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Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
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Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
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Heute

Hanako Yodama hatte den schwersten Auftrag ihres Lebens. Sie war schon öfters als Bodyguard eingesetzt worden, hatte oft mit unwilligen, störrischen Personen zu tun gehabt, die ihr ihre Arbeit unnötig schwer gemacht hatten, aber nichts davon war mit der jetzigen Situation zu vergleichen. Wie bewachte man jemanden, der einen mit absoluter Verachtung hasste? Und es stand außer Frage, dass Suzume Hanako dafür hasste, dass sie Akiras Tod hatte mitansehen wollen. Gerade so als hätte sie selbst das Schwert geführt. Das machte die Situation in mehrerlei Hinsicht schwierig. Niemand konnte sagen, wie lange sie unterwegs waren, wann Mamoru und die anderen aufholten, was zwischendurch passieren mochte. Durchaus möglich, dass die Mädchen von den Banditen vergewaltigt werden würden, eventuell auch die Jungen. Und dann war das Mädchen, für dessen Schutz Hanako besonders sorgen musste - das wusste sie auch ohne eine Anweisung von Mamoru - derart widerspenstig und abweisend, dass man verzweifeln konnte.
Andererseits hätte sie im umgekehrten Falle das Biest, das Akiras Tod genussvoll mitverfolgt hatte, nicht mal eines Blickes gewürdigt. Suzume sah sie zumindest noch hasserfüllt an. Und dann waren da immer noch drei Mädchen und drei Jungen, die sie auch noch irgendwie beschützen musste.
Und durch ihre taktische Lüge, die nötig geworden war, um in Akiras Nähe zu kommen, hatte sie sich vielleicht als Mädchen hingestellt, das leicht zu haben war. Das war sowohl von Seiten der Banditen als auch der drei Jungen, die mit ihnen gingen, ein nicht zu unterschätzendes Problem. Nun, nicht unbedingt während sie unterwegs waren. Aber eventuell schon bei der ersten Pause.

Die acht Gefangenen aus Gentas Dorf waren an den Händen gebunden worden. Zwischen ihnen ging ein Seil entlang, das jedem einzelnen nur einen Meter Spiel ließ. Ein Pferd zog das Seil, und es lag an der Laune des Banditen, ob sie schnell laufen mussten, oder langsam trotten durften. Sie gingen mehrere Stunden lang, durchquerten in der stockfinsteren Nacht Wälder und Felder, ohne eine Pause einzulegen. Die Banditen führten keine Fackeln mit. Sie fanden ihren Weg auch so, und Hanako vermutete zu Recht, dass dies an der Anführerin lag. Die große Frau in der schweren Rüstung mit dem schlichten Stahlhelm bewegte sich so sicher, als wäre es hellster Tag.
Später in der Nacht, es mochte drei Uhr morgens sein, ließ sich Hanako fallen. Dies brachte die ganze Reihe zum Stolpern, und schließlich lagen alle am Boden. Der Reiter bemerkte zum Glück schnell genug, was passiert war. Das verhinderte, dass sie vom Pferd mitgeschleift wurden.
Hanako nahm das mit Genugtuung zur Kenntnis. Das bedeutete, dass sie einen Wert besaßen, der gemindert wurde, wenn die Ware beschädigt wurde. Das war ein Pfund, mit dem sich wuchern ließ.
"Was soll der Mist? Auf die Beine, oder ich prügle euch hoch!", rief der Bandit, sprang vom Pferd, zog eine Gertenrute unter seinem Sattel hervor und schlug damit ein paarmal auf die Arme des vorne gehenden Jungen. Der sprang prompt unter den Schmerzen auf, und auch die anderen kamen wieder hoch. Nur Hanako blieb am Boden. Schwer atmend lag sie da. "Schlag mich ruhig, töte mich ruhig, aber ich kann keinen Schritt mehr gehen", japste sie.
"Mädchen, ich werde dich...", drohte er und hob die Rute zum Schlag. Ängstlich quiekend hob Hanako die Arme zum Schutz hoch. Was tat man nicht alles, um als schwächstes Mitglied der Sklavengruppe zu gelten? Sie würde die Hiebe und die Schmerzen hinnehmen und später von Inari heilen lassen. Bis dahin würde sie mit den Striemen leben, als stolze Shinobi Konohas, einer Meisterin der Verstellung und des Kampfes in den Schatten.
Bevor die Rute auf ihre nackten Arme schlagen konnte, ging ein gepanzerter Fuß dazwischen. "Iori, was soll das?", tadelte die Anführerin.
"Sie will nicht aufstehen", erwiderte der Mann. "Ich bringe sie zum Aufstehen."
Die Frau musterte Hanako. "Binde sie vom Seil ab."
"Was?" "Ich sagte, binde sie vom Seil ab. Ich nehme sie auf meinem Pferd mit. Oder möchtest du vielleicht vor dem Daimyo gerade stehen, wenn du seine neueste Blüte blutig und mit Striemen ablieferst?", fragte die Frau spöttisch.
Hanako wäre beinahe zusammen gezuckt. Der Daimyo? Was hatte er mit dieser Geschichte zu tun?
"Jawohl, Terumi-sama!" Der Mann durchschnitt den Strick, der Hanako mit dem Führseil verband.
"Hilf ihr auf", befahl die Frau.
Barsch griff er in Hanakos Kragen und zerrte sie auf die Füße.
Dort erwartete sie die dargebotene Hand der mysteriösen Frau. "Reiten ist besser als laufen, oder? Und es ist ja nicht mehr weit bis zu unserem ersten Halt."
Zögerlich griff Hanako nach der Hand. Bevor sie sich versah, hatte die Frau sie schon auf den Pferderücken gezogen. "Halte dich fest, es könnte etwas schnell werden. Und du, Iori, bring den Rest auf die Beine. Sie können sich am Treffpunkt ausruhen."
Der Wächter bog die Gerte durch. "Gerne doch, Terumi-sama."
Das brachte alle, die noch nicht standen, schnell dazu wieder in die Höhe zu schnellen.

Die Frau namens Terumi lachte dazu, gab ihrem Pferd durch Flankendruck das Zeichen zum Aufbruch und ritt wieder an die Spitze.
Suzumes bösartige Blicke verfolgen Hanako. Mist, das war nicht so gelaufen, wie es hatte sein sollen. Sie hatte unterschätzt werden wollen, aber keine Extrabehandlung erwartet. Im Gegenteil, ein paar Schmerzen, ein paar Tränen und etwas Gewinsel hätten Suzume für sie vielleicht sogar weich gekocht. Nun aber war sie der neue Liebling der Anführerin, und das entfernte sie noch weiter voneinander, und das nicht nur körperlich. Hanako konnte nur hoffen, dass sie bei der Rast wieder bei den anderen Gefangenen sein konnte.
Es wurde ein schneller, scharfer Galopp, und Hanako hielt sich angstvoll fest. Dazu kreischte sie leise. Als Tochter einer Bauersfamilie durfte man von ihr nicht erwarten, dass sie schon einmal geritten war, und das auch noch im Galopp.
"Ist ja schon vorbei", murmelte Terumi und zügelte das Pferd wieder. Sie waren nun wieder an der Spitze der Kolonne. Mit Unbehagen bemerkte Hanako, dass sie sehr weit vor der eigentlichen Spitze ritten. Weit genug für eine ungestörte Unterhaltung.
"Das war ein ganz besonders feines Kawarimi", bemerkte Terumi amüsiert. "Dein Anführer hat ein großes Talent. Seid Ihr zusammen?"
"I-ich weiß nicht, wovon Sie reden!", erwiderte Hanako. "Was ist Kawarimi? Kann man das essen?"
Die Frau lachte. "Du brauchst mir nichts vorzuspielen. Ich hätte Kuni niemals erlaubt, seinem Ego nachzugeben und diesen Burschen hinrichten zu lassen, wenn ich nicht sein fein eingestelltes Chakra bemerkt hätte. Und deines." Sie lächelte. "Du brauchst keine Angst zu haben. Und du brauchst mich nicht zu bekämpfen. Jedenfalls jetzt noch nicht."
"Deine Worte sind ein wenig rätselhaft", stellte Hanako fest.
"Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich mache. Einerseits habe ich einen Kontrakt zu erfüllen. Andererseits steht in diesem Kontrakt nichts darüber, dass ich mich um Shinobi kümmern muss, die das Heim meines Herrn infiltrieren wollen." Sie lachte leise. "Im Moment finde ich das noch recht amüsant. Vielleicht ist es auch nur ein Ausdruck meiner Hilflosigkeit." Terumi wandte sich halb im Sattel nach hinten. "Aus meinem Dorf werdet Ihr nicht sein, das hätte ich sofort gewusst. Und Kirigakure neigt nicht dazu, die eigenen Ninjas gegeneinander zu hetzen. Nun, zumindest nicht mehr in unseren Tagen. Woher kommt Ihr? Konoha? Suna?"
Hanako überdachte ihre Optionen. Diese Frau hatte sie schon in Gentas Dorf enttarnt, sie aber nicht verraten. Sie hatte auch den Bluff von Mamorus Hinrichtung durchschaut, ja, ihn sogar erst hinters Haus geschickt, wo sich ein Shinobi leicht gegen zwei bewaffnete Männer hätte durchsetzen können. Hanako sah dies nun ganz klar. Auch die derbe Erlaubnis, mit der Hanako hatte "zusehen" dürfen, war nur erfolgt, weil Terumi es zugelassen hatte.
"Warum?", fragte Hanako leise.
"Dein Heimatort?"
Sie zögerte. "Konohagakure."
"Eine Neun Mann-Zelle?", fragte sie ernst.
"Ja."
"Endlich", zischte sie und trabte noch ein Stückchen weiter vor.
"Mir sind die Hände gebunden, Hanako-chan. Ich bin durch Eid und Kontrakt an den Daimyo gebunden. Ich muss und werde ihn verteidigen, mit allem was ich habe, auch wenn ich das, was er tut, weder gutheiße noch liebe. Das bedeutet, das wir zwei womöglich kämpfen werden. Das könnte spaßig werden. Aber ich habe nichts davon, wenn ich euch verrate oder jetzt schon bekämpfe. Vielleicht gelingt es mir ja sogar, eure Anwesenheit in der Burg komplett zu verdrängen, oder?" Sie sah Hanako lange an und seufzte. "Nein, sicher nicht. Ihr werdet das Übel an der Wurzel ausrotten wollen. Das wird sicherlich ein guter Kampf. Euer Anführer ist Jounin?"
Bei diesen Worten hätte das blonde Mädchen beinahe aufgelacht. "Er ist Chunin, und wenn es nach ihm geht, dann wird er das auch den Rest seines Lebens bleiben."
"So?" Irritiert zog sie eine Augenbraue hoch. "Es ist sehr dumm, wenn man als Shinobi nicht auch jene Position bekleidet, die man erreichen kann. Es sind immer die Fähigeren, Klügeren, Schnelleren, Stärkeren, die vorne stehen und die anderen anführen. Wenn man sich nach vorne kämpfen kann und es nicht tut, dann wird man von schlechteren angeführt. Das solltest du deinem Chunin sagen."
"Ich kann es gerne ausrichten, aber es wird nichts nützen", gab Hanako freimütig zu. "Er hat seine ganz eigene Sicht der Dinge."
Terumi lachte. "Und, ist er ein guter Anführer?"
Hanako lächelte. "Ja, das ist er. Und er kümmert sich gut um seine Leute." Sie zögerte einen Moment. "Er hat die Zerstörung Otogakures angeführt."
"Was?" Entsetzt sah die Frau aus Kirigakure das Mädchen an. "Er ist hier?"
Erst war es nur ein schwaches Zittern, doch dann wurde es stärker, bis Hanako begriff, dass die Frau von einem Lachanfall geschüttelt wurde. Schließlich lachte sie lauthals auf. Als sie sich beruhigt hatte, lag eine fiebrige Erwartung in ihrer Stimme. "Es tut mir leid, Mädchen. Ich hätte gerne ein Auge für euch zugedrückt, aber... Aber ein Kampf mit ihm, das muss ein Erlebnis sein. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Er kann Affenkrieger beschwören, nicht?"
Hanako versteifte sich sichtlich. "Du wirst auf deine Kosten kommen, Terumi-sama. Auch ohne, dass er Affenkrieger beschwört", sagte sie trocken. Verdammt, die Frau war nicht nur eine Shinobi aus Kirigakure, so wie der Dicke wahrscheinlich auch, sie war auch mindestens auf Chunin-Level, wenn nicht gar ein Jounin. Das konnte ein Desaster werden.
"Ich will hoffen, dass du Recht behältst. Vielleicht gelingt es ihm ja, mich von diesem vermaledeiten Kontrakt zu befreien." Sie lachte erneut auf. "Falls er überlebt."
"Oh, er ist immer für ein Überraschung gut", versprach Hanako. Erleichtert atmete sie auf. Diese Frau würde sie nicht behindern, bis sie eine Möglichkeit fand, um mit Mamoru zu kämpfen. Und Hanako hatte nur wenige Möglichkeiten, um ihren Anführer und Freund vorher zu warnen. Verdammt.

"So, da sind wir auch schon. Geh wieder zu den Gefangenen zurück. Ich lasse euch Wasser geben. Und komm nicht auf den Gedanken, mir den Spaß zu verderben, indem du eine Botschaft zurücklässt, oder den Genin kontaktierst, der deinen Bruder gespielt hat."
Hanako sah sie erstaunt an, als sie vom Pferd rutschte. Das hatte sie auch rausgefunden?
Terumi lächelte bestätigend. "Ohne die vermeintliche Hinrichtung deines Anführers hätte ich bereits mit zwei Shinobi zu kämpfen gehabt. Einen dritten wollte ich mir nicht antun, deshalb habe ich ihn zurückgelassen. Bei den Kleinen weiß man sowieso nie, woran man ist."
Hanako erschauderte. Diese Frau war auf Jounin-Level, definitiv.

Langsam schlenderte sie zwischen den Wachen und den Wagen hindurch, hin zu jenem Platz, an dem die anderen sieben Gefangenen zu Boden gesunken waren, um sich auszuruhen.
"Hier. Nimm das mit, und bring mir danach den Beutel", sagte die Wache namens Iori und reichte ihr einen Trinkschlauch mit Wasser.
Hanako nickte bestätigend. Sie trat zu den anderen. "Hier ist Wasser. Trinkt. Wir wissen nicht, wie weit es noch ist." Sie reichte den Schlauch herum, und die Gefangenen tranken was sie konnten. Nur Suzume verweigerte den Schlauch. "Ich nehme nichts von dir", zischte sie böse. Für einen Moment wurden ihre Augen traurig. "I-ich habe dich lachen gehört."
Betroffen verharrte Hanako für einen Augenblick. Das tat ihr mehr weh, als Suzume überhaupt ahnen konnte.
Sie gab der Jüngeren eine kräftige Ohrfeige. "Autsch! Ich habe dir nichts getan!", beschwerte sie sich.
"Und ob du das hast! Du versuchst hier zu verdursten! Aber du kannst es dir aussuchen. Entweder du trinkst jetzt, oder ich gebe dir so lange Ohrfeigen, bis du deine Meinung änderst."
"Du hast mir gar nichts zu sagen... AUTSCH!"
"Das war Nummer zwei", sagte sie drohend.
Einer der Jungen, Seto, erhob sich halb. "Hanako-chan, lass sie doch in..."
Die blonde Frau wandte sich ihm zu. In ihren Augen lag ein gefährliches Funkeln. "Hast du etwas gesagt, Seto-san?"
Erschrocken ließ er sich wieder auf seinen Hintern fallen. "N-nein, natürlich nicht, Hanako-chan. Du solltest wirklich etwas trinken, Suzume-chan. Sie meint es nur gut mit dir."
"Schön, dass du das so siehst, mein Bester", schnurrte sie. "Und, wie sieht es aus? Noch eine Ohrfeige, oder trinkst du jetzt?"
"Vielleicht einen Schluck", murrte sie, sich die schmerzende Wange reibend. Tatsächlich aber trank sie fast den ganzen Schlauch leer. Für Hanako selbst blieb nur ein kräftiger Schluck übrig. Aber das war egal, denn als Kunoichi Konohas hatte sie gelernt, tagelang nichts zu trinken, ohne in ihrer Leistungsbereitschaft nachzulassen.

Als aufgeregte Rufe durch das Lager klangen, suchte Hanako schnell die Quelle für die Unruhe und fand sie in einer nahenden Karawane, die von Soldaten mit Fackeln begleitet wurde. Doch nicht einer der Banditen wurde unruhig oder gar nervös. Es schien das Normalste von der Welt zu sein. Einige der Banditen begannen sich sogar umzuziehen. Hanako kannte die neue Kleidung. Die Wachen des Daimyos, die in Gentas Dorf den Tribut abgeholt hatten, trugen sie.
Nun machte die Erwähnung des Daimyos durch Terumi mehr als Sinn.
Seto wollte sich erheben. "Wenn sie anfangen zu kämpfen, sollten wir davonlaufen."
Hanako drückte ihn wieder zu Boden. "Siehst du nicht, dass die Banditen ruhig bleiben?", zischte sie. "Die stecken unter einer Decke. Tue nichts, wofür man dir einen Pfeil in den Rücken jagen kann!" Sie deutete auf eine der Wachen, der einen gespannten Langbogen nebst Pfeileköcher an seinem Sattel aufgehängt hatte, während er seine Kleidung wechselte.
"So viel zur guten Gelegenheit", murrte er.
Hanako pflichtete ihm bei. Sie konnte nur hoffen, dass Mamoru und die anderen schon in Sichtreichweite waren und die richtigen Schlüsse zogen.
In was für ein Wespennest hatten sie da nur rein gestochen?
***
Am frühen Morgen wurde ich von Hinata geweckt. Das Mädchen hatte die Byakugan aktiviert und sah auf mich herab. Interessant daran war, dass sie kopfüber von einem Ast über mir herab hing. "Sie ziehen weiter, Mamoru-sempai."
Ich schüttelte einen Augenblick den Kopf, um den letzten Schlaf zu vertreiben. Noch in der Nacht hatte ich einen Wachturnus aufgestellt und alle anderen zum Schlafen geschickt. Ich selbst hatte die erste Wache übernommen. Dem Sonnenstand nach war es jetzt fast neun Uhr. Das bedeutete mindestens zwei weitere Wacheinheiten. "Weck die anderen, Hinata-chan. Wir folgen ihnen mit der gebotenen Vorsicht."
"Verstanden, Mamoru-sempai."
Auf ihren Weckruf hin kamen die Shinobi Konohas aus ihren Erdverstecken, verließen die Kronen der Bäume, oder traten einfach wie hingezaubert mitten zwischen uns. Nur wenige Augenblicke nach dem Ruf waren wir abmarschbereit.
"Also los, gleiche Formation wie gestern. Wir machen uns zuerst zum Rastplatz auf. Eventuell hat Hanako uns eine Nachricht hinterlassen. Danach folgen wir den Karren."
"Verstanden!"
Einer nach dem anderen nutzte Step und machte sich auf den Weg. Ich folgte als Letzter.
***
"Verdammt", murmelte ich ärgerlich, während meine Rechte auf der verbrannten, nahezu kreisförmigen Fläche ruhte, auf der die Gefangenen geschlafen hatten. Also auch Hanako. Wenn sie uns eine Nachricht hinterlassen hatte, dann war sie mit Sicherheit verbrannt.
"Das passt nicht zusammen, Mamo-chan", sagte Karin. "Wenn sie den Rastplatz der Gefangenen abbrennen, um zu verhindern, dass Hanako-chan uns eine Nachricht hinterlässt, betreiben sie einen unnötigen Aufwand. Sie hätten sie auch töten oder fesseln und auf die Wagen werfen können. Oder uns einen Hinterhalt stellen. Aber sie ging mit allen anderen weg, als wäre nichts geschehen. Erst als sie außer Sicht waren, kehrte ein Reiter zurück und zündete den Platz an."
"Ein Reiter?", fragte ich leise.
"Eine Reiterin. Die Anführerin", half Hinata aus.
"Das ist ja auch eine Nachricht", sagte ich ernst.
"So. Und was für eine?", klang neben mir die Stimme eines älteren Mannes auf.
Ich zuckte furchtbar zusammen, als ich der Gestalt neben mir gewahr wurde. "Jiraiya-sama!"
"Onii-chan!", hörte ich einen Ruf aus der Nähe kommen. Aus dem Gebüsch stürmte ein fröhlich winkender, blonder Ninja hervor.
"Naruto!" Mehr entsetzt als erstaunt sah ich von einem zum anderen. "Wie...? Was...? Ikuko-chan?"
Die junge Kunoichi hob abwehrend die Hände. "Ich habe nichts gespürt! Selbst jetzt ist da, wo Jiraiya-sama steht, für mich nichts zu erfassen!"
Das klang logisch. Jiraiya-sama war auch ein Schüler des Sandaime und hatte den größten Teil der bekannten Welt bereist, um seine Ninja-Künste zu verfeinern. Und um seine Bücher zu schreiben, für die er über die Landesgrenzen des Reichs des Feuers bekannt war. Zudem war er einer der berühmten Sannin, zu denen neben ihm der desertierte Orochimaru und die Godaime Hokage gehörten, drei der mächtigsten Ninjas unserer Zeit. Wenn nicht er einen kleinen Chunin überraschen konnte, wer dann?
Naruto grinste breit und legte den rechten Arm hinter den Kopf. "Wir sind gerade auf dem Weg ins Inselreich des Landes des Wassers und sind hier eher zufällig vorbei gekommen, weil in der Nähe eine wichtige Straßenkreuzung ist. In der Nacht fielen uns die Karawanen auf, die mit den Gefangenen und die mit den Soldaten. Ero-sennin wollte schon eingreifen, aber dann hat er unter den Gefangenen Hanako-oneechan erkannt. Also haben wir abgewartet."
Ich stutzte. Jiraiya-sama wusste von Hanako? Der Ero-sennin, wie Naruto ihn genannt hatte, verfügte nicht nur über einen herausragenden Ruf als Autor und Ninja, er war auch, vorsichtig ausgedrückt, dem Fleische recht zugeneigt. Drei seiner Bücher, die berühmtesten, handelten von erotischer Literatur, und es hieß, dass sich Jiraiya-sama für die Feldrecherche ganz schön ins Zeug legte. Zwar hatte er auch hier einen tadellosen Ruf, aber irgendjemand hatte mir mal gesteckt, das der so unscheinbar aussehende, nicht besonders hübsche Mann ein Womanizer übelster Sorte mit einem Charme war, dem kaum eine Frau widerstehen konnte. Was, wenn er ein Auge auf Hanako geworfen hatte? Was, wenn er sich für Karin interessierte?
Hm, wie nannte man dieses Gefühl? Eifersucht, ah ja, richtig.

"Hm. Jiraiya-sama, Naruto-kun, ich führe euch mal schnell in den Hintergrund ein", begann ich.
Kurz und bündig erzählte ich unsere Erlebnisse bis zu diesem Punkt.
Jiraiya-sama sah mich aufmerksam an. "Und du denkst, Ihr schafft das alleine? Ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir uns hier treffen, Mamoru-kun. Bedenke, was für eine Nachricht dir mit dem verbrannten Kreis gegeben wurde. Jemand weiß, dass Ihr kommt. Mit zwei weiteren Ninjas könnt Ihr das ausgleichen.
Ich stockte sichtlich. "Jiraiya-sama, das ist eine große Ehre für mich. Wirklich, ich weiß Ihr Angebot zu schätzen. Aber ein Elite-Ninja wie Sie würde nie unter meinem Befehl dienen, und ich bin nicht bereit, meine Mission abzugeben."
"So?" Der alte Mann musterte mich eine lange Zeit. "Woher nimmst du deine Zuversicht?"
"Sarutobi-sensei hat mir einen Kontrakt mit den Affen verschafft, Jiraiya-sama", sagte ich ernst.
"Mit den Affen? Ach ja, ich habe davon gehört." Sein Blick schien in alte Zeiten zu gehen. "Tsunade sollte damals Kontraktträgerin werden, aber sie hat sich für die Schneckenmagie entschieden, damals, weil sie nicht an etwas gebunden werden wollte, was sie zu oft an den Titel des Hokage erinnerte. Sie... Aber das tut jetzt hier nichts zur Sache. Mamoru-kun, tust du mir einen Gefallen?"
"Jeden, Jiraiya-sama. Außer, Ihnen das Kommando zu geben." Kurz ging mein Blick zu Karin. Aber die junge Akimichi zeigte noch keinerlei Anzeichen von unendlicher Verehrung für den Sannin.
"Kannst du bitte Enka O Enma beschwören? Ich kenne ihn schon eine sehr lange Zeit, und ich würde mich gerne mit ihm besprechen."
"Natürlich, Jiraiya-sama. Kuchiyose no Jutsu!"
Erst als der Rauch der Beschwörung verzogen war, schrak ich auf. Ich hatte gehandelt ohne nachzudenken. Dabei war es mir bisher nie möglich gewesen, den König der Affen zu beschwören. Ob sich Jiraiya-sama auch mit Ranko-sama oder Doktor Tofu zufrieden gab?
"Enka O Enma ist angekommen!", hörte ich die kraftvolle, würdevolle Stimme des Königs sagen.
"Wir haben uns lange nicht gesehen, Mamoru-tono."
"Das haben wir wirklich nicht", erwiderte ich. Nur langsam überwand ich mein Erstaunen und mein Entsetzen darüber, was ich getan hatte. Ich hatte ihn tatsächlich beschworen. Mit dem gleichen Unglauben musterte ich meine rechte Hand. Woher hatte ich die Kraft dafür genommen?
"Jiraiya-kun." "Enma-sama." Der Sannin neigte leicht das Haupt. "Es gibt da einiges, worüber wir sprechen müssen."
"Natürlich, Jiraiya-kun. Entschuldigt uns bitte."

Die beiden gingen in den Wald, uns zurücklassend.
Naruto lachte schallend. "Dass wir uns hier treffen würden, hätte ich nie gedacht. Oder euch, Hinata-chan, Kiba."
"Vergisst du da nicht jemanden?", fragte ich vorsichtig.
"Wen sollte ich denn...? Oh, Shino, bist du schon lange hier?"
Der Aburame seufzte deprimiert. "Ich stehe hier schon die ganze Zeit, Naruto-kun. Bin ich so leicht zu übersehen?"
"Na, mach dir nichts draus", rief Kiba übermütig, und klopfte dem Käferbändiger auf den Rücken. "Die Stillen übersieht Naruto doch immer."
Dies ließ Hinata aufschrecken. Sie warf einen erschrockenen Blick in Kibas Richtung, dann wandte sie sich Naruto zu. "G-gu-guten Morgen, Naruto-kun. D-das ist aber eine Überraschung, dich hier zu treffen."
"Von wegen. Es ist eine Überraschung, euch hier zu treffen. Und Ihr habt ja richtig gut zu tun. Du machst dich ganz gut in dieser Gruppe, oder?", fragte Naruto noch immer grinsend.
"Sie macht einen perfekten Job", sagte ich.
"Na also!" Überschwänglich legte Naruto seine Rechte auf ihre linke Schulter. "Ich habe nichts anderes von dir erwartet. Du hast versprochen nicht still zu stehen, und du wirst immer besser."
"Das ist ja noch gar nichts. Wenn wir die Mission erfolgreich abschließen", sagte Kiba mit viel zu lauter Stimme, "wollen wir das Chunin-Examen nachholen."
"Ich habe keine Zweifel, dass Ihr das schafft. Besonders bei dir nicht, Hinata."
Mit einer Mischung aus Entsetzen, Panik, höchstem Glück und nahender Ohnmacht starrte sie ihn an. Ihre Wangen wurden puterrot, und für einen Moment wirkte es tatsächlich so, als würde ihr die zu Kopf gestiegene Hitze eine Emission in Form einer explosiven Dampfwolke bescheren.
Als sie drohte umzukippen, griff Naruto auch noch mit der anderen Hand zu und stützte das Mädchen. "Hey, Hinata-chan, alles in Ordnung?"
"D-danke, es geht. Ich war nur so überrascht, als du mich gelobt hast. Ich..."
Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Naruto war anscheinend beliebter als ich dachte. Und wenn ich sein Gesicht musterte, hatte er nicht den Hauch einer Ahnung davon, dass dieses Mädchen zumindest gut von ihm dachte. Wenn das mal reichte.

Die Rückkehr von Jiraiya-sama und dem König der Affen unterbrach ihre Unterhaltung.
"Ich habe mich entschieden", verkündete der Sannin. "Ich werde mit Enma-sama auf einem nahen Berg ein paar Tage Training einlegen. Du musst die Beschwörung über diese Zeit aufrecht erhalten, Mamoru-kun."
"Das wird schwierig", gestand ich. "Eventuell habe ich nicht mehr genügend Chakra zur Verfügung, um einen weiteren Krieger zu rufen, wenn ich ihn brauche."
Der König und Jiraiya-sama wechselten einen amüsierten Blick. Der Affenkönig sagte: "Das war keine Bitte, Mamoru-tono. Das war ein Befehl. Es gibt einiges, was ich Jiraiya-kun von seinem alten Meister noch beibringen muss. Du weißt, dass er ebenso wie du ein Schüler Hiruzens war."
Skeptisch nickte ich. Theoretisch stimmte das, auch wenn zwischen meinem und Jiraiya-samas Training knapp vierzig Jahre lagen. Als sein Kohai war ich ihm in mehr als einer Hinsicht verpflichtet. Als mein Sempai aber hatte er auch mir gegenüber Pflichten.
"Als Ausgleich nimm das hier mit", sagte Enma O Enka, und drückte mir eine der schwarzen Soldatenpillen der Affen in die Hand. "Wenn du meinst, du brauchst mehr Chakra, dann iss sie."
"Außerdem wird Naruto mit euch gehen", fügte Jiraiya-sama an. "Ihr werdet ihn brauchen können."
"Super!" Naruto riss beide Arme in die Höhe. "Ich hätte nicht gedacht, dass es schon so bald wieder was zu tun geben würde! Ist das nicht toll? Chiba? Hinata-chan? Ich darf euch begleiten!"
"Glaub ja nicht, dass du mir wieder das Rampenlicht klauen kannst!", verkündete Kiba lachend. Akamaru bellte bestätigend.
"D-das ist eine tolle Nachricht, Naruto-kun", haspelte Hinata. "A-aber k-kannst du mich wieder los lassen?"
Naruto spritzte von ihr davon, als hätte er etwas Heißes angefasst. "Tu-tu-tu-tut mir leid, Hinata-chan!"
"Das muss es nicht. Du hast es ja gut gemeint", erwiderte die junge Hyuuga mit peinlich gesenktem Blick.
Naruto lachte. Er wandte sich dem dritten Mitglied von Team acht zu. "Ach, nun hör auf den Deprimierten zu spielen, Shino. Ich habe doch nur so getan, als würde ich dich ignorieren."
Der Aburame schnaubte verächtlich. "Hinterher kann man das immer sagen."
"Gut. Ich sehe, Ihr versteht euch", sagte Jiraiya-sama. "Wir gehen dann mal. Und vergiss nicht, Mamoru-kun, du musst die Beschwörung aufrecht erhalten."
"So vergesslich bin ich nicht", beschwerte ich mich.
"Gut zu wissen, Mamoru-tono." Die beiden nickten noch einmal in die Runde, dann waren sie auch schon verschwunden.

Ich sah Ikuko-chan fragend an.
Sie schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht mal die Richtung bestimmen, in die sie verschwunden sind."
"Das ist also das Kaliber eines Sannin", sagte Kaminari tief beeindruckt.
"Okay, wir disponieren leicht um. Naruto, du gehst in Team acht. Shino, du übernimmst das Kommando."
"Verstanden."
"Ryu, Inari, Ikuko-chan, wie gehabt, zweites Team. Karin, du führst sie an."
Die vier nickten zustimmend.
Ein wenig ratlos betrachtete ich die Soldatenpille des Affenclans. Das letzte Mal, als ich sie gegessen hatte - lediglich ein Fünftel - da hatte ich über enorme Chakra-Reserven verfügt. Aber ich war auch relativ schnell in ein richtig tiefes Loch gefallen und war hilflos wie ein Neugeborenes gewesen, was mich... Nun, daran dachte ich nicht so gerne zurück. Es war erschreckend, sich auszumalen was passieren würde, wenn ich eine Ganze essen würde.
"Dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren. Wir folgen wieder deinen Käfern, Shino."
"Geht klar." Der junge Genin sprang als erster davon, wir folgten ihm nach und nach, bis wir schließlich alle durch den Wald hetzten, von Ast zu Ast springend. So, so, jemand aus der Karawane wusste also, dass es uns gab, und dass wir Ninjas waren. Und er hatte uns keine Falle gestellt. Noch nicht. Ich wusste, das würde eine wirklich interessante Mission werden. Wobei sich interessant und lebensgefährlich im Leben eines Shinobi eher selten ausschlossen.
***
Damals

Es war geradezu gespenstisch, mit welcher spielerischen Sicherheit Maria die Fallen deaktivierte. Sie tat das mit einer Fröhlichkeit, die an ein Spiel denken ließ. Und dabei hatte sie auch noch die Frechheit, nebenbei fröhlich zu summen.
"Falls du dich wunderst, Mamoru-chan, warum ich die Fallen so einfach deaktiveren kann... Ich war für ihre Wartung eingeteilt. Als Strafe für mein Versagen beim Chunin-Examen."
"Mich wundert eigentlich die schlichte Anzahl der Fallen." Ich wechselte einen Blick mit Neji Hyuuga, der Maria und den Gang mit seinem Byakugan weiterhin im Auge hielt.
"Ach, das hat einfache Gründe. Orochimaru-sama ist kein Mann großer Worte. Er hat den Dorfbewohnern genau einmal befohlen, dass sie nicht hier runter kommen dürfen. Wer es doch getan hat, hatte nicht einmal die Zeit, um es zu bereuen. Wir anderen wissen, wie wir uns hier unten bewegen müssen, um keine der Fallen auszulösen. Und es sind deshalb so viele, um einen Massenandrang einerseits und einen Massenausbruch der Specismen andererseits zu verhindern."
"Mamoru!", blaffte Neji, die Etikette vollkommen missachtend.
Ich zögerte nicht eine Sekunde, griff Maria in den Kragen.
"WHOA!" Ich riss sie einen Schritt nach hinten. Gleichzeitig klappten drei Steine in der Wand auf und entließen einen Schauer an Pfeilen. Nur einen Gedanken später sah die gegenüberliegende Wand aus wie ein Nadelkissen.
"Die Falle hast du anscheinend nicht gewartet", spottete ich.
"Nein, die muss neu sein. Kabuto war neulich hier, und ich war mit anderen Dingen beschäftigt." Erstaunt sah sie mich an. "Du hast mir das Leben gerettet, Mamoru-chan."
Ich ließ sie wieder los und gab ihr einen Schubs. "Weil du die Fallen entschärfen sollst. Weiter geht es im Text."
"Isjagutichmachjaschon", murrte sie.
Meine Nackenhaare richteten sich auf. Maria war viel zu selbstsicher. Erst ließ sie sich ohne Gegenwehr gefangen nehmen, obwohl sie wusste, dass ich ihr versprochen hatte, sie umzubringen, dann half sie mir bereitwillig, die Fallen in Orochimarus unterirdischer Anlage zu entschärfen. Was zugegeben ziemlich schnell ging. Wir hatten schon über fünfzig Gangmeter in der gleichen Zeit geschafft, in der Neji vier geschafft hatte.

"Da kommt eine Tür", rief jemand hinter mir, während wir Falle für Falle vordrangen.
"Das sind nur die Aufenthaltsräume für Orochimaru-samas Leutnants. Es könnte interessant sein, sie zu durchsuchen, falls sie dort etwas lagern. Aufzeichnungen, persönliche Gegenstände, Waffen..."
Ich öffnete nach Nejis Nicken die Tür. Er trat an mir vorbei in den Raum, sah sich gründlich um. "Sicher."
"Ryu." "Schon dabei, Chef." Mit zwei weiteren Ninjas drang Kaminari in die spartanische Zelle ein und begann sie zu durchsuchen.
Wir gingen weiter. Schritt für Schritt, Falle für Falle. Wir erreichten weitere Räume, die Neji kurz einsah, bevor weitere Ninjas sie kontrollierten.
"Gleich kommen die ersten Labors." Maria sah zu mir zurück. "Du hast doch hoffentlich einen guten Magen, Mamoru-chan?"
"Kannst du dieses Chan nicht mal sein lassen? Ich brauche zwar dich, aber den Hintern versohlen kann ich dir trotzdem."
Sie sah mich an, den rechten Zeigefinger an den Mund gelegt und die Wangen gerötet. "Den Hintern versohlen? Ist das deine Art von Vorspiel, Mamoru-chan? Macht dich das scharf?"
Von einem Moment zum anderen glaubte ich, die Blicke aller anderen auf mich zu spüren. Das, und die stetige Röte, die mein Gesicht erfüllte. Ich stand kurz vor einer Explosion.
"Was macht wen scharf?", rief Shampoo, und ließ ihre Hand mit brachialer Gewalt auf meine Schulter krachen. "Mann, Mann, Mann, Ihr seid aber schon weit gekommen. Interessant, so sieht also ein Schlupfwinkel von Oro... Oro... Von diesem Schlangenmann aus."
"Shampoo-sempai? Was machst du denn hier?"
Shampoo griente mich an. "Mousse kommt auch gleich. Draußen wir fertig sind. Deshalb dachten wir, wir schauen mal, ob nützlich wir hier sein können."
"Ihr seid draußen fertig?", hakte ich nach.
"Draußen kämpft keiner mehr. Alle sich ergeben haben. Wenn sie noch leben, heißt das. Und die ersten Gefangenen verlassen das Dorf. Also: Fertig. Da dachten wir, gehen wir dir noch zur Hand ein wenig." Gönnerhaft klopfte sie mir auf die Schulter. "Bei allem, was anliegt jetzt noch. Bei allem, Mamoru-chan..."
"Na, du gehst mir aber ein wenig zu vertraut mit meinem Mamoru-chan um", beschwerte sich Maria.
"Ach ja? Ich mit ihm gehe so vertraut um wie ich will. Was dagegen?"
Die beiden Frauen standen nun Gesicht an Gesicht. "Allerdings, Affe. Ich..."
Hastig griff ich ein, schob Shampoo hinter mich und Maria wieder in Richtung Gang. "Labor. Jetzt."
"Isjagutichgehjaschon", murrte sie erneut.

"Mamoru-kun! Wir haben gewonnen!" Nun war es Mousse, der meine Schulter traktiere. "Hat stellenweise sogar richtig Spaß gemacht, vor allem als wir an den letzten Jounin geraten sind. Der Halunke hat so ein ekliges goldenes Zeug versprüht und ist dann stiften gegangen. Hat ihm eine halbe Sekunde eingebracht, bis ich es zerstören konnte. Aber die hat er genutzt. Na, man trifft sich immer zweimal im Leben." Mousse hob fragend eine Augenbraue. "Irre ich mich, oder ist die Stimmung hier gerade ein wenig... Gereizt?"
Anklagend zeigte Maria auf Shampoo. "Sie baggert Mamoru-chan an!"
Shampoo wies ihrerseits auf Maria. "Sie lässt mich Mamoru-chan nicht anbaggern!"
Mit Mousse ging eine erschreckende Veränderung vor. "Ah, so."
Seine Brillengläser wurden erst blind, dann lag ein goldener, blendender Schimmer auf ihnen. "Shampoo....", grollte er leise.
Die Affenkriegerin quiekte erschrocken. "Ja?"
Im nächsten Moment hatte er ihren Kopf zwischen seinen Fäusten und drehte sie auf ihren Schläfen. "Was hat Ono dir gleich noch mal gesagt? Was sollst du auf keinen Fall mit Mamoru-tono machen?"
"Auuuuuutsch! Das weh tut, du gemeiner Kerl! Ist ja gut, ich lasse es! Aber hör auf!"
Mousse ließ von ihr ab, und Shampoo stürzte theatralisch zu Boden. "Du bist soo fies, Mousse. War doch nur Spaß, ein wenig."
"Deinen Spaß kenne ich aus erster Hand", knurrte der Affenkrieger. "Versuch es wieder, wenn du es ernst mit ihm meinst. Da müssen wir also hin? Wir..."
"Nicht!", rief Maria, aber es war schon zu spät.
Gleich der erste Schritt von ihm löste eine Falle aus. Ein unteramdicker Speer schoss aus der Wand hervor und nagelte den Affenkrieger an die gegenüberliegende Wand.
"Mousse!", schrie Shampoo erschrocken auf und eilte zu ihm. "Mousse!"
"Keine Sorge, mir ist nichts passiert", ächzte er, und offenbarte die Schwertklinge, mit der er den Speer daran gehindert hatte, ihn zu durchbohren. "Aber erschrocken habe ich mich. Tüchtig erschrocken."
"Heißt das, ich darf wieder voran gehen?", erkundigte sich Maria sarkastisch. "Danke."

Als wir das erste Labor erreichten und geöffnet hatten, wünschte ich mir, wir hätten diese verdammte Tür niemals geöffnet. Es war eine Sache, Krieg und Tod zu erleben, im Schlachtgetümmel zu stecken und Kameraden sterben zu sehen.
Es war eine ganz andere Sache, eine Versuchsanordnung zu sehen, in der menschliche Körperteile die Grundlage bildeten. Zumindest hielt ich es für äußerst falsch, dass sie alle vom Blut, das sie durchfloss, pulsierten, und hin und wieder zuckten.
"Unglaublich!", rief Rei Hanabi, während sie sich hinter mir in den Raum drängelte. Sie sah reichlich lädiert und bandagiert aus. Ihr rechtes Auge war unter einer dicken Schicht Mull verschwunden und der halbe Schädel bandagiert. Aber augenscheinlich hatte sie es überlebt, direkt in die Oto-Jounin gelaufen zu sein. Viele ihrer Leute hatten das Glück nicht gehabt, aber es wäre kleinlich gewesen, ihr ihr Überleben vorzuwerfen, wenn die Schuld doch bei mir lag, nicht bei ihr.
Sie ging die Versuchsreihen entlang und musterte die Anzeigen. "I-ich sage das nicht gerne, Morikubo-sama, aber wir sollten diese Präparate mitnehmen. Sie könnten uns entscheidende Hinweise bei der Transplantation von Körperteilen geben!" Sie stutzte und strich gedankenverloren über den Rahmen eines Versuchs, in dem ein rotes Auge steckte, das uns einzeln zu mustern schien. "Zumindest werden dann die, die für diese Präparate sterben mussten, nicht vollkommen umsonst gestorben sein. Wir werden bessere Verwendung für diese Ergebnissen finden."
Mein erster Reflex war, Feuer an das ganze Teufelsding hier zu legen und zusehen das wir alle raus kamen. Aber dann winkte ich Neji zu mir.
"Das sind einfach nur Organe und Körperteile", teilte er lapidar mit. "Und sie leben."
Diese drei Worte erschraken mich mehr als alles andere. Ich zögerte, einige bange Sekunden lang. "Nehmt sie mit", entschied ich schließlich. Ich hatte mich schon durch fehlerhafte Planung in die Bredouille gebracht, Dutzenden Kämpfern Konohas den Tod und schwere Verletzungen eingebracht. Was brauchte ich jetzt noch meine Ehre, die ich kompromittierte, indem ich Orochimarus Versuchsanordnungen stahl?
"Danke, Morikubo-sama!", rief Hanabi überglücklich. Sie rief ein paar der anderen Ninjas zu sich und begann die Anlagen abzubauen. "Zehn Minuten, dann ist hier alles leer!"
"Weiter", befahl ich.

Weitere Labors kamen, die aber nicht ganz so interessant gefüllt waren. Meistens nur bizarr oder mit merkwürdig verstümmelten Toten. Ich ahnte, wo Orochimarus Testobjekte hergekommen waren. Ich sah auch einen Menschen in einem Tank schwimmen. Als ich an die Scheibe klopfte, schreckte er hoch. Er sah mich an, aus allernächster Nähe. Und er atmete unter Wasser. Er rief etwas, aber ich konnte ihn kaum verstehen. "Ryu, mach ihm auf."
"Hey, der kann unter Wasser atmen, ist dir das schon aufgefallen?"
"Wir haben hier Shampoo und Mousse bei uns. Was könnte uns schon passieren?", rief ich barsch.
"Also gut, du bist der Chef." Kaminari zog sein Schwert und zog es in vier schnellen Hieben über das Glas. Es geschah nichts.
"Zielen musst du schon, Kaminari", spottete jemand in der hinteren Reihe.
"Ich habe gezielt. Gut gezielt, denke ich", erwiderte Kaminari ruhig. Vor uns war plötzlich ein mannhohes Viereck sichtbar, das langsam aus dem Tank glitt. Dann fiel es raus, und mit ihm kam ein Schwall des brackig riechenden Wassers - und der Mann, der unter Wasser atmen konnte.
Er stürzte zu Boden, in einer Lauge aus Wasser und Dreck, hustend, niesend und würgend.
"Danke", ächzte er, kaum dass er wieder richtig atmen konnte. "Ich weiß nicht, wie lange ich da drin war, aber diesmal haben sie die Filter und den Sauerstoff abgeschaltet. Ich dachte, ich sterbe."
"Wie ist dein Name?", fragte ich.
Er sah zu mir auf. "M-mein Name? Keine Ahnung, echt. Ich weiß nur, dass dieser bleiche Schwarzhaarige diese merkwürdigen Experimente an mir durchgeführt hat, diese... Diese... Oh Gott, wie lange bin ich denn schon hier?"
Ich überlegte. Der Mann war nackt, erschöpft, halb erstickt und unbewaffnet. "Bringt ihn raus. Verhört ihn, und anschließend kommt er in den Treck nach Konoha."
"Bist du sicher?", fragte Kaminari zweifelnd.
Ich sah zu Neji herüber.
Der Hyuuga nickte mir zu und bestätigte so meinen Verdacht. Sein Chakra war nahezu verbraucht. Dieser Mann würde so schnell keine Gefahr sein, für niemanden. "Ich bin sicher."
Kaminari seufzte und griff dem Mann unter die Achsel. "Na, dann komm mal hoch. Oben geben wir dir was zum anziehen und was zu essen. Ich nehme an, zu trinken brauchst du erstmal nichts?"
"Ha, ha, sehr witzig. Steck du erstmal in so einem Tank." Willig ließ er sich auf die Beine ziehen. Aber sie konnten ihn nicht tragen, deshalb stemmte sich Kaminari unter seinen Arm. "Ich werde Hanabi mal von ihrem Labor los reißen, damit sie ein Auge auf ihn wirft, Chef."
"Ist gut. Wir anderen machen weiter."

Irgendwann erreichten wir die Verliese, nach Dutzenden leeren Räumen, Laboren mit merkwürdigen Versuchsanordnungen und etlichen Metern Gang. Es war eine Kaverne, einer Arena nicht unähnlich. Sie erstreckte sich über drei Etagen und war übersät mit vergitterten Zellen. Sie waren nur schwach belegt, und die meisten, die hier eingesperrt waren, hatten das Schlimmste bereits hinter sich. Merkwürdigerweise lag keinerlei Verwesungsgeruch in der Luft. Ich tippte auf Orochimarus Experimente.
"Lasst sie raus", befahl ich, "und bringt sie an die Oberfläche. Sie kommen mit nach Konoha."
Niemand reagierte. Wir hatten alle schon viel gesehen, zu viel gesehen.
"Ich sagte: Lasst sie raus!"
"Verstanden!" Erst jetzt spritzten die Genin auseinander, um meine Befehle auszuführen.
Ich sah Maria an, mit einem Blick, der sie einen Schritt zurück machen ließ. "Welcher Wahnsinnige hat das hier veranstaltet? Wie konntest du ihm dabei auch noch helfen? Was...?"
"Plustere dich hier mal nicht so auf!", erwiderte sie barsch. "Gegenüber den Ninja-Weltkriegen ist das hier gar nichts, verstehst du? Gar nichts! Außerdem hast du absolut keine Ahnung davon, wenn du keine andere Wahl hast als in Otogakure Ninja zu werden, oder dreckig auf der Straße zu sterben! Dir ging es immer gut im Leben, du bist in deinem friedvollen Konoha aufgewachsen, wo alle lieb und nett zueinander sind! Aber hier draußen in der Welt sieht es ein wenig anders aus! Hier wird nicht auf dem Dorfplatz abends Gruppengekuschelt! Hier sterben selbst die Kinder, wenn niemand für sie sorgt, oder wenn sie das nicht alleine schaffen!"
Natürlich erschraken mich ihre Worte. Sie waren nur allzu berechtigt, denn unsere Verhörexperten hatten aus unseren Gefangenen herausgeholt, wie Orochimaru sie rekrutiert hatte. Einen Teil der Berichte hatte ich gelesen, und ich wusste, dass sie die Wahrheit sprach.
Aber dennoch, den Tod von Katou und die Angriffe auf Tooma und Lian konnte ich ihr nicht vergeben. Niemals. Aber ich verstand. Ein wenig.
"Gut. Geht es hier noch tiefer?"
Sie sah mich wütend an. Im Hintergrund wurden die Zelltüren geöffnet, und kurz wurde es laut, als wir einen vermissten Konoha-Shinobi lebend retten konnten.
Ich hielt ihrem Blick nicht stand. Sie hatte ja Recht. Ich war in Konoha aufgewachsen, und sie nicht. Konoha kümmerte sich auch um seine Waisen, wie Naruto einer war. Auch wenn er äußerst stiefmütterlich behandelt wurde, er musste nicht hungern. Vor allem nicht, wenn wir uns im Ichiraku Ramen trafen, und ich die Rechnung beglich.
"Geht es noch tiefer, Maria?", wiederholte ich.
"Es gibt noch einen Raum. Aber den willst du nicht sehen, glaube mir. Wenn du reingehst, dann erlebst du eine wirklich böse Überraschung."
"Was ist in diesem Raum?", hakte ich nach.
"Eine von Orochimaru-samas neueren Erfindungen. Und vertrau mir, du willst da nicht rein."
Damit hatte sie zweifelsohne Recht. Aber es ging ja auch nicht darum, was ich wollte. Es ging darum, was ich zu tun verpflichtet war. "Zeig ihn mir."
Sie seufzte, auf eine seltsame, erfüllte Art. "Wirf mir das bitte niemals vor. Ich habe dich gewarnt."
Ohne ein weiteres Wort schritt sie voran, während die Überlebenden den Weg nach oben antraten. Dank der Deaktivierung der Fallen würden sie nur wenige Minuten brauchen, während wir Stunden zugebracht hatten.

Sie führte mich zu einer Tür, die anstelle eines vergitterten Verlieses in der Wand eingelassen war. Dahinter war ein weiterer Gang, der allerdings nicht mit Fallen gespickt war.
Kurz sah ich zu Neji herüber, der beruhigend den Kopf schüttelte. Tenten ging knapp hinter ihm, jederzeit bereit, ihre Waffen einzusetzen. "Also, jetzt ist echt das erste Mal, dass mir hier die Nackenhaare zu Berge stehen", sagte sie mit einem Schauder in der Stimme.
"Jetzt erst?", spottete Neji. "Mir geht das schon so, seit wir das erste Labor gefunden haben."
Ich verzichtete darauf, zu sagen, seit wann mir die Nackenhaare zu Bergen standen.
Maria öffnete eine Tür. Die einzige Möglichkeit, weiter zu kommen. "Wir sind hier unter dem absoluten Zentrum von Otogakure. Etwa fünfzig Meter tief", erklärte sie. "Diesen Raum dürfen nur autorisierte Oto-Nin betreten, oder die ganze Stadt vergeht in einer gewaltigen Explosion."
Ich hielt inne, gerade auf dem Weg, den entscheidenden Schritt zu tun. "Neji!"
"Ich sehe ein weiteres Labor. In einem großen Glasbehälter ist ein Mensch gefangen. Keine Absonderlichkeiten. Keine Fallen. Keine Sprengvorrichtungen und dergleichen."
Ich zögerte. Maria hatte so überzeugt geklungen. Andererseits erkannte ausgerechnet das Byakugan keine Gefahr, und ich vertraute dem Augen-Jutsu der Hyuuga.
Und, dessen war ich mir sicher, ich konnte gar keine schlimmere Entscheidung mehr treffen.
Entschlossen trat ich ein.
"So", sagte Maria neben mir trocken. "Wir haben jetzt genau noch zwei Minuten, um einen Kilometer weit fort zu kommen."
"Wovon redest du?", fragte ich.
Der Mann im Glasgefängnis wandte sich uns zu. Er musterte mich mit einer Intensität, von der ich sicher war, dass sie mir Löcher in die Haut brannte. "Konohagakuregllllllllllll...!"
Seine Stimme ging in einem Gurgeln unter. Er streckte seine Zunge so weit heraus, dass ich glaubte, sie müsse herausfallen. "Der Feiiiiiiiind!" Wieder gurgelte er.
Auf seiner nackten linken Schulter flammte ein schwarzes Siegel auf. Es begann sich zu drehen, Ableger zu bilden und auf seiner Schulter zu wachsen. Die Ausläufer rasten den Arm hinab und den Hals hoch.
"Das ist nicht gut! Er verdreifacht sein Chakra!", rief Neji. "Er vervierfacht! Versechsfacht!"
"Darf ich vorstellen? Guin, die lebende Selbstzerstörungseinrichtung von Otogakure", sagte Maria. "Sobald Guin jemand anderen als einen autorisierten Oto-Nin zu sehen bekommt, erwacht Orochimaru-samas Siegel und potenziert sein Chakra ins Unermessliche. Sobald sein Körper das Chakra nicht mehr halten kann, vergeht er in einer Explosion. Und alles, was sich in seiner Nähe befindet, vergeht ebenfalls." Sie neigte den Kopf zur Seite. "Ihr habt jetzt noch eine Minute, um der Explosion zu entkommen."
Ich ergriff sie am Kragen, während Guins Körper mehr und mehr vom Siegel bedeckt wurde. "Gibt es einen Weg..."
"Um ihn zu stoppen?" Sie lächelte sardonisch. "Nein. Um ihn zu bremsen? Ja. Aber das hat seinen Preis. Wer immer ihn bremst, muss bei ihm bleiben, oder Guin geht hoch."
"Wie?", fragte ich. "Wie stoppt man ihn?"
"Du musst ihn mit deinem eigenen Chakra eindämmen. Du musst sein Chakra daran hindern, das Glasgefängnis zu füllen. Das ist ein Kampf des Willens, Mamoru-chan."
Ich stürzte an den Alkoven, legte beide Hände darauf. Die schiere Kraft von Guins Chakra schien mich davonspülen zu wollen, aber ich ließ mich nicht irritieren. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem ich mich an der nächsten Wand wiederfand.
"Wir helfen!", rief Mousse. Er und Shampoo stürzten zum Glas, legten beide Hände darauf und produzierten Unmengen an Chakra. "Geht! Wir halten ihn auf! Wir brauchen nur den Kontrakt zu lösen und sind in Sicherheit!", rief er den Konoha-Ninjas zu.
Ich wusste, das war eine Lüge. Die Zeit, den Kontrakt zu lösen, würden sie niemals bekommen, und hier unten mit Guin vergehen. Es gab nur eine Lösung, die ich wählen konnte, ohne noch mehr Unheil anzurichten. Ich richtete mich wieder auf. "Alle verlassen das Dorf!", blaffte ich. "Ihr müsst mindestens einen Kilometer entfernt sein, wenn Guin hoch geht!"
Einige Ninjas eilten davon. "Was ist mit Ihnen, Morikubo-sama?"
"Ich tue hier meine Pflicht", knurrte ich. "Jetzt geht! Das ist ein Befehl!"
Nach und nach lösten sich die Shinobi von der Tür und eilten davon. Hektische Befehle klangen auf, und Dutzende Sohlen ließen Laufgeräusche vernehmen.
Dem Himmel sei Dank hatte ich Hanako und Karin bereits zuvor aus der Stadt rausgeschickt.
Ich tastete meine Kampfweste ab, bis ich fand, was ich gesucht hatte. Ranko-samas Soldatenpillenfünftel. Ich schluckte sie, und fühlte beinahe sofort den Effekt auf mein Chakra. Es war ein wenig so, als wäre mein bisheriges Leben auf Leerlauf gewesen, und jetzt hatte jemand in den höchsten Gang geschaltet.
Ich stürzte neben Shampoo und Mousse an den Tank, half das Chakra von Guin zurück zu drängen. "Ihr werdet Zeit brauchen, um die Beschwörung zu lösen! Die wird euch Guin nicht lassen!"
"Mamoru-tono, du hast ja keine Ahnung, was Ranko machen wird, wenn wir zulassen, dass du hier stirbst. Geh, ich bleibe hier und lasse Shampoo den Vortritt!"
"Keine Chance", erwiderte ich. "Denkst du ich kann es ertragen, wenn ich an deinem Tod Schuld sein werde, Mousse-sempai?" Ich lächelte verzerrt, während ich mehr und mehr Chakra in den Alkoven pumpte. "Außerdem ist das hier meine Aufgabe. Versuchen wir den anderen, so viel Zeit wie möglich zu erkaufen."
"Und das könnten jetzt lockere drei Minuten werden", klang hinter mir Marias Stimme auf.
Ich sah sie an. "Warum bist du noch nicht weg?", schrie ich. "Lauf, du dummes Mädchen!"
"Ich denke, ich bin alt genug um selbst zu entscheiden, wann ich wo sein möchte", sagte sie. Ihr Lächeln hatte etwas Diabolisches. "Und jetzt gibt es keinen besseren Ort als diesen für mich."
Ich schnaubte aus. Also würde sie mit mir sterben. "Tu was du willst."
"Wie immer."

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als Mousse an sein Limit geriet. Aber ich wusste, dass Shampoo nicht viel länger durchhalten konnte. Für mich bedeutete das, für die entscheidenden Sekunden Guin alleine in Zaum zu halten. Aber für das Wohl der Affenkrieger musste ich das! Es ging nicht anders.
"Geht!", rief ich. "Geht beide! Jetzt!"
"Mamoru-chan, ich..."
"GEHT!"
Die beiden Affenkrieger sahen mich an, mit eine Freundlichkeit, ja, Zärtlichkeit, die ich so nie in ihren Augen gesehen hatte. Shampoo beugte sich herüber und gab mir einen Kuss auf die Wange. Mousse klopfte mir auf die Schulter. Pathetisch, bedauernd, endgültig.
Dann lösten sie die Beschwörung und verschwanden.
Derweil stemmte ich mich mit aller Kraft gegen die immer stärker werdende Kraft von Guins Chakra. Eine verdammte menschliche Chakra-Bombe Orochimarus. Was diesem Verrückten nur alles einfiel...
"Das sind sie also, die letzten Sekunden meines alten Lebens?", fragte ich sarkastisch in den Raum. Langsam begann mich Guins Chakra zurückzudrängen. Ich spürte, bis zu seiner Explosion waren es nur noch Sekunden.
"Dann lass mich diese Sekunden doch ein wenig angenehmer machen", hauchte Maria. Sie drängte sich zwischen meine Arme, nahm meinen Kopf zwischen beide Hände, und zwang mir einen Kuss auf. Danach wurde es hell, so unglaublich strahlend, gleißend hell. Und danach... Wurde es dunkel.

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Heute

"Also, das glaube ich jetzt nicht!" Hastig schlug sich Hanako eine Hand vor den Mund, als sie merkte, dass sie laut gesprochen hatte. Aber natürlich hatte Terumi-sama, die ihr wieder das Privileg gewährt hatte zu reiten, sie gehört.
Vor ihnen erstreckte sich eine große Trutzburg auf einem natürlichen Hügel, direkt an einer wichtigen Handelsstraße, die ins Reich der Blitze führte. Hanako kannte die Burg. Sowohl in diesem Zustand als auch reichlich zerstört. Unwillkürlich suchten ihre Blicke jenen Platz auf der Straße, in dem sie in einen nicht enden wollenden Pulk von Angreifern geraten waren, als Mamoru so schwer verletzt worden war. Davon war nichts zu sehen. Aber das damals reichlich zerstörte Haus auf der Spitze des Hügels hatte einen Wachturm erhalten, der eine weite Rundumsicht gestattete. Der Daimyo wurde also vorsichtiger.
"Erzähl mir nicht, dass du es dir nicht schon selbst zusammengereimt hast. Ja, es gibt keine Banditen. Ja, es ist alles ein Plan des großen Daimyos Harusame. Er will nicht nur doppelt und dreifach an der Reisernte beteiligt sein, ohne dem Groß-Daimyo seinen Teil zu senden, sondern er braucht auch neues Personal und neue Soldaten für sein Heer. Und die ganz besonders Hübschen dürfen sogar in sein Bett. Freust du dich nicht, Hanako-chan?"
Missmutig sah Hana der schmunzelnden Kunoichi in die Augen. "Na, danke. Ich kann mir echt was Schöneres vorstellen."
"Heißt das Schönere vielleicht Morikubo?"
Hanako wurde rot.
"Ah, Treffer ins Schwarze." Sie lächelte matt. "Ich sage dir, wie viel ich dir helfen kann, ohne mein Wort zu brechen. Du willst sicherlich die Kleine mit den schwarzen Haaren beschützen, nicht? Sie ist zu jung, aber es ist abzusehen, dass sie mal eine Schönheit wie ihre Schwester wird. Es ist nicht auszuschließen, dass Harusame daran Gefallen finden sollte, sie aufwachsen zu sehen. Oder sie früh zu pflücken. Er ist ein... Mann mit diesem Talent. Ich werde dafür sorgen, dass sie mit den anderen Mädchen in die Küche kommt. Da wird er sie erst mal nicht zu Gesicht bekommen. Damit das gelingt, damit er nicht einfach alle Gefangenen zu sich befiehlt, wirst du ihn... Ah, ein wenig ablenken müssen. Sei ein wenig kokett, zeige deine Reize. Du hast die Fähigkeit, ihn bei Interesse zu halten, notfalls ein paar Tage. Das kannst du doch, kleine Kunoichi?"
"Wir sind nicht vollkommen unfähig in Konoha", erwiderte sie grimmig. Sie sah wieder auf die Straße, auf das Tor, das sie zerstört kannte, zerschmettert von Kirabi-sama und Uzuki-sensei.
"Was hat der Daimyo vor? Soldaten für seine Armee, Frauen für seinen Haushalt, Reis für ihre Versorgung?"
"Oh nein, den Reis verkauft er gegen klingende Münze.Und dieses Geld braucht er dringend. Einerseits für seine hochtrabenden Pläne sich an Daimyo Kurosame zu rächen, der vor etwas mehr als zwei Jahren diese Burg zerstören ließ, andererseits um seine Umsturzpläne für den Groß-Daimyo voran zu treiben. Und natürlich für die Ninjas in seinen Diensten. Wir sollten dankbar sein, dass er den Ausbau seines Heeres vorzieht, anstatt weitere Kiri-Ninjas anzuwerben."
"Kurosame ließ die Burg zerstören?", fragte Hanako leicht amüsiert.
"Ein unglaublich geschickter Schachzug von ihm, auch wenn mich einiges daran verwirrt", erwiderte Terumi-sama. "Ich trat erst später in Harusames Dienste und darf für ihn diese Drecksarbeit machen." Sie lachte bellend. "Kurosame war sehr geschickt. Er ließ zwei Jounin die Burg infiltrieren, die sich wirklich nach allen Gesetzen der Gastlichkeit benahmen. Bis Harusame ein wenig zu gierig wurde, und sein Stellenangebot an die beiden mit Gewalt durchsetzen wollte. Sagen wir es so, damals dienten ihm noch keine Ninjas. Deshalb zerstörten die Jounin die halbe Burg. Muss ein toller Anblick gewesen sein. Aber etwas an dieser Geschichte ist merkwürdig."
Sie deutete auf die Wiese nördlich der Straße, wo ein kleiner Wald aus verbrannten Bohlenstümpfen zu sehen war. "Als sich Harusame wieder in seine eigene Burg traute, fanden seine Leute einen ganzen Haufen Leichen an dieser Stelle vor. Sie waren keine Männer des Daimyos, und es wurde nie geklärt wer sie waren und wer sie geschickt hatte. Sie hatten sich hinter den Bohlen versteckt, die jetzt abgebrannt sind, und auf ihre Chance gewartet, um in die Burg einzudringen. Ein Jutsu verhinderte, dass man hinter die Bohlen sehen konnte. Ein Riesenaufwand. Harusame meint, der dritte Daimyo, Goname, hätte dahinter gesteckt, um den eigenen Vorteil aus dem Konflikt der beiden zu ziehen. Das klingt plausibel. Dennoch wissen wir nicht, wer sie getötet hat. Da wurde mehr als einem Herrn tüchtig in die Pläne gespuckt, denke ich."
Hanako verkniff sich jedes Wort, obwohl es ihr auf der Zunge brannte, der Kunoichi zu erzählen, wer die Burg zerstört und wer die Angreifer hinter den Bohlen ausgeschaltet hatte.
"Seither ist Harusame sehr, sehr nervös und forciert seine Pläne. Hat er bisher die Dörfer unter seiner Obhut nur ausgenommen, so ist er jetzt dabei, Soldaten zwangszurekrutieren und ihre Frauen zur Arbeit oder Schlimmeren zu zwingen. Im nächsten Jahr will er bereit sein, um Kurosame und Goname zu vernichten, ihre Burgen einzunehmen und Beherrscher des Festlands zu werden. Dann wird er den Groß-Daimyo herausfordern. Und es werden erstmals seit langer Zeit wieder Kiri-Shinobi gegen Kiri-Shinobi kämpfen. Das wird unser ganz persönlicher kleiner Ninja-Weltkrieg."
Sie sah Hanako in die Augen. "Ich denke, eure beste Chance wird es sein, die Gefangenen zu befreien, euch leise zurück zu ziehen und beim Groß-Daimyo zu intervenieren. Oder beim Mizukage. Aber er ist alt, und es steht noch kein fähiger Nachfolger fest. Es kann sein, dass er die Situation ignoriert, weil er ihr nicht mehr gewachsen ist. Oder wird dein Anführer die harte Tour wählen und die Burg dem Erdboden gleich machen, um seinen Auftrag zu erfüllen?" Sie lachte. "Beinahe hoffe ich es. Das würde einen tollen Kampf bedeuten. Vielleicht habe ich dann keinerlei Bedauern, wenn es mein letzter sein sollte."
"Warum kämpfen Sie für Harusame, wenn Sie ihn so verabscheuen, Terumi-sama?", platzte es aus Hanako heraus.
"Verabscheuen? Ha, ha! Ich verabscheue doch meinen Auftraggeber nicht! Was hätte ich denn davon, meinen Geldgeber zu verprellen? Ha, ha! Nein, natürlich respektiere ich ihn für seine glorreichen Pläne und Taten. Und natürlich muss für ein Vorhaben dieser Größenordnung auch mal ein Opfer gebracht werden. Natürlich nicht von ihm, aber von seinen Bürgern!" Missmutig wandte sie sich wieder nach vorne. "Ich muss wohl wieder meine Gesichtsmaske überziehen, wenn ich mit dir rede, kleine Kunoichi. Du durchschaust mich zu schnell. Aber ich will dir sagen, warum ich für ihn kämpfe: Weil er mich angeworben hat, und weil ich ihm deshalb auf Gedeih und Verderb ausgeliefert bin, bis der Kontrakt beendet ist."
Erneut sah Terumi-sama nach hinten. "Du kennst deine Rolle. Becirce ihn. Nimm seine Aufmerksamkeit ein. Aber sei nicht zu leicht zu haben."
"Wa-wa-was soll das denn heißen?", rief Hanako entrüstet.
"Oh, ich habe da so einiges über euch Kunoichi aus Konoha gehört."
Das blonde Mädchen bekam rote Ohren.
"Du anscheinend auch", lachte Terumi-sama.

Sie durchritten als erste das Tor zur Festung. Nicht ohne Grund hatten sie einen satten Vorsprung vor den anderen. Das war nicht nur für das Gespräch gedacht gewesen. Auf diese Weise würde Hanako auch die volle Aufmerksamkeit des Daimyos haben, und die anderen Sklaven konnten fern seiner Augen neu aufgeteilt werden.
Hanako schluckte trocken, als ihr die ganze Tragweite des Geschehens schlagartig bewusst wurde.
"Vorsicht", raunte Terumi-sama ihr ins Ohr. "Töten darfst du ihn nicht. Wenn er aufdringlich wird, lege ein Genjutsu über ihn. Er ist nicht gerade der Willensstärkste."
"Dafür muss ich wohl mit ihm alleine sein", erwiderte Hanako sarkastisch.
"Ich sehe, wir verstehen uns", sagte Terumi-sama fröhlich und gab dem blonden Mädchen einen wohlmeinenden Klaps auf den Po.

Sie durchritten zwei weitere Tore und kamen nun schnell vor dem Haus an, das den Gipfel krönte.
Hanako fühlte Dutzende Blicke auf sich ruhen. Einige anerkennende Pfiffe klangen auf, und trotz der Situation war das schon irgendwie schmeichelhaft. Schöne Mädchen machten sich eben zurecht, damit sie bemerkt wurden. Entweder vom Richtigen, oder von möglichst vielen Männern, denn wenn schon die Liebe nicht befriedigt wurde, dann wenigstens das Ego. Außerdem stimmte das uralte Stichwort, dass Frauen sich hübsch machten, weil die Augen der Männer besser entwickelt waren als ihr Verstand. Ausnahmen wie Mamoru bestätigten diese Regel.
Als sie einen kleinen Vorplatz erreichten, ließ die Kunoichi aus Kirigakure das Pferd austänzeln. "Tono!", rief sie mit lauter Stimme.
"Moment mal, ich kenne dieses Mädchen!", rief einer der Männer plötzlich.
Hanako wurde heiß und kalt zugleich. Letztendlich war sie schon einmal hier gewesen, vor zwei Jahren, bei der Zerstörung der Burg.
"Ja, natürlich kennst du sie", spottete ein anderer Mann. "Du bewegst dich ja auch in Kreisen, in denen es nur so schöne Frauen gibt."
"Jedenfalls mehr als in deinen Kreisen", konterte der Mann.
Bevor der Disput ausufern konnte, ging eine Schiebetür auf, und die Männer nahmen Haltung an.
Ein junger Mann trat hervor, Mitte zwanzig, höchstens dreißig, mit pechschwarzem Haar, die zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden waren, scharf gezogenen Augenbrauen, samtig braunen Augen, vollen Lippen. Das schmale Gesicht wirkte edel geschnitten, und die Nase wirkte wie hinein modelliert. Der Mann war attraktiv, das musste Hanako zugeben. Selbst das Katana in seinem Gürtel unterstrich diese Attraktivität noch, weil Gefährlichkeit einen gewissen Reiz hatte. Er trug einen schlichten Kimono, über den eine Schulterschürze drapiert war, die seine Statur breiter machte.
"Was bringst du mir da, Mei-chan?" Er betrachtete Hanako mit kalten Augen.
Terumi-sama ließ das Pferd seitlich näher tänzeln, bis sie an der kleinen Veranda stand. "Nur die hübscheste Blume aus Genta-sans Dorf. Sie war gerade frisch zugezogen und der ganze Stolz ihrer Eltern. Ich dachte mir, Ihr wolltet sie gleich als allererstes sehen, Tono."
"So, wollte ich das?" Er sah von Hanako fort, in Richtung der Kiri-Ninja. "Jetzt habe ich sie gesehen. Wann kommen der Reis und die Sklaven an?"
"Sie waren dicht hinter mir. Kuni überwacht den Transport."
"Noch ein Grund mehr, sie..."
Terumi-sama kniff dem Pferd heimlich in die Flanke. Es scheute kurz und machte einen leichten Satz nach vorne. Hanako verstand diese Geste als diskrete Hilfeleistung und Aufforderung, aktiv zu werden. Sie musste Suzume beschützen.
Ihr entfuhr ein niedliches, überraschtes Quieken, dann wurde sie vom Pferderücken direkt auf die Veranda katapultiert. Dabei dankte sie Hayate-sensei dafür, dass er ihr beigebracht hatte, nicht nur mit in den Füßen konzentriertem Chakra auf Bäume zu klettern und über Wasser zu laufen, sondern die gleiche Kraft aus jedem Körperteil als Abstoßung zu verwenden.
Der Daimyo reagierte reflexartig und versuchte Hanako aufzufangen. Das misslang zum Teil, und das blonde Mädchen musste einen Teil der Wucht selbst abfedern. Geschickt täuschte sie dabei vor, mit dem linken Fuß umzuknicken. Wieder entkam ihr ein niedlicher Schmerzenslaut, und sie brach in die Knie ein. Ihre schauspielerische Leistung hatte Erfolg. Der Daimyo konzentrierte sich auf sie. Für ein paar endlos lange Sekunden sah er ihr direkt in die Augen. Lange genug, um Interesse für sie zu entwickeln?
Sie ließ erneut einen Laut des Schmerzes hören, und unterbrach den Blickkontakt. Langsam das Interesse anheizen, ganz wie sie es gelernt hatte.
"Geht es dir gut, Mädchen?", fragte der Daimyo.
"Nein, es geht mir nicht gut! Und ich heiße nicht Mädchen, sondern Hanako! Und ich will auch gar nicht hier sein! Ich will nach Hause zu Mama und Papa und Shino, und... Und... " Störrisch versuchte sie sich aus dem Griff des Daimyos zu befreien, und ebenso störrisch hielt er sie plötzlich fest. "Du wirst sehen, dass auf dich nun ein besseres Leben wartet als in einem Dorf voller Reisbauern", stellte der Daimyo fest. "Ich verspreche dir, schon morgen wirst du nicht mehr weg wollen." Er sah an ihr herab, auf den abgespreizten Fuß. "Aber zuerst wollen wir dich verarzten lassen." Er griff schwungvoll zu, mit einer Geschwindigkeit, die er wohl als wirklich fix bezeichnete. Für Hanako war er so langsam wie eine Schildkröte. Trotzdem ließ sie zu, dass er sie auf die Arme nahm.
"Lass mich wieder runter, du großer, klobiger Kerl!", rief sie entrüstet und trommelte ihm schwächlich gegen die Brust. Sie vermied es bewusst, Kraft einzusetzen oder gar sein hübsches Gesicht zu verletzen. Das hätte der Schönling nicht verziehen. Aber ihre schwächlichen Schläge zu ertragen, ohne die Miene zu verziehen, das gestattete sie ihm. Das war gut für sein Ego und sein Bild vor den eigenen Soldaten, die bereits milde amüsiert lachten.
"Hanako-chan war dein Name, richtig? Wenn du aufhörst mich zu schlagen, lasse ich meinen Arzt einen Blick auf das Bein werfen."
Die blonde Kunoichi stellte ihre fruchtlosen Bemühungen ein. "Es tut weh", klagte sie.
Nun zeigte der stoische Daimyo seine erste Reaktion. Ein mildes Lächeln umspielte seine Lippen. Und Hanako wusste, sie hatte den ersten Kampf um Suzumes Sicherheit gewonnen. Nun musste sie nur noch einerseits das Interesse des Daimyos wach halten bis Mamoru kam, und andererseits den Abstand wahren. Nichts, was eine Kunoichi Konohas nicht hinkriegen würde.
Und so trug der Daimyo seine vermeintliche Beute in die Burg.
***
"Also, das glaube ich jetzt nicht", staunte ich, als ich die Burg erkannte, zu der Shino uns führte.
Karin, die neben mir auf dem Weg stand, unterdrückte ein ungläubiges Kichern.
"Hm? Was ist denn los, Onii-chan?", fragte Naruto neugierig.
"Das ist die Burg, die mein Sensei und der Sensei meiner Freunde aus Kurogakure zerstört haben." Ich runzelte die Stirn. "Sind wir jetzt daran schuld, dass der Daimyo sein eigenes Volk plündert?"
"Oh", klang hinter mir Ikukos Stimme auf, "ich bin mir ziemlich sicher, dass es seine ureigenste Entscheidung war. Und wenn nicht jetzt, dann später." Ein wohlgemeinter, aber harter Klaps traf mich am Hinterkopf. "Hör endlich auf, bei allen Dingen die Verantwortung bei dir zu suchen, Mamo-chan."
"Ist ja gut", murmelte ich.
Ich warf einen schnellen Blick nach hinten. Dort standen Shino und Inari beisammen. Links hatten sich Kiba und Hinata platziert, rechts hockte Kaminari neben Ikuko und Naruto, und musterte die Burg skeptisch. "Das wird leicht", sagte ich zuversichtlich.
"Oh, du bist nicht Uzuki-sensei", sagte Karin.
"Das ist mir durchaus bewusst." Nachdenklich ließ ich den Blick über das Gelände streifen. Beinahe sofort fand ich das Lager des Überfallkommandos, das wir ausgelöscht hatten. Ich erkannte die verrußten Stumpen der Planken, sah die Straße, auf der ich beinahe gestorben wäre. Es waren furchtbare Minuten gewesen, aber wir hatten alle überlebt. Vielleicht würde uns das Glück noch einmal hold sein.
"Kommt zusammen", befahl ich, und ging ein paar Schritte in die Deckung des Waldes zurück.
Die anderen Shinobi gruppierten sich zu einem Halbkreis um mich.
"Augenscheinlich gibt es keine Banditen und kein Geheimversteck. Sieht das jemand anders?"
Nein, das war nicht der Fall. Alle machten Gesten der Verneinung.
"Gut, dann frage ich euch: Wie gehen wir weiter vor?"
Hinata meldete sich. "Unser Auftrag lautet, die Banditen zu vernichten und die Gefangenen zu befreien, die von diesem Jahr, und die vom letzten Jahr, Mamoru-sempai."
Ich lächelte bitter. "Tja, jetzt ergibt sich eben nur das Problem, dass augenscheinlich ein Daimyo der Übeltäter ist. Zudem ein Daimyo des Landes des Wassers."
"Was ist, wenn jemand aus seiner Befehlskette diese Verbrechen begeht?", fragte Shino.
"Dann ist der Daimyo entweder ein ausgemachter Idiot, oder ein Gefangener im eigenen Haus", sagte Karin und schüttelte den Kopf.
"Einer musste die Frage stellen", sagte Shino ernst.
Akamaru bellte bestätigend.
"Und das zweite Problem ist, dass wir es mit mindestens einem Ninja zu tun haben", ergänzte ich. "Das ändert einiges."
"Was für Optionen haben wir also?", fragte Inari. "Du weißt, wenn du den Angriff auf die Burg befiehlst, werde ich dir ohne zu zögern folgen, Mamo-chan. Aber sollten wir hier nicht eher darauf setzen, die Gefangenen zu identifizieren, aus der Burg zu schaffen und den Behörden ihren eigenen Weg zu lassen? Ein Hinweis an den Groß-Daimyo sollte genügen."
Kiba grinste in die Runde. "Die Rettung der Gefangenen hat Priorität. Aber wir sollen auch die Banditen auslöschen. Wenn wir das dem Groß-Daimyo überlassen, verletzen wir unseren Kontrakt."
"Zugegeben", murmelte ich. "Zugegeben." Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Während wir hier saßen und die neue Situation besprachen, waren Hanako und Suzume irgendwo da drin, und erlebten wer weiß was.
"Sind sich alle darüber im Klaren, dass die Vernichtung der Banditen bedeutet, diese Burg wieder zu zerstören? Eventuell den Daimyo Harusame zu töten oder gefangen zu nehmen? Das kann Gentas Dorf als Revolte ausgelegt werden", mahnte Ikuko.
"Aber es entspräche unserem Kontrakt. Und der ist erfüllt, wenn die Banditen besiegt sind." Karin räusperte sich. "Und die Entführten befreit wurden."
Ich hob eine Hand, bevor Kaminari sprechen konnte. "Bedenkt bitte, meine Fähigkeit Affenkrieger zu rufen ist stark eingeschränkt, solange ich Jiraiya-samas Befehl befolge, und die Beschwörung von König Enma nicht rückgängig mache."
"Es geht nicht so sehr um deine Fähigkeit, Affenkrieger zu beschwören, Mamo-chan", tadelte Kaminari. "Das kriegen wir auch ohne sie hin. Die Frage ist einfach, riskieren wir einen diplomatischen Aufstand? Es sollte das Vorrecht des Groß-Daimyos sein, seine Unter-Daimyos zu feuern oder zu töten. Oder die Unfähigen aus seinen Diensten entlassen."
Inari lachte. "Oh, Ryu-kun, ich denke mal, niemand glaubt, das wir es hier mit einem dummen oder gefangen gesetzten Daimyo zu tun haben. Ich glaube, der Kerl ist schuldig bis ins Mark."
Zustimmendes Gemurmel klang auf.
"Was uns zwei Möglichkeiten mit Folgen lässt", sagte Karin. "Entweder wir gehen heimlich rein, retten die Gefangenen beider Jahrgänge und gehen heimlich wieder raus, ohne die Banditen zu vernichten, also den Daimyo jetzt. Oder wir greifen an, riskieren dabei, dass die Gefangenen aus dem Vorjahr verletzt oder gar getötet werden, und rotten die Bedrohung am Stumpf aus, auch wenn wir uns damit in die Innenpolitik eines der fünf großen Reiche einmischen."
"Also, ich bin für Möglichkeit Nummer zwei", sagte Shino. "Ich bin gerne für vollendete Tatsachen."
"U-und mit Hanako-sempai wären wir zehn", sagte Hinata.
"Ich bin auch für Nummer zwei", sagte Naruto und lachte verlegen. "Ich habe noch nie einen Affenkrieger gesehen. Wenn wir Möglichkeit eins nehmen, beschwört Mamo-Onii-chan vielleicht gar keinen."
"Der König zählt für dich wohl nicht, was?", spöttelte Kiba.
Davon ließ Naruto sich nicht entmutigen. "Ich habe gehört, die Affen können sich in Waffen verwandeln. Das würde ich zu gerne einmal sehen."
"Naruto-kun, du kannst das doch nicht aus Eigennutz sagen", tadelte Hinata.
"Und wir haben immer noch mindestens einen feindlichen Shinobi in dieser Burg, der weiß das wir kommen. Eventuell mehrere", sagte ich mit fester Stimme.

Ich sah ins Rund, musterte jedes Gesicht. "Ich spüre, das wir nicht mehr viel Zeit haben. Ich will nicht auf die Nacht warten, aber das bleibt nicht aus, wenn wir leise, still und heimlich rein gehen wollen. Wenn wir angreifen, ist es am Tage ohnehin besser. Die Sicht ist besser."
Sie nickten, einer nach dem anderen. Ihre Entschlossenheit sprach Bände.
"Wir mischen uns in die verdammte Innenpolitik ein", sagte Kaminari entschlossen.
"Denen werden wir helfen, Kinder zu entführen und harmlose Bauern auszunehmen", sagte Naruto entrüstet.
Wieder sah ich ins Rund. "Ikuko-chan? Inari? Shino? Kiba? Hinata-chan? Karin?"
Nacheinander nickten meine Shinobi.
"Ich folge dir, egal was du planst. Das weißt du doch, Mamo-chan", sagte Karin lächelnd.
"Gut", sagte ich, mit einem Hauch Erleichterung in der Stimme. "Dann ist das der Plan..."
***
Damals

Laut fluchend betrachtete der Verbindungsmann des Landes der Reisfelder, Ryuji Nekozumi, das gigantische Loch, das einmal Otogakure gewesen war. "Man hat mir gesagt, dass ich die Augen nicht von Morikubo nehmen soll! Verdammt, warum habe ich da nicht drauf gehört?" Er sah auf einen über einen Kilometer breiten und achtzig Meter tiefen Krater hinab. Die Explosion des Chakras war ohrenbetäubend gewesen. Einige Shinobi, die zu nahe dran gewesen waren, waren immer noch taub. Einige, die in das Licht der Explosion gesehen hatten, waren kurzzeitig erblindet. Aber immerhin hatte sie keinem weiteren Shinobi das Leben gekostet. Wenn man von Morikubo einmal absah.
Karin betrachtete das gigantische Loch, das langsam von dem Fluss gefüllt wurde, der neben dem Dorf geflossen war. "Na, das nenne ich mal einen gewaltigen Abgang."
Tonari, der das Kommando übernommen hatte, sah auf. "Hast du was gesagt, Karin-chan?"
Karin seufzte. "Nur, dass Mamo-chan mal wieder Eindruck gemacht hat."
"Du machst dir wenig Sorgen", stellte Tonari fest und beäugte sie aufmerksam. "Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Mamoru überlebt haben kann."
Karin hob die Arme. "Darum mache ich mir keine Sorgen. Und Hanako auch nicht."
"Wieso nicht?", fragt Neji Hyuuga. Er und Tenten hatten es als so ziemlich die allerletzten aus der Zerstörung heraus geschafft. Viele der Toten Otogakures waren in der Explosion ausgelöscht worden, auch gefallene Genin aus Konoha hatten nicht mehr geborgen werden können und würden nun nie wieder nach Hause zurückkehren. Tenten indes schwammen die Augen vor Tränen.
Karin deutete nach hinten, wo Hanako stand, und mit Hilfe eines Clipboards den Abtransport der Gefangenen organisierte. Neben ihr stand P-chan und half mit naiver Begeisterung, führte jeden ihrer Befehle aus. "Deshalb. Wäre Mamoru tot, denkst du, ausgerechnet seine beschworene Kontraktträgerin hätte das nicht gemerkt?" Sie seufzte. "Die Frage, die ich mir stelle, ist eine vollkommen andere. WO ist Mamo-chan? Da unten ist er jedenfalls nicht."
"Ja, ich denke, da kann ich dir zustimmen", sagte Tonari.
"Ich kann nichts erkennen", sagte Neji bedauernd. "Werden wir ihn suchen?"
"Natürlich werden wir ihn suchen", rief Nekozumi barsch. Mit einem Satz sprang er in den Krater.
"Wohin des Weges, Nekozumi-san?", rief Tonari ihm nach.
"Nach irgend etwas suchen, was uns weiter helfen wird!", rief er zurück.
Karin seufzte erneut. "Wäre er in der Nähe, hätten wir ihn schon gefunden. So aber wird es ein starkes Stück Arbeit, ihn zurück zu kriegen." Sie sah zu Neji und Tenten herüber. "Maria war bei ihm?"
"Zumindest bis wir ihn verlassen haben", sagte Neji ernst.
"Ich wusste es. Sie hat etwas geplant, und sie hat es durchgezogen. Noch ein Grund mehr dafür, dass er überlebt hat." Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten. "Und wir haben nicht aufgepasst."
"Zumindest lebt er noch, wenn du mit Perine Recht hast", sagte Tonari tröstend. "Kümmern wir uns jetzt um den Abmarsch. Ich informiere die ANBU und stelle zusätzliche sensorische Ninjas ab, um das weitere Umland abzusuchen."
"In diesem Moment bedaure ich es, keiner zu sein", erwiderte Karin.
"Man kann nicht alles haben und sein im Leben", erwiderte Tonari, halb lächelnd, halb ernst.
"Leider." Sie sah zu den beiden Genin. "Kommt Ihr, oder hofft Ihr, dass Nekozumi wirklich da unten etwas findet?"
Neji legte einen Arm um die Schulter seiner Teamkameradin. "Wir kommen." Ohne ein weiteres Wort zog er sie mit sich.
***
Zugleich auf dem Affenberg empfing Enka O Enma, der König der Affen, seinen Rat.
Shampoo und Mousse waren gerade erst zurückgekehrt und nicht zu trösten gewesen. Nicht ganz zu Unrecht, denn als Ranko davon erfuhr, wie und weshalb sie zurückgekehrt waren, da war die mächtige Affenkriegerin entgegen ihrer Art ganz still geworden, hatte sich gesetzt, so als hätte sie plötzlich keinen Funken Kraft mehr im Leib... Und dann hatte sie leise zu weinen begonnen. Das tat sie vor aller Augen, ja vor den Augen des Königs.
"Sempai, ich ertrage das nicht!", sagte Mousse flehentlich. "Greif mich an, schlag mich, schimpf mit mir, aber sitz nicht einfach da und weine. Meinetwegen bring mich um!"
Ono, der Sohn des Königs, musterte die Szene mit steinerner Miene. "Was das Umbringen angeht, würde ich nachher gerne mit dir reden. Du als allererster solltest wissen, wie sehr es uns mitnimmt, wenn wir unseren Menschen verlieren!" Ein vorsichtiger Blick ging zu seinem Vater, der seinen eigenen Menschen erst selbst verloren hatte, aber der König zeigte keine Reaktion.
"Ich war bereit mich zu opfern", sagte der Affenkrieger. "Ich wollte die Explosion aufhalten, ihm die Zeit zum Entkommen erkaufen, und danach Shampoo den Vortritt lassen. Aber das hat er nicht akzeptiert."
"Also hast du sein Opfer akzeptiert um dein Leben zu retten", stellte Ono fest.
"Doktor Tofu, du warst nicht da. Und ich lasse mir von dir keine Feigheit vorwerfen", sagte Mousse drohend."
"Richtig, ich war nicht da. Ich sehe nur die Ergebnisse. Wir haben unseren letzten Kontraktträger in Konoha verloren. Mehr noch, einen sehr guten Freund, ein Familienmitglied für uns alle. Wir Affen hängen unsere Herzen nicht leichtfertig an die Menschen. Aber wenn wir es tun, dann aus tiefer Liebe. Und wir alle lieben Mamoru."
"Das ist richtig", sagte Enma. "Wir haben einen großen Verlust erlitten, nicht nur Ranko-chan alleine. Aber wir wissen alle, dass Mamoru-tono ein sehr störrischer Charakter ist. Natürlich hätte er Mousse niemals gestattet sich zu opfern. Bis hin zur absoluten störrischen Entscheidung, mit ihm unterzugehen. Das wissen wir, denke ich, wohl alle." Der große Affenkönig erhob sich und ging auf Ranko zu. Sanft legte er eine Hand auf ihre Schulter. "Du brauchst nichts zu tun, als zu trauern. Ich werde Ranma informieren."
"Über was informieren?", fragte Ranma-sama, als er den Ratsraum betrat. "Entschuldigt die Verspätung, aber ich musste da noch schnell was kontrollieren."
Nun war der König doch peinlich berührt. "Es geht um Mamoru. Er, hm, wie soll ich das sagen... Er hat die letzte Mission..."
"Überlebt", stellte Ranma fröhlich fest.
"Was?", rief der König erstaunt. "Was?", kam es von Mousse. "Was?", riefen Ono und Shampoo zugleich. "Was?" Verwundert sah Ranko auf, mit einem schwachen Schimmer der Hoffnung in den Augen.
Ranma-sama zog die Kontrakt-Schriftrolle von seiner Schulter und breitete sie auf dem Tisch aus. "Ich habe zwar keine Ahnung, wo er jetzt ist, aber ich weiß auf jeden Fall, dass er noch lebt. Hier, schaut selbst. Sein Name steht noch immer in der Rolle."
Ranko stürzte an den Tisch heran, suchte Mamorus Namen, und als sie ihn gefunden hatte streichelte sie zärtlich über die Lettern. Dann fiel sie ihrem Zwillingsbruder um den Hals. Vor Erleichterung weinte und lachte sie zugleich. "Du Dummkopf! Konntest du nicht schneller sein?", tadelte sie, während sie ihn dabei fast erdrückte.
"Nun, als Shampoo und Mousse so vollkommen aufgelöst wieder kamen, dachte ich mir, es wäre keine schlechte Idee, die Rolle zu kontrollieren. Nicht, Mousse?"
Der Affenkrieger hatte ihn allerdings nicht gehört. Er hatte Shampoo umarmt und seufzte vor Glück und Zufriedenheit, während die Kriegerin erleichtert weinte. "So, wir haben ihn nicht verloren! Er lebt noch, er lebt! Wir sollten... Wo bleibt denn Perine?"
"Sie ist noch nicht zurückgekehrt", sagte Ranma lächelnd. "Noch ein wichtiges Zeichen dafür, dass Mamoru-chan noch am Leben ist. Und ich denke, es ist besser, sie bei den Menschen zu belassen, anstatt ihr die Rückkehr zu befehlen. Ohne Beschwörung durch einen Kontraktträger brauchen wir zu lange, um Konoha zu erreichen. Besser, sie hilft vor Ort."
"Dem stimme ich zu", sagte der König. Er seufzte erleichtert auf. "Gibt es denn gar nichts, was diesen Menschen umbringen kann?"
"Vorsicht!", rief Ranko und funkelte Enma mit bösen Augen an. "Vorsicht vor dem was du dir wünschst, mein König."
Er lachte, als er die Mischung aus Belustigung, Ernsthaftigkeit und Schalk sah, die in ihrem Blick lag. "Da hast du vollkommen Recht, Ranko. Er ist mir lebend auch viel lieber. Menschen sterben auch so viel zu früh."
Dem konnten die anderen Affen nur wehmütig zustimmen.
"Schwesterchen, lässt du mich jetzt wieder los? Das ist doch ein wenig peinlich."
Sie legte den Kopf nachdenklich zur Seite. "Nein."
Ranma seufzte. Er hatte eigentlich nichts anderes erwartet. "Und? Werden wir in die Menschenwelt aufbrechen, um bei der Suche nach Mamoru zu helfen? Wir müssten das bald tun."
Der König verneinte. "Ich denke nicht, dass er die Hilfe braucht. Und ich habe Vertrauen in P-chan."
"Sie ist eine gute Schülerin", betonte Ranko.
"Ja, das wissen wir alle, Schwesterherz. Lässt du mich jetzt wieder los?"
"Nein."
"Auch gut. Wenigstens heute noch?"
"Eventuell."
Ranma seufzte erneut. Zwilling zu sein war manchmal so anstrengend.
***
Es dauerte fünf Tage, bis der große Treck der Gefangenen die Grenze vom Land der Reisfelder zum Reich des Feuers erreichte. Die Grenztruppen übernahmen von den siegreich heimkehrenden Shinobi im Jubel die Zivilisten, um sie den Gerichten zu überstellen. Schon jetzt stand fest, dass die Meisten ungeschoren davon kommen würden. Was man dann mit ihnen machen würde stand allerdings noch nicht fest. Auf jeden Fall aber wollte man sie nicht wieder zu einer leichten Beute für die Verführungen eines Mannes wie Orochimaru machen und ihnen eine andere, bessere Perspektive geben. Diese Aussichten beruhigten die Menge sichtlich.
Es dauerte weitere zwei Tage, bis die Shinobi mit ihren Kriegsgefangenen Konoha erreichten und sie an das Ninja-Gefängnis überstellen konnten. Auch ihnen würde nach und nach der Prozess gemacht werden. Die neutralen Gerichte würden dafür Sorge tragen, das Recht für den Angriff auf Konoha gesprochen wurde, keine Rachejustiz-
Die fünf überlebenden Chunin und die beiden Chunin auf Probe wurden sofort vor den Rat zitiert, während die Genin überschwänglich begrüßt wurden.

Die fünf Chunin und die zwei Chunin auf Probe mussten stehen, während die wichtigsten Shinobi Konohas, angeführt von Rat Mitokado und Rätin Utatane, einen Überblick über die Operation verlangten. Tonari intonierte für sie alle, aber gerade Utatane hakte immer wieder wieder bei Rose und Rei Hanabi, die noch immer verletzt war, nach, um Details erläutert zu bekommen.
Schließlich drohte Hanabi zusammenzubrechen, und nach einem Protest vom Clanführer der Naras wurde ihr erlaubt, sich zu setzen.
"Wie hoch also waren unsere Gesamtverluste, Tonari-kun?", fragte Rat Mitokado schließlich.
"Nicht so hoch wie wir anfangs befürchtet haben. Wir kommen auf elf Tote, fünfundfünfzig Verletzte, davon achtzehn schwer, und einen Vermissten."
Utatane sah missmutig in seine Richtung. "Ich nehme an, Sie zählen Morikubo als Vermissten?"
"Ja, Rätin Utatane."
Sie klopfte auf den Tisch, wo zahlreiche Bilder des Kraters lagen, der einmal Otogakure gewesen war. "Was bringt Sie zu der Veranlassung, dass Morikubo ausgerechnet das, einen halben Meter von der menschlichen Bombe entfernt, überlebt haben soll?"
Tonari lächelte so nachsichtig, als würde er einem Küken auf der Akademie eine simple Erklärung wiederholen. "Die Tatsache, dass P-chans Beschwörung noch immer aktiv ist, bedeutet, dass er noch am Leben sein muss. Davon abgesehen hätte sie es gemerkt, wenn der Kontrakt erloschen wäre, den die Affen mit Mamo-chan - ich meine Morikubo-sama haben."
"So. Und wo ist diese Affenkriegerin?"
"Sie befindet sich noch immer im Land der Reisfelder und unterstützt unseren Verbindungsmann Nekozumi und die ANBU vor Ort bei der Suche nach Morikubo-sama", sagte er mit fester Stimme.
"Warum ist sie nicht hier, und erstattet uns Bericht?", verlangte Utatane zu wissen.
"Weil sie ihren Kontrakt mit Morikubo-sama hat, und nicht mit Konoha", erklärte Tonari jovial.
"Das ist...!", rief sie entrüstet und sprang auf.
Rat Homura Mitokado griff nach ihrem Arm und zog sie wieder auf den Sitz. "Das ist vollkommen richtig, Koharu. Und das weißt du auch."
"Ich hätte trotzdem erwartet, das ausgerechnet der Affenclan, der mit Hiruzen verbündet war, mehr Taktgefühl zeigt", sagte sie wütend.
"Wie, mehr Taktgefühl als bei der Suche nach Sarutobi-samas jüngsten Schüler?", fragte Shikaku Nara ernst. "Nebenbei bemerkt ist der Junge ein Mitglied meines Clans, und ich weigere mich, bevor ich einen eindeutigen Beweis sehe, seiner Familie zu sagen, er soll tot sein."
"Sehen Sie sich die Fakten an, Nara-tono, und sehen Sie es ein: Kein normaler Chunin kann diese Explosion überlebt haben!", herrschte sie den Nara an.
"Ein anderer Fakt ist, dass eine Affenkriegerin steif und fest davon überzeugt ist, dass der Kontrakt, den Morikubo-kun mit ihnen hat, nicht erloschen ist, er also nicht tot sein kann", sagte Asuma, der als Berater hinzu gezogen worden war. "Ich halte also absolut nichts davon, ihn für tot zu erklären. Davon abgesehen ist er kein normaler Chunin."
Diese Worte bewirkten einiges an Gelächter.
"Es wäre einfacher gewesen. Dann müssten wir ihm dieses Desaster nicht anlasten", sagte Utatane, halb überzeugt.
"Wieso Desaster?", fragte Hyashi Hyuuga. "Ich sehe, dass wir hier einige Chunin und viele Genin in den Kampf geschickt haben. Sie stießen auf Jounin, und natürlich auf weiteren Widerstand. Ich will nicht zynisch klingen, aber von meinem Standpunkt aus sind die Verluste kein Desaster. Im Gegenteil. Es gelang uns über fünfzig Oto-Shinobi zu töten und weit über sechzig gefangen zu nehmen, darunter auch solche von Chunin-, und Jounin-Level, diese meist schwer verletzt. Darüber hinaus konnten wir Dutzende Menschen aus Orochimarus Verließen retten, darunter einen seit Jahren vermissten Konoha-Shinobi. Wir konnten auch einige Shinobi an Suna, Kirigakure, Kumo und Getsugakure zurückschicken, was unsere Reputation und unseren Ruf deutlich steigern wird. Und es wird die Bereitschaft, sich erneut mit Orochimaru einzulassen, für alle größeren Dörfer sinken lassen, egal was er anbietet. Außerdem deutete Hanabi-tono an, dass sie und andere medizinische Ninjas wichtige für uns verwertbare Forschungsprojekte bergen konnte, die, wenn wir sie für unsere Zwecke verwerten können, einen Vorteil auf dem Schlachtfeld einbringen werden.
Einen Vorteil, der eventuell an Tsunade-samas Ceibo-Jutsu heran reichen wird, die Totalgeneration aller Körperzellen." Hyuuga tippte ebenfalls auf die Fotos auf dem Tisch. "Und letztendlich wollen wir nicht vergessen, dass wir in einer schwierigen Lage waren, keine Jounin erübrigen konnten und Morikubo-kun genauso gut mit seinen zweihundert Leuten in den sicheren Tod geschickt haben könnten, wenn sich Otogakure hätte vorbereiten können. Und zuguterletzt, erinnern wir uns an den Auftrag, den wir ihm erteilt haben: Zerstöre Otogakure. Ich denke, den Teil der Mission hat er mustergültig erfüllt."
Shikaku Nara meldete sich erneut zu Wort. "Dazu kommt, wie ich betonen möchte, dass Mamoru sich selbst opfern wollte, um seinen Leuten die Zeit zur Flucht zu erkaufen. Er hat die Chakra-Bombe mit eigenem Chakra gedämpft, bis auch der letzte Konoha-Shinobi in relativer Sicherheit war. Wenn er wirklich noch lebt, was ich von Herzen glaube, dann sollten wir ihn zu einem grandiosen Sieg gratulieren, aber nicht wegen eines Desasters bestrafen."
"Darüber hinaus", sagte Hyuuga, wieder das Wort ergreifend, "sollten wir uns um Hilfe bei der Suche beim Land der Reisfelder bemühen und die Suchteams verstärken. Wir könnten die ANBU abziehen und einen Teil der Genin einsetzen, die bei der Schlacht um Otogakure dabei waren. Das wäre doch auch in Ihrem Interesse, Utatate-sama?"
"Die ANBU frei zu setzen würde sicherlich helfen", gab sie zu. "Wir suchen immerhin noch nach Orochimaru und seinem aktuellen Versteck. Und da sind einige Oto-Nin vom Jounin-Level, die entkommen konnten und womöglich wieder gegen uns eingesetzt werden. Ja, wir können die ANBU-Teams sehr gut gebrauchen."
"Dann ist es abgemacht." Homura Mitokado erhob sich. "Wir werten die Attacke auf Otogakure als Sieg für Konoha und beglückwünschen den Anführer der Expedition, Mamoru Morikubo, zu seinem Sieg. Zugleich entsenden wir aus den Reihen der Shinobi, die an der Schlacht um Oto beteiligt waren, fünf Neun Mann-Zellen, die aus Freiwilligen bestehen werden. Diese Freiwilligen lösen die drei ANBU-Teams im Land der Reisfelder ab, und setzen deren Suche nach Mamoru Morikubo fort. Dazu suchen sie Unterstützung beim Clan Nekozumi und anderen Clans des Landes, die bereit sind, uns Hilfe zu leisten."
Roses Hand flog nach oben.
"Ja, Rose-kun?"
"An dieser Stelle möchte ich mich für die Suchaktion freiwillig melden."
Tonari hob ebenfalls die Hand, und die Hände von Karin und Hanako schossen ebenfalls hastig in die Höhe. Anna Moriyama riss empört die Rechte hoch. "N-nicht vordrängeln!"
Nakakura und Hanabi schlossen sich an, obwohl die Medi-Nin dem Tod in der Schlacht von Otogakure nur knapp von der Schippe gesprungen und noch immer nicht wieder hergestellt war.
Rat Mitokado runzelte die Stirn. "Ich nehme an, das sind alles Freiwilligenmeldungen?"
Die sieben Shinobi nickten bestätigend.
"Nara-tono, übernehmen Sie das bitte. Und sorgen Sie dafür, dass Hanabi-san Zuhause bleibt. Sie hat mehr als einmal übertrieben, seit man sie auf dem Schlachtfeld heilen konnte."
"Ich bin fit!", protestierte die Medi-Nin und faltete abweisend die Arme vor der Brust ineinander.
"Rei-chan, du sitzt auf einem Stuhl, weil du nicht mehr stehen konntest", sagte Shikaku Nara.
"Das hat nichts zu sagen! Nur eine momentane Schwäche!"
"Du bleibst hier, und damit basta!"
Die junge Kunoichi schnaubte entrüstet, aber sie protestierte nicht länger.
Der Anführer des Nara-Clans musterte die anderen Freiwilligen Chunin. "Ich glaube, an Partizipanten wird es nicht mangeln. Aber wir brauchen nur fünf Anführer für die Neun Mann-Zellen, und Hanako-chan und Karin-chan können die Erfahrung sicher gebrauchen." Er musterte die Anwesenden. "Tonari, du bist raus."
"Was? Wieso ich? Was habe ich denn getan?"
"Du hast Mamorus Arbeit exzellent weiter geführt und die Sache in einem Fluss abgeschlossen. Vor dir liegen eine ganze Reihe wichtigerer Aufträge, und wir werden dir ab jetzt mehr Verantwortung übertragen. Dagegen ist die Suche nach Mamoru wirklich nur ein kleiner Fisch. Abgesehen davon wird er sich schon selbst bemerkbar machen, irgendwann."
Dies löste bei einigen der Chunin zustimmendes Gelächter aus. "Der Rest geht nach Hause und schläft sich aus. Ich suche in der Zeit weitere Freiwillige. Der erneute Aufbruch ist morgen um neun. Ihr könnt wegtreten."
Die sieben angetretenen Anführer bestätigten und verbeugten sich vor dem Rat. Hanabi erhob sich von ihrem Stuhl, verneigte sich ebenfalls und verließ den Raum.

Als die Ratsmitglieder unter sich waren, erschien der Anführer der ANBU neben Utatane.
"Wie hoch stehen die Chancen, dass Morikubo tatsächlich überlebt hat?", fragte sie.
"Sehr hoch. Nur weil wir nicht wissen, wie er überlebt hat, heißt das nicht, dass wir die Fakten ignorieren können", antwortete der ANBU.
"Und ist es sinnvoll, die ANBU abzuziehen und gegen die Genin auszutauschen?"
"Sicherlich. Eine Suche ist keine Mission, die besondere Fähigkeiten erfordert. Nur Geduld und gute Augen. Und fünfzig Augen sehen weit mehr als zwölf."
"Gut. Ich habe keine Einwände mehr. Nara-tono, Ihre Aufgabe."
Die Anwesenden erhoben sich. Nach und nach verließen sie den Raum.
"Ich hoffe, das war so in Ordnung für euch", sagte Shikaku Nara zu Chouza Akimichi, dem Anführer des Akimichi-Clans, und zu Inoichi Yamanaka, den Anführer des Yamanaka-Clans.
Chouza lachte laut. "Das war die einzig richtige Entscheidung. Wenn wir Karin verweigert hätten nach Mamo-chan zu suchen, nachdem sie ihre Pflicht erfüllt und unsere Genin heim gebracht hat, hätte sie das uns nie verziehen. Ich denke, bei Hanako wäre es ähnlich gewesen."
"Oh", sagte Inoichi mit gerunzelter Stirn, "ich bin fest davon überzeugt, dass sie dem Rat oder mir nicht widersprochen hätte." Die anderen beiden Männer starrten den dunkelblonden Mann ungläubig an.
"Stattdessen wäre sie desertiert und hätte auf eigene Faust weiter gesucht."
Shikaku seufzte lang und tief. "Ja, das klingt nach etwas, was sie tun würde. Und das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorsteht, wenn unsere eigenen Kinder in diesem Alter sind."
Die anderen beiden Clansführer nickten mit Leidensmienen. Vielleicht aber verstanden sie nun endlich ihre eigenen Eltern besser.
"So, ich werde dann mal unter den Veteranen der Oto-Schlacht nach Freiwilligen suchen." Shikaku Nara wandte sich zur Tür und trat auf den Gang hinaus. Klackende Schritte sagte ihm, das die anderen beiden Clanführer ihm folgten."Kommt Ihr mit euren Frauen heute Abend zu mir zum essen? Wir haben einen Sieg zu feiern."
"Na, da sage ich nicht nein", sagte Chouza lachend.
"Wir kommen gern", fügte Inoichi an. "Immerhin ist dieser Sieg auch ein Sieg des Ino-Shika-Chou-Teams." Als diese alte Bezeichnung fiel, lächelten die drei Jounin. Das erinnerte an alte Zeiten. Aber auch an den gemeinsamen Kampf, den sie erst vor wenigen Tagen bei der Rettung Konohas gefochten hatten. "Wenn alle Teams so gut zusammen arbeiten wie Mamo-chan, Hanako und Karin, dann brauchen wir uns um die Zukunft Konohas nicht allzu viele Sorgen machen", lachte Chouza erneut.
Sie traten vor das Ratsgebäude und blieben erstaunt stehen. Über einhundert Shinobi standen hier in Reih' und Glied bereit.
"Was wird denn das, wenn es fertig wird?", fragte Shikaku, der etliche der Genin wieder erkannt hatte, die gegen Otogakure geschickt worden waren.
Asuma, der neben der Tür an der Wand lehnte und seine berüchtigte Zigarette rauchte, grinste die Clanführer an. "Das sind die ersten Freiwilligen, die nach Mamo-chan suchen wollen, meine Herren. Scheint so, als hättest du freie Auswahl, Shikaku."
Ein kurzes, erheiterndes Lächeln huschte über die Züge des Naras. "Na also. So ein schlechter Anführer kann Mamo-chan gar nicht gewesen sein."

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Heute

Es war eine merkwürdige Sache. Der Arzt hatte sie freundlich behandelt, sie sogar zum Lachen gebracht, während er keine schwere Verletzung diagnostiziert hatte. Dennoch hatte er ihr ein paar Tage Ruhe verschrieben, in der sie nicht laufen durfte, nur langsam gehen.
Dies missfiel dem Daimyo augenscheinlich. Wahrscheinlich hatte er Hoffnung gehabt, sie erneut tragen zu dürfen. Gut so. Hanako hätte nicht gewusst, ob sie ihren erwachenden Abscheu vor diesem Mann weiterhin so gut hätte verbergen können. Glaubte der Kerl wirklich, nur weil er gut aussah und Macht hatte, dass alle Mädchen auf ihn flogen?
Hana hatte einen Blick auf seinen Harem werfen können, auf sechs wirklich hübsche junge Mädchen, die in teure Kleidung gehüllt und aufwendig geschminkt worden waren. Sie waren wie hübsch anzuschauende Puppen, die sich mit Puppendingen beschäftigten. Hanako hatte sie beinahe sofort verachtet.
Eine der Frauen, die einzige, die die neue Konkurrenz nicht mit Ablehnung angesehen hatte, hatte die Kunoichi in das Bad der Burg gebracht. Dort hatte sie sich mächtig ins Zeug gelegt, um Hanako zu entkleiden und ordentlich abzuschrubben, damit jeder Rest Dreck und Bäuerlichkeit, wie sie sich ausdrückte, abgewaschen werden konnte. Nach dem Spülen hatte Hanako den Gefallen erwidert und dem Mädchen, das wirklich eine wundervolle Haut hatte, den Rücken geschrubbt. Anschließend waren sie zu zweit ins angenehm heiße Wasser im großen Bottich gestiegen, und Hanako bemerkte, wie sehr sie ein heißes Bad vermisst hatte. In Gentas Dorf hatten die Leute kein gemeinsames Bad, jeder hatte seinen eigenen Kübel, den er aufwändig beheizen musste. Sich ausstrecken zu können erschien ihr auf einmal wie verbotener Luxus.
"Ahhhhhh...", machte die junge Frau und streckte sich ebenfalls aus. "Das ist das Einzige, was ich hier vermissen würde, wenn ich von hier fort kommen könnte."
"Du willst von hier fort?", fragte Hanako erstaunt. "Mach dich nicht lächerlich. Harusame scheint mir nicht der Mann zu sein, der gerne auf etwas verzichtet, was er haben will. Und seine Soldaten da draußen werden das zu verhindern wissen."
"Kennst du die Geschichte vom Vogel im Käfig?", konterte sie. "Lange halte ich es hier nicht mehr aus, so oder so nicht."
Hanako begriff. Die junge Frau testete sie. Warum sie das tat, wusste die Kunoichi nicht. Aber da Mamo-chan ohnehin bald angreifen würde, beschloss sie auf Risiko zu spielen. "Und das, obwohl es euch gut geht? Gutes Essen, teure Kleidung."
Die junge Frau schnaubte verächtlich. "Ich habe mir dieses Leben nicht ausgesucht." Sie fixierte Hanako. "Du musst auch aus Gentas Dorf sein, obwohl ich dich da nie gesehen habe."
"Du bist aus Gentas Dorf?", fragte Hanako und legte Erstaunen in ihre Stimme. "Du gehörst zu denen, die letztes Jahr entführt wurden?"
Das Mädchen nickte. "Das tue ich. Und seitdem behandelt mich Harusame wie sein Anziehpüppchen. Den anderen mag es ja gefallen, fürs Nichtstun teure Kleidung zu tragen und gutes Essen zu bekommen. Aber ich..." Sie ballte die Hände zu Fäusten. "Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube, ab heute tauschen wir die Plätze. Du bist ein hübsches Ding, und Harusame interessiert sich sehr für dich. Du wirst die nächste Zeit wohl seine neue Favoritin. Das gibt mir die Gelegenheit..." Sie verstummte.
"Auszubrechen", vervollständigte Hanako. "Sicherlich hast du einen Freund oder einen Verwandten unter den Männern, die entführt wurden. Oder sogar mehrere. Und jetzt planst du, mit ihnen zu fliehen." Die beiden Frauen sahen sich ernst an.
"Wirst du mich verraten?", fragte das Mädchen.
"Nein", sagte die Kunoichi entschlossen. "Im Gegenteil, ich würde am liebsten mitkommen. Ich bin Hanako."
"Ich bin Tsukasa. Kennst du meine Eltern? Sie haben ein Haus direkt neben Genta-sama."
"Oh. Da haben wir drin gewohnt, bis wir uns ein eigenes Haus gebaut haben, sozusagen. Deine Eltern sind sehr nett."
"Geht es ihnen gut?", fragte Tsukasa aufgeregt.
"Es geht ihnen gut, aber sie leiden sehr, weil du und dein Bruder fort seid."
"Das wird nicht mehr lange der Fall sein", sagte das Mädchen grimmig. "Und es wird auch nicht wieder vorkommen, denn wir kehren nicht einfach in unser Dorf zurück." Sie senkte die Stimme. "Wir beschweren uns beim Groß-Daimyo. Und dann hat der Spuk hier ein Ende. Kannst du also einige Zeit die Favoritin sein? Nur solange, bis Harusame abgesetzt wird?"
Misstrauisch hob Hanako eine Augenbraue. "Was muss denn eine Favoritin so machen?"
Die junge Frau errötete bis an die Haarspitzen. "Ach, du weißt schon. Was alle Frauen irgendwann machen. Dies und jenes mit dem Daimyo. Sie..."
"Ja?"
"Sie schläft mit ihm."
Hanako blies die Wangen auf und spürte, wie Röte ihr ganzes Gesicht bedeckte. Unwillkürlich legte sie beide Hände auf ihren Schoß. Das kam ja wohl mal gar nicht in Frage! Nicht gegen ihren Willen und erst Recht nicht mit diesem Kerl! Wenn sie schon mit jemandem schlief, dann kam ja wohl nur Mamoru in Frage! "Nein!", sagte sie fest. "Eher bringe ich mich um! Oder ihn! Oder beides!"
"Sei doch nicht so störrisch! Denke doch lieber dran, dass es dir hier nicht schlecht geht! Und wenn unser Plan funktioniert, kommen wir zurück und retten dich! Außerdem weiß Harusame, was er tut." Wieder wurde die Frau rot. "Und das sogar ziemlich gut. Wäre er nur nicht so ein sich selbst überschätzender Idiot..."
"Du hast mit ihm geschlafen?", fragte Hanako direkt.
"Hey, ich bin seine Favoritin! Natürlich habe ich! Es ist ja auch nicht gerade so, als hätte ich eine Wahl gehabt. Hätte er eher eines der jüngeren Mädchen aus der Küchen nehmen sollen? Schön war es nicht, aber notwendig."
Hanako begann leise zu kichern. "Man ist doch mit ihm alleine, wenn er mit einem schlafen will, oder?"
"Ja, das ist eigentlich immer der Fall", murmelte Tsukasa.
Die Kunoichi nickte entschlossen. "Dann sollte ich versuchen, so schnell wie möglich mit ihm zu schlafen." Oder übersetzt, ihn unter ihr Genjutsu und damit außer Gefecht setzen, während sie mit Tsukasa die erste Person gefunden hatte, die sie retten wollten.
Erstaunt sah Tsukasa sie an. "Woher dieser plötzliche Sinneswandel?"
"Sagen wir, es passt in meine Pläne." Sie lächelte breit. "Und? Sind in Harusames Harem weitere Mädchen aus Gentas Dorf? Es waren vier Jungen und sechs Mädchen, richtig?"
"Nein, ich bin die Einzige und die Jüngste. Deshalb sind die anderen Frauen ja so eifersüchtig. Erst auf mich, und jetzt auf dich."
So, so, der Daimyo bevorzugte also tatsächlich junge Mädchen. Suzume in die Küche zu schicken war wahrscheinlich eine sehr gute Idee gewesen.
"Die anderen sind unter der Dienerschaft. In der Küche oder der Wäscherei. Die Jungen sind in den Kasernen. Sie werden zu Soldaten gedrillt."
Hanako hätte beinahe in die Hände geklatscht. Na, da lief ja beinahe perfekt. "Du kennst doch ihre Gesichter noch?", hakte sie nach.
"Natürlich kenne ich ihre Gesichter noch!", erwiderte sie entrüstet. "Nur weil der Daimyo mit meinem Körper spielt, bin ich noch keine so abgehobene Schnepfe wie die anderen Frauen!"
"Gut. Das wird für uns nützlich sein."
"Nützlich bei was?"
"Na, wenn du mit Hilfe vom Groß-Daimyo zurückkommst. Jemand muss die Jungs unter all den Soldaten identifizieren, oder?"
"Ja, da hast du Recht."
Irgendwo in der Festung erklang ein Signal. Tsukasa erhob sich. "Ich muss jetzt langsam mal raus aus dem Wasser. Ich muss Harusames Nachmittagstee zubereiten. Du hast noch ein wenig Zeit. Ich lege dir Kleidung bereit. Zwei Dienerinnen helfen dir beim Anlegen. Sie werden dich auch schminken und deine Haare zurecht machen. Danach bringen sie dich zu Harusame. Und wichtig ist, nenne ihn nie beim Namen. Sag Daimyo oder Tono zu ihm, nie seinen Namen. Das hat er nicht so gerne."
"Ich verstehe."
Tsukasa kletterte aus dem Wasser. Sie war höchstens ein Jahr älter als Hanako, und ihr Körper hatte nichts von der jugendlichen Schönheit verloren. Der Daimyo musste ein großer Egomane sein, wenn er dieses Mädchen für die Kunoichi auszutauschen gedachte.

"Hast du genügend gehört, Terumi-sama?", fragte Hanako leichthin in Richtung der Fenster.
Das Gesicht der Kunoichi erschien dort. "Genug, um Tsukasa sofort des Verrats anzuklagen und sie auf der Stelle hinzurichten."
"Und? Warum tust du es dann nicht?", fragte Hanako.
Die Frau lächelte auf eine äußerst liebenswürdige Art. "Wir wissen doch beide, das der Tag eine sehr scharfe Wendung nehmen wird."
"Auf die du dich schon freust", stellte Hanako fest. Sie erhob sich nun ebenfalls aus dem Wasser.
"In der Tat", erwiderte die Kiri-Nin, und es lag tatsächlich ein wenig Aufregung in ihrer Stimme.
"Dann solltest du beim Daimyo sein, nachher, um nichts zu verpassen", sagte Hanako kess. Innerlich aber war sie in Aufruhr. Mamoru war kein Idiot, er wusste spätestens seit ihrer Nachricht im Gras ihres Rastplatzes, dass mindestens zwei Shinobi auf ihn warteten. Aber was, wenn diese Frau, diese stumpfsinnige Befehlsempfängerin, stärker als Mamo-chan war? Das wollte sie sich nicht ernsthaft vorstellen.
Im Vorraum erwarteten sie bereits die Dienerinnen. Sie trockneten das blonde Mädchen ab und hüllten es anschließend in mehrere Lagen eines farbenfrohen Kimonos, der vor allem mit herab fallenden Kirschblüten bedeckt war. Unter anderen Umständen hätte ihr das Kleidungsstück sicherlich sehr gefallen. Die Schminke wehrte sie ab, denn sie wusste ganz genau, das ihr hübsches Gesicht so wie es war, jugendlich und mit vollen roten Lippen, ihr größter Schmuck war. Sie ließ aber zu, dass ihr Haar kunstvoll aufgesteckt wurde. Die beiden Frauen verstanden ihr Fach. Nach einem Blick in den nächsten Spiegel wäre sie beinahe vor sich selbst zurückgezuckt, weil sie sich fragen musste, wer diese außergewöhnlich schöne Frau sein musste, die sie so kritisch musterte.

Als sie zum Daimyo in den Residenzsaal geführt wurde, hatte sie alle unbewussten Zeichen ihres Körpers umgestellt. Alles, was "Komm" und "ich bin bereit für dich" sagte, strahlte Harusame entgegen, als man ihr eine Tatami neben dem Herrscher zuwies, auf der sie warten sollte, bis er seine Geschäfte mit dem Gesinde erledigt hatte.
Sie hielt ihre Lippen ein wenig feucht, indem sie immer mal wieder langsam und bedächtig mit der Zunge drüber leckte, sie hatte sie immer einen Spalt weit offen und spielte mit einer Strähne ihres Haares. Sie saß in der gleichen Richtung wie er, aber ihr Oberkörper war ihm leicht zugedreht. Außerdem hatte sie ihren Kimono korrigiert, sodass man ein wenig Busen blitzen sehen konnte. Alles, was man ihr in Konoha beigebracht hatte, fand Anwendung. Sehr zum Missfallen der anderen Frauen von Harusames Harem, Tsukasa ausgenommen.
Und so dauerte es auch nicht lange, bis sich der Daimyo nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren konnte. Endlich brach er die Sitzung ab und erhob sich. Er hielt Hanako eine Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. "Komm!", sagte er.
Hanako, innerlich triumphierend, ergriff die Hand. Nun musste sie nur noch mit ihm alleine sein, ihr Genjutsu entfalten und ihn in einem erotischen Traum einsperren. Schon hatte die Burg ihren Anführer verloren.
Soweit die Theorie, als eine gewaltige Explosion erklang, deren Druckwelle sogar durch die Fenster bis in den Saal wehte und ihre Haare in Unordnung brachte.
Missfallend und enttäuscht ließ sie den Daimyo wieder los, der sie schlagartig vergessen hatte und Befehle brüllte. Nur fünf Minuten, das hätte ihr gereicht, und sie hätte der Schlange das Haupt genommen. Aber die Explosion hatte auch etwas Gutes. Es war nicht zu überhören gewesen. Ihre Kameraden aus Konoha waren eingetroffen. Und natürlich Mamo-chan. Dieser Gedanke ließ sie wieder lächeln.
***
Es mochte etwas hochtrabend klingen, wenn ich mich selbst als erfahrenen Chunin bezeichnete - in einem Alter von sechzehn Jahren. Dabei spielte natürlich hinein, dass ich wie die meisten Ninjas bereits mit zwölf meine erste Kampferfahrungen in der rauen Welt der Shinobi gemacht hatte und seit zwei Jahren als Chunin selbst Shinobi anführte. Daher, so denke ich, war meine Erfahrung vielleicht nicht sehr lang, dafür aber sehr intensiv. Natürlich, ich hatte bereits getötet, und es hatte mir nie besonders gut gefallen. Aber ich hatte immer getan, was notwendig gewesen war. Allerdings neigte ich nicht dazu, unnötig zu töten.
Als ich also die Wachen am Tor ausschaltete, betäubte ich sie nur. Karin erschuf ein Erdversteck, in dem wir sie die nächsten acht Stunden verbergen konnten.
Mit Hilfe der Körpertäuschung nahmen wir das Aussehen der beiden Wachen an und nahmen ihre Waffen an uns und ihre Plätze ein. Bald war Wachwechsel, und dann gelangten wir problemlos in die Burg Harusames. Außerdem hatten wir weitgehend freie Hand, da ich nicht vorhatte, brav in die Kaserne einzukehren. Ein paar herumvagabundierende Soldaten während der Freizeit würden hoffentlich lange genug nicht auffallen. Es galt ja immerhin, die entführten Kinder zu finden und zu befreien. Dabei würden wir die Burg auf dem Hügel durchsuchen, und, falls es notwendig sein sollte, Hanako retten.
Während Karin und ich also regulär über das Haupttor rein kamen, schlichen sich Ikuko-chan und Inari über ein Nebentor ein. Sie als sensorische Ninja hatte beste Chancen, in einem unbewachten Moment über den Wall zu kommen. Ihr Ziel waren die Kasernen und die Gesinderäume unter der Burg, in denen wir weitere Entführte vermuteten.
Sobald wir sie gefunden hatten, würde ich Kaminari, Hinata-chan, Kiba und Akamaru, Shino und Naruto das Zeichen zum Angriff geben. Sie würden die Festung attackieren und die Verteidigung testen. Das war auch ein wichtiger Test für meine weiteren Pläne. Ich würde anhand des Widerstands entscheiden, ob wir die Burg zerstören würden, oder uns mit den befreiten Gefangenen zurückzogen. Hierbei fiel Ikuko-chan und Inari die Aufgabe zu, zusammen mit Hanako Babysitter zu spielen und die Kinder während des Kampfes aus der Burg heraus zu führen. Karin und ich hatten die weitaus schwerere Aufgabe, dann die beiden Ninjas zu stellen. Die Anführerin des Raubüberfalls und den Dicken, der aus seiner Rüstung hervor quoll. Da sie augenscheinlich wussten, dass Ninjas auf ihrer Fährte waren - zumindest die Frau - standen die Chancen aber nicht schlecht, dass sie sich aus den Kämpfen heraus hielten. Allerdings verließ ich mich nicht darauf.
Natürlich rechnete ich auch mit einer Falle, aber Hinatas Byakugan hatte zumindest auf den unteren Stufen der Burg keine Soldaten im Hinterhalt entdecken können, und auf ein Byakugan war wirklich Verlass.
Also hatten sie ihren Verdacht nicht verraten, spielten ihr eigenes Spiel. War das womöglich Unterstützung für uns? Oder hatten wir es hier wieder mit egomanischen Ninjas zu tun, die taten und ließen, was immer sie wollten? Und spielte uns das in die Hände?
Ich war versucht zu hoffen, dass es so war.
Soweit die chronologische Reihenfolge, wenn alles glatt über die Bühne lief. Aber wann war das schon mal der Fall? Meine Erfahrung als Chunin hatte mir oft genug bewiesen, dass man gezwungen werden konnte, einen eigentlich guten Plan zu verwerfen und zu improvisieren. Nun, wir würden sehen, was uns hier erwartete, mit den beiden Ninjas als Unsicherheitsfaktor.

Hinter uns öffnete sich das Tor, und zwei Soldaten traten hinaus.
"Beeilt euch lieber mit den reinkommen. Vom Mittagessen ist fast nichts mehr da", sagte einer von ihnen und nahm meinen Platz ein. Ich eilte an ihm vorbei, und auch Karin wechselte ohne ein Wort in die Burg. Wir imitierten das Aussehen der Soldaten, nicht aber ihre Stimmen.
"Hey!", rief einer von ihnen.
Ich erstarrte. Neben mir hielt Karin an. Wir sahen zurück.
Einer der neuen Wachleute warf mir einen Geldbeutel zu. "Der gehört doch sicher einem von euch beiden, oder? Seid froh, dass ich meine großzügigen fünf Minuten habe."
"Danke, das ist meiner", rief ich und lief weiter. Mit ein wenig Glück würde er über meine Stimme nicht nachdenken, auch weil ich dabei gelaufen war. Karin folgte mir.
"Wohin jetzt?", fragte sie leise.
"Die Küche der Burg. Wir brauchen jemanden, der die Gefangenen vom letzten Jahr kennt." Ich lachte rau. "Und bei meinem Glück gehören die beiden, die wir in das Erdversteck verfrachtet haben, dazu."
"Vorsicht, Mamo-chan, beschwöre es nicht", raunte Karin mir zu.
"Beschwöre was nicht?", klang eine spöttische Frauenstimme vor uns auf.
Ich hielt erneut und sah nach vorne. "War ja so was von klar", murrte ich, als ich die Anführerin der Banditen erkannte, und neben ihr den Dicken, von dem ich annahm, dass er ein Shinobi war.
"Was war sowas von klar?", hakte die Frau nach, die diesmal ihren Gesichtsschutz nicht trug.
"Wir unterhalten uns über schöne Frauen. War doch klar, dass wir dann prompt einer begegnen."
"Was? Schöne Frau?" Verzaubert berührte sie die eigenen Lippen. "Ich?"
"Das sieht doch wohl jeder", sagte ich hastig und drückte mich mit Karin an den beiden vorbei. "Doch jetzt haben wir dringende Geschäfte zu erledigen."
"Ich bin also schön...", murmelte sie noch immer beeindruckt, und ich wünschte mir, dass sie das noch eine lange Zeit sein würde.
Nun, ich hoffte es zumindest, bis ich den Schwall heißer Luft in meinem Nacken spürte, Karin wegschubste und selbst auswich, nur um einem lavaartigen Brei auszuweichen, der mir die Augenbrauen versengte und die Gesichtshaut fast verbrannte.
"Nicht so eilig. Abgesehen das ich selbst weiß wie schön ich bin - habt Ihr wirklich geglaubt, Ihr würdet euch so einfach ausgerechnet an mir vorbei schleichen können? Nun, Mamoru-kun?"
"Ich weiß nicht wovon du sprichst!", rief ich und sprang wieder auf die Beine. "Was sollte das? Du hättest uns umbringen können!"
"Vom Mann, der Otogakure vernichtet hat, habe ich erwartet, dass er meiner Lava ausweichen kann, also beschwere dich nicht, Mamoru Morikubo." Sie lächelte, und das auf eine Art, die man durchaus mit restlos bezaubernd bezeichnen konnte.
Ich schnaubte aus. "Karin, mach weiter."
"Aber Mamo-chan, du kannst doch nicht gegen...", begann sie.
"Das ist ein Befehl!" Ich sah zu der Kunoichi herüber. "Sie darf doch gehen?"
"Mein Herr hat mir nicht befohlen sie aufzuhalten. Oder, Kyun?"
Der dicke Riese brummte bestätigend.
"Los, ab!", rief ich Karin zu.
Mit einem letzten Blick auf mich stürzte sie davon.

"Mir scheint, Ihr seid eurem Herrn etwas untreu, wie?"
Die Kunoichi lächelte. "Er besteht darauf, dass wir Anweisungen abwarten."
"Ach, wie praktisch in dieser Situation", kommentierte ich.
"Ja, nicht wahr? Sicherlich wird es ihn freuen, wenn ich ihm erzähle, dass ich deshalb den gegnerischen Anführer stellen konnte."
Der dicke Riese grunzte ärgerlich.
"Wir", korrigierte sich die Frau automatisch. Sie sah zu ihrem Kameraden herüber. "Willst du den ersten Versuch haben, Kyun?" Sie wandte sich wieder mir zu. "Du bist doch Feuer-affin, nicht wahr? Dann wirst du an Kyuns Attacke deine wahre Freude haben."
"Darf ich wirklich?", fragte der Dicke mit einem erfreulich angenehmen Tenor, der nun wirklich nicht zu seiner Gestalt passen wollte.
"Nur zu, sei mein Gast. Wenn er dir nicht wenigstens eine Minute stand halten kann, dann ist er meine Aufmerksamkeit nicht wert." Sie lachte leise. "Du brauchst übrigens keine Rücksicht auf die Gebäude nehmen. Sie sind leer."
"Oh. Gut." Diese beiden Worte, vom Dicken gesagt, waren so mit Genugtuung gesättigt, dass es einem Angst und Bange werden konnte. Zumindest für den Moment.
"Katon! Goukakyuu no Jutsu!"
Konsterniert starrte ich auf die Fingerzeichen, die der fremde Ninja formte. Kein Zweifel, er würde auslösen, was er gesagt hatte, und eine große Kugel aus Feuerplasma ausspucken, die normalerweise alles auf ihrem Weg verbrannte. Aber dieses Jutsu hatte ich schon mit dreizehn gemeistert. Ich fühlte mich ehrlich gekränkt, weil diese recht einfache Kunst mich aufhalten sollte.
Diese Kränkung hielt aber nur so lange an, bis ich sah, wie groß das Katon wurde. Schnell nahm es den ganzen Laufweg zur Burg ein, schnell schabte es an den umstehenden Häusern. Und schnell wurde mir klar, dass das Mistding, bis es sich aufgezehrt hatte den ganzen Weg bis zur Trutzburg gehen würde.
Kyun löste das Jutsu aus. Die Kugel, beachtliche fünfzehn Meter oder mehr groß, raste auf mich zu.
Mir blieb keine Wahl, ich musste versuchen, das Jutsu zu stoppen, wenn ich nicht die Gefangenen im Schloss gefährden wollte.
Ich bedeckte meine Hände mit meinen eigenen Flammen. Dann stemmte ich mich in die heran rasende Kugel. Sie trieb mich zwanzig, dreißig, vierzig Meter weit, die Hitze ließ mir den Schweiß auf die Stirn treten. Das war definitiv nicht das Jutsu, das mir die Augenbrauen weg gesengt hatte. Dieses war viel zu kalt. Auf der anderen Hand aber war es mächtig, wirklich mächtig. So, so, Kyun war also auch ein Katon-Nutzer. Dann würde es ein Kampf darum werden, wer die besseren Techniken hatte, das meiste Chakra, den stärksten Willen.
Als ich die Kugel endlich gestoppt hatte, begann ich selbst zu drücken, mein Chakra hinein zu pumpen. Damit setzte ich den Feuerball wieder in Bewegung, nur diesmal in die Höhe. Kaum zehn Meter über uns zehrte sich das Jutsu auf und explodierte in einer gigantischen Druckwelle, der ich nur entging, weil ich unter ihr stand, und damit im ruhigen Zentrum war. Ein Regen aus Feuer ging über den näheren Umkreis hernieder und setzte alles Brennbare in Brand.
Ich löschte das Feuer auf meinen Armen wieder, um Chakra zu sparen. Vielleicht war es jetzt eine gute Idee, einen Affenkrieger zu beschwören. Na, zumindest das Signal zum Angriff hatte ich mir gespart.

Vor mir rappelten sich die Kunoichi und der Shinobi wieder auf; die Druckwelle hatte sie von den Füßen gefegt.
"Nicht schlecht", kommentierte Kyun widerwillig. "Soll ich wirklich...?"
Die junge Frau grinste zufrieden und klopfte sich ein wenig Staub von der Kleidung. "Oh, bitte, sei mein Gast. Ich amüsiere mich gerade köstlich."
Das brachte mich zum Grinsen. Solange sie sich amüsierte, würde sie hier bei mir bleiben und meinen Leuten damit freie Hand geben, und das in einer Burg, deren Bewohner mit Löscharbeiten beschäftigt waren. Außerdem war ich sehr gespannt darauf, was Kyun mir noch zeigen würde. Und was die Kunoichi drauf hatte. Es versprach, keinesfalls langweilig zu werden.
***
Damals

Ryuji Nekozumi war nicht der Mann, der leicht genervt werden konnte. Sein Clan war ein chaotisches Konstrukt, das auf Stärke und Gehorsam beruhte. Seine Position im Clan war knapp unter seinem Vater, dem Anführer. Und es war abzusehen, dass er auch dann noch eine hohe Position inne hatte, sobald seine älteste Schwester Vater in den Ruhestand schickte, so oder so. Natürlich musste er sich dabei gegen Intrigen, Angriffe und dergleichen von oben und unten wehren. Ein schwieriges Leben, aber er war es gewohnt. Und dank seiner Gelassenheit, seiner kühlen Überlegung - und weil er das große Eisenschwert beherrschte - war er jetzt da, wo er war, knapp unter dem Clanführer. Er konnte wirklich sagen, dass ihm nichts geschenkt worden war, er hatte sich alles unter den strengen Augen seines Vaters erworben. Er war hart, knallhart. Aber nicht unbedingt ungerecht. Doch dieser Lebensstil war es, der die Nekozumis zum stärksten der sieben Clans machte, die deshalb im fragilen Machtgefüge des Reichs der Reisfelder so etwas wie eine Führungsposition einnahm. Zumindest, was die Außenpolitik anging. Und es war genau diese Außenpolitik, die ihm gerade zu schaffen machte. Und zwar so sehr, dass er wütend alle Karten vor sich vom Tisch fegte und anschließend ärgerlich auf die Holzplatte einhämmerte. "Verdammt!"
"Was ist denn los, Nekozumi-san?"
Ryuji Nekozumi ließ sich auf einem Schemel nieder, stellte einen Ellenbogen auf den Tisch und stützte die Stirn darauf ab. "Ach, es ist nichts. Nicht mehr als gestern oder vorgestern oder den Rest der Woche. Morikubo-tono kann überall sein, und ich habe nicht die geringste Spur zu ihm! Wir suchen und suchen, und der Clan droht mir damit, die Unterstützung zu entziehen, weil er die Aussage des Affen für nicht relevant hält. Vater wäre es am Liebsten, wir würden ihn für tot erklären, Konoha unser Bedauern aussprechen und die Sache damit beenden."
"Und das ärgert dich? Das wäre doch der einfachste Weg, oder?" Hinter ihm begann jemand, die Karten wieder einzusammeln.
"Natürlich wäre es der einfachste Weg! Aber ich finde, er hat es nicht verdient, so abgeschrieben zu werden! Die Konoha-Shinobi berichteten, dass er bereit war, sich für seine Leute zu opfern. Und wie wollen wir ihm das vergelten? Mein Clan steht gegenüber Konoha im Wort, um genau das zu tun, was ich hier mache - nach ihm suchen! Aber jetzt die Suche abzubrechen halte ich für Verrat. Vor allem an Morikubo-tono." Er seufzte lange und laut. "Aber mit der Handvoll Leuten kann ich eh nichts reißen. Ich habe ja nicht einmal einen Anhaltspunkt, an dem ich beginnen kann! Wie hat er es aus der Explosion raus geschafft? Wo ist er hingekommen? Wo ist er jetzt? Fragen über Fragen. Und mir fehlen die Helfer hinten und vorne."
"Na, dann wird es dich ja freuen, was ich zu berichten habe", sagte Rose und legte die Karten wieder auf den Tisch. "Ich bin gerade mit fünf Neun Mann-Zellen plus Chunin aus Konoha eingetroffen, um dir beim Suchen zu helfen."
Entsetzt fuhr Nekozumi auf, als er erkannte, mit wem er die ganze Zeit geredet hatte. "Rose-chan! Was machst du denn hier?"
Der Shinobi lächelte. "Nun, wir geben Mamo-chan auch nicht so einfach auf." Sie winkte hinaus.
Daraufhin betraten fünf weitere Konoha-Ninjas das Zelt.
"Also", sagte Rose und schürzte die Lippen, "bring uns auf den neuesten Stand. Wo hast du schon überall gesucht, und wo können wir weiter machen?"
***
Ich erwachte mit einem fürchterlichen Brummschädel. Es fühlte sich ein wenig so an, wie als wenn mein Kopf eine riesige Bronzeglocke wäre, und jemand hatte nichts besseres zu tun gehabt, als ein paarmal kräftig mit dem nächstbesten mannsdicken Baumstamm darauf einzuschlagen, um sie zum Schwingen zu bringen. Ich kannte dieses Gefühl, es war mir vage vertraut. Ich hatte die Erfahrung schon ein paarmal durchgemacht. Sie nannte sich totale Erschöpfung bei komplettem Chakra-Verlust. Also hatte ich mich wieder bis über mein Limit strapaziert und zahlte nun den Preis.
Dabei blieb aber eine wichtige Frage hängen: Wer war ich überhaupt?
Ich wusste was Bronzeglocken waren, kannte Bäume und Chakra. Aber mein eigener Name wollte mir nicht einfallen. Meine Identität wollte mir nicht einfallen. Dabei wusste ich genau, dass das für mich sehr wichtig war. Noch schlimmer, mir fehlte so ziemlich alles, was für einen direkten Bezug wichtig war. Familie, Freunde, Heimatort, all das kannte ich dem Namen nach. Aber ich konnte diese Begriffe nicht mit Personen, nicht mit Bedeutung füllen. Ein ganz klarer Fall von Amnesie, vermutlich verursacht durch einen schweren Schock. In meinem Beruf konnte das durchaus vorkommen. Tröstlich für mich war, dass Mutter einmal gesagt hatte, so etwas wäre meistens nur temporär und würde wieder weg gehen... Mutter? Für einen winzigen Augenblick dachte ich, das Bild einer lächelnden Frau an einem Küchentisch erhaschen zu können. Aber da war es auch schon wieder weg.
Also, rekapitulierte ich in Gedanken, was wusste ich? Definitiv war ich amnesiert, ich wusste nichts und gar nichts von niemandem. Zwar kannte ich Begriffe und Gegenstände, aber da mein Leben weg war, da meine Beziehungsverhältnisse komplett weg waren, war ich fast so hilflos wie ein Neugeborenes. Hm, immerhin wusste ich noch, dass ich ein Ninja war, sogar ein Chunin, was mich über die meisten Shinobi erhob und zu einem Anführer machte. Zu einem reichlich hilflosen, wie es ausschaute.

Alles Zögern half nichts. Ich musste mich meinen Problemen stellen, ich musste mich der Welt stellen. Und das bedeutete, dass ich, gerade frisch erwacht, meine Umgebung kontrollieren musste. Dazu öffnete ich meine Sinne, so weit ich konnte. Riechen, hören, fühlen. Meine sensorischen Fähigkeiten erwachten und wussten mir zu berichten, dass es eine starke Chakraquelle in gut zehn Metern Entfernung gab. Und eine kleine, untrainierte keinen Meter von mir entfernt.
Regelmäßiges Atmen verriet mir, dass die Person, die zum Chakra gehörte, schlief. Allerdings sehr unruhig, denn sie war immer wieder an der Schwelle zum Aufwachen. Ich sog den Geruch ein, der mich umgab. Sie hatte was von geschlossenen Räumen. Es ging kein besonders starker Geruch von der Person aus, daher schloss ich einen Mann oder eine Frau vorerst aus. Wahrscheinlich ein Kind. Das passte zur Größe des Chakras.
Vorsichtig öffnete ich die Augen. Tatsächlich ein Raum, nur halb beleuchtet durch ein Fenster, dessen Vorhänge zugezogen worden waren. Die Decke war schmucklos, lehmbraun und ohne Leuchtmittel. Ich sah an mir herab. Aha, ich lag also in einem Bett, und die Decke war mir bis zur Brust hoch gezogen worden. Die Brust war nackt, und das ließ eventuell auf den Rest schließen. Ein Gedanke, der mir Unbehagen bereitete, aber ich wusste nicht so recht, warum.
Ich sah zur Seite, erkannte das Kind. Langes, schwarzes Haar, vielleicht ein Mädchen. Acht oder neun Jahre alt.
In diesem Moment schreckte es wieder hoch und blinzelte für einen Moment verschlafen.
Ich vergaß, dass es besser gewesen wäre, die Augen noch geschlossen zu halten, bevor ich mir darüber im Klaren war, ob ich hier Gast oder Gefangener war, und deshalb kam es, wie es kommen musste. Das Mädchen wurde ganz wach, lief aus dem Zimmer und rief einen Erwachsenen. "Maria-chan! Er ist aufgewacht!"
Sofort merkte ich, wie die zweite Chakra-Quelle, die stärkere, trainiertere, den Standort wechselte und in meine Richtung kam. "Bist du sicher?", klang eine gutturale, weibliche Stimme auf, die mir sofort gefiel. Und sie kam mir sehr bekannt vor.
Sie trat durch die türlose Öffnung in das Zimmer. Sie, das war eine nicht zu große, schlanke und sehr schöne Frau mit einem gleichmäßigen Gesicht, einem schmalen Schädel, hohen Wangenknochen, fröhlich glitzernden grünen Augen - grün wie meine - und langem schwarzen Haar, das ihr wie ein Wasserfall auf die Schultern fiel. Sie trug einen Kittel und eine Schürze und trocknete sich gerade die Hände an einem Tuch ab. Hausarbeiten?
Ich sah ihr in die Augen. Wahrscheinlich war das ein guter Zeitpunkt, um herauszufinden, ob ich auch noch sprechen konnte.
Übergangslos stürzte sie an mein Bett, griff nach meiner Rechten, die auf der Decke lag, und drückte sie fest. "Mamoru-sama! Endlich! Oh, ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du endlich aufgewacht bist. Ich weiß nicht, was ich hätte tun sollen, wenn... Aber so ist es ja nicht gekommen! Du bist wieder wach!"
"Mamoru?", fragte ich. Ja, das brachte was zum Klingen. Ich mochte diesen Namen. Eventuell war es mein eigener, aber ich blieb vorsichtig.
"Erkennst du deinen eigenen Namen nicht mehr, Mamoru-sama?" Bestürzt rückte sie zum Kopfende vor und legte beide Hände auf meine Schläfen. "Himmel hilf, hier ist ja einiges durcheinander. Die Explosion muss dir fast dein ganzes Chakra weg gerissen haben, bevor ich uns raus teleportieren konnte. Ich hätte dran denken müssen, die Verbindung zu Guin schneller zu unterbrechen. Aber es waren noch nicht alle in Sicherheit, und deshalb habe ich gezögert." Wieder ergriff sie meine Hand. Tränen standen ihr in den Augen. "Und das auf deine Kosten, Mamoru-sama."
Okay, ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht log. Guin, der Name kam mir bekannt vor. Richtig, da war diese Kammer gewesen, der Mensch unter der Glasglocke. Etwas auf seiner Schulter war expandiert, und dann hatte er ein riesiges Chakra aufgebaut, das... Das...
Ich fasste mir mit der Linken an den Kopf. Neue Schmerzwellen rasten hindurch, und ich glaubte fast, selbst explodieren zu müssen.
"Ich glaube, das überfordert dich alles, Mamoru-sama", sagte sie leise. "Du solltest noch etwas schlafen, um dein Chakra zu ordnen und wieder zu Kräften zu kommen."
"Nein", sagte ich ernst und drängte den Schwindel, die Übelkeit und den Schmerz beiseite. "Ich... Erinnere mich an Guin. An sein Chakra. Daran wie ich versucht habe ihn zu stoppen. Daran, wie alles in einer Explosion puren Chakras verging... Und auch nicht. Was ist passiert?"
Maria setzte ein schüchternes Lächeln auf. "Verzeih mir, Mamoru-sama. Ich weiß, du wolltest nicht, dass ich mich in Gefahr begebe, aber ich war schon einmal in der Kammer, mit Kabuto-sama. Damals habe ich einen Spot gelegt, und das Gegenstück in den Wäldern, außerhalb der Reichweite der Explosion. Als die Konoha-Shinobi dann Guin als lebende Bombe auslösten und du versucht hast, ihn zu stoppen, um uns die Flucht zu ermöglichen - sogar den Shinobi aus Konoha - bin ich entgegen deines Befehls bei dir geblieben. Du dachtest sicherlich, ich wollte nur mit dir sterben, denn du wusstest ja nicht, dass ich schon einmal im Raum gewesen bin und einen Spot habe legen können." Sie musterte meine verwirrten Augen. "Tore zur Nebenwelt. Ich kann die Nebenwelt betreten und wieder verlassen. Wenn ich zwei oder mehrere Tore miteinander verbinde, kann ich sie als Weg benutzen. Das ist sehr anstrengend und Kräftezehrend, aber es war der einzige Weg, den ich gesehen habe, um dir das Leben zu retten, Mamoru-sama.
Für dich ist mir keine Kraftanstrengung zu groß. Du hattest Recht, Mamoru-sama, du hattest mit allem Recht. Wir waren nicht mehr als Arbeiter, als fleißige Bienen für Orochimaru-sama. Unsere Leben bedeuten ihm nichts. Ob wir leben oder sterben ist ihm egal. Er hat Otogakure genauso schnell aufgegeben, wie du vorhergesagt hast. Er hat uns verraten, uns, die wir ihm vertraut haben. Uns, die wir für ihn unsere Leben riskiert haben, um Konoha anzugreifen... Und dann, als wir ein primäres Ziel für Konoha geworden waren, wo ihre Ninjas über uns herfielen, wo war da Orochimaru-sama? Wo sein Leutnant? Wo unsere Jounin? Nur wer Orochimaru-sama noch etwas nützte, durfte zu ihm kommen. Alle anderen wurden der Vernichtung durch die Chakra-Bombe Guin preis gegeben. Hätten die Konoha-Nin nicht vorgehabt, ihre Gefangenen ins Reich des Feuers zu schaffen, hätte es noch viel mehr erwischt, und... Aber ich schweife ab. Du hattest Recht, und ich hatte Unrecht. Ich kann nur um Verzeihung bitten, um Vergebung für meinen blinden Gehorsam, für meine unangebrachte Begeisterung für Orochimaru-sama... Nein, ich nenne ihn ab jetzt nicht mehr Sama. Er hat sich nicht als würdiger Führer erwiesen. Du aber, Mamoru-sama, du hast dein Leben wissentlich riskiert, für uns alle. Du hast so viele Menschen gerettet, so viele, Freund wie Feind, es ist unglaublich. Zwar sind viele in Gefangenschaft geraten, aber die Nachrichten sagen, dass das Land des Feuers die Zivilisten anständig behandelt. Sie verurteilen sie nicht für den Angriff unserer Shinobi auf Konoha." Sie lächelte verkniffen. "Auch das hast du vorher gesagt. Und dennoch, wir..."
Sie zwinkerte, zwinkerte erneut und musste lachen. "Aber das weißt du ja gar nicht, weil ich es selbst organisiert habe! Als abzusehen war, dass Konoha angreifen würde, haben wir bei den Jounin die Evakuierung Otogakures durchgesetzt, erinnerst du dich daran? Nein? Nun, ich habe mich bemüht, heimlich und ohne Wissen der Jounin unsere eigene Evakuierung aufzustellen, die vornehmlich aus jenen Shinobi besteht, die gegen Konoha gekämpft haben und keine Gnade erwarten können. Wir haben Otogakure mit den Familien heimlich während des Trubels der eigentlichen Evakuierung in eine andere Richtung verlassen. Jetzt, im Moment, befinden wir uns in einem Sammellager, einer Zwischenstation, etwa zwei Tage von Otogakure entfernt. Oder dem, was davon übrig ist. Es sind jetzt acht Tage seit der Zerstörung des Ninja-Dorfs, und langsam wird es Zeit für uns, weiter zu ziehen. Wir wollten nur sichergehen, dass du transportfähig bist, Mamoru-sama. Und jetzt geht es dir bereits so gut. Oh, ich bin so dankbar."
Das Mädchen von eben lugte schüchtern durch die Türöffnung. "Geht... Geht es ihm gut?"
"Aber ja, Anne-chan. Du wirst sehen, bald ist er wieder bei Kräften. Und dann bringt er uns über die Grenze."
"Über die Grenze?", fragte ich verwirrt.
"Das Land der Reisfelder hat uns verständlicherweise aufgegeben. Aber damit habe ich gerechnet. Ich habe schon zuvor vorsichtige Verhandlungen mit einem der kleineren Ninja-Dörfer aufgenommen. Wenn wir es über die Landesgrenze schaffen, werden sie uns auf Probe aufnehmen. Sie..." Wieder zögerte Maria. "Ich weiß, dies ist meine Evakuierung, nicht deine. Du wärst lieber nach Konoha gegangen und hättest dich ihrer Gerichtsbarkeit gestellt. So warst du schon immer. Irgendwo weit oben, moralisch und ethisch, und ich war schon immer hier unten, nur das kleine hübsche Ding mit den falschen Werten. Aber diesmal wollte ich es richtig machen. Und ich habe gehofft... Ich habe gehofft, dass, wenn ich dich rette, dass du uns dann helfen wirst. Und dass du mit uns gehst. Dass du... " Sie wurde rot, bis zu den Haarspitzen. "Ah, das kann ich doch nicht sagen..."
Ich hob beide Augenbrauen. "Was nicht sagen, Maria-chan?"
"D-das... D-d-dass..." Sie versuchte sich an einem verlegenen Lächeln. "D-das du diesmal bei mir bleibst, Mamoru-sama! Hyaaaa, jetzt habe ich es wirklich gesagt!"
"Hä?"
Ihre Röte wich erschreckend schnell einer normalen Gesichtsfarbe, als sie mich konsterniert ansah. "Na, dass du... Dass wir... Ich meine, wir..." Sie seufzte. "Verzeihung, Mamoru-sama, ich vergesse immer wieder, dass du eigentlich noch so jung bist. Ich bürde dir immer viel zu viel auf deine Schultern, und jetzt komme ich auch noch mit einem Thema, das dich eigentlich gar nicht interessiert. Beziehungen zwischen Mann und Frau sind dir ja so was von egal..."
Nun wurde ich rot. "E-es ist nicht so, als wären sie mir egal, aber ich habe keine Erfahrungen auf diesem Gebiet. Ich hatte nie Zeit dafür." Stimmte das? Merkwürdigerweise hatte ich keine Zweifel an diesem Gedanken. So weit ging meine Amnesie dann wohl doch nicht. "Aber was hast du denn davon, ausgerechnet mit mir eine Beziehung zu führen? Ich meine, so ein hübsches Mädchen wie du, und dann ausgerechnet mit mir..."
Maria seufzte ergeben.
"Er ist genauso, wie du gesagt hast, Maria-chan", lachte das Mädchen.
"Ja, leider." Sie seufzte erneut. "Sagen wir, ich habe meine Gründe, Mamoru-sama. Wenn du also irgendwann einmal die Zeit findest, dich damit zu beschäftigen, bin ich gerne mehr als bereit, dir zu helfen, dich in das Thema einzuarbeiten. Und solltest du dann zu dem Schluss kommen, dass wir beide zusammen passen, dann..." Wieder errötete sie. "Dann sage ich nicht nein, bestimmt nicht."
Eines wusste ich mit absoluter Sicherheit. Das war der direkteste Antrag gewesen, der mir je gemacht worden war, oder von dem ich je gehört hatte.
Unsicher sah ich sie an. "Es ist vielleicht eine dumme Zeit, darüber nachzudenken, solange ich mein Gedächtnis verloren habe. Aber ich komme darauf zurück."
"V-versprochen?", fragte sie hastig.
"Du hast mein Wort."
"Wirklich?" Freudestrahlend ergriff sie meine Rechte erneut und drückte sie auf ihren Brustkorb. Dabei bemerkte ich zum ersten Mal die wunderbaren Proportionen, die sie dort hatte.
Ich hüstelte verlegen. Wie kam ich aus der Nummer wieder raus? Vorerst zumindest?

"Ich würde gerne aufstehen", sagte ich statt einer direkten Antwort. Wie ich erwartet hatte, war Maria sofort besorgt. "Aber das geht nicht! Du bist noch zu geschwächt, Mamoru-sama!"
Ich richtete mich auf und versuchte dabei zu ergründen, ob ich vielleicht vollkommen nackt war.
"Mein Chakra-System ist stabil, und ich fühle mich kräftig genug. Ich habe nicht mal Hunger. Doch, Maria, ich würde jetzt gerne aufstehen."
"Natürlich, Mamoru-sama. Anne-chan, bring uns den Yukata."
"Bin schon weg."
Es dauerte nur wenige Sekunden, dann war das Mädchen mit dem Mantel zurück. Ein ausnehmend schlichtes graues Stück, wie Bauern zu tragen pflegten. Mit einem knappen Danke nahm ich ihn entgegen, zog ihn über die Schultern und gurtete ihn über dem Bauch fest. Dann schlug ich das Deckbett zurück, registrierte erleichtert die Unterwäsche und schwang die Beine aus dem Bett. Mit sicherem Schritt stand ich auf. Ungewöhnlich für einen Mann, der am Ende seiner Chakra-Reserven war, aber ich nahm es hin.
"Vorsichtig, Mamoru-sama", sagte Maria hastig und trat neben mich. Sie stützte mich nicht, drängte sich nicht auf, wie ich zufrieden feststellte. Aber sie stand neben mir, bereit mir zu helfen.
"Hier, Mamoru-sama", sagte das Mädchen und hielt mir ein kurzes Schwert in einer Holzscheide hin. "Maria-chan sagt, du magst lieber Kunais, aber ich denke, dieses Wakizashi macht mehr her."
"Danke", murmelte ich und verstaute die Waffe in meinem Gürtel. Ich kannte diese Dinger. Sie wurden von Soldaten und Samurai benutzt, und man schliff sie so scharf, dass ein Rasiermesser dagegen stumpf wirkte.
"Das solltest du auch anlegen", sagte Maria und reichte mir einen Stirnschutz. Ich nahm ihn entgegen. Die Viertelnote von Otogakure prangte darauf, das Zeichen dafür, dass ich ein stolzer Shinobi dieses Ortes war. Aber ein Kunai oder ein Schwert hatte zwei lange und tiefe Kratzer mitten hindurch gerissen und bildeten ein X, dessen Zentrum sich auf der Note befand.
"Nanu?", fragte ich.
"Das Zeichen dafür, wo wir herkommen, und dafür, wohin wir nie wieder gehen werden", erklärte Maria. "Wir sind jetzt Nukenin, Mamoru-sama. Zumindest, bis uns ein anderes Dorf aufnimmt. Für uns ist es der Beweis, das wir mit Orochimaru gebrochen haben."
Seltsamerweise zögerte ich nicht eine Sekunde, dem zuzustimmen. Nichts verband mich mit diesem Namen, außer einem leichten Ärger, wann immer dieser Name genannt wurde.
Ich legte den Stirnschutz an, und seltsamerweise fühlte ich mich jetzt erst komplett.
"Also gut", sagte ich, "schauen wir uns die anderen mal an."
***
"Schön, dass du wieder gesund bist", rief Karin beinahe fröhlich zu ihrer Partnerin, während sie mit Steps über die grasbewachsene Ebene jenseits der Wälder hetzten.
Ikuko Kenda schenkte der Jüngeren ein Lächeln. "Ich wäre schon bei der Mission gegen Otogakure dabei gewesen, wenn die Medi-Nin mich gelassen hätten. Aber nein, ich war ja soo schwer verletzt. Und was ist jetzt, nur einen knappen Monat später? Jetzt bin ich gesund genug, um wieder in den Einsatz zu gehen? Also, wenn du mich fragst, dann hat Konoha entweder wahre Zauberkünstler als Ärzte, die das Unmögliche vollbringen können, oder diese Quacksalber haben mich übermäßig geschont."
"Ich hätte dich auch gerne gegen Otogakure dabei gehabt", gestand Karin. "Vielleicht hättest du heraus gefunden, was selbst den ANBU nicht gelungen ist. Wir wissen noch immer nicht, wie Mamo-chan aus der Explosion verschwunden sein kann. Wir wissen nur, dass er es ist und noch lebt." Sie brummelte etwas Unverständliches.
"Was? Ich habe das nicht verstanden, Karin-chan", sagte Ikuko.
"Ich habe gesagt, dass ich ihn das nächste Mal übers Knie legen werde, wenn er es wieder wagt, mich fortzuschicken!", murrte sie. "Wir sehen ja, wohin das führt."
"In Chaos, Explosionen und... Hatte ich Chaos schon? Also eben typisch Mamoru", spöttelte die sensorische Kunoichi.
Die beiden Frauen sahen sich an und lachten.
"Es explodiert vielleicht nicht ganz soviel bei ihm wie bei den Jounin", fügte Karin mit todernster Miene an, "aber ich sehe da durchaus Potential. Bei den Explosionen, meine ich."
"Durchaus, durchaus", pflichtete Ikuko ihr bei. "Und in den anderen Dingen? Wie sieht das Potential da aus?"
"Hä? Was meinst du? Ob er Chancen hat, Jounin zu werden?"
Ikuko lächelte verschmitzt. "Das steht doch hoffentlich außer Frage. Dieser kleine Tiefstapler soll doch bestimmt gleich nach seiner Rettung erneut befördert werden. Nein, was ich meine, das bist du, Karin. Denkst du, er lernt irgendwann mal, was er an dir hat? Und an Hanako?"
"Oh, das." Karin stoppte, und auch Ikuko hielt an. "Ich bin mir sehr sicher, dass er weiß was er an Hana-chan und mir hat. Als Ninjas. Was uns als Frauen angeht, so bin ich mir nicht so sicher. Ich meine, er war damals in Kumogakure zusammen mit Omoi im Frauenbad, um zu spannen, also hat er schon mal nackte Frauen gesehen. Das war vielleicht der Fehler, denn jetzt sieht er uns nicht mehr als Frauen an. So konturlos und flach, wie wir sind."
Ungeniert griff die Ältere der Kunoichi an den Brustkorb. "DAS nennst du flach? Manche erwachsene Frau würde sich da gerne eine Scheibe von abschneiden. Und ein gebärfreudiges Becken hast du auch. Ich schätze, du musst dich nur besser präsentieren. Sieh dir Hana-chan an. Sie hat weniger Oberweite als du, aber sie trägt immer enge Oberteile, damit es nach mehr aussieht. Und wenn du Recht hast, und unser Mamo-chan auf solche Reize fixiert ist, dann muss ihm das auffallen, wenn du engere Sachen anziehst."
"Aber das ist unvorteilhaft für einen Shinobi, wenn die Sachen zu eng sind."
Ikuko lachte laut auf. "Sag das mal nicht Mighty Guy. Der schwört auf seinen grünen, extra engen Kampfanzug. Und er hat Recht damit. Also, vielleicht probierst du es mal mit einem engen Top und darüber ein Netzhemd, das könnte ihm gefallen."
"M-meinst du wirklich?"

"Ähemm!", hörten sie eine herbe Männerstimme neben sich.
Sie fuhren erschrocken herum und starrten Kaminari ins Gesicht. Der erfahrene Nukenin sah die beiden mürrisch an. "Abgesehen davon, dass wir den Mann gerade suchen, dessen Lernfähigkeit und dessen Augen Ihr gerade bewertet, solltet Ihr dieses Gespräch doch besser in eure Freizeit verschieben." Er deutete hinter sich, wo fünf Männer und drei Frauen standen, und mehr oder weniger peinlich berührt zur Seite blickten. "Die Jungs kriegen rote Ohren, wenn Ihr so weiter macht. Habt Ihr vergessen, dass Ihr in einer Neunerzelle unterwegs seid?"
"Was kann ich denn dafür, dass Ihr so steif und verklemmt seid?", stichelte Ikuko. "Außerdem sind wir Kunoichi Konohas nicht zu Unrecht sehr stolz darauf, dass wir die bestgekleidetsten Kunoichis der fünf großen Reiche sind."
Leise Zustimmung der anderen drei Frauen klang auf.
"Wie auch immer. Auf jeden Fall sollten wir jetzt weiter suchen, Karins Oberweite hin oder her." Er räusperte sich verlegen. "Und ja, da wird manche erwachsene Frau neidisch. So, jetzt aber weiter im Text. Jeder kleine Hinweis kann entscheidend sein. Wir dürfen nichts übersehen! Karin-chan, du bist die Chunin auf Probe. Du musst uns... WHOA!"
Die junge Akimichi war bei Kaminaris Worten tüchtig errötet. Als sie seinen Entsetzensschrei hörte, reagierte sie aber sofort und griff mit ihrem Körperjutsu zu, bevor der Ninja in den bodenlosen Schacht fallen konnte, über den er im wahrsten Sinne des Wortes gestolpert war. Aus den Tiefen klang scheppernder Lärm auf, als der Deckel, der nur ungenau aufgelegen hatte und für Ryu beinahe zur Todesfalle geworden war, aufschlug.
"Danke, Karin-chan. Das war knapp. Was ist das hier?"
"Ein Schacht, hier mitten in der Wildnis?" Karin ließ Ryu wieder los und trat an den Schacht heran. Sie griff in einen ihrer Beutel und zog ein Feuerzeug hervor. Dann rupfte sie trockenes Gras, drehte eine Fackel und entzündete sie. Das Feuer ließ sie in den Schacht fallen. "Unten scheint ein Gang zu sein."
"Und wir haben Lampen", rief Ikuko aufgeregt. "Das ist unsere erste Spur! Sehen wir uns das an!"
"Natürlich sehen wir uns das an", erwiderte Karin. "Und ich wünsche mir gerade, wir hätten den kleinen Hyuuga diesmal auch mitnehmen dürfen, wegen der Byakugan. Ryu, du darfst zuerst."
"Das habe ich kommen sehen", murmelte er, griff nach seiner Lampe, aktivierte sie und kletterte in den Schacht. "Aha, eine Leiter. Ungefähr in einem Meter Tiefe. Da sollten wir alle ran reichen. Keine Anzeichen von Fallen." Er kletterte tiefer, bedächtig, sich immer wieder umsehend. Aber nichts passierte. Es wurden keine Fallen ausgelöst. Schließlich erreichte er den Boden und damit den Schacht. "Fußspuren!", rief er hinauf. "Von mindestens einer Frau und zwei Männern! Dazu Schleifspuren, die zwischen den beiden Männern verlaufen! Der Gang mündet in einem Gewölbe! Und wurde schon ewig nicht mehr gelüftet!"
"Schleifspuren zwischen den beiden männlichen Fußspuren?", fragte Ikuko aufgeregt. "So als wenn zwei Männer einen dritten zwischen sich getragen hätten."
Karin aktivierte ihr Funkgerät. "Rose? Karin hier. Es scheint, wir haben so etwas wie eine Spur gefunden. Kaminari ist im wahrsten Sinne des Wortes darüber gestolpert. Wir brauchen Inari oder einen der anderen sensorischen Ninjas hier. Und schick uns bitte Perine herüber. Ja, danke."

Zehn Minuten später stand die Anführerin der Suchexpedition selbst im Gewölbe, neben ihr die Affenkriegerin in ihrer menschlichen Gestalt. Das Affenmädchen sog die stickige, staubige Luft tief in die Lungen ein - und musste husten, um den Dreck wieder aus ihren Atemwegen heraus zu befördern. "Verdammter Mist! Dämlicher Staub! Orochimaru könnte hier ruhig mal wischen lassen. Aber er war hier, definitiv."
"Wer?", fragte Kaminari verständnislos. "Orochimaru?"
"Nein, du Depp! Mamo-chan war hier!", rief P-chan entrüstet. "Was meinst du, wen wir hier suchen?"
"Aber das Gewölbe hat nur einen Zugang", murmelte Rose und suchte die Wände ab. "Ein geheimer Zugang? Irgendwo? Eine Falltür oder dergleichen? Hm, nein. Nein, auch hier nicht. Dies hier ist ein gemeines Zwischenlager, nicht mehr und nicht weniger. Es ist leer und in einem schlechten Zustand. Es wurde aufgegeben, schon vor Jahren. Aber Mamoru war hier... Nur wie ist er hinein gekommen? Haben sie hier übernachtet, gerastet?"
"Hier!", klang die Stimme von Inari auf. Er stand in der Mitte des Gewölbes. "Hier ist etwas!" Er legte eine Hand auf den Boden und leitete Chakra hinein. Beinahe sofort leuchtete ein Bannkreis auf."
"Das ist ein Tor", sagte Karin bestimmt. "Ein modifizierter Kreis zur Beschwörung von Kontraktpartnern."
"Okay. Ich glaube, wir kriegen so langsam eine Ahnung davon, wie Mamoru überleben konnte. Nur kann er das nicht selbst angeleiert haben, oder?", fragte Rose.
P-chan sah entsetzt auf. "Maria! Sie soll bei ihm gewesen sein, bis zu Schluss! Wenn er in ihrer Hand ist, dann..." Entsetzt warf sie sich herum und versuchte zum Schacht zu kommen.
Rose griff kompromisslos zu und hielt sie am Kragen fest. "Ruhig, Mädchen, ruhig. Alleine kopflos drauflos stürmen hilft ihm auch nicht. Wir wissen aber jetzt, wo er Otogakure verlassen hat, und das engt die Suche ein wenig ein. Wenn wir jetzt geordnet vorgehen, werden wir ihn viel schneller finden, als wenn du planlos einher stürmst."
Die Affenkriegerin gab nach. "Du hast ja Recht. Aber Maria, verstehst du das nicht, Maria! Oh, wenn ich mir vorstelle, was sie alles mit ihm anstellen kann, wird mir Angst und Bange! Die beiden sind Todfeinde."
"Sie hat ihn gerettet, also will sie nicht sofort seinen Tod", sagte Rose ernst. "Dafür sollten wir dankbar sein. Das gibt uns die Chance, ihn zu retten." Sie rieb sich die Nasenwurzel. "Egal was sie ihm antut, solange er lebt, hat sie nicht gewonnen."
Karin nickte dazu bedächtig, und versuchte zu verbergen, wie sehr sie zitterte...

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Heute

Suzume wirbelte durch die Burgküche, dass es einem schwindlig werden konnte, wenn man zusah. Zuerst hatte sie den kompletten Holzboden gewischt. Dann hatte sie die großen Töpfe geschrubbt, bis diese eingesehen hatten im Nachteil zu sein, und das erste Mal seit Jahren Glanz angenommen. Anschließend hatte sie sich mit Feuereifer auf das Essen gestürzt, das hier für das ganze Schloss und all seine Bewohner zubereitet wurde. Harusame brüstete sich gerne damit, dass er niemals besser aß als der rangniedrigste seiner Leute... Was dazu führte, das man in seiner Burg verdammt gut zu speisen pflegte. Und es sah ganz so aus, als würde es heute noch eine Spur besser werden, wenn man bedachte, wie raffiniert die junge Frau die Speisen abschmeckte.
Die anderen Leute im Raum, Köche, Köchinnen und deren Handlanger, fühlten sich nicht nur an den Rand gedrängt, sie kamen auch nicht mehr aus dem Staunen heraus.
"Bist das wirklich du, Suzume?", fragte eine der Frauen maßlos erstaunt. Sie war eines der Mädchen, die im Vorjahr entführt worden waren, und sie hatte die kleine Schwester der Frau des Dorfvorstehers irgendwie anders in Erinnerung.
Irritiert starrte das Mädchen die Ältere an. "Wer sollte ich denn sonst sein?"
"A-aber du bist so schnell und so fleißig. Und du kochst so gut."
"Ach, das", sagte sie und winkte ab. "Kochen hat mir Tsubasa-oneechan beigebracht. Und gearbeitet habe ich doch schon immer viel und gerne." Sie verschwieg wohlweislich, dass die Arbeit ihr half, auf andere Gedanken zu kommen, nicht dauernd an Akiras scheußlichen Tod zu denken und mit ihrer Angst fertig zu werden. Allerdings war es für sie schon eine Erleichterung zu wissen, dass das blonde Flittchen nicht hier bei ihr in der Küche war, sondern irgendwo weiter oben.
"Davon habe ich nie was mitgekriegt", sagte die junge Frau.
Für einen Moment hielt sie inne, während sie bereits die zehnte Pfanne Takoyaki briet. "Das wundert mich überhaupt nicht. Ihr habt ja immer nur gesehen, was Onee-chan gemacht hat. Ich war ja nur das Anhängsel." Sie überspielte ihrer Bitterkeit mit einer aufgesetzten fröhlichen Miene. "Aber eine gut getane Arbeit ist ja Lohn genug. So, die Takoyakis sind auch fertig. Ah, mein Feuer geht aus. Ich werde Holz hacken."
"Warte", sagte das andere Mädchen, "das kann ich doch..."
"Du musst doch auf den Reis für die Sashimi aufpassen. Das geht schon."

Sie floh mehr als das sie ging auf den kleinen Platz hinter der Küche, der von zwei Kasernen zu einer Art Innenhof zusammengedrängt wurde. Dort stand fertig gespaltenes Holz bereit, das sie nur noch reintragen musste. Aber ihr war nach etwas körperlicher Arbeit. Beobachter mochten meinen, dass sich die junge Frau in nur einem halben Tag gut eingefügt hatte und ihr neues Leben genoss. Aufmerksame Beobachter aber würden auf ihre Hände hinweisen, die zitterten, wenn Suzume nichts zu tun hatte. Sie war verängstigt, bis ins Mark, sie hatte Angst davor, was ihr passieren würde, und sie sah ihre einzige Chance, am Leben zu bleiben darin, unverzichtbar zu werden und niemandem zur Last zu fallen. Auch deshalb hackte sie ihr eigenes Holz. Es wäre undenkbar schlecht für sie gewesen, hätte jemand anderes Anspruch auf die fertigen Stücke erhoben, und sie hätte sie fortgenommen. Außerdem hatte sie schon immer das Holz gehackt, und darin war sie richtig gut. Also stellte sie einen Klotz auf den großen Stumpf, fasste die Hauklinge fester und ließ sie auf das Holz nieder sausen. Sie spaltete es schon nach dem ersten Schlag zur Hälfte auf. Also nahm sie Beil und Klotz hoch und schlug beides erneut nieder. Das Holz war halbiert. Sie sammelte beide Hälften auf und stellte eine hochkant hin, um erneut zuzuschlagen. Mit Schwung holte sie aus und... stockte?
Erstaunt fuhr sie herum. Hinter ihr stand ein Soldat des Daimyos, und hielt den Stiel der Hauklinge umfasst. Es war ein großer, breitschultriger Kerl, der auf den ersten Blick zumindest annähernd sympathisch wirkte. "Na, na, mit scharfen Dingen spielt man nicht, Mädchen. Hat dir das keiner beigebracht?"
Erschrocken ließ sie das Beil fahren, fuhr drei Schritte zurück und wurde von der Wand einer Kaserne gestoppt. Hastig verbeugte sie sich. "En... Entschuldigung. Ich wollte niemanden gefährden. Ich wollte nur meine Arbeit machen. Ich... ich..." Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Akira, verdammt, wo war er, wenn sie ihn am Nötigsten brauchte?
"Keine Sorge, ich bin dir nicht böse, Mädchen", sagte der große Kerl und schlug mit nur einer Hand nach dem Holz. Er spaltete es und versenkte die Klinge auf der ganzen Länge im Hackklotz. Bedächtig kam er näher und ergriff ihr Kinn mit der Rechten. "Du bist eine von den Neuen, oder? Ich habe dich vorher nicht gesehen, und glaube mir, dieses hübsche Gesicht würde ich wiedererkennen. Wie alt bist du, Mädchen?"
"V-v-v-vierzehn", stammelte sie. Akira, wo war nur Akira? Ach ja, tot.
"Und wie ist dein Name?", fragte er, während er ihr Gesicht hin und her drehte, um es von allen Seiten zu betrachten.
"Suzume!"
Sie fuhren beide zur neuen Stimme herum. In einer der Türen zur Kaserne stand ein kleinerer, schlanker Mann. In seinen Augen blitzte Ärger, und diese merkwürdige Abzeichen auf seiner Brust wiesen ihn als jemanden aus, der kein gemeiner Soldat war. "Ihr Name ist Suzume. Und sie mag keine älteren Männer, also schlag sie dir gleich wieder aus dem Kopf, Tohou."
Langsam löste der Ältere die Hand von Suzumes Gesicht. "Ich war nicht gemein zu ihr, Gun-so", verteidigte er sich.
"Das habe ich dir auch nicht unterstellt. Hast du nicht irgendwas zu tun?" Sein Blick wurde ernst, geradezu zwingend.
Der Ältere schrumpfte unter diesem Blick merklich zusammen. "Ach, da war ja noch was. Richtig, wir haben gleich eine Schwertübung, an der ich teilnehmen muss. Nichts für ungut, Gun-so, aber ich muss los. Also, Mädchen, sei weiter so schön fleißig, ja?" Er winkte und verschwand hinter dem Neuen in der Kaserne.

Suzume begann zu schluchzen.
"Alles in Ordnung bei dir?", fragte der Junge professionell. Sie schluchzte nur noch mehr.
Er wollte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legen, aber sie zuckte vor ihm zurück.
"Also, das verletzt mich jetzt wirklich, Suzume-chan. Ich meine, wir haben zusammen gespielt, und jetzt behandelst du mich, als würdest du mich nicht mehr kennen?"
Sein Tonfall war derart beleidigt, dass es sogar Suzume in ihrer Angststarre erreichte. Sie sah auf. "Tsuyoshi-kun?"
Er unterdrückte ein prustendes Lachen. "Jetzt sag bloß, du hast mich nicht erkannt, Suzume-chan."
"Wer sollte das denn können? Groß bist du geworden, und so breit im Rücken. Und so ernsthaft. I-ich... Da ist nicht mehr viel von dem Jungen, mit dem ich gespielt habe. Und du bist in dieser Rüstung nicht wiederzuerkennen." Misstrauisch sah sie ihn an. "Was ist ein Gun-so?"
"Oh", machte er, bevor er leise zu lachen begann. "Ein Anführer. Ich kommandiere drei Trupps mit je zehn Mann."
"Du hast Karriere gemacht", stellte Suzume fest.
"Ich musste", sagte Tsuyoshi fest. "Meine eigene Schwester kann ich nicht beschützen. Sie ist oben im Palast und... Dient dem Daimyo direkt. Aber die anderen, für die muss ich da sein. Also habe ich mich angestrengt, und sieh mich an was ich heute bin. Ich kommandiere die Soldaten, die mich noch vor einem Jahr entführt haben. Und ich passe, so gut ich kann, auf meine Freunde auf. Ich hoffe, das nimmst du mir nicht übel."
"Nein, aber... Was ist mit Tsukasa? Sie dient dem Daimyo?"
"Es ist etwas schwierig zu erklären. Und du willst das auch nicht genauer wissen. Aber eines verspreche ich dir. Wenn dich irgendjemand dumm anschaut, wenn dir jemand zu nahe tritt, sag ihm, dass du unter dem Schutz von Gun-so Tsuyoshi stehst. Selbst die Offiziere sollten sich dann zweimal überlegen, was sie sich trauen."
"Und der Daimyo? Was ist mit dem?"
Tsuyoshis Gesicht wurde aschfahl. "Ich fürchte, vor dem kann ich dich nicht beschützen. Aber bald, da..." Er verstummte. "Auf jeden Fall passe ich auf dich auf. Das verspreche ich dir."
"Danke. Das ist nett von dir. Das hätte ja eigentlich Akira machen müssen, aber..."
Misstrauisch hob er eine Augenbraue. "Akira? Wer ist das? Und wieso soll er dich beschützen?"
Sein Tonfall erweckte Suzumes Trotz. "Akira ist mein neuer großer Bruder. Er hat versprochen, mich zu beschützen. Und das hätte er auch eingehalten, wenn..."
Das wütende Schnauben Tsuyoshis unterbrach sie. "Wie hätte er dich beschützen können? Diese Burg ist uneinnehmbar. Man kommt nicht hinein. Und selbst wenn man bereits drin ist, stehen fünfhundert Soldaten bereit. Dein Akira hätte so oder so keine Chance gehabt."
Sie wollte sagen, dass Akira getötet worden war, sie wollte sagen, dass sie seine Hinrichtung und Hanakos hysterischen Jubel gehört hatte, aber zum Trotz kam nun auch verletzter Stolz. "Akira-oniichan hätte es geschafft", sagte sie in wehleidigem Ton.
"So? Glaubst du tatsächlich, dieser Akira hätte es bis in die Burg geschafft? Und was dann? Würde er alle Soldaten des Daimyos alleine besiegen? Wie das denn?"
In genau diesem Moment sah Tsuyoshi eine große Flammenkugel in die Luft steigen und explodieren. Instinktiv nahm er Suzume schützend in die Arme und warf sich über sie auf den Boden. Die Druckwelle kam kurz darauf und schüttelte beide durch. "Verdammte Shinobi!", keuchte er, kaum das er wieder Luft bekam. "Warum packen sie ihr starkes Kaliber aus?"
In Suzume stieg die Hoffnung. Eine irrwitzige Hoffnung, entgegen besserem Wissen. Entgegen jeder Erfahrung. Entgegen der Realität. "Akira", hauchte sie, und mit jeder Faser ihrer Seele hoffte sie.

"Suzume-chan?", klang hinter ihr die Stimme eines Mädchens auf, das sie nicht kannte.
"Uärgs!", machte Tsuyoshi, als er von eine gigantischen Hand hochgehoben wurde. "Was macht dieser Kerl da mit dir?"
Als wenn die Situation nicht schon verzwickt genug gewesen wäre. Sie fuhr herum und sah diese schöne schwarzhaarige Frau mit dieser tollen Oberweite und dem hübschen Gesicht. Sie trug die Kleidung einer Shinobi, und auf ihrer Stirn prangte der berühmte Stirnschutz Konohagakures. Einer ihrer Arme war ins Riesenhafte vergrößert. Damit hielt sie Tsuyoshi etwa auf Augenhöhe vor sich. Ihr Blick war... Rachsüchtig war noch zu schwach. Suzume kannte das schöne Mädchen nicht, aber sie mochte sie sofort. Und erkannte, was gerade geschah.
"Tu Tsuyoshi bitte nichts!", rief sie hastig. "Er hat mich doch nur vor der Explosion beschützt! Und er stammt aus meinem Dorf!"
"Oh", machte die Frau. "Oh. Ach so." Sie setzte Tsuyoshi wieder auf dem Boden ab und lächelte verlegen. "Tut mir leid, da habe ich wohl was missverstanden. Ahahaha. Aber egal, damit habe ich ja schon zwei gefunden." Sie sah zu Suzume herüber. "Suzume-chan, Mamo... Ich meine, Akira schickt mich. Ich soll dich suchen und beschützen, während er mit den Kiri-Nin kämpft."
"Moment mal, ich verstehe hier gar nichts mehr! Was ist hier eigentlich los?", rief Tsuyoshi aufgebracht.
"Akira? Er ist hier? Aber er wurde doch..."
"Ich kann das alles erklären. Alles", sagte sie in Tsuyoshis Richtung. "Wir sind ein Team aus Konoha. Genta hat uns angeworben, um dich zu beschützen, Suzume-chan, und um euch zu retten, Tsuyoshi-kun. Glückliche Sache, dass ich gleich über euch beide gestolpert bin. Kannst du deine Kameraden zusammenziehen, die auch aus Gentas Dorf stammen, Tsuyoshi?"
"Ja. Ja, ja, das geht! Soll ich das gleich machen?"
"Das wäre keine schlechte Idee. Nehmt die Stirnbänder ab, und legt die Rüstungen ab, damit Ihr nicht zwischen die Fronten geratet."
"Halt! Akira ist hier?", rief Suzume. "Aber wie?"
Die hübsche Frau lächelte. "Ich weiß, das hörst du jetzt nicht so gerne, aber Hana-chan ist auch eine Shinobi. Sie hat den Banditen vorgegaukelt, sie hätten Akira getötet. Dann ging sie mit, um dich zu beschützen, Suzume-chan. Weißt du zufällig, wo sie ist?"
Suzume schluckte heftig. Alles was sie glaubte, alles was sie wusste, wurde nun mit einem Schlag auf den Kopf gestellt. Und Hanako war gar nicht das blutrünstige Monster, sondern hatte sie beschützt. Das machte Sinn, wenn sie zurückdachte, wie es ihr ergangen war, seit sie das Dorf verlassen hatten. Hanako war immer in ihrer Nähe gewesen und hatte die Banditen von ihr abgelenkt. Aber was noch viel wichtiger war, Akira lebte noch! Er war nicht tot! Nicht tot! Träume wurden also doch wahr! Und das hatte er gemeint, als er das letzte Mal mit ihr gesprochen hatte! Oh, sie war froh, so froh... Und fühlte sich, als hätte jemand sie mit Eiswasser übergossen. "Hana-chan ist beim Daimyo", sagte sie mit fahler Stimme. "Und ich weiß nicht, was er gerade mit ihr macht."
"Beim Daimyo also?" Das Mädchen lächelte fies. "Na, dann hat der nichts zu lachen. Ich bin übrigens Karin. Nennt mich so. Und jetzt bring mich in die Küche, Suzume-chan, und zeige mir alle jungen Leute aus deinem Dorf. Tsuyoshi-kun, beeile dich, um deine zu finden. Hier wird es gleich von Ninjas wimmeln, und wir sind nicht zimperlich."
"Ich habe verstanden. Ich vertraue dir Suzume-chan an! Pass gut auf sie auf. Sie ist mir lieb!", rief er und stürzte die Straße hinab, zu den Baracken, die seinen Freunden als Unterkunft dienten.
Suzume errötete.
Karin unterdrückte ein Auflachen. Hatte Onii-chan hier etwa Konkurrenz um Suzumes Gunst? Nun, ihr konnte das nur Recht sein. Sie hatte absolut keine Lust, den Mamoru-Pakt auf sechs Frauen zu erweitern. "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, Suzume-chan."
"U-und was ist mit Akira?", fragte sie.
"Du glaubst doch nicht, das er verlieren kann?"
"Nein", hauchte Suzume, und so etwas wie Stolz überschwemmte sie.
"Na, dann machen wir uns mal an unseren Teil der Arbeit", sagte Karin fröhlich.
***
Hanako stieß einen Laut äußersten Missfallens aus. Irgendwas lief da doch wieder nicht nach Plan. Ob einer der Genin gepatzt hatte? Oder war Mamoru geradewegs in die Kiri-Nin gelaufen? Egal. Der nächste Schritt war nun, die Frauen aus Gentas Dorf zu finden und zu beschützen. Also ging sie auf die Haremsfrauen zu. Tsukasa würde wissen, ob noch eine weitere aus Gentas Dorf unter ihnen war. Und ob sie überhaupt würde mitkommen wollen. Und wo sie die anderen suchen mussten.
"Tsukasa!", rief sie bereits von Weitem.
Eine kräftige Hand legte sich auf ihre Schulter. "Warte in meinen Gemächern auf mich. Das wird nicht lange dauern", sagte der Daimyo.
"Ich habe jetzt keine Zeit für dich, du armer Trottel", sagte sie und wischte die Hand von ihrer Schulter.
Erschrockenes Raunen ging durch die Männer und Frauen in der Halle.
Der Daimyo starrte sie konsterniert, geradezu entsetzt an. Dann machte er einen Schritt auf sie zu. "Wie kannst du es wagen..."
Hanako machte ebenfalls einen Schritt auf ihn zu, stellte das rechte Bein in seine Gangrichtung zwischen die Beine des Daimyos. Dann drehte sie ihren Körper in seinen hinein, ergriff mit beiden Händen seinen rechten Arm und zog ihn über ihre rechte Schulter stramm. Dann, in einer fließenden Bewegung, beugte sie sich vor und schleuderte den Daimyo über sich hinweg. Er schlug hart auf dem Rücken auf und ließ vor Schmerz die Luft aus den Lungen.
Doch Hanako war noch nicht fertig. Sie hatte noch immer sein Handgelenk in der Rechten. Sie streckte den Arm des am Boden liegenden durch, kippte das Handgelenk nach vorne und drehte die Hand nach außen, bis Harusame vor Schmerz aufschrie. Mit ihrer üblichen Arroganz verschloss sie den Mund des Daimyos mit ihrem rechten Fuß. "Jetzt hör mal genau zu, du Dummkopf. Ich bin eine Kunoichi aus Konoha mit dem Auftrag, deine Burg in Schutt und Asche und dir das Handwerk zu legen. Verhalte dich still, dann lasse ich dich am Leben. Wage es, mir meine Arbeit zu erschweren, dann verlierst du mindestens dein hübsches Gesicht. Hast du das gefressen?"
Der Daimyo antwortete nicht. Stattdessen schien er zu lächeln.
"Ob du das verstanden hast, du Idiot?"
"Äh, Hana-chan", klang Tsukasas Stimme auf. "Ich glaube, er kann in deinen Kimono..."
"WAS?" Die blonde Frau wurde knallrot. "Du perverses kleines Schwein!" Wütend trat sie zu. Und noch einmal. Und wieder.
"Hana-chan, ich glaube, damit tust du ihm nur einen Gefallen. Manchmal mag er sowas", erklärte Tsukasa.
"So?" Ein dämonisches Lächeln huschte über ihre Züge. "Na, dann wollen wir ihm doch mal den Himmel auf Erden bereiten."
Sekunden darauf ging ein gequälter Schrei durch die Burg, das Ergebnis von unglaublicher Qual, von kaum ertragbaren Schmerzen... Aber auch von allergrößtem Vergnügen.
***
"Da ist doch was schief gelaufen!", rief Ikuko und hetzte los, als das Feuerzeichen - mehr eine ausgewachsene Explosion - über der Burg stand. "Scheiß auf die Planung! Rein und Angriff!"
"Das brauchst du uns nicht erst zu sagen! Los, Akamaru, Sempai braucht unsere Hilfe!", rief Kiba.
Die beiden sprangen als erste über das Tor hinweg. Die Shinobi und Kunoichi folgten ihnen auf dem Fuß.
"Naruto! Erschaffe ein paar Dutzend Schattenklone, die uns bei der Suche helfen! Ich muss wissen, wo die anderen sind! Und wo unsere Gegner stehen!"
"Keine Sache, Ikuko-oneechan!" Naruto verharrte nicht einmal in der Bewegung, als er die Fingerzeichen für die Schattenklone formte. Was für ein Talent hatte der Junge.
"Kage Bunshin no Jutsu!" Übergangslos entstanden aus Dutzenden Rauchwolken fast vierzig Duplikate Narutos, die sich sofort weitläufig auf dem großzügigen Gelände verteilten. Einige strebten nach unten, einige zur Burg, ein paar zu der Stelle, an der die Explosion gestanden hatte.
"Eindringlinge!", erklang es aus einer der Baracken. Mehrere Dutzend Männer in Rüstungen kamen hervor.
"Überlasst das mir!", rief Hinata aufgeregt und stellte sich den Männern in den Weg. "Byakugan!"
"Schaffst du das, Hinata-chan?", rief Ikuko.
"Ja, keine Sorge!"
"Sie hat die Byakugan", sagte Shino. "Normale Menschen sind keine Gegner für... Himmel, Hinata, der hätte mich beinahe getroffen! Pass doch auf, wo du deine besiegten Feinde hinwirfst."
"Tu-tut mir leid, Shino-kun!"
"Wenn du fertig bist, komm nach! Wir müssen die Burg erobern!", rief Ikuko gespielt professionell, um ihre Überraschung über die kleine Hyuuga zu überspielen.
"Verstanden!", rief das Mädchen, während es drei weitere Soldaten durch die Luft schickte. Es war eher selten, das kleine Mädchen furchteinflößend waren. Hinata verbreitete Angst und Schrecken.

"Weiter zur Burg! Zumindest Hanako sollte jetzt für uns wichtige Informationen haben!" Ikuko sah zum Pfad herüber, über dem der Feuerball aufgestiegen war. Was, wenn Mamoru Hilfe brauchte? Wen sollte sie schicken? Mamoru war bereits der Stärkste in der Gruppe, und seine Leutnants... Karin war eventuell bei ihm, und Hanako definitiv in der Burg. Kaminari vielleicht? Nein, das hätte die Gruppe um eine sichere Kalkulation beraubt. Doch sie musste Kontakt zu den dreien aufnehmen, und das schnell. "Naruto!", rief Ikuko, "du gehst da runter und schaust dir an, wer dort kämpft. Ich meine damit, du gehst, und nicht einer deiner Klone."
"Habe verstanden!", rief Naruto, grinste fröhlich und sprang auf das Dach einer nahen Baracke. Sofort entfernte er sich in Richtung der Explosion.
"Hoffentlich geht das gut", murmelte Ikuko.
"Keine Sorge. Naruto ist stark", sagte Shino. Er ließ sich zurückfallen, als aus einem Seitengang weitere Soldaten hervor quollen. "Ich kümmere mich um die und rücke später nach!"
Ikuko sah nach hinten. "Schafft er das? Er ist ja nur ein Insektenbändiger der Aburame."
Kaminari und Inari sahen sie entgeistert an. "Du hast noch keinen Aburame kämpfen sehen, oder?", fragte Inari schaudernd.
"Äh, nein, eigentlich nicht."
Der Medi-Nin lachte. "Dann vertrau mir. Der Junge wird sich durchboxen."
"Mit kleinen Käfern?", fragte sie zweifelnd.
Kaminari grinste. "Du hast wirklich noch keinen Aburame kämpfen sehen!"
***
Mist, Mist, Mist, verdammter. Ich fühlte, wie mir die Situation entglitt. Natürlich musste ich gleich zu Anfang nicht nur auf einen schweren Gegner treffen, sondern gleich auf zwei. Und das Schlimmste an der Situation war, dass ich bisher nur mit einem kämpfte, mit dem völlig verfetteten Kyun. Terumi, die ich als noch stärker einschätzte, begnügte sich damit, uns lediglich zuzusehen. Dennoch musste ich ständig auf der Hut sein. Ich wäre nicht der erste Ninja gewesen, der an seinem Glauben, ein dritter Ninja würde nicht in ein Duell gegen seine Gunsten eingreifen, sterben würde.
Dazu kam auch noch, dass der Kampf recht ausgewogen war. Wir waren beide Feuer-Benutzer und verfügten über ein gutes Taijutsu. Unser Kampf war recht schnell, um nicht zu sagen rasant. Das ließ uns wenig Zeit für anspruchsvolle Katon-Techniken, und so begnügten wir uns damit, während wir mit unseren Kunais immer wieder aufeinander prallten, Feuerbälle und dergleichen nach einander zu werfen. Nun, Kyun hatte es dazu auf drei Feuerklone gebracht, was mich doch sehr verdrießte. Ich spielte mit dem Gedanken, Kage Bunshin einzusetzen und zwei Dutzend Klone von mir zu erschaffen. Aber wie würde die Frau das sehen? Und was nutzten sie mir angesichts von Kyuns Katon? Klone hatten niemals alle Fertigkeiten jener, die sie erzeugten. Das war leider so. Zuletzt hatte ich es daran gemerkt, als Terumi wie nebenbei ein halbes Dutzend Klone meines Kohais Naruto, die zufällig in unserer Richtung unterwegs gewesen waren, wie nebenbei aus der Luft gewischt hatte. Schlecht für meine eigene Kunst, aber eine gute Nachricht. Meine Leute waren jetzt in der Burg.
Als mich eine riesige Pranke aus der Luft fischte, merkte ich das ich unaufmerksam gewesen war. Der Griff war hart, aber nicht unaufbrechbar für mich. Und der feste Halt bot mir zudem etliche Punkte für schwere Angriffe aus nächster Nähe auf den Fettsack. Für den Moment aber schien es mir geboten, mal den alten Schauspieler raus zu holen, und Kyun in Sicherheit zu wiegen. Also kämpfte ich mit immer mehr erlahmenden Kräften gegen den Griff an und hoffte, dass der Riese nicht bemerkte, dass ich den Hals mit Chakra verhärtet hatte. Zumindest nicht sofort.
"Was denn, schon aus?", fragte Terumi enttäuscht. "Ich hätte mehr vom Zerstörer Otogakures erwartet." Sie seufzte unzufrieden. "Bring ihn nicht um, Kyun. So schlecht ist er nun auch nicht, und wenn er lebt, kann er nützlich für uns sein.
Der Riese sah sie mit kalten Augen an. "Lebend ist er eine Bedrohung. Ich hatte lediglich Glück."
"Kyun, du wirst...", begann sie verärgert, während der Riese den Druck auf meinen Hals erhöhte. Na Klasse, so würde er schnell merken, das ich mich geschützt hatte. Zeit für Plan B.

"RASENGAN!"
Bevor ich mich versah, ließ Kyun mich los. Das eher unfreiwillig, denn sein Körper wurde gerade schwer malträtiert und zudem fliegen geschickt. Durch ungefähr fünf Baracken.
Naruto kniete neben mir. "Alles in Ordnung, Onii-chan?"
"Ja, es geht. Er hat mich lediglich überrascht. Er ist wie ich ein Feuernutzer, das macht es etwas schwierig für mich, Naruto."
"Oh, in Ordnung. Ruh dich einen Moment aus, ich übernehme den Dicken! Kage Bunshin no Jutsu!" Übergangslos hatte ich es mit einem guten Hundert Narutos zu tun.
"Warte! Du bist Wind-Benutzer, Naruto! Wind hat gegenüber Feuer große Nachteile!"
"Ich benutze doch Taijutsu!", beschwerte sich der Blondschopf und eilte inmitten seiner Klone auf den noch immer reichlich belämmerten Kyun zu.
"Warte!", rief Terumi. "Du glaubst doch nicht, dass ich dich..."
"Keine Zeit, Onee-chan!", rief Naruto und eilte an der Frau vorbei.
"Onee... chan?" Sie sah Naruto nach. "Was für ein höflicher junger Mann. Und er hat ja so einen scharfen Blick."
"Okay, das will ich jetzt nicht verstehen", murmelte ich mehr zu mir selbst.
"Willst du ihm nicht helfen? Kyun ist ein schwerer Gegner", sagte sie in meine Richtung.
Ich winkte ab. "Ich habe erhebliche Probleme gegen ihn. Wir sind beide sehr schnell und annähernd gleich stark. Wir kommen beide nicht dazu, unsere wirklich guten Jutsu auszupacken. Außerdem vertraue ich Naruto."
"Du schickst einen Genin gegen einen Jounin?", fragte sie erstaunt. "Ich wusste nicht, dass Ihr Konoha-Shinobis so kaltblütig geworden seid."
"Naruto ist nicht irgend ein Genin. Er ist der Schüler von Jiraiya-sama", erklärte ich. "Ich bin sicher, Kyun wird eine herbe Überraschung erleben. Also, mich hat dieses Rasengan sehr überrascht."
"Und Kyun erst mal", sagte Terumi mit einem Seufzen. Sie stieß sich von der Wand ab, von der aus sie meinen Kampf mit dem Dicken beobachtet hatte. "Und? Glaubst du jetzt etwa, gegen mich hast du mehr Chancen? Ich nutze auch Katon, und ich bin stärker als Kyun."
Ich lächelte abschätzend. "Bist du nicht etwas jung, um mächtiger sein zu wollen als der Dicke?"
Meine Worte trafen den Nerv, den ich zu erwischen gehofft hatte. Sie errötete und sah zu Boden. "Das machst du doch mit Absicht", tadelte sie mich.
"Ich sage nur wie es ist. Du interessierst mich mindestens so sehr, wie ich dich interessiere. Deshalb glaube ich, das du gerne das Jutsu sehen möchtest, mit dem ich Otogakure zerstört habe."
Sie sah auf, und Freude stand in ihren Augen. "Das würdest du tun?"
"Du solltest mich besser aufhalten. Wenn ich es erst mal durchgezogen habe, hast du keine Chance mehr." Das war natürlich nicht nur ein wenig übertrieben, denn die Beschwörung von Enma raubte mir bereits einen beträchtlichen Teil meines Chakras.
"Was? Oh, nein, mach ruhig. Das interessiert mich sehr." Sie lächelte wölfisch. "Vor allem bei der Ansage."
Ich seufzte bedauernd. "Na, da bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Kuchiose no Jutsu!"

Ich presste meinen blutenden Daumen auf die Erde, der Beschwörungszirkel entstand, und in einer Rauchwolke erkannte ich... Zwei Gestalten? Und das in einer Kombination, wie sie schlimmer gar nicht sein konnte. Schlimm für meine Gegnerin, aber sicherlich auch schlimm für mich.
"Ha-hallo, Ryoga-sempai", sagte ich vorsichtig. Dann wandte ich mich der zweiten Gestalt zu. "Kasumi-chan, schön, dich wieder zu sehen."
"Ach, Mamo-chan", erwiderte die schlanke, schwarzhaarige Schönheit und verdeckte ihren lächelnden Mund mit der Rechten. "Du bist charmant wie immer. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen. Nachdem wir uns letztes Jahr alle so große Sorgen um dich gemacht haben. Auch der Tendo-Clan."
Ich fühlte, wie die Schuld auf mir zu lasten begann. Kasumi war so verteufelt gut darin, jemandem ein schlechtes Gewissen aufzubürden. Wirklich, wirklich gut. Und sie hatte ja auch Recht.
"Mamoru-kun!", klang Ryogas scharfe Stimme auf. "Was genau hast du mit meiner Schwester angestellt?"
Nun fühlte ich noch etwas anderes. Nämlich einen eisigen Schauder, der mir den Rücken hinabfuhr, verbunden mit dem Ausbruch wirklich kalten Schweißes. "Ich mit ihr? Nichts!"
"Und was hat sie dann mit dir angestellt?", hakte er nach.
"Mich geküsst!", platzte es aus mir hervor.
Terumi nutzte die Gunst des Augenblicks für eine Attacke: "Youton: Youkai no Jutsu!"
Eine Welle des ultraheißem Jutsu, dem ich selbst nur knapp entkommen war, schoss auf Ryoga zu. Ich identifizierte das Jutsu als einen Schwall heißer, kompakter Lava, die Terumi aus ihrem Mund ausspie. Eine hochwertige Technik, die sie kaum Vorbereitungszeit gekostet hatte.
"Technik des deprimierten Löwen!" Der Affenkrieger staute sein Chakra zu einer fast sichtbaren Welle vor sich, in der sich die Lava fing. Noch während sie antriebslos zu Boden fiel, kühlte sie sich sichtbar ab. "Warte bitte, bis du dran bist, junge Dame", sagte Ryoga mit Nachdruck.
Kasumi lächelte sie an wie eine strahlender Engel "Nur eine winzig kleine Minute, bitte. Das geht doch in Ordnung? Nicht?"
"N-natürlich", erwiderte Terumi, noch immer geschockt darüber, wie ihr Angriff ausgefallen war.
"Also, Mamoru-kun, du weißt, dass ich dich mag. Aber du weißt auch, dass diese Affenkrieger und Mensch-Beziehung so gut wie nie funktionieren. Nun ja, fast nie. Also, ehrlich gesagt, klappt das bei einigen ganz gut, aber..." Hilflos zuckte er die Schultern. "Mich ärgert ja auch nur, dass ich seit einem Jahr bei Perine vollkommen abgemeldet bin! Es heißt nur noch Mamo-chan hier und Mamo-chan da! Wo bleibe ich da, bitte? Ich bin ihr großer Bruder, und ich war immer ein Monument für sie. Und nun bin ich entweder Luft, oder ihr versklavter Zuhörer, wenn sie mir davon erzählt, was der große Mamo-chan schon wieder geniales getan hat. Kannst du dir vorstellen, was das für mich bedeutet? Ich bin frustriert, Mamoru-kun! Richtig frustriert!" Er stampfte wie ein trotziges Kind auf dem Boden auf. Der zerbrach auf einer Länge von fünfzehn Metern und bildete eine Spalte von einem schlappen Meter Breite. Das nächststehende Gebäude stürzte in sich zusammen. "Und du, mein Freund, wirst die Verantwortung übernehmen!", rief er und deutete auf mich. Ein Umstand, der mir nicht gefallen wollte. "Wenn sich das mit Perine nicht bessert, hole ich dich auf den Affenberg! Und dann.... Und dann..." Übergangslos verschwand seine ganze Wut und Anspannung. Stattdessen drückte er beide Zeigefinger verlegen aufeinander. "Und dann hilfst du mir bei Akari-chan, ja? Seit zwei Jahren will ich ein Date mit ihr, aber nie kriege ich die Worte raus."
Ich spürte, wie die ganze Anspannung von mir wich und fand mich auf dem Boden sitzend wieder. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. "Versprochen", ächzte ich, als sich meine Stimme wieder gefangen hatte.
"Ah! Sehr gut!" Grinsend wandte sich Ryoga wieder Terumi zu. "So", sagte er und ließ seine Knöchel knacken. "Jetzt habe ich Zeit für dich."
"Ich passe derweil auf Mamo-chan auf, damit er nicht zu Schaden kommt", sagte Kasumi und legte mir ihren linken Arm um die Schulter. Bevor ich mich versah, war sie mit mir dreißig Meter nach hinten gesprungen.
Ryoga war sicherlich nicht der erfahrenste Krieger der Affen, und sicher auch nicht der mit den besten Jutsu. Aber er war unbestreitbar der Stärkste. Und das versprach noch lustig zu werden. In einem ironischen Sinn.
***
Damals

Ich verbrachte zwei Tage in der improvisierten Siedlung, die von Maria für die Flüchtlinge aus Otogakure requiriert worden war, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich hatte früher aufbrechen wollen, aber die Shinobi hatten das einheitlich verneint. Die Suchteams Konohas waren uns noch nicht auf der Spur, der Fluchtweg war noch immer offen, und ich musste auch erst wieder zu Kräften kommen, nachdem ich Guin, im Versuch seine Explosion zu verhindern, mein ganzes Chakra eingespeist hatte.
Zwei Tage waren knapp bemessen, aber ich wollte die Flucht nicht weiter verzögern. Konohas Ring zog sich immer enger um uns. Wir mussten los, ob ich fit war oder nicht. Sehr hinderlich erwies sich dabei auch, dass meine Erinnerung noch nicht zurückgekehrt war. Aber ich hatte die Flüchtlinge kennen gelernt - neu kennen gelernt - und ich hatte das Gefühl, dass ich für sie Verantwortung übernehmen musste. Viele von ihnen waren mir sympathisch, und obwohl ich einigen, vor allem den Zivilisten, Angst machte, versuchten sie ihr Bestes, um nett zu mir zu sein. Einige der Shinobi waren auch sehr schnell mit mir warm geworden, und ich fühlte eine starke Sympathie für sie.
Mit Maria verband mich die innigste Verbindung. Ich hatte mich bisher nicht zu fragen getraut, aber so wie sie mit mir umging, musste ich mich fragen, ob ich ihr vor meiner Amnesie ihr Freund gewesen war. Oder kurz davor gestanden hatte. Aber ich schob den Gedanken beiseite, denn was sollte eine Klasse-Frau wie sie mit einem jungen Bengel wie mir?

Am Morgen des dritten Tages packten wir zusammen. Nun galt es. Wir würden unsere Fluchtroute nutzen und Konoha entkommen. Maria half mir dabei, mich anzukleiden, als ich die traditionelle Fleckentarn-Uniform Otogakures anlegte. Sie war modifiziert worden, war nun nicht mehr grau, sondern blaugrün, um anzuzeigen, dass uns nichts mehr mit Orochimaru und der vernichteten Stadt Otogakure verband, aber ich bezweifelte das Konoha unseren Willen anerkennen würde.
Mit einer Miene, die große Zufriedenheit und Stolz ausdrückte, schnallte sie mir meine Kunai-Tasche um. Es folgte das Futteral für das kleine Wakizashi, das ich nun auf dem Rücken trug, bereit, über die rechte Schulter gezogen zu werden.
Dann legte sie mir das Stirnband an, auf dem die Achtelnote Otogakures prangte. Sie hatte die Note mit zwei schrägen Strichen durchgestrichen, so wie es auf allen Stirnschutzen unserer kleinen Gruppe passiert war. Wir waren nun keine Oto-Shinobi mehr. Wir waren desertierte Ninjas aus einer zerstörten Stadt, ohne jegliche Bande zu Orochimaru, der uns hatte fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, als sein Plan, um Konoha zu zerstören, so vollkommen in die Binsen gegangen war.
Schließlich legte sie mir die tiefschwarze Schutzmaske an, die mein Gesicht vom Kinn bis zum Stirnband bedeckte - mein Markenzeichen. Der Stoff lag eng an, aber ich hatte keine Schwierigkeiten beim Atmen, und zwei große Linsen erlaubten es mir, hindurch zu schauen, ohne das mein Gegenüber meine Augen sehen konnte.
Ich verstand, dass das einen Gegner oder einen Untergebenen verunsichern konnte. Also war ich eine Art großes Arschloch? Oder einfach jemand, der den großen Auftritt liebte? Wahrscheinlich irgend etwas dazwischen. Aber ich konnte mir große Auftritte oder ein Arschloch-Dasein nicht erlauben. Nicht, wenn ich für so viele Menschen die Verantwortung trug.
"So, fertig", raunte sie mir ins Ohr. Für einen Moment nur, der mir aber wie eine kleine Ewigkeit vorkam, ruhte ihr Gesicht nahe meinem, waren ihre Lippen nur einen Zentimeter von meiner Maske entfernt. Es war, als wolle sie mir einen Kuss auf die Wange geben, sich aber mit aller Kraft zurückhalten.
Ich nickte und zerbrach den Augenblick damit. "Dann lass uns gehen."

Ich trat vor das alte Gebäude. Der Tross stand bereit, und auf meinen Befehl hin eilten fünf Shinobi voran, als unsere Vorhut. Weitere fünf sicherten die Flanken, der Rest blieb bei den wehrlosen Menschen. Ich selbst bildete mit Maria die Nachhut. Hier würde am ehesten ein Feindkontakt mit Konoha erfolgen. Und ich wollte so viel von meiner Verantwortung mit eigenen Schultern tragen, wie ich nur aufladen konnte.
"Kage Bunshin no Jutsu!" Ich erzeugte fünf Schattenklone, die sofort ausschwärmten und Beobachtungspositionen bezogen. Sie würden uns und damit dem Treck im gleichen Tempo nachfolgen und auf Verfolger achten.
Langsam verschwanden die Karren in den Wäldern. Als ich sie nicht mehr sehen konnte, fragte ich Maria: "Wollen wir?"
Sie nickte, und in einer gemütlichen Spaziergangsgeschwindigkeit schlichen wir den Überlebenden von Otogakure hinterher. Wir hielten zu meinen Klonen eintausend Meter Abstand, und zum Ende des Tross fünfhundert Meter. Das war nicht gerade viel, aber ich hatte nicht genügend Kraft, um wesentlich mehr Schattenklone zu erschaffen. Mir war so, als... Als würde ein Teil meines Chakras aus mir heraus fließen. Und all meine Bemühungen der letzten beiden Tage, entweder dieses Leck zu stopfen oder die Quelle zu entdecken, waren im Nichts geendet. Was immer es war, ich wurde es nicht los. Also hatte es auch keinen Sinn, es weiter zu bekämpfen.
Plötzlich raschelte es hinter mir im Gebüsch. Sofort hatte ich ein Kunai gezogen, meine bevorzugte Waffe, und zur Abwehr hoch gerissen. Maria neben mir versteifte sich merklich und griff zu ihrer kurzen Schwertklinge. Das tat sie sehr elegant mit einer Geste, die mir Bewunderung abrung. Das, und ihre nette Oberweite, die bei dieser Bewegung betont wurde.
Ich sah die Bedrohung, fuhr zu ihr herum, und... Tat nichts.
Der Angreifer traf mich, landete auf meiner Schulter, und bevor ich es verhindern konnte, bekam ich meinen ganz persönlichen Anteil an feuchter Affenliebkosung.
Ein kleines Äffchen mit zottigem Fell begann mich abzuküssen. Ich wusste nicht wieso, aber es schien so vollkommen richtig, so normal zu sein.
Maria ließ ihre Waffe wieder sinken. "Oho. Nur ein Äffchen."
Das schien den kleinen Affen aufzubringen. Lautstark begann er zu zetern und zu schimpfen. Dabei warf er Maria bitterböse Blicke zu.
"Ruhig, mein Mädchen. Maria ist eine Freundin", sagte ich zum Affen und kitzelte ihren Bauch. Woher wusste ich, dass sie ein Mädchen war?
Der Affe reagierte nicht wie erwartet. Anstatt zu kichern und sich den gekitzelten Bauch zu halten, starrte er mich nur fassungslos an. Und Maria sah erstaunlich blicklos vor sich hin. "Ja. Ein Freund. Das ist richtig, Mamoru-sama."
"So habe ich das nicht gemeint", merkte ich verlegen an. Marias Worte von jenem Tag, an dem sie aufgewacht war, brannten immer noch in meinen Gedanken. Sie strebte eine Beziehung mit mir an, wollte ihr Leben mit mir teilen. Bei einer so schönen Frau, bei ihrer Intelligenz und ihrer Stärke erachtete ich das als großes Kompliment. Aber es fühlte sich... Merkwürdig an. "Ich wollte meiner Freundin hier nur bedeuten, dass du auch ihr Freund bist."
"Wirklich?", fragte sie hoffnungsvoll.
Dies löste eine erneute Schimpfkanonade des Äffchens aus, und hätte ich es nicht gehalten, hätte es Maria angesprungen. "Ruhig, mein Schatz. Keine Eifersüchteleien. Wir sind auf der Flucht und haben für über einhundert Leute zu sorgen."
Der Affe verstummte und sah mich aus großen Augen an.
"Flüchtlinge aus Otogakure. Sie haben wie ich mit Orochimaru gebrochen und wollen das Land verlassen. Sie halten genau wie ich den Angriff auf Konoha als riesengroßen Fehler. Ich bin sicher, so etwas Dummes werden sie nie wieder tun." Ich stockte. Was für ein merkwürdiger Gedanke. Hatte ich eigentlich gegen Konoha gekämpft? War ich Teil der Mission gewesen, die das Ziel gehabt hatte, mit unseren Suna-Verbündeten eine der fünf stärksten Ninja-Fraktionen der Welt auszuschalten? "Jedenfalls wollen sie jetzt ihre Leben selbst bestimmen." Ich nickte zu diesem Gedanken. "Ich helfe ihnen dabei."
"Und er bleibt bei uns", sagte Maria trotzig zum Affen. "Das hat er gesagt!"
Erstaunt runzelte ich die Stirn. "Wo sollte ich denn sonst hin, Maria-chan?", fragte ich.
"Ach ja. Ahahahaha, so habe ich das doch gar nicht gemeint. Ich habe mich nur gefreut, als du sagtest, dass..."
Sie versuchte nach meinem rechten Arm zu langen, aber der kleine Affe kletterte bis auf meine rechte Hand und schimpfte erneut. Wenigstens verzichtete er auf Drohgebärden wie gefletschte Zähne und dergleichen.
"Oh", sagte Maria und verharrte in der Bewegung. "Verstehe. Einbruch in dein Territorium. Aber du kannst nicht den ganzen Mamoru-sama haben."
Der Affe verdrehte erstaunt den Kopf.
"Wollen wir ihn uns nicht teilen? Du bleibst links, und ich nehme die rechte Hälfte?"
Der Affe schien darüber eine Zeitlang nachzudenken. Dann kletterte er voller Würde den Arm wieder hoch und ließ sich auf der linken Schulter nieder. Mit majestätischer Gelassenheit deutete das Affenmädchen auf meinen rechten Arm.
"Danke." Ohne ein weiteres Wort hakte sich Maria bei mir ein. Oh, es schien ihr wirklich ernst zu sein. Und das war durchaus kein furchtbarer Gedanke.
***
Mit einem gewaltigen Step vom Waldrand bis zur frisch verlegten Zeltstadt - immerhin über fünfhundert Meter - landete Ryuji Nekozumi, der Botschafter des Nekozumi-Clans und offizieller Leiter der Suchaktion von Konoha und dem Land der Reisfelder nach dem verschollenen Chunin Mamoru Morikubo. Er stürzte sofort in das zentrale Zelt. "Ihr habt eine Spur?"
Rose empfing ihn mit hochgezogener Augenbraue. "Was sind das denn für Manieren, Herr Botschafter? Kannst du nicht anklopfen?"
"Wo denn? An der Zeltplane?", giftete er. "Also, es gibt etwas Neues?"
"Wir wissen jetzt, wie Mamoru aus Otogakure raus gekommen ist. Und das gefällt uns ganz und gar nicht. Denn nach Zeugenaussagen einiger Shinobi, die Mamoru bis zur Chakra-Bombe begleitet haben, war Maria bis zum Schluss bei ihm."
"Bitte, wer?"
"Oh, das kannst du ja nicht wissen. Maria und Mamoru hassen einander. Sie hat während seiner Chunin-Prüfung versucht, ihn, Karin und Hanako zu töten, angeblich weil sie den Auftrag dazu hatte. Auf Konohas Seite griff dann eine Gruppe Suna-Nin ein, tötete Marias Gefährten und ließ sie im Testgelände zum Sterben zurück.
Sie hat aber überlebt und war am Angriff auf Konoha beteiligt. Doch anstatt sich auf uns zu konzentrieren, hat sie die Suna-Nin vom Examen gejagt und einen von ihn getötet. Darüber war Mamoru sowas von stinksauer, dass er sie zu seiner Todfeindin gemacht hat. Seitdem jagt er sie."
"Und das bedeutet für seine Flucht?"
"Sie hat ihn mit Hilfe einer Art Beschwörungssystem in eine Kelleranlage geschafft, die hier auf dieser Wiese steht. Von hier ist sie mit zwei Helfern weiter geflohen. Mamoru war, wie wir anhand der Schleifspuren zu glauben wissen, zu dem Zeitpunkt bewusstlos." Auf ihrer Stirn pochte eine zornige Ader. "Verstehe mich nicht falsch, Ryuji, ich bin mir sehr sicher, dass Maria nicht vorhat ihn zu töten. Jedenfalls nicht sofort. Sie will ihn lebend, und jetzt hat sie ihn lebend."
"Du denkst doch nicht etwa, dass sie..."
"Wie gesagt, sie sind Todfeinde. Und ich kann nicht anders als zu glauben, dass sie ihm etwas Schlimmes antun wird. Etwas, was vielleicht schlimmer ist als der Tod. Perine, Karin und Hanako scheinen das auch zu glauben. Die Affenkriegerin sucht alleine, die beiden mit ihren Gruppen unter Hochdruck nach Spuren von Mamoru hier in der Region. Und seit einiger Zeit hat sich Perine nicht mehr zurückgemeldet. Das muss bedeuten, dass sie dicht dran ist. Deshalb habe ich Karin und Hanako bereits in ihren Suchsektor umgeleitet."
"Wo ist dieser Sektor?", verlangte Nekozumi zu wissen.
Roses Finger deutete auf der Karte auf eine Region. "Hier, in diesem Bereich. Relativ weit, aber so weit nun auch wieder nicht."
Nekozumi nickte. "Gut. Falls an unserem Verrückten noch irgend etwas dran ist, was sich zu retten lohnt, dann werde ich helfen, um ihn nach Hause zu holen." Nekozumi schulterte den mächtigen Metallklotz, den er Schwert nannte, und wandte sich zum Gehen. Am Ausgang blieb er noch einmal stehen, und fragte ohne sich umzudrehen: "Glaubst du wirklich, sie foltert ihn?"
"Oh, ich bin mir sicher, genau jetzt muss unser Mamo-chan unglaubliche Qualen ertragen. Also beeile dich, bitte", flüsterte Rose betreten.
Der große Krieger sah nun doch zurück und lächelte. "Ich tue was ich kann. Und dass ich so viel Mühe für einen von euch Konoha-Shinobi-Idioten aufwenden würde, hätte ich nie gedacht."
"Das geht vielen so, wenn sie Mamo-chan noch nicht kennen", erwiderte sie, ebenfalls lächelnd.
Dann verschwand Nekozumi aus dem Zelt, als hätte es ihn nie gegeben.
***
"Hatschi!"
Maria, die meinen Arm fest umklammert hielt wie eine Ertrunkene, drängte sich enger an mich und sah mich aus großen, ängstlichen Augen an. "Gesundheit. Geht es dir gut, Mamoru-sama?"
Ihr Busen drückte gegen meinen Brustkorb, und ihre herrlich roten Lippen waren nur ein paar Zentimeter von mir entfernt. Aber ich war nicht der Mamoru, den sie kannte und liebte. Noch nicht. Deshalb lachte ich auf und sagte: "Keine Sorge, ich fühle mich nicht krank. Da hat wohl einfach jemand an mich gedacht."
Neben mir seufzte die Äffin in einer Mischung aus Ergebenheit, Resignation und Erleichterung, als Maria ihre alte Position einnahm. "Oh. Mach mir nicht immer so viele Sorgen, Mamoru-sama."
"Wenn du keine Sorgen magst, dann darfst du keine Shinobi lieben, sagte meine Mutter immer", erwiderte ich heiter.
Für einen Moment schien sie entsetzt, dann aber sah sie mich mit strahlenden Augen an. "Mamoru-sama, erinnerst du dich etwa an deine Mutter? Oh, wie schön!"
"Nein", sagte ich und hob abwehrend die Linke. "Nein, das tue ich nicht. Es ist nur eine Redewendung, die ich mal gehört habe. Da gehört der Hinweis mit der Mutter als Quelle einfach dazu."
"Ach so. Wie schade." Frustriert blies sie die Wangen auf.
Ich wollte etwas sagen, irgend etwas, um sie zu trösten, aber mir fielen nicht die richtigen Worte ein. Dazu kam dann auch noch, dass ich einen meiner Schattenklone verlor. Ich erstarrte.
"Mamoru-sama?", fragte sie, als sie ebenfalls stoppte.
"Das ging schneller als ich gedacht habe. Schnell, warne den Tross! Konoha ist dicht hinter uns."
Unschlüssig sah sie mich an. Doch sie gab sich einen Ruck. "Ich komme sofort wieder zurück! Beginne den Ausweichplan ja nicht ohne mich, Mamoru-sama!", rief sie, bevor sie mit Steps dem Treck hinterher eilte.

Als der Affe von meiner Schulter sprang und sich in eine junge und hübsche Frau verwandelte, erschrak ich nur im ersten Moment. Es erschien mir auch... Normal zu sein.
"Und?", fragte sie mit Resignation in der Stimme. "Was wird hier gespielt? Hast du wirklich Amnesie?"
"Äh", machte ich. Ihr Gesicht rührte etwas in mir an. "P-chan?"
"Richtig. Ich bin deine P-chan. Klingelt da noch mehr? Bei Karin? Hanako?"
Ich ließ mir den Gedanken durch den Kopf gehen. "Nein, da ist nur ein warmes Gefühl in meinem Bauch."
"Na, wenigstens fühlst du noch was für sie", seufzte P-chan. Sie deutete in die Richtung, in die Maria verschwunden war. "Und was ist der Ausweichplan? Was findest du überhaupt an ihr?"
"Sie ist nett. Und hübsch. Und schlau."
"Und? Das bin ich auch."
"Stimmt."
Perine errötete leicht. "Keine Schmeicheleien. Erkläre mir lieber mal, warum du für die Oto-Nin kämpfst und so wie sie angezogen bist. Na ja, fast wie sie."
Ich dachte über diese Worte nach. Hinter mir kamen die Konoha-Shinobi immer näher, aber es war noch Zeit, um nach ein paar Antworten zu suchen. "Ich habe tatsächlich Amnesie", gestand ich. "Seit zwei Tagen, vielleicht länger. Aber in dieser Zeit habe ich viele der Menschen kennen gelernt, die ich beschütze. Ich mag sie. Ehrlich, ich mag sie. Und sie teilen meine Meinung über Orochimaru. Sie haben mit ihm gebrochen, und ich denke, sie verdienen ihre zweite Chance in einem anderen Ninja-Dorf. Ich will ihnen helfen. Einfach nur helfen."
Perine legte den Kopf schräg und lächelte mich an. "Das ist mein Mamo-chan." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte mir einen Kuss auf die Maske, dort wo meine linke Wange lag.
Danach klatschte sie einmal in die Hände. "Also gut, ich habe mich entschieden. Ich helfe dir, Mamo-chan. Du bist mein Kontraktpartner, und wer bin ich, dass ich ausgerechnet gegen deinen Willen handle? Was interessiert mich Konoha?" Sie verwandelte sich wieder in den Affen und erkletterte meine Schulter erneut. Keine Sekunde zu früh, denn nun tauchte Maria wieder auf.

"Alles klar, der Tross zieht schneller weiter! Wir haben die Flanken verstärkt und eine neue Nachhut aufgebaut! Bleibt uns nur noch, die nachrückenden Konoha-Shinobi in einen Kampf zu verwickeln und dann auf die falsche Fährte zu locken."
"Du meinst, mir bleibt nur noch, die nachrückenden Konoha-Shinobi in einen Kampf zu verwickeln und dann auf die falsche Fährte zu locken", korrigierte ich sie.
Trotzig sah sie mich an. "Eher schneide ich mir eine Hand ab, bevor ich dich im Stich lasse!" Sie zückte ihre Klinge und legte sie an der Rechten an. Für einem Moment schnaubte sie vor Wut und Entschlossenheit. "Wenn du von mir verlangst, dass ich zum Tross zurückkehre, dann schneide ich sie mir sofort ab!"
Sie hatte keine Chance, um zu reagieren. Ich umschloss ihre beiden Handgelenke mit einer Geschwindigkeit, die ihr gespenstisch vorkommen musste. Ich drückte beide Arme auseinander und hielt so das Schwert von der rechten Hand fern. Trotzig blickte sie an mir vorbei. "Das ändert gar nichts! Ich kann das nachholen, überall und jederzeit.
"Maria", sagte ich.
Sie sah mir in die Augen. Oder vielmehr in die Linsen meiner Maske.
Sanft drückte ich meine Lippen auf ihre. Auch wenn der Stoff der Maske dazwischen war, fühlte es sich doch sehr angenehm, warm und auch ein wenig elektrisierend an. "Ich schicke dich nicht weg", sagte ich und ließ ihre Hände fahren.
Ein wenig fassungslos berührte sie mit der Rechten ihre Lippen. "Nicht?", fragte sie erstaunt.
"Noch nicht", korrigierte ich. "Versprich mir, das du dich absetzt, wenn ich es dir befehle. Ich kann mich durchaus alleine durchschlagen. Aber ich kann dann nicht auf dich aufpassen, verstehst du?"
"Du... bleibst also bei mir?"
"Ich habe nichts anderes vor", erwiderte ich.
"Natürlich höre ich auf dich, Mamoru-sama!", rief sie enthusiastisch. Sie steckte das Schwert wieder weg und umklammerte wieder meinen rechten Arm.
"Das dürfte im Kampf etwas hinderlich werden", sagte ich tadelnd zu ihr.
"Ich lasse schon noch los", versprach sie. "Rechtzeitig. Aber keine Sekunde früher."
Ich seufzte. Das war also die Liebe einer Frau?
***
"Was ist los?"
Kaminari landete direkt von Karin, federte sich ab und steckte sein Kunai fort. "Ein Schattenklon. Er hat Inari ziemlich kalt erwischt und die heiße Scheiße aus ihm rausgeprügelt. Da bringen sie ihn gerade."
Auf einer Bahre brachten zwei Medi-Nin den erheblich blessierten Kollegen. Sein Gesicht war geschwollen, und der entkleidete Oberkörper mit Flecken in allen Farben übersät.
Er winkte ab, als er an den beiden vorbei kam. "Keine Sorge, Karin-chan, ich heile mich gerade selbst. Aber das war die schlimmste Abreibung, die ich je bekommen habe. Diese Schmerzen... Diese Schmerzen..."
"Der Klon hat ihn nicht getötet?", fragte Karin erstaunt. "Oh, ich bin dankbar dafür. Aber... Warum nicht?"
"Keine Ahnung. Ich habe mich von hinten heran geschlichen, wollte ihn niederstechen, da wirbelte er herum und legte mir ein Kunai an die Kehle. Aber er zögerte, und ich war nicht besonders nett. Da merkte ich, dass ich es mit einem Kage Bunshin zu tun hatte. Einem starken Kage Bunshin. Wie stark ist dann erst sein Erzeuger?"
"Ich verstehe." Sie aktivierte ihr Funkgerät. "Karin Akimichi hier. Achtung, Warnung vor starken Schattenklonen in der Region. Sie decken den Rückzug der Oto-Nin. Wenn Ihr einen entdeckt, geht ihn Gruppenweise an oder überlasst ihn einem Chunin! Wir... WHOA!"
Kaminari und Karin spritzten auseinander, als dort, wo sie gerade noch gestanden hatten, ein Schwarm Kunai zu Boden fuhr. Kurz darauf setzte an der gleichen Stelle ein Ninja auf, zog ein kurzes Katana und ließ den Kopf in alle Richtungen kreisen. Seine Uniform ähnelte ein wenig an Oto, aber die durchkreuzte Achtelnote sprach Bände. Er trug außerdem eine Gesichtsmaske, welche die Augen unter schwarzen Linsen verbarg. Man konnte nicht sehen, wohin er wirklich schaute.
"War es einer wie dieser, Ryu?", fragte Karin schaudernd.
"Oh ja, das ist mein kleines Monster!" Er zückte seine eigenen Kunais und warf eine Garbe Shuriken nach dem Klon.
Der wich aus und ging Karin an. Natürlich, er musste an ihrem Chakra erkannt haben, dass sie die stärkere Gegnerin war.
Karin parierte, und Kunai prallte auf Kunai. "Baika no Jutsu!" Die junge Akimichi vergrößerte ihre andere Hand ins Riesenhafte, um hart und schmerzhaft zuzuschlagen. Doch sie konnte es nicht. Sie brachte es nicht über sich. Ihre Hand lag auf seinem Körper auf, aber sie bewegte sich nicht weiter. "Na los! Los jetzt!", feuerte sie sich selbst an. Aber es ging nicht. "Was ist das für ein Jutsu?"
Ihr Gegner bemerkte seinen Vorteil. Sein Kunai rutschte von ihrem ab und lag plötzlich auf ihrer Kehle auf. Erschrocken holte sie Luft. "Mamoru...", hauchte sie vor Angst.
Der tödliche Schnitt kam nicht. Er verharrte genauso wie sie mit ihrer Hand.
"KARIN!" Kaminari sprang hinzu, hieb einmal von unten zwischen den beiden hoch, um den Angriff auf die Chunin zu unterbrechen, wobei er die Maske des Klons traf. Dann setzte er nach und versuchte ihn in der Brust zu treffen. Der Klon wich zurück, Kaminari hielt den Druck aufrecht. Dabei flatterte die zerfetzte Maske auf. Der Klon landete mit dem Rücken an einem Baum, und Kaminari setzte den tödlichen Stich an. Der Klon verpuffte.
"RYUUUUU!", rief Karin erschrocken.
"Es ist doch gut! Ich habe ihn besiegt! Wieder mal. Er zögert immer kurz vorher..."
"Natürlich zögert er vorher! Weil das ein Klon von Mamoru ist!", rief sie aufgebracht.
"Von Mamoru? Das erklärt einiges. Außer das wie. Ich glaube, ab hier wird es kompliziert."
Er sollte Recht behalten.

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Heute

Es gab einen wichtigen Grund dafür, dass man mich als starken Shinobi eingestuft hatte: Meine Fähigkeit, Mitglieder des Affenclans zu beschwören. Sicherlich, mittlerweile weiß ich, dass ich selbst für einen Shinobi recht stark bin. Und das obwohl ich nie an Asuma-san oder Kakashi-san heran reichen kann, die in einem Alter in dem ich erst an die Ninja-Akademie gekommen war, bereits Chunin waren. Aber ich war stärker als die meisten anderen Ninjas, auch ohne Affenkrieger zu beschwören. Einer der wichtigsten Gründe, warum ich überhaupt Chunin geworden war. Damals sah ich das natürlich anders. Etwas, zumindest. Aber es war eben diese Fähigkeit, und die Tatsache, das ich lange Zeit der einzige Kontraktpartner der Affen in Konoha gewesen war, wegen der ich mir selbst erlaubte, mich als etwas Besonderes anzusehen. Das änderte sich auch nicht merklich, nachdem sich Konohamaru Sarutobi als Ninja bewiesen hatte, und ich ihn mit Erlaubnis des Affenkönigs Enma zum zweiten Kontraktpartner Konohas gemacht habe. Aber dazu vielleicht später mehr.
Damals, als junger Chunin im zweiten Jahr, waren viele meiner Fähigkeiten groß, aber sie bedurften noch des Schliffs. So war es mir nicht immer möglich, Affenkrieger gezielt zu beschwören. Gerade in einem Kampf hatte ich selten die notwendige Konzentration aufgebracht, leider.
Ansonsten war die Beschwörung ein wenig wie Straßenlotto: Man wusste nie, was man sich erdrehte. Erst in späteren Jahren lernte ich durch die erworbene Routine, meine Affenkrieger danach auszusuchen, wen ich zum Gegner hatte, also sie auch unter Stress und Zeitmangel gezielt zu beschwören.
In diesem speziellen Fall stand ich unter Stress. Mein Gegner war stark, hatte einen höchst gefährlichen Partner im Rücken, der jederzeit angreifen konnte, und Zeit hatte ich auch nicht wirklich. Also spielte ich mein Straßen-Lotto, und hatte Glück mit der Beschwörung von Kasumi-chan und Ryoga, und das in mehrerlei Hinsicht. Kasumi war eine sanfte, behütende Meisterin der feinen Künste, eine der tödlichsten Kriegerinnen, die ich kannte. Hinter ihrer Zurückhaltung, die der einer sehr hoch geborenen Dame glich, hinter ihrem zarten, verzeihenden und liebevollen Wesen, da steckte eine sehr energische Person, die manchmal mit einer Geste und einem Lächeln mehr erreichte als andere mit einem geworfenen Berg. Und so war es auch nur eine simple Geste, mit der sie durch ihr Chakra eine Sphäre für uns beide aufbaute, die uns vor herabregnendem Feuer so sicher schützte, als gäbe es keine ultraheiße, herab regnende Lava.
Ryoga indes, der für die Verteilung der Lava durch seinen Abwehrkampf verantwortlich war, zeichnete sich durch Stärke und Wildheit aus. Oh, er war kein Idiot. Aber er verlor sich viel zu schnell in einem Kampf, als dass er sich mit nachdenken selbst aufgehalten hätte. So hatte er auch mit seiner Waffe, seinem roten Kampfschirm, Terumis Lava-Angriff in den Himmel abgeleitet, ohne an die Konsequenzen für die umstehenden Gebäude oder gar für uns zu denken. Oder gar für Naruto, der irgendwo östlich von uns in einer halb zerschlagenen Baracke gegen Kyun kämpfte.
Ryoga stemmte den Schirm nach erfolgter Abwehr vor sich in den Boden. Das löste ein Zittern aus, welches das bereits brennende Gebäude zu unserer Rechten einstürzen ließ. Kein Wunder, denn der so harmlos wirkende Papierschirm bestand aus purem Stahl und wog seine fünfzig Kilo. In Ryogas Hand war das eine Waffe, die man am ehesten so beschreiben konnte: Wenn man aus einhundert Metern Höhe auf einen Betonboden stürzte, konnte man ungefähr ansatzweise die Leiden erahnen, die ein Treffer Ryogas mit sich brachte - solange er gute Laune hatte. Im Moment schien er sogar sehr gute Laune zu haben, denn über seine grimmige Miene huschte ein Lächeln. "Ich würde jetzt gerne etwas Neues sehen, wenn es Recht ist."
"Spielst du mit mir? Du spielst doch nicht etwa mit mir?", rief Terumi empört. "Oh, ich hasse es, wenn die Männer mit mir spielen."
"Also, ich würde gerne mit dir spielen", murmelte ich leise.
"Ohoho, war das für meine Ohren bestimmt, Mamo-chan?". fragte Kasumi lächelnd.
Entsetzt sah ich zur Seite und fühlte mich in meinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Die Affenkriegerin lächelte mit zusammengekniffenen Augen. Das war bei ihr ein Zeichen allergrößter Freude. Zwar war sie bei weitem nicht so intrigant und hinterhältig wie ihre Schwester Nabiki, die sogar einem ANBU noch etwas über geheimes Verhalten beibringen konnte, aber in ihrer Freude war sie... Anstrengend. Und ehrlich. Und das führte zu... Dingen, die man nur schwer ertragen konnte. Dass sie zudem nicht in ihrer Affengestalt, sondern in ihrer Tarnung als Mensch vor mir stand, machte es auch nicht leichter.
"Aber ich kann dich verstehen. Die junge Dame hat so eine tolle Haut. Und einen so wunderschönen Busen." Über ihr Gesicht schien Erkenntnis zu zucken. "Aber wenn es ein schöner Busen ist, der dich interessiert, kann ich dir gerne aushelfen."
Übergangslos fand ich mich an ihrem Dekolletée wieder. Es war weich, es war warm, es war extrem erniedrigend. Aber Protest in diesem Moment hätte unaussprechliche Konsequenzen nach sich gezogen. Im Affenclan sprach niemand darüber, was genau passierte, wenn man Kasumi düpierte, beleidigte oder enttäuschte. Aber es musste schrecklich sein, wenn sogar Ranma-sensei nur mit zitternder Stimme davon berichten wollte. Also tat ich das einzig Richtige. Ich drehte meinen Kopf so, dass ich den Kampf weiter verfolgen konnte, ohne meine Position zu verlassen, bis es Kasumi-chan einfach zu langweilig wurde. Merkwürdig, als sie das das letzte Mal mit mir gemacht hatte, da hatte ich bequem stehen können. Nun beugte ich mich unbequem vor. War ich in den letzten beiden Jahren gewachsen? Ein ganzes Stück sogar? Das war an mir vorbei gegangen.
"So, nun ist aber genug, sonst wird Ono-chan noch eifersüchtig auf dich", sagte sie und hielt mich in Armeslänge vor sich. "War es schön, Mamo-chan?"
"Oh ja, sehr schön." Moment, was hatte Doktor Tofu damit zu tun? Ich wusste zwar, dass er einen ziemlichen Crush auf Kasumi hatte, aber die Affenkriegerin war ja sowas von blind, um die vielen Bergegroßen Hinweise zu deuten, dass es mir schon beim Hinsehen wehtat... Hatte es der zweitgrößte Krieger der Affen endlich mit seinem größten Feind aufgenommen, seiner eigenen Schüchternheit? Oh ja, dann war es definitiv keine gute Idee, ihn zu verärgern, indem ich den Busen seiner Freundin weiterhin als Ruhelager missbrauchte, wenn auch unfreiwillig.
"Ach egal, ein paar Minuten mehr schaden ja nicht", sagte sie, und flugs ruhte ich wieder auf ihrer Brust. Na, das hatte ja so kommen müssen.
Und, ein paar Minuten mehr schadeten wirklich nicht.

"Futton: Koumo no Jutsu!", rief Terumi. Irritiert sah ich auf, und das zu Recht. Sie spie einen Nebel aus, der als sich aufplusternde Wolke zwischen den Baracken umher quoll. Ryoga schnaubte abfällig und stieß seinen Schirm in den Nebel. Allein der Stoß bewegte einen Teil der Schwaden wieder in Terumis Richtung. Aber als er den Schirm wie einen Fächer benutzte, erschuf er sich eine breite Schneise ohne Nebel. Das war definitiv eine gute Idee, denn der Nebel hatte es in sich. Die Balken der Baracken begannen zu zischen, wenn der Nebel mit ihnen in Berührung kam. Die so harmlos aussehende weiße Wolke war im höchsten Maße ätzend. Das Gebäude, das Terumi am Nächsten stand, fiel nach wenigen Sekunden in sich zusammen. Die Nebel waberten auch zu uns, aber Kasumi machte keinerlei Anstalten, sich auf höheren Grund zurück zu ziehen. Sie ließ mich zwar fahren, aber nur um ihr Jutsu zu überprüfen. Die konzentrierte Miene behielt sie bei, solange der Nebel uns umwaberte. Aber er war nicht in der Lage, bis zu uns durchzudringen.
Ryoga stütze sich erneut auf seinem Schirm ab. Er grinste breit. "Okay, das war was Neues. Und gegen jeden anderen Gegner als mich wäre das wohl recht effektiv gewesen. Aber einen Windnutzer mit einer Waffe anzugreifen, die auf die Verbreitung durch Wind angewiesen ist, war nicht die klügste Idee."
"Oh, danke. Du hättest auch sagen können, es sei saudumm. Es ist nett, dass du es netter formulierst", erwiderte die Kiri-Kunoishi.
"Ich bin nicht von Natur aus beleidigend", sagte Ryoga. "Aber ich bin ehrlich."
"Das weiß ich zu schätzen. Umso mehr tut mir leid, was ich jetzt tun muss. Du bist ein zu starker Gegner, Affe. Aber es war eine Freude, dich kennen gelernt zu haben. Falls du überlebst, würde ich dich gerne noch einmal treffen." Sie sah zu mir herüber. "Halte dich bereit, ihn zurück zu schicken, und das schnell, Mamoru Morikubo!"
Sie hatte mit einem Ernst gesprochen, der mich irritierte. Ich fühlte mich alarmiert, merkte das ich die Hände für die Handzeichen aneinander legte. War das ein Jutsu? Ein Genjutsu, um mich zu zwingen, die Affen wieder fort zu schicken? Nein, da war etwas in ihrer Stimme, eine... Überlegenheit, die mich schaudern ließ.
"Youton: Youkai no Jutsu!"
Ich erwartete wieder einen Schwall Lava aus ihrem Mund kommen zu sehen, so wie beim ersten Mal. Dieses merkwürdige Misch-Jutsu war auf jeden Fall effektiv und gefährlich.
Doch diesmal war alles ein klein wenig anders, denn einerseits begannen die noch nichtabgekühlten Brocken vom ersten Angriff auf Ryoga herab zu regnen, was der mit seinem Schirm konterte, andererseits begann der Boden unter ihm zu glühen. Übergangslos schoss ein Ring aus Lava um ihn herum aus dem Boden und bildete einen Dom. Einen Dom aus ultraheißer, alles verdampfender und verbrennender Lava. Ich hatte nur eine Sekunde, um zu entscheiden, ob Ryoga-sempai aus dieser Falle entkommen konnte, oder ob er gerade bei lebendigem Leib verbrannte. Als ich glaubte, ihn schreien zu hören, sandte ich ihn zurück, genauso wie Terumi es mir geraten hatte.
"Das war Nummer eins", hörte ich sie sagen. Augenblicke, bevor Kasumi mich ergriff und meterweit nach hinten warf. Während ich mich mehrfach überschlug, sah ich, warum sie mich so rabiat behandelt hatte. Eine wahre Flutwelle an ultraheißem Magma stürzte wie ein mittlerer Berg auf sie und ihre Schutzblase herab. Als das heiße Medium sie begrub, ging ich auch hier auf Nummer sicher. Ich sandte auch sie zurück. Verdammt, ich hätte Ryoga nicht alleine kämpfen lassen dürfen, hätte mich beteiligen müssen. Und dadurch, dass ich auf Kasumis Spielchen eingegangen war, hatte ich sie als Ziel geradezu angepriesen. Das war mein Fehler. Einzig und allein mein Fehler. Und, Terumi hatte Recht. Sie war weit stärker aus Kyun. Und dieser Stärke stand ich nun allein gegenüber, denn der kleine Rest Chakra, den ich nun noch besaß, brauchte ich, um Enmas Beschwörung aufrecht zu erhalten.
"Kommen wir zum letzten Problem, Mamoru Morikubo. Ich denke, du hast dir einen Kuss verdient. Einen besonders heißen Kuss", sagte Terumi, und kam langsam auf mich zu. Okay, die Optionen hatten mich verlassen. Mir blieb nur noch, Terumi so lange ich konnte zu binden, um meinen Kameraden die Zeit zu geben, vollendete Tatsachen zu erschaffen. Auch wenn ich dabei sterben musste.
***
Hanako war sauer. Richtig sauer. Okay, das war so nicht korrekt. So sauer war sie in ihrem ganzen Leben noch nie gewesen. Und das lag nicht nur daran, dass sie in diesem Kimono keine Unterwäsche trug, und dieser Windhund Harusame... Genug gesehen hatte, um den Rest seines erbärmlich kurzen Lebens glücklich zu sein. Es hatte auch damit zu tun, wie sich diese widerwärtigen Haremsmädchen verhalten hatten, die natürlich die Gunst der Stunde hatten nutzen wollen, um Harusame zu verhätscheln und wieder in seiner Gunst aufzusteigen. Das konnte sich Hana genau zehn Sekunden ansehen, dann stand sie über den tüddelnden und gurrenden Weibern und ließ ihre Knöchel knacken. Mit ihrer tiefsten Stimme sagte sie: "Okay, Ihr Schnepfen, das wird euch jetzt mehr weh tun als mir!"
Fünf Sekunden später teilten sich die Mädchen nach der rabiaten Behandlung den Platz und die tiefe Bewusstlosigkeit mit ihrem Herrn und Meister.
Tsukasa starrte die leicht lädierten Schönheiten entgeistert an.
Hanako lachte entschuldigend und legte die Rechte in den Nacken. "Ahahaha, tut mir leid, da habe ich wohl überreagiert."
"Das wollte ich schon immer machen!", rief Tsukasa plötzlich. Sie lächelte Hanako an. "Danke, das war ja wie die Erfüllung eines Wunschtraums."
"Äh, echt?"
Tsukasa seufzte. "Lebe du mal ein Jahr mit diesen zickigen, eifersüchtigen, zänkischen und Ränkeschmiedenden Weibern zusammen. Dann kannst du mitreden."
"Oh." Hanako deutete auf die Bewusstlosen. "Eine aus deinem Ort dabei?"
"Garantiert nicht!", sagte sie abwertend. "Los, gehen wir in die Küche. Da finden wir die meisten. Die Leute aus meinem Dorf können alle ziemlich gut kochen, weil Tsubasa-sama eine so gute Lehrerin ist."
"Oh. Dann liegen wir ja bald wieder im Zeitplan", freute sich Hanako und ging dem Mädchen hinterher.
Als sie die Wachen und Berater passierten, die am Tor zusammengedrängt standen, sah Hanako mit einem wirklich niedlichen Lächeln zu ihnen herüber. "Einwände, meine Herren?"
Ein vielstimmiger Chor verschiedenen Wortlauts, aber der einhelligen Meinung, keine Meinung zu haben, antwortete ihr.
"Dann ist ja gut", erwiderte sie und verließ den Saal. "Los, erobern wir diese Burg!"
"Meinst du das ernst?", fragte Tsukasa erstaunt.
"So lautet mein Auftrag. Und ich nehme meine Aufträge immer sehr ernst."
Nachdenklich neigte Tsukasa den Kopf nach links. "Könnte sogar klappen, solange du dabei bist."
Hanako lachte leise. Solange sie und die anderen Konoha-Shinobi, die dem Daimyo nachhaltig die Bedeutung der Wörter "Nein" und "Verboten" einbleuen würden, dabei waren, ergänzte sie in Gedanken.
***
"Brauchst du Hilfe, Shino-kun?", fragte Hinata schüchtern, als sie den Insektenbändiger passierte.
Shino sah nur kurz zu ihr herüber, während seine Schwärme Angst und Schrecken unter den Soldaten verbreiteten. Wer von einem Schwarm erfasst wurde, war der absoluten Pein von ein paar zehntausenden, krabbelnd-kitzelnden Beinen ausgesetzt, und stürzte nach wenigen Sekunden ohnmächtig zu Boden, nachdem die Tierchen ihnen ihr ganzes Chakra ausgesaugt hatten.
Ihre Kameraden halb vor Pein und halb vor Zwang irre lachen zu sehen, nur um sie dann dabei zu beobachten, wie sie wie tot umfielen, hatte einen sehr demoralisierenden Effekt auf die Männer. Wie bekämpfte man auch mehrere tausend Insekten?
"Ich bin hier gleich fertig, Hinata-chan. Dann können wir bei der Suche helfen." Shino sah kurz auf. "Sie haben mindestens dreißig Schattenklone Narutos vernichtet. Hier sind nicht nur unfähige Leute am Werk. Einige können auch was, also sei vorsichtig, Hinata."
"I-ich passe auf, versprochen."
Die letzten aktiven Soldaten verließen in blanker Panik den Kampfplatz, und Shino zog seine Tiere zurück. Sie verschwanden in seinem Körper, als hätte es sie nie gegeben.
"Wir können", sagte Shino nur. Kurz hielt er Hinata am Kragen ihrer Jacke zurück. "Warte."
Vor dem Mädchen krachte ein Brocken rotglühendes Gestein auf den Boden.
"Lava?", fragte Hinata irritiert. "Hier?" Hastig baute sie ihre absolute Verteidigung auf, aber für den Moment blieb es bei einem Stück.
Shino setzte den Weg fort. "Wir gehen zur Burg. Dort sind Karin-sempai und die anderen. Und die Chance ist am größten, unsere Verschollenen zu finden."
"O-okay."

Sie sprangen auf das nächste Gebäude, das am Stil der Burg angelehnt war und wie eine kleinere Version wirkte. Eventuell ein Verwaltungsgebäude. Von dort ging es zum nächsten Dach weiter, bis sie die Burg erreicht hatten.
"Wo ist Karin-sempai?"
"Byakugan! Die Küche ist meistens im Erdgeschoss, oder? Damit man das Wasser und das Feuerholz nicht so weit schleppen muss. Ah, da habe ich was. Am Ostende der Burg. Ja, da ist Suzume-chan, und sie ist von Dutzenden Leuten umgeben.
Karin-sempai ist bei ihr, und ich sehe im Hof ein paar Wachen. Am Haupteingang kann ich Ryu-sempai, Ikuko-sempai und Inari-sempai sehen. Sie durchbrechen das Tor." Sie beendete das Byakugan und sah Shino fragend an. "Wo gehen wir hin?"
Der Aburame steckte die Hände in die Jackentaschen. "Hinata, du wirst eines Tages gezwungen sein, die Kriegsstreitmacht deines gesamten Clans in den Kampf zu führen. Das heißt, du musst lernen, Entscheidungen zu treffen." Die Augenwinkel des Jungen warfen Falten, das einzige Anzeichen hinter seiner Sonnenbrille, das er lächelte. "Du kannst dich nicht ewig darauf verlassen, dass ich dir alle Entscheidungen abnehme. Also sag du, was wir machen."
"Aber Shino, das kannst du nicht...", begann sie.
Doch der Insektenbändiger schnaubte nur leise und wandte sich von ihr ab.
"I-ich... Aber ich kann doch nicht..." Flehentlich sah sie Shino an, doch der ließ sich nicht erweichen.
"Byakugan!" Sie übersah die Lage, nicht nur in der Burg, sondern auch in anderen Bereichen der Anlage. "Wir gehen Kiba helfen", bestimmte sie schließlich. "Er ist auf der Treppe zur Burg, und bekämpft fünfzig Soldaten in Rüstungen. Mir nach!"
"Nicht die schlechteste Entscheidung", murmelte Shino zufrieden und folgte dem Mädchen. "Du hast gute Chancen, mal ein guter Anführer zu werden, Hinata."
***
Manche Shinobi sagten, Narutos Schattenklone seien nichts besonderes. Dabei übersahen sie natürlich gerne mal, dass ein Schattenklon schwerer zu beschwören war als ein normaler Klon. Und sie übersahen dabei auch geflissentlich, dass Naruto ohne größere Probleme zehn, zwanzig, hundert, zweihundert, vielleicht sogar noch mehr Klone auf einen Schlag beschwören konnte. Nun konnten dieselben Spötter natürlich einwenden, dass zweihundert unfähige Genin keine Verstärkung auf dem Schlachtfeld waren, und tatsächlich verpufften bei Narutos Angriffen viele seiner Klone bei den verschiedensten Angriffswellen.
Weil sie es konnten. Weil sie mehr riskieren durften als das Original. Weil sie dafür geschaffen waren, um Naruto selbst die Gelegenheit für einen harten Treffer zu ermöglichen. Und selbst wenn Naruto dutzende Klone verlor, machte das keinen Unterschied. Er hatte hunderte. Und hunderte schwache Gegner konnten einen einzigen starken zu Boden zwingen. Der Haken dabei war: Naruto war nicht schwach, und seine Klone waren es auch nicht.
Als also über zweihundert Klone den Angriff auf Kyun fortsetzten, hatte das mehr was von einer gigantischen orangen Flutwelle, weniger vom Bären und den angreifenden Hunden.
Kyun reagierte überlegt und ruhig, nachdem er aus dem Trümmern des Hauses gestiegen war, in das er von Narutos Rasengan getrieben worden war. Er warf zwei Wurfsterne, die mit Seilen an ihn gebunden waren, dann schickte er sein Feuer hinterher. Die flammenden Wurfsterne und die Seile wirkten wie riesige Sensen, die durch die Reihen der Schattenklone fuhren, und sie zu Dutzenden auflöste. Zu Dutzenden, aber Naruto hatte über zweihundert, die Kyun nicht nur auf der Horizontalen angriffen, sondern auch von oben.
"Katon dai Endan!" Der dicke Riese feuerte eine Feuerkugel nach oben ab, die weitere zwanzig Klone vernichtete, bevor sie ihre Bewegungsenergie aufgezehrt hatte, und nahe der Kämpfenden zu Boden fiel. Wieder gab es die bekannte Detonation, die weitere fünfzehn Klone in den Untergang riss.
Kyun grinste zynisch. "Du solltest aufgeben, kleiner Konoha-Genin. Ich werde deinen Tod schnell und schmerzlos machen."
"Aufgeben? Wieso aufgeben? Ich fange gerade erst an!", rief Naruto. Mehrere Schattenklone vollführten Fingerzeichen für noch mehr Schattenklone. Binnen weniger Sekunden war die Zahl wieder auf über zweihundert heran gewachsen.
Kyun klappte die Kinnlade herab. "Wie viel Chakra hast du eigentlich?", fragte er entgeistert.
"Weiß nicht. Wie viel Chakra hast du denn?", konterte Naruto, auf die großen Jutsu anspielend, die der Dicke bereits benutzt hatte.
Wieder griffen Narutos Klone an, stürzten sich aus allen Richtungen auf den Kiri-Nin, wieder wehrte er sich, diesmal mit einem normale Katon Endan, das er, sich um die eigene Achse drehend, auf alles ausspie, was orange aussah. Damit vernichtete er wieder über vierzig Klone. "Genug Chakra, sodass wir dieses Spiel den ganzen Tag spielen könnten, wenn ich wollte. Aber ich habe keine Zeit, um mit dir zu spielen, während Terumi-chan den echten Spaß hat! Darum werde ich die Sache jetzt beenden! Katon: Kaen Senpuu!"
"RASENGAN!"
Kyun, gerade dabei, seinen tödlichen Feuerwirbel aus Flammen und Vernichtung auf die nächsten fünfzig Meter seiner Umgebung abzufeuern und damit alles zu vernichten, was ich Reichweite war, hielt verblüfft inne. Das hatte doch so geklungen, als hätte jemand... Unter ihm gerufen?
Eine Bodenplatte flog unter ihm beiseite und brachte ihn aus dem Gleichgewicht, als sein rechter Fuß jeden Halt verlor. Er fiel vornüber, versuchte sich mit der Rechten abzufangen, als er den orangenen Blitz bemerkte, der ihm aus dem Boden entgegen schoss. Hatte diese kleine Konoha-Ratte ein Erdversteck benutzt? Nein, sie waren beide zum ersten Mal hier. Hatte er sich dann durch den Boden gegraben, bis er seine Position erreicht hatte? Unmöglich! Wer war so stur und penetrant, um das zu riskieren? Dennoch, da war der kleine orangene Zwerg, trug wieder dieses blaue, flimmernde Jutsu namens Rasengan in der Hand, und presste es gegen Kyuns voluminösen Bauch. Übergangslos fühlte er sich, als würden seine Därme rotieren, fühlte er sich, als würde er selbst rotieren. Es war wie ein starker Schlag, nein wie eine unendliche Abfolge starker Schläge.
Kyun fühlte sich emporgehoben, während er verprügelt wurde, spürte wie sein Körper ein Momentum bekam - und fand sich übergangslos in über dreißig Meter Höhe wieder.
Als er wieder gen Erdboden fiel, schon halb bewusstlos durch das Rasengan, machte er sich klar, dass er den Aufprall nicht gut verkraften würde. Die kleine orange Teppichratte von Konoha hatte ihn tatsächlich besiegt. Damit lag alles bei Terumi. Und damit im grünen Bereich. Eigentlich.
Dann kam der Aufprall und löschte sein Bewusstsein aus.
***
"Das glaubst du nicht!", rief Tsukasa aufgeregt. "Draußen hat sich gerade ein kleiner Hund in einen Jungen verwandelt! Und den gibt es auch noch doppelt!"
"Oh, doch, das glaube ich dir", erwiderte Hanako. Sie eilten zu zweit durch die Burg, an den Außenfenstern vorbei, die den Blick nach Norden gewährten, Richtung Hauptzugang der Burg.
"Gijuu Ninpo: Juujin Bunshin!"
"Und jetzt bilden beide so eine Art Wirbelsturm und fahren durch die Soldaten! Unglaublich!"
"Oh doch, glaube das ruhig. Das ist Kiba, einer meiner Kameraden."
Entsetzt sah Tsukasa die Kunoichi an. "Aber er ist doch noch so JUNG!"
"Alter ist eher selten ein Kriterium für Shinobi", erklärte Hanako, während sie über eine Treppe ins unterste Stockwerk wechselten. Dutzende Soldaten eilten hierhin, dorthin, belästigten sie aber nicht. Viele wichen Hanako mit deutlichen Anzeichen von Angst weiträumig aus. "Wir haben einige Shinobi in Konoha, die schon im Kindesalter Chunin oder gar Jounin geworden sind."
Sie grinste, als von draußen lauter Lärm herein drang. "Er scheint seinen Spaß zu haben."

Sie erreichten das Haupttor. Von hier waren es nur noch wenige Dutzend Gangmeter bis zur Küche. Das Problem waren die vielleicht fünfzig mit Lanzen und Schwertern bewaffneten Soldaten, die die Innenseite bevölkerten. Und die hier waren nicht nervös und wichen Hanako freiwillig aus.
Tsukasa zupfte die junge Frau am Ärmel ihres Kimonos. "W-wir sollten einen anderen Weg nehmen, Hana-chan."
Fünfzig waren vielleicht doch etwas viel für einen einzigen Shinobi, der auch noch jemanden beschützen musste, ging es Hanako durch den Kopf.
Einen Augenblick später beulte sich das Tor erst nach innen, dann zerbarst es unter dem Druck einer Explosion, drückte die Hälfte der Männer zu Boden und schleuderte den Rest davon.
Ryu Kaminari kam durch die Trümmer, seine Rechte haltend. "Also ehrlich. Ich habe geklingelt, und niemand hat aufgemacht. Da musste ich eben anklopfen."
"Das nennst du anklopfen?", tadelte Inari. Kurz ging er zu den Orientierungslosen, Besinnungslosen oder schlicht verstörten Soldaten, um ihren körperlichen Zustand zu bestimmen.
"Was regst du dich auf?", fragte Ikuko spöttisch. "Hat doch funktioniert, sein anklopfen. Weiter, wir müssen... Oh, Hana-chan. Na, da haben wir ja schon mal einen Vermissten gefunden." Die sensorische Kunoichi lächelte erleichtert.
Hanako umfasste Tsukasas Schulter. "Zwei, Ikuko-chan. Ich habe auch die erste Vermisste vom letzten Jahr gefunden, und aus einem Schicksal schlimmer als Sklaverei befreit."
"Schlimmer als Sklaverei?", fragte Kaminari, während er über die Trümmer hinweg auf die beiden Mädchen zuschritt. Dass er dabei auch etliche Soldaten als Trittleiter missbrauchte, kümmerte ihn nicht weiter. "Wie kann das denn gehen?"
Hanako errötete. "Stell nicht so viele dumme Fragen. Wir müssen jetzt zur Küche weiter. Dort ist Suzume, und Tsukasa sagt, dass wir dort noch weitere Mädchen aus Gentas Dorf finden."
"So, du heißt also Tsukasa. Freut mich, dich kennen zu lernen. Ich bin Ryu. Ryu Kaminari."
"F-freut mich. Hallo, Ryu-sama."
"Ryu reicht. Ich bin nicht unser Anführer Mamoru. Ich... Auuuuutsch! Hanako, was machst du da?"
Die Kunoichi hatte den Shinobi am Ohr ergriffen und zog ihn jetzt in einer unvorteilhaften Pose hinter sich her. "Hör auf mit ihr zu flirten. Sie ist zu jung für dich. In die Küche, habe ich gesagt. Ikuko, Inari?"
"Wer würde es wagen, dir zu widersprechen?", sagte Ikuko. Unauffällig trat sie zu Tsukasa. "Was genau hat sie so sauer gemacht?"
Die junge Frau errötete. "Nicht so wichtig!" Hastig eilte sie Hanako hinterher.
"Na, auf die Erklärung bin ich gespannt", murmelte Ikuko.
***
Damals

Erst war es nur ein Klon, dann ein zweiter. Schließlich hatte ich alle Schattenklone verloren, die ich ausgesandt hatte. Ich seufzte. Die Eindrücke, die sie mir mit ihrem Erlöschen vermittelt hatten, waren irgendwie... Schwierig. Meine Klone hatten gezögert. Ich hatte gezögert. Lag das daran, dass ich befürchtete, mit weiteren toten Konoha-Shinobi würde nur der Wille angefacht, unsere Leute zu finden, oder steckte da mehr hinter?
"Es geht los." Ich sah zur Seite, wo ich Maria wusste. "Sie kommen von mehreren Seiten, passieren uns teilweise. Ich werde sie jetzt herlocken."
Maria schluckte trocken. Sie wusste um die Gefahr, in die sie sich begab, wenn sie bei mir blieb. Dennoch war sie hier. Ich verstand nicht, was diese Klasse-Frau an mir fand, aber ich empfand es als beruhigend, dass es jemanden gab, der solche Gefühle für mich hegte.
"Wenn ich es dir sage, dann..."
"Keine Sorge, dann verschwinde ich. Aber keine Sekunde früher, Mamoru-sama." Der Trotz stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Nein, mit dieser Frau konnte ich nicht verhandeln.
Ich kitzelte dem kleinen Äffchen auf meiner linken Schulter den Bauch, und diesmal reagierte es verspielt und amüsiert. "Was meinst du dazu, Perine? Wirst du auch gehen, wenn es schwierig wird, damit ich genügend Bewegungsfreiheit bekomme?"
Der Affe legte nachdenklich den Kopf schräg. Dann schüttelte er ihn.
"Oho, da haben wir ja jemand besonders anhänglichen", lachte ich und tätschelte dem Affen über den Kopf.

Ich fixierte den Himmel über mir. Genauer gesagt, den Himmel exakt über mir. Es wäre vermessen gewesen zu versuchen den ganzen Himmel in Brand zu setzen, aber einen kleinen Ausschnitt konnte ich schaffen. "Doton: Endan!"
Ich spie eine Feuerlohe aus, die Dutzende Meter hoch reichte. Wenn die Konoha-Shinobi das nicht gesehen hatten, dann waren sie vollkommen unfähig. Natürlich war es von meiner Warte aus riskant, es mit allen zugleich aufnehmen zu wollen, aber hatte ich eine andere Möglichkeit, die Flüchtlinge zu schützen?
"Keine Toten auf ihrer Seite", mahnte ich Maria. "Meinetwegen Blessuren, Brüche und Bewusstlose. Aber keine Toten. Tote stacheln sie nur dazu an, uns energischer zu verfolgen. Wenn wir sie besiegen und demütigen, kühlt das hingegen ihr Mütchen."
"Okay, das klingt logisch." Maria zog ein Kunai und postierte sich auf meiner rechten Seite, um Angriffe aus dieser Richtung abzufangen. Logischer wäre, weil ich Rechtshänder war, meine Linke abzudecken, aber Perine hatte sehr deutlich gemacht, dass sie diese Seite nicht aufgeben würde.
Andererseits brauchte ich für normale Shinobi nicht besonders viel Deckung durch andere. Ein arroganter Gedanke, damals wie heute. Leider hatte ich Recht.
Ich nehme an, mein Hang zur Arroganz, den ich seither zu unterdrücken versuche, stammt aus dieser Situation, in der ich an Selbstüberschätzung keinen Mangel hatte.
Als das Kunai mit dem Spreng-Tag vor meinen Füßen landete, machte ich mir auch nicht die Mühe, fortzuspringen. Ich trat das Kunai um und löschte das Spreng-Tag mit einem Fußtritt aus.
"Das war doch hoffentlich noch nicht alles", murmelte ich mehr zu mir selbst.
Aus den Bäumen links von mir huschten drei Shinobi zu mir herüber. Sie trugen die üblichen grünen Westen und die Stirnbänder Konohagakures, waren mit Kunais und Schwertern bewaffnet. Der Vorderste warf eine Salve Shuriken, die ich mit meinem eigenen Kunai abwehrte. Dann waren sie heran, stürzten sich auf mich und Maria.
Ich schritt zwischen zweien von ihnen hindurch, einen kurzen Step benutzend, und schlug dem Linken heftig gegen die Schläfe. Er fiel um wie ein Sack Reis. Der Mittlere wirbelte auf mich zu, sein Schwert in der richtigen Höhe, um mir den Kopf von der Schulter zu trennen. Ich wehrte ihn mit links ab, und rammte ihm die geballte Rechte in den Solarplexus. Der Schlag hob ihn leicht vom Boden ab, und als ich ihn los ließ, fiel er zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Nummer drei hätte alle Chancen der Welt gehabt, mich zu attackieren, während ich beschäftigt gewesen war. Stattdessen hatte er mit einem Schaudern zugesehen, wie ich seine beiden Kameraden ausgeschaltet hatte. Ich erwartete, dass er sein Heil nun in der Flucht suchen würde, und kurz flackerte Panik in seinen Augen auf. Doch dann wurde sein Blick wieder fest. Er umfasste sein Kunai mit beiden Händen, stieß einen wilden Schrei aus, und stürzte todesmutig auf mich zu. Zumindest zwei Schritte weit, dann sank er bewusstlos vor mir zu Boden. Maria, die Handkante gerade zurückziehend, lächelte mich an. "Keine Toten, ich halte mich dran."
Das ließ mich schmunzeln. "Gute Arbeit. Ich hoffe, Konoha hat noch was Besseres zu bieten, sonst könnte mir langweilig werden."
"Vorsicht, Mamoru-sama, wenn du so etwas sagst, dann geht dein Wunsch auch in Erfüllung", tadelte sie mich.
"Was meinst du dazu, P-chan? Lieber einen schwachen als einen starken Gegner?"
Der Affe zuckte mit den Schultern. Ihr war wohl jeder Gegner Recht.

"Einmal starker Gegner, kommt sofort!", klang es vor uns auf. Aus dem Unterholz brach dieser Riese hervor. Er sprang auf uns zu, und holte mit etwas aus, das mich irgendwie an eine eiserne Planke erinnerte. Maria und ich sprangen ein paar Schritte zurück.
Als das Stück dicken Stahls in den Boden fuhr, löste es eine Druckwelle aus. Der Boden bäumte sich auf, und ich musste noch ein Stück zurück, um nicht zu stürzen. Maria hatte nicht so viel Glück. Sie fiel mit einem Laut der Überraschung auf den Lippen zu Boden.
Der Mann sah auf und grinste mich an. "Stark genug, oder soll ich noch ein paar Kohlen drauf packen?"
Ich zog meine Klinge, jene, die ich in unserer Zuflucht erhalten hatte. "Sei mein Gast, Konoha."
"Nicht Konoha. Ich bin ein Gesandter des Landes der Reisfelder", sagte er und zerrte seine Waffe aus dem Boden.
"Nanu? Seit wann hat das Land selbst etwas gegen sein eigenes Shinobi-Dorf?", fragte ich, nicht unbedingt ernst gemeint. Aber wenn es ein paar Sekunden erkaufte, würde ich den Burschen gerne reden lassen.
"Es ist nicht so, als würde ich offiziell arbeiten", erwiderte er und schulterte die mächtige Klinge, "aber Ihr habt da was, was ich haben will. Und dafür bin ich gerne bereit, Konoha ein wenig auszuhelfen."
Hinter ihm versuchte Maria wieder auf die Beine zu kommen.
"Bleib lieber liegen, Mädchen. Das wird zu heftig für dich", sagte der Gesandte. "Mein Name ist Ryuji Nekozumi. Ich bin auf der Suche nach... Einem Kameraden. Rückt ihn freiwillig raus, und ich überlege es mir vielleicht, ob ich euch leben lasse."
"Ein Kamerad?" Ich sah zu Maria rüber. "Hast du eine Ahnung, wovon er redet?"
Sie zuckte die Achseln. "Vor ein paar Tagen hatten wir es mit einem Konoha-Shinobi zu tun. Wir mussten ihn leider töten, weil er zu viel gesehen hatte. Vielleicht meinte er den?"
"Haben wir tatsächlich?", fragte ich.
"Nein, haben wir nicht. Aber ich wollte mal sehen, wie der Große hier reagiert." Sie setzte sich auf und musterte den großen Mann. "Du wirfst dich ja ganz schön ins Zeug für deinen Kameraden. Schuldest du ihm einen Gefallen?"
Nekozumi lachte auf. "Ich glaube nicht, dass man mit ihm etwas aufrechnen kann. Oder sollte. Er ist einfach wie er ist, und das reicht mir." Er sah zu Maria herüber. "Du solltest ihn kennen, denn du hast ihn entführt, Mädchen."
Sie blies die Wangen auf. "Wohl eher gerettet! Willst du mir das vorwerfen?"
"Moment, Moment, alles nochmal auf Anfang! Wir haben einen Gefangenen aus Konoha?", fragte ich verwirrt. "Warum sagt mir das keiner?"
"Nein, keinen Gefangenen", begehrte sie auf. "Ich habe ihm das Leben gerettet, das ist alles. Es ist nicht mein Problem, wenn Konoha die eigenen Leute nicht mehr wiederfindet."
"Starke Worte für eine Oto-Nin", sagte Nekozumi und ließ die schwere Klinge auf Maria niederfahren.
Das Mädchen quiekte erschrocken auf. Aber nur für die erste Schrecksekunde. Als sie realisierte, dass ich die Klinge mit meinem Wakizashi bereits abgefangen hatte, reagierte sie erleichtert. "Mamoru-sama."
Derweil erhöhte Nekozumi den Druck. Ich spürte, wie ich durch das Erdreich geschoben wurde. Der Mann war stark wie ein Bulle, und nur durch Zugabe von Chakra konnte ich ihm standhalten. Aber für wie lange?
"Mamoru-sama?", fragte er verwirrt, und nahm den Druck ab.
Diesen winzigen Augenblick der Wehrlosigkeit nutzte ich aus. Ich ließ die Klinge fallen, verschränkte beide Hände ineinander und schlug von unten hart nach oben. Ich traf sein Kinn mit all meiner Kraft, schaffte es aber nicht, ihn auch nur einen Millimeter anzuheben. Stattdessen taten mir die Hände weh.
Er schüttelte den Kopf wie ein Betrunkener, der seine Sinne zurück wollte. "Autsch."
Hätte ich nicht die Maske mit den Linsen getragen, er hätte das Entsetzen in meinen Augen gesehen. Dieser brutale Schlag hatte nicht gereicht?
Mühsam fand Nekozumi seinen Stand wieder, und das viel zu schnell. Himmel, der Schlag hätte einen Bären ausgeknockt, perfekt ausgeführt, genau auf die Kinnspitze, und dieser Mann schwankte nur ein bisschen. Also Plan B.
Ich sprang ihn an, umfasste seinen Kopf als Ankerpunkt und riss mein rechtes Knie hoch. Mit brutaler Gewalt rammte ich es auf sein Sonnengeflecht. Jeden anderen hätte ich damit getötet, aber nicht diesen Riesen. Als ich ihn fahren ließ, stand er noch immer. Mehr oder weniger.
"Duuuu...", sagte er leise, bevor er doch noch zur Seite fiel. Aber er war noch immer nicht ohnmächtig. Blind tastete er nach seinem Schwertgriff, obwohl er unfähig war, in nächster Zeit zu kämpfen, geschweige denn die Klinge zu heben.
In einem Anflug von Freundlichkeit schob ich die Waffe in seine Richtung.
Nekozumi griff zu und schloss die Finger fest um sie. "Danke", hauchte er, bevor die Kraft in vollends verließ. Was für ein Monster von Kerl. In einem anderen Leben hätte ich mich gefreut, ihn zu meinen Freunden zu zählen.

Das war ein paar Sekunden, bevor die nächsten Genin ihren Angriff starteten, diesmal von rechts. Maria sprang auf die Füße, ihr Kunai erhoben, und ich beeilte mich, das Wakizashi wieder aufzuklauben.
"Doton: Kage Bunshin no Jutsu!", hörte ich einen der Konoha-Shinobi rufen, und rund um mich wuchsen Erdsäulen empor, die sich in Kopien ihres Beschwörers verwandelten. Erdklone. Nicht schlecht. Nur leider keine Gegner für mich, wenn sie so lange brauchten, um sich voll zu entwickeln. Ein einziger Rundumstreich mit meinem Schwert löschte alle vier wieder aus.
"Bitte etwas mehr Mühe", mahnte ich.
Der Erdjutsu-Benutzer sah mich mit wutverzerrter Miene an. "Deine Arroganz wird dir noch im Halse stecken bleiben, versprochen!"
"Na, dann kommt!" Das ließen sie sich nicht zweimal sagen.
***
Die Bürotür des Hokage-Büros flog auf. "Hey! Alter Mann!"
Shikaku Nara, der kommissarisch die Hokage-Geschäfte übernommen hatte, musterte den Eintretenden streng. "Immer langsam mit den jungen Pferden, mein Sohn. Nichts auf dieser Welt ist so wichtig, dass du hier mit der Tür ins Haus fällst."
Shikamaru Nara stieß einen Seufzer aus. "Da bin ich einmal in meinem Leben enthusiastisch, und dann ist es auch nicht richtig. Gerade sind die neuesten Nachrichten von Rose-chan eingetroffen. Per Habicht. Ich dachte, es interessiert dich, wie es um deinen eigenen Neffen steht."
"Die neuesten Nachrichten? Ja, warum beeilst du dich dann nicht? Her damit!", rief der Herr des Nara-Clans.
Shikamaru drückte seinem Vater die kleine Papierrolle in die Hand. "Ich habe sie noch nicht gelesen, sondern gleich zu dir gebracht. Das ist mir schwer gefallen", betonte der Junge.
"Schon gut. Ich weiß, dass du an Mamoru hängst." Er entrollte sie ein Stück und begann zu lesen. "Junge, Junge, gut das sie einen Habicht genommen haben, und keine Brieftaube. An dem Gewicht hätte sich eine Taube einen Bruch gehoben. Das ist keine Nachricht, das ist ein Bericht! Ich muss Rose beizeiten mal erklären, was der Unterschied zwischen einer Nachricht ist, die man per Luftpost verschicken kann, und einem Bericht, den man nach Abschluss der Mission... Oh. Oh. OH!"
"Ist etwas noch schlimmer geworden?", fragte Shikamaru besorgt.
"Wie man es nimmt. Sie wissen jetzt definitiv, dass Mamoru noch lebt. Und sie wissen auch, wie er aus der Explosion entkommen konnte. Leider bedeutet das, dass er in den Händen der Oto-Shinobi ist. Und ich habe keine Ahnung, wie lange er das überlebt."
"Aber er lebt?"
"Ich will es mal so formulieren. Anscheinend kann man jetzt eine Leiche finden, und das halte ich durchaus für eine Verbesserung. Wenn man ihn nun auch noch lebend findet, dann ist die Mission erfüllt." Shikaku Nara rieb sich nachdenklich die Nasenwurzel. "Werden die detachierten Shinobi reichen, um ihn zu finden?"
"Wir könnten weitere ausschicken!", sagte Shikamaru, der sich nicht wirklich mit dem Gedanken anfreunden wollte, seinen Cousin als Leiche wiederzusehen. "Wir könnten auch ein paar Gefallen beim Nekozumi-Clan oder Getsugakure einfordern, damit sie uns unterstützen."
"Zu wenig und zu spät", murrte sein Vater. "Das hätten wir früher in die Wege leiten sollen, notfalls auch an den Räten vorbei. Jetzt können wir nur auf unsere Shinobi vertrauen und das Beste hoffen. Es dürfte Konoha schweren Schaden zufügen, wenn wir unseren einzigen Kontraktträger mit dem Affenclan verlieren."
"Ist das der einzige Grund für deine Besorgnis?", fragte Shikamaru.
Sein Vater sah ihn spöttisch an. "Was denn? Denkst du wirklich, ich würde in Mamoru nicht mehr sehen als einen Shinobi Konohas, als ein Mitglied des Nara-Clans? Du hast noch eine Menge zu lernen, mein Junge, damit du einerseits professionelle Entscheidungen treffen kannst, andererseits aber auch das Maß nicht verlierst, um ein Mensch zu bleiben."
"Eine merkwürdige Wortwahl für einen Ninja, alter Mann."
"Die Welt der Shinobi lebt von ihren Paradoxa." Shikaku erhob sich. "Ich werde mich mit Hyuuga-tono besprechen müssen."
"Nur mit Hyuuga-sama? Was ist mit den anderen Räten?"
"Ich will die anderen Räte nicht hintergehen. Ich will nur einen Rat von der Fraktion Konohas, die ihre eigenen Leute restrektiver behandelt als jeder andere Clan in der Stadt."
"Und was für ein Rat soll das sein?", fragte Shikamaru.
"So wie ich Mamoru kenne... Ich werde ihn fragen müssen, wie ich Mamorus Hals am Besten aus der Schlinge kriege."
"Seinen Hals? Aber er ist das Opfer!", begehrte Shikamaru auf. "Alles was er getan hat, war sich retten zu lassen!"
Shikaku schnaubte verächtlich. "Weißt du, mein Sohn, die Politik hat schon Shinobi für ihre eigenen Belange bei weit geringeren Verfehlungen geopfert. Hoffe, dass mein Besuch bei Hyuuga-tono umsonst bleibt und ich mir zu viele Sorgen mache."
"Also, jetzt machst du mir Angst."
"Gut so. Vielleicht lernst du ja dadurch was fürs Leben, mein Sohn", sagte der Anführer der Nara und ging an ihm vorbei zum Ausgang seines Büros.
***
Die Zahl besiegter Shinobi Konohas lag nun bei elf. Ich atmete schwer. So richtig fit war ich immer noch nicht, wie ich zu meinem Bedauern feststellen musste. Aber die Konoha-Nin waren auch zäher gewesen als ich gedacht hatte. Sie hatten alle bis zum Allerletzten gekämpft, waren nie bereit gewesen, sich zurück zu ziehen. Diese Entschlossenheit beeindruckte mich sehr, denn sie konnten unmöglich wissen, dass ich mir vorgenommen hatte, ihre Leben zu schonen.
Mein Blick ging kurz nach links zum Affen, der auf meiner Schulter mitritt. "Alles in Ordnung, P-chan?"
Der Affe keckerte erfreut und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Das werte ich als ja. Auch bei dir alles in Ordnung, Maria?"
Die junge Frau sah mit einem schmerzverzerrten Lächeln zu mir herüber. Sie blutete aus einer Armwunde. "Es geht. Tut weh, aber behindert mich nicht. Konoha vergiftet seine Kunais doch nicht, oder?"
"Woher soll ich das denn wissen?", fragte ich.
"Oh. Ja, sehr guter Punkt. Verdammt, warum war ich nur so unaufmerksam?"
"Das liegt wohl eher an mir. Hättest du sie schwerer verletzen dürfen, hätten sie dich nicht verletzt. Ich sollte..."
"Nein", begehrte sie auf. "Du hast vollkommen Recht, Mamoru-sama. Wenn wir hier einen von ihnen töten, werden uns die anderen nur umso vehementer verfolgen, auch über die Landesgrenze hinweg. Sie werden auf Rache aus sein, schlimmer als bei der Zerstörung von Otogakure. Da haben sie ja wenigstens noch Gefangene gemacht." Sie sah mich an. "Keine toten Konoha-Shinobi, Mamoru-sama."
Ich erwiderte ihren Blick ernst. Für den Moment wünschte ich mir, diese Maske mit den Linsen nicht tragen zu müssen, mein "Markenzeichen", damit sie meine Augen sehen konnte. Ihre Entschlossenheit beeindruckte mich. "Verschwinden wir hier zum nächsten Punkt, bevor zu viele von denen auftauchen."

"Das", hörte ich eine Frauenstimme hinter uns sagen, genauer gesagt genau aus unserer Fluchtrichtung, "dürfte etwas schwierig ausfallen."
Ich wandte mich um und erkannte zwei Konoha-Shinobi, einen Mann und ein Mädchen. Das Mädchen war nicht sehr groß, aber recht gut gebaut für ihre vielleicht fünfzehn Jahre. Ihre Augen sprudelten vor Selbstbewusstsein, und das schwarze Haar, das ihr Gesicht einrahmte, verlieh ihrer Schönheit den letzten Pfiff. Wäre sie keine Gegnerin gewesen, hätte ich mich in sie verlieben können.
"Hallo, Maria", sagte sie, und musterte meine Gefährtin. "Dir ist es seit dem Angriff auf Konoha viel zu gut ergangen."
"Ich tue was ich kann, Karin", erwiderte Maria.
Anklagend deutete die Konoha-Kunoichi in meine Richtung. "Das tust du wirklich! Was zum Henker hast du mit meinem Mamoru gemacht?"
Ehrlich gesagt, nun war ich doch verblüfft. Ich war... Ihr Mamoru? Was war das für eine Taktik? Und warum fühlten sich diese Worte gut an?
Ich hob beide Hände. "Können wir den Smalltalk überspringen und gleich zum Kämpfen kommen? Ich habe heute noch mehr zu tun."
"Oh, wir brauchen nicht zu kämpfen", sagte das Mädchen, und knöpfte ihre Weste auf. Danach öffnete sie das darunter liegende Hemd und eröffnete mir Einblicke in ihr Dekolletée und ihren Geschmack in Oberkörperunterbekleidung. Sie setzte ein Kunai an, ungefähr an der Stelle, an der ihr rechter unterer Herzbeutel saß. "Du kannst mich gleich hier und sofort töten. Für dich gebe ich mein Leben gerne, Mamo-chan."
"Karin, das ist aber eine Scheiß Idee", raunte der Mann herüber. "Er ist nicht er selbst!"
"Ich habe Vertrauen in meinen Mamo-chan!", sagte sie hart. Dann stand sie vor mir, nahm meine irgendwie kraftlose rechte Hand und legte sie auf den Griff des Kunais. "Wenn du nicht mehr der wirst, der du warst, dann hat mein Leben keinen Sinn, Mamo-chan", hauchte sie, und eine Träne rann ihre Wange herab. "Dann ist es gnädiger, wenn du mich tötest."
Ich sah in ihre Augen, sah zu Maria herüber, und riss mir die Maske vom Kopf. Meine Hand glitt vom Kunai ab. Ich konnte sie nicht töten, ich konnte sie nicht verletzen. Ich konnte ihr nichts Böses tun. Es ging nicht, denn ich liebte sie. Diese Erkenntnis löste eine Blockade, einen Damm tief in mir, und überschwemmte mich mit allen Erinnerungen, die ich seit Tagen vermisste. Natürlich, Karin! Und Ryu! Und... Und... Maria!
Was tat ich hier eigentlich? Wozu hatte Maria mich getrieben?
"DU!", grollte ich böse, während ich den zerkratzten Oto-Stirnschutz von meinem Kopf riss.
Maria quiekte erschrocken auf und ging instinktiv einen halben Schritt zurück.
"Du hast mich dazu getrieben, meine Kameraden anzugreifen!", rief ich. "Meine Kameraden, die unter mir gekämpft haben! Die hier sind, um mich zu retten! Du!"
Eines war definitiv klar. Das würde Ärger ohne Ende bedeuten. Eventuell endete es auch mit meiner Exekution. Ich seufzte und sah zu Boden. "Du musst das Hemd nicht zuknöpfen, Karin."
"Was? Wie? Du entwickelst doch nicht etwa... Maria, was genau hast du eigentlich mit ihm gemacht?"
"Ich... I-ich..." Zögernd hob sie eine Hand.
"Geh!", sagte ich barsch. "Geh einfach! Du hast mir immer noch das Leben gerettet, mich vor Guin beschützt! Das ist eine Schuld, die ich niemals abbezahlen kann! Auch wenn du mich überhaupt erst in diese Situation getrieben hast!"
Sie sah mich an, zögernd.
"Ryu, Karin, Ihr lasst sie passieren."
"Aber das ist Maria! Hast du schon vergessen, was sie...", begann Kaminari.
Ich warf ihm einen Blick zu.
"Schon verstanden. Kannst durch, du kleines Miststück."
Wieder sah sie zu mir herüber.
Ich schüttelte den Kopf. "Habe keine Sorge. Ich verrate die Route deiner Leute nicht. Und ich lasse auch keinen Konoha-Shinobi weiter als bis zu diesem Punkt kommen, bis Ihr das Land verlassen habt. Du hast dich nicht nur in mein Herz eingeschlichen und mich benutzt, du hast mir auch gezeigt, dass jeder einzelne der Oto-Leute, die in ein anderes Land fliehen, weit besser sind als du. Ich werde für sie kämpfen, weil ich sie mögen gelernt habe."
"Mamoru-sama, ich...", begann sie.
"Geh, bevor ich heute doch noch jemanden töte!", blaffte ich.
Sie wandte sich um. "Ja, Mamoru-sama."
"Maria!", sagte ich.
"Mamoru-sama?"
"Sollten wir uns einmal wieder begegnen, dann ist meine Schuld abbezahlt. Solltest du mir jemals wieder unter die Augen treten, werde ich dich töten. Ich hasse dich für das, was du mir angetan hast. Ich hasse dich für das, was ich für dich getan habe. Sei schlau und lauf mir nie wieder über den Weg."
Sie starrte mich an, beinahe eine Minute. "Ich verstehe, Mamoru-sama", sagte sie seltsam tonlos. Für einen Moment glaubte ich, sie würde eine Verbeugung andeuten, dann war sie fort.

"Soll ich nicht besser...", begann Ryu.
"Nein! Wenn du ihr folgst, verpasse ich dir die Tracht Prügel deines Lebens."
Entsetzt sah Kaminari mich an. "Das meinst du ernst, oder?"
"Hey, letztendlich hat sie mein Leben gerettet."
"Mamo-chan!", rief Karin erleichtert und warf sich mir an den Hals.
"Karin, dein Hemd ist immer noch auf."
"Das ist doch jetzt vollkommen egal", schluchzte sie. "Ich habe geglaubt, das niemals wieder tun zu können, dich in Armen zu halten. Und jetzt kann ich es doch! Ich... P-chan, wie lange bist du eigentlich schon bei ihm?"
Der Affe sprang von meiner Schulter zu Boden und verwandelte sich dabei in ihre Gestalt als junge Menschenfrau. "Lange genug, um den Willen meines Meisters zu kennen. Er will, das der Treck der Oto-Shinobi und ihrer Angehörigen das Land unbehelligt verlassen kann. Also werde ich jeden Konoha-Shinobi aufhalten, der diesen Punkt zu passieren versucht."
"Perine-chan, das ist doch nicht dein Ernst!", sagte Kaminari entgeistert. "Ich meine, das sind alle unsere Konoha-Kameraden!"
"Du meinst wohl deine Konoha-Kameraden. Ich bin Kriegerin des Affenclans. Für mich zählt nur der Kontrakt zu Mamo-chan", erklärte die Affenkriegerin stolz.
"Ich helfe dir auch, Mamo-chan", verkündete Karin. "Egal welche Entscheidungen du triffst, ich unterstütze dich."
"Versuche nicht, mich weich zu kochen", sagte ich ärgerlich.
"Ich versuche, dich zu unterstützen!", sagte sie ärgerlich. "Siehst du das nicht?"
"Damit wir beide vor ein Militärgericht kommen, wegen Landesverrat?"
"Das ist mir egal!" Sie löste sich von mir und ergriff ihre eigenen Kunais. "Kein Konoha-Shinobi soll diesen Punkt passieren, richtig? Befehl verstanden, Morikubo-sama."
"Ach, was soll der Mist, ich bin doch ohnehin ein Nukenin", murrte Kaminari und reihte sich ein. "Kein Konoha-Shinobi über diesen Punkt hinaus, verstanden." Kurz sah er sich um. "Beeindruckende Bilanz bisher, Mamo-chan."
"Danke", sagte ich leise. "Ihr seid Idioten, wisst Ihr das?"
"Deine Idioten", murrte Kaminari.
"Das weiß ich zu schätzen", erwiderte ich. Also verriet ich tatsächlich Konoha, und verhalf Otogakure zur Flucht. Das hätte ich mir nie träumen lassen. Aber auf der anderen Seite waren eben auch nur Menschen.

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Ace Kaiser,
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7.
Heute

Eines musste man Terumi-san lassen, sie kannte ihren Auftritt. Langsam ließ sie den Helm vom Kopf gleiten, nahm die Nadeln aus ihrem Haar und schüttelte es. Eine wahre Flut prächtigen roten Haars entlud sich auf ihre Schultern. Sie wölbte leicht die Lippen, ihre Augen funkelten spöttisch, und ihr selbstsicherer Gang machte klar, wer hier jetzt das Sagen hatte, nachdem sie meine Affenkrieger in Schimpf und Schande nach Hause geschickt hatte. Sie kam auf mich zu, wie ein großer weiblicher Wirbelsturm der Schönheit, und ihr Lächeln war gleichermaßen Verheißung wie Drohung.
"Beinahe tut es mir ein wenig leid um dich. Nein, das ist gelogen. Ich hätte gerne noch einmal mit dir gekämpft, ein paar Jahre in der Zukunft, um zu sehen, was für ein Shinobi aus dir dann geworden ist. Aber wir Kiri-Ninja sind da sehr strikt. Ein besiegter Feind muss sterben. Ich meine, ein besiegter Kiri-Nin darf bei uns auch nicht überleben, warum sollen wir dann bei unseren Feinden nachsichtiger sein?" Sie lächelte und hielt an, einen Meter von mir entfernt.
"Außerdem warst du ein großartiger Gegner, und nur ein wirklich furioses Ende wird deiner gerecht, Mamoru Morikubo. Fühle dich geehrt von meiner Hand zu sterben."
"Terumi-san, ich lasse mich nie bei der ersten Verabredung töten", wandte ich ein. "Das geht gegen meinen Codex."
Sie stutzte, und dann begann sie zu lachen. Sie sah mich an, Lachtränen in ihren Augen. Bedächtig wischte sie sie mit einem letzten ächzenden Lachen fort. "Mach es mir doch nicht noch schwerer, Morikubo", sagte sie leise. "Youton: Youkai no Jutsu", flüsterte sie leise, und zwischen ihren Lippen kräuselte eine kleine Rauchfahne hervor. Mit Youton benutzte sie ein Jutsu, das sogar jenen überlegen war, das zwei verschiedene Grundarten mixte. Also Beispielsweise Feuer und Blitz. Sie setzte noch einen obendrauf. Eine derartige Kraft hatte ich noch nie gesehen, war ihr noch nie begegnet. Andererseits hatte ich Sarutobi-sensei auch nie in einer ernsthaften Schlacht erlebt, und wenn es einen Konoha-Shinobi gab, der drei Elemente beherrschen und vereinen konnte, dann sicher der legendäre Professor. Oder Hatake-sensei, der vielgerühmte Copy-Ninja, von dem erzählt wurde, er könne jedes Jutsu, das kein Bluterbe war, kopieren.
Sie trat an mich heran, legte beide Hände um meinen Nacken. Ihre Lippen näherten sich den meinen, ich fühlte die Hitze, die sich durch ihr Jutsu in ihrem Mund zu sammeln begann. Sie würde ihre heiße Lava in meinen Rachen schießen. Ich kannte nur einen Ninja, der das überleben konnte, und das war Jiraiya-sama, der ein Jutsu beherrschte, das den Raum beeinflussen konnte. Er hätte die Lava einfach in einen Froschdarm schicken können. Pech für den Frosch, aber gut für ihn. Ich kannte solche Techniken nicht. Mein Ende war besiegelt, vor allem weil mein Chakra bedenklich zusammen geschmolzen war. Na, dann war es ja Zeit für Plan B. Dachte ich zumindest, bis ich eine bekannte Stimme rufen hörte: "RASENGAN!"
***
"Nein, die doch nicht!", rief Karin erschrocken und ergriff Kaminari am Kragen seiner Weste, um ihn in seiner Angriffsbewegung zu stoppen. "Diese Soldaten sind die entführten Jungs aus Gentas Dorf! Siehst du denn nicht, dass sie ihre Rüstungen abgelegt haben?"
"Das muss mir aber vorher einer sagen!", beschwerte sich der ehemalige Nukenin, und ließ den ersten Burschen, den er sich schon gegriffen hatte, zu Boden fallen. "Nichts für ungut, Kleiner."
"Schon okay", ächzte der Junge. "Hätte mir ja auch passieren können."
Durch die Tür zum Holzhof traten Kiba und Akamaru ein. Ihnen folgten dichtauf Hinata und Shino.
"Wo ist Naruto-kun?", fragte Hinata.
"Irgendwo in der Richtung, wo es gerade am Meisten kracht", erwiderte Kiba mit einem breiten Grinsen. "Scheint so, als hätte er sich die stärksten Gegner heraus gepickt." Sein Grinsen erlosch. "Und er wird garantiert nicht teilen! Verdammt!"
"Hör auf zu jammern, Kiba-kun", tadelte Hanako. "Wir sind hier noch nicht fertig. Unser Auftrag lautet nicht nur, die Vermissten zu befreien, sondern auch... Uff, Suzume-chan, was tust du denn da?"
Suzume hatte Hanako beinahe umgerannt, als sie ihr in die Arme gesprungen war. Nun drückte sie ihr Gesicht in den Kimono ihrer Sempai und heulte Rotz und Wasser. "Es tut mir leid, Hana-chan. Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Es tut mir leid, was ich gedacht habe. Ich wusste doch nicht, dass... Dass..." Sie sah auf, und ihre Heultour setzte sich fort.
"Na, was soll's, der Kimono gehört sowieso nicht mir. Habt Ihr meine Uniform?"
"Na logo", sagte Kaminari grinsend und reichte ihr ihren Rucksack.
"Oh, danke. Suzume, ich verstehe ja, wie du dich fühlst, aber wir müssen dafür sorgen, dass von hier nie wieder ein Überfall ausgehen wird. Das heißt, wir müssen die Burg zerstören. Den Daimyo habe ich schon erledigt. Zumindest für die nächste Zeit... Diesen Schuft."
"Hanako, dein Chakra brennt gleich die Küche an", mahnte Karin.
Übergangslos beruhigte sich das blonde Mädchen wieder. "Wie dem auch sei, wir müssen jetzt nur noch die Burg vernichten, die Soldaten besiegen, die geretteten Kinder beschützen. Das sind unsere Aufgaben. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Also, los geht es. Shino, Team acht bewacht unsere Geretteten."
"Verstanden."
"Inari, Ikuko, Ryu, Karin, wir machen mit der Zerstörung der Burg weiter."
"Ich glaube", grollte eine tiefe Bassstimme hinter ihnen, "das kann ich nicht erlauben."
Der große Soldat trat in die Küche, den Genta Koji genannt hatte. In seiner Rechten hatte er ein gezogenes Schwert. "Ihr habt Harusame-sama besiegt. Darum habe ich keine andere Wahl." Suchend ging sein Blick über die Shinobi. "Also? Wer ist der Anführer?"
***
Naruto Uzumaki sprang zwischen mich und Terumi. Sein Versuch, die Frau mit seinem Jutsu zu treffen, endete darin, das er das Gleichgewicht verlor, an ihr vorbei taumelte und gegen eine Hauswand prallte, die zwar die letzten Misshandlungen überlebt hatte, aber nun den Rasengan erlag. Steinsplitter flogen wie kleine Schrapnelle in alle Richtungen davon.
Naruto kam auf seinem Gesicht zu liegen, den Hintern in die Höhe gestreckt. Aber er rappelte sich sofort wieder auf. "Kage Bunshin no Jutsu!" Ein Schattenklon entstand neben ihm, und sofort begann er damit, ein neues Rasengan zu formen. "Keine Sorge, Oniichan, ich lasse dich nicht in Stich!"
"Das ist nett von dir gemeint, Naruto, aber eigentlich hatte ich die Lage unter Kontrolle", erwiderte ich.
"Was? Aber sie hat doch ihr Jutsu... Und du hast da gestanden... Wie jetzt?"
In diesem Moment verging ich. Oder vielmehr mein eigener Schattenklon. Dafür tauchte ich direkt hinter Terumi mit Step auf und schlug ihr die Handkante gegen den Hals. Kräftig. Richtig kräftig. Einen normalen Menschen hätte ich damit getötet. Sie aber betäubte ich nur, und das auch nur zum Teil. "Weil ich hinter ihr war. Deshalb."
"Oh", sagte Naruto. Das Rasengan versiegte wieder, und sein Schattenklon löste sich auf.
Terumi hustete am Boden. "W-wie hast du...?"
"Du hast mir geholfen", erklärte ich. "Mein Chakra ist am Ende, und ich war mir sehr sicher, du würdest mich töten. Dann dachte ich, dass du so ziemlich das Gleiche denkst, und glaubst das du deine Beute schon sicher hast, Terumi-chan. Also habe ich, als du dir mit der Lavasäule auf Kasumi-chan selbst die Sicht versperrt hast, einen Schattenklon erzeugt und mich abgesetzt, um dich weiträumig zu umgehen, und im richtigen Moment anzugreifen. Mit Naruto habe ich jetzt überhaupt nicht gerechnet, aber bis dahin hat es ja funktioniert."
"Hehe. Tschuldigung, Mamo-oniichan", sagte Naruto grinsend, verlegen eine Hand am Hinterkopf.
"Schon in Ordnung, Naruto. Ich konnte sie nur noch mit Taijutsu kriegen und hatte nur einen Versuch. Den hast du mir wohl erleichtert." Ich kniete neben der Kiri-Kunoichi. "Also, Terumi-chan, ergibst du dich?"
"I-ich... Ich bin besiegt. Töte mich, Morikubo!"
"Was? Hör mal, du hast nur verloren. Es besteht kein Grund, dich umzubringen."
"Es macht keinen Unterschied", sagte sie und hustete ausgiebig. "Wenn ich hier nicht sterbe, werden meine Kameraden mich töten. Mit Versagern machen wir kurzen Prozess."
"Was für ein Quatsch", murmelte ich. "Dabei sind doch die, die überleben, diejenigen mit neuen Erkenntnissen. Ihr seid ein bisschen blöde in Kirigakure."
"Das haben wir schon immer so gemacht", erwiderte sie verärgert. "Wo kommen wir denn dahin, wenn wir das ändern?"
Ich prustete leise. "Naruto, warum erzählst du Terumi-chan nicht mal von deinem großen Traum?"
"Traum? Oh, ja, gute Idee." Der blonde Junge kam herüber, ging vor Terumi in die Hocke und griente wie ein Honigkuchenpferd. "Weißt du, Terumi-oneechan, mein Ziel ist es, eines Tages Hokage zu werden."
"Hokage? Du?"
"Er hat Kyun besiegt, oder?", wandte ich gegen ihren Protest ein. "Und er ist noch jung. Er hat noch viel Zeit, bis er Hokage werden kann, und noch mehr Zeit, bevor er es werden muss." Ich schmunzelte. "Außerdem ist er eine Riesenüberraschung für mich, jedes Mal wenn ich ihn wiedertreffe. Er scheint immer stärker zu werden. Und das vor allem durch seine Niederlagen. Wenn er besiegt wird, arbeitet er nur noch härter an sich, um seine Gegner das nächste Mal zu übertrumpfen."
"Nicht doch, Mamo-oniichan, lob mich nicht so. Ich werde ja rot."
"Hhhh", machte Terumi. "Und warum willst du Hokage werden, Naruto-chan?"
Das Gesicht des blonden Jungen wurde ernst. "Ich... Ich hatte bisher kein leichtes Leben. Ich war immer ein Außenseiter, immer das Kind, das alleine leben musste und von allen ignoriert und gehasst wurde. So war das eine sehr lange Zeit, ohne dass ich wusste, warum das so war. Ich..."
Hastig bedeutete ich Naruto, nichts vom Neunschwänzigen zu erwähnen. Es hatte diese Kiri-Kunoishi nicht zu interessieren, dass er ein Jinchuriki war, Träger des neunschwänzigen Fuchsdämon.
Naruto sah mich für einen Moment irritiert an, als er verdauen musste, dass ich es hingegen wusste.
Nachdenklich fuhr er fort. "Ich war immer entschlossen, das zu ändern. Hokage zu werden, um die Aufmerksamkeit der Leute zu erringen. Ihr Vertrauen. Vielleicht ihre Bewunderung. Dafür habe ich hart gearbeitet. Sehr hart. Und diese harte Arbeit hat mir die Freundschaft von Iruka-sensei eingebracht, die meiner Einsatzgruppe, die von Kakashi-sensei, von Mamo-oniichan und vielen mehr."
Er richtete sich auf und sah mich stolz an. "Ich will immer noch Hokage werden. Aber nicht mehr für so dumme Sachen wie von jedem auf der Straße erkannt oder bewundert zu werden. Sondern weil ich Konoha liebe und es beschützen will. Dort leben die Menschen, die ich meine Freunde nenne, und viele mehr, die mir Freunde sein könnten, eines Tages. Ich werde Hokage, um sie zu beschützen. Und um Konoha zu ändern. Zu einem Ort, an dem niemand mehr eine Kindheit haben muss, wie ich sie hatte. Ich werde Konoha bis in die Grundfesten erschüttern und wieder errichten. Mit meiner Kraft und mit meinen Freunden."
Ich richtete mich ebenfalls auf und hielt Naruto die rechte Faust hin. "Gut gesprochen."
"Danke, Oniichan." Er klopfte seine rechte Faust gegen meine.
"Und warum erzählst du mir das alles? Der Mizukage wird Änderungen niemals zustimmen." Ächzend drückte sie sich hoch und setzte sich auf. Hilfe von mir wehrte sie ab. "Wir werden uns niemals ändern."
"Sicherlich nicht, wenn du dich töten lässt, Oneechan", sagte Naruto verwundert. "Aber wie ist es, wenn du selbst Mizukage wirst, und Kirigakure änderst? Ich glaube, du hast die Kraft dazu."
"Was? Ich? Mizukage werden? Aber... Ich habe verloren!"
"Und du bringst neues Wissen mit, oder? Und dieses Wissen hat dich stärker gemacht", sagte ich und reichte ihr eine Hand zum Aufstehen. Diesmal griff sie zu, und ich zog sie auf die Füße.
"Und es ist angenehmer als Sterben. Nicht unbedingt leichter, aber angenehmer", fügte Naruto hinzu.
"Das ist nicht euer Ernst", sagte sie, von einem zum anderen schauend.
"Was hast du zu verlieren?", fragte ich spöttisch. "Mehr als sterben kannst du nicht."
"Ihr zwei seid doch wohl..."
"Also, ich finde die Idee gut", klang Kyuns Stimme auf. "Ruhig, kleiner oranger Blitz aus Konoha. Ich weiß, wann ich besiegt bin. Terumi-chan, was kann uns schon Schlimmes dabei passieren, wenn wir Kirigakure ändern? Das Beste ist, dass du Mizukage wirst. Das Schlechteste, dass du stirbst."
"A-aber ich? Mizukage? Und meine Heiratschancen sind dann auch..."
"Besser?" Ich grinste. "Immerhin ist so ein Mizukage eine tolle Partie."
"Ja, wenn du es so siehst..."
"Gehen wir zur Burg hoch. Ich denke, du hast viel nachzudenken, Terumi-chan." Ich legte einen Arm um Narutos Schulter, teils aus Freundlichkeit, teils weil mir nun wirklich mein Chakra ausging. Dann stiegen wir uns mit unseren Gefangenen die Treppe hoch. Ich hoffte, noch lange genug wach zu bleiben, um zu sehen, was meine Leute im oberen Teil der Burg angerichtet hatten.
***
Je näher wir der Festung auf der Spitze kamen, desto mehr wunderte ich mich. Die Schäden hielten sich in Grenzen. Das Haupttor war eingedrückt worden, und rund um uns verteilt versorgten sich mehr oder weniger lädierte Soldaten gegenseitig. Sie sahen zu uns herüber, als wir sie passierten, doch keiner machte Anstalten, uns zu attackieren.
Wir traten durch das Haupttor ein, stiegen über die Trümmer hinweg, nur um weitere Soldaten zu sehen, die reichlich lädiert waren und sich gegenseitig verarzteten. Inari Asa half bei ihrer Versorgung.
"Inari?"
Der Medi-Nin sah auf und deutete nach oben. "Audienzsaal, Mamo-chan."
Ich runzelte verwundert die Stirn. Die Situation sah ganz danach aus, als hätten wir gewonnen; nur passten einige Dinge nicht dazu. Die Burg hatte viel zu wenig Zerstörungen, und die unverletzten Gefangenen waren nicht inhaftiert und noch immer bewaffnet. Zudem zeigten sie alle Anzeichen von Respekt, wenn wir vier sie passierten.
Als wir in den großen Saal kamen, den Harusame für seine Besprechungen und die Repräsentationen reserviert hatte, erwartete mich ein äußerst ungewöhnliches Bild. Meine Ninjas und Soldaten der Burg standen in trauter Eintracht beieinander.
Der Riese, den ich schon aus Gentas Dorf kannte, wandte sich zu uns um. "Also?", fragte er unumwunden, "wer hat den Kampf der Shinobi gewonnen?"
Drei Finger zeigten auf mich. Ich räusperte mich verlegen. Ich wollte Narutos Anteil nicht unterschlagen. "Konoha", sagte ich also. "Dank Naruto."
"Oh", machte der Mann. Koji hieß er, wenn ich mich recht erinnerte. Er trat auf uns zu und zog seine Klinge. "Dann habe ich keinen Grund mehr, mich zurückzuhalten."
Ich fingerte mit der Rechten nach meiner Kunai-Tasche. Er würde doch nicht...?
Koji nahm das Heft in die Rechte, und das Blatt in die Linke. Er öffnete beide Hände nach oben und bot mir sein Schwert an. "Wir kapitulieren, Morikubo-sama. Der Daimyo ist gefangen, meine Leute zersprengt und verletzt. Ich kann keinen Widerstand mehr organisieren. Die Burg ist gefallen."
Ich musterte die Klinge. "Behalte deine Waffe, Koji-san. Mein Auftrag lautet zu verhindern, dass Gentas Dorf je wieder überfallen wird. Das beinhaltet nicht, dass du mir deine Waffe übergibst. Im Gegenteil, ich fürchte, ein anderer wird über dich richten."
Der große Soldat musterte mich einige Zeit, dann steckte er die Waffe wieder fort.
"Oniichan!" Plötzlich hing Suzume an meinem Hals. Sie schluchzte und schluchzte, aber es schienen keine Tränen fließen zu wollen. Stattdessen strahlte sie mich an. "Ich weiß alles! Hana-chan hat es mir erklärt! Ich habe nie daran gezweifelt, dass du überlebt hast, Akira-onii... Ich meine Mamoru-oniichan. Ich wusste, du würdest mich retten!"
Seltsam ergriffen streichelte ich ihr über den Kopf. "Das habe ich dir doch versprochen. Dass Träume wahr werden, weißt du? Aber alleine hätte ich es nicht geschafft. Terumi-chan hat mir geholfen."
Die Kiri-Nin räusperte sich verlegen. "Ein wenig vielleicht."
Suzume sah sie grummelnd an, dann versenkte sie ihr Gesicht in meiner Uniform und brummelte ein halbherziges Danke.

Ich legte ihr einen Arm um die Schulter und drehte sie nach vorne, damit sie sehen konnte, was ab hier passieren würde.
"Damit das klar ist: Hier hört jetzt alles auf mein Kommando!", sagte ich scharf ins Rund.
Es dauerte ein wenig, aber nach und nach bedeuteten die unverletzten ehemaligen Berater des Daimyo ihre Zustimmung. Es half sicherlich sehr, dass Hanako mit einem furiosen wütenden Blick einige der Nachzügler fixierte.
"Wo ist der Daimyo?", fragte ich.
Hanako warf mir einen Blick zu, der so voller Wut war, wie ich es selten erlebt hatte. Vielleicht in den Anfangstagen, als sie noch das kleine, sich selbst überschätzende und geldgierige Aas gewesen war. Zumindest hatte ich sie so gesehen. "Oh, er ist sicher verwahrt", antwortete sie unterkühlt. Ich merkte schnell, dass die Wut in ihrem Blick nicht mir gegolten hatte. Dennoch fühlte ich mich wie unter einer Eisdusche. Was zum Henker war hier passiert? Und warum verbrannte ein eigentlich sehr aparter Frauenkimono in einer Feuerschale langsam zu Asche?
"Ja, sicher vor dir, Hana-chan", sagte ein junges Mädchen in höfischer Kleidung. Wie aus Protest hatte sie ihr Make-up verwischt und ihre Haar geöffnet.
"Ist vielleicht auch richtig so, Tsukasa-chan", erwiderte sie schnippisch. Ein drohendes Lächeln erschien auf ihren Lippen.
"Hanako." "Ja, Mamo-chan?" "Du machst mir Angst." "Entschuldige, Mamo-chan."
"Was ist genau passiert?"
Sie errötete bis unter die Haarspitzen. Das bildete einen interessanten Kontrast zur goldenen Haarflut. "N-nicht so wichtig. MIR ist jedenfalls nichts passiert!"
"Ich bin gespannt auf deinen Bericht", sagte ich, und schritt, Suzume, Naruto, Terumi und Kjun neben mir, auf das Podest zu, auf dem der Daimyo zu residieren pflegte.
Dort angekommen packte mich der Größenwahn, und ich setzte mich auf den Feldstuhl, der für Harusame dort aufgestellt worden war. Ein sehr deutliches Zeichen, was die Besitzansprüche über die Burg anging. "Hiermit klage ich Harusame der Korruption an, des Sklavenhandels, der Entführung von Kindern, der versuchten Rebellion gegen den Groß-Daimyo, des Missbrauchs der Ehre von Kiri-Ninjas, und nicht zuletzt des schweren Raubs. Eine Petition wird heute noch an den Groß-Daimyo entsandt werden, und bis dieser Harusame und seine Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht, übernehme ich diesen Platz." Ich sah von einem Berater zum anderen. Nur Koji erwiderte meinen Blick. "Überlegt euch schon mal, was Ihr dem Groß-Daimyo sagen werdet. Und das nur nebenbei, ein gutes Betragen in den Tagen bis zur Ankunft seiner Stellvertreter kann sich positiv auf euer Strafmaß auswirken."
Zustimmendes Gemurmel klang auf. Zaghaft, leise, schwammig.
"Was sagt man?", donnerte Koji.
"Jawohl, Morikubo-sama!", kam es von den Beratern und Soldaten zurück.
Ich lehnte mich zurück und grinste. "Einen gibt es da, der schon eine verdammt gute Beurteilung bekommen wird, Koji-san."
"Das bin ich nicht wert, Morikubo-sama. Ich... Habe zu lange mitgemacht."
"Ihr Leute aus Mizu no Kuni seid merkwürdig. Einerseits seid Ihr so verdammt stolz auf eure Loyalitäten, so stolz, dass Ihr euch ausnutzen lasst. Andererseits gebt Ihr nicht einen Zentimeter nach, wenn man euch fragt, ob euch euer Dienstherr ausgenutzt hat. Ich halte das für ein elementares Problem der Soldaten dieses Landes. Ich werde das mit dem Groß-Daimyo besprechen."
Koji musterte mich ungläubig. "Ich... Verstehe, Morikubo-sama."
Ich klatschte in die Hände. "Na dann wollen wir doch mal aufräumen, oder?"

"Apropos aufräumen!", klang eine erfreute Jungenstimme zu uns herüber.
"Tsuyoshi!", rief Tsukasa. "Wo warst du denn?"
Der große Junge griente sie an. "Eigentlich wollte ich nach Hiroki und Kaito sehen. Die beiden sind so komplett verschwunden, als hätte die Erde sie verschluckt." Er sah in meine Richtung. "Die letzten der entführten Jungen aus Genta-samas Dorf, die zum Dienst an der Waffe gezwungen wurden, Morikubo-sama."
Ich sah zu Karin herüber. Konnte es sein, dass die beiden Wachen, die wir vor dem Tor ausgeschaltet und in einem Erdversteck zwischengelagert hatten, ausgerechnet die beiden Jungen waren, die Tsuyoshi suchte?
Sie wurde ein wenig bleich, vermutlich beim gleichen Gedanken, den ich gerade hatte. Was, wenn wir vorhin die Wachen sicherheitshalber getötet hätten, anstatt sie zu betäuben und zu verstecken?
"Ich glaube, ich weiß, wo sie sind. Karin?"
"Bin schon auf dem Weg. Ryu, begleite mich."
"Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber ich bin dabei", sagte der ehemalige Nukenin verwundert und folgte der jungen Frau.
Ich sah Tsuyoshi an. "Du warst bei "eigentlich"."
"Was? Oh ja, den hier habe ich erwischt, als er sich gerade absetzen wollte", rief Tsuyoshi fröhlich, und zerrte einen gefesselten Burschen am Kragen seiner Jacke in den Raum. "Kam sich immer mächtig wichtig vor. Und dann schleicht er sich still und heimlich davon, kaum dass sein Herr geschlagen ist." Der junge Soldat warf einen Beutel vor meine Füße, in dem es klimperte. "Zusammen mit einem Sack voller Gold-Ryou."
Ich ignorierte den Beutel und erhob mich stattdessen voller Freude. "Na, wer hätte denn das gedacht, dass man sich im Leben immer dreimal sieht? Hallo, Kuni, alter Freund. Versuchst du heute gar nicht, kleine Jungs hinrichten zu lassen oder junge Mädchen zu vergewaltigen?"
Mit bedächtigen Schritten kam ich näher, und der gefangene Beamte wurde mit jedem Schritt noch bleicher. "Versuchter Mord, versuchte Anstiftung zum Mord, versuchte Vergewaltigung, Korruption, vorsätzliche Körperverletzung, schwerer Raub, Diebstahl von Staatseigentum. Oh, mein Junge, du hast eine strahlende Zukunft vor dir."
Neben mir huschte jemand vorbei, einen Speer in der Hand. Ich griff zur Seite, bekam Suzume am Bauch zu fassen und riss sie hoch. Sie hing in meinem Griff, den Speer in der Hand. "Lass mich!", rief sie empört. "Er hat es nicht anders verdient!"
"Natürlich hat er es nicht anders verdient", beschwichtigte ich sie. "Aber in dieser Burg geht es jetzt nach meinen Spielregeln. Und die besagen, dass auf den Mann ein Prozess unter dem Groß-Daimyo wartet. Ich dulde keinen Widerspruch." Zwingend sah ich ihr in die Augen, bis sie fortsah.
"Ja, Oniichan", sagte sie missmutig. Ich ließ sie wieder auf die Füße.
"Ich bin sehr zufrieden mit dir, Tsuyoshi. Sperr ihn irgendwo ein, wo es feucht und dunkel ist. Ein Ort, an dem er darüber nachdenken kann, wie er in dieser Lage landen konnte." Ich beugte mich vor, sodass mein Gesicht nur eine Handbreit von seinem entfernt war. Angst zeichnete sich überdeutlich in seinem ab. "Und warum schlechte Taten schließlich doch auf einen selbst zurückfallen. Aber..." Ich zögerte und griff in seinen Kimono. "Ah ja. Das nehme ich an mich, als Reparation." Ich deutete in den Gang. "Na los, bring den Schuft weg, Tsuyoshi-kun."
"Mit dem allergrößten Vergnügen, Morikubo-sama!", rief der Junge, griff noch ein wenig fester zu und schleifte ihn wieder den Gang entlang. Spontan schlossen sich Soldaten an, nicht um Kuni zu tragen, sondern um beim Ziehen zu helfen.
"Sehr beliebt war er anscheinend nicht", murmelte ich.
Zustimmendes Raunen ging durch den Saal.
Ich ging zu Suzume, und nahm ihr den Speer weg. "Was habe ich dir über Waffen und Mädchen gesagt? Nimm lieber das hier. Das kennst du doch noch, oder?"
Ich hielt ihr die silberne Beamtenplakette vor die Nase.
Zögernd griff sie zu. "Danke, Oniichan."
Ich tätschelte ihren Kopf. "Und diesmal pass besser darauf auf."
Schließlich setzte ich mich wieder auf den Sitz auf dem Podest. Das war ungefähr eine Sekunde, bevor mir ins Bewusstsein kam, dass es mit der Eroberung der Burg noch nicht getan war; immerhin wurde von hier aus eines der drei Festlandreiche des Landes des Wassers regiert. Arbeit, die nun an mir hängen blieb. Mist.
***
Damals

Ich weiß nicht genau was ich erwartet hatte. So eine Art letztes Gefecht vielleicht, bei dem die Übermacht der Konoha-Shinobi mich und meine Gefährten überrennen würde, nach ein paar Minuten erheblichen Widerstands von unserer Seite aus. Was dadurch erschwert werden würde, dass ich nun erst Recht keine Konoha-Shinobi töten wollte.
Aber die Wirklichkeit war skurriler, so viel skurriler, als ich mir hätte vorstellen können.
Es fing mit einem Grollen an, das eher an ein wildes Tier erinnerte als an einen Menschen. Mit eben diesem Grollen kam Ryuji Nekozumi langsam wieder auf die Füße. "Duuuuuu..."
Karin trat einen halben Schritt vor mich, um mich zu beschützen, während mein Verbindungsmann mit wackligen Schritten auf mich zukam. "Duuu..."
Ich machte eine abwehrende Handbewegung in Karins Richtung. Das war eine Schuld, die ich ihr nicht aufbürden wollte. Nicht mehr als sie ohnehin schon bereit war auf sich zu nehmen.
"Wenn ich daran denke, wie lange und wie verzweifelt ich dich gesucht habe..."
Er stand vor mir. Ich stand vor ihm. Er war einen guten Kopf größer als ich, zehn Jahre älter, und benutzte ein Schwert, das andere als Grundlage für ein Dutzend normale Schwerter verwendet hätten. Die Klinge ging zu Boden, und irritiert folgte ich dem Geräusch mit den Augen. Großer Fehler.
Plötzlich steckte ich in Nekozumis Griff. Nein, Griff war nicht das richtige Wort. Es war eher eine Art Mischung aus Umklammerung und Umarmung. "Und dann finde ich dich hier, unverletzt. Warum musst du mir so viele Sorgen machen, Mamoru? Warum musst du uns allen so viele Sorgen machen?"
"Äh, ich hatte Amnesie?"
"Ja, das kleine schlaue, schwarzhaarige Biest hat eindeutig was mit dir angestellt", grollte er. "Aber du scheinst keine Rache zu wollen, oder?"
Ich zuckte hilflos mit den Schultern. "Sie ist mir egal, aber..."
Nekozumi seufzte und ließ mich fahren. "Schon verstanden. Ich kann das nachvollziehen. Aber..." Er drückte mir den rechten Zeigefinger schmerzhaft auf die Brust. "Aber, Mamoru, für einen Shinobi bist du ein ganz schönes emotionales Weichei, weißt du das?"
"Schuldig im Sinne der Anklage", erwiderte ich peinlich berührt.
"Also keine Verfolgung? Stattdessen tun wir alles, um die Oto-Nukenin entkommen zu lassen?"
"Wir?", fragte ich leicht irritiert.
Ryuji griff nach seinem Schwert und stellte sich in unsere Reihe. "Hallo, P-chan. Jetzt weiß ich, wo du die ganzen Tage warst."
"Es hat sich so ergeben", sagte die Affenkriegerin.

Einer der von mir verprügelten Konoha-Shinobi richtete sich unerwartet auf. Er setzte sich hin und musterte mich. "Ach, verdammt, ich wusste doch, das mir an dem Kampfstil was bekannt vorkam." Jammernd kam er in die Höhe. "Au, mein Rücken. Du warst ganz schön rücksichtslos, Mamo-chan", sagte er tadelnd.
"Tut mir leid, Nobu-kun. Ich war nicht ganz bei mir."
"Ja, das habe ich gemerkt." Er streckte sich sichtlich und ließ einen weiteren Schmerzenslaut hören. Dann zog er zwei Kunais. "Es geht mir zwar gegen den Strich, die Oto-Nin entkommen zu lassen, aber Befehl ist nun mal Befehl."
Verdutzt sah ich den Genin an. "Aber ich habe doch gar nicht..."
"Du bist unser Anführer. Ich kann mich nicht dran erinnern, dass Rose-sempai etwas anderes gesagt hat. Du hast einen Befehl geäußert, und, hey, wer bin ich, dass ich rebelliere?" Er reihte sich auf der anderen Seite ein. "Außerdem hast du nur Glück gehabt. Wärst du fünf Minuten später von deiner Amnesie geheilt worden, hätten wir dich eingeseift, nur damit das klar ist."
"Eingeseift?", fragte ich. Meine Verwunderung stieg beträchtlich.
Nobu grinste schief. "Kommt mal hervor, Leute."
Auf dem Feld des Kampfes lösten sich ein paar der geschlagenen Genin auf. Bunshin?
Stattdessen öffneten sich drei Erdverstecke, über das Gelände verteilt, davon eines hinter mir. Ein weiterer Genin löste sich aus einem Felsen, ein anderer aus einem Baum. Zudem richteten sich zwei weitere der Bewusstlosen auf. Halunken. Hatten sich versteckt und erholt, um auf ihre Chance zu warten. Ich konnte nicht verhehlen, ich war stolz auf meine Genin. Das hätte sogar klappen können, wenn sich Karin und die anderen nicht auf meine Seite gestellt hätten. Auch diese sieben reihten sich ein. Und ich nahm mir vor, Konoha-Genin sicherheitshalber niemals zu unterschätzen.
"Ihr schafft mich, Leute", ächzte ich.
"Was denn?", fragte Nobu grinsend. "Das ist immer noch besser, als noch mal gegen dich zu kämpfen."
Zustimmendes Gelächter klang auf.
***
Nach zwanzig Minuten hatte ich dreißig Shinobi und drei Chunin um mich versammelt. Weitere zehn Minuten, und die Oto-Nin würden es über die Grenze geschafft haben. Ich hatte für ihre Sicherheit nicht ein einziges weiteres Mal kämpfen müssen. Aber ich konnte sie noch einholen, angreifen, aufbringen, und vor ein ehrliches Konoha-Gericht stellen lassen. Ich... Nein, das war keine Option mehr. Ich war alles, aber kein gefühlloser Killer, der seine Aufträge erledigte, ohne selbst zu denken. Ich konnte meine Emotionen nicht ausschalten, wie immer ich es wollte. Oder gar vollkommen Gefühlskalt werden. Es ging nicht. Ich hatte die Oto-Shinobi kennen gelernt, und ich mochte viele von ihnen. In einer anderen Zeit, unter anderen Umständen hätten wir Freunde werden können. Ohne den Einfluss Orochimarus, ohne den Angriff auf Konoha.
"Damit das klar ist!", rief ich meinen Leuten zu, "Ihr handelt alle aufgrund meiner Befehle!"
"Und was sind das für Befehle, Mamo-chan?", klang Roses Stimme vor mir auf. Sie schälte sich aus dem Erdreich hervor und war nur noch eine Armlänge von mir entfernt.
"Hallo, Rose."
"Was sind das für Befehle?", hakte sie nach.
"Kein Konoha-Shinobi kommt an diesem Punkt vorbei", sagte ich mit zitternder Stimme.
"Oh, damit kann ich leben." Sie lächelte mich an. "Kein Shinobi geht weiter als bis auf Mamo-chans Höhe!"
Rings um uns flitzten Schatten herbei, benutzten Shinobi Step und standen bald Auge in Auge mit meiner Seite. Keiner hatte seine Waffen gezogen, keiner setzte zu einem Jutsu an. Niemand war aggressiv. Im Gegenteil, es herrschte eine Atmosphäre der Freude, der Erleichterung.
Rose indes hatte ihr Lächeln verlernt. Stattdessen verzerrte es sich vor tiefem Weltenschmerz. Tränen flossen ihr über die Wangen. "Dass es dir gut geht... Dass du es raus geschafft hast, als wir alle dachten, du..." Sie umschlang mich wie eine Ertrinkende und begann zu weinen. "Wie konntest du das nur machen, Mamo-chan? Wir hatten alle solche Sorgen um dich! Wie hätten wir denn nach Hause gehen können, ohne dich?"
Es war eine peinliche Situation für mich. Rose war sechs Jahre älter als ich, eine persönliche Freundin meiner Schwester, und sie kannte mich, seit ich laufen konnte. Allerdings war sie auch verheiratet, wie die meisten Shinobi in ihrem Alter. Ich wusste, dass sie mich sehr mochte, wie einen kleinen Bruder. So emotional aber hatte ich sie noch nie erlebt.
Vorsichtig, sehr vorsichtig, streichelte ich ihr über den roten, kurzen Haarschopf, der so typisch für ihren Namen schien. "Es tut mir leid, Rose-chan. Ich musste mich von Maria retten lassen. Sie hat mir einen Gedächtnisverlust verpasst. Dann hat sie mich die Oto-Nin kennen lernen lassen, und ich kann nicht mehr gegen sie kämpfen. Sie... Sie sind wie wir, und..."
"Das geht in Ordnung. Wir haben ohnehin genug gekämpft. Wir brauchen nur noch nach Hause zu gehen. Mit dir, Mamo-chan." Sie schniefte laut und vernehmlich. "Mamo-chan?"
"Ja, bitte?"
Sie legte ihren Kopf auf meine Brust. "Können wir noch einen Moment so bleiben?"
Ich schluckte unterdrückt, denn mehr als fünfzig Augenpaare beobachteten die Szene. Davon war die Hälfte Frauen, und von denen kamen recht eifersüchtige Blicke. Ich wusste nicht, dass Rose so beliebt bei den Genin war.
Dann bemerkte ich Hanakos Blick. Sie kam herüber. "Mamo-chan! Wie kannst du das machen, hier vor allen Leuten?"
"E-entschuldige, Hana-chan, aber..."
"Ich meine, wenn du schon Rose-chan umarmst, warum dann nicht auch noch mich?"
"Was, bitte?"
"Und mich! Immerhin haben wir dich gerettet!", merkte Karin hastig an.
Jemand klopfte mir auf die Schulter. "P-chan?"
"Und mich! Ich meine, nicht nur Nekozumi und Rose-chan haben da ein Recht drauf. Immerhin bin ich deine Kontraktpartnerin!"
Ich seufzte. "Ihr schafft mich, Leute. Wisst Ihr das?"
Ryu Kaminari lachte und klopfte mir auf die Schulter. "Das war der Plan, furchtloser Anführer. Das war der Plan."
Natürlich log er. Es gab keinen Plan. Sie machten das aus rein persönlichen Motiven, und dafür improvisierten sie. Ziemlich gut, wie ich zugeben musste. "Mist. Soll ich euch jetzt etwa alle drücken?"
"Na ja, nicht alle", bemerkte Ryu grinsend. "Aber einige scheinen das zu wollen. Und vergiss nicht, das ist erst der billige Teil für unsere ganzen Mühen, dich zu finden und zu retten. Ich bin sicher, du wirst sicherlich alle Shinobi, die bei der Zerstörung von Otogakure geholfen haben, zum Essen einladen."
Die zustimmenden, teils begeisterten Rufe versetzten mich in Angst und Schrecken für meinen Geldbeutel. Aber vielleicht schuldete ich ihnen wirklich eine Feier. Falls ich den Rat von Konoha überleben würde, denn ich war mir sehr sicher, dass im besten Fall einige unangenehme Fragen auf mich warteten. Im schlimmsten Fall aber die Exekution. Und all das wegen Maria.
"Ihr schafft mich, Leute", seufzte ich. "Aber ich beschwere mich nicht."
Zumindest hatte ich die Lacher auf meiner Seite.
***
Ein paar Kilometer entfernt erreichte die Oto-Kolonne über einen Trampelpfad, der ihre Karren gerade so passieren lassen konnte, die grüne Grenze.
Maria erreichte die Nachhut gerade in dem Moment, als der erste Ochsenkarren das Land der Reisfelder verließ.
Auf der anderen Seite der grünen Grenze erwarteten sie bereits drei Shinobi. Drei, die sie sehen konnte. Ihre Stirnzeichen waren mit dem Mond-Symbol geschmückt.
"Sie sind schon da?", fragte Maria freudig überrascht, und eilte an die Spitze.
Als sie neben dem Anführer der Gruppe landete, einem Chunin, spürte sie mindestens neun weitere Shinobi im sie umgebenden Wald.
Der Anführer, ein drahtiger, kleiner Bursche, lächelte sanft, als er ihren Blick bemerkte. "Keine Sorge, sie sind nur zu eurem Schutz auf den Flanken aufgestellt. Wir haben die Erlaubnis, das Land unbehelligt zu durchqueren, um nach Getsugakure zu kommen. Ich bin Amir."
"Maria", antwortete sie und verneigte sich tief vor dem Getsu-Nin. "Wir sind sehr dankbar dafür, dass Getsugakure sich bereit erklärt hat, uns aufzunehmen. Wir..."
"Geschenkt", erwiderte Amir. "Falls du dich erinnerst, wir waren auf der gleichen Chunin-Prüfung. Und du hast unseren Freunden aus Konoha das Leben schwer gemacht."
Maria fühlte sich, als hätte ihr jemand eine Eisdusche verpasst. "Das war... Ich..."
"Ich erwähne das hier, damit du später nicht überrascht werden kannst. Du und deine Leute werdet euch sehr bewähren müssen, um unser Vertrauen zu verdienen, Maria. Getsugakure ist nur ein kleines Dorf, und wir sind für die Verstärkung dankbar. Wir können fähige Shinobi immer gebrauchen. Und wir sind Profis genug, um das Vergangene ruhen zu lassen, wenn die Situation sich geändert hat. Ich erwarte das Gleiche von euch."
"Natürlich", erwiderte sie. "Wir haben uns von Orochimaru losgesagt, und alle Kontakte mit ihm abgebrochen. Die Zerstörung Otogakures spielt uns dabei zusätzlich in die Hände. Davon abgesehen haben wir alle schon seit der Attacke auf Konoha mit ihm gebrochen. Es war Wahnsinn, was er da getan hat, und wir haben den Preis für seine Hybris bezahlt. Das will ich nie wieder für meine Leute. Und ich... Ich..." Sie schluckte trocken. "Wir wollten nicht den einen skrupellosen Herrn gegen den nächsten eintauschen. Deshalb sind wir froh über die positive Antwort aus Getsugakure."
Amir lächelte. "Habt Ihr das gehört, Hassin, Khal? Es klingt ehrlich."
Der große, dürre Hassin beugte sich leicht vor. "Davon sind wir von vorne herein ausgegangen, oder? Hallo, Maria. Du und deine Leute seid willkommen. Unsere Reise wird nicht sehr lange dauern. Aber wie Amir schon erwähnte, eure Handlungen werden zeigen, wo Ihr steht. Unser Respekt und unser Vertrauen will erworben werden."
"Natürlich verstehe ich das. Und ich wünsche mir, dass Ihr uns hart prüft, damit es schon bald kein Misstrauen zwischen uns gibt. Zumindest..." Sie zögerte.
"Hm", machte Amir. "Ich habe gehört, du bist meinem alten Freund Mamoru Morikubo begegnet. Er ist jetzt Chunin, nicht wahr?"
"Ja", sagte sie. "Und er macht einen guten Job. Er..."
"Schon gut. Wir reden später über ihn. Jetzt weise deine Leute ein. Der Pfad wird vorne breiter, und die Karren werden es bequemer haben", sagte Amir. "Wir haben noch genug Zeit für Geschichten."
"Aber uns interessiert dieses Jutsu sehr, mit dem du sein Gedächtnis gelöscht hast, Maria", sagte der Dritte, ein dicker, geradezu gewaltiger Getsu-Nin.
"Mit dem ich... Was? Habt Ihr uns beobachtet?", fragte sie überrascht.
"Khal war immer in eurer Nähe und hat die Situation beurteilt. Du hast das geschickt gelöst, Maria. Ich weiß nicht was passiert wäre, wenn uns eine Horde Konoha-Shinobi bis über diese Grenze verfolgt hätte. Wir hätten euch vielleicht nicht schützen können."
"Was Mamo-chan angeht, so..."
"Mamo-chan?", fragte Amir amüsiert. "Ich glaube, wir werden einiges zu bereden haben." Er lachte und setzte sich an die Spitze des Zuges. Maria, Hassin und Khal folgten ihm.
***
Ein ganz anderer Zug war in der Gegenrichtung unterwegs. Es war der Zug der Konoha-Shinobi, die nun endlich die Vernichtung von Otogakure zum Abschluss bringen konnten. Um zu verstehen, welche Emotionen die meisten dieser Shinobi und jener, die in Konoha hatten zurückbleiben müssen, bewegten, hätte man dabei sein müssen, bei der gigantischen Chakra.-Detonation, die das Ninja-Dorf ausgelöscht hatte. Man hätte neben jenen stehen müssen, die es nur wenige Meter aus dem Gefahrenbereich hinaus geschafft hatten, zu jenen gehören müssen, die vom Druck der Detonation von den Beinen gefegt worden waren. Man hätte sich mit ihnen aus umgestürzten Bäumen, aus Geäst und Büschen befreien müssen, und dann hätte man mit ihnen an den Rand des Kraters treten müssen, der sich dort befand, wo es kurz zuvor noch Otogakure gegeben hatte.
Man hätte hören müssen, wie die Genin und Chunin untereinander geredet hatten, wie sehr es ihnen bewusst war, dass viele von ihnen es nicht aus der Gefahrenzone hinaus geschafft hätten, wäre nicht Mamoru Morikubo bereit gewesen, bei Guin auszuharren, um ihn so lange wie möglich daran zu hindern, Otogakure und die Konoha-Shinobi zu vernichten.
Man hätte mit ihnen dort stehen müssen, ihre entsetzten Blicke sehen müssen, mit denen sie in den kreisrunden Kessel hinab gesehen hatten, der langsam vom von Süden kommenden Fluss gefüllt wurde. Man hätte sehen müssen, wie sich das Begreifen, knapp dem Tode entronnen zu sein, mit der Trauer mischte, als ihnen bewusst geworden war, warum sie noch leben durften. Und wer sie mit all seiner Kraft gerettet hatte.
Man hätte dort sein müssen, die Hoffnungslosigkeit, die Trauer und die Wut spüren müssen. Dann hätte man verstehen können, was die Nachricht angerichtet hatte, P-chan wäre noch nicht wieder auf den Affenberg zurückgekehrt, weil die Beschwörung nicht beendet worden war.
Das konnte nur bedeuten, dass Morikubo noch lebte. Aber wo war er? Wie war er entkommen? Das "wo" war für die Genin besonders wichtig. Viele Dutzend von ihnen verdankten ihrem Anführer das Leben, und Undankbarkeit gehörte keinesfalls zum Wortschatz der Shinobi des Landes des Feuers.
Nun hatten sie das Unmögliche vollbracht. Sie hatten nicht nur Orochimarus verräterische Ninja-Siedlung zerstört, sie hatten nicht nur Orochimarus Schergen in Schimpf und Schande davon gejagt, sie hatten auch Mamoru Morikubo wiedergefunden und gerettet. Sie hatten den Mann wiedergefunden, der sie in die Schlacht um Oto geführt hatte, und der sie vor der großen Falle bewahrt hatte. Und das war die untertriebene Version.
Die Laune in den Reihen der Shinobi war jedenfalls sehr gut, und die Aussicht auf eine gemeinsame Feier mit allen überlebenden Teilnehmern der Strafexpedition stand in Aussicht. Besser konnte es nicht mehr werden.
***
Wir hielten an der Grenze zum Land des Feuers an, um eine letzte Pause vor der eigentlichen Heimreise zu machen. Auf der anderen Seite des Feuers hatte der Daimyo die Grenzpatrouillen bereits auf das normale Maß reduziert und die Armee wieder in den regulären Dienst versetzt.
Und auf dieser Seite teilten wir uns eine letzte Mahlzeit.
"Du bist anstrengend, Mamo-chan", stellte Nekozumi fest. "Und teuer. Deine Extratouren werden mich im Clan einiges an Ansehen kosten."
"Das tut mir leid", erwiderte ich, ehrlich besorgt. "Wenn ich das irgendwie wieder gutmachen kann, dann..."
"Bah", sagte er und machte eine abwehrende Handbewegung. "Es war meine Entscheidung, und ich stehe zu ihr. Unabhängig von den Konsequenzen. Ich warte nur darauf, das mich jemand aus meinem Clan für weich hält - um ihm das Gegenteil zu beweisen. Hier." Er reichte mir ein Stück Käse. "Eine unserer Spezialitäten."
Ich probierte und japste nach Luft. "Scharf!"
"Was denn? Der Sieger von Otogakure verträgt keine scharfen Sachen? Dann solltest du bei einigen Frauen in deiner direkten Umgebung..."
"Ryuji-tono!", rief Karin hastig und griff nach seiner Hand, um ihn auf die Beine zu ziehen. "Rose-chan hat gesagt, sie muss dich bevor du gehst noch mal ganz dringend sprechen!"
"Was? Oh. Na dann bis gleich." Er ließ sich hochziehen und verschwand in Richtung der Chunin.

"Was werden sie wohl mit mir machen?", fragte Perine. Sie hockte neben mir, in ein Stück Brot vertieft, in ihrer menschlichen Tarngestalt.
Ich sah zu ihr herüber. "Wer ist sie?"
"Na, der Rat von Konoha. Ich meine, ich habe direkte Befehle von ihnen missachtet, um dich zu suchen." Sie schluckte trocken. "Ich meine, es waren so dumme Befehle, wie zu einer Untersuchung nach Konoha zurückzukommen, wenn doch die Zeit drängte, um dich zu finden. Aber Menschen sind so... Sind so..."
"Hm." Ich konnte ihre Sorge verstehen. Ich kannte die Menschen. Und das nur zu gut. "Das Beste wird sein, wenn wir etwas Gras über die Sache wachsen lassen. Außerdem solltest du ohnehin zum Affenberg zurückkehren, um Ranko-sama zu sagen, dass Ihr mich gefunden habt. Ich werde dich ein andernmal beschwören, P-chan, und dann sicherheitshalber nicht in Konoha."
Sie musterte mich eine lange Zeit. "Denkst du denn, du kommst dazu, mich noch einmal zu beschwören?"
"Mir wird nichts passieren", prahlte ich. "Was sollen sie auch mit mir machen? Ich meine, wenn sie mich degradieren wollen, gerne! Wenn sie mich ins Gefängnis werfen wollen, jederzeit! Urlaub und viel Ruhe auf Kosten der Stadt, was will man mehr? Um mich hinrichten zu lassen habe ich nicht genügend angestellt. Und das werde ich in Zukunft auch nicht." Ganz so sicher war ich da nicht, aber zumindest war ich fest entschlossen, mich einer Hinrichtung zu entziehen.
"Gut, also Gras über die Sache wachsen lassen. Ich..." Sie sah zu Hanako herüber, die etwas abseits von mir saß. Das blonde Mädchen nickte ihr zu.
P-chan sah wieder mich an. "Mamo-chan, kannst du mich bitte erst wieder beschwören, wenn ich erwachsen bin? Ich verspreche, ich werde dir dann eine ganz besondere P-chan zeigen können, die ein würdiger Kontraktpartner für dich ist. Ich werde hart unter Ranma-chan und Ranko trainieren, versprochen."
"Wie lange dauert es denn, bis du erwachsen bist?", fragte ich nachdenklich. "Bei euch Affen kenne ich mich noch immer nicht so richtig aus."
Sie lächelte. "Ein dreiviertel Jahr, vielleicht ein ganzes. Versprichst du mir das? Ich meine, in einem Notfall kannst du mich natürlich jederzeit beschwören, Mamo-chan."
"Das weiß ich doch, P-chan. Also gut, ich beschwöre dich das nächste Mal, wenn du erwachsen bist."
"Danke." Sie sprang auf und drückte mir einen Kuss auf die rechte Wange. "Ich gehe mich von Hana-chan und Karin-chan verabschieden. Dann kannst du mich zurückschicken."
"Okay."

Nekozumi kam zurück. Er hatte eine mürrische Miene aufgesetzt.
"Was hat Rose-chan denn so wichtiges gewollt?", fragte ich.
"Ach, es ist nichts besonderes. Nicht für Konoha, zumindest. Aber es scheint, dass meine Mühe, die ich bei der Suche nach dir aufgewendet habe, doch nicht auf mich zurückschlägt. Eher im Gegenteil. Die Hälfte meines Clans ist ganz aus dem Häuschen, wie es scheint." Er streckte sich. "Veränderungen. Wie lästig. Ich hasse sie."
"Sieh Veränderungen nicht als Hindernis, aber immer als Chance. Das hat mir mein Sensei beigebracht."
"Dein Sensei ist ein tatkräftiger Mann, wie mir scheint", brummte Nekozumi.
"War. Er wurde ein paar Wochen vor dem Angriff auf Konoha ermordet."
"Oh, das..."
"Ja, ich weiß. Aber damit ist die Geschichte noch nicht beendet. Eines Tages treffe ich seinen Mörder, und dann wird mein Kunai mit ihm eine ausgiebige Unterhaltung führen." Ich seufzte. "Wenn man mich lässt."
Nekozumi klopfte mir auf die Schulter. "Keine Sorge. Kein Ninja-Dorf kann es sich leisten, Talent versauern zu lassen. Und Konoha mag ein paar mehr Shinobi haben als andere Ninja-Dörfer, aber das reicht noch nicht, um so mir nichts, dir nichts einen fähigen Chunin kalt zu stellen. Meine Meinung." Er reichte mir die Rechte. "Ich muss dann."
"Danke für deine Meinung", sagte ich, griff zu und drückte seine Hand nachdrücklich.
"Ich freue mich darauf, dich und deine Mädchen in der Zukunft wiederzusehen", sagte er zuversichtlich. "Und das bald."
"Wir werden sehen. Vielleicht bin ich dann aber auch zu beschäftigt."
"Und das wäre gut. Denn das bedeutet, dass du immer noch ein Shinobi bist." Er klopfte mir noch mal auf die Schulter, und dann war er per Step verschwunden.
Ich erhob mich. "Langsam fertig werden, Leute. Wir wollen nach Hause."

Nachdem ich P-chans Beschwörung aufgehoben hatte, machten wir uns auf den Weg nach Konoha. Wir hatten kaum die Grenze überquert, da versperrte uns ein Team ANBU den Weg. Unruhe klang bei meinen Genin auf, aber ich beschwichtigte sie so gut ich konnte.
"Mamo-chan", sagte der vorderste ANBU und nahm die Maske ab. "Der Rat erwartet dich so schnell wie möglich in Konoha. Du musst uns begleiten."
"Natürlich, Uzuki-sensei." Es war ein geschickter Schachzug gewesen, mir einen ANBU entgegen zu schicken, mit dem ich emotional verbunden war. Ich fragte mich, wie es gerade in Uzuki-sensei aussah. Mein Sensei Hayate war ihr fester Freund gewesen, und sie hatte ihn ebenso verloren wie ich oder Hana-chan oder Karin-chan. Nein, das war so nicht richtig. Für sie musste es noch schwerer gewesen sein. Sogar schwerer als der Tod von Sarutobi-sensei.
"Rose-chan, du übernimmst den Rest. Bring die Leute sicher nach Hause."
"Das werde ich tun. Aber..." Zweifelnd sah sie mich an.
"Es ist sicher nur eine Befragung. Immerhin war ich eine gute Woche verschwunden, oder?", erwiderte ich zuversichtlich, jedoch ohne diese Zuversicht wirklich zu verspüren. "Außerdem reden wir hier von Konoha."
"Du hast Recht", antwortete sie leise. "Ich verlasse mich auf dich, Uzuki-sensei."
Die schwarzhaarige Frau senkte die Maske wieder über ihr Gesicht. "Wir haben alle unsere Pflichten und Prioritäten, Rose-chan", erwiderte sie, und das war wohl das Schlimmste an Insubordination, das ich jemals wieder von der ANBU zu hören bekam.
Die Vierergruppe nahm mich in die Mitte, und gemeinsam machten wir uns auf den Weg.
"Ich bin ausgeruht. Wir können normales Tempo vorlegen", sagte ich leise.
"Junge, Junge, da hat es aber einer eilig, zu seinem Anschiss zu kommen", kommentierte einer der anderen ANBU.
Nun, ein Anschiss war noch kein Kriegsgericht. Zumindest hoffte ich das.

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Epilog:
Heute

Am dritten Tag nach der Eroberung der Burg erwies sich die Situation als erstaunlich stabil. Ein Bote mit Nachricht über die Situation war bereits zum Ober-Daimyo unterwegs, und wir hatten bereits ein paar der entführten Kinder nach Hause geschickt. Ich hatte ihnen Naruto und Hinata als Eskorte mitgegeben. In der Zeit bis zur Antwort des Groß-Daimyos versuchte ich, die Lücke, die Harusame durch seine Gefangenschaft hinterlassen hatte, so gut wie möglich zu füllen. Dabei ließ ich mich tatkräftig von Koji unterstützen, ohne dessen Erfahrung ich hoffnungslos verloren gewesen wäre. Ich war ein Shinobi, kein Verwaltungsangestellter. Und ein Drittel des Festlandes des Landes des Wassers zu verwalten war ein enormer Arbeitsaufwand. Natürlich wurde es leichter, nachdem ich herausgefunden hatte, welcher von Harusames ehemaligen Beratern wirklich arbeitete, und wer als schmarotzender Parasit nur im Glanz des Daimyos gestanden hatte. Nach einer Bereinigung der Reihen der Berater - diejeningen, die übrig geblieben waren, hatten diesen Vorgang mit grimmiger Freude beobachtet - war erstaunlicherweise die Zahl der Aufgaben auf ein Drittel geschrumpft. Das war immer noch viel zu tun, aber mir wurde klar, was eine sich selbst aufblähende Verwaltung war. Und wie man eine Verwaltung aufbaute, die die Verwaltung verwaltete. Nach dem radikalen Schnitt und dem Entzug einiger Kompetenzen sah die Geschichte vollkommen anders aus. Zumindest behauptete Koji das; für mich bedeutete es sechzehn Stunden Arbeit am Tag, die hauptsächlich darin bestand, Dokumente zu lesen und zu unterzeichnen. Das Lesen hatte Harusame seinen Beratern überlassen, es war also kein Wunder, dass er sich einen Hofstaat an Schmarotzern zugelegt hatte. Wo es etwas umsonst gab, kamen immer schnell die Nassauer.
Alles in allem kam ich jede Nacht auf acht Stunden Schlaf. Vor allem deshalb, weil Inari das so angeordnet hatte; nachdem ich durch die Beschwörung von Enma-sama, Ryoga und Kasumi Chakra-Raubbau betrieben hatte, zudem Enma Os Beschwörung weiterhin aufrecht erhalten musste, hatte er mir ausreichend Schlaf befohlen und keinen Widerspruch zugelassen.
Dabei fühlten sich diese acht Stunden an, als hätte mein Kopf gerade erst das Kopfkissen berührt, wenn man mich wieder weckte. Ich fühlte mich, als hätte mich jemand tüchtig durch die Mangel genommen. Ach ja, das war Terumi-chan gewesen.
Terumi und Kjun waren auch noch in der Burg, um uns zu unterstützen, falls der eine oder andere meinte, man müsse Harusame aus seinem Verließ im Burgkeller befreien. Außerdem würden sie den Beamten, die der Groß-Daimyo entsenden würde, Rede und Antwort stehen. Sobald sie das überstanden hatten, würden sie nach Kirigakure heimkehren und dort das Unmögliche wagen, die gesamte Gesellschaft des Ninja-Dorfs zu ändern. Ich wünschte ihnen sehr, das es gelang. Auch wenn man von einem Shinobi mehr verlangen konnte als von einem normalen Bürger oder einem Soldaten, so waren wir doch auch nur Menschen, tief innendrin.

"Und deshalb beantragt das Handelshaus Shoda zusätzlich zur Nordost-Passage die Südostpassage als einziger Konzessionsnehmer für den Import von Sake und Rauchwaren aus dem Land der Blitze." Ich grübelte darüber nach. Die Situation vor allem auf dem Handelsmarkt war mir nicht vertraut, aber ich wusste, was ein Exklusivimportrecht war. Shoda führte über den Seeweg exklusiv Genussmittel aus dem Nachbarland ein. Nun wollte es auch auf dem südlichen Seeweg die Konkurrenz per Gesetz ausschließen lassen. Dies würde sich natürlich in höheren Steuern umsetzen, aber die Frage war schon, wie viele andere Importunternehmen dadurch vor die Hunde gehen würden, wie viele Arbeitsplätze zerstört werden würden. Ich sah zu Koji herüber.
Der große Mann räusperte sich. "Es ist allgemein bekannt, dass Shoda durch die alleinige Konzession von Sake und Tabak an der Nordküste unverschämt reich geworden ist, weil der Sake aus dem Nachbarland billiger verkauft wird als der, der im Inland produziert wird. Wir haben eine hohe Steuer auf einheimischen Sake, aber nicht auf importierten. Und es ist allgemein bekannt, dass Shoda hart gegen Schmuggler und Konzessionsbrecher vorgeht. Sogar Handelshäuser aus dem Land der Blitze, die eigentlich gar nicht unter die Konzession fallen, wurden von Shoda aus dem Geschäft gedrängt."
Ich runzelte die Stirn. "Warum sind die Steuern auf einheimischen Sake so hoch?"
"Damit die Leute weniger trinken. Als das Gesetz erlassen wurde, war man sich einig, das eine höhere Steuer weniger Sake-Konsum bedeutet. Und weniger Sake-Konsum bedeutet weniger Alkoholkrankheiten."
"Ach. Und dann führt man billigeren ausländischen Sake ein?" Ich unterdrückte ein gequältes Auflachen. "Abgelehnt." Mit einem langen schwarzen Pinsel fuhr ich zweimal über das Dokument und machte ein dickes schwarzes X. Ich reichte das Papier dem Schreiber, der neben mir wartete. "Das klingt mir doch sehr nach Korruption", sagte ich ärgerlich.
"Wie man es nimmt. Shoda beliefert die Burg umsonst mit Sake. Jeden Monat kriegen wir eintausend Liter geliefert. Dazu kommen die Steuereinnahmen auf den Sake-Verkauf."
"Tausend Liter? Ich dachte, man ist allgemein der Ansicht, dass der Konsum von Sake schlecht ist. Und dann geht der Daimyo nicht mit gutem Beispiel voran?"
"So wurde hier bisher regiert, Morikubo-sama."
Ich schlug mir eine Hand vor den Kopf. "Schreiber. Eine Mitteilung an den Groß-Daimyo. Seine Beamten sollen prüfen, ob sowohl das exklusive Handelsrecht der Shodas als auch die erhöhte Steuer auf einheimischen Sake rechtens sind."
"Ich mache mich sofort an die Arbeit", versprach der junge Mann und begann konzentriert zu schreiben. Neben ihm lagen bereits dreißig Depeschen, die alle mit ähnlichen Fällen gefüllt waren, und die ich nicht selbst zu klären wagte. Als rechtmäßiger Daimyo wäre das in meinem Ermessen gewesen, nicht aber als Verwalter, der sich selbst eingesetzt hatte. Das bedeutete dann schon über einhundert Anfragen, Beschwerden oder Hinweise, die ich an den Groß-Daimyo gerichtet hatte.
Vielleicht hatte ich ja doch ein Faible für Verwaltungsarbeit. Das war kein ermutigender, aber auch kein hoffnungsloser Gedanke.

Zumindest war es der Fall, bis der wutschnaubende ältere Mann in meiner Tür stand, in beiden Händen mehrere Packen Papierdokumente. "Morikubo!", donnerte er. "Hören Sie auf, meine Verwaltung mit Arbeit zuzuscheißen!"
Verwundert musterte ich den Mann. Er trug Reitkleidung im Stil der Soldaten des Landes des Wassers. Er war Schnurrbartträger, und zudem ziemlich wütend. "Hier, diese dreißig Depeschen haben mich während der Reise erreicht! Und das Gleiche ist noch mal unterwegs! Können Sie sich nicht selbst entscheiden?"
Koji neben mir wurde bleich. Auch die anderen Personen im Raum - Inari und Kaminari ausgenommen - erblassten. Wie gefällte Eichen sanken sie auf die Knie.
Koji zischte mir zu: "Das ist der Groß-Daimyo persönlich!"
"Oh." Ich erhob mich und verbeugte mich vor dem Herrscher des Reichs des Wassers. "Natsusame-sama."
Wütend schritt der Mann in den Raum. So schnell hatte ich keine Reaktion erwartet. Ich hatte den Groß-Daimyo nicht erwartet. Er sah sich um, betrachtete ein paar bekannte Gesichter, und kam schließlich bis auf mein Podest. Bereitwillig räumte ich ihm den Sitz, und der Herr über eines der fünf großen Reiche ließ sich wie selbstverständlich darauf nieder. Na ja, nicht nur wie selbstverständlich. Es war selbstverständlich. Ich war in diesem Land mehr oder weniger nur Gast, und er war sein legitimer Herrscher.
Ausgiebig begann sich der Daimyo zu kratzen. "Oh, ich hasse Reitkleidung. Und ich hasse es, so durch das Land zu hetzen! Aber was ich noch mehr hasse, das ist, hintergangen zu werden! Wo ist dieser missratene Bengel, der seinen eigenen Onkel angreifen wollte?"
Erst jetzt bemerkte ich Enma O und Jiraiya-sama, die hinter Natsusame-sama den Raum betreten hatten und nun neben der Tür standen. Okay, nun verstand ich, wieso ausgerechnet der Groß-Daimyo hier war, und vor allem so schnell. Die beiden mussten ihn geholt haben. Dazu waren sie in der gleichen Nacht aufgebrochen, in der wir den Sklavenkonvoi verfolgt hatten. Das zeigte nur, wie ernst der Groß-Daimyo die Situation nahm. Und meine Berichte, in denen ich die Machenschaften Harusames ausgiebig geschildert hatte.
"Im Kerker, Tono", sagte ich.
"So? Na, da sollten wir ihn auch lassen, bis ich die Dinge hier wieder in Ordnung gebracht habe und ihn mit nach Hause nehme. Angst und Schrecken über die eigenen Schutzbefohlenen zu bringen, was für ein hanebüchenes Fehlverhalten. Hat er noch mehr Dörfer mit dieser Masche der falschen Banditen überfallen?"
Koji rückte sich, noch immer auf einem Knie kniend, so zurecht, dass er den Daimyo ansehen konnte. "Sieben Orte, von denen drei mittlerweile aufgegeben sind."
"So." Ein wütendes Schnauben entfuhr seiner Kehle. "Und du hast ihn nicht aufgehalten."
Koji wollte antworten, aber der Daimyo winkte ab. "Schon gut. Ich habe dich hier eingesetzt, um ihm zu dienen, also bin ich selbst daran schuld, das so etwas passieren konnte. Genauso wie es meine Fehlentscheidung war, ihn hier Verantwortung zu lehren. Er hat seinen eigenen Harem aufgebaut?"
"In der Tat", sagte ich. "Und die Mädchen sind noch immer hier, wenngleich sie jetzt für ihren Lebensunterhalt etwas mehr tun müssen aus hübsch auszusehen und die Beine zu spreizen. Im Moment verstärken sie die Küchenmannschaft. Dort fehlen viele Köche, weil wir nicht nur junge Leute aus Gentas Dorf heim geschickt haben. Es waren viele dabei, die ihre Familien suchen wollten, selbst jetzt, wo ihre Orte aufgegeben und zerstört wurden."
"Ich... Verstehe. Dieser Genta muss ein erstaunlicher Mann sein, wenn er in nur drei Jahren so viel hat leisten können. Ich sollte ihn zu mir bestellen, um mich mit ihm zu unterhalten."
Das war eine große Ehre, und sie wurde längst nicht jedem Ortsvorsteher zuteil. Es gab zu viele von ihnen. Allerdings hatte ich keine Ahnung wie der ehemalige Ronin und Straßenräuber darauf reagieren würde, mit seinem obersten Herrn reden zu müssen.
"Dann solltet Ihr aber auch klarstellen, warum Ihr mit ihm reden wollt, Tono", sagte ich. "Eine Einladung des Groß-Daimyos kann vieles bedeuten. Zum Beispiel könnte man glauben, Ihr wollt ihn maßregeln, weil er ausländische Shinobi angeworben hat."
"Oh. Guter Einwand, Morikubo. Ich werde das bedenken."
"Danke." Ich sah zur Seite. "Tsukasa. Wir brauchen Tee für den Groß-Daimyo. Und etwas Leichtes zu essen. Und das Bad soll für ihn und seine Begleiter vorbereitet werden. Ich denke, sie haben einen anstrengenden Ritt hinter sich."
Der Groß-Daimyo raunte anerkennend. "Gut mitgedacht, Morikubo. Und nein, ich bin Genta nicht böse, weil er Konoha involviert hat. Jiraiya-sama und Enma O haben mir die Situation erklärt. Und ich denke, ich sehe ihre Erklärungen bestätigt." Ein wenig spöttisch sah er mich an. "So, so. Du hast also die Burg eines Daimyos meiner Verwaltung gestürmt, erobert und seine Amtsgeschäfte weiter geführt - und all das nur an einem Tag?"
"Wir waren zu neunt", wagte ich zu widersprechen.
"Vergiss nicht, dass du auch zwei Jounin aus Kirigakure besiegt hast", klang Terumi-chans Stimme vom Eingang auf. Sie betrat gerade den Saal und ging sofort auf die Knie. "Natsusame-sama!"
"Ah, Terumi-chan, nicht wahr? Dir habe ich auch keinen guten Dienst erwiesen, als ich dich mit dem Schutz meines missratenen Neffen betraut habe. Das tut mir leid. Ich werde mit dem Mizukage reden und dafür sorgen, dass dich und deinen Kameraden keine Schuld trifft."
"Mit Verlaub, Natsusame-sama, aber das wird nicht nötig sein. Kjun und ich haben vor, Kirigakure auf den Kopf zu stellen und neu zu ordnen. Wir werden einige der alten Regeln abschaffen."
Diesen Worten folgte Stille. Im Gesicht des Groß-Daimyos arbeitete es sichtlich. Und ich fragte mich derweil, wie ich und Naruto es geschafft hatten, ausgerechnet gegen zwei Jounin zu bestehen. Zweifelnd betrachtete ich meine Hände.
"Dass ich das zu meinen Lebzeiten aus dem Mund eines Kiri-Nin hören darf, ist ein echtes Wunder", flüsterte er. Er winkte Terumi zu sich heran und deutete links von sich. "Ich erwarte Großes von dir, Terumi-chan."
Sie erhob sich und kniete sich links vom Daimyo auf dem Podest nieder.

"Der Tee!", sagte Tsukasa. Sie kam eilig herein, aber nicht hastig, und bereitete unter den Augen des Daimyo den Tee frisch zu. "Bitte, Herr." Der Herrscher nickte anerkennend.
Ihr Blick ging zu mir. "Tee?"
"Hm?", machte der Daimyo.
"Nun, im Moment ist er der Burgherr", sagte die junge Frau mit einem unschuldigen Lächeln.
"Das meine ich nicht. Es ist selbstverständlich, dass du auch ihm und Terumi-chan Tee servierst. Mich wundert nur dein Talent und deine Eleganz."
Die junge Frau errötete. "Ich musste einiges lernen, seit ich hier bin."
"Und du hast gut gelernt."
"Sie ist eine der Entführten aus Gentas Dorf", sagte ich.
"Und? Wirst du in dein Dorf zurückkehren? Oder wirst du im Haushalt des Daimyos dienen, den ich hiernach einsetze?"
Ihr Blick ging zu mir, und ich hob abwehrend die Arme. "Um Himmels Willen. Ich bin Konoha-Shinobi, und ich habe keine Ahnung von Verwaltung."
"Das erscheint mir nicht so der Fall zu sein", brummte der Groß-Daimyo amüsiert und deutete auf den Packen mit meinen Anfragen. "Dennoch, ich werde jemanden einsetzen, dem ich schon länger vertraue und der Erfahrung im Verwaltungswesen hat. Koji."
"Ja, Herr." "Du machst den Job, sobald Konoha sich entschließt, die Burg wieder an uns zu übergeben." "Ja, Herr." Über diese Entscheidung war er augenscheinlich nicht glücklich. Aber warum sollte es ihm besser gehen als mir?
"Nun, Tsukasa-chan?"
"Ich weiß nicht. Ich habe nicht nur schlechte Erinnerungen an diesen Ort. Aber meine Eltern warten auf mich und meinen Bruder. Doch der hat irgendwie Gefallen daran gefunden, Soldat zu sein, und... Ich weiß es wirklich nicht."
"Du bist noch jung. Du hast noch Zeit. Aber man sagt, ich erkenne Talent, wenn ich es sehe, und du würdest sicherlich eine gute Künstlerin werden, wenn nicht eine Diplomatin, die den Kontakt des Daimyos mit den Menschen in den Dörfern halten kann... Damit so etwas wie unter meinem Neffen nicht so schnell wieder passieren kann."
"Ja, Herr." Sie senkte den Blick. "Ich werde darüber nachdenken."
"Ihr Bruder?", fragte Natsusame Koji.
"Tsuyoshi. Ein fähiger Bursche. Ich wollte ihn demnächst zum Leutnant machen, auch wenn er erst siebzehn ist."
"Wenn er bleiben will, dann befördere ihn. Nach all der Misswirtschaft braucht dieses Land fähige Leute an der Spitze."
"Ja, Herr."
"So, und jetzt will ich die ganze Geschichte von Anfang an hören." Er winkte Enma O und Jiraiya-sama herbei, damit sie sich ebenfalls zu ihm setzten und Tee tranken.
Meinen Tee in der Hand begann ich meinen Bericht über die letzten dreizehn Tage.
***
"Junge, Junge", sagte Kaminari. Er hatte beide Arme hinter dem Hinterkopf verschränkt und grinste von einem Ohr bis zum anderen. "Ich dachte wirklich, jetzt ist es passiert, und der Groß-Daimyo wirbt dich doch noch ab."
"Mach dich nicht lächerlich", erwiderte ich bissig. "Ich bin vielleicht kein besonders guter Ninja, aber ich bin noch schlechter in der Verwaltung eines Landes."
"So? Natsusame-sama hat das anders gesehen."
Ich winkte ab. "Rede du nur. Fest steht, das ich lieber ein Shinobi bin."
"Und dafür sind wir alle dankbar", sagte Karin und hängte sich lächelnd an meinen rechten Arm.
"Sehr dankbar", sagte Hanako und hängte sich an den linken Arm.
Okay, damit würde ich in Zukunft leben müssen. Ausflüchte gab es keine mehr für mich, seit ich beiden meine Liebe gestanden hatte. Nur fragte ich mich, wer die letzten beiden der fünf Frauen waren, mit denen sie ihren Pakt um mich abgeschlossen hatten. Entsprechende Fragen hatten sie vehement abgeschmettert.
Ich seufzte ergeben. Ich hätte es wesentlich schlimmer treffen können, als mit zwei wirklich schönen Mädchen am Arm durch den Wald zu gehen. An der Spitze einer kleinen Marschkolonne, bestehend aus den Befreiten und meinen Shinobi, auf dem Weg zurück ins Dorf.
Suchend sah ich mich um. "Nanu? Suzume kommt ja gar nicht hinzu."
"Was deine kleine Schwester angeht", merkte Karin an und deutete hinter sich, "so wirst du sie in Zukunft teilen müssen."
Ich sah in die angedeutete Richtung. Suzume ging zwischen Tsuyoshi und Tsukasa, die sich entschlossen hatten, vorerst nach Hause zurück zu kehren. Für ihn war es eine Art Urlaub, für sie eine Zeit der Entscheidungen. Das Angebot des Daimyos, mit ihren Eltern auf die Burg zu ziehen hatte vieles vereinfacht, aber auch verkompliziert. Aber manche Aufgaben suchten einen aus, nicht umgekehrt.
"Hm", machte ich unwillig, als ich sah, wie gut sich Suzume ausgerechnet mit diesem frechen Bengel unterhielt. Und der Blick, den sie ihm zuwarf, der gefiel mir überhaupt nicht.
"Tsuyoshi hat sich bei der Eroberung der Burg bewährt?", hakte ich nach.
"Ja, das hat er." Hanako seufzte. "Und das hast du uns schon ein Dutzendmal gefragt. Wann hörst du endlich auf, so eifersüchtig zu sein? Jeder große Bruder muss seine Schwester irgendwann gehen lassen."
"Ja, aber doch nicht mit einem Soldaten! Ich meine... Eifersüchtig?"
"Ja, du bist eifersüchtig, Mamoru-sama. Und das finden wir süß." Karin drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Aber nur damit du es weißt, unseren Pakt erweitern wir nicht."
"Na ja", kam es gedehnt von Hanako, "wenn man sie näher kennt, ist Suzume-chan ein sehr liebes Mädchen. Ich bereue nichts von dem Aufwand, den ich für sie betrieben habe. Sie ist jede Anstrengung wert, und..."
"Hana-chan!", sagte Karin entrüstet.
Hanako streckte der Freundin die Zunge raus. "War nur Spaß."
"Ihr beiden schafft mich", seufzte ich.
"Mich wundert, dass du das nicht hast kommen sehen, Mamo-chan", sagte Ikuko gut gelaunt, als sie uns passieren ließ, um ihre Vorhut mit Kaminari gegen die Nachhut einzutauschen.
Wahrscheinlich hatte sie Recht.

Während wir dahin schritten, dachte ich über die letzten beiden Tage nach, an denen Natsusame-sama eine peinlich genaue Untersuchung vorgenommen hatte, bei der sein Neffe in allen Anklagefällen schuldig gesprochen worden war. Aber da Blut dicker als Wasser war, hatte er ihn lediglich zum Soldaten degradiert und mitgenommen, damit er sich erneut die Ränge nach oben arbeiten konnte. Wenn er beschäftigt war, konnte er wenigstens keine Dummheiten anstellen, hatte der Daimyo gesagt. Und vielleicht lernte er diesmal ja etwas Demut.
Koji hatte uns herzlich verabschiedet und zugesagt, den gestohlenen Reis noch in dieser Woche zurückzubringen, zusammen mit einer beträchtlichen Summe Geld aus dem Verkauf der Vorjahresernte. Außerdem hatte er bereits angeordnet, auch die anderen ausgebeuteten Dörfer zu entschädigen und die zerstörten Siedlungen wieder aufzubauen. Und er hatte einen Prozess gegen Haus Shoda eröffnet, um ihre dubiosen Handelspraktiken zu untersuchen.
Terumi-chan und Kjun waren ebenfalls am Ende der Untersuchungen aufgebrochen. Sie hatten allerdings die Zeit genutzt und Boten entsandt, um sich für ihre Aufgabe der Unterstützung weiterer Kiri-Shinobi zu versichern. Viele Rückantworten waren sehr positiv ausgefallen, und ich hoffte tatsächlich auf eine große Veränderung in Kirigakure. Es konnte für Konoha nur gut sein, wenn Kiri seinen Ruf als mörderisches Dorf verlor, das Versager mit dem Tod bestrafte. Das war sicherlich für viele Auftraggeber ein Grund gewesen, Kiri-Nin anzuheuern...
Die Beschwörung von Enka O Enma hatte ich erst an diesem Morgen aufgehoben. Der König der Affen hatte sich dazu hinreißen lassen, mir ein neues Ninjutsu beizubringen. Außerdem hatte ich mit ihm in seiner Waffenform als Kampfstab üben dürfen, was ich für eine sehr große Ehre hielt.
Jiraiya-sama begleitete uns zu Gentas Dorf, um dort Naruto abzuholen. Danach wollte er das Training mit ihm fortsetzen. Der große, weißhaarige Sannin war schon seit dem Aufbruch schweigsam und entgegen seiner Art nicht mal an der hübschen Ikuko interessiert. Stattdessen murmelte er nur vor sich hin. Seine Abgelenktheit hatte während der ersten Pause ihre Erklärung gefunden, als Jiraiya-sama plötzlich angefangen hatte zu schreiben. Er arbeitete also an einem neuen Buch. Anscheinend hatten ihm die Erlebnisse um Harusame, der hoffentlich für eine sehr lange Zeit auf jeden Luxus verzichten musste, einen Ideenschub beschert.
Apropos Ideenschub. Ich spielte mit dem Gedanken, P-chan zu beschwören, jetzt wo ich wieder Reserven hatte. Aber dann entschied ich mich doch dagegen. Von Affen hatte ich erst einmal die Nase voll.
***
Am frühen Nachmittag erreichten wir das Dorf, und wir wurden mehr als stürmisch empfangen. Die Eltern konnten ihre letzten verlorenen Kinder in die Arme schließen, Suzume wurde überschwänglich von ihrer Schwester Tsubasa in Empfang genommen, und allgemein schienen wir in das Erntefest hinein geraten zu sein.
Meine Shinobi und ich waren die Ehrengäste, auch jene, die die Dorfbewohner noch gar nicht kannten. Es sah ganz so aus, als hätten die ersten Heimkehrer und Hinata und Naruto ganze Arbeit geleistet und viel erzählt. Jedenfalls wollten die Dorfbewohner von jedem von uns die Eroberung der Burg geschildert bekommen. Hanako hielt sich übrigens bei ihrer Schilderung der Infiltration merkwürdigerweise an manchen Stellen sehr zurück und blieb sehr vage. Aber darüber machte ich mir keinen Kopf.

Um Naruto zu finden musste ich nur dem größten Lärm folgen. Er steckte natürlich inmitten einer Horde Menschen, die er mit seinen Erzählungen alleine unterhielt. Die arme Hinata saß neben ihm, und bei all den Lobpreisungen, die der Ninja auf sie und ihre Fähigkeiten hielt, hatte ihr Gesicht eine kräftige Röte angenommen. Sie versuchte ab und an, die Schilderungen Narutos abzumildern, aber der handelte nach dem Prinzip: Ehre wem Ehre gebührt.
"Naruto", sagte ich. "Jiraiya-sama hat entschieden, dass Ihr erst morgen aufbrecht. Du kannst also mit uns feiern."
"Super! Es gibt nämlich sehr gute Sachen zu essen, Oniichan." Verschwörerisch beugte er sich vor. "Tsubasa-chan ist übrigens eine verdammt gute Köchin. Ihr Essen ist super. Und sie hat Hinata schon was beigebracht." "Dir nicht?"
Der Blondschopf lachte verlegen. "Ich kann vieles, aber kochen gehört nicht dazu. Das überlasse ich lieber den Leuten mit Talent, nicht, Hinata-chan?"
"S-so viel habe ich jetzt auch nicht gelernt", wiegelte sie ab.
"Hm", machte ich. "Wenn du Recht hast, Naruto, dann gibt Hinata-chan eines Tages ja eine perfekte Braut ab. Da solltest du ein Auge drauf haben, Kleiner."
War Hinata zuvor schon gerötet gewesen, so schoss ihr die Farbe richtig ins Gesicht. Beinahe erwartete ich einen Dampfausbruch, weil ihre Peinlichkeit das Wasser in ihrem Körper zum Kochen gebracht hatte. "B-braut?"
"Da hat er vollkommen Recht. Du wirst eines Tages eine tolle Braut für einen glücklichen Kerl abgeben, Hinata-chan", sagte Naruto und klopfte ihr auf die Schulter.
Okay, das kannte ich. So war ich auch mal gewesen.
Hinata sah ihn an, die Röte ging zurück. Schließlich seufzte sie nur leise. "Danke für das Kompliment", sagte sie trocken.
Tröstend tätschelte ich ihr den Kopf. "Sieh es positiv, Hinata-chan. Ich habe dazu gelernt. Also kann er es auch."
"Meinst du wirklich, Sempai?" "Aber ja." Nun, das ließ sie zumindest wieder lächeln.
"Worüber redet Ihr? Oniichan? Kannst du mir das erklären? Mamo-oniichan?"
"Frag deinen Meister", erwiderte ich und ging weiter. Himmel, war ich auch so unbedarft wie Naruto gewesen?

Ich ging zu Genta zurück. An seinem Tisch hatten sich seine Leutnants und die Shinobi versammelt und aßen nach besten Kräften. Tsubasa kochte aber auch zu gut.
Bevor ich mich auf meinen Platz setzte, umarmte ich Hanako und Karin von hinten und gab jeder einen Kuss auf die Wange.
"Wofür war der denn?", fragte Hanako erstaunt.
"Ich war gerade bei Naruto und Hinata und habe gesehen, was das arme Mädchen unter Narutos Ahnungslosigkeit auszustehen hat. Das war eine kleine Entschuldigung von mir. Ich war sicher nicht viel besser."
Kaminari begann lauthals zu lachen. "Das trifft es nicht annähernd, Mamo-chan."
Ich grinste und setzte mich. Mein Blick ging über die Anwesenden. Wo war Suzume?
"Wollten die zwei nicht herkommen?", fragte Kiba.
"Ach, da wo sie gerade sind, amüsieren sie sich ganz gut. Lass ihnen doch die Zeit", erwiderte ich. Ernsthaft, wo war Suzume?
"Hier, Mamo-chan. Sag Aaaah." Amüsiert betrachtete ich Hanako. "Du willst mich doch nicht etwa füttern? Dafür bin ich vielleicht etwas alt."
"Aber ein Essen schmeckt am besten, wenn man es von einem schönen Mädchen bekommt", protestierte sie. "Und das Rindfleisch ist wirklich gut."
"Genau! Und probiere mal die Nudeln!", sagte Karin und hielt mir von der anderen Seite ihre Essstäbchen hin.
"Jetzt ist aber genug!", donnerte Tsubasa. Meine beiden Mädchen zuckten erschrocken zusammen.
"Wenn hier jemand jemanden am Tisch füttert, dann bin das immer noch ich! Morikubo-sama, willst du nicht mal den Fisch probieren? Ich habe ihn besonders gewürzt."
Nun hatte ich drei paar Essstäbchen vor der Nase. Resignierend ließ ich den Kopf hängen. "Ich bin mir nicht ganz sicher, womit ich das verdient habe."
Genta lachte lauthals. "Das ist der Preis des Erfolgs, Morikubo-sama." Amüsiert betrachtete er seine Frau. Die sah ebenso amüsiert zurück. Aha, also hatten die beiden Spaß an der Situation und an den Handlungen meiner Mädchen.
Aber ernsthaft, wo war Suzume?
***
Nach einem wirklich schönen Fest wollten wir am nächsten Morgen aufbrechen. Naruto und Jiraiya-sama gingen schon eine Stunde vor uns los, und ich sah es Team acht an, dass sie es schwer hatten, den Gleichaltrigen ziehen zu lassen. Kiba überspielte das natürlich mit seiner Großmäuligkeit, Akamaru hingegen winselte traurig. Shino zeigte seinen Abschiedsschmerz, indem er dreimal so viel redete wie üblich, und Hinata... Hinata... Es war beinahe ein Trauerspiel, dabei zuzusehen, wie sie sich vor dem Abschied wand. Allerdings war Kaminaris wohlgemeinte Hilfe dann doch zu viel; er hatte sie Naruto kurzerhand in die Arme geschubst, was sie mit einer nervösen Ohnmacht quittierte. Sie würde nie erfahren, wie rührend sich der Schüler von Jiraiya um sie gekümmert hatte. Auch weil sie prompt wieder in Ohnmacht gefallen war, als sie gemerkt hatte, dass Naruto besorgt ihre Hand hielt.
Dann waren sie weg, und mir wurde schmerzhaft bewusst, wie sehr mir der quirlige kleine Kerl fehlen würde. Jiraiya-sama hatte gesagt, dass sie mindestens zwei Jahre trainieren wollten. Eine verdammt lange Zeit für einen so jungen Menschen wie mich.

Eine Stunde später und mit einer stabilen Hinata Hyuuga wollten auch wir aufbrechen. Das ganze Dorf kam zusammen, und ließ uns noch einmal hochleben. Wir bekamen einen kräftigen Bonus aus der Schatzkammer Harusames, den wir natürlich nicht ablehnten, immerhin hatten wir hart und erfolgreich gearbeitet, und ich kam nicht umhin festzustellen, dass ich diesen Genta sehr mochte.
Tsubasa heulte Rotz und Wasser, als sie mich zum Abschied umarmte. Sie hatte jedem von uns noch kaltes Essen gemacht und nahm mir unter Tränen das Versprechen ab, so bald wie möglich wieder zu kommen.
Tsukasa verabschiedete sich derweil von Hanako auf eine Art und Weise, die mir merkwürdig vorkam. Aber wahrscheinlich hatten sie ihre gemeinsamen Erlebnisse in der Burg zusammengeschweißt.
Und so ging es reihum, bis die Befreiten und ihre Familien nochmal ihren Dank ausgesprochen hatten. Aber... Wirklich jetzt, wo war Suzume?

"Akira-oniichan!" Ich fuhr herum, als ich meinen Decknamen hörte.
Freudestrahlend kam Suzume auf mich zu, begleitet von Tsuyoshi. Ebenso freudestrahlend flog sie mir in die Arme und umarmte mich. Dabei zerbrach ihre fröhliche Fassade, und sie begann ebenso intensiv zu weinen wie ihre Schwester. "Ich wolltedochstarksein", schniefte sie. "Wolltenich' dassdumichweinensiehst." Ich stellte meine Fragen hintenan, warum sie mit diesem Bengel zusammen war, wo sie die Nacht über gewesen war, und erwiderte stattdessen ihre Umarmung.
"Ich komme bald mal wieder vorbei", versprach ich. "Dann sehen wir uns alle wieder."
"Wirklich?", fragte sie hoffnungsvoll. "Wirklich."
Nun, das zauberte ihr Lächeln zurück. "Ich habe was für dich, Mamo-oniichan! Ich habe gestern den ganzen Tag und noch heute morgen daran gearbeitet."
Tsuyoshi räusperte sich vernehmlich. "Wir. Und Ryu-sempai hat auch geholfen."
Ich sah zu Kaminari herüber, der die Wolken plötzlich sehr interessant fand.
"Hier, bitte. Als Andenken an mich und an unser Dorf."
Sie reichte mir ein Bund blauen Stoff. Nein, das war nicht richtig. Es war mehr als das. Ich entfaltete es, überrascht über das Gewicht und hatte schnell ein großes Tuch in der Hand. An einem Ende war ein Stirnschutz befestigt. Auf ihm prangte das Zeichen Konohas. Dieses Tuch falteten wir entweder zu einem Stirnband, oder wir banden es als Mütze. Karins kleiner Vetter Chouji band sich sein Stirnband so, dass ein Strang quer über den Kopf lief und zwei große Lücken ließ, um seine buschige Mähne durchzulassen. Es sah immer ein wenig so aus, als würde er eine Unterhose auf dem Kopf tragen, aber ich hatte noch niemanden erlebt, der ihm das ins Gesicht gesagt hätte.
"Danke", murmelte ich erstaunt, und betrachtete die feine Gravur. Erstaunt sah ich sie an. "Du hast doch nicht etwa..."
"Doch. Tsuyoshi hat das Beamtensiegel für mich eingeschmolzen, mehrfach gefaltet und dann in Form gebracht. Dann habe ich es graviert und auf das Tuch genietet. Ryu-sempai hat mir erklärt, wie das geht. Wir sind gerade erst fertig geworden, und ich wollte es dir doch vor deinem Aufbruch geben."
Gerührt umschloss ich den Stirnschutz. Da er aus Silber war, würde ich ihn kaum in einem Gefecht tragen können. Silber war nicht widerstandsfähig genug. Aber es war ein tolles Andenken. Ich schloss sie in die Arme. "Vielen Dank, Suzume-chan. Ich glaube, es kann keine bessere kleine Schwester geben als dich."
Gerührt fing sie wieder an zu weinen.
Nach einiger Zeit sah ich zu Tsuyoshi herüber. "Kannst du sie nehmen? Wir müssen los."
"Natürlich, Morikubo-sama." Er umschloss ihre Schultern, und sie drückte sich an den großen jungen Mann. Nun, vielleicht war er keine schlechte Wahl, auch wenn mir der Gedanke nicht gefiel, dass sie überhaupt jemals einen Freund haben sollte, egal in welcher Form. Aber es war ihr Leben, und wenn ich sie in einen Käfig sperren und vor der Welt beschützen wollte, hätte ich sie mit nach Konoha nehmen müssen. Das war auch nicht die Lösung. Dann war es doch besser, ihr ihr eigenes Leben zu lassen.

Ich sah ins Rund meiner Leute. "Haben sich alle verabschiedet? Hat jeder sein Gepäck?"
Meine Leute murmelten Bestätigungen, und Akamaru bellte zustimmend.
"Gut, dann sollten wir langsam aufbrechen."
Als wir gingen, folgte uns der Jubel und die Abschiedsgrüße der Menschen aus Gentas Dorf, so lange wie sie uns sehen konnten.
"Was ist eigentlich mit diesem Film, von dem Tsunade-sama mir erzählt hat, die Gerechten Sieben? Kennt den schon einer? Lohnt es sich, den zu sehen?"
Inari und Kaminari wechselten verblüffte Blicke aus. "Gut, dass du den nicht gesehen hast. Wer weiß, wie unsere Mission dann ausgegangen wäre", lachte Kaminari.
"Was? Wieso?", fragte ich reichlich verständnislos.
"Nun ja. Die Gerechten Sieben bauen eine Verteidigung gegen die Überfälle auf und trainieren die Dorfbewohner zum Kampf. Alle bis auf drei sterben bei der Verteidigung", sagte Inari. "Deine Methode war wesentlich erfolgreicher."
"Oh. Klingt nicht nach der Sorte Film, die ich gerne sehe."
"A-aber wir können trotzdem reingehen!", rief Karin eifrig und hängte sich an meinen rechten Arm.
"Nur wir drei! Und anschließend gehen wir was schönes essen", fügte Hanako hinzu und hängte sich an meinen linken Arm.
Ich seufzte und überdachte meine Optionen. Ich war mir nur zu bewusst, dass die anderen diese kleine Showeinlage genossen. Wobei Hinata errötete, Shino sich wie immer nichts anmerken ließ, und Kiba vor sich hinmurmelte, das es doch nichts langweiligeres gäbe als mit Mädchen ins Kino zu gehen.
"Okay", sagte ich. "Wir gehen ins Kino."
Meine Mädchen jubelten erfreut auf. Aber damit war mein Pulver noch nicht verschossen.
"Ihr habt doch Zeit, oder? Ikuko, Hinata-chan, Ryu, Inari, Shino, Kiba, Akamaru?"
Als meine Mädchen enttäuscht seufzten, musste ich grinsen. Punkt für mich.
***
Damals

Nachdem wir Konoha erreicht hatten, wurde mir eine kurze Erholungszeit Zuhause zugestanden. Meine Eltern sprachen nach einer innigen, aber stillen Begrüßung kaum ein Wort, und ich wagte nicht zu fragen, was ihnen solche Angst machte, nachdem ihr totgeglaubter Sohn doch noch nach Hause zurückgekehrt war.
Nur meine Schwester war fröhlich wie eh und je. Yuriko umarmte mich herzlich, drückte mich fast zu Tode und meinte nur: "Natürlich hat hier keiner geglaubt, du könntest tot sein. Der Tod liefert dich doch glatt wieder ab, wenn er dich nur fünf Minuten ertragen musste." "Yuriko-nee..."
"Was denn? Ich habe doch Recht. Und jetzt ab unter die Dusche. Ich lege dir frische Sachen raus. Wenn der Rat zusammentritt, sollst du aussehen wie aus dem Ei gepellt. Und dann will ich sehen, was sie gegen den Mann vorzubringen haben, der Otogakure zerstört hat."
"Aus der Dusche wird wohl nichts", klang eine bekannte Stimme vom Eingang her. "Aber ich sehe es genauso wie Yuriko-chan. Entschuldigt, Kenshiro, Yuria, dass ich mich selbst reingelassen habe, aber die Tür stand auf."
"Kein Problem, Shikaku. Du weißt, dass du hier ein-, und ausgehen kannst, wie es dir beliebt", sagte Vater.
Der große Clanführer kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Was du geleistet hast, macht uns alle sehr stolz. Der ganze Clan steht hinter dir, Mamoru. Ach, und Shikamaru wurde zum Chunin ernannt."
"So, wurde er? Arme Sau. Ich weiß, wovon ich rede."
Shikaku lachte kurz auf. "Ich habe ein wenig hinter den Kulissen mit Leuten gesprochen", sagte er schließlich. "Mit Hyuuga und Asuma und einigen anderen. Es scheint ganz so, als würde man darüber hinweg sehen, dass du Konoha-Shinobi unter Amnesie angegriffen hast. Aber nicht, dass du, als du deine Amnesie überwunden hast, die Oto-Nin weiterhin beschützt hast."
Ein tiefes, gefährliches Grollen klang hinter mir auf. Natürlich, es kam von meiner Mutter. "Wenn dieser dämliche Rat glaubt, dass sie meinen Jungen auch nur..."
"Ruhig, Yuria, ruhig", mahnte Shikaku lächelnd. "Wie ich schon sagte, ich habe im Hintergrund mit einigen Leuten gesprochen. Man wird hart mit Mamoru umspringen, vielleicht etwas zu hart. Aber die Todesstrafe ist definitiv vom Tisch."
Erleichtert seufzte Mutter auf. "Das hätte ich auch nicht zugelassen."
"Eigentlich stand sie überhaupt nicht zur Debatte. Dafür hat sich Mamoru nicht genug Unfug geleistet. Aber es könnte einen anderen, ähnlich schmerzhaften Einschnitt geben, der... Nun, auch oder gerade für Konoha Schade sein könnte... Aber dazu später mehr."
"Mamo-chan, es ist Zeit." In der Tür erschien Uzuki-sensei, so als hätte sie jemand hingezaubert.
Ich nickte ihr zu. "Ich komme." Ein letztes Mal sah ich meine Familie an, dann folgte ich der hochgewachsenen ANBU. Ohne Dusche, ohne frische Kleidung, aber konnte mir irgend etwas egaler sein?
Merkwürdig, war Uzuki-sensei mir schon immer so klein vorgekommen? Oder war ich so gewachsen? Onkel Shikaku schloss sich schweigend an.

Draußen auf der Straße stand mein Cousin Shikamaru. Und nicht nur er. Etliche Mitglieder des Clans waren da. Sie betrachteten schweigend den Zug aus vier ANBU, mit mir in der Mitte.
Ich nickte Shikamaru aufmunternd zu, und er zeigte mir einen erhobenen Daumen. Danach grüßte ich Bekannte und Verwandte. Schnell merkte ich, dass es nicht nur Naras waren, die hier standen. Neben einer ganzen Reihe Genin, die ich von der Zerstörung Otogakures kannte, standen hier auch Akimichis, Yamanakas, aber auch von anderen großen Familien Konohas. Sie säumten den Weg bis zum Amtssitz des Hokages, in dem der Rat tagen würde.
Die Soldaten, die unter mir gedient hatten, grüßten mich, und ich erwiderte die Grüße. Ihre besorgten Blicke machten mir zu schaffen. Aber ich konnte dem Spektakel nicht entkommen. Ich wollte es auch gar nicht.

Als ich schließlich vor dem Rat stand und Onkel Shikaku Platz genommen hatte, fühlte ich mich seziert. Die beiden Ratsvorsitzenden, Utatane und Mitakado, sahen mich mit Blicken an, die wohl sagen wollten: Ha! Wir haben es doch gewusst! Aber ich ließ mich nicht nervös machen. Zumindest nicht nervöser als ich ohnehin schon war.
"Chunin Mamoru Morikubo, Sie stehen hier heute vor dem Rat, um sich zu verantworten für Ihre Handlungen nach der Zerstörung von Otogakure", sagte Mitakado förmlich. "Der Rat hat bereits festgestellt, dass Sie äußerst umsichtig, selbstlos und tapfer gehandelt haben, als die Explosion der Chakra-Bombe drohte. Wir sind uns einig, dass dies als mildernde Umstände geltend gemacht werden können, auch für Ihre unglaublichen Taten gegen Shinobi Konohas. Auch gilt die Tatsache, dass es keine Toten gab, als mildernder Umstand. Allerdings tragen Sie die Verantwortung dafür, dass fünfzig Shinobi Konohas, darunter Chunin, defacto Ihnen zuliebe desertiert sind. Das ist nicht das Bild, das wir von unseren Shinobi erwarten! Das ist nicht das Verhalten, das wir von unseren Shinobi sehen wollen!"
Meine Miene versteinerte. Ach, so lief der Hase also.
"Morikubo-kun", nahm Rätin Utatane den Faden auf, "wir sind uns immer noch nicht im Klaren darüber, wie wir Sie bestrafen sollen. Dass es eine Strafe geben muss, steht außer Zweifel. Sie haben wissentlich gegen Ihre Kameraden gekämpft. Unabhängig von Ihrer großartigen Leistung sowohl beim Angriff auf Otogakure als auch bei der Vernichtung der Stadt und Ihrem heldenhaften Einsatz, um Ihren Kameraden die Flucht zu ermöglichen. Deshalb wird viel von Ihrem Bericht abhängen. Erzählen Sie dem Rat detailliert von Anfang an, was passiert ist."
Ich holte Luft. Na, das konnte ja dauern.
***
Zwei Stunden später war ich fast am Ende meiner Erzählung angelangt, aber gerade der Teil hatte es in sich. Immer gab es Nachfragen nach Details oder Personen, und so kam ich nur langsam voran. Es war mühselig. Vor allem weil ich zu meiner Beziehung zu Maria regelrecht gelöchert wurde, in der Zeit als ich Amnesie gehabt hatte. Einig war man sich nur darin, dass Maria oder ein Oto-Shinobi die Amnesie künstlich ausgelöst hatte, um mich für ihre Zwecke zu missbrauchen.
"Und wie stellte sich das Verhältnis zu Maria in den nächsten Tagen da?", fragte Shikaku interessiert.
Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss. "Sie nutzte meine Amnesie zu einhundert Prozent aus."
Nun beugte sich auch Hiashi Hyuuga interessiert vor. "Inwiefern, Morikubo-kun?"
"Nun, sie... Redete mir ein, wir wären... Nun."
"Morikubo-kun", mahnte der Hyuuga.
"Sie hat mir subtil untergeschoben, wir seien ein Liebespaar gewesen, und ich habe ihr geglaubt", gestand ich. "Ich entwickelte Emotionen für sie, Gefühle, die..."
"Gefühle?", fragte Utatane.
"Liebe. Sie hat Liebe von mir gestohlen", sagte ich mit rauer Stimme.
"So, so. Sie hat Ihnen eingeredet, Sie wären ein Paar gewesen, und prompt haben Sie Liebesgefühle für sie entwickelt, die sie ausgenutzt hat", stellte Mitakado fest.
"Das ist es noch nicht ganz", sagte ich leise.
"Erklären Sie das, Morikubo-kun."
Ich sah den alten Mann an. Ich musste mehrfach schlucken, weil mir die Stimme wegzusacken drohte. "Wie ich schon sagte, sie hat mir Liebe gestohlen, als ich tatsächlich glaubte, wir seien ein Paar." Meine Stimme versagte, und Scham und Wut kämpften sich in mein Bewusst sein. Wie hatte sie mir das antun können? Wie hatte dieses widerliche Biest... Na ja, es war nicht unangenehm gewesen, das auf keinen Fall.
"Himmel, Mamoru, willst du uns etwa erzählen, sie hat mit dir geschlafen?", brach es aus Shikaku hervor.
Ich sah ihn entsetzt an. Meine Stimme war nun ganz weg, und ich konnte nur noch zustimmend nicken.
Utatane schnaubte frustriert aus, Hyuuga begann zu lachen. Onkel Shikaku sah mich entsetzt an, der Rest des Rates, Asuma eingeschlossen, redete wild durcheinander.
Mitakado räusperte sich. "Na gut, das erklärt einiges. Sie öffnete also körperlich die Tür für Emotionen für alle anderen Oto-Nin der Gruppe?"
"So kann man es sehen, ja", antwortete ich mit viel zu rauer Stimme. Maria, wenn ich sie jemals wieder in die Hände bekam, würde ich... Würde ich... "Es sind keine schlechten Menschen, vor allem jetzt nicht, wo sie Orochimarus Einfluss entzogen sind", hörte ich mich selbst sagen.
"Es lohnt also eher nicht, sie zum Ziel einer ANBU-Mission zu machen, oder sie ins Kopfgeldjägerbuch zu setzen?", hakte Utatane nach.
"Nein, nach meiner Erfahrung nicht. Sie sind keine Feinde Konohas mehr."
"Gut. Das spart uns eine Menge Geld, würde ich sagen." Die alte Frau sah mich streng an. "Morikubo-kun, wir halten Ihnen zugute, dass Sie Amnesie hatten und dass diese Frau Sie emotional manipuliert hat. So wie vermutlich der ganze Haufen Nukenin. Deshalb wird Ihre Strafe zwar gravierend, aber nicht zu gravierend ausfallen. Ich denke, alle Ratsmitglieder sind mit mir einer Meinung, dass Morikubo-kun trotz der unerfreulichen Ereignisse rund um Otogakure zu unseren bewährten Chunin gehört."
Zustimmendes Gemurmel erklang. "Allerdings scheint er mir noch nicht bereit für wirklich wichtige Aufgaben, und deshalb... Nara-kun, warum sind Sie so aufgesprungen und wedeln mit den Händen? Wenn Sie etwas zu sagen haben, sollten Sie das auch tun."
"Rätin Utatane, ich bin der Meinung, wir sollten die Strafe unter uns besprechen!", sagte er hastig. "Es gibt da etwas, was Sie nicht wissen können, Mamoru betreffend!"
Asuma erhob sich ebenfalls. "Ach, die Geschichte! Ich bin auch dafür, dass wir ohne Mamoru über seine Strafe verhandeln!"
Die alte Frau schnaubte energisch. "Ich will ihn ja gar nicht bestrafen, ich will nur eine Empfehlung aussprechen! Und diese lautet, und ich hoffe, der Rat folgt mir da, dass wir Morikubo-kun auf unbestimmte Zeit den Aufstieg in die Jounin-Ränge versperren, und... Warum fuchteln Sie denn schon wieder so, Nara-kun?"
"Zu spät", seufzte er und setzte sich wieder hin.
"Ja, leider", sagte Asuma ebenfalls seufzend und setzte sich ebenfalls wieder.
Irritiert sah die Rätin zu den beiden herüber. "Nun gut, schließen wir ihn aus. Warten Sie draußen, Morikubo-kun."

So setzten sie mich vor die Tür. Hm, wenn ich wirklich damit davonkam, nie zum Jounin befördert zu werden, konnte mir das nur Recht sein.
Beinahe war ich versucht an der Tür zu lauschen, als es drinnen plötzlich laut wurde. Aber ich bin sicher, die ANBU hätten das verhindert.
"War es schlimm?", fragte Uzuki-sensei.
Ich zuckte mit den Achseln. "Nicht so wirklich. Sie wollen mir wohl verbieten, ein Jounin zu werden. Aber das hätte ich sowieso nie geschafft, also ist es kein Verlust."
Uzuki-sensei zischte leise: "Idioten."
"Ich wollte doch sowieso nie Jounin werden", sagte ich hastig.
Drinnen wurde plötzlich gelacht. Lange und ausgiebig. Dann ging die Tür wieder auf. "Morikubo-san, wieder eintreten."
"Viel Glück", wünschte Sensei.
"Danke."
"Wir sind zu einer Entscheidung gekommen, Sie betreffend, Morikubo-kun", verkündete Mitakado. "Wir verhängen eine zehnjährige Sperre, die Ihnen verbietet, in die Jounin-Ränge aufzusteigen. Aber da ich informiert wurde, dass Sie das nicht als ernsthafte Strafe ansehen, hat sich der Rat zu einer wesentlich handfesteren Strafe entschlossen. Und zwar werden Sie ab sofort sehr viel mehr Pflichten übernehmen als zuvor. Außerdem setzen wir Sie auf die Liste der Shinobi für A-Missionen. Sie werden die nächsten Jahre hart arbeiten, um Ihren Fehler wieder auszuwetzen."
Na toll, mehr Arbeit. Das musste auf Onkel Shikakus Mist gewachsen sein. Ihm war es zuzutrauen, das er mir die Arbeit zuschusterte, die sonst ein Voll-Jounin erledigen musste. Ihm ja.
"Das war alles, Morikubo-kun. Aus unserer Sicht ist das Vertrauensverhältnis zwischen Konoha und Ihnen wieder hergestellt. Sie können gehen."
Erst nickte ich nur. Aber als mir klar wurde, das es vorbei war, dass mein Abenteuer keine wirklich schlimmen Konsequenzen nach sich tragen würde, verbeugte ich mich tief.
Gerade als ich mich umwendete, um zu gehen, hielt mich Utatanes Stimme zurück. "Ach, noch etwas, Morikubo-kun. Der Rat beglückwünscht Sie zur erfolgreichen Vernichtung Otogakures."
"Danke", antwortete ich trocken. Ich verbeugte mich erneut und verließ den Saal.
Ich musste erleichtert grinsen. Ich konnte gar nicht anders.
"Dann ist es wohl glimpflich gelaufen?", fragte Uzuki-sensei.
"Wie man es nimmt. Sie erhöhen meine Arbeitslast und lassen mich A-Missionen machen."
Die ANBU sah mich verblüfft an. "So, so. Sie schieben dir also die Arbeit eines Jounins zu, um dich zu bestrafen."
"Ja, so sieht es aus. Also nichts Schlimmes."
Das brachte sie zum Lachen. Doch sie verbarg es schnell hinter ihrer Maske. "Ich denke, dann können wir wieder abziehen. Du bist ein freier Mann, Mamo-chan."
Mann klang irgendwie ein wenig merkwürdig in meinen Ohren, aber sie hatte wohl Recht. Ich war älter und reifer geworden. Und dank Maria war ich... Verlegen sah ich zu Boden. Wenn ich dieses Aas je wieder in die Finger bekam, würde ich... Würde ich... Ärgerlich schob ich diese Gedanken beiseite. Es gab Menschen in Konoha, die wissen wollte, was mit mir geschehen würde.
***
Gegen Abend trafen die Suchtrupps in Konoha ein. Sie hatten die gute Nachricht bereits gehört und waren entsprechend enthusiastisch. Der Enthusiasmus wurde größer, als ich sie, ebenso wie die anderen Genin, die in Otogakure gekämpft hatten, zu einer gemeinsamen Feier einlud. Dank eines großzügigen Bonus, den ich für die Vernichtung der feindlichen Ninja-Stadt bekommen hatte, absolut kein Problem für mich. Natürlich hatte ich auch Familie und Freunde eingeladen, auch Uzuki-sensei, die ich längst zu meiner Familie zählte.
Es wurde eine große, fröhliche Party, und ich probierte das erste Mal in meinem Leben Bier. Es schmeckte furchtbar.
"Wo sind eigentlich Hana-chan und Karin-chan?", fragte ich schließlich in die Runde.
"Frag nicht so viel, iss lieber was. Die beiden kommen sicher gleich wieder", sagte Asuma und drückte mir eine Schale Takoyaki in die Hand. Aber das stellte mich nicht zufrieden. "Rose-chan, hast du meine Mädchen gesehen?"
"Nein, tut mir leid, schon zehn Minuten nicht mehr. Fei-chan, hast du sie gesehen?"
"Nein, auch schon einige Zeit nicht. Aber die kommen schon wieder, keine Sorge. Sie... Warte mal. Nakakura, was ist mit dir? Hast du Karin und Hanako gesehen?"
"Zuletzt vor einer halben Stunde. Sie wollten frische Luft schnappen. Vielleicht weiß Hanabi mehr. Hey, Mädchen, hast du Karin und Hanako gesehen?"
Die Medi-Nin sah auf. Sie war noch immer ein wenig lädiert, aber bei bester Laune. "Vor einer Viertelstunde am Buffet. Aber das nützt wohl nicht viel. Anna, hast du... Nein, du hast ja nur Augen für Mamo-chan. Armes, bedauernswertes Mädchen. Tonari, was ist mit dir?"
"Karin und Hanako? Sind gerade raus. Wollen noch was für das Fest erledigen, haben sie gesagt. Und dass sie gleich wieder kommen", sagte der Chunin zwischen zwei Bissen.
Das beruhigte mich wieder. Was sollte ihnen auch passieren, ausgerechnet in Konoha?
***
Die einsame Gestalt hatte sich unter einem Kapuzenmantel verborgen. Sie hielt sich im Schatten, aber wagte sich nahe heran. Sehr nahe. Zumindest nahe genug, um durch eines der Fenster in die Halle zu spähen, in der die Konoha-Shinobi feierten. Dabei hoffte sie, einen Blick zu erhaschen, einen Blick auf ihn... Nur ganz kurz, nur für einen winzigen Augenblick.
Das war etwa eine Sekunde, bevor zwei riesige Hände nach ihr griffen. "Karin!", entfuhr es ihr. Sie wich aus, sprang in die Höhe und versuchte das nächste Dach zu erreichen. Doch in ihren destinierten Landeplatz fuhr eine Salve Kunais und Shuriken, also sprang sie gegen die Hauswand, stieß sich ab und versuchte es beim anderen Haus. Dort stand eine große junge Frau mit blondem Haar, die sie durch ihre zu einem Rechteck geformten Daumen und Zeigefinger betrachtete. "Hanako!", entfuhr es der einsamen Gestalt.
"Körpertausch!"
"YIEKS!" Sie spürte, wie sie die Kontrolle über sich verlor. Wie sie in einen Abgrund stürzte. Und dann sah sie sich selbst, die Kapuze zurückschlagen und sich von oben betrachtend. Karin landete daneben. "Also Maria."
Hanako, in Marias Körper, nickte. "Natürlich Maria. Was hast du denn gedacht? Wer sonst hätte die Chuzpe, ausgerechnet Konoha zu infiltrieren?" Die beiden Mädchen grienten sich an. Dann wandten sie sich der Gefangenen zu. "Und jetzt sollten wir uns mal über das unterhalten, was du mit unserem Mamoru angestellt hast, Mädchen. Und über das, was die Zukunft noch so bringt", sagte Hanako in ihrem Körper, nun drohend. "Dir ist ja wohl klar, dass du für deine Taten die Verantwortung übernehmen musst? Aber dass du hier bist, zeigt ja schon, dass du dazu bereit bist."
Karin lächelte liebenswürdig. "Für Mamo-chan kann nur die Beste gut genug sein. Darf ich dir vielleicht ein Konzept namens Mamo-Pakt vorstellen? Da du mit ihm geschlafen hast, bist du uns gegenüber im Vorteil und wir werden dich wohl einlassen müssen..."
Okay, ging es Maria durch die Gedanken, jetzt wird es richtig verrückt.
***
Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, habe ich viele gute Erinnerungen - und viele verdammt schlechte. Aber diese Tage haben mich geformt, so wie die früheren Tage ihre Spuren hinterlassen hatten. Und die späteren Tage, die noch folgen sollten, und die schwer werden würden. Aber wenn ich mein damaliges Ich betrachte, so hat es nicht mehr viel gemeinsam mit dem kleinen Jungen, der unter Hayate-sensei seine ersten Gehversuche als Genin gemacht hatte, jung, unsicher und ohne eine Spur Selbstbewusstsein. Ich war gereift, und das erheblich. Ich hatte nicht nur Verantwortung übernommen, sondern auch gesucht. Und damals wurden Weichen in meine Zukunft gestellt, die...
Obwohl, das ist schon eine andere Erzählung.

Ende der zweiten Erzählung

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Ace Kaiser,
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Prolog:
Wenn ich bisher mit meinen Erzählungen, meinen Erinnerungen an meine Zeit als junger Shinobi unterhalten konnte, so ist das ein eigentlich ungewollter Nebeneffekt. Sicher, es ist ein blutiges, gewalttätiges Gewerbe voller Tod und Vernichtung, und jeder Lacher tut einem gut. Und wahrscheinlich verkläre ich in meiner Erinnerung durchaus die eine oder andere Geschichte ein wenig, und sehe damals brenzlige Situationen mit meiner jetzigen Erfahrung eher gelassen. Aber wenn ich etwas vorhatte, dann sicher nicht, einen humorvollen Text zu schreiben. Den Humor, der sich einschleicht, sehe ich als kostenlose Zugabe an. In erster Linie geht es mir darum, meine eigenen Erlebnisse zu verarbeiten, zu konservieren, selbst zu verstehen was ich noch weiß. Selbst zu verstehen, was ich getan habe, was mir passiert ist.
Und irgendwie stehen mir die Erinnerungen an jene Tage seltsam klar vor Augen. Ich sehe sie, als würde ich sie als Begleiter meines jüngeren Ichs gerade selbst erleben. Ich kann mich an Details erinnern, die so unwichtig sind, dass ich mich frage, womit sich mein jüngeres und dümmeres Ich nur beschäftigt hat, in diesen oder jenen Momenten. Aber ich kann mich nicht tadeln, denn gerade ich weiß, was für schreckliche und grandiose Zeiten noch auf ihn warten. Und so nehme ich es hin, dass ich noch weiß, dass Hanakos Haar nach Flieder geduftet hat, als sie zum vollwertigen Chunin erklärt wurde, nur ein paar Tage, nachdem wir aus dem Land des Wassers zurückgekehrt waren. Und das Karin am gleichen Tag, als auch sie Chunin geworden war, vor der Ernennung bittere Tränen geweint hatte, weil das bedeutete, das wir nicht mehr zu dritt agieren würden. Zumindest sehr viel seltener als zuvor. Aber ich habe sie stolz und strahlend gesehen, als sie ihre Bestätigung im Chunin-Rang empfangen hatte.
Ich erinnere mich an den Geruch von frisch geschnittenem Gras, als ich erst Karin, und dann Hanako zu ihren ersten eigenen Chunin-Missionen verabschiedet hatte, sehe immer noch die dicken Gewitterwolken, die nur eine Stunde später einen heftigen Starkregen nach Konoha bringen würden, erinnere mich an jedes Wort unseres Abschieds. Und ich verspüre immer noch die innere Zerrissenheit, als ich zuerst die eine, dann die andere mit ihrer Dreiergruppe verschwinden sah. Ich hatte mich selten hilfloser gefühlt. Ich war mir vorgekommen, als hätte ich meine Mädchen verraten. Aber es ging nicht anders. Wir waren nun alle drei Chunin, und die Zeit würde kommen, in der wir wieder zusammen arbeiteten. Bis dahin blieb mir nur, ein guter Ninja und Anführer zu sein. Und ich hoffe, das war ich, in all den Jahren...

Meine nächste Erzählung setzt ein halbes Jahr später ein. Ich hatte meinen sechzehnten Geburtstag schon lange hinter mir, und meine Mädchen mittlerweile auf drei Gruppenmissionen gehen sehen, während ich mehrere A-Rang-Missionen bestritten hatte, eine davon alleine. Damals war ich natürlich fest davon ausgegangen, sie nicht zu überleben, weil ich meine Kräfte nicht einschätzen konnte. Aber ich war auch trotzig gewesen, nach dem Motto: Jetzt erst Recht. Ich behielt Recht, übrigens.
Ein halbes Jahr später aber sollte ich ohne meine Mädchen auf eine eher harmlose Mission, bei einer Chunin-Prüfung in Sunagakure einen Lehrer spielen und die Leistungen unserer Genin beurteilen. Eine einfache Sache. Dachte ich. Bis zu einem gewissen Punkt. Ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass dem leider nicht so war.
Aber was rede ich. Hier ist die Geschichte.


1.
"Herein!"
Tsunade-samas laute Stimme ging mir durch Mark und Bein. Die große blonde Frau mit der beträchtlichen Oberweite konnte einigen Shinobi Angst machen. Nicht nur weil sie angeblich im Besitz eines Jutsu war, das sie unsterblich machte; ihre Persönlichkeit war ein Vorschlaghammer, den sie an unvorsichtigen, frechen oder dummen Shinobi ausführlich trainierte. Täglich.
Ich selbst hatte diesen Hammer schon mehrfach abbekommen. Nach ihrer Aussage, um mich stärker zu machen. Ich vermutete ja eher, es machte ihr Spaß, mich zu quälen.
"Ich sagte: Herein! Morikubo-kun!", blaffte sie.
Ich stellte meine Gedanken hintenan und betrat ihr Büro. "Du hast mich rufen lassen, Tsunade-sama?"
"Ja, das habe ich. Schön, das du so schnell reagiert hast, Morikubo-kun." Sie grinste, auf eine überlegene Art. Das war nie ein gutes Zeichen bei ihr. Also ersparte ich es mir, ihr zu erklären, das ich gerade in der Wanne gelegen hatte, als sie mich rufen ließ, und das meine Kleidung am nassen Körper klebte - und draußen war der junge Frühling klamm und nass.
Sie musterte mich eindringlich. "Morikubo-kun, du wirst nach Suna gehen."
"Nach Suna?", fragte ich erstaunt.
"Ja, Himmelherrgott, habe ich hier ein Echo im Raum?", fuhr sie mich an.
Ich straffte mich. "Sunagakure. Jawohl, Tsunade-sama. Was soll ich dort tun?"
"Schon besser", sagte sie süffisant. Sie deutete neben sich. Dort saßen auf einer Stuhlreihe Kurenai-sensei, Asuma und Uzuki-sensei, rechts neben ihnen Might Guy-sensei und Hatake-sensei. Letzterer las nicht einmal in seinem Lieblingsbuch, was einiges über Tsunade-sama aussagte.
"Wir schicken diesmal sechs Genin zur Chunin-Prüfung nach Sunagakure", sagte Kurenai-sensei. "Meine Gruppe, und die von Guy. Wir sind der Meinung, dass sie es diesmal schaffen werden."
"Deine Gruppe kenne ich ja, Kurenai-sensei." "Yuuhi!" "Yuuhi-sensei", beeilte ich mich zu sagen. "Aber die Gruppe von Guy-sensei kenne ich leider nicht."
Der große schwarzhaarige Mann in seinem grünen Trainingsanzug begann bellend zu lachen. "Natürlich kennst du sie schon, zumindest zwei von ihnen." Der Mann erhob sich lächelnd und verbeugte sich knapp, aber lange vor mir. "Als ihr Lehrer entrichte ich dir den längst überfälligen Dank dafür, dass du bei der Zerstörung von Otogakure so gut auf sie geachtet hast und sie hast entkommen lassen, wobei du dein Leben riskiert hast, Mamoru-tono!"
Das brachte mich in die Bredouille. Ich hatte damals zweihundert Genin unter meinem Kommando gehabt. Wenn sie aber Teil einer Genin-Gruppe waren, die noch immer einen Jounin hatte und nun zu einem Examen aufbrechen würde, konnten das durchaus jüngere Genin sein.
Ich stutzte. "Ach, genau! Neji-kun und Tenten-chan!", rief ich aufgeregt. "Ich habe die zwei ja schon eine mittlere Ewigkeit nicht mehr gesehen! Wie geht es den beiden?"
Guy setzte zu einer Erklärung an, aber Tsunade-sama fuhr uns dazwischen. "Beredet das später! Jetzt wollen wir erst mal die Fakten klären. Dies ist die erste Chunin-Prüfung, an der wir seit dem Angriff auf Konoha wieder teilnehmen, und ich will, dass es so viele unserer Genin wie möglich in die Finalrunde schaffen. Dies wird unsere neue Visitenkarte für die Welt sein. Und ich erwarte einen verdammten Erfolg!"
"Ja, Tsunade-sama", murmelte ich, und hörte die gleichen Worte aus weiteren Mündern.
"Jedenfalls ist kein Jounin verfügbar, der noch mitgehen könnte. Asuma hat dann dich vorgeschlagen, und Kakashi hat dem zugestimmt."
Merkwürdig. Ich hätte erwartet, Zuspruch von Kurenai-sensei und Uzuki-sensei zu erhalten. Aber von Kakashi? Ich erinnerte mich noch zu gut daran, wie er mich vor meiner Mission ins Land des Wassers mit einem Fingerschnippen meterweit hatte fliegen lassen.
"Ich erwarte kein besonderes Gefahrenpotential für unsere Genin, oder gar für unsere Jounin oder dich, Morikubo-kun. Dennoch, werdet nicht leichtsinnig. Ein Shinobi weiß nie, was hinter der nächsten Hausecke auf ihn wartet."
Sie musterte mich einige Zeit eindringlich. "Du bist der Wunschkandidat meiner Jounin. Und ich muss gestehen, ich denke auch, dass du die Leistung deines Genins gut genug bewerten kannst, um ihn uns zu empfehlen oder nicht. Ich erwarte dann deinen Bericht. Ihr brecht Übermorgen früh auf."
Wir bestätigten, und verließen nacheinander das Büro. Das war relativ kurzfristig, aber nicht ungewöhnlich.

"Wen ersetze ich denn?", fragte ich nonchalant, als wir zu sechst auf dem Flur standen.
"Gekko", sagte Uzuki-sensei, während sie an mir vorbei trat.
Ich fühlte mich, als hätte man mir einen Kübel Eiswasser in den Nacken geschüttet. "Sensei, ich..."
Sie wandte sich mir zu. Ihr hübsches Gesicht zeigte ein Lächeln, das sogar ihre Augen erreichte. Obwohl sie mittlerweile kleiner war als ich, wuschelte sie mir durch die Haare. "Und ich finde, dass das eine gute Entscheidung ist. Du wirst Gekko Ehre machen. Noch mehr Ehre als ohnehin schon. Ich bin sicher, er wäre sehr stolz auf dich und Karin und Hanako, wäre er noch unter uns."
Die Verlegenheit schloss meine Kehle. Ich brachte kein Wort hervor. Wusste sie eigentlich, was sie mir gerade antat?
"Na, na", klang Asumas Stimme auf. "Wer wird denn hier alte Geschichten aufwärmen? Wollen wir nicht lieber irgendwo schick essen gehen, um unsere gemeinsame Reise einzuläuten? Ich hätte Lust auf koreanisches Barbeque. Und ich gebe einen aus."
"Na, das ist doch mal ein Vorschlag!", stimmte Uzuki-sensei zu. "Ich bin dabei."
"Ich auch", sagte Kurenai-sensei. "Was ist mit euch? Guy, Kakashi?"
"In einem gesunden Körper kann man nur stecken, wenn man ihn mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt! Natürlich bin ich dabei!", rief Guy aufgeregt.
Hatake-sensei atmete einmal kurz tief aus. "Dann muss ich wohl auch. Also, gehen wir." Er sah zu mir herüber. "Was ist mit dir, Mamo-chan?"
"Oh, ich komme gerne mit. Aber vorher müsste ich noch mal schnell nach Hause und ein paar wichtige Sachen erledigen." Mich aus meinen klammen Klamotten schälen, noch mal abbrausen, ordentlich abtrocknen und trockene Sachen anlegen.
"Das verstehe ich nicht. Deine Mädchen sind doch gar nicht in der Stadt", feixte der weißhaarige Jounin.
"Seine Mädchen? Habe ich da was nicht mitgekriegt?", fragte Guy interessiert.
"N-nicht so wichtig! Ich komme jedenfalls nach!", sagte ich hastig. "Asuma, der gleiche Laden wie immer?"
"Ja, der wie immer. Und lass dir ruhig Zeit beim Abtrocknen!", rief er mir nach. Spöttisches Gelächter hallte mir nach. Natürlich freundlich gemeintes spöttisches Gelächter. Ab jetzt war ich mit fünf Jounin unterwegs, und es schien, dass sie mich das gleich vom Start hinweg spüren lassen würden. Nun gut, sie waren Jounin, und ich nur ein Chunin. Das sie mich ausgewählt hatten, war alleine schon eine Riesenehre. Dennoch nahm ich mir fest vor, mich nicht unterkriegen zu lassen. Nicht von Konoha-Jounin. Ich grinste bissig.
***
Ich fühlte mich nach der zweiten Dusche und in frischen Klamotten deutlich wohler. Als Ninja hatte ich schon weit größere Missstände in Kauf genommen, zum Beispiel damals im Land der Reißzähne, als ich zwanzig Stunden unter Wasser verbracht hatte, mit nicht mehr als einem simplen hohlen Schilfrohr zum Luftholen ausgestattet, um meinen Verfolgern zu entgehen... Goldene Erinnerungen. Und es bewies, dass ein Schilfrohr im Schilf nicht auffiel. Manchmal waren die Klassiker eben die besten Tricks. Aber wenn ich schon mal nicht auf einer Mission war, dann sah ich auch keinen zwingenden Grund, auf ein wenig Komfort zu verzichten.
Gut gelaunt machte ich mich also auf den Weg zur Gaststätte. Wenn die Jounin glaubten, dass sie mit dem Herrn Chunin verfahren konnten wie immer sie wollten, würden sie bald einsehen, dass auch der kleine Shinobi Mamoru Morikubo ein klein wenig mehr war als sie erwarteten.
"Wohin des Weges?", sprach mich eine vertraute Stimme an.
Ich wandte mich ihm zu. Natürlich, mein Cousin Shikamaru. Wer sonst würde mitten am hellichten Tag nutzlos auf der Straße herumgammeln?
"Asuma gibt einen aus. Willst du mitkommen?"
Er sah mich einen Moment berechnend an, bevor er sich zu einem entsagenden Seufzer durchrang. "Nein, kein Bedarf. Aber kann ich dich ein Stück begleiten?"
"Ich habe nichts dagegen. Wo drückt denn der Schuh?"
Shikamaru drückte sich von der Wand ab und schloss zu mir auf. Die ersten Meter gingen wir schweigend, während sich der junge Chunin sortierte. Ich spürte, dass ihm der Grund, wegen dem er mit mir sprechen wollte, zu schaffen machte.
"Niichan, hat es dich nie gestört, dass...", begann er, brach aber unsicher wieder ab.
"Dass ich das Schattenjutsu der Naras nicht beherrsche? Dass ich früher von einigen Clansmitgliedern als unfähig angesehen wurde? Dass ich erst die Chunin-Prüfung bestehen musste, bevor sie kapiert haben, dass ich auch ohne die Schattenkünste ein erfolgreicher Shinobi sein kann? Meinst du das?"
Shikamaru lächelte schmallippig. "Du hast es schon immer gut verstanden, in die Herzen anderer Menschen zu blicken. Eine Fähigkeit, die ich auch gerne hätte. Aber ich hatte nie so viel Interesse an anderen Menschen, und..."
"Und außerdem würde das ja Mühe bedeuten, oder?", fragte ich grinsend. Shikamarus Faulheit war legendär, aber ohne wirklich belegt werden zu können. Es war eher so, dass er sich nach einfachen Strukturen sehnte, nach einfachen Entscheidungen. Zwar wurde er dank seiner hohen Intelligenz gerade mit komplexen Problemen geradezu spielerisch fertig, aber der Aufwand war es, der ihm das Genick brach. Hinsetzen, nachdenken, Lösung finden, all das war kein Ding. Für die Lösung dann aber zwanzig Ninjas zu koordinieren ging ihm gegen den Strich. Und ausgerechnet dafür hatte er grandiose Fähigkeiten... Es war ein Kreuz für ihn. Aber die Alternative war, dass Schlechtere als er auf seine Missionen gingen, und das konnte er auch nicht zulassen.
Manchmal fragte ich mich, ob ich in Shikamarus Sicht auch einer der "Schlechteren" war. Wenn ja, hat er es mich nie merken lassen.
Er legte beide Arme an den Hinterkopf, verschränkte sie und sah in den Himmel. "Auch", gestand er. "Aber manchen Dingen kann man im Leben nicht entkommen, ohne zu riskieren, was man ansonsten vom Leben erhalten hat, denke ich." Er sah mich wieder an. "Und? Wie lautet deine Antwort, Niichan?"
Ich schnaubte amüsiert. "Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht fluche wie ein Seemann, weil ich nicht die geringste Affinität zur Nara-Kunst habe. Ich komme mir seit meiner frühesten Kindheit wie ein erbärmlicher Versager vor, der immer nur im Hintergrund stehen darf. Ich habe Jahre gebraucht um zu begreifen, dass ich eigentlich für einen Platz im Vordergrund geschaffen worden bin. Aber dennoch, meinen Schatten nicht manipulieren zu können ist eine schlimme Strafe." Ich senkte den Kopf. Meine eigenen Worte hatten mir weh getan. Weil sie so wahr waren, elementar wahr.
"Und du hast es im Griff?"
Ich lächelte dünnlippig. "Manche Dinge musst du nicht im Griff haben. Dafür sind sie auch gar nicht gedacht. Du musst sie nur akzeptieren. Aber sie hören nie auf zu schmerzen."
"Also quält es dich jeden Tag."
Ich nickte. "Früher mehr als heute, weil es für mich unwichtiger geworden ist. Ich habe andere Fähigkeiten, andere Qualitäten. Und ich werde nicht auf meine Fähigkeit reduziert, Affen beschwören zu können. Das hilft ein wenig, denke ich. Und gegen das Gefühl, nicht dazu zu gehören, habe ich ja dich und deinen Vater."
Für einen Moment stockte Shikamaru bei diesem Lob, aber wirklich nur für einen Moment. Dann hatte er in seine Spur zurückgefunden. "Das mit den Affenkriegern finde ich wiederum phantastisch. Ich kann nur ein bisschen Schatten manipulieren, du aber hast die gleichen Kontraktpartner wie der Sandaime Hokage. Du weißt, dass die Affen sich sehr genau aussuchen, mit wem sie einen Kontrakt schließen. Es soll nicht nur einmal vorgekommen sein, das ein bestehender Kontrakt von ihrer Seite aus wieder gelöscht wurde."
Nun, ich hatte die Rolle gesehen, auf der ich mit meinem Blut unterschrieben hatte, und ich kannte die Zahl jener, die einen Kontrakt abgeschlossen hatten. Und die Zahl jener, deren Name wieder gelöscht worden war. Die Rolle ließ diese Felder frei, und mit einem guten Auge konnte man die Namen noch erkennen, wenn man es wollte. Ob ich ihm erzählen sollte, dass Orochimaru zu jenen gehörte, deren Kontrakt gelöscht worden war? Ich entschied mich dagegen. Das war eine interne Angelegenheit der Affen und ihrer Kontraktpartner.
"Danke, dass du mich trösten willst. Aber ich bin mittlerweile sehr viel härter im Nehmen, als ich es früher war. Mach dir also keine Sorgen um mich. Ich gewinne meine Kämpfe auch ohne die Fähigkeiten der Naras."

Nachdenklich sah ich ihn an. "Aber darum geht es dir auch nicht so richtig, oder?"
"Woher...?"
"Nur so ein Gefühl. Also raus mit der Sprache, Lieblingscousin: Was nagt an dir?"
Verlegen sah er zu Boden. "Sie wollen mich zum Jounin machen. In einem halben oder ganzen Jahr. Wegen meiner Leistungen und meiner Qualitäten als Anführer."
Ich klopfte dem Kleineren kräftig auf die Schulter. "Na, das ist doch großartig! Ich meine nicht für dich, dann hast du ja noch mehr Arbeit. Aber du kannst dich dann ruhigen Gewissens zu den besten Shinobi Konohas zählen."
"I-ich wollte ablehnen", stammelte er. "N-nein, nicht weil ich die Arbeit nicht haben will. Es ist nur so, dass... I-ich kann doch nicht Jounin werden, wenn du..."
Verblüfft sah ich ihn an. "Du willst kein Jounin werden, bevor ich nicht Jounin bin? Das ist es?"
Shikamaru sah mich stumm an und nickte.
"Dann mach es. Nichts könnte mir mehr Recht sein, als nicht zum Jounin befördert zu werden. Lass dir das nicht zu schaffen machen, Shikamaru. Es gibt da eine alte Regel für Shinobi: Jeder wird bis zur Grenze seines persönlichen Könnens befördert. Meine Grenze ist der Chunin. Jedenfalls zur Zeit, aber ich sehe nicht, dass sich das ändern wird. Vielleicht bieten sie mir eines Tages den spezialisierten Jounin an, so wie Aoba-sensei, aber ich glaube nicht, dass ich je in den elitären Kreis der besten Ninjas Konohas aufsteigen werde. Das wäre vielleicht etwas viel verlangt."
Shikamaru sah mich auf eine merkwürdige Art an. "Äh, Niichan, du weißt aber schon, dass sie dich auf A-Rang-Missionen schicken, oder? Das hat doch schon was von einem spezialisierten Jounin, oder nicht?"
Nun, ich gebe zu, damals war ich in diesem Thema betriebsblind und störrisch. Und ich klammerte mich an Kleinigkeiten, um meine Welt zusammen zu halten. Also antwortete ich auch störrisch. "Solange mir niemand sagt, dass ich plötzlich die Fähigkeiten für einen Jounin entwickelt habe und im Rang aufgestiegen bin, gehe ich davon aus, dass ich weiterhin Chunin bin. Und das ist mein letztes Wort."
Shikamaru lächelte verschmitzt. "Okay, habe es kapiert. Also kann ich ruhig Jounin werden, oder?"
"Wie ich schon sagte, mach es. Ich glaube, es gibt nicht sehr viele Shinobi in Konoha, die in deinem Alter als würdig befunden wurden, Konoha, das Land des Feuers und seine Kameraden in dieser Position zu verteidigen. Du machst mich sehr stolz, wenn du in absehbarer Zeit Jounin wirst."
Er stockte, als er antworten wollte. Nachdenklich sah er wieder in die Wolken. "Hat man dir das eigentlich mal erzählt, diese Geschichte, dass man gewisse Posten nicht ablehnen sollte, weil sie sonst Schlechtere übernehmen und so? Und dass es dann in einer Situation, die man selbst gemeistert hätte, unnötig viele Verluste unter den Shinobi geben kann?"
"Ja, das hat man. Und ich bin froh, dass ich diese Position erreicht habe, in der ich Konoha am Besten dienen kann, Shikamaru."
Er warf mir einen scheelen Seitenblick zu, bevor er leise seufzte.

"Du machst mich auch stolz, Niichan", sagte er unvermittelt.
Erstaunt blieb ich stehen. Damit hatte ich nicht gerechnet. "Was?"
"Ich sagte, dass du mich auch stolz machst. Nicht nur auf meinen Cousin, sondern auch auf den Shinobi, der du bist. Für mich bist du ein wichtiges Vorbild."
Hastig wedelte ich mit beiden Armen. "Vergiss das mal schnell wieder, das mit dem Vorbild. Such dir da lieber andere Leute aus. Asuma zum Beispiel, Kurenai-sensei, oder meinetwegen Tsunade-sama. Aber an mir gibt es nicht viel, worauf man stolz sein kann."
Shikamaru lachte abgehackt. "Lass mich mal nachdenken. Du hast die Chunin-Prüfung bestanden, oder?"
"Ja, in einem Alter, als Asuma längst spezialisierter Jounin war", wiegelte ich ab. "Und du bist auch Chunin, oder etwa nicht?"
Shikamaru lächelte. "Okay, was ist mit dem Gegenangriff auf die Oto-Nin, vor den Toren Konohas? Du bist mitten in ihre Neuordnung rein geplatzt und hast sie aufgesprengt, bevor sie erneut in die Stadt eindringen konnten."
"Das war ich doch nicht alleine", sagte ich hastig. "Und wenn du gleich als Nächstes zum Angriff auf Otogakure kommst, da war ich auch nicht alleine."
"Und was ist mit dieser Chakra-Bombe, die du stabilisiert hast, bis der letzte Shinobi und der letzte Mensch aus Otogakure den Gefahrenbereich verlassen hatte?"
"Okay, das war tapfer, aber auch dumm", murmelte ich. "Allerdings auch absolut notwendig."
"Und dann ist da noch die Geschichte mit der Burg, die du mit nur acht Shinobis erobert hast, oder? Man erzählt sich ja, der Groß-Daimyo des Landes des Wassers hätte ein sehr lobendes Schreiben an Tsunade-sama verfasst."
Erstaunt sah ich den Jüngeren an. "Davon weiß ich ja gar nichts!"
Shikamaru lachte leise. "Wahrscheinlich haben sie dir absichtlich nichts erzählt. Aber egal. Ich sehe mehr als genügend Gründe, um auf dich stolz zu sein, Niichan."
Ich seufzte leise. "Nicht, dass mich das nicht freuen würde. Immerhin bist du für mich wie ein kleiner Bruder, und welcher große Bruder freut sich nicht, wenn der kleine stolz auf ihn ist. Aber nimm dir wenigstens andere Vorbilder als mich."
"Vorbild? Davon habe ich nie was gesagt, Niichan."
Auf diese Worte muss ich ein so dummes Gesicht gemacht haben, dass Shikamaru einen Lachanfall erlitt. Er wollte gar nicht mehr aufhören, zumindest bis ich ihn zurückzulassen drohte.
"War-hahaha-warte doch, Niichan. Hi, hi. Das war doch nur Spaß. Kein Grund beleidigt zu sein."
"Doch, jetzt bin ich beleidigt!"
"Niichan!", rief er und ergriff mich an der Schulter. "Es tut mir leid. Aber ich habe so wenige Gelegenheiten, dich mal richtig baff zu sehen, da habe ich halt die Situation ausgenutzt. Glaub mir doch, du bist eines meiner Vorbilder. Weil du nicht aufgibst. Weil du hartnäckig bist, und etwas wieder und wieder versuchst, bis es gelingt. Weil du selbst dann noch kämpfst, wenn dein rechter Arm gar nicht mehr kann - dann eben mit links. Das sind doch gute Dinge, die man sich zum Vorbild nehmen kann, oder?"
Ich blickte kurz auf meinen rechten Bizeps. Dort wusste ich unter dem Ärmel eine lange, gleichmäßige Narbe, die genau jene Stelle markierte, an der ich vor Harusames Burg beinahe den ganzen Arm verloren hätte. "Das mit den Schmerzen solltest du vermeiden. Nimm das mal als guten Rat an", scherzte ich.
"Ist gut." Er musste zwar noch immer grinsen, aber er lachte wenigstens nicht mehr.

Während wir weiter gingen, musterte ich ihn.
"Was ist, Niichan?"
"Ich frage mich gerade, warum du so offen bist."
"Ach weißt du, Mamo-niichan, ich habe über einiges nachgedacht. Über den Tod deines Senseis. Über den Tod des Sandaime Hokage. Wir sind in der gleichen Branche, oder? Und wir können auch jederzeit sterben, sei es durch eine Falle, oder weil wir einem Ninja begegnen, der stärker ist als wir. Da habe ich mir überlegt, wie gerne Hayate-sensei wohl noch ein letztes Mal mit euch hätte sprechen wollen, also mit Uzuki-san, dir und den Mädchen. Ich meine, ich möchte nicht, dass irgendwelcher Groll oder Missverständnisse bei meiner Familie und meinen Freunden zurückbleiben, wenn ich sterbe und sie nicht mehr aufklären kann." Abwehrend machte er eine Handbewegung in meine Richtung. "Nicht, dass du denkst, ich glaube meinen eigenen Tod zu ahnen, oder so. Aber wenn ich ehrlich... Ich meine, ehrlicher durchs Leben gehe, und Missverständnisse gar nicht erst aufkommen lasse, dann... Nun, viele meiner Freunde sind Ninjas, und können auch sterben. Ich will nicht, dass dann zwischen ihnen und mir ein Wort unausgesprochen ist. Oder zwischen dir und mir, Niichan. Das würde mir wehtun."
Ich klopfte dem Jüngeren auf die Schulter. "Verstehe. Du hast ja Recht. Also ist das der Grund für deine neue Gesprächigkeit."
"Ja. Ich will, dass du immer weißt, wie sehr ich dich schätze. Und ich will, dass du..."
Ich brachte ihn mit einer Handbewegung zum Verstummen. "Ich hoffe, du zweifelst niemals daran, was ich wirklich in dir sehe, kleiner Bruder?"
Das verblüffte ihn für ein paar Sekunden. Doch dann lächelte er. "Nein, natürlich nicht."
Ich klopfte ihm erneut auf den Rücken, und wir gingen weiter.
"Ich bin froh über deine neue Einstellung", sagte ich. "Ich denke, einiges von dem, was wir uns heute erzählt haben, gehörte ohnehin dringend ausgesprochen."
"Ja, das denke ich auch. Ich freue mich, wie du über mich denkst, und wie du zu mir stehst, Niichan. Und wenn wir gerade dabei sind ehrlich zu sein: Was meinst du denn, wer es wird in deinem Leben? Karin-chan oder Hanako-chan?"
"So ehrlich will ich dann doch nicht werden", sagte ich grinsend.
Shikamaru musste erneut lachen. "Okay. Aber wenn du dich entschieden hast, vergiss nicht, es mir zu sagen."
"Du wirst der Erste sein, der es erfährt", versprach ich wenig überzeugend.
"Wenn ich es überhaupt erfahre, reicht mir das." Er klopfte mir zum Abschied grinsend auf den Oberarm und wandte sich um. Winkend ging er davon. "Viel Spaß in Sunagakure. Grüß mir Temari-chan, wenn du sie siehst."
"Temari-chan? Wer ist das denn?", fragte ich spitzbübisch, um ihn in die Ecke zu treiben. "Deine Freundin?"
Zu meiner Überraschung sah er kurz zurück, ohne verlegen zu sein. "Ein Freund. Glaube ich. Hoffe ich." Er winkte erneut, und setzte seinen Weg fort.
"Also, auf diese Temari bin ich gespannt", murmelte ich, und setzte meinen Weg fort. "Sie muss schon sehr interessant sein, wenn sie Shikamaru eine Erwähnung wert ist."
Ich beschloss, Asuma zu diesem Thema zu löchern. Ausführlich.
***
"Also nochmal, du hast was?", fragte Guy. Seine Wangen waren vom Sake und vom Bier gerötet, und sein Blick war vor wenigen Sekunden noch fahrig gewesen. Nun aber schenkte er mir seine volle Aufmerksamkeit.
"Hör mal, Sensei, ich hatte Amnesie, und sie hat die Situation ausgenutzt, und... Sie hat mir auch noch eingeredet, wir zwei wären..."
"Also hast du tatsächlich..." Hastig leerte Guy sein Bier und orderte ein neues. "Und nun? Dein Stolz könnte verletzt sein, weil sie dich so sehr getäuscht hat, aber ich denke, es war eine ganz besondere..."
"Komm wieder runter, Guy", sagte Uzuki-sensei mit verärgerter Stimme. "Du musst hier nicht alles wissen."
"Aber Mamo-chan ist der Schüler des Sandaime Hokage", begehrte er auf.
"Trotzdem. Du erzählst ihm ja auch nicht, mit wem du schläfst. Oder einer von euch anderen."
Asuma begann spontan zu husten, und Kurenai-sensei verschluckte sich prompt an ihrem Sake, doch ich schien der einzige zu sein, dem das auffiel. Kakashi sah kurz auf, aber wie immer konnte ich seinen Blick nicht deuten.
Uzuki-sensei rückte ein Stück zu mir herüber. "Mamo-chan, dass du mir nichts davon gesagt hast, dass dich diese kleine Oto-Schlampe ins Bett gezerrt hat, um mit dir zu schlafen, das finde ich doch ein wenig befremdlich. Ich meine, wie lange ist das her? Zwei Jahre? Und in der ganzen Zeit nicht ein einziges Wort."
Ich sah verlegen und verärgert fort. "Guy-sensei hat vollkommen Recht. Mein Stolz wurde verletzt. Warum sollte ich damit hausieren gehen? Schlimm genug, dass es der ganze Rat weiß. Schlimm genug, dass es mir raus gerutscht ist. Ich glaube, Bier ist nichts für mich", murrte ich und schob das halb geleerte Glas von mir. Dann musterte ich das Glas mit kaltem Gerstensaft und zog es wieder zu mir heran. "Andererseits hasse ich Verschwendung. Sensei, du weißt, ich schätze dich sehr. Nein, das reicht nicht. Sensei, ich liebe dich wie Hayate, für das was du für mich und Hana-chan und Karin-chan getan hast, aber auch für das, was du bist. Und dafür, dass du für uns da warst, als Hayate ermordet worden war und du eigentlich zu viele eigene Probleme hattest. Aber verlange nicht von mir, dass ich dir alle meine peinlichen Geschichten erzähle."
"Punkt für ihn würde ich sagen, Yugao-chan", sagte Kurenai-sensei, froh über die Ablenkung.
"Oh, heiße, glutende Jugend!", rief Guy und langte über den halben Tisch, um mir auf die Schultern zu klopfen. "Das ist nichts, worüber du dich schämen musst! Im Gegenteil, auch wenn unsere Frauen das nicht gerne hören, und es kein Mann offen sagen würde, aber es gibt viele Männer, die würden dich um diese Erfahrung beneiden! Nein, sie beneiden dich sicherlich, wenn sie davon hören! Nicht, Kakashi?"
Der weißhaarige Jounin sah auf, als hätte man ihn aus dem Schlaf geschreckt. "Ich bin mir nicht so sicher, ob die Männer ihn noch beneiden, wenn sie hören, was er danach in der Klinik mitgemacht hat."
Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Und wie dumpfer Zorn in mir aufstieg. "Kakashi-sempai, bitte..." Ich wusste nicht, warum er davon wusste, und das machte die Sache mehr als ärgerlich.
Der Copy-Ninja machte eine zustimmende Geste als Zeichen dafür, dass er nicht fortfahren würde. Gut so. Er hatte einen Stein bei mir im Brett.
Aber leider reichte das nicht, um vom Haken zu sein.
"Klinik?" Uzuki-sensei sah mich aus großen Augen an. "Mamo-chan, du hast dir doch nicht etwa...", begann sie stockend.
Ich wedelte mit beiden Armen, um sie zum Verstummen zu bringen. "Nein, nein! Natürlich nicht! Okay, so natürlich was das dann doch nicht, aber ich habe mir nichts eingefangen!"
Guy prustete in sein Bier, als er das hörte. Kurenai-sensei fiel die kleine Keramiktasse aus der Hand. Mist. Da hatte ich mich ja gründlich tiefer in die Scheiße geritten.
Nun hatte ich keine andere Wahl, ich musste da durch, komme was wolle. "Aber der Rat hat halt angeordnet, dass ich mich regelmäßig auf mögliche Infektionen testen lasse, und dass ich vorbeugend Antibiotika und Chakra-Behandlungen erhalte. Nur um auf Nummer sicher zu gehen. Etwa ein halbes Jahr lang." Und sicherlich auch, um mir die Peinlichkeit dieses Vorgangs auf immer ins Gedächtnis zu brennen. Tief, tief einzubrennen, damit ich es nie wieder vergessen würde. Oh, ich könnte die beiden Alten... Ich könnte sie...

"Das klingt ja stark nach einer Schikane", murmelte Guy, und sah zu Asuma herüber, der bisher nur schweigend zugehört hatte. "Und du hast das gewusst?"
Ein entschuldigender Blick traf mich. Ich nickte bestätigend.
"Natürlich habe ich davon gewusst. Ich war im Rat, als die Entscheidung getroffen wurde, Mamo-chan regelmäßig ins Krankenhaus zu schicken, nur für den Fall des Falles. Ich habe alles getan was in meiner Macht steht, um die Sache klein zu halten, weil ich weiß, wie peinlich ihm das ist." Er sah mich spöttisch an. "Aber ich nehme an, damit kann ich jetzt aufhören, nachdem du es selbst ausgeplaudert hast, Mamo-chan."
"So schlimm oder so wichtig ist es nun auch wieder nicht", murrte ich leise und trank mein Bier aus. Verdammtes Teufelszeug. Wem hatte ich es nur zu verdanken, dass ich diesen Mist trank? Ach ja, mir selbst und meiner Experimentierfreudigkeit. Mist.
"Aber Guy hat Recht", sagte Kakashi. "Es gibt sicherlich Männer, die dich um diese Erfahrung beneiden. Und Frauen, die dich deshalb hassen. Obwohl du nichts falsch gemacht hast. Einfach so, weil du ihnen eine Angriffsfläche bietest."
"Ja, sowas habe ich mir schon gedacht", murmelte ich. Das war einer der Gründe gewesen, warum ich die Sache klein halten wollte. So klein, dass nicht einmal meine eigene Familie etwas von den Untersuchungen und Injektionen gewusst hatte.
Zwei schlanke, weiche Arme schlangen sich um meinen Hals, und ich wurde gegen einen weichen Busen gedrückt. "Also, ich hasse Mamo-chan auf keinen Fall!", sagte Uzuki-sensei mit Nachdruck. "Auch wenn ich es schon etwas lotterhaft finde, was er da mit dieser Oto-Kunoishi getrieben hat, im wahrsten Sinn des Wortes, so bleibt er doch immer mein geliebter Schüler."
"Danke", ächzte ich aus meiner unbequemen Situation heraus. Ich musste mittlerweile wirklich größer als Uzuki-sensei sein, so unbequem wie diese Haltung für meinen Rücken war.
"Geliebter Schüler in welchem Sinne?", fragte Asuma.
Die ANBU wurde rot. "So meine ich das bestimmt nicht, Asuma." Langsam ließ sich mich wieder fahren. "Sei dir sicher, Mamo-kun, wann immer und wo immer ich kann, werde ich dir zur Seite stehen."
Das waren rührende Worte, und ich konnte die für mich sehr unerfreuliche Diskussion vollends zur Seite schieben. "Danke, Uzuki-sensei."
"Yaguo!", sagte sie mit Nachdruck. "Du bist jetzt fast erwachsen und ein mehr als vollwertiger Shinobi."
"Aber Uzuki-sensei, ich..." "Ya-gu-o!", wiederholte sie mit noch mehr Nachdruck.
"Yaguo-sensei?", bot ich an.
Für einen Moment verzog sie die Miene, dann aber lächelte sie. Nur um kurz darauf zu seufzen. "Du hattest Recht, Yuuhi, er hat immer noch diesen Genin-Respekt vor uns. Zu mehr Zugeständnissen ist er nicht bereit, der gute Mamoru."
"Das kann er ja auch nicht machen, und euch bei euren Vornamen zu rufen, ohne ein Sensei, ein Sama oder ein Tono anzufügen", spottete Asuma. "Sein Kopf könnte ja explodieren."
Ärgerlich sah ich den Sarutobi an. "Das war überhaupt nicht nett, weißt du das?"
"Natürlich war das nicht nett. So hatte ich es schließlich auch gemeint." Er sah mich ernst an. "Du bist jetzt Chunin, und damit einer von denen, die besser und damit auch weniger sind. Du gehörst zu denen, die ständig Entscheidungen treffen müssen. Du hast wie wir Verantwortung für ganz Konoha übernommen. Und deshalb solltest du langsam mal lockerer mit uns umgehen."
"Das werde ich mir merken, Asuma-kun!", erwiderte ich trotzig.
"So locker nun auch wieder nicht", schmunzelte er.
Das neue Bier kam, und ich griff nach dem Glas. "Wenn es darum geht, lockerer zu werden... Wir haben gut gegessen, und jetzt sollten wir alle noch gut trinken. Geht ja auf den freundlichen Herrn dort."
Für einen Augenblick sah mich Asuma verblüfft an, dann begann er zu lachen. "Na also, geht doch."
Mist. Selbst in der Niederlage machte der Bursche noch Boden gut. Furchtbare Leute, diese Jounin.
***
"GUTEN MORGEN!"
Entsetzt fuhr ich von meinem Futon hoch. Es war spät geworden, und ich hatte etwas zu viel getrunken, einfach nur weil es auf Asumas Kosten gegangen war. Aber sofort griffen meine Ninja-Reflexe, und ich griff nach meiner Kunai-Tasche. Schade nur, dass ich sie in Konoha eher selten zu tragen pflegte, geschweige denn im Bett. Entsprechend verwirrt sah ich in die Welt hinaus. Nun, zumindest jenen Teil der Welt, der mein Zimmer umfasste. Es dauerte einen Augenblick, bis ich den Fremdkörper erkannte, der nicht in diese Welt gehörte. Vor meinem Bett stand... Guy? Ich blinzelte. Nein, Might Guy schaute nicht so grimmig in die Welt, hatte nicht so dicke Augenbrauen und füllte den grünen Kampfanzug, den er zu tragen fehlte, auch nicht so miserabel. Und er war definitiv nicht so jung. "Morgen", ächzte ich. "Du hast drei Sekunden, um mir zu sagen, was du hier tust, bevor ich dich verprügle."
Das schien ihn zu erstaunen. Die mürrische Miene wich auf.
"Nun?", fragte ich.
"Äh, sind die drei Sekunden nicht schon um? Du hast doch noch weiter geredet, als du mir die drei Sekunden gegeben hast, Sempai."
"Oh mein Gott", murmelte ich und ließ mich wieder auf mein Kissen fallen. "Okay, du hast eine Minute."
Dies schien den Jungen zufrieden zu stellen. Er begann zu lächeln, nein, eher zu strahlen. "Ich bin hier, um dich abzuholen, Morikubo-sempai! Es ist mir eine große Ehre, mit dem Mann zu reisen, der Otogakure zerstört hat! Neji und Tenten-chan haben mir schon viel von dir erzählt, und ich hatte dich immer kennenlernen wollen, aber..."
"Moment, Moment", sagte ich mürrisch. "Neji? Tenten? Du bist Nummer drei aus Team neun?"
Der junge Bursche straffte sich. "Rock Lee, Sempai! Zu deinen Diensten, Sempai!"
Ich ächzte leise. "Nicht ganz so laut, bitte. Freut mich, dass du so enthusiastisch bist, aber ich habe gerade leichte Kopfschmerzen. Was machst du eigentlich hier, Lee-kun?"
"Guy-sensei schickt mich. Damit du den Abmarsch nicht verpasst."
Hastig ging mein Blick zur Uhr. Ich hatte doch nicht verschlafen? Nein, es war zwar schon spät, aber nicht so spät. Ich hatte noch eine knappe halbe Stunde, bevor ich mich auf den Weg machen musste. "Sehr fürsorglich", ächzte ich. "Und, wer hat dich reingelassen?"
"Na, wer wohl?", klang die Stimme meiner Schwester von der Tür her auf.
"Yuriko? Du hast ihn in mein Zimmer gelassen?"
Sie grinste. "Nun, er wollte dich unbedingt kennen lernen. Und du bist nicht aufgewacht, als ich dich wecken wollte. Zweimal, mittlerweile. Da dachte ich mir, lass es mal Rock Lee versuchen."
Sie ging zu dem kleinen grünen Halunken und tauschte mit ihm einen Handschlag aus. "Gute Arbeit, Lee-chan."
"Eine meiner leichtesten Übungen", erwiderte Lee lächelnd.
"Okay", brummte ich, schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. "Verstehe. Gibt es Frühstück?"
"Steht seit einer halben Stunde für dich bereit, Mamoru", sagte sie tadelnd. "Ich gehe dann die Miso-Suppe noch mal aufwärmen. Lee-chan, hast du schon gefrühstückt?"
"Oh, ich wachse noch. In meinen Magen passt eigentlich immer was rein!", rief der Junge fröhlich und folgte ihr auf den Flur.
So ließen sie mich alleine, halb aufgeweckt und vollkommen verkatert. Bei der Gelegenheit schwor ich mir, das nächste Mal Maß zu halten, auch wenn es darum ging, Asuma einen auszuwischen.

Als ich frisch geduscht und komplett angezogen in die Küche kam, war sie bis auf Rock Lee und Yuriko leer. "Mom und Dad?", fragte ich.
"Schon unterwegs. Mutter ist wie immer im Krankenhaus, und Vater hatte ein frühes Meeting." Sie tischte mir Pfannkuchen auf. Land der Blitze-Frühstück mit Miso-Suppe. Eine tolle Kombination. Dachte ich zumindest, bis zu der Sekunde, in der mir aufging, dass sie die Miso-Suppe nur für mich gemacht hatte. Ich liebte das Zeug eben. "Danke. Du wirst für Kou mal eine tolle Ehefrau abgeben", neckte ich sie.
"Ja, da hast du Recht. Und bis es so weit ist, habe ich deine beiden Mädchen auf meinen Stand gebracht, was das Kochen angeht. Falls du dich doch noch für eine der beiden entscheidest, wirst du mein Essen nicht missen müssen", neckte sie mich.
"Na, danke", murrte ich und strich Marmelade auf den Pfannkuchen.
Lee hatte derweil seinen Teller geleert, und das mit Enthusiasmus.
"Noch einen?", fragte Yuriko freundlich.
"Es gibt noch mehr?", rief Lee erfreut.
"Ich habe mehr als genügend Teig gemacht. Mamoru ist so ein guter Esser", sagte sie fröhlich und goss machte sich an die nächste Portion. Wenn sie etwas neben Kou und ihrer Familie wirklich liebte, dann waren das gute Esser.
"Allerdings wird es für einen Nachschlag dann doch ein wenig spät", mahnte ich.
Yuriko lächelte mich verschmitzt an. "Nun iss erst mal. Danach finden wir schon eine Lösung, Mamoru."

"Tolle Lösung", murmelte ich, in der Hand mehrere Papiertüten mit eingeschlagenen und mit Marmelade bestrichenen Pfannkuchen haltend. Die waren für die anderen Reisenden. Meinen persönlichen Vorrat hatte Yuriko mir in den Rucksack gepackt. Weil die auch kalt schmeckten. Wirklich, sie würde eine sehr gute Ehefrau abgeben. Und es wurde höchste Zeit, dass ihr immer weiter ausufernder Mutterkomplex andere Ziele fand als mich.
"Finde ich auch", ereiferte sich Lee und knabberte an einem seiner Tütenpfannkuchen. Ironie schien er nicht zu kennen. "So kann die Marmelade nicht raus fallen, und... Hey, wir bringen Pfannkuchen für alle mit!"
Winkende Gesten antworteten, und wenig später standen wir in einem großen Pulk vor dem Tor Konohas. Sechs Genin, fünf Jounin und ein Chunin.
Ich drückte den Genin die Hand. "Tenten, schön dich wieder zu sehen. Hinata, es freut mich, dass du so selbstbewusst ausschaust. Neji, schön, dich zu sehen. Kiba, Akamaru, Ihr seid ja das blühende Leben. Und Shino... Tja, was soll ich sagen? Wie geht es dem großen Krabbeln?"
"Dieser Witz war vollkommen unnötig, Mamoru-sempai", murrte der Aburame. Nach einiger Zeit fügte er hinzu: "Es geht ihnen gut."
"Freut mich zu hören." Ich wandte mich den höheren Ninjas zu und begrüßte einen nach dem anderen. "Ist Kakashi noch nicht da?"
"Nein. Aber wir haben ja auch noch Zeit", sagte Uzuki-sensei. "So ungefähr zwei Minuten. Er wird schon kommen."
Asuma tauschte einen Blick mit Guy aus. Guy nickte, als Asuma ihn fragend ansah.
"Ich gehe ihn holen. Ich glaube, ich weiß, wo er ist. Mamo-chan, willst du mitkommen?"
"Natürlich."
Asuma nickte mir zu, und dann verschwand er vor meinen Augen. Step, ungefähr zwanzig Meter weit, gerade am Erfassungsrand meiner sensorischen Fähigkeiten, damit ich die Richtung wusste. Ich folgte ihm sofort. Es ging Richtung Friedhof. Und das weckte ein paar Erinnerungen, Kakashi betreffend. Was hatte er damals auf dem Friedhof gemacht, als er mich gemaßregelt und mir ins Gewissen geredet hatte? Den Sandaime und meinen Sensei besucht? Zufälligerweise zur gleichen Zeit wie ich? Nein, da musste mehr hinter stecken.
Vor dem Treppenaufgang zum Friedhofsareal beendete Asuma Step. Ich war dicht hinter ihm. Die Stufen erklommen wir wie normale Menschen, aus Respekt jenen gegenüber, die hier begraben waren, die ihr Leben gewagt und verloren hatten, im Dienste Konohas und des Landes des Feuers.

"Oh, Sakura", sagte Asuma und blieb stehen.
Vor ihm stand das Mädchen mit den rosa Haaren, das ich ab und an mit Naruto sah. Sie war seine Teamkameradin. Mitglied Nummer drei war, während ich mit Otogakure beschäftigt gewesen war, zu Orochimaru desertiert und stand jetzt auf der Schwarzen Liste, aber noch nicht im Kopfgeldjägerbuch. Ausgerechnet Sasuke Uchiha, der Letzte, der in Konoha mit dem Sharingan geboren worden war. Na, es war abzusehen gewesen. Man hatte mir den kleinen Uchiha als besessen dargestellt, als besessen, um Rache an seinem Bruder zu nehmen, der für den kleinen Genozid an allen anderen Uchihas verantwortlich war, und nur Sasuke verschont hatte. Und da waren auch noch die Gerüchte über einen Putsch der Uchihas, der bevorgestanden hätte, wäre Itachi nicht Amok gelaufen. Oder seinem blutigen Auftrag gefolgt. Vielleicht würde ich eines Tages mehr darüber erfahren.
"Sakura, hast du deinen Sensei gesehen?"
Das Mädchen nickte. "Er ist auf dem Friedhof, am zentralen Gedenkstein. Er... Ah, Mamoru-sempai, hallo."
"Hallo, Sakura-chan", erwiderte ich. "Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, dass wir uns deinen Sensei ein paar Wochen ausborgen, oder?"
Ihr verlegenes Lächeln hatte etwas Schmerz, aber auch Entschlossenheit, fand ich.
"Das geht in Ordnung. Jetzt, da Naruto mit Jiraiya-sama auf Trainingsreise ist, bin ich sowieso die Letzte im Team, und meine Ausbildung zum Medi-Nin unter Tsunade-sama nimmt mich ohnehin sehr in Beschlag. Nehmt ihn ruhig mit. Aber bringt ihn in einem Stück wieder, ja?"
Asuma lachte auf seine eigene unnachahmliche Art. "Versprochen, Sakura. Wenn du versprichst, eine gute Medizinische Kunoichi zu werden."
"Abgemacht. Wir haben einen Deal", scherzte sie. Doch für einen Moment flackerte da wieder dieser Schmerz in ihren Augen auf. "Entschuldigt mich. Ich werde zurückerwartet."
Ich sah ihr nach. "Sakura-chan."
"Sempai?"
"Sakura-chan, du musst immer schön lächeln."
"Es ist nicht so, dass...", begann sie zaghaft, doch ich schnitt ihr die Worte im Mund ab.
"Ein Lächeln ist die schönste Art, dem Leben die Zähne zu zeigen."
Das verblüffte sie für einen Moment, aber die Idee schien ihr zu gefallen. Ein ehrliches, richtiges Lächeln, frei von Sorgen, schlich sich auf ihr Gesicht. Hocherfreut deutete sie eine Verbeugung an. "Danke für diesen guten Rat, Sempai! Ich werde ihn beherzigen!"
Ich erwiderte die Verbeugung, und sie wandte sich wieder zum Gehen.
"Du hast gut erkannt, dass etwas an ihr nagt", sagte Asuma.
"Ja. Das war nicht schwer. Ihr zu helfen wird wesentlich schwerer. Und ich fürchte, ich kann es nicht", murmelte ich.
"So? Du hast ihr doch schon geholfen, du kleiner Dummkopf." Er knuffte mir spielerisch gegen die Brust, was ich mit einem dünnen Lächeln quittierte. Hatte ihr das wirklich geholfen? Ein schöner Gedanke.
Tatsächlich sahen wir den Copy-Ninja beinahe sofort. Er stand wirklich neben den zentralen Gedenkstein. Er wirkte tief in sich zurückgezogen.
"Kakashi!", rief Asuma und winkte. "Kakashi, wir wollen los!"
Der weißhaarige Shinobi schreckte hoch. Er wandte sich uns zu und lächelte für einen Moment - soweit man das bei seiner Maske erkennen konnte, zumindest. "Bin auf dem Weg!", rief er.

Als wir zu dritt zurück zum Tor gingen, trat ich an Kakashis Seite. "Du hast mir einmal gesagt, dass man sich nicht von den Toten zwingen lassen soll, damit man nicht mehr Zeit bei ihnen als bei den Lebenden verbringt, Kakashi-sensei."
"Ja, das stimmt. Und?"
Ich sah ihn ernst an. "Warum lässt du es dann zu?"
Er schwieg einige bange Sekunden, bevor er antwortete. "Weil ich nicht die Kraft dazu habe, den Zwang auf mich zu lüften, Mamoru. Er ist schon zu alt und zu stark, als dass ich ihn einfach abtun könnte. Aber es ist nicht so, als würde ich es nicht versuchen."
"Du weißt, der Junge hat Recht", murrte Asuma. "Was heißt also, du würdest es versuchen? Sei ein Mann und stell dich ihr."
"Das ist nicht so einfach wie du denkst", erwiderte Kakashi.
"Natürlich nicht. Es ist nie einfach."
"Entschuldigt, aber habe ich was nicht mitgekriegt? Wenn ich euch zuhöre, dann kommt es mir so vor, als würdet Ihr nicht mehr über den Zwang reden, sondern über eine Frau."
Die beiden Jounin blieben abrupt stehen und sahen zu mir herüber.
"Er ist gut", stellte Kakashi fest.
"Ja, das ist er wohl. Und er steht noch ganz am Anfang." Asuma grinste breit. "Du hast Recht, Mamo-chan, es geht um eine Frau."
"Und mehr Details wollt Ihr mir sicher nicht verraten, was?", sagte ich und seufzte gespielt enttäuscht.
"Das ist nicht richtig. Wir haben einen langen Weg vor uns, und ich denke, wir werden dir einiges zu erzählen haben", sagte Kakashi nachdenklich. "Auch, von wem Asuma und ich gesprochen haben und wie ich zu ihr stehe."
"Das klingt nicht nach Beziehung, eher nach Militär", stellte ich fest.
"Es ist ja auch eine militärische Beziehung", erwiderte Kakashi.
Asuma schüttelte in Unverstand den Kopf. "Und genau da fangen all deine Probleme an, Kakashi. Zumindest die Selbstgemachten."
"Ja, wahrscheinlich hast du Recht", erwiderte der Copy-Ninja
Spätestens jetzt war ich auf die ganze Geschichte gespannt. Ich erwartete von dieser Reise einiges an Aufregung.
Es sollte sich als Untertreibung herausstellen.

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2.
Unsere Reise war kurzweilig. Ich meine, trotz der endlosen Sandwüste, die wir durchqueren mussten, um die Versteckte Stadt im Sand zu erreichen. Trotz der eisigen Nächte und der überhitzten Tage. Und das waren noch die besseren Seiten unserer kleinen Expedition.
Dazu kam ein kleiner Strom an weiteren Gruppen, die nach Suna zogen, zumeist Ninjas wie wir, die zur Prüfung wollten. Die meisten wichen der großen Gruppe aus Konoha aus; normalerweise zogen die Dörfer ihre Extra-Jounin, welche halfen die Leistung ihrer Endrundenteilnehmer zu bewerten, erst am eigentlichen Finaltag nach, vor allem da man nicht wusste, wie viele Genin eines Dorfes überhaupt das Finale erreichten. Wenn also Konoha bereits jetzt ebenso viele Jounin wie Genin - mich kleinen Chunin eingeschlossen - entsandte, dann sagte das genug darüber aus, was Konoha von seinen sechs Genin erwartete.
Eine Gruppe war nicht ausgewichen, und ich war dankbar dafür. Bereits am ersten Tag in der Wüste waren wir aufeinander getroffen, kaum das wir die Wälder des Landes des Feuers verlassen hatten. Wir hatten das halbe Land auf parallel verlaufenen Straßen durchquert, und diese Erkenntnis hatte uns herzlich lachen lassen.
Es war die Gruppe aus Getsugakure. Sie wurde angeführt von meinem alten Freund Amir, der nun schon Jounin geworden war. Der kleine dünne Mann begleitete drei viel versprechende Genin, die alle so um die dreizehn waren. Das normale Alter, um einen ersten Versuch bei der Chunin-Prüfung zu wagen.
Es waren zwei Mädchen und ein Junge. Amir stellte sie als Anne, Illan und Mohad vor.
Anne war ein kleines, dürres schwarzhaariges Mädchen, das mir irgendwie vertraut erschien - und zudem gerade mal wie zwölf. Illan war das genaue Gegenteil, eine große, bereits recht weibliche Rothaarige, die wie eine kleine Version der jungen Hanako wirkte. Mohad war ein dürrer großer Bursche mit stechenden Augen, blonden Haaren und verkniffener Miene. Auch an ihm kam mir einiges bekannt vor.
Nach dem ersten Schrecken beschlossen wir, den restlichen Weg zusammen vorzunehmen. Unsere Genin freundeten sich recht schnell mit den Getsu-Nin an. Neji wohl vor allem deshalb, weil er die Möglichkeiten seiner potentiellen Gegner ausleuchten wollte. Dabei biss er bei Mohad auf Granit, aber Illan erwies sich als sehr mitteilungsbedürftig. Mehr noch, sie schien sofort in den eher ruhigen Hyuuga-Burschen vernarrt zu sein. Ich nutzte die Gelegenheit, um mit Anne zu sprechen.

"Irgendwie kommst du mir bekannt vor", sagte ich zu ihr. "Habe ich dich schon mal gesehen?"
"So, hast du das?" Ihr Blick war vielschichtig. "Hast du das wirklich?"
"Es kommt mir so vor, ja."
"Wann willst du mich denn getroffen haben, Morikubo-sama?"
So, wie sie die Worte sprach, klingelte da etwas in mir. Ich musterte sie erneut und dachte über ihre Frage nach. Und dann kam mir die Erkenntnis. Natürlich, wenn es schon einige Zeit her war, dass ich sie getroffen hatte, dann musste sie erheblich jünger gewesen sein. Zwei, drei, vielleicht fünf Jahre jünger. Aber in dieser Zeit gab es nicht besonders viele Gelegenheiten, bei denen ich auf Getsu-Ninjas getroffen war.
Entsetzt blieb ich stehen. "Ach, erinnerst du dich jetzt?", fragte Anne amüsiert.
"Amir!", bellte ich.
Der Jounin aus Getsugakure zuckte zusammen. "Hast du es etwa herausgefunden?", fragte er zerknirscht.
Ich ging hastig ein paar Schritte nach vorne und ergriff den Jounin am Kragen. "Uzuki-sensei, entschuldige uns einen Moment", sagte ich fröhlich. Nicht zu fröhlich, jedenfalls.
Dann ging ich mit dem Burschen hinter die Gruppe... Weit, weit hinter die Gruppe.
"Ich hatte mir schon gedacht, dass die Möglichkeit besteht, dich ausgerechnet dann in Suna zu treffen, wenn ich mit Anne da bin. Aber ich hatte ehrlich gesagt nicht erwartet, dich schon früher zu treffen. Und ich hätte nicht erwartet, dass du so lange brauchen würdest, um sie zu erkennen."
Ich deutete auf das junge Mädchen, das immer wieder zu uns zurück spähte, meistens mit einem zynischen Lächeln, das Kamui stolz gemacht hätte. "Das ist Anne."
"Ja, so habe ich sie vorgestellt. Probleme, die Realität zu akzeptieren, Mamoru?", fragte er kess. Etwas zu kess für meinen Geschmack. Ich grollte böse.
Amir winkte ab. "Pluster dich nicht auf, Mamo-chan. Ja, du hast Recht. Das ist Anne aus Otogakure. Ja, wir haben die Oto-Nin, die mit Maria geflohen sind, bei uns aufgenommen. Ja, sie hat das Talent zur Kunoichi. Nein, sie ist nicht mit Maria verwandt oder verschwägert. Und nein, es gibt kein Abkommen zwischen Getsugakure und Konohagakure, das uns untersagt, Nukenin aufzunehmen. Die Oto-Nin haben sich die letzten zwei Jahre bewährt, sie haben unser Vertrauen erworben. Sie haben sich integriert, gut integriert. Deshalb lassen wir ihre Kinder an die Akademie und erlauben ihnen die Chunin-Prüfung. Das war die Kurzversion. Willst du die lange hören?"
"Die anderen beiden? Illan und Mohad?"
"Nein, sie sind keine Kinder von Oto-Nin. Das wird dir gefallen. Illan ist meine Nichte, und Mohad der Sohn von Hassin."
"Der Sohn von Hassin? Das hätte ich eigentlich an der verkniffenen Miene erkennen müssen", murmelte ich mehr zu mir selbst. "Und deine Nichte?"
"Ja, meine Nichte. Wenn ich das so reflektiere, haben wir damals bei der Prüfung nie über unsere Familienverhältnisse gesprochen, obwohl wir Getsu-Nin alt genug für eigene Familien waren. Vielleicht auch, weil deine Verhältnisse recht offensichtlich waren. Wie läuft es denn mit deinen beiden Schönheiten?"
"Mehr schlecht als recht", erwiderte ich. "Sie haben mir offenbart, dass sie mit drei anderen Frauen einen Pakt geschlossen haben, damit auch eine der fünf irgendwann in der Zukunft Frau Morikubo werden wird. Und ich kenne zwei der Frauen nicht. Sie wollen es mir aber auch nicht verraten."
Amir sah mich aus großen Augen an. "Du hast tatsächlich... Ich meine, du weißt schon, dass du hier über Liebe, Beziehungen und Sex redest, oder?"
Ich sah wütend zurück. "Für was für einen Volltrottel hältst du mich eigentlich?"
"Also, in Liebesdingen für den größten Dummkopf in Land des Feuers. Damals, zumindest. Da haben mir deine Mädchen wirklich, wirklich leid getan. Und? Wer ist denn dieses Wunder an Schönheit, Entschlossenheit und Kampfkraft, dem deine Mädchen erlaubt haben, in den Pakt um deine Hand einzutreten?
"P-chan."
Amir zuckte zurück, als hätte er einen Schlag erhalten. "Was? Der Affenkönig?"
"Wovon redest du? Perine, die Affenkriegerin, mit der ich einen Monat Sparring betrieben habe!"
"Bei deinem Sparring war ich nicht dabei. Ich erinnere mich nur an den Affenkönig, der sich in das kleine Mädchen verwandelt hat, nachdem er Jardin und die Riesenschlange alleine mit seinem Chakra besiegt hat."
"Aber das WAR P-chan! Sie hatte sich nur als Enma verwandelt, und..."
Amir hielt an und griff nach meinem Arm. "Mamo-chan, jetzt mal unter uns beiden, ganz ehrlich. Glaubst du wirklich daran, dass deine P-chan ein solches Volumen an Chakra schmieden kann? Du hast die Kraft gespürt, oder? War das P-chan?"
Entsetzen ergriff mich. Verdammt, er konnte Recht haben. Das Chakra hatte sich überhaupt nicht nach P-chan angefühlt. Aber die Rückverwandlung... Das war doch P-chan gewesen! Ihre Worte, ihr Verhalten, all das war P-chan! Warum hätte Enma dies tun sollen? "Aber das ist unlogisch!", rief ich.
Amir begann zu lachen. "Nicht bei dir, ewiger Chunin. Nicht bei dir. Also das Mädchen, das... Diese P-chan ist die dritte in der Liste. Interessant. Sie muss ziemlich gut sein, wenn deine Mädchen sie akzeptiert haben."
"Und hübsch", murmelte ich, in Erinnerung an unsere letzte Begegnung. "Selbst in ihrer Affengestalt."
"Ach ja, da war ja noch ein Nachteil bei der Geschichte", sagte Amir, noch immer lachend. Er stutzte.
"Was hast du?"
"Ich stelle mir gerade vor, wie die anderen beiden Frauen sein müssen, um..." Er runzelte die Stirm. "Oh, oh. Wenn ich wieder daheim bin, werde ich ein ernstes Gespräch führen müssen, um... Du weißt, dass Maria... Wie sage ich dir das jetzt?"
"Maria arbeitet für euch?", fragte ich.
"Sie arbeitet mit der klaren Auflage, niemals gegen Konohagakure eingesetzt zu werden."
"Das halte ich für eine gute Idee eures Tsukikages."
"Es war ihre Auflage dafür, dass sie in die Ninja-Ränge eingetreten ist", erwiderte er trocken.
"Ja, Himmel, warum sollte sie das tun?", fragte ich entgeistert.
"Weil sie Angst vor dir hat?", bot Amir an.
Nachdenklich kratzte ich mich an der Stirn. "Okay, das macht irgendwie Sinn."
Amir atmete erleichtert auf. "Schön. Du bist in manchen Dingen immer noch der Alte, Mamoru. Das ist gut zu wissen. So, jetzt weißt du alles. Anne ist allerdings keine der Ninjas, die Orochimaru überall in der Welt aufgelesen hat. Sie ist das Kind normaler Bürger und hat einfach nur ein Talent für die Shinobi-Welt bewiesen." Er musterte mich eindringlich. "Du hast doch nicht vor, wenn du wieder in Konoha bist, Getsugakure aufzusuchen und Maria zu töten?"
Nein, das hatte ich nicht. Es war mir gar nicht in den Sinn gekommen. Das war merkwürdig. Ich hätte gedacht, dass ich, wenn ich einmal erfuhr, wo meine persönliche Nemesis war, sofort aufbrechen und fürchterliche Rache nehmen würde. "Nein", sagte ich. Ob diese Frau nicht nur meine Erinnerung, sondern auch meinen Willen manipuliert hatte?
Amir atmete auf. "Gut. Danke. Wir können diplomatische Verwicklungen mit einem der großen fünf Reiche im Moment gerade überhaupt nicht gebrauchen. Und es würde einerseits ziemlich schlecht wirken, wenn wir der Godaime Hokage beichten müssten, dass wir ihren Helden von Otogakure getötet haben, oder andererseits einen Krieg mit Konoha anfangen würden, nachdem du auch unser Dorf vernichtet hast."
"Nun übertreib mal nicht gleich in beide Richtungen!", sagte ich scharf. "Ihr werdet ja wohl kaum eine Chakra-Bombe unter dem Ort haben!"
Amir lächelte dünnlippig. "Tja, wer weiß? Für kleine Ortschaften ist das schon eine tolle Absicherung, finde ich.
Also, ich fasse mal zusammen. Marias Gruppe gehört jetzt zu Getsu. Sie wird Konoha niemals angreifen, das hat sie uns geschworen, und auch dem Rat als Versprechen abgenommen. Das gilt für sie wie für alle anderen Shinobi aus Oto. Anne ist eines der Kinder aus Otogakure, aber voll integriert. Und da du nicht vorhast, uns stantepede anzugreifen, sind alle Probleme vorerst gelöst, denke ich." Er sah mich schief von der Seite an. "Aber hast du nicht mal Lust, auf Besuch zu kommen? Auf einen normalen Besuch? Es könnte eine große Überraschung für dich werden, unser Dorf zu sehen und die Leute kennen zu lernen. Khal und Hassin werden sich auf jeden Fall freuen."
Ich zwinkerte mehrfach, um die Worte zu verdauen. "Nein, danke. Ich kann nicht garantieren, dass ich Maria nicht doch... Ich meine, wenn ich sie sehe, und... Da ist so viel Wut in meinem Bauch, dass ich... Dass ich..."
"Wut? Weil sie dich verführt hat?"
Ich erstarrte. "Erzählt das Biest das etwa in Getsugakure herum?"
"Äh, nein. Ich habe nur eins und eins zusammengezählt. Es muss ja einen gewichtigen Grund geben, warum sie Konoha nicht bekämpfen will, nicht mal auf Missionen gehen will, auf denen wir kollidieren könnten. Wir sind halt Ninjas, und da hat man eigentlich solche Möglichkeiten in Kauf zu nehmen. Sie lässt sich da aber eine ganz schöne Extrawurst braten."
"Na toll, dann habe ich es dir selbst verraten. Und, siehst du jetzt auf mich herab, Amir?"
Der Ältere klopfte mir gewichtig auf die Schulter. "Mamo-chan, Mamo-chan. Warum sollte ich das tun? Sie hat dich verführt, nicht umgekehrt. Außerdem... Diese Frau ist so heiß, dass dich automatisch jeder Mann um diese Erfahrung beneidet."
"Echt? Weißt du, ich kann das nicht sagen, das mit dem Beneiden. Nachdem mich Maria ausgenutzt hat, habe ich es mir zur Regel gemacht, mich nicht mehr von sexy Kunoichi verführen zu lassen", sagte ich säuerlich.
"Das heißt, du hast keine weiteren Erfahrungen gesammelt", stellte Amir fest.
"Hey, ich bin erst sechzehn!", protestierte ich. "Sechzehn! Außerdem vergisst du meine Mädchen. Mit einer von ihr zu schlafen würde bedeuten..."
"Ach ja. Du bist immer noch so ein verdammter Moralapostel. Das erklärt einiges. Willst du nicht doch nach Getsugakure kommen? Vielleicht mit uns?"
Ich schüttelte nachdrücklich den Kopf. "Nein, keine Chance. Ich will unsere guten Beziehungen nicht zerstören." Ich sah Amir nachdenklich an. "Waren Karin oder Hanako eigentlich jemals in Getsugakure? Ich meine, wenn Maria wirklich so heiß ist, dass mich alle Männer um diese Erfahrung beneiden, könnte ich mir vorstellen, dass sie..."
"Nein!", sagte er bestimmt. "Sie waren noch nie in Getsugakure. Weder einzeln, noch zusammen. Und sie haben auch nicht geholfen, als Maria..." Er verstummte.
"Als Maria was?"
"Oh, das willst du nicht wissen, mein alter Freund. Das willst du nicht wissen."
Er sah nach vorne, wo die anderen ein gutes Stück voran gekommen waren. "Lass uns wieder aufholen, bevor sie uns zurücklassen, Mamoru."
Ich hatte zwar das Gefühl, das noch nicht alles gesagt worden war, dennoch folgte ich dem Getsu-Nin.
"Ach, eines noch, Mamo-chan. Warum weißt du eigentlich nicht, dass wir die Oto-Nin aufgenommen haben? Wir haben auch einige von denen aufgenommen, die von Konoha frei gesprochen worden sind. Die Godaime Hokage weiß das alles. Warum du nicht?"
"Oh. Das ist eine sehr gute Frage." Und es ärgerte mich sehr, dass ich darauf keine Antwort hatte.
Gemeinsam gingen wir der Gruppe hinterher, um wieder aufzuschließen. Ich würde wohl die eine oder andere Frage stellen müssen. Entweder jetzt Asuma, oder später Tsunade-sama persönlich.
***
Als wir den Wall erreichten, der Sunagakure umgab und der wirksamste Schutz des Dorfes war - sah man einmal von den Fähigkeiten des Godaime Kazekage ab - passierten wir mehr als zwei Dutzend Suna-Nin, die jede unserer Bewegungen misstrauisch beäugten. Sie bildeten eine Art Vorposten auf der Außenseite der Mauer, gut getarnt und wachsam. Ich konnte sie mit meinen schwachen sensorischen Fähigkeiten erspüren. Aber ich vermutete wohl zu Recht, dass es rund um den Wall weitere Posten gab.
Konoha hatte das anders gelöst. Unser Tor stand am Tage immer offen, aber dafür patrouillierten ANBU und andere Shinobi in unregelmäßigen Rastern das Umland. Ich musste für einen Moment schlucken, als ich mich erinnerte, dass beim Überfall auf Konoha dieser Raster verraten worden war.
"Na, na, wer macht denn da so ein trauriges Gesicht?", empfing mich eine laute Stimme. Eine laute und bekannte Stimme. Lian.
Die junge Kunoichi lehnte an der linken Seite des Walls und griente zu mir herüber. Ich erkannte sie kaum wieder. Sie hatte ihren Turban abgelegt und ihren Bekleidungsstil geändert. So wirkte sie um einiges burschikoser als damals im Wald, wo sie durchaus als Mann durchgegangen wäre. Als Mann mit mehr Oberweite als Karin, zugegeben. Die buschigen, blonden Zöpfe, die sie nun trug, unterstrichen ihre natürliche Aggressivität um einiges. Allerdings war ihr Gesicht weicher, fraulicher geworden, oder anders ausgedrückt: attraktiver. Sie stieß sich von der Wand ab und kam auf die Konoha-Gruppe, die bei ihren Worten angehalten hatte, zu.
"Hallo, Lian", antwortete ich und betrachtete ihren Bodystocking, der nur aus Netzgewebe zu bestehen schien, dem heimlichen Betrachter aber keinen einzigen Einblick erlaubte. Raffiniert gemacht, das musste ich zugeben. Im Kampf gegen Männer würde ihr das wertvolle Sekunden einbringen.
"Denkst du gerade darüber nach, ob du irgendwie unter meiner Kleidung meine Brustwarzen sehen kannst, oder gratulierst du mir gerade zur Strategie, die mir im Kampf gegen männliche Gegner eine Schrecksekunde verschafft?", fragte sie.
"Äh, letzteres."
Sie seufzte lang und tief. "Das ist so typisch Mamo-chan, dass ich regelrecht beruhigt bin." Übergangslos begann sie vor Freude zu quieken, und schloss mich in die Arme. "Mamo-chan! Endlich kommst du mal nach Sunagakure! Oh ich bin so glücklich, dich zu sehen! Geht es dir gut? Natürlich geht es dir gut. Eine scheuern sollte ich dir dafür, dass du beinahe in Otogakure gestorben bist! Und wo sind Karin und Hana-chan? Warum hast du sie nicht mitgebracht?"
"Mamoru, warum stellst du uns nicht deine kleine Freundin vor?", fragte Kakashi-sensei.
"Das ist nicht nötig", sagte Kurenai-sensei lächelnd. "Hallo, Lian. Lange nicht gesehen."
Die beiden reichten sich sittlich die Hand. "Seit Kumogakure nicht mehr. Und das ist mein Glück", sagte sie betont, und die beiden Frauen lachten bei der derben Anspielung auf den Überfall auf Konoha.
"Hallo, Lian", sagte nun Uzuki-sensei, gefangen zwischen spröde und freudig. "Ich habe vorher keiner Gelegenheit gehabt, mit dir zu sprechen. Es tut mir leid um Katou. Er war ein feiner Bursche."
Für einen Moment wirkte sie verlegen. "Und mir... Es tut mir leid um Hayate-sensei. Ich habe ihn nie kennen gelernt. Aber so wie Mamo-chan und die beiden Mädchen immer über ihn sprachen ist das ein großes Versäumnis für mich. Dein Verlust schmerzt mich, Uzuki-sensei."
Die ANBU zögerte eine Sekunde, dann nickte sie und reichte dem Suna-Mädchen die Hand. "Es war Krieg", sagte sie schlicht.
Lian nickte dankbar und wandte sich nun Asuma zu, mit dem sie eine laute und derbe Begrüßung austauschte, die nicht nur mich erstaunte.
"Oh, Amir, dich sehe ich ja jetzt erst. Ich dachte, du wärst nur ein weiterer Genin", scherzte sie.
"Sehr lustig. Du bist jetzt vielleicht größer als ich, aber die Ohren lang ziehen kann ich dir immer noch", erwiderte der Getsu-Ninja. Die zwei drückten sich kurz und voller Freude.
Dann verbeugte sie sich leicht vor Kakashi und Guy sowie den Genin aus Konoha und Getsu. "Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Lian. Ich bin Kunoichi aus Sunagakure. Ich war zusammen mit Mamo-chan, Hanako und Karin sowie mit Amir, Hassin und Khal bei der Chunin-Prüfung in Kumogakure. Wir haben uns verbündet und gemeinsam einiges überstanden.
Als ich dann hörte, wer die Konoha-Teilnehmer begleiten würde, war ich ganz aus dem Häuschen und hätte am liebsten jeden Tag bis zu eurer Ankunft hier gewartet, aber ich muss ja nebenbei auch noch was tun.
Mamo-chan, bevor du fragst, Tooma muss jede Sekunde hier sein. Als die Späher meldeten, dass die Konoha-Abordnung mit Copy-Ninja Kakashi Hataki, Elitewächter Asuma Sarutobi, Konohas grüner Bestie Might Guy und dem ewigen Chunin Mamoru Morikubo mit Begleitung - Entschuldigung, Uzuki-sensei, Kurenai-sensei, Amir-kun - eintreffen würden, habe ich ihn kontaktiert. Aber was rede ich, wir sollten hier nicht rumstehen. Ihr müsst durch die Begrüßung, und dann wartet bereits Tooma. Hoffe ich. Ihr wohnt selbstverständlich bei meinem Clan, damit das klar ist. Meine Eltern hätten mir auch sonst was erzählt, wenn ich den Mann, der mein Leben gerettet hat, in einem profanen Gasthaus hätte schlafen lassen."
"Das Leben gerettet?", fragte Kakashi amüsiert. "Also, das habe ich in deinen Berichten nie gelesen, Mamo-chan."
"Es steht aber drin, Kakashi-sempai. In meinem Bericht über den Abwehrkampf in Konoha, Seite fünf: Erster Kampf mit Maria. Sie hatte Katou bereits..." Ich ballte bei dieser Erinnerung die Hände zu Fäusten. Es gab vieles, was ich ihr nicht vergeben konnte. Und dann war da doch etwas an Maria, was... Was... Was mich verwundert nach hinten taumeln ließ, als Lian mir ohne jede Vorwarnung eine scheuerte, dass ich glaubte, mein Kiefer würde nachgeben.
"Mamoru-sempai!", rief Lee aufgeregt und wollte an meine Seite eilen. Amir war mitten in einer Abwehrbewegung erstarrt. Tenten war schon halb auf dem Wege, um zwischen mich und Lian zu treten, aber beide wurden von der ruhigen Stimme der Kunoichi gestoppt. "Das war dafür, dass du die Chance hattest, Katou zu rächen und Maria zu töten, und es nicht getan hast", sagte sie und reichte mir die Hand. Sie lächelte. "Damit ist von meiner Seite aus alles erledigt. Kann aber sein, dass Tooma den einen oder anderen Einwand hat."
Ich nahm ihre Hand und schüttelte sie. "Beinhalten seine Einwände auch körperliche Gewalt?"
"Nein, keine Sorge. Er ist nicht so schlimm wie ich. Er wird dir eher ein schlechtes Gewissen einreden, und das mit einem Hundeblick, der dich bis ans Ende deiner Tage verfolgt."
"Na, danke. Ich nehme lieber noch eine Ohrfeige", murmelte ich und rieb mir die schmerzende Wange. Was sie wohl mit mir tun würde, wenn sie je herausfand, dass ich mit Maria... Nun. Eigentlich ging sie das überhaupt nichts an. Aber wenn sie es gewusst hätte, hätte sie mir dann sicher gleich noch eine gescheuert.
"Gehen wir", rief sie fröhlich und zog mich hinter sich her. Akamaru bellte bestätigend. Kiba murmelte: "Und das ist einer der Gründe, warum ich Mädchen nicht verstehe."
"Das ist ja nichts neues für uns, Kiba-kun", sagte Tenten spitz.
Amir murmelte leise etwas von Konoha-Männern und ansteckend, aber es war nicht laut genug, dass ich es komplett verstehen konnte. In mehrerlei Hinsicht.
Während wir weiter gingen, wandte sich Lian mir zu und fragte leise: "Und, war sie gut im Bett?"
Ich wankte zwischen einer spontanen Ohnmacht und einem Wutausbruch, aber schließlich reichte es nur zu einer Gegenfrage: "Woher weißt du das denn?"
"Oh, ich habe den Bericht gelesen. Zwar nur die Kopie, die Kirigakure von deinem Bericht an Tsunade-sama gemacht hat, aber immerhin."
"Aha." Geheimdienstwitze. Ich mochte sie nicht besonders. Vor allem nicht, wenn sie wie in diesem Fall nur allzu wahr sein konnten.

"Hey, Konoha!" Am Ende der Schlucht stand Tooma und winkte heftig mit der rechten Hand. Dabei strahlte er über das ganze Gesicht. Er war in Begleitung eines groß gewachsenen Mannes, der den klassischen Suna-Turban trug. Seine linke Gesichtshälfte war durch ein Stück weißes Tuch verhängt. Es konnte eine Verletzung verbergen, oder eine Geheimwaffe wie Kakashis Sharingan.
"Das ist Baki", raunte mir Kakashi von hinten ins Ohr. "Hat den Angriff auf Konoha angeführt. Das hat aber sicher nichts mit Taktlosigkeit zu tun, denn er hat auch die Kapitulation ausgehandelt. Er ist Ratsmitglied, und man sagt, für den Godaime Kazekage Gaara ist er die wichtigste Stütze."
"Ein wichtiger Mann also", stellte ich fest.
"Vor allem ein gefährlicher Mann. Ein guter Shinobi."
Aus Kakashis Mund war das ein großes Lob. "Lian, gibt es vielleicht eine Gelegenheit, mit dem Kazekage zusammen zu kommen?", fragte ich. "Ehrlich gesagt bin ich neugierig, ihn zu treffen. Er ist jünger als mein Kumpel Naruto, und er hat schon dessen Traum, Kage zu werden, wahr gemacht."
Lian stockte, und ich lief auf sie auf. "Naruto?", fragte sie verwundert.
"Naruto", bestätigte ich.
"So ein Blonder mit wirren Haarspitzen, einem Dauergrinsen, und unfähig aufzugeben."
Neji begann spontan zu lachen. "Sie beschreibt unseren Naruto ziemlich gut."
Auch die anderen Genin amüsierten sich über diese Worte.
"Ihr kennt ihn auch?", fragte Lian.
"Wir sind Freunde", sagte Neji nach einer kurzen Pause. "Zumindest sehe ich das so."
Lee nickte dazu. Kiba grinste breit, Akamaru bellte bestätigend. Tenten lächelte, als sie ebenfalls nickte, und Hinata wurde einfach nur rot wie eine Tomate. Ach ja, ihr Naruto-Leiden.
"Oh. Das gibt aber Pluspunkte für ein Treffen mit dem Kazekage."
Neji winkte lachend ab. "Ich glaube, das hätte ohnehin keine Probleme gegeben. Wir kennen Gaara a... Ich meine den Kazekage vom Chunin-Examen in Konoha, und einige von uns haben mit ihm und seinen Geschwistern bei einer gemeinsamen Aktion von Suna und Konoha Seite an Seite gekämpft."
"Na dann wird das ja fast eine Familienzusammenführung!", rief sie fröhlich und zog wieder an meiner Hand. "Tooma, schau doch mal, ich habe einen Streuner gefunden. Darf ich ihn behalten?"
"Meinetwegen, aber er wird entlaust und dann kastriert", erwiderte er mit gespielter elterlicher Stimme.
"Tooma, manchmal könnte ich dich...", raunte ich böse.
"Wir reden später. Entschuldige, Baki-sensei, ich wollte mich nicht vordrängen."
Der große Suna-Shinobi lächelte leicht. "Es ist in Ordnung, Tooma. Sie werden sowieso bei Lian unterkommen. Da passt es schon. Falls sie dem Drängen ihrer Familie nachgeben und nicht doch bevorzugen, ein Gasthaus aufzusuchen." Baki lächelte ins Rund und begrüßte jeden Jounin mit Namen, anschließend fand er noch einige nette Worte für die Genin.
"Ich heiße euch herzlich willkommen in Sunagakure, dem zweiten Herz des Landes der Winde. Wir Ihr ja mitbekommen hat, besteht der Familienclan Toroza darauf, für euch Unterkunft und Verpflegung aufzubringen, deshalb habe wir eure Reservierung stornieren lassen. Ich bitte diese eigenmächtige Handlung zu entschuldigen.
Amir-tono, Ihre Reservierung ist nicht betroffen."
"Verständlich. Immerhin sind wir ja nicht wirklich Begleiter von Mamo-chan."
"Aber, aber", wiegelte Lian ab, und winkte mit der Rechten. "Wer redet denn von so was? Selbstverständlich habe ich es arrangiert, dass Ihr ebenfalls bei uns unterkommt, Amir-kun, kaum das ich deinen Namen auf der Anmeldeliste gelesen habe. Baki-sama weiß nur nichts davon, weil Ihr eigentlich von Kankurou-sama empfangen werden solltet. Da Ihr aber zusammen eingetroffen seid... Tja. So sind die Dinge."
Amir lächelte erfreut. "Das habe ich nicht erwartet. Vielen Dank, Lian-chan. Wir nehmen natürlich gerne an."
"Sehr schön. und wie ist es mit Konoha?", fragte Lian burschikos.
"Wie gesagt", fügte Baki an. "Die Toroza bestehen darauf."
"Kein Problem, Baki-tono", sagte Kakashi. Er deutete auf mich und das junge Mädchen. "Wir würden ohnehin ein Brecheisen brauchen, um sie von Mamo-chans Seite zu kriegen. Also nehmen wir das Angebot gerne an."
"Das erleichtert mich. Natürlich hätte ich die Stornierung rückgängig machen können. Aber so ist es besser, denke ich. Die Registrierung für das Examen wurde erfolgreich abgeschlossen. Morgen ist die erste Prüfung im Schulungsturm. Zuvor lädt der Kazekage die ganze Abordnung Konohas zu einem informellen Essen ein. Die Getsugakure-Gruppe wurde für heute Abend zu einem Essen mit den Ratsmitgliedern und den anderen Teilnehmern des Chunin-Examens eingeladen."
"Danke, wir kommen gerne", sagte Amir.
Ich lächelte verschmitzt. So weit reichte der Arm der Toroza dann doch nicht, wie es schien. Aber es freute mich, dass ich mit meinem alten Freund unter einem Dach wohnen konnte. Außerdem ergab das vielleicht Gelegenheit, Anne noch ein wenig auszuquetschen, und...
Ich unterbrach den Gedanken, als ich bemerkte, dass Uzuki-sensei Baki musterte. Nein, das war nicht richtig. Sie sah auf seine Brust. Und mit jeder Sekunde, die sie dorthin starrte, veränderte sich ihr Gesicht vom üblichen beherrschten Lächeln zu einer zitternden Leidensmiene. Doch sie beherrschte sich, unterdrückte diese Gefühlswallung und ließ das nichtssagende Lächeln wiederkehren. Irritiert sah ich selbst zu Baki-tono herüber, versuchte zu ergründen, was Uzuki-sensei so erschüttert hatte... Und dann sah ich es. Ich SAH es. Ich sah den haarfeinen Riss in Baki-tonos Chakra. Keinen Riss in dem Sinne, weil Chakra ein fließendes Feld erzeugte. Es wirkte wie ein Riss, war aber nichts weiter als implantiertes Chakra, das eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen hatte. Mächtige Shinobi benutzten es für die verschiedensten Techniken - und mein Sensei Hayate war so ein Shinobi gewesen.
Er hatte immer sein eigenes Chakra in sein Wind-Jutsu eingepflegt, als eine Art Markierung, die er sich in seiner Zeit bei der ANBU angewöhnt hatte. Für den Fall, dass er einen Kampf nicht überlebte, hinterließ er bei seinem Gegner ein Markenzeichen, das Eingeweihte selbst noch nach Jahren erkennen konnten. Eingeweihte wie Uzuki-sensei. Eingeweihte wie ich. Dieser Mann hatte mit meinem Sensei gekämpft. Und es gab nur eine zeitnahe Gelegenheit, bei der Suna-Shinobi und Konoha-Shinobi aneinander geraten waren: Die Invasion Konohas durch Suna und Oto. Beziehungsweise ein paar Wochen vorher, um einen unliebsamen Mitwisser auszuschalten. Ich war in diesem Moment dankbar für Lians Griff um meinen Arm, denn ich wusste nicht, ob ich mich nicht ansonsten brüllend auf Baki-tono gestürzt hätte, oder einfach kraftlos zu Boden gefallen war. Die Zeichen sprachen sehr dafür, dass es Baki-tono gewesen war, der meinen Sensei getötet hatte. Er war es gewesen, er! Und Uzuki-sensei wusste das. Auch wenn sie bis auf den kleinen Moment der Schwäche nichts nach außen hatte dringen lassen, sie wusste es. Und ich wusste, was sie nun würde tun wollen. Aber ich wusste auch, dass ich das niemals zulassen durfte. Niemals.
"Also, Baki-sama wird auch noch die nächsten Gruppen empfangen müssen. Deshalb bringen Tooma und ich euch jetzt erst mal nach Hause, damit Ihr euch nach der anstrengenden Reise frisch machen könnt", sagte Lian fröhlich und zog schon wieder an meinem Arm. Tooma ergriff meinen anderen Arm und zerrte nicht weniger enthusiastisch. Das half, damit ich den Schrecken überwandt, und der Welt einen Mamoru vorzuspielen, den es gerade nicht gab.


2.
Wir betraten Sunagakure. Die fremde Architektur überraschte mich. Die Gebäude waren zumeist rund, mehrere Stockwerke hoch, und trugen Kuppeln als Dächer. Sie wirkten auf mich wie... Kürbisse. Zumindest manche der Bauten.
Wir gingen durch die Straßen, die gut besucht waren. Wohl weil heute auch Markt war.
Mit mir an der Spitze führten Tooma und Lian unseren Trupp durch das Gewühl, das in Konoha als schlecht besuchter Nachmittagsverkauf durchgegangen wäre. Lian versprach, mit den Genin später zum Markt zurück zu kehren, als Tenten mit leuchtenden Augen eine Auslage mit verschiedenen Waffen betrachtete, aber zuerst wollte man das Clanshaus erreichen.
Nun, das ging relativ fix, als wir das größte Gebäude im Viertel erreichten, das gewiss fünf Stockwerke hatte, sowie vier etwa halb so hohe Anbauten neben und hinter dem Haupthaus.
Unser Empfang verlief stürmisch und aufgeregt, wir wurden vom Clansoberhaupt begrüßt, der, wie sich herausstellte, Lians Großvater väterlicherseits war.

"Willkommen, willkommen!", rief der greise Mann, als wir das Haupthaus betraten.
Es waren etwa zwanzig Personen zu unserem Empfang angetreten, und viele erkannte ich auf den ersten Blick als Shinobi. Was bei den Stirnbändern nicht schwer war. Oder der Kampfkleidung. Oder den Turbanen, die für Suna-Nin so typisch waren.
"Opa, das ist Mamo-chan", berichtete Lian stolz und gab mich direkt vor dem alten, aber rüstigen Burschen frei.
"So, so. Das ist also dieser Mamoru Morikubo, von dem ich schon so viel gehört habe." Er sah an mir vorbei. "Asuma-kun, was sagst du denn über ihn?"
Der Shinobi lächelte, während er sich eine Zigarette anzündete. "Ich bin leider befangen, weil mein Vater ihn zum Kontraktpartner der Affen gemacht hat, Lokke-sama."
"Schade. Ich hätte gerne deine Meinung gehört. Wie ist es dann mit dir, Guy-kun?"
Das grüne Biest von Konoha trat einen Schritt vor und ließ krachend eine Hand auf meine Schulter fallen. "Ich kenne ihn erst einen Tag persönlich, aber ich weiß natürlich was über ihn geredet wird."
Das machte mich neugierig. Neugierig genug, um die Gedanken über Baki beiseite zu schieben. Was wurde denn genau über mich geredet?
"Und er ist exakt so, wie man sagt. Nein, ich glaube, er ist auch noch ein wenig besser."
Der alte Mann lachte leise. "Morikubo, das war ein großes Lob aus Guys Mund. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen." Wieder lachte er. "Aber was rede und rede ich, wir haben eure Zimmer vorbereitet. Selbstverständlich auch für unsere Gäste aus Getsugakure. Amir-san, ich habe die Berichte über dich und deine Getsu-Nin sehr gerne von meiner Enkelin gehört. Es ist mir eine Freude und eine Ehre, dich und deine Gruppe in meinem Haus begrüßen zu können."
"Nicht doch, Lokke-sama. Es ist mir eine Ehre, dass wir Ihr Haus betreten durften."
"Na, na, übertreib mal nicht so. Die Zeiten, in denen ich selbst auf dem Schlachtfeld stand, sind lange vorbei." Er schwieg eine Sekunde mit geschlossenen Augen. "Also, ich denke, Ihr solltet euch einrichten und frisch machen. Dann wollen wir gemeinsam etwas Tee trinken und miteinander reden, bis Ihr zu euren Feiern müsst. Seht für die nächste Zeit, die Ihr in Sunagakure seid, dieses Haus als eure Heimat an." Er sah zur Seite. "Keema, würdest du bitte dem Retter deiner Tochter und deines Schwiegersohns sein Zimmer zeigen?"
Die Angesprochene, eine große blonde Frau mit viel weicheren Zügen als Lian, aber einer kaum zu verwechselnden Ähnlichkeit, lächelte. "Natürlich, Vater. Na, dann kommt mal mit. Hier entlang, Mamoru-kun."
Nun traten auch die anderen Familienmitglieder heran, um die Neuankömmlinge auf ihre Zimmer zu bringen. Ich verstand. Der Stammsitz der Toroza war groß, aber es gab kein eigenes Haus für Gäste. Die wurden entweder gemeinsam untergebracht, oder auf freie Zimmer in allen fünf Gebäuden aufgeteilt.
"Moment mal, Schwiegersohn?", fragte ich. "Also, nicht, das ich das nicht habe kommen sehen, aber... So früh?"
Lian griente mich an. "Na, bist du enttäuscht, Mamo-chan? Ich bin leider nicht mehr zu haben."
Ich griente zurück. "Ich ja, meine Mädchen aber sicherlich nicht."
"Guter Konter", gab sie zu.
Tooma räusperte sich verlegen. "Es ist nicht so, als wären wir schon verheiratet. Es gibt Gesetze in Suna, die das regulieren. Aber da mein Clan und ihr Clan sich einig sind, und da wir beide uns auch einig sind, und..."
"Und weil ich meinen Mann ungespitzt in den Boden ramme, wenn er versucht sein Töchterchen zu "schützen"...", fügte Keema lächelnd hinzu.
Tooma nickte dankbar. "Genau. Darum bin ich Lians designierter Ehemann. Ist eine lange, aber lustige Geschichte, wenn du mich fragst."
"Oh, ich werde während des Examens genügend Zeit haben, um sie zu hören."
"Denkst du denn, Ihr bleibt bis zum Ende hier? Suna hat drei Teams aufgeboten", sagte Lian.
"Oh, unsere Genin waren schon einmal in der dritten Runde eines Chunin-Examens, einer im Finale. Ich mache mir da keine Sorgen. Außerdem weiß ich wie sie kämpfen. Na, zumindest bei fast allen."
"Ach, du meinst, sie sind durchgefallen", sagte Lian amüsiert.
"Na, na, sag das nicht so abfällig, nur weil wir wegen unserer Leistung in Kumogakure zu Chunin ernannt wurden. Du hattest ein halbes Jahr Probezeit", stichelte Tooma.
"Ja, schmier es mir nur immer wieder aufs Brot, Herr Jounin", brummte sie ärgerlich.
"Jounin?", fragte ich.
"Jounin. Sie haben mich vorher nicht gerade gefragt. Aber ich denke, sie haben vor allem einen Jounin gebraucht, auf den sich Gaara, also der Godaime Kazekage, verlassen kann."
"Na, na, stell dein Licht mal nicht so unter den Scheffel", tadelte Keema lächelnd und öffnete eine Tür. "Dein Raum für die nächsten vier Wochen, Mamoru."
Lian und Tooma zogen mich hinein. Das war kein Raum, das war ein eigenes Haus für sich. "Ist das nicht etwas groß? Ihr könntet hier einen Kage unterbringen, und er würde sich nicht beschweren", sagte ich und schluckte trocken.
"Oh, hier waren schon Kages untergebracht, wenn es dich interessiert. Als wir die Räume aufgeteilt haben, dachten wir natürlich an die Zukunft, und dass du uns mal mit Karin und Hana-chan besuchen kommst. Dann kriegt Ihr drei wieder diesen Raum", sagte Lian stolz.
"Lian, treib ihn nicht so in die Ecke. Es ist immer noch Mamo-chan."
"Aber jetzt wo er doch erste Erfahrungen gesammelt hat, dachte ich, er würde mit den Mädchen... Ich meine, Mamo-chan ist doch auch nur ein Mann, und..."
Tooma seufzte. "Garantiert nicht, bevor er sich entschieden hat. Oder denkst du, er würde mit beiden...?"
"Ja, ja, der alte Männertraum", sagte Keema und öffnete eine Schiebetür, die ein großes Bett offenbarte, das tatsächlich bequem für drei Personen gereicht hätte. Ich war beeindruckt. Nein, das stimmte nicht. Ich war mehr als beeindruckt.
"Selbst für drei Leute wäre das hier noch zu groß", stammelte ich. Mein eigenes Zimmer passte hier sechsmal rein, und da hatte ich den Bettraum noch nicht eingerechnet.
"Siehst du? Er zieht es zumindest in Betracht", sagte Lian triumphierend.
"Ja, sich das Zimmer mit ihnen zu teilen und auf dem Boden zu schlafen", konterte Tooma.
Ich zuckte bei diesen Worten zusammen. Konnte der Bursche Gedanken lesen?
"Siehst du? Ich habe Recht", triumphierte Tooma.
Lian musterte mich frustriert. "Wie langweilig."
"Ich bin erst sechzehn, Lian", sagte ich abwehrend.
"Das ist kein Argument", erwiderte sie.
"Na, Ihr zwei, nun lasst Mamoru doch erst zu Ruhe kommen. Mamoru-kun, pack in Ruhe aus. Anschließend kannst du baden, wenn du möchtest. Bis zum Tee ist genügend Zeit. Ich bin sicher, Lian oder Tooma stehen dann bereit, um dich zum Bad zu bringen."
Sie kam zu mir und schloss mich in die Arme. "Danke, dass du Lian und Tooma gerettet hast."
"Keine Ursache", antwortete ich mit schwacher Stimme. Die Herzlichkeit der Suna-Leute überraschte mich.
Sie löste sich von mir mit einem Lächeln, dann wedelte sie mit beiden Händen Richtung Tür. "Und jetzt alle raus hier. Mamoru braucht jetzt etwas Freiraum."
"Ja, ja", murrte Tooma, ging aber als erster.
Bald darauf stand ich alleine in dem großen, gut möblierten Zimmer. Nun hatte ich nur noch zwei Probleme zu bewältigen. Das erste war zu entscheiden, in welchen der vielen Schränke ich die wenigen Habseligkeiten und Wäschestücke packte, die in meinem Rucksack waren. Das zweite war, dass ich Sensei daran hindern musste, Hayate-sensei zu rächen und Baki zu töten.
***
In diesen Breitengraden ging die Sonne früher unter als in Konoha. Kurz nach sechs war es dunkel. Der Empfang beim Kazekage würde um sieben sein. Ich spürte, während wir mit Lokke-sama und einigen Familienmitgliedern beim Tee saßen, wie Uzuki-sensei immer nervöser wurde, während die Uhr unaufhaltsam das Ende der siebten Stunde anzeigte. Sie wollte, das der Tee-Empfang endete, damit sie vor dem Besuch beim Kazekage aufbrechen konnte. Ihre Nervosität war so groß, dass sie nicht einmal registrierte, dass ich es wusste. Ein so unaufmerksamer Ninja konnte an seinem Leichtsinn sterben. Noch ein Grund, sie aufzuhalten. Endlich, gegen halb Sieben, ergab sich die Gelegenheit für sie, sich zurückzuziehen. Sie war kaum gegangen, als ich ziemlich unüblich für einen Gast aufsprang und aus dem nächsten Fenster hechtete. Asuma rief mir nach, aber da war ich schon auf dem Dach eines Nebengebäudes und orientierte mich. Nein, Uzuki-sensei war zu schnell für mich gewesen. Sie war bereits außerhalb meiner sensorischen Reichweite. Aber da ich ihr Ziel kannte, konnte ich trotzdem noch rechtzeitig eintreffen.
Ich musste es nur versuchen. Mit Step bewegte ich mich in Richtung Eingang Sunagakures.

Ich kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Uzuki-sensei eintraf. Da sie eine Konoha-Kunoichi war und wir derzeit ein sehr gutes Verhältnis mit Suna hatten, wurde sie nicht behelligt. Ich hingegen ging auf Nummer sicher, landete auf einem nahen Dach, von dem ich einen sehr guten Blick auf das Geschehen hatte, und mit Step eingreifen konnte, sobald es nötig wurde.
Uzuki-sensei ging sehr offen auf Baki zu und sprach mit ihm. An seiner entsetzten Haltung konnte ich erkennen, was sie ihm gesagt hatte. Sensei war eine sehr direkte Frau.
Ein paar Suna-Shinobi, die herbei eilen wollten, schickte Baki weg. Er sprach noch ein paar Worte mit Uzuki-sensei, dann verschwanden beide mit Step.
Ich spürte Sensei, hatte sie am Rand meiner sensorischen Erfassung und konnte den beiden folgen. Sie steuerten auf den Außenwall zu, und dort auf eine Erhebung, die als Sportfläche diente. Hier, nur vom Streulicht Sunas und dem Sternenhimmel erhellt, waren sie allein. Niemand bemüßigte sich, jetzt gerade seinem Hobby zu frönen. Ein idealer Kampfplatz.
Ich kam diesmal nahe genug heran, um die beiden sprechen hören zu können.
"Wie ich schon sagte, du trägst Gekkos Markierung in deinem Chakra. Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Wie bist du dazu gekommen?"
Baki wirkte blass, beinahe ein wenig verlegen. Er atmete tief durch und hielt beide Arme zum Boden ausgestreckt, die Handflächen in Richtung Sensei deutend. "Es war ein Zufall. Ich habe mich im Vorfeld der Invasion Konohas mit meinem Oto-Kontaktmann besprochen. Hayate-tono hat mich belauscht. Ich konnte ihn nicht leben lassen. Du als ANBU verstehst das sicherlich, Uzuki-tono. Aber er hat sich formidabel gewehrt. Ich habe selten einen Ninja mit seinem Talent gesehen. Er war zu Recht ein Jounin Konohas."
Uzuki-sensei zitterte wie Espenlaub. Mir ging es nicht viel besser. Natürlich verstand ich Bakis Worte. Der Ninja in mir gab ihm Recht. Aber da war auch noch der Schüler Hayates, und der schrie nach bitterer, blutiger Rache.
"Wenn du mich als ANBU Konohas um Verständnis bittest, wirst du vielleicht verstehen, dass ich als Frau Konohas nicht verzeihen kann. Gekko war mein Gefährte."
Die Miene Bakis, zumindest das was man davon sehen konnte, versteinerte. "Ja, ich verstehe." Er zog eine Waffe hervor, ein Kunai. Aber das war nicht die Waffe, mit der er Sensei getötet hatte. Alarmiert machte ich mich auf den Weg.
Uzuki-sensei hatte ihr Schwert gezückt. "Genug geredet!", rief sie und stürmte vor.

Sie stockte. Weil ihre Erfahrung und ihre Instinkte sie dazu trieben. Ausgelöst wurden sie durch das Kunai, in dessen Spitze sich ihr Hals gebohrt hätte, wäre sie weiter gerannt.
Das Kunai wurde von meiner Hand gehalten. "Nein, Sensei!", sagte ich scharf.
Wütend stierte sie mich an. "Was soll das, Mamo-chan? Dieser Mistkerl hat Gekko getötet! Es ist meine Pflicht..."
Ich schüttelte den Kopf. "Uzuki-sensei, nein! Hayate-sensei hätte das nicht gewollt! Konoha und Suna halten Frieden. Wenn einer unserer ANBU einen Ratsherrn Sunas tötet, gibt es einen Konflikt!
Und nicht irgendein ANBU, sondern einer, der mir lieb und teuer ist! Sensei, wirf nicht dein Leben und deine Karriere weg! Das ist das allerletzte, was sich Hayate-sensei für dich erhofft hat!"
Ich umfasste das Kunai fester. "BITTE! Beherrsche dich! Bändige die Wut! Lass los vom Hass! Ich kann es nicht ertragen, wie du alles wegzuwerfen drohst, was dich in Konoha groß macht."
Ich spürte ihr Zittern, als ihr Hals die Spitze meiner Klinge berührte. "Wenn du zustechen musst, dann tu es Mamo-chan. Aber ich werde nicht Halt machen."
In einer flüssigen Bewegung zog ich die Klinge wieder von ihrem Hals fort. Nun war die Geschichte ein Vabanque-Spiel mit ungewissem Einsatz. Ich setzte mir das Kunai nun selbst an den Hals, auf Höhe der rechten Halsschlagader. "Ich töte mich, wenn du mit ihm kämpfst, Uzuki-sensei!"
Entsetzt sah sie mich an. Sie begann wieder zu zittern, so sehr, dass ihr das Schwert aus den Händen glitt. Sie wollte auf mich zueilen, ließ es dann aber doch, als sie meinen entschlossenen Blick sah. "Mamo-chan! Wie soll ich vor Gekko treten, wenn du dich tötest?"
"Du wirst vor Hayate treten, nachdem du Konoha lange und erfolgreich gedient hast, nachdem du ein erfülltes Leben hattest", sagte ich ernst und drückte die Klinge tief in mein Fleisch. Blut spritzte, aber nicht sehr viel. Ich hatte mir die Stelle für den ersten Stich sehr genau ausgesucht.
Sie schrie überrascht auf. Dann brach sie in die Knie ein. "Es ist gut, Mamo-chan! Es ist gut! Ich werde ihn nicht angreifen! Ich gebe auf! Aber nimm das Kunai weg!"
Langsam zog ich die Klinge heraus. "Ich bin froh, dass du dein Leben nicht wegwirfst, Uzuki-sensei." Ich machte zwei Schritte auf sie zu, ging auf die Knie und schloss sie in die Arme.
Die ANBU erwiderte die Umarmung. Ein paar einsame Tränen flossen ihre Wangen herab. "Du bist ein ekelhaftes Untier, Mamo-chan", tadelte sie mich mit tränenschwangerer Stimme. "Ich hätte ihn töten können. Ich hätte Gekko rächen können."
"Ja, ich weiß. Aber ein ANBU Konohas darf es nicht tun."

Baki räusperte sich. "Ich... Ich entschuldige mich in aller Form für euren Verlust. Was diese Szene hier angeht, so werde ich kein weiteres Wort darüber verlieren und..."
"Natürlich wirst du kein weiteres Wort darüber verlieren. Tote sprechen eher selten", erwiderte ich.
Baki sah mich erstaunt an. "Was? Aber..."
"Uzuki-sensei, ein ANBU darf diesen Mann nicht töten. Aber ein kleiner Chunin ist kein großer Verlust für Konoha", sagte ich und löste mich aus ihrer Umarmung.
"Was? Mamo-chan! NICHT!"
Mit Step verschwand ich aus ihrer Nähe, raste direkt auf den überraschten Suna-Nin zu. Meine geballte Rechte, geladen mit meiner ganzen Wut, landete in seinem Bauch, traf ihn mit einer Aufwärtsbewegung und ließ ihn um meine Faust zusammenklappen wie ein Klappmesser. Als ich die Bewegung beendete, oberhalb meines Kopfes, wurde Baki davon geschleudert. Mehrere Meter entfernt fiel er schwer zu Boden, stieß einen halb erstickten Schrei aus und schnappte ächzend nach Luft. Doch das reichte mir nicht. Ich eilte per Step erneut zu ihn, stand drohend über ihn gebeugt. Er sah auf, in meine Augen, und er fand dort sicherlich keine Gnade. "Der war für Uzuki-sensei. Der nächste ist für Hana-chan", sagte ich ernst. Diesmal trat ich ihn in die Seite. Wieder wurde er davon gewirbelt. Ich hatte ihn, und das wusste er. Keine Konzentration für sein Jutsu, mit dem er Sensei getötet hatte, keine Zeit und keine Kraft, um der Benommenheit zu entkommen, um ein anderes Jutsu zu bereiten oder sich auch nur zu wehren. Wieder setzte ich mit Step nach. "Das ist für Karin", sagte ich und schlug ihm noch einmal in den Bauch. Kehle, Schläfen und andere verletzliche, potentiell tödliche Positionen vermied ich. Noch.
Ich zerrte Baki auf die Beine, hielt ihn mit links am Kragen. "Und das ist für Hayate-sensei!", rief ich und schlug ihm mit einer rechten Geraden auf den Unterkiefer. Irgend etwas brach mit hässlichem Knacken. Es entsetzte mich für einen bangen Moment, meine Wut wollte zurückfließen, aber ich begehrte auf. Noch nicht. Noch lange nicht. Ich riss ihn mit links wieder hoch, hob ihn an, bis er über mir in meinen Griff hing. "Und das ist für mich", grollte ich, und holte weit aus. Mein Chakra verhärtete meine Hand, und meine Fuuton-Gabe umgab die Faust mit einer feurigen Aureole. Dann ließ ich meine Faust vorzucken, auf seinen Solar Plexus. Dieser Schlag würde ihn töten.

"GENUG!", rief eine Stimme über die Sportstätte hinweg, die ich zum Schlachtfeld gemacht hatte.
Meine Faust raste auf Baki zu, doch eine Wand aus Sand baute sich mit atemberaubender Geschwindigkeit vor mir auf. Meine Faust drang ein, tief, sehr tief. Mein Chakra riss an der Struktur des Hindernis, und fast war ich dabei, den Sand zu durchdringen, als ich erneut die Stimme hörte. "Genug, Morikubo! Merkst du nicht, dass er sich gar nicht wehrt?"
Verblüfft zog ich die Rechte zurück und ließ seinen Kragen los. Baki fiel zu Boden, wurde aber vom Sand aufgefangen und sanft zu Boden gebettet. Er hustete und atmete schwer, und wenn ich mich nicht irrte, spuckte er dabei Blut.
Ein Suna-Shinobi, den ich nicht kannte, ein mittelgroßer Kerl mit roter Gesichtsbemalung, kam mit Step herbei und ging neben dem Mann auf die Knie. "Baki, kannst du mich hören? Baki?" Er wandte sich halb um und winkte ein paar Shinobi herbei. Sie mussten Medi-Nin sein.
Und neben den Medi-Nin standen eine junge blonde Frau, und... Der Godaime Kazekage.
Vor meinen Füßen rauschte der Sand mit irrsinniger Geschwindigkeit wieder zu ihm zurück und verschwand im Gefäß auf seinem Rücken. Er sah mich an. Sein Blick war stechend und sehr ernst. "Bist du jetzt zufrieden, Mamoru Morikubo? Er hat nicht einen deiner Angriffe abgewehrt, hast du das nicht gemerkt?"
Verwirrt sah ich den Kazekage und dann meine Hände an. Ich hatte angenommen einfach schneller als er zu sein. Ihn zu hart erwischt zu haben, um zu reagieren. Was, wenn er akzeptiert hatte, was ich ihm antun wollte? Ich sah zu ihm herüber. Die Medi-Nin nahmen eine erste Behandlung vor, und wieder hustete der Mann Blut. Aber er konnte sich wieder aufrichten. "Was für ein Monster, dieser Bengel!", schimpfte Baki in Richtung des Schwarzgewandten. Seltsamerweise machte mich das sehr zufrieden. Ich trat beiseite, weg von Baki, dem Schwarzgewandten und den Medi-Nin. Langsam ging ich auf den Kazekage und seine blonde Begleiterin zu. "Kazekage-sama, ich bin mir der Konsequenzen bewusst. Ich werde sie tragen."
Neben mir kam Asuma aus dem Step, direkt neben Uzuki-sensei, die gerade erst wieder aufgestanden war. Himmel, war das alles so schnell gegangen, dass nicht mal die ANBU hatte reagieren können? Oder hatte sie mir zugesehen? Ihr entsetzter Blick irritierte mich. Es hätte doch in ihrem Sinne sein sollen.
"Mamo-chan, du großer Dummkopf!", rief sie wütend herüber. "Denkst du denn, es ist besser, wenn du ihn tötest? Wenn du bestraft wirst, kann ich Gekko erst recht nicht mehr unter die Augen treten!"
Ach ja, an diese Option hatte ich in meinem Zorn gar nicht gedacht. Ich schluckte trocken. Ganz toll, Morikubo, grandios. Super Leistung.
"Mir scheint, du hast an diese mögliche Entwicklung überhaupt nicht gedacht", sagte der Kazekage zufrieden. "Aber du scheinst wenigstens lernfähig zu sein. Kankurou, kommst du, oder begleitest du Baki ins Krankenhaus?"
"Ich begleite ihn. Es ist besser, wenn ich die nächsten Stunden nicht in der Nähe dieses Konoha-Idioten bin!", grollte der Schwarzgewandte mit den roten Gesichtszeichen herüber.
"Das ist mein Bruder Kankurou", erklärte der Kazekage. Er nickte in Richtung seiner Begleiterin. "Dies ist meine Schwester Temari."
"Temari?", fragte ich erstaunt.
"Ich bin auch nicht besonders glücklich darüber, was du mit Baki gemacht hast", knurrte sie. "Aber ich..."
"Ich soll dich von meinem Cousin grüßen. Shikamaru", sagte ich.
"Shikamaru? Er ist dein Cousin?" Ich konnte ihren Blick nicht definieren, aber beide Worte schienen zu meinen Gunsten auszusagen. Die Frau öffnete ihre geballten Hände. "Oh. Danke."
"Keine Ursache. Kazekage-sama, was die Konsequenzen angeht, so..."
"Welche Konsequenzen?", fragte der Kazekage.
Erstaunt sah ich ihn an. "Was?"
"Ich sagte: Welche Konsequenzen? So wie ich das sehe, haben Baki und du ein wenig trainiert, und dabei hast du deine jugendlichen Kräfte überschätzt, und warst etwas zu ruppig mit dem alten Mann."
"Hahahahaha", machte der Jounin, als er auf einer Trage an uns vorbei getragen wurde.
"Es gibt also keinen Grund für eine Strafe egal welcher Art. Sofern es das gewesen ist mit Angriffen auf meine Shinobi. Wir haben Konoha für die Toten kompensiert."
Seine Worte verblüfften mich. Ich sah ihn verdutzt an, erforschte meine Gefühle, und erkannte, dass er Recht hatte. Es würde keinen Angriff mehr geben. Ich hatte Uzuki-sensei aufgehalten. Ich hatte den Mann verprügelt, der meinen Sensei getötet hatte, obwohl unsere Dörfer Verbündete waren. Und er hatte meinen Sensei gelobt. Ein Kompliment von einem Feind zählte tausendmal mehr als das eines Freundes, weil ein Feind keinen Grund hatte, Komplimente zu verschenken.
"Nein, es wird keine Angriffe mehr geben", sagte ich.
"Gut. Dann sehen wir uns in zehn Minuten bei mir zum Essen, Mamoru Morikubo. Ich bin sehr gespannt, Neues über meinen Freund Naruto zu hören. Du bist ihm vor kurzem begegnet, wurde mir gesagt."
Ja, die Geschichte mit Harusame. "Es gibt einiges zu erzählen."
"Gut. Ich freue mich." Der Kazekage wandte sich ab. "Mein Name ist Gaara. Merke ihn dir, Mamoru."
Ich stieß einen Laut der Überraschung aus, den Temari mit einem spöttischen Lächeln quittierte.
"Ja, Gaara-sama."
"In zehn Minuten", fügte er hinzu und ging. Temari wandte sich um und folgte ihm.
Asuma und Uzuki-sensei traten zu mir. Zehn Minuten waren eine verdammt kurze Zeit, um Lokke-sama zu erklären, was genau seine Gäste getrieben hatten. Und er würde nicht erfreut sein. Jedenfalls nicht allzu sehr.

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3.
Die Aufregung hielt sich in Grenzen. Wenn man vielleicht davon absah, dass das Gros der Aufregung in Uzuki-senseis Richtung ging. Ausgerechnet Guy-sensei hielt ihr eine Moralpredigt, die sich gewaschen hatte. Dafür brauchte er genau zwei Minuten, und die junge ANBU war geknickt wie ein Schilfrohr im Wind.
"Und das Allerschlimmste", schloss Guy seine Rede, "ist, dass du das auch noch allein machen wolltest! Wir sind Konoha-Shinobi! Wir lassen Kameraden nie im Stich!"
Erstaunt sah die junge Frau auf. "Du meinst, Ihr wärt..."
Das Lächeln der Jounin irritierte sie nicht nur ein wenig. "Ihr hättet tatsächlich für mich... Für meine Rache..."
"Sagen wir einfach, wir hätten dich nicht zurückgelassen", betonte Guy.
Kakashi sah zu mir herüber. "Mamo-chan, das bleibt unter uns Jounin. Kein Wort zu den Genin, und erst Recht kein Wort zu..."
"Ja, ja, ich weiß, zum Kazekage und seinen Leuten."
"...zu Tsunade-sama, wollte ich sagen."
"Oh, an die Variante habe ich gar nicht gedacht."
"Wir müssen los", sagte Kurenai-sensei. "Nur noch zwei Minuten. Unsere Genin warten bereits unten."
"Dann sollten wir uns beeilen", schloss Asuma. Die Jounin Konohas wechselten einen letzten Blick, der die Entschlossenheit und Gemeinschaft betonte, für die sie lebten und kämpften. Selten war ich stolzer darauf gewesen, ein Teil dieser Einheit zu sein. Was konnte es für einen größeren Freundschaftsbeweis geben als das dir jemand sogar in einen offensichtlichen Fehler folgte, um dir den Rücken frei zu halten?
Als Uzuki-sensei an mir vorbei kam, legte sie mir eine Hand auf die Schulter. "Mamo-chan, danke. Danke für alles. Du..."
Ihre Worte ließen einen dicken Kloß in meinem Hals entstehen. "Uzuki-sensei..."
Übergangslos fand ich mich in einem Schwitzkasten wieder. Sie nutzte ihre freie Rechte, um mit den Knöcheln auf meiner rechten Schläfe herum zu reiben. "Wehe, ich erwische dich noch mal dabei, wie du absichtlich dein Leben wegwerfen willst, hast du das verstanden?"
"Ich tu's nie wieder, versprochen! Autsch!"
Sie ließ mich wieder fahren. "Das will ich auch hoffen, Mamo-chan. Ich hätte nie wieder an Gekkos Grab kommen können, wenn ich dich wegen meiner Dummheit verloren hätte, Mamo-chan."
Na toll, der Kloß im Hals war zurück, mit Verstärkung.
"Gut. Nachdem das geklärt ist, müssen wir los. Nur noch eine Minute", sagte Asuma, und fackelte nicht lange. Er schob uns beide ohne sichtbare Kraftanstrengung aus dem Zimmer.

Gerade zur letzten Sekunde erreichten wir die Privatwohnung des Kazekage. Gaara erwartete uns persönlich, flankiert von seinem Bruder und seiner Schwester. Kankurou warf mir einen giftigen Blick zu, den ich ihm nicht einmal verdenken konnte. Seine Schwester Temari schien mehr interessiert als wütend. Wahrscheinlich, weil ich Shikamarus älterer Cousin war.
"Willkommen", sagte der Kazekage. "Bis zum Essen haben wir noch Zeit. Ich würde die Zeit gerne nutzen, um mit einigen meiner Gäste ein paar Informationen auszutauschen. Kurenai-tono, Guy-tono und ihre Gruppen bitte ich, mit meiner Schwester Temari bereits zu Tisch zu gehen. Sie kann euch einiges über die Gruppen der anderen Dörfer erzählen, die zum Chunin-Examen bereits eingetroffen sind. Natürlich verraten wir nichts über unsere eigenen Genin."
Leises Gelächter antwortete dem Kazekage.
"Sarutobi-tono, Hatake-tono, Uzuki-tono, Mamoru, bitte folgt mir und meinem Bruder Kankurou in mein Büro."
Zu meiner allergrößten Verwunderung gehörte ich zur Gruppe, die von Gaara separat eingeladen worden war. Aber ich konnte ja nicht ahnen, was hinter dieser Einladung wirklich steckte, was die nächsten Tage und Wochen auf uns zukommen würde.

Sein Büro entpuppte sich als gut möblierter Arbeitsraum mit einer großzügigen Eckcouch und vielen weiteren Sitzgelegenheiten. Gaara nahm auf einem Zweiersofa Platz, Kankurou postierte sich hinter ihm. Uns dirigierte er auf die Couchecke. Sein Blick ging von einem zum anderen. Schließlich seufzte er. "Ich bitte Bakis Abwesenheit zu entschuldigen. Er hatte einen... Kleinen Trainingsunfall."
Ich konnte nicht anders, ich musste nervös lächeln. Immerhin war ich dieser Trainingsunfall.
"Das schränkt uns ein wenig ein, weil er euch ursprünglich begleiten sollte. Diese Aufgabe übernimmt nun mein Bruder Kankurou. Ich würde selbst mitkommen, aber die ersten zwei Phasen des Chunin-Examens bedürfen meiner Anwesenheit. Wir befürchten eine Infiltration durch Orochimaru. Unter anderem."
Irritiert sah ich von einem Jounin Konohas zu anderen. Was wurde hier gespielt? Und wenn etwas gespielt wurde, warum hatte man mir nichts davon gesagt, obwohl ich offensichtlich eine Rolle spielen sollte?
"Wenn die Mission so verläuft wie wir es geplant haben, sind wir in einer Woche wieder hier", versprach Kakashi. "Und wir wissen die Hilfe von Kankurou-kun zu schätzen."
Ich fühlte mich, als hätte mich jemand auf glühende Kohlen gesetzt. Okay, was für eine Geschichte hätte ich hier um ein Haar versaut? Es ging in jedem Fall um eine große Kooperation von Suna und Konoha, das stand fest. Wobei groß nichts mit der Zahl der involvierten Shinobi zu tun hatte, dafür aber mit der Qualität. Was hier neben mir saß, gehörte zu den stärksten Jounin Konohas. Spontan schätzte ich Kankurou auf den gleichen Level wie sie.
"Eine Woche, zwei, das ist egal. Aber wir können es nicht mehr vertuschen, wenn Ihr zum Finale nicht in Sunagakure seid", sagte Gaara ernst und sah erneut in die Runde. "Andererseits gab es keine bessere Gelegenheit als diese, um fünf der besten Ninjas Konohas unauffällig in unser Land einzuschleusen."
Langsam hob ich die Rechte.
"Ja, Mamoru?"
"Gaara-sama, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber worum geht es hier?"
"Um den Mordauftrag, natürlich."
Ich riss die Augen auf. Natürlich, so etwas gehörte ebenso zu den Pflichten eines Ninjas wie eine Eskortmission oder ein geschickter Diebstahl. Mein Kopf ruckte zu meinen Senseis herüber. "Mordauftrag?"
Übergangslos begannen sie unisono zu grinsen. Gut, bei Kakashi vermutete ich es nur. "Mamo-chan", sagte Kakashi, "du bist nur ein Chunin und erfüllst nicht die Sicherheitskriterien. Deshalb haben wir damit gewartet, dich zu informieren, bis wie beim Kazekage sind."
"Wir sind beim Kazekage. Also?"
Der Kazekage räusperte sich leise. "Nun gut, dann werde ich etwas weiter ausholen. Mamoru, ich habe gehört, du hast Otogakure vernichtet. Warst du auch beim gemeinsamen Angriff von Oto und Suna in der Stadt?"
"Nicht in der Stadt. Aber ich habe an der Mauer mitgekämpft, Gaara-sama."
"Gut. Wie du vielleicht weißt, begann die Attacke auf Betreiben Orochimarus, der damals das Ninja-Dorf Otogakure beherrschte. Normalerweise ist es nicht im Sinne einer der fünf großen Nationen, dass sie ihr Ninja-Dorf verliert, weil das entstehende Machtvakuum das Umland in Chaos reißt. Du weißt, dass die militärische Stärke eines Landes zu einem großen Teil von seinen Shinobi abhängt. Wäre Konohagakure vernichtet worden, wäre das Reich des Feuers geschwächt worden. Entscheidend geschwächt worden. Daraufhin hätten die Nachbarn vor der Wahl gestanden, entweder unterstützend einzugreifen, alte Bündnisse zu befolgen - oder schneller zu sein als die anderen im Versuch, möglichst viel Territorium aus dem Land heraus zu reißen, bevor es die anderen können."
Ich nickte stumm. Ähnliches war mir auch durch den Kopf gegangen. Es war einer der Gründe dafür, dass Konoha direkt nach den Kämpfen Stärke hatte demonstrieren müssen. Und der Hauptgrund dafür, dass ich mit zweihundert Genin und einer Handvoll Chunin Otogakure angegriffen hatte.
"Der Drahtzieher hinter den Bestrebungen von Oto ist eindeutig: Orochimaru, dem das Versteckte Dorf de facto gehörte. Im Land des Windes sieht es schon ein wenig anders aus. In unseren stabilen, geordneten Strukturen wäre es dem Kazekage, meinem Vater, schwer gefallen, im Alleingang Konoha anzugreifen. Selbst wenn er gesiegt hätte, so gibt es noch genügend dem Land des Feuers freundlich gesinnte Beamte und Lords, unter ihnen der Daimyo selbst. Tatsächlich war der Angriff auf Konoha kein Wunschprojekt der Shinobi. Es wurde uns befohlen. Damals war mir das natürlich reichlich egal, aber heutzutage kann ich mir den Luxus nicht mehr erlauben, nicht hinter die Kulissen zu blicken." Gaara machte eine Atempause. "Die Anti-Konoha-Strömung, die mit Orochimaru paktiert und den Angriff gegen den Willen Sunagakures durchgesetzt hat, trug nach Sunas Niederlage große Schäden davon. Sie wurde geschwächt, und ihr Einfluss am Hof des Daimyos schrumpfte auf null. Zumindest bis heute."
Ich erinnerte mich sehr genau, wie schnell die Kapitulation Sunas akzeptiert worden war. Nicht nur, um den Rücken frei zu bekommen. Nein, Konoha hatte selbst keine Freude daran gehabt, gegen den alten Verbündeten und Partner zu kämpfen. Ich selbst hätte keine Freude daran gehabt, mit Tooma oder Lian kämpfen zu müssen. Und langsam begann ich zu ahnen, wie der Hase lief.
"Leider", fuhr Gaara fort, "hat die Politik es versäumt, mit dieser politischen Richtung und ihren Anhängern aufzuräumen. Sie mussten aus der Tagespolitik weichen, und das befand man als genug. Das erweist sich jetzt als fataler Fehler, denn die Anti-Konoha-Strömung gewinnt neue Fahrt, neue Kraft. Sie baut mit Hilfe ehemaliger Oto-Shinobi eine militärische Macht auf, die höchstwahrscheinlich gegen das Land der Winde gerichtet sein wird. Ein Putsch, Mamoru. Leider wissen wir nichts genaues, und ohne offizielle Anklage und ohne Einsatzbefehl oder einen Auftrag können wir nicht gegen sie vorgehen. Es sind noch immer einflussreiche Menschen von Rang in ihren Reihen."
"Ich verstehe", murmelte ich. Politik war mir schon immer suspekt gewesen.
Gaara stützte sein Kinn auf beiden Händen ab, die Ellenbögen auf den Knien. "Aber Konoha kann etwas unternehmen."
Irgendwie gefiel mir nicht, in welche Richtung das ging. Und dann wieder doch.
"Fakt ist, dass sich Suna bedingungslos ergeben hat, nachdem es eine vernichtende Niederlage gegen Konoha erlitten hat. Die Anti-Konoha-Strömung hat dies jedoch nie getan. Oder anders ausgedrückt, es wird toleriert, wenn Konoha wegen des Überfalls gegen die Anti-Konoha-Koalition vorgeht. Der Daimyo selbst hat zugestimmt, die Angelegenheit als Konoha-internen Polizeieinsatz zu betrachten und agieren zu lassen. Bedingung ist, dass von dieser Aktion nichts an die Öffentlichkeit dringt; dass die Offensivfähigkeiten der Gruppe vernichtet werden; und das die Anti-Konoha-Fraktion anschließend zerschlagen ist.
Die Godaime Hokage, Tsunade-sama, hat dem zugestimmt. Als Möglichkeit eine entsprechende Streitmacht nach Suna einzuschleusen wurde dann das Chunin-Examen gewählt."
Ich nickte. "Gut, das habe ich verstanden. Also sollen wir fünf die Anti-Konoha-Fraktion angreifen und aufreiben, und wenn es geht, dabei die Oto-Nin in ihren Reihen ausschalten. Kankurou-san wird uns dabei unterstützen, und Kurenai-sensei wird mit ihren überragenden Genjutsu-Fähigkeiten unsere Anwesenheit vorgaukeln."
"Yuuhi!", klang ihre mahnende Stimme auf. "Wie oft muss ich dir das noch sagen, Mamo-chan?"
"Yuuhi-sensei", korrigierte ich.
Gaara nahm den kurzen Disput unkommentiert hin. "Richtig. Ihr startet noch vor der ersten Prüfung und verlasst die Stadt. Uns liegen Informationen darüber vor, wo sich die Anti-Konoha-Fraktion sammelt. Sie muss aufgehalten werden, oder das Land der Winde wird sich mit einer offenen Revolte, einem Putsch oder im schlimmsten Fall mit einem Bürgerkrieg auseinandersetzen müssen. Dieser würde auch Suna zerreißen. Und das hätte eventuell die gleichen Folgen für unser Land, wie der Konoha-Krieg für das Reich des Feuers. Der einzige Unterschied wäre, dass es für uns schlimmer kommen würde, weil bei uns Shinobi und Politik bereits angeschlagen wären."
Nachdenklich musterte Gaara uns einen nach dem anderen. "Copy Ninja Hatake. Wächter Sarutobi. Grünes Biest Konohas Might Guy. ANBU Uzuki. Und ewiger Chunin Morikubi. Mit euch Puppenmeister Kankurou. Ihr seid die Streitmacht, die dieses Land retten soll. Und ich gebe ehrlich zu, solange Narutos Sensei dabei ist, glaube ich, weiß ich, dass Ihr es schaffen werdet."
Erneut hob ich die Hand.
"Ja, Mamoru?"
"Gaara-sama, wird Kankurou-san ebenfalls kämpfen, oder ist seine Aufgabe die des Ortskundigen und Beraters?"
"Kankurou hat natürlich das Recht, sich jederzeit zu verteidigen. Als Bruder des bei der Anti-Konoha-Fraktion verhassten Kazekage wird er mit Sicherheit angegriffen werden."
Kankurou lachte spöttisch. Irgendwie macht mir das den Mann sympathisch.
"Ich denke, das ist alles, was ich euch mitteilen kann. Kankurou wird euch auf der Reise im Detail briefen, also die Stärke des Gegners, Zahl und Art seiner Streitkräfte, und so weiter unterbreiten. Was uns angeht, so sollten wir jetzt zum Essen gehen, bevor unserem Zusammensein mehr Wert beigemessen wird als gut für die Mission ist. Ach, bevor ich es vergesse, Kurenai-sensei wird für den Zeitraum eurer Abwesenheit Kage Bunshin erschaffen, die euch vertreten werden."
"Kazekage-sama, Tsunade-sama lässt euch durch mich mitteilen", sagte Asuma ernst, "dass wir die Chance, mit den Drahtziehern des unprovozierten Angriffs auf Konoha konfrontiert zu werden, sehr zu schätzen wissen, nachdem es uns schon gelungen ist, Otogakure abzustrafen."
"Sunagakure ist dankbar für die Chance, diesen Streit nicht in einen Bürgerkrieg ausufern zu lassen, in dem Suna-Nin eingesetzt werden müssen, vielleicht gegeneinander. Mich beschäftigt nur eine Frage: Wird Konoha wieder so endgültig mit seinen Gegnern umgehen wie in Otogakure?"
"Oh, frag das nicht mich, Gaara, frag das ihn", sagte Asuma und deutete auf mich.
"Ich? Hör mal, ich habe keine Chakra-Bombe unter dem Ort versteckt!", sagte ich empört. "Gut, vielleicht habe ich sie ausgelöst."
Gaara lächelte dünnlippig. "Ich habe nicht gesagt, dass ich dagegen bin, wie du mit Otogakure umgesprungen bist, Mamoru."
"Vielleicht sollten wir jetzt wirklich essen gehen", murrte ich. "Das waren ein paar Informationen zu viel mittlerweile."
Die Jounin lachten und stimmten mir zu. Gemeinsam verließen wir Gaaras Büro.

Ich wandte mich noch einmal um. "Gaara-sama, wir können sicher sein, dass unser Plan bisher nicht an den Feind durchgesickert ist?"
"Man kümmert sich darum, dass dies nicht passiert", erwiderte der Kazekage einsilbig. Mit diesen Worten ließ er mich stehen. So blieb mir nichts anderes übrig, als ihm und den anderen zum Essen zu folgen.
Kankurou wartete, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte. Dann raunte er mir zu. "Waffenstillstand, Konoha. Aber sobald die Mission durch ist, unterhalten wir zwei uns mal über das, was du mit Baki angestellt hast."
Ich schnaubte amüsiert. "Gerne. Ich stehe zu meiner Verantwortung, Kankurou-san." Es schien, als hätte ich mir hier nicht gerade einen Freund geschaffen.
***
Im Büro des Kazekages herrschte die Stille der Betriebslosigkeit. Der Raum war leer, verlassen. Nun, fast. An der Decke wackelte die Holzvertäfelung, dann wurde ein Segment entfernt. Zwei dunkle Schatten huschten herab. Es entsponn sich ein geflüsterter Dialog. "Wir müssen das sofort Senjiro-sama weiter melden!", sagte der Erste.
"Unsinn. Es sind nur fünf Shinobi. Sie stellen keine Gefahr für unsere Operation dar", meinte der Zweite.
"Du siehst das falsch! Der eine war Copy Ninja Kakashi! Man sagt, sein Sharingan hat ihm zum Meister über eintausend Ninja-Künste gemacht. Es gibt kaum einen gefährlicheren Shinobi in Konoha. Dann Asuma Sarutobi, der Sohn des Sandaime Hokage! Er ist bekannt dafür, dass er Hundertschaften alleine ausschaltet und starke Shinobi zum Frühstück verspeist. Dazu Might Guy, das grüne Biest! Für dich ist er vielleicht nur ein Mann mit lächerlicher Frisur und lächerlichem Anzug, aber er erreicht alleine mit Körperkraft Zerstörungskräfte, die andere mit Ninjutsu nicht erreichen! Über die Frau weiß ich nichts, aber wenn sie eine ANBU ist, dann ist sie eine der besten Attentäterinnen Konohas! Und der Junge, das ist der, der Otogakure im Alleingang vernichtet hat!"
"Ja, weil er eine Bombe ausgelöst hat, der Idiot!"
"Der Idiot bist du! Er hat einen Kontrakt mit dem Affenclan!"
"Das wusste ich nicht", sagte der Zweite beeindruckt. "Wir sollten dann wirklich keine Zeit verlieren."
"Wir verschwinden sofort wie... Was ist das?" Der Erste deutete auf eine Gestalt, die an der Wand saß.
"Das ist eine der Kampfpuppen von Kankurou. Wir sollten sie mitnehmen und studieren. Vielleicht können wir..."
"NICHT ANFA...!" Die Warnung kam zu spät. Kaum hatte der Zweite die Puppe berührt, schossen haarfeine Nadeln hervor und trafen die beiden fremden Shinobi. "Du Idioooooo...", hauchte der Erste, und war betäubt, bevor er auf dem Boden aufschlug.
Gleichzeitig ging ein stiller Alarm zur Wache des Kazekage, um sie zu informieren, dass Spione im Privatbüro abzuholen waren. Wieder einmal. Egal, wie gut die Shinobi waren, egal wie weit sie kamen, egal, wie viele Wachen sie überwanden, keiner konnte der Chance widerstehen, Kankurous Puppen zu untersuchen.
***
Das Abendessen war eine nette Plänkelei gewesen. Wieder mal ein Essen, eben, wieder mal mit einem Kage, der zudem auch noch in meinen kleinen Kumpel Naruto geradezu vernarrt war. Ich musste ihm jede Kleinigkeit von meiner Mission in Gentas Dorf erzählen, vor allem alles, was Naruto betraf, außerdem quetschte Gaara auch noch Kiba.kun und Shino-kun um jedes weitere Detail aus. Mit Hinata hatte er allerdings nur eine leise, kurze Unterhaltung, die schließlich darin endete, dass Hinata deprimiert zu Boden sah, und Gaara ihr aufmunternd auf die Schulter klopfte und dabei sagte: "Das ist eben Naruto."
Ich konnte mir da ein Grinsen nicht verkneifen, weil ich ziemlich genau wusste, worum es gegangen war. Naruto war in Liebesdingen noch schlimmer als ich in meinen besten Zeiten.
Zwischendurch nahm mich Temari in Beschlag und fragte mich über den Nara-Clan aus, und im Speziellen über meinen Cousin Shikamaru. Ich erzählte, was die Geheimhaltungsvorschriften Konohas zuließen, und im Gegenzug erzählte sie mir von den Gelegenheiten, bei denen sie Shikamaru getroffen hatte. Damals in der Arena, als sie durch sein Schatten-Jutsu verloren hatte - und der Trottel einfach aufgegeben hatte.
Das hatte sich bei der Entführung des kleinen Uchihas wieder ausgeglichen, als sie zusammen mit Gaara und Kankurou zur Rettung des fünfköpfigen Konoha-Teams geeilt gekommen war, für den Kampf gegen die Leibwache Orochimarus.
Ich konnte mir nicht helfen, aber irgendwie spürte ich eine unterschwellige Rivalität, die sie für Shikamaru empfand. Und in dieser Rivalität verbarg sich ein erhebliches Maß an Interesse. Als Schwester des regierenden Kazekage aber würde sie Suna nie den Rücken zukehren, soviel war sicher. Interesse hin oder her. Und mein Cousin war der Erbe des Nara-Clans. Es war auch eher unwahrscheinlich, dass er Konoha verließ. Egal für wen. Es machte mich schon ein wenig traurig, als ich erkannte, dass das Interesse, das Temari für meinen Cousin empfand, ebenso für den Müll war, wie Shikamarus Interesse an ihr. Die einzige Möglichkeit für sie, zusammenzukommen, wenn das Interesse tatsächlich einmal so stark sein sollte, wäre wohl die Zerstörung einer der beiden Städte, nach der die andere Stadt die Überlebenden aufnahm.
Das war nichts neues. Es kam nicht sehr oft, aber auch nicht selten vor, dass eines der kleineren Shinobi-Dörfer vernichtet wurde, und die Überlebenden anschließend bei einem Verbündeten Unterschlupf fanden. Oder in alle Winde zerstreut wurden. So war es mit Oto geschehen, beispielsweise. Viele der Shinobi, die wir gefangen genommen hatten, und die weder exekutiert noch zu Haftstrafen verurteilt worden waren, hatten ihr Glück in anderen Versteckten Dörfern versucht, einige waren sogar in Konoha geblieben. Aber lohnte es sich, um heraus zu finden, ob zwischen den beiden mehr als Interesse war, Sunagakure oder Konohagakure zu vernichten?
Eine interessante Frage. Also, das mit dem Interesse, nicht die mit der Vernichtung einer der beiden Städte.
Wir aßen gut und reichlich, und die Älteren sprachen Sake oder Bier zu. Die Genin blieben bei Saft. Alleine schon weil am nächsten Tag die Prüfung beginnen würde.
Alles in allem verbrachten wir einen netten Abend in freundlicher, entspannter Atmosphäre in sympathischer Gesellschaft.

Am nächsten Morgen nahm Asuka nach dem Aufstehen den Hausherrn beiseite und informierte ihn darüber, das wir aufgrund einer Mission eine längere Zeit nicht da sein würden, und dass Kurenai-sensei mittels Kage Bunshin unsere Anwesenheit simulieren würde.
Das Gleiche erzählten wir dann den Genin und den wichtigsten Hausbewohnern. Lokke-sama verpflichtete sie zum absoluten Stillschweigen, und das hatte Gewicht.
"Sollte ich nicht besser mitkommen?", fragte Rock Lee mit ernster Miene. "Ein zweiter Taijutsu-Kämpfer könnte von großem Wert sein! Vor allem wo die Mission so wichtig ist!"
"Lee!", rief Guy-sensei ergriffen. "Diese Entschlossenheit, dieser Mut! Der nie enden wollende Enthusiasmus der Jugend! Ich bin ergriffen!"
"Sensei!"
"Lee, wir wissen deinen Vorschlag zu schätzen, aber du hast dabei eines übersehen!", tadelte Guy seinen Schüler. "Du hast deine eigene Mission zu bewältigen! Und die lautet, ein Chunin zu werden!"
"Jawohl, Guy-sensei! Ich werde dich nicht enttäuschen!", rief der Junge, Tränen in den Augen.
"Das ist mein Schüler", sagte der Jounin, selbst den Tränen nahe.
"Guy, wir müssen los", mahnte Kakashi.
Guy nickte schwer. "Ja. Es wird Zeit."
Wir verabschiedeten uns von den Genin und von unseren Gastgebern.
"Es dauert höchstens eine Woche", versprach ich ihnen, ohne ein Detail der Mission zu verraten.
"Na, das will ich auch schwer hoffen", sagte Lian schmollend. Sie sah mich nicht mal an.
"Gib darauf nichts, Mamo-chan", sagte Tooma und klopfte mir auf die Schulter. "Sie versucht nur ihren Abschiedsschmerz zu überspielen."
"Ooooh! Tooma, du bist so unmöglich!", beschwerte sie sich ärgerlich.
"Und trotzdem willst du mich heiraten." Der Puppenmeister lächelte sie an.
"Ich kann dir einfach nicht böse sein", hauchte sie.
Lokke-sama winkte Keema heran. Lians Mutter zeigte lächelnd zum Treppenhaus. "Bitte folgt mir. Wir haben einen Geheimgang, der euch ungesehen zu Kankurou-sama auf den Wall bringen wird."
"Danke. Bitte gehe uns voraus, Keema-sama." Kakashi nickte uns zu. Wir erwiderten das Nicken und erschufen Trugbilder, die aus uns äußerlich Suna-Ninjas machten.
Kurenai-sensei erschuf vier Schattenklone, die sich kurz darauf in spöttische Ebenbilder der drei Jounin und mir verwandelten. "Passt auf euch auf", sagte sie, "und kommt alle in einem Stück zurück."
Ich wollte etwas sagen, aber Asuma war schneller. "Falls du den alten Witz mit der Frage nach welchem Stück bringen willst, Mamoru, dann bist du ein kleines bisschen spät dran."
"Menno."
Asuma lachte lauthals. "Ich kenne doch meine Pappenheimer. Los, verschwinden wir."
Nach einem letzten Winken in die Runde folgten optisch gesehen vier Suna-Genin mit Allerweltsgesichtern Keema in den Keller, und dort in den geheimen Gang, der uns bis auf den Außenwall brachte, noch jenseits der Wachtposten.

Kankurou erwartete uns bereits. "Danke, Keema-tono."
"Gern geschehen. Ich kehre dann wieder zurück. Ach, und Mamo-chan!"
"Ja, Keema-sama?"
"Sieh zu, dass du auch in einem Stück wiederkommst. Und achte besonders auf das eine Stück. Deine Freundinnen könnten sonst böse mit dir werden."
"Das... War jetzt wirklich nicht nötig, Keema-sama", sagte ich peinlich berührt.
"Du weißt doch, Mamo-chan, wer die Hitze nicht ab kann, soll nicht in die Küche gehen."
Sie lächelte noch einmal ins Rund, dann war sie wieder im Geheimgang verschwunden. Die Pforte verschmolz ohne jede Spur wieder mit dem umliegenden Gestein.
"Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Machen wir uns auf den Weg", sagte Kankurou. Er ging voran, und die Konoha-Jounin folgten ihm. Es versprach, eine interessante Zeit zu werden.
***
Offiziell brach Kankurou mit ein paar Genin zu einer B-Rang-Mission auf. Inoffiziell führte er uns Konoha-Shinobi über einen geheimen Pfad und an lediglich zwei Wachstationen vorbei vor die Stadt. Die Suna-Nin, die dort Dienst schoben, waren in nichts eingeweiht, aber sie waren es gewohnt, dass Kankurou-sama zu den unmöglichsten Zeiten aufbrach, und stets mit anderen Begleitern. Wir konnten bei unserem Jutsu darauf hoffen, dass auch in Suna nicht jeder Ninja den anderen kannte, gerade die Genin bildeten eine große Masse. Chunin und Jounin waren schon erheblich seltener, man konnte sich durchaus jeden einzelnen merken. Und Geheimhaltung, ja, vor den eigenen Leuten, war bei dieser Mission essentiell.
Wir passierten den Posten ohne unangenehme Fragen. Das verdankten wir wohl nicht zuletzt Kankurous mürrischem Wesen. Der Puppenmeister mit den beiden Bündeln auf dem Rücken war nicht gerade als duldsam bekannt, weshalb die Suna-Nin sich darauf beschränkten, ihn passieren zu lassen, und ihn nach Möglichkeit nicht anzusprechen.
Dieses Glück hatten die Führer der Posten natürlich nicht. Sie mussten nach Sinn und Zweck fragen - und forderten Kankurou zu einer Litanei heraus, beginnend bei der Unzeit, zu der er aufbrechen musste, dass er sich seine Begleiter buchstäblich in letzter Sekunde von der Straße hatte zusammenkratzen müssen, dass er Notfälle hasste, und das es ins Land des Feuers ging, weil Konoha um Hilfe ersucht hatte. Die Anführer der Wachtposten begnügten sich damit, nicht nur weil der Bruder des Kazekage Teil des Rates der Stadt Sunagakure war, sondern weil Kankurous Sermon nervig war. Selbst ich fühlte mich in Versuchung, ihm in den breiten Hintern zu treten, damit er mit der Litanei aufhörte. Auf der anderen Seite musste ich bewundern, wie der Schwarzgewandte geschickt ein paar Desinformationen streute, die alle Shinobi in beiden Posten hörten.

Als wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, suchte ich seine Nähe und ging neben ihm. "Warum Konoha, warum das Land des Feuers?"
Kankorou maß mich mit einem abschätzenden Blick. Ich schätzte ihn auf mein Alter, obwohl er dank der weißen Schminke und den violetten Akzenten wie Ende zwanzig wirkte. "Eine gute Lüge hat immer einen Kern aus Wahrheit, Morikubo-kun", erwiderte er. "Ich habe bei dieser Mission eine starke Verwurzelung mit Konoha. Indem ich das betone, brauche ich nicht zu lügen, so wie ich bei beiden Posten mit keinem Wort gelogen habe. Ich war nur... etwas erfinderisch."
Diese Worte entlockten mir ein Lächeln. Shinobi waren darauf trainiert, zu erkennen, ob ihr Gegenüber log oder nicht. Sie waren aber auch darauf trainiert, selbst zu lügen. Es gab kleine und kleinste Zeichen im Gesicht und in der Körpersprache des Gegenübers, die auf Lüge oder Wahrheit hinwiesen. Wir Shinobi hatten gelernt, diese Zeichen zu deuten oder sie zu übertünchen. Ich ahnte, das seine Gesichtsbemalung Teil seiner Methode war. Es war schwer, in dem kalkweißen Gesicht zu lesen, selbst wenn man nicht nach Spuren einer Lüge suchte. "Ich verstehe, Kankurou-sama."
"Du hältst dich übrigens gut, Morikubo-tono", sagte er wie beiläufig. "Von Kakashi-sempai und den anderen habe ich es nicht anders erwartet. Aber von dir heißt es, du seist ein impulsiver Hitzkopf. Es freut mich, dass du dich beherrschen konntest."
Ich runzelte die Stirn. Wer erzählte denn so einen Quatsch über mich. "Kankurou-sama, ich..."
"Es tut mir leid, was Baki mit deinem Meister getan hat", begann er unvermittelt. "Aber ich weiß, dass die beiden ein faires Duell hatten. Wir wussten damals alle nicht, wie weit Orochimaru in seinem Verrat zu gehen bereit war, und wir haben den Preis bezahlt. Er hat meinen Vater getötet, um seine Rolle einnehmen zu können. Deshalb danke ich dir für die Zerstörung von Otogakure. Es war mir eine tiefe innere Befriedigung, als ich hörte, dass das Versteckte Dorf heute ein Kratersee ist."
"Nicht, dass ich für den Teil die Verantwortung trage", erwiderte ich.
"Dafür nicht. Aber sicher dafür, die Bombe bis zum letztmöglichen Moment von der Detonation abgehalten zu haben." Nachdenklich sah er voraus, in die lichte, unendliche Wüstenei vor uns, wo es nur drei Dinge gab: Gelbes Gestein, rotes Gestein und Horizont, so weit das Auge reichte. "Du bist Shinobi, Morikubo-kun, und du weißt, was ein Auftrag ist. Baki handelte damals nach bestem Wissen und Gewissen nach dem Willen Sunagakures und des herrschenden Daimyos. Es war seine Pflicht."
Wir schwiegen einige Zeit. Dann fügte Kankurou hinzu: "Es gibt nicht viele Ninjas, die sich einer Pflicht verweigern und lieber das Richtige tun. Es war von vorne herein verkehrt, unseren besten Verbündeten anzugreifen. Wir haben einen großen Preis dafür bezahlt. Und wir sind immer noch dabei ihn zu bezahlen. Am Ende unserer Mission werden wir weiteres Blut vergossen haben, um uns von unserer Niederlage, nein, vom Angriff, reinzuwaschen. Doch es wird nie ganz gelingen. Und vielleicht dauert es auch nur so lange, wie Gaara Kazekage ist; der nächste Kazekage wird vielleicht wieder auf die Anti-Konoha-Fraktion hören."
"Außer, wir löschen sie aus", wandte ich ein.
Das Gesicht des Jounin verzog sich zu so etwas ähnlichen wie einem Lächeln. "Wir können sie niemals alle auslöschen. Es ist niemals ganz vorbei. Aber wir können sie so schwer treffen, dass sie für eine lange Zeit ihre Ränke nur in den Schatten schmieden können, in die sie zurückgeworfen gehören."
"Verstehe." Nachdenklich knetete ich meine Hände. Wir waren definitiv auf einer Terminierungsmission. Unser Ziel war es, möglichst viele, wenn nicht alle Parteigänger der Anti-Konoha-Fraktion zu töten. Ich tötete niemals gerne, aber es gehörte zu meiner Arbeit als Shinobi dazu. Ich stand unter Befehl und hatte einen Auftrag. Außerdem wollte ich mich diesem Befehl gar nicht verweigern, denn nun konnte ich, nachdem ich Orochimaru Oto weggenommen hatte, auch Rache am Land des Windes bekommen. Rachelust war keine gute Eigenschaft für einen Shinobi, das war mir klar; sie trübte den Verstand, das Urteilsvermögen, die Voraussicht. Aber wenn Baki für mich kein Ziel mehr war, wenn ich meinen Sensei an ihm nicht länger rächen konnte, dann musste es jemand anderen geben. Meine Wut auf Baki war verraucht. Was war besser, als jene zu strafen, die ihn beauftragt hatten? Es lag eine höhere Gerechtigkeit darin, denn normalerweise hielten nur wir Shinobi die Köpfe hin, eher selten unsere Auftraggeber. Diesmal war es anders. Diesmal würden wir direkt gegen die Urheber vorgehen.

Kankurou sah zurück, während wir weiter gingen. Sunagakure war nun schon so weit entfernt, wir konnten kaum noch die Spitze der Klippen erkennen. "Nicht mehr lange, und Ihr könnt das Jutsu auflösen", sagte Kankurou. "Wir durchqueren ein Gebiet, in dem man Montag schon sehen kann, wem man Sonntag begegnen wird. Wir brauchen also kein Chakra für ein Verwandlungs-Genjutsu verschwenden."
Das waren ein paar gute Argumente. Außer natürlich, irgendwo hier in der Wüste hatten sich ein paar Shinobi eingegraben, ausgerechnet an jener Stelle, die wir passieren würden. Nur, um anschließend von den Konoha-Jounin in Begleitung Kankurous zu berichten.
"Ich denke, wir sollten die Tarnung aufrecht erhalten", merkte ich an. "Wir können nicht ausschließen, enttarnt zu werden, weil der Zufall es so wollte."
"Oho, da ist aber jemand sehr gewissenhaft!" Eine große Hand legte sich auf meine Schulter und drückte leicht zu. Guy-sensei. In dieser einen Hand steckte genügend Kraft, um Haut, Muskeln und Knochen meiner Schulter zu einem matschigen Brei zu zerquetschen, ging es mir durch den Kopf. Guy-sensei war ein Jounin, Bestandteil einer Welt, die ich selbst nach zwei Jahren als Chunin immer noch kaum kannte. Beinahe war ich froh, dass ich zu schlecht war um selbst jemals Jounin zu werden. Ich hatte bereits gegen Jounin gekämpft, und ich hatte nicht viel Freude beim Gedanken, noch öfters gegen Jounin zu kämpfen.
"Reines Kalkül. Bei unserem Glück legen wir die Verwandlung ausgerechnet dann ab, wenn wir ein paar eingegrabene Shinobi passieren."
Guy, der für seine Suna-Transformation einen glatzköpfigen Turbanträger mit großer Nase und Knopfäuglein darstellte, lachte lauthals. "Also, da müssten wir aber wirklich viel Pech haben, Mamoru-kun!" Er hob, noch immer lachend, einen Stein auf und wog ihn in der Hand. "Meinst du nicht auch, Kakashi?"
Kakashi-sempai, der während des Marschierens in einer Novelle von Jiraiya-sama las, sah nicht einmal auf. "Das Glück ist mit den Tüchtigen, Guy, das weißt du doch."
Das erheiterte den großen Taijutsu-Meister über alle Maßen. "Mamoru-kun, wenn du Recht hättest, dann würde ich jetzt den Stein werfen und damit einen Ninja treffen, den wir gerade passieren."
Um seine Worte zu unterstreichen, holte er Schwung und warf den Stein mit aller Kraft.
Was folgte war ein erschrockenes Quieken, und dann sprang etwas geschwind aus der Wurfrichtung des Steins. Der Stein selbst dellte plötzlich die Realität ein - oder vielmehr ein mannshohes Tuch, auf dem der Horizont abgebildet war. Es knüllte sich um den Stein zusammen und flog mit ihm mehrere hundert Meter weit.
Kakashi startete zeitgleich mit mir. Uzuki-sensei reagierte als Dritte, während Guy noch ungläubig seinem Stein hinterher sah. Asuma hatte da auch reagiert und schlug einen Bogen, um den Geflohenen in die Zange zu nehmen. Kankurou tat es von der anderen Seite gleich.
Im Laufen zog ich mein Kunai, hechtete auf den Felsen, hinter dem ich den unbekannten Spion vermutete und stürzte vor. Ein weiterer quiekender Schrei empfing mich. Zentimeter vor meinem Ziel hielt mich Kakashi an meiner Weste fest und stoppte mich.
Vor mir hockte ein verängstigter Suna-Shinobi im Sand und heulte Rotz und Wasser. "Töte mich nicht, Morikubo-sama!", hörte ich die hohe, beinahe mädchenhafte Stimme flehen.
Verblüfft hielt ich inne, und Kakashi ließ mich los.
Uzuki-sensei erreichte uns, und Asuma beendete seinen Bogen. Kankurou kam von der anderen Seite. So standen wir zu fünft um den verängstigten schlanken Suna-Nin herum. Der junge Mann zitterte erbärmlich. "Bitte. Ich habe es doch nicht böse gemeint."
Kakashi seufzte. "Das passiert mir aber auch nicht häufig, dass ich mich von einem Genin an der Nase herum führen lasse. Muss daran liegen, dass ihr Chakra noch nicht voll ausgebildet ist."
"Ihr?", fragte ich irritiert.
Die anderen, Kankurou einmal ausgenommen, grinsten wissend.
Nun erst fiel mir auf, dass die Stoffbahn ein gutes Stück hinter meiner sensorischen Reichweite gestanden hatte. Kein schlechtes Jutsu, ich war ihm schon oft begegnet, aber selten in dieser Perfektion. Und noch seltener einem Jutsu, das sich dem Hintergrund anpasste. Der Shinobi musste uns auf diese Weise schon seit Sunagakure begleiten. Noch schlimmer, womöglich seit wir Keema durch den Geheimgang gefolgt waren, denn sie hatte mich trotz Tarnung bei meinem Namen genannt. "Ihr?", wiederholte ich.
"Ich denke, es wäre eine gute Gelegenheit, das Jutsu aufzulösen, Anne-chan", sagte Uzuki-sensei mit sanfter Stimme.
Zögerlich nickte der junge Bursche. Die Verwandlung verpuffte, und übrig blieb ausgerechnet die kleine, zu dünne Anne aus Otogakure.
Mit verheulten Augen sah sie zu mir hoch. "Ich wollte nichts Böses, Morikubo-sama. Aber nachdem ich dich nicht habe kämpfen sehen, als wir geflohen sind, dachte ich mir, einmal, wenigstens einmal kann ich dich..." Sie stockte. "War wohl keine gute Idee."
"Musst du nicht deine Chunin-Prüfung abnehmen lassen?", fragte ich streng. "Du lässt deine Kameraden gerade ganz schön im Stich."
"Muss ich wirklich zurück? Kann ich dich nicht begleiten?", fragte sie mit flehendem Blick.
"Da hat sie einen wunden Punkt getroffen, Mamoru", sagte Asuma. Er ließ seine Tarnung verschwinden und zog in aller Seelenruhe seine Zigaretten und das Feuerzeug hervor. "Sie ist zwar für das Examen hier, aber sie ist eigentlich ein feindlicher Shinobi. Zumindest müssen wir im Moment davon ausgehen."
"Heißt das, wir müssen sie töten?", fragte Guy. "Um die Mission nicht zu gefährden?"
Kankurou grunzte unwillig. "Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um."
"Lasst mich das machen", sagte Uzuki-sensei. "Ihr Männer seid bei so was ja solche Waschlappen." Sie zückte ihr Schwert. "Das dauert nicht lange, Mädchen, versprochen."
Erschrocken quiekte sie auf und hängte sich an meine Weste. Automatisch legte ich eine Hand auf ihren Rücken. "Wowowowowow, Yaguo-sensei, wir wollen doch nichts überstürzen!"
"Du bist weich, Mamoru", tadelte Asuma. "Sie weiß zu viel. Zurückschicken können wir nicht. Die Gefahr, das sie uns verrät ist zu groß. Außerdem ist sie nur eine Getsugakure-Kunoichi, keine Verbündete."
"Wir sollten vorher vielleicht herausfinden, für wen sie arbeitet", merkte Kakashi an.
"I-ich arbeite für niemanden!", sagte sie hastig. "Ich wollte Morikubo-sama ja nur bei der Arbeit zusehen! Bitte, ich bin auch keine Last für euch!"
Kakashi seufzte erneut. Er beugte sich leicht vor. "Mädchen, verstehst du das nicht? Wir werden dich jetzt töten müssen, weil du für unsere Mission eine ernsthafte Gefahr bist."
"Kakashi-sensei!", begehrte ich auf.
"Verteidigst du das Mädchen etwa?", fragte Kankurou. "Warum gibst du dir solche Mühe? Verstehst du, wir können sie nicht zurückschicken. Und mitnehmen können wir sie auch nicht. Sie ist nur eine Genin, und unsere Mission ist brandgefährlich."
"Ihr werdet mich nicht töten", sagte sie entschlossen. "Morikubo-sama würde nicht mit euch kämpfen, wenn Ihr so leichtfertig mit einem Leben umgehen würdet."
Uzuki-sensei machte einen Schritt näher. "Ich bin eine ANBU. Ich gebe nichts auf Leben."
Anne quiekte erneut und verbarg ihr Gesicht hinter meinem Rücken.
"Yaguo, vor dir hat sie Angst", stellte Asuma amüsiert fest. "Warum nicht vor uns?"
"Was mich viel mehr interessiert ist ihr Jutsu. Wie hast du das gemacht, Anne-kun?", fragte Kankurou. "Und versuch gar nicht erst, uns anzulügen."
"E-es ist ein Genjutsu. Nur ein ganz einfaches, leichtes. Es lässt einem die Stelle, wo das Tuch ist, einfach ignorieren." Trotzig sah sie den Suna-Jounin an. "Hat ja auch gut funktioniert, oder?"
"Anne-chan", begann Kakashi, "wie lange bist du denn schon bei uns?"
Sie sah auf und errötete. "Seit gestern Abend. Seit Morikubo-sama mit dem Suna-Nin gekämpft hat." Ihre Augen wurden groß. "Das war phantastisch. Ich habe noch niemanden gesehen, der so schnell war wie er. Da kommt nicht mal Amir mit, und der ist schon flink!"
"Und dann?", fragte Kakashi-sensei. "Hast du uns auch zum Kazekage begleitet?"
"Ja, aber ich bin nicht rein gekommen. Die sensorische Überwachung war zu stark. Aber ich bin euch dann heute morgen gefolgt, als Ihr dachtet, wir wären schon alle beim Examen. Ich habe meinen Schattenklon geschickt." Sie seufzte. "Noch ist er nicht enttarnt worden. Vielleicht hält er ja durch die ganze Prüfung."
"Ich glaube nicht, weil wir dich vorher...", begann Uzuki-sensei erneut, und wieder quiekte Anne erschrocken.
"Nun lass doch mal die ganzen Drohungen, Yaguo-sensei", sagte ich barsch. "Ich übernehme die Verantwortung für sie, also höre bitte auf zu sagen, dass du sie töten willst."
"Wirklich?", rief das Mädchen strahlend. "Ich darf mit?"
Als ich Asuma grinsen sah, wurde mir eines bewusst. Die Jounin hatten den Druck nur zum Teil für Anne aufgebaut. Sie hatten von Anfang an nicht vorgehabt, die Getsu-Kunoichi zu töten. Sie hatten nur erfahren wollen, warum sie uns gefolgt war. Und der andere Teil des Drucks war in meine Richtung gegangen, damit ich mich bereit erklärte, auf sie aufzupassen. Die logische Konsequenz, wie ich mir eingestand. Ich war der schwächste Shinobi unserer Gruppe, daher war es kein Verlust, wenn ich einen Teil meiner Zeit und Kraft für Annes Schutz abzweigte. Guy lachte laut. "Dieser Enthusiasmus der Jugend. Natürlich darfst du mit! Aber dein Verhalten wird entscheiden, ob wir dich als Gepäckstück mitnehmen, oder ob du selbst gehen darfst."
Erneut krallte sich ihre Hand in meine Weste. Dabei erwischte sie eine ordentliche Portion Haut. Und es tat weh. "Anne-chan..."
"I-ich werde mich benehmen, und ich werde auf jeden Befehl hören, versprochen!", erklärte sie feierlich. "U-und ich werde Morikubo-sama beschützen, so gut ich es kann!"
Das brachte die anderen Shinobi zum Lachen.
"Das ist nicht zum amüsieren!", begehrte sie auf. "Ich bin eine Kunoichi von Getsugakure!"
"Wir lachen nicht über dich, wir lachen mit dir", sagte Kakashi. "Entschuldige, das wir dir mit dem Tod gedroht haben, aber wir mussten wissen, warum du hier bist. Und zurück willst du sowieso nicht."
"Das mit der Drohung macht mir nichts", sagte sie ein wenig kleinlaut. "Ich bin sicher, Morikubo-sama hätte mich beschützt."
"Ach", machte Kankurou. "Hast du nicht gerade noch gesagt, dass du ihn beschützen willst, Anne-chan?"
Trotzig sah sie ihn an. "Das werde ich auch noch!", versprach sie mit großem Ernst in der Stimme.
"Dann ist es beschlossen. Wir nehmen sie mit." Uzuki-sensei steckte ihr Schwert wieder fort. "Alleine schon, weil wir das niemandem erzählen dürfen, dass sie fünf Shinobi von unserem Kaliber genasführt hat."
Die anderen Jounin lachten. Nur mir war nicht zum lachen zumute. Sie hatte uns wirklich dran gekriegt, uns durch die Posten verfolgt ohne aufgehalten oder entdeckt worden zu sein, und anschließend Kilometerlang begleitet. Das war blamabel. Oder auch nicht.
Ich griff nach ihrem Kragen und hob sie vom Boden auf. "Morikubo-sama?", fragte sie verwundert, als sie eine Handspanne über dem Boden hing.
"Habe einen Moment Geduld, Anne-chan. Ich will nur etwas überprüfen. Kakashi-sensei, wenn ich bitten dürfte..."
"Natürlich." Der weißhaarige Shinobi drückte seinen Stirnschutz hoch und entblößte sein linkes Auge. Das berühmte Sharingan kam zum Vorschein, das Kakashi wann immer er konnte schonte.
Ich sah, wie das Sharingan zu rotieren begann. Anne sah direkt hinein, und ihr Gesichtsausdruck wurde seltsam wesenslos.
Kakashi zog sein Stirnband wieder über das Auge. "Du kannst sie wieder auf ihre eigenen Füße setzen, Mamoru", sagte er mit leiser Enttäuschung in der Stimme. "Dieses kleine dreizehnjährige Mädchen ist tatsächlich ein kleines dreizehnjähriges Mädchen. Wir waren eben nachlässig."
"Aha." Ich setzte sie wieder ab. Beinahe sofort kehrte das Leben in ihre Augen zurück. Dennoch stand sie einen Moment so wacklig, dass ich sie stützen musste.
Also hatte uns wirklich eine Genin dermaßen getäuscht. Hätte Guy nicht den Stein geworfen, hätte sie uns vielleicht den ganzen Tag begleitet, ohne das wir etwas gemerkt hatten. Und daran war ich zu einem großen Teil Schuld. Was hatte mir Asuma immer wieder gepredigt? Ich sollte meine sensorischen Fähigkeiten nicht so sehr vernachlässigen, und mich nicht immer auf meine Kunst verlassen, Affen zu beschwören. Hätte ich an meiner sensorischen Reichweite gearbeitet, wäre sie mir vielleicht aufgefallen. Vielleicht aber auch nicht.

Apropos Affen. Ich biss mir in den Daumen und legte die Hand auf den Boden. "Kuchiose no Jutsu."
Rauch stieg auf und verzog sich nur schwerfällig.
"Warne uns bitte vor, wenn du das nächste Mal eine Beschwörung vollziehst", tadelte Asuma.
"Wieso? Du nebelst uns doch auch ein, ohne uns zu fragen", konterte ich.
"Frechdachs", brummte Asuma, nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und stieß den Rauch durch die Nase aus.
Ich grinste schief. So war er, mein Sempai.
"Puki?", erklang es herzzerreißend niedlich an meinen Füßen. Ein kleiner Affe hockte da und zog an meiner Hose.
"Ranko-sensei!" Ich beugte mich herab und streckte ihr einen Arm hin. Geschickt kletterte das Äffchen am Arm auf meine Schulter und umarmte meinen Kopf. Und ich bekam natürlich meinen Anteil an feuchten Affenküsschen.
"Ja, ich freue mich auch, dich zu sehen, Ranko-sensei."
Anne war zu diesem Zeitpunkt bereits von den Haarspitzen bis zu den Zehen vor Entzücken weggetreten. Sie strahlte den Affen an. "Ist der niedlich."
"Sie. Sie ist niedlich", korrigierte ich und bekam für meine Wortwahl noch ein Küsschen. "Sie heißt Ranko. Willst du sie halten?"
"Darf ich wirklich?", fragte Anne aufgeregt.
"Natürlich. Ich habe sie beschworen, damit sie auf dich aufpasst", sagte ich lächelnd. Ich wechselte einen kurzen Blick mit Ranko-sensei. Sie nickte. Sie hatte vollkommen verstanden, was ich von ihr erwartete. Dann ging mein Blick zu Asuma. Der nickte ebenfalls.
"Kann mir mal einer sagen...", begann Kankurou.
"Später", fiel ich ihm ins Wort. Ich beugte mich vor und streckte den Arm in Richtung Anne aus. Behende kletterte Sensei daran herab und wuselte auf Annes Schultern herum. Das Mädchen lachte vor Entzücken, als die Äffin sie kitzelte. "Sie ist so hübsch und so niedlich. Und Ranko-chan ist so ein schöner Name. Viel besser als Anne."
Ich beugte mich so weit vor, bis ich mit ihr auf Augenhöhe war. "Wenn du uns schon begleitest, dann will ich, dass du dich nützlich machst, Anne-chan", sagte ich. "Ranko-sensei ist ein wichtiger Soldat. Sie ist mein bester Späher. Deshalb will ich, dass du dich um sie kümmerst, wenn sie nicht im Einsatz ist. Kriegst du das hin?"
"Ja! Ja, natürlich!" Sie schmiegte ihr Gesicht in das weiche Fell des Affen. "Es ist so zart und leicht wie Seide!"
"Dann sind ja alle Fragen geklärt. Ziehen wir weiter", sagte Asuma und schritt voran.
"Kann mir mal einer erklären...", begann Kankurou erneut. Ich nahm ihn beiseite.
"Anne-chan, gehe schon mal mit den anderen vor. Ich muss Kankurou-sama noch über die veränderte Taktik-Lage informieren, die mein Späher mit sich bringt."
"Ist gut." Sie warf Uzuki-sensei einen misstrauischen Blick zu und hielt sich nahe bei Guy. Was mich nicht wenig erstaunte.
Uzuki-sensei ächzte. "Wirst du jetzt den Rest der Mission Angst vor mir haben, Anne-chan?", fragte sie verzweifelt.
"Weiß nicht. Vielleicht nicht", murmelte sie. Unsicher sah sie zu mir zurück.

Als sie außer Hörweite waren, begann ich zu erklären. "Wie du sicher weißt, kann ich Affenkrieger beschwören."
"Ja, man erzählt sich so etwas", erwiderte der Suna-Nin.
"Ranko-sensei ist eine Soldatin direkt unter Enka O Enma, dem König der Affen. Sie gilt als eine der stärksten Kriegerinnen, die der Affenclan je hervor gebracht hat. Nur Doktor Tofu und Enma selbst sind noch stärker. Und bei ihrem Zwillingsbruder Ranma kann ich es nicht wirklich sagen."
"Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass du so eine mächtige Kriegerin beschworen hast, damit sie auf das kleine Mädchen aufpasst?"
Ich nickte trotzig. "Überlege doch mal. Entweder ist sie eine ungeheuer gefährliche Kunoichi, die uns alle gefährden kann. Dann hat sie mit Ranko-sama bereits einen erschreckend starken Gegner direkt vor ihrer Nase. Oder sie ist wirklich das kleine Mädchen, das uns mit Glück und Chuzpe getäuscht hat. Dann kann sie jeden Schutz gebrauchen, den sie kriegen kann."
"Und was ist der wahre Grund?", fragte Kankurou.
Ich zuckte verlegen die Achseln. "Ich habe sie über ein Jahr nicht für eine Mission beschworen. Da dachte ich mir, dass es eine gute Gelegenheit wäre, um wieder mit ihr zu arbeiten."
"Und das ist die ganze Wahrheit?"
"Mehr Gründe habe ich eigentlich nicht", erwiderte ich. "Außerdem wird sich ihre Kampfkraft noch positiv auswirken, wenn wir die Anti-Konoha-Fraktion angreifen."
"Vom Affenclan habe ich schon viel gehört. Ich bin sehr gespannt, sie in Aktion zu sehen."
"Was unbestreitbar ein Vergnügen an sich ist", sagte ich zweideutig.
"Wie meinst du das?"
"Sie ist eine Frau", sagte ich schlicht.
"Verstehe."
An seinem Blick sah ich, dass er wirklich verstand. "Folgen wir den anderen", schlug ich vor.
Wir nickten einander zu, dann holten wir mit Step zu den Jounin und der Genin auf. Es versprach, eine interessante Zeit zu werden.

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4.
Erfreulich für uns: Die Spionage-Abteilung Sunagakures hatte ganze Arbeit geleistet. Im uns avisierten Gebiet, einer zerklüfteten Berggegend mit im Schnitt zweitausend Metern hohen Gipfeln und tief eingeschnittenen Tälern - was auf ein junges vor wenigen zehntausend Jahren aufgeworfenes Gebirge hindeutete, aber auch bedeutete, dass der Boden wegen fehlender Sedimente nicht sehr fruchtbar war und eine externe Versorgung notwendig machte - fanden wir unser Ziel recht schnell. Es handelte sich um das größte Tal, ein graubrauner Streifen tief eingeschnittenes Land, durchzogen von einem Bach, der sich in den letzten Jahrzehnten sein Bett gegraben hatte, mit spärlicher Vegetation an den Ufern. Großartige Vegetation war auch nicht notwendig, denn alles was die hier versammelten Menschen brauchten, war Platz. Platz für ihre Zelte, Platz für ihre Kampfübungen, Platz für ihre Versammlungen.
Als wir den ersten Spähposten auf einem Bergkamm registriert hatten - Kakashi hatte ihn mit seinen Sharingan entdeckt, bevor wir die vegetationsreiche Zone am Fuß der Berge verlassen hatten - waren wir außer Sichtweite geblieben und mit aller gebotener Vorsicht in die Berge eingedrungen. Wir befanden uns nun selbst in einem kleinen kargen Tal, das ebenfalls von einem Bach durchzogen wurde, gespeist von einem kleinen Gletscher, der sich an einen nahen Berggipfel klammerte. Zumindest Wasser hatten wir damit genug. Uzuki-sensei und Asuma waren, nachdem wir so etwas wie ein Camp aufgebaut hatten, aufgebrochen, um die Lage auszukundschaften.
Sie waren zurückgekehrt, ohne entdeckt zu werden, mit Daten über die Topographie des Tals und einer ziemlich genauen Zahl der zu erwartenden Gegner.
Vier unserer Bunshin standen Wache, und wir lauschten dem Bericht der beiden Jounin.
Uzuki-sensei hatte uns eine Karte gemalt, und Asuma und sie nutzten das Papier, um relevante Informationen zu erklären.
"Hier, hier und hier", erklärte Uzuki-sensei, während sie auf Berggipfel deutete, "haben die Kontras Beobachtungsposten eingerichtet, die alle zwei Stunden ausgewechselt werden. Die Moral in den Posten ist miserabel. Wahrscheinlich, weil zu lange zu wenig passiert ist. Die Meldewege sind lang und umständlich. Hier, hier und hier sind Beobachtungsposten, die die Pässe, die in das Tal führen, abdecken. Auch hier lange Meldewege, schlechte Moral."
Kontras. Der Name gefiel mir. War auf jeden Fall kürzer als Anti-Konoha-Fraktion.
Asuma zog mit dem Zeigefinger einen großen Kreis um ein Drittel des Tals. "Hier haben sie ihre Zelte. Sie beherbergen rund zweihundert Kämpfer. Dreißig von ihnen sind, wenn wir den Stirnbändern trauen dürfen, Suna-Nin."
Kankurou räusperte sich. "Wir vermissen keine so große Zahl an Ninjas, weder Jounin, noch Chunin, noch Genin."
Asuma verzog das Gesicht zu einer nachdenklichen Grimasse. "Es sind eindeutig Ninja, das steht fest."
"S-soll ich mal nachschauen?", ereiferte sich Anne. "Eventuell sind es Oto-Nin, und das würde ja auch Sinn machen."
Verwundert betrachtete ich das kleine Mädchen. "Macht dir das denn nichts aus? Ich meine, Oto-Nin..."
"Wieso? Alle, die mir etwas bedeuten, sind mit nach Getsu gegangen. Die anderen Shinobi sind, wenn sie immer noch auf Orochimaru hören oder gegen Konoha kämpfen wollen, oder beides, verblendete Idioten. Entschuldigt, wenn ich das so deutlich sage." Sie räusperte sich und versuchte ihrer Stimme einen erwachsenen Klang zu geben. "Ich wäre nie Kunoichi in Getsugakure geworden, wenn die Shinobi-Strukturen auch nur ein wenig Ähnlichkeit mit dem totali... totili... mit dem restriktiven Rangsystem in Oto gehabt hätten."
"Restriktive Shinobi-Strukturen?", hakte Uzuki-sensei nach.
"Ja. Orochimaru pflegt einen grausamen Stil. Ein Oto-Nin hat in erster Linie zu gehorchen, und dagegen ist nicht viel einzuwenden. Aber er ist auch verpflichtet, sich ohne jeden Hintergedanken gegen seine eigenen Kameraden zu wenden. Das muss ihm nicht befohlen werden, es muss ihm nur nützen. Orochimaru erhoffte sich, dadurch einen kleinen Kreis besonders fähiger und talentierter Shinobi zu sammeln. Letztendlich aber hat es sich erwiesen, dass er nebenbei auch noch Fußvolk brauchte und nicht jeden Shinobi handverlesen konnte. Es gab also den brutalen inneren Zirkel, in dem es keine Freunde gab, und in dem man so weit kam wie man sein Kunai halten konnte, und den wesentlich größeren äußeren Kreis, von dem man in den inneren aufsteigen konnte, wenn man bereit war, Freunde zu töten, um ihre Plätze einzunehmen. Natürlich gab es im äußeren Kreis nur Genin. Jeder, der fähig genug war, Chunin oder gar Jounin zu werden, wurde in das perfe... porfe... in das kranke Spiel um töten und getötet werden hinein gezogen." Sie schüttelte sich, als hätte sie in etwas saures gebissen. "Ich war froh, als wir Oto verlassen konnten, ohne Orochimaru, nur mit Maria-neechan und den anderen. Wir... Oh, ich weiß, was du jetzt denkst, Mamoru-sama, aber es ist wirklich nicht so, dass..."
"Du hast nicht einmal ansatzweise eine Ahnung, was ich gerade denke", brummte ich böse. Maria. Verdammt, Maria. Hätte sie jetzt vor mir gestanden, ich hätte nicht gewusst, ob ich sie lieber erstochen oder erdrosselt hätte. Meine Wut auf sie war noch lange nicht verraucht. Ich fühlte mich noch immer missbraucht und verraten. Okay, so schlimm war dieser Verrat nicht gewesen, und der erzwungene Kampf gegen meine Kameraden hatte zum Glück keine Opfer gefordert, aber...
Ich schüttelte wütend den Kopf, um diese unfruchtbaren Gedanken abzuschütteln. Ich würde meine Wut behalten, bis ich ihr eines Tages wieder begegnete, das hatte ich mir selbst versprochen.

Anne sah mich mit großem Ernst an. Dann hockte sie sich auf den Boden und verbeugte sich formvollendet vor mir. "Ich entschuldige mich im Namen Maria-neechans in aller Form bei dir, Mamoru-sama. Alles, was geschehen ist, geschah nur, um die Sicherheit unserer unschuldigen Zivilisten zu gewährleisten. Und auch wenn Maria-neechan bereit war, einiges für ihre Sicherheit zu tun, so... Sind doch einige Dinge passiert, die vielleicht erschrecken auf den ersten Blick, aber die dann doch... Dann doch..." Sie drückte die Stirn auf den Boden. "Ich bitte vielmals um Vergebung."
"Erhebe dich, Anne-chan", sagte ich mit fester, wieder ruhiger Stimme. "Du hast nichts mit meinem Streit zu tun."
Langsam richtete sie sich wieder auf. "Aber ich habe geholfen, dich zu täuschen. Wenn du also wütend auf Maria-neechan bist, dann musst du auch wütend auf mich sein." Trotzig sah sie mich an.
"Okay, das lässt sich einrichten", drohte ich finster, doch das Mädchen hielt stoisch dagegen. Nicht rebellisch, abwehrend, aber stur und stoisch.
"Wir sind hier noch nicht fertig", klang Kakashis Stimme auf. "Anne-chan, bist du sicher, dass du sie erkennen würdest, wenn es ehemalige Oto-Shinobi sind?"
"Kakashi-sempai, du wirst doch nicht ein kleines Mädchen in dieses Lager schicken?", fragte ich vorwurfsvoll.
"Nicht irgendein kleines Mädchen, sondern das kleine Mädchen, das dich dreißig Kilometer lang täuschen konnte, sensorischer Ninja Mamoru Morikubo", spottete er milde. Mit einem resignierenden Seufzer fuhr er fort: "Und natürlich uns."
Allgemeines Gelächter klang auf, auch wenn es weniger fröhlich war, mehr gezwungen.
"N-natürlich könnte ich das", sagte sie eifrig. "Ranko-chan und ich können uns anschleichen, und ich kann sie identifizieren!"
"Hm", machte ich. Ich glaubte Anne ihre Geschichte mittlerweile, auch wenn ich nicht so recht verstand, warum sie mich verehrte. Wenn sie das Lager infiltrierte, zumindest weit genug, um Gesichter zu erkennen, und mit verwertbaren Daten über die Personen zurückkam, würde uns das sehr helfen. Wenn sie Ranko-sama mitnahm, schlugen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Anne-chan war sicher, und Ranko-sama konnte sich ein erstes Bild vom Gelände machen. "Meinetwegen", murmelte ich mürrisch. "Aber du gehst kein Risiko ein."
"Aber ich habe doch Ranko-chan bei mir", begehrte sie auf. "Die werde ich doch nicht in Gefahr bringen."
"Nicht so neidisch, Mamo-chan", merkte Uzuki-sensei an. Sie lächelte. "Vergiss nicht, Anne-chan ist eine Kunoichi, die für die Chunin-Prüfung angemeldet ist. Und sie hat uns alle einen halben Tag an der Nase herumgeführt. Ich werde sie begleiten und nahe genug heran führen."
"Nein", widersprach Kakashi. "Kuchiose no Jutsu."
Qualm flog auf und ließ ein kleines, braunes Etwas zurück. "Yo", machte das kleine, dicke Wesen.
"Erkläre den Weg. Pakkun wird die beiden begleiten und darauf achten, dass sie ungesehen rein und wieder raus kommen. Er hat bessere sensorische Fähigkeiten als Mamo-chan."
Die kleine Gestalt, einer von Kakashis Kampfhunden, sah mich aus seinen großen, gelangweilten Augen an. "Hast du deine sensorische Reichweite noch immer nicht vergrößert, Mamoru-kun? Du solltest wissen, dass es nicht reicht, sich auf sein Talent zu verlassen, Affenkrieger zu beschwören."
"Kakashi-sempai, dein Hund ist ein wenig vorlaut, dafür das er beschworen wurde, um deine nicht vorhandenen sensorischen Fähigkeiten auszugleichen", sagte ich bissig.
Unsere Blicke trafen sich, verhakten sich ineinander, fochten ein stummes Duell miteinander aus.
"Oh, da hast du wohl Recht", lachte er und legte verlegen einen Arm an den Hinterkopf. "Yaguo-chan, zeige den dreien doch den Weg hinein. Je eher sie aufbrechen, desto schneller kriegen wir neue Informationen."

Ich fühlte mich, als hätte mir jemand die Beine unter mir weggezogen. Normalerweise gab Kakashi nicht so leicht nach, außer, der andere war im Recht. Hatte ich gerade den Copy-Ninja gekontert? Ein sehr beunruhigender Gedanke, der zweierlei Dinge bedeuten konnte. Entweder ich wurde besser, oder er ließ langsam nach. Beide Gedanken waren gleichermaßen beunruhigend.
"Gut. Schaut mal, hier ist ein Trampelpfad, der die Bergklippe hinter uns hoch führt. Dort liegt ein kleines Zwischental, und über die gegenüberliegende Wand kommt Ihr ins Zieltal. Ungefähr ab hier, am Fuß der zweiten Bergwand, musst du dich mit deinem Talent verbergen, Anne-chan. Ranko-sama - ich meine Ranko-chan - und Pakkun sind klein genug und lautlos und werden nicht entdeckt werden. Pakkun, du achtest auf die Umgebung."
"Natürlich. Dafür wurde ich beschworen", erwiderte der kleine Hund ein klein wenig beleidigt.
"Hier und hier sind Beobachtungspunkte. Wenn Ihr dieser Rille folgt, werden sie euch nicht sehen. Hier ist im Sattel des Berges eine Art kleiner Pass, leicht zu überwinden, aber zu schmal für uns Große. Du und deine Begleiter passen hier ohne Probleme durch. Damit gelangt Ihr ins Tal, fast bis an den Fuß des Bergsattels. Von dort aus bist du nahe genug dran, um Gesichter zu erkennen, Anne-chan. Es reicht, wenn du einige identifizierst, dann wissen wir schon, woran wir sind. Denkst du, du schaffst das?"
Ein flüchtiges, kaum ängstliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Kurz ging ihr Blick zu mir. "Natürlich schaffe ich das. Natürlich schaffen wir das." Sie beugte sich vor und nahm Pakkun hoch wie ein Kätzchen. "Nicht wahr, Pakkun?"
"Natürlich." Der grummelige Hund ließ sich diese Behandlung gefallen, auch wenn sie nur den Oberkörper hielt, und der Rest herabhing wie ein nasser Wäschesack.
Ich wechselte einen schnellen Blick mit Ranko-sama. Sie nickte als Antwort. Natürlich würde sie mit allem was sie hatte auf das Mädchen aufpassen.
Anne nickte noch einmal ins Rund, dann wandte sie sich um. Ich folgte ihr mit meinen Augen, bis sie den Fuß des ersten Bergsattels erreicht hatte.

Asuma räusperte sich. Allerdings nicht um etwas zu sagen, sondern weil er sich eine Zigarette angesteckt hatte und die Kehle frei kriegen wollte.
Uzuki-sensei sah das mit einem Lächeln und übernahm wieder die Besprechung. "Wie gesagt, wir schätzen, das etwa dreißig von ihnen Shinobi sind. Oto-Nin, Nukenin und eventuell ein paar Suna-Nin. Einwände, Kankurou-sama?"
"Ein paar ist durchaus möglich", lenkte der große Suna-Jounin ein. "Auch in unseren Reihen gab und gibt es Anti-Konoha-Koalitionäre. Oder eben Kontras."
Uzuki-sensei nickte zufrieden. "Gut. Weitere dreißig können ebenfalls Ninja sein, aber nur auf dem Level eines Genin, bestenfalls. Der Rest der Leute gehört zur Soldatenkaste, die es hierzulande gibt, um dem mittleren und niederen Adel zu beschützen, mitunter auch die höheren Klassen, die sich keine Shinobi als Leibwächter leisten können oder wollen. Dazu kommen zehn bis zwanzig Angehörige des innersten Verschwörungszirkels. Sie residieren in den Zelten in der Mitte. Ich rechne nicht mit genug Gegenwehr, um uns Probleme zu bereiten. Unser Hauptproblem wird es sein, nicht unbedingt zu gewinnen, sondern alle zu erwischen." Sie strahlte vollkommene Zuversicht aus. Sie war eine ANBU, genauer gesagt die Anführerin ihrer eigenen ANBU-Einheit. Sie gehörte ohne Zweifel zum Besten, was Konoha zu bieten hatte. Und sie hatte maßgeblichen Anteil daran gehabt, die Invasion Konohas abzuwehren. So wie alle Jounin in diesem Rund.
"Wir müssen sie nicht alle erwischen", schränkte Guy ein. "Wir müssen nur genügend erwischen."
"Nehmen wir Gefangene?", fragte Asuma, zog an der Zigarette und stieß den Rauch aus Mund und Nase aus. Für einen Augenblick wirkte er wie ein gestaltgewordener Oni, wozu das gefährliche Grinsen beitrug. Nun, wir waren Ninja, und wir waren nicht zimperlich. Gerade, oder besser, vor allem nicht wenn es um die Sicherheit Konohas ging.
Kankurou ließ ein leises Hm hören. "Es kann nichts schaden, wenn wir ein paar der Rädelsführer in die Hand bekommen. Als Druckmittel gegen die Unterstützer. Offiziell ist Suna überhaupt nicht hier, aber ich bin sicher, wenn ich die Anführer sehen würde, könnte ich mich schnell entscheiden, wen ich lieber tot sehen will, und wer für unsere Zwecke lebend nützlicher wäre."
Offiziell, tja. Offiziell begleiteten wir gerade das Chunin-Examen.
"Kann ich daraus schließen, dass es dir nichts ausmachen wird, uns im Angriff zu begleiten, Kankurou-sama? Natürlich nur in beratender Funktion?", fragte Uzuki-sensei lächelnd.
Kankurou grinste sie an. "Als Beobachter kann man am Besten beobachten, wenn man nahe dran ist, oder? Und sollte wirklich jemand so dumm sein, mich anzugreifen, dann... Tja. Der Kazekage hat betont, dass ich mich verteidigen darf. Und er hat auch klargestellt, dass es im meinem Ermessen liegt zu bestimmen, was Verteidigung bedeutet."
"Wie überaus praktisch", sagte ich. Und das war es auch. Ein Freibrief seines Kazekages. Ich hoffte, Kankurou würde davon eifrig Gebrauch machen. Ich konnte es kaum erwarten, seine Puppen in Aktion zu sehen.

"Kommen wir zum Angriffsplan", sagte Uzuki-sensei. "Auch wenn wir nicht mit Chunin oder Jounin rechnen, so sollten wir zweihundert Gegner nicht unterschätzen. Wir müssen sie schnell und hart und nachdrücklich treffen. Nicht unbedingt in der Reihenfolge."
Wir nickten zustimmend.
"Ich schlage vor, wir schalten ihre Außenposten in Richtung Wüste aus, und zwar kurz bevor sie abgelöst werden sollten. Ihre ohnehin lasche Aufmerksamkeitsspanne dürfte da auf einem Tiefpunkt sein. Ich denke, Asuma sollte in der Lage sein, das alleine zu handhaben und schnell zu uns aufzuschließen."
Asuma grunzte bejahend und stieß noch mehr Rauch aus. "Zwei Minuten pro Posten. Maximal."
Und das war nicht übertrieben.
"Guy und ich führen kurz darauf den Hauptangriff von der linken Flanke aus. Unser Ziel ist es, so viele Gegner wie möglich so schnell wie möglich zu besiegen. Mamo-chan, du wirst zwei weitere Affenkrieger beschwören und mit ihnen über die rechte Flanke kommen. Gleiches Missionsziel. Wir treffen uns in der Mitte bei den Rädelsführern der Kontras. Kakashi, beschwöre bitte deine Ninja-Hunde, damit sie uns bei der Attacke unterstützen. Ansonsten halte dich zurück, bis entweder offensichtlich wird, das wir gewinnen, oder das wir auf mehr Widerstand treffen als wir erwartet haben. Du bist unser stärkster Shinobi."
"Das sei dahin gestellt. Aber bist du sicher, dass Ihr auf mich verzichten könnt?"
"Wir brauchen den stärksten Trumpf in der Hinterhand. Nur für den Fall, dass wir auf unerwartete Schwierigkeiten treffen", erwiderte sie. "Aber ich mache hier nur Vorschläge. Ihr dürft euch ruhig alle einbringen, wenn Ihr bessere Ideen habt."
"Mamoru-kun und die Affenkrieger von der rechten Flanke sollten reichen, damit wir die Kontras zwischen uns zerquetschen können", sagte Guy mit ungewohnt ernster Miene. "Außerdem haben wir immer noch Ranko in Reserve, wenn es hart auf hart kommt."
Kakashi seufzte leise. Es gefiel ihm sichtlich nicht, derart auf die Reservebank abgeschoben zu werden.
"Ach komm schon, alter Freund", rief Guy. "Du kannst ja einsteigen, sobald abzusehen ist, das wir gewinnen. Bis dahin spielst du eben die Reserve. Und wir haben ja auch noch deine Hunde auf unserer Seite."
"Du musst nicht versuchen, die Sache für mich schmackhafter zu machen." Er sah Uzuki-sensei mit seinem rechten Auge schneidend an. "Ich werde selbst entscheiden, ob und wann ich eingreife, Yaguo-kun."
"Nichts anderes habe ich vom Copy-Ninja erwartet", erwiderte sie. Sie sah zu Kankurou herüber. "Kankurou-sama, bitte begleite mich und Guy. Auf diese Weise bringen wir dich schnell in die Mitte, und du kannst... Entscheidungen treffen."
Der weißgeschminkte Mann nickte grimmig. Ob und wie viel er kämpfen würde, lag nicht in seiner Hand.
"Bleibt noch Anne-chan", sagte Asuma. "Sie hat bewiesen, dass sie ein Talent für Genjutsu hat, dass sie sich gut verbergen kann. Und sie ist Genin. Wir müssen uns darüber klar werden, ob wir sie involvieren oder nicht. Was ist sicherer für sie: Wenn sie hier im Lager bleibt, oder wenn sie einen unserer Trupps begleitet?"
"Falls sie im Lager bleibt", wandte ich mürrisch ein.
"Dann ist es beschlossen", sagte Asuma zufrieden. Er griente mich an. Seine Zigarette war zu einem kleinen, abgerauchten Stummel geschrumpft. "Ich schlage vor, dass Mamoru Wort hält und weiterhin auf sie aufpasst. Auf diese Weise reißen wir auch die Affenkrieger nicht auseinander. Wir... Hm?" Er legte den Kopf schräg und lauschte. Als er sich erhob, zog er seine Kunais. Wir Shinobi spürten das Wind-Chakra auf den Klingen, das die Waffenschneide etwa um die Hälfte verlängerte und ums Doppelte tödlicher machte.
Ich reagierte automatisch und erhob mich ebenfalls. Dabei zog ich das kurze Schwert, das ich seit der Oto-Sache ab und an benutzte. Auch die anderen Jounin reagierten augenblicklich. Das war eine Sekunde, bevor Pakkun wie von Furien gehetzt den Bergsattel herab gerannt kam, den Hang hinab sprintete, sich mehrfach überschlug, wieder aufstand und weiter hetzte. Mehr brauchten wir nicht, um zu reagieren. Wir waren Shinobi. Mehr noch, wir waren Konoha-Shinobi.
***
"Folge mir dichtauf", befahl Pakkun in seiner besonderen, ruhigen Art. "Bleib hart an mir dran. Dann kriegst du auch eine besondere Belohnung."
"Was für eine besondere Belohnung?", fragte Anne erstaunt, die gerade erst ihre Überraschung überwunden hatte, dass der Hund sprechen konnte.
Pakkun blieb stehen, hockte sich auf seinen Hintern und hob die recht Pfote. "Du darfst schon mal Probe-anfassen."
"Das ist die Belohnung?", fragte sie irritiert. Dennoch berührte sie die Pfote des Ninja-Hundes.
Ein helles Quieken entfuhr ihr. "Das ist ja fluffig-weich!"
"Genau. Und das Beste ist, alle meine Pfoten sind so weich."
Der Affe auf Annes Schultern kletterte über ihren Arm interessiert näher und piekte ebenfalls in die Pfote. Das Ergebnis schien Ranko zu erfreuen, denn sie schnatterte zufrieden.
Pakkun errötete. "Nicht doch, Ranko-sama. Dein Fell ist doch tausendmal weicher als diese alten Hundepfoten."
Der Affe schnatterte erneut, und der Hund wandte verlegen den Kopf ab. "Ich nehme das Kompliment in aller Bescheidenheit an, Ranko-sama."
"Du kannst verstehen, was sie sagt?", fragte Anne verblüfft.
"Du kannst nicht verstehen, was sie sagt? Ich dachte, du bist Kontraktträger des Affenclans."
"Äh. Nein. Mamoru-sama hat Ranko-chan beschworen. Er hat sie mir mitgegeben, damit sie auf mich aufpasst. Und damit ich mich um sie kümmere." Sie lächelte zufrieden. "Und das macht so einen Spaß. Ranko-chan hat so weiches Fell, und sie riecht so gut und sie ist so fröhlich."
Ranko teilte dem Mädchen aus Getsugakure einen erheblichen Anteil feuchter Affenliebe zu, was diese erneut erfreut aufquieken ließ.
"Also, es scheint so, als würde sie aber dich verstehen", stellte Pakkun zufrieden fest. "Mamoru-kun sagte, du verfügst über ein besonderes Genjutsu, das dich vor den Augen anderer verbirgt?"
Statt zu antworten breitete das Mädchen eine Decke aus, und legte sie sich über den Kopf. Sie zog die Seiten an und war unter der Decke komplett verborgen.
Pakkun seufzte leise. Er hatte mehr erwartet. "Gut, gut. Bleib einfach in meiner Nähe, und wir schleichen uns schon... Anne-chan?" Pakkun blinzelte mehrfach, aber das Mädchen war von einem Moment zum anderen verschwunden. Er schnüffelte ein wenig, erst nebensächlich, dann aufgeregt. "Anne-chan?"
Ihr Kopf erschien mitten in der Landschaft. "Mein Genjutsu ist gut, oder?"
"Das kann man wohl sagen", entfuhr es dem Ninja-Hund. "Richtig gut. Ich habe dich nicht mal mehr gerochen. Und das will was heißen. Wo hast du so ein mächtiges Jutsu gelernt?"
"Ach, mächtig", sagte das Mädchen und seufzte. "Dass es so gut funktioniert liegt doch daran, das ich noch kein voll trainiertes Chakra besitze. Es ist leicht für mich, einfach zu verschwinden, weil ich eigentlich vollkommen unwichtig bin." Sie sah zu Boden. "Ich bin eine Getsugakure-Kunoichi, und ich bin da sehr stolz drauf. Aber ich... Nun, ich bin die Schwächste in unserer Genin-Gruppe, und manchmal habe ich das Gefühl, ich halte meine Freunde nur zurück. Ich meine, es ist einfach für einen unwichtigen Menschen, unwichtig zu erscheinen, oder?" Sie lachte gekünstelt.
Pakkun zog die krause Stirn noch krauser. "Haben sie das gesagt, Anne-chan?"
"Nein. Mohad und Illan sind immer nett zu mir und helfen mir wo sie nur können. Sie würden mir niemals auf die Nase reiben, wie schlecht ich wirklich bin."
"Und was gibt dir die Gewissheit, dass du schlecht bist?", fragte Pakkun interessiert.
"Wie ich doch schon gesagt habe, ich bin die Schwächste. Nicht nur in meiner Gruppe, im ganzen Jahrgang."
Der Ninja-Hund fixierte sie für einen Moment. "Körperlich?"
"Natürlich körperlich. Wenn es darum geht, Kunais weit zu werfen, wenn es um Nahkampf geht, dann bin ich immer hintenan. Ich bin nur in unwichtigen Sachen gut, wie in Genjutsu und Ninjutsu. Ich..." Für einen Moment schien es, als wolle das Mädchen in Tränen ausbrechen. "Ich dachte, wenn ich Mamoru-sama beobachte, dann lerne ich vielleicht etwas, um nützlicher zu werden. Ich meine, er hat alleine Otogakure zerstört, und er hat uns ganz alleine die Zeit erkauft um zu fliehen."
"Mamoru-kun ist dein Held, nicht wahr?"
Ihre traurige Stimmung verflüchtigte sich. Mit strahlenden Augen sagte sie: "Ja, das ist er. Letzte Nacht hat er in Sunagakure gegen einen Suna-Jounin gekämpft und ihn ordentlich durchgeprügelt. Ich kenne keinen Shinobi, der schneller ist. Oder stärker. Keiner, der besser ist."
Pakkun schluckte die erste Antwort runter, die ihm auf der Zunge lag. Nämlich, dass Mamoru-kun mit vier Ninjas reiste, die erwiesenermaßen besser als er waren. Wie lange noch, nun, das stand in den Sternen. Aber im Moment war Mamoru-kun eindeutig der Schwächste der Runde. Das hatte jedoch nicht so viel zu sagen, denn der junge Mann war bereits mindestens auf dem Level eines spezialisierten Jounin und wurde auch so eingesetzt. Das wussten alle, die damit zu tun hatten, nur der Bengel selbst widersetzte sich sehr erfolgreich der Realität.
Seine zweite Antwort war wohlüberlegt. "Folge mir, Mädchen." Er trottete voran, und Anne richtete ihre Decke wieder, um erneut zu verschwinden. So vollständig, das Pakkun nicht sagen konnte, ob sie ihm tatsächlich folgte, oder einfach stehen geblieben war. Er konnte nicht einmal ihren Atem hören, aber wenn er sich anstrengte, hörte er ein rhythmisches Geräusch, das eventuell ihr Puls sein konnte. "Weißt du, Taijutsu wird stark überschätzt. Natürlich ist es wichtig, mit Schwertern, Kunai und Wurfsternen umgehen zu können. Natürlich ist es wichtig, den Gegner aushebeln zu können, mit bloßen Händen bekämpfen zu können. Aber das ist nicht alles für einen Ninja. Oh, Might Guy ist da eine gute Ausnahme. Wusstest du, das er der unumstrittene Taijutsu-Meister Konohas ist? Fast alle seine Künste basieren nur auf Kraft und Geschwindigkeit. Damit ist er einer der wichtigsten und größten Kämpfer Konohas. Auch Kakashi und Asuma beherrschen Taijutsu in einem erschöpfenden Maße, aber ihre vorherrschenden Talente sind auf dem Gebiet des Ninjutsu. Und das zieht sich durch die Reihen der Jounin bis zu den Genjutsu-Benutzern. Natürlich müssen sie Taijutsu beherrschen. Ihre Körper stählen. Ihre Künste perfektionieren. Aber jeder hat einen anderen Weg vor sich, und die meisten Ninjas gehen in Richtung Ninjutsu. Dann erst kommt Genjutsu an die Reihe, und danach Taijutsu. Es ist so leicht Taijutsu mit Genjutsu oder Ninjutsu zu kontern. Und es ist schwer, im Taijutsu so gut zu werden, um nicht mehr gekontert zu werden. Viele gehen den einfachen Weg, auch weil er ihrem Talent entspricht. Und wenn du, Anne-chan, ein Talent für Genjutsu hast, dann ist dein Weg vorgezeichnet. Und du wirst eine gute Genjutsu-Nutzerin werden, wenn du jetzt schon so gut darin bist."
"Aber...", begehrte sie auf und bewies, dass sie knapp hinter ihm war, "...das ist doch meine einzige Genjutsu-Kunst!"
"Noch", entgegnete Pakkun lächelnd. "Du hast noch einen langen und weiten Weg vor dir, und du wirst einmal eine gute Kunoichi werden und für dein Genjutsu bekannt sein."
"Und was ist", begann sie mit Trotz in der Stimme, "wenn ich lieber versuche, eine Taijutsu-Meisterin zu werden, um dieses elende Defi... Defa... Um den Nachteil zu einem Vorteil zu machen, Pakkun?"
Der Hund lachte kurz und laut. "Dann würde ich mich zweimal vor dir verneigen, Anne-chan. Einmal für deinen Entschluss heute, und einmal wenn du es geschafft hast. Es gibt nichts Schwereres, als einen solchen Nachteil auszugleichen, und dir ein Feld zu erobern, auf dem du keine natürliche Affinität hast. Wenn du tatsächlich eine Taijutsu-Meisterin wirst, die Ninjutsu und Genjutsu auskontern kann, dann wirst du erst Recht berühmt."
"Meinst du? Und wie mache ich das?"
"Genauso wie du dein Genjutsu erlernt hast. Jeden einzelnen Tag trainieren. Hart und ausgiebig. Guy wird dir dazu einiges sagen können."
"Oh, gut. Vielleicht mache ich das auch."

Der Hund wurde langsamer und hielt an. Sie waren nur noch einen Meter unter dem Kamm des Berges. "Wir müssen über diese Felsen, und dann durch das Tal auf der anderen Seite. Dann noch mal über eine Felswand, und wir sind im Zieltal. Dort bringe ich dich so nahe es geht an die Zelte heran, damit du versuchen kannst, die Ninjas zu identifizieren."
Annes Kopf erschien wieder, neben ihr Ranko. "Und wenn sie mich finden, wenn ich zu nahe heran gehe?"
"Oh, ich glaube nicht, dass sie dich finden werden, Anne-chan. Dein Genjutsu ist wirklich gut."
"Aber was wenn doch?"
Pakkuns Miene wurde ernst. "Oh, dann bleiben dir nur zwei Optionen. Flucht oder Kampf."
"I-im Kampf bin ich nicht so gut", gestand sie.
"Hast du schon mal gekämpft?"
"Ja. Aber ich war keine große Hilfe. Meine Freunde mussten mich retten", sagte sie leise.
"Hast du schon mal einen Gegner mit einem Kunai angegriffen? Hast du ihn verletzt oder getötet?"
"Ja. Verletzt. Aber ich konnte ihn nicht schwer genug verletzen oder töten. Deshalb konnte er ja mich angreifen. Ich..." Sie sah betreten zu Boden. "Vielleicht bin ich doch keine gute Kunoichi."
Pakkun schüttelte den Kopf. "Du stehst noch ganz am Anfang. Es wird sich zeigen, ob du nicht nur eine gute Kunoichi bist, sondern auch eine gute Kämpferin." Er setzte sich wieder in Bewegung. "Kampf ist eine ganz merkwürdige Sache. Mal lässt er Stunden auf sich warten, mal erwischt er dich im Bruchteil einer Sekunde. Es bedarf Jahre des Trainings, um richtig zu reag..."
Pakkun verstummte, als er den Kopf über die Steinkrone stecken konnte, denn auf der anderen Seite, ziemlich exakt ihm gegenüber, streckte ein großer, kräftiger Ninja mit einem Suna-Stirnschutz den Kopf über den Felssattel.
Pakkun reagierte sofort. Er knurrte, sprang vor und fuhr mit seinen Krallen über die Augen des Suna-Nin. Der Mann heulte auf, als der Hieb ihn blendete. Das alarmierte einen weiteren Ninja, der über die Krone kam, einen schlanken, geradezu dürren Burschen mit dem Stirnband Otogakures. Er stürzte sich mit gezücktem Schwert auf den Hund, und das Tier sprang nach hinten davon, ungefähr zwei, drei Meter weit. Er zeigte alle Anzeichen von Aggression und knurrte den Angreifer böse an.
"Ah! Meine Augen! Bring die Töle um, Malt!", heulte der geblendete Mann aufgebracht.
Weitere Shinobi kamen über die Krone, bedrohlich ihre Waffen gezogen, kampfbereit. "Bleib wo du bist, Anne-chan", zischte der Hund leise. "Ich locke sie weg!"
In diesem Moment huschte etwas Schnelles, Pelziges aus dem Nichts hervor, beziehungsweise aus Annes Jutsu. Mitten im Sprung wurde es groß. Größer. Kräftiger. Als es landete, war aus dem kleinen Äffchen Ranko-sama in ihrer Kampfform entstanden. "Lauft!", rief sie, während ihre krallenbewehrte Pranke den Schwertmann samt Klinge beiseite wischte. Er überschlug sich mehrfach und blieb stöhnend mit einer tiefen vierfachen Wunde liegen. "Warnt Kakashi und die anderen!"
Pakkun grunzte zustimmend und huschte los. Jetzt, in diesem Moment, war es wichtiger, die Jounin zu warnen, anstatt Anne zu beschützen. Pakkun hoffte, dass Mamoru-kun ihm das verzeihen würde. Er hoffte, dass Anne ihm das verzeihen würde. Er machte einen großen Satz den Berghang hinab und sprang erneut, kaum das seine Pfoten den Boden berührten.

Ranko-sama hatte sich das Schwert des ersten gegriffen und widmete sich den anderen Angreifern. "Kommt schon. Mal sehen, was Ihr taugt, wenn Ihr es nicht mit einem niedlichen kleinen Hund, sondern mit einem Affenkrieger zu tun habt!", sagte sie herausfordernd und nahm Kampfstellung ein.
"Affenkrieger!", rief einer von ihnen voller Abscheu. "Das bedeutet Morikubo, diese elende Pest!"
Für einen Moment verlor Ranko-sama ihre Ausgeglichenheit und ging den Mann an, der so respektlos über ihren Kontraktnehmer sprach. Dies nahm einer von ihnen, ein kleiner, kompakter Mann, als Gelegenheit wahr, um Ranko von der Seite zu blockieren. Er zischte einen Befehl zu einem Mann hinter sich. "Töte den Hund, bevor er seine Leute warnen kann!"
Ein schlanker Schatten huschte hinter ihm vorbei, unerreichbar für Ranko-sama, wenn sie nicht ihre eigene Deckung vernachlässigen wollte.
Anne sah all das aus ihren Versteck heraus. Sie sah Pakkun hinterher, der wie von Furien gehetzt in Richtung Tal stolperte. Sie sah den Angreifer, der einen riesigen Shuriken von seinem Rücken nahm, um ihn den Ninja-Hund hinterher zu werfen. Sie sah auch den Metalldraht, mit dem er den Shuriken lenken würde, was dem Hund nur wenig Chancen lassen würde, wenn er die Waffe überhaupt bemerkte. Anne wusste, dass sie Getsu-Ninja war, dass sie mit diesem Kampf nichts zu tun hatte. Dass ihr niemand einen Vorwurf machen würde, wenn sie in ihrem Versteck bleiben würde, bis der Kampf für eine Seite ausgestanden war. Nicht einmal Mamoru-sama würde schimpfen. Das war ihr klar. Aber sie würde es wissen. Den Rest ihres Lebens würde sie es wissen. Dass sie nicht gekämpft hatte. Dass sie Mamoru-sama nicht beschützt hatte. Und sie würde nicht damit leben können.
Im Schutz ihrer Decke umfasste sie eines ihrer Kunais mit beiden Händen. Als der Ninja fast direkt auf sie zukam, stürzte sie in seinen Weg und stieß ihm das Kunai schräg von unten in die Eingeweide, um seine Lungen oder gar sein Herz zu erwischen. Der Mann rannte sie um, und der Griff des Kunais verschwand fast in seinem Balg. Der Rest bohrte sich ihr schmerzhaft in die Rippen, und sie meinte hören zu können, wie eine davon brach. Ihr Umhang glitt halb von ihr herab, und der Mann starrte sie hasserfüllt an. "Du... Gör...", brachte er stockend hervor und suchte fahrig nach seiner Kunai-Tasche. Er zog eine der Klingen heraus und hob sie leicht.
Anne machte sich bewusst, dass sie wehrlos war, solange der Mann auf ihren Armen lag. Mit reiner Körperkraft konnte sie nichts mehr ausrichten. Ihr Ende war besiegelt.
***
Amir konnte sich nicht helfen, irgendetwas war anders. Er konnte es nicht genau definieren, nicht erfassen. War es Mamoru, der heute ungewöhnlich mürrisch wirkte und kaum mit ihm sprach? Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Amir hatte über drei Hintertürchen und Latrinenparolen erfahren, dass er mit einem Jounin des Rates Sunas "trainiert" hatte. Dabei hatte er tüchtig übertrieben und den Mann ins Krankenhaus geschickt. Zufällig war der Mann, Baku, nicht nur Ratsherr, sondern auch noch Mentor des Kazekage, und deshalb war es mehr als verständlich, dass Gaara-sama sich den übermütigen Burschen zur Brust genommen hatte. Und das tüchtig. Wenn der Konoha-Shinobi heute also eher mit der Nase über den Boden schleifte, dann musste der Kazekage ihn ordentlich zusammengefaltet haben.
Aber nein, das war es nicht. Auch wenn es zu Mamoru passte, wie die Faust aufs Auge.
Er erinnerte sich noch gut, wie sie am Morgen gemeinsam aufgebrochen waren, die beiden Konoha-Gruppen und seine Gruppe. Er erinnerte sich, das Anne ungewöhnlich still gewesen war, selbst für ihre Begriffe, und das sie ihre Anhimmelungen des "mächtigen Shinobi Mamoru Morikubi" drastisch reduziert hatte. was ihr wohlmeinenden Spott von Illan und Mohad eingebracht hatte, aber auch darauf hatte sie nur halbherzig reagiert, so als wenn sie mit ihrem Verstand weit, weit weg wäre. Amir hatte sich gewundert, aber da er wusste, was für ein Stress so eine Chunin-Prüfung war, hatte er zu Recht angenommen, dass es mit der Prüfung selbst zusammenhing. Eventuell war sie bereits viel zu sehr drin in der Prüfung. Zu Recht war sie, was die Theorie anging, eine der Besten ihres Jahrgangs, und das, so hoffte Amir, würde auch Illan weiter helfen.
Aus Fairness-Gründen, und weil es ihm damals auch niemand gesagt hatte, hatte er den dreien nicht verraten, dass sie während des Examens nach Herzenslust spicken durften. Er hatte ihnen auch nicht gesagt, dass das Examen in Kumogakure von einer einzigen Frage abhängig gewesen war; das wäre auch fahrlässig gewesen, denn kein Examen war wie das andere. Jeder Ninja-Ort entschied selbst, wie er die talentiertesten Bewerber aus der Schar der Anwärter heraus filterte. Die Prüfer waren immer bestrebt, möglichst viele Genin bereits in der ersten Prüfung auszusieben, weil die zweite Prüfung mit erheblichen Gefahren verbunden war. Und gewisse Shinobi daran teilnehmen zu lassen, die es zwar mit Ach und Krach zur ersten Prüfung geschafft hatten, aber zu halbherzig waren, um in der zweiten Prüfung mit aller Kraft und allem Ehrgeiz zu kämpfen, war so verantwortungslos, so furchtbar verantwortungslos. Es starben auch so schon genug junge Genin beim zweiten Teil der Prüfung.

Was für eine Ironie, ging es ihm durch den Kopf. Im ersten Teil würden Illam und Mohad auf Anne angewiesen sein, um diesen Teil zu schaffen. Und im zweiten Teil würde Anne ohne die beiden nicht überleben. Sie bildeten eine nahezu perfekte Symbiose. Und Amir war sich sicher, dass Anne noch einen guten Weg vor sich hatte, wenn sie erst einmal selbst ihren Lebenspfad erkannt hatte. Das galt natürlich auch für Illam und Mohad. Sie mussten ihren Weg noch finden. Und wenn sie das schafften, dann würde der schwerere Teil erst noch beginnen. Amir wusste, wovon er redete. Er hatte die Chunin-Prüfung erst im dritten Anlauf geschafft. Dafür aber war er danach relativ schnell Jounin geworden.
Amir schob den Gedanken beiseite und betrachtete den Prüfungsraum. Natürlich hatte der Prüfer, der Chunin Tomari, ihnen das Examen erklärt und betont, dass sie sich wie stolze Shinobi benehmen sollten, und ihnen damit durch die Blume verraten, das nur offensichtliches Abschreiben bestraft werden würde. Die Prüfung selbst dauerte schon sehr lange, ging in die dritte Nachmittagsstunde, und hatte bereits zwei Pausen beinhaltet. In dieser Zeit waren aus den neunundneunzig Teilnehmer neununddreißig geworden. Die Mehrzahl war beim Abschreiben erwischt worden - beim plumpen Abschreiben - und der Rest hatte wegen dem Druck aufgegeben, den die Jounin der verschiedenen Dörfer, die das Geschehen überwachten, auf sie ausübten.
Zufrieden registrierte Amir erneut, das seine drei Genin noch im Rennen waren, und das sie dank Anne bisher ein gutes Examen ablieferten. Auch wenn es sich am Schluss als vielleicht nicht relevant erweisen würde, so beschäftigten sich Illam und Mohan doch endlich mal intensiv mit der Theorie, und das konnte für sie nur nützlich sein, im Endeffekt.
Auch die sechs Konoha-Genin waren noch im Rennen, was Amir nicht weniger erfreut zur Kenntnis nahm. Die sechs Genin, angeführt vom Ältesten, Neji Hyuga, hatten seine drei Anfänger unten im Eingang unter ihre Fittiche genommen und an dem üblichen Spiel vorbei geschleust, das die Chunin Sunagakures mit den Anwärtern trieben, indem sie einen falschen Raum vorgaukelten, oder, wie bei ihm und Mamoru, eine Tür, wo nur eine Steinmauer war. Hier in Suna hatte man es mit der Tür probiert, die gar nicht da war, und etliche Genin waren erbost darauf herein gefallen. Erst als sie merkten, dass sich die Veteranen der Chunin-Prüfung überhaupt nicht mit der Tür beschäftigten, waren sie gefolgt und hatten den richtigen Examensraum gefunden. Das war nett gewesen. Und nicht selbstverständlich, denn die drei Gruppen waren spätestens ab der zweiten Prüfung Feinde. Auf dem Papier eigentlich auch untereinander, aber Amir bezweifelte stark, dass sich die Konoha-Genin gegenseitig bekämpfen würden. Um keinen Preis der Welt.
Er hatte ja die leise Hoffnung, dass sich Konoha und Getsugakure beim zweiten Part, der noch Teamwork erlaubte, gegenseitig helfen würden. Vielleicht hatten die Konoha-Genin mit den jüngeren Genin aus Getsu genug Zeit verbracht, um ihnen gegenüber einen Beschützerinstinkt zu entwickeln. Das würde hilfreich für seine Schutzbefohlenen sein und sie eventuell bis zum dritten Teil der Prüfung bringen.

Ein lautes Räuspern ließ ihn kurz vom Kiri-Nin vor sich aufsehen, der sich anschickte, nicht besonders intelligent abzuschauen, nachdem er die bisherigen Bögen alleine ausgefüllt hatte. Jeder durfte sich zweimal erwischen lassen, beim dritten Mal war Sense.
Das Räuspern war von Mamoru gekommen, der zusammen mit den anderen Jounin Konohas im Raum an den Wänden stand und die Genin überwachte. Er hatte sich am Morgen geradezu zum Genin-Schreck entwickelt, indem er alleine schon fünf Gruppen des Raums verwiesen hatte. Ein Räuspern von ihm ließ fast die gesamte linke Flanke nervös werden.
Es war nicht unüblich, dass man die Jounin der anderen Dörfer als Prüfer mit hinzu bat, wenn man das erste Examen startete, auch wenn man sie nicht die eigenen Schützlinge bewerten ließ. Es bedeutete aber einen besonderen Vertrauensbeweis für Mamoru und die anderen drei Jounin, dass sie hier stehen durften, denn sie betreuten keine Konoha-Gruppe. Sie würden lediglich ihre Beurteilung übernehmen. Es konnte natürlich auch andersrum sein, und der Kazekage hatte sie dazu verdonnert, die Prüfer zu spielen, gerade weil Mamoru letzte Nacht so furchtbar übertrieben hatte. Das würde seine miese Laune erklären.
Amir grinste den Shinobi burschikos an, und wunderte sich für einen kurzen Moment, dass der Kamerad der Chunin-Prüfung leicht errötete, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Kiri-Nin zuwendete. Der junge Bursche sah verzweifelt nach rechts und links. Er hatte noch drei offene Fragen und nur noch acht Minuten Zeit. Seine Gruppenkameraden ignorierten ihn. Immerhin war er in seine Prüfung so vertieft, dass er ihre Kontaktversuche nicht einmal bemerkt hatte. Die Verzweiflung wuchs, und Amir konnte fast körperlich spüren, dass der junge Mann schon bald das Risiko eingehen würde, auf nicht ganz Ninjagerechte Art abzuspicken. Und das würde sein erster Verweis sein. Dem würde ein zweiter folgen, dann der dritte, und damit der Ausschluss seiner Gruppe aus der Prüfung. Beinahe tat es ihm leid, aber mit ihm hatten die Prüfer ja auch kein Mitleid gehabt. Davon abgesehen war er nicht der einzige, der den Burschen im Blick hatte.
Die Verzweiflung des Kiri-Nin erreichte einen absoluten Höhepunkt, und es war abzusehen, dass er gleich etwas sehr dummes tun würde.

Da sprang plötzlich Anne auf, mit weit aufgerissenen Augen und Schreckgezeichneter Miene. "Ach du Kacke!", rief sie aufgeregt, und verschwand in einer Rauchwolke.
Okay, nun wusste Amir, was ihn irritiert hatte, was nicht gestimmt hatte. Anne war die ganze Zeit...
"Ein Kage Bunshin?", kam es mehr als überrascht von Kurenai-san, die auf der anderen Seite stand und für Anne zuständig gewesen war.
Der Kiri-Nin sah sie mit leuchtenden Augen an. "Ah! Genau! Danke!", rief er fröhlich, und trug die Antwort in die entsprechende Frage ein.
Amir und Kurenai wechselten einen vollkommen perplexen Blick, fassungslos, entsetzt, verständnislos. Sein Blick sagte sehr genau, dass er absolut keine Ahnung hatte, was hier vorging, und dass das nicht abgesprochen gewesen war. Und das hinterließ zwei sehr schmerzhafte, ja quälende Fragen: Wo war das Original, und warum hatte sich der Schattenklon aufgelöst, obwohl er nicht verletzt worden war? Amir spürte Panik in seinen Eingeweiden aufsteigen. Wo war Anne, zum Henker? Und warum hatte er nicht bemerkt, dass er nur einen ihrer Schattenklone vor sich gehabt hatte? In Gedanken überschüttete er sich mit den schlimmsten Vorwürfen.
Illan und Mohad sahen fragend zu ihm herüber, ebenfalls erstaunt und entsetzt. Aber er gab ihnen zu verstehen, die Prüfung abzuschließen, um jeden Preis.
"Tja", sagte er einfach aus dem Grund heraus, um irgend etwas zu sagen, "sie war schon immer recht gut in Ninjutsu, speziell bei Kage Bunshin."
Das ließ die anderen Prüfer kurz schmunzeln, aber es brachte keine Antworten.
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5.
Ryoga wurde seinem Namen als einem der Stärksten des Affenclans gerecht, als sie die Anhöhe ins Tal erklommen, in dem der Gegner der Anti-Konoha-Fraktion campierte. Auf halbem Weg begegneten sie einem Alarmposten, der vom Lärm aufgeschreckt worden war. Ryoga schlug zu, und von der Wucht des Stoßes mit seinem supermassiven Regenschirm verschwanden zwei Gegner, als hätte es sie nie gegeben. Doch das war noch nicht alles. Der Stoß war so kraftvoll geführt worden, das auch der Bergkamm, in seiner ganzen Stärke von fünfzehn Meter, kreisförmig um den Schlag auf drei Meter verschwand.
"Musst du immer so übertreiben?", tadelte Doktor Tofu grinsend, während er durch die Reihen der Kämpfenden tänzelte, als wäre er auf einer Matsuri, nicht in einem Kampf auf Leben und Tod verstrickt.
"Das musst du gerade sagen", tadelte Ryoga seinerseits den ältesten Sohn des Königs, der wie beiläufig drei besiegte Feinde an ihrem Kragen hinter sich her schleifte.
"Nicht reden, sondern kämpfen, Jungs!", rief Ranko und huschte durch die von Ryoga geschlagene Bresche. Sie war die Erste. Das war in vielerlei Hinsicht eine gute Idee, galt sie doch als eine der Top-Kämpferinnen des Clans und hatte die vielleicht besten Reflexe der Elite-Krieger. Wenn jemand auf eine ungewohnte Situation angemessen reagieren würde, auf einer Skala von eins bis zehn, würde sie eine zweiundzwanzig schaffen. Heftiger Kampflärm bewies, wie recht diese Behauptung hatte.
Ryoga grinste schief, als er der Kameradin nacheilte.

Die Konoha-Shinobi teilten sich auf wie besprochen, und Asuma setzte sich ab, um die Wachtposten zu eliminieren. Je eher er damit fertig war, desto schneller würde er in die eigentlichen Kämpfe eingreifen können.
Blieben die drei Affenkrieger, Kakashi, Guy und Uzuki für die Attacke auf einen Feind unbekannter Stärke, der sie schon einmal damit überrascht hatte, dass er mit über dreißig Ninjas aufgewartet hatte. Das war eigentlich nach ihrem Wissensstand die maximale Zahl der Shinobis der Kontras, aber Kakashi war nicht so naiv zu glauben, dass sie die Ninjas bereits alle erledigt hatten. Im Gegenteil, ab hier konnte es nur noch schlechter werden.
Kankurou erschien direkt neben Kakashi, als dieser über den Hang glitt. Viel zu weit vorne für seine neutrale, beratende Situation. Andererseits hatte sich die Lage derart zu ihrem Nachteil verändert, dass ihnen diplomatische und taktische Spielereien nur weitere Nachteile bringen konnten.
Während sie Seite an Seite den Hang hinab liefen, erstarrte Kankurou für einen Moment. Die Zahl der Zelte lag weit über dem, was er erwartet hatte.
"Das kann nicht sein", sagte er ärgerlich und holte wieder zu Kakashi auf. "Wenn ich das richtig sehe, erwarten uns da unten über tausend Gegner!"
"Und wenn wir Glück haben, sind weniger als die Hälfte Shinobi", erwiderte Kakashi mit ruhiger Stimme.
Uzuki hatte den Ernst der Lage ebenfalls erkannt, und eilte so schnell sie konnte auf das Zeltlager zu.
"Nicht so weit vorneweg!", rief Kankurou, der die Gefahren selbst für einen guten Shinobi kannte, der die Rückendeckung seiner Partner verließ und sich exponierte. ANBU hin, ANBU her, ihr voreiliges Handeln konnte sie töten.
"Nur die Ruhe. Yaguo-chan weiß, was sie tut", versprach Kakashi, beschleunigte aber ein wenig, um schneller zu ihr aufzuschließen.
Ryoga schloss sich ihnen an, während Ranko und Dr. Tofu mit Guy die Zeltstadt umgangen, um den Feind von zwei Seiten anzugehen.
Das Zeltlager begann langsam zu erwachen. Alarm wurde geschlagen, und ein unglaubliches Durcheinander erfasste die Soldaten und Shinobi. Kakashi räusperte sich verlegen, als er erkannte, dass sie es selbst bei einem gelungenen Überraschungsangriff kaum besser hätten haben können. Der Feind war verwirrt, desorientiert und ohne jede militärische Struktur.
Als Uzuki die ersten Zeltreihen erreicht hatte, tat sie ihren Teil, um die Verwirrung ins Unendliche zu erhöhen. "DORYU TAIGA!" Zu ihren Füßen bäumte sich die Erde auf, als sie Erd-Jutsu und Wasser-Jutsu kombinierte, um eine alles verschlingende Schlammwelle zu erschaffen, die von ihrer Position aus pyramidenförmig ins Lager rollte und alles auf ihrem Weg mitriss. Über fünfzig Zelte verschwanden, als hätte es sie nie gegeben, und mit ihnen eine unbekannte Anzahl Soldaten, rund ein Viertel des Lagers. Einige Shinobi würden hieraus wieder kommen, aber die normalen Soldaten sahen ihrem sicheren Ende entgegen.
Trotzdem schien endlich jemand verstanden zu haben, und versuchte, Ordnung in das Chaos zu bringen. Ein Teil der Streitkräfte formierte sich um die Mitte der Zeltstadt, wo sich laut ihren Informationen die Drahtzieher der Kontras aufhielten, einflussreiche Fürsten und Politiker des Reichs der Winde.
"Katon! Dai Endan!" Kakashi schickte einen heißen Feuerball über die Schlammfläche in Richtung Zeltmitte. Das heiße Feuer trocknete den Schlamm aus und machte aus ihm eine betonharte Masse; zugleich schoss die Feuerkugel in die mittleren Zelte, ging durch sie hindurch wie ein heißes Messer durch frische Butter, und setzte alles in Brand, was sie berührte. Sie schoss über die Mitte hinaus, passierte die Peripherie der anderen Seite der Zeltstadt und hinterließ eine brennende Schneise der Verwüstung.
"Okay, ich bin beeindruckt, und das nicht nur ein bisschen!", rief Kankurou ihm zu. Er zückte eine Schriftrolle, setzte sie frei, und verfügte damit über zwei seiner drei Kampfpuppen, die er derzeit benutzte. Von ihnen flankiert warf er sich in den Kampf.

Guy, Dr. Tofu und Ryoga hatten sich derweil dazu entschlossen, nicht bis zum anderen Ende der Zeltstadt zu laufen, um dem Feind dort den Weg abzuschneiden. Sie drangen an der Stelle der Peripherie ein, an der das Zentrum endete. Wenn sie diese Flanke komplett zerstörten, war das mit einem Zangenangriff gleich zu setzen. Und niemand konnte zweifeln, das das grüne Biest und die beiden Affenkrieger das schaffen würden. Den Anfang machte Guy, der mit einem massiven Tritt, ausgeführt aus reiner Kraft, einen Spalt in die Erde riss, der von seiner Position aus das halbe Zeltlager durchwanderte und schnell mehrere Meter breit und tief wurde.
Als Ryoga angriff, hob die Druckwelle seines ersten Hiebes Dutzende Menschen und Zelte an, und wirbelte sie in alle Richtungen davon. Wer dem widerstand, wurde mit Doktor Tofu konfrontiert, der in seiner menschlichen Gestalt gerade mehr einem Dämonen glich. Er glühte vor geschmiedetem Chakra, das man meinen könnte, man hätte den Neunschwänzigen vor sich, während er seinen Wirt ummantelte. Ein einziger Fingerzeig von ihm wirkte wie ein Peitschenhieb auf alles und jeden, der im Wege stand.
Uzuki stand derweil im Nahkampf. Sie bewegte sich wie eine begabte Tänzerin durch die Reihen ihrer Gegner, und wo sie gefochten hatte, hinterließ sie nur Tote. Kakashi konnte sie verstehen. An Baki hatte sie ihre Rachegefühle nicht auslassen können. Aber hier, bei den Kontras, brauchte sie keinerlei Rücksicht zu nehmen. Es war im Sinne beider Ninja-Dörfer, im Sinne beider Nationen, wenn diese Bewegung schnell und nachhaltig in sich zusammen stürzte und nie wieder aufsteigen würde.
Kankurous Puppen, von ihrem Meister mittels Chakra-Fäden gesteuert, schnitten sich wie gierige Critter durch jene Unglücklichen, die sich ihnen in den Weg stellten. Was bewies, das sie es hauptsächlich mit Genin und normalen Soldaten zu tun hatten. Es bewies allerdings auch, dass sie hier mit weit mehr Shinobi rechnen mussten, als sie selbst bei pessimistischer Erwartung hätten vorfinden sollen.
Hinter ihnen klang eine Explosion auf. Asuma war eifrig bei der Arbeit. Immerhin.

Kakashi ließ sich etwas zurückfallen, gerade weit genug, um die Zeit zu haben, sein Sharingan zu benutzen. Er lüftete das Stirnband, das sonst sein linkes Auge verdeckte und benutzte das einmalige Augen-Jutsu der Uchiha. Schnell fielen ihm starke Chakra-Quellen im Zentrum der Zeltstadt auf. Aha, die Chunin und die Jounin. Kurz stockte Kakashi, als ihm ein wichtiges Detail auffiel: Er kannte einige der Chakras, auch wenn er ihnen vor Jahren das letzte Mal begegnet war. "Iwagakure", sagte er mit wehleidiger Stimme. "Werden die denn nie schlau?"
Dennoch, es passte gut zusammen. Iwagakure und Konoha hatten eine lange gemeinsame Geschichte als Feinde. Der Yondaime Hokage selbst galt in Iwa als Schreckgespenst, mit dem man kleine Kinder zur Räson zu bringen versuchte. Es hatte nie einen formellen Friedensvertrag nach den letzten Kampfhandlungen gegeben, und wo immer sich Iwa-Nin und Konoha-Shinobi trafen, konnte es schnell heiß her gehen, sogar tödlich werden. Es war relativ einfach zu erkennen, warum Iwa nicht am Angriff vor zwei Jahren auf Konoha beteiligt gewesen war; die Stadt versteckt unter den Blättern hätte dann schnell erkannt, das Suna Verrat betrieb, und sie hätten Kumo um Hilfe anrufen können; immerhin hatte Konoha besonders viele fähige Spione bei diesem Feind installiert, um einer solchen Attacke zuvor kommen zu können. Aber jetzt, fast zwei Jahre später, war es verständlich, warum sich Iwa beteiligte. Es rechnete keiner mit ihnen. Und es war ein bequemer Weg für sie, um sich an Konoha zu rächen. Ging es schief, konnte sich der Sandaime Tsuchikage immer noch damit rausreden, es wären Nukenin gewesen, oder das Dorf wäre bei der Kontraktschließung hintergangen worden.
Das änderte freilich nichts daran, das sie hier waren, und das sie die Reihen der Shinobi entscheidend verstärkt hatten. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass die Jounin hier durchaus verlieren konnten. Es galt also, so viel Schaden wie möglich zu machen und so viele Krieger wie möglich zu besiegen. Das Hauptaugenmerk lag bei den Anführern. Waren sie einmal getötet, verloren auch die Truppen ihre Motivation für den Kampf. Zumindest der Teil, der nicht aus Iwa gekommen war, um gegen Konoha zu kämpfen.
"Yaguo! Kankurou! Es sind Iwa-Nin!", rief er zu ihnen herüber.
Uzuki, gerade dabei, einen gegnerischen Schwertkämpfer zu töten, der geglaubt hatte, das sie hinten keine Augen hatte, nickte ihm nach ihrem tödlichen Streich zu, um zu bedeuten, das sie verstanden hatte. Kankurou stieß einen wüsten Fluch aus, blieb aber konzentriert bei der Sache.
Ranko, die sich fast bis zur Mitte durchgearbeitet hatte, hinter sich eine Spur aus Tod und Verwüstung, wandte sich mit einem wilden Grinsen um. "Es ist doch egal, wer sie sind. Sie haben sich mit den Falschen angelegt, und werden nicht mehr viel Zeit haben, um es noch zu bereuen!"
Nun, dem musste Kakashi Recht geben.

Er eilte weiter, focht ein paar Sekunden mit einem Gegner auf Chunin-Rang, bevor er ihn in einem Erdversteck für den Moment neutralisierte, passierte ein paar bereits getötete Oto-Nin, und stutzte. Da war doch etwas gewesen... Etwas Bekanntes, an das er keine erfreulichen Erinnerungen hatte. Überhaupt keine erfreulichen Erinnerungen!
Er blieb stehen, fuhr herum, sah sich suchend um. DA! Eine der Leichen hatte einen versiegenden Rest an Chakra, was nicht sehr ungewöhnlich war. Ungewöhnlich war schon eher, das er dieses Chakra kannte, und den Besitzer nicht besonders mochte, wenn man es vorsichtig formulierte. "Suiton! Suiryuudan no Jutsu!" Das Wasser-Jutsu saugte jeden Tropfen Flüssigkeit aus dem Bach, der die Zeltstadt durchlief, und trocknete den Boden noch weiter aus. Es reichte für einen Wasserdrachen, der mit tödlicher Gewalt auf die Leichen niederfuhr, von denen eine noch Chakra in sich trug.
Als der Drache mit der Gewalt einer Explosion unter die Toten fuhr, stellte sich heraus, das einer der Toten nicht ganz so tot war, wie er vorgegeben hatte. Er sprang davon, und landete etliche Meter von Kakashi entfernt auf dem steinharten Lehm, den Uzuki beschworen und Kakashi festgebrannt hatte. "Wie immer mit Kanonen auf Spatzen schießen, Hatake-sensei", sagte der Bursche tadelnd. Sein feistes Grinsen hätte Kakashi auch erkannt, ohne das die Gesichtsmaske - zweifellos das tatsächliche Gesicht eines armen Teufels, der jetzt hoffentlich tot war - in Fetzen herab hing. "Kabuto!"
"Aber, aber. Ist das eine Art, mit einem alten Freund zu sprechen, Hatake-sensei? Ich hätte zumindest das Suffix San erwartet, nicht diese plumpe Vertraulichkeit."
"Ich hätte es wissen müssen. Wenn es gegen Konoha geht, und wenn Oto-Nin involviert sind, können Orochimaru und seine Schergen nicht weit sein! Ist dein Meister auch hier?"
"Diese Angelegenheit ist viel zu unwichtig, als dass Orochimaru-sama sich darum kümmern müsste. Ich bin auch nur hier als, ah, Beobachter. Aber so wie ich das sehe, ist meine Zeit hier ohnehin beendet. Du wirst gestatten, das ich mich empfehle, Hatake-sensei?"
"Du wirst nirgendwohin...", begann Kakashi, bevor er begriff, das er die Zeit, die er mit Reden verbracht hatte, lieber für ein Jutsu verwendet hätte, so wie Kabuto.
Als der Vertraute Orochimarus sein Jutsu gewirkt hatte, erstarrte selbst Kakashi, der schon vieles gesehen hatte, für einen Moment. Die Toten erhoben sich wieder, selbst aus der zu Stein getrockneten Schlammdecke schossen die Fäuste der Getöteten hervor. Ein rascher Überblick verschaffte ihm die genaue Zahl seiner Gegner. Mindestens dreihundert, und sie wirkten nicht gerade arthritisch auf ihn. Im Gegenteil, sie schienen über ihr volles Potential zu verfügen, und sie waren denen, die sie getötet hatten, nicht gerade dankbar.
"Ich lasse dir genug zum Spielen hier, Hatake-sensei. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest..." Kabuto benutzte Step, um zum Nordwestrand des Tales zu kommen. Zeitgleich wurde Kakashi von den wütenden Toten angegriffen. Sein Sharingan registrierte zwanzig verschiedene Ninjutsu-Angriffe auf Doton-, Suiton- und Raiton-Basis. Verdammt, dieser Kabuto war eine Gefahr für sich, beinahe so schlimm wie Orochimaru. Dieses Tote erwecken-Zeugs musste ein Jutsu seines Meisters sein; der ehemalige Schüler des Sandaime war schon immer vom Tod besessen. Und wie er ihn für sich selbst vermied. Die Frage war nur, wie lange diese toten Soldaten und Shinobi kämpfen würden. Allerdings waren bereits die ersten zwanzig Angriffe für ihn persönlich eine Gefahr. Eine Gefahr, um die er sich kümmern musste, anstatt Kabuto verfolgen zu können.
Hinter den Toten gab es eine heftige Bewegung, und rund zwei Dutzend der wandelnden Leichen wurden davon gewirbelt. Ein Teil der Jutsu erlosch, als die neue Bedrohung auftauchte, den anderen Teil konnte Kakashi dank des Sharingan abwehren.
Asuma stand inmitten der verdrehten Leiber, wie immer im Mund eine brennende Zigarette, ohne jede Angst mitten unter dem Feind. Er grinste, seine Faustklingen angriffsbereit gehoben. "Ich würde sagen, wir schicken Kankurou und Mamoru hinterher, während wir Konoha-Jounin hier weiter aufräumen."
Kakashi beschwor erneut den Wasserdrachen und fegte mit ihm über dreißig Tote hinweg. "Warum Kankurou?"
"Weil die Leichen ihn nicht als Gegner sehen und es Probleme und Fragen geben wird, je länger er kämpft."
Kakashi nickte, was unter anderem dazu führte, das er unter dem heftigen Schwerthieb eines Wiedererweckten hindurch tauchte. Ein Doton beendete dieses Problem. "Und die Affenkrieger?"
"Helfen uns. Danach können sie die Beschwörung auflösen, und Mamo-chan weiß, dass sie hier fertig sind." Asuma grinste breit. "Gehen lassen können wir den Bastard jedenfalls nicht. Ist ein viel zu schöner Zufall, das wir ihn hier getroffen haben."
"Ich gehe schon!", rief der Ratsherr aus Sunagakure, passierte die Toten, die ihn tatsächlich nicht behelligten, und machte sich gleich an die Spur des fliehenden Verräters.
"Ich benachrichtige Mamoru. KUCHIOSE NO JUTSU!"
Als sich der Rauch der Beschwörung verflüchtigt hatte, standen die restlichen Ninja-Hunde aus Kakashis Rudel vor ihm. "Untote, Kakashi-san?", fragte Buru, der größte der Nin-Ken.
"Untote. Ich habe gehofft, Ihr würdet mir ein wenig zur Hand gehen. Oi, Bisuke."
Einer der kleineren Hunde sah auf.
"Suche Pakkun auf. Mamo-chan ist bei ihm. Sie sollen Kankurou dabei helfen, Kabuto zu verfolgen, den wir hier zufällig getroffen haben."
Bisuke nickte zustimmend. Die Hunde sprangen auseinander, suchten sich ihre Gegner im Gewühl der Leichen, und Bisuke suchte sich seinen Weg, indem er Pakkuns Witterung folgte.
"Gut. Kommen wir zurück zu Teil A des Plans. Vernichtung der Kontras!", rief Asuma, lockerte die Finger ein wenig und ließ sie dabei laut knacken, bevor er sich wieder in den Kampf stürzte.
Sie waren noch keine drei Minuten im Lager des Feindes, aber sie hatten es schon zur Hälfte vollkommen verheert. Wie hätte es hier wohl ausgesehen, wenn ihnen ein Überraschungsangriff gelungen wäre?
***
"Kannst du sie riechen?", fragte ich aufgelöst, als ich das Gelände absuchte, so gut es meine sensorischen Fähigkeiten zuließen. Verdammt, wenn Anne tot oder verwundet war, schaltete sich ihr Jutsu dann ab? Oder lag sie hier irgendwo unter dem Tuch, mit dem sie sich verbarg, und würde bis in alle Ewigkeit nicht gefunden werden? Zumindest bis das Tuch verrottet war? Ich wusste es nicht. Und ich hoffte es auch nicht. Bis jetzt bedeutete es, das sie unsichtbar war, für mich das sie noch lebte. Punkt.
"Nein, kann ich nicht. Das Jutsu dieses kleinen Mädchens ist erstaunlich gut", erwiderte er. "Ich kann ihr Herz nicht hören, ihren Atem nicht hören, ich kann ihren Eigengeruch nicht riechen. Ich kann sie nur finden, wenn ich direkt über sie stolpere."
Ich spürte meine Hoffnungen sinken. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt. Mir hatte zwar niemand die Verantwortung für das Mädchen aufgehalst - Kakashi schon, aber das war ja nichts Offizielles - aber ich war für sie eben doch verantwortlich. Und ich hatte diese Verantwortung nicht erfüllt. Vielleicht lag sie gerade hier irgendwo, einsam, sterbend, unfähig meine Rufe zu beantworten? Apropos Rufe, warum hatte ich nicht längst versucht, nach ihr zu rufen?
"Aber ich kann etwas anderes", sagte Pakkun.
Neue, vorsichtige Hoffnung flammte auf. "Und das wäre?"
Pakkun grinste mich an. "Ich kann das Stofftuch riechen, mit dem sie sich tarnt. Den Geruch kann sie nicht verstecken. Allerdings kann ich nur ungefähr sagen, wo sie sein kann, auf dreißig Meter oder etwas mehr genau."
"Das macht nichts! Ich kann die Schattenklone, die unser Lager beschützen, herbei rufen, damit sie uns suchen helfen!"

Wir huschten durch das Zwischental, in dem ich gekämpft hatte. Pakkun witterte, aber er nahm die Spur nicht auf. "Hier nicht!", bestimmte er und eilte weiter. "Hätte mich auch gewundert. Zuletzt gesehen habe ich sie auf der Campseite des Hangs."
"Und warum haben wir dann Zeit verschwendet, um auf dieser Seite zu suchen?", fragte ich vorwurfsvoll.
"Weil ich gerne auf Nummer sicher gehe. Genau wie ein gewisser Mamoru Morikubo", erwiderte er spitzzüngig.
"Punkt für dich", murrte ich.
Wir hetzten den Berghang hoch, der das Tal abgrenzte, in dem unser Lager stand. Der Boden war übersäht mit den Resten der Schlacht und mit den Toten. Selten wird einem Shinobi bewusst, das hinter seinen Künsten die Zerstörung und das ewige Vergessen steckt, weil es in einer Welt der Gewalt so schrecklich normal erscheint. Aber die Sinnlosigkeit, mit der mancher Shinobi stirbt, aus Stolz, aus Gleichmut, weckt dann doch den Trotz und fördert den Gedanken, das eine Welt ohne Gewalt eine bessere wäre. Leider erforderte es Gewalt, um die Welt ohne Gewalt zu erschaffen. Die pure Ironie, die dahinter steckte, bewies nur eines: Die Götter, die diese Welt geschaffen hatten, besaßen einen sehr merkwürdigen Humor.
Und all die Toten, die hier lagen, wofür waren sie gestorben? Für die vage Chance, Konoha auszulöschen. Und was hatten sie bezahlt für ihren Wagemut? Sie hatten ihre Leben hingegeben. Was für ein hoher Preis.
Ja, auch ich musste vielleicht eines Tages mein Leben geben, aus Gehorsam, aus Gleichmut, weil ich ein Shinobi war und man solches Handeln von mir erwartete. Und ich hatte Angst davor, einen so sinnlosen, traurigen Tod zu sterben, irgendwo in der Fremde, nicht in der Lage zu wissen, ob die Sache für die ich gestorben war, überhaupt einen Abschluss finden würde, und ob mein Opfer sie überhaupt begünstigt hatte.
Die meisten Shinobi, die auf dem Schlachtfeld starben, verreckten so dreckig. Sinnlos, meistens bei einem Rückzug in einer bereits verlorenen Sache, in einem Hinterhalt, dann auch noch durch einen verirrten Pfeil. Es war den wenigsten von uns vergönnt, im Duell mit einem oder mehreren großen Ninjas zu sterben, in einer Schlacht, die zur Legende wurde, und deinen eigenen Namen unsterblich machte. So wie der Yondaime Hokage, der dabei gestorben war, als er den Kyuubi im Körper Narutos versiegelt hatte. Oder der Sandaime im direkten Kampf mit seinem ehemaligen Schüler Orochimaru, den er zwar nicht besiegen, aber empfindlich verstümmeln konnte.
Für Anne, wenn sie hier gestorben war, hatte es einen ersteren Tod gegeben, wie für diese Shinobi hier. Sie hatte eigentlich nichts mit der ganzen Geschichte zu tun gehabt, und meine größte Hoffnung war, das sie das auch gewusst und sich raus gehalten hatte. Hoffentlich. Alleine, glauben konnte ich es nicht.

Wir huschten über den Hang, und Pakkun wurde aufgeregt. "Hier entlang!"
Ich legte beide Hände als Trichter an den Mund und rief die Schattenklone herbei. Einer gehörte mir, einer Asuma, der Nächste Kakashi und der Letzte Uzuki.
"Anne-chan liegt irgendwo im Umkreis von dreißig Metern von Pakkun unter ihrer Tarnung versteckt, womöglich verletzt! Helft mir suchen!"
Die Schattenklone reagierten wie die Originale, Kakashis Klon benutzte sogar sein Sharingan, um Annes Position zu finden.
"Hier in der Nähe muss sie sein!", sagte Pakkun bestimmt. "Ich kann das Tuch, hinter dem sie sich versteckt vage riechen!"
Also teilten wir uns auf und suchten rund um seine Position nach ihr. Mit wachsender Verzweiflung, weil ich nicht nur Amir erklären musste, was mit seiner Schutzbefohlenen passiert war, sondern weil ich auf diese Weise die Jounin weiter im Stich und alleine kämpfen ließ. Okay, so sehr kam es ausgerechnet auf meine Hilfe nicht an, schlecht fühlte ich mich trotzdem. Aber richtig schlecht würde ich mich fühlen, wenn ich den toten Körper des kleinen Mädchens finden würde.
"Anne! Wo steckst du! Anne-chan!"
"Hier!" Asumas Klon ging neben einem toten Shinobi in die Hocke. Der Kerl war groß, breit und massig. Er hob den gewiss drei Zentner schweren Brocken an, als wäre er nur Pakkun, und schleuderte ihn davon. Darunter kam blanker Boden zum Vorschein. Und ein Loch, aus dem eine feingliedrige weiße Hand ragte.
Asuma riss das Tuch beiseite, das Annes Jutsu transportierte und offenbarte den Blick auf das Mädchen. Augenblicklich begann sie zu husten und zu japsen. "Danke", sagte sie zwischen zwei halbherzigen Atemzügen, "der Kerl war so schwer, und mein eigenes Kunai hat mir in den Bauch gedrückt, Asuma-sama."
Ich stürzte zu dem jungen Mädchen. "Kakashi-sensei!"
"Schon da!" Kakashi musterte das Mädchen erneut mit dem Sharingan und schüttelte den Kopf. "Blaue Flecken und ein paar leichte Quetschungen, aber ansonsten geht es ihr gut."
Erleichtert atmete ich aus. Das war eine Sorge weniger. Fassungslos darüber, wie viel Glück sie gehabt hatte, fassungslos darüber, dass wir sie überhaupt erst in diese Gefahr geschickt hatten, tätschelte ich über ihren Kopf. "Schön, dass du noch lebst."
"Ja, das ist schön", murrte sie ärgerlich. "Aber ich habe mich so erschrocken, das ich meinen Schattenklon in Suna aufgelöst habe. Das gab bestimmt ein großes Hallo, als ich verschwunden bin."
"Falls die Prüfer nicht gemerkt haben, dass da nur ein Kage Bunshin von dir saß, waren sie bestimmt mehr als überrascht." Nun, nachdem ich ihr Tarn-Jutsu gleich zweimal erlebt hatte, zweifelte ich nicht daran, dass ihr Kage Bunshin nicht entlarvt worden war, bevor sie ihm ihre Unterstützung und damit seine Existenz versagt hatte.
"Schade eigentlich", murmelte sie. "Ich habe alle Fragen beantworten können. Ich hätte die Prüfung bestimmt bestanden."
Die Jounin lachten wissend, und auch ich verkniff mir den Hinweis darauf, dass die Prüfung nicht die Beantwortung der Fragen war, sondern der Beweis der eigenen Ninja-Kunst, meistens gewürzt mit einer Moral-Frage, wie bei meiner Prüfung. "Eventuell nehmen sie deine Freunde nicht aus der Prüfung raus und lassen sie für die zweite Prüfung zu zweit antreten", sagte ich erleichtert.
"Aber das müssen sie doch gar nicht. Ich habe für den Fall der Fälle einen zweiten Schattenklon zurückgelassen. Er wird behaupten, die richtige Anne zu sein, den Platz einnehmen, den der erste hinterlassen hat, und meine Freunde bei der Prüfung unterstützen." Sie wurde rot vor Ärger. "So weit wie es mir möglich ist, halt."
Ich schnaubte abfällig. "Du hast immer noch keine Ahnung von deinem Potential, richtig?"
Asumas Klon griff nach meinem Kopf und drückte ihn mit sanfter Gewalt in ein demütiges Nicken. "Schaut mal, wer da spricht", lachte er.
Die anderen Jounin stimmten ein. Nun, zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich mich damals immer noch daran geklammert hatte, nicht aus der Menge hervor zu ragen. Was nicht besonders schwer war in Konoha, das vor überragenden, fähigen Ninjas nur so wimmelte. Diese Einstellung war ein Erbe meiner Leidenszeit, als meine Fähigkeiten vom eigenen Clan wieder und wieder in Frage gestellt worden waren, und ich mich dazu entschieden hatte, eher im Hintergrund zu bleiben. Denn nur wer gesehen wurde, wurde auch kritisiert.
Jedenfalls war ich mehr als erleichtert, das Mädchen lebend wieder zu sehen. "Was machst du nur für Sachen", tadelte ich sie. Ich warf einen Blick auf den Mann, der auf ihr gelegen hatte, ihren Gegner. Oder sollte ich besser sagen: Ihr Opfer? Sie hatte ihn sehr sauber mit einem Kunai erwischt, sein Herz getroffen. Definitiv tödlich. Und eventuell ihr erster toter Gegner. "Aber du lieferst saubere Arbeit ab, Anne-chan."
"Ich konnte ihn doch nicht vorbei lassen", murrte sie. "Was, wenn er dich angegriffen hätte, Mamoru-sama?"
Ich war versucht, mir eine Hand vors Gesicht zu schlagen. Aber letztendlich war sie eine Shinobi, die sich selbst entschieden hatte, was sie tun würde. Und das nötigte Respekt ab. Meinen Respekt.
Ich richtete mich auf, Asumas Hand glitt von meinem Kopf, und ich erhob mich. "Ab hier keine Experimente mehr. Du bleibst hier mit den Klonen im Lager, verstanden? Ich kehre zu den anderen zurück und helfe in der Schlacht. Ich habe so ein mieses Gefühl, dass wir auf ein paar Gegner mehr treffen werden als wir erwartet haben, und..."
"Morikubo! Pakkun!" Einer der Hunde Kakashis kam den Berghang hinab geschossen. Er bremste zwischen uns ab und sah uns hektisch an. "Kabuto war im Lager, aber er konnte fliehen! Die Jounin sind auf das Dreifache an Gegners gestoßen, das sie erwartet haben und können ihn nicht verfolgen! Kakashi hat mir den Auftrag gegeben, dir zu sagen, dass du und Pakkun Kankurou-sama bei der Verfolgung unterstützen sollt!"
Ich reagierte sofort. "Pakkun!"
"Ich habe Kankurous Geruch bereits in der Nase! Er bewegt sich westlich am Tal vorbei!"
"Gut!" Ich huschte mit Step zu unserem Lager und nahm mein Gepäck auf. Um Kabuto, dem Erzverräter, den Weg abzuschneiden, war es wohl zu spät, und eine Verfolgung konnte lange dauern. Besser, ich verfügte dann über meine volle Ausrüstung.
Neben mir griff Anne nach ihrer Tasche.
"Ich komme mit!", sagte sie trotzig.
Mir lagen tausend Gegenargumente auf den Lippen, verbunden mit tausend Flüchen und der späten Einsicht, was für ein Früchtchen ich mir da eingefangen hatte. Aber ich kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie mir, wenn ich sie nicht gleich mitkommen ließ, hinterher schleichen würde. Alles was sie dafür tun musste, war ihre überlegene Tarnung einzusetzen.
"Ach, und noch etwas", meldete der Hund Kakashis.
"Was denn, Bisuke?", fragte Pakkun.
"Kakashi hat festgestellt, dass sich eine Menge Iwa-Nin unter der Truppe befinden. Nur für den Fall, dass Ihr auf Shinobi aus Iwagakure trefft, wisst Ihr Bescheid, das ihnen noch weniger als sonst zu trauen ist."
Ich nickte gewichtig. Verdammte Scheiße, Iwa war eine der fünf großen Ortschaften, und sie hatten wegen uns Konoha-Shinobi ohnehin ständig so 'nen Hals. Das war keine nette Entwicklung. "Kehre zu Kakashi-sensei zurück und melde ihm, das ich mit Pakkun und Anne die Verfolgung Kabutos aufgenommen habe. Ich rechne mit einer längeren Abwesenheit. Aber ich denke, Kankurou und ich können ihn stellen und überleben die Begegnung."
"Sollen wir mitkommen?", fragte Asumas Schattenklon.
Ich überlegte mir dieses Angebot einen Moment, bevor ich es verneinte. "Hier gibt es jetzt nichts mehr zu beschützen. Greift in den Kampf ein", sagte ich ernst. "Niemand weiß ob und wann eure Beschwörung aufgelöst wird, weil die Originale das Chakra brauchen. Ihr nützt ihnen im Kampf mehr."
Mein eigener Schattenklon hob eine Hand. "Du beschwörst gerade drei Affenkrieger und musst auch noch mich unterstützen. Ich empfehle, mich aufzulösen."
Ich nickte gewichtig und beendete das Kage Bunshin. Sofort floss das Wissen des Schattenklons auf mich über. Und ich stellte fest, das er mit Asuma einige tiefschürfende Diskussionen über Ethik und Moral gehalten hatte. Dinge, über die ich schon lange mit ihm hatte reden wollen.
"Wir sind dann auf dem Weg", verabschiedete ich mich von den Klonen meiner Senseis und nickte ein letztes Mal.
"Bisuke, mach dich auch auf den Weg. Pakkun, Richtung Westen?"
"Richtung Westen", bestätigte der kleine Hund.
Derweil machten sich die übrigen drei Kage Bunshin mit dem zweiten Hund auf den Weg in die Schlacht.
Ich benutzte Step, Pakkun auf der Schulter, und Anne dicht hinter mir. Kabuto, ausgerechnet Kabuto. Natürlich, wo sich ehemalige Oto-Nin zum Kampf auf Konoha bereit machten, konnten Orochimarus Schergen nicht weit sein. Aber warum ausgerechnet in Ninja, der über zehn Jahre lang unerkannt Konoha infiltriert hatte, und laut Kakashi auf dem Kampflevel eines ANBU war? Stand von vor zwei Jahren, wohlgemerkt.
"Ich schätze, du kannst jetzt mal zeigen, was du kannst, Kankurou-san", murmelte ich. Eventuell konnte ich ihm wenigstens ein bisschen nützlich sein. Ich würde es merken, wenn die Affen die Beschwörung lösen würden, was hoffentlich bedeutete, das die Schlacht geschlagen war. Dann hatte ich genügend Reserven, um einen anderen Affenkrieger für den Kampf mit Kabuto zu beschwören. Ein Kampf, der - das ahnte ich damals schon - noch in der Zukunft lag und langwierig werden würde.
***
Die Prüfer standen beieinander, sichtlich irritiert. Vor ihnen stand Anne aus Getsugakure. Allerdings war es wieder nur ein Schattenklon, darauf hatten die Jounin und Chunin diesmal besonders geachtet. Ihre Gruppe hatte die erste Prüfung bestanden und stand vor der zweiten. Die Frage war nun einfach, ob man den Schattenklon mitgehen lassen würde, oder ob man den beiden Getsu-Nin befahl, mit der Chancenungleichheit zwei gegen drei in die Prüfung zu gehen.
Für Amir war es relativ simpel. Im direkten Kampf würden Illan und Mohad ohnehin die Führung übernehmen, und Anne würde von hinten dirigieren. Allerdings würden alle anderen Gruppen wissen, dass diese Anne nur ein Schattenklon war, der bei einem geschickten Treffer ausgelöscht werden würde. War es da nicht besser, von vorne herein nur die beiden zu schicken? Und dann war da noch das Problem, dass Annes erster Klon sich aufgelöst hatte, der zweite jedoch nicht. Das bedeutete zumindest, das sie noch lebte. Aber wo zum Henker war sie? Und was hatte sie dazu gebracht, den Klon aufzulösen, der mitten in der Prüfung steckte? Amir schüttelte unwillig den Kopf. Warum konnte das Leben nicht einmal einfach sein?
Allerdings konnte er sich eine Frage selbst beantworten, nämlich die nach dem "wo". Aber wenn er die beantwortete, stellte sich eine andere Frage, die nach dem "wer".
Wenn Anne, das Original, in Mamorus Nähe war, sie sich aber nicht in Sunagakure befand, wer war dann der Morikubo vor ihm? Wenn er darüber nachdachte, dann war ihm schon aufgefallen, dass sich dieser Morikubo etwas unwirsch verhalten hatte, was das Original eher selten gezeigt hatte. Und er war verschlossen und wenig kommunikativ. Das traf auf die Jounin Konohas auch zu, die sich seltsamerweise zurückzogen, wann immer sie die Gelegenheit dazu hatten. Was also war hier los?

"Wir lassen den Schattenklon mitgehen", sagte Temari-sama, die Schwester des Kazekages, schließlich. "Ein Schattenklon ist zwar instabiler als das Original, aber er trifft seine Entscheidungen und begeht seine Taten ebenso wie sie. Aber..." Die blonde Frau legte eine Kunstpause ein, bevor sie auf das dünne Mädchen deutete. "Wenn du dich auflöst, aus welchen Gründen auch immer, ist dein Original durchgefallen, hast du verstanden?"
"Du bist aber großzügig, Temari-sama", stellte Annes Klon fest. "Also, ich hätte mich rausgeschmissen."
"Es gibt da gewisse Umstände, die für dich sprechen", sagte Temari schmunzelnd. "Zum Beispiel, das du zwei Schattenklone über so lange Zeit stabil halten konntest, und das in deinem Alter. Oder das du es geschafft hast, über zwanzig Chunin und Jounin mit deiner Kunst zu täuschen. Ich erkenne Potential, wenn es mir unter die Nase kommt."
"Oh. Dann sage ich danke." Fröhlich machte sich der Schattenklon auf dem Weg zu seinen Gefährten, um die gute Nachricht zu verkünden. Und es war ja auch eine gute Nachricht, fand Amir.
Der kleine Mann aus Getsu trat zu der Gestalt heran, die so aussah wie Mamoru Morikubo. "Mamo-chan, was wird hier gespielt?"
Morikubo grinste leicht. "Das wüsste ich selbst gern. Aber eine beeindruckende Leistung deiner Schülerin, muss ich schon sagen."
"Ich meine nicht bei Anne. Wo sie ist, dürfte auch dir klar sein, oder?"
Morikubo erblasste merklich.
Amir sah die Gestalt, die aussah wie Morikubu, auffordernd an.
"Später. Zuhause. Ich sage dann mehr", sagte er hastig. "Nur soviel: Es ist ein Auftrag."
Amir nickte zögernd. Einerseits war er sich jetzt sicher, das er es nicht mit dem Original zu tun hatte. Andererseits brannte er darauf, mehr zu erfahren, denn das bedeutete herauszufinden, in welcher Gefahr Anne gerade steckte.

Ein wenig abseits standen die jüngeren Getsu-Genin mit den Konoha-Genin beieinander.
"Es hängt natürlich von der Aufgabe ab, die wir zu erfüllen haben", sagte Neji gerade. "Bei meiner ersten Chunin-Prüfung wurden alle Gruppen in zwei Fraktionen aufgeteilt und zwei verschiedene Schriftrollen ausgegeben. Bestehen konnte nur, wer jeweils eine Schriftrolle erobern konnte. Aber von Mamoru weiß ich, dass die Gruppen bei seiner Prüfung in noch kleinere Gruppen aufgeteilt wurden und nur bestehen konnten, wenn sie mindestens eine Partnergruppe gefunden hatten. Wir wissen noch nicht, was Sunagakure bereit hält, aber wenn es hart auf hart kommt, versuchen wir, euch aus dem Weg zu gehen."
"Genau", sagte Tenten fröhlich. "Ihr seid doch jetzt unsere Kohais."
Illan bekam feuchte Augen, als sie das hörte. Sie sprang der Konoha-Kunoichi regelrecht in die Arme. "Tenten-chaaaan!"
Mohad räusperte sich verlegen. "Nehmt keine falsche Rücksicht. Wir haben ohnehin schlechte Karten, weil wir statt Anne nur ihren Kage Bunshin bei uns haben, und..."
Ein deftiger Schlag traf den jungen Getsu-Nin am Hinterkopf. "Was heißt hier nur den Kage Bunshin?", beschwerte sich Anne. "Autsch. Hast du einen harten Schädel."
"Du weißt genau, was ich meine", murrte er und rieb sich die schmerzende Stelle. "Ein Kunai, das dich streift, und du bist weg. Und wir sind dann nur noch zu zweit. Ich überlege ohnehin, ob wir hier nicht besser abbrechen, unsere Erfahrungen mitnehmen und es in einem halben Jahr noch mal probieren. Was meinst du, Shino-sempai?"
Der Insektenbändiger sah ihn blicklos an. Zumindest dachte Mohad das, denn wie immer trug Shino die undurchdringliche Sonnenbrille, die seinen Blick verhüllte. "Ich denke, Ihr solltet so weit wie möglich zu kommen versuchen. Es sind Erfahrungen, die euch nützen werden, solltet Ihr hier scheitern. Aber wichtiger noch ist es, am Leben zu bleiben. Ihr solltet also versuchen, in unsere Nähe zu kommen und mit uns zusammen zu arbeiten, egal wie die Losauswahl ausfällt, egal welche Aufgabe uns gestellt wird."
Nun waren es Mohads Augen, die feucht zu schimmern begannen. "Da-danke für das großherzige Angebot, Shino-sempai."
Shino wollte noch etwas hinzu fügen, aber dann ließ er es doch. Es brachte überhaupt nichts, ihnen ein paar Stunden vor der schwierigsten Prüfung zu erklären, dass sie bei der dritten Phase womöglich gegeneinander antreten mussten.
"Und davon abgesehen", klang Lees Stimme auf, "bietet sich euch eine gute Gelegenheit, potentielle Gegner kennen zu lernen. In Abschnitt drei kommt es zu Einzelduellen um den Einzug in Abschnitt vier. Da kann es durchaus passieren, dass Ihr gegen uns antreten müsst."
Shino seufzte leise. Lee hatte es netter formuliert, aber die demoralisierende Wirkung war die gleiche.
"Darum mache ich mir keinen Kopf", erwiderte Mohad. "Erst mal müssen wir durch die zweite Prüfung durch, dann kommt der Rest."
"Eine erwachsene Einstellung", lobte Neji. Es stand für die Konoha-Nin ohnehin fest, das sie mehr als ein Auge auf ihre Kohais haben würden; immerhin waren sie nicht die einigen Veteranengruppen, die es jetzt erst recht wissen wollten. Und nachdem man sie so oft miteinander gesehen hatte, würde jeder, der Konoha treffen wollte, zuerst Getsu attackieren.
Neji klopfte dem Jüngeren anerkennend auf die Schulter. "Wir schaffen das."
Allerdings gab es da zehn Gruppen, die dagegen Einspruch einlegen würden...
***
"Das wir mal ein Team bilden würden...", sagte ich grinsend, nachdem mein letzter Step mich neben den rasch dahin eilenden Kankurou gebracht hatte.
Der eher humorlose Mann ließ sich zu einer Grimasse hinreißen, die so ziemlich alles sein konnte. Ich interpretierte sie als Lächeln. "Das ich mal mit dir und diesem Gör eine Dreier-Zelle bilden würde... Wo war sie überhaupt?"
"Sie lag unter einem Toten, dem sie ihr Kunai ins Herz gejagt hat", erklärte ich.
Kankurous Stirn legte sich in Falten. "Hm. Ich muss meine erste Meinung über dich wohl etwas revidieren, Anne-chan."
Trotzig sah das Mädchen aus Getsugakure, das problemlos mit mir Schritt gehalten hatte, zu Kankurou herüber. "Und du wirst noch mehr revidieren, Kankurou-sama. Ich habe mir geschworen, Mamoru-sama nicht zur Last zu fallen, und dabei bleibe ich."
Kankurou lachte lauthals. "Ehrlich, du gefällst mir immer mehr." Er sah zu mir herüber. "Kabuto."
"Über den weißt du sicher mehr als ich. Er war euer Verbindungsmann für Oto in Konoha. Damals, beim feigen Überfall. Du erinnerst dich? Dein Chunin-Examen diente als Vorwand für den Angriff."
"Bist du da immer noch nicht drüber weg?", fragte Kankurou missgestimmt.
"Keine Sorge, ich stichele nur aus Gewohnheit, Herr Ich habe nur auf Befehl gehandelt."
Kankurou verzog die Miene zu einem eindeutigen sauren Lächeln. "Dir würde es auch nicht einfallen, einen direkten Befehl deines Hokages zu missachten."
Ich stockte einen Moment. Ein direkter Befehl von Tsunade-sama... Angenommen, ich missachtete ihn, verweigerte ihn... Was würde dann mit mir geschehen? Übergangslos begann ich zu zittern. "Garantiert nicht", bestätigte ich mit Grauen in der Stimme. Es hieß, Naruto habe mit ihr gekämpft und mithalten können. War sie nun einfach freundlich zu ihm gewesen, oder hatte der Bursche Glück gehabt? Denn Tsunade zu voller Kampfkraft entfesselt war... Gespenstisch. Ich war dankbar, das die Sannin auf der Seite Konohas war. Definitiv.
"Siehst du. Also wirf mir nicht vor, was du auch getan hättest."
"Schon gut. Hier ist das, was ich weiß: Kabuto Yakushi, ein Waisenkind, das nach einer Schlacht von Konoha-Shinobi mit einem unbekannten Feind überlebt hat. Einer der Medi-Nin nahm ihn an Sohnes statt an. Der Junge lernte medizinische Jutsu, ging auf die Akademie und wurde bereits mit zehn Genin. Danach war seine Entwicklung, nun, langweilig. Er war auf jeder Chunin-Prüfung der letzten Jahre, egal ob Konoha teilnahm oder nicht. Wir haben ihn auf meiner gesehen. Von Naruto weiß ich, das er die Gefechtsparameter jedes Genin aufgenommen hat, der auf einer der Prüfungen zu sehen war. Er hat also einen der besten Überblicke über den derzeitigen Nachwuchs aller größeren Ninja-Dörfer, wenn er diese Karten noch hat. Ich sehe es als sicher an, das er auch eine Karte von mir besitzt. Als es offensichtlich wurde, das er für Orochimaru arbeitet, benutzte er einen Skill, mit dem er einen toten ANBU lenkte, um Kakashi zu entkommen. Kakashi schätzt seine wahre Stärke auf Jounin-Level ein. Und durch sein starkes Chakra und seine medizinischen Fähigkeiten ist er nicht leicht zu töten." Ich sah Kankurou auffordernd an.
Der Jounin aus Suna dachte kurz nach. "Uns gegenüber trat er immer als direkter Vertreter des Utaukages auf, des Kages von Otogakure. Wir waren damals überrascht von der Chuzpe, sich selbst Kage zu nennen, aber auch von der unerwartet hohen Kampfkraft der Oto-Nin. Kabuto hat sich als heller Kopf, schneller Denker und Improvisateur heraus gestellt. Ein sehr gefährlicher Gegner. Er ist auf den Nahkampf spezialisiert. Er formt sein Chakra zu Klingen, die in den Körper eines Menschen eindringen können, ohne ihn zu zerschneiden. Im Körper hingegen richten sie dann furchtbare Verheerungen an. Und dieses Jutsu, das du angesprochen hast, Kabuto konnte meines Wissens nach zehn bis zwanzig präparierte Leichen mit Hilfe seines Chakras kontrollieren.
Heute aber hat er dreihundert Tote benutzt, die er nur vielleicht manipuliert hat. Kakashi-san und die anderen kümmern sich darum. Aber gefährlich bleibt diese Fähigkeit trotzdem."
"Was ist mit Beschwörungen? Weißt du, ob er Schlangen beschwören kann wie Orochimaru?", hakte ich nach.
"Das Schlangenbeschwören war gang und gebe unter Oto-Nin", mischte sich Anne ein. "Es sollte unwahrscheinlich sein, das er es nicht beherrscht. Allerdings muss man für die wirklich großen Tiere entweder Orochimaru selbst sein, oder entsprechend viel Chakra zur Verfügung haben. Viele solcher Beschwörungen werden von zwei oder mehr Shinobi ausgesprochen."
Ich nickte anerkennend. "Gehen wir also davon aus, das er uns zumindest Schlangen auf den Hals schicken kann, die auch gegen Konoha eingesetzt worden sind."
Ich runzelte die Stirn. "Apropos Kabuto. Du bist ihm doch auf der Spur, oder?"
"Ich habe ihn schon vor Minuten aus den Augen verloren, kurz bevor du kamst. ich folge dem letzten Kurs, den er eingeschlagen hatte. Ansonsten vertraue ich Pakkun, falls er statt durch diesen Pass lieber über die Berge kraxelt."
"Zu Recht", sagte Pakkun zufrieden. Er witterte. "Kabuto war hier, keine Frage."
"Also setzt er auf seine eigene Geschwindigkeit und eine lange Jagd", stellte Kankurou fest.
Ich nickte bestätigend. Wenn er wirklich eine Karte mit meinen Fähigkeiten sein eigen nannte, sollte er eigentlich wissen, dass ihm die Flucht nicht viel nutzen würde.
Ich stockte erneut mitten im Sprung. "Die Affen haben die Beschwörung aufgelöst."
"Das bedeutet, das der Kampf vorbei ist, so oder so. Nur wie ist er gelaufen?"
"Hm." Schnell nahm ich die übliche Geschwindigkeit wieder auf, um Schritt mit dem dahin eilenden Ninja und der jungen Kunoichi zu halten. "Pakkun, sag mir in fünf Minuten Bescheid, ja?"
Der kleine braune Hund auf meiner Schulter warf mir einen neugierigen Blick zu. "Bescheid für was?"
"Sag mir einfach Bescheid. Ich werde dann einen Affen beschwören."
"Ah, verstehe. Du gibst den anderen Kriegern genügend Zeit, um sich auszutauschen. Wenn du dann einen Affen beschwörst, wird er dir berichten können, was passiert ist", stellte Kankurou anerkennend fest.
"Nicht nur. Ich werde Gosunkugi beschwören. Er ist der beste Affenkrieger, wenn es darum geht, zu scouten und zu suchen. Nicht, das er der Klügste wäre, aber für solche Dinge hat er ein Faible. Abgesehen davon, das er Ninjutsu wesentlich lieber mag als Taijutsu."
"Ah." Kankurou schien nachdenklich. "Recht ungewöhnlich für einen Affen."
"Ja. Aber sie fächern ihre Talente ohnehin sehr weit auf, was sie sehr flexibel macht. Und da ich gerade der einzige Kontraktträger des Affenclans bin, stehen mir all diese Talente zur Verfügung."
"Was mich zu einer Frage bringt: Welchen Tribut leistest du den Affen für ihre Dienste?", fragte der Suna-Nin neugierig.
Ich schnaubte amüsiert. "Oh, die Affen sind sehr pflegeleicht. Sie wollen keine Opfergaben, keine Juwelen, kein Gold, kein Silber, keine Kriegstrophäen und dergleichen. Sie wollen ihren Tribut meistens zur gleichen Zeit, wie ich sie beschwöre. Aber alle zwei Jahre, da..." Ich stockte.
"Alle zwei Jahre muss ich all mein Chakra für einen vollen Monat aufsparen, ein Onsen-Gasthaus aufsuchen und die Affenkrieger beschwören. So viele wie ich kann. Dann muss ich mit ihnen auf meine Kosten feiern. Und zwar genauso lange, wie ich die Beschwörung durchhalte. Du kannst dir denken, dass sie dafür sorgen, dass das eine möglichst lange Zeit ist." Ich verzog mein Gesicht zu einer säuerlichen Miene. "Das hat bisher mein Sensei übernommen. Er konnte alle wichtigen Affenkrieger auf einen Schlag beschwören, wenn auch nur für einen Abend. Bald wird es Zeit für mich, diese Pflicht zum ersten Mal selbst auszuführen. Ich hoffe Enka O Enma wird mit meiner Leistung zufrieden sein."
"Du meinst, du schmeißt eine riesige Party für sie in den heißen Quellen?", fragte Kankurou mit weit aufgerissenen Augen. "Das ist alles?"
"Wie, alles? Hast du schon mal einen Affen feiern sehen? Ich sage dir, ich spare jeden Ryou, den ich kann, und diese Feier wird mich locker dreißigtausend kosten, wenn nicht noch mehr."
"Oh. Bei der Party wäre ich gerne dabei", lachte er.
"Ich lade auch Weggefährten der Affen ein. Vielleicht stehst du auf der Liste", scherzte ich.
"Ich bitte darum. Diese Party wird mir sicher Spaß machen."
Ja, Spaß würde sie machen. Und umgehen konnte ich sie ohnehin nicht. Auch wenn dreißigtausend Ryou oder sogar mehr ein Haufen Geld waren.

"Die fünf Minuten sind um, Mamo-chan", sagte Pakkun. "Hier ist er abgebogen, den Bergkamm hoch. Er versucht seinen Weg mit einem Aroma zu übertünchen, und legt eine falsche Spur mit dem puren Aroma, aber meine Nase kann er nicht täuschen."
"Gut zu wissen. Ich beschwöre jetzt den Affenkrieger. Kuchiyose no Jutsu!"
Die typische Rauchwolke entstand. Aus den Schwaden schälten sich die Umrisse eines gut zwei Meter großen Giganten mit breiten Schultern hervor. Der Affe, der sich aus den Schwaden schälte, hatte einen kräftigen Schädel mit gewaltigen Hauern, die scharf wie Dolche wirkten. Seine Klauen waren lang, schwarz und blinkten wie frisch geschliffener Stahl. "Ah, Mamoru. Hat Ranko doch richtig gelegen. Ich bringe Nachrichten", sagte der Riese mit dunkler Stimme.
"Später, Hikaru, später. Wir sind Kabuto noch immer auf der Spur. Verwandle dich in deine Reisegestalt und erzähl es mir unterwegs."
"Verstanden. HENSHIN!"
"Whoa!", machte Kankurou verwundert, und Anne rieb sich ungläubig die Augen. Wo zuvor der Bulle von Affenkrieger schlechthin gestanden hatte, befand sich nun ein dürrer kleiner Junge in der Kleidung eines Konoha-Shinobi. Auffällig an der mageren Gestalt war vor allem der dicke Schatten unter beiden Augen, der wirkte, als hätte Gosunkugi die letzten drei Wochen jede Nacht damit verbracht, durchzumachen.
"Weiter", befahl ich, und huschte voran. Es dauerte einen Moment, bis mir Gosunkugi folgte, und beinahe drei Sekunden, bevor Kankurou und Anne es ihm gleich taten.
"Ist das noch der gleiche Affe wie vorhin?", fragte Anne ungläubig.
Gosunkugi lächelte verschmitzt. "Wie hat Mamo-chan es doch genannt? Dies ist meine Reisegestalt. Ich bin der Fahnder und Infiltrator im Rat der Affen. Meine Familie hat eine lange Tradition als Schattenkrieger, Späher und Jäger. Wenn ich in der Welt der Menschen unterwegs bin, bewege ich mich unauffällig und versuche unerkannt zu bleiben. Ein kleiner, dürrer, nichtssagender Mensch mit einem uninteressanten Maß an Chakra kommt fast überall durch."
Ich grinste. "Genau. Aber unterschätzen würde ich Hikaru deshalb nicht. Auch wenn er jetzt so schmächtig und schwächlich aussieht, so hat er dennoch die Kraft seines bulligen Affenkörpers."
"Noch ein Vorteil, den diese Gestalt hat", sagte er ärgerlich, "man wird nicht so schnell auf seine Muskeln reduziert."
"Seit wann bist du so empfindlich?", tadelte ich lächelnd. "Pakkun, wie alt ist die Spur?"
"Zehn Minuten höchstens. Hier am Berggipfel vorbei in das Tal dahinter. Dann den Pfad bis zum Gletscher entlang. Ist er das nicht da hinten?"
Ich strengte meine Augen an, als ich den Gipfel passiert hatte. Tatsächlich, auf dem mehrere hundert Meter langen Gletscher war deutlich eine kleine Gestalt zu sehen, die tiefer ins Tal lief. Dabei bediente sie sich der gleichen Vorankommensweise wie wir. "Wir folgen auf jedem Fall deiner Nase, Pakkun", sagte ich. Ich wäre nicht der erste Ninja gewesen, der sich, seinen Augen vertrauend, von seiner Beute täuschen ließ.
"Wollte ich auch gerade sagen", merkte Kankurou an.
Wir stießen uns ab und machten einen Step in Richtung Tal. "Und, wie lautet deine Nachricht?"
Gosunkugi räusperte sich. "Zuerst die gute Nachricht. Bis jetzt leben noch alle, Jounin wie Affenkrieger."
"Wieso bis jetzt?", fragte ich argwöhnisch.
***
Nachdem Might Guy das fünfte Innere Tor, das Tor der Grenze, geöffnet und dessen Kraft angewendet hatte, war die Schlacht zum Erliegen gekommen. Der Widerstand flaute ab und erlosch schließlich ganz. Es gab nicht mehr als eine Handvoll Überlebender, die der Macht und Wut der Affenkrieger und Jounin Konohas entkommen waren. Es waren die Schlaueren, die reichtzeitig kapituliert hatten. Die große Mehrheit war nicht so klug gewesen, und auch wenn sie aus dieser Mehrheit einen großen Teil ein zweites Mal hatten töten müssen, stand außer Frage, wem das Schlachtfeld gehörte: Konoha.
Asuma erschuf zwei Schattenklone, die, zusätzlich zum Klon, der vom Lager herüber gekommen war, die Befragung der Gefangenen übernehmen würde und kam zu Kakashi herüber, der neben Uzuki kniete. Im Hintergrund beteiligten sich Ryoga und Dr. Tofu daran, nach weiteren Überlebenden in dieser perfekten Zerstörung zu suchen, zusammen mit dem Schattenklon Kakashis.
"Tut es weh?", fragte er die am Boden liegende ANBU.
"Nur wenn ich lache", ächzte sie. "Verdammt, am meisten tut mir weh, das ich mich wie eine Anfängerin habe erwischen lassen." Sie betrachtete den Speer, der sie einmal durchstoßen hatte, glücklicherweise auf Höhe ihrer Gedärme, nicht bei den wichtigeren Organen. Hier konnte es bestenfalls die Milz erwischt haben, was zwar tragisch, aber nicht tödlich sein würde.
"In der Hektik der Schlacht passiert das schon mal", sagte Kakashi, und betrachtete die Wunde mit seinem Sharingan. "Hast Glück gehabt. Vieles angeschnitten, aber nichts durchtrennt. Es wurden nur kleinere Arterien geöffnet. Nein, warte, die größeren hast du bereits selbst wieder geflickt."
"Und das ist keine Lösung auf Dauer. Ein guter Medi-Nin wird sie wieder öffnen und richtig versiegeln müssen", ächzte sie. "Können wir den Speer raus ziehen? Er behindert mich beim Gehen."
"Na, na, was soll denn der Galgenhumor?", mahnte Ranko, als sie zu der Gruppe trat. Sie kniete sich neben der Kunoichi nieder und musterte sie vorwurfsvoll. "Wer hat dir eigentlich gesagt, dass du dich am weitesten von allen vorwagen sollst? Sowas musste doch passieren, wenn du keine Rückendeckung hast."
"Entschuldige, Sensei. Ich habe jeden Tadel verdient." Sie stöhnte leise. "Aber ich freue mich darüber, das ich noch lebe. Es ist ein gutes Gefühl, zu leben."
"Ja, das ist wahr." Ranko berührte die Seite der jungen Frau, was die mit einem Schmerzenslaut quittierte. "Das wird jetzt etwas weh tun." Sie hob den Körper an und drehte ihn auf die Seite. Mit der Kralle ihres rechten Zeigefingers schnitt sie die Spitze des Speeres direkt am Schaft ab. Polternd fuhr die schwere Eisenwaffe, der Todesgruß eines Taijutsu-Nutzers, zu Boden. "Mindestens zwanzig Kilo. Hätte er deine Brust oder deinen Kopf getroffen, wärst du jetzt nicht mehr unter uns."
"Tut mir leid", ächzte sie, von Schmerzen gepeinigt, "aber das war das Beste, was ich rausholen konnte, als ich den Angriff bemerkte."
"Sarkasmus ist unangebracht, Yaguo-chan", erwiderte die Affenkriegerin sachlich. Sie griff nach dem Stiel des Speers. Alleine diese Bewegung ließ Schmerzwellen durch Uzukis Körper fahren, aber sie biss tapfer die Zähne zusammen. "Ich ziehe den Speer jetzt raus."
Die ANBU nickte heftig.
Ranko zögerte nicht lange, und riss den Speerschaft hervor, ohne lange zu zögern. Blut lief in Schwallen aus beiden Enden ihrer Verletzung, und die Kunoichi konnte einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken. Aber sie schrie nicht.
Ranko untersuchte beide Seiten der Wunde mit ihren scharfen Krallen. Sie entfernte Dreck, Holz und Metallsplitter, so gut sie es vermochte. Und bei einer Affenkralle, die einem Skalpell glicht, vermochte sie das richtig gut. Schließlich war sie zufrieden mit ihrer Arbeit. "Ich werde dich erst mal zusammenflicken, aber geschlossen werden kann die Wunde erst in Sunagakure in einem Ninja-Krankenhaus. Bis dahin wirst du es locker schaffen."
"Eventuell nicht auf den eigenen Füßen", schränkte Uzuki ein. Kurz sah sie sich auf dem Schlachtfeld um, das vor nicht einmal einer halben Stunde noch eine Zeltstadt für über tausend Menschen gewesen war. "Aber das war es wert, denke ich."
"Konohas Sicherheit ist vieles wert", erwiderte die Affenkriegerin. Sie legte je eine Hand auf eine der noch immer blutenden Öffnungen und ließ sie unter ihrem heilenden Chakra verschwinden.
Uzuki zuckte leicht zusammen, als die Heilung begann, aber sie wurde zusehends ruhiger.
"Du wirst es schaffen, Yaguo-chan", sagte Ranko mit Überzeugung in der Stimme. "Du bist ein zähes Mädchen und hast gutes Heilfleisch."
"Und jetzt zwei Narben mehr", seufzte sie.
"Narben sind dazu da, damit wir unsere Dummheit nicht vergessen", sagte Asuma grinsend.
"Apropos Dummheit. Wir sollten die Beschwörung auflösen und Mamo-chan sein volles Chakra zur Verfügung stellen. Ihr braucht uns ja nicht mehr, oder?"
Kakashi verneinte. "Geht ruhig. Wir haben alles im Griff."
Guy trat nun auch heran, musterte die ANBU besorgt. "Ihr geht es gut?"
"Den Umständen entsprechend." Ranko räusperte sich. "Wir kehren jetzt zurück. "
"Gut. Mamo-chan ist ein schlauer Junge. Er wird damit rechnen, das Ihr die Euren auf dem Affenberg über die Schlacht informiert. Er wird einen von euch beschwören, um zu wissen, was hier passiert ist. Und wenn das geschieht, sollte man ihm möglichst schonend beibringen, das Yaguo-chan verletzt ist."
"Ja, das wird ihn mitnehmen", sagte Ranko mit einem trotzigen Grinsen. "Und ich denke, ich weiß, wen er beschwören wird. Ryoga! Dr. Tofu! Wir wollen zurück!"
Die beiden Affenkrieger winkten zum Zeichen, das sie verstanden hatten. Kurz nacheinander verschwanden sie zurück auf den Affenberg.
Kakashi reichte Uzuki eine Hand. Als sie auf den Beinen stand, mehr schlecht als recht, stemmte er sich unter ihren linken Arm. "Aufräumen können andere für uns. Gehen wir mit unseren Gefangenen nach Suna zurück. Das war nicht die letzte Behandlung, die Yaguo-chan brauchen wird."
"Ist gut." Asuma drückte seine Zigarette aus und zündete sich eine neue an. Kein Wort fiel darüber, das Kakashi sich offensichtlich vorgenommen hatte, Uzuki bis nach Sunagakure zu stützen. Kein Wort fiel darüber, das er Uzuki zutraute, auf eigenen Beinen die Ninja-Stadt zu erreichen. Wozu auch? Sie waren Shinobi Konohas. Es gehörte zu ihrem Job, ihre Kameraden bestmöglichst einzuschätzen. Und es gehörte auch zu ihrem Job von diesem Schlachtfeld wieder zu verschwinden, als wären sie niemals hier gewesen...

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6.
Ich schwebte in einer Blase aus Wärme, beinahe Hitze. Ich fühlte mich angehoben, und zugleich begraben. Meine Stirn glühte ebenso wie meine Wangen, während mein Körper seinen Widerstand, seinen schmerzenden, hartnäckigen Widerstand, nach und nach aufgab, sich dem Medium ergab, einfach losließ. "Ich sterbe...", murmelte ich. Ich grinste und öffnete die Augen. "Vor Glück."
"Na, na, na, mal nicht so melodramatisch", mahnte Kankurou. Er goss sich gerade aus seinem zweiten Fläschchen seine dritte Tasse Sake ein. "Nur weil wir nach acht Tagen wilder Hatz endlich mal dazu kommen, eine Pause in einer heißen Quelle einzulegen, musst du nicht gleich solche Sprüche klopfen." Er deutete auf die Bambuswand, die unser Bad in der Gaststätte vom Frauenbad trennte. "Ich sehe es kommen, dass dein Zwerg hier rüber gestürmt kommt, weil sie dich beim Wort nimmt, um dich zu retten."
"Ich bin kein Zwerg!", klang Annes trotzige Stimme auf. "Ich gehe dir fast bis ans Kinn, Kankurou-sama!"
"Nicht aufregen", klang die Stimme Akanes auf. "Ich wasche dir auch den Rücken." Ich hatte die Affenkriegerin auf halbem Weg beschworen, damit wir für Anne eine weibliche Begleitung hatten. Ranko-sama hatte ich nicht schon wieder bemühen wollen, nicht nach der Schlacht, von der Hikaru mir berichtet hatte. Sie gehörte nicht unbedingt zu den stärksten Affenkriegern, aber definitiv zu den schönsten. Ihre Qualitäten waren auch eher im Ninjutsu und am Verhandlungstisch zu finden, deshalb bildete sie auch so eine gute Kombi mit Hikaru Gosunkugi, sehr zum Ärger Ranmas, der nicht nur ein Auge auf die junge Frau aus dem Tendo-Clan geworfen hatte. Aber selbst wenn Akane bemerkt hätte, das Hikaru durchaus freundschaftliche Gefühle für sie hegte, sie hätte nichts damit anfangen können. In der Hinsicht ähnelte sie meinem alten Ich.
"Ich rege mich nicht auf", erwiderte Anne ärgerlich. "Aber ich bin fast dreizehn! Vor hundert Jahren haben die Frauen in meinem Alter noch geheiratet! Ich muss mich nicht von jedem hergelaufenen Suna-Ninja als Kind hinstellen lassen."
Kankurou prustete seinen Sake wieder aus, als er das hörte. "Hört, hört", murmelte er. "Dass dein Zwerg Zähne hat, wissen wir ja schon länger. Aber das sie auch bissig ist, war mir neu."
"Sie ist kein Zwerg, und vor allem ist sie nicht mein Zwerg", erwiderte ich. Das herrlich warme Wasser stank ein wenig nach faulen Eiern, war also vulkanischen Ursprungs, und enthielt einen deftigen Anteil an Schwefel, der angeblich besonders gut gegen Abzesse, Verspannungen und offene Wunden sein sollte. Auf jeden Fall hatte er eine desinfizierende Wirkung, und wer Onsen-Bäder gewohnt war, traf des Öfteren auf weit heißere Quellen, die schlimmer rochen.
"Dein Zwerg auf keinen Fall, Kankurou-sama!", kam es erbost von Anne.
"Ach, lass doch die Männer", sagte Akane leichthin. Es plätscherte von drüben, als die Affenkriegerin das Bad verließ. "Komm ich wasch dir den Rücken." "A-aber..."
"Da hast du es. Also nenne sie bitte nicht Zwerg. Ich habe ohnehin noch damit zu schaffen, dass Uzuki-sensei verletzt wurde. Ich meine, wer kann eine ANBU verletzen?" Ich schüttelte verwundert den Kopf. Hikaru hatte mir einiges berichtet, aber er hatte naturgemäß nichts dazu sagen können, wie ihre weitere Behandlung in Suna verlaufen war. Oder was mit denjenigen passiert war, die sich ergeben hatten.
"Oh, du hast aber eine tolle Haut, Anne-chan. Und, oho, wenn ich mir das hier genauer ansehe, dann wirst du mal Körbchengröße C brauchen, wenn du älter bist", klang Akanes fröhliche Stimme herüber.
"Yieks! Nicht da anfassen, Akane-chan!"
"So eine große Basis. Ja, das wird mal richtig viel. Und wenn ich mir deine Hände ansehe, dann wirst du wohl bald noch einen kräftigen Schuss in die Höhe machen. Hm, hm, hm."
"UH! D-da bin ich kitzlig, Akane-chan!"
"Wo? Hier?"
"Yieks!"
"Oder meintest du hier, Anne-chan?"
"A-akane-chan, nicht da... Nicht..."
"Hab dich doch nicht so. Wir sind doch unter uns", klang Akanes viel zu fröhliche Stimme auf.
Kankurou sah mich irritiert an. "Was zum Kazekage machen die da?"
Ich verzog das Gesicht zu einer sauren Miene. "Sie knüpfen Bande. Du warst wohl noch nicht oft mit weiblicher Begleitung in einem Onsen, oder?"
"Sie knüpfen Bande? Wie merkwürdig. Und nein, wenn ich mit Frauen im Onsen war, dann hatten wir meistens ein gemeinsames Bad. Und wir hatten dann meistens schon Bande geknüpft, wenn du verstehst, was ich meine, Mamo-chan."
Ich lächelte verlegen. Die letzten Tage hatten uns enger zusammenrücken lassen. Dementsprechend waren wir persönlicher geworden. Wir hatten Kabuto im Gletschertal schnell vollends aus den Augen verloren und waren die letzten Tage lediglich seinen Spuren gefolgt, die Pakkun und Hikaru verfolgt hatten. Kankurou und ich hatten dann entschieden, das zu unserem Vorteil zu nutzen, und Kabuto einzukreisen, bevor wir ihn angriffen. Der Junge hatte mehr als einen Trick in der Hinterhand, und der Überraschungsvorteil, gerade wenn er glaubte, seine Verfolger abgeschüttelt zu haben, konnte enorm wichtig für uns werden. Seine Spur endete mehr oder weniger in dieser kleinen Ortschaft, in der wir uns befanden. Dummerweise nicht im Bad, sondern im Umland. Nicht zu Unrecht vermuteten wir in der Nähe eine geheime Basis Orochimarus, wenn sich Kabuto mehrere Stunden nicht bewegte. Pakkun und Hikaru zogen derweil die Schlinge enger um ihn, während wir Shinobi eine dringend notwendige Entspannungspause einlegten; immerhin hatten wir die letzten Tage bestenfalls Katzenwäsche betrieben.
"Du warst nie mit deiner Schwester in einem getrennten Bad? Sie und ein paar Freundinnen auf der anderen Seite, und du auf der Männerseite?"
"Doch, schon. Aber wenn meine Schwester baden geht, dann herrscht auf ihrer Seite meistens herrliche Stille."
Ich runzelte die Stirn. Ja, das machte Sinn. Temari war ein sehr hübsches Mädchen, aber auch ein sehr energisches. Wenn nicht jemand vom gleichen Kaliber im Bad war, und ich redete hier von ANBU-Level, dann würden die meisten Frauen verschreckt reagieren. Oder zumindest ehrfürchtig.
"Okay, verstehe. Dann werde ich dir das erklären. Wenn Frauen, die sich mögen, zusammen in einem Bad sind, dann begnügen sie sich nicht damit, einander einzushamponieren und sich gegenseitig den Rücken abzuseifen. Sie unterhalten sich auch sehr offen über ihre Körper, deren Vorzüge und berühren sich an pikanten Stellen. Zumindest sind das meine Erfahrungen, wann immer ich mit Karin und Hanako in einem getrennten Bad war."
"Ah. Interessant. Und was bezwecken sie damit? Was wollen sie erreichen? Ich meine, abgesehen davon, ihre Bänder zu knüpfen?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Sie wollen uns zweifellos in den Wahnsinn treiben."
Kankurou dachte darüber einen Moment nach. "Plausibel, Mamo-chan."

Die Tür glitt auf, und ein Diener brachte frischen heißen Sake für Kankurou, und ein herrlich kühles Bier mit hübscher Schaumkrone für mich. Außerdem fragte er nach unseren Wünschen. Wir entschieden uns für eine landestypische Mahlzeit des kleinen Reiches. Wenn Ishi no Kuni, das Land der Steine, in dem das Gasthaus stand, schon wirtschaftlich nicht viel zu bieten hatte, geschweige denn landschaftlich, so war es doch ein kulinarisches Erlebnis, das viel Geflügel, Schwein und Insekten anzubieten hatte. Ja, Insekten. Sie galten hier als tägliches Brot, und, wenn man als Fremder seinen ersten erwartungsgemäßen Ekel überwunden hatte, boten sie eine Menge für den verwöhnten Gaumen. Die hiesigen Insekten waren nicht nur größer als viele ihrer Kollegen im Land des Feuers, sondern eindeutiger auch schmackhafter. Es half natürlich, sie mit Garnelen oder Scampis zu vergleichen, die ich für mein Leben gerne aß. Meinen Begleitern hatte ich das Essen dann auch als "Land-Scampis" angedreht, damit sie ohne Vorurteile kosteten. Nun, Anne hatte es geschmeckt. Aber ich bezweifelte, das Shino Aburame Spaß an diesem Menu haben würde.
Ich fand jede Reise nach Ishi no Kuni sehr belebend, kulinarisch belebend, denn es gab auch ein paar sehr gute Reissorten hier, die auf den erwartungsgemäß kargen Böden unerwartet gut gediehen. Ansonsten lebte das Land, als Transitland zwischen dem Land der Erde im Norden, dem Land des Windes im Süden, und dem Land des Feuers im Osten sehr gut vom Handel und importierte all das, was die Böden nicht hergaben. Also, ich kam gerne hierher, und ich war Orochimaru geradezu dankbar, das er in dem unscheinbar wirkenden Land augenscheinlich eine Basis errichtet hatte. Unser Ziel war es, sie zu finden, und, wenn möglich, zu zerstören. Am besten zusammen mit Kabuto.
Als der Diener wieder ging, hörte ich ihn erschrocken aufkeuchen. Ich sah zu ihm herüber, und erkannte auf der Papiertür zum Umkleideraum den gigantischen Umriss von Hikarus Affengestalt. Deutlich erkannte man seine Hauer und die krallenbewehrten Pfoten. Er griff nach der Tür, zog sie auf, und die Welt hielt den Atem an. Heraus spazierte der Affenkrieger allerdings in seiner menschlichen Gestalt als junger, dürrer Bursche, der sich ein viel zu großes Handtuch um die Lenden gebunden hatte, um diesen Eindruck noch zu verstärken. Verständnislos sah er den Diener an. "Ist irgendwas?"
"N-nein, nein, verehrter Gast. Alles in Ordnung. Aber ich sollte wohl mal meine Augen überprüfen lassen..." Er drückte sich an Hikaru vorbei, nachdem er auch dessen Wünsche aufgenommen hatte, und verließ das Bad so schnell er konnte, ohne zu laufen.

Hikaru Gosunkugi ließ sich mit einem wohligen Seufzer ins Bad gleiten. Behaglich streckte er sich aus. "Alles in Ordnung bei euch, Akane?", fragte er laut.
"Alles in grünen Bereich. Anne-chan und ich verstehen uns wunderbar", klang ihre fröhliche Stimme auf.
"Ich dachte jetzt eher daran, ob du dich beobachtet fühlst", erwiderte Hikaru einen Ton zu barsch.
"Beobachtet?", fragte Akane erstaunt.
Kankurou richtete sich ein wenig auf. "Ich glaube, jetzt wird es interessant."
"Was habt Ihr raus gefunden? Und wo ist Pakkun?", fragte ich ernst.
"Pakkun ist auf Posten. Um es kurz zu machen, wir glauben, das Versteck gefunden zu haben. Es ist relativ leer, Pakkun hat kaum einen Menschen außer Kabuto gerochen, und ich habe bestenfalls ein Dutzend Herzschläge gehört. Es können mehr sein, aber um sicher zu gehen, hätte ich eindringen müssen. Ich fand es besser, zurückzukehren, solange ich unbemerkt bin. Zumindest hoffe ich, das ich unbemerkt geblieben bin. Allerdings hat Pakkun mich auf ein kleines Problem hingewiesen."
"Und das wäre?" Vorsichtshalber verzichtete ich darauf, von meinem Bier zu trinken, solange der Affe nicht weiter sprach. Ich wollte mich nicht verschlucken.
"Der Gute hat einige Gerüche in der Umgebung wieder erkannt", sagte Hikaru gedehnt, "Gerüche, die er aus der Stadt hier kennt."
Ich wechselte einen verdutzten Blick mit Kankurou. "Willst du mir sagen, die Städter treiben sich an Orochimarus Geheimversteck herum?"
"Ja, etwas in der Richtung", bestätigte der Affenkrieger. "Eventuell arbeiten auch nur einige Städter für ihn. Aber im schlimmsten Fall, Mamo-chan, ist diese ganze verdammte Stadt der eigentliche Stützpunkt von Orochimaru."
Kankurou schüttelte sich. "Eine grauenvolle Vorstellung. Wir müssen also damit rechnen, hier in der Stadt so oder so nicht sicher zu sein. Er wird andere Gefolgsleute Orochimarus sicher darüber informiert haben, das er verfolgt wurde und vielleicht noch wird. Unser großer Vorteil ist, das er unser Aussehen nicht kennt."
Ich legte eine Hand an mein rechtes Ohr und formte damit eine Hörhilfe. "Oho, das klingt ja so, als käme da gleich noch was. Etwas wie: Es war doch eine gute Idee, das ich mich abschminken und umziehen sollte, Mamo-chan."
Kankurou glitt bis zur Nase ins Wasser und grummelte vor sich hin. Luftbläschen stiegen vor ihm auf.
"Wie bitte?"
Weitere Luftbläschen kamen hinzu.
"Ich kann dich nicht verstehen, Kankurou-sama."
Nun kam er wieder ein Stück hoch. "Ja, du hattest Recht. Es war eine gute Idee, dass ich mich abschminke und die Kleidung wechsle. So erkennt mich niemand, der nicht zumindest aus Sunagakure stammt."
Ich grinste breit. "Na also. War doch gar nicht so schwer, oder?" Ich streckte mich aus und griff nach dem Bier. "Schätze, wir haben genügend Zeit, um zumindest heute ein wenig auszuruhen und gut zu essen. Aber spätestens morgen müssen wir uns um die Anlage kümmern. Ob Kabuto noch da ist oder nicht."
"Das versteht sich von selbst", erwiderte Kankurou, und auch Hikaru beeilte sich zu nicken.
"Geht in Ordnung", klang Akanes Stimme von drüben auf.
"Gut, dann können wir uns ja auf ein ruhiges Abendessen freuen", frohlockte ich. Aber in mir, tief in mir nagten Hikarus Worte an meinen Nerven. Was, wenn tatsächlich die ganze verdammte Stadt aus Orochimarus Leuten bestand, die über uns herfallen würden, sobald sie wussten, wer wir waren? Und ehrlich gesagt reichten ja auch schon ein paar Dutzend, die ohne Vorwarnung aus ihrer täglichen Rolle ausbrechen und uns angreifen würden, um uns Schwierigkeiten zu bereiten.
Und außerdem beschäftigte mich Uzuki-senseis Verletzung noch immer. Zu gerne hätte ich gewusst, wie es ihr gerade ging. Mir fiel es schwer, diesen Gedanken hintenan zu stellen. Zu wichtig war Yaguo für mich mittlerweile.
***
"Hatschi!"
"Gesundheit", sagte der Medi-Nin, der direkt vor Yaguo Uzuki stand. Indigniert griff er nach einem Taschentuch und wischte sich übers Gesicht.
"Verzeihung, Doktor, aber das kam so über mich", sagte die ANBU und schniefte. Nicht nur, das sie verletzt worden war, beim Angriff auf die Kontras, sie musste sich auch noch einen Virus oder so eingefangen haben, denn seither schniefte und nieste sie bei jeder unpassenden Gelegenheit.
"Wahrscheinlich denkt gerade jemand an Sie, Uzuki-san", erwiderte der Arzt säuerlich, während er den alten Verband löste.
"Ja, das könnte natürlich sein", scherzte sie, ohne aber wirklich daran zu glauben. "Und, wie sieht es aus, Doc?"
"Gut. Richtig gut. Uzuki-san, Sie haben gutes Heilfleisch. Es werden zwar Narben bleiben, aber auf Ihren Gedärmen ist das egal, oder? Und hier auf der Haut werde ich tun was ich kann. Aber Sie behalten definitiv ein Andenken."
"Zwei", korrigierte sie. Da, wo der Speer wieder ausgetreten war, würde sie auch eine behalten.
"Ja, zwei", bestätigte der Mediziner. "Wollen Sie mir nicht endlich erzählen, wie Sie sich in einer Sportstunde derart verletzen konnten?"
Uzuki lächelte gequält. Offiziell war sie die ganze Zeit in Suna gewesen, hatte es die Schlacht gegen die Kontras nie gegeben. Also hatte sie sich beim Training verletzt. Es hatte einige Mühe gekostet, etwas einigermaßen plausibles zu konstruieren. Es hatte etwas vom Versuch gehabt, den Regenbogen nach oben zu biegen. "Pure Dummheit, Doc. Pure Dummheit." Und das war nicht mal gelogen.
Der Arzt begann den Verband zu wechseln. "Wie auch immer. Ab nächster Woche können wir auf Verbände verzichten. Dann brauchen Sie nur noch zu mir zu kommen, wenn Sie Beschwerden haben, Uzuki-san."
"Danke, Doktor", sagte sie leise. Und wenn doch jemand an sie gedacht hatte?

Vor der Tür erwartete sie Kakashi, wie immer, wenn er nichts oder wenig zu tun hatte, in seiner Lieblingsnovelle schmökernd. "Und, was hat der Onkel Doktor gesagt?"
"Das Übliche. Nehmen Sie zwei Kopfschmerztabletten und kommen Sie nächste Woche noch mal rein", scherzte sie.
"Na, das klingt doch viel versprechend. Das alte Sprichwort stimmt also doch, dass man die eigene Dummheit überleben kann." Er klappte sein Buch zu und schenkte der ANBU ein Lächeln, was ein wenig merkwürdig ausfiel, da man nur eines seiner Augen sehen konnte.
"Ja, zumindest diesmal", merkte sie an und rieb sich jene Stelle ihrer Weste, unter der ihr Verband lag. "Gibt es etwas Neues?"
"Meinst du von den Verhören, den Untersuchungen, oder dem Examen?"
"Alles", erwiderte sie. Neben Kakashi ging sie durch das Krankenhaus.
"Die Verhöre haben ein paar... Nun, Vernetzungen ergeben, die Suna so nicht erwartet hatte. Der Daimyo wurde informiert, und es stehen wohl ein paar Verhandlungen vor seinem Thron an. Das könnte einige einflussreiche Menschen Geld, Macht, Privilegien und Titel kosten."
"Schön wenn es so kommt. Was bedeutet das für uns?"
"Wir waren so erfolgreich, dass das Reich des Windes und damit auch Sunagakure für einen längeren Zeitpunkt ein vertrauenswürdiger Partner bleiben wird."
Uzuki unterdrückte ein Kichern. "Definiere den längeren Zeitraum, Kakashi."
"Lang genug, hoffe ich. Dazu kommt der Druck von außen, nicht nur durch Orochimaru, sondern auch durch die Akatsuki-Gruppe, der unser Bündnis zusätzlich stabilisiert."
"Akatsuki. Itachi Uchiha ist Teil der Organisation", sagte sie bedächtig.
"Ja, und damit ist er ein Kunai an Konohas Kehle. Wir kennen ein weiteres Mitglied, einen Nukenin aus Kiri, der als einer der sieben Schwertmeister bekannt ist."
"Ich habe von ihm gehört. Kisame, nicht?" Uzuki legte nachdenklich die Linke ans Kinn. "Akatsuki rekrutiert sich aus starken Nukenin der Ninjadörfer, richtig? Schade, wäre unsere Zusammenarbeit besser, könnten wir eine gemeinsame Liste unserer besten desertierten Ninjas erstellen und gemeinsam zur Fahndung ausschreiben."
"Informationen sind das wichtigste Handelsgut in der Welt der Ninjas, Yaguo-chan, das weißt du doch. Zumindest Iwagakure würde zumindest zögern, bevor es uns diese wichtigen Informationen ohne Not zur Verfügung stellt."
"Hoffentlich kommt es nicht zur Not, und nicht wenn es bereits zu spät für Iwa ist", erwiderte sie trocken.
Der weißhaarige Ninja schnaubte leise. "Es ist schon erheblich mehr Druck vonnöten, um Iwagakure und den Tsuchikage davon zu überzeugen, mit uns Informationen auszutauschen, geschweige denn mit uns zusammen zu arbeiten. Die Iwa-Nin, die wir im Lager der Kontras ausgelöscht haben, dürften die Bereitschaft des Sandaime Tsuchikage nicht gerade erhöht haben."
"Obwohl seine Leute höchst illegal in diesem Land waren und noch illegaler gegen Konoha hatten vorgehen wollen", schloss Uzuki.
"Hast du Beweise dafür, das die Iwa-Nin im offiziellen Auftrag hier waren?", erwiderte Kakashi trocken.
Verdutzt blieb die ANBU stehen.
"Eben", kommentierte Kakashi und ging weiter.

Uzuki holte schnell wieder zu Kakashi auf. "Was ist dann mit den Untersuchungen?"
"Oh, ja, da hat sich was interessantes ergeben. Das Spezialistenteam aus Konoha, das wir angefordert haben, hat erste Erfolge erzielt. Natürlich dank der Vorarbeit ihrer Suna-Kollegen."
Uzuki verdrehte leicht die Augen. Das klang nach einer politischen Formulierung. Sie hasste Politik. Ihr war es lieber, man sagte ihr, wann sie wen und wo zu bekämpfen hatte. Das machte das Leben sehr viel einfacher. "Und was haben die Suna- und die Konoha-Experten heraus gefunden?"
"Dass wir uns keine Gewissensbisse machen müssen, weil wir so viele Krieger getötet haben."
Uzuki hob eine Augenbraue. "Äh, Kakashi, nur falls es dir noch nicht aufgefallen ist, aber du sprichst hier mit einer ANBU. Gewissensbisse und dergleichen habe ich nicht. Vor allem nicht, wenn ich einem Angriff auf Konoha zuvorkommen kann. Und dir nehme ich es nicht ab, dass du Gewissensbisse haben solltest. Du bist ein feiner Kerl, und dein Herz ist manchmal etwas zu groß, trotz deiner Zeit als ANBU, aber bei Gegnern Konohas, die zudem so hinterlistig vorgehen, kennst du auch keine Gnade."
Kakashi musterte sie amüsiert. "Ich glaube, du gehst falsch an die Information heran. Stell dir vor, Anne-chan hätte die Ninjas alle getötet. Unter welchem Umstand müsste sie sich keinerlei Gewissensbisse machen?"
Uzuki zuckte die Schultern. "Wenn sie schon vorher tot waren, nehme ich an."
"Scharfsinnig wie immer, das lobe ich mir, Yaguo-chan."
"Moment mal, meinst du das ernst? Ich weiß ja, das Kabuto hunderte von ihnen wiedererweckt hat, aber..."
"Nicht wiedererweckt. Zumindest nicht den Tag. Ja, es bedeutet genau das, was du vermutest. Die große Zahl an Ninjas und Kriegern im Lager können wir jetzt dadurch erklären, das Orochimaru hunderte Tote zur Verfügung gestellt hat, die von Kabuto gesteuert wurden."
Uzuki schüttelte sich vor Entsetzen. "Was ist der Kerl für ein Monster! Wie viel Chakra muss der Kerl haben, um so etwas zu bewerkstelligen? Und Mamo-chan ist hinter ihm her! Wir müssen...", begann sie, doch Kakashi hielt sie am Arm fest. "Hiergeblieben, Yaguo-chan. Erstens weißt du gar nicht, wo Mamoru gerade ist, du kannst ihm also gar nicht helfen. Zweitens bist du noch gar nicht wiederhergestellt. Und drittens kommt es in diesem Fall weniger auf die Chakra-Menge an, sondern mehr auf die Technik. Es scheint, das Orochimaru einen effektiven Weg gefunden hat, einer unbekannten Anzahl an Leichen Leben einzuhauchen, und dies mit einigen Methoden, die mehr an Zauberei als an Forschung oder Chakra-Kontrolle erinnern."
"Du willst damit doch nicht sagen...", hauchte Uzuki, während sie Kakashi durch das Frontportal nach draußen folgte.
"Wir haben es bereits beim Kampf gesehen, als der Sandaime gefallen ist", sagte Kakashi erklärend. "Er ist durchaus in der Lage, kurzfristig tote Shinobi zu erwecken. Und Kabuto ist sein Leutnant. Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, das er womöglich eine Armee aus hunderten toten Shinobi bereit hält, die er für sich kämpfen lassen wird - und dies mit derem vollen Potential."
"Das ist keine besonders erfreuliche Zukunft", erwiderte sie schaudernd.
"Ein erkannter Feind ist nur noch um die Hälfte gefährlich", kommentierte Kakashi. "Und was die dritte Frage angeht..."
"Ja?"
"Die Nachverhandlungen haben nichts ergeben. Sie haben Annes Fall beiseite geschoben, bis sie wieder nach Suna kommt, oder bis das Chunin-Examen offiziell beendet ist. Bis dahin ist sie offiziell durch die zweite und die dritte Prüfung durch. Aber der Kiri-Genin, den Neji als Stellvertreter für Anne-chan besiegt hat, wird sie zum Duell fordern, wenn sie es noch rechtzeitig schafft. Kommt sie nicht innerhalb der nächsten drei Wochen zurück, rückt er auf ihren Platz nach."
"Was bedeutet, dass, falls sie gewinnt, alle drei Getsu-Nin in der vierten Phase wären, ebenso wie unsere Genin", folgerte sie. "Damit stellen Getsu und wir neun der zwölf Finalteilnehmer. Im Idealfall." Sie lächelte. "Es war niedlich von Neji, das er angeboten hat, sie zu ersetzen, nachdem sich ihr Schattenklon durch die ganze zweite Prüfungsphase gekämpft hatte, ohne zu verpuffen."
"Ja, das war eine beeindruckende Leistung. Wohl der Hauptgrund, warum Gaara eine Ausnahme zugelassen hat. Es war auch eine beeindruckende Leistung von Neji, Mohad und den anderen, wie sie Anne-chans Klon immer wieder in letzter Sekunde gerettet haben. Ich glaube, das war die Hauptleistung, die sie letztendlich bis zum dritten Abschnitt gebracht hat, wo sie die restlichen fünfzehn Teilnehmer der dritten Phase getroffen haben."
"Sie sind relativ spät eingetroffen, wie Yuuhi erzählt hat. Aber sie sollen drei der fünf Gruppen, die auf der Strecke geblieben sind, ausgeschaltet haben."
"Es war wohl ein Riesenvorteil, das die neun von vorne herein zusammen gearbeitet haben, obwohl Gaara das klassische Spiel mit der Schriftrolle der Erde und der Schriftrolle des Himmels zelebriert hat. Ich denke, sogar Hinata war einen Moment lang in Versuchung, als sie entdeckt haben, dass die Getsu-Genin eine Schriftrolle der Erde hatten, und Konoha zwei der Luft-Schriftrollen."
Uzuki lachte leise. "Kann ich mir bei ihr nicht vorstellen. Aber das bringt uns zum nächsten Problem, oder?"
Kakashi sah sie interessiert an. "Welches meinst du?"
"Wann sollten wir in Konoha um die Entsendung eines weiteren Jounin bitten? Möglichst früh, oder lieber erst in letzter Sekunde?"
Kakashi kniff das sichtbare Auge zusammen. "Warum das?"
"Na, weil wir einen sechsten Prüfer brauchen, falls Mamo-chan nicht rechtzeitig zurückkommt", erwiderte sie.
Kakashi begann leise zu glucksen. "Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Yaguo-chan."
Die junge Frau fiel in das leise Lachen ein. "Nein, natürlich nicht, Kakashi."
Mit der besten Laune, die sie in dieser Situation haben konnten, schritten die beiden Jounin durch die Morgensonne, die Sunagakure beschien, in Richtung der Trainingsanlagen, auf denen die Getsu- und Konoha-Genin für das Finale in drei Wochen hart trainierten. Keiner der beiden bezweifelte es, das Mamoru Morikubo rechtzeitig wieder in Suna sein würde. Auch weil das bedeutete, dass er überlebt haben würde.
***
Die jungen Genin Konohas trainierten hart und ausdauernd für das Finale, und bezogen dabei auch ihre Kohais aus Getsugakure mit ein. Bei zwölf Finalisten stand es außer Frage, dass in jedem Fall Freunde gegeneinander antreten würden müssen, egal ob es sechs Finalkämpfe oder ein Turniersystem geben würde, was durchaus im Ermessen des Kazekages stand. Das bedeutete, dass sie im gemeinsamen Training miteinander auch potentielle Gegner kennen lernten.
Abgesehen davon, dass die Konoha-Genin einander recht gut kannten und durch die vielen Kämpfe Seite an Seite kaum Geheimnisse voreinander hatten, konnten sie auf diese Weise auch die Möglichkeiten der Getsu-Nin erkunden, und - das hatten sie sich versprochen - in den übrigen drei Wochen weiter verbessern. Denn im Finale kam es nicht darauf an, wer gewann, sondern darauf, wie die Finalisten bewertet wurden. Es gab viele Kriterien, die den Aufstieg zum Chunin bestimmten. Einer davon war die Frage, ob man dem einzelnen Finalisten wirklich das Leben anderer Shinobi anvertrauen konnte. Tote gab es immer, und jeder Einsatz konnte diese Verluste mit sich bringen. Aber es wurden größere Verluste, wenn der Anführer leichtfertig, desinteressiert oder sogar Menschenverachtend handelte, alles dem Ziel unterordnete und seine Leute führte wie Lämmer zur Schlachtbank. Einige andere Bewertungsaspekte hatten sie noch nicht herausgefunden, aber eine gewisse, nun, Grundstärke spielte in jedem Fall eine Rolle. Ein Chunin war nicht einfach nur ein Genin mit Kommandoverantwortung, er sollte auch deutlich stärker als ein Genin sein. Zumindest stärker als die meisten, denn von ihm wurde auch erwartet, das er sich auch gegen die eigenen Genin durchzusetzen wusste. Je deutliche der Stärkeunterschied ausfiel, desto leichter fiel ihm das. Außerdem war der Chunin die Vorstufe zum Jounin, und die Jounin eines Versteckten Dorfs waren die stärksten Krieger, die zur Verfügung standen. Mit den Chunin wurde bereits eine Vorauswahl getroffen, gewissermaßen. Ihr aller Ziel war demnach auch nicht, Chunin zu werden, sondern mit Hilfe der Erfahrung als Chunin so schnell wie möglich Jounin zu werden. Nun, bei den meisten war es so. Morikubo-sempai bildete dabei womöglich die einzige Ausnahme.

Neji Hyuuga lächelte bei diesem Gedanken ein wenig. Wusste, ahnte Mamo-chan wirklich nicht, was die Hokage mit ihm anstellte? Oder verdrängte er dieses Wissen einfach nur, so gut es ging? Es war offensichtlich, das er bereits Jounin-Aufgaben versah, und das er vom Kampflevel durchaus mit den Jounin mithalten konnte. Auch seine Missionen waren auf Jounin zugeschnitten. Das waren sie schon gewesen, als er Neunergruppen angeführt hatte, fand Neji. Und spätestens als er zweihundert Genin gegen Otogakure geführt hatte, musste selbst dem dümmsten Genin klar geworden sein, dass Konoha in keinem Fall irgendeinen Chunin mit der Führung einer so großen Truppe beauftragen würde, wenn der eine oder andere Chunin nicht eigentlich auf Jounin-Level war, und nur durch besondere Umstände zurückgehalten wurde. So wie Rose-san, die, wie sie selbst gerne zugegeben hatte, einen Ekel vor mehr Verantwortung empfunden hatte. Nun, den Ekel gab es nicht mehr, als sie nach Mamo-chans Verschwinden plötzlich in die Führungsverantwortung aufgerückt war. Bevor sie sich versehen hatte, war sie zum spezialisierten Jounin ernannt worden, und heutzutage drückte sie sich nicht mehr vor der Verantwortung. Sie ekelte sich auch nicht mehr davor. Es war alles eine Frage der Gewöhnung gewesen. Und sie war gut in ihrem Job.
Neji dachte zurück an die Tage, als sie Oto zerstört hatten, dachte an die riesige Chakra-Bombe im Herzen des Dorfs. Wie hatte der arme Teufel gleich noch mal geheißen, der für diese perfide Waffe missbraucht worden war? Ach ja, Guin. Hatte sich selbst und eine Riesenmenge Chakra hoch gejagt, und dabei einem Kratersee hinterlassen, dort wo zuvor Otogakure gestanden hatte. Diese Explosion konnte niemand überlebt haben, aber merkwürdigerweise war er die ganze Zeit davon überzeugt gewesen, dass Mamo-chan noch leben würde. Und er hatte Recht behalten. Auch diesmal hatte er ein positives Gefühl, den Älteren betreffend. Er war einer der Shinobi, über die man sich keine Sorgen zu machen brauchte. Denn wenn er in Schwierigkeiten geriet, die er nicht bewältigen konnte, dann stand es um ganz Konoha schlimm; und eine solche Situation zu erkennen traute Neji sich durchaus zu. Seltsam wie das Leben so spielte. Da gab es Naruto, den jungen Burschen, der immer stärker werden wollte, um eines Tages Hokage zu werden und sich den Respekt jedes Bewohners Konohas zu verdienen; und da gab es Mamo-chan, der sich fast schon verzweifelt bemühte, bescheiden zu sein und seine Fähigkeiten herunter zu spielen - nur um ihr volles Ausmaß im nächsten Moment zu entfalten und seine Umgebung maßlos zu verblüffen. Dabei war es gar nicht mal so sehr seine Fähigkeit, Affenkrieger zu beschwören, er beherrschte sein Katon hervorragend, beinahe auf dem Level eines Uchiha, wie Kakashi-sensei einmal festgestellt hatte. Außerdem war sein Feuer ungewöhnlich heiß. Es hieß, das sein Katon alles außer Stein verbrennen konnte. Dennoch gab er sich so zurückhaltend, das selbst Hinata neben ihm wie ein Prahlhans wirkte.

Ein Handtuch landete auf seinem Gesicht. Neji nahm es ab und warf dem edlen Spender einen amüsierten Blick zu. Es war Anne-chan, oder vielmehr ihr Schattenklon, der noch immer als Platzhalter bei ihnen verweilte, aber nicht trainieren durfte. Die Gefahr, das sie durch einen Trainingsfehler verletzt wurde und ihre Existenz aufgeben musste, war zu groß. Natürlich wäre es einfacher gewesen, wenn sie die Beschwörung selbst aufgehoben hätte. Aber die Konoha-Nin und ihre Kohais aus Getsu hatten so viel Mühe damit gehabt, den Schattenklon durch die zweite Prüfung zu bringen, nun wollte auch keiner mehr auf diese Trophäe verzichten. Sie war hier, wegen ihr waren die acht durch unglaubliche Anstrengungen gegangen, und jetzt sollte sie gefälligst auch bleiben. Und Handlangerdienste verrichten, wie zum Beispiel Handtücher verteilen, als kleine Rache, sozusagen. "Danke", sagte Neji, und wischte sich den verschwitzten Nacken ab.
"Woran denkst du?", fragte Anne interessiert. "Ich meine, aus deinen weißen Augen kann man ja ohnehin nicht viel lesen, aber diesmal warst du sehr weit weg."
"Ach, ich habe an Otogakure gedacht. Ich war dabei, als wir es zerstört haben", sagte Neji wie beiläufig und beobachtete Annes Reaktion. Immerhin war sie damals Bewohnerin des Ninja-Dorfs gewesen.
"Echt jetzt? Wusste ich noch gar nicht. Waren Tenten und Lee auch dabei?", fragte das Mädchen interessiert.
Mohad griff von hinten über die Schultern des schmächtigen Mädchen und sicherte sich das nächste Handtuch von ihrem Stapel. Er hatte gerade eine sehr anstrengende Taijutsu-Runde gegen Lee hinter sich. "Würde mich auch interessieren", brummte er, während er sich den Schweiß vom Gesicht rieb. "Ah, tut das gut. Und hiernach ein langes Bad."
Neji lächelte. "Tenten war dabei. Aber Lee war damals verletzt. Es stand sogar auf der Kippe, ob er jemals wieder als Ninja dienen konnte." Verschwörerisch beugte sich der Hyuuga vor. "Ihr habt es nicht von mir, aber seine Arbeit als Ninja hing von einer riskanten Operation ab, bei der er fünfzig Prozent Überlebenschance hatte."
"Echt jetzt?", fragte Anne verblüfft. "Also, das nenne ich mutig."
"Bah", sagte Mohad, "bei vielen meiner Missionen war die Erfolgsaussicht bei dreißig Prozent oder weniger. Da hätte ich auch sterben können."
"Mag ja sein, aber das hattest du in der eigenen Hand", warf Tenten ein, während sie näher kam, Illan im Schlepp, die sich ihren Allerwertesten rieb. Anscheinend hatte sie dort einiges abbekommen. "Bei der Operation aber lag sein Schicksal in fremden Händen."
"Worüber redet Ihr?", fragte Illan. "Aua, das gibt bestimmt einen blauen Fleck. Du bist immer so grob, Tenten-chan."
"Warte es mal ab, in der Arena werden deine Gegner noch gröber mit dir umspringen", feixte sie. "Sie reden über Lee, wie es scheint. Und über die mutigste Entscheidung seines Lebens." Kurz wiederholte sie die Geschichte für das Mädchen aus Getsu.
"Okay, das ist mutig. Oder verzweifelt, das kann man sehen wie man will", sagte sie anerkennend.
"Aber er hat dadurch den Kampf um Otogakure verpasst", sagte Anne. "Wurmt ihn das nicht?"
Neji sah sie verblüfft an, bevor er laut lachte. "Sagen wir es mal so: Tenten und ich waren mit Mamo-chan in Otogakure. Hinata, Shino und Kiba - Akamaru nicht zu vergessen - haben ihn auf einer Mission begleitet, bei der er eine ganze Burg erobert hat. Als Lee gehört hat, wer uns auf die Prüfung begleitet, war er außer Rand und Band."
Tenten unterdrückte ein Kichern. "Ja, das stimmt wohl. Umso tragischer, das Mamo-chan gar nicht mehr hier ist, sondern irgendwo da draußen."
Die drei Getsu-Nin verzogen bei diesen Worten keine Miene. Es war nicht schwer für sie gewesen, spätestens nach den ersten Tagen herauszufinden, das mit den anderen Jounin aus Konoha etwas nicht stimmte. Dass sie verwandelte Schattenklone von Kurenai-sensei waren, hatte dann niemanden mehr überrascht, vor allem nicht Amir.
"Ihr hängt das ein wenig zu sehr an Morikubo auf", sagte Mohad. "Da seid Ihr irgendwie wie Anne. Sie himmelt ihren Mamoru-sama ja regelrecht an, aber das ist normal bei verliebten Mädchen. Bei euch würde ich doch mehr, hm, Zurückhaltung erwarten."
Neji schnaubte leise. "Du glaubst doch hoffentlich nicht, das ich in ihn verliebt bin, oder?"
"N-nein, so habe ich das nicht gemeint!", beeilte sich Mohad zu sagen. "Ich sage ja nur, dass... Dass..."
"Hina, Shino!", rief Neji. "Bitte kommt doch mal! Lee, du auch!"
Die drei Genin traten zu der Gruppe. Hinata und Lee nahmen dankbar die Handtücher entgegen. Shino, der für ihren Kampf den Schiedsrichter gespielt hatte, verzichtete. "Was ist denn?"
"Unsere niedlichen Kohais interessieren sich für Mamo-chan. Ich dachte mir, Ihr wollt vielleicht ein wenig über die Mission im Land des Wassers plaudern."
"Oh ja, da war einiges los." Kiba grinste breit. "Alleine wenn ich an den Kampf in der Burg denke. Ich meine, Mamoru und Naruto auf einem Fleck, und dann noch gegen zwei Kiri-Jounin, das war ein Erlebnis. Zum Glück blieb für uns normale Shinobi noch genügend zu tun."
"Hm." Shino sah den Jungen vom Clan der Inuzuka schief an. "Es hängt wohl von deiner Laune oder deiner Tagesform ab, wie du über die Kämpfe auf der Burg berichtest. Anscheinend hast du gerade gute Laune."
"W-wie kommst du denn darauf?", fragte Kiba enerviert.
"Normalerweise bist du eine ganze Ecke neidischer, wenn du davon erzählst."
"Neidisch? Ich?" Akamaru bellte bestätigend. Beinahe verzweifelt sah Kiba seinen Hund an. "Was? Du auch?"
"Akamaru ist eben ehrlicher als du", stichelte Tenten.
"Ich orientiere mich eben an den Besten", sagte Kiba ausweichend. "Nur wenn man sich hohe Ziele steckt und sich ordentlich motiviert, kann man selbst besser werden."
"Das hast du schön gesagt", lobte Tenten. "Und wenn du gerade in Redelaune bist, erzähl doch mal gleich die ganze Geschichte. Da können unsere Kohais gleich was über Menschenführung und Taktik lernen. Das werden sie nämlich brauchen, so als Chunin."
Kiba seufzte. "Also gut. Dann will ich die Geschichte mal erzählen. Wir waren anfangs neun Shinobi, und unser Auftrag lautete..."
***
Es war später Abend, als sie angriffen. Es ging auf Mitternacht zu, und wir gaben vor, bereits einige Zeit tief zu schlafen. Es war klar, das weder Hikarus Nachforschungen unbemerkt bleiben, noch unsere eher schlichte Tarnung als einfache Reisende von besonders langer Dauer sein konnte. Sicher, wir hätten uns wesentlich mehr Mühe geben können, aber die Ereignisse hatten uns schlicht und einfach überrollt. Wir hatten mit einem Tag Ruhe gerechnet, mit einem Atem schöpfen auf unserer Hatz nach Kabuto. Nicht damit, ausgerechnet hier auf einen Stützpunkt Orochimarus zu treffen. Auf einen Stützpunkt, dessen Besatzung teilweise in dieser Stadt lebte. Als aufrechte Ninjas Konohas mussten wir die Gelegenheit nutzen, den Stützpunkt erobern und so viel wie möglich darüber lernen. Kabuto war dadurch beinahe nebensächlich geworden, aber ich rechnete durchaus damit, das er im Stützpunkt sein würde, wenn wir angriffen. Anders ausgedrückt, hätten wir damit gerechnet, hier einen Stützpunkt zu finden, wären wir anders vorgegangen. Aber Improvisation war ein großes Talent der stolzen Shinobi Konohas.
Gut, wenn ich es genauer betrachtete, war ich der einzige stolze Shinobi Konohas. Wir hatten auch stolze Shinobi Sunas, Kankurou, und stolze Kunoichi Getsugakures, Anne, dabei. Dazu kamen zwei höchst gefährliche Affenkrieger, und das sollte uns in die Position bringen, mit der Bedrohung fertig zu werden.
Wir teilten uns einen Raum. Akane lag mit Anne links, einen Arm beschützend über sie gelegt. Ich hatte die Mitte, Hikaru Gosunkugi lag neben mir, außen schlief der Ratsherr aus Suna.
Zumindest so lange, bis fünf vermummte Gestalten den Raum betraten, als hätten sie Step durch eine Wand hindurch benutzt. Sie trugen Angriffsbereite Schwerter in den Händen, und auf jedes schlafende Bündel ging eine Klinge hernieder. Es gab drei Verpuffungen, als die schlafenden Schattenklone ausgelöscht wurden. Verwundert hielten die fünf Männer inne. Spätestens jetzt mussten sie merken, das ihr Überraschungsangriff in eine Falle geraten war. Als sich aber die letzten beiden Schlafenden, die Schwerter noch im Körper, aufrichteten, musste es zur Gewissheit werden. Einer von ihnen öffnete seinen Torso und verschlang den am nächsten stehenden Angreifer. Der andere verwandelte sich in einen tödlichen Wirbel aus Klingen, den einen zweiten Angreifer erwischte. Das war das Signal für den Angriff. Hikaru kam durch die Decke. Nicht in seiner schmächtigen Menschengestalt, sondern als Affenkrieger. Er wischte zwei der Angreifer mit einem Hieb beiseite, der sie durch die nächste Wand trieb. An dieser Stelle sollte ich erwähnen, das man in Ishi no Kuni zwar ähnlich leicht baute wie im Reich des Feuers, aber man legte weit größeren Wert auf feste Wände, weshalb die hiesigen Wände meilenweit von den leichten Papierwänden entfernt waren, die es mancherorts auch in Konoha gab. Hier waren die Wände aus Stein oder aus Holz. Massivem Holz. Hikarus Hieb war stark genug gewesen, die verdutzten Angreifer eben dieses Holz durchbrechen zu lassen. Als Gegner fielen sie die nächste Zeit aus. Übrigens spätestens dann, wenn Akane mit ihnen fertig war, die zusammen mit Anne im Nebenraum auf genau diese Situation gelauert hatte.
Den letzten Angreifer erledigte ich selbst. Mit einem schnellen Schritt war ich aus meinem Versteck heran, und bevor mein Gegner auch nur entsetzt aufschreien konnte, hatte ich ihn mit meinem Kunai getötet. Bedauern oder Gnade empfand ich dabei nicht. Das Schicksal, das sie uns zugedacht hatten, war überdeutlich zu sehen gewesen. Alles andere außer kühler Überlegung wäre unangebracht gewesen. Und uns reichte ein Gefangener vollkommen.
Die Welt der Shinobi war oft genug grausam. Die Aufgabe eines guten Anführers war es, zu verhindern, das die Grausamkeiten der eigenen Gruppe passierten.

Gosunkugi wechselte wieder in die Menschengestalt und machte Licht. Das Ausmaß der Bescherung wurde offensichtlich. Auf jeden Fall hatten die unbekannten Angreifer fünf Futons und eine Wand ruiniert.
Ich griff nach dem, den ich getötet hatte, und lupfte seine Maske. Auch wenn der Tod das Gesicht entstellte, konnte ich ihn identifizieren. Er war der Fischverkäufer, der die Straße runter sein Geschäft hatte. Der zweite Tote war ebenfalls aus dem Ort, ein Tagelöhner, der sich mit Transportarbeiten über Wasser gehalten hatte.
Akane steckte ihren Kopf durch das Loch und nickte uns zu zum Zeichen, das sie ganze Arbeit geleistet hatte. Sie war eine der wenigen Affenkrieger, die selbst in ihrer wahren Gestalt zierlich wirkten, geradezu zerbrechlich hübsch und beinahe so schön anzusehen wie in ihrer menschlichen Hülle. Sie deshalb zu unterschätzen war ein Fehler, den ein Angreifer nur einmal beging. Eine zweite Chance gab es nicht für die Toten. Außer natürlich, Kabuto oder Orochimaru hatten ihre Finger im Spiel. "Der Gemüsehändler und seine Frau", sagte sie.
Kankurou trat aus den Schatten hervor. Um seine Finger spielte eine Ahnung vom Chakra, mit dem er seine beiden Kampfpuppen lenkte. "Dann bin ich gespannt, mit wem wir es hier zu tun haben." Er klopfte gegen die Puppe, die er Kuroari nannte, und die unseren einzigen Gefangenen beherbergte.
"Du hast genau zwei Optionen, Bursche. Sprich, und du lebst vielleicht. Schweige, und du lebst garantiert nicht mehr."
Ein wilder Fluch antwortete ihm, was Kankurou seufzen ließ. "Wieso glaubt immer alle Welt, Ninjas würden bluffen?" Er bewegte die linke Hand, und erstaunt sah ich, wie sich die Arme von seiner zweiten Puppe lösten, die er Karasu nannte, obwohl sie wenig Ähnlichkeit mit einem schwarzen Rabenvogel hatte. An den Enden der Arme steckten kurze Schwerter. Die Arme schwebten zu Kuroari und schoben sich in Nischen den Puppenkörpers. Ich erschauderte beim Gedanken, das Kuroari genau zu diesem Zweck gemacht worden sein musste. Die erste Klinge fuhr hinein, und ein Schmerzensschrei antwortete, der selbst von der massiven Puppe kaum gedämpft wurde.
Ich erschrak. "RAUS!" Ich wandte mich der Schiebewand zu, die in den Garten führte, und spie ein Katon Dai Endan aus, der die Wand aus ihren Angeln brach und das Material zu Asche verbrannte.
Der Feuerball tobte durch den Garten und detonierte schließlich auf dem Boden. Ob und wen ich dabei erwischt hatte, war dabei schwerlich zu sagen. Es war auch nur wichtig, das unser Weg frei war. Ich sprang auf die Veranda, bereit, mich zu beiden Seiten zu verteidigen. Ich musste auch nicht lange warten, denn von rechts fuhr ein Katana auf mich hernieder. Nicht gerade die klassische Ninja-Waffe. Ich wehrte mit einem Kunai ab, und Akane, die in diesem Moment durch ihre Schiebetür brach, fuhr mit ihrer Linken wie beiläufig über den Körper meines Angreifers, als wolle sie ihn streicheln. Der Effekt war aber um einiges spektakulärer, als der Mann mittig halbiert wurde. Immerhin, sie war eine Affenkriegerin von hohem Rang.
Gosunkugi sicherte die linke Seite, aber noch war kein weiterer Angreifer auszumachen. Der, den Akane getötet hatte, war eventuell nur ein Aufpasser gewesen, und wir hatten trotz des Kampflärms und meines nicht gerade leisen Dai Endan eine gute Chance, auf gute alte Ninja-Art spurlos zu verschwinden.
Kankurou, seine Puppen im Schlepp, folgte uns. Fragend sah er mich an.
Ich deutete auf Kuroari. "Die Stimme des Gastwirts!", erklärte ich und überwand den Garten mit einem schnellen Step, wo Hikaru bereits den Zaun erklomm.
"Der Gastwirt? Ist denn hier jeder Einzelne ein Agent Orochimarus?", rief der Ratsherr zornig und ließ auch die zweite Klinge hinein fahren. Dies war vielleicht gar nicht mehr nötig gewesen, denn diesmal hörten wir nicht einen Ton. Kankurou zog Karasus Arme wieder hervor und ließ Kuroari sich entleeren. Ein flüchtiger Blick auf den Toten bestätigte mich. Es war der Gastwirt.
"Leute, wir haben vielleicht ein- bis zweihundert Probleme", sagte Hikaru, als er die Zaunkrone erreicht hatte. "Vielleicht ist nicht die ganze Stadt auf Orochimarus Lohnliste, aber ein Viertel tut es ja auch, oder?"
Ich sprang neben ihm auf die Zaunkrone. Das sah nicht besonders gut aus. Drei Straßen führten zum Gasthaus, und aus allen Straßen waren aufgeregte Rufe zu hören und der Schein von Fackeln zu sehen. Ich wandte mich um und erkannte auf dem Dach des Gasthauses geduckte Gestalten, die versuchten, in den Schatten lauernd, ihren Moment abzupassen. Wir waren eingekreist. Mir blieb nur noch übrig, alles auf eine Karte zu setzen, wenn wir eine Chance haben wollten, hier lebend raus zu kommen. "Kankurou, pack deine Puppen weg! Hikaru, Akane! Nehmt die beiden mit!"
"Warte mal, du willst doch nicht etwa alleine...", begann Hikaru aufgeregt.
"Ich bin sensorischer Ninja. Wenn jemand entkommen kann, dann sicherlich ich", entgegnete ich. "Alleine habe ich die besten Chancen gegen diese Übermacht! Also tut was ich euch sage!"
Kankurou kommentierte meine Worte nicht. Er beendete die Waffenbeschwörung seiner Puppen, wie ich es ihm gesagt hatte. Dann nahm er verwundert die Hand, die der riesige Affe ihm reichte. Akane hatte derweil nicht lange gefackelt und Anne fest in die Arme geschlossen. "Wir sind bereit."
Ich nickte. "Ich werde euch später wieder beschwören. KAI!"
Mit diesem Wort löste ich die Beschwörung der beiden Affenkrieger auf und schickte sie zurück auf den Affenberg. Und mit ihnen entsandte ich Kankurou und Anne, in die relative Sicherheit fern dieses riesigen Hornissennests.
Als die vier in relativer Sicherheit waren, blieb mir nur noch eines: Entkommen und Pakkun aufsuchen, wo ich Akane und Hikaru erneut beschwören konnte - und mit ihnen die beiden Shinobi. Um das zu erreichen musste ich grob werden. Der Plan stand schnell fest. Ich würde das Gasthaus in eine Flammenhölle verwandeln, und diese Flammenhölle nutzen, um in ihr zu verschwinden. Zeit für eine Kleinigkeit, die mir Asuma beigebracht hatte.
Ich schmiedete Chakra, konzentrierte es in meinem Mund und produzierte Asche statt Öl. "Haisenkishiou!" Die Asche spie ich auf das Gasthaus aus, wo es sich großflächig ausbreitete. Die unbekannten Angreifer auf dem Dach reagierten viel zu spät, als die ersten Ascheflocken sie und das Haus schon umwehten. Die letzten Flocken, die meinen Mund verließen, steckte ich mit ein wenig schnell produziertem brennenden Öl in Brand. Der Effekt war durchaus mit einer Mehlverpuffung zu vergleichen, wenn man davon absah, das es nicht zu einer einzigen großen Explosion kam, sondern nur zu einer einzigen gigantischen Brandwolke, die einen Großteil des Gasthauses und etliche meiner Gegner auf den Dächern einhüllte. Als sich die Effekte des Feuers zu lichten begannen, stand das Gasthaus nur noch zur Hälfte und brannte lichterloh. Von den Shinobi auf den Dächern war nichts mehr zu sehen. Also beeilte ich mich, den immer näher kommenden Fackelträgern zu entkommen und sprang in das brennende Inferno. Es war eine alte Weisheit unter Katon-Anwendern, dass das eigene Feuer einem nichts anhaben konnte. Leider war das wie vieles im Leben eine hoffnungslose Übertreibung. Aber zumindest konnte ich mein eigenes Feuer kontrollieren. Mit diesem Gedanken stürzte ich mich in die Flammenhölle.
***
"Du kommst spät", sagte Pakkun. "Außerdem riecht man dich schon auf einen Kilometer Entfernung, Mamo-chan. Was hast du gemacht? Einen Großbrand gelegt?"
Ich kam aus dem Step und landete direkt neben dem Ninja-Hund. "Etwas in der Art, ja. Kennst du das, wenn sich eine ganze Stadt gegen dich verschworen zu haben scheint und dich jagt? Ich hatte eine aufregende Zeit."
"So siehst du auch aus. Deine Haare sind versengt. Und du hast Brandblasen im Gesicht und an den Händen. Ich dachte, Ihr Katon-Nutzer könnt von Feuer nicht verletzt werden", sagte der kleine braune Hund.
Ich hätte beinahe aufgelacht. "Ja, das dachte ich auch. Aber das scheint ein riesiger Irrtum zu sein." Ich folgte Pakkuns Blickrichtung. "Hat sich was am Stützpunkt getan?"
"Seit Gosunkugi weg ist, sind hier über dreißig Leute rein und wieder raus. Es war ein ständiges Kommen und Gehen. Kabuto war nicht darunter, also nahm ich an, es bestand kein Grund zum Eingreifen. Viele von ihnen rochen nach der Stadt, also nehme ich an, du bist ihnen bereits begegnet?"
"Ja, das bin ich."
"Wo sind die anderen?"
"Sorgst du dich um sie?", fragte ich amüsiert.
"Natürlich. Vor allem um Anne. Sie hat zwar dieses Talent, sich vollkommen zu verbergen, aber sie ist immerhin nur eine Genin."
Nun lachte ich doch. Es war nur ein kurzes Lachen, und ich hustete danach eine qualvoll lange Zeit an der Asche in meiner Kehle. "Ich kann dich beruhigen", krächzte ich zwischen zwei Hustenanfällen, "ich habe Kankurou und Anne zusammen mit Akane und Hikaru auf den Affenberg geschickt."
"Und da werden sie wohl auch bleiben, bis du sie wieder beschwörst, nehme ich an."
"Gut erkannt, kleiner Hund." Ich sah wieder zum Stützpunkt herüber, der sich nur dadurch verriet, das er einen gut getarnten Eingang in die Erde sein eigen nannte. "Und da werden sie wohl erstmal einige Zeit bleiben, weil ich noch nicht weiß, wie nachtragend die Stadtbewohner sind. Und ob sie mich hier oben suchen werden. Was sagt deine Nase, Pakkun? Ist mir jemand gefolgt?"
"Es kommen einige Menschen den Hügel hoch, aber wenn ich mich nicht irre, wollen sie zum Stützpunkt. Sie sind nicht als Suchtruppe aufgestellt, sondern als Pulk unterwegs." Pakkun hielt die Nase hoch und witterte. "Einige von ihnen riechen auch nach Verbranntem. Und es sind mehrere Pulks. Auch einzelne Personen."
"Aha."
Der Hund warf mir einen misstrauischen Blick zu. "Irgendwie will mir dieses Aha überhaupt nicht gefallen, Mamo-chan. Was soll ich Kakashi sagen, wenn du nicht wiederkommst? Was soll ich Gaara sagen, wenn ich ihm erklären muss, das sein Bruder auf dem Affenberg festsitzt, weil du durch deinen Leichtsinn umgekommen bist? Was soll ich Amir erklären?"
"Beruhige dich. Die Gelegenheit ist günstig. Sie sind in Aufruhr und in Unordnung. Es wird nie leichter als jetzt sein, diesen Stützpunkt zu infiltrieren. Und wenn ich erst einmal drin bin, dann..."
"Ich halte das für eine sehr, sehr dumme Idee. Du hast absolut keine Ahnung, wie viele Gegner du da drin hast."
"Solange meine Verkleidung nicht durchschaut wird, brauche ich nicht zu kämpfen. Vorerst, meine ich. Außerdem kann ich jederzeit Affenkrieger beschwören, oder?"
"Wenn du gelähmt oder tot bist, nicht mehr, Mamo-chan", mahnte mich der Ninja-Hund eindringlich.
"Trotzdem. Noch muss ich damit rechnen, das sie nach mir suchen werden, auch hier am Depot. Aber wenn ich in ihren Reihen untertauche, die Identität eines der ihren annehme, kann ich die Geschichte schön aussitzen, und nebenbei Informationen sammeln. Oder nicht?"
"In der Planung klingt das toll", sagte Pakkun in einem Tonfall, der absolut keinen Zweifel daran ließ, was er von der Planung wirklich hielt.
Ich klopfte ihm auf die kleine Schulter. "Wie steht es eigentlich mit deinem Henge? Kannst du dich als Mensch tarnen?"
"Nein, leider nicht. Aber ich kann den armen Burschen verschwinden lassen, dessen Identität du annehmen willst."
"Nanu? Habe ich dich etwa doch überzeugt?", fragte ich verwundert. "Und seit wann beherrschst du Doton?"
"Nicht überzeugt, aber wenn du schon etwas Dummes tust, dann werde ich dir helfen, damit es nicht vollkommen dumm ist. Und was das Doton angeht, dies hier sind meine Doton-Fähigkeiten." Er hielt mir seine Pfoten hoch. "Ich bin ein verdammter Hund. Ich grabe den Burschen einfach irgendwo ein."
"Na also", sagte ich strahlend. Der Plan nahm doch richtig Formen an. Fehlte nur noch ein einzelner Nachzügler, zu dem ich werden konnte. Außerdem hatte ich noch einen Vorteil. Ich kannte die Fallen, mit denen Orochimaru seine Verstecke zu spicken pflegte. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir meine Idee. Aber das war bei meinen dummen Ideen selten anders als bei meinen guten Ideen.

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7.
Einen der Nachzügler zu überwältigen war relativ leicht gewesen. Zwar hatte die Gefahr bestanden, auf einen wirklich starken Gegner zu treffen, aber wenn ich mir die Gesamtleistung der Bewohner der Stadt in Erinnerung rief, so war es eher ihre schiere Zahl gewesen, die für uns gefährlich gewesen war, weniger ihr überragendes Können. Und einhundert Katons konnten einen Jounin ausradieren.
Der Bursche, den ich mir aussuchte, war augenscheinlich ein Eigenbrödler, und zudem ziemlich hässlich. Pakkun bestätigte mir, das er zwar nach dem Öl roch, mit dem wir Ninjas unsere Kunais pflegten, aber nicht nach Sprengstoff-Tags oder exotischen Giften. Mit ein wenig Glück hatte ich einen der direkten Handlanger Orochimarus heraus gepickt. Allerdings hatte ich keine Zeit für langwierige Verhöre, und auch gar nicht die Gelegenheit. Alles musste schnell gehen.
Pakkun war vor ihm aus dem Gebüsch getrottet, hatte sich aufgesetzt und "Tag auch" gesagt. Die Zeit, die mein Gegner gebraucht hatte um zu erkennen, dass er es nicht nur mit einem sprechenden Hund, sondern mit einem Ninja-Hund zu tun hatte, reichte mir, um hinter ihn zu kommen, ihm den Mund zu verschließen und mit einem schnellen Stich durch den Hals Klarheit zu schaffen.
Das Ninja-Handwerk war ein blutiges, grausames Werk; dies vor allem, weil die Gegner grausam waren, und wir Ninjas uns nicht den Luxus leisten konnten, besser zu sein als sie. Nun, zumindest nicht sehr viel besser, moralisch gesehen.
Pakkun hatte die Blutlache verscharrt, die der Tote hinterlassen hatte, ich hatte mir die Leiche aufgeladen und war in die Büsche verschwunden. Dieser Teil der Aktion hatte also funktioniert.

Fünf Minuten später war ich mir sicher, das ich ein einhundert Prozent überzeugendes Trugbild von ihm erzeugen konnte. Ich war auch sicher, seinen merkwürdigen Gang imitieren zu können. Damit endeten aber auch meine Vorteile. Ich wusste weder seinen Namen, noch seine Funktion in dieser merkwürdigen Stadt oder in diesem Geheimversteck. Unterlagen oder Pässe konnte ich auch keine bei ihm finden. Wenn diejenigen, die das Versteck kannten, einfach so dort ein und aus marschierten, musste der Stützpunkt Orochimaru entweder reichlich egal sein, oder aber er sah die Sicherheit durch die Städter auf seiner Seite gewährleistet.
Es half nichts. Ich würde improvisieren müssen. Dabei half mir allerdings die Persönlichkeit meines Gegners, die ich als mürrisch, ja, verschlossen einschätzte. Mit so einem Gesicht hatte man nur sehr, sehr mutige Freunde.
"Wünsch mir Glück, Pakkun", sagte ich, und erschuf das Trugbild, das mich diesen Burschen darstellen ließ, und das bis ins letzte Detail.
"Du brauchst kein Glück, du brauchst ein Wunder", murrte der Ninja-Hund, der bereits damit begonnen hatte, eine Grube für den Leichnam auszuheben. Später würde er den Burschen dort verscharren und dafür sorgen, dass nichts auf dieses einsame Grab hinweisen würde.
"Wie auch immer. Ich gehe dann jetzt. Sollte ich im Morgengrauen nicht wieder hier sein, weißt du, was du zu tun hast."
Der Hund nickte gewichtig. "Ich gehe rein und haue dich raus."
"Äh, ja. Ich dachte mehr daran, zu Kakashi zurück zu kehren und ihn und die anderen hier her zu führen, damit sie meine Reste aufklauben können."
"Siehst du. Da ist meine Idee doch viel praktischer. Ich habe wenigstens noch eine Chance, dich zu retten."
"Pakkun", sagte ich in mahnendem Tonfall.
"Oder ich komme gleich mit rein."
"Das geht nicht. Ich brauche hier draußen jemanden, der nicht so leicht gefunden wird, und der von meiner Dummheit berichten kann."
Der kleine braune Hund sah mich mürrisch an. "Wieso gehst du überhaupt erst rein, anstatt hier draußen deine Affenkrieger, Anne-chan und Kankurou-sama zu beschwören und dich gleich richtig um die Sache zu kümmern?"
"Weil ich eine Gelegenheit erkenne, wenn ich sie vor mir habe", sagte ich bestimmt. "Und bei all dem Chaos, das ich verursacht habe, fällt eine kleine Erkundung doch überhaupt nicht weiter auf."
"Dein Wort in Kakashis Ohr", murrte der Hund. "Gut, ich bleibe hier und warte. Aber wenn du was mit dir anstellen lässt, und ich Kakashi erzählen muss, dass ein Ratsherr aus Sunagakure wegen dir auf dem Affenberg festsitzt, dann suche ich deinen Geist heim, das verspreche ich dir."
Ich lachte leise. "Ich verspreche, ich werde vorsichtig sein. Und ich verspreche, ich werde wiederkommen."
Das beruhigte Pakkun nicht wirklich, aber wenigstens widersprach er mir nicht mehr.
Ich winkte ihm noch einmal zu, dann verschwand ich zwischen den Büschen.

Ich nutzte eine gute Gelegenheit, um mich an eine andere Gruppe zu hängen. Dabei tat ich so, als hätte ich gerade gepisst und käme nun erleichtert aus den Büschen hervor.
"Sieh an, sieh an. Wir stehen alle Kopf, und der feine Herr Umato nimmt sich die Zeit für einen gemütlichen Struller", sagte der Linke aus der Dreiergruppe Männer. Sie wirkten alle mittleren Alters und machten nicht den Eindruck, besonders fähige Shinobi zu sein.
"Der feine Herr Umato-sama!", knurrte ich angriffslustig. Nun hatte ich einen Namen. Und zugleich die Gelegenheit, um zu sehen, wie weit ich gehen konnte, welchen Status der hässliche Kerl, den ich imitierte, bei den Städtern und im Versteck hatte.
"Nun blas dich mal nicht so auf. Du sitzt mit uns Städtern genauso im Boot, wenn wir uns vor Kabuto-sama rechtfertigen müssen!", sagte der andere. Allerdings waren seine Augen ängstlich aufgerissen, sein Tonfall beinahe weinerlich und seine Hände zu einer abwehrenden Geste aufgestellt.
Der Mittlere, ein ruhiger Mann mit grau durchzogenen schwarzen Haaren, hob eine Hand. "Streit nützt uns gar nichts. Wir alle haben uns heute nicht mit Ruhm bekleckert. Weder wir vom Bündnis zum Erhalt der Stadt, noch die Shinobi in Orochimaru-samas Diensten. Das weißt du, Toko. Und du auch, Umato-san."
"Mag sein, dass ich diese Shinobi-Ratten nicht erwischt habe. Aber wenigstens bin ich nicht so nervös wie Toko-kun und fürchte meinen eigenen Schatten. Ich gehe pissen, wenn ich muss", sagte ich mit tiefer Stimme.
"Du brauchst gar nicht so zu grollen", meldete sich der Dritte zu Wort, ein kleiner, frettchengesichtiger Mann mit durchtriebenen Augen. "Du warst auf dem Dach und solltest die Flucht der Shinobi verhindern. Du warst auch mit der Verfolgung beauftragt. Man sagte mir, du hättest dich geweigert, in das brennende Gasthaus zu gehen."
"Weil es viel zu heiß gebrannt hat. Es war ein Chakra-verstärktes Feuer. Und ich stehe zu meiner Entscheidung, draußen auf den Shinobi gewartet zu haben, anstatt drinnen zu Asche zu verbrennen."
"Und dadurch ist er uns entkommen", ätzte Toko. "Und du willst ein Shinobi sein."
Ich schnellte vor und umklammerte die Kehle meines Gegenübers. Dabei hoffte ich, nicht zu sehr aus der Rolle zu fallen. Andererseits hatte ich in meinen Tarnungen bisher eigentlich recht gutes Gespür für meine Umgebung gehabt. "Es gibt schnelle Shinobi und es gibt alte Shinobi", zischte ich. "Ich habe vor, ein alter Shinobi zu werden! In den sicheren Tod werfe ich mich nur auf einen Befehl Orochimaru-samas hin, nicht weil vielleicht ein Shinobi aus Suna eventuell nicht in seiner selbst produzierten Flammenhölle zu Asche verbrannt ist!"
"Das reicht jetzt, Umato. Lass ihn los", sagte der Mittlere mit Autorität in der Stimme. "Du wirst dich ebenso vor Kabuto-sama verantworten müssen wie wir anderen auch. Wir werden sehen, wie er dein Handeln beurteilt."
Langsam löste ich den wohldosierten Griff, der vor allem dazu gedacht gewesen war, Toko Angst zu machen. Das schien ich erfolgreich getan zu haben. Aber war ich damit aus der Rolle gefallen? Benahm sich Umato überhaupt so? Zumindest der Mittlere, der in der Hierarchie weiter oben angesiedelt sein musste, hatte keinen Verdacht geschöpft.
Das Frettchen sah mich misstrauisch an. "Suna-Shinobi? Woher willst du das wissen?"
"Ich habe irgendwen sagen hören, jemand habe ein verkohltes Suna-Stirnband in den Flammen gesehen, bevor es verbrannte. Was weiß ich", murmelte ich und täuschte Müdigkeit vor. "Es war eine lange Nacht, es ist viel passiert, und ich will nur noch meinen Bericht abgeben."
"Ein Suna-Stirnband. Das ist hochinteressant. Gima, hatten wir Suna-Nin nicht bisher ausgeschlossen?"
Der Mittlere zuckte erschrocken zusammen. War das Frettchen höher im Rang als er? Oder waren sie gleichrangig? "Es... erschien mir zu offensichtlich. Es war schlimm genug, das plötzlich Shinobi aufgetaucht sind, kaum das Kabuto-sama den Ort betreten hat. Und wir haben sie angegriffen, weil es eine Verfolgergruppe gewesen sein könnte. Aber bis jetzt habe ich nicht wirklich daran geglaubt. Und ich tue es auch jetzt noch nicht, Temmat."
Das Frettchen sah ihn interessiert an. "Und warum tust du das nicht?"
"Wegen dem Feuer. Es... ist typischer für Konoha. Und warum sollten Konoha-Shinobi Kabuto-sama aus dem Land des Windes verfolgen?"
Beinahe hätte ich triumphierend gegrinst. Hatte es Kabuto tatsächlich versäumt, die Natur seiner Verfolger weiter zu geben? Ja, die verdammte Geheimniskrämerei hatte auch ihre Schattenseiten. Und irgendwann schlugen sie auf einen selbst zurück.
Mittlerweile hatte sich Toko vom Schreck wieder erholt. Er stand wankend auf. "Das merke ich mir, Umato! Das wirst du büßen, verlass dich drauf!", giftete er mit sich überschlagender Stimme.
"Du und welche Armee?", grollte ich böse.
Er trat einen Schritt zurück, und das genügte als klares Signal, wer hier der Überlegene war.
"Wir sollten weiter gehen", schlug ich vor. "Man lässt Kabuto-sama nicht warten."
"Ja, da hast du sicher Recht, Umato-kun", sagte Gima, und ging voran. Ich ließ auch die anderen beiden passieren und folgte ihnen dann in einem Schritt Entfernung. Toko sah dabei mal ängstlich, mal böse immer wieder zu mir zurück. Wäre Umato nicht schon tot, jetzt hätte er sicherlich einen Todfeind gehabt.
Ich hoffte inständig, während wir auf den Eingang des Verstecks zugingen, wo ein Verkehr wie am Konoha-Haupttor herrschte, dass dieser Umato auch so Redebegeistert war, wie ich ihn dargestellt hatte. Mit erhöhter Aufmerksamkeit entfaltete ich meine sensorischen Fähigkeiten, nur für den Fall, dass mir jemand eine Falle bereiten wollte.

Bis zum Tor geschah nichts. Ich sah Männer und Frauen, darunter ein paar Jugendliche, die das Versteck betraten oder verließen. Die, die es verließen, waren darüber sehr erleichtert. Die, die es betraten, waren darüber mindestens ebenso tief nicht begeistert. Ich konnte mir vorstellen, was auf sie wartete, und angenehm war das nicht. Kabuto war mir und meinen Mädchen gegenüber die wenigen Male, die wir einander begegnet waren, stets freundlich gewesen. Aber er hatte nicht eine Sekunde gezögert, ANBU zu töten, als es ihm genützt hatte. Er war also gewaltbereit, verschlagen, kampfstark, hintertrieben, und, wenn er es konnte, zudem nicht zimperlich in dem, was er tat oder umsetzte. Eigentlich hervorragende Eigenschaften für einen Chunin oder gar Jounin, fand ich. Nur leider war er auf der ganz falschen Seite.
Als ich hinter den drei Männern das Tor passierte, kamen uns ein paar Städter entgegen, die reichlich blass um die Nase waren. Es schienen zwei Paare zu sein, bei denen die Männer Brüder waren. Ich erinnerte mich flüchtig an sie. Der Kaufmann und der Postmeister aus der Nebenstraße vor unserer gefährlichen Gaststätte. Nur die Frau des Kaufmanns war nicht blass. Im Gegenteil, sie war so knallrot, das sie jederzeit zu platzen drohte.
"Ich habe es euch immer gesagt", zischte sie, "es war ein großer..."
"Hase, nun reg dich doch nicht auf. Komm, wir gehen nach Hause, essen ein schönes Frühstück und trinken heißen Tee, und dann sieht die Welt schon anders aus", beschwichtigte sie ihr Mann, dem der Schrecken noch immer in den Gliedern saß.
"Ich will mich aber aufregen!", keifte die ältere Frau empört. "Seit dieser... dieser Orochimaru unsere Stadt heimge..."
Mein Schlag traf sie an der Schläfe. Wohldosiert, damit ich sie nicht tötete. Aber sie würde mehrere Stunden bewusstlos bleiben.
Sofort stürzte ihr Mann herbei, um sie aufzufangen, während sein Bruder und dessen Frau mich entsetzt anstarrten.
"Verzeihung, Umato-san! Sie hat nur laut gedacht, und..."
Ich legte dem Kaufmann meine Rechte auf die Schulter und drückte mit einem Großteil meiner Kraft zu. Er stöhnte vor Schmerzen auf. "Sag deiner Frau, wenn sie wieder aufwacht, dass sie das laut denken auf Zuhause beschränken soll. Nicht jeder Diener von Orochimaru-sama ist so nachsichtig wie ich, wenn der Meister kritisiert wird." Ich hoffte ehrlich, diese Warnung würde ankommen. Und das ziemlich deutlich. Gleichzeitig bereute ich es, mich eingemischt zu haben. Aber hätte die Frau weiter gesprochen, hätte es garantiert Ärger, wenn nicht gleich den Tod für die vier bedeutet. Orochimaru und seine Schergen fackelten nie lange.
"Ja! Ja, selbstverständlich. Danke für den Hinweis, Umato-sama!" Er winkte seinem Bruder, der ihm tragen helfen sollte. Zu zweit wuchteten sie die Frau hoch und trugen sie in die Nacht davon. Mist, mein gutes Herz war wieder mal mein größtes Handicap. In dieser Situation konnte mein Handeln mir leicht den Tod bringen. Vor allem wenn ich daran dachte, was mich in Orochimarus Versteck unter Otogakure erwartet hatte. Ich würde noch viel Gelegenheit dafür haben, Mitleid zu haben, und das war auf einer Infiltrationsmission eine ganz dumme Handlungsweise.

"Hier gibt es Ärger?", klang eine jugendliche Stimme auf. Die Menschen, die in den Eingang strömten oder ihn verließen, machten Respektvoll Platz für einen schmächtigen weißhaarigen Burschen, der mit einem Selbstbewusstsein einher schritt, das mit der Angst der Menschen vor ihm gut Schritt halten konnte. Für so ein dünnes Gerippe eine tolle Leistung. Andererseits durfte man ihn nicht unterschätzen, wenn er augenscheinlich in wichtiger Position für Orochimaru arbeitete. Vor allem nicht bei einem Typen, der seine Zähne hatte anspitzen lassen, damit sie wie ein Haifischgebiss aussahen.
"Guten Morgen, Houzuki-sama", kam es von den Menschen, und selbst Gima und seine Gruppe machten dem jungen Burschen respektvoll Platz.
"Kein Ärger", sagte ich ernst und machte eine abfällige Geste. "Nur eine alte Vettel die laut gedacht hat. Ich habe sie zum Schweigen gebracht. Eventuell getötet, was weiß ich."
"Oho. Spielst du dich hier etwa als Scharfrichter im Namen Orochimaru-samas auf?", fragte der weißhaarige Zwerg und grinste mich an.
Ich schnaubte amüsiert, während ich innerlich Blut und Wasser schwitzte. Meine sensorischen Fähigkeiten verrieten mir, das der junge Bursche vor mir durchaus auf Chunin-Level war. Und er lief quasi gerade im Leerlauf. Mich mit ihm anzulegen war die zweitdümmste Idee, die ich haben konnte. Dümmer war nur noch eine direkte Konfrontation mit Kabuto, ohne entsprechende Unterstützung durch ein, zwei Abteilungen ANBU. "Scharfrichter? Ich habe es nicht auf deinen Job abgesehen, Kleiner. Geh wieder rein und übe mit deinem Hackemesser", sagte ich in überheblichem Ton und deutete auf das Schwert an seiner Seite.
Das Gesicht meines Gegenübers verfärbte sich merklich ins Rote. Aber dies war die einzige Möglichkeit gewesen, meine Situation zu retten. Entweder kämpfte ich hier und jetzt und suchte mein Heil in der Flucht, oder ich bluffte den Bengel und lavierte mich an ihm vorbei.
"Hackemesser? HACKEMESSER?" Der Blick, den er mir zuwarf, konnte man am Besten mit tödlich beleidigt beschreiben. Ich spannte mich an, bereit meine Kunais zu ziehen und mich zu verteidigen. Zugleich ließ ich unauffällig Öl in meinen Mund tropfen, um für meine Feuerkunst bereit zu sein.
Der tödlich beleidigte Gesichtsausdruck wandelte sich in tiefe Enttäuschung. "Du... Du doofer Kerl!" Mit einem Schluchzen warf er sich herum und verschwand wieder im Versteck.

Auf diese Szene folgte einige Zeit absolute Stille. Ich fühlte mich von vielen Augen angestarrt.
"Uff", klang es schließlich von Gima, "das war beeindruckend. Normalerweise ist Houzuki-sama bei seinem Katana noch empfindlicher als er ansonsten schon ist. Aber ich hätte nicht gedacht, das er vor dir kuschen würde, Umato-san, auch wenn du technisch gesehen sein Sempai bist."
Temmat runzelte die Stirn. "Das ist nicht gut. Das kann nicht gut sein. Ich bin mir sicher, Houzuki-sama lässt das nicht auf sich sitzen. Mach dich gefasst darauf, das er dir eins auswischen wird, Umato-san."
Toko griente mich an. "Vielleicht habe ich Glück, und er bringt dich einfach um."
Ich trat vor und ergriff den Kleineren am Kragen. "Vorher breche ich dich in winzigkleine Stückchen, Kerl!"
Temmat ging dazwischen, als der freche Kerl in meinem Griff vor Schreck quiekte. "Schluss damit! Wie ich schon sagte, wir sitzen im gleichen Boot! Wir alle!"
"Gilt das auch für den Fall, dass Houzuki mir Ärger macht?", fragte ich sarkastisch, ließ Toko aber los.
"Nein, natürlich nicht. Was erwartest du auch?", erwiderte Temmet.
"Gut, das wir diese Frage geklärt haben." Ich drückte mich respektlos an ihnen vorbei und betrat den Stützpunkt. Gut, ich war drin, und ich war meine drei Begleiter los. Vorerst.
Aber ich wusste, der kleine Weißschopf mit seinem Schwerttick und den Haifischzähnen würde mir noch mal über den Weg laufen. Garantiert.
***
"Das dauert mir alles zu lange!" Ein lautes Krachen erfolgte, als der Tisch umflog, auf dem die Affen ein spätes Abendmahl für ihre Gäste serviert hatten. Zum Glück schon abgeräumt, aber unhöflich war die Geste dieses ungeduldigen Ninjas trotzdem.
Kankurou starrte die kleine Anne entsetzt an. Woher hatte der Zwerg die Kraft genommen, den gewiss einen Zentner schweren Tisch umzuwerfen?
"Beruhige dich, Anne-chan", sagte Ranko. "Du hilfst niemandem mit deiner Nervosität." Sie stand ein paar Meter abseits und kaute Fingernägel, versuchte dabei aber möglichst cool auszusehen. Von allen Anwesenden machte sie sich zweifellos die meisten Sorgen um ihren Schützling.
"Ich will aber lieber bei Mamoru-sama sein!", entfuhr es ihr. "Und diese Warterei macht mich wahnsinnig! Wann beschwört er uns endlich wieder?"
"Geduld ist eine der wichtigsten Tugenden, die ein Ninja haben kann, Anne-chan", sagte Ranko, ignorierte dabei aber geflissentlich ihr nervös auf den Boden trommelndes linkes Bein.
"Ich will aber keine Geduld haben!", sagte Anne eine Spur zu scharf. "Ich bin sicher, Mamoru-sama erlebt gerade wieder ein spannendes Abenteuer! Und ich hätte ihn mit meiner Kunst begleiten können, ohne das mich jemand entdeckt! Aber nein, ich habe ja zuerst gehandelt und dann nachgedacht! Ich musste ja mit der blöden Akane auf den Affenberg gehen, und... Warum seht Ihr mich alle so entsetzt an? Ich habe doch nicht wirklich was Schlimmes gemacht, oder?"
Hinter der jungen Kunoichi aus Getsugakure schienen sich zwei feurige Rubine aus dem Nichts zu schälen. Sie glühten wie die Abendsonne, und ihr Fokus ruhte auf dem Mädchen. "Blöde Akane?", klang es kehlig und viel zu tief hinter ihr auf.
Anne wandte sich um. Auf ihrer Stirn stand kalter Angstschweiß, ihre Augen waren schreckgeweitet. "D-das hast du doch hoffentlich nicht missverstanden, Sempai?"
Drei Sekunden später hockte Anne am Boden und hielt sich die fette Beule auf dem Kopf. "Autsch. Das hat wehgetan, Akane-sama."
"Das sollte es auch!", rief die Affenkriegerin entrüstet. Aber jeder konnte sehen, das ihr Zorn verraucht war. "Ich mache mir doch auch Sorgen. Aber du machst uns alle nur verrückt mit deiner Wut, verstehst du das nicht, Anne-chan? Wir sind ohnehin selbst ein recht ungeduldiger Haufen."
"Ich weiß ja, ich weiß. Aber ich kann mich nicht beruhigen! Mein ganzer Körper kribbelt, und... Und... Es geht einfach nicht."
"Ach so. Nach dieser Kopfnuss bist du immer noch nervös?" Ein merkwürdiges Lächeln huschte über Akanes menschliches Gesicht. "Ich denke, da kann ich helfen. Oder vielmehr kenne ich jemanden, der es kann." Sie schnippte mit der rechten Hand. "Kasumi."
Ihre ältere Schwester schien aus dem Nichts zu entstehen. Sie lächelte mit zusammengekniffenen Augen in ihrer menschlichen Gestalt. "Aber gerne doch, Schwesterchen."
Bevor Anne es verhindern konnte, war die Kriegerin heran und herzte sie. Dabei drückte Kasumi das Mädchen mit Elan an ihren Busen. Das hatte einen merkwürdigen Effekt auf die Kunoichi. Sie wurde beinahe sofort ruhig, geradezu apathisch.
Akane besah sich das Geschehen grinsend. "Ich wusste es. Die Mutter-Nummer funktioniert immer. Halte sie so noch einige Zeit, Kasumi. Sagen wir zwei, drei Stunden."
Die Ältere lächelte mütterlich. "Keine Sorge, das halte ich auch vier Stunden oder länger aus. Anne-chan ist so ein hübsches, liebes Ding... Hach. Ich könnte sie ewig halten."
"Du gibst die perfekte Mutter ab", kommentierte Ranko. Sie sah zu Akane herüber. "Was Neues?"
"Wie man es nimmt. Der König will Kankurou-san sehen."
Der Suna-Nin überlegte für einen Moment, ob ihm hier, ausgerechnet hier, auf dem Affenberg, deren Bewohner keinen Kontrakt mit Suna hatten, auf einem höflicheren Suffix bestehen sollte, wie Tono oder Sama. Dann entschied er sich dagegen. Zu deutlich stand ihm die Kopfnuss vor Augen, die Akane der kleinen Anne verpasst hatte. "Ich komme."
"Ich bleibe hier und passe darauf auf, das Kasumi Anne-chan nicht zu Tode drückt."
Kasumi sah kurz auf. "Ranko-chan, musst du mich immer necken?"
"Ich tue gerne Dinge, die mir Spaß machen, das weißt du doch", erwiderte Ranko.
Kasumi grummelte einen Laut des Unwillens, allerdings nicht sehr überzeugend, und widmete sich wieder Anne.

Kankurou folgte Akane aus dem Saal des Königspalasts und trat in die Nacht hinaus. Wenn der Affenberg nicht in einer anderen Dimension lag, war dies ein Hinweis darauf, dass er zumindest keine halbe Weltendrehung von Suna entfernt war. Wenn die Dinge wirklich schief gingen, dann musste er zumindest nicht die halbe Welt bereisen, um nach Hause zurückkehren zu können.
Bei Tag musste das hier ein phantastischer Anblick sein. Die Siedlung der Affen, die Obsthaine und die terrassenförmigen Reisfelder, die den Berg hinab liefen, das Schloss des Königs, die Trainingsanlagen, und was es noch alles zu sehen gab, wovon Kankurou keine Ahnung hatte. Für einen winzigen Moment überlegte er, ob es sinnvoll sein würde, einige Zeit hier zu bleiben, um mehr über die Affen zu lernen. Doch diesen Gedanken verwarf er wieder. Es war wichtiger, Mamoru zu helfen.
"Ist es klug, das Gosunkugi nicht in der Nähe ist? Wie soll er Anne rechtzeitig erreichen, wenn er beschworen wird?", fragte Kankurou.
Akane lächelte dünnlippig. "Du scheinst zu glauben, das wir Affen nicht sprechen können. Wenn Mamo-chan jemanden beschwört, der dich und Anne nicht mitbringt, wird er die Beschwörung wieder auflösen. Danach beschwört er die Affenkrieger, die euch beide mitbringen werden. Weil der erste Affe es ihm gesagt hat."
"Dieses System ist ein Chakra-Fresser", merkte Kankurou an.
"Oh, Mamo-chan ist durchaus nicht gerade mit wenig Chakra ausgestattet. Er kann in einer Kampfsituation drei Krieger zugleich beschwören und die Beschwörung über Stunden, ja, Tage aufrecht erhalten. Es gibt nur sehr wenige Shinobi mit diesem Potential." Sie zerbiss einen Fluch auf den Lippen. "Und einen viel Versprechenden haben uns die Frösche vor der Nase weggeschnappt."
Konsterniert blieb Kankurou stehen. "Naruto?"
"Naruto-chan", bestätigte Akane. "Er ist auch ein Schüler des Sandaime Hokage, und wir hatten große Hoffnungen in ihn. Aber dann ist der Sandaime Hokage gestorben, und ausgerechnet Jiraiya kam uns dazwischen. Ich meine, schon wieder. Es ist ein Kreuz mit dem Jungen. Aber wenigstens haben wir dank ihm rechtzeitig erkannt, dass Orochimaru nicht länger nach unseren Werten handelt."
Kankurou setzte seinen Weg fort, diesmal aber erschrocken. "Orochimaru war Kontraktträger der Affen?"
"Richtig. Er war. Eigentlich sollte Tsunade-chan Kontraktträgerin werden, aber diese verdammten Schnecken hatten sich bereits bei ihr eingeschleimt. Eine Kunst aus einer Seitenlinie ihrer Familie mütterlicherseits. Dann hatten wir die Wahl zwischen Orochimaru und Jiraiya."
"Und Jiraiya lehnte ab", schloss Kankurou.
"Ja, leider."
Kankurous Augen weiteten sich. "Eigentlich wollte ich scherzen."
"Kein Scherz. Wir haben es ihm angeboten, und er hat es abgelehnt. Stattdessen hat er einen seiner Schüler vorgeschlagen. Den Yondaime Hokage. Ein viel versprechender Bursche. Aber anstatt ihn uns zu überlassen, führte Jiraiya ihn bei den Fröschen ein." Akane fuhr mit ihrer Rechten durch die Luft, als gäbe es dort etwas zu zerfetzen. Kankurou war sich sicher, das die Affenkriegern gerade Luft in Fetzen gerissen hatte.
"Also habt Ihr Orochimaru gewählt."
"Nichts sprach gegen ihn", sagte sie, während sie nebeneinander den Pfad in Richtung Audienzraum betraten. "Er machte sich gut. Aber er nutzte unsere Dienste immer seltener, selbst noch im dritten Ninja-Weltkrieg. Irgendwann beschwor er uns gar nicht mehr. Dies tat er, weil er uns und unsere Integrität fürchtete. Nun, er wurde stärker und stärker, deshalb stand zu befürchten, das er einen von uns für seine Experimente beschwören und überwältigen würde. Deshalb lösten wir den Kontrakt mit ihm." Sie sah kurz herüber. "Affen sind langlebig. Und er war auf der Suche danach, lange zu leben."
"Wäre er einfach ein Affe geworden, hätte er es einfacher haben können", scherzte Kankurou.
Akane erwiderte nichts, aber sie sah den Suna-Shinobi mit einem Blick an, der ihm einen Eisschauder über den Rücken jagte. "Hier entlang, Kankurou-san."

Das Volk der Affen galt als eitel, und einige von ihnen mochten das auch sein, aber der Thronsaal, in dem Enka O Enma seine Entscheidungen zu treffen pflegte, war schlicht eingerichtet und nicht besonders groß. Er hatte auch keinen wuchtigen Thron; für ihn und seine Minister gab es nur ein Rund von niedrigen Sitzhockern im Norden des Saals, wo sie auf gleicher Höhe sitzen konnten. Niemand führte hier den Vorsitz, und der König nahm bei jedem Gast und jedem Anliegen einen anderen Sitz ein.
In einer Ecke stand ein wuchtiger, breiter Tisch, das eindrucksvollste Möbelstück im Saal, das aber auch einen Zweck erfüllte. Es war der Kartentisch, an dem der König mit seinen Ratgebern plante und diskutierte.
An eben diesem Tisch standen Enma und sein Sohn Ono und diskutierten mit Ryoga, Hikari und Ranma. Die Ankunft der Affenkriegerin und des Menschen wurde bemerkt, und die Gespräche endeten. "Komm heran, Kankurou von Sunagakure", sagte der König und bat ihn, neben ihm am Tisch Aufstellung zu nehmen. Akane stellte sich zu Hikari Gosunkugi, weil ihrer beider Mission in der Menschenwelt noch nicht beendet war. Kankurou fiel auf, das Ranma dies so gut er konnte zu ignorieren versuchte.
"Wir entscheiden gerade, wer gehen wird. Und wir haben uns entschlossen, deinen Rat zu berücksichtigen, Kankurou von Suna", sagte Ono, den die Menschen nur Doktor Tofu nannten. "Eine Entscheidung haben wir bereits getroffen. Die Ehre zu gehen wird nur jemanden treffen, der in dieser Mission bereits an Mamo-chans Seite gekämpft hat." Er deutete ins Rund. "Das ist außer dem König und den Anwesenden nur noch meine Schwester Ranko."
"Ihr könnt entscheiden, wer beschworen wird?", fragte Kankurou verdutzt.
"Wir spüren den Willen unserer Kontraktträger, wenn sie uns beschwören wollen. Dann hängt es von der Stärke seines Chakras ab, wen er beschwören wird. Ein Nutzer wie Mamo-chan, der ohnehin genügend Chakra hat, um selbst den König zu beschwören, ist aber ein anderes Kaliber. Für ihn gelten keine Obergrenzen, und daher entscheiden wir, wer von uns die Beschwörung ablehnt, und wer sie akzeptiert. Dafür haben wir bestenfalls ein paar Sekunden, wollen wir es nicht doch dem Zufall überlassen, wer letztendlich zu Mamo-chan geht. Deshalb sprechen wir jetzt darüber."
Kankurou nickte. Das hatte er verstanden. Und er hatte ein paar wichtige Informationen erhalten. Es juckte ihm in den Fingern, mit dem König über einen Kontraktträger aus Suna zu verhandeln.
"Sage mir, Kankurou von Suna, wie schätzt du die Situation ein? Mamorus Name auf der Schriftrolle ist nicht erloschen, also lebt er noch. Warum aber beschwört er keine Affen?", fragte der König.
Der Suna-Ratsherr dachte einen Augenblick nach. "Es gibt nur zwei Möglichkeiten, warum er mich und Anne-chan noch auf dem Affenberg lassen sollte. Zumindest wenn wir ausschließen, das er gefangen und in Feindeshand ist."
Ranma lehnte sich interessiert vor und auch Ryoga spitzte die Ohren. Die anderen Affen waren mehr oder weniger interessiert. Ein Zeichen dafür, das sie das Thema ausgiebig besprochen hatten und nichts Neues mehr erwarteten. Der König nickte ihm als Aufforderung zu sprechen zu.
"Meiner Meinung nach, und wenn ich Mamoru richtig beurteile, hat er uns deshalb noch nicht wieder beschworen, weil er uns in Sicherheit belassen will. Das bedeutet entweder, das er noch immer auf der Flucht ist...", sagte Kankurou gedehnt.
Ein Grinsen huschte über Ranmas Gesicht. Auch Ryoga ließ sich zu einem amüsanten Schnauber hinreißen.
"...oder aber er infiltriert in genau diesem Augenblick die Basis des Feindes, um so viel Wissen wie möglich über ihn zu erlangen."
Akane stöhnte genervt auf. Hikaru ließ ein "war ja zu erwarten" aus. Ranka grinste nur noch breiter, und Ryoga massierte sich die fleischigen Hände in stiller Erwartung. Ono wechselte einen Blick mit seinem Vater, hielt stummes Zwiegespräch. Laut sagte er: "Wir wissen nicht, ob er auf der Flucht ist, oder aber den Feind infiltriert. Darum frage ich euch jetzt nach eurer Meinung, basierend auf der Erfahrung, die Ihr mit Mamo-chan gemacht habt. Wer ist der Meinung, das er den Stützpunkt Orochimarus infiltriert hat?"
Die Hände der Anwesenden schossen nach oben. Selbst Kankurou hob im Reflex die Hand. Und zu seiner Erheiterung sah er sogar Enma die Rechte heben.
"Die Gegenprobe spare ich mir dann mal", sagte Ono leise glucksend. "Was also wird die Affen erwarten, die er in nächster Zeit beschwört?"
"Krieg, Tod, Zerstörung, und eine große Portion Kampf", sagte Ryoga. "Wahrscheinlich."
"Dem habe ich nichts hinzu zu fügen", sagte Ranma. "Dann sollten wir also festlegen, wer geht. Und wir müssen entscheiden, ob wir Kankurou-tono und Anne-chan mitgehen lassen. Bei Kankurou-tono sehe ich nicht wirklich das Problem. Er wird seinen Mann stehen. Aber das Mädchen? Sie wird in einer Situation, wie wir sie erwarten, in Lebensgefahr sein."
"Werde ich nicht!", erklang die wütende Stimme der Getsu-Kunoichi.
Für einen Augenblick wollte Kankurou resignieren, weil diese Entwicklung zu erwarten gewesen war. Dann aber griff er zu und holte quasi aus dem Nichts das Mädchen hervor, das sich nicht nur mit seiner Kunst perfekt getarnt hatte, sondern sogar bis an den Kartentisch getreten war.
Etwa im gleichen Moment kam Ranko hereingestürzt, etwas außer Atem. "Ha-habt Ihr vielleicht Anne-chan ge... Oh. Hier. Gut. Das hätte ich eigentlich erwarten sollen."
Sie trat neben das Mädchen an den Kartentisch. "Das nennst du also auf Toilette gehen, du kleine Biest."
"Tschuldige, Ranko-chan. Aber ich finde, wenn über mein Leben entschieden wird, habe ich das Recht, mit zu reden."
Flüchtig strich die Affenkriegerin dem Mädchen über den Kopf. "Ich glaube, da hast du nicht Unrecht."
In die anderen Affen kam nun wieder Leben.
"Ja", sagte der König und räusperte sich, "vielleicht nicht in Lebensgefahr. Ihre Kunst ist ganz erstaunlich, wenn nicht einmal Gosunkugi und Akane sie bemerkt haben."
Die beiden schwiegen mit versteinerten Mienen. Das sagte genug.
Ono strich sich übers Kinn. "Ich stelle also fest, dass Anne-chan defensiv gut aufgestellt ist. Offensiv wird sie dennoch nicht zu Leistungen auf dem Niveau eines Chunin fähig sein - entschuldige bitte, Anne-chan - aber darum geht es auch gar nicht. Wenn sie sich nicht in Lebensgefahr begibt, sobald sie in das Versteck beschworen wird, haben wir, fürchte ich, keine moralische Grundlage, um sie hier, nun, festzuhalten."
Die Getsu-Kunoichi strahlte den Prinzen der Affen an wie der kommende Morgen. "Wirklich? Ich darf wieder mit zurück und Mamoru-sama helfen?"
"Da hat wohl einer nicht richtig zugehört", kam ein Einwand von Hikari Gosunkugi. "Wenn du zurückkehrst, sollst du dich verstecken, und nicht versuchen dein Leben wegzuwerfen, indem du vielleicht gegen Kabuto selbst antrittst."
"Das habe ich auch mitgekriegt", sagte sie mürrisch. "Aber wenn ich Mamoru-sama dadurch retten kann, dann bin ich gerne bereit, meines zu riskieren."
Konsterniert schwiegen die Affen ein paar bange Minuten.
"Wenn wir etwas schätzen, dann sind das Opfermut und Pflichtbewusstsein. Und selbstverständlich ein großes, liebendes Herz, wie du es dein Eigen nennst, Anne-tono", sagte der König.
Verwundert registrierte Kankurou die Anrede, die der König verwendete. Sie war gleichgestellten Kriegern oder Beamten vorbehalten und wurde auch oft für Menschen höheren Ranges verwendet, wenn der andere Respekt, aber keine Demut zeigen wollte.
Ranko beugte sich vor und flüsterte der Getsu-Nin ins Ohr: "Das heißt, du darfst mit. Endgültig. Und vielleicht noch ein wenig mehr."
Enma sah sie ernst an. Aber seine Miene wich schnell einem Schmunzeln. "Ich glaube, du würdest gut zu uns passen, Anne-tono. Aber dazu vielleicht später einmal mehr."
Der König sah ins Rund. "Ono oder ich, einer von uns beiden wird in jedem Fall gehen."
Es durfte nur einer der beiden sein, das wusste jeder der Affen. Die Thronfolgelinie durfte nicht unterbrochen werden, wenn nicht das absolute Chaos ausbrechen sollte. Und da Ono weder geheiratet noch ein Kind gezeugt hatte, blieb das auch so. Und zwar noch für eine lange Zeit, denn der Krieger, der auf dem Schlachtfeld als Dr. Tofu gefürchtet war, konnte sich auf dem Schlachtfeld der Liebe nicht einmal selbst bezwingen.
"Ich lasse dir den Vortritt, Vater", sagte Ono.
Dies ließ die Affen aufraunen. Alle wussten, das die beiden nahezu gleich stark waren. Wenn Ono also dieses eine Quentchen mehr als notwendig erachtete, sagte das genug darüber aus, wie er die Situation einschätzte. "Wer noch?"
Die Hände der übrigen Affen fuhren in die Höhe. Damit blieb die Wahl beim König.
"Ryoga. Du wirst als zweiter gehen."
Der große Krieger nickte gewichtig.
Nun streifte der Blick des Königs zwischen den übrigen Affen hin und her. Rein von der Kraft her hätte seine Wahl auf Ranma, dessen Schwester Ranko oder auf Gosunkugi fallen müssen, aber jeder der drei brachte eigene, spezielle Fähigkeiten mit, die vielleicht gebraucht wurden.
Der König atmete tief ein und wieder aus. "Stärke besitzt Ihr drei in großem Maße. Heilkunst, sensorische Fähigkeiten, Ninjutsu. Dies sind die Faktoren, nach denen ich entscheiden muss. Was nützt Mamoru-tono am meisten?"
"Akane", sagte Ono schlicht.
"I-ich?" Das Mädchen winkte ab. "So stark wie Ranko, Ranma oder Hikari bin ich nicht."
"Das nicht, aber du bist stark genug. Außerdem hast du etwas, was den dreien fehlt", sagte Ono ernst. "Du bist mit Abstand die flinkeste Denkerin an diesem Tisch. Deine taktischen Entscheidungen waren bisher stets goldrichtig. Gegen viele Gegner wird dein Köpfchen gebraucht werden. Und zwar noch vor brachialer Gewalt."
"Von der wir dank mir und dem König genügend haben werden", schloss Ryoga grinsend.
"Dann ist es entschieden. Du, Akane, bist die Nummer drei. Gosunkugi, du wirst beschworen, sobald ich meine Beschwörung auflöse, sollte das nötig werden."
Hikari nickte bestätigend. Besser als nichts.
Kankurou verstand. Die Affen hatten eine Reihenfolge festgelegt für den Fall, dass Mamoru nur einen oder zwei der Affen beschwor. Eine kluge Entscheidung.
"Es geht los!", rief Akane. Sie schnellte an Annes Seite und ergriff ihre Hand.
Kankurou spürte, wie sich die Pranke des Königs auf seine Schulter legte. Es war nett von Mamoru gewesen, solange zu warten, bis sie hier auf dem Affenberg die Details geklärt hatten, fand der Suna-Nin.
***
Die Infiltration des Stützpunkts barg keine Überraschungen. Er begann als langer, schier endloser Gang, der mit verschiedenen Fallen gespickt war. Die meisten waren ausgeschaltet oder wurden gewartet. Die Gespräche der Leute, die die Wartungen vornahmen, wiesen darauf hin, dass sie Städter waren. Wenn ich den Informationen trauen konnte, die ich so erhielt, dann war etwa ein Viertel der Stadt eingeweiht; sie hatten einen Pakt mit Orochimaru abgeschlossen, um seinen hiesigen Forschungsstützpunkt zu versorgen. Im Gegenzug hatte er Ninja-Training, Material und Geld angeboten. Diese Beziehung hatte sich über die Jahre vertieft und verstärkt, sodass das eine Viertel der Städter nun das restliche Dreiviertel dominierte und sich über die anderen erhoben hatte. Sie kontrollierten neunzig Prozent des Geldes, siebzig Prozent der Ernten, einhundert Prozent des durchgehenden Handels und fast sechzig Prozent der Geschäfte. Eigentlich ein Widerspruch, aber Gewalt, Terror, leere Versprechungen und hier und da ein geschickter Mord würden über die nächsten Monate und Jahre schon noch dazu führen, dass das obere Viertel seine Macht festigte und die anderen drei Viertel in eine moderne Form der Sklaverei führte. Bisher hatten sich die Paktisten auch sehr gut bei diesem Geschäft gefühlt. Es war ja auch nichts Gefährliches geschehen, und es war Geld geflossen. Das, was man hier oben zu sehen bekam, darüber redete man einfach nicht. Auch wenn es bedeutete, den Nachbarssohn, den man selbst abgeliefert hatte, hier oben nach einer längeren Versuchsreihe wiedergesehen zu haben.
Dabei schien dieser Stützpunkt durchaus zu den Erfolgreichen zu gehören. Angeblich waren hier drei der vier als Oto-Quartett bekannte Oto-Shinobi "gezüchtet" worden. Diese Truppe hatte nach dem Angriff auf Konoha, selbst noch nach der Zerstörung Otogakures, zugeschlagen und den jungen Uchiha entführt. Wie man hörte, nicht ganz gegen dessen Willen. Eine gemeinsame Aktion Konohas und Sunas hatte die vier ausgelöscht. Das war einerseits beruhigend. Aber ich machte mir Vorwürfe, denn hätte ich damals bei der Vernichtung Otogakures nur ein klein wenig effektiver handeln können, hätte ich sicherlich einen oder zwei der Mitglieder stellen können. Das hätte Naruto und seinen Freunden, die auf diese Mission angesetzt gewesen waren, sicherlich einiges an Leid und körperlichen Schmerzen erspart.
Nach mehreren hundert Metern zweigten die ersten Türen ab; später kamen Nebengänge dazu. Alles in allem ähnelte dieses Versteck jenem unter Otogakure, und daher wusste ich, wohin ich mich wenden musste. Die wirklich wichtigen Labors lagen bei den Kerkern, und wenn ich Kabuto irgendwo zu finden hoffen konnte, dann sicherlich dort. Und was tat ich, wenn ich ihn gefunden hatte? Zurückziehen, meine Gefährten beschwören und die Lage neu überdenken. Selbst wenn Kabuto uns entkam, wir waren ihm immer noch auf der Spur. Das war beruhigend zu wissen.
Für einen Moment dachte ich daran, welches Ungemach der Leutnant Orochimarus wohl in Zukunft anrichten würde, wenn er mir entkam. Genügend. Mein Entschluss, ihn zu stellen, wurde dadurch nur noch vertieft. War ich erfolgreich, würde ich nicht nur Konoha in Zukunft eine Menge Ärger ersparen.

Die ersten Labors enthielten das Übliche. Versuchsanordnungen für Tiere und Menschen, die vordergründig dazu dienten, sie zu quälen und zu traktieren. Hintergründig aber ging es um körpereigene Elektrizität, Lebenserwartung, Zellteilung und Reproduktion. Ich kannte viele dieser Bilder schon, und in meiner Verkleidung als Umato hatten sie mich nicht zu kümmern, geschweige denn als Ninja Konohas. Aber als Mamoru Morikubo fühlte ich Haß und Hilflosigkeit in mir aufsteigen, wenn ich mir ansah, was hier an menschenverachtender Forschung vollzogen wurde.
Ich konnte es nicht lassen, ich musste eingreifen. Aber nicht, noch nicht. Nicht jetzt, nicht hier. Es brachte nichts, der Schlange ein paar Schuppen aus dem Kleid zu brechen. Man musste ihr das Haupt abschlagen. Für die bedauernswerten Menschen - und die Tiere - konnte ich nichts tun. Für viele von ihnen würde ohnehin jede Hilfe zu spät kommen. Sie waren längst in Agonie verfallen, und nur der Tod würde sie erlösen können.
Ich ballte in meiner Wut die Hände zu Fäusten. Nein, ich durfte nicht eingreifen, nicht sofort. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht solange ich allein war. Nicht solange ich nicht wenigstens meine Gefährten und drei Affenkrieger beschworen hatte. Selbst dann würden uns die Städter und die Arbeiter und Forscher aus Orochimarus Versteck noch weit an der Zahl übertreffen.
Aber eventuell gab es einen Ort, an dem ich das Verhältnis umdrehen konnte. Das war ein Schimmer der Hoffnung, und ich konnte den Blick von den Versuchsanordnungen abwenden.

Mit eiligen Schritten ging ich voran, in Richtung des Kerkerbereichs. Dieses mehrstöckige, wie eine Theaterrondell aufgebaute Bauwerk hatte in Oto sechzig oder mehr Zellen Platz geboten. Untergebracht waren dort dreißig oder vierzig Leute, ich wusste es nicht mehr. Aber viele von ihnen waren Shinobi gewesen. Nun war Otogakure reichlich ausgebeutet gewesen. Vielleicht gab es hier mehr Gefangene? Gefangene, die bereit waren, sich zu erheben? Es war zumindest eine Chance. Allerdings würde ein Aufstand schwierig werden, solange Kabuto hier war. Er war ein Unsicherheitsfaktor, der meine Fähigkeiten nur zu gut kannte, aber den ich kaum einschätzen konnte. Und dann war da noch der kleine beleidigte Junge mit den Haifischzähnen, den ich auch nicht einordnen konnte, der aber wo er ging Angst verbreitete. Dennoch, das würden meine Affenkrieger kontern können. Aber ich brauchte einen Überblick, einen verdammten Überblick, wer sich in diesen Zellen befand, und ob sie bereit waren, für ihre Freiheit zu kämpfen. Und schnell musste es gehen, wenn ich daran dachte, was ich an Elend und Grausamkeit in den Labors gesehen hatte. Ich verstand nicht, wie die eingeweihten Städter dies ertragen konnten. Aber vermutlich war es eine Art Gewöhnungseffekt gewesen. Immer ein Quentchen mehr, bis es für sie normal geworden war. Und solange es sie nicht selbst betraf, schien es in Ordnung zu sein. Nun, das würde ich schnell und nachhaltig ändern, schwor ich mir selbst.
Bald erreichte ich den Gang zum Gefangenentrakt und ging ihn so eilig wie ich konnte ohne aufzufallen hinab. Ein Geruch schlug mir entgegen, der in einen Kuhstall gepasst hätte, den man eine Woche nicht gespült hatte, dazu Aromen von Blut und Erbrochenem. Ja, das kannte ich aus Otogakure. Also waren die Verstecke identisch angelegt worden. Eine große Erleichterung für mich.
Schon sah ich durch die ferne Ausgangstür in der gegenüberliegenden Wand die ersten eingelassenen Gitterstäbe der Zellen, hörte das leise Whispern ihrer Stimmen. Meine sensorischen Fähigkeiten reichten nicht so weit, aber mit jedem Schritt, den ich näher kam, erspürte ich mehr und mehr Menschen. Und diese Chakren passten recht gut zu Shinobi, wie ich fand. Zumindest einige. Das machte mir Hoffnung, und nun lief ich doch fast, indem ich in eine Art Trab fiel. Das war ungefähr eine Sekunde, bevor mir das recht mächtige Chakra auffiel, das sich rechts von mir befand. Als ich die dazu gehörige Tür passieren wollte, klang eine Stimme auf, die ich kannte.
"Ah, Umato-san. Schön, dass du zufällig gerade in der Nähe bist."
Ich blieb abrupt stehen. Langsam wandte ich mich der Tür zu, und damit dem Besitzer der Stimme. Es war Kabuto. Verdammter Mist. "Natürlich, Kabuto-sama." Ich räusperte mich verlegen und trat in das Labor.

Der Nukenin war mit einem Experiment beschäftigt. Glücklicherweise beinhaltete es keine Menschen oder andere Lebewesen. Er untersuchte nur etwas unter einem Mikroskop.
Als ich die Tür passierte, nahm ich erst die zweite Präsenz im Raum wahr. Kabuto hatte sie überdeckt, oder ich war zu sehr auf ihn fixiert gewesen, kaum das ich ihn gespürt hatte. Natürlich, Houzuki. Der freche Bengel griente mich an. Für einen Moment wirkte er auf mich wie der Klassenstreber, der gerade einen seiner Mitschüler verpetzt hatte, weil er auf eine Belohnung hoffte. Und damit lag ich wahrscheinlich nicht einmal so falsch.
Kabuto sah mich kurz an und seufzte. "Weißt du, Umato, als ich dich herein rief, hatte ich ursprünglich vorgehabt, dir einen langen Vortrag zu halten. Darüber, das wir gegen die Stadt geschlossen auftreten müssen. Dass man seine Kameraden nicht vor einem Partner in Verlegenheit bringt. Dass wir alle in erster Linie Orochimaru-sama dienen, und uns das immer bewusst sein muss."
"Hast du das gehört, du großer Trampel? Orochimaru-sama dienen! So, wie ich ihm mit meinem Schwert diene", maulte der Bengel.
Kabuto brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. "Ich wollte dich daran erinnern, warum du hier hin gestellt wurdest, was sich Orochimaru-sama davon versprochen hat. Dass du nicht vergessen sollst, dass alle Menschen in diesem Ort nur dann einen Wert haben, solange sie Orochimaru-sama dienen. Dass wir alle mit all unserer Kraft dem hehren Ziel unseres Meisters dienen müssen, der uns teilweise aus der Gosse aufgelesen hat, und dem wir alles zu verdanken haben."
"Genau! Alles zu verdanken!", kam es von Houzuki.
Wieder gebot Kabuto ihm, zu schweigen. "Doch dann kamst du durch diese Tür, und alles hat sich geändert."
"Wie, geändert?", rief Houzuki enttäuscht. "Ich dachte, ich kriege meinen Kampf, um ihm zu beweisen, dass ich ein Schwert führe, und kein..." Er holte Luft vor Entsetzen und Wut. "Und KEIN Hackemesser!"
"Dazu wäre es auch noch gekommen", sagte Kabuto mit beschwichtigendem Lächeln. "Aber vieles hat nun keine Gültigkeit mehr."
Der Leutnant Orochimarus sah mich an. "Weißt du, Umato, ich bin eigentlich eher zufällig hier. Eine große Operation unseres Meisters wurde verraten, und ich habe es erst vor wenigen Tagen geschafft, meine Verfolger abzuschütteln. Ich hoffte, hier etwas Erholung zu finden, vielleicht ein Mittel gegen meine Erschöpfung und meine Enttäuschung. Zumindest sah der Plan das vor, bevor die fremden Ninjas im Gasthaus abgestiegen waren."
"Sie wurden vernichtet", knurrte ich.
"Eventuell hast du Recht, Umato. Aber du duftest so herrlich, dass ich das nicht glauben kann. Nach Blut. Nach Tod. Umatos Blut und Umatos Tod." Er lächelte, und es hätte ein freundliches, vergnügtes, ja verschmitztes Lächeln sein können, wenn es auch nur ein Gramm Freundlichkeit in diesem Burschen gegeben hätte. "Erstaunlich, wie weit du es geschafft hast, vorzudringen. Es war eine vortreffliche Idee, dich der Identität eines meiner Untergebenen zu bedienen, der ohnehin als eigenbrödlerisch und mürrisch bekannt war. Aber du hättest ihn nicht selbst töten dürfen. Orochimaru-sama hat früher mit ihm Experimente mit einem Kekkei Gendai durchgeführt, die ihn befähigen sollten, seine eigenen Knochen zu kontrollieren und diese als Waffen zu benutzen. Deshalb kenne ich den Geruch seines Blutes sehr gut. Du hast dir nicht die Mühe gemacht, deine Kleidung zu reinigen und dich ganz auf deine Illusion verlassen." Er seufzte, während Houzuki langsam sein Katana zog. "Bleibt nur noch eine Sache zu klären, mein falscher Umato. Bist du zufällig hier, oder bist du einer meiner Verfolger aus Konoha oder Suna?"
Okay, das erklärte einiges. Auch und vor allem, warum Umato so ein hässlicher, deformierter Kerl geworden war. Die wenigsten Menschen überlebten es, wenn man ihnen die genetischen Informationen zu einer Kunst einpflanzte, die wir Kekkei Gendai nannten, das Bluterbe. Wer es überlebte, überstand die Rosskur meistens nicht ohne schwerwiegende körperliche Schäden. Die Augen der Uchiha waren ein solches Erbe, ebenso wie die Augen der Hyuuga. Ein Bluterbe, das die Knochen kontrollierte, war mir bekannt, aber es hieß, der blutrünstige Clan, der es besessen hatte, hätte sich im eigenen Rachedurst verfangen und wäre ausgelöscht worden, und dies schon vor etlichen Jahren. Und das erklärte leider auch meine Enttarnung.

Ich löste das Jutsu auf, ließ das Tarnbild erlöschen.
Houzuki hinter mir stieß einen Laut der Überraschung aus. Kabuto verzog kaum eine Miene. "Na, wenn das mal nicht mein alter Freund Mamoru Morikubo ist. Wie geht es deinen Mädchen, vor allem der naiven süßen Karin?"
"Willst du wirklich mit mir Konversation betreiben?", fragte er sarkastisch.
"Nun, ich kann dich auch gleich töten lassen." Er nickte dem Jungen zu, der sofort in meine Richtung sprang, das Katana zum Schlag von oben bereit.
Mit einer beiläufigen Bewegung schleuderte ich eines meiner Kunai an der rechten Hüfte vorbei. Ich hörte es aufschlagen und Houzuki überrascht aufkeuchen. Ich hatte auf sein Herz gezielt.
"Nette Idee, aber wärst du schlau gewesen und hättest Umato vorher verhört, dann wüsstest du, das ich aus Wasser bestehe", klang seine höhnische Stimme auf.
Ich wirbelte herum, Bestürzung simulierend, um meinen Körper in Richtung Tür drehen zu können. Tatsächlich, das Kunai steckte in seinem Leib, aber es schien darin zu schwimmen. Rund um den Treffer hatte sein Körper die gallerte Farbe von blauem Wasser angenommen. Und die Konsistenz.
Ich sammelte Öl im Mund. "Katon!"
Er lachte abfällig. "Suiton ist Katon gegenüber im Vorteil, hat dir das niemand beigebracht?", höhnte er.
"DAI ENDAN!" Ich spie die Feuerkugel auf ihn. Sie hatte eine beachtliche Größe und füllte schnell den ganzen Raum mit Flammen. Hinter mir hörte ich Kabuto erschrocken aufkeuchen. Tja, mit so einem Wahnsinnigen wie mir, der in einem derart kleinen Raum ein Dai Endan auslöste, hatte er es nicht so oft zu tun. Und verbrannt war ich eh schon. Die Verwirrung nutzend huschte ich nach vorne, wo ich die Tür wusste. Hastig bog ich rechts ab, machte einen Step, und fiel, halb blind vom Flammeninferno, das ich selbst verursacht hatte, haltlos in die Tiefe des Gefangenentrakts.
***
Kabuto musste zugeben, das er kalt erwischt worden war. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Morikubo Katon einsetzen würde. Er hatte sich auf einen beschworenen Affen eingestellt. Stimmten die Gerüchte etwa doch, dass die Affen nach dem Tod des Sandaime alle Kontrakte eingezogen hatten? Schade, und doch wieder gut. Er konzentrierte sein Chakra, und begann damit, seine Hautverbrennungen zu heilen, während er gleichzeitig Alarm auslöste. Morikubo mochte nicht sehr stark sein, aber ihn frei in einem geheimen Stützpunkt Orochimaru-samas herum laufen zu lassen war gar keine gute Idee. Außerdem waren sie hier direkt neben dem Gefängnistrakt, und was der Konoha-Nin hier wollte, konnte sich Kabuto denken.
Bevor er Morikubo verfolgte, fiel sein Blick auf den jungen Schwertkämpfer. Houzuki hatte es übel erwischt. Fast die Hälfte seines Körpers war verdampft, einfach verschwunden. Er lebte noch, aber es war abzusehen, das er ein paar Monate oder besser gleich Jahre in einem Labortank verbringen sollte.
"Dieses Arschloch. Dieses verdammte Arschloch! Wenn ich ihn in die Finger kriege...", flüsterte Houzuki. Gewiss, wenn noch so viel Leben im Nukenin aus Kirigakure steckte, dann war seine Rettung einen Versuch wet, alleine schon wegen seiner überragenden Fähigkeiten. Aber Morikubo mit seinem ungewöhnlich heißen Katon musste zuerst gestoppt werden. Kabuto machte sich selbst an die Verfolgung. Und er hörte schon seine Leute herbei eilen, bereit zur Hetzjagd auf den Konoha-Nin. Blieb nur noch die Frage, ob er Morikubo töten sollte, oder ob er Orochimaru-sama lebend von Nutzen sein konnte. Sein Schicksal jedenfalls hatte er mit seinem frechen Eindringen besiegelt.

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8.
Als ich aus den Flammen trat, rauchte meine Kleidung. Und meine Gesichtshaut spannte stark genug, um mir mitzuteilen, dass ich mich an sekundärem Feuer erneut verbrannt hatte. Mein Feuer, mit meinem Chakra angereichert, tat mir nichts; aber alle brennenden Gegenstände mit sekundärem Feuer, von mir in Brand gesetzt und selbst brennend, verzehrten mich. Ob dies das Ende für mein hübsches Gesicht war, und ich besser in Zukunft stärker vermummt als Kakashi herum laufen sollte, würde die Zeit zeigen. Andererseits hatten Katon-Benutzer nicht nur eine gute Feuer-Resistenz, sondern auch gutes Heilfleisch bei Verbrennungen.
Diese eigentlich nebensächlichen Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich halb geblendet durch Rauch und Feuer in die Tiefe des Gefangenentrakts stürzte. Vage konnte ich den Boden erkennen, und mich nach dem ersten Kontakt abrollen. Ich überschlug mich mehrfach, und rammte schließlich, die Beine oben und den Rücken voran, die Gitterstäbe einer Zelle. "Autsch."
"Gute Haltungsnoten für den Flug, aber Abstriche bei der Landung, würde ich sagen", klang eine sarkastische Stimme aus der Zelle auf. Eine Stimme, die mir merkwürdig bekannt vorkam. "Ryu?"
"Hätte ich mir ja denken können, dass wo Rauch ist, Feuer nicht weit sein kann. Musst du immer so übertreiben, Mamo-chan?"
"Ryu!", rief ich erfreut, drehte mich aus meiner würdelosen Pose heraus und richtete mich auf. "Ryu, verdammt, was machst du hier?"
"ICH bin ein Gefangener. Was aber machst DU hier?", stellte er eine entrüstete Gegenfrage.
"Ach, das Übliche. Kabuto verfolgen, Orochimarus geheime Stützpunkte infiltrieren, mich es mir mit der gesamten Besatzung verscherzen..."
"Mit weniger gibst du dich nicht zufrieden, oder?", fragte Kaminari und lachte abgehackt. "Los, hol mich schon hier raus."

"So ungern ich den Plausch unterbreche, wenn sich zwei Freunde wiedergefunden haben", klang Kabutos sonore Stimme auf, "aber leider habe ich das ältere Recht an Mamoru Morikubos Aufmerksamkeit."
Neben ihm standen kampfbereite Ninjas mit der berüchtigten Achtelnote auf dem Stirnband, dazu etliche Bewohner der Stadt. Und rings um mich herum kamen weitere Ninjas aus dem Step, um mich zu umringen.
Mittlerweile hatte auch der Letzte im Gefangenentrakt begriffen, das hier etwas ungewöhnliches geschah. So mancher von denen, die noch denken konnten, witterte womöglich Morgenluft - oder zumindest ein wenig Unterhaltung.
"Feiglinge", knurrte Kaminari. "Lasst mich hier raus, und zu zweit fahren wir mit euch Schlitten!"
Beschwichtigend hob ich eine Hand in seine Richtung. In der Geste steckte ein Fingerzeichen aus unserer gemeinsamen Zeit, das besagte: Überlass die Situation mir.
Kaminari grummelte, aber er enthielt sich eines weiteren Kommentars. Dennoch, ich spürte seine Anspannung, seine Kampfbereitschaft. Allzu lange konnte er noch nicht hier sein. Oder er hatte sich Trotz und Körperkraft gut bewahren können, und das in dieser Hölle.
"Katon! Endan!" Ich wirbelte um die eigene Achse und legte einen Feuerring um mich. Die Oto-Nin, die hier unten bei mir standen, versuchten zu entkommen. Nicht allen gelang es. Einer brannte lichterloh, zwei andere verloren Teile eines Beins an die Hitze meiner Kunst.
"Ich bin Mamoru Morikubo aus Konohagakure!", rief ich mit lauter Stimme. "Ich bin hier, um gegen Orochimaru und seinen Schergen Kabuto zu kämpfen!"
Rings um mich spürte ich, wie sich die Chakra-Produktion erhöhte. Quellen, die ich für apathisch oder gar katatonisch gehalten hatte, entflammten wie eine Fackel in dunkler Nacht.
"Ich will diesen ganzen Stützpunkt ausheben und vernichten! Die Experimente beenden und die Opfer befreien! Aber dafür brauche ich Hilfe! Eure Hilfe!"
Ich sah ins Rund. "Ja, eure Hilfe! Ich werde euch gleich befreien! Diejenigen unter euch, die mit ihrem Schicksal zufrieden sind, sollen bleiben wo sie sind! Diejenigen unter euch, die noch Stolz und Kampfkraft haben, die nicht untergehen wollen, ohne einen Kampf zu liefern, oder gar ihre Freiheit erringen wollen, sollen aus ihren Zellen hervor treten und Kabuto in den Arsch treten!"
Eine eisige Sekunde herrschte Schweigen. Kabuto lächelte schmallippig. "Schöne Ansprache, aber hier sind alle lamm..."
"Konoha! Ich bin dabei!", rief ein bulliger Kerl im zweiten Stockwerk.
"Zähl mich auch dazu! Alles ist besser als hier zu sein!", rief eine Kunoichi mit Kiri-Stirnband.
Nun mehrten sich die Stimmen. "Hier!" "Ich auch!" "Bin dabei" Bald hatten sich alle Gefangenen gemeldet, die noch zu eigenen Handlungen fähig waren.
Kabutos Miene gefror. Er sah einen seiner Begleiter an. "Sieht es so aus, wenn ich dir befehle, den Willen der Gefangenen zu brechen? Sehr gebrochen sehen sie mir nicht aus, Okami!"
Der Angesprochene zuckte merklich zusammen. "Bis auf den Konoha-Nin, den wir erst letzte Woche im Gasthaus geerntet haben, waren sie das auch! Ich weiß nicht, wie dieser Konoha-Shinobi das hingekriegt hat, aber bevor er aufgetaucht ist, hatten wir hier alles im Griff!"
"Später. Ich werde dir beizeiten sagen, was deine Strafe sein wird", zischte Kabuto. Zu mir gewandt fügte er hinzu: "Und, wie willst du sie befreien? Willst du die Zellen mit Endan öffnen, und die Gefangenen in den Zellen hinter den Gittern medium garen?" Er sah wieder seinen Begleiter an. Okami, lass ihn angreifen."
"Jawohl, Kabuto-sama. Zweite Schwadron...!"
Ich zögerte nicht länger, biss mir in den Daumen. "Ich brauche kein Endan, um die Gitter zu schmelzen, Kabuto! Ich habe meinen eigenen Türöffner!" Ich presste die Rechte auf den Boden und erhöhte meine Chakra-Ausschüttung auf mein aktuelles Maximum. "Kuchiose no jutsu!"
"Haltet ihn...!", blaffte Kabuto noch, aber es war bereits zu spät. Die typische Rauchwolke der Beschwörung entstand, und hüllte den Boden des Zellentrakts ein. Träge zog er wieder ab, und enthüllte damit nach und nach drei Affenkrieger und einen Menschen.
"Wir sind in Orochimarus Zellentrakt!", rief ich, noch bevor ich einen der Affen erkennen konnte. "Öffnet die Zellen! Sie werden uns helfen!"
"Ryoga, tu das. Ich halte uns den Rücken frei", sagte Enka O Enma und trat vor. Langsam zog er ein Schwert. Erst später sollte ich erfahren, das es einst Orochimaru gehört hatte und von großer Macht war. Enma hatte es in der Schlacht erbeutet, die dem Sandaime das Leben gekostet hatte.
"Natürlich, Tono. Yaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!" Ryoga sprang über uns hinweg an den Rand des dreistöckigen Rings, der das Gefängnis bildete. Er riss seinen Schirm vom Rücken, rammte ihn in die Wand und begann zu rennen. Sein Schirm durchtrennte den Stein wie Butter, und er zertrümmerte und zerquetschte damit die Gittertüren.
Ein erstaunter Ninja, der als erster reagierte und ihn daran hindern wollte, machte Bekanntschaft mit Akanes rechtem Fuß - hart genug, um ihm den Kiefer zu brechen und auf links zu drehen, seine kinetische Energie durch den Abwärtssprung aufzuzehren, und ihm genügend neue Energie zu geben, um die Gegenrichtung zu nehmen. Oder anders ausgedrückt, er bekam sowas von auf die Fresse, das er in die Decke krachte, dort zentimetertief ins Gestein einschlug und dort stecken blieb.
"Und ich decke deinen Rücken, Ryoga", keuchte Akane. "Uh, man merkt, das Mamo-chan hier ist. Es stinkt furchtbar nach Rauch."
Ich grinste verhalten bei diesem Tadel.
Kabuto sah mit steinernem Gesicht zu mir herab, während Ryoga auf den zweiten Ring wechselte, um dort mit der gleichen brachialen Methode die Zellentüren zu öffnen. "Tötet sie alle", sagte er mit zwingendem Ton in der Stimme. "Jetzt!"
"Jawohl, Kabuto-sama!" Okami sprang an der Spitze der Verteidiger in die Tiefe.
Weit kam er nicht, denn Kuroari, Kankurous zweite Kampfpuppe, erschien vor ihm und verschlang ihn einfach in ihrem Innern.
"Ihr habt doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich Euch zur Hand gehe, Enma-sama?", fragte der Ratsherr aus Suna, während er neben den König der Affen trat.
"Natürlich nicht, Kankurou-tono." Er schwang sein Schwert, und die Klinge wurde lang genug, um bis auf die obere Galerie zu reichen. Dort wirbelte er die Klinge herum, und wer nicht schnell genug zurücktrat oder auswich, wurde von der Klinge getötet.
"Das Schwert von Kusanagi!", rief Kabuto entrüstet. "Die Waffe, die du Orochimaru-sama gestohlen hast! Heute hole ich sie mir zurück!"

Eine schwere Hand legte sich auf meine Schulter. Ich sah zur Seite und blickte in Kaminaris grinsendes Gesicht. "Ich glaube, das solltest du noch mal überdenken, Kurzer! Hier ist nämlich ein Konoha-Nin, der mächtig sauer auf deine Leute ist!"
"Und drei aus Kirigakure!" "Zwei aus Kumogakure!" "Vier aus Sunagakure!" "Zwei aus Iwagakure!" Das waren zwölf neue Mitstreiter, und dabei hatten sich die Shinobi der kleineren Dörfer noch nicht zu Wort gemeldet.
"Vor wem habt Ihr mehr Angst? Vor denen, oder vor mir? Greift an!", blaffte Kabuto.
"Jawohl! Kage Bunshin no Jutsu!" Einer seiner Ninjas vervielfältigte sich, und andere schlossen sich dem an. Mehrere Dutzend Schattenklone sprangen auf uns hernieder; ihnen prasselte ein Potpourri aus Ninjutsu entgegen, das über die Hälfte auslöschte, bevor sie den Boden erreichen konnten. So einfach ging es dann doch nicht. Die überlebenden Klone griffen uns im Nahkampf an, aber sie waren der geballten Wut der Affen und der befreiten Shinobi nicht gewachsen. Triumphierend sah ich zu Kabuto hoch. An den letzten Angriffen hatte ich mich nicht beteiligt, um mein Chakra zu sparen. Nun wurde es wieder Zeit für ein Dai Endan.
"Die Zellen sind auf!", hörte ich Ryoga rufen. Er schwang sich von der obersten Zellenreihe hoch zur Galerie. Sein Schirm fegte ein Dutzend Angreifer links von sich in die Felswand, als er auf Kabuto zustürzte. "Zeit, die Dinge zu beschleunigen!"
"Ryoga!", blaffte ich noch, aber es war zu spät. Kabutos Hände zerfetzten Ryogas berühmten Schirm, und danach glitten sie über Brust und Kehle des Affenkriegers. Wie eine Marionette, der man die Fäden gekappt hatte, fiel er zu Boden. Das war Kabutos unheimliche Fähigkeit, sein Chakra wie ein Skalpell zu formen, das sogar innerhalb eines Körpers schneiden konnte, ohne ihn äußerlich zu verletzen. Ich hatte von Naruto davon gehört, aber ich erlebte diese Kunst nun zum ersten Mal. Ryoga hatte versucht, ihn zu überraschen. Nun war er selbst überrascht worden.
Akane sah zu mir herüber, ihr Blick wild irrlichternd. "Mamo-chan!"
"Ja!", erwiderte ich, und löste Ryogas Beschwörung auf. Damit kehrte er zum Affenberg zurück, zu den Heilern der Affen. Und es war anzunehmen, das sich Ranko-sensei nicht weit entfernt befand. Ihre Heilkräfte waren legendär. Wenn ihn jemand retten konnte, dann sicherlich sie.
"Ist das alles, was Ihr Affen könnt?", fragte Kabuto provozierend amüsiert. "Ich bin zutiefst enttäuscht, Morikubo!"
Ich senkte erneut die Hand auf den Boden. Erneut murmelte ich die Beschwörung. Diesmal enthüllte sie einen dünnen, schwarzhaarigen jungen Burschen, der aussah, als bekäme er zu wenig Schlaf. "Ich kann mich noch steigern!", rief ich ihm zu.
Kabuto betrachtete Hikari Gosunkugi mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Verwunderung, bevor er in lautes Gelächter ausbrach. Auch seine Ninjas und Helfer wollten sich ausschütten vor Lachen. "DAS soll ein Affenkrieger sein?", fragte er, nach Luft japsend.
Ich grinste. "Hikari, Zeit für die Kampfgestalt."
"Natürlich, Mamo-chan." Der dürre Junge veränderte sich auf schreckliche Weise. Er wurde größer, bulliger, auf seiner Haut wuchs plötzlich Fell, sein Gebiss veränderte sich, und seine Eckzähne wurden lange, scharfe Hauer. Seine Hände wurden zu Pranken, bewehrt mit Krallen, die ein Kunai an Schärfe weit übertrafen. Aus seinen Rücken konnte man dreimal Kabuto machen, und seine Muskeln schienen ihn vor lauter Kraft kaum gehen zu lassen. Das war seine Affengestalt. Und wer sie nicht kannte, wurde leicht in Erstaunen versetzt. Oder in nackte Angst, wie im Fall von Kabuto und seinen Schergen. "Zu-zurück!", befahl er, und verschwand durch einen der Gänge. Nach und nach folgten ihm seine Leute; es wirkte gemächlich, dauerte aber nur wenige Sekunden.
"Ihnen nach!", rief ich. "Solange sie noch nicht wieder klar denken können!"
"Das lasse ich mir nicht zweimal sagen!", rief Kaminari, lief zu einem der toten Oto-Nin, nahm ihm die Waffen ab und sprang auf die Galerie hoch. Gosunkugi folgte ihm, Akane ebenso. Auch etliche der befreiten Shinobi sprangen hoch, um sich am Kampf zu beteiligen.

"Soll ich auch mitgehen?", klang Annes Stimme neben mir auf. Verdutzt sah ich hin, und erkannte, wie sie direkt hinter mir unter ihrer perfekten Tarnung hervor blinzelte.
Ich schluckte hart. "Nein. Du bleibst in meiner Nähe. Ihr habt sie vom Affenberg wieder mitgebracht?", fragte ich vorwurfsvoll in Richtung des Königs.
Der große Affe schmunzelte. "Hättest du dich zurückhalten lassen?"
"Nein." "Eben."
Verdutzt schwieg ich zum Thema. Treffer. Mist. "Bleib in meiner Nähe", schärfte ich Anne ein, bevor ich ebenfalls auf die Galerie sprang. Neben mir kamen Anne, der König und Kankurou aus dem Step.
"Die restlichen Gefangenen werden klar kommen müssen, bis wir Zeit für sie haben", sagte Kankurou ernst. Er benutzte erneut Step, und folgte damit dem rachsüchtigen Mob, der den panischen Mob verfolgte.
Bevor ich ihm folgen konnte, hielt mich der König zurück.
"Dies hier ist das Schwert von Kusanagi", sagte er bedächtig, als er mir die Klinge reichte. "Sie war im Besitz von Orochimaru und hat dabei geholfen, Hiruzen-tono, deinen Sensei, zu töten. Du hast gesehen, das es sich verlängern kann. Es hat auch die Eigenschaft, nahezu alle Materialien zu schneiden: Holz, Stahl, Fleisch und Knochen, nahezu fast alles. Und sie hat noch einige Extras darüber hinaus. Ich denke, es ist nur gerecht, es heute dir zu überlassen, damit du deinen Sensei rächen kannst."
Mit gemischten Gefühlen nahm ich die Klinge entgegen. Ich schwang sie ein paarmal in der Luft herum, befahl ihr zu wachsen und zu schrumpfen. Durch meine Übung mit Ranko-sama und ihren Bruder im Schwertzustand war ich mit Klingenwaffen sehr vertraut, auch wenn ich mich damals höchstens als erfahren, nicht aber als Meister bezeichnet hätte. Ich erkannte sofort, das ich eine gute, ausbalancierte Waffe in Händen hielt. "Gut", sagte ich mit angemessener Ehrfurcht in der Stimme. "Ich werde sie benutzen, um Kabuto zu töten."
Dankbar nickte ich dem König zu, der würdevoll zurücknickte. Dann sprangen wir Seite an Seite mit Step in den Gang, um Kabuto und seine Schergen zu verfolgen.
"Hey!", klang Annes protestierende Stimme hinter uns auf. "Nehmt mich mit!"
***
"Wie es ihnen wohl geht?", fragte Tenten nachdenklich, während sie dankbar das trockene Handtuch von Mohad entgegen nahm. Seit sie die Phasen zwei und drei des Examens abgeschlossen hatten, war kein Tag vergangen, an denen sie nicht bis an ihr Limit trainiert hatten.
"Meinst du wen bestimmtes?", fragte Anne, oder vielmehr ihr Klon.
"Sehr witzig", erwiderte Tenten, und warf dem Schattenklon ihr Handtuch so zu, sodass es sich über ihrem Kopf entfaltete und sie einhüllte. "Wen soll ich denn meinen? Unsere Sensei sind alle wieder hier, nur Mamo-chan, Kankurou und Anne sind noch weg."
"Wo immer sie auch sind", mischte sich Neji ein, "es verdichten sich die Hinweise darauf, das es nicht harmlos ist. Denkt an Uzuki-senseis Verletzung. Und denkt an die auffällig-unauffälligen Transporte von Gefangenen durch Konoha-ANBU in unsere Heimatstadt. Und was so an Gerüchten zirkuliert, ist auch recht... Vielsagend."
Jemand schlug ihm leicht mit dem Handballen auf den Hinterkopf. "Da denkt einer zuviel", sagte Lian amüsiert.
"Heyyy", kam es nicht sehr nachdrücklich von Neji.
"Aber wenn Ihr wollt, kann ich euch ein paar Mosaikteilchen hinzufügen, die ich von Großvater habe."
Die Genin horchten auf und umringten die Suna-Kunoichi. "Lass hören."
"Man hat, ungefähr einen Tag entfernt, in den Bergen augenscheinlich eine Art Massengrab entdeckt. Drei-, vierhundert Leichen, die meisten von ihnen mit Oto-Nin-Stirnband. Auch einige Suna-Nin sind darunter. Der Witz ist jetzt, das es sich bei den Oto-Nin eigentlich um solche handeln soll, die beim Angriff auf Konoha getötet worden sind. Das macht die ganze Sache furchtbar mysteriös."
"Also, da hast du uns aber einen echten Brocken hingeworfen", murrte Neji.
Kiba sah auf, als er einen Geistesblitz hatte. "Moment mal, Moment. Oto und Suna, das ist die Kombination vom Angriff auf Konoha. Ein Schelm, der Böses dabei denkt."
Lian pfiff anerkennend. "Ach, hast du das auch schon bemerkt? Aber eure Senseis sind ja mittlerweile wieder da, auch wenn Yaguo-chan diese Speerwunde hat."
Nejis Augen verengten sich zu Schlitzen. "Also haben sie einen Auftrag erledigt. Ein Auftrag, der über dreihundert Ninjas umfasste, die, hm, eigentlich schon lange tot sein müssen. Und in der Folge des Auftrags sind Kankurou, Anne und Mamo-chan weiter gezogen, während Asuma und die anderen zurückgekehrt sind. Das ergibt keinen Sinn. Wer sollte Anne auf eine gefährliche Mission schicken?"
"Zumindest wissen wir, das Mamo-chan noch lebt", sagte Hinata.
"Und woraus schließt du das? Machst du uns hier den Shikamaru, oder was?", fragte Tenten.
Hinata lächelte schmallippig. "Wäre ihm was passiert, hätte Konoha längst einen Ersatz für unser Examen geschickt, oder?"
Die anderen sahen die junge Erbin des Hyuuga-Clans entsetzt an. "Solche Frechheit aus deinem Mund. Ich bin erstaunt", murmelte Tenten.
"Ich habe nur das Offensichtliche ausgesprochen. Auch das Anne noch unter uns weilt, ist ein sicheres Zeichen dafür, das sie noch lebt. Und wenn - Entschuldige - die schwächste Kunoichi noch lebt, stehen die Chancen gut, das Kankurou und Mamo-chan auch noch leben, oder?"
"Also, ich kann mir keine Mission vorstellen, auf die sie Anne mitnehmen müssten", beharrte Neji.
"Vielleicht ist sie einfach so dabei?", mutmaßte Shino. "Zur falschen Zeit am falschen Ort, oder so."
"Ja, sowas soll vorkommen", pflichtete Kiba ihm bei. Akamaru bellte ebenfalls zustimmend.
"Wir fassen also zusammen. Unsere Jounin haben die Gelegenheit genutzt, uns zur Prüfung zu begleiten, um zusammen mit Kankurou diese drei- bis vierhundert toten Oto-Nin noch mal zu töten. Äh, sie sind doch tot, oder?"
"Sie sind tot, und sie bleiben tot", bestätigte Lian. "Unsere Spezialisten haben da sehr genau drauf geachtet. Was immer sie erweckt hat, es kann sie nicht dauerhaft am Leben erhalten. Eventuell noch nicht."
Lee schnaubte erschrocken durch die Nase. "Hoffentlich nie. Sonst wird ein Kampf mit ihnen eine endlose Geschichte."
Die anderen nickten zustimmend.
"Jedenfalls sind Mamo-chan und Kankurou mit Anne unterwegs", fuhr Neji fort. "Und da unsere Senseis nichts weiter dazu sagen, bedeutet dies, das die offizielle Mission noch nicht beendet ist. Mich wundert nur, das sie keine Unterstützung erbringen. Für Kakashi wäre es ein Leichtes, ihre Spur aufzunehmen und sie zu verfolgen. Oder für dich, Kiba."
Der Inuzuka-Spross grinste wild.
"Vielleicht haben sie keine Notwendigkeit gesehen, ihnen zu folgen. Vielleicht ist die Spur auch nur zu kalt. Sie haben es versucht, aber es hat sich nicht ergeben."
"Letzteres", klang Kakashis Stimme hinter ihnen auf. "Es ist richtig, Mamo-chan und Kankurou befinden sich noch auf der Mission. Ihre Spur verliert sich auf einem Gletscher. Mehr braucht Ihr nicht zu wissen. Mehr solltet Ihr auch nicht wissen."
Erschrocken fuhren die Genin zu ihm herum. Nach dem ersten Entsetzen erwachten sie aus ihrer Schockstarre. "Kakashi-sensei! Du sollst es doch lassen, so aus dem Nichts aufzutauchen", murrte Tenten. "Wenn wir uns zu Tode erschrecken, sind wir umsonst zur Prüfung gekommen."
"Da hast du wahrscheinlich Recht. Jedenfalls wurden wir bisher nicht kontaktiert. Wir wissen nicht, wo sie sind und können demnach auch nicht helfen. Aber darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Kankurou und Mamo-chan sind mehr als genug für die Anforderungen der Mission. Und davon abgesehen wird es sich Mamo-chan nicht nehmen lassen, rechtzeitig zur vierten Prüfung wieder hier zu sein."
"Stimmt", sagte Tenten lächelnd. "Das wird er sich nicht nehmen lassen."
"Ach", meinte Lee, "Ihr macht euch aber auch zu viele Sorgen um Mamo-sempai. Ich meine, er hat Anne-chan dabei und wird aufpassen, das er nicht in großen Ärger gerät... Tenten, warum feixt du mir zu?"
"Ach, nichts, nichts." Sie wechselte einen wissenden Blick mit den anderen. "Du hast sicher Recht, und er geht großem Ärger aus dem Weg."
"Sicherlich", sagte Neji übertrieben betont.
"Ach, kommt, Leute! Wie viel Ärger kann er denn schon haben?", fragte Lee.
Diese Frage brachte die anderen zum Lachen, und nur Lee und die Getsu-Genin konnten sich nicht am Gelächter beteiligen. Kakashi schon.
"Okay, zurück zum Training. Ihr könnt Mamo-chan, Anne-chan und Kankurou nicht helfen. Aber Ihr könnt für eure Prüfung fit werden. Also tut das, was Ihr könnt."
"Ja, Sensei."
"Im Ernst. Wie groß kann es schon werden?", fragte Lee erneut.
"Und genau deshalb sagen wir, das du mal mit Mamo-chan auf einer Mission sein musst", erwiderte Tenten amüsiert. "Manchmal sucht nicht er den Ärger, sondern der Ärger ihn."
"Kann ich mir nicht vorstellen", erwiderte Lee im Brustton der Überzeugung.
***
Ich nieste leise. Und das in einem äußerst ungünstigen Moment für mich, in dem es bedeutete, mit dem verlorenen Sichtkontakt auch mein Leben zu verlieren. Vor allem gegen diesen Gegner.
"Gesundheit", sagte Kabuto.
"Danke", erwiderte ich, und hielt mein Schwert wie ein Schild vor mich. Kabuto war als Feind keinesfalls zu unterschätzen. Und im Nahkampf war er schlüpfig wie ein Aal. Ich hatte mir genau angehört, was Naruto über ihn zu erzählen gehabt hatte, bei jenem Kampf, in dem die drei Sannin aufeinaner geprallt waren. Außerdem hatte ich riesengroßen Respekt vor seinen Chakra-Klingen. Sie hatten Ryoga von den Beinen geholt, ausgerechnet Ryoga.
So stand er da, der verräterische Bursche, in die Ecke gedrängt, umringt von den letzten seiner Leute - irgendwo brannte es noch ein wenig, obwohl das Feuer keine Nahrung mehr haben sollte, und der Rauch biss in Nase und Lungen - in defensiver Haltung, und forderte seine Häscher auf, doch gefälligst näher zu kommen. Das letzte Aufgebot, sieben Mann, und jeder von ihnen ein Ninja.
Die Häscher, das waren wir. Das Team, das ihn ursprünglich verfolgt hatte, meine Affenkrieger, sowie die Überlebenden der Kämpfe, die wir aus den Zellen gelassen hatten. Wir hatten einander nichts geschenkt, davon zeugte meine Beinwunde, verursacht durch ein Shuriken, dem ich in einem unbedachten Moment nicht hatte ausweichen können. Aber ich bemühte mich nach allen Kräften, Kabuto nicht anmerken zu lassen, vor allem weil die Häscher und die Affen über den gesamten unterirdischen Komplex verstreut waren, und ich Kabuto nur mit Kankurou, Kaminari und einem Dutzend weiteren Ninjas gestellt hatte. Ich spielte auf Zeit, bis die Affenkrieger zu uns aufgeschlossen hatten. Aber es würde nicht lange dauern, bis Kabuto das durchschaute. Oder spielte er seinerseits auf Zeit, um einen unbedachten Moment unsererseits auszunutzen? Tja, Pech, den hatte er gerade verspielt.
"Was also tun wir? Stehen wir uns nun so lange gegenüber, bis einer von uns einschläft?", scherzte mein Gegner.
"Kerl, ich werde dich...", begann Kaminari, aber ich hielt ihn mit meinem freien Arm zurück.
"Wir haben ein Patt. Und sobald meine Affenkrieger kommen, habe ich die Übermacht und kann dich vernichten."
"Bist du dir sicher? Die Kämpfe waren hart, vor allem für deine Affen", sagte Kabuto. "Ich bin mir gar nicht so sicher, ob wir wirklich im Moment ein Patt haben. Und von deinen Affen sehe und höre ich nichts."
Das war das eigentliche Problem. Ich glaubte auch nicht an ein Patt. Kabuto war auf Jounin-Level, und seine spezielle Kunst der Chakra-Klingen wog einen weiteren Jounin auf. Gut, ich hätte mit dem Schwert von Kusanagi mitten durch sie hindurch schneiden und sie alle töten können. Was aber, wenn er genau darauf lauerte und mich angriff, während ich noch, nun, mit schwingen beschäftigt war?
"Und wenn deine Affen kommen, haben wir trotzdem nicht mehr als ein Patt", fügte er an. "Keine Sorge, ich mache mir keine Illusionen. Wenn ich dich jetzt angreife, werden wir hier gar nicht herauskommen."
"Du redest zuviel", erwiderte ich barsch.
"Und du greifst nicht an", konterte er.
Das war nicht von der Hand zu weisen. Seine Kampfkunst machte mich nervös. Er machte mich nervös. Dieses ewigliche, kalte Lächeln, der starre Blick durch die Brille, wie eine Natter, kurz bevor sie zustieß. Ich hatte nicht richtig Angst vor ihm, aber in den Kämpfen, die uns auf das reduziert hatten, was ich nun gegen ihn führte, hatte er mehr als einmal bewiesen, das man ihn als Ninja ernst nehmen musste. Alleine schon, wenn man überleben wollte. Ich befand mich also in der unvorteilhaften Lage, das mein Verstand mir sagte, dass ich auf Enka O Enma warten musste. Richtiger wäre es gewiss gewesen, ohne nachzudenken alles auf eine Karte zu setzen und die Sache zu bereinigen, auch auf das Risiko hin, selbst getötet zu werden.
"Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass du deinen vermeintlichen Vorteil nicht ausnutzt?", fragte ich.
"In der Tat gibt es den. Mit dir kann man verhandeln, Morikubo. Mit den Affen nicht."
"Du willst also verhandeln."
Kaminari knurrte angriffslustig auf. Wieder hielt ich ihn zurück. Tja, ein ungestümer Charakter, wie Ryu Kaminari ihn sein eigen nannte, war hier sicherlich mehr von Vorteil, als mein ruhiges, überlegtes Wesen. "Und worüber willst du verhandeln?"
"Freier Abzug für mich und meine Leute. Was Ihr mit den Stadtbewohnern macht, ist mir egal. Jetzt, wo der Stützpunkt enttarnt ist, sind sie für Orochimaru-sama wertlos geworden." Seine Miene verzog sich ärgerlich. "Du hast absolut keine Ahnung, welchen Schaden du hier angerichtet hast, oder, Morikubo?"
"Wenn es dich nicht genug ärgert, war es augenscheinlich noch zu wenig." Ich räusperte mich. "Dir sollte klar sein, dass ich dich nicht ziehen lassen kann. Du hast versucht, erneut Konoha anzugreifen."
"Oh, diesmal bin ich unschuldig. Ich habe diese Angriffspläne nicht gehabt, und Orochimaru-sama auch nicht. Es war ein Alleingang unserer, hm, nun wohl ehemaligen Verbündeten im Reich des Windes. Wir haben lediglich etwas Know-how zur Verfügung gestellt."
"Know-how?"
"Braucht dich nicht zu interessieren. Informationen sind in unserem Geschäft nichts, was man freimütig hergibt, ohne einen Nutzen zu haben", erwiderte er, und sein Grinsen wurde eine Spur kühler.
"Deshalb bist du trotzdem ein Deserteur und Verräter."
"Was? Nein, garantiert nicht. Nie gewesen. Ich war schon immer ein Infiltrator, der seinem Land und seinem Meister treu gedient hat. Wie würdest du es wohl nennen? Ein erfolgreicher Spion."
Ich schnaubte abfällig. "Ich erinnere mich an diese Karten, die du haben sollst. Eine über jeden Chunin-Examensabsolventen der letzten acht Jahre. Du warst sehr erfolgreich als Spion."
"Oh, danke. Man tut eben, was man kann."
"Ich hatte nicht vor, dir Komplimente zu machen."
Kabuto runzelte die Stirn. "Was ich sagen wollte, ist, das ich kein Verräter bin. Im Gegenteil, ich bin äußerst loyal. Nur nicht Konoha gegenüber, wo ich treu meine Rolle gespielt habe. Du kannst mir also nicht vorwerfen, Konohagakure verraten zu haben, wenn genau das doch meine Aufgabe war."
"Wäre dies ein Rhetorik-Kurs", sagte ich gepresst, "hättest du jetzt wahrscheinlich eine eins verdient. Aber auch Spione sterben, wenn man sie entdeckt. Auch das ist elementares Wissen in der Shinobi-Welt."
"Mag sein, aber nicht heute. Und ich will immer noch freien Abzug für mich und meine Leute. Ich weiß, dass ich mit dir zumindest reden kann. Besser als mit diesem Hitzkopf neben dir, oder als mit den Affen."
"Es gibt nichts, was du mir anbieten kannst, um freien Abzug zu bekommen. Ich habe dich in der Falle. Wenn du mich angreifst, beginnt nur der Kampf vor der Ankunft meiner Affenkrieger", sagte ich mit ernster Stimme. "Und du würdest mir damit einen großen Gefallen tun."
"Aber, aber, mein guter Morikubo, nicht so blutrünstig. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass du Angst vor mir oder dem Tod oder irgendetwas hast."
Der Gedanke schüttelte mich ein wenig. Ich hatte definitiv Angst vor Yuriko-nee. Manchmal.
"Aber?"
"Da deine Tapferkeit außer Frage steht, kannst du also nicht annehmen, ich würde dir aufgrund eines Patts eine Evakuierung aus den Rippen leiern", sagte er.
"Und?"
"Das bedeutet, das ich etwas anderes habe, was ich dir anbieten kann. Toori!"
Einer seiner Männer ließ etwas zu Boden fallen, was ich nicht sehen konnte. Das erschrockene Quieken, das aufklang, kam mir erschreckend bekannt vor. Oh nein, hatten sie etwa...
Kabuto stellte seinen Fuß auf irgend etwas ab. Er schwebte etwa zwanzig Zentimeter in der Luft, und ein leises Ächzen sagte mir, das der Fuß nicht wirklich schwebte. "Ganz recht, Morikubo. Ich habe einen von deinen Ninjas gefangen. Übrigens, brillante Tarnung, die die kleine Kunoichi hat, das muss man neidlos zugeben. Sie hat es fast geschafft, mich von hinten mit dem Kunai zu erdolchen. Aber dafür musste ihre Waffenhand die Deckung verlassen, und das konnte man sehen. Langer Rede, kurzer Sinn: Ihr Leben gegen ein Ende der Kämpfe und Abzug meiner Leute."
Es dauerte einen Augenblick, bevor ich meine Fassung wieder errang. Er hatte tatsächlich Anne gefangen. Ich hatte es gewusst, in der Sekunde, in der ich sie das erste Mal vermisst hatte, dass das keine guten Nachrichten waren. Verdammt noch mal keine guten Nachrichten.
"Ich gehe drauf ein", sagte ich, und senkte die Klinge in meiner Hand ein wenig.
"Gut." Kabuto nahm den Fuß wieder hoch, griff zu Boden und zog etwas hoch. Dann zog er Anne aus ihrer Tarnung hervor. "Damit du mir auch glaubst."
"Entschuldige, Mamoru-sama. Ich dachte, ich erwische ihn. Aber dann hat mich der grobe Kerl daran gehindert..."
Der grobe Kerl lachte bei diesen Worten leise.
"Ich bereite dir gerade eine Menge Ärger, oder?", fragte sie betrübt.
"Nein, tust du nicht", log ich. Andererseits, vielleicht war es doch eine gute Lösung, Kabuto ziehen zu lassen. Die Vernichtung eines Stützpunkts Orochimarus war sicher ein ähnlich lohnenswertes Ziel wie Orochimarus Leutnant zu fassen.
Anne begann plötzlich zu gurgeln, ungefähr so lange, bis Kabuto sie kräftig durchschüttelte.
"Lass das! So kann ich meine Zunge nicht verschlucken!", beschwerte sie sich. "Von wegen, diese Methode ist unfehlbar. Ich sag euch was: Diese Handbücher werden alle von Theoretikern geschrieben!"
"Du willst deine Zunge verschlucken?", rief ich entsetzt.
"Wenn ich tot bin, bin ich keine Belastung mehr für dich, Mamoru-sama!", erwiderte sie todernst.
Für einen Moment griff ich mir mit der Linken an die Stirn, weil ich glaubte, schwere Migräne zu bekommen.
"Konsequentes kleines Biest. Und ja, die eigene Zunge zu verschlucken ist sehr schwierig. Besser, du beißt sie dir ab, und verschluckst sie dann", riet Kabuto.
"Oh, danke. Daran habe ich noch gar nicht gedacht."
"Gib ihr nicht auch noch Ratschläge!", rief ich bissig. "Anne, du wirst KEINEN Selbstmord begehen!"
"Aber ich..."
"Anne!"
"Ich meine doch nur, dass..."
"Nein!"
"Ich bin doch im Moment bloß..."
"Sei still, du dummes Gör! Solange ich was zu sagen habe, schmeißt du dein Leben jedenfalls nicht weg!", fuhr ich sie an. "Abgesehen davon, dass ich Amir nicht mehr in die Augen schauen könnte, wenn du dich tatsächlich selbst umbringst, könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn du denkst, mir mit deinem Selbstmord zu nutzen! Wenn du tot bist, bist du weg. Nichts bringt dich wieder zurück, und das will ich nicht erleben, Anne!"
"Nicht ganz richtig, aber deine Argumentation ist gut", schmunzelte Kabuto. "Also, haben wir einen Deal?"
"Ich will ja auch nur, dass..."
"Anne, wenn du dich umbringst, bringe ich mich auch um. Hast du das verstanden?"
Verblüfft sah die junge Kunoichi mich an. "Meinst du das ernst, Mamoru-sama?"
"Ja", erwiderte ich barsch. "Ist anscheinend die einzige Methode, um dir diese Flausen auszutreiben."
"Oh, daran will ich nicht Schuld sein. Also gut, lebe ich eben weiter."
Nun war es wirklich Migräne. War ich jemals so leichtfertig mit dem eigenen Leben umgegangen? Ich konnte mich nicht erinnern. Aber auf jeden Fall hoffte ich, das ich meinem Sensei Hayate nie solche Probleme bereitet hatte, wie Anne sie gerade mir bereitete. Das Schlimme daran war, dass sie als Kunoichi durchaus konsequent handelte.
"Der Selbstmord ist also abgesagt?", freute sich Kabuto. "Gut, dann können wir ja über das wie verhandeln."
"Ich höre."
Kabuto setzte eines seiner falschen strahlenden Lächeln auf. "Du lässt uns ziehen, und ein paar Kilometer entfernt lassen wir Anne-chan einfach frei."
"Und du glaubst tatsächlich, darauf gehe ich ein?", fragte ich entgeistert.
Irritiert sah mich Kabuto an. "Warum denn nicht? Ich meine, ich habe doch absolut keinen Nutzen von ihrem Tod. Und wenn wir dir erst mal entkommen sind, habe ich auch keinen Nutzen davon, sie mitzuschleppen."
"Wer garantiert mir, das du sie nicht einfach tötest? Du gehst mit ihr bis zum Ausgang, und dort lässt du sie frei."
"Ist mir zu unsicher. Ich gebe dir mein Ehrenwort, das ich sie lebend und unversehrt freilasse, sobald du mir nicht mehr folgen kannst."
Ich lachte gehässig auf. "Ja, auch gerade."
"Was? Mein Ehrenwort hat einen hohen Wert!", blaffte er. "Ich habe mein Wort noch nie gebrochen!"
Verblüfft sah ich ihn an. Jetzt, wo er es sagte, fiel mir das auch auf. Das lag wohl aber eher daran, dass ich ihn nie dabei erlebt hatte, dass er ein Ehrenwort gegeben hatte. Ich hatte auch von niemandem gehört, das er je Kabutos Ehrenwort erhalten hatte. Ich konnte ihm also kaum widersprechen.
"Junge, wenn du denkst, dass wir darauf reinfallen, dann..."
Erneut hielt ich Kaminari zurück. "Du hast dein Ehrenwort noch nie gebrochen?", fragte ich.
"Noch nie", bestätigte er. "Nicht einmal in meiner Eigenschaft als Spion in meiner Zeit in Konoha."
Das war ohne weiteres möglich, denn wir Shinobi leisteten keinen Eid auf Konoha oder das Land des Feuers. Es war für uns selbstverständlich. Es war eine Frage der Ehre. Diese Ehre nannten viele von uns ehrfürchtig den "Willen des Feuers". Es war klar, das ein Spion sich davon kaum beseelen ließ.
"Okay", sagte ich, nahm das Schwert ganz ab und reichte es Kaminari, "machen wir einen Test, wenn du einverstanden bist. Bedenke, davon wird es abhängen, ob ich dich ziehen lasse."
"Gut. Was für einen Test?"
"Lass mich dir einen Arm brechen." Ich fixierte seinen eisigen Blick. "Gib mir dein Ehrenwort, dass du es zulässt."
Wütend sah er mich an. Ich sah, wie sich seine Lungen füllten, wie er hinausbrüllen wollte, was er dachte. Röte trat ihm auf Wangen und Stirn. Ich sah ihn beide Hände ballen. Doch dann beruhigte er sich wieder. Mit der freien Linken schob er seine Brille wieder die Nase hoch. Leise begann er zu lachen. "Gut gespielt, Morikubo." Er streckte den linken Arm in meine Richtung aus. "Also gut, du hast mein Ehrenwort, dass ich dich meinen linken Arm brechen lasse. Den Unterarm, wohlgemerkt."
Ich trat einen Schritt vor, was Kabutos Leute in Abwehrhaltung rief. Doch der Leutnant Orochimarus reagierte wunschgemäß. "Zurück. Ich habe mein Wort gegeben." Die Oto-Nin rutschten wieder auf ihre alten Positionen. "Dir ist klar, dass ich Speiche und Elle schnell wieder geheilt haben werde, oder, Morikubo?", fragte er spöttisch.
"Ja. Was ich sehen will, ist, ob dein Wort stabil genug ist, dass du Schmerzen duldest."
Seine Miene verzerrte sich. Er reckte seinen Arm ein Stück vor. "Einen sauberen Bruch, bitte. Und schnell, wenn es g..."
Sein gellender Schrei klang mitten im Satz auf. Ich war so schnell an ihn heran getreten und hatte den Unterarm umgeknickt, dass Kabuto mir kaum hatte folgen können. Für ein Chakra-Skalpell hätte es sicher gereicht, aber dem hätte ich ausweichen können. Nun, er hatte zugelassen, dass ich ihm den Arm umgeknickt hatte, wie man einen dünnen trockenden Holzzweig brechen konnte.
Ich ließ seinen Arm fahren, und Kabuto verzog sein Gesicht vor Schmerz, wankte aber nicht eine Sekunde oder versuchte mich anzugreifen.
Ich wandte mich um. "Gut. Wir haben einen Deal. Du und deine Männer können abziehen. Wenn Ihr in Sicherheit seid, lasst Ihr Anne frei. Darauf will ich dein Wort."
"Ich gebe dir mein Ehrenwort", sagte Kabuto mit schmerzerfüllter Stimme.
"Gut."
"Noch etwas, Morikubo. Du erinnerst dich an den Raum, in dem du Wahnsinniger ein Dai Endan abgefeuert hast?", fragte er mit vor Schmerzen abgehackter Stimme.
"Was ist damit?"
"Ich will den Schwertkämpfer mitnehmen. Den aus Wasser. Dafür kannst du gerne alle anderen behalten, die du schon gefangen hast."
Ich wandte mich wieder um. "Du kannst ihn haben. Aber sei versichert, wenn Anne was passiert, dann ist kein Versteck Orochimarus sicher genug. Darauf gebe ich dir mein Ehrenwort."
"Dein Ehrenwort, unseren freien Abzug betreffend, wäre mir lieber."
"Du hast es." Wir tauschten einen langen Blick aus, mit dem wir den anderen neu einzuschätzen versuchten.
"Es ist hier etwas ruhig für einen Kampf", klang Gosunkugis Stimme hinter mir auf.
"Wir kämpfen nicht mehr. Sie haben eine Geisel, und freien Abzug ausgehandelt."
"Oh. Das ist Mist." Der große Affenkrieger nahm seine Menschengestalt an. "Na, dann kann ich es ja ruhiger angehen lassen."
"Kannst du, Hikari. Nichtsdestotrotz haben wir wohl gewonnen."
Kabuto nickte dazu. "Orochimaru-sama hat heute einen wichtigen Stützpunkt verloren, die Keimzelle für ein neues Otogakure. Das ist unbestreitbar. Aber er hat auch gewonnen. Die sieben zähesten Shinobi dieses Stützpunkts wurden heraus kristallisiert."
"Ich bin kein Freund von solchen Auslese-Sprüchen", erwiderte ich.
Wieder maßen wir uns mit Blicken. "Ach ja, noch etwas, bevor ich Houzuki holen gehe, Anne betreffend."
"Ja, bitte?"
Ich sah ihn an, und Kaminari hatte mir später erzählt, meine Augen hätten so unheilvoll aufgeleuchtet bei meinen nächsten Worten. "Was Anne angeht, so will ich sie lebend, aber ich brauche sie nicht vollkommen unversehrt."
"Worauf willst du hinaus?", fragte Kabuto argwöhnisch.
"Es käme mir durchaus zupass, wenn ihr jemand für ihren Selbstmordversuch, sagen wir, den Hosenboden stramm zieht."
Kabutos Augen versanken in einem grellen, beinahe strahlenden Blick. "Verstehe. Und weil ich von deiner Warte gesehen aus "böse" bin, soll ich das übernehmen."
"Weil du eher als ich dazu Gelegenheit haben wirst", erwiderte ich hämisch.
Anne schluckte kräftig.
"Oho. Sehe ich da etwa das Potential für einen wirklich großen Shinobi an dir, Morikubo? Gerne doch. Sieh es als Sonderservice an."
Ich grinste hämisch, er grinste hämisch zurück. Und ich hoffte wirklich, dass Anne daraus etwas lernte. Im Idealfall würde sie sogar ihre überzogene Verehrung für mich verlieren. Man würde sehen.
***
Mamoru Morikubo hielt sein Wort - und die Affenkrieger zurück. Der Ton zwischen den Shinobi der beiden Lager wirkte beinahe schon vertraulich, und die Flucht von Kabutos Truppe beinahe wie eine Verabschiedung.
Sie hielten beide die Bälle flach. Er selbst und auch Morikubo. Wie es von zwei Vollprofis zu erwarten gewesen war. Mit Houzuki im Schlepp, der mehr tot als lebendig war, und es sich trotzdem nicht nehmen ließ, mit zittriger Stimme Flüche und Bedrohungen über den Konoha-Nin auszuschütten, verließen sie das Versteck, und eilten nach Osten, auf das Land des Feuers zu. Es war sicher, dass die Zerstörung des Stützpunkts, der noch immer an manchen Stellen brannte, die hiesigen Behörden auf den Plan rufen würde, und dann war es mit Orochimaru-samas Verbündeten Geschichte. Nicht, dass es schade um diese Wendehälse und Opportunisten gewesen wäre.
Letztendlich waren sie nun zu acht. Die acht zähesten loyalen Diener Orochimaru-samas aus diesem Stützpunkt, den neunten als Handgepäck dabei. Plus eine Geisel.
Schnell brachten sie einen Kilometer hinter sich. Dann einen zweiten, einen dritten. Liefen auf einem Flusslauf einen weiteren Kilometer gegen die Strömung hinauf. Dann noch einen Kilometer, und darauf noch einen Bach hinauf. Als sie fünf Kilometer Luftlinie entfernt und reel acht Kilometer zurückgelegt hatten, ließ Kabuto halten. Er winkte Zuuto zu sich, der die gefesselte und geknebelte Anne trug und ließ sie vor sich absetzen. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie ihn an, während er ihr den Knebel abnahm. "Wie wirst du es tun? Mit einem Lederriemen? Einem Gürtel? Einem Stahlstock oder einer frischgeschnittenen Rute? Nur zu. Ich bin eine Kunoichi. Ich halte das aus!"
Für einen Augenblick wusste Kabuto nicht, ob er lachen oder weinen sollte. "Ich denke, ich schneide dir die Fesseln auf und lasse dich einfach frei."
"Das ist nicht dein Ernst", sagte sie verblüfft. "Ich meine, du bist doch der Böse. Willst du nicht wenigstens versuchen, was böses zu tun?"
"Aber ich bin doch gerade dabei", sagte Kabuto mit einem wölfischen Grinsen. "Morikubo erwartet, dass ich dir den Arsch versohle. Indem ich es nicht tue, betrüge ich ihn. Ich habe ihm ja auch nie geschworen, dass ich es machen würde."
"Hä? Das passt aber nicht zu dir. Ich meine, du bist doch..." "Böse? Du erwähntest es schon. Aber böse und gut, das ist eine Frage des Standpunkts. Bin ich böse, nur weil ich meinem Meister treu bin, und tue, was er für notwendig erachtet? Bin ich böse, weil ich glaube, das er ein großes Ziel verfolgt, bei dem es sich lohnt, ihn zu unterstützen? Manche würden vielleicht ja sagen, manche nicht. Manche würden einen Konoha-Nin von vorne herein für böse halten. Viele Kumo-Nin denken so wegen der Schrecken im letzten Krieg. Und viele Konoha-Shinobi halten die Oto-Nin für böse, weil sie für Orochimaru-sama gekämpft haben. Du bist eine Oto-Nin. Kannst du dir vorstellen, dass man dich in Konoha für böse hält?"
"Ich war nie Oto-Nin. Ich bin erst in Getsugakure Kunoichi geworden", erwiderte sie trotzig.
"Oh. Gut, das du das erwähnst. Jetzt habe ich nicht mal mehr einen Grund, dich wegen deinem Ungehorsam Orochimaru-sama gegenüber zu maßregeln.."
War sie enttäuscht? Anscheinend ja. Menschen waren so merkwürdige Wesen, vor allem, sobald sie mehr Freiheiten und Möglichkeiten bekamen. Dann konnten sie nicht nur merkwürdig sein, sondern skurril, widersprüchlich, ja, irrational. Da waren die klaren Strukturen, in denen Kabuto lebte, doch eindeutig vorzuziehen. Er würde immer wissen, wo er hin gehörte: An die Seite seines Meisters, um ihm zu dienen und um ihm die Unsterblichkeit zu verschaffen, nach der er sich sehnte.
Aber zurück zu diesem Gör.
"Hast du was gemerkt? Du bedeutest Morikubo etwas. Genug, um mich gehen zu lassen. Weißt du, was du ihm angetan hättest, wenn du es tatsächlich geschafft hättest, Selbstmord zu begehen?", tadelte Kabuto.
"Das muss ich mir von dir sicher nicht anhören", sagte sie trotzig. "Ich bin eine Kunoichi! Ich weiß, dass ich im Kampf sterben kann, und das jederzeit!"
"Das ist sicherlich richtig und konsequent gedacht. Aber hast du schon mal daran gedacht, dass dein Leben wertvoll sein könnte? Nicht nur für Morikubo-sama, sondern auch für dein Dorf, das Zeit, Ausrüstung und Lehrer aufgebracht hat, um eine Kunoichi aus dir zu machen? Es ist die erste Regel, die jeder Shinobi zu lernen hat: Tote Shinobis nützen nicht mehr. Obwohl das auch nicht ganz richtig ist..."
"Ich bin also ein Wert", sagte sie missmutig.
Kabuto nickte. "Ein Wert, der deinem Dorf verloren geht, und das ohne jeden Gegenwert. Du bist ja nicht einmal auf einer offiziellen Mission, die deinen Tod verständlich machen würde. Verstehst du das?"
"Du redest ganz schön viel für jemanden, der etliche Ninjas getötet hat", murrte sie.
"Oh, verstehe mich nicht falsch", sagte er lächelnd. "Ich bin jederzeit dazu bereit für meinen Meister zu töten und zu verletzen. So wie ich auch dazu bereit war, mich von Morikubo verletzen zu lassen." Er hob den Arm in seiner Schlinge. Eine Behandlung zum Wachstum seiner Knochen hatte er bereits vorgenommen. Weitere würden folgen, wenn er mehr Ruhe hatte.
"Aber ich töte nicht sinnlos. Ich hätte auch nichts davon. Werde ich überrascht, und die Geheimhaltung ist in Gefahr, bin ich bereit und in der Lage, zufällig Involvierte zu töten, klar. Das tun alle Ninja, die ihre Mission ernst nehmen. Aber einfach jemanden töten, um ihn zu töten, das liegt mir fern." Er beugte sich vor und sah Anne in die Augen. "Selbst für mich ist der Tod keine Freizeitbeschäftigung. Alle meine Handlungen haben einen tieferen Sinn. Und auch wenn dich das erstaunen wird, dies ist nicht, diese Welt in ein Leichenhaus zu verwandeln."
Er richtete sich wieder auf. "Und genau deshalb lasse ich dich gehen, auch ohne dir den Hosenboden stramm zu ziehen. Sollten wir uns wieder begegnen, und solltest du meine Mission stören, werde ich dich allerdings ohne mit der Wimper zu zucken töten. Oder töten lassen." Er nickte dem Mann zu, der Anne getragen hatte. "Öffne Ihre Fesseln."
Zuuto zögerte nicht lange, und durchschnitt die Riemen an Händen und Füßen.
"Hey! Ihr könnt sie jetzt haben!", rief Kabuto in den Wald. Einige Zeit geschah nichts, doch dann raschelte es in den Bäumen, und dieses schmächtige Persönchen kam herab geschossen, das Gosunkugis Menschentarnung darstellte. Er landete in sicherer Entfernung, fast zwanzig Meter von der Gruppe entfernt. "Es verwundert mich, dass du mich entdeckt hast", gab er zu.
"Ich habe dich nicht entdeckt. Aber Morikubo ist kein Idiot, beileibe nicht. Ich an seiner Stelle hätte mir auch einen oder zwei Affenkrieger nachgeschickt. Werdet Ihr uns verfolgen?"
"Nein, nicht sofort. Es ist zu viel am Stützpunkt zu tun. Du und deine Leute werdet mindestens einen Tag Vorsprung haben."
"Aber er gibt nicht auf", sagte Kabuto mit gepresster Stimme.
"Hast du etwas anderes erwartet?" Gosunkugi schmunzelte.
"Ich werde die Zeit zu nutzen wissen. Geh, Anne-chan. Und lauf mir besser nie wieder über den Weg."
Verächtlich sah die Getsu-Kunoichi zu Kabuto hoch. "Das Gleiche wollte ich dir auch gerade sagen."
Es klatschte, als Kabuto das Mädchen hart ohrfeigte. Sie hatte den Schlag nicht einmal kommen sehen. "Arroganz ist eine ganz schlechte Eigenschaft für einen Shinobi, vor allem wenn da nichts hintersteckt. Jetzt geh."
Der Schlag hatte ihr nicht so weh getan wie die Tatsache, dass sie den Schlag nicht gesehen hatte. Ja, sie hatte nicht einmal eine Armbewegung gesehen, nur den beißenden Schmerz verspürt, als er getroffen hatte. Dieser Mann war ein Monster. Hätte er den Schlag mit seinem Chakra-Klingen ausgeführt, hätte er sie töten können. "J-ja", murmelte sie, sich die Wange haltend. Langsam ging sie auf Gosunkugi zu, der wachsam die anderen Oto-Nin musterte.
"Wir ziehen weiter!", sagte Kabuto bestimmt. "Und, Anne-chan, richte Morikubo noch etwas von mir aus: Hiermit sind wir quitt. Er soll nach Möglichkeit versuchen, nicht auf meine schlechte Seite zu geraten."
Wütend sah sie zu ihm herüber. "Ich glaube, ich kann dir jetzt schon seine Antwort sagen: Dito!"
Verdutzt schwieg Kabuto, bevor er schallend zu lachen begann. "Nun geh, bevor ich es mir anders überlege. Eventuell tue ich Konoha doch einen Gefallen, wenn ich dich aus dieser Welt entferne."
Die Kunoichi wurde blass und beschleunigte ihren Schritt. Als sie Gosunkugi erreicht hatte, sprang Akane aus den Ästen eines anderen Baumes zu ihnen herab. Sie nahmen die Gestsu-Kunoichi in die Mitte und sprangen mit Step davon.
Kabuto machte sich keinerlei Illusionen, Morikubo betreffend. So schnell würde er nicht aufgeben. Sie würden wieder aufeinander treffen, und dann würde einer den anderen töten.
***
Als Kabuto abzog, nickte ich Gosunkugi und Akane zu. Die beiden Affenkrieger nickten. Sie würden der Gruppe Oto-Nin folgen. Hikari Gosunkugi war der Garant dafür, dass sie den Kontakt nicht verloren, und Akane Tendo würde der Situation angepasst entscheiden, was sie tun würden. Mir war klar, dass Kabuto die beiden eventuell entdecken würde. Sollte er doch. Das würde ihn daran erinnern, dass er bei mir im Wort stand. Zweifel, das er sich an seinen Teil des Deals halten würde, hatte ich keine.
Im Osten stand die Sonne bereits eine Handspanne über dem Horizont. Es war eine verdammt lange Nacht gewesen, voller Kämpfe, Blut und Tränen. Kabuto war mir entkommen, vorerst. Und Anne war entführt worden, auch vorerst. Beides für mich kaum zu ertragen. Zudem hatte er seine Gruppe vergrößern können. Und das hiesige Versteck Orochimarus hatte an mehreren Stellen gebrannt, woran ich keinesfalls unschuldig gewesen war. Tatsächlich hätte der Stützpunkt leicht zur Todesfalle werden können mit seinen engen Gängen und dem vielen Rauch. Aber glücklicherweise gab es nicht viel brennbare Materialien im Versteck. Das bedeutete natürlich auch, dass es stabil bleiben würde.
"Wie wirst du weiter vorgehen, Morikubo-tono?", fragte Enka O Enma.
"Ich habe einen Boten entsandt, der die Behörden alarmiert", sagte ich leise. "Ich werde ihnen das Versteck übergeben und die Verschwörung in der Stadt aufdecken. Anschließend warte ich, bis Akane und Hikari mit Anne zurückkommen. Sobald man mich hier fort lässt, werde ich die Verfolgung von Kabuto wieder aufnehmen."
"Was für eine dumme Idee", sagte Pakkun tadelnd. "Mit deiner Beinwunde kommst du eh nicht weit. Sei froh, dass das Shuriken nicht vergiftet war."
Ich sah fragend zu dem Hund runter, der vor meinen Füßen hockte.
"Ich rieche das Blut. Und die Entzündung in der Wunde", erklärte er.
"Entzündung."
"Ja."
Ryu Kaminari, der ebenfalls bei uns stand, räusperte sich. "Nicht zu vergessen, dass er sich verbessert hat. Alleine ist er gekommen, und nun sind es acht."
"Die Umstände sprechen gegen uns", sagte Kankurou. "Niemand würde es uns verübeln, wenn wir abbrechen oder auf Verstärkung warten."
"Niemand, außer uns selbst", sagte ich ernst.
"Sicherlich." Kankurou seufzte resignierend. "Verstärkung?"
"Annehmbar." Ich lächelte schmallippig. "Bist du dabei, Ryu?"
"Hey, ich war gerade mit einer Mission fertig, als sie mir in diesem feinen Gasthaus einen vergifteten Drink serviert haben, damit ich in Orochimarus Labor Laborratte spielen soll. Ich habe Zeit. Und ich lasse doch meinen alten Kumpel Mamoru nicht in Stich."
"Ich wurde ebenfalls mit dieser Aufgabe betraut", sagte Kankurou. "So schnell wirst du mich nicht los, Mamo-chan."
"Und ich wurde dir von Kakashi zugewiesen. Solange ich keinen anderen Befehl kriege, bleibt es dabei", sagte Pakkun. "Einer muss dich ja vor Leichtsinn beschützen."
"Danke, Leute."
"Was mich angeht, werde ich die Beschwörung wieder aufheben und Ranko-tono schicken", sagte der König der Affen. "Sie wird sich deiner Wunde annehmen, damit du die Jagd fortsetzen kannst."
Dankbar nickte ich. "Das ist eine gute Idee." Ich reichte dem König die Klinge von Kusanagi. "Enka O Enma, nimm bitte dieses Schwert wieder mit. Ich brauche es nicht, so gut es auch ist. Die Affenkrieger sind meine Waffen."
Der erfahrene Krieger nahm das Schwert entgegen und nickte verstehend. "Gut. Ich akzeptiere deine Entscheidung. KAI!"
Der König der Affen verschwand in einer Verpuffung.
"Tja, was machen wir denn jetzt? Wir können Kabuto bestenfalls verfolgen, und was soll uns das bringen, solange er sieben neue Freunde hat", murmelte Kaminari. "Einen Abstecher über Konoha?"
"Drei Affenkrieger, Kankurou, du, ich... Hm, ich denke, das dürfte einiges an Gewicht haben. Aber ich werde wohl besser eine Botschaft an Konoha schicken und um Verstärkung bitten, sobald ich weiß, in welche Richtung Kabuto reist."
"Gute Entscheidung", lobte Pakkun.
"Hier kommt eine noch bessere." Ich legte die Rechte auf den Boden. "Kuchiose no Jutsu!"

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9.
"Autsch."
Ranko-sama sah mich amüsiert an. "Stell dich nicht so an, Konoha-Chunin. Du bist zwei Stunden mit der unbehandelten Verletzung rumgelaufen, und jetzt tut sie dir weh?"
"War nur ein Reflex", erwiderte ich. "Hat nicht wirklich weh getan." Kritik, Widerworte oder Auffälligkeiten verboten sich gerade von selbst. Ranko-sensei war zu einhundert Prozent im Bemutterungsmodus, und damit einher ging ihr Dominanzverhalten. Entweder, man ordnete sich unter, oder man ging unter.
Die Affenkriegerin war in ihrer menschlichen Gestalt erschienen, die sie etwas kleiner machte. Ihr langes, schwarzes, seidiges Haar fiel ihr lose über die Schulter, und sie trug wieder die übliche Felduniform der Konoha-Shinobi. Allerdings mit einem Unterschied. Statt eines Hemds hatte sie das bei Kunoichi recht beliebte Netzhemd unter gezogen, was den Anblick ihres Busens noch aparter machte. Auch ein Grund, sie nicht bei der Arbeit zu stören.
"Starrst du mir etwa auf den Busen, Mamo-chan?", fragte sie amüsiert.
"Äh...", machte ich verlegen.
"Du bist verletzt, also darfst du das ruhig. Wenn ich etwas tun kann, damit es dir besser geht, leiste ich es gerne." Sie zwinkerte mir zu, und dieses Zwinkern ging mir durch Mark und Bein.
"Ranko-sama, du solltest nicht so viel mit ihm spielen", mahnte Kaminari grinsend. "Der arme Junge mag mittlerweile das Konzept der Liebe begriffen haben. Aber das der Erotik ist für ihn immer noch ein Buch mit sieben Siegeln."
"Oh, dem könnte abgeholfen werden", sagte sie mit einem Lächeln, das einen wohligen Schauder über meinen Rücken jagte. Begann sie etwa, mich als Mann ernst zu nehmen? Das war ironisch - ich selbst tat es nämlich nicht.
"Aber davon abgesehen", sagte Kaminari, und hockte sich neben uns. "Wie geht es seiner Beinwunde?"
"Du meinst, wegen seiner Verfolgungsjagd? Drei Tage, bevor er wieder Step einsetzen oder laufen kann. Hält er sich nicht dran, wird sich die Wunde entzünden, eitern, er wird Fieber kriegen und dann erst Recht ausfallen."
"Drei Tage? Bis dahin ist Kabuto über alle Berge", murrte ich.
"Ich kann ihn auch alleine verfolgen", sagte Kaminari gedehnt, "und Spuren hinterlassen, die Pakkun verfolgen kann."
Der kleine braune Hund nickte leicht. "Das ist eine Möglichkeit."
"Du könntest auch deine Affenkrieger die Verfolgung aufnehmen lassen", sponn er den Faden weiter. "Und wir ruhen uns hier drei Tage aus, und gehen ihnen dann nach."
"Zwecklos. So lange hält der da nie durch", sagte Ranko-sama mit einem ironischen Lächeln. "Bereits heute nachmittag wird er nervöser sein als ein Bräutigam vor der Hochzeit, nur weil es nicht weiter geht."
Das war, fand ich, eine sehr treffende Umschreibung meines derzeitigen Gemütszustands. Mist, war ich tatsächlich so einfach zu deuten?
Ich blickte wieder auf meine Beinwunde, in die Ranko-sama ihr Chakra fließen ließ, um die Wunde zu schließen. Sie hatte nicht übertrieben, als sie sagte, nach drei Tagen Ruhe würde die Wunde geschlossen sein. Sie war eine exzellente Heilerin, die sich ohne Weiteres auf eine Stufe mit Tsunade-sama stellen konnte.
Und dabei sollte man nicht die geschlagene Stunde untrschlagen, die sie zuvor aufgewendet hatte, um die mittlerweile schmerzenden und nässenden Verbrennungen in meinem Gesicht zu behandeln. Außerdem hatte sie Kahlschlag an meinen verbrannten schwarzen Haaren betrieben, und den Rest so weit wieder hergerichtet, das ich wieder unter Menschen gehen konnte. Zum Glück war mein Haar sehr dick und fest, sodass es meist nur kurz und dann hauptsächlich an den Spitzen gekokelt hatte. Verbrennungen im Gesicht hätte ich ertragen, oder einfach den Rest meines Lebens eine Maske getragen. Das machte mir nicht viel. Aber der Gedanke, kahle Stellen auf dem Kopf zu haben, weil die Verbrennungen meine Haarwurzeln irreparabel beschädigt hatten, erschreckte mich. Bei meinen Haaren war ich erschreckend eitel. Sehr erschreckend. Sehr eitel. Nicht, dass ich sie besonders pflegte. Nur da sein mussten sie. Ranko-sensei wusste das, und hatte sich ihnen mit Hingabe gewidmet. So wie sie sich nun meiner Beinwunde widmete, die in der Dringlichkeit auf den letzten Platz gerutscht war. Ich konnte gar nicht sagen, wie sehr ich Senseis Hilfe zu schätzen wusste.

"Wie immer bin ich dir sehr dankbar für alles, was du tust, Ranko-sensei", sagte ich tief ergriffen.
Ihr Antwortlächeln war voller Wärme und Liebe, wie Affen es bei Menschen zu tun pflegten, zu denen sie eine innige Beziehung aufgebaut hatten. Dieses Lächeln - und ihr wirklich schöner Busen, von der Weste nur halb verdeckt, machten die Heilung wirklich angenehm.
"Du weißt, alles was ich für dich tue, tue ich aufgrund meiner großen Liebe zu dir, Mamo-chan."
"Und ich bin dankbar. Dankbar, das es dich gibt, und dankbar, dass du mich liebst, Ranko-sensei. So, wie ich dich liebe."
Sie lächelte mit zu Schlitzen verschlossenen Augen. "Danke. Das hört eine Frau doch immer wieder gerne. Aber versteif dich nicht darauf, sonst kommst du noch auf den dummen Gedanken, etwas mit mir alter Frau anzufangen, und das würde ja so gar nicht passen."
"Sensei, du bist doch keine alte Frau. Im Gegenteil, seit ich dich kenne, bist du nicht einen Tag gealtert", erwiderte ich.
Ihr Lächeln wich einem überraschten Gesichtsausdruck. Der widerum wich einer wehmütigen Miene. "Auch das hört eine Frau immer gerne", erwiderte sie keck. Sie schlug mir auf die Wunde, was mir wie zu erwarten gewesen war keine Schmerzen bereitete. "So, die erste Sitzung ist beendet. Deine Wundheilung wurde einhundertmal beschleunigt. Aber heute Abend müssen wir noch daran arbeiten, um ein paar hundert Muskelfasern zu kitten."
"Darf ich aufstehen?", fragte ich hoffnungsvoll.
"Aufstehen, herum gehen. Und ich betone ausdrücklich gehen. GEHEN, Mamo-chan. Schrittgeschwindigkeit. So wie ein gemächlicher Fußgänger. Wehe, ich sehe dich Step benutzen."
"Du brauchst das nicht so zu betonen, Sensei. Ich habe das schon beim ersten Mal kapiert."
Ranko-sensei sah amüsiert zu Ryu herüber, der auflachte. "Und akzeptiert hat er es eventuell bei "Fußgänger", würde ich sagen."
Nun lachten beide, ganz klar auf meine Kosten. Ich ließ es über mich ergehen, denn vermutlich hatten sie Recht.
"Ranko-sensei? Wie geht es Ryoga?" Damit war die Frage heraus, vor der ich mich gedrückt hatte, so lange ich gekonnt hatte.
"Hibiki-tono geht es gut. Als er zurückgeschickt wurde, konnten wir zuerst mit seinem Zustand nichts anfangen. Dann fand ich bei einer ersten Untersuchung die Schnitte in seinem Innern, ohne äußere Verletzungen erkennen zu können. Kabutos Spezialität, wenn ich mich nicht irre. Ich konnte ihm erstmal das Leben retten, und habe ihn dann Akari und Nabiki anvertraut."
Ich stöhnte entsetzt auf. "Akari war eine gute Idee. Sie ist sehr fürsorglich und aufopfernd. Aber Nabiki ist sicher schon dabei und schreibt ihm eine Rechnung für all die Sonderleistungen, die sie erbracht hat."
Ranko-sama lachte auf. "Später vielleicht. Als du mich beschworen hast, war sie jedenfalls noch viel zu hektisch, weil sie sich solche Sorgen um Ryoga gemacht hat. Die Wunden sind sehr schwer und sehr gefährlich. Kabuto weiß, was er tut und wie er es tun muss."
Ich nickte. Genau deshalb hatte ich ihn auch mit viel Respekt behandelt. Sehr viel Respekt. "Gut zu wissen, das er es schaffen wird."
"Wenn irgendjemand seine eigene Dummheit überleben kann, dann sind das Mamoru Morikubo, und Ryoga Hibiki", sagte Sensei schmunzelnd.
Darauf konnte ich nichts erwidern. Sie hatte ja Recht.

"Morikubo-tono?"
Ich sah auf. "Jaro-tono", begrüßte ich den Kiri-Nin, den meine Affen aus dem Gefängnis befreit hatten. Der hochgewachsene Genin war ebenso wie Ryu in einem Gasthaus "geerntet" worden, indem man ihm Schlaftropfen in seinen Sake getan hatte. Anschließend war er hier wieder aufgewacht und hatte als Versuchskaninchen dienen müssen. Einer seiner Kameraden hatte sein Ende in den Labors gefunden, und er wäre für den heutigen Tag für eine Versuchsreihe vorgesehen gewesen. Wir hatten die Reste seines Kameraden gefunden - eine große, unförmige Masse Fleisch. Die Forscher hatten die Zellalterung stoppen wollen. Stattdessen hatten sie die Zellen zu ungezügelter Teilung angeregt. Ich konnte nur hoffen, das der Ninja schnell gestorben war.
"Morikubo-tono, ich bringe Nachricht aus der Stadt. Die örtlichen Behörden sind eingetroffen. Hast du schon mal gesehen, wie eine ganze Stadt verhaftet wird? Es ist ein interessanter Anblick."
Für einen Moment war ich erstaunt. Dann aber erkannte ich, das meine Botschaft an den nächsten Militärstützpunkt dem Verantwortlichen keine andere Wahl gelassen haben konnte, wenn er seinen Job ernst nahm.
"Gut, ich werde mit ihrem Anführer sprechen, sobald er das Labor inspizieren will." Ich sah kurz zu Boden. "Um deinen Kameraden tut es mir leid."
"Ja, mir auch. Aber... Nun, ich könnte jetzt auch tot sein, wenn du nicht gewesen wärst, Morikubo-tono. Ein Tag später, und..." Er schluckte trocken. "Ich verdanke dir und deinen Affenkriegern mein Leben."
"Wenn das so ist, kannst du den Mizukage vielleicht dazu überreden, einen entsprechenden Bericht an den Hokage zu schicken, der mein doch eigenmächtiges Handeln vergessen lässt und den Erfolg in den Vordergrund stellt, wenn es Recht ist."
Jaro grinste breit. "Ich glaube nicht, das ich Mei-chan... Ich meine, Terumi-sama, also ich glaube, ich werde sie dazu gar nicht groß anzustiften brauchen. Wenn es irgend etwas gibt, womit sie dir helfen kann, wird sie es von sich aus tun. Sie spricht nur lobend von dir, Morikubo-tono. Und wie ich in dieser Nacht gesehen habe, hat sie Recht damit."
Ich sah ihn erstaunt an. "Terumi-chan erinnert sich an mich? Also, das ist ein großes Kompliment."
"An dich erinnern ist ein wenig untertrieben. Sie sagt stets, sie hat den Yondaime Mizukage nur abgesetzt, weil du sie angestiftet hast. Seither hat sich vieles in Kirigakure verändert." Er kratzte sich verlegen am Haaransatz. "Und sie ist noch stärker geworden."
"Das war zu erwarten gewesen", erwiderte ich trocken. "Sie war zwar schon Jounin, aber ihr Potential ist noch lange nicht erschöpft. Nutzt sie immer noch dieses Gekkai Kenkai mit der Lava?"
Jaro lächelte verschmitzt. "Konohas Geheimdienstmühlen mahlen wohl langsam. Sie hat ein zweites entwickelt. Wohl ein Erbe ihres Urgroßvater mütterlicherseits, der vor neunzig Jahren in die Familienlinie eingeheiratet hat."
Konsterniert sah ich ihn an. Es war eine Sache, ein Kekkai Genkai in der Familie, also im Erbgut zu haben. Es heraus zu arbeiten war bei vielen nicht leicht; ich selbst hatte nie mein Nara-Erbe, die Schattenkunst, erlernen können. Ich hatte einfach kein Talent dafür, obwohl es vielen Nara leicht von der Hand zu gehen schien. Aber ein zweites aus dem Erbgut heraus zu kristallisieren und zu nutzen, wow, das war eine Hausnummer. Das machte Mei-chan wahrscheinlich zu einer der stärksten Ninjas auf dieser Welt.
"Keine Details, bitte. Ich werde sonst noch neidisch. Also abgemacht, du bequatschst Terumi-chan, damit sie einen positiven Bericht schreibt, der mich nach meiner recht eigenmächtigen Aktion hier am Stützpunkt gut aussehen lässt."
Jaro schmunzelte mich an. "Sieh es als bereits erledigt an, Morikubo-tono."
Dankbar lächelte ich. "Wann brecht Ihr auf?"
"Sobald die Situation hier klar unter Kontrolle ist und wir nicht mehr gebraucht werden. Die anderen werden dann ebenfalls aufbrechen. Viele von uns sind schon Monate verschwunden. Wir müssen uns dringend in unseren Dörfern zurückmelden."
"Die Pflicht eines Shinobi geht immer vor", dozierte ich.
"Das hast du gut gesagt, Mamo-chan", sagte Ranko-sama.
"Ein alter Ausspruch meines Senseis." Meine Miene verdüsterte sich leicht. "Hayate-senseis."
Aber mit einem Lächeln sah ich wieder zu Jaro herüber. "Ich denke, so können wir es machen. Kabuto hat sich zwar sieben Kameraden zugelegt, aber ich habe meine Affenkrieger und Ryu. Wenn er also nicht allzu sehr im Weg herumsteht..."
"Heyyyy", protestierte der Chunin lautstark.
Ich grinste ihn frech an. "...dann ist auch Kabuto zu packen. Außerdem ergibt sich vielleicht eine Möglichkeit, an Verstärkungen zu kommen. Bisher flieht er in eine gefällige Richtung, nämlich nach Osten, in Richtung Land des Feuers."
Jaro lachte. "Ich sehe schon, ich brauche mir keine Sorgen um dich zu machen. Allerdings habe ich das auch nicht erwartet." Er bot mir die Hand, um mich auf meine eigenen Füße zu ziehen. "Danke nochmal für die Lebensrettung, Mamo-chan."
"Jederzeit wieder. Solange wir keine Gegner sind", erwiderte ich.
"Davor möge das Schicksal mich behüten", lachte er und schüttelte meine Hand.

Als er ging, konnten wir beide nicht wissen, dass wir uns nicht mehr als Gegner sehen würden, aber wohl als... Doch das führt zu weit.
Auch die anderen Ninjas, die wir befreit hatten, würden sich verabschieden. Sie wussten, wem sie ihre Leben verdankten, und ich sah es als selbstverständlich an. Ich selbst hätte mich auf jeden Fall so verhalten, hätte Dankbarkeit gezeigt. Natürlich fühlte ich mich schon im Stich gelassen, da keiner von ihnen unsere Hatz begleiten würde. Aber ihre Argumente waren richtig und wohl durchdacht. Ich konnte nichts dagegen sagen. Gar nichts. Außer, ich missgönnte ihnen ihre Rettung, die es ihnen ermöglichte, ihre Pflicht wieder aufzunehmen.
Aber noch waren sie nicht fort, noch halfen sie aus bei der Befreiung der anderen Gefangenen, bei der Rettung der Versuchspersonen aus den Labors, und bei der Bewachung der Gefangenen, von denen wir einige gemacht hatten.
"Ach ja, bevor ich es vergesse", sagte Ranko-sama, schlang ihre langen, grazilen Arme um mich und drückte mich an sich. "Herzlichen Glückwunsch zu deinem siebzehnten Geburtstag, Mamoru Morikubo."
"Danke", sagte ich automatisch, aber es dauerte einige Zeit, bis die Information auch wirklich meinen Verstand erreichte. Richtig, ich hatte Geburtstag. Daran hatte ich nicht mehr gedacht seit... Teufel, ich hatte mich das letzte Mal vor den Kämpfen um Konoha selbst an meinen Geburtstag erinnert, als ich vierzehn geworden war. An meinen fünfzehnten und meinen sechzehnten hatten mich andere erinnert, und ich hatte beim Beginn der Mission überhaupt nicht daran gedacht, das ich durch meine Mission in Suna an meinem Geburtstag gar nicht Zuhause sein konnte. Auch meine Eltern hatten nichts gesagt, aber für sie ging die Pflicht ohnehin vor. Bestimmt planten sie aber schon eine Überraschungsparty für den Tag meiner Rückkehr. Und nun hatte mich doch jemand daran erinnert. "Danke", wiederholte ich, aber diesmal begreifend, was die Worte bedeutet hatten. Ich umarmte meinen Sensei im Gegenzug. Und sie fühlte sich gut an. Ein wenig peinlich war es mir aber schon, denn so umarmte sie mich, seit ich sie mit zwölf das erste Mal kennen gelernt hatte. Ich hatte ihr auf Anhieb gefallen, und ihr scherzhaft vorgetragener Vorschlag, ob ich nicht Kontraktträger der Affen werden könnte, hatte sowohl bei Hayate-sensei als auch bei Hiruzen-sama zuerst Heiterkeit, dann aber Zustimmung ausgelöst.
"Und weil du jetzt fast ein großer Junge bist, kriegst du auch ein Geschenk für einen großen Jungen", sagte sie lächelnd, und küsste mich auf den Mund. Bei der Berührung durchfuhr mich ein kleiner Stromschlag. Ich hatte nicht gewusst, dass man Chakra auch in einen Kuss einfügen konnte.
"Danke", wiederholte ich, vollkommen verblüfft.
Ranko-sensei ließ mich fahren, offenbar sehr gut gelaunt. Aber irgendwie auch ein wenig peinlich berührt.
Okay, ich war jetzt also siebzehn. Damit kam ich der Sex-Sache unaufhaltsam näher. Und auch dem Moment der Entscheidung, welche Frau ich an meine Seite nehmen würde. Eine aus dem Mamo-Pakt, oder doch jemand ganz anderen. Nebenbei bemerkt wusste ich noch immer die Identität von zwei Frauen aus diesem Pakt überhaupt nicht. Elektrisiert sah ich auf. War etwa eventuell ausgerechnet Ranko-sama...? Nein, das konnte nicht sein. Nicht eine klasse Frau wie sie. Und dann ein Bengel wie ich. Unmöglich. Aber was, wenn... Was, wenn doch?
Ich seufzte leise. Dann würde ich mich aber noch mehr ins Zeug legen müssen, um für ihr Interesse überhaupt würdig zu sein.

"Da kommen Akane und Hikari", sagte Kaminari. "Und sie bringen diese Rotzgöre mit. Hätten sie sie mal bei Kabuto gelassen."
"Er hat also Wort gehalten", sagte ich zufrieden.
"Du hast daran gezweifelt?", fragte Ryu verblüfft.
"Nein, nicht wirklich. Aber dass er sein Wort wirklich gehalten hat, sagt einiges über ihn aus. Es ist eine Schwäche, die wir ausnutzen können."
"Von dem Standpunkt hatte ich es noch gar nicht gesehen", sagte Kaminari.
Die beiden Affen kamen schnell näher. Schließlich landeten sie direkt vor Kaminari, Ranko-sama und mir.
Gosunkugi bückte sich, damit Anne von seinem Rücken steigen konnte.
"Probleme?", fragte ich.
"Nein, keine Probleme. Und er hat uns nicht entdeckt, aber aus unserer Deckung geblufft", sagte Akane mit Frustration in der Stimme.
Ich deutete auf Anne, die verlegen zu Boden sah. "Hat sie ihren Arschvoll bekommen?"
Die beiden Affenkrieger sahen sich an. "Äh...", begann Hikari gedehnt, "das ist Auslegungssache."
"Also nicht", schoss ich ins Blaue.
"Er hat mich kräftig geohrfeigt", sagte Anne, den Blick noch immer starr zu Boden gerichtet.
"Und du hattest es verdient", sagte Akane ohne Mitleid in der Stimme.
Trotzig sah die Getsu-Nin auf. "Aber..."
"Keine Widerrede", sagte Akane mit strenger Miene.
Sie brummelte etwas leise vor sich hin, und sah wieder zu Boden. "Es tut mir leid, das ich dich enttäuscht habe, Mamoru-sama. Und es tut mir leid, dass ich nicht wie abgesprochen bestraft wurde. Immerhin habe ich wirklich Selbstmord begehen wollen."
"Entschuldigt uns kurz", sagte ich kurz angebunden, legte einen Arm um Annes Schultern und ging mit ihr ein paar Dutzend Meter. "Pakkun, lauschen ist eine schlechte Angewohnheit", tadelte ich einen Busch, der neben uns wuchs.
Der Ninja-Hund kroch unter den Zweigen hervor und blinzelte missbilligend. "Ich habe nur den gleichen Weg gehabt, Mamo-chan."
"Wie dem auch sei, zurück zu Ranko-sama."
Brummige Worte murmelnd ging Pakkun zu den Affen herüber.
"Also, Anne-chan, wir beide müssen mal reden."
"Willst du mich jetzt selbst bestrafen?" Sie seufzte. "Ich verstehe das, schon gut. Wie willst du es machen? Nimmst du einen Gürtel?"
"Ich glaube, du verstehst hier etwas falsch", sagte ich mit drohender Stimme, die sie zusammenzucken ließ.
"Mamoru-sama..."
"Um es kurz zu machen, erlasse ich dir deine Strafe. Wir werden schnell reisen müssen, und da kann ich einen lädierten Ninja nicht gebrauchen. Nicht noch einen, meine ich", sagte ich, und deutete auf mein verletztes Bein.
"Ja, verstehe. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, oder?"
"Lass es mich so sagen. Wenn du die Klappe hältst und Uzuki-sensei nicht verrätst, das ich dir auch mit Selbstmord gedroht habe, wenn du dich umbringst, dann haben wir einen Deal."
"Ach ja, da war ja was. Auf dem Sportplatz, beim Kampf gegen Baki. Den hast du ja so richtig schön vermöbelt, und..." Sie sah mich erstaunt an. "Stimmt. Du hast ihr versprochen, nie wieder mit Selbstmord zu drohen. Wenn sie das erfährt, uiuiui."
"Anne-chan..."
Abwehrend hob sie beide Arme. "Ich könnte nie etwas tun, was dich gefährdet, Mamoru-sama. Jedenfalls nicht freiwillig."
"Dann haben wir einen Deal?"
"Sicher."
Erleichtert atmete ich auf. Das war einfacher gewesen als ich gedacht hatte.
"Und er hat dich geohrfeigt?"
"Ja, und das tut ganz schön weh. Kabuto, du blöder Kerl. Er sagte, das ich die für meine Arroganz verdient hätte. Ich... Mamoru-sama, lachst du mich gerade aus?"
Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Laut und kräftig. Ja, das war sehr passend formuliert gewesen. Bei unserem nächsten Treffen musste ich Kabuto unbedingt einen ausgeben, bevor wir versuchten, uns gegenseitig zu töten. "Ein klein wenig. Also, denk mal drüber nach, ob Kabuto nicht eventuell Recht haben könnte."
"Mamo-chan, hör auf zu quatschen!", rief Kaminari zu uns herüber. "Kankurou-sama ist zurück aus der Stadt!"
"Wir kommen!", rief ich, und wandte mich wieder den Freunden zu. Dabei nahm ich den Arm von Annes Schulter. Merkwürdig, war die nicht immer schmaler gewesen? Und hielt sie sich jetzt nicht viel aufrechter? Strahlte ihr Gesicht nicht geradezu vor Leben? Ach nein, das war der rote Fleck von Kabutos Schlag. Aber sie sah doch selbstbewusster aus als noch Tage zuvor. Ein gutes Ergebnis unserer bisherigen Reise.

Kankurou traf mit einem Trupp berittener Soldaten kurz vor mir am Eingang an. Wenn ich daran dachte, das er ganz alleine die Hauptstraße der Stadt auf beiden Seiten gesperrt hatte, um die Flucht derjenigen zu verhindern, die mit Orochimaru paktiert hatten, wurde mir wieder einmal klar, welcher Unterschied zwischen mir kleinem Chunin und einem echten Jounin lag.
"Ah, Mamo-chan. Du kannst ja wieder gehen." Er lächelte grimmig, und dabei wirkte er für die durchkämpfte Nacht, die hinter uns lag, auch noch viel zu frisch. Das Leben war manchmal ungerecht. Oder es lag an seiner Gesichtsbemalung, die er anscheinend vor kurzem frisch hatte auftragen können.
"Ich darf langsam gehen. Mehr erlaubt mir mein Arzt nicht", erwiderte ich.
"Und das vollkommen zu Recht", mahnte mich Ranko-sensei.
"Ja, das kommt noch hinzu. Die Lage in der Stadt ist unter unserer Kontrolle?"
"Unter meiner Kontrolle", sagte der Anführer der Reiterei, und stieg ab. "Ich bin Tai-sa Torani von der achten Brigade der Landesverteidigung. Ich bin mit eintausend meiner Männer aufgebrochen, als ich Ihre Nachricht bekommen habe, Morikubo-tono. Wir wussten schon länger, das hier Ungebührliches passierte. Die vielen Berichte über Menschen, die spurlos verschwanden, hatten uns bereits Investigationen vornehmen lassen. Leider verschwanden die Inspekteure meistens auch, so wie die Mehrzahl der Spione. Ihr Bericht hat dann alle Puzzleteile zusammen gefügt. Wir haben erst einmal die ganze Stadt verhaftet, und werden dann die Spreu vom Weizen trennen." Der große, im Dienst ergraute Soldat deutete auf die Gruppe unserer Gefangenen. "Ich nehme an, bei denen kann ich davon ausgehen, das sie definitiv schuldig sind?"
"Es liegt nahe", sagte ich. "Jedenfalls hatten sie Zugang zu Orochimarus Stützpunkt und waren Teil seiner Experimente. Auf der Täter-Seite."
"Wir werden auch über sie richten und ihnen ihre gerechte Strafe zukommen lassen", versprach der Tai-sa. "Will ich wissen, welcher Art die Experimente waren?"
"Wollen, nein. Müssen, ja", erwiderte ich. "Ich hoffe, Sie haben einen starken Magen."
"Ich wusste, dass ich das hier nicht mögen würde. Trupp, die Gefangenen übernehmen!", rief er seinen Leuten zu, die prompt und entschlossen reagierten. Ein Teil stieg ab, ein Teil blieb auf den Pferden in der erhöhten Position. Derart aufgestellt übernahmen sie die Positionen der Shinobi. Dann führten sie ihre Gefangenen in Richtung Stadt ab.

Die nun freigestellten Shinobi kamen zu einer letzten Verabschiedung zu uns. Erneut wurden viele Hände geschüttelt, und ich rang jedem einzelnen Dorf das Versprechen eines Schreibens an meine Hokage ab, um meinen Hals weiter aus der Schlinge zu ziehen. Anschließend wollten die Shinobi zurückkehren.
Doch Takemi-tono, einer der Ninjas aus Iwagakure, nahm mich kurz beiseite. "Ich glaube, wir haben noch nicht alle Ratten ausgeräuchert. Wir kennen die Struktur eines solchen Verstecks noch nicht gut genug, und jedes kann anders sein. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es gibt Fluchträume für den Fall einer Eroberung, die auch Chakra abschirmen. Jedenfalls habe ich eine Präsenz in der Luft gespürt, einen Geruch, der nicht hatte da sein sollen, als ich die Labors kontrolliert habe... Es ist einen Versuch wert, denke ich."
Ich musterte die Gefangenen, die gerade abgeführt wurden, und tatsächlich vermisste ich ein paar Gesichter, die ich kannte. Das wiederum ließ mich grinsen. "Danke für den Hinweis, Takemi-tono. Ich kümmere mich darum."
"Gut. Leider kann ich nicht länger bleiben. Aber vielleicht führt uns das Schicksal noch einmal zusammen. Vielleicht unter günstigeren Bedingungen."
Ich nickte zustimmend. "Die Zeit wird es zeigen."
Wir gaben einander die Hand, dann trat er zu seinen Landsleuten, und nach und nach verschwanden die Ninjas der verschiedenen Dörfer mit Step.

"Was hat er gesagt?", wollte Kaminari wissen.
"Das wir noch nicht alle erwischt haben. Die Schlausten, vermutlich." Ich lächelte sardonisch. "Aber ich weiß, wie wir sie kriegen können."
"Immer, wenn du so lächelst, weiß ich nicht, ob ich grinsen oder mich fürchten soll", murrte Kaminari.
"Du hast nicht von mir zu befürchten", erwiderte ich stirnrunzelnd.
"Ja, behauptest du", erwiderte er säuerlich.
"Ich für meinen Teil wäre Ihnen sehr verbunden, Morikubo-tono, wenn Sie den Stützpunkt komplett säubern würden. Es würde meine Aufgabe erheblich erleichtern", sagte der Tai-sa.
"Genau das war mein Plan. Pakkun, ich brauche deine guten Augen."
"Planst du das, was ich denke, das du planst?"
"Eventuell ja."
"Oh, gut. Das bedeutet dann nämlich, das du auch mal vernünftige, rationale Entscheidungen treffen kannst, Herr Chunin."
Bei diesem Tadel verdrehte ich die Augen. "Alle meine Entscheidungen sind vernünftig und rational."
"Behauptest du", konterte der braune Hund. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Mist.
***
"Tsunade-sama?"
"Tritt ein, Shizune." Vor der Hokage hatte sich ein beachtlicher Stapel Akten diverser Verwaltungsangelegenheiten angehäuft, den sie kontinuierlich abarbeitete. Aber irgend ein böses, heimtückisches Wesen schien zu verhindern, dass der Stapel weniger wurde. Misstrauisch beäugte Tsunade deshalb ihre Assistentin. Doch statt dem erwarteten Stapel Akten brachte sie nur eine einzige. Das ließ sie innerlich aufatmen.
"Tsunade-sama, ich sollte sofort den Bericht unserer Mediziner über die Leichen aus dem Reich der Winde bringen."
"Ah, der Kontra-Zwischenfall." Sie hielt die Hände nach der Akte auf.
Shizune legte die Akte hinein und bückte sich dann nach Tonton, dem kleinen Haustier der Hokage. Das Schweinchen an sich gedrückt wartete sie, bis Tsunade mit der Lektüre der Akte fertig war.
"Also ein vollkommen anderes System als jenes, mit dem Orochimaru meinen Großonkel und meinen Großvater kurzfristig in ein Pseudoleben geholt hat, als er gegen Hiruzen-sama gekämpft hat."
"So sieht es aus. Als er den ersten und den zweiten Hokage für seinen Kampf missbraucht hat, war dies eine Beschwörung. Hier aber haben wir etwas völlig anderes vor uns. Zudem scheint es noch nicht perfekt zu sein, wenn ich das anmerken darf."
"Noch nicht perfekt? Es ist so schon gruslig genug. Wie tötet man also einen Toten?"
"Kakashi und seinen Leuten ist es augenscheinlich gelungen", erwiderte Shizune.
Nachdenklich legte Tsunade beide Hände zusammen, und hielt sie, auf die Ellenbögen gestützt, vor sein Gesicht. "Müssen wir also von der Möglichkeit ausgehen, dass der Schüler den Meister zu überflügeln versucht, oder hat Orochimaru eine neue Version seiner Beschwörung erfunden?"
"Wie dem auch sei, wir werden uns mit Sicherheit in naher Zukunft erneut mit diesem Jutsu auseinander setzen müssen. Es wäre ratsam, auch in Zukunft Exemplare von Kabutos Wiedererweckungskünsten untersuchen zu können, wenn es uns schon nicht gelingt, ihn auszuschalten."
"Apropos ausschalten. Hast du Neuigkeiten über unseren letzten Jounin, der an Kabutos Spur klebt?"
"Unser Chunin Mamoru Morikubo", sagte sie, und betonte den Rang nachdrücklich, "hat seinen letzten Brief aus einem Dorf im Reich der Steine abgeschickt, so ziemlich an der Grenze. Dort beschreibt er die grobe Fluchtrichtung Kabutos als Nordost. Die Nachricht ist zwei Tage alt. Er hat sie per Express verschicken lassen und als Nachnahme versendet." Mit einer gewissen Empörung räusperte sie sich. "Fünfhundert Ryou hat der Bote verlangt."
"Wenn unser Jounin auf seiner Spur bleibt, dann ist diese Nachricht fünftausend, was sage ich, fünfzigtausend Ryou wert, Shizune."
"Tsunade-sama, wir haben doch besprochen, das wir Mamo-chan nur als..."
"Himmel, siehst du ihn hier irgendwo? Hältst du mich für so alt und senil, dass ich mich ausgerechnet vor ihm derart verplappere?", erwiderte sie ärgerlich. "Wenn wir unter uns sind, sollten wir schon mal die Wahrheit aussprechen, oder? So viele hochklassige Ninjas vom Jounin-Kaliber nennt Konoha nun auch nicht sein eigen, da können wir dem einen oder anderen schon mal extra den Bauch pinseln, so wie Morikubo-tono. Wenn er denn unbedingt glauben will, nicht das Zeug zum Jounin zu haben, dann lassen wir ihn in diesem Glauben, solange es seiner Entwicklung gut tut. Aber deshalb müssen wir das nicht mit einem Schweigegelübde belegen."
"Natürlich, Tsunade-sama. Du hast ja Recht, Tsunade-sama", antwortete die getadelte Assistentin.
"Nein, du hast Recht, wenn du mich an meine eigene Entscheidung erinnerst", gab die Hokage zu. "Ich habe wohl einfach etwas überreagiert. Aber wenn ich daran denke, das ich für diesen verdammten Lausebengel so eine Scharade abhalten muss, bei der ich auch noch halb Konoha einbeziehe, dann platzt mir der Kragen! Wann wird der Junge endlich erwachsen?"
"Vielleicht nie", entfuhr es Shizune, was ihr einen entsetzten Blick ihrer Chefin einbrachte. "Nur ein Scherz!"
Tsunade atmete für den Moment auf. "Einen zweiten Jiraiya würde Konoha auch nicht aushalten, glaube ich. Es ist schlimm genug, das wir all diese Probleme mit dem jungen Uchiha und mit Naruto haben, vom Neunschwänzigen einmal vollkommen abgesehen."
"Denkst du denn, Mamo-chan könnte auf ein Niveau kommen, das einem Sannin entsprechen könnte, Tsunade-sama?"
"Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Aber ich bin mir sehr sicher, das er eines nicht allzu fernen Tages durchaus mit Asuma und Kakashi mithalten können wird. Wenn er das nicht schon längst tut. Teufel auch, er ist dafür geboren worden, um in den Jounin-Rängen mitzuspielen, und seine Teamgefährten, Hana-chan und Karin-chan, sehe ich auf einem guten Weg mindestens zum spezialisierten Jounin. Wir brauchen diese guten Leute, und zwar dringend. Der Angriff auf Konoha hat uns gezeigt, wie verwundbar wir sind. Ohne unsere Besten kommen wir nicht weiter. Wir... Aber genug davon. Spielen wir ihm so lange die Schmierenkomödie vom Chunin vor, bis er abgeklärt genug ist, um es zu akzeptieren. Der Bengel ist in mancher Beziehung unreifer als Naruto, und in anderer Beziehung erfahrener, als sein Alter vermuten lässt." Tsunade sah zu ihrer Assitentin herüber. "Sagt er etwas in seinem Brief über seine Begleiter?"
"Ja, Tsunade-sama. Der Suna-Ratsherr Kankurou ist immer noch bei ihm, ebenso die Genin aus Getsugakure, Anne. Außerdem begleiten ihn zwei Affenkrieger, Akane Tendo und Hikari Gosunkugi."
"Die beiden sind zu jung, als das ich sie kennen kann", sagte Tsunade nachdenklich. "Aber wenn die Affen den beiden erlauben, mit ihrem einzigen Kontraktträger mitzugehen, müssen sie sehr fähig sein."
"Mamo-chan bezeichnet sie als Taktiker und Scout."
"Tendo wird der Taktiker sein. Soun, ihr Vater, wird dieses Talent in der Familie weiter vererbt haben. Und Gosunkugi sagt mir gar nichts. Andererseits ist es eine gute Eigenschaft für einen Scout, nicht bemerkt zu werden." Sie nahm die Hände wieder ab, und legte sie auf den Schreibtisch. Nervös trommelte ihre Rechte einen Takt auf dem Holz. "Wie können wir ihn unterstützen?"
"Solange wir nicht wissen, wo er sich jetzt befindet, können wir nur auf gut Glück handeln, Tsunade-sama", gab Shizune zu bedenken. "Wäre er Naruto, bräuchten wir nur den Rauchwolken zu folgen. So aber dürfte es schwieriger werden. Mamo-chan hinterlässt weniger Schutthaufen als Naruto-kun. Er ist ein klein wenig eleganter." Sie lächelte. "Außer, sie haben sich ausgetauscht. Man sagt, sie sind gute Bekannte."
"Der Morikubo-Haushalt ist einer der wenigen Orte, an denen Naruto voll akzeptiert wird. Das ist traurig, vor allem wenn man bedenkt, was Naruto schon für Konoha geleistet hat und noch leisten wird", sagte Tsunade knurrig. "Hiruzen-sama hat die Zügel hier eindeutig schleifen lassen, und das auf Kosten von Narutos Gefühlen. Ich werde das mit ihm ausdiskutieren, sollte ich ihm noch einmal dank Orochimarus Wiedererweckungs-Jutsu begegnen."
"Die Götter mögen uns davor bewahren, gegen den Professor antreten zu müssen", sagte Shizune schaudernd.
"Oder gegen den Yondaime", fügte die Hokage hinzu. "Aber in einem Punkt hast du Unrecht. Auch Morikubo-kun hinterlässt deutliche Rauchwolken, wo er geht und steht. Erinnere dich an Otogakure, an die Burg Harusames, an die Chunin-Prüfung. Wo der Mann geht und steht, hinterlässt er Trümmer. Aber Verwüstungen anrichten erschöpft mit der Zeit... Hm, haben wir nicht einen ANBU mit Flugeigenschaften?"
"Du meinst Sai. Er erweckt seine Malereien mit seinem Jutsu zum Leben. Diese haben dann alle Fähigkeiten, die das gemalte Wesen haben sollte. So können seine Vögel tatsächlich fliegen und ihn transportieren."
"Na, dann soll er besser mal nicht in einen Regen geraten. Benachrichtige Sai. Er soll mit einem ANBU-Team an der Grenze zum Reich der Steine nach Feuer Ausschau halten und Morikubo finden. Findet er ihn, soll sein Team ihm volle Unterstützung gewähren."
"Uzuki-tonos Team käme in Frage. Sie sind gerade ohne ihre Anführerin und wurden in die Nachschulungsseminare transferiert."
"Das würde ein volles ANBU-Team bedeuten. Und wenn wir sie automatisch Morikubo unterstellen, kann es auch keinen Streit um den Posten als Anführer zwischen ihnen und Sai geben."
"Und wer hat das Sagen, bis sie Mamo-chan gefunden haben?"
Tsunade lächelte. "Natürlich der, der fliegen kann. Setz einen entsprechenden Befehl auf, Shizune. Ich habe so ein Gefühl, dass Kankurou-tono und Morikubo diese Unterstützung werden gebrauchen können. Nicht nur wir können Verstärkung schicken."
Nachdenklich tippte sich die Hokage gegen die Nase. "Bleibt noch eine wichtige Frage. Wie sind die toten Oto-Nin überhaupt ins Land geschmuggelt worden? Was sagt unsere Grenzwache dazu, was unsere Spione in den anderen Ländern?"
"Es liegen mir keine Nachrichten über größere Bewegungen vor, Tsunade-sama."
"Eventuell sind sie dann übers Meer gekommen", sagte sie nachdenklich. "Dann würde Kabuto bei seiner Flucht am ehesten den Südwesten unseres Landes tangieren. Instruiere Sai entsprechend, Shizune."
"Verstanden, Tsunade-sama. Ach, eines ist da noch." Die Assistentin schmunzelte. "Mamo-chan hat heute Geburtstag. Mit einem ANBU-Team als Unterstützung hast du ihm gerade unwissentlich ein Geburtstagsgeschenk gemacht."
"So, habe ich das?" Sie lachte auf. "Na, umso besser. Mal sehen, was er aus diesem Geschenk machen wird."
Die Hokage sah zufrieden zu ihrer Assistentin herüber. "Ich habe da noch eine Frage, Shizune. Seit wann nennst du Morikubo bei seinem Kosenamen Mamo-chan?"
Die junge Frau errötete und hob in abwehrender Geste beide Hände. "A-aus keinem besonderen Grund. Es machen einfach alle, und es passt so gut zu ihm."
Diese Antwort ließ die Hokage auflachen. "So? Sollte ich es dann auch damit versuchen? Mamo-chan, ja, das geht locker über die Zunge."
"Tsunade-sama!", rief Shizune entrüstet.
Die Godaime Hokage seufzte. "Ja, du hast Recht. Wenn ich ihn Mamo-chan nenne, wird er eventuell größenwahnsinnig. Dabei habe ich ihn mir gerade so schön erzogen." Erneut seufzte sie.
"Also los, bring Morikubo sein Geburtstagsgeschenk."
Shizune lächelte. "Bin schon auf dem Weg."
"Und lass Tonton hier."
Für einen Moment schien die Assistentin verwirrt. Dann starrte sie auf das Schweinchen in ihren Armen. "Ach so, ja." Behutsam setzte sie es ab. "Bleib brav, Tonton. Ich bin auf dem Weg, Tsunade-sama."

Als sich die Tür hinter der Assistentin geschlossen hatte, erhob sich Tsunade und blickte auf Konoha hinab. "Ich will wirklich hoffen, dass du dich dem ganzen Aufwand, den wir wegen dir betreiben, als würdig erweisen wirst, Mamo-chan. Ich habe große Erwartungen in deine Arbeit als Jounin. Nicht unbedingt weniger als Kakashi oder Asuma. Oder dein eigener Onkel."
Kabuto zu erwischen war eine riesige Chance für Konoha. Die Chancen standen gering, Orochimaru wirklich zu schaden, aber der Versuch alleine war einen riesigen Aufwand wert. Vielleicht sollte sie zwei ANBU-Teams ausschicken... Nein, das wäre Morikubos Ego nicht gut bekommen. Sie seufzte, wandte sich ab und setzte sich wieder. Ihre Arbeit wurde nicht weniger. Sie wurde nie weniger. Und hatte nicht jemand heimlich den unerledigten Aktenstapel wieder erhöht?
Sie seufzte erneut und ergab sich in ihr Schicksal.
***
"Hör auf, dich zu verstellen, Ryoga. Ich weiß, dass du seit zwei Minuten wieder wach bist", tadelte Ranma Saotome den Kampfgefährten.
Zögerlich öffnete Ryoga Hibiki die Augen. "Ich habe nicht damit gerechnet, zu überleben."
"Du hattest sehr viel Glück. Mehr Glück, als du verdient hast, nachdem du Kabuto Yakushi frontal angegriffen hast", sagte Ranma in tadelndem Tonfall.
"Ich weiß ja, ich weiß. Ich habe nur die günstige Gelegenheit gesehen, und... Sag mal, schläft da Akari auf meinen Beinen?"
"Ja. Sie hat dich bis zur eigenen Erschöpfung betreut und sich dabei vollkommen verausgabt. Nabiki liegt im Nebenraum und schläft ebenfalls. Aber nur, weil ich sie fast mit Gewalt da rein gesteckt habe. Da du übern Berg bist, reiche ich vollkommen aus, um deine Genesung zu überwachen."
Ryoga hob eine Hand an die Stirn. "Danke, Alter. Ich werde mich auch bei den Mädchen angemessen bedanken, sobald sie wieder aufgewacht sind." Er sah zu Ranma herüber. "Ich habe Mist gebaut, richtig?"
Ranmas Wangenmuskeln arbeiteten. Er griff zu Boden und hob einen Schirm auf. "Hier, den soll ich dir geben. Dein Reserveschirm. Dein Vater bestand darauf, das du ihn noch am Krankenbett bekommst."
"Und du hast ihn tatsächlich mitgebracht. Ich danke dir." Ryoga griff nach dem Schirm und stellte ihn neben sich ans Bett. Nur mit der stahlverstärkten Waffe fühlte er sich vollständig. "Wie schlimm ist es für mich?"
"Oh, lass mich nachdenken. Das war dein zweiter Patzer, aber diesmal hast du nur dich selbst gefährdet. Wenn ich daran denke, dass du letztes Mal bei den Kämpfen in Harusames Burg erst dein Leben und dann das von Kasumi-chan und auch das von Mamo-chan gefährdet hast, dann..."
"Ja, schon gut", stieß Ryoga hervor. "Sag mir geradeheraus, was mich erwartet!"
"Lass mich das übernehmen", bat Dr. Tofu, während er eintrat.
"Ono, ich weiß nicht, was..."
"Mein Vater kam zurück und hat über den weiteren Verlauf der Kämpfe berichtet. Demnach haben sie mit den Gefangenen, die du befreit hast, den kompletten Stützpunkt erobern können. Dabei hättest du eine wertvolle Hilfe sein können, Ryoga."
"Ich weiß ja, ich weiß. Und ich habe Strafe verdient", gab er kleinlaut zu. "Chakra-Skalpelle, die im Innern des Körpers eingesetzt werden, wer rechnet denn mit sowas?"
"Jeder, der aufmerksam zuhört, wenn der König spricht", erwiderte Ono mit kräftigem Tadel in der Stimme. "Andererseits hätten wir dich bei deiner schlechten Orientierung garantiert nach den Kämpfen in den Tiefen des Verstecks suchen müssen."
"Eventuell", gab Ryoga zu. "Wie schlimm ist es also?"
"Ziemlich schlimm. Dir wird das Privileg entzogen, dich beschwören zu lassen."
Äußerlich blieb Ryoga ruhig. Nur seine zuckenden Augenbrauen verrieten, was in ihm vor sich ging. "Nicht mal, damit ich mich bei Mamo-chan entschuldigen kann? Für wie lange?"
Dr. Tofus Miene wurde noch härter. "Auf unbegrenzte Zeit."
Ryogas stoische Miene zerbrach. Er fasste sich an die Stirn, und eine einzelne Träne lief seine linke Wange herab. "Das ist eine gerechte Entscheidung", sagte er mit stockender Stimme.
"Du wirst neu trainiert werden. Mein Vater wird deine Neu-Ausbildung persönlich leiten. Und wenn er meint, dass er alle deine dummen Fehler aus dir raus gekriegt hat, dann vielleicht, und auch wirklich nur vielleicht, wird dir wieder erlaubt werden, dich beschwören zu lassen. Es liegt also an dir, ob du..."
"Onoooooo!", rief Ryoga vollkommen aufgelöst, und umarmte den Sohn des Königs erleichtert. Beinahe hätte er angefangen, den Älteren abzuküssen vor lauter Erleichterung über die zweite Chance.
"Na, na, na", sagte Dr. Tofu überrascht und seltsam zufrieden. "Aber versprich dir nicht zuviel. Wir diskutieren einen neuen Kontraktnehmer, und es kann sein, dass du für eine sehr lange Zeit ihm zugewiesen wirst."
"Anne-chan?", argwöhnte er.
"Anne-chan", bestätigte Dr. Tofu.
"Anne-chan", sagte nun auch Ranma.
Nun begann der gestandene Affenkrieger erst Recht Rotz und Wasser zu heulen. "So viel Gnade habe ich gar nicht verdient."

"Ja, was zum... Was ist denn hier los?", rief Akari entrüstet, nachdem Ryogas Stimme sie aus ihrem Erschöpfungsschlaf gerissen hatte. Ihr Blick ging von einem zum anderen und blieb bei Ryoga hängen, dem Tränen die Wangen und Rotz die Nase herab liefen. Für einen Moment wirkte sie, als wolle sie einen Mord begehen. Besser gleich zwei. "Ihr beiden", sagte sie mit einer Stimme, die so schneidend war, als könne sie allein Stahl zerteilen, "raus, aber sofort!"
"Aber wir haben gar nichts gemacht!", rief Ranma zur Verteidigung.
"Ihr beide habt Ryoga-kun zum weinen gebracht!", rief sie ärgerlich. "Raus mit euch zwei, bevor ich grob werde!"
"Rückzug ist hier die bessere Taktik", sagte Dr. Tofu. Er klopfte Ranma auf die Schulter. "Komm, mein Großer."
"Vielleicht hast du Recht. Wir kommen später noch einmal wieder, Ryoga."
Sein Abschiedsgruß ging vollkommen unter, denn Dr. Tofu hatte den Krieger und sich selbst bereits durch die Tür bugsiert.

Akaris Wut verrauchte sofort. "Ryoga-kun!" Sofort rückte sie zu ihm auf, zog ein Tuch aus ihrer Kitteltasche und begann sein Gesicht zu reinigen. "Diese hinterhältigen... Diese idiotischen... Diese fiesen... Was haben sie dir angetan, Ryoga-kun?"
"Sie haben mir gesagt, das ich eine zweite Chance kriege..."
"Tatsächlich?" Ihre Augen begannen zu strahlen. Sie umarmte Ryoga aus Leibeskräften. "Das freut mich so für dich, Ryoga-kun." Leise begann sie vor lauter Erleichterung selbst zu weinen. "Ich bin so glücklich."
Ryoga, etwas perplex und überfordert, schloss seinerseits die Arme um die junge Affenkriegerin. Das fühlte sich unerwartet gut an. Ebenso wie ihre Sorge sich unerwartet gut anfühlte. Und ihre Stimme klang so angenehm in seinen Ohren. Bisher hatte er nur Augen für Akane gehabt, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Aber hier, in diesem Moment, erwachte da etwas in seinem Magen. Ein Brennen, ein Kitzeln. Ein Gefühl für Akari. Ein gutes, aufschäumendes Gefühl. "Danke, dass du für mich da warst, Akari-chan", flüsterte er.
"Das war doch selbstverständlich", erwiderte sie.
Ryoga hielt sie einen Arm weit von sich ab. "Nein, das war es nicht. Das, was du geleistet hat, geht weit darüber hinaus." Sanft küsste er sie einmal kurz auf die Lippen.
Die junge Kriegerin sah ihn erstaunt an, fragend, schien den Moment für einen Traum zu halten. Doch dann lächelte sie. "Noch einen", sagte sie.
"Zu Befehl."
***
Eigentlich war im Versteck einiges los. Nach den Shinobi wimmelten nun an jeder Ecke die Soldaten, und durchsuchten die weitläufige Anlage Orochimarus.
Inmitten des Gewimmels versuchte eine einzelne Gestalt, ein großer, bulliger Kerl, zu einem der Nebeneingänge zu kommen, die hoffentlich noch nicht entdeckt oder nicht bewacht waren: Umato.
Dabei schleppte sich der offensichtlich verletzte Bursche mühsam voran und stützte sich des öfteren an einer Mauer ab, und murmelte in seiner Erschöpfung Namen vor sich hin.
So sah zumindest mein Plan aus. Dank Pakkuns gutem Gedächtnis hatte ich meine Umato-Verkleidung so gut es nur ging wieder hergestellt, inklusive eines gebrochenen Knöchels und eines aufgeschlitzten Arms. Die Soldaten waren natürlich eingeweiht, und hatten den klaren Befehl, mich nicht zu finden, mir aber immer wieder nahe zu kommen. Einige der Gewitzteren liefen vor mir durch den Bereich, in dem der Iwa-Nin das Versteck vermutet hatte, und murmelten Dinge von "wandernden Schatten" oder "da war doch jemand, oder?". All das sollte helfen, sollte Druck aufbauen. Nicht für mich, sondern für meine neuen besten Freunde.
Als ich mich wieder einmal gegen eine Wand lehnte, und wie im Fieberwahn murmelte: "Kabuto-sama, wo bist du?", öffnete sich vor mir die fugenlose Wand und gab einen breiten Raum frei. Nicht schlecht, uch hatte die Geheimtür nicht erkannt. Und erst jetzt, als sie offen stand, konnte ich die drei Personen erspüren, die sich im Raum befanden. Einer von ihnen, Toko, das kleine Frettchen, winkte mir mit mürrischer Miene, näher zu kommen.
Ich stieß mich mit einem Laut der Erleichterung von der Wand ab und taumelte ihm entgegen. Um der Show die Krone aufzusetzen, ließ ich mich in seine Arme fallen. Toko wich mir mit angewiderter Miene aus und ließ mich zu Boden fallen. Ruppig schob er meine Beine soweit in den Raum, damit die Geheimtür sich schloss.
Ich blieb am Boden liegen, und japste nach Luft, stöhnte vor Schmerz. Niemand half mir auf.
"Umato-tono, kannst du mich hören?", klang Gimas Stimme auf. "Du bist vorerst in Sicherheit."
"Kabuto-sama", haspelte ich hervor. "Wo ist Kabuto-sama?"
"Hat einen Deal mit dem verrückten Konoha-Shinobi gemacht, der den Laden hier ausgehoben hat", murrte Toko, und trat mir, als er an mir vorbei ging, auf das gesunde Bein. "Freier Abzug für ihn und eine Handvoll seiner Shinobi. An uns hat er nicht einmal gedacht." Er grinste hämisch. "An dich anscheinend auch nicht."
"Das tut jetzt nichts zur Sache", sagte der Dritte, der greisenhaft kleine Temmat. "Umato-tono, wenn du versprichst, uns zu unterstützen und zu unseren Gunsten bei Orochimaru-sama vorzusprechen, damit er uns erneut aufnimmt, werden wir dir hier raus helfen."
Aha, so lief der Hase. Sie wussten nur zu gut, das sie besser nie wieder in die Stadt zurück kehren sollten. Also wandten sie sich in die Richtung mit der vielversprechendsten Alternative: Orochimaru.
"Das ist doch ein Plan", erwiderte ich, und ließ meine Worte in einem Hustenanfall enden. "Aber ich fürchte, er ist undurchführbar."
"Keine Sorge, dieses Versteck ist sicher. Und die Vorräte reichen mehrere Tage", sagte Gima. "Wir haben Zeit, um auf unsere Gelegenheit zu warten."
"Ihr versteht nicht", erwiderte ich. "Dieses Versteck ist nicht sicher. Der verrückte Konoha-Shinobi weiß bereits, wo es ist."
"Was?" Entsetzt kam Gima zu mir herüber. Selbst Temmat wirkte erschüttert. "Woher soll er das wissen, Umato? Antworte mir."
Ich richtete mich auf, stand auf den Knien und kam dann taumelnd auf die Beine. "Weil..."
"Weil?"
"Weil..."
"Weil?"
Ich grinste frech, und löste meine Verwandlung auf. "Weil ich der verrückte Konoha-Shinobi bin."
Genüsslich knetete ich mit der Linken meine rechte Faust. "Soviel dazu. Ihr seid übrigens festgenommen. Oh, bitte, sagt mir, das Ihr Widerstand leisten werdet."
Ich wurde enttäuscht. Sie wollten nicht.

Nach diesem Erfolg machten wir uns schnell an die Abmarschvorbereitungen. Ich hatte Gosunkugis Vorschlag, mich zu tragen, angenommen. Das war besser als hier drei Tage zu warten, und Hikari Gosunkugi war ein verdammt zäher Kerl, der mich tagelang tragen können würde.
"Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfe, Morikubo-tono, Kankurou-sama, Kaminari-tono, meine Damen und mein Herr Affenkrieger. Und unser kleiner Genin und der Ninja-Hund. Unser Land steht in Ihrer Schuld. Wie tief, kann ich jetzt noch gar nicht sagen." Er deutete auf Toko, Gima und Temmat, die gerade abgeführt wurden. "Und es wird mit jeder Minute mehr."
"Es war in beiderlei Interesse", erwiderte ich. "Orochimaru einen Stützpunkt abzunehmen nützt Konoha sicher mehr als dem Reich der Steine."
"Dennoch. Wie versprochen werde ich der Godaime Hokage einen lobenden Brief schreiben, um Sie zu unterstützen, Morikubo-tono. Obwohl ich nicht glaube, das ich Ihre Leistungen auch nur annähernd würdigen kann."
"Danke. Das wird mir wahrscheinlich den Hals retten." Ryu und ich gaben dem Tai-sa die Hand, verabschiedeten uns ein letztes Mal, und ich kletterte auf Gosunkugis Rücken. Er hatte seine Affenform angenommen, und so wirkte es auf mich, als müsste ich einen Hügel erklimmen.
"Sitzt du gut?", fragte er.
"Ja. Wir können dann. Los, nach Südost!" Mit einem letzten Winken in Richtung der Soldaten verabschiedeten wir uns, dann brachen Kaminari, Kankurou, Anne, Hikari mit mir auf dem Rücken, Akane, Ranko-sensei und Pakkun auf, um Kabutos Spur wieder aufzunehmen.
Diesmal würde er nicht entkommen. Diesmal nicht.
***
Der junge ANBU-NE Sai war mit dem derzeitigen Arrangement nicht besonders zufrieden. Er hätte nicht sagen können, warum genau. Vielleicht war es das Wissen, das man sich in ein bestehendes Team nicht binnen fünf Minuten einfügen konnte. Vielleicht mochte er es nicht, das der Teamleiter nicht dabei war, und er während des Flugs die Verantwortung für die anderen vier ANBU-Mitglieder des Uzuki-Teams hatte. Vielleicht kam er auch einfach nicht damit klar, dass diese ANBU keine ANBU-NE-Mitglieder waren wie er selbst. Nicht, das er glaubte, sie würden schlechter sein als er selbst. Sie waren halt anders. Ja, das war es wohl, das ihn so irritierte.
Aber Befehl war Befehl, wenn er von der Hokage kam. Nicht einmal Danzou-sama konnte dem widersprechen. Also flog er jetzt auf einer seiner Vogelzeichnungen die Grenze zum Land der Steine ab, die drei ANBU-Mitglieder hinter sich, und suchte nach Rauch. Vielleicht nahm er die Hokage dabei aber auch einfach zu wörtlich. Vielleicht musste es nicht unbedingt rauchen, wenn dieser Morikubo in der Nähe war. Vielleicht war er aber auch in einer ganz anderen Richtung unterwegs, und sie suchten umsonst.
"Da ist tatsächlich Rauch", sagte Nekohime, die einzige Frau der Gruppe.
"Wo?" Kuma-san, der riesige, bärenhafte ANBU, versuchte Nekohimes Entdeckung zu erkennen.
"Da, etwas dreißig Kilometer hinter der Grenze."
"Mit deinen Falkenaugen kann ich nicht mithalten, Hime-chan", seufzte Kuma-san. "Gehen wir nachsehen, Sai-kun? Laut Befehl sollen wir dort nachsehen, wo Feuer ist."
"Es wird zumindest nicht schaden", erwiderte er, und lenkte den Vogel über die Grenze zum Reich der Steine.

Als sie über dem Rauch kreisten, hatten sie eine kleine Stadt erreicht. Die Rauchwolke stammte von einem großen Gebäude, das heftig in der Nacht gebrannt haben musste. Merkwürdigerweise wimmelten alle Straßen von Soldaten, die die Bewohner zusammentrieben.
"Was geschieht hier?", fragte Kitsune-san, der schlanke Spezialist für Sprengtags der Gruppe. "Das sind Soldaten des Reichs der Steine. Fallen sie über eine ihrer eigenen Städte her? Aber von Rebellion und dergleichen war doch in letzter Zeit keine Rede."
"Wir wurden entdeckt", sagte Sai, und zog seinen Vogel zur Seite. "Aber wir werden nicht beschossen."
Nekohime musste schmunzeln. "Einer der Offiziere deutet die Anhöhe hoch, in Richtung Wald. Es scheint, als will er, das wir dort landen. Und wir haben keinen Krieg mit ihnen. Wir sollten es riskieren."
Die anderen ANBU stimmten zu, also tat Sai, was die Mehrheit wollte. Sie erreichten schnell eine Art Lagerplatz, der sich um einen Bunker gruppierte. Dutzende Soldaten marschierten ein und aus. Die, die raus kamen, brachten ihre Beute in die Zelte. Einige der Beutestücke sahen merkwürdig aus. "Das sind Menschenteile", sagte die Frau stockend. "Mamo-chan, der Kabuto verfolgt, ein Versteck in der Erde, aus der Menschenteile abtransportiert werden... Ein Versteck Orochimarus?"
"Also, das ist doch etwas gewagt als Spekulation", brummte Okami-san, der letzte Mann der Runde. "Wir wissen, dass Mamo-chan schon mal Pech im Leben hat. Aber so viel Pech?"
"Ich lande jetzt", verkündete Sai.
Sie gingen direkt neben dem größten Zelt nieder, und wurden sofort vorgelassen.
"Ah, Konoha-ANBU. Ich bin Tai-sa Torani von der achten Brigade."
"Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen. Verzeihen Sie mir, aber ANBU tragen keine Namen", sagte Nekohime. "Und ich möchte mich für das Eindringen in Ihr Gebiet entschuldigen."
Torani lachte. "Konoha-Shinobi haben, glaube ich, die nächsten Wochen und Monate Narrenfreiheit in unserem Land. Wir verdanken ihnen viel zu viel. Zum Beispiel die Aufdeckung des Komplotts dieser Stadt mit Orochimaru. Wir erforschen gerade seinen Stützpunkt."
"Mamo-chan", sagte Kitsune-san mit einem Seufzer. Aber es klang durchaus amüsiert.
"Mamoru Morikubo, der Suna-Ratsherr Kankurou, und eine junge Genin aus Getsu, begleitet von drei Affenkriegern", bestätigte der Tai-sa. "Sie haben den Stützpunkt quasi im Alleingang ausgehoben und die Stadt abgesperrt. Bei Kankurou-sama kein Wunder, aber... Ist Morikubo wirklich nur ein Chunin?"
Diese Frage brachte die Mitglieder von Uzukis Team dazu, laut zu lachen. Sie kannten die meisten Macken des jungen Shinobi.
"Sagen wir es so, es hat seine Gründe, warum er Chunin bleiben will", erwiderte Nekohime. "Also, wo ist er, unser Held?"
"Schon wieder auf Kabutos Spur. Er hat uns erst geholfen, die letzten Verstecke im Stützpunkt auszukundschaften, dann ist er auf dem Rücken eines riesigen Affen zurück auf Kabutos Fährte. Er darf nicht laufen, weil er eine Beinwunde hat."
"Wie lange ist das jetzt her?", fragte Kuma-san.
"Eine gute Stunde etwa."
Die ANBU sahen sich an. "Wir folgen ihnen zu Fuß. In der Luft laufen wir Gefahr, sie zu übersehen", sagte Okami-san. Er sah zu Sai herüber. "Einwände?"
"Wir sollten uns kombinieren. Ich fliege, Ihr sucht am Boden."
"Gut, das ist ein Plan." Okami-san wandte sich dem Tai-sa zu. "In welche Richtung sind sie aufgebrochen?"
"Sie gehen direkt nach Südosten."
Der ANBU verneigte sich. "Danke, Tai-sa Torani. Sie haben uns sehr geholfen."
"Findet ihn schnell. Ich denke, er wird jede Hilfe gebrauchen können, die er kriegen kann."
Die ANBU nickten, dann verschwanden sie mit Step.
Sai runzelte unter seiner Maske die Stirn. Er spürte eine Emotion in sich, die er nicht kannte, oder lange vergessen glaubte. Nach einiger Zeit, als er sich auch verabschiedet hatte und wieder auf seinen Vogel stieg, erkannte er es: Neugier. Neugier auf Morikubo-kun.

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10.
Wir kamen gut voran und hatten das Land gewechselt. Seit mehr als einer Stunde befanden wir uns im Reich der Seen, dem südlichen Nachbarland des Reichs des Feuers. Da dieses allerdings Kooperationsverträge mit Konoha hatte, rechnete ich nicht mit Komplikationen. Ohnehin ging der Trend zurück ins Reich der Winde, wenn die Nukenin ihre bisherige Route beibehielten, und man die Kurven und Haken, die sie schlugen, um uns los zu werden, mal außen vor ließ. Wenn sie radikal nach Süden abbogen, würden sie auch die Berge erreichen können, in denen wir Kabuto das erste Mal gestellt hatten, und das wollte mir gar nicht gefallen. Was suchte der Bursche erneut hier?
Und vor allem, warum zwang er uns zu einer Pause? Der schlaue Kerl hatte mehrere Finten gelegt, beziehungsweise legen lassen, indem er Kleidungsstücke mit seinem Körpergeruch mit einigen seiner Leute auf eigene Routen geschickt hatte. Das macht vier Routen, die wir kontrollieren mussten, um die richtige Spur aufzufinden.
Das hatte sich für einen von ihnen als fatal erwiesen. Er war mit Kabutos Hose unterwegs gewesen, allerdings nicht schnell genug, um Akane zu entkommen. Sie hatte ihn nach einem kurzen, heftigen Kampf gestellt und verschnürt wie einen Rollbraten zurück gebracht. Das waren zwei Erfolge. Wir hatten Kabuto einen seiner Ninjas abgenommen, und er hatte keine Hose mehr an. Und wir konnten nun schon zwei Routen ausschießen. Jene die Akane erkundet hatte, und jene, die Pakkun kontrolliert hatte. Verdächtig blieb Route drei, die Ranko-sensei erkundet hatte, und Route vier, die Kaminari noch immer erkundete. Aber ich erwartete ihn jede Sekunde zurück.
"Was machen wir denn jetzt mit dem da?", fragte Gosunkugi. Er hob eine seiner Pranken und deutete mit einem messerscharfen Nagel auf den eher unscheinbaren Oto-Nin. "Soll ich ihn verhören?"
Der Shinobi wahrte eine stoische Ruhe und verriet nicht mal durch ein Muskelzucken, welche Angst er vor dem riesigen Affen hatte. Das war auch nicht nötig. Der Angstschweiß, der das Gesicht bedeckte, sagte genug.
"Wir haben keine Zeit für sowas", erwiderte ich. "Akane?"
Die Taktikerin, im Moment in ihrer menschlichen Tarnung unterwegs, die sie als attraktive junge Frau mit kurzgeschnittenem schwarzen Haar darstellte, sah auf. "Mamo-chan?"
"Ich schicke dich mit ihn auf den Affenberg. Ich überlasse das Verhör Dr. Tofu. In etwa einer Stunde werde ich dich erneut beschwören. Eventuell gibt es dann bereits Ergebnisse."
Die junge Kriegerin aus dem ehrwürdigen Tendo-Clan seufzte lautstark, um ihr Missfallen zum Ausdruck zu bringen. Ich konnte es in ihren Augen lesen: Warum schickst du nicht Hikari?
Die Antwort darauf konnte sie in meinen Augen lesen: Weil du vielleicht stark genug bis, um mich zu tragen, aber dann kann ich mich bei meinen Mädchen nicht mehr blicken lassen.
Sie seufzte erneut und griff nach dem Kragen des Shinobi. Mit einer Leichtigkeit, die man diesem schmächtigen Körper überhaupt nicht zugetraut hätte, zog sie ihn in die Höhe und legte ihn wie eine sperrige Last auf ihre schmale Schulter. "Kann losgehen."
Ich nickte und löste die Beschwörung auf. Sowohl die Affenkriegerin als auch der feindliche Shinobi verschwanden in einer Rauchwolke. Die Idee war simpel und einfach. Anstatt Zeit zu verlieren, um Informationen zu bekommen, die uns eventuell gar nichts nützten, wenn wir den Ninja selbst verhörten, hatte ich nun einen Spezialisten für dieses Verhör, den Sohn des Königs. Außerdem konnten wir die anderen Spuren weiter verfolgen.

Kankurou sah mich ernst an. "Bleiben noch zwei Spuren übrig. Welche ist die wahrscheinlichere? Die, auf der Ryu unterwegs ist, oder die von Ranko-sensei?"
"Die von Ranko-chan", sagte Pakkun. "Sie ist die schwächere und hat weniger Gerüche von seinen Begleitern. Also ist es sehr wahrscheinlich, das Kabuto hier entlang ist, weil er ein gerissener Bursche ist. Nur deshalb ist er immer noch auf der Flucht vor uns."
"Und das ohne Hose", sagte ich. "Was machen wir mit dem Ding?"
Ratlos hielt ich das Wäschestück vor mich. Es roch nicht besonders... Angenehm. So, wie die Kleidung eines Shinobi nun mal roch, wenn man direkt aus einem schweißtreibenden Kampf nahe eines qualmenden Feuers kam, und mehrere Stunden nicht dazu kam, die Kleidung zu wechseln. "Mitnehmen würde ich es eher nicht."
"Hier lassen würde ich es aber auch nicht", mahnte Kankurou. Und er hatte Recht damit. Wer wusste schon, was Kabuto mit der Hose angestellt hatte? Es war weitaus klüger, sie zu vernichten. Sehr viel klüger. Dem Nukenin war alles zuzutrauen, und ich war nicht bereit, ein Risiko einzugehen. Was, wenn er ein Sprengtag eingewebt hatte, das dann explodieren würde, sobald er uns nahen sah? Was, wenn er ein Jutsu eingeflechtet hatte, das dann aktiv wurde, wenn wir am wenigsten darauf achteten? Nein, es war klüger, sich von dieser Last zu befreien.
"Also gut." Ich legte die Hose auf den Boden. "Anne-chan, geh mal ein paar Schritte zurück."
Als die anderen einen Sicherheitsabstand von mehreren Metern eingelegt hatten und niemand in meiner Frontrichtung stand, begann ich mein Jutsu. Ich ging auf Nummer sicher, und sammelte deshalb besonders viel Öl in meinem Mund. "Katon! Dai Endan!"
Ich spie das Öl als brennende Kugel aus, die so heiß war, dass die Hose - egal was Kabuto mit ihr getan haben mochte - zuerst zu Asche verbrannte, und dann die Asche noch feiner pulverisierte. Das Gleiche tat die Feuerkugel mit dem Gras, auf dem die Hose gelegen hatte. Und mit dem Baum, der in drei Meter Entfernung vor mir stand. Und dem Baum daneben. Und dem dahinter. Und dem in fünf Meter Entfernung, dem in acht Meter Entfernung, und, und, und. Mein Dai Endan zog eine acht Meter breite Schneise der Zerstörung, die alles zu Asche verbrannte, gut fünfzig Meter weit dahin. Alles, was neben dieser Schneise stand, begann sofort zu brennen.
"Ja", kam es sarkastisch von Anne, "es war ein sehr guter Rat, ein paar Schritte zurückzutreten."
Konsterniert betrachtete ich mein Zerstörungswerk. Himmel auch, war ich das gewesen? Ich hatte doch nur sämtlichen Chakra-Tricks und Jutsus Kabutos vorbeugen wollen. Und jetzt brannte der Wald. "Aber die Hose ist vernichtet", erwiderte ich, und verbarg mein eigenes Entsetzen hinter einem schiefen Lächeln.

In diesem Moment erschien Ranko-sama zwischen uns. Sie war der anderen Spur gefolgt. "Was ist passiert? Hat Kabuto angegriffen?", fragte sie aufgeregt.
Ich hob beide Arme und wedelte abwehrend. "Nur die Ruhe, nichts passiert. Ich habe nur ein bisschen viel Chakra verwendet, als ich sicherheitshalber Kabutos Hose verbrannt habe. Wir haben einen von ihnen erwischt. Ich habe ihn mit Akane auf den Affenberg geschickt, um ihn von Dr. Tofu verhören zu lassen."
"Ein Glück. Ich dachte schon, das arme Ding hätte aus Versehen dort gestanden." Sie deutete anklagend auf die brennende Schneise.
Ich wischte mir verlegen ein paar Ascheflocken aus dem Gesicht. "Vielleicht war es doch mehr als ein bisschen viel Chakra."
Ranko-sensei runzelte die Stirn. "Du bist ein Monster, Mamoru Morikubo, weißt du das? Du erhältst seit sechzehn Stunden die Beschwörung von drei Affenkriegern aufrecht, und hast immer noch genug Chakra, um diese Bescherung anzurichten."
"Nun ja, es war vielleicht sogar sehr viel Chakra, das ich eingesetzt habe, aber ich wollte ja auch auf Nummer sicher gehen. Wer weiß schon, was Kabuto mit seiner Hose angestellt hat?"
"Ich bin stolz auf dich", sagte sie.
"Was?" Erstaunt riss ich die Augen auf.
"Na, schau dir doch mal dieses Musterbeispiel an absoluter Zerstörung an. Was bist du nur für ein tödlicher Shinobi geworden. Ich hätte es nie gedacht, dass du es einmal so weit bringen wirst, obwohl ich wusste, dass in dir ein Jounin steckt."
"Ich hatte jetzt eher mit einem Tadel gerechnet", sagte ich stockend.
Kankurou lachte abgehackt. "Ich habe auch mit einem Tadel gerechnet. Schwein gehabt, Mamo-chan."
Hikari Gosunkugi grinste breit. "Stärke ist auch eine Eigenschaft, die wir Affen sehr schätzen. Ranko-chan hier hat Mamo-chan bereits im Alter von zwölf Jahren als potentielle Gefahr für die Menschheit bezeichnet." Er knuffte mir locker gegen den rechten Oberarm. "Sieht so aus, als würde sie Recht behalten."
Das brachte Anne zum Lachen.
"Wie? Gefahr für die Menschheit?", fragte ich anklagend. "Sensei, wie kannst du so etwas über mich sagen?"
Stumm und mit ausdrucksloser Miene deutete sie die Schneise hinab, die mein Dai Endan geschlagen hatte.
"Ja, schon, aber gleich Gefahr für die Menschheit?", murrte ich.
"Auf jeden Fall hast du viel zu viel Chakra. Damit spielst du automatisch in der Oberliga mit, Schatz." Sie nahm mein Gesicht in ihre rechte Hand und hob es etwas an. Schon sehr lange brauchte ich zu ihr nicht mehr aufsehen, wenn sie ihre Menschenform angenommen hatte. Jetzt, in ihrer Affengestalt, waren es nur ein paar Zentimeter, die ich aufsehen musste, um ihr in die Augen schauen zu können. Ich genoss wie immer ihre Berührung. Wer sich auf die Affen einließ, der nahm auch in Kauf, das sie viel sozialen Kontakt suchten, gerne einander berührten und auch gerne mal miteinander badeten. Besser, man mochte sowas. Sonst waren Affenkrieger definitiv die falsche Wahl.
"Und deshalb denke ich, dass du ein zweites Element trainieren solltest."
"Ein zweites Element?", fragte ich argwöhnisch. "Dazu habe ich doch überhaupt nicht die Veranlagung."
"Doch, oh doch. Du hast ein gewisses Talent für Fuuton an den Tag gelegt. Das haben wir bemerkt, als du mit Ranma in seiner Schwertform trainiert hast."
Ranko und Ranma, die Zwillingsschwerter, besaßen besondere Eigenschaften. Während Ranko-sensei in ihrer Schwertform mein Katon unterstützte und Feuerklingen entsandte, entließ Ranma-sensei in seiner Waffenform ultrascharfe Schneiden aus komprimierter Luft. Es war klar, das ich mit Ranko-sensei in ihrer Schwertform als Feuernutzer gut zusammenpasste. Aber es erstaunte mich, das mein Training mit ihrem Zwillingsbruder ein Talent für Fuuton aufgezeigt haben sollte. Obwohl, mit Ranma kämpfte ich genauso effektiv wie mit Ranko. Und wenn Sensei sagte, das ich Affinität zu einem zweiten Element hatte, dann... Tja, dann stand mir ein langes, hartes und ungerechtes Training bevor, wenn ich mit Fuuton auch nur annähernd so weit kommen wollte, wie ich mit meiner Feuerkunst bereits war.
"Ich werde Asuma-chan bitten, dich zu unterrichten."
"Warum ausgerechnet Asuma?", fragte ich verwundert.
Sensei stutzte, doch dann lachte sie auf. "Mamo-chan", sagte sie in einem tadelnden Tonfall, "wie lange kämpfst du schon mit Asuma-chan zusammen?"
Gute Frage. Wann hatten wir das erste Mal zusammen gekämpft? Nicht, dass ich da eine große Hilfe gewesen war, aber... Ja, das war kurz nach Gründung von Team drei gewesen. Eher eine zufällige Begegnung Hayate-senseis Dreiergruppe mit Asuma. "Fünf Jahre etwa."
Sie schmunzelte. Und das tat sie eigentlich nur, wenn ich sie amüsierte. Das war selten ein gutes Zeichen. "Und in dieser Zeit ist dir nie aufgefallen, dass er nicht nur Fuuton nutzt, sondern auch Katon?"
Entsetzt sah ich sie an. Nein, das hatte ich nicht. "Bisher nicht", ächzte ich erschüttert.
Sensei legte den Zeigefinger auf den Daumen der rechten Hand, und schnippte mir gegen die Stirn. Es plackte leise, als der Zeigefinger auf meinen Stirnschutz stieß. Aber gegen meine Erwartung wurde ich nicht von den Beinen gehoben und meterweit davon gewirbelt. "Und du willst ein sensorischer Ninja sein?", fragte sie tadelnd. Für mich war es beinahe ein Dolchstoß ins Herz.
"Ich arbeite ja an meinen sensorischen Fähigkeiten", brummte ich widerwillig. "Ich schaff jetzt fast siebenundzwanzig Meter, und... WEG!" Ich griff mit links nach Anne, mit rechts legte ich einen Arm um Senseis Taille, und benutzte Step, um unter die nicht brennenden Bäume zu kommen. Keine Sekunde zu früh, denn dort wo wir eben noch gestanden hatten, landete eine Gestalt. Bleich wie der Tod, bauchfrei, männlich und hager, mit einem kurzen Schwert bewaffnet. Sie trug eine ANBU-Maske.
Kankurou und Hikari hatten bei meiner Warnung instinktiv reagiert und waren ebenfalls im Wald verschwunden, von Pakkun sah ich auch nichts mehr. Soweit so gut.
Der ANBU sah auf. "Nanu? Keiner da? Habe ich mich verguckt?"
Gut, für den Moment sammelte der ANBU kein Chakra für einen Angriff, also trat ich vor.
"Du hast sicher mich gesehen", stellte ich fest.
"Oh, Morikubo-sama. Sie habe ich gesucht." Er deutete eine Verbeugung an. "Ich bin Ihr Geburtstagsgeschenk, mit besten Grüßen von Tsunade-sama. Mein Name ist Sai."
Sai, Sai, Sai, der Name ließ etwas klingeln in mir. Viel hatte ich nicht über ihn gehört, aber seine Fähigkeit, auf seinen mit Tinte gezeichneten Vögeln fliegen zu können war so besonders, dass eigentlich jeder Shinobi zumindest die Gerüchte über ihn vernommen hatte. Das erklärte, warum er so plötzlich von oben gekommen war.
"Du kannst uns wohl wieder loslassen, Mamo-chan", sagte Ranko-sensei.
Nur zögerlich löste ich den Arm, den ich um sie gelegt hatte. Noch war ich in voller Alarmbereitschaft, noch pochte mein Beschützerinstinkt in mir. Auch meine Rechte, die Annes Hand hielt, wollte sich nicht öffnen. Nicht sofort, zumindest.
Ich trat einen weiteren Schritt vor. "Wie hast du uns gefunden, Sai-kun?", fragte ich.
Wortlos deutete der ANBU auf die noch immer brennende Schneise.
"Okay, das war wohl gut sichtbar von oben", sagte ich, und fühlte mich getadelt. Kabuto hatte es sicher auch gesehen, und konnte nun abschätzen, wie weit wir hinter ihm waren.
"Nicht nur von oben", sagte Sai mit seltsam emotionsloser Stimme. "Ich wette, das ANBU-Team, das mir auf dem Boden gefolgt ist, hat die Explosion auch sehr gut gesehen."
"ANBU-Team?"
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Morikubo-sama", sagte Sai in seltsam emotionsloser Stimmlage. "Tsunade-sama hat uns aufgrund Ihrer letzten Berichte in ein Gebiet geschickt, das Sie bei der Jagd nach Kabuto voraussichtlich durchqueren würden, um Sie zu unterstützen. Dabei haben wir einen vernichteten Stützpunkt von Orochimaru gefunden. Wobei ich der einzige war, der das bemerkenswert fand."
Leises Gelächter klang auf, das ihn zu irritieren schien. "Jedenfalls hat uns Tai-sa Tonari den Weg gewiesen. Ich habe Sie aus der Luft verfolgt, und das ANBU-Team am Boden. Wir hofften, auf diese Weise selbst die kleinste Spur Ihrer Anwesenheit finden zu können. Aber die kleinsten Spuren waren überhaupt nicht nötig."
Wieder lachten die anderen leise. Machte das Sai Spaß? Machte es ihm Spaß, mich aufzuziehen? Seiner Stimme war nichts zu entnehmen, was darauf hinwies. Eventuell war er auch einfach nur ein geborener Sadist. "Und wie weit ist das ANBU-Team noch entfernt?", fragte ich, um das Thema zu wechseln.

"Mamo-chan!", rief eine Stimme, die mir gut bekannt war. Es dauerte auch nur ein paar Augenblicke, bis ich in einem Griff steckte, der in Konoha zu Recht als Folter verschrien war - Kuma-sans Bärenumarmung. Der riesige ANBU riss mich vom Boden hoch in seiner Begeisterung, und erdrückte mich dabei fast. "Mamo-chan! Wir sind ja alle so froh, dass du Kabuto so einen eingeschenkt hast, und noch immer lebst!"
Ich ächzte in seiner zärtlichen Umarmung wie unter einem Schraubstock. Nun, ich war es gewohnt.
"Was haben wir nach dir gesucht. Aber Neko-chan hatte vollkommen Recht. Wir merken über kurz oder lang automatisch, wo du bist. Hast ja auch ein schön großes Signalfeuer für uns abgebrannt."
Das löste wieder leises Gelächter aus. Ich machte gute Miene dazu. "Würde es dir was ausmachen, mich runter zu lassen?", fragte ich, während ich versuchte, der Umarmung aus eigener Kraft zu entkommen. "Du lässt mich schlecht aussehen vor Sunagakure."
Überganglos nahm er die Arme weg, und ich fiel einen halben Meter. Autsch, das hatte meine Beinwunde aber gespürt.
"Mamoru!" Übergangslos hatte ich den Nächsten am Hals. "Nekohime-chan?", fragte ich verdutzt. "Hat Tsunade-sama denn das ganze Uzuki-Team akquiriert?"
Diese Frage erübrigte sich, als Okami und Kitsune hinzu stießen. "Hallo, Mamo-chan."
"Mamoru, wir haben dein Feuerwerk gesehen. Kabuto nimmt wohl gerade die Beine in die Hand, wenn er das gesehen hat." Okami legten den Kopf schräg. "Andererseits, wenn er das nicht gesehen hat, ist er eh aus unserer Reichweite raus."
"Ja, ja, spotte du nur", murrte ich. "Neko-chan, was ist denn? Du bist doch sonst nicht so..."
"Anhänglich ist das Wort, das du suchst", half Kuma aus. "Peinliche Anhänglichkeit."
"Das sagt der Richtige", tadelte Nekohime, und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite. Sie schob die Maske beiseite und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. "Das ist nur, weil, ich bin so wahnsinnig stolz auf dich, Mamo-chan. Immer, wenn du was kaputt machst, dann kleckerst du nicht, dann klotzt du, und zwar so richtig."
Ich seufzte ergeben. Dagegen konnte ich ja wohl nichts sagen. "Okami-kun, wärst du vielleicht so nett, und würdest dich um den Waldbrand kümmern?"
"Natürlich, Mamoru." Er klopfte mir beim vorbeigehen auf die Schulter und ging bis zur Schneise. "Suiton: Daibakufu no Jutsu!" Vor dem ANBU erhob sich eine Wasserwelle, die etwas höher und etwas breiter als die brennende Schneise war. Mit ihrer ureigensten Gewalt spülte sie bis zum Ende meines Zerstörungswerks hinab und brach dann zusammen. Nach dem mächtigen Jutsu des ANBU kokelte oder rauchte es hier und da noch ein wenig, aber die Flammen waren gelöscht.
"Danke, Okami-kun." Ich sah Nekohime an. "Ich will ja nicht drängeln, aber wenn du so an mir kleben bleibst, kriege ich erstens mächtig Ärger mit meinen Mädchen, und zweitens haut uns Kabuto ab. Möchtest du das?"
"Was denn, was denn? Soll ich etwa auf die vorzügliche Chance verzichten, meinen Mamo-chan ein wenig zu necken?" Sie umarmte mich noch ein wenig fester, und diesmal verstand ich, worum es ihr ging. Ihr Busen drückte am meisten gegen mich. Früher hätte mich das aus der Fassung gebracht, aber heutzutage entlockte mir das nur noch ein müdes Lächeln.
"Was ist passiert?", kam es atemlos von Kaminari, als er ins Lager zurückgestürmt kam. "Ich habe diese riesige Explosion gesehen, und... Also ehrlich, Mamo-chan. Musst du, wo du gehst und stehst, Frauen aufsammeln?"
"Ich habe sie nicht aufgesammelt. Sie ist von selbst gekommen", erwiderte ich.
"Noch schlimmer", lachte Kaminari ärgerlich. "Man sollte meinen, eigentlich hast du schon genügend."
"Oh, ich hätte nichts dagegen, in den Club der Verehrerinnen meines süßen kleinen Mamo-chans aufgenommen zu werden. Oder mache ich dir da den Platz streitig, Ryu Kaminari?", fragte sie schelmisch.
"Also... Das ist doch... Also..." Kaminari schnappte bei diesem Vorwurf wie ein Fisch auf dem Trockenen.
"Wie dem auch sei", sagte Ranko-sensei, und legte mir eine Hand auf die Schulter, "wir sollten weiter ziehen. Kabuto hat das gesehen, und er hat die richtigen Schlüsse gezogen." Sie senkte den Kopf, bis sie Nekohime in die Augen sehen konnte. "Also keine weiteren Verzögerungen, Neko-chan."
Murrend ließ sie mich wieder los. Ebenso murrend wandte sie sich um, kickte nach einem Stein und ging ein paar Schritte fort. "Wenn man mal etwas Spaß haben will..."
"Wir sind ANBU. Wir haben keinen Spaß", platzte es aus Sai hervor.
"Ja, sagst du. Aber so sind nur deine dämlichen ANBU-NE", konterte sie.
Kitsune hob eine Hand, bevor der Disput sich fortsetzen konnte. "Wie dem auch immer sei, wir haben unsere Aufgabe erst zur Hälfte erfüllt. Mamo-chan zu finden war diese eine Hälfte. Die andere ist, ihn zu unterstützen." Er schnaubte amüsiert. "Gratuliere zum Geburtstag, Mamo-chan. Wir sind dein Geschenk."
"Ja, so was hatte Sai-kun schon erwähnt", sagte ich. "Schön, dass Tsunade-sama mir ausgerechnet Uzuki-senseis Team geschickt hat."
"Ach", meinte Nekohime, und winkte ab. "Uns wurde ohnehin schon langweilig in den Auffrischungskursen."
"Freut mich zu hören. Langweilig war es bei uns nämlich die letzten Tage nicht." Ich sah mich um. "Wo ist Pakkun?"
"Hier", klang die Stimme des kleinen braunen Ninja-Hunds auf. Er wühlte sich aus einem Busch hervor. "Bereit für den Abmarsch."
"Was hast du denn im Busch gemacht?", fragte ich erstaunt.
"Mich in Sicherheit gebracht. Als du uns gewarnt hast, habe ich einfach reagiert." Der Ninja-Hund rieb sich die Stirn. "Allerdings hat mir keiner gesagt, das hinter dem Busch eine Grube ist."
"Eine Grube?" Tatsächlich, eine halbmetertiefe Senke, die jedoch natürlich entstanden zu sein schien. Und da war Pakkun, Kopf voran, hinein gestürzt. Autsch.
"Sollen wir dich tragen?"
"Ach, Quatsch. So ein kleiner Plumps bringt mich nicht um. Aber warne uns das nächste Mal etwas früher, bitte. Dann brauchen wir vielleicht nicht zu hetzen.
Erneut wurde gelacht, und wieder auf meine Kosten.
Ich seufzte ergeben. Und diesen Haufen sollte ich nun anführen? Der einzige Lichtblick dabei war Sai, der sich am Lachen nicht beteiligt hatte. Einerseits sehr höflich. Andererseits bedenklich, machten wir doch diese Sprüche und Spielchen, um Spannungen abzubauen und besser zu einem Team zu finden. War Sai eventuell nicht teamfähig? Ich beschloss, das zu beobachten.
"Okay, wir folgen weiterhin Kabuto. Sai, du eskortierst uns aus der Luft." "Verstanden."
"Pakkun geht vorweg, Kitsune und Okami gehen auf die Flanken." "Verstanden."
"Nekohime deckt nach oben, Kuma übernimmt die Nachhut." "Verstanden."
"Ranko-sensei bleibt direkt hinter Pakkun, Ryu unterstützt sie." "Verstanden."
"Anne bleibt bei mir und Hikari." "Kann ich nicht 'ne richtige Aufgabe bekommen?"
"Ist mein Bodyguard zu sein keine richtige Aufgabe?", erwiderte ich. "Oh. Verstanden!"
"Kankurou, wenn du schwindelfrei bist, hätte ich gerne, dass du Sai begleitest." Der Puppenmeister lächelte grimmig. "Verstanden."
"Also gut", sagte ich schließlich, "ihm nach."
Hikari bot mir seinen Rücken, und ich sprang auf. Dann setzten wir uns mit Pakkun an der Spitze in Bewegung, während Sai und Kankurou auf einer von Sai gemalten Taube in die Höhe schossen. "Jemand soll mich dran erinnern, das ich in einer Stunde Akane beschwören will", sagte ich noch, dann folgte der ganze Trupp dem scharfen Tempo, das Pakkun vorgab.
***
"Verdammt aufdringlich, dieser Bursche", knurrte Kabuto unwillig. Natürlich hatte er die Explosion gesehen, und das machte ihm bewusst, wie nahe dieser penetrante Konoha-Shinobi ihm schon war. Weit näher als er gedacht hatte. Allerdings machte er sich nach diesem Feuerball keine Illusionen; von einem seiner Kleidungsstücke und einem seiner Ninjas konnte er sich getrost verabschieden.
Dieser Morikubo erwies sich als nerviger als die Moral-Anfälle eines Naruto Uzumaki; und seine Penetranz, mit der er auf seiner Spur blieb, hatte Kakashi-hafte Züge. Wahrscheinlich konnte er sich glücklich schätzen, dass Kakashi dem Affenliebling nur die kleine braune Töle ausgeliehen hatte, und nicht gleich das ganze Rudel.
Und wieso war er eigentlich so nahe hinter ihnen? Kabuto hatte die Störung in Morikubos Chakra sofort erkannt, die seine Beinwunde verursacht hatte. Allerdings glaubte er nicht, das Morikubo seine Affen alleine vorgeschickt hatte. Dieser Bursche war einer von denen, die alles selbst erledigen wollten. Aber alleine konnte der Konoha-Nin nicht so schnell sein. Nicht mit dieser Wunde. Wahrscheinlich wurde er vom bulligen Affenkrieger getragen. Das war eine wichtige Information, bedeutete sie doch, dass zumindest einer der Affen erschöpfter war als die anderen. Ebenso bezweifelte Kabuto, das der König Morikubo immer noch begleitete. Sicher hatte er Ersatz beschworen. Selbst ein König der Affen hatte mehr zu tun, als für die Menschen zu kämpfen.

Onot und Mera trafen zur festgesetzen Zeit von ihrer Ablenkungsmission ein, und mit ihnen seine Weste und sein Hemd. Automatisch zog Kabuto das Hemd aus, das er sich von Hibiki geliehen hatte, um seine eigenen Sachen wieder anzusehen. Doch die Hose wollte nicht zurückkommen. Und länger warten war gefährlich.
Sehnsüchtig starrte Zuuto auf Kabutos Beinkleider. Er hatte dem Anführer ihrer Gruppe seine Hose überlassen, solange Rokuro mit dessen Hose unterwegs war. Nun sah es so aus, als würde er sie nicht zurückbekommen. Das bedeutete, das er eine lange Zeit unten ohne unterwegs sein würde. Er seufzte vielsagend. Natürlich wäre es weitaus schlimmer gewesen, wenn ausgerechnet Orochimarus Leutnant ohne Hose herumlaufen würde, aber insgeheim verfluchte er das Schicksal, das es ironischerweise eingerichtet hatte, dass er und Kabuto die gleiche Hosengröße hatten.
"Weiter", befahl Kabuto. "Sie sind uns dicht auf den Fersen."
Sein Blick kreuzte den Zuutos. Er hielt inne. "Was?"
"Nichts, Kabuto-sama."
"Hm." Er sah an sich hinab. "Ach, du willst deine Hose wieder. Sag das doch."
Abwehrend hob Zuuto die Arme. "Kabuto-sama, natürlich finde ich es peinlich, in Unterhose zu fliehen. Aber noch peinlicher wäre es mir, wenn das mein Anführer tun müsste."
"So", sagte Kabuto, der bereits am Bund genestelt hatte. "Gut, das akzeptiere ich. Und ich verspreche dir etwas. Die erste Hose, die wir finden und die dir passt, gehört so gut wie dir."
"Danke sehr, Kabuto-sama. Ich weiß das zu schätzen."
Unter Orochimarus Untergebenen sollte dieses Ereignis als Kabutos Hosenschwur ein geflügeltes Wort werden, und für die Zuverlässigkeit des Leutnants stehen.
***
Das Verhör war kurz und knapp. Die Anwesenheit von zwei Dutzend Affen in ihrer wahren Gestalt übte einen solchen Druck auf den Shinobi aus, das er bereitwillig alles erzählte, was Dr. Tofu von ihm wissen wollte. Der Bursche nannte sich Hibiki, und überschlug sich fast mit Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit, um seinen Wert zu beweisen. Immerhin war er ein Feind des Kontraktpartners der Affen, Hibiki musste also zu Recht glauben, den Affenberg nie wieder verlassen zu können. Im Umkehrschluss hieß das, das er herausfinden musste, wie gerne er weiterlebte. Je lieber er lebte, desto besser war es, mit den Affen gut auszukommen und dienlich zu erscheinen. Umso länger lebte er. Welchen Grund sonst sollten sie haben, ihn am Leben zu lassen? Im Prinzip war er bereits tot. Die Frage war nur wann er starb, und von wessen Hand. Nun, Hibiki lebte sehr gerne, und wenn es ging noch viele erfüllte Jahre. Der Rest stand im Protokoll.

Dr. Tofu stand nach dem Verhör vor dem Bau, der den Affen zur Unterbringung ihrer Gefangenen diente, und sah auf die Stadt der Affen hinab. In seiner Hand hielt er ein Tabakröllchen, von dem er ab und an rauchte. Eigentlich war er von dieser Menschendroge schon lange wieder entwöhnt, nur unter großem Stress steckte er sich die eine oder andere an, einfach um etwas in der Hand halten zu können. Viel hatte Hibiki nicht berichten können, aber er hatte den Bericht des Königs mit der Perspektive Kabutos ergänzt. Und erst jetzt zeigte sich, wie genial, aber auch wie gefährlich der Streich gewesen war, den Mamoru Orochimaru und seinem Leutnant gespielt hatte. Und nur weil Hibiki nicht viel zu berichten gehabt hatte, war es nicht automatisch harmlos. Im Gegenteil, eine Information, die er direkt von Kabuto erhalten hatte, enthielt aggressiven Zündstoff. Genug, um Ono Tofu wieder zur Zigarette greifen zu lassen.
Ranma, der beim Verhör assistiert hatte, löste sich aus seiner Unterhaltung mit Akane, die nervös und fahrig wirkte, während sie darauf wartete, nach Ablauf der Stunde von Mamoru wieder beschworen zu werden, um ihn warnen zu können. Wenn er es denn nicht vergaß, oder er keine Gelegenheit mehr dafür hatte.
"Akane ist bereit", sagte Ranma. Sein Gesicht war ein einziger Ausdruck der Sorge. "Hoffen wir, das Mamo-chan nicht zu schnell unterwegs ist.
Dr. Tofu lachte rau bei diesen Worten. "Hikari ist ein ausdauernder Büffel mit der Kraft eines Elefanten. Der wird nicht müde. Sie werden weiterhin so flink voran kommen. Und dann steht ein verletzter Affenbeschwörer, ein Chunin Konohas, die kleine Genin, deine Schwester und Hikari allein gegen fünfzig wiederbelebte Kiri-Shinobi."
"Den Hund nicht vergessen, Pakkun."
"Ja, richtig, der Hund. Wie konnte mir das nur passieren?" Dr. Tofu trat seine Zigarette aus und ergriff Ranma an den Schultern, um ihn zu schützen. "Mamo-chan wird in erheblicher Gefahr sein, kapierst du das? Und mit ihm Ranko und Hikari! Potentiell tödlicher Gefahr! Und das Schlimmste ist, das er definitiv Akane beschwören wird, sobald er sieht, in welche Scheiße er geraten ist! Und dann ist es zu spät, um ihn zu warnen!"
"Aber wir haben immer noch Hoffnung, dass das Schiff, das die Toten nach Suna geschmuggelt hat, weit genug entfernt ist, sodass die volle Stunde vergeht, bevor Mamo-chan eintrifft", wiegelte Ranma ab.
"Das glaubst du doch selbst nicht!", knurrte Dr. Tofu.
"Nein, wenn ich ehrlich bin, glaube ich es nicht", gestand Ranma. "Ich habe es gehofft."
Er sah zur Seite, als eine Person zu ihnen trat. "Wenn man vom Teufel spricht. Da kommt Sanzennin mit dem Kartenmaterial."

Mikado Sanzennin, Leiter der Abteilung West und Chefkartograph, hatte wie erwartet schnell auf die Anfrage der Abteilung Ost unter Ranma reagiert. "Hoheit, Saotome-san." Der große, schlanke Affenkrieger verbeugte sich vor den beiden knapp. "Ich habe mir die Freiheit genommen, die Karte Sunas bereits selbst zu überprüfen. Ich muss Ihnen leider sagen, Hoheit, das Ihre Befürchtungen real sind. Wir haben Herbst, und selbst in einem wüsten Land wie Suna gibt es Regionen, die begrünt sind, in denen große Flüsse fließen. Dies ist im Nordosten der Fall." Er breitete seine Karte aus, und bat die anderen, ihm beim Halten zu helfen. Sanzennin deutete auf das Land unterhalb des Reichs des Feuers. "Hier fließt der Tonegawa direkt aus dem Kawa no Kuni, dem Reich der Flüsse, ins Land der Winde hinein. Hier, direkt an der Grenze, erreicht der Tonegawa bereits Schiffbarkeit für große Transporter. Ein beständiger Westwind macht das Aufkreuzen schwierig, also die Fahrt Flussaufwärts. Aber Flussab kann selbst ein großer und träger Transporter binnen einer Stunde das Meer erreichen."
"Sie könnten also schon weg sein, wenn Mamo-chan eintrifft", sagte Ranma vorsichtig optimistisch.
Sanzennin schüttelte den Kopf. "Es gibt etwas, was dem widerspricht. Akane-chan."
Die Affenkriegerin sah auf. Normalerweise ignorierte sie den Minister, weil er ein berüchtigter Schürzenjäger war und es gerade auf sie im Besonderen abgesehen hatte. Aber in diesem speziellen Fall hatte die Ost-Sektion die West-Sektion um Hilfe gebeten. Und falls er ausfallend wurde, konnte sie ihm immer noch die Krallen über das hübsche Gesicht ziehen. "Ja?"
"Wo genau hat Morikubi-kun deine Beschwörung aufgehoben?" Er entfaltete eine weitere, genauere Karte, die das Reich der Steine und das Reich der Flüsse zeigte, dazu einen Ausschnitt des Reichs des Feuers und einen großen Teil des Reichs der Winde.
Akane überlegte für einen Moment und deutete auf einen Punkt im Land der Flüsse. "Hier waren wir etwa."
"Mal sehen. Hier kann Kabutos Transporter liegen, mit dem er die über dreihundert toten Oto-Nin ins Land gebracht hat, um die Kontras des Land der Winde zu unterstützen. Nehmen wir den schlimmsten Fall an, und es handelt sich um ein Fluss-Schiff, nicht um ein seetaugliches Schiff, dann... Nein, diesen Punkt haben sie schon passiert. Also ein seetaugliches Schiff. Hier. Dies ist der Punkt, an dem Kabuto sein Schiff geankert und die toten Kiri-Nin als Wache zurück gelassen haben wird." Sanzennin deutete auf einen Punkt der Karte, der nicht allzu weit von jenem Ort entfernt war, auf den Akane gedeutet hatte.
"Das sind fünfzehn Kilometer. Und Akane wurde vor einer halben Stunde heim geschickt", stellte Ranma fest. Seine Stimme zitterte.
"Es geht los!", rief Akane plötzlich aufgeregt. "Ich werde beschwo..."
Die Affenkrieger wechselten wissende Blicke.
"Die West-Sektion kann nicht vor zehn Tagen Beobachter in der Region haben", sagte Sanzennin bedauernd. "Hättet Ihr mich früher informiert, hätte ich schon jemanden auf den Weg schicken können. Aber da Ihr ja so auf eure Autonomie bedacht seid, Saomtome-san, kann ich da nichts machen."
"Ruhig, Ranma", sagte Dr. Tofu, und hielt den Krieger an der Schulter fest, bevor er gegenüber Sanzennin tätlich werden konnte. "Er hat ja Recht. Und ausnahmsweise haben wir diesmal nicht voraus geahnt, in was für ein Wespennest Mamo-chan stolpern würde. Und vergessen wir bei der ganzen Geschichte eines nicht."
"Was? Das Ranko bei ihm ist? Eine der stärksten Kriegerinnen des Clans?", fragte Ranma wenig überzeugt. "Viele Hunde sind des Bären Tod."
Dr. Tofu schnaubte amüsiert.
"Was seine Hoheit sagen will, ist wohl", sagte Mikado Sanzennin mit ernster Stimme, "dass Kabutos Leute es mit Morikubo-kun zu tun haben werden. Er soll nicht ganz unfähig sein, habe ich mir sagen lassen."
"Was? Kerl, ich werde dich..."
"Oh, du scheinst ihm ja doch viel zuzutrauen", spottete Sanzennin. Milder fügte er hinzu: "Dann solltest du ihm auch vertrauen."
Ranma wechselte einen Blick mit dem Prinzen. "Ja, vielleicht sollte ich das." Einen Moment später lachte er über seine Sorgen. Was geschehen musste, würde geschehen. Und Mamoru Morikubo war nicht umsonst ein Protégé der Affen.
***
"Muss es denn eigentlich immer die zwölf auf der Gefahrenskala bis zehn sein, wenn ich mit dir unterwegs bin?", rief Kaminari, während er einem Schwall Wurfsterne auswich.
"Es zwingt dich ja keiner, mit mir abzuhängen", erwiderte ich, während ich das Schwert meines Angreifers zur Seite drückte, um ihm mit der Linken ein Kunai in die Rippen zu rammen.
Über diese Misshandlung, die jeden anderen Shinobi getötet hätte, grinste mein Feind nur.
"Sinnlos. Ich kann nicht getötet werden, Konoha-Nin."
"Ja, das ist mir auch schon aufgefallen", erwiderte ich, während mein Kunai in seinen Rippen nach seinem Herzen tastete. "Deshalb versuche ich mir gerade etwas Neues einfallen zu lassen."
Kaminari hatte durchaus Recht. Warum mussten wir in ein Dutzend wiederbelebter Ninjas geraten, die Kabutos Rückzug deckten, und zudem auch noch am liebsten Wasser-Jutsu verwendeten, die der natürliche Feind meines Feuers waren? Ein Dutzend nur, und sie erwiesen sich für die fünf ANBU, meine beiden Affen, Ryu, Kankurou und mich als ernsthafte Behinderung, weil sie einfach nicht wieder sterben wollten.
Ich gab dem Kiri-Nin einen Stoß mit dem Schädel mit, der dankenswerterweise wie bei einem normalen Ninja wirkte, und ihn taumelnd zu Boden schickte. Benommen schüttelte er den Kopf, um seine Sinne wieder beisammen zu bekommen. "Hey, Konoha, warum haust du ab?", rief er mir nach, während ich mich absetzte.
"Ich will nicht in der Nähe sein, wenn das Sprengtag in deiner Brust ausgelöst wird."
"Das was?", fragte er noch, als das Tag explodierte. Ich sah seinen Brustkorb platzen und seine Schultern in feuriger Glut versinken. Der Schädel wurde zerrissen, die Arme halb abgetrennt. Und da, wo einmal sein Oberkörper gewesen war, klaffte nun ein beeindruckend großes Loch.
Das, was von ihm übrig geblieben war, zuckte am Boden vor sich hin. "Ruhig", ermahnte ich mich selbst bei diesem schaurigen Anblick, "er war doch schon vorher tot."
Und, um auf Nummer sicher zu gehen, zog ich mein Schwert, und trennte die Reste vom Kopf vom Rumpf. Ich wartete darauf, das er sich auf eine wie magisch wirkende Weise wieder zusammensetzte, doch nichts geschah.
"Man kann sie zerfetzen!", rief ich meinen Kameraden zu. Das war etwas, was wir Shinobi eher selten mit unseren Gegnern taten. Wir trafen verwundbare Stellen, suchten uns wichtige Organe als Ziel, versuchten stets, mit wenig Aufwand größtmöglichen Schaden anzurichten. Umso länger konnten wir kämpfen. Aber in diesem Fall hieß es wirklich klotzen statt kleckern.
Ich atmete tief durch und sah mich um. Ranko-sensei kämpfte mit dreien zugleich und wurde langsam müde, Sai und die ANBU hatten jeweils einen Gegner, Kankurou hatte einen Gegner in seiner Puppe Kuroari gefangen, und bekämpfte einen zweiten mit Karasu, Ryu hatte einen, und Hikari beschäftigte zwei. Einen hatte ich erwischt, und er war immer noch tot. Hoffentlich blieb er das auch. Diesmal zumindest.
"Danke für den Tip!", rief Ranko-sensei. Sie fuhr mit ihren Krallen einmal quer über den Leib eines ihrer Gegner. Das hatte in etwa den gleichen Effekt wie von einem Schwert zerschnitten zu werden: er wurde halbiert.
"Probieren wir das doch mal aus", kommentierte Kankurou und ließ Karasus Gliedmaßen als Schwerterwirbel über seinen Gegner fahren. Dieser hatte sich vollkommen auf die üblichen Ninja-Techniken eingestellt, die auf potentiell tödliche Spots zielte, also Kehle, Magengrube, Herz, Halsschlagadern, Schläfe; nicht aber auf einen burschikosen Angriff, der ihm einfach Körperteile abschlagen wollte. Als Gegner Nummer eins in Einzelteilen zu Boden fiel, steuerte er die Klingen an den Enden der Arme und Beine Karasus zu Kuroari. Dort schnitten sie in den präparierten Körper, und beendeten die Existenz auch dieses Feinds.
Dies schien unsere Gegner zu irritieren. Einer von ihnen pfif schrill, und sie lösten sich von ihren Gegnern, um sich zurückzuziehen. Bei dieser Absatzbewegung vernichtete Hikari den fünften mit einem Streich seiner gewaltigen Krallen. Wir sicherten noch einen Moment unsere Umgebung, aber mit meinen sensorischen Fähigkeiten erkannte ich, dass sie tatsächlich in jene Richtung flohen, in die sich Kabuto zurückgezogen hatte.
"Jemand verletzt?", fragte ich in die Runde.
"Ja, mein Stolz", kam es sarkastisch von Kitsune. "Das Geheimnis ist also, sie zu zerteilen, so als wäre ich ein dummer Dorfsamurai, der einen kleinen Ladenbesitzer in Stücke schneidet, weil er ihn nicht gegrüßt hat? Das hätte ich früher wissen müssen."
"Tut mir leid, das ich es erst jetzt heraus gefunden habe. Kommt zusammen, wir haben einiges zu bereden."
"Wie gehen wir weiter vor, großer Anführer?", fragte Nekohime, als sie neben mich trat. Seltsamerweise klang es nicht spöttisch.
Ich zog ein paar Sprengtags aus meiner Waffentasche, als die anderen einen Halbkreis vor mir bildeten. "Wir benutzen Katon und Sprengfallen gegen sie. Kankurou, deine Angriffspuppe Karasu hat sich auch als effektiv erwiesen. Ebenso eure Krallen, Ranko-sensei, Hikari-sensei."
Die drei nickten bestätigend. "Wer hat Sprengtags dabei?"
Nacheinander holten alle ihre Tags hervor. Es waren insgesamt elf, also mehr als wir für die restlichen sieben Gegner brauchten. "Na, das ist doch eine ganze Menge."
Jemand zupfte an meinem Hemd. Ich sah zur Seite und erkannte Annes Arm, der wie aus dem Nichts hervor zu ragen schien. In der Hand hielt sie einen Sprengtag. Das machte zwölf.
"Du musst dich nicht mehr verstecken", tadelte ich.
"Ich halte mich streng an deine Anweisungen, Mamoru-sam", erwiderte sie trotzig. "Ich will ja nicht noch mal ein Druckmittel gegen dich werden. Außerdem muss ich ja Pakkun beschützen."
"Stimmt", klang die Stimme des Ninja-Hunds hinter ihrer Barrikade auf.
Na ja, so rum war es besser, als wenn sie übermütig wurde. "Gut, das macht zwölf Sprengtags für sieben Gegner. Wir kleben sie auf Kunai und stoßen sie unseren Gegnern in den Körper. Wenn es geht so nahe wie möglich ans Herz."
Kaminari hob eine Hand. "Was ist, wenn es mehr als sieben Gegner sind? Wenn das hier quasi nur die Vorhut war?"
Ich seufzte resignierend, als Ryu die goldene Ninja-Regel Nummer eins gebrochen hatte, nämlich eine schlimme Situation nicht noch schlimmer zu reden. "Dann kommen du, Nekohime-chan, Kuma-kun und ich an die Reihe, weil wir Katon-Nutzer sind. Dein Dai Endan ist doch hoffentlich nicht schwächer geworden?"
Kaminari grinste schief. "So groß wie deines ist es nicht, aber mir hat es immer gereicht."
"Spötter." Ich sah zu Kitsune herüber. "Deine Fuuton-Klingen werden einen ähnlichen Effekt haben." Der ANBU nickte.
"Und wenn wir noch einen Erdnutzer unter uns hätten, könnten wir dein Suiton nutzen, Okami-kun, und eine Schlammlawine hervorrufen, die sie zumindest für einige Zeit bändigen würde."
"Ich bin Doton-Nutzerin", klang Annes Stimme neben mir auf.
Ich sah zu ihr herüber. Beziehungsweise dorthin, wo sie zu sehen gewesen wäre, wenn sie ihr Jutsu nicht benutzt hätte. "Du bist was?"
"Ich bin Doton-Nutzerin. Ich kann ein Erdjutsu beschwören, das Okami-sensei dann mit seinem Suiton in eine Schlammlawine verwandeln kann."
Für einen Moment war ich verwirrt, doch schließlich begann ich zu lachen. Ich hatte Anne tatsächlich auf ihre Tarnfähigkeiten reduziert und hatte nie angenommen, das sie, obwohl eine Ninjutsu-Nutzerin, tatsächlich ein Element trainiert hatte. "Okay", sagte ich. "Okay. Probieren wir es doch mal aus."
"Gut. Ich werde ein Arijigoku benutzen, weil es bereits einen Treibsandartigen Lehm beschwört, den Okami-sensei dann nur noch fortzuspülen braucht."
Nun war ich richtig irritiert, denn dieses Doton war etwas für Fortgeschrittene.
Anne kam aus ihrem Versteck. Pakkun, der dabei ebenfalls sichtbar wurde, sah müde und gelangweilt ins Rund.
"Es dauert ein wenig, deshalb setze ich es auch nicht im Kampf ein", entschuldigte sie sich, und begann mit den notwendigen Fingerzeichen. "Doton! Arichigoku!"
In ihrer Blickrichtung stieg ein Schlammpfuhl in die Höhe. Immerhin beeindruckende zwölf Meter im Durchmesser.
"Nicht schlecht", lobte Okami das Mädchen. "Und was ist dein Maximum?"
"Zwanzig Meter Durchmesser."
Jemand pfiff anerkennend. Zwanzig Meter alleine mochten reichen, um so manchen Ninja allein mit dieser Kunst zu fangen. Verbunden mit einem Suiton ergab das eine erkleckliche Schlammlawine.
"Wir machen es wie folgt. Sobald es sich für notwendig erweist, gibt Mamo-chan dir ein Signal. Am besten vereinbart Ihr ein Passwort. Du verlässt dann dein Versteck und versuchst so viele Gegner wie möglich einzufangen. Ich spüle das, was übrig ist, dann hinfort."
Ich nickte zustimmend. "Das Passwort wird dein Name sein, Anne-chan. Sobald ich dich rufe, fängst du an. Oho, wir kriegen ein wenig Hilfestellung, wie es scheint. Es beginnt zu regnen."
"Ich würde das nicht unbedingt Hilfestellung nennen", meldete sich Sai zu Wort. "Wasser und Tinte sind keine guten Freunde."
"Das ist natürlich schlecht, aber deine Tintenzeichungen sind nicht gerade ein Arichigoku oder ein Dai Endan."
"Es schränkt mich in meiner Effektivität ein."
"Du bist ANBU. Du wirst schon effektiv sein. Oder ist das Schwert auf deinem Rücken nur zur Zierde?"
"Nein. Ich kann es einsetzen."
"Dann ist das Problem gelöst, denke ich."
"Es gab nie ein Problem", erwiderte Sai.
"Okay. Ich dachte schon, du wärst sauer auf mich."
"Sauer zu sein ist eine Emotion, richtig? ANBU-NE haben keine Emotionen. Wir sind dann effektiver bei der Erfüllung unserer Aufgaben."
"Und genau deshalb seid ihr ein sehr spezieller Trupp innerhalb der ANBU Konohas", stichelte Kitsune.
"Das war ein Kompliment, richtig? Was sagt man hierauf? Danke?"
Ich runzelte die Stirn. "Junge, du solltest dir schnellstmöglich ein paar Emotionen zulegen."
"Wieso? Emotionen behindern einen wahren Shinobi nur", erwiderte er verwirrt.
"Dann", sagte ich gedehnt, "solltest du zumindest dringend lernen, wie man Emotionen deutet. Denn das schränkt einen wahren Shinobi ebenfalls ein."
Das schien Sai zu verunsichern. "Das kann sein", sagte er schließlich. "Ich werde darüber nachdenken."

"Gut. Ich beschwöre nun Akane. Ich bin sicher, wir werden einen weiteren Krieger bald gebrauchen können, wenn wir auf die sieben Toten, Kabuto und seine sieben Nukenin stoßen."
Ich biss mir in den Daumen, quetschte etwas Blut hervor und legte die Hand auf den Boden. Die Belastung durch die Beschwörung und das Erhalten der Beschwörung war eine Sache, aber irgendwann in diesen Tagen würde ich noch meinen Daumen durchbeißen. "Kuchiose no Jutsu!"
Akane kam aus der Rauchwolke, in beiden Händen Kunais. Sie wirbelte einmal um die eigene Achse, misstrauisch in jede Richtung spähend. "Wo ist...? Komisch, ich hätte erwartet, das du mich nur früher beschwörst, wenn Ihr in einem Kampf steckt." Erleichtert atmete sie auf. "Mamo-chan, es ist eine Falle! Du läufst mitten in eine Horde Untote, die... Igittigitt, was ist das denn?"
"Einer der Untoten", erklärte ich lapidar. "Wir sind schon hinein geraten, und ein Teil konnte sich zurückziehen. Aber wir wissen jetzt, wie wir sie vernichten können."
"Was? Ihr habt fünfzig wiederbelebte Kiri-Nin in die Flucht geschlagen? Beachtlich."
Ich spürte, wie mir der kalte Angstschweiß ausbrach. "Wie viele?"
"Fünfzig. Das hat das Verhör unseres Gefangenen ergeben, Hibiki. Stimmt was nicht?"
Kaminari winkte ab. "Sieben, fünfzig, wo ist der Unterschied? Das schaffen wir doch auch noch."
Nekohime fügte hinzu: "Wir sind mit einem Dutzend aneinander geraten. Sie haben uns gestoppt, während Kabuto weiter geflohen ist."
"Dann ist er wohl auf dem Weg zum Tonegawa-Fluss, wo der Transporter ankert, der die wiederbelebten Shinobi der Kontras ins Land geschmuggelt hat."
"Das erklärt dann wohl auch, wo die Kiri-Nin herkommen", sagte ich ärgerlich. Kaminari hatte Recht, wahrscheinlich würden wir mit den nun noch fünfundvierzig Kiri-Nin fertig werden, aber wenn Kabuto mit dem Schiff floh, war er uns entkommen. Mir entkommen. Meine Angst, in eine unübersichtliche Situation zu geraten, und meine Wut auf Kabuto rangen miteinander. Was blieb mir nun noch zu tun? Abbrechen, oder angreifen? Im allerschlimmsten Fall hatten wir zweiundfünfzig Gegner, und wir waren nur zwölf, selbst wenn ich Anne hinzu rechnete, und Pakkun ausließ.
"Es ist deine Entscheidung, Mamo-chan", sagte Kankurou. "Aber ich empfehle, diese günstige Gelegenheit zu nutzen."
Na toll, damit goss der Suna-Nin auch noch Öl ins Feuer. Überdies war die Grenze zum Land der Winde ganz in der Nähe, wenn ich meinem Gefühl trauen durfte. Komplikationen über Komplikationen.
"Sai, kannst du genügend Vögel erschaffen, um uns alle zu tragen? Wir würden die Truppe dann einfach umgehen, und flussabwärts eine Falle für Kabuto und seine Leute bereiten. Das ist allemal besser, als hier durch ihre Reihen zu stürmen. Selbst wenn er alle Kiri-Nin wieder an Bord nimmt."
Der ANBU-NE winkte ab. "Das wäre kein Problem, wenn es nicht regnen würde."
"Ach ja. Mist." Und so wandelte sich ein Vorteil wieder in einen Nachteil. "Also, was machen wir?"
"Du bist der Anführer. Also führe uns, Mamo-chan", sagte Kaminari grinsend.
"Ich denke, niemand würde es uns übel nehmen, wenn wir an dieser Stelle abbrechen würden. Die Übermacht ist gewaltig, und die Zeit ohnehin knapp." Zustimmendes Gemurmel klang auf.
"Andererseits sind wir eine Gruppe mit überragenden Fähigkeiten, und die Gelegenheit ist günstig wie nie. Außerdem können wir Orochimaru erheblich schaden, wenn wir Kabuto gefangen nehmen oder töten. Und wir schulden ihm mehr als genug für den Angriff auf Konoha."
Wieder wurde zustimmend gemurmelt.
Ich seufzte leise und winkte den anderen, mir zu folgen. "Also los. Werfen wir uns in die unüberschaubare Gefahr für unser aller Leben. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich es nicht wenigstens versuchen würde."
Und wieder murmelten sie zustimmend. Also, entweder waren sie eine Bande von Wendehälsen - und das konnte nicht sein, dafür kannte ich sie zu gut - oder sie vertrauten mir. Dieser Gedanke gab mir große Selbstsicherheit.

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11.
Das Schiff, es war zum Greifen nahe, bestenfalls zweihundert Meter entfernt. Aber um dieses Schiff zu erreichen, mussten wir eine Wand aus Shinobi überwinden, die sich auf den ersten einhundert Metern auf einer Breite von vierhundert Metern aufgefächert hatten. So stellten sie sicher, dass wir sie nicht mit einigen großen Jutsu schnell dezimieren konnten. Und sie zwangen uns dazu, uns ebenfalls aufzuteilen, um zu verhindern, das die Flanken in unseren Rücken schwenkten. Aber wenn sie gedacht hatten, uns damit aufhalten zu können, hatten sie fasch gewettet. Aber sie bremsten uns.
Eine feine kleine Hilfe war die Anhöhe, die wir hinabkamen. Das sparte uns Kraft.
Ich eröffnete den Kampf mit meiner Standard-Kunst. "Katon! Dai Endan!"
Der Feuerball, den ich ausspie, hatte in etwa die Größe, die Hitze und die Kraft jenes Dai Endan, den ich auf Kabutos Hose gespuckt hatte. Da ihn kein Wald behinderte, riss er seine acht Meter breite Schneise fast bis zu Kabutos Schiff. Da die wiederbelebten Kiri-Nin aber viel Platz zueinander hatten, erwischte ich nicht viele von ihnen. Vielleicht drei. Der Rest wich aus. Aber der Weg zum Schiff war für den Moment offen. Wenn es gelang, es zu beschädigen, das Ruder zu vernichten oder die Segel, die gerade gehisst wurden, in Brand zu setzen, hatten wir eine reale Chance. Gut, dann mussten wir uns noch Kabuto und seinen Oto-Nin stellen. Aber eins nach dem anderen.
Nekohime, Kuma und Kaminari taten es mir nach und spien ihre Dai Endan aus. Auch sie erwischten zusammen neun Kiri-Nin, die von ihrem widernatürlichen Leben befreit wurden.
Eine ähnliche Strategie verfolgte Kitsune, der seinen Kontraktpartner beschwor, einen mächtigen Adler, der seine Luftsicheln mit seinen Flügeln abfeuerte. Diese hochkomprimierte Luft war messerscharf, und der Greifvogel konnte bestimmen, wie groß die Klingen waren. Er alleine erwischte zehn der Kiri-Nin, bevor diese überhaupt ein Shuriken geworfen hatten.
Wir erreichten die Spitze ihrer Formation, gerade als die Kiri-Nin ihre Reihen zu schließen versuchten. Das war der Nachteil ihrer weiten Formation: Breschen konnten nicht schnell genug geschlossen werden.
Gosunkugi, der mich noch immer trug, gab mir ein Zeichen, und ich sprang von seinem Rücken ab. Er selbst fuhr die Krallen aus und sprang wie ein Lebensmüder mitten in die Reihen der Kiri-Nin. Seine langen, messerscharfen Krallen zerteilte einen unvorsichtigen Kiri-Ninja längs, und stoppten den Schwertstreich eines zweiten, bevor Gosunkugi die Klinge wie beiläufig abbrach.
"Anne!", rief ich. Dies war auch das Signal für Okami, zu mir zu kommen.
Die Getsu-Kunoichi erschien mit Pakkun aus ihrem Versteck, um ihr Jutsu zu wirken. In dieser Zeit beschützte ich sie, so gut ich konnte.
"Doton! Arichigoku!" Direkt in meiner Laufrichtung entstand ihr Jutsu, ließ drei Kiri-Nin eilig fortspringen, zog aber zwei, die nicht schnell genug waren, in seine Tiefen.
"Suiton: Daibakufu no Jutsu!" Die Welle schwappte direkt vor Okami auf, erfasste Annes Treibsand und spülte seine Schlammmassen bis zum Schiff hindurch fort. Dabei begrub sie zwei weitere Kiri-Nin unter sich. Das bedeutete eine Schwächung des Gegners um ein Drittel, bevor dieser überhaupt auch nur ein eigenes Jutsu gewirkt hatte. So was konnte vorkommen, wenn man sich selbst zu sicher war. Oder wenn man gar nicht für Kabuto kämpfen wollte. Eventuell hielten sich die Toten absichtlich zurück. Ein Geschenk, das ich nicht zurückwies.
Nun ahnte sicher auch Kabuto, welche Strategie ich verfolgte. Nicht, die wiederbelebten Kiri-Shinobi zu vernichten, sondern zu seinem Schiff durchzukommen. Egal wie oft die Kiri-Nin die Bresche wieder schlossen, sie wurden dabei dezimiert. Sie konnten nicht beides tun, ihre Reihen schließen und die Bresche halten. Ihre Formation wurde enger, und damit waren sie für unsere Jutsu angreifbarer.
Ein Schmerzenslaut ließ mich zurücksehen.
"Es ist nichts, nur ein Kratzer", beschwichtigte Okami mich, die Rechte auf eine blutenden Wunde in seiner Seite gepresst. Sie sah harmlos genug aus, deshalb ging ich zu Teil zwei meines Plans über. "Ryu!"
Kaminari kam an meine Seite. Zusammen stürmten wir die Bresche entlang, die Anne und Okami geschaffen hatten. Dabei deckte ich die linke Seite, und Kaminari die rechte.
"Katon! Endan!" Wir spien unser Feuer-Jutsu diesmal nicht als Feuerball aus, sondern benutzten sie als eine Art Schutzschild gegen die Kiri-Ninjas. Wir zogen einen Bogen, während wir das Jutsu ausführten, was die effektive Tiefe eindämmte, uns aber die nahesten Shinobi vom Hals hielt. Einer von ihnen war schlau genug, das Endan zu überspringen, und mich direkt anzugreifen. Ich merkte es nicht, trotz meiner sensorischen Fähigkeiten.
"Vorsicht!", rief Anne, und warf ein Shuriken, das den heran fliegenden Ninja aus dem Konzept brachte. Als er ein Stück abseits von mir landete, hielt Anne ihn bereits mit ihrem Kunai auf, während sie mit der freien Hand ein Kunai mit Sprengtag in seine Brust trieb.
Verwundert blickte der Kiri-Nin auf die Klinge. Verwundert genug, um mir Zeit zu geben, Anne einen Arm um die Hüfte zu schlingen, und mit ihr ein Stückweit fort zu kommen, bevor das Sprengtag den wiederbelebten Ninja in Stücke riss.
"Versteck dich wieder!", sagte ich ihr hastig, während ich sie absetzte. "Nimm Pakkun wieder mit rein!" Sie gehorchte, was ich wohlwollend zur Kenntnis nahm.

Erneut spien Kaminari und ich unsere Endan aus und kamen so dem Schiff immer näher. Dort waren die Vorbereitungen bereits abgeschlossen. Der Anker wurde bereits gehievt, und ich erkannte Kabuto, der am Heck an der Reling stand, und unser Treiben, wie es schien, amüsiert musterte.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon einhundert Meter geschafft, aber die Kiri-Nin begleiteten uns. Sie waren keine statischen Punkte, sondern bewegliche Shinobi, die immer noch versuchten, unseren großflächigen Jutsu auszuweichen, indem sie sich nicht zu dicht stellten.
Immerhin war das Geschehen rasant genug, um die Kiri-Ninjas davon abzuhalten, eigene Jutsu einzusetzen. Noch. Aber wir kämpften ja auch erst eine gute Minute.
Kaminari und ich eilten weiter, während die ANBU und die Affen unsere Flanken und den Rücken deckten. Ein schneller Blick nach hinten verriet mir, das sich die Flanken geschlossen hatten, wir von den Kiri-Nin im Rücken eingeschlossen waren. Aber ihre Zahl schrumpfte rapide, beinahe auf die Hälfte. Ich wurde den Eindruck nicht los, das sie nicht wirklich kämpfen wollten. Aber wie konnten wiederbeschworene Ninjas einen eigenen Willen haben, beziehungsweise genug Kraft aufbringen, um sich dem Willen ihres Beschwörers entgegen zu setzen? Als Orochimaru den Ersten und den Zweiten Hokage eingesetzt hatte, um Hiruzen-sensei zu töten, hatten diese seinem Willen nicht zuwider handeln können. Nicht einmal ansatzweise, wie diese Kiri-Nin. Also verwendete Kabuto ein anderes Jutsu als sein Meister, und die Zusammenarbeit mit den Kontra-Rebellen des Reichs der Winde war so etwas wie seine finale Prüfung gewesen. Mir schauderte beim Gedanken daran, was passierte, wenn Kabuto dieses Jutsu noch verbessern würde. So war es bereits grausam genug.
Sechzig, siebzig, achtzig Meter. Kaminari setzten weiterhin die Chakra-sparenden Endan anstelle der Dai Endan ein, und vernichteten so drei weitere Kiri-Nin. Vor Feuer hatten sie Respekt. Großen Respekt.

Einhundert Meter. Es war soweit. "Okami! Ryu!"
Der ANBU und Kaminari übernahmen meine Verteidigung. Ich würde nur ein paar ungestörte Sekunden brauchen, aber die musste man sich auch erst mal erkämpfen. Ich schmiedete Chakra, so viel mein gemarteter Körper hergab, sammelte Öl in meinem Mund. Dieses Jutsu brauchte länger als ein Endan oder Dai Endan, dafür aber schlug es auch weit besser durch als eine der beiden Künste, wenngleich der Flächenschaden gering war. Ich hatte es einst von Hiruzen-sensei gelernt, der es als eines der bevorzugten Jutsu der Uchihas bezeichnet hatte.
"Katon! Gouenka!"
Ich spie drei parallel fliegende Feuerkugeln aus, die auf das Heck von Kabutos Schiff zuschossen, das bereits ablegte. Ich hatte die Flammen so ausgespien, das eine der Kugeln das Heck mit dem Ruder erwischen, eine Kabuto treffen, und die letzte in die Segel gehen würde. Wenn auch nur eine traf, wenn nur eine traf...
Die Segel des Schiffs blähten sich, und schnell nahm es Fahrt auf. Dies war wirklich, wirklich die letzte Chance für uns, um ihn ein für allemal zu erwischen.
Mein Feuer-Jutsu raste auf das Schiff zu, doch Kabuto sah den Feuerkugeln gelassen entgegen. Für meinen Geschmack zu gelassen. Warum, wusste ich, als kurz bevor mein Jutsu das Schiff traf, eine Wand aus Flusswasser in die Höhe schoss, um mein Feuer abzuwehren.
Meine Gouenka schlugen im Wasser ein und lösten Explosionen aus. Immerhin. Wasser war Feuer immer überlegen, also sollte ich mich auch über kleine Erfolge freuen, nachdem ich gerade grandios gescheitert war. Mist.
Als die Wasserwand wieder in sich zusammensackte, fühlte ich mich wenigstens ein klein wenig zufrieden. Ein Stück vom Heck brannte, und Kabuto sah etwas verrußt aus. Ein Teil meines Feuers musste durchgeschlagen haben. Aber die Segel blähten sich noch immer, unbeschädigt, und brachten meine Beute von mir fort. Für den Moment war ich versucht, meine Kameraden in Stich zu lassen und das Schiff am Ufer zu verfolgen, um es erneut zu beschießen; aber Kabuto würde die Chance, mich allein zu erwischen, sicherlich nutzen. Alleine war ich ihm nicht gewachsen. Die richtige Reihenfolge war also, diesen Kampf hier zu beenden, und dann die Verfolgung wieder aufzunehmen, in der Hoffnung auf ein Ende des Regens und Sais Tinten-Jutsu.

Mit einem derben Fluch wandte ich mich ab, um mich um die Schlacht mit den Kiri-Nin zu kümmern, die... Ja, die gerade vollkommen zum Erliegen gekommen war.
Erstaunt registrierte ich, das die Kiri-Shinobi sich in den Saizen gesetzt hatten. Es war keine Spur von Kampfeswillen zu spüren. Im Gegenteil, sie schienen die Ruhe selbst zu sein.
Die ANBU, die Affen, Kaminari und Kankurou hielten bei diesem ungewöhnlichen Anblick inne.
Ich beeilte mich, zu meinen Leuten aufzuschließen.
"Diese Situation ist ungewöhnlich", sagte Sai.
Das hätte mich normalerweise zum Lachen gebracht, aber dazu war die Situation zu ernst. "Das trifft nicht ganz den Kern der Situation, Sai", sagte ich. Ich fixierte den erstbesten Kiri-Nin. "Was tut Ihr?"
Der Shinobi, ein wuchtiger, breitschultriger Bursche, der Kyun durchaus ähnlich sah, deutete eine Verbeugung an, bevor er sprach. "Kabutos Befehle besagten nur, ihm die Flucht zu ermöglichen. Hier enden seine Befehle, deshalb stellen wir alle feindseligen Handlungen ein."
Das verwunderte nicht nur mich. "Ihr tut was?"
"Wir kämpfen nicht mehr. Im Gegenteil, wir..." Kurz ging sein Blick über die anderen Kiri-Nin, von denen noch elf weitere übrig waren. "Wir bitten euch darum, unserer unwirklichen Existenz ein Ende zu setzen, jetzt wo die Befehle Kabutos ausgelaufen sind." Er verbeugte sich richtig, diesmal bis zum Boden. "Wir bitten in aller Form!" Auch die anderen Kiri-Nin verbeugten sich, einige drückten dabei die Stirn auf die Erde.
"Bitte. Wir sind doch ohnehin schon tot, und wir wollen unsere Ruhe zurück."
"Beantwortet mir erst eine Frage", sagte ich. "Warum Kiri-Nin? Wie konnte Kabuto Zugriff auf so viele eurer Toten erhalten?"
Der Riese zögerte. "Ich bin nicht mit allen Einzelheiten vertraut, aber ich weiß, das unsere toten Körper Orochimaru vom abgesetzten Yondaime Mizukage zur Verfügung gestellt wurden, zu einer Zeit, als er noch für die Terroristenorganisation Akatsuki gewirkt hat."
"Vom Mizukage? Akatsuki?" Das ergab wenig Sinn, außer, der Yondaime Mizukage hatte gegen sein eigenes Dorf gearbeitet. Und zwar entweder für Orochimaru, oder - noch schlimmer - für Akatsuki. Diese besondere Gruppe bestand aus mächtigen Nukenin mit großer Zerstörungskraft, die sie imer wieder ohne besonderes Muster einsetzten - beinahe schien es, nur um des Terrors Willen. Eine Gefahr war Akatsuki alleine dadurch, da sie aus Nukenin bestand. Ihr unbekanntes Ziel und die übermächtigen Ninja in ihren Reihen, darunter ein Uchiha aus Konoha, machten sie noch unberechenbarer, schwerer einschätzbarer.
So gesehen war es vielleicht eine sehr gute Idee von Mei-chan gewesen, sich selbst zum neuen Mizukage zu putschen und damit diese unselige Verbindung zu unterbrechen. Wobei ich bezweifelte, das sie davon erfahren hatte. Auf jeden Fall war diese Information wichtig genug, um ihr nachzugehen und Mei-chan zur Verfügung zu stellen. Dringend zur Verfügung zu stellen.
"Wir werden der Mizukage von eurem Schicksal berichten."
Wieder verbeugte sich der Große bis auf den Boden. "Sie haben unseren uneingeschränkten Dank, Konoha-taisho."
Ich nickte dazu. "Mein Name ist Mamoru Morikubo. Und ich werde euch nun aus diesem Zustand befreien und euch eure Ruhe wieder geben."
Erneut verbeugte sich der Große, und die anderen Kiri-Nin taten es ihm gleich.
Ich zögerte einen Moment, weil ich die Situation so ungerecht fand. Aber es war ihr Wunsch, und ich konnte den Sinn dahinter gut erkennen. Also akzeptierte ich das, was geschehen würde, als notwendige Realität. "Bitte rückt enger zusammen."
Die Kiri-Nin bestätigten und hockten sich in drei Reihen vor mir auf den Boden.
"Ich weiß, das Ihr nicht mit voller Kraft gekämpft habt. Das rechne ich euch an."
Der Große lächelte fahrig. "Hättet Ihr das Schiff aufgehalten, hätten wir die Befehle Kabutos nicht mehr beugen können. So aber gab es keinen Grund zu versuchen, Sie oder einen Ihrer Leute zu töten."
Ach so. Na, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es tatsächlich an unserer geballten Kraft gelegen hätte. "Ich verstehe."
Respektvoll verbeugte ich mich vor den Ninjas, und meine Leute taten es mir gleich. Blieb also nur noch eines.
"Katon! Dai Endan!" Durch mein Jutsu vergingen nun achtzehn tote Kiri-Shinobi, die gegen ihren Willen erneut ins Leben gerufen und zum Kämpfen gezwungen worden waren, wieder zu Asche.
Seltsamerweise rannen Tränen meine Wangen hinab. Ich wischte sie fort. So traurig ihr Schicksal auch gewesen war, es hatte erneut ein Ende gefunden. Und da war immer noch Kabuto.

"Und nun?", fragte Kaminari.
"Wir verfolgen das Schiff - und hoffen auf gutes Wetter", sagte ich mit einem Seitenblick auf Sai.
Leises Gelächter erklang. "Sind noch alle einsatzbereit? Okami?"
Der ANBU hielt noch immer seine rechte Seite, aber es floss kein Blut mehr. "Ich habe mich mittlerweile selbst geheilt."
"Gut. Dann machen wir uns auf den Weg. Hikari."
"Ich wette, so bequem bist du noch nie gereist, was, Mamo-chan?", scherzte der Affe, und bot mir seinen Rücken an.
Ohne zu zögern sprang ich auf. "Über das bequem lässt sich streiten, über das Reisen nicht."
Wieder wurde leise gelacht. Eine Sekunde später machten wir uns an die Verfolgung, auch wenn es ohne Sais Vogelzeichnungen ein unmögliches Unterfangen war.
***
Von der Reling des Frachters beobachtete Kabuto das Eintreffen der Konoha-Shinobi. Nicht ohne Erstaunen registrierte er die Anwesenheit einer Abteilung ANBU. Mochte der Henker wissen, wo Morikubo die aufgetrieben hatte. Auf jeden Fall brachte das seine Kalkulation ein wenig durcheinander. "Kapitän, wir müssen ablegen. Jetzt!", rief er. Sein Blick ging zu seinen Getreuen.
"Zuuto, die Leute sollen den Matrosen helfen."
"Ja, Kabuto-sama."
Der Leutnant Orochimarus hielt ihn kurz zurück. "Wurde Houzuki-kun in den Tank gelegt und an die Lebenserhaltung angeschlossen?"
"Ich habe es selbst erledigt, Kabuto-sama."
"Gut. Er darf nämlich noch nicht sterben. Er wird noch nützlich für Orochimaru-sama sein." Er nickte dem Ninja als Zeichen, das er entlassen war, zu. Zuuto beeilte sich, die Befehle Kabutos weiterzugeben. Die hektische Aktivität auf dem Schiff wurde noch hektischer. Niemand hatte Lust, ausgerechnet dem überkandidelten, selbstgerechten Konoha in die Hände zu fallen.

Kabuto wandte sich wieder der Schlacht zu, die sich gerade entwickelte. Obwohl die Kiri-Nin weit aufgefächert aufgestellt waren, versuchte es Morikubo mit Flächenschaden. Er und drei seiner Begleiter wendeten verschwenderisch viel Katon an, und das mit Erfolg. Aber das war noch nicht alles. Spätestens als der eine ANBU eine Schlammlawine beschwor, die direkt auf den Schiffsrumpf zuhielt - und hatte er nicht auch das freche Gör aus Getsu bei ihm gesehen? - war klar, das Morikubo durchbrechen wollte und sich nicht von den Kiri-Nin ausbremsen ließ. Mit seinen vorigen Begleitern, dem Konoha-Shinobi, der rotzfrechen Blage aus Getsugakure, dem Ratsherr aus Suna und seinen drei Affen hätte er sich das nicht trauen können. Aber mit der Hilfe von fünf ANBU war es beinahe zu einfach, und die kleine Falle wurde zur noch kleineren Bremse. Sobald dem Schiff die Abfahrt gelungen war, würde der stetig breiter werdende Fluss die erste Barriere für die Konoha-Nin sein. Dann mussten sie erstmal vom Fluss auf das Schiff kommen, und schließlich und endlich würde das Schiff nicht müde werden, die Ninja schon. Solange traute Kabuto es seinen Leuten zu, das Schiff zu verteidigen. Und wenn alle Stricke rissen, dann konnte er sich immer noch alleine absetzen. Obwohl das schon beim ersten Versuch nicht so ganz funktioniert hatte. Aber er hatte eine höhere Verpflichtung gegenüber Orochimaru-sama einzuhalten, und kein dahergelaufener Konoha-Chunin würde ihn davon abhalten.
Wütend knirschte Kabuto mit den Zähnen, umklammerte die Reling mit viel zu festem Griff, sodass sich seine Knöchel weiß abzeichneten, und sah auf den Fluss hinab. Dadurch entging ihm der letzte ernstzunehmende Angriff der Konoha-Shinobi.
"ACHTUNG!", rief Zuuto. Hastig beschwor er mit seinem Suiton eine Wasserwand am Heck des Schiffs - was von vorne herein seine Aufgabe gewesen war, bevor Kabuto ihm neue Befehle gegeben hatte. Die Wasserwand wuchs aus dem Fluss fast zwanzig Meter hoch und hatte eine Dicke von mindestens acht Metern. Dennoch schlug das Katon an zwei Stellen hindurch. Aber es war nur noch stark genug, um das geteerte Holz am Heck in Brand zu stecken, nicht mehr, es zu durchschlagen, und um Kabuto selbst einen Moment lang mit Hitze zu umspülen. Außerdem meinte er, seine Haare ansengen zu spüren. Entgeistert starrte Kabuto nach Westen, während das Schiff endlich spürbar Fahrt aufnahm, kaum das es in die Flussmitte getrieben war. Wie heiß war das Jutsu gewesen, bevor es auf das Wasser getroffen war? Und welcher Konoha-Nin hatte es abgefeuert? Das waren wichtige Informationen, und er hatte nicht darauf geachtet, weil er sich zu sehr über diesen mickrigen kleinen, Affenbeschwörenden Chunin aufgeregt hatte. Kabuto beschloss, bei seinen Leuten nicht nachzufragen. Das hätte nur seine überlegene Position gestört.
Während sich nun auch die Segel im Wind blähten und dem Schiff zusätzliches Momentum gaben, sah Kabuto ungläubig, wie sich die Kiri-Nin regelrecht ergaben. Er schlug mit der Rechten zornig auf die Reling. Wieder ein Fehler, und diesmal sein ureigenster. Er durfte nicht mehr mit Befehlen arbeiten, die beliebig interpretiert werden konnten. Es musste einen besseren Weg geben, um die Toten in seinem Sinne zu manipulieren. Und er würde ihn finden. Sobald er Morikubo entkommen war.
Eine erneute Explosion ließ ihn wieder aufsehen. Sie ereignete sich nicht in der Nähe des Schiffs, sondern auf dem Feld, auf dem die Kiri-Nin die Konoha-Shinobi hatten aufhalten sollen. Also hatte Morikubo kurzen Prozess mit den Kiri-Shinobi gemacht. Interessant. Also hatte er auch eine grausame Seite. Eine Information, die sich später vielleicht noch einmal nutzen ließ.
Aber Kabuto wusste, was das bedeutete. Mussten sie sich nicht mehr um die Kiri-Nin kümmern, hatten sie Zeit, um ihn zu verfolgen. Das war bei der derzeitigen Geschwindigkeit des Frachters zwar illusorisch, aber sie konnten immer noch auf einen Patzer seinerseits hoffen. Noch waren sie nicht in Sicherheit.
Am Ufer formierten sich die Shinobi neu. Sie liefen auf den Fluss hinaus und begannen mit der Verfolgung des Frachters. Und dabei, erkannte Kabuto, würden sie den geraden Weg nehmen, anstatt wie das Schiff dem kurvenreichen Flussverlauf zu folgen. Dadurch würden sie immer wieder aufschließen, und wenn die Jagd lang genug dauerte, dann... "Schlau, Morikubo. Schlau", kommentierte Kabuto. Aber das bot ihnen auch ein paar Abwehrmöglichkeiten. Sprengtagfallen auf dem Ufer von Schleifen, die das Schiff umfahren musste; Öl, in den Fluss gegossen und angezündet; Kage Bunshin, die dem Gegner an Engstellen auflauerten. "Aber du wirst merken, das du diesmal nicht gewinnen kannst", sagte er mit einem dünnlippigen Lächeln.
***
Manch Spötter sagte, das Glück sei mit den Dummen. Andere behaupteten, es war mit den Fleißigen. Aber alles in allem ging es darum, Glück überhaupt erst zu haben. Das Problem im Fall meiner kleinen Gruppe war, dass das Glück durchaus aufgrund Dummheit oder Fleiß zu uns gekommen sein konnte, und den Regen beendet hatte, damit Sai uns auf dem Luftweg befördern konnte - es war in jedem Fall zu spät gekommen. Zuerst hatte Kabuto uns verzögert, immer wenn wir nicht dem Flusslauf gefolgt waren, sondern die Biegungen genutzt hatten, um unsere Strecke abzukürzen. Sprengfallen, Kabe Bunshin, brennendes Öl in seinem Kielwasser, was ihm halt so an Schweinereien eingefallen war. Und wir hatten hindurch gemusst, wenn wir nicht hatten aufgeben wollen. Dann hatte das Schiff mehr und mehr Abstand gewonnen, während wir unmerklich langsamer geworden waren. Als der Frachter fast außer Sicht gewesen war, hatte es auf mich wie ein Wunder gewirkt, als der Regen plötzlich geendet hatte. Und geradezu freudig hatte ich dabei zugesehen, wie Sai uns die Vögel gemalt hatte, die uns tragen würden.
Mein Enthusiasmus hatte keine Grenzen gekannt, als wir aufgestiegen waren und den Frachter beinahe wieder eingeholt hatten. Dann aber hatte ich meine Lektion in Sachen Glück erhalten. Es lief aus. Denn der Regen, der Sai zuvor daran gehindert hatte, seine Tintenkunst einzusetzen, war nur ein Vorbote für einen ausgewachsenen Sturm gewesen. Und so ein verdammter Sturm brachte immer Regen mit sich. Regen war Gift für Tinte. Also musste ich zähneknirschend mit ansehen, wie Kabutos Kahn nur zwanzig Kilometer von uns entfernt um den Sturm herum kurvte und seine Ausläufer durchschnitt. "Verdammt!"
Eigentlich war es eine Ungerechtigkeit, das ein Segelschiff sogar entgegen kommenden Wind nutzen konnte, um voran zu kommen. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet hatte Kabutos Schiff eine fähige Mannschaft, da sie genau das tat. Sie halste gegen den Wind auf, nutzte die hohen Windgeschwindigkeiten für den eigenen Zweck, und fuhr uns davon. Hilflos vor Wut und Ärger ballte ich die Hände zu Fäusten. Ich hatte den Burschen so lange verfolgt. So elendig lange. Es tat weh, ihn nun verschwinden zu sehen. Aber sobald wir in den Regen gerieten, löste sich Sais Jutsu auf. Zwar konnten wir auf dem Wasser laufen - sogar Anne beherrschte das - aber dies in einem Sturm zu tun war nicht nur auf den ersten Blick eine sehr dumme Idee. Es war schlichter Wahnsinn. Ich hatte zwar so eine Ahnung, das ich diese Entscheidung noch bitter bereuen würde, aber ich rief die anderen beiden Vögel unserer Gruppe näher zu mir heranrief.
"Wie ist der Plan?", wollte Kitsune wissen, während sich vor uns bedrohlich das Gewitter aufwölbte. Er wirkte entschlossen, alles zu tun, was ich befahl, und das rechnete ich ihm hoch an. Auch die anderen machten einen entschlossenen Eindruck. Das machte es mir umso leichter. Ich sah sie an, einen nach dem anderen. Kitsune, Okami, Nekohime-chan, Kuma, Sai, Anne, die Pakkun trug, Kaminari, Kankurou, Akane-chan, Ranko-sensei und Gosunkugi. Ich atmete enttäuscht aus. "Wir brechen die Verfolgung ab. Ihm in diesen Sturm zu folgen ist schlicht und einfach Wahnsinn. Vielleicht haben wir ja Glück, und das Problem löst sich von selbst und das Schiff geht unter."
"Wir geben also auf?", fragte Okami. Er fixierte das sich entfernende Schiff. "Wenn wir den Sturm auch umgehen, und das Schiff dann in der Flanke nehmen..."
"Zu Fuß wären wir nicht schnell genug, und für unseren fliegenden Untersatz sprüht da definitiv zu viel Gischt herum, von Nieselregen ganz abgesehen. Außerdem braucht Kabuto nur richtig in den Sturm zu segeln, dann kriegen wir ihn so oder so nicht."
"Und wenn wir ein Schiff auftreiben?", fragte Nekohime.
Ich schüttelte den Kopf. "Keine Zeit für solche Spielchen. Dann auch noch eines zu erwischen, das einerseits schnell genug ist, um Kabuto einzuholen und andererseits stabil genug für diesen Sturm ist auch Glückssache. Oder ist einer von euch Seefahrer?"
Alle verneinten, selbst die Affen. "Aber wir geben nicht auf", sagte ich mit fester Stimme.
Erstaunt sahen mich die anderen an. "Nicht?"
"Nein. Wir suchen den nächsten befreundeten Ort auf, und schicken so schnell wir können eine Nachricht an unsere Verbündeten aus, in der wir beschreiben, wann und wo wir Kabuto das letzte Mal gesehen haben. Mit etwas Glück erwischen die ihn für uns."
Neu entflammte Hoffnung war in den Augen der anderen zu sehen. Selbst die ANBU hatten nun bessere Laune. Wenn man von Sai mal absah, der, nun, halt Sai war. Himmel, er musste wirklich dringend etwas über Emotionen lernen.
"Getsugakure", sagte Anne. Sie deutete nach Süden. "Getsugakure liegt südlich, und ist näher als Suna oder gar Konoha. Wir haben eine Habicht-Verbindung zu Konoha. Eventuell kann man uns dort auch mit einem Hochseetauglichen Boot und einer erfahrenen Mannschaft aushelfen."
"Na also! Das ist eine gute Idee." Ich nickte in Sais Richtung. "Getsugakure also."
"Verstanden." Sai ließ den gezeichneten Vogel scharf vor dem Gewitter abdrehen, die anderen beiden folgten. Keine Sekunde zu früh, glaubte ich doch schon, Gischt im Gesicht zu spüren.
Die Sache war noch nicht vorbei. Definitiv war sie noch nicht vorbei.
Als wir auseinander drifteten, sagte Anne noch: "Au Backe. Das habe ich ja ganz vergessen."
Ich sah zu ihr herüber, um sie zu fragen, was sie vergessen hatte, aber da waren wir bereits zu weit voneinander entfernt.
***
Mit einer gewissen Erleichterung sah Kabuto zu, wie die künstlichen Vögel mit den Konoha-Shinobi vor dem Sturm zurückschreckten und abdrehten. Nicht, das er nicht glaubte, Morikubo nicht gewachsen zu sein, aber nach einer Woche Verfolgungsjagd begann der Bursche wirklich zu nerven. Außerdem schien er sich gegen alle Logik zu vermehren, und wer mochte sagen, mit wie vielen Shinobi er erst in einer zweiten Woche unterwegs sein würde? Kabuto hoffte, das damit die direkte Verfolgung erst einmal ein Ende hatte, das ihm der Landgang und die Rückkehr zu seinem Meister gelingen würde. Dass er weiterhin ein Gejagter war, darüber machte er sich keinerlei Illusionen. Vor allem, weil das Reich des Wassers, das er auf jeden Fall passieren musste, seit Orochimaru-samas Austritt aus den Akatsuki nicht mehr zu ihren Verbündeten gehörte. Und Morikubo würde, auch wenn er selbst nicht mehr an der Verfolgung teil nahm, zumindest Konoha und alle seine Verbündeten rebellisch machen. Doch das war einerlei. Ab einem bestimmten Punkt im Geschehen war er so gut wie untergetaucht. Dann allerdings würde er sich für den Verlust des Stützpunkts im Land der Steine verantworten müssen, der die Keimzelle für ein neues Otogakure hatte werden sollen. Er hatte Morikubo direkt dorthin geführt, und der hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn und die dazu gehörige Stadt voller Verbündeter auszuheben. Hätte er jetzt auch noch eine moralische Ader gehabt, hätte man ihn fast mit dem nervigen orangen Zwerg Naruto verwechseln können. Aber - nein, das tat er Morikubo dann doch nicht an. Ganz so schlimm war er wirklich nicht. Außerdem lernte Naruto bei Jiraiya, einem viel größeren Meister, als es Hayate je gewesen war. Es wäre ungerecht, beide auf eine Stufe zu stellen. Naruto war auch penetranter als Morikubo.
Dass es das noch nicht gewesen war, stand ohnehin fest. Sie würden einander erneut begegnen. Aber bitte erst weit in der Zukunft, wenn sich Orochimaru-samas Pläne entfalteten. Dann würde es Kabuto ein wahres Vergnügen sein, den nervigen Chunin ein für allemal zu vernichten.
Und zuvor ergab sich vielleicht die Möglichkeit, ihn ein wenig, ah, abzulenken... Eventuell... Mit seinen beiden ehemaligen Teammitgliedern... Ein Plan begann in Kabuto heran zu reifen.
"Zuuto, wir bleiben hart am Sturm. Wir fahren nicht hinein. Es ist nicht mehr notwendig."
Der Gefolgsmann hatte bis jetzt eine entschlossene Miene aufgesetzt gehabt, und Kapitän und Mannschaft angetrieben, um Kabutos Pläne auszuführen. Er hatte allen klar gemacht, das ihnen ein Kampf oder gar Gefangenschaft blühte, wenn sie nicht in den Sturm fuhren. Aber das Kabuto diese Anweisung nun zurücknahm, weil sie unnötig geworden war, erleichterte ihn doch. "Verstanden, Kabuto-sama! He, Kapitän, wir bleiben hart am Wind!"
Der Frachter behielt den Kurs bei, und ließ sich bei halbem Zeug vom Wind nach Norden tragen, während die Konoha-Shinobi mit jeder Sekunde weiter zurückblieben. Sie würden entkommen.
Allerdings war der angerichtete Schaden so oder so groß genug. Kabuto schnaubte missmutig. Es war nicht zu ändern. Aber es blieb immer noch die Rache am Mann, der die Vernichtung von Otogakure verursacht und überlebt hatte.
***
Unsere drei Vögel landeten auf dem gelbweißen Strand der sichelmondförmigen Insel, auf der Getsugakure stand. Das Klima war warm und trocken. Nicht so heiß wie in Suna, aber auch nicht so Feuchtigkeitsabsorbierend. Es war angenehmes Strandklima. Urlaubswetter. Ob Getsugakure immer dieses Urlaubswetter hatte? Dann wunderte es mich überhaupt nicht, warum sich die desertierten Oto-Nin ausgerechnet Getsu als Zuflucht ausgesucht hatten.
Kaum waren wir abgestiegen, löste Sai das Jutsu. Keine Sekunde zu früh, denn ein warmer Sommerregen, der auch nach Urlaub schmeckte, setzte ein.
Wir wurden von einer Delegation empfangen, die von Hassin angeführt wurde. Mir war nicht ganz klar, wieso es eine freundliche Delegation war, und keine bewaffnete, misstrauische Horde, aber ich nahm es hin, als ich freudestrahlend auf den großen, dürren Freund zuging, und ihm die Hand schüttelte, kurz bevor ich ihn herzlich umarmte. "Hassin, es ist eine Ewigkeit her, seit wir uns gesehen haben."
"Und es sind gute Erinnerungen, die uns verbinden", sagte er lächelnd. Er zog eine Augenbraue hoch, als er meine Begleiter betrachtete. "Die ANBU und die Affenkrieger verstehe ich ja noch, aber wie kommst du an einen Ratsherrn von Suna? Und warum begleitet dich einer unserer Genin, der eigentlich jetzt in diesem Moment für das Chunin-Examen trainieren sollte?" Ein scharfer Blick traf Anne, die unter diesem Blick zusammenzuckte. "Es... es hat sich halt so ergeben", stammelte sie.
"Später ist noch genügend Zeit, um sie angemessen zu bestrafen", sagte ich abwiegelnd. "Jetzt sind erstmal andere Dinge wichtiger. Konoha und Getsu haben doch ein gutes Verhältnis miteinander, oder?"
"Ja, das stimmt. Worauf willst du hinaus?"
"Ich brauche so schnell es geht einen Zugang zu eurem Habicht-Horst."
"So schnell es geht?" Er deutete in Richtung der nahen Stadt. Getsugakure. Ein schöner Flecken Erde. "Dann folgt mir bitte."

Während wir gingen, informierte ich Hassin in aller Knappheit über das, was seit dem ersten Teil des Chunin-Examens vorgefallen war. Zuvor hatte ich mich mit Kankurou und den ANBU darauf geeinigt, was ich erzählen konnte, und was nicht. Wobei Geheimhaltung ohnehin sinnlos war, weil Anne als Getsu-Nin dabei gewesen war, und die Details, die ich ausließ, ohnehin nachliefern würde.
Das waren ohnehin nicht viele. Kaum etwas von dem, was bei der Jagd auf Kabuto passiert war, erachtete ich als Staatsgeheimnis des Reichs des Feuers, oder Konohas im Speziellen.
Hassin hörte mir mit unbewegter Miene zu, bevor er sagte: "Du hast Recht. Das müssen wir weiter melden. Ich werde den Tsukikage informieren lassen. Getsugakure bietet seine volle Unterstützung an." Er lächelte dünnlippig. "Falls du es noch nicht erraten hast, seit unserem gemeinsamen Chunin-Examen sind wir drei erheblich aufgestiegen. Wir sind alle drei Jounin geworden und wurden in den Rat berufen. Nun, bis auf Khal. Der wollte lieber hauptsächlich ein aktiver Jounin bleiben."
"Das nenne ich eine steile Karriere, wenn man bedenkt, in welchem Alter Ihr das Examen abgelegt habt", stichelte ich.
Hassin lächelte immer noch. "Sagen wir, es war unsere Strategie."
"Was immer du sagst", erwiderte ich grinsend.
Als wir das Stadttor durchschritten, hielt Anne nicht mehr an sich. "Ist Maria-sama...?"
Der Name ließ eine schmerzhafte Saite in mir aufklingen. Ach ja. Verdammt noch mal, ja. Maria. Hatte ich total verdrängt.
"Sie ist auf einer Mission, und wird mindestens noch einen Monat unterwegs sein." Er musterte mich. "Du hast doch nicht gehofft, sie zu erwischen?"
Abwehrend hob ich die Arme. "Um des lieben Friedens willen würde ich ihr in Getsugakure nichts antun. Sie soll mir bloß da draußen nicht begegnen."
Hassin hob eine Braue. "War es denn so schlimm, was sie dir angetan hat?"
Ich spürte Röte in mein Gesicht steigen. "N-nun, sie hat mich benutzt, ausgenutzt und gesteuert. Das war schon nicht sehr nett. Aber ich sehe es durchaus auf der Haben-Seite, das sie mich davor bewahrt hat, Konoha-Nin zu töten. Was ich aber eventuell gar nicht gekonnt hätte."
"Was zweifellos gut für die Konoha-Shinobi war", sagte Hassin spöttisch. "Hier geht es zum Habicht-Horst. Ach, da ist ja Hana-chan. Hanako! Schau mal, wer vorbei gekommen ist!"
Wie angewurzelt blieb ich stehen, als ich das blonde Mädchen sah, das gerade über die Straße schlenderte, schwer beladen mit einer gut gefüllten Einkaufstasche. Sie lächelte, als sie Hassins Stimme hörte. Als ihr Blick aber auf mich fiel, wurde sie blass, geradezu bleich. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, benutzte sie Step und war verschwunden.
"Also, ich habe ja schon viele merkwürdige Reaktionen von Frauen erlebt, die mit dir zu tun haben", sagte Kaminari, und kratzte sich am Stirnansatz, "aber dass sie vor dir fliehen, ist eher neu."
Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen sah ich Hassin an. "Das war Hanako."
Hassin nickte bestätigend.
"Hanako Yodama! Die Hanako Yodama aus dem Yamagata-Clan! Die Hanako Yamagata aus meinem Team drei! Meine Freundin Hanako Yodama!"
Hassin musterte mich mit unbewegter Miene. "Und?"
"Was, und? Was macht Hanako hier?", rief ich.
"Urlaub", sagte Hassin schlicht. "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, unsere Insel ist ein schöner Flecken Erde für ein wenig Urlaub."
"Das kannst du jemandem erzählen, der sich die Hose mit dem Kunai anzieht! Ich will wissen, was hier gespielt wird!"
"Das kann sie dir selbst sagen, Mamo-chan. Aber zuerst solltest du deine Pflicht Konoha gegenüber erfüllen."
Tja, da hatte er Recht. "Gut."
"Sehr schön. Hier geht es weiter."
Aufgeschoben war nicht aufgehoben. Ein Gedanke ging wie ein Stich durch mich hindurch. Was, wenn Hana-chan hier war, um Maria zu töten?
***
Heftig atmend erreichte Hanako Yodama in einer bunten Straße eines der zweistöckigen Häuser. Sie trat ein, eine Hand vor der Brust verkrampft.
Sie wurde von Karin Akimichi empfangen. Das schwarzhaarige Mädchen spielte mit einem Jungen von vielleicht einem Jahr Alter. "Nanu? Hast du so gehetzt, Hana-chan?", fragte sie amüsiert. "Hast du den Broccoli-Brei für Aki-chan gekriegt?"
"Ja, ja, habe ich. Kein Problem. Aber das ist jetzt egal."
"Wie, egal?" Trotzig sah Karin ihre Freundin an. "Wir waren uns doch einig, das Akira eine ausgewogene Diät bekommen muss, damit er einmal groß und stark wird."
"Mamoru ist hier."
Karin, die gerade den auf sie zulaufenden Jungen hatte fangen wollen, erschrak sich so sehr, das ihr Griff daneben ging. Die Folge war, das der kleine Junge an ihr vorbei stolperte und zu Boden fiel. Aber anstatt zu heulen, rappelte er sich wieder auf und lief Karin erneut in die Arme, über das ganze Gesicht strahlend. Diesmal fing sie ihn auf. "Was hast du gesagt? Was sollte Mamo-chan hier wollen?" Entsetzen glitt über ihr Gesicht. "Ist er uns auf die Schliche gekommen?"
"Ich weiß es nicht!" Nervös ging Hanako in die nahe Küche und begann ihren Einkauf zu verstauen. "Er hat Kaminari dabei. Und Yugaos ANBU-Team. Und seine Affenkrieger. Ranko, Gosunkugi und Akane. Und da ist noch ein Ninja, den ich nicht kenne. Aber er scheint ein Puppenmeister aus Sunagakure zu sein. Und ach ja, Anne-chan habe ich auch gesehen. Sie läuft mit Hatake-senseis Ninja-Hund im Arm rum, dem kleinen Braunen."
"Pakkun", half Karin aus.
"Ja, Pakkun. Sie kamen durch das Haupttor, gerade als ich zurückkehren wollte. Ich habe mich so verjagt, als Hassin mich gerufen hat."
"Mit ANBU und Affenkriegern wird er wohl kaum auf einen Höflichkeitsbesuch hier sein. Konntest du erkennen, wer die Gruppe anführt?"
"Das war wohl Mamo-chan", sagte sie leise. "Was ist, wenn er Maria töten will?"
Karin wurde bleich. "Das ist... Nicht sehr produktiv."
"Ja, das denke ich auch. Aber trotzdem ist er hier, und er hat mich gesehen", sagte Hanako verzweifelt. "Egal, warum er hier ist, er wird mich suchen. Und er wird mich finden. Und damit auch dich. Ich meine, er hat Gosunkugi dabei. Der Junge ist ein Spürhund. Was tun wir denn jetzt?"
"Ich würde sagen, Ihr macht uns erst mal einen Tee", kam es vom Eingang. Ranko, Hikari und Akane traten, ohne aufgefordert zu werden, ein. Sie hatten sich mit ihren menschlichen Gestalten getarnt. "Und dann bereden wir, wie wir aus dieser Sache wieder raus kommen."
"Ich bin mir gerade nicht sehr sicher, was hier passiert", sagte Gosunkugi vorsichtig.
"Das musst du auch nicht. Es geht dich nämlich nichts an. Entschuldige, wenn ich das so barsch sage." Ranko kniete sich auf den Boden. Sie deutete auf den Jungen. "Ist er das?"
Hanako und Karin nickten synchron.
Ranko setzte ein hoch erfreutes Lächeln auf. Sie breitete die Arme aus. "Na, wer will in meine Arme? Wer will in meine Arme?"
Mit einem Jauchzer der Freude löste sich der kleine Junge, und stolperte auf die Affenkriegerin zu. Die fing den kleinen Burschen auf und drückte ihn an sich. "Du willst in meine Arme. Du, mein kleiner Schatz. Endlich lerne ich dich mal kennen."
Hanako und Karin lächelten bei diesem Anblick, aber schnell tauschten sie einen besorgten Blick. "Was tun wir denn jetzt, Ranko-sensei?", fragte Karin ängstlich.
"Eine gute Lüge versteckt man am Besten in möglichst viel Wahrheit." Ranko sah zur Tür, wo Khal gerade eintrat. "Nicht wahr, mein massiger Freund?"
"Ich bin nur hier, um zu dienen", brummte der große dicke Mann. "Und wenn es für meine beiden Schätzchen Karin und Hana-chan ist, diene ich umso lieber."
***
Noch während ich die dringenden Boschaften an Kirigakure, Konohagakure, Sunagakure und Kumogakure verfasste, trat der Tsukikage ein.
Ehrfürchtig verneigte ich mich, immerhin hatte das Oberhaupt des Ninja-Dorfs den Weg zu mir gemacht, anstatt darauf zu warten, das ich zu ihm kam, wie es richtig gewesen wäre. Ein so mächtiger Mann ließ die Leute zu sich kommen, nicht umgekehrt.
"Es ist mir eine große Ehre, Tsukikage-sama", sagte ich höflich, und stellte mein Team vor, das, wie ich plötzlich bemerkte, ein klein wenig Affenlos war. Wann waren die denn stiften gegangen? Und warum hatte ich das nicht gemerkt, ausgerechnet ich, der sensorische Ninja? Weil ich mir einem Kopf darum machte, warum Hana-chan hier war, darum.
Der Tsukikage begrüßte mich und meine Teammitglieder freundlich, aber bestimmt. "Ich wurde bereits in groben Zügen darüber informiert, worum es geht. Hassin hat richtig entschieden. Alle Einrichtungen des Dorfs stehen Ihnen zur vollen Verfügung, Morikubo-tono. Allerdings haben wir kein Schiff, das wir zur Verfolgung von Kabuto einsetzen können, so sehr ich das bedaure."
"Wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein", erwiderte ich säuerlich. "Dennoch, die Habichtboten einzusetzen ist bereits mehr als ich erwarten durfte."
"Das ist selbstverständlich. Konoha und Getsu haben gute Beziehungen zueinander."
"Dafür möchte ich mich im Namen von Konoha nachdrücklich bedanken, Tsukikage-sama."
Der oberste Ninja des Ortes nickte wohlwollend. "Womit können wir Sie noch unterstützen, Morikubo-tono? Und wie lange planen Sie zu bleiben?"
Irritiert sah ich ihn an. "Wir müssen immer noch zurück zur Chunin-Prüfung, auch wenn das noch ein paar Tage Zeit hat." Ich deutete auf Anne, die unter dem zwingenden Blick ihres Dienstherrn verlegen lächelte. "Ich habe also nicht vor, hier Urlaub zu machen."
Merkwürdigerweise ließ das Hassin aufatmen.
"Warum denn kein Urlaub", fragte Nekohime. Sie umfasste mich von hinten und drückte mich an sich. "Ich meine, was spricht denn dagegen, hier einen oder zwei Tage zu verbringen? Sai kann die Farbe echt gebrauchen, und eingreifen in die Hatz auf Kabuto können wir sowieso nicht mehr. Und ich meine ja nicht mal so sehr mich, aber du und Kankurou-sama und Anne könnt bestimmt eine kleine Pause vertragen, von Pakkun mal ganz abgesehen."
"Sind bei Ihnen alle ANBU so anhänglich, Morikubo-tono?", fragte der Tsukikage amüsiert.
"Nur die, die mich kennen, seit ich zwölf bin", erwiderte ich säuerlich. Aber Neko-chan hatte natürlich Recht. Ich war immer noch verwundet, dazu merklich ausgelaugt, und hatte immer noch die Spuren der Verbrennungen im Gesicht. Und ich war mir sicher, auch Kankurou war unter seiner Schminke bleich und erschöpft. Fragend sah ich den Suna-Nin an.
"Ich habe nichts dagegen ein paar Tage Ruhe einzuschieben und meine Puppen warten zu können." Er schnaubte amüsiert. "Sie haben eine Menge Kampf gesehen in letzter Zeit."
"Und außerdem ist da noch das Rätsel zu klären, warum Hana-chan hier ist, oder?", warf Kaminari von der Seite her ein.
Ich wäre ohnehin nicht gegangen, bevor ich das nicht gelöst gehabt hätte, inklusive der Frage, warum sie vor mir geflohen war.
"Hana-chan?" Der Tsukikage hob fragend eine Augenbraue. "Ach, Yodama-chan. Sie ist des öfteren zu Besuch. Sie und Akimichi-chan. Mal zusammen, mal einzeln."
Hassin fuchtelte mit den Armen, aber der Tsukikage sprach ungerührt weiter. "Sie sind dann meist Gäste bei einem meiner Jounin. Ich glaube, Sie kennen ihn recht gut. Ihr Name ist..."
"Maria", sagte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend.
Der Tsukikage nickte zustimmend. "Maria. Ja. Hassin, bring unsere Gäste bitte zu Marias Haus. Morikubo-tono, geben Sie und Ihre Leute mir die Ehre, heute Abend mit mir zu essen?"
"Es wird uns eine Freude sein, Tsukikage-sama", erwiderte ich.
"Dann bis heute Abend." Der Tsukikage gab ein Zeichen, und die Falkner entließen die Habichte mit meinen Nachrichten für unsere Verbündeten.
Schneller als erwartet konnte ich mich an die Lösung meines neuen Rätsels machen. Warum war Hanako geflohen? Ausgerechnet vor mir? Das machte mir sehr zu schaffen. Aber eventuell hatte es damit zu tun, das sie in Marias Haus wohnte. Moment mal, war Maria nicht auf einer Mission? Wie passte das zusammen? Ich war mehr irritiert als gespannt, wie sich dieses wilde Durcheinander würde entwirren lassen.

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12.
Als ich das zweistöckige Haus betrat, blieb mir nur wenig Zeit, um meine Eindrücke zu verarbeiten. Ich meine, eine Sekunde war ich erst da, und schon hatte ich einen Schock.
Karin saß mit Hanako-chan, Ranko-sensei und Khal auf einer bequemen L-förmigen Couch vor einem flachen Tisch und zwei Sesseln, und sah mir entgegen, als ich, von Hassin vorgelassen, als erster eintrat. Was mich dabei schockierte, war das Kleinkind auf ihrem Schoß.
Tausende Fragen brodelten in mir und fanden keine Antwort. Hatte sie etwa...? Aber wann? Und warum? Und mit wem? Oder war es doch ganz anders? Ich fühlte, wie ich abwechselnd rot und wieder bleich wurde.
Auch Karin errötete, und ich erkannte schnell, das es nicht die übliche Röte der Peinlichkeit war, die ihr ansonsten zu schaffen machte. Es war Zorn. "Nein, das ist nicht mein Kind!", stellte sie auf meine unausgesprochene Frage fest. "Du solltest wissen, das es nur einen gibt, mit dem ich ein Kind machen würde, und das bist du, Mamo-chan."
Fragend ging mein Blick zu Hanako, die nun auch errötete. "Ich bin auch nicht die Mutter", sagte sie entrüstet. "U-und ich würde auch nicht... Ich meine, ich würde nicht... Nur mit dir..."
Das war zwar nett von ihr, aber es half ebenso wenig wie Karins Reaktion, die Existenz des kleinen Mannes zu erklären. Mein Blick wanderte weiter, bis Ranko-sensei in scharfem Ton sagte: "Denk nicht mal dran, herzuschauen, Mamo-chan."
Wie von einem Eisenpfeiler aufgehalten verharrte mein Kopf in seiner Drehung.
Diese Gelegenheit nutzte Kaminari, um sich an mir vorbei zu drängeln und die Wohnung zu betreten. "Hübsch hat sie es hier, die kleine Mamoru-vernaschende Teufelin." Er grinste in die Runde. "Karin-chan, Hana-chan, hallo. Gut steht dir der Kleine, Karin-chan."
"So? Findest du?", fragte Karin, und drückte ihre Lippen für einen Kuss in sein schwarzes Haar.
"Ich nehme an, der gehört wohl Maria", stellte er fest, und ließ sich ebenfalls auf dem Sofa nieder.
"Ja", sagte Hanako. "Das ist Akira. Marias Sohn."
"Willst du ewig da stehen bleiben, oder lässt du uns auch noch rein?", fragte Kankurou griesgrämig.
"Entschuldigung." Hastig trat ich beiseite, um den Suna-Nin, Anne und Hassin einzulassen.
"Du solltest dich ebenfalls setzen", sagte Gosunkugi, der lässig auf der anderen Seite des Raums an der Wand lehnte. "Eventuell ist das besser... Ufff!"
Akane, die neben ihm stand, zog die Linke zurück, mit der sie ihm schmerzhaft in die Eingeweide geboxt hatte.
"Nur um das klarzustellen", sagte Hassin, als er sich neben Ranko-sensei niederließ, "selbstverständlich stehen Maria und ihr Sohn unter der Protektion von Getsugakure."
Ich erbleichte. "Du wirst doch wohl nicht glauben, das ich ein Kind... Ich meine, das ist nur ein Kleinkind. Ich bin doch nicht in der Lage..." Entsetzt schnappte ich nach Luft.
"Ich wollte es nur mal deutlich sagen, Herr Chunin", betonte Hassin.
"Wie alt ist denn der kleine Schatz?", fragte Kaminari gut gelaunt. "Auf den ersten Blick würde ich ihn auf ein Jahr schätzen."
"Dreizehn Monate und vier Tage", sagte Karin, den Kleinen an sich gedrückt.
"So, so", brummte Kaminari. "Na, dann bist du ja aus dem Schneider, Mamo-chan. Er ist zwei Wochen zu alt, um von dir zu sein."
"Was?", fragte ich entsetzt. Mir wurden die Knie weich, und nur dem Umstand, das Gosunkugi mich stützte, war es zu verdanken, das ich nicht stürzte. An diese Option hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber das hatte sich ja quasi von selbst erledigt. "Erschick mich doch nicht so! Wenn ich daran denke, das der Kleine aus dem entstanden sein könnte, was Maria mit mir angestellt hat, dann..." Ich trat näher, begleitet von Hikari, der der Stabilität meiner Beine noch nicht ganz traute.
Vor dem Sofa ging ich in die Hocke. Ich versuchte zu lächeln, so gut das eben ging mit fast verheilten Brandverletzungen im Gesicht. "Ich hoffe, ich erschrecke den Kleinen nicht. Es gab ein paar Umstände mit Kabuto."
"Du bist mit Kabuto zusammen gestoßen?", fragte Karin entsetzt. "Auf den Kerl ist eine S-Rang-Belohnung ausgesetzt!"
"Nur die Ruhe, es ist ja alles gut gegangen. Aber er ist mir entkommen." Ich seufzte, und fasste den Jungen am Kopf. Angst schien er nicht vor mir zu haben. Im Gegenteil, er lächelte mich freudestrahlend an. Einer seiner Ärmchen streckte sich in meine Richtung, als er versuchte, mich zu berühren.
"Was ist das denn für ein süßer kleiner Mann?", klang Nekohimes Stimme auf, als sie an der Spitze der ANBU das Haus betrat. Beinahe sofort kniete sie neben mir, und rieb ihr Gesicht an dem kleinen Menschenkind. "Ist das deiner, Mamo-chan? Oh, bitte, sag mir, dass das deiner ist." Beinahe bettelte sie.
"Leider nicht, Neko-chan", sagte Kaminari bedauernd. "Er ist zwei Wochen zu alt, um der heißen, heftigen Affäre zwischen Maria und Mamo-chan entsprungen sein zu können, als er Amnesie hatte."
"Oooch, aber er ist soooo niedlich! Ich will, dass das dein kleiner Sohn ist, Mamo-chan", beharrte sie trotzig.
"Er ist aber nun mal nicht meiner", erwiderte ich, was mich einerseits ganz froh machte, denn wer wurde denn schon gerne mit siebzehn Vater, und das auch noch aus heiterem Himmel. Andererseits aber... Nun ja, ich würde sicherlich noch Gelegenheit dazu bekommen, ein Vater zu werden, wenn ich lange genug im Shinobi-Business überlebte.
"Was die Frage aufwirft, von wem er ist", sagte Pakkun, als er als Letzter eintrat. Er trottete bis an das Sofa und hockte sich davor und schnüffelte ein paarmal. "Wenn ich meiner Nase trauen darf, dann muss ich aber feststellen, dass..."
Ranko beugte sich vor, griff den Hund im Nackenfell und setzte ihn sich auf den Schoß. Sie begann mit ihren langen, filigranen Fingern, den Nacken des Hundes zu kraulen. "Na, fühlt sich das gut an, Pakkun?"
"Oh, sogar sehr gut. Nach so einer anstrengenden wochenlangen Verfolgungsjagd ist das richtig angenehm. Mach ruhig weiter, Ranko-sama."
"Dass Maria die Mutter ist, haben wir ja schon festgestellt", sagte ich, und sah meine Mädchen wieder an, die erneut erröteten. "Kenne ich den Vater?"
Ein leiser Seufzer ging durch den Raum.
Khal grinste breit. "Natürlich kennen wir den Vater. Ich bin es."
Ich zwinkerte, zwinkerte ein zweites Mal, und fragte: "Wie bitte?"
Der große, dicke Ninja lachte gutgelaunt. "Ich weiß, man sieht es mir nicht an, aber ich habe durchaus Schlag bei den Frauen. Meine "Du musst auch hinter das Äußere schauen"-Masche hat schon oft zum Erfolg geführt." Er betrachtete den kleinen Akira lächelnd. "Maria und ich hatten einen dieser Moment, verstehst du? Man sieht sich, man riecht sich, man will sich, man verzieht sich... Das war, als die abtrünnigen Oto-Nin mit Getsugakure die Übernahmebedingungen ausgehandelt hatten. Es ging heiß und heftig daher."
"Bitte keine Details. Mein Kopfkino kommt da gerade nicht hinterher", erwiderte ich, richtete mich wieder auf, und ließ mich zwischen Hassin und Hana-chan auf dem Sofa nieder. "Und was macht Ihr beide dann hier? Nicht, das ich eure Hilfe nicht bewundere, aber... Ausgerechnet für Maria? Ich hätte eher erwartet, dass Ihr..."
"Hätten wir auch. Beinahe. Aber sie war nicht im Dienst, und sie war schwanger, also haben wir ihr Leben verschont", erklärte Hana-chan. Ihre Wangen röteten sich vor Eifer. "Und das, obwohl wir sie hatten, das möchte ich betonen."
"Die Sache ist die", sagte Khal mit schuldbewusster Stimme, "ich bin ein ganz miserabler Familienmensch. Außerdem noch immer aktiver Jounin für S-Rang-Missionen und dergleichen. Ich kann nicht mit ihr Familie spielen - was Maria auch gar nicht will. Ich schätze mal, von der Hitze des Gefechts ist einfach nur ein vages Gefühl der Verbundenheit zurückgeblieben. Wir sind nicht zusammen, aber Maria möchte ihre Arbeit als Kunoichi fortsetzen, so oft sie kann. Du erinnerst dich sicherlich an einige ihrer Künste, darunter die Möglichkeit, Portale anzulegen."
Ja, daran erinnerte ich mich noch sehr gut. Damit hatte sie mich vor dem explodierenden Guin gerettet. "Ein sehr nützliches Jutsu."
"Nun, wie ich schon sagte, ich bin ein miserabler Familienmensch und ein noch schlechterer Vater. Es reicht gerade mal dazu, ein paar Tage den Babysitter zu spielen, ohne Aki-chan gleich in Lebensgefahr zu bringen. Zudem bin ich auch oft genug auf Missionen. Hassin und Amir kompensieren viel für mich, aber längst nicht alles. Deshalb habe ich einfach mal meine beiden Konoha-Perlen hier gefragt, obwohl ich von ihrem schlechten Verhältnis zu Maria weiß. Aber es geht ja auch nicht um Maria, sondern um den kleinen Akira."
"Gibt es denn niemanden in Getsugakure, der das übernehmen könnte? Anne zum Beispiel?", fragte ich erstaunt.
"Aber ich bin doch auch eine Kunoichi", protestierte sie. "Angemeldet beim Chunin-Examen. Ich kann auch nicht immer hier sein."
"Es hat sich halt so eingebürgert, das Karin-chan und Hanako-chan immer hier rein schauen, wenn sie in der Gegend sind. Das ist mit der Hokage so abgesprochen."
"Ihr habt Tsunade-sama da mit rein gezogen?", fragte ich verblüfft.
"Es ist ja nur für ein paar Jahre, bis Aki-chan alt genug ist, um an die Ninja-Akademie zu gehen", murmelte Karin brummig.
Ich legte meine Stirn in Falten. "Also, wäre das mein Sohn, dann würde ich nicht automatisch davon ausgehen, das er Ninja werden will." Ich bereute diese Worte beinahe sofort wieder. Sie waren aus dem kleinen Rest meiner Unsicherheit entstanden, die mich seit jeher beherrschte, seit ich mich dazu entschlossen hatte, ebenso wie meine Mutter Shinobi zu werden, und dies gegen den Rat der Mehrheit der Familie, die einen Nara ohne Schattenkünste nicht für einen Shinobi geeignet befanden. Nun war ich Chunin, und die Skeptiker waren einigermaßen beruhigt. Mein Beißreflex war aber immer noch vorhanden. Und ebenso wie ich um jeden Preis Shinobi hatte sein wollen, so war ich fest entschlossen, meinen Kindern - falls ich lang genug leben würde, um sie zu zeugen - die Wahl zu lassen, was sie werden wollten. Ob sie nun Shinobi wurden, Handwerker, Verwaltungsbeamte, Kaufleute wie mein Vater, Köche, Verkäufer, was auch immer: Ich würde ihnen vieles zeigen, aber nichts vorschreiben.
"Es steht ja auch noch gar nicht fest, das Aki-chan Ninja werden will", sagte Hanako in beruhigendem Tonfall. "Das hat Karin ja nur als mögliche Option genannt. Immerhin, Maria und Khal sind beide Ninjas, und gute obendrein. Da liegt es nahe, das Aki-chan ein solides Talent mitbringt."
"Okay, das sehe ich ein. Und ich habe hier ja auch nichts zu entscheiden." Spöttisch sah ich Khal an. "Und es würde mich doch sehr wundern, wenn du viel zu sagen hättest."
"Du weißt ja gar nicht, wie Recht du hast."

Kitsune, der als Letzter der ANBU eingetreten war, ließ ein leises Schnauben hören. "Nachdem also die Herkunft des zugegeben niedlichen kleinen Manns geklärt ist, schlage ich vor, wir diskutieren über das Naheliegendste. Ich fasse zusammen." Er warf sich schwungvoll in einen der beiden Sessel vor der Couch, "Wir holen Kabuto garantiert nicht mehr ein, unterstehen aber immer noch deinem Befehl, Mamo-chan. Bis zum Eintreffen neuer Befehle tun wir, was du sagst. Und da wir noch einiges an Luft haben, bevor Anne für das Finale der Chunin-Prüfung in Sunagakure sein muss, möchte ich gerne den Vorschlag des Tsukikages noch mal aufgreifen."
"Du meinst den mit dem Urlaub?", fragte Kankurou.
"Nur ein oder zwei Tage. Baden, sonnen, entspannen", sagte Kitsune. "Wann haben wir dazu in solch einem Klima schon die Gelegenheit, wenn nicht jetzt?"
Okami setzte sich auf die Couch, möglichst weit weg von Karin und dem kleinen Akira. "Du gibst die Befehle, Mamoru."
Ich runzelte die Stirn. "Kuma?"
Der große, breitschultrige Riese sah hinter der Küchenzeile auf, wo er gerade dabei gewesen war, unbemerkt von uns allen den Kühlschrank zu plündern. "Was? Oh, ich bin für Urlaub. Verdammt lecker, diese Broccoli-Paste."
"AAH!", rief Karin, und drückte Hanako Aki-chan in die Arme. "Das ist der Brei für Akira! Den kannst du doch nicht einfach so essen, Kuma-chan! Frag doch wenigstens vorher!"
Enttäuscht seufzte Nekohime auf, als das Objekt ihrer Bewunderung aus ihrer Reichweite geschafft wurde. Mit einem Seufzer ließ sie sich auf Karins Platz nieder, während Karin den Riesen alleine mit ihrer schieren Präsenz in die Ecke zu treiben schien.
"Aber ich habe doch solchen Hunger", sagte der Mann schuldbewusst, und ließ die Arme hängen.
"Kannst du nicht vorher fragen?" Oh, es war schon ein Anblick für die Götter, als sich die zierliche Karin wie eine Gestaltgewordene Rachegöttin vor dem drei Köpfe größeren Kuma aufgebaut hatte, und diesen mindestens um einen Meter zu überragen schien. "So was macht man nicht! Vor allem nicht, wenn man Gast ist!" Sie drückte den Riesen mit einer Leichtigkeit beiseite, die mich überraschte, und langte in den Kühlschrank. Sie nahm sich mehrere Speisen und Brot aus einem Schrank, und hatte nach wenigen Sekunden ein wirklich großes Sandwich fertig. "Hier. Iss das. Das wird ja wohl eine Zeitlang vorhalten."
"Oh, danke!" Mit Feuereifer stürzte sich der Riese auf die unerwartete Mahlzeit.
"Wenn du schon mal dabei bist, Karin-chan", sagte Okami, "wir sind am Abend beim Tsukikage zum Essen eingeladen, und bis dahin dauert es noch ein wenig."
"Hrm. War ja wieder klar. Frag die Akimichi, die versteht was vom Essen. Schau dir ihre Verwandten an. Alle Akimichi-Frauen müssen tolle Köche sein." Vorwurfsvoll sah sie ins Rund. "Nur damit ich das mal klarstelle! Nicht alle Klischees haben einen wahren Ursprung."
Schuldbewusst senkten wir die Köpfe.
Sie seufzte. "Am Abend seid Ihr beim Tsukikage eingeladen? Na, dann wird er mich ja bald holen lassen, damit ich die Küche übernehme. Ich mach mal fix eine gemischte Imbißplatte. Kankurou-sama, haben Sie besondere Wünsche?"
"Oh, ich lasse mich überraschen", sagte der Ratsherr aus Suna.
"Na dann." Mit großem Eifer machte sich das junge Mädchen an die Arbeit.
Als sie unsere Blicke bemerkte, hielt sie inne. "Was? Nur weil ich tatsächlich gut kochen kann, heißt das noch lange nicht, das Ihr Klischees bedienen dürft!"
Das klang plausibel genug. Wir nickten zustimmend und warteten auf Karin-chans unverwechselbare, schmackhaften Appetithappen mit Meeresfrüchten, Käse, Geflügelfleisch und Rindfleisch. Dafür war sie berühmt.

"Also, was ist nun, Mamo-chan?", fragte Gosunkugi. "Für ein paar Tage Urlaub bleibe ich gerne noch hier. Aber wenn du gleich nach Suna zurück willst, können wir eigentlich auch zurückkehren."
Ich überlegte einen Moment. "Die Unterbringung?", fragte ich Hassin.
"Marias Haus ist mit Karin und Hanako noch unterbelegt. Ich dachte daran, Ranko-sama und Akane-chan hier einzuquartieren. Wenn es euch nicht zu eng wird, auch noch Nekohime-san. Die Männer wollte ich auf mein und Khals Haus aufteilen. Kein Problem, da ist genügend Platz für alle. Das halten wir Wochenlang aus."
Ich nickte zustimmend. "Also gut. Wir bleiben drei Tage für Strandurlaub hier."
Verhaltener Jubel klang auf. Wahrscheinlich war es deshalb kein richtiger Jubel, weil ich den Zeitraum nicht auf eine ganze Woche festgelegt hatte, ging es mir durch den Kopf.
Eine kleine Hand legte sich auf meine Wange, und erstaunt wandte ich den Kopf in Richtung von Aki-chan. "Tut au?", fragte der kleine Bursche mitfühlend, und berührte eine weiße Hautstelle, eine fast verheilte Verbrennung, die ich mir zugezogen hatte, als ich in einem engen Zimmer im unterirdischen Versteck Orochimarus eine Dai Endan gezündet hatte, um Kabuto zu entkommen.
Ich lächelte sanft. "Nein, jetzt nicht mehr."
Das brachte den Kleinen zum Strahlen.
Hanako sah mich irritiert an, sehr irritiert, bevor sie mir den Jungen auf den Schoß setzte. "Hier, tu mal was für dein Geld, Herr Chunin." Vom anderen Ende der Couch ließ Nekohime einen Laut abgrundtiefster Enttäuschung hören, als das Objekt ihrer Bewunderung noch weiter fort geschafft wurde.

Nun hatte ich das einjährige Kind im wahrsten Sinne des Wortes am Hals. Ein Umstand, der dem kleinen Burschen überaus gut gefiel. Er herzte mich und küsste mich aufs Kinn. Dank meinen jahrelangen Erfahrungen mit Affenliebe war ich das gewöhnt und wurde nicht davon überrascht. Ich wusste zwar nicht viel mit dem kleinen Ratz anzufangen, aber es fühlte sich gut an, ihn zu halten. Vielleicht etwas zu gut. Immerhin war er Marias Kind.
Hanako indes hatte die Arme vor der Brust gefaltet, und sah Kuma sehr, sehr ernst an. "Ich kenne jemanden, der jetzt sofort einkaufen geht und ein neues Glas Broccoli-Brei für Aki-chan besorgt", sagte sie bestimmt.
Kuma schluckte trocken. "Ich glaube, den kenne ich auch. Zeigt mir jemand den Weg?"
Hassin erhob sich. "Ich erkläre ihn dir schnell, Kuma-tono."
Mittlerweile hatte Karin ihre Arbeit beendet. Uns erwarteten nun auf vier großen Platten diverse Schnitten und Häppchen. "Puh. Ich hoffe, Ihr habt nicht zu lange gewartet", sagte sie, die ersten beiden Platten auf den flachen Couchtisch tragend.
"Ging so", kommentierte Kaminari, und griff als Erster zu. Bald kaute er genüsslich an seinen Happen. "Also, ich weiß nicht, wie sich das mit dem Klischee vereinbart, aber diese Akimichi, die kann wirklich kochen", sagte er grinsend.
"Hach, nun hör auf, mir Honig ums Maul zu schmieren. Ich habe dir doch schon Essen gemacht", erwiderte sie lächelnd. "Das muss dann aber reichen, bis Ihr zum Tsukikage geht." Sie warf einen Blick in Richtung Hanako. "Ist Aki-chan nicht auch an der Reihe für sein Nachmittagsgläschen?"
Hana-chan nickte. "Natürlich. Zeit für seinen Brei. Was ist denn noch da?"
"Pürierte Banane."
"Gut, nehmen wir." Sie langte nach den kleinen Jungen auf meinem Schoß. "Komm, kleiner Mann, es gibt Essen."
"Will nicht", sagte er trotzig, und hielt sich an meiner Weste fest. "Will bei... Will bei..." Fragend sah er mich an, bevor ihn ein Geistesblitz zu erleuchten schien. "Will bei Papa bleiben."
Für einen Moment war es totenstill im Raum. Warum, erschloss sich mir nicht so genau.
"Nein, das geht leider nicht, kleiner Mann. Höre schön auf Hanako und iss deinen Brei", sagte ich bestimmt. "Du kannst ja hinterher wiederkommen."
Traurig sah er mich an. "Wirklich?"
"Wirklich."
"Na gut." Er ließ meine Weste los, tat einen Seufzer, wie ihn ein Erwachsener, der eine Entbehrung vor sich hatte, nicht hätte besser von sich hätte geben können, und streckte die Hände nach Hana-chan aus. Die nahm ihn auf, hob ihn hoch und setzte ihn sich gekonnt auf die Hüfte, wo sie ihn nur mit der Linken platziert hielt.
"Du wirst mal eine tolle Mutter abgeben, Hanako-chan", sagte Kaminari grinsend.
Die junge Frau runzelte die Stirn. "Wir werden sehen", erwiderte sie, und trat in die Küche.
An der Haustür hatte Hassin seine Erklärung für den ANBU beendet. Hoffnungsvoll sagte der Riese, bevor er aufbrach: "Lasst mir was übrig, ja?"
"Und das sagt er nach einem Sandwich groß wie sein eigener Kopf", murmelte Kitsune amüsiert. Er griff nach dem Essen, und sagte frohlockend: "So lasse ich mir einen Urlaubsbeginn gefallen."
"Interessant", klang nun Sais Stimme auf; das erste Mal, seit wir das Haus betreten hatten. "Was ist das, ein Urlaub?"
Ich seufzte. Nun, das hätte ich erwarten sollen, oder?
***
Etwa eine Stunde später brütete in Sunagakure der Kazekage Gaara zusammen mit seiner Schwester Temari sowie Asuma und Kakashi über der Nachricht, die sie aus Getsugakure erreicht hatte.
"Zuerst einmal die blanken Fakten. Keiner wurde getötet, und die ganze Truppe ist in Sicherheit", sagte Gaara mit einem kaum merklichen Aufatmen. "Zudem können wir sicher sein, das Kabuto das Land der Winde tatsächlich verlassen hat." Der Kazekage sah auf und fixierte Kakashi. "Wie hat Morikubo eigentlich bisher überleben können? Es scheint wirklich so, das er jede Gelegenheit, ums Leben zu kommen, mit Freude mitnimmt. Ich sage jetzt nicht, das er Glück hat, weil das hier alles nichts mit Glück zu tun hat. Im Gegenteil: Er hat Pech, wo er geht und steht."
"Das kann man so oder so sehen", erwiderte Kakashi. "Natürlich war es ein wenig Pech, das er Kankurou-sama direkt in eine Ortschaft geführt hat, die von Orochimarus Partnern überlaufen war, und noch mehr Pech, auf ein mit voller Kraft arbeitendes Labor zu stoßen, wo Kabuto ein mehr an Material und Shinobi zur Verfügung stand. Und sicher hatte er nochmal eine ganze Ecke mehr Pech, als er auf eine Abteilung untoter Kiri-Nin gestoßen ist, die Kabutos Abfahrt gedeckt haben. Aber bisher hatte er immer Glück dabei, um sich und andere da wieder lebend raus zu winden."
Temari hüstelte leise. "Wie heißt es doch so schön? Glück haben ist schön und gut, sich auf Glück zu verlassen ist Selbstmord."
Asuma lachte schallend. "Ja, das könnte Mamo-chan über kurz oder lang passieren. Aber was soll schon sein, wenn das Glück ihn verlässt? Der Sarutobi-Clan hat dafür gesorgt, das er gut ausgebildet wurde, und das schon vor dem Tod seines Senseis." Ein kurzer dunkler Schatten schlechter Erinnerungen flog über seine Augen. "Beider Senseis", fügte er hinzu.
"Allzu schlecht scheint er sich ja nicht zu machen, wenn Kankurou-niichan noch nicht das Kommando an sich gerissen hat", sagte Gaara. "Ich vertraue da auf die solide Ausbildung Konohas und speziell der Sarutobi-Familie. Außerdem glaube ich, ein Potential einschätzen zu können, wenn ich es sehe. Und Mamoru hat sicherlich das Potential, einmal Jounin zu werden."
"Wissen wir", sagte Asuma. "Er hat da nur gewisse Hemmungen, die... Nun, die wir ihm nicht austreiben können. Bereits jetzt übernimmt er die Aufgaben eines Jounin. Meistens die eines spezialisierten Jounin, aber... Nun." Der bärtige Riese grinste unsicher.
Gaaras fragender Blick ging zu Kakashi.
"Er ist Träger eines Kekkai Genkai", erklärte der weißhaarige Jounin. "Er wurde in den Clan der Naras hinein geboren und hat in seinen Genen die Schattenkunst geerbt."
"Ah." Gaara richtete sich ein Stück auf. "Ich erinnere mich an die sehr gelungene Vorstellung bei meinem Chunin-Examen, die Shikamaru-chan im Kampf gegen meine Schwester abgeliefert hat. Mamoru ist also ein Naara."
"Mit einem kleinen Fehler, Gaara", sagte Kakashi bedauernd. "Er kann sein Kekkai Genkai nicht einsetzen. Mit anderen Worten: Als Nara ist er keinen Pfifferling wert."
"Oh. Das ist bedauerlich. Sogar mehr als bedauerlich. Aber ich habe ihn gegen Baki kämpfen gesehen, und einen Anfänger oder schlechten Taijutsu-Nutzer habe ich nicht entdeckt", sagte der Kazekage.
"Das ist so eine Familiengeschichte. Der Clan hat wohl entschieden, das ein Nara, der keine Schattenkunst einsetzen kann, niemals ein Ninja werden kann. Mamoru konnte sich nur unter größten Mühen durchsetzen, um es zumindest zu versuchen. Nun, vom Standpunkt Konohas aus gibt es keinen Grund, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln, die zudem noch lange nicht voll entwickelt sind. Aber die Nara hatten ihn erst als Ninja akzeptiert, als er die Chunin-Prüfung bestanden hatte."
"Versteh die Nara nicht falsch, Gaara", fügte Asuma an. "Mamo-chan wurde nicht gegängelt oder für unfähig erklärt. Es fällt einem Nara nur sehr schwer zu akzeptieren, das man sich in der Ninja-Welt ohne Schatten-Kräfte durchsetzen kann. Sie wollten ihn schlicht und einfach vor sich selbst beschützen. Mamo-chan ist durch diese Zeit gegangen, weil er sich immer zurückgenommen hat, den Hintergrund gesucht hat. In den Vordergrund zu rücken bedeutete die Diskussion nach vorne zu schieben, deshalb hat er immer getan was er konnte, um hinten stehen zu können. Deshalb ist er auch noch kein spezialisierter Jounin. Ihm ist der Gedanke, tatsächlich mehr leisten zu können, als das Nara-Clan ihm jemals zugetraut hat, zutiefst suspekt. Immerhin schätzt und respektiert er seinen Clan. Und kann sein Clan irren? Das ist eine tief verzweigte und vertrackte Geschichte in seinem Denken. Dass er zum Kontraktträger der Affen gemacht wurde, hat es nicht besser gemacht, weil er seine Erfolge nun alle den Affen zuschiebt." Asuma seufzte und hob die Schultern. "Er ist unser Sorgenkind, aber ein liebes."
"Ja, ich mag ihn auch", brummte Gaara. Als ihn daraufhin alle ansahen, kniff er das rechte Augen zu einem Schlitz zusammen. "Nein, das war keine Ironie. Abgesehen davon, das er Baki zusammengeschlagen hat, aber auch nur weil er Glück gehabt hat, trage ich ihm nichts nach. Er hat die Leistungen erbracht, die die Hokage und Ihr Jounin von ihm erwartet habt.
Aber genug davon. Reden wir wieder über diesen Bericht."
"Meiner Meinung nach können wir nichts tun, um bei der Jagd auf Kabuto zu helfen", sagte Asuma mit ernster Stimme. "Wir sind zu weit vom Schuss. Überlassen wir die weitere Hatz Konoha, Kiri und Kumo."
Gaaras fragender Blick ging zu seiner Schwester, die zustimmend nickte; dann zu Kakashi, der die Geste wiederholte. "Gut. Ich werde dennoch je ein Untersuchungsteam an den Schauplatz des letzten Kampfs und an die Küste schicken. Sicher ist sicher. Wir sollten besser alles lernen, was wir über Kabutos Wiederbelebungskunst in Erfahrung bringen können."
"Und was machen wir mit Morikubos Team?", fragte Temari.
"Oh, es ist noch etwas Zeit bis zum Finale, bevor Anne-chan hier sein muss. Ich bin sicher, auch die Hokage sieht das so, und lässt die Truppe ein wenig ausruhen. Wer weiß, vielleicht kommt Kankurou ja mit einer gesunden Bräune zurück."
"Du hast einen skurrilen Humor, kleiner Bruder", tadelte Temari, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.
"Schuldig im Sinne der Anklage", erwiderte der Kazekage. Die vier Shinobi lachten.
***
"Na, herzlichen Dank auch!", sagte Tsunade ärgerlich, als sie den Bericht aus Getsugakure in Händen hielt. "Kabuto versteckt sich also in einem fünfzig Kilometer durchmessenden Unwetter, das in diesem Moment über Land kommt und ihm in den nächsten zwölf Stunden über einhundert Kilometer Küste bietet, um in seinem Schutz Landgang zu nehmen? Wie bitte sollen meine Shinobi ihn dann finden? Bei solch einem Wetter bleiben nicht einmal Geruchsspuren."
"Sieh es von der Haben-Seite, Tsunade-sama", warf Shizune ein. "Die Gruppe um Mamo-chan hat immerhin ein Versteck Orochimarus ausgehoben. Und laut dem Bericht konnte Ryu Kaminari in diesem Versteck gerettet werden."
"Ein sehr glücklicher Zufall. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, das er eventuell doch und vollends desertiert sein könnte. Hätte ich da die Oinin der ANBU auf ihn angesetzt, hätten wir das Versteck vielleicht früher gefunden. Ich sollte mehr auf meinen Bauch hören. Der hat mir gesagt, das es nichts schaden kann, Oinin los zu schicken."
"Er hat dir aber auch gesagt, das Kaminari-kun nach seinem erfolgreichen Auftrag keinen Grund hatte, sich ins Gebüsch zu schlagen. Deine eigenen Worte, Tsunade-sama", erwiderte Shizune.
"Das Glück ist eben mit den Dummen. Und damit meine ich mich selbst, Shizune." Sie faltete die Hände vor ihrem Gesicht zusammen und stützte die Ellenbögen auf dem Schreibtisch ab. "Uns geht es viel zu lange schon viel zu gut. Ich fürchte, das wird nicht mehr lange so weiter gehen." Ihr rechter Zeigefinger trommelte einen nervösen Rhythmus auf ihrem rechten Nasenflügel. "Auf der einen Seite Orochimaru, auf der anderen Seite die Akatsuki. Dazwischen die Ninja-Dörfer, von denen uns mindestens eines der großen Dörfer feindlich gesinnt ist. Dazu ungezählte kleinere."
"Außer denen, in denen Naruto schon einmal gewesen ist", warf die Assistentin ein.
"Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Wenn er mit Jiraiya wieder in Konoha ist, sollten wir aus ihm einen Diplomaten machen und auf Good Will-Tour durch alle Ninja-Dörfer schicken."
"Das wird er nicht mitmachen. Er wird darauf drängen, den kleinen Uchiha zu suchen, bevor Orochimaru Sasukes Körper übernehmen kann. Das ist auch nur noch etwas mehr als ein Jahr."
"Ja, ich weiß. Naruto-kun ist geradezu davon besessen, ihn zu "retten". Ich frage mich, ob er die Wahrheit ertragen wird."
"Was ist denn die Wahrheit?", fragte Shizune.
"Die Wahrheit...", begann Tsunade, "...ist irgendwo da draußen."
"Ja, wo auch sonst", sagte Shizune, und nickte bekräftigend. "Und was machen wir jetzt wegen Kabuto?"
"Wir schicken ein paar Teams unserer sensorischen Spezialisten und ANBU aus, um unsere Küste zu überwachen. Vor allem die Flussmündungen und die Häfen. Und was Morikubo und sein Team betrifft: Hat Getsugakure nicht einen tollen Sandstrand?"
"Äh, was bitte?"
"Einen Sandstrand, Shizune. Am Meer."
"Ja, Tsunade-sama. Aber..."
Die Hokage schnaubte zufrieden. "Gut, dann geben wir Team Morikubo doch ein paar Tage frei. Wenn sie schon mal in der Sonne sind..." Ein neidisches Seufzen entrang sich ihrer Kehle. Sie war nicht in der Sonne, geschweige denn in ihrer Freizeit. Aber man konnte nicht alles haben.
"Noch ein Geburtstagsgeschenk. Ist notiert. Was ist mit den ANBU?"
"Die können mit Sai zurückkehren. Sobald... Sobald er der Überzeugung ist, das die Witterung seine Tintenvögel nicht mehr gefährden kann."
"Das ist aber eine sehr vage Formulierung, Tsunade-sama", tadelte Shizune.
"Ich weiß", erwiderte die Hokage lächelnd.
***
"Nii-san!"
Der vierte Raikage Kumogakures sah unwirsch auf, als sein Bruder Kirabi in sein Büro gestürmt kam. "Was ist denn?"
"Du hast Nachrichten von Mamo-chan bekommen, habe ich gehört?"
"Das kann man wohl sagen." Der große Mann atmete bedächtig, aber nachdrücklich aus. "Scheint so, als wäre er knietief in der großen Scheiße gewatet. Hat sich mit Orochimarus Leutnant angelegt, diesen Nukenin aus Konoha, Kabuto. Es gab etliche Schwierigkeiten. Und nun ist dieser Kabuto inmitten eines schweren Sturms auf See verschwunden und könnte sogar an unserer Küste anlegen. Ich habe bereits zwanzig Teams zur Überwachung unserer Seehäfen, Flussmündungen und natürlichen Buchten detachiert. Weitere vierzig starten morgen früh. Ich möchte, das du die Koordination übernimmst, Kirabi."
Der Raikage runzelte die Stirn. "Hast du verstanden, Kirabi?"
"Ja, ja, schon verstanden, da hilft nur schnelles Handeln." Kirabi trat bis an den Schreibtisch des Führers Kumogakures heran. "Aber was schreibt Mamo-chan über sich?"
Der Yondaime Raikage stockte und griff nach der kleinen Schriftrolle. Sorgfältig las er die Botschaft noch einmal durch. Endlich kam er zu einem Ergebnis. "Nicht viel."
"Wie, nicht viel? Hat er uns vergessen? Seit drei Jahren will er uns besuchen kommen, und nichts ist passiert. Heute schickt er eine Eilnachricht an dich, Nii-san, und er schreibt nicht viel über sich?"
Für einen Moment fühlte sich der Raikage in einer Zwickmühle zwischen seiner Pflicht und seinen eigenen Gefühlen gefangen. Hilflos zuckte er die Schultern. "Immerhin schreibt er, das es ihm gut geht."
"Echt? Das hat er geschrieben?" Mit einem erlösten Seufzer ließ sich Kirabi auf den erstenbesten Stuhl fallen. "Uff. Das erleichtert mich aber. Wenigstens kriegt der Herr Chunin mal das Maul auf."
Nun, da gab es keine zwei Interpretationen, fand der Raikage. Morikubo hätte durchaus noch ein wenig mehr schreiben können. Immerhin waren der Chunin aus Konoha uns er keine Fremden füreinander. "Die Nachricht kam aus Getsugakure. Ich werde antworten und um weitere Informationen bitten, wenn du das willst."
Kirabi schreckte aus seiner erschöpften Haltung hoch und sah seinen Wahlbruder an. "Ja. Ja, das wäre nett von dir! Möglichst viele Informationen. Ist er immer noch zu dumm, um zu sehen, was seine Mädchen für ihn empfinden? Wann wird er Jounin? Wie geht es ihm? Wann kommt er uns besuchen?"
Der Raikage räusperte sich. "Bii, du bist zu emotional."
"Und? Das bin ich doch immer", konterte der kleine Bruder A's.
Der lachte nach einem kurzen Moment der Verblüffung. "Da hast du auch wieder Recht. Also gut, ich frage ihn das alles, und noch mehr."
"Danke. Schick mir die Antwort direkt an die Front. Ich kann doch Omoi mitnehmen? Karui und Samui sind ja auf Missionen, aber Omoi ist verfügbar."
"Ich habe ihn als deinen Leutnant eingeteilt. Wird Zeit, das der faule Hund Verantwortung übernimmt", sagte der Raikage grinsend.
"Ganz meine Meinung. Er lässt sein Talent viel zu sehr brach liegen. Man muss ihn beinahe so sehr die Erfolgsleiter hochprügeln wie Mamo-chan. Na, vielleicht noch etwas mehr."
"Dem habe ich nichts hinzu zu fügen", sagte der Raikage.
Dies ließ Kirabi lächeln. "Na, dann gehe ich mich doch mal prügeln."
"Eines noch", hielt A seinen Bruder zurück. "Du trägst ja wieder Sonnenbrille. Und sehe ich da einen Bartschatten?"
"Äh, es war Zeit für einen Imagewechsel. Wenn meine Karriere als Sprechsänger endlich durchstarten soll, muss ich ein modisches Zeichen setzen."
Irritiert sah der Raikage den Jüngeren an. "Wie auch immer, solange du das nicht im Dienst tust. Und jetzt kümmere dich um deine Truppen."
"Bin schon weg!", rief Kirabi, sprang auf und verließ das Büro im Laufschritt.
"Bruder, Bruder, Bruder... Ob du es willst oder nicht, auf deinen Schultern ruht die Zukunft Kumogakures." Der Raikage schüttelte den Kopf. Sie hätten es wesentlich schlechter treffen können. Sogar sehr viel schlechter.
***
"Mizukage-sama", sagte Kjun, als er nach respektvollem Anklopfen eintrat. "Eine Nachricht aus Getsugakure ist soeben eingetroffen."
Mei Temari warf ihrem Freund und Kampfgefährten einen undefinierbaren Blick zu. "Du kannst den Mizukage-Quatsch lassen, wenn wir allein sind, Kjun-chan. Das weißt du doch."
"Sicher, Mizukage-sama", sagte der dicke Kiri-Nin pikiert. Er hatte Terumi geholfen, den Yondaime zu stürzen, damit sie neue Mizukage werden konnte, war ihr wichtigster Weggefährte gewesen, und auch jetzt handelte er nur zu ihrem Nutzen. Sie hatten die Krone errungen, gemeinsam. Und jetzt sollte er auf den Genuss verzichten, den es ihm bereitete,wenn er Mei Mizukage nannte? Niemals.
Terumi seufzte resignierend. "Nun gib schon her. Was ist denn für Getsugakure so wichtig, dass der Tsukikage uns kontaktiert?"
"Die Nachricht ist nicht vom Tsukikage, sondern von Morikubo."
Terumi sah erstaunt auf und strich sich jene Haarsträhne fort, die zumeist ihr rechtes Auge bedeckte. "Mamo-chan?"
Kjun nickte, und reichte ihr die Nachricht.
"Du hast es schon gelesen?", fragte sie, während sie das kleine Dokument entfaltete.
"Ich habe mir sogar erlaubt, der Angelegenheit entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Was ich aber für interessant, wenn nicht essentiell halte, das ist im letzten Absatz geschrieben."
Die Mizukage sprang sofort zum letzten Teil des Schriftstücks, jenen Part, der den Kampf mit den wiederbelebten Kiri-Nin betraf. "Orochimaru hat was?", rief sie aufbrausend. "Und wie viele?"
"Genügend, wie es scheint", sagte Kjun.
Schwungvoll stand die Mizukage von ihrem Stuhl auf und stieß ihn dabei um. Sie krempelte ihren rechten Ärmel hoch, und ballte die Hand zur Faust. "Kabuto! Wenn ich dich erwische, dann..."
Kjun hielt die Mizukage zurück, bevor sie aus dem Büro stürmen konnte. "Ich halte es jetzt weder für konstruktiv, noch für notwendig, das du dich selbst darum kümmerst, Mei-chan. Außerdem ist es schlecht für die Haut, sich so aufzuregen, und es mindert die Heiratschancen."
"Ha-heiratschancen?"
Kjun richtete den Sessel wieder auf und drückte Terumi wieder hinein. "Wichtiger ist jetzt, das wir uns darum kümmern, wo dieser kleine Teufel die Leichen her hatte. Deshalb habe ich mir schon erlaubt, nach Ao schicken zu lassen."
Terumi setzte sich wieder komfortabler hin. Ao war ein wichtiger Verbündeter für sie. Er hatte das Komplott entlarvt, das der Yondaime gesponnen hatte, und ihr damit den Weg als Godaime Mizukage geebnet. Außerdem hatte er im letzten Ninja-Krieg ein Byakugan erobert. Ihres Wissens nach war Kiri damit das einzige Ninjadorf, das dieses Kekkai Genkai außerhalb Konohas einsetzen konnte. Die Spur der Leichen, die auf Kabutos Befehl reanimiert wurden und im Reich der Winde gekämpft hatten, würde eine Untersuchung erforderlich machen. Aos wacher Verstand, sein Byakugan und seine Kombinationsgabe, die schon den Yondaime entlarvt hatte, prädestinierten ihn geradezu, die Untersuchung zu leiten.

Als es klopfte, bat Terumi sofort herein.
"Mizukage-sama", sagte der große Shinobi, und neigte ergeben das Haupt.
"Ao, ich habe einen speziellen Auftrag für dich, der höchstwahrscheinlich in direktem Zusammenhang mit dem Komplott des letzten Mizukages zusammenhängt."
Für einen Moment schien der Ninja enttäuscht zu sein. "Was? Ich hatte damit gerechnet, die Küsten gegen Kabuto abzuriegeln... Das Komplott des Yondaime?"
"Richtig", antwortete Terumi, und ging darüber hinweg, das Ao augenscheinlich früher als sie selbst über die Sachlage informiert worden war. "Dieser Kabuto hat rund fünfzig Leichen reanimiert und für sich kämpfen lassen. Die Leichen von Shinobi."
"Ein verwerfliches Vergehen", sagte der große Ninja ernst.
"Du weißt gar nicht, wie verwerflich. Es waren Kiri-Nin."
Ao runzelte die Stirn. "Verzeihung, Terumi-sama, aber können wir dem Überbringer dieser Nachricht weit genug vertrauen, um diese Information ernst zu nehmen?"
"Entscheide selbst. Die Nachricht wurde von einem Konoha-Chunin verschickt, den ich kenne und schätze. Sein Name ist Mamoru Morikubo."
"Ich meine mich schwach daran zu erinnern, dass Sie von ihm erzählt haben, Terumi-sama. Wenn er für Sie vertrauenswürdig genug ist, ist er das selbstverständlich auch für mich."
"Gut", murmelte sie zufrieden. "Du beginnst deine Untersuchungen sofort, Ao. Stell dir ein Team zur Unterstützung zusammen und beginn auf dem Friedhof. Untersuch zuerst die Kavernen mit den Massengräbern aus dem letzten Ninja-Weltkrieg."
"Verstanden, Mizukage-sama." Der große Ninja verbeugte sich vor ihr und wandte sich dann wieder der Tür zu.
"Ach, Ao?"
"Mizukage-sama?"
Mei Terumi lächelte. "Ich erwarte einen verschwenderischen Einsatz deines Byakugans."
"Jawohl, Mizukage-sama."

"Ich habe Angst vor dem, was Ao entdecken wird", gestand Kjun, als dieser das Büro verlassen hatte.
"Ich habe Angst vor dem, was er übersieht", sagte die Mizukage mit tonloser Stimme.
***
Es war Mitternacht, als das Transportschiff in einer kleinen Bucht vor Anker ging. Der Wind peitschte das Meer auf, die Schaumkronen gischteten auf den Kämmen der Wellen, und die Rahe der Masten, die von der Last der Segel befreit waren, knarrten bedrohlich bei jeder kräftigen Böe.
Kabuto dankte seinen persönlichen Glücksgöttern für diesen Sturm, der seinen Landgang buchstäblich verschluckte.
Er wechselte ein paar letzte Worte mit dem Kapitän und gab Anweisungen, die Verbrennungen am Heck abzuhobeln, bevor er seinen regulären Hafen anlief. Ohne diese Markierung, und ohne Kabuto und seine Begleiter an Bord, war der Frachter nur einer von vielen, und würde seine subversive Tätigkeit für Orochimaru-sama fortsetzen können.
Als dies erledigt war, rief er seine Shinobi zusammen.
Zuuto trug dabei den Tank mit dem verletzten Suigetsu Housuki. Der junge Mann aus Wasser würde für Orochimaru-sama noch seinen Nutzen haben, dessen war sich Kabuto sicher.
Kurz sah er an Land, in Richtung der dunklen Küste. Nur ein paar hundert Meter trennten ihn davon, und dann war es keine weite Reise zum nächsten Versteck, wo sie sich einige Tage von der Hetzjagd dieser renitenten Konoha-Nin erholen konnten. Und besonders er selbst.
Der Sturm würde alle ihre Aktionen verschlucken. Dies brachte ihn zum Lächeln. Das Schicksal war auf seiner Seite, wieder einmal.
Er hob eine Hand, und winkte seinen Leuten, ihm zu folgen. Dann sprang er über die Reling, und stand auf dem aufgewühlten Meer. Die Shinobi folgten ihm, kamen einer nach dem anderen unten auf. Sie bildeten einen Keil mit Kabuto an der Spitze und begannen auf das nahe Land zu zu laufen, was sich durch die Wellenberge und -Täler nicht ganz einfach gestaltete.
Schließlich verschluckte sie die dunkle Küste, so als hätte es sie nie gegeben. Wieder einmal war Kabuto entkommen. Ein Sieg war es freilich nicht, nur ein Erfolg. Und er würde solange erfolgreich bleiben, wie er nicht getötet wurde. Daran konnte auch dieser widerliche Chunin nichts ändern, der ihm beinahe so sehr auf die Nerven ging wie die orange Ratte Naruto Uzumaki. Aber nur beinahe.
***
Das Abendessen bot keine Überraschungen. Vielleicht deshalb, weil ich Karins Küche - sie wurde tatsächlich geholt, um die Gäste des Tsukikages zu bekochen - ja schon kannte. Der herrlich bodenständige Tsukikage hielt nicht viel von Luxus, und alltags kochte seine Frau. Nur bei besonderen Gelegenheiten, bei denen sie anwesend sein musste oder wollte, holten sie ein auswärtiges Team. Seit es Karin nach Getsugakure verschlagen hatte, war sie diese Köchin. Ihr Ruf war mittlerweile so gut, das es die professionellen Köche der Stadt als große Ehre ansahen, wenn sie an ihrer Stelle den Kochlöffel schwingen durften. Wieso auch nicht? Sie war eine Akimichi, und Akimichi liebten gutes Essen. Insoweit stimmte das Klischee also doch.
Die Gesellschaft, an der auch einige Ratsmitglieder Getsus teil nahmen, dauerte bis spät in die Nacht. Als sie endete, war es so spät, das wir uns gleich schlafen legten.
Ich selbst war so ausgepumpt, so erschöpft, das ich schon schlief, kaum das mein Kopf das Kopfkissen berührt hatte. Ein guter Shinobi konnte an jedem Ort, zu jeder Zeit, in jeder Situation schlafen. Aber anscheinend hatte ich mir von diesem Luxusgut während der Jagd auf Kabuto zu wenig gegönnt.

Als ich am nächsten Morgen auf meinem Futon erwachte, erwartete mich bereits der Geruch von warmem Frühstück. Und ein Körper, der an allen Ecken und Enden schmerzte. Wie sagte meine Mutter doch immer? "Überanstrenge deinen Körper, solange er jung ist. Dann steckt er das besser weg." Im Moment kam ich mir sehr, sehr alt vor.
Als ich mich aus dem Bett schwang, murrte Kaminari unwillig auf seinem Futon. Himmel, er musste noch erschöpfter als ich sein. Immerhin hatte er gerade einen Einsatz abgeschlossen gehabt, als ich in Orochimarus Versteck auf ihn gestoßen war. "Willst du noch schlafen?"
Mürrisch öffnete er ein Auge. "Probier den Kaffee, und sag mir, ob es sich lohnt." Er gähnte herzhaft, und drehte sich auf die andere Seite.
"Okay", erwiderte ich, und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen.
Die anderen beiden Futons waren verlassen. Also waren Kitsune und Sai schon auf den Beinen.
Kitsune fand ich in bester Laune, und ohne ANBU-Maske am Küchentisch sitzen, zusammen mit Hassin, während seine Frau, ein ausnehmend hübsches Wesen, in deren Gesicht ich Mohad wiedererkannte, in der offenen Küche werkelte.
"Wie ist der Kaffee?", fragte ich Kitsune, als ich in die Küche trat. Der ANBU, mit sich und der Welt zufrieden, schmökerte in einer Tageszeitung.
"Ryu soll seinen Hintern aus dem Bett schwingen, sonst kriegt er nur noch Grüntee", murmelte er statt eine Antwort.
"Ich hasse Grüntee!", rief Kaminari aus dem Raum herüber, der uns als Schlafzimmer diente. "Also gut, also gut. Ich stehe auf. Immerhin riecht der Kaffee hervorragend."
Hassins Frau, sie hieß Padme, lächelte mich freundlich an. "Du nimmst sicher lieber einen Schwarztee, nicht wahr, Mamoru-kun?"
"Also ehrlich, Schatz. Du redest hier mit einem Chunin Konohagakures. Und nicht mit irgendeinem Chunin, sondern mit dem Chunin, der Otogakure zerstört und all seinen Kameraden die Flucht ermöglicht hat." Hassin blätterte in seinem Teil der Tageszeitung. "Sag Mamo-chan zu ihm, wie wir alle. Sonst steigt ihm sein Ruhm noch zu Kopf."
"Ha, ha. Sehr witzig. Selbst wenn ich Ruhm hätte, Ihr würdet schon dafür sorgen, das ich auf dem Teppich bleibe", erwiderte ich.
"Und das zu Recht", sagte Kitsune, und grinste mich über den Rand der Seiten in seiner Hand an.
Ich schnaubte leise aus. "Schwarztee klingt hervorragend, Padme-san."
Sie lächelte liebenswürdig. "Ich setze eine Kanne auf. Normalerweise sind wir ein Kaffeehaushalt."
"Ich warte gerne", erwiderte ich. "Wo ist Sai?"
"Draußen auf der Veranda. Er zeichnet." Kitsune deutete mit einer Hand hinter sich. "Irgendwo da hinten. Und bevor du fragst, es sind ganz normale Zeichnungen, nicht sein Jutsu."
"Ah, ja. Ich sehe einen Moment nach ihm."

Leise trat ich vor die Tür. Hier hatte ich einen Blick auf das nicht allzu ferne Meer. Wir hatten vielleicht sechshundert Meter zum Strand, und das Wetter war hervorragend. Langsam sog ich die Luft ein, und schmeckte dabei die tausend Aromen, die über dieser wunderschönen Insel schwebten. Getsu-Luft schmeckte ein klein wenig wie Wassermelone.
LInks von mir hockte der ANBU-NE, und zeichnete eine Skizze der Landschaft.
"Guten Morgen", sagte er. Sai trug seine ANBU-Maske ebenfalls nicht, und sah mich aus seinem ausdruckslosen Augen an."War das richtig so?"
"War was richtig so?", fragte ich irritiert.
"Das mit dem Gruß. Hier steht, das man das so macht." Er hielt mir ein kleines Büchlein hin, das den viel versprechenden Titel trug: Höfliche Umgangsformen leicht erklärt.
Ich runzelte die Stirn. Also nahm er sich meinen Vorschlag tatsächlich zu Herzen.
"Ja, das war richtig. Guten Morgen, Sai." Ich betrachtete das Buch genauer. "Vielleicht solltest du dir ein weiteres zulegen. Irgendwas wie "Freunde finden leicht gemacht". Da findest du sicherlich ein paar Anleitungen für Emotionen, und dergleichen."
"Lohnt sich der Aufwand?"
Ich unterdrückte ein Auflachen. "Vielleicht. Wollen wir ein Experiment wagen? Kneif mal deine Augen zusammen. Und jetzt zieh die Mundwinkel hoch. Hoch, nicht runter. Und jetzt sag mal was Nettes."
"Was Nettes."
"Nein, nein, was ich meinte, war... Ach ja. Ich vergaß. Sai, sag einfach danke."
"Danke."
"Ja, das kam schon sehr überzeugend rüber. Also, wenn Padme-san uns zum Frühstück holen kommt, dann machst du das Gesicht von eben, und sagst danke zu ihr. Wir werden sehen, ob sich der Aufwand lohnt."

Tatsächlich trat die Frau von Hassin einige Minuten später auf die Veranda. "So, Kaminari-san, der Langschläfer, ist nun auch am Tisch. Wir wollen beginnen, Mamo-chan, Sai-san."
Versteckt machte ich eine auffordernde Handbewegung in Richtung von Sai. Der schien für einen winzigen Moment erschrocken, dann kniff er die Augen zusammen und zog die Mundwinkel hoch. "Danke, Padme-san."
Ein Lächeln ging über ihr Gesicht. "Was für ein höflicher junger Bursche", verkündete sie, und ging wieder in die Küche.
"Also?", fragte ich amüsiert.
"Vielleicht...", sagte Sai, und verfiel wieder in sein nichtssagendes Allerweltsgesicht, "Vielleicht kaufe ich mir so ein Buch."
Ich lachte zufrieden und klopfte dem ANBU-NE auf die Schulter. "Und nachher zeigst du mir deine Zeichnungen."
"Muss das sein?", murrte er.
"Na also. Mürrisch kannst du auch schon gucken", lachte ich. "Essen wir. Uns erwartet ein langer Tag am Strand."
"Ich würde lieber..."
"Hast du vergessen, das ich immer noch den Befehl habe?"
Sai zwinkerte verblüfft. "Ach ja. Du wirst mir sicher nicht befehlen, im Haus zu bleiben, oder?"
"Mit Sicherheit nicht."
Sai lächelte. Es wirkte beinahe echt. "Tja, da kann ich wohl nichts machen, oder?"
Er erhob sich, und ging an mir vorbei zurück in Hassins Haus.
Immerhin, seine Emotionslosigkeit hatte einen kleinen Riss bekommen.
Und uns erwartete ein Tag am Strand. Was wollte ich mehr? Ich meine, außer Kabuto zu fangen?
"Mamo-chan! Der Tee ist fertig!", rief Padme.
Eilig folgte ich Sai. "Bin schon da!"

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13.
Sommer. Sonne. Strand. Decken, Sonnenschirme, leicht bekleidete Männer und Frauen, Barbeque, dessen Geruch sich bereits leicht verbreitete, ja, das fühlte sich sehr nach Urlaub an. Nur noch nicht für mich. Ich lag auf einer der Decken unter einem Sonnenschirm, und ließ von Ranko-sama meine Brandwunden behandeln.
"Sensei, du machst mich fertig", brummte ich missmutig.
Ranko-sama, die auf meinen Rücken kniete, lachte leise. "Was denn, was denn? Der großartige Mamoru Morikubo, der Konoha-Ninja, der Otogakure vernichtet hat, der mit weniger als einem Dutzend Ninjas die Burg eines unteren Daimyos des Reichs des Wassers erobert hat, der Mann, der Orochimaru einen Stützpunkt abgenommen hat, beschwert sich?" Mit diesen Worten ließ sie ihre Hände weiter über meinen bäuchlings liegenden Körper wandern.
Wusste sie eigentlich, was sie mir antat, wie es in mir aussah? Natürlich wusste sie es, und sie spielte mit mir. Ich für meinen Teil war froh, das ich auf dem Bauch lag, denn die sanften, filigranen Hände meiner Lehrerin auf meiner nackten Haut zu spüren, hatte... Unwillkommene Nebenwirkungen, die ich selbst in den weiten Badeshorts kaum verbergen konnte. Mir blieb nur zu hoffen, dass Sensei mich nach der Behandlung meiner Brandwunden nicht sofort zwang aufzustehen. Diese auffällige Beule musste selbst ein Blinder sehen. Andererseits, wenn ich es schnell ins Wasser schaffte, dann...
"Kannst du nicht zumindest mit deinen Knien von meinem Rücken runter gehen?", flehte ich leise. Die Berührung von derart viel nackter Haut meines Senseis war viel zu aufregend für mich. Ich meine, sie trug einen Bikini, der nicht gerade das verwendete, was man in Shinobi-Kreisen Stoff nannte. Er war nicht provokant geschnitten, einfach nur... Großzügig darauf bedacht, Stoff einzusparen. Sensei war zu neunzig Prozent nackt, und ihre nackte Haut berührte meine nackte Haut. Das war... Kontraproduktiv.
"Na, wenn du meinst..." Ich spürte, wie sie die Beine spreizte, und mit ihren Knien von meinem Rücken glitt. Nun saß sie auf mir, auf Höhe meiner Nieren. Oh, ich verfluchte den Tag, an dem mir bewusst geworden war, was eine Frau war, was eine Frau ausmachte, und was es mir bedeuten konnte. Und, was man mit Frauen tun konnte. Sensei in ihrer Menschengestalt wusste das nur zu gut. Sie piesackte und neckte mich, wo sie nur konnte. Weil dies der Strand war, hatte sie gesagt.
Und meine Mädchen? Hatten dazu nur gegrinst, weil sie "mir die Lektion gönnten". Es schien tatsächlich so, dass sie ein wenig nachtragend waren, was mein Verhalten ihnen gegenüber in den letzten Jahren betraf.

Mein Blick ging, als sich die zarten Finger Ranko-samas heiß wie Feuer und kalt wie Eis zugleich auf eine kleinere Verbrennung legten, zu Karin und und Hana-chan herüber. Die beiden Verräterinnen spielten mit Ryu und Kitsune Volleyball.
Hanako machte dabei in ihrem kanariengelben Bikini eine recht gute Figur, wenngleich ich den Verdacht hatte, das ziemlich knappe Höschen müsste ihr jederzeit von der Hüfte rutschen. Auf jeden Fall kaschierte das Oberteil durch den Faltenlook die wahre Größe ihrer Oberweite, die sich seit dem Chunin-Examen nicht besonders vergrößert hatte. Ihr goldenes Haar, zu einem Zopf gebunden, schlackerte um sie wie eine Schlange, bei jedem Sprung, wirkte aber wie ein teures Juwel. Ihr Haar war schon immer ihr wichtigstes Accessoire gewesen. Ihre schlanke, gut proportionierte Gestalt machte aus ihr ein Gesamtkunstwerk an Fraulichkeit.
Karin in ihrem Einteiler machte eine exzellente Figur mit ihrer schmalen Taille, den Hüften, die genau richtig proportioniert waren, ihrem langen schwarzen seidigen Haaren, und... Und einer Oberweite, die sie wohl mit einem Schuhlöffel in diesen Badeanzug gestopft haben musste. Dazu bebte ihr Busen bei jedem Sprung und jeder Landung derart auf, dass die beiden Männer schon gar nicht mehr wussten, wo sie hingucken sollten.
Das Ergebnis war, dass meine Mädchen bereits mit zehn Punkten führten. Und sie waren nicht nett genug, um ihren Vorteil nicht auszunutzen.
Nekohime war ebenfalls am Strand. Sie trug den farblosesten Einteiler, den ich je gesehen hatte, den sie aber ausfüllte, wie ich es bei diesen "Schulbadeanzug" genannten Einteilern noch nie gesehen hatte. Auch hier wieder - das Schuhlöffelprinzip. Sie beschäftigte sich ausgiebig mit Aki-chan, und schien dabei im siebten Himmel zu sein. Sie bauten gemeinsam an einer Burg, und jede Bewegung, jedes Wort des gerade ein Jahr alten Jungen wurde von ihr begrüßt wie eine Offenbarung. Sie war schon nicht mehr vernarrt in Marias Sohn - sie hatte sich Hals über Kopf verliebt.
Blieb noch Anne, die einen recht züchtigen Zweiteiler trug, der am Höschen mit einem kleinen Rock benäht war. Der konnte allerdings auch nicht verhüllen, dass das Wort "Hüfte" noch nicht zu ihrem Gebrauchsschatz gehörte. Ihr Oberteil war ähnlich wie bei Hana-chan mit Rüschen aufgepeppt, die verhindern sollten, dass... Ja, sorry, aber sie war flach wie ein Brett. Allerdings war sie noch nicht in dem Alter, in dem sie Busen haben sollte.
Moment, korrigierte ich mich selbst. Auch wenn sie nicht danach aussah, sie war beinahe vierzehn Jahre alt und für die Chunin-Prüfung zugelassen worden. Sie war so alt wie ich damals, als ich selbst das Examen abgelegt hatte. War sie eine Spätentwicklerin? Würde sie so dünn bleiben? Der Gedanke bereitete mir einige Sorge. Nicht etwas jene Sorge, die ich - seit ich es gelernt hatte - für einen potentiellen Partner haben würde. Was nicht sehr abwegig war, immerhin war ich nur drei Jahre älter als sie. Nein, es war die Sorge, die man einem Schutzbefohlenen gegenüber empfand. Oder einem Kohai.
Doch, sie würde sich noch entwickeln, und zu einer attraktiven jungen Frau heran wachsen. Das stellte ich mit einer Art brüderlichem Trotz fest. Der Gedanke irritierte mich. Hatte ich Anne-chan etwa in Gedanken schon adoptiert?

"Autsch."
"Oh, da bin ich abgerutscht. Hat es sehr weh getan?", säuselte Sensei.
"Es hat mich nur überrascht", erwiderte ich, mir Ranko-samas Nähe wieder bewusst werdend. Vor allem, wie ihre warmen, weichen Schenkel meine Seiten umrahmten, ja, einspannten. Was hätte ich in diesem Moment für eine kalte Dusche gegeben.
"Warum tust du das mit mir, Ranko-sensei?", fragte ich vorwurfsvoll.
"Weil ich es kann", stellte sie fest. "Und weil ich dich gerne necke."
Ja, das hatte sie schon immer gerne getan. So sehr, das ich eine Zeitlang wirklich Angst vor ihr gehabt hatte. Okay, diese Zeit war noch nicht vorbei, aber ich liebte sie trotzdem. "Das erklärt einiges."
Ich hörte sie leise auflachen. Das war immer noch laut genug, um Kankurou, Kuma, Hikaru und Okami, die im Wasser Ball spielten, zu uns herüber sehen zu lassen. "Du hast ja keine Ahnung", säuselte sie. Sensei beugte sich vor, bis ich ihr wunderschönes Menschengesicht rechts neben mir erkennen konnte. Sie lächelte, und es war eines der schönsten Lächeln, die ich je gesehen hatte. "Aber sei versichert, dass du der Mensch bist, den ich am meisten liebe."
"Aber das weiß ich doch, Sensei."
Ihr Lächeln wurde für einen Moment glanzlos. Doch dann küsste sie mich auf die Wange. "Ja, das war mir klar, mein kleiner Schatz." Sie richtete sich wieder auf, und schlug mir mit fester Hand auf meinen Po. "So, das war die Heilbehandlung. Wir sind fertig."
"Super! Danke!", rief ich, und wollte aufstehen, aber Sensei blieb auf mir sitzen. "Moment, Mamo-chan. Vorher will ich dich eincremen. Sonnenschutz ist für dich gerade besonders wichtig."
Akane-chan, die neben uns lag, grinste herüber. Sie trug eine nachtschwarze Sonnenbrille, die sie hochschob, als sie fragte: "Soll ich dir helfen, Ranko-chan?"
"Keine Sorge, das kriege ich auch alleine hin", erwiderte sie im Brustton der Überzeugung. Dann traf etwas Kaltes meinen Rücken. Sonnencreme. Wieder spürte ich Senseis Hände auf meiner Haut, und es war geradezu gefährlich angenehm.
Mein Blick ging zu Akane, die einen blauweißen Einteiler trug. Nichts besonderes, und auch die "Füllung" riss mich nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hin, aber ich mochte sie, sehr sogar, weil sie nicht einfach nur als nettes Mädchen auftrat, sondern eines war. Zudem aufrichtig, zuverlässig, ehrlich, vielleicht etwas verbohrt. Manchmal fragte ich mich, ob sie eines der beiden Mädchen sein konnte, die ich aus dem Mamo-Pakt noch nicht kannte. Aber... Nein. Nein, das konnte nicht sein. Ranma-sempai hätte mich dann längst beiseite genommen, denn ich wusste aus sehr, sehr guter Quelle, dass er unglaublich auf Akane stand. Wie übrigens auch Hikaru, und ein gutes Dutzend anderer männlicher Affen. Und wir sollten die Kriegerinnen nicht vergessen, unter denen Akane auch Fans hatte... So ein Affenleben war schon kompliziert.

"Dreh dich bitte um, Mamo-chan", sagte Sensei, und erhob sich, damit ich mich wenden konnte. Sie setzte sich an die Seite, das Sonnencremefläschchen in der Hand.
"Nanu? Ich hätte nicht gedacht, dass du von mir runter gehst. Willst du mich heute nicht bis zur Neige necken?", fragte ich, verzweifelt auf dem Bauch liegen bleibend. Denn da... Ich erwähnte es schon.
"Nein. Weißt du, es gibt... Regeln. Ich möchte sie nicht überschreiten."
Verwundert sah ich zu ihr herüber. "Regeln?"
Sie deutete zum Volleyballfeld. Dort standen Hanako und Karin. Nachdem sie Ryu und Kitsune gnadenlos zerstört hatten, lächelten sie zu uns herüber. Als ich sie ansah, winkten beide auf eine sehr liebenswürdige Art. Das jagte mir einen eiskalten Schauder den Rücken runter. Hätten sie böse herüber geschaut, ärgerlich, oder demonstrativ desinteressiert fortgeschaut, das hätte ich verstanden. Aber diese demonstrative Freundlichkeit, die machte mir Angst. Dabei war Sensei nicht mal Teil des Mamo-Pakts, dieses mir immer noch teilweise unbekannten Zirkels aus fünf Frauen, die mich unter sich ausmachen wollten. "Oh-oh", murmelte ich.
"Ja, genug gespielt", sagte sie, und die alte, etwas sterile Freundlichkeit kehrte in ihre Stimme zurück, mit der sie mich im Training anzusprechen pflegte. "Dreh dich bitte um, Mamoru."
Und das war genau das, was ich gerade nicht tun konnte.

"Morikubo-san! Eine Nachricht von Tsunade-sama!", hörte ich Sai rufen, während er auf den Strand gelaufen kam.
"Das ist wichtig!", sagte ich hastig, kam auf die Beine und rannte los, bevor Ranko-sensei überhaupt realisierte, was gerade geschah.
Als ich Sai erreichte, tat ich so, als würde ich mir von ihm ein Schriftstück geben lassen, das ich ausgiebig studierte. "Danke. Du hast mir aus der Patsche geholfen, Sai."
Der blasse junge Mann setzte sein gefälschtes Lächeln auf. "Ich folge nur deinen Befehlen, Morikubo-san. Du hast gesagt, hol mich nach einer Viertelstunde raus. Dem bin ich gefolgt."
"Trotzdem. Du hast einen gut bei mir." Ich musterte den voll bekleideten ANBU. "Und? Hast du deine Badehose mitgebracht?"
Dies ließ den Jungen irritiert schauen. "Äh. Ich dachte, wenn ich dir die nicht existierende Nachricht bringe, dann kann ich wieder zurück gehen, und..."
"Davon habe ich kein Wort gesagt. Ich sagte nur, das du mich raushauen sollst."
Kurz sah ich an mir herab. Gut, DAS Problem begann sich zu erledigen. "Von einem Freibrief, die Freizeit zu schwänzen, habe ich nie gesprochen."
"Aber sollte ein solcher Dienst nicht belohnt werden?", warf Sai ein.
"Und genau das versuche ich ja gerade. Weißt du, da hinten stehen Hassin, Khal und fünf weitere Getsu-Nins, die ein wundervolles Mittagessen für uns zubereiten. Selbst du Gefühlsabstinenzler wirst doch gutes Essen zu schätzen wissen."
"Ich dachte, ich hole mir dann einfach meine Portion", wandte er ein.
Ich grinste triumphierend. Also doch! Sai mochte gutes Essen! Und er musste den Bratengeruch, der von den Steaks und den Bratwürstchen ausging - das übliche Grillgut in Getsugakure - bereits gerochen haben. Auch wenn der Mensch vor mir einer der gefühlskaltesten war, die mir je begegnet waren, so bemerkte ich doch, wie er sich beim Gedanken an das Essen die Lippen leckte. Wenigstens eine Konstante.
"Keine Widerrede. Wir gehen zurück, du wechselst in deine Badeshorts und genießt ein wenig die Sonne, bevor wir essen. Äh, du kannst doch Sonne vertragen?"
Irritiert sah er mich an. "Wie kommst du auf den Gedanken, das ich es nicht könnte?"
Nun war es an mir, irritiert zu sein. "Hallo? Du bist bleicher als Frischkäse! Du siehst aus, als hättest du dein ganzes Leben bei künstlichem Licht unter der Erde verbracht! Da ist es doch gerechtfertigt, wenn man dich fragt, ob du Sonne überhaupt ertragen kannst!"
"Oh, ich verstehe. Keine Sorge. Ich vertrage Sonne sehr gut. Im Gegensatz zu deiner Vermutung lebe ich weder unterirdisch, noch nokturn."
"Nokturn?"
"Nachtaktiv."
"Ah. Hätte aber zu dir gepasst."
"Bitte, Morikubo-san..."
"Ich spreche ja nur das Offensichtliche aus. Also, warum wirst du dann nicht brauner? Ein wenig zumindest?"
Sai seufzte. Das sah ich zum ersten Mal an ihm. Interessant. "Ich habe keine Ahnung. Ich nehme einfach keine Farbe an. Nicht, dass ich es versucht hätte, aber... Ich bleibe so farblos wie eine meiner Tintenzeichnungen."
Nun, das waren gewichtige Aussagen. Aber wenn ich die Essenz extrahierte, dann kam dabei heraus: "Also verträgst du Sonne."
"Ja, das habe ich doch schon festgestellt."
"Gut. Dann hast du ja keine Ausrede mehr. Gehen wir."
Der zweite Seufzer seines Lebens. "Jawohl, Morikubo-san."
Na also, ging doch.

Als wir wieder zu den Decken, Liegen und Sonnenschirmen zurück kamen, die das Revier Konohas auf diesem Strand darstellten, sah ich Hana-chan und Karin bei Ranko-sensei auf meiner Decke hocken und miteinander tuscheln. Als ich sie fast erreicht hatte, sahen sie mich an, als wenn sie die Weisheit des Universums mit Löffeln gefressen hätten, und begannen zu dritt zu kichern.
Früher einmal hätte mich das irritiert, noch ein wenig früher mehr hätte ich nicht mal verstanden, was gerade passierte. Aber nach der Jagd auf Kabuto war ich in vielerlei Hinsicht gelassener geworden.
"Na, was amüsiert euch drei denn so?", fragte ich gut gelaunt.
"Du, Mamo-chan", sagte Hanako unverblümt. "Hat dich Ranko-sama so aufgeregt, dass du eilig flüchten musstest?" Sie senkte leicht den Kopf, lächelte spöttisch und schürzte die Lippen. "Vielleicht sollte ich dich das nächste Mal eincremen. Ich bin gespannt, ob ich die gleiche Wirkung erziele."
Peinliche Röte wollte mir in die Wangen schießen, aber ich war fest entschlossen, diesmal mit der Neckerei zu leben. Ich war eben auch nur ein Mann, und die drei Frauen vor mir waren Frauen, die mich viel zu gut kannten. Hm, nein, ich würde noch viel mehr tun, als damit zu leben.
"Mach dich nicht lächerlich!", sagte ich barsch. Meine Worte ließen sie zusammenzucken.
"Natürlich hätte es die gleiche Wirkung auf mich, wenn du mich eincremst, Hana-chan. Denkst du, deine Berühungen würden mich kalt lassen?"
Mit einer gewissen Befriedigung sah ich ihre Wangen rot werden. Ich sah, wie sie leicht zitterte, wie von einem kalten Windhauch, und ihre Arme überzogen sich mit Gänsehaut. Beschämt senkte sie den Blick. "Mamo-chan..."
"Und das gilt selbstverständlich auch für dich, Karin", sagte ich mit einem amüsierten Lächeln.
Die Angesprochene wurde noch roter als Hanako. Beinahe wäre sie ohnmächtig zur Seite gekippt, aber Ranko-sensei fing sie rechtzeitig auf.
"Nicht schlecht, junger Schüler. Wirklich nicht schlecht", stellte sie anerkennend fest. "Eine Schwäche in einen Vorteil zu verwandeln ist etwas, was nicht jeder beherrscht."
Ich zwinkerte ihr verschmitzt zu. "Erstens bin ich nur der gelehrige Schüler meiner drei Lehrerinnen, und zweitens habe ich endlich die Regeln verstanden."

Ich ließ mich ebenfalls auf meiner Decke nieder, weil es illusorisch erschien, den dreien hier am Strand zu entkommen. Energisch klopfte ich auf den Sand neben meiner Decke. "Du kannst dich hier ausbreiten, Sai. Hast du deine Zeichnungen mit? Ich wollte doch reinschauen."
"Natürlich, Morikubo-san." Wortkarg entfaltete er eine der Decken, die für diesen Zweck von Getsugakure bereit gelegt worden waren, entkleidete sich bis auf die Badehose - aha, also doch vorbereitet, Sai - und zog sein Malbuch hervor. Er machte ein paar Pinselstriche, und hielt mir das Skizzenbuch hin.
Dort hatte er geschrieben: Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber es ist unfair, dass du mich da mit rein gezogen hast.
"Eine sehr schöne und korrekte Arbeit", sagte ich. "Das erinnert mich an die Pflicht, die jeder Shinobi seinem Vorgesetzten gegenüber zu erfüllen hat."
Etwas knackte laut. Ich sah zur Seite. Zwar lächelte der ANBU-NE, aber der Malstift in seiner Hand war durchgebrochen worden. Von seinem Daumen. "Natürlich hast du Recht, Morikubo-san", sagte er in einem Tonfall, der viel zu liebenswürdig war.
Hm, da hatte ich wohl übertrieben. Ich hätte mich mehr auf Ryu verlassen sollen, wie immer. Es würde mich einiges kosten, um Sai wieder zu versöhnen. Aber andererseits - endlich zeigte der Junge mal Emotion. Und das Mittagessen würde sicherlich auch einiges reißen.
***
Der erste Tag verging wie im Flug, und für uns Gäste aus Sunagakure und Konoha gab es mit einbrechender Nacht sogar ein Feuerwerk. Natürlich nur ein kleines, aber ich rechnete es Hassin hoch an, überhaupt eines für uns über der tropischen Badebucht veranstaltet zu haben.
Wir konnten uns nicht über zu wenig Sonne beschweren. Oder über mangelnde Versorgung. Abends gab es eine landestypische Speise, eine große Reispfanne mit verschiedenen Meeresfrüchten, die sie in Getsu Paella nannten, und die wirklich gut schmeckte.
Als die Sonne untergegangen war, sahen wir uns das Feuerwerk an. Wir empfanden es als großartige Geste gegenüber Konoha und Suna, und die Feuerwerker gaben sich große Mühe.
Als der letzte Komet dahin gegangen war, die letzte feurige Blume für immer verblasst war, die letzte Staffette vergangen war, sammelten wir uns um ein Lagerfeuer. Es wäre im Anbetracht der warmen Witterung nicht notwendig gewesen, aber es war gut für die Atmosphäre. Irgendwie fühlte ich mich wie auf einem Ausflug, und meine Laune hätte nicht besser sein können, als Sake und Bier die Runde machten. Auf ein gutes Essen etwas gutes zu trinken, wie wundervoll.
Während ich also am Feuer saß und einen frisch gezapften Krug mit dem Gerstengebräu genoss, gingen die anderen ihren eigenen Gewohnheiten nach. Kitsune und Kuma tranken nie. Sie hielten sich an Limonade und Saft. Nekohime hingegen sagte dem Sake so sehr zu, dass sie schon bald zusammengerollt wie eine Katze zu Okamis Füßen lag, und leise im warmen Sand vor sich hin döste. Sie wachte nur ab und an einmal auf, um einen weiteren Schluck aus ihrer Sake-Flasche zu nehmen. Einen besseren Hinweis darauf, dass man Alkohol in Maßen genießen sollte, gab es nicht. Außerdem durfte ich in meinem jungen Alter ohnehin nur Bier trinken.
Ranko-sensei trank mit dem Tsukikage, der sich entschlossen hatte, uns Gesellschaft zu leisten. Die beiden waren bester Laune, und erzählten sich gegenseitig Anekdoten, die aus dem letzten Ninjaweltkrieg stammten. Ich hatte nicht gewusst, dass auch das kleine Getsugakure daran teil genommen hatte. Andererseits, welches Land wurde von einem Weltkrieg verschont?
Ryu saß rechts von mir am Bierfaß, und zapfte eifrig nach. Da er dabei einen erheblichen Teil seiner Arbeit selbst konsumierte, befürchtete ich für ihn das gleiche Schicksal wie für Nekohime-chan.
Hikaru saß abseits und trank Sake. Ich hatte ihn vorher alleine mit Akane gesehen, und seither war er deprimiert. Hatte er sie erneut gefragt, ob sie mit ihm gehen wollte, und hatte er wieder eine Abfuhr bekommen? Es sah ganz danach aus. In dieser Phase, wenn die Wunde noch frisch war, ließ man ihn am Besten in seinem Tran. Ich würde später mit ihm sprechen, und helfen, die Schäden an seinem Herzen notdürftig zu beheben.
Akane saß da, trank Sake, und sah so aus, als könne sie kein Wässerchen trüben. Eventuell hatte sie nicht einmal gemerkt, das der arme Bursche ihr seine Liebe hatte gestehen wollen, bevor sie ihm mit ihrem Nein den Gnadenstoß versetzt hatte.
Khal und Hassin hatten sich ebenfalls zu uns gesellt, und Padme, Hassins Frau, kam gerade mit einem Tablett voller Knabberzeug zu uns herüber.
Hanako und Karin hatten den Tag fürchterlich übertrieben, sich tüchtig überanstrengt. Sie lagen hinter mir auf ihren Decken, von mir gut zugedeckt, Gesicht zu Gesicht beieinander. Sie lächelten selig, und hielten einander bei den Händen. Beste Freundinnen halt.
Kankurou saß links von mir, und war mit einer Flasche Sake beschäftigt. Ungeschminkt wirkte er um Jahre jünger. Aber er sah immer noch älter aus als ich, obwohl ich wusste, das uns nur ein knappes Jahr trennte.
Anne saß neben ihm im Sand. Im Gegensatz zu meinen Mädchen war sie noch fit, aber verärgert. Doch egal wie viel sie meckerte, sie war zu jung für Bier, und musste sich an Limonade halten. Blieb noch der Letzte der Runde, Marias Sohn Akira. Nachdem seine potentiellen Pflegemütter eine nach der anderen ausgefallen waren, hatte ich mich, teils aus Empörung, teils dank meines Instinkts als Anführer, seiner angenommen. Nach dem Abendbreichen hatte ich ihn auf den Schoß genommen, wo er beinahe sofort eingeschlafen war. Ich hoffte, das er länger schlafen würde als Hanako und Karin, ansonsten würde ich vielleicht in die Verlegenheit kommen, Windeln wechseln lernen zu müssen. Ob Kakashi Windeln wechseln konnte? Normalerweise beherrschte der Copy-Ninja ja alle Künste, die er einmal sah, und die kein Kekkai Genkai erforderten. Doch in dem Fall war ich durchaus im Zweifel.
Dennoch, den kleinen Menschen auf meinem Schoß zu haben, ihn satt und zufrieden an mich gelehnt schlafen zu sehen - die Breireste auf meinem Hemd ignorierend, die er wieder ausgespuckt hatte - war alleine schon die Reise wert gewesen. Er ging sehr nach seiner Mutter, was das Aussehen anging, und wenn ich Khal betrachtete, war das wahrscheinlich eine unterstützenswerte Entwicklung für den kleinen Burschen.

Ich sah zur Seite, als ich den Blick bemerkte, den Kankurou mir zuwarf.
Der Suna-Nin setzte zum Sprechen an, zögerte, versuchte es erneut. "Wie ich gehört habe, hat die Mutter dieses Kindes dich verführt."
"Es ist nichts worüber ich gerne spreche", erwiderte ich. Ein Großteil meines Ärgers auf Maria basierte darauf, dass sie Katou getötet hatte, der Rest darauf, wie sie mich ausgenutzt hatte, damit ein Teil der Oto-Nin hatte nach Getsugakure emigrieren können. Das war alles nicht sehr nett gewesen. Aber hasste ich deswegen ihr Kind? Nein. "Sie hat mich benutzt", seufzte ich. "Eiskalt benutzt."
"Ja, das tun Frauen öfter", sinnierte Kankurou. "Vielleicht nicht so wie in deinem Fall, Mamoru, aber das Benutzen kommt doch öfters vor."
Der Suna-Nin musterte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Aber dass du dich um den Kleinen kümmern würdest, hätte ich nicht gedacht. Immerhin sitzt der Vater hier."
"Ist schon in Ordnung", wiegelte Khal ab. "Ich bin eh zu ungeschickt für sowas. Aber langsam sollten wir ihn mal ins Bett stecken." Er seufzte ebenfalls. "Ja, Kinder bedeuten eine Menge Verantwortung. Und man kann sich nicht mehr in die gleichen Risiken stürzen wie zuvor. Zumindest nicht mehr mit der gleichen Begeisterung." Er warf mir einen fragenden Blick zu. "Mamo-chan, willst du mal Kinder haben?"
Ich schnaubte überrascht aus. "Was ist das denn für eine Frage? Ich bin gerade erst siebzehn geworden. Ich denke, ich zäume das Pferd mal nicht von hinten auf, und suche mir erstmal eine feste Freundin, die ich dann eventuell auch heirate. Dann denke ich über Kinder nach."
"Aber generell würdest du schon, oder?"
Ich lächelte. "Dafür werden alleine schon meine Eltern sorgen. Sie würden sagen, sie haben mich nicht in die Welt gesetzt, damit ich kinderlos sterbe."
"Na, das ist doch beruhigend zu wissen." Er grinste, und verschränkte dabei seine Hände hinter dem Kopf. "Steht dir übrigens gut, mein kleiner Aki-chan."
"Danke."

Ich erhob mich. Dabei zog ich den schlafenden Jungen auf meinen Arm. "Bettzeit, sagtest du? Dann bringen wir den Kleinen doch mal nach Hause."
"Du solltest Karin und Hanako wecken", riet Khal. "Sie sind schließlich hier, um auf ihn aufzupassen."
Skeptisch musterte ich die beiden. "Meinst du, die kriegt einer wach?"
"Meinst du, du schaffst es, alleine auf den Kleinen aufzupassen?", konterte er.
Ich erstarrte. Nach diesem Schock der Erkenntnis hockte ich mich neben meine Mädchen und rüttelte sie. "Los, wacht auf. Es wird Zeit, Akira ins Bett zu bringen."
Erstaunlicherweise waren die zwei sofort hellwach. "Aki-chan? Wo ist Aki-chan?", fragte Hanako in plötzlicher Panik.
"Hier, auf meinem Arm."
Die beiden wechselten einen klaren Blick. Zusammen erhoben sie sich. Karin nahm mir den Jungen vom Arm, und Hanako begann, seine Sachen einzusammeln.
"Du brauchst nicht mitzukommen", sagte Hanako. "Du hattest eine schwere Mission und musst dich erholen. Außerdem sind wir dafür da, um für Aki-chan zu sorgen."
"Genau. Amüsier du dich ruhig noch", half ihr Karin aus. "Du wirst ja eh wieder bei Hassin schlafen." Sie sah zu Ranko-sama herüber. "Sorgst du mit Akane dann dafür, dass es Hime-chan auch nach Hause schafft?"
"Geht klar, geht klar", erwiderte die Affenkriegerin, und winkte die beiden fort. "Ich habe hier alles im Griff. Seht zu, dass der Kleine ins Bett kommt."
Meine beiden Mädchen atmeten erleichtert aus. Sie drückten mir je einen Gutenachtkuss auf die Wange, dann waren sie auch schon in Richtung der kleinen Stadt unterwegs. Und ich wurde immer noch nicht schlau aus der Situation, so sehr ich Khal selbst auch mochte.

"Mamoru, gehen wir ein paar Schritte", sagte Ranko-sama unvermittelt, und erhob sich. "Ich muss mir die Beine vertreten. Entschuldige mich kurz, Tsukikage-sama."
Ich nickte und stand ebenfalls auf. Gemeinsam gingen wir an die Wasserlinie, wo die Wellen des Meeres rhythmisch an den Strand aufliefen.
"Was denkst du eigentlich von Maria, so zwei Jahre danach?"
"Ein merkwürdiges Thema", erwiderte ich. "Ich habe doch schon gesagt, das ich ihr nichts tun werde. Hier in Getsugakure nicht, und auch wenn sie mir da draußen über den Weg laufen sollte."
"Denkst du, du hältst das durch? Sie hat es besonders schlimm mit dir getrieben." Ranko-sama legte kurz den Kopf schief. "Okay, unglückliche Wortwahl."
Ich überging ihre letzte Bemerkung. "Sie ist jetzt eine Mutter, die ihr Kind allein groß ziehen muss. Sie hat wohl keine Zeit mehr, um sich an Tooma und Lian zu rächen. Also denke ich, das ein Waffenstillstand nicht das Schlechteste ist. Man muss ja auch bedenken, dass sie sich von Orochimaru losgesagt hat."
"Was, wenn ich dir sage, dass Akira doch von dir ist?", fragte sie.
Für einen Moment war ich verblüfft. Aber wirklich nur für einen Moment. "Ich wäre wahrscheinlich überrascht. Vielleicht auch zufrieden. Ich meine, Aki-chan ist gut entwickelt, wird mal ein hübscher Bengel, und eventuell ein fähiger Getsu-Nin. Als Vater könnte ich stolz auf ihn sein, denke ich." Ich lachte leise. "Aber das ist ja alles rein rhetorisch. Er ist zwei Wochen zu alt, als das ich ihn mit Maria... Nun."
Ranko-sama sah mich erstaunt an, bevor sie aus tiefster Seele zu seufzen begann. "Okay, akzeptiert. Und was denkst du von Anne-chan?"
"Was hast du akzeptiert?", fragte ich argwöhnisch.
"Nicht so wichtig. Ich hätte deine Antwort einfach so erwarten sollen. Ich habe dir übrigens eine Frage gestellt."
"Anne." Ein flüchtiges Lächeln spielte über meine Züge. "Ich mag sie. Sie ist ein wenig vorlaut, sie ist in mich vernarrt, sie unterschätzt sich gewaltig. Sie ist irgendwie wie eine kleinere, weibliche Version von mir." Ich lachte, diesmal etwas lauter. "Ich mag sie sogar sehr. Am liebsten würde ich sie mir unter den Arm klemmen und mit nach Konoha nehmen. Ich glaube, sie wäre eine tolle kleine Schwester." Ich stutzte. "Moment, Ranko-sama, du wirst mir jetzt doch nicht etwa erzählen, das sie in mich verliebt ist, oder so etwas?"
"Nein, keine Sorge. Das ist keine Liebe, das ist mehr so eine Liebesform der Bewunderung. Immerhin hat sie sehr gut miterlebt, wie du den Oto-Nukenin fast allein die Flucht ermöglicht hast. So etwas prägt einen jungen Menschen wie sie. Aber es kann natürlich noch sein, dass sie sich richtig in dich verliebt, wenn sie ein wenig älter ist. Das soll ja schon ein paarmal vorgekommen sein."
Ich wollte lachen, aber ich stutzte dabei. "Das arme Mädchen. Sollte das der Fall sein, wird sie ganz schön Ärger mit Hana-chan, Karin und P-chan bekommen. Und von den anderen beiden Frauen aus dem Mamoru-Pakt, die ich noch nicht kenne, oder?"
"Es würde sich in Grenzen halten", erwiderte Ranko-sensei. Sie hob eine Hand. "Nummer vier vom Mamoru-Pakt ist übrigens hier."
Skeptisch sah ich sie an. "Ja, klar."
"Doch, doch, das ist schon richtig so. Weißt du, als Hana-chan, Karin-chan und P-chan ein wenig aneinander gerieten, als es um dich ging - also in der Zeit, als du zwar wusstest, das es Frauen gibt, aber nicht, was das bedeutet - da habe ich mich kurzerhand an die Spitze gestellt und meine Ansprüche an dir klargestellt. Daraufhin haben wir unsere Rechte an dir verglichen, und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir alle gleichgroße Rechte an dir hatten." Sie lachte leise. "Natürlich habe ich mehr so zum Spaß mitgemacht, damit zwischen den dreien nicht der große Privatkrieg ausbricht. Und weil ich es schwer fand, dich so früh schon herzugeben. Aber je älter du wirst... Je größer du wirst... Fällt es mir schwer, meine Rolle zu bewahren."
Ich starrte die Affenkriegerin sprachlos an. Vielleicht eine geschlagene Minute. "Mensch, Ranko-sama, jetzt hast du mich aber ordentlich dran gekriegt. Beinahe hätte ich dir geglaubt. Aber es freut mich, dass du so etwas unmögliches überhaupt aussprichst."
"Ah, Regel eins wieder", seufzte sie. "Ein bisschen Spaß muss halt sein, Mamo-chan. Und was Anne angeht, so wird sie warten müssen, bis einer der fünf Plätze vakant ist, oder dich aufgeben. Falls sie sich tatsächlich in dich verlieben wird. Aber deshalb wollte ich nicht mit dir sprechen."
Interessiert sah ich sie an. "Ich bin ganz Ohr."

"Du hast hoffentlich gemerkt, dass Akane ein gewisses Verhältnis zu Anne entwickelt hat. Eine Freundschaft, wenn du so willst", sagte sie bedächtig, und ging weiter.
Die Wellen umspülten unsere nackten Füße, während wir voran schritten. Ein angenehmes Gefühl.
"Ja, das habe ich gemerkt. Denkst du, der König wird ihr einen Kontrakt anbieten?"
"Ja." Unverblümt auf den Punkt gebracht. "Sie wird eine Kontraktpartnerin der Affen. Und da du... der einzige Kontraktparter der Affen bist, zumindest bis jetzt, wirst du ihre Unterschrift abnehmen."
Ich nickte bestätigend. "Das ist eine große Ehre für mich. Und riesengroße Fußstapfen, in die ich da treten muss. Ich hoffe, ich fülle Sarutobi-samas Schrittspuren irgendwann einmal aus."
"Du hast Zeit dafür, um das zu erlernen", sagte sie zuversichtlich. "Was ich wissen will, ist, wie du dazu stehst."
"Positiv", erwiderte ich, ohne nachzudenken. "Mir ist selbst schon der Gedanke gekommen, dass sie ein hervorragender Kontraktpartner sein würde. Und wie gesagt, ich mag sie, und die Affen mögen sie. Ich nehme an, auf dem Affenberg hat sie nicht wenige Affenkrieger überrascht."
Ranko-sama lachte unterdrückt. "Ja, das kommt noch dazu."
"Na, da habe ich doch einen tollen Vorwand, um sie ab und an mal zu sehen", erwiderte ich lächelnd. "Sie und eventuell den kleinen Akira."
"Man wird sehen, was passiert", sagte sie mit leisem Erstaunen in der Stimme. "Hast du einen Narren an Aki-chan gefressen?"
"Einen kleinen gewiss." Ich winkte ab. "Leider hatte ich nie jüngere Geschwister, und Shikamaru ist kaum zwei Jahre jünger als ich. Also denke ich, mir geht da einfach etwas ab, was ich als Kind nicht erlebt habe, und als Erwachsener vielleicht erleben werde."
"Und so ein fremdes Kind macht dir ja auch keine Arbeit", stellte sie fest.
"Und so ein fremdes Kind macht... Sensei!", rief ich vorwurfsvoll.
Sie lachte, und klopfte mir dabei auf die Schulter. "Schön, dass du in vielen Dingen noch der Genin von früher bist, Mamo-chan." Ranko-sama hakte sich bei mir ein. "Gehen wir zurück zu den anderen."
"Dein Wunsch ist mir Befehl, Ranko-sensei."
"Und du tust gut daran, dass es auch so bleibt", mahnte sie lächelnd.
"Nie im Leben würde ich dir widersprechen", versicherte ich.
"Ich werde dich bei passender Gelegenheit daran erinnern." Sie lachte. Es war laut, glockenhell und klar. Ein schönes Lachen, das ich schon oft hatte hören dürfen, und das ich sehr mochte.

Als wir an das Feuer zurückkamen, sah Anne uns mit brennenden Augen an.
Ranko-sama lächelte sie an. "Er ist einverstanden, Anne-chan."
Das junge Mädchen stieß ein erfreutes Quieken aus, derart hoch, das ich meine Entscheidung spontan wieder bereute, und raste auf mich zu. Bevor ich mich versah, steckte ich in ihrer Umarmung. "Mamoru-sama! Jetzt sind wir beide Kontraktpartner der Affen!"
Zögerlich schloss ich auch meine Arme um sie. "Ja, das sind wir. Und vergiss niemals eines: Die Affen werden dich immer lieben, sobald sie dich einmal ins Herz geschlossen haben."
"Wie wahr, wie wahr", säuselte Sensei, und legte ihren Kopf auf meine Schulter. "Bist du gewachsen?"
"Ich wachse ständig in letzter Zeit, Sensei."
Das brachte sie zum lachen. "Ja, das stimmt allerdings. In mehrerlei Hinsicht."
Die Bedeutung des zweiten Satzes ließ ich mir vorsichtshalber nicht erklären.
***
Am zweiten Tag unseres Strandurlaubs war es soweit. Ich hob Hikarus Beschwörung auf, und er kehrte auf den Affenberg zurück. Stattdessen beschwor ich - nach ein paar Minuten Wartezeit, damit sich der junge Gosunkugi mit den anderen Ratsmitgliedern austauschen konnte - erneut einen Krieger. Zu meinem nicht geringen Erstaunen war es Enka O Enma selbst. "Majestät."
"Ah, Morikubo-tono. Wie ich sehe, hat sich Ranko gut um deine Verletzungen gekümmert." Er griff nach meinem Kinn, und bewegte mein Gesicht von links nach rechts. "Nicht mehr viel zu sehen von den Verbrennungen."
"Und ich bin dankbar dafür. Aber wir Katon-Nutzer heilen Brandwunden ohnehin schnell aus."
"So." Er tätschelte meine Wange, zufrieden, wie mir schien. Das hatte er noch nie zuvor gemacht.
"Und wie stehst du zum Vorschlag, ein zweites Element zu lernen?"
"Positiv", erwiderte ich. "Ich denke, Asuma wird mir das Wind-Element nahe bringen können."
"Ranma-tono ebenso. Und zwei Lehrer sind besser als einer", sagte er mit bestimmtem Tonfall.
Ich nickte. Das war ein guter Rat. Und ich würde mit Ranma in seiner Waffenform noch besser umgehen können, wenn ich seine Fuuton-Fähigkeiten mit meiner eigenen Beherrschung des Windes besser koordinieren konnte.
"Und da ist ja auch schon Anne-tono", sagte der König der Affen. Er lächelte das Mädchen freundlich an. "Ehrlich gesagt freue ich mich auf das, was wir hier und heute tun werden, sehr."
"Ich mich auch, Enma-sama", sagte sie mit vor Aufregung zitternder Stimme.
"Dann wollen wir nicht mehr länger warten", verkündete Enma-sama. Sein Blick ging zum Tsukikage. "Ein großer Tag für Getsugakure, Tsukikage-sama."
"Ein sehr großer Tag, Enma-sama", erwiderte der Tsukikage. "Noch nie hat unser Dorf einen Kontraktträger der Affen in seinen Reihen gehabt. Wir versprechen uns viel von dieser Entwicklung."
"Wir auch", erwiderte der Affenkönig. Er löste ein Band auf seiner Brust, und von seinem Rücken löste sich eine Schriftrolle. Geschickt fing ich sie auf.
"Morikubo-tono, du hast die Ehre."
"Danke, Enma-sama." Ich kniete mich vor ihm nieder und entrollte die Schriftrolle, in der alle Kontraktträger der Affen eingetragen waren, lebende wie tote. Siebzehn Einträge waren zu sehen, drei weitere Felder waren weiß, weil die Namen hier gelöscht worden waren. Wieder glaubte ich im zweitjüngsten Namensfeld, das gelöscht worden war, Orochimarus Namen noch schwach erkennen zu können.
Ich riss mich zusammen. "Anne, du musst deinen Namen mit deinem Blut hier rein schreiben", sagte ich mit feierlicher Stimme.
Das Mädchen nickte, biss sich in den Daumen, und presste Blut hervor. Sie zitterte ein wenig, als sie zu schreiben begann. Aber schließlich prangte ihr Name auf der Rolle des Affenclans.
Applaus der Umstehenden erhob sich, und die Schriftrolle verschwand in einer Verpuffung, als hätte es sie nie gegeben. Die Affen gaben diese Rolle nie einem Kontraktpartner, wie es zum Beispiel die Frösche zu tun pflegten. Deshalb wurde die Rolle nach der Zeremonie auch sofort wieder auf den Berg geschafft.

"Nun, Anne-tono, versuche doch mal, einen Affen zu beschwören", sagte der König freundlich.
"Okay." Sie drückte ihren noch immer blutenden Daumen auf den Boden, und rief: "Kuchiose no Jutsu!"
Rauch stieg auf, und aus dieser trägen, weißen Wolke schälte sich eine kleine Gestalt hervor. Der winzige Affe, nicht größer als Ranko in ihrer Affentarnung, hoppelte auf Anne zu, kletterte an ihren Beinen hoch und erklomm ihre Schulter. Dort ließ er sich nieder.
"Na, wenn das mal nicht Ryoga ist", stellte ich zufrieden fest. "Ich freue mich sehr, dass es dir wieder gut geht."
Der kleine Affe mied meinen Blick. Also das war seine neue Aufgabe. Anfänger trainieren. Eine wichtige, aber ungeliebte Betätigung für die Krieger des Affenbergs. Doch das war immer noch besser, als niemals wieder beschworen zu werden.
"Ich bin auch froh, das es dir wieder gut geht, Ryoga-sama", sagte Anne, schüchtern lächelnd.
"Aha, Hibiki-tono also", stellte der König fest. "Du hast einen sehr mächtigen Krieger beim ersten Versuch beschworen. Das ist eine sehr gute Leistung. Du hast mehr Talent, als wir erwartet haben, Anne-tono."
Sie lächelte verlegen, und sah zur Seite. "Danke, Enma-sama."
Der König sah ins Rund. "Und jetzt lasst uns feiern."
Dem war nichts mehr hinzu zu fügen.
***
Als wir nach unserem Kurzurlaub aufbrachen, am Morgen des vierten Tages, war ich mir sehr sicher, in Getsu drei bis vier Kilo zugenommen zu haben. Das Essen war so gut und reichlich gewesen, es konnte nicht anders sein.
Da standen wir also am Stadttor Getsugakures, und bereiteten uns darauf vor, mit Sais gemalten Vögeln zurück aufs Festland zu fliegen. Dort würden wir uns trennen. Die ANBU und Kaminari würden nach Konoha fliegen, und Anne würde mit mir und Kankurou nach Suna zurückkehren. Enma-sama war schon gestern Abend wieder zurückgekehrt, Akane und Ranko würden noch vor unserem Aufbruch auf den Affenberg zurückkehren. Geleitschutz bis Suna hielt ich nicht mehr für notwendig. Nach all den Kämpfen würden Akane und Ranko dann zu ihrer verdienten Pause kommen. Von all den anderen Affenkriegern mal ganz abgesehen.
Diese Mission bedeutete auch eine sehr erfreuliche Entwicklung für mich, bewies sie doch, das ich mein Maximum von drei Affen immer länger aufrecht erhalten konnte. Für die große Party, die ich für die Affen ausrichten würde, waren das gute Nachrichten. Eventuell schaffte ich den Abend fünf, sechs, oder sogar sieben Krieger vom Affenberg zu mir zu holen. Und eventuell konnte ich ihre Beschwörung einen ganzen Abend aufrecht erhalten. Dabei hatte ich jetzt ja tatkräftige Hilfe, denn Anne hielt Ryoga noch immer in der Beschwörung, und das war definitiv keine Kleinigkeit.
Nachdem sich die Affenkrieger von uns verabschiedet hatten, schickte ich sie zurück. Auch Anne löste Ryogas Beschwörung auf, obwohl es mich interessiert hätte, wie lange sie durchgehalten hätte. Nun war die Reihe an uns, auf Wiedersehen zu sagen.

Ich schüttelte Khal und Hassin die Hand, umarmte Padme herzlich, und tauschte mit dem Tsukikage ein paar freundliche Worte. Dann ging ich zu meinen Mädchen. Um keinen Neid aufkommen zu lassen - damals war mir dieser Gedanke immer noch irgendwie unwirklich vorgekommen - umarmte ich beide zugleich. Hana-chan und Karin küssten meine Wangen zum Abschied. Im Anbetracht der großen Menschenmenge verzichteten sie darauf, mich richtig zu küssen, was leider auch nicht so oft vorkam.
Dann nahm ich Aki-chan noch einmal auf den Arm und drückte ihn an mich. Wenn es einen Grund gab, warum ich Maria pauschal alles verzeihen sollte, dann war es definitiv ihr Sohn. Ich küsste dem Baby auf die Stirn, und gab es Hanako wieder zurück. "Wir sehen uns in Konoha", sagte ich zu den beiden. Ich tätschelte Akira den Kopf. "Sei ein braver Junger, ja?"
Anschließend wandte ich mich um. Immerhin wartete da noch ein Chunin-Examensfinale auf uns.
"Papa, nich' geh'n!", hörte ich Aki-chan rufen. Dies tat er mit so einer traurigen Stimme, das ich tatsächlich stehen blieb. Für einen winzigen Moment glaubte ich sogar, erstarrt zu sein. Für eine Schrecksekunde meinte ich, nicht mal mehr einen Finger rühren zu können.
"Kai!", rief Karin hastig.
Ich wandte mich ihnen wieder zu. "Kai? Welches Jutsu hast du gerade aufgehoben, Karin?"
"Ahahaha. Nein, das hast du missverstanden. Da hinten steht nur Kai, ein Neffe von Hassin im gleichen Alter wie Aki-chan. Kai kommt manchmal zum Spielen rüber." Sie nickte gewichtig zu ihren Worten. Mit dem Ellenbogen stieß sie Hanako an, die nun auch zu lachen begann. "Richtig, Kai. Noch so ein süßer Fratz. Ganz Getsugakure steckt ja voll mit niedlichen Kindern. Hahaha."
Ich musterte meine Mädchen besorgt. "Ihr schwitzt ja so. Ist euch nicht gut?"
"W-wie kommst du denn darauf?", sagte Hana-chan hastig. "Nein, alles in Ordnung. Aber Karin hat zuviel Chili in die Miso-Suppe gemacht, glaube ich. Und jetzt, in Verbindung mit der Sonne..."
Ich starrte sie fragend an. Mein Blick bohrte sich in ihre Augen. "Okay, das klingt plausibel."
Ein Aufstöhnen ging durch meine Mädchen, das ich nicht so recht verstand. "Karin, ich weiß, du magst es gerne scharf, aber vergiss nicht, auf Hanako Rücksicht zu nehmen. Und nichts Scharfes für Aki-chan."
"Ja, ja, ist schon klar. Und jetzt flieg endlich los", haspelte sie. "Musst du nicht Anne-chan zum Chunin-Examen bringen?"
"Das habe ich nicht vergessen." Ich winkte noch mal, und wandte mich erneut zum Gehen.
"Papa..." "KAI!"
Ich sah über die Schulter zurück. "Ihr müsst nicht warten, bis ich abgeflogen bin, wenn Aki-chan mit Kai spielen soll. Wirklich nicht."
"Gute Idee, Mamo-chan", sagte Hanako. Schwitzte sie jetzt noch mehr?
"Weniger Chili, Karin."
"Verstanden, Mamo-chan."
Ein letztes Mal hob ich grüßend die Hand, bevor ich mich auf den vordersten wartenden Vogel schwang.

"Schau mal, wer es auch noch zum Abflug geschafft hat", sagte Kankurou. In seinen Armen hielt er Pakkun. Der kleine braune Hund sah gelangweilt zu mir herüber. "Yo."
"Aber gerade so rechtzeitig", murrte ich.
Kankurou ließ den Hund auf die eigenen Füße, und sah zuerst meine Mädchen, und dann mich skeptisch an. "Du weißt aber schon, dass... Ach, schon gut. Sai, wir wollen starten."
"Verstanden." Die beiden gezeichneten Vögel erhoben sich vom Boden, und erfüllten damit die Definition aus dem Befehl an Sai, "erst dann zu starten, wenn er meint, dass die Witterung seine Zeichnungen nicht auslöscht". Was nach meiner Definition an diesem Morgen zu erfüllen war. Schnell gewannen wir Höhe, und strebten in Richtung Sunagakure davon. Dort würden wir uns von den ANBU und dieser bequemen Art zu reisen trennen.

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Ace Kaiser,
Angry Eagles

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