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Zum Ende der Seite springen Chevaliers Season IV 7 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,00
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Taras Amaris Taras Amaris ist männlich
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Landungsschiff „Fast Travel One“
Im Anflug auf Wayside

Jack schreckte aus seinem tiefen Schlaf hoch. Dieses Lachen. Dieses brutale Lachen in seinen Ohren brachte ihn um den Verstand. Sein Quartier an Bord der „Fast Travel“ war winzig. Das Schiff war ein privater Händler vom Typ Maultier und primär für den Transport von Konsumgütern ausgelegt, was die Qualität der Passagierunterkünfte auf ein Minimum reduzierte.
Hektisch blickte er sich um. Seine Koje, eine kleiner Spind in der Ecke, eine Waschnische mit Toilette aus Edelstahl. Das war es. Verwirrt sprang er auf und suchte den kleinen Raum erneut nach einem Gegner ab. Das Lachen tönte immer noch laut in seinen Ohren.
„Wo bist du?“ Er brüllte die Worte in die Dunkelheit seines Quartiers und das Lachen verstummte.
„Du hast Sie umgebracht, Jack. Du ganz alleine.“ Die weibliche Stimme die zuvor gelacht hatte, klang nun noch brutaler, noch eindringlicher in seine Gedanken.
„Nein. Du hast sie ermordet. Du und deine Bande. Wo zur Hölle versteckst du dich?“ Hilflos riss er die Tür des kleinen Spinds auf, der viel zu schmal war als dass eine Person sich darin hätte aufhalten können. Nur seine persönliche Habe kam zum Vorschein. Seine Kühlweste, ordentlich zusammen gelegt im ersten Fach, einige Kleidungsstücke und seine Waffen, sowie elektronische Geräte im Fach darunter. Entsetzt wich er einen Schritt zurück und erreichte damit auch schon die Rückwand des Quartiers. Seine Blicke wanderten wieder hektisch durch die Dunkelheit.
„Ich habe vielleicht den Auslöser gedrückt, Jack. Aber du hast sie mir doch ausgeliefert. Du warst nicht da um sie zu beschützen. Es ist deine Schuld. Ganz alleine deine Schuld, Jack.“
Die weibliche Stimme hatte nun einen fast mütterlichen Ton angenommen. Sanft, aber doch strafend.
„Wärest du bei ihr gewesen würde sie noch leben. Es ist deine Schuld. Ganz allein deine Schuld.“
„Nein!“ Sein gellender Schrei verwandelte sich in ein leises Schluchzen, als er die Hände vor das Gesicht schlug und langsam an der Stahlwand seines Quartiers herab rutschte.
„Ich werde dich finden. Ich werde dich finden und umbringen, du Bestie. Ich werde dich finden.“

Die kalte Dusche hatte ihm gut getan. Er dankte den Göttern dass der Anflug des Landungsschiffes auf Wayside genug Gravitation erzeugt hatte, um seine Waschprozedur zu ermöglichen und schlenderte nun durch die verwaisten Gänge des Stahlgiganten. Die Mannschaft des Händlerschiffes war mit den Vorbereitungen für die Landung auf dem Planeten beschäftigt und er war der einzige Passagier. Diese Tatsache sicherte ihm eine gewisse Privatsphäre.
„Das muss aufhören. Es muss endlich aufhören. Ich werde wahnsinnig, wenn das noch öfter vorkommt.“
„Was meinst du bitte mit wahnsinnig werden, Jack? Du unterhältst dich mit den Geistern deiner Vergangenheit, jagst alleine auf deinem einsamen Rachefeldzug durch den Clanraum, um die Mörder deiner Verlobten zu bestrafen und hast dabei selbst eine Seele die schwärzer ist, als die dunkelste Nacht. Nein mein Freund. Du bist definitiv schon verrückt.“
Nachdenklich blieb er an einer Kreuzung stehen.
„Aber ist es denn kein Zeichen der Besserung, wenn ich weiss, dass ich einen Sprung in der Schüssel habe? Ich meine, du hast selbst immer gesagt, dass Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung ist.“
Sein alter Freund fuhr sich auf so bekannte Weise mit der linken Hand durch die strohblonden Haare und machte dabei ein resignierendes Geräusch. „Jack, Peter hat dir das vor Jahren gesagt. Bevor er im Kampf gegen die Miliz von Greenich gefallen ist. Ich bin nur eine deiner Erinnerungen an ihn. Und als diese hätte ich so etwas niemals von mir gegeben.“
„Entschuldigen Sie, ist alles in Ordnung?“
Jack wirbelte zu dem besorgt aussehenden Tech herum, der ihn aus seiner Unterhaltung gerissen hatte. Der Mann trug einen verschmutzten Overall und schien seine Schicht gerade beendet zu haben. Verdammt. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
„Ja. Es ist alles in Ordnung. Danke der Nachfrage. Ich vertrage nur die langen Flugzeiten an Bord von Raumschiffen nicht ganz so gut.“
Jack versuchte schief zu grinsen. Er wusste, dass seine quer über das Gesicht verlaufende Narbe diesen Versuch in ein grauenhaftes Fiasko verwandelte und war sich der zu erwartenden Reaktion nur zu bewusst. Genau wie geplant schien seine Erscheinung den Tech abzustoßen, denn er riss die Augen weit auf und schluckte hart.
„Ah, ja das ist bei manchen Menschen eben so. Ablenkung hilft meistens. Ich wünsche noch eine gute Reise.“
So schnell wie er erschienen war, verschwand der Mann wieder durch einen Quergang und überließ Jack wieder sich selbst. Innerlich atmete er erleichtert auf. Das war knapp. Er wandte sich wieder seinem alten Freund zu, um die Unterhaltung fortzusetzten, aber Peter war verschwunden.
„Es ist überaus unhöflich sich einfach so aus einer Unterhaltung zu stehlen, Peter. Wirklich überaus unhöflich.“
Murrend machte er sich auf den Weg zu den Laderäumen. Minuten lang irrte er durch das Labyrinth von Gängen der „Fast Travel One“, bis er endlich vor einem elektronisch gesicherten Personenschott des zweiten Hauptladeraumes stand.
Seine persönliche Zugangskarte verschaffte ihm problemlos Eintritt in die riesige Halle und ließ das Schott mit einem lauten Zischen in die Wand fahren. Hunderte von Containern und sonstigen Behältnissen warteten hier, gut befestigt, auf ihre Entladung auf Wayside. Früher hätten ihn die Ladelisten und vor allem die Inhalte dieser Behälter interessiert. Aber diese Zeiten schienen ihm ganze Jahrhunderte zurück zu liegen. Die Schritte seiner metallbeschlagenen Kampfstiefel hallten laut auf dem Stahl des Decks und das Echo wurde sekundenlang durch die meterhohen Schluchten des Laderaumes getragen.
Zielstrebig folgte Jack seinen Erinnerungen durch die breiten Gänge. Er wusste schon gar nicht mehr wie oft er diesen Weg seit Beginn seiner Reise an Bord des Landungsschiffes gegangen war. Dann endlich hatte er sein Ziel erreicht. Die von ihm angemietete Fläche des Laderaumes befand sich in der hintersten Ecke, was vor allem daran lag, dass Wayside der letzte Anlaufhafen des Händlerschiffes auf seiner langen Reise gewesen war und Jack eine Passage hierher gebucht hatte.
Mit einem kritischen Blick prüfte er die provisorischen Halterungen des schweren Stahlgerüstes in welches sein Mech für die Reise verpackt worden war. Das Händlerlandungsschiff besaß keine Mechkokons, wie sie auf militärischen Landern üblich waren, und so hatte die Mannschaft bei der Verladung der Kampfmaschine einiges an Improvisationstalent unter Beweis stellen müssen.
Jack atmete tief durch und berührte dann den mattschwarz lackierten, kalten Panzerstahl des linken Beines seines Marodeurs.
„Es ist bald vorbei, mein dunkler Engel. Bald wird dich dieses Gerüst nicht mehr einsperren.“
Geschickt zog er sich auf die Stahlkonstruktion und begann daran empor zu klettern, wobei er jeden Verbindungspunkt mit dem Marodeur peinlich genau prüfte. Als er die Cockpitluke erreichte knurrte er zufrieden. Nicht einmal der Lack hatte einen Kratzer davon getragen.
Routiniert tippte er den Entriegelungscode auf dem Pad neben der Einstiegsluke ein und zeigte ein grausames Lächeln, als die Kampfmaschine seine Eingabe akzeptierte und bereitwillig das Zugangsschott öffnete. Sofort begannen im Inneren des Cockpits die Instrumente mit ihrer Arbeit und erfüllten die dunkle Enge mit bunten Lichtern und fiependen Geräuschen. Jack glitt durch die Öffnung in das Innere seines ganzen Stolzes und direkt auf die Pilotenliege. Schnell aktivierte er den Hauptcomputer und betrachtete die blitzend zum Leben erwachenden Monitore um sich herum.
„Bitte identifizieren Sie sich!“
Die emotionslose Stimme des Computers bellte die Anweisung fast befehlsmäßig durch die Lautsprecher des Cockpits während Jack es sich auf der Liege bequem machte.
„Ich bin es mein dunkler Engel. Es ist Zeit zu erwachen und blutige Rache zu üben an denen die uns ein Leid antaten.“
Er sprach die Worte langsam, bedächtig während der Computer seine Stimme analysierte. Schon übernahm das Programm seiner persönlichen Einstellungen die Kontorolle.
„Hallo Jack. Ich hoffe es geht dir gut.“
Ihre Stimme. Jedes verdammte Mal fragte er sich, warum er sich das selbst antat. Er hatte ihre engelsgleiche Stimme in die Steuerungselemente des Marodeurs einfügen lassen.
„Du tust das, um dich selbst daran zu erinnern, warum du das alles machst.“ Die generierte Stimme seiner Verlobten folgte ihrer Programmierung und gab ihm damit neue Kraft. Jedes Mal wenn er sie hörte, war es wie ein Lebenselexir für ihn.
Er griff in die Brusttasche seines Uniformhemdes und zog eine kleine Flasche heraus während die Stimme weiter sprach.
„Statusbericht.“
Jack schraubte den Verschluss von der Flasche und nahm einen tiefen Schluck. Feurig brannte sich der Alkohol seine Kehle hinab und verbreitete ein wohlig warmes Gefühl in seinem Magen. Seine Verlobte informierte ihn darüber, dass alle Systeme des Marodeurs absolut funktionsfähig waren, dass keine Schäden vorlagen und die Kampfmaschine gerade den Reaktor hochfuhr. Es würde noch mindestens vier Tage dauern bis das Herz des Mechs wieder richtig schlug. Er blickte nur starr auf den Monitor, während vor seinem geistigen Auge Bilder vorbeizogen und trank, nun vorsichtiger, den Rest des Absinths in kleineren Schlucken.
„Jack, das Rotationsgeschütz verfügt über keine Kampfmittel mehr. Die Waffe ist funktionsbereit, aber entladen. Munitionszuführung einsatzbereit. Keine Reservebestände!“
Stumm nickte er. Auch diese Meldung kannte er bereits auswendig. Er hatte seine letzten Granaten vor Monaten bei einem Scharmützel gegen feindliche Fahrzeuge verschossen und bisher nicht die Gelegenheit gehabt für das gefräßige Monster aus lyranischer Produktion Nachschub zu organisieren.
„Ja Jessy. Ich weis. Ich werde mich darum kümmern, sobald wir gelandet sind. Versprochen.“


Stabsquartier des Chevaliers
Wayside V
einige Tage später

Jack war deprimiert. Dieser Lieutenant Colonel Danton raubte ihm den letzten Nerv.
„Also gut Mr. Ryan. Fassen wir doch noch einmal zusammen. Sie sind hier, weil die Nachschubverwaltung der Draconier ihren Wünschen nicht entsprechen wollte.“
Der Gesichtsausdruck des Söldners stellte eine Mischung aus Verblüffung und Interesse dar. Wenigstens zeigte dieser Mann überhaupt Emotionen. Anders als die Verwaltungsfachangestellten in der Nachschubverwaltung.
„Sie sagen es.“ Jack versuchte seine Stimme neutral zu halten, was ihm jedoch nicht ganz gelang.
„Aha. Und Ihr Wunsch ist es,“ der Lieutenant Colonel blätterte kurz in den vor ihm liegenden Unterlagen bis er plötzlich inne hielt und Jack dann direkt in das nicht von der Klappe verdeckte Auge blickte, „militärische Hardware zu kaufen. Namentlich 75mm Geschosse mit abgereichertem Urankern. Und das Ganze im Ausmaß von…“
„Zwei Tonnen.“ Vervollständigte Jack den Satz. „Sie haben es erfasst.“
„Und was bitte wollen Sie um Himmels Willen mit zwei Tonnen Autokanonenmunition?“
Innerlich ächzend lehnte er sich in dem wirklich gemütlichen Bürostuhl zurück. Jetzt wurde die Sache heikel. Er verspürte die gleiche angespannte Atmosphäre wie bei seinem vorherigen Gespräch in der Nachschubzentrale. Er nahm sich vor diesmal etwas feinfühliger an die Sache heran zu gehen. Leider waren Feinfühligkeiten nun mal absolut überhaupt nicht sein Gebiet.
„Jagen.“
An diesem Punkt hatte das Gespräch in der Nachschubzentrale geendet.
Jack schöpfte Hoffnung als der Mann in der grünen Felduniform, der wie ein Raubtier hinter seinem Schreibtisch zu lauern schien, sich ebenfalls nachdenklich zurücklehnte.
„Aha. Jagen also. Mit 75mm Granaten. Ich kann zwar kaum glauben das ich das überhaupt noch frage, aber nur aus Interesse: Was jagen Sie denn damit?“
Germain Danton faltete die Finger vor dem Gesicht und schien Jack mit den Blicken durchbohren zu wollen.
„Ich meine, Ihre Papiere sind soweit in Ordnung. Sie haben sogar die Erlaubnis militärisches Gerät und Material in dieser Größenklasse käuflich zu erwerben, aber es zwingt sich mir doch die ein oder andere Frage auf.“
Schwungvoll stand der Lieutenant Colonel aus seinem Bürosessel auf und marschierte auf die nervenaufreibend blubbernde Kaffeemaschine zu. Während er zwei große Tassen mit dem schwarzen Gold befüllte und dann zurück zum Schreibtisch kam, um eines der Behältnisse an einen wirklich dankbaren Jack weiter zu reichen, sprach er weiter.
„Sie sind offensichtlich ein freier Mechkrieger mit eigener Maschine. Einem 75 Tonnen schweren Marodeur. Sie tauchen hier auf Wayside V an Bord eines privaten Händlers auf, lagern Ihre Maschine am Raumhafen ein und versuchen dann Munition zu kaufen. Sie stehen aber weder bei den Draconiern, noch bei mir im Dienst. Was also tun Sie hier, Mr. Ryan?“
Der Offizier hatte den Schreibtisch wieder umrundet und ließ sich langsam auf den Sessel fallen. Jack setzte sich hingegen wieder aufrecht hin, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
„Ich sagte es ihnen bereits, Lieutenant Colonel. Ich jage. Ich jage die gefährlichsten Raubtiere, die es überhaupt gibt. Ich jage Nebelparder.“
Jack konnte sich täuschen, aber er dachte für einen kurzen Augenblick Interesse in den Augen des Söldners aufleuchten zu sehen. Danton hatte nun jedoch ein undurchschaubares Pokerface aufgesetzt, das es unmöglich machte etwas aus ihm lesen zu können.
„Warum, Mr. Ryan? Aus welchem Grund jagen Sie alleine Parder, mal ganz davon abgesehen, dass es keinen Clan dieses Namens mehr gibt? Sind Sie lebensmüde oder einfach nur verrückt?“
„Nun, Lieutenant Colonel Danton, vielleicht bin ich verrückt.“ Das war eine glatte Lüge. Er war definitiv komplett wahnsinnig. „Ganz sicher jedoch, hänge ich nicht mehr allzu sehr an meinem Leben. Weshalb ich aber auf Jagd bin, ist meine Privatangelegenheit und hat Sie nicht zu interessieren. Ich kann Ihnen nur garantieren, dass ich weder Ihnen, noch Ihren Soldaten, noch sonst jemandem auf diesem Planeten ein Leid zufügen will. Ich jage Parder. Bekomme ich nun die Munition oder nicht?“ Geschmeidig erhob sich Jack aus dem Sessel und behielt dabei Danton im Blick während er die noch halb volle Tasse Kaffee vor sich auf dem Schreibtisch abstellte.
„Nein, Mr. Ryan. Es tut mir leid ihrer Bitte nicht entsprechen zu können, aber ich denke ohne nähere Informationen, kann ich Ihnen die angefragten Güter auch im Interesse des Herzogs dieses Planeten nicht verkaufen.“
Jack nickte und nahm seine von dem Lieutenant Colonel entgegengehaltenen Unterlagen wieder an sich. „Ich verstehe. Trotzdem danke für ihre Zeit und das Gespräch Lieutenant Colonel Danton.“ Er wandte sich zur Tür und hatte bereits den Griff in der Hand als sich der Mann hinter dem Schreibtisch räusperte.
„Mr. Ryan. Haben Sie schon einmal Parder gejagt?“
Er erstarrte in der Bewegung. Tausende Gedanken schossen durch seinen Kopf als er, ohne sich umzudrehen, antwortete.
„Sie sollten einmal einen Ausflug zum Raumhafen machen, Lieutenant Colonel. Sie werden dort einen mattschwarzen Marodeur finden. Auf jeder der Armmanschetten finden sie neun Abschussmarkierungen. Insgesamt vier davon stehen für einen erlegten Nebelparder.“
Als der Offizier nicht antwortete, öffnete Jack die Tür des kleinen Büros. Er wollte nicht noch mehr seiner Zeit und der des Söldners verschwenden.
Noch einmal erklang die Stimme Dantons hinter ihm. „Gut. Spielen Sie Poker, Mr. Ryan?“

Das Offizierskasino des Stützpunktes hatte sich im Laufe des Abends immer mehr geleert bis nur noch die kleine Runde aus Dantons Leuten den runden Tisch in der Ecke des Raumes belegte. Jack hatte die Einladung des Lieutenant Colonels angenommen. Er wusste zwar selbst nicht aus welchem Grund, aber irgendeine der Stimmen in seinem Kopf hatte es für eine gute Idee gehalten. Etwas Ablenkung konnte ihm wahrscheinlich wirklich nicht schaden.
Nachdenklich blickte er über seine Karten hinweg in die beträchtlich geschrumpfte Runde. Chipmäßig hatten er und Danton die Oberhand. Die beiden anderen Offiziere der Chevaliers, zwei Frauen namens Harris und Tsuno, hatten die Runde bereits verlassen und waren vor einigen Minuten gegangen. Stabsoffizier Decaroux war gerade am Zug und blickte steinern auf sein Blatt, während Danton ein weiters Mal die Whiskygläser auffüllte. Ein verdammt netter Zug von ihm.
„Tja, meine Herren, ich glaube damit verabschiede auch ich mich.“ Decaroux warf resignierend seine Karten auf den ansehnlichen Chipstapel in der Mitte des Tisches und leerte dann das gerade erst befüllte Glas mit einem tiefen Schluck. Seine blauen Augen funkelten, als er es wieder auf den Tisch stellte und sich dann steif erhob. „Herr Lieutenant Colonel, Mr. Ryan, es war mir ein Vergnügen mit Ihnen spielen zu dürfen. Ich empfehle mich.“ Ein kurzes Nicken, dann wankte der Stabsoffizier durch die Messe und verschwand durch die große Tür.
Zurück blieben ein grinsender Danton und ein Jack, der nicht genau wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte.
„Also Jack, ich darf sie doch Jack nennen, oder?“ Der Lieutenant Colonel hatte seine Karten vor sich gelegt und nippte an seinem Glas.
„Sie können mich nennen, wie Sie wollen, Lieutenant Colonel.“
„Ah, sehr schön. Da sich unsere Mitspieler damit komplett aus dem Staub gemacht haben, würde ich eine Verkürzung des Spiels vorschlagen.“
Damit schob der Söldner den beachtlichen Stapel seiner Chips zu dem Einsatz in der Mitte des Tisches. „All-in, Jack.“
Gerade als Jack zu dem Schluss gekommen war, das Angebot anzunehmen, griff sein Gegenüber in die Innentasche seiner schon lange geöffneten Uniformjacke und warf ein gefaltetes Stück Papier zu dem Chips auf die Tischlplatte. Verwirrt blickte er Danton an.
„Was ist das?“
„Das Jack, ist das Bereitstellungsformular 65 A/ AK-9. Oder so.“ Lächelnd lehnte sich der Söldner in dem Stuhl zurück. „Es berechtigt den Besitzer bei Vorlage bei unserem Nachschuboffizier zur Entgegennahme von zwei Tonnen 75mm Munition für mittelschwere Autokanonen.“
Jacks Freude währte nicht lange. Die geringen Einsätze der Mitspieler des Pokerabends auf einem Nebentisch der Offiziersmesse reichten nicht einmal zusammen aus um auch nur eine Tonne der militärischen Hardware zu begleichen. Abschätzend blickte er Germain Danton in die grünen Augen.
„Was wollen sie Danton. Was muss ich als Einsatz bringen?“ Während er sprach, schob er seine Chips ebenfalls zu dem Pot.
„Ganz einfach Jack. Bevor ich jedoch weiterspreche, möchte ich sie warnen. Ihr Glas, aus dem sie schon den ganzen Abend trinken ist mit einer Wahrheitsdroge behandelt worden. Und bevor sie darauf aggressiv reagieren, hinter der Tür zu dem Casino wartet ein Trupp meiner Infanterie mit entsicherten Waffen auf ein Wort von mir, um sie sofort nieder zu schießen.“
Jack schluckte hart. Natürlich. Warum hatte er das nicht kommen sehen. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr der Lieutenant Colonel fort.
„Sehen sie Jack, wenn sie diese Partie gewinnen, dann nehmen sie das Geld dort auf dem Tisch an sich, zusammen mit dem von mir persönlich unterschriebenen Formular und ich lasse sie ihrer Wege ziehen. Sie haben mein Wort, dass niemand sie aufhalten wird.“ Nachdenklich schwenkte der Offizier die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas, als müsse er die nächsten Worte mit Bedacht wählen.
„Wenn sie aber verlieren, dann erzählen sie mir die Wahrheit. Das ihre Papiere gefälscht oder doch zumindest unvollständig sind, weiss ich bereits. Die Niederlassung der Internen Sicherheitsagentur auf Wayside hat das überprüft. Ich will wissen, was sie hier tun. Warum jagen sie Nebelparder, Jack?“
Er fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Betroffen blickte Jack auf das Whiskyglas in seiner Hand, und entschied, dass es nun sowieso egal war. Er leerte es, wie Decaroux vor ihm in einem Zug und ließ es dann achtlos auf den Boden fallen, wo es mit einem klirrenden Geräusch zerbarst.
Nur Sekundenbruchteile später flog die Tür zu dem Casino auf und ein ganzer Trupp Infanterie mit gezogenen und auf ihn gerichteten Waffen stürmte in den Raum. Die Soldaten trugen vollständige Kampfmontur und Jack erkannte auch Decaroux in dem Pulk. Die schwere Automatikpistole des Stabsoffiziers zielte genau auf eine Stelle zwischen seinem Auge und der Klappe die das zweite verdeckte.
„Entschuldigung Lieutenant Colonel. Ich wollte nur herausfinden, ob sie bluffen.“ Die Spannung in dem Raum war fast greifbar. Nur er und Danton schienen ruhende Pole in dieser Situation zu sein. „Ich nehme ihr Angebot an.“ Damit legte er seine Karten auf die freie Stelle vor sich, auf der vorher seine Chips gelegen hatten.
„Ich habe zwei Paare. Asse und Zehnen.“
Danton beugte sich vor. Seine Stimme glich einem Flüstern. „Dann mein lieber Jack, haben sie verloren.“ Theatralisch legte der Söldner seine Karten offen auf den Tisch. „Ein Full House. Drei Damen und ein Pair Dreien.“
Wieder nahm der Lieutenant Colonel einen Schluck aus seinem Glas. „Versuchen sie erst gar nicht zu lügen Jack. Die Droge in ihrem Körper wird es mich merken lassen, wenn sie es doch tun.“
Fassungslos starrte Jack auf die Karten. Er hatte verloren. Er hatte wirklich verloren. In seinem Gehirn erschallte wieder dieses unerträgliche Lachen. „Tja, Jack. Er hat dich. Was willst du nun tun?“
Widerwillig schüttelte Jack den Kopf um die Stimme zu vertreiben.
„Also gut Danton. Ich stehe zu meinen Spielschulden. Sie haben Recht. Die Dokumente sind gefälscht. Zeit meines Lebens war ich Freibeuter in verschiedenen Einheiten. Vor zwei Jahren wurde meine damalige Truppe von einer Clanerin namens Constanze und ihrem verstärkten Trinärstern überrannt. Diese ehemaligen Parder haben mit unseren Jungs einfach den Boden aufgewischt.“
Vielsagend deutete Jack vorsichtig auf seine Jackentasche und wartete auf das Nicken von Danton bevor er seinen Flachmann heraus zog und den Verschluss öffnete. Kurz blickte er sich um, blieb mit seinem Blick an den Scherben seines Glases auf dem Boden neben seinem Stuhl hängen und nahm dann bedauernd einen Schluck des Absinths. Das Feuer des Alkohols ließ seine Wahrnehmung kurz verschwimmen, bevor er sich wieder fasste.
„Diese Typen nannten sich Connys Marodeure. Fast ausschließlich Nebelparder. Conny hat mir nach einem harten Schlagabtausch die Leibeigenschaft angeboten, und da meine Maschine so gut wie zerstört war habe ich angenommen. Sie war zwar der Ansicht das Freigeburten nichts wert seien, wollte aber ihre Einheit vergrößern und war von meinem Können als Pilot des Marodeurs wohl beeindruckt. Also landete ich in einem Stern mit anderen Leibeigenen aus der Inneren Sphäre und der Peripherie. Echt harte Brocken. Genau wie Conny.
Glauben sie mir Danton, diese Frau hat Kühlflüssigkeit in ihren Adern. Ich habe schon viele Grausamkeiten in meinem Leben gesehen, aber solch eine Kaltblütigkeit war selbst mir neu. Diese Parder haben ganze Städte ausgerottet, wenn die planetare Miliz es wagte ihnen Widerstand zu leisten. Sie nannten das dann verbrannte Erde.
Als mein Flügelmann bei einem Angriff einen besiegten Gegner in seinem Cockpit zerquetschen wollte, hatte ich genug. Ich habe dem Bastard mit einer Breitseite das Gyroskop weg geschossen, habe die Kriegerin aus den Trümmern ihres Mechs befreit und bin geflohen.“
Jack konnte es nicht glauben. Er sprach so offen, wie es ihm noch nie möglich gewesen war. Und das zu einem völlig Fremden. Während mindestens ein Dutzend Waffen auf ihn gerichtet waren. Vielleicht war es die Droge, die ihn beeinflusste, vielleicht hatte er auch nur genug von dem ewigen Schweigen. Er nahm noch einen tiefen Schluck und fuhr fort.
„Jessy und ich haben einen Händler gefunden, der uns von den Marodeuren wegbrachte. Sie war schwer verletzt, und ich verdammt einsam. Na ja, was soll ich sagen. Sie hat mein Herz erobert. Als wir einige Wochen später das Landungsschiff auf einem Planeten am äußeren Rand der Peripherie verließen, waren wir ein Paar.“
Jack legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Die folgenden Sätze waren sehr schwer für ihn. Er versuchte immer noch das Erlebte zu verdrängen.
„Der Planet auf dem wir uns niedergelassen hatten besaß keine HPG Station. Deshalb konnte die örtliche Miliz meine gefälschten Papiere auch nicht überprüfen. Ich trat den planetaren Truppen bei und Jessy nahm einen Job als Verladearbeiterin am Raumhafen an. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich glücklich, Danton. Wirklich unsagbar glücklich. Wir hatten beide nicht mit Conny’s Wut über meinen Verrat und Desertation gerechnet. Die Marodeure landeten einige Monate nach unserer Ankunft und begannen sofort mit der Auslöschung der Hauptstadt. Männer, Frauen und Kinder. Sie schlachteten jeden ab dem sie begegneten. Die Miliz hatte nicht die geringste Chance. Nicht mit völlig veralteten Maschinen gegen einen Trinärstern Clantech. Nicht gegen Nebelparder.“
Als Jack sein Auge wieder öffnete hatten die Soldaten die Waffen gesenkt. Eine einsame Träne rann über seine Wange und er wischte sie beiseite, während er einen weiteren Schluck Absinth aus dem Flachmann nahm.
„Ich war mit einem kleinen Kontingent der Miliz 800 Kilometer entfernt auf einem Manöver, als wir die Information über den Angriff erhielten. Wir haben uns sofort auf den Rückweg gemacht. Zehn Stunden habe ich den Marodeur auf Höchstgeschwindigkeit durch jedes Gelände gejagt. Die Sprungdüsen habe ich benutzt, bis das Plasma des Reaktors fast erschöpft war. Aber es war zu spät. Als ich auf den Hügeln über der Stadt ankam, war sie nur noch ein riesiger, brennender Scheiterhaufen.“
In dem Offizierskasino hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Niemand sagte etwas. Also entschied Jack fortzufahren.
„Ich habe Jessy’s Leiche Tage später in den Trümmern ihres Lademechs gefunden. Sie hat versucht die Piraten von der Vernichtung eines Krankenhauses abzuhalten. Mit einem zivilen Industriemech, Danton. Unbewaffnet und nicht gepanzert. Sie muss gewusst haben, dass sie keine Chance haben würde, und trotzdem hat sie sich zwischen die Verletzten und die Marodeure gestellt. Diese Bestien haben meinen Engel einfach zusammengeschossen. Das einzige Wesen in diesem Universum, das mir je etwas bedeutet hat. Der einzige Mensch, der je mehr in mir gesehen hat als den barbarischen Piraten. Und dafür werden Sie bezahlen, Lieutenant Colonel. Seit diesem Tag, dem Tag, an dem ich an Jessy’s Grab schwor die Marodeure zu richten, verfolge ich sie quer durch die Innere Sphäre und Peripherie.“
Jack setzte sich auf und blickte Danton in die Augen. Seine Stimme war kalt wie Eis, aber in seinen Augen brannte ein hasserfülltes Feuer, das selbst der Hölle Konkurrenz hätte machen können.
„Es ist mir völlig egal, was Sie von mir denken, Danton. Das ist die Wahrheit. Auf einem Planeten nahe der lyrianischen Allianz habe ich gehört, dass die Marodeure auf dem Weg in den Clanraum sind. Ich habe die Passage an Bord des Händlers gebucht und bin hierher gekommen.
Wenn Sie wollen erschießen sie mich Danton. Tun Sie es jetzt. Wahrscheinlich würden Sie mir damit sogar einen Gefallen tun. Aber solange auch nur noch ein Funken Leben in mir brennt, werde ich keine Ruhe geben bis ich Conny und ihre Einheit gefunden habe. Bis ich den Tod von Jessy gerächt habe. Das habe ich einmal an einem Grab geschworen und ich schwöre es jetzt auch ihnen.“
Als Jack geendet hatte, sackte er in sich zusammen. Die Anspannung der letzten Jahre schien plötzlich von ihm ab zu fallen. Schnell rettete er sich mit einem weiteren Schluck Absinth.
Der Söldner blickte ihn verschlossen an, als wolle er in sein Innerstes blicken. Dann wandte er sich an den neben ihn stehenden Decaroux.
„Sergeant Decaroux, führen sie den Trupp zu den Unterkünften zurück. Ich benötige sie nicht mehr. Dieses Gespräch klassifiziere ich hiermit als geheim. Kein Wort an Außenstehende. Zu niemandem. Weggetreten.“
Verblüfft blickte Decaroux seinen kommandierenden Offizier an und warf dann noch einen schnellen Blick auf Jack, bevor er sich an sein Kommando wendete. „Ihr habt den Lieutenant Colonel gehört. Einpacken und im Laufschritt nach draußen.“

Jack und Germain Danton waren alleine in dem Offizierscasino. Der Söldner stand von seinem Stuhl auf und ging gemächlich hinüber an die verwaiste Bar, wo er schnell fündig wurde. Triumphierend kehrte er mit einem neuen Whiskyglas zu Jack zurück und stellte es vor dem ehemaligen Piraten ab, bevor er die Flasche ergriff und zwei Finger des wohlschmeckenden Alkohols eingoss.
„Also gut Jack. Da mir die ISA versichert hat, dass kein Mensch unter dem Einfluss dieser Droge lügen kann, werde ich Ihnen glauben. Was mich zum nächsten Problem bringt. Sie waren ein Pirat, und haben als solcher Verbrechen begangen, die ich nicht für gut heißen kann.“
Langsam umrundete der Söldner den Tisch und griff dann wieder zu seinem eigenen Glas. Den schalen Blick, den Jack ihm zuwarf, deutete der Mann richtig.
„Keine Sorge. Das ist ein Glas ohne Drogen. Sie können beruhigt trinken.“ Erst nachdem Jack das Glas ergriffen und einen kleinen Schluck genommen hatte fuhr der Lieutenant Colonel fort.
„Ich kann Ihre Absichten nur zu gut nachvollziehenn Jack. Glauben Sie mir, an einem solchen Punkt habe ich mich auch einmal befunden.
Ich möchte Ihnen jetzt auch gar keine Ratschläge geben oder versuchen die Situation besser zu reden, als sie ist. Was Ihnen und ihrer Verlobten geschehen ist, tut mir wirklich leid. Dessen können Sie sich sicher sein.“
Danton starrte kurz auf den Drink in seiner Hand und setzte sich dann schnell, bevor er weiter sprach. „Sehen Sie, Jack, theoretisch hätte ich die moralische und dienstliche Verpflichtung Sie der ISA zu melden und den Behörden zu übergeben. Und glauben Sie mir, das ist genau das, was ich tun werde, wenn dieses Gespräch eine für mich falsche Wendung nimmt.
Eigentlich ist es ganz einfach. Ihr einsamer Rachefeldzug hat wahrscheinlich etwas mit unserem Auftrag zu tun. Ich wäre meiner Position als kommandierender Offizier der Chevaliers nicht würdig, wenn ich denken würde, dass ein Trinärstern Parder genau in diesem Moment ganz zufällig hierher zurück kehrt. Genaue Einzelheiten darf ich Ihnen noch nicht sagen Jack, aber wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, ist diese Constanze nur ein kleines Teil in einem recht großen Vorgang. Sie haben Informationen von diesen Pardern. Einheitsaufstellungen, Mechversionen und so weiter. Aber noch viel wichtiger ist, dass Sie mit ihnen gekämpft haben. Sie wissen, wie die Clanner denken, wie sie auf verschiedene Situationen reagieren. Helfen Sie uns, Jack. Helfen Sie uns diese Bedrohung ein für alle mal auszuschalten.“
Dantons Stimme war eindringlich, fast schon fordernd. Und Jack war nahe an einem Zusammenbruch. Die Belastungen der letzten beiden Jahre, der Verlust, die Droge und der Alkohol, das alles war zuviel für ihn. Es wäre für jeden zuviel gewesen.
„Was soll ich tun, Lieutenant Colonel. Ich weiss einfach nicht mehr was ich tun soll.“
„Sie kommen zu den Chevaliers, Jack. Sie werden ein Teil meiner Einheit. Ich weiss, dass Sie kein Söldner sind. Die militärischen Strukturen an die wir gebunden sind, mögen etwas gewöhnungsbedürftig für Sie sein, deshalb biete ich Ihnen fürs erste einen Unterkontrakt in der Einheit. Sie werden keiner unserer Lanzen zugeteilt und unterstehen auch nur mir persönlich. Wir führen Sie als Scout für diese Mission. Das bedeutet, dass Sie den vollständigen Support der Einheit haben, aber nicht an Uniformvorschriften oder dergleichen gebunden sind. Wenn wir die Parder haben, werden wir weiter sehen. Wenn Sie bei uns bleiben wollen, werden Sie sich ändern müssen. Wenn Sie gehen wollen, werde ich Sie nicht aufhalten. Eines sage ich Ihnen allerdings in aller Klarheit, Jack. Wenn Sie mich enttäuschen oder hintergehen, wenn ich zu irgendeinem Zeitpunkt den Eindruck habe, dass Sie eine Gefahr für meine Leute darstellen oder Ihr eigenes Süppchen kochen, dann werde ich Ihnen persönlich das verlogene Herz aus der Brust reißen.“
Der Lieutenant Colonel trank sein Glas aus und stellte es auf den Tisch. „Was sagen Sie, Jack. Habe ich Ihr Ehrenwort oder muss ich die ISA rufen?“
„Sie haben mein Wort, Danton. Helfen Sie mir, und ich kämpfe alleine mit einem Dosenöffner gegen die Marodeure, wenn sie es befehlen.“
Seine letzten Worte waren kaum noch verständlich. Der extreme Alkoholgenuss der letzten Minuten forderte seinen Tribut. Er konnte sich kaum noch auf dem Stuhl halten. Ganz im Gegensatz zu dem Söldner, der jetzt aufstand und zu ihm herab blickte.
„Dann Mechkrieger Ryan, herzlich willkommen bei den Chevaliers.“

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Wahnsinn und Genie liegen oft näher beieinander als man denkt.

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Taras Amaris: 02.06.2010 20:56.

02.06.2010 14:03 Taras Amaris ist offline E-Mail an Taras Amaris senden Beiträge von Taras Amaris suchen Nehmen Sie Taras Amaris in Ihre Freundesliste auf
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Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
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DelaVito war Leutnant - und stolz darauf. Er hatte einen langen und harten Weg hinter sich, viel lernen müssen, sich oft beweisen müssen. Aber er konnte nicht behaupten, dass man ihm Chancen verwehrt hätte. Die hatte es Zuhauf gegeben. Sie waren halt nur schwer zu erreichen gewesen. Jetzt saß er hier in seinem Feuerfalke, und führte seine Lanze - verdammt noch mal, seine eigene Lanze, wie gut das klang, wie toll sich das anfühlte, wie geil doch allein schon der Gedanke war - durch den südlichen Teil des Kurita-Meeresbeckens, zweitausend Klicks von Stirling Base, zweitausendzweihundert von Parkensen City und etwas über achtzehnhundert vom Südrand des Point Liberté entfernt. Sein erstes Kommando. Seine erste Mission nicht als Stellvertreter, sondern als voll verantwortlicher Kommandeur. Miliztruppen, zugegeben, aber was für eine Miliz! Diese Miliz beschützte Wayside V, und sie hatte bereits Kämpfe gesehen und überlebt, die manche der so genannten Elite-Einheiten der Inneren Sphäre zu Staub zerblasen hätte. Daniello DelaVito war immer davon begeistert gewesen, von den Geschichten, von den Aufzeichnungen, war fasziniert von der Vernichtungsgewalt gewesen, die hier getobt hatte. Gewiss, sterben war eine unschöne Sache, aber der Aspekt, diese Welt gegen den sterbenden Clan gehalten zu haben, und nun Teil ausgerechnet der Truppe zu sein, die dies vollbracht hatte, war magisch, einfach magisch.
Und er war nicht nur ein Teil davon, unter dem Kommando von Major Klein, nicht nur ein Lanzenführer der Mech-Abteilung, nicht nur am Steuer eines der besten Mechs der Inneren Sphäre, einem hoch gerüsteten Fünfundfünfzig Tonnen schwerem Monster, er hatte auch hervorragende Chancen, für einige Zeit oder für immer in die Angry Eagles aufzusteigen, der persönlichen Einheit des Herzogs! Das war sein höchstes Ziel, die Erfüllung all seiner Träume. Ein kindisches Ideal, wie er sich immer wieder eingestehen musste. Aber warum fühlte es sich dann so verdammt gut an?
Vielleicht war der Idealismus des Herzogs ansteckend.

"Erreichen Nav-Punkt Golf", sagte er laut genug, damit das Mikrofon seine Worte per Lanzenverbindung übertrug. "Noch achtzig Klicks, dann machen wir Schluss für heute. Ich habe uns eine schöne kleine Senke ausgesucht, die einen eigenen kleinen See hat. Falls du uns heute mit einer Bade-Einlage beglücken willst, Rawhide."
"Spötter", klang die helle Stimme von Korporal Mamoru Fujita auf. Er war der Jüngste in der Truppe, und die Namensgleichheit mit dem Rufnamen des Herzogs hatte ihm oft genug unfaire Vergleiche beschert, die ein Draconier unmöglich gewinnen konnte. Ein dünnes Hemd wie Fujita erst Recht nicht. Das hatte oftmals zu dem unschönen Vorwurf geführt, Mamoru hätte ursprünglich als Mädchen geboren werden sollen. Seit er jedoch DelaVito als Flügelmann zugeteilt war, hatte er sein Bestes getan, um diese Neckereien auf das geringstmögliche Maß zu reduzieren. Und das mit dem Baden war definitiv nötig. Allerdings war es beruhigend zu sehen, wie Fujitas Feuerfalke die Rechte hob, und ihm den ausgestreckten Mittelfinger zeigte. Vor einem halben Jahr hätte der junge Drac eine solch feinfühlige Handlung im Leben nicht hinbekommen.
"Nun ärgere den Jungen doch nicht so, LT", klang die spöttische Stimme von Gianna Lollo auf, der Pilotin des Kampfschützen der Einheit. "Wenn du willst, kann ich ja für euch baden gehen."
"Wir werden alle baden gehen, Hurricane", bestimmte DelaVito. "Und Mad Dog hält Wache."
Das Gelächter von Rawhide und Hurricane erfüllte die Kanäle, während die laute Stimme von Feldwebel Truman Ringo lautstark Protest anmeldete. Lautstark genug, sodass sein Skorpion beinahe aus dem Tritt geraten wäre.
"Okay, Leute, das war genügend Spaß für den Augenblick. Auch wenn es langweilig ist, wir sind hier draußen, um das Gelände kennen zu lernen, und unsere Patrouille abzulaufen. Vergesst nicht, wir wären nicht die erste Gruppe, die ein von unseren Fliegern bereits kontrolliertes Gebiet abläuft, und an einem Wasserloch dann doch eine Piratentruppe aufspürt. Das kann uns jederzeit passieren. Und deshalb laufen wir ja auch in unregelmäßigen Abständen die Wasserstellen ab; um diese schmuggelnden, marodierenden und brandschatzenden Idioten zu erwischen, bevor sie uns Ärger machen können."
"Bisher hatte noch keine Patrouille damit Probleme", merkte Rawhide an. "Da hätten sie auch Higgins und ihre Heuschrecks schicken können."
Einen Moment schüttelte sich DelaVito, als er daran dachte, eine hitzköpfige und schießwütige Fanatikerin für Leichte Mechs wie Amanda Higgins wäre hier draußen auf ein paar unbewaffnete Schmuggler, oder noch schlimmer, illegale Migranten gestoßen. Sie war der Typ, der erst schoss, und dann fragte. "Natürlich hätte Major Klein das machen können", erwiderte DelaVito, "aber dann hättest du keine Gelegenheit bekommen, ein paar Tage am Stück auf deinem Feuerfalken zu schieben, Kleiner."
Hurricane und Mad Dog lachten lauthals. Sie waren alle vollwertige Mitglieder der Miliz, aber es war üblich, an seinen Defiziten zu arbeiten. Und Rawhide hatte erst einhundert Stunden auf dem Feuerfalken. Es war dringend notwendig, dass er seine Erfahrungen auf dieser Mühle so schnell er konnte ausbaute. Ein sprungfähiger Feuerfalke war eben von der Bewaffnung, und durch die Sprungfähigkeit, etwas vollkommen anderes als der Stadtkoloss. Und DelaVito hatte nicht vor, sich einmal vorwerfen zu lassen, er hätte sich nicht gut genug vorbereitet. Oder er wäre von einer unerwarteten Situation so überrascht worden, sodass er seine komplette Einheit ohne Gegenwehr hatte. "Außerdem, Higgins hier draußen, mit ihren modifizierten Heuschrecks, das wäre ein Albtraum für jeden, auch die Clanner. Da siehst du einen hübschen kleinen, nicht sprungfähigen Zwanzigtonner auf dich zulaufen, identifizierst noch die beiden MGs in den Stummelarmen... Und dann findest du auf die harte Tour raus, dass das Mistding statt eines Lasers eine PPK unter dem Bauch trägt.Weißt du, welche Verwüstungen sie damit anrichten kann? Und das nur, wenn sie gute Laune hat."
"Ist ja gut, Chef. Ich werde dir schon deinen ersten selbstständigen Einsatz nicht kaputt reden", murmelte Rawhide halb ärgerlich, halb verschmitzt.
"Touché, was, LT?", merkte Hurricane glucksend an.
"Funkdisziplin, bitte", mahnte der Leutnant, allerdings auch nur um etwas zu sagen, was nicht mit einer Ausrede zu tun hatte. Ihre Kommunikation erfolgte mit geringster Sendeleistung und konnte nicht so ohne Weiteres aufgespürt werden. "Jedenfalls haben wir alle hier draußen eine wichtige Aufgabe vor uns, und ich will verdammt sein, wenn ich dem Herzog unter die Augen treten muss, um ihm mitzuteilen, wir hätten nicht unser Bestes gegeben. Wir... Moment, ich habe da was in der Ortung." Hastig warf er einen Blick auf die weit gestreute, offene Formation, welche seine Lanze einhielt. Der Abstand untereinander betrug zweihundert Meter, sie liefen in einer nicht ganz exakten Rautenformation mit ihm an der Spitze. "Eine gute Gelegenheit. Ausschwärmen, und langsam auf Ortungskontakt zumarschieren."
"Roger!" Der Kampfschütze brach nach links aus, der Skorpion nach Rechts. Der Feuerfalke hielt den Abstand zum Dunkelfalken seines Chefs, während sich beide Maschinen mit normaler Marschgeschwindigkeit weiter auf das Signal in DelaVitos Metallortungsband zubewegten.
"Indirekter Kontakt. Metall. Stationär, achthundert Klicks Südwestsüd", informierte er seine Leute. Nach einem Abgleich mit den Daten der letzten Patrouille wusste er auch ziemlich genau, dass Hartman und seine Leute das Ding da vorne nicht geortet hatten. "Seid vorsichtig. Das kann irgendein Parderschrott sein. Aber auch etwas vollkommen anderes."
"Apropos anderes: INCOMING!", gellte die Stimme der Kampfschütze-Pilotin auf.
DelaVito reagierte sofort, trat die Pedalen seiner Sprungdüsen durch und versetzte seine Maschine mit einem Sechzig Meter-Satz zur Seite. Dann schlug auch seine Ortung an und zeichnete Kontakte in der Luft ein. Zwanzig, vierzig. LSR oder MSR. Und sie hielten ziemlich genau auf ihn zu!
Einem Großteil konnte er ausweichen, aber sieben schafften es noch, auf ihn einzusteuern, und fetzten Panzerung von seiner linken Torso-Seite, dem linken Arm und dem linken Bein. Die unglückliche siebte schlug knapp unter seinem Cockpit in den Mech, und ließ ihn glauben in einer Glocke gefangen zu sein, die von einem Oni geschlagen wurde.
"LT!", klang die besorgte Stimme von Rawhide auf.
"Bin okay!", rief er, und schüttelte sich mehrfach, um seine Benommenheit abzuschütteln. "Hat jemand was erkennen können? Irgendwas?"
"Also, das waren auf jeden Fall LSR! Und nicht die Letzten! Rawhide, diesmal haben sie dich im Visier! LT, sieh zu, dass du in Wallung kommst, anstatt Zielscheibe zu spielen!"
"Wieder eine vierziger Salve?"
"Nein, diesmal sind es sechzig, und... Heilige Scheiße, weitere Ortungen auf dem Magnetband und dem Radar! Sechs, nein, sieben Kontakte! Kommen näher!"
DelaVito schluckte für einen Moment. Der Ernstfall! Die Situation, für die er trainiert hatte. Die Mission. Er öffnete einen Notfallkanal und erhöhte die Sendeleistung auf Maximum. "Eins Forward von Eins Eins Forward! Werden angegriffen! Unbekannter Feind feuert mit LSR auf meine Position. Sieben Kontakte verifiziert! Ich wiederhole, sieben Kontakte verifiziert!" Er ließ die Verbindung offen, in der Hoffnung, dass der Lanzenfunk vielleicht noch einige weitere Informationen über den UKW-Funk zur Miliz tragen würde. Sieben unbekannte Kontakte, davon war mindestens eine Artillerie-Einheit vertreten. Keine näheren Informationen. Fliehen oder den Kampf aufnehmen? Er war nicht gerade der Ewige Krieger, hatte aber Vertrauen in seine Fähigkeiten. Andererseits konnte er nicht ewig nachdenken.
"Wir sehen uns die Clowns mal näher an. Rawhide, du hältst uns die Hintertür auf. Hurricane, Mad Dog, für überlappende Schussfelder näher heran rücken. Bestätigt."
"Heilige Scheiße, ich versuche es!", rief der Feuerfalke-Pilot aufgebracht. "Aber falls es dich interessiert, ich glaube, hier kommen ein paar Savannah Master zum spielen herüber!"
"Kontakte identifiziert! Neun, davon ein LSR-Träger, zwei Burke, zwei Manticore! Rest wahrscheinlich Mechs!"
Verdammt noch Mal, das klang nach einer netten kleinen Falle. Nach einem Hinterhalt aus dem Lehrbuch. Kleine, schnelle Einheiten im Rücken, eine stabile Front als Amboss. Ihre Geschwindigkeit nützte ihnen hier überhaupt nichts, nicht solange sie auf die nicht sprungfähigen Mechs der Lanze Rücksicht nehmen mussten.
"Nächste Salve! Mad Dog, sie zielt auf dich!"
"Sechshundert Meter ist auch in Reichweite unserer Waffen", stellte DelaVito grimmig fest, und warf seine Maschine nach vorne. Er suchte und fand eine Ziellösung für sein leichtes Gauss-Geschütz, und feuerte auf den vorderen Manticore. Auf der Flanke ratterte die 10er Ak des Skorpions, und sandte den tödlichen Granatenstrom auf den rechten Burke, der zum Sturmlauf angesetzt hatte. Die Projektile wischten wie zornige Hornissen über die Aufbauten, ließen aber nur Panzerung abplatzen.
Das Gauss-Geschoss traf, riss einem LSR-Träger die Flanke auf. Sekundärexplosionen zerfetzten schließlich das ganze Fahrzeug. Ein Glückstreffer, aber hoffentlich nicht der letzte für die Wayside-Miliz heute. Diese Situation kannte nur drei Lösungen, und Nummer drei, ergeben, stand gegen einen unbekannten Feind, der ohne Warnung angegriffen hatte, nicht zur Debatte. Blieben noch fliehen oder freikämpfen. Aber für fliehen hätte er Mad Dog und Hurricane zurücklassen müssen. Im Freikämpfen sah er hingegen eine Option, den Feind in genügend Chaos zu stürzen, um die Fluchtmöglichkeit für seine Lanze zu erzwingen. Das Gelände war hügelig, andernfalls hätte sich der Gegner nicht so lange vor ihm verstecken können. Und genau dies ließ ihm einige Möglichkeiten, unter anderem die Flucht durch eine mäandernde Bodenwelle im Nordosten. Die galt es zu erreichen. Doch zuvor galt es, so viel Schaden wie möglich anzurichten.
"Guter Schuss, LT!", rief Mad Dog fröhlich. Sekunden, bevor der Burke den Beschuss mit seinen drei PPK's erwiderte. Zwei Schüsse gingen über den geduckten, vierbeinigen Skorpion hinweg. Wahrscheinlich der einzige Vorteil, den das Modell jemals gehabt hatte. Der dritte blauweiße Energieball jedoch traf das linke vordere Bein, und rasierte es glatt ab.
"Mad Dog!" "Bin noch da! Waffen sind noch da! So leicht kriegt der Bursche mich nicht, LT! Kümmere dich um deine Gegner!"
Verbissen betrachtete der Leutnant die Statusanzeige. Dann erneut die Situation. Die LSR waren ausgeschaltet, aber damit waren sie noch lange nicht in Sicherheit. Ein Viertel seines Kommandos waren verloren, wenn er die Position aufgeben musste. Und das musste er. Das Tonnageverhältnis sprach gegen ihn, die höhere Mobilität seiner Mechs brachte keinen Vorteil.
Er wandte den Dunkelfalken in Richtung des Burke und feuerte den Laser und die LSR auf ihn ab. Die Energiewaffe traf, vernichtete eine PPK, die LSR gingen daneben oder zerschroteten Panzerung. Das schien den schweren Panzer nicht zu beeindrucken. Er feuerte die verbliebenen beiden PPK's auf den Skorpion ab, und für bange Sekunden flackerte die Statusanzeige von Mad Dogs Maschine bedrohlich.
"Ich bin noch da", klang seine raue, trotzige Stimme auf. "Aber ich habe hier einen Schütze auf der Ortung, der gleich in Reichweite sein wird. Besser, du nimmst die anderen Kids und machst nen Abgang, LT."
"Ich kriege die verdammten Mistdinger nicht in den Griff!", rief Rawhide entrüstet. "Die sind zu schnell!"
"Lass die Scheiße, Mad Dog! Wir werden..."
"Hilf lieber Fujita, oder es kommt hier keiner mehr raus! Glaubst du, die Typen sind hier, um freundlich zu reden?"
Wieder erwachte die Bewaffnung des Skorpions, und schüttete sein Feuer über den Burke.
Der ließ sich nicht lumpen, und feuerte erneut seine PPK über den vierbeinigen Mech aus.
Diesmal sackte die Maschine in die Knie. Das Symbol des Skorpions verschwand von seiner Anzeige. "Mad Dog!"
"Konnte er aussteigen?", fragte Hurricane, die gerade versuchte, mit ihren Autokanonen die Manticore zu überreden, bitte auf Abstand zu bleiben.
"Ich weiß es nicht! Verdammt, ich weiß es nicht!" So fühlte sich das also an, weit abgeschlagen zu sein, fernab jeder Verstärkung, eine überlegene Feindeinheit im Nacken, keine Verbindung zum Hauptquartier.
"Jenner! Jenner in der Flanke! Verdammt, der Bastard hat mir einen mitgegeben! Die Savannahs sollten mich nur ablenken!", rief Rawhide entrüstet.
"Der Archer feuert, LT! Oh-oh, ich identifiziere hier ein Artemis-Feuerleitsystem! Das ist gar nicht gut, gar nicht gut!"
Verdammt, mit wem hatten sie es hier zu tun? Die Zusammensetzung der Maschinen sprach für Innere Sphäre, eventuell Peripherie. Allerdings eine Innere Sphäre oder Peripherie, die noch nie Clanswaffen erbeutet hatte. Konnte es so etwas geben? Und war dies eine Invasion, oder nur ein etwas zu starker Schmuggler?
DelaVitos Herz begann zu rasen, als seine Ortung vor der herein kommenden Rakete warnte. Das war verrückt, einfach verrückt. Erst im allerletzten Moment trat er die Sprungdüsen voll durch, und wurde dennoch von der Explosion hart durchgeschüttelt. Nur mit Mühe und mit Hilfe der vollmodellierten rechten Hand gelang es ihm, die Maschine einigermaßen abzufangen.
Sein erstes Kommando. Und er war nicht nur in die Scheiße geraten, sondern in die richtig tiefe Scheiße. In was für ein verficktes Wespennest hatte er hier gestochen? Eiskalte Ruhe überkam ihn, während er die Maschine wieder aufrichtete, um mit Autokanone und LSR auf den Schützen zu feuern. "Rawhide, zurückziehen. Halte Funkverbindung mit mir. Ich sende dir permanent meine Kameradaten. Hurricane, zieh die beiden Manticore raus, so weit du kannst. Danach versuch dich abzusetzen." Er wartete die Widerworte der anderen beiden Piloten gar nicht erst ab, als er die Sprungdüsen durch trat, um dem Schützen näher zu kommen. "Ich sehe mir an, was hinter dieser Hügelkette liegt."
"Aber du kannst doch nicht...", begann Rawhide.
"Du hast deine Befehle!", blaffte DelaVito böse. Der Archer feuerte erneut, diesmal aber nur mit dem Lasern. Einer traf den Dunkelfalken am rechten Oberschenkel, der zweite ging vorbei. Auszuhalten. Das war auszuhalten. Er feuerte erneut die Sprungdüsen, landete, und war in KSR-Reichweite. "Ja, jetzt staunst du, was? Jetzt will ich dich mal sehen, mit deinem Artemis-Feuerleitsystem! Jetzt spielen wir mal nach meinen Regeln!" Halb wandte er den Mechtorso zur Seite, um dem Burke eine Salve seiner LSR zu widmen, dann warf er den Dunkelfalke in Sturmtempo vorwärts. Der Schütze wich zurück. Also, Morgan Kell war das mit Sicherheit nicht. Der hatte keine Angst vor einer zwanzig Tonnen leichteren Maschine.
"Oh, oh, oh! Da verabschiedet sich mein Radar! Ich kann nicht bei dir bleiben, LT!"
"Versuche zu Rawhide aufzuschließen, aber halte ihn nicht zurück. Er muss die Videodaten weiter geben, die ich sammle!", befahl er ernst. "Bist du noch nicht weit genug weg, Drac?"
"Kämpfe du mal gegen zwei Savannah Master, und habe noch nen Jenner im Rücken! Die einen sind schnell, und die Blechschüssel kann auch springen!"
Das klang nicht gerade danach, als würde Fujita entkommen können, wirklich nicht. Andererseits musste er nur länger senden als DelaVito es selbst konnte. Nur ein klein wenig länger.
Wieder feuerte er die Autokanone ab, sah dabei zu, wie die Munition bunte Blumen auf dem Archer hinterließ und Panzerung wie Blütenblätter wie Schuppen herabsprengte. Dem folgten sofort die KSR. Wie im Training war er darauf bedacht, die Hitze seiner Maschine nicht zu früh in den gelben Bereich hoch zu treiben.
Eine Erschütterung warf ihn aus der Bahn, der Mech taumelte, überschlug sich fast. Der Burke, verdammt! Hastig trat er erneut die Pedale der Sprungdüsen durch, raste nach vorne, stabilisierte die Maschine. Die Hitze schnellte hoch, aber seine Sparsamkeit machte sich nun bezahlt. Er sprang erneut, war nun in direkter Reichweite des Schütze, der wieder ein paar Schritte nach hinten wich. Erneut feuerte der Burke seiner verbliebenen Raketen ab, und wieder trat DelaVito die Sprungdüsenpedale bis zum Anschlag durch. Er ritt auf einer Salve aus Feuerplasma in die Höhe, zog halb am Schützen vorbei, bevor er die Last auf der rechten Seite des Sprungtornisters massiv zurück nahm. Dadurch schwenkte die Maschine über die rechte Seite, über den Schützen hinweg. Gierig leckte die Flamme aus Plasma über Panzerung und Cockpit der Feindmaschine, verzehrte mit sechstausend Grad, was immer sie berührte. Der Dunkelfalke verfing sich mit einem Bein im Gegner, stürzte hart nach vorne, aber das machte nichts. Der Schütze war tot, toter ging es nicht. Wenigstens einen der Bastarde hatte er mitgenommen. Benommen schüttelte er den Kopf, der dröhnte, als hätte man ihm ein Bienennest implantiert. Statusanzeigen? Alles war verschwommen, und auf dem linken Auge sah er nichts mehr. Es wurde erst langsam besser, und der Dunkelfalke wollte sich trotz Klarmeldungen nicht von der Stelle rühren. Er versuchte es mit den Sprungdüsen, aber als Ergebnis wechselte ein halbes Dutzend Schadensanzeigen von gelb auf rot. Es schien so, als würde der Schütze den Dunkelfalken so schnell nicht mehr los lassen. Wo war der Burke? Wo die Manticores? Hatten es die anderen beiden geschafft?
Der Annäherungsalarm ging los. Sein Blick ging zur Magnetbandortung, dem letzten funktionierenden Sensor in dieser halbwracken Mühle. Unzählige Impulse waren auf dem Weg zu ihm. Sehr schnell, sehr heiß. "LSR...", hauchte er, und hörte bei neunzig auf zu zählen. Dann brach das Verderben über seine Maschine herein. Seine erste Mission als Lanzenführer, ein Desaster.

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Angry Eagles

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Unterkunftsgebäude der Chevaliers
Wayside V
Der Morgen danach

Jack wollte sterben. Definitiv und unwiederbringlich. Einfach hier und jetzt tot umfallen. Na ja, da er sich bereits in der Waagerechten befand, würde das mit dem Umfallen wohl oder übel weg fallen.
Stöhnend versuchte er seine verklebten Augen zu öffnen und blinzelte in das von der Sonne hell erleuchtete Zimmer. Seine zweitklassige Absteige in der Nähe des Jaffray-Raumhafens konnte es nicht sein. Die hatte nämlich gar keine Fenster.
„Guten Morgen, Jack. Ausgeschlafen?“
„Lass mich in Ruhe, Peter. Mein Schädel dröhnt und ich kann mich kaum bewegen, ohne dass ich den Drang verspüre den Boden hier zu verunreinigen.“
Missmutig erhob er sich von der schmalen Pritsche und streckte vorsichtig seine Glieder, während er sich orientiere.
Ein kahler Raum blickte ihm trostlos entgegen. Ein unlackierter Metallspind in der Ecke, ein kleiner Tisch mit zwei ungemütlich aussehenden Stühlen und die Pritsche waren alles was dieses karg eingerichtete Domizil an Möbeln aufzubieten hatte.
Auf einem der Stühle hatte es sich Peter bequem gemacht. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen, die Füße auf der Tischplatte abgelegt und einem unverschämten Grinsen auf dem jungen Gesicht blickte ihn sein alter Freund an.
Nachdem Jack sich sicher war, dass ihn weitere Bewegungen nicht sofort wieder aus dem Gefecht werfen würden, überprüfte er den Sitz seiner Augenklappe und fischte dann eine Tablettendose und seinen Flachmann aus der Hemdtasche.
„Das, Jack, ist keine wirklich gute Idee. Du weißt doch, was unser guter alter Metzger immer gesagt hat. Medikamente und Alkohol. Keine wirklich zu empfehlende Kombination.“
Einen mürrischen Blick in Richtung Peter werfend, entnahm Jack der Dose eine Tablette, warf sie sich in den ausgedörrten Mund und beeilte sich dann den Flachmann aufzuschrauben. Keine leichte Aufgabe, da seine Hände wie Espenlaub zitterten.
Erst als der bittere Geschmack der Schmerztablette ihn bereits würgen ließ, verschaffte er sich Erleichterung mit einem tiefen Schluck grünen Feuers. Wieder einmal brannte sich der Absinth durch seine Kehle auf dem Weg zu seinen Därmen. Augenblicklich war der unangenehme Geschmack vergessen. Ersetzt durch ein tobendes Feuer das ihn kurz nach Luft ringen ließ. Und seine Lebensgeister reaktivierte.
„Geh sterben, Peter. Aber versuch bitte leise den Löffel abzugeben.“
Träge erhob er sich von der Pritsche und trat an das Fenster, während sein Freund mit einem genervten Ächzen ebenfalls aufstand.
„Ich dachte diese Thematik hätten wir bereits besprochen, Jack. Ich bin bereits tot. Deine Seele hat die ewige Einsamkeit einfach nicht mehr verkraftet. Das ganze Leid, die Schuldgefühle.
Du brauchtest jemandem mit dem du reden konntest. Und da niemand da draußen war, dem du hättest vertrauen können, hast du einfach mich wieder zurück geholt.“
Peter trat neben ihn und legte ihm den imaginären Arm auf die Schulter.
„Mich, Jack. Deinen alten Freund, Peter. Ich mag zwar nur ein Produkt deines kranken Geistes sein, aber immerhin.“
Immer noch nicht ganz bei Sinnen wischte sich Jack über das gesunde Auge und versuchte die Vorgänge vor dem Fenster zu fokussieren. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Vorschlaghammer.
„Verdammt. Ich bin immer noch auf dem Kasernengelände. Warum zum Teufel hast du mir das nicht gesagt?“
„Du hast doch nicht gefragt, Jack. Und außerdem, zum letzten Mal, ich bin eine Einbildung deines Verstandes. Was du nicht weisst, dass weiss ich auch nicht.“
Das war zuviel. Jack nahm noch einen Schluck aus dem Flachmann. Natürlich. Er war gestern nach dem Gespräch mit Danton einfach zusammen gebrochen. Der verdammte Absinth. Angeekelt blickte er auf die fast leere Flasche in seiner Hand, bevor er sie mit einem letzten tiefen Schluck endgültig leerte und wieder in seiner Hemdtasche verstaute.
Das war ja mal wieder ein toller Schlamassel in den er da geraten war. Gedankenverloren blickte er auf seinen digitalen Chronometer. Neun Uhr morgens.
Für Piraten sehr, sehr früh. Er persönlich würde es sogar noch Nacht nennen. Für Berufssoldaten jedoch war es bereits helllichter Tag.
Er konnte von seinem Fenster aus mindestens fünfzig uniformierte Personen sehen, die auf dem Gelände den verschiedensten Tätigkeiten nachgingen, was an sich bereits eine sehr beunruhigende Tatsache darstellte.
Wenn Piraten eines auf den Tot nicht ausstehen konnten, dann waren es uniformierte Personen. Ohne den Blick abzuwenden tastete er nach seinem Gürtel und dem daran befestigten Halfter.
Natürlich fand er beides nicht. Damit fehlten ihm auch seine treue Automatikpistole und das Kampfmesser. Er spürte zwar, dass sein Ersatzmesser noch immer in der versteckten Scheide seines rechten Stiefels steckte, machte sich jedoch keine große Hoffnungen.
„Und selbst wenn du deine Waffen noch hättest, Jack. Was würdest du tun? Bei helllichtem Tag auf dem Kasernengelände Amok laufen?“
Peters Stimme klang eindringlich in seinem Kopf.
„Jack, beruhige dich. Atme tief durch und analysiere das Problem. Deine Mutter hat kein dummes Kind zur Welt gebracht. Vielleicht ein Verrücktes, aber bestimmt nicht dumm.“
„Verdammt, Peter, die wissen was ich war. Wahrscheinlich baut die Miliz schon einen Galgen für mich auf. Dieser Danton hat mich reingelegt. Ich muss hier sofort verschwinden.“
Mit einem Mal war der Alkoholkater verschwunden und Jacks Gehirn leistete Überstunden.
„Wenn sie dich hätten umbringen wollen, wäre in der Offiziersmesse der perfekte Zeitpunkt gewesen. Ein ganzer Trupp Infanterie mit entsicherten Waffen haben auf dich gezielt, Jack. Und du warst so dicht dass du es wahrscheinlich nicht mal gemerkt hättest bis du an der Pforte zur Hölle wieder zu dir gekommen wärst.“
Fröhlich drehte Peter auf dem Absatz herum und schlenderte wieder zu seinem Sitzplatz zurück.
„Das sind Soldaten Peter. Die töten Piraten nicht einfach so wenn sie mal welche erwischen. Die schlachten das Ganze lieber schön aus. Mit Presse und so weiter. Schauprozess und dann eine öffentliche Hinrichtung im Namen des Volkes. Wir sind auch noch auf einem Kurita Planeten. Da wird das wahrscheinlich sogar den Kindern noch vor geführt um ihnen zu zeigen was passiert wenn man nicht dem Weg des Drachen folgt.“
Nervös fuhr Jack zu seinem Freund herum der sich mittlerweile wieder auf dem Stuhl räkelte, kam jedoch nicht dazu, weiter zu sprechen.
„Nicht wir, Jack. Du bist auf einem Kurita Planeten!“
Gerade wollte er zu einer wütenden Entgegnung ausholen, da erklang verhaltenes Klopfen an der Tür zu dem Zimmer. Jacks Nervenbahnen explodierten. Hektisch sah er sich erneut in dem kleinen Raum um, aber eine Fluchtmöglichkeit offenbarte sich ihm auch dieses Mal nicht.
Keine Lüftungsschächte, keine Wartungsklappen im Boden und vor dem Fenster die halben Streitkräfte des Planeten. Einfach super. Erneut erklang das Klopfen an der Tür, diesmal jedoch etwas lauter. Etwas fordernder.
„Glaubst du im Ernst sie würden klopfen, wenn sie dich zum Scharfrichter führen wollten, Jack? Zweimal?“ Peter schien die Situation zu genießen. Zumindest bereitete es ihm sichtlich Freude ihn in Panik ausbrechen zu sehen.
„Nun bitte deinen Gast schon endlich herein. Du kannst eh nicht ändern was jetzt passiert. Egal ob negativ oder positiv mein Freund.“
Jack bedachte seine Optionen und kam letztendlich zu dem Schluss, dass Peter Recht hatte. Egal was nun folgte, es war unausweichlich.
Resignierend ließ er sich auf die Pritsche sinken, stützte seine Ellebogen auf den Knien ab und legte sein Gesicht in die Hände.
„Ja bitte!“
Er hörte, wie die Tür sich öffnete und eine Person den Raum betrat. Nur eine Person? Unterschätzten Sie ihn so sehr, dass sie nur einen einzigen Henker schickten um das Blutwerk auszuführen? Innerlich baute er Spannung in seinem Körper auf. Er wollte nicht kampflos untergehen.
„Guten Morgen Mr. Ryan. Ich hoffe Sie haben gut geschlafen.“
Die weibliche Stimme hatte einen herben Unterton, klang jedoch durchaus nicht unfreundlich. Vor allem empfand er die Wortwahl, bei seinen Erwartungen, für etwas unpassend. Träge blickte er zu dem Neuankömmling empor.
Die Frau war nicht alt, nicht besonders schön oder auch nur einprägsam. Sie hatte durchschnittliche Größe, eine durchschnittliche Figur und trug die gleiche Felduniform der Chevaliers wie er sie auch schon während der Pokerrunde gesehen hatte. Militärisch korrekt angelegt diesmal, aber sonst identisch.
„Ich bin Corporal Kalinskaya. Ich gehöre zur Stabsabteilung der Chevaliers unter Sergeant Decaroux und bin Ihnen als persönliche Eingewöhnungshilfe zugeteilt worden.“
Erneut musterte Jack die Frau, die nun in lockerer Rührt-Euch Stellung, mit Händen hinter dem Rücken, vor ihm stand. Sein Blick fiel fast unwillkürlich auf die Laserpistole in dem Halfter an ihrer Hüfte.
Peter hatte sich erhoben und hinter der Frau aufgestellt. Nur Zentimeter von ihr entfernt führte er seine Nase über ihre Schulter, den Hals bis er am Hinterkopf angelangt war. Er roch an ihr, bevor er Jack lächelnd ansah.
„Dein ganz persönlicher Wachhund, Jack. Wahrscheinlich Kommandoausbildung, Nahkampftechniken und Scharfschütze. Dein Taschenmesser kannst du jetzt getrost vergessen. Diese Walküre schießt dich nieder bevor du auch nur auf einen Meter ran bist.“
Damit wendete sein Freund sich ab und ging gemächlich auf die noch offen stehende Zimmertür zu.
„Die Waffe trage ich dienstlich Mr. Ryan. Reine Vorsichtsmaßnahme. Lieutenant Colonel Danton hat eine Informationssperre über sie verhängt. Aufgrund meiner speziellen Aufgabe wurde ich jedoch über ihren Werdegang informiert.“
Langsam ging die Frau in die Hocke um ihm direkt in sein nicht verdecktes Auge zu blicken.
„Und ja, ich habe den ausdrücklichen Befehl auf Sie zu schießen, sollte ich den Eindruck gewinnen dass sie Dummheiten aushecken. Ich darf Sie zwar nicht töten, aber das Wort „kampfunfähig“ gefällt mir persönlich auch sehr gut.“
Ihre Stimme war nun süß wie Zucker, Jack zweifelte jedoch nicht daran, dass sie es bitter ernst meinte. Und ihn nannte man verrückt!
„Der Lieutenant Colonel meinte wir sollen Sie ausschlafen lassen. Da Sie ja jetzt wach sind können wir wohl beginnen. Wir haben Ihre Habseligkeiten aus Ihrer Unterkunft am Raumhafen geholt. Sie stehen vor der Tür. Ihr Mech wird in ungefähr einer halben Stunde hier eintreffen. Ihre Sicherheitsverriegelung hat unseren Techs ganz schön zu schaffen gemacht. Sie haben nicht einmal die Cockpitluke auf bekommen.
Also mussten Sie fünfundsiebzig Tonnen per Kran auf den Mechtransporter hieven. Das hat wohl ein wenig länger gedauert. Aber machen Sie sich keine Sorgen, ihrem Baby ist nichts passiert. Wir sind Profis.“
Bei dem letzten Satz ließ sie die Hand provokativ auf den Griff der Laserpistole fallen während sie sich wieder zur vollen Größe aufrichtete. Eine Warnung die er nur zu deutlich verstand.
„Für die Dauer unseres Aufenthaltes auf Wayside ist dies hier Ihr Quartier. Ihre Sachen stehen, wie ich bereits sagte, vor der Tür und den Gang runter auf der rechten Seite finden Sie die Waschräume. Ich denke eine Dusche würde Ihnen ganz gut tun. Sie stinken wie eine ganze Destille. Ich warte im Raum des diensthabenden Unteroffiziers am Ausgang auf Sie.“
Elegant wand sich Corporal Kalinskaya der Tür zu als ihr plötzlich etwas einzufallen schien.
„Ach ja, Mr. Ryan. Colonel Danton hat Ihnen Uniformbefreiung zugesichert. Ich wäre Ihnen jedoch sehr verbunden, wenn Sie etwas Unauffälliges tragen würden.
Etwas, was nicht direkt auf ihre Vergangenheit hinweist.“
Damit schritt sie aus dem Raum und hinterließ einen perplexen Jack, der nicht genau wusste ob die ganze Situation nicht vielleicht eine Phantasie seines kranken Geistes sein konnte.

Eine halbe Stunde später fühlte er sich wieder lebendig. Die kalte Dusche hatte ihn in vollständige Einsatzbereitschaft versetzt und auch eine frischere Duftnote verpasst. Eine gründliche Rasur hatte ein Übriges getan. Körperlich ging es ihm wieder gut. Nur war Peter wieder aufgetaucht.
„Was willst du anziehen, Jack?“
„Ausgehuniform der Lusan Banditen.“
„Jetzt ist es amtlich. Du bist völlig wahnsinnig. Du hast doch gehört was Corporal Kalinskaya gesagt hat. Unauffällig Jack. Was zum Teufel hast du daran nicht verstanden?“
Lächelnd griff der Angesprochene in seinen Seesack und zog ein grob in Zeitungspapier eingeschlagenes Bündel heraus.
„Peter, Ich habe mich noch nie gerne versteckt. Gerade du müsstest das doch wissen. Ich bin der, der ich nun mal bin.“
Resignierend seufzte sein Freund auf und wand sich dann der Tür zu.
„Versteckt hast du dich noch nie gerne, Jack. Aber weglaufen konntest du schon immer hervorragend.“
Jack wirbelte wutentbrannt herum, aber sein Freund war verschwunden. Er war alleine in dem Raum.
„Irgendwann Peter. Irgendwann werde ich wieder auf Greenich sein. Und dann schwöre ich dir, werde ich dich ausbuddeln. Dann kannst du ja mal versuchen dich einfach so in Luft auf zu lösen.“
Sich immer wieder schnell umsehend fing Jack an das Päckchen zu öffnen.

Der Gang vor seinem Zimmer war kühl, was wohl vor allem an den glattpolierten Steinplatten lag, die der Architekt als Bodenbelag gewählt hatte. Zügig verließ er sein neues Quartier und schloss die Tür hinter sich. Bei jedem Schritt hallten die Metallbeschläge der polierten Kampfstiefel auf dem Untergrund, aber er kannte diese Geräusche schon seit seiner Kindheit. Für ihn waren sie normal.
Die schwarze Stoffhose mit den aufgenähten, blinkenden Silbermünzen an den Außenseiten der Beine passte ihm nach all den Jahren noch immer hervorragend, genau wie das ärmellose Shirt gleicher Farbe und die gepanzerte Weste mit dem Emblem der Lusan Banditen als Aufnäher über seinem Herz. Der brüllende graue Totenkopf mit Fangzähnen auf schwarzem Hintergrund würde über ihn wachen. Würde ihn beschützen.
Er hatte auch den alten Ledergürtel mit der glänzend silbernen Schnalle angelegt. Das leere Holster hing tief an seinem rechten Bein, während das schwarze Barett seine frisch ausrasierten Schläfen unterstrich. Er fühlte sich gut. Ein letztes Mal zupfte er die Augenklappe zurecht und klopfte dann an die Tür zum Raum des diensthabenden Unteroffiziers. Corporal Kalinskayas Stimme erklang schon bevor die Tür geöffnet wurde.
„Na endlich. Ich habe schon gedacht, Sie seien wieder eingeschlafen…“
Mitten im Satz versagte dem weiblichen Corporal die Stimme als ihre Augen auf Jacks Gestalt fiel.
„Ich hoffe das ist Ihnen unauffällig genug Corporal Kalinskaya. Es tut mir leid das Sie etwas warten mussten, aber ich bin Ihrem Vorschlag, eine Dusche zu nehmen, gefolgt, da wir heute ja wahrscheinlich einige Zeit miteinander verbringen werden und ich Ihre Nase nicht über Gebühr belästigen wollte.“
Lässig lehnte er sich in den Türrahmen und grinste die Frau unverschämt an. Sie hatte ihm klar gemacht dass sie einen Piraten erwartete, und genau diesen Piraten würde sie jetzt bekommen. Er merkte, wie seine entstellende Narbe unter der Spannung, die das Lächeln erzeugte, zu zucken begann und registrierte mit einiger Genugtuung dass Abscheu in die Augen der Frau trat. Aber sie war ein Profi. Sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.
„Nun gut. Das ist wahrscheinlich nicht genau das was Colonel Danton und ich uns vorgestellt haben, aber wie ich bereits sagte, Sie haben eine Uniformbefreiung. Solange Sie nicht nackt über das Gelände springen, dürfte das wohl ausreichend sein.“
Das wiederum war eine Vorlage die Jack nicht achtlos vorüberziehen lassen konnte.
„Schade, das wäre meine zweite Option meiner Auslegung des Wortes Uniformbefreiung gewesen, Corporal Kalinskaya.“
Damit stieß er sich von dem Türrahmen ab und schlenderte in Richtung des sonnendurchfluteten Eingangs davon.
„Kommen Sie Corporal Kalinskaya? Sie sollen mich doch einweisen und ich bin schon sehr gespannt welche militärischen Geheimnisse diese Basis so aufzubieten hat.“
Das Geräusch ihrer schnellen, fast hektischen Schritte ging völlig in seinem schallenden Gelächter unter.

Wie sie ihm auf die Nerven ging. Oh Gott, diese Frau musste der Teufel persönlich auf ihn losgelassen haben. Als Strafe für seine zahlreichen Sünden und seinen unsteten Lebenswandel.
„Und hier befindet sich die Wäscherei. Sollten Sie wiedererwartend einmal das Bedürfnis verspüren ihre Kleidung der reinigenden Kraft des Wassers auszusetzen, können Sie dem hier kostenfrei nachkommen.“
Innerlich verzweifelte Jack, was Peter einen neuerlichen Lachanfall bescherte. Sein Freund war außerhalb der Unterkunft plötzlich wieder aufgetaucht und ging seit dem permanent hinter Corporal Kalinskaya her, wobei er ab und an anzügliche Bemerkungen über gebärfreudige Becken von sich gab. Leider hatte Jack nicht die Möglichkeit einzugreifen ohne sich lächerlich zu machen, indem er Selbstgespräche führte.
„Och, Jack. Nun sei doch nicht so schrecklich militärisch. Ihr Hinterteil kann sich doch wirklich sehen lassen. Und mal ganz im Ernst, ich bin tot. Lass mir doch wenigstens diese kleine Freude.“
Murrend nickte Jack als er zur Tarnung das Wäschereigebäude in Augenschein nahm.
„Ah, das werde ich mir merken.“
Genau dieselbe Antwort hatte er Corporal Kalinskaya auch schon bei der Besichtigung des Stabsgebäudes, der Kantine sowie dem Rest ihrer äußerst langweiligen Führung gegeben. Zum brechen.
An dem Lächeln des weiblichen Chevaliers konnte er erkennen, dass es ihr diebische Freude bereitete, ihn mit dieser Einführungsrunde zu langweilen. Zwei verdammte Stunden. Er sehnte sich so sehr nach einem Schluck Absinth, wagte jedoch nicht, seinen Reserveflachmann neben ihr auszupacken. Wahrscheinlich hätte sie ihm alleine dafür schon ins Knie geschossen.
„Mechkrieger Ryan?“
Die Stimme ließ ihn aufhorchen und sich zu der Sprecherin umdrehen. Vor ihm stand eine junge Tech von geringer Körpergröße und dunkelblondem Haar, das zu einem Zopf zusammen gebunden war. Ihr Overall war fleckig und verdreckt und ihre Stimmlage wie auch ihr Gesichtsausdruck verrieten ihm, dass er die Dame wohl mit irgendetwas verärgert haben musste. Obwohl er sie gar nicht kannte.
„Ich bin MasterTech Simstein.“
Die junge Frau wischte sich die verschmutzte Hand grob an ihrem Hosenbein ab und streckte sie Jack dann entgegen. Er merkte schon gleich bei Beginn des kräftigen Händeschüttelns, dass ein Teil des Schiermittels auch an seiner Hand haften blieb. Toll, Dusche umsonst.
„Es freut mich, Sie kennen zu lernen MasterTech.“
Seine Freude war aufrichtig. Wenigstens war es eine Abwechslung zu seinem überaus langweiligen bisherigen Tagesverlauf. Leider schien diese Freude nicht auf beiden Seiten des Shake-Hands zu liegen.
„Tja, wir haben Ihren Marodeur von der Lagerhalle des Raumhafens hierher transportiert. Der Befehl hierfür kam direkt von Lieutenant Colonel Danton. Leider konnten wir weder das Cockpit öffnen, noch irgendeine der Wartungsluken. Das verdammte Ding ziert sich wie eine eiserne Jungfrau. Das hat den Transport ziemlich erschwert wie Sie sich sicher denken können. Für eine grundlegende Überprüfung der Systeme benötigen wir jedoch Zugang zu den Systemen, und da Sie jetzt ausgeschlafen haben, denke ich, dass diesem Check nichts mehr im Wege steht.“
„Moment MasterTech, wir sind hier noch nicht fertig.“
Sein Wachhund hatte bis jetzt die Unterhaltung stumm verfolgt, schien jedoch nicht gewillt zu sein, ihr Opfer bereits frei zu geben.
„Das mag durchaus sein Corporal, aber meine Jungs und Mädels haben Überstunden geschoben und auf Pausen verzichtet, um den Mech hierher zu bringen. Wir wollen nur unsere Arbeit beginnen, damit wir uns danach wieder den restlichen Maschinen der Einheit widmen können. Ich denke das ist wichtiger als dem neuen Mitglied der Chevaliers zu zeigen, wo er seine Wäsche auswringen kann.“
Mit verbissenem Gesichtsausdruck nickte Kalinskaya und fügte sich damit in die neue Situation.
„Da das nun geklärt ist, würde ich Sie bitten, mir in den Mechhangar zu folgen, Mechkrieger Ryan. Mein Jeep steht da vorne.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren machte die MasterTech auf dem Absatz kehrt und marschierte in Richtung eines mit laufendem Motor wartenden Milizjeeps davon. Jack und sein Wachhund mussten sich beeilen, um Schritt zu halten und gerade als die beiden auf die Rücksitzbank des Fahrzeugs gestiegen waren, brauste das Gefährt mit quietschenden Reifen davon.

Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten, was weniger an der zurück gelegten Strecke als an dem halsbrecherischen Fahrstil von MasterTech Simstein lag. Freiwillig hätte er es nie zugegeben, aber Jack war heilfroh aus dem Jeep aussteigen zu dürfen, als sie endlich in dem Schatten des gigantischen Mechhangars zum stehen kamen.
Die riesige Halle wimmelte nur so vor geschäftigem Treiben. Überall konnte man Techs sehen, die an den meterhohen Kampfmaschinen arbeiteten oder Ersatzteile herum schleppten. In dem ersten Wartungsgerüst, gleich links neben dem Eingang, nahm Jack die bekannte Silhouette seiner treuen Kampfmaschine wahr. Der fünfundsiebzig Tonnen schwere Gigant war offensichtlich mit schwerem Gerät in die Vorrichtung gehievt worden, da an verschiedenen Haltepunkten noch dicke Stahlseile an ihm herab hingen.
Eine größere Gruppe Techs hatte sich zu den Füßen der Kampfmaschine versammelt und schien in reger Diskussionsrunde zu stehen.
Genau auf diese Gruppe hielt MasterTech Simstein mit langen Schritten zu.
„Ich kann den Schaltkreis nicht kurzschließen, weil ich gar nicht erst an die Kabel herankomme, verdammt. Wir müssen das komplette Bein entpanzern und die Kabelbäume freilegen. Dann brauchen wir allerdings auch nicht mehr den Stromkreis zu umgehen, weil die Wartungsklappe dann ja eh schon weg ist.“
Ein wütender AsTech ließ ein Diagnosegerät fallen, welches er kurz zuvor noch über das massiv gepanzerte Wartungsschott des rechten Beines des Marodeurs gezogen hatte.
Erleichtert atmete Jack auf. Er war noch nicht zu spät. Allerdings auch keine Sekunde zu früh.
„So meine Damen und Herren, der Debattierclub ist hiermit beendet. Mechkrieger Ryan ist aus seinem komatösen Tiefschlaf erwacht und damit in der Lage unser Problem mit den Verriegelungen zu lösen.“
Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen als die Angehörigen von MasterTech Simsteins Truppe ihn unverhohlen anstarrten. Er schenkte ihnen ein kurzes Nicken und zog sich dann sofort an dem Gerüst in die Höhe.
Er hatte bereits die halbe Höhe des Wartungsgerüstes erklommen als die erste Reaktion der umherstehenden Techs in Form eines lauten Rufs erfolgte.
„Mechjockey, wir haben hier auch Leitern und Fahrstühle. Sie müssen nicht den Affen spielen.“
Ohne hinab zu blicken erkannte er die Stimme Simsteins und lächelte in sich hinein.
„Vielleicht benötigen Ihre Leute dieses Spielzeug MasterTech. Ich für meinen Teil bin noch gut genug in Form um das auch ohne Hilfsmittel zu schaffen. Außerdem können Sie so meine wunderschöne Armmuskulatur bewundern. Ist doch auch was!“
Mit einem letzten Kraftakt zog er sich auf den mattschwarz lackierten Torso seiner Maschine und kniete sich neben die Einstiegsluke. Kurz musste er sich besinnen um sich an den Code für die Entriegelung der Wartungsschotts zu erinnern, aber nachdem er die ellenlange Nummer in das Pad getippt hatte, vernahm er das befriedigende Geräusch von dutzenden, sich öffnenden Sicherungssystemen, verteilt über die gesamte Mordmaschine aus Eisen und Stahl.
Grinsend blickte er hinab zu den Techs, die zumeist mit weit geöffnetem Mund in die Höhe starrten.
„So meine Damen und Herren. Ich habe Ihnen gerade den Keuschheitsgürtel meines dunklen Engels geöffnet. Sie können Ihre Arbeit nun aufnehmen. Aber kurz noch einige Worte zur Gemahnung der Vorsicht. Sie hat im Laufe ihres für einen Battlemech kurzen Lebens bereits einige Eigenarten entwickelt, die bei falscher Behandlung durchaus gefährlich werden könnten. Nichtsdestotrotz wünsche ich Ihnen allen frohes Arbeiten.“

„Sie wollen mir damit doch nicht etwa sagen, dass sie dieses Ding selbst zusammen geschraubt haben, Jack? Ich meine, dass ist teilweise hochgezüchtete Clantech, die Sie da in Ihrem Schmuckstück verbaut haben.“
Doreen Simstein hatte es sich auf dem Notsitz im Cockpit des Marodeurs gemütlich gemacht und betrachtete bereits seit Minuten die über den Hauptschirm laufenden Datensätze, Leistungstabellen und Konstruktionsmerkmale.
Jack, der auf der Pilotenliege verharrte konnte sich ein stolzes Grinsen nicht verkneifen.
„Na ja, ganz alleine war ich dann doch nicht, Doreen.“
Bereits vor einer halben Stunde hatten sich die beiden auf das Du geeinigt, was den Systemcheck des Marodeurs zumindest für Jack erheblich vereinfachte.
„Dafür kennst du aber eine ganze Menge technischer Einzelheiten, Jack.“
Sie tippte einige Worte in ihren tragbaren Computer und überflog die Daten dann noch einmal.
„Also, die beiden Extremreichweiten Partikelprojektorkanonen sind Clantech. Allerdings aus zwei verschiedenen Beutemaschinen. Einem Puma und einem Night Gyr. Versorgt wird der Marodeur durch einen extraleichten 300er Reaktor, ebenfalls aus besagtem Night Gyr. Beide Primärwaffensysteme sind mit dem Feuerleitcomputer aus dem Puma gekoppelt, den du in den rechten Torso eingebaut hast. Auch die vierzehn Wärmetauscher mit doppelter Kühlleistung sind aus den beiden Maschinen, genau wie ein Teil deiner Cockpitelektronik.“
Fasziniert starrte die MasterTech auf den Hauptschirm. Sie hatte begonnen nervös auf einer Strähne ihres Haares herumzukauen, wahrscheinlich weil sie sich den logistischen Alptraum ausmalte, der ihr mit diesem Mech bevor stand.
„Du sagst es, Doreen. Der Rest ist Technik aus der Inneren Sphäre. Ein Endostahlskelett mit Standardmyomermuskulatur und einem ebenfalls standartmäßigen Gyroskop. Die beiden mittelschweren Extremreichweitenlaser in den Armmanschetten waren noch intakt als ich das ausgebrannte Chassis des Marodeurs gefunden habe.“
„Ist das auch der Grund warum du diese Waffensysteme nicht an den Zielcomputer angeschlossen hast? Waren die Systeme nicht kompatibel?“
Jack zuckte bei ihren Worten zusammen. Unerfreuliche Erinnerungen an lebhafte Diskussionen mit seinem ehemaligen MasterTech wurden in seinem Hirn wieder lebendig und er musste kurz den Kopf schütteln um diese nachhaltig zu vertreiben.
„Genau das war das Problem. Der Computer hat immer die Werte der Clanwaffen angenommen, an die Innere Sphäre Material nun mal einfach nicht heranreicht. Das führte dazu dass die beiden Laser immer zu tief geschossen haben oder erst gar nicht reagierten. Ich habe Monate mit dem Problem zugebracht bis ich entschlossen habe, die Systeme einfach zu separieren.
Damit sind die mittelschweren Laser zwar etwas ungenauer, aber ich kann damit kämpfen. Dasselbe gilt im Übrigen auch für die Autokanone.“
„Die Autokanone. Ja, das wäre der nächste Punkt. Ich will ehrlich zu dir sein, Jack. Eine solche Konstruktion habe ich noch nie gesehen. Ich meine, dass Rotationsautokanonen überhaupt selten sind muss ich dir ja wohl nicht sagen.
Mit dem Kaliber erst recht. Aber sie wirkt auch irgendwie ein wenig klobig, um nicht zu sagen grobschlächtig im Gegensatz zu den Modellen die ich aus Handbüchern kenne.“
Jetzt wurde die Situation haarig. Jack musste seine ganze lügnerische Kompetenz einsetzen um dieses Riff zu umschiffen.
Zum Glück waren seine Kompetenzen gerade auf diesem Gebiet herausragend.
„Es ist der Prototyp eines Clons der Mydron Tornado Rotationsautokanone von General Motors. Ist eine interessante Geschichte. Auf jeden Fall kam ein Konkurrent von General Motors irgendwie in den Besitz der Konstruktionszeichnungen für das Geschütz und ließ einige Prototypen auf dieser Basis herstellen.
Leider besaß betreffende Firma nicht das technische Knowhow um direkt in die Serienfertigung einsteigen zu können und vor allem keine Lizenz. Als GM Wind davon bekam, waren die außer sich. Sie haben gleich den kompletten Laden per richterlichem Beschluss dichtmachen lassen.
Die fertigen Prototypen wurden bis zu ihrer Vernichtung in einem Lagerhaus aufbewahrt. Eines dieser fertigen Geschütze wurde dann kurze Zeit später gestohlen.
Ich habe die Waffe zusammen mit den Konstruktionszeichnungen von einem zwielichtigen Typen namens Freddy gekauft, nachdem meine eigene Autokanone bei einem Gefecht irreparabel beschädigt worden war.“
Er angelte sich seine Reserveflasche mit klarem Wasser aus einem der Privatfächer und bot es zuerst Doreen an, bevor er selbst einen Schluck nahm. Missmutig spülte er das nach absolut Nichts schmeckende Nass in seinem Mund hin und her bis er sich dazu überwinden konnte es zu schlucken.
Wie gerne hätte er etwas Alkoholhaltiges zu sich genommen, aber so wie es aussah musste er hier noch eine ganze Weile Erklärungen zu seinen Umbauten abgeben und dafür benötigte er seine Sinne. Nicht das ihm etwas herausrutschte was niemand wissen durfte.
„Zu dem Prototypenstatus der Waffe kommt noch, dass sie weder auf die Kupplung der alten Autokanone passte, noch das Ladesystem für die Granaten ausreichend Geschwindigkeit lieferte. Ich musste also improvisieren. Die Kupplung ist ein verstärktes Modell für Ultrakanonen. Ich habe es modifiziert, damit es dem dreifach höheren Maximalrückstoß der Mydron gewachsen ist.
Das Ladesystem ist eine komplette Eigenentwicklung von mir. Ich habe die Magazinführung der alten Autokanone entfernt und das System komplett auf eine Art Gurt ausgelegt. Jetzt muss ich zwar vor jedem Kampf einige Tage investieren um die Granaten in einen Gurt einzupassen, aber wenigstens funktioniert es.“
Zum Abschluss seiner Erklärung ließ er die Konstruktionszeichnungen seiner Modifikationen über den Hauptschirm laufen, damit die MasterTech sich ein Bild von dem machen konnte was er gerade so laienhaft erklärt hatte.
Neugierig beugte Doreen sich vor und überflog die technischen Details.
„Jack, sind Sie sicher, dass Sie ein Mechkrieger sein wollen? Ich hätte da noch einen Platz in meinem Techteam frei.“
Zwinkernd erhob sie sich von dem Notsitz und klappte ihn wieder in die Stauposition zurück, bevor sie zur Einstiegsluke griff und sich aus dem Cockpit zog. Er deaktivierte die Instrumente sowie den Computer und folgte ihr dann in gebührendem Abstand.
„Ganz sicher, Doreen. Mein Vater pflegte immer zu sagen: Schuster bleib bei deinen Leisten.“
Dass sein alter Herr damit das Piratenhandwerk gemeint hatte, verschwieg er aus verständlichen Gründen. Sie stand auf dem Torso der Maschine und begutachtete die Rotationsautokanone.
„Death in progress.“ Sie las die Worte von einem der Läufe der Kanone ab und schmunzelte.
„Ihr Mechkrieger seit ein merkwürdiger Menschenschlag. Da steuert ihr die mächtigsten Kampfmaschinen der Menschheit mit genug Feuerkraft, um ganze Städte in Schutt und Asche zu legen, und dann, als ob das noch nicht genug Testosteron wäre, pinselt ihr in grellbunten Farben Sprüche wie „Tot in Bearbeitung“ auf eure Waffenläufe.
Braucht ihr das, um eure Männlichkeit zu stärken oder ist das so eine Art Potenzersatz?“
Betroffen blickte Jack zu seinen Stiefelspitzen herab und tätschelte verlegen den Lauf der Autokanone.
Der Spruch stand dort wirklich in leuchtender Feuerschrift.
„Ich denke wir tun das, um einzigartig zu sein. Um uns von der Masse abzuheben. Du weißt schon, gegen den Strom und so.“
Kopfschüttelnd stand die MasterTech vor dem Geschütz und blickte dann lächelnd auf den Computerbildschirm in ihrer Armbeuge.
„Ich denke dass wir aus der Maschine wirklich etwas machen können, Jack. Nachdem wir ihn fast vollständig zerlegt und deine merkwürdigen Umbauten mal sortiert und auf eine Linie abseits von Improvisation gebracht haben.“
Nachdenklich blickte sie ihn an und kaute wieder auf der Strähne herum.
„Versteh mich nicht falsch. Da stecken wirklich Talent und gute Ideen dahinter, aber die Umsetzung ist dann doch teilweise etwas… na ja, unpraktisch. Wir kommen ja nicht einmal an das Innenleben der Partikelkanonen ohne gleich den ganzen Arm zu demontieren.
Und das ist nicht mal das Schlimmste. Der Kühlmittelkreislauf ist so verwirrend verlegt, dass deine Tauscher über zwölf Prozent an Leistung verlieren.
Der Gefechtscomputer ist nicht genügend gegen die Strahlung des Reaktors abgeschirmt. Du hast die Verstrebungen zwischen mittlerem und rechtem Torso zwar mit kiloweise Blei vollgestopft, aber das reicht einfach nicht. Wir haben wesentlich leichtere Materialien die einen wesentlich höheren Schutz bieten. Dann fällt deine Zielerfassung auch nicht bei jedem Sprungdüseneinsatz aus und du musst sie nicht jedes Mal neu starten.
Du hast modernste Gefechtselektronik in deinem Cockpit, aber sie ist teilweise mit Antiquitäten gekoppelt, wie ich sie noch nie gesehen habe. Dein Zielerfassungssystem zum Beispiel ist ein Dalban HiRez. Wahrscheinlich aus einem Marodeur der ersten Baureihe rausgeworfen weil es zu diesem Zeitpunkt schon Schrott war.
Ich weis was du jetzt sagen willst, Jack, und ich gebe dir Recht. Es funktioniert. Aber glaub mir, wenn wir meine wirklich lange Liste abgearbeitet haben, dann ist dieses Schmuckstück hier einer der kampfstärksten Battlemechs in der Einheit. In ein oder vielleicht auch zwei Monaten.“
Er wollte protestieren, aber ihr Gespräch wurde jäh unterbrochen als ein schneidiger Mann in ihrem Alter von dem erhöhten Laufsteg auf den Torso des Marodeurs sprang. Er trug das unter Mechkriegern übliche Outfit, das eine Kühlweste, Shorts und Stiefel beinhaltete.
„Was tust du, Doreen?“
Seine Stimme zitterte und aus dem Zucken seiner Muskeln schloss Jack, dass er über irgendetwas wirklich verärgert war.
„Meine Arbeit, Damien. Falls du es noch nicht vergessen hast, ich bin MasterTech dieser Einheit.“
Ihre Stimme hatte im Gegensatz zu der seinen die Kälte von Eis. Jack konnte die Verachtung förmlich aus ihren Worten tropfen sehen. Er entschied, sich aus dem Schauspiel herauszuhalten und den neutralen Beobachter zu spielen.
Lässig lehnte er sich gegen die Autokanone und beobachtete das Spektakel. Beiläufig fischte er seinen Ersatzflachmann aus der Hosentasche und fingerte an dem Verschluss herum.
„Und seit wann beinhaltet deine Arbeit mit diesem Typen da in ein enges Mechcockpit zu klettern? Habt ihr die Federung seiner Pilotenliege getestet?“
Jack zuckte zusammen.
Erst jetzt wurde ihm klar, worum es hier ging und er tat, was er am besten konnte. Er nahm einen tiefen Schluck Absinth, und zählte die Tiefschläge. Definitiv eins zu null für den Mechkrieger. Allerdings Abzüge in der B Note. Der Spruch mit der Pilotenliege war so alt, dass er schon fast einen Bart hätte haben können.
„Und wenn? Was interessiert es dich denn? Geh doch zu deiner Clanschlampe und fordere Sie zu einem weiteren Test heraus. Vielleicht lässt Sie dich ja mal auf Ihre Pilotenliege!“
Autsch. Eins zu eins. Ausgleich. Jack nahm einen weiteren Schluck.
Das schien wirklich spannend zu werden. Doreen war völlig in Rage und ihre letzten Worte schienen den Mechkrieger schwer getroffen zu haben. Jack setzte es mit einem Gyrotreffer gleich, denn dieser Damien war plötzlich völlig aus dem Gleichgewicht.
Seine Wut schien mit einem Mal wie verflogen zu sein und nur das Zucken seiner Muskeln war geblieben.
„Doreen, Ich habe einen Fehler gemacht. Ich gebe ja zu, dass es nicht richtig war, aber kannst du nicht verstehen, dass es…“
Hier versagte ihm die Stimme. Jack konnte nur mit dem Kopf schütteln. So ein Trottel.
„Vergiss es, Damien Mulgrew. Es ist vorbei! Ein für allemal!“
Wieder diese Kälte in ihrer Stimme. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was nun in dem Angesprochenen vorging. Kritischer Reaktortreffer. Knock-out. Er genehmigte sich noch einen Schluck.
Doreen war nach ihren Worten eilig über den Laufsteg des Wartungsgerüstes verschwunden und hinterließ einen zähneknirschenden Mechkrieger und einen schmunzelnden Jack.
Er nahm sich ein Herz und stieß sich von dem Geschütz in Richtung des frischen Singles ab. Im Gegensatz zu der vorherrschenden Meinung existierte in der Peripherie sehr wohl so etwas wie soziale Verantwortung und Jack wollte hier nun helfend einschreiten.
„Tja, mein Freund. Wenn du auf den Augenblick für eine passende Entschuldigung auf Knien mit einem Strauß Blumen und Pralinen gewartet hast,… das war er.“
Er sah die Faust nicht einmal kommen. Die Reaktion des anderen Mannes kam für ihn so überraschend, dass er es nicht einmal schaffte, seine Hände zur Deckung zu erheben. Knirschend schlugen die eisenharten Knöchel von Mulgrew gegen seinen Kiefer und Jack ging wie ein gefällter Baum zu Boden. Oder besser auf den Torso des Marodeurs. Durch die bunten Lichter, die vor seinen Augen tanzten, sah er seinen Flachmann über die glatte Wölbung des Marodeurs rutschen, eine Spur des teuren Absinths hinter sich herziehend. Dann verschwand sein momentanes Lieblingsstück in der Tiefe des Mechhangars.
„Zu dir wollte ich sowieso gerade kommen. Lass die Finger von meinem Mädchen.“ Zeitgleich mit den Worten Mulgrews hörte er das Scheppern der metallenen Flasche auf dem Hangarboden und Peters Stimme erscholl in seinem Kopf. „Tja, du hast es selbst gesagt, Jack. Du bist, wer du bist. Und du liebst deinen Absinth.“
Mit einem fast nichtmenschlichen Brüllen rollte er sich auf den Rücken und trat dem breitbeinig über ihm stehenden Mechkrieger die Füße weg.
Es war zwar nicht der Kampfstil von Gentleman, aber was scherte es ihn. Er war Pirat.
Noch in dem Moment als Mulgrew auf dem Rücken landete, warf Jack sich nach vorne und packte seinen Gegner an der Kühlweste.
Diesmal sah dieser die Faust nicht kommen. Klatschend schlug die geballte Hand auf dem linken Auge auf, was ein schmerzerfülltes Stöhnen des Mechkriegers zu Folge hatte.
Aber Jack hatte noch nicht genug. Zornig packte er erneut die Kühlweste, als ein lautes Geräusch seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Alarm! Dies ist keine Übung! Mechkrieger zu ihren Maschinen. Führungsoffiziere zur Besprechung ins Stabsgebäude. Ich wiederhole. Alarm! Dies ist keine Übung!“
Die Stimme des Milizionärs klang ruhig und professionell, aber die Tatsache, dass sie durch alle Lautsprecher des Hangars und offensichtlich des gesamten Stützpunktes plärrte, in Verbindung mit der schrillen, fast ohrenbetäubenden Sirene, machten die eindeutige Dringlichkeit dieser Meldung klar. Es gab Ärger.
„Ich glaube wir müssen unseren kleinen Disput ein wenig vertagen.“
Benommen entließ Jack die Kühlweste aus seinem Griff und stand auf. Im Hangar herrschte plötzlich hektische Betriebsamkeit.
Er konnte von seiner erhöhten Position aus sehen, wie Munition verschiedenster Sorten und Kaliber aus den Tiefen unterirdischer Bunker mit Hilfe von Fahrstühlen geholt und auf elektrische Wagen verteilt wurden, die sich dann auf den Weg zu den einzelnen Kampfmaschinen machten.
Zeitgleich schlossen ein gutes Duzend Techs dicke Schläuche an einen riesigen Transporter mit frischer Kühlflüssigkeit an, die ebenfalls zu den Wartungsgerüsten führten.
Neben ihm erhob sich nun auch der Söldnerpilot und blickte sich um. Die Haut um sein linkes Auge schillerte schon jetzt in allen Farben des Regenbogens und versprach, sich zu einem ausgeprägten Feilchen auszuwachsen.
„Was zum Teufel ist denn jetzt los?“
Jack blickte den fassungslos umherblickenden Mulgrew an. Dann rieb er sich das schmerzende Kinn.
„Tja, Damien. Ich denke es wird Zeit unser Geld zu verdienen.“
Schon zog der ehemalige Pirat sein Shirt über den Kopf und öffnete die Hose bevor er sich der noch offen stehenden Cockpitluke zuwand.
„Mein Name ist übrigens Jack. Und du schuldest mir einen verdammt guten Absinth mein Freund. Und mach dir keine Sorgen um dein Mädchen. Ich hab sie nicht einmal mit dem kleinen Finger berührt.“
Ohne auf eine Antwort von Mulgrew zu warten, stieg Jack die wenigen Sprossen in die Enge seiner Wahlheimat hinab. Sein Gesicht zeigte ein wölfisches Grinsen.
„Ich bin es mein dunkler Engel. Es ist Zeit zu erwachen und blutige Rache zu üben, an denen, die uns ein Leid antaten.“

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Wahnsinn und Genie liegen oft näher beieinander als man denkt.

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„Das tut gut…“ seufzte Bernd und leckte genüsslich an seinem Eis.
„Jau, war ne gute Idee mit dem Eis“, bestätigte Dominik.
„Nicht nur mit dem Eis… überhaupt… die Frauen sind daheim und wir beide gehen aus. Und umgekehrt natürlich auch, sie gehen aus und wir bleiben daheim.“
„Ich gestehe, ich habe langsam die Nase voll vom dauernden Üben.“ Von Bernd kam nur ein bejahendes Nicken. Deshalb redete Dominik weiter: „Das >im Sensorschatten des Anderen fliegen< ist doch recht hart, dazu noch das Ein- und Ausladen auf diesen Staubboden wo du durch den Staub nichts siehst… und vor kurzem Blindflug.“
Nun war Bernd überrascht: „Du hast zuletzt den Blindflug gemacht?“
„Wer sonst?! Kitty hat ja davor… und den Unterschied merkt man recht deutlich.“
Blindflug wurde geübt um auch bei absoluter Blindheit, wie zum Beispiel innerhalb eines Sandsturms noch den Kurs zu halten, was schon extrem schwer war. Nicht nur weil man nichts sah, sondern hauptsächlich wegen dem Wind. Bei dieser Blindflugübung flogen beide Hubschrauber in Formation, wobei der Pilot jeweils einen Helm aufhatte, der ein Blickdichtes Visier hatte. Somit flog man tatsächlich ohne Sicht, aber der Copilot konnte jederzeit eingreifen. Im Ernstfall hatte man natürlich noch die Instrumente zur Verfügung, jedoch waren sie nicht so zuverlässig im Sturm.
„Sarah fliegt nicht blind. Sie bekommt dann Angst. Die Kombination nichts sehen zu können, plus eingeengt sein ist ihr zu wieder“ erklärte Bernd.
„Also nichts mit Fesselspielen…“ meinte Dominik lächelnd.
Darauf musste Bernd grinsen. Dann deutete er nach links: „Mit Sarah nicht, aber die dort würde ich gerne fesseln…“
Dominik betrachtete die Frauen die dort Strandvolleyball spielten. Ja, es machte Spass einmal in der Woche wenigstens raus zu kommen und einen Tag frei zu haben, wo man was unternehmen konnte. Wie zum Beispiel letztens das Baseballspiel ansehen. Nicht immer nur Kneipenbesuche, sondern mal was grösseres erleben. OK, dieser Strandbesuch war nun nichts grosses, aber wann hatte er das zuletzt gemacht? Das war… da war er noch ein Kind… . Auch die Frauen hatten ihre Freizeit mit Grossem verbracht. Auch den Strand besucht, wobei er sich gerade fragte wie Sarah und Kitty wohl im Badeanzug aussahen, dazu kam natürlich Sumo Ringen. Ringen war ja Sarahs Leidenschaft. Bernd und er würden nachher noch ein Motorcrossrennen ansehen, sozusagen als Abschluss der Faulenzerei hier, in den Liegestühlen am Strand, welcher gut bewacht wurde.
Natürlich waren sie nicht alleine, es gab noch ein dutzend anderer Chevaliers die sich hier tummelten, die einen im Wasser, die anderen wie sie beide am Strand. Zum Beispiel die eine Köchin, welche mit den einheimischen Schönheiten links Strandvolleyball spielte. Auch ein paar Milizionäre waren bis vor wenigen Minuten anwesend gewesen, wurden allerdings überraschend abberufen. Naja, solange es nicht die Chevaliers betraf, war es den beiden egal.
„Wenn ich daran denke das Kitty und Sarah daheim helfen die Rotorblätter des Cavalry auszuwechseln… ich möchte nicht mit denen tauschen“ erklärte Bernd genüsslich.
„Dafür hatten wir ja die Ehre alle Schläuche des Karnov zu checken, was ja auch nicht Ohne ist. Einmal die Maschine vollkommen nackt machen und dann jeden einzelnen Schlauch verfolgen.“
„Es war mal wieder fällig. Und wir haben ja auch zwei brüchige Schläuche gefunden. Stell dir vor was passiert wenn da mal einer während des Fluges platzt, und welche Sauerei das ist, danach alles zu flicken und zu säubern. Nicht umsonst machen wir so eine Hauptwartung wo wirklich jedes kleinste Detail überprüft wird.“
Dominik seufzte: „Ich hoffe nur, das der Cavalry morgen wieder einsatzfähig ist…“
Bernd richtete sich vom gemütlichen Liegen in eine Sitzposition auf und suchte den Himmel ab, indem er die Augen mit der rechten Hand beschattete.
„Was?...“ fragte Dominik. Doch da hörte er es auch.
„Ein Karnov…der kommt aus unserer Richtung…“
Beide sahen sich den näherkommenden Karnov an. Ein Karnov war kein seltener Anblick, aber kein Hubschrauber flog in dieser Gegend. Hatte irgendwas mit der Tourismusbehörde zu tun, welche für den Strand eine bestimmte Flughöhe vorschrieb, damit der Fluglärm die Leute nicht störte. Aber dieser Karnov scherte sich nicht um diese Regel und man sah deutlich wie das Wachpersonal nervös wurde. Dann ging scheinbar ein Aufruf an alle Wachleute durch, den man sag plötzlich wie sie sich alle entspannten obwohl der Karnov nun wirklich sehr nahe war. So nahe das man das Abzeichen sehen konnte: eine Cartoonmaus. Das war der Karnov von Sarah und Bernd!
Noch bevor jemand fragen konnte erscholl aus den Lautsprechern, welche am Strand verteilt waren und eigentlich nur ab und an genutzt wurden um Warnungen auszusprechen, die Erklärung: „Alle Chevaliers möchten sich bitte sofort zur Basis zurück begeben. Ein Hubschrauber wird sie gleich abholen. Ich wiederhole…“. Das war so ähnlich wie vorhin mit den Milizionären, dachte Bernd, nur das die von Truppentransportern abgeholt waren.
Die Strandvolleyballspielerinnen hörten notgedrungen auf, als die Chevalierköchen den Ball auffing und in den Händen behielt. Sie sah sich um, erkannte Dominik und Bernd… auch diese sahen sich um, ob sie jemanden fanden den sie noch kannten. Und dann schwebte der Karnov auch schon am abgesperrten Strandabschnitt nebenan. Landen konnte er nicht, dafür war der Untergrund zu nachgiebig. Somit schwebte der Karnov sehr knapp über den Boden, während die Klappe aufging und von Roose heraustrat. Er hatte ein Funkgerät dabei, und man hörte plötzlich seine Stimme durch die Lautsprecher des Strandes, als er im knappen Befehlston mitteilte das alle Chevaliers sofort an Bord kommen sollten. Dabei hatte er ein Klemmbrett, vermutlich mit einer Namensliste. Schliesslich mussten die Chevaliers beim Verlassen der Kaserne mitteilen wo sie aufzufinden waren…für den Fall aller Fälle… .
„Den erkennt man aber auch immer…“ murmelte Bernd.
Dominik stimmte dem zu: „Hauptsächlich wegen seinen fast weisen Haaren…und natürlich der Kleidung.“
„Wenn er schon in voller Airbornermontur auftaucht, muss es verdammt wichtig sein.“
Sie rannten die rund sechzig Meter zum Karnov hin und waren auch die Ersten die ankamen. Automatisch stellten sie sich neben dem Infanterieleutnant und halfen den anderen beim Einsteigen, während Marcus von Roose nur noch abhacken musste wer alles dabei war.
„Fertig“, rief er plötzlich. Und nun setzten sich auch die drei und schnallten sich an.
Während des Fluges gab von Roose bekannt: „Eine Patrouille der Miliz ist nicht zurück gekommen und hat sich auch nicht mehr gemeldet. Wir müssen also vom Ernstfall ausgehen. Deshalb werden alle Chevaliers zurückbeordert. Mehr Infos habe ich noch nicht.“ An Dominik gewandt: „Ja, der Cavalry wird fertig gemacht, und sollte bereit sein, wenn wir da sind.“
„Kitty?“ fragte Dominik leicht besorgt.
Sowohl Bernd als auch Marcus schmunzelten daraufhin.
„Sie sitzt hier auf den Copilotenplatz, was sonst…“
„Oh…ok…“
„Du glaubst doch wohl nicht das sie ohne dich losfliegt… nebenbei sagte sie, wenn du nicht als Erster an Bord bist, du die Windschutzscheibe des Cavalry alleine schrubben müsstest…“ von Roose schien zu schwelgen als er dann noch einen draufsetzte: „…Bernd war vor dir an Bord…“
„Scheiße…“ fluchte Dominik. Er wusste das Kitty solche Sachen beschloss wenn er nicht dabei war. Und das sie sowas dann auch durchzog.
„Mein Beileid…“ meinte Bernd leise.
Doch von Roose hörte dies auch und gluckste: „… Sarah hat darauf gesagt, wenn Dominik nicht Erster an Bord ist, wirst du Bernd ihm beim Schrubben helfen…“
„Ähm…“, mehr konnte Bernd dazu nicht sagen, während Dominik leicht aufatmete: „Wenigstens bin ich dann nicht alleine…“
05.06.2010 22:36 eikyu ist offline E-Mail an eikyu senden Beiträge von eikyu suchen Nehmen Sie eikyu in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie eikyu in Ihre Kontaktliste ein
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Es war absoluter Zufall, und nicht Ausdruck der keimenden Freundschaft zwischen ihm und dem Herzog Mikado, der dazu führte, dass Germaine genau in dem Augenblick im Haus des Herzogs weilte, als über der Kaserne der Alarm aufgellte.
Germaine bewunderte die kühle Professionalität des draconischen Adligen, der zum nächsten Kommunikator griff, sich identifizierte, und einen Bericht forderte. Er bekam ihn. Natürlich. Wenn nicht er, wer dann? Immerhin war er nicht nur im Gegensatz zu vielen Adligen auch der Oberbefehlshaber seiner Truppen, sondern auch ohne Weiteres dazu in der Lage. Germaine hatte sich etliche GefechtsROMs der Parderkämpfe angesehen, viele Holos der Schlachten angeschaut, und war zu dem Schluss gekommen, dass dieser Mann wusste was er tat. Und wenn er mal überrascht wurde, dann korrigierte er seine Fehler. Unnachgiebig. Das war einer der Gründe, warum es die Angry Eagles heute noch gab.
Mikado sah auf, als der Offizier der Wachrunde seinen Bericht beendet hatte. "Ärger, Germaine."
"Ärger ist ein dehnbarer Begriff." Ärger konnte in der Tat vieles bedeuten. Ärger war zum Beispiel das kleine Problem, auf das er Charly angesetzt hatte, und das ausgerechnet einen seiner taktischen Berater betraf. Ärger konnte aber auch eine planetare Inva... Nein, nur nicht dran denken. Das brachte Unglück.
"Mit ein wenig Pech haben wir es mit einer planetaren Invasion zu tun."
Verdammt, verdammt, verdammt, nicht schnell genug dran gedacht, aufzuhören. Schrödingers Katze hatte ihn heute ganz schön in den Klauen.
"Details?" Mikado räusperte sich. "Fuck, verdammter. Eine meiner Miliz-Patrouillen, mittelschwer, ist die Wasserlöcher im südlichen Teil des Kurita-Beckens abmarschiert. Zwei Klicks vor dem größten Wasserloch, das wegen des geringen Salzgehalts schon für eine weitere Milizbasis im Gespräch war, wurden sie von einer kombinierten Panzer-, und Mech-Truppe in Kompaniestärke abgefangen. Wir haben nur noch Verbindung zum Feuerfalke-Piloten. UKW, keine Bildinformationen. Wir müssen annehmen, dass die restlichen drei Piloten ihre Maschinen verloren haben, oder im schlimmsten Fall gefallen sind." Mikado ballte die Hände zu Fäusten. "Ein viel versprechender neuer Lanzenführer auf seiner ersten Mission. Vier erfahrene Piloten, die ich im nächsten Jahr in die Eagles rolliert hätte. Und das Schlimmste ist: Alle vier Maschinen waren nach Herstellerangaben aufgepeppt, um den Waffen- und Materialupdates im nächsten Jahr nahe zu kommen. Bisher hatten sie sich bewährt. Aber eine Übermacht ist eine Übermacht."
"Was denn? Hat die Lanze etwa ein illegales Lager aufgespürt?"
"Auf jeden Fall einen Haufen Kriegsgerät. Und die Piloten am Steuer waren anscheinend von der Idee, ihre Position kampflos aufzugeben, nicht sehr begeistert. Eine Bande, die so arrogant ist, hat wahrscheinlich mehr als eine Kompanie in der Hinterhand."
"Eventuell ist es ein Versuch, die Eagles und die Miliz auszudünnen. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass, wenn es sich tatsächlich um einen Invasionsversuch handelt, der Gegner mit den Angry Eagles selbst gerechnet hat. Geschweige denn mit meinen Chevaliers."
"Germaine, ich kann nicht verlangen, dass Sie sich..."
"Papperlapapp. Ich mag keinen so großen Heilgenschein wie du haben, Ace, und meine Rüstung ist auch nicht strahlend weiß. Aber ich habe zumindest auf die harte Tour gelernt was sich gehört. Außerdem können meine Leute das Training gebrauchen. Ein kleiner Unterkontrakt wäre nett."
"Den ich hiermit ausspreche."
Die beiden Männer lächelten sich an. "Dann sollten wir in die Kaserne gehen und die Bleistifte spitzen." "Einverstanden, Germaine."

Eine Viertelstunde später, nach einem holprigen Hubschrauberflug, standen die beiden Anführer im Kreise der Offiziere von Miliz, Eagles und Chevaliers, soweit sie schon eingetroffen waren. Nach und nach kamen mehr Teileinheitsführer hinzu.
"Sterling wurde alarmiert. Sie igeln sich ein, und bilden für uns in jedem denkbaren Fall Rückzugspunkt Nummer eins", begann Ace. "Rückzugspunkt zwei sind die Höhlen im Point Liberté. Je nach Lage und Gefechtssituation evakuieren wir auch die Bevölkerung. Ich will darauf vorbereitet sein, falls die Scheiße wirklich so dick und klebrig ist."
Major Klein nickte bedächtig. "Selbstverständlich, Mylord."
"Ich rechne mit einem gemischten Bataillon, das wohl alles vorhat, aber keinen Schmuggel. Wozu sonst sollten sie uns ans Bein pissen? Wir haben Kontakt zu Fujita. Er wird nicht mehr verfolgt und zieht sich auf eine sichere Position zurück. Wir kennen den ungefähren Standpunkt des Gegners, und da beginnt der Punkt, der mich misstrauisch macht. Glücklicherweise sind ein paar Eagles mit mir gekommen, und Colonel Danton hat soeben einem Unterkontrakt zugestimmt."
Germaine räusperte sich. "Die Chevaliers stehen zur Verteidigung zur Verfügung."
"Das ist gut zu wissen, Mylord." Virgil Stannic runzelte die Stirn. "Du rechnest damit, dass das eine große Ablenkung ist?"
"Ich rechne immer mit allem. Auch dass die Truppen, die ich da runter schicke, von einer überlegenen Feindeinheit aufgerieben werden. Eine große Armee kann vernichtet werden, indem sie in kleine Happen gesplittet, und nach und nach vernichtet wird."
Er sah in die Runde. "Major Klein, ich gebe Ihnen meine Panzer unter DelaRoya mit. Sie lassen ihre eigenen Panzerleute hier. Außerdem werden sich Major Stannic und Hauptmann Tsuno Ihren Mechtruppen anschließen. Ihre Mechs gehen geschlossen da runter, vor allem weil jeder Idiot im Umkreis von sechshundert Lichtjahren mit Leichtigkeit weiß, welche Maschinen die Miliz hat."
"Warum tauschen wir dann die Panzer, Mylord?", fragte DelaRosa.
Mikado grinste dünn. "Weil wir Vorteile nehmen und geben, wie es uns gefällt, und nicht den anderen."
Klein rechnete kurz nach. "Zwei Kompanien Sprungtruppen, von denen ich eine mitnehmen werde. Vierzehn Mechs und die Panzerkompanie. Macht ein überzähliges Bataillon plus acht Maschinen von Euch, Mylord."
"Zwölf. Erlauben Sie mir, Ihnen meine Scouts mitzugeben. Sie werden Ihnen da unten gute Dienste leisten, und den Gegner ein wenig verwirren helfen", bot Germaine an.
Klein sah seinen Herzog an, der ernst nickte.
Erleichtert nickte der Miliz-Offizier. "Angebot dankbar angenommen, Sir. Mylord, Ihr bleibt hier?"
"Einer meiner Offiziere, nennen wir ihn mal Klein, hat mich neulich ermahnt, dass ich nicht so viele persönliche Risiken eingehen soll."
Unter dem Gelächter der anderen Offiziere wurde der Major rot. "Außerdem muss jemand hier das Kommando übernehmen. Und da ich im Moment alle Anwesenden hier bezahle, werde ich das sein."
"Keine Einwände, Mylord", sagte Germaine schmunzelnd.
Mikado nickte zufrieden. "Klein, finden Sie den Feind. Vernichten sie Ihn. Sorgen Sie dafür, dass unsere Mechs wieder in unsere Hände fallen, oder vernichten Sie die Reste. Finden Sie unsere Leute, oder wenigstens ihre Leichen. Und vor allem, bringen Sie mir Informationen, mit wem wir es hier zu tun haben. Die Daten, die wir bisher erhalten haben, sprechen für Truppen der Inneren Sphäre. Vielleicht auch sehr gut ausgerüstete Piraten. Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich wüsste schon gerne, worauf die Anklage hinterher lautet. Und ich will, dass meine Luft/Raumjäger jederzeit bereit stehen, um Ihnen zu Hilfe kommen zu können, oder Parkensen City und Sterling verteidigen."
"Das schließt selbstverständlich die Chevaliers ein, Mylord", sagte Germaine. "Major Klein, ich hätte da noch einen kleinen, feinen Cavalry, der Ihnen bei der Erkundung gute Dienste leisten wird. Außerdem habe ich... Gestern... Einen Experten angeworben. Er... Er ist in Piratenfragen wenn schon keine Koryphäe, so doch aber sehr erfahren. Wenn Sie es wünschen, wird er Sie als Berater begleiten. Er hat einen Marodeur."
"Man muss alles mal probieren im Leben. Ein Bettler darf nicht wählerisch sein, und einen Marodeur hätte ich sogar genommen, wenn er dreihundert Jahre alt wäre und noch nie ein Umrüstset gesehen hätte. Der Karnov wird für uns ein nützliches Auge. Ich nehme dankend an, Colonel Danton."
"Gut. Wir entsenden die Truppe mit den Landern ins Krisengebiet. Zwei Lanzen Luft/Raumjäger als Eskorte. Und dann schauen wir mal, was noch alles passiert. Gute Jagd."
"Gute Jagd, Mylord", hallte es dem Herzog Dutzendfach entgegen. Der Besprechungsraum leerte sich merklich, als sich die Offiziere auf ihre neuen Aufgaben stürzten.

"Ja, Lieutenant Fokker?", fragte Germaine, bevor die Lanzenführerin ihren Vorgesetzten ansprechen konnte. "Sind Sie wieder einmal nicht damit einverstanden, dass Ihre Lanze nicht im Brennpunkt eingesetzt wird?"
Die junge blonde Frau schluckte. "N-nein, Sir. Ihre Entscheidungen haben immer Hand und Fuß. Aber ich bitte um die Erlaubnis, eine der Ersatzmaschinen auf Corporal Ferrow eichen zu lassen. Nur für den Fall der Fälle."
"Gut, einverstanden. Vielleicht senkt das ihren Blutdruck ein klein wenig", sagte Germaine sachlich. "Nimm den Kampftitan. Ich denke nicht, dass sich Dawn mit Kleinkram zufrieden geben wird."
"Danke, Sir!", rief sie erleichtert, salutierte und verschwand ebenfalls aus dem Raum.
"Sollte ich das hören? Klang nach internen Querelen", meinte Mikado.
"Nur der Ungestüm der Jugend, und die feste Überzeugung, die Innere Sphäre alleine aus den Angeln heben zu können." Er seufzte. "Jara traue ich das sogar zu. Sie war eine der Chevaliers, die von den Wölfen entführt wurde. Ich konnte sie rechtzeitig wieder da raushauen, bevor Clan Wolf ihren zweiten Phelan und ihr zweites Schisma hatten."
"Sie meinen das ernst, Germaine?", argwöhnte Mikado.
"Eventuell." Die beiden Männer tauschten ein knappes Lächeln aus.

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Clan Blood Spirit

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Thorsten Kerensky
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Die Anspannung und die unterdrückte Energie, mit der Jara vor ihrer angetretenen Lanze herum tigerte, sprachen Bände. Ihr verkniffener Gesichtsausdruck ebenso. Jara war nicht böse, sie war nicht wütend, sie war hochgradig angepisst.
Die Gesichter der Mechpiloten und Elementare sahen ebenfalls nicht gerade glücklich aus, wenn auch nicht so aufgebracht wie das der Lanzenführerin.
Sergeant Eric Stein schien irgendwo zwischen Sorge und Enttäuschung zu schwanken, Corporal Kyle Kotare tendierte sehr eindeutig zu Zweitem. Und die Mimik von Corporal Damien Mulgrew wechselte beinahe im Sekundentakt von Trauer über Wut, Zorn, Schmerz, Angst zu Reue und zurück, soweit sein lädiertes Gesicht das zuließ.
Selbst die Elementare, die mit angetreten waren, waren bestenfalls neutral gestimmt.
Jara blieb stehen, warf einen letzten Blick in den blauen Himmel über dem Exerzierplatz und wandte sich dann ihrer Lanze zu: „Ihr habt es sicher alle schon gehört. Der Chef hat unsere Lanze weggeboten.“ Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass sie wieder in die Clan-Sprache zurückgefallen war. Unwirsch schüttelte sie den Kopf.
„Die Scouts haben den Auftrag, die Eagles beim Aufspüren und Bekämpfen der Angreifer zu unterstützen. Wir sollen alarmbereit bleiben, trainieren und verstärkt wachsam sein.“
Sie legte eine kurze Pause ein, um durchzuatmen und sich zu konzentrieren. Die vielen Nächte mit wenig oder schlechtem Schlaf machten ihr zu schaffen und das Gefühl der Untätigkeit verbesserte die Situation nicht gerade.
„Um diesen Anweisungen gerecht zu werden, habe ich für fünfzehn Uhr eine Schießübung mit infanteristischen Waffen angesetzt und für siebzehn Uhr Sport. Wir können dabei direkt unseren jährlichen Sportnachweis ablegen, bevor wir das über das Jahr wieder verschleppen.
Morgen werden wir dann mit Schwerpunkt im Simulator arbeiten, Sergeant Geisterbär wird mit den Elementaren dann eigenständig trainieren.
Desweiteren gilt ab sofort ein striktes Alkoholverbot, solange die Gefahrensituation nicht behoben ist. Ich muss sie daran erinnern, dass ein Verstoß gegen dieses Verbot disziplinarrechtliche Folgen hat.“
Jara pausierte erneut und musste kurz daran denken, dass sie vermutlich diejenige war, die in letzter Zeit am meisten getrunken hatte.
Sie schob den Gedanken beiseite und sah einmal an der Reihe ihrer Untergebenen hinab: „Das wäre für den Augenblick alles. Wir sehen uns um fünfzehn Uhr am Schießstand.
Alle bis auf Corporal Mulgrew: wegtreten!“
Während die Mitglieder der Kampflanze sich einzeln oder in Grüppchen verstreuten, musterte Jara den größeren und älteren Mechkrieger eindringlich. Der Bereich um sein linkes Augen war gerötet und bereits im Begriff, anzuschwellen. Seine Körperhaltung drückte eine seltsame Mischung aus Trotz, Schuld und Furcht aus.
Jara hatte natürlich gehört, was passiert war. In einer Söldnereinheit gab es kaum Geheimnisse und eine Szene im Mechhangar brauchte im Allgemeinen keine fünf Minuten, bis sie an alle Ohren gedrungen war.
Jara ahnte auch, wie es in dem schweigsamen Mann aussehen musste.
Als die übrigen Soldaten außer Hörreichweite waren, deutete sie mit dem Kopf in Richtung Stabsgebäude: „In mein Büro!“
Mulgrew setzte sich in Bewegung und die beiden Chevaliers legten den Weg in einem unbehaglichen Schweigen zurück. Jara hasste diese Seite der Befehlsgewalt, aber sie würde sich nicht drücken können.
Sie riss sich zusammen, wartete ab, bis die Tür hinter ihnen zugegangen war und umrundete den überladenen Schreibtisch, ohne etwas zu sagen.
Mulgrew blieb vor dem Schreibtisch stehen, ganz offensichtlich gespannt wie eine Feder.
Jara setzte sich – manchmal konnte auch eine niedrigere Position die Autorität fördern – und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte. Die Spitzen ihrer gespreizten Finger berührten sich kurz unter ihrem Kinn, ihre eisblauen Augen bohrten sich weiter eindringlich in ihren Gegenüber.
„Also gut, Corporal. Sie wissen genauso gut wie ich, warum Sie hier sind. So wie sich mir die Sache darstellt, haben Sie einen Mechkrieger der Chevaliers tätlich angegriffen. Als Unteroffizier, noch dazu als Unteroffizier meiner Lanze, haben Sie eine Vorbildfunktion zu erfüllen und ich erwarte von meinen Soldaten ein Mindestmaß an Disziplin. Ich bin von ihrem primitiven Handeln maßlos enttäuscht.
Haben Sie der Sache irgendetwas hinzuzufügen?“
Mulgrew räusperte sich: „Der neue Mechkrieger hat mich provoziert und die Konfrontation gesucht. Ich weiß, dass ich falsch reagiert habe, aber ich war in dem Moment nicht Herr meiner Sinne.“
„Denken Sie, dass ein Mechkrieger es sich erlauben kann, nicht Herr seiner Sinne zu sein, Corporal?“
„Nein, Ma’am“, kam die zerknirschte Antwort.
„Denken Sie, ein anderes Mitglied dieser Lanze hätte in dieser Situation ähnlich reagiert?“
Mulgrew schien seine Antwortmöglichkeiten abzuwägen. Schließlich zuckte er mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Da der Rest der Einheit keine Beziehung führt, kann er nicht in diese Situation geraten.“
Jara seufzte, etwas, dass sie in letzter Zeit ziemlich oft tat: „Ich habe natürlich auch davon gehört. Corporal, möchten Sie mit mir über Ihre aktuellen Probleme reden?“
„Lieber nicht, Ma’am.“
„Gut. Dann reden sie mit Father O’Hierlihy.“
„Ich möchte eigentlich gar nicht darüber reden.“
Jaras Blick, gerade erst etwas sanfter geworden, verfinsterte sich wieder: „Das war kein Vorschlag, sondern ein Befehl, Corporal! Ich kann mir keine Soldaten leisten, die Probleme in sich rein fressen, wenn es in den Einsatz geht.“
„Jawohl, Ma’am!“
„Corporal, ich glaube, ich kann verstehen, wie Sie sich gefühlt haben und warum Sie so reagiert haben. Dass ich Sie verstehe heißt aber nicht, dass Sie um eine Strafe herum kommen, denn scheinbar ist Ihnen der Bezug zu den Erwartungen verloren gegangen, die ich an jedes Mitglied meiner Lanze stelle.
Bis zu unserer Abreise werden Sie jeden Tag zwei Stunden Ihrer Freizeit dem Dienst an der Einheit opfern. Und zwar im Sanitätsbereich. Melden Sie sich heute nach Dienstschluss bei Oberstabsarzt Fleischer, er wird Sie einteilen.“
Jara hätte Mulgrew ja in den Tech-Bereich gesteckt, wo seine Fähigkeiten sinnvoller und dringender hätten eingesetzt werden können. Allerdings hielt sie es für keine gute Idee, ihn mit der MasterTech zusammentreffen zu lassen.
„Es steht dem Chef natürlich frei, weitere Strafen zu verhängen. Ist das soweit verstanden?“
„Jawohl, Ma’am.“
Jaras Züge wurden jetzt weicher, verständnisvoller und sie ließ die Hände sinken. „Unter uns: Ich kann das alles gut nachvollziehen. Aber in einer militärischen Einheit darf so etwas nicht vorkommen. Sprechen Sie mit dem Father, mit Ihren Freunden oder auch mit mir und sehen Sie zu, dass sie damit umgehen. Tun Sie’s für sich!“
Der Mechkrieger nickte und schien sich im Büro sichtlich unwohl zu fühlen. Der Trotz war aus seiner Haltung gewichen und hatte Verzweiflung und Einsicht Platz gemacht.
„Oh, noch was“, setzte Jara an. „Stimmt es, dass in der Getränkeflasche des neuen Mechpiloten Alkohol war?“
„Es roch zumindest stark danach.“
„Das ist ja interessant… wenn Ihnen bei Ihrem Hilfsdienst im SanBereich zufällig ein Indiz für Alkoholkonsum im Dienst in die Hände fällt, tun Sie das einzig Richtige und sagen Sie jemandem Bescheid. Wir haben genug Sicherheitsrisiken, da muss es nicht auch noch ein Alkoholiker sein.“
Wieder nickte Mulgrew und Jara lehnte sich in ihrem Stuhl zurück: „Sie dürfen wegtreten.“
Die Tür schloss sich hinter ihrem Soldaten und die Offizierin legte sich die Hände vors Gesicht. Eine Sorge weniger. Blieben noch ein paar Dutzend weitere. Und natürlich das Gespräch mit Dawn, dass sie seit zwei Tagen vor sich herschob…

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Ama-e-ur-e
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is-u-tures-Vo-e-e

07.06.2010 01:33 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
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Zellentrakt des Stützpunktes
Wayside V

„Toll, Jack. Nein, wirklich, diesmal hast du dich selbst übertroffen. Warum kannst du nicht einfach mal deine vorlaute Klappe halten? Nur ein einziges Mal, verdammt.“
Peter kreiste seit einer Stunde in der kleinen Zelle und machte Jack Vorhaltungen. Er schien wirklich wütend zu sein.
Der Angesprochene hingegen hatte es sich auf dem harten Bett mehr oder weniger bequem gemacht und starrte an die Decke.
Nachdem der Stützpunkt abgesichert worden war, hatte man ihn wieder in den Mechhangar befohlen, wo er von dieser Corporal Kalinskaya sofort in Gewahrsam genommen wurde. Das Ganze war eher unauffällig abgelaufen, ohne Befehlston oder auch nur der Androhung von Gewalt, aber alleine der brutale Unterton in der Stimme der Frau hatte Jack klar gemacht, dass es besser war, sich zu fügen.
„Es ist gut jetzt, Peter. Ich weiss, dass ich Mist gebaut habe. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du nicht zu sehr darauf herumreiten würdest.“
Wie sehr er sich nach einem Schluck Absinth sehnte! Oder Rum, Herrgott, er wäre sogar über ein kühles Bier hoch erfreut.
„Außerdem konnte doch keiner ahnen, dass dieser Mulgrew gleich explodiert. Ich meine, es ist ja nicht so, dass mit der kleinen Techmaus im Cockpit irgendetwas gelaufen wäre.“
Jack hatte die Worte kaum zu Ende gesprochen, als Peter auch schon herumfuhr.
„Was konntest du nicht ahnen. Das ein Mann, der gerade seine Freundin verloren hat, auf einen so brachial dummen Spruch, wie deinem, aggressiv reagieren würde? Jack, er hat nur gesehen, wie Doreen zusammen mit dir aus dem Cockpit gestiegen ist. Aus einem engen, heißen Cockpit. Versuch dich doch mal in seine Lage zu versetzen. Du hättest ihn wahrscheinlich tot geprügelt!“
Nachdem Peter sich etwas beruhigt hatte, setzte er sich auf die Bettkante und blickte seinen alten Freund an.
„Auch wenn er ein Peripherieweltler ist, Jack, arbeitet er wahrscheinlich schon seit Jahren in der Inneren Sphäre. Du kannst hier nicht deine übliche Masche nach Art der Axt im Walde auffahren. Das hier ist die Zivilisation. Wir sind nicht mehr auf irgendwelchen Hinterwäldlerplaneten auf denen kein Hahn danach kräht, wenn du jemanden verprügelst oder sogar vorzeitig auf den Stiefelhügel schickst.“
„Mulgrew ist ein Peripherieweltler?“
Nun war Jacks Interesse geweckt. Was hatte Peter oder besser sein Unterbewusstsein bemerkt, was ihm entgangen war.
„Natürlich. Hast du es nicht an seinem Akzent gemerkt? Er klingt wie Butcher Thornten.“
Peter schüttelte betroffen den Kopf, als er Jacks verständnislosen Blick bemerkte.
„Der Typ mit dem Kriegshammer. Er kam ein halbes Jahr vor dem Gefecht auf Greenich zu den Banditen. Hat in der Kampflanze Dienst geschoben. Ein Bär von einem Typen, rote Haare und ein wirklich dreckiges Lachen.“
Plötzlich fiel es Jack wie Schuppen von den Augen. Natürlich, der Butcher. Fast hätte er diesen unangenehmen Zeitgenossen vergessen, dessen zweifelhafte Ehre der Bekanntschaft er während ein oder zwei Überfällen gemacht hatte.
„Genau der, Jack. Ich glaube, er hat mal erwähnt, dass er aus der ehemaligen Oberon-Föderation stammt. Aber sicher bin ich mir da nicht mehr. Auf jeden Fall hatte er denselben Akzent wie dieser Mulgrew. Wahrscheinlich stammen sie nicht vom selben Planeten, aber vielleicht doch aus demselben System.“
Nachdenklich verschränkte Jack die Hände hinter dem Kopf und blickte wieder an die weiß getünchte Decke.
„Interessant. Doch, wirklich sehr interessant.“
Seine Gedankengänge wurden von dem Geräusch schneller Schritte auf dem Gang vor seiner Zelle unterbrochen.
„Eine Person, Jack. Militärstiefel. Sehr schneller Schritt für einen Soldaten. Entweder da hat es jemand sehr eilig oder aber ist äußerst aufgebracht.“
Er konnte sich schon denken, wer das war. Resignierend seufzte Jack und richtete sich zu einer halb sitzenden Position auf, bei der er die Wand als Stütze benutzte und die massive Metalltür im Blick hatte.
Die Geräusche einer kurzen Unterhaltung drangen an seine Ohren. Ohne das er etwas hätte verstehen können, öffnete sich das Schott und gab den Blick auf einen sichtlich überaus ungehaltenen Germain Danton frei. Der steinerne Gesichtsausdruck, die angespannte Haltung, sowie der finstere Blick zeugten davon, dass der Lieutenant Colonel kurz vor einem Wutausbruch stand. Es wurde Zeit, das Genick einzuziehen.
Schweigend trat der Söldner in den Raum und wartete bis die Tür zurück in ihre geschlossene Position fiel.
„Oh, oh, Jack. Einzelgespräch. Keine guten Karten für dich, mein Freund.“
Peters verschmitztes Lächeln war nicht dazu angetan, seine Laune auch nur in geringster Weise zu verbessern. Unwillkürlich zog Jack das Genick ein, als Danton Luft holte.
„Dass Sie mich enttäuscht haben, muss ich Ihnen wohl hoffentlich nicht sagen.“
Die Stimme des Offiziers klang absolut emotionslos.
„Wenn Sie auf die kleine Auseinandersetzung im Hangar anspielen, so möchte ich zu meiner Verteidigung anmerken, dass ich nicht angefangen habe.“
Das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Ruhig, aber mit steinerner Miene fuhr Danton ihm ins Wort.
„Es ist mir absolut scheißegal, wer von Ihnen beiden angefangen hat. Sie sind noch keine vierundzwanzig Stunden in meiner Einheit und schon in eine Schlägerei verwickelt. Während der Dienstzeit, mit einem Mitglied meiner Kampflanze.“
Jack wollte etwas zur Beruhigung des Lieutenant Colonels sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Er hatte heute schon einmal versucht, eine brenzlige Situation mit seinen Worten zu entschärfen, was ihn direkt in diese Zelle gebracht hatte. Stattdessen blickte er den vorwurfsvoll dreinschauenden Danton nur weiter an.
„Ist das der Dank, Jack? Ist das der Dank dafür, dass ich Sie in meine Einheit geholt habe? Dass ich Sie nicht den Behörden ausliefere? Dass ich Ihnen die Chance gebe, Ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken?“
Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass der Söldner sein Urteil bereits gefällt hatte.
„Sie haben mir Ihr Wort gegeben, Jack. Ihr Ehrenwort. Und direkt am ersten Tag schlagen Sie einen meiner Mechkrieger nieder. Nun sagen Sie mir schon, was Sie sich dabei gedacht haben.“
Betroffen blickte Jack den Lieutenant Colonel an. Er hatte befürchtet, dass Danton wütend sein würde, aber mit solch einer Ansprache hatte er wahrhaftig nicht gerechnet.
„Es tut mir leid, Danton. Bitte glauben Sie mir, dass es nicht in meiner Absicht lag, ihrer Einheit, Mulgrew oder auch ihnen persönlich zu schaden. Ich war nur einfach lange nicht mehr unter Menschen. Ich habe versucht Mulgrew etwas Tröstendes zu sagen. Wahrscheinlich ist es aber falsch rüber gekommen. Dass dann aus dem kleinen Schlagabtausch zwischen uns gleich so eine Staatsaffäre wird, hätte ich wirklich nicht gedacht. In meinen früheren Einheiten hätten die kommandierenden Offiziere höchstens Wetten auf uns abgeschlossen. Eine militärisch geführte Söldnereinheit ist eben etwas anderes als ein zusammen gewürfelter Haufen Piraten in Mechs.“
Schnell sprang Peter auf, als Danton sich mit einem resignierenden Seufzer auf die Bettkante fallen ließ.
„Dafür, Jack, habe ich Verständnis. Aber ich sage ihnen gleich, dass ich es nicht akzeptieren kann.“
Die Stimme von Danton hatte ihre schneidende Art verloren. Wenigstens ein Fortschritt.
„Sie sind nun Teil einer militärischen Einheit. Ein Teil meiner Chevaliers. Wir sind kein prügelnder, pöbelnder Haufen Gesetzloser, die sich in der Peripherie rumtreiben und schutzlose Planeten plündern. Bei uns gibt es Regeln. Ich habe Ihnen bereits einen Sonderstatus gewährt. Nur Aufgrund Ihrer Herkunft und Ihrer Vergangenheit. Und weil ich glaube, dass unter dieser harten Schale immer noch ein anständiger Mensch stecken könnte. Wenn Sie aber denken, dass ich eine solche Art und Weise, wie Sie hier einschlagen, unterstütze, dann haben Sie sich schrecklich geirrt und werden Sich ganz schnell in einem Straflager der Draconier wiederfinden.“
Jack schluckte hart. Er hatte bereits von diesen sogenannten Straflagern gehört. Sie existierten auf weit entlegenen Planeten und beinhalteten die vom System als Schwerverbrecher verurteilten Individuen. Wenn man einmal in solch einem Lager angekommen war, bestand der Rest des kurzen Lebens, dass man noch vor sich hatte, aus schwerster körperlicher Arbeit und trostlosem Dahinsiechen. Keine wirklich prickelnde Vorstellung für einen Mann, der seine Freiheit über Alles liebte.
„Ich frage Sie nun noch einmal, Jack. Ein letztes Mal. Werden Sie versuchen sich anzupassen? Werden Sie meinen Befehlen und denen meiner Teileinheitsführer gehorchen? Wollen Sie das überhaupt alles, oder erspare ich mir eine ganze Menge Ärger, wenn ich die Überstellung an die ISA einfach unterschreibe und Sie vergesse?“
Die stechenden Blicke Dantons schienen sich durch sein gesundes Auge direkt in sein Hirn zu bohren und die unbehagliche Stille wurde nur von dem ruhigen Atem der beiden Männer durchbrochen.
Eigentlich hätte Jack nicht darüber nachdenken müssen. Eigentlich war die Sache klar. Ein Leben innerhalb der restriktiven Gegebenheiten einer Söldnereinheit auf der einen Seite und der unerfreuliche Aufenthalt in einem draconischen Straflager auf der anderen Seite. Eigentlich.
„Warum tun Sie das, Danton? Sie wissen, dass Sie die Informationen aus meinem Gehirn auch anders bekommen könnten. Die ISA hat da so Ihre Mittel und Wege. Sie wissen wer und was ich war, und doch holen Sie mich in Ihre Einheit. Warum, Danton?“
Jetzt war der Söldner an der Reihe, resignierend auszuatmen.
„Vielleicht, weil ich ein unverbesserlicher Optimist bin, der versucht nur das Gute in einem Menschen zu sehen. Weil ich in Ihnen einen Teil von mir sehe. Wären die Dinge in meiner Vergangenheit nur ein wenig anders verlaufen, wäre ich wahrscheinlich so geworden, wie Sie heute sind. Mir hat man eine Chance gegeben und ich fühle mich in der Verpflichtung diese Chance auch Ihnen zuzugestehen. Wie ist also Ihre Antwort, Mechkrieger?“
Mit einem Ruck erhob sich der Colonel von der Bettkante und strich seine Uniform glatt.
„Sie kennen die Antwort Danton… ,Herr Colonel. Ich gab Ihnen mein Wort und dazu stehe ich nach wie vor.“
Kurz nickte der Söldner, bevor ihm etwas einzufallen schien.
„Ach ja, Sie müssen auf diese Frage nicht antworten, wenn Sie es nicht wollen, aber rein aus Interesse: Hatte Mulgrew Recht, was Sie und den MasterTech angeht?“
„Nein Colonel, hatte er nicht. Ich habe dem Mastertech die Konfigurationen meiner Maschine erläutert. Dabei waren wir beständig mindestens einen Meter voneinander entfernt.“ Was in der Enge eines Battlemechcockpits gar nicht so einfach gewesen war.
„Wir haben die ganze Zeit über unsere Uniformen getragen und ein dienstliches Gespräch geführt. Es gab keinerlei Annäherungsversuche von einer der Seiten.“
Gedankenverloren starrte Jack auf den goldenen Ring an seiner rechten Hand.
„Glauben Sie mir, Danton, in diesem Bezug brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.“
Der Kommandant der Chevaliers nickte nachdenklich.
„Gut, das hatte ich mir so auch schon gedacht. Sie verstehen jedoch, dass ich fragen musste.“
„Natürlich.“
„Genau so, wie ich Sie fragen muss, was hier drin war, Jack.“
Schnell fischte der Lieutenant Colonel Jacks verloren geglaubten Flachmann aus seiner Hosentasche und warf ihn dem ehemaligen Piraten in den Schoß.
Jack nahm die Flasche in die Hand und schüttelte Sie traurig. Der Sturz vom Torso des Marodeurs auf den Hangarboden hatte einige Dellen in dem Metall hinterlassen und vor allem den Inhalt völlig geleert.
„Grünes Gold, Colonel. Des Herrn bester Tropfen in der gesamten Galaxie. Feinster Absinth in seiner pursten und edelsten Form.“
Noch während Jack den Flachmann betrachtete, beugte Danton sich noch einmal zu ihm herunter.
„Das muss aufhören, Jack. Ich habe nichts dagegen, wenn meine Soldaten nach dem Dienst etwas über die Strenge schlagen, aber was Sie hier betreiben, grenzt ja schon an Selbstmord. Ich erwarte, Sie zumindest während der Dienstzeit nüchtern anzutreffen.
Wenn Sie Schwierigkeiten damit haben, wenden Sie sich an Father O’Hierlihy. Er wird Ihnen bei der Bewältigung des Problems helfen können. Und das ist ein Befehl, Mechkrieger.“
Militärisch kehrte der Lieutenant Colonel wieder in eine stehende Position zurück und blickte streng zu Jack herab.
„Und jetzt lümmeln Sie da nicht so herum. Bewegen Sie Ihre Knochen aus dieser Zelle. Ich habe eine Aufgabe für Sie.
Wache, die Tür öffnen!“
Damit drehte Danton ihm den Rücken zu und marschierte zielstrebig durch die recht schnell entstehende Öffnung. Jack folgte ihm in nur wenigen Schritten Abstand. Er war überaus froh aus der beklemmenden Enge der Zelle entkommen zu können. Im Gehen zog er sich die Ersatzkühlweste aus dem Marodeur über den sonst nackten Oberkörper und rückte seine Augenklappe gerade.
„Was für eine Aufgabe, Colonel?“
Die Spannung in Jacks Stimme rührte von seinen bis zum Zerreisen gespannten Nerven her. Es musste mit dem Alarm zusammen hängen.
„Vielleicht ist Constanze ja hier gelandet. Das wäre dann das Ende für diesen armseligen Haufen Söldner. Die Marodeure würden Sie einfach überrennen.“
Peter schlenderte hinter den beiden Männern her und blieb an der Zellentür stehen.
„Wenn dem so sein sollte, Jack, wäre es eine gute Idee das älteste Piratenmanöver überhaupt durchzuziehen. Das Weglaufen, Jack. Du solltest wirklich in Erwägung ziehen einfach wegzulaufen.“
Er versuchte die Worte seines alten Freundes zu ignorieren. Vergeblich.
„Machen wir uns nichts vor, Jack, das kannst du doch von allen deiner vielen Talente immer noch am Besten.“
Die Worte hallten in seinem Kopf und Jack spürte eine kalte Wut in sich aufsteigen. Nein, er würde nicht noch einmal weglaufen. Nie wieder.
„Eine Lanze der Miliz ist auf einer Routinepatrouille von unbekannten Kräften aufgerieben worden. Der Herzog entsendet Major Klein und einen Großteil seiner Truppen, um das Ganze im Keim zu ersticken, aber wie bereits gesagt: Wir haben keine Ahnung, um wen es sich bei den Angreifern handelt.“
Die Einweisung des Lieutenant Colonels riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. Grimmig nickte er.
„Und Sie denken, dass es Piraten sein könnten, Danton.“
„Zumindest können wir es nicht ausschließen. Ich habe dem Herzog meine Kundschafterlanze sowie einige Luftunterstützung angeboten. Und natürlich Sie, Jack.“
Der Söldner grinste ihn unverhohlen an.
„Als mein persönlicher Berater in Sachen Piraten, werden Sie Major Klein und die Scoutlanze der Chevaliers begleiten. Ich hoffe, Ihre Erfahrung auf diesem Gebiet ist dem Major eine Hilfe. Sie tun jedoch nichts ohne direkten Befehl. Der Herzog und ich werden die Aktion von hier aus steuern.“
Plötzlich blieb der Söldner stehen und blickte Jack finster an.
„Ich hoffe wirklich, dass ich mein Vertrauen in Sie nicht bereue, Jack. Sie werden mit meinen Chevaliers und verbündeten Truppen in den Kampf ziehen und ich erwarte von Ihnen Loyalität. Sollten Sie mich enttäuschen, dann glauben Sie mir, werde ich Sie finden. Egal wo Sie sich verstecken, egal wie weit Sie laufen, ich werde Sie finden und zur Rechenschaft ziehen, Jack. Die Tür schwingt in beide Seiten, Mechkrieger. Durch welche Sie gehen, entscheiden Sie.“
Damit trat er aus dem Schatten des kargen Zellentraktes in das Licht der langsam untergehenden Sonne.
„Die Techs machen Ihren Marodeur gerade einsatzbereit, Mechkrieger Ryan. Sie sollten sich beeilen. Arbeitgeber in der Inneren Sphäre sehen es nicht gerne, wenn man am ersten Tag bereits zu spät kommt.“
Jack nickte nur und blickte dann noch einmal zurück, als er bereits einige Schritte Richtung Mechhangar gesprintet war.
„Danke, Colonel Danton.“
Der Angesprochene nickte ebenfalls und sah seinem neusten Untergebenen dann hinterher. Erst als dieser außer Hörweite war, zog Germain Danton den Kommunikator aus seiner Hosentasche und aktivierte ihn.
„MasterTech Simstein, wie sieht es aus? Sind Sie fertig?“
„Jawohl, Sir. Es war gar nicht so einfach, aber wir konnten einen elektronischen Impulsgeber in die Steuerungselemente des Marodeurs einbauen. Der ist gekoppelt mit dem Funkgerät und dem System der Notabschaltung. Sie können die Maschine jetzt auf Knopfdruck herunterfahren, solange der Mech in Reichweite der Funkwellen ist.“
„Gut, Doreen. Danke für die schnelle Arbeit.“
„Kein Problem, Colonel. Aber wenn Sie mir die Frage erlauben, warum tun Sie das?“
Lieutenant Colonel Dantons Züge wurden hart, als er antwortete. Seine Blicke starrten ins Leere und seine Stimme war kalt wie Eis.
„Es kommt ab und zu vor, dass auch ich mich mal irre, MasterTech. Das passiert jedem von uns von Zeit zu Zeit. Das ist nicht schlimm, denn Irren ist menschlich. Wichtig ist nur, dass man in der Lage ist, seinen Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Sollte ich zu dem Schluss kommen, dass Mr. Ryan einen solchen Fehler meinerseits darstellt, so bin ich nun in der Lage ihn zu beheben, ohne Gefahr zu laufen, einen gegnerischen 75 Tonnen schweren Marodeur mit Clantech im Rücken der Streitmacht des Herzogs platziert zu haben.“
Damit deaktivierte er den Kommunikator und ging in Richtung Stabsgebäude davon.

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Wahnsinn und Genie liegen oft näher beieinander als man denkt.

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"Sie sind nich' wie wir, Atoli. Die Leute von Weilder sind nich' wie wir", sagte Jenner grimmig, und spuckte auf den dreckig-staubigen Boden von Wayside V. Der alte Mann war das, was man "laufendes LosTech" nannte, ein Mann, der als Techniker schon Dutzende Mechtypen repariert und hunderte Waffensysteme in Händen gehalten hatte. Gut, gut, er war weder besonders schnell, noch sonderlich begabt, um an den beiden schweren ClanMechs der Einheit herum schrauben zu dürfen. Dafür kannte er aber die anderen Modelle und ihre Spezifikationen nur zu gut.
Der Angesprochene zuckte die Achseln. "Die Bezahlung ist verdammt gut, dafür, dass wir so einen dämlichen Staubball angreifen sollen.
Der Alte grinste ihn an. An seiner löchrigen Zahnfront konnte man gut erkennen, dass gute zahnärztliche Versorgung nicht zu den besten Leistungen dieser Truppe gehörten. "Leute die so reden wie du, das sinh' die, die am schnellsten ins Gras beißen. Anstatt nur aufs Geld zu schau'n, sieh zu, dass du rechtzeitig aussm Weg gehst, wenn's dick wird."
"Ach so. Und was machst du dann hier, Jenner?", fragte der junge Techniker vorwurfsvoll.
Der Alte griente ihn frech und beinahe zahnlos an. "Na, einer muss euch jungen Leuts doch sagen, WANN sie in Deckung gehen sollen. Immerhin ist das hier 'ne fette Invasion."
"Zumindest soll sie das sein", murmelte Atoli ärgerlich, und widmete sich wieder dem Aufbau des Burke-Panzers. "Ich habe absolut keine Ahnung, was wir einhundert Lichtjahre von Zuhause entfernt mitten im Clan-Korridor zu suchen haben."
Er sah sich kurz um, um sicher zu gehen, dass niemand außer Jenner ihn hören konnte. "Aber ich hoffe, dass es überhaupt jemand weiß."
"Was ist aus `Die Bezahlung ist gut´ geworden?", spottete der alte Tech.
"Ich ersetze es durch `Bleib stets in der Nähe eines Landungsschiffs`, Jenner."
"Oh, du kanns' ja doch selbstständig denken. Welche Überraschung." Die beiden Techs unterbrachen ihre Plauderei, als einer von Weilders Offizieren vorbei kam, auf dem Weg zur Besprechung im Kommandozelt. Man konnte nie wissen. Nie.
***
Im Zelt war es laut. Dreiundzwanzig Stabsoffiziere, Fünf Bataillonschefs, einundzwanzig Kompaniechefs und neunzehn unterstützende Offiziere drängten sich um den Holotisch, auf dem die Gefechtssituation zu sehen war, die sich vor wenigen Minuten abgespielt hatte.
Obwohl, drängen war vielleicht nicht das richtige Wort. Drängen hätte bedeutet, dass die Männer und Frauen zum Tisch hin gewollt hätten. Es war eher eine Mischung aus Abstand und Informationsgier, die sie irgendwie daran hinderte, näher als einen Meter an die zwei Männer und die drei Frauen heran zu gehen, die direkt am Tisch standen. Es handelte sich hier um Colonel Aaron Imara, der offiziell den Oberbefehl führte, sowie drei seiner fünf Bataillonsführer. Der fünfte Mann am Tisch, Kapitan Weilder, war der offizielle Verbindungsoffizier zum Auftraggeber.
Irena Dorik, die Chefin der Panzer, hieb mit der Hand wütend auf den alten Holotisch. Hart genug, um die Hologramme flackern zu lassen. "Vier Wochen zu früh, sage ich! In vier Wochen wären die Eagles wieder abgeflogen, zusammen mit ihrem verdammten Herzog, und wir hätten den Planeten problemlos einsacken können! Warum hat uns eigentlich niemand gewarnt? Was war mit unseren Kontakten in der Miliz? Wieso haben die verdammten Milizionäre heute ausgerechnet unsere Wasserstelle kontrolliert?"
"Viele Fragen, auf die es nur wenige Antworten gibt. Wenigstens hat Chase schnell und korrekt gehandelt, und die Lanze vernichtet, soweit es ihm gelungen ist." Imara nickte dem Anführer der Kampflanze der Ersten Mech-Kompanie anerkennend zu. Der First Lieutenant, bis zu diesem Moment unsicher, ob er einen Fehler begangen hatte oder nicht, erwiderte die Geste erleichtert mit einem bestätigenden Nicken.
"Wir waren entdeckt. Ab diesem Punkt hieß es Schadensbegrenzung zu betreiben. Sie nicht noch mehr, unsere wahre Stärke entdecken zu lassen."
Major Estelle McAllister, die Chefin der drei Infanterie-Bataillone, nickte bestätigend. "Die Frage ist, Colonel, was wir ab hier machen. Der Herzog ist mit zwei vollen Kompanien auf diese Welt gekommen. Er selbst hat seinen Tai-sho mitgebracht. Und ich muss wohl niemandem erzählen, dass ich die ROMs von seinen Trainingseinheiten mit einer Gänsehaut gesehen habe. Davon ganz abgesehen hat er die Befehlslanze des Ersten Bataillons dabei, und mit Major Stannic ist auch nicht zu spaßen."
"Es könnte schlimmer sein, Estelle", merkte Dorik an. "Wir sind von vorne herein mit einer Übermacht entsendet worden, um für solche Fälle gerüstet zu sein." Sie starrte nachdenklich auf ihre Fingernägel, die halb in den Hologrammen verschwanden. "Was können wir tun, um die Situation zu unserem Vorteil zu drehen?"
Major Harrison Copeland, stellvertretender Chef der Mechs, hob die Hand. "Darf ich an dieser Stelle anmerken, das wir immer noch dem Feuerfalken hinterher jagen? Der Kerl ist flink und weiß genau, wie er meine leichten Mechs auf Abstand halten muss. Wenn der Rest der Miliz aus dem gleichen Holz geschnitzt ist, sollten wir lieber mit zwei Regimentern wieder kommen."
"Nun mach dir nicht gleich ins Hemd, Copycat", merkte McAllister spöttisch an. "Wir sind weit davon entfernt, besiegt zu sein oder ins All gejagt zu werden."
"Richtig. Und ich hoffe, dass wir wenigstens ein paar der Hauptziele erreichen", merkte Kapitan Weilder an. "Zum Beispiel den Planeten für meinen Auftraggeber zu erobern."
Der Verbindungsoffizier hatte sachlich gesprochen, und seine Augen blieben dabei vollkommen kalt. Genau dieses Verhalten machte nicht wenigen der Offiziere Angst, seit ihre Söldnereinheiten angeworben und gemeinsam trainiert worden waren. Diese vollkommene Abwesenheit von Emotionen. Auch die anderen Verbindungsoffiziere, die bis auf Kompanie-Ebene Stäben und Einheiten zugeordnet waren, zeigten fast nie Emotionen. Sie waren im letzten halben Jahr auch nicht merklich aufgetaut.
"Die Frage ist: Was wird Mikado tun? Er ist nicht bloß irgendein Herzog, sondern ein Teilnehmer an Operation Bulldog. Er hat hier auf dem matschigen Boden gestanden, und Welle auf Welle der Nebelparder abgewehrt. Wir dürfen ihn nicht unterschätzen", merkte Copeland an.
"Und wir werden ihn nicht unterschätzen. Dennoch, wir haben sehr viele C-Noten investiert, um dieses Unternehmen möglich zu machen. Also erwarte ich einen Versuch", erwiderte Weilder bissig an. Ein Anzeichen von Emotion, in einer sehr unvorteilhaften Situation für Bissigkeit.
"Ace wird mit einer ausreichend großen Truppe hier runter kommen, und ordentlich aufräumen. Wahrscheinlich versucht er zuerst, uns aus dem Orbit oder aus der Luft aufzuklären. Klappt das nicht, erzwingt er die Aufklärung mit Panzern und Mechs. Oder er geht direkt zum Angriff über."
Imara tickte sich gegen den linken Nasenflügel. "Allerdings ist es nicht unser Auftrag, die Eagles und die Miliz hier in eine Feldschlacht zu verwickeln. Unser Job ist es, Parkensen City und den Raumhafen zu erobern und zu halten. Zumindest so lange, bis... die wechselnden Herrschaftsansprüche international anerkannt wurden." Noch nachdenklicher rieb er mit der Rechten die Handinnenseite der Linken. "Eine Sache, bei der wir den Herzog gut gebrauchen könnten. Wenn der offizielle Herr selbst die entscheidenden Worte spricht, haben wir in mehrerlei Hinsicht Legitimität."
"Das hilft uns vielleicht in der Zukunft, aber nicht jetzt", warf Weilder ein.
"Man muss schon das Ganze sehen, mit Perspektiven und Zielen", mahnte der Colonel. "Ansonsten hätten wir gar nicht erst anzufangen brauchen."
Er trat näher an den Holotisch. "Ich wage zu behaupten, dass ihn die Vernichtung seiner Scouts angepisst hat. Er wird mit allem Möglichen rechnen, inklusive einer Invasionsarmee, aber erwarten eventuell nur ein Lager voll gut ausgerüsteter Schmuggler in Kompaniestärke. Dennoch. Ich bin mir sicher, dass Ace die Hälfte seiner Leute hier runter bringen wird. Was bedeutet, dass sie in Parkensen City und am Raumhafen fehlen werden."
Aufgeregtes Raunen ging durch die Leute.
"Interessant. Er entblößt sich selbst, und wir können die Chance nutzen, um ihm seine Stadt weg zu nehmen. Als Druckmittel dürfte sie einmalig sein." Weilder entschloss sich zu einem zustimmenden Lächeln, dass einigen Leuten gewiss Albträume bescheren würde. "Wir müssen nur seine Truppen hier unten binden."
"Das habe ich vor, Kapitan. Das habe ich vor." Imara sah in die Runde. "Ihr wisst, was passiert, wenn eine Kompanie Mechs in ein Bataillon Infanterie gerät, oder? Vor allem, wenn es die Ausrüstung hat, die wir besitzen?"
Einige erschraken bei diesen Worten, andere murmelten zustimmend. Das war gleich bedeutend mit einem blutigen Gemetzel, bei dem die Kompanie Mechs jedoch verschwinden konnte, als hätte es sie nie gegeben.
"Estelle, du wirst dich mit zwei deiner Bataillone eingraben. Hier, hier und hier. Harrison, du wirst dir die erste und die zweite Kompanie nehmen, und hier, hier und hier verteidigen. Irena, du lässt deine dritte Kompanie hier, und stellst sie hier und dort auf. Julianna, du wirst mit deinen acht Jägern hier bleiben."
Major Herforth, die Chefin der Luft/Raumjäger der Mission, lächelte dünn. "Und wer soll dich dann schützen, wenn du alter Trampel mit deiner Bfehlslanze, einer Kompanie Mechs, zwei Panzer-Kompanien und einem Infanterie-Bataillon die Milizkasernen und den Hafen angreifst?"
"Wenn du deinen Job machst, wird niemand auf den Gedanken kommen, auch nur einen einzigen Jäger in meine grobe Richtung zu schicken, bevor es zu spät ist." Er lächelte dünn. "Ace wird so etwas erwarten. Aber mit etwas Glück unterschätzt er uns."
"Wir könnten die Stadt bedrohen, die Bevölkerung als Geiseln nehmen. Eventuell...", meldete sich Captain Ryser, Chef des zweiten Infanteriebataillons, zu Wort.
"Unter meinem Kommando wird es kein zweites Turtle Bay geben", zischte Imara unheilvoll in Richtung des Stabsoffiziers.
"Unser Auftraggeber hat kein Interesse daran, seine zukünftige, Steuern zahlende Bevölkerung zu verlieren", fügte Weilder an, diesmal wieder vollkommen emotionslos. Und deshalb vielleicht so erschreckend. "Ich werde ihm nicht erklären, warum seinen Wünschen nicht nachgekommen wurde."
Leises Raunen erfüllte das Zelt.
"Gut. Wir nehmen die DORNKAAT, die SPAR und die DEN HAAG. Das wird reichen, um meine Einsatzgruppe zu transportieren." Imara manipulierte den Holotisch. "Wir platzieren uns hier, im Sherwood Forest. Und sobald die Kämpfe ausgebrochen sind, greifen wir Parkensen City an. Estelle, ich erwarte, dass ihr den Feind aus einer bestimmten Richtung auf eure Linie lockt. Und ich erwarte, dass ihr ein paar von den üblen Geschichten baut."
"Üble Geschichten sind meine Spezialität, Aaron", erwiderte die Infanteristin mit kaltem Lächeln.
"Dann sollten wir anfangen. Ace reagiert schnell. Und ich möchte nicht erfahren müssen, wie schnell, während wir gerade beim einschiffen sind."
Die Versammlung explodierte in hektische Zielstrebigkeit, das Zelt leerte sich rasch.
"Und? Bedauern Sie es, gegen einen alten Kameraden zu kämpfen?", fragte Weilder nahezu jovial.
"Ich bereue es nur, wenn ich keine Gelegenheit kriege, gegen Ace direkt zu kämpfen." Imara lachte leise. "Das wäre wirklich Schade."

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Angry Eagles

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Mechhangar der Chevaliers
Wayside V

„Also, Jack, wir haben deine Autokanone gefüttert. Zwei volle Tonnen 75mm Geschosse mit Urankern. Du solltest im Übrigen mal einen alkoholischen Gruß an die Munitionstechs rüberschicken. Die Jungs haben Überstunden geschoben, um die Granaten in den von dir konstruierten Gurt einzufügen. Muss eine höllische Arbeit gewesen sein.“
Doreens Stimme klang leise durch die offen stehende Cockpitluke zu Jack in die Schaltzentrale der Kampfmaschine. Abgelenkt von den verschiedenen Tests, die er gerade von dem Hauptcomputer des Marodeurs durchführen ließ, schreckte er auf der Pilotenliege zusammen.
„Was? Ich habe nichts getrunken!“
Verwirrt blickte er nach oben zu der Luke, in der kurz darauf der blonde Schopf der Mastertech kopfüber auftauchte. Einige Strähnen hatten sich dem Zopf entwunden und hingen Wasserfallähnlich in das Cockpit hinein.
„Das habe ich doch auch gar nicht gesagt, Mechkrieger.“ Ihr neckisches Lächeln in Verbindung mit dem Augenzwinkern ließ ihn innerlich aufatmen.
„Nervös vor dem ersten Gefecht in der neuen Einheit?“
Ihre Stimme hätte fröhlich geklungen, wenn da nicht der etwas ängstliche Unterton gewesen wäre.
„Mögliches Gefecht, Doreen. Und nein, das ist es nicht.“
Mit einem grimmigen Gesicht wandte er sich wieder dem guten Dutzend Monitoren und Anzeigen zu, die unablässig sich verändernde Daten anzeigten. Er war noch nie der nervöse Typ gewesen. Nervosität bedeutete Fehler. Und schon ein Fehler im falschen Moment eines Battlemechgefechtes bedeutete in den allermeisten Fällen den sicheren Tod.
Nein, was ihm zu schaffen machte, war der beständige Drang, nach seinem Flachmann zu greifen und einen Schluck der grünen Flüssigkeit seine Kehle in Brand setzen zu lassen. Es war mittlerweile früher Abend und er hatte seit seinem Gespräch mit dem Colonel nur noch das Wasser aus seiner Cockpitreserve getrunken. Pures Wasser. Zum Brechen.
„Was bitte meinst du mit möglichem Gefecht?“
Mit einem Mal war die Angst aus ihrer Stimme der typisch weiblichen Neugierde gewichen.
„Ich meine damit, dass wir da Draußen vielleicht niemanden mehr vorfinden werden, der gegen uns kämpfen wird.“
Er konnte ihren fragenden Blick, mit dem sie ihn durchbohrte, förmlich spüren. Er bestätigte mit einer kurzen Eingabe den Start eines weiteren Systemtests, prüfte kurz den Sitz seiner Augenklappe und drehte seinen Kopf dann in einen unangenehmen Winkel, um sie in den Blick zu bekommen.
„Es gibt mehrere Möglichkeiten was mit der Milizpatrouille passiert sein kann, Doreen. Also erstmal ist es möglich, dass Sie einen gut ausgerüsteten Trupp Schmuggler bei deren Verladearbeiten gestört haben. Das wäre für uns das absolut Beste, denn dann sind die Typen wahrscheinlich nur Minuten nach dem Gefecht in ihre Landungsschiffe gestiegen und haben diesen Staubbrocken am Ende des Universums hinter sich gelassen, so schnell ihre Düsen sie tragen konnten. Für solche Leute lohnen sich teure Gefechte mit Milizkräften einfach nicht. Die wollen nur ihre Geschäfte machen und dann ungesehen wieder verschwinden.“
Nachdenklich angelte er sich die Trinkflasche und nahm einen tiefen, ekelerregend neutral schmeckenden Schluck des lauwarmen Wassers.
„Die zweite Möglichkeit wäre ein Piratenangriff. Aber was sollten Piraten hier suchen? Wenn es eine kleine Einheit ist, die hier nur einen Zwischenhalt eingelegt hat, werden auch die sich jetzt schnellstens verzeihen. Die wissen, dass es mächtig Ärger gibt, wenn man eine Lanze der planetaren Miliz angreift. Und dann auch noch in die Flucht schlägt oder sogar komplett aus dem Spiel nimmt.“
Zuversichtlich schüttelte er den Kopf.
„Nein, die wären schon über alle Berge. Was uns ohne Umwege zur nächsten Möglichkeit bringt. Es könnte der geplante Angriff einer größeren Pirateneinheit sein. Möglicherweise um Ersatzteile oder Nahrungsmittel zu erbeuten. Wir sind hier mitten im von Clannern beherrschten Raum. Die Innere Sphäre hat zwar in den letzten Jahrzehnten ziemlich aufgeholt, aber wenn ich mich entscheiden müsste, zwischen einem Angriff auf Second-Line Truppen der Clans oder Milizeinheiten der Inneren Sphäre, fällt meine Entscheidung immer noch ziemlich schnell gegen die Clanner aus. In deren Solahma Einheiten findet man teilweise wirklich fähige Kämpfer. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, doch einmal auf einen Ihrer Frontsterne zu treffen.
Wenn dies allerdings wirklich eine geplante Aktion von Piraten war, so hat die Miliz gerade ihren Aufmarschpunkt entdeckt und somit haben die Angreifer Ihre wichtigste Waffe verloren. Den Überraschungsvorteil.“
Als er ihre fragenden Blicke bemerkte, leckte er sich kurz über die trockenen Lippen und fuhr dann fort.
„Piraten gehen immer den Weg des geringsten Widerstandes. Bei einer solchen Aktion landen Sie unbemerkt auf einem Planeten und schlagen dann schnell und hart gegen ausgewählte Ziele zu. Ersatzeillager, Fabriken, Nahrungsmittel- oder auch Wasserspeicher. Sie plündern diese Ziele, bevor die planetaren Streitkräfte in der Lage sind, koordiniert gegen Sie vor zu gehen und verschwinden dann genau so schnell wie Sie gekommen sind.
In unserem Fall, weiss die Miliz jedoch, dass eine feindliche Streitmacht in Ihrem Gebiet operiert und das war es dann auch schon mit dem Vorteil der Überraschung. Die Kosten für die jetzt folgenden Gefechte würden die Gewinnerwartungen der allermeisten Freibeuter bei weitem übersteigen.“
Wieder wurde er von einem nervigen Fiepen des Computers unterbrochen, der eine weitere mögliche Fehlfunktion des Marodeurs entdeckt hatte. Der verdammte Transport hierher an Bord des Landungsschiffes hatte der Mordmaschine doch schwerer zugesetzt, als Jack angenommen hatte.
Völlig entnervt tippte er auf einigen Tasten herum, bis der Hauptmonitor direkt vor ihm das fehlerhafte System anzeigte. Der Kühlkreislauf! Natürlich, was auch sonst?
„Du weißt eine ganze Menge über Piraten, Jack. Ist das der Grund, warum du Major Klein und unsere Truppe begleiten sollst?“
Doreens Stimme vibrierte fast vor Anspannung. Die Aktion schien ihr schwer strapaziertes Nervenkostüm über Gebühr zu belasten.
Jack atmete tief durch. Wieder ein Riff, das er umsegeln musste. Wenigstens hatte die MasterTech noch keinen Verdacht geschöpft.
„Ja, das ist genau der Grund, aufgrund dessen ich die Mission begleiten soll. Ich bin in der Peripherie aufgewachsen, Doreen. Ich hatte eine Menge Gelegenheiten, Piraten und Ihre Vorgehensweisen zu studieren und Colonel Danton ist der Meinung, dass mein fundiertes Wissen für Major Klein vielleicht von Nutzen sein könnte. Von den fünfundsiebzig Tonnen purer Überzeugungskraft, die ich steuere, mal ganz abgesehen.
Sag einem deiner Techs mal, dass der Wärmetauscher im rechten Arm meines Lieblings gerade in den Streik getreten ist. Wahrscheinlich verklumpte Kühlflüssigkeit in einem der Ventile. Der Zugang zu dem Kreislauf befindet sich direkt hinter dem Wartungsschott auf Schulterhöhe. Sie sollen einfach mal das Notventil abschrauben und den Tauscher mit frischer Flüssigkeit durchspülen.“
Kurz verschwand Doreens Kopf außerhalb seiner optischen Wahrnehmung und er hörte sie einige schnelle Sätze zu den Techs auf dem Gerüst rufen, das seine Kampfmaschine noch immer umschloss. Als sie in der Luke wieder auftauchte, war die Neugierde aus ihrem Blick noch immer nicht verschwunden.
„In Ordnung. Meine Jungs und Mädels kümmern sich darum, Jack.“
Kurz biss sie sich auf die Lippe, bevor die weiter sprach.
„Was ist denn, wenn ihr da draußen doch auf Widerstand trefft?“
Er musste nicht lange überlegen, um diese Frage beantworten zu können.
„Dann, Doreen, gibt es eine ganze Fülle an Möglichkeiten. Zum Beispiel eine starke Pirateneinheit, deren Kommandant sich einbildet, gegen reguläre Streitkräfte bestehen zu können, vielleicht um hier einen festen Stützpunkt einzurichten. Das ist aber relativ unrealistisch. Hochmütige Piraten überleben in den seltensten Fällen lange genug um starke Kräfte aufbauen zu können.
Oder aber Sie sind hier gestrandet. Weil ihr Sprungschiff defekt ist oder sie keine Nahrungsmittel mehr haben. In diesem Fall werden sie wahrscheinlich nur sporadischen Widerstand leisten und sich dann ergeben. Lieber ein gefangener Pirat sein, mit der noch so kleinen Chance irgendwann einmal ausbrechen zu können, als ein sehr toter Pirat dem man nachsagt, er wäre so dämlich gewesen sich mit forcierten planetaren Kräften anzulegen.“
Noch während er sprach, erlosch die Anzeige des defekten Wärmetauschers und ein Symbol für Wartungsarbeiten erschien an derselben Stelle.
Offensichtlich hatten die Techs das Notventil gefunden und waren nun dabei, das wahrscheinlich verstopfte Gerät an eine Kühlmittelzufuhr anzuschließen.
Eines musste man der Techcrew der Chevaliers lassen. Sie waren wirklich schnell.
„Und dann gibt es da natürlich noch die weniger schönen Szenarien. Abtrünnige Clanner, denen ihre Verluste absolut egal sind oder eine planetare Invasion unbekannter Kräfte. Das könnte für uns dann wirklich unschön werden.“
Entspannt lehnte er sich auf der Pilotenliege zurück und nahm einen weiteren Schluck aus der Wasserflasche, während er über seine eigenen Worte grübelte.
Die Informationen, aufgrund derer die Miliz wie auch die Chevaliers diesen Gegenschlag planten, waren überaus spärlich. Keine Situation wie er sie mochte.
„Reiß dich zusammen, Jack. Wenn du merkst, dass die Sache schief läuft, kannst du ja immer noch kneifen.“
Peter war auf dem Notsitz des Marodeurs aufgetaucht. Mit einem absolut neutralen Gesichtsausdruck starrte er auf den Hauptbildschirm, auf dem gerade ein weiterer Systemtest abgeschlossen wurde.
Jack verschluckte die wütende Antwort, welche er auf der Zunge hatte. Zu seinem Glück erlosch genau in diesem Augenblick die Wartungsleuchte des Wärmetauschers und das System schaltete den Kühlkreislauf mit einem sonoren Summen wieder frei.
„Sag deinen Jungs und Mädels, dass der Wärmetauscher wieder frei ist. Sie können das Ventil wieder dichtmachen. Gute Arbeit, danke.“
Konzentriert überflog er noch einmal die Ergebnisse aller Tests und nickte dann zufrieden. Sein Marodeur war voll einsatzbereit. Bereit mit Major Klein, der Miliz und vor allem den Chevaliers in die Schlacht zu ziehen.
Die einzige noch offene Frage war, ob er voll einsatzbereit war. Peters schallendes Gelächter brandete durch seine Gehirnwindungen.
„Jack, du nüchterst langsam aus. Du kannst mich nicht mehr weg trinken. Mal sehen, wie lange du das aushälst, mein alter Freund.“
Das Gelächter anderer Personen mischte sich unter das von Peter und erfüllte seinen Kopf mit einem verwirrenden Stimmenkonzert.
Verärgert schüttelte Jack seinen Kopf, was die Lautstärke der Stimmen zumindest auf ein erträgliches Maß herunter fuhr. Das musste einfach aufhören. Es musste einfach.
Nach diesem Einsatz würde er sich direkt bei diesem Father O’Hierlihy melden, vielleicht konnte er ihm wirklich helfen.
Nein, hoffentlich konnte der Padre ihm helfen. Lange würde er das ohne seinen geliebten Absinth nicht aushalten.
Entschlossen griff er über sich und zog den schweren Neurohelm aus dem Fach oberhalb der Pilotenliege. Die überlebensnotwendige Kühlweste hatte er bereits angeschlossen und auch die Neuralpflaster klebten bereits an seinem Körper.
Mit einem schnellen Griff entledigte er sich der Augenklappe und packte sie zusammen mit der Trinkflasche in das Privatfach. Kurz blinzelte er mit dem schrecklich zugerichteten Auge gegen die Helligkeit der Monitore an, dann zog er den Helm über seinen Kopf. Eine dreihundertsechzig Grad Ansicht des Hangars wurde von den Sensoren des Marodeurs auf hundertachtzig Grad komprimiert und lieferte ihm so einen vollen Rundumblick durch den Mechhangar. Über sich hörte er, wie Doreen die Cockpitluke schloss und das System den Zugang automatisch verriegelte. Jetzt war er allein. Allein mit seinen Gedanken, allein mit den Geistern seiner Vergangenheit.
Sofort öffnete das Funksystem einen vorprogrammierten Kanal, als er seine Kiefer anspannte.
„Zentrale von Grave. Gefechtsbereitschaft zu einhundert Prozent hergestellt. Alle Systeme Grün. Zentrale von Grave, erbitte weitere Instruktionen.“
Seine Worte hielt er absolut neutral, aber aus dem Chaos der Stimmen in seinem Kopf hatte sich mittlerweile Peters wieder hervorgehoben. Sie flüsterte ihm immer und immer wieder dieselben Sätze zu.
„Du wirst sterben, Jack. Erst wirst du die Chevaliers im Stich lassen, so wie du mich im Stich gelassen hast. Noch mehr Seelen, die nach deinem Tot lechzen. Noch mehr Menschen, die du enttäuschst. Und dann wirst du sterben, Jack. Du wirst sterben.“

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11.06.2010 03:16 Taras Amaris ist offline E-Mail an Taras Amaris senden Beiträge von Taras Amaris suchen Nehmen Sie Taras Amaris in Ihre Freundesliste auf
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Bramert war gerade in der Kantine, als der Alarm losging und eine monotone Stimme aus den Lautsprechern plärrte. „Dies ist keine Übung! Achtung! Dies ist keine Übung!“
Bramert sprang auf und wollte gerade aus der Kantine laufen, als ein Tech der Wayside-Miliz gegen ihn stieß. Der Asiate verbeugte sich sofort höflich. „Sumimasen.“
Bramert erwiderte die Verbeugung reflexartig, aber da er kein Japanisch sprach, antwortete er in Sternenbund-Anglik. „Kein Problem. Es ist ja nichts weiter passiert.“
Der Asiate richtete sich auf und Bramert konnte ein kurzes Aufblitzen in den Augen seines Gegenübers erkennen, dann bewegten sich die Augen in Richtung von Bramerts rechter Hosentasche. Dann verbeugte sich der Tech noch einmal kurz und verließ die Kantine mit schnellen Schritten. Bramert brachte sein Tablett weg, lief ebenfalls aus der Kantine und einmal um die Ecke. Nachdem er sicher war, dass niemand ihm folgte, holte er das kleine Blatt Papier hervor, dass der Tech ihm heimlich in die Tasche gesteckt hatte. Eine sehr kurze Nachricht war dort zu lesen: Nachricht von Vater im Mech.
Bramert zerriss den Zettel in kleine Fetzen und warf ihn in den nächsten Papierkorb, dann lief er den Gang hinunter zum Mechhangar. Dort angekommen sah er bereits, wie Chappi und Haruka an ihren Mechs hochkletterten. Tsuno stand vor ihrem Mech und warf Bramert einen erwartungsvollen Blick zu. „Besseres Wetter bekommen wir nicht, Sky. Bewegen Sie sich!“
Bramert salutierte, zum Glück konnte seine Lanzenführerin aus der Entfernung sein spöttisches Grinsen nicht sehen, und hangelte sich an seinem Spector hoch. Nachdem er im Cockpit war und alles für den Start vorbereitete, sah er ein kleines Abspielgerät. Er aktivierte es und ein Bild seines „Vaters“ erschien. Das Bild begann sofort zu sprechen. „Hallo, Anton. Wenn du diese Nachricht abspielst, dann hat dich einer unserer Leute in der Wayside-Miliz erreicht und dich kontaktieren können. Ich kann dir aus Sicherheitsgründen nicht sagen, wie viele Leute wir auf Wayside haben, aber es sind genug und nach Möglichkeit werden sie dich bei deiner Arbeit unterstützen.
Das Aufzeichnungsgerät, das sich noch bei dir befindet, wird gerade von unseren Leuten abgeholt und wir hinterlassen dir dafür ein paar andere technische Spielereien, die du wahrscheinlich brauchen wirst, um deine Aufgabe zu erfüllen – oder besser gesagt, eine deiner Aufgaben. Unsere Analytiker haben festgestellt, dass die Chevaliers vor allem von zwei Personen zusammengehalten werden: Colonel Germaine Danton und Lieutenant Jara Fokker. Aus diesem Grund müssen wir dafür sorgen, dass mindestens einer der beiden so bald wie möglich ausfällt, um mit einem gezielten Schlag den Rest der Chevaliers auszuschalten. Um das zu erreichen brauchen wir von dir mehr Informationen über die Gepflogenheiten der beiden. Zu diesem Zweck haben wir dir entsprechende Abhörvorrichtungen, Wanzen, Aufzeichnungsgeräte und ähnliche Spielereien zusammengestellt. Nutze sie und nutze sie schnell.
Wir werden in regelmäßigem Kontakt mit dir bleiben, meist durch solche oder ähnliche Nachrichten. Das Codewort für eine solche Nachricht kennst du ja bereits. Es lautet „Vater“.“
Bramert glaubte, damit sei die Nachricht schon beendet, aber anscheinend war sein „Vater“ doch noch nicht ganz fertig. „Ich weiß, ich verlange viel von dir, mein Junge, aber ich weiß auch, dass du unsere beste Waffe bist. Vernichte sie. Und lass den Willen des Seligen Blake geschehen.“
Damit endete die Aufzeichnung endgültig und eine weitere kurze Mitteilung erschien auf dem Bildschirm: Löschvorgang erfolgt.
Bramert legte den Schirm zur Seite und lehnte sich zurück. Jetzt hatte er also eine Aufgabe. Er musste so viele Informationen wie möglich über Danton und Fokker bekommen. Das war nicht gerade einfach, vor allem dann nicht, wenn er womöglich in einen Einsatz gehen sollte, an dem vielleicht die anderen Mitglieder der Chevaliers außer den Scouts gar nicht teilnahmen. Aber es sollte irgendwie möglich sein. Bramert schloss die Augen und ließ verschiedene Pläne sich in seinem Geist entwickeln. Er würde Blakes Willen erfüllen und die Chevaliers ihrer gerechten Strafe zuführen.

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A rose by any other name is still a rose

Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne

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Die Rotte Korsar-Raumjäger zog knapp über der dünnen Atmosphäre des Kurita-Beckens hinweg in Richtung Süden. Die Region hieß Three fallen Sisters, eine Anspielung auf die drei gigantischen Tafelberge, die von den Wassersammelteams kontrolliert abgeworfen worden waren. Das Eis, gigantische dreihunderttausend Tonnen, war mittlerweile geschmolzen. Geblieben waren die Kerne aus Stein, die sich, Monolithen gleich, in den Himmel erhoben. Ein paar Kilometer entfernt, in einer Delle des wellenförmigen Untergrunds, hatte sich ein Teil des Wassers gesammelt und das noch namenlose Wasserloch gebildet, das nun zum Streitpunkt werden würde.
Leutnant Vogt, der Führer der Rotte, überdachte den Auftrag erneut. Bewaffnete Erkundung. Das hieß, dass sie versuchten so nahe wie möglich an das feindliche Lager zu kommen, um so viele gegnerische Einheiten zu identifizieren, wie sie konnten.
Ihre derzeitige Höhe machte sie schon von weitem sichtbar, hatte aber den Vorteil, das jeder der sie wieder vertreiben wollte, zuerst einmal bis zu ihnen hinauf klettern musste. Selbst mit den starken Fusionsbrennerantrieben moderner Luft/Raumjäger verschaffte das den Spähern einige wertvolle Sekunden, und damit einen enormen Vorteil. Außerdem sahen sie in dieser Höhe mehr als genug, um abschätzen zu können, ob sie bereits erwartet wurden. Hier oben gab es keine Verstecke.
"Outlook eins-eins von Outlook eins-zwei", klang die Stimme von Riordan Dita, seiner Flügelfrau, auf, "habe Kontakt bei den Three fallen Sisters."
"Präzisiere Kontakt, Howler", hakte Vogt nach.
"Es sieht ganz nach Josef aus, Rage."
Josef, wie der Josef aus der Bibel. Der verlorene Sohn. Also hatten sie einen Überlebenden der Erkundungseinheit gefunden. Vogt überdachte die Optionen, die Möglichkeiten, die Pflichten. "Wir funken ihn an." Er öffnete einen weiteren Kanal. "Outlook eins-eins, Identifikation Wild Geese. Miliz-Kontakt, bitte kommen."
"Ich höre Sie, Outlook eins-eins. Hier spricht Erkunder eins-zwei, Codename Rawhide. Identifikation Shaka Zulu."
"Identifikation bestätigt, Rawhide. Bericht über Situation, bitte."
"Mir geht es gut. Die Maschine macht zweiunddreißig Kilometer die Stunde, und der Gegner hat von mir abgelassen. Befinde mich auf dem Weg zu Theresa." Seine Stimme klang nicht ansatzweise so hell, wie Vogt sie von Mamoru Fujita in Erinnerung hatte. Sie klang gepresst, dunkel und vollkommen übernächtigt. Dabei war das Gefecht noch keine zwei Stunden her. Theresa hieß der linke der drei Felsen, ein fast schlohweißer Kalksteinbrochen. Da er tektonisch stabil stand, wurde er oft als Orientierungspunkt verwendet, als Sammelpunkt, und seine oberen Plattformen auch als Aussichtspunkt.
"Rawhide, was ist mit Erkunder eins-eins, eins-drei und eins-vier?"
Schweigen antwortete ihm. "Rawhide, sind Sie noch da?"
"Ich weiß es nicht, verdammt! Mad Dogs Skorpion wurde abgeschossen, bevor ich auf Befehl von LT die Flucht ergriffen habe. LT selbst und Hurricane standen danach unter schwerem Beschuss. Niemand ist mir gefolgt." Wieder schwieg der Pilot einige Zeit. Die leisen Geräusche, die Vogt trotzdem hörte, ignorierte er als Störungen. Niemandem war geholfen, wenn er sie als "weinen" zu Protokoll geben würde.
Ein lauter Seufzer erklang. "Ich lade Ihnen meine Videodaten hoch, Rage. Schicken Sie sie so schnell es geht zum Herzog weiter."
"Verstanden. Direktlink steht. Halten Sie weiter auf Theresa zu, aber schlagen Sie Ihr provisorisches Lager unter Kaname auf." Das war der mittlere Felsen, ein achthundert Meter entfernter, fast blauer Granitbrocken. Der dritte, Kim, stand fast einen Klick entfernt und war von gelbweißer Farbe. "Theresa oder Kim werden als Aufmarschgebiet der Miliz genutzt werden. Vermeiden Sie weiteren Feindkontakt, aber halten Sie die Augen nach Scouts offen. Wenn nötig säubern Sie das Gelände, oder brechen die bevorstehende Landung ab."
"Der Herzog kommt?", fragte der junge Mechpilot mit neuer Hoffnung, ja, Begeisterung in der Stimme.
"Klein kommt. Ich hoffe, das reicht Ihnen, Rawhide", erwiderte Vogt amüsiert. Es war durchaus kein vereinzeltes Phänomen, dass Koshaku Mikado in der Miliz verehrt wurde. Oder das man von ihm Wunder-ähnliche Großtaten erwartete. Wieder einmal.
"So habe ich das nicht gemeint, Rage", beschwerte sich der Mechpilot.
Vogt grinste amüsiert. "Halten Sie die Stellung, Rawhide. In zwei bis sechs Stunden kommt Entsatz. Und kein Wort darüber außerhalb einer gesicherten Laserleitung."
"Versteht sich von selbst", erwiderte Fujita.
"Download abgeschlossen. Ich lade auf Eagle Eye V hoch, und von dort direkt nach Parkensen City", meldete seine Flügelfrau.
"Gut. Rawhide, wir haben Ihr ROM. Halten Sie den Ball flach und dienen Sie dem Herzog gut. Wenn Ihre Lanze da draußen ist, werden wir sie finden."
"Viel Glück, Rage. Viel Glück, Howler."
"Viel Glück, Rawhide." Vogt schloss den Kanal. "Okay, das war der leichte Part." In der Langstreckenortung erkannte er vier Luft/Raumjäger, die bereits zu ihnen empor kletterten.
***
"Bleib an meinem Flügel, verdammt!", brüllte Vogt, während er in eine enge Kehre ging, um die beiden Sperber abzuschütteln, die es auf ihn abgesehen hatten. Zwei leichte Laser schnitten die Bahn seines Korsars, und drei von vier M-Lasern besaßen die Frechheit zu treffen.
Howler, selbst vom dritten Sperber verfolgt, brachte ihm kurz Entlastung, indem sie ihre dritte 6er-KSR-Salve abfeuerte, und die zwei Sperber auseinander spritzen ließ. Die vierte Mühle lag bereits auf dem Grund des Kurita-Beckens, und bildete einen rauchenden Scheiterhaufen. Einen Fallschirm konnte Vogt nirgends erkennen.
"Danke", sagte er hastig, drehte ein, und hakte seinerseits seine zwei S-Laser über den Verfolger seiner Flügelfrau. Einer schnitt den Flügel auf wie ein Metzgermeister ein Hühnchen, doch damit hatte er die zähe kleine Maschine noch nicht ausgeschaltet. Zudem drehten seine beiden Spielkameraden wieder ein und eröffneten erneut das Feuer auf ihn, sobald er auch nur annähernd in ihrer Erfassung war.
"Wir kommen nicht durch, verdammt!", blaffte Howler wütend. "Verzeichne zwei neue Kontakte: Stuka und Missetäter. Steigen schnell zu uns auf."
Vogt überdachte die Optionen. Ihr Auftrag war gewesen, Bildmaterial vom Gegner zu sammeln. Gelungen waren ihnen ein paar Schnappschüsse aus dreißig Kilometer Entfernung, durch eine stark diesige Atmosphäre hindurch. Ob und wie viele Daten die Spezialisten der Eagles daraus ziehen konnten, stand in den Sternen. Ein erfüllter Auftrag war das nicht. Andererseits würde es nur zwei kostbare Luft/Raumjäger kosten, wenn sie unnötig im Dogfight blieben.
"Abbruch. Wir ziehen uns zurück, Howler. Drehe ein und versuche deinen Spielkameraden über meinen Bug zu ziehen. Danach drehen wir ab."
"Verstanden, Rage."
Die zweite Korsar gab unvermittelt Schub, ließ ihren Gegner regelrecht stehen, obwohl er zwanzig Tonnen leichter und schneller war. Es dauerte einen Augenblick, bevor er ebenfalls Schub gab. Dies war der Augenblick, in dem Vogt ihm beide schweren Pulser und die 6er KSR in die Front jagte. Vier der Raketen trafen, beide Laser gingen vorbei. Aber es reichte, um die ohnehin schon angeschlagene Maschine noch empfindlicher zu treffen. Der Pilot verlor die Kontrolle. Sie stürzte zurück in die Atmosphäre, während das Triebwerk noch ein paarmal aufflackerte. In einer geraden Parabel stürzte der leichte Jäger dem Erdboden entgegen. "Nummer zwei!", rief Vogt für einen Augenblick aufgeregt. Er wusste in der gleichen Sekunde, das es ein Fehler gewesen war. Einerseits, so etwas zu rufen, andererseits seine Gegner zu unterschätzen. Alle vier mittelschweren Laser der beiden Sperber zerschnitten den Bug und den rechten Flügel seiner Maschine, trennten es sauber ab. Beinahe glaubte er, seine Füße draußen im Freien zu sehen. Ein L-Laser ging in den Antrieb, und brachte ihn kurzfristig zum Verstummen.
Sich mehrfach überschlagend taumelte die halbierte Maschine in die Atmosphäre. Vogt versuchte sein Möglichstes, hatte aber absolut keine Kontrolle mehr über die Reste seiner Maschine. Alle Anzeigen waren ausgefallen. Funk war ausgefallen. Und eine weitere, heftige Erschütterung informierte ihn darüber, dass er gerade auf die Atmosphäre geprallt war. Glücklicherweise war die Lufthülle Waysides nur ein Witz gegenüber anderen Planeten. Er würde also nicht einfach verglühen, während die Reste des Korsars durch die dichteren Schichten fiel. Sein Blick ging auf den Höhenmesser, eines der wenigen nicht an die Elektronik gekoppelten Anzeigegeräte. Zweitausend, eintausend... Bei fünfhundert griff er zwischen seine Beine und riss an der schwarzgelben Lasche des Schleudersitz.
Eine Patrone sprengte das Kanzeldach ab, eine zweite hämmerte ihn aus der immer noch taumelnden, sich mehrfach überschlagenden Maschine, beziehungsweise deren Reste.Vogt setzte die Taumelbewegungen fort, bis der Schleudersitz den Schirm aufspannte.
Hinter ihm, weitab, detonierte der Fusionsreaktor. Die Druckwelle erreichte Vogt, verdrehte seinen Fallschirm zu einem hakeligen Etwas, konnte ihn aber nicht mehr im silbrigen Feuer der Detonation vernichten. Mehrfach drehte sich der Sitz um die eigene Achse, bevor der verflochtene, verdrehte Fallschirm wie eine Fahne den Fallkurs stabilisiert hatte. Glück im Unglück.
Vogt löste den Notschirm aus, und diesmal gab es einen heftigen Ruck, der ihm den Unterkiefer gegen die Zähne hämmerte. Achtzig Meter. Knapper ging es kaum noch.
Er fiel zu schnell, konnte sich im Sitz nicht abrollen. Er konnte nur hoffen, günstig aufzukommen, und sich nicht zu sehr zu verletzen.
Dann kam der Aufprall, der ihm erneut durch Mark und Bein ging. Etwas knackte in ihm drin, seinen Rücken durchfuhr wilder Schmerz. Der Notschirm senkte sich unheilvoll wie ein Leichentuch auf ihn herab. Dann war Stille.

Erst als sich Vogt sicher war, die Beine einwandfrei bewegen zu können, löste er die Gurte und versuchte die Fallschirme zusammen zu raffen.
Als ihm das gelungen war, stopfte er Notschirm und Hauptschirm unter den Sitz, um seine Position so gut er konnte zu verschleiern. Danach pfefferte er seinen Helm zu Boden, zog die wesentlich leichtere und praktischere Dienstmütze hervor, und zählte seine Knochen. Es musste eine Rippe erwischt haben, aber er konnte noch gut atmen. Er orientierte sich kurz, bevor er den Notpeilsender deaktivierte, und die Ausrüstung ergriff. Neben einem zusätzlichen Sauerstoffvorrat bedeutete dies Nahrung, Wasser, und eine ultraleichte Camping-Ausrüstung, in der Truppe humorvoll "Garage für Dackel" genannt. Für Wayside und seine nicht vorhandene Flora und Fauna allerdings reichte sie aus. Vogt schnallte sich die Ausrüstung um und orientierte sich kurz. Dann begann er so gut es ging zu laufen. Erst in vier bis fünf Kilometern Entfernung würde er in den Schritt verfallen, um Kraft zu sparen. Jetzt musste er von seinem Schleudersitz fortkommen, um zu vermeiden, gefangen genommen zu werden. Bis zu den Three fallen Sisters waren es nach seiner Berechnung achtundneunzig Kilometer. Eine Strecke, die er im offenen, übersichtlichen Gelände in zwei Tagen schaffen konnte, solange die Piraten nicht nach ihm suchten.
Er knirschte mit den Zähnen. Howler und er hatten zwei Sperber runter geschickt. Dafür war er abgeschossen worden. Und ob Howler hatte entkommen können, stand auch noch nicht fest. Hoffentlich waren es die wenigen Bilder wert, die er hatte schießen können. Hoffentlich. Sonst war ihm der Spott seiner Kameraden gewiss. Vor allem aber der von Dantons Chevaliers, nachdem er sich den Piloten gegenüber so aufgeplustert hatte. Ärgerlich über die Situation, den Feind und sich selbst, legte er noch mal einen Schritt drauf.
***
"Lollo, Gianna, Korporal, 1. Wayside-Miliz. Callsign Hurricane. Dienstnummer 1209GL3048." Die junge Frau sah furchtbar aus unter den blaugrün schillernden Schwellungen im Gesicht und der noch immer blutenden Schnittwunde auf der Stirn, die bereits mit acht Stichen genäht worden war. Auch der doppelte, in einem Luftpolsterverband ruhende Unterarmbruch rechts machte ihr zu schaffen, da man ihr Schmerzmittel vorenthalten hatte - man wollte schließlich noch mit ihr reden.
"Das hatten wir schon, Schätzchen. Wie wäre es jetzt mal mit ein paar hübscheren Sachen. Zum Beispiel Spezifikationen der Mechs, die der liebe Herzog mitgebracht hat." Estelle McAllister blickte die Mechkriegerin ärgerlich an, während sie mit vor der Brust verschränkten Armen auf und ab wanderte. "Und bitte, möglichst schnell. Umso eher kriegen Sie Ihre Glücklichmacher, und der Krieg ist für Sie vorbei."
"Ich rede nicht mit Piraten", fauchte Hurricane. "Lollo, Gianna, Korporal, 1. Wayside-Miliz. Callsign Hurricane. Dienstnummer..."
"Hören Sie!", rief McAllister, stürmte auf die junge Frau zu und ergriff sie am Handgelenk des unverletzten Arms. "Wir hätten Sie nicht aus dem Schlamm puhlen müssen, nachdem Sie ausgestiegen sind. Wir hätten auch Ihre Stirnwunde nicht zu verarzten brauchen, nachdem Sie geblutet haben wie ein angestochenes Schwein! Zeigen Sie gefälligst etwas Dankbarkeit!"
"Dankbarkeit? Nachdem Sie mich überhaupt erst aus der Maschine geschossen haben?" Sie schnaubte verächtlich. "Lollo, Gianna, Korporal, 1. Wayside-Miliz. Callsign Hurricane."
"Ich denke, das reicht jetzt, Estelle", klang die sonore Stimme von Colonel Imara auf. In Begleitung von Weilder betrat er das Zelt.
Der Verbindungsoffizier betrachtet die Gefangene. "Waren das Ihre Leute? Wenn ja, sollten wir sie niederschießen und sofort irgendwo verscharren. Unser Auftraggeber hasst schlechte Presse, und eine misshandelte Gefangene ist schlechte Presse.
Hurricane zuckte zusammen. Mit zusammengebissenen Zähnen intonierte sie: "Lollo, Gianna, Korporal, 1. Wayside-Miliz. Callsign Hurricane. Dienstnummer..."
"Nein, Sir. Sie ist beim Aussteigen mit der Schnauze zuerst aufgekommen. Meine Leute haben sie aus dem Dreck gezogen, bevor sie ersticken musste. Aber ist das kleine Biest dankbar dafür? Nein. Nicht ein klitzekleines bisschen", zischte McAllister.
Weilder nahm die Hand von der Waffentasche. "Wir müssen sie also nicht erschießen."
"Lollo, Gianna, Korporal, 1. Wayside-Miliz. Callsign Hurricane..."
"Schon gut, Korporal Lollo. Das habe ich bereits mitgekriegt. Sind Sie tatsächlich von der Miliz, oder in Wirklichkeit ein Eagle?", fragte Imara.
Sie setzte zu einer Antwort an, doch dann verschloss sie ihren Mund wieder.
Imara lächelte dünn. "Ich mache Ihnen ein Angebot. Sie antworten auf meine Frage, und ich mache Ihnen zwei kostbare Geschenke, die nur ich Ihnen machen kann. Zwei Geschenke, die Sie jetzt nötiger haben als die Luft zum atmen. Zwei Geschenke, die wertvoller sind als Ihre Freiheit. Außerdem haben Sie mein Wort, dass wir Sie bis zum Ende des Feldzugs gut behandeln. Eventuell werben wir Sie nach dem Krieg für die neue Miliz an. Sie sind ziemlich fähig am Steuer Ihres Mechs, Lollo."
Ihr Gesicht wurde puterrot, und das Rinnsal aus der genähten Wunde wurde kurzfristig stärker. Dennoch schwieg sie beharrlich.
"Ich will, dass sie einen Druckverband bekommt", sagte Imara tonlos. "Tot nützt sie uns nichts."
"Dann hätte ich wohl besser sterben sollen", zischte Hurricane aufgebracht.
Imara schüttelten amüsiert den Kopf. "Wie schafft mein kleiner Junge das nur immer? Wieso zieht er immer wieder so einen Menschenschlag an? Und warum kriegt der Rest den richtig fiesen Abschaum? Ich verstehe das nicht. Nein, ich revidiere. Ich verstehe es. Aber ich finde es ungerecht."
"Nun habe dich nicht so, Aaron", schmunzelte McAllister amüsiert. "So schlechte Menschen sind wir nun auch wieder nicht."
"Zugegeben. Aber Ace scheint immer irgendwie moralisch im Recht zu sein." Er beugte sich vor, und sah der jungen Frau in die Augen. "Ich verspreche Ihnen, von Krieger zu Krieger, Ihnen wird nichts geschehen, Korporal Lollo. Und sobald Sie auf meine Frage antworten, kriegen Sie Ihre Geschenke."
"Ich denke, ich kann auf alles verzichten, nur nicht auf meine Freiheit", erwiderte sie bitter.
"Ich denke das nicht. Ich habe die Leichen Ihrer gefallenen Kameraden drüben im Sanitätszelt. Ich wollte Sie sie besuchen lassen, wenn Sie kooperieren. Damit Sie sich von ihnen verabschieden können. Ich bin kein Unmensch."
Ärger, Wut, Seelenpein und noch einmal Ärger huschten über ihre Züge. Sie setzte zu ihrem Sermon an, doch ihre Stimme brach. "Wer...?"
"Das erfahren Sie drüben mit eigenen Augen."
Sie stieß ein Geräusch voller Seelenpein und Qualen aus. "Miliz. Wir sind wirklich eine Lanze der Miliz."
"Interessant." Imara nickte. "Estelle?"
"Sicher doch. Sergeant, helfen Sie Korporal Lollo auf und bringen Sie sie rüber ins Lazarett."
"Ja, Ma'am."

Es gab einen abgetrennten Bereich, in dem eine aufwändige Kühlung lief. Acht tote Menschen lagen hier, gesäubert, die Augen geschlossen, der Mund präpariert. Teilweise konnte man sehen, wie sie gestorben waren, aber die MedTechs hatten sich alle Mühe gegeben, um selbst den Panzerfahrer wie friedlich schlafend wirken zu lassen, dem der halbe rechte Schädel fehlte.
Gianna Lollo brach zusammen, kaum das sie das Zelt betreten hatte. Sie schluchzte.
Imara trat an die beiden Tische, auf der die Milizionäre aufgebahrt waren. "Ihr Lanzenführer und Ihr Flügelmann."
Sie nickte stumm, während bittere Tränen ihre Wangen hinab flossen. Krämpfe schüttelten ihren Körper.
Weilder schien das nicht besonders zu rühren. "Wenn die Lanze tatsächlich Miliz war, und nicht etwa eine der Eagles, wie wir zuerst vermutet hatten, dann dürfen wir sie nicht unterschätzen", zischte er Imara ins Ohr.
"Wir sind nicht hier her gekommen, um irgendjemanden zu unterschätzen, Kapitan", erwiderte Imara.
Der Colonel hockte sich vor der Frau hin und legte ihr eine Hand auf die linke Schulter. "Mein zweites Geschenk: Der Feuerfalke ist uns entkommen."
Hurricane sah ihn fassungslos an, bevor der nächste Tränenschub kam. Sie legte die unverletzte Linke vors Gesicht, konnte die Flut aber nicht eindämmen. Sie schluchzte bis zum Zusammenbruch. Aber es war ein gutes Schluchzen, voller Erleichterung. Imara erhob sich wieder.
"Ich möchte, dass Sie der Frau ein leichtes Sedativum geben. Mehr kann sie uns nicht sagen. Anschließend will ich, das sie als reguläre Kriegsgefangene verwahrt wird. Leichte Bewachung. Wo sollte sie auch hin, mit einem gebrochenen Arm?" Der Sergeant nickte ernst.
Imara wandte sich Weilder zu. "Und wir zwei müssen langsam auf die DEN HAAG. Irena hat mir gemeldet, dass wir zwei Luft/Raumjäger verloren haben, als zwei Korsar in unseren Luftraum eindringen wollten. Einen konnten wir runter holen."
"Die Patrouille bestand aus Sperbern, oder? Zwei Maschinen weniger geben uns nicht viele Offensivmöglichkeiten", murrte der Kapitan, während sie das Hospital verließen.
"Müssen wir uns jetzt wieder über das Profil der Einheit streiten? Ich wollte ein paar Sulla und Visigoths haben, wenn ich Sie daran erinnern darf, mein lieber Kapitan."
"Streiten wir nicht über Dinge, die wir nicht ändern können, und kümmern wir uns um Dinge, die wir ändern können. Erobern wir Parkensen City."
"Das ist der erste gute Vorschlag, den ich heute höre", erwiderte Imara grinsend.
Ace hatte es weit gebracht, verdammt viel aufgebaut. Beinahe tat es ihm Leid, das alles mit einem Schlag wieder zunichte zu machen. Aber so war der Job. Er als Söldner würde das verstehen.

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Angry Eagles

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Der Sergeant des Sprungtruppentrupps stand vor den neun Soldaten und erklärte im ruhigen Ton: „Primärziel ist der Aufbau eines Beobachtungsposten auf Theresa, Sekundärziel die Vorbereitung einiger bösen Überraschungen. Nebenbei sollen wir den Mechpiloten vor Ort mit Verpflegung versorgen und nach einen unserer ausgestiegenen Jägerpiloten sehen. Aufgrund unserer geringen Anzahl versteht es sich von selbst das wir möglichst nicht angreifen. Noch weitere Fragen?“
Es gab keine, also befahl der Sergeant: „OK, dann raus zum Cavalry“.
Alle zehn eilten dann aus dem Kasernengebäude, hin zum mit laufenden Rotoren wartenden Cavalry, indem die nötige Ausrüstung schon verstaut war. Kaum drinnen schnallten sie sich an, Sekunden später ging die Luke zu und der Hubschrauber startete.
Erst jetzt hatten die Infanteristen Zeit sich umzusehen. Für die sechs Sprunginfanteristen der Angry Eagles reichte ein kurzer Check um sich zumindest etwas zu entspannen. Die vier Milizinfanteristen waren dahingegen nicht so entspannt. Es gab viel zu sehen und das äusserte auch einer von Ihnen: „Monitore an denen man sieht was da vor sich geht, wau.“
Der Sergeant schnaufte nur leise. Hier im Frachtbereich gab es keine Fenster, es war nur logisch das man an jeder Wand einen Monitor angebracht hatte, die mit einer Kamera im Cockpit verbunden waren, so das man sehen konnte was draussen geschah. Es nahm einen die mögliche Platzangst.
Ebenfalls vernünftig war das die Beleuchtung den Lichtverhältnissen draussen angepasst wurde. Dadurch mussten sich später die Augen der Insassen nicht gross umgewöhnen wenn sie ausstiegen. Scheinbar verstanden diese Chevaliers etwas vom Infanterietransport.
Die niedrige Flughöhe in Kombination mit der hohen Geschwindigkeit machte den Milizionären zu schaffen, sie starrten die ganze Zeit auf die Monitore was den Sergeant dazu brachte das er mal ein kurzes Machtwort sprach: „Entspannen sie sich, und starren sie nicht immer nur auf den Monitor. Sie können eh nichts ändern an dem was da draussen geschieht. Denken sie einfach an das letzte Baseballspiel, welches sie besucht haben, oder an den letzten Karaokeabend.“
„Das ist aber lange her…“
„Umso besser, dann müssen sie sich mehr anstrengen die Erinnerungen wach zu rufen, und konzentrieren sich weniger auf ihre eigenen Ängste.“


Er hatte sich wieder beruhigt nachdem Leutnant Vogt ihn angefunkte, und parkte seinen Mech unter Kaname. Aussteigen kam nicht in Frage. Kurz nach dem Kontakt hatte es einen Luftkampf mit den Invasoren gegeben. Wer gewonnen hatte wusste er nicht. Und er rechnete jederzeit mit feindlichen Kontakten.
„Durchhalten, Klein kommt und wird dich raushauen und den Typen den Arsch versohlen“ versuchte sich Mamoru Fujita gut zuzureden. Nun hies es warten… .
Er musste nur etwa eine Stunde warten, dann hatte er einen Kontakt der sich sehr schnell näherte. Zu langsam für einen Raumjäger und zu schnell für einen Mech, zudem kam das Objekt aus Richtung Heimat. Wer war das, fragte er sich.
Er nahm das Objekt in die Zielauswahl und war überrascht: ein Cavalry, Infanterietransportversion, flog extrem tief in seine ungefähre Richtung. Davon hatten sie keinen… aber das Logo am Hubschrauber… die Cartoonmaus…natürlich, die Söldnereinheit welche hier auf ihren Kontraktstart wartete. Aber was machten die hier?
Der Hubschrauber landete auf dem Plateau von Theresa, in einer Höhe von mehreren hundert Metern. Was da oben vor sich ging konnte er nun nicht sehen. Sollte er nachsehen? Nein, entschied er und blieb wo er war.
Nach kurzer Zeit startete der Cavalry wieder und flog runter. Diesmal konnte er sehen wie der Cavalry nicht unweit von ihm landete, die Frachtluke aufging und Sprunginfanterie herauskam, zusammen mit einiger Ausrüstung. Er zoomte näher und erkannte das Logo: Angry Eagles. Sie waren hier… er seufzte erleichtert auf. Die lange Wartezeit, so ganz alleine und immer befürchten müssend dass der Feind auftauchte ging doch arg auf das Gemüt.
Der Cavalry startete wieder und lies die sechs Angry Eagles bei ihm zurück, wobei einer von ihnen mit den Abzeichen eines Sergeants auf ihn zukam, in den Armen trug er einen Rucksack.
Er stellte sich vor den Mech auf, machte kreiselnde Bewegungen um eines der Ohren und deutete auf seinen Mech.
„Ja, ich verstehe sie Sir“, meldete Fujita leise über Lautsprecher.
„Gut, wir haben Befehl Funkstille zu halten. Dort oben haben wir einen Beobachtungsposten eingerichtet und unsere Leute sind etwa zwei Stunden hinter uns. Wir sind hier als böse Überraschung, und für den Fall das dieses Gebiet überrannt wird als Berichterstatter. Halten sie einfach weiter durch, und wenn Feinde auftauchen wissen sie was zu tun ist.“
„Ja Sir.“ Fujita verstand was gemeint war. Er war auch weiterhin auf sich allein gestellt. Die Sprungtruppe würde sich möglichst aus Kämpfen raushalten. Aber es tat trotzdem gut zu wissen, das man nicht mehr alleine war.
„Und diesen Rucksack haben wir Ihnen mitgebracht, wenn Sie die Rollleiter runter lassen kann ich ihn mit den Karabinerhacken festmachen und Sie können ihn dann zu sich hochziehen… .“
Gesagt, getan. Als der Rucksack oben war, salutierte der Sergeant einmal kurz und ging dann wieder zu seinen Trupp um seine Arbeit aufzunehmen.
Mamoru wiederum versiegelte das Cockpit und setzte sich mit dem Rucksack in den Pilotensessel. Neugierig öffnete er ihn und fand darin zwei Flaschen mit Mineralwasser, welche sogar noch angenehm kühl waren und ein Lunchpaket, wie es nur welche bei den Chevaliers gab: Toast, Salat und als Nachtisch Obst. Genau das richtige um seine angeschlagene Moral wieder zu heben.

Im Gegensatz zu den Mechkrieger und den Beobachtungsposten schwärmten die sechs Sprunginfanteristen aus, verteilten sich in Zweierteams strahlenförmig um Theresa. Dann machten sie sich auf eine lange Wartezeit gefasst.

Die vier Milizionäre, welche hoch oben auf Theresa ausgestiegen waren nicht untätig geblieben.
Sie bauten gemeinsam die beiden Beobachtungsposten auf. Im Grunde genommen mussten sie nur zwei Tarnnetze an vorbereiteten Orten festmachen und dann da runter krabbeln. Die „Netze“ waren so gefärbt das sie wie die umgebenen Felsen aussahen. Zudem waren sie grob genug, das der Wind durch gehen konnte, ohne das Tarnnetz gross zu bewegen. Da die Soldaten auch in entsprechender Tarnkleidung gekleidet waren, gab es kaum Möglichkeiten diese beiden Beobachtungsposten zu erkennen. Selbst die mitgebrachten Kisten hatten einen einheitlichen Anstrich bekommen, damit sie nicht auffielen, wenn sie durch die Maschen des Netzes hindurchschienen.
„ Jetzt heist es warten“, flüsterte der eine Milizionär dem anderen zu, nachdem sie sich in den linken Beobachtungsposten begeben hatten. Die anderen beiden Soldaten waren im Rechten und unterhielten sich vermutlich auch, um die Zeit ohne Einschlafen zu überstehen.
„Wenn es nur nicht so warm wäre, die Hitze macht es schwer nicht einzuschlafen“, meinte der andere.
„Deshalb wechseln wir ja auch alle fünfzehn Minuten. Jetzt sehe ich durchs Glas und du überwachst den Funk, danach bin ich dran.“
„Trotzdem wird’s schwer werden. Aber wie schwer muss es erst für die Jungs dort unten werden… . Die haben nicht die Möglichkeit den Funk so zu überwachen wie wir, weil wir halt das Relais hier oben mitgebracht haben. Wusstest du eigentlich das ich hiermit sogar Radio empfangen kann?“
Der Soldat setzte kurz das Glas ab und sah den Kameraden fassungslos an: „Untersteh dich jetzt Radio zu hören, statt den Funk zu überwachen.“
„Hey, ich wollte nur sagen, dass ich die Möglichkeit dazu habe, nicht das ich es tun werde. Und wenn ich da an den neuen Song denke, von Misumi… wie hies er den noch gleich?“
Er fing an den zu summen, so das der mit dem Glas gleich drauf kam: „Du meinst >>Meine Liebe<<, ja das Lied ist gut.“
Und dann fing er auch an dieses Lied zu summen

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Marodeur74:
Es war jetzt eine Woche her, dass sich Haruka und Chappi zu einander bekannt hatten. In dieser Zeit hatten beide versucht im Dienst so wenig Aufsehen wie möglich zu machen. Leider ist es normal in so einer kleinen Söldnereinheit, das sich soetwas schnell herumspricht. Das interessierte die beiden aber wenig, sie genossen in ihrer Freizeit die Nähe des anderen oder aber auch einfach mal die Zeit was für sich zu tun. Rudi hatte am Raumhafen einige gute Geschäfte gemacht und einiges an Geld auf sein Konto nach Outreach geschickt. Auch waren die Mieteinnahmen seiner dortigen Wohnung bereits auf seinem Konto gutgeschrieben. Ausserdem hatte er von seinem ehemaligen Vorgesetzten vom NAIW einige Nachrichten erhalten, sodass er auch wusste was sich dort so tat. Er hatte ihm geantwortet das er bei Zeiten mal wieder vorbei schauen würde und gern ein paar Neuerungen und Erfahrungen mit seinem Mech schildern würde.

Alles im allen ging es Rudi durch den Sold, die Mieteinnahmen und den paar kleinen Geschäften die er machte finanzielle sehr gut. Jedoch manchmal träumte er noch von dieser letzten brutalen Schlacht gegen die Nebelparder und dann wachte er plötzlich schweiss nass mitten in der Nacht auf.
Haruka hatte er es erzählen müssen, als sie das erstmal mitbekam wie er hoch geschreckt war. Es war Rudi schwer gefallen etwas so privates preis zu geben, doch ihr gegenüber hatte er sich schon mehr geöffnet als er es je für möglich gehalten hatte. Auch hatte er mit einigen Infantristen ein wenig Sport machen können und so immer mal einen Trainigspartner zum Boxen gefunden, was ihm dort auch einige Sympathie einbrachte. Im Gegenzug durfte er auch mal mit zum Inantrieschiessen und einmal war er so mutig gewesen eine Nachtübung mit der Sprunginfantrie zu machen. Dafür hatte er aber postwendend erst von Miko und dann von Haruka eine Standpauke erhalten. Von Miko wegen seinem Wagnis bei so einer Übung mitzumachen ohne sich abzumelden und von Haruka, weil er nicht da war als sie ihn überraschen wollte.

Heute schien wieder ein toller Tag zu werden, falsch, ein perfekter und zudem freier Tag. Alleine der gestrige Abend und die Nacht mit seiner Herzdame waren schon sehr angenehm. Als er sich umdrehte lag Haruka neben ihm im Bett und schlief noch. Er betrachtet sie und ein zufriedenes glückliches lächeln trat in sein Gesicht. Schnell gab er ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und wollte gerade das Bett verlassen, als ihn zwei Arme umschlangen und zurück zogen.
„Wo willst du denn hin, hm?“, flüsterte Haruka.
„Oh, du bist wach? Ich wollte mich duschen und schnell Frühstück holen“, flüsterte er zurück, drehte sich um und küsste seine Freundin.
„Das ist aber Fahnenflucht. Desertation. Das muss ich melden“, grinste Haruka ihn an.
„Ich flüchte nicht, ich stelle mich immer meinem Feind. Also was muss ich tun damit ich nicht gemeldet werde?“
„Das musst du schon selbst rausfinden.“
„Hhhhmmm, erstmal werde ich die Anklägerin ein wenig anflirten und dann….“ Und so kam es das die beiden erst gegen Mittag aufstanden, gemeinsam duschten und sich dann auf den Weg zur Kantine machten.

„Rudi, ich habe irgendwie das Gefühl das sich Anton verändert hat. Hast du auch was bemerkt? Er scheint zwar der alte zu sein, nur irgendwie habe ich ein komisches Bauchgefühl.“
„Ach Schatz, wenn es dich beruhigt werde ich mal mit ihm einen Abend was unternehmen und sehen was los ist. Für mich macht er einen normalen Eindruck und ich mag ihn. Ich vertraue ihm, er ist jedenfalls ein guter Freund für mich und vor allem haben er und ich uns ja zusammen hier beweisen müssen. Er wird schon, ausserdem hat er sich in der letzten Woche bei den Trainigs immer verbessert, was doch für uns alle gut ist.“
Rudi öffete die Kantinentür und ließ Haruka passieren. In der Kantine saßen einige der Infantristen und auch an einem Tisch alleine Anton.
„Wenn man vom Teufel spricht. Guten Morgen die Herren von der Grasnarbe“, entgegnete Rudi in die Kantine.
„Guten Morgen `Infanterist Krach-Bumm´!“, antwortete es aus den fünf Kehlen der Infantristen.
„Wieso nennen die dich Krach-Bumm?“, flüsterte Haruka.
„Sagen wir mal, mir ist damals bei der Nachtübung was dummes passiert und seit dem habe ich diesen Spitznamen. Aber besser Krach-Bumm als Eule oder Murmeltier.“
„Hallo ihr zwei!“, grüßte Anton, als sich die beiden an seinen Tisch gesellten. Beide hatten sich ein paar Brötchen besorgt und eine Tasse Kaffee.
Haruka und Chappi hatten gerade in der Kantine ihre Brötchen gegessen und tranken ihren Kaffee, als plötzlich der Alarm in der Miliz Basis aufheulte.
„Dies ist kein Übung! Dies ist keine Übung! Alle Einheiten auf Gefechtsbereitschaft! Mechkrieger melden sich bei den Lanzenführern im Mechhanger. Dies ist keine Übung! Dies ist keine Übung!“
„Mist, verdammter Dreck!“, fluchte Rudi und stand auf. Haruka war schon auf den Beinen und in Richtung Tür unterwegs. Chappi konnte nicht anders als hinter ihr her zu lächeln. Auch er machte sich dann von den Gedanken frei und lief hinter Haruka her. Durch die Tür hinaus über den Ex-Platz in Richtung Mechhanger.
Nach drei Minuten waren alle Mechkrieger der Scoutlanze im Mechhanger versammelt und blickten Miko erwartungsvoll hinterher, als sie zum Briefing gerufen wurde. Was immer passiert war, es schien genügend Zeit zu sein, um die Teileinheitsführer zusammen zu rufen.

Zehn Minuten später rief Miko ihre Lanze zusammen. „Folgendes ist passiert. Eine Aufklärungslanze der Miliz ist bis auf einen Mech komplett ausgelöscht worden. Der überlebende Mechkrieger hat einer LRJ-Aufklärungspatroullie Bilder vom Kampf gelieftert und es sieht nach einer größeren Sache aus. Jedenfalls groß genug das wir, plus des neu angeworbene Mechkriegers, der Miliz zugeteilt sind und umgehend ausrücken werden. Wie stark der Gegner ist und was er vor hat wissen wir nicht genau. Nachdem aber auch einer der LRJ abgeschossen wurde, können wir davon ausgehen das es eine stärkere Streitmacht ist und nicht einfach nur mal zum Wasser holen hier gelandet ist.
Ich habe den Befehl mich in 30 Minuten bei Knave Gefechtsbereit über Funk zu melden. Die Techs machen die Mechs bereits Transportklar, Munition und Kühlmittel werden gefüllt und Systemchecks laufen. Mechs sind auf „Stand by“ wenn ihr jetzt schnell eure Ärsche in die Cockpits schafft geht es auch schon los. Seid vorsichtig da draußen, keine Experimente, dies ist kein Manöver und kein Scherz. Hier wird es hart hergehen und wir müssen auf uns, die Miliz und den neuen Mechkrieger in seinem Marodeur achten.“
„Kennt wer den neuen schon?“, fragte Rudi sich umschauend in die Runde.
„Sollte er nicht ebenfalls hier sein, wäre doch gut mal zu wissen mit wem man es zu tun hat und wie der so tickt. Bis jetzt hab ich nur wilde Sachen gehört.“
„Wild kann der ruhig sein, er untersteht in diesem Einsatz, wie wir alle, dem Miliz Kommando und zwar Major Klein von der Miliz“, entgegnete Miko.
Anton stand ganz ruhig im Raum und lauschte den Ausführungen, niemand wunderte sich über seine Untätigkeit und sein Desinteresse.
„Sky?!“, rief Chappi und grinste. „Sky, wach auf, es geht auf zur Jagd. In letzter Zeit hast Du dich so verdammt gesteigert. Hey, Sky, was ist los?“
„Oh, ähem nichts. Was ist?“, grummelte Anton. „Ja, bin bereit, kann losgehen.“

Die drei gingen zu ihren Mechs, diese surrten leise und das geschäftige Treiben der Techs und Munitions-Kühlmitteltransporter erfüllte die Halle. Vorne in der Halle ragte der 75 Tonnen schwere Marodeur auf, und ein großes Techteam schien gerade einen der Kühlmittelkreisläufe zu spülen. Auf der Schulter sah man den Kopf von Simstein rausgucken und irgendwas rufen, woraufhin das Techteam den Kühlmittelschlauch abzog. Dann machte sie die Luke zu und schwang sich auf das Gerüst und kam runter.
„Na, ihr vier? Schnell zu euren Babys, der Maro ist startklar und ihr solltet auch gleich los. Passt auf das meinen Babys nicht zuviel passiert, am besten nichts und wenn doch, teilt mehr aus als ihr kassiert. Anton, die Laser sind neu kalibriert, sie sollten nun mit der Zielsteuerung exakt arbeiten. Chappi das Gauss ist wieder in Ordnung, der Kondensator der Probleme machte wurde neu verkabelt und funktioniert. Miko, pass auf Dich auf. Haruka, denk daran das wir nach dem Einsatz einen Mädelabend machen wollen!“

Rudi ging zum Gerüst und fuhr hinauf zum Kopf seiner Useless. Oben zog er sich aus und legte die Kühlweste, sowie seine Waffe an. Er stieg in die Luke und machte es sich auf der Pilotenliege bequem. Legte die Pflaster an, nahm den Helm aus der Ablage und bestätigte mit der Codeeingabe die Leistungssteigerung des Reaktors und mit dem Passwort die Freigabe der Kontrollen von Waffen und allen Systemen. Der Pilotenhelm übertrug seinen Gleichgewichtssinn an das Gyroskop und schon hatte er das Gefühl Useless selbst zu sein. Das Gerüst löste sich und Useless trat als erster Mech aus dem Hangar, gefolgt von Miko, Haruka, Anton und dem Marodeur. Der Marodeur sah irgendwie komisch aus. Obwohl er schon einige Rotary AK´s gesehen hatte, sah diese irgendwie eigenartig aus. Aber er hatte kaum Zeit sich darüber Gedanken zu machen, da öffnete Miko den Kanal zu allen Mechs der Chevalliers.
„Scout Leader an Scouts. Habe eben gemeldet wir sind Einsatzbereit und haben Hangar verlassen. Jetzt müssen wir nur noch auf die Miliz warten und dann werden wir abmarschieren. Solange nichts Neues kommt warten wir auf dem Platz vorm Tor auf die KOBE, die uns zu den Three fallen Sisters bringt. Das ist eine Landmarke im Süden, und von dort aus werden wir unsere Operation starten. Scout Leader aus.“
So marschierten die fünf Mechs zum vereinbarten Platz und wartet auf den Rest der Miliz und auf den Abmarsch. Sehr schnell erschienen die Mechs der Eagles und der Miliz. Eine Kompanie Sprunginfanterie verlegte bereits mit Material an Bord, und es wurde sogar eine Kompanie Panzer untergestellt.
„Wir werden als Letztes an Bord gehen. Sobald die Mechs verstaut sind gibt es für die Offiziere eine Einsatzbesprechung an Bord. Ich berichte euch anschließend das Wichtigste. Scoutleader Ende."

***
Die Verhältnisse an Bord der KOBE, dem Miliz-Landungsschiff der Maultier-Klasse, als eng zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung gewesen. Es ging zwar nur über eine kurze Distanz, dennoch hatten die Techs Unmögliches geleistet, um siebzehn Mechs, eine Kompanie Panzer, und eine Kompanie Sprungtruppen in voller Ausrüstung an Bord zu holen. Zwei Abteilungen würden mit Hilfe der beiden Anhur der Miliz in den Einsatz gehen und Fernaufklärung betreiben. Begleitet wurden sie von zwei Rotten Luft/Raumjägern. Alles in allem eine beachtliche Streitmacht, die sich nicht ohne weiteres verstecken musste.Allerdings hing das hauptsächlich vom Gegner ab.
Major Harrison Klein hatte dennoch eine Stabsbesprechung anberaumt, die sich im ebenso überfüllten Taktikraum eingefunden hatte.
Ein dünnes Lächeln umspielte seine Züge, als er die Anwesenden, unter ihnen alle Mechkrieger und Panzerkommandeure, betrachtete. "Leute, zuerst die gute Nachricht: Die Tatsache, dass der Gegner unsere Jäger abgewehrt hat, bedeutet mit einiger Sicherheit, dass er immer noch da ist."
"Und was ist die schlechte Nachricht, Sir?", fragte DelaRoya.
Kleins Lächeln wich einer ernsten Miene. "Jemand, der glaubt sich ausgerechnet mit den Wayside-Eagles anlegen zu können, muss einiges an Gerät auffahren. Leicht wird das nicht."
Er aktivierte den Holotank, der um die Three fallen Sisters gruppiert waren. "Der Cavalry der Chevaliers hat unser Vorausteam auf Theresas Südplateau und in der Nähe von Kaname abgesetzt. Sie überwachen einen zweihundertzehn Grad-Radius mit einer Tiefe von zweiunddreißig Kilometern. Wenn dort etwas ankommt, das unsere Landung gefährden könnte, werden wir mehr als genügend Vorwarnzeit haben. Mehr als genügend.
Rawhide, also Korporal Mamoru Fujita, hat seinen Feuerfalken bis nach Kaname raus geschleppt. Er hat diverse Gefechtsschäden, und muss deshalb sofort repariert werden. Keene, ich erwarte eine kurze Reparaturzeit."
Die SeniorTech zog abfällig den linken Mundwinkel herab, was ihr Aussehen nicht gerade verbesserte. "Ich will sehen was ich tun kann. Das hängt davon ab, was Rawhide kassiert hat. Vielleicht geht es schnell. Vielleicht bleibt mir nichts anderes übrig, als mehr mit Spucke als mit einem Schweißgerät zu arbeiten."
"Sie können so lange reparieren, bis der Feuerfalke gebraucht wird. Rawhide bleibt bei den Landern. Als Rückhalt, als mobiler Scout. Er hat mehr als seinen Teil geleistet. Wir müssen ihn nicht mit Gewalt zur Front zerren."
Zustimmendes Gemurmel erklang. Sie hatten alle schon ihren Teil an Tod und Vernichtung hinter sich, und in einer Truppe wie dieser wusste man, wie es den Jungen nach dem ersten Gefecht ging. "Weiter im Text." Klein deutete auf die drei Tafelberge, die in den Himmel ragten. "Wir werden hier landen, rund um Theresa. Kim wird unser Rückzugsgebiet sein, falls wir eindrehen müssen. Falls wir von den Landungsschiffen getrennt werden, ist Notfallpunkt Beta hier, in den Midtowers." Er deutete auf eine bizarre Formation von hohen Kalksäulen, etwa dreihundert Kilometern in nordöstlicher Richtung entfernt. Die Überreste von Korallenriffen aus den Zeiten, als diese Region noch ein Meer gewesen war.
"Was den Feind angeht, so erwarte ich wirklich, dass er genügend Material aufbietet, um uns schlagen zu können. Bietet er es nicht auf, haben wir es leichter. Aber ich werde einen Teufel tun und meine Vorsicht vernachlässigen. Die beiden Anhur laden in diesem Moment unsere Späher aus, die näher an den Feind heran gehen werden, während der Cavalry der Chevaliers und die Anhur unseren weiten Rücken decken. Sollten die Sprungtruppen daran scheitern, den Feind aufklären zu können, werden wir uns nicht mit einer bewaffneten Erkundung befassen. Wir gehen direkt rein und suchen den Kontakt mit dem Gegner."
Klein sah in einige skeptische Gesichter und schüttelte den Kopf. "Ich weiß, was viele jetzt denken. Die Jäger haben versagt, vielleicht versagen die Sprungtruppen, und wir laufen dann womöglich in eine gleich starke oder womöglich noch stärkere Truppe hinein, die uns Paroli bieten oder sogar besiegen kann. Aber ich sage ihnen allen was, meine Damen und Herren: Wir sind Soldaten, und das ist unser Job."
Zustimmendes Gemurmel klang auf, das Harrison Klein mit stoischer Miene entgegen nahm.
"Zur Beruhigung: Wir werden hier nicht um jeden Preis antreten. Ziel unserer Mission ist es, die Stärke und das Material des Feindes während des Kontakts festzustellen. Kommen wir zu dem Schluss, das können wir schaffen, vernichten wir ihn. Erkennen wir, dass er uns überlegen ist, lösen wir uns vom Feind und ziehen uns zurück. Dann werden wir an der Hauptstadt gebraucht, nicht hier in der Ödnis." Er lächelte dünn. "Und sollte der Feind ausgeflogen sein, müssen wir erst Recht schnell nach Hause. Entweder um ihn abzufangen, oder um zu verhindern, dass das Siegerbier warm wird."
Die Offiziere lachten. "War das ein Versprechen, Harry?", fragte DelaRoya schelmisch.
"Die erste Runde geht auf mich, Pietro, keine Frage." Wieder wurde gelacht, und einige klatschten begeistert in die Hände.
"Also, her gehört, so sieht der Plan aus. Die Vorauskommandos versucht sich in einer Vorwärtserkundung. Scheitert die, errichtet sie Beobachtungsstellungen hier, hier und hier. Die restliche Sprunginfanterie baut Ausweichstellungen rund um Theresa auf und sichert unseren Rückzugsraum. Sollten wir die Schnauze eingedellt bekommen und Kaname passieren, erwarte ich ein paar unfeine Überraschungen, Hauptmann Dorkas."
Der große Kaukasier mit den struppigen schwarzen Haaren und dem ernsten Gesicht nickte. "Unfeine Überraschungen sind meine Spezialität. Es gibt da ein paar Sachen, auf die sogar die Parder damals reingefallen sind, Sir."
"Ich bitte darum. Das gilt natürlich nur für den Fall, dass wir einen drauf kriegen. Kommen wir zu erfreulicheren Szenarien. Die, in denen wir gewinnen. Angenommen, wir treffen auf den Feind, dann können wir erwarten, das er uns zahlenmäßig gleichwertig ist, sonst würde er sich nicht zur Schlacht stellen. Eventuell versucht er uns über feste Stellungen zu ziehen oder uns zu umgehen. Deshalb die detachierte Infanterie, um uns rechtzeitig bei einem Angriff in der Flanke warnen zu können. Sollte er sich selbst überschätzen, hat er selber Schuld. Wir sind jedenfalls nicht so nett, einen solchen Vorteil ungenutzt zu lassen."
Er deutete auf das Holofeld. "Meine Kompanie wird in einem achthundert Meter weiten, nach hinten geknickten Bogen auf die letzte Position des Gegners zu marschieren. Dahinter folgen die Kampf-, und die Kommandolanze der Panzer. Als Nachhut folgt uns Major Stannics Lanze. Sir, entweder brauchen wir Sie als Amboss, oder als festen Anker für den Rückzug."
"Sie sind der Boss, Harry. Für das Gefecht unterstehe ich Ihrem Kommando."
Klein sah für einen Moment etwas fassungslos aus, fing sich aber schnell wieder. "Die Scoutlanze der Chevaliers und die Panzerscouts bilden zwei gemischte Teams auf den Flanken, um von dort schnelle Erkundungsvorstöße vorzunehmen, oder einen Umschließungsangriff abzuwehren. Je nach Gefechtslage bilden die Panzer unseren ersten Rückzugsanker, unterstützen unser Feuer, oder stoßen unter unserem Feuerschutz voran."
DelaRoya nickte zustimmend. "Durch die weite Fächerung bilden wir eine offene Phalanx mit freiem Schussfeld, haben überlappende Erfassungsgebiete, sind aber zu weit auseinander, um als Gruppe vernichtet zu werden."
"Jedoch nicht zu weit, um einem Kameraden Unterstützungsfeuer zu leisten - bei sechshundert Metern Kernschussweite", stellte Tsuno fest. "Was tun wir im Fall von Ausfällen?"
"Wir schließen die Phalanx, raffen sie zusammen. Die Infanterie hat ein halbes Dutzend Einrad-Krads hier draußen, die unsere abgeschossenen Leute einsammelt, also macht euch darum keine Sorgen. Und was die Mechs angeht, die abgeschossen wurden: Entweder beherrschen wir heute Abend das Schlachtfeld, oder wir beherrschen es, wenn wir mit den Eagles und den Chevaliers wiederkommen." Wieder wurde gelacht, wenngleich eine ganze Ecke leiser.
"Mechkrieger Ryan. Sie bleiben auf Höhe der Panzer und unterstützen Hauptmann DelaRoya. Er kann die erhöhte Waffenplattform brauchen, und ich möchte Sie nicht über Gebühr gefährden. Auf jeden Fall füttern wir Sie mit allen eintreffenden Daten. Wenn Sie also irgendwann das Gefühl haben, dass ich dabei bin, einen unverzeihlichen taktischen Fehler zu begehen, dann schreien Sie bitte laut."
"Dann hätte ich vielleicht schreien sollen, als wir gestartet sind. Wenn wir auf Gegner treffen, dann entweder auf Lebensmüde Verrückte, oder auf überlegene Einheiten. Die ohne eine offene Aufklärung anzugreifen ist ein unverzeihliche taktischer Fehler."
"Da stimme ich Ihnen zu, Mr. Ryan. Aber es geht nicht anders. Geben Sie einfach wie alle Chevaliers Ihr Bestes. Und um das noch mal zu betonen: Wenn wir merken, dass die Aufgabe nicht zu schaffen ist, ziehen wir uns geordnet zurück. Das ist heute eine sehr wahrscheinliche Option."
"Hoffentlich haben wir auch Gelegenheit zu diesem geordneten Rückzug", brummte Ryan.
Die Offiziere hielten den Atem an. Die Worte des Marodeur-Piloten konnte man leicht als Beleidigung missverstehen.
Klein zog die Augenbrauen hoch. "Einer der Gründe, warum Sie bei den Panzern bleiben sollen, Mechkrieger Ryan, ist, dass ich mir von Ihrem Marodeur und seiner Rotations-AK einiges für einen geordneten Rückzug erwarte. Zusammen mit Major Stannics Lanze dürfte es nicht allzu viel geben, was Sie nicht stoppen können. Wenigstens für einige Zeit."
Ryan grinste dünnlippig. "Ich will sehen, was ich dann tun kann."
Klein nickte ernst. "Gut, dann ist das geklärt. Wir brauchen für den Marsch ins Einsatzgebiet etwa drei Stunden und treffen dort am späten Nachmittag ein. Letzten Berichten zufolge haben die Angreifer einen Schütze mit Arrow IV-System, also haltet den Kopf unten.
Im Gebiet ist auch einer unserer Korsar abgestürzt. Leutnant Vogt, der Pilot, dürfte wenn er noch lebt, auf dem Weg zu den Three fallen Sisters sein. Wer ihn findet, gibt der Infanterie Bescheid. Sollte er verletzt sein, kommen der Cavalry oder der Anhur, die ansonsten unsere Rückendeckung übernehmen. Wenn wir unter Störfunk geraten, benutzt die Laserkommunikation. Die vorgeschobenen Infanteriestellungen dienen uns dann als Relais zum Lander. Noch Fragen?"
"Eine, Sir. Wenn wir die Piraten bei den Eiern haben und kräftig zudrücken, wie lange machen wir das?", kam es DelaRoya
"Eine sehr gute Frage. Mr. Ryan, können Sie für mich darauf antworten?"
Ryan räusperte sich leise. "Nun, wenn es Clanner sind, dann hilft nur alle zu vernichten, bis keiner mehr stehen kann. Sind es Piraten... Die hängen in der Regel am Leben und werden sich lieber früher als später ergeben. Dafür muss man sie aber verdammt schnell verdammt hart treffen, denn Piraten sind auch ganz hervorragend im Davonlaufen."
"Eine treffende Analyse", merkte Major Stannic an. "Dann schauen wir mal, wie hart wir sie treffen können."
"Sehr hart, Virgil. Für das, was sie DelaVita und seinen Leuten angetan haben, sehr, sehr hart", sagte Major Klein mit zorniger Miene. Die Miliz-Offiziere nickten bestätigend oder taten ihre Zustimmung mit einem Laut kund. Auch die Eagles nickten zu diesen Worten. Wer es bis jetzt nicht gemerkt hatte, diese Soldaten nahmen die Sache sehr persönlich. Und sie hatten die Fähigkeiten dazu, eine angemessene Erwiderung auszusprechen.
Das war ganz nach dem Geschmack der Chevaliers. Zumindest der meisten.

__________________
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Angry Eagles

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Clan Blood Spirit

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Eigentlich war Wayside V keine so unwirtliche Welt außerhalb der Terraforming-Zonen, wie sie auf den Beobachter wirkte, wenn er aus dem Orbit nieder fuhr. Zwar war Braun, vom dunklen Braunschwarz bis hin zum ockergelben Lehmbraun, die beherrschende Farbe, aber dazwischen gab es immer wieder Moose, Flechten und niedrige Sträucher, die sich der universell gültigen Methode der Photosynthese mittels Chlorophyll bedienten, und deshalb mehr oder weniger grün waren. Büsche, so wusste Leutnant Vogt, waren ein sicheres Anzeichen für eine Wasserader. Natürlich nicht Wasser in dem Sinne, wie er es von zivilisierten Welten wie St.Ives kannte. Hier verstand man darunter eine schlammige Schicht in ein bis anderthalb Metern Tiefe. Dennoch konnte es einem Versprengten beim Überleben helfen. Man grub die Wasserader frei, und bediente sich an der Schlammader. Mit Hilfe der Ausrüstung, also Verbandstuch, notfalls das Shirt, wurde das Wasser abgeseit und stand dann zum trinken zur Verfügung. Es erforderte Kraft und Zeit, bedeutete aber letztendlich genug Flüssigkeit zum Überleben bei relativ wenig Aufwand. Das Wasser selbst war in diesem Zustand genießbar, aber nicht besonders schmackhaft. Auch hatte man ihm jene Pflanzen gezeigt, die in irgendeiner Form essbar oder verwertbar waren. Speziell, was er von ihnen essen konnte. Die Moose zum Beispiel konnte man bis zur Erdschicht abtrennen und auskochen. Der abgekochte Sud hatte erstaunlicherweise eine antiseptische Wirkung, konnte auch wie ein Tee getrunken werden. Der Bodensatz, also die Paste, war ein Protein-Träger. Einige der Büsche hatten Wurzeln, die ihn mit Vitaminen und Eiweiß versorgen konnten.Es schmeckte nicht besonders, aber ein Verhungernder durfte nicht wählerisch sein. Und er hatte in seinem Leben schon weit schlimmere Dinge gegessen und auch gesehen. Seine Hemmschwelle lag sehr niedrig. "Vielleicht ein wenig zu niedrig", murmelte er, wischte sich den Schweiß von der Stirn und blinzelte nach Wayside hoch, die erbarmungslos auf ihn niederbrannte, und mit einunddreißig Grad stehender Hitze versorgte. Mittlerweile hatte er seinen provokanten Auftritt bei den Chevaliers mehr als einmal verflucht. Es hätte doch eine bessere Methode geben müssen, um mit der schönen, unterkühlt wirkenden Blondine ins Gespräch zu kommen. Aber Diplomatie oder geschliffene Reden schwingen waren nicht gerade seine Stärken. Genau genommen hatte er nicht besonders viele Stärken, wenn man mal vom Überleben unter widrigen Umständen absah. Eventuell bekam er ja eine zweite Chance, und kehrte diesmal nicht den unbesiegbaren Piloten hervor. Vor allem nicht nachdem er gerade abgeschossen worden war.

Vogt blieb stehen und nahm die Mütze ab. Ein naher, mittelhoher Busch versprach ein wenig Schatten für eine kleine Pause. Prüfend legte er die Hand auf den Boden, um abzuschätzen, wie tief die Wasserader unter dem Busch lag. Eventuell lohnte sich die Arbeit. Wasser konnte man hier nicht genug haben, vor allem nicht wenn es noch siebzig Kilometer bis zu den Three fallen Sisters waren.
Er hörte nur ein Zischen, aber es brachte ihn dazu, den Boden zu umarmen, als wäre er Goldie Wickers von den Purpurnen Pfauenfedern persönlich. Dann, eine Sekunde zeitversetzt, hörte er den zugehörigen Schuss. Verdammt, verdammt, verdammt, hätte er sich nicht nach dem Boden gebückt, hätte er jetzt durchaus eine Kugel im Kopf haben können. Mit brutaler Kraft schob er sich zwischen die Zweige des Busches, so tief er konnte. Eine knappe Sekunde Differenz, das bedeutete eine Entfernung von zweihundert, vielleicht dreihundert Metern. Ein Gewehr? Für eine Pistole war die Entfernung zu weit, um zielsicher schießen zu können. Allerdings gab es Hilfsmittel, um einen Pistolenschuss zu stabilisieren. Und manche Schützen konnten gut genug mit einer Handfeuerwaffe umgehen, um selbst auf diese Distanz zu treffen. Auf jeden Fall hatte er einen Feind hier unten, denn die Rescue-Teams der Miliz hätten nicht auf ihn geschossen, ohne ihn zu rufen. Die beiden abgeschossenen Sperber, dämmerte es ihn. Beim ersten hatte er keinen Fallschirm gesehen, aber der zweite konnte durchaus abgesprungen und in seiner relativen Nähe gelandet sein. Und so wie er jetzt auf dem Weg zum nächsten markanten Landpunkt war, den Three fallen Sisters, so war sein Gegner vielleicht gerade auf dem Weg zu den eigenen Stellungen. In einem noch schlimmeren Szenario waren vielleicht bereits Rettungskräfte für ihn unterwegs, während seine Rettungseinheiten über zweitausend Klicks entfernt waren.
Vogt zog das kleine elektronische Monokelglas hervor, spähte in die ungefähre Richtung, aus der dieser Schuss gekommen war. Seitdem waren acht Sekunden vergangen. Eventuell hatte der Bursche ihn nicht mehr im Visier, oder er versuchte, in Vogts Rücken zu kommen.
Da! Nein, der Wind hatte die Zweige des Buschs bewegt. Dort, in der Bodenwelle? Das war fast einhundert Meter von der Stelle entfernt, an der er seinen unbekannten Gegner vermutet hatte. Nein, da war nichts. Oder... Doch, irgendwas war da. Der Entfernungsmesser pendelte sich auf einhundertdreißig Meter ein. Eine kurze Strecke für einen schnellen Sprint.
Langsam ging sein Griff zum Holster, zur Laserpistole. Die Waffe hatte zwar nur wenige Schuss, dafür musste er sich allerdings um Ballistik keine Gedanken machen. Wie waren seine Optionen? Konnte er einfach auf der anderen Seite aus dem Busch kriechen, einen Sprint hinlegen und sich in eine Senke werfen, in der Hoffnung, dass der andere mehr Interesse daran hatte, nach Hause zu kommen, als ihn zu fangen? Nein, der Schuss auf ihn war ein ziemlich sicherer Hinweis darauf, dass der andere die Konfrontation suchte. Ansonsten hätte er Vogt weiträumig umgangen. Oder würde es jetzt verspätet versuchen, sich absetzen. Aber konnte er diesen Weg wählen? Sein Feind hatte sicherlich einen Peilsender, und seine Leute waren schneller als Vogts. Ein Jeep, ein Hubschrauber, oder ein Mech würden ihn schneller aufspüren, als ihm lieb sein konnte, egal wie weit er lief. Der potentielle Peilsender war ein mindestens ebenso großes Problem wie sein schießwütiger Gegner.
Etwas schnelles, heißes fuhr über ihm durch den Busch, knapp gefolgt vom nächsten Knall. Dabei zischte es nur wenige Zentimeter über ihn hinweg. Hätte sich Vogt auch nur ein paar Zentimeter aufgerichtet, anstatt die Beine, den Bauch und die Hacken unten zu halten, hätte er getroffen werden können.
Vogt grinste übers ganze Gesicht. Sein Feind wollte ihn raus treiben. Also, warum ihm nicht den Gefallen tun? Er ergriff einige der stärkeren Zweige, und zog an ihnen so kräftig er konnte. Der ganze große Busch wurde kräftig erschüttert. So ähnlich musste es ausgesehen haben, als er hier rein gekrochen war. Die Frage war jetzt nur, ob sein Gegner darauf hereinfiel. Sicherheitshalber, um sich nicht durch eine Reflektion zu verraten, packte er das Monokel wieder weg und legte die Hand mit der Sunbeam flach auf den Boden. Seine Mütze zog er so tief ins Gesicht, wie er konnte, ohne sein Sichtfeld zu sehr einzuengen.
Tatsächlich sprintete eine geduckte Gestalt auf seinen Busch zu, beziehungsweise auf das südliche Ende zu, um ihn zu umgehen und den vermeintlich Flüchtenden ins Schussfeld zu kriegen. Eine schnelle Reaktion. Wäre er tatsächlich gelaufen, würde der Gegner ihm bequem in den Rücken schießen können, bevor er auf freiem Feld sechzig Meter weit gekommen war. Als der gegnerische Pilot den Busch passiert hatte, ohne einen Blick hinein zu werfen, riss Vogt die Laserpistole hoch, kam auf die Beine und brach aus dem Busch aus. Noch im Laufen schoss er und zog eine Spur geschwärzten Boden direkt vor seinen Feind dahin. Die Warnung kam an. Sein Gegner blieb stehen.
"Fallen lassen. Ich sage das nur einmal", knurrte Vogt ärgerlich.
Langsam hob der andere Pilot die Hände. Er hielt seine eigene Pistole nur noch am Schutzbügel des Abzugs, bevor er auch den letzten Finger löste und die Waffe zu Boden fallen ließ. Vogt bemerkte die Schulterstütze, welcher die Waffe für einen Fernschuss stabilisiert hatte. Zu seinem Glück nicht gut genug. "Hände hinter dem Kopf", befahl er und bewegte sich in den Rücken seines Gefangenen. Mit der Rechten hielt er die Waffe schussbereit, mit der Linken nahm er die Pistole, und schleuderte sie ein paar Meter fort. Dann richtete er sich auf. "Beine auseinander." Gehorsam spreizte er die Beine, und Vogt tastete, die Mündung seiner Waffe auf seinen Hinterkopf gepresst, die Extremitäten ab. Wie erwartet entdeckte er ein Bowie-Messer im Gürtel und eine dünne Stilett-Klinge im rechten Stiefel. Langsam griff er nach vorne und löste die Weste seines Gegners, um sie mit einem Ruck nach hinten zu ziehen. Danach tastete er seinen Feind erneut ab. Er wäre sicher nicht der erste Eagle, der auf eine versteckte Waffe im Hosenbund reingefallen wäre. Sein Gegner zitterte dabei wie Espenlaub. Als er die Innenseite des rechten Schenkels abtastete, unterdrückte sein Gefangener einen heiseren Schrei. "Geh auf die Knie und lass die Hände auf dem Hinterkopf. Rühre dich nicht", mahnte Vogt und ging ein paar Schritte zurück, um die Messer zu verstauen und die Weste auf weitere Waffen zu untersuchen. Er hatte Pech. Es waren nur ein paar Zigaretten, ein paar Süßigkeiten und ein wirklich kitschiger Papier-Roman zu finden, der einen so romantischen Aufdruck hatte, dass ihm beinahe schlecht wurde.
"Und was jetzt? Erschießt du mich gleich, oder vergewaltigst du mich zuerst?"
Verwirrt sah Vogt auf. "Du bist... Eine Frau?"
"Das hat du nicht bemerkt?"
"Entschuldige bitte, aber Brust hast du schon mal keine. Jedenfalls keine, die ich bemerkt hätte."
"Könntest du mich töten, ohne mich vorher fertig zu machen?", blaffte sein Gefangener. Oder vielmehr seine Gefangene.
"Wer sagt, dass ich dich töten will? Dazu hatte ich genügend Gelegenheiten."
"Also doch vergewaltigen", erwiderte sie trotzig, beinahe ein wenig erleichtert.
"Mach dir mal nicht so viele Hoffnungen. Mit wem ich schlafe, bestimme immer noch ich selbst", erwiderte Vogt, trat wieder näher. "Linken Arm nach hinten." Er zog einen Kabelbinder hervor, legte ihn ums Handgelenk. Dann fädelte er einen zweiten durch die Schlaufe, ohne ihn zu schließen. "Rechten Arm runter." Auch das rechte Handgelenk bekam eine Schlaufe. Er verband beide mit dem noch offenen Kabelbinder. Als seine Gefangene derart gefesselt war, erlaubte er sich ein erleichtertes Aufatmen. "Im Moment will ich nur eines, und das ist deinen Transponder ausschalten." Er hörte sie entsetzte ausatmen, dann zerschlug er den kleinen Apparat mit dem Kolben seiner Waffe. Er schulterte die Weste, steckte die Laserpistole wieder weg und zog seine Gefangene am rechten Arm hoch. "So, und jetzt werden wir beide uns bemühen, Abstand zu dem Punkt zu gewinnen, von dem dein letztes Signal erfolgte. Und glaube bloß nicht, du kannst mich in irgendeiner Form daran hindern, dich mitzunehmen. Deine dreißig Kilo trage ich zweihundert Meilen, wenn es sein muss. Ohne müde zu werden."
Verbissen musterte ihn die gegnerische Pilotin unter ihrem Baseball-Cap. Sie war ohnehin keine Schönheit, aber der wütende Blick machte es nicht gerade besser. "Warum lässt du mich nicht einfach laufen? Du gehst in deine Richtung, und ich gehe in meine?"
"Das hätten wir machen können, wenn du mich einfach passiert hättest, anstatt auf mich zu schießen. Du hättest mich nur zu umgehen brauchen. Aber nein, du musstest ja auf mich ballern."
"Hatte ich eine Wahl? Ich stand auf eine Hügelkuppe, und du hast dich gerade in meine Richtung gedreht. Angriff ist die beste Verteidigung!" Noch immer ärgerlich, aber in einem versöhnlicheren Ton fuhr sie fort: "Gut, du willst also nicht zwischen meine Schenkel. Noch nicht. Also, lass mich gehen. Ich bin so oder so nur eine Last für dich."
"Eine Last?" Vogt verstärkte seinen Griff und begann langsam zu traben, die Gegnerin hinter sich her ziehend. "Ihr kommt hier her, in unbekannter Stärke, vernichtet eine unserer Lanzen, schießt mich vom Himmel. Wir kennen gerade mal einen Bruchteil Eurer Aufstellung. Mädchen, du bist dein Gewicht gerade in Gold wert. All das Wissen, das die Eagles haben wollen, steckt in deinem hässlichen Köpfchen."
Sie schauderte. "Entschuldigung, dass ich hässlich bin. Aber ich wurde als Pilot angeworben, nicht als Model!"
"Model wäre vielleicht besser gewesen. Ich meine, wie leicht habe ich dich abschießen können?"
Ärgerlich trat sie nach ihm. Vogt zog das Bowie-Messer und legte es ihr an die Kehle. "Dies hier ist ein Kombinatsplanet. Sicher, dein Wissen ist wertvoll für uns. Aber niemand wird mir einen Vorwurf machen, wenn du unterwegs ein paar Finger verlierst. Hast du mich verstanden?"
Trotz der Hitze wurde sie bleich. Sie nickte.
"Gut", grunzte der Pilot, steckte das Messer wieder weg und verfiel wieder in den Trab. "Übrigens danke für die erste Information. Ihr sprecht deutsch, wie die meisten auf unserem Stützpunkt."
Ärgerlich biss sich die Gefangene auf die Lippe. "Wenn du mehr aus mir herauskriegen willst, wirst du mich foltern müssen", stieß sie hervor.
"Foltern? Du meinst, Daumenschrauben und den ganzen Scheiß?"
"Eher an einen Haufen stinkender, schwitzender Kerle, die sich über meinen hilflosen Körper her machen."
Vogt blieb wieder stehen. "Du hast eine merkwürdige Vorstellung von uns Eagles. Denkst du, der Koshaku würde es dulden, wenn sich ausgerechnet seine Männer so benehmen? Du hast eine sehr schlimme Vorstellung vom Krieg."
"Vielleicht ist deine einfach nur zu weich, Angry Eagle. Da draußen, in der Inneren Sphäre oder in der Peripherie, da geht es härter zu. Da werden Soldaten, denen du es nie zugetraut hättest, plötzlich zu Tieren, die über alles herfallen, was ihnen unter die Augen kommt. Männer, Frauen, alles was wehrlos ist, wird von ihnen genommen, wieder und wieder." Sie spuckte aus. "So ist das wahre Leben. So ist der wahre Krieg. Menschen sind da Dinge, Objekte. Ihr verdammten Eagles mit eurer superhohen Moral, könnt ihr auch nur einen Menschen vor so einem Schicksal bewahren? Ich glaube nicht. Aber dein feiner Herzog soll ruhig auf seinem hohen Ross bleiben. Imara wird ihn schon da runter holen."
"Hm", machte Vogt amüsiert. "So was ist mir auch mal passiert. Ich bin mit einer adoptierten Nebelparder-Pilotin zusammengeraten. Ein nein hat sie nicht akzeptiert, und ihr Verhalten kam einer Vergewaltigung wohl am Nächsten. Nicht, dass ich mich beklage."
"Das kann man wohl kaum vergleichen", giftete sie.
Vogt drehte den Kopf weg, damit sie sein Grinsen nicht sehen konnte. Imara. Das musste einer ihrer Anführer sein. Eine wichtige Information, die sie ihm im Ärger gegeben hatte. Er ergriff wieder ihren Arm und zog sie erneut hinter sich her. Nach einigen hundert Metern legte er die Hand auf ihren Rücken. So konnten sie beide bequemer laufen.
"Tue nicht so, als hättest du alles Leid dieser Welt gepachtet. Ich habe gesehen was passiert, wenn ein hemmungsloser Sieger seine Orgie feiert. Ich habe gesehen, wie uniformierte Soldaten, Haustruppen, über die Menschen hergefallen sind. Ich habe in meinem Versteck gesessen und musste mit ansehen, wie sie selbst vor..." Er schluckte trocken, um die Erinnerung zurück zu halten. Gut möglich, dass er seitdem mehr als einen seelischen Knacks weg hatte. Jedenfalls behauptete das sein Psychologe immer.
"Aber du hast nicht mittendrin gesteckt", murrte sie.
"Nein. Ich wurde nicht vergewaltigt. Nicht körperlich. Nur geistig, als ich da im Zwischendach lag, und nur beobachten konnte, was unter mir geschah. Also erzähl mir nicht, ich weiß nicht wovon ich rede, und mein Herzog würde auf einem hohen Ross sitzen."
"Und? Was hat dein toller Herzog gemacht, nachdem die Sieger fertig waren? Oder kam er wie der weiße Ritter gerade rechtzeitig, um wenigstens einen zu retten? Einen einzigen?"
"Nein, er kam nicht rechtzeitig, um sie zu retten. Er kam nur noch rechtzeitig, um ein paar Tote zu begraben, und den Überlebenden die bestmögliche medizinische Hilfe zu geben, über die er verfügte. Anschließend hat er die Einheit, die das angerichtet hatte, gejagt, gestellt, und aufgerieben. Der Rest wurde vor ein Militärgericht gestellt. Ich selbst habe fünf Männer, die den Tod ihrer Opfer in Kauf genommen haben, vor das Erschießungskommando geschickt. Bei einem war ich selbst Teil der Schützenreihe. Ich habe nicht aufs Herz oder auf die Brust gezielt. Auch nicht auf den Kopf." Düster senkte er den Blick. "Du denkst, ich weiß nicht wie der Krieg ist? Du denkst, der Koshaku weiß nicht wie der Krieg ist? Träume weiter. Wir kennen alle Varianten, und wir haben sie alle überlebt. Auch deine Vergewaltiger-Bande wird uns nicht standhalten."
"Wir sind keine Vergewaltiger-Bande!", erwiderte sie entrüstet. "Die Husaren sind eine anständige Einheit!"
Vogt schnaubte amüsiert. "Imara heißt der Anführer der Husaren."
Sie bleib stehen, und er mit ihr. Entsetzt sah sie ihn an. "Woher weißt du...?"
"Du bist zu redselig. Aber keine Sorge, ich verhöre dich nur zum Spaß. Unsere Spezialisten werden schon alles Wissenswerte aus dir herausbekommen. Notfalls nehmen wir die tödlichste aller Methoden."
"Die Tödlichste?" Vogt beugte sich zu ihr herüber und sah sie düster an. "Geld, Mädchen. Geld. Wir geben dir so lange Geld, bis du plauderst wie ein Wasserfall. Ich kenne nur zehn Menschen, bei denen das nicht funktioniert, und alle zehn sind Angry Eagles."
"Ich bin vielleicht käuflich", knurrte sie als Erwiderung, "aber ich bin keine Verräterin."
"Aha. Also Söldner. Dieser Imara führt also eine Söldnertruppe an, die einen gewissen Standard hat. Zusammen mit der uns gemeldeten Ausrüstung und dem was ich selbst gesehen habe, ergibt das schon einen gewissen Rahmen."
Wütend schrie sie auf. "Ich sage dir kein einziges Wort mehr!"
"Was immer du willst. Aber der Weg ist noch lang. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich weiter rede?"
"Ich höre dir überhaupt nicht zu. Ich kann dich gar nicht verstehen. La, la, la, la, la."
"Vogt. Ich heißte Tancrid Vogt. Leutnant der Wayside-Miliz."
Seine Gefangene biss sich auf die Unterlippe und sah ihn ärgerlich an.
"Deinen Namen wirst du wohl verraten können. Jeder Soldat der Inneren Sphäre darf bei seiner Gefangennahme Name, Dienstrang und Einheit nennen. Das muss er sogar, um nicht als Spion erschossen zu werden. Oder hat man dir das bei deiner Ausbildung nicht beigebracht?"
"Trudy", sagte sie leise mit verkniffenen Lippen. "Trudy Swanson. Lieutenant. Meine Einheit sage ich dir nicht. Es würde dir eh nichts nützen."
"Okay, Lieutenant Trudy Swanson. Dann wollen wir mal weiter marschieren."
Wieder drückte er ihr ins Kreuz und trieb sie voran.

Als sie auf diese Weise gute zwanzig Kilometer zurück gelegt hatten, senkte sich bereits die Sonne. Es wurde Nachmittag über diesem Gebiet auf Wayside. Seiner bescheidenen Schätzung nach waren die flachen beiden Felsplateaus, die er in der Ferne erkennen konnte, die Spitzen von Theresa und Kaname, den größten der drei fallen Sisters. Also hatten sie noch gut fünfzig Klicks vor sich, wenn alles gut ging. "Halt, kurze Pause", sagte Vogt. Er hockte sich hin, warf einen Blick auf die Sonne, und dann wieder auf die fernen Felsen. Dann wandte er sich Swanson zu. "Mann, du bist aber auch ein hässliches Mädchen. Und fliegen kannst du auch nicht."
"Du vielleicht? Oder warum krauchst du hier durch den Dreck?"
"Punkt für dich. Aber ich werde mich trotzdem bei der Söldnerkontraktkommission beschweren. Weibliche Gefangene, egal ob Mechpiloten oder Jägerjockeys haben seit den Tagen von Grayson Death Carlyle und seiner Frau Lori Kalmar blond, großbusig und hübsch zu sein.
"Doch ein Idiot. Und ich fing gerade an, Verständnis für dich zu entwickeln."
"Na, vielleicht habe ich es übertrieben." Er klopfte ihre Weste ab und zog eine Metallflasche hervor, die bestenfalls einen halben Liter fasste. "Ich entschuldige mich. Hey, ich helfe dir auch beim trinken." Er schraubte die Flasche auf und hielt sie ihr an die Lippen. Ärgerlich, aber bedächtig trank sie so lange, bis der Behälter leer war. Vogt verschloss ihn wieder sorgfältig, für den Fall das er ein Behältnis für Wasser noch brauchte, und durchsuchte die Taschen weiter, bis er den Schokoriegel fand. Er riss die Verpackung ab und biss die Spitze durch.
"Hey, das ist meiner!", beschwerte sich Swanson. "Seit wann begehen die Eagles Mundraub?"
"Oh, ich war in Gedanken." Er brach den Riegel in zwei kleine Teile und schob sie ihr nach und nach in den Mund. Schließlich zückte er seine eigene Wasserflasche, trank ausgiebig und hielt sie Swanson hin. "Was zum nachspülen, Lieutenant?"
"Was ich trinke, fehlt dir später, oder?", feixte sie. Als Vogt die Flasche von ihren Lippen nahm, war sie leer.
"Normalerweise eine richtige Analyse. Aber wir dürften mittlerweile im Bereich unserer Überwachungsteams für den Gegenschlag sein. Entweder werden wir in den nächsten Stunden gefunden, oder beide Seiten werden so beschäftigt sein, dass keiner nach uns suchen kann. Dann muss ich sowieso nach Wasser für uns beide graben. Nur falls du Hoffnungen hast, mir unter der Hand verdursten zu können, das klappt nicht."
"Ach so. Deshalb warst du so nett zu mir und hast mich auch noch gefüttert."
"Deshalb habe ich dich beleidigt. Damit du vergisst, was du eventuell vorhast."
Sie schnaubte, halb amüsiert, halb resigniert. "Ihr verdammten Scheißkerle. Ich komme mir vor wie ein ausgemachter Vollidiot."
"Sei nicht so streng mit dir. Ich bin ein Angry Eagle, auch wenn ich gerade für die Miliz fliege. Wir wollen alle zu eine der besten Einheiten der Inneren Sphäre gehören oder unseren Platz dort halten. Dafür müssen wir eine Menge tun. Wir werden trainiert, als wären wir DEST. Ironischerweise sind das auch einige von uns."
"DEST? Du verarschst mich."
"Noch so ein Punkt, in dem wir trainiert werden: Streuen falscher Informationen." Vogt grinste breit. "Jetzt wirst du keiner meiner Aussagen mehr trauen, was?"
"Du bist gut", sagte sie frostig.
"Privat bin ich etwas schwierig. Also sei froh, dass ich gerade im Dienst bin und dir meine beste Seite zeigen muss."
"Schneidet deine beste Seite allen Gefangenen die Finger ab?", spöttelte sie.
"Beschwere dich nicht. Du hast sie doch noch." Er richtete sich auf und sah zu Theresa und Kaname herüber. Mit einem Fingerdruck aktivierte er seinen Notrufgeber wieder. "Du musstest nur glauben, dass ich es tun würde."
Resignierend sackte sie in sich zusammen. "Ich gebe es auf. Anscheinend hatte ich schon verloren, als ich dich gesehen habe und auf dich geschossen habe, anstatt die Beine in die Hand zu nehmen."
"Anscheinend", bestätigte Vogt amüsiert. "Pause ist vorbei. Komm hoch."

Sie gingen nun in einem nicht allzu strengen Tempo weiter. Vogt hatte immer noch die Rechte auf ihrem Rücken und schob sie ab und an mit sanfter Gewalt voran.
"Findest du ich wirklich hässlich?", fragte sie zaghaft.
Vogt lächelte still. "Ich bin dazu ausgebildet worden zu provozieren, wenn ich Ergebnisse sehen will, Lieutenant. Du solltest es mittlerweile besser wissen, als mir auch nur ein Wort zu glauben."
"Aber Vogt heißt du doch, oder?", fauchte sie.
"Sicher. Jede gute Lüge braucht einen Kern aus Wahrheit", erwiderte er amüsiert.
Es folgte langes Schweigen, bis Swanson wieder sprach. "Ist... Ist die Geschichte wahr? Mit den Vergewaltigungen? Den Erschießungen?"
Vogts Miene versteinerte. "Jedes verdammte Wort. Dabei sollten diese Soldaten unsere Verbündeten sein. Wir... Einen tollwütigen Hund erschießt am besten der Besitzer, aber der war leider nicht verfügbar."
"Verstehe."
Es vergingen wieder ein paar Minuten, bis sich Swanson wieder zu Wort meldete. "Warum fragst du mich nicht, ob ich vergewaltigt wurde? Ob ich das alles aus erster Hand weiß?"
"Weil ich einen Versuch, mich mit Sympathie einlullen zu wollen, auf den ersten Blick erkenne, Trudy. Und versuche gar nicht erst, nach meiner Waffe zu greifen. Du wirst dir eher selbst in den Rücken oder die Beine schießen, anstatt mich bedrohen zu können."
"Du denkst wohl an alles, oder?"
"Na ja, an fast alles. Sonst würde ich jetzt nicht hier unten rumlaufen und an meiner Bräune arbeiten."
"Fast alles? Das kann ich bestätigen. Mir das ganze Wasser einzuflößen war auf jeden Fall ein Fehler. Ich muss mal. Darf ich das alleine, oder willst du mir dabei helfen? Ich meine, davonlaufen kann ich dir ja nicht."
"Nein."
"Ach komm schon. Du schneidest mir einfach den Kabelbinder durch, und ich gehe in den Busch da. Du kannst ja die ganze Zeit auf meinen Kopf zielen, auch wenn das reichlich lächerlich ist."
"Nein."
"Soll ich mich nassmachen? Ist es das? Bist du wirklich ein so provokatives Arschloch? Erhoffst du dir davon noch mehr Informationen?"
"Nein. Ich erhoffe mir davon, dir eine Peinlichkeit zu ersparen. Das würde für die Besatzung des Anhurs, der gerade auf uns zuhält, nämlich eine ziemlich witzige Szene ergeben."
"Oh, Scheiße."
Vogt grinste sie breit an. "Willkommen bei der Wayside V-Miliz, Lieutenant Trudy Swanson."

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Landungsschiff der Miliz „Kobe“
Wayside V

Kurz nach der Landung

Jack stiefelte leise murrend durch den überfüllt wirkenden ehemaligen Frachthangar des Landungsschiffes und fragte sich zum wiederholten Male, seit sie vom Stützpunkt der Miliz abgehoben hatten, ob es nicht wirklich besser gewesen wäre, sich an die ISA ausliefern zu lassen. Dieser Major Klein war ein Vollidiot hoch zehn. Absolut und vollständig durchgebrannt. Und da wagten es manche Leute doch wirklich, ihn als verrückt zu bezeichnen.
Er hatte seine Kleidung in einem feuerfesten Sack verpackt und trug diesen nun unter dem Arm mit sich, während er nur mit seinen Stiefeln, der Kühlweste und einer längeren Boxershorts bekleidet war. Schon vor geraumer Zeit hatte er gelernt, dass es besser war, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Wie zum Beispiel auf einen gefechtsbedingten Ausstieg aus dem Marodeur. In diesem Fall wäre seine sperrliche Kleidung zwar sein geringstes Problem gewesen, aber er hatte definitiv keine Lust halbnackt über ein Schlachtfeld zu spazieren, während seine Seite den Kürzeren zog. Nein, garantiert nicht.
Wenigstens würde man ihn in seiner Uniform begraben können. Ein wirklich erfüllender Gedanke.
Es gab Momente, da hasste Jack sich selbst für seine Ironie.
„Mechkrieger Ryan. Einen Moment bitte.“
Sein gerufener Name ließ ihn aus seinen düsteren Gedankengängen hochschrecken. Er musste sich kurz in der Menge an Techs, Soldaten und Offizieren, welche in dem Hangar ein buntes Treiben bildeten, orientieren, bis er den Mann erblickte, dessen Stimme er vernommen hatte.
„Ah, Captain DelaRoya.“
Der kommandierende Offizier der Panzereinheit der Eagles bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge und hielt dabei zielstrebig auf Jack zu. Welch ein Glück, es war unfassbar. Noch ein weiterer Uniformträger, der ihn wegen seines kleinen Wortgefechtes mit dem Major tadeln wollte. Einfach großartig. Als wäre die Standpauke von Danton über Funkverbindung nicht schon genug gewesen. Es hatte ja niemand ahnen können, dass dieser Klein sich sofort bei dem Colonel ausheulen würde. Über was auch. Aus seiner Sicht hatte er nur versucht dem Major zu helfen. Mit deutlichen Worten.
„Gut, dass ich Sie noch erwische, bevor wir ausschiffen, Mechkrieger.“
Das konnte Jack nun nicht gerade bestätigen. Um sich jedoch nicht noch mehr Ärger einzuhandeln, lächelte er lediglich und merkte, wie die Narbe in seinem Gesicht ein weiteres Mal zu tanzen begann.
Diesmal schien seine Standardabwehr jedoch nicht zu funktionieren. Der Söldneroffizier lächelte sogar zurück.
„Autsch. Kampfverletzung?“
Seine Worte zeugten von wohlwollendem Interesse, das bei Jack jedoch nur auf geringschätziges Desinteresse stieß.
„Nein, hab mich mal beim Rasieren geschnitten.“
Er schaffte es zwar den genervten Tonfall aus seiner Stimme zu verbannen, sarkastisch klang es jedoch immer noch.
Dies schien seinem Gegenüber jedoch zu entgehen. Oder aber er ignorierte es geflissentlich.
„So, beim Rasieren. Klasse, den muss ich mir merken. Also erst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass es einige Leute ziemlich beeindruckt hat, wie Sie vorhin mit dem Major umgegangen sind. Vielleicht nicht unbedingt diplomatisch, in jedem Fall aber wagemutig.“
DelaRoya zog sich den Handschuh von seiner Rechten und hielt sie Jack entgegen. Innerlich seufzend akzeptierte er die dargebotene Hand und konnte sogar ein verächtliches Schnauben unterdrücken.
Eine wahrhafte Meisterleistung wenn man bedachte, dass er seit Stunden keinen einzigen Schluck Alkohol mehr zu sich genommen hatte. Verdammter Danton.
„Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden und bevor wir Seite an Seite ins Gefecht ziehen wollte ich das einfach nachholen. Ich bin Captain Michael DelaRoya. Sie können mich ruhig Michael nennen.“
Darauf hätte Jack auch getrost verzichten können.
„Angenehm, Jack. Nennen Sie mich einfach Jack.“
Damit wandte er sich wieder dem Weg in Richtung der Mechkokons zu und bemerkte missmutig, dass DelaRoya neben ihm einschwenkte.
„Also gut, Jack. Colonel Danton hat Sie uns überlassen, weil er denkt, dass Ihr Wissen über Piraten und deren Strategien uns bei der Mission helfen könnte.“
Oder weil er ein ungemein großes Arschloch ist.
Jack hielt es für besser die Worte für sich zu behalten, aber hätte DelaRoya von seiner Position leicht hinter ihm seinen säuerlichen Gesichtsausdruck sehen können, wäre ihm klargeworden, dass ein Gespräch über diese Tatsache das wirklich Letzte war, was Jack in diesem Moment gebrauchen konnte.
Stattdessen brummte er nur unverständlich.
Das schien dem nervtötenden Eagle aber bereits zu reichen.
„Irgendwann müssen wir mal einen trinken gehen. Sie müssen mir unbedingt erzählen, woher Sie Ihre Informationen bezüglich der Piraten haben. Da sind bestimmt ein paar sehr spannende und für mich auch aufschlussreiche Geschichten dabei.“
Irgendwann muss ich dir mal die Fresse polieren. Ob du danach noch Lust auf was zu Trinken oder einige meiner Geschichten hast, wage ich zwar zu bezweifeln, aber ich werde im Anschluss ganz bestimmt Einen heben müssen, um die Predigt von Danton zu überstehen. Auch diese Worte ließ Jack lieber nicht über seine Lippen kommen.
„Ja, wenn wir den Mist hier überleben, sollten wir auf jeden Fall darauf anstoßen. Auf die Tatsache, dass wir noch in der Lage sind zu atmen und unsere äußerst fleißigen Schutzengel die das ermöglicht haben.“
Erstaunlicherweise brachte er es sogar fertig, die Worte ziemlich neutral klingen zu lassen.
„Genau das ist der eigentliche Grund, warum ich noch einen kurzen Moment Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen möchte, Jack. Sie werden alle Informationen des Gefechtes per Direktleitung zeitgleich zugespielt bekommen.
Zudem sitzen Sie in einem haushohen Battlemech und haben dadurch einen phänomenalen Überblick über das Geschehen. Sobald irgendetwas geschieht, sind wahrscheinlich Sie der Zweite nach dem Überträger, der es mitbekommt. Und ich möchte gerne die Nummer drei sein.“
Jack nickte stumm. Natürlich, was auch sonst. DelaRoya hatte anscheinend, im Gegensatz zu dem Rest der uniformierten Vollpfosten auf der Besprechung, mitbekommen, was für eine geistig minderbemittelte Flachzange Sie da in die Schlacht führen würde und wollte nun sichergehen, dass er rechtzeitig reagieren konnte, wenn das Ganze anfing schief zu laufen.
Ein wirklich menschlicher und absolut verständlicher Wunsch. Leider war Jack im Moment nicht gewillt, seine menschliche Seite zu offenbaren, sonst hätte er wahrscheinlich in einem Wutanfall die Hälfte der Soldaten in diesem Hangar verprügelt.
Aggression war das momentan vorherrschende, menschlichste Gefühl, welches kochend heiß in ihm brodelte.
„Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann, Michael.“
Vielleicht klangen seine Worte ein wenig zu gleichgültig, oder aber es war nicht die Antwort, welche DelaRoya erwartet hatte.
Der Offizier packte Jack mit einem starken Griff am Arm und zog ihn zu sich herum. Seine Stimme klang, aufgebracht als er zu sprechen begann.
„Sie werden noch viel mehr tun, Jack. Sie werden mich mit allen taktischen Informationen füttern, die ihnen von unseren Jungs zugespielt werden. Sie werden diese Daten unverzüglich an mich übertragen, damit meine Panzer den Mechs zur Hilfe kommen können, sobald ich denke, dass etwas nicht nach Plan läuft. Nur um das noch einmal klar zu stellen, Jack. Ich will dieses Gefecht überleben!“
Mit einem Mal war Jack völlig ruhig. Die Aggressionen, verursacht durch den plötzlichen Alkoholentzug und die Wut über die Ignoranz der Operationsführung bezüglich seiner Warnungen, wurden von einer kalten Brutalität in einen abgelegenen Teil seines Hirns gedrängt.
Er blickte mit einem blitzenden Auge auf die Hand auf seinem Arm und dann direkt in DelaRoya’s Gesicht. Dann beugte er sich zu dem Söldneroffizier, so nah, dass nur noch die beiden seine Stimme hören konnte.
„Ich sagte, dass ich sehen werde, was ich für Sie tun kann, Captain. Ich kann Ihnen aber garantieren, dass Sie das Gefecht überleben, wenn Sie nicht sofort meinen Arm loslassen. Dann werde ich Sie nämlich genau hier und jetzt so schrecklich zurichten, dass Sie die Kampfhandlungen per Direktleitung in der Krankenstation des Landungsschiffes miterleben können. Live und in Farbe. Haben wir uns verstanden, Michael?“
Bei seinen letzten Worten lächelte Jack wieder, denn er merkte, wie DelaRoya’s Druck um seinen Arm nachließ und der Offizier der Eagles seine Hand dann mit einer gewissen Plötzlichkeit zurück zog.
Ungläubig hatte dieser die Augen aufgerissen und blickte ihn nun entsetzt an. Mit einer solchen Reaktion hatte DelaRoya definitiv nicht gerechnet.
„Ich sehe, wir verstehen uns. Da dies nun geklärt ist, erlauben Sie mir Ihnen einen Ratschlag zu geben. Halten Sie Ihre Panzer neben oder hinter meiner Position. Auf gar keinen Fall vor mir, denn wenn unsere Frontlinie zusammenbricht und Sie können mir glauben, Captain, dass wird sie eher früher als später, dann werde ich dem Gegner alles zu fressen geben, was meinen Waffen möglich ist.
Sie wollen Informationen? Hier ist eine. Stehen Sie mir nicht im Weg, Captain DelaRoya, denn wenn Sie es doch tun sollten, werden Sie dieses Gefecht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht überleben.“
Bei Jacks kalten, hasserfüllten Worten war der Söldneroffizier erst rot angelaufen, gegen Ende der Ansprache jedoch immer blasser geworden. Zu einer Entgegnung schien der Mann nicht mehr im Stande zu sein, weshalb Jack einfach fortfuhr.
„Ich verspreche Ihnen weiterhin, dass Sie alle taktisch wertvollen Informationen schnellstmöglich von mir erhalten werden, aber wagen Sie es nicht noch einmal in einem solchen Ton mit mir zu sprechen oder mich gar anzufassen.
Sie haben es selbst gesagt. Ich sitze in einem haushohen Battlemech und was immer Sie auch denken mögen, es ist wirklich schwierig so ein Ding zu steuern, gleichzeitig zu kämpfen und auf die taktische Lage zu achten.
Da kann es schon mal ganz schnell passieren, dass einer meiner tonnenschweren Füße auf ihrem Panzer landet. Und das würde dann Ihrem Vorhaben, lebend diesen Kampf zu überstehen, nicht wirklich entgegenkommen. Haben wir uns verstanden, Captain DelaRoya?“
Der Offizier blickte betroffen zu Boden und nickte dann stumm, was für Jack absolut ausreichend war.
„Ich wünsche Ihnen eine gute Jagd und Hals- und Beinbruch.“
Mit diesen Worten drehte sich Jack ruckartig von seinem Gesprächspartner weg und marschierte zielstrebig auf seine Kampfmaschine zu.
Komm runter, Jack. Du musst dich beruhigen. Das hier ist nicht der Feind.
Immer wieder sagte er sich diese Worte in seinem Geist vor, während der mattschwarze Gigant aus todbringendem Stahl vor ihm in die Höhe wuchs. Je näher er dem Marodeur kam, desto zuversichtlicher wurde er, desto mehr Selbstvertrauen stieg in ihm auf. Er war Jack Ryan-Jonas. Er hatte dutzende Mechgefechte mit teilweise weit überlegenen Gegnern überlebt, hatte gegen Clanner und die besten Soldaten der Inneren Sphäre, wie auch der Peripherie gekämpft. Natürlich hatte er nicht immer gewonnen, aber zumindest hatte es keiner seiner Feinde geschafft, ihn zu töten.
Die einzige Gegnerin, die das fast geschafft hätte, war nicht auf diesem Planeten. Conny hätte ihre Marodeure direkt über der Stadt einen Gefechtsabwurf durchführen lassen und die Miliz, die Eagles wie auch die Chevaliers in den Straßenschluchten ausgelöscht.
Irgendwo in der Einöde zu landen und den Gegner dann zu sich kommen zu lassen, war definitiv nicht ihr Stil. Dafür war sie ein viel zu stolzer Nebelparder.
Damit war seine Nemesis als Gegner ausgeschlossen. Und das bedeutete wiederum, dass er diesen Kampf überleben würde. Er hatte noch eine Aufgabe. Er befand sich auf einem heiligen Kreuzzug und keine Macht des Universums würde ihn davon abhalten können, diese Bestien zu finden und zu vernichten.
Grimmig blickte er an dem Marodeur hinauf, den er mittlerweile erreicht hatte und legte seine rechte Hand auf den kalten Stahl.
„Na, mein dunkler Engel. Bist du bereit mich wieder einmal in die Schlacht zu tragen? Wirst du mich beschützen vor den Schwertern und Lanzen meiner Feinde? Wirst du Tod und Verderben über all diejenigen bringen, die es wagen, sich uns in den Weg zu stellen?“
Er sprach leise. So leise, dass seine Worte in dem hektischen Treiben des Hangars untergingen. Aber Sie würde ihn verstehen. Sie hatte ihn immer verstanden.
Noch einmal blickte er sich in dem überfüllten Landungsschiffhangar um.
Gerade hatte sich ein Huron Warrior, in den Farben der planetaren Miliz von Wayside V, aus seinem Transportcocon gelöst und marschierte nun mit donnernden Schritten über den Stahl des Bodens auf das weit geöffnete Tor zu, durch das die helle Sonne des Systems ihr gleißendes Licht warf. Überall wurden nun auch aufheulende Verbrennungsmotoren gestartet und innerhalb von nur Sekunden war die Luft angefüllt von die Atmung erschwerenden Abgasen.
Befehle wurden aus unzähligen Kehlen gebrüllt und Soldaten rannten zu ihren Transportmitteln.
Seine Verbündeten in diesem Kampf machten sich auf um in die Schlacht zu ziehen.
„Du weißt aber schon, dass es nicht gerade klug von dir war, sich direkt vor dem bevorstehenden Gefecht mit DelaRoya anzulegen, Jack?“
Trotz der immensen Lärmkulisse um ihn herum, konnte er Peters Worte überdeutlich hören. Und dass, obwohl sein alter Freund Meter weit entfernt auf einem Stapel verwaister Munitionskisten saß und unbeteiligt den Abzug der ersten Schützenpanzerwagen beobachtete.
„Ich lasse mich von so einem Möchtegernoffizier nicht in dem Tonfall anfahren, Peter. Und schon gar nicht anfassen. Außerdem brauche ich dringend einen Tiefschlag für meine Leber.“
Zornig blickte er auf seine Finger hinab, die einfach nicht aufhören wollten zu zittern, so sehr er sich auch darauf konzentrierte. Es hatte kurz vor dem Start vom Stützpunkt begonnen und wurde nun mit jeder Minute stärker.
Die Entzugserscheinungen waren ihm wohl bekannt, aber so dermaßen hilflos hatte er ihnen noch nie gegenüber gestanden. Im Normalfall bekämpfte er solche Anfälle mit einer kräftigen Dosis Absinth, aber er hatte Danton sein Wort gegeben, zumindest während der Dienstzeit nüchtern zu bleiben. Verdammter Danton.
„Deine zittrigen Hände werden nicht dein einziges Problem bleiben, Jack. Im Normalfall kann die extreme Alkoholkonzentration in deinem Blut deinen Wahnsinn eindämmen oder doch zumindest abschwächen.
Ohne Sprit wird dein Gehirn allerdings schon sehr bald heiß laufen. Wahnvorstellungen, Jack. Schuldgefühle und Depressionen. Das volle Programm wird auf dich niedersinken und ich will ehrlich zu dir sein. Ich weis nicht ob wir das bewältigen können.“
Peter war von seinem Platz aufgestanden und schlenderte nun mit ernster Miene auf den immer noch fassungslos auf seine Hände starrenden Jack zu.
„Seit du mich wieder herbeigerufen hast, erzähle ich dir, dass du ein wirklich kranker Man bist, Jack. Dass du dringendst professionelle Hilfe brauchst. Aber du wolltest ja nicht hören. Wolltest ja lieber auf deinem einsamen Rachefeldzug durch die entlegendsten Winkel der Peripherie streifen. Mach dir nichts vor, du einsamer Wolf. Wieder einmal ist es ganz allein deine Schuld. Du solltest das wirklich nicht zur Regel werden lassen, mein Freund.“
Damit grinste Peter ihn schräg an und verschwand dann hinter einem massiven Stahlschott aus Jack’s Blickfeld. Wieder einmal war er allein. Mutterseelenallein.
Kraftlos und unendlich langsam wandte er sich dem Marodeur zu und kletterte an der Außenhülle der Kampfmaschine empor, während düstere Gedankengänge seinen Kopf belagerten. Sollte er sein Wort brechen? Sollte er einfach davonlaufen und die Chevaliers im Stich lassen? Sollte er einfach zu seiner Reserveflasche im Cockpit greifen und das grüne Gold seine Ängste bekämpfen lassen?
Die Einstiegsluke zum zentralen Nervensystem seines fünfundsiebzig Tonnen schweren Racheengels stand bereits offen und auch die unzähligen Kontrollleuchten, Anzeigen und Monitore warfen ihren flackernden Schein in die relative Dunkelheit des Battlemechcockpits.
Ratlos ließ er sich durch die runde Öffnung in der Panzerung direkt auf die Pilotenliege gleiten und zog dabei das schwere Schott hinter sich zu.
Schnell heftete er sich die Neuralpflaster auf die Haut und verstaute das Paket mit seiner Kleidung in dem kleinen Privatfach, welches seitlich an dem Schleudersitz angebracht war. Erst da bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Anstatt der Statusmeldung für die Bereitschaft des Battlemechs zeigte der Hauptschirm das blinkende Symbol für eine Nachricht über die sichere Funkverbindung der Chevaliers.
Missmutig bestätigte Jack die Anzeige. Hatte DelaRoya sich etwa direkt im Anschluss an ihr Gespräch mit Danton in Verbindung gesetzt? Wartete hier nun schon wieder eine nervtötende Predigt seines neuen Vorgesetzten auf ihn?
Der Bildschirm leuchtete hell auf und eine kurze Textbotschaft wurde ihm Buchstabe für Buchstabe eingeblendet.
„Die Tür schwingt in beide Richtungen, Jack. In welche Sie gehen, entscheiden Sie. Ich möchte aber, dass Sie wissen, dass ich Ihnen vertraue.
Gezeichnet Lieutnant Colonel Germain Danton.“
Jack musste die Nachricht zweimal lesen, bevor er ihren Sinn begriffen hatte.
Er fühlte wie eine plötzliche Ruhe in erfasste. Jahrelang hatte er alleine gekämpft, aber jetzt hatte er Verbündete, vielleicht sogar Freunde da draußen. Neue Zuversicht durchströmte ihn. Nein, er würde sein Wort nicht brechen. Er würde nicht davon laufen, wie er es schon so oft getan hatte. Er würde nicht noch mehr Menschen enttäuschen, die ihm vertrauten.
Entschlossen zog er die Augenklappe von seinem furchtbar zugerichteten Auge und griff nach dem massigen Neurohelm in dem Fach über der Pilotenliege.
„Ich bin es, mein dunkler Engel. Es ist Zeit zu erwachen und blutige Rache zu üben, an denen die uns ein Leid antaten.“
Zum ersten Mal seit Jahren hörte er einen Funken Hoffnung in seiner eigenen Stimme. Er hatte sein Leben wieder selbst in seinen Händen. Jetzt musste er nur etwas damit anfangen.

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Wahnsinn und Genie liegen oft näher beieinander als man denkt.

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Die Atmosphäre im Mechhangar hatte sich spürbar verändert, seit die Chevaliers in Alarmbereitschaft versetzt worden waren. Es waren nicht nur die offensichtlichen Dinge.
Klar, die Techs hatten alles ungenutzte Werkzeug verstaut, das heillose Durcheinander war verschwunden und nur noch die wirklich benötigten Dinge lagen herum. Eine Maßnahme, um im Ernstfall nicht erst aufräumen zu müssen.
Klar, sämtliche Maschinen waren aktiviert und die Reaktoren summten leise im Stand-By-Modus vor sich hin. Ihr dumpfes Vibrieren schien von drohendem Unheil zu erzählen.
Klar, die Techs und die Mechkrieger arbeiteten stiller, konzentrierter und pedantischer. Alles wurde zweimal überprüft, letzte Fehler behoben und Wartungen mit Hochdruck ausgeführt.
Aber es war mehr als das, fand Jara, während sie an den verwaisten Arbeitskokons der Scout-Lanze vorbeischlenderte. Mikos Lanze hatte das Glück, jetzt schon draußen zu sein. Die entnervende Anspannung hinter sich zu haben und das Hochgefühl des Adrenalins zu erleben. Jara war neidisch.
Hier, in der Sicherheit von Parkensen City, war die elektrisierende Erwartung fast körperlich zu spüren. Etwas lag in der Luft, diese ganze spezielle Mischung von Furcht, Hoffnung, Konzentration und Anspannung, die einen bis zum Zerreißen belastete und die jeder Soldat hasste und liebte zugleich.
Jara zwang sich dazu, betont langsam zu ihrem Waldwolf zu gehen, um einen weiteren System-Check vorzunehmen. Als Offizier war es ihre Pflicht, Ruhe auszustrahlen. Und sie wusste, mit ihrer Lanze würde sie es jederzeit mit jedem Gegner aufnehmen.
Einen Stellplatz vor ihrem Ziel blieb sie stehen, als sie eine bekannte Gestalt erblickte. „Ah, Corporal Kotare!“, begrüßte sie den ehemaligen Nebelparder, der, scheinbar die Ruhe in Person, am Fuß seines Bluthundes lehnte.
„Hallo, Lieutenant“, erwiderte ihr Flügelmann, als Jara zu ihm herüberkam. „Was kann ich für dich tun?“
„Oh, nichts bestimmtes“, winkte die blonde Söldnerin ab. „Ich bin nicht wegen dir hier.“ Sie musterte den Bluthund mit abschätzendem Blick. „Und wenn ich den Mech sehe, hätte ich da wohl auch gar keinen Grund für.“
„Man tut was man kann, um seine Ausrüstung in Schuss zu halten.“
„Zumal unsere Maschine mit den Mitteln hier nicht gerade als pflegeleicht gelten.“
Kotare grinste: „Dann müssen wir aufhören, uns abschießen zu lassen, frapos?“
„Pos. Oh, da fällt mir ein…“ Jara sah sich kurz um und senkte ihre Stimme dann etwas, so dass nur der Ex-Claner sie hören konnte. „Es geht das Gerücht, dass dieser Neue nicht besonders gut auf Nebelparder zu sprechen sei. Ich gebe nicht viel auf Gerede, aber… vielleicht hältst du besser die Augen auf, Corporal.“
„Ich habe Ähnliches gehört. Ich werde aufpassen. Aber was tue ich, wenn es eine… problematische Situation gibt?“
Jaras Stimme wurde verschwörerisch: „Dann, Corporal, erwarte ich von einem Mitglied meiner Lanze, dass es aus so einer Situation diensttauglich herauskommt. Ich kann dir nicht befehlen, gegen einen Kameraden handgreiflich zu werden, aber ich befehle dir, dich von Kameraden nicht beleidigen, angreifen oder gar verletzen zu lassen. Ist das eindeutig genug?“
„Pos. Erst zuschlagen, dann Missverständnisse klären. Das Prinzip kenne ich gut genug.“
„Gut. Dann hoffen wir, dass es nicht dazu kommt. Und jetzt werde ich mich mal an die Arbeit machen. Wir sehen uns zum Sport in zwei Stunden.“

„Ah, Jara! Komm doch rein!“ Danton hatte nicht einmal aufgesehen, als seine Bürotür aufgegangen war und die Mechkriegerin dennoch erkannt. „Bist du hier, um dich zu beschweren, dass deine Lanze noch nicht kämpfen darf?“
Jara schloss die Tür hinter sich und trat an die Kaffeemaschine. „Darf ich?“
„Natürlich. Fühl dich wie in deinem eigenen Büro.“
„Besser nicht. Dort wird mehr Arbeit erledigt“, feixte sie und goss sich eine Tasse mit dem schwarzen Gold voll. Koffein und Nikotin waren schon seit Jahrhunderten die beiden Drogen, die fast jeder Soldat kennen und lieben gelernt hatte und zumindest beim Kaffee bildete Jara keine Ausnahme.
Danton, der vermutlich schon die zweite oder dritte Kanne aufgesetzt hatte, lehnte sich zurück und sah von seinem Schreibtisch auf. „Einer muss die Arbeit ja machen und ich finde, du machst das ganz hervorragend.“
Jara grinste und setzte sich unaufgefordert auf den Besucherstuhl an der anderen Schreibtischseite. Interessiert musterte sie die Karten und Tabellen, die sich vor dem Colonel ausbreiteten. Vermutete Feindstärken, eigene Aufstellungen, Gefechtsvorbereitungen, … mittlerweile verstand sie die Grundlagen.
„Wissen wir mittlerweile, mit wem wir es zu tun haben?“
„Ärgerlicherweise nicht. Allerdings haben die Angreifer vier Luft-/Raumjäger übrig gehabt, um eine Patrouille von den Eagles abzufangen. Das macht es sehr unwahrscheinlich, dass wir es mit einfachen Piraten zu tun haben.“
„Und da wir noch keine einzige Clan-Waffe gesehen haben, fallen die Söhne Kerenskys wohl auch als Täter aus, oder?“
„Zu welchem Schluss führt dich das, Jara?“
Die Lanzenführerin überlegte kurz, nahm einen Schluck Kaffee und warf einen weiteren Blick auf die Karte. „Ich würde davon ausgehen, dass wir es mit einer planetaren Invasion zu tun haben. Aber wer hat ein Interesse daran, hier draußen einen Planeten einzunehmen? Das würde nur dann Sinn machen, wenn die gesamte Grenze des Kombinats angegriffen wird. Und wer sollte das tun? Steiner und Davion liegen immer noch im Krieg und die KonCap und die Liga sind viel zu weit weg. Bleiben noch die Peripherie-Staaten und die beiden Orden.“
Sie machte eine Pause und legte die Stirn in Falten. „Da kommt eigentlich nur die Außenwelt-Allianz in Frage, aber die sind genug mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, im Kern pazifistisch und auch gar nicht stark genug, um es sich leisten zu können, den Drachen zu wecken.“
Danton nickte: „Eine gute Analyse. Du schließt logisch alle in Frage kommenden Mächte aus. Aber du übersiehst etwas.“
„Und was?“
Der ältere Offizier deutete auf die Karten vor ihm: „Dass wir angegriffen werden. Das ist ganz real. Irgendjemand hat Truppen in Bewegung gesetzt. Aber wer?“
„Eine Privatperson mit Geld, Einfluss und dem Wunsch nach Rache?“, spekulierte Jara ins Blaue hinein. Sie fühlte sich ein wenig vorgeführt, ein wenig hilflos und irgendwie sah sie es als ihre Aufgabe an, dieses Rätsel jetzt sofort zu lösen.
Der Chef hob die Schultern, deutete eigenes Unwissen an, noch bevor er es aussprach: „Unwahrscheinlich. Aber nicht unmöglich. Fakt ist: Wir wissen es nicht und wir müssen ganz dringend herausfinden, mit wem wir es zu tun haben. Aber deswegen bist du nicht hier, oder?“
„Nein.“ Jara schüttelte den Kopf. „Ich bin hier, um mit dir über Dawn zu sprechen…“

Dawn wusste nicht, wo ihr der Kopf stand. Die Sache mit Jara ging ihr nicht aus dem Kopf, ihre Arbeit war die reinste Qual, die Kleine schien sich erkältet zu haben und hatte die ganze Nacht durch geschrien und dann war sie auch noch Markus über den Weg gelaufen und hatte sich mit ihrem Ex-Freund vor versammelter Truppe gestritten.
Und jetzt hatte sie zu allem Überfluss auch noch einen Termin bei Danton. Einen Grund hatte er nicht genannt, hatte sie schlicht in sein Büro bestellt.
Missmutig, gestresst und gereizt stapfte sie durch die Flure zu seinem Büro. Wenn sie nur Jara hätte mitnehmen können zur Unterstützung.
Bei dem Gedanken sah sie die Freundin vor ihrem inneren Auge. Nackt.
Innerlich fluchend schob sie den verwirrenden Gedanken beiseite. Was hatten sie sich nur dabei gedacht? Dawn verfluchte den Alkohol, ihre Willensschwäche und den ganzen Rest der Welt. Ein One-Night-Stand, um die Freundschaft zu ruinieren, war echt das Letzte gewesen, was sie gebraucht hatte. Und dann noch im Vollrausch, wo sie sich an fast nichts erinnern konnte.
Mist! Da waren die Bilder schon wieder.
Sie erreichte die Tür des Kommandeurs-Büros und klopfte. Während sie darauf wartet, herein gebeten zu werden, zwang sie sich, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Danton öffnete ihr persönlich: „Hallo Dawn. Schön, dass du da bist. Komm doch herein!“
„Befehl ist Befehl“, konterte Dawn und blieb mitten im Raum stehen.
„Setz dich! Kaffee?“
„Nein danke. Zu beidem.“
Der Alte hob tadelnd eine Augenbraue, sagte aber nichts. Dawn war es recht. Danton hatte so eine Angewohnheit, sich in fremde Leben einzumischen und darauf konnte sie verzichten.
„Kannst du dir vorstellen, warum du hier bist?“, wollte er wissen.
Die Söldnerin schüttelte den Kopf.
„Jara war hier“, erklärte er und Dawn schoss das Blut in den Kopf. Hatte Jara wirklich geplaudert? Dem Chef gegenüber?
„Oh“, machte sie.
Ein Schimmer in seinen Augen verriet, dass Danton glaubte, so eben etwas herausgefunden zu haben. Er lächelte: „Sie hat mir erzählt, dass du dich auf deinem Posten nicht wohl fühlst.“
Dawn brauchte einen Moment, um sich auf die neue Situation einzustellen und während sie nach Worten suchte, schimmerte es schon wieder in Dantons Augen.
„Sie meinte, du würdest lieber in die Materialverwaltung und dass Ausbildungsplanung dir nicht liegt.“
„Oh. Äh… ja.“ Sie versuchte, klar zu denken. „Ich bin in der Materialverwaltung ausgebildet. Das kann ich und das macht mir mehr Spaß.“
„Warum hast du mir das denn nicht gesagt?“
Sie zuckte mit den Schultern: „Ich habe es Captain Harris gesagt.“
„Hast du deine Versetzung beantragt?“
Dawn schüttelte stumm den Kopf.
Danton lächelte und zog ein Formular unter seinem Schreibtisch hervor: „Füll das hier aus, dann sehen wir, was wir mit dir anfangen!“
Dawn trat an den Schreibtisch heran, griff nach dem Blatt: „Danke. Ich gebe es morgen ab.“
Der Chef sah sie an und deutete auf den freien Stuhl: „Jetzt. Und während du deine Daten einträgst, erzählst du mir, was dich bedrückt.“ Als sie antworten wollte, schnitt er ihr das Wort ab: „Nein, keine Ausreden diesmal, das Spiel haben wir zu oft gespielt. Ich weiß, dass du dich von Markus getrennt hast und ich weiß, dass ihr euch heute ziemlich in die Haare bekommen habt. Was ist los, Dawn?“
„Er…“ Sie zögerte und wand sich einen Augenblick damit heraus, dass sie ihre Personalnummer aufschrieb. Aber ewig konnte sie Danton nicht ausweichen. „Er hat ganz andere Ansichten als ich. Er wollte nicht, dass ich wieder arbeite. Er will Susan anders erziehen als ich. Er… er versteht mich einfach nicht.“
„Das ist aber nicht alles, oder?“
„Nein.“ Dawn seufzte. „Ich hab meine Tage, Susan hat die ganze Nacht keine Ruhe gegeben und…“ Sie biss sich auf die Zunge. Jetzt hätte sie fast zu viel gesagt.
Danton lehnte sich zurück: „Du darfst das nicht in dich hineinfressen, Dawn. Nicht schon wieder. Wenn du Probleme hast, dann sprich mit mir, sprich mit dem Father oder mit Jara, aber um Himmels Willen sprich darüber.“
Als er Jaras Namen erwähnte, schossen ihr Bilder und das Blut in den Kopf und hastig senkte sie den Blick und füllte noch ein paar Felder des Formulars aus.
Aber Danton entging nichts: „Und wo wir gerade beim Thema sind: Was ist zwischen dir und Jara?“
„Nichts.“ Die Antwort kam schnell, fast zu schnell. „Was soll schon sein?“
Der Offizier hob die Schultern: „Okay. Ich dachte nur, es hätte etwas zu bedeuten, dass man euch seit Tagen nicht mehr zusammen sieht. Da habe ich mich wohl getäuscht.“ Wirklich zufrieden schien er nicht. Ahnte er irgendetwas?
Dawn reichte ihm den Zettel: „So, alles ausgefüllt, kann ich dann gehen?“
Danton wollte etwas sagen, aber sein Blick streifte das Planungs-Chaos auf seinem Tisch und er überlegte es sich anders: „Ja, darfst du. Ich gebe dir wegen dem Posten Bescheid, sobald ich mit Juliette gesprochen habe.“
Dawn stand auf und wandte sich zur Tür. Aber natürlich konnte der Alte es sich nicht verkneifen, sie kurz vor dem Verlassen des Raumes noch einmal zu rufen: „Und Dawn… pass auf dich auf!“

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Ama-e-ur-e
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is-u-tures-Vo-e-e

21.06.2010 07:13 Thorsten Kerensky ist offline E-Mail an Thorsten Kerensky senden Beiträge von Thorsten Kerensky suchen Nehmen Sie Thorsten Kerensky in Ihre Freundesliste auf
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Master Sergeant Metellus sah auf seine Armbanduhr, und nickte. "Zehn Minuten bis zur Landung."
Chadrik Benton, der Hauptmann aus Mikados persönlicher Truppe, sah von seiner Position auf einem unbequemen Stuhl, auf dem er kippelte, kurz auf. "Dann geht es wohl bald los. Länger als drei Stunden braucht Klein nicht."
Mikado grunzte dazu. Er betrachtete das Hologramm des Geländes von den Three fallen Sisters bis hinab zum Wasserloch. "Eigentlich wollte ich da übernächstes Jahr eine neue Siedlung eröffnen und Miliz stationieren. Ich fange ungern mit einem Friedhof an."
Danton hob die rechte Augenbraue. "Sie rechnen ernsthaft mit einem Gefecht."
"Die Luft/Raumjäger, auf die wir gestoßen sind, gehören eher zu den Aufklärungsmodellen, nicht zu den Monstern, die man Wache schieben lässt. Der Stuka und der Missetäter waren nicht in der Luft, als Vogt gescheitert ist. Da will sich jemand nicht in die Karten sehen lassen. Und solange er das auch schafft, kann uns alles mögliche erwarten."
Sergeant Brennstein, der dieser Analyse als Berater beiwohnte, sah sich die Simulation des Ausstiegs an. "Ziemlich konservative Aufstellung. Die Mechs mit ihrer höheren Schussreichweite als Scouts zu gebrauchen, und die Panzer als Ankerpunkt zu nutzen, kann nach hinten los gehen, wenn er auf einen Gegner trifft, der ihn in der Flanke nimmt. Wenn er hier über die Seite mit Sergeant Tsuno kommt, und die beiden Scouts und die Panzer zum Frühstück verspeist, ist er mitten in den Reihen. Fehlschüsse können da verheerend sein."
"Andererseits braucht Klein auch Platz für die überlappenden Schussfelder. Und für die Panzer." Benton erhob sich und verschob die Mechs und Panzer. Markierungen leuchteten auf, die das Schussfeld einzelner Einheiten andeutete. "Klein wird die Panzer von DelaRoya so anordnen, dass sie ihr Schussfeld zwischen den Lücken der Mechs haben. Bei Kernschussweiten von sechshundertfünfzig Metern ist das das Gleiche, wenn die Reihen mit Mechs aufgefüllt wären. Ohne die erhöhten Waffenplattformen zu exponieren."
"Sicher. Aber in diesem offenen, weiten Gelände müssten eigentlich die Panzer vorweg fahren. Dies hier ist Panzergelände. Nahezu perfekt für sie. Kaum Erhebungen, weite Sicht", erwiderte Metellus.
"Andererseits behält sich Klein hier eine wichtige Option vor", sagte Benton. "Die Panzer sind gut gepanzert und gut bewaffnet, aber sie haben nicht einmal annähernd jene Flexibilität, welche die Mechs so erfolgreich auf dem Schlachtfeld macht. Diese Mech-Kompanie wird sich, wenn Klein sich für den Rückzug entscheidet, oder wenn überlegene Verbände die Seiten angreifen, schneller und präziser zurückziehen können und die Reihen schließen, als es die Panzer könnten."
"Ihr Denkmodell hat einen Fehler, Chad", sagte Germaine trocken. "Wenn es nichts mehr zum zurückziehen gibt, verliert Klein den Gefechtvorteil einer zurückgezogenen, geschlossenen Phalanx."
"Was uns allen klar ist", warf nun der Herzog ein, "das ist der unverrückbare Umstand, dass Harry die Aufklärung braucht. Er muss wenigstens ansatzweise wissen, was ihn erwartet. Während unsere Jäger die des Gegners auskontern. Schafft er das nicht, bleiben nur zwei Optionen: Rückzug oder Angriff. Harry war hier, als die Nebelparder da waren. Er hat sich einiges von ihrem Temperament abgeschaut, von ihrer Risikobereitschaft. Andererseits erwarte ich von ihm, dass er nicht auf den Gedanken kommt, Mech auf Mech zu tauschen. Sollte der Feind seiner Truppe ernsthaft schaden können, muss er sie mit meiner Einheit und den Chevaliers vereinigen. Der Gegner ist aggressiv, undurchsichtig und stark. Informationen sind hier unsere wichtigste Waffe. Zu wissen, mit was wir es zu tun haben, kann eventuell entscheidend sein. Wayside ist in den letzten Jahren wertvoller geworden, und ich erwarte schon seit einiger Zeit ein militärisches Abenteuer einer gewissen Größenordnung. Dann nützen mir seine Einheiten hier am Raumhafen viel mehr als da draußen, selbst gegen einen realen Gegner."
"Dann sollte er vielleicht lieber die Panzer in Gefahr bringen, nicht die Mechs", merkte Danton sarkastisch an.
"Die Panzer vorne ist eine Variante, aber eine schlechte. Es ist ihr Gelände, aber sie sind immer noch nicht so flexibel wie ein Mech", merkte Benton an. "Wissen Sie, Germaine, warum uns eine Kanone, die fünfunddreißig Kilometer weit schießt, heutzutage überhaupt nichts nützt? Mechs können solchen Granaten mit Leichtigkeit ausweichen. Und wenn sie nicht ausweichen, widersteht in den meisten Fällen die Panzerung. Mehr Feuerkraft auf kurzer Distanz ist die Maxime unserer Tage, gerade weil die Mechs das Kriegsgeschehen so dominieren. Auf kurze Distanz können selbst sie nicht so leicht ausweichen."
Mikado nickte. "Manche würden Klein leichtsinnig nennen, so wie er seine Truppen aufstellen wird. Manche tun es vielleicht auch. Aber hier liegt ein Denkfehler als Ursache begraben. Er muss den Feind nicht finden. Seine Position ist bekannt. Er muss wissen, mit welchem Material er es zu tun haben wird. Und wenn die Jäger versagen, dann müssen das unsere bis zu zwölf Meter hohen, waffenstarrenden Könige des Schlachtfelds tun. Natürlich weiß er nicht, wie der Gegner seine Einheiten, wie er sich verteilt hat, wie er ausgerüstet ist. Seit den Tagen Napoleons ist die beste Abwehr gegen eine schnelle Attacke die Feuermassierung im Karree. Ein Flankenvorstoß, und er verdichtet die Reihen auf Höhe der Panzer, dreht sich der Gefahr zu. Ein Frontalangriff, den er nicht stoppen kann, und die Maschinen bilden mit den Panzern eine Linie. Die Panzer, weit weniger flexibler, bringen so immerhin ihre Feuerkraft ins Spiel."
"Aber es wird ihre kleinere Mobilität gebunden", warf Danton ein.
"In einer Phalanx ist es nun mal so. Dafür bietet sie mehr Massierung von Beschuss. Außerdem reden wir hier vom schlimmsten Fall. Ich bin noch nicht sicher, dass der Feind überhaupt den Kampf sucht. Je nachdem wie er am Wasserloch agiert, werden wir mehr über seine Motive erfahren. Und ob wir hier in Parkensen City in Gefahr sind." Der Herzog sah aus dem Fenster. Im Hof der Kaserne marschierten Kampfbereite Mechs. "Aber ich riskiere nichts."
"Bleibt zu hoffen, dass der Feindkontakt noch Mechs übrig lässt, die sich auf die Höhe der Panzer zurückziehen können", warf Metellus ein.
"Sollte der Feind so stark sein, sollten wir den Point Liberté fegen, meine Herren", erwiderte der Herzog mit düsterem Grinsen. "Denn dann ist die Stadt vielleicht nicht zu halten. Und ich fürchte, dass ein Gegner, der gegen eine Lanze mit einer Kompanie verteidigt, und Luft/Raumjäger gegen einen Aufklärungsversuch vorbringt, gerade erst am Anfang steht."
"Wenn uns Wayside eines gelehrt hat", fügte Benton lächelnd hinzu, "dann, dass nichts unmöglich ist. Eventuell packen sie gerade zusammen und sind auf dem Abflug. Dann können wir ihnen noch ein paar für den Überfall auf die Scouts verpassen."
"Optimist", warf Mikado ihm vor, wenn auch grinsend.
"Hoffen wir das Beste und erwarten das Schlimmste", sagte Danton nachdenklich. "Alte Soldatenweisheit. Damit sind die Chevaliers bisher noch am Besten gefahren."
"Klingt vernünftig, Germaine." Der Herzog sah wieder nach draußen, auf die Panzer der Miliz, während diese sich bereit machte zu verteidigen, was sie alle in wenigen Jahren aufgebaut hatten. Es war niemals leicht. Es war niemals simpel. Es war niemals von vorne herein klar. Deshalb machte es ja auch noch nach Jahren Spaß.
***
Die beiden Stingray und die Rotte Visigoth zogen an der KOBE vorbei, bevor sie eindrehten, die Stingray nach rechts, die Visigoth nach links. Sie begannen über dem Landungsschiff zu kreisen, eifersüchtig darauf bedacht, ihre ausschiffenden Kameraden vor allem zu bewahren, was der unbekannte Gegner ihnen entgegen werfen würde. Oder was er entgegen werfen konnte. Oder beides.

Die KOBE hatte auf einen Gefechtsabwurf verzichtet. Sie landete im Schatten von Theresa und öffnete ihre mächtigen Hangartore, kaum das sie aufgesetzt hatte.
Ein Rudel Sprunginfanterie stürmte herab, um Positionen einzunehmen. Dem folgten die leichten Scoutmechs von Chevaliers und Miliz. Als Nächstes schifften sich die restlichen zwölf Mechs aus, um im weiten Bogen nach Süden gefächert Aufstellung zu nehmen. Ryans Marodeur stapfte zwischen den Scouts und der Kommandolanze von DelaRoyas Tanks ins Freie.
Die ganze Entladungsaktion war nach nicht ganz acht Minuten beendet. Neuer Rekord für das bis zum Hemdkragen voll gestopfte Landungsschiff der Maultier-Klasse.
Im Bauch des Giganten bereiteten sich die Techs auf die erste Aufgabe des Tages vor. Ein AsTech mit Leuchtstäben winkte Fujitas Feuerfalken heran und wies ihn bis vor die Rampe. Es folgte ein kurzes, informatives Gespräch mit dem Piloten über die Schäden seiner Maschine. Schließlich kam der AsTech zu der Entscheidung, dass der Feuerfalke aus eigenen Kräften den Weg die Rampe hoch schaffte. Also gab er das Zeichen für "Motor an", ging langsam zurück und führte den Mech die Rampe ins Landungsschiff hinauf.
Dort wurde bereits ein Haltegerüst bereit gemacht. Panzerung, Schweißgeräte und ein paar Stränge Myomer zum flicken standen bereit. Ein AsTech brachte noch ein wenig Elektronik, und ein Sicherheitsteam mit aufbereiteter Kühlflüssigkeit hielt sich bereit. Zwei MedTechs warteten ebenfalls, um Mamoru Fujita in Empfang zu nehmen, sobald er das Cockpit verließ. Ihm standen ein paar Stunden Zwangspause bevor. Aber wahrscheinlich würde er eh sofort einschlafen, kaum dass sein Körper eine komfortable Unterlage berührt hatte. Das Problem war dann, ihn wieder zu wecken. Wenn er gebraucht wurde. Falls er gebraucht wurde.

Vor dem Landungsschiff hatten Panzer und Mechs mittlerweile eine Marschkolonne gebildet, während die Scouts der Chevaliers und die Scouts der Miliz zwei eigenständige, weit gefächert nebeneinander marschierende Grüppchen bildeten, die zwei Kilometer voraus marschieren würden. Erst kurz vor dem Ziel würde Klein eine offenzahnige Phalanx befehlen, und Mechs und Panzer zu staffeln. Der Vorsprung der beiden Scoutgruppen würde ihnen in jedem Fall genügend Zeit geben, um im Falle eines Angriffs eine Schlachtreihe zu bilden.
"Und ab dafür", sagte Harrison Klein, und setzte seine einhundert Tonnen schwere Maschine in Bewegung. Der Konvoi war aufgebrochen. Die Würfel gefallen.
***
Es war über eine halbe Stunde her, dass der Anhur den Trupp von Feldwebel Waylon Yamamoto auf den staubigen Boden Waysides entlassen hatte. Es war heller früher Nachmittag, und über ihren Köpfen legten sich vier eigene Jäger mit sechs Maschinen der Piraten an, unter ihnen die beiden Sperber, die das letzte Gefecht überlebt hatten. Der Anhur hatte sie so nahe ran gebracht wie er konnte, bis eine der Sperber zu ihnen herab gekippt war. Danach hatte der Senkrechtstarter eine Kurve zurückgeflogen, unter den Schutz der eigenen Jäger. Der zweite Versuch hatte irgendwo zwischen beiden Umkehrpunkten gelegen. Summa summarum vierzig Kilometer vom Feind entfernt. Nie hätte Yamamoto gedacht, dass sie so nahe heran kommen würden.
Seine Einheit verfügte über die übliche Bewaffnung: Lasergewehre, tragbare KSR, Autogewehre, Sprungtornister. Motorisiert waren sie mit drei Jeeps, natürlich immer mit Dreibein-MG auf dem Dach, sowie vier schnellen Krads. Damit sollten sie versuchen, so nahe wie möglich an den Feind zu kommen, um wenigstens eine Ahnung davon zu kriegen, was sie da erwartete.
Yamamoto lächelte dünn. Natürlich wussten die Piraten, dass die Miliz hier war. Weder die KOBE noch die beiden Anhur, die sie und das vergleichbare Team von Feldwebel Göttgens im Südwesten raus gebracht hatte, waren zu übersehen gewesen. Im Prinzip waren sie jetzt sogar im Vorteil. Die Jäger balgten sich in ihrem Rücken miteinander, und die Strömungslinien des verdampften Meeres im Boden erschufen immer wieder tiefe Furchen, den Wüsten-Wadis nicht unähnlich. Solche Furchen brachten sie manchmal zwei Kilometer weit näher an den Feind, bevor sie wieder "hoch" mussten. Blieb nur zu hoffen, dass sie keinen schnellen Mech auf Abfangkurs übersahen, oder die feindlichen Jäger nicht länger durch ihre Kameraden gebunden waren. Im Prinzip mussten sie nur über die Krümmung des Planeten hinaus schauen, um einen Blick auf den Gegner werfen zu können. Da er sich voraussichtlich in einer Senke befand, mussten sie vielleicht noch etwas näher heran.

Als sie auf zehn Kilometer heran gekommen waren, schickte Yamamoto die Krads aus, um in der näheren Umgebung zu scouten. Danach ließ er absitzen, und auf dem oberen Rand ihrer Strömungslinie einen Beobachtungsposten einrichten. Zwei Posten suchten den Horizont nach Bewegungen und getarnten Einheiten ab, einer konzentrierte sich auf das Gebiet am Wasserloch, in dem sie den Gegner vermuteten.
"Habe da was in elf Klicks im Osten", murmelte einer der Beobachter. "Da muss es unsere Leute erwischt haben. Da steht nur noch das ausgebrannte Wrack des LSR-Werfers. Den Rest müssen sie weg geschafft haben. Verdammte Leichenfledderer."
Yamamoto stimmte ihm in Gedanken zu. Laut aber sagte er: "Sie sind hier nicht zum Sightseeing, Marcus. Tun Sie Ihren Job, und bewahren Sie uns davor, von einem Mech im Vorbeilaufen zertrampelt zu werden."
"Ja, Sir", erwiderte der Infanterist mit einem Hauch Reue in der Stimme.
"Na sieh mal einer an. Gleich zwei Eier hat der Knabe. Beides Union. Ich erkenne eine Kompanie Mechs, unvollständig. Den Silhouetten nach erkenne ich Marodeur, Kampftitan, Kriegshammer, Thunderbolt. Zwei Wespen und ein Wachmann stehen da auch noch rum. Ach, und da ist ja auch der Schütze, von dem wir dank Fujita wissen. Panzer, Kompanie, unvollständig. Eindeutig identifizieren kann ich nur nen Behemoth, einen Ontos, einen Demolisher, und zwei Drillson." Der Infanterist sah vom Fernglas auf. "Insgesamt zähle ich achtzehn Kontakte. Ach, neunzehn. da taucht gerade ein Condor auf."
"Lass mich mal ran." Yamamoto setzte sich selbst an das Zeiss&Sony-Fernglas. Tatsächlich, das war eine beachtliche Streitmacht. Einige Einheiten hatten eindeutige Kampfspuren. Also mussten Daniello DelaVita und seine Leute ihnen noch mächtig eingeschenkt haben. Das war für die Miliz von Vorteil, dank der alten Regeln, dass sich die Schäden an Mechs addierten. In einmal geschlagene Breschen konnte man wunderbar noch mal rein hauen.
"Ich sehe auch ne Menge Infanterie. Nein, streicht das wieder. Das sind Techs. Wie es aussieht, bemühen sie sich, Schläuche und Pumpen einzuräumen." Er wechselte das Ziel. "Auch beim zweiten Union. Die Bastarde waren gerade noch am Wasser abpumpen." Er richtete sich wieder auf und rutschte zu den Jeeps in die Bodenwelle hinab. "Parkinson, Meldung an Major Klein mit kompletter Aufstellung, soweit identifiziert. Erwähnen Sie unbedingt die Pumpausrüstung, die sie gerade versuchen einzuräumen."
"Ja, Sir." "Und danach kontaktieren Sie die Krads. Sie sollen so nahe ran gehen, wie sie es für vertretbar halten. Es schmeckt mir nicht, dass die nicht schon vor ner Stunde mit dem Einräumen fertig waren." "Ja, Sir."
***
Harrison Klein war nervös. Nicht allzusehr, aber nervös genug. Es war schon etwas her, dass er in einem Gefecht gesteckt hatte, und damals hatte er nicht die Verantwortung getragen. Jetzt aber war er der Boss in diesem Gefecht, und ausgerechnet ein erfahrener Mann wie Major Stannic stand auch noch unter seinem Befehl. Nicht das er es fürchtete, die Kommandogewalt zu haben. Aber einem guten Soldaten prickelte der Nacken, wenn sich eine Situation als zu gut darstellte, um wahr zu sein. So wie jetzt.
"Tower eins von Auge eins-vier."
"Hier Tower eins. Sprechen Sie, Auge eins-vier." "Gegner in unterzähliger zweifacher Kompaniestärke entdeckt, Aufstellung folgt. Gegner baut gerade seine Pumpausrüstung ab."
"Das gleiche hat mir Auge zwei-vier auch schon sagen lassen. Zählen Sie mehr als neunzehn Kontakte?" "Nein, Sir."
"Weiter beobachten. Auf Überraschungen achten." Klein atmete tief durch. Gegen die Parder war alles so einfach, so klar gewesen. Drauf und dran, das war die Maxime. Entweder man starb, oder man siegte. Aber diese Truppe vor ihm stammte aus der Inneren Sphäre, oder der Peripherie. Bei denen wusste man nie, woran man war. Er musste in Gedanken wieder umschalten, und die übliche Heimtücke, die Schliche und die Winkelzüge erwarten, die so ein Gegner verwendete.
"Haben Sie das mitgekriegt, Grave?"
"Selbstverständlich, Tower eins. Sieht ganz so aus, als hätten wir sie beim Wasser klauen erwischt." Eine kurze Pause entstand. "Oder wir sollen das glauben."
"Zwei Dinge in der Inneren Sphäre riechen nach Fisch. Das erste ist Fisch, das zweite ist schlecht gewordene Kühlflüssigkeit. Ich glaube, wir denken gerade das Gleiche, oder?"
"Was? Das Sie den Feind aufgeklärt haben und jetzt umdrehen könnten?", fragte Ryan sarkastisch. Für einen Moment glaubte Klein, zwei Stimmen zu hören. Die zweite klang beruhigend, beschwichtigend. Aber Interferenzen gab es schon mal bei einer Kommunikation im vollen Lauf.
"Oder meinen Sie die Möglichkeit, dass dies die Truppen sind, die wir sehen sollen? Und der Rest lauert an den Flanken oder in unserem Rücken, um es uns richtig zu geben?"
"Etwas in der Art. Bleiben Sie wachsam, Grave." Er wechselte die Frequenz. "Sakura, Katana, von der Flanke detachieren und an den Seiten jeweils fünf Kilometer vorstoßen. Auf Marschspuren und Metallortungen achten. Ich würde gerne die Möglichkeit ausschließen, umgangen worden zu sein."
"Sakura, habe verstanden. Sakura und Skyscraper lösen sich und scouten auf linker Flanke."
"Katana verstanden. Katana und Chappi lösen sich und scouten auf rechter Flanke."
Was gefiel ihm nicht an diesem Szenario? So ziemlich alles. Klein machte sich eine gedankliche Notiz, zwei Klicks vor der Front sporadisch den Boden beschießen zu lassen, um eventuelle Minenfelder aufzuspüren. Oder was auch immer auf sie lauerte. Kein Kommandeur liebte den Kampf gegen einen unbekannten Gegner. Auch er nicht.
***
"So lange kann das doch nicht dauern!", rief Riordan Dita, und hängte einen undamenhaften Fluch an.
MeisterTech Sinclair warf ihr einen bösen Blick zu. "Wahrscheinlich würde es schneller gehen, wenn Sie aufhören würden, meine Leute zu terrorisieren, Frau Leutnant." Etwas versöhnlicher fuhr der alte Techniker fort: "Drei Wärmetauscher wurden Ihnen raus geschossen, die Abschussvorrichtung für zwei KSR haben sich verzogen, und Ihrer Panzerung fehlen knapp zwei Tonnen. Das lässt sich nicht in einem einzigen Hauruck erledigen."
Die Frau sah den alten Mann stumm an, während ihre Hände auf-, und zugingen. "Ich muss da raus. Ich werde gebraucht", hauchte sie beschwörend, beinahe ein wenig weinerlich.
"Sie können Vogt nicht helfen. Egal wie schnell Ihre Maschine fertig wird, Leutnant", klang eine Stimme hinter ihr auf.
Erbost fuhr sie herum, bereit dem Neuankömmling eine Standpauke zu halten. "Mylord?"
"Verzeihung, Leutnant Dita. Man sagte mir, Sie würden den Techstab der Miliz bis aufs Blut terrorisieren, weil die Reparatur Ihrer Maschine nicht schnell genug voran gehen würde. Ist das ein Verhalten, das ein Wayside-Eagle an den Tag legen sollte?"
Sie sah ihm lange in die Augen, die Hände zu Fäusten geballt. "Nein, Sir."
"Und warum tun Sie es trotzdem, Riordan?"
"Weil... Weil..." Hilflos öffnete sie die Hände. "Hätte ich etwas besser aufgepasst, dann... Ich meine, ich muss doch..."
"Halten Sie die Klappe, Leutnant." Der Herzog sah Sinclair an. "Ich kümmere mich darum. Aber mach Druck bei der Reparatur, Iwan."
Der alte Tech nickte. "Guter Deal, Ace."
"Kommen Sie mit, Riordan." Mikado wandte sich um und verließ den Fliegerhangar. Nach einigen Sekunden folgte ihm Dita zögerlich.

Vor der Halle winkte er die junge Jägerpilotin Richtung Kantine. Umständlich langsam, für sie provozierend langsam, nahm er einen Tisch in Beschlag und bestellte zwei Kaffee. Er war wahrscheinlich der einzige Mensch auf dieser Welt, der in einer militärischen Kantine Tisch-Service bekam.
"Trinken Sie, Riordan. Trinken Sie, und kommen Sie wieder runter."
Gehorsam nippte sie am Kaffee. "Wann kann ich wieder..."
"Raus? Mit Ihrem Jäger? Der Bericht von Sinclair, der auf meinem Schreibtisch liegt, geht von drei Stunden aus. Aber das scheinen Ihnen drei Stunden zuviel zu sein."
"Mein Wingleader ist da draußen. Abgeschossen. Irgendwo mitten in der Ödnis. Vielleicht ist er verletzt. Ich..."
"Was...", unterbrach Mikado den plötzlichen Redefluss der Pilotin, "macht Sie glauben, Sie würden mehr Erfolg bei der Suche nach Vogt haben als ein Anhur oder die Sprungtruppen? Was macht Sie glauben, dass ich einen Luft/Raumjäger in einer Kampfsituation für etwas anderes einsetze als für den Kampf?"
"Ich..." Sie ballte erneut die Hände. "Das ist egal. Es ist besser als nichts zu tun."
"Das ist falsch. Manchmal ist nichts zu tun besser als irgend etwas zu tun. Aktivität nur der Aktivität zu Willen. Manchmal ist eine fatale Ruhe das einzig Richtige. Bevor man Kameraden stört, die ernsthaft versuchen, ihre Arbeit zu machen."
"Es ist nicht so, als wenn ich versuche, sie zu stören. Es ist nur so, dass ich... Dass ich keine Ruhe habe, bevor ich nicht weiß, wie es meinem Wingleader geht."
"Aber es hilft ihm nicht, wenn Sie hier nervös auf-, und abmarschieren und unsere Techs zusammenfalten."
Wütend ballte sie die Fäuste. "Ich will nur wieder raus."
"Abgelehnt. Sie bleiben hier und werden für die Verteidigung der Basis eingesetzt, sobald ihr Korsar wieder einsatzbereit ist."
"Mylord, ich..."
"Das Militär ist kein Wunschkonzert. Man führt Befehle aus. War mein Befehl nicht eindeutig genug?"
"Doch, Sir. Aber..." Langsam entspannte sie ihre Hände, umklammerte ihre Tasse.
"Herr, gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich zu ändern vermag, und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.
Diese Worte stammen von einem sehr religiösen Mann, der schon über eintausend Jahre tot ist. Aber er hatte nun einmal recht, und deshalb sind diese Worte auch unsterblicher als sein eigener Name. Es ist für uns gemeine Menschen immer so. Es gibt Ziele, die wir erreichen könnten, und solche, die unmöglich sind." Ace lachte leise. "Ich habe mal auf eine Sonne schießen lassen, nur um zu sehen, ob es eine Reaktion erzeugt. Aber so sehr man sich bemüht, einen eine Million Kilometer durchmessenden Glutofen zu ärgern - man kann es nicht. Genauso unmöglich ist es, den Techs in den Ohren zu liegen, sie sollen schneller arbeiten - ohne sie am schnelleren Arbeiten zu hindern."
"Ich... Verstehe. Aber..."
"Riordan, ich möchte, dass Sie mir jetzt genau zuhören. Ich erzähle das nicht sehr oft einem anderen Menschen, und es gibt nicht einmal ein Dutzend, denen ich das je erzählt habe. Ich werde Ihnen nun etwas sehr persönliches anvertrauen. Ein Erlebnis, das mir eine Kraft offenbart hat, wie ich sie nie gekannt habe. Obwohl es etwas war, was mich mehr als alles andere geschwächt hat."
"Mylord?", fragte die Pilotin irritiert. "Ich weiß nicht, ob ich würdig genug bin..."
"Es hat nichts mit Würde zu tun. Nur mit Überwindung meinerseits", beruhigte Mikado sie.
Er hüstelte verlegen. "Sicher wissen Sie, dass ich in Gefangenschaft war, kaum neunzehn Jahre alt. Ich galt damals als Hotshot, als Komet, würden die Clanner sagen, und es schien nichts zu geben, was ich nicht erreichen konnte. Ich bekam meine Chance, mein erstes Kommando. Und damit mein erstes Kommando aus einer ausweglosen Lage entkommen konnte, riskierte ich meinen Tod. Damals wusste ich einige Dinge noch nicht. Zum Beispiel, dass die draconischen Einheiten, die im Dienste meines Gegners standen, eine Kapitulation als unehrenhafte Handlung ansahen. Dass ich nicht in Kriegsgefangenschaft geriet, sondern in einen äußerst primitiven, brutalen, Menschenverachtenden Knast gesteckt wurde. Im Nachhinein war diese Unwissenheit mein Glück; die draconischen Krieger waren sehr konservativ. Hätten sie anerkannt, dass die Kapitulation meine Ehre nicht beschädigt hatte, hätte mir einer ein Wakizashi in die Hand gedrückt, damit ich mir als wahrer Krieger den Bauch aufschneiden konnte, während der Rest versuchte zu ermitteln, welcher ihrer Kameraden mir den Kopf abschlagen sollte. Nicht zuviel der Ehre, nicht zuwenig der Ehre.
Stattdessen kam ich in einen Knast, in dem ich vom ersten Augenblick an um mein Überleben kämpfen musste. Als Gaijin, als Fremdweltler, hatte ich einen schweren Stand. Als Dickschädel, der sich nichts gefallen ließ, einen noch viel schwereren. Ich würde gerne sagen, dass alles gut ausging. Dass ich Verbündete fand, unter ihnen einige Ronin, die mit mir eine neue Gemeinschaft bildeten. Dass ich den Knast nach wenigen Tagen beherrschte und zu einer neuen Ordnung geführt habe. Aber das stimmt nicht. Ich bin die ersten Tage beinahe jeden einzelnen Tag beinahe gestorben. Ich hatte in der Zeit fünf Brüche, und noch immer war ich stur, nicht zu beugen, nicht zu brechen. Ich bestand nur noch aus Blutergüssen, aus Schmerz. Das Essen war miserabel, raubte meine Kraft. Mein einziger Vorteil war, dass ich mehr Reserven als die anderen armen Teufel hatte, die dort einsitzen mussten."
Ace seufzte leise. "Das... sind keine schönen Erinnerungen."
"Mylord, Sie müssen nicht..."
"Seien Sie still, und hören Sie zu, Riordan", mahnte der Herzog.
Als sie nicht antwortete, nickte er zufrieden und fuhr fort. "Eines Abends, ein bulliger Kerl hatte mir aufgelauert und mir drei Rippen gebrochen, lag ich auf meiner zerfledderten Tatami, erfüllt von Schmerz, von einem Magen, der mir ständig Schleim in den Mund würgte, von dem Bedürfnis, weinen zu wollen. Aber ich konnte es nicht. Es wäre von den anderen Männern in der Zelle als Zeichen meiner Schwäche gewertet worden. Es wäre mein Tod gewesen. Ich lag da, erfüllt mit Schmerz, mit Säure aus dem Magen im Mund, kaum in der Lage zu atmen. Ich lag da, unterdrückte die Tränen, und wusste mit einem Mal, das ich sterben würde. Es war ein Augenblick wie eine Erleuchtung. Es war ein Moment, wie ich ihn kaum beschreiben kann. Als ich das erkannt hatte, da waren die Schmerzen wie fortgeblasen. Da beruhigte sich mein Magen. Da hörte mein Herz auf zu rasen. Ich konnte plötzlich leichter atmen. Ich akzeptierte die Tatsache, dass ich bald sterben würde. Aber ich hatte keine Angst davor. Ich nahm es hin, und mich erfüllte eine nie zuvor gespürte innere Ruhe. Ich wurde eins mit meiner Umwelt. Körper und Geist fanden zusammen.
Natürlich starb ich nicht. Natürlich waren meine Verletzungen auch nicht schwer genug um zu sterben. Aber ich legte viele Dinge ab. Die Angst. Die Pläne für die Zukunft. Die Schmerzen. Es wurde bedeutungslos. Als ich all das akzeptiert hatte, schlief ich ein.
Den nächsten Morgen erwachte ich wie neu geboren. Gut, meine Rippen waren noch immer gebrochen, und ich wusste noch nicht, dass ein Speichel- und Ellenbruch des rechten Unterarms auf mich wartete. Aber ich wusste endlich, was ich tun musste. Was mir übrig blieb zu tun. Ich war erwacht, dem Tod von der Schippe gesprungen. Das musste einen Grund haben, ein Motiv haben. Ich sollte leben. Also wollte ich auch leben. Zu überleben wurde mein einziges Ziel. Nichts weitreichendes mehr in die Zukunft, nur noch der Augenblick, der Moment, das Leben. Später habe ich dann verstanden, dass mein Erlebnis einer Erleuchtung gleich kam, wie sie Zen-Schüler zu erreichen versuchten. Das Loslassen von den weltlichen Dingen, die Erkenntnis, darauf zu verzichten, sie nicht zu brauchen, war der erste Schritt gewesen. Zu erkennen was meine erste und einzige Aufgabe in diesem Leben geworden war, das wurde der zweite Schritt."
Mikado seufzte schwer. "Ich bin aufrechten Hauptes in den Knast gegangen, und ich wäre auch aufrechten Hauptes wieder raus marschiert. Leider war mir ein Bein gebrochen worden, also musste ich getragen werden. Aber ich hatte überlebt. Ich hatte es überstanden, weil ich Dinge als Tatsache akzeptiert hatte. Ich konnte vieles nicht tun, nicht erreichen. Ich habe es abgelegt, und mich auf das konzentriert, was ich tun konnte. Es war viel Schmerz. Es war eine gute Erfahrung in einer schlimmen Zeit. Aber die Lektion, die Leichtigkeit aus jenem Moment, als ich meinen Tod akzeptiert hatte, werde ich nie wieder vergessen. Es wird mich nie wieder los lassen. Und genau deshalb lebe ich."
Er griff nach seiner Tasse und trank den Kaffee in kleinen Schlucken. Dabei beobachtete er die Pilotin aufmerksam.
"Ich... Ich habe nicht gewusst, dass es so grausam war", sagte sie mitfühlend. Sie seufzte ebenfalls. "Und ich bedanke mich für die effektive Lektion. Ich... Ja, ich denke, ich verstehe. Wenn ich zu sehr will was ich gar nicht erreichen kann, blockiere ich mir andere Pfade und Möglichkeiten. Und wenn ich manche Dinge nicht einfach akzeptiere, werden sie mich überrennen." Sie erhob sich. "Ich werde versuchen etwas zu schlafen, während die Techs meinen Vogel reparieren. Vielleicht muss ich bald raus und meinen Job machen. Dann sollte ich ausgeruht sein."
"Gut", sagte der Herzog ruhig.
"Aber wenn Neuigkeiten über Leutnant Vogt rein kommen..."
"Werde ich Sie notfalls von einem Trompeter am Bett wecken lassen", sagte Mikado lächelnd.
Zögernd erwiderte die Pilotin das Lächeln. "Danke, Sir. Für alles."
"Beherzigen Sie meine Worte", mahnte er.
Sie verharrte kurz, legte den Kopf ein wenig schräg. Schließlich nickte sie. "Jawohl, Sir."
Mikado sah ihr nach, bis sie die Kantine verlassen hatte. Es gab wenig Schlimmeres, als einen fähigen Junior-Offizier, der sich selbst ausbrannte. Ein Kommandeur, der dabei nur zusah, gehörte gepeitscht. Und Dita war gerade dabei gewesen, genau das zu tun. Sich auszubrennen. Aus Sorge, Verzweiflung, Scham und Wut. Die Lektion in Gelassenheit hatte sie bitter nötig gehabt, bevor sie zusammengebrochen wäre. Der Herzog lächelte dünn. Wieder einmal wurden die Qualen des einen das Licht des anderen. Wieder einmal. Er trank aus und erhob sich. Laut seiner inneren Uhr war Klein jetzt bald in Kampfreichweite. Zeit, in den Besprechungsraum zurück zu kehren.

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Die Runden, die, die Angels drehten waren kaum interessanter, als die letzten Tage. Der größte Unterschied bestand wohl in dem Punkt, dass sie sich nicht in Casinos, Clubs, Bars oder sonstigen Läden herumdrückten oder an ihren maschinen schraubten, sondern schlichtweg die Freiheit des Himmels genießen konnten.
Es tat dennoch gut. Ob das die Abwechslung war oder die Tatsache wieder ins Cockpit steigen zu dürfen, Sandy genoss es.
Sie zog den Stingray in eine enge Kurve und sauste in gemächlicher Geschwindigkeit über Parkensen City dahin.
Wie immer passte sich der Korsar von Dante dem spielerisch leicht an. Wie zwei Synchron Schwimmer flogen die beiden Chevaliers dahin.
Dieser Vogt ging ihr nicht aus dem Kopf und das abgeblasene Manöver auch nicht.
Doch dies alles wurde von dem aufgeregten Kribbeln abgelöst. Das Kribbeln dass sie seit dem Heulen des Bereitschaftsalarmes verspürte. Seitdem Major Klein und die Scouts in den Süden aufgebrochen waren.
Es wäre nur eine leichte Handbewegung und das Zünden des Nachbrenners nötig und sie würden innerhalb kürzester Zeit dort sein.
Sie sehnte sich nach etwas Action, nicht zwingend nach einem Kampf, aber einfach danach ihren Jäger wieder voll zu spüren. Enge Manöver zu fliegen, ihre Höchstgeschwindigkeit auszureizen.
Sie war ein Junkie, das wusste sie, aber ein beherrschter Junkie und so vollendete sie die Kurve und zog den Jäger wieder gerade, Nase voran in Richtung Raumhafen.
„Hier HotShot. Der Himmel ist frei.“
Mit einem sanften Tippen gab sie ein wenig mehr Schub, als erlaubt und donnerte über die nahe Stadt unter sich hinweg.


Als der Stingray über die Stadt fegte, bahnten sich zwei lautlose Gestalten ihren Weg durch eben diese, nur auf einer deutlichen leiseren Art und Weise.
Vitorio hatte schon ewig keine Gefechtsrüstung mehr getragen, dennoch erkannte er den Wert dieser Rüstung. Abgewandelte Tornado Rüstungen. Selten auf dem Markt, aber ein schönes Stück Technik.
Wie eine zweite Haut lag die Rüstung an und schützte dennoch effektiv gegen die gängigsten Faustfeuerwaffen. Hinzu kam die Muskelverstärkung, die ihn mit nahezu fünffacher Kraft und Beweglichkeit ausstattete. Allerdings lag das Hauptaugenmerk nicht auf diesen Aspekten, sondern
Dieser Rüstung war eindeutig eine Scout Rüstung und sogar gegenüber der Gray Death Rüstung noch modifiziert. Sie besaß keinen Sprungtornister, allerhöchstens war sie zu einem leichten Hüpfer imstande, aufgrund der verstärkten Myomergewebe innerhalb der Struktur. Doch im Ausgleich dazu verfügte das Paket über verbesserte Sensoren und Tarnung.
Anders als die Purifier Gefechtsrüstungen, nutzte der Chevaliers Scout eine adaptiv anpassende Rutheniumpolymer Mischung, die sich selbst bei Bewegung dem Hintergrund anpasste und so eine chamäleonartige Anpassung herbeiführte, die es sowohl technischen Geräten, als auch menschlichen Augen schwer machte etwas zu erkennen. Die perfekte Tarnung im Dunkeln oder auch halbdunkeln, am Tage allerdings eher auffällig. Das gleiche Prinzip, dass auch im Tornado Anwendung fand. Vitorio hatte selber noch keine Tornado Rüstung genutzt, aber er kannte die Berichte und diese Rüstung hier Cheavliers Scout zu nennen, nur weil sie ein wenig anders aussah, war euphemistisch, aber was interessierte ihn das, solange sie funktionierte.
Allerdings nutzten Vitorio und sein Begleiter derzeit das Zwielicht und bewegten sich geschickt von Gasse zu Gasse.
Ihr Ziel war sehr mobil und schien ebenfalls einen vollen Terminplan zu haben, da die anderen Spezialisten der Chevaliers derzeit anderweitig beschäftigt waren, fiel die Aufgabe des Beschattens Vitorio und Charles Decaroux zu.
Die beiden Chevaliers hatten diese mit einiger Freude und Genugtuung erfüllt.
Scheinbar handelte es sich bei ihrem viel reisenden Ziel um einen Kredithai, Möchtegern-Mafiosi und sogar Schwarzmarkt-Schieber.
Das Problem eines Chevaliers Mechkrieger hatte sich sogar noch ausgeweitet, als Vitorio und Charly den Mann dabei belauscht hatten, wie er mit Menschenhändlern Geschäfte machte und erste Pläne in die Tat umsetzte Chevaliers und Milizpersonal dafür zu entführen.
Kein sehr erbauliches Vorhaben, wenn es nach den Chevaliers und vermutlich dem Großteil der zivilisierten Inneren Sphäre ging.
Mit einer stummen Handbewegung bedeutet Charly ihm, dass ihr Ziel sich wieder in Bewegung setzte.
Vitorio schulterte das Gewehr und kletterte dann nahezu lautlos hinter dem älteren Sergeant die Feuertreppe hinterher.
Ihr Weg hatte sie bisher glücklicherweise eher durch die Randgebiete Parkensen Citys geführt, Industriegebiete, Plattenbauten oder eng stehende Pendlerwohnhäuser.
Das Risiko gesehen zu werden, war zwar noch präsent, aber minimal, im Vergleich zum Downtown Bezirk mit seinen Leuchtreklamen, Spielhöllen und aktiven Tages- als auch Nachtleben.
So hetzten die beiden Chevaliers, durch ihre Anzüge verstärkt von Haus zu Haus oder sprangen von Dach zu Dach.
Die schneeweiße Limousine ihres Ziels war dafür umso auffälliger und ein gern gesehenes Ziel.
Untypischerweise gab es in Parkensen City wenig wirkliche Slums oder verwahrloste Viertel und die damit einhergehende Bevölkerungsschicht.
Die Arbeitslosenquote hier musste utopisch gering sein.
Das war für beide Parteien allerdings von Vorteil. So kam es zu keinen unliebsamen Begegnungen oder Überfällen.
„Er fährt aus der Stadt.“
Verdammt, Vitorio kam um den lautlosen Fluch nicht herum. Ihre Anzüge würden auf freiem Gelände nicht mehr die Deckung der Stadt genießen können und so früher oder später auf dem zumeist ebenen Grünland auffallen.
Die beiden Chevaliers folgten dem Wagen noch bis zur Stadtgrenze, dann überließen sie es anderen ihr Ziel zu verfolgen. Es würde andere Gelegenheiten geben.


Matthew ging unruhig im Mechhangar auf und ab.
Das alles gefiel ihm nicht.
Ein unbekannter Angreifer. Ein neuer Mechkrieger, der mehr nach Pirat und Destille roch, denn nach Krieger und der Bereitschaftsdienst.
Das alles ergab keinen Sinn. Was wollte eine Überfalltruppe hier draußen? Er hatte nicht eine Sekunde daran geglaubt, dass es Piraten waren und ihre Exil-Parder schienen es auch nicht zu sein.
Frustriert schoss er eine leere Blechdose mit dem Fuß zur Seite und trat vor seinen Nightstar. In der schwarz-grauen Bemalung ging er fast vor dem dunklen Hangarhintergrund unter und entsprach definitiv nicht der Chevaliers Tarnnorm, aber er würde sich perfekt in das Hinterland Waysides einfügen.
Tarnung war der halbe Weg zum Ziel, trotz modernster Zielcomputer verließen sich viele Mechkrieger auf ihre Augen und ein unklares Ziel, war stets schwerer zu treffen.
Er griff nach der untersten Sprosse des Wartungsgestells und schwang sich behände an dem 95 Tonnen schweren Koloss aus Davion Produktion hinauf. Seine Hand strich sanft über das kühle, vibrierende Metall und mit einem tiefen Atemzug nahm er den Geruch nach Schmieröl und Kühlflüssigkeit in sich auf.
Einen kleinen Schub zu viel, wie es schien, als ihm kurz schwindlig wurde.
Es roch nach frisch ausgespülter Kühlflüssigkeit. Streng und beißend.
Die Mechs der Chevaliers waren in voller Bereitschaft und liefen quasi auf Stand-By. Die Reaktoren vorgeheizt, bereit jederzeit loszulegen.

Er setzte seinen Weg fort, und mit diesem kam das Grübeln wieder. Der kurze Ruhemoment war vorbei.
Während er weiter nach oben kletterte, ging er im Kopf die letzte Taktikbesprechung durch.
Er verstand so einiges nicht. Wieso hatte keiner der Colonels reagiert, als Major Klein seine Taktik vorgestellt hatte.
Taktik…das Ganze grenzte fast schon an blinde Arroganz, denn an Taktik.
Mitten in eine feindliche Streitmacht rennen, deren Größe, Vorhaben und exakte Zusammenstellung nicht bekannt war. Ebenso war nicht bekannt, welches Wissen der Gegner über das Terrain und die Truppen auf Wayside hatte.
Noch kam dazu, dass Klein die Gegner schnell und hart treffen wollte, sicherlich nicht die schlechteste Taktik, aber wer wusste schon, was die wiederum vorbereitet hatten.
Matthew war kein Freund von Übervorsicht, aber in diesem Falle schien es ihm ratsamer.
Die Miliz und die Eagles kannten den Planeten, konnten den Gegner überall abfangen, in vorgebereiteter Stellung und mit minimalen Verlusten, doch so war absehbar, dass sie mehr Verluste erleiden würden, als notwendig.
Zähneknirschend bediente er den Cockpitmechanismus seines Mechs und wartete auf die Bestätigung des Retina Scans.
„ID Positiv, Willkommen Captain Brenstein, bitte Stimmmuster verifizieren!“ leuchtete es auf dem Display auf und bat ihn um die Stimmerkennung.
„Sic Semper Tyrannis!“
Das Sprichwort war alt, aber die wenigsten kamen darauf.
„Identität Bestätigt!“ textete das Display und löste mit einem sanften Zischen die letzte Verriegelung der Cockpitluke.
Matthew hatte viele seiner vorherigen Sicherungen deaktivieren müssen, so auch den versteckten Sprengsatz, aber Danton würde ihm wohl den Kopf abreißen, wenn es einen der Techniker der Chevaliers in Stücke reißen würde, während er Wartungsarbeiten an dem Mech vornahm.
Dennoch reichten die Sicherheitsmaßnahmen bisher aus, Mech Diebstahl war ein seltenes Verbrechen, zumindest solange der betreffende Besitzer noch lebte.
Er schwang sich ins Cockpit und ließ die Luke wieder zuschnappen.
Es war kühl und dunkel. Erfrischend.
Er schlüpfte aus seiner Uniform und verstaute sie in dem Netz hinter seiner Pilotenliege. Das Notfallnetz. Sollte der Pilot aus seiner Maschine aussteigen müssen beinhaltete es nahezu alles, was man zum Überleben brauchte. Sogar eine Rolle Toilettenpapier, wenn dies auch nicht Standard Ausstattung war.
In Shorts bekleidet setzte er sich auf die Liege und streifte sich die Kühlweste über, dann ließ er sich langsam zurücksinken und schloss kurz die Augen.
Ein weiterer Moment der Ruhe.
Mit geübten Handgriffen schloss er die Kühlweste an das System des Mechs, klebte sich die Neuropflaster auf den Körper und setzte schlussendlich den Neurohelm auf.
Im Gegensatz zu den normalen, klobigen Helmen, war seiner eine Mischung aus leichten Verbundstoffen und ultra-leichtem Material. Angeblich beschleunigte es die Gedankenbefehle und -Muster, mit denen der Mechkrieger seine Maschine steuerte und über das Gyroskop die Bewegungen ausglich. Matthew konnte durchaus bestätigen, dass er seinen Mech wie eine Verlängerung seiner selbst empfand, aber es blieb dennoch ein zwölf Meter hoher Stahlkoloss, der nun mal nicht zu den gleichen Dingen imstande war, wie ein Mensch.
Er öffnete die Augen und ließ den Stahlkoloss zum Leben erwachen. Mit einem lauten Brummen sprang der Reaktor in den Betriebsbereich und meldete grün.
Matthew ging die Startliste durch, von den Waffen, über die Kühlsysteme, die Sprungdüsen und den Zielerfassungssystemen, keine Störungen.
Er rückte sich das Kehlkopfmikro zurecht und aktivierte die Kommfrequenzen der Chevaliers.
„Hier Prince, Rücke aus zur Routinepatrouille“.
„Verstanden Prince. Freigabe in Korridor null-fünnef. Wolf wartet bereits draussen. Gute Jagd.“
Er nickte grimmig und ließ den 95 Tonner aus dem Wartungshangar traben. Ein donnernder Schritt nach dem nächsten.
Üblicherweise übernahmen die Scouts oder die Miliz diese Patrouille, aber die waren derzeit nun einmal nicht verfügbar, also hatte Matthew bereitwillig einer kleinen Änderung im Ablauf zugestimmt. Der Colonel wollte Jara und ihre Kampflanze auf kompletter Bereitschaft haben, um damit im Falle des Falles sofort voll zuschlagen zu können. Also blieben nur die Mechs der Befehlslanze. Zwar nicht so schnell und mobil wie die Scout- oder Kampflanze, dafür im Ernstfall hart genug gepanzert, um bis zu der Ankunft von Unterstützungstruppen durchzuhalten.
Man ging davon aus, dass der Feind, wenn überhaupt, zu ihnen kommen würde. Matthew teilte diese Meinung.
Er passierte gerade den letzten Kontrollpunkt und schwenkte in den angegebenen Korridor.
Der Daishi von Sterncaptain Fredric wartete bereits auf ihn.
Ein waffenstarrendes Monster, in einem ähnlichen grau gehalten, wie sein Nightstar, allerdings mit kupferfarbenen Waffenmanschetten und Akzenten. Die Standardbemalung der Omega Galaxis von Clan Wolf in Exil.
Matthew hob zum Gruß den Waffenarm und dieser Gruß wurde erwidert.
„Kerensky zum Gruße Sterncaptain!“
„Sergeant Matthew, ein schöner Tag zum jagen, frapos?“
Matthew schmunzelte.
„Pos, Sterncaptain!“
Die untergehende Sonne tauchte den kompletten Planeten in ein blutiges Rot. Am Horizont konnte er den Raumhafen ausmachen und Parkensen City. Die Schatten der Stadt fielen lang und wirkten wie gefallene Kolosse in einem Meer aus rot und sattem grün. Er schob den Schubhebel vor und ließ den Nightstar traben und eilte mit weiten Schritten in Richtung Raumhafen. Die Kampflanze war als einziges am Raumhafen untergebracht, die restlichen Chevaliers im nahen Milizhauptquartier. Ihre Patrouille würde heute das Gebiet dazwischen und um die Stadt abdecken.
Entweder sie würden eine wunderbare Aussicht bekommen oder ein wenig Action sehen. So oder so, es würde eine gute Jagd werden.

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Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

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Inmitten der Schlachtkolonne der Milz und Eaglestruppen
Wayside V

"Etwas in der Art. Bleiben Sie wachsam, Grave."
Jack hörte ein leises Knacken als Major Klein die Frequenz wechselte und widmete seine Aufmerksamkeit dann auch wieder ganz den Anzeigen und Kontrollen des Marodeurs. Beiläufig erhöhte er die Lautstärke des Hauptcomputers ein wenig und Jessy’s Stimme erklang erneut hell und beruhigend aus den bordeigenen Lautsprechern.
„Die Luftraumüberwachung zeigt keine akuten Kontakte, Jack. IFF Signaturen der nahen Umgebung sind nicht feindlich.
Alle Systeme sind vollständig einsatzbereit und die Sensoren zeigen keinerlei Schäden. Reaktortemperatur normal. Kühlkreislauf intakt.
Dein dunkler Engel ist kampfbereit und will Blut sehen. Denk immer daran, Jack. Ich bin bei dir.“
Ein brutales Lächeln huschte über seine Züge als die computergenerierte Stimme den personalisierten Statusbericht herunter rasselte.
„Warum hast du sie ausgeschaltet, Jack? Du hast doch nicht etwa Angst, man könnte dich für verrückt halten, oder?“
Peters Stimme erklang von dem Notsitz schräg hinter ihm, was ein genervtes Stöhnen seiner Kehle entrang. Wenn er jemanden im Moment garantiert nicht gebrauchen konnte, dann war es sein alter, toter Freund, der ihn mit Fragen löcherte.
„Genau deshalb habe ich sie kurzfristig abgeschaltet, Peter. Man muss delikate Fragen ja nicht gerade provozieren.“
Das herzhafte Lachen, dass in seinen Ohren erklang, machte ihn fast rasend.
„Und das aus deinem Mund! Wie hat DelaRoya gesagt? Den muss ich mir merken! Verdammt lustig, Jack. Du bist praktisch eine lebende, atmende Provokation an sich. Noch!“
Das letzte Wort kam etwas verzögert und auch wesentlich leiser bei ihm an.
„Ich hoffe doch wirklich, dass sich deine letzte Aussage auf die Provokation bezog, Peter.“
Auf einem flackernden Nebenschirm verfolgte er die Splittung der Scoutlanze der Chevaliers und nickte grimmig, als die Maschinen an die Flanken der Formation aufbrachen. Offensichtlich hatte Klein sich seine Worte doch zumindest ein wenig zu Herzen genommen.
„Nein, Jack. Das bezog sich wirklich auf lebend und atmend.“
Fast hätte er bei den trockenen Worten lächeln müssen. Fast.
„Du solltest wirklich hoffen, dass ich dieses Gefecht überlebe, Peter. Oder muss ich dich daran erinnern, dass nur mein kranker Verstand dich am Leben hält?
Auf der anderen Seite könntest du natürlich in der Hölle damit angeben, einer der wenigen Menschen zu sein, die zweimal gestorben sind. In einem Battlemechgefecht.“
Jetzt musste er wirklich Lachen, bei dem Gedanken wie ein völlig sturzbetrunkener Peter in einer nach Schwefel stinkenden Kneipe in der Hölle an einem Tisch saß und einigen Dämonen seine Geschichte erzählte.
„Tiefschlag, Jack. Und definitiv nicht lustig, alter Freund. Außerdem komme ich in jedem Fall in den Himmel. Im Gegensatz zu dir!“
Nun war es an Jack, in schallendes Gelächter zu verfallen. Prustend rang er nach Luft.
„Gerade du?
Du, der jedes Hurenhaus vom Magistrat Canopus bis in die Besatzungszone der Clans von innen gesehen hat?
Du, der nie eine Kirche auch nur von Weitem betrachtet hat?
Du, bei dessen Flüchen jeder Raummatrose rote Ohren bekam, sollst im Himmel willkommen sein?
Eine wirklich wahnsinnig komische Vorstellung. Wahrscheinlich hast du irischer Mistkerl schon innerhalb der ersten Minuten da oben Petrus den Schlüssel geklaut und eine Bar für Ambrosia geöffnet um die unschuldigen Engel abzufüllen und danach flachlegen zu können. Nein, Peter, du bist ganz sicher einige Etagen weiter unten zu finden.“
Ein verärgertes Grollen erscholl in seinem Kopf.
„Ich war vielleicht nicht unbedingt ein guter Christ.
Nein, dass wäre noch zu milde ausgedrückt. Ich war auf gar keinen Fall ein Christ.
Ja, das ist wesentlich besser.
Aber wenigstens lasse ich meinen besten Freund nicht allein krepieren, Jack.
Du bist weggelaufen als ich dich gebraucht hätte.
Und du warst auch nicht da, als Jessy ermordet wurde.
Damit hast du die beiden Menschen verraten, die dir am nächsten gestanden haben. Im Endeffekt hast du unseren Tod verschuldet. Was dich in der Schlussfolgerung zu unserem Mörder macht, Jack.
Und Mord ist eine Todsünde. Es ist also wirklich fraglich, wer von uns beiden der bessere Mensch ist, beziehungsweise in meinem Fall war.“
Seine gute Laune war wie weggewischt als er über Peters Worte zu grübeln begann. Wie oft sie genau diese Unterhaltung bereits geführt hatten, wusste er schon gar nicht mehr. Im Regelfall kamen sie aber immer zu dem gleichen Ergebnis. Und zwar zu dem, dass Peter im Recht war. Wenn sie dieses Ergebnis einmal nicht erreichten, so lag das einzig und alleine daran, dass Jack betrunken einschlief.
Sehnsüchtig blickte der Pirat zu einem seiner Privatfächer hinüber, dass in Kopfhöhe neben den Anzeigen für die Magnetanomaliedetektoren angebracht war. Er wusste, dass seine Ersatzflasche Absinth darin auf ihn wartete.
Und wie dringend er gerade einen Schluck des grünen Feuers gebrauchen konnte. Seine Hände zitterten wieder stärker und auch seine Konzentration ließ zu wünschen übrig.
Und vor allem ging Peters Gerede ihm so langsam mächtig auf die Nerven.
„Ja, klar. Alkohol ist die ultimative Lösung, Jack. Kipp dir doch einfach mal schnell einen hinter die Binde.
Außer mir ist ja auch niemand hier der dich dafür kritisieren könnte.
Scheiß einfach auf Danton. Was hat dieser Möchtegernsöldner dir schon zu sagen? Dein Wort war ja eh noch nie etwas Wert. Da kommt es auf das eine Mal, wo du es brichst, auch nicht mehr drauf an.
Das wäre dann übrigens auch eine echt tolle Gelegenheit, die Kurve zu kratzen. Wenn das Gefecht beginnt ist die Miliz viel zu sehr mit den Angreifern beschäftigt um sich um dich zu kümmern.“
Zähneknirschend riss er seinen Blick von der Klappe des Privatfachs los und versuchte sich auf die Geschehnisse in seinem komprimierten Blickfeld zu konzentrieren.
„Halt dein Maul, Peter. Ich weis selbst, dass ich in meiner Vergangenheit Fehler gemacht habe.
Unverzeihliche Fehler!
Aber es ist nie zu spät für einen Neubeginn. Niemals. Also scher dich zurück in das Höllenloch aus dem du gekrochen bist und lass mich in Ruhe.“
Ein weiteres Mal überprüfte er die Zielerfassung des von ihm erbeuteten und selbst installierten Clanfeuerleitcomputers und erhielt ebenfalls zum wiederholten Mal die Meldung, dass er einsatzbereit war.
„Der Zielerfassungscomputer ist gefechtsklar und mit den beiden primären Waffensystemen gekoppelt. Kopplung wurde überprüft und gesichert. Systemstatus grün.“
Jessy’s Stimme. Verdammt wie er Sie liebte. Selbst bei diesen banalen Worten hätte er dahin schmelzen können. Sie gaben ihm Kraft und Zuversicht. Er glaubte sogar zu spüren, dass seine Hände etwas ruhiger wurden.
„Nicht solange du nüchtern bleibst, Jack. Und das bezieht sich auf mein Verschwinden wie auch das Zittern deiner Hände. Wir sind da beide sehr hartnäckig.“
„Ja, das merke ich.“
Resignierend bleckte sich Jack die Lippen und starrte auf die vor ihm marschierenden Battlemechs der Miliz. Seine taktische Anzeige ließ die grünen Punkte, welche ihre Einheiten darstellten, immer näher an die Wasserstelle rücken. Und damit näher an den Feind.
„Glaubst du, dass es Piraten sind, Peter? Ich meine, warum sind die dann noch hier? Jeder vernünftige Freibeuter hätte doch schon längst das Weite gesucht.
Und dann ihre Battlemechs. Besonders der Kampftitan. Es muss schon eine verdammt erfolgreiche Bande sein, um sich solch eine Maschine leisten zu können. Alleine der Unterhalt ist verdammt teuer. Und dann auch noch ein Marodeur und ein Kriegshammer. Nicht gerade der Standart für Piraten.“
„Jack, du sitzt selbst seit Jahren in einem Marodeur. Deshalb können wir dieses Thema ja wohl getrost Beiseite schieben. Und was ihr Verbleiben an der Wasserstelle betrifft, so können sie noch immer schnell verschwinden bis wir ankommen. Oder aber sie haben Probleme mit ihrem Landungsschiff. Kann ja alles sein.“
„Oder aber sie sind wie die Lusan Banditen, Peter.“
Jack konnte hören wie sein Gesprächspartner leise fluchte.
„Verdammt, daran habe ich gar nicht gedacht. Das wollen wir ja aber auch mal lieber nicht hoffen, sonst ist dieser Angriff schneller vorbei als wir uns zurückziehen können.“
Grimmig nickte er zu Peters Analyse. Seine frühere Einheit war etwas ganz Besonderes gewesen. Zumindest für Piraten.
Noch bevor die Selbstzweifel ihn zur Flucht verleiten konnten, packte er die Kontrollen fester.
„Vorsicht, Jack. Das Gebiet hier ist tektonisch instabil. Die Sensoren zeigen die Möglichkeit, das wir einbrechen könnten.“
Jessy’s Stimme hatte einen beruhigenden Tonfall, aber die Nachricht, welche Ihre Worte übermittelten, waren nicht gerade dazu angetan, seine Stimmung zu heben. Auch das noch. Die Situation wurde wirklich immer besser.
Wieder erscholl Peters Lachen im Hintergrund.
„Na ist doch klasse, Jack. Dann brauchen die Angreifer nicht mal euer Massengrab auszuheben. Sie warten einfach darauf, dass ihr direkt hineinmarschiert.“
Bei dem Gedanken, mit seinem dunklen Engel metertief in eine mit einer dünnen Schicht Sediment bedeckte Schlucht zu stürzen, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was solch ein Sturz an seinen Aktivatoren anrichten konnte. Von der gigantischen Belastung für das Skelett des Marodeurs ganz zu schweigen.
Zum Glück waren die instabilen Stellen laut seines Hauptcomputers recht sperrlich gesät und lagen nicht wirklich auf der Marschroute des Konvois.
„Ich habe nicht vor heute in einem Massengrab zu landen, Peter. Dessen kannst du dir absolut sicher sein. Und trinken werde ich heute auch erst wieder nach meinem offiziellen Dienstschluss. Wann immer das auch sein mag. Vielleicht habe ich bisher nicht wirklich häufig zu meinem Wort gestanden, aber damit ist es jetzt vorbei. Dieses Mal wird es anders werden.“
Hätte Jack das Gesicht seines alten Freundes sehen können, so wäre er durchaus überrascht gewesen, auf dessen Zügen einen leichten Anflug von Stolz wahrnehmen zu können.
„Wenn du meinst, Jack.“
Mit einem Anspannen seines Unterkiefers öffnete der ehemalige Pirat einen Kanal und regelte dann, einer Eingebung folgend, die Stimme des Bordcomputers herunter.
„Tower eins von Grave. Ich weis ja nicht, ob Sie es schon gemerkt haben, aber wir befinden uns hier auf tektonisch instabilem Grund. Grave Ende.“

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Wahnsinn und Genie liegen oft näher beieinander als man denkt.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Taras Amaris: 25.06.2010 13:18.

21.06.2010 23:20 Taras Amaris ist offline E-Mail an Taras Amaris senden Beiträge von Taras Amaris suchen Nehmen Sie Taras Amaris in Ihre Freundesliste auf
Marodeur74 Marodeur74 ist männlich
Captain


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Die Scoutlanze der Chevalliers wurde als erstes ausgeschifft. Das erste was man sehen konnte waren die drei riesigen Felsen „the fallen sisters“, und eine staubige Landschaft. Nachdem alle Einheiten aus der KOBE ausgeschifft hatten bildeten sie eine Marschformation und begannen ihren Weg in Richtung des Feindes. Nach einer weile Befahl Major Klein sich in Gefechtsformation aufzustellen mit den Scouts an den Flanken. Nach wenigen Klicks kam folgender Befehl:
"Sakura, Katana, von der Flanke detachieren und an den Seiten jeweils fünf Kilometer vorstoßen. Auf Marschspuren und Metallortungen achten. Ich würde gerne die Möglichkeit ausschließen, umgangen worden zu sein."
"Sakura, habe verstanden. Sakura und Skyscraper lösen sich und scouten auf linker Flanke."
"Katana verstanden. Katana und Chappi lösen sich und scouten auf rechter Flanke."

Haruka dreht mit dem Puma nach rechts weg und Chappi folgte ihrem Mech ein wenig versetzt hinter ihr. Alles schien friedlich, es waren keine Spuren zu sehen, es sah zu friedlich aus für Chappi´s Geschmack. Doch nach einigen Minuten waren da viele schwarze Flecken im Sand und einige abgeschossene Panzerteile lagen auf dem Boden.
„Chappi an Katana. Hier muss die Miliz auf ihre Gegner getroffen sein. Man haben die hier LSR verbraucht. Die ganzen Einschläge und die Spuren von verlorener Panzerung. Muss echt eine böse und harte Überraschung gewesen sein für die Jungs.“
„Ja.“ antwortet Katana „Aber wie konnte die Miliz Lanze so überrascht werden? Ich sehe keine Hügel auf meinen Karten, keine Täler wo man mal eben eine Lanze verstecken könnte. Selbst in einiger Entfernung nichts. Hast Du einen Kartenabgleich gemacht?“
„Lasse gerade die Gegend abgleichen, bis jetzt negativ.“
Nach einiger Zeit meldete sich bei Chappi plötzlich eine kleine Ortung, es war mehr eine Temperatur anomali. Zuerst dachte er es handele sich um einen Sensorfehler und wollte gerade sich eine Notiz machen als sich die Anomali veränderte.
„Katana, ich habe eine Temperatur Anomali, ca. 900 Meter Links von uns. Zuerst glaubte ich ein Sensorfehler, doch die Anomali ist sehr schmal und länglich, als wäre da ein Versteck und jemand hat die Plane nicht perfekt geschützt. Sie ist an dem Hang, der in der Nähe der Wasserstelle ist.“
„Chappi, ich habe das selbe geortet und frage mich schon was das ist. Ich werde es weiter melden.“
„ DelaRoya von Katana. Haben auf der rechten Flanke in 2 Klick Entfernung eine Temperaturanomali entdeckt. Ursache unklar, könnte eine versteckte, getarte Stellung sein. Schlage vor den Bereich sich zu nähren und zu sehen was dort ist.“
„Hier DelaRoya. Keine Experimente. Makieren sie die Stelle auf ihren Karten, wenn was sein sollte, werden wir dieses Gebiet mit einer LSR Wand abdecken. Wo befindet sich die Stelle?“
„Sie ist ein wenig rechts vom Abstieg zur Wasserstelle. Dort könnten sich Panzer oder Infantrie tarnen und hätten dann ein freies Schussfeld auf alle Einheiten die zur Wasserstelle vorstoßen.“
Sowas fehlt uns noch, getarnte und versteckte Einheit die mitten oder hinter uns in das Gefecht eingreifen und uns schlimmsten falls den Rückweg versperren. Aber es könnte auch alles mögliche sein. Wie viel konnte er riskieren?
„Katana, warten Sie auf DelaRoya. Wir werden halten, sie nähren sich dem Objekt. Falls sich was tut zerstören sie es oder bringen sich und die Panzer in Sicherheit und wir machen es dann.“
„Katana verstanden. Chappi geh rechts in Stellung, ich werde da mal hinlaufen, falls da auch was ist werde ich es gleich wissen.“
Gleich nach ihrem Funkkontakt begann DelaRoya die Ebene mit LSR zu bombardieren um mögliche Mienenfelder aufzuspüren. Dann passierte das unglaubliche, ein Busch geriet in Brand uns aus dem taumelte eine Gestalt, ein Infantrist.
„Warte“ konnte Chappi gerade noch sagen als Katana sich dem Punkt schon näherte und sich im selben Augenblick viele kleine Wärmeortungen auftaten. Infantrie und sie standen fast mitten drin.
Katana konnte gerade eben den ersten KSR-Angriffen ausweichen, erhielt aber viele Treffer durch die Infantrie mit schweren MG und Gaussgewehren. Nicht genug damit, auf der anderen Seite brach die gleiche Hölle über Sakura und Sky herein.
„Versuch links raus zukommen, ich springe kurz und lenke sie ab, dann machen wir einen Bogen. Mist da tauchen auch Mechs und Panzer auf.“
Schon krachten vier KSR in Useless und einige schwere MG Salven prasselten auf den Kopf ein. Chappi zündete die Sprungdüsen und ritt auf dem Plasmastrahl in den linken Bereich der Infantrie, in die Haruka hinein stürmte. Es war ein mörderisches Feuer und eine sehr unsanfte Landung. Chappi schoss schon im Sprung mit dem Impulslaser und versuchte für sein Gauss einen Panzer ins Ziel zu bekommen. Kurz leuchtet das Fadenkreuz und er gab einen überhassteten Schuss ab der aber vor dem vermeintlichen Panzer einschlug.
Er konnte erkennen das Haruka mindestens einen beschädigten Fussaktivator hatte, wenn nicht noch schlimmeres.
„Chappi, ich habe einen Fussaktivator verloren. Schäden an der Panzerung am Linken Bein und Torso. Eine PPK ist ebenfalls beschädigt, sie hat jedenfalls eine enorm verlängerte Aufladezeit. Versuche weiter rüber zu kommen. Dreh raus und versuch eine Flanke aufzubrechen damit ich durch komme.“
„Verstanden.“
„, hier Chappi. Schwerer Beschuss von Infantrie mit Panzerunterstützung. Katana hat Fussaktivator beschädigt, wir versuchen raus aus der Infantrie zu kommen und drehen dann mit den Panzern ein. Wir geben den herankommenden Mechs schon genug, damit diese nicht auf dumme Ideen kommen.“
„Hier DelaRoya. Chappi, das wird schwer , auf der anderen Seite ist ebenfalls ein starker Infantrie Verband aufgetaucht, unterstützt von Mechs und Panzer. Ryan ist ebenfalls im Gefecht. Wir fallen zurück und bringen unsere Panzer mit ins Spiel. Versuchen sie einen weiten Bogen und schliessen sie dann wieder die Flanke Rechts. Viel Glück.“
Chappi sah auf der Ortung wie der schwarze Marodeur einiges einstecken musste, aber ebenfalls brutal austeilte.
Nun ging es allso wieder los. Haruka und er waren jetzt richtig gefordert, vor allem da beide nicht gerade die Bewaffnung hatten um sich mit Infantrie auseinander zu setzen. Sie schenkten dem Gegner trotzdem nichts. Sobald sich Infantrie zeigte wurde sie von einem wütenden PPK Strahl in Deckung gezwungen oder mit den mittelschweren Lasern des Enforcer beharkt. Es flog verbrannte Erde, Dreck und Lehm um her, es rauchte und krachte. Man konnte förmlich im Cockpit noch die verbrannte Erde und das Schwarzpulver riechen. Alles um Chappi und Katana versank in der Schlacht und selbst jetzt war der Fokus von beiden auf die eigene Flanke gerichtet.

„Da versuchen einige Schweber einen Durchbruch! Hast du den vorderen! CHAPPI !“
„Schon dran!“ und schon verliess ein Gaussgeschoss die Waffe und schlug in den vorderen Schweber ein. Dieser wurde von der Wucht herumgerissen, kam ins schleudern und schlug über die linke Seite rollend gegen einen Felsen. Trotz des schweren Treffers verließ die Schwebercrew das Fahrzeug und rettete sich in eine Infantriestellung.
„Hast du den hinteren erwischt, Katana?“
„Nicht richtig! Er versucht in den Rücken zu kommen, ist dein Gauss bereit?“
„Jetzt ja, aber der ist schnell.“
„DelaRoya, hier Chappi. Ein Schweber ist durch und versucht in den Rücken der Mechs zu kommen, konnten ihn nicht halten. Seine Freunde sind aber aus dem Gefecht.“
„Haben ihn gesehen und er ist gleich Geschichte. Danke für die Warnung. Gott verdammt was passiert auf der anderen Seite.“
Chappi sah auf seine Anzeigen und erkannte wie ein abgeschossener Luftraumjäger auf der anderen Seite niederging. Es sah schlimm aus. Vorallem der Black Watch stand plötzlich still und ein Stück vor dem Mech prügelte sich Ryan mit einem anderen Marodeur und bekam es noch mit jeder Menge an LSR – Beschuss zu tun.

Die Intensität des Gefechtes fachte kurz wieder auf, bis sie sich über die tektonisch unsicheren Gebiete zurück zogen und der Feind seine Verfolgung einstellte. Leider konnte es sich Ryan nicht nehmen lassen über einen offenen Funkkanal den feindlichen Battlemasterpiloten zu beleidigen und herauszufordern. Dieser ging anscheinend darauf ein und behagte den schon schwer angeschlagen Ryan brutal. Aufeinmal wendte Ryan und schoss seine PPK auf den Boden vor dem heranstürmenden Mech ab. Im selben Augenblick brach der Battlemaster in den Boden ein und verschwand.
„Chappi, Status!“
„Einige Panzerschäden, aber nichts ernstes. Eine Sprungdüse ausgefallen. Und bei Dir?“
„Naja, eine PPK hin, Fussaktivator schwer beschädigt, Panzerung an den Beinen schwer beschädigt, einige Kratzer von Gauss oder MG Kugeln am Cockpit. Ich werde Sakura gleich fragen wie es bei den beiden aussieht.“
„Katana an Sakura. Wie sieht es bei euch beiden aus, sehe Sky´s Mech garnicht, wo treibt der sich denn rum?“
Eine schwer Atmende Miko aktivierte ihr Com und antwortete
„Sky ist abgeschossen, konnte aber aussteigen. Denke er wird schon durchkommen. Habt ihr den Absturz nicht mitbekommen? Die Trümmer haben Sky erwischt, der sich zwischen mich und dem abgestürzten Jäger warf. Ich selbst hab auch schwer was abbekommen, nachdem ich Ryan geholfen hab den Major aus seinem Mech zu bergen. Wir werden Knave berichten müssen einen Mech plus Krieger vorerst verloren zu haben.“
„Hier Chappi, verdammt Anton. Jetzt muss er auch noch Held spielen, vor allem da ich mit ihm später noch ein Treffen vereinbart hatte und einige Bier kühl gestellt hab. Sollen wir mal schauen wo er ist?“
„Negativ Chappi. Du bleibst schön bei uns und der Miliz. Das ist ein Befehl und wenn du auch nur andeutest zu wenden, hat Katana hiermit den Befehl dich mit allen Mitteln aufzuhalten.“
„Jawohl, werde mich mit zurück ziehen. Müssen ja mal sehen was dieser Irre in seinem Marodeur da gemacht hat und ob er überhaupt noch lebt.“
„Ryan lebt, scheint aber doch schwer Verletzt, aber dieser verdammte Kerl hat seinen Gegner besiegt und ein Höllenfeuer vom Feind ausgehalten und so die Bergung des Majors ermöglicht, er hat sich bei mir einen gewissen Respekt verdient.“
„Hier Katana. Ja ich werde Chappi schon aufhalten und Ryan ist ein wahnsinniger in meinen Augen, was er da abgezogen hat ist beachtlich aber auch dumm in meinen Augen.“
„Wir werden es sehen. Nun aber erstmal zurück zur Kobe und sehen was noch zu retten und reparieren ist. Mechstatus bitte erst nachdem wir was getrunken haben.“

Die Bilder des Gefechtes drangen nochmal vor Chappis Augen, es waren nur Gedankenblitze in denen er deutlich sah wie der Schweber sein Ende fand, Infantristen bei der Berührung durch den PPK Blitz starben und etliche die durch seine Laser ein Ende fanden. Auch das Gauss hatte ganze Arbeit geleistet. Aber es war erstmal vorbei, nun musste man sich erstmal um den Verletzten neuen Kameraden und dessen Mech kümmern und sehen was noch auf diesem Planeten passieren würde. Eigentlich hatte Chappi vorgehabt mit Anton und Ryan einen ordentlich heben zu gehen und mal zu schauen was mit den beiden war. Von Ryan wusste er nichts und Anton hatte sich nach Meinung seiner Herzdame verändert, ausserdem konnte er so auch wieder einen Männerabend machen und die Frauen hätten auch ein wenig Zeit zusammen.

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