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Zum Ende der Seite springen Chevaliers Season IV 7 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,00
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Marodeur74 Marodeur74 ist männlich
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Auftrag Wayside V


Vor nicht ganz 24 Stunden hatte Chappi erfahren, das der Auftrag tatsächlich ein Kontrakt zur Parderjagd war. Auf der einen Seite war er froh endlich wieder was zu erleben, nur die Ereignisse bei den NAIW Kampfeinsätzen in der damaligen Parder Zone kamen wieder hoch.
Vor allem die Erinnerung an das Ende seiner letzten Schlacht.

Alles war vorbei. Die Parder Einheit sollte zum Raumhafen und abfliegen. Doch völlig überraschend drehten die zwei Parder Trinärsterne am Raumhafen um und stürmten durch die Stadt auf die in weitem Abstand entgegenkommenden NAIW Einheiten zu. Alles war so überraschend das die Aufklärungskompanie in den ersten 5 Minuten des Gefechts ausgelöscht wurde, dann stürmten die Parder in die Vororte wo Chappi mit seiner Lanze gerade ankam. Und sich auf einmal einem Warhawk und einem Mad Dog gegenüber sah. Sein Flügelmann wurde in der Luft zerrissen, und er selbst schaffte es noch gerade den Mad Dog zu legen bevor der Warhawk ihn abschoss. Er hatte Glück, denn die Parder killten alle Piloten deren Mechs sie abschießen konnten. Diesmal wurde der Parder aber durch die Luftraumjägerunterstützung buchstäblich zu Staub geschossen.

Später auf der Gefechtsaufzeichnung fand man den Grund dieses unbeschreiblich brutalen und nicht zu erwartenden Sinneswandels der Parder. Ein unbekannter Sender hatte den Pardern mitgeteilt, dass der Clan Nebelparder eine Ansammlung feiger Surats und Nichtwahrgeborener Krieger sei und selbst schuld wäre, einem Vernichtungstest durch diese Einheiten unterzogen zu werden. Kein Clan würde sich die Hände an ihnen schmutzig machen wollen.
Später konnte Comstar den Sender finden, es war eine Sendung von einem kleinen in der Peripherie liegenden Kombinatsplaneten, die dortige ComStar.Mannschaft war nur noch tot aufgefunden worden.
Da niemand etwas weiteres heraus fand, wurde dieser Fall dann zu den Akten gelegt. Sollte ComStar sich selbst drum kümmern. All dies hatte Chappi raus finden können. Und nun ging es wieder gegen die Parder, jedenfalls schienen sich da alle sicher zu sein.

Aber im hier und jetzt stand Chappi mit seiner Useless und Yamada am Startpunkt des Kell Hound Trainingsgeländes und wartete auf das Startsignal. Es sollte ein Übungsgefecht gegen Miko und Sky werden. Was die beiden an Beweglichkeit hatten, hatten er und Yamada an Feuerkraft mehr.
Es war ein sehr schnelles Gefecht in einem Bergcanyon, den Miko in letzter Sekunde gewinnen konnte. Ihr Nightsky kam humpelnd auf Chappi zu und er hatte keine Munition mehr für sein Gauss, die Laser waren abgeschaltet. Unbewaffnet hatte er versucht zu entkommen und dann einen Plan erdacht um Miko zu überraschen, er sprang über einen Felsausläufer aus dem Sichtbereich von Miko, ging ein paar Schritte und wartete. Dann kam sie ebenfalls über den Hügel. Trotz zweier Gausstreffer hatte es Miko geschafft ihren Mech aufrecht zu halten und auf Chappi los zu gehen. Er fluchte immer noch, denn Sky hatte durch Glückstreffer seinen ER-Med ausgeschaltet und Miko gelang es mit ihrem Schweren Puls Laser seine beiden verbliebenen Mittleren Pulslaser auszuschalten. Er hätte gleich aufgeben können, aber das wollte er nicht. Es gab nur zwei Chancen zu Gewinnen, einfach offen mit einem Todessprung oder geschickter sie zu locken und dann wenn Miko ihm folgte und er nicht von ihr zerschossen würde, sie in einem günstigen Augenblick zu rammen. Er wusste das ein solches Manöver nicht gerechtfertigt war, und für eine Übung schon gar nicht. Außerdem wollte er niemanden gefährden, aber irgendwas in Chappi wollte nicht aufgeben, nicht wieder auf eine Glücksrettung angewiesen sein. „Hilf Dir selbst!“, hörte er eine Stimme in sich. „Du kannst das schaffen, verlass dich nicht auf dein Glück. Hier gibt es keine Luftraumjäger die dich wieder retten.“ Chappi war dieser Stimme fast erlegen, hatte dann aber eine andere Lösung gefunden. Leider zu spät.
Useless fuhr alle Systeme runter und schaltet sich aus, denn im Sprung hatte Miko mit einem Mittleren Laser das Cockpit von Chappi getroffen und nach Simulatorberechnung den Piloten getötet. Chappi ärgerte sich ein wenig das er am Anfang soviel Munition gegen Sky einsetzten musste um ihn in die Schussbahnen von Yamada zu treiben. Leider wurde seine Flügelfrau kurze Zeit später von Miko und ihrem Beil überrascht. Dann war das Trainigsgefecht vorbei.

Nach diesem Gefecht gab es eine Nachbesprechung. Alle hatten sich verbessert. Die Zusammenarbeit war sehr gut und auch die Idee von Chappi, seine Gegnerin zu rammen, hatte Miko als Kamikaze, aber als Notlösung und letzten Ausweg anerkannt. Jedoch ließ sie kein Zweifel daran, dass Sie Chappi zum Harakiri überzeugen würde, falls er seinen Plan in einem echten Gefecht in die Tat umsetzen sollte. Es war wichtiger die gesammelten Gefechtsinformationen zu den Chevaliers zu bringen und erst wenn keine Aussicht auf Rettung oder Entkommen bestand und der Feind keine Gnade zeigte, dann durfte er so was in Betracht ziehen.
Chappi hatte ihr erklärt sich nicht selbstmörderisch zu verhalten und nach seiner Meinung hätte er sich mit diesem Manöver auch nicht umgebracht. Ein kurzes Nicken und noch mal der Hinweis so was ohne Not zu unterlassen beendeten dieses Thema. Als nächstes stand auf dem Plan die Vorbereitung der ScoutMechs auf die Verschiffung nach Wayside V. Alle Systeme sollten nochmals überprüft und Reisefertig gemacht werden.

Zwei Tage später war es auch schon soweit, die Scout-Lanze ging als letztes an Bord des Landungsschiffs und wurde in den Abwurfbuchten geparkt. Es waren die letzten freien Mechbuchten, und falls man in eine Gefechtssituation geriet, sollten zuerst die Scouts runter und erste Erkenntnisse sammeln, einen Landeplatz suchen und sichern.
Chappi und Sky hatten gerade die Mechs geparkt, heruntergefahren, ihre Sachen verstaut und wollten gerade aus ihrer Kabine im Landungsschiff in Richtung Messe gehen, da kam auch schon die Durchsage zum Start des Raumers. Die beiden guckten sich an, dann auf ihre Uhren und stellten fest das es etwas länger gedauert hatte, alle Sachen sicher zu verstauen und die Mechs zu sichern. Also gingen die beiden wieder in ihre gemeinsame Kabine, bereitet sich auf den Start vor und warteten. Der Start war gut, zwar ein wenig holperig, aber nichts besonderes. Als sie die Atmosphäre von Arc Royal passiert hatten gingen die beiden in die Messe. Überrascht stellten sie fest das dort auch Miko und Haruka Yamada saßen und geraden zu essen begonnen hatten.
„Aha, die beiden Damen waren also schneller. Wie habt ihr das gemacht?“, fragte Sky verdutzt.
„Naja, wir Frauen sind halt die schnelleren“, grinste Haruka Yamada die beiden an.
„Wir holen uns eben auch noch was zu essen und würden uns dann zu Euch setzen“ entgegnete Chappi.
„Muss das sein?“, stichelte Yamada „Du bist doch schon mein Flügelmann. Und außerdem das Geburtstagskind.“
Rudi schaute auf einmal völlig verdutzt in das breite Grinsen von Haruka und war sprachlos. Dann erlosch das Licht und als es wieder anging war die Messe ein wenig gefüllt mit etlichen Chevaliers. Und aus der Küche kam nun der Koch mit einem Geburtstagskuchen.
„Happy Birthday, Flügelopi. Sei mir nicht böse für den Spruch“ sagte Yamada und lächelte ihn an. Rudi drehte sich um und sah Anton breit grinsen „Du wusstest Bescheid, Anton, und hast nichts gesagt. Keiner von euch hat mir heute gratuliert. Oh man... Ich hätte es besser wissen sollen. Okay, alles geht auf meine Rechnung, und danke Euch allen für diese tolle Überraschung.“
Ein wenig gespielt betrübt schaute er Haruka an „Flügelopi? Autsch.“
Yamada umarmte Chappi und flüsterte „Na ja, mal sehen. Vielleicht ändere ich meine Meinung wenn Du das nächste mal Miko im Training schlägst und wir auch mal gewinnen.“ „Hm, okay. Über das..."
Weiter kam er nicht mehr denn Yamada tätschelte seine Wange, drehte sich um und eilte Richtung Kuchen davon. Wieder verdutzt stand er da und wurde diesmal von den anderen Freunden aus den Reihen der Chevaliers beglückwünscht und umarmt.
Der Colonel war auch kurz da gewesen und hatte ihm seine Glückwünsche überbracht und ihm auch nochmals gesagt, dass solche Manöver wie er im Training vor hatte nicht der Stil eines Chevaliers waren. Allerdings schenkte er Chappi eine dicke gut riechende Zigarre.

Nach drei Stunden war die Party auch wieder vorbei. Und so standen Miko, Anton, Haruka und er als letzte in der Messe und begannen das Geschirr abzuräumen und in die Küche zu bringen. Als sie fertig waren, verabschiedete sich Miko zu einer Besprechung und Sky war auf einmal unendlich müde. Haruka wollte auch gerade die Messe verlassen, da drehte sie sich noch mal um und sah Rudi mit einem Blick an, der entweder einen Planeten auslöschen oder das Herz eines Mannes zum Hüpfen bringen konnte. Dann drehte sie sich wieder um und verließ wortlos die Messe.
Chappi war verwirrt. Was hatte dieser kurze intensive Blick zu bedeuten? Er war älter als Yamada, und außerdem wollte er den Kopf frei behalten für die anstehenden Aufträge, die auf sie nach der Zwischenstation auf Wayside V warteten. Nur irgendwas war da gerade zwischen ihm und Haruka, aber was? Er beschloss erstmal nicht darüber nach zu denken, sondern sich voll auf die Aufgabe des Einsatzes zu konzentrieren.

Eine Stunde später saßen Miko und Haruka Yamada zusammen in einer kleinen Kabine und unterhielten sich über Klatsch und Tratsch und was sie so bewegte. Beide waren aber zu sehr Draconier um auf das eigentliche Thema zu kommen, nur beiden war auch bewusst das es angesprochen werden musste. Bloß durch wen?
„Und, Haruka, muss ich mir Gedanken über dich und Chappi machen?“ fragte Miko die überraschte Yamada.
Sie schaute kurz weg und erwiderte „Was soll sein? Es ist nichts und ich weiß nicht ob es was geben sollte. Er ist halt um einiges älter, ein alter Knochen. Nur irgendetwas hat er, was mich fasziniert. Keine Ahnung, Miko, ich weiß es nicht. Heute hatten wir uns das erstmal in die Augen geschaut, und es war für mich wie ein Blitzschlag. Seine Augen funkelten, und ich denke wir beide waren selbst über diesen kurzen Augenblick von einander überrascht. Oder vielleicht war er auch nur besorgt um mich, oder ich um ihn, oder vielleicht war da auch gar nichts.“ Haruka wurde rot und verstummte.
So was war Tsuno von Haruka gar nicht gewohnt, vor allem von einem Typen wie Chappi hätte sie nie gedacht, dass die Untergebene an ihm Interesse haben könnte.
„Ach, Haruka, wenn nichts ist, muss ich auch nichts wissen. Ich sehe, du bist dir auch noch nicht im klaren was du für oder gegen Rudi hast.“
Jetzt war Haruka völlig aus der Bahn „W – A – S ?“, entgegnete sie mit einer viel zu hohen Stimme „Ich und Chappi. Spinnst du? Ich ... hmmm ... naja, es ist für mich eine ganz komische Situation, und du scheinst die einzige zu sein der es aufgefallen ist, und die mich ein wenig kennt. Nur weiß ich nicht was los ist.“
Miko lachte „Erst wenn du nicht mehr meinen Befehlen folgst oder den Auftrag vergisst werde ich mir Sorgen um dich machen. Solange es aber nichts gibt, ist es in Ordnung. Und ich denke, Rudi ist genauso verwirrt wie du, oder? Solange es keine Auswirkungen auf meine Lanze hat ist alles in Ordnung.“
Diese Nähe war Miko etwas suspekt, aber sie fühlte sich auch gut an. Vor allem freute sie, dass sich Haruka Yamada ihr gegenüber mehr geöffnet hatte. Daran konnte sie sich gewöhnen. „Ach Haruka, Rudi wird das schon merken. Und er ist ja ein netter Kerl. Manchmal muss man den Männer aber auch sagen was Sache ist, denn auch in einem Wald sehen die nicht immer die Bäume.“ Beide lächelten sich an, tranken ihren Tee aus und tratschten noch ein wenig über die umlaufenden Gerüchte.
05.02.2010 09:39 Marodeur74 ist offline E-Mail an Marodeur74 senden Beiträge von Marodeur74 suchen Nehmen Sie Marodeur74 in Ihre Freundesliste auf
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Die ORBITER war kein klassisches Sprungschiff der Starlord-Klasse, auch wenn es an seine Dimensionen heran reichte. Sie war während ihres dreihundert Jahre währenden Lebens mehrfach umgebaut worden, und Spötter wollten wissen, dass von der ursprünglichen, über Saturn erbauten Maschine nur noch der Sprungantrieb übrig war.
Die ORBITER war dazu optimiert, auf Langstreckenflüge zu gehen; seit die Möglichkeit, den Sprungantrieb mit Fusionsenergie künstlich aufzuladen, sicher war, reiste sie weit schneller als vergleichbare Sprungschiffe, nachdem der Kearny-Fuchida-Antrieb für die Aufladung durch die Fusionskraftwerke optimiert worden war.
Das ganze Schiff hatte fünf Dockkragenplätze, und zwei von ihnen wurden von zwei optimierten Union-Landern permanent besetzt, der APOLLO und der ARTEMIS. Diese Schiffe dienten dazu, auf fremden Planeten zu landen und mit ihrer umfassenden Ausrüstung zu schürfen, was das Zeug hielt. An Bord der ORBITER befanden sich Dutzende Anlagen, die sogar in der Lage waren, Uran anzureichern. Eigentlich war sie eine fliegende Fabrik mit zwei tüchtigen Auslegern, und weil sie eben gerne auf Langstreckenmissionen ging, verfügte sie über ein übergroßes Grav-Deck, das einem McKenna Ehre gemacht hätte. Das schaffte zwar nur ein halbes Gravo, aber dafür bot es den vierfachen Platz eines üblichen Decks. Neben den hydroponischen Gärten verfügte das Schiff damit auch über erstaunlich weitläufige Freizeitsektionen. Einen Pool suchte man verständlicherweise vergebens, wäre aber eine gute Idee gewesen, fand Germaine.
Achtundfünfzig Menschen arbeiteten permanent für Kapitän Cole und seine Handelsgesellschaft, dazu kamen drei Distributionsbüros für die geschürften Metalle in zwei Nachfolgerstaaten und bei ComStar, in denen noch einmal acht Personen temporär angestellt waren. Dazu kamen noch einmal acht Personen, die Angehörige der Raumfahrer waren und an Bord keine offizielle Funktion erfüllten.
Die ORBITER war für ein Sprungschiff schwer bewaffnet. Mit einem Kriegsschiff konnte sie freilich nicht mithalten, aber es reichte, um einem Landungsschiff die Entscheidung zu erschweren, ob es die ORBITER wirklich angreifen sollte.
Das Geschäftsprinzip der Crew war einfach und genial: Durch astronomische Berechnungen suchten sie jene Sonnen ab, in deren Nähe vor mindestens einhundert Millionen Jahren zwei oder mehrere rote Riesensterne explodiert waren. Diese waren bekannt dafür, besonders schwere Elemente durch Kernfusion "gebacken" zu haben. Dadurch entstanden zwangsläufig auch die so begehrten Elemente wie Tantal, Germanium, Titan, aber auch Gold, Platin und Silber. Loren Cole bezeichnete die Edelmetalle gerne als Abfallprodukt, aber immerhin versprachen sie zumindest einen gewissen Gewinn, wenn ein Fernflug nicht den erwarteten Ertrag gebracht hatte.
Durch die Mehrung der als Nova oder Supernova explodierten Sterne ergab sich in den umliegenden Systemen bei der Planetenbildung naturgemäß eine Häufung dieser schweren Elemente, und da setzte Cole an.
Astronomen hätten ihn für diese leicht naive Einstellung verlacht, ihn für blauäugig gehalten, für einen Idioten, der Fakten auslegte wie sie ihm nützten, ohne auf die Wahrheit Wert zu legen.
Aber sein Plan funktionierte, und seit achtzehn Jahren schürfte die Crew immer wieder genügend teure Metalle, um die ORBITER intakt zu halten und jedem Crewmitglied einen schönen Batzen Heuer in die Taschen zu wirtschaften. Das er sich dabei lieber in Richtung Clanraum als durch die Peripheriestaaten wagte, hatte einen pragmatischen Grund: Clan Wolf nahm keinen Wegezoll.

Durch die Fähigkeit, den Sprungantrieb unbeschädigt schnell aufladen zu können, war ihre Reise sehr schnell verlaufen. Genauer gesagt, Germaine hatte nie eine schnellere Sprungreise ohne eine Stafette bereit gestellter Sprungschiffe erlebt. Tatsächlich hatten sie von Arc Royal nach Wayside V nur vier Wochen gebraucht. Warum das Militär diese Methode nicht nachahmte war klar: Wer riskierte schon freiwillig ein wertvolles Sprungschiff? Nur Verrückte, Verzweifelte oder Draufgänger. Loren Cole war in Germaines Augen ein Verrückter. Die waren ihm weit lieber als Draufgänger und Verzweifelte. Die frohe Kunde über die kurze Reise war das Wochengespräch der Chevaliers in den beiden Landungsschiffen ROSEMARIE und BOREAS. Wenngleich die Aussicht, auf einem Luftleeren und staubigen Wüstenplaneten wie Wayside V Landurlaub nehmen zu müssen, ihnen nicht gerade Freudenschreie entlockte.
Germaine hingegen war froh über diese Pause und über die Chance für seine Leute, sich zu entspannen. Außerdem waren er und Loren einander im pokern nahezu ebenbürtig. Es wurde Zeit das der alte Raumbär ein anderes Opfer fand, anstatt das er sich mit Germaine tausend C-Noten hin und her schob, ganz nach dem Motto, das mal der eine gewann, mal der andere.
Auch bedeutete dies weniger Spannungen unter seinen Leuten und den elf Wolfskriegern, die ihnen ausgeliehen worden waren. Gerade die zehn Elementare hatten ihm Anfangs mehr Ärger als Freude eingebracht, weil sie partout nicht auf "dreckige Solahma" hatten hören wollen. Erst nach Rowans Bitte, die Situation clannisch lösen zu dürfen, war Ruhe eingekehrt. Rowan hatte einfach beiden StrahlCommandern einen Positionstest angeboten, und beide Kämpfe mit überraschender Leichtigkeit gewonnen. Man sollte eben niemals zwanzig Jahre aktive Gefechtserfahrung unterschätzen, auch wenn der entsprechende Krieger es nie geschafft hatte, einen Blutnamen zu erringen.
Seine Leute teilten sich ziemlich exakt auf die ROSEMARIE und die BOREAS auf, wobei die ROSEMARIE die MechKompanie trug. Ihre Abwurfvorrichtungen waren besser in Schuss.
Aber im Moment drängten sich ohnehin alle Chevaliers, die Dienstfrei hatten, auf dem Beobachtungsdeck der ORBITER, um einen ersten Blick auf das Sonnensystem zu werfen, in dem sie zwei freudlose Wochen verbringen würden. Kapitän Cole hatte keine Zweifel daran gelassen, dass seine Leute die Pause brauchten - der erneute Aufbruch in so kurzer Zeit und dank einer reichlichen Bestechung durch ComStar hatte viele um ihren Urlaub gebracht.
Germaine würde die Zeit nutzen, um seine Truppen mindestens eine Woche ebenfalls zu drillen. Ihnen stand ein riesiges, ausgetrocknetes Ozeanbett zur freien Verfügung. Es war das größte Manövergebiet des bekannten Universums. Die andere Woche würden sie sich erholen können. Bei was auch immer.

Germaine betrachtete die Sonne Wayside derweil durch ein Sichtfenster im Büro Coles. Sie würden hier eine Stunde verbringen, bis der Sprungantrieb wieder aufgeladen war, und anschließend nach Freigabe durch die draconischen Behörden zum Planeten weiter springen. Über die Erlaubnis gab es keine Zweifel. Notfalls hätte Germaine einiges von seinem guten Ruf bei den Dracs in die Waagschale geworfen. Aber Loren Cole war hier kein unbeschriebenes Blatt und garantierte quasi für die Freigabe zum nächsten Piratensprungpunkt in Planetennähe. Ein Manöver, das er, wie er mal erwähnt hatte, in diesem System schon ein Dutzend mal gemacht hatte.
Germaine nahm es hin. Was blieb ihm auch anderes übrig?
"Germaine, was wissen Sie eigentlich über Wayside V?"
Der Colonel runzelte die Stirn. "Erdähnlicher Planet. Soll vor ein paar Millionen Jahren richtig hübsch gewesen sein. Dann gab es eine riesige Katastrophe unbekannter Natur, und drei Viertel der Atmosphäre sowie der Großteil des Meerwassers verabschiedeten sich ins freie Weltall. Die Reste der Atmosphäre sammelten sich in den Senken der Ozeane und bilden dort etwa ab tausend Metern Tiefe einen atembaren Druck. Bei allem was höher liegt sollte man sich sehr langsam bewegen, oder eine Sauerstoffmaske mitnehmen. Oh, ach ja, erstaunlicherweise haben die Sauerstoffozeane eine Ozonschicht, was es nahezu unnötig macht, die Sonne zu meiden. Die Kontinente sind bar jeden Lebens, eisig kalt und luftleer. Kein schöner Ort zum leben."
"Was über die jüngere Geschichte?"
Ein Schmunzeln huschte über das Gesicht des Herrn der Chevaliers. Wurde das hier ein Test?
"Wayside V diente Clan Nebelparder vor der Invasion als Etappenwelt. Von hier aus wollten sie auch den Novakatzen in die Suppe spucken. In Vorbereitung der Operation Bulldog, auch wenn das damals niemand wusste, plante Teddy Kurita, den Nebelpardern auch mal eine Welt abzunehmen, die nicht zuvor ihm gehört hat. Seine Wahl fiel auf Wayside V, weil hier eine wichtige Nachschubbasis stand. Er heuerte die Northwind Highlanders an, und die schickten Stirlings Füsiliere komplett, und ein paar Monate später das Befehlsbataillon von MacLeod's Regiment. Sie stießen auf eine komplette neu ausgehobene Galaxis, die Tau. Es kam zu schweren Gefechten, teils gravierenden Verlusten, und schlussendlich mischten sich auch noch die Novakatzen ein. Tau wurde ausradiert, die Katzen empfindlich geschwächt, und die beinahe vernichteten Highlander waren die Sieger. Strahlender Gewinner aber war das Kombinat, das Clan Nebelparder schon wieder eine Welt abgenommen hatte. Die Highlander wurden danach von einer anderen, zuverlässigen Söldnereinheit abgelöst, die unter draconischer Verwaltung eine Basis errichteten.
Als Bulldog begann und die Nebelparder zurück zu den Heimatwelten strömten, weil die Innere Sphäre ihnen die Schnauze blutig geschlagen haben, sind Dutzende Einheiten jedweder Größe auf Wayside V gelandet, um sich an der Inneren Sphäre zu rächen. Aber auch hier holten sie sich eine blutige Nase nach der anderen. Eine dieser Einheiten ist unser Suchziel, denn sie ist nicht nach Huntress geflogen, sondern landete irgendwo im Umfeld um das Caliban-System."
"Interessant. Weiter?"
"Wie, weiter? Es weht immer noch die Flagge des Draconis-Kombinats über dieser Welt, oder?"
"Ein wenig mehr ist da schon hinter", stellte Cole amüsiert fest. "Nachdem Bulldog und Schlange angelaufen waren, die Innere Sphäre Teile der Clanheimatwelt Huntress erobern konnte, entwickelte sich Wayside weiter. Erheblich weiter. Sie wurde ein wichtiger Routenpunkt für den Handel mit den Pentagonwelten, dem Clanraum und vielen weiteren Systemen in der Region. Letztendlich sind die Clanhändler nicht weniger pragmatisch als unsere, und Koordinator Kurita hatte absolut nichts dagegen, auf legale und bequeme Weise an Clanwaren zu kommen. All das konnte aber nur geschehen, weil die Söldner stand gehalten hatten, über dieser Welt noch immer das Drachenmon weht. Für die herausragende Tapferkeit seiner Leute und sein persönliches Engagement wurde dem Anführer der Einheit Wayside als Lehen angeboten, er selbst in den Adelsstand erhoben. Da der Mann mit einem Bein eigentlich ein Aufbauspezialist und eine Krämerseele war, erkannte er die Möglichkeiten dieser Welt und den Trend, der von ihr ausgehen würde. Er pumpte fast drei Milliarden C-Noten hierher, dazu Unmengen an Personal und sogar Siedlern. Ich habe mir sagen lassen, diese Kosten sind fast schon wieder raus, und Theodore Kurita kann sich über erkleckliche Steuereinnahmen freuen." Er winkte ab. "Na, vielleicht ist es nicht ganz so zufriedenstellend. Aber viel versprechend. Jedes Mal wenn ich Parkensen City und den Jaffray-Raumhafen wieder sehe, erahne ich, was hier noch entstehen kann. Und wohl auch wird.
"Parkensen City? Jaffray-Raumhafen?", fragte Germaine halb verwirrt und halb interessiert.
"Zwei der Entwicklungen, die auf den Herzog von Wayside zurück zu führen sind. Major Jaffray ist ein Offizier der Highlander, der mit einem geschickten Schachzug die Novakatzen herlockte und alle außer Clan Nebelparder zu Siegern machte. Sho-sa Elden Parkensen war Kontaktoffizier der Highlander, so in etwa wie Ihr Frederec. Er wurde nach den Gefechten vom Herzog zum Vorsitzenden der Zivilverwaltung berufen. Soweit ich weiß macht er einen sehr guten Job, spielt in seiner Freizeit Golf und züchtet Bonsais. Falls die verdammten Karnickel nicht drüber herfallen."
"Ich höre immer Stadt", murrte Germaine. "Davon war nichts im ComStar-Dossier."
"Vielleicht weil Wayside V nur ein Sprungstein für uns ist, Germaine." Loren Cole lächelte gewinnend. "Lassen Sie sich überraschen. Es wird Ihnen gefallen."
"Skipper, wir haben Freigabe von Wayside V für Piratensprungpunkt CEXC-0021-A.2122.97."
"Gut, Takehito, bringen Sie uns hin."
Während der Sprungalarm erklang, zog Loren Cole zwei Trinkblasen hervor. Dazu stellte er eine Flasche Whisky auf den Tisch. Genauer gesagt verankerte er die angeraute Flaschenunterseite auf Klettband. "Ich freue mich auf Ihre Augen, Germaine."
"Oh, erstaunt sehen Sie mich schon jetzt. Das ist ein guter Jahrgang."
"Ich denke, das wird sich noch steigern."
***
Wayside V offenbarte sich aus graubraune Welt, die nur von wenigen Wolkenfäden durchzogen war. Vom Sprungpunkt aus hatte Germaine einen guten, wenn auch distanzierten Blick auf das Erdenrund. Wolken. Das bedeutete Regen. Das bedeutete, diese Welt war nicht völlig tot. Ein fähiger Mann mit genug Geld und einer Strategie konnte sie vielleicht sogar besiedeln, wenn... Ja, wenn was? Wenn er verrückt genug war?
"Was ist das denn, zum Henker?", fragte Germaine überrascht. Er deutete auf eine Region, die ehemals Ozean gewesen sein musste. An ihr schloss sich vielleicht Waysides letztes Meer an.
Cole grinste enervierend. "Gute Augen, Germaine. Das ist das ehemalige Gebiet der Wildkatz-Basis, wie die Parder ihren Bau nannten. Natürlich an der größten Wasserfläche der Welt, denn auch Clanner brauchen was zu trinken. Die Innere Sphäre hat sowohl das Wasser als auch die Basis übernommen. Schade, das die gerade Tag haben. Sonst hätten Sie ein kleines Wunder sehen können." Cole erhob sich. "Trinken wir aus. Unsere Lander warten. Wir sehen bald noch mehr Wunder", orakelte er und stieß mit dem Colonel an.
Sie tranken schweigend aus und verließen dann das Büro.

An Bord der ROSEMARIE hatte sich Germaine schnell seinen Stammsessel requiriert und starrte nun mit fast schon tränenden Augen auf das stetig größer werdende Weltenrund Waysides. Dass seine Augen dabei ungläubig geweitet waren, zeichnete nicht nur ihn aus. Auch die anderen Besatzungsmitglieder der ROSEMARIE, einschließlich ihres Skippers Al Hara ibn Bey, kamen nicht aus dem Staunen raus.
In einem weiten Bogen um das Meer erstreckte sich erstaunlicherweise ein grüner Gürtel. In den Gürtel eingeschmiegt lag eine Stadt mit angeschlossenem Raumhafen. Einer ersten überschlägigen Berechnung zufolge konnte sich der Hafen mit Arc Royals größtem Raumhafen messen lassen. Und auch die anschließende Stadt brauchte den Größenvergleich mit Old Connaught nicht zu scheuen. Summa summarum bot das Stadtgebiet Platz für eine halbe Million Menschen - wenn man großzügig rechnete. "Drei Milliarden C-Noten, eh?", raunte Germaine. Dieser Herzog kleckerte beileibe nicht, er klotzte. Aber das erstaunlichste war die Tatsache, dass ihnen zwei startende Frachter entgegen kamen und ihnen ein Lander der Union-Klasse folgte. Für einen so abgelegenen Planeten war das ein mörderischer Verkehr.
"Raffinerien, Aufspaltanlagen für Wasserstoff, Reisfelder und Getreidefelder, hier wurde einiges los getreten", sagte der Skipper der ROSEMARIE erstaunt. "Dazu eine erkleckliche Garnison. Ich glaube, unser Trainingsaufenthalt wird doch nicht so langweilig wie wir dachten, Germaine."
Der Colonel grinste den Araber schief an. "Eventuell verlängere ich den Urlaub."
***
Am Boden wurden sie bereits von einem Vertreter der Garnison, einem Zivilverwaltungsbeamten und einem Vertreter ComStars erwartet.
"Colonel Danton, ich bin Direktor Sorenson. Dies sind Major Klein und Akoluth Engels. Willkommen auf dem Jaffray-Raumhafen und willkommen auf Wayside V. Alle Einrichtungen der Garnison sowie der Stadt Parkensen City stehen zur vollen Verfügung der Chevaliers. Ein Trainingsgelände wurde auf der Stirling-Basis für Sie und Ihre Leute bereitet. Wie Sie sehen befinden wir uns ja rund um die Stadt gerade in einer schwierigen Phase des Terraformings, deshalb werden Sie mit dem Ausweichquartier der Miliz vorlieb nehmen müssen, wenn Sie Manöver abhalten. Die Terraformingmaßnahmen für Stirling beginnen erst in fünf Jahren."
Germaine schüttelte allen drei Männern die Hand. "Äh. Ja. Erfreulich. Erstaunlich. Sie sehen mich schwer beeindruckt. Ich habe einen Matschball erwartet, ohne Atmosphäre."
Major Klein schmunzelte. "Das sagen alle, die Parkensen City und das Terraformgebiet das erste Mal sehen. Aber keine Sorge, Colonel, erstens war es wirklich Scheiß viel Arbeit, und zweitens ist das meiste da draußen Gras, Reis und Weizen. Zwischendurch wildern wir domestizierte Tiere aus, mit mäßigem Erfolg. Vor allem würde ich gerne den Kerl in die Finger kriegen, der die verdammten Kaninchen ausgewildert hat. Na, das ist nicht Ihr Problem. Sie haben es ja schon gehört: Wenn Sie Freizeit wollen, Parkensens Vergnügungsviertel steht Luthien in nichts nach. Wenn Sie Training wollen, kriegen Sie meine Stirling-Basis."
"Ursprünglich hatte ich das Training angesetzt, damit meinen Leuten nicht langweilig wird. Da habe ich mich wohl geirrt."
Die drei Männer lachten.
Akoluth Engels meldete sich zu Wort. "Etwas trainieren sollten Sie schon. Caliban III bietet ähnliche Bedingungen wie Wayside V's Meeresböden. Aber es spricht nichts dagegen, dass Sie das Training Ihrer Leute nach eigenen Maßstäben handhaben. Ich habe klare Anweisungen von ganz weit oben, Ihnen nicht in die Arbeit zu pfuschen."
"Danke", sagte Germaine säuerlich. Na Klasse, er war gerade angekommen, und traf schon den ersten Offizier, den man auf den Schlips getreten hatte. Obwohl, noch lächelte er.
"Die gleiche Anweisung hat das Oberkommando des Kombinats ausgesprochen", fügte Klein hinzu. "Und auch der Herzog will Ihnen da keine Steine in den Weg legen."
"Das Büro des Koordinators hat ebenso entschieden", schloss sich Sorenson an. "Allerdings hat Chefdirektor Parkensen gebeten, Sie und Ihre Teileinheitsführer für morgen Abend zum Essen in seine Villa einzuladen."
"Danke. Wir nehmen gerne an. Wenn dann nichts dagegen spricht, würde ich gerne ausschiffen und mein Material vorerst in die Garnison einlagern."
"Sicher, Sir. Auch die Einrichtungen der Northwind Basis stehen zu Ihrer Verfügung."
"Danke, Major Klein." Er nickte den drei Männern noch einmal zu, dann machte er in Richtung der Lander das Zeichen für ausschiffen. Schlagartig begannen beide Lander der Chevaliers in brodelnde Hektik auszubrechen, und bereits nach zehn Sekunden stapfte der Puma der Einheit die Rampe der ROSEMARIE herab.
"Ich beginne einiges zu verstehen", murmelte Klein. "Schade, dass Sie weiter müssen, Colonel."
"Eine Zeit bleiben wir ja", erwiderte Germaine schmunzelnd. Nein, oh nein, gegen Schmeicheleien war er gewiss nicht gefeit.

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Es gab, vor allem im Militär, Dinge und Einrichtungen, die sich nirgendwo groß unterschieden. Die man immer erkannte und in denen man sich immer zurechtfand. Orte, die dem unsteten Leben der Soldaten eine gewisse Ruhe gaben, Fixpunkte zwischen den ständigen Veränderungen.
Mechhangar gehörten zu diesen Orten und auch die Halle, die den Chevaliers auf Wayside V zugeteilt worden war, entsprach so ziemlich dem intergalaktischen Standard: Einzeln standen die Mechs in den Wartungsgerüsten, umgeben von Laufstegen auf drei Ebenen, Schläuchen, Kränen und allerhand leichtem und schwerem Werkzeug. Am Boden der gewaltigen Halle war genug Platz, damit die Munitions- und Kühlmittelfahrzeuge verkehren konnten und selbstverständlich war die Anlage auch so ausgelegt, dass im Notfall alle Kampfmaschinen zügig ausrücken konnten.
Irgendwo, alleine in dieser Gigant-Halle, stand eine schmale Frau mit draconischen Zügen am Fuße eines Clan-Omni-Mechs, genauer gesagt eines Pumas, und tippte auf einem DataPad herum. Obwohl sie in der Umgebung irgendwie verloren wirkte, ging sie recht unbekümmert zu Werke und schien zu bestätigen, was man über Mechpiloten sagte: Nämlich, dass sie ein beinahe partnerschaftliches Verhältnis zu ihrem Material pflegen.
Die Wartungsluken am Puma standen offen und bei näherem Hinsehen waren Diagnose-Geräte zu erkennen, die an verschiedenen Stellen aus dem Stahlgiganten hingen.
Die zierliche Frau, Corporal Haruka Yamada, pfiff leise vor sich hin und schüttelte nur ab und an andeutungsweise den Kopf, ansonsten war sie voll und ganz in ihre Arbeit vertieft.
„Ein Mech braucht mehr Aufmerksamkeit als ein Kleinkind, sagt man“, ertönte eine Stimme unmittelbar hinter ihr und erschrocken fuhr sie herum.
Als sie erkannte, wer dort stand, salutierte sie hastig: „Lieutenant?!“
Jara Fokker erwiderte den Gruß: „Kein Grund zur Panik, Katana. Ich hab keinen Anschlag auf Sie vor. Ich wollte nur schauen, wie es meiner alten Kiste geht.“
Der Draconierin schien etwas einzufallen: „Ach, stimmt. Sie haben den Puma ja mitgebracht.“
Jara nickte nachdenklich: „Gute, solide Maschine. Hat aber ein paar Schwachstellen. Aber Sergeant Tsuno sagt, Sie beherrschen Ihr Handwerk, also erzähle ich Ihnen hier nichts Neues. Und wie ich sehe, pflegen Sie ihn gut.“
„Scheinbar nicht gut genug, Ma’am.“
„Nicht so förmlich. Ich nach dem Ausschiffen in den Feierabend gegangen. Was für ein Problem gibt es denn mit dem Mech?“
„Die rechte Raketenlafette will nicht so, wie ich will, Ma’am… ich meine…“
„Sparrow reicht fürs Erste. Ja… die Lafette. Da habe ich auf New Home ein paar üble Treffer einstecken müssen. Ist das Problem schon länger da?“
„Ja. Eigentlich schon immer. Meistens reicht ein wenig Nachkalibrieren und ein Software-Neustart. Die Techs haben auch nichts finden können. Ich hab mich damit arrangiert, aber lästig ist es schon.“
„Nicht nur pflegeintensiver als ein Kind, auch noch zickiger“, stellte die blonde Mechkriegerin fest. „Aber deswegen bin ich eigentlich gar nicht hier. Was machen Sie heute Abend?“
„Heute Abend?!“
„Ja, nach Dienstschluss. Heute ist Frauenabend der Chevaliers und wir wollen die Kneipen von Wayside V erkunden.“
„Ich weiß nicht, ob Sergeant Tsuno das erlaubt.“
Jara grinste: „Da machen Sie sich mal keine Gedanken. Es war ihre Idee. Nachdem der Chef sich zum Pokern verabredet hat, empfand sie eine Gegenbewegung als angemessen. Ich konnte auch Dawn Ferrow, und unsere drei Flieger-Damen überreden. Mit der Infanterie rede ich gleich noch. Befohlener Anzug ist Zivil, Dienstgrade sind in der Kaserne zu lassen.“
„Nun, wenn das so ist, dann bin ich dabei.“
„Gut. Ich hätte Ihnen das ungerne befehlen wollen“, zwinkerte Jara.
„Lieutenant Fokker!“, brüllte es da durch den Hangar und die befehlsgewohnte Stimme von Master Sergeant Decius Metellus ließ die beiden Frauen zusammenzucken.
„Hier ist eine!“, rief die Angesprochene zurück.
„Der Chef sagt, wir haben heute Taktik-Unterricht.“
„Taktik-Unterricht? Kein Witz? Ich hab doch meine Lanzen-Taktik-Prüfung schon längst abgelegt.“
„Auf Kompanie- bis Bataillonsebene natürlich“, fügte der erfahrene Unteroffizier hinzu und sein breites Grinsen strahlte durch den gesamten Hangar. „Danton meint, Sie seien noch nicht ausgelastet und es sind ja auch nur zwei Stunden.“
Jara rollte die Augen: „Nicht ausgelastet. Alles klar. Nun, hilft ja nichts, Befehl ist Befehl. Corporal, sorgen Sie bitte dafür, dass Sie um 19 Uhr am Haupttor sind, in Zivil. Und sagen Sie Sergeant Tsuno, dass Sie weiter die Werbetrommel rühren muss, weil ich dazu wohl keine Zeit mehr habe…“

***

„Moin“, nuschelte Jara, als sie ins Hauptbüro der Chevaliers kam. Ihr erster Gang war der zur Kaffeemaschine, der zweite der zum Dienstplan. Captain Harris, die sich gerade mit Corporal Jensen unterhielt, sah auf: „Ah, es wurde letzte Nacht später, habe ich gehört?“
Jara nickte: „Die Preise waren fair. Wusstet ihr, dass es den PPC-Cocktail jetzt auch als Gauss-Version gibt und dann auch noch in einer Frauen-Variante?“
Jensen grinste: „Frauen-Variante? Was ist denn da drin?“
„Ich glaube, ich will es gar nicht wissen“, gab Jara zu und verzog das Gesicht. „Schmeckt gut und tötet effektiv die ungenutzten Gehirnzellen.“
„Wann wart ihr denn wieder hier?“, hakte Juliette nach.
Die Mechkriegerin dachte kurz und angestrengt nach und zuckte mit den Schultern: „Miko sagte was von drei Uhr.“
„Und die Rose der Chevaliers war laut Wachbuch erst um sieben Uhr am Haupttor“, kommentierte Germaine, der unbemerkt ins Büro gekommen war. „Scheint ja eine interessante Nacht gewesen zu sein.“
„Wenn ich mich recht erinnere, gibt es kein Verbot, die Nacht auswärts zu verbringen“, konterte die junge Frau. „Ich bin zum Dienstbeginn ja wieder hier und gewaschen und wach… nach dem Kaffee zumindest.“
Der Chef grinste breit: „Solange du heute Abend etwas mehr Zurückhaltung zeigst, ist alles damit in Ordnung.“
„Hat Miko geplaudert?“, ärgerte Jara sich und entnahm dem triumphierenden Blick von Germaine, dass sie sich gerade selber verraten hatte. Schnell lenkte sie ab: „Heute Abend?“
„Wir sind zum Essen bei den Honorationen des Planeten eingeladen. Such deine beste Uniform schon mal raus!“
Müde rieb sich Jara die Augen: „Beste Uniform? Na wenigstens keine Abend-Garderobe. Ein Kleid hab ich nämlich nicht im Gepäck.“
„Ich könnte dir eins leihen“, witzelte Juliette.
„Ähm… nein, danke. Uniform mit Kampagnenabzeichen, Handschuhen und allem drum und dran?“
Germaine nickte: „Allerdings. Und wenn du es nicht richtig machst, setz ich dir noch ‚Stil und Etikette‘ auf den Lehrplan.“
„Danke. Dein Strategie- und Taktik-Kurs mit dem MasterSarge hat mich schon genug überrascht.“
„Du hast doch sonst nicht viel zu tun.“
„Sieht man mal davon ab, dass ich meine Lanze führen muss und JuniorOffizier bin… sind da noch die ganzen Verwaltungsdinge, die du mir aufgedrückt hast, die Lehrbücher für das Offizierspatent, die Stabsbesprechungen und… hab ich was vergessen? Ach ja, mein Privatleben“, spöttelte Jara.
„Sag ich doch“, grinste Germaine. „Und außerdem hast du heute ja nur lockeren Dienst. Nimm dir ein bisschen früher frei und schlaf noch ein bisschen. Ich möchte nicht, dass meine Offiziere bei einem offiziellen Anlass verschlafen und verkatert aussehen.“
„Krieg ich hin. Und ab Morgen habe ich dann eh für meine Lanze Training angesetzt, da werde ich dann schon fit sein.“
„Noch mehr Training?“, wunderte sich Juliette. „Ich habe gar keine Dienstplanänderung von dir bekommen.“
„Doch. Schon gestern. Zusammen mit dem Antrag auf Simulatornutzung und der Anforderung der Trainingsgelände zur Weitergabe an die Miliz.“
Jensen griff zielsicher einen Stapel Papier aus dem Chaos auf dem Schreibtisch und reichte ihn seiner Vorgesetzten.
„Oh“, sagte sie und blätterte die Zettel durch. Dann nochmal: „Oh.“ Irritiert unterschrieb sie an mehreren Stellen und reichte alles an Germaine weiter, der ebenfalls fleißig Autogramme gab. „Langsam machst du den Schriftkram wohl besser als ich.“
„Ich habe aber auch weniger davon, als du“, entgegnete Jara charmant.
Der Chef lachte auf: „Har! Sag ich doch, du bist nicht ausgelastet!“
Die Mechkriegerin schüttelte den Kopf, trank ihren Kaffee aus und nahm den unterzeichneten Formular-Stoß von ihrem Vorgesetzten entgegen: „Als ob. Ich geh jetzt arbeiten. Nicht jeder von uns kann den ganzen Morgen im Hauptbüro vertrödeln.“
„Ich arbeite hier“, protestierte Juliette.
„Ich auch“, beeilte Jensen sich zu sagen.
„Har“, kam es von Germaine. „Vielleicht habe ich ja heute Nacht noch gearbeitet, während andere sich herumgetrieben haben.“
„Nach deiner Pokerrunde?“, fragte Jara im Gehen. „Als ob!“

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is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

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Wayside V
Äußere Peripherie (Draconis Combine)


Am Abend zuvor

Bramert hatte nicht viel zu tun, seit sie auf Wayside V angekommen waren und er musste immer noch über sein Gespräch mit Father O’Hierlihy nachdenken. Er war so tief in Gedanken versunken, während er vor seinem Mech saß und ins Nichts starrte, dass er die Person hinter sich gar nicht bemerkte, bis diese sich mit einem Räuspern bemerkbar machte. „Private Bramert!“
Bramert schrak hoch, fuhr herum und bemerkte Colonel Danton. Er nahm sofort Haltung an und salutierte zackig. „Sir!“
Danton grinste bloß und winkte ab. „Beruhigen Sie sich, Anton, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich sah Sie bloß so alleine hier sitzen und vor sich hin starren, da musste ich mich bemerkbar machen. Haben Sie im Moment Dienst?“
„Äh… nein, Sir“, antwortete Bramert verunsichert, dann warf er schnell einen Blick auf sein Chronometer. „Mein Dienst ist vor dreißig Minuten zu Ende gegangen.“
„Sehr schön“, antwortete Danton zufrieden. „Dann kommen Sie mal mit.“
Bramert folgte seinem Kommandeur eingeschüchtert und dieser führte in in einen kleinen Raum, wo sich bereits vier andere Personen versammelt hatten. Jeder von ihnen hatte einen Stapel Chips vor sich liegen. Zwei Stühle mit derselben Anzahl Chips waren noch unbesetzt und Danton grinste breit. „Gentlemen, ich habe unseren sechsten Mann. Sie spielen doch Poker, Anton?“
„Ich hab’s bei Norse-Storm und bei SMT gelernt, Sir. Aber ich habe schon etwas länger nicht mehr gespielt.“
„Keine Sorge, das verlernt man nicht. Wir spielen heute Texas Hold’em. Mit dieser Variante sind Sie vertraut?“
„Äh… ja, Sir.“
„Sehr gut. Setzen Sie sich dahin, ich stelle Ihnen Ihre Gegner vor. Ach ja, jeder von uns hat sich mit fünfzig C-Noten eingekauft. Ein Rebuy ist möglich, kostet aber hundert C-Noten und mehr als einmal darf man sich nicht einkaufen. Haben Sie genügend Geld bei sich, junger Mann?“
Bramert holte schnell die entsprechenden Geldscheine hervor und warf fünfzig C-Noten auf den Geldstapel, der auf einem kleinen Nebentisch aufgehäuft war. Dann wurde er nacheinander den anderen Personen am Tisch vorgestellt. Einer von ihnen war ein Major Klein, Kommandeur der Wayside-Miliz. Den zweiten kannte er bereits. Loren Cole war der Schiffseigner der ORBITER. Die beiden anderen waren anscheinend zwei Funktionäre der planetaren Verwaltung, die von Major Klein eingeladen wurden, um eine größere Pokerrunde zu gestalten. Bramert zögerte kurz, bevor er sich setzte. Er kam sich in dieser Runde so unbedeutend vor, aber der Colonel zwinkerte ihm bloß zu. „Enttäuschen Sie mich nicht, Anton. Falls ich diesen Tisch als Verlierer verlassen sollte, dann müssen Sie wenigstens die Ehre der Chevaliers hochhalten.“
Cole schnaubte leise. „Kommen Sie, Germain. Sie erwarten doch nicht wirklich, dass dieser Grünschnabel gegen uns eine Chance hat, oder?“
„Oh, ich weiß nicht, Loren. Er hat mich, seitdem ich ihn kenne, schon des Öfteren überrascht.“
Einer der beiden Funktionäre, wenn Bramert richtig zugehört hatte, dann lautete sein Name Tokama, räusperte sich leise. „Ich bitte um Verzeihung, meine Herren“, sagte er mit typisch-draconischer Zurückhaltung, „aber vielleicht wollen wir mit dem Spiel beginnen?“
Sein Kollege, er war Bramert als Fitzsimmon vorgestellt worden, nickte zustimmend und Danton mischte gekonnt die Karten. Dann legte er zunächst jedem aufgedeckt eine Karte vor, um den Dealer der ersten Runde zu ermitteln. Bramert, der zwischen Danton und Cole saß, bekam einen Kreuz-Buben. Da niemand darüber kam, nahm Danton die Karten auf und reichte Bramert den ganzen Stapel. „Sie sind der Dealer, Anton.“
Bramert nahm den Kartenstapel, sah kurz in die Runde und begann dann damit, ähnlich gekonnt wie sein Vorgesetzter die Karten zu mischen. Während er mischte, meinte er mit ruhig-monotoner Stimme. „Die Blinds, Gentlemen.“
Danton legte einen Chip in die Mitte, von Fitzsimmon, der neben dem Colonel saß, kamen zwei Chips derselben Höhe. Bramert verteilte die Karten, bis jeder zwei vor sich hatte, und das Spiel konnte beginnen.

Sie spielten seit etwa zehn Minuten und bisher war kaum etwas passiert. Danton und Cole hatten die ersten drei Runden untereinander ausgemacht, wobei Cole zweimal die Nase vorn gehabt hatte, aber es hatten bisher nur wenige Chips den Besitzer gewechselt. In der vierten Runde war Klein der Dealer und teilte Bramert eine Sieben und einen Buben zu, beide in Karo. Es war kein sonderlich gutes Blatt, aber da die Karten suited, also von der selben Farbe, waren, konnte man theoretisch etwas damit anfangen – wenn denn die passenden Karten in der Mitte lagen. Bramert war mit Setzen an der Reihe und da er sich bisher eher passiv verhalten hatte, änderte er zunächst an dieser Taktik nichts, um seinen Gegnern am Tisch keinen Hinweis auf seine Karten zu geben. Der bisher höchste Einsatz waren die zweihundert, die als Big Blind und bisheriger Standardeinsatz gefordert waren, und er legte zwei entsprechende Chips in die Mitte. „Call.“
Danton callte ebenfalls, Fitzsimmon foldete und schob seine Karten in Richtung des Dealers. Klein sah in die Runde, sein Gesicht zeigte keine Regung, dann sagte er. „Raise auf eintausend.“
Diese Erhöhung machte Eindruck. Tokama und auch Cole foldeten sofort, ohne groß nachzudenken. Bramert dagegen entschied sich dafür, in die Offensive zu gehen. Er nahm sich einen ziemlichen Batzen seines Chipstapels und sagte. „Ihre Tausend, Major, und ich erhöhe noch einmal um tausendfünfhundert.“
Cole keuchte auf, Tokama zeigte keine Regung und Danton nickte zur Anerkennung einmal kurz, während er foldete. Fitzsimmon konnte Bramert nicht sehen, aber da dieser schon vorher ausgestiegen war, war seine Reaktion jetzt nicht von Bedeutung. Kleins dagegen schon – wenn es eine Reaktion gegeben hätte. Aber Klein saß da und reagierte überhaupt nicht. Dann antwortete er. „Ich calle Ihre tausendfünfhundert.“
Die beiden Männer schoben ihre Chips in die Mitte, dann legte Klein die oberste Karte vom Stapel weg und deckte die drei folgenden Karten auf: Karo-Acht, Karo-Neun, Karo-Zehn. Bramert hatte bereits mit dem Flop einen Straight Flush getroffen, die zweithöchste Kartenkombination beim Pokern überhaupt. Es war unmöglich, dass Klein dieses Blatt übertreffen konnte – aber er konnte theoretisch alles haben, von der High Card über ein Pärchen bis zum einfachen Karo-Flush. Also bot sich für Bramert durchaus die Möglichkeit, seinem Gegenüber viele Chips abzunehmen – wenn er es richtig anstellte. Da er wieder am Zug war, überlegte er kurz und sagte dann einfach. „Check.“
Klein warf ihm einen kurzen Blick herüber, dann murmelte er leise etwas und sagte dann. „Ich setze nochmal eintausend.“
Er nahm die entsprechenden Chips und setzte sie in die Mitte. Bramert strich sich, scheinbar nervös, mit dem rechten Zeigefinger über die Oberlippe, dann meinte er. „Ich raise auf dreitausend.“
Noch bevor er die entsprechenden Chips in die Mitte setzen konnte, konterte Klein bereits, indem er sagte. „Ich gehe All-In.“
Bramert unterdrückte ein Lächeln und antwortete völlig ruhig. „Ich calle.“
Da sie beide annähernd dieselbe Anzahl an Chips hatten, Klein hatte nur dreihundert weniger, da er jeweils einmal Small und Big Blind gewesen war, sparten sie es sich, die Chips zu zählen. Bramert nahm sich einfach drei 100er-Chips und schob den Rest in die Mitte, ebenso wie Klein. Dann deckten beide ihre Karten auf und Klein wurde bleich. Er hatte tatsächlich einen Karo-Flush mit den drei Karos in der Mitte, dem Karo-König und der Karo-Zwei, aber gegen den Straight Flush konnte er nichts ausrichten. Er wusste bereits, bevor die letzen beiden Karten aufgedeckt wurden, dass er verloren hatte – ebenso wie alle anderen am Tisch. Der Form halber wurde zunächst eine Pik-Neun und das Herz-Ass aufgedeckt, aber das war wirklich nur noch eine Formalität. Klein schluckte, dann reichte er Bramert die Hand. „Sie haben großartig gespielt, Mr. Bramert. Ich hatte nicht erwartet, dass Sie so ein gutes Blatt haben.“
Bramert schüttelte seinem Gegenüber die Hand. „Danke, Sir“, dann holte er die Chips zu sich heran. Danton beobachtete ihn mit einem Lächeln, dann meinte er zu Cole, dem noch immer der Mund offen stand. „Sehen Sie, Loren? Ich hab Ihnen doch gesagt, dass der Junge für eine Überraschung sorgen könnte.“
Und damit ging das Spiel munter weiter, nachdem Major Klein einen Hunderter auf den Nebentisch legte und sich damit neu einkaufte…

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A rose by any other name is still a rose

Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne

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28.02.2010 16:48 CeGrudke ist offline E-Mail an CeGrudke senden Beiträge von CeGrudke suchen Nehmen Sie CeGrudke in Ihre Freundesliste auf
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Als relativ reiche Einheit, die nicht unbedingt von der Hand im Mund leben musste - das Ergebnis der damals sehr großzügigen Verkäufe jeder Art von ClanTech, als sich das Team Stampede aufgelöst hatte - verzichteten die Chevaliers auf eine bunte Mixtur der unterschiedlichsten oder billigsten Uniformen. Sie gaben seit ihrer Gründung Dienstuniformen heraus.
Der Standard war eine grüne Felduniform, aber es gab Winter- und Wüstenvariationen. Wenn alle Nachschubgüter so billig wie Kleidung gewesen wären, hätte Germaine die Chevaliers längst auf Divisionsstärke aufgebläht.
Natürlich gab es auch eine Gala-Variante, eine Ausgehuniform, allerdings nur eine einzige Version, die in winterlichen Gebieten mit einem schweren Mantel ergänzt werden konnte. Die Chevaliers trugen sie eher selten, weil die Gelegenheit zum protzen auch nur sehr selten war.
Es stimmte den Herrn der Chevaliers allerdings schon ein wenig belustigt, dass sie sich doch so zum protzen eignete. Die weiße Uniform mit den schwarzen Aufschlägen und goldenen Knöpfen und Rangabzeichen hatte definitiv Stil, und ähnelte damit nicht nur den ComStar-Felduniformen, sondern auch den Ausgehuniformen der Wayside-Miliz. Allerdings war weiß schon immer eine sehr beliebte Uniformfarbe gewesen, wenngleich sie im draconischen Kulturraum auch für Trauerkleidung stand. Aber für eitle Gecken war sie schon was richtig geiles, wie er sich eingestehen musste, als er sich endlich vom Spiegel los riss.

In voller Sommerausstattung mit zeremonieller Dienstwaffe im Holster an der rechten Seite trat Germaine vor seine großzügige Zimmerflucht. Draußen erwarteten ihn bereits die Teileinheitsführer. Die Stimmung war recht gut, was vielleicht nicht wenig an der Tatsache lag, dass sich Wayside V nicht als Atmosphäreloser Staubball ohne jede Abwechslung entpuppt hatte. Im Gegenteil. Auf dem Innenhof der Kaserne stand eine acht Meter hohe Tanne, die nach den letzten Kämpfen gepflanzt worden war, eine Sequoia. Ein dünnes Lächeln spielte im Germaines Lippen, als er daran dachte, welchen Spaß sich die Miliz damit eingefangen hatte - in den nächsten Jahrhunderten.
Als Germaine seine Tür schloss, verstummten die kleinen Gespräche.
"Alle da, Chef", sagte Juliette Harris. Sie freute sich offensichtlich über zwei Dinge: Einerseits auf einen entspannten Abend in angenehmer Gesellschaft und andererseits über die Chance, endlich mal wieder Bein zu zeigen, denn die Ausgehuniform der Chevaliers war die einzige Variante, die einen Rock vorsah.
Germaines Blick ging über seine MechKrieger. Jara, Miko, Decius Metellus, Check. Unterstützung: Juliette Harris, Stab, Doreen Simstein, Techs, Doktor Fleischer, Check. Van der Roose, Infanterie, Check. Christine Sleijnirsdottir, Jäger, Check.
Der Rest der Einheit, soweit er nicht für Wachdienst eingeteilt war, würde in diesen Minuten über Parkensen Citys Vergnügungseinrichtungen herfallen - und davon bot die junge Handelsstadt wirklich eine ganze Menge.
Germaine nickte seinen Leuten zu und ging voran. Hoffentlich würde es tatsächlich ein angenehme Abend werden. Wenn nicht, beneidete er sicherlich Kapitän Cole, der wohl im Moment irgendwo in der Stadt eine zünftige Pokerrunde abhielt. Andererseits brannte er auf die eine oder andere Geschichte über die Nebelparder.
***
Direktor Sorensen empfing sie am Hauptportal des Gebäudes, das die Bezeichnung Stadtschloss mehr als verdient hatte. Und nein, Gouverneur Parkensen wohnte nicht im Verwaltungsgebäude.
"Willkommen, Major Danton, Ladies und Gentlemen." Sorensen verneigte sich in draconischer Art steif aus der Hüfte. "Bitte folgen Sie mir. Wir beginnen den Abend mit einem Aperitif im Garten. Der Sho-sa... Ich meine Chefdirektor Parkensen ist bereits da. Dazu sind die Offiziere der Miliz bereits eingetroffen. Einige Spitzenleute meiner Verwaltung und ein paar hohe Tiere aus der Wirtschaft sind ebenfalls schon eingetroffen. Aber keine Sorge, wir werden nicht mehr als fünfzig werden."
"Nicht mehr als fünfzig, sagt er", murmelte Jara beeindruckt.
Germaine warf ihr einen warnenden Blick zu. "Wir bedanken uns für die Einladung. Dies ist eine sehr seltene Gelegenheit für uns, um mal wieder die Ausgehuniformen zu tragen." Er beschloss sich zu einer Spitze in Richtung des Verwaltungsbeamten. "Zuletzt trug ich sie während einer Teezeremonie in Anwesenheit des Koordinators."
Das war weder richtig noch falsch. Laut Protokoll WAR Theodore da gewesen, wenngleich seine Sitzmatte leer geblieben war. Aber er würde darüber nicht ausgerechnet mit einem Draconier streiten müssen.
Ein unmerkliches Weiten der Augen war die einzige Reaktion des Direktors. Er machte eine einladende Handbewegung. "Bitte hier entlang."

Sie folgten über die hohe Freitreppe ins Haus, durchquerten den großzügigen zweistöckigen Eingangsbereich und betraten einen langen Laufgang. Bedienstete in Livrée verneigten sich draconisch vor den Söldnern, wenn sie ihnen begegneten.
"Dieses bescheidene Haus", begann Sorensen, "ist ein Geschenk des Koordinators an den Chefdirektor für seinen hervorragenden und aufopfernden Dienst für das Kombinat bei der Verteidigung dieser Welt. Sämtliche Kosten, die Unterhaltung betreffend, werden ausschließlich vom Koordinator getragen. Außerdem hat der Koordinator dem Herzog ein entsprechendes Gebäude erbauen lassen. Schade, dass er selten hier verweilt." Er deutete auf ein übermannsgroßes Ölgemälde an der Wand, das einen hoch geschossenen, athletischen Mann in einer weißen Ausgehuniform zeigte, die jener der Chevaliers sehr ähnelte, jedoch blaue Aufschläge hatte. Der weiße Umhang mit dem blauen Innenfutter war ebenfalls kein Standard bei den Chevaliers, aber diesem Mann stand er so gut, dass sich Germaine einen solchen Umhang für seine Offiziere durchaus vorstellen konnte. Interessiert blieb Germaine stehen und musterte den dunkelblonden Mann.
"Es hätte mich gewundert, wenn Sie hier nicht stehen geblieben wären, Colonel", sagte der Direktor lächelnd. "Dies ist Koshaku Mikado Mamoru, der Besitzer dieser hübschen Welt."
Über Mikos Gesicht ging ein dünnes Lächeln. Sie als Draconierin kannte die Interna besser als jeder Chevalier.
"Was? Aber ich dachte, der Herzog ist Anführer einer SBVS-Einheit aus Söldnern", meldete sich Jara zu Wort.
"Das ist richtig. Und für seine Verdienste bei der Abwehr der Nebelparder wurde er mit dem Herzogsrang belohnt und erhielt das Recht, Buso-Senshi zu rekrutieren und Adlige zu ernennen. Das war ein umstürzlerisches Ereignis, das der große, unvergessene Takashi Kurita selbst ausgesprochen hat. Um die Konservativen jedoch milde zu stimmen, hat der Koshaku einen japanischen Namen angenommen, unter dem er in den draconischen Dokumenten geführt wird. Auch überall auf draconischem Boden trägt er automatisch diesen Namen. Wenngleich ich aus sicherer Quelle weiß, dass er den Namen und auch den Titel außerhalb des Kombinats nicht benutzt."
"Und wie heißt..." "Ah, Colonel Danton! Herrschaften! Schön, Sie alle wieder zu sehen!" Klein kam mit weit ausgreifenden Schritten auf sie zu, stutzte kurz bei der Flut weißer Uniformen und schien über seine eigene lachen zu wollen. Dann aber schüttelte er den Chevaliers nacheinander die Hände. "Hat der gute Sorensen Sie mit Geschichtsunterricht gelangweilt? Das können der Sho-sa und ich besser. Wir haben so manche Gefechtsgeschichte auf Lager. Und ich bin sicher, wir könnten den
Chefdirektor dazu überreden, die eine oder andere GefechtsROM zu kommentieren."
Sorensen seufzte deprimiert. "Immer diese Soldaten. Kaum hat man mal was interessantes zu erzählen, platzen sie mit ihrem Rumgeballere dazwischen. Bitte hier entlang, meine Damen und Herren." Nun, ganz so übel schien der Verwaltungsfachmann die Einmischung des MechKriegers nicht zu nehmen, dazu arbeiteten sie zu gut zusammen, stellte Germaine amüsiert fest.

Eine große Doppelflügeltür öffnete sich vor ihnen, und drückte den angenehmen Geruch nach frischen Tannennadeln und Jasmin in den Gang. Vor ihnen öffnete sich eine weite Terrasse, auf der mehrere Dutzend Büsche, Strauchpflanzen und Bäume gepflanzt waren, teils in Kübeln, teils in Beeten. Es waren große Tische mit bequemen Sitzmöglichkeiten aufgestellt, und dazwischen flanierten gut sechzig Leute. Germaine hatte nicht das Gefühl, das schon alle Gäste angekommen waren. "Wir werden nicht so viele, eh?", raunte Miko ihm amüsiert ins Ohr.
Germaine lächelte dazu.
Als die Chevaliers den Garten betraten, klang spontaner Applaus auf, der so lange andauerte, bis ein mittelgroßer, grauhaariger Mann in der Uniform der Pesht-Regimenter zu ihnen trat. "Ah, Colonel Danton. Ich habe Sie und Ihre Leute sehnsüchtig erwartet." Sein Lächeln war echt, aber augenscheinlich fehlte ihm die Übung dazu. Es wirkte leicht verzerrt. Germaine ergriff die dargebotene Hand und drückte sie. Das Fehlen von drei Fingern an der Hand seines Gegenübers machte daraus ein überraschendes Erlebnis. Kein Zweifel möglich, der Mann vor ihm war Parkensen.
Der Chefdirektor lächelte dünn und hielt nach dem Händedruck seine rechte Hand hoch, um deutlich sichtbar die fehlenden Finger und den Stumpen des Mittelfingers zu zeigen. "Machen Sie sich darum keinen Kopf, Colonel. Ein Luftangriff der Clanner, der damals meine Einheit vernichtete. Wir konnten unseren Gefechtsauftrag trotzdem verrichten. Ich könnte mir bionische Finger anpassen lassen, aber ich sage mir jeden Tag, dass es besser ist, wenn ich mich an den Verlust meiner Leute erinnere."
In dem Punkt schien Parkensen ebenso besessen zu sein wie Germaine mit seiner Rache. Beide hatten diese Wut, diesen Antrieb, leidlich im Griff.
"Major Klein hat die Möglichkeit angedeutet, ein paar GefechtsROMs einsehen zu können", sagte Germaine.
"Und natürlich versprochen, das ich sie kommentiere. Wir werden sehen." Parkensen winkte ein paar Kellner heran, die den Neuankömmlingen Sekt kredenzten. "Auf Wayside angebaut und gekeltert. Wir haben hier ein paar mittelkarge Böden, auf denen der Petit Meslier sehr gut gedeiht. Allgemein haben wir hier viele unterschiedliche Bodensorten, die den Anbau aller möglichen Feldfrüchte ermöglicht. Sicher haben Sie die Reisfelder gesehen, Colonel?"
"Sie sind nicht zu übersehen", murmelte Germaine.
"In Philip City haben wir das größte Maisanbaugebiet des Planeten. Achtzig Prozent unserer Ernte geht an die Novakatzen und Clanhändler, die in Richtung Clanraum fliegen. Verzeihung, ich langweile Sie."
"Nein, ich lerne immer und überall gerne dazu. Auch wenn es mich verwundert, dass die Clans Mais importieren."
Parkensen nickte. "Mich wundert das auch. Gehen wir ein paar Schritte, Colonel."
Germaine bestätigte und gab seinen Leuten mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich unter die Gäste mischen sollten.

Am Geländer der Terrasse hatten Parkensen und Germaine einen formidablen Ausblick auf den Garten. Direkt unter ihnen befand sich ein sorgfältig geharkter Steingarten. Er war umschlossen von einer großen Grünfläche, die von Zypressen und einem weiten Teich dominiert wurde.
"Beeindruckend", murmelte Germaine. "Der Garten des Koordinators in seinem Palast sieht ähnlich aus."
"Sie waren im Schwarzen Palast?"
Germaine schmunzelte. "Wir waren auf unserer ersten Mission Ronin jagen. Im Geisterbären-Dominion. Der Koordinator wollte mich auf eine besondere Weise belohnen."
"Nun sehen Sie mich beeindruckt." Parkensen deutete auf den Garten. "In der Tat ist er dem Garten im Schwarzen Palast nachempfunden. Das Dankeschön des Koordinators an einen seiner unfähigsten Diener, der, bis er auf diese Welt kam, nur überleben konnte." Ein wenig verbittert sah er in sein Glas. "Es hat lange gebraucht, bis ich zwei Dinge akzeptieren konnte. Dass ich die Verantwortung für den Tod meiner Untergebenen trug, aber keine Schuld... Und das der Koordinator mich nicht sterben lassen wird, solange er Verwendung für mich hat."
"Und diese Verwendung ist Wayside V." Es war keine Frage, es war eine Feststellung gewesen.
"Anfangs hielt ich es für meine gerechte Strafe. Doch je schöner diese Welt wird, desto mehr sehe ich es als eine Belohnung an. Eine Belohnung, die jederzeit wieder zerstört werden kann. Und es wahrscheinlich auch wird."
"Also doch eine Strafe?", fragte Germaine.
"Wie man es nimmt. Mir war schon lange klar, dass mich Wayside V nie wieder los lässt. Sicher, ich werde einmal im Jahr nach Luthien berufen. Aber irgendwie weiß ich, das mein Grab hier sein wird. Für mich stellt sich nur noch die Frage, wie ich sterbe." Er hob die verkrüppelte Hand. "Am Steuer eines Mechs scheidet aus, und ich bin dankbar, das mir diese Entscheidung abgenommen wurde."
Germaine nickte verstehend. "Unter uns Kriegern: Ich für meinen Teil bin froh, das ich diese Option noch habe. Nachdem ich sie mir durch zwei Abschüsse und einen Mittelohrschaden beinahe verdorben hätte."
Nun war es an Parkensen, verstehend zu nicken. Viel mehr für ein wenig Verständnis brauchten sie nicht, als alt gestandene Soldaten. "Sie haben des öfteren Jadefalken verprügelt, Colonel?"
"Ich hatte ein paarmal die Ehre. In meinem letzten Gefecht übrigens mit gleichwertigem Material. Das macht irgendwie mehr Spaß."
Parkensen lachte leise. "Das war es wahrscheinlich auch, was unsere Köpfe im Kampf gegen die Nebelparder gerettet hat. Zuerst mit den Highlanders, und danach mit Koshaku Mikado."
Germaine nippte am Sekt und war überrascht über Süße und Säure. "Eine Champagner-Rebe?"
"Das haben Sie gut erkannt. Es gibt kaum Menschen, die einen Champagner von einem Schaumwein unterscheiden können. Ohnehin nicht mehr, seit jeder dritte Sekt, der irgendwo in der Inneren Sphäre gekeltert wird, frech das Siegel Champagner trägt. Deshalb lassen wir unseren Wein für sich sprechen. Ich glaube, es gelingt ihm ganz gut."
Germaine grinste schief. "Ich bin Franzose, Monsieur, auf Terra geboren und aufgewachsen. Wenn ich von etwas Ahnung haben sollte, dann von Champagner, Brot und schönen Frauen."
"Das Brot möchte ich bezweifeln", erwiderte Parkensen und sah über die Schulter auf die Menge zurück, in die sich die Chevaliers integriert hatten. "Bei Frauen und Champagner gebe ich Ihnen Recht."
Germaine beschloss, ausgerechnet einem Draconier gegenüber dieses Thema nicht zu vertiefen. "Sie hatten die Nebelparder ein paarmal zu Besuch, Sho-sa?"
"Nicht nur ein paarmal. Selbst wenn sie nicht mehr als einen Binärstern oder einen Trinärstern aufbieten konnten, kamen sie hier runter und versuchten uns zu verprügeln. Wir hatten schwere Verluste, aber dieser Stützpunkt wurde nicht einmal aufgegeben. Hier, wo Sie stehen, wurde ich niedergeschossen und lag in meinem eigenen Blut, wäre fast von einer Ryoken zertreten worden. Einer der Piloten von Mikado-sama hat mich gerettet. Vielleicht war er es sogar selbst, er hat es mir nie unter die Nase gerieben. Aber damals dachte ich, dass dieser Ort ein guter Platz wäre, um liegen zu bleiben. Und jetzt schauen Sie, wo mein Bett steht."
Germaine sah ins Rund, auf die flankierenden Hausflügel, die den Garten hinab wucherten. "Ihres und zweihundert weitere."
"Es ist etwas geräumig", gestand der alte Soldat. "Ein gerechter Ausgleich für die Enge in der Zeit, als wir jeden Tag ums Überleben kämpften und bei Tag und Nacht bereit sein mussten, in den nächsten Bunker zu springen oder es wenigstens aus dem Zelt heraus zu schaffen. Ich wohne hier nicht alleine, Colonel. Viele meiner Untergebenen aus der Zeit der Nebelparderattacken bewohnen Appartements in meinem Haus. Das ist meine Form, ihre Loyalität und Hingabe zu belohnen."
"Es lebt sich anscheinend nicht schlecht auf Wayside V", brummte Germaine.
"Ja, das tut es. Alles was uns an Zivilisation fehlt kommt nach und nach zu uns raus. Ab und an legt sich mal ein übereifriger Pirat mit unserer Miliz an und gibt Major Klein was zu tun, zweimal haben unbekannte Mächte versucht, einen Bürgerkrieg auszulösen, um den Planeten zu übernehmen, aber ansonsten lebt es sich nicht schlecht hier. Vor allem nicht mehr, wenn wir den Golfplatz endlich auf achtzehn Löcher erweitern. Wir müssen nur noch ein, zwei Hektar Land von Blindgängermunition reinigen. Parder kleckern nicht im Kampf, sie klotzen." Parkensen schmunzelte Germaine an. "Nun fragen Sie schon endlich."
Erstaunt erwiderte der Chevalier den Blick. "Sir?"
"Fragen Sie mich endlich, ob Sie Kopien der GefechtsROMs bekommen können, vor allem jene mit den Einheiten, hinter denen Sie mit Cole her sind."
Germaine seufzte tief. "Ich wollte eigentlich noch ein wenig plaudern, so von Krieger zu Krieger, bevor mir das Geschäft dazwischen kommt, aber... Sho-sa, überlassen Sie mir Kopien der Gefechtsaufzeichnungen?"
"Selbstverständlich, Colonel. Es wird mir eine Ehre sein. Und es wäre mir ein Vergnügen, mit Ihnen einige der Dateien durch zu gehen."
"Haben Sie vielen Dank, Sho-sa."
Parkensen nickte knapp.

Sie unterhielten sich noch einige Zeit über die üblichen Dinge: Mechtaktiken, Feuerreichweiten der verschiedenen Extremreichweitenwaffen, M-Raketen ja oder nein, Leibeigene ja oder nein und ließen sich dafür eine zweite Runde Champagner kommen. Erst als zum Essen gerufen wurde, verließen sie ihren Platz am Balkon.
"Spielen Sie Golf, Germaine?"
"In meiner Jugend hatte ich das Vergnügen ein paar Bälle zu dreschen. Aber ich bin nicht sehr gut, Elden."
Der kleine Draconier lachte. "Na, dann gewinne ich vielleicht endlich mal wieder. Morgen um elf am ersten Grün, falls ich nachher nicht mehr dazu komme, Sie einzuladen."
"Ich werde da sein", versprach Germaine."
"Bringen Sie Miko Tsuno mit. Ich bin neugierig."
Germaine erstarrte für einen Augenblick, dann aber folgte er dem Sho-sa und den anderen Gästen in Richtung Speisesaal. War das vielleicht schon eine halbe offizielle Anerkennung ihrer Beziehung? Oder war es wirklich banale Neugier? Aber bei einem Draconier? "Möglich ist alles", murmelte Germaine lächelnd.

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Wayside V oder auch Wildkatz
Im Anflug
Äußere Peripherie (Draconis Kombinat)
Juli 3066

Matthew Brennstein stand am Sichtfenster der ROSEMARIE und blickte hinab auf den Planeten unter sich.
Wayside V bot ihm einen tristen Anblick. Eine grau-braune Oberfläche, die keinerlei grün oder gar blau von Ozeanen offenbarte.
Eine unwirtliche Welt am Rande der Inneren Sphäre.
„Du kennst die Geschichte von Wildkatz?“
Er musste sich nicht umdrehen, um an dem Schmatzen Vitorio de Gomez zu erkennen.
„Ja in etwa, die ganze Geschichte zwar nicht, aber aus einigen Berichten! Ich hätte nicht mit den Fusiliers hier tauschen wollen. Ein unglücklicher Treffer und du atmest entweder Weltall oder pures Gift.“
Gomez trat neben ihn, während er weiter schmatzte. Der Kautabak wanderte fleißig von Mundwinkel zu Mundwinkel.
„Jupp, davon mal abgesehen. Es war ein heikles Ding was Jaffray durchgezogen hat, getarnt als Nepelparder Einheit die Novakatzen hierher zu locken, aber ich war noch nie gut in Geschichte, vor allem dann nicht, wenn sie sich auf Mechkämpfe bezieht. Wir Fußvolk haben hier doch nichts verloren.“
Matthew lachte laut auf.
„Was mich zu der Frage brächte, was du hier treibst, Schlammstapfer!“
„Der Colonel wollte mich zusammen mit Shadow hier haben, ich vermute mal dass es an meinem einzigartigen und überaus charmanten Wesen liegt.“
„Kaum, der Colonel ist zu sehr Hetero, um auch nur ansatzweise Interesse an dir zu haben.“
Gomez schnaubte nur belustigt und begnügte sich für den Moment mit Matthew aus dem Fenster zu blicken.
„Weißt du was Prinzessin. Ich glaube du alter Blechreiter könntest ein wenig Übung vertragen. Du und ich in den Simulatoren!“
Matthew drehte sich und blickte dem Hünen in die Augen. Immerhin trennte die beiden fast ein ganzer Kopf, obwohl auch Matthew mit seinen knappen 1,80m nicht als klein zu bezeichnen war.
Die brauen Augen blitzten schelmisch und der Kautabak wanderte scheinbar belustigt in die andere Wange.
„Du weißt doch nicht mal wie ein Mech aussieht, wenn er direkt auf dich drauf tritt, wie willst du dann einen steuern!“
„Na komm, was Cassie Suthorn kann, kann ich doch wohl auch. Das gibt einem der Beruf mit. Außerdem müsste dieser Mech mich erst einmal erwischen, bevor ich ihm ein Bein abgesprengt habe.“
Er drehte sich grinsend um und schritt in Richtung Tür.
„Im übrigen sprach ich nie davon in einen Mech zu steigen, aber ich kann ganz gut malen.“

***

Die Landung der Chevaliers auf Wildkatz war wenig beeindruckend gewesen. Die Stadt wiederum nahm Sandy voll und ganz in Beschlag. Gerade noch hatte sie sich eine Bügelfalte auf ihrer Ausgehuniform glatt gestrichen und den Fuß auf die Ausstiegsrampe gesetzt, als der Anblick sie überwältigte.
Ihre anfängliche Müdigkeit und das Desinteresse schwanden sofort, als sie die blickenden Lichter einer belebten Metropole sah. Sicherlich nicht mit denen anderer Planeten zu vergleichen. Nicht so weitläufig wie Tharkad oder Avalon City, aber nichts desto trotz beeindruckend.
Leuchtreklamen kündigten Salons, Clubs, Bars und sogar Casinos an und das direkt an einen opulenten Raumhafen, der sich an Aktivität nahezu mit Galatea hätte messen können, zumindest wenn man die Lage und die Geschichte dieses Planeten berücksichtigte.
Ein Schweber düste gerade über das Landefeld, direkt auf den Tower zu. Weiter hinten sah sie Muntions- und Frachttransporter und sogar einen leicht ramponierten Fury Transporter.
Haruka Yamada steuerte ihren Puma die Rampe an Sandy vorbei und hinaus auf das Landefeld und lenkte sie kurz ab.
Ihr Blick schweifte immer noch umher und versuchte alles in sich aufzusaugen, womit sie gerade hier nicht gerechnet hatte und was ihr nach den Wochen der Eingesperrtheit in ihrer Kabine gefehlt hatte. Es gab sicherlich schlimmeres, als sich mit Jean Dante die Kabine zu teilen, auch wenn sie nur für eine Person ausgelegt war, aber die Enge an Bord der BOREAS war stellenweise äußerst beängstigend gewesen. Es war ein Wunder, dass die Chevaliers sich nicht gegenseitig an die Kehle gegangen waren. Ein Wunder, oder der guten Disziplin und Führung zu verdanken.
„Hey HotShot, träumst du?“
Sandy blinzelte irritiert und blickte zu ihrem Rufer. Sarah Slibowitz stand neben einem kleinen Schweber und winkte ihr.
„Schon vergessen junge Dame, wir gehen der Kaserne einen kleinen Besuch abstatten und uns ein wenig einleben.“
„Äh, klar, komme schon.“
Zügigen Schrittes ging sie die Rampe hinab, auf der mittlerweile das Hornissennest der Chevaliers mit der Arbeit begann.

***

„Beeindruckend, oder?“
„Äh, ja, ein wenig. Zumindest wenn man das hier nicht erwartet hätte.“
„Ach sie meinen hier am Rande der Zivilisation?“
Sandy schüttelte den Kopf:
„Nein, ich meinte auf einer fast toten Welt. Viele Leute reihen Wildkatz nur knapp hinter Sirius ein, was die Lebensbedingungen betrifft.“
„Das glaube ich gerne, aber alles in allem geht es. Es lebt sich gut hier, vor allem jetzt seit der Herzog einiges investiert und aufgebaut hat. Wir haben Arbeit und ein schönes Leben und für die späten Stunden auch genug zum vergnügen. Legal, versteht sich.“
Sandy verzog die Mundwinkel, während Sarah Slibowitz ihrem Fahrer zu lächelte.
„natürlich, alles legal, so ganz ohne Kleinigkeiten wie Schwarzmarkt, organisierte Kriminalität usw.“
Die Ironie in ihrer Stimme ging an dem Mann nicht spurlos vorbei, als er den Mundwinkel leicht nach unten zog, aber kurz darauf sprang das fast schon diplomatische Lächeln wieder über.
„Nun ja, so etwas findet man überall, aber glauben sie mir, auf Wildkatz ist nicht viel zu holen. Vor allem seit den letzten Überfällen nicht mehr.“
„Wissen sie da mehr?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, nur das, was die Nachrichten bringen und was man so am Rande hört. Manche sagen es wären Piraten, andere Clanner und wieder andere sprechen von Aliens, sofern Aliens Battlemechs steuern.“
„Unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie, so weit ich mich entsinne, fing es damals ´49 auch so an.“
„Oh machen sie mir keine Hoffnungen“, brummte er missmutig.
Sandy verlor allmählich das Interesse und blickte wieder aus dem Fenster.
Skytaxis, Kopter und Schweber brausten an ihnen vorbei oder über sie hinweg, während sie die asphaltierte Straße entlang rasten.
Ein grüner Gürtel umschloss das ganze und nicht weit dahinter konnte man einen Blick auf das vermutlich noch einzige richtige Meer auf Wayside erhaschen, in dem sich die Lichter der Stadt spiegelten.
Sie fuhren gerade an einer Ansammlung an Raffinerien vorbei und kurz darauf folgte eine Ansammlung bunter Getreide- und Anbaufelder.
Nach und nach nahm das grün ab und auch die Betriebsamkeit, als sie in immer tristeres Gelände kamen.
„Willkommen im Outback, um einen alten Spruch von Terra zu zitieren! Das Terraforming ist hier leider noch nicht so weit, aber es geht beständig weiter. Allerdings ist die Stirling-Basis derzeit dafür noch nicht vorgesehen.“
Er fuhr den Schweber an einem nahen Stein vorbei, die Straße war hier in ein platt gewälztes Feld übergangen, unterbrochen von gelegentlich herausragenden Steinen oder gar Trümmern.
„Das hier ist das Katzenfeld, wie wir es zu Ehren der Kommandantin von Stirlings Fusiliers nennen. Hier findet sich unser Trainingsgelände- Dafür haben wir extra Trümmer und Mechteile vom New Sherwood Forest hergeschafft.“
Während er sprach konnte man vereinzeltes Mündungsfeuer aufblitzen und huschende Gestalten aus machen.
Sarah Slibowitz lehnte sich zurück und schloss die Augen, die Arme verschränkt.
„Ich bin überraschte, dass die Manöver hier so offen durchgeführt werden!“
„Nun ja Ma`am, wir haben eine bewegte Geschichte und nichts zu verbergen. Zivilisten finden hier selten her und werden von der Perimeterwache schon vorher abgefangen. Vermutlich haben sie es nicht gemerkt, aber wir sind durch drei versteckte Sicherungsposten und Kontrollen gefahren.“
Sandy versuche etwas durch das Fenster zu erspähen, fand aber keine Hinweise auf seine Aussage.
„Ist mir entgangen!“
Der Fahrer schmunzelte nur.
„Ja, nun, jedenfalls, wir sind da.“
Sandy beugte sich nach vorne und auch Sarah öffnete die Augen, beide gespannt, was sie erwarten würde.
Eine schlichte, aber doch großflächige Konstruktion tat sich vor ihnen auf, größtenteils aus modularen Wänden und Befestigungen konstruiert, war es doch eine solide Festung, die einiges auszuhalten vermochte, aber als graue Masse, die aus braunem Ödland hervorragte, nicht so beeindruckend wie der Jaffray Raumhafen.
Zwei Marodeure patroullierten das Tor. Sie wirkten immerhin frischer in ihrer rot-grünen Bemalung.
Sie brausten durch das Tor, vorbei an Reihen abgestellter Mechs, tüchtigen Techs und einigen Panzern.
Sandy konnte sogar zwei Sholagar Raumjäger erspähen.
Der Schweber hielt ruckartig und sie stiegen aus.
Ein älterer Mann begrüßte sie lächelnd. Er trug eine schlichte grau-grüne Kampfuniform, die sich perfekt an einen breiten und muskulösen Körper schmiegte.
Seine Beine steckten in schlammverschmierten Kampfstiefeln und die Hände in schwarzen Handschuhe, mindestens ebenso dreckig.
Ein Rorynex SMG lag bequem in seiner linken Armbeuge. Mindestens ebenso verschlammt, wie der Rest an dem Mann.
Eine wulstige und breite Narbe zog sich quer über den Hals des Mannes, bis ins Gesicht und verzog den linken Mundwinkel ein wenig. In den grauen Augen stand schalk, aber auch Erfahrung.
„Lieutenant Slibowitz, das ist Captain Travis. Er wird sich um alles kümmern und sie betreuen, bis Major Klein und ihr Colonel hier eintreffen. Fühlen sie sich heimisch und nicht von seinem Auftreten abgeschreckt.“
Sarah nickte und streckte dem Offizier die weiß-behandschuhte Hand hin, die er mit festem Druck ergriff. Schlamm blieb an dem Handschuh hängen, was Sarah aber nicht weiter zu stören schien.
Sandy nahm nur unterbewusst wahr, wie der Schweber wieder abhob und davon brauste.
„Ladies, ist mir ´ne Ehre sie kenn´zu lern´. Hätt ich `wusst, dass ihr Colonel mir zwei so charmante Ladies schickt, hätt´ ich türlich die Truppe antretn lasse und mich mehr rausgeputzt.“
„Ach damit können wir leben Captain, dürfen wir uns ihnen anschließen?“
Travis grinste breit, was sein Gesicht noch mehr verzog, trotz allem wirkte er recht charmant und anziehend auf Sandy.
„Nun ja, Übung is´ durch und wollt de Jungs grad zum dusche´ schicken, wenn se uns da begleitn wolln.“
Er zwinkerte und ließ den Satz offen ausklingen.
Sarah ging auf den Witz ein.
„Nun vielleicht später, wir wollen doch nicht gleich die ganze Überraschung verderben.“
Travis lachte laut und nickte dann.
„Kommen sie, ich zeig ihnen mal alles!“

***

„Drax! Und wieder Sieg für mich.“
Matthew lachte fröhlich, während die Männer am Tisch ihn finster anstarrten.
Das war sein Abend heute. Schon der sechste Sieg in Folge.
Dazu kam noch die gut aussehende Marie, die sich an ihn schmiegte und ihre üppige Oberweite an seinen Oberarm drückte.
Es konnte kaum besser werden.
„Oh Mattie, du bist echt super, du machst mich so an!“.
Den Spruch hatte er in den letzten Monaten nicht oft gehört. Selbst als er mit seiner linken Hand über ihr bestrumpftes Bein strich, schien sie das nicht zu stören und zum ersten Mal seit Monaten, hatte auch er kein Problem mit den fehlenden Fingern dort.
Der Geber begann die nächste Runde und spielte die erste Karte. Verdeckt, wie es sich gehörte.
Kurz darauf folgte die offene Karte für jeden der Teilnehmer.
Ein Marik Lancer.
Matthew schob die Karte bei Seite und forderte die nächste. Eine 6.
Alles noch drin.
„Ich setz 1.000!“
Er nahm die Chips und warf sie in die Mitte.
Die anderen folgten brav. Noch ging es noch um nicht viel und so wie Matthew das sehen konnte, lagen seine Chancen ganz gut.
Frettchen Freddie, wie er seinen linken Nachbarn getauft hatte, der ihn permanent wie ein hungriges Frettchen anstierte hatte eine 3. Silent Bob, der sich zum wiederholten male seinen bauch strich, aber keinen Ton verlor einen Rifleman and er Seite und eine 2 offen. Was sein Blatt nicht den besten Start bescherte.
Steinhart Stu, der letzte im Bunde, der sich immer noch an einem Löffeln in seinem Mund abmühte und diesen nervös herumwandern ließ. Hatte lediglich eine offene 4.
Das Beiten verlief schnell und ruhig und bald schon hatte Matthew wieder die Oberhand. Bewusst vermeid er es, unter seine verdeckte Karte zu schauen und blickte locker in die Runde.
Seine vier Kontrahenten schienen nicht so ruhig und gelassen zu sein und bald schon stieg der erste aus. Silent Bob hatte sich dazu entschlossen, obwohl sein Blatt mit der Doppel 2 und der 3 auf ein Triple kam, verstärkt durch den Rifleman.
Matthew erhöhte auf 20.000 und so stieg aus Frettchen Freddie mit einem dreckigen Fluch aus.
Marie schmiegte ich noch enger an ihn und schien wie eine Katze zu vibrieren. So blieb nur noch Stu der anfing zu schwitzen und immer nervöser auf seinem Löffel kaute.
Matthews Hochgefühl kannte keine Grenzen mehr. Mit dem Gewinn würde er einen großen Teil seiner Schulden begleichen können, noch dazu erregte Marie ihn unglaublich. Er würde sich heute Nacht etwas können, das wusste er, wie ihre hand langsam in seinen Schritt fuhr.
Er lehnte sich kurz zurück, schloss die Augen und griff nach der versteckten Karte.
Stu wollte sehen, wie er erwartet hatte und deckte seinerseits eine 2 auf. Ein schlichtes Doppel.
Urplötzlich landete eine Hand schwer auf Matthews Schulter und riss ihn in die Wirklichkeit zurück.
Er schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht eines bulligen Polizisten.
„Sir, sie sind verhaftet!“

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Wayside V
Äußere Peripherie (Draconis Combine)


„Also schön, Gentlemen. Nachdem wir in den letzten Tagen so viel Friede, Freude und Alkohol genießen konnten, ist es an der Zeit, wieder wie eine Militäreinheit zu denken.“
Sergeant Tsuno blickte ihre Lanzenmitglieder fröhlich lächelnd an und begann dann, vor ihnen auf- und abzuwandern, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Bei diesem Anblick kam Bramert urplötzlich das Bild einer strengen Lehrerin vor Augen – so richtig schön mit sehr kurzem Rock, Strapse und einer Ledergerte zum Züchtigen der unartigen Schüler. Und dummerweise fiel sein Grinsen sofort auf. „Bramert! Willst du uns nicht an deiner Belustigung teilhaben lassen?“, Sergeant Tsuno schien ihn mit Blicken erdolchen zu wollen und der junge Private wischte sich selbst sofort das Grinsen aus dem Gesicht. „Verzeihung, Sarge.“
Tsuno sah ihn noch einmal streng an, dann nickte sie einmal und nahm ihre Wanderung wieder auf. „Also, wo war ich stehengeblieben. Ach ja… der von uns allen geliebte Colonel“, diese Formulierung aus ihrem Mund brachte bei allen drei Lanzenmitgliedern ein breites Grinsen aufs Gesicht, was Tsuno getrost ignorierte, „der Colonel möchte also, dass wir uns mit unseren Freunden aus dem BattleArmor-Kontingent noch besser anfreunden. Zu diesem Zweck sollen wir eine Aufklärungsmission mit ihnen durchführen. Unsere lieben Freunde nehmen also ihre BattleArmors und wir nehmen unsere Mechs und dann klären wir auf, eigentlich ganz simpel.“
Chappi hob die Hand. „Und was genau sollen wir aufklären, Sarge?“
Tsuno drückte ein paar Knöpfe auf einem Holoprojektor, der neben ihr stand und eine zweidimensional dargestellte Karte erschien. Sie zeigte auf den Punkt im Zentrum. „Das hier ist die Stirling-Basis, also unser Stütz- und Anfangspunkt. Wir sollen durch diesen Canyon“, sie fuhr mit dem Finger die Strecke entlang, „bis wir hier in dieses kleine Tal kommen, das zum Ozeanboden gehört. Wir wissen offiziell nicht, was sich dort alles befinden könnte – ebenso wenig, wie wir wissen, was sich alles auf dem Weg dorthin befindet, aber inoffiziell kann ich euch schonmal sagen, dass unser Gegner sich aus Teilen der Wayside-Miliz zusammensetzt. Ebenso offiziell sollen wir das Gebiet einfach nur erkunden, um es für einen angeblichen Konvoi, der uns folgt für sicher zu erklären. Und bevor jemand fragt, ich weiß auch, dass die BA’s dafür keinen Sinn machen. Und damit kommen wir zum inoffiziellen und eigentlichen Teil unserer kleinen Aufklärungsmission, den Teil, für den wir die Infanteristen brauchen werden.“
Sie drückte einen weiteren Knopf und das zweidimensionale Bild verwandelte sich in eine Bunkeranlage. „Das, Jungens und Mädels, ist das Hauptziel der BattleArmors. Laut den Übungsvorgaben befinden sich in dieser Anlage etwa ein halbes Dutzend hochrangige Personen, die unbedingt in Sicherheit gebracht werden müssen. Das heißt: sobald wir die Gegend gesichert haben geht ein Funksignal an die Basis raus, die daraufhin einen Heli losschicken, der die Bunker-„Gäste“ nach Hause bringt. Während dieser Zeit müssen wir unter allen Umständen verhindern, dass die Anlage angegriffen wird. Sobald der Heli mit den Leuten in Sicherheit ist ziehen wir uns wieder zurück. Soweit alles klar?“
Die drei anderen Scouts nickten und Tsuno lächelte erneut. „Wundervoll. Dann bewegt eure Ärsche! Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen.“
Als Bramert an ihr vorbeigehen wollte, hielt Tsuno ihn zurück. „Sky, auf ein Wort.“
Sie wartete, bis Chappi und Yamada verschwunden waren, dann sagte sie zu dem jungen Private. „Wir werden bei diesem Einsatz deine besonderen Fähigkeiten brauchen. Ich möchte, dass du, sobald wir die Bunkeranlage erreicht haben, wieder in den Canyon zurückkehrst und dort ein wenig Katz und Maus mit den bösen Jungs spielst, die sich dort wahrscheinlich aufhalten werden. Ich weiß, ich verlang viel von dir, aber ich weiß auch, dass du kein großer Schütze bist, dafür aber ein begnadeter Pilot. Du sollst unsere Gegner nur ablenken, du musst sie nicht ausschalten. Meinst du, du kriegst das hin?“
Bramert zögerte, dann nickte er entschlossen. „Das sollte schon klappen, Sarge.“
Tsuno lächelte wieder. „Sehr gut. Dann mach deinen Mech startklar.“

Zwanzig Minuten später hatte die Scoutlanze ihre Mechs hochgefahren und die Basis verlassen. Der Canyon lag vor ihnen und die Infanteristen in ihren BattleArmors wuselten zwischen ihren Beinen herum, sprangen mal hierhin, mal dahin. Bramert musste höllisch aufpassen, damit er nicht auf einen der kleinen Leute drauftrat. Dann ertönte Tsunos Stimme über das Kom. „Okay, Leute, lasst uns loslegen. Sky, du bist schneller und beweglicher als wir alle, also übernimmst du die Nachhut. Du wartest eine Minute, nachdem wir los sind und folgst uns dann. Sammel unterwegs jeden ein, der vielleicht zurückgeblieben ist.“
„Verstanden, Sarge“, antwortete Bramert und machte es sich bequem. Die Minute würde wahrscheinlich schnell vorbeigehen, dann konnte er loslegen. Er sah zu, wie die drei anderen Mechs der Scoutlanze in das Gewirr aus steinernen Gängen und Felsen hineintraten, sah die abziehenden BattleArmors und wartete. Die Minute verging und er wollte gerade losstiefeln, als er hinter sich ein Geräusch hörte. Er wandte den Mech um und musste lachen. Ein Tanklaster und ein anderer LKW waren anscheinend gegeneinander gefahren und jetzt beschimpften sich die Fahrer der beiden Fahrzeuge gegenseitig. Dann bemerkte er, dass der Tanklaster Flüssigkeit verlor und rannte los. Im Sprint aktivierte er seine Außenlautsprecher. "Weg da! Der Laster verliert Flüssigkeit!"
Die beiden LKW-Fahrer sahen zu dem heranstürmenden Mech auf, blickten dann auf die immer größer werdende Lache, die ihnen entgegenfloss und sprangen sofort auseinander. Bramert stellte sich zwischen sie, hob den Tanklaster vorsichtig auf und begann nun, den Laster auf seinen Händen balancierend, damit nicht noch mehr Flüssigkeit auslief, sich von dem anderen Fahrzeug und der Basis zu entfernen. Er stellte den Laster direkt neben dem Eingang zum Canyon ab und wollte dann weiter, aber dabei schabte er zufällig gegen die Felswand, was einige Funken aufsprühen ließ - die sofort die wieder auslaufende Flüssigkeit in Brand setzten. Der Tanklaster explodierte in einem Feuerball und Bramert wurde umgeworfen. Er hörte hinter sich Sirenen von Sicherheit und Feuerwehr und richtete seinen Mech wieder auf. Ein Blick auf die Schadensanzeige ließ ihn aufstöhnen. "Scheiße. Der Colonel dreht mir den Hals um!"
Dann erwachte sein Kom knisternd zum Leben. "Sky! Sag mal bist du eingepennt? Wir warten hier auf dich!"
"Sorry, Sarge", antwortete Bramert. "Ich musste mich eben als Retter in der Not betätigen, sonst hätte es ein dickes Feuerwerk in der Basis gegeben."
"Ist dir was passiert?", wollte Tsuno wissen und ihre Stimme verriet Besorgnis. "Na ja, mein Mech hat ziemlich was abbekommen. Ich hab nicht aufgepasst und nen Funkenregen verursacht."
Tsuno stöhnte leise. „Schöne Scheiße. Bist du noch einsatzfähig?"
"Wird schon", antwortete Bramert. "Zumindest, wenn ich nicht in den Krieg ziehen muss, bevor der Spector eine Runderneuerung erhalten hat."
Tsuno ließ diesen Satz unkommentiert. "Also schön, hau die Hacken in den Teer. Bieg rechts um die Ecke, dann ein ganzes Stück gerade aus und dann einmal links und noch einmal rechts, dann müsstest du uns schon sehen können.“

Bramert ließ seinen Mech auf volle Geschwindigkeit lossprinten und schoss in den Canyon hinein, während hinter ihm die Löschtrupps das Feuer unter Kontrolle bringen wollten. Er preschte um die erste Ecke des Canyons, stürmte geradeaus weiter, dann um die nächste Ecke. Doch bevor er die letzte Biegung hinter sich gebracht hatte, sah er schon Probleme auf sich zukommen – und auf seine Lanzenkollegen. „Sarge, ihr bekommt Besuch. Vier Drillson-Schweber kommen gleich um die Ecke!“
„Scheiße“, antwortete ihm Tsuno, dann sagte sie an alle gewandt. „Okay, Leute, die Party geht los. Sky, versuch sie abzulenken, wie wir es besprochen haben. Chappi, Yamada, wir gehen sofort um den Bunker in Stellung und wehren alles ab, was nicht zu uns gehört. Striker“, rief sie den Chef der BattleArmors, „wir versuchen sie von euch abzuhalten. Ihr stürmt jetzt gleich den Bunker und macht die Gefangenen für den Abtransport bereit. Schick der Basis das Signal, die sollen jetzt den Heli schicken und die Gefangenen abholen.“
Der Infanteristenführer bestätigte und Bramert schaltete ab, weil er sich darauf konzentrieren musste, vier Panzer, die jeder fast das Doppelte des Gewichts seines Spector auf die waage brachten, davon abzuhalten, in das Tal einzufliegen. Er zündete seine Sprungdüsen und landete direkt vor den Panzern. Diese hielten für zwei Sekunden an und gaben Bramert damit die Zeit, die er brauchte. Er löste einen Alphaschlag all seiner Waffen aus und sah mit Genugtuung, wie die Schadensanzeige eines Panzers sich rot färbte. Natürlich waren die Schäden nicht echt, aber wären sie es gewesen, dann hätte der Panzer jetzt ernsthafte Probleme. Bramert wich ein paar ungezielten Schüssen aus, dann stürmte er mitten durch die Reihen der Panzer und weiter in den Canyon hinein. Er sah auf der Ortung, dass alle vier Schweber drehten und ihm zu folgen versuchten. „Sarge, ich zieh die Panzer in den Canyon zurück. Ich weiß jetzt nicht, was hier noch rumläuft, aber mit etwas Glück kann ich die Leute auch noch finden und ablenken.“
Er hörte ein Zischen hinter sich, duckte den Mech kurz und konnte so einer Rakete ausweichen. Laser, die aussahen, als wären sie echt, lieferten eine tolle Lichtshow, aber bisher konnte er allen Schüssen ausweichen. „Scheiße! Boss, ein wenig Unterstützung wäre nicht so verkehrt.“
Tsuno antwortete ihm, aber die Antwort hörte er nicht, weil in diesem Moment ein Phoenix Hawk um die Ecke bog und seinen rechten Arm mit dem an eine überdimensionierte Pistole erinnernden schweren Laser hob. Ein Blick auf seine Anzeige sagte Bramert, dass es sich um die Variante des P-Hawk handelte, die mit einem schweren Pulser ausgestattet war. In einer Reflexreaktion zündete er die Sprungdüsen und riss den Mech gleichzeitig zur Seite, was den Spector in eine ziemliche Schieflage brachte, gleichzeitig aber auch den Schuss aus dem Pulser danebengehen ließ. „Lagebericht“, rief er ins Kom, ohne sich sicher zu sein, dass man ihn hörte. „Ein P-Hawk mit schwerem Pulser und vier Drillson sind jetzt mit mir im Canyon. Ich weiß nicht, was hier sonst noch drin ist.“

Da meldete sich eine neue Stimme, die Bramert vage bekannt vorkam. „Immer mit der Ruhe, Kleiner. Jetzt sind die richtigen Jungs zum Spielen da.“
Er wandte sich um und konnte gerade noch sehen, wie sechs BattleArmors, davon mindestens einer, der aussah wie ein Clan-Elementar, auf dem P-Hawk landeten und auf den mittelschweren Mech feuerten. Im selben Moment kamen Tsuno, Chappi und Yamada um die Ecke. Sie richteten ihre Waffen auf die Panzer und zerstörten mit der ersten Salve den einen, den Bramert schon angekratzt hatte. Mit der zweiten Salve konnte ein weiterer Panzer lahmgelegt werden und die anderen beiden Panzer zogen sich schnell zurück. Der P-Hawk erkannte anscheinend ebenfalls seine Lage und wollte die Sprungdüsen zünden, aber bevor er dazu kam, sprang Bramert vor und ergriff den schwereren Mech mit beiden Händen. „Du solltest lieber aufgeben, Großer“, sendete er über Klartext und er konnte sehen, wie die Infanteristen sich immer mehr der Luke am Kopf des Mechs näherten. Der andere Pilot erkannte anscheinend ebenfalls seine missliche Lage und schaltete seinen Mech ab, woraufhin Bramert ihn wieder losließ. „Gute Entscheidung.“

Über sich konnte er einen Helikopter fliegen sehen und Tsuno sagte. „Gut, die Übung ist beendet. Gute Arbeit von allen. Aber, Sky: Über die Sache mit dem Tanklaster unterhalten wir uns noch.“
„Ja, Sarge“, antwortete der junge Private zerknirscht, dann wandten sich die vier Scouts in Richtung Heimatbasis und stampften langsam los.

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Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von CeGrudke: 22.03.2010 12:02.

22.03.2010 12:01 CeGrudke ist offline E-Mail an CeGrudke senden Beiträge von CeGrudke suchen Nehmen Sie CeGrudke in Ihre Freundesliste auf
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Wayside V oder auch Wildkatz
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Juli 3066

Unruhig ging Matthew in seiner Zelle auf und ab. Seine Gedanken rasten, überschlugen sich geradezu.
Er fand keinen Grund, wieso er eingesperrt worden war und das Schweigen des Polizisten war nicht gerade hilfreich gewesen.
Er rümpfte die Nase, der Gestank nach Urin und Ausdünstungen war allgegenwärtig und machte es kaum angenehmer.
Schnaufend ließ er sich auf die versiffte Matratze fallen und starrte an die Decke.
Die Zelle entsprach den gängigen Klischees und bewies mal wieder das Wunder der Investitionen, einmal gebaut, nichts mehr hineingesteckt.
Drei kalte Plasstahl Wände und eine breite Gitterfront begrenzten sein neues Heim. Bestückt mit einem schlichten Bettgestell, samt Matratze, einer Toilettenschüssel und einem Waschbecken.
Alles hatte schon einmal bessere Zeiten gesehen, immerhin schien die Toilette sauber zu sein, was kein Wunder war, wenn man sei Geschäft in einer der Ecken verrichtete, dem Geruch und den Verfärbungen auf dem Boden nach zu urteilen.
Immerhin lagen keine Häufchen umher, was vermutlich der wöchentlichen Ausspülung der Zelle zu verdanken war. Nur zu gut konnte Matthew sich die Polizisten mit kompletten Gesichtsschutz vorstellen, wie sie einen Wasserschlauch in die Zelle hielten und sie, mitsamt den Insassen ausspülten. Zur Geruchsvorbeugung und vermutlich, weil der übliche Gast nicht sonderlich viel von Körperhygiene hielt oder zumindest nicht in der Lage dazu war.
Immerhin, er hatte die Zelle für sich und war nicht verprügelt worden, was er sich allerdings gewünscht hätte, einen Grund zu kämpfen.
Das war vor einer geschätzten Ewigkeit gewesen, aber dem Licht der aufgehenden Sonne nach zu urteilen, dass durch das schmale Transparistahl Fenster fiel, etwa sechs Stunden.
Seitdem hatte er nicht geschlafen und so allmählich machten sich erste Ermüdungserscheinungen breit.
Er schloss die Augen und versuchte ein wenig zu dösen. Der Gedanke an Marie zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht und seufzend malte er sich einen anderen Ausgang des letzten Abends aus.
Eine nette kleine Suite, eine hübsche Frau, deren Kleidung nach und nach auf dem Boden verstreut wurde, Alkohol und gute Musik.
Er war gerade dabei ihr den BH abzustreifen und ihre festen Brüste zu streicheln, als ein lautes Scheppern ihn aus der Träumerei riss.
„Besuch!“
Blinzend richtete er sich auf und starrte gegen das blendende Licht auf den Bereich vor dem Gitter.
Er konnte nur einen blassen Schemen wahrnehmen, als seine Augen sich an die plötzliche Helligkeit anpassten. Die Person war nicht sehr groß und stand breitbeinig und selbstsicher da.
Die Hände ruhten auf einem Gehstock und steckten in weißen Samthandschuhen.
Nach und nach konnte er Details wahrnehmen. Von den weißen, teuren Schuhen, zur edlen Arleón Hose, deren Hauptsitz sich auf New Avalon befand, weiter über das Jackett der gleichen Marke und dem roten Tuch aus der Brusttasche, als einzigem Farbakzent auf der makellose weißen Kleidung.
Es dauerte, bis seine Augen sich eingestellt hatten und so blieb das Gesicht noch ein kleiner Fleck in einem See aus weiß.
„Mister Brennstein, es ist lange her!“
Die Stimme und der breite französische Akzent kamen ihm sofort bekannt vor und ein unangenehmes Kribbeln lief seinen Körper hinunter.
Aurèle Constantin Dupont, seines Zeichens Kredithai und Möchtegern-Mafiosi.
Die Frage war nur, was machte er hier auf Wayside und nicht auf New Syrtis, wo Matthew ihn das letzte Mal gesehen hatte.
„Dupont. Ich wünschte ich könnte sagen ich bin erfreut sie zu sehen.“
Dupont hob eine Augenbraue. Sein Gesicht war makellos, geziert von einem dünnen Oberlippenbart, in demselben schwarz, wie sein geschniegeltes Haar, mit dem Seitenscheitel.
„Mister Brennstein, ich nahm an sie wären über meine Hilfe erfreut und demnach darüber mich hier zu sehen.“
Langsam dämmerte es Matthew.
„Sie. Sie haben hierfür gesorgt. Dafür, dass ich hier sitze!“
Er sprang auf, Wut flammte in ihm auf, als er an das Gitter trat.
Das Lächeln auf Duponts Gesicht bestätigte seine Annahme und ließ seinen Zorn noch höher lodern.
„Nun, sagen wir ich habe eine Gelegenheit genutzt.“
„Das ist doch Bockmist. Meinen sie ich spiele zum Spaß? Wie soll ich so jemals die Chance bekommen ihnen ihr Geld zurückzuzahlen!“
Dupont beugte sich vor, sein Gesicht so nahe am Gitter, dass Matthew einen Moment versucht war durch das Gitter zu greifen und den dürren Hals umzudrehen.
Die mausgrauen Augen funkelten ihn bedrohlich an.
„Die Chance werden sie noch bekommen, sehen sie dies hier als kleine Lektion. Egal wo sie sich aufhalten, wo sie hinflüchten. Ich finde sie und ich bringe sie zur Strecke.“
Er lehnte sich wieder zurück.
„Das nächste Mal bleibt es nicht nur bei zwei Fingern, Mister Brennstein!“
Unwillkürlich zuckte Matthew zusammen und griff nach seiner linken Hand und den beiden Fingern dort. Es fühlte sich immer noch so an, als würden sie fehlen. Der Schmerz war noch allgegenwärtig, auch wenn die Myomerprothesen ihren Dienst nahezu perfekt verrichteten.
Dupont lächelte bestätigend, als er sich umdrehte.
„Ich war so frei dieses Missverständnis mit der Polizei zu klären und habe ihren Gewinn vorsorglich übernommen. Wir wollen doch nicht, dass das schöne Geld verloren geht. Damit verbleiben noch 3.000.000 C-Noten. Vielleicht sollten sie ihren Mech verkaufen, aber ihr Mechkrieger seht euch ja nicht so gerne ohne eure Verlängerungen.“
Er ging zur Tür und öffnete sie, der Gehstock klapperte kurz gegen den Rahmen.
„Sie werden in einer halben Stunde entlassen, kommen sie nicht auf dumme Ideen, ich finde sie, aber sie mich nicht. Schönen Tag noch Mister Brennstein.“
Die Tür schloss sich hinter ihm und ließ Matthew vor Wut bebend, mit geballten Fäusten stehen.

***

Dupont hatte Recht behalten und die Feds hatten Matthew eine halbe Stunde später gehen lassen. Sie hatten ihm sogar seine Waffe und komplette Ausrüstung wiedergeben, nur seine Checkkarte schien um ein paar Noten ärmer zu sein.
Er hatte sich gleich ein Schwebertaxi gerufen und war zur Kaserne gefahren, in der Hoffnung dort vor dem Colonel einzutreffen.
Die Sonne stand mittlerweile über dem Horizont und tauchte die Umgebung in sanftes rötliches Licht, vermutlich einer der wenigen schönen Momente auf Wildkatz, bevor sie mittags in voller Stärke auf den Planeten eindrang.
Der hiesige Private grüßte ihn pflichtgemäß, militärisch steif. Es war kein Chevalier, sondern einer der hiesigen Miliz, ein nichts sagendes Lehrbuchgesicht und perfekt sitzende Uniform.
„Sergeant Brennstein , willkommen zurück. Sie werden von ihrem Colonel erwartet.“
Stumm fluchend nahm Matthew seine ID von dem Mann zurück und schritt durch das Tor.

Somit war seine Hoffnung dahin, dass der Colonel noch nicht wieder auf war, von seinem Ausflug am Vorabend.
Der Weg war schnell gefunden und so stand er kurz nachdem er die Kaserne betreten hatte vor der Tür, auf der ein provisorisches Schild den Kommandanten der Chevaliers ankündigte.
„Herein!“ tönte es dumpf, als er klopfte.
Er trat ein und schloss die Tür hinter sich.
Germaine Danton sah immerhin nicht sonderlich frisch aus, wirkte allerdings auch nicht wütend.
Eine kleine Erleichterung überkam ihn, auch wenn ein gewisser Restteil an Anspannung blieb.
„Setzen sie sich Sergeant, das könnte etwas dauern!“
Matthew nickte und setzte sich auf den Stuhl, der direkt vor dem klapprigen Schreibtisch stand, hinter dem der Colonel nur bedingt Platz fand.
Ausnahmsweise wirkte wohl das Mobiliar weitaus schmächtiger als der Colonel, auch wenn Danton alles andere als ein kleiner oder gar harmloser Mann war.
„Sergeant, ich hätte hier eine kleine, aber ausladende Aufgabe für sie. Wünschenswert wäre, wenn sie sofort damit beginnen, wir haben wenig Zeit zu verschenken. Sie sind dafür von der später stattfindenden Übung befreit.“
Matthew hob eine Augenbraue. Danton sah ihn immer noch nicht an, sondern blätterte in den Unterlagen vor sich.
„Sir?“
Nun guckte der Colonel auf, leichte Ringe unter seinen Augen zeugten von dem wenigen Schlaf und der irritierte Blick, als er Matthew ansah, von dem gegenseitigen Erkennen des gleichen Faktes.
Er überging es geflissentlich.
„Ach zur Hölle ich mache es kurz, die Nacht war lang genug!“
Oder auch nicht.
„Sie werden zusammen mit Lieutenant Fokker die Gefechts ROMs der Angriffe auf Caliban auswerten und sämtliches Material was uns von Loren Cole zu unseren potentiellen neuen Gegnern vorliegt.Hierzu haben wir auch die Gefechts ROMs der Gefechte gegen die Parder während Operation Bulldog beigefügt.“
Er machte eine kurze Pause und schob einen Stapel zu Matthew hinüber.
„Ich will wissen, wer entkommen ist, vor allem in welcher Stärke. Welches Material führen sie? Wie können sie uns gefährlich werden? Je genauer ihre Analysen desto besser. Sie sind taktisch und strategisch geschult und haben in ihrer Laufbahn genug Kämpfe und Gegner erlebt, um dies beurteilen zu können, speziell auf Kathil letztes Jahr. Dazu liefert ihnen Lieutenant Fokker den notwendigen Einblick in die Psyche eines Clanners, sollte es sich tatsächlich um solche handeln.“
Germaine beugte sich vor, die Hände verschränkt und blickte ernst drein.
„Sergeant, hiervon könnte das Überleben der Chevaliers in absehbarer Zeit abhängen. Ich hege wenig Interesse daran unsere Jungs und Mädels ins offene Messer zu führen. Je genauer die Daten, die sie mir liefern, desto besser für uns alle. Ich denke ich muss das nicht extra betonen!“
Matthew lächelte.
„Keine Sorge, Sir! Das kriegen wir hin. Haben wir einen Raum, samt Projektor oder müssen wir ein paar der Milizjungs dafür an den Pokertisch bringen?“
„So amüsant die Vorstellung wäre, nein, das ist alles schon geklärt. Machen sie sich frisch, Lieutenant Fokker wartet ab 10.00 auf sie. Wir haben den Briefingraum der Kaserne dafür requiriert. Wir werden die kommenden Tage eh viel außerhalb unterwegs sein. Sie sollten also genügend Zeit und Ruhe haben. Für wichtige Dinge steht Captain Sleipnirsdottir zur Verfügung, sie bleibt mit den Angels hier und zum Teil an Bord der ROSEMARIE oder BOREAS.“
Matthew nickte und klemmte sich dann den Stapel ROMs unter den Arm. Das Gespräch war vorbei, zu seinem Glück.
Er stand auf, salutierte und drehte sich dann um.
Der Weg zur Tür erschien ihm länger als vorher, aber das geschäftige Rascheln von Papier hinter ihm, bestärkte ihn mit jedem Schritt.
Seine Hand ruhte auf dem Türknauf, als Germaine sich räusperte.
„Das nächste Mal sollten wir uns eventuell mal über ihre Probleme unterhalten. So eine Nacht im Gefängnis halte ich nicht für sehr prickelnd. Vor allem, wenn es sich dabei bei dem Insassen um einen Chevalier handelt. Ich vermeide solchen Ärger in der Einheit gerne.“
Matthew blieb vom Blitz getroffen stehen. Der Vorwurf war zu hören, auch wenn wenig Schärfe in der Stimme lag, wohl eher eine sanfte Warnung und das versuchte Verständnis eines Einheitskommandeurs.
Er öffnete die Tür und kam nicht umhin an einen großen brauen Berg zu denken.
„Scheiße.“

__________________
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug

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Wayside V - Manöver

Die Übung begann wie geplant, die Scoutlanze mit den BA´s betrat das Schluchtenlabyrinth und Sky wartete mit seinem Spector am Eingang. Er sollte Zeitversetzt nach einer Minute nachkommen und die Nachhut bilden.

Nach fünf Minuten war vom Spector nichts zu sehen, dann kam über die Funkfrequenz die Nachfrage von Miko Tsuno und man merkte das bei Sky irgendwas verdammt schief gegangen war. Chappi war schon dabei seine Waffen aufzuladen das Gauss schussbereit zu machen, doch statt eines Feindkontaktes hatte Sky anscheinend seinen Mech für eine Rettungsaktion benutzt und dann einigen Schaden durch eine Explosion abbekommen. Darüber dachte Chappi jetzt aber nicht mehr nach sondern er konzentriert sich auf seine Anzeigen, die den Bunker in einiger Entfernung ausmachten. Gespannt schritt er als erstes aus der Schlucht auf den Bunker zu. Chappi schwitzte und schaute hin und her, hoffend das da nicht irgendwo ein Minenfeld oder Elementare oder ein heruntergefahrener Mech zu seinem Empfang wartete.

Nachdem alles ruhig schien gab er das vereinbarte Singnal über Funk und aus der Schlucht trat zuerst der Puma von Yamada und dahinter der Nightsky von Miko.
„Private Teuteburg meldet, kein Feindkontakt im näheren Umfeld. Situation ruhig. Bunker ist zwei Kilometer voraus, sieht ruhig und nur leicht bewacht aus.“
Ein knistern in der Leitung „Hier Sky, hinter Euch sind vier Drillson Schweber die spielen wollen.“
Hier Sakura (Miko) „Abfangen Sky. Chappi und Katana sichern Bunker und warten auf die BA´s bis diese drin sind. Ich drehe und gehe zurück. Sobald BA´s drin sind, Signal für Hubschrauber und dann zu mir.“
„Verdammt, ein Feuerfalke will auch noch mitspielen. Stehe im Gefecht mit den Schwebern und dem großen Freund.“
„Chappi, komm sofort zu meiner Position“ kam es von Miko Tsuno „wir wollen Sky doch nicht alle Abschüsse allein überlassen.“
„Verstanden, ich komme.“
Kurze Zeit später kamen er und Miko in die Schlucht, Sky konnte gerade noch dem Laser des Feuerfalken mit einem spektakulären Manöver ausweichen. Chappi gab einen Schuss aus Gauss und Laser auf die Schwebepanzer ab, die sich angesichts der Feuerkraft von zwei Mechs verzogen. Dann wollte der Feuerfalke mitspielen. Er nahm Sky ins Visier, doch zu spät. Der Nightsky verschoss eine Breitseite und auch Chappi konnte mit seinem Gauß einen harten Treffer landen. Jetzt schien es, das der Feuerfalke genug hatte und flüchten wollte. Doch wie ein Ringkämpfer stürzte sich der Spector auf den Feuerfalken und hielt ihn umklammert. Im gleichen Augenblick kam Yamada um die Ecke, zusammen mit einem Großteil der BA´s. Die BA´s machten sich gleich auf den Feuerfalken und setzten ihm zu.
„BA´s im Bunker, keine Vorkommnisse. Habt ihr noch was für mich zum Aufwärmen?“ kam Yamada über Funk.
„Zu spät, während Du noch den Bunker warm gehalten hast, haben wir kurz die Angreifer überrumpelt.“ Witzelte Chappi.

Auf dem Radar von Chappi sah er den Hubschrauber in Richtung Bunker fliegen und irgendwie hatte er ein komisches Gefühl. Hoffen wir das am Bunker wirklich alles ruhig ist, sonst wird das ein kurzes Rettungsunternehmen, dachte sich Chappi. Und wie auf Kommando knisterte es im Funk „Hier Sakura an Scoutlanze und BA´s, wir gehen zurück zum Bunker und überwachen die Evakuierung der Gefangenen. Sky, bleib im Canyon und geb uns Rückendeckung. Keine Gefechte mit großen bösen Jungs. Einfach melden und zu unserer Position zurück ziehen.“
„Hier B.nker. Beschuss. Be.... Hilfe, sofort!“
„Ihr habt es alle gehört. Zurück zum Bunker. Chappi und Katana gehen vor und werden die feindlichen Kräfte vom Bunker ziehen. Ich werde mein Feuer immer wieder bei einem von Euch konzentrieren. Abmarsch.“
„Hier Carrier. Landung nicht möglich. Wir sehen eine große Anzahl BA´s und einige Elementare die sich dem Bunker von Süden und Osten nähren. Unsere BA´s und die Zivilisten haben sich in den Bunker anscheinend zurück gezogen. Verdammt, werden mit KSR beschossen, wir drehen ab. Mist, ein Treffer, wir gehen runter, brauchen Unterstützung.“

Eine Minute nach diesem Funkspruch stürmten Chappi und Yamada aus der Schlucht und kamen auf den Bunker zu. In zweihundert Metern Entfernung vom Bunker leuchteten sofort eine große Anzahl kleiner roter Punkte auf und auch erste Kurzstreckenraketen kamen auf die beiden Mechs zu.
„Chappi, durch zum Bunker, ich nehm mir die Elementare rechts vor“.
„Ok, bin auf dem Weg.“ Im selben Augenblick löste Chappi schon sein Gauß auf einige rote Punkte in der Nähe des Bunkers aus. Innerlich fluchte er, denn mit einer schönen LBX Autokanone wäre er für so ein Szenario besser ausgerüstet. Dann tauchten auch schon im Rücken von Chappi die BA´s und Sgt. Tsuno im Nightsky auf. Die BA´s gingen sofort zu Yamada und die Sgt. Tsuno kam ebenfalls mit maximaler Geschwindigkeit in Richtung Bunker. Dreihundert Meter vom Bunker entfernt stand der Hubschrauber am Boden, gemäß des Szenarios sollte er landen, wenn er abgeschossen worden war.
Das Gefecht gegen die feindlichen BA´s vor dem Bunker ging gerade in die heisse Phase als ein Funkspruch auf Breitband eintraf.
„Hier Sky. Bin gleich bei euch und bringe einigen Besuch mit. Der P-Hawk ist da und auch die vier Drillson. Aber als besonderes Geschenk noch ein Ryoken und ein Steppenwolf. Hinter mir brennt also die Luft, bin in 30 Sekunden bei Euch, wenn alles gut geht.“
„Chappi, abdrehen. Stell Dich so das Du Sky Feuerschutz geben kannst. Katana, Gefecht einstellen gegen die Elementare, darum sollen sich unsere BA´s kümmern, das sollte kein Problem sein. Unterstütz Chappi. Sky, sobald du aus der Schlucht bist, Vollgas zum Bunker. Die kleinen roten Punkte kannst Du ignorieren die beschäftige ich. Wenn Du am Bunker bist drehen und alles was ins Fadenkreuz kommt ist frei zum Abschuss.“
Sky brach aus der Schlucht in voller Geschwindigkeit und begann nach rechts auszuweichen. Hinter ihm kam aus der Schlucht die Drillson, die von Yamada mit einer doppelsalve aus ihren PPK´s begrüßt wurden. Sky rannte wie vom Teufel verfolgt Richtung Bunker. Jetzt tauchte der Steppenwolf auf und dann kam schon der Ryoken angeschossen. Der Ryoken nahm sofort Chappi ins Fadenkreuz und auch der Steppenwolf empfand den Enforcer als größte Bedrohung. Es entwickelte sich ein hektischer Schusswechsel, nur wo war der Feuerfalke? Chappi konnte dem Steppenwolf mit einem Glückstreffer den KSR-Werfer von der Schulter rasieren und den ersten Schüssen des Ryoken ausweichen, doch dann steckte er einigen Schaden von den beiden Mechs ein. Der Steppenwolf war gerade dabei sich auf Chappi einzuschiessen als ihn ein dunkler Schatten ansprang, es war der Nightsky von Miko, die ebenfalls gewendet hatte und es geschafft hatte sich dem Steppenwolf auf Sprungreichweite zu nähren. Damit war die Übung für den Steppenwolf beendet. Im Gegenzug bekam sie den schweren Laser und einige Mittelschwere Lasertreffer des nun aus der Schlucht tretenden Feuerfalke ab. Sofort zog sich Miko zurück, in den Feuerschutz von Yamadas Puma, der den Feuerfalken mit harten Doppelschlägen aus den PPK´s eindeckte und sich dabei langsam zurück zog. Die vier Schwebepanzer begannen nun effektiv zu werden und kreisten auf Yamada und Tsuno zu, während Sky und Chappi versuchten die Drillson und den Ryokun zu beschäftigen.
„Hier Chappi. Hab nun vier Schuss Gauß Munition. Könnt ihr den Feuerfalke mal in eine gute Position bringen, damit wir den los sind? Dann können wir uns um den Ryoken kümmern.“
„Erst im Canyon prahlen und dann geht dem alten Herren die Munition langsam aus. Sonderwünsche hat der Herr auch noch“ kam es von Yamada.
„Ruhe ihr beiden. Ich werde versuchen den Feuerfalke nach Links zu treiben und Yamada gibt ihm Dampf mit den PPK´s. Chappi, wenn er landet muss er aber auch einen guten Treffer bekommen!“
„Verstanden, Sakura!“
Der Feuerfalke sah die beiden Mechs kommen und sprang. Yamada schoss abwechselnd die PPK´s und schaffte es, das der Mechpilot schnell wieder landete. Chappi hatte das Fadenkreuz und das Gauss ausgerichtet und drückte sofort ab. Im selben Augenblick krachte eine KSR Breitseite in Chappis Enforcer und riss die Gauß ab. Der Schuss war raus, nur traf er den Feuerfalke nicht wie geplant am Bein sondern in die Linke Schulter. Dies riss den gerade gelandeten Mech zur Seite und schleuderte ihn auf den Boden. Chappi ging es nicht viel besser. Durch Glück hatte sich gerade das Gauss entladen und so kam es zu keiner Kondensatorenexplosion, so viel nur der Arm ab. Useless wankte und Chappi musste einige taumelnde Schritte nach hinten machen, um nicht umzufallen. Dieser Sieg war aber nur von kurzer Dauer, jetzt bekam Useless noch schweres Feuer der Drillson ab. Das war zuviel, der Mech schaltete ab und die Übung war vorbei. Sgt Tsuno schaffte es noch den Feuerfalke rauszunehmen, wurde dann aber ebenfalls von den Drillson ausgeschaltet. Yamada schoss noch zwei Drillson ab und Sky konnte den Bunker gegen die anrückenden BA´s und Elementare halten, aber auch nur weil es acht der eigenen BA´s noch gelungen war zum bunker durchzukommen.
Am Ende standen nur noch Sky und eine schwer beschädigte Yamada, deren Puma schwer von den Drillson und Elementaren geeichnet war. Die beiden verbliebenen Drillson zogen sich zurück und die wenigen verbliebenen feindlichen BA´s ergaben sich.
„Hier Knave. Übung beendet. Missionsziele wurden bedingt erreicht. Alle Einheiten zurück zur Basis. In vier Stunden ist Manöverkritik. Knave ende.“
„Ihr habt den Boss gehört. Mechs wieder hochfahren und Richtung Heimat Abmarsch. Die Leistung war nicht schlecht, nur so einige Sachen müssen wir noch verbessern. Vorallem nicht vor Gefechtsbeginn uns selbst beschädigen.“ Kam es von Sgt. Tsuno.

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30.03.2010 09:37 Marodeur74 ist offline E-Mail an Marodeur74 senden Beiträge von Marodeur74 suchen Nehmen Sie Marodeur74 in Ihre Freundesliste auf
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Es kam selten vor, dass Germaine Danton kleinlich war. Oder nervös wurde. In Panik geriet oder grobe Fahrlässigkeitsfehler beging. Fehler an sich hatte er schon genügend hinter sich, und missmutige Zeitgenossen hätten sein ganzes bisheriges Leben seitdem er Terra verlassen hatte, als Fehler bezeichnen können. Aber unter Druck, da neigte er nicht zu Fehlern, sondern zu Entscheidungen. Waren sie richtig, konnte man sie später analysieren. Waren sie falsch, konnten die anderen sie später analysieren.
Im Moment jedoch umgab ihn eine unheilvolle Stimmung, die ein wenig Endzeitatmosphäre verriet. Er sah tatsächlich so aus, als wolle er jeden Augenblick in das nächstbeste Stück Holz beißen. Der Grund hierfür: Die Scoutlanze.
Während die vier Mitglieder still standen und auf die Worte ihres obersten Boss warteten, unterhielt sich dieser minutenlang und unter Zuhilfenahme etlicher Gesten mit Major Klein, Sergeant Brenstein, Lieutenant Fokker und Master Sergeant Metellus.
Worüber sie redeten war nicht zu hören, und der Holotisch stand so hoch, dass die vier Mitglieder der Lanze das projizierte Gelände kaum einsehen konnten. Aber es war offensichtlich, dass es um die vor wenigen Stunden abgeschlossene Übung ging. Je länger die Diskussion lief, desto unsicherer wurden die vier.
Als sich Germaine Danton schließlich der Lanze zuwandte, erreichte die Nervosität ihren absoluten Höhepunkt.

"Wir werten die Übung als gescheitert", informierte er die Truppe von Sergeant Tsuno sachlich. "Das Gefechtsziel wurde nicht erreicht. Zwar hat sich die Lanze recht erfolgreich gegen die Übermacht gehalten, aber die Geiseln wurden nicht evakuiert und der Helikopter ging verloren. Eigentlich ein Patt, aber wir sind uns einig, dass die Lanze mit weiterem Training durchaus Chancen gehabt hätte, wenigstens einen Teil der Geiseln zu evakuieren. Ob mit oder ohne Helikopter."
Miko Tsuno stöhnte leise, als das Gesagte in ihren Verstand sickerte. Sie hatte die wichtige alte Grundregel missachtet, die ihr Germaine selbst eingetrichtert hatte: Der Weg ist das Ziel. Hätte sie den Bunker nach dem Nehmen evakuiert und die Geiseln zum Beispiel in einem provisorischen Tragenetz mit Sky über die Canyonwände geschickt, wäre die Übung selbst dann gewonnen gewesen, wenn der Rest der Lanze ausradiert worden wäre. Und der Hubschrauber hätte ohne Feindbeschuss landen können. Vorausgesetzt, dass da oben nicht noch mehr Kumpane des Feuerfalken herumgelaufen waren.
Danton deutete auf die freien Plätze am Holotank, und zögerlich setzten sich die vier Mechkrieger in Bewegung. Nicht nur der Lanzenführerin ging es durch den Kopf, dass dies bereits das Zuckerbrot gewesen war. Ab jetzt konnte nur noch die Peitsche folgen.

Der Holotank spielte die Gefechtssituation ab, wie sie sich aus der gemeinsamen Sicht von Chevaliers und der Miliz, die bereitwillig den Gegner gespielt hatte, abgespielt hatte.
"Ihr erster Fehler war", begann Major Klein, und fixierte dabei Sergeant Tsuno, "anzunehmen, dass die Drillsons und die Mechs bereits die gesamte Streitmacht war, und den Bunker lediglich von den Battle Armors haben schützen lassen. Wir sind keine Clanner, die sich an irgendeinen Batchall halten. Allerdings muss ich zugeben, dass Sie Leutnant Willis ganz schön ins Schwitzen gebracht haben, weil Sie den Angriff weit später gestartet haben als sie erwartet hatte. Das hat sie verunsichert und sie zum vorzeitigen Einsatz der Drillsons veranlasst, den sie zusätzlich mit dem Feuerfalken abgedeckt hat. Bis eben dachte ich noch an einen genialen Schachzug, aber dann wurde mir der Verlust von dreitausend Litern Kerosin berichtet."
Danton räusperte sich. "Und achttausend Litern Leichtöl."
"Und achttausend Litern Leichtöl. Ihren Einsatzwillen in allen Ehren Skyscraper, aber das hätte Sie töten können."
"Sir, ich...", begann Skyscraper.
"Und Sie, Sergeant Tsuno, hätten an dieser Stelle die Übung abbrechen müssen, um das Gelände zu sichern und die Unversehrtheit von Pilot und Material zu verifizieren", setzte Klein nahtlos fort.
"Sicher. Aber da kein Abbruchssignal vom Schiedsrichter kam, ging ich davon aus, dass mein Vorgesetzter die Lage im Griff hat", erwiderte sie mit einem dünnen Lächeln.
Germaine ließ ein leises glucksendes Lachen hören, enthielt sich jedoch einer verbalen Meinung.
Jara Fokker zog jedoch eine Augenbraue hoch. "Bitte sagt mir, das ich als Junioroffizier nie so renitent war."
"War?" Decius Metellus ließ nicht erkennen, ob er das als Scherz oder gar ernst gemeint hatte.
"Wie auch immer", unterbrach Germaine. "Der weitere Schlachtverlauf zeigt eindeutig, dass die Scoutlanze mit ihren Gegnern vor allem nach dem ersten Schlagabtausch gut umgesprungen ist. Nachdem es den BattleArmors gelang, Leutnant Willis auszuschalten, hätte ich auch ein Unentschieden geben können. Aber es ist eben nicht die Essenz einer Schlacht, die anderen Feindeinheiten auszuschalten, zu vernichten oder erfolgreich zurückzuhalten."
Zwischen ihnen lief die Schlacht in einer Endlosschleife, achtfach beschleunigt. Immer wenn der Bunker überrannt wurde, drückte Germaine die Pausentaste. Auch wenn der Kirov abstürzte, war dies dem Colonel eine Zeitlupe wert.
"Ihr habt alles in allem nicht schlecht gekämpft", schloss sich nun Prince an. "Aber meines Erachtens fehlt euch noch Feuertraining in kombinierten Zielen. Und Skyscraper trifft noch viel zu oft nur die heiße Luft, während Chappi mutig wie ein Nashornbulle den Kopf immer zu weit draußen hat." Er sah die beiden Draconier an. "Sakura, dir fehlte im entscheidenden Moment der Überblick. Nach unseren Kämpfen im Clanraum hat mich das doch sehr überrascht."
Miko Tsuno schluckte den Tadel, ohne eine Miene zu verziehen.
"Und Katana, du bist nicht Sakuras Leibwächter. Du bist Flügelführerin. Wie willst du deinen Flügelmann führen, wenn zwischen dir und den Nightsky kein Blatt Papier mehr passt?"
"Aber wie gesagt, ich bin nicht vollkommen unzufrieden mit dem Ergebnis des Trainings", sagte Germaine erneut. "Wobei ich nicht für die Karnov-Crew sprechen kann."
Er nickte Decius Metellus zu, der sich erhob und einige Computerausdrucke an die Scoutlanzenmitglieder verteilte. "Ich habe einen verschärften Trainingsplan für euch aufgestellt. Er beinhaltet vor allem das Schießen als Lanze. Teilweise im Simulator, teilweise auf dem Trainingsgelände der Miliz. Natürlich wird das ganze Bataillon trainieren, aber der Chef hat euch für die ersten drei Tage Realtraining als "Red Team" ausgewählt. Anbei ist auch eine Leseliste von Büchern, die ich euch beiden ans Herz lege, Sakura, Katana. Ihr könnt sie aus dem Computernetz herunter laden. Sie sind essentiell für Soldaten in euren Positionen und werden euch helfen, ein Gefühl für den Rhythmus der Schlacht zu entwickeln." Red Team... Für drei lange Tage würde die Scoutlanze für alle Chevaliers den Gegner spielen müssen. Für die anderen Mechs. Für die BattleArmors. Für die Infanterie. Für die Luft/Raumjäger. Eigentlich keine schlechte Idee.
"Darüber hinaus", nahm Danton den Faden wieder auf, "habt ihr zwei die nächsten vier Wochen Taktikunterricht bei Prince, hier am Holotank und später am Tank der ROSEMARIE. Skyscraper, Chappi, sie sind ebenfalls eingeladen hieran als Beobachter Teil zu nehmen."
Germaine erhob sich. "Das wäre dann alles. Weggetreten."
Die Scoutlanze und die anderen Mitglieder der Chevaliers erhoben sich. Einige nickten dem Chef zu, andere salutierten, und verließen den Raum.

Nach einer knappen Minute waren Germaine und Major Klein alleine im Raum. Dem Chevalier schien dabei die Neugier aus den Ohren zu dampfen. "Okay, was ist so verdammt wichtig, dass Sie mich unbedingt nach der Analyse noch hier behalten wollen, Major Klein?"
"Wir bekommen Besuch, Colonel." Als der Miliz-Offizier sah, wie sich Danton erwartungsvoll aufrichtete, winkte er schnell ab. "Freundlicher Besuch, Colonel. Tatsächlich kommt die Kerneinheit nach Wayside runter. Ein Sprungschiff ist mit einem Overlord gerade ins System gesprungen.
Dies ist für einige meiner Leute immer eine Chance, um den Milizdienst gegen den Dienst direkt unter dem Koshaku einzutauschen. Und für einige Leute aus der Kerneinheit ist es eine gute Gelegenheit, um ein oder zwei Jahre ruhigen Garnisonsdienst zu schieben. Seit wir einen Golfplatz haben, ein Seebad, Fußball-Anlagen, Baseball-Plätze und ein Konzerthaus lebt es sich wirklich nicht schlecht auf diesem Planeten. Major Stannic, der Kommandeur des Bataillons, ist über Ihre Anwesenheit auf Wayside V informiert und hat bereits formell angefragt, ob sie Ihnen bei den Manövern Gesellschaft leisten dürfen."
Germaine Danton neigte in einem Anflug aus Sarkasmus und ehrlicher Freude leicht das Haupt. "Es wird mir eine Ehre sein, gegen eine SBVS-Einheit von diesem Kaliber anzutreten, Major Klein."
"Das freut mich zu hören. Aber das ist noch nicht alles. Es gibt da einen weiteren Umstand, den ich Ihnen nicht vorenthalten will." Klein lächelte selbstzufrieden wie ein dicker, satter Kater. "Er kommt." "Er? Wer, er?" "Koshaku Mikado Mamuro führt seine Angry Eagles persönlich nach Wayside V."

__________________
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Angry Eagles

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Clan Blood Spirit

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Es gab Stimmen in den Reihen der Chevaliers, die hartnäckig behaupteten, die junge Anführerin der Kampflanze hätte ihren Posten nur erhalten, weil sie gut aussehen würde und dass sie eigentlich gar nichts für die Einheit täte, außer die jungen Soldaten abzulenken.
Fakt war, dass Jara um fünf Uhr früh aufgestanden war, ihren Tag mit einer Stunde Sport begonnen hatte, anschließend in die Dusche und dann zum Frühstücken gegangen war. Natürlich nur, um pünktlich um sieben Uhr ihre Lanze antreten zu lassen und den Tagesdienst zu beginnen, der an diesem Tag hauptsächlich aus kleineren Arbeiten an den Mechs, Taktik-Unterricht und Papierkram bestanden hatte. Nach dem Mittagessen hatten ihre Soldaten dann von den lockeren Dienstzeitregelungen auf Wayside profitiert und waren in die Stadt gefahren. Sie aber hatte sich mit Brenstein den Nachmittag um die Ohren geschlagen, nebenbei die Übung der Scoutlanze überwacht und ausgewertet und dann noch Materialformulare für die Mechkompanie bearbeitet und eine Stunde für ihre Offiziersprüfung gelernt.
Ein wenig war sie schon froh, dass sie jetzt, um acht Uhr abends, endlich Zeit fand, sich zu entspannen, bevor sie sich in einer Stunde mit Dawn treffen würde. Die Hände in den Hosentaschen schlenderte sie in Richtung Kantine, um noch schnell einen Happen zu essen, als sich hinter ihr jemand räusperte: „Lieutenant?“
Innerlich seufzend drehte sie sich um und blickte in das Gesicht von Rudi Teuteburg, einem der Neuen in der Scoutlanze. Der ältere Mechkrieger salutierte und Jara beeilte sich, ihre Hände aus den Taschen zu bekommen, um den Gruß zu erwidern: „Lieutenant, hätten Sie einen Moment Zeit?“
„Worum geht es denn?“
„Sergeant Tsuno schickt mich, um Sie zu fragen, ob Sie uns mit der Nachbesprechung der Übung helfen könnten. Der Chef hat ja relativ wenig gesagt und wir würden gerne aus unseren Fehlern lernen.“
„Warum fragen Sie dann nicht den Master Sergeant oder den Colonel?“
Teuteburg wirkte leicht verlegen, als er zögerlich antwortete: „Wir würden das gerne ohne weiteres Extra-Training und ohne Dienstplanänderung schaffen, Ma’am.“
„Oh“, machte Jara und seufzte dann, diesmal laut. „Na gut, eine halbe Stunde habe ich übrig. Wo treibt sich Sergeant Tsuno und der Rest der Lanze denn rum?“
„Der Sergeant hat einen kleinen Besprechungsraum beschlagnahmt, in der Nähe vom Hangar.“
„Ein Traum. Dann kommen wir ja an der Kantine vorbei. Ich habe nämlich noch nichts gegessen und muss mir wenigstens ein paar Brote mitnehmen, sonst beißt mir der Alte den Kopf ab“, zwinkerte Jara.
In der Kantine war zu dieser Zeit kaum noch jemand und das Küchenpersonal war gerade selber am Essen. Jara bekam ein schlechtes Gewissen, wie beinahe jeden Abend, aber Leon sprang sofort auf und eilte auf sie zu: „Ah, Jara! Mal wieder zu beschäftigt, um pünktlich zu kommen?“ Er lächelte auf seine charmante Art und bedeutete ihr, ihm in den Küchenbereich zu folgen.
„Ich habe eine Überraschung für meine Lieblings-Mechkrieger-Blondine, etwas ganz Neues!“
„Wow, Leon, womit habe ich mir das verdient?“
Der Koch lachte: „Reicht es nicht, dass du uns jeden Abend noch so spät mit deiner Anwesenheit beehrst?“ Er ging zu einem der Kühlschränke und holte daraus eine Platte mit belegten Brötchen hervor. „Frisch belegt. Alle Zutaten stammen von Wayside und gelten hier als Spezialität. Wenn es dir schmeckt, bekommt der Rest der Truppe nächste Woche auch etwas davon, aber du musst es zuerst kosten.“
Jara grinste: „Cool. Danke. Genau das, was ich jetzt brauche.“
„Und“, fügte der Chefkoch der Chevaliers hinzu, „weil du Test-Objekt bist, bekommst du zur Entschädigung einen Schokoladen-Kuchen. Den kannst du nachher abholen, wenn du das Blech zurückbringst und dann kannst du den mit zu Dawn nehmen.“
„Woher weißt du denn, dass ich zu Dawn will?“
Leon zwinkerte: „Kein Geheimnis ist sicher vor dem Koch.“
Wieder auf dem Gang schaute Teuteburg nicht schlecht, als er die Brötchen sah: „Wie haben Sie das denn geschafft?“
„Zauberei. Und der Vorteil, Frau zu sein. Und wo wir gerade beim Thema sind…“ Jara blieb stehen und musterte den Mechkrieger eindringlich. „…wie ist das eigentlich mit Ihnen und Corporal Yamada, wenn ich fragen darf?“
Seinem verwunderten Gesichtsausdruck entnahm Jara zwei Dinge. Erstens schien er gedacht zu haben, Gerüchte könnten in einer Lanze bleiben. Zweitens kannte er Jaras Gespür für Herzensdinge noch nicht aus eigener Erfahrung.
„Sie müssen darauf nicht antworten, wenn Sie nicht wollen. Aber wenn da irgendetwas passiert, sorgen Sie dafür, dass die Einheit darunter nicht leidet und dass Sie trotzdem professionell arbeiten.“
Teuteburg nickte und deutete, nicht wenig erleichtert, auf eine Tür: „Da wären wir, Ma’am.“
Jara ließ ihm den Vortritt und winkte ab, als die Anwesenden aufstehen wollten: „Ohne Meldung!“ Ihr Blick ging von der etwas verunsichert wirkenden Haruka Yamada über Miko, die ihr dankbar zulächelte zu Anton Bramert, der irgendwie abwesend neben dem Holo-Tisch saß. Ihr fiel auf, dass der kleine Raum fast identisch mit dem war, in dem sie mit Brenstein die Gefechts-ROMs gesichtet hatte.
„Sergeant Tsuno, was genau kann ich für Sie und Ihre Lanze tun?“, fragte sie, während sie ihr Abendessen abstellte und sich eines der Brötchen schnappte.
„Nun, wir haben bei der Übung keine besonders gute Figur gemacht. Man könnte auch sagen, wir sind wie die Anfänger das Ziel aus den Augen verloren, ohne auch nur eine Seite aus irgendeinem Lehrbuch zu befolgen. Aber jetzt kommen wir in unserer Fehleranalyse nicht weiter. Und da die Kampflanze sich in den letzten Übungen recht erfolgreich geschlagen hat, wollten wir fragen, ob Sie uns ein paar Tipps geben können.“
Jara wischte sich ein paar Krümel aus dem Mundwinkel und schluckte einen Bissen herunter, ehe sie antwortete: „Nun, ich denke, die Hauptfehler haben der Colonel und Major Klein heute schon deutlich gemacht: Kein Mitglied dieser Lanze hatte im entscheidenden Moment den nötigen Überblick. Statt zu agieren haben Sie nur reagiert.“ Sie wusste, dass die nächsten Worte unfassbar arrogant klingen mussten, aber für die Sicherheit der Einheit ließ sich das nicht vermeiden. „Ich habe bei den Wölfen vor allem eines gelernt: Dass man dem Gegner niemals die Initiative überlassen darf. Das heißt für uns als Söldnertruppe, dass wir einen Plan brauchen und jeder weiß, wie der Plan aussieht. Ein spontanes Hin und Her und ein Gehetze von einem Krisenherd zum Nächsten ist im Ernstfall fatal.“
Sie pausierte und brachte den Holo-Tisch mit ein paar Eingaben dazu, bestimmte Szenen der Übung zu zeigen. „Ein Kampf als Einheit bedeutet immer, dass Sie einander vertrauen. Dass ein Flügel zusammen bleibt und dass jeder Mechkrieger zu jedem Zeitpunkt weiß, wo seine Kameraden stehen und kämpfen. Sie werden sehen, dass Sie eine enge Beziehung zu ihren Kameraden aufbauen, wenn Sie einige Übung zusammen gesammelt haben.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, das Sonder-Training nicht als Strafe, sondern als Chance zu sehen. Die Kampflanze ist auch deswegen momentan so erfolgreich, weil wir jeden Tag üben, trainieren und auch den normalen Dienstalltag gemeinsam bestreiten. Dadurch lernt man die Stärken und Schwächen seiner Leute kennen.
Warten Sie das Training der kommenden Tage erst einmal ab und wenn Sie danach noch Fragen haben sollten, können Sie sich gerne noch einmal an mich wenden.“
Sie nahm bis auf eines alle Brötchen von der Platte und wandte sich mit der Platte und dem einen Brötchen zur Tür: „Sie können den Rest unter sich aufteilen.“
Ihr schien noch etwas einzufallen, denn sie verharrte kurz und schließlich winkte sie Miko zu sich heran und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern: „Miko, eins noch: Das nächste Mal wenn in einer Übung irgendetwas passiert, dass du nicht eingeplant hast und nicht unter Kontrolle hast, brich sofort ab. Heute hätten Menschen sterben können. Das darf im Frieden nicht passieren.“

***

Als Dawn die Tür öffnete, sah Jara schon, dass ihre Freundin schlechte Laune hatte. Mal wieder. Der Schokokuchen, den sie dabei hatte, konnte helfen, aber vermutlich würden selbst Leons Künste nicht reichen.
„Was ist denn los?“, fragte sie direkt, als sie die rothaarige Frau zur Begrüßung umarmte.
„Ach, was ist nicht los? Ist alles scheiße gerade.“
Jara stellte den Kuchen auf einem Tisch ab, während Dawn die Tür hinter ihr schloss. „Ist Susan schon im Bett?“
„Sie schläft den Schlaf der Unschuldigen. Wenigstens sie macht mir keine Probleme.“
Die blonde Mechpilotin seufzte und warf ihre Uniformjacke achtlos in die Ecke. Wortlos ging sie in die kleine Küche und angelte sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank. „Du auch?“
„Heute nicht. Aber bedien dich ruhig.“
Mit einem Zischen öffnete Jara die Dose und nahm einen tiefen Schluck. „Lass mich raten: Du bist sauer, weil der Chef einen Trainingsplan für die Scoutlanze aufgestellt hat und du nicht dabei warst?“
„Erraten. Warum steckt er mich denn in die Ausbildung und sagt, ich sei fürs Training zuständig? Ich langweile mich den ganzen Tag zu Tode und er gibt mir keine Chance.“
„Hast du mit gesprochen?“ Jara angelte sich zwei saubere Teller und Gabeln und stellte beiden ein Stück Kuchen hin. Unaufgefordert setzte sie sich.
Dawn nahm ebenfalls Platz und schüttelte den Kopf. „Mehrfach. Ich habe auch zweimal darum gebeten, in die Logistik zu kommen.“ Sie schien noch tiefer in ihren ausgeleierten Pullover zu kriechen. „Immerhin bin ich da ausgebildet. Ich könnte auch kämpfen. Aber ich muss das machen, was ich nicht kann und dann darf ich da nichts tun.“
„Und Juliette?“
„Wird ihm kaum in die Parade fahren.“
„Man kann aber mit beiden eigentlich immer gut reden, wenn man das ruhig angeht.“
„Du vielleicht. Aber du siehst auch gut aus und bist beliebt.“
Jara winkte ab: „Fang nicht damit schon wieder an. Du siehst erstens auch gut aus und zweitens bist du auch nicht unbeliebt. Sonst wäre ich kaum hier, oder?“
„Aber du bist auch etwas Besonderes.“
„Dawn, reiß dich zusammen. Du hast Susan und Markus. Daneben bin ich eher unwichtig.“
Die rothaarige Söldnerin schüttelte wieder den Kopf, diesmal energischer: „Markus ist doch schuld an der ganzen Scheiße.“
„Wieso?“
„Weil er sich nicht für mich einsetzt. Er will, dass ich mich nur um Susan kümmer und bloß nicht wieder arbeite. Ich glaube, er hat beim Chef gesagt, dass er mich schonen soll.“
Jara schluckte und nahm gleich noch einen Schluck Bier, um sich mit der Antwort Zeit zu lassen. „Du weißt schon, dass das ganz schön krass ist?“
Dawn zuckte mit den Schultern: „Es läuft total beschissen. Ich weiß nicht, ob ich noch eine Beziehung mit ihm führen kann.“
„Du willst Schluss machen?“
„Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.“
„Und Susan?“
„Markus ist in der gleichen Einheit. Sie wird nicht ohne Vater aufwachsen müssen.“
„Ich hoffe, du hast dir das gut überlegt. Männer finden ist nicht so einfach, glaub mir.“
Dawn verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen und Jara war gewillt, das heute als kleinen Erfolg durchgehen zu lassen. Manchmal war es wirklich schwierig mit ihrer Freundin. Sie mochte Dawn, obwohl die viele Freizeit ihr gar nicht gut tat. Jara hatte manchmal das Gefühl, einen Kampf zu führen. Gegen zunehmendes Gehenlassen und Desinteresse. Vielleicht wäre eine Trennung und Ablenkung wirklich das Beste.
„Wie war dein Tag eigentlich?“, fragte Dawn in die Stille hinein.
„Mein Tag?“ Jara machte eine nichtssagende Handbewegung. „Ich hab gerade erst Dienstschluss gemacht. Gäbe es bei uns Überstundenfrei, könnte ich nächstes Jahr vermutlich komplett Urlaub machen. Ich bin hundemüde und werde gleich pennen gehen. Mein Tag war recht normal.“
„Und ich drück dir auch noch meine Probleme auf.“
„Ist mir lieber, als wenn du die in dich rein frisst.“ Sie leerte die Bierdose und stand auf. „Klär die Sache mit Markus und halt mich auf dem Laufenden! Die nächsten Tage haben wir Übungen und Manöver, aber ich werde auf jeden Fall vorbeischauen. Und ich schau mal, ob ich morgen mit dem Alten reden kann wegen der Trainingssache.“
Dawn stand auf und umarmte Jara: „Danke. Du bist die Beste. Was würde ich ohne dich tun?“
Jara grinste: „Keine Ahnung. Aber ich würde mich ohne dich bestimmt furchtbar langweilen.“

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03.04.2010 14:43 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
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"Wir können sie nicht mehr aufhalten! Wir stehen unter schwerem Feuer! Verdammt, der Kriegshammer IIC ist durch! Ich wiederhole, der..." Infernales Kreischen klang über den Kanal, während die Anzeige von Sparrows Mad Cat von den Anzeigen verschwand.
"Bericht!", blaffte Germaine Danton, während er seinen Hauptmann drei schwerfällige Schritte nach vorne machen ließ, um ihn aus dem PPK-Feuer des gegnerischen Gargoyles zu bringen. Zwei blaue Blitze zuckten knapp an ihm vorbei und hinterließen statisches Elmsfeuer auf dem rechten Arm seines Omnis. "Arschloch", knurrte Germaine, senkte das Fadenkreuz über den bulligen Kopf des Assault und drückte den Alphaschlag. PPK und M-Laser des linken Arms verfehlten den feindlichen Mech, aber das Double der rechten Seite sowie die Autokanone auf der Schulter trafen den Torso mittig, der Schuss aus der Zigarre schabte über die Kopfpanzerung. Das Ergebnis war nicht spektakulär. Es war mehr oder weniger Wahnsinn, einen Assault direkt anzugreifen, also auf jene Stellen zu feuern, die dazu gedacht waren, Feuer zu nehmen.
"Panther hier. Die restliche Lanze ist ausgefallen. Ich wiederhole, die restliche Lanze ist ausgefallen. Die Lanze des Kriegshammers ist über meine Position hinaus durchgebrochen. Ich ziehe mich langsam feuernd zurück, aber lange halte ich nicht mehr aus! Erbitte Luftschlag auf meine Position!"
Das war gleichbedeutend mit einem Todesurteil für den ehemaligen Parder, aber auch eine mehr als konsequente Entscheidung.
Der Gargoyle machte einen Sprint auf ihn zu, bereit ihn zu rammen. Jedoch fuhr der Daishi von SternCaptain Frederic dazwischen, brachte die Feindmaschine zum taumeln. Der rechte Waffenarm mit den klobigen Rohren hob sich hoch über den Gargoyle und sauste auf das Cockpit nieder, als mehrere schwere Rückentreffer die einhundert Tonnen schwere Maschine aus dem Konzept brachten und daneben schlugen. Aus dem Rücken näherte sich eine weitere Lanze, anscheinend die Burschen, die mit der Kampflanze gespielt hatten, angeführt vom Kriegshammer. Germaine spürte weitere Einschläge, als die Banshee ihn auf mittlere Distanz unter Feuer nahm.
"Wiederhole! Ich bitte um Luftschlag auf meiner Pos..." Wieder ein Kreischen, dann folgte Stille auf dem Kanal.
"Kiki von Knave", sagte er dumpf brütend.
"Kiki hört, Knave." "Bombardieren Sie meine letzte Position mit allem was Sie haben. Alles was hier noch laufen kann ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Nebelparder."
"Sir! Aber ich kann doch nicht..."
"Sie haben Ihre Befehle! Ausführung!", blaffte Germaine. Er feuerte die Autokanone erneut, um Frederic etwas Luft zu verschaffen, doch für den Daishi kam jede Hilfe zu spät. Das Ungetüm explodierte, als der nächste schwere Gausstreffer den Reaktor erwischte. Der fast zeitgleich eintreffende PPK-Blitz hatte da leichtes Spiel. Das silberne Feuer des Fusionsreaktors verschlang allerdings auch den Gargoyle, was eine tiefe innere Zufriedenheit in Germaine auslöste. Er wandte sich den Neuankömmlingen in seinem Rücken zu, bevor ihn der Verlust des linken Arms daran erinnerte, das auch die andere Front nicht sicher war. Das letzte, was Germaine bewusst erblickte, das waren die Lichtblitze aus drei PPKs, die vom feindlichen Tai-sho auf ihn zurasten. "Hoffentlich schenken meine Jäger Euch Saures ein", murrte Germaine. Dann wurde es dunkel um ihn herum und anschließend hell.
***
Die beiden Union-Landungsschiffe unterschieden sich nicht besonders von anderen Modellen dieses Typs, außer vielleicht in der Tatsache, das sie tatsächlich militärisch genutzt wurden. Was selbst in diesen Zeiten nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit war. Unter den Namen, die diese Schiffe trugen, waren aber etliche Markierungen gemalt worden, die sich augenscheinlich regelmäßiger Pflege erfreuten. Die ROMULUS und die GLOCK trugen unter den Fahnen der Vereinigten Sonnen und des Kombinats stolz das Symbol der Sternenbund-Verteidigungsstreitkräfte. Daneben prankte ein ärgerlich drein blickender Cartoon-Adler, der seine Zähne gebleckt hatte. Er war umgeben mit dem Schriftzug "Angry Eagles".
Wer bis dato gezweifelt haben könnte, wer hier angekommen war, wurde nun eines Besseren belehrt.
Die ROMULUS fuhr als erste ihre Hangartore auf und ihre Rampe hinab. Beinahe sofort kamen drei Männer die Rampe hinab, in schmucklose grüne Fleckentarnfelduniformen gekleidet. Sie waren alle in etwa gleich groß, und Germaine konnte von seiner Position keinen besonderen Unterschied zwischen ihnen ausmachen.
Major Klein jedoch seufzte leise auf. "Endlich. Kommen Sie, Colonel, ich stelle Ihnen meinen Chef vor."
Den eigentlichen Empfang der drei Männer übernahm Direktor Parkensen, aber nachdem die vier Männer einige Worte gewechselt hatten, wandte sich der Draconier um und winkte die beiden Mechkrieger näher heran.
Klein grinste wie ein Honigkuchenpferd. "Mylord, Major Stannic, Major Benton, es ist mir eine Freude, sie so früh wieder auf Wayside V begrüßen zu dürfen."
Der mittlere Mann beschattete seine Augen und sah nach Süden auf Parkensen City. "Eine längere Zeit war es schon, oder? Ich sehe neun neue Baustellen, und das von hier aus."
"Elf Monate", half der Rechte aus, ein hochgewachsener, breitschultriger Blondschopf. Er sah Danton an. "Wir wurden uns noch nicht vorgestellt, Sir."
"Verzeihung, dazu wäre ich jetzt gekommen", sagte Klein. "Dies ist Lieutenant Colonel Germaine Danton, Anführer der Dantons Chevaliers. Sie machen hier Station auf dem Weg nach Caliban."
"Caliban?", fragte der Mittlere interessiert. Er reichte Danton die Hand. "Mikado Mamoru. Aber sagen Sie ruhig Ace oder Oberst zu mir. Soweit ich weiß haben die Chevaliers Bataillonsstärke. Was will eine so große Einheit auf den Staubbällen des Caliban-Systems?"
Klein kam kurz mit dem Kopf näher und räusperte sich. Im Räuspern versteckt war aber das Wort Herzog. Auch wenn das Wort Oberst ein guter Hinweis gewesen war, Sicherheit war immer noch am besten. "Verzeihung, Mylord. Es sind nicht die Staubbälle, die mich interessieren." Er erwiderte den starken und festen Händedruck des Herrn dieses Systems.
"Sondern?", fragte Mikado interessiert.
"Ein paar Clanner, die sich dort oder in der Nähe herum treiben. ComStar und die Wölfe im Exil haben da einige Interessen." Den lyranischen Geheimdienst Loki erwähnte er im Anbetracht des Wappens der Vereinigten Sonnen auf den Landungsschiffen lieber nicht.
"Ich habe die ORBITER am Sprungpunkt über dem Planeten bemerkt. Sie sind doch nicht etwa mit dem alten Cole unterwegs?"
"Ist das ein Problem, Mylord?"
"Whoa, nicht so bissig", sagte der Linke. "Chadrik Benton, Infanterie, guter Mann. Freut mich Sie zu sehen. Der Chef fragt Sie ja auch nur, weil der alte Cole ihm beim letzten Mal beinahe einen Mech abgepokert hat."
Germaine ergriff die Rechte des Infanteristen und drückte sie. Zahlreiche Schwielen auf den Fingerspitzen und auf den Knöcheln verrieten ihm die ganze Wahrheit: Dieser Mann steckte oft in Rüstungen. Sehr oft.
"Gott sei Dank. Ich dachte schon, ComStar hat mich in ein unverantwortliches Abenteuer geworfen, wenn ich mit Cole reise."
"Nein, darum machen Sie sich keine Sorgen, Colonel. Cole ist so anständig wie ein freier Prospektor und Händler sein kann. Zumindest kann ich ihm außer seinem Pokerface nichts vorwerfen", sagte Mikado. "Aber verraten Sie mir eines, Colonel: Jagen Sie Clanner, oder farmen Sie Clanner?"
Germaine versteifte sich. "Mylord, dieses Wissen ist vertraulich."
"Das ist es immer, wenn ComStar mit drin steckt. Keine Sorge, ich werde nicht weiter bohren, wenn Sie nichts weiter verraten wollen. Das machen dann meine Leute." Er sah zu Major Klein herüber. "Harry?"
"Die Chevaliers jagen eine Nebelparder-Einheit, die offensichtlich aus Überlebenden der Kämpfe mit uns während Operation Bulldog besteht. So wie ich das sehe, fürchtet ComStar ein Revival der Nebelparder. Was das für die Innere Sphäre bedeuten kann, sollte uns allen klar sein. Dabei interessieren sie speziell zwei Blutnamensträger, für die sie zweifellos einen Eliminierungsauftrag haben, falls es nicht gelingt sie festzusetzen."
Germaine vermied es, den Major der Miliz Verräter zu nennen oder sich zu fragen woher er dieses Wissen hatte. Die angeforderten GefechtsROMs hatten sicherlich genug erzählt.
"So, so. Nebelparder also. Und wenn ich mich recht entsinne hat Cole im Caliban-System mit einem unprovozierten Angriff zu tun gehabt. Ja, das passt schön zusammen."
"Mylord, ich habe eine Erfrischung vorbereiten lassen." Parkensen deutete auf den offenen Schweber. "Vielleicht setzen wir die Diskussion in der Residenz fort."
"Natürlich. Wie umsichtig von Ihnen, Sho-sa." Die Augen des Herzogs zeigten eine Mischung aus Respekt und wohlwollendem Spott, vor allem weil sich der Chefdirektor bei der Erwähnung seines alten militärischen Titels ein klein wenig mehr aufrichtete. "Also, meine Herren, fahren wir in die Residenz. Germaine, Sie begleiten uns. Und bei der Gelegenheit erklären Sie mir doch bitte, warum Sie die weibliche Version Ihres Namens tragen."
Innerlich seufzte Danton. Wieder mal.
***
"Ich hoffe, mein Haus gefällt Ihnen", sagte Mikado, während er, ein Getränk in der Hand, auf der Veranda stand, von der man wunderbar das einzige Meer dieser Welt sehen konnte. "Ich bin nicht oft hier, jedenfalls nicht so oft wie ich wollen würde. Ein Söldnerregiment zu leiten und am Leben zu erhalten nimmt mich mehr ein als sich ein planetarer Herzog eigentlich leisten darf. Aber ich habe ja sehr gute Leute hier, denen ich vorbehaltlos vertraue. Parkensen zum Beispiel."
Der Draconier verneigte sich bei diesen Worten ein klein wenig. "Es ist mir eine Ehre, Mylord."
"Und Sorensen. Wo steckt der Knabe eigentlich?"
"Im Sherwood Forest, Mylord. Bei den Ausgrabungen. Es heißt, die Archäologen sind auf ein paar wertvolle Stücke gestoßen. Er möchte Ihnen eines oder mehrere zeigen."
"Ach, hat er dieses Steckenpferd immer noch nicht abgelegt?", schmunzelte der Herzog.
Auf den fragenden Blick des Colonels hin gab der Herzog eine längere Erklärung ab. "Wissen Sie, Germaine, wir sind bei weitem nicht die ersten, die diese Welt entdeckt haben. Wir sind nur die ersten, die versuchen, Wayside V mehr als einen Landeplatz abzuringen. Nämlich einen Platz für Menschen. Im Sherwood Forest gab es eines der Gefechte zwischen Highlander und Nebelparder, weshalb da oben auf der luftarmen Kontinentalplatte letztendlich eine Menge Schrott herum lag.
Als ich mit meinen Angry Eagles hier unten lag und wir uns gegen einen Angreifer nach dem anderen verteidigten, haben wir in manchen Wochen alles zusammen gekratzt, was sich als Ersatzteil irgendwie verwenden ließ. Wir nennen das im Regiment auch Frankensteins Monate, weil kein Mech der Einheit damals noch entfernte Ähnlichkeit mit seinem ursprünglichen Design hatte. Während dieser Tage haben wir auch Teams in den Forest entsandt, um Panzerungsreste zu sammeln." Seine Hände schlossen sich fester um das Glas. Beinahe glaubte Germaine, es knirschen zu hören. Die Erinnerungen an jene Zeit schienen nicht sehr gut zu sein.
"Dabei stießen wir auf... Einen Müllplatz. Einen historischen Müllplatz. Wie sich später heraus gestellt hat, war Wayside V ein Etappenpunkt von General Alekzandr Kerensky auf dem Weg zu den späteren Pentagonwelten. Ein paar natürliche Gruben da oben dienten ihm und seinen Leuten damals als Abfalleimer. Und die dünne Luft hatte eine konservierende Wirkung. Anfangs haben wir die Abfallhaufen nach Elektronik durchstöbert, nach Metallen und Legierungen. Aber später, im Frieden, wurde daraus ein ernst zu nehmendes, archäologisches Projekt. Heutzutage können wir ziemlich genau sagen, wie die SBVS vor rund vierhundert Jahren gelebt hat. Das klingt nicht nach sehr viel in den Ohren eines Kriegers, aber die Fachidioten... Die Fachwissenschaftler sind ganz aus dem Häuschen. Der Müll da oben steht auf einer Stufe mit den Ausgrabungen im antiken Pompeji auf der Erde. Wir hoffen ja immer noch auf einen weggeworfenen Speicherchip von Alexandr Kerensky persönlich, der uns all seine Gedanken seit dem Exodus offen legt."
"Sie scherzen, Mylord." "Nein, ich scherze nicht. Da es aber so unwahrscheinlich klingt, so etwas wirklich zu finden, mache ich meistens einen Witz draus."
"Okay, jetzt scherzen Sie, Mylord."
Mikado grinste zustimmend und stieß mit dem Chevalier an.

"Mylord, darf ich..." "Ace. Nennen Sie mich Ace. Sie sind ein Halunke ganz nach meinem Geschmack."
"Ein zweifelhaftes Kompliment... Ace. Ihr Callsign?"
"Mein Geburtsname. Mein richtiger... Mein alter Nachname war Kaiser. Das habe ich alles ablegen müssen, um die japanische Version meiner Namen annehmen zu können. Ich hätte sonst womöglich riskiert, dass sich ein, zwei Schwerter des Lichts einschiffen, um Wayside V aus den Klauen des anmaßenden Gaijins zu befreien, der mit den Angry Eagles diese Welt besetzt hält." Er nahm einen Schluck von seinem Getränk. "Aber kaum das ich Koshaku Mikado Mamoru wurde, brauche ich von offizieller Seite, also dem Militär, nichts zu befürchten. Vielleicht vom Schwarzen Drachen, von Blakes Wort, eventuell von Loki oder anderen Organisationen. Aber sicher nicht von offiziellen Soldaten des VSDK. Draconier sind merkwürdige Menschen. Aber das macht sie auch berechenbar." Er seufzte leise. "Die Tatsache, dass meine Heimatwelt Towne eine Grenzwelt zum Kombinat ist, hat da auch geholfen. Die Adligen können dann einfach behaupten, das ich draconische Vorfahren habe, die mir all meine guten Seiten mitgegeben haben. Und vielleicht haben sie damit auch Recht."
Germaine nickte verstehend. "Meine Freundin ist Draconierin. Ich kann das nachvollziehen. Zumindest im Ansatz."
"So? Leicht haben Sie es wohl nicht mit ihr." "Wie man es nimmt. Vorher war ich ihr Kyoshi, wie sie es sagt. Und sie nannte mich Onee-chan."
"Große Schwester?" "Wegen meinem Namen."
"Ach ja, die Geschichte mit Ihrem voreiligen Vater. Halten Sie sich die Dame warm. Draconische Frauen mit solch subtilem Humor sind selten."
"Nicht, dass sie mir in dem Fall auch nur einen Hauch von Wahl lässt", erwiderte Germaine grinsend.

"Ich habe gehört, eine Ihrer Feldübungen ist nicht so gut gelaufen?"
"Die Miliz hat uns eingeschenkt", erwiderte Germaine.
"Major Klein hat sicher auf Parder-Art gegen Sie gekämpft? Sehr rücksichtslos und schnell?"
"Eher konservativ, mit Aufklärung und konzentrierten Schlägen, Ace. Es war ein Kampf auf Lanzenebene, ein Search and Rescue. Er hatte einhundert Tonnen mehr Spiel als meine Leute, und hat sie in Panzer investiert. Das hat meine Leute überrascht, gerade in dem schwierigen Gelände, in dem die Übung stattfand."
"Hm. Das ist nicht gut. Sie wollen gegen Nebelparder antreten. Nebelparder, die Operation Bulldog in Selbstständigkeit überlebt haben. Nebelparder, die sicher nach ihren alten Werten und Normen kämpfen. Sie müssen lernen, wie man sich gegen sie verteidigt. Wie man ihre Stärken gegen sie selbst richtet. Wie man gegen sie überlebt." Der Herzog machte eine weit ausladende Handbewegung. "Als die Kämpfe vorbei waren, sind vier Mechs mit Flammenwerfer über das Gelände gegangen und haben jeden Quadratmeter verbrannt, um Blindgängermunition hoch zu jagen. Trotzdem kommt es heutzutage immer noch zu Unfällen mit scharfen Granaten und Munition. Wir haben, obwohl der Schwerpunkt der Einheit auf Energiewaffen liegt, genügend Munition ins Grün des Himmels geblasen, um die Schlacht um Luthien zu gewinnen. Parder sind rücksichtslos, direkt, gnadenlos. Sie halten nicht viel von anschleichen. Sie reißen ihre Beute gerne schnell, auch wenn sie sich dabei verletzen. Und Verluste sind ihnen ebenso unbekannt wie Todesangst. Der einzige Punkt Vernunft, der in einem Parder wohnt, ist sein Gehorsam gegenüber seinem Vorgesetzten. Falls er ihn nicht gerade für einen Positionstest herausfordert. Und das ist der einzige Grund, warum ich heute hier stehen kann. Nach jedem Angriff, nach jeder neuen Einheit, die uns auslöschen wollte, zog sich ein zerschlagener Rest vom Schlachtfeld zurück, um dem Höheren zu gehorchen, um dem Clan zu dienen. Genau das aber macht diese Reste gefährlich. Ich habe keine Zweifel, dass sie Wayside V erneut angreifen werden, wenn sie sich stark genug für den Sieg fühlen." Er machte ein weit gefasste Geste nach Osten. "Und diesmal hat diese Welt sehr viel zu verlieren."
"Verstehe, Sir."

Die beiden tranken schweigend von ihren Gläsern und sahen nachdenklich aufs Meer hinaus. Tausende Gedanken gingen Germaine durch den Kopf, und dem Oberst ging es wohl nicht viel anders. "Wie viele haben Sie verloren?", fragte Danton schließlich.
"Zwei Drittel meiner Leute wurden getötet. Und auch von den Besten überlebten die meisten nur durch Glück. Eigentlich gab es keine Angry Eagles mehr, nachdem die Parder mit uns fertig waren. Ich glaube, es gibt keinen Flecken Erde hier, der nicht mit dem Blut eines Eagles oder eines unserer draconischen Kameraden gesegnet wurde. Ich kam hier mit einem spezialisierten Verbundwaffenregiment an, kämpfte um unser aller Leben, und hatte am Ende nur noch zweihundert lebende Leute. Allerdings reichte unser Material hinterher für zwei Regimenter, und das war nur unser Anteil an der Beute." Der Herzog lächelte freundlich. "Der Koordinator war sehr großzügig bei unserem Kontrakt. In Anbetracht der Eile, in der wir entsandt wurden, eigentlich auch kein Wunder. Als wir hier ankamen, waren die ersten Parder schon zum spielen da und hatten die Garnison halbiert. Ja, goldene Erinnerungen. Aber wir haben gesiegt, überlebt. Und auch etliche Parder als Leibeigene genommen. Einen Großteil habe ich auf Wunsch des Koordinators den Novakatzen überlassen, aber heutzutage erfüllen viele ehemalige Parder in den Reihen der Eagles ihre Pflicht. Es gelang mir in den Folgejahren, gute Leute zu bekommen, um das Regiment wieder aufzustellen. Aber einen Opfergang wie hier auf Wayside will ich nicht wieder erleben müssen.
Vor allem will ich nicht in dieser Stadt kämpfen müssen, nur weil ein paar verbohrte Parder meinen, sie müssten den Tod ihres Clans ausgerechnet auf meiner Welt rächen."
Der Herzog lächelte dünn. "Also gut. Machen wir es wie folgt: Ich habe eine Kompanie Mechs dabei. Dazu eine Kompanie Panzer und zwei Rotten Luft/Raumjäger. Meine Pflicht lässt es leider nicht zu, dass ich Sie begleite, Germaine. Aber wir können die Zeit nutzen, die wir gemeinsam auf Wayside V sind. Unsere Leute treten gegeneinander an. Und ich zeige Ihnen den Nebelparder-Stil. Einverstanden?"
"Einverstanden. Das wäre eine große Hilfe für uns. Immerhin hat Major Klein uns mit seiner Truppe erst gestern wieder in einem Simulatorgefecht Großmaßstäblich fertig gemacht. Sein Tai-sho hat mich..."
"Major Klein führt einen Mad Cat, Colonel. Den einzigen Tai-sho der Einheit führe ich." Mikado grinste. "Scheint so als hätte Sie der gute Klein gegen meine Führungskompanie antreten lassen. So ein Schelm."
Schelm war nicht unbedingt das richtige Wort, mit dem Germaine den Major gerade bedachte. Andererseits, das Angebot des Herzogs war gut. Richtig gut. "Und wenn wir tatsächlich die Nebelparder finden und ausschalten, dürfte Parkensen City in der Hinsicht eine Zeit lang sicher sein, richtig?"
"Sie erkennen meine Gedanken sehr gut, Colonel. Es freut mich immer, wenn ich mit Profis arbeiten kann."
"Das gilt ebenso für mich." Die beiden grinsten sich wissend an.

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Der Herzog grinste wild unter seinem Gefechtshelm, als der Miliz-Anhur die Anhöhe mit einem gewagten Manöver übersprang. Die kläglichen einheimischen Büsche, die darauf standen, kratzten dabei über den Rumpf der Maschine. Ein Umstand, der das Grinsen Mikados noch vertiefte.
Germaine hingegen war das etwas zu tief. Wenn er schon flog, dann bitte nicht in einer Tiefe, die es ihm jederzeit erlaubte, sich selbst einzugraben.
Hinter der Anhöhe zog der Anhur höher und gab den Blick auf ein Canyon-System frei, das bisher von der Hügelformation überdeckt worden war. Dass die obersten Kanten der Canyons dabei mindestens dreihundert Meter unter ihnen lagen und eine gewaltige, mehrere Dutzend Kilometer breite Senke bildeten, die links und rechts am Horizont verschwanden, spielte dabei sicher auch eine Rolle.
"Willkommen am Point Liberté, Germaine!", rief Ace grinsend und deutete in die Tiefe. "Unsere Geologen haben heraus gefunden, dass diese hübsche Landschaft das Ergebnis von Jahrmillionen alter Meeresströmungen ist, in etwa vergleichbar mit dem terranischen Golfstrom auf der Nordhalbkugel. Siebenhundert Klicks südlich von unserer Position fällt das Gelände noch einmal knapp tausend Meter ab. Dies hier war damals eine Art Riesenfluss mitten im Meer. Aber heutzutage ist es unser Rückzugsgebiet." Der Herzog reichte Germaine sein Fernglas. "Unser Trainingsgelände, unsere Todesfalle, und unser Bunkergebiet. Wir haben da unten mehr Ecken und mehr natürliche Höhlen, um die gesamte Bevölkerung von Parkensen City zu verstecken. Sie hier raus zu kriegen ist zweifellos ein Problem. Aber sollten die Eagles oder die Miliz je gezwungen sein, die Verteidigung der Stadt und des Raumhafens aufzugeben, dann gibt es ohnehin nicht mehr viel, was sich zu evakuieren lohnt."
"Pessimistische Weltsicht!", erwiderte Germaine laut, um den Lärm der Schwenkrotoren zu übertönen, der sogar von seinem Kehlkopfmikrophon aufgenommen wurde.
"Ich plane gerne voraus. Fünf, sechs, sieben Schritte. Als die Nebelparder uns so richtig in den Arsch getreten hatten, und mein ausgeklügeltes Stellungs- und Fallensystem rund um den alten Parderstützpunkt mittlerweile von Welle auf Welle der Clanner eingeebnet worden war, hätten sich die Reste meiner Einheit hierher zurück gezogen, um auf beste Guerilla-Manier Widerstand zu leisten, in der Hoffnung, dass das nächste Landungsschiff Truppen der Inneren Sphäre bringt, und keine neuen Parder." Kurz huschte ein Schatten über sein Gesicht, über seine Augen. "Am Schluss, als meine Einheit zusammen geschossen war wie nie zuvor, stand meine Einheit vor der Vernichtung. Allzu viele hätten es nicht mehr hier her geschafft, geschweige denn dass wir damals hier noch keine Stellungen und Depots hatten."
"Der Notfallplan der Highlander war der Steinerne Wald oben auf den Kontinentalplatten, oder?"
"Das nützt nur was für Mechs, deren Isolierung noch einhundert Prozent taugt. Das kam für meine Einheit nie in Frage, höchstens als Diversion, um die Parder von unseren Panzern und Infanteristen abzulenken, aber sicher nicht, um die halbe Einheit zu opfern.
Aber die Highlander hatten schließlich nur die Fernbeobachtungsdaten von ComStar und der ISA. Meine Einheit hingegen konnte sich ein Vierteljahr vorbereiten und diese Welt so gut es ging erkunden, bevor der Tanz los ging. Dieses natürliche Labyrinth bietet für eine Guerilla-Truppe eine erkleckliche Spielwiese. Und die teilweise miteinander vernetzten Höhlen decken gegen Luftaufklärung und gestatten überraschende Schläge. Falls man nicht selbst von überraschenden Einstürzen überrascht wird, denn die Decken sind stellenweise überraschend empfindlich gegen überraschend umher laufende Mechs."
Ein flüchtiges Grinsen huschte über Germaines Gesicht. Man hatte ihn schon davor gewarnt, dass Ace nicht nur einer der Top eintausend-Mechpiloten der Inneren Sphäre war, sondern auch einer der Top ten-Kalauerer. Allerdings machte das den Herzog in seinen Augen nur noch sympathischer. "Und da unten wollen wir spielen?"
"Sobald Ihre Erkundungslanze ihr Manöver gegen meine Panzer abgeschlossen hat. Ich bin gespannt, wie lange sie fliehen können und wie gut sie das Gelände zu nutzen wissen. Allerdings erwarte ich von Ihrer Miko Tsuno nicht weniger als von meiner."
Germaine lachte halb hysterisch, halb amüsiert. Es war für ihn eine Riesenüberraschung gewesen, als er der Miko Tsuno der Angry Angels begegnet war. Eine zufällige Namensgleichheit, die nichts weiter zu bedeuten hatte, mochte man meinen. Bis man sich vergegenwärtigte, dass die Tsuno der Eagles aus einem draconischen Kriegerhaushalt stammte, deren Vorfahren seit den Anfängen des Kombinats an der Seite der Kuritas gestanden hatten.
"Seine" Miko hingegen entstammte keinem Kriegerhaus, jedenfalls nicht im weitesten Sinne, und das auch nicht offiziell. Auf jeden Fall schienen sich die beiden Frauen zu kennen, wenngleich keine der beiden es ausgesprochen hatte. Das machte das Thema... Draconisch. Und wenn er sich dann noch zusammenreimte was er selbst über seine Miko wusste, dann ahnte er, woher diese Namensgleichheit gekommen war. "Sie wird ihren Mann stehen", wiegelte Germaine ab. So viel Glück, dass dieses Thema nicht mehr zur Sprache kommen würde, hatte er garantiert nicht.
"Oh, ich erwarte viel mehr von ihr. Vor allem, dass ihre Einheit die Hatz übersteht. Die Nebelparder neigen weder zu Nachsicht, noch zu Gnade. Es kann nichts schaden, darauf vorbereitet zu sein, und schon ein paarmal auf Probe zu verzweifeln. Dabei hat man meistens die besten Ideen. So ist es zumindest bei meiner." Wieder grinste Ace wild.
Germaine machte eine abwiegelnde Handbewegung. "Ich weiß nicht, ob ich ihr da nicht zu viel zumute. Chappi und Skyscraper trainieren gerade erst ein Vierteljahr in der Truppe. Zudem habe ich sie erst frisch rekrutiert. Und beide haben den Hang dazu, Kameraden nicht zurücklassen zu wollen. Wir werden sehen, wie sich das einpendelt. Dementsprechend ist diese Übung etwas, wofür ich dankbar sein sollte. Und danach geht es hier runter?"
"Danach geht es hier runter", bestätigte Ace, während der Anhur tiefer ging, um in Bodennähe durch die tiefste Schlucht zu sausen. Die Luft hier war stickig, warm und abgestanden. Außerdem roch sie nach Moppelkotze, extra brockig.

Der Herzog deutete auf eine Höhle, die durchaus einen Kriegshammer aufnehmen konnte. "Meine Mechs bilden die Parder, und Ihre müssen sie ausräuchern. Lachen Sie nicht. Auch Nebelparder lernen dazu. Außerdem kann man hier draußen bei der knappen Ressourcenlage nicht wählerisch sein. Es kann durchaus sein, dass sie nicht nach alter Väter Sitte blind wie eine Büffelherde und gewaltig wie eine Tsunami über Ihre Chevaliers herfallen, sondern handelsübliche Guerilla betreiben, gerade weil Ihnen nicht damit gedient ist, sie nicht aufzuspüren, Germaine. Wenn sie sich nicht rütteln, dann müssen Sie das Rütteln übernehmen, und damit tanzen Sie zu ihrer Musik, Germaine."
"Wir werden die Zeit bestmöglich nutzen, Mylord", erwiderte Danton.
Mikado nickte zufrieden. "Jetzt zum Arschgeigenknoten, Chip!", rief er dem Piloten zu.
"Arschgeigenknoten?"
Mikado grinste nur noch breiter. "Die Position, an der sich die letzten Nebelparder, die nicht das Glück hatten, Wayside zu verlassen, ergeben haben. Ihr Anführer war durch und durch Wahrgeborener. Und somit war der schlimmste Fluch, den er kannte Arschgeigen."
"Ach, wie witzig." "Nicht für ihn." "Glaube ich."

Der Anhur gewann wieder an Höhe, schwenkte über die Steilwand und die Hügel, und schoss schließlich nach Westen davon. Sie näherten sich Parkensen City wieder bis auf zweihundert Klicks und erreichten eine flache, trockene Ebene. Explosionskrater und reflektierende Stellen, die aus der Sorte Glas waren, die entstand wenn ein Laser auf Sand traf, nahmen explizit zu. Als die Maschine zu kreisen begann, sah der Boden unter ihnen einer Mondlandschaft erschreckend ähnlich.
"Da hinten ist ihr letztes Landungsschiff explodiert. Danach haben sich einige ergeben, einige versucht uns zu provozieren um sie zu töten, und der Rest beging Selbstmord. Eine ziemliche Verschwendung, wenn Sie mich fragen, Germaine." Er runzelte die Stirn, als die Erinnerungen erneut durch seine Gedanken zu fahren schienen. "Es war in der letzten Woche. Wir drohten überrannt zu werden. Die Truppenstärke war nur noch bei dreißig Prozent, und ich stand bereits vor der Wahl, unsere Stellung aufzugeben. Damit auch unsere Reserven, unser Lazarett, alles was nicht mehr fahren konnte. Die draconische Einheit, oder vielmehr ihre Reste, wollte unsere Flucht decken, aber ich fürchte, es wären nicht mehr allzu viele meiner Eagles bei dieser Flucht überhaupt in die Nähe unseres Rückzugsgebiet gekommen. Zum Glück nahm der Regen mir die Entscheidung ab."
"Der Regen?"
"Der Regen aus BattleMechs. Das kennen Sie doch aus dem Kino: Wenn der Held unmittelbar dem eigenen Tod ins Auge sieht, hat der Drehbuchautor ein Einsehen und schickt ihm aus dem Nirgendwo Hilfe, mit der niemand gerechnet hat. In meinem Fall war es der Regen aus den BattleMechs der Cunningham Dragoons. Die haben uns damals im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch gerettet, und den Nebelpardern aufgerissen. Bis zum Anschlag, und noch ein wenig weiter." Ace seufzte für einen Moment. "Nach Norden, Chip."

Der Anhur nahm wieder Fahrt auf und rauschte in geringer Höhe davon. Germaine war sich sicher, dass er bei dieser Flughöhe bequem hätte Blumen pflücken können, wenn es hier welche gegeben hätte.
"Die Dragoons waren bei Haus Kurita unter Vertrag", fuhr der Herzog fort, "und als der Koordinator feststellen musste, dass sich mehr Nebelparder zurückzogen als von Operation Bulldog besiegt wurden, zählte er eins und eins zusammen! Wir hatten hier damals noch keinen HPG und konnten uns deshalb mit den Cunningham Dragoons nicht abstimmen. Als sie den Orbit erreicht hatten, waren wir auch zu sehr unter Druck, um darauf zu achten. Aber zum Glück galt das auch für die Parder, die den Sieg bereits sicher glaubten. Zuerst kamen die sprungfähigen Mechs. Danach setzten die Lander auf und entließen die anderen Mechs und die Panzer. Von einer Sekunde zur anderen standen auf unserer Seite plötzlich zweieinhalb Regimenter gegen zwei unterzählige Sternhaufen. Die restlichen Kämpfe zogen sich dann noch einmal eine Woche hin und endeten damit, dass die Luftkavallerie der Dragoons den letzten Overlord der Parder abschossen, als der noch am Boden war. Noch nie in meinem Leben war ich so froh über ein filmreifes Ende gewesen. Obwohl, es gab Ausnahmen, die teilweise absurde und slapstickartige Züge angenommen hatten." Mikado lächelte verstohlen. "Nichtsdestotrotz würde ich heute hier nicht vor Ihnen sitzen und mich Herzog schimpfen, wenn mir der Koordinator nicht diese Einheit geschickt hätte. Eine renitente Truppe, die partout nicht unter mein Kommando wollte, übrigens. Aber das ist wohl auch das Vorrecht der Sieger. Und viel Taktik oder Strategie gab es beim Rückzugsgefecht der Parder ja auch nicht zu beachten. Eigentlich mussten Colonel Cunningham und ich nur darauf achten, dass unsere Leute in die gleiche Richtung schossen. Ich wollte ihn nach meiner Ernennung zum Herzog zum Grafen machen und ihm einen ganzen Kontinent schenken, aber er hat abgelehnt mit der Begründung, dass er, wenn ihm der Sinn nach Höhensonne und gefährlich dünner Luft stünde, er ja auch auf den Tharkad fliegen könnte. Na, Schwamm drüber."
Sie passierten das Wrack eines großen Landers. Das musste der Overlord sein, beziehungsweise dessen Wrack, welches die Dragoons zerschossen hatten. "Sie sehen, ich hänge an dieser Welt. Nicht nur weil viele Eagles hier begraben liegen. Auch weil dieser Ort für mich ein Wendepunkt war." Er deutete in die Tiefe. "Ich bin Wayside verpflichtet, und deshalb bemühe ich mich, dieser gedemütigten Welt etwas wieder zu geben, was sie vielleicht gar nicht haben will. Aber ich werde Wayside wieder grün machen. Nun, zumindest die Ozean-Schelfe. Diese Welt hat mich überleben lassen, mir mit den Dragoons Retter geschickt. Ich bin kein Mann, der seine Schuld nicht begleicht. Dass nebenbei der Handel mit den Clans und der übrigen Region ein Bombengeschäft ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt."
"Verstehe."
"Dann verstehen Sie sicher auch eines, Germaine. Ich fürchte hier draußen nur zwei Dinge: Einen Clan, der es sich in den Kopf gesetzt hat, meinen Planeten zu erobern, oder einen Haufen Banditen, die das gleiche denken, daran scheitern und aus Rache heraus all das, was wir mühevoll in den letzten Jahren aufgebaut haben, wieder zu vernichten. Deshalb sage ich Ihnen, Germaine, wenn Sie da raus gehen, räumen Sie gründlich auf. Diese Parder, die Sie jagen, könnten eines Tages auf den Gedanken kommen, hier Revanche zu suchen. Und Parkensen City mit seinen Bewohnern sind mir zu teuer für die billige Rache enttäuschter und besiegter Wahrgeburten."
"Okay, jetzt verstehe ich", erwiderte Danton lächelnd.
"Gut. Dann lassen Sie mich wissen, wenn ich Sie über unsere Manöver hinaus unterstützen kann, Germaine. Fragen Sie ruhig nach allem, was Sie interessiert. Ich bin zu alt, um ein "nein" aus Höflichkeit nicht auszusprechen."
Germaine lächelte schief. In der Tat, dieser Mann gefiel ihm. Auf jeden Fall hatte er einen guten Humor. "Ich komme darauf zurück, Sir."
Mikado nickte zufrieden. "Nach Hause, Chip. Wir haben für heute genug gesehen."
Kurz darauf zog der Anhur eine Schleife und flog zurück in Richtung der Jaffray-Basis.

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Der Tai-sho und der Hauptmann gehörten zum Besten, was die Innere Sphäre zu bieten hatte. Sie gehörten beide der Assault-Klasse an, waren wahre, schwer bewaffnete Giganten, die es jederzeit mit gleich schweren Clansmaschinen aufnehmen konnten. Und ihre Piloten waren von einem Kaliber, das mit "Durchschnitt" umschrieben eine tödliche Beleidigung gewesen wäre. Beide Männer hatten mehr als einmal gegen die verschiedensten Feinde gestanden, Clanner, wie ISler wie auch Peripherie-Gegner. Bisher hatten sie überlebt. Bisher waren sie siegreich.
Soviel auf der Haben-Seite. Was aber ins Soll rutschte, das war der Grund für die Anwesenheit der beiden Mechs an diesem Ort - einen Ausflug. Okay, die luftleere Oberfläche von New Scotland prädestinierte die Mechs als autarke Systeme, aber für einen gemütlichen Ausflug wären schnelle Scoutmechs sicher besser gewesen. Warum Mikado, der den Tai-sho steuerte, aber auf ihren gewohnten Maschinen bestanden hatte, war Germaine Danton, Pilot des Hauptmanns, ein Rätsel. Jeder Mechkrieger wechselte im Laufe seines Lebens die Mechs wie andere ihre Hemden; viele fingen auf den leichten Scoutmaschinen an, und einige arbeiteten sich nach und nach die Tonnageklassen hoch. Stieg der Rang, stieg auch das Gewicht der Maschine. So war der Lauf der Dinge in den meisten Einheiten der Inneren Sphäre. Einige blieben bei den Scouts und wurden auch dort erfolgreich, befördert. Oder sie stiegen auf Mittel- oder Schwergewichte um. Aber die meisten Kommandeure der Inneren Sphäre parkten ihre Ärsche auf extra schweren Wannen, um es mal burschikos auszudrücken. Zumindest solange die Notwendigkeit oder der Wille bestand, selbst an Gefechten teil zu nehmen, anstatt sie zum Beispiel vom bequemen HQ aus zu führen. Germaine hatte sich bereits mehr als einmal den Vorwurf anhören müssen, zu sehr den eigenen Hals zu riskieren. Einmal hatte man ihn bereits aus seinem Cockpit geschossen, seit er die Chevaliers gegründet hatte. Und davor... Schwamm drüber.
Germaine und Mikado waren demnach die meiste Zeit ihrer Karriere auf Mittelgewichten und Schwergewichten unterwegs gewesen und hatten auf ihnen die größte Erfahrung. Sein Hauptmann war jetzt noch nicht so lange seine Maschine, aber auch nicht so verschieden vom Highlander, der ihm zu Klump geschossen worden war. Man kannte halt das Kaliber. Aber das als Grund anzuführen, keine Scouts zu benutzen, empfand Germaine als vage. Schließlich hatten die Chevaliers ebenso wie die Eagles Scouts vor Ort. Und ein echter Mechkrieger ertrug gelassen und stoisch den Schweißgeruch des Vorbesitzers, der sich über die Jahrzehnte in die Mechliege gebrannt hatte. Nein, das konnte nicht der einzige Grund für diese Einladung, für diesen Trip sein. Den sie überdies sogar ohne Begleitschutz machten. Nicht, dass Germaine auf der nahezu luftleeren, Mondnachtartigen Oberfläche von New Scotland einen Gegner erwartete. Selbst der zäheste Nebelparder konnte sich hier oben nicht drei Jahre oder länger verstecken. Es gab für alles eine Grenze, auch für Störrischkeit. Und Piraten... Die Luft/Raumjäger der Miliz patrouillerten regelmäßig die Gebiete dieser Welt, die noch über Wasser verfügten, und sie kontrollierten in einem willkürlichen, erratischen Muster den Rest der Welt, auch dieses lebensfeindliche Hochland.
Wie auch immer: AssaultMechs zu benutzen engte sie geradezu auf Schleichfahrt ein. Auf geraden Strecken liefen die Maschinen gut fünfzig Klicks die Stunde. Auf unwirtlichem Grund hingegen konnten sie froh sein, wenn sie mit zwanzig voran kamen. Und dieser Scheiß Kontinent war groß, verdammt groß.

"Keine Anzeichen einer früheren Besiedlung", murmelte Germaine mehr zu sich selbst. Bisher hatte er angenommen, Mikado wollte ihm den Sherwood Forest zeigen, jenen steinernen Wald, in dem sich die Northwind Higlander damals verschanzt hatten, als das Kombinat diese Welt gewonnen hatte. Oder einen der Müllplätze, von denen er ansatzweise gehört hatte, und die von Kerensky und seinen Leuten stammen sollten.
"Zumindest keine Anzeichen einer Besiedlung, bevor die Luft hier knapp wurde", erwiderte der Herzog. "Die Luft ist hier so dünn wie auf der Erde in achtzig Kilometern Höhe. Keine Ozonschicht, eigentlich schon Vakuum. Wir können froh sein, dass Wayside eine freundliche Sonne mit einem engen Spektrum ist. Der einzige Grund, warum die Hautärzte unten in Parkensen City nicht Hochkonjunktur haben, oder wir die ganze Stadt unter einer Kuppel erbauen mussten. Wir sind wahrscheinlich die einzigen intelligenten Lebewesen mit Bauwahn, die sich je auf Wayside V breit gemacht haben. Unsere Forscher suchen nach weiteren Spuren, Versteinerungen und Kadavern, die hier oben im Vakuum tief gefroren wurden, aber sie sind nicht fündig geworden. Es scheint, dass Wayside V vor dem Komentenvorbeiflug bestenfalls pflanzliches Leben hervor gebracht hatte."
"Kometenvorbeiflug? Ich dachte, es wäre einer eingeschlagen."
"Dachten wir anfangs alle. Aber wir haben nie den gigantischen Krater gefunden, den dieses Mistding hätte schlagen müssen. Wir haben dann ein paar alte Sternenbundcomputer mit diesem Problem beauftragt, und deren Ergebnis war eindeutig. Entweder ist ein wirklich großer Brocken mit einer gewissen Eigengeschwindigkeit von dieser Welt angezogen worden, hat eine Runde verdammt eng um die Oberfläche gedreht und ist dann, die Atmosphäre hinter sich her ziehend, im Weltall verschwunden, oder ein kleiner, verdammt schneller Bursche ist mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch die Atmosphäre geflogen, und hat dabei die Atmosphäre perforiert und abgesprengt. Das Ergebnis ist in etwa das Gleiche. Wir finden in der Nähe der Bahn unserer schönen Welt noch heute treibende Wolken aus Sauerstoff und Stickstoff. Leider zu weitläufig, um es einfangen und wieder hier her bringen zu wollen.
Vorsicht, Germaine, passen Sie hier ein wenig auf. Der Boden ist porös und bricht an manchen Stellen um mehrere Meter ein. Achten Sie auf Ihre seismischen Detektoren."
"Was ist mit dem Wasser? Die Meeresbecken waren doch sicher randvoll gefüllt?"
"Bevor die Atmosphäre verschwand, und damit der Druck? Sie denken richtig. Das Wasser begann bei dem Unterdruck zu sieden und verflüchtigte sich nach und nach ins All. Der Vorgang muss Jahrhunderttausende angedauert haben. Aber erst so konnte überhaupt Leben nach Wayside V zurückkehren. Denn in den Senken, die so entstanden, konnte sich wieder Sauerstoff sammeln, eine Atmosphäre bilden. In der Atmosphäre diffundierte danach noch mehr Wasser und sättigte sie bis zum Erbrechen. Danach schlug sich ein Teil wieder auf den Boden unter, und das Meer entstand. Außerdem einige Seen, aber die sind nicht der Rede wert. Lediglich als illegale Rastplätze für Schmuggler und Piraten haben sie einen Wert, deshalb kontrollieren wir sie regelmäßig. Wasser ist nicht wirklich kostbar auf dieser Welt, aber es ermöglicht Siedlungen. Und ich will auf meinem Staubball keine Siedlung, die ich nicht selbst gegründet habe."
"Verständlich. Immerhin beansprucht das Draconis-Kombinat den ganzen Planeten. Meeresbecken ebenso wie die Kontinentalschelfs", murmelte Germaine.
"Alles andere wäre ja auch dumm. Eine Einladung an Jedermann, sich häuslich einzurichten. Jetzt wo der Planet seinen wahren Wert als Warenumschlagsplatz zeigt, haben sicherlich einige Fraktionen Interesse daran, hier ihr eigenes Ding durch zu ziehen. Auch der eine oder andere Clan könnte hier einziehen wollen. Für sie ist es keine Undenkbarkeit, sich eine Welt zu teilen. Aber sei es wie es sei, ich mag das Wort "exklusiv". Das bezieht sich auf den wichtigsten Raumhafen dieses Sektors, und das bezieht sich auf den Planeten, auf dem er steht."
"Ich habe nichts gegen exklusiv", beeilte sich Germaine zu versichern.
"Der Koordinator auch nicht. Und auch nicht gegen die enormen Steuergelder, die mein Planet erwirtschaftet. Für so ein abgelegenes Systemchen eine hübsche Summe."
Germaine hatte die Stadt und den Raumhafen gesehen, die Qualität der Miliz-Ausrüstung. Und die ständigen Starts und Landungen freier Händler der verschiedensten Nationen. Viele Clanner brachten ihre Waren bis zu maximal diesen Punkt, und nahmen von hier Waren der Inneren Sphäre mit. Und viele Händler der IS lieferten bis hier, und kauften hier. Dazu wurde sicher auch noch geschmuggelt, was das Zeug hielt. Und einige Händler trafen sich im Weltall, weit abseits der Zollbehörde Waysides. Dennoch, Mikado übertrieb sicherlich keinesfalls, wenn er die Steuereinnahmen mit dem Begriff "Vermögen" titulierte.

"So, wir sind da." Die Stimme des Herzogs klang sehr zufrieden.
Germaine bewegte seine Maschine neben den Tai-sho, und verharrte dann. Sie standen auf der Kuppe eines großen Hügels, und blickten in ein zerklüftetes Tal, das einmal ein Flussdelta gewesen sein musste.
"Unter uns sehen Sie das Cunningham-Delta, der in das Mare Andrea fließt. Eine... Nun, Besonderheit dieses Planeten, die ich Ihnen unbedingt zeigen wollte, bevor wir morgen meine Panzer auf Ihre Erkunder hetzen."
"Hätten wir dann nicht einfach hierher geflogen werden können?"
Mikado lachte lauthals. "Aber, aber. Das hätte mir ja die Ehre Ihrer Gesellschaft für einen ganzen Nachmittag geraubt. Außerdem wollte ich wissen, wie Sie ticken, Germaine. Meine Informationen über Sie waren schon alle etwas alt und liegen weit vor den Chevaliers. Darin werden Sie als sprunghafter und reaktionärer Mensch beschrieben, der keine Verantwortung übernehmen kann und die Einheiten wechselt wie andere die Hemden. Mir war nicht so recht klar, wie jemand wie Sie zur eigenen Einheit in Bataillonsgröße kommen konnte. Und wie er anschließend drei überaus gefährliche Missionen übersteht, ohne das Bataillon zu verheizen.
Als ich Sie persönlich kennen gelernt habe, hatte ich einen vollkommen anderen Eindruck von Ihnen, und unser Spaziergang hat das noch bestätigt." Wieder lachte Mikado leise. "Ich glaube, wenn ich einen kleinen Bruder hätte, würde ich wollen, dass er so wäre wie Sie. Vielleicht nicht ganz so vorlaut."
"Und wenn ich einen großen Bruder hätte, würde ich mir wünschen, dass er weniger laut denkt", erwiderte Germaine säuerlich.
Wieder lachte Mikado, und es klang keinesfalls beleidigt.

"Kommen Sie, es gibt hier noch mehr als das Labyrinth aus Flussästeleien, versteinerten Mangroven und Felsbrocken zu sehen. Hinter den Namen steckt übrigens eine interessante Geschichte, aber... Zuerst möchte ich Ihre hören. Sie haben Sandhurst abgebrochen. Was dann?"
Germaine biss sich die Lippe blutig. Dies war schon der zweite Moment in diesem Jahr, an dem jemand seine Lebensgeschichte einforderte. Und genau wie bei Herzog Kell und Oberst Allard hatte er nicht das Gefühl, dass er sich diesem Befehl widersetzen konnte. Vor allem nicht, wenn Wayside V ihr sicherer Hafen bleiben sollte. Oder er Wert auf die Unterstützung legte, die der Herzog ihm bieten konnte. Außerdem war seine Lebensgeschichte kein Geheimnis, es war nur unendlich schwer, sie zu erzählen. Dennoch rang er sich durch und erzählte alles was passiert war. Seine Verlobte, der Überfall, ihr Tod, die Flucht der Vergewaltiger, und sein Rachefeldzug, der ihm im ersten halben Jahr als Rächer beinahe mehrfach das Leben gekostet hatte. Einmal davon abgesehen, dass sein rücksichtsloses Verhalten ihm von der einen oder anderen Welt harsche Strafbefehle eingehandelt hatte. Er konnte froh sein, dass es nur um Geld ging, und das er nicht im wichtigsten Nachfolgerstaat der Inneren Sphäre per Steckbrief gesucht wurde. Er erzählte, wie er sich den verschiedensten Einheiten angeschlossen hatte, um seinen Feinden, die Mitglieder einer kleinen Söldnertruppe im Dienste ComStars gewesen waren, auf der Spur zu bleiben. Wie er von zweien die Spur verlor, als die Einheit von den Jadefalken ausradiert worden war. Und wie er zu seiner größten Überraschung den Anführer dieser Bastarde später als SternCommander in einem Mad Dog mit Falkeninsignien wiederfand. Selten hatte es ihm mehr Spaß gemacht, Privates und Berufliches miteinander zu verbinden. Danach hatte er versucht heraus zu finden, ob auch seine anderen beiden Ziele von den Jadefalken adoptiert worden waren, aber die drohende Vernichtung seiner damaligen Einheit, dem Team Stampede, rief ihn das erste Mal auf seinem Rachefeldzug zur Ordnung. Auf der einen Seite hatte er die vage Chance, die Mörder seiner Frau zu finden und zu stellen. Auf der anderen Seite aber stand die Vernichtung der Truppe, mit der er es über ein halbes Jahr ausgehalten hatte. Die Entscheidung war ihm merkwürdig leicht gefallen.
Und als Team Stampede zerfallen und alle, die gehen wollten, ausgezahlt worden waren, hatte er aus den Resten die Chevaliers geformt. Darüber hatte er seine Rache hintenan gestellt, beinahe vergessen. Und sie erschien ihm längst nicht mehr so wichtig, wie ganz zu Anfang. Er hatte seiner Verlobten eine Menge Blut aufs Grab gegossen, um sie zu rächen. Mittlerweile erschien ihm das Jahrzehnte her zu sein, und die große Verantwortung, die Chevaliers zu führen, hielt ihn angemessen in Atem. Auch seine neue Beziehung, nachdem seine letzte Freundin ihm sprichwörtlich die Eier abgebissen hatte, gab ihm endlich etwas Zufriedenheit und Ruhe, aus der er schöpfen konnte. Und dies war nun schon der vierte Kontrakt, den er für die Chevaliers angenommen hatte. Mit ein wenig Glück würde er für die Truppe die Einstufung als Veteran bedeuten.

"Das war meine Geschichte. Wie sieht es mit Ihrer aus?", fragte Germaine, während er dem Herzog durch das Gewirr der Flussläufe folgte. "Wieso ist das Delta nach Colonel Cunningham benannt?"
Wieder lachte Mikado, und diesmal schien eine Menge wohlwollende Erinnerung im Lachen zu stecken. "Weil er sich hier oben verschanzt hat, der gute Lucas Cunningham. Böse Zungen würden vielleicht sogar so weit gehen und behaupten, er hätte sich verlaufen." Der Herzog machte eine kurze Pause. "Ich jedoch nicht. Lucas Cunningham verläuft sich nicht. Aber er lässt sich vom Eifer des Gefechts schon mal mitreißen.
In seinem Fall hat er ein Kommando der Cunningham Dragoons und Angry Eagles angeführt, das nach der ersten Schlacht fliehende Nebelparder verfolgt hat. Weder wir noch die Dragoons hatten wirklich frische Truppen, und die Verfolgung der Parder auf den Kontinentalschelf war keine ausgegorene Sache gewesen. Dennoch konnten wir ihre Existenz nicht ignorieren. Die eigentliche Entscheidung fand Tage später an dem Spot statt, den ich Ihnen gestern gezeigt hatte. Aber da wir von den Pardern, die nach New Scotland geflohen waren, einen Umgehungsangriff zu befürchten hatten, habe ich damals zugestimmt. Die ausgeruhtesten Leute beider Einheiten, und das waren gerade genug, um die Parder zahlenmäßig auszugleichen, machten sich unter seinem Kommando auf, um die Clanner zu verfolgen, und, wenn möglich, zu stellen. Die Parder teilten sich auf, und auch Lucas teilte seine Truppe. Dadurch faserten sie so weit auseinander, dass jeder Pilot auf sich gestellt war. Ich glaube, vier mittelschwere Mechs hatten einen Flügelmann. Lucas natürlich nicht. Das wäre unter seiner Würde gewesen, und dieses Anzeichen von Schwäche hätte er sich nie gestattet.
Es kam natürlich wie es kommen musste: Die Nebelparder erzielten empfindliche Anfangserfolge, und konnten wieder einen Stern zusammen ziehen, während der Rest das Kommando beschäftigte. Der Stern machte sich danach auf die Kopfjagd nach Cunningham, weil sie ihn als wichtigen Kommandeur identifiziert hatten. Aber er hat es ihnen nicht leicht gemacht, und schrecklich furchtbar ausgeteilt, während er sich in ein sicheres Gebiet zurückzog. Das war hier, im Flussdelta. Weiter nördlich vernichteten sich das Kommando und die Parder gegenseitig, und hier stand ein ganzer Stern gegen einen einzigen Mechpiloten, abgeschnitten von jedem Funkkontakt und losgelöst von jeder Hilfe.
Aber Lucas ist niemand, der aufgibt, bevor ihm nicht der eigene abgeschlagene Kopf gezeigt wird. Er nutzte die besondere Beschaffenheit der Umgebung und die Tatsache, dass er ein äußerst wehrhaftes Wild war. Einige Besonderheiten wie hohe Metallablagerungen spielten ihm dabei in die Hände. Er spielte Guerilla, fintierte, versteckte sich, schlug aus dem Hinterhalt zu, dezimierte seine Feinde nach und nach, wurde für sie zum Schatten, zum unfassbaren Phantom.
Als wir nach der Entscheidungsschlacht endlich die Zeit hatten, sein Kommando zu unterstützen, suchten wir tagelang nach ihm und den anderen Mechs. Erst eine geschlagene Woche nach der letzten Kampfhandlung fanden wir seinen Mech hier ganz in der Nähe, in einer natürlichen Höhle. Er hatte seine Gegner einen nach dem anderen ausgeschaltet, aber leider seinen Mech dadurch geschrottet. Es war ein Wunder, dass die Isolierung und die Lebenserhaltung überlebt hatten. Dank des Reaktors musste er auch nicht erfrieren. Allerdings waren seine Lebensmittel- und Wasservorräte schon ziemlich am Ende. Als wir ihn aus dem Wrack holten, war sein erster Wunsch allerdings, über den Status seines Kommandos informiert zu werden, bevor er sich breit schlagen ließ, erstmal etwas Wasser zu trinken und einen Happen zu essen.
Seine Frau Andrea konnte es sich nicht verkneifen, die Situation mit einem Scherz zu überspielen. Sie sagte wortwörtlich: Lucas, musst du dich denn immer verlaufen?
Seither wurde diese Geschichte zum geflügelten Wort der Eagles und der Dragoons. Wobei "verlaufen" der Leistung des Colonels nicht einmal ansatzweise nahe kommt. Ich weiß nicht, ob ich es so lange geschafft hätte, gegen diese Übermacht an Clantech."
"Und warum wurde das Meer, in das dieser Fluss einmal geflossen war, nach seiner Frau benannt?"
"Wir erkundeten die Umgebung, um das fünfte Sternmitglied aufzuspüren. Frau Cunningham fand die Maschine auf dem Meeresboden in achthundert Metern Tiefe. Sie war einen Abhang hinab gestürzt und am Boden zerschellt. Ihr zu Ehren nannte ich das ehemalige Binnenmeer schließlich Mare Andrea." Mikado hielt wieder an, und Germaine schloss auf. Wieder hatten sie einen wunderbaren Blick, diesmal in die Tiefe. "Da unten ist Atmosphäre. Ein beinahe atembarer Druck. Man kann auf jeden Fall mit Atemmaske für eine gewisse Zeit draußen herum laufen", erklärte Mikado.
"Wie interessant. Ist aber nicht so interessant wie... Was sehe ich da unten eigentlich? Einen Raumhafen?"
Mikado lachte amüsiert. "In der Tat. Keinen aktiven Raumhafen, obwohl wir da unten immer ein paar Leute haben, und obwohl von hier die meisten Patrouillen für die Kontinente starten. Wir haben sie entdeckt, als meine Eagles den letzten Clanmech, einen Gargoyle, für Andrea Cunningham bergen wollten. Da unten haben wir die Anlage entdeckt, die für all den historischen Müll verantwortlich ist, den wir entdeckt haben. Wir wissen heute mit Bestimmtheit, dass Alexandr Kerensky hier seine Klausur vornahm, um zu entscheiden, was er auf den Exodus mitnehmen würde. Hier wurde entschieden, sich zu verschlanken. Die Kampfschiffe, über die Wolfs Dragoner und Snords Wilder Haufen verfügen, wurden von hier aus auf ihre Wartepositionen gebracht, die damals nur Kerensky und seine fähigsten Leute kannten. Die Schiffe waren voll gestopft mit Material, Mechs wie anderem Kriegsgerät. Einen Teil ließ er auch hier, darunter ein beschädigtes Festungs-Landungsschiff und einige andere Lander. Ein paar Luft/Raumjäger, zwei Dutzend Sternenbund-Mechs, das übliche halt, was man hier vermutet hätte. Doch der größte Schatz waren die Computer und ihre Datenkerne. Einerseits für die Historiker, aber auch andererseits für all jene, die den Gray Death-Kernspeicher sichteten. Wir konnten viele Ergänzungen liefern, die im von Carlyle gefundenen Kernspeicher beschädigt worden waren."

Mikado seufzte. Das erste Mal, das Germaine solch ein Geräusch vom Herzog hörte.
"Um Streitereien um Zuständigkeit, die Beute und tausend andere Dinge zu vermeiden, ernannte mich der Koordinator, kaum das er den Bericht erhalten hatte, zum Herzog dieser Welt und bürgerte mich ein, ohne mich überhaupt zu fragen, ob ich das wolle. Ich weiß nicht, ob er seinen eigenen ISA-Leuten nicht traute, oder ob er nicht wollte, dass die Anlage von den verschiedenen Interessengruppen des Kombinats sinnlos geplündert wurde. Aber indem er mich zum Herzog machte, machte er es zu meinem Problem. Und ich entschied mich zu einer sehr großzügigen Tributzahlung aus den gefundenen Schätzen an das Kombinat und einige weitere offizielle Stellen, in deren Schuld ich durch meine Ernennung zum Herzog und meine Einbürgerung geraten war. Einen Teil erhielten die Dragoons, einen Teil nutzten wir um die Miliz zu gründen. Einen Teil bekamen meine Eagles. Der Lander der Festungsklasse wurde nach seiner Reparatur an Luthien überstellt, als persönliches Geschenk an Theodore Kurita.
Heute sind da unten vor allem Archäologen am Werk, und, wie schon erwähnt, ein Teil der Luftwaffe meiner Miliz. Seine Existenz ist weitestgehend geheim, aber seine Position selbst ist schon ein großer Schutz. Da unten ist die Anlage schlecht zu orten, und nur durch ein Bombardement angreifbar. Aber versuchen Sie mal einen Fliegerhorst zu bombardieren."
"Das ist keinesfalls unmöglich", mahnte Germaine.
"Natürlich. Aber das schwieriger reicht mir schon." Der Tai-sho setzte sich wieder in Bewegung und folgte einer abschüssigen Serpentine. "Wir gehen runter, und ich führe Sie ein wenig herum, Germaine. Gegen Abend lassen wir uns dann wieder von einem Landungsschiff abholen. Das ist einer der Vorteile, wenn einem die ganze Welt gehört: Man kann auch sinnlose, kostspielige Dinge befehlen."
"Sie machen mich neidisch, Ace", scherzte Germaine.
"Hm. Lucas hat einen Adelstitel als Graf von New Scotland abgelehnt. Aber wie sieht es mit Ihnen aus, Germaine? Die Dragoon Air Base würde dann ebenfalls in Ihre Zuständigkeit fallen."
"Sie meinen, eine Luft- und Raumbasis mit Hochtechnologie aus Sternenbundzeiten? Ein Leckerbissen für jeden Angreifer vom Clanraum bis zum Magistrat, der davon erfährt? Nein, danke. Ich bevorzuge Aufgaben, die ich bewältigen kann."
Wieder lachte der Herzog. "Schade. Ich habe das ernst gemeint."
Germaine schmunzelte. "Ich auch, Mylord. Vielleicht komme ich später darauf zurück."
Wieder lachte der Herzog. "Mein Angebot steht, Germaine Danton."

Daraufhin schwiegen sie eine lange Zeit, während die Maschinen auf der Serpentine tiefer stiegen und sich die Luft mit zunehmender Dichte um sie herum veränderte, und mehr und mehr Licht streute. Die Umgebung wurde dadurch leicht grünlich, aber die Augen gewöhnten sich schnell an diesen Effekt. Je näher sie der Basis kamen, desto deutlicher wurden die Ausmaße der Anlage. Und desto deutlicher erkannte Germaine, dass er sie ohne die Positionsfeuer nicht so leicht entdeckt hätte. "Interessant, was dieser Atmosphärelose Staubball alles zu bieten hat", murmelte er leise zu sich selbst.
"Und Sie haben noch nicht mal ein Zehntel gesehen", fügte Mikado an. Es klang wie ein Mittelding aus Versprechen und Drohung.

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„Nein, Nein. Noch mal zurück!“
Matthew hielt die Aufnahme an, starrte auf das Holo und versuchte Details zu erkennen.
Die Kesselbrut feuerte gerade ihre schweren Laser ab, was eine kurze Interferenz erzeugte, als die Kamera durch den nahen Schuss kurzfristig überlagert wurde.
Man sah die Laser nicht, nur ein gelegentliches Aufblitzen an den Läufen des schweren Clan Omnimechs.
„Ich sehe da nichts; keine Markierungen, keine Embleme, nichts. Das Design lässt auf Parder schließen, aber die Farben. Einfach zu bunt, um sie einer bekannten Einheit zuzuordnen. Was siehst du da, Jara?“
Er drehte sich zu Jara Fokker an der Bedienkonsole um, die das ROM gerade pausierte und auf das Holo zuging.
Die Gefechts ROMs waren nicht sonderlich genau und phasenweise nur zweidimensional, wenn sich nur eine Perspektive fand, aber die Technik hier im Milzhauptquartier war vom feinsten. Holoprojektionen, interaktive Bedienelemente. Man hatte sogar die Möglichkeit direkt an einem Holo zu arbeiten, was Jara Fokker tat, als sie in das Holo trat und die Kesselbrut mittels einer leichten Armbewegung drehte.

Mittlerweile waren beide bei dem „Du“ angekommen. Erstaunlicherweise hatten die beiden Mechkrieger in dem vergangenen Jahr wenig Kontakt zueinander gehabt und sich erst einmal vertraut gemacht. Was den Großteil der letzten Stunden beansprucht hatte. Das und eine kleinere Diskussion über den Bürgerkrieg zwischen lyranischer Allianz und Vereinigte Sonnen.
Sie hatte einige schlaue Punkte angeführt, aus ihrer relativ neutralen Sicht, die Matthew stark ins Grübeln gebracht hatten. Vielleicht war er zu verbohrt, zu vernarrt in das System der Vereinigten Sonnen mit ihren Prinzen und Herzögen.

Es hatte eine Weile gedauert, aber mittlerweile saßen sie bei der fünften Kanne Kaffee, brütend über den Aufzeichnungen der Angriffe auf Caliban.
Mit einiger Mühe hatten sie eine kleine Liste der geflüchteten Einheiten während Operation Bulldog erstellt, die sicherlich nicht den Anspruch erhob, komplett zu sein, aber für ihre Zwecke absolut ausreichend sein dürfte. Nun mühten sie sich damit ab, diese Liste mit den Einheiten und den Angriffen auf Caliban und den ROMs von Jeffrey Cole zu vergleichen.

Jara stieß mit dem Finger in das Holo, knapp über Höhe des linken Knies des Mechs.
„Da. Man sieht noch Reste eines Schwanzes. Den Aufzeichnungen nach definitiv übereinstimmend mit einem Nepelparder Logo. Die bunte Farbgebung lässt auf Patchwork schließen. Dieser Mech scheint so einiges an Gefechten gesehen zu haben und ist mehr Not, als Tugend. Dennoch, die Hauptfarbe scheint ein dunkles grau zu sein zu sein. Das lässt mich auf die Iron Guard schließen. Aber das sind nur Vermutungen.“
Sie drehte sich zu ihm um, und musterte ihn mit ihren blauen Augen. Sie war eine hübsche, reife Frau, das musste er anerkennen. Er begann so langsam zu verstehen, warum sie Rose der Chevaliers genannt wurde. Die Beschreibungen reichten zu den Anfängen zurück, als sie noch als Quasi-Knospe in die Einheit aufgenommen worden war, aber mittlerweile hatte diese Knospe begonnen aufzublühen und Dornen bekommen.
„ War das nicht die Einheit von Russou Howell?“
Jara nickte:
„Ja laut unseren Listen. Sie war auf Huntress stationiert, aber wurde angeblich komplett von Einsatzgruppe Schlange aufgerieben.“
„Ist Howell nicht damals verschwunden?“
Jara zuckte kurz mit den Achseln, als sie wieder an das Bedienpult trat und die Aufzeichnung weiterlaufen ließ.
„Möglich. Weißt du da nichts Genaueres?“
„Nein, leider. Meine Truppe war zu dem Zeitpunkt mit der glorreichen Heimatverteidigung gesegnet, ich kann dir höchstens sagen, dass mein Kommandeur kein guter Poker Spieler ist.“
„Uh, da klingt jemand aber verbittert. Zu wenig Action gehabt im Leben und deswegen nun hier gelandet?!“
Matthew musste ebenfalls schmunzeln, dann wandte er sich wieder dem Holo zu.
„Vielleicht, wer weiß.“
Er zuckte mit den Schultern und musterte noch mal die Kesselbrut, wie sie aus dem Bild stapfte. Kurz bevor diese Aufnahme verblasste konnte man noch einen kurzen Blick auf einige andere Mechs erhaschen.
„Also, was haben wir bisher? Ich zähle etwa zehn Mechs, knapp doppelt so viele Gefechtsrüstungen bisher. Sieht mir alles recht mittelschwer bis schwer aus. Sehr mobil, aber dennoch schlagkräftig.“
Jara nickte wieder:
„Wobei wir uns nicht darauf verlassen sollten, dass dies alles ist. Ich vermute einige Einheiten sind doppelt aufgetreten, nur in anderer Bemalung, vermutlich um bewusst in die Irre zu führen. Immerhin konnte ich zwei unterschiedliche Mad Cats ausmachen, aber leider auch die Kesselbrut, sowie einen Gladiator. Machen wir uns an das letzte Holo, zwar ein Kurzes, aber besser als nichts.“
Sie schob den Datenträger in die Vorrichtung und begann das Holo abzuspielen, wahrlich eines der schlechtesten bisher und eher durchgängig zwei-dimensional. Vor allem aber sehr kurz.
„Wow, ein wahres Gemetzel. Da hatten die Verteidiger keine Chance.“
„Der Kampf soll keine zwei Minuten gedauert haben, knapp doppelt solange und dann sind sie wieder verschwunden.“
„Irgendetwas mitgenommen worden?“
„Nein, nur Zerstörung, wie es scheint. Es war wohl auch nur eine kleine Truppe, etwa Sterngröße.“
„Komisch, aber bei Pardern weiß man ja nie, verrückter….“
Matthew warf wieder einen Blick auf das Holo, während dieses sich dem Ende näherte, als er schlagartig verstummte.
„Was?“
„Das kann doch nicht sein. Dreh mal bitte zurück, auf Zeitindex 1:58,06!“
Er kniff die Augen zusammen, während Jara tat, wie ihr geheißen, dann stieß er mit dem Finger in die Aufzeichnung.
„Das dort, das ist die Schulterplatte eines Mechs.“
„Ja, und?“
„Der dürfte nicht da sein, dass ist ein Innere Sphäre Design. Ein neues Design. Haben wir noch mehr davon?“
„Moment, die Aufnahmen dieses Überfalls sind rar. Ich befürchte das ist die einzige.“
Ihre Finger flogen über die Tasten, während sie den Speicher durchsuchte.
„Doch, da ist noch was. Eine zwei-sekündige Aufnahme, bevor die Kamera überladen wurde.“
Sie aktivierte die Aufzeichnung und das Holo änderte sich. Es war scheinbar die gleiche Situation, nur aus einer anderen Perspektive und diesmal sah man den Mech ganz genau, wenn auch nur für einen Moment.
Matthew trat an das Holo, während er sich zu Jara umdrehte.
„Das hier ist ein Templar.“


„Dreck, Schmieröl und ewiges Geschraube. Ich arbeite ja gerne an meinem Baby, aber irgendwann nervt das.“
„Ach komm Hellboy, so schlimm ist es doch auch nicht. Genieß die ruhige Zeit.“
„Pah, ich brauch auch manchmal Action, nicht jeder ist so kühl, wie unser Ice baby.“
„Uh, hört ihn euch an, der heiße Junge drückt wieder flotte Sprüche.“
Sandy musste grinsen, als sie den kurzen Austausch zwischen Danté und Sarah Slibowitz verfolgte.
Selbst Kiki ließ sich zu einem Schmunzeln hinreißen, bevor ihr Kopf wieder unter die Tragfläche ihrer Stuka abtauchte.
Die Stimmung war ausgelassen, entspannt, auch wenn es jedem der vier Piloten in den Fingern juckte, wieder aufzusteigen und den Himmel zu genießen.
Es war schwer, am Boden gefangen zu sein, man gewöhnte sich zu schnell an die Freiheit des Himmels.
Auch Sandy hing das Rumsitzen zum Hals raus, auch wenn Wayside sicherlich vieles interessantes bot, es war nicht dasselbe, wie zu fliegen.
„Du wirst dir schon noch früh genug den Arsch verbrennen, da mach ich mir keine Sorgen. Wie war das gestern Abend mit der Dame aus dem Wachdienst?“
„Tz, was kann ich dafür, wenn hier nur Lesben angestellt sind.“
Sandy verging das Grinsen, auch wenn sie wusste, dass es nur Spaß war. Sie trat an Dante heran und drückte ihm den Schraubenschlüssel von hinten zwischen die Beine, was ihn kurz erstarren ließ.
„Vorsicht, Don Juan, du bist hier der Einzige, dem man unten rum was abschneiden kann.“
„Yeah, leg ihn an die Leine Hotshot.“
Sandy grinste wieder, als sie zurück trat und in das bleiche Gesicht ihres Flügelmannes blickte.
Der Schreck saß noch da, hatte er nicht mit dieser Aktion gerechnet.
„Was haben wir denn hier? Ist das der Schrottplatz und wir haben uns verlaufen oder was?“
Die neue Stimme tropfte vor blankem Hohn und rauschte durch den Hangar.
Sandy drehte sich um und musterte die Neuankömmlinge.
Es waren drei Männer, alle in dieselben Fliegeroveralls gehüllt. Das Logo der Angry Eagles auf der Brust.
Sarah hatte ihnen gestern einen kurzen Abriss über die Neuankömmlinge und ihren Kommandeur, den Herzog von Wayside gegeben.
Der vorderste der drei trat an Sandys Stingray und strich über die Tragfläche.
„Respekt an den Piloten, der die Mühle in die Luft kriegt, ohne dass sie ihm unter dem Arsch zerfällt.“
Dann ging er auf Sandy zu und musterte sie von oben bis unten, während sein Blick einen Moment zu lange an ihrem Ausschnitt hängen blieb.
Es war warm in dem Technikeroverall, den sie trug, und so hatte sie zum Arbeiten den Verschluss weiter geöffnet, als normal.
Er blickte ihr in die Augen und sie blickte in ein paar unattraktiver, arrogant blickender, brauner Augen zurück. Dann senkte er den Blick wieder und zog mit einem widerlichen Geräusch Spucke hoch, die er schlagartig in ihren Ausschnitt tropfen ließ.
Angewidert und völlig erschrocken zuckte Sandy zusammen und sprang einen Schritt zurück. Der Ekel spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder, während sich die anderen Angels neben ihr aufbauten.
„Jo, das ist was feines, kannst gern nachher zu mir kommen Süße, gibt bei mir auch genug zu schrauben. Das richtige Werkzeug hast du ja.“
Mit einem Knurren schoss Sandy nach vorne und schwang den Schraubenschlüssel, doch Kiki hielt sie zurück.
Der Typ musterte den Captain der Angels eingehend und schien sie in die gleiche Sparte zu schieben, wie Sandy: williges Fleisch.

„Ganz schön heißblütig für ne kleine Technikerin. Euch Chevaliers sollte man mal Respekt beibringen. Ich hätt´ heut Abend nichts vor.“
Er trat wieder vor und streckte die Hand nach Sandys Brust aus, aber sie kam nie an. Blitzartig schnellte Kiki vor und riss ihm die Füße weg. Mit einem dumpfen Knall, landete er auf dem Rücken, der Blick ungläubig auf die schlanke Blonde, die sich über ihm aufbaute.
„Captain Christine Sleijpnirsdottir, Dantons Chevaliers, Fallen Angels und mit welchem Abschaum habe ich die Ehre? Uns wurde gesagt die Angry Eagles wären eine Elite Truppe und kein Trupp kleiner Jungs, die sich gerne die Finger verbrennen.“
Der Typ rappelte sich mit Hilfe seiner Kumpels auf, während er die vier Chevaliers nochmals eingehend musterte.
„Ihr wollt Flieger sein? Kein Wunder bei dem Müll, muss ja alles irgendwie passen.“
„Oh pass auf du, ich polier dir die Fresse.“
Jean tat einen Schritt vor, die Fäuste geballt, aber Kiki schüttelte nur den Kopf.
Dann beugte sie sich vor.
„Mr. Nobody, ich denke wir werden noch früh genug das Vergnügen haben uns zu messen.“
Ihre Stimme hatte eine gefährliche Schärfe und klang so bedrohlich, wie das Knurren eines Bluttigers auf Galax.
„Das werden sie in der Tat, Captain.“
Wieder eine neue Stimme, freundlicher im Klang, aber mit einer enttäuschten Note.
Die drei Eagles nahmen schlagartig Haltung an.
„Ace-sama. Wir wollten nicht…“
„Ruhe, Leutnant Vogt . Die Angels sind vielleicht zurzeit nicht von normalen Technikern zu unterscheiden, aber immer noch sind sie Menschen die Respekt verdienen, so wie jeder andere auch, egal wo und egal in welcher Position.“
Der Herzog von Wayside und Kommandeur der Angry Eagles trat vor und rang sich ein Lächeln ab. Germaine Danton folgte in seinem Kielwasser, der Blick düster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Muskeln an den Oberarmen zuckten.
„Ich bin eigentlich nur auf einer kleinen Tour unterwegs und hatte gehofft, dass sich meine Leute mit den Chevaliers anfreunden würden, gerade die Flieger und jetzt sehe ich hier einen Haufen Aasgeier, die um denselben Kadaver kreisen und darauf lauern endlich zum Zuge zu kommen.
Das ist nicht das, wofür die Eagles stehen, Leutnant. Ich weiß sie sind neu bei uns, dennoch erwarte ich Respekt. Entschuldigen sie sich bei den Damen.“
Vogt drehte sich in seiner Haltung ruckartig herum und verneigte sich leicht vor den Chevaliers.
„Es tut mir leid.“

Mehr kam nicht über seine Lippen. Mikado Mamuro schien nicht zufrieden zu sein, aber für den Moment reichte es wohl aus. Seine Augen blitzten und versprachen die ein oder andere härtere Strafe.
„Wegtreten.“
„Sir!“.
Vogt salutierte und stakste mit seinem Gefährten aus dem Hangar.
„Ich muss mich ebenfalls bei ihnen entschuldigen. Vogt ist ein guter Pilot, aber leider auch manchmal ein wenig zu eingebildet. So etwas wird nicht wieder vorkommen.“
Kiki lächelte und neigte leicht den Kopf.
„Keine Ursache Mikado-sama, so etwas passiert.“
Der Herzog nickte und wandte sich dann zu Danton.
„Germaine, auch bei ihnen muss ich mich entschuldigen. Ich möchte keineswegs, dass sie glauben, wir würden ihre Einheit nicht respektieren. Sie wissen ja, als Kommandeur ist an stets für die Taten seiner Leute verantwortlich. Ich muss mich auch bei ihnen entschuldigen.“
„Das ist nicht notwendig. Vergeben und vergessen, ich befürchte nur, hätte ihr Hauptmann Vogt sich nicht schnell beherrscht, hätte der Quartiermeister die nächsten Wochen ein paar Portionen Brei mehr ausgeben müssen.“
Danton lächelte freundlich, ums einer Aussage ein wenig mehr Witz zu verleihen, während er seine vier Piloten eindringlich musterte und einem jeden tief in die Augen blickte.
„Nun eigentlich sind wir aus anderen Gründen hier. Ich muss sagen, ich finde es beeindruckend, wie sich ihre Piloten um ihre Maschinen kümmern. Das sieht man heutzutage sehr selten. Ein Krieger, der mit beiden Beinen in Schmieröl und Dreck steht, um sein Arbeitsgerät in Topform zu halten.
Germaine, was meinen sie, wollen wir unseren Leuten die Chance geben, den Disput auf dem Schlachtfeld auszutragen?“
Danton legte den Kopf schief und musterte den Herzog eindringlich.
„Ich dachte da an ein kleines Manöver. Morgen waren die Kampfeinsätze über Feindgebiet, mitsamt Gefechtsabwürfen eingeplant. Da könnte man ihre Flugstaffel perfekt mit einbinden.
Ihre Befehlslanze übt den Gefechtsabsprung unter Feindbeschuss, während ihre Jäger diese sichern.“
„Ja das halte ich für eine gute Idee.“
Germaine warf einen Blick zu Kiki.
„Captain ich überlasse alles dir. Start morgen um 0800.“
Christine nickte und salutierte locker.
„Geht klar.“
Dann wandten sich die beiden Kommandeure um und schritten mitsamt Gefolge weiter durch den Hangar.
Sandy kochte immer noch vor Wut, während sie den mittlerweile verschwundenen Eagles Piloten hinterher starrte und bemerkte das Tuch nicht, dass ihr Danté vor die Nase hielt. Erst als er sich räusperte fixierte sie ihren Blick auf ihn.

„Kümmere dich nicht weiter um die, denen zeigen wir es dann morgen!“
Er grinste gewinnend, während Sandy das Tuch ergriff und begann die Spur in ihrem Dekolletee zu beseitigen.





Nicht weit von den Piloten hockte Vitorio de Gomez an einem Kistenstapel. Eine Zigarre im Mundwinkel und beobachtete das Treiben im Hangar. So war ihm auch der kurze Disput aufgefallen und der Abgang des Eagles Trio nahe seinem Beobachtungsplatz.
Er grinste den dreien zu als sie an ihm vorbei gingen, streckte dann die rechte Hand pistolenartig aus und drückte ab.
Mit schallendem Gelächter sprang er auf und schlenderte pfeifend durch den Hangar, während die drei Eagles ihm verwirrt hinterher starrten bevor sie weitergingen. Die Zigarre wanderte aufgeraucht im nächsten Müllcontainer.

Fröhlich pfeifend und abwechselnd eine Melodie summend schlenderte er durch die Hangars, die den Chevaliers von der Miliz zur Verfügung gestellt worden waren.
Im Gegensatz zu den Fliegern hatte der Rest der Chevaliers mehr als genug zu tun. Munition wurde aufgeladen, die Landungsschiffe beladen und bestückt. Aktivatoren ausgetauscht und Standard Wartungen durchgeführt.
Die Mechkrieger waren allesamt in Aktion, entweder Badeurlaub, Simulatorkämpfe oder auf Manöver.

Die Infanterierumpfcrew schob abwechselnd Wachdienst. Danton hatte dies damit begründet, dass er der Miliz und den Eagles zwar vertraute, aber die Chevaliers hier nicht ausschließlich auf Urlaub waren und ihre Schärfe behalten mussten.
Vitorio hatte seinen Trupp erst morgens auf die HiBa gescheucht und anschließend durch den Schießstand. Vermutlich rührte daher auch seine gute Laune. Nun hatten sie frei, aber ihn juckte es noch in den Fingern.
Er war so in Gedanken, dass er beinahe das leise, metallische Scheppern nicht gehört hätte.
Es war nur extrem leise, aber es riss ihn dennoch aus seiner Fröhlichkeit in eine wachsame Phase.
Die Hand glitt zum Holster der Sternsnacht, während er sich langsam zur Seite drehte.
Im Halbschatten, lässig auf einem Fass mit Kühlflüssigkeit saß Charles Decaroux, der gerade mit seinem Kampfmesser am Deckel pulte.
Vitorio ließ die Hand locker an der Sternsnacht hinab gleiten und kratzte sich am Oberschenkel, ein Grinsen wanderte wie von selbst auf seine Züge.
„Sarge!“
Er deutete den Salut nur an, zwar war Decaroux der Dienstälteste und sein direkter Vorgesetzter, aber es war bei der Infanterie nicht üblich stramm zu salutieren. Speziell Decaroux schien darauf weniger wert zu legen, sehr zu Vitorios Freude, außer es waren hohe Offiziere anwesen.
Decaroux nickte erwidernd.
„Gomez, hätten sie mal ein paar Minuten?“
„Sicher.“
Charly sprang vom Kanister, trotz seiner höheren Alters immer noch behände und Top agil und wandte sich in Richtung einer kleinen Tür am südlichen Hangarende.
Vitorio folgte ihm, während er sich entspannt einen Prim Tabak in den Mund schob und ungeniert begann darauf herumzukauen.

„Manche Leute bevorzugen es nur daran zu saugen, um sich umzubringen.“ Kam es aus Decaroux Mund, während er in die Tasche griff und sich selber eine Zigarette anzündete.
Zwei nahe Techniker blickten Panikerfüllt zu den beiden Sergeants auf, nur um kurz darauf mit einiger Eile den Lastschweber mit der Raketenmunition um die nächste Ecke zu lenken.
Die beiden Männer gingen eine Weile schweigend nebeneinander, durch die Gänge der Milizanlage. Nach einiger Zeit trafen sie an einem Schießstand ein.
Er war untypischerweiser leer.

Ein einzelnes Zeus Scharfschützengewehr lag in der Mulde der ersten Bahn.
Decaroux schnippte den Zigarettenstummel in den nahen Abfallverwerter und schritt auf den Schießstand zu. Mit geübten Griffen zerlegte er das Zeus, setzte es wieder zusammen und legte es probeweise an.
Dann hielt er da Gewehr, Griff voran, Vitorio hin.
Dieser ging auf den älteren Sergeant zu und ergriff das ihm dargebotene Scharfschützengewehr.
Der Schießstand war bewusst etwas erhöht, um es den Schützen zu erlauben, das Gewehr aufzulegen. Sicherlich nicht die optimale Position für einen Scharfschützen, aber bei den kurzen Distanzen des Schießstandes durchaus umsetzbar. Die freie Schießanlage außerhalb des Milizkomplexes bot einem die Möglichkeiten unter nahezu realistischen Bedingungen aus dem Liegen zu schießen. Inklusive Bodenunebenheiten, Trümmer, natürlichen Hindernissen und total dem Wetter der Natur ausgesetzt.
Vitorio prüfte das Gewehr reflexartig, wie es Decaroux vor ihm getan hatte und ließ es dann in die Gyrohalterung am Schießstand einrasten. Er prüfte nochmals den Sitz und zog sich das Gewehr dann in die Schulterbeuge und prüfte die Gängigkeit des Abzugs und das Visier.
„Hm, leichte Modifizierung am Abzug, sehr leicht gängig und der Lauf scheint mir kürzer.“
„Korrekt, eine kleine Spezialanfertigung, der Griff wurde auch angepasst und das Magazin fasst weniger Schuss, bei einer leicht erhöhten Schussfrequenz.“
Vitorio nickte stumm, während er das Magazin aus der Waffe gleiten ließ und es kurz überprüfte.
„Echte Munition? Hülsenlos? Sarge wollen sie jemanden umlegen?“
Decaroux lächelte nicht, als er sich einen Schallschutzhörer griff.
„Vielleicht.“
Er reichte Vitorio einen und setzte sich selber auch einen auf.
„Probieren sie mal!“

Der Infanterist grinste und wandte sich wieder dem Schießstand und seinem Ziel zu,
Das Gewehr lag wirklich gut in der Hand und war optimal ausbalanciert. Er entsicherte das Gewehr und schoss auf die Zielscheibe vor sich.
Nur sanft zuckte das tödliche Gerät in seiner Hand und gab sonst keinen Laut von sich, zumindest keinen, den er mit den Schallschutzhörern auf seinen Ohren, wahrnehmen konnte.
„Hm.“
Er runzelte die Stirn ein wenig, dann zog er das Gewehr wieder fester in die Schulterbeuge und tippte wieder leicht den Abzug an, diesmal allerdings ein wenig fester. In kurzer Abfolge jagten drei Kugeln aus dem Lauf und schlugen abermals in die Zielscheibe ein.
Vitorio sicherte das Gewehr und stellte es an die Seitenwand, während Decaroux die Zielscheibe heranfahren ließ.

Er begutachtete die Treffer, die allesamt im 10er Ring lagen.
„Gute Schüsse, wie ich es erwartet hatte.“
Er drehte sich zu Vitorio um und blickte ihn ernst an.
„Sie waren doch nicht nur einfacher Infanterist, oder?
„Doch, Sprengkampf, Pioniersausbildung und Standard Infanterie-Schule.“
„Quark mit Soße. Ich habe sie eine Weile beobachtet, ebenso ihre Akte studiert, da sind so einige Lücken.“
Er griff wieder in die Tasche und holte die Packung Zigaretten hervor. Er zündete sich eine weitere an.
„Ich weiß, wie Black Ops Missionen aussehen und ich erkenne einen Mann mit einer solchen Ausbildung, erst recht, wenn er hier Dienst tut.“
Vitorio kniff die Augen kurz zusammen, dann grinste er breit, während der Tabak Prim von einer Wange in die andere wanderte.
Er breitete die Arme aus.
„Na ja, ich bin eher der Faulenzer.“
Charly schnaubte kurz, als er den Rauch in die Luft blies, der sofort vom leistungsstarken Filtersystem der Anlage aufgesaugt wurde.
„Bullshit.“
Vitorio grinste, er konnte sich rausreden wie er wollte; Decaroux hatte Recht und das wusste der Mann bereits.
„Warum wäre das so wichtig?“
„Sagen wir es so: Ich bräuchte einen verlässlichen Mann, mit guten Fähigkeiten. Ich habe weder die Zeit, noch die Lust mir einen aufzuziehen. Sie passen sehr gut in meine Anforderungen, sind kompetent und besitzen genau die Fähigkeiten, die ich brauche.“
„Brauchen? Für was?“
„Nun, jemand bei den Chevaliers hat ein Problem und wir werden es beseitigen.“

__________________
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug

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Das Manöver Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

„Fünf Uhr, verdammt!“, brummt Rudi und hievte sich aus dem Bett, ging verschlafen in sein kleines Bad und begann sich zu erfrischen. Da klopfte es auch schon an der Tür.
„Rudi? Bist du wach? Wir haben in 30 Minuten die Manöver-Einweisung. Rudi!?“ Es klopfte ein wenig lauter. Voller Elan riss Rudi die Tür auf und schnappte sich den verdutzt schauenden Anton und zog ihn in sein Zimmer. „Anton, danke für dein Wecken. Ich habe da noch was für dich.“ Zack hatte er dem jüngeren Mann einen freundschaftlichen Schubser ins Zimmer gegeben.
„Anton, ich bin wach, gerade am fertig machen. Siehst du irgendwen noch hier schlafen?“
„Außer dich in halber Uniform und noch nicht hoch gefahrenen Mech? Nein!“, grinste Anton.
„Schlimm, wenn so Jungspunde wie du mich schon wecken müssen. Na los, schnell noch zur Küche und was zu essen und trinken für die Besprechung mitnehmen.“
Zwanzig Minuten später waren Anton und Rudi bepackt mit Proviant für mindestens zwei Lanzen in den Besprechungsraum gekommen und hatten den Damen der Lanze und sich ein gutes Frühstück schmecken lassen.
„Und Rudi, was hast du heute wieder vor?“, stichelte Haruka.
„Wieso? Mein Plan ist, um 12 Uhr ein paar Panzer abzuschießen und dann pünktlich um 14 Uhr wieder mit euch zum Mittag in der Kaserne zu sein. Ach ja, und dann mit meiner Flügelführerin ein wenig draconisch zu lernen“, grinste Rudi.
„Ruhe, Chappi. So was wollen wir nicht wissen. Stimmt es, Anton?“, warf Miko leicht hustend ein. „Außerdem sollten gleich unsere Gäste hier sein, und wir wollen doch einen guten Eindruck machen. Ich meine, wir werden einen guten Eindruck machen.“
„Du bist ein böser alter Mann, Rudi. Ich mag so was, und ich bring dir schon draconische Sachen bei“, flüsterte Haruka eben, als die Tür aufgestoßen wurde und Germaine Danton, mit Mikado Mamoru, sowie einige Unteroffiziere der Miliz und der Angry Eagles den Raum betraten.
„Guten Morgen, die Damen und Herren“, begann Germaine in militärischem Ton. „Rühren und setzen. Die heutige Übung beginnt jetzt mit einer kurzen Info zu den angreifenden Verbänden. Mikado-sama wird Ihnen jetzt die Daten geben.“
„Guten Morgen, Scouts der Chevaliers. Unsere Aufklären melden einen Panzerverband, der sich unseren äußeren Sicherheitsparametern nähert. Unsere Daten haben ergeben das es sich mindestens um folgende Fahrzeuge handelt: Zwei J-Edgar, ein vonLuckner, zwei Kampfrichter, einen Partisan und zwei Mantikor. Eine solche Einheit in unserer Nähe können wir nicht ignorieren, vor allem nicht so nah an unserer Stadt und unserem Stützpunkt. Sie haben den Auftrag diese Einheit zu stellen, genauer zu schauen was da noch ist, und wenn möglich diese Einheit aufzuhalten und bestenfalls auszuschalten. Vergessen sie nicht, das es sich dabei um Parder handelt, die ohne Fehler und mit immenser Wut und Verachtung gegen IS Einheiten vorgehen. Auch wenn sie nur in Panzern sitzen, unterschätzen sie die Parder um Himmels Willen nicht.
In dreißig Minuten beginnt ihr Einsatz. Fahren sie ihre Mechs hoch und melden sie sich in T Minus 20 Minuten über Kanal Ranger 34 bei Knave. Ihre Kennung für diese Übung ist Druck01 bis Druck04. Abmarsch.“ Im selben Augenblick flammte rotes Licht auf im Raum und die Übung begann.

Die vier rannten zum Mechhangar und stiegen schnell in ihre Mechs. Genau zwanzig Minuten nach Beginn der Übung standen die vier Mechs der Scoutlanze Abmarschbereit am Mechhangartor.
„Hier Druck01 an Knave. Wir sind Abmarschbereit. Bitte um Freigabe und Öffnung der Tore. Upload der Koordinaten des letzten Kontaktes erfolgt .“
„Hier Knave an Druck Lanze. Viel Glück. Freigabe erteilt.“
Danton und der Herzog standen in der Zentrale und beobachteten über einen Monitor, wie die Scoutlanze das Gelände verließ und beschleunigte. Ace drehte sich um und schaute Germaine in die Augen „Haben sie Interesse an einem Rundflug über mein Reich? Okay, lassen Sie uns einfach gehen. Major, übernehmen Sie die Übungsleitung und Überwachung. Kommen Sie Germaine, mein Hubschrauber wartet startbereit bereits auf uns.“
Danton war überrascht und ging einfach hinter Mikado her. Am Hubschrauber angekommen kam er erst wieder zu Wort „Mikado-sama, ich fühle mich geehrt. Aber sind Sie sicher, dass wir die Übung einfach so laufen lassen sollten?“
„Ja, denn im echten Gefecht können Sie auch nicht alles kontrollieren, und die Parder sind echt harte Gegner. Und meine Panzer wird es Ihren Leuten nicht leicht machen. Das übt.“

Chappi öffnete einen Kanal „Hier Druck04 an Druck01. Ich habe auf meinen Anzeigen jetzt acht Fahrzeuge, plus einige Punkte mehr, kann diese aber jetzt noch nicht identifizieren.“
„Druck01 hier, verstanden. Habe ebenfalls viele Anomalien auf dem Schirm. Mal sehen was uns erwartet. Wir treffen uns in fünf Klicks an dem kleinen Hügel. Druck 02 geht ein wenig auf den Hügel und beobachtet die Umgebung, wir werden uns dann absprechen wie wir weiter vorgehen. Druck01 ende“.







Chappi schaute sich dieses Manövergelände an und schritt in einigem Abstand als Rückendeckung hinter den anderen Lanzenmitgliedern her. Auf seinem Radar erschienen auf äußerster Entfernung die ersten roten Punkte, diese waren noch mindesten 40 Klicks weg. Der Treffpunkt lag drei Klicks voraus. Wie abgesprochen erreichten sie den nicht bewaldeten Hügel, und Sky ging in Stellung. Und wie auf ein Zeichen knisterte auch schon das Funkgerät „Hier Druck01. Folgende Vorgehensweise: Wir werden uns trennen. Sky und ich werden einen kleinen Umweg machen und versuchen in die Flanke zu gelangen. Druck03 und Druck04 werden versuchen das Feuer und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wenn alles klappt werden wir mit diesem ersten Hammer & Amboss einen Teil erledigen und uns dann den schweren langsamen Fahrzeugen zuwenden. Als ...“
Weiter kam Miko nicht, da ein aufgeregter Sky den Hügel runter gerannt kam und auf der Hügelspitze einiges an Raketen einschlug. „Druck02 bekommt schweres Feuer. Die Erkundungsdaten waren mangelhaft. Zwei Ontos und zwei Sturmfeuer gehören mit zu den Angreifern. Aktuelle letzte Position überspiele ich, Schweber sind gleich da und es wird sicher sehr ungemütlich. Die Entfernungsanzeigen waren falsch, es scheint hier viele metallische Ablagerungen zu geben. Die Einheit ist 12 Klicks entfernt, die Schweber sollten in ein bis zwei Minuten um den Berg kommen.“
„Vergesst den Plan. Druck02 kommt mit mir. Wir werden links um den Berg gehen, da sich nach meiner Anzeige die Schweber von Rechts nähern. Druck 03 und Druck04, ihr macht einen Ausfall und lauft mit dem Hügel im Rücken weg. Sie sollen euch verfolgen, wir holen euch schon ein.“
„Druck04, wir machen dann mal ein wenig Dampf. Vier Klicks und dann umdrehen und ein wenig Feuer auf diese vorlauten Schweber.“
„Druck04 verstanden.“

Es kam wie es kommen musste. Die Schweber griffen frontal an, Katana und Chappi waren erst drei Klicks weit gekommen, nun drehten sie sich um und stellten sich den Schwebern. Diese hatten aber an einem Gefecht wenig Interesse, denn das Fehlen der anderen beiden Mechs war nicht unbemerkt geblieben. Gerade drehten die Schweber Richtung Hügel, als Sky und Miko angelaufen kamen und das Feuer eröffneten. Dies beeindruckte die Schweber wenig, denn die Schüsse waren nicht sehr wirkungsvoll. Hinter den beiden Chevaliers zuckten Gaussgeschosse vorbei und zwei Salven von LSR senkten sich kurz hinter ihnen zu Boden.
„Druck01 an alle, wir lassen uns zurückfallen. Druck 03 und Druck04, gebt uns Deckung bis wir an eurer Position vorbei sind, dann fallt ihr zurück. Ich habe auf meiner Karte eine Art Flussbett, sehr raues Gelände, vielleicht ergibt sich da etwas besseres für uns.“
„Verstanden.“.
Es kam zu einem langen und ermüdenden Rückzugsgefecht, bei dem die Fahrzeugbesatzungen sehr hart und unnachgiebig den Druck auf die Chevaliers-Scoutlanze ziemlich hoch hielten. Immer wieder regneten Breitseiten der Panzer und Schweber auf die zurückweichenden Chevaliers. Es war beängstigend, wie furchtlos die Besatzungen waren und immer den direkten Angriff suchten. Es gab schon einige harte Panzerungstreffer bei Sky und Chappi. Zusammen konnten sie aber auch einen Schweber, einen J. Edgar, ausschalten und den vonLuckner die LSR-Lafette weg schießen. Irgendwie waren die beiden aber immer die Letzten, so dass es fast aussah als wären Chappi und Sky ein eigener Flügel, und Yamada und Miko die andere Hälfte der Lanze.
„Druck02 was machst du da? Du bist mein Flügelmann. Zu mir sofort, keine Heldentaten. Druck03, wo ist dein Flügelmann?“
„Druck04? Ausbrechen nach links, durch den Graben. Treffen uns in 3 Klicks am Taleingang. Ich gebe Dir Deckung. Druck02 und Druck01 werden rechts ausbrechen. Wir treffen uns später im Labyrinth.“
„Druck03 das ist nicht abgesprochen. Der Plan klingt aber gut. Druck01 hier, Ausführung so wie Druck03 vorgeschlagen hat.“
Chappi flüchtete in den Graben und sah wie Sky in die entgegen gesetzte Richtung verschwand. Über sich sah er etliche doppelte PPK Blitze hinweg zischen und in Richtung der Fahrzeuge zucken. Als Antwort regnete es von der anderen Seite Salven von AK´s, LSR´s und Gaußkugeln. Er erreichte den Eingang zum Labyrinth.
Haruka kam angelaufen, rannte an ihm vorbei, und er folgte ihr. Auf der anderen Seite rannten Sky und Miko ebenfalls zu einem Eingang ins Labyrinth und verschwanden. Leider verlor dabei auch Miko einiges an Panzerung. Aber die Taktik ging nicht ganz auf. Die meisten Fahrzeuge verfolgten nun Chappi und Haruka, nur die Schweber blieben den beiden leichteren Mechs auf den Fersen.

Die beiden Regulatoren und der verbliebene J.Edgar erreichten sehr schnell den Labyrintheingang und wurden böse überrascht. Denn nach einhundert Metern bog die Schlucht scharf nach Links um nach nicht mal zehn Metern wieder eine Rechtskehre zu machen. Dahinter war eine weite Schlucht mit mehreren Ein- und Ausgängen, diese erreichte aber nur noch einer der Regulatoren, die anderen beiden wurden von den beiden Scouts in der Schleife zerlegt. Der verbliebene Regulator beschleunigte raus in die weite Schlucht und versuchte Distanz aufzubauen, um sein Gauß wieder effektiv ein setzen zu können. Aber Miko konnte dem Regulator folgen und mit gezielten Schüssen des schweren Impulslasers die Flucht unterbrechen. Es war ein gutes und geschicktes Manöver, was die Frauen sich während des Rückzuges ausgedacht hatten. Die Idee jedoch so schnell ins Labyrinth zu wechseln war nicht geplant, und Miko machte sich um Haruka sorgen. Wie konnte Haruka so impulsiv und konsequent handeln? Was trieb sie nur, dachte Miko noch, da knisterte es auf dem Privatkanal zu Haruka und durch Rauschen überlagert kam folgende Botschaft ...
„Miko?! Haruka hier. Ich und Chappi haben ein kleines Problem mit unseren Verfolgern. Sie müssen bemerkt haben das ihr die Schweber aufgebracht habt. Die beiden Ontos und beide Sturmfeuer stehen auf einem kleinen Hügel vorm Eingang zu unserem Labyrinth und beobachten die Schluchtein- und –ausgänge. Einer der beiden Manticor ist uns in die Falle und vor die Rohre gelaufen, der ist raus. Dafür hat Chappi einiges an Panzerung und sein Gauß eingebüßt. Was machen wir jetzt?“
„Ganz ruhig, Haruka. Wir werden erstmal die anderen beiden Panzer beschäftigen und uns dann um die vier anderen kümmern. Die Schweber sind wir los. Sky und ich haben leichte Panzerschäden abbekommen, sonst ist nichts passiert. Wir treffen uns am Hügel, wo wir uns zu Beginn des Gefechtes verabredet haben. Ihr versucht das Feuer der vier gleich auf Euch zu ziehen, Sky wird aus Osten raus sprinten. Das sollte reichen, um zwei der Panzer von euch zu ziehen und auf ihn umschwenken zu lassen. Wenn das alles so klappt kann ich aus Süden kommen und mit Glück werden die vier Panzer zurückweichen, zumindest aber sich in Bewegung setzen. Nach diesem Manöver werden wir uns in den Schutz von diesen Hügeln zurück ziehen und versuchen, einen oder maximal zwei der Panzer durch schnelle Angriffe auszuschalten. Was machen eigentlich die drei verbliebenen Panzer?“
Mist dachte Haruka, die hatte ich fast vergessen, und schon schlugen LSR´s in Chappis und ihren Mech ein. Hastig zogen sich beiden zurück um eine Felsecke.
„Druck03, hast du meine Warnung nicht gehört?“, kam es besorgt von Chappi.
„Alles in Ordnung, habe mit Druck01 gesprochen. Nachdem wir die Panzer los sind, machen wir einen Ausfall und lenken die vier Hügelbewohner ab. Die haben gleich freies Schussfeld in unseren Canyon, und dann wird es richtig ungemütlich.“
„Wenn da der Partisan und sein Kumpel vonLuckner mitspielen, bin ich einverstanden.“
„Hmmm ... die AK des vonLuckner ist ja böse ... Lass uns den zuerst raus nehmen, und dann gehen wir auf Partisanjagd!“
„Verstanden. Kannst du den Partisan ablenken? Werde den vonLuckner besuchen.“
„Das wirst Du nicht. Wir machen das zusammen.“
„Ja, sag ich doch, Druck03. Du lenkst den einen ab und ich mache den zweiten fertig.“
„Nein...!“
Chappi war von der Art Harukas überrascht, aber auch froh das sie anfing als Teillanzenführerin zu denken und zu handeln. Er würde ihrem Befehl folgen solange es gut ging.
„So, der Partisan fährt langsam zurück. Wir springen raus und dann bekommt er von mir ordentlich Feuer. Du beschleunigst und schließt auf. Ich werde dir Deckung geben und dann ebenfalls losstürmen. Wir machen jetzt einen harten und schnellen Schlag. Denk daran: Wenn du springst bist du auch im Schussfeld der vier anderen auf dem Hügel.“
„Okay, ich werde mich beeilen und den Kopf einziehen.“

Die beiden sprangen, und dann ging das Feuerwerk los. Vom Hügel kam starkes Feuer, die beiden Panzer im Canyon gaben Breitseiten ab. Es ging viel daneben, aber einiges traf auch, sodass von dem springenden Mech und seiner heranstürmenden Begleitung einiges an Panzerung regnete, doch dann schlugen zwei PPK-Blitze in den Partisan, gefolgt vom wilden Lichtblitzzucken der mittelschweren Laser des Enforcers. Der Panzer war in Sekunden aus dem Gefecht. Doch sein Begleiter hielt mit der AK und seinen Sekundärwaffen das Feuer auf den Enforcer aufrecht. Was Chappi ins Straucheln und schließlich auch zu Fall brachte.
Haruka gab zwei Doppelsalven aus den PPKs und beendete damit auch das Feuer des vonLuckner. Chappi hatte seinen Laser im Arm nun auch eingebüßt und einen schweren Treffer in die Hüfte abbekommen.
„Druck03, melde Ausfall eines Hüftaktivators und des mittelschweren Pulslasers im Arm. Des Weiteren keine Panzerung auf rechten Seitentorso und Arm. Sprungmanöver sind nicht mehr möglich.“
„Mist, ansonsten alles klar?“
„Geht schon.“
„Druck01 von Druck03. Ein Panzerfreund ist raus, der andere beschädigt auf der Flucht. Druck04 hat fast komplette Bewaffnung verloren, nicht mehr Sprungfähig und großer Panzerungsverlust auf der rechten Seite. Ich selbst habe ebenfalls starke Panzerungsschäden, ansonsten alles funktionsfähig.“
„Druck01 hier. Nicht optimal, es muss trotzdem reichen. Wir tauschen die Rollen. Chappi muss als zweites aus der Schlucht. Sky wird die erste Ablenkung übernehmen. Sobald die beiden draußen sind, müssen wir die Panzer vom Hügel bekommen und schnell aus den Schussfeldern raus. Treffer von den vier dicken Dingern dürfen wir uns nicht erlauben. Ausführung.“

Sky rannte aus seiner Seitenschlucht und gab Vollgas. Sein Ziel lag links von ihm, ein Hügel und dahinter war eine Senke, was ihn völlig aus der Schuss- und Sichtlinie der Panzer nahm. Gerade war er raus, da stürmte auch schon Chappi aus einem Tal. Das Feuer auf Sky war brutal, bis Chappi kam. Aber anstatt nun zu schwenken, schossen die vier sich auf Sky ein. Chappi war verwirrt. Was nun? Er konnte Sky nicht opfern. Gerade wollte er los humpeln und die Panzer frontal angreifen, da kamen Haruka und Miko aus südlicher Richtung aus dem Labyrinth. Haruka deckte die beiden Sturmfeuer ein, während Miko in der Deckung der Doppelblitzschläge beschleunigte und versuchte, schnellstmöglich zum Hügel zu kommen. Es ging alles auf einmal wie in Zeitlupe, Sky strauchelte, stolperte und schlug lang hin. Die Geschütze verstummten, die Türme drehten sich in Richtung des Nightsky, zwei Doppelsaven aus künstlichen Blitzen schlugen dicht um den ersten Sturmfeuer ein und beendeten alles, die nächsten beiden Blitze trafen die nun leere Hügelkuppe.
Dann kamen die Ontos ins Feuern und legten mit ihren KSR-Werfern und Mittelschweren Lichtwerfern auf Miko an. Es war als ob sie es geahnt hätte und wich nach rechts aus, so mussten die beiden Panzer sich bewegen und mitschwenken. Chappi sah das Schauspiel und verfolgte wie die Erdfontänen und Laserbahnen sich immer mehr dem Nightsky näherten.
Keiner hatte auf Sky und Haruka geachtet. Die beiden hatten die Zeit genutzt und sich in Deckung zum vereinbarten Treffpunkt abgesetzt. Auch Chappi zog sich langsam humpelnd von diesem Gefecht weg, er kam um eine kleine Senke und lag plötzlich im Feuer von den beiden Sturmfeuer. Das war für Useless zu viel, der Mech brach zusammen ... Chappi stieg aus.
„Druck01 hier Druck03. Chappi ist abgeschossen. Absetzen und weg?“
„Druck01 an alle. Absetzen vom Gegner schneller Rückzug, deckt euch. Wir treffen uns später in der Schlucht auf dem Weg zur Kaserne. Druck03, was tust Du da? Du kannst Chappi nicht retten, zurück!“

„Druck01 an Knave. Manöver beendet. Mussten uns zurück ziehen, der Feind war zu stark. Wir konnten die vier Hover abschießen und einen Panzer, dafür haben wir DRUCK04 eingebüßt. Er musste aussteigen, wurde aber von DRUCK03 gerettet.“
„Hier Übungsleitung, verstanden. Schweres Gefecht, Situation gut gelöst. Übung ist beendet, kehren sie zur Basis zurück. Bergungstrupps werden geschickt.“
„Verstanden. Druck01 an Lanze. Rückzug zur Basis, gut gemacht. Nachbesprechung intern in zwei Stunden und gegen Abend mit Knave. Ende.“

„Haruka?“
„Ja, Chappi?“
„Super gemacht ... In einem echten Gefecht würde ich dir jetzt mein Leben schulden.“
„Danke. Halt den Mund alter Mann, bevor du was dummes sagst.“
„Woher weißt du...?“
„Ich bin doch nicht von gestern, ich ...“ -Zögern- „Ich mag dich auch, alter Mann, mehr als ich zugeben will. Das werden wir mal besprechen, privat, wenn du mich heute oder morgen Abend zum Essen ausführst.“
„Gut gehandelt und noch viel lieber Akzeptiert.“
„Was geht da zwischen euch beiden vor?“
Chappi und Haruka verstummten geschockt. Haruka hatte vergessen die Kom-Verbindung zu Miko zu unterbrechen, und so hatte diese auf der Privatleitung mithören können.
„Alles in Ordnung“, kam es von Chappi, der immer noch verirrt war.
„Ja, alles ist okay Miko. Ich weiß schon was ich tue, wir werden sehen was passiert. Bitte lass uns reden. Später.“
„Na gut, Haruka. Falls was ist, ich bin da. Ich bin immer da wenn du mich brauchst. Und wenn der alte Mann Dummheiten macht wird er große Probleme mit mir bekommen.“
Haruka beendete die Leitung zu Miko und sagte zu Chappi: „Entschuldige, ich habe die Privatleitung zu Miko vergessen.“
„Kein Problem. Nach den Besprechungen organisiere ich uns dann ein Lokal, wo wir hin können. Komm in mein Zimmer, dann reden wir vorher.“
„Na gut, ich nehme an.“
Chappi und Haruka fühlten sich irgendwie komisch, doch bei beiden war es ein gutes Gefühl und was nun noch passieren würde, würde sich zeigen. Es war nur klar das sich beide sehr mochten und sich dies auch zum ersten Mal eingestanden hatten.

Nach den ersten kurzen Besprechungen fanden Rudi und Haruka endlich Zeit zu reden. Sie war zwei Stunden nach der letzten Besprechung zu ihm ins Zimmer gekommen. Rudi war gut vorbereitet und hatte alles was sich gehörte für ein erstes Treffen mit einer Draconierin. Es roch nach edlem Tee, er hatte in der Stadt sogar zwei kleine Reispapierbilder aufgetrieben. Haruka war verblüfft, als sie das Zimmer betrat.
„Du alter Mann überrascht dieses Küken. Ich danke für deine Einladung und die Gastfreundschaft.“
„Dieser alte Mann ist froh, soviel Schönheit in seinem schlichten Zimmer sehen zu dürfen.“ Was es nicht ganz traf. Haruka hatte einen einfachen wunderschön bestickten Kimono angelegt. Rudi war aufgeregt, nur warum? Und was nun passieren würde, stand noch nicht fest.
„Rudi, danke für diesen tollen Tee und den Respekt, den du mir entgegen bringst. Nur was wird mit uns?“
Rudi war völlig aus der Bahn, denn von Draconierinnen erwartete er keine so direkte Art.
„Haruka, ich weiß es nicht. Ich möchte dich nicht verletzen oder in eine Situation bringen aus der du nicht raus kommst. Wenn ich einschlafe muss ich an Dich denken, wenn wir nicht zusammen sind taucht dein Bild in meinem Kopf auf.“
„Rudi. Ich bin Draconierin, aber nicht aus dem Adelsstand. Ich mag es wenn man mit mir direkt spricht, vor allem wenn ich zu einem Mann alleine gehe. Rudi du Narr, ich liebe dich.“ Haruka errötete.
Beide sahen sich lange an, dann flüsterte Haruka „Rudi, eins musst du aber wissen. Ich werde immer für Miko dasein, sie steht in meinem Leben als Nummer eins. Kannst du mit einem zweiten Platz in meinem Leben zufrieden sein?“
Rudi war verwirrt, was lief nun für ein Film ab. Da war diese Frau und sie sagte ihm, er wäre nur die Nummer zwei in ihrem Leben. Haruka bemerkte das zögern und wollte gerade sich ein wenig zurück lehnen.
„Haruka, ich kann das mehr als akzeptieren. Mir war schon eure Freundschaft aufgefallen, das diese soweit geht wusste ich nicht. Ich wäre froh mit Dir an meiner Seite.“ Er zog den Kopf von Haruka zu sich und küsste sie.

Der nächste Tag war noch mit der Manöver Auswertungen belegt und das Instandsetzen der Mechs. Erst wieder gegen Abend war es möglich sich wieder zu nähren.

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Das Display im Holotank stellte das Gelände der Übung detailgetreu nach. Germaine Danton taxierte es mit dem sicheren Blick des Fachmanns, der schon tief genug in der Scheiße gesteckt hatte, um Erdkabel über Kopf verlegen zu können. Mikado Mamoru tat es ihm gleich, wenn auch nicht so intensiv, denn das Trainingsgelände war ihm bestens vertraut.
Captain DelaRoya, der Chef der Panzerkompanie der Eagles, gegen die die Erkundungslanze der Chevaliers gekämpft hatte, saß neben Sergeant Tsuno und den anderen. Währenddessen ließen die beiden Einheitsanführer die Übung im Tank in einzelnen Phasen abspielen. Mit leiser Stimme diskutierten sie das Geschehen.
DelaRoya, ein hoch gewachsener, braungebrannter Südländer, grinste Tsuno burschikos an. "Kein Grund, nervös zu werden, Sergeant Major. Sie haben sich gut geschlagen."
"Sie haben leicht reden. Ihre Missionsparameter wurden ja auch erfüllt. Ich hingegen habe meine Stellung und eine Maschine verloren. Germaine hat... Ich meine, der Colonel hat mit uns Tacheles geredet, seit wir die Rescue-Übung verloren haben." Sie seufzte. "Die Abschusszahlen sprechen für sich, aber was nützt das? Ziel nicht erreicht."
"Ich wäre mir da nicht so sicher. Immerhin, ich hatte die Verluste und konnte im Gegenzug nur einen Mech ausschalten. Wir..."
"Herrschaften", sagte Germaine Danton, und winkte die zwölf Panzerkommandeure und die vier Mechkrieger zu Holotisch herüber.
Als sich alle versammelt hatten, ließ er die Übung erneut ablaufen. "Vorab möchte ich noch mal betonen, dass die Eagles versucht haben, Nebelparder darzustellen. In diesem Fall Solahma-Nebelparder, die zu gerne unnötige Risiken in Kauf genommen haben, um ihre Chance auf einen ehrenvollen Tod zu nutzen. Das soll Ihre Leistung und die Ihrer Truppe nicht schmälern, Sergeant Major, aber es sollte einiges erklären." Danton taxierte die Leute einzeln, Blick für Blick.
"Alles in allem werten wir die Übung als für die Chevaliers gewonnen."
Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Erkundungslanze. "Aber wir haben doch unsere Stellung...", begann Miko Tsuno, wurde von Danton jedoch unterbrochen.
"Richtig, die Stellung zu halten war der Missionsparameter, den wir Ihnen mitgeteilt haben, Sergeant. Aber der Herzog und ich haben mit der Übung von vorne herein etwas anderes bezweckt. Wir wollten von den Scouts unter schwerem Feuer einen geordneten Rückzug sehen. Das habt ihr geschafft, bei lediglich einem Ausfall."
Mikado räusperte sich vernehmlich. "Uns war klar, dass die Scouts der Chevaliers die Panzerscouts ausschalten würden. Die restlichen Verluste kamen für mich recht überraschend, vor allem wenn man bedenkt, wie wenig Zeit die Lanze bisher gehabt hat, um miteinander arbeiten zu können. Ich war hier, hier und hier sehr zufrieden mit den Chevaliers", sagte er und deutete auf die Orte, an denen die Tankscouts abgeschossen wurden. "Nicht so zufrieden mit meinen Leuten, aber das nur am Rande."
DelaRoya lächelte verlegen. Im Ernstfall hätte er sein halbes Kommando an Panzern und Leuten verloren. Und er war niemand, der eine Übung wie eine Übung behandelte. Für ihn waren es Tests für den Ernstfall.
"Der Rückzug in das undurchsichtige Labyrinth war ebenso wie der Rückzug von der Verteidigungsposition unausweichlich", fuhr Mikado fort. "Die Chevaliers haben guten Nutzen von ihrer Sprungfähigkeit gemacht, und sie schlugen sich vorbildlich durch die Vordertür wieder raus. Was meinen Leuten erneut Verluste einbrachte."
"Ihr habt versäumt, die schweren Brocken zum Türen schließen zu verwenden", merkte Danton an, was zu einer längeren Diskussion der beiden Einheitsführer führte, bei der die unterschiedlichen Einheiten mehrmals im Holotank verschoben wurden, um verschiedene weitere Gefechtsabläufe durchzuspielen. Schließlich schienen sie sich darauf geeinigt zu haben, dass die Kampflanze der Panzer durchaus einen Ontos hätte verlieren können - im Gegenzug aber mindestens einen weiteren Chevalier abgeschossen hätte.
"Was uns zum Rettungsmanöver bringt, Sergeant Yamada." Streng sah Mikado die Draconierin an. "Seien Sie froh, dass unser Michael so ein netter Kerl ist und nicht auf Sie feuern ließ, als Sie Chappi aufgenommen haben. Selbst ein indirekter Beschuss hätte sich als verheerend erwiesen."
Katana lief dunkelrot an. "Ja, Sir. Verstehe."
DelaRoya räusperte sich verlegen. "Selbst ein leistungsreduzierter Laser hätte Chappi verletzen können, und für die Raketen hatte ich kein gutes Schussfeld."
"So kann man es natürlich auch sagen." Danton grinste breit. "Alles in allem sind wir sehr zufrieden. Machen sie alle für den Rest des Tages frei. Und legen sie morgen einen Ruhetag ein. Sammeln sie Kräfte für unser gemeinsames Manöver am nächsten Montag. Sie können wegtreten."
Die Mechkrieger und die Panzerkommandeure erhoben sich, salutierten vor dem Herzog und Danton, und verließen danach den Besprechungsraum.
"Sergeant Major Tsuno bleibt noch", klang Germaines Stimme auf.
Die junge Draconierin zuckte zusammen. "Ja, Sir." Ihre Stimme klang etwas kläglich.

Als die Lanzenführerin mit dem Herzog und den Colonel allein war, wandte sich Mikado an einen Seiteneingang des Holotankraums. "Hauptmann Tsuno!"
Wieder zuckte Miko zusammen, und noch ein wenig mehr, als die schlanke Draconierin der Eagles den Raum betrat. Sie trug eine tadellose Uniform der Eagles in weiß und blau, und auf ihrer linken Schulter konnte man das Mon ihrer kriegerischen Familie erkennen: Ein Katana, das einen Blitz empfing. Hauptmann Tsuno war nicht das, was man als hübsch bezeichnet hätte. Aber ihr asiatisch geprägtes Gesicht war symmetrisch, die Proportionen stimmten, und ihr eher knabenhafter Körper gab ihr eine gewisse Leichtigkeit. Man konnte sie durchaus mit gutem Gewissen als zeitlos schön bezeichnen.
Sergeant Tsuno war gut acht Zentimeter größer und elf Kilo schwerer, was sich in breiteren Hüften und einer größeren Oberweite äußerte. Der Davion-Einschlag in ihrer Familie brach sich bei ihr eindeutig Bahn. Und sie war das, was man landläufig als "hübsch" bezeichnet hätte.
"Mylord?", fragte Hauptmann Tsuno gerade heraus, bevor ihr Blick an Sergeant Tsuno hängen blieb. Konsterniert hob sie die Augenbrauen. "Ich hätte mir gewünscht, eher nicht auf Sie zu treffen, Kurita-sama."

"Also doch", stellte Mikado zufrieden fest. Er deutete auf ein paar Stühle in Reichweite, auf denen die Anwesenden Platz nahmen. "Verstehen Sie mich nicht falsch, Kurita-sama, aber mir sitzt die ISA im Nacken, seit Sie auf meinem Planeten sind. Noch schlimmer, wenn die ISA die richtige Meldung an die richtige Einrichtung schickt, könnte ich es durchaus mit einem Schwert des Lichts zu tun kriegen. Der Koordinator achtet sehr genau darauf, wo sich die Kinder der Familie befinden. Auch die Weitläufigen."
Sergeant Tsuno errötete und senkte den Blick.
"Ich glaube, in dem Punkt müssen Sie sich keine Sorgen machen, Mylord", sagte Danton fest. "Ich bin mir bewusst, dass ich ihr Leben gefährde, solange sie in meiner Einheit als Mechkriegerin dient. Aber die Geheimhaltung und ihre Sicherheit außerhalb des Schlachtfeldes ist gewährleistet. Ich habe mehrere inoffizielle ISA-Leute in meiner Einheit, die für... Diskretion sorgen. Darüber hinaus ist sie kein prominentes Mitglied der Kuritas, sondern, wie Mylord schon erwähnte, eine recht weitläufige Verwandte, was das Interesse an ihr gering hält."
"Ein Kurita ist ein Kurita. Und je weiter sie von der Hauptlinie steht - genetisch - umso mehr steigt die Chance, dass man sie innerhalb der Kernfamilie vermählt. Das wissen Sie so gut wie ich, Germaine."
"Darf ich Ihnen vielleicht meinen Teil der Geschichte erzählen, Mylord?", fragte Sergeant Tsuno schüchtern.
Mikado nickte auffordernd. "Nur zu. Ich bin ganz Ohr."
Sie räusperte sich, und schließlich begann sie mit rauer Stimme zu sprechen. "Mylord, ich bin exiliert."
Erstaunt sah Mikado die junge Frau an. "Das... entspricht nicht ganz den Informationen, mit denen die ISA mich traktiert."
Nervös sah sie auf. "Mein vollständiger Name lautet, wie Sie mittlerweile sicherlich wissen, Miyako Kurita. Meine Familie ist... Ein Nebenzweig, der sich vor knapp zweihundert Jahren von der Hauptfamilie auf Luthien abgetrennt hat. Den Namen, die damit verbundenen Privilegien und Rechte hat meine Familie beim Auszug in die Provinz mitgenommen, die meisten Pflichten jedoch nicht. Oh, ich will damit nicht sagen, dass unser Oberhaupt nicht stets im Sinne des Koordinators und des Reichs handelt. Manchmal tut er das zu sehr. Außerdem ist mein Urgroßonkel ein recht... Konservativer Politiker, der immer sehr nahe zu Hohiro Kuritas Politik stand, dem Militaristen, der Theodore-samas Großvater war. Dementsprechend eingestaubt ist auch sein Verhalten." Sie räusperte sich erneut, und wieder, bevor sie weitersprechen konnte. "Ich möchte Sie nicht mit Familieninterna langweilen, Mylord, und auch Sie nicht, Ma'am. Nur so viel: Die Kontakte meines Vaters mit Chandrasekhar Kurita, der Ihnen vielleicht etwas sagt, führten im Endeffekt dazu, dass ich meine Heimatwelt verlassen musste. Bevor mein Urgroßonkel nicht stirbt, ist mir eine Rückkehr versagt.
Natürlich hätte ich mich an die Hauptfamilie wenden können, und wäre am Hofe Luthiens jederzeit aufgenommen worden. Als Verwandte, wenn auch mittellos. Aber... Unsere Familie war nie so groß, als das sie sich einen eigenen Hofstaat generiert hatte. Trotz der Konservativität Urgroßonkels haben die Frauen in meiner Familie oftmals politische Bereiche übernommen, die auf Luthien undenkbar wären. Ich selbst habe mich noch vor meinem Studium in der Miliz engagiert und eine Infanterie-Ausbildung erhalten, bevor man mein Talent entdeckte, Mechs zu steuern.
Als ich dann in die Verbannung musste, trat die ISA sofort an mich heran, denn wie Sie schon sagten, Mylord, der Koordinator ist immer sehr daran interessiert, wohin sich die Familie bewegt. Dieses Interesse ist es auch, das mir unfreiwillig den Schutz einer glücklicherweise sehr kleinen Truppe einbringt. Und den Schutz ungewöhnlich loyaler Menschen wie den von Sergeant Yamada, die mich persönlich aus der Miliz kennt und sich mir aus unerfindlichen Gründen verpflichtet fühlt." Ein dünnes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
"Ich bin damals zu Onkel Chandy gegangen. Mein Vater hatte noch ein paar Gefallen gut, und ich hatte damals weder die beste Meinung von meiner Familie, noch vom Kombinat. Onkel Chandy sorgte dann dafür, dass ich nach Outreach gelangen konnte, wo Team Stampede mich als Mechkriegeranwärterin aufnahm. Colonel Bull war ihm verpflichtet, und ich habe verdammt viel von Onkel Chandys Vitamin B aufgebraucht, um wenigstens dort unterzukommen."
Sie lächelte dünn, bevor sie Miko Tsuno in die Augen sah. "Natürlich konnte ich weder mit einem erfundenen Namen reisen, noch als Miyako Kurita unterwegs sein. Geschweige denn in einer Söldnereinheit Dienst tun."
Miko Tsuno erwiderte das Lächeln zynisch. "Und da kam Ihnen eine ebenfalls exilierte Kriegerin aus einer alten Familie gerade Recht."
"Es sah nie so aus, als würden wir einander je begegnen", versicherte Miyako Kurita eilig. "Die Eagles waren immer auf der anderen Seite der Waffenstillstandslinie unterwegs, und Team Stampede war dazu aufgestellt worden, um den Jadefalken den Arsch aufzureißen. Verzeihen sie meine Ausdrucksweise."
"Auf jeden Fall brauchte Ihre Tarnidentität einen passablen Stammbaum", schloss Miko Tsuno.
Die junge Kurita nickte dazu knapp. "Der Ruf Ihrer Familie, Ma'am, ist tadellos. Ihre Tradition als Samurai des Kombinats, als Diener des Koordinators auf dem Schlachtfeld, entspricht den Herzen der Kuritas selbst. Auch wenn die Tsunos in den letzten zweihundert Jahren nie mehr als Tai-shos hervorgebracht haben, so besitzen sie doch das Wohlwollen des Koordinators, und ein eigenes Lehen. Und auch Ihr Ruf, Ma'am, ist mittlerweile wieder voll rehabilitiert, seit Ihr Dienstherr einen draconischen Adelstitel trägt." Sie stand auf und verbeugte sich tief vor der Hauptmann. "Daher bitte ich Sie inständig, Tsuno-sama, leihen Sie mir Ihre Legende und Ihren Namen weiterhin."
Peinlich berührt erhob sich Miko Tsuno. "Bitte lassen Sie das, Kurita-sama. So etwas gehört sich nicht für eine Frau Ihres Standes."
"Ich möchte behaupten, Hauptmann, Ihr Stand ist gerade höher als meiner", bemerkte Miyako mit spitzbübischem Lächeln.

"Okay, irgendwo ab Tai-sho habt ihr mich verloren", gestand Germaine Danton. "Und dabei dachte ich, ich kenne die ganze Geschichte."
"Wenn ich dazu etwas sagen dürfte", meldete sich Mikado. "Die Geschichte ist schnell erzählt. Vor fünfzehn Jahren war ich noch ein kleiner Ratz in einem der von Hanse Davion ins Leben gerufenen Ausbildungsbataillone. Meine Cousine leitete eines davon, und somit erhielt ich einen privilegierten Platz. Privilegiert in dem Sinne, weil unser Bataillon in einen Grenzkonflikt auf Lyons mit dem Draconis-Kombinat verstrickt wurde. Ein gutes Jahr, bevor die Clans einfielen.
Im Zuge dieses Konflikts, in den meine Kameraden und ich ungewollt involviert wurden, töteten die Buso-senshi meine Cousine. Ein paar Wochen später tötete ich Mikos Bruder in einem Duell. Der Konflikt lief aus, ohne das eine der beiden Seiten etwas gewonnen hätte. Wir hatten alle nur verloren." Mikado lächelte grimmig. "Jahre später, als die Eagles gerade erst zu existieren begannen, bekam ich eine draconische Kriegerin bei einer Aufbaumission als Kontaktoffizierin zugeteilt. Das war Miko Tsuno. Auch ich will Sie nicht mit Details langweilen, aber es gibt eine alte Regel im Kombinat, nach der ein Krieger nicht mit dem Mörder eines Verwandten unter einem Himmel leben darf. Als Miko das bewusst wurde, musste sie zwei Pflichten gegeneinander abwägen: Das Blutrecht ihrer Familie und ihrem toten Bruder auf der einen Seite, und der Befehl des Koordinators auf der anderen Seite." Mikado lächelte etwas wärmer. "Ich konnte sie damals überreden, keinen Seppuku zu begehen, und stattdessen in meine Einheit zu kommen. Das war damals der einzige Ausweg für sie. Für mich persönlich eine tiefe Verpflichtung, denn immerhin war ich der Tod für ihren Bruder.
Es wundert mich nicht, dass Ihr von diesem Vorfall erfahren habt, Kurita-sama. Und ich gebe zu, ihre Identität war eine gute Tarnung, denn offiziell hat sich weder Haus Tsuno noch Haus Kurita dafür interessiert, was nach ihrer "Desertion" aus ihr geworden ist. Als ich dann Wayside V zugesprochen bekam und erster Herzog wurde, war das für sie die vollständige Rehabilitation. Ich bin trotzdem froh, dass sie nicht stantepede ins Kombinat zurückgekehrt ist. Ich hätte einen meiner besten MechKrieger verloren." Die beiden Eagles tauschten ein verschwörerisches Grinsen aus.

Germaine Danton erhob sich. "Darf ich dann annehmen, Mylord, dass die Befragung zu Eurer Zufriedenheit erfolgt ist?"
"Nicht ganz. Aber wenigstens weiß ich jetzt, was ich der ISA zu antworten habe. Kurita-sama, Hauptmann Tsuno ist eine meiner längsten Weggefährtinnen, eine meiner erfahrensten Kriegerinnen. Sie ist mein Freund. Ich würde es persönlich sehr übel nehmen, wenn Ihr ihrem Namen keine Ehre macht." Er nickte in Richtung Holotisch. "Aber wie ich gesehen habe, besteht dazu nicht sehr viel Anlass zur Besorgnis."
Die Anwesenden lachten.
Danton erhob sich. "Dann ist das ja geklärt. Sie können wegtreten, Sergeant."
"Und Sie auch, Hauptmann."
Die beiden Frauen salutierten, dann verließen sie - welch Zufall - den Raum durch den gleichen Ausgang.
Zurück blieben der Colonel und der Herzog.
Mikado lächelte spitzbübisch. "Weiß die ISA, dass Sie ein Verhältnis mit ihr haben?"
"Ich lebe noch. Ist das Antwort genug?", erwiderte Danton trocken.
"Gute Antwort", lobte Mikado. "Und wie ich weiß, hat der Koordinator ohnehin ab und an ein Auge auf Sie, Colonel."
"Ab und an", wiegelte Germaine ab. Er konnte aber nicht verhindern, dass die Erinnerungen an die Ronin-Jagd wie Seifenblasen an die Oberfläche seines Bewusstseins perlten. Das, und die Erinnerungen, beinahe aus dem Cockpit seiner Nemesis heraus gebrannt worden zu sein.
"Tee?", fragte Mikado und erhob sich. "In meinem Büro?"
"Kaffee, und ich bin dabei", sagte Danton lächelnd.
"Gut gehandelt und akzeptiert, Germaine."
Miteinander plaudernd verließen die beiden Offiziere den Raum.

Zehn Minuten später huschte ein dunkler Schemen in den Raum. Er beugte sich unter den Holotisch, und kam Augenblicke später mit einem holographischen Aufzeichnungsgerät zurück. Nachdem er die handtellergroße Scheibe verstaut hatte, verließ er den Raum wieder, ohne eine Spur seiner Anwesenheit zu hinterlassen.

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Die vier Mechpiloten der Kampflanze konnten es sich leisten, mit Stolz im Blick in die Kantine einzufallen. Noch immer verschwitzt und in Kampfmontur, das hieß in Kühlwesten, reihten sie sich in die Schlange der Essensausgabe ein. Die „Hundemarken“ baumelten um ihren Hals, die Waffengurte mit ihren Pistolen hingen tief an den Hüften und die Stiefel, teure und neuartige Ausgaben der altbewährten Soldatenmode komplettierten den Cowboy-Look.
Es gab viele Angeber in Kampftruppen, aber die vier Chevaliers gaben sich ganz offensichtlich jede erdenkliche Mühe, in dieser Gruppe Extrapunkte zu sammeln. Entsprechend skeptisch waren die Blicke der anderen Söldner, die solche Auftritte gerade von Jaras Lanze eigentlich nicht gewöhnt waren.
Van Roose, der vor der Mechkriegerin in der Schlange stand, verzog das Gesicht: „Seid ihr jetzt ganz durchgebrannt?“
Jara grinste: „Nein. Aber wir haben eine Wette verloren.“
„Eine Wette?“
„Mit einer Lanze der Eagles“, kommentierte Sergeant Stein. „Nach der Klatsche in der Großübung haben unsere Trainingsgegner gemeint, sie könnten prahlen und sich als die Helden aufgespielt. Und dann haben wir gewettet, dass die Siegerlanze sich einen Tag lang auch so präsentieren kann.“
„Dann habt ihr gewonnen?“, folgerte der Infanterist.
Jaras Grinsen wurde noch etwas breiter: „Wir haben den Boden mit den Eagles aufgewischt. Ich glaube, der Lieutenant darf sich von seinem Chef gerade eine schöne Standpauke anhören, weil er sich hat provozieren lassen.“
„Ein 4:0-Sieg“, merkte Stein an.
„Na dann herzlichen Glückwunsch.“
„Danke.“ Jara deutete auf die Essensausgabe, um van Roose darauf aufmerksam zu machen, dass er gleich an der Reihe war. „Wir haben für heute Nachmittag ein Rematch ausgemacht. Aber nochmal werden sie uns nicht so unterschätzen.“
Jara unterbrach sich, um sich einen Teller mit Geflügel-Cordon Bleu reichen zu lassen. Dann runzelte sie die Stirn, als ihr Blick zur Tür ging. Van Rooses Augen folgten den ihren und auch er verzog das Gesicht.
Die Scout-Lanze hatte die Kantine betreten, was an und für sich nichts Schlimmes war. Aber jedem Chevalier musst auffallen, wie eng Yamada und Teuteburg nebeneinander gingen. Zwar hielten sie nicht Händchen, aber die Verliebtheit war nicht zu übersehen.
„Willst du den Anschiss austeilen oder soll ich?“, fragte van Roose, nachdem er festgestellt hatte, dass sie die einzigen Offiziere in der Kantine waren.
Jara steuerte einen Tisch an und der Schlammstapfer und ihre Lanze folgten ihr. „Ich hätte schon Lust. Aber ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob das schon unmilitärisch genug ist, um für einen Rüffel zu reichen.“
Van Roose stellte sein Tablett ab und straffte die Schultern: „Mir reicht das auf jeden Fall. Für so etwas gibt es dienstfreie Zeit.“
Gerade, als er sich in Bewegung setzen wollte, betrat Danton die Kantine und steuerte auf die beiden Offiziere zu.
„Ohne Meldung, Leute. Und lassen Sie sich nicht vom Essen abhalten“, begann er, als er den Tisch erreicht hatte. „Gute Leistung heute, Lieutenant Fokker. Das gilt natürlich für die gesamte Kampflanze. Aber erwarten Sie nicht, dass man es Ihnen nachher genau so einfach macht.“
Danton, der bis dahin ernst und streng geguckt hatte, konnte die Miene aber nur für Augenblicke so halten, dann musste er grinsen: „Das war ein sauberes Husarenstück. Ihr hättet den Gesichtsausdruck des Herzogs sehen sollen. Ein zweiter Sieg wäre ein schöner Abschluss, aber es reicht für heute schon, wenn Ihr nicht so untergeht wie Eure Gegner.“
Die anwesenden Chevaliers lachten, aber der Chef wurde wieder ernster: „Zwei Dinge, Lieutenant, bevor ich Sie essen lasse: Was soll der lächerliche Aufzug und was waren das gerade für skeptische Blicke von meinen Offizieren.“
„Eine Wette mit den Eagles, wer die… dickeren Eier hat. Scheinbar habe ich den Vergleich gewonnen.“ Dantons amüsiertes Grinsen übergehend, fuhr sie fort: „Die Blicke bezogen sich auf die Scoutlanze und auf die Frage, ob das Verhalten von Teuteburg und Yamada schon Anlass zum Tadel ist oder gerade noch im grünen Bereich liegt.“
Der Colonel warf selber einen Blick durch den Raum und schüttelte dann den Kopf: „Lassen Sie die beiden in Ruhe. Ich werde Sergeant Tsuno darauf aufmerksam machen, dass ein wenig Disziplin angenehm auffallen würde. Und jetzt lassen Sie es sich schmecken. Das ist ein Befehl!“
Jara und van Roose deuteten einen militärischen Gruß an: „Verstanden, Sir!“
Als der Alte weg war, beugte Jara sich zu dem Freund und senkte ihre Stimme, dass außer ihm niemand hören konnte, wie sie fragte: „Deine Reaktion vorhin: Bist du auf Pärchen gerade schlecht zu sprechen?“
Der Infanterist seufzte und antwortet ebenso leise: „Dawn hat mir den Laufpass gegeben. Heute Morgen. Aber das soll erst einmal unter uns bleiben.“
Jara nickte, lehnte sich zurück und begann zu essen. Das konnte ja eine heitere Zeit werden.

Jara erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Instinktiv hob sie die Hand an den Kopf und begann, ihre Nasenwurzel zu massieren, in der Hoffnung, etwas zu verbessern. Leider sorgte die schnelle Bewegung dafür, dass ihr Magen sich zu Wort meldete und zur Langsamkeit mahnte.
Sie musste wirklich viel getrunken haben. Hatte sie schon verschlafen, ihren Dienstbeginn verpasst? Panik stieg in ihre auf.
Dann fiel ihr auf, dass sie nackt war. Sie schlief normalerweise in Unterwäsche… und in ihrem eigenen Bett.
Ein warmer, nackter Körper rollte sich an ihren und schlang einen Arm um sie. Vorsichtig drehte Jara den Kopf und bereute es sofort wieder, als sie lange rote Haare neben sich sah.
Sie seufzte gequält.
Dann holte die Realität auf und eine Flut von Bildern des letzen Abends prasselte auf sie herein.
Die Übung vom Nachmittag, der knappe Sieg gegen die Eagles. Und dass der Chef ihnen dafür den nächsten Vormittag frei gegeben hatte. Wenigstens etwas Positives.
Danach war sie zu Dawn gegangen, kaum dass sie sich geduscht und in Freizeitklamotten geworfen hatte. Natürlich war ihre Freundin am Heulen und am Boden zerstört und Jara hatte das einzige getan, was in der Situation angebracht war: sie hatte eine Flasche Wodka auf den Tisch gestellt.
Das war auch in etwa der Zeitpunkt, ab dem die Erinnerungen Lücken aufwiesen.
Mit zunehmendem Alkoholpegel waren sie beide lockerer geworden: Dawn hatte ihre Trennung verdrängt und Jara den Stress ihres Offizierspostens verdrängt. Sie tauchten ein in eine Welt lustiger Erinnerungen und… irgendwann muss eine von ihnen auf die Idee mit dem Film gekommen sein.
Sie hatten sich auf Dawns Bett gelegt und diesen neuen Streifen gesehen… irgendwas mit viel Romantik und Kitsch.
Natürlich hatte Dawn wieder angefangen zu weinen und natürlich hatte Jara sie in den Arm genommen.
Jara atmete tief durch und versuchte, sich weitere Erinnerungsfragmente ins Bewusstsein zu zwingen. Der Film… der Film…
Irgendwann war der Film zu Ende und Dawn hatte Jara gebeten, über Nacht zu bleiben und sie nicht alleine zu lassen. Zu dem Zeitpunkt hätte sie den Weg bis in ihr Quartier vermutlich eh nicht mehr mit der nötigen Würde geschafft, also hatte sie zugestimmt.
An welchem Punkt aus der tröstenden Umarmung Sex wurde, gehörte zu den Dingen, an die Jara sich absolut nicht mehr erinnern konnte. Sie konnte noch nicht einmal genau sagen, wie viel wirklich passiert war, aber die wenigen Fragmente, die vor ihrem inneren Auge vorbeizogen, ließen sie nichts Gutes ahnen.
Scheiße, das hatte sie ja grandios verbockt.
Sie biss die Zähne zusammen und wand sich so vorsichtig wie es ging aus der Umarmung ihrer Freundin und schlüpfte aus dem Bett.
Leise suchte sie ihre Klamotten zusammen und ließ ihren Blick kurz durch den Raum schweifen. Eine leere Flasche Sekt fiel ihr ins Auge. Wann hatten sie die denn getrunken?
Ihr Kreislauf, ihr Magen und ihr Kopf wetteiferten darum, wer ihr den Morgen am qualvollsten gestalten konnte, aber Jara zwang sich zur Beherrschung. Ohne Dawn zu wecken schlich sie sich aus dem Zimmer und einer Schmerztablette und frischem Trinkwasser entgegen.
Irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, dass die letzte Nacht noch ein Nachspiel haben würde…

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Nach der Übung und der anschließenden Lanzenbesprechung hatte Bramert bis zum Abend noch etwas Zeit. Er wollte gerade in sein Quartier, um eine Nachricht für seine Familie auf Arc-Royal aufzunehmen, als ein KommTech ihn aufhielt. „Private Bramert? Ich hab hier ein Paket und eine Holodisc für Sie. Sie ist mit einem Kurier von Arc-Royal gekommen.“
Bramert nahm beides dankend an und ging in sein Quartier. Er wollte sich gleich das Paket ansehen, entschied sich dann aber doch dafür, zunächst einmal einen Blick auf die Holodisc zu werfen. Wahrscheinlich war eine Botschaft drauf. Er schob die Disc in ein Abspielgerät und eine Art zweidimensionaler Bildschirm wurde direkt in den Raum projiziert. Auf dem Bildschirm tauchte das Gesicht seines Vaters auf, aber Bramert hätte ihn fast nicht wiedererkannt. Natürlich, er sah immer noch aus wie sein Vater, aber sein Gesichtsausdruck hatte nichts von dem gutherzigen Mann, den er kannte und auf Arc-Royal hatte verlassen müssen, um mit den Chevaliers nach Wayside V zu kommen. Dieser Mann sah aus wie ein Fanatiker – und wie ein Killer, wie Bramert bewusst wurde.
Der ältere Bramert nickte lächelnd in die Kamera. „Hallo, Anton. Als erstes möchte ich dich bitten, die Aufzeichnung anzuhalten, wenn du nicht alleine bist. Diese Botschaft ist nur für dich bestimmt. Ich warte solange.“
Tatsächlich zeigte sein Gesicht keine Regung und Bramert hätte fast gedacht, dass die Aufzeichnung automatisch anhielt, wären da nicht die regelmäßigen Atemzüge seines Vaters gewesen. Dieser blinzelte einmal kurz, dann sprach er weiter. „Gut. Nachdem wir das geklärt haben, komme ich gleich zur Sache. Anton, wenn du diese Botschaft hörst, wird gleichzeitig eine weitere leisere Botschaft in dein Unterbewusstsein eindringen. Niemand außer dir könnte sie hören oder verstehen. Diese zweite Botschaft ist dafür gedacht, eine psychische Blockade, die wir in deinem Kopf einrichten mussten, um dich zu schützen, aufzulösen. Wir hätten theoretisch noch einige Zeit damit gewartet, aber die Ereignisse in deiner näheren Umgebung überschlagen sich regelrecht und darum denken wir, dass es besser ist, dein volles Potential zu aktivieren, damit du uns noch von Nutzen sein kannst.“
Bramert runzelte verwirrt die Stirn. War sein Vater betrunken? Was redete er da? Gleichzeitig spürte er aber, wie sein Körper sich unwillkürlich aufrichtete und er außerdem eine völlig andere Wahrnehmung bekam. Fast schien es, als würde er den Raum deutlicher erfassen, viele, kleine, unbedeutende Geräusche, die er vorher nicht gehört hatte, mitbekommen, Bewegungen und Schatten aus den Augenwinkeln besser sehen und schneller auf Gefahr reagieren, als vorher. Sein Vater nickte, als ob er diese Entwicklung selbst sehen könnte. „Du hast es wahrscheinlich gerade selbst gemerkt, nicht wahr? Ja, du machst eine Veränderung durch, im Grunde eine Rückentwicklung zu dem, was du warst, als wir dich ausbildeten – kurz, bevor wir dich nach Pandora schickten.“
Bramert verengte die Augen unbewusst. Pandora? Ausbildung? Was zum Geier…
„Du bist verwirrt“, sprach der ältere Bramert weiter. „Das ist kein Wunder, in deiner Situation wäre ich es auch. Also hör dir bitte diese Aufzeichnung bis zum Ende an. Danach wirst du es bestimmt verstehen.
Mein Name ist nicht Bramert. Wie ich wirklich heiße braucht dich nicht zu interessieren. Wichtig ist nur, dass ich im biologischen Sinne nicht dein Vater bin. Ich war – und bin – eher so etwas wie dein Ausbilder. Ich habe dich zu einer Waffe geformt, die uns von Nutzen sein würde. Dann wurdest du psychologisch so umgepolt, dass du alles vergessen hast, was mit uns zu tun hatte, außer natürlich, dass wir angeblich eine Familie sind. Wir schickten dich nach Pandora, damit du dort eine militärische Ausbildung machen konntest. Dass du diese vorher abbrachest hat uns zwar nicht gefallen, aber dein Werdegang zu Norse-Storm und dann zu Storms Metal Thunder war eigentlich ein Schritt in die richtige Richtung, daher haben wir nichts unternommen, um dich aufzuhalten. Nach Kikuyu warst du psychisch völlig labil und am Ende. Glücklicherweise konnten wir dich aus dieser Hölle herausholen und nach Arc-Royal bringen – und dort konntest du das Instrument unserer Rache werden. Es ist kein Zufall, dass ich dir vorgeschlagen habe, dich bei den Chevaliers zu bewerben. Wir waren uns nicht sicher, ob du tatsächlich aufgenommen werden würdest, aber du hast unsere Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen. Und jetzt können wir dich wieder aktivieren, damit du von innen heraus die Chevaliers in Grund und Boden stampfst – für unsere Rache und für unsere heilige Bestimmung.“
Bramert richtete sich noch mehr auf. Jetzt, wo seine psychische Blockade aufgelöst war, waren die Worte für ihn klar. Er war ein Schläfer, eine menschliche, tickende Zeitbombe, die nur dafür lebte, Zerstörung im Namen seiner Herren zu verursachen. Sein Ausbilder sprach weiter. „Natürlich müssen wir behutsam vorgehen. Du bist in der Hierarchie der Chevaliers noch nicht weit genug oben, um tatsächlich Schaden anrichten zu können. Daher werden wir dich nicht gleich sofort opfern, sondern dir immer wieder die Mittel zuspielen, um kleine Nadelstiche zu verursachen, bis du tatsächlich zum großen Schlag ausholen kannst.
Darum haben wir dir auch dieses Paket mitgeliefert. Darin wirst du einiges an nützlicher Ausrüstung zur Spionage und Überwachung finden. Nutze diese Dinge gut und lass dich gefälligst niemals dabei erwischen, verstanden?
Und bedenke eines immer wieder: Du bist ein Werkzeug im Namen des heiligen Blakes. Niemand wird dich aufhalten. Dann werden die Chevaliers zerstört werden und wir werden unsere Rache haben.
Von Zeit zu Zeit werden wir dir immer wieder Nachrichten schicken, damit du für uns Informationen sammelst oder bestimmte Aktionen durchführst. Und wir haben gleich eine erste Aufgabe für dich. Wir haben herausgefunden, dass es sowohl bei den Chevaliers, als auch bei den Angry Eagles eine Person namens Miko Tsuno gibt. Finde heraus, was es mit den beiden auf sich hat und ob wir das verwenden können, um einen ersten Nadelstich zu setzen.
Diese Aufzeichnung endet jetzt. Solltest du uns eine dringende Nachricht zukommen lassen wollen, dann nutze die Möglichkeiten, die wir dir geschickt haben. Keine Sorge, du wirst niemals allein sein. Blake hält seine schützende Hand über dir, Sein Wille geschehe.“
Die eigentliche Aufzeichnung war beendet, aber eine monotone Computer-Stimme ließ verlauten: „Diese Nachricht zerstört sich in fünf Sekunden selbst.“
Dann hörte man ein kurzes Zischen und das Abspielgerät war kaputt. Bramert schmiss es in den Müll, dann öffnete er das Päckchen. Tatsächlich fand er darin einen zusammengefalteten schwarzen Ganzkörperanzug mitsamt Visier, von denen er in verschiedenen Romanen gelesen und in Filmen genügend gesehen hatte, dazu ein holographisches Aufzeichnungsgerät und einige andere nützliche Spielsachen. Er nahm das Aufzeichnungsgerät zur Hand. Vor seinen Augen erschienen lange in den Tiefen seines Gehirns vergrabene Bilder, die bestimmte Schritte zum verdeckten Anbringen eines solchen Aufzeichnungsgerätes abbildeten. Er hatte anscheinend vor langer Zeit gelernt, wie er ein solches Gerät richtig platzieren konnte, außerdem auch andere Dinge, die langsam wieder an die Oberfläche seines Geistes stießen. Im Nachhinein erschien ihm vieles davon neu, aber gleichzeitig vertraut, so wie etwas, was er mal bei jemand anderem gesehen hatte – so, als ob er sich in zwei Persönlichkeiten gespalten hätte, einer, die diese Übungen gemacht hatte und einer, die sein anderes Ich dabei beobachtete. Es war erstaunlich und erschreckend zugleich. Aber während er noch darüber nachdachte tauchte etwas anderes in seinem Geist auf, was sich sehr lange dort versteckt hatte – ein ausdrücklicher Befehl: Führ deine Anweisung aus. Sorge dafür, dass das Aufzeichnungsgerät an einer passenden Stelle angebracht ist. Lass dich nicht erwischen. Vertraue niemandem.
All diese Anweisungen waren ihm ebenfalls seltsam vertraut. Als hätte er sie schon mal gehört, vor langer Zeit, an einem dunklen Ort. Und er musste ihnen Folge leisten.

Die Nachbesprechung in großer Runde sollte ziemlich bald beginnen, als Bramert den Besprechungsraum betrat. Er war extra so gekommen, dass noch niemand aus seiner Lanze anwesend war. Tatsächlich befanden sich nur einige der Panzerkommandeure der Angry Eagles bereits im Raum und sie ignorierten ihn mit der für sie typischen Arroganz. Bramert schlenderte seelenruhig zum Holotisch, strich mit der Hand unter die Platte und brachte das Aufzeichnungsgerät an. Den dazugehörigen Aktivierungsschalter hatte er in der anderen Hand. Er suchte sich einen Platz, relativ weit von den Panzerfahrern entfernt und sah seine Lanzenkameraden ankommen. Chappi und Yamada setzten sich neben ihn, Tsuno ließ sich neben Yamada auf der einen und dem Chef der Eagles-Panzertruppen DelaRoya auf der anderen Seite nieder. Dann kamen Danton und Mikado und die Übung wurde im Holotank noch einmal abgespielt.
Während der Wiederholung der Übung beobachtete Bramert seine Umgebung mit einem völlig anderen Blick. Er sah auf einmal keine Kameraden, Vorgesetzten und Freunde mehr, sondern nur noch Feinde. Die Beziehung zwischen Chappi und Yamada war inzwischen ziemlich offensichtlich und er überlegte schon, wie er dies zu seinem Vorteil nutzen konnte. Niemandem schien aufzufallen, dass er während der gesamten Besprechung ziemlich schweigsam war und dann war die Besprechung auch schon beendet. Bramert folgte Yamada und Chappi nach draußen und bemerkte gleichzeitig, dass Danton, Mikado und Tsuno zurückblieben. Daraufhin aktivierte er das Abspielgerät. Hoffentlich bekam er dadurch Erkenntnisse, die ihm und der Organisation halfen, um einen weiteren Schritt zur Zerstörung der Chevaliers zu machen. In diesem Moment bekam er einen Knuff gegen den Arm. „Wayside an Skyscraper, hallo? Bist du grade in die Wolken entflohen?“
Bramert schreckte auf und sah Chappi neben sich stehen. „Wie bitte?“
„Aha, zuhören kann der junge Mann also auch nicht“, grinste Chappi geradezu widerwärtig fröhlich. „Ich wollte mit Haruka noch in die Stadt und wollte fragen, ob du mitkommen möchtest.“
Bramert konnte dem Ton des älteren Mannes entnehmen, dass dieser aus reiner Höflichkeit fragte, aber er war nicht beleidigt. Im Gegenteil, wenn die beiden weg waren, musste er sich keine Sorgen machen, dass sie ihm in die Quere kommen könnten, wenn er sich das Aufnahmegerät zurückholte. „Sorry, aber ich glaub, ich bleib lieber hier. Ich hab mir wohl irgendwas eingefangen.“
Chappi sah seinen Lanzenkameraden und Freund misstrauisch an. „Stimmt, du siehst irgendwie etwas blass um die Nase aus. Leg dich am besten hin, dann bist du morgen früh fit genug für etwas Morgengymnastik.“
Bramert grinste schief. „Danke für den Hinweis. Ihr solltet dann lieber auch nicht zu lange wegbleiben, sonst kommt ihr morgen nicht hoch und ich muss euch dann womöglich noch wecken – das wäre doch wirklich peinlich.“
Chappi grinste bloß, dann legte er den Arm um Yamadas Hüfte. „Keine Sorge, wir sind nicht lange weg. Gute Nacht, Papi.“
Bramert verzog das Gesicht zu einer scheinbar verärgerten Grimasse. „Verschwinde schon. Sonst sorge ich dafür, dass Yamada dir den Hintern versohlt.“
Die Draconierin, die sich bisher nicht an dem Wortgefecht beteiligt hatte, sah Bramert tiefgründig an. „Woher weißt du, dass ich das nicht sowieso tue? Chappi ist ein böser alter Mann.“
Der Gescholtene ließ in gespielter Verzweiflung den Kopf hängen. „Das mit dem Alter hättest du wirklich weglassen können, Haruka. Gott, dieser Schmerz.“
Die drei mussten lachen, dann gingen Chappi und Yamada weiter, während Bramert zurückblieb und ihnen nachblickte. Er behielt seine fröhliche Maske so lange, bis er sicher war, dass niemand ihn sehen konnte, dann verwandelte sich seine Miene in einen regungslosen Felsen. Ein Blick auf sein Chronometer zeigte ihm, dass zwanzig Minuten vergangen waren, seit er den Raum verlassen hatte. Bramert ging in sein Quartier und entledigte sich seiner Dienstkleidung, dann zog er den schwarzen Ganzkörperanzug an und kehrte zum Besprechungsraum zurück. Er ging nicht durch die Tür, sondern nutzte die Möglichkeit, dass der Raum einen Lüftungsschacht hatte. Als er den dunklen Raum betrat, geschah dies ohne ein Geräusch. Schnell huschte er zum Holotisch, beugte sich darunter und nahm das Aufzeichnungsgerät ab. Er verstaute es sicher in einer der Taschen seines Anzugs, dann verschwand er über denselben Weg, den er genommen hatte, ohne eine Spur zu hinterlassen. Nichts deutete auch nur annähernd darauf hin, dass er den Raum überhaupt ein zweites Mal betreten hatte. In seinem Quartier versteckte er das Aufzeichnungsgerät zusammen mit dem Anzug, dann legte er sich ins Bett, ein teuflisches Grinsen auf dem Gesicht. Ein erster Schritt war getan, viele weitere Schritte würden folgen und am Ende würde die Zerstörung der Chevaliers der Gewinn am Ziel sein.

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Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne

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Das Leben auf Wayside V war merkwürdig. Ruhig, friedlich, gemächlich, wenn einem der Sinn danach stand. Dann konnte man hier in der Villa des Herzogs im Schein der untergehenden Sonne den Blick aufs Meer genießen, die schwache, leicht salzige Brise schmecken, und wenn man wollte, bei einunddreißig Grad ein schönes Bad am Privatstrand nehmen. Eine Laune der Natur sorgte dafür, dass ein längerer Aufenthalt in der Sonne nicht automatisch zur Hautkrebskandidatur führte: Die arme Sonne Wayside war spektral etwas schwach auf der Brust, und obwohl die Infrarotstrahlen nahezu ungehindert den Planeten erreichten, sorgte das starke Magnetfeld von Kind Nummer fünf dafür, dass der Strahlungsdruck erheblich schwächer als auf der Erde war. Sonnenbrand konnte es dennoch geben. Aber dieser Umstand, diese Besonderheit, machte aus Wayside V beinahe die perfekte Urlaubswelt. Wenn man mal davon absah, dass der Planet nichts weiter war als ein großer Haufen Schlamm, der in den ehemaligen ozeanischen Niederungen warm und feucht, und auf den Hochebenen der Kontinente eiskalt, luftarm und beklemmend war. Es gab einfach nicht genügend Ressorts für einen florierenden Tourismus von Sonnenanbetern. Wenngleich "baden" auf Wayside V, und vor allem für die Bevölkerung von Parkensen City einen Teil ihrer Kultur ausmachte.
Das Leben auf Wayside V war aber auch laut, aufdringlich, geradezu brutal ehrlich und direkt, wenn man das Raumhafenviertel aufsuchte. Dort warteten die üblichen Zerstreuungen auf alle zahlungskräftige Gäste, und man konnte dort für die richtige Summe so ziemlich alles kaufen, was man mit Geld erwerben konnte. Das Nachtleben von Parkensen City hatte Ausmaße, welche die Raumfahrerpassagen von Solaris VII nur unwesentlich aufregender und das Magistrat Canopus als zu weit entfernt erscheinen ließen. Die meisten dienstfreien Chevaliers wussten beides zu schätzen, und viele von ihnen, die nicht das Glück hatten, vom Herzog eingeladen zu werden - also alle außer Germaine Danton und Begleitung - nutzten ein überwachtes Strandbad weiter im Süden, das fest in der Hand der dienstfreien Miliz war. Oder eine der bei der Miliz beliebten Abhänger-Kneipen.
Alles in allem machte es Spaß, hier zu sein.
Während Germaine Danton großzügig Sonnenöl auf Mikos schlankem Körper verteilte, beschloss er, nach den Kämpfen hier wieder Station zu machen. Die Aufregung konnte sich zwar nicht mehr merklich steigern - zu viel war passiert in den zwei Wochen Wayside V - aber für die zu erwartende Erschöpfung wäre Parkensen City ein guter Platz für Rest and Recreation.

Ein Diener brachte eine neue Rutsche mit Fruchtsaft für die beiden Gäste des Herzogs, während der große braunhaarige Mann, nur in Badehose bekleidet, mit einem ernsten, uniformierten Parkensen sprach. Der Anblick war eigentlich recht komisch; Elden Parkensen in uniformähnlicher, viel zu formeller Kleidung, und der Herzog, fast zwei Köpfe größer und nahezu doppelt so breit in seiner sportlich geschnittenen Badehose, bildeten einen Kontrast wie aus einem Comedy-Programm. Als dann der mit Bermuda-Shorts, Schlappen und einem grellbunten Hawaii-Hemd gekleidete Loren Cole noch dazu trat und sich an der Diskussion beteiligte, konnte Germaine ein Schmunzeln nicht mehr länger unterdrücken.
Miko nippte an ihrem Getränk. Mango-Saft. Von auf Wayside gezogenen Mangos. Sie gediehen hier wirklich furchtbar gut, und der hohe Anteil an natürlichen Salzen im Boden ließ sie furchtbar schnell wachsen. Es schien so, als hätte diese Welt nur auf die richtigen Pflanzen gewartet, die sie ernähren und hegen konnte. Alle trockenen Getreidearten gediehen wunderbar, und an den Kontinentalschelfhängen wuchsen sehr gut tragende, geschmackvolle Rebsorten auf den kargen Böden. Gras und Moos breitete sich wie wucherndes Unkraut von Parkensen City, dem Jaffray-Raumhafen und jedem einzelnen Stützpunkt auf dieser Welt aus, und gaben dieser Welt nach und nach ein grünes Antlitz. Hier wurde Großartiges geschaffen, und Germaine konnte verstehen, wie ungern Mikado hier auf seiner Spielwiese einen Rückschlag dulden würde. Egal durch wen.
Die Diskussion wurde etwas lauter, gehaltvoller, blieb aber in freundlichem Rahmen. Schließlich legte Mikado dem Kapitän des Starlord-Bergbauträgers einen Arm auf die Schulter und sprach knapp und beruhigend. Cole nickte schließlich, klopfte dem Herzog gegen die Schulter und kam zu ihnen herüber. Der Herzog und sein Direktor sprachen weiter.
"Seine Tochter hat Geburtstag", sagte Loren Cole anstelle einer Begrüßung, und setzte sich auf den Liegestuhl neben Germaine. "Sie wird zwei. In exakt achtzehn Stunden. Wenn er ihr noch einen Gruß schicken will, wird Ace sich beeilen müssen."
"Hat er den Geburtstag vergessen? Aber, aber", tadelte Miko lächelnd. Ein "typisch Mann" schwang darin mit.
"Ja, das hat er. Allerdings ist er auch eines von den armen Schweinen, denen das eigene Leben nicht mehr gehört, so wie das bei uns dreien der Fall ist. Er hat, egal wo er hinkommt, mehr als genug zu tun. Und dann kann er sich nicht dazu durchringen, die Eagles endlich abzugeben, und sich auf sein politisches Amt zu konzentrieren. Ich habe ihm schon tausendmal gesagt, dass er hierher nach Wayside ziehen soll. Stattdessen baut er seiner Einheit einen Stützpunkt in der Inneren Sphäre. Verdammte Ritter-Mentalität, wenn ihr mich fragt. Er kann sich nicht "aus seiner Verantwortung" davon stehlen."
"Ein etwas langes Gespräch, um ihn daran zu erinnern, dass seine Tochter zwei wird." Germaine sah den Skipper freundlich an. "Sein ältestes Kind?"
"Sein zweites. Rebecca. Sein Jüngstes ist ein Jahr alt. David, ein Junge. Der Älteste ist achtzehn."
"Achtzehn? So alt habe ich ihn gar nicht geschätzt", merkte Miko an. "Eher so Mitte dreißig."
Germaine, der die Geschichte, die dahinter stand, kannte, räusperte sich verlegen. "Vielleicht sagt er mal was zu dem Thema. Ich greife ungern einem Herzog vor. Okay, Loren, was ist noch passiert?"
Cole zuckte die Achseln. "Eis." "Eis?" "Eis. Ace lässt es sich eine Menge kosten, ein paar Schlepper durchs System ziehen zu lassen, um Eis abzubauen. Das bringen die dann nach Wayside und lassen es auf kontrollierten Bahnen abstürzen. Achtundneunzig Prozent landen dann tatsächlich auch in den ozeanischen Becken. Das Eis, das nicht verglüht ist, taut dann und wird Teil der Ressourcen. Das meiste Eis in diesem System stammt ja ursprünglich von Wayside V. Deshalb examinieren Biologen alle Trümmerstücke auf Sporen, Pilze und dergleichen. Nicht, dass wir hier mal eine Überraschung erleben. Deshalb müssen wir eine halbe Woche länger bleiben. Ein Eis-Schlepper kommt herein, mit dem größten Brocken der Geschichte, und wenn er seinen Anflugkorridor nicht verpassen will, darf ihm die nächsten vier Tage keiner in die Quere kommen. Und der führt mitten durch den Piratensprungpunkt. Die ORBITER muss ihn räumen. Danach braucht sie drei Tage, um in die Schwerkraftsenke des Sprungpunkts zurückzukehren." Er legte sich auf die Liege und grinste. "Drei Tage mehr Urlaub. Der Herzog zahlt."
"Interessant. Dieser Job klingt mehr und mehr interessant für mich. Ich sollte ihn um einen Posten als Vize-Herzog bitten."
"Warum nicht gleich planetarer Herzog? Ich habe gehört, dass die draconische Führung von der Entwicklung auf diesem Staubball hoch begeistert ist. Sie will sich noch ein paar Welten in der Umgebung und auf dem Weg zu den Clanheimatwelten einverleiben. Wenn Sie es geschickt anstellen, Germaine, könnte so eine Welt Ihnen gehören. Viele Welten sind hier alles, nur nicht unwirtlich wie Wayside."
"Danke, ich verzichte. Ich will den Titel, den Ruhm und das Geld, aber nicht die Arbeit."
"Seien Sie doch ehrlich, Germaine. Sagen Sie einfach, dass Ihr Zigeunerblut das einfach nicht zulässt", spottete Cole grinsend.
Germaine erwiderte das Grinsen. "Vielleicht haben Sie Recht, Loren."

Mikado beendete die Besprechung und kam zu ihnen herüber. "Hat dieser Pirat und Wegelagerer schon geplaudert? Gut. Die laufenden Betriebskosten gehen auf mich, Germaine. Nutzen Sie diese Zeit, um den Leuten die Übungen aus den Knochen zu nehmen." Er musterte den Herrn der Chevaliers. "Und gewöhnen Sie sich nicht zu sehr an meinen Strand. Die Übung für die Befehlslanze wird hart. Dafür werde ich sorgen." Kaum hatte er die Worte gesagt, ging ein Schatten über seine Miene. "Entschuldigen Sie, Germaine. Das ist jetzt vielleicht ein unglückliches Thema. Vogt ist jung, hitzköpfig wie alle Piloten, und ich habe ihm noch nicht einbläuen können, dass nicht alle Frauen automatisch auf ihn stehen, nur weil er ein Pilot ist."
"Stimmt. Sie stehen auf Mechkrieger", sagte Miko trocken.
Mikado schmunzelte kurz. "Eventuell. Jedenfalls habe ich ihn und seine Leute in einen Benimm-Kurs gesteckt. Nicht ganz das, was man eine Bestrafung nennen kann, aber ich glaube stets daran, dass in jedem Menschen das Gute steckt, und das man es wecken kann. Gibt man einem guten Mann die Peitsche, wird er schlecht. Und ein Schlechter wird noch schlechter.
Er ist von St.Ives zu uns gekommen, aus der Miliz einer Firma, die wir dort unterhalten. Wir... mussten einige unserer Soldaten mit der falschen Herkunft austauschen, und er hat einiges hinter sich, was man nicht leicht in Worte fassen kann. Er ist ein guter Pilot und Anführer, aber er muss auch wieder Mensch werden."
"Ich werde das bedenken, nachdem ich Kiki befohlen habe, ihn in kleinen Fetzen vom Himmel regnen zu lassen", sagte Germaine nonchalant.
"Oh, ich bitte darum. Der schnellste Weg zum inneren Gleichgewicht ist immer noch Demut."
Die vier tauschten amüsierte Blicke und lachten.
"Was ist mit der Geschichte über Ihren ältesten Sohn?", fragte Miko neugierig. "Darf ich das wissen?"
"Himmel, Loren, was hast du ihr erzählt?" "Nichts, Mylord. Wirklich nichts", versicherte der Prospektor grinsend.
Mikado seufzte schwer. "Die Kurzversion?"
Miko zuckte mit den Achseln. "Meinetwegen, Mylord."
"Ich. Jung. Mechkrieger. Handelshäuser der Dracs und der Feddies. Kampf. Ich gefangen. Eingesperrt im schlimmsten Knast der Inneren Sphäre. Überraschend freigelassen. Herzog empfängt mich. Behandelt mich gut. Gibt mich in Obhut einer Frau. Frau kümmert sich um mich. Frau kümmert sich um alles. Verlasse Planeten. Errichte Jahre später Firma auf draconischer Welt. Erhalte weitere Jahre später vom Herzog einen Piloten zur Verstärkung meiner Truppen. Pilot ist mein Sohn. Geschichte Ende."
"Wow. Das war wirklich die kurze Version. Erzählen Sie die öfters?"
"Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Akira und Jean... Ich meine, mein Ältester und meine Frau verbünden sich gerne mal gegen mich. Jean liegt vom Alter her zwischen uns, und sie betrachtet sich als seine große Schwester... Ich biete den beiden ungern Angriffsfläche. Aber seien Sie versichert, ich gebe mein Bestes, um in meiner Vaterrolle Akira gegenüber aufzuholen. Vor allem jetzt, nach dem Tod seiner Mutter."
"In einem Punkt habt Ihr gelogen, Mylord", sagte Miko und nippte erneut an ihrem Getränk.
Sie erntete verständnislose Blicke der drei Männer. "Und zwar?"
"Das mit dem "Jahre später" glaubt Euch kein Mensch. Ihr seid immer noch jung."
"Danke für das Kompliment", erwiderte Mikado überrascht. "Germaine, sie ist gut."
"Sie ist noch viel besser als das. Aber keine Sorge, am anderen Ende ihrer Leine hänge ich. Ich bin mir nur nicht sicher, wer von uns beiden das Halsband trägt."
"Ich natürlich. In privaten Angelegenheiten, Colonel, Sir", sagte sie, reckte sich ein wenig und lächelte Germaine an. "Vergiss die Beine nicht, Schatz."
"Und in dienstlichen ich", stellte Germaine unter dem Gelächter der beiden Männer fest, und rieb das Sonnenöl auch auf ihre Oberschenkel.
"Warum soll es Ihnen besser gehen als mir, Germaine?", schmunzelte der Herzog. "Ach, und bevor ich es vergesse: Die nächsten Tage könnten Sie einen besonderen Gast bekommen. Er versucht verzweifelt an Autokanonenmunition zu kommen."
"Autokanonenmunition?" "Ja, und ich erwarte, dass er sie bei Ihnen erhält."
"Umsonst? Ich bin kein Mäzen wie gewisse Herzöge."
Mikado lachte laut. "Hören Sie den Mann an. Ich bin sicher, Sie werden Ihre Schlüsse ziehen, Colonel Danton. Entschuldigen Sie mich jetzt, Herrschaften. Ich muss einer Zweijährigen erklären, warum ich hier bin, und nicht fünfhundert Lichtjahre tiefer in der Inneren Sphäre." Seine Miene verdüsterte sich erneut. Er setzte zu einem Fluch an, unterdrückte ihn aber. Eilig, aber nicht hastig, schritt er davon.

"Die Kinder sind noch zu jung, um auf interstellare Reisen zu gehen. Die Knochen, ihr wisst schon. Ace ist ein zu vorsichtiger Vater, um irgend etwas zu riskieren. Das macht es nicht leichter, das macht es nicht besser. Aber so ist er nun mal. Und ich denke, der eine oder andere weiße Ritter wie er tut der Menschheit mal ganz gut." Er zwinkerte. "Weckt mich in einer Stunde, ja?"

Kurz darauf schien Loren Cole eingeschlafen zu sein. Germaine nutzte die Gelegenheit, um einige Partien an Mikos Körper einzureiben, die keine Zuschauer benötigten. "Habe ich dich schon für die Übung gelobt? Euer Zusammenspiel wird immer besser. Und Bramert trifft endlich auch Ziele, die kleiner sind als ein Overlord."
"War das ein Lob? Dann solltest du das nicht mir allein, sondern meiner Lanze mitteilen, Colonel."
"Oh, es war ein Lob. Vor allem an dich, mein Schatz. Ich bin immer noch begeistert, weil du zwischen den beiden Optionen kämpfen oder fliehen einen Mittelweg gewählt hast."
"Ich hatte nicht viel Zeit zum Nachdenken. Und meine Mechs sind sprungfähig." Sie stützte sich auf die Ellenbögen. "Aber das war noch nicht alles, oder? Wo soll das denn jetzt hinleiten, Germaine Danton?"
"Katana." "Katana?"
Germaine nickte. "Ich weiß, dass sie vollkommen in dich vernarrt ist, Miko. Und ich weiß auch warum das der Fall ist. Was ich nicht weiß, ist, warum sie sich plötzlich für Männer interessiert, ohne das ich nachhelfen musste."
"Du meinst die Sache mit Chappi? Das hat mich auch sehr überrascht. Aber du weißt doch, in einer Söldnereinheit wie der unseren, da tropft die Liebe manchmal von den Dächern wie frisch gefallener Regen. Manche Dinge halten, manche nicht. Menschen sterben und werden ersetzt."
Germaine Danton fühlte, wie er trotz der drückenden Wärme eine Gänsehaut bekam. Das erinnerte ihn an eines seiner nicht so schönen Kapitel mit den Chevaliers. Daran, was mit Belinda Wallace passiert war. Daran, was mit ihm selbst passiert war. Was sie ihm angetan hatte, aus selbstsüchtigen Motiven, die sie als Selbstlosigkeit kaschiert hatte.
Ein Paar weicher Lippen, und eine warme, feuchte Zunge in seinem Mund rissen ihn aus seinen trüben Gedanken. "Du wirst es nicht wagen und an eine andere Frau denken, wenn ich mit dir zusammen bin, Germaine Danton", drohte Miko nach dem Kuss amüsiert. "Was ich sagen will, ist: Es tut ihr gut. Egal ob es hält oder nicht. Egal ob sie mich weiter in ihr engstes Leben einbaut oder nicht. Es tut ihr gut. Und darum wünsche ich ihr, dass es lange funktioniert. Mit älteren Männern klappt es nämlich ganz hervorragend", sagte sie mit Schalk in den Augen, und klopfte Germaine auf die Schulter.
"Na, danke", sagte Danton säuerlich. "Ich habe ja auch nie was dagegen gesagt. Ich habe mich nur gewundert, dass ich nichts tun musste."
"Ah. Germaine Danton, der Papa des Regiments. Ich bin ergriffen." Sie lächelte ihn an. "Aber das war ich doch schon immer von dir, nicht?"
"Zugegeben. Auch wenn unser Weg einige Umleitungen hatte."
"Verdammt noch mal, es gibt acht Schlafzimmer im Haus. Geht und sucht euch eins aus, oder kühlt euch ab. Aber hört auf, mich beim Schlafen zu stören", murrte Cole und drehte sich auf die andere Seite.
"Ein guter Rat", lobte Germaine lachend. Die restliche Zeit auf Wayside V würde interessant werden. Sowohl die letzten Übungen, die seinen Chevaliers den letzten Schliff gegen die Nebelparder geben würden, als auch die Begegnung mit dem Munitionskunden. Es galt, diese Zeit zu nutzen. Das tat Germaine, während er Miko hinter sich her zog - Richtung Villa.

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