The World of BattleTech
Registrierung Kalender Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite

The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » Chevaliers Season IV » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | Thema zu Favoriten hinzufügen
Seiten (12): « erste ... « vorherige 7 8 [9] 10 11 nächste » ... letzte » Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Chevaliers Season IV 7 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,00
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Andai Pryde Andai Pryde ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-465.jpg

Dabei seit: 01.05.2003
Beiträge: 4.866
Herkunft: Berlin

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Fury Station,
unbekanntes Sternsystem
15. September 3066, 11:50 Uhr


Eher abwesend schob Matthew Brennstein sich die Gabel in den Mund und kaute auf dem zähen und stark gewürzten Stück Fleisch herum. Alligator war weniger sein Fall, aber es schmeckte und Fleisch war hier draußen Luxus pur…vor allem wenn man Proteinriegeln und EPA Pakete gewohnt war.
Mit der freien Hand scrollte er auf seinem Datapad und machte sich kleine Markierungen mit dem zugehörigen Stift.
Die Stirn lag in Falten, während er konzentriert die Berichte durchging.
So oft er es durchkalkulierte, es war schwer die exakte Aufstellung des Gegners zu bemessen. Sie schienen zwar jedes Mal dieselbe Überfalltaktik zu nutzen und verschwanden so schnell, wie sie aufgetaucht waren, aber das war auch alles.
Er stoppte den Suchlauf und holte sich das Bild des Templars näher heran. Die Maschine war eindeutig fabrikneu. So neu, dass sie noch nicht einmal eine Lackierung aufwies, bis auf den blutroten, springenden Parder auf der linken Schulterplatte.
Das Cockpit war abgedunkelt und die Bildqualität unscharf.
Er spielte das Bild weiter und das statische Rauschen trat wieder auf. Hier war die Kamera ausgefallen und es gab keine neueren Aufzeichnungen.
Keine weiteren Überfälle seit über einem Monat.
Mit einer Fingerbewegung rief er den Bericht von Kapitän Gunning auf, dem Kommandanten von Station Fury.
Die Augen huschten über das Display. Laut den Angaben des Mannes, hatten die Parder Vorräte für etwa zwei Wochen mitgenommen und einige wertvolle Erze.
Das ließ auf Handel schließen, denn Schätzungen ergaben maximale Vorräte von einem Monat, wenn die Einheit keine feste Operationsbasis hatte.
Der Stuhl an seinem Tisch klapperte und erst jetzt bemerkte er den Mann, der sich rittlings darauf nieder ließ.
„Colonel Copeland, Sir!“
Er machte keine Anstalten zu salutieren, das hier war schließlich seine Mittagspause und auch Copeland störte sich nicht daran.
„Captain, schwer zu tun, wie ich sehe.“
Matthew nickte nur, während er mit der Zunge über die Zähne strich, auf der Suche nach hängenden Fleischresten.
„Und irgendwelche neuen Erkenntnisse oder bleibt es beim Alten?
„Ich bin mir nicht sicher. Ich habe einige Verfeinerungen an der Aufstellung vornehmen können und bin mir sehr sicher über die Stärke von etwa einem Trinärstern. Vorraussetzung hierfür ist allerdings, dass wir von ein und derselben Einheit reden und da draußen nicht noch weitere Parder Pirat spielen.“


Copeland stützte den Kopf auf die Hand und musterte das Alligatorsteak auf dem Teller von Brennstein.
„Was meinen sie, Captain?“
Matthew zuckte mit den Schultern.
„Ich bin nicht unbedingt der Schwarzmaler, allerdings habe ich gelernt, dass es besser ist vom Schlimmsten auszugehen und auf das Beste zu hoffen, als umgekehrt. Nichts desto trotz sind die Hinweise einschlägig. Einerseits das Wappen, das auf jeder der Einheit mehr oder weniger gut zu sehen ist und andererseits die Vorgehensweise, die doch sehr identisch ist.“
Er blickte kurz zu Copeland, der nur abwesend auf den Tisch starrte,
„Wobei dieser Umstand schon verwunderlich ist. Sie schlagen schnell und hart zu, machen aber keinen Hehl aus ihrer Herkunft oder ihrem Namen.“
„Nun es sind Clanner, was erwarten sie da. Selbst nach einigen Jahren Piratenleben, wird man dieses Verhalten nur schwer aus ihrem genetischen Code entfernen können. Arroganz und Selbstherrlichkeit, leider gepaart mit absoluter Tödlichkeit.“
„Aye, das stimmt wohl. Allerdings scheinen die Jungs hier nicht ganz so tödlich zu sein, wie eine Frontlinie Galaxis der Clans.“
Copeland schnaufte.
„Captain jetzt sind sie mir etwas ZU optimistisch. Selbst zweitklassige Clanner sind immer noch Clanner und solange sie mit ihrer Tech umzugehen wissen, sind sie gefährlich und tödlich genug. Selbst mit dreifacher Übermacht und Geländevorteilen wäre ich auf einige Verluste gefasst.
„Keine Widerrede, Sir, allerdings habe ich die begründete Vermutung, dass es sich bei diesen Clannern nicht um ursprüngliche Clanner handelt.“
Jetzt hob Copeland den Kopf und blickte ihn verwirrt an.
„In wie fern?“
„Nun, die Berichte beschreiben das Vorgehen ja recht eindeutig und auch die Gefechts ROMs bzw. kleineren Aufzeichnungen, die uns zur Verfügung stehen, geben ein umfassendes Bild der Einheit und ihrer Vorgehensweise. Ohne Frage Top organisiert und taktisch lückenlos. Solche Überfälle mit minimalen Verlusten, wenn überhaupt und dann jedes Mal spurlos entkommen, das lässt auf einen schlauen Kopf im Hintergrund schließen.“
„Ein fähiger Kommandeur also.“
Matthew nickte.
„Dies auf jeden Fall und sicherlich auch hochwertige Technologie, aber ich denke das ist nur, was man uns sehen lassen will. Der Templar aus den letzten ROMs ist nur eine Provokation und soll ein wenig in die Irre führen, aber mir ist aufgefallen, dass ein Mad Cat über einen Fuß eines Marodeurs verfügt, wenn er auch sonst im guten Zustand zu sein scheint.“
„Interessant, also sind sie mit ihrem Clantech am Ende und müssen auf minderwertige Innere Sphäre Technologie zurückgreifen.“
„Korrekt. Hinzu kommt das Verhalten hier auf Fury, als auch einige Wochen zuvor auf dem Callista Mond im Caliban System.“
Matthew rief den Bericht auf und schob das Datapad zu Copeland rüber.
„In beiden Fällen wird davon gesprochen, dass Leibeigene genommen wurden. Ich kann mir nicht vorstellen, das sein so fähiger Kommandeur sich eine Horde von Sklaven hält, die er mit ernähren muss und so die Nahrung für seine kämpfende Truppe reduziert.“
„Nun, wenn er keinen eigene Techniker und Hilfskräfte hat, durchaus nicht verkehrt.“
„Daran hatte ich auch gedacht, aber das würde auch wieder aktives Personal binden, denn wer kontrolliert denn schon jeden Tech, ob er nicht aus Rache oder Gedanken an Flucht die Maschine, die er reparieren soll, manipuliert.“
„Captain irgendwie sehe ich den Punkt, aber irgendwie auch nicht.“
Matthew musste schmunzeln.
„Ja, manchmal schleiche ich etwas um den heißen Brei. Jedenfalls habe ich die Personalprofile der Entführten angefordert und einige Erkenntnisse daraus gezogen. In nahezu allen Fällen handelt es sch um Männer, die einen gewissen Kampfgeist bewiesen habe. Das passt sicherlich ins typische Clanner Profil, aber interessanterweise ausschließlich Nicht-Kombattanten. Die wenigen Mechkrieger, die sich ihnen entgegen stellten wurden entweder getötet, verwundet oder schlichtweg ignoriert.“
Matthew machte eine kurze Pause und nippte an seinem Wasser, das etwas trübe in dem Becher vor sich hin schwamm.
„Und in vielen Fällen Personen mit eher zweifelhafter Loyalität. Einzig der Entführte von Fury passt da nicht ins Bild.“
Copeland tippte mit einem Finger auf dem Datapad herum.
„Und?“
„Nun, ich würde vermuten dass sie sich einerseits einen kleinen Pool an Sklaven halten und andererseits diesen Pool auch zum auffrischen der kämpfenden Truppe nutzen. Nicht wenige Bewohner hier in der Peripherie haben ihr Leben satt und ein Leben voller Abenteuer, Gefahren und Reichtümer lockt nicht wenige. Noch dazu nahezu fessellos.“
„Das sehe ich ein, Captain. Was noch?“
„Der wichtigste Umstand ist die Nahrung. Meine Berechnungen der Überfälle und des entwendeten Materials haben eine maximale Dauer von knappen 30 Standard-Tagen ergeben. Und der Überfall auf Fury ist nun deutlich länger her. Ich würde also sagen, dass sie bald wieder zuschlagen.“
Copeland schob das Datapad wieder zu Matthew und schaute den Kompaniechef durchdringend an.
„Ein Ziel?“
„Leider nein. Allerdings habe ich fünf Systeme ausschließen können, darunter Fury Station, da sie niemals zweimal hintereinander dasselbe System angegriffen haben. Mit einer Ausnahme.“
„Caliban.“
„Korrekt. Ich führe dies auf die Ressourcenfülle im Caliban System oder einen Insider zurück.“
Copeland zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.
„Das würde unsere Operation unter Umständen erschweren. Wenn der Gegner unsere Bewegungen kennt und davon erfährt, dass wir ihm auf den Fersen sind, könnte er sich komplett von der Bildfläche zurückziehen. Außerdem gehen wir davon aus, dass sie keine eigenen Lebensmittelplantagen haben. Nehmen sie doch mal Fury, hier lässt es sich auch gut leben.“
„Sicher, aber Fury braucht auch externe Lieferungen und wie wir gerade aus eigener Hand erfahren, frisst so ein Regiment recht schnell die Vorräte eines halben Jahres weg.“
Er stach wieder in sein Stück Fleisch und schob sich den Batzen in den Mund.
Matthew nickte und konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, während er sich das etwas zu große Stück Fleisch herunter zwang.
„Ach, und bevor ich es vergesse. Wir haben heute Abend ein kurzes Taktikmeeting angesetzt. Ich denke ihre neuen Erkenntnisse dürften dort sehr willkommen sein.“
„Ich werde natürlich da sein, Sir!“


Der Abend kam früher als erwartet und das Taktikgespräch verlief viel versprechend.
Matthew und Jara Fokker, die etwas abgekämpft und erschöpft, aber emotional frischer wirkte, hielten ein kurzes Fazit ihrer jüngsten Ergebnisse.
Germaine Danton und die Teileinheitsführer saßen in dem kleinen Raum und hörten sich die Ausführungen geduldig und schweigsam an.
Sogar die Kommandeure, deren Landungsschiff derzeit nicht angedockt war, waren anwesend. Shuttle-Taxis hatte Kiki gewitzelt.
Nun war es an Germaine Danton und der Chef der Chevaliers trat vor.
"Gentlemen", begann er und Matthew fühlte die Blicke über die angetretenen Teileinheitsführer und Kapitäne.
"Ich präsentiere Ihnen nun die Ergebnisse unserer Nachforschungen, die Parder und das Caliban-System betreffend. Ehrlich gesagt habe ich mir das so nicht vorgestellt. Loren?"
Kapitän Cole ließ ein spöttisches Grinsen sehen, bevor er übernahm.
"Zuerst eine Darstellung des Caliban-Systems. Caliban ist ein ungewöhnlich schwerer Stern für seine Größe. Seine Lebenszone, also jener Gürtel rund um den Stern, der eine optimale Distanz zwischen Hitze- und Kältetod für einen Planeten bedeutet, ist relativ klein. Das liegt nicht zuletzt daran, dass dieser Stern sehr jung ist. Und um weiter auszuholen, vor zwei Milliarden Jahren sind hier mehrere Supernovae explodiert. Dabei wurden etliche höherwertige Elemente ins Weltall gespien. Die Supernovae entstanden aus einigen Überriesen, die besonders viele höherwertige Elemente produzierten, bevor sie kollabierten. Kernfusion ist allen ein Begriff?...“
Während Cole sich in den Erklärungen ergab schweiften Matthews Gedanken schnell ab. Eher aus Gewohnheit, denn wirklichem Interesse scrollte er gleichzeitig durch die Berichte über Caliban und hatte nebenbei zwei weitere Daten-Cluster auf seinem Datapad offen.
Während Cole seine Informationen aus erster Hand wiedergab, begann Matthew quer zu lesen. Der Dienstplan für die kommenden Wochen seiner Kompanie war noch ausbaufähig und so begann er mit Namen und Zeiten zu jonglieren. Trainingszeiten im Simulator zu buchen, ebenso wie kurze Zeitfenster in den Gravdecks zu reservieren.
"Neutrale Handelsposten?", hakte Copeland gerade nach und ließ Matthew aufhorchen. "Das klingt mir nicht ganz nach der Geschichte, die Sie dem Colonel auf Arc Royal erzählt haben, so wie er mir das erzählt hat."
"Nun, sagen wir es so: Die meisten Prospektoren hier draußen kommen nicht wie ich aus dem lyranischen Raum. Somit habe ich nicht gelogen, als ich sagte, dass ich und mein Navigator die einzigen sind, die das System kennen. Vom Standpunkt eines Lyraners aus gesehen. Und wohl auch ein Grund, warum ich angegriffen wurde. Mein Beschwerdeweg ist länger als der meiner draconischen Kollegen. Aber zurück zu den neutralen Handelsposten.
Einer wird von ComStar finanziert, einer von der Händlerkaste der Clans.
Schauen Sie nicht so ungläubig. Wenn die Clan-Händler den Weg in die Innere Sphäre nicht scheuen, warum sollten sie nicht hier vorbei schauen, was viel näher ist? Selbst unsere Parder-Freunde respektieren das, denn eine Plünderung der Stützpunkte bedeutet ihre Schließung. Und die Handelsposten versorgen mit wichtigen Vorräten und Ersatzteilen, die es hier draußen nicht gibt, auch nicht auf Fury Station und den anderen Posten. Das beinhaltet auch Ersatzteile für Exoskelette, und damit auch für Mechs, um mal ein Gebiet zu nennen, in dem sich alle Anwesenden auskennen.
Fällt das weg, fehlt eine wichtige Unterstützung, die jeder zahlende Kunde erhält. Und zwar nur zahlende Kunden. Teuer bezahlende Kunden. Deshalb haben unsere Parderfreunde auch Fury angegriffen. Ihnen ist anscheinend das Bargeld ausgegangen, und der Sprung nach Fury war billiger als einen Prospektor auszunehmen und dessen Erz zu verkaufen."
"Auch nichts, was die Parder ständig machen können", stellte Metellus fest.
"Richtig. Ich nehme auch stark an, da die Einheit nur Kompaniegröße hatte, dass es sich eher um eine untergeordnete Einheit gehandelt haben muss."
"Danke, Loren", sagte Danton. "Wie Sie alle wissen, habe ich Captain Fokker und Captain Brenstein lange vor unserem denkwürdigen Treffen auf Wayside V"- Leises Gelächter erklang -"den Auftrag gegeben, anhand der Gefechts-ROMs der Angry Eagles festzustellen, welches Material und welche Einheiten hier draußen stecken könnten. Die Auswertung wird keinem hier am Tisch gefallen."
Shepard, der sich fixiert fühlte, ließ ein knarrendes "Sir" hören.
"Im besten Fall, und das auch nur mit Wohlwollen ausgesprochen, haben wir es mit einem unterbesetzten Sternhaufen zu tun. Im ungünstigsten Fall mit zwei Sternhaufen. Diese Zahlen sind vage, weil nicht genau bekannt ist, die Reste welcher Einheiten bei der Endschlacht auf Diana beteiligt waren und welche nicht."
"Also wählen wir eine Zahl dazwischen", ließ sich Jara vernehmen.
"Nein, Captain Fokker, wir gehen vom schlimmsten Fall aus und rechnen mit zwei Sternhaufen. Zum Glück, oder zu unserem Unglück, das man man sehen wie man will, haben diese Truppen dreißig bis vierzig Prozent Panzer-Unterstützung. Wir müssen auch mit mehreren Staffeln Luft-Raumjägern rechnen, mit ein oder zwei Sternen Kröten, und nicht zuletzt mit einem Kriegsschiff."
Wo zum Henker hat er die Panzer her?
Matthew lehnte sich vor, während er lautes Raunen durch den Saal ging und nach und erkannte er Dantons Taktik.
Allerdings wusste er gerade nicht warum der Mann auf ein herrenloses Kriegsschiff anspielen musste. Matthew kannte die Berichte von Huntress und das vermutlich besser als der Söldnerchef, aber dennoch betonten gerade diese Berichte wie unwahrscheinlich es war einen Potemkin Kreuzer hier zu finden. Hinzu kam die komplette Größe der Gegner. Spielte er sie künstlich auf, um den Chevaliers den notwendigen Respekt einzuflößen?
Die ganze Logik und die ganzen Recherchen der letzten Wochen sprachen dagegen, aber letzten Endes musste er Danton vertrauen.
Stirnrunzelnd verfolgte er die restliche Unterhaltung und machte sich dann wieder daran seine Planungen voranzutreiben.



„Sie kennen sich echt gut mit Maschinen aus, Brestwick. Das muss man ihnen lassen.“
Alec Brestwick schmunzelte, während er sich in dem engen Triebwerk der Stuka hin und her wand und den Hydroschlüssel an gezielten Punkten ansetzte.
Es hatte nicht besser für ihn kommen können.
Als ihn die heiße, aber Angst einflößende Blondine mit dem nahezu dämonischen Elementar Begleiter als blinden Passagier aufgefischt hatte, war sein Wunsch nach Unsichtbarkeit nie größer gewesen.
Auch das mehr oder weniger freundliche Verhör im Anschluss hatte diesen Wunsch nicht gemindert. Er hatte sich so kooperativ wie möglich gegeben und dies hatte sich schnell bewährt.
Bis zu dem Zeitpunkt, als er den Unfall mit Fahrerflucht erwähnt hatte.
Die folgenden Tage waren von Kreuzverhören und Ablehnung geprägt gewesen und sogar ein Angriff auf ihn in der Dusche. Den Täter hatte man immer noch nicht gefunden und so lebte er immer noch in einer fortwährenden Angst.
Doch Christine Sleipnijrsdottir hatte ihn persönlich als ihren Tech angefordert und seitdem ging es stetig bergauf. Er hatte nahezu alle Freiheiten und konnte sich mit etwas befassen, das ihm lag und Ablenkung brachte. Von Wayside und was dort auf ihn warten möge. Von den Chevaliers und einem mordlustigem Freund des Mannes, dessen Tod er mitzuverschulden hatte oder einer Jagd auf blutrünstige Gegner völlig unerschrocken, hing er ganz in seinem Element in der Turbine der Stuka und sorgte dafür, dass der Jäger des Captain das bestmögliche für seine Pilotin herausholen konnte.
Die Frau war heiß, das musste er jedes Mal zugeben und auch als er aus dem engen Triebwerk kroch und sie in ihrem engen Fliegeroverall über einen Tisch gebeugt stehen sah, konnte er dies wieder bestätigt sehen.
Was gäbe er dafür jetzt hinter sie zu treten und…
Und doch riss er sich zusammen und trat neben sie.
„Captain, ich bin fertig mit der Feinjustierung, der Nachbrenner dürfte nun ein wenig mehr Leistung bringen und auch die Energiespitzen im Reaktor konnte ich eindämmen.“
„Gute Arbeit, Brestwick, wie schon gesagt.“
Sie wandte sch ihm nicht zu, sondern studierte etwas auf ihrem Compblock und machte sich kurze Notizen. Neugierig lehnte er sich ein wenig vor und versuchte einen Blick zu erhaschen.
Nur Zahlen, Koordinaten und einige Angaben aus denen er nicht schlau wurde.
„Fliegen wir schon wieder ab?“
„Nein. Nur ein kleine Übung und ein paar Vorbereitungen!.“
Alec nickte und wusste gleichzeitig, dass sie ihm etwas verschwieg, aber das war wohl normal, bedachte man seine und ihre Stellung und vor allem seine Vergangenheit.
„Gibt es noch etwas für mich zu tun, Ma´am?“
„Hm, nein. Derzeit brauche ich sie nicht. Machen sie etwas frei und vergnügen sich auf der Station. Aber bedenken sie die Auflagen des Colonels.“
Alec verzog missmutig die Miene. Die Auflagen des Colonel. Flucht war hier ja kaum möglich und verstecken würde er sich auch nicht ewig können. Dennoch hatte dieser Danton ihm ein spezielles Kommlink gegeben, mit dem er alle vier Stunden Kontakt mit dem Sicherheitsdienst aufnehmen musste. Tat er dies nicht, würde vermutlich eine halbe Kompanie ausschwärmen und ihn suchen kommen. Eine äußerst unangenehme Erfahrung.
Als er sich zum Gehen wandte, fiel sein Blick in das ausladende Dekolletee des Captain, das sich ihm aufgrund ihrer nach vorne gebeugten Haltung und dem oben geöffneten Fliegeroverall verführerisch darbot.
Er wusste wohin er gehen würde.


So führte sein Weg ihn in die Stationseigene Bar. Kneipe traf es hier echt gut. Schummeriges Licht, Holz-Imitat Einrichtung und der allgegenwärtige Geruch nach Alkohol und Schweiß gaben einem das Gefühl in einer klassischen Eck-Kaschemme sein Bier zu sich zu nehmen. Allerdings versetzte einen die Ausstattung in einer andere Zeit. Der hohe Deckenleuchter, die hölzerne Bar zusammen mit der metallenen Leiste am Fußboden und Spücktöpfen an jedem Ende. Hölzerne Tische, zwar mit Metallverstärkt und im Boden verankert, aber dennoch aus einem dunklen Holz-Imitat, das erstaunlich echt wirkte. Zusammen mit der Doppelschwungtür fühlte man sich wie im Wilden Westen.
Selbst die musikalische Untermalung, die aus einem vollautomatisierten Klavier aus der ecke kam fügte sich nahtlos in dieses Bild.
Das Einzige was fehlte, waren die Amüsierdamen bzw. Kellnerinnen.
Seufzend klammerte sich Alec an sein drittes Bier, die Arme lang auf dem Tisch und musterte die Umgebung.
Die Hoffnung auf eine schnelle Nummer, Druck Abbau, erstarb bei den Anblicken immer mehr.
Er konnte beim besten Willen nichts Weibliches feststellen. Selbst Chevaliers waren keine anwesend, eine Ausnahme in den letzten Wochen.
Links von ihm saß ein ungleiches Duo der Kategorie typischen Raumfahrers. Die Kleidung ein einziges Sammelsurium an Patchwork und Aufnähern, irgendwie zusammengehalten von notdürftigen Flickwerk und Tape.
Dazwischen fanden sich haufenweise Arbeiter von Fury Station in den grell orangenen Overalls. Rußig und stark verschmutz klammerten sie sich an ihre Getränke und starrten größtenteils stumpf in eine Richtung.
Rechts von ihm fanden sich die Wissenschaftler der Station, wie in einer unbewussten Trennung oder einem ihm unbekannten Gesetz folgend vermischten sich die beiden Hauptparteien der Station nicht und selbst Neuankömmlinge fanden sich meistens unter einer der beiden Gruppen wieder.
Es war Ironie dass Alec es geschafft hatte sich genau zwischen beide Gruppierungen zu setzen. Etwas, was ihm einen unangenehmen Kloß den hals hinauf bescherte. So fand er sich ungewollt schnell in der Aufmerksamkeit beider Gruppen wieder und konnte nicht einfach so in die menge eintauchen…wäre doch bloß eine Frau anwesend.
Sein Blick fiel auf eine dunkle Nische, die zur Hälfte von einer Holzsäule und einer altertümlichen Jukebox verdeckt wurde und auf den Mann mit kantigem Gesicht, ernstem Blick und grauem Drillich. Besonders das kleine Wappen am Kragen weckte sein Interesse: ein aus dem Meer hervorspringender Hai. Er konnte es nicht näher identifizieren, aber etwas an diesem Mann kam ihm wage bekannt vor. War es die militärische Steifheit? Der durchdringende Blick, den ihm der Mann genau in diesem Moment zu warf?
Unbewusst kamen ihm Bilder ind en Sinn…eine Lagerhalle auf Wayside, vor ihm auf einem Schwebewagen eine Clan ER PPK, neben ihm Lon und gegenüber der Mann in weiß. Der Franzose mit seiner Mafiaclique und leicht im Hintergrund…der graue Drillich, nur ohne Abzeichen, aber deutliche Ähnlichkeit in den Gesichtszügen. Die Wangenknochen auf selber Höhe, scharf geschnitten, fast schon raubtierhaft, gepaart mit einem kantigem Kinn und dem muskulösem Körper, der auf viel Aktivität schließen lies.
Ihm stockte der Atem, die Zeit schien einzufrieren, als die Erkenntnis ihn traf.
Wie konnte das sein? War es ein Zufall? Woher wussten sie, dass er hier war?
Klar die Chevaliers!
„Suchst etwas, Junior?“
Die tiefe Stimme riss ihn aus den Gedanken und lies seinen kopf wie am Gummiband herumschnellen.
Vor ihm stand der Barkeeper in seiner speckigen Schürze. Der Blick aus den brauen Augen stechend, aber gleichzeitig an seiner Person desinteressiert und etwas genervt.
„Junge, ` weder du trinkst was, oder verpisst dich aus meinem Laden. Rumlungern kannst woanners!“
Sein Blick zuckte noch mal kurz zu der Nische, doch sie war leer. Dann über das leere Bierglas vor ihm zurück zum Keeper.
„Genau genommen suche ich etwas Spaß. Körperlicher Natur!“
Er versuchte die Nervosität aus seiner Stimme zu halten und sich seine anfängliche Geilheit wieder herauszuholen. Doch das Herz schlug ihm bis zum Hals und so kamen die Worte schwach und zittrig über seine Lippen. Der Schweiß begann bereits sein Rückgrat herabzulaufen und seine Gedanken überschlugen sich.
„Bis´ blind, oder wat? Sieht dat hier aus wie ´nen Puff? Raus und dann links, Ende des Korridors. Da findest Gunnar. Der hilft dir.“
Der Barkeeper rollte mit den Augen und ging dann wieder zurück zum Tresen.
Hektisch sprang Alec auf, murmelte ein kurzes danke und stürzte dann völlig überhastet, diverse neugierige oder genervte Blicke hinter sich herziehend.

__________________
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Andai Pryde: 10.11.2011 08:18.

26.05.2011 15:10 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
Mercarryn Mercarryn ist männlich
Lieutenant


images/avatars/avatar-490.jpg

Dabei seit: 23.08.2003
Beiträge: 342

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Unbekanntes Sternsystem
Landungsschiff Devon’s Pride
17. September 3066, 14:32


„Ich habe Pflicht und Ehre nicht mal am Rande erwähnt. Ihr Hass, Kapitän, wird aber niemandem helfen. Mir nicht, ihnen nicht, ihrem Schiff und ihrer Crew auch nicht. Ich schlage vor, wir machen jetzt hier weiter.“
Der bissige Kommentar von Captain Fokker hätte Matias ja durchaus ein leises Lächeln abgerungen, immerhin musste er ihr zugestehen, dass sie ihm bis jetzt gut Kontra gegeben hatte, ohne gleich von oben auf ihn herabzusehen. Dennoch hatte die bisherige Lehrstunde auch am jungen Lyraner gezehrt, vor allem da sich die Informationen, mit denen die blonde Söldnerin ihn förmlich zuwarf meist auf militärischen Gebiet bewegten, von dem er genau so viel Ahnung hatte wie ein Odessanischer Raxx vom Kearny-Fuchida-Antrieb. Und das hatte dann wieder einmal dazu geführt, dass er über seinen Sarkasmus seinem Unmut freien Lauf gelassen hatte.
Fokkers zornige Erwiderung hatte ihn dann doch überrascht und ihm zumindest einen kleinen Einblick in die junge Söldnerin gegeben. Vielleicht waren ihre beiden Situationen gar nicht so verschieden und er gezwungen seine Meinung über Fokker ein wenig zu revidieren.
Aber Matias wollte auch nicht klein beigeben. Erstens würde das Fokkers Eindruck von ihm wahrscheinlich nur bestärken. Und zweitens erinnerte er sich noch immer an Tim Vries Mahnung, dass die Informationen für Matias und seine Crew lebenswichtig sein konnten.
„Okay, Sie gehen also davon aus, dass diese Nebelparder nicht über die Möglichkeiten verfügen, mein Schiff schon im Anflug anzugreifen, beziehungsweise sie nicht ihre beschränkten Ressourcen darauf verschwenden wollen. Ich mein‘, das hört sich alles toll an, aber was ist, wenn diese Clanner es mal mit einem echten Bluff versuchen?“
„Wie darf ich das denn jetzt verstehen, Kapitän Nelissens?“ Jara Fokker sah ihn etwas verwundert an. Mit so einer Frage von ihm schien sie nicht so ganz gerechnet zu haben.
„Naja, ich will es mal so erklären“, begann Matias langsam. „Was ist, wenn die Nebelparder sich mit ihren ganzen begrenzten Ressourcen für den Raumkampf auf meine kleine Devon’s Pride stürzen, nur um den Eindruck zu vermitteln, sie seien stärker als sie in Wahrheit sind? Was dann?“ Der lyranische Skipper sah die Söldnerin eindringlich ein.
„Dafür haben Sie ja mit den beiden Luft-/Raumjägern vom Typ Stuka einen exzellenten Geleitschutz, so dass Sie sich notfalls den Weg freischießen können, falls es wirklich soweit kommen sollte.“ Fokker stemmte entschieden beide Fäuste in ihre Hüfte und schüttelte leicht den Kopf.
„Wirklich, Nelissens, mit Captain Sleijpnirsdottir haben Sie unsere beste Pilotin an Bord und für ihre Aufgabe meiner Meinung nach zu viel Feuerkraft, aber es war letztendlich Colonel Dantons Entscheidung, Ihnen diesen Geleitschutz zu zuteilen.
Und wie gesagt: Die Chancen dafür sind eher gering. Mich wundert allerdings, dass Sie, der so gar nichts vom Militär hält, solch ein… militärisches Denken an den Tag legen.“
„Tja, da sind wir schon irgendwie zwei, aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich durchaus weiß, was es heißt, sein Gegenüber mal so richtig zu verunsichern. Das hat mich schon das ein – oder andere Mal vor einer … äh, knallharten Diskussion bewahrt. Sie verstehen?“
„Ich glaube schon. Sie haben nicht zufällig mal Poker gespielt, oder?“
„Poker? Ich? Nein danke. Ich habe in regelmäßigen Abständen mit Firmen, Handelsagenten und Anderen zu tun, die meine Mannschaft und mich über den Tisch ziehen wollen, da brauch ich nicht auch noch Poker.“
„Ist vielleicht auch besser so, Sie haben wahrscheinlich kein gutes Pokerface.“ Bevor Matias die Gelegenheit hatte, darauf etwas zu erwidern betätigte die junge Blondine wieder die Fernbedienung des Holoprojektors.
„Kommen wir wieder zurück zu unserem eigentlichen Thema.“

Nach zwei weiteren Stunden hatten Matias und Fokker ihre erste gemeinsame Sitzung beendet. Und dies war beiden auch recht so. Nelissens hatte sich die restliche Zeit über wenigstens halbwegs am Riemen gerissen und seine Wortmeldungen auf allerlei Fragen und Kritik über Jara Fokkers Informationen beschränkt, doch das schien sie irgendwie aufgeregt zu haben. Lag es daran, dass aus ihrer Sicht seine Fragen zu naiv waren? Oder konnte sie keine Kritik vertragen? Selbst nach einer zehnminütigen Pause hatte sich keine wirkliche Entspannung breit gemacht und beide hatten mit Missmut weitergemacht
Allerdings musste Matias sich gegen Ende eingestehen, dass sie sich zumindest Mühe gab, auf ihn einzugehen, statt ihn einfach zu überrollen und ihn dann links liegen zu lassen.
Fokker kam langsam auf ihn zu und überreichte ihm ein Datapad.
„Hier ist noch einmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Daten für Sie, Nelissens. Ich möchte, dass Sie die noch einmal durchgehen. Morgen um diese Zeit ist dann die Abschlussbesprechung.“
„Ah, verstehe, Klassenarbeit. Hurra“, kam es aus Matias Mund. Er überflog ein wenig die Informationen.
„Nein, Kapitän, das nicht, aber morgen werden Sie und ich noch Sachen durchgehen, die darauf aufbauen“. Die Blondine hatte sich wohl wieder fest im Griff, da sie wieder mit ruhigem Ton zu ihm sprach. Oder vielleicht auch nicht.
„Aber wenn Sie unbedingt darauf bestehen, kann ich so etwas gerne für Sie arrangieren.“
„Nein danke, ich möchte Sie nicht zu sehr belasten“, gab Nelissens mit gespielter Fröhlichkeit zurück.
„Aber kann sein, dass ich hierzu“, er hielt ihr das Datapad vor die Nase, „noch ein oder zwei Fragen habe. Aber vielleicht finde ich es auch so raus, zumindest haben Sie es anscheinend gut strukturiert, das kann ich Ihnen ohne Neid anerkennen.“ Matias gab ein zustimmendes Nicken von sich.
„Nanu, ein Kompliment von Ihnen?“ Fokker hob fragend ihre Augenbrauen. „Ich war mir sicher, dass das bisher ihre nette Seite war.“
„Hey, das gerade war durchaus ernst gemeint, also können Sie es auch ohne Bedenken annehmen“, war seine Erwiderung. „Und ich kann sehr wohl zuvorkommender sein. Vorausgesetzt man lässt mich.“ Matias sah sie eindringlich an.
„Dann.. danke. Und ich hoffe, dass Sie morgen mal wirklich ihre andere Seite zeigen. Dann dürfte der zweite Teil der Unterrichtung wesentlich besser verlaufen.“
Nelissens musste leise lachen. „Wie gesagt, Fokker. Sie müssen da schon ein wenig mitspielen.“
Sie verabschiedeten sich nun etwas gelassener von einander, wenngleich der Skipper der Devon’s Pride sein Unbehagen gegenüber den Söldnern noch immer nicht ablegen konnte.
Ihn machte noch immer Sorgen, dass er sich auf Informationen und Aussagen von Personen verlassen sollte, die er nicht wirklich einschätzen konnte. Und dann auch noch darauf basierend in ein Kampfgebiet fliegen?
Und da wundern DIE sich, dass ich nicht Schön Wetter mache? Wie wäre es mal, wenn diese Pfeifen mal MIR zeigen, was sie so angeblich alles drauf haben?
Jara Fokker hatte schon vor ein paar Minuten die Kantine der Devon’s Pride verlassen, sodass Nelissens alleine mit seinen Gedanken war, das Datapad der Söldnerin lag eingeschaltet vor ihm auf dem Tisch.
Nachdenklich griff er danach und ging ohne besonderes Ziel die Daten ein zweites Mal durch, während er sich noch immer im Stillen darüber ärgerte, dass er sich gegenüber den Chevaliers beweisen sollte.
An der Stelle, die ein paar Informationen über die beiden Luft-/Raumjäger enthielten blieb er hängen.
In seinen Gedanken war er zurück auf Wayside, als er damals zusammen mit Danton, Decaroux, Rowan Geisterbär und Sleijpnirsdottir in Dantons Büro saß.
Was hatte sie damals zu ihm gesagt? Als Wingleaderin werde ich dafür sorgen, dass meine zwei Stukas Ihnen Luftunterstützung geben, falls das nötig sein wird. Nur für den Fall, dass Ihnen mulmig wird.“
Matias kam langsam eine Idee. Wird mal Zeit, dass hier ein paar Leute mal MIR zeigen, ob hinter ein paar Maulhelden auch Leistung steckt. Aber dafür brauch ich ein wenig Unterstützung.
Wegen der geringen Schwerkraft griff der junge Lyraner langsam zu seinem Kommgerät an seinem Overall.
„Nelissens hier. Tim Vries soll sich bei mir so schnell es geht in der Kantine melden.“
„Vries hier. Bin unterwegs. Stimmt was nicht, Matias?“ In der Stimme des Offiziers lag ein besorgter Unterton.
„Nö, aber ich brauch‘ dich bei etwas.“ Matias schaltete das Kommgerät wieder ab.
Keine zwei Minuten später erschien Tim Vries in der Kantine.
„Okay, Skipper, was gibt’s so Dringendes?“, wollte er wissen.
„Nun, ich möchte es so ausdrücken. Deine Expertise als ehemaliger Soldat muss von mir in Anspruch genommen werden. Du warst bei den 6. Lyranischen Regulären, richtig?“
„Ja, aber ich weiß nicht, worauf du jetzt genau aus bist, Matti. Also raus mit der Sprache, was ist los?“ Vries sah seinen Arbeitgeber misstrauisch an.
Dieser hielt ihm Fokkers Datapad entgegen.
„Das hier“, Matias wedelt leicht mit dem Gerät, „beinhaltet die meisten Informationen, die unsere liebe Captain Jara Fokker mir die letzten paar Stunden um die Ohren gehauen hat. Ziemlich umfangreich, wie ich finde und recht gut strukturiert. Sie scheint es mit diesem taktischen Kram ziemlich drauf zu haben.“
„Oho, ein Kompliment für unsere blonde Söldnerin? Hast du ihr es persönlich gesagt?“ Vries Interesse schien gestiegen zu sein.
„Ja, und sie hat sich auch artig bedankt..“
„HA!“ Nelissens erster Offizier konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Also kann doch was zwischen euch beiden noch passieren.“ Er faltete gelassen beide Hände hinter seinem Kopf und lehnte sich leicht zurück. „Denk bitte an unsere Abmachung wegen des netten Bonus auf meinem nächsten Monatsgehalt, Matias.“
Nelissens rollte mit den Augen. „Vergiss es, alter Mann. Das Kompliment war höchstens ein Tropfen auf den heissen Stein…“
Vries Grinsen verflog schlagartig. „Oh, doch wieder mit der Abrissbirne ausgeholt. Also so wird das niemals etwas mit den Frauen.“
„Könnten wir uns wieder auf das eigentliche Thema konzentrieren?“, fragte Matias seinen Stellvertreter eindringlich.
„Also, da du als Raumfahrer einige Zeit den 6. Lyranischen Regulären zugeteilt warst, würde ich gerne einmal deine Einschätzung dazu hören, wie gut unsere Chancen sind, wenn diese Clanner der Devon’s Pride ans Leder wollen.
Frau Söldnerin meint, das ist eher unwahrscheinlich, weil sie zu begrenzte Ressourcen haben. Und falls doch, hätten wir mehr als genug Feuerkraft um wieder da rauszukommen.“
Tim Vries schaute ihn nachdenklich an.
„Puh, schwer zu sagen, Matias, immerhin bin ich schon ein paar Jahrzehnte aus dem Geschäft raus. Und wir haben es hier mit Piraten zu tun, keinem regulären Militär. Bei denen muss man mit allem rechnen.
Andererseits sind wir da draußen in der Peripherie, die werden da wohl kaum eine funktionierende Raumortung haben.“
Matias war dieser Aussage noch nicht zufrieden. „Schön, aber was, wenn wir dennoch in Schwierigkeiten geraten. Was denkst du wie unsere Chancen stehen.“
Vries ließ zischend Luft aus seinem Mund entweichen.
„Solange wir nicht entdeckt werden, ist alles in Butter, Skipper. Sollten wir allerdings entdeckt werden, möchte ich anmerken, dass die alte Pride nur ein Leopard ist und wir als Crew total unerfahren bei Kämpfen sind. Wir müssten uns total auf die Söldner verlassen.“
„Und genau das behagt mir nicht, Vries!“ Matias war froh, dass Vries den entscheidenden Punkt ansprach. „Wenn es da draußen haarig wird, haben wir nur Sleijpnirsdottir und diesse Swanson. Sleijpnirsdottir mag vielleicht in Fokkers Augen ihre beste Pilotin sein, aber bei Swanson bin ich mir nicht so sicher. Und darum will ich da etwas mehr Gewissheit haben.“
„Wie das denn bitte?“ Der alte Raumfahrer legte einen skeptischen Gesichtsausdruck an den Tag.
„Nun, ich hab da so eine Idee…“, begann Matias geheimnisvoll und einem verschlagenen Grinsen.
„Wird es etwas bringen, wenn ich sage, dass ich es jetzt schon für eine Schnapsidee halte, auch ohne zu wissen, was du schon wieder ausheckst?“, wollte Vries von ihm wissen.
Nelissens Antwort bestand nur aus einem „Nicht wirklich.“



Unbekanntes Sternsystem
Landungsschiff Devon’s Pride
18. September 3066, 14:06


„Ähm, wie bitte? Sie wollen was?“ Jara Fokkers Unterkiefer war gerade ein paar Zentimeter abgesackt.
„Oh, Sie haben mich schon richtig verstanden, Gnädigste.“
Matias dagegen hatte beide Arme vor seiner Brust verschränkt und sah sie mit einem selbstsicheren Grinsen an.
„Ich glaube es einfach nicht“, war Fokkers Erwiderung darauf. Sie sah sich ungläubig um, so als wollte sie sicher gehen, dass nicht irgendwo eine versteckte Holokamera sie für einen Scherz aufnahm.
Nelissens atmete einmal tief durch. Er hatte die zweite Runde seiner Besprechung mit dem jungen Chevalier zunächst einige Zeit verstreichen lassen, bis er den seiner Meinung nach besten Zeitpunkt für seine Offerte hatte kommen sehen.
„Na schön, dann noch einmal etwas langsamer, damit keine Missverständnisse aufkommen“, begann Matias genüsslich langsam.
„Wir haben uns gestern ja etwas intensiv über die Möglichkeiten einer Gefahr für mein kleines Landungsschiff unterhalten. Sie sind der Meinung, dass der Fall eines Fiaskos für meine Mannschaft und mich sehr gering sind. Nun, ich bin immer noch anderer Meinung.
Wenn es zum Kampf kommen sollte“, Matias hob beschwichtigend beide Hände als er merkte, dass Jara Fokker ihn unterbrechen wollte, „verlangen Sie von uns, dass wir uns auf den Geleitschutz verlassen sollen. Denn eines haben Sie bei Ihrer ziemlich guten Analyse vergessen: Wir sind keine Soldaten, bis auf eine Ausnahme in meiner Mannschaft haben wir keine Erfahrung mit so etwas.
Und darum möchte ich einen Beweis haben, dass Sleijnirsdottir und Swanson nun wirklich die sind, für die ich sie halten soll.“
„Und wie stellen Sie sich das vor, Herr Nelisssens?“, warf Jara Fokker ein.
„Simulatoren für Jäger sind hier in der äußeren Peripherie Mangelware, von denen für Landungsschiffe will ich erst gar nicht reden.“
„Ich habe mich deshalb mit meinem ersten Offizier Vries zusammengesetzt. Nach seinen Aussagen dürfte ein nachgestelltes Gefecht da draußen“, Matias zeigte mit seiner Hand in Richtung Schiffswände, „mit meinem Schiff und ihren Jägern in Echt möglich sein. Allerdings nur mit simulierten Schüssen. So etwas ist doch machbar, oder nicht?“
Für einen Moment schien die blonde Mechkriegerin sprachlos zu sein, ehe sie zu einer Antwort ansetzte.
„Und Sie wollen allen Ernstes, dass ich jetzt zu Colonel Danton laufe und ihm Ihren Vorschlag unterbreite?“
„Nee, Sie dürfen auch gerne meine Funkanlage benutzen“, antwortete Matias zynisch. „Aber vielleicht sprechen wir auch noch mit Ihrer Kameradin darüber, mal sehen, was sie dazu zu sagen hat.
Der Skipper der Devon’s Pride nahm sein Kommgerät und aktivierte es.
„Vries, hier Nelissens. Schauen Sie mal bitte, ob Sie nicht irgendwo Major Sleijpnirsdottir auftreiben können. Ich würde sie gerne in der Kantine sprechen.“
Zwei Sekunden später knackte es im Äther und Vries Stimme erklang. „Geht in Ordnung, Kapitän, ich werde mich nach ihr umschauen.“


Fünf Minuten später betraten Tim Vries und eine leicht irritierte Christine Sleijpnirsdottir die Kantine des Landungsschiffs.
„Hier bin ich“, begann die Pilotin. „Worüber wollten Sie mit mir sprechen?“
Ehe Matias zu einer Antwort kam, fuhr ihm Jara Fokker schon dazwischen.
„Er will sich über eine ziemliche Schnapsidee mit dir unterhalten.“ Im Gegensatz zu Matias bemerkte sie nicht, wie sich Tim Vries Mundwinkel beim Wort Schnapsidee leicht bewegte. Fang du nicht auch schon wieder an, alter Mann, dachte sich Matias.
"Also gut, dann noch auch noch einmal für Sie meine Erklärung, werte Sleijpnirsdottir“, begann der junge Lyraner seine Erläuterung mit einer Prise Zynismus.


Text von Thorsten Kerensky

Raumstation Fury
Landungsschiff ROSEMARIE
18. September 3066, 19:00 Uhr

„Du schon wieder?“ Danton zog irritiert eine Augenbraue hoch. „Den nächsten Shuttle-Flug zahlst du von deinem Sold“, scherzte er.
Jara grinste. „Ich weiß eh nicht, wo ich mit dem bleiben soll. Ich wollte eigentlich all meinen Besitz auf Wayside verprassen, aber irgendwie hab ich das wohl vergessen.“
„Soll ich für dich einen Designer-Shop in Dantonville ansiedeln?“
„Für mich? Ich bin am Ende die einzige Frau der Chevaliers, die dort nicht einkauft, weil die Sachen nicht für den Nahkampf geeignet sind.“
Die beiden Söldner konnte sich das Lachen nicht verkneifen, aber Danton wurde umgehend wieder ernst. „Du bist aber sicher nicht hier, um dich über deinen Sold zu beschweren, hab ich Recht?“
„Nein, natürlich nicht. Ich bin hier, um dir einen Vorschlag zu machen.“
„Das muss ja etwas ganz abgefahrenes sein, wenn du dafür persönlich herkommst und deinen freien Abend mit Dawn sausen lässt.“
„Freier Abend? Wir schreibt man das?“ Jara seufzte. „Nein, ich weiß. Ich kann es aber auch nicht ändern. Also, willst du den Vorschlag nun hören?“
„Aber sicher. Leg los!“
Wenige Augenblicke später imitierte der Chef der Chevaliers mit beeindruckender Präzision den verblüfften Gesichtsausdruck, den Jara Stunden zuvor selber gezeigt hatte.
„Hat sich dieser Nelissens eigentlich einen Kopf darüber gemacht, was uns diese Aktion kosten wird?“
Jara hob die Schultern. „Er nicht. Ich aber.“ Sie schob ihrem Vorgesetzten ein DataPad zu. Sie hätte schwören können, dass Danton blass wurde, als er die Zahlen las.
„Oh. Das sind übrigens die Kosten für den Fall, dass wir die Übung nicht durchführen und es im Gefecht zum Verlust der DEVON’S PRIDE kommt. Die Kosten für die Übung stehen weiter oben.“
Danton scrollte sich durch die Rechnung und atmete auf. „Das ist immer noch reichlich viel.“
„Wir stehen finanziell so solide, wie eine Söldnereinheit von unserer Größe nur stehen kann. Und Nelissens braucht diese Übung. Seine Erfahrungen in militärischen Einsätzen sind gleich Null. Und er ist nicht der Einzige, der sich sicherer fühlen würde, wenn er seine Ausbildungslücken schließt.“
„Jemand möchte Sicherheits-Stabsoffizier werden, stelle ich fest.“
„Oh, Copycat hat schon mit dir gesprochen?“ Jara überlegte einen Moment und zuckte dann mit den Schultern. „Das hat damit aber nur wenig zu tun. Ich mache mir Sorgen um die Einheit. Wenn es hart auf hart kommt, stehen wir einer ganzen Menge wütender Ex-Claner gegenüber. Dann werden wir stärker bluten als uns lieb ist. Vorher wertvolle Truppen und Material durch vermeidbare Fehler und Ausbildungsmängel zu verlieren… das können wir uns absolut nicht erlauben, Germaine.“
„Juliette wird mir diese Zahlen um die Ohren hauen, Jara.“
„Wird sie nicht.“
„Nein?“
„Nein. Sie hat mir diese Zahlen um die Ohren gehauen. Dann habe ich sie davon überzeugt, dass wir keine Bank sind, sondern eine Kampfeinheit, die auch Training braucht. Sie hat zugestimmt.“
„Und Kiki wird…“
„Kiki freut sich darauf, ihre Ehre verteidigen zu können. Nelissens hat ihr indirekt vorgeworfen, ihrem Ruf nicht gerecht zu werden. Sie brennt darauf, ihm das Gegenteil zu beweisen.“
Sie grinste triumphierend. „Ich habe auch schon die nötigen Flugfreigaben von Fury Station eingeholt, mit den anderen Landungsschiff-Kapitänen gesprochen und einen Übungsplan erstellt.“
„Du hast echt an alles gedacht, oder?“
„Glaubst du, ich tauche hier auf mit so einem Vorschlag und gebe mir dann die Blöße, nicht vorbereitet zu sein? Ich fühle mich ein bisschen beleidigt.“
„Dazu gibt es keinen Grund. Gute Arbeit, Jara. Du scheinst echt überzeugt von der Aktion zu sein.“
Jara verzog keine Miene. Wenn Danton wüsste. Gar nicht begeistert war sie von der Idee gewesen. Hatte das Manöver für Blödsinn gehalten. Treibstoff verbrennen, wertvolles Gerät riskieren, obwohl Nelissens und seine Männer nicht mal eine Gauss von einer AK unterscheiden konnten? Obwohl sie die einfachsten militärischen Begriffe und Vorgehensweisen nicht beherrschten? Tagelang durch die Theorie prügeln sollte man die Crew ihrer Meinung nach. Dann konnte man immer noch auf den großen Spielplatz.
Dummerweise hatte Nelissens Recht, dass ihnen dafür die Zeit fehlte und seine Crew auch noch ihren Tagesdienst zu versehen hatte. Und dass die DEVON’S PRIDE unter Beweis stellen konnte, dass sie zumindest in der Lage war, vernünftig zu fliegen.
Sogar Kiki hatte einige gute Argumente eingebracht. Jara nahm an, dass sie einfach nur scharf darauf war, eine Übung zu fliegen. Der Adrenalin-Rausch beim Raumkampf und so.
Sie hatte sich überzeugen lassen. Jara war zwar immer noch nicht begeistert von der Idee, aber sie hatte sich bereit erklärt, das Projekt vor Danton zu vertreten. Und das hieß, dass sie die Verantwortung übernahm und so tat, als wäre das alles zu einhundert Prozent oder mehr ihre Überzeugung. Die Meinungsverschiedenheiten im untergeordneten Bereich gehörten hier nicht hin. So zumindest ihr Verständnis von militärischer Führung.
Äußerlich blieb sie also ruhig: „Das heißt, du stimmst zu?“
„Unter einer Bedingung.“
„Ich höre?“
„Du leitest die Übung als verantwortlicher Offizier, führst eine Auswertung durch und legst mir einen Abschlussbericht vor. Für alle technischen Fragen kannst du dich mit Kiki und Al zusammensetzen. Ist das akzeptabel?“
„Ich habe nichts anderes erwartet“, gab Jara unumwunden zu. „Ich verlasse dein Büro irgendwie niemals ohne zusätzliche Arbeit. Und da wunderst du dich, warum ich überlastet bin.“
„Bist du?“
„War schon schlimmer. Und es wird sicher nicht besser, sobald wir Feindkontakt haben. Aber ich komm klar.“
„Ist das so?“
Jara, die sich nicht sicher war, ob Danton aus einer seiner Quellen von ihrem Ausraster und dem Gespräch mit dem Father gehört hatte, beschloss, die Ahnungslose zu spielen.
„Na klar. So viel Vertrauen solltest du schon in mich haben. Ich bin kein Kind mehr.“
Mit einem theatralischen Seufzer sah ihr Vorgesetzter auf das DataPad, das sie ihm auf den Schreibtisch geknallt hatte. „Ich weiß, Jara. Kinder sind deutlich günstiger…“

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Mercarryn: 27.06.2011 20:31.

27.05.2011 21:47 Mercarryn ist offline E-Mail an Mercarryn senden Beiträge von Mercarryn suchen Nehmen Sie Mercarryn in Ihre Freundesliste auf
eikyu eikyu ist männlich
Colonel


Dabei seit: 19.04.2002
Beiträge: 2.700
Herkunft: Charakter von udo luedemann

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

"Grummel... ich hasse es langsam jeden Tag hier alles überprüfen zu müssen", maulte Corporal John Golad.
"Und genau deshalb wechseln wir uns ja immer ab. Heute sind wir beide zusammen am Karnov dran, morgen bin ich mit Sarah an Eurem Warrior dran, während du für die Zeit frei hast", erklärte Tom ruhig.
Dieser dauernde Wechsel war notwendig damit man nicht zu fahrig wurde bei der täglichen Routine. Jeden Tag wurden die Hydraulikschläuche und Verbindungen überprüft. Bei Mechs war das nicht so häufig notwendig, da diese auf extreme Belastungen ausgelegt waren, Hubschrauber jedoch waren nicht für gravitationslose Umwelten vorgesehen und demnach auch nicht ihr Inneres.
Eigentlich war es nicht notwendig dies täglich zu machen, aber es gehörte zu Kittys 'Programm zum Kennenlernen der anderen Hubschraubertypen' .
"Ja, das ist auch das einzig Tolle. Wobei ich echt nicht weis was ich machen soll. Normalerweise würde ich ja versuchen mit einer Frau mich zu vergnügen... aber irgendwie scheint da auf diesen Flug absolute nichts funktionieren zu wollen." Man merkte es John an daß er diese Situation hasste.
Tom wusste natürlich mehr, wusste daß Kitty da ihre Finger mit im Spiel hatte, er verschwieg dies jedoch und antwortete darauf nur: "Da wir hier ziemlich eingeengt sind, kann man bei Ärger nicht ausweichen, dazu noch diese Nacktbildergeschichte bei der man euch natürlich auch verdächtigt... "
"...wir haben sowas nicht nötig, Nacktbilder von den Frauen zu machen. Ich würde mir solche Bilder höchstens ansehen... (um neue potentiel interessante Frauen auszumachen) aber nie kaufen und damit die Typen in ihrer Tat bestätigen." Das war fast daß gleiche was auch Erik zu Tom gesagt hatte.
Tom versuchte auf ein anderes Thema zu lenken: "Was denkst du eigentlich über die Idee Bomben an die Hubschrauber zu befestigen?"
"Zuerst hielt ich davon nichts, da es ja unsere Manövrierbarkeit beeinträchtigt. Aber unser Frischi hat herausgefunden daß es für Warrior schon solche Umbauten gab, und er hat einige Pläne gefunden die gerade überprüft werden. Daß dein Sprint nur dank der Geschwindigkeit überleben kann ist allen klar, deshalb wurde das ja auch bei dir verworfen. Aber was nun mit dem Cavalry und dem Karnov ist weis ich nicht. Und ob es was bringt... wird sich ergeben"
"Der Karnov wurde auch gestrichen. Beim Cavalry wirds noch überprüft...ups...", weiter redete Tom nicht weil er plötzlich etwas hartes, kleines auf den Bauch gedrückt bekam. Er lag auf den Rücken und überprüfte die Hydraulikschläuche im Bereich der Räder während John gerade hinten war. Bevor er nachsehen konnte was es war, sagte John schon verblüfft: "Sergeant Major Hawk... ähm...danke..."
Nun konnte er das Objekt betrachten, sah danach auf die Uhr und nickte während er sagte: "Frühstückszeit"
"Äh... sie hat doch frei... und bringt uns das Frühstück?"
"So ist sie eben... sie hat ein Herz für arme Hubschrauberpiloten die ihre Frühstückspause vor lauter Arbeit vergessen...", sagte er fröhlich und öffnete die Hello-Kitty-Brotbox welche Kitty ihm auf den Bauch gelegt hatte. Alle wussten das Kitty rein gar nichts mit diesem Hello-Kitty-Zeug anfangen konnte, es war ihr viel zu kitschig.
Auf Wayside hatte sie jedoch zwei Boxen geschenkt bekommen und da sie diese Geste nicht mit Füssen treten wollte, nutzte sie die Boxen so wie es sich gehörte.

Kitty stand auf der anderen Seite des Schreibtisches, hinter dem Danton sass. Nach dem üblichen Begrüssungsritual kam Kitty gleich zur Sache und reichte Danton den Zettel auf dem Stand: "Wie gefordert zwei Vorschläge zur neuen Stadt"
Danton erinnerte sich daran, das er damals auf Wayside alle gebeten hatte, Vorschläge zu machen welche die Stadt betrafen. Daß Kitty derzeit nur mit Zettel und Stift arbeitete lag daran, das ihr Pad komplett überarbeitet wurde... Teile die ausgewechselt und auch neue Programme die aufgespielt wurden.
Da Danton wusste das Kitty nicht darüber sprechen konnte, vermutete er folgerichtig daß sie das Ganze aufgeschreiben hatte. Deshalb sagte er auch: "Dann lass mal sehen."
Kitty griff in den Rucksack den sie dabei hatte und überreichte einen Schnellhefter. Die etwa zehn Seiten waren schnell zu überfliegen für Danton und deshalb sagte er auch: "Nun, auf den ersten Blick klingt das interessant. Eine Teddybärenfabrik auf Wayside welche die Totemtiere der Clans herstellt... durchaus ein interessanter Marketing-Trick. Aber die Claner werden sicherlich nichts kaufen, wenn es eine Verniedlichung ist. Und gerade die Clanner sieht dieses Blatt als Hauptabnehmer. Auch wenn ich mir nicht erklären kann, wie Ihr die dazu bekommen wollt, daß sie diese Kuschel-Totemtiere kaufen...sowas gibt es meines Wissens nach nicht. Kuscheltiere ja, aber keiner wagte sich an die Totemtiere."
Damit sie Danton zumindest überreden konnte, daß er die Sache nicht gleich zerriss hatte sie etwas dabei, welches sie auch aus dem Rucksack holte und ihm zuwarf.
"Ähm...", er besah sich das Ding von allen Seiten - ein Kuscheltier, genauer gesagt ein Prototyp. "Hm...eindeutig ein Nebelparder. Der Knopf im Ohr gehört ja zu dem Markenzeichen deiner Firma... lass mich raten: du hast dieses Stofftier auch von unseren Clannern absegenen lassen..."
Kitty nickte bejahend.
"Gut, du weist ja, daß es erst noch überprüft werden muss, aber nun zum zweiten Vorschlag."
Er erwartete einen weiteren Schnellhefter oder auch nur einen Zettel, wie es bei vielen der anderen Vorschläge war. Jedoch wurde er diesmal überrascht. Kitty holte einen richtigen Aktenordner hervor, der proppenvoll war.
"Das ist dein zweiter Vorschlag?"
Wieder nickte Kitty bejahend, und Germaine seufzte tief, als er die erste Seite aufschlug.
Er lass das Inhaltsverzeichnis: "Flughafenausbau... Treibstoffverbrauch... Personalbedarf... Kostenkalkulation... Dienstplan... Befehlsstruktur..."
Er blätterte wild herum, sah nicht nur Text sondern auch Tabellen und Grafiken. Dann:
"Ich denke es hätte gereicht, wenn du einfach auf einen Zettel geschrieben hättest: Aufstockung des Luftkontigents auf 6 Hubschrauber und 6 Luft-Jäger. Aber das hier ist kein Vorschlag mehr, das ist ein Konzept. Für sowas sind eigentlich andere zuständig"
Damit sprach er den eigentlichen Werdegang dieser Vorschläge an. Erst wurden diese von ihm begutachtet, ganz grob natürlich. Solche Vorschläge wie von den Golads - Autowaschstrasse mit Halbnackten Mechkriegerinnen als Angestellte - waren es nicht wert daß man weiter darüber nachdachte. Wenn er einen Vorschlag akzeptierte wurde dieser weitergegeben und auf Herz und Nieren geprüft: Machbarkeit, Nutzen, Kosten und natürlich die Folgen.
Kitty schrieb wieder etwas auf den Zettel: "Es geht um die mögliche Erweiterung sowie den Einsatz des derzeitigen Personals."
"Trotzdem ist das hier viel zu viel", meinte Germaine.
Diesmal schüttelte Kitty verneinend den Kopf und deutete auf ihr Rangabzeichen.
Danton verstand. Es betraf direkt ihren Rang und demnach hatte sie sich da auch mehr Gedanken zu machen. Und wenn sie etwas tat, dann richtig. Da mit ihr drüber zu diskutieren war sinnlos.
Deshalb wechselte er auch das Thema: "Wie ich hörte, hattest du die Idee den Warrior-Kampfhubschrauber Bomben mitzugeben. An sich keine schlechte Idee, aber wird sie auch funktionieren?"
"Eventuell. Keine Garantie. Deshalb wollen wir nur zwei Bomben anbringen", schrieb sie auf den Zettel.
Damit kam sie seiner Forderung nach, die neuen Hubschrauber loszueisen vom Geleitschutzgedanken.
Es gab nicht viel weiter zu sagen, deshalb entliess er sie. Doch bevor Kitty die Tür erreichte fiel Germaine noch der Stoff-Nebelparder ein, der da auf seinen Schreibtisch sass. So originalgetreu der auch war, er passte nicht auf den Schreibtisch eines Kommandeurs einer Söldnereinheit. "Ähm..du hast den Parder vergessen..."
Kitty drehte sich zu ihm um, schüttelte lächelnd verneinend den Kopf und deutete dann mit den Händen einen Babybauch an.
"Also soweit bin ich nun auch noch nicht das ich mit Miko auf das Kinder-kriegen aus bin."
Sie wedelte mit der einen Hand um anzudeuten: "Man kann ja nie wissen"
Germaine lachte: "Seh zu das du raus kommst..." und tat so als wenn er das Stofftier nach ihr werfen würde.
25.07.2011 03:51 eikyu ist offline E-Mail an eikyu senden Beiträge von eikyu suchen Nehmen Sie eikyu in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie eikyu in Ihre Kontaktliste ein
Mercarryn Mercarryn ist männlich
Lieutenant


images/avatars/avatar-490.jpg

Dabei seit: 23.08.2003
Beiträge: 342

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Unbekanntes Sternsystem
Landungsschiff Devon’s Pride
19. September 3066, 11:03


Im Hangar der Devon’s Pride hatten sich Matias und seine Mannschaft versammelt, um ihre alltägliche Besprechung abzuhalten. Allerdings hatte er die Zusammenkunft nach hinten verschieben müssen, da Jara Fokker ihn zusammen mit Tim Vries selbst zu einer Besprechung kurzfristig gebeten hatte.
Matias konnte sich noch gut an das Treffen erinnern. Neben ihm, Vries und Fokker waren auch noch Christine Sleiipnirsdottir, Mustafa Al Hara Ibn Bey, der Kapitän der Rosemarie, sowie die beiden anderen Wingleader der Chevaliers Sandrina Gurrow und Colin Clark anwesend.
Wie sich herausstellte, sollte noch an diesem Tag das Manöver abgehalten werden, und außer Nelissens und Vries schienen die anderen mehr oder weniger schon informiert worden zu sein, so dass es wohl nach Fokkers Meinung nur noch darum ging, Matias und Tim einzuweisen und noch kurz Bekanntschaft zu schließen.
In dem anberaumten Meeting erklärte Fokker die nächsten zwei Stunden lang, was sie genau geplant hatte für diese Übung und dass es wichtig war, diese noch heute durchzuführen, um den Zeitplan der Söldner nicht zu gefährden.
An dieser Stelle hatte Matias kurz verächtlich geschnauft. Hatte sich einer mal darum gekümmert, was es für ihn bedeutete? Es war auch seine Idee und er hatte gehofft, zumindest etwas in die Planung mit einbezogen zu werden. Fokker hatte darunter wohl etwas anderes verstanden.
Ihrer Meinung nach hatte es wohl vollkommen ausgereicht, alle Beteiligten über den von ihr entworfenen Übungsplan zu informieren. Der Rest lag bei den Beteiligten selbst.

Und jetzt, zwei Stunden nach Ende des informativen Treffens und einer weiteren Besprechung zwischen Nelissens und seinem ersten Offizier war es nun an der Zeit die Mannschaft über ihre heutigen Aufgaben zu instruieren.
Na, das kann ja heiter werden, dachte sich Matias leicht genervt.
Er schaute noch einmal vielsagend zu Tim, der sich ein zynisches Lächeln wohl noch gerade verkneifen konnte, während er sich an einer Halterung festhielt um nicht durch den Hangar zu treiben.
„Also, schön, dann hört mal alle her“, begann Matias. „Für heute könnt ihr erstmal den ganzen Dienstplan vergessen, denn heute Abend werden wir alle an einer Gefechtsübung mit einigen der Söldner teilnehmen.“
Ein Raunen ging durch die schwebende Menge. Was auch nicht anders zu erwarten war, immerhin hatten weder Matias noch Tim die Gelegenheit gehabt, die Raumfahrer zu informieren.
„Wer hat sich denn diesen Bockmist ausgedacht, Skipper?“ Enrico Davids, Matias Pilot, verschränkte die Arme vor seiner Brust.
„Tja, der steht gerade vor dir, Enrico“, antwortete Nelissens ihm mit strahlendem Lächeln.
„Äh, ja… tolle… Idee“, kam es gestammelt aus dem Mund des Piloten. Und etwas leiser: „Scheisse.“
Matias nahm den Kommentar seines Mitarbeiters gelassen. Verdenken kann man es ihm ja nicht.
„Ich kann eure Reaktion verstehen. Fakt ist allerdings, wir können durch unseren jetzigen Auftrag in ernste Schwierigkeiten geraten, und damit meine ich nicht ein dummes Geplänkel mit irgendwelchen Beamten am Raumhafen oder eine Schlägerei. Und damit wir wissen, wo wir in dieser ganzen Sache stehen und woran wir noch an uns arbeiten müssen, habe ich diese Übung unserem Klienten vorgeschlagen.“
Langsam griff Matias zu seinem Datapad, das an einer kurzen Kordel an seinem Overall gebunden war. In der Schwerelosigkeit konnten selbst kleine Gegenstände zu leichten Verletzungen führen oder einfach abhanden gehen. Die Kordel verhinderte beides recht effektiv.
Gespannt schaute der junge Lyraner auf den Bildschirm seines Datapads, während er seine Ansprache fortsetze.
„Für euch heisst das jetzt im Klartext, ihr werdet jetzt unsere alte Lady entsprechend vorbereiten. Markenson?“
„Jap. Was gibt’s, Skipper“, meldete sich der alte Seniortech flapsig. Die einzelnen Haare auf der ansonsten nackten Kopfhaut standen deutlich ab. Matias erinnerte dies an Unterwasseraufnahmen, in denen Gräser am Meeresboden hin und hertrieben.
„Schnapp dir Alfred, ihr zwei werdet euch darum kümmern, dass Antrieb und Steuerung hervorragend funktionieren.“
„Nur mit Alfred?“, wunderte sich der Exil-Rasalhaager. „Was ist mit Julia? Wenn sie mithilft, kämen wir schnell voran.“
Entschiedenes Kopfschütteln bei Nelissens ging seiner Antwort voraus. „Geht nicht. Unser Blondschopf hier wird zusammen mit Vries sich um die Waffenkontrollen kümmern und diese während des Gefechts bedienen.“
Das zauberte ein strahlendes Lächeln auf die junge Raumfahrerin. „Cool, soll das heissen, ich darf echt mal da ran, auch wenn es nur simuliert ist?“ Hätte im Hangar Schwerkraft geherrscht, wäre sie wahrscheinlich auf und abgehüpft.
Nelissens und Vries wechselten kurze Blicke miteinander. Sie hatten beide eine solche Reaktion von Julia erwartet. Jetzt galt es aber, diesen Übereifer ein wenig zu dämpfen.
„Julia, Tim wird die Hauptkontrollen übernehmen. Für dich haben wir erstmal die hinteren Geschütze eingeplant.“
„Och, nöö, das ist echt nicht fair, Skipper.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. Wenn Matias dies nicht im Keim erstickte, stand ihm eine Diskussion ins Haus.
„Julia, keine Widerrede. Du magst vielleicht sehr gute Reflexe haben, aber das ist nicht eines deiner kleinen Holovid-Spiele, die du in deiner Freizeit zockst. Das sind echte Waffen.“ Matias legte eine Mimik auf, die keinen Widerspruch duldete.
Sowas von heissblütig, manchmal frage ich mich, ob du nicht besser Kadettin auf einer Militärschule geworden wärst.
Julia gab sich missmutig geschlagen. „Okay, ist mal besser als nichts. Aber wehe ich langweile mich.“
„Mit Sicherheit nicht, Mädchen. Triebwerke sind gerne das Ziel von Jägerangriffen“, erklang eine vertraute Stimme.
Matias Kopf ruckte in die Richtung, aus der der Satz gekommen war. An einer der Hangarschleusen schwebte Christine Sleijpnirsdottir.
„Entschuldigen Sie, Kapitän Nelissens, ich wusste nicht, dass Sie hier gerade eine Besprechung abhielten.“
Matias war ob ihres Erscheinens etwas konsterniert. Bei den Mannschaftsbesprechungen hielt er grundsätzlich nichts davon, wenn ein Aussenstehender dabei war. Jetzt konnte er aber auch nichts daran ändern.
„Schon gut, ausserdem ist Ihr Einwand gerechtfertigt.“ Der Skipper der Devon’s Pride zuckte kurz mit seinen Schultern. Dann, ohne den Blick von der Pilotin abzuwenden, sprach er weiter. „Also, Bakers, lass dir das durch den Kopf gehen, was der Major da gerade gesagt hat. Du hast während der Übung die Aufgabe, unsern Antrieb zu beschützen.“ Er löste sein Datapad von der Kordel und überreichte es Tim Vries.
„Vries, übernimm du den Rest. Ich werde mich kurz mit dem Major unterhalten.“ Schwungvoll stieß er sich ab und liess sich in Richtung Sleijpnirsdottir treiben. Hinter sich hörte er, wie Vries mit der Besprechung fortfuhr. Matias kannte allerdings den restlichen Teil und er konzentrierte sich auf die blonde Jägerpilotin.
„Nun, ich nehme mal an, Sie möchten mich sprechen. Um was geht es?“, fragte er sie in einer bewusst neutralen Tonlage. Sein Vorschlag für diese Übung und seine Argumentation dazu hatten für eine leichte Verärgerung bei der Blondine gesorgt, da sie sich in ihrem Können wohl beleidigt fühlte. Zumindest hatte Matias diesen Eindruck bei seinem Gespräch mit ihr und Fokker gestern bekommen.
„Tja, Nelissens, ich wollte nur nochmal mit Ihnen über die Übung heute sprechen. Um genauer zu sein, um die Befehlsgewalt bei dieser Übung.“
Ein leichtes Stirnrunzeln legte sich auf Matias Gesicht. „Major, für diese Übung haben doch ganz klar Sie das Kommando bekommen. Warum dann noch eine Diskussion darüber?“
„Ganz einfach, ich habe nämlich das Gefühl, dass Sie nicht so ganz den Sinn dahinter verstehen.“ Sie sah ihn eindringlich an.
Das brachte Matias fast auf die Palme. „Hören, Sie, ich bin vielleicht kein Soldat, aber das Wörtchen Dummkopf habe ich auf meiner Stirn nun auch nicht wieder stehen. Meine Leute und ich müssen mit Ihnen und Swanson in diesem Kampf zusammenarbeiten, und Sie mit Ihrer Erfahrung sind dafür einfach prädestiniert.“
„Ach, das hörte sich gestern, als Sie Captain Fokker und mir ihren Vorschlag unterbreiteten, noch etwas anders an.“ Mit leicht verkniffenen Augen und einem entwaffnenden Lächeln schaute Sie Matias abwartend an.
„Nun, es erschien mir die beste Gelegenheit, Sie mit ins Boot zu holen. Ob Sie und ihre Flügelfrau wirklich so gut sind, können Sie mir ja gleich unter Beweis stellen.“ Er erwiderte ihr Lächeln, wollte aber nicht das Gespräch in diese Richtung fortführen, da er sonst wieder in ein Fettnäpfchen treten konnte.
„Was halten Sie davon, Major, wenn Sie sich mit Michael Zargens in Verbindung setzen? Er ist üblicherweise für das Flugdeck verantwortlich. Ich denke, Sie können sich mit ihm noch wegen des Starts ihrer Jäger absprechen.“
„Nun, das war der zweite Punkt, weswegen ich sie aufgesucht habe.“ Irgendwie hatte Nelissens den Eindruck, die blonde Pilotin log ihn höflich an, um die etwas verfahrene Situation für ihn nicht noch weiter zu verschlimmern. Ihm war es ganz Recht so. Mit einem leichten Kopfnicken verabschiedete sie sich von ihm, dann stieß sie sich mit einem kräftigen Schwung ab.
Matias atmete erleichtert auf. Zumindest diesmal das Minenfeld umgangen.


Sechs Stunden später saß Matias fest angeschnallt auf seinem Sitz und prüfte wie die anderen Mitglieder der Brücke noch ein letztes Mal die Kontrollen. Er versuchte dabei so gut es ging die Anwesenheit von Mustafa Al Hara Ibn Bey, dem Captain der Rosemarie, zu ignorieren. Aber nicht immer gelang es ihm, was der Araber mit einem leichten Schmunzeln quitierte.
„Was ist los Matias?“, fragte der Araber den jungen Lyraner. Beide Kapitäne hatten sich schnell verstanden und auf eine informellere Anrede geeinigt. „Man könnte meinen, Sie wären nervös.“
Der Skipper der Devon’s Pride lächelte gequält.
„Ehrlich, Mustafa, ich bin nicht so erfahren als Raumfahrer, aber zumindest das sollte normalerweise nicht eintreten. Aber gerade jetzt komme ich mir vor wie bei meinem Prüfungsflug.“ Resignierend hob er beide Arme.
„Naja, ein wenig Nervosität bei so etwas ist nie verkehrt. Und solange Sie nicht von ihr beherrscht werden, wird sie dafür sorgen, dass Sie nicht leichtsinnig werden. Glauben Sie mir, ich spreche da aus Erfahrung.“ Ibn Bey lehnte sich auf seinem Sitz entspannt zurück, ohne die gesamte Szenerie auf der Brücke aus den Augen zu lassen. Er war sich seiner Aufgabe als Beobachter bewusst.
„Skipper, wir haben gerade von Fury Station unsere Startfreigabe erhalten“, erklang die Stimme von Tim Vries. Dieser konnte auf seine lange Erfahrung als Raumfahrer zurückgreifen und sprühte Gelassenheit aus.
Davon könnte ich auch etwas gebrauchen, dachte sich Matias.
„Na gut. Enrico, Verbindung zur Station lösen, danach auf ein halbes G beschleunigen.“
„Verstanden, Skipper. Verbindung lösen und auf halbes G beschleunigen“, wiederholte der Pilot des Landungsschiffs.
Das Abkoppeln von der Station war nur als ein leichter Ruck zu bemerken, der durch das kleine Landungsschiff ging. Danach fuhren die Reisetriebwerke der Devon’s Pride hoch und das Schiff setzte sich langsam in Bewegung.
„Ich habe mir eben die Freiheit genommen, mir die Aufstellung Ihrer Crew für dieses simulierte Gefecht anzuschauen, Matias.“ Ibn Bey sah den jüngeren Kapitän nachdenklich an.
„Und?“, wollte Matias wissen, ohne den Blick von seinem Kontrollpanel zu nehmen.
„Nun ja, mich hat es ein wenig gewundert, dass sie jemand so jungen und unerfahrenen wie diese Julia Bakers an die Geschützkontrollen lassen.“
„Hmm“, war zunächst alles, was Nelissens von sich gab.
„Mein erster Offizier und ich haben uns heute Morgen darüber verständigt. Sie hat nach unserer Einschätzung gute Voraussetzungen dafür, auch wenn sie über keine Erfahrung an den Kontrollen verfügt. Daher wird sie für diese Übung nur die Heckbewaffnung bedienen. Und Vries kann im Notfall eingreifen, wenn sie damit nicht fertig wird.“ Matias zuckte kurz mit beiden Schultern.
„Und ausserdem müssen Sie es mal von folgender Seite betrachten, Mustafa. In einem Universum, in dem schon wesentlich jüngere Leute an die Kontrollen von Kriegsmaschinen wie diese Battlemechs gewöhnt werden, meinen Sie, da fällt es wirklich auf, wenn eine übereifrige Tech die Knöpfe für einen schweren und zwei mittelschwere Laser bedienen darf?“
Der Kapitän der Rosemarie lachte laut auf. „Der Punkt hat was für sich.“
Die Devon’s Pride setze ihren Flug in Richtung Übungsgebiet fort.
28.07.2011 21:34 Mercarryn ist offline E-Mail an Mercarryn senden Beiträge von Mercarryn suchen Nehmen Sie Mercarryn in Ihre Freundesliste auf
Marodeur74 Marodeur74 ist männlich
Captain


Dabei seit: 23.07.2009
Beiträge: 965

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Die Zeit des Transfers zu Fury Station verbrachte Rudi mit der Reparatur seines Mechs. Er sowie zwei Techs arbeitet fieberhaft an der mit Fehlfunktionen behafteten Elektronik.
„Mist, verdammtes Ding … hey Lucio!!! ???“
„WAS ???“
„Gib mir mal den E-Prom Leser hoch und einen Hammer damit ich der Platine mal zeigen kann wo es lang geht.“
„Rudi, Gewalt ist keine Lösung. Aber der Frachtmeister meint wir könnten ihn in die Abwurfschleuse stellen und er würde dann auch mal einen funktionstest machen.“ kam es vom Tech Lucio zurück.
Lachend kam der völlig dreckige Rudi Teuteburg aus dem Wartungsschacht hervor und grinste den Tech breit an. „Bald bin ich soweit deinen Vorschlag zu akzeptieren.“
Rudi sah auf die Uhr und fluchte, vor 30 Minuten wollte er mit seiner Haruka via Interkom sprechen und er war noch immer im Hangar, verdreckt und in Reparaturen gefangen. Seufzend nahm er einen Lampen, wischte sich die Hände ab und kletterte am Torso runter.
„Lucio, ich mach erstmal eine Pause. In zwei Stunden nachdem Essen und Duschen bin ich wieder da. Wenn dein Kollege auftaucht, sag ihm er soll die Schaltkreise der Geschützkontrolle des ER-M Lasers mal durchmessen. Es sollte jetzt alles in Ordnung sein. Wie weit bist du am Notschaltkreissystem fürs Gyro?“
Erstmal fertig, sofern er die Drac-Bauteile akzeptiert, das werde ich nachher testen. Pause also, werde ich auch machen. Mein Kollege kommt auch erst in einer Stunde und wir werden dann noch eine Diagnose machen. Ich denke nur das wir auf Fury sicher bessere Möglichkeiten hätten für Diagnosen und Reparaturen.“
„Ja, aber wenn ich meine Dame noch ein mal versetze dann werde ich wohl am besten Sepukku begehen, bevor sie mich erwischt.“
„Ach muss die Liebe schön sein“ grinste Lucio breit.
„Ich habe gehört das du auch nicht unbedingt single bist, oder?“ fragte Rudi amüsiert lächend.
„Nein bin ich auch nicht. Bin glücklich verheiratet, drei kleine Töchter und alle noch auf Skye. Habe meinen Frauen aber eine Holobotschaft geschickt und genügend C-Noten für einen Transfer nach Wayside. Dort habe ich auch schon eine schöne große Wohnung gekauft im Geschäftsviertel und später ziehen wir dann nach Dantonville.“ antwortet Lucio.

Tja, Dantonville. Ob Rudi und seine Haruka je von den Früchten ihrer Arbeit leben könnten. Am finanziellen würde es nicht scheitern, viel eher am überleben in ihrem Job. Aber erstmal sollte diese Mission überstanden sein und dann würden die beiden sicher eine gute Alternative finden wie sie den Rest ihres Söldnerlebens gemeinsam bestreiten würden. Jedenfalls waren die letzten Nachrichten mehr als Positiv gewesen. So besaß Rudi nicht nur einen ordentlichen haufen C-Noten aus Abfindungen, Gehalt der Chevalliers, sondern nun auch einen fabrik neuen Mech, den Verfolger, sowie den komplett general überholten Hunchback IIC von Outreach. Des weiteren hatte er den Luxus das zwei Techs praktisch in Datonville auch zu ihm gehört und bis zum Abschluss der aktuellen Mission sogar bei den Chevalliers untergekommen und angestellt waren.

Einziges Problem das nicht enden wollte war seine Useless. Vorallem wenn sie das eine Problem beseitigt hatten tat sich ein neues Problem auf, es war wie verhext.
Rudi war schon am durchdrehen, zum Beispiel hatten sie als erstes eine lange intensive Systemweite Diagnose durchgeführt, die hatte eine sehr lange Liste an Fehlerhaften Chips, inkompatiblen Bauteilen und eine Flut von Daten geliefert. In der ersten Woche der Sprünge zu Fury Station hatten sie es geschafft die Bauteile so zu verbinden das es keine Probleme mehr gab. Das schlimmste war aber das sie die Clan Waffen erstmal losgelöst von dem ER-Med. Laser lassen mussten und man für diesen einen eigenen Feuerleitkreis hatte, was nicht zur Entlastung des Systems führte, aber derzeit nicht anders zu lösen war.
Dann hatte die Diagnose ergeben das es Probleme mit der Rettungsautomatik und dem IR Sensor gab. Rudi war nach zehn Tagen schon dicht dran gewesen sich an Germaine zu wenden und einen der Ersatzmechs erstmal zu führen und USELESS erstmal ein wenig ins All zu verfrachten. Diesen von Lucio gemachten Gedanken verwarf er aber meistens dann doch. Seine Stimmung sank und sank und auch die gelegentlichen Mails mit Haruka halfen da nicht, da er an alles andere dachte und mit dem Kopf meist bei den Problemen seines Mechs s war.

Am ende der Reise zu Fury Station hatte er ein Gesuch eingereicht das Useless auf die Station gebracht werden sollte und er dort seinen Mech in den großen Hangar weiter instand setzte, ausserdem konnte man hier die Systeme mit dem Simulator zusammen besser und genauer testen.

Leider hatte er bisher noch keine Antwort von Mastertech Simstein und auch Haruka war nicht sehr glücklich über seine Idee und hatte ihm in ihrer letzten Botschaft mitgeteilt, wenn er nicht aufpasse sollte er sich nicht wundern wenn sie ihn eines Tages mit den PPK´s des Pumas verdampfte. Das rüttelte ihn wach.

Beim ersten Stationsaufenthalt suchte er ein schönes Quartier und verbrachte zwei herrliche Tage mit Haruka die ihn seine Probleme mit Useless vergessen liessen.
„Guten Morgen meine Rose, hast du gut geschlafen mein Schatz?“ flüsterte er der geraden aufwachenden Haruka entgegen.
„Jaaaa, mein Krieger. Ich habe tief und fest geschlafen, es ist so schön neben dir einzuschlafen. Deinen ruhigen Atem und dein Herz zu fühlen und hören hilft mir unsere lange Trennung zu überstehen und auch die harten Trainingseinheiten. Wie geht es denn der Uselesss?“ fragte Haruka ein wenig prüfend schauend.
„Ich weiss es nicht Haruka. Ausserdem was interessiert uns ein Haufen Metall wenn du bei mir bist ist mir das egal. Ich habe dich auch vermisst und vorallem dein Duft fehlte mir doch sehr. Ich hoffe jedoch mit Useless auf die Station zu kommen um hier die besseren Stationssystem zur Diagnose und Wartung nutzen zu können. Mastertech Sinmstein hat aber noch nicht auf meine Anforderung reagiert. Von daher werden wir beide eine schöne Zeit uns machen.“
„Das ist doch mal was erfreuliches. Was hattest du geplant für uns?“
„Also nachher treffen wir uns mit Anton zum Mittag, danach dachte ich erholen wir uns bei einem Spaziergang und gehen dann Kaffeetrinken. Danach gibt es ein Truppentreffen in der Mechbar, wo Kress irgendwas noch von mir wollte. Ich dachte wir lassen uns dort auch mal sehen. Was schwebt dir so vor meine Kriegerin?“
„Ach Rudi. Egal, hauptsache du bist hier und nicht in deinem Mech.“ flüsterte Haruka.

Beide turtelten noch ein wenig und auch das Essen mit Anton war sehr angenehm. Alle drei erzählten Geschichten und ihre besten alten Witze. Anton schien wieder mehr und mehr der Alte zu werden. Er war schon immer mehr der ruhige Mensch, nur wenn er mit Rudi zusammen war mutierte er zu einem Quell der Witze und verrückten Ideen.
Jedenfalls hatten sie sich mit einigen anderen Chevalliers zum Tanzen, Reden und Essen getroffen und danach ging es auf eine Partytour. Jules Kress war immer vorne mit dabei und sorgte mit einigen Aktion für reichlich Gesprächstoff. Er mit Anton und Rudi zusammen waren zu einer echten Bedrohung der lokalen Lokalitäten geworden. Denn wenn das Trio auftauchte waren meist kurze Zeit später meist 10- 20 andere Chevalliers da und die Party ging dann recht lang. Meist wurde der Laden leer gesoffen und Gerüchten zufolge soll Jules tatsächlich auf einen Transfestiten hereingefallen sein. Aber er und seine beiden neuen Freunde hielten dicht wie pech und schwefel. Andererseits war Jules aber immer mal auch sehr zurückhaltend und ein angenehmer Mensch, der manchmal Abends mit Rudi und Haruka zusammen diskutierte und endlose Gespräche über Mechtaktik, Waffen und die neuesten Klatschgeschichten der Chevalliers führte. Anton war zwar mit Rudi Tagsüber im Hangar an seiner Maschine, nur keiner ahnte was wirklich in ihm vorging.

Nach zwei Tagen meldete sich Mastertech Simstein und teilte Anton und Rudi mit, dass die beiden Mechs auf die Station transferriert werden und beide nun acht Tage Zeit hatten ihre Mechs gefechtsklar zu bekommen. Ihnen wurden jeweils ein Techteam zur Seite gestellt und die Stationsleitung hatte zugestimmt den vollen Umfang an Diagnose und Reparaturmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Der Lynx von Anton Bramert schien auch so gut wie Einsatz bereit und erste Tests bestätigten diese Annahme. Ob alles nun funktionierte, musste ein erster Test auf einem Planeten zeigen, aber die Systeme zeigten an das der Lynx voll funktionsfähig war. Zwar wurde die Waffenkonfiguration zum Orginal verändert, aber das war nicht zum Nachteil des Mechs. So wurden aus den ehemaligen vier mittelschweren Laser nun zwei mittelschwere Impulslaser, der Standard schwere Laser wurde ebenfalls auf Impuls umgestellt. Für die Hitzeentwicklung wurden doppel Wärmetauscher verwendet. Auch wurde eine Beaglesonde eingebaut. Somit war der Lynx ein guter Partner für den Enforcer.
Der Enforcer von Rudi war ein Rätsel für sich, denn die Diagnose der Stationseigenen Einrichtung förderten zwei noch bisher unbekannt Probleme zu Tage. Erstens wurde ein kleiner Riss im Gyroskop identifiziert und zweitens waren am Ortungssystem Software Probleme identifiziert worden. Das Softwareproblem war kurz mit einem Update erledigt, aber das Gyroskopgehäuse musste erstmal genauer untersucht werden. Nach drei Tagen stand fest das der Schaden nicht kritisch sei, aber nach dieser Mission wohl ein komplett Austausch des Bauteils bevor stand. Einige andere Softwareprobleme wurden ebenfalls gelöst und auch die IR-Probleme konnten gelöst werden. Einzig und allein das Problem mit den Waffenkontrollen lies sich nicht identifizieren. Nach fünf Tagen wurde eine letzte System weite Diagnose durchgeführt und der Mech als Gefechtstauglich befunden. Jedoch sollte vermieden werden den ER-Laser einzusetzen, da man vermutete das dies die Fehlerquelle sein könnte.

Die nächsten Tage verbrachte Rudi damit sich um Haruka zu kümmern, die junge Drakonierin war ein wenig zurückhaltend geworden. Nach einigen Gesprächen fanden sich Rudi und Haruka wieder mit der Situation des anderen ab und ihre Liebe ging weiter.
Anton jedoch machte sich so seine Gedanken was er denn nun tun sollte. Er hatte seit dem Abflug von Wayside keine weiteren Anweisungen erhalten und auch sein Kontaktmann innerhalb der Chevalliers war verschwunden. Er war auf sich allein gestellt und ohne weitere Informationen würde er seine Tarnung weiter aufrecht erhalten müssen. Leider wusste er selbst nicht mehr für wen er denn nun eigentlich arbeitet und wie er den richtig Bramert weiter spielen sollte. Während der echte Bramert noch auf Wayside war und neue Instruktionen erhielt. Alles deutet darauf hin das er sowie Brammert Teil einer LOKI Einheit sind. Andererseits hatte er im Dossier erfahren das der echte Bramert auch schon als Agent bei WOB eingeschleust war und er diese Rolle ebenfalls aufrecht erhalten musste.

WAYSIDE
„Bramert! Aufstehen, der Chef will was von ihnen.“ brüllte der Agent in das kleine Hotelzimmer auf Wayside, indem Anton wohnte.
„Bin gleich da.“ antortete Anton mürrisch. Er selbst hatte erfahren das die Chevalliers bereits abgeflogen waren und das sein Double an Bord war um seine Rolle zu übernehmen. Leider war dies keine gute Entscheidung seines Führunsoffiziers gewesen, fand Anton. Denn den Auftrag sich bei den Chevalliers einzuschleusen hatte er angeblich von Word of Blake als Agent angenommen und es war sehr schwer seine Tarnung aufrecht zu erhalten wenn er nicht persönlich bei der Truppe war. Ausserdem würden andere potentielle Agenten sehr schnell merken das es sich nicht um den richtig Bramert handelt. Also müsste man über kurz oder lang seinen Doppelgänger wieder mit ihm tauschen. Leider gab es ein Problem, das es weder ein Sprungschiff gab noch einen Zeitplan wo und wie lange die Chevalliers waren. So machte sich Anton auf den Weg zu seinem LOKI Verbindungsoffizier um die neusten Informationen zu erhalten.
„Guten Morgen Feldwebel Bramert.“ begrüßte ihn Kommandant McArthur hinter dem Schreibtisch. „Ich bin Oberst Handstein von der Gegenspionage. Wir haben einen Bericht das die Chavalliers sich auf Fury Station aufhalten und dort noch 10 Tage sein werden. Wir versuchen gerade eine Transportmöglichkeit für sie zu organisieren.“
„Guten Morgen Herr Kommandant. Das freut mich zu hören. Haben sie Informationen bezüglich meines Kontaktes bei der Schlacht erhalten?“ #
„Alles was wir wissen ist, das es wohl eine fremd finanzierte Operation war. Einige Spuren deuten auf WoB andere deuten auf die Liaos hin. Weitere Informationen habe ich nicht. Halten sie sich nur bereit für einen möglich schnellen und verschwiegenen Abflug. Wenn alles jedoch schief geht bleiben sie auf Wayside bis zur Rückkehr der Chevalliers. Ich weiss das ist nicht das was sie wollen, aber uns fehlen die Mittel, um Sie mit einem Transport einfach hinter den Chevaliers herzujagen.“
„Nicht gut“ brummte Anton „sie werden alle schon sehen was pasisert wenn meine WoB Tarnung gefährdet wird oder auffliegt. Aber mir bleibt ja eh keine Wahl. Aber Warten war noch nie meine Stärke, dass sollten Sie wissen, Kommandant!“

Mit diesen Worten drehte sich Anto um und verliess das inoffizielle Büro seines Vorgesetzten.

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Marodeur74: 24.01.2012 11:34.

09.08.2011 13:26 Marodeur74 ist offline E-Mail an Marodeur74 senden Beiträge von Marodeur74 suchen Nehmen Sie Marodeur74 in Ihre Freundesliste auf
Mercarryn Mercarryn ist männlich
Lieutenant


images/avatars/avatar-490.jpg

Dabei seit: 23.08.2003
Beiträge: 342

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Unbekanntes Sternsystem
Landungsschiff Devon’s Pride
19. September 3066, 18:07


„Skipper, ich habe ein paar Echos auf der Ortung. Bekomme allerdings keine Freund-Feind-Erkennung rein.“ Tim Vries schaute gebannt auf sein Ortungs- und Waffensysteme, während er die Meldung an Matias machte.
„Wie viele und was schätzt der Computer?“, wollte dieser wissen.
„Vier Echos, sehr klein. Wahrscheinlich Jäger“, kam prompt die Antwort.
Natürlich waren dies Jäger. Immerhin handelte es sich um die vier Chevaliers-Jäger unter der Führung von 1st Lieutenant Gurrow, die der Devon’s Pride und ihrer Jägereskorte das Leben schwer machen sollten. Zumindest in dieser Übung.
„Noch immer keine Erkennung?“ Matias musste ganz sicher gehen, um einen möglichen Fehlalarm auszuschließen.
„Nichts zu machen, Skipper. Ich bekomme nichts rein. Sie haben ihren Vektor geändert und kommen uns entgegen. Sind in etwa 3 Minuten in ihrer Reichweite.“
Nelissens betätigte einen Schalter an seiner Konsole und stellte eine Verbindung zu Christine Sleijpnirsdottir her.
„Nelissens an Sleijpnirsdottir. Hören Sie mich, Major?“
„Laut und deutlich“, tönte es aus dem Äther.
„Wir haben vier Echos auf dem Radar, kein IFF. Sieht nach Ärger aus.“
Für einen kurzen Moment schwieg die Jägerpilotin. Was überlegt die noch? Raus mit ihr und dann soll sie mal zeigen, was sie drauf hat, ging es Nelissens durch den Kopf.
„Also schön, Skipper. Schleusen Sie uns aus. Halten Sie den Leopard erst einmal auf Kurs.“
„Verstanden, Major.“ Matias wechselte den Funkkanal zu Michael Zargens.
„Flugdeck, raus mit den Jägern“, befahl er kurz und knapp.
„Geht klar, Chef“, kam die entspannte Antwort. Entweder hielt sich der alte Zargens für abgebrüht genug, um so zu reagieren. Oder aber er nahm diese Übung einfach nicht ernst.
Mit einem weiteren Knopfdruck gab Matias den generellen Alarm für alle an Bord der Devon’s Pride aus.

Keine Dreißig Sekunden später erschienen zwei weitere Punkte auf dem Radarschirm der Devon’s Pride. Sleijpnirsdottir und Swanson waren in ihren Jägern unterwegs.
„Hier Angel-Leader“, meldete sich die Staffelführerin der Chevaliers prompt. „Wir schauen uns die Jungs mal an. GAZ in zwei Minuten.“
„Verstanden, Angel-Leader“, antwortete Matias ihr. Was für eine dämliche Bezeichnung. Warum nicht sowas wie Jäger-1? Egal. Dann wandte er sich an Tim Vries. „Waffensysteme klar machen und vorsichtshalber das nächste unbekannte Objekt anvisieren. Enrico, Kurs halten.“
„Verstanden, Kurs halten“, wiederholte Enrico Davids die Anweisung seines Kapitäns.

Kurz darauf teilten sich die vier Kontakte in zwei kleinere Gruppen auf. Dem lyranischen Skipper schmeckte das nicht so ganz. Wahrscheinlich werden sich zwei um die Jäger kümmern und die anderen beiden stürzen sich dann auf uns. Klasse, ging es ihm durch den Kopf.
„Angel-Leader an Pride, das sind Clanjäger“, meldete sich die blonde Söldnerin über Funk. „Ich wiederhole, das sind Clanjäger! Der Computer gibt mir eine Sabutai, einen Visigoth und zwei Sullas.“ Eine kurze Pause, dann kam von ihr ein „Das wird hart.“
„Lord, auf maximale Distanz angreifen und dann in Richtung Pride zurückfallen. Wir müssen sie vor die Rohre des Landes bringen. Pride, Sie werden uns ein wenig unterstützen müssen.“ Sleijpnirsdottir schien über ihre eigene Entscheidung nicht glücklich zu sein.
Matias ging es nicht anders, aber jetzt musste er da durch.
„Roger, Angel-Leader. Waffen sind scharf“, antwortete er ihr mit einem leicht nervösen Unterton. An diese blöde Namensgebung gewöhn‘ ich mich nie.
„Hier Lord, ich werde beschossen“, meldete sich Swanson kurz über Funk.
„Lösen und Angreifen“, befahl ihre Staffelführerin.
Matias war für einen kurzen Moment gelähmt. Er brauchte etwas, um die Situation zu erfassen. Es schien, als wollten die vier Jäger seine Eskorte durch ihre Überzahl überwältigen.
„Skipper, ihre Befehle“ kam es aus Vries Richtung. Das riss Nelissens aus seiner Lähmung.
„Also.. gut… Angel-Leader, hier Pride, wir geben Ihnen Feuerschutz so gut wir können. Denken Sie an unser…Handicap.“
„Hab ich nicht vergessen, Pride.“
„Enrico, Vektor ändern auf…“ Matias überlegte kurz, wie er vorgehen sollte. Die Devon’s Pride hätte seiner Meinung nach die besten Chancen, wenn sie direkt auf den Gegner zuflog, „auf 20 Grad Steuerbord. Vries, wann sind die Typen in Waffenreichweite?“
Ohne von seiner Konsole aufzublicken gab der ältere Lyraner ein „In zwanzig Sekunden“ von sich.
Währenddessen vollführten das halbe Dutzend Jäger mehrere waghalsige Flugmanöver, in der Hoffnung sich in eine günstige Schussposition zu bringen. Hätte Matias dies aus kürzerer Entfernung betrachten können, er hätte wohl insgeheim die Kosten für den Treibstoffverbrauch ausgerechnet.
Er war jedoch damit beschäftigt, die Daten auf seinen Kontrollen zu betrachten und die zeigten ihm, dass einer der feindlichen Jäger sich wohl aus dem Pulk löste und auf den Leopard zuhielt.
„Vries“, kam es aus Matias Mund.
„Hab ihn schon.“ Die Stimme des ersten Offiziers blieb auch jetzt noch vollkommen ruhig und konzentriert.
Der Jäger vom Typ Korsar – allerdings für diese Übung als Sulla-Primär ausgewiesen – versuchte die Devon’s Pride backbord zu passieren, um dem meisten Waffenfeuer zu entgehen.
Matias war versucht eine entsprechende kurze Kurskorrektur zu befehlen, hielt sich aber dann doch zurück. Vries würde sich um diesen Piloten kümmern, schließlich war das seine Aufgabe.
Der Korsar/Sulla öffnete auf die für ihn maximal mögliche Distanz das Feuer auf die Devon’s Pride. Zwei Lichtbahnen zogen über den Rumpf der Devon’s Pride. Zwar waren alle Laser für die Dauer der Übung in ihrer Leistung gedrosselt, so dass sie nichts weiter als große Taschenlampen waren, die Computer des Landungsschiffs werteten den Angriff jedoch als Schaden.
„Vries, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.“ Matias wollte nicht ungeduldig klingen, aber er konnte es nicht ganz verhindern.
„Sorry, Skipper, ist noch nicht drin. Dauert noch etwas. Moment… noch ein bisschen. Ja, Waffen haben Ziel erfasst. Feuer!“
Im Bug der Devon’s Pride erwiderten zwei PPKs das Feuer auf den Korsar/Jäger. Dieser hatte den Braten gerochen und liess den Jäger mit einem schnellen Manöver ausweichen. Keiner der Schüsse traf ihn.
Aber noch gab Vries nicht auf. Er hatte den simulierten Clanner wieder in der Zielerfassung und feuerte die dritte PPK im Bug ab. In der Realität war von dem Schuss nichts zu sehen, doch sowohl der Computer an Bord des alten Landers als auch der im Korsar/Jäger registrierten einen Treffer.
Vries lächelte verschmitzt. „Nicht mit mir, mein Kleiner“, kam es ihm leise über die Lippen.
Davon wohl aufgeschreckt schien der leichte Jäger nun wieder auf Distanz gehen zu wollen, um seinen Reichweitenvorteil ausspielen zu können. Matias behagte das gar nicht, wusste aber auch nicht, was er dagegen unternehmen konnte. Er stellte eine Verbindung zu Sleijpnirsdottir her.
„Angel-Leader, hier Pride, einer der Clanner ist durchgesickert und nutzt unser Handicap aus.“
„Verstanden, aber wir haben hier gerade alle Hände voll zu tun. Ignorieren Sie ihn. Wir locken die anderen drei gleich in ihre Reichweite, und das sind andere Kaliber.“ Sie schien ausser Atem zu sein, wohl ein Tribut an die hohen Fliehkräfte.


Nur wenige Sekunden später ging das Gefecht zwischen der Devon’s Pride und ihrer Eskorte und den vier simulierten Clannern erst richtig los. Vries hatte alle Hände voll zu tun, die Waffen zu bedienen, und hatte schon die Energiezufuhr für die Heckwaffen freigeschaltet, damit Julia Bakers den Antrieb schützen konnte. Währenddessen umkreisten die vier feindlichen Clanjäger die Devon’s Pride und hofften auf eine gute Schussgelegenheit. Christine Sleijpnirsdottir und Trudy Swanson dagegen gaben in den nächsten Minuten ihr Bestes um das zu verhindern. Doch mehr als nur ein gelegentlicher Schuss traf den Rumpf des Leopards. Noch war die Situation nicht bedrohlich, doch allzu weit davon entfernt waren sie auch nicht mehr. Vor allem backbord hatten sich die vier Clanjäger am Rumpf vergangen.
Einer der Hellcats, den der Computer der Devon’s Pride als Sabutai-C ausgab, setzte zu einem erneuten Vorbeiflug an die geschwächte Flanke an. Tim Vries schien ihn durch das ganze Chaos auf seinem Ortungsschirm fest im Blick gehabt zu haben, als er die Warnung an Matias weitergab.
Jetzt reicht’s mir. Matias hatte mehr oder weniger hilflos mit ansehen müssen, wie in diesem simulierten Kampf sein Schiff trotz der Gegenwehr von Vries und dem Geleitschutz der Jäger die Devon’s Pride nicht mehr als eine übergroße Zielscheibe abgab.
„Enrico, ich übernehme das Steuer. Vries, ich hol dir den Kerl vor die Flinte“, kam es ihm über die Lippen.
„Was hast du vor, Skipper?“ In der Stimme seines ersten Offiziers schwang Sorge mit.
„Wirst du gleich sehen. Halt dich bereit.“ Nelissens umfasste die Steuerkontrollen vor ihm.
Währenddessen feuerte die Sabutai-C einige seiner Laser und malträtierte die Panzerung weiter. Der Computer meldete den ersten Ausfall eines Wärmetauschers und einen beschädigten Teil des dortigen Schotts.
„Festhalten!“
Nelissens gab mit den Kontrollen zwei Sekunden lang Schub auf die Militärtriebwerke und brachte die Devon’s Pride in eine enge Rechtskehre. Soweit man dies von einem Schiff mit einer Masse von mehr als 1.700t erwarten durfte. Auf der Brücke hatten die einsetzenden Fliehkräfte einen starken Effekt auf alle Anwesenden. Matias fühlte sich, als ob zwei Mann auf ihm drauf säßen. Eine Kleinigkeit gegenüber den maximal möglichen Fliehkräften in einem Jäger. Doch es hatte den für Matias angenehmen Effekt, dass die Sabutai ob dieses überraschenden Manövers den restlichen Anflug abbrach, jedoch nicht rechtzeitig einen neuen Ausweichvektor einschlagen konnte.
Der feindliche Jäger zog den Bug aufwärts und versuchte eine enge Linkskehre zu ziehen, aber es war zu spät um noch aus dem Schwenkbereich für die Landungsschiffgeschütze zu kommen.
„Du bist dran, Vries“, kam es aus Nelissens Mund.
„Ziel erfasst, Geschütze, feuern“, antwortete dieser.
Der fliehenden Sabutai schlug ein Gewitter an Geschützfeuer hinterher, Vries hatte sämtliche Steuerbord –und Bugwaffen für den Angriff genutzt. Einige Schüsse verfehlten ihr Ziel, etwa zwei der drei PPKs, und die meisten der kleineren Laser.
Mit dem Rest jedoch wurde laut den Computerdaten der Jäger durch die Mangel genommen. Die Autokanonensalve zog eine Spur von Einschlägen quer über den Rumpf, die letzte PPK schälte fast eine ganze Tonne vom rechten Flügel ab, unterstützt von den beiden schweren Lasern am Steuerbordflügel der Devon’s Pride.
Der Pilot des simulierten Clanjägers - von dem Matias annahm, dass ihn Clark steuerte - hatte erst einmal genug damit zu tun, seine Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen, da der Computer an Bord seiner Maschine die Schäden entsprechend in Ausfällen umsetzte.
„Einer hin, macht drei im Sinn“, murmelte Vries verschmitzt.
„Netter Schuss, Pride“, gratulierte Sleijpnirsdottir über Funk. „Aber dank dieses kleinen Kunststückchens haben Sie was im Heck hängen. Achtung!“
Kaum ausgesprochen, meldete der Computer des Leopards mehrere Einschläge am Heck, die meisten um das Backbordtriebwerk.
Als Resultat dessen wurde die Leistung des Backbordtriebwerks gedrosselt, so dass der Leopard nun eine leichte Linkskurve flog. Es vergingen ein paar Sekunden, bevor Matias diese kleine Richtungsänderung mit dem anderen Triebwerk kompensiert hatte.
Er war schon dabei sich innerlich selber ein wenig auf die Schulter dafür zu klopfen, musste sich dann doch korrigieren.
Durch diesen Blödsinn hättest du dein Schiff in der Realität fast zum Abschuss freigegeben. Wen wolltest du damit eigentlich beeindrucken?
„Enrico, übernimm wieder das Steuer. Und pass auf mit den Triebwerken.“. Er gab die Steuerkontrollen wieder frei, damit sich sein Pilot wieder um seinen Job kümmern konnte, während er…ja was sollte er eigentlich tun? Immer schön auf seinem Sessel bleiben und irgendwelche Kommandos geben? In ihm kam wieder Frust auf.
Captain Mustafa Al Hara Abdul Ibn Bey, der ein wenig abseits angeschnallt saß, bemerkte wohl die Gefühlslage des jungen Lyraners, hielt sich aber vorerst mit einem Kommentar zurück. Dafür gab es nach der Übung noch reichlich Zeit.
Matias sah sich die Daten auf seiner Kontrolltafel an. Auf dem Radar waren nur noch fünf Punkte zu sehen, zwei davon gehörten Sleijpnirsdottir und Swanson, die anderen drei identifiziete der Computer als Visigoth-B und die beiden Sullas. Also hat’s Clark wohl doch schwerer erwischt als ich dachte. Na, immerhin etwas, dachte sich Nelissens. Immerhin hatte der schwere Clanjäger die größte Bedrohung für ihn und sein Schiff dargestellt.
Trotzdem waren sie noch nicht aus dem Schneider. Seine Devon’s Pride selber war durch die steten Angriffe erheblich beschädigt, von denen das Backbordtriebwerk der kritische Punkt auf dieser Liste erschien. Und seine Jäger-Eskorte?
Matias kontaktierte Sleijpnirsdottir. „Angel-Leader, wie ist ihr Status?“
„Hier Angel-Leader, die Maschine hält noch, hat aber einiges abbekommen. Und es dauert nicht mehr lange, dann heißt es für mich Winchester Raketen. Angel-2 sieht etwas besser aus in Sachen Beschädigung, aber auch bei ihr das Problem mit der Munition.“ Einen Moment herrschte Stille, ehe sie weiter sprach. „Wir müssen das hier zu einem Ende bringen, sonst haben wir ein Problem. Diese Clanjäger sind mit ihrer Bewaffnung ausdauernder als wir.“
Daraus schloss Matias – der sich schon wieder insgeheim über dieses militärische Fachchinesich ärgerte – das es nicht so gut um ihn und die Jäger stand, wie er gehofft hatte. Guter Rat war teuer.
„Verstanden, Angel-Leader. Vorschläge?“
„Wir versuchen schon die ganze Zeit, sie vom Heck der Pride zu vertreiben. Geht aber leider nicht.“ Im Hintergrund hörte man die Triebwerke ihres Jägers aufheulen. Sie vollführte wohl wieder ein enges Flugmanöver.
„Und die Pride hast es ein wenig am Triebwerk erwischt. Wir sind so wendig wie ein schwerbeladener Transporter.“
„Roger, versuchen Sie den ursprünglichen Kurs zu halten. Kiki, aus!“
Und so ging noch etwa eine Viertelstunde weiter. In dieser Zeit schaffte es Sleijpnirsdottir eine der Sullas kampfunfähig zu schiessen, doch auf der anderen Seite meldete der Computer in Swansons Maschine einen Cockpittreffer, als der Visigoth seine höhere Beweglichkeit ausspielte und sie ins Visier nahm. Sie war demnach tot und schied damit aus der Übung aus.
Blieben als nur noch Nelissens und seine Crew sowie Sleijpnirsdottir gegen den Visigoth und die andere Sulla. Und diese schafften es während Swansons Ausfall einige Treffer auf der Devon’s Pride zu platzieren. Weitere kleinere Systeme fielen aus. Das Backbordtriebwerk wurde in der Simulation noch weiter gedrosselt, so dass das Schiff sich kaum geradeaus fliegen ließ.
An dieser Stelle war der Leopard samt Jägereskorte im Nachteil. Die Clanner waren beweglicher als der Leopard und die Stuka, wurden aber durch letztere an Feuerkraft überboten. Dennoch konnten sie noch die Reichweite ihrer Clanwaffen ausnutzen und langsam aber sicher das Schiff auseinander nehmen.
„Hier Fokker an alle beteiligten Einheiten“, erklang es über Funk. „Die Übung ist beendet. Simulation abbrechen und zurück zu Station Fury. Wir werden später das Ergebnis auswerten.“
Sichtlich erleichtert fuhr sich Matias mit beiden Händen durch das Gesicht. Ihm stand der Schweiß vor Anstrengung auf der Stirn.
Bitte lass uns nicht wirklich in so eine Konfrontation geraten, betete er in Gedanken.
Neben sich schnallte sich der Kapitän der Rosemarie ab und schüttelt seine Gliedmaßen aus.
„Und, wie ist ihr Fazit, Al?“ fragte ihn Matias.
„Nun nicht so schlecht“, antwortete der Araber langgezogen. „Immerhin war das Ihr erster Kampf. Dennoch haben Sie ein paar gravierende Fehler begangen, Matias.“ Wie als Ermahnung hob er den Zeigefinger. Anschließend zählte er mit seiner rechten Hand die Punkte auf.
„Erstens, Sie haben gezögert, als es der Kampf losging.“ Nelissens setze zu einer Erwiderung an, wurde aber durch Ibn Bey abgeschnitten.
„Nein, nichts sagen, Matias. Das ist ein Fakt. Und dieses Zögern hat zumindest meiner Meinung nach zu Problemen geführt, die sich langfristig auf den Kampf ausgewirkt haben.“
Matias fühlte sich regelrecht vorgeführt. „Verzeihung, aber ich musste mir die Situation klar machen.“ Irgendwie klang die Ausrede selbst für ihn hohl.
Ibn Bey ging nicht darauf ein und erläuterte Matias die weiteren Punkte.
„Weiterhin war das kleine Kunststück gegen die Sabutai ziemlich riskant und ist auch entsprechend ein wenig schief gelaufen. Gut, der Jäger ist durch ihren ersten Offizier ausgeschaltet worden – Guter Treffer übrigens – aber leider wurde dadurch das Heck ihres Schiffes dadurch verwundbar gegen Angriffe der anderen Clanjäger.“
„Und wie hätte ich stattdessen reagieren sollen?“, wollte Matias wissen.
„Die Idee an sich war nicht verkehrt, Matias, aber die Richtung. Hätten Sie stattdessen nach Backbord abgedreht, hätten Sie Clark genau vor Vries Rohre gehabt und gleichzeitig ihr Heck geschützt. Ich habe ein wenig das Radar im Auge behalten. Wenn Sie dann noch das Manöver ein wenig weiterdurchgezogen hätten, wären Ihnen auch die anderen Jäger ganz schnell wieder in den Feuerbereich gekommen.“
Der junge Lyraner runzelte die Stirn.
„Da gibt es aber zwei Probleme, die ich dabei sehe, Al. Zum einen bestand die Gefahr, dass Clarks Jäger mein Schiff rammt. Und das hätte wohl eine Katastrophe ausgelöst. Und zweitens hätte das uns noch stärker vom Kurs abgebracht als ohnehin schon passiert. Dann hätte ich mir wohl einiges von unserer lieben Captain Sleijpnirsdottir anhören können“
Nachdenklich rieb sich der andere Landungsschiffskipper das Kinn. „Okay, das mit dem Rammen hat was für sich. Zumindest in der Simulation keine gute Idee. In der Realität sollten Sie das dennoch in Betracht ziehen, junger Mann. Und was den Captain angeht. Ich denke, darüber wird sie auch noch aufgeklärt werden.“
„Na schön, was noch?“, fragte ihn Matias.
„Ganz einfach: Ruhig bleiben, Skipper. Und nicht den Frust aufkommen lassen. Der stand Ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben“ sprach Ibn Bey in einem gelasseneren Tonfall. „Ich weiß, das sagt sich jetzt so leicht, aber es ist notwendig, sonst wirkt sich das auf den Rest der Besatzung aus.“
Nelissens rieb sich die Augen. „Na schön, ich werd‘ das nächste Mal daran denken, wenn um mich herum die Hölle ausbricht.“ Ungewollt schlich sich in dem Satz ein wenig Zynismus mit ein.
Darauf musste der Araber mit einem Grinsen antworten. „Sehr gute Einstellung, Matias. Der erste Weg zur Besserung.“ Hätte er näher am jungen Lyraner gesessen, hätte er ihm wohl auf die Schulter geklopft.
Stattdessen rappelte sich Matias wieder in seinem Sitz auf und schaltete den Funk ein.
„Captain Sleijpnirdottir, suchen Sie und ihre Kollegin eine Mitfahrgelegenheit?“
Es krachte kurz im Funkgerät, ehe er von der Blondine eine Antwort bekam. „Ich dachte schon Sie hätten den ausgestreckten Daumen übersehen.“
Das zauberte ein müdes Lächeln auf Matias Gesicht. „Naja, ist das Mindeste was ich für Sie beide tun kann. Danke für die Hilfe da draußen.“ Und das meine ich wirklich so, dachte er bei sich.
Wenn er schon bei dieser Übung sich nicht allzu gut angestellt hatte, hoffte er doch irgendwie, dass sich seine und Sleijpnirsdottirs Einstellung dem anderen gegenüber besserte.
Dann hätte der Tag wenigstens etwas Gutes.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Mercarryn: 09.10.2011 13:25.

18.08.2011 21:06 Mercarryn ist offline E-Mail an Mercarryn senden Beiträge von Mercarryn suchen Nehmen Sie Mercarryn in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.042

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Als es an Germaine Dantons Tür klopfte, sah er erstaunt auf. Sein Termin mit Jara hatte bereits begonnen. Zusammen mit Copeland hatte er sie in ihre neue Aufgabe als Sicherheitsoffizierin einführen wollen. Jensen wusste das. Wenn er dennoch klopfte, musste es wichtig sein. "Herein."
Das Schott öffnete sich, und Sergeant Jensen sah herein. "Colonel, Lieutenant Ryback bittet um eine Unterredung."
Verwundert ging Germaines Blick zu Copycat, der aber ebenso ratlos schien. Es kam eher selten, eigentlich so gut wie nie vor, dass der First Lieutenant, der für Material und Quartier in Major Harris' Stab verantwortlich war, direkt mit dem Kommandeur sprach. Unwillig sah er zu Jara herüber, deren Termin unterbrochen worden war.
"Er sagte, es sei dringend, Sir", fügte Jensen an.
Jara machte eine Geste der Ergebenheit.
"Schicken Sie ihn rein, Jan." "Ja, Sir."
Kurz darauf schwebte der drahtige, im Dienst ergraute Lyraner durch das Schott und salutierte vorschriftsgemäß vor den drei ranghöheren Offizieren. Der Spezialist für Verwaltungsaufgaben war schon seit den Anfängen von Team Stampede im Team gewesen, damals noch als Unteroffizier. Er hatte Germaine geholfen, die Chevaliers aufzubauen und war durch sein gewachsenes Aufgabenfeld mit dem Offizierspatent versehen worden. Später, im Zuge der Bryant-Kampagne, war er First Lieutenant geworden, und bei der Erweiterung der Chevaliers auf Regimentsgröße hatte er eine Beförderung zum Captain abgelehnt. Germaine hatte sich immer gefragt, warum er das getan hatte.
Es war eine temporäre Beförderung gewesen, wie bei ihnen allen. Ob es daran lag?
"Colonel, Sir, Ma'am, entschuldigen Sie die Unterbrechung. Ich komme heute in persönlicher Sache."
Germaine nickte. "Rühren Sie, Lieutenant. Kaffee?"
"Nein, Sir. Ich hoffe, es wird nicht lange dauern." Ein entschuldigender Blick streifte Jara, die daraufhin nickte.
"Colonel, wie lange kennen wir uns nun schon?"
Germaine faltete die Hände vor der Brust ineinander. Irgendwie gefiel ihm nicht, wohin diese Erklärung zielte. "Neun Jahre, Brian."
"Und in dieser Zeit habe ich Ihnen gedient. Als Materialwart, als Quartiermeister und im Stabsdienst."
"Sie haben Ihre Arbeit immer zu meiner vollen Zufriedenheit erledigt. Kompetent, prompt und unaufdringlich", bestätigte Germaine.
Der Mann schien sich ein wenig zu lockern. Er schwebte immer noch in steifer Haltung vor dem Schreibtisch, aber er erlaubte es einem Fuß, nach einer Bodenlasche für besseren Halt zu angeln.
"Sir, ich habe meine Aufgabe immer gern wahrgenommen. Sicher, es ist nicht die wichtigste Aufgabe, aber in Begleitung der Chevaliers habe ich in allen Schlachten gesteckt, die wir erlebt haben."
Kurz dachte Germaine an die Flucht auf Bryant zum Raumhafen, als ausgerechnet ein Küchenwagen zerstört worden war. Das hätte genauso gut einer der Materialwagen mit Ryback an Bord gewesen sein können. Und das war bei weitem nicht die einzige Gefahr, in der er gesteckt hatte, auch ohne eine Waffe in der Hand zu halten.
"Über Ihren persönlichen Mut gibt es keine zwei Meinungen", erwiderte Danton, wohl wissend, dass die Stabsdienst-Techs genauso hart an der Waffe gedrillt wurden wie die Infanteristen, um im Notfall mit allen Waffen und Ausrüstungsteilen der Truppe umgehen zu können. Manchmal parkte Germaine auch verletzte oder angehende MechKrieger in der Stabstruppe.
"Wenn Sie mir ein Zeugnis ausstellen würden, welche Gesamtnote würde ich bekommen?"
Danton beugte sich ein wenig vor, um dem Mann besser in die Augen zu sehen. Er zögerte mit seiner Antwort. "Sie kriegen von mir eine glatte Eins Plus, Brian."
Der Offizier atmete erleichtert auf. Dann begann er ganz entgegen seiner Art zu grinsen. "Ich hatte eine Zeitlang befürchtet, diese Worte von Ihnen nur zu hören, während ich gerade auf einem Schlachtfeld liege und sterbe."
Diese theatralische Vorstellung durchbrach auch Germaines aufgesetzte Pokermiene und ließ ihn kurz schmunzeln. Aber der Ernst kam schnell zurück. "Raus damit, Brian. Was soll ich für Sie tun?"
Für einen Moment wurde der Mann unsicher. Dann aber fasste er sich ein Herz. "Sir, ich bitte hiermit um meine Ablösung." Als er die erstaunt aufgerissenen Augen Dantons sah, fügte er hastig hinzu: "Und die Versetzung zu einer angemessenen Aufgabe auf Wayside V, wenn das nicht zu arrogant ist."
Wieder wechselte Germaine einen schnellen Blick mit Copeland und Jara. Der Lieutenant Colonel schüttelte leicht den Kopf. Er kannte Ryback noch nicht lange genug, um ihn zu beurteilen. Jara hingegen kannte ihn wesentlich länger, seit er sie als Rekrutin eingekleidet und ihr ihr Quartier zugewiesen hatte. Sie schien angemessen erschrocken zu sein.
"Können Sie das erklären, Brian? Sie sind ein guter Mann, der Beste auf dem Posten. Ich verliere Sie ungern. Aber genauso ungern will ich Ihnen etwas befehlen, was Sie nicht wollen. Sie haben sich viele Privilegien durch Ihren aufopfernden Dienst verdient."
"Sir, es liegt mir fern, Sie zu enttäuschen oder gar in Stich zu lassen", sagte Ryback, "aber seit wir hier auf Fury Station angekommen sind, plagen mich... Zweifel. Zweifel bei dem was ich hier tue, was ich mache. Um ehrlich zu sein, Sir, habe ich mich entgegen meiner Art bei unserer Ankunft - " er warf Jara einen entschuldigenden Blick zu "- einmal quer durchs Bordell gebumst."
"Das ist Ihr gutes Recht, wie das jedes Chevaliers auch", erwiderte Germaine und bemühte sich, ein Grinsen zu unterdrücken.
Jara nahm diese Worte konsterniert hin, bis ein leichter Schauder über ihre Haut ging. Es hieß, das hiesige Bordell bediente auch Wünsche weiblicher Kunden, denen es nach handfestem Männerfleisch dürstete. Ob ihr dies wohl gerade durch den Kopf ging?
"Sir, vielleicht war es die Erfahrung sexueller Überanstrengung, vielleicht waren es auch die Hochzeiten der letzten Wochen. Ich habe mich gefragt was ich hier mache, was ich leiste. Ich bin jetzt sechsundvierzig Jahre alt, davon waren achtundzwanzig als Soldat. Das großartigste, was ich in dieser Zeit geleistet habe, das war ein Rang als First Lieutenant."
"Und eine Einheit von Bataillonsgröße am Laufen gehalten zu haben", warf Copeland ein. "Und jetzt ein Regiment. Wir sprachen kürzlich darüber, Ihnen erneut den Captainsrang anzubieten."
Guter Copeland. Gesprochen hatten sie darüber nicht, aber sicherlich hatte er genauso wie Germaine da ernsthaft drüber nachgedacht.
Ryback schnaubte aus, müde, amüsiert, frustriert. "Das ist es nicht, Sir. Es ist so... Eigentlich bin ich zu alt für Abenteuer, aber... Würde es Sie sehr überraschen, wenn es mir nicht um den militärischen Aspekt geht, Copycat? Rund um mich werden Beziehungen geknüpft und Familien gegründet. Das stimmt mich nachdenklich. Das lässt mich fragen, ob ich auch eine Familie will. Und wenn ich darüber nachdenke, dann frage ich, wann ich diese Familie gründen will. Und ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass ich niemals eine Familie gründen werde, wenn ich nicht hier abmustere, hier auf Fury Station."
"Wie heißt sie denn?", schoss Germaine ins Blaue.
"Mary, Sir."
"Rot, blond, braunhaarig?"
"Eine rothaarige Kaukasierin aus dem Kombinat, Sir. Kommt ursprünglich von Wolcott."
"Haben Sie einen großen Altersunterschied?"
"Nein, Sir. Sie kam vor den Clankriegen hier an und blieb hängen, als es überall drunter und drüber ging. Bisher hatte sie... Keine Alternativen, so wie ich. Aber jetzt, Sir, mit Ihrem Versprechen für Dantonville..."
"Ich verstehe." Danton schnaubte kurz durch die Nase. "Ich verstehe wirklich. Ihr Nachfolger?"
"Ich dachte an Seargent Bratkovic, meine Zuarbeiterin. Sie ist über alle Vorgänge auf dem Laufenden und hat ein gutes Gedächtnis. Ebenso eine ruhige Arbeitsweise."
Danton entfaltete die Hände und legte sie auf den Schreibtisch. Sie würden nur noch vier Tage auf Fury Station bleiben, um auch die letzten Informationen der Erzsucher annehmen zu können. Rybacks Bitte war also quasi auf den letzten Drücker gekommen.
"Bitte teilen Sie Sergeant Elena Bratkovic mit, dass sie in Kürze zum Sergeant Major befördert wird und Ihr Ressort übernimmt. Sie sind hiermit von Ihrem Dienst freigestellt. Um eine Passage für Ihr Mädchen und sich müssen Sie sich selbst kümmern, Brian. Aber..." Danton lächelte. "Ich habe mir schon länger um einige Dinge Sorgen gemacht. Darum ging es auch um meinen Haushofmeister. Das ist ein hochtrabender Titel, aber er beinhaltet die Verwaltung von Dantonville und der Grafschaft. Also unendlicher Kilometer von Geröll und Staub. Kann ich Ihnen Dantonville und die Zukunft der Chevaliers da unten anvertrauen?"
Erleichtert, nein, strahlend sah Ryback seinen Chef an. "Sie können! Unbedingt!"
"Nun gut. Dann erwarte ich von Ihnen ebenso gute Arbeit auf Wayside V, wie Sie sie hier bei uns geleistet haben, Brian."
"Darauf können Sie sich verlassen!" Ryback schwebte heran, und die beiden besiegelten die veränderte Situation mit einem Handschlag. "Gut, dann übergeben Sie Ihren Bereich ordentlich. Ab dem Zeitpunkt ist es Ihnen freigestellt, ob Sie bis zum Abflug an Bord bleiben wollen, oder ob Sie auf Fury wechseln wollen. Sie können wegtreten, Brian."
"Danke, Sir. Ich melde mich ab, Sir." Der Mann salutierte, wendete in der Luft und verließ das Büro.
Eine Zeitlang sah Germaine auf das nun wieder geschlossene Schott. Endlich atmete er aus. "Nun gut, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, zu deinen wichtigsten Aufgaben gehört selbstverständlich, und hier pass bitte gut auf, Jara, die Führung der dir unterstellten..."

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Ace Kaiser: 21.08.2011 17:56.

21.08.2011 15:24 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.042

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

"Gentlemen", begann Germaine Danton, und taxierte die angetretenen Teileinheitsführer und Kapitäne, "ich präsentiere Ihnen nun die Ergebnisse unserer Nachforschungen, die Parder und das Caliban-System betreffend. Ehrlich gesagt habe ich mir das so nicht vorgestellt. Loren?"
Kapitän Cole ließ ein spöttisches Grinsen sehen, bevor er übernahm. "Zuerst eine Darstellung des Caliban-Systems. Caliban ist ein ungewöhnlich schwerer Stern für seine Größe. Seine Lebenszone, also jener Gürtel rund um den Stern, der eine optimale Distanz zwischen Hitze- und Kältetod für einen Planeten bedeutet, ist relativ klein. Das liegt nicht zuletzt daran, dass dieser Stern sehr jung ist. Und um weiter auszuholen, vor zwei Milliarden Jahren sind hier mehrere Supernovae explodiert. Dabei wurden etliche höherwertige Elemente ins Weltall gespien. Die Supernovae entstanden aus einigen Überriesen, die besonders viele höherwertige Elemente produzierten, bevor sie kollabierten. Kernfusion ist allen ein Begriff? Gut. Jedenfalls rührt hieraus das Interesse der Prospektoren der Region: Asteroiden, Planeten und Kometen in dieser Sternenregion haben einen auffällig großen Anteil an einigen superschweren natürlichen Elementen. Alles mit einer höheren Ordnungszahl als 32 - für die Nicht-Chemiker, die Rede ist hier von Germanium - ist übergroß vorhanden."
"Ah", kam es aus der Gruppe, "Germanium."
"Ja, und das nicht nur. Germanium ist für den Sprungschiffbau unerlässlich, aber viele weitere schwere Elemente ebenso. Also Palladium, Platin, Promethium, Tantal, Tellur oder Titan. Alles Elemente, die wir in der Raumfahrt und in der Schwerindustrie brauchen. Und es lohnt sich, hier zu schürfen und die veredelten Endprodukte in die Innere Sphäre zu transportieren. Es lohnt sich, obwohl wir hier quasi im Hinterland der Clans arbeiten. Aber es lohnt sich nicht für einen Nachfolgerstaat, diese Region permanent zu erobern. Freie Prospektoren und ein wenig Aufsicht von ComStar ist hier die Lösung. Dazu gibt es noch einige Handelsstationen, Fury Station nicht unähnlich. Soviel zur Astronomie- und Chemie-Stunde.
Kommen wir zurück zum wichtigen Punkt. Calibans Lebenszone ist klein, dennoch befinden sich zwei Welten in ihr, Caliban III und Caliban IV. III ist ein Zwergplanet ohne Atmosphäre, aber IV bietet viele Dinge: Wasser, Atemluft und als Vegetation eine primitive Form von Moosen. Fauna wurde auf ihm nicht entdeckt. Die Schwerkraft beträgt, bedingt durch die Größe, die Rotationsgeschwindigkeit und dergleichen, ziemlich exakt Null Komma acht neun Gravo an den Polen, und Null Komma acht vier am Äquator. Die Welt hat eine erhebliche Tektonik. Erdbeben und Vulkanausbrüche sind an der Tagesordnung. Caliban IV ist dennoch hoch begehrt, ermöglicht es doch Prospektoren, wertvolle Metalle zu schürfen, und das in einer atembaren Atmosphäre. Das ist kostengünstiger als Leute in Raumanzügen auf Caliban V, VI oder VII anzusetzen. Allerdings gibt es eine Faustformel: Je weiter vom Zentralgestirn entfernt, desto mehr Vorkommen, was auch diese Quellen interessant macht. Ich selbst lasse meistens auf Caliban IV schürfen. Ein Unfall da unten bedeutet nicht automatisch ein paar Tote. Wir kennen etliche Lagerstellen, die wir je nach Auftragslage abbauen. Normalerweise ist das da unten ein beinahe freundschaftliches Geschäft. Das System ist groß, und es gibt genügend Rohstoffe für alle. Diese, oder ihre weiter veredelten Produkte werden nach Fury transportiert, in die Innere Sphäre verbracht, oder direkt im Caliban-System verkauft. Natürlich gibt es auch Reibereien, wenn sich Unternehmen begegnen, die einander spinnefeind sind, und dank der Nebelparder wären meine Leute und ich beinahe in eine Kriegsähnliche Auseinandersetzung hinein gezogen worden. Eine schreckliche Erfahrung. Aber es gibt zwei Handelsposten auf Caliban IV, die absolut neutral sind. Selbst die Parder respektieren das."
"Neutrale Handelsposten?", hakte Copeland nach. "Das klingt mir nicht ganz nach der Geschichte, die Sie dem Colonel auf Arc Royal erzählt haben, so wie er mir das erzählt hat."
"Nun, sagen wir es so: Die meisten Prospektoren hier draußen kommen nicht wie ich aus dem lyranischen Raum. Somit habe ich nicht gelogen, als ich sagte, dass ich und mein Navigator die einzigen sind, die das System kennen. Vom Standpunkt eines Lyraners aus gesehen. Und wohl auch ein Grund, warum ich angegriffen wurde. Mein Beschwerdeweg ist länger als der meiner draconischen Kollegen. Aber zurück zu den neutralen Handelsposten.
Einer wird von ComStar finanziert, einer von der Händlerkaste der Clans.
Schauen Sie nicht so ungläubig. Wenn die Clan-Händler den Weg in die Innere Sphäre nicht scheuen, warum sollten sie nicht hier vorbei schauen, was viel näher ist? Selbst unsere Parder-Freunde respektieren das, denn eine Plünderung der Stützpunkte bedeutet ihre Schließung. Und die Handelsposten versorgen mit wichtigen Vorräten und Ersatzteilen, die es hier draußen nicht gibt, auch nicht auf Fury Station und den anderen Posten. Das beinhaltet auch Ersatzteile für Exoskelette, und damit auch für Mechs, um mal ein Gebiet zu nennen, in dem sich alle Anwesenden auskennen.
Fällt das weg, fehlt eine wichtige Unterstützung, die jeder zahlende Kunde erhält. Und zwar nur zahlende Kunden. Teuer bezahlende Kunden. Deshalb haben unsere Parderfreunde auch Fury angegriffen. Ihnen ist anscheinend das Bargeld ausgegangen, und der Sprung nach Fury war billiger als einen Prospektor auszunehmen und dessen Erz zu verkaufen."
"Auch nichts, was die Parder ständig machen können", stellte Metellus fest.
"Richtig. Ich nehme auch stark an, da die Einheit nur Kompaniegröße hatte, dass es sich eher um eine untergeordnete Einheit gehandelt haben muss."
"Danke, Loren", sagte Danton. "Wie Sie alle wissen, habe ich Captain Fokker und Captain Brenstein lange vor unserem denkwürdigen Treffen auf Wayside V"- Leises Gelächter erklang -"den Auftrag gegeben, anhand der Gefechts-ROMs der Angry Eagles festzustellen, welches Material und welche Einheiten hier draußen stecken könnten. Die Auswertung wird keinem hier am Tisch gefallen."
Shepard, der sich fixiert fühlte, ließ ein knarrendes "Sir" hören.
"Im besten Fall, und das auch nur mit Wohlwollen ausgesprochen, haben wir es mit einem unterbesetzten Sternhaufen zu tun. Im ungünstigsten Fall mit zwei Sternhaufen. Diese Zahlen sind vage, weil nicht genau bekannt ist, die Reste welcher Einheiten bei der Endschlacht auf Diana beteiligt waren und welche nicht."
"Also wählen wir eine Zahl dazwischen", ließ sich Jara vernehmen.
"Nein, Captain Fokker, wir gehen vom schlimmsten Fall aus und rechnen mit zwei Sternhaufen. Zum Glück, oder zu unserem Unglück, das man man sehen wie man will, haben diese Truppen dreißig bis vierzig Prozent Panzer-Unterstützung. Wir müssen auch mit mehreren Staffeln Luft-Raumjägern rechnen, mit ein oder zwei Sternen Kröten, und nicht zuletzt mit einem Kriegsschiff."
Aufgeregtes Raunen wurde laut. Germaine hob beide Hände, um die Offiziere zu beschwichtigen. "Letzteres taucht nur in der Rechnung auf, weil ich mehrere Berichte auf meinem Tisch habe, die von einem Kampfschiff mit Parder-Logo sprechen, das mindestens die Ausmaße eines Kreuzers haben soll. Es wurde in diesem Teil des Weltalls lange nicht gesehen, aber darauf verlassen wollen wir uns doch auch nicht."
"Was also tun wir? Wieder umdrehen?", klang Nelissens Stimme auf.
"Nein, wir werden umso vorsichtiger vorgehen. Wir sind uns nicht sicher, aber wir vermuten, dass unsere Parderfreunde sich auf Caliban IV mit den Materialien versorgen, die sie brauchen, um ihre Maschinen betriebsbereit zu halten. Ich weiß nicht warum sie das tun. Ob sie hier versuchen eine neue Keimzelle für ihren Clan zu bilden, ob sie sich darauf vorbereiten auf Diana einzumarschieren, ob sie hier draußen Gefallen am Leben als Piraten gefunden haben... Ich habe keine Ahnung. Vielleicht verstecken sie sich hier auch vor ComStar und der Inneren Sphäre. Vielleicht haben sie ihre Basis im Caliban-System, vielleicht aber auch nur in der näheren stellaren Umgebung. Wir müssten sie über ihre Motive schon selbst befragen."
"Sind wir dafür nicht hier, Colonel?", fragte Shepard bärbeißig und erntete zustimmendes Gelächter.
"Allerdings. Dafür, und für einige Gensequenzen, die... Einige Dinge klären sollen. Biologischer Kram halt."
Kitty hielt ihre Tafel hoch und präsentierte sie Germaine.
"Was? Nein, ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie versuchen, hier eine Brutwelt oder gar ein Genarchiv anzulegen. Würden sie es tun, wäre es natürlich eine Riesengefahr für uns. Allein, wir wissen es nicht. Wir wissen gar nichts. Aber wir wissen, dass wir im Caliban-System auf einige von ihnen treffen können. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn wir Pech haben, treffen wir alle. Wenn wir Glück haben, können wir die Situation bewältigen.
Und wir wissen, dass sie zwar in der Lage sind, ihre Clan-Technologie zu reparieren, aber nun hauptsächlich Innere Sphäre-Maschinen unterhalten. Mit anderen Worten: Wir können mit ihnen den Boden aufwischen. Falls wir sie finden."
Erneut klang leises Gelächter auf.
"Noch mal, für alle zum Mitschreiben: Unser Hauptanliegen ist nicht die Vernichtung der Parder, wohl aber ihre Giftakes zu nehmen. Wenn wir sie dennoch vernichten oder vertreiben können, erfüllt das den ComStar-Auftrag. Oder wenn wir sie so schwer treffen, dass sie in nächster Zeit keine Gedanken mehr an Clangründungen oder Kriegszüge verschwenden."
"Ebenso ist es möglich, dass sie das mit uns machen", warf McAllister ein.
"Sicherlich. Und genau deshalb gehen wir ja auch vorsichtig vor. Noch vorsichtiger als sonst. Und dank Kapitän Nelissen haben wir die Chance, unsere Erkundungen noch unauffälliger vorzubereiten."
"Werde ich mögen, was ich zu hören kriege?", fragte der Zivilkapitän resignierend.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
02.09.2011 15:06 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Thorsten Kerensky
Colonel


images/avatars/avatar-474.gif

Dabei seit: 01.10.2002
Beiträge: 2.981

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Raumstation Fury
Landungsschiff DORNKAAT
18. September 3066, 12:00 Uhr

Eliden Kush hielt sich zwar nicht für einen Profi, aber seine Hausaufgaben hatte er schon gemacht. Natürlich hatte er sich über seine neue Vorgesetzte informiert. Aus den offiziellen Quellen, denn er wollte sich den ersten Eindruck nicht mit Gerede und Meinungen belasten.
Jung war sie, jünger als er. Nicht mal 21 Jahre alt und schon Kompaniechefin. Das bedeutete, sie war entweder unglaublich begabt oder hatte unfassbares Glück. Oder beides.
Oder sie hatte sich hochgeschlafen, aber das traute er Danton eigentlich nicht zu. Der oberste Herr der Chevaliers wirkte auf ihn nicht wie ein Mensch, der seine Untergebenen derart ausnutzte.
Andererseits hatte er auf dem Shuttle-Flug zur DORNKAAT erfahren, dass Danton die junge Jara Fokker heute als Nummer 2 in der Erbfolge eingesetzt hatte. Das deutete auf interessante Verflechtungen hin.
Eliden musste zugeben, dass er nervös war. Das erste Treffen mit dem neuen Boss war immer wichtig, das wusste sogar er, obwohl er jahrelang auf der gleichen Stelle verharrt hatte. Die neue Uniform fühlte sich furchtbar ungewohnt an und das nüchterne Metall des Landungsschiffskorridors wirkte nicht besonders einladend. Corporal war er jetzt. Ein Rückschritt im Dienstgrad aber hoffentlich ein Fortschritt in seiner Karriere. Und vielleicht sogar in seinem Privatleben.
Kurz dachte er darüber nach, wie viele Soldaten wohl wegen der Liebe die Einheit gewechselt hatten. War er die bekloppt Ausnahme oder die Regel?
Er riss sich zusammen und klopfte an. Besser er wäre beim ersten Treffen konzentriert und sachlich.
Sein guter Vorsatz brach allerdings sofort in sich zusammen, als er der Aufforderung zum Eintreten folgte und seine Chefin sah.
Vor ihm saß eine junge, blonde Frau. Die junge, blonde Frau, der er in diese Einheit gefolgt war. Sie saß zurückgelehnt hinter einem Schreibtisch, auf dem nur ein DataPad und ein schweres Bowie-Kampfmesser lagen. Ihre Uniformjacke stand offen und präsentierte darunter ein enges Shirt, dass ihren flachen Bauch und ihre kleinen, aber wohlgeformten Brüste betonte. Das Haar, zu einem schlichten, langen Zopf gebunden, schwebte hinter ihr in der Schwerelosigkeit. Kurz: Sie sah umwerfend aus.
Colonel Danton schien einen makaberen Humor zu haben, wenn er ihn ausgerechnet ihrer Kompanie zuteilte.
Eliden ertappte sich dabei, blödlich guckend herumzustehen oder bemühte sich, wenigstens halbwegs souverän zu wirken.
„Captain, Corporal Kush! Ich melde mich wie befohlen!“
Fokker hatte sein Starren entweder nicht bemerkt – oder überging es geschickt. „Pünktlich auf die Minute, Corporal. Ihr erster Pluspunkt.“ In einer kraftvollen und eleganten Bewegung erhob sie sich, ohne jedoch ins Schweben zu geraten. Magnetstiefel vermutlich.
Sie reichte ihm die Hand und Eliden griff zu. Ihr Händedruck war überraschend kräftig und rau, aber dennoch warm und voller Energie.
„Willkommen in der zwoten Kompanie. Ich bin Captain Jara Fokker und ab sofort ihre Vorgesetzte und erste Anlaufstation bei Sorgen, Nöten, Problemen, Fragen und was auch sonst immer so anfällt.“
Eliden musste sich sehr bemühen, das Sonstige nicht zu detailliert vor sein inneres Auge zu lassen. „Danke, Ma’am“, brachte er stattdessen etwas lahm hervor und beobachtete wie seine junge Chefin sich wieder auf ihren Stuhl gleiten ließ.
„Bitte, setzen sie sich, Corporal!“, bot sie ihm an und Eliden, ohne praktische Magnetstiefel unterwegs, hatte leichte Probleme dem nachzukommen und größere Probleme, dabei trotzdem nicht wie ein Volltrottel zu wirken.
„Colonel Danton hat mir freundlicherweise ihre Akte zukommen lassen, Corporal“, begann Fokker das Gespräch. Ihre Stimme klang dabei routiniert, selbstsicher und freundlich und passte zu dem Eindruck, den Eliden von ihr bekommen hatte.
„Möchten sie vielleicht trotzdem etwas über sich erzählen?“
Eliden zuckte unsicher mit den Schultern. „Was möchten sie denn wissen, Ma’am?“
„Zum Beispiel würde mich interessieren, warum sie ihre relativ ruhige und solide Stelle hier aufgeben, um mit einem Haufen Söldner an die Front zu ziehen.“
Er hätte beinahe den Mund aufgerissen und erzählt, dass er wegen ihr hier war, besann sich aber im letzten Moment eines Besseren. Es war definitiv noch zu früh für so einen Vorstoß.
„Fury Station ist nicht unbedingt das Paradies, Ma’am. Wenn sie hier ein paar Jahre waren, dann wollen sie hier auch nur noch weg. Und die Chevaliers sind die erste vertrauenswürdige Kampftruppe, die seit langem hier aufgetaucht ist. Da musste ich meine Chance einfach nutzen. Ich kann die Abwechslung gut gebrauchen. Und die Erfahrung natürlich.“
„Ihnen ist aber schon bewusst, dass wir nicht auf dem Weg in einen Abenteuerurlaub sind, sondern in den Krieg?“
„Natürlich. Aber glauben sie mir: Der Dienst auf Fury war auch nicht unbedingt ein Kindergeburtstag. Wir sind oft genug überfallen worden. An der Front darf ich mich aber immerhin wehren.“
„Wenn ihnen jemand eine Waffe gibt“, schränkte sie seinen Enthusiasmus ein. „Ich will ehrlich sein: Ich kann sie momentan nicht als Krieger einsetzen. Meine Kompanie ist bei voller Stärke und die Lanzen sind gerade auf einem guten Weg, sich einzuspielen. Da kann ich jetzt keine Veränderungen durchführen.“
„So etwas in der Art hat mir Colonel Danton auch schon erzählt.“ Es fiel Eliden schwer, seine Enttäuschung zu verbergen. Er wäre lieber heute als morgen in einen Mech geklettert und sich nützlich gemacht.
„Nun lassen sie mal den Kopf nicht hängen, Corporal.“ Fokker schien sehr gut mitbekommen zu haben, was in ihm vorging. „Dass ich sie nicht in einen Mech setzen kann, heißt nicht, dass ich keine Verwendung für sie habe. Sie waren Sicherheitsoffizier auf Fury, frapos?“
Das letzte Wort war der Kompaniechefin ganz offensichtlich entglitten, ohne dass es ihr aufgefallen war. Eliden hatte es allerdings bemerkt. Clan-Vergangenheit? Das war interessant. Davon hatte nichts im Dossier gestanden.
„Nicht direkt. Ich war Chef eines Sicherheitsteams. Aber kein Offizier im militärischen Sinne.“
Sie murmelte etwas, dass Eliden nicht verstand und warf einen Blick auf ihr DataPad. „Hier steht, sie waren auch dafür verantwortlich, Streifen zu planen, Dienstpläne zu schreiben und das Personal zu betreuen?“
„Das ist richtig, Ma’am.“
„Super.“ Die blonde Soldatin lächelte ein entwaffnendes Lächeln. „Wie es der Zufall will, bin ich gerade Sicherheitsstabsoffizier geworden. Ich darf mich nicht drüber aufregen, weil es ein bisschen meine Idee war, aber es ist wieder eine Menge Arbeit und ich bin nicht gerade wenig ausgelastet.“
Sie unterbrach sich. „Langer Rede kurzer Sinn: Ich werde sie fürs erste dazu abstellen, die Wachdienste für das Regiment zu organisieren. Und einige andere Zuarbeiten in dem Bereich zu leisten. Dazu werden sie auch mit Captain Harris zusammenarbeiten. Der hab ich bereits Bescheid gesagt und sie ist begeistert von der Idee. Denken sie, dass das ihren Tag ausfüllen wird?“
Eliden hatte sich bei seinem Wechsel zu den Chevaliers etwas anderes erhofft. Er wollte nicht nur weg von Fury, er wollte auch in neue Tätigkeiten reinschauen. Vielleicht war es naiv, aber er hatte sich wenigstens eine Chance ausgemalt.
Nun, vielleicht würde er die noch bekommen, wenn er sich bewährte. „Ich bin mir nicht sicher, Ma’am. Ich schätze, das wird sehr schnell Routine und dann vielleicht noch zwei Stunden pro Tag dauern“, antwortete er ohne die Enttäuschung ganz aus seiner Stimme heraushalten zu können.“
Fokker grinste ihn an. „Das hatte ich gehofft.“
Würde sie ihm jetzt noch mehr Büro-Arbeit aufhalsen?
„Dann können sie ja am regulären Training und Dienst der Kompanie teilnehmen. Das schließt auch das Training im Simulator und auf realen Mechs ein, sobald wir dazu die Gelegenheit haben. Ich teile sie erst einmal der Lanze von Lieutenant Ferrow zu. Sprechen sie sich mit ihr ab, wann sie am besten für ihre Aufgaben als Sicherheits-Unteroffizier freigestellt werden können.“
„Ehrlich?“, entfuhr es ihm bevor er sich erneut zusammenreißen konnte. „Ich meine: Danke, Ma’am, ich werde sie nicht enttäuschen.“
„Das will ich hoffen, Corporal“, gab Fokker zurück und ihre Stimme schien für einen kurzen Moment gefährlich kühl zu werden. Eliden konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es nicht schwer war, Captain Fokkers Ansprüchen nicht zu genügen.
Schon mit ihren nächsten Worten verflog der kurze Moment der Unbehaglichkeit. „Haben sie noch Fragen zur Kompanie, zu mir oder ihren Aufgaben?“
Eliden, der sich irgendwie genötigt fühlte, wenigstens eine Frage zu haben, um nicht anspruchslos zu wirken, deutete auf das schwere Kampfmesser auf dem Schreibtisch seiner Vorgesetzten. „Ein interessanter Tischschmuck, Ma’am. Gibt es eine Geschichte dazu?“
Fokker hob sichtlich amüsiert eine Augenbraue und schien sich ihre Worte sehr sorgfältig zurechtzulegen. „Das Messer… ist eine Art Dauerleihgabe von guten Freunden der Zwoten hier auf Fury. Es wundert mich, dass sie davon nicht gehört haben.“
Eliden durchforstete sein Gedächtnis. War da nicht irgendwas mit einer Schlägerei gewesen? Eine Kompanie Söldner, die ein Wohnquartier zerlegt hatten? Das war Fokkers Kompanie gewesen?!
„Ich glaube, ich habe am Rande etwas mitbekommen, Ma’am.“
„Na, auf jeden Fall ist dieses Messer das Symbol für die erste gemeinsame Schlacht der Zwoten. Es ist dadurch mehr geworden als ein Bowie-Messer. So wie meine Kompanie mehr geworden ist als eine Gruppe von zwölf Menschen. Jetzt natürlich dreizehn.“
„Ich verstehe.“
„Gut. Haben sie sonst noch Fragen?“
„Nein, Ma’am. Ich möchte auch möglichst unvoreingenommen auf meine neuen Kameraden zugehen.“ So wie er unvoreingenommen an die Jagd auf die Frau vor ihm gehen wollte. Der Plan war offensichtlich schon einmal glorreich gescheitert. Warum hatte Danton ihn ausgerechnet hier eingeteilt?
„Das ist eine gute Einstellung.“ Sie nickte ihm anerkennend zu. Sein erster Pluspunkt, dachte er sich. „Dann wollen wir sie mal der Kompanie vorstellen, Corporal.“
Sie stand auf, schloss ihre Uniformjacke und griff nach dem Kampfmesser, um es vorne rechts an ihrem Gürtel zu befestigen. Noch vor der Dienstpistole, wie ihm auffiel.
Die Wirkung war beeindruckend. Alles Sanfte schien von ihr abgefallen zu sein. Die Frau, die jetzt vor ihm zur Tür schritt, strahlte durch und durch Härte und Kompromisslosigkeit aus. Eliden war sich nicht sicher, ob es an seiner hormonellen Verwirrung lag oder ob Fokker dieser Wirkung auf alle hatte, aber der brisante Cocktail aus netter Chefin und resoluten Kriegerin, den er gerade erlebt hatte, imponierte ihm.
Wieder musste er sich aus seinen Gedanken reißen, um seiner neuen Vorgesetzten schwebend zu folgen. Wenn er so weitermachte, würde er die Hälfte seiner Dienstzeit mit Tagträumereien und schmutzigen Fantasien verbringen, rief er sich innerlich zur Ordnung.
Fokker hatte ihre Magnetstiefel jetzt deaktiviert und hangelte sich gekonnt durch die Gänge der DORNKAAT. Sie musste auf Landungsschiffen groß geworden sein oder zumindest viel Zeit dort verbracht haben, denn Eliden hatte Mühe, ihr zu Folgen. Eine erste Bewährungsprobe?
Vor dem Mechhangar verlangsamte Fokker ihr Tempo und er wäre beinahe in sie hinein gerast. Scheinbar hatten sie ihr Ziel erreicht.
Zischend öffnete sich das Schott und gab den Blick auf die gigantischen BattleMechs der zweiten Kompanie frei. Turmhoch ragten die stählernen Riesen auf und ließen die Mechkrieger und Techs, die an ihnen arbeiteten, wie Ameisen wirken.
Eliden war überwältigt. So nah war er lange nicht mehr an den Königen des Schlachtfeldes gewesen. Und selten hatte er derart gut gepflegte und erlesene Modelle auf Fury gesehen. Direkt vor ihm thronte ein schwerer Omni-Mech, ein Waldwolf, in seinem Wartungskokon. Selbst deaktiviert und mit offenen Kabelschächten strahlte die Clan-Maschine eine erbarmungslose Tödlichkeit aus.
Fokkers Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Bleiben sie einfach hinter mir, Corporal. Der Rest wird sich schon zeigen.“
Bevor er antworten konnte, holte sie tief Luft und bellte danach einen Befehl, der durch den gesamten Hangar hallte: „Zwote Kompanie: Achtung! Auf meiner Höhe antreten! Marsch, Marsch!“
Schlagartig lösten sich einzelne Gestalten aus der Gruppe der Arbeitenden und schwebten in rasantem Tempo auf Fokker und Eliden zu. Diese Söldner waren gut gedrillt, das war neidlos anzuerkennen. Innerhalb kürzester Zeit hatte die Kompanie trotz der Schwerelosigkeit Formation und Haltung angenommen.
Eine junge Frau, rothaarig, gut gebaut, aber mit einem Gesicht das von langem, tiefem Kummer zeugte, löste sich aus der Formation und salutierte.
„Captain, die zwote Kompanie ist vollzählig angetreten und dienstbereit!“, meldete sie routiniert.
„Danke, Lieutenant Ferrow. Sie dürfen wieder eintreten!“ Eliden verfolgte die Rothaarige jetzt aufmerksamer, als sie zurück in die Formation schwebte. Das war als Lieutenant Ferrow. Seine Lanzenführerin. Gut zu wissen.
„Zwote Kompanie“, erhob Fokker wieder die Stimme, „rührt euch!“
Eliden beobachtete, wie sie mit an Arroganz grenzender Selbstverständlichkeit die Reihen musterte und erst, als sie keine Mängel festzustellen schien, fortfuhr.
„Die Zahl dreizehn ist in vielen Kulturen eine Unglückszahl“, begann sie. „Sie steht für schrecklich viele schrecklich schlimme Dinge. Aber für uns soll sie eine Glückszahl sein.
Heute haben wir nämlich unser dreizehntes Kompaniemitglied zugeteilt bekommen. Corporal Kush, treten sie vor!“
Eliden löste sich aus ihrem Schatten und manövrierte sich an ihre Seite.
„Corporal Eliden Kush stößt aus den Sicherheitstruppen von Fury Station zu uns. Offensichtlich haben wir uns dort einen Ruf als schlagkräftige Einheit erarbeitet.“ Bei diesen Worten strich sie wie zufällig über das Kampfmesser an ihrem Gürtel und amüsiertes Gelächter antwortete ihr.
„Corporal Kush wird mich in erster Linie bei meinen Aufgaben als Sicherheitsstabsoffizier unterstützen. Er beweist aber schon den Geist unserer Kompanie und fühlt sich damit lange nicht ausgelastet. Seinem Wunsch entsprechend, mehr zu tun, habe ich ihn der Kampflanze zugeteilt. Er wird am Kompaniedienst und –training teilnehmen, soweit es seine übrigen Aufgaben zulassen. Ich erwarte von euch allen, dass ihr Corporal Kush in eurer Mitte aufnehmt und ihn als vollwertiges Mitglied der Kompanie willkommen heißt.“
Sie ließ die Worte kurz sacken und gab Eliden die Möglichkeit, sich zu fragen, ob sie ihm gerade den Start einfach oder schwer gemacht hatte.
„Zwote Kompanie: Achtung!“
Die Männer und Frauen nahmen wieder militärische Haltung an.
„Auf den neuen Kameraden Corporal Eliden Kush zur Begrüßung ein dreifaches, kräftiges…“
„HURRA! HURRA! HURRA!“, erscholl es aus den Kehlen der Kompanie. Eliden war begeistert. So etwas hatte es bei ihnen auf Fury nicht gegeben.
Fokker klopfte ihm herzhaft auf die Schulter. Diese Frau hatte Kraft, soviel stand fest. „Lieutenant Ferrow, bitte teilen sie Corporal Kush einem ihrer Mechs zu. Er kann beim technischen Dienst ruhig helfen und sich mit der Technik vertraut machen. Der Rest kann weitermachen!“
Sie nickte ihm noch einmal zu und verschwand dann in Richtung Ausgang. Eliden blieb zurück, etwas unsicher, was er nun tun sollte.
Aber seine Unsicherheit wurde rasche beendet, als Lieutenant Ferrow mit einem hünenhaften blonden Sergeant heran schwebte.
Eliden bemühte sich, zu salutieren. „Lieutenant, Sergeant!“
„Schon gut, Corporal. Das übermäßig Militärische heben wir uns fürs Antreten auf. Das hier ist Sergeant Asmussen.“
„Nenn mich Viking! Machen alle hier“, bot der fast zwei Meter große Riese ihm an.
„Woran das wohl liegt?“, gab Eliden zurück und wagte sich auf das dünne Eis trivialer Konversation.
Scheinbar mit Erfolg, denn sowohl Asmussen wie auch Ferrow schmunzelten zumindest.
„Viking wird sie heute ein bisschen betreuen. Sie helfen ihm dort, wo er es sagt.“
„Jawohl, Ma’am.“
„Kennen sie sich schon mit Mechs aus?“
„Nur vom Simulator. Die Technik ist mir neu.“
„Das macht gar nichts“, beruhigte ihn die Lanzenführerin. „Sparrow legt allerdings großen Wert darauf, dass jedes Mitglied der Kompanie so viel wie möglich an den Maschinen helfen kann. Natürlich gibt es dafür die Techs, aber je mehr wir selber leisten können, desto besser. Passen sie also gut auf, wenn Viking ihnen etwas erklärt.“
Eliden nickte. Dann stutzte er. „Sparrow?“, hakte er nach.
Asmussen grinste. „Das Callsign vom Captain. Hat sie noch aus ihrer Zeit bei ihrer alten Einheit. Heute müssten man sie vermutlich Eagle oder Falcon nennen, aber das traut sich keiner.“
„Wieso nicht?“
Ferrow schaltete sich etwas sehr hastig ein. „Das ist eine lange Geschichte, Corporal. Eine, die hier sicher nicht hingehört.“ Dabei warf sie auch Asmussen einen warnenden Blick zu, der Eliden nicht entging. „Und jetzt an die Arbeit!“
„Aye“, bestätigte der Sergeant. „Mein Hüftaktivator wartet sich nicht von alleine.“
Während er hinter dem Mechkrieger her auf einen überschweren Stalker-BattleMech zu schwebte, gönnte sich Eliden ein letztes Mal den Luxus, über Captain Fokker nachzudenken. Da gab es noch viel in Erfahrung zu bringen.
Dann konzentrierte er sich auf die Ausführungen von Viking. Irgendwie fiel ihm das deutlich leichter, jetzt wo der Captain außer Sicht war…

__________________
Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Thorsten Kerensky: 12.09.2011 14:47.

09.09.2011 19:02 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
Andai Pryde Andai Pryde ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-465.jpg

Dabei seit: 01.05.2003
Beiträge: 4.866
Herkunft: Berlin

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

unbekanntes Sternsystem
24. September 3066, 04:50 Uhr

Ächzend schob er die schwere Metallkiste vor sich her und mühte sich, sie in ihre Position zu bringen.
Nach einigen Minuten schwerer Arbeit, drücken, ziehen und schieben war die Arbeit getan.
Flint Hawkings strich sich mit der schweißnassen Hand über die Stirn, in dem vergeblichen Versuch sich die salzige Flüssigkeit aus den Augen zu halten.
Schnaufend stapfte er die Rampe wieder hinab auf den letzten Rest an Metallkisten zu.
Am Fuß der ausgefahrenen Landungsschifframpe blieb er kurz stehen und blinzelte in die aufgehende Sonne.
Oder vielmehr die aufgehenden Sonnen. Der Zwillingsstern stand so dicht beieinander, dass es physikalisch eigentlich unmöglich sein müsste und es unweigerlich zu einer Kollision der beiden kommen müsste.
So spendeten beide sich gegenseitig Wärme und beschertem dem Sternensystem und den darin befindlichen Planeten kurze Nächte und heiße Tage.
Der Planet hatte keinen Namen, auch wenn man ihn hier Schmelztiegel nannte. Mit seinem kurzen Umlauf von etwa 16 Stunden waren die Tage schneller vorbei, als man dachte, aber doch nicht schnell genug, um nicht nach wenigen Stunden in der prallen Hitze zu vergehen.
Die Nacht war um 5 Uhr vorbei, sofern man von normalen Uhrzeiten sprechen konnte, aber schon jetzt, kurz vor dem eigentlichen Tage, mitten in der Morgendämmerung, war es annähernd 30 Grad heiß.

Die beiden Sonnen tauchten den Planeten während der Dämmerung in ein schummriges Licht mit einem typischen Orange-rot und einem Stich blau.
Seufzend strich Flint sich abermals über die Stirn, nur um einen weiteren Schwall an Schweiß zur Seite zu wischen.
Es könnte romantisch sein, würde man nicht seit zwei Stunden Kisten und diverse andere Teile in die wartenden Landungsschiffe verladen.
Sein Blick fiel auf die gewundene Lederkordel, die um sein rechtes Handgelenk lag. Rot, gelb und blau mischten sich die drei einzelnen Fäden und brandmarkten ihn als Sklaven…oder Leibeigenen, wie seine Besitzerin es nannte.
Welch schöner Euphemismus.
Die letzten anderthalb Monate waren ein Horror gewesen, so absolut nicht zu seinem ruhigen Leben oder Wesen passend; geprägt von Schmerzen, Prügelleien, Fluchtversuchen und Sex. Nicht dass er letzteres nicht schätze, sich nicht sogar gewünscht hätte, aber die wilde, fast schon barbarisch-brutale Art, wie er hier umgesetzt wurde war nichts für ihn.
Und doch, die Zeit war schnell vergangen, wenn er auch nicht umhin kam sich zu fühlen, als wäre er um Jahre gealtert.
„Hey du faule Ratte, was stehst du da rum?!“
Die schroffe, tiefe Stimme war nur zu vertraut und abermals seufzend wandte sich Flint dem Ursprung zu.
Der Elementar kam mit langen Schritten auf ihn zu. Kleinwüchsig für seine Rasse, und doch um einige Köpfe größer als Flint, wirkte er schon aus der Entfernung imposant. Der Körper war durch und durch trainiert, Muskeln wo sie sein sollten und stellenweise zu viel davon. Schweiß perlte von dem nackten Oberkörper ab und sammelte sich in der leicht durchnässten Shorts. Das Gesicht zierten eine komplizierte, nicht näher zu identifizierende Tätowierung und ein spöttisches Lächeln. Die blonden Haare waren kurz, mehrere Millimeter und trugen nicht zur Schönheit des fleisch-gewordenen Monsters bei.
Flint ertappte sich dabei, wie er wieder seufzte und den Kopf sinken ließ.
Dieser Mann war die Hauptursache seiner Probleme und vor allem der Prügel, die er oftmals tagelang nur zu deutlich nachfühlte und doch ging ihm so langsam der Wille aus, jedes Mal zu buckeln.
Unwillkürlich ballte er die Fäuste, während sich der lange Schatten des Elementars vor ihm aufbaute und indirekt etwas Abkühlung spendierte.
„Bist du taub oder fehlt dir nur wieder eine Tracht Prügel? Abschaum!“
Ein kräftiger Stoß mit der flachen Hand gegen seine Schulter begleitete den Satz. Die Abscheu troff nur so aus den Worten, ebenso die Belustigung.
Flint stolperte zwei Schritte nach hinten, blieb aber aufrecht stehen, den Kopf weiterhin gesenkt, die Fingernägel gruben sich tiefer in das Fleisch und die Wut brannte lichterloh in ihm.
Er konnte das hämische Grinsen nur zu deutlich vor sich sehen und er wusste, dass der andere niemals mit einem Angriff rechnen würde. Er hatte sich noch nie gewehrt. Immer stur jeden Schlag hingenommen, war jedes Mal wieder aufgestanden, bis sein Körper es ihm verweigerte.
Doch genug war genug.

Mit einem wilden Schrei stürzte er nach vorne und holte zu einem Schwinger aus.
Die Überraschung im Gesicht des Elementars war echt, aber zu Flints Pech übernahmen die Reflexe des Hünen die Oberhand.
Seine geballte Faust erreichte ihr Ziel nie. Stattdessen änderte sich schlagartig seine Perspektive. Die beiden Sonnen blitzen über den Schultern des Elementars auf, dann schlug er dumpf auf dem harten Felsboden auf. Doch dem nicht genug kurz danach folgte ein Dampfhammer in seine Magengegend.
Würgend krümmte Flint sich und unkontrolliert kam ihm das karge Frühstück wieder hoch und er besudelte sich selber.
Sterne tanzten vor seinen Augen, Schwärze machte sich breit und der beißende Geruch nach frischer Kotze drang nur langsam durch seinen benebelten Verstand.
„Du Surat hast tatsächlich versucht mich anzugreifen!“
Nur schwach drang die Stimme zu ihm durch. Der Hohn war noch immer da, aber wich einem Unterton von Erstaunen und war das…Respekt?
„Wenn du das nächste mal so etwas versuchst kleiner Mann, dann solltest du besser in der Lage sein mich zu töten, sonst tue ich das.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging, den ächzenden Flint hinter sich lassend.
Eine gefühlte halbe Ewigkeit rang er mit dem Bewusstsein. Der Schmerz in seiner Magengegend pochte dumpf, die Kotze rann ihm brennend über das Gesicht und vermischte sich mit seinem Schweiß.
„Hey Flint, Mann, was hast du nun wieder angestellt?“
Die Stimme war heller, hektischer und besorgter, als die des Elementars und erst jetzt nahm er den Schatten wahr, der sich zu ihm beugte und dann neben ihm kniete.
Byron, so nannte sich der Mann, tupfte ihm vorsichtig mit einem Lappen im Gesicht und begutachtete ihn.
Flints Sicht klärte sich allmählich und er versuchte dem Mann mit dem langen, blonden Pferdeschwanz aufmunternd zuzulächeln, was ihm allerdings nicht wirklich zu gelingen schien, so wie Byron schmerzlich das Gesicht versog.
„Ich sage das nicht gerne, aber du siehst aus wie ein Haufen Kotze.
„Danke.“
Krächzte Flint mehr und spürte sofort das scharfe Brennen im Hals und den bitteren Geschmack im Mund.
„Wasser?!“
„Klar Mann!“
Sofort spürte er den dünnen Strohhalm an seinen Lippen und saugte gierig das lauwarme Nass. Nur widerwillig schien der bittere Rest der Kotze weichen zu wollen und jetzt wo seine Sinne wieder kamen, merkte er den Geruch nur zu deutlich.
„Dieser Wichser…und….danke.“
Byron lächelte, diesmal aufmunternder.
„Keine Ursache. Hey du kennst Will…warum provozierst du ihn jedes Mal?“
„Das habe ich nicht…dieser Haufen Muskeln mit dem Hirn einer Kragenechse von Vega sucht doch Streit an jeder Ecke. Scheiss Clanner…“
Er richtete sich mühsam auf und versuchte gar nicht erst sich den Staub und die Kotze aus der Kleidung zu wischen.
„Du solltest dir vielleicht etwas Frisches anziehen.“
Flint blickte kurz an sich hinab und nickte stumm.
„Sollte ich wohl, ja.“
Frustriert stapfte er unter den wachsamen Augen Byrons und den mittlerweile versammelten anderen Leibeigenen zu den kleinen Container-Baracken.
Der Hass loderte in ihm und vertrieb die Schmerzen in seinem Magen. Aus den Augenwinkeln sah er den blonden Elementar in das Zelt verschwinden, das seine hünenhaften Mitstreiter als Freizeitplatz beanspruchten.
Hätten Operation Bulldog und Schlange doch mehr Erfolg gehabt und dieses Parderpack endgültig ausgerottet.
Keiner der Clanner in dem kleinen Lager machte einen Hehl aus seiner oder ihrer Herkunft und der Verlust in ihren Stimmen schlug schnell in Zorn um, den meistens die handvoll Sklaven - Leibeigener, ausbaden durften.

Und dann waren da noch die anderen…die echten Piraten, die Annektieren.
Die Blutparder, wie sie sich glorifizierend nannten, bestanden nahezu zur Hälfte aus Überlebenden des Clans Nebelparder und zum Rest aus Piraten, Nomaden und Abschaum, der sich der Sache ihres Anführers angeschlossen hatten.
Wo die Clanner brutal, zornig und kompromisslos waren, wiesen die anderen meistens noch weit finstere Charakterzüge auf. Blutrünstig, mordlüstern und einfach nur schmerzpervers.
Flint wusste nicht für wen er mehr Verachtung empfinden sollte.
Sein Weg führte ihn schnell in den Sanibereich der Container und mit zittrigen Fingern entledigte er sich der verdreckten Kleidung und trat unter den viel zu warmen Strahl der Dusche.
Die Gedanken überschlugen sich und wieder ging er im Kopf sein vergangenes Leben durch, vor allem die Zeit hier.
Es war eine kurze Zeit gewesen und er musste gestehen nicht immer schlecht. Irgendwo reizte es ihn. Isabelle hatte gesagt er hätte das Herz eines Kämpfers. Und ja es prickelte, das Adrenalin belebte ihn, jeder Schlag den er kassierte belebte seinen Geist, weckte mehr und mehr seinen Widerstand. Wo er anfangs resigniert hatte, der Schmerz und Selbsthass ihn gelähmt hatten, waren nun andere Eigenschaften aufgetaucht, die er sich nie zugetraut hatte.
Er strich sich unwillkürlich über den flachen Bauch und die Muskelschichten, die sich auftaten.
Noch vor zwei Monaten hatte dort eine wissenschaftlich gut genährte Wampe gesessen. Nun fand sich ein angehendes Sixpack, Muskeln spannten sich unter der Haut und ließen ihn wie ein anderer Mann wirken.
Isabelle.
Der Name ging ihn durch den Kopf und eine bunte Mischung aus Gefühlen und Bildern folgten.
Fluch und Segen zu gleich. Diese Frau war es, die ihn von Station Fury weggeholt hatte. Sie war...ja was war sie?
Sie war eine Clannerin, durch und durch, und doch waren da diese Momente…
Er jetzt registrierte er den sanften Atem auf seinem Rücken und spürte, wie zwei Hände über seinen Bauch glitten und ihn von hinten umfassten.
Zärtlich, aber doch fordernd glitt eine weiter nach unten und packte bestimmt zu.
Er zuckte kurz zusammen, dann strichen schwarze Haare in seinen Augenwinkeln entlang und ein voller Mund schob sich in sein Blickfeld und zwang seinen Kopf halb herum.
Der Kuss war heftig. Wild, leidenschaftlich, fordernd und doch er löste sofort den gewünschten Effekt aus.
Die große Luftraumpilotin löste ihre Lippen von ihm und warf breit grinsend einen Blick auf seinen Schritt, während Flint sich vollends herumdrehte.
Das warme Wasser glitt über ihren nackten Körper und betonte ihre Kurven zu deutlich und er spürte wie seine Männlichkeit sich mehr und mehr regte.
Vergessen war der Schmerz, der Frust, die Wut, als er sich vorbeugte und sich einen weiteren Kuss abholte.



Kritisch beobachte Ikan Furey aus dem Schatten seines Kommandozeltes die kurze Begegnung. Das Lager wurde langsam aktiver und so manche hatten den kurzen Auftritt Wills mitbekommen, doch die Stimmung war schon seit Wochen spürbar gereizter. Auf beiden Seiten. Stirnrunzelnd blickte er zu dem Elemenarzelt in das Will verschwunden war und kurz darauf zu dem Container in dem der geschlagene Leibeigene gegangen war.
Flint, rief er sich in Gedanken.
Der Versuch, das kurze Aufbäumen war ihm nicht entgangen, aber bezeichnender war der Blick gewesen. Das Aufflackern, der Zorn, die Flamme, die von mal zu mal in diesem Mann höher und höher zu lodern schien.
Aus den Augenwinkeln sah er die schlanke, hochgewachsene Frau mit schwarzen Haaren im Sanicontainer verschwinden und enttäuscht wandte er sich ab.
Isabelle Wirth und Will.
Neben so vielen anderen, doch zu wenigen, waren sie der Rest der Nepelparder. Einstmals Stolz der Clans und nun nicht mehr als Piraten getrieben von Gewalt, dem Verlangen nach Sex und vor allem Rache.
Traurig beugte er sich über den Kartentisch und studierte die Planetenkonstellationen und Sprungrouten dort, doch die Gedanken ließen ihn heute nicht los.
Waren das Zweifel, die in ihm aufkeimten?
Nicht an der Sache, doch an dem Personal. Es störte ihn nicht einmal wie wild sie sich aufführten, der Kampfgeist hielt sie in Form, hielt sie scharf und wachsam, doch die Zeiten waren nicht mehr dieselben wie früher. Nun waren sie Piraten, Ausgestoßene, Clanlose, Verbrecher und das mit begrenzten Ressourcen.
Ein kurzes Rascheln riss ihn aus seinen Gedanken und er hob kurz den Kopf um den Neuankömmling zu begrüßen. Im Hintergrund füllte sich das Lager allmählich. Die wenigen Parder, die bereits wach waren trieben den kleinen Haufen Leibeigener höhnend und lachend an, während diese sich abmühten die Fracht in das wartende Landungsschiff zu tragen oder Zelte abzubauen.
Keiner der Krieger rührte auch nur einen Finger.
„Sterncaptain Ikan Furey!“
Furey nickte kurz.
„Sterncommander Tomoe Mehta, sei gegrüßt.“
Alte Clanfloskeln ließen sich schwer ablegen, er wollte sie nicht ablegen, aber passten sie noch hier hin? Zu Piraten?
„Du bist früh wach, ich nehme an es gibt negative Nachrichten, frapos?“
„Pos, mehr oder weniger. Unsere Vorräte werden knapp und Krieger Will hat wiederholt bewiesen, dass diese Untätigkeit an der Moral nagt.“
Furey verkniff sich einen bissigen Kommentar, sondern blickte stattdessen nach draußen, wo besagter Mann gerade einen weiteren Leibeigenen zu Boden schickte, unter lautem Lachen der meisten Blutparder.
Tomoe Mehta folgte seinem Blick kurz, sein Gesicht war neutral, doch der Anflug von Zufriedenheit begleitete jeden Tritt oder jedes höhnische Kommentar der Blutparder.

Mehta war sein Stellvertreter, einer von drei Blutnamensträgern in der Einheit, der harte Kern, das wahre Erbe und doch mindestens so tief gesunken wie die restlichen.
Der japanische Einschlag und die Wurzeln waren anhand der mandelförmigen Augen und der Hautfarbe deutlich in seiner Linie zu erkennen, aber er hatte ein Temperament in sich, dass nicht zu den als so beherrscht beschrieben Japanern zu passen schien. Furey kannte viele Geschichten von der alten Erde. Manche besagten dass die Zeiten damals besser waren.
So ruhig wie er selbst, so unbeherrscht war Mehta, machte niemals einen Hehl aus seiner Enttäuschung, bestrafte Versagen hart und griff bei übermäßiger Gewalt nie ein. Meistens forcierte er sie eher. Furey wusste, dass der Mann mit dem Weg nicht einverstanden war, den die Einheit nahm, aber er wusste auch, dass sie noch weit blutrünstiger wären, ginge es nach dem kleinwüchsigen Mechkrieger.
Er wollte Tod und Verderben über alle bringen, vor allem hasste er die Innere Sphäre aus tiefstem Leib und damit auch alles, was in seinen Augen nicht rein Clan war. Was derzeit auf nahezu den Großteil der Blutparder zutraf.
„Was gedenkst du zu tun, Sterncaptain? Ein weiterer Überfall?“
„Uns bleibt leider wenig übrig. Ich hätte mich gerne noch etwas bedeckt gehalten, aber wie du sagst, die Vorräte werden knapp und die Gemüter kochen über.“
„Gut.“
Mehta verschränkte die Arme und trat näher an den Kartentisch.
„Ich bin dieses Warten leid. Wir sollten dort draußen sein und unsere Feinde zerschmettern, anstatt uns jedes Mal wie geschlagene Hunde zurückzuziehen und dann wochenlang zu verstecken.“
„Nur so überleben wir.“
Mehta schnaufte.
Furey wusste um die Meinung und dieser Streit war so alt, wie die Blutparder selber. Er hatte nicht den Elan ihn wieder und wieder auszutragen und so überhörte er die folgenden Kommentare und den Monolog Mehtas zu den Taten, die wahre Nepelparder tun müssten.
Wieder wurde das Zelt bei Seite geschlagen und ein weiterer Krieger trat ein.
Der Mann war normalgroß, hatte gebräunte Haut und ein permanentes Lächeln im Gesicht, das Bände darüber sprach, wie ernst er etwas nahm. Unerschütterlich schien dieser Mann zu sein, aber mindestens genauso undurchschaubar.
Damien Cunningham, Krieger aus der Inneren Sphäre und Pilot des Battlemechs des Types Templar. Mehr wusste niemand. Nicht einmal über seine Intentionen sprach er.
Er war ein Geschenk gewesen. Ein Geschenk ihrer Verbündeten und bisher hatte er nichts Negatives gegen die Blutparder unternommen, so weit Furey das beurteilen konnte und doch…er traute diesem Mann nicht.
„Krieger Damien. Sei gegrüßt.“
„Sterncaptain Furey. Nun ich mische mich ungern ein, aber wir haben spontanen Besuch bekommen.“
Er blickte kurz zu Mehta, in dessen Augen der nackte Hass loderte, was Cunninghams Lächeln zu verbreitern schien.
Der Mann liebte die Gefahr offensichtlich oder er war zu dumm sie zu erkennen. Allerdings widersprach letzteres dem Auftreten des Mannes.
„Gut, dann gehen wir doch nach draußen. Ich denke diese Information dürfte der Truppe gut tun!“
Er nickte in Richtung des freien Platzes vor dem Zelt und wartete bis Mehta und Cunningham sich umgedreht hatten.
Mehta brüllte bereits Befehle zum Antreten und mehr oder weniger eifrig sammelte die anwesende Truppe sich.
Furey verzog das Gesicht. Clanner waren von sich aus diszipliniert, wurden in ihren Geschkos getrimmt und geschult. Dieser wilde Haufen, gekleidet in Uniformfetzen, lose Kleidung aller Farben und Formen sammelten sich wie ein Haufen untrainierter, gelangweilter Söldner.

Sie waren wirklich tief gefallen.
Er griff sich seine Uniformjacke und schlug den Zeltaufschlag bei Seite, dann trat er in das doppelte Licht der Sonnen und ging auf die Meute zu. Staub wirbelte um seine Stiefel.
Immerhin verstummten die Gespräche oder das Getuschel. Selbst die Leibeigenen standen so weit es ging ruhig oder in manchen Fällen sogar stramm.
Er nickte kurz in die Runde und ließ seinen Blick dabei noch mal über die Mitglieder der Blutparder gleiten.
Auf der einen Seite standen die hünenhaften Krieger unter Will und Jill, dem zwillingshaften Elementar Duo. Dann folgten die Mechkrieger. Im Gegensatz zu den zehn anwesenden Elementaren nicht eindeutig als Clanner zu identifizieren boten sie die bunteste Mischung von allen. Als erstes Sterncommander Dagor. Der Mann aus dem Kombinat stand ruhig da. Die stark gebräunte Haut präsentierte ein buntes Sammelsurium an komplizierten Tätowierungen. Von Dämonenfratzen bis hin zu Chimären und andere Kreaturen aus den Höllen Dantes. Die leicht gelblichen Augen lagen in tiefen Höhlen und machten den Mann zum nahezu perfekten Abbild des Mechs den er steuerte. Neben ihm standen die vier Krieger aus einer anderen Guerillatruppe. Die Parder besaßen noch weit mehr Krieger, als viele der Anwesenden vermuteten und selbst Furey ging davon aus, dass seine Informationen sehr mager waren. Iven, Unnar, Jace und Cedrik waren quasi Leihgaben einer anderen Splitterfraktion und die Durchmischung sollte für eine gewisse Verwirrung bei ihren Feinden sorgen.
Der größte Nachteil war allerdings auch hier die Grüppchenbildung, die bei den vieren mindestens genauso stark ausgeprägt war, wie bei dem Trio an ehemaligen Piraten.
Bübel, Soho und Hugo kamen auch prompt als nächstes. Bübel mit seiner üblichen, ablehnenden Pose, aber immerhin strebte er keine Diskussion, wie er es regelmäßig zu tun pflegte.
Die einzigen Mechkrieger, die aktuell fehlten waren Katja und Daniel.
Die beiden lieferten ein sehr kontrastreiches Bild und waren aktuell auf Patrouille.
Daniel war ein Wahrgeborener aus dem Hause Osis und trauerte immer noch der verlorenen Macht seines Hauses nach und war der festen Überzeugung als Einziger dazu bestimmt zu sein über alle Clans zu herrschen, als ilClan und ilKhan.
So richtig drang die aktuelle Situation zu dem jungen Stormcrow Piloten offensichtlich nicht durch.
Katja wiederum war eine ruhige junge Frau, noch dazu eine ehemalige Leibeigene und während einer ihrer Raubzüge in die Truppe aufgenommen worden.
Die ehemalige Sklavin war ruhig und stark vom Leben gezeichnet. Gerade mal frische 18 Jahre und doch einen geschundenen Körper und eine gezeichnete Seele.
Furey war der Einzige der sie jemals dabei ertappt hatte, wie sie leise vor sich hinweinte, ansonsten zeigte sie nahezu keine Emotionen. Kalt, effizient und tödlich. So wie er selber es am liebsten hatte.
Vermutlich fühlte er sich deswegen zu ihr hingezogen. Eine Art Vaterkomplex?
Direkt neben dem Piratentrio um Bübel kamen die Luft-Raumpiloten der Einheit. Wobei gerade Sterncommander Isabelle Wirth durch Abwesenheit glänzte.
Körperliche Ertüchtigung mit Leibeigenen. Er musste ein Schnauben unterdrucken.
Allerdings waren Jack, Otiz und Jannik anwesend. Vor allem Otiz ragte aus der Truppe kleinwüchsiger mit übergroßem Kopf heraus.
Der Mann könnte glatt ein entfernter Verwandter Dagors sein. Mit seiner kräftigen Statur, gebräunter Haut und den Augen in ihren tiefen Höhlen lag der Schluss nahe.
Aber dort endete die Ähnlichkeit auch schon. Während Dagor eindeutige Einschläge hatte, die vor allem anhand der mandelförmigen Augen zu erkennen waren, wies Otiz eher markante Gesichtszüge auf, die einen an hohe Klippen erinnerten. Die graue Augen waren stets aufmerksam und intelligent, allerdings hörte man den großen Mann mit der Glatze nahezu nie ein Wort verlieren. Er war sehr ruhig, diente aber schon lange unter Furey und war wohl der Einzige, dem er hier bedingungslos vertraute.
Dann kamen die Leibeigenen und zu Fureys Glück auch ihr Besuch.
Das Anstarren fing gerade an unangenehm zu werden, während die ersten unruhig von einem Fuß auf den anderen traten, mühten andere wie Otiz sich um eine erstklassige Haltung und minimale Bewegung.
Manchmal fragte er sich, wie er es schaffte diese Truppe zusammen zuhalten, allerdings lagen die Antworten auf der Hand.
Treue auf der einen Seite, gepaart mit Pflichtbewusstsein, dem Wissen dass man nirgends hin konnte oder schier das Verlangen nach Rache oder Reichtümern.
Und natürlich war jeder Mech präpariert.
Genauer gesagt verfügte jedes Cockpit über eine kleine Auswahl an versteckten Sprengsätzen, die dafür sorgten, dass Furey die volle Kontrolle behielt.
Er mochte ein Clanner sein, aber Furcht und Unterdrückung waren oftmals sehr effektive Mittel.

„Wie ich sehe geht es hier wie immer in den üblich, freundlichen Tönen zu!“
Die Stimme des Neuankömmlings war klar und stark.
Furey drehte den Kopf und sah den großgewachsenen Mann in seinem grauweißen Overall.
Krieger Oni.
Ihr Verbindungsmann oder Handelspartner, wie er sich selber gern bezeichnete und darüber hinaus Krieger des Clans Diamanthai.
„Ah unser Glitzerfischen ist wieder mal von seinem Thron herabgestiegen und beehrt uns mit seiner Anwesenheit.“
Der Hohn und die Verachtung in der Stimme Tomoe Mehtas sprachen Bände und fing sich auf den Gesichtern der meisten wieder. Dabei fiel Furey wieder das Fehlen der beiden Turteltauben auf. Anscheinend dauerte das Intermezzo unter der Dusche länger.
Untypisch für Isabelle Wirth.
Oni trat in die Mitte der Truppe und erst jetzt konnte man den Sack erkennen, den er bei sich trug.
Mit Schwung warf er das Stück Textil vor sich. Es ächzte einmal kurz.
Furey hob eine Augenbraue und blickte Oni in die Augen, doch der Diamanthai blieb ausdruckslos. Lediglich das Lächeln auf Damien Cunninghams Zügen wurde breiter, selbstzufriedener.
Und aus dem Sack schälte sich ein blonder Mann. Schmächtig, geschunden, aber in einem Stück, wenn auch in einer verdrehten Pose mit gefesselten Händen und Füßen, sowie einer Augenbinde.
Der mausgraue Overall lag farblich zwischen dem weiß-grau des Haies und dem dunklerem grau der Parder. Auf der Brust stach eine Cartoonmaus mit ihrem Degen tapfer in die Luft. Darüber prangte in silbernen Buchstaben der Schriftzug – Dantons Chevaliers – und darunter ein kleines Namensschild.
- Brestwick -


Fury Station,
unbekanntes Sternsystem
20. September 3066, 11:50 Uhr


Matthew war nicht unbedingt glücklich hier zu sein und auch wenn der Mann vor ihm nichts dafür konnte, stand er kurz davor es ihn spüren zu lassen.
Der orangene Overall war mit Fett und anderen Flecken verziert und bei jeder Bewegung blieb sein Blick auf einem davon haften.
Und Bewegung hatte dieser Mann genug. In einer Mischung aus Empörung und Angst gestikulierte er wild herum und verlor sich einerseits in wilden Flüchen und andererseits in kläglichen Bekundungen, dass er mit der ganzen Misere nichts zu tun hatte.
Die Förder- und Raffinierungsanlage im Herzen von Station Fury stand zur Zeit still, was den Mann zu weiteren Anekdoten anleitete, wie viel sie pro Sekunde Stillstand an Material anhäuften, dass nicht verarbeitet wurde und sich dadurch alles verzögerte. Als würde er hier großartig Absatz oder Umsätze erzielen.
Matthew schnaufte unerfreut und warf seiner Begleiterin einen vielsagenden Blick zu.
Dualla zuckte nur mit der Schulter und konzentrierte sich dann auf das Häufchen, dass gerade aus der Förderanlage gefahren wurde.
Der mausgraue Overall hatte eine ähnliche Farbe, wie der Gefechtsdrillich, den die beiden Mechkrieger trugen. Unverkennbar war allerdings das Logo auf der Brust, das noch erstaunlich intakt war.
„Und als wir das Geräusch hörten, haben wir sofort alles gestoppt. Komischerweise hat der Sicherheitsmechanismus den Fremdkörper nicht sofort bemerkt. Ich hatte ihrem Colonel doch gesagt, dass ihre Männer hier unten nichts zu suchen haben...und überhaupt…“
Die Tierrade wurde nicht schwächer und Matthew reichte es allmählich.
„Mister Defun, mir sind ihre Prozesse und all das andere absolut scheißegal. Ich will weder wissen wie ihre Sicherheitsprotokolle laufen oder nicht, was sie an Verlusten einfahren, noch ob ihre Frau Pickel am Arsch hat.“
Der Mann lief schlagartig rot an, allerdings interessierte Matthew das herzlich wenig.
„Was zum Henker IST hier passiert und das bitte kurz und knapp.“
Defun, ein eher schmächtiger Mann mit einer ordentlichen Ladung Ruß, Dreck und anderen nicht näher definierbaren Flecken auf der schweißnassen Glatze, die bestens zu den Flecken seines Overalls passten, war ein Klischee von Nicht-Militär. Der Einzige der dem Mann in seiner Abscheu gegenüber Soldaten noch mehr voraus hatte, war der Skipper der Devons Pride, Nelissens.
Auch wenn Matthew normalerweise ein geduldiger Mensch war, so hatte er jetzt nicht die Zeit oder gar Lust für so etwas.

Defun seinerseits funkelte ihn an, und schnaufte dann.
„Nun kurz gesagt, wir gingen unserer Arbeit nach, als Wilcox als Erster merkte das die Maschine bockte. Als dann kurz darauf das Geräusch ertönte, haben wir abgeschaltet. Jedenfalls ging Jessie kurz darauf nachschauen und da fanden wir ihn.“
Matthew nickte, einerseits wollte er mehr Infos, aber er wusste, dass es besser war nicht zu viel zu wollen und den Mann wieder in sein Geschwafel abdriften zu lassen.
Allerdings störte sich Defun nicht daran und brabbelte prompt wieder drauf los. Diesmal ignorierte Matthew ihn und trat an das Förderband, während Dualla hinter ihm den kleinen Mann zu beruhigen versuchte.
Viel konnte man nicht mehr in dem Gemisch aus Kleidung, Blut und Knochen erkennen.
Das, was vorher einmal ein Mann gewesen sein mochte, war nun ein Knäuel aus stinkender, bunter Masse, lediglich besagtes Overallstück war eindeutig zu erkennen.
Der Ammoniakähnliche Geruch mischte sich mit den hier gängigen Düften nach Schweiß, Metall und Verbranntem und brachte ihn dazu kurzfristig ein Würgen zu unterbinden.
Selbst in seiner Karriere als Soldat und auch während des Bürgerkrieges hatte er selten so etwas zu Angesicht bekommen. Die Kämpfe in Mechs wirkten da oftmals sauberer und er war kein Schlammstapfer und solche Anblicke weit weniger gewohnt. Vor allem war er den Anblick von Menschen nicht gewohnt, die eine kürzliche Begegnung mit einer Erzraffinerieanlage hinter sich hatten.
Dualla trat neben ihn und seufzte.
„Tja es deutet so ziemlich alles darauf hin. Der Overall, das Abzeichen und die Listen bestätigen es.“
„Alec Brestwick?“
Dualla nickte stumm.
„Verdammt, das wird dem Colonel absolut nicht gefallen. Noch ein Toter und noch dazu unser blinder Passagier und neuester Chevalier.“
Matthew drehte sich wieder zu Defun um.
„Sie sind sich sicher, dass es kein Unfall war?“
Defun glotze ihn ungläubig an, dann schüttelte er den Kopf.
„Nein, eindeutig. Wir sind die Einzigen, die Zugang zu den inneren Anlagen haben und während des Arbeitsprozesses darf dort keiner hinein. Sicherheitsbestimmungen. Und ein Außenstehender hat hier eh nichts zu suchen. Er käme nicht einmal durch die Schleusen.“
Matthew nickte stumm, was Defun offensichtlich erstaunte.
Dann setzte er sich in Bewegung und schritt auf das nahe Schott und die beiden Wache haltenden Chevaliers zu.
„Packen sie es ein und verladen sie es auf die DEN HAAG. Das ist Beweismittel.“
Der rechte Infanterist nickte und setzte sich in Bewegung, der Allzweckplastikbeutel befand sich bereits in seiner Hand.
„Äh was ist jetzt mit unserer Anlage? Und überhaupt? Wie kann man so kalt sein?“
Matthew drehte sich nicht um, während er das Schott durchschritt.
„Das muss man leider in meinem Beruf. Schönen tag noch Mister Defun!“
Dann war er durch das Schott und konnte die Flüche des kleinen Mannes nicht mehr hören. Dualla eilte flinken Fußes an seine Seite und runzelte die Stirn.
„Das ist alles irgendwie komisch. Wie konnte so etwas passieren und vor allem, wie konnte Brestwick hier hinein gelangen?“
„Ist er nicht. Zumindest nicht lebendig.“
Dualla blickte kurz zu ihm und ihr schokobraunes Gesicht verriet ihre Überraschung.
„Ich weiß nicht, ob Brestwick sich in seiner kurzen Zeit hier Feinde gemacht hat oder etwas anderes. Fakt ist allerdings, dass er getötet und dort deponiert wurde. Alles andere ergibt noch weit weniger Sinn.“
„Dann müssen wir das dem Colonel mitteilen.“
Matthew nickte stumm, während er die Lippen fest aufeinander presste.
„Das werden wir auch, allerdings wird das wenig an der Situation ändern. Wir legen in einer halben Stunde ab und sofern keiner von uns Interesse daran hat hierzubleiben und Polizist zu spielen, wird der Colonel wenig tun können, als es der Stationssicherheit zu überlassen und uns unseren Überlegungen. Gefallen wird es ihm allerdings nicht.“
Ganz und gar nicht, fügte er stumm in den Gedanken hinzu.


Germaine Danton war definitiv nicht erfreut, allerdings aus anderen Gründen, als Matthew Brenstein je vermutet hätte.
Er stand in seinem Quartier an Bord der ROSEMARIE und starrte aus dem kleinen Bullauge auf den rotierenden Pulsar in dessen äußeren Orbit die Station kreiste.
„Und du meinst, dass unser Plan gegriffen hat?“
Charles Decaroux trat aus dem Schatten neben seinen Kommandanten.
„Ich bin mir sicher.“
„Und wenn es sich wirklich um Brestwick handelt?“
Er spürte wie Charly den Kopf schüttelte und wusste, dass die Frage überflüssig war.
Sie hatten dem Mann zwei kleine Transponder untergejubelt, allerdings sendeten beide nicht mehr und die Daten ergaben, dass sie vor wenigen Stunden aus dem System verschwunden waren. Wohin blieb leider offen, da diese Sender nur eine kurze Bandbreite hatten, um ihrerseits nur schwer entdeckt werden zu können.
„Natürlich wissen wir erst genaueres, wenn wir die Leiche untersuchen konnten.“
„Ja tut das. Mir gefällt der Gedanke nicht.“
„Unverrichteter Dinge abzureisen? Oder dass wir Recht hatten?“
Germaine seufzte und stützte sich schwer an der Bordwand ab, während er kurz die Augen schloss.
„Beides Charly. Deine Vermutungen haben sich leider bestätigt, aber mir leuchtet nicht ein, wie sie so dumm sein konnten, nicht anzunehmen, dass wir ihn beobachten.“
„Nun man ging von deiner Gutmütigkeit aus.“
Das schiefe Grinsen konnte Germaine sich nur zu gut vorstellen:
Und nicht von deiner Verschlagenheit, mein alter Freund.
„Dann bleibt nur abzuwarten, ob unser trojanisches Pferd uns zu unseren Gegnern führt. Ansonsten bleibt uns wirklich nur Caliban und eine ziemlich langwierige Suche, Glück oder eine böse Überraschung.“
„Wohl wahr.“
Germaine raffte sich wieder auf.
„Nun dann. Ich werde Jan anweisen Prince über das weitere Vorgehen zu informieren. Das Ganze bleibt nach wie vor unter uns. Wer weiß ob sich nicht doch noch irgendwo missgünstige oder Spione befinden. Der Plan bleibt der Alte. Erst nach Caliban und dann sehen wir weiter. Vielleicht werden wir sogar erwartet und mit etwas mehr Glück auch rechtzeitig vorgewarnt. Du solltest wieder auf die Pride gehen, bevor dich jemand zu lange vermisst.“
Charles Decaorux nickte nur und glitt dann unauffällig aus dem Quartier des kommandierenden Offiziers der Chevaliers.
Und wieder war ein Mann gestorben, ein Unschuldiger und das Blut haftete an ihren Händen. Egal was er tat, es wurde nie weniger.
Seufzend geh-schwebte er aus seiner Kabine in Richtung Brücke. Es wurde Zeit nach Caliban zu fliegen.

__________________
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Andai Pryde: 18.01.2012 13:56.

10.09.2011 09:11 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.042

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Auch die schönsten Tage hatten mal ein Ende. Im Fall der Chevaliers war aber nur das Ende der Kaiman-Steaks gekommen. Es wurde Zeit, Bio-Algen und Echsensteaks eine Zeit lang Adé zu sagen, und an die Arbeit zu gehen. Die letzten Prospektoren waren interviewt worden und hatten das Mosaik weiter vervollständigt Es blieb noch immer lückenhaft, was nicht zuletzt daran lag, dass das Analyseteam der Chevaliers absolut keine Ahnung hatte, wen diese Überreste der Nebelparder mittlerweile adoptiert und in den Kriegerstand erhoben hatten. Aber das Bild, das die Ausrüstung zeichnete, vermittelte zwei beruhigende Varianten. Entweder schonten sie ihr Clansmaterial, so gut sie es vermochten, oder sie hatten es nach und nach gegen leichter zu beschaffendes und leichter zu wartendes Innere Sphäre-Material ausgetauscht.

Es gab keinen weiteren Grund für die Chevaliers, die Jagd aufzuschieben. Deshalb, verbunden mit einem letzten Gruß an Fury Station, entkoppelten die derzeit angedockten Landungsschiffe der Chevaliers, um den langen Weg zu den Sprungschiffen auf sich zu nehmen. Zwei Sprünge, und sie würden das Caliban-System erreichen. Würde der Idealfall eintreten? Stießen sie auf die Basis des Gegners? Das würde ein Maximum an Giftakes bedeuten. Stießen sie überhaupt auf den Gegner? Das würde helfen, die Region für eine gewisse Zeit sehr viel stabiler zu machen.
Der Abflug verlief schweigend. Die meisten Soldaten hatten noch das Gefecht auf Wayside V in den Knochen und die damaligen Ereignisse noch nicht verarbeitet. Zwar hatten sie die schweren, traumatisierten Fälle ohnehin bei der Miliz gelassen, aber es waren mehr als ein Mann oder eine Frau, die sich in unbeobachteten Momenten gehen ließen, um den Wahnsinn Revue passieren zu lassen, oder einfach einen Moment still zu weinen. Selbst alte Hasen wie Danton, der schon einige brutale Schlachten erlebt hatte, konnte Wayside nicht einfach so wegstecken. Zuviel war passiert, und zu überraschend war es alles gewesen. Wenn er daran dachte, dass Snobs Vater ihn nicht nur verkrüppeln, sondern auch hinrichten hätte lassen können, flammte heißer Zorn in ihm auf. Er war nicht gerne hilflos. Nicht so vollkommen ausgeliefert.
Manchmal machte sich Germaine klar, dass es solche Gefühle waren, die ihn bisher davor bewahrt hatten, das Söldnerleben zu quittieren oder an dem Tod und der Gewalt vollkommen zu verzweifeln. Dinge, die er in jenen Moment hinter sich geglaubt hatte, als er den ersten der Vergewaltiger seiner Verlobten im Haifischbecken langsam und genüsslich gefoltert hatte.
Aber der Mensch Germaine Danton, der fühlende, liebende Mensch, der war noch da gewesen und hatte wiederkehren wollen. So wie manche die Bestie in sich nicht oder selten zu bändigen vermochten, so hatte Germaine einen Gutmenschen in sich, der immer wieder an die Oberfläche drängte. Wie hatte Steel das doch gleich genannt? Ach ja, das Weißer Ritter-Syndrom.
In Momenten wie diesen arbeitete er nicht, obwohl es an Formularen und Besuchern nicht mangelte. Er hielt inne, betrachtete sein bisheriges Leben. Fand das, was er sah, sein Gefallen, dann ging er erfrischt ans Werk. Fand das, was er sah, nicht seinen Gefallen, dann prüfte er, was nicht gut genug war, um Teil des Lebens von Germaine Danton zu sein, und er entwickelte Pläne, um sein Leben zu ändern. In letzter Zeit hatte sein Leben nicht den Kurs genommen, den es haben sollte, das war im bewusst. Und er sah nur eine Möglichkeit, um sein Leben seinen Hoffnungen entsprechend zu ändern. Er musste sich eine Auszeit gönnen. Besser noch, er gönnte sie allen Chevaliers. Vielleicht würde es einige Köpfe klären, wenn man die alteingesessenen Chevaliers und die ehemaligen Husaren eine Stadt errichten ließ. Ihre Stadt. Seine Stadt. Ja, vielleicht war das keine dumme Idee.
Als es klopfte, wandte sich Danton nicht einmal um, hatte noch immer den Blick durch das Bullauge auf das eisige All und seine fernen Lichtpunkte gerichtet. "Herein."
"Sir, Sergeant Ryan. Ich melde mich wie befohlen."
Nun wandte sich Danton um. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. "Jack. Nehmen Sie Platz. Was macht Ihr Mech?"
"Eine gute Maschine, Sir, auch wenn sie jetzt noch immer viel Arbeit erfordert. Ich habe sie im Manöver doch weiter beschädigt, als ich vorgehabt habe. Das war nicht der Plan gewesen."
"Planung überlebt keinen Feindkontakt. Das wissen Sie doch besser als ich, Jack."
Der ehemalige Pirat grinste. "Sehr viel besser, Sir, denn an Ihren Plänen gelingt wenigstens etwas." Seine Miene wurde für einen Moment starr. "Nicht so wie bei mir."
"Gemach, Jack. Ich finde, Sie machen sich im Moment sehr gut. Und deshalb werde ich Ihnen auch eine Festanstellung anbieten, sobald die Mission vorbei ist."
"Sir, wenn ich..."
"Ich weiß. Sie müssen sie nicht annehmen. Aber ich will, dass Sie gewürdigt werden. Sie haben sich das verdient, Jack. Sogar der Spieß meckert über Sie nur noch das Notwendigste."
Der Gedanke an seinem Lanzenführer, Master Sergeant Shepard, ließ den großen Piraten kurz grinsen. "Wir haben beide Ecken und Kanten, und wenn wir uns genug aneinander gehobelt haben, dann greifen sie ineinander. Der Spieß ist ein Schmerz im Arsch, aber das muss halt so sein. Dennoch denke ich, dass der Master Sergeant ein sehr guter Master Sergeant ist."
Danton nickte dazu zustimmend. "Was ist mit meinen beiden Sorgenkindern? Ich habe keine Zweifel, dass sich Stonefield bemüht, aber..."
Die Miene von Jack wurde ernst. "Sir, ich versichere Ihnen, dass Robert... Dass Corporal Steinberger zu einhundert Prozent seinen Dienst verrichtet."
"Sie ergreifen für ihn Partei?"
Ryan schluckte einmal kurz. "Ich stehe notfalls für ihn gerade, Sir. Er ist ein guter Junge."
"Daran habe ich nie gezweifelt. Aber er wurde von der Leine gelassen, und er war nicht sehr nett, weder zu seinen Gegnern, noch zu den Menschen, die er eigentlich hatte beschützen sollen. Ich kenne nicht alle Details, aber glauben Sie nicht, dass er sich voller Abscheu von allen Verbrechen abgewandt hat, die sein Bruder Wolf begangen oder befohlen hat. Ich hatte... Ich habe Hoffnung für ihn. Deshalb hat er den Platz bei den Chevaliers bekommen. Hoffnung, dass er die Kurve kriegt." Danton lächelte. "Aber er scheint einen guten Lehrmeister bekommen zu haben. Und einen guten Freund."
"Danke, Sir."
"Achten Sie auf mein Sorgenkind, und zeigen Sie ihm nach Möglichkeit, was ein Leben ist, Jack."
"Oh, ich denke, das muss man ihm nicht erst zeigen", murmelte Ryan.
"Ein Leben besteht nicht daraus, Frauen flach zu legen. Aber, zugegeben, es ist ein Teil davon. Er muss lernen, dass nicht immer alles so läuft wie er es möchte, und noch wichtiger, er muss lernen, es hinzunehmen. Nicht zu warten bis er es ändern kann, sondern es zu akzeptieren."
Ryan nickte. "Würde er tatsächlich planen, Sie zu verletzen oder gar zu töten, wüsste ich das, Sir. Wir haben darüber gesprochen, und er sagte, er weiß, was Sie für ihn und Jesse getan haben. Aber es ist vom Verstand noch nicht im Herzen angekommen. Das braucht Zeit."
Danton wirkte konsterniert. "So, hat er das gesagt? Erstaunlich, dass auch in diesem Mann ein wenig logischer Verstand steckt." Er seufzte. "Gut, er braucht Zeit, er kriegt Zeit. Bis dahin garantieren Sie mir für den Mann."
"Ja, Sir, das tue ich."
"Gut. Ich verlasse mich auf Sie, Jack."
"Sir." Der große Mann salutierte und verließ den Raum wieder.
Nachdenklich sah Danton ihm nach. "Wann hat er aufgehört, mich beim Nachnamen zu rufen und mich Sir zu nennen?" Er lächelte für einen kurzen Moment. Dann widmete er sich wieder der Büroarbeit.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
26.09.2011 16:56 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.042

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Das Sprungschiff rematerialisierte. Und ein Ruck ging durch die Hülle, gefolgt von mehreren Stoßwellenfronten. Alarmiert sah Germaine Danton, Anführer der Dantons Chevaliers und im Moment zumindest Vater eines Regiments, von seinem Platz zum Kapitän und Geschäftsführer Loren Cole herüber. "Probleme?"
"Natürlich haben wir Probleme, wenn das ganze Schiff vibriert!", brummte er als Antwort. "Der zweite Kühlkreislauf für den KF ist zusammengebrochen. Der Kern ist nicht gefährdet, aber weh tut es uns trotzdem." Er überflog ein paar Daten und Meldungen, die ihm eingereicht wurden. "Und es gibt bereits eine gute Nachricht. Die STARTRADER hat es gut aus dem Sprung geschafft. Keine Probleme an Bord. Im Gegensatz zu meinem fußlahmen Baby hier."
"Und das bedeutet für uns?", fragte Germaine. Er schnallte sich von seinem Notsitz ab und erhob sich. Den daraus resultierenden Schwerkraftimpuls benutzte er, um nach einer sachten Korrektur mit der linken Hand zu Cole zu schweben. Dort konnte er einen Blick auf die animierte Sternenkarte werfen.
Sie hatten sich im Vorfeld dafür ausgesprochen, den Nadir-Sprungpunkt zu nutzen, da Nadir-Sprungpunkte statistisch gesehen nur siebenundreißig Prozent des Sprungverkehrs abwickelten. Die meisten Menschen verbanden mit dem Zenit-Sprungpunkt erlebte oder eingebildete positive Effekte, weshalb sie automatisch dazu tendierten, diesen zu benutzen. Übrig blieben Sprungschiffe, die durch kosmische Umstände ehe auf den Nadir-Sprungpunkt setzten; er war ihnen näher; solche für die Nadir und Zenit nur Namen waren und denen es damit reichlich egal war, und natürlich ihnen mit der Hoffnung, am weniger frequentierten Sprungpunkt einer verfrühten Begegnung mit den Pardern aus dem Weg zu gehen. Letztendlich hatten sie nur sechs Luft/Raumjäger, und diese hatten ihnen oft genug aus der Scheiße geholfen. So oft, dass Germaine sie hütete wie kleine Schätze. Natürlich hätte sich die ganze Kalkulation auch umkehren können, zu ihrem Nachteil, aber ein Blick auf die Ortung verriet, dass sie am Sprungpunkt allein waren.
"Das bedeutet für uns, dass die ORBITER erst wieder in drei bis vier Wochen springen kann. Ich werde dafür die Crew verstärken und entsprechend ausrüsten."
"Nützt es was, wenn ich Techs und Ingenieure beisteuere?"
"Nein. Ein Sprungschiff ist groß, ja, aber die Arbeiten sind komplex. Nicht unbedingt der Kühlkreislauf selbst, aber die verschiedenen Querverbindungen zum KF. Wir brauchen nicht viele Handlanger, wohl aber einige Profis. Dazu kommt, dass wir erst mit den Arbeiten beginnen können, wenn wir die Kühlung hochgewärmt haben. Und wir können nach der erfolgreichen Reparatur erst wieder springen, wenn die Kühlung die richtige Temperatur hat."
"Also vier Wochen in Caliban-System gefangen."
Cole lächelte beifallsheischend. "Sieh es von der positiven Seite. Wir wollten sowieso länger bleiben. Und solange die ORBITER eh hier bleiben muss, wird sie sich an den äußersten Rand der Schwerkraftsenke begeben. Das wird hoffentlich helfen, um unliebsamen Überraschungen aus dem Wege zu gehen. Wie zum Beispiel vorbeikommenden McKenna, und so."
"Sehr witzig. Das heißt also, es kann weiter gehen? Du gehst schürfen, und ich gehe jagen?"
"Etwas in der Art, ja. Vergiss nicht den Personenschutz, den du mir auf Arc Royal versprochen hast, Super-Ass."
"Keine Sorge. Du wirst so sicher schürfen wie noch nie, das verspreche ich. Ich wechsle dann auf die ROSEMARIE. Gehst du auf die APOLLO, oder die ARTEMIS?"
"Die ARTEMIS. Ich habe vor, ein von uns bereits angekratztes Lager weiter auszubeuten, und dafür ist die ARTEMIS besser geeignet. Die APOLLO wird zu dem Landeplatz weiter fliegen, an dem uns die Parder erwischt haben, in der Hoffnung, diesmal ungestörter schürfen zu können."
"Und die Hoffnung ist wie groß?"
"Spotte nicht. Für dich und deine Chevaliers wäre es doch ein Glücksfall, wenn du deine verrückten Parder, die ihren Clan revitalisieren wollen, direkt vor die Kanonen getrieben kriegst."
"Das wäre der Idealfall, ja." Germaine dachte kurz nach. "Ich gebe der ARTEMIS wie besprochen die Erste Mechkompanie und die Panzer mit. Dazu ein entsprechendes Kontingent der Infanterie.
Die zweite Kompanie geht mit der APOLLO. Copycat wird sie mit seiner Befehlslanze begleiten. Ich nehme die Dritte, und besuche mal den Innere Sphäre-Handelsposten. Nur für den Fall, dass wir unsere Freunde suchen müssen."
"Hast du erwartet, dass sie dich per Funkfeuer direkt zu sich lotsen? Für so naiv habe ich dich nicht gehalten, Germaine."
Der Chevalier lächelte dünn. "Ich habe auf ein paar Explosionen gehofft. Wenn sie schon einen harmlosen Schürfer angreifen, dann werden hoffentlich Leichen ihren Weg pflanzen."
"Na, du hast Wünsche." Cole klopfte sich gegen den linken Nasenflügel. "Aber hier liegt auch der Zauber des Augenblicks, oder? Ich meine den Augenblick, in dem sich entscheiden wird, ob es eine heiße Landung für eine unserer Einheiten wird. Und dann noch, wie heiß es werden wird."
Danton lachte abgehackt. "Unter Feuer zu landen gehört nicht zu meinen Hobbys. Ich kann darauf verzichten."
Auch Cole lachte. "Das kann ich mir vorstellen. Starten unter Feuer ist übrigens nur geringfügig besser."
Danton nickte. "Ich nehme an, es wird einige Spuren geben, dort wo die ARTEMIS schürfen wird. Eventuell auch ein altes, oder immer noch aktives Lager der Parder. Irgend einen Grund muss es ja gegeben haben, der sie angreifen ließ. Und so hässlich bist du nun auch wieder nicht, dass sie dich unbedingt aus dem Genpool der Menschheit tilgen wollten."
"Ja, ja, sehr witzig. Das sagt mir ausgerechnet ein hässlicher Franzose."
Die beiden Männer sahen sich ernst an, bevor sie lauthals zu lachen begannen.
"Also los, fangen wir an", sagte Danton und schwebte voran.
"Wird sich schon noch erweisen, wer von uns beiden die schwerere Arbeit haben wird", begann Cole und schwebte ihm hinterher.

Eine halbe Stunde später lösten sich die Landungsschiffe von den beiden Sprungschiffen und machten sich auf die zehn Tage lange Reise zum vierten Planeten des Caliban-Systems.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
07.11.2011 17:41 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Thorsten Kerensky
Colonel


images/avatars/avatar-474.gif

Dabei seit: 01.10.2002
Beiträge: 2.981

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Caliban-System
Landungsschiff DORNKAAT
21. September 3066, 14:30 Uhr

Eliden Kush war der größte Dummkopf des bekannten Universums. Oder der größte Pechvogel, da war er sich noch nicht so sicher. Manchmal war das eine sehr feine Grenze zwischen diesen beiden Optionen.
Auf jeden Fall badete er sich aber in Selbstmitleid.
Er war einer jungen, hübschen Soldatin in die Reihen der Chevaliers gefolgt. Er hatte schnell festgestellt, dass diese Frau auch noch Offizier, seine neue Vorgesetzte und überaus resolut war.
Es hatte bis nach dem Abflug gedauert, zu merken, dass sie vergeben war.
Jetzt hätte er die Möglichkeit gehabt, sich zu fragen, was der Andere ihm voraus hatte oder ob er ihn nicht vielleicht doch ausstechen konnte.
Dummerweise war „der Andere“ eine Frau, ebenfalls jung, Offizier und seine Vorgesetzte und nicht minder resolut. Da konnte er nun wirklich nicht mithalten.
Das war ein bisschen wie ein billiger Lesben-Porno. Für Menschen mit Militär-Fetisch. Es wurde natürlich nicht einfacher dadurch, dass diese Bilder nun in seinem Kopf rumgeisterten, sobald er sich nicht auf irgendwas anderes konzentrierte.
Er hatte sich die Frage gestellt, ob er auch bei den Chevaliers angeheuert hätte, wenn er das vorher gewusst hätte. Aber wenn er ehrlich mit sich selber war, dann tat ihm die frische Luft trotz allem gut und es lag mehr hinter seinem Ausflug ins Söldnergewerbe als der verzweifelte Versuch, in der tiefsten Peripherie die Frau fürs Leben zu finden.
Außerdem war ja auch nicht alles schlecht: Die Einheit hatte ihn ohne größere Reibereien aufgenommen und akzeptiert. Neben kleineren Späßen auf Kosten des Neuen hatten sie sich als ausgesprochen kameradschaftlich und entgegenkommend erwiesen, die Männer und Frauen der zweiten Kompanie.
Vor allem Viking, der großgewachsene Blondschopf, der ihm als „Ausbilder“ zugeteilt worden war, hatte sich als hilfsbereiter Freund erwiesen. Eliden konnte so einiges von ihm lernen und wenn er mal etwas missverstanden oder einfach nicht hinbekam, zeigte Viking sich geduldig und erklärte ihm das Problem in Ruhe noch einmal.
Mit dem Training kam Eliden allerdings im Groben und Ganzen auch schon recht gut zurecht. Er hatte zwar das Gefühl, dass er noch etwas geschont wurde, war aber bemüht, stets 110% seiner Leistung abzurufen, um dem Ehrgeiz der Kompanie gerecht zu werden.
Alles in Allem eigentlich kein Grund, sich zu bemitleiden.
Dass er gerade mit dem Arm in einem Bündel Aktivator-Kabel festhing und sich unter den spöttischen Blicken von Viking befreien lassen musste, war hingegen schon ausgesprochen peinlich und ein guter Grund, vor Scham im Boden zu versinken.
„Meine Güte, Kleiner, wie bist du denn da rein geraten?“, hakte der Sergeant nach.
„Mir ist der Power-Schlüssel hinter den Kabelstrang gefallen. Und dann wollte ich den herausziehen.“
„Und hast dabei vergessen, dass die Stränge nachspannen? Du hast Glück, dass dein Arm noch dran ist, Kush.“ Der erfahrene Mechpilot klang jetzt ehrlich betroffen.
Der Tech, der dabei war, vorsichtig die Kabel abzuschrauben und Elidens Arm freizulegen, pflichtete ihm bei: „Niemals durch einen Strang greifen. Immer daran vorbei arbeiten. Oder abmontieren. Sowas ist echt mal saugefährlich.“
„Ich denke, ich habe es jetzt begriffen“, gab Eliden zerknirscht zurück. Die anfängliche Panik um seinen Arm war einem Situations-Zynismus gewichen. „Fehlt nur, dass der Captain mich so sieht. Dann brauch ich das mit der Mechausbildung gar nicht mehr versuchen.“
Viking lachte. „Der Captain muss ja nicht alles wissen.“
Der Tech unterbrach seine Arbeit kurz und sah zu dem Hünen auf. „Echt? Ich dachte immer, unsere Jara hat ihre Augen und Ohren überall.“
„Ach, Quatsch. Die ist Offizier. Die kriegen immer nur die Hälfte mit. Da würde ich mir über unsern Spieß oder den Master Sarge mehr Gedanken machen.“ Mit Spieß meinte Viking in diesem Fall Sergeant Major Miles Sharpe, der diesen Titel zwar nicht offiziell trug, für die Kompanie aber die Funktion größtenteils ausfüllte. Shepard, der eigentliche Spieß, wurde nur so genannt, wenn er in Hörreichweite war. Eine Gefahr, die im abgeschotteten Inneren der DORNKAAT nicht gegeben war.
„Stimmt. Shepard hat ja auch die Fotoaktion gerochen. Zum Glück. Stell dir mal vor, der Captain hätte das entdeckt. Da hätte der Doc jetzt sicher gut zu tun.“
Viking lachte: „Aye, das wäre haarig geworden.“
„Fotoaktion?“ Eliden, der nicht so ganz mitbekommen hatte, worüber die beiden gesprochen hatten, sah auf und verzog schmerzhaft das Gesicht, als er an seinem eingeklemmten Arm zog.
„Hey, halt still!“, protestierte der Tech.
„Schon gut. Aber im Ernst: Welche Fotoaktion?“
Der Sergeant wurde schlagartig ernst. „Das willst du gar nicht wissen, glaub‘s mir. Da kommste nur auf falsche Gedanken und gerätst nachher mit den falschen Leuten zusammen.“
„Die falschen Leute?“ Vikings Versuch, ihn vom Thema abzubringen, hatte seine Neugier nur angestachelt.
„Piraten, Verbrecher… der persönliche Zirkus vom Alten. Unangenehme Menschen, wie es sie in jeder Einheit gibt.“
„Und was haben die gemacht, um sich den Zorn vom Captain zu verdienen?“
Viking seufzte und gab nach. „Kameras in der Frauendusche installiert und so‘n Kram. Und dann kamen Bilder in den Umlauf. Unter anderem vom Captain. Und ich mein jetzt keine harmlosen Pin-Ups.“
Da waren die Bilder wieder. Die nackte Jara Fokker unter der Dusche, zusammen mit… Eliden rief sich innerlich zur Ordnung. Bei aller Liebe zum weiblichen Körper, aber sowas ging tatsächlich entschieden zu weit.
Plötzlich war der Druck von seinem Arm weg. Erstaunt starrte er auf den Kabelstrang und zu dem Tech. Der nickte ihm zu und vorsichtig zog er seine Hand aus dem Aktivator.
„Puh. Danke. Da hab ich wohl nochmal Glück gehabt.“
„Wie man’s nimmt“, antwortete der Tech. „Du darfst die restlichen Kabel jetzt abschrauben, den Power-Schlüssel rausholen und dann alles wieder zusammensetzen. Viel Spaß in den nächsten drei Stunden.“
„Drei Stunden?“, ächzte Eliden.
„Ach, jemand mit Erfahrung schafft es in einer. Aber sieh’s von der guten Seite: Du lernst was über Kabelstränge.“


Caliban-System
Landungsschiff DORNKAAT
21. September 3066, 19:30 Uhr

„Aaachtung!“
Jaras Ruf peitschte durch den Mechhangar der DORNKAAT und sorgte dafür, dass die Köpfe der Mechkrieger ihrer Kompanie sich blitzschnell in ihre Richtung drehten.
„Zwote Kompanie: Auf meiner Höhe antreten!“, kommandierte sie weiter und registrierte mit Zufriedenheit und einer gehörigen Portion Stolz, dass die Männer und Frauen umgehend, zügig und diszipliniert reagierten und trotz der fast nicht vorhandenen Schwerkraft in kürzester Zeit eine ordentliche Formation bildeten. Zumindest der Basis-Drill saß. Nun würde sich bald zeigen müssen, was ihre Kompanie unter Feuer zustande brachte.
„Rührt euch!“, gestattete sie der Truppe und nahm selber bequemere Haltung an.
„Seit wir auf Wayside zusammengewürfelt wurden, hat diese Kompanie einiges auszuhalten gehabt und dabei noch nicht einmal ein richtiges Gefecht erlebt“, begann sie. „Aber ich kann heute mit Überzeugung sagen, dass wir daran nicht zerbrochen, sondern gewachsen sind. Jeder hier ist für sich über sich hinausgewachsen, hat seine Grenzen neu definiert und sich entwickelt. Darauf kann jeder einzelne hier stolz sein.
Aber – und das ist viel wichtiger – wir sind auch zusammengewachsen. Aus einem losen Haufen von Menschen ist eine Kompanie geworden. Das ist euer Verdienst!“
Sie musterte kurz die Mienen ihrer Soldaten. Dawn, die mit grimmiger Entschlossenheit im Blick in ihre Offiziersrolle wuchs; Sharpe, der ihr beipflichtend zunickte; Haruka, offensichtlich bemüht, ihre Sehnsucht nach dem Geliebten nicht zur Schau zu stellen; der junge Eliden Kush mit unverhohlener Neugier; Kotare, dessen lässige Emotionslosigkeit viel Ruhe ausstrahlte; und all die anderen. Niemand schien anderer Meinung zu sein oder eine Verweigerungshaltung einzunehmen. Das war gut.
„Zwote Kompanie“, fuhr sie fort, „ich bin stolz auf euch! Und Colonel Danton ist es offensichtlich auch, denn wir haben unseren ersten Einsatzbefehl erhalten.“
Sie wartete und als sich niemand regte, obwohl die Anspannung fast greifbar in der Luft lag, musste sie gegen ihren Willen grinsen: „Ihr dürft euch jetzt freuen!“
Statt in einem Jubelschrei entlud sich die Energie in befreitem Gelächter. Jara war auch das recht. Es wurde Zeit, die Zügel etwas lockerer zu lassen und den Männern und Frauen zu vertrauen. Dazu gehörte ihrer Meinung nach auch, die Förmlichkeiten etwas zurückzunehmen.
„Wir werden die APOLLO auf eine Schürfmission begleiten. Das klingt erst einmal nicht so spannend, ich weiß. Allerdings wurde eine frühere Schürfmission am gleichen Zielort vor nicht allzu langer Zeit von Nebelpardern überfallen. Es ist also gut möglich, dass es zu Gefechten kommt. Gemeinsam mit uns geht die Kommandolanze unter Lieutenant Colonel Copeland und eine Abordnung der Infanterie und der Pioniere mit raus. Wir sind also das Rückgrat der Einsatzgruppe und natürlich auch der wichtigste Teil wenn es zu Gefechten kommen sollte. Wir nehmen nur leichtes Marschgepäck mit, die Pioniere werden ein provisorisches Lager aufbauen. Richtet euch aber nicht auf zu viel Luxus ein.
Die Transferzeit bis Planetfall wird etwa zehn Tage dauern. Davon werden wir sieben Tage geschlossen Spezialtraining einlegen unter Einbezug der planetaren Besonderheiten.
Die letzten drei Tage vor dem Ausschleusen erteile ich der Kompanie dienstfrei, mit Ausnahme der persönlichen Einsatzvorbereitungen. Gibt es Fragen?“
Jara war überrascht, als tatsächlich zwei Arme nach oben gingen. Sie hatte Nachfragen bisher kaum beantworten müssen.
„Ja, Viking?“
Sergeant Asmussen räusperte sich: „Ma’am, bei allem nötigen Respekt, aber gibt es einen Grund dafür, dass Copycat das Kindermädchen spielt?“
Das Gelächter, das von den angetretenen Soldaten kam, sorgte für ein Grinsen auf dem Gesicht des Riesen, von dem Jara sich anstecken ließ.
„Gute Frage, Viking, aber die sollten sie vielleicht nicht zu laut stellen, wenn der XO in der Nähe ist.“ Sie wurde wieder ernst und warf einen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich jeder ihre nächsten Worte hörte. „Lieutenant Colonel Copeland verfügt über eine militärische Erfahrung, die uns nur hilfreich sein kann. Ich kenne ihn als Offizier, der auch die Erfahrungen und Meinungen seiner Untergebenen mit einbezieht und dass er das Kommando führt, kann für uns nur ein Vorteil sein. Außerdem sage ich nicht nein, wenn uns die Feuerkraft seiner Lanze zugutekommt.
Wir sollten das nicht als mangelndes Vertrauen auslegen, sondern als ideale Chance, uns direkt vor den Augen eines Colonels zu bewähren und uns unsere ersten Sporen zu verdienen. Beantwortet das ihre Frage?“
Der Sergeant nickte: „Aye, Ma’am.“
„Gut, dann weiter. Whiskey?“
Corporal Elisa Bräuning, die ebenfalls den Arm gehoben hatte, wirkte etwas unsicher, gab sich dann aber einen Ruck. „Ma’am, wenn wir dienstfrei haben… dürfen wir dann… ich meine… gilt das strikte Alkoholverbot?“
Jara hätte beinahe reflexartig bejaht und auf exakter Einhaltung der Vorschriften bestanden, dann entschied sie sich anders. „Also… ich muss niemanden darauf hinweisen, dass das Mitführen von Alkohol an Bord eines Landungsschiffes nicht gestattet ist. Somit kommen sie ja gar nicht in die Versuchung. Ich halte es deshalb für angemessen, wenn ich bis… vierundzwanzig Stunden vor Einsatzbeginn auf Quartierskontrollen verzichte. Ich denke auch, dass die anderen Offiziere an Bord in dieser Zeit zu beschäftigt sind, um auf ihr Verhalten zu achten. Außerdem glaube ich, dass niemand hier hypothetisch vorhandenen Alkohol in solchen Mengen konsumieren würde, dass ich das mitbekommen muss. Vermutlich würde ich in so einem Fall auch gar nicht beurteilen können, ob und wie viel Alkohol hier irgendjemand getrunken hat. War das… deutlich genug?“
Zumindest der Corporal schien ihre „Wenn-mir-keiner-vor-die-Stiefel-kotzt-ist-es-okay“-Regelung verstanden zu haben, denn sie grinste breit, als sie die Antwort akzeptierte.
Jara ließ die Kompanie wegtreten und fragte sich, ob sie den richtigen Weg ging. Nun… sie würde es sehen.

__________________
Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Thorsten Kerensky: 11.11.2011 00:16.

09.11.2011 14:02 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.042

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Schnell fielen die Landungsschiffe Caliban IV entgegen. Die schiere Anzahl der Lander - immerhin sieben Schiffe - hätte auch für eine Invasion gereicht. Dass zwei der Schiffe Industrie-Kähne waren, war nicht offensichtlich, denn zum Selbstschutz waren sie voll bewaffnet. Das hatte ARTEMIS und APOLLO bei der letzten Konfrontation mit den Clannern den Hals gerettet. Es waren halt keine Mechs, keine Panzer und keine Luft/Raumjäger an Bord. dafür besaßen die Arbeiter eine paramilitärische Ausbildung, Handfeuerwaffen und Laserpacks sowie Hand-KSR-Werfer. Darunter war auch die gute alte Inferno-KSR für den Handgebrauch, das Mech-Schachmatt des Fußsoldaten.
Zuerst würden alle Lander am Landeort der ARTEMIS nieder gehen. Das war nötig für ein paar Umladearbeiten. Und die waren nötig, weil Germaine sie angeordnet hatte. Metellus' Leute die ROSEMARIE räumen und ohnehin zusammen mit den Panzern bei der ARTEMIS bleiben und damit Platz für die Dritte Mechkompanie von der DEN HAAG machen, die Germaine begleiten würde. Copycats Befehlslanze würde sich zusammen mit einer Kompanie Infanterie in die DORNKAAT quetschen und Jara begleiten. Germaine hatte ihren wutentbrannten Besuch erwartet, ihre Erklärung, warum sie keinen "Aufpasser" brauchte. Sie war nicht gekommen, und Germaine hatte das als Zeichen ihrer neuen Reife gesehen. Also hatte er sie einbestellt und zusammen mit Copycat erklärt, dass die Kommando-Lanze als Verstärkung gedacht war. Germaine hielt nichts davon - und Copeland gab ihm da Recht - die Panzerkompanie auseinander zu reißen. Also gab es Variante zwei. Es gab zwei gefährdete Abbaugebiete, und die Kontingente der Verteidiger sollten in etwa gleich stark sein, und darüber hinaus aufeinander eingespielt. Lt. Colonel Copeland hatte ihr in die Hand versprochen, ihr lediglich strategische Anweisungen zu geben und die Taktik ihr zu überlassen. Natürlich hatte Jara schnell herausgefunden, dass das ein Test für ihr noch junges Offizierspatent war.
Dann aber hatte noch ein Offizier seinen Teppich gewetzt. Brenstein hatte sich beschwert, weil seine Leute nicht an einem der Brennpunkte eingesetzt werden würden. Daraufhin hatte Germaine ihm erklärt, dass er bei seinem Besuch am Innere Sphäre-Handelsposten am schnellsten Ärger erwartete. Das hatte Brenstein wieder beruhigt. Nicht, dass der Mann wirklich auf Kämpfe aus war. Keiner war das, der den Krieg in all seinem Wahnsinn gesehen hatte. So wie Mathew Brenstein, der dem Mahlstrom des Bürgerkriegs entkommen war. Aber zurückgesetzt zu werden, als Reserve zu gelten konnte er noch weniger ertragen. Er war Soldat und Offizier mit Leib und Seele.
Und außerdem sollten die Ladeteams ja auch nicht aus der Übung kommen.
Schnelles Ent- und Verladen war in der Landungsschiffstaktik das A und O. Eine bessere Gelegenheit, um unter realen Bedingungen zu trainieren, würde sich so schnell nicht mehr ergeben.
Blieb nur noch ein Problemkind: Die DEVONS PRIDE. Sie hatte bereits zwei Luft/Raumjäger, die Hubschrauber und den Spähpanzer an Bord. Am Landepunkt Alpha würde noch eine Abteilung der Fernspäher an Bord gehen. Sollten sie am Schürfort der APOLLO nicht sofort auf Feinde treffen, würde die DEVONS PRIDE einen Schutzparameter mit den Fernspähern aufbauen und mit Hilfe von Helikoptern und Spähpanzer eine spiralförmige Suche fahren, bis sie die Clanner gefunden hatten. Dann sollte sich Nelissens zurückziehen und die eigentliche Arbeit den großen Brocken überlassen. Der schneidige Leopard eignete sich für diese Aufgabe und als mobile Basis für die Scouts am Besten.
Kurz hatte Germaine mit dem Gedanken gespielt, der PRIDE auch die Rüstungen mitzugeben, sich dann aber dagegen entschieden. Er selbst würde die Sonderkompanie von Charly mitnehmen. Das würde das Fehlen der schweren Brocken der Befehlslanze und der Panzerkompanie ein wenig ausgleichen. Zusätzlich zu einer Kompanie regulärer Infanterie unter Major McAllister. Die Jagd konnte beginnen.

Bald schon tauchten die Landungsschiffe in die Atmosphäre von Caliban IV ein; glutenden Feuerbällen gleich sanken sie durch die Atmosphäre. Der Abstieg ging schnell. Noch vor tausend Jahren wäre so eine Flugbahn als Wahnsinn bezeichnet worden, heute war es Routine.
Dreißig Minuten nach dem Eintritt in die Atmosphäre, und flankiert von den Luft/Raumjägern setzte als Erstes die BOREAS auf. Sofort wurden die kampfbereiten Mechs ausgeladen. Sie bildeten einen ersten Sicherheitsparameter rund um die Mine. Danach setzten die anderen Lander auf, die ROSEMARIE zuletzt.
"Gut geflogen, alter Freund", sagte er zu dem Kapitän, al Hara ibn Bey.
Der Araber nickte bei dem Kompliment. "Erinnere mich daran, dass ich meinen Abschied nehmen will, wenn mir so ein einfacher Anflug nicht mehr gelingt."
"Also in tausend Jahren?", scherzte Danton. Die beiden lachten kurz und trocken, dann verließ Danton die Brücke.
Augenblicklich war Jan Jensen neben ihm, in der Hand einen eng beschriebenen Block. "Wir haben noch acht Stunden Tageslicht, Sir."
"Gut. Das wird uns reichen. Was sagen die Aufnahmen, die wir beim Landeanflug gemacht haben?"
Jensen schlug seinen Block auf und zog einige ausgedruckte Aufnahmen hervor. "Soweit die Computer das berechnen konnten, keine Spuren unserer Clanner, Sir. Aber wir haben ein paar Ecken identifiziert, die getarnte Lagerplätze für kleinere Kontingente sein dürften. Ich empfehle, sie Kapitän Nelissens absuchen zu lassen."
"Gut. Kümmern Sie sich darum, Jan. Er kriegt genügend Scouts mit, um das zu bewerkstelligen."
"Jawohl, Sir."
"Noch etwas wichtiges?"
"Nein, Sir. Die bisherigen Entladearbeiten verlaufen nach Plan. Noch zehn Minuten, und wir beladen die ROSEMARIE neu. Darf ich fragen, wieso Sie Prince' Kompanie mitnehmen?"
"Eine einfache Überlegung. Captain Brenstein ist weit diplomatischer als Captain Fokker oder Major Metellus. Er steckt viel mehr ein als andere. Wo die schon hoch gegangen sind, widmet er sich der christlichen Tugend, auch noch die andere Wange hinzuhalten. Und, um das klar zu stellen, er ist ein zäher Kämpfer, der seine Missionsziele zu erreichen versucht, mit allem was er hat. Vielleicht erträgt er Spott, Hohn, Provokation, aber von der Leine gelassen ist er ein kleines Naturwunder der Kriegskunst."
"Verstehe, Sir. Er ist tatsächlich ausgeglichener als Captain Fokker. Wie ihr Abenteuer auf Fury Station beweist. Darf ich darauf hinweisen, dass sie sich Ihren Anweisungen widers..."
"Jan, ich schätze Sie sehr. Sie sind mir nicht nur ein guter Sekretär, sondern auch ein Freund. Aber merken Sie sich eines: Der Alte kriegt fast alles mit, was im Regiment geschieht. Auch, dass Jara ungehorsam war und ein gewisses Werkzeug aus Metall nicht wie befohlen zurückgegeben hat. Aber solange sie es mir nicht unter die Nase hält, werde ich ihr dieses Spielchen lassen. Dazu gehört natürlich auch, dass Sie Captain Fokker nicht verpfeifen, Jan. Nicht bei so einer Kleinigkeit."
Erschrocken atmete Jensen aus. "Natürlich, Sir. Verstehe."
"Verstehen Sie auch, Jan, dass es gut für die Moral der Zweiten Kompanie ist."
"Okay, jetzt verstehe ich." Ein flüchtiges Grinsen huschte über sein Gesicht.

Im Hangar herrschte das organisierte Chaos. Techs mit Leuchtsticks führten die schweren Maschinen der Ersten Kompanie geordnet zur Rampe, in einer Choreographie, die nicht wirklich geordnet wirkte, aber höchst effizient war. Germaine Danton durchschritt dieses Chaos, ohne einen der Vorgänge zu stören oder selbst behindert zu werden. Wenn man diese Entladeoperationen oft genug mitgemacht hatte, bekam man einen Blick für sie.
Über die Rampe, die er sich mit dem Hauptmann teilte, der einmal sein Mech gewesen war, gelangte er auf den Boden. Caliban hatte nur wenig Fauna entwickelt. Bakterien gab es, aber sie hatten, wie die Mediziner es nannten, keinen Schlüssel für den menschlichen Körper. Pilze waren unbekannt, und Viren waren nie entdeckt worden. Eine harmlose Sauerstoffwelt mit starker Tektonik, aber ohne wirkliche Gefahren. Außer, man fiel in einen Vulkan.
Auf dem Boden angekommen dauerte es nicht lange, und McAllister gesellte sich zu ihm. "Was für ein Anblick. Ich habe es schon tausendmal gesehen, aber es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, Germaine."
Danton lächelte. "Sie wirken wie Menschen in Rüstungen, die aus viel zu kleinen Spielhäusern heraus kommen."
"Ja, irgendwie schon." Ihr Blick ging zum Hauptmann, der seine Kompanie sortierte. "Ich muss schon sagen, die lyranischen Ingenieure haben Humor. Dem Hauptmann eine Waffe zu verpassen, die wie eine Zigarre im Mundwinkel wirkt, hat schon Stil."
Danton nickte. "Das erinnert mich an den alten Chef der Höllenhunde. Auch Zigarrenraucher. Hatte immer irgendwas am Laufen, war aber loyal und aufrichtig. Wurde schwer verletzt und ist mit Frau in den Ruhestand gegangen. Ich vermisse beide sehr."
"Werden Sie ihnen anbieten, nach Dantonville zu ziehen?", fragte sie.
"Ja." Mehr als dieses schlichte Wort kam nicht über seine Lippen.
"Vielleicht ist das eines Tages mal ein guter Ort. Ich werde das im Hinterkopf behalten, falls die Krise in der Inneren Sphäre länger andauert. Oder bereits die nächste Krise ansteht. Wie es üblich ist."
"Wayside V könnte eine ruhige Ecke werden. In den nächsten fünfzig bis sechzig Jahren", sagte Danton. "Vor allem für Sie, Estelle."
"Ach, spielen Sie wieder darauf an? Reicht es Ihnen nicht, dass ich versprochen habe, drüber nachzudenken und mich zu entscheiden, bis wir wieder Wayside erreichen?" Sie lachte leise. "Um ehrlich zu sein, gefallen mir die Chevaliers. Und das nicht nur mir. Verraten Sie es nicht, aber ich habe Copeland selten morgens fröhlich pfeifend gesehen, wenn die Arbeit los ging."
"Sie machen mir Hoffnung", sagte Danton fröhlich. "Ehrlich gesagt hatte ich nie vor, so groß zu werden wie wir jetzt sind. Ich hatte Angst, die Kontrolle zu verlieren. Nicht mehr jedes Gesicht, jeden Soldaten zu kennen. Aber... Es geht doch. Ich fürchte, ich könnte mich an ein Regiment gewöhnen. Und sei es, dass ein Drittel davon permanent auf Wayside Wachaufgaben übernimmt, so wie es die Angry Eagles machen."
"Mich wundert vielmehr, dass Sie nicht schon viel früher auf Regimentsgröße angewachsen sind."
Danton machte die Geste des Geldzählens. "Größere Einheiten können nicht so effizient vermittelt werden. Die Aufträge für sie sind spärlich. Trotzdem verursachen sie laufende Kosten. Beides unter einen Hut zu bringen ist das Problem. Aber jetzt, mit der Grafschaft im Rücken, doppeltem Sold und dergleichen... Probiere ich ein Regiment gerne mal aus."
"Was, wenn Sie sich dran gewöhnen, Germaine?"
Danton lachte."Dann behalte ich das Regiment."

"Sir, ich melde mich wie befohlen", sagte Master Sergeant Shepard. Er nickte in Richtung der anderen. "Ma'am. Sergeant."
"Gut, Sie zu sehen, Spieß. Wie machen sich meine Schäfchen?"
"Gut, Sir. Keine Probleme im üblichen Betrieb."
"Und was ist mit unserem blonden Problem?"
"Ich denke, ich habe die Quelle identifiziert, Sir. Genauer gesagt kenne ich sie schon einige Zeit. Ich habe vorerst meine Möglichkeiten genutzt, um dem steten Strom an illegal aufgenommenen Bildern von Captain Fokker ein Ende zu setzen, diesen Sumpf trocken zu legen. Das ist mir gelungen. Nun müsste ich die Erlaubnis erhalten, einen vorgesetzten Offizier zu maßregeln."
"Einen vorgesetzten Offizier?" McAllister hob fragend eine Augenbraue.
"Einer Ihrer Infanterie-Offiziere, eine Frau, hat Nacktaufnahmen von Captain Fokker gemacht, und verkauft sie zu Horrorpreisen an all jene, die den Puff auf Fury nicht gut genug besucht haben", sagte Danton. "Sie ist Lieutenant. Mehr will ich Ihnen nicht sagen."
"Einer meiner Leute macht so einen Scheiß? Shepard, sagen Sie mir den Namen, und ich kreuzige sie!", grollte McAllister.
"Das war eine Option. Aber ich dachte eher an einen richtigen Denkzettel. Shepard, Sie wissen, was Sie zu tun haben."
"Ja, Sir. Natürlich. Darf ich mit aller Härte vorgehen?"
"Die Frage ist an Sie gerichtet, Estelle."
Die Wangenmuskeln der Infaneristin mahlten. "Gehen Sie mit all der Härte vor, die Sie für angemessen erachten, Master Sergeant."
"Danke, Ma'am. Ich werde mich der Sache widmen. Colonel, Major, Sergeant."
Mit einem exakten Salut, der zugleich nachlässig wirkte, verabschiedete sich Shepard.
"Ein guter Mann. Ich bin dankbar, dass ich ihn habe", sagte Danton.
"Es gibt Bessere", wiegelte McAllister ab. "Aber sehr viele schlechtere als ihn."
Danton grinste bei diesen Worten.

Vor ihnen verharrte die Welt für einen Augenblick. Es schien, als wären alle, Panzerfahrer wie Mechpiloten und Infanteristen, in der Zeit eingefroren worden. Dann entfaltete sich wieder hektische Aktivität.
"Die Umladearbeiten beginnen jetzt", stellte Danton fest. "Kommen Sie, Estelle, wir wollen mal einen Hausbesuch machen."
Die Majorin grinste breit. Sie sah nach hinten, wo sich gerade in Rufweite eine volle Kompanie versammelt hatte. "Erste Kompanie - einrücken!"
Mit ihrer Majorin an der Spitze, und nach einigen gebrüllten Befehlen der Unterführer, zog die Infanterie in die ROSEMARIE ein.
Sie waren auf Caliban IV. Die Jagd begann. Aber wer war der Jäger, wer der Gejagte? Die Zeit würde es zeigen.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Ace Kaiser: 21.11.2011 18:23.

20.11.2011 19:38 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Andai Pryde Andai Pryde ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-465.jpg

Dabei seit: 01.05.2003
Beiträge: 4.866
Herkunft: Berlin

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

-Platzhalter-

__________________
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug
22.11.2011 11:15 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
Cunningham Cunningham ist männlich
Captain


images/avatars/avatar-477.gif

Dabei seit: 06.09.2006
Beiträge: 1.116

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Shepard auch zu Dir und mit seinem kleinen Stöckchen schlägt er Apfelmus aus Dir.


Landungsschiff Rosemarie
Calliban IV

Eine Carte Blance dachte Shepard bei sich. Da werde ich aber heute Nachmittag meinen Spaß haben, aber so richtig.
Schnurstracks marschierte der Master Sergeant der Chevaliers auf seine Kompanie zu. Seine Mechkrieger legten letzte Hand an ihre Ausrüstung. Die zwölf Mechs waren schon hochgefahren und standen in Stand-by.
„So, wie ist der Status, Herrschaften?“
Sergeant Tsuno als einzig anderen Lanzenführerin machte Meldung: „Die Ausrüstung ist durchgecheckt. Alle Mechs sind bestückt und bereit zum ausrücken. Unterstützungstruppe hat die Fahrzeuge beladen und ist ebenfalls Einsatzbereit. Kompanie ist Einsatzbereit.“
„Gut“, Shepard nickte. Tatsächlich hatten die Mechkrieger der Kompanie zu seiner Zufriedenheit bei der Vorbereitung mit angepackt, „Haben die Herrschaften schon getrunken?“
„Nein, Master Sergeant, dass stand gerade auf dem Programm.“
„Gut, Sergeant, weitermachen.“
Tsuno drehte sich zu den im Halbkreis wartenden Mechkriegern um und einigen war schon am Gesicht abzulesen, dass sie des stumpfsinnigen Drills überdrüssig waren. Aber die Einsatzbereitschaft erlaubte keine Abweichung.
„Erste Kompanie, erstes Bataillon, Feldflaschen herausnehmen und öffnen; trinken.“
Murrend begannen die Soldaten zu trinken und nahmen unter Miko Tsunos und Shepards wachsamen Augen genug Flüssigkeit zu sich um bei der Hitze nicht zu dehydrieren.
Nachdem ihre Leute getrunken hatten, nahmen auch die beiden Sergeanten ihre Feldflaschen zur Hand um Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
„Gut, wenn dann nichts weiter ist…“ ein Blick von Stonefield warnte Shepard, das Metellus im Anmarsch war.
„Kompanie in Linie antreten! KOMPANIE ACHTUNG!“
Die Mechkrieger machten dabei eine bessere Figur als Shepard es sich je zu wünschen gewagt hätte. Als stellvertretender Kompaniechef nahm Shepard vor der Truppe Aufstellung und legte vor dem Major die Hand zum Salut an: „Erste Kompanie, erstes Bataillon, Dantons Chevaliers vollzählig angetreten, Sir. Melde Kompanie marschbereit.“
Im Laufe der letzten Wochen hatte sich eingebürgert, dass Shepard seinen Vorgänger als Spieß der Chevaliers mit überkorrekten Meldungen piesackte, um diesen zu zeigen, was er von dessen Vorstoß in die Offizierslaufbahn hielt.
Metellus hielt kräftig dagegen: „Danke, Smoky, Kompanie rühren.“
Sehr zur heimlichen Freude der beiden hatte dieses Gezicke zwischen OC* und XO sich auf die Kompanie positiv ausgewirkt. Die Frauen und Männer hatten begriffen, dass ihre Führung gut miteinander konnte und das Darnell Shepard auch nur ein Mensch war.
So war auch die erste Mechkompanie der Chevaliers zusammengewachsen und es hatte sich über die Zeit ein Esprit de Corps entwickelt, der einen Vergleich mit den anderen Kompanien nicht zu scheuen brauchte.
Der Major blickte nochmal die Reihe entlang: „Gut, auch wenn ich nicht erwarte, dass etwas geschieht, zumindest noch nicht, dies ist ein Kampfeinsatz und ich erwarte, dass Sie ihn auch genau so behandeln. Sein Sie auf der Hut und denken Sie daran, dies könnte feindliches Territorium sein. Halten Sie sich im Zweifelsfall nicht mit mehr als einem Warnschuss auf und betrachten Sie unidentifizierte Kontakte erst mal als Feindlich. Und da schon Napoleon fragte ob er denn auch Glück habe, als man ihm einen Offizier zum General empfahl: Viel Glück da draußen. Wegtreten und Aufsitzen.“
Die Kompanie verstreute sich und die Leute rannten zu ihren Mechs. Stonefield, Steinberger und Ryan-Jones klopften sich noch gegenseitig auf die Schultern.
Metellus packte seinen XO nochmal am Ärmel: „Sie haben ja heute so gute Laune, Smoky.“
„Ich habe sie am Arsch.“
„Mich?“
Shepard schüttelte den Kopf: „Nicht Sie, SIE habe ich am Arsch und der Colonel lässt mir freie Hand.“
Erfolglos versuchte Metellus sich ein Grinsen zu verkneifen: „Verstehe, versuchen Sie es nicht zu übertreiben, Smoky, sonst geht noch Ihr schlechter Ruf baden.“
Der Master Sergeant schnaufte verächtlich und erntete damit ein Schulterklopfen.
Dann trennten sich auch die Wege der beiden, während einer der Lademeister der Rosemarie Sergeant Tsuno mit ihrem Nightsky aus der Parkbucht heraus lotste.

Als sich der Master Sergeant zu der Bucht mit seinem Battlemech ging kam Anton Brammert mit seinem Dervish in Bewegung. Seine Jahre lange Erfahrung ließen Shepard schon im Ansatz erkennen, dass der junge Mechkrieger Murks baute. Beziehungsweise gleich bauen würde.
Der fünfundfünfzig Tonnen schwere Unterstützungsmech streifte mit der linken Schulter leicht das Wartungsgerüst seiner Wartungsbucht. Es knirschte ziemlich laut, Funken schlugen, Metall verbog sich und das Geländer sprang aus den Halterungen, so dass schließlich einige Teile davon zu Boden fielen.
Der Lademeister warf seine Leuchtstäbe weg und hechtete unnützer weise beiseite.
„Brammert!“ Brüllte der Seniortech der Kompanie: „Das ist doch kein Sportwagen!“
„JAAA! Das merke ich auch gerade! Verdammte behäbige Kiste...“

Shepard erklomm die Höhen seins fünfundsechzig Tonnen schweren Crusader. Auf der Pilotenliege angekommen konnte er schon sehen, wie die letzten beiden Scoutmechs die Rosemarie verließen. Schnell und routiniert klebte er sich die Sensorpflaster auf, bevor er seinen schweren Neurohelm aus der Halterung nahm und sich aufsetzte.
Eine kurze Welle der Übelkeit fegte über ihn hinweg, ehe sich der Helm an seine Gehirnwellen angepasst hatte. Endlich wieder im eigenen Element.
KENNSATZ ZUR STIMMIDENTIFIZIERUNG EINGEBEN, forderte ihn der Bordcomputer auf dem Hilfsmonitor auf.
„Shepard, Darnell Shepard; zwo, drei Cha-Cha-Cha!“
STIMMIDENTIFIZIERUNG ERFOLGREICH, WILLKOMMEN AN BORD.
Unten vor dem Crusader erschien der Lademeister, jetzt wieder mit seinen Leuchtsticks bewehrt.
Shepard setzte den schweren Artilleriemech in Bewegung und folgte den Anweisungen, die der Lademeister durch Handzeichen gab.
Er checkte seine Statusanzeige und die Scanner und nach und nach setzte sich die Kampflanze der ersten Kompanie in Bewegung und folgte ihrem Anführer.
Die Sonnenstrahlen, die durch die Landeluke hineinschienen versprachen einen heißen und mühsamen Tag. Shepard schmunzelte, kein Tag ist so einfach, wie der welcher hinter dir liegt.
Als er seinen Crusader dann endlich die Rampe hinunter führte musste er erneut grinsen: Ja, wenn man von Wayside den Arsch des Universums sehen konnte, dann waren sie auf Calliban IV. direkt dort gelandet.
Jetzt im freien öffnete Shepard den Sicherungsbügel über seinen Waffenhauptschalter und legte diesen um. Sofort wechselte das Fadenkreuz, welches seitlich auf seinem HUD lag von grün auf rot.
„Mace eins für alle Einheiten, letzter Check! Waffenstatus?“
„Mace zwo, alles auf grün, Waffenhauptschalter ist on, alle Waffen klar!“ Stonefield klang als wäre er wieder zu Hause angekommen. Ruhig, professionell und nur ein wenig Vorfreude.
„Mace vier“, meldete sich Steinberger vor Jack und Shepard konnte bei dem jungen ehemaligen Offizier das wölfische Grinsen fast aus der Stimme heraushören, „hier ist auch alles klar! Waffen geladen und entsichert, ready to rock’n roll!“
Dann entstand eine kleine Pause.
„Mace drei“, wollte Shepard wissen, „wie sieht es bei Ihnen aus?“
Jack antwortete mit einem wütenden grunzen: „Die Waffen sind soweit einsatzbereit, auch wenn mir die Ladezeit der Autokanone noch nicht gefällt aber ich bekomme eine Fehlermeldung der Sprungdüsen!“
„Was ist da los?“
„Das weiß ich noch nicht“, bellte der ehemalige Pirat hitzig, „das Schadenskontrollprogramm sagt mir, dass die Düsen mehr Hitze entwickeln, als sie sollten.“
„Woll’n Sie abbrechen?“
„Negativ, so wild ist es nicht und vielleicht ist es mir möglich den Fehler während unseres Spaziergangs zu finden.“
Es gibt keine Routine Dorothy, dachte Shepard bei sich, gab jedoch den Befehl zum ausrücken.
Seine Lanze führte eine Standard-Diamant-Patrouille im Norden und Osten des Landeplatzes aus, während die Scoutlanze im Süden und Westen das gleiche Manöver ausführte.
Metellus Befehlslanze bildete die Reserve, falls eine der Lanzen auf irgendetwas stoßen würde. Nicht, dass die langsamen Angriffsmechs des frisch gebackenen Majors irgendwem zu Hilfe eilen könnten, wenn eine Patrouillen auf irgendetwas stoßen würde, womit sie nicht alleine fertig werden würde. Aber für solche Fälle gab es ja Luft-/Raumjäger.
Aber Jack sollte recht behalten es war nur ein Spaziergang durch die leere Steinwüste. Calliban IV. war ein ungastlicher Ort und nach Darnell Shepards Meinung einer der schlimmsten Orte, auf dem man sterben konnte.
Weit ab von jeder wie auch immer gearteten Zivilisation, trocken, heiß schon fast trostlos und doch hatte dieser Planet die Menschen in ihrem unersättlichen Hunger nach Ressourcen angezogen. Aber als Soldat bekam man nun mal befohlen wo man kämpfen musste und manchmal wo man zu sterben hatte.
Innig hoffte der Master Sergeant, dass es hier zu keinen Kampfhandlungen kommen würde, wo tagsüber Hitze Mensch und Maschine zusetzen würde und die Nächte bitterkalt wurden.
Es reichten schon einfachste Tätigkeiten um die Uniform von Schweiß zu durchnässen und ab halb neun sank dann die Temperatur, dass man ohne Jacke sofort frieren würde. Binnen kürzester Zeit würden sich einige Chevaliers erkältet haben.
Er machte sich die Geistige Notiz seine Unteroffiziere entsprechend zu impfen, dass diese darauf achten würden, dass die Soldaten entsprechend auf ihre Kleidung achteten.
Die Patrouille ging dann ohne irgendwelche Schwierigkeiten zu Ende. Leider hatte Jack es nicht geschafft, die Probleme mit den Sprungdüsen zu beheben.

Nachdem die vier Chevaliers ihre Mechs wieder in die Hangarbuchten des Landers gestellt hatten trafen sich Shepard und seine drei Leute am Fuß des Crusaders.
„Okay, Leute“, Shepard fuhr sich über den Stoppelbart, „wir haben ja nun wenig für ein Debriefing. Von daher seht zu, dass Ihr erst mal was zu futtern bekommt. Anschließend setzen wir uns mit der Scoutlanze zusammen und ergänzen die Karten, die wir von dieser Gegend haben. Ist sonst noch irgendetwas?“
Steinberg blickte abwesend nach draußen: „Wird bald mächtig kalt werden. Wir sollten schnell Duschen und anständige Klarmotten anziehen.“
„Richtig“, stimmte Shepard zu, „die Temperatur fällt hier abends sehr schnell, lasst Euch von den Tagestemperaturen nicht täuschen und habt abends eine anständige Jacke parat. Und sagt das auch den Scouts beim Essen.“
„Ja, Mama“, murmelte Jack.
Der Master Sergeant überging dies einfach, wozu auch wegen jeden Kinderkram bellen: „Dann Abmarsch.“

Nachdem Shepard geduscht hatte und seine Uniform wieder angelegt hatte führte ihn sein Weg nicht zum frisch errichteten Kantinenzelt. Sollte der Scheißfranzose doch an seinem was-auch-immer-auf-dem-Speiseplan-stand ersticken. Eine kleine C-Ration zu erhitzen und unterwegs zu verschlingen ging auch viel schneller als sich bei dem überkandidelten Despoten anzustellen. Wobei dieser ihn nach ihrem ersten und letzten Zusammenstoß, zu Shepards vollster Zufriedenheit, schnell und kommentarlos abfertigte. Leon hingegen sah immer aus, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte.
Shepards Ziel war ein Büro auf dem Lander, welches im früheren Leben vielleicht mal ein Wandschrank gewesen war.
Dort angekommen machte er es sich auf einem der Besucherstühle bequem und legte die Füße auf den Schreibtisch, ohne sich Gedanken darum zu machen, was er unter seinen staubigen Militärstiefeln vergrub.
Er musste etwas mehr als drei Zigaretten lang warten.
„Was woll’n Sie denn hier?“ Der schwere rauchige Tikonovakzent hätte durchaus sexy klingen können, wäre da nicht der dieser dumpfe Bass.
Er registrierte, dass da keine echte Überraschung in Medwedjews Stimme.
„Ach, ich dachte ich schau mal auf ein kleines Pläuschchen rein.“
„Lieutenant!“
Shepard drehte sich im Stuhl halb zu ihr um: „Nein, ich bin nur ein einfacher Sergeant.“
„Wo haben Sie denn den Humor gefunden? Also, was woll’n Sie von mir?“
„Ach, hat es sich noch nicht rumgesprochen, dass ich hinter Ihnen her bin, also jetzt nicht in körperlicher Hinsicht, weil da…“, Shepard schüttelte sich.
„Oh, doch, nur wenn Sie so viel Energie in Ihre Körperhygiene, wie für die Nacktbilder von Dantons kleiner Schlampe verwenden würden oder ist das nur wieder eine ihrer Macho-Macken? Oder hat das Püppchen Ihnen irgendwas für die Mühe, ah … angeboten?“
Der Sergeant schnaufte abfällig: „Mein Gehalt ist gut genug, da kann ich mir jeden Abend eine Nutte bestellen. Wissen Sie, auf Wayside, da gab es eine, die hatte einen Akzent … da habe ich mir immer wieder vorgestellt, Sie in den Arsch zu ficken!“
Medwedjews Angriff kam, obwohl er ihn gezielt provoziert hatte, für Shepard überraschend. Der gut platzierte Tritt fegte ihn aus dem Stuhl und ließ ihn Sterne sehen. Auf Händen und Knien dasitzend versuchte er wieder zu Atem zu kommen, als Medwedjews Pranke ihn am Schlafittchen packte und wie eine nasse Katze halb hochzog und mit einem abwärtsharken wieder zu Boden schickte. Der Master Sergeant schmeckte Blut und in den Ohren rauschte es vor Schmerz und einen Moment war ihm, als würde er schwarz vor Augen werden, dann explodierte seine linke Seite vor erneuten Schmerzen. Er wurde zur Wand geschleudert und glaubte ein leider nicht ganz unbekanntes Geräusch zu vernehmen. Mindestens eine Rippe gebrochen, zwei wahrscheinlich angebrochen. Wut klärte seinen gepeinigten Geist und er rappelte sich in sitzende Position auf.
Medwedjew trat zwei Schritte zurück und ging in Kampfposition. Ihr grobschlächtiges Gesicht zierte ein verzücktes Lächeln.
„Fick Dich, Schlampe!“ Shepard stemmte sich mit dem Rücken an der Wand hoch. Tausend nadeln stachen auf seine linke Seite ein.
„Nein, heute wirst nur Du gefickt“, antwortete Medwedjew und schob das rechte Bein noch etwas weiter vor.
Mit einem metallischen Schmatzen ließ Shepard den Teleskopschlagstock aufschnappen. Ein Geräusch, das alleine ausgereicht hatte um mehr als einen Soldaten zur Räson zu bringen.
Medwedjew hingegen lachte bellend auf: „Ich werde Dir Dein Stöckchen wegnehmen und Dich damit vergewaltigen, nachdem ich Dich windelweich geprügelt habe!“
Wie ein Tiger griff der Lieutenant an, einen Schritt vorwärts, Schlag rechts angetäuscht und dann das linke Beim im großen Bogen herum geschwungen. Der schwere Militärstiefel ließ erneut Sternen vor Shepards Augen tanzen, als er ihn seitlich am Kopf erwischte. Er wurde gegen den Schreibtisch geschleudert, der am Boden verankert war und somit der Masse des Master Sergeanten nicht nachgab. Mit einem lauten Knack brachen jetzt noch die beiden angebrochenen linken Rippen. Darnell Shepard stöhnte auf oder schrie und seine Augen trübten sich durch Tränen.
Wie ein Muli keilte er auf gut Glück nach hinten aus und ein kaum vernehmbares Uff, bestätigte ihm, dass er getroffen hatte. Vor blinder Wut und höllischen Schmerzen übermannt griff Shepard blindlings an und drosch mit seinem Schlagstock drauflos.
Er wurde mit keuchen und aufstöhnen seiner Gegnerin belohnt. Den Gegenangriff konnte er knapp abwehren und musste kaum Treffer hinnehmen, doch ein Schlag ließ fast seinen linken Arm taub werden. Jetzt wurde es links echt problematisch.
Shepard versuchte kurz Abstand zu gewinnen und zog dann den Schlagstock voll durch und schlug nun seiner Gegnerin auf den linken Oberarm.
Medwedjew heulte auf und zuckte mit rechts unwillkürlich zur Quelle des Schmerzes.
Dieses fallen lassen der rechten Deckung nutzte der Master Sergeant voll aus und rammte ihr ein Knie in die rechte Seite, packte anschließend Ihren kurzen Haarschopf, zerrte Medwedjew zum Tisch und Schlug ihren Kopf zweimal kräftig auf die Tischplatte.
Shepard ließ den Schlagstock fallen und packte mit rechts ihren Gürtel und wuchtete den Lieutenant unter Aufbringung all seiner Kraftreserven über den Schreibtisch. Medwedjew ging polternd zu Boden, während Shepard sich am Schreibtisch abstützte.
Einen Moment glaubte er, dass die Sache damit erledigt war, doch schon regte sich Medwedjew wieder. Schwer atmend stemmt sich die Infanterieoffizierin in die Höhe und zog ein gemein aussehendes Stilett aus dem Stiefel: „Guck mal, was ich hier gefunden habe! Damit schlitzt ich Dich auf, Du Bastard! Vom Arschloch bis zur Halskrause!“
Shepard wich anderthalb Schritte zurück und zog trotz aller Proteste seines geschundenen Körpers in einer flüssigen Bewegung seine Dienstwaffe.
Etwas weniger als eine hundertstel Sekunde dehnte sich zur Ewigkeit, schnappte wieder zurück und Medwedjew, das Messer in der Hand machte einen Schritt vorwärts.
Shepard schoss! Dreimal in kurzer Folge! Auf die Brust! In einer Dreiecksformation, nur wenige Millimeter voneinander entfernt schlugen die Teilmantelgeschossen ein, pilzten auf und gaben ihre komplette kinetische Energie auf Medwedjews Körper ab. Die Infanterieoffizieren stolperte rückwärts gegen die Wand, die Augen weit aufgerissen, das Messer immer noch kampfbereit in der Hand.
Der Donner zerriss dem gebeutelten Unteroffizier in dem kleinen Büro fast die Trommelfelle.
Medwedjews Knie gaben nach und sie sackte an der Wand zusammen.
Langsam näherte er sich dem leblosen Körper der Offizierin, gab mit dem Fuß dem Messer einen Stoß in die nächste Ecke, weg von Medwedjew, dabei immer noch die Waffe auf seine Kontrahentin gerichtet. Dann stupste er sie kurz mit dem Fuß an. Die ganze Welt schien zu schwanken und er merkte wie unsicher er auf den Beinen war.
Dennoch er bückte sich und versuchte an Medwedjews Halsschlagader einen Puls zu erfühlen; nichts.
Als Shepard sich wieder aufrichtete, wäre er beinahe umgekippt und musste sich an der Wand abstürzen. Der eisenhaltige Duft von Blut erfüllte das winzige Büro.
Er plumpste mehr als dass er sich in den Stuhl hinter dem Schreibtisch setzte, der Raum verschwamm vor seinen Augen und Shepard musste die Sprechanlage auf dem Schreibtisch erst richtig fokussieren. Zwar glaubte er im Gang schon Schritte zu hören, dennoch rief er die Brücke an und verlangte nach Sanitätern und dem Bordarzt.
Eine unbekannte Gestallt in Uniform der Chevaliers erschien in der Tür und machte große Augen, sagte etwas, doch Shepard hörte ihm nicht zu.
Der Master Sergeant sackte vom Stuhl hinunter auf die Knie und erbrach sich in den Mülleimer.


*OC = Officer Commandig, wird im Gegensatz zum CO (Commanding Officer) auf Kompanielevel und kleiner verwendet.

__________________
5th Syrtis Fusiliers - Pillage and looting since first succession war


Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Cunningham: 28.06.2012 12:16.

22.11.2011 11:32 Cunningham ist offline E-Mail an Cunningham senden Homepage von Cunningham Beiträge von Cunningham suchen Nehmen Sie Cunningham in Ihre Freundesliste auf
Thorsten Kerensky
Colonel


images/avatars/avatar-474.gif

Dabei seit: 01.10.2002
Beiträge: 2.981

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Caliban IV
Landezone APOLLO
02. Oktober 3066, 11:30 Uhr

Caliban IV war nicht unbedingt eine wirtliche und gastfreundliche Welt. Nackter Fels, viel Staub, nur rudimentäre Vegetation. Nichts, was zum Verweilen einlud. Besonders warm war es auch nicht, obwohl die starke Tektonik für einen stetigen Nachwuchs an aktiven Vulkanen sorgte.
Da es aber auch nicht besonders kühl war, verzichtete Jara darauf, eine Feldhose über ihre Shorts zu ziehen, bevor sie aus dem Cockpit kletterte und begnügte sich mit dem Überstreifen ihrer Uniformjacke über die Kühlweste.
Als sie aus der Luke stieg, genoss sie ganz kurz die herrliche Übersicht, die ihre hohe Position ihr bot. Die Einsatzgruppe, die ihrem Kommando unterstand, entfaltete bereits rege Betriebsamkeit.
Sharpes Lanze rückte gerade aus, um erste Naherkundungen durchzuführen. Vier lange Staubfahnen zeigten recht deutlich, wo sich die Mechs bewegten. Nun, eine Operation dieser Größe ließ sich eh nicht klandestin durchführen. Immerhin hatte Danton ihr fast ein Drittel des Regimentes anvertraut.
Die Pioniere ihrer Einsatzgruppe waren bereits damit beschäftigt, das Feldlager zu errichten. Einige Zelte standen bereits und noch immer wurden Materialien aus dem Rumpf der DEN HAAG ausgeschifft.
Etwas weiter am Rand des entstehenden Lagers fuhren die Schürfer der APOLLO ihr Material auf und bereiteten die ersten Probebohrungen vor. Die Arbeit schien zügig und routiniert zu laufen und sicher kam ihnen zugute, dass sie die Logistik diesmal den Chevaliers überlassen konnten.
Die drei Landungsschiffe, die DORNKAAT, die DEN HAAG und die APOLLO reihten sich auf der anderen Seite wie eine gigantische Perlenkette aneinander. Jara hoffte, dass sie durch die Feuerkraft ihrer Bordwaffen effektiven Schutz gegen mögliche Angreifer boten. Eingebettet zwischen der massiven Felswand auf der einen und den Schiffen auf der anderen Seite, sollte das Lager nicht so einfach anzugreifen sein.
Mit dem, was sie sah, zufrieden, griff sie nach ihrem Gürtel, warf ihn sich über die Schulter und kletterte flink an ihrem Waldwolf hinab.
An dessen Fuß wartete Copeland bereits auf sie. Seine Lanze war zuletzt eingeschifft worden und hatte somit auch als erste den Bauch der Landungsschiffe wieder verlassen. Nun war er natürlich längst aus seinem Kriegsfalken gestiegen und hatte vermutlich schon das halbe Lager inspiziert, als sie ihren Clan-Mech noch zu seinem jetzigen Stellplatz geführt hatte.
Während sie ihren Gürtel umschnallte, musterte er ihren Aufzug mit einem knappen, kritischen Blick.
Jara konnte sich gut vorstellen, was er sah. Durchtrainierte Beine in schweren Militärstiefeln, darüber schlichte Shorts und die Uniformjacke der Chevaliers, jetzt zusammengerafft durch den schweren Gürtel, ein unglaublich hochwertiges Stück, dass sie von ihrem Vater zum sechzehnten Geburtstag bekommen hatte. An der linken Seite waren daran eine klobige Stabtaschenlampe und ein Funkgerät befestigt, auf der rechten Seite das Holster, in dem ihre Dienstpistole steckte, sowie eine Scheide, aus der trotzig der Griff des erbeuteten Kampfmessers ragte.
„Ist der kritische Blick wegen dem Messer?“
Copeland grinste. „Erst einmal willkommen auf Caliban IV, Captain! Und nein, der Blick ist mehr wegen der Stiefel.“
„Ach die…“ Jara blickte zu ihren Füßen hinab und zuckte mit den Schultern. „Ich bin sonst kein Fan von neuen High-End-Produkten, aber die sind wirklich prima. Und sonst weiß ich auch nicht, wohin mit dem Sold.“
„Nein. Das auch nicht. Aber ehrlich: Barfuß im Kampfstiefeln?“
„Ach so“, lachte sie. „Ich habe Socken an. Aber ich hasse diese kratzigen Kniestrümpfe aus der Ausrüstungskammer. Außerdem kann ich es mir glaub ich auch leisten, Bein zu zeigen.“
Nun musste auch Copeland grinsen. „Touché, Jara. Wollen wir?“ Er deutete in Richtung des „Stabszeltes“, das die Pioniere dankenswerterweise zuerst aufgestellt hatten. „Die anderen warten bestimmt schon auf die Chefin.“
„Sie meinen die geduldete Chefin.“
„Wieso? Ich bin nur als Lanzenkommandeur hier.“
„Ja. Natürlich. Und als Colonel.“ Jara fiel neben dem älteren Söldner in einen gemütlichen Gleichschritt. „Ich bin sehr dankbar für die Chance, mich zu beweisen, aber mir ist schon noch bewusst, wo ich in der Rangfolge stehe.“
„Das hat mit Beweisen nichts zu tun. Eher damit, sie auf die nächste Stufe der Verantwortung zu haben. Aber es ist gut zu wissen, dass ihre Ernennung zur Erbin ihre Ausbildung nicht verdrängt.“
Jara, die Copeland wegen seiner Ehrlichkeit schätzen gelernt hatte und vor allen Dingen froh darüber war, ihm gegenüber genauso offen sein zu können, nahm das Kompliment hin. In manchen Dingen war es mit dem ehemaligen Husaren unkomplizierter als mit Danton, der sie immer ein wenig bevormunden wollte. Copeland stellte an sie die gleichen Anforderungen wie an jeden anderen Offizier, was sie sehr genoss.
„Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich Erbin einer Söldnereinheit bin.“
„Ah, ja, die Cavalry. Wie war das eigentlich, als Kind der Chefs? Ihre Ausbilder haben sie bestimmt mit Samthandschuhen angefasst, oder?“
Jara schnaubte amüsiert. „Als ob. Meine Eltern waren leider viel zu intelligent, um Günstlingswirtschaft zu betreiben. ‚Die Kinder sollen später auch überleben!‘ war das Credo und weil sie an uns auch die Güte der Ausbildung gemessen haben, wurde ich eher härter angepackt als die anderen. Glauben sie mir… verwöhnt wurde ich sicher nicht. Und das habe ich auch nie verlangt.“
„Wenn ich mir ihre Karriere anschaue, dann hat es ihnen auch nicht geschadet, Captain“, feixte Copeland, während ein Transportfahrzeug der APOLLO mit dröhnendem Motor an ihnen vorbeirauschte.
„Wie man’s nimmt“, gab Jara zurück und musste dabei fast schreien, um den Lärm des Gefährts zu übertönen. „Ich meine… Na, was ist das denn?“
Sie blieb stehen und als Copeland ihrem Blick folgte, entdeckte er eine Gruppe Mechkrieger, die sich am Fuße von Tracys Atlas versammelt hatten.
„Achtung!“, blaffte Jara da auch schon und reflexartig nahmen die Soldaten Haltung an. „Was wird das denn hier? Kaffeekränzchen?“
Sie musterte die Versammelten und wandte sich dem Ranghöchsten zu. „Sergeant Asmussen, können sie mir vielleicht mal erklären, was das soll?“
Asmussen, ein hochgewachsener Rasalhaager, schien sichtlich irritiert. „Wir unterhalten uns, Ma’am.“
„Oh, das ist aber nett“, kommentierte seine Vorgesetzte zynisch. „Wir sind allerdings nicht mehr auf der DORNKAAT, sondern im Einsatzgebiet. Wenn sie nichts zu tun haben, dann helfen sie den Pionieren beim Aufbau vom Lager. Hat Lieutenant Ferrow sie nicht zu irgendwelchen nützlichen Arbeiten eingeteilt?“
„Nein, Ma’am.“ Etwas Selbstsicherheit stahl sich in die Augen des Sergeants zurück. Offensichtlich war er der Meinung, die Geliebte der Chefin wäre ein guter Schutzschild.
Nur irrte er da. „Dann richten sie dem Lieutenant aus, dass sie sich bei mir melden soll! Und jetzt schnappen sie sich ihre… Gesprächsgruppe und machen sie sich nützlich! Marsch marsch!“
Asmussen wollte den Befehl mit einem militärischen Gruß bestätigen, besann sich unter Jaras strengem Blick aber auf seine Grundausbildung und nickte nur.
Die Kompaniechefin wandte sich wieder Copeland zu. „Entschuldigen sie, Sir. Offensichtlich habe ich noch immer nicht alle Grundlagen mit der Kompanie aufgeholt.“
Der Colonel machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich kenne die Hälfte ihrer Leute noch von den Husaren und weiß, wo sie anfangen mussten. Das ist schon ganz beachtlich. Aber nur ein kleiner Tipp: Sie sollten sich angewöhnen, etwas weniger streng aufzutreten. Wir sind Söldner und keine Haustruppen.“
„Ich werde darüber nachdenken.“ Jara, die ihr Auftreten nicht als zu streng empfunden hatte, fand das schon ein großes Zugeständnis. Außerdem war das Thema sofort vergessen, weil sie in diesem Moment das Stabszelt erreichten. „Nach ihnen, Colonel.“
„Nein, nach ihnen. Sie sind hier die Chefin.“ Galant hielt er ihr die Zeltplane auf.
Jara trat ein und ihre Augen brauchten einen kurzen Moment, um sich an die anderen Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
Das Zelt war gut gefüllt. Um den großen Tisch, auf dem eine geographische Karte der Einsatzregion zu sehen war, standen sieben Personen und unterbrachen ihre Gespräche, während sich ihre Blicke auf Jara richteten.
Sie erkannte die drei Landungsschiffskipper, Terry Coda von der DORNKAAT, Sara Baruch von der DEN HAAG und Jaruslav Kusnezow von der APOLLO, ferner die beiden Jägerpiloten Colin Clark und Louanne Hawkings, Chalit Pookpasuk als Kommandant ihrer Infanterieabteilung und schließlich SeniorTech Jerónimo Méndez.
Damit waren alle Teileinheitsführer versammelt. Eine kleine Ausnahme war die Anwesenheit von Hawkings, aber Luft-/Raum-Piloten waren immer etwas eigen und Jara hatte darauf verzichtet, hier kleinlich auf ungeschriebene Regeln zu pochen.
Sie räusperte sich. „Schönen guten Tag, meine Damen und Herren und willkommen in unserer Einsatzzone. Bevor wir alle in unsere wohlverdiente Hektik ausbrechen, möchte ich ihnen kurz erläutern, wie der Plan aussieht.“
Entschlossen trat sie an den Kartentisch und deutete nach und nach auf verschiedene Punkte, während sie erklärte: „Wir befinden uns hier, relativ weit ab von den anderen Einsatzorten der Chevaliers und entsprechend abgeschnitten von Nachschub. Captain Kusnezow hat darum gebeten, solange schürfen zu dürfen, bis die Laderäume der APOLLO gefüllt sind und diesen Wunsch werden wir ihm erfüllen, solange es keine Zwischenfälle gibt.
Die Abbaugebiete liegen im Süden und bilden gleichzeitig eine natürliche Barriere, die für Panzer und Mechs kaum zu überwinden ist. Sollte es also zu Überfällen kommen, sind diese eher aus dem Norden zu erwarten. Dort stehen unsere Landungsschiffe und sichern unser Camp mit ihrer Feuerkraft ab. Dazu haben wir den Vorteil, die Sonne bestenfalls im Rücken, nie aber im Gesicht zu haben.
Wenn die Pioniere fertig sind mit dem Aufbau des Lagers, werden sie beginnen, provisorische Verteidigungsstellungen anzulegen. Gleichzeitig ist Sergeant Major Sharpe mit seiner Lanze unterwegs, um eine Nahraumerkundung durchzuführen. Vor allem geht es mir darum, eine Handvoll Objekte zu untersuchen, die getarnte Stellungen von Aggressoren sein könnten. Nebenbei hat Sharpe auch den Auftrag, eine geeignete Stelle für eine Landebahn zu suchen, falls wir unsere Jäger starten müssen.
Lieutenant Clark und Hawkings haben mir mitgeteilt, dass es innerhalb der Atmosphäre nicht möglich ist, den Jäger aus dem Flug zurück in das Landungsschiff zu schleusen, also werden wir da improvisieren müssen. Vorrang haben aber erst einmal die Unterkünfte, die Küche und das Feldlazarett.
SeniorTech Méndez, sie haben die Erlaubnis, die Hangars der DORNKAAT und der DEN HAAG zu provisorischen Reparaturhallen umzurüsten. Sollte es zu Schäden an den Mechs kommen, möchte ich zumindest die kleineren Dinge beheben können.
Der regulären Infanterie kommt hauptsächlich die Aufgabe des Wachschutzes zu. Lieutenant Pookpasuk, teilen sie das bitte ein. Ich möchte auch Wachposten und Streifen im Süden des Lagers haben, nur um einer bösen Überraschung vorzubeugen. Zusätzlich werden rund um die Uhr je zwei Mechs auf Patrouille sein. Natürlich gelten für alle Kräfte, die gerade nicht beschäftigt sind, die üblichen Spielregeln für Einsatzgebiete: Kräfte schonen, das Material in Top-Zustand halten, erhöhte Wachsamkeit.“
Jara überlegte kurz, ob sie etwas vergessen hatte und warf einen verstohlenen Blick zu Copeland. Als dieser ihr aufmunternd zunickte, hatte sie das Gefühl, die erste Klippe umschifft zu haben. „Gibt es Fragen?“
„Ich hätte da eine, Ma’am.“
Jaras Blick richtete sich auf Lieutenant Clark von den Fliegern. „Bitte, nur zu!“
„Meine Grundausbildung liegt schon etwas zurück und ich weiß nicht genau, wie die Chevaliers allgemein solche Situationen handhaben, aber sollten wir nicht vorgezogene Stellungen einrichten, mit Infanterie besetzen und unseren Wachradius damit erweitern?“
„Ich habe darüber nachgedacht. Aber wir haben nur zwei Trupps Infanterie dabei, dazu kommt eine Handvoll Pioniere. Alles in allem keine 30 Soldaten. Wenn wir zwei Stellungen mit je drei Soldaten einrichten und dazu noch Streifen stellen, dann sind zehn Soldaten auf einmal im Wachdienst. Das heißt, die Leute müssten Schichten zu acht Stunden einlegen. Ohne ihre Soldaten schlecht reden zu wollen, Lieutenant Pookpasuk, aber sie stimmen mir sicher zu, wenn ich sage, dass das nicht besonders gut für die Aufmerksamkeitsspanne ist, oder?“
„Aye, Ma’am“, bestätigte der Infanterist knapp.
„Wir könnten aber darüber nachdenken, ein einzelnes kleines Lager im Süden einzurichten, vier Mann stark mit ein paar Ferngläsern, Richtfunk und eine schnellen Geländefahrzeug zur Evakuierung im Notfall. Schichten von zwei Soldaten zu je drei Stunden, Besatzungswechsel alle zwölf Stunden. Lieutenant?“
Pookpasuk überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Das bindet zwar nur acht Soldaten, Ma’am, aber ich glaube, es bringt auch nicht übermäßig viel. Wir decken damit nur einen sehr geringen Teil der möglichen Angriffsrouten ab. Vielleicht ist es aber eine Option, wenn ihre Erkundungslanze zu dem Ergebnis kommt, dass es eine Hauptkampfrichtung gibt. Die könnten wir dann mit so einem Außenposten sichern.“
„Dann sollten wir auf die ersten Berichte warten. Weitere Fragen?“
Als sie sah, dass keiner der Anwesenden noch Klärungsbedarf verspürte, straffte sie sich. „Also gut, wenn dem nicht so ist, dann ran ans Werk!“


Caliban IV
Landezone APOLLO
02. Oktober 3066, 11:45 Uhr

„Iris Lanze von Iris Eins. Kommen!“ Miles Sharpe seufzte innerlich. Ein Bestandteil des Auges als Deckname für eine Kundschafterlanze. Wie kreativ. Ein mithörender Feind würde höchstens über das absurd hohe Gesamtgewicht der Mechs erstaunt sein.
„Iris Zwo hört“, bestätigte Corporal van Eening aus seinem Enforcer heraus. Der über vierzig Jahre alte Mech war das Sorgenkind der Formation und technisch dringend überholungsbedürftig. Mit seinen Waffen hatte er früher mal austeilen können, aber ein psychotischer Nebelparder würde vermutlich nur ein mildes Lächeln für die museumsreifen Offensivsysteme übrig haben.
„Iris Drei hört.“ Sergeant Torres Enfield war da schon ein anderes Kaliber und mit einer maximalen Geschwindigkeit von über 80 Stundenkilometern einer der beiden Sprinter seiner Truppe. Traurig für eine Erkundungslanze, aber im Grunde krankte die gesamte Kompanie an unerhörtem Übergewicht. Leider war der Enfield auch der einzige Mech, der keine Sprungdüsen abbekommen hatte.
„Iris Vier hört“, schloss sich auch Corporal Bräuning an. Ihr Anvil war nicht nur der beweglichste Mech der Lanze, sondern gehörte mit seinen sechzig Tonnen fast genauso sehr in eine Kampflanze wie sein Tempest. Immerhin verfügte er über ein ECM-System und damit über die einzige elektronische Gegenmaßnahme, die ihm überhaupt zur Verfügung stand.
Sorgen machten Sharpe aber nicht einmal so sehr die mangelnde Beweglichkeit der einzelnen Mechs. Das konnten sie dafür über Firepower und Panzerung wettmachen. Ihn beschäftigte die Unerfahrenheit der Piloten. Torres hatte immerhin ein paar Einsätze gesehen, aber van Eening und Bräuning waren noch grün hinter den Ohren. Sollten sie wirklich auf Parder stoßen, dann zwang das langsame Tempo sie zum Kampf. Und dort würde sich zeigen, was die Soldaten unter seinem Kommando taugten.
„Okay, hört zu“, wandte er sich an seine Lanze, nachdem er nun sicher sein konnte, dass sie ihm zuhörte.
„Wir haben den Auftrag, eine Nahraumerkundung durchzuführen. Wir interessieren uns dabei besonders für geeignete Stellen für ein Flugfeld, mögliche präparierte Stellungen der Parder, markante Punkte, sowie alles, das von taktischer Relevanz sein könnte. Unsere Einschätzung wird den Verteidigungsplan der Einsatzgruppe entscheidend prägen, also nehmt das nicht auf die leichte Schulter.
Außerdem haben die Parder hier schon einmal zugeschlagen und können es jederzeit wieder tun. Und wenn ihr auf die Staubwolken schaut, die wir hinter uns herziehen, dann werdet ihr merken, dass wir auffallen. Also bleibt wachsam. Beschränkt eure Kommunikation auf das Nötigste! Verstanden?“
„Iris Zwo hier. Bekommen wir Navigationspunkte?“
„Negativ, Iris Zwo. Navigationsangaben erfolgen durch mich. Unser erstes Ziel wird markante Felsnadel, Nord 18 Grad, 2 Klicks. Lockere Formation, deckt euch gegenseitig und bleibt weit genug auseinander, falls hier Minen liegen oder ähnliche Schweinereien!“
Nach und nach bestätigten die Mitglieder der Lanze seinen Befehl und die Mechs verteilten sich lose im Gelände, während sie auf das neue Ziel einschwenkten.
Sharpe blieb in der Stille des Cockpits mit seinen Gedanken alleine. Während ein Teil seines Verstandes routiniert und aufmerksam die Umgebung studierte, erlaubte er sich, über diesen Einsatz nachzudenken.
Einsatz… Selbstmordkommando schien ein treffenderes Wort zu sein. Mit einem knappen Regiment loszuziehen wirkte nur auf den ersten Blick nach einem gewaltigen militärischen Schlag. Auf den zweiten Blick sah man unerfahrene Soldaten, uneingespielte Einheiten, viel zu schnell beförderter Offiziere und veraltete Technik, die gegen fanatische, gegebenenfalls sogar zahlenmäßig überlegene Elite-Krieger antreten sollten.
Kurzum: Es war der reinste Wahnsinn.
Zwar war sich Sharpe bewusst, dass ihm der strategische Sachverstand fehlt, um letztlich alles konsequent zu durchdenken, aber er verfügte über ein gewisses Maß an Erfahrung und Menschenkenntnis und sein Bauchgefühl verriet ihm, dass es schon sehr bald gehörig rund gehen würde.
Und dann hing ihr aller Schicksal von drei Kompaniechefs ab, die sämtliche das Kommando gar nicht gewollt hatten und von einer Bande grüner Kinder in viel zu schweren Mechs.
„Iris Lanze von Iris Eins: Schwenk auf Nord 75 Grad, 4 Klicks!“
Seine Lanze hatte die Felsnadel passiert und schwenkte nun auf eine Kreisbahn um das Lager herum ein. Nicht zu nah am Rest der Einsatzgruppe, aber auch nicht zu weit weg, um das Terrain dazwischen nicht mit den Sensoren abtasten zu können.
„Iris Eins von Iris Drei: Ich hab da was auf den Sensoren. Sieht nach einer befestigten Stellung aus.“
„Verstanden. Iris Drei und Vier, scheren sie aus der Formation aus und untersuchen das. Iris Zwo, wir machen etwas langsamer, bis der Rest wieder aufgeschlossen hat. Ausführung!“
Nachdenklich verfolgte er, wie der Enfield und der Anvil nach links ausbrachen und an Geschwindigkeit zulegten, während er selber seinen Tempest abbremste. Einhundert Meter schräg hinter ihm passte sich der Enforcer seinem Tempo an.
Corporal van Eening machte seine Sache gut, aber bis jetzt machten sie hier auch nichts, was einen Mechkrieger herausforderte. Und dank Captain Fokkers Training saßen zumindest die Routine-Abläufe mittlerweile.
Es dauerte nicht lange, bis es erneut im Funk-Kanal knackte: „Iris Eins von Iris Drei. Wir haben hier eine Stellung gefunden. Bietet zwei Mechs Schutz, scheint aber länger nicht mehr genutzt worden zu sein.“
„In welche Richtung zielt sie?“
„In Richtung Landezone. Eine Spähposition, Sir?“
„Oder ein Stellplatz für Artillerie-Mechs.“ Sharpe überlegte kurz und fasste dann einen Entschluss. „Machen sie ein paar Bildaufnahmen, markieren sie die Position auf der Karte und vernichten sie die Stellung danach.“
„Verstanden. Dokumentieren, dann vernichten. Sollen wir uns danach weiter hier umschauen?“
„Einen halben Klick in jede Richtung. Wenn sie nichts finden, schließen sie selbstständig zu uns auf!“
„Alles klar. Iris Drei Ende.“
Sharpe konnte sich beinahe bildlich vorstellen, wie die beiden stählernen Giganten des zweiten Flügels mit ihren Beinen Erdreich, Beton und Felsen bearbeiteten und zermalmten, um die befestigte Stellung einzuebnen. Wenn Torres mitdachte, ließen sie es wie natürliche Erosion aussehen. Wenn nicht, würden sie vermutlich mit ihren Lasern die Stellen einschmelzen. Da ihre Expedition aber vermutlich sowieso bemerkt worden war, war es im Grunde völlig egal.
Auf jeden Fall gab es nun ein Loch weniger, in das etwaige Nebelparder kriechen konnten.


Caliban IV
Landezone APOLLO
02. Oktober 3066, 12:30 Uhr

Ein leiser Seufzer kam über Dawns Lippen, während sie auf das Foto ihrer Tochter starrte. An den Fuß ihres Donnerkeils gelehnt, ließ sie ihre Gedanken treiben und genoss den letzten Moment zur Ruhe, bevor der Einsatz richtig in Fahrt kam.
Dabei herrschte rings um sie herum schon rege Betriebsamkeit. Die Pioniere hatten innerhalb einer Stunde schon weite Teile des Lagers vorbereitet, die ersten Zelte standen und andauernd dröhnten Transportfahrzeuge an ihr vorbei.
Dawn aber bemerkte das kaum. Sie bemühte sich, Susans Gesicht vor ihr inneres Auge zu rufen und hoffte, dass Markus sich vernünftig um das Kind kümmern würde. Der Gedanke, wichtige Entwicklungen im Leben der eigenen Tochter zu verpassen, versetzte ihr einen Stich. Natürlich hatte sie ganz bewusst die Chance ergriffen, wieder in den aktiven Dienst zu wechseln, aber nun fehlte ihr das Kind spürbar. Weitab der nächsten HPG-Station und noch vor Beginn der Mission, drohte sie für einen Moment der Trennungsschmerz zu überwältigen.
Sie hatte bereits ein Kind verloren und nun war auch Susan weit weg. Dawn hätte sich deutlich besser fühlen können, als in diesem Moment.
Ein Räuspern riss sie aus ihren Gedanken. Als sie aufsah, erkannte sie Haruka, deren Gesichtszüge von drohendem Unheil sprachen. „Dawn?“
„Was gibt’s?“
„Der Captain will dich unverzüglich sprechen. Sie klang reichlich… angefressen.“
„Oha“, entfuhr es der Lanzenführerin. „Eine Ahnung, worum es geht?“
„Wenn ich es richtig verstanden habe, hat deine Lanze gefaulenzt.“
Dawn verzog das Gesicht. So ein Kleinkram. Wenn Jara sie wirklich nur dafür antanzen ließ, mussten die Nerven ihrer Freundin wirklich blank liegen. Besser sie beeilte sich und sah zu, dass sie die Situation entschärfte.
Sie verabschiedete sich von Haruka und machte sich auf den Weg zum Stabszelt, wo sie Jara vermutete.
Tatsächlich hatte sie Glück, denn als sie ihr Ziel erreichte, strömte die kleine Gruppe des Einsatzgruppenstabs gerade ins Freie, offensichtlich froh, das enge Innere des Zeltes verlassen zu können. Da sie Jara nicht unter ihnen sah, trat Dawn ein.
Ihre Freundin und Vorgesetzte stand über den Kartentisch gebeugt und schien darüber zu brüten, wie ihre nächsten Schritte aussehen sollten. Sie war alleine und wirkte tief in Gedanken, trotzdem sah sie auf, als sie Dawns Schritte hörte.
„Ah, Dawn, schön dass du da bist.“ Die Worte klangen angenehm, aber Jaras Stimme fröstelte. Das verhieß nichts Gutes.
„Du wolltest mich sprechen?“
Jara richtete sich auf, maß sie mit einem bedeutungsschwangeren Blick und seufzte tief. „Ich wollte den Lieutenant sprechen, der seine Lanze mitten im Einsatzgebiet herumlungern lässt, anstatt ihnen sinnvolle Aufgaben zu geben.“
Dawn nahm unwillkürlich Haltung an. Also ein Anschiss. Das fing ja super an.
„Es tut mir leid, Ma’am. Ich habe nicht nachgedacht.“
„Das habe ich gemerkt.“ Eine Standpauke hätte Dawn durchaus ertragen und wegstecken können. Einen Tadel, einen Anschiss… aber die Enttäuschung, die aus Jaras Augen funkelte, tat ihr auf einer Ebene weh, die Worte nie erreichen konnten.
„Es wird nicht wieder vorkommen.“
Dawn, die hoffte, dass die Sache damit ausgestanden war, wurde erneut eines besseren belehrt. „Das will ich hoffen. Die meisten in der Kompanie haben nicht unsere Erfahrung. Wenn wir ihnen kein Vorbild sind, ihnen eine Richtung geben, wie wollen wir dann diese Mission überleben?“
„Wie hast du die letzten Missionen überlebt?“
„Glück? Gute Kameraden? Ich weiß es nicht. Es kann auf jeden Fall nicht schaden, wenn wir weiter die Augen aufhalten und unsere Rolle als Offizier gerecht werden.“
Dawn nickte ergeben. „Natürlich. Wie gesagt: Es kommt nicht wieder vor.“
„Gut. Dann reden wir jetzt über dich.“
„Über mich?“
„Ja.“ Jara sah ihr fest in die Augen. „Du machst nicht den motiviertesten Eindruck. Was ist los?“
„Nicht.“ Dawn fiel auf, dass Jara sie zu gut kannte, um das zu schlucken und deutete dann ein Schulterzucken an. „Zumindest nichts, was meinen weiteren Dienst beeinträchtigen wird.“
„Susan?“
Jara hatte sicher ins Blaue geraten, aber Dawns Gesichtsausdruck, schien ihr alles Weitere zu erzählen.
„Ist es so schlimm?“
„Es ging mir schon besser“, gab sie zu.
Ihre Freundin trat einen Schritt auf sie zu, schloss sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie das für dich ist, aber wenn du reden willst…“
In diesem Moment wurde die Plane des Zelteingangs zurückgeschlagen und ein Unteroffizier der Infanterie trat ein. Jara löste sich sofort von Dawn und wandte sich dem Soldaten zu.
„Ma’am, Lieutenant Pookposuk schickt mich. Der Lieutenant möchte ihnen etwas zeigen. Er sagt, es sei wichtig.“
„Danke, Sergeant. Warten sie bitte vor dem Zelt!“
Kaum war der Infanterist verschwunden, wandte sich Jara wieder Dawn zu. „Sorry, die Pflicht ruft. Aber wir reden heute Abend auf der DEN HAAG.“
„Ich hab später Patrouille. Bist du vorher da?“
„Ich versuch‘s. Versprochen.“
Jaras Worte klangen ehrlich, waren sicher auch so gemeint, aber dennoch hinterließen sie ein mulmiges Gefühl bei Dawn. Sicher, Jara hatte einiges an Verantwortung und entsprechend viel zu tun. Aber manchmal wünschte sie sich, ihre Freundin wäre nicht befördert worden.

__________________
Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Thorsten Kerensky: 08.01.2012 19:35.

24.11.2011 00:26 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
Marodeur74 Marodeur74 ist männlich
Captain


Dabei seit: 23.07.2009
Beiträge: 965

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Wayside V – Dantonville Baugrund

Diese Baustelle sollte also irgendwann mal das Heim und der neue Ort der Chevalliers werden. Bisher glich das Gelände einem Baumaschinenparkplatz, aufgelockert durch drei fertig gestellte Gebäude. Ausserdem gab es in einem nahe gelegenen Krater ja schon eine komplett erstellten Militärstützpunkt, der aber nur entfernt an Dantonville angegliedert war.

Das überraschenste war das bereits fertig gestellt Anwesen vom Grafen, welches sich Andächtig am Hang eines kleinen Hügels schmiegte auf dessen höchsten Punkt eine kleine erhabene Pagode stand. Dieses Gelände wurde bereits durch einen Landschaftsgärtner im traditionellen Stil der Gärten auf Luthien vorbereitet. Die Wege waren deutlich zu erkennen, da sie aus Holz bestanden, einige Becken mit feinen weissen Steinen waren auch schon entstanden und ein kleiner Schrein mit einem Buddha war bereits ebenfalls auf dem Gelände angelegt und geweiht worden. Es sah jetzt schon sehr edel und nicht protzig aus, nur es war deutlich zu erkennen das hier eine machtvolle Person residieren würde. Vor allem waren die Mauern und Anlagen die am linken Hügelrand hervor schienen ein weiteres Indiz, welche sicher bald nicht mehr zu erkennen sein würden sobald die Vegetation hoch und stark genug gewachsen war.

Das zweite Gebäude war eine Große Kaserne in der die Bauarbeiter und der Planungsstab saßen und über die Stadtplanung berieten. Auf einem riesigen Reissbrett lagen mehrer Schichten von Bauplänen für Gebäude, Infrastruktur, Berechnungen für Anpflanzungen und sogar eine mögliche Magnetbahn Verbindung an Wayside V Hauptstadt Parkensen City, Stirling City und Phillip City.
Auch ein Hafen wurde bereits installiert, da Danton Ville direkt an der Southern Sea liegt.

Fred Brech und Ruben Holler wurden zusammen in der kleinen Kaserne, die hinter dem Hügel lag einquartiert. Dort stand auch schon ein Mechhangar, indem die beiden mitgebrachten Mechs eingeparkt wurden. Ebenfalls auf dem Gelände befanden sich zwei Baracken für Infantrie und ein Gebäude für die Verwaltung. Auch die Küche war bereits errichtet und teilte sich mit dem Krankenrevier ein Gebäude. Dieses Gebäude war in und an den kleinen Hügel gebaut und enthielt ebenfalls einen kleinen Bunker unterhalb des Hügels.

„Du Fred? Irgendwie ist das alles sehr komisch hier. Wir sind mit den paar Soldaten der Miliz und den womöglich bald hier eintreffenden Resten der Chevalliers die einzigen Soldaten hier. Bis zu einem nächsten Versorgungpunkt oder Raumhafen sind es einige Stunden mit dem Flieger oder fast ein ganzer Tag mit dem Fahrzeug. Was sollen wir nun machen?“

Im Büro der ersten Kompanie der Wayside Miliz „Danton Ville Chevaliers“ ging Captain Markus van Roose auf und ab. Was sollte er nun machen. Da waren vor zwei Tagen zwei Techs angekommen und hatten auch noch zwei Mechs dabei gehabt. Diese waren eindeutig Herrn Teuteburg zuzuschreiben und nach seinem Wissen zur Zeit unter Vertrag bei den Chevalliers. Somit waren sie dem technischen Stab von Doreen Simstein angegliedert. Da es zur Zeit aber keine Mechkrieger oder Rekruten gab, welche die Mechs nutzen konnten, gab es derzeit nur wenige Sachen für die Techs zu tun. Als die beiden Techs ankamen, hatte er nach kurzer Überlegung entschieden, das die Mechs erstmal mit auf das Milizgelände sollten, so konnte man sie erstmal begutachten und vor allem für die ein oder andere Übungseinheit benutzen und sei es nur um den neuen Milizionären zu zeigen wo die Mechs verwundbar waren. Echte Übungen würden aber auf dem alten Schlachtfeld statt finden. Ausserdem konnte er auch mal wieder ein wenig training gebrauchen. Ausserdem würden die beiden Techs sicherlich einiges an Informationen geben können wo man Mechs am ehsten angreifen konnte, wo sich die empfindlichen Stellen befanden.

Nach einigen weiteren Überlegungen und dem Abzeichnen der Abordung der beiden Techs zur Milizbasis nach Stirling, machte sich Markus auf den Weg zu den beiden Techs. Er machte aber noch einen kleinen Umweg über den Mechhanger und betrachtet die beiden dort stehenden metallenen Riesen. Der eine schon etwas ältere Mech, der ein tödlicher Nahkämüfer war und durch seine beiden schweren Ultraautokanonen ein gefährlicher Gegner für jeden unvorsichtigen Mech war. Ja dieser Hunchback IIC war schon etwas besonderes. Daneben stand ein Fabrik neuer Mech vom Typ Verfolger. Eine Entwicklung der Kellhounds, für schnelle Operationen mit einem auch sehr starken Punch. Vorallem auf mittlere Distanz war diese Maschine ein sehr gefährlicher Gegner, durch die ER-PPK hatte man schon auf eine weite Distanz einen ersten schweren Schlag, doch je näher man dem Gegner kam um so schlimmer und stärker wurde die Schlagkraft. Spätestens im optimalen Feuerbereich der LBX Autokanone sollte sich ein Gegner gut Überlegen weiter den Verfolger zu bedrängen, bevor er noch in die Reichweite der Pulselaser kam. Zudem war die Maschine sehr wendig und besass zur Verteidigung ein Raketenabwersystem und eine guten Panzerschutz. In Gedank ging er weiter zu den Quartieren. Auf dem Flur hörte er bereits einen der beiden Techs sich über die neue Anstellung unterhalten. Van Roose klopfte kurz an die Tür, straffte sich und trat zackig in den Raum ein.
Im selben Augenblick als die Tür aufsprang und ein Offizier der Wayside Miliz den Raum betrat wurde es ruhig und die beiden Techs standen schnell auf.
„Sind sie die Seniortechs Holler und Brech der Chevalliers?“ fragte van Roose.
„Jawoll!“ entsprang es den beiden überraschten Techs.
„Ich möchte mich erstmal vorstelllen. Ich bin Captain Markus van Roose und Befehlshaber der hier stationierten Milizeinheit „Danton Ville Chevalliers. Ein willkommen bei uns und ich hoffe sie werden sich bei den Chevalliers wohlfühlen. Sobald die Chevalliers von ihrem Auftrag zurück sind werden sie Dienst im technischen Bereich unter Mastertech Simstein machen. Zur Zeit ist es aber so das sie dem Kommando der Miliz unterliegen und deshalb gibt es für sie auch genügend Arbeit. Folgende Befehle habe ich für sie beide. Bis auf weiteres werden sie beide auf den Milizstützpunkt Stirling verlegt, das ist das Hauptquartier der Instandsetzung der Wayside Miliz. Dort werden sie den Techs helfen die dortige Ausrüstung in Stand zu setzen und funktionsbereit zu halten. Es gibt nach den Kämpfen noch viele beschädigte Mechs und Fahrzeugeinheiten. Sie erhalten dafür vom Herrn dieses Planeten eine Zusatzentschädigung. Das alles ist mit dem Grafen bereits abgesprochen. Ein Entsprechender Transport Richtung ihrer neuen vorrübergehenden Basis hebt in drei Stunden ab. Sie melden sich bitte eine Stunde vor Abflug auf dem großen Platz vor den Baraken. Dort steht der Transporter bereit. Desweiteren werden in zwei Monaten die Reste der Chevalliers hier eintreffen. Dann werden sie wieder hier her verlegt und haben dann einiges zu tun, denke ich.“
Die beiden Techs sahen sich ungläubig an und nickten dann stumm dem Offizier zu, welcher sich bereits umgedreht hatte und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
Das lief ja alles sehr gut, dachte sich van Roose und verließ die Baracken. Jetzt musste er sich erstmal um die Dienstpläne kümmern, ausserdem waren da noch die Einstellungen für die dritte Kompanie vorzubereiten, Material anzufordern. Eines wurde van Roose schnell bewusst, das so ein Offiziersposten viel Bürokratie mitbrachte und nicht immer das war was er wollte. Die dritte Kompanie sollte mal eine Mechabwehrkompanie werden mit schweren Waffen und einer Pionier Ausbildung. Ausserdem hatte er von Germaine noch den Auftrag eine Stabskompanie aufzubauen, die losgelöst von den anderen drei Kompanien die Logistik der Basis und die Verwaltung übernehmen sollte. Das alles würde sich finden. Ausserdem gab es ja noch das Problem mit Dawn Ferrow, sie mussten noch soviel klären. Vorallem ob es weiterginge mit ihnen und der Familie, wie sie die Erziehung der kleinen Tochter sicherstellen wollten. In den letzten Nächte hatte er immer wieder den Traum das er und Dawn wieder eine glückliche Beziehung führen würden und dies zur Zeit nur eine ziemlich tiefes Beziehungstief war. Er hoffte es so sehr. So in Gedanken kehrte er in sein Büro zurück und machte sich an seine Arbeit.

Unterdessen im Quartier der beiden Techs Fred und Ruben.
„Was war das denn nun schon wieder?“ brach es aus Ruben heraus.
„Naja, ich würde sagen, das war unser erster Marschbefehl. Ich bin mal gespannt wie groß die Schäden wirklich sind und was da alles auf uns zu kommt. Den extra Lohn nehm ich gern mit, vorallem ist das besser als den ganzen Tag irgendwelche Bagger zu fahren oder bei Erdarbeiten zu helfen.“ antwortete Fred.
„Ja, da stimme ich dir zu. Aber wieso werden wir verlegt. Es hörte sich so an, das wir erstmal irgendwelche Gefechtsschäden reparieren sollen. Ich bin mir nicht sicher was das für ein Abenteuer wird.“
„Ach Ruben, wir werden genung zu tun haben. Ordentlich Geld verdienen und dann sehen wir weiter. Frapos, Fred?“
„Pos, Ruben. Ich denke es kann nichts schaden wieder an ein paar Mechs zu basteln.“

Am Abend trafen die beiden Techs dann in der Hauptinstandsetzungs Basis der Wayside Miliz ein. Diese war riesig und hatte schon einige große Mechhangar sowie Gebäudekomplexe auf dem Gelände. Alles wirkte trotzdem sehr überfüllt. Schnell erfuhren die Techs, das die eigentliche Miliz viel kleiner war und die angreifenden Söldner sich ergeben hatten und nun im Dienst des planetaren Herren standen. Da die Milizbasis für ein volles Regiment nicht ausgelegt war, wurde vieles improvisiert und etliches neu gebaut. So wurden derzeit die Instandsetzung für Panzer, Schweber und Radfahrzeuge vergrößert. Eigene Fahrzeughangars errichtet, große Lagerhäuser gebaut und angefangen das Chaos an Material zu Listen, zu Räumen oder schlicht wieder auf den Mechfriedhof zu bringen. Was meistens damit endete das ein paar Bauteile verschwanden, aber dann wieder anderes und meist mehr Material wieder mit gebracht wurde.

In den zwölf provisorischen Mechinstandsetzungsbuchten standen zur Zeit fünf mehr oder wenig schwer beschädigte Mechs. Dazu kamen dann noch drei für Bergungswürdig befundene Schrottmechs, die wieder aufgebaut werden sollten. Und genau auf diese drei Schrottmechs wurden Ruben und Fred eingeteilt.
Der Mastertech der Milizbasis beäugte die beiden Neuankömmlinge kritisch und murmelte dann etwas von Techs der Clans und noch irgenwelchen kauderwelsch den Ruben und Fred nicht verstanden. Jedenfalls folgten sie dem Mastertech zu einem Jeep und fuhren Raus zum Reperaturhangar drei. Der erste der Mechs den sie sahen war ein alter zerbeulter halb ausgeschlachteter armselig wirkender Kampfschütze, daneben ragte ein ungewöhnlicher Exterminator auf und zu guter letzt stand da der Schatten einer Sturmkrähe noch.
Um diese provisorischen Instandsetzungsgerüste waren schon einige Ersatzteile gebracht worden und so konnte man erkennen das es sich tatsächlich um eine riesige Schrottwerkstatt handelte. Als erstes begutachteten die beiden die Sturmkrähe, es war nicht die Standardvariante gewesen, dies spielte aber keine Rolle, da die Waffenmodule zerstört waren. Ausserdem fehlten dem Mech das Cockpit. Da diesem Mech aber zuviel fehlte begann die beiden mit dem Kampfschützen.
Dieser besaß zum Glück noch seinen Reaktor und ein Gyroskop. Trotzdem musste viel an ihm neu gemacht werden. Nach zwei Wochen hatten die beiden den Reaktor gewartet und das Gyroskop kalibriert. Danach begannen Fred und Ruben die Myomermuskulatur und das Endoskelett instand zu setzen. Auch hatten sie bereits Wäremtauscher und das Ortungssystem beim hiesigen Lager angefordert. Das Cockpit sollte in drei Wochen fabrikneu aus dem Lager ebenfalls hier eintreffen. Die beiden hatten nach einer längeren Diskussion mit dem hiesigen Mastertech und einem Offizier der Miliz es geschafft, die beiden davon zu überzeugen, dass sie die Standardbewaffung umgestellen durften. So sollte der Rifleman zwei Medium Pulslaser bekommen, zwei Ultra AK 2 mit genügend Munition. Auch wollten die beiden die Panzerung erhöhen. Das sollte den Mech schneller machen und ausserdem waren alle notwendigen Teile im Hauptlager vorhanden und auch dauerhaft noch zu erhalten. Des weiteren überlegten die beiden ein Raketenabwehrsystem zu installieren oder irgendetwas anderes überraschendes einzubauen.
Nach zwei Monaten der Arbeit hatten sie den Rifleman fertig und sein neuer Pilot wurde gerade in die Maschine eingewiesen. Dieser staunte nicht schlecht, denn dieser Kampfschütze war gut gepanzert, die Munition ist Case gelagert und ausreichend. Dank der Pulslaser ist dieser Kampfschütze nun auch im Nahkampf bestens gerüstet. Das moderne Feuerleitsystem für die AK´s war ebenfalls super und spezielle für Luftjägerabwehr erdacht und kalibriert worden. Bei den beiden anderen Mechs hatten sie weniger Erfolg. Sie hatten einen Plan ausgearbeitet den Exterminator wieder aufzubauen, aber es fehlten einfach die wichtigen und kritischen Bauteile, um ihn wieder auf Sternenbund- Niveau aufzubauen. Sie hatten diesen trotzdem wieder soweit das der Mech wieder voll Bewegungsfähig war und auch einen Teil seiner Bewaffnung besass. Bei der Sturmkrähe sah es noch schlechter aus. So hatte man zwar einen Reaktor und ein Gyroskop gefunden, das Problem war aber die Elektronik, das fehlende Cockpit und vorallem der Mangel an Clanwaffen.
Am letzten Tag ihrer Abordnung wurden sie vom hiesigen Mastertech begleitet. Dieser hatte sich die Fortschritte bei der Instandsetzung angeschaut und war mehr als zufrieden mit der Arbeit. Auch hatte er versucht beim Miliz Offizier von Danton Ville eine verlängerung der Abordnung zu erreichen und auch anklingen lassen, das man bereit wäre die Techs komplett zu übernehmen. Leider hatte man ihm sehr deutlich mitgeteilt das dies nicht passieren würde. Auch sein Versuch über das Milizhauptquartier scheiterte. So beglückwünschte er die beiden Techs zu ihrer Arbeit, gab ihnen noch eine sehr gute Beurteilungsnotiz für die Personalakten mit und verabschiedete die beiden am nächsten Tag.

= = = = = = = = = = = = = = = = =

Von: Import/Export Lukas Inc.; Wayside V; Parkenson City; Bericht

An: Lukas Inc. Hauptsitz; Skye

Sehr geehrter Herr Direktor,
unsere Operationen laufen normal weiter. Trotz unseres Einbruchs im Bereich Personal, kann ich mitteilen das wir einen guten Ersatzmann gefunden haben. Es sollte in den nächsten Monaten sich alles wieder erholen. Ob der verletzte Mitarbeiter seine angestammte Stelle wieder antritt ist unklar und wir bitten um Anweisung. Fraglich ist auch die Beziehung zu den Marik Unterhändlern, in wieweit der neue Mitarbeiter diese Rolle tragen kann.
Unser Vorschlag ist auf Grund der aktuellen Lage, das der alte Mitarbeiter schnellst möglich seine Rolle wieder übernimmt und der neue raus gelöst wird und dann zur besseren Einarbeitung und Ausbildung auf einen anderen Posten wechselt.

Mit freundlichen Grüßen
Handstein

= = = = = = = = = = = = = = = = =

Vom: Lukas Inc. Hauptsitz, Skye

An: Import/Export Lukas Inc.; Waxside V; Parkenson City

Sehr geehrter Herr Handstein,
ihre Überlegungen werden von uns geteilt. Sobald der Mitarbeiter seine Rolle übernehmen kann sollte dies schnellst möglich erledigt werden. Wir haben aus verschiedenen Quellen von großen Frachtverlagerungen der Marik Unterhändler gehört und sollten da unseren Nutzen raus ziehen. Sie werden in zwei Tagen mit dem nächsten Frachter neue Handelswaren erhalten. Ihre Anforderungen werden damit erfüllt sein. Ausserdem sind wir interessiert unseren Handelsposten auf Waxside V zu vergrößern und bitten sie eine Filialle in der neuen Stadt zu etablieren. Notwendiges Personal und Equipment ist mit auf dem kommenden Frachter. Desweiteren wird ihr Handelsposten personell aufgestockt und es werden sich fünf gute Mitarbeiter bei ihnen melden. Einsatzgebiet bleibt ihnen überlassen.

Mit freundlichen Grüßen
Direktor Tilly

= = = = = = = = = = = = = = = = = =

Es war für Parkenson City ein Tag wie jeder andere, bloss Anton Bramert alias Ashton Jakobs stapfte durch die Einkaufsstraße der Stadt und dachte darüber nach was er gerade erfahren hatte. Er sollte sich in den nächsten Tagen mit einem Lynx vertraut machen, darauf vorbereiten das es gewisse Gespräche gegeben hat und noch wichtiger, das er wieder auf Rudi perönlich treffen würde. Auch das sein möglicher, zur Zeit sehr Ruhiger WoB Kontakt, wieder zum Leben erwacht.
„Ashton-san!!! Warte doch mal!“ rief eine feurige junge Stimme einer Frau auf einmal durch die Menge und riss ihn augenblicklich aus seinen Gedanken.
„Riumi-kun. Was für eine Freude dich zu sehen. Was kann ich für dich tun?“ und sah auf den jungen Teenager der sich ihm durch die Menge nährte.
„Ashton-san, du hattest mir doch versprochen vor dem Training noch zu helfen. Meine Technik wolltest du dir nochmal anschauen, ob sie für eine Prüfung reicht.“ mit großen Augen schaute das Mädchen ihn an.
„Ach stimmt, du hast ja morgen deine erste Prüfung im Dojo, richtig?“
„Ja! Und ich möchte gut bestehen. Also kommst du mit ins Dojo. Meine Partnerin ist auch da und wir wollen dir alles mal zeigen.“
„Ja ja, schon gut, zieh nicht so.“ so ging Ashton mit dem Mädchen in den kleinen Dojo wo bereits ihre Partnerin dabei war ihre Aufwärmübungen zu machen. Es sollte gleich gezeigt werden wie weit die beiden mit ihren Kung-Fu Übungen und Formen gekommen waren.
Zwar war Ashton selbst nie ein Meister dieses Sportes, aber er hatte sich sehr lange damit beschäftigt und wusste theoretisch sehr viel mehr als er je tatsächlich probiert hatte. Er selbst empfand Kung Fu als guten Ausgleich und Stressbewältigung innerhalb seines Jobs. Er konnte sich entspannen und dabei die fliessenden Bewegung ruhig geniessen. Besonders gefielen ihm die verschiedenen Formen des Kung Fu´s.
Nachdem die beiden Mädchen sich aufgewärmt und gedehnt hatten, begannen sie damit den Drachen, dann den Tiger und zum Schluss die Affentechniken zu zeigen. Alles war sehr elegant und präzise, wie ein gutes Theaterstück. Anton hatte am Ende hier und da noch etwas an zu merken machte aber beiden Mut das sie die Prüfung bestehen würden. So verließ er nach zwei Stunden das Dojo und ging nun zielstrebiger als zuvor zum Raumhafen. Dort in einem der Unzähligen Lagerhäuser standen in einem gut getarnten Keller die beiden Simulatoren für Mechs, die der hiesigen Loki Abteilung zu Trainigszwecken zustanden.
Sein Training dauerte vier Stunden. Danach verließ er das Gerät schweiß nass und ging erstmal duschen. Danach verließ er die Lagerhalle und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Quartier.
Dort blinkte schon sein Datenpad. Als er die Nachricht öffnete las er den Inhalt, stutzte und las erneut. Kurz darauf machte er sich daran seine Sachen zu packen und begab sich wie befohlen zum Raumhafen. Hier setzte er sich auf eine Bank und wartete auf seinen Kontakt und die weiteren Befehle für seine Mission. Innerlich freute er sich auf ein erneutes wiedersehen mit seinem Freund Rudi, mit dem er ziemlich Zeitgleich bei den Chevalliers begonnen hatte, auf der anderen Seite benötigte er erstmal das Ziel und den Ort für den Austausch und die aktuellsten Informationen vor Ort. Leider waren Ort und Zeit des Austausches mit seinem Doppelgänger noch ungewiss, jedoch war ein Sprungschiff bereits vor Ort welches ihn mitnehmen würde. Alles weitere würde sich auf dem Weg zum Operationsgebiet der Chevalliers ergeben.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Marodeur74: 14.12.2011 13:49.

24.11.2011 07:22 Marodeur74 ist offline E-Mail an Marodeur74 senden Beiträge von Marodeur74 suchen Nehmen Sie Marodeur74 in Ihre Freundesliste auf
Mercarryn Mercarryn ist männlich
Lieutenant


images/avatars/avatar-490.jpg

Dabei seit: 23.08.2003
Beiträge: 342

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Caliban-System
Landungsschiff Devon’s Pride
21. September 3066, 15:48



In der lautlosen Leere des Universums bewegten sich die Landungsschiffe der Chevaliers stetig dem Planeten Caliban IV entgegen. Und damit langsam ihrem eigentlichen Ziel, den Nebelpardern. Manche der Menschen an Bord der Lander waren aufgeregt, manche waren vielleicht ruhig und wiederum andere wurden von Minute zu Minute immer angespannter.
Zu letzter Gruppe gehörte Matias Nelissens. Er hatte sich in seine eigene kleine Kabine zurückgezogen, während die Devon’s Pride sich im Anflug auf Caliban IV befand. Tim Vries würde alles Notwendige veranlassen, wenn es nicht unbedingt Matias Aufmerksamkeit bedurfte.
Da dies aber derzeit wohl nicht nötig war, versuchte der junge Lyraner sich auf die Mission, auf die ihn dieser Danton schicken würde, vorzubereiten.
Was wird er uns als erstes geben? Das war die Frage, die ihn am meisten beschäftigte. In einer der letzten Konferenzen auf Fury Station hatte Danton etwas angedeutet, war aber nicht wirklich mit der Wahrheit herausgerückt. Möglicherweise so eine Art Infiltration wie man sie in diesen billigen Holovids in der ganzen Inneren Sphäre sehen konnte? Oder sollte die Devon’s Pride irgendwo auf diesem verdammten Drecksball von Planet in der Pampa abgestellt werden, damit Chevaliers, die auf ihr stationiert waren, die Gegend erkundeten? Matias hatte darauf keine Antwort.
Es wird wohl das Beste sein, erst einmal abzuwarten und die Pride am Laufen zu halten. Solange uns Danton nicht mitten in die Scheiße setzt…
Und mit einem Mal war der junge Kapitän in Gedanken bei der letzten abschließenden Besprechung über die Übung. Aus seiner Sicht war sie ein Desaster gewesen und diese Jara Fokker hatte es bestätigt, wenngleich sie es geschickt in Worte hatte verpacken können:
„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, Kapitän Nelissens, daher konnten wir bei der Auswertung der Übung durchaus die Gründe für ihre Manöver verstehen. Ich denke, wenn Sie und Captain Sleijpnirsdottir sich besser absprechen, dürften Sie es beim nächsten Mal packen. Da sind wir uns sicher.“
Und damit hatte Sie ihm zugleich seine Unerfahrenheit vorgehalten und ihn dazu verdonnert, sich mit der Staffelführerin der Chevaliers besser abzusprechen. Matias hatte an dem Abend versucht, so viel wie möglich zu notieren, aber dennoch ging es ihm gegen den Strich, dass so eine - wie war nochmal diese abfällig Bezeichnung? – ach ja, Schlammstampferin hier ein Urteil abgab, von dem Matias bezweifelte, dass sie dazu das nötige Wissen hatte, auch wenn ihr Ibn Bey als Skipper zur Seite stand. Dessen Kritik direkt nach der Übung war dem jungen Lyraner sowieso lieber gewesen, denn er hatte es genau auf den Punkt gebracht, ohne blumige Worte und vor allem schätzte Nelissens sein Wissen.
Dennoch, es half nichts, das Ergebnis war noch immer das Gleiche und somit hatte sich während des jetzigen Anflugs auf Caliban Matias zurückgezogen und ging innerlich ein paar Dinge durch, die er nachher mit Christine Sleijpnirsdottir durchgehen wollte.
Zumindest in diesem Bereich schien die gegenseitige Spannung nachzulassen, was Matias begrüßte. Dennoch blieben für ihn immer noch genügend Probleme zu lösen, aber das brachte nun einmal die Position eines Skippers so mit sich.
Er schaute auf seine Problemliste, die er erstellt hatte. Auf Rang eins war noch das Gespräch mit Sleijpnirsdottir. Matias hatte dafür schon ein Gespräch für morgen Vormittag angesetzt, so dass beide Zeit hatten, sich darauf vorzubereiten.
Blieben vorerst noch drei weitere Probleme. Eines davon betraf Julia Bakers im Maschinenraum. Bei der Übung gegen die Chevaliers-Jäger hatte sie zwar mit viel Enthusiasmus gekämpft, aber dabei nicht viel ausrichten können.
Gut, zum Einen lag das an der mickrigen Heckbewaffnung der Devon’s Pride, zwei mittelschwere und ein schwerer Laser waren nicht gerade das, was man eine gute Defensive bezeichnen konnte.
Zum Anderen aber hatte sich gezeigt, dass Julia noch etwas mit den Kontrollen zu kämpfen hatte und darunter hatte die Trefferquote gelitten. Das Ganze war natürlich keine Überraschung für Nelissens. Julia war kein ausgebildeter Kanonier, sondern eine Tech im Maschinenraum.
Eigentlich müsste Vries sich darum kümmern, immerhin hat er die meiste Erfahrung darin. Aber wenn ich ihn dafür abziehe, muss jemand anderes bei der Koordination der anderen ausstehenden Projekte einspringen, ging es Matias durch den Kopf. Und bei dem, was ihnen noch bevorstand, war es besser, wenn jemand anderes sich um Bakers kleines Zielproblem kümmerte. War nur die Frage: Wer?
Vielleicht sollte ich jemanden von den Chevaliers fragen. Oder vielleicht Ibn Bey? Nein, das ginge erst, wenn wir unten sind und dann könnten wir kaum noch Zeit haben. Also wird jemand von den Söldnern da aushelfen müssen. Am besten ich frage Sleijpnirsdottir, ob sie mir da jemanden nennen kann.
Problem Nummer zwei: Das Ausschiffen des Panzers an Bord. Soweit es seine Mission vorsah, würde Matias den Bandit-Panzer mitten im Flug abwerfen, sollte keine geeignete Landestelle für die Devon’s Pride in ihrem Operationsgebiet vorliegen. Das zu bewerkstelligen war aber alles andere als einfach. Im Gegensatz zu der Logistik-Mission auf Ryde war dieses Frachtgut um einiges schwerer.
Ich könnte dieses Stahlmonster auch einfach aus der Schleuse schmeissen, nur um mal zu sehen, was passiert. Er musste irgendwie grinsen. Danton würde wahrscheinlich einen Schlag kriegen. Nee, den Klienten zu verärgern ist schlecht.
Wahrscheinlich musste die Pryde in sehr geringer Höhe und mit sehr niedriger Geschwindigkeit den Panzer absetzen, wenn es nicht anders möglich war. Aber das konnte den alten Leopard einigen Gefahren aussetzen. Ein leichter Strömungsabriss und die Pride würde mitsamt Ladung ins Trudeln geraten.
Ich werde mich mal mit Vries darüber unterhalten. Und am besten ich hole noch Rowan und den Fahrer des Panzers hinzu. Mal sehen, was die davon halten.
Matias vermerkte seine Gedanken auf der Liste. Es war besser, diese festzuhalten, bevor sie wegen aus irgendeinem Grunde verloren gingen.
Kommen wir zum letzten Problem… Und Matias setzte mit einem mal ein schiefes Lächeln auf.


Caliban-System
Caliban IV
02. Oktober 3066, 10:15


“Cheffe, wohin sollen denn die Kisten?“, erklang es unter dem hohen Summen des Staplermotors, während Antonio Luengos Kopf aus der Fahrerkabine hing.
„Wohl nicht die Beschriftung gelesen, was?“ Matias Antwort kam prompt. Natürlich hatte Luengo mal wieder nichts aufgepasst. Wie immer.
„Stell sie da drüben zu den anderen, die gehören rein zufällig zur gleichen Sorte. Ach ja und noch etwas, Luengo.“ Nelissens setzte einen energischen Blick auf. „Vorsicht mit den Dingern, ich hab nämlich keine Lust eine Hinterbliebenenrente an deine Familie zu zahlen? Comprendes?“
„Äh…, si, Cheffe“ Der Spanier lächelte zwar, aber ihm war anzumerken, dass ihm nicht wirklich danach war.
Manchmal frage ich mich selbst wieviel Kredit er bei mir hat. Der junge Lyraner schüttelte den Kopf und widmete sich dem Rest seiner Crew zu.
Diese war damit beschäftig, die Fracht der Devon’s Pride auszuladen, hauptsächlich die Elementarrüstungen aus den improvisierten Halterungen zu holen. Was aber keine leichte Aufgabe war, immerhin hatten die Halterungen dicht beieinander gestanden, damit der Luftkissenpanzer ebenfalls noch in den Frachtraum des alten Leopards gepasst hatte.
Und das sorgte nun einmal dafür, dass die Elementare nicht in ihre Rüstungen steigen und mit ihnen einfach heraus spazieren konnten. Also mussten Nelissens Heinzelmännchen sich sputen und die Halterungen rechtzeitig abbauen. Das kostete halt Zeit.
Mit einer Hand deckte der junge Skipper seine Augen vor der Sonne des Caliban-Systems ab und begutachtete für einen Moment die Umgebung, in der sie gelandet waren.
Es war schon irgendwie erstaunlich wie vielfältig und zugleich ähnlich sich doch die bewohnbaren Planeten innerhalb und auch außerhalb der Inneren Sphäre waren. Wolkenbrüche zogen über ihnen hinweg, ein Resultat des heißen Klimas von Caliban IV. Dazu noch die tropischen Wälder, die er recht nahe ihrer Landeszone ausmachen konnte. Und hinter ihnen lagen Berge mit der örtlichen Mine und spendeten etwas Schatten. Verglichen mit Wayside IV war Caliban für Nelissens geradezu paradiesisch.
Wären da nicht ein paar Clanner, auf die meine Klienten es abgesehen haben. Matias holte seinen Verstand schnell wieder in die Realität zurück. Er konnte sich ein Abschweifen nicht erlauben, nicht, wo für ihn, seine Crew und die Devon’s Pride so viele Gefahren auf diesem Planeten lauerten.
Die Battlemechs der Söldner hatten einen Sicherheitskordon um die Landezone errichtet und suchten argwöhnisch die Gegend nach möglichen Gegnern ab. Der junge Lyraner musste sich noch an den Anblick so vieler Kampfmaschinen erst gewöhnen.
Ich weiß gar nicht, was so viel Brimborium um diese Stahlwannen gemacht wird, dachte er bei sich. Ohne ein Landungsschiff kommen die auch nicht wirklich irgendwo hin. Aber Hauptsache einen auf dicke Hose machen. Typisch Militärs.
In seinem peripheren Blickwinkel bemerkte er jemanden auf sich zu bewegen und wendete sich dem Ankömmling zu. Es war Rowan Geisterbär.
„Kapitän Matias wie lange wird das Abladen unserer Rüstungen noch dauern?“ Rowan verschränkte beide Arme hinter seinem Rücken und wartete geduldig auf eine Antwort.
„Das kann ich Ihnen nicht genau sagen Rowan, der Abbau der Konstruktionen kommt nur schleppend voran“, kam Matias Antwort. Nelissens, verdammt nochmal, Nelissens! Langsam ging Rowan ihm mit seiner Art ihn nur beim Vornamen zu nennen auf den Geist.
Und es war Matias egal, was Decaroux ihm über die Lebensart der Clanner erzählt hatte!
Der Elementar war anscheinend mit der Antwort nicht zufrieden gewesen, dennoch gab er keinen Ton von sich und starrte weiterhin den kleineren Lyraner mit hinter dem Rücken verschränkten Armen an.
Nelissens dagegen hatte gar nicht vor sich aus der Reserve locken zu lassen, dafür hatte er zu viel von seinem Vater abgeschaut. Und er hatte es verstanden.
Also tat er das, was Rowan wohl nicht erwartet hatte: Er drehte sich in Richtung seiner Crew, gab ihnen Befehle und ließ den großen Infanteristen dort stehen, wo er war.
Na, was wirst du jetzt tun, meiner lieber Rowan? Das was, Matias nicht erwartet hatte: Der Elementar folgte Matias und tat so als begutachtete er die Arbeiten der Crew. Ohne dabei ein Wort von sich zu geben.
Nelissens fasste es als sportliche Herausforderung auf und so beaufsichtigten beide die Verladearbeiten, ohne auch nur für die nächsten zehn Minuten ein Wort miteinander zu wechseln.

Doch auch diese Situation kam zu einem Ende, als Nelissens Antonio Luengo bei dessen Lieblingsbeschäftigung vorfand – Flirten.
„Nah, schon fertig, Antonio?“, kam es argwöhnisch aus Matias Mund, während er die Elementare – die wohl Luengo völlig desinteressiert anschaute - neben diesem näher betrachtete. Wie war noch gleich ihr Name?
„Äh, si, sie, Cheffe,“ erwiderte dieser mit seinem spanischen Akzent.
„Kriegerin Greta, gibt es irgendetwas Wichtiges?“, wollte Rowan wissen.
„Neg, es scheint hier nur ein…Missverständnis zu geben“, kam von ihr zurück. In ihrer Stimme klang gelangweilt. Nelissens musste irgendwie grinsen. Luengo, du Idiot, du bist Geschichte. Zeit, dass du wieder arbeitest.
„Dann scheint ja nichts dagegen zu sprechen, wenn ich meinen Mitarbeiter hier“, Matias deutete mit dem Finger auf den Spanier, „zu den Verladearbeiten für die Rüstungen einteile. Damit dürfte sich der Zeitaufwand wieder verringern.
Antonio, park den Stapler da drüben und schnapp dir ein paar Werkzeuge. Wir brauchen noch Leute um die zu vielen provisorischen Halterungen für die Elementarrüstungen abzubauen. Abmarsch!“
Matias Mitarbeiter war von der Idee nicht wirklich angetan, schien aber auch nicht wirklich protestieren zu wollen.
Sehr schön, und ohne, dass mir Vries aushelfen muss. Vielleicht krieg ich ihn ja doch so langsam in den Griff, ging es dem lyranischen Skipper durch den Kopf. Er wandte sich dem hochgewachsenen Rowan zu und musste den Kopf in den Nacken legen um ihm ins Gesicht sehen zu können.
„Ich hoffe, ihre Beschwerden bezüglich der Probleme beim Abtransport haben sich damit erledigt?“
„Noch nicht ganz, Kapitaen Matias, aber es scheint jetzt schneller voranzugehen.“
„Sie können ja gerne mit anpacken, Rowan“, gab Matias von sich.
Der ehemalige Geisterbär schien von dieser Idee wenig begeistert zu sein. „Ich bin ein Krieger, kein Tech!“ Er schien von dieser Vorstellung noch weniger Begeisterung aufbringen zu können, als Luengo.
„Dann bitte ich Sie höflich darum, mich nicht weiter damit zu belästigen Rowan, meine Leute tun, was sie können. Mehr ist nicht drin, es sei denn Sie helfen uns.“ Entschieden stampfte Matias davon und ließ die beiden Elementare links liegen.
Arrogante Säcke!

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Mercarryn: 05.01.2012 19:47.

11.12.2011 13:24 Mercarryn ist offline E-Mail an Mercarryn senden Beiträge von Mercarryn suchen Nehmen Sie Mercarryn in Ihre Freundesliste auf
CeGrudke CeGrudke ist männlich
Sergeant Major


images/avatars/avatar-501.jpg

Dabei seit: 22.05.2008
Beiträge: 246
Herkunft: von jwd - janz weit draußen

Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Shuttle KR-61-13
Unweit der Fury Station
Unbekanntes Sternensystem


Die KR-61-13, ein Shuttle vom Typ KR-61, entfernte sich von der Fury Station.
Sie hatten die Station angeflogen, in der Hoffnung, die Chevaliers noch anzutreffen, aber leider war ihre Hoffnung enttäuscht worden.

„Es tut mir leid, Mr. Faust, aber die Chevaliers sind bereits abgereist“, man konnte dem Sicherheitschef von Fury Station ansehen, das es ihm nicht wirklich leid tat, aber er überspielte es auch ziemlich geschickt. „Aber Sie können natürlich mit Freuden unser reichhaltiges Vergnügungsangebot in Anspruch nehmen – gegen einen relativ geringen Kostenfaktor, selbstverständlich.“
McArthur, der während ihres Aufenthalts auf der Station in die Rolle des LNC-Funktionärs Carlos Faust geschlüpft war, schüttelte betrübt den Kopf. „Wir würden Ihr Angebot natürlich gerne in Anspruch nehmen, Lieutenant“, entgegnete er dann, „aber leider werden meine Vorgesetzten nicht gerade mit Begeisterung reagieren, wenn ich mich einfach so hier vergnüge. Nein, wenn die Chevaliers hier nicht zu treffen sind, dann müssen wir uns nach anderen Möglichkeiten umsehen. Können Sie mir vielleicht sagen, wohin sie geflogen sind?“
McArthur wusste es natürlich, aber er musste seine Rolle aufrechterhalten, so wie Anton, wieder mit einer Narben verdeckenden Maske auf dem Gesicht, die Rolle des Leibwächters spielte, der sich knapp hinter McArthur alias Faust aufgebaut hatte und den ganzen Raum im Blick behielt, während er scheinbar vorgab, an nichts interessiert zu sein. Der Lieutenant verzog das Gesicht zu einer mitleidigen Grimasse. „Nein, tut mir leid, Mr. Faust. Über das Reiseziel der Chevaliers wurde vollständiges Stillschweigen bewahrt.“
Er log und McArthur wusste es. Allerdings wusste der Lieutenant auch, dass McArthur von seiner Lüge wusste. Es war das übliche Spiel, das Fachmänner aus dem Geheimdiensten gerne miteinander spielten. Also zuckte McArthur mit den Schultern, murmelte irgendwas von „Schade“ und drückte dem Lieutenant die Hand. Nachdem dieser sie zurückgezogen hatte, hatte unauffällig, fast sogar so unauffällig, dass es selbst Anton, der ja von der Aktion wusste, nicht aufgefallen wäre, eine C-Note den Besitzer gewechselt. McArthur war wirklich ein Profi. Der Loki-Agent wollte sich schon abwenden, als der Lieutenant sagte. „Nun, möglicherweise habe ich einen Hinweis für Sie. Sie wollten zumindest über das Caliban-System fliegen, aber ob das ihr Ziel war, kann ich Ihnen nicht sagen. Wenn Sie die Koordinaten brauchen…“
Er beendete den Satz nicht und McArthur drückte ihm noch eine C-Note in die Hand, während der Lieutenant ihm eine kleine Notiz über denselben Weg reichte. Zwei Profis, die sich genau verstanden.
„Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, Lieutenant“, sagte McArthur und der Lieutenant lächelte freundlich und verabschiedete sich von den beiden Loki-Agenten. Als sie dann zurück zu ihrem Shuttle gingen, hielt Anton die Ungeduld nicht mehr aus. „Glauben Sie, er hat erkannt, dass wir Loki-Agenten sind, Sir?“
„Ich möchte es beinahe bezweifeln, Anton“, brummte McArthur als Antwort. „Er wird uns wahrscheinlich die Tarnung des LNC-Funktionärs und seines Leibwächters nicht abgenommen haben, aber ich denke, er wird eher vermuten, dass wir für die ISA arbeiten. Schließlich sind wir hier weitab von unserem eigentlichen Einsatzgebiet und außerdem am Arsch des Universums. Was sollte das LNC hier wollen? Außerdem kann es uns im Grunde egal sein, für was er uns gehalten hat. Wichtig ist, dass er uns die Information gegeben hat, die wir benötigen und das er ansonsten über uns kein Wort verliert.“
Anton nickte zustimmend, dann legten sie den Rest des Weges schweigend zurück.

McArthur spürte die Spannung in seinem Team, während sie zur ROTMEISE zurückflogen. Es hatte sie große Mühe gekostet, an dieses Shuttle zu kommen, dann ebenso große Mühe und Verhandlungsgeschick, um einen Platz auf dem Freihändler ROTMEISE zu erhalten und sie hatten Kapitän Karel Togruk fast drohen müssen, damit er die Abreise aus dem Wayside-System beschleunigte und die Station Fury anflog. Und jetzt hatte sich diese Mühe eigentlich gar nicht gelohnt, schließlich hatten sie die Chevaliers nicht angetroffen. Stattdessen würden sie Togruk noch einmal das Dreifache des Preises zahlen müssen, den sie für die Reise nach Fury Station bezahlt hatten, weil Caliban nur von denen angeflogen wurde, die entweder bereit waren, ein hohes Risiko einzugehen, um viel Geld zu verdienen, oder jenen, die so verzweifelt waren, dass ihnen keine andere Wahl blieb. Es gab zahlreiche Gerüchte über Piratenbanden oder ähnliches Gesindel, die sich irgendwo im Caliban-System aufhielten und nur darauf warteten, dass sich ein nur leicht bewaffneter Händler in ihre Nähe traute. Wäre Togruk nicht so geldgierig - oder vielleicht auch verzweifelt - hätte er McArthur und sein Team schon jetzt von Bord geschmissen und sie hätten sehen müssen, wie sie nach Caliban kämen.

McArthur warf Anton einen Blick zu, der sich mit geschlossenen Augen zwischen zwei Kisten geklemmt hatte, in denen sich einige der wichtigeren Ausrüstungsgegenstände der Gruppe befanden. Feldwebel Kurtz, ihr Sanitäter, hatte Recht gehabt, als er sagte, dass eine Narbe zurückbleiben würde, aber er hatte auch sehr gute Arbeit geleistet, sodass Anton nicht vollständig entstellt war. Mit dieser Narbe wirkte er jetzt irgendwie… reifer. McArthur nickte vor sich hin. Anton hatte dieses Jungenhafte mit der Verletzung bzw. der Narbe verloren. Natürlich konnte man diese Narbe überschminken oder eine Maske anlegen, wie Schauspieler sie manchmal benutzten. So hatte Anton sich auf Wayside V als Ashton Jakobs unter das Volk mischen können, während McArthur und Oberleutnant Oberberg die Befragung von Miller weitergeführt hatten – der diese Befragung dummerweise nicht überlebte. Dabei hatten sie von Miller erfahren, dass mindestens einer seiner Agenten sich noch bei den Chevaliers befand bzw. Teil der ehemaligen Husaren war, die sich den Chevaliers angeschlossen hatten. Anton hatte in seiner Maske als Ashton langsam wieder Bezug zu einem normalen Leben gefunden, hatte als Kung Fu-Trainer gearbeitet, dabei waren ihm seine natürlichen Reflexe und seine militärische Ausbildung zugute gekommen, und eine interessante junge Frau namens Riumi kennengelernt. Allerdings war diese Riumi deutlich zu jung für ihn und außerdem nicht sein Typ, darum hatte er gar nicht erst versucht, einen Flirt zu beginnen, sondern sich nur auf das Wesentliche konzentriert, nämlich, ihr ein wenig Kung Fu beizubringen und dabei seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen.

Dann war die Meldung gekommen, dass sie mit einem kleinen Transportshuttle, eben jenem KR-61-13, zu einem Freihändler, eben jener ROTMEISE, fliegen konnten, um mit dem Kapitän/Eigner, eben jenem Kapitän Togruk, den Preis aushandeln könnten, um zur Station Fury zu fliegen. McArthur war etwas erstaunt gewesen, als er die Nachricht von einem höherrangigen Mitglied Heimdalls, der sich gerade auf Skye befand, erhielt, dass man den Austausch von Anton mit dem OG Jürgen Trank, der ja immer noch die Bramert-Rolle bei den Chevaliers ausfüllte, vornehmen sollte. Er hatte lange mit Oberberg, Hauptfeldwebel Zumke und auch Anton darüber diskutiert, wie man den Austausch vornehmen sollte und Anton hatte erneut dafür plädiert, Colonel Danton die Wahrheit zu erzählen. Das tat er auch mit der Begründung, dass er keine Lust hatte, ständig eine Maske tragen zu müssen, um seine Narbe zu verdecken und sein Geheimnis zu wahren. Er hatte Vertrauen in seinen alten Kommandeur, das dieser die richtige Entscheidung treffen würde – natürlich immer zugunsten der Chevaliers, da gab Anton sich keinerlei Illusionen hin. McArthur sperrte sich lange Zeit dagegen, aber schließlich stellte sich zunächst Oberberg und dann sogar Zumke auf Antons Seite und McArthur gab schlussendlich nach. Er machte aber keinen Hehl aus seiner Meinung, dass dieser Vorschlag gewaltig nach hinten losgehen würde, sobald sie die Chevaliers erst einmal erreicht hatten. Anton nahm ihm allerdings dann den Wind aus den Segeln, als er darauf antwortete. „Herr Kommandant, wenn alles nichts hilft, dann werde ich alleine die Verantwortung für jede Entscheidung tragen, die Colonel Danton fällen wird. Sie und der Rest des Teams sind keine Mitglieder der Chevaliers und haben sich ihnen gegenüber niemals feindselig verhalten. Sollte Colonel Danton ein negatives Urteil fällen wollen, dann werde ich davon betroffen sein und Sie können alleine weiterarbeiten. Germain Danton ist ehrenvoll genug, Ihnen keinen Schaden zufügen zu wollen, solange Sie ihm nicht geschadet haben.“

Damit war McArthur schließlich überstimmt und beugte sich quasi der Mehrheitsentscheidung. Und darum hatten sie Fury Station angeflogen und darum würde McArthur jetzt den horrenden Preis zahlen, damit Togruk sie nach Caliban flog und gleich wieder verschwinden konnte, während sie fast schutzlos im System rumhängen würden, nur mit der geringen Hoffnung, die ORBITER zu finden und Loren Cole davon zu überzeugen, sie an Bord zu lassen. McArthur hatte einige gute Erinnerungen an Cole, aber der Mann war vorrangig Geschäftsmann und dachte grundsätzlich zunächst an sich selbst, sein Unternehmen samt Mannschaft und Mitarbeitern und an seinen Profit. Dann erst kam der ganze, große Rest, zu dem sich auch McArthur und sein Loki-Team zählen mussten. Seine Gedanken schweiften von Cole zu Miller und was dieser ihnen während der Befragung noch erzählt hatte. Viel war es nicht mehr gewesen, das meiste hatte McArthur auch schon gewusst oder sich zusammengereimt, aber schlussendlich hatte er vor allem die Bestätigung dafür haben wollen, dass Miller tatsächlich ein Agent von Mr. Smith war, dem kaltblütigen, erbarmungslosen und menschenverachtenden Terrorvermittler. McArthur konnte sich noch gut an seine erste und zum Glück bisher auch letzte Begegnung mit Smith erinnern, fast so, als ob es erst gestern gewesen wäre.

Rückblende: neun Jahre vorher

Summer
Isle of Skye, Vereinigtes Commonwealth
3057


Hauptmann Royce McArthur, Kommandeur des Loki-Teams 18, warf einen Blick durch den Feldstecher, während der Scharfschütze seines Teams neben ihm lag und dasselbe Ziel durch das Zielfernrohr seines Scharfschützengewehrs betrachtete. Die beiden Agenten waren die Speerspitze des Teams, während die anderen sechs Mitglieder der Gruppe ihnen Rückendeckung gaben, bzw. am Fluchtfahrzeug warteten. McArthur nahm langsam den Feldstecher runter und aktivierte sein Kom-Gerät. „18-1 an 18-5, kommen!“
„18-5 hört“, antwortete ihm die Stimme einer der beiden Agenten, die den Schweber bewachten, der ihnen zur Flucht dienen sollte. „Zielperson vor Ort. Plan Reno vorbereiten“, sagte McArthur und erhielt ein Klicken im Kom als Bestätigung. Er schaltete das Kom aus und nahm den Feldstecher wieder vor Augen. „Entfernung zum Ziel 450 Meter“, wies er den Scharfschützen ein, der sein Fernrohr entsprechend justierte. „Windgeschwindigkeit – konstant bei 15 Knoten. Sicht zum Ziel?“
„Klar“, brummte der Scharfschütze und legte den Finger vorsichtig an den Abzug. „Warte auf Anweisung.“
McArthur behielt die Zielperson weiterhin im Auge. Baron Tomaso Lestrade war ein entfernter Nachkomme des vor langer Zeit verstorbenen Herzogs Aldo Lestrade von Summer, der während des Vierten Nachfolgekriegs versucht hatte, die Isle of Skye zur Unabhängigkeit zu führen. Baron Tomaso wollte es seinem Vorfahren offensichtlich nachmachen und hatte sich zum geheimen Anführer der Terrororganisation Summer for Free Skye aufgeschwungen, um den Planeten seiner Familie aus der Abhängigkeit des Vereinigten Commonwealth zu befreien. McArthur und sein Loki-Team waren ausgeschickt worden, um eben dies zu verhindern. Nachdem mit dem Tod Ryan Steiners vor ungefähr einem Jahr die Bewegung Freies Skye zerschlagen werden konnte, wollte niemand in der Führungsriege des Commonwealth einen erneuten Ausbruch der Skye-Rebellion riskieren und darum mussten sämtliche Bemühungen in dieser Richtung im Keim erstickt werden. Einen lyranischen Adligen zu töten wäre für Loki-Agenten eigentlich ein Unding gewesen, aber McArthur glaubte zu wissen, dass seine Vorgesetzten ziemlich genau über seine Sympathien zu Heimdall informiert waren und es ihm darum nichts ausmachte, jemanden zu töten, der dem Commonwealth schaden wollte – so wie Lestrade.
Er wollte gerade den Befehl zum Feuern geben, als die Situation sich schlagartig änderte. Auf einmal knackte es in seinem Kom und eine unbekannte Stimme meldete sich. „Guten Tag, Hauptmann McArthur.“
McArthur starrte das Komgerät an, dann drückte er auf den Sendeknopf und antwortete. „Wer spricht da?“
„Oh, nennen Sie mich Smith“, tönte es ihm aus dem Kom entgegen. „Und machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Untergebenen, sie liegen sicher verwahrt in Ihrem Fahrzeug.“
„Sind sie tot?“, wollte McArthur wissen und bekam ein leises Lachen als Antwort. „Nein, McArthur, sie schlafen. Zumindest denke ich, dass sie schlafen, aber vielleicht habe ich auch die falsche Giftmischung angewandt. Ich lasse normalerweise niemanden töten, wenn ich nicht entsprechend dafür bezahlte werde, und in diesem Fall wurde ich nicht bezahlt. Ich wollte nur ein nettes Gespräch mit Ihnen führen. Aber müssen wir wirklich über ein Kom miteinander sprechen? Erledigen Sie erst einmal Ihren Job, dann können wir uns vielleicht persönlich kennenlernen? Und keine Sorge wegen Ihres Rückzugs. Solange Sie sich mit mir unterhalten, wird Ihnen nichts passieren, dafür habe ich gesorgt.“
McArthur wusste nicht, was er sagen sollte. Der Scharfschütze hatte die gesamte Zeit den Baron in der Zielerfassung behalten. „Sir, soll ich feuern?“
McArthur zögerte, dann traf er eine Entscheidung. „Ja. Erledigen Sie den Drecksack!“
Der Scharfschütze zog den Abzug durch. Baron Tomaso Lestrade war tot, bevor er überhaupt auf dem Boden aufschlug und der Scharfschütze nahm sofort das Gewehr von der Schulter. Er robbte sich langsam den Hügel herunter und McArthur folgte ihm, während er gleichzeitig seine Umgebung im Auge behielt. Tatsächlich regte sich in ihrer näheren Umgebung nichts und als sie den Hügel verlassen hatten, war McArthur erst einmal erleichtert. Dann musste er an den Sprecher denken, der sich an ihrem Fahrzeug befand. Er aktivierte erneut das Kom. „Lestrade ist tot. Sollen wir jetzt unser „nettes Gespräch“ führen?“
„Sie klingen so sarkastisch, McArthur“, antwortete Smith ihm und lachte wieder leise. „Entspannen Sie sich. Ihnen wird solange nichts geschehen, wie ich es nicht will.“
McArthur knirschte leise mit den Zähnen. Irgendetwas ging hier ganz gewaltig schief. Er sah den Scharfschützen an. „Suchen Sie sich eine gute Position, um unser Fahrzeug unter Beobachtung zu stellen. Wenn mir irgendetwas passiert, dann töten Sie jeden, der sich auch nur in der Nähe des Fahrzeugs befindet.“
„Zu Befehl, Herr Hauptmann“, antwortete ihm der Scharfschütze und lief zu einem bewaldeten Hügel, der vielleicht dreihundert Meter von ihrem Fahrzeug entfernt war. McArthur ging alleine weiter und behielt dabei zum einen seine Umgebung sehr genau im Auge und zum anderen seine Sunbeam-Laserpistole, die er während des Gesprächs mit dem Scharfschützen aus seinem Halfter gezogen hatte, fest in der rechten Hand. Er kam dem Fahrzeug näher und sah tatsächlich eine hochgewachsene Gestalt, die einen dunklen Geschäftsanzug trug. Der ominöse „Mr. Smith“ hatte ein ansprechendes Gesicht und graumelierte, braune Haare. McArthur schätzte ihn auf vielleicht Anfang Vierzig, vielleicht auch etwas älter oder jünger – dank der heutigen plastischen Chirurgie konnte man das Alter eines Menschen kaum noch abschätzen. Als McArthur sein Gesicht genau betrachtete, konnte er allerdings ein paar hässliche Narben erkennen, als ob der Mann im Gesicht schwere Verbrennungen oder Verätzungen erlitten hätte. Smith lächelte freundlich. „Bitte, McArthur. Kommen Sie ruhig näher. Ich mag vielleicht so aussehen, aber ich beiße nicht.“
Er musste über seinen eigenen Witz lachen, dann sah er sich suchend um. „Sie kommen alleine? Wo ist denn Ihr Partner?“
„Kommen Sie zur Sache, Smith“, antwortete McArthur, ohne direkt auf die Frage einzugehen. Smith zuckte mit den Schultern. „Erst einmal möchte ich Sie zum erfolgreichen Abschluss Ihrer Operation beglückwünschen, McArthur. Baron Tomaso Lestrade ist tot, die SFS ihres Anführers beraubt und eine mögliche Rebellion der Isle of Skye erneut abgewendet. Das ist doch ein guter Tag für das LNC und Loki, meinen Sie nicht?“
McArthur verengte die Augen. „Könnten Sie bitte mit dieser Scheiße aufhören und mir endlich mitteilen, was Sie von mir wollen?“
Smith hob tadelnd den Finger. „Also bitte, McArthur. Solche Kraftausdrücke sind unter Freunden nicht gerade angebracht.“
McArthur hob seinen Arm und die Sunbeam zielte direkt auf den Kopf des anderen. „Ich kann Spielchen nicht leiden, Smith. Wenn Sie mir nicht sofort erzählen, was Sie von mir wollen, dann pulverisiere ich Ihren Schädel und suche mir die Antwort aus den Überresten heraus!“
Smith seufzte theatralisch. „Keine Geduld, der Gute. Ts, ts, ts. Also schön, McArthur. Um ehrlich zu sein, hat es mir grundsätzlich nicht gefallen, dass Sie mir einen potentiellen Auftraggeber weggeschossen haben. Tomaso Lestrade hat mich gut für die Dienste meiner Organisation bezahlt und ich hätte noch mehr Geld von ihm bekommen können, wenn Sie mir nicht in die Quere gekommen wären. Und damit kommen wir auch zu meinem Hauptanliegen: Machen Sie das nie wieder! Wenn Sie es noch einmal wagen, meine Geschäftspartner töten zu wollen, dann werde ich Sie mir schnappen und Sie so lange quälen, bis Sie mich anbetteln, von mir getötet zu werden – und dann werde ich Sie noch etwas länger quälen. Haben wir uns verstanden?“
McArthur starrte sein Gegenüber mit großen Augen an und hätte ihn am liebsten ausgelacht. „Ist das Ihr Ernst? Sie sind zu mir gekommen, um mir diese Scheiße zu erzählen?“
„Nein, eigentlich wollte ich Sie beglückwünschen, McArthur. Wie gesagt, ich finde, Sie haben gute Arbeit geleistet. Tomaso Lestrade hatte eigentlich ein gut ausgeklügeltes Sicherheitssystem und dennoch haben Sie es geschafft, so nahe an seine Residenz zu kommen, um einen sicheren Schuss anzubringen. Wenn ich glauben könnte, dass Sie dieses Angebot annehmen, dann würde ich Ihnen sogar einen Platz in meiner Organisation anbieten. Die Bezahlung ist hervorragend und die Arbeitszeiten sind nicht schlechter als Ihre jetzigen.“
„Darauf kann ich getrost verzichten, Smith“, entgegnete McArthur und wurde langsam nervös. Dieser Kerl hatte völlig die Ruhe weg. Irgendetwas stimmte hier nicht und zwar ganz gewaltig. Smith hatte die Antwort anscheinend erwartet, denn er zuckte mit den Schultern und sagte bloß. „Eigentlich schade, dass Sie Ihr Talent für Loki vergeuden. Nun, ich will Sie mal nicht weiter aufhalten. Holen Sie am besten Ihren letzten Mann, dann können Sie von hier verschwinden.“
Erst jetzt fiel McArthur auf, dass der Rest seines Teams, außer dem Scharfschützen, tatsächlich nicht zu ihm gekommen war und sich auch nicht gemeldet hatte. Er sah Smith scharf an. „Was haben Sie mit meinen Leuten gemacht, Sie Hurensohn?“
„Schon wieder diese Kraftausdrücke“, antwortete Smith mit erneutem Tadel in der Stimme. „Nun, sie sind natürlich tot. Sie waren mir im Weg und ich wollte nicht, dass sie unser Gespräch stören. Übrigens fürchte ich, dass Ihre beiden Fahrzeugwächter die Betäubung vielleicht auch nicht überlebt haben. Dieses Giftzeug, das ich manchmal bekomme, ist aber auch tückisch. Na ja, was soll’s. Schönen Tag noch, Hauptmann McArthur. Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, dann werden Sie diese Begegnung mit ziemlicher Sicherheit nicht überleben. Genießen Sie also Ihr Restleben solange Sie können. Lange wird es sowieso nicht mehr sein.“
Smith wandte sich ab und ging so seelenruhig davon, als ob McArthur ihm überhaupt nichts anhaben könnte – und McArthur wusste, dass es so war, ebenso wie er wusste, dass Smith das ebenfalls wusste. Aber so einfach wollte McArthur ihn auch nicht gehen lassen. "Warum haben Sie mich am Leben gelassen, Smith? Wenn Sie meine Leute so einfach ausschalten konnten, dann hätten Sie Lestrade doch auch vorher schon retten können. Sie haben selbst gesagt, dass ich Ihnen einen potentiellen Auftraggeber genommen habe. Und warum lebe ich, während meine Leute tot sind? Erklären Sie mir das, Sie Hurensohn!"
Smith blieb stehen und drehte sich erneut zu McArthur um. Er hatte wieder sein selbstsicheres Lächeln aufgesetzt, aber McArthur konnte selbst aus der Entfernung sehen, dass Smith wütend war. "Versuchen Sie nicht, mich zu provozieren, McArthur. Sie glauben, wenn Sie mich weiterhin beleidigen, dass Sie einen schnellen Tod erleiden können, nicht wahr? Ich gehe aber viel subtiler mit Ihnen um, McArthur. Ich habe Ihre Untergebenen töten lassen, weil ich es konnte und weil es Ihnen seelische Schmerzen zufügt. Ich habe Sie am Leben gelassen, weil ich, wie schon gesagt, von Ihren Fähigkeiten beeindruckt bin und schon lange keinen Gegenspieler mehr hatte, der mir annähernd das Wasser reichen konnte. Und Lestrade? Er war ein Idiot und zudem geizig. Natürlich hätte ich noch mehr Geld von ihm bekommen können, aber ich war von den ewigen Diskussionen mit ihm bezüglich der Bezahlung gelangweilt und sein Tod durch Ihre Hand erschien mir als eleganteste Lösung. Außerdem haben Sie mir damit Ihre Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis gestellt, McArthur. Also kehren Sie zurück nach Tharkad oder Skye oder wohin auch immer und berichten Sie vom erfolgreichen Abschluss Ihrer Mission - und dem Verlust Ihres Teams. Vielleicht werden Sie ja befördert, vielleicht werden Sie rausgeworfen. Aber was auch immer mit Ihnen passiert, wir beide werden in der Zukunft noch viel Spaß miteinander haben, glauben Sie mir."
Was für ein arroganter Mistkerl. Er wollte sein Kom aktivieren, um den Scharfschützen von seinem Versteck zu holen, als direkt neben ihm etwas schwer aufschlug. Er wirbelte herum, die Waffe im Anschlag und hatte bereits drei Gewehre, die auf ihn gerichtet waren. Eine vierte Person, ein Bär von einem Mann, nickte auf den am Boden liegenden Leichnam, in dem McArthur seinen Scharfschützen erkennen konnte – ziemlich deutlich erkennen, weil der Mann auf dem Bauch lag, sein Kopf aber so verdreht war, dass das Gesicht in Richtung Himmel starrte. „Er war etwas unhöflich zu mir, darum musste ich ihm Manieren beibringen. Hätte sich halt nicht so wehren sollen, der Idiot.“
McArthur wollte am liebsten abdrücken, aber er wusste, er wäre tot, bevor er überhaupt einen Schuss hätte abgeben können. Sein Kom knackte erneut und die Stimme von Smith tönte wieder aus dem Gerät. „Verschwinden Sie besser von hier, McArthur. Sie sehen ja, dass Sie gegen meine Leute und mich keine Chance haben. Die heutige Schlacht können Sie einfach nicht gewinnen, egal was Sie versuchen.“
McArthur schaltete das Kom ab und ließ es zu Boden fallen, dann senkte er langsam seine Waffe. Er kniete sich vor dem Leichnam seines Scharfschützen hin, griff in dessen Mundhöhle und drehte einen künstlichen Zahn, sodass ein Säuremittel, kurz nachdem er die Hand herausgezogen hatte, aus der Mundhöhle zischte und das Gesicht des toten Agenten zersetzte. Dann stieg er in sein Fahrzeug und fuhr davon, ohne die Gruppe von Smith, die ihn immer noch mit ihren Waffen bedrohten, auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Und während er davonfuhr, schmiedete er bereits Pläne, um diesen Smith für das, was er ihm und vor allem seinem Team angetan hatte, qualvoll sterben zu lassen.

Ende der Rückblende

McArthur schreckte auf, als das Shuttle an der ROTMEISE andockte. Anton schlug die Augen auf und sah sich um. „Wir scheinen da zu sein, Herr Kommandant. Wie wollen Sie jetzt weiter vorgehen?“
„Ich werde mit Kapitän Togruk sprechen müssen“, antwortete McArthur und erhob sich, um das Shuttle zu verlassen. „Dann werde ich ihn bezahlen müssen und dann können wir hoffentlich das Caliban-System anfliegen.“
Er ging zum Schott, das sich in diesem Moment öffnete und etwas frischere Luft in das kleine Raumfahrzeug hineinblies, aber seine Gedanken wanderten wieder in die Vergangenheit und gleichzeitig über Lichtjahre hinweg irgendwo in den von Menschen besiedelten Raum. Dort draußen war Mr. Smith und McArthur würde nicht von seinem Ziel abweichen, ihn zu jagen, zu finden und zu töten. Der erste Schritt war gemacht, als er Miller auf Wayside V getötet hatte. Das war ein empfindlicher Stich für Smiths Organisation. Und der nächste Schritt war auch in Vorbereitung. Und wenn McArthur und die anderen Loki-Agenten erst einmal bei den Chevaliers waren, konnten sie den Plan zur Ausführung bringen. Dann würde Smith seinen nächsten Agenten verlieren. So würde er nach und nach jegliche Unterstützung verlieren, bis er schließlich ganz alleine war. Dann würde McArthur ihn stellen. Und dann war sein qualvoller Tod gewiss. Nur dafür lebte McArthur noch. Nur für die Rache.

Unbekannter Ort
Unbekanntes System
Irgendwo in der Inneren Sphäre


Smith starrte sehr lange auf die Nachricht, die ihm gerade überbracht worden war, dann zerknüllte er sie und warf sie auf den Tisch, an dem er gerade saß und eigentlich ein schönes Glas Glengarry-Whisky genießen wollte. Miller war tot und McArthur war dafür verantwortlich. Eigentlich war Smith sogar beeindruckt, denn McArthur hatte selbst ihn überrascht. Es gab da allerdings einige Probleme, die Smith verärgerten:
Die Operationen auf Wayside V konnten aus Mangel an Personal nicht mehr weitergeführt werden und es würde Monate, vielleicht sogar Jahre dauern, ein neues Netz auf diesem Drecksball zu installieren. Dann war McArthur verschwunden und mit ihm sein gesamtes Team, einschließlich Anton Bramert, den Smith eigentlich aus zwei Gründen ausgewählt hatte: zum einen, weil er aufgrund seines psychischen Schocks leicht zu manipulieren war, aber vor allem deswegen, weil McArthur dadurch geschadet werden konnte. Dieser Mistkerl von einem Loki-Agenten hatte seit ihrer Begegnung auf Summer zu viele seiner Operationen gefährdet oder sogar vereitelt. Smith hatte die Stiche dieser kleinen Wanze bisher eigentlich ignoriert, aber jetzt, wo die Wayside-Operation so grandios gescheitert war, blieb ihm keine andere Wahl, als seine Ressourcen dahingehend umzulenken, dass McArthur ein für alle Mal erledigt wurde. Smith wurde bewusst, dass er damals auf Summer einen großen Fehler begangen hatte, als er McArthur am Leben ließ. Er hatte eigentlich erwartet, dass McArthur an dem Verlust seines gesamten Teams zusammenbrechen würde, was es Smith ermöglicht hätte, ihn doch auf seine Seite zu ziehen. Aber stattdessen war McArthur gestärkt aus ihrer Konfrontation hervorgegangen und zu einer ernsthaften Bedrohung mutiert – einer Bedrohung, der er jetzt Herr werden musste, bevor es zu spät war. Er aktivierte die in den Tisch eingebaute Komanlage und einer seiner Mitarbeiter meldete sich. „Ja, Sir?“
„Finden Sie sofort heraus, wo sich McArthur im Moment befindet. Egal, was es kostet, ich will es wissen!“
„Zu Befehl, Sir“, antwortete sein Untergebener und die Komverbindung wurde unterbrochen. Smith glaubte nicht, dass er eine schnelle Antwort auf seine Anweisung bekam, aber ihm blieb keine andere Wahl.
Ein anderes Problem war außerdem, dass er vor seinen Auftraggebern zugeben musste, dass die Operation auf Wayside endgültig gescheitert war. Das würde sie nicht erfreuen und sie würden ihm sein Versagen natürlich ankreiden. Und wenn Smith noch etwas mehr hasste, als zu versagen, dann war es, dass er sein Versagen auch noch zugeben musste. Aber ab jetzt würde es keine Fehler mehr geben, das schwor er sich selbst. Ab jetzt nahm er die Sache mit McArthur persönlich und dieser sollte sich besser wünschen, dass Smith ihn nicht in die Finger bekam, denn dann würde McArthur niemals wieder ein freundliches Gesicht zu sehen bekommen – auch das schwor Smith sich selbst gegenüber. Er nahm das Whiskyglas, trank aus und hielt das Glas noch einige Sekunden in der Hand. Dann warf er es wütend gegen die Wand, wo es in tausend Splitter zerbrach.

__________________
A rose by any other name is still a rose

Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von CeGrudke: 06.02.2012 17:18.

26.01.2012 12:58 CeGrudke ist offline E-Mail an CeGrudke senden Beiträge von CeGrudke suchen Nehmen Sie CeGrudke in Ihre Freundesliste auf
Seiten (12): « erste ... « vorherige 7 8 [9] 10 11 nächste » ... letzte » Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » Chevaliers Season IV

Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH