstehen uns. Ausgezeichnet."
Er verließ den Verhörraum und kam in den Beobachtungsraum zurück. Die Anwesenden sahen ihn mit einer Mischung aus Abscheu und reiner Panik an, allerdings ignorierte er die Blicke. "Sie dürfte keine Probleme mehr machen, Captain Vincent. Aber ich bleibe in der Nähe, nur für den Fall, dass sie doch noch eine weitere Lektion braucht."
Ohne auf eine Antwort zu warten verließ er den Raum und begab sich sofort auf die Toilette, wo er sich ins Waschbecken übergab. Er hasste es, so zu sein und er hasste sich selbst dafür, dass er dieser Frau solche Schmerzen zugefügt hatte. Als er in den Spiegel blickte, sah er Kiribati hinter sich stehen. Sie starrte ihn so hasserfüllt an, dass er befürchtete, gleich von ihr erdolcht zu werden. "Sie sind wirklich ein mieses Arschloch, Hammer! Es wundert mich, dass Lord Rosenstark Sie überhaupt in seiner Nähe lässt."
Hammer wischte sich den Mund mit Wasser aus, dann antwortete er. "Ich tue, was ich tun muss und wozu ich ausgebildet wurde, Sergeant Kiribati. Sie müssen das nicht verstehen, aber Major Schmitt", er betonte erneut den Decknamen, "weiß schon, warum ich hier bin. Ich habe das da eben nicht gerne getan, aber ich habe es getan, weil wir dringend ein paar Antworten brauchen und es uns nicht leisten können, lieb und nett zu sein. Falls Sie es vergessen haben sollten, Sergeant, diese junge Frau, die Sie als das Opfer sehen, hätte nicht gezögert, einem von uns - oder vielleicht sogar uns allen - eine Kugel in den Kopf zu jagen. Vielleicht sollten Sie sich Ihr Mitleid lieber für jemanden aufheben, der es auch wirklich verdient hat - und nicht für diesen weiblichen Soldaten einer feindlichen Macht."
Kiribati funkelte ihn wütend an und auf einmal schien der ganze Raum aus Eis zu bestehen. Dann wandte sie sich wortlos ab und verließ die Toilette, die eigentlich für Herren gedacht war. Hammer blickte immer noch auf die Stelle, wo sie bis eben noch gestanden hatte, dann warf er sich selbst einen Blick im Spiegel zu und war fast schon überrascht, als er nicht Luzifer höchstpersönlich vor sich sah.

Er brauchte zehn Minuten bevor er die Toilette verlassen hatte und in dieser kurzen Zeit hatte Colonel Hannibal es tatsächlich geschafft, alles aus ihr herauszubekommen, was sie wusste - also herzlich wenig. "Sie weiß nichts.", meinte er zu Hammer, als dieser aus der Toilette kam. "Sie gehört zu einem Team von Scharfschützen, die nach Lyons geschickt wurden, um für Unruhe zu sorgen und nach Möglichkeit noch ein paar hochrangige Offiziere oder andere wichtige Persönlichkeiten zu treffen. Ich vermute, und Captain Vincent teilt meine Einschätzung, dass damit Spannungen zwischen der Bevölkerung und Lord Holstein-Lestrade erzeugt werden sollten."
Hammer nickte, zum Zeichen, dass er verstanden hatte. "Was haben Sie jetzt mit ihr vor?"
"Sie wird in ein Kriegsgefangenenlager gebracht, bis wir entweder einen möglichen Austausch mit der TZU arrangieren können oder jemand aus den oberen Reihen der Politik eine Idee hat, was man mit ihr anstellen kann. Mehr kann ich nicht machen."
Hammer nickte wieder, aber sein Blick wanderte von dem älteren Offizier zu den drei Frauen, die gerade den Beobachtungsraum verließen. Vincent und Schollz warfen ihm nicht gerade freundliche Blicke zu, aber der Blick, den er von Sergeant Kiribati bekam, hätte ausgereicht, um ihn in ein Häufchen Asche zu verwandeln. Sie war auch die erste, die sich abrupt abwandte und folgte ihren beiden Vorgesetzten durch den Gang aus seinem Blickfeld. Hannibal war seinem Blick gefolgt und lächelte zynisch. "Sie haben sich da keine Freunde geschaffen, Agent Hammer."
Hammer schüttelte den Kopf. "Nein, das habe ich tatsächlich nicht."
Er war gespannt, was da noch alles auf ihn zukommen würde, schließlich hatte er es geschafft, sich den Hass einer Frau zuzuziehen - immer ein ganz schlechtes Zeichen.

__________________
A rose by any other name is still a rose

Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne
01.03.2009 14:56 CeGrudke ist offline E-Mail an CeGrudke senden Beiträge von CeGrudke suchen Nehmen Sie CeGrudke in Ihre Freundesliste auf
Tostan Tostan ist männlich
Captain


Dabei seit: 22.07.2004
Beiträge: 816
Herkunft: Sachsen

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Tostan saß in seinem Cockpit und flog mit Garm nun schon eine ganze Weile um den Raumhafen. "Elender Wald, ein Streichholz würde sich gut tun um die Verteidigung zu erleichtern. Warum roden die den nicht, so kann sich doch jeder Töpel auf Schussreichweite an den Hafen ranschleichen?", brummte Tostan, während er abwechselnd die Landschaft und die Monitore beobachtete. Unter ihnen erstreckten sich weite hügelige Waldflächen, nur ab und zu durchbrochen von einer Straße oder Magnetschwebebahnlinie. Offenbar hatte man den Raumhafen bewusst im Nirgendwo platziert, nur einige wenige Farmen durchbrachen die Monotonie des Waldes.
"Andererseits sind so bei einem Angriff auch die Fahrzeuge auf die paar Straßen gebunden, durch den Wald kommt kein Tank", meldete sich Garm.
"Stimmt, das gilt aber auch für die Rettungsfahrzeuge, falls mal ein Landungsschiff abschmiert", erwiderte Tostan.
"Wenn so ein Lander abschmiert, dann rodet der schon genug Fläche für Rettungs-VTOLs, das sollte kein Problem sein."
"Du hast wie immer recht. Schauen wir mal, ob wir in dem Dickicht was finden", meinte Tostan und justierte den MAD-Detektor nach. Er zeigte eine größere Metallmasse, laut Karte ein vor achtzig Jahren abgestürztes und nicht geborgenes Landungsschiff der Gazelle-Klasse. Garm meinte:
"Unter uns scheint jemand zu sein. Er hat Schmerzen".
"Hier kannst Du nicht runter, lande da drüben in der Lichtung, ich schau mir das mal zu Fuß an, spielen wir halt mal Sanitäter."

Garm setzte elegant zur Landung an und Tostan schnallte sich ab, griff sich Gewehr und Funkgerät und verließ das Cockpit. Garm meinte:
"Sei vorsichtig, wer weiß, wer da ist.... Wenn es ein Einheimischer ist, warum ruft der nicht um Hilfe? Auf den Kommunikationskanälen ist nichts zu hören."
"Aber immer, ich renn schon nicht wie ein Elefant durch den Dschungel."
Tostan verließ die Lichtung und ging los. Er fand es praktisch, dass in Heines losem Haufen keine einheitlichen Uniformen Pflicht waren, so trug er seinen alten Wildlederanzug wie bei seiner Arbeit als Prospektor. Gerade im Wald war er in diesem nicht viel schlechter getarnt als in einer militärischen Kluft, und er fühlte sich einfach wohl darin. Vorsichtig näherte er sich dem Schiffswrack, nichts ungewöhnliches war zu hören.
"Wird wohl nur ein Jäger oder Pilzsucher sein, der sich verletzt hat", dachte er und wollte schon rufen um denjenigen zu finden, da fiel sein Blick auf einen Stoffetzen der unter einem Laubhaufen hervorragte... Er bückte sich und zog daran .... Da hatte hatte wohl jemand einen Fallschirm versteckt! Und den unauffälligen Farben nach zu urteilen kein ziviles Modell. Aufmerksam musterte er den Boden, es schien, als hätte sich jemand von hier in das Schiffswrack geschleppt. Tostan folgte vorsichtig den Spuren und betrat das Wrack. Es war natürlich nur noch eine leere Hülle, alles noch brauchbare war nach dem Absturz entfernt worden. Aber noch immer war das Landungsschiff ein verwinkelter Bau voller Verstecke.
Nichts war zu hören und zu sehen. Vorsichtig durchsuchte er das Schiff. Aus einem Bereich, in dem früher die Mannschaftsquartiere gewesen sein könnten, drang ein Lichtschein. Noch immer war kein Laut zu hören. Tostan näherte sich langsam und schaute um die Ecke. Eine Frau in einer regulären Uniform der TZU lag reglos da, neben ihr ein aufgebrochenes Medipack mit einer benutzten Spritze. Tostan betrat den Raum und schaute sich das genauer an. Offenbar hatte Sie sich ein starkes Schmerzmittel injiziert, die Kanüle glänzte noch feucht, es konnte nicht sehr lange her sein. Sie würde sicher noch zwei, drei Stunden schlafen. Beide Beine schienen verletzt und waren großflächig verbunden und geschient.
Den Vorräten nach zu urteilen schienen hier zwei bis vier Leute zu campieren, allerdings war niemand anders zu hören.

Tostan verschwand wieder aus dem Wrack, zog sein Funkgerät und benachrichtigte den Raumhafen. Wie immer hatte eine von Pearls Amazonen Dienst im Kommunikationszentrum. Schnell wurde vereinbart, dass Cortana einen Trupp Amazonen vorbei bringen sollte, die auf weitere Bewohner des Wracks warten würden.
Während er dann zu dem Fallschirm ging, informierte er Garm kurz darüber, dass er sich auf eine längere Wartezeit einstellen sollte. Dann schnitt er eines der dünnen Nylonseile des Fallschirms ab, und ging wieder zurück zur verletzten Soldatin. Während sie noch von dem Schmerzmittel bewusstlos war fesselte er sie vorsichtig und murmelte dabei: "Amateurin, da hat sie sich wohl völlig verschätzt bei der Dosierung. Oder denkt sie etwa, sie wäre hier so sicher wie in ihrer Kaserne?" Danach suchte er sich ein Versteck, von dem er den Eingang zum Wrack beobachten konnte. Eine Ecke, in der sich hereingewehtes Laub abgesetzt hatte, war ideal, er tarnte sich mit dem Laub und stellte sich auf eine längere Wartezeit ein.

Nach etwa anderthalb Stunden bemerkte er eine unscheinbare Bewegung vor dem Wrack. Jemandem mit weniger Erfahrung wäre sie sicher entgangen, aber nachdem Tostan einmal darauf aufmerksam geworden war, entdeckte er eine Soldatin, welche geschickt getarnt vor dem Wrack in Stellung lag. Er aktivierte sein Funkgerät und flüsterte: "Hier Streuner, warten die Sanitäter schon vor der Haustür?"
"Schon seit fünf Minuten, wir checken die Lage bevor wir das Haus betreten", erklang eine weibliche Stimme in seinem Ohr.
"Ok, im Haus ist alles ruhig, ihr könnt problemlos eintreten, die Tür ist offen", antwortete er.
Kurze Zeit später sprang eine Gestalt vor den Eingang und ein unter einem MP-Lauf befestigter Scheinwerfer erhellte das Wrack.
"Hier bin ich" sagte Tostan ruhig, erhob sich betont langsam und schüttelte das Laub ab.
Auf ein Handzeichen der Amazone vor dem Eingang kamen auch die anderen aus dem Wald. Tostan begrüßte sie. "Saubere Arbeit, ich habe nur eine bemerkt, und das auch nur mit Mühe."
"Das war eine zuviel. Wenn die Chefin das hört, dann setzt es Extratraining", erwiderte die Anführerin.
"Aber Hallo! Ich hatte immerhin alle Vorteile auf meiner Seite, das war eher eine schwache Leistung von mir als von euch, also von mir erfährt sie sicher nichts! Die Gefangene ist hier hinten." Mit diesen Worten führte Tostan vier der Amazonen tiefer ins Wrack. Die anderen blieben zurück. Schnell packten zwei der Frauen die immer noch bewusstlose Gefangene auf eine Trage. Tostan und eine Amazone trugen sie dann aus dem Wrack in Richtung Straße.
Die restlichen Amazonen waren schon wieder verschwunden und warteten auf weitere Bewohner des Wracks. Sosehr er auch darauf achtete, er entdeckte keine einzige mehr. "Saubere Tarnung, ihr gehört wirklich zur Elite", meinte er zu seiner Mit-Trägerin.
"Danke, wir arbeiten ja auch hart dran", meinte sie.
Eine zweite Amazone sicherte den Krankentransport, und so bewegte sich der kleine Trupp Richtung Straße. Mit einer Handbewegung bedeutete die sichernde Soldatin, dass die anderen beiden zurückbleiben sollten, während sie die Lage an der Straße erkundet. Tostan hielt an, meinte aber: "Zeitverschwendung. Wenn da Gefahr drohen würde, hätte Garm mich schon informiert."
"Meinst Du? Wir haben auch schon Dachen schon gründlich überrascht!", sagte die Trägerin.
"Aber keine Paladin-Drachen, oder?", erwiderte Tostan.
"Das nicht, aber.... ", begann sie, da aktivierten sich die Funkgeräte der beiden. "Nun kommt endlich aus dem Wald, wir wollen hier nicht ewig warten", sagte Garm.
Tostan grinste über die Schulter zur Amazone. "Siehst du, hab ich dir doch gesagt! Lass uns weitergehen."
"Mist, zuerst entdeckst du mich vor dem Wrack, und nun auch noch dein Drache, ich hab heute wirklich eine Pechsträhne!", murmelte sie.
"Nimm es locker, Aufklärung ist nunmal unsere Hauptaufgabe, und wir haben genug Erfahrung. Wenn erstmal Kugeln fliegen, bist du sicher wesentlich besser als ich", erwiderte Tostan.
"Worauf du dich verlassen kannst", grinste sie.
Mit diesen Worten schoben sie die Trage in Cortanas Fuchs und Tostan verabschiedete sich.
"Gute Heimreise. Wir fliegen noch unsere Patrouille zu ende und kommen dann nach."
02.03.2009 11:14 Tostan ist offline E-Mail an Tostan senden Beiträge von Tostan suchen Nehmen Sie Tostan in Ihre Freundesliste auf
Scouter Scouter ist männlich
Corporal


Dabei seit: 16.09.2008
Beiträge: 70
Herkunft: Köln

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Platzhalter
03.03.2009 15:05 Scouter ist offline E-Mail an Scouter senden Beiträge von Scouter suchen Nehmen Sie Scouter in Ihre Freundesliste auf
Aria Segeste Aria Segeste ist weiblich
Sergeant Major


Dabei seit: 04.08.2006
Beiträge: 182
Herkunft: Nag-System

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Vor dem Bildschirm ihres Laptops sitzend, beobachtete Mireille gelangweilt wie Myriaden Zahlen- und Buchstabenketten in einer Tabelle wasserfallartig herunterfloßen. Fast gemächlich griff sie nach ihrem Glas Eistee und gönnte sich dabei einen großen Schluck.
Ihr Gegenüber war ein nicht so ganz leerer Platz, zumindest weil dort keine Person mehr saß, sondern sich sich nur dort deren Einkäufe stapelten. Wobei die wohl neuesten Taschen eher lieblos hingestellt worden waren. Die Besitzerin der vielen Taschen kam gerade zurück von ihrem Toilettengang und stellte erfreut fest, dass ihre Bestellung schon auf dem Tisch stand. Sie und Mireille befanden sich in einer belebten Einkaufsmeile und Mireille hatte die Prospektorentochter zu einen Zwischenstopp in einem Café überredet.
Innerhalb von 20 Minuten war man mithilfe der Monorail-Bahn, vom Raumhafen in das ungefähr 200 Kilometer entfernte Neu-Verona gefahren, damit eine gewisse drachische Person auch diese Stadt mit einem Besuch beehren konnte, auch wenn dieser gerade nicht in der Nähe war.
Mireille drückte schnell eine Taste und die Daten wurden durch eine Suchliste der örtlichen Bibliotheken ersetzt.

„Schon wieder am Arbeiten? Ich dachte du hättest gesagt, dass dieses Programm selbstständig laufen würde“, erkundigte sich die attraktive Ärztin aus der Peripherie schmunzelnd.
„Tut es auch, aber es kann ja nicht schaden, sicher zu gehen, dass der Laptop nicht gestohlen wurde“, entgegnete Mireille und setzte ihr Glas einen Tick zu zittrig ab.
„Wie? Ausgerechnet hier fürchtest du Taschendiebe?“
In Svenjas Stimme schwang eine gehörige Portion Ironie mit.
„Wir befinden uns in der reichsten Welten der Inneren Sphäre. Du kannst davon ausgehen dass jeder Dieb hier mindestens eine Goldkette trägt“, gab Mireille zu bedenken, auch wenn sie sich der Zweideutigkeit ihrer Aussage durchaus bewusst war.
Einmal dass sie sämtliche Skyler als Diebe abgehakt hatte, da diese ihren Drachen das Wichtigste überhaupt vor enthielten. Nämlich die Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen oder überhaupt ihre Freiheit. Für die junge Frau kam es gar nicht infrage, intelligente Wesen dermaßen in so eine Bevormündigung zu zwingen. Zum zweiten gab ihre Aussage über das Erscheinungsbild der „normalen“ Diebe auch Stoff zur Interpretation.
„Du glaubst also wirklich die Mär, dass auch Reiche wie die Raben klauen?“
„Es wird wohl kaum einen Menschen geben der nicht aufhören wird, nur an seine Selbstbereicherung zu denken, wenn sich die Gelegenheit bietet.“
Mireille machte eine kurze Pause ehe sie fortfuhr.
„Außerdem wäre vor ein paar Minuten nicht mein Laptop ein Entführungsopfer, sondern eine deiner Taschen geworden. Die eine Frau die nur noch Augen für deine Einkäufe hatte, seit wir hier sind, ist rein zufällig gestolpert und hat den gesamten Tisch angerempelt und dabei ist auch einiges runtergefallen.“
Svenja riss die Augen auf und begann hastig ihre Taschen durchzuzählen, ehe sie von Mireille darin unterbrochen wurde. „Es ist nichts weggekommen da ich sie höflich darauf aufmerksam gemacht habe, dass sie vorher nur drei Tüten bei sich hatte, keine vier.“
„Hast du der Frau aufgeholfen?“, hakte Svenja sogleich nach. Mireille starrte die dunkelhaarige Frau verwirrt an.
„Nein, natürlich nicht! Willst du mir etwa jetzt vorwerfen, dass ich nicht geholfen habe?“
„Nein, so meinte ich das nicht. In diesem Fall war dein Verhalten sogar richtig. So gehen organisierte Diebe nämlich vor. Während du einem aufhilfst, wirst du hinter deinem Rücken beklaut“, erklärte Svenja ihr.

Auf der einen Seite war sie froh, auf das Angebot von Svenja für die Shopping-Tour eingegangen zu sein. Auf der anderen Seite war es um einiges stressiger, ihre Arbeit unter den so wachen Augen ihrer Begleiterin zu erledigen. Nicht das ihre Aktivitäten von eben illegal gewesen wären, aber sie hatte nach wie vor die Mahnung ihrer Tante im Kopf, hier in den Isle of Skye keinesfalls zu viel von ihrer Arbeit durchschimmern zu lassen. Zwar traute man Drachen hier das Selbstständige Denken noch zu, aber ein Drachen der selbstständig, ohne einen menschlichen Herrn Forschungsarbeiten betrieb, war an so einem Platz undenkbar. Ein Drache durfte hier ohne menschlichen Begleiter nicht viel tun, weswegen sie sich auch in zwei Stunden mit ihrer Tante Auris verabredet hatte. Sie wollte in eine der größten der Öffentlichkeit zugänglichen Bibliotheken Material sichten, aber das ging eben nur, wenn Mireille als Begleitung mitging. Ob sie dort fündig werden würden? Oder ob Auris letztendlich Mylord Rosenstark bitten musste, für sie ein gutes Wort einzulegen, damit Zugang zu den Privatbibliotheken zu erhielten? Wie Auris ihr aus ihrem Erfahrungsschatz berichtet hatte, konnte es durchaus sein, dass sich einige der gesuchten Dokumente im Besitz von Privatsammlern befanden oder darin eingegangen waren. Das war natürlich ein Problem, wie es sich vielen Forschern oder Wissenschaftlerin in den Weg stellte, wie es Mireille mit einem weiteren Blick auf die Hausordnung durch den Kopf ging.

„Du sagst ja nichts mehr“, drang die Stimme der Ärztin nach einer Weile zu ihr durch.
Mireille die ihren Kopf bis dahin mit einer Hand abgestützt hatte, wäre dieser fast seitlich weggerutscht, als sie erschrak.
„Tut mir leid. Was war?“
„Ich hatte es gerade davon, wie anstrengend es sein kann, gleich für zwei Väter Geschenke finden zu müssen“, wiederholte Svenja und wedelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht herum. So als wenn sie ganz sicher sein wollte, das sie auch wirklich die Aufmerksamkeit der schwarzhaarigen Tamarin hatte.
„Und wenn einer davon ein Drache ist, wird das bestimmt noch schwieriger“, fügte Mireille hinzu.
„Gut, dass genau die Geschenktasche nicht verschwunden ist, denn sonst hätte die Dame von eben ein Problem mit mir“, knurrte Svenja angriffslustig. Die Ishibashi nickte lediglich.

„Svenja? Wie steht es eigentlich um deine Kampffertigkeiten?“
„Hm? Ich bin eine ziemlich gute Schützin. “
„Und wie sieht es nahkampftechnisch aus?“
„Passabel. Es reicht um ungewollte Bekanntschaften auf Distanz zu halten oder sie daran zu erinnern, wie man Frauen nicht behandelt. Wieso fragst du?“
„Nur so“, beeilte sich die Studentin zu sagen und stürzte ihren Eistee definitiv eine Spur zu hastig hinunter. Svenja die ein ziemlich gutes Gespür dafür hatte, ob sie jemand anlog, glaubte ihr natürlich kein Wort.
„Hast du dir etwa ein Problem angeleiert?“, fragte sie mit einer Ernsthaftigkeit die man so nicht bei ihr vermutet hätte. Männer waren da grundsätzlich die Spezies von denen die meisten Probleme ausgingen.
„Aaaber neeein“, bemühte sich Mireille schnell das anbahnende Missverständnis vom Tisch zu räumen, ehe es Gestalt annehmen konnte. „Naja, ich rechne aber so ein bißchen mit Problemen wenn unsere Reise weitergeht. Die Isle of Sky sind ja sehr zivilisierte Welten, aber wer weiß schon wo es uns in eine Woche hin verschlägt? Oder in einem Monat? Da will ich halt ein bißchen vorbereitet sein. Wenn das möglich ist“, fügte die Studentin der Drachengenetik hinzu.
„Und weil ich aus der unzivilisierten Peripherie stamme, denkst du-“
„Ich wollte das auf keinen Fall so unhöflich formulieren!“, fiel ihr Mireille schon ins Wort, ehe Svenja den Satz beenden konnte. „Schon klar. Was ich aber eigentlich sagen wollte, ist dass wenn du eine wirklich professionelle Nahkampfausbildung haben willst-“
„-eher einen Auffrischungskurs“, murmelte das Mädchen kleinlaut.
„-solltest du dich doch besser an eine von Pearls Amazonen wenden. Sie wird wohl niemanden in ihrer Einheit haben, der nicht Meister in seinen Gebieten ist.“
„Toll! Meine Familie wird begeistert sein, wenn die erfahren, dass ich Söldnerin werde.“
„Wer hat den davon gesprochen, dass du dich gleich einschreiben sollst?“
„Weil sie mir vermutlich keine andere Wahl lassen werden! Ich meine würdest du irgendeine daher gelaufene Zivilistin erlauben, beim Training zu zugucken?“
„Ich erinnere mich, dass sie auf dem Schiff eine Einladung ausgesprochen hat.“
„Die galt doch nur für Herrn Schmidt“, erwiderte Mireille grummelnd.
„Du scheinst ihn nicht zu mögen.“
„Und du bist ihm scheinbar zum Glück noch nicht verfallen. Aber Soryu interessiert dich, nicht wahr?“
Mireille nutzte die Gelegenheit, die Biologin dermaßen ertappt zu haben, indem sie die Reste ihres Eistee ausschlürfte.
Statt jedoch das Thema weiter zu vertiefen, klappte sie schließlich ihren Laptop zu und verstaute diesen.
„Auf geht’s in die nächste Runde! Ich brauch neue Taucherflossen“, ließ sie entschlossen verlauten.
„Und ich einen Badeanzug“, erinnerte Svenja murmelnd.
„Gibt es die nicht in der Peripherie?“
„Nein.“
Entsetzter Blick von seitens Mireille erfolgte, während Svenja in schallendes Gelächter ausbrach und einen Kellner herwinkte, damit sie bezahlen konnten. Nach getätigter Zahlung, erhoben sich beide und gingen mit Taschen beladen los.

„Neues vom Grabenfunk gehört?“
„Geschichten aus der Gruft? Frankenstein kann meinetwegen im Fernsehen bleiben.“
Svenja schüttelte schmunzeln den Kopf.
„Du hattest vorher noch nie viel mit dem Militär zu tun, wie ich sehe. Außer Frankenstein ist dein Codename für Prinz Clovis. Grabenfunk ist kein Radiosender wie du meinst, sondern die Gerüchteküche der Soldaten.“
„Okay, aber wie kommt es, das du dich mit den Betonköpfen unterhälst? Das sie über Cortana herfallen war da irgendwie ersichtlicher, da sie früher mal Dienst geleistet hat. Was hast du mit den Amazonen gemeinsam?“
„Ich bin auch eine Frau?“
„Und ich bin dann keine?“, schlussfolgerte Mireille in einem fast säuerlichen Tonfall.
Svenja hätte ihr im Gegenzug wohl gerne in die Rippen geknufft, was aber aufgrund ihrer schweren Taschen eher schwierig auszuführen war.
"Vielleicht bist du auch zu jung?"
"...oder zu schuppig?", murmelte Mireille und wackelte mit den Brauen.

„Du gehörst zu den Reinkarnisten-Anhängern? Ich dachte, das wäre Staatsglaube der Capellaner?“
„Man muss nicht Capellaner sein, um daran zu glauben, dass man durch Drachenverehrung, im nächsten Leben selbst ein Drache wird... Und nein, ich gehöre nicht zu denen. Das Zusammenleben mit einem Drachen entmystifiziert sie doch recht schnell, wenn man zuschaut, wie einer tagtäglich Fastfood in sich reinschaufeln “, erwiderte die Studentin trocken.
Svenja, die ähnliche Erfahrung mit Garm hatte, begann zu kichern.

„Ich denke, ich verstehe. Aber sind solche Aussagen nicht sehr gefährlich auf Capellanischen Welten?“
Mireille erwiderte zuerst nichts, sondern sah nachdenklich in den Himmel hinauf.
„Jein. Vielleicht aber ein Grund, warum unsere Vorfahren, dort nicht blieben. Das oder Erfolgsneid..."
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Ich wurde auf Tamar ausgebrütet und bin damit eher liberal aufgewachsen- "

Ein erneutes Aufkichern, ließ sie wieder zu ihrer Einkaufsbegleitung sehen.
„Hab ich was falsches gesagt?“, hakte die Studentin verwirrt nach, während sie sich gleichzeitig um ihr Gleichgewicht bemühte, da zusätzlich zum Gewicht der Taschen plötzlich Svenja an ihrem einen Arm mithing.
"A-alles in Ordnung, bei dir?"
"Alles gut. Muß nur- Luft holen", japste diese, ehe sie sich wieder aufrecht hinstellte und löste.

„Naja, um wieder zurück auf das eigentliche Thema zu kommen. Was meintest du vorhin über diesen Clovis?“, versuchte Mireille den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.
„Vicomte Clovis“, verbesserte Svenja,- deren Augen sich kurz weiteten-, als sie die Erkenntnis traf, dass sie um einiges besser informiert war, als die angehende Drachengenetikerin, obwohl sie doch diejenige war, die frisch aus der tiefsten Peripherie kam.
„Dich interessiert es also absolut nicht, warum Heine einfach mal die Handelsvertretung von Haus Lestrade aufsucht?“
„Was sollte uns Otto-Normal-Bürger es kümmern, wenn ein Adeliger einen anderen Adeligen einen Höflichkeitsbesuch abstattet?“, fragte Mireille gelangweilt klingend.
„Höflichkeitsbesuch?", wiederholte sie verdutzt, wobei ihr gleich noch ein paar Flüche rausrutschten, obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, sich das Fluchen abzugewöhnen.
Kopfschüttelnd fuhr sie fort.
"Es war wirklich höchste Zeit dich mal von deiner Arbeit abzulenken! Du würdest es wohl nicht mal mitbekommen, wenn die Terraner den Raumhafen einnehmen würden.“
„Mal abgesehen davon, dass ich es dann vermutlich aus erster Hand, von dem Terraner erfahren würde, der eine Waffe auf mich richten würde- wie kommst du eigentlich auf Terraner? Ich dachte du hättest es von Vicomte Lestrade? Und warum sollte mich das mit Heine interessieren? Soweit ich mitbekommen habe, hat er doch einen Kontrakt mit diesen Leuten. Möglicherweise muss er ja nachträglich etwas Vertragliches regeln. Vielleicht muss er ja erklären, warum Tante Auris trotz ihrer Rolle als taktische Beraterin, nicht in der Aufzählung seiner Einheit mit drin ist.
Svenja schien die Antworten einen Moment kritisch abzuwägen und diese auf Stimmigkeit zu überprüfen.
„Mit dem letzten könntest du fast Recht haben, aber das ist nicht genug für eine persönliche Begegnung. Jedenfalls sagen die Gerüchte, dass die von der TZU Ärger machen würden und es vielleicht Krieg gäben würde.“
„Die von der Zentralunion gehen doch auf jeden los und Krieg ist dann so etwas Unvermeidbares. Wenn sie sich am anderen Ende der Systeme ihre Köpfe einschlagen, hat uns das nicht zu kümmern.“
„Auch nicht, wenn sie hier auf diesen Planeten losschlagen würden?“
„Wenn das so wäre, würde man uns nicht im Gefahrenbereich lassen, sondern ganz schnell wegschaffen. Alles andere wäre unverantwortlich.“
„Der Mann interessiert dich nicht, aber du vertraust ihn uneingeschränkt?“
„ER interessiert mich nicht und ich vertraue auf das 105-jährige Urteilsvermögen meiner Tante. Als Stabsmitglied würde man ihr so eine Information nicht vorenthalten. Notfalls würde sie mich zwischen ihre Krallen nehmen und um den halben Planeten fliegen, um meine Sicherheit zu gewährleisten.“
„So besorgt kann deine Tante sein?“
Mireille blickte verwundert auf.
„Deine Väter etwa nicht? Müsste es die beiden etwa nicht verrückt machen, wenn du in einem Krisengebiet bleiben würdest?“
„Nicht so sehr, wenn sie in meiner Nähe sind und damit wissen, dass sie mich beschützen können.“
„Jedenfalls hat Auris meiner Familie gegenüber eine Verantwortung, wie ich ihr gegenüber eine Verpflichtung habe und unter ihrer Obhut ist noch niemand gestorben“, fuhr Mireille ernst fort. Damit schien sich das Thema Sicherheit für sie erledigt zu haben.

__________________
Und vergessen sie nicht ihre ENS-Box zu leeren, wenn sie sich vor Posts nicht retten können.

Dieser Beitrag wurde 5 mal editiert, zum letzten Mal von Aria Segeste: 04.04.2017 20:49.

03.03.2009 17:44 Aria Segeste ist offline E-Mail an Aria Segeste senden Beiträge von Aria Segeste suchen Nehmen Sie Aria Segeste in Ihre Freundesliste auf
Tostan Tostan ist männlich
Captain


Dabei seit: 22.07.2004
Beiträge: 816
Herkunft: Sachsen

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Tostan saß mit Robert und Soryu an der kleinen Bar im Aufenthaltsraum ihrer Kaserne. Er nahm einen Schluck von seinem Bier und meinte "Mir schmeckt das ganze nicht."
"Was? Das ist Timbiqui Dunkel, das beste Bier der Inneren Sphäre!" entgegnet Robert.
"Nein, ich meine nicht das Bier, ich meine unsere Besucherinnen aus der TZU! Warum ballern die hier wild um sich, noch dazu in Uniform? Ist das etwa die neue Masche der Terries, zu sagen 'Hallo liebe Nachbarn, setzt schon mal den Kaffee an, wir kommen demnächst vorbei?'"
"Colonel Hannibal meinte, sie hätten es vorzugsweise auf Offiziere abgesehen, und das erscheint doch sinnvoll, vor einer Invasion die gegnerischen Offiziere zu erledigen" meint Soryu.
"Ja, klar, aber so wie sie es angestellt haben war es verdammt ineffizient. Robert, du warst doch mal bei einer Spezialeinheit, wie würdest du es anstellen, wenn du mit einer handvoll Leuten maximalen Schaden anrichten willst?" erwidert Tostan.
Robert Hammer überlegte kurz. "Hängt von den Umständen ab, ich würde wohl das Ziel erstmal gründlich erkunden. Dann würde ich eventuell neuralgische Punkte wie Kommunikationszentrale, Treibstofflager und ähnliches mit Sprengladungen versehen, welche zu Beginn der Kämpfe hochgehen sollen. Außerdem würde ich kurz vor beginn der Kämpfe wichtige Leute, wie etwa Colonel Hannibal oder Major Schmitt erledigen, entweder durch Scharfschützen oder durch Attentate."
"Aber du würdest doch sicher nicht nur wie wild auf alles ballern, was Lametta trägt?" erwiderte Tostan.
"Natürlich nicht, die Entdeckungsgefahr wäre zu hoch, und das ist Verschwendung von teuer ausgebildeten hochqualifizierten Soldaten, sowas kann man mit Kannonenfutter machen aber doch nicht mit Spezialisten!"
"Eben! Ich komme mir hier vor wie jemand der am Raumhafenterminal angerempelt wird." erwiderte Tostan.
"was hat das zu bebeuten?" warf Soryu ein.
Robert grinste "Klassische Vorgehensweise von Dieben, einer lenkt das Opfer ab, der andere klaut die Wertsachen. Funktioniert am besten im dichten Gedrängel, also kaum im VIP-Bereich. Moment, du meinst, wir sollen nur abgelenkt werden?"
"Bingo!" sagte Tostan und setzte sein Bier an.
Soryu erhob sich. "Ich glaube, darüber sollte Heine mal nachdenken, kommt Ihr mit?"
"Wir müssen ihn ja nicht gleich wegen einer vagen Idee zu dritt überfallen. Es reicht doch, wenn einer geht. Du kennst ihn doch am besten. Mein Tag war recht hart, ich glaube, ich brauche noch ein, zwei harte Drinks und jemanden der mir dabei hilft." meinte Robert.
"Ok, dann bleibe ich auch erstmal hier. Wenn der Boss meint, da wäre was dran, dann können wir uns ja noch zusammensetzen." sagte Tostan und trank sein Bier aus.

Nächster Morgen, im Drachenstall.

"Diese Anhöhe sollten wir uns noch einmal genau ansehen. Das wäre ein prima Standort für ein Zielmarkierer-Team", meinte Tostan und tippte auf eine große Karte der Gegend. Garm nickte. "Erhöht gelegen, der ganze Raumhafen ist überschaubar. Das gilt allerdings auch für die drei benachbarten Hügel." Heine kam von Pacificus herüber und meinte mit einem Blick auf die Karte: "Plant ihr die nächste Patrouille?"
"Ja, wir gehen davon aus, dass die Heckenschützen nicht die einzigen sind, die schon vor Ort sind. Garm meinte, es könnten sich in der Umgebung auch Teams aufhalten, welche erst bei der Invasion zum Einsatz kommen, zum Beispiel Markierer-Teams welche Arrow IVs ins Ziel leiten."
"Das könnte durchaus sein, auch eure Idee mit den Attentätern und Saboteuren wird derzeit genauer untersucht.
Garm, könntest du eventuell helfen, Feinde auf dem Raumhafen aufzuspüren, so wie du es bei der Soldatin im Wald geschafft hast?", wandte sich Heine an den Drachen.
"Das ist eher unwahrscheinlich. Vergleiche es mal so, eine Kerze im dunklen Wald ist leicht zu entdecken, eine Kerze in einer hell erleuchteten Stadt kaum. Um unter den vielen Raumhafenarbeitern Saboteure aufzuspüren müsste ich mir jeden einzelnen genau anschauen, ich wäre in zehn Jahren noch nicht fertig. Etwas anderes wäre es, wenn ich speziell dich oder Colonel Hannibal abschirmen müsste, ein Attentäter hätte es dann verdammt schwer."
Heine antwortete nach kurzem Überlegen: "Wir haben nur fünf Drachen zur Verfügung, einen davon als Leibwächter einzusetzen wäre Verschwendung. Ihr wollt Euch diese Hügelkette im Südwesten ansehen? Taktisch ein interessantes Gebiet, aber das kann Cortana mit einem Trupp Amazonen auch erledigen, für Euch beide habe ich einen längeren Flug." Er rollte eine Karte des Kontinents aus und fuhr fort. "Nehmen wir einmal an, es gelingt uns mögliche Saboteure auszuschalten und die Raumhafenverteidigung bleibt intakt. Welche Möglichkeiten haben die Invasoren dann?"
Tostan antwortete ohne zu zögern. "Sie könnten durchaus mit Orbitalschlägen die Verteidigung zerstören und dann landen."
Heine konterte: "Unwahrscheinlich. Ich gehe davon aus, dass sie den Hafen weitestgehend intakt erobern wollen um ihn selbst zu nutzen. Orbitalschläge sind zu ungenau und hier sind genügend Treibstoff und Munition gebunkert um das Gelände schlimmer zu verwüsten als eine A-Bombe."
"Dann müssen sie abseits der Verteidigungsanlagen landen um extreme Verluste zu vermeiden. Unsere schweren Raumraketen sollten auch landende Schiffe im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern bedrohen." Garm mischte sich ein. "Die Stadt Clovis' Point im Westen hat ein ähnliches Verteidigungssystem, und im Süden liegen die Minen und Fabrikationsanlagen von Salvatore Inc. Das ist schon eine Stadt für sich, und ausgehend vom Wert der Anlagen sollten diese auch nicht unverteidigt sein."
Tostan übernahm: "Und im Süden reicht der Verteidigungsschirm bis fast an die Küste, da bleibt wenig Raum übrig. Am wahrscheinlichsten wäre wohl eine Landung hier, im Atlas-Gebirge. Bei einer Invasion sind unsere Überwachungssatelliten ausgeschaltet und die Terries könnten in Ruhe einen Brückenkopf ausbauen ohne dass wir sie sehen. Der Karte nach ist da Platz genug für eine Flotte Landungsschiffe, die Gegend ist leicht zu verteidigen und ohne Aufklärung versprechen nicht einmal Luftangriffe Erfolg. Von dort bedrohen sie sowohl die Hauptstadt, als auch den Raumhafen und mehrere bedeutende Industrieansiedlungen. Wir könnten unsere Kräfte also nicht konzentrieren."
Heine meinte: "Dem stimme ich zu, aber ist die Invasionsflotte groß genug, könnte sie auch einfach hier bei Broken Eye landen. Der Ort ist kaum verteidigt und Schnittpunkt mehrerer Straßen und dreier Magnetbahnlinien. Damit wären unsere Fähigkeiten, schnell Truppen zu verlegen arg eingeschränkt.
Um unser Aufklärungspotential zu erhöhen habe ich von Colonel Hannibal eine Handvoll Aufklärungspods angefordert. Du kennst diese Geräte sicher. Optische, Infrarot und seismische Sensoren, welche per Laserverbindung ihre Beobachtungen weitermelden. Klein und schwer zu orten. Flieg rüber zum Gebirge und platziere diese Sensoren optimal. Natürlich werden wir nicht das ganze Gebirge überwachen können, aber zumindest einen Überblick sollten wir bekommen. Wenn du einen Pod so platzieren kannst, dass auch Broken Eye im Blickfeld ist, um so besser."
Garm streckte sich. "Endlich mal wieder ein richtiger Flug. Wann gehts los?" Heine antwortete: "Packt euch die Pods und macht euch auf den Weg, je eher desto besser!"
Tostan grinste "Praktisch schon erledigt, Boss. Sie können sich da auf uns verlassen."
"Ach, noch etwas", meine Heine zum Abschluß, "Es könnte sein, dass alles schief läuft. Falls sich die Terris nicht an unser Drehbuch halten, und wir hier überrannt werden, brauchen wir ein Rückzugsgebiet. Die Kells dürfen auf keinen Fall den Terries in die Hände fallen. Das Gebirge scheint auch für den Fall ein ideales Gebiet zu sein, dort hin könnten wir uns zurückziehen und daran arbeiten, die Kells sicher ins Kombinat zu bringen. Achtet also auch auf brauchbare Verstecke für diesen Fall!"
Garm hüstelte und eine kleine Rauchwolke verließ seinen Rachen "Geht klar Chef, sowas ist ja unsere Spezialität."

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Tostan: 11.04.2009 20:51.

06.03.2009 14:31 Tostan ist offline E-Mail an Tostan senden Beiträge von Tostan suchen Nehmen Sie Tostan in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Als der große Liao-Drache die Halle betrat, neigte er beinahe sofort das Haupt. Ehrfürchtig und erstaunt. Erst danach wandte er sich Hanse Davion und Protectus zu, dem riesigen Atlas-Drachen. "Du hast deinen Diener rufen lassen, Hanse. Hier bin ich."
"Danke, das du so schnell gekommen bist, Xiang", erwiderte der groß gewachsene Davion und erhob sich von seinem Thron. "Nur der Form halber, du kennst meine beiden Berater, die heute auf New Avalon eingetroffen sind?"
Wieder verneigte sich der Liao-Drache sehr tief und wagte kaum den Blick zu heben.
"Lass den Quatsch, Junge!", zischte ein kräftiger Drachenbass. "Verehrung verdient man nur durch Taten. Hat dir dein Vater das nicht beigebracht? Und sieh mich endlich an!"
"Verzeihung, Großvater, aber es sind gerade deine Taten, die...", begann Xiang beschämt, hob jedoch gehorsam den Kopf, um dem großen Mischling in die Augen sehen zu können.
Der mit Großvater angesprochene Drache war alt, gewiss über vierhundert Jahre, und obwohl er kein reinrassiger Liao-Drache war, hatte seine Haut die unverwechselbare, Licht absorbierende Färbung des Himmelsclans der Föderation Capella. Gerüchte wollten sogar wissen, dass er es war, der die schwarze, zähe Lederhaut in den Genom des Throns des Himmels eingebracht hatte.
Yen-Lo-Wang schnaubte amüsiert. "Wir haben keine Zeit für sowas. Hanse hat eine Aufgabe für dich, Welpe."
"Natürlich, Großvater. Als sein Vasall bin ich..."
"Als Teil unserer kleinen Scharade, meinst du wohl", brummte ein weiterer Gast. Der schlanke Justin Allard schnaubte im gleichen Tonfall wie sein Drache und lehnte sich dabei bequem auf dessen rechte Vorderklaue. "Oder willst du mir wirklich erzählen, du hast Pacificus bis aufs Blut gereizt, ohne zu wissen, dass er mit dir den Boden aufwischt?"
Verlegen senkte der Liao-Drache den Blick. "Es gibt... Gründe für mein Verhalten. Es gibt... Pflichten, die sich jene, die sie erfüllen sollen, selbst suchen. Und es gibt... Wünsche, die ich respektiere und zu verwirklichen suche. Wenn ich das nächste Mal mit Candace rede, werde ich ihr berichten, dass ich mit dir gesprochen habe, Justin."
Der Halbcapellaner erstarrte für einen Moment, bevor ein wehmütiger Zug über sein Gesicht huschte. "Geht es ihr gut, Xiang?"
"Gut genug. Sie hofft natürlich genau wie ich, dass Großvater und du uns nun bald besuchen werden, nachdem der St. Ives-Pakt letztendlich ein Vasall des Hauses Davion geworden ist."
"Moment Mal, Moment! Willst du etwa sagen, ihr habt dieses Spielchen nur deshalb angefangen um mir und Candace...", begann Justin erstaunt, wurde aber von Xiang unterbrochen.
"Es gibt viele Gründe und es gibt viele Ergebnisse. Den freundschaftlichen Kontakt zwischen dir und meiner Schwester zu erhalten, mag sicherlich einer von ihnen sein."
Als das Wort freundschaftlich fiel, räusperte sich Justin Allard verlegen, aber so wie der Drache es aussprach, klang es nicht nach einem Tadel, eher nach einer Ermunterung.
"Wir werden diese und weitere Dinge erörtern. Im Moment ist für uns vor allem eines wichtig", klang Hanses tiefe Stimme auf, "wie wird sich der Sohn des Himmels verhalten? Bisher hat er die Annexion des Pakts kommentarlos über sich ergehen lassen, aber wird das auch noch der Fall sein, wenn..." Hanse machte eine bedeutungsschwere Pause. "Wenn wir Truppen aus St.Ives abziehen?"
Die rubinroten Augen Xiangs schienen für einen Moment aufzuleuchten. "Truppen abziehen, Majestät?"
"Die vier Regimenter der St. Ives-Dragon Lanciers gehören zu den kampfstärksten und elitärsten Truppen der Föderation. Tatsächlich sind sie mit den Davion Dragon Guards gleich zu setzen."
Xiang nickte geschmeichelt. "Das stimmt. Sie sind eine handverlesene Elitetruppe, in denen einige meiner besten Kommandeure dienen. Ich selbst habe die 1. Dragon Lanciers mehrere Jahrzehnte kommandiert. Außerdem verfügen alle vier Regimenter über viele Drachenoffiziere in einem Kampfkommando. Warum solltest du meine Truppen aus St. Ives abziehen wollen, Hanse?"
"Es sind interessante Zeiten", erwiderte der Davion.
Xiang schnaubte, halb verächtlich, halb amüsiert. "Ein alter capellanischer Fluch lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben. Wie interessant werden denn die Zeiten sein?"
"Interessant genug, dass wir uns noch nach Verstärkungen sehnen werden", meldete sich Protectus zu Wort. "Wir werden sie bitter brauchen."
Yen-Lo-Wang ließ seinen mächtigen Kopf zu Boden sinken. In einem Tonfall, der zu entspannt war, um der Situation wirklich angemessen zu sein, murmelte er: "Justin und ich kommen gerade von einer Felderkundung zurück. Wir sind gewissen Spannungen nachgegangen, und konnten dank unserer Kontakte sowohl bei den Dracs als auch in der Föderation ein wenig recherchieren. Eine Zeitlang ist Justin sogar durch die Terranische Zentralunion getingelt, während mir die Einreise verwehrt wurde. Er hat interessante Fakten mitgebracht."
"Haben die Terraner wieder Interesse an Kentares?", fragte Xiang mit einem müden Unterton in der Stimme, den man anwendete, wenn man eine permanente Belästigung beschreiben wollte.
"Kentares, Towne, Galedon, Skye, Solaris, Tikonov... Such dir was aus, Xiang", erwiderte Justin.
"Die alte Strategie? Jeden Staat angreifen, seine Streitkräfte binden und dann jene Welt erobern und halten, die permanent in die TZU integriert werden soll?"
"Diese Strategie ist recht erfolgreich, weil uns die Terraner an Kriegsschiffen zwei zu eins überlegen sind. Für jede Tonnage Kampfschiffe, die einer der umliegenden Staaten aufbringen kann, bieten die Terraner zwei. Zudem haben sie zumeist die schwereren Einheiten. Ihre neue Zerstörerklasse war beim Kampf um Tikonov eine herbe Ernüchterung, habe ich mir sagen lassen", wandte Hanse ein.
"Allerdings. Aber wir haben die Terraner auf der Welt nicht Fuß fassen lassen und wieder in den Raum gejagt. Kampfschiffe können keine Welten erobern, nur blockieren."
"Ihr hattet Glück", brummte Yen-Lo-Wang, in einer Mischung aus Amüsement und Feststellung. "Ihr habt auf Tikonov gesetzt, die dortige Garnison verdoppelt und konntet so den Angriff abwehren. Bei Bryant ist das nicht gelungen, weil die Angriffsstreitmacht nur die reguläre Garnison vorfand und abgeschlachtet hat. Die Terraner haben so viele freie Truppen, dass es ein hübsches Ratespiel ist, wo sie letztendlich wirklich zuschlagen werden. Wahrscheinlich können wir froh sein, dass selbst sie all diese Armeen nicht permanent in Bewegung halten können."
"Unser altes Dilemma. Fällt die Welt innerhalb einer bestimmten Zeit, ist sie fortan Eigentum der TZU", sinnierte Protectus. "Keinem Generalstaat ist es jemals gelungen, eine einmal eroberte Welt zurück zu gewinnen. Und damit schieben sich die Terraner immer weiter in unser Gebiet hinaus. Mit jeder Welt, die sie gewinnen, vergrößern sie ihre Ressourcen, bauen mehr Armeen auf und produzieren weitere Kampfschiffe, und das Spiel geht von vorne los."
Hanse nickte schwer. "Diesmal sollten wir unseren unbequemen Nachbarn nicht allzu höflich behandeln."
"Was willst du machen? Die TZU ist der größte und stärkste Junge auf dem Schulhof, und er verdrischt die Kleineren, wie immer es ihm gefällt. Zudem ist er der Junge mit dem meisten Spielzeug und den besten Süßigkeiten. Sicher, wenn sich all die schwachen Kinder zusammentun würden, dann könnten sie ihn ein für allemal fertig machen. Aber hast du jemals von einer Koalition aller Generalstaaten gehört?", wandte Justin mit sarkastischem Ton in der Stimme ein. "Eigentlich können wir nur auf zwei Dinge hoffen. Entweder ist keine unserer Welten das wirkliche Ziel des aktuellen Angriffs, oder wir tippen richtig und verstärken unsere Garnisonen auf ein ansprechendes Maß."
Xiang wandte sich dem Piloten seines Großvaters direkt zu. "Würdest du empfehlen, Tikonov zu verstärken, Justin?"
"Unbedingt. Auch wenn dies bedeutet, dass andere Welten gefährdeter sind. Aber Tikonov mit seiner Milliardenbevölkerung und der Hochindustrie ist ein viel zu netter Brocken, als dass die TZU nicht danach schnappen würde."
"Hm", machte Xiang und rollte sich auf dem Boden zusammen. "Capellanische Interessen sind nicht mehr meine Interessen. Dennoch..."
"Was sagt denn die Maskirovka über die Kriegsvorbereitungen der TZU?", wandte Protectus ein.
"Wie immer machen die Terraner auf breiter Front mobil. Über die tatsächlichen Ziele werden bestenfalls die Divisionskommandeure und Flottenchefs informiert. Grundsätzlich hat das Terranische Konzil unter höchster Geheimhaltung und mit allergrößter Behutsamkeit die Angriffsziele festgelegt und lässt sich nun nicht in die Karten schauen." Xiang sah beleidigt in die Runde. "Was? Natürlich habe ich noch Kontakte zum Geheimdienst. Ich bin der nächste Sohn des Himmels, meine Herren."
"Wir haben noch etwas mehr herausgefunden", sagte Justin und rieb sich müde die Nasenwurzel. "Ich bin einigen Sonderlieferungen an Material und Ausrüstung gefolgt. Sie haben sich merkwürdigerweise in Epsilon Eridani konzentriert. Die Materialien, die sich konzentriert haben, sind... Merkwürdig."
"Inwieweit merkwürdig?", hakte Protectus nach.
"Nun... Es waren typische Nachschubgüter für Schiffsdienst. Mit ihnen wurden Tenderschiffe beladen. Zuerst dachte ich, die Anzahl an Tenderschiffen wäre zu groß, und all das wäre eine gigantische Ablenkung für Agenten wie mich. Dann aber machte ich mir klar, dass sich zwei Drittel aller militärischen Tender in Epsilon Eridani konzentrierten. Das andere Drittel übrigens genau auf der gegenüberliegenden Seite."
Zwischen den Männern und Drachen flammte eine dreidimensionale Sternenkarte auf. "Schiffe hast du keine beobachtet?"
"Nur ein paar Korvetten zum Schutz der Troß-Schiffe", erwiderte Justin. "Aber wenn wir die Ladekapazität als Fakt nehmen, rechne ich damit, dass zwanzig bis dreißig Schiffe über ein halbes Jahr versorgt werden können."
"Zwanzig bis dreißig Schiffe? Womöglich auch noch Zerstörer?", stieß Hanse ungläubig hervor. "Was haben die Terraner vor? Wollen sie Sian oder New Avalon erobern?"
"Die Streitmacht würde zumindest ausreichen, Tikonov endgültig zu erobern, vorausgesetzt, sie bringen ausreichend Bodentruppen mit. Und da sie dazu neigen, ihre Schiffe und ihre Bodentruppen selten zu trennen, müssen wir davon ausgehen." Hanse rieb sich nachdenklich das Kinn. "Und es waren keine Kampfverbände im System?"
"Nein, Mylord", antwortete Justin wahrheitsgemäß. "Allerdings habe ich einen kleinen Hinweis darauf bekommen, wohin sie springen werden könnten. Falls ich nicht einer großen Scharade aufgesessen bin."
"So? Da bin ich aber gespannt", sagte Protectus und spreizte aufmerksam die Ohren.
"Weil ich so ein netter Mensch bin, eilte ich einer jungen terranischen Pilotin zu Hilfe, die mit ihrer aktuellen Sprungtelemetrieaufgabe hoffnungslos überfordert war. Ich habe sie fluchend und Kaffee trinkend in einem Restaurant getroffen, und sie hat meine mathematische Hilfe sehr gerne angenommen. Es war eine relativ komplexe Aufgabe, weil die Berechnung Piratensprungpunkte erforderte. Unbemerkt von meinem Schüler gelang es mir, noch während ich die wichtigsten Grundsätze über Piratensprungpunkte referierte, das Ende der Sprungstrecke zu ermitteln." Justin erhob sich von seinem bequemen Platz, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann auf und ab zu gehen. "Aber wenn das wahr ist, stehen wir vor einer Katastrophe. Andererseits, alle Sprünge gehen nicht nur über Piratenpunkte, sondern auch durch unbewohnte Systeme. Und lediglich in einem hat TraStar eine kommerzielle Sprungpunktstation der Klasse eins."
"Also, wo wollen sie hin? Was ist die große Katastrophe? Höre auf uns auf die Folter zu spannen, Justin", beschwerte sich Protectus.
Der Agent ging auf das Hologramm zu und berührte einen der Sterne, der daraufhin aufleuchtete, sich vergrößerte und seinen Namen verriet. "Hier wollen sie hin. Hierher, nach Kathil."
Aufgeregtes Raunen ging durch den Raum. "Unmöglich! Das sind fast neunzig Lichtjahre! Mindestens vier Sprünge! Und Tikonov liegt auch noch auf dem Weg und..." Protectus schüttelte den großen Kopf. "Du musst dich irren, Justin. Kathil ist zwar eine beeindruckende Beute, alleine wegen der großen Schiffswerften im Orbit, dem Rohstoffreichtum und den vielen angesiedelten Schwerindustriebetrieben, aber Tikonov ist ähnlich bedeutend, liegt auf dem Weg und ist nicht unendlich weit entfernt von Terra und der TZU."
"Ich hoffe wirklich, dass ich mich irre. Oder dass ich einer Fehlinformation aufgesessen bin", brummte Allard. "Aber was passiert wenn wir Kathil verlieren? Dann sind zwanzig Prozent unserer Schiffsneubaukapazitäten fort, und die Terraner befinden sich in bequemer Sprungreichweite nach New Syrtis. Unserem nächsten bedeutenden Schiffsbaukomplex. Auch nur eine der Werften zu verlieren bedeutet, unser Fregattenprogramm zurückgeworfen zu sehen. Auf Jahrzehnte hinaus würden uns Terra und die anderen Staaten im Schiffsneubau überholen. Wir würden mehr und mehr ins Hintertreffen geraten. Und vielleicht ist dies die beste Zeit für Terra, einen solchen Angriff zu starten, bevor wir im Schiffsbau auch nur annähernd aufholen können."
"Da haben wir doch schon ein prächtiges Ziel für die St. Ives Dragon Lanciers", murmelte Xiang, während er mit funkelnden Augen die holographische Sternenkarte beobachtete. "Und falls dies eine Finte ist, die doch Tikonov zum Ziel hat, können wir die Truppen schnell und bequem weiter leiten."
"Mitten hinein in ein System, das von TZU-Kampfschiffen nur so wimmelt?", fragte Hanse argwöhnisch. "Die Drachentransporter würden abgeschossen werden wie Tontauben."
"Vielleicht. Es gibt Mittel und Wege, diese Gefahr zu reduzieren. Oder zumindest die Truppen einigermaßen verlustfrei bis Tikonov zu bringen. Das müssen wir vielleicht tun, wenn wir diese Welt retten wollen."
"Wollen wir denn diese Welt retten?", fragte Justin bitter.
"Der Dank des Sohn des Himmels wäre angemessen groß - falls wir Erfolg haben", brummte Xiang.
"Vielleicht wäre er auch schon groß genug, wenn wir ihm unsere Überlegungen mitteilen", sagte Yen-Lo-Wang. "Xiang. Du wirst dafür Sorge tragen, dass dein Vater jedes Wort dieser Besprechung erfährt."
Der Liao-Drache nickte schwer.
"Bleibt noch das andere Problem. Der Sammelpunkt des übrigen Drittels der TZU-Massierung. Wo sammelt er sich?"
Justin runzelte kurz die Stirn, bevor er den entsprechenden Punkt herauszoomte. "Hier, Mylord. Auf Muphrid, Terras zweitjüngster Eroberung.
"Hesperus?"
"Vermutlich, Mylord. Allerdings gibt es noch ein taktisches Ziel, das alleine anzugreifen lohnen würde, geschweige denn wenn seine Eroberung gelingt."
"Du machst mich neugierig, Justin." Hanse lächelte dünn.
"Das vermutliche Ziel liegt in der Isle of Skye. Genauer gesagt auf Lyons, dem Schleusentor zwischen den Lyranern und den Dracs. Halten sie diese Welt, wird fast der gesamte Handel zwischen beiden Nationen über die TZU erfolgen."
"Was macht dich so sicher, dass es Lyons sein wird? Warum nicht Dieron, oder doch Hesperus?"
"Normalerweise würde ich mir diese Gedanken machen, aber es befindet sich jemand auf Lyons, der eine Nase dafür hat, in lebensgefährliche Situationen zu stolpern. Und den Chuzpe, um wieder raus zu kommen."
"Und wer könnte das sein? Grayson Carlyle mit seiner Gray Dragon Legion? Die Kell Sky Hounds?"
"Heine Rosenstark, Mylord."
Prinz Hanse zog die Stirn in nachdenkliche Falten. "Ja, das ist ein wichtiges Argument. Verdammt, ich habe ihm doch gesagt, er soll eine Auszeit nehmen! Protectus, hast du meine Botschaft richtig übermittelt?"
"Ich habe sie ihn sogar auswendig lernen und wiederholen lassen", seufzte der große Atlas-Drache. "Aber machen wir uns nichts vor. So ein Leben ist nichts für ihn. Das da ist eher sein Ding. Immer im Geschehen, immer am Brennpunkt. Immer mittendrin."
"Ja, das klingt nach ihm", lachte Xiang heiser.
"Wir haben einen Agenten an seiner Seite, oder?", fragte Hanse besorgt.
"Ja, Mylord. Einen unserer besten Leute."
"Informiere ihn so schnell wie möglich über unseren Verdacht. Wenn er schon mitten in der Gefahr steckt, dann soll er nicht unwissend drin stecken, Justin."
Allard nickte, deutete eine Verbeugung an und verließ den Saal.
"Und ich habe ihn noch weg geschickt", murmelte Hanse düster.
"Ja. Gnade den TZU", fügte Protectus belustigt hinzu.
***
Mit einem Nieser schreckte Heine Rosenstark hoch. "Was? Wo?"
"Du hast geschlafen", sagte Pacificus. "Ich dachte mir, du kannst es gebrauchen, deshalb habe ich dich nicht geweckt."
"Wie lange habe ich geschlafen, alter Junge?", fragte Heine müde und rieb sich die Nasenwurzel.
"Nicht ganz zwanzig Minuten. Eine kalte Luftströmung hat dich geweckt. Ich habe dir gleich gesagt, wir sollten dein Cockpit mitnehmen. Aber nein, Heine der Große reitet ja lieber wie ein Urmensch auf dem gefährlichen Drachen", schnaubte der Griffin.
"Dann sind wir ja wohl bald da, oder?"
"So gut wie", schnaubte Pacificus.
Heine beugte sich so weit es die Gurte zuließen im Geschirr nach vorne. "Bleibe mal kurz in der Luft schweben, bitte." Nachdenklich betrachtete er den riesigen Raumhafen, der noch knapp zwei Meilen vor ihnen lag. Seine Form war nahezu quadratisch, im Norden grenzte eine kleine Einkaufs- und Vergnügungsstadt an das Landefeld, ebenso die Kasernen von Miliz und den Skye Rangers. Auf dem Feld selbst erhoben sich die verschiedenen Wartungs- und Versorgungsgebäude. Die Landebuchten waren ebenfalls sehr gut zu erkennen. Ebenfalls befanden sich die riesigen Wasserstofftanks auf dem Gelände. Abseits der Landebuchten zwar, aber noch innerhalb der großkalibrigen Raumhafenverteidigung.
"Drachenlanzen zur Schiffsabwehr, Antischiffsraketen, LSR-Werfer, kleinere Lasertürme gegen Flieger... Und gegen alles was durch diesen Feuerhagel bricht, gibt es die Ranger", murmelte Heine nachdenklich. "Normalerweise."
"Das alte Lied, oder? Es müssen nur mehr vom Himmel fallen als wir abschießen können, und da wir hier von der TZU sprechen, ist es wohl wahrscheinlich, dass so ein Fall eintreten wird. Wir sollten uns rechtzeitig über eine Notfallroute raus aus dem Schlammassel Gedanken machen, Heine."
"Keine Sorge", meinte der junge Rosenstark und klopfte auf die kräftige Drachenschulter. "Ich habe Garm mit Tostan los geschickt, um sich ein wenig umzusehen und uns ein paar taktische Vorteile zu verschaffen. Außerdem untersucht Cortana die Wälder in der näheren Umgebung. Ich bin sicher, die drei haben schon den einen oder anderen Schlupfwinkel für den Notfall für uns gefunden."
Auf einmal mürrisch brummte Heine: "Aber das wird noch nicht reichen. Noch lange nicht reichen. Bring uns runter, alter Junge. Heines Loser Haufen und die Skye Ranger müssen sich wohl ein klein wenig unterhalten."
"Du bist der Boss!", rief Pacificus übermütig und stürzte sich in einen wagemutigen Sturzflug.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
23.03.2009 15:03 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Aria Segeste Aria Segeste ist weiblich
Sergeant Major


Dabei seit: 04.08.2006
Beiträge: 182
Herkunft: Nag-System

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Sie versuchte sich einzureden das die Situation noch nicht ganz so verfahren, wie vor ungefähr 30 Minuten bei ihrer Verhaftung. Nur halt etwas kniffliger, wenn man bedachte dass man ihr jetzt sogar ihren Laptop abgenommen hatte. Wie lange konnte das eigentlich dauern bis man die Passwortsperre geknackt hatte? Konnte sie die Polizeibeamten eigentlich wegen der Konfiszierung ihres Eigentums belangen? Hm, wenn man es als „Beweisstück“ klassifiziert hatte, waren ihre Chancen so oder so gering, dass sie dagegen Einspruch legen konnte. Beim Eintreten war sie schon überrascht genug über das Verhörzimmer gewesen, dass eher wie das Wartezimmer jedes x-beliebigen Bürochefs wirkte. Vier Wände, ein richtiges Fenster das einen Ausblick auf den Innenhof gab, soweit sie das beim näher kommen beurteilen konnte und eine bequeme Sitzecke. Ganz anders als man es wohl beim Militär gehandhabt hätte. Da musste Tische und Stühle ja angeschraubt werden, da sonst die Möglichkeit bestünde, dass der Verdächtige damit um sich werfen könnte.
Mireille musterte kurz die kleinen Sessel und ging sogar kurz in die Knie, um festzustellen, ob die Beine vielleicht doch angeschraubt waren. Nichts. Die Studentin war eher enttäuscht darüber das noch ein filmisches Klischee zerbrach, als darüber das sie im Unrecht gelegen hatte. Oder war das hier eine rare Ausnahme, da sie sich in einer so reichen Welt befand? Wie dass dann wohl mit den Zellen wäre? Nicht, dass sie scharf darauf war eine Gefängniszelle zu beziehen, aber die Frage spukte halt in ihrem Gehirnwindungen herum. Sie schüttelte den Kopf.
Je schneller ein Beamter hier auftauchte, desto schneller konnte sie gleich einen Anruf verlangen, der dieses Missgeschick aufklären würde.
Warum hatte Mireille eigentlich nicht Jura studiert? Denn dann wüsste sie wenigstens punktgenau, wie sich am besten aus der Sache manövrieren konnte, ohne das sie wahrscheinlich die Reputation ihrer Tante auf´s Spiel setzen musste. Aber nein, sie hatte ja Drachengenetik studieren müssen, um der Familienverpflichtung nachzukommen. Nicht das sie diese Verpflichtung als Belastung empfand oder mit ihrem Studium unglücklich war, aber sie hätte wie jeder andere Mensch in diesem Moment ihr Fachgebiet getauscht, um sich einen Vorteil zu sichern. In ihrem Recht kurzen Leben als Teenager hatte sie es bis jetzt noch nie geschafft, dermaßen mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Das erste und einzige Mal wo sie ein Polizeipräsidium von innen gesehen hatte, war auf irgendeiner Schulexkursion gewesen soweit sie sich zurück erinnern konnte. Musste wohl daran liegen, dass die trotz ihres manchmal nicht so ganz besonnenen Temperaments, trotzdem immer darauf bedacht war, sich keinen Ärger einzuhandeln. Ihre Mitkommilitonen konnten das ihretwegen als Feigheit abstempeln, wenn sie nicht scharf darauf war Alkohol in ihr Zimmer zu schmuggeln oder richtigen Ärger vom Zaun zu reißen, aber das stand jetzt nicht zur Debatte.
Das ihr zur Last gelegte Verbrechen war leider ein bisschen mehr, als ein bisschen Saufen und andere Leute zu verprügeln.
Zwar kannte sie sich nicht mit dem Rechtssystem von Skye aus, aber bei den Dingen die ihr zu Last gelegt wurden, schätzte Mireille mal ein, dass sie nicht unter zehn Jahren wegkommen würde, wenn es schlecht lief. War das eher ihrer Nervosität zu zuordnen oder ließ man sie schon beabsichtigt lange warten? Hatten die alle Mittagspause oder was? Oder würde das Szenario jetzt wie in einem billigen Film ablaufen?
Zwei Polizisten die die „Guter-Bulle-böser-Bulle“-Nummer abziehen würden? Oh, Gott, wann hatte sie damit angefangen sich solchen Schund reinzuziehen? Das hier war die Realität, also sollte sie auch versuchen ihre Lage und ihre Chancen real einzuschätzen.
Die Tür ging auf und tatsächlich waren es zwei Beamte die eintraten.
Soweit sie wusste, mussten es immer zwei zugegen sein, um zu bezeugen, dass es nicht zu Übergriffen oder Ähnliches gekommen wäre. Aber was wäre, wenn beide lügen und sich gegenseitig ein Alibi geben würden? Beide, es war ein hellhäutiger Mann und eine dunklere Frau, setzten sich auf die anderen freien Sitzgelegenheiten.
Cool bleiben. Nur eine schuldige Person würde beklommen oder verdächtig agieren. Sie gab nichts darauf das man als Beschuldigter automatisch schon als Schuldiger abgehakt war. Das Ganze war einfach ein großer, verdammter Irrtum und in ein paar Stunden würde das auch so raus kommen. Dann würde sie hier als freie Person raus spazieren und wieder ihrer Arbeit nachgehen. Nur Mut zur Wahrheit!
Beide stellten sich vor und das Verhör wurde zuerst mit belanglosen Smalltalk eröffnet, auf das Mireille eher zögerlicher einging. Hallo, sie war nicht zum quatschen hier, sondern weil gerade Opfer eines Justizirrtums wurde!
„Kriege ich meinen Laptop zurück?“
„Zu gegebener Zeit.“
„Darf ich einen Anruf machen?“
„Wollen sie nicht erstmal ihre Aussage machen?“, fragte die Frau in einem völlig normalen Ton. Nicht drängendes, nicht befehlendes, fast als wenn es wirklich nur ein Vorschlag von ihrer Seite wäre. War das eigentlich normal das die so außergewöhnlich freundlich war oder steckte da doch eine Strategie dahinter? Mireille zupfte an ihrem Ohrläppchen, während sie angestrengt überlegte.
Wäre es also besser zuerst die Aussage zu machen oder zuerst ihre Tante anzurufen? Gäbe es nicht doch die Möglichkeit alleine mit der Situation fertig zu werden? Bis jetzt war ja noch nicht viel passiert. Zum Teufel noch mal, sie war 20 Jahre alt und da sollte sie es wohl schaffen eine polizeiliche Aussage hinter sich zu bringen, ohne sich wie ein Kleinkind auf den Beistand ihrer lieben Tante verlassen zu müssen. Sie war fast schon erwachsen und wenn sie weiter Heines losen Haufen begleiten würde, wäre das vermutlich nicht das letzte Mal, dass der Ärger ihr folgen würde. Moment Mal! Wer versicherte ihr eigentlich, dass selbst wenn sie ohne Freiheitsstrafe davon kommen würde, Mylord Rosenstark überhaupt noch gewillt wäre, sie und ihre Tante weiterhin mitreisen zu lassen? Immerhin konnte er sich als Verbannter nicht leisten, jemanden in seinem Team zu haben, der schon einen Zusammenstoß mit der Polizei gehabt hätte, wenn er ein niedriges Profil bewahren wollte. Ihre anderen Mitreisenden wären auch nicht sonderlich begeistert über so einen Vorfall und die eventuellen Verzögerungen und Scherereien die so eine Sache mit sich brachte. Mireille schrumpfte auf ihren Stuhl zusammen. Wie wütend und enttäuscht wäre erst Tante Auris erst, wenn dieser Fall wirklich eintreffen würde? Die kleine Drachin würde ihr bestimmt den Kopf abbeißen!
Dann gab es also nur eine Möglichkeit. Aussage machen, Anruf tätigen und hoffen das sich die Apokalypse verschieben würde.
„Okay“, murmelte sie und setzte sich wieder etwas aufrechter hin.
„Gut, dann fangen sie mal an zu erzählen“, ermunterte sie die Beamtin. „Von dem Punkt wo sie das Museum betraten.“
„Vor dem Museum habe ich mich von einer Freundin verabschiedet, ehe ich zum Archiv ging.“
„Hat diese sogenannte Freundin auch eine Identität?“
„Sie sind einfach so da rein marschiert ohne sich vorher anzumelden?“
Mireille nahm sich zusammen, um auf den Beamten keinen giftigen Blick abzuschießen.
„Natürlich hat sie eine Identität“, erwiderte sie mit Nachdruck. Sah sie etwa wie jemand aus der sich irgendwelche mysteriösen Personen ausdachte? Wirkte sie wie eine notorische Lügnerin?
„Eine meiner Mitreisenden aus der Unterkunft in der wir gerade wohnen. Ihr Name ist Svenja und sie ist Ärztin. Warum wollen sie das wissen?“
„Sie wäre eine Zeugin die bestätigen könnte, dass sie auch wirklich vor dem Museum waren.“
„Wo sollte ich denn sonst gewesen sein?“
Gleich nachdem ihr der Satz raus gerutscht war, hätte sich die junge Frau am liebsten geohrfeigt. Mit der Aussage bestätigte sie den Beamten ja, dass sie zur Tatzeit dort gewesen wäre. Und wer A sagte, musste bekanntlich ja auch B sagen. Aber so leicht würde sie denen nicht in die Hände spielen. Weiter mit der anderen Frage.
„Ob ich da rein spaziert bin? Wenn sie mich so fragen, ja. Ich hatte meinen Besuch vorher angekündigt, weswegen man mir gleich den Zuständigen für das Archiv mitgab. Mit den Dokumenten meiner Tante und meinem Ausweis bestätigte ich meine Glaubhaftigkeit.“
Ihr entging nicht, wie die beiden einen Blick miteinander tauschten, der nur aus Skepsis zu bestehen schien.
„Und wer händigte ihnen die Dokumente aus?“
„Meine Tante, wer sonst?“
„Und ihre Tante ist noch mal wer?“
Die Drachengenetikerin hätte am liebsten mit den Augen gerollt.
„Das habe ich ihnen doch vorher bei der Datenerfassung gesagt. Als die Frage kam, wer gerade für mich verantwortlich wäre.“
„Wir wollen nur sichergehen, dass wir keine Fehler machen. Also, wie lautet der Name ihrer Tante?“
„Auris Ishibashi.”
Sie buchstabierte den Namen in Nachhinein, damit sich ihre Aussage nicht aufgrund eines Rechtschreibfehlers an Gültigkeit verlor.
“Auch das werden wir später überprüfen. Können sie uns den Namen des Archivars nennen?“
Die Drachengenetikerin legte nachdenklich den Kopf schräg.
„Ähm, Gérard Richelieu.“
„Können sie Ihn beschreiben?“
Vor ihren Augen erschien das Bild des Mannes, der sich ihr so leger vorgestellt hatte.
„Uff, eins achtzig, braune Haare, Brillenträger, ich glaube auch braune Augen.“
Innerlich beglückwünschte sie sich für diese 0815-Beschreibung. Damit würde die Polizei sicherlich etwas anfangen können. Aber es hatte halt nichts wirklich Auffälliges an dem Typen gegeben. Zum Glück hatte er sich gleich vorgestellt, sonst hätte sie nicht mal einen Namen nennen können.
„Noch etwas? Sein Alter?“
„Recht jung, für einen Archivar wie ich mir dachte.“
Sie fügte nicht hinzu, dass er doch Recht ansprechend gewesen war.
„Sonst noch irgendwelche Besonderheiten?“
Fast wollte sie schon den Kopf schütteln, als ihr doch noch etwas in den Sinn kam. Sie sah wie seinen zittrigen, behandschuhten Hände der Schlüsselbund entglitt, denn sie aus Hilfsbereitschaft gleich wieder aufhob. An den Anblick der Handschuhe störte sie sich weniger, da er ihr auch ein Paar überreichte, mit der Erklärung, dass dies zum Schutz der Papiere nötig wäre.
„Er sagte, dass er Tremor hätte.“
„Jedenfalls wurde ich zum Tresorraum der Karte geleitet, ich fing an meine Ausrüstung auszupacken, um alles auf die Ankunft meiner Tante vorzubereiten. Vergrößerungstisch und anderes Equippment und so.“
„Und wo war der Archivar?“
„Der war raus gegangen ,um auf meine Tante zu warten.“
„Wie lange waren sie dort alleine?“
„Weiß nicht. Ich habe nicht so darauf geachtet, weil ich mit dem Aufbauen beschäftigt war. Vielleicht eine halbe Stunde, maximal?“
„Und dann?“
„Dann kam eine andere Person runter, die sich den Kopf hielt. Total aufgeregt mit den Armen fuchtelnd und hat mich dann angebrüllt, wie ich rein gekommen wäre, als er die Kammer betrat. Hat was von Einbruch gefaselt und dass er sofort die Polizei rufen würde. Vollkommen durchgeknallt, wenn sie mich fragen.“
Sie fuchtelte mit einer Hand in der Luft herum, um ihre Vermutung zu unterstreichen.
„Natürlich nicht durchgeknallt im Anbetracht dessen, dass er dann wirklich die Polizei gerufen hat“, beendete sie ihre Erzählung. „Und sie erzählten mir gerade, dass ich wegen schweren, versuchten Raub und Dokumentfälschung dran wäre“, fügte sie hinzu und griff sich an ihre Schläfen. Das wollte ihr nicht so wirklich in den Kopf, was ihre Vorbereitungen mit dem Vorwurf des „versuchten, schweren Raubes“ zu tun hatten. Sie hatte doch nur ihren verdammten Job gemacht, mehr nicht?
„Bekomme ich jetzt meinen Anruf?“

Schon einige Minuten später hatte sie ihre Tante bereits an der Strippe, auch wenn sie noch nicht wusste, wie sie die Sache am schnellsten erklären sollte.
„Ähm- hi Tantchen. Hm? Was das für eine Begrüßung wäre? Keine sehr enthusiastische...nein, ich weiß! Nein, es ist nichts passiert- also eigentlich doch. Versprich mir aber erst, das du dich nicht aufregst! Die Sache ist schon so gut wie geklärt. Also, ich halte mich gerade auf einer Polizeistation auf. Nein. Nein, ich habe niemanden ein Tablett auf den Kopf geschlagen! Wie du kennst mein Temperament? Aha, klar ich weiß dass die Skyler immer misstrauisch sind, wenn ein Drache auf Alleingang...ja, deswegen solltest du auch kommen. Wäre nett, wenn du die Originaldokumente mitbringen könntest...den Passierschein- du weißt schon. Ja, - nein. Nein, definitiv nein! Du wirst Herrn Schmidt nichts sagen! Das ist meine Angelegenheit! Wie..Begleitung? Hm...okay...Herr Takahara darf mit. Noch was? Ja, klar. Schön. Tschüß.“
Mireille hängte den Hörer wieder ein.
„Und weswegen sollte dieser Herr Schmidt nichts erfahren?“, fragte sie die Polizistin die sie begleitet hatte. Für einen Moment schien die schwarzhaarige, junge Frau Farbe im Gesicht zu verlieren.
„Unser... - Gruppenleiter! Nicht gerade die Sorte Typ, der darüber begeistert sein wird, wenn einer von uns, aus einer Gefängniszelle anruft. Also sollte es wohl besser jemand anders sein. Hahaha.“
Wie dämlich war das den? Damit hatte sie sich gerade wieder an die Spitze der Verdächtigen katapultiert. Und Lord Rosenstark gleich mit, wenn die Polizei dahinter kam, dass er der erwähnte Herr Schmidt war. Man musste nicht die Mimik der Beamtin studieren um zu erkennen, dass sie nicht wirklich bereit war, Mireilles „Ausrede“ zu schlucken. Gerade als sie den Mund aufmachte um etwas dazu zu sagen, sah sie wie ihr werter Kollege den Kopf aus der Türe steckte, scheinbar auf der Suche nach ihnen.
„Wenn das so ist-“, murmelte ihre Begleiterin und ließ damit scheinbar das Thema auf sich beruhen.
Sie beide kehrten wieder in das Verhörzimmer zurück und die Befragung wurde von Seiten der Polizeibeamten wieder fortgeführt.
„Ihnen wird vorgeworfen den richtigen Archivar Charles Valenti niedergeschlagen zu haben, um ungestört die Schriftstücke und die Karten zusammenraffen zu können.“
Zusammenraffen? Für einen Moment glaubte Mireille sich wohl verhört zu haben. Dieser Nichtswisser wagte es, ihren gewissenhaften Arbeitsstil in den Dreck zu ziehen?
Mireille runzelte ihre Stirn in Anbetracht dieses völlig absurden Anschuldigung. Hatte die schon den wahrscheinlichen Größenunterschied zwischen ihr und dem Opfer bedacht? Sie sollte einem für sie noch immer Unbekannten etwas über den Schädel gezogen haben?
„Ich kleine, zarte Frau soll einen wahrscheinlichen Riesen von Mann niedergeschlagen haben?“
Sie warf beiden einen vernichtenden Blick zu.
Der Mann blätterte kurz in einer Mappe.
„Also wenn eine Körpergröße von 1,40m für ihre Begriffe einem Riesen entsprechen...“, fuhr der Kerl fort und Mireille meinte einen triumphierenden Unterton bei ihm wahrzunehmen.
Wütend und frustriert stemmte sie ihre Hände auf die Tischplatte und sie wünschte beiden Beamten die Cholera an den Hals.
„Und wer hat dann die Ausrüstung während meiner Abwesenheit aufgebaut? Das braucht auch ein bißchen Zeit- ach was rede ich da- es braucht verdammt viel Zeit, bis man alles zusammengebaut und eingestellt hat!“
Ha, gegen dieses bombensichere Alibi hatten die Zwei nichts auszurichten!
„Ihr Komplize hat den Archivar niedergeschlagen, sie haben in der Zeit ihre Sachen aufgebaut und ihm die Dokumente zusammengestellt und vermutlich auch übergeben.“
Man hatte ihr Argument quasi mit einer Wasserstoffbombe atomisiert.
„Und warum zur Hölle war ich dann noch im Raum? Halten sie mich wirklich für so blöd, auf meine Festnahme zu warten?“
Die beiden Beamten tauschten miteinander einen Blick aus, ehe die Frau wieder in einem ruhigen und sachlichen Ton die Frage beantwortete.
„Wir wissen nicht was sie sich dabei dachten, aber wir können davon ausgehen, dass sie damit ihren Komplizen die nötige Zeit zum Verschwinden verschafft haben.“
„Welcher Komplize? Von was reden sie da verdammt?“
„Wir meinen den Mann den sie als Gerard Richelieu aufgezählt haben. Wir gehen natürlich davon aus, dass das nicht sein richtiger Name ist. Aber wir haben sehr viel Zeit und sie werden uns heute, ganz gewiss nicht verlassen.“
Die Verdächtige wünschte diesen halsstarrigen Idioten nicht länger eine bloße Krankheit, sondern einen wütenden Drachen an den Hals. Vorzugsweise ihre Tante, die ganz gewiss nicht amused wäre sobald sie erstmal hier stünde. Doch es kam noch viel besser. Keine fünfzehn Minuten später tauchte eine nicht zu unterschätzende, schlecht gelaunte, weiße Drachin im Kommissariat auf. Eine Drachin die aufgrund ihrer geringen Größe keine Probleme hatte sich in den Räumlichkeiten zu bewegen und ihr wütend wedelnder Schweif damit eine ernsthafte Bedrohung für das Mobiliar darstellte.
Und nur eine gute Dreiviertelstunde später, landete auch noch der Rest ihrer persönlichen Kavallerie im Innenhof des Präsidiums. Natürlich war es nicht zu Mireilles Befürchtung seine Lordschaft Heine Rosenstark, sondern Soryu Sandoval.
Auf dem Gesicht der Genetik-Studentin war unweigerlich die Genugtuung abzulesen, als sie sah wie einige der Beamten bei seinem Anblick erbleichten. Naja, wenn man es genauer nahm war auch sie im ersten Moment zusammen gezuckt als sie seinen Gesichtsausdruck und vor allem seine Ausstrahlung wahr genommen hatte. Dieser Ausdruck schien geradezu herauszuschreien- legen Sie sich niemals mit einem Sandoval an.
Nachdem er der recht kurzen Aussage des Mädchens und den Anschuldigungen der Beamten gelauscht hatte, kam ihn etwas in dem Sinn.
„Was ist eigentlich mit dem Pförtner?“
„Welcher Pförtner?“, fragten mindestens drei Personen unisono.
„Der Pförtner muss doch aller Wahrscheinlichkeit nach gesehen haben, wie dieser geheimnisvolle, falsche Archivar das Fräulein vor dem Betreten der Bibliothek abholte“, offerierte der Sandoval den Polizisten.
Kurz breitete sich imaginäre Stille in dem Raum aus.
„Und - das heißt?“, fragte Mireille in einem fast schon unwissenden Ton. Die Beamtin zu ihrer Seite klappte ihr Notizbuch zu.
„Das heißt, dass sie sind vorerst vom Verdacht befreit sind.“
„I-ich kann also gehen?“, platzte es ungläubig aus der Studentin heraus.
„Vorerst.“
Verwirrt den beiden Erwachsenen folgend, umklammerte sie ihren Laptop und versuchte die neu hinzugekommenen Informationen zu sortieren. Die Tarnidentitäten waren nutzlos, da sie nichts weiter als ein groß angelegter Bluff waren. Die Namen existierten nur auf dem Papier und wurden auch nur dafür verwendet. Wie hätte es sich sonst erklären lassen, dass der Sandoval ohne Umschweife seinen echten Namen ins Spiel gebracht hatte, um ihre Freilassung zu bewirken? Es erklärte zudem auch, warum es Lord Heine nicht zu kümmern schien, dass die Leute aus der Gruppe ihn weiter mit seinem richtigen Namen und seinem Titel ansprachen. Das waren keine Ausversehen sondern zur Schau gestellte Arroganz. Gut, der schwarze Drachenreiter konnte es sich wohl leisten weiterhin mit seiner echten Identität durch die Systeme zu reisen, da es wohl niemanden gab, der eine wirkliche Bedrohung gegen ihn darstellte. Und was Heine konnte, konnte wohl auch sein geschätzter Freund machen. War sie deswegen mehr enttäuscht über diese sinnlose Scharade oder mehr wütend, da ihr während dem Verhör die ganze Zeit der Gedanke im Hinterkopf gepocht hatte, was hätte passieren können, wenn die Beamten sich dazu entschlossen hätten, mal in dieser Richtung nachzuforschen? Mit welchen Ängsten sie sich gequält hatte, wenn die Gruppe dank ihr, mit noch mehr Problemen konfrontiert wurde? Das hätte sie ihrem „Retter“ alles ruhig und sachlich erklären können.
Doch stattdessen verbeugte sich Mireille stattdessen, murmelte ein halbherziges „Dankeschön“, wobei sie es zustande brachte, dass es wie eine unangenehme Mühseligkeit klang und handelte sich damit von Soryu einen irritierten, von ihrer Tante einen fast schon empörten Blick ein.
„Nochmals danke für die Hilfe. Wir werden durch diese Verzögerung natürlich noch etwas in der Stadt bleiben müssen, um unsere Nachforschung fortzusetzen“, setzte die Polardrachin hinzu und verabschiedete sich damit von dem Adeligen.

__________________
Und vergessen sie nicht ihre ENS-Box zu leeren, wenn sie sich vor Posts nicht retten können.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Aria Segeste: 02.08.2009 22:21.

30.03.2009 15:53 Aria Segeste ist offline E-Mail an Aria Segeste senden Beiträge von Aria Segeste suchen Nehmen Sie Aria Segeste in Ihre Freundesliste auf
CeGrudke CeGrudke ist männlich
Sergeant Major


images/avatars/avatar-501.jpg

Dabei seit: 22.05.2008
Beiträge: 246
Herkunft: von jwd - janz weit draußen

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Es war schon relativ spät, als Hammer die Bar verließ und zu seiner Unterkunft zurückkehrte. Der ganze Tag war anstrengend gewesen, zum einen hatte er mit Nova weitere Erkundungsflüge unternommen, zum anderen hatte er sich mit Pearls Amazonen herumschlagen müssen (im bildlichen Sinne), da diese mit seinen Verhörmethoden nicht einverstanden waren. Er hatte an diesem Abend nicht viel getrunken, war nach zwei Drinks bereits auf Wasser umgestiegen, weil er einen klaren Kopf behalten wollte. Ihm ging die junge Soldatin, die er am Nachmittag des Vortags verhört hatte, nicht aus dem Kopf. Er hatte es Captain Vincent und dem Colonel nicht verraten, aber die junge Frau war ihm viel zu schnell eingeknickt. Jeder Soldat, selbst der unerfahrenste Rekrut, wurde darauf trainiert, einem Verhör länger standzuhalten als es diese Frau geschafft hatte. Selbst wenn man bedachte, dass er nicht gerade sanft mit ihr umgegangen war, war sie ihm doch zu schnell eingebrochen. Irgendetwas stimmte nicht und er musste schnell herausfinden, was das war, damit seine neuen Kameraden und er nicht mit offenen Armen und grenzenloser Begeisterung in eine Falle liefen. Er war schon fast an seiner Unterkunft, als er sich umentschied und schnell zu einem leichten, offenen Militärschweber lief, der unbenutzt herumstand. Er sprang hinein, startete das Fahrzeug und fuhr zum Gefängnisbereich.

Der Gefängnisblock, in dem sich die terranische Soldatin befand, wurde von zwei Soldaten bewacht, die Haltung annahmen, als Hammer herankam. "Ich muss noch einmal mit der Gefangenen sprechen. Bringen Sie sie bitte in den Verhörraum."
Die beiden Soldaten zögerten. "Sir", meinte dann der eine von ihnen, "wir haben keine entsprechende Anweisung von Colonel Hannibal erhalten. Ohne eine solche Anweisung dürfen wir keinen Gefangenen aus den Zellen holen."
Hammer seufzte resigniert. Soviel zur einfachen Methode, jetzt wurde es kompliziert. "Ich verstehe. Dann tut es mir leid."
Bevor die Soldaten sich wundern oder fragen konnten, was genau ihm leid täte, schnellte er nach vorne und betäubte beide mit einem Handkantenschlag gegen die Halsschlagader. Die beiden Soldaten brachen zusammen und Hammer nahm sich die Schlüsselkarte des ranghöheren Soldaten, um die Tür zu öffnen. Er betrat den Zellenblock und ging schnellen Schrittes zu der Zelle, in der die junge Frau saß. Sie blickte auf, als er ihre Tür öffnete und ihre Augen weiteten sich angsterfüllt. "Bitte! Ich habe Ihnen doch schon alles gesagt, was Sie wissen wollten! Bitte schlagen Sie mich nicht weiter."
Hammer schüttelte den Kopf. "Ich werde Sie nicht schlagen. Ich möchte mich bloß mit Ihnen unterhalten. Los, stehen Sie auf. Wir gehen in den Verhörraum."
Sie folgte ihm in den Raum, ohne die beiden betäubten Soldaten zu beachten. Er drückte sie auf denselben Stuhl, auf dem sie bei ihrem ersten Verhör gesessen hatte, brachte eine Fußfessel an ihrem linken Bein und dem Tisch an, verschwand noch einmal nach draußen und brachte die beiden bewusstlosen Soldaten in den Beobachterraum, den er von außen abschloss. Dann kam er wieder in den Verhörraum, verschloss auch diesen und setzte sich der jungen Frau gegenüber. So saßen sie bestimmt eine Minute, ohne, dass einer von beiden etwas sagte. Dann begann Hammer. "Sie sind eine ausgezeichnete Schauspielerin, wissen Sie das? Tatsächlich ist jeder, selbst ich, darauf reingefallen. Ich hätte mir eigentlich denken müssen, dass irgendwas nicht stimmen konnte, als Sie so schnell einknickten, aber ich bin kein Fan davon, eine Frau zu foltern und habe darum wahrscheinlich nicht auf meinen Verstand gehört. Das hat sich jetzt geändert."
Die Frau sah ihn immer noch mit angstgeweiteten Augen an, aber Hammer beobachtete sie genau und bemerkte, dass diese Angst nur gespielt war - und hinter der Angst konnte er etwas anderes sehen, kalte Berechnung und Entschlossenheit. Diese Frau war mitnichten zusammengebrochen, wie Hammer zunächst vermutet hatte - stattdessen schien sie eher noch stärker geworden zu sein. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich denke, Sie können Ihre Maske jetzt ablegen. Schließlich sind wir beide Profis. Für wen arbeiten Sie wirklich? Ich nehme an, dass die TZU Sie tatsächlich beschäftigt, aber Sie sind kein einfacher Soldat oder Unteroffizier, der als Scharfschütze und Unruhestifter auf diese Welt geschickt wurde. Wenn ich es mir recht überlege, dann gehören Sie wahrscheinlich zu den Sentinels, nicht wahr?"
Die junge Frau verschränkte ebenso die Arme vor der Brust und sagte keinen Ton. Hammer seufzte leise und erhob sich. Er trat neben die Frau und ging in die Knie, um ihre Fessel vom Fuß zu lösen, dann setzte er sich wieder. "So, jetzt können wir tatsächlich als Gleichgestellte miteinander sprechen. Also, sagen Sie mir bitte Ihren richtigen Namen und für wen Sie arbeiten."
Die junge Frau sagte noch immer kein Wort, aber sie gab ihre Maskerade auf und zum ersten Mal konnte Hammer sehen, wie sie sich wirklich gab - und war fast beeindruckt. Ihre Augen bekamen einen kalten Ausdruck und um ihre Mundwinkel spielte die Andeutung eines Lächelns. Dann endlich machte Sie den Mund auf. "Sie haben deutlich länger gebraucht, als ich dachte, Agent Hammer. Eigentlich hatte ich schon gestern wieder mit Ihnen gerechnet. Ja, ich bin tatsächlich kein einfacher Soldat oder Unteroffizier der TZU-Streitkräfte. Tatsächlich haben Sie mit mir fast schon einen guten Fang gemacht, denn das Team, das hier auf Lyons eingesetzt wird, untersteht meiner Leitung. Ich nehme an, dass nichts von dem, was ich Ihnen jetzt erzähle, an die Ohren von Captain Vincent oder Colonel Hannibal kommen wird."
Hammer warf einen Blick auf die einseitig verspiegelte Glasscheibe hinter der jungen Frau, wo die beiden Soldaten wahrscheinlich immer noch den Schlaf der Betäubten vollzogen, dann traf er seine Entscheidung. "Nein, die beiden werden von mir nichts erfahren. Ich werde es höchstens Major Schmitt mitteilen. Dieser wird dann sämtliche weitere Entscheidungen treffen."
Die junge Frau fuhr sich durch das Haar, dann nickte sie. "Der Schwarze Drachentöter wird wissen, was das Richtige ist. Also schön. Was wollen Sie wissen?"
"Zunächst Ihren Namen, Ihren Rang und für wen Sie arbeiten."
"Mein Name und mein Rang würden Ihnen sowieso nicht helfen, darum können wir bei Irina Purocha bleiben. Und Sie haben schon ganz richtig vermutet - ich gehöre zu den Sentinels."
Hammer lehnte sich zurück und ließ einen anerkennenden Pfiff hören. Die Sentinels gehörten zu den besten Soldaten der Inneren Sphäre. Sie waren Eliteinfanteristen, die mit modernster Technologie ausgerüstet waren und zu den gefährlichsten Drachentötern der Inneren Sphäre gehörten. Hammer hatte, als er noch offiziell bei den Dragon Shadows gearbeitet hatte, Gerüchte gehört, dass die Sentinels mindestens mit den DEST und den Fox-Teams des MI6 vergleichbar waren - also auch mit den Dragon Shadows. Sie waren gnadenlos effiziente Soldaten, ausgebildet in Infiltration, Sabotage, Attentate, Terroranschläge und ähnliches. Hammer war nur irritiert, wie leicht sie sich hatte fangen lassen. Nova war zwar ebenso gut ausgebildet wie diese junge Frau, aber nicht einmal er hätte ein Mitglied der Sentinels so einfach in seine Klauen bekommen dürfen. Und genau das machte Hammer Sorgen. "Was genau ist Ihr Auftrag, Miss Purocha? Außer, Sie sind bloß hier, um einen netten Plausch mit mir zu halten."
Die junge Frau lachte hell. "Ja, so etwas Ähnliches ist tatsächlich mein Auftrag. Meine Vorgesetzten hatten erfahren, dass Lyons auf einmal von einer größeren Anzahl Drachen besucht wurde und wir wurden losgeschickt, um dieses Gerücht zu überprüfen. Und als meine Vorgesetzten erfuhren, dass der berühmt-berüchtigte Heine Rosenstark sich auf Lyons befindet, gab es einen neuen Auftrag, der direkt an mich ging. Ich sollte mich gefangennehmen lassen, um Lord Rosenstark eine Nachricht meiner Vorgesetzten zu übermitteln. Dummerweise scheint Lord Rosenstark sich selten in der Nähe dieser Basis aufzuhalten, darum musste ich eine andere Möglichkeit finden, meinen Auftrag auszuführen."
"Also spielten Sie die schweigsame Soldatin, da Sie wussten, dass man zumindest einen Verhörspezialisten dazu holen würde."
"Ich hatte darauf spekuliert, das gerade Sie kommen würden, Agent Hammer. Meine Leute haben Sie und Nova beobachtet, seitdem Sie auf Lyons angekommen sind. Sie sind tatsächlich kein Unbekannter in der TZU. Ihr Einsatz auf Terra Firma war beeindruckend. Meine Vorgesetzten rätseln noch heute, sechs Monate nach dem Einsatz, wie Sie es geschafft haben, zu entkommen, nachdem Sie den Kommandanten der Garnison und auch noch seine beiden ranghöchsten Untergebenen ausgeschaltet hatten."
"Berufsgeheimnis", lautete die Antwort von Hammer. "Aber Sie haben gesagt, Sie hätten eine Nachricht für Heine Rosenstark und Ihren Worten entnehme ich, dass Sie sie mir mitteilen wollen. Also, legen Sie los!"
"Die TZU macht Lord Rosenstark den Vorschlag, sich mit ihnen zu verbünden, um die Innere Sphäre von der Drachenplage zu befreien. Desweiteren bietet sie Lord Rosenstark die Welt Caph mit dem dazugehörigen Titel eines Herzogs und eine Privatarmee von mehreren Regimentern an."
Hammer beugte sich wieder vor und stützte sich auf dem Tisch ab. "Und Sie glauben, er wird darauf eingehen?"
"Meine Meinung ist hier nicht relevant, Agent Hammer. Ich hatte einen Auftrag zu erfüllen, der jetzt ausgeführt ist. Sie werden Lord Rosenstark diese Informationen natürlich weitergeben?"
"Wenn ich ihn erreiche, ja", antwortete Hammer und die Sentinel-Agentin nickte. "Gut. Dann ist meine Arbeit erledigt."
Sie griff in ihre Hosentasche und holte eine zerdrückte Schachtel Zigaretten heraus, zog einen Glimmstengel und ein Gasfeuerzeug heraus und zündete sich in aller Ruhe eine an.
Hammer starrte die junge Frau noch eine Zeit lang an, bevor er seinen Kommunikator ergriff und die Nummer seines Vorgesetzten eingab. "Major Schmitt? Ich muss Sie dringend sprechen. Es geht um Informationen über die TZU."
Die Stimme seines Vorgesetzten klang leicht schläfrig, was kein Wunder war - schließlich war es inzwischen drei Uhr morgens. "Kann das nicht bis morgen warten, Robert?"
Hammer warf noch einen Blick auf die gegnerische Agentin, die mit übergeschlagenen Beinen auf ihrem Stuhl saß, die brennende Zigarette in der rechten Hand, und sich um nichts kümmerte. "Nein, Sir, ich fürchte, dass kann nicht warten."
Er beendete das Gespräch und weckte die beiden Soldaten auf, um sich bei ihnen zu entschuldigen und ihnen die Situation zu erklären. Das dauerte ein paar Minuten, dann ging er zu der jungen Agentin zurück. Sie saß immer noch auf ihrem Stuhl und hatte sich nicht gerührt, wenn man von einigen Zügen aus ihrer Zigarette absah. Er setzte sich ihr gegenüber und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. "Hätten Sie Ihre Nachricht nicht auch einfacher übermitteln können?"
"Hätten Sie mir geglaubt?", kam sofort die Gegenfrage. "Und, was noch viel wichtiger ist: Hätte Lord Rosenstark mir geglaubt?"
"Und warum sind Sie sicher, dass ich Ihnen jetzt glaube?"
"Das bin ich gar nicht. Aber Sie haben Lord Rosenstark hierher gerufen. Darum sollten Sie auch für seine Sicherheit sorgen, nicht wahr?"
Hammer strich sich über das Kinn und nickte. " Da haben Sie allerdings Recht!"
Danach saßen die beiden sich nur noch schweigend gegenüber und warteten auf Rosenstark.

__________________
A rose by any other name is still a rose

Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne

Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von CeGrudke: 30.04.2009 14:37.

31.03.2009 13:05 CeGrudke ist offline E-Mail an CeGrudke senden Beiträge von CeGrudke suchen Nehmen Sie CeGrudke in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Alpha Centauri war in mehrerlei Hinsicht ein bedeutendes System. Zwar verfügte es über keine bewohnbare Welten, aber die Nähe zu Terra, der Urheimat der Menschen, und der Rohstoffreichtum seiner riesigen Trümmergürtel hatten es schon sehr früh in der Geschichte der in das Weltall expandierenden Menschheit sehr wichtig gemacht. Im Gegensatz zu New Earth, der ersten bewohnbaren Kolonie der Menschheit, jenem legendären Planeten, auf dem die Menschen die Drachenrasse wieder gefunden hatte, war die Erforschung von Alpha Centauri allerdings nicht durch die offiziellen Vertreter der Menschheit erfolgt. Ein großes Unternehmen hatte damals in einem gewaltigen Kraftaufwand Zukunft, Ruf und ein gigantisches Vermögen investiert, um das erste private Sprungschiff der Menschheit zu erbauen und auf die Reise zum zweitnahsten Sternsystem zu schicken. Die Wahl war damals auf das Doppelsternsystem gefallen, und nicht auf den roten Zwerg Proxima Centauri, der der Erde noch näher lag, weil die Wahrscheinlichkeit gering war, dass Proxima ein eigenes Planetensystem besaß. Alpha Centauri erwies sich auch sehr schnell als wahre Goldgrube. Die siebzehn Trümmergürtel, die sich um ihren Doppelstern gebildet hatten, waren reich an natürlichen Mineralvorkommen sowie Unmengen an gefrorenem Wasser. Das Wagnis des terranischen Unternehmens erwies sich als Glücksgriff par excellence. Heutzutage war Alpha Centauri das einzige Sonnensystem in Nachbarschaft zu Terra, der Urheimat, das nicht von der TZU regiert wurde. Alpha Centauri gehörte ganz und gar dem mächtigsten Unternehmen zwischen den Sternen der Inneren Sphäre: Trading Star Coorporation, der mächtigen Gesellschaft, welche den Handel und den Nachrichtenverkehr der gesamten Inneren Sphäre erleichterte.
Alpha Centauri war auch das einzige Sternensystem, das über einer Transitstation der Größe sechs verfügte. Nicht einmal die Transitstationen von Sol, dem Gestirn ihrer Urheimat, kamen über Größe fünf hinaus.
Besagte Station hielt ihre Position am Zenitsprungpunkt, während am Nadir-Sprungpunkt eine Klasse 4-Station ihre Arbeit versah.
Blake-Station hatte man nach dem Gründer der TraStar-Organisation benannt, Marquis Blake, was ihre enorme Bedeutung für das Innere Sphäre übergreifende Netzwerk mehr als deutlich machte. Im Moment regierte der Erste Direktor Julian Tiepolo die Station und damit die gesamte Organisation.

Tiepolo, ein im langen Dienst für das Geschäft ergrauter Mann mit langem, gepflegtem Bart, empfing in diesen Minuten zwei seiner Bereichsdirektoren für den draconischen Dieron-Sektor, Myndo Waterly und ihre Stellvertreterin Sharilar Mori.
Nachdenklich musterte der alte Mann die beiden Frauen, während die schöne blonde Myndo ihren Geschäftsbericht präsentierte. Sie endete mit den Worten: "Und aus diesen Gründen liegt es nahe, dass die diesjährige Invasion der Terranischen Zentralunion nicht gegen das Draconis-Kombinat gerichtet sein wird."
Das war so nicht ganz richtig, wie Julian Tiepolo durch die Recherchen des firmeneigenen Geheimdienstes Romulus wusste, aber Myndo Waterly war vieles: Eitel, schlau, berechnend und jederzeit bereit sich für ein wenig mehr Macht zu prostituieren. Es war nie verkehrt, ihr gegenüber stets einen Wissensvorsprung zu haben, so klein er auch sein mochte. Aber das hinderte die junge Frau daran, permanent an seinem Stuhl zu sägen, und ermöglichte ihm einen adäquateren Nachfolger zu suchen, der weniger mit der TZU paktierte und mehr die Geschäftsinteressen in den Vordergrund stellte.
"Danke, Myndo", sagte der alte Mann und erhob sich. Gott, sein Bürofenster ermöglichte den wohl besten Ausblick auf der ganzen Station auf das Doppelgestirn. Ein Panorama, das ihm immer wieder vor Augen führte, wie klein die Menschen letztendlich doch waren, und wie engstirnig ihre Wege und Ziele waren. "Man hat mich in letzter Zeit vermehrt darum gebeten, ein Interdikt über Terra zu verhängen. Was meinst du dazu, Direktor Dieron?"
Die Scheibe spiegelte, dies war auf persönlichen Wunsch Tiepolos erfolgt. Somit konnte er Myndo beobachten, ohne sie ansehen zu müssen.
Waterly leckte sich über ihre Lippen und erhob sich. "Ein Interdikt? Ein Transports- und Nachrichten-Verbot für die gesamte Terranische Zentralunion? Wer hat das vorgeschlagen? Direktor Skye?"
"Alessandro Steiner hat damit nichts zu tun", sagte er ernst. "Der Vorschlag kommt von Direktor Sian. Romano hat argumentiert, dass die regelmäßigen Eroberungsfeldzüge Terras gestoppt werden müssen, solange dies noch geschehen kann."
"Eroberungsfeldzüge?" Wieder leckte sich Waterly über die Lippen, während Sharilar Mori in einer unbewussten Geste die Augen verdrehte. "Direktor Tiepolo, die TZU führt keine Angriffskriege. Im Gegenteil. Jeder einzelne Militärschlag der letzten Jahre und Jahrzehnte erfolgte als Antwort auf kriegerische Aktionen oder Akte des Terrorismus, die von den Generalstaaten erfolgten. Die TZU ist einfach nur von dem Wunsch beseelt, die Menschheit und insbesondere die Föderation Capella vom Zwang befreien zu müssen, von Tieren an der Knute geführt zu werden. So dies möglich ist, versuchen die TZU lediglich während ihrer militärischen Konteraktionen, angegriffene Welten zu halten und somit der Drachenbrut zu entziehen. Es gelingt nicht immer, und ich sehe die Dinge bei weitem nicht wie Harrison Toyama, aber dies ist nun mal ihre Doktrin. Und keinem Staat der Inneren Sphäre kann verweigert werden, sich zu verteidigen."
"Bist du fertig?", fragte Julian Tiepolo ironisch.
"Ja, Sir."
Tiepolo wandte sich wieder zu den Frauen um. "Direktor Tharkad und Direktor Atreus sind der gleichen Meinung. Sie sagen, dass nichts und niemand die TZU mehr aufhalten kann, wenn sie noch fünf oder sechs Planeten erobern, die Industrien zu ihren Zwecken umformen und aus der Masse der Bewohner ihre Armeen pressen. Direktor Frederic Steiner, der Chef von Romulus hat mir ein paar Dokumente vorgelegt, die ich äußerst anschaulich fand. Sie stammen anscheinend aus Toyamas Büro und beinhalten die Eckdaten eines Langzeitplans für die Eroberung der Inneren Sphäre. Außerdem hat Romulus nachgewiesen, das eine große Menge Produktionsgüter und Personal rund um den terranischen Jupiter verschwindet, als würde es sie nicht geben."
"Um den terranischen Jupiter? Warum sollte die TZU etwas so dummes tun und sich ausgerechnet für den größten Gasriesen des Sonnensystems interessieren?", hakte Sharilar Mori nach.
"Das ist schwierig zu bestimmen, weil die Terraner ein sehr großes Geheimnis darum machen. Selbst Romulus ist es nie gelungen, einen Agenten in dieses Projekt einzuschleusen. Es scheint das wer immer zum Jupiter geordert wird, dort auch seinen Lebensabend beschließen muss." Tiepolo räusperte sich. "Es sind hauptsächlich Fachkräfte von eroberten Welten, die zum Jupiter geschickt werden."
"Ein Konzentrationslager?", mutmaßte die Vize-Direktorin.
"Wenn, dann ein äußerst effektives. Mitten im freien Raum, jederzeit in Gefahr, in den gigantischen gravitatorischen Sog Jupiters zu geraten... Nicht einmal eine einsame Insel mitten im Pazifik bietet eine solche Sicherheit. Nein, die TZU hat sicher kein Interesse daran, Fachkräfte nur zu kasernieren. Aber aufgrund des Warenfluss und einiger hochklassiger Spezialisten, die nachweislich diesen Weg gingen, können wir erahnen, was dort vor sich geht. Ein Fakt, der uns über ein Interdikt nur noch mehr nachdenken lassen muss."
Myndo Waterly beherrschte sich mustergültig und zeigte keine Regung. Gerade dieses Verhalten aber machte sie in Tiepolos Augen suspekt. Oder er erzählte ihr Dinge, die sie ohnehin schon längst wusste. Ein altes Sprichwort sagte: Lass deine Freunde nah an dich ran - und deine Feinde noch viel näher.
Direktorin Dieron war praktisch immer in seiner Greifreichweite, und dennoch war es nicht genug, um sie wirklich effektiv zu kontrollieren oder auch nur zu überwachen. Dabei wusste er genau, dass er wahrscheinlich am besten verfuhr, wenn er sie klammheimlich umlegen und in die nächste Sonne werfen ließ. "Sie bauen Sprungschiffe."
"Unsinn! Sprungschiffe setzen eine Werft voraus! Außerdem haben sie die Mars-Werften, die Mondwerften und die Orbitalwerften. Warum sollten sie ausgerechnet im Orbit des Jupiters eine Werft bauen?", warf Waterly heftig ein.
"Die Geheimhaltung wäre ohne großen Aufwand gewährleistet", warf Mori ein, und erntete einen undefinierbaren Blick ihrer Vorgesetzten für ihre Worte.
"Geheimhaltung für was? Sprungschiffe zu bauen ist nicht gerade ein terranisches Privileg."
"Richtig. Es kommt darauf an, welche Sprungschiffe sie dort bauen. Und da beginnt das Problem." Tiepolo sah Myndo nun direkt in die Augen. Keine Regung, kein Zucken sollte ihm entgehen. "Direktor Dieron, die Essex-Klasse hat uns beim Tikonov-Feldzug sehr überrascht. Wo wird sie produziert?"
Myndo Waterly kniff für einen Moment konzentriert die Augen zusammen. "Der Zerstörertyp der Essex-Klasse wird auf den Marswerften gebaut, Direktor Tiepolo."
"Das ist richtig. Wo bauen sie ihren zweiten Zerstörer, die Baron-Klasse?"
"Das ist im Moment nicht bekannt. Wir sind nicht einmal sicher, ob es sich beim Baron um eine eigene Schiffsklasse handelt. Vielmehr spricht einiges dafür, dass es sich nur um einen modifizierten Essex handelt."
"Das ist falsch. Sie bauen die Baron-Klasse in ihren nagelneuen Werften auf dem Jupitermond Europa. Und das ist noch nicht alles." Tiepolo ging zu seinem Tisch und schob eine Akte in Richtung der beiden Frauen. "Sie haben noch eine Werft da draußen, genauer gesagt auf einem der Saturnmonde. Dort bauen sie ein noch viel größeres Schiff."
"Einen Transporter?", fragte Sharilar Mori hoffnungsvoll.
"Eine neue Schiffsklasse, die wir vorerst als Kreuzer eingeordnet haben." Tiepolo setzte sich und faltete die Hände vor dem Gesicht. "Ein Monster von achthunderttausend Tonnen, bis an die Zähne aufgerüstet. Zudem in der Lage, acht Landungsschiffe zu tragen und vierundzwanzig Raumjäger mit sich zu führen. Die Terraner nennen die neue Schiffsklasse Avatar, und die erste kampffähige Einheit hat rechtzeitig zur diesjährigen Kampagne fertig gestellt. Romulus hat das Schiff über dem Uranus gestellt, als es auf dem Chronos-Trainingsgelände Bodenbombardements trainiert hat. Seinen ersten Testsprung nach Proxima Centauri und zurück hat es ebenfalls hinter sich."
Mit starren Fingern durchblätterte Myndo Waterly das Dokument. Sie deutete auf die verwaschenen Fotos der neuen Schiffsklasse. "Ist das sicher?"
"Es entspricht dem verschwundenen Material. Mehr noch, zwei weitere müssen bereits im Bau sein."
"Direktor Tiepolo, drei dieser Monsterschiffe? Sie könnten alleine eine Industriewelt wie Hesperus oder Benjamin erobern", stieß Mori erschrocken hervor.
"Und genau deshalb wurde der Vorschlag an mich herangetragen, ein Interdikt auszurufen."
"TraStar ist neutral", entgegnete Waterly bestimmt. "Wenn wir uns auf die Seite der Generalstaaten stellen, brechen wir diese Neutralität und machen uns angreifbar."
"Wir werden... Mittel und Wege finden um zu beweisen, dass die letztlich erfolgten terroristischen Akte gegen unser Firmeneigentum letztendlich mit Billigung der TZU erfolgte."
"Aber das ist Wahnsinn! Wir sind nicht in der Lage, uns gegen einen militärischen Angriff der TZU zu verteidigen! Der ganze Großkonzern würde innerhalb der TZU an einem einzigen Tag ausgelöscht sein, und auch die Blake und das Alpha Centauri-System würden an sie fallen! Unser Geschäft würde..."
"Es gibt nur einen Grund, warum das bisher nicht geschehen ist", unterbrach Tiepolo die Frau. "Wir sind ein auf Terra eingetragenes Unternehmen. Toyama kann uns nicht so einfach attackieren, wenn er es auch möchte. Andere terranische Großkonzerne würden zu Recht um die eigene Souveränität fürchten und der Regierung mehr Schwierigkeiten bereiten als sie verkraften kann.
Andererseits würden die Konzerne das verschmerzen, wenn ihr Bestechungsgeschenk nur groß genug ausfällt."
"Ist TraStar selbst gefährdet?", fragte Mori ernst.
"Wir beobachten seit einigen Jahren eine zunehmende Infiltration von terranischen Agenten der verschiedenen Dienste. Es ist nicht auszuschließen, dass wir auf der terranischen Liste stehen. Und dies auch schon sehr bald. Mit der Avatar-Klasse brauchen sie unsere firmeneigene Sicherheit jedenfalls nicht mehr fürchten."
"Aber ein reines Interdikt nützt überhaupt nichts! Man müsste schon die Generalstaaten dazu bringen, diese Gelegenheit auszunutzen und..." Waterly schwieg verblüfft.
"Es gibt... Anstrengungen, dies auf Styx zu organisieren", erwiderte Tiepolo ernst. "Und dies hoffentlich bevor die diesjährige Kampagne beginnt."
Myndo Waterly erhob sich. "Entschuldigen Sie, Direktor Tiepolo, aber diese Informationen muss ich erst einmal verdauen. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde und sogar wir das Ziel der terranischen Expansion werden würden."
"Ich bin sowieso fertig. Direktorin Dieron, wenn du in deinen Arbeitsbereich zurückkehrst, achte besonders aus Schiffsaktivitäten der TZU. Meine letzten Informationen besagten zwar, dass sich eine Flotte bei Murphrid sammelt, aber das kann auch eine Ablenkung sein."
"Selbstverständlich, Direktor Tiepolo."
"Ich verabschiede mich dann ebenfalls, Direktor Tiepolo, wenn es das gewesen ist."
"Es kann sein, dass ich dich nach Styx entsende, um die Konferenz zu leiten. Du bist die einzige Direktorin des Ersten Kreises, die ich im Moment temporär von ihren Pflichten befreien kann. Außerdem hast du Erfahrungen mit allen Häusern der Inneren Sphäre."
Die Vize-Direktorin Dieron nickte. "Verstanden, Direktor Tiepolo."

Als sich hinter den beiden Frauen die Tür schloss, seufzte Julian Tiepolo lang und tief. Würde sie den Köder schlucken. Myndo Waterly war nicht nur konspirativ, sondern auch sehr gut darin, ihre Beziehungen zur TZU zu verschleiern, ebenso wie ihre Machtambitionen. Allerdings wussten nur drei Menschen von der angeblichen Konferenz im Styx-System, und Sharilar Mori war seine Agentin, mit der er Waterly unter Kontrolle zu halten versuchte. Würde also die Terranische Raum-Marine sich ausgerechnet für dieses rückständige Bergbaunest interessieren, hatte er alle Beweise, die er brauchte, um endlich gegen Myndo vorgehen zu können.
Er seufzte erneut und widmete sich seiner täglichen Arbeit. Nicht nur die TZU und Harrison Toyama machten ihm das Leben schwer. Es wurde wirklich, wirklich Zeit, seine Amtsperiode zu beenden und das Geschäft einem Jüngeren in die Hände zu legen, bevor er eines Tages an diesem Schreibtisch starb und keinen Nachfolger präpariert hatte. Menschen wie Myndo Waterly würden keinerlei Probleme damit haben, für die Macht über den Konzern über Leichen zu gehen oder ihn in kleine Fragmente zu zerstören. Nun musste das Universum nur einmal gerecht zu ihm sein und terranische Raumschiffe nach Styx entsenden. Doch das reichte noch nicht. Er würde Legitimität brauchen, um diese seine Behauptung zu unterstützen.
Als er den Bericht über die heimliche Reise von Melissa Steiner las, der designierten Erbin des Archontentitels der Lyranischen Allianz, traf er Vorbereitungen, um ihr Landungsschiff für die nächsten Sprünge von TraStar-Schiffe transportieren zu lassen. Sie war auf dem Weg nach New Avalon, zu Geheimverhandlungen mit Haus Davion. Ein kleiner Schlenker zu einem nicht geplanten Stopp über Styx und ein paar Gerüchte über ihre Anwesenheit würden ihr übriges tun. Bevor die Terraner wirklich ins System sprangen, war die kleine Prinzessin längst wieder auf ihrem Weg nach New Avalon. Mit einem Lächeln traf Julian Tiepolo die Vorbereitungen. "Du bist noch nicht im Amt, aber machst bereits Politik für die Innere Sphäre. Mehr und größere als du selbst glauben würdest", murmelte der Erste Direktor TraStars und schickte die ersten Überrangbefehle aus.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
12.04.2009 14:24 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Der weitere Tag war für Heine Rosenstark mit Arbeit angefüllt gewesen. Die Erkundungsdaten von Cortana und Tostan hatten ausgewertet werden müssen, es waren mehrere Besprechungen mit den Skye-Jägern erfolgt, und dazu kam dann auch noch ein leichter Schnupfen, der den jungen Adligen quälte. Alles in allem: Ein Scheißtag. Er war ein Macher, kein Reagierer. Und im Moment musste er ein Reagierer werden und auf die verdammte Invasion warten, wenn sie denn überhaupt kam.
Normalerweise sprang er in eine Situation und machte sie zu seiner eigenen. Bestimmte den Kurs, die Dauer, die Teilnehmer, egal ob es ein planetarer Aufstand oder die Inquisition eines korrupten Landadligen war. Aber bei einer Invasion dieser Größenordnung würde er sehr lange Zeit nur nach den Brocken schnappen können, welche die TZU ihm hinwarf. Und das war das Frustrierenste daran. Die Skye Jäger waren gut, aber zu wenige. Und sie konnten einem Vergleich mit Elite-Einheiten wie den Davion Dragon Light Guards oder der Gray Dragon Legion nicht stand halten. Seine kleine Truppe, verstärkt durch Pearls Amazonen, war eine Verbesserung der Situation. Elite-Soldaten, hoch trainiert, bestens motiviert und mit dem perfekten Gerät ausgestattet. Aber sie waren nur wenige, verdammt wenige. Sie würden einige harte Schläge austeilen können, mehr aber auch nicht. Danach blieb es bei den Rangers und der Lyons-Miliz, ob sie nach den ersten Kämpfen noch genügend Truppen hatten, die vielleicht die TZU vom Planeten jagen konnte, oder nicht.
Heine tendierte zu "oder nicht", hatte dies gegenüber Hannibal aber nur angedeutet. Das hatte den Regimentschef schwer getroffen, er hatte weitere Strategiesitzungen gefordert, und Heine war erst weit nach Mitternacht ins Bett gekommen. Und begleitet hatte ihn ein Protest von einigen Amazonen, einer seiner Männer hätte die gefangene Scharfschützin torturiert, die sie heute vom Rande des Raumhafens gepflückt hatten. Da war die Meldung über die verletzte TZU-Soldatin, die heute von Tostan aufgespürt worden war, beinahe untergegangen. Das Ironischste war nicht etwa, dass die Ladys der Amazonen gegen die Misshandlung an sich protestierten. Nein, sie zeigten sich lediglich schockiert, dass Hammer ihr auf den Solar Plexus geschlagen hatte. Dort liefen etliche zentrale Nervenstränge zusammen, und ein gut gesetzter Schlag konnte tödlich sein, weshalb der Vorwurf von Sergeant Kiribati auch "simulierte Exekution" lautete. Ein Umstand, an dem Heine noch im Bett kaute, als der Schlaf einfach nicht kommen wollte.

Es war etwa ein Uhr riss ihn das Summen der Komm-Einrichtung aus dem trüben Heilschlaf mit den wirren Traumfragmenten. "Ja?", knurrte er umwirsch.
"Major Schmitt? Ich muss Sie dringend sprechen. Es geht um Informationen über die TZU", klang die Stimme von Hammer auf.
"Kann das nicht bis morgen warten, Robert?" Nun, eigentlich erwartete Heine nicht, dass es bis morgen warten konnte, sonst hätte der ehemalige MI6 ihn nicht mitten in der Nacht angeklingelt, aber man durfte ja wohl noch hoffen...
"Nein, Sir, ich fürchte, dass kann nicht warten."
"Gut. Wo stecken Sie, Hammer?"
"Im Verhörraum, bei unserem terranischen Gast."
Sofort war Heine hellwach. Irgendwie war ihm als würden einige Puzzleteile an ihre Plätze fallen. Er zog sich an, ging auf den Gang hinaus und bollerte an der Tür von Soryu. Der Halbjapaner öffnete ihm verschlafen. "Was´n los?"
"Einsatz, Junge." "Gut. Brauche ich Schnitter?"
"Lass ihn schlafen. Er wird es wahrscheinlich brauchen können."
"Okay. Worum geht es?"
"Erinnerst du dich an diesen Empfang auf Benjamin, wo mir dauernd die Schulter juckte?"
"Ich erinnere mich an das Schlammassel, in das wir anschließend geraten sind."
"Gut. Jetzt brennt meine Schulter."
"Oh." Soryu starrte den Freund überrascht, erstaunt, fassungslos, und dann mit einer Spur Vorfreude an. "Ich ziehe mich schnell an."

Zehn Minuten später trat Heine Rosenstark in das Verhörzimmer ein, während ein sichtlich angepisster Infanterie-Captain mit Robert Hammer diskutierte. Der gewann, wenngleich nur knapp und mit Hinweis auf seinen herbei eilenden Vorgesetzten.
Der Captain runzelte die Stirn, ließ einen derben Fluch hören und rief: "Colonel Hannibal wird morgen meinen Bericht erhalten! Denken Sie nur nicht, Sie können sich alles erlauben, nur weil Sie einen Drachen haben, Hammer! Vorerst räume ich mit meinen Leuten das Feld!" Er warf dem Agenten noch einen bitterbösen Blick zu, dann winkte er seine zwei Leute mit sich.
"Was war das?", fragte Heine beunruhigt.
"Oh, ich habe mich dazu entschlossen, unsere Gefangene erneut zu verhören, wenngleich unter anderen Vorzeichen. Zuviel erschien mir nicht stimmig, und es stellte sich heraus, dass sie eine Sentinel ist."
"Sagten Sie Sentinel?" "Sentinel, Sir."
"Aha. Und warum sind die Skye Ranger so sauer auf Sie?"
"Nun, ich habe seit der Sache keinen freien Zugang zur Gefangenen, deshalb habe ich mir den Weg... Freigekämpft."
"Sie sind ein Idiot, Robert. Aber anscheinend hat es sich gelohnt."
"Ja, Sir. Danke, Sir", erwiderte er, ohne eine Miene zu verziehen. Agenten waren selten gute Diplomaten, dafür aber hervorragende Pragmatiker.
Er öffnete für Rosenstark die Tür. Am Tisch saß eine junge Frau, die Heine vollkommen unbekannt war. Sie rauchte, drückte die Zigarette aber aus, als Rosenstark eintrat. Sie salutierte formvollendet. "Mylord Rosenstark, es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen."
Heine erwiderte den Salut halbherzig. "Schmitt. Es heißt Schmitt. Und Sie sind?"
"Irina Purocha. Für den Moment", erwiderte sie schneidig mit der Haltung des altgedienten Elite-Soldaten.
"Setzen Sie sich, Purocha. Hammer, worum geht es?"
"Miss Purocha hat Ihnen ein Angebot zu machen, das ich nicht wagte in Ihrem Namen abzulehnen, Mylord."
"So? Sie machen mich neugierig." Heine setzte sich der Soldatin gegenüber und faltete auf dem Tisch die Hände ineinander. "Dann lassen Sie mal hören, Miss."
Sie leckte sich über die Lippen, sah kurz hinter Heine. "Die TZU", begann sie mit plötzlich rauer Stimme, "macht Euch den Vorschlag, sich mit ihnen zu verbünden, um die Innere Sphäre von der Drachenplage zu befreien. Des weiteren bietet sie Euch die Welt Caph mit dem dazugehörigen Titel eines Herzogs und eine Privatarmee von mehreren Regimentern an, Mylord. Und ich finde, das ist ein sehr gutes Angebot."
"Ich nehme an, in diesem Angebot ist auch die Option erhalten, auf Caph in Zukunft meine eigene Drachenzucht aufzubauen, um die possierlichen Tiere auch nachfolgenden Generationen zu erhalten? Zumindest nachdem die Drachensysteme in Capella und Draconis vernichtet wurden?"
Die junge Frau grinste breit. "Nein, darüber wurde mir nichts gesagt, aber ich bin mir sicher, Ihr könntet so etwas aushandeln, Mylord."
Ein flüchtiges Lächeln huschte über Heines Gesicht. "Mehrere Regimenter als mein private Armee. Mehrere sind mehr als drei, also eine Division. Das TZU-Heer teilt eine Division in zwei Regimenter Infanterie und ein Regiment Panzertruppen ein. Dazu kommt eine Schwadron Raumjäger. Wie überaus interessant. Damit ließe sich schon einiges anstellen."
"Ein Mann wie Ihr, Lord Rosenstark, könnte damit Welten erobern." Purocha seufzte viel sagend. "Wenn er nur das Interesse dafür hätte." Wieder sah sie hinter Heine an die Wand. Sie schnaubte amüsiert. "Aber ich nehme nicht an, dass Mylord auf das Angebot eingeht?"
"Später vielleicht. Nachdem ich die Invasion zurück geschlagen habe und man mir mehrere Divisionen anbietet", erwiderte Heine trocken.
Die junge Frau zögerte mit einer Antwort. Sie haspelte kurz, sah Rosenstark an und begann zu lachen. "Euch traue ich das zu, Mylord. Euch traue ich das wirklich zu. Aber erlauben Sie mir, eine weitere Pflicht zu erfüllen. Mylord, dem TZU-Oberkommando liegt der Name der Einheit vor, welche auf St. Ives die neun Drachen getötet hat, was zu Eurer Verbannung geführt hat."
Ein Schauder ging durch Heine. Seine Miene wurde starr. "Sprechen Sie, Miss."
"Euch dürfte klar sein, dass ein solches Attentat, das keine verwertbaren Spuren hinterlässt und bei dem die Attentäter wie hinfortgezaubert verschwinden können, nur von den Besten der Besten ausgeführt werden konnte."
Hammer sah interessiert auf. "Wer ist es? Die lyranische Sondereinheit Loki? Der Rasalhaagische Gandalf-Geheimdienst? Die draconische ISA?"
Purachina atmete sichtbar aus. "Es tut mir Leid, dass Ihr das aus meinem Mund erfahren müsst, Mylord, aber die Einheit, die Euch das angetan hat, ist Pearls Amazonen."
Mit einem dumpfen Laut stieß Hammer gegen die Wand. In einem Moment purer Manie lachte er auf, verharrte und murmelte, fassunglos auf seine Hände starrend: "Und wen wir alles verdächtigt haben... Die Marianier, das Taurus-Konkordat, die Ligisten."

Draußen auf dem Flur war plötzlich Tumult zu hören. Ein Schuss fiel, jemand fluchte. Dann pflanzte sich der Tumult zur Tür fort, und Sergeant Kiribati wurde von Soryu Walker und Fabian Ryan mit Gewalt in den Raum bugsiert. Die zierliche Frau wehrte sich nach Leibeskräften. Und je näher sie in Richtung Heine gedrückt wurde, desto heftiger wurden ihre Befreiungsversuche. Dabei fluchte sie wie ein Rohrspatz und brachte Soryu und Fabian der Tierwelt näher und klärte sie über ihre direkten Vorfahren auf.
Als sie Heine ansah, stellte sie ihre Befreiungsversuche ein. Stattdessen rief sie: "Mylord, es war doch nur ein Job! Wir konnten doch nicht ahnen...!"
Heine musterte die Frau ernst. "Hm!", machte er nur.
Soryu grinste ihn an. "Du hattest den richtigen Riecher. Sie kam dir hinterher geschlichen. Und plötzlich kam sie wieder raus geschossen. Da hat sie wohl den Trumpf der Sentinel vernommen, oder?"
"Richtig. Und weißt du wie dieser Trumpf lautet? Pearls Amazonen haben uns das Dilemma auf St. Ives beschert."
"Oh", machte Soryu ernst. "Na, es war mir von vorne herein klar, dass es nur eine der besten Einheiten der Inneren Sphäre gewesen sein konnte. Von wem kam denn der Auftrag, Mädchen? Von der TZU? Oder von dieser terroristischen Vereinigung, die durch Drachenattentate von sich reden macht? Oder weißt du es nicht?"
"Lasst sie los, Jungs", sagte Heine ernst. "Fabian, wecken Sie sofort Colonel Hannibal und lassen Sie Großalarm für den Planeten geben."
Zögerlich entließen die beiden Männer die junge Frau aus dem Griff. "Und Sie, Sergeant, wecken sofort Pearls Amazonen. Die Invasion steht kurz bevor."
"Woher wissen Sie das, Mylord?", fragte Kiribati überrascht.
"Weil, Amy, diese Information Heines Losen Haufen mit Pearls Amazonen entzweien sollte. Womöglich sollten dabei sogar die Skye Ranger mit einbezogen werden. Größtmögliches Chaos auf der Verteidigerseite für die Invasion. Sorry, dass es nicht geklappt hat, Purachina."
Die Sentinel lächelte dünn. "Ich gebe zu, ich bin überrascht. Aber warum hat es nicht geklappt?"
Heine lächelte wölfisch. "Captain Vincent hat mir schon am ersten Tag gestanden, dass ihre Einheit es war, die mir, den Jungs und Soryu diesen Ärger eingebrockt hat. Ich habe ihr schon vergeben. Sie sehen, es konnte nicht funktionieren. Aber als Sie es versucht haben, Purachina, wusste ich, dass es so weit ist. Die TZU kommt."
Wieder sah die Sentinel an die Wand. Dort hing eine große Uhr. "Sie ist schon da. Seit fünf Minuten, und elf Sekunden", erwiderte sie.
Heine schnaubte amüsiert. "Wollen Sie einen Job? Ich kann eine findige Frau mit Eis in den Adern gebrauchen. Das heißt, falls Sie keine Verpflichtungen gegenüber Ihrem derzeitigen Arbeitgeber mehr haben."
Auf dem Kasernengelände begannen die Alarmsirenen zu heulen. Der übliche Lärm einer Armeebasis, die binnen weniger Minuten aus dem Leerlauf in die Gefechtsbereitschaft wechselte, war zu hören. Merkwürdigerweise röhrten die Lasertürme für die Luftabwehr bereits auf. Beziehungsweise brummten ihre Ladespulen.
"Falls Sie nach Explosionen lauschen", sagte Hammer und lächelte Purachina burschikos an, "Heines Loser Haufen und die Skye Ranger sind sich ziemlich sicher, alle Überraschungen der TZU entfernt zu haben."
"Oh. Ich denke, ich sollte Ihr Angebot annehmen, Mylord. Ich mag es mit richtigen Profis zu arbeiten", sagte Purachina nachdenklich.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
24.04.2009 17:03 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Tostan Tostan ist männlich
Captain


Dabei seit: 22.07.2004
Beiträge: 816
Herkunft: Sachsen

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Platzhalter
29.04.2009 16:02 Tostan ist offline E-Mail an Tostan senden Beiträge von Tostan suchen Nehmen Sie Tostan in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Der Weltraum mit seinen unendlichen Weiten war eine Todeswüste. Ein unbarmherziger Gegner, gnadenloseste Natur, der sich der Mensch nur nähern durfte, wenn er sein gewohntes Umfeld mit sich nahm. Ohne klimatisierte Räume in gepanzerten, beheizten Stahlhüllen mochte es der Mensch nicht zu wagen, sich mit dieser urtümlichsten aller Naturkräfte zu messen.
Und selbst nach dreißig Jahren Dienst im Weltall hatte Admiral Janos Marik seine Angst vor der schlimmsten aller Wüsten, vor dem Ursprung allen Lebens und vor dem Ort, an dem Leben eigentlich nicht sein durfte nicht abgelegt. Es war eine tief in ihm sitzende Furcht, genährt von seiner ureigensten Erfahrung, dem Vakuum und der Eiseskälte ausgesetzt gewesen zu sein, zu jenen wenigen Menschen zu zählen, die man die "Vakuum-Atmer" nannte, eine kleine, elitäre und meist körperlich versehrte Schar von Raumfahrern, die den Kontakt mit dem Vakuum überlebt hatten.
Nun, in erster Linie war es Respekt, tief empfundener Respekt. Dann erst kam die Angst, die kreatürliche Angst vor minus zweihundertsiebzig Grad Celsius. Und danach wagte es die Romantik zaghaft an die Tür zu klopfen, mit der Verlockung der endlosen Weiten, dem Wissen, dass jeder ferne Lichtpunkt da draußen eigene Planeten beherbergen konnte, und der Vorstellung, dass...
"Hm. Da klopft jedenfalls nicht die Romantik", brummte Admiral Marik und riss den Blick vom Panoramafenster los. "Herein!"
Die Flügeltür wurde von den beiden Marines geöffnet, die dort als Ehrenwache für den erfolgreichsten Admiral der TZUAF, der Terranischen Zentralunion Armierte Flotte stand, und ein junger Mann im typischen Marineblau der terranischen Armeeoffiziere trat ein. Er nahm das tiefschwarze Kappie mit dem Cameron-Logo ab, hielt es in der linken Armbeuge und enthüllte dabei rotblondes Haar, das wunderbar zu dem blassen Teint, aber kaum zu den leicht geschlitzten Augen passen wollte. "Admiral, Major Brahe. Ich melde mich wie befohlen."
Der Admiral nickte zufrieden und deutete auf den bequemen Besuchersessel. "Platzen Sie, junger Mann, platzen Sie." Er selbst warf sich jugendlich-salopp in seinen Sessel, und bereute die Geste gleich wieder, als ein fieses Stechen einmal durch den Rücken ging. Er war nicht mehr so jugendlich. Und er war weit davon entfernt, vollkommen gesund zu sein. Allerdings ging es ihm weit besser als es eigentlich statthaft gewesen wäre, und er hatte nicht annähernd so viele Ersatzteile im Körper wie dieser reiche Bastard Aldo Lestrade.
"Akira", begann Janos Marik und schenkte dem jungen Offizier ein freundliches Lächeln, "es tut mir Leid, dass ich Sie von Ihren Vorbereitungen fort reißen musste. Immerhin springen wir schon bald ins Einsatzgebiet."
"Wenn der Admiral ruft, hat der Soldat zu gehorchen", erwiderte Akira Brahe. "Es wird bestimmt nichts unwichtiges sein."
Marik lächelte dünn. "Sie haben Recht, Akira. In beiden Fällen." Er sah zur rechten Seite seiner Kabine, wo seit geraumer Zeit ein weiterer Armeeoffizie stand und sich an den alkoholischen Vorräten des Mariks bediente. "Tormana, wenn Sie die Güte hätten..."
Der Asiat lächelte dünn und hob einen gut gefüllten Whiskyschwenker. "Mit Eis, Admiral?"
"Bitte kein volles Glas für mich. Wie sieht es mit Ihnen aus, Akira?"
"Danke. Ich trinke nicht."
"Trinken Sie nicht, oder trinken Sie vor Ihrem Admiral nicht?", erwiderte Marik mit einem dünnen Lächeln.
"Ich trinke vor meinem Admiral nicht", gab er zu.
"Also drei Gläser, Tormana."
Der schlanke Mann lächelte dünn und kam mit drei gefüllten Gläsern zurück. Das Glas mit dem größten Inhalt behielt er für sich. "Major Brahe, der Admiral hat Sie für eine bestimmte Mission aus den Vorbereitungen gerissen. Es hat sich etwas ergeben, was... Diskussionswürdig ist."
Brahe runzelte die Stirn. "Haben sich die Parameter für den Angriff auf Lyons verändert?"
"Etwas in der Art, ja. Ursprünglich sah der Plan vor, dass ich mit meiner Division, und Sie mit Ihrer Kompanie Mackies die Hauptstadt angreifen, einnehmen und sichern, während ein Diversionskommando den Raumhafen beschäftigt hält, bis wir unsere Kräfte für seine Eroberung frei machen können. Wir hielten es für eine gute Idee, den Mammonsöldnern vorzugaukeln, ihnen würde jeden Tag einer langen Woche der Angriff bevor stehen, um sie dann am achten Tag überspannt und entkräftet einfach zu überrennen. Aber leider können wir uns den Luxus nicht mehr leisten. Wir haben es jetzt mit Drachen auf dem Planeten zu tun."
"Drachen?" Akira Brahe zog die Augenbrauen hoch. "Die können aber noch nicht lange da sein."
"In der Tat. Sie sind erst in diesem Monat angekommen, als Teil einer frischen Söldnereinheit, die sich Heines Loser Haufen nennt." Marik musterte die Miene Brahes neugierig. "Allerdings würde ich sie nicht unterschätzen, denn ihr Anführer ist niemand geringerer als Heine Rosenstark. Ihre Kraft geht über eine Kompanie nicht hinaus, aber laut dem Geheimdienst besteht die Truppe nur aus Elite-Soldaten."
"Verstehe."
"Das wäre normalerweise noch kein Grund, gleich ein paar Regimenter Truppen und eine Handvoll Mackies auf den Raumhafen zu hetzen", führte Tormana Liao den Gedanken fort, "aber gewisse Umstände haben... diese Region überaus wertvoll gemacht. Wir plänkeln seit einiger Zeit rund um den Raumhafen, um die sogenannten Skye Ranger beschäftigt zu halten, und haben einige Bereiche infiltriert. Das heißt, unser Wissensstand über die Verteidiger ist im Moment so gut wie noch nie. Ich sage es ja immer: Willst du richtige Informationen darfst du dich nicht auf den Zivilgeheimdienst verlassen. Überlasse es dem Militärgeheimdienst."
"Mäßigen Sie sich, Tormana. Wir wollen Major Brahe keinen falschen Eindruck bezüglich Ihrer Loyalität vermitteln."
Der Brigadegeneral lächelte dünn. "Natürlich nicht, Sir. Entschuldigen Sie."
Marik schnaubte zufrieden. "Junger Mann, das Problem vor dem wir stehen ist so alt wie die TZU. Während die hohen Herren in Washington genau wissen, was wir eigentlich tun und warum wir es tun, wird den Einheiten im Feld so wenig wie möglich in die Hand gegeben. Wir kennen unsere Ziele und Missionen, und die versuchen wir zu erfüllen. In diesem speziellen Fall lautet mein Befehl unmissverständlich, Lyons zu erobern und zu halten. Diese Welt soll Teil der TZU werden, und dies so schnell wie möglich. Alleine schon aus wirtschaftlichen Gründen, denn dann haben Lyraner und Draconier keine andere Wahl mehr, als über unser Staatsgebiet zu importieren. All das schöne Geld, das bisher in Lestrades Tasche fließt, geht dann an die wahren Freunde der Menschheit."
"Wir wollen Ihnen nichts vormachen. Wir meinen diese Mission todernst. Es ist keine der üblichen Ablenkungen, es ist eine richtig große Ablenkung. Während wir hier um Lyons kämpfen, bricht ein großer Teil der Flotte auf, um einen richtig gewagten Streich zu tun. Wir wissen nicht, welche Welt es treffen wird, aber die Gerüchteküche der Generäle und Admiräle brodelt. Es heißt, wenn es uns gelingt, dieses Ziel zu erobern und den Dracs und den Lyranern einen terranischen Fuß zwischen sich zu setzen, kann uns in zehn Jahren niemand mehr daran hindern, die Innere Sphäre zu erobern."
"Wieder Tikonov?", murmelte Brahe.
"Spekulieren Sie nicht. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Aufgabe. Tatsache ist, junger Mann", sagte Marik in mahnendem Tonfall, "dass die TZU zum ersten Mal versucht, zwei Ziele gleichzeitig zu erobern. Wir sind endlich stark genug um das zu wagen. Deshalb wagen Sie es nicht, ausgerechnet mit der ultimativen Bodenkampfwaffe, die in Ihren Händen ist, zu versagen!"
"Natürlich nicht, Admiral", erwiderte Major Brahe aufrichtig.
Tormana Liao lächelte dünn, sehr dünn, selbst für seine Begriffe. "Wussten Sie, dass Patrick Kell und die Kell Sky Hounds im Kombinat sind?"
"Wie bitte?"
"Patrick Kell und die Kell Sky Hounds sind im Draconis-Kombinat. Eine unserer Ablenkungseinheiten hat einen Schlag gegen Dieron geführt, um die Samurais ein wenig aufzuschrecken. Leider traf sie dabei auf das Dritte Schwert des Lichts. Wir hatten eine Fregatte der Congress-Klasse im System, die TZUAF MARS, die das Dritte Schwert bombardiert hat. Die wiederum riefen Patrick Kell und seine Hounds zu Hilfe. Das Ende vom Lied ist: Die Hounds haben sich mit dem 17. Korps geprügelt und sind danach mit unbekanntem Ziel gesprungen. Über das Schicksal der MARS ist uns nichts bekannt, aber die Vermutung liegt nahe, dass sie erobert oder vernichtet wurde."
"Himmel, ein Congress, erobert von Bodensöldnern?", entfuhr es Akira entsetzt.
"Die genauen Umstände sind uns nicht bekannt, weil der hiesige Hyperpulsgenerator prompt während des Eintreffens der Kell Hounds unbedingt von TraStar gewartet werden musste und deshalb herunter gefahren wurde."
"Ein Schelm, der dabei Absicht denkt", murmelte Liao böse.
"Tatsache ist, dass wir nicht wissen, wo die Hounds jetzt sind. Es ist zwar nur ein Regiment, aber es ist ein Elite-Regiment mit Drachenunterstützung. Und über das Dritte Schwert des Lichts fehlt uns auch jede Information, geschweige denn der Kontakt zu unseren Truppen. Alles was wir wissen ist, dass die Fregatte und das 17. Korps überfällig sind. Aus dem Hauptquartier haben wir gehört, dass sie zwei Essex aus der Kampfreserve in Marsch gesetzt haben, die QUEENS und die RICHARD CAMERON, um der Sache nachzugehen... Wir können nicht so einfach ein ganzes Armeekorps UND ein Kriegsschiff verloren haben. Aber deshalb können da draußen zwei Elite-Regimenter mit Drachenunterstützung wirklich überall sein. Sie könnten in diesem Moment auf dem Weg sein, um über Lyons zu stehen, wenn wir ankommen."
"Und da kommen Sie ins Spiel, mein lieber Major. Unsere Agenten vor Ort haben am Raumhafen zwei sehr interessante Personen ausgemacht, die in Begleitung und wahrscheinlich unter dem Schutz von Lord Rosenstark stehen. Zufällig handelt es sich um Patrick Kells Ehefrau Takara und ihren gemeinsamen Sohn Chris."
"Ich... Verstehe."
"Nein, Sie verstehen nicht, Major", sagte Tormana scharf. "Ich wünsche ausdrücklich, dass Sie zwar den Raumhafen laut Reserveplan attackieren und einnehmen. Aber ich wünsche genauso, dass für die Unversehrtheit und die Sicherheit von Takara Kell und ihren Sohn Christian alles getan wird! Und ich meine wirklich alles! Nehmen Sie sie, wenn Sie es können, unter Ihren Schutz und lesen Sie ihnen jeden Wunsch von den Augen ab. Wenn Patrick Kell seine Familie sicher in unserer Obhut weiß, wird er... Uns sicherlich dankbar sein. Wenn ihnen jedoch etwas passiert... Nun, haben Sie schon mal davon gehört, was passiert, wenn Patrick und sein älterer Bruder Seite an Seite kämpfen? Im Moment macht sich Morgan auf den Brutfeldern von Zaniah III nützlich, aber man munkelt, er könne die Hounds binnen eines Monats von Regiments- auf Divisionsstärke bringen, wenn er sich ernsthaft dafür entscheidet, wieder ins Söldnergewerbe einzusteigen."
Tormana schüttelte sich. "Das ist genau das, was die TZU nicht gebrauchen kann. Ein Morgan Kell, der sich an sein Wort nicht mehr gebunden fühlt und auf Rache aus ist. Einzeln sind die Kell-Brüder schrecklich, aber zusammen sind sie furchtbar."
"Ich... verstehe."
"Teufel, das tun Sie wohl tatsächlich", brummte Tormana als Antwort und nahm einen Schluck aus seinem Glas. "Verdammt guter Jahrgang, Janos."
"Es hat seine Privilegien, für Terra zu arbeiten, Tormana", brummte der Admiral als Antwort. "Trinken Sie, junger Mann. Der Glengarry Black Label kostet zweihundert TraNotes der Liter. Es wäre eine Schande, ihn wegzukippen."
Gehorsam probierte Akira Brahe. "Beinahe so süß wie Sake."
Tormana schnaubte amüsiert. "Einmal ein Drac, immer ein Drac. Vergleicht alles mit der Kombinatsküche."
"Sie haben Ihre Anweisungen", stellte Admiral Marik fest. "Detachieren Sie also laut Notfallplan eine Lanze Mackies. General Liao fügt dem ein Regiment Bodentruppen und ein Fliegerkorps hinzu. Haben Sie einen fähigen Mann, der den Angriff übernehmen kann? Ich würde Sie lieber beim Angriff auf die Hauptstadt dabei haben."
"Mit Verlaub, Admiral, würde ich den Angriff gerne selbst führen. Wenn den beiden etwas passiert, fordert nicht nur die TZU meinen Kopf."
"Ach, Ihr Vater. Ich vergaß." Natürlich log Marik. Er vergaß nie ein wichtiges Detail. "Dann wird es Sie freuen, dass Ihr Vater mit dem Zweiten Schwert des Lichts im Dieron-Distrikt ist. Vielleicht kann ich Ihnen Ihr lang ersehntes Duell mit Yorinaga Kurita arrangieren, Akira."
Der Halb-Rasalhaager erstarrte. Er zitterte nicht, nein, er blieb ruhig, als dieser Name fiel. Langsam und bedächtig setzte er sein Glas an und trank es in einem großen Zug leer. "Es ist nicht so, dass ich ihn töten will", hauchte er, "ich will ihn nur besiegen. Endlich besiegen und die Dämonen los werden, die mich quälen."
Liao und Marik sahen sich an. Verständnis für den jungen Mann war in ihren Blicken. "Jeder einzelne von uns sucht auf seine persönliche Art die Vergebung", murmelte Tormana, nahm Brahe das Glas aus der Hand und ging zum Schrank um es neu zu füllen. "Und immer wieder scheint sie uns knapp zu entfleuchen. Ich war für Xiang vorgesehen, wussten Sie das? Damals, als ich noch im Palast des Sohns des Himmels lebte. Ich war ein erklärter Drache, und dann wurde nicht ich gewählt, sondern meine Schwester Candace." Langsam füllte er das Glas voll. "Seither versuche ich, meinem Vater zu beweisen, was er an mir hätte haben können."
"Ich... verstehe", murmelte Akira Brahe. Und das tat er wirklich.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
11.05.2009 22:45 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Der Sprung ins Lyons-System durch terranische Raumstreitkräfte war erwartet worden. Dennoch waren die Verteidiger angemessen überrumpelt, um nicht zu sagen ausmanövriert. Ein geschlossenes Regiment Raumkampfjäger, auf Nadir- und Zenit-Sprungpunkt verteilt, sah sich um die Chance gebracht, sich mit den Kriegsschiffen der TZU zu messen, als diese nicht an der Sonne, sondern im Systeminneren materialisierten. Keine zwei Flugstunden von Lyons entfernt erschienen fünf Kriegsschiffe, flankiert von zwanzig Raumjägern. Einundzwanzig Transporter der Union-Klasse und fünf Overlords lösten sich von den zwei Zerstörern, der Fregatte und den beiden Korvetten. Das Gros, beladen mit drei Regimentern regulärer Bodentruppen, machte sich auf den Weg nach David´s Point, der planetaren Hauptstadt auf dem urbanen Kontinent Gladstone, während der Rest, ein weiteres Regiment, auf dem Weg nach Fedkirk war, um den großen Handelsraumhafen auf dem nahezu unberührten Kontinent anzugreifen.
Vom einzigen Mond Lyons startete das stolze Fliegerkorps, das im Moment auf ein einzelnes Geschwader reduziert war, und stellte sich mit vierzig Maschinen der geballten Kriegsmaschinerie. Die begleitenden zwanzig TZU-Raumjäger waren kein ernstzunehmendes Hindernis für die Lyons Space Knights, während die beiden Zerstörer der Baron- und Essex-Klasse, die den Angriff anführten, wesentlich schwerer zu knacken waren. Nachdem die Knights ihre Munition verschossen und ihre Ehre halb angeknackst zurück zur Mondbasis geschafft hatten, war das Flaggschiff, die Baron-Klasse TZUAF EDEN, angeschlagen, und die Korvette der Vincent-Klasse TZUAF MAGELLAN versenkt. Im Gegenzug hatten die Knights siebzehn ihrer Maschinen im Orbit gelassen, aber nur neun der Verteidiger abschießen können. Die Lyons Space Knights an den Sprungpunkten hatten einen guten Kommandeur; so kam es, dass die beiden TZU-Geschwader, die eine Stunde nach dem Angriff an Zenit- und Nadirsprungpunkt rematerialisierten, auf eine geschlossene Wachfront aus jeweils vierzig weiteren Maschinen trafen, anstatt auf eine ausgedünnte Linie, oder unverteidigte Sprungpunkte, weil alles und jeder der fliegen konnte, nach Hause strebte.
Die Angreifer, jeweils fünf Kriegsschiffe unter Führung einer Fregatte, mussten unter herben Verlusten die Sprungpunkte verlassen. Statt des heimtückischen Schlags in den Rücken der Gegner waren sie nun selbst auf dem Rückzug, begleitet von den Space Knights, die wie zornige Wespen den beiden Schiffsverbänden folgten und bis zum Ende des Tages zwei weitere Vincents forderten und eines der Flaggschiffe, die MARCEAU, reif für die nächste Raumwerft schossen.
Die Verluste auf beiden Seiten waren hoch, aber noch schien es, als hätte die TZU die Stärke ihrer Angriffsstreitmacht zu gering gehalten. Eine Stunde später jedoch begann der Bodenkampf.
***
"Vorsicht mit den Burkes!", blaffte Akira Brahe wütend und hielt den gigantischen, einhundert Tonnen schweren Mackie gerade noch rechtzeitig an, damit der schwere Kampfpanzer ihn passieren konnte. In Feldtests hatte sich ergeben, dass die überschweren Giganten eine solche Blechbüchse erheblich beschädigen, wenn nicht sogar eintreten konnten, solange genügend Kraft hinter einen Tritt saß.
Ursprünglich konstruiert um den gigantischen und nahezu unbesiegbaren Assault-Drachen zu widerstehen sollte der Mackie der König des Schlachtfelds werden, denn ihre Giganten widerstanden auch einem Beschuss mit Kernwaffen. Und ihre Panzerung war schwer genug, um dort problemlos stand zu halten, wo Drachen bereits ausweichen mussten.
"Dritte Kompanie bereit", meldete der Kommandeur des Panzerbataillons. Damit stand die vorletzte Teileinheit. Es wurde Zeit die Mackies raus zu bringen.
"Brawler, Legend, Trinidat. Hier ist Kabuto. Bitte um Klarmeldungen."
"Brawler draußen und gefechtsklar."
"Legend verlässt Wartungsgestell."
"Trinidat draußen und gefechtsklar."
Akira Brahe schnaubte verächtlich. Noch wuselten die Infanteristen und die Panzer ihnen zwischen den Beinen umher, aber bald schon würden sie vor den schwerfälligen Giganten den Respekt haben, den sie als ultimative Waffe verdienten.
Der zuständige Tech hatte es endlich geschafft, eine Gasse für ihn zu räumen, und Brahe folgte den Anweisungen der Light Sticks. Vorsichtig manövrierte er die Maschine zur Hangarschleuse, wo sich ihm der Blick auf ein volles angetretenes TZU-Regiment bot. Zwei Bataillone Infanterie mit jeweils zweihundert Mann, ein Bataillon Panzer mit sechsunddreißig zum Teil schweren Maschinen und das komplette Fliegerkorps, bestehend aus vierunddreißig Kampf- und Transporthubschraubern, war in den Atlas-Gebirgen im Nordwesten des New Hope-Raumhafens gelandet, gut zweihundert Klicks entfernt. Diese Vorsichtsmaßnahme war nötig gewesen, um nicht in den Wirkungsbereich der Partikelwerfer zu geraten, die ihnen als lichtschnelle Waffen gefährlich hatten werden können. Tatsächlich waren die terranischen Infiltratoren nicht einen Cent ihrer Ausbildung wert; die erfolgreiche Sabotage beschränkte sich auf ein Umspannwerk für kleinere Drachenlanzenbatterien und ein Munitionsdepot, das explodiert war. Der Plan hatte eigentlich vorgesehen, dass vor dem Angriff die gesamte Abwehr ausgeschaltet wurde, sodass sie es nur noch mit Colonel Hannibal und seinen Hannibals Hunters zu tun hatten. Nun, der Teil der Planung war mächtig in die Hose gegangen. Wahrscheinlich hatten die Plänkler es übertrieben und den Saboteuren damit das Leben unnötig schwer gemacht. Normalerweise wäre das kein großes Problem gewesen, aber es hatte ja auch niemand ahnen können, dass sich ein Umstand ergeben würde, der ihre Angriffspläne für New Hope derart beschleunigen würde. Akira korrigierte sich in Gedanken. Geahnt hatten sie es. Es war nur als unwahrscheinlich eingestuft worden.
Hinter seinem Mackie startete eine Rotte Hubschrauber vom Typ Hawk Moth. Die schlanken, bissigen Flieger waren für die Aufklärung zuständig, und auch dafür, das Luftkorps von Hannibals Hunters, das zweifellos bereits auf dem Weg zum Landepunkt der TZU war, zu stellen und zu binden, bis die Bodentruppen nachrücken konnten.
Ein lauter, unnatürlich klingender Knall hallte über den provisorischen Landeplatz. Die ARGUILE, einer ihrer Overlords, war beim Landeanflug von einer Luftabwehrrakete auf Maximaldistanz getroffen worden und hatte einen Hüllenbruch hinnehmen müssen. Es hatte Verluste in der Besatzung gegeben, und der erste Bericht war nicht sehr optimistisch gewesen. Ohne einen Werftaufenthalt oder zumindest eine sehr ausführliche Reparatur würde sich dieses Schiff nicht wieder in den Himmel erheben. Akira fragte sich, ob eine solche Werft vielleicht nach ihrem Sieg erbaut werden würde. Glücklicherweise waren die Verluste marginal gewesen und hatten die Einsatzbereitschaft des Regiments, welches ihm Tormana Liao anvertraut hatte, nicht gefährdet.
Sie konnten sofort abmarschieren. Und noch in dieser Nacht würden sie den Raumhafen erreichen und attackieren können. Akira rechnete allerdings damit, dass sie bis dahin bereits mehrere Male mit den Hunters zusammen getroffen waren, denn die Anzahl der Lander ließ sie sicherlich zu Recht vermuten, es mit nicht viel mehr als einem Regiment zu tun zu haben. Von ihrem Ass, den unbesiegbaren Mackies, konnten sie nichts wissen. Aber sie würden es lernen. Auf die harte Tour.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
19.05.2009 21:34 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

"Ja, wir evakuieren die Stellungen und ziehen uns in die Forts zurück!", rief Clovis Lestrade, um den Lärm zu übertönen, der rund um ihn herrschte. "Ich lasse Starbird gerade aufladen. Mit ihr zu fliegen ist bei der Lufthoheit der TZU-Luftwaffe keine gute Idee. Vor allem nicht bei ihrem weißen Schuppenkleid." Clovis spielte zusätzliche Daten in die Übertragung ein. Ein kleines Hologramm zeigte die taktische Lage der Hauptstadt. "Wie ihr seht, stehen wir bereits unter dem vollen Angriff des gegnerischen Regiments, das auch noch durch Artillerie und Hubschrauber unterstützt wird. Ich nehme meine Sperrstellungen nach und nach zurück, lasse sie aber die Stadt umgehen. Die TZU wird sie unbeschadet erobern wollen, und ich möchte die Zivilisten nicht mehr beeinträchtigen als unbedingt nötig. Der Polizeichef hat Anweisungen von mir erhalten, mit dem gegnerischen Militär zu kooperieren und die zivile Ordnung aufrecht zu erhalten. Flüchtlingsströme, die unsere Abmarschwege verstopfen können wir uns gerade nicht leisten. Flüchtlingslager zu bewachen auch nicht."
Heine nickte schwer. "Deine Prognose, Clovis: Kannst du deine Hauptstadt zurück erobern, oder geben wie Lyons auf?"
Neben Rosenstark japste Colonel Hannibal erschrocken auf. "Was?"
"Ich weiß, Ihre Skye Ranger sind eng mit Lyons verbunden. Aber Sie werden sich entscheiden müssen, wem Sie in Zukunft dienen wollen - der Isle of Skye oder der TZU. Dazwischen gibt es nichts."
Hannibal straffte sich. "Mylord, unsere Loyalität zu Haus Lestrade steht zweifellos außer Frage. Jedoch dürften es meine Leute nicht gut aufnehmen, wenn sie ihre Familien hier zurück lassen müssen."
"Seien Sie unbesorgt, James. Sollte der schlimmste aller Fälle eintreten, können wir die Familien ausfliegen, sobald die TZU ihre Herrschaft gefestigt hat. Aber soweit sind wir noch nicht. Vorerst ziehen wir uns zurück, studieren die Gefechte unserer Gegner und warten auf Entsatz. Bis dahin werden wir uns einigeln - oder bis wir eine geniale Strategie haben, um den hier entgegen zu wirken." Ein Video zoomte herein und zeigte eine klobige, humanoide Gestalt, die unter dem Beschuss mehrerer Panzer war. Die wendigen Fahrzeuge verschossen Explosivgeschosse und Panzerbrecher, schafften es aber kaum, den Riesen anzukratzen. Der Gigant hob einen Arm, und eine großkalibrige Autokanone zog eine Spur von Explosionen über zwei Tanks, und ging dann auf die Kamera, die kurz darauf nur noch Schnee zeigte. "Mit dem was sie ansonsten aufgeboten haben würden wir fertig werden, aber diese Dinger sind zweifellos die ominösen Mackies, von denen wir gehört haben. Wir brauchen mehr Daten über sie, wenn wir sie besiegen wollen. Und vor allem müssen diese Daten um jeden Preis den Planeten verlassen und zu den Generalnationen gebracht werden."
"Wenn es geht mit der einen oder anderen Information, wie wir sie besiegen können", murmelte Pearl Vincent.
Clovis lächelte dünnhäutig, während der Gigant durch eine Infanterie-Truppe hindurch marschierte. Die Soldaten schossen mit Panzerfäusten, aber das beeindruckte den Giganten überhaupt nicht. Die schnellen Luftkissenpanzer rieben das Platoon anschließend mit MG-Feuer auf. Auch diese Kamera zeigte kurz darauf nur noch Schnee.
"Im Moment sind weitere Landungsschiffe auf dem Weg zu Ihnen. Wir befürchten, dass sie weitere Truppen und Mackies mitbringen."
"Was bedeutet das für uns, Lord Clovis?", fragte Direktor Marco stockend. Der zivile Leiter des Raumhafens sah reichlich bleich und mitgenommen aus.
"Colonel Hannibal, wie ich hörte haben Sie einige Sabotageversuche abgewehrt."
"Ja, Mylord."
"Dann halten Sie die Stellung eine angemessene Zeitspanne, bevor Sie sich zurückziehen. Es wäre nett, wenn Sie unseren Daten über diese Monster weitere Informationen hinzu fügen könnten."
"Ich verstehe, Mylord."
"Direktor Marco, ich erwarte, dass Sie mit Colonel Hannibal wie immer kooperieren. Sobald sie den Raumhafen räumen, ergeben Sie sich. Ich will, dass der Warenverkehr so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Deshalb kooperieren Sie bis zur Rückeroberung mit der TZU."
Der Mann brach übergangslos in Schweiß aus und tupfte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. "J-jawohl, Mylord." Sein skeptischer Blick schien fragen zu wollen: Welche Rückeroberung? Viel zu selten gab die TZU eine Beute wieder frei, in die sie sich erstmal verbissen hatte.
"Gibt es denn Hoffnung auf Verstärkung?", fragte Heine gerade heraus. "Der Orbit dürfte doch von mehreren Kriegsschiffen blockiert sein."
"Es gibt... Bestrebungen, Blockadebrecher nach Lyons zu schaffen. Die Wolfs Dragoner verhandeln derzeit um einen Kontrakt mit uns. Das wären dann fünf erfahrene Regimenter mit voller Drachenunterstützung. Es wird... Mittel und Wege für sie geben, die Blockade zu durchbrechen."
"Und damit sie nicht ins Verderben fliegen, sollten wir so viel wie möglich über den Gegner wissen, vor allem über die Mackies", schloss Pearl.
"Ja, das wäre nett. Ich erwarte einen Guerilla-Krieg von Ihnen und Ihren Leuten, Colonel Hannibal. Und ich erwarte, dass du ihn unterstützt, Heine."
Die beiden Männer nickten ernst.
"Seht zu, dass der Raumhafen nicht zu viel abkriegt. Er hat mehr Milliarden gekostet, als alle Omas der Inneren Sphäre durch stricken verdienen könnten. Ach, und noch etwas. Heine, es steht außer Frage, dass Takara und Christian Kell als willkommene Geiseln angesehen werden. Wenn du sie nicht in den nächsten Flieger setzen kannst, der Lyons sicher verlassen kann, dann evakuiere sie auch."
Der Major wechselte einen schnellen Blick mit Direktor Marco. Der Mann legte kurz den Kopf schräg und ging seinen Flugplan durch. Dann schüttelte er reumütig den Kopf.
"Ich evakuiere sie", entschied Heine. Es stand außer Frage, dass die TZU alle irregulären Flüge abfangen würde - höchstwahrscheinlich auch die Regulären. Er selbst hätte es jedenfalls so gemacht. Und auch wenn man der Terranischen Zentralunion Hegemoniebestrebungen, Machthunger und Expansionsdrang vorwerfen konnte - Unfähigkeit ihres Militärs gehörte definitiv nicht zu diesen Begriffen.
Heine warf einen taxierenden Blick in die Runde. "Ihre Befehle, Colonel Hannibal?"
Überrascht sah der Skyeler ihn an. "Befehle? Heine, ich habe gedacht, dass..."
"Mit Verlaub, Sir, aber wir sollten in dieser Sache definitiv an einem Strang ziehen. Wir können keine zwei kommandieren Offiziere haben."
Hannibal nickte. "Da haben Sie vollkommen Recht, Mylord. Mylord Lestrade-Holstein?"
Clovis zuckte unter dem Laut einer Explosion zusammen. "Ja, Colonel?"
"Ich würde mich gerne Lord Rosenstark unterstellen. Er hat die Drachen und wesentlich mehr Felderfahrung als ich. Allerdings würde ich das gerne legitimiert sehen."
Clovis zwinkerte ein wenig ungläubig. "Nun gut, man muss nutzen was man hat. Heine, du bist ab sofort mein Sonderbeauftragter. Damit hast Du Befehlsgewalt über die Skye Ranger. Ist das akzeptabel, meine Herren?"
Heine nickte zögernd. "Ich hätte auch auf Sie gehört, James."
"Wir werden zweifellos sehr gut zusammen arbeiten. Aber ich kenne mein Regiment, nicht Ihr Bataillon. Und Schlussendlich HABEN Sie die Drachen."
"Ich nehme an. Danke, Clovis. Danke, Colonel Hannibal."
"Wenn es das gewesen ist, melde ich mich wieder, sobald ich im Kastell bin", sagte Clovis und duckte sich erneut bei einer besonders heftigen Explosion.
"Jawohl, Lord Lestrade-Holstein." Hannibal salutierte vor seinem Dienstherren. Heine und seine Offiziere beließen es bei einem Nicken.

"Also, fangen wir an. Was können Sie mir über die GLZ sagen, James?"
"Die Landungsschiffe streben eine Landezone an, die in etwa siebzig Klicks von uns entfernt in den Bergen liegt. Selbst unter günstigen Bedingungen bedeutet dies einen Marsch von drei bis fünf Stunden. Bereits vorher werden unsere VTOLS und ihre miteinander kämpfen. Ich glaube nicht, das wir sie vernichten können, aber eventuell beschäftigt halten. Mit ein wenig Glück drängen wir auch ihre Scouts zurück, sodass unser Abzugsweg geheim bleiben kann."
"Gibt es denn bereits Pläne für einen Abzug?"
"Wir haben selbst in den Bergen den einen oder anderen Rückzugsbereich, den wir aufsuchen können. Zwar kein Brian-Kastell, aber solide Operationsbasen, die wir jederzeit mit Vorräten aus unserer Kaserne auffüllen können."
"Tun Sie das, James, solange die Lastschweber noch keinen Begleitschutz brauchen. Aber sehen Sie zu, dass den Schwebern niemand zu unserem neuen Versteck folgt. Wer kommandiert die VTOLS?"
"Captain Saunders. Sie hat zwanzig Hawk Moth, frisch von den Terranern gekauft."
"Was für eine Ironie, das wir ihnen ihre eigene Technologie zu schmecken geben", murmelte Heine amüsiert.
Hannibal lächelte dünn. "Militärtechnologie verlässt die TZU grundsätzlich schlechter als ihr eigenes Militär als Standard verlangt. Zum Glück aber habe ich findige Experten und Bastler, die diesen Nachteil wieder ausgleichen."
"Soryu, Bob, schnappt euch Nova und Schnitter und begleitet die VTOLS. Ich will, dass ihre Vorhut aufgerieben wird. Und ich will über ihre Beobachtungen informiert sein. Seht dabei zu, dass ihr nicht euer volles Potential zeigt. Wir wollen ja etwas haben, was die Terrys überrascht, wenn wir uns den Raumhafen zurück holen. Fabian, Sie helfen bei der Evakuierung von Personal und Material. Wir schaffen alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist, solange wir das noch können."
Die Angesprochenen bestätigten. "Soll ich die Amazonen auf den Kampf vorbereiten?"
"Mit Verlaub, in einer Guerilla-Aktion sind die Amazonen wertvoller", sagte Hannibal ernst. "Überlassen Sie es meinen Panzern, die Raumhafenabwehr so lange wie möglich zu unterstützen. Ich evakuiere den Großteil meiner Leute ebenfalls."
"Das ist auch meine Meinung, Pearl. Eure große Stunde kommt später."
"Verstanden."
"Tostan. Ich will, das du und Garm den Abmarsch bewachen. Ihr übernehmt den Schutz von Takara und Christian Kell. Ich schulde dem Jungen sowieso noch einen Drachenflug."
"Was ist mit Auris und Miss Ishibashi?", hakte Soryu nach.
"Wir werden es ihnen freistellen, ob sie uns begleiten wollen oder nicht", schloss Heine. "Letztendlich sind sie Zivilisten. James, Sie haben Feuer frei für die Orbitalraketen. Wenn sich einer der Lander in Reichweite wagt, geben Sie ihm Saures."
"Jawohl, Mylord."
Rosenstark schlug die Hände zusammen. "Also, Herrschaften, wir haben eine Invasion zurück zu schlagen. Gehen wir es an!"

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
08.06.2009 16:35 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Seit den Zeiten organisierter Armeen war eines immer gleich geblieben: Ein guter Heerführer klärte die Kampfsituation auf, bevor er mit dem Hauptheer nachstieß. Die ersten Kampfhandlungen gehörten den Plänklern, die den Haupttruppen die Zeit für die Aufstellung zur Schlacht erkauften. Erst danach begann der eigentliche Tanz.
Moderne Armeen waren mächtig, mobil und erschreckend gut bewaffnet, ein einziger Kampfpanzer hätte locker einmal eine Phalanx der legendären Armee Alexander des Großen ausradieren können, aber sie trafen meist auf nicht minder mächtige Gegner.
Es gab Heerführer, die voran preschten, ihre Versorgungslinien hinter sich ließen, alles auf eine Karte setzten und mit einem Überraschungsschlag im Rücken der Gegner in kurzer Zeit alles erzwingen wollten. Und es gab vorsichtige Taktierer, die sich heran tasteten, die Lage sondierten, exakt identifizierten, wen oder was sie vor sich hatten und sich langsam entfalteten, dann aber mit der Endgültigkeit einer Woge.
Ein guter Stratege fand seinen Weg zwischen beiden Formen, gab je nach Kampflage der Vorsicht oder dem Wagemut den Vorrang. Jene die diese Kunst beherrschen lernten wurden Helden. Jene die versagten, hatten bestenfalls eine Fußnote in der Geschichte inne.
In damaligen Zeiten, sei es bei den Römern, sei es in den Tagen der Vorderladermuskete, hätte Aufklärung folgendes bedeutet: Entweder inspizierten Plänkler der Infanterie das Gelände, oder kleine Kavalleriestoßtrupps stießen schnell vor und kamen schnell wieder zurück.

Heutzutage übernahmen diese Aufgaben andere Einheiten. Die Infanterie war eher selten gezwungen abzusitzen und zu Fuß zum Kampfgebiet zu kommen, leichte Panzer erfüllten ihre Aufgaben schnellerer und sicherer. Allerdings auch lauter. Da aber Geschwindigkeit noch immer ein Vorteil war, bestand die Vorhut der TZU auf dem Weg zum Raumhafen diesmal aus noch schnelleren, noch wendigeren Einheiten, die dafür auf Kampfkraft verzichtet hatten: Ihren Hubschraubertruppen.
Durch ihre hohe Eigengeschwindigkeit und auf ihre überlegenen Ortungssysteme vertrauend brachten die gut acht Warrior-Kampfhubschrauber eine beachtliche Strecke im Schnellmarsch hinter sich, bevor sie reduzierten, um sich vorsichtiger an den Feind heran zu pirschen. Dabei hielten sie sich dicht über den Boden, um ihren Rotor als Waffe gegen eventuelle Drachenangriffe zu verwenden. Ein durchschnittlicher Drachenreiter griff einen VTOL stets nur aus vier Richtungen an: Frontal, auf einer der Seiten, oder von unten. Unten war hierbei die gefürchtetste Richtung. Deshalb hielten die Piloten ihre Mühlen so tief wie möglich, immerhin hatten sie es hier mit mindestens zwei kampfstarken, vielfach ausgezeichneten Kampfdrachen und zwei erfahrenen Lenkern zu tun. Zu diesem Zweck hielten sich die Piloten an die Waldwege, denn über den Wipfeln zu fliegen hätte für einen Drachen bedeutet, zwischen den Bäumen aufzutauchen, zu zu schlagen und einen Hubschrauber zu vernichten, ohne in den gefährlichen Rotorkranz geraten zu sein.
Die TZU setzte dafür Hawk Moths ein, relativ schwere Einheiten für einen Spähauftrag, die aber dementsprechend bewaffnet und gepanzert waren. Was es ihnen gegen die Gegner, die sie aufklären und binden sollten, bringen würde, stand auf einem anderen Blatt.
Hannibals Hunters, oder wie sie sich lieber nennen ließen, die Skye Ranger, verfügten ebenfalls über den Hawk Moth. Die Maschine war terranischer Fertigung, und solche Kampfeinheiten verließen die TZU stets in einem niedrigeren Qualitätsgrad als die Einheiten für die eigenen Truppen inne hatten, aber Hannibals Techniker waren erfahrene und fähige Bastler. Die zwanzig Hawk Moths unter Captain Erine Saunders waren deshalb vielleicht sogar besser als das Serienmodell. Die erfahrene Pilotin würde das eine oder andere beweisen. Zudem hatten die Skye Ranger hier nicht nur den Heimvorteil, sondern das Gelände auf ihrer Seite. Und in diesem Fall waren sie die Jäger, nicht die Beute.

"Falcon Leader, hier Falcon Leader. Lauschposten meldet Hubschraubergeräusche aus Südwest, schnell näher kommend."
"Schmitt hier. Vorsichtig erkunden, den Feindkontakt suchen. Langsam hinter ihnen her ziehen."
"Verstanden, Mylord." Sie warf einen schnellen Blick auf ihre taktische Karte. Wenn sie die Hwk Moths der Gegner stellten und über die Baumwipfel mit sich zogen, machte das ihre Unterseite verletzlich. Wenn der Feind bevorzugte, den Waldwegen zu folgen, konnte das Feuer konzentriert werden. Wenn er sich zurück zog, umso besser. In der Richtung, in die sich Saunders mit ihren Maschinen zurück ziehen würde, war definitiv eine Menge Wald.
"Falcon vier bis sechs, schlagt einen Haken um die rechte Flanke. Sechzehn bis zwanzig bleibt hier in Reserve, der Rest rückt langsam vor."
Im Moment ärgerte sich Saunders doch ein wenig, dass die Zeit nicht dafür gereicht hatte, Infanterie mit Antifliegerraketen im Wald abzusetzen, aber das hätte eine Säuberung von TZU-Plänklern voraus gesetzt. Die schnellen und wendigen Hubschrauber waren nahezu in der Lage, diesen Gegner zu ignorieren, aber sicher nicht eine fest gekämpfte Infanterie. Sie hätten damit nur unnötig Leute geopfert.
"Falcon Leader!"
Hastig antwortete sie: "Mylord?"
"Nova ist da draußen. Schärfen Sie Ihren Leuten ein, wirklich nur auf Hawk Moths zu schießen, nicht auf jeden einzelnen Schatten. Ein Wraith-Drache kann sehr nachtragend sein."
"Ich werde es ausrichten, Mylord. Was genau ist Novas Auftrag?"
Sie meinte, das grinsen des ehemaligen Graf der Vereinigten Sonnen direkt vor sich zu sehen. "Wir wollen ein wenig Angst schüren. Je weniger die VTOLs der Terraner vorpreschen können, je weniger sie sehen können, desto besser für uns. Nova wird sich melden, wenn er eingreift. Das Codewort, das er benutzt ist Mad Dog. Haben Sie verstanden?"
"Ja, Mylord. Bei Mad Dog ist das Feuer mit allen Einheiten einzustellen."
"Ich sehe, wir verstehen uns. Sehen Sie zu, dass Sie so viele Vögel wie möglich mit zurück bringen. Unser Spiel beginnt gerade erst."
"Verstanden, Mylord. Soll ich auch noch ein paar Schnappschüsse der Mackies mitbringen?"
"Vermeiden Sie Kontakt mit den Mackies, ich wiederhole, vermeiden Sie Kontakt mit den Mackies. Ihre Skye Ranger-Kameraden vor der Hauptstadt standen mit ihren Pintos nicht den Hauch einer Chance. Sie haben über dreißig Flugeinheiten verloren, ohne die Mackies auch nur anzukratzen. Wir werden einen Weg finden, mit ihnen umzugehen. Aber heute bedeutet es nur unnötige Opfer, haben Sie verstanden?"
"Ja, Mylord. Jedes einzelne Wort."
"Gut. Dann viel Glück da draußen. Und holen Sie sich gegen die Terrys ein paar Abschussmarkierungen!"
"Jawohl, Mylord!", rief sie mit einem Enthusiasmus in der Stimme, der sie selbst erschaudern ließ. Der junge Earl Rosenstark - offiziell hieß er Schmitt - weckte ein Vertrauen, eine Ruhe, aber auch eine Wildheit in ihr, die sie so noch nicht gekannt hatte. Sie fühlte sich verstanden, gebraucht und gut geführt. In den Manövern der Skye Ranger war es immer mal vorgekommen, dass Unordnung in die Linie gekommen war, und jedes Mal hatte sie Blut und Wasser geschwitzt, um ihre Linien wieder aufzubauen. Bei Lord Rosenstark jedoch hatte sie das Gefühl, das es mehr brauchte als eine unterbrochene Kommunikation, um seinen Schlachtaufbau zu stören. Hannibal war ein sehr guter Kommandeur, der die Skye Ranger in der dritten Generation führte, aber Rosenstark war einfach... Rosenstark.
"Her gehört, ihr wilden Falken!", rief sie enthusiastisch. "Nova ist in der Nähe, und Lord Rosenstark verbittet sich, den kostbaren Drachen zu verletzen. Er greift nach eigenem Ermessen in dem Kampf ein, warnt uns aber mit dem Codewort: Mad Dog! Sobald ihr das hört, wird das Feuer auf den Feind eingestellt. Haben das alle verstanden?"
"Ja, Ma´am!"
"Dann können die Terrys ja kommen!"
***
Die Wraith-Rasse war etwas sehr besonderes. Etwas sehr intelligentes. Etwas sehr gefährliches. Außerdem extrem anlehnungsbedürftig und liebesbetont. Die Wraiths waren extrem wählerisch, was ihre Partner betraf. Sie mussten ihnen intellektuell und sportlich das Wasser reichen können, Initiative zeigen und den hoch intelligenten Drachen beschäftigen. Darüber hinaus verlangten sie eine Familie von ihrem menschlichen Partner. Eine essentielle Forderung eines Drachen, dessen Art Geselligkeit und Sozialverhalten über alles stellte.
Man munkelte, dass die Wraith-Sondereinheit des MI6 aus diesen Gründen zusammengebrochen war: Zu viele Drachenreiter hatten sich gegen den Dienst und für eine Familie entschieden, um die Truppe tatsächlich noch aufrecht erhalten zu können. Nova war da ein klein wenig anders. Er verlangte von seinem menschlichen Partner keine Familie. Noch nicht. Er war ein recht junger Wraith der dritten Generation, und auch Hammer war mit gerade einmal vierundzwanzig Standardjahren sehr jung. Nova hatte Zeit und drängte Robert Hammer nicht. Jedenfalls für die nächsten zwanzig Jahre nicht. Bis dahin versuchte er einfach, in allem was er tat der Beste zu sein und seinen menschlichen Partner stolz auf sich zu machen. Dazu gehörten Missionen, die er alleine ausführte ebenso wie ihre weithin gefürchtete Kombi für Infiltration und Aufklärung.
Die Hawk Moths, die von beiden Seiten eingesetzt wurden, hatten als Primärwaffe vor allem ihre Wendigkeit und Schnelligkeit; außer den Drachen konnten nur noch Hubschrauber still in der Luft stehen bleiben. Die Bewaffnung der VTOLs belief sich auf zwei Schwere Drachenlanzen, die erheblichen Schaden anrichten konnten, wenn sie trafen. Dies erforderte jedoch ein perfektes Training der Piloten und die Chance, das Ziel auch zu treffen. Nova hatte eine sehr klare Vorstellung davon, wie dieses erste Geplänkel ausgehen sollte, und was er dafür zu tun hatte.
Seine eigene Kampfausrüstung bei dieser Mission, die vor allem den Vormarsch des Feindes erschweren sollte, waren die mächtigen Vibroklauen an seinen Vorder- und Hinterläufen. Doch noch war es nicht so weit. Noch duckte er sich ins Geäst eines nahen Baumes, verbarg sich perfekt im Schatten und wartete auf seine Gelegenheit.
In der Ferne erklang eine Explosion. Aha, es hatte begonnen. Aber hatte es einen Invasor oder einen Skye Ranger erwischt?
***
"Guter Schuss, Falcon sieben!", rief Saunders euphorisch. Von oben in den Rotor war immer eine gute Schussposition. Vor allem wenn der Gegner aus Angst vor Drachenangriffen ihre obere Deckung vollkommen vernachlässigten und ängstlich auf den Waldwegen quasi am Boden krochen. Das bot den Skye Rangern, also ihren Falcons, die Gelegenheit, hart und fies zu zu schlagen, denn der Drache war ja auf ihrer Seite. Sie mussten ihre Bäuche nicht decken. Die TZU-Maschinen hatten das soeben zu spüren bekommen.
"Danke, Falcon eins."
"Bleibt dennoch vorsichtig. Ihr alle. Vielleicht überwinden sie ihre Drachenphobie und kommen hoch geschossen. Ihr Drachenlanzen haben immer noch ein paar Watt mehr als unsere, auch wenn der MeisterTech uns Wunder versprochen hat."
Die anderen Piloten bestätigten.
Saunders drückte ihre Mühle wieder nach unten. Einer weniger. Einer von wie vielen? Mehr als zwei Dutzend würden die TZUler kaum mitgebracht haben. Aber verlassen konnte sie sich darauf auch nicht. Was sie brauchten waren Informationen. Zum Glück gab es jemanden in der Region, der ihr diese liefern konnte.
"Falcon Leader, hier Falcon Leader. Können Sie mich hören, Spezialist Tostan?"
"Hier Garm und Tostan", korrigierte sie der Mann aus Rasalhaag sanft. "Was kann ich für Sie tun, Falcon Leader?"
"Mich würde interessieren, wie viele Gegner Ihr Drache derzeit spürt."
"Sie meinen wie viele Hubschrauber? Sie haben es mit einem vollen Dutzend zu tun. Sie befinden sich etwa acht Kilometer vor der Linie der schnellen Panzer. Ich würde Ihnen also bestenfalls eine halbe Stunde geben, bevor Sie nach hinten verlegen sollten."
Saunders grunzte angespannt. Der Mann war kein Militär, aber er hatte Erfahrung mit Gefechten und Möglichkeiten. Einer von denen, die in einer Guerilla eine Schlüsselrolle hätten.
"Sagen Sie Garm herzlichen Dank von mir, und danke für den Tipp, Spezialist Tostan. Haben Sie Neuigkeiten von der Kaserne?"
"Die Evakuierung der Nichtkombattanten ist abgeschlossen."
"Immerhin ein Trost", brummte sie und wollte die Nachricht weiter geben. Dann brach die Hölle über sie und ihre über dem grünen Meer schwebenden Kameraden herein, als die gegnerischen Piloten ihre Drachenphobie zugunsten einer besseren Schussposition aufgaben. Sie zogen aus den Schneisen hoch und feuerten ihre Lanzen ab. Natürlich hatten die Skye Ranger das erwartet, aber die Schrecksekunde gab es dennoch, und deshalb wurden auf beiden Seiten drei Maschinen ausgeschaltet, bevor der typische Part eines VTOL-Gefechts entstand: Verstecken und beißen.
***
Nova öffnete ein Auge, als der Lärm lauter wurde. Längst schon hatte er mentale Filter vor das Geräusch der Rotoren gelegt, um sein empfindliches Gehör zu schützen. Die Treffer der Drachenlanzen, abstürzende Helikopter und explodierende Tanks fügten sich disharmonisch ein.
Nova registrierte, dass die gegnerischen Einheiten nach ihrem ersten Verlust zur alten Taktik zurück gekehrt waren. Nun würden sie warten, bis ein Drache sie angriff, Verluste in Kauf nehmen, nur um den Vorteil gegenüber den Skye Rangers zu halten, die eindeutig in der Defensive waren und deshalb nach einem heftigen Schlagabtausch ihrerseits in Senken verschwanden.
Dies war der Zeitpunkt für ihn. Nova streckte sich und gähnte herzhaft. Er schätzte die Entfernung ab und aktivierte endlich den Funk. "Mad Dog!", sagte er laut, klar und sehr ernst. Erst danach stieß er sich aus dem Baum ab, stürzte in eine schmale Holzarbeitergasse, gewann Geschwindigkeit und stieg auf. Kaum hatte er die Bäume unter sich gelassen, war der Hawk Moth, den er sich zum Ziel genommen hatte, erreicht. Er kam direkt von unten, aus einen vollkommen toten Winkel für den Piloten. Nova krallte die Vorderklauen tief in die Panzerung, riss den Unterleib hoch. Dann stießen die Beinklauen mit den Vibroklingen tief in die Maschine hinein. Kurz überlegte er, ob es sich lohnen würde den Terraner zu töten. Dann aber erinnerte er sich an Roberts Grundsatz, dass ein verwundeter Soldat viel mehr Ressourcen band als ein Toter. Also beließ es Nova mit der Zerstörung des Hauptrotormotors. Danach stieß er sich ab und ließ sich etliche Meter fallen, bevor er sich knapp vor dem Boden fing und wieder im Wald verschwand. Ha, das wollte er mal Schnitter oder Pacificus machen sehen.
***
"Da kommt der Wraith!", rief einer ihrer Leute aufgeregt. Sie identifizierte ihn als Lambert, Falcon elf, dazu in guter Beobachtungsposition. Sie schaltete seine Sichtdaten auf ihren Hilfsmonitor und bekam dadurch mit, wie Nova angriff und den Feind in der Luft zerriss. Sie hatte noch nie gegen Drachen gekämpft, aber plötzlich konnte sie verstehen, warum man Drachen die Könige des Schlachtfelds nannte. Als der Wraith wieder abgetaucht war, gab sie das Signal für einen zweiten Angriff. Die Skye Ranger feuerten ihre Schüsse ab, als der Kommandeur der Vorhut seinen Leuten befahl, wieder den empfindlichen Boden ihrer Maschinen zu schützen.
"Schätze, wir können erstmal oben bleiben", rief sie übermütig. "Gute Arbeit, Nova."
Ein amüsiertes Drachenschnauben antwortete ihr.
***
Der Wraith zog eine Schleife durch ein Terrain, das er mit Robert besprochen und anschließend erkundet hatte. Die meiste Zeit musste er mit sehr viel Kraft und eingezogenen Flügeln fliegen, weil die Bäume zu dicht standen. Aber es gelang ihm, einen Haken von sechshundert Metern in sehr kurzer Zeit zu schlagen.
"Ich bin noch nicht fertig mit euch", brummte er missmutig. "Mad Dog!"
Nova fuhr aus den Baumwipfeln hervor, als beständen die Äste nur aus Papier. Er erreichte schnell zwanzig Meter Höhe und kippte dann ab. Mitten auf einen weiteren Helikopter, der sich in der Fahrgasse versteckte und seinen Bauch sicher glaubte. Nova lächelte nur geringschätzend. Diesmal ging er mit den Fußklauen zuerst vor. Sie fuhren in den Rotor. Die Blätter schlugen gegen ihre Vibroklauen und wurden von ihnen zerschnitten. Seines Auftriebs beraubt stürzte der Hawk Moth nach vorne, notdürftig stabilisiert durch den immer noch laufenden Heckrotor. Ein schneller, sehr präziser Hieb in das Antriebsgestänge brachte auch ihn zum schweigen. Nova betrachtete den Erfolg aber nicht lange, sondern sah zu, dass er wieder zwischen den Ästen verschwand.
"Nova hier", meldete er an Saunders, "das sollte sie etwas vorsichtig machen. Ich bleibe noch einige Zeit in der Gegend, nur für den Fall, dass der Gegner noch eine Überraschung parat hat."
"Sie meinen so etwas wie Sie, Nova?", klang die spöttische Stimme vom Captain der Hubschrauberstaffel auf. "So in etwa, ja", erwiderte Nova amüsiert.
Dies war nur das erste Geplänkel gewesen. Sie standen noch ganz am Anfang. Nein, dank der Mackies sogar noch etwas davor.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
29.06.2009 18:22 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Mit wachen Augen beobachtete Heine Rosenstark die verschiedenen Monitore und den großen Holotisch, auf dem die Daten der Hawk Moth im Einsatz verarbeitet wurden. Er verfolgte das Hubschraubergefecht mit, und machte sich zwei geistige Notizen. Die eine galt der Anmarschzeit der Gegner, die jetzt bestenfalls auf jene der Mackies zurückgefallen war. Das bedeutete im Idealfall eine Stunde mehr Zeit für die Evakuierung. Die zweite Notiz galt Nova. Der Wraith-Drache bewährte sich gerade hervorragend und hatte in diesem Gefecht bereits zwei VTOL vernichtet, obwohl Hubschrauber mit zu den schwersten Gegnern der Drachen zählten.
Draußen auf dem Hof hupte eine lange Schlange LKWs, LKTs und mittelschwerer Begleitfahrzeuge. Sie würden in einer langen Kolonne die letzten Vorräte und Materialien in ihr neues Ausweichquartier bringen. Mit ihnen verließen dann Takara Kell und der kleine Chris letztendlich die Gefahrenzone. Sorgen musste er sich also nur um Auris und Mireille machen, die seit ein paar Stunden in der Stadt beschäftigt waren. Blieben sie dort war alles in Ordnung. Schafften sie es rechtzeitig zum Rückzug der Militäreinheiten, war auch alles im grünen Bereich. Aber wehe sie kamen einen Tuck zu spät, dann konnte ihnen von Seiten der Terrys Ärger drohen. Der Braindrache und sein Mündel waren zwar beide keine Soldaten, aber Heine kannte genügend Arschlöcher im Militär, denen Tatsachen scheißegal waren, wenn es um ihren Vorteil ging. Er sah zu Soryu herüber. "Versuch noch mal, Auris an die Leitung zu kriegen."
Skeptisch musterte der Sandoval-Sproß den ehemaligen Adligen. "Es wird auch beim elften Versuch nicht besser werden. Die beiden werden in ihrer Arbeit vertieft sein und einiges nachzuholen haben. Nach der Sache neulich..."
"Versuch es einfach! Ich möchte sie ungern einem Haufen TZU-Soldaten in die Arme laufen lassen, die glauben, sie hätten zwei Mitglieder von Heines losem Haufen erwischt."
Soryu schnaubte frustriert und trat an die Kommunikationseinrichtungen.
"Colonel Hannibal."
"Mylord."
"Planänderung. Ich brauche Freiwillige aus der Infanterie, die bereit sind, erst in letzter Minute mit schnellen Wagen und Transporthubschraubern zu fliehen."
"Wofür brauchen Sie die, Mylord?", fragte der Skye Ranger erstaunt.
"Sie sollen die Energieanlagen und die Steuerzentralen der automatischen Waffen so lange wie möglich vor Sabotage beschützen. Jeder automatische Geschützturm, der weiter beißt, obwohl wir nicht mehr da sind, wird uns später einen Vorteil verschaffen. Außerdem bedeutet jeder zerstörte Geschützturm automatisch auch eine Waffe, die sich nicht mehr gegen uns richten kann."
"Eine kostspielige Einstellung, Mylord", erwiderte Hannibal.
"Keine Sorge, Aldo Lestrade wird schon bezahlen. Wir... Ist die Kolonne immer noch nicht abgefahren?" Heine wandte sich dem Fenster zu, um hinaus zu sehen. Tatsächlich hatte die Kolonne den Kasernenhof noch immer nicht verlassen. Was wohl an der Menschenmenge liegen könnte, die auf der anderen Seite gelauert hatte und nun trotzt heftigem Hupkonzert die Straße verstellte.
"Das sieht nicht gut aus", brummte Heine.
Ein riesiges Auge schob sich vor das Fenster. Es gehörte Pacificus, der gerade mitten in den Vorbereitungen für den Kampfeinsatz gewesen war. Er trug bereits die Halsrüstung und das Cockpit, aber noch nicht seinen Kampfhelm. "Du solltest besser raus kommen, Heine. Die Menschen haben einfach nur Angst."
"Angst?", fragte Hannibal bestürzt.
"Angst, hier zurück gelassen zu werden."
"Teufel, dabei sollten sie froh sein, das wir abziehen. Dadurch werden die Kämpfe um den Raumhafen erheblich kürzer ausfallen. Und die Kollateralschäden ebenso", staunte der Colonel.
"Sie klingen logisch, Colonel Hannibal, aber Menschen sind das selten. Vor allem nicht wenn sie in einer hysterischen Menschenmenge zusammen gerottet sind und sich dadurch stark fühlen." Fabian Ryan trat ebenfalls ans Fenster. "In zwanzig Minuten muss der Konvoi unterwegs sein, Mylord. Er braucht sechs Stunden für den Trip, und wir brauchen in dieser Zeit die Lufthoheit."
"Ich kenne den Zeitplan, Fabian." Heine nickte schwer. "Verdammter Mist, dann muss es wohl sein. Soryu, übergebe deine Aufgabe einer Amazone und steig auf Schnitter. Colonel, bereiten Sie die von mir geforderte Infanterietruppe vor. Pearl, du sorgst dafür, dass deine Mädchen diesmal nicht als Letzte das Gelände verlassen. Ihr seid nicht für eine offene Feldschlacht ausgerüstet, und wir werden euch noch bitter brauchen, wenn wir anfangen mit den Terrys zu spielen."
"Ja, ja, schon gut. Meine Mädels spielen nie den Helden", entgegnete sie und spielte gelangweilt mit einer Haarsträhne. Ihre Augen sagten jedoch etwas völlig anderes.
"Stacy", mahnte Heine.
Die große Blondine nickte schwer. "Selbstverständlich, Lord Rosenstark. Wir führen eigenständige Operationen aus, aber wir können auch Befehlen gehorchen. Außerdem ist es ausnahmsweise auch mal schön, nicht die Letzten im Feindfeuer zu sein. Sir, soll ich Ihnen eine Wache mitgeben, wenn Sie da runter gehen? Eine Frau dürfte eventuell nicht so bedrohlich sein wie einer von Colonel Hannials langen Kerls oder Mr. Ice Fabian Ryan."
"Danke sehr. Ich hätte gerne Sergeant Kiribati."
"Eine gute Wahl, Sir. Sie ist eine hervorragende Nahkämpferin."
"Ich weiß", brummte Heine und rieb sich den blauen Fleck auf dem Oberarm, den er ihrem Judogriff beim letzten Training verdankte.
"Sie wird Euch unten erwarten, Mylord", sagte Stacy ernst und hoheitsvoll. Sie hätte einen wunderbaren lyranischen Stabsoffizier oder gar General abgegeben. Wenn sie ein Mann gewesen wäre.
Heine nickte ihr zu und trat in den Flur des Stabsgebäudes. Hier war alles im Umbruch. Unwichtige Papiere wurden eingescannt und vernichtet, wichtigere zur Verladung vorbereitet. Die Männer und Frauen vom Stabsdienst der Skye Ranger wirkten wie ein turbulenter, aber wohl organisierter Ameisenstaat. Heine passierte sie mit einem Kopfnicken, das teilweise nervös erwidert wurde. Niemandem hier schmeckte es, ohne im Kampf geschlagen zu sein den Raumhafen aufgeben zu müssen. Aber die Daten über den Mackie, die neue Waffe der TZU, machte einen strategischen Rückzug notwendig. Sie mussten jene unnötigen Verluste vermeiden, die Clovis Holstein-Lestade erlitten hatte, und den Feind analysieren, seine Schwächen aufdecken. Wenn sie zurückschlugen, brauchten sie ihre volle Kampfkraft.
Unten am Treppenabsatz wartete tatsächlich bereits Amy Kiribati. Die junge Frau trug eine lockere grüne Felduniform, dazu ein keckes Barett. An ihrem Gürtel hin ein Waffenholster mit einer großkalibrigen Autopistole. Und im rechten Stiefelschaft entdeckte Heine den dünnen Griff eines schmalen Messers. Sicher waren das nicht alle Waffen.
"Mylord?", sagte sie, als Heine auf sie zukam.
"Wir gehen raus zu den Leuten. Ich will wissen, warum sie die Straße blockieren."
"Nur wir beide, Sir? Sie sind mutiger als ich dachte", scherzte sie.
"Wieso? Ich habe doch Sie dabei, oder nicht?", erwiderte er im gleichen Tonfall.
"Sicher, ich wiege hundert Männer auf. Deshalb ist es ja auch immer so ärgerlich, wenn es hundert und einer sind."
"Den einen übernehme ich dann", ließ sich Pacificus vernehmen. Der nachtschwarze Drache beugte sich vor, bis seine Schnauze beinahe Heine berührte. "Optischer Test des Kampfhelms. Du bist eindeutig identifiziert, Heine Schmitt."
"Lass die Scherze. Und versuche, nicht allzu bedrohlich zu wirken, solange ich mit den Leuten rede, ja?"
"Ein Drache in voller Kampfmontur. Drachenlanzen, Raketenpacks, Vibroklauen, und Sie sagen, er soll versuchen nicht so bedrohlich zu wirken? Mylord, Sie haben Humor."
"Mehr als Sie denken", knurrte Heine kurz angebunden, während die Techs hinter ihm nun begannen, die einzelnen Komponenten der Rüstung abzustimmen.

Die Torwache war vollständig angetreten. Ein junger Lieutenant führte sie an, stolze sechzehn Mann, und man konnte sehen, dass er mit der Situation überfordert war. Zum Glück neigte er nicht zu panischem Verhalten, ansonsten hätte es hier sicher schon ein Blutbad gegeben. Stattdessen versuchte er es mit Diskussion, aber wie diskutierte man mit dreißig Sprechern gleichzeitig?
Die Menschenmenge schätzte Heine auf grobe vierhundert, und damit war sicherlich noch nicht das Ende erreicht. Sicher konnten es bald tausende sein.
"...aber wir können doch nicht... ...sehen Sie es doch ein... ...wir geben ja nicht auf...", klangen einzelne Wortfetzen an Heines Ohr. Langsam begriff er, worum es hier ging. "Gibt es ein Problem, Lieutenant?", rief er laut genug, um selbst die laufenden Laster zu übertönen.
Der junge Offizier wandte sich um und atmete erleichtert auf, weil er die Verantwortung für die Situation nun in kompetentere Hände legen konnte. "Mylord Rosenstark - ich meine Major Schmitt, diese Menschen hier..."
"Diese Menschen hier behindern die Skye Ranger daran, das Kasernengelände zu verlassen, richtig?", fragte er streng.
Wie Heine erwartet hatte, provozierten seine Worte Erwiderungen bei den Menschen.
"...die Terrys kommen... ...können uns nicht zurücklassen... ...sind zu unserem Schutz da..."
Heine machte eine herrische Handbewegung, und die Menge verstummte. "Herrschaften, ich verstehe Ihre Sorge. Aber lassen Sie mich eines von vorne herein klar stellen: Die Skye Ranger sind nicht zum Schutz der Zivilbevölkerung da. Sie sind einzig und alleine hier um den Raumhafen zu schützen!"
"Dann beschützen Sie ihn doch!", rief eine aufgeregte Frauenstimme aus der Menge.
"Das werden wir. Später", sagte Heine ernst.
"Warum nicht jetzt? Warum fliehen Sie wie ein Feigling? Warum lassen Sie uns hier alle schutzlos zurück?", rief eine ältere Männerstimme, und zustimmendes Gemurmel erhob sich.
"Die Terranische Zentralunion", begann Heine in seinem besten Kommandoton, "hat eine neue Waffe dabei! Diese neue Waffe ist eine Art Gefechtsroboter von überragender Feuerkraft! Seine Lordschaft, Clovis Holstein-Lestrade, hat bereits mit ihnen um die planetare Hauptstadt gerungen, und musste sie nach verlustreichen Kämpfen räumen, um den Kampf an einem anderen Ort fortzusetzen!" Langsam ließ er seinen Blick über die Menge schweifen. "Auch wir! Werden den Kampf an anderer Stelle fortsetzen! Wir werden die Kampfroboter, welche die Terraner Mackie nennen, attackieren, studieren, und eine verlässliche Waffe gegen sie finden! Das kann morgen der Fall sein, das kann erst in Wochen der Fall sein! Ja, auch das ist möglich, vielleicht kann nur ein anderer Mackie einen Mackie aufhalten. Wir wissen es nicht! Aber Teufel noch eins, geben Sie uns doch die Chance dazu, Herrschaften! Lassen Sie uns doch unseren verdammten blutigen Job machen!"
Betretenes Schweigen antwortete ihm, bevor eine verängstigte Stimme irgendwo aus der Menge sagte: "Und was ist mit uns?"
Heine strich sich müde über die Nasenwurzel. "Ich weiß, Sie alle haben Angst. Das hätte ich auch, wenn eine fremde Armee auf mein Haus und die meiner Nachbarn zumarschieren würde, um mein Leben für immer zu verändern. Aber egal was man über die TZU sagen mag, wie kriegslüstern und eroberungswütig sie auch immer sind, eines tun sie gewiss nicht: Sie schießen nicht auf Nonkombattanten!"
Fragende Blicke trafen ihn. Heine seufzte ergeben. "Zivilisten."
"Ah. Ach so. Das meinte er. Na dann", raunte es in der Menge.
"Tatsache ist, die TZU will den Raumhafen. Wenn es ihnen gelingt ihn zu besetzen haben sie ihr Ziel erreicht. Solange die Stadt und die Zivilbevölkerung kooperieren, wird es nicht zu einer gewaltsamen Besetzung oder gar zu Plünderungen kommen. Die TZU tut das nicht aus Freundlichkeit oder Ritterlichkeit. Aber lange Jahre der Raubzüge in die benachbarten Systeme haben sie gelehrt, das eine verletzte, bloßgestellte und beleidigte planetare Bevölkerung ein schlimmerer Gegner sein kann als eine Armee. Ihr alle werdet gut behandelt werden, zumindest solange, bis das TZU-Militär beginnen wird, zuerst freiwillige Rekruten für die Armee und später dann Einberufene zu versammeln. Bis zu diesem Punkt werden Eure Leben normal weiter gehen. Die TZU haben kein Interesse daran, eine ganze Stadt niederkämpfen zu müssen."
"Und was ist dann? Wenn wir zwangsrekrutiert werden?"
"Bevor das der Fall ist, sind wir wieder da und haben den Raumhafen zurück erobert", sagte Heine mit eisiger Stimme.
"Geben Sie darauf Ihr Wort?", rief eine dunkle Männerstimme. Andere antworteten ihm: "Was ist sein Wort schon wert? Ein dreckiger Söldner, nicht mal ein Skye Ranger." "Das ist Lord Rosenstark! Sein Wort hat Gewicht! Er hat einen Drachen, und Drachen lassen sich nicht von Trotteln reiten!"
Heine hob eine Hand und brachte die Menge damit erneut zum schweigen. "Leben Sie Ihre Leben weiter, ignorieren Sie die TZU in allen Bereichen Ihres Lebens! Leisten Sie sich diesen Luxus, denn die Skye Ranger werden wiederkommen, und Lyons zurückgeben was dieser Welt gehört! Und ja, Sie alle haben darauf mein Wort!"
Erleichtertes Raunen ging durch die Menge. "Und jetzt lassen Sie uns bitte abziehen. Wir müssen erst fort sein, wenn wir später zurück kommen wollen."
"Und was tun Sie, Mylord?"
"Ich? Meinen Kampfanzug anziehen, ins Cockpit meines Drachen steigen und mir die verdammten Mackies aus der Nähe anschauen. Wie ich sagte, wir brauchen Daten über sie!"
Die Menge lachte, wenngleich nur halbherzig. Einige dachten wohl, Heine würde tatsächlich in eine Schlacht ziehen, deren Unmöglichkeit er gerade erst beschrieben hatte.
"Bitte räumen Sie die Straße. Sie haben nichts zu befürchten!", mahnte Heine noch einmal, und tatsächlich riss die Menschenmenge endlich auf und ließ die Lastkraftwagen passieren. Der erste Fahrer nickte erleichtert in Rosenstarks Richtung, dann fuhr er an. Hinter ihm folgte der Konvoi. Nicht mehr lange und die Kampffahrzeuge würden folgen.
"Ach, und wenn ich um eines bitten dürfte", rief Heine noch mal über den Lärm der Fahrzeuge hinweg: "Kooperieren Sie mit der TZU doch bitte so wenig wie möglich."
Wieder wurde gelacht, und der Lord verabschiedete sich mit einem angedeuteten Salut.

"Und was jetzt?", fragte Kiribati ernst.
"Na was wohl. Ich schlüpfe in meinen Kampfanzug, steige in Pacificus´ Cockpit und schaue mir die Mackies aus der Nähe an!"
Soryu winkte ihm bereits aus der Höhe zu, während sich sein Colt gerade dehnte und streckte. "Beeile dich mal, Heine! Die Mackies haben Kampfentfernung erreicht!"
"Und ich dachte, Sie machen einen Witz", staunte Kiribati.
"Lady, ich mache nur selten Witze. Dazu ist mein Humor nicht gut genug ausgeprägt", erwiderte er und betrat den Hangar, der ihnen als provisorische Drachenhöhle diente, um sich in den Umkleideräumen in den Kampfanzug zu zwängen. Ging es also endlich mal wieder los. Er war halt nicht für ein ruhiges Leben gemacht.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
20.07.2009 22:18 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Heine hing nun schon zwanzig Minuten kopfüber. Das war nicht besonders leicht zu ertragen, aber als alter Soldat, zudem als alter Drachenpilot hatte er schon haarsträubendere und spektakulärere Sachen gemacht und überlebt. Außerdem war er dermaßen in das Drachencockpit eingekeilt - Spötter nannten sie auch gerne den Sarkophag, und sie hatten Recht - das er selbst wenn er nicht angeschnallt gewesen wäre, keinen Platz gehabt hätte, um irgendwo hin zu fallen.
Er lag auf der bequemen Liege, Beine und Arme separat fest arretiert, mit dem Blick auf eine ganze Front, die nur aus Monitoren bestand. Rückwärtige Sicht, 360 Grad-Sicht, Seiten-Kameras, Raketenkameras und was es sonst noch eingebaut in die Rüstung von Pacificus gab, liefen hier zusammen.
Heine hatte volle Kontrolle über die Ortung, über den Funk und sämtliche Waffensysteme. Er konnte sogar die Vibroklauen von hier aus deaktivieren oder anwerfen, wann immer er wollte. Viele Drachen ließen ihren Partnern diese Kontrolle nicht. Das Zusammenspiel mit Pacificus hingegen war so gut, das sie einander blind vertrauten.
Zusammen mit der Agilität des Griffin-Drachen ergab das eine Kombination, die nur von wenigen Drachenreitern der Inneren Sphäre geschlagen werden konnte.
Wie gesagt, im Moment hing Heine Rosenstark kopfüber. Pacificus hatte sich in eine ausladende Baumkrone gehängt und musterte unter halb geschlossenen Lidern die vorbei marschierenden Truppen der TZU. Der Helikopter-Kampf war schon lange vorbei, die Truppen der Skye Ranger hatten sich zurück gezogen. Die letzten Zivilisten der Ranger waren schon vor über einer Stunde abgezogen worden, unter ihnen auch Takara und Chris Kell sowie Pearls komplette Truppe. Zu dem Zeitpunkt hatte Heine auch Garm und Nova den Rückzug befohlen. Die einzigen ernst zu nehmenden Truppen in der Region, die nicht zur TZU gehörten, waren nun nur noch er selbst mit seinem Griffin und Soryu mit Schnitter, die in einem anderen Abschnitt des Kampfgebiets lauerten.

Unter ihnen zogen gerade zwei Kompanien Panzer und motorisierte Infanterie vorbei. Für einen Griffin mit der Kampferfahrung von Pacificus wäre es ein Leichtes gewesen, unter ihnen Angst und Schrecken zu säen und sich anschließend unbehelligt wieder zurück zu ziehen, aber sie waren nicht ihr Ziel.
"Sie kommen", raunte der Drache. Es war nicht wirklich ein raunen in dem Sinne. Es war mehr eine Stimme aus dem Bauch, deren Vibrationen sich direkt von der Lunge auf Heines Cockpit übertrugen. Der ehemalige Adlige lächelte dünn. Er vertraute auf das exzellente Gehör des Griffin, als er antwortete. "Wurde auch Zeit."
Natürlich hätte er jetzt angreifen können. Attackieren, den Mackies in den Rücken fallen, sie sich gegenseitig beschießen lassen. Oder hier ablenken und Soryu mit Schnitter einen oder zwei der Stahlgiganten fällen lassen. Natürlich hätten sie die Giganten in Sprengfallen laufen lassen können. Natürlich hätten hier jetzt die gesammelten Truppen der Skye Ranger stehen können, um den Endkampf zu erzwingen. Aber das war nicht Heines Plan. Die Mackies, die gewaltigen, wandelnden Waffenplattformen, marschierten auf den Raumhafen zu, dessen Verteidigung noch immer intakt war, wie die rauchenden Trümmer mehrerer Furie-Kampfpanzer in der Peripherie bewies. Heine wollte sie mit eigenen Augen in Aktion sehen, um sich ein Bild machen zu können.
Sun-Tsu hatte einmal gesagt, dass ein Feind, der bekannt war, die Hälfte seiner Offensivkraft eingebüßt hatte. So würde es auch den Mackies geschehen. Die Drachen waren die Könige des Schlachtfeldes, und das würde immer so bleiben. Nicht weil sie in jedem Fall stärker bewaffnet oder agiler als die Mackies waren. Nein, so etwas war gar nicht nötig. Es waren Drache und Pilot, die eine Kombination bildeten, der sich selbst die Mackies beugen würden. Instinkt, Kombinationsgabe, Taktik und die richtigen Drachenwaffen würden diese Monstren bezwingen. Und damit das auch geschah, wollte Heine sehen was sie drauf haben.

Die Hafenanlagen, Drachenlanzen, Raketentürme und automatische Kanonen, lichteten die Reihen der Angreifer, während sie selbst kaum Gegenfeuer entgegen nehmen mussten. Das war einer der vielen Vorteile, die bekanntes Gelände bedeuteten. Die Computer wussten, wohin sie zu schießen hatten. Und auf wen.
Dann kamen die Mackies hinzu, gigantische, klobige Gestalten, die in etwa so wirkten wie Ritter in klobigen Rüstungen. Der vorderste Mackie hob den rechten Arm und feuerte zwei schwere Drachenlanzen ab. Zugleich löste sich ein Schwarm Langstreckenraketen aus der Brust. Die Lanzen versenkten ihre Lichtimpulse in einem Raketenturm und verwüsteten ihn. In diese Bresche schlugen die Raketen ein, detonierten und rissen die Munitionsvorräte des LSR-Turms mit ins Verderben.
Die Computerprogramme reagierten entsprechend. Zwei schwere PPK-Türme, die zur Schiffsabwehr im mittleren Bereich gedacht waren, schwenkten so weit sie konnten auf die Angreifer nieder und feuerten.
Der vorderste Pilot wich mit seinem Vehikel äußerst behende aus. Das hatte Heine bei den klobigen Monstren nicht erwartet. Leider trafen die Partikelblitze dafür einen hinter dem Mackie fahrenden Shrek am Turm und rissen zwei PPKs ab. Der Rest der Energie traf auf die Brustplatte eines zweiten Mackies. Innerlich spannte sich Heine an. Diese Waffen waren in der Lage, einen Raumjäger mit einem einzigen Treffer zu Boden zu schicken oder in der Luft zu zerstören. Aber der erhoffte Erfolg blieb aus. Zwar schüttelte sich die Maschine für einen Moment und warf ein paar verkohlte Panzerungssegmente ab, aber er blieb stehen. Und feuerte als Antwort seine Drachenlanzen auf die PPK-Türme an.
"Modulare Panzerung. Wie interessant", murmelte Heine überrascht. Der Mackie war also, ohne das man es sehen konnte, von schräg gestellten Schuppenpanzersegmenten bedeckt. Diese waren für Projektilwaffen schwerer zu durchdringen, und Energiewaffen wurden ganz oder teilweise in einem ungefährlichen Winkel reflektiert. War das Panzersegment verbraucht, wurde es abgeworfen. Und wahrscheinlich war eine ähnliche Schuppe darunter bereit, um die Aufgabe der zerstörten ersten zu übernehmen. Das war eine überraschende Erkenntnis.

Die vier Mackies hielten weiter auf den Raumhafen zu. Sie wurden öfter getroffen als das sie selbst Treffer verbuchen konnten, dennoch fiel keiner der Giganten oder wich auch nur einen Fußbreit zurück. Stattdessen gingen sie weiter vorwärts, unerbittlich und ihre Waffen feuernd.
"Haben sie alle Waffen eingesetzt, über die sie verfügen?", fragte sich Heine leise.
"Zumindest haben sie Waffen aus jedem Segment eingesetzt, in denen wir welche vermuten", raunte Pacificus. "Die Dinger sind wirklich enorm gut bewaffnet."
"Konkurrenz für einen Atlas-Drachen?", hakte Heine nach.
"Von der Bewaffnung, sicher. Von der Panzerung, schwer zu sagen. Wir wissen nicht was eine Vibrokralle mit dieser Modulpanzerung anrichten würde. Willst du es auf einen Versuch ankommen lassen?"
Heine lächelte schwach. Die Versuchung war groß. Aber diese Schlacht war in dem Moment verloren gewesen, als Clovis die Hauptstadt aufgegeben hatte, um seine Truppen zu retten.
Nun hieß es so viel wie möglich dazu zu lernen, um den Krieg zu gewinnen. "Nein, heute nicht mehr. Wir beobachten noch den Kampf mit den automatischen Türmen und ziehen uns dann zurück."
"Hrmph", machte der Griffin-Drache, und es war schwer zu sagen, ob es zustimmend oder missbilligend gemeint war.

Das Schauspiel setzte sich fort. Die Mackies übernahmen die Hauptlast des Angriffs, und obwohl sie oftmals gebeutelt wurden und eine der Maschinen bei einem heftigen Gausstreffer sogar kurz strauchelte, waren sie nicht aufzuhalten. Sie schnitten durch die Verteidigung wie ein heißes Messer durch Butter. "Schnitter ruft", sagte Pacificus plötzlich.
Heine runzelte die Stirn. Drachen konnten sich mit supertieffrequenten Tönen oder sehr hohen Tönen über Kilometer hinweg verständigen, ohne, dass ein Mensch dies hören konnte. Allerdings war diese Tatsache in der modernen Taktik bekannt, und gerade die TZU, gebeutelt durch die Drachen im Allgemeinen, hatte Spezialisten, die auf Drachenkommunikation achteten. Wenn der Colt also das Risiko einging und sich meldete, musste es wichtig sein. "Du sollst auf Infrarot schalten."
Heine schaltete einen der Bildschirme auf die Wärmebildkamera um. Er pfiff anerkennend. "Der Mackie wird unterschiedlich heiß. Er scheint sogar ganze Wolken heißer Luft auszustoßen."
"Wir werden es uns für die Zukunft merken. Und jetzt lass uns hier abhauen."
Pacificus ließ sich fallen, entfaltete die Flügel und glitt elegant durch eine Feuerbresche fort von den TZU-Truppen. In der Ferne, über acht Kilometer entfernt, machte sich auch Soryu mit Schnitter auf den Weg. Es würde interessant werden, ihre Gedanken und ihre Beobachtungen zusammen zu legen. Runde eins ging an die TZU, aber es gab mindestens noch eine Rückrunde.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
27.09.2009 22:15 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Seiten (3): « vorherige 1 [2] 3 nächste » Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » BattleDragonTech

Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH