The World of BattleTech
Registrierung Kalender Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite

The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » OT: Konoha Side Stories » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | Thema zu Favoriten hinzufügen
Seiten (5): « erste ... « vorherige 3 4 [5] Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen OT: Konoha Side Stories 2 Bewertungen - Durchschnitt: 10,002 Bewertungen - Durchschnitt: 10,002 Bewertungen - Durchschnitt: 10,002 Bewertungen - Durchschnitt: 10,002 Bewertungen - Durchschnitt: 10,00
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
Lieutenant General


images/avatars/avatar-461.gif

Dabei seit: 01.05.2002
Beiträge: 7.038

Themenstarter Thema begonnen von Ace Kaiser
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Oh, es gab einige Entscheidungen in meinem Leben, die ich bereute. Eine Zeitlang habe ich es furchtbar bereut, Maria nicht getötet zu haben, als ich die Chance dazu hatte, egal wie grausam das klingt. Die Shinobi-Welt ist nun mal eine Welt der Gewalt und des Todes, und man erwartet auch keine Gnade. Sie zu bekommen oder zu gewähren hängt von vielen Faktoren ab, vielleicht von zu vielen. Später korrigierte ich diesen Gedanken, nachdem sie zuerst nützlich wurde, und dann wertvoll. Oh, ach ja, und als ich von unserem gemeinsamen Sohn erfuhr.
Ich habe übrigens auch oft genug bereut, an dieser verdammten Chunin-Prüfung teilzunehmen. Und damit meine ich meine eigene Chunin-Prüfung, nicht jene in Suna, bei der ich lediglich zu Gast war. Denn das hätte mir doch einiges erspart. Andererseits hätte ich auch einiges verpasst, was mir nun lieb und teuer war... Hm.
Oh, natürlich, und ich habe es bereut, dass ich mich dazu entschied, in Kumogakure in die Falle meines Sempais zu gehen, wo er mich überwältigte und zum Sterben liegenließ. Laut Kabuto wäre ich nicht gestorben, weil Orochimaru-sempai irgendwie einen Narren an mir gefressen hatte, aber diese seine Aussage konnte ich eher nicht glauben. Ich hatte es sehr gehasst, hilflos zu sein, ein Köder zu sein. Für einen Shinobi gab es nicht viel schlimmeres, als diese Kontrolle nicht mehr zu haben. Meistens war sie die kurze Pause vor dem eigenen Tod. Es hatte ein wenig davon, ein nur mittelmäßig begabter zwölfjähriger Genin zu sein, und unvermittelt gegen einen Jounin zu kämpfen, der zudem auch noch ein Bluterbe hatte, das die eigenen Fähigkeiten annullierte.
Und in diesem Moment hasste ich es, dass ich siebzig Schattenklone auf einmal beschworen hatte, um Kabuto-kun die Hetzjagd seines Lebens zu liefern. Ich hatte gedacht, die Sache wäre schnell vorbei gewesen, dass entweder meine Klone die Spur schnell verlieren würde, oder dass Kabuto schnell genug viele von ihnen vernichtete... Stattdessen hatte die Jagd auf ihn Stunden gedauert, und bis sich der letzte Schattenklon aufgelöst hatte, hatte der Kampf mein Chakra ganz schön in Anspruch genommen, denn erstens war ich nicht gerade mit unendlicher Energie gesegnet wie zum Beispiel mein kleiner Kumpel Naruto – konnte ich noch kleiner Kumpel sagen? Er war ein ganz schönes Stück gewachsen, wie man mir erzählt hat – und zweitens musste ich die Beschwörungen meiner Affenkrieger aufrecht erhalten. Eigentlich waren zwanzig Klone mein Limit, und das Ergebnis meines Wutausbruchs hatte dazu geführt, dass ich schon kurz nach der Beschwörung der Streitmacht hatte kaum einen Finger rühren können. Ich hatte kaum noch die Kraft gehabt, mein Chakra auf meinen Fußsohlen zu konzentrieren, um Wasserwandeln auszuführen. Hätte mich Shampoo nicht rechtzeitig erreicht, ich wäre sang-, und klanglos abgesoffen, unfähig, auch nur einen Finger zu meiner Rettung zu rühren. So hatte sie mich dann auch an Land geschafft, wie einen unnützen Haufen nasser Wäsche.
Da lag ich also, auf dem Boden, P-chans Schoß als Kissen verwendend, und war in etwa so nützlich wie ein Flammenwerfer inmitten eines Waldbrands.

Meine Genin waren recht besorgt um mich gewesen, das hatte mich gerührt, aber leider hatte ich da auch noch nicht sprechen können. P-chan hatte sich dann meiner erbarmt und den Genin und Anne erklärt, warum ich mich wie ein toter Regenwurm verhielt.
„Er hat kein Chakra mehr. Das bisschen, was noch übrig ist, braucht er, um meine Beschwörung und die von Shampoo und Mousse stabil zu halten. Das passiert eben, wenn man sich übernimmt.“
Perine hatte mir in die Augen geschaut und dann mein Haupthaar gestreichelt, als wäre ich Aki-chan. „Gell, Mamo-chan, das kommt davon, wenn man die dreifache Menge Schattenklone beschwört, die man ansonsten sicher beschwören kann. Ich bin sicher, Kabuto hat sich furchtbar erschrocken, aber du bist erst mal für ein paar Tage kaltgestellt.“
Ich wollte etwas sagen, aber das konnte ich natürlich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Einer meiner Schattenklone hatte sich aufgelöst, und ich erfuhr Neuigkeiten über die Hatz. Und die waren nicht sehr ermutigend, was die Dauer der Jagd anging. Das konnte ich aber nicht sagen. Ja, wären Shinpa-chan oder Kicchan oder beide hier gewesen, Kicchan hätte sein Chakra mit mir teilen können, und dann hätten wir unsere Gedanken geteilt. So aber war ich nicht nur hilflos, sondern auch sprachlos. Also bewegte ich das einzige, was ich noch bewegen konnte: Meine Augen. Ich klimperte die Affenkriegerin an.
Kuzoko erkannte sofort, was ich tun wollte. „Er will etwas sagen.“
„Aber P-chan hat doch gesagt, er ist für ein paar Tage kaltgestellt“, sagte Kira.
„Er kann die Augenlider bewegen. Es gibt in Konoha einen speziellen Funk-Code, mit dem Nachrichten überbracht werden können, die noch aus der Zeit stammen, als das Prinzip des drahtlosen Funks noch nicht bekannt gewesen war und man lediglich über Leitungen schwache Signale versenden konnte.“
„Das ist der Suna-Code!“, sagte Mai aufgeregt. „Den haben wir in der Schule gelernt! Aber ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn eines Tages tatsächlich mal anwenden würde.“ Sie trat nahe an mich heran, und die neugierigen Genin taten es ihr nach.
„Was sagt er denn?“
„Rück mir nicht so auf die Pelle, Shinji.“
„Dann nimm nicht so viel Platz weg, Kira.“
„H. O. E. R. T. Wortende. Hört!“, rief Mai aufgeregt. „A. U. F. Wortende.“
„Hört auf...“
„Z. U. Wortende.“
„Hört auf zu...“ Shinji sah mich vorwurfsvoll an. „Hört auf zu streiten? Also ehrlich, Sensei, hast du nichts Wichtigeres mitzuteilen?“
„N. E. I. N. Wortende. Nein.“ Mai grinste ihren Freund und Kampfgefährten an. „Für einen Tadel seiner Genin hat der Chef immer Zeit.“
Ich versuchte, mein Gesicht zu einem zustimmenden Lächeln zu verziehen, und seltsamerweise gelang mir das auch. Mein Chakra regenerierte sich schneller, als ich erwartet hatte. Aber trotzdem würde ich eine ganze Zeit lang kürzer treten müssen, wollte ich nicht die Beschwörung meiner Affenkrieger riskieren. Dann hätten wir nur noch Shinjis Beschwörung, Hikari Gosunkugi, und Annes Beschwörung, Ryoga Hibiki, gehabt. Und das wäre mir zu unsicher gewesen, solange Haru in der Gruppe war. Viel zu unsicher. Erstens war er jemand, der seinen gesellschaftlichen Abstieg vom lokalen Daimyo zum einfachen Shinobi mir verdankte, also mein Feind war. Zweitens war er aus Kirigakure. Ihr Hokage war jemand, den ich zu meinen Freunden zählte, erstaunlich genug, aber das hieß nicht, dass ich außer Mei-chan automatisch allen anderen Kiri-Nin trauen dürfte. Beim Neunschwänzigen, ich traute ja nicht mal allen Shinobi aus Konoha. Und das vollkommen zu Recht. Ich krächzte leise.
„Da, er hat was gesagt!“, rief Mai. „Er erholt sich!“
„Natürlich erholt er sich!“, sagte Kira mit entrüsteter Stimme. „Er ist schließlich unser Sensei!“
Kuzomi und Mai wechselten einen wissenden Blick und lächelten. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte Kira es als Strafe empfunden, der Genin-Gruppe zugeteilt worden zu sein, die ich hatte betreuen sollen. Davon war nun aber nicht mehr viel übrig, und er akzeptierte mich als Anführer.
„Gibt es einen Affen, den Ihr beschwören könnt, der ihn heilen könnte?“, fragte Haru unvermittelt. „Und ich nehme an, die gute Ur-ur-Oma hat sich wieder auf den Affenberg versetzt.“
„Ranko-sensei könnte das“, sagte Shinji. „Aber ich fürchte, dafür sind wir noch nicht stark genug.“
„Ur-ur-Oma Mamo-chan nur kennenlernen wollte“, erklärte Shampoo. „Sie sicher wieder auf dem Affenberg ist.“
„Tja, wäre sie mal nicht so früh gegangen, dann hätte sie ihn auffangen und ans Ufer bringen können.“ Haru hockte sich neben mich. „Morikubo, ich schätze, das Beste ist, wenn du einfach eine Zeit lang kürzer trittst. Wenn du nichts dagegen hast, übernehme ich das Kommando und lasse die Gegend sondieren. Kabuto muss nicht zufällig hier gewesen sein.“
Ich überdachte seine Worte. Er war der älteste Shinobi der Gruppe, und, wenn ich ehrlich war, auch der erfahrenste. Allerdings waren da noch meine Affen, und wenn es danach ging, war Ryoga an der Reihe. „G-gut“, brachte ich krächzend hervor. Das würde eine gute Gelegenheit sein, seine Loyalität gegenüber meiner Gruppe zu testen, auch wenn es nicht um viel ging. Ryoga musterte mich aufmerksam, aber ich gestattete mir keine Blöße, solange Haru mich ansah. Dennoch begann der erfahrene Affenkrieger leicht zu grinsen. Man brauchte keine Moeru-Verbindung, um sich auch ohne Worte zu unterhalten. Genau wie ich unterließ er ein einfaches Nicken, das uns Haru gegenüber sicher verraten hätte.
„Damit sieht die Lage wie folgt aus: Morikubo wird bald wieder in der Lage sein zu sprechen, nicht aber, sich großartig zu bewegen. Darum schlage ich vor, wir sondieren die Umgebung mit aller gebotenen Vorsicht, und auf keinen Fall den Norden. Vielleicht finden wir, was Kabuto an den Ort verschlagen hat, der einmal wichtig für ihn war. Anschließend finden wir uns wieder hier ein und schlagen ein Lager auf. Die Moerus erwarten wir eh noch nicht, also können wir uns ruhig ein, zwei Tage in Überlebenstraining üben, bis Morikubo wieder laufen kann. Alle einverstanden?“
Reihum wurde genickt.
Ich versuchte etwas zu sagen, es kam diesmal aber nur ein Krächzlaut zustande. Immerhin, ich konnte den Kopf leicht drehen und Haru direkt ansehen. Dann versuchte ich es erneut. „Was...“
„Was? Was, was?“
„Wasser...“
„Oh, du willst etwas trinken?“, fragte er jovial und griff nach seiner Ausrüstung, die auch eine Wasserflasche beinhaltete.
„Wandeln...“, vollendete ich das Wort und musste husten. Das war wohl etwas viel für mich gewesen. Und das, was ich von meinem vergehenden Schattenklon erfahren hatte, würde ich auch eine ganze Zeit nicht weitergeben können. Zumindest solange nicht, bis ich wieder in vollen Sätzen sprechen konnte.
„Wasserwandeln?“ Haru machte nicht gerade das klügste Gesicht, aber irgendwann schien es bei ihm zu klicken. „Ach so. Eine gute Idee, Morikubo. Wenn der Lagerplatz erstellt und die Umgebung erkundet ist, legen wir zum Abend hin eine wichtige Trainingslektion ein. Euer Sensei schlägt vor, dass wir die Zeit nutzen, um das Wasserwandeln zu trainieren.“
„Wasserwandeln?“, fragte Shinji aufgeregt. „So richtiges Wasserwandeln? Auf Bäume klettern können wir schon!“
„Richtiges Wasserwandeln“, bestätigte Haru. „Ich habe da so eine Ahnung. Ihr wollt zum nächsten Chunin-Examen, richtig? Und man sagt, es ist eine Grundvoraussetzung für Shinobi, das Wasserwandeln zu beherrschen, um ein Chunin werden zu können.“ Er nickte schwer. „Wasserwandeln oder Wasserlaufen zu beherrschen ist um einiges schwieriger, als auf Bäume zu klettern oder an Felswänden Halt zu finden. Wasser ist kein besonders starres Medium, und es erfordert nicht nur einige Übung, sondern auch Routine, um sein Chakra so perfekt zu beherrschen, um Wasserwandeln zu perfektionieren.“
Ich nickte schwerfällig. Okay, ich erholte mich schneller, als ich nach dem ersten Schreck gedacht hatte. Was nicht hieß, dass ich am nächsten Morgen wieder ganz der Alte war. Verbrauchtes Chakra hatte seine Tücken und kam auch nicht so schnell zurück. Verrückt, wie das Leben einem die eigenen Grenzen aufzeigte. Ich erinnerte mich an eine Erzählung von Kakashi, von der ersten richtigen Mission, die er damals mit Team sieben erfüllt hatte, mit Naruto, dem Uchiha-Kind und Sakura. Beim Kampf mit einem Nukenin auf Jounin-Level hatte er sich derart verausgabt, dass er mehrere Tage auf Krücken unterwegs gewesen war. Das stand mir wahrscheinlich auch bevor.
„Wasser... Wandeln... trainieren...“, sagte ich mit einer Stimme, die ich schon wieder als meine eigene erkannte. Immerhin.
„Aber zuerst klären wir die Gegend auf“, sagte Haru. „Gosunkugi-kun, du gehst mit Mai-chan nach Osten, etwa fünf Kilometer weit. Anne-chan, du nimmst Ryoga mit und erkundest den Westen, ebenso weit. Geht aber nicht weiter nach Norden als bis zur Nordgrenze des Sees. Wir wissen nicht, ob und welche Schweinereien Kabuto da zurückgelassen hat. Ich erkunde den Süden. Mousse-kun, wenn du mir die Ehre geben würdest?“
Der große Affenkrieger nickte bestätigend und drückte die dicke Brille wieder die Nase hoch.
„Hä? Und was sollen wir machen?“, fragte Kira erstaunt.
„Ihr passt auf euren Sensei auf und errichtet das Lager. Shampoo ist schwanger, da sollte sie ohnehin kürzer treten, die große Spinne hat gerade beinahe erst einen Arm verloren... Und deine kleine Spinne hat sich gerade erst von einer Verletzung erholt. Sie sollte es langsam angehen lassen. Vorerst. Was bedeutet, dass dir und Shinji-kun die Aufgabe zufällt, ihn und die Frauen zu verteidigen.“ Er sah Perine mit dem Anflug eines Lächelns an. „Dich kriege ich eh nicht von seiner Seite weg.“
Die Affenkriegerin räusperte sich und errötete leicht.
Haru klatschte in die Hände. „Also, jeder hat seine Aufgabe. Je eher wir sie erledigt haben, desto eher können wir uns dem Wasserwandeln zuwenden.“
„Jawohl!“ Der Ruf meiner Genin hatte einen gewissen Enthusiasmus, das war nicht zu leugnen.
Dann verschwanden die Erkundungsteams per Step und ließen die Lagerbauer allein. Tja, und ich musste meinen äußerst komfortablen Platz auf Perines Oberschenkeln dann gegen mein vergleichsweise hartes Nachtlager eintauschen. Zugegeben, ich wurde vorsichtig umgebettet.
***
Ich musste eingeschlafen sein. Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte. Aber der Stand der Sonne ließ den nächsten Tag vermuten, denn sie stand am Osthimmel. Zwei Stunden bis zum Mittag. Ich versuchte, mich zu erheben. Es ging, aber die Bewegung war so langsam und kostete mich so viel Kraft, dass ich mich fühlte wie mein eigener Urgroßvater. Nicht, dass ich die Chance gehabt hatte, ihn kennenzulernen.
„Mamo-chan, du kannst doch noch nicht aufstehen!“, tadelte mich eine bekannte Stimme.
„Du siehst doch, dass ich es kann“, sagte ich relativ flüssig. Ich wandte den Kopf in Richtung von Kuzoko. „Alles in Ordnung bei dir?“
Sie zeigte mir die verheilte Schwertwunde am Oberarm. „Bleibt nicht mal eine Narbe. Die gute, alte Spinnenseide. Hey, du sollst dich doch schonen.“ Sie drückte mich gegen meinen Widerstand wieder auf mein Lager.
„Es geht“, sagte ich. „Nicht gut, aber es geht. Lass mich aufstehen, bitte.“
„Ich lasse dich aufstehen, wenn du es langsam angehen lässt. Du nützt niemandem, wenn du dein bisschen Chakra gleich wieder ausbrennst.“
„Schon gut, ich sehe es ja ein. Hilfst du mir hoch?“
Mit einem schon an Verächtlichkeit grenzenden Schmollmund trat sie neben mein Lager, ergriff meine Hand und zog mich hoch. Die Bewegung bereitete mir keine Schmerzen. Der Versuch, mich aufzurichten hingegen schon. „Autsch!“
„Selber Schuld. Ich weiß ja, du hast was gegen Kabuto, und das auch vollkommen zu recht, aber wer sich selbst derart verausgabt, der hat es nicht anders verdient. Kannst du stehen?“
Ich nickte, sie ließ mich zur Probe los, und tatsächlich, ich fiel in keinster Weise wieder Richtung Boden. Das konnte man als „kannst du stehen“ durchaus durchgehen lassen, fand ich.
„Okay. Warte.“ Sie ging von meiner Lagerstätte zu ihrer Decke und kam sofort mit zwei Gegenständen wieder, die ich als selbstgemachte Krücken erkannte. „Die wirst du brauchen. Außer, du bestehst darauf, von mir getragen zu werden.“
„Danke. Ich nehme die Krücken“, erwiderte ich. Das wäre ja ein Anblick gewesen. Ich, auf dem Rücken einer Person, die aussah, als würde sie unter meinem Gewicht in tausend Scherben zerbrechen... Natürlich würde sie mich tragen können. Kuzoko war allein von der Stärke schon auf dem Level einer Chunin. Aber wahrscheinlich hätte ihr die Situation Spaß gemacht, und sie hätte mich damit aufgezogen. Das konnte ich mir wohl ersparen. Also griff ich nach den Krücken und stellte sie auf den Boden. Dann lastete ich mein Gewicht darauf. Ja, das ging. Das ging ganz gut. Aber ich würde langsam unterwegs sein.
Kuzoko musterte mich skeptisch, als ich den ersten Schritt wagte. „Langsam, Opa, nicht so hastig.“
Mein missmutiges Stirnrunzeln ließ sie auflachen. „Okay. Keine Opa-Witze, versprochen. Geht es wirklich? Ich meine, dein Ego ist so groß, wenn du nicht wirklich gehen kannst, wirst du eher Kazekage werden wollen als mir das einzugestehen, aber... Geht es?“
„Es geht“, erwiderte ich. „Aber es wird nur sehr, sehr langsam voran gehen.“ Ein zweiter Schritt. Auch der funktionierte. Das Geheimnis dieser Fortbewegung war, den rechten Stock vorzusetzen und den rechten Fuß folgen zu lassen, dann das Prozedere mit links zu wiederholen. „Meine Genin?“
„Sind auf dem See und üben das Wasserwandeln. Wenn du mich fragst, sind sie zum Schwimmen da, nicht, um ihre Chakra-Kontrolle zu trainieren.“
„Ja, das klingt nach ihnen. Gehen wir hin.“
„Du meinst, schleichen wir hin, Mamo-chan.“
„Ha, ha, sehr komisch.“

Also schlichen wir hin. Ich ganz bedächtig, einen Schritt vor den anderen machend, Kuzoko-chan mit unendlicher Geduld neben mir her. „Sag mal, was ist eigentlich aus der Kabuto-Geschichte geworden, der du deine derzeitige Chakralosigkeit verdankst?“, fragte sie unvermittelt.
Ich runzelte die Stirn. „Langwierige Geschichte. Die Hatz ging selbst dann noch weiter, als ich längst eingeschlafen war. Aber letztendlich ist Kabuto entkommen.“ War das tatsächlich der Fall? Ich überprüfte die Erinnerungen der Schattenklone, die mir nach ihrer Auflösung zugefallen waren, erneut. Ja, der Bastard war entkommen. Wieder einmal. Aber meine Klone hatten ihn mehrere Male wirklich in die Enge gedrängt und hätten ihn beinahe überwältigt. Ich würde mir das alles merken. Und das nächste Mal würde mir Kabuto nicht mehr entkommen. „Nächstes Mal“, sagte ich zwischen wütend zusammengebissenen Zähnen.
„Und wie hat er das gemacht? Ich meine, wenn es Stunden gedauert hat, wird er mit deinen Schattenklonen wohl kaum Karten gespielt haben.“
„Er hat sich durch Flucht entzogen. Und wann immer meine Klone ihn stellen konnten, hat er ein paar von ihnen vernichtet, bis er eine Lücke sah, durch die er entkommen konnte. Dazu kamen zwei, drei Klone, die sich auflösten, um mich mit aktuellen Informationen zu versorgen, aber das war rein taktischer Natur. Ich hätte die Informationen nicht wirklich verwerten können, vor allem nicht in meinem jetzigen Zustand.“ Aber ich wusste, dass meine Klone ihn fast bis ins Land der heißen Quellen gehetzt hatten. Das war eine Information, die ich schon irgendwie verwerten würde.
„Also ein Abnutzungskampf. Dem Kerl muss gerade ganz schön die Pumpe gehen“, sagte Kuzoko grinsend. Und wahrscheinlich hatte sie Recht. Wahrscheinlich lag er gerade irgendwo in einem sicheren Versteck und konnte sich kaum rühren, weil er fast sein ganzes Chakra verbraucht hatte.
Aber nein, das wäre zu schön gewesen.

Wir kamen an den See, und das erste, was ich sah, das war Shinji in seiner Badehose, der gerade unfreiwillig ein Bad nahm. Immerhin, zuvor schien er bereits auf dem Wasser gestanden zu haben. Auch die anderen Genin und Anne trugen Badesachen. Haru half gerade Kira aus dem Wasser. „Das war schon recht gut für deinen sechsten Versuch, Kira-kun. Aber das reicht noch nicht.“
„Das weiß ich ja!“, erwiderte er bissig. „Das weiß ich!“
Anne stand ein wenig abseits. Genauer gesagt auf dem See. Sie hielt Mai fest, die drohte, wegen mangelnder Chakra-Konzentration ins Wasser zu sinken. „Ja, mehr Konzentration auf die Fußsohlen, Mai-chan. Stell dir vor, du gehst auf einem Teppich aus Chakra. Ja, so ist es gut. So ist es... MAI!“
Übergangslos steckte Mai bis zur Hüfte im Wasser, nur noch von Anne gehalten. Tja, aller Anfang war schwer. Shinji tauchte wieder an der Wasseroberfläche auf, spuckte einen Schwall Wasser aus und sagte recht treffend: „Mist.“
„Kommt zusammen!“, klang P-chans Stimme auf. „Mamo-chan ist wieder wach.“
Und dann sahen mich meine Genin und Anne. Mit einer gewissen Überraschung sah ich Mai zum Ufer laufen. Auf dem Wasser. Shinji hingegen schwamm zum nahen Ufer, und Kira war eh gerade draußen. Wo war Kuzomi? Ah, ja, sie lag auf einem Handtuch und sonnte sich. Hatte sie etwa das Wasserwandeln schon gemeistert? Ich hatte sie das nie gefragt.
Nach und nach kamen meine Genin und Anne zusammen. Auch Kuzomi gesellte sich dazu. Die anderen Affenkrieger spürte ich rund um uns als Wachen verteilt. Wollte Haru auf Nummer sicher gehen, oder hatte er die Affenkrieger nur möglichst weit weg schicken wollen? Aber dann hätte er P-chan auch mit irgendeiner Aufgabe betraut. Scheußlich, dieses ständige Misstrauen.
„Sensei, geht es dir wieder besser?“, fragte Shinji.
Ich nickte. „Besser, ja, aber nicht gut.“ Ich sah jeden einzelnen an. „Ich habe eine schlechte Nachricht. Meine Schattenklone haben Kabuto die ganze Nacht gehetzt, aber sie haben ihn nicht erwischt.“
„Schade“, sagte Kira. „Ich hätte es dir gegönnt, Mamo-chan. So als Revanche für Kumogakure.“
„Und ich mir erst mal“, sagte ich. Aber was nicht war, das war halt nicht.
Shinji kletterte an Land, schüttelte sich ein wenig und schaute zurück. „Wenn ich daran denke, dass hier einmal zuerst die Stadt der Moerus gestanden hat, und danach Orochimarus Stadt Otogakure, dann schaudert es mich ein wenig, hier im Wasser gewesen zu sein.“ Tatsächlich schüttelte er sich kurz. Dann aber grinste er mich an, hob den rechten Daumen und sagte: „Gute Arbeit, Sensei.“
„Es war nicht ich, der Otogakure ausgelöscht hat. Erobert habe ich sie, das gebe ich zu. Aber nicht allein, wie ich euch schon erzählt habe. Wir waren mit sechs Chunin und zweihundert Genin eine große Streitmacht, aber keine besonders mächtige. Deshalb gab es an diesem Tag genug Tote auf beiden Seiten. Und jene aus Konoha gehen auf mein Konto, denn ich war der Tai-sho.“ Ich versuchte, in die Hocke zu gehen, aber das war überaus anstrengend. „Hilf mir bitte, mich zu setzen“, bat ich Kuzoko.

Als ich mit ihrer Hilfe saß und die Genin sich um mich niedergelassen hatten, sah ich auf die Wasserfläche hinaus, und das Bild von Oto legte sich über das Bild des still daliegenden Sees. Darüber aber legte sich noch ein weiteres Bild. Das von der Stadt der Moerus, die von einem unheimlichen schwarzen Feuer vernichtet worden war, und mit ihr fast alle Bewohner. Nur ein paar Kinder hatten überlebt. Hatten überleben dürfen, von der Gnade Orochimarus, der damals noch Teil der Akatsuki-Gruppe gewesen war, jener mysteriösen Gruppe Nukenin, mit der wir beinahe einen Zusammenstoß gehabt hätten. Gut, wie wir mittlerweile wussten, hatten doch ein paar mehr Moerus überlebt und waren daraufhin nach einem mir unbekannten Notfallplan untergetaucht, augenscheinlich ins Yuki no Kuni. Und ob die Kinder in Orochimarus Gewalt auf ewig verloren waren, bedurfte auch erst noch einer Klärung. Ich war jedenfalls nicht bereit, sie meinem Sempai zu überlassen.
„Ich erinnere mich, wo die Häuser von Otogakure standen, wo Orochimarus Labor stand, das mir fast zum Verhängnis geworden ist, ich erinnere mich an jene Gruppe von uns, die in den Abmarsch der Jounin geriet und beinahe ausgelöscht worden war, bis ich ihnen mit Shampoo und Mousse zu Hilfe hatte kommen können. Und ich erinnere mich an das Dorf der Moeru. Nicht, weil ich es gesehen habe, sondern weil Kicchan und Shinpa-chan mit mir ihre Gedanken geteilt haben.“ Ich sah Mai an. Auch sie hatte einen Teil des Moeru-Chakras aufgenommen gehabt und ihre Gedanken mit Kishio geteilt.
Sie nickte mir zu. „Es ist nicht so deutlich zu sehen, aber ich erkenne die Häuser, ich erkenne Gesichter. Ich...“ Sie schluckte hart.
Sie keuchte erschrocken auf, als ich ihr einen Fingerflip gegen die Stirn setzte. „Auuuuuu! Wofür war das denn, Mamo-chan?“
„Du warst dabei, dich in den Erinnerungen an die Zerstörung des Dorfs zu verlieren. Und das ist niemals eine gute Idee.“
„Dennoch...“, grummelte sie und rieb sich die Stirn. Erstaunlich, es hatte gereicht, um ihr einen roten Fleck zu versetzen. Was ein gutes Zeichen für meine Regeneration war.
„Glaub mir: Es ist keine gute Idee. Vor allem nicht, wenn du noch nicht einmal beteiligt warst. Im Laufe deines Lebens wirst du noch von genügend Dämonen behelligt, die dich mit deinen eigenen Fehlern und den Momenten deines Versagens hetzen werden. Es ist Unsinn, freiwillig fremde Dämonen aufzunehmen und es dir selbst noch schwerer zu machen.“
„Ja, Sensei“, murrte sie. Und ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass sie verstand.
„Wie sah die Stadt der Moerus denn aus?“, fragte Shinji aufgeregt.
„Wie sah sie wohl aus?“ Ich deutete auf die Wasserfläche hinaus. „Etwa dort, wo das erste Drittel ins zweite übergeht, bis hin zur Mitte, da stand der Dorfkern. Es waren zwanzig Hütten, die ohne eine erkennbare Ordnung angelegt worden waren. In Konoha hätten wir versucht, Straßen zu ziehen und die Gebäude aufzureihen. Aber die chaotische Bauweise hatte mehrere Gründe. Einer davon war es, Feinden die Beobachtung zu erschweren. Das Dorf war von einer Bambus-Palisade umgeben, und die stärksten Moerus bewachten mit ihren Orterfähigkeiten das Umland, aber damals wie heute gab es genug Shinobi, die ihre Existenz derart perfekt auslöschen konnten, dass man sie sehen, aber nicht erspüren konnte. Die Verteilung der Häuser diente vor allem einem Zweck: Um zu verschleiern, in welchem der Clanchef, in welchem die stärksten Moerus residierten. Da es keine Mitte in dem Sinne gab, konnte man nicht einfach das Haus in der Mitte wählen. Und da alle Häuser in etwa gleich groß erbaut waren, konnte man auch nicht annehmen, dass das größte Haus dem Clanchef gehörte, wie man es normalerweise annimmt. Das war auch ein sehr guter Schutz gegen Assassinen, und er hat funktioniert, bis Orochimaru und der Uchiha-Nukenin aufgetaucht sind.“ Ich schnaubte ein wenig zu verächtlich, als es eigentlich meine Natur war. „Darin gleichen sich die Uchiha. Sie lassen gerne ihre Heimat in Stich, wenn es ihnen zum Vorteil gereicht. Allerdings gibt es nur noch zwei von ihnen, und vielleicht sind sie gar nicht typisch für alle Uchihas...“ Vor allem nicht, wenn man daran dachte, dass Itachi Uchiha nachgesagt wurde, er hätte in einer einzigen Nacht seinen kompletten Clan ausgelöscht und nur seinen kleinen Bruder verschont. Als Uchiha war er den Uchihas per se, die in Konoha als Polizei gedient hatten, mindestens ebenbürtig. Durch seine Ausbildung als ANBU aber hatte er die Fähigkeiten erworben, um dieses Mordvorhaben tatsächlich durchzuziehen. Dennoch, fragte man mich, so erzählte ich gerne, dass ich der Meinung war, dass er Gehilfen gehabt haben musste. Wahrscheinlich Danzous ANBU-Ne. Das hätte wunderbar ins Bild gepasst.

„Wo war ich? Ach ja. Jedes Haus hatte eigene Stallungen für Pferde und Vieh. Gänse liefen im Dorf umher, und vor der Palisade waren Reisfelder angelegt gewesen, die von den Moerus bebaut worden waren. Ein Bach ging durch das Dorf und versorgte sie mit Frischwasser. Das ist der gleiche Bach, der dann durch Otogakure geflossen war, und der dieses riesige Loch nach und nach mit Wasser gefüllt hatte.“
„Bach? Scheint mir eher ein Fluss gewesen zu sein“, merkte Shinji an, und die Genin lachten amüsiert.
„Es spielen wohl noch ein paar mehr Faktoren eine Rolle: Grundwasser, eine unterirdische Wasserader sowie der fehlende Rückhalt von Regenwasser durch die fehlenden Bäume, um nur einige wenige Faktoren zu nennen. Tatsächlich haben Wissenschaftler aus Konoha das Loch untersucht, nachdem es entstanden war, es vermessen, die Erd-, und Gesteinsschichten kartographiert und archiviert, und vieles mehr. Für Geologen ist ein solches Loch ein riesiger Glücksfall. Zumindest war es ein Glücksfall, bis es zugelaufen war.“ Ich stockte für einen Moment. War es die richtige Zeit und der richtige Ort, um meinen Genin eine unter der Hand weitergereichte Vermutung weiterzugeben, nach der der See etwas zu schnell entstanden war und dass einer oder mehrere Shinobi, eventuell aus Kirigakure, dabei nachgeholfen hatten? Es mussten nicht einmal offizielle Shinobi sein. Nukenin kamen auch in Frage, und das Wasserorientierte Kirigakure war selbst nach Meis Machtübernahme äußerst mundfaul darin, die anderen Nationen über ihre Nukenin zu informieren. Sonst hätte Kakashi niemals so viel Ärger mit dem Nukenin im Jounin-Rang Zabuza gehabt. „Eventuell hat jemand nachgeholfen, um sicherzugehen, dass garantiert keine Geheimnisse von Orochimaru entdeckt werden konnten“, sagte ich ausweichend. „Für einen Profi sind selbst winzigste Spuren ein sicherer Hinweis. Nehmen wir nur mal die Leiche eines Shinobi. Ist sie gut erhalten, kann Tsunade-sama aus ihr so ziemlich alles herauslesen, was möglich ist: Elementorientierung, Bluterbe ja oder nein, welches Jutsu er oder sie genutzt hat, Beschwörer-Typ ja oder nein...“ Was nicht wirklich schwer war, denn alle Beschwörer wiesen wie ich am Daumen eine Wunde auf, aus der sie für ihre Beschwörungen Blut pressten. Die Schwierigkeit dabei lag nicht daran, die Wunde offen zu halten, sondern Blut herauszubekommen.
„Das geht ganz tief runter bis in den zellularen Bereich. Mit einer solchen Leiche ist es manchmal sogar möglich, ein Bluterbe zu imitieren.“ Ich machte eine allumfassende Geste. „Auch bei Otogakure bestand die Gefahr, dass wir sehr viel über die Oto-Nin und über Orochimarus Techniken und Praktiken erfahren. Deshalb lauerte am tiefsten Punkt seines hiesigen Labors auch Guin, die Chakra-Bestie, die derart aufgeladen war, dass sie alles im großen Umkreis in reine Energie verwandelt hat. Oder in Staub. Ich weiß es nicht genau. Als das geschah, war ich bereits bewusstlos und ein ganzes Stück entfernt.“
„Ach ja“, sagte Mai. „Weil Ma...“ Sie stockte, warf Haru einen Blick zu und schloss den Mund. Dafür gab ich ihr im Stillen ein Sternchen fürs Klebeheft. Sie hatte sowohl widerstanden, Maria zu erwähnen, deren Rolle bei der Zerstörung von Oto für mich und meine Genin natürlich bekannt war, als auch ihr stärkstes Jutsu zu kompromittieren, nämlich Teleportationstunnel anzulegen, und Haru damit mehr zu verraten, als er wissen sollte. Für unsere Mission waren Marias Fähigkeiten jedenfalls vollkommen irrelevant, und wenn er nicht zuvor durch den Geheimdienst Kirigakures davon gehört hatte, sah ich keinen Grund, die Tochter meines Sohnes und Jounin des mit uns befreundeten Tsukigakures zu kompromittieren. Mai teilte diese Meinung offensichtlich. Das Leben eines Shinobis war nun mal auch, ab und an die Klappe zu halten.
„Richtig. Weil man als Shinobi nie genau sagen kann, was als Nächstes passiert“, vollendete ich ihren Satz mit einer nichtssagenden Floskel. „Weil nichts im Leben genauso geschieht, wie wir uns das wünschen. Gerade wir Shinobi müssen dann besonders flexibel sein, flexibel reagieren. Dafür wurden wir trainiert, dafür sind wir Shinobi geworden.“
Für einen Moment sah ich das Dorf der Moeru wieder vor meinem geistigen Auge, sah die verschiedenen Bewohner, konnte sie beim Namen nennen, aber hatte sie nie mit eigenen Augen gesehen. Ein Dorf, angefüllt mit Menschen, die sich nur mit ihren Gedanken verständigen konnte, und deren fähigsten Leute mit der Kraft dieser Gedanken auch töten konnten, waren eine große Macht, aber auch eine große Gefahr. Ich wusste, dass die Moerus diese Macht vor allem dafür genutzt hatten, um Aufträge aus dem Bingo-Buch zu erledigen, also Verbrecher zu jagen und zur Strecke zu bringen und um die umliegenden Dörfer zu schützen. Aber sie hatten auch Mordaufträge angenommen, wobei sie unabhängig geblieben waren. Was anderes hätten sie auch tun können? Nachdem das versteckte Dorf der Uzumakis ausradiert worden war, hätten sie sich in den Schutz Konohas zurückziehen können. Einige Uzumakis hatten das auch getan. Einige hatten sich anders entschieden und ihr Weltenheil in der Unabhängigkeit gesucht. Und dann waren sie Akatsuki und Orochimaru im speziellen aufgefallen. Wären sie doch nur alle nach Konoha gekommen.
„Was?“, fragte ich überrascht.
„Ich sagte, ich weiß nicht, ob es gut für die Moerus gewesen wäre, wären sie nach Konoha gekommen“, wiederholte Mai. „Du hast laut gedacht, Mamo-chan.“ Entschuldigend hob sie eine Hand. „Ich meine, es waren zu viele. Zu viele mit dieser besonderen Fähigkeit. Konoha ist eine tolle Stadt mit tollen Bewohnern und tollen Shinobi, aber irgendjemand hätte versucht, ihre große Zahl auszunutzen. Die ANBU-NE zum Beispiel.“
„Stimmt.“ Und wie typisch wäre das gewesen. „Jedenfalls“, griff ich den Faden wieder auf, „hat Orochimaru auf der wieder erkalteten Erde des Landes der Moerus seine eigene Stadt errichtet und alle Aufgaben übernommen, die von Kishios Leuten erledigt worden waren. Dazu gehörte auch der Schutz der umliegenden Orte, denen man befohlen hatte, alle Moerus, die noch umher irren sollten, sofort zu ergreifen, oder zumindest sofort zu melden. Manche ließen es damit gut sein, Kishio nur zu verjagen. Angeblich, weil er gefährlich sei. Aber vielleicht auch, weil sie ihn nicht verraten wollten. Das Kopfgeld auf ihn war jedenfalls hoch genug.“
„Das ist grausam. Er war damals doch noch so jung“, sagte Shinji. Seine Augen schimmerten feucht. Kaum ein Shinobi war so nahe am Wasser gebaut wie er, aber ich hütete mich, das eine Schwäche zu nennen.
„Er war damals schon ein Shinobi, der nach unserem Verständnis einem Chunin entsprach“, entgegnete ich. „Er hatte das Zeug zum Überleben, und er hat überlebt. Nicht im Luxus, nicht in Sicherheit, und vieles von dem, was er hatte durchmachen müssen, um eben zu überleben, war eine Aneinanderreihung von Grausamkeiten. Aber er hat überlebt. Und damit hat er seinen wichtigsten Auftrag erfüllt: Seinen Clan zu erhalten.“ Zu diesen Worten nickte ich kräftig, obwohl sie in meinen eigenen Ohren hohl klangen.
„Zur Erhaltung seines Clans gehört doch auch, dass er Kinder in die Welt setzt, oder?“, fragte Kira, während er in Mais Richtung grinste.
Das Mädchen errötete leicht. „Sicher gehört das dazu. Deine Mutter hat dich ja schließlich auch bekommen, richtig?“
Kiras Lächeln wich einer nachdenklichen Miene. „Mann, da hast du Recht.“
„Genug davon“, sagte ich entschieden. „Sobald ich mich wieder etwas besser bewegen kann, werden wir uns ein paar Dörfer in der Umgebung anschauen und mit den Bewohnern reden, vor allem mit denen, die noch wissen, dass hier einst das Dorf der Moerus stand. Ich möchte gerne aus erster Hand erfahren, wie sie die Vernichtung der Moerus erlebt haben. Wie sie sich verhalten haben. Was sie getan und was sie unterlassen haben.“
„Aber warum willst du das wissen?“, fragte Shinji. „Ändert das was an der Vergangenheit?“
„Nein, aber vielleicht ändert es was an der Zukunft, Shinji-kun.“ Vielleicht. Und eventuell sogar im positiven Sinne. „Morgen früh ziehen wir los.“
„Ossu.“

Ich sah meine Genin an. „Aber zurück zu dem, wofür wir hier sind. Ihr seid jetzt auf dem Sprung zur nächsten Stufe als Shinobi. Ihr wollt Chunin werden. Ein Chunin zu sein bedeutet das Recht und die Pflicht, andere Shinobi anzuführen. Das müssen nicht zwangsläufig Genin sein. Manchmal erfordert es eine Mission auch, dass ein spezialisierter Jounin sich einem Chunin unterordnen muss. Aber das sind Ausnahmen. Ganz ähnlich ist es hier. Ich konnte mir nie eine größere Überraschung vorstellen bei einer Mission, als dass die Verlierer mich und meine ganze Streitmacht auf dem Höhepunkt des Sieges zu feiner Asche verwandeln würden. Aber ich habe mich der Veränderung gestellt und Guin so lange es ging daran gehindert, zu explodieren.“
„Damit die Shinobi Konohas entkommen konnten“, stellte Kira fest. Es klang stolz und zufrieden.
„Auch. Aber ich habe dabei ebenso an die Oto-Nin und ihre Zivilisten gedacht. Es kommt in dieser Welt viel zu oft vor, dass die Zivilisten das ausbaden müssen, was die Soldaten anrichten. Auch wenn ihre Shinobi uns angegriffen haben, ich sehe nicht ein, warum ich diesen Streit auf den Rücken derer ausfechten sollte, die sich nicht einmal ansatzweise gegen mich wehren können.“ Ich hüstelte verlegen. Einerseits, weil im Moment selbst ein Opa mit Heugabel für mich tödlich wäre, andererseits, weil das für mich viel zu angeberisch geklungen hatte. Eigentlich war ich besser als das. Nicht so arrogant und selbstüberzeugt. Zumindest hoffte ich das. Nun, mein Chakraverlust und die damit verbundenen körperlichen Einschränkungen waren mir in puncto Demut eine große Hilfe.
„Ein Chunin zu werden bedeutet, Verantwortung für seine Untergebenen anzunehmen, für seine Mission anzunehmen, und auch für alle Unbeteiligten, die in die Mission involviert werden. Damit Ihr diese Verantwortung erfüllen könnt, verlangen wir von Chunin nicht nur Führungsqualitäten, sondern auch eine Chakra-Kontrolle, die die meisten Genin nicht aufbringen können. Dies verbessert die Fähigkeit, Jutsu auszuführen, verstärkt das Ninjutsu und das Genjutsu und erhöht damit die Chance, dass der Tai-sho einer Gruppe überlebt, und damit auch die ganze Gruppe. Im Idealfall.“
„Im Idealfall, sagt er. Also, motivieren kann er“, lachte Kira abgehackt.
„Du weißt, dass es so ist. Shinobi sterben. Und der Tai-sho kann das nicht immer verhindern, egal wie sehr er sich anstrengt, egal wie gut seine Kunst ist. Er kann nur versuchen, so gut zu werden, wie es ihm möglich ist. Und der erste Schritt dabei ist nun mal eine herausragende Chakra-Kontrolle.“ Oder eine unglaubliche Menge an Chakra, die einem die Ohren schlackern ließ, so wie bei Naruto. „Und Chakra-Kontrolle beginnt damit, auf Bäume klettern zu können, indem man sie hochspaziert... Und über das Wasser wandeln zu können. Also geht da raus und zeigt mir, was Ihr bis hier gelernt habt.“
„Ossu!“
Die drei Genin sprangen auf und gingen an das Ufer zurück. Sie waren zaghaft, geradezu ängstlich, darauf bedacht, nicht zu versagen, jedenfalls nicht sofort. Kira machte einen mutigen Schritt nach vorne und benutzte das Wasser tatsächlich als Trittbrett. Bis er zu seiner eigenen Überraschung einsank und vornüber ins Wasser fiel.
Shinji machte es besser. Er schaffte mehrere Schritte aufs Wasser hinaus, aber er sank mit jedem Schritt tiefer ein. Dann gluckerte auch er weg.
Bei Mai war es noch simpler. Ihr Versuch, auf dem Wasser Halt zu finden endete damit, dass sie sofort einbrach und versank.
„Kommt wieder zurück“, wies ich meine Genin an. Ich winkte Anne zu mir. „Und?“
„Die Grundlagen haben sie. Sie können auf Bäume klettern. Aber auf Wasser laufen zu können ist doch etwas anderes als eine starre Unterlage wie ein Baum oder eine Felswand. Das Wasser ist ständig in Bewegung. Und es besteht eben nicht aus einer festen Oberfläche, die nicht nachgibt.“
„Und was rätst du deinen Kohais, Anne?“
Hilflos sah mich die Tsukigakure-Nin an. „Ich weiß es nicht. Ich habe es schon erklärt, jedem von ihnen, aber es will irgendwie nicht helfen.“
Ich sah zu Haru herüber. Der hob abwehrend die Arme. „Frag mich nicht. Ich bin kein Lehrer. Ich war schon ein bemerkenswert schlechter Schüler.“
Mein Blick ging dann zu P-chan. Die verdrehte verzweifelt die Augen. Sie konnte auch kein Wunder vollbringen.
„Hm. Kuzoko-chan, wie fit bist du wieder?“
„Fit genug. Was hast du vor?“
Ich griff in meine Weste, die mich als spezialisierter Jounin auswies und zog drei Glöckchen hervor. „Kennt Ihr die noch, Shinji, Kira, Mai?“
„Aber ja!“, rief Mai aufgeregt. „Das sind die Glöckchen, mit denen du unsere Teamfähigkeit getestet hast. Eins hattest du, zwei hatte Lee-sempai, drei hatte P-chan. Oder hatte P-chan zwei und Lee-sempai drei?“
„Ersteres“, sagte Kira.
„Nein, das andere“, wandte Shinji ein.
„Mai hat Recht“, sagte ich, bevor die beiden Genin einen Disput anzetteln konnten. „Dies sind drei der Glöckchen von damals. Mittlerweile habt Ihr euch wirklich großartig entwickelt, und ich bin sehr stolz auf euch. Und ich sage euch noch etwas: Ihr könnt alle drei Wasserwandeln.“
Meine Genin sahen mich verblüfft an. „Was? Aber du siehst doch, dass wir immer wieder einsinken“, widersprach Shinji.
„Ihr denkt zu viel“, sagte ich ernst. „Das ist euch im Weg.“
„Als wenn es so einfach wäre“, knurrte Kira. „Mit Denken aufhören, und man kann Wasserwandeln. Habe ich schon versucht.“
„Ist dir sicher auch nicht schwergefallen, mit dem Denken aufzuhören“, stichelte Shinji.
Diesmal griff ich nicht ein, was mir einen verdutzten Blick von Shinji einbrachte.
„Wie genau meinst du das, Shinji?“, fragte Kira ärgerlich.
„Äh, positiv?“
„Haltet den Mund. Beide“, sagte ich laut genug, um ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben.
Ich musterte die drei erneut. „Ihr habt das Chakra. Ihr habt die Grundlagen. Ihr habt die Kontrolle. Ihr habt zu viel Kontrolle. Es bringt nichts, zu versuchen, jedes einzelne Wassermolekül zu kontrollieren. Ihr müsst das Wasser als Fläche erspüren. Ihr verschwendet Kraft und Konzentration auf eine unmögliche Sache. Ein Blatt liegt auf dem Wasser, weil es auf einer großen Fläche liegt, nicht weil es seine Natur ist.“
Mai hob die Augenbrauen fragend an. „Und wie stellen wir das ab?“
„Schön, dass du fragst. Wir werden ein Spiel spielen. Kuzoko-chan, hol mal deine Badesachen raus. Es wird feucht-fröhlich werden.“
„Als hätte ich es geahnt“, sagte sie lächelnd und schälte sich aus ihrer Konoha-Uniform. Darunter trug sie einen dunkelblauen Einteiler.
Ich reichte ihr die Glöckchen. „Das Spiel geht folgendermaßen. Kuzoko hat drei Glöckchen. Ihr seid drei Genin. Jeder von euch muss ein Glöckchen von ihr erbeuten. Wie, ist mir egal, aber es gibt eine Einschränkung: Dies ist ein Sportspiel, kein Ninja-Training, also sind Attacken gleich welcher Art auf Kuzoko verboten, verstanden? Sie darf ausweichen, davonlaufen, tauchen, schwimmen, es ist einerlei. Ihr müsst sie einholen, auf welche Weise auch immer. Wer sie berührt, bekommt ein Glöckchen. Alles klar?“
Meine Genin nickten unisono.
„Gut. Damit sich die Geschichte auch für euch lohnt, lote ich Preise aus.“
Spätestens jetzt hatte ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. „Genauer gesagt lotet Ihr Preise aus. Derjenige, der zuerst eine Glocke erbeutet, darf sich eine erfüllbare Sache oder Leistung von den anderen beiden wünschen. Also die Übernahme einer Wache, sein Lieblingsessen aus dem Gepäck des anderen, so etwas halt. Der, der die zweite Glocke erbeutet, kann sich vom Letzten einmal was wünschen. Und bevor einer von euch Neunmalklugen fragt, was der Letzte dann kriegt: Ein Glöckchen. Denn wer ohne Glöckchen wiederkommt, wäscht für die nächsten zwei Wochen das Geschirr von jedem Mitglied dieser Gruppe. Habt Ihr das auch verstanden?“
Die drei nickten wieder.
„Eines noch: Solltet Ihr gleichzeitig jeder eine Glocke erbeuten, dürft Ihr euch etwas von mir wünschen. Jeder. Aber es muss erfüllbar sein.“
Die drei wechselten freudige Blicke.
„Ihr habt dafür genau bis zum Mittag Zeit. Ob Ihr schwimmt, taucht, oder auf dem Wasser lauft, ist mir egal. Kuzoko, mach es nicht zu schwer, aber auch nicht zu einfach.“
„Verstehe.“
Ich sah gen Himmel. Noch etwa eine Stunde bis zum Mittag. „Lauf los.“
Das Spinnenmädchen eilte mit allen drei Glocken los, lief auf den See. Etwa in fünfzig Metern Entfernung blieb sie stehen und zeigte provokativ die Glöckchen.
„Worauf wartet Ihr noch?“, rief ich. „Holt euch die Glöckchen!“
Meine Genin sprangen auf, liefen zum Ufer und sprangen ins Wasser.
Ich musste grinsen. Das versprach, interessant zu werden.

__________________
Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
Clan Blood Spirit

Ace bloggt!
23.07.2016 21:49 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Seiten (5): « erste ... « vorherige 3 4 [5] Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » OT: Konoha Side Stories

Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH