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Cattaneo
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Ich veröffentliche hier mal die Geschichte der Gegner von Dantons Chevaliers - der Vollständigkeit halber. Es ist - auch wenn es sich nicht um Gedanken oder wörtliche Rede handelt - in erster Linie die Geschichte aus der Sicht von Tai-i Anatoli Kenda. Über Rückkopplung wäre ich dankbar, zu schreiben im "Kritik zu KG's-Thread", würde ich sagen...

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Cattaneo
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Entscheidungen

Februar 3062, Maldonado, Kaserne des 9. Pesht
Der Offizier hielt sich sehr gerade. Die Uniform war in mustergültigem Zustand. Die Orden und Rangabzeichen wiesen ihn als Veteranen aus, doch man sah ihm seine über 50 Jahre nicht an. Das Gesicht zeigte nicht die geringste Regung. Er nickte den zwei Wachposten knapp zu – die einzige Reaktion war ein leichtes Lächeln der Soldaten, denn das Reglement verbot jegliche andere Reaktion – klopfte kurz und trat ein. Der Raum war spartanisch eingerichtet – ein Tisch mit einem Computer, ein paar Stühle. Einziger Schmuck waren die Regiementsfahne und ein Kombinatssymbol, das den schwarzen Drachen zeigte. Drei Personen erwarteten den Eintretenden. Ein mitterlgroßer Tai-sa, Mark Graham, der Chef des Regiements. Dazu Sho-sa Isao Honjowara vom 3. Batallion und der ISA-Offizier des Regiements, Saru Aoyama. „Tai-i Anatoli Kenda meldet sich wie befohlen zu Stelle!“ Die Ehrenbezeigung war korrekt, die Verbeugung mustergültig. An den fachlichen und disziplinarischen Qualitäten des Tai-i war nie etwas auszusetzen gewesen.

„Rühren!“ Tai-sa Graham fixierte einen Augenblick den Offizier, der nun eine Haltung annahm, die bei einer anderen Streitmacht als den VSDK wohl kaum als locker gegolten hätte. „Ich mach Sie darauf aufmerksam, daß alles, was in diesem Raum besprochen wird, der militärischen Geheimhaltung unterliegt, und damit der Schweigepflicht!“ Eine Handbewegung bedeutete Aoyama, das Tonbandgerät einzuschalten. „15. Februar 3062, Maldonado, Kommandantur 9. Pesht. Ruhestandsgesuch von Tai-i Anatoli Kenda, selbes Regiment, 3. Batallion, zweite Kompanie. Kommandeur Tai-sa Mark Graham. Als Zeuge Sho-sa Isao Honjowara. Für die ISA Saru Aoyama.“

„Also!“ Graham schien geneigt schnell zur Sache zu kommen: „Sie haben um die Versetzung in den Ruhestand nachgesucht, mit der Begründung, der Dienst in den Streitkräften sei nicht mehr mit Ihrer persönlichen Ehre vereinbar! Sie bitten deshalb, Sie aus den Streitkräften der VSDK zu entlassen, sowie aus allen daraus resultierenden Verpflichtungen. Ist das korrekt?“ „Vollkommen“ Der Tai-sa musterte seinen Untergeben: „Ich denke, es hat keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden. Wir alle wissen, das Ihr Rücktrittgesuch einer Entlassung nur zuvorkommt. Sie haben sich in den letzten Wochen wiederholt abfällig und kritisch über die gegenwärtige Politik des Kombinats, speziell des Koordinators, geäußert. Entsprechende Beschwerden“ die Stimme des Kommandeurs klang leicht angewidert: „sind bereits bei mir wie auch bei Aoyama-san eingereicht worden. Ich halte Sie für einen guten Soldaten, Kenda, und was Sho-sa Honjowara über Sie zu berichten hatte, war ebenfalls positiv. Aber Ihre politische Einstellung ist nicht akzeptabel. Als Soldaten des Kombinats sind wir angehalten, seinen Herrscher als unseren Herrn zu achten und seinen Befehlen zu folgen. Äußerungen wie die Ihren stehen im Widerspruch zu unserer Aufgabe, Fundament und Schild der Kombinats zu sein. Ich verliere Sie nur ungern, denn Sie haben seit ihrem Eintritt 3028 diesem Regiment nur Ehre gemacht. Dennoch sehe ich keine andere Möglichkeit. Ich gebe Ihrem Gesuch statt. Da es dem Kombinat schaden würde, wenn Sie Ihre Ansichten verbreiten, gilt für Sie Schweigepflicht. Sie werden offiziell aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand versetzt. Bei dieser Geschichte haben Sie zu bleiben. Verbreiten Sie eine andere, wird man Sie zur Verantwortung ziehen! Mit dem heutigen Tag, ab Punkt 24.00 Uhr, sind Sie nicht mehr Mitglied des 9. Pesht-Regiments!“ Der Tai-sa hob die Stimme: „Dem Gesuch des Tai-i Anatoli Kenda, ihn aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand zu versetzen, wird stattgegeben! Er scheidet im Range eines Tai-i der kämpfenden Mechtruppen aus und erhält gemäß seines Ranges, seiner Verdienste und seiner Verletzungen die ihm durch seinen treuen Dienst zustehende Pension. Sein persönlicher Besitz verbleibt ihm. Tai-sa Mark Graham, 9. Pesht.“ Auch wenn den Worten des Regimentschefs keine Regung anzumerken war, sein Gesicht verriet, daß er nicht unbedingt begeistert war. Mit einem kurzen Befehl wies er den ISA-Offizier an, die Tonbandaufnahme zu stoppen. „Ich bedaure es, Soldaten wie Sie zu verlieren. Sie sind nicht der einzige. Ich hoffe, Sie werden mit Ihrer Wahl glücklich. Auch wenn ich Ihre Tat nicht gutheißen kann, verstehe ich Ihre Motive.“ Kenda verneigte sich vor dem Kommandeur: „Ich danke dem Tai-sa für seine Freundlichkeit. Sein Handeln war stets ehrenhaft. Ich werde mit Respekt und Achtung an die Zeit unter seinem Kommando zurückdenken.“ Einen Augenblick verharrten Grahams Augen bei den anderen Offizieren. Dann verließ er schweigend den Raum.

Honjowara wartete noch einen Augenblick, bevor er sich an Kenda wandte: „Nun, dann ist die Entscheidung ja wohl gefallen.“ „Wieviele außer mir?“ „Sieben allein bei den Mechtruppen. Drei in ihrer Kompanie, vier in anderen Einheiten. Anderthalb Dutzend bei der Infanterie. Und eine ganze Anzahl Techs. Die Sache beginnt sich auszubreiten.“ Für einen Augenblick blitzte in Kendas Gesicht blanke Wut auf: „Haben Sie etwas anderes erwartet?“ Honjowara schüttelte den Kopf: „Nein. Aber ich glaube nach wie vor, daß dies nicht der richtige Weg ist. Der Koordinator wird seine Politik nicht ändern, bloß weil einige Militärs zurücktreten. Falls er es überhaupt erfährt. Und selbst wenn er es hört – würde das auch nichts bringen. Ich nehme an, Sie haben noch nichts von Chu-sa Okido Nishidon gehört?“ „Einem der Helden von Misery? Was ist mit ihm?“ Aoyama mischte sich ein: „Es kam gestern über ISA-Kanäle. Er hat Selbstmord begangen, aus Protest gegen Theodores Politik. Ein Soldat, der unserem Koordinator seit dem 4. Nachfolgekrieg treu gedient und drei Dutzend Mechs zerstört hat. In der Öffentlichkeit heißt es, er sei bei einem Unfall gestorben!“ Kenda ballte die Fäuste, doch einen Augenblick später hatte er sich wieder unter Kontrolle: „Ich verstehe. Also bringt selbst das nichts.“ Der Geheimdienstmann schüttelte den Kopf: „Der Befehl kam von ganz oben. Keine Spekulationen, keine Gerüchte. Nishidon fiel einem traurigen Unfall zum Opfer, und der Koordinator“ – selbst dem ISA-Offizier, der nicht eben zart besaitet war, schien sich der Magen bei diesen seinen Worten umzudrehen – „trauert um seinen treuen Weggefährten. Die Familie erhält selbstverständlich volle Pension , leider ist der Leichnam so stark verstümmelt, daß ein Aufbahrung unmöglich ist und er eingeäschert wurde. Und so dankt der Koordinator seinem treuen Diener.“ Die letzten Worte zischte Aoyama beinahe. Kenda drehte sich zu Honjowara um: „Verstehen Sie jetzt? Wie kann ich angesichts DESSEN noch Soldat Theodores bleiben?“ Die Antwort des Batallionschefs war scharf: „Vergessen Sie nicht, Sie dienen in den Streitkräften nicht nur dem Koordinator, sondern auch dem Kombinat! Das Kombinat lebt mit dem Koordinator! Und wenn Sie für ihn kämpfen, kämpfen Sie auch für Ihre Heimat!“ „Und was, wenn der Koordinator nicht mehr sehen kann oder sehen will, daß er das Kombinat in den Abgrund führt! Ginge es nur darum, meinen persönlichen Wünschen Gewalt anzutun, es zu schlucken, für einen Mann zu kämpfen, den ich einst verehrte wie einen Vater, und in dem ich heute einen blinden Narren sehe, das könnte ich ertragen! Aber Sie beide wissen, daß es hier um mehr geht! Mit seinen Taten, seinen Entscheidungen besudelt er das Opfer der Gefallenen! Es ist sein Recht, seine Pflicht, die Krieger des Kombinats in die Schlacht zu schicken. Und ich bin seinem Ruf stets gefolgt. Aber ich kann es nicht mehr ertragen, wie er das vergossene Blut vergeudet, wie er das Andenken der Toten in den Schmutz tritt! Wofür sind sie gefallen? Für nichts? Dafür, daß Theodore sich Erster Lord des Sternenbundes nennen kann, und ihre Schlächter behandelt, als wären es Nachbarn?“ „Sie selber, Anatoli, haben `35 gekämpft, als das Kombinat den Distrikt Rasalhag aufgab, und Teile der Armee meuterten.“ „Ja. Aber das war etwas anderes. Rasalhag hatte uns auf der Karte gehört, nie ganz im Herzen. Und wir brauchten die sichere Flanke, sonst hätten die Armeen Steiners und Davions uns zermalmt. Heute aber kriecht Theodore vor dem einzigen Feind, der noch Kombinatswelten in seinem Besitz hat, als schwebte das Schwert eines Krieges mit dem Rest der Inneren Sphäre über ihm! Ich sage nicht, lasst uns losschlagen gegen die Bären. Würde der Koordinator ein Zeichen geben, daß er nur rüstet, daß er sich auf den Krieg vorbereitet – ich würde ihm folgen, wohin er befielt! Doch nichts dergleichen! Er ist in dem selben Wahn befangen, wie einst sein Vater! Er blickt wie gebannt auf etwas, was er sich wünscht, und vernachlässigt darüber das Wohl des Kombinats! Er entehrt nicht nur die Toten, er lässt auch ihr Sterben sinnlos erscheinen, er tritt ihr Andenken für alle Zeiten in den Schmutz, so als währen sie Narren, gestorben aus Torheit! Einem solchen Mann kann ich nicht folgen! Und an den Eid, dem ich ihm schwor, fühle ich mich nicht mehr gebunden!“ Der Tai-i verstummte kurz, dann, nun nur noch müde und verbittert, fügte er hinzu: „Und das alles wissen Sie doch schon lange. Ich habe diesen Entschluß nicht leichtfertig gefasst, sondern lange darüber nachgedacht.“ Er betrachtete Aoyama mit leicht ironischer Miene: „Und da ich auch nach Hause geschrieben habe, haben Sie doch wohl als Erster Bescheid gewußt!“ Der Geheimdienstler kommentierte die leichte Spitze nicht: „Und was wollen Sie jetzt tun?“ Kenda schüttelte den Kopf. Er fühlte nach seinem Zornausbruch nur bleierne Müdigkeit. Nicht die Ermattung des Alters – davon konnte keine Rede sein. Vielmehr war es ein erdrückender Berg aus Resignation und Ratlosigkeit, der ihn unter sich zu begraben schien. Alles, woran er geglaubt hatte, alles was sicher schien, war schon lange zweifelhaft geworden. Er straffte sich: „Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde nachdenken, und ich bin sicher, daß ich einen Weg finden werde, wie ich meiner Heimat dienen kann. Auch außerhalb der Streitkräfte. So oder so.“ Honjowara nickte: „Ich bin sicher, Sie werden die richtige Entscheidung fällen. Ich denke, in den Streitkräften kann man am Besten über seine Heimat wachen, auch wenn die Herrscher in die Irre gehen. Aber ich kann es Ihnen nicht verübeln, nicht für einen Mann kämpfen zu wollen, dem Sie nicht trauen. Vor allem, wenn Sie glauben, damit Ihrer Heimat nur zu schaden. Leben Sie wohl, Tai-i.“ Der Sho-sa salutierte, sein Untergebener tat es ihm gleich. Aoyama grüßte Kenda ebenfalls: „Ich sage Ihnen nicht Lebewohl, Tai-i. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.“ Mit diesen Worten und einem vieldeutigen Lächeln verließ der ISA-Mann den Raum. Kenda folgte ihm. Seine Zeit in den VSDK war zu Ende. Mochte kommen, was wollte, er würde zuallererst dem Eid getreu bleiben, den ihn sein Vater hatte schwören lassen, lange bevor er sich dem Koordinator verpflichtete: „Zu jeder Zeit und an jedem Ort diene stets deiner Heimat. Sie ist mehr als Treue, sie ist mehr als Leben, sie ist mehr als Ehre. Vergiss das nie!“
02.01.2003 10:52 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Pesht, Raumflughafen, zehn Tage später.


Das riesige zivile Landungsschiff setzte langsam, fast behutsam, auf dem Boden des Raumhafens auf. Sobald sich die Dampf- und Staubschwaden etwas gelegt hatten, wurde die Hauptrampe herabgelassen. Transporter erwarteten die Ankömmlinge und brachten sie zum zentralen Flughafengebäude. Unter den zahllosen Reisenden fielen besonders die Militärs auf. Dunkelgrau die Angehörigen der Mechtruppen und Luftwaffe, khakifarben die Soldaten aus konventionellen Einheiten, auch einige hohe Offiziere in schwarzen Uniformen. Die Zivilisten machten ihnen respektvoll Platz. Kenda trug immer noch die Felduniform – auch wenn er, anders als sonst, nicht nur auf Urlaub war. Automatisch hatte er sich einen Platz nahe der Tür und am Fenster des Transporters gesucht und starrte blicklos vor sich hin. Ohne die Gegenwart seiner Kameraden, die gleich ihm aus den Streitkräften ausgetreten waren, wäre die Reise von Maldonado nach Pesht wohl noch schlimmer gewesen. Aber auch so hatte es genug Zeit gegeben, in der er allein in seiner Kabine saß und ihm nichts blieb als seine Verbitterung. In den einsamen Stunden hatte er wieder und wieder die Jahre seines bisherigen Lebens Revue passieren lassen.

Anatoli Kenda, geboren am 3. 4. 3010. Kind einer Familie, die seit 8 Generationen im Kriegsdienst stand. Von Anfang an war klar gewesen, dass auch für ihn die Zukunft Dienst in den VSDK bedeuten würde. Sein Vater, Shiro Kenda, und Eisuko, seine Mutter, hatten ihre Kinder in diesem Geist erzogen. Kenda war der zweite von drei Söhnen gewesen und es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, seinen Lebensweg selbst, und vor allem in anderer Richtung, bestimmen zu wollen. Respekt und Gehorsam gegenüber den Eltern waren ihm als selbstverständlich anerzogen worden, und gleiches galt für seine Gefühle gegenüber dem Kombinat. Er war im Bewusstsein einer langen und kriegerischen Tradition herangewachsen. Allerdings, wie ihm heute klar war, etwas war anders gewesen als bei vielen Altergenossen. Shiro Kenda hatte in einigen Dingen anders gedacht als die Mehrzahl seiner Standesgenossen und Berufskollegen. Anstatt seinen Kindern die großen Samurai des Shogunats als Vorbilder zu präsentieren, hatte er ihnen von Admiral Togo und Admiral Yamamoto, von Saburo Sakai und von Hiroyoshi Nishizawa erzählt, nicht zuletzt auch von Leutnant Seki und seinen Männern. Er hatte ihnen Helden gezeigt, die nicht so sehr voll Ehre handelten, sondern vielmehr kluge und listige Strategen waren, Kämpfer, die im Gefecht hart zuschlugen und deren Maschine ihre Waffe war, die sie mit Verstand und Überlegung einzusetzen wußten, todesmutige Piloten, die im äußersten Notfall ihr Leben gaben, um den Feind zu vernichten. Er war in seiner Zeit ein Sonderling gewesen und dies hatte seiner Karriere lange Zeit nicht gutgetan. Aber er hatte sich als Offizier bewährt und es bis zum Chu-sa geschafft, wenn auch viel später, als es bei einem „wahren Samurai“ der Fall gewesen wäre. An seiner Liebe zur Heimat war jedenfalls nicht zu zweifeln gewesen. Anatoli war ein gehorsamer und guter Sohn geworden, und er hatte die Worte und Lehren seines Vaters getreulich aufgenommen und befolgt. Er war auf eine Laufbahn als Soldat und Offizier vorbereitet worden, hatte eine Militärschule absolviert und dann die Grundausbildung durchgemacht. Wenn er etwas daraus mitgenommen hatte, dann den Respekt vor JEDEM Angehörigen der Streitkräfte. Denn, so war er überzeugt, nur ein gleichermaßen starker wie entschlossener Mensch konnte die Ausbildung durchstehen. Nicht umsonst hieß es, der Speiseplan bei den Rekruten sei jeden Tag derselbe: Stockschläge zum Frühstück, Fausthiebe zum Mittagessen, Fußtritte zum Abendbrot. Systematisch hatte man die Rekruten gebrochen und nach Wunsch neugeformt. Etliche hatten es nicht überstanden, hatten aufgegeben, einen Unfall erlitten, oder hatten, um die Schande nicht ertragen zu müssen, Selbstmord begangen. Der junge Kenda aber hatte durchgehalten.

Mit 18 war er in sein erstes Gefecht gezogen, als junger Chu-i, frisch aus der Mechkriegerausbildung. Der 4. Nachfolgekrieg war gerade ausgebrochen, und das Draconis-Kombinat setzte seine Rekruten in Marsch. Mit vier Abschüssen und dem Drachenkreuz zweiter Klasse – sowie drei Verwundetenabzeichen – war Anatoli heimgekehrt. Er hatte die gnadenlosen Kämpfe ums Überleben, das eigene wie das des Kombinats, nie vergessen können. Auf dem Schlachtfeld war ihm klar geworden, warum die Ausbildung derart brutal gewesen war. Die Ausbilder hatten aus den jungen Männern und Frauen Soldaten gemacht, indem sie jede Schwäche gebrochen hatten. In der Hölle der Trainingscamps, in der viele gescheitert waren, waren sie eingeschmolzen und neu geschmiedet worden, bis der Wille, einen Befehl zu befolgen, größer war als jede Todesangst. Es war ihm eine Lehre gewesen. Härte gegen sich, Härte gegen andere, war notwendig, um dem gerecht zu werden, was mehr zu gelten hatte als das eigene Leben, die eigene Ehre – die Pflicht. Und er war seiner Pflicht gefolgt, auch als sie ihn vor die Wahl stellte, sich zwischen ihr und der Ehre zu entscheiden. 3034 mußte er einen solchen Entschluß fassen. Der Distrikt Pesht, und die meisten seiner Regimenter, war bei den Meuterern gewesen, die die Abtretung Rasalhags nicht hatten hinnehmen wollen. Und gegen den eigenen Kriegsherren, oft auch gegen die Waffengefährten des letzten Krieges, war der junge Soldat in die Schlacht gezogen. Wieder war er verletzt worden, hatte sich im Gefecht bewähren müssen – gegen die eigenen Landsleute. Er war zum Tai-i befördert worden und hatte zwei weitere Mechs abgeschossen. Doch nie hatte er sich dieser Siege gerühmt. Ihm selber war der Entschluß nicht leichtgefallen, doch letzten Endes war er der Meinung, richtig gehandelt zu haben. Er war stolz auf seine Entscheidung, nicht aber auf die Taten, die sich aus ihr ergeben hatten.

Im Distrikt Pesht hatte ihn das nicht eben beliebt gemacht. Er war zu einem entschiedenen Verfechter von Theodores „Neuem Kurs“ geworden, und hatte deswegen auch so manche Ungelegenheit gehabt. Aber der Beistand seines Vaters hatte ihm darüber hinweggeholfen. Dennoch war er lange Zeit bei Gleichrangigen und Vorgesetzten ein Außenseiter gewesen. Seine Soldaten freilich hatten ihn als Kommandeur kennengelernt, der sich um ihr Leben sorgte, solange die Umstände es ermöglichten. Er hatte nie verschwiegen, daß er sie zur Not in den Tod schicken würde, aber er hatte auch klargemacht, das er nie aus egoistischen Gründen – sei es Ehre, Ruhmsucht oder verletzter Stolz – seine Untergebenen riskieren würde. Dies führte dazu, daß seine Kompanie oft zu einem Sammelbecken der Problemfälle wurde. Als harten, aber gerechten Offizier hatten sie ihn achten gelernt. Und dies kam ihm zugute, als 3039 Hanse Davion erneut das Kombinat überfiel. Der „Neue Kurs“ hatte sich bewährt, und Anatoli hatte mit seiner Kompanie einige Erfolge erzielen können. Er war mit dem Drachenkreuz Erster Klasse ausgezeichnet worden, und der Mech, den er vernichtete, brachte seine Gesamtzahl auf sieben Abschüsse. Doch während er siegreich war – auch wenn er erneut verwundet wurde – so sollte die Kriegslust Hanses und die ungebrochene Treue zum Kombinat einen hohen Preis von der Familie Kenda fordern. Anatolis Vater und sein älterer Bruder fielen. Damit war er zum Erben und Familienoberhaupt geworden, und schonungslos hatte sich gezeigt, was eine Konsequenz des Patriotismus war, der Anatoli Kenda anerzogen worden war. Es sollte nicht das letzte Opfer sein. Die offensichtlichen Erfolge hatten den Reformen, deren Anhänger er war, endlich zum Durchbruch verholfen, und das zunehmende Nachrücken einer neuen Generation von Truppenkommandeuren verringerte seine Isolierung. Allerdings gab es immer noch viele Traditionalisten. Die folgenden Jahre waren angefüllt mit Ausbildungsaufgaben, Anti-Piraten-Einsätzen und Garnisionsaufträgen. Hier machte er erste Bekanntschaft mit Guerillakampagnen, und erwies sich als wesentlich schnellerer Schüler als einige seiner eher reaktionären Kameraden, was Kendas Beliebtheit nicht eben förderte. Doch brachte ihm sein Dienst die Freundschaft von Sho-sho Valdis Kevlavic ein, einem Bekannten seines Vaters. Kevlavic hatte seinen Arm als junger Tai-sa in einem Guerillakrieg auf einem unbedeutenden Grenzplaneten verloren. Was jeden Samurai aus der Bahn geworfen hatte, die dauerhafte Degradierung zum Nichtkämpfer, das hatte der energische Offizier als Ansporn aufgenommen. Er war zu einem begabten Stabsoffizier und Spezialisten für Sicherungsaufgaben geworden, einem energischen Befürworter der Reformen Theodores. Bewunderer nannten ihn „Yamamoto des 31. Jahrhunderts“, doch dem hätte Kevlavic als erster widersprochen. Von ihm hatte Kenda viel gelernt, und wenn er die folgenden Tiefschläge so gut überstand, dann nicht zuletzt, weil ihm Kevlavics Beispiel in Erinnerung blieb. Auch wenn es mit seiner Karriere in dieser Zeit nicht sonderlich aufwärts gegangen war, so waren es vermutlich die glücklichsten Jahre seines Lebens gewesen. Das Kombinat präsentierte sich in Macht und Stärke, die Grenzen waren sicher, und auch privat konnte man von einer glücklichen Zeit sprechen.

Der heimtückische Überfall der Clans 3049 änderte dies. Bis heute verfolgten Anatoli die traumatischen Bilder jener ersten Kämpfe gegen den geheimnisvollen Agressor. Er hatte miterleben müssen, wie weit überlegen Streitkräfte die Truppen des Kombinats beiseite gefegt hatten und ein grauenhaftes Blutbad vor allem unter den konventionellen Streitkräften – oft leichten Panzern und dürftig bewaffneten Infanterie-Alarmbatallionen – anrichteten. Alle Stärke des Kombinats schien nutzlos zu sein. Er hatte die Nerven behalten, als nicht wenige Offiziere und Soldaten zusammengebrochen waren, und hatte seine Kompanie retten können. Aber viele, sehr viele seiner Kameraden waren gefallen oder an Körper und Seele verstümmelt worden. Sein jüngerer Bruder war in den Kämpfen der ersten Monate gefallen. Anatolis Mutter, die schon unter dem Verlust ihres Mannes und ihres ältesten Sohnes schwer gelitten hatte, hatte diesen Schicksalsschlag nicht mehr verkraftet. Sie war ein halbes Jahr später gestorben, als gebrochene Frau. Der Tai-i hatte die Clans hassen gelernt. Nicht so sehr wegen des Todes seines Bruders und seiner Mutter, denn er war Soldat, und der Tod auf dem Schlachtfeld war für ihn etwas normales. Sicher hatte er sie für all das Leid gehaßt, das sie über seine Familie und andere Familien gebracht hatten. Für den Tod seiner Freunde und Untergebenen. Doch was den Haß ins Unermeßliche steigerte, war etwas anderes. Es war das Bewußtsein, daß die Clans drohten, zu vernichten, was für noch über der Familie stand: das Kombinat. Angesichts des scheinbar sicheren Untergangs seiner Heimat hatte er zu begreifen begonnen, was Haß wirklich bedeutete. Aber er hatte sich von seinen Gefühlen wohl lenken, nicht aber blenden lassen. Kalt und entschlossen hatte er geholfen, die Abwehr zu organisieren und seine Pflicht getan. Drei Abschüsse – genauso viele, wie in den ganzen zehn Jahren des Kleinkrieges gegen Partisanen und Piraten zuvor – hatten seinen Ruf im Regiment gefestigt. Er hatte nun auch den Drachenstern Peshts erhalten, einen Orden, den er eigentlich schon früher verdient hatte, der ihm aber wegen seiner Haltung bei der Ronin-Revolte versagt geblieben war. Dazu kamen als weitere „Auszeichnungen“ zwei Verwundetenabzeichen.
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Die Clans konnten schließlich gestoppt werden – in erster Linie ein Verdienst Com-Stars – doch weder Anatoli Kenda noch die anderen Offiziere vergaßen die Drohung, die die besetzten Gebiete und die kampfbereite Streitmacht der Clans darstellten. Sie hatten den Waffenstillstand genutzt, Soldaten und Material erprobt und sich auf den nächsten Waffengang vorbereitet. Die letzten Zweifel am „Neuen Kurs“ waren in den Feuern der Clan-Invasion zu Asche verbrannt worden, und erstmals waren sich die VSDK weitestgehend einig in ihrem Willen, den Feind zurückzutreiben, egal, welche Opfer es fordern sollte. Sie hatten sich in Geduld geübt und auf den entscheidenden Schlag hingearbeitet. Anatoli dachte voll Bitterkeit an diese Zeit zurück. Ja, damals waren sie sich einig gewesen. Doch der Same der Zwietracht war schon gepflanzt gewesen, ehe der erste Clan-Krieg endete. Gerüchte hatten begonnen die Atmosphäre zu vergiften, Geschichten von Ehrlosigkeit und Verrat des Kanrei und seiner Kinder, von Winkelzügen und Hinterlist. Schon während des Krieges hatte dies begonnen, doch erst später hatte sich gezeigt, wie tief der Riß durch die Streitkräfte wirklich war. Die Geschichten über den Verrat Theodores und besonders die Ehrlosigkeit seiner Tochter, über geheime Absprachen mit einem Feind, der keine 20 Jahre zuvor das Kombinat überfallen und mit Vernichtung bedroht hatte, hatten die traditionellen Elemente der Armee dauerhaft vom Kanrei und künftigen Koordinator entfremdet. Anatoli hatte diese Ansichten nicht geteilt und den Gerüchten lange Zeit nicht geglaubt – heute aber dachte er voll Haß an das verderbliche Gift, das diese Ereignisse in den Streitkräften gewesen waren. Er hätte damals schon erkennen müssen, daß die neue Generation Kurita begonnen hatte, ihrem Auftrag untreu zu werden, indem sie ihre persönlichen Wünsche über das Wohl des Kombinats gestellt hatte. Der Haß war aufgebrochen und hatte dazu geführt, daß zahlreiche verdiente Offiziere in den Reihen des Schwarzen Drachen versucht hatten, das Kombinat vor einem Kurs zu bewahren, der in ihren Augen nur seinen Untergang bedeuten konnte. Viele, sehr viele gute Truppenführer waren den Säuberungen zum Opfer gefallen. Damals hatte Anatoli noch an Theodore geglaubt, doch heute war er sich keineswegs mehr sicher, ob nicht die Verschwörer im Recht gewesen waren und das gesehen hatten, was er nicht sehen wollte. Die Geschichte hatten ihnen Recht gegeben. Doch davon hatte er in diesen Jahren noch nichts gewußt, oder es bewußt verdrängt.

Er war dabei gewesen, als allen Zweifeln zum Trotze der Drachen zu siegen schien, und eine Streitmacht der gesamten Inneren Sphäre, vor allem aber draconische Truppen, die Nebelparder in Stücke schlug und die besetzten Welten befreite. Was ihm im Augenblick des Sieges als größter Triumph schien, heute im Rückblick war es der Beginn des Zerfalls. Anatoli hatte geglaubt, der Tag, an dem er vom Ende der Claninvasion erfuhr, vom endgültigen Ende des Krieges, sei der glücklichste seines Lebens. Er hatte während der Operation Bulldogge noch zwei Pardermechs zerstört, was seine Gesamtabschußzahl auf 15 brachte. Nicht viel in einer solchen Reihe von Jahren, wenn man es mit den Leistungen eines Minobu Tetsuhara oder eines Yorinaga Kurita verglich. Aber Anatoli hatte diesen Männern nie nachgeeifert. Es war nie sein Ziel gewesen, eins mit seinem Mech zu werden, die totale Versenkung in den Kampf zu erreichen. Sein Vater hatte ihn gelehrt, ein solcher Mensch sei ein vortrefflicher Krieger, aber ein miserabler Soldat. So etwas sei gut für ein Duell, für den Kampf in der Arena – nicht aber auf dem Schlachtfeld. Ein Soldat, der eins mit seiner Maschine und dem Feind wurde, war weder in der Lage, Befehle zu erteilen, noch welche zu befolgen. Und wenn er auch noch so viele Mechs abschoß, seine Kameraden mußten den Preis zahlen. Deshalb hatte der junge Kenda immer mit Verstand, nicht mit dem Herzen geführt. Und er hatte oft auf einen Abschuß verzichtet, und einen Gegner lieber zusammen mit seinen Untergebenen erledigt.

Auch für Anatoli hatte eine Zeit der Zweifel begonnen. Der Koordiantor hatte nach dem Sieg der Sternenbundtruppen dem entmachteten Herrscher des Vereinigten Commonwealths Unterschlupf geboten. Selbst die treusten Offiziere konnten ihre Augen nicht mehr vor der Wahrheit verschließen und mußten anerkennen, daß die Gerüchte die Wahrheit gesagt hatten. Viele hatten diese Schande nicht fassen können. Anatoli war dies relativ egal gewesen – doch er hatte es der Familie Kurita nicht zur Ehre angerechnet, daß sie die Gefühle vieler treuer Kämpfer mit Füßen trat, als der Sohn Hanse Davions vom Koordinator wie seinesgleichen behandelt wurde, der Erbe des „Schlächters“ neben der Wahrerin der Hausehre der Kuritafamilie hatte Platz nehmen dürfen. Doch Theodores Verrat war viel weiter gegangen, und hatte weit mehr verletzt als die Ehre einiger Traditionalisten. Er hatte den Kurs der Rache und der Rückeroberung aufgegeben, hatte sich zunehmend auf die Belange des Sternenbundes konzentriert, die Intrigen in den Nachbarreichen. Er hatte die Geisterbären, die noch immer zahlreiche Welten besetzt hielten, ehrenvoll behandelt, anstatt klarzumachen, daß es gegen sie nur den Krieg geben konnte – wenn nicht sofort, dann nach gründlicher Rüstung. Viele hatten ihm das nicht verzeihen können. Auch Anatoli hatte es nicht verstanden. Sah der Koordinator denn nicht, daß Krieg die einzige Lösung war? Die Bären würden sich niemals zurückziehen, denn sie waren in die geraubten Gebiete übergesiedelt. Wollte man zurückerobern, was einem gehörte, mußten sie vernichtet werden, nicht nur einfach auf dem Schlachtfeld geschlagen. Denn sie hatten die Schiffe hinter sich verbrannt und würden bis zum letzten kämpfen. Und sollte das Beispiel erst einmal Schule machen, stand zu befürchten, daß mehr und mehr Clans das eroberte Gebiet als ihr eigenes ansehen würden. Mit ihrer riesigen Militärmaschinerie würden sie in unmittelbarer Nähe bereitstehen, und früher oder später losschlagen. Bei weitem nicht alle Militärs waren bereit oder in der Lage, irgend etwas Positives an angeblichen „Bewahrer-Clans“ zu sehen, die mit noch größerer Dreistigkeit geraubtes Land als das ihre bezeichneten, als es die Nebelparder getan hatten, der schlimmste der „Kreuzritter-Clans“. Nein, es war klar gewesen, daß die abschreckende Wirkung der Vernichtung von Clan Nebelparder nicht genügt hatte. Es war unvermeidlich, daß erneut die Waffen sprachen, und diesmal Clan Geisterbär vernichtet wurde – vollständig. Die Gerüchte über die Aufstellung von Leibeigeneneinheiten hatten die Verbitterung noch angefacht. Wenn die Geisterbären solchen abscheulichen Verrat weckten, dann mußten sie zwangsläufig zerschmettert werden. Die Vorstellung, Soldaten des Kombinats könnten sich Gaijin-Feinden anschließen, um das Kombinat zu vernichten, war nicht nur für die Traditionalisten unerträglich.

Es waren solche Gedankengänge gewesen, die Anatoli Kenda schließlich dazu getrieben hatten, die Streitkräfte zu verlassen. Er konnte und wollte es nicht mit seiner Verpflichtung dem Kombinat gegenüber vereinen, einen Kurs zu stützen, der in den sicheren Untergang, die Demütigung, Versklavung und den Verrat zu führen schien. Er bereute seinen Entschluß nicht. Aber wenn er daran dachte, wie er das letzte Mal die Musterung seiner Kompanie durchgeführt hatte, den Männern und Frauen in die Augen geschaut, die unzählige Male mit ihm in die Schlacht gezogen waren, die Triumphe und Niederlagen mit ihm geteilt und seine Befehle stets prompt und voll Vertrauen in ihren Kommandeur ausgeführt hatten, dann spürte er ein Würgen im Hals. Nicht anders, wenn er sich den Augenblick ins Gedächtnis rief, an dem er das letzte Mal an der Flaggenhissung teilgenommen hatte. Vorbei. Vorbei für immer. Auch wenn viele seiner Untergebenen ihn begleiteten – wie er nicht mehr bereit, ihre Ehre gegenüber Theodore über ihre Pflicht gegenüber ihrer Heimat zu stellen – so brannte der Verlust.

Mit einem hydraulischen Quietschen hielt der Transporter am zentralen Flughafengebäude. In schneller Folge verließen die Passagiere das Fahrzeug und durchquerten die Sicherheitsschleuse, in der sie sich legitimieren mußten. Die Militärangehörigen wurden wesentlich höflicher und schneller abgefertigt, ein Gaijin hingegen mußte mit umfangreichen Überprüfungen rechnen. Mit einem letzten Gruß an seine Kameraden, die wie er recht verloren wirkten, trennte der ehemalige Tai-i sich vom Strom der Ankömmlinge. Er würde später mit ihnen Kontakt aufnehmen. Später, wenn er zu einem Entschluß gekommen war. Oder, wie er mit stummer Verbitterung sich selbst eingestand, wenn er anders die Untätigkeit nicht mehr würde ertragen können. Zeit seines Lebens war er Soldat gewesen. Was nun kommen sollte – das wußte er nicht.

Er wurde erwartet. Schweigend verneigte sich der alte Kuritaner von Anatoli. Inari Yashido hatte schon mit Shiro Kenda in einer Kompanie gedient, bis im Vierten Nachfolgekrieg sein Mech von einer Stuka zerstört worden war, was ihm das Hüftgelenk zerschmetterte. Anatolis Vater hatte seinen Kameraden, der als Sho-ko sein Stellvertreter gewesen war, in Dienst genommen. Er fungierte als Sekretär, Chauffeur und nahm eher eine Vertrauensposition ein, als daß er ein „Diener“ war. Anatoli erwiderte die Verbeugung im Respekt sowohl vor dem Alter als auch vor den Verdiensten des alten Soldaten. Dann folgte er ihm zum Wagen. Yashido trug, auch das Zeichen seiner besonderen Stellung, wie sein Herr eine schwere Armeepistole am Gürtel. Auch wenn er keinen Mech mehr führen konnte, so bewegte er sich doch alles andere als schwerfällig.

Keiner von beiden sprach. Anatoli hing immer noch seinen düsteren Gedanken nach, und Yashido behandelte das Oberhaupt der Kenda-Familie mit mehr Respekt, als dieser gefordert hätte. Das Anwesen der Kendas lag außerhalb der Hauptstadt, ein Ausdruck ihres Reichtums. Jahrelanger treuer Dienst und ein hoher Blutzoll waren honoriert worden, und Anatoli verfügte über ein nicht unbeträchtliches Vermögen. Da weder er noch ein anderer Angehöriger der Familie sonderlich verschwenderisch lebte – viele wurden „auf Staatskosten“ versorgt – gab es nur geringe Ausgaben, in erster Linie für den Unterhalt der weitläufigen Anlage. Beteiligungen an mehreren Rüstungsbetrieben und anderen Industrieanlagen hatten den Wohlstand noch vergrößert, dazu kamen einige Lehen in Form von Grundbesitz. An materieller Sicherheit, ja sogar der Möglichkeit zu Luxus, fehlte es gewiß nicht. Aber Anatoli Kenda war sich klar, das Müßiggang sicher nicht die richtige Antwort auf die bohrenden Fragen war, die ihn quälten.
02.01.2003 10:53 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
Cattaneo
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Schließlich passierte der Wagen die Tore des Anwesens. Er durchquerte eine weitläufige Gartenanlage und kam dann vor dem Hauptgebäude zu stehen. Kenda nickte dem Fahrer zu: „Ich bedanke mich für die gute und sichere Fahrt.“ „Arigato Tono. Eure Gemahlin befindet sich sicherlich in ihrem Arbeitszimmer.“ Dann schritt der Ex-Offizier mit ruhigen, zielstrebigen Schritten die Stufen hinauf und trat ein. Er hatte sich aus gutem Grund dafür entschieden, daß ihm kein besonderer Empfang bereitet wurde. Schon so fiel es ihm schwer genug.

Die Ehe Kendas galt, zumindest in Kreisen der gehobeneren Familien von Pesht, als mustergültig, aber auch ein wenig ungewöhnlich. Hitomi Sakai entstammte wie Anatoli einer angesehenen und verdienten Familie von Berufsmilitärs, die zumeist mittlere und höhere Offiziersposten in Luftwaffe und Mechtruppen stellte. Von ihrem Vater in den traditionellen Werten des Kombinats erzogen, war sie insofern ein Sonderfall gewesen, als das Militärische sie in weit stärkerem Maße interessierte, als es sich für eine gehorsame Tochter aus gutem Haus gehörte. Selbstverständlich war sie dazu bestimmt, einen Offizier zu heiraten, aber das Gebiet einer guten Frau war das Haus, nicht irgendwelche Dinge, die die „Arbeit“ ihres Mannes betrafen. Vermutlich hatte der Einfluß ihrer Brüder für dieses Interesse gesorgt, und die Erziehung war weit weniger streng als in vielen Familien, da ihr Vater oft lange Zeit nicht anwesend war. Dennoch war natürlich ein Eintritt in die Streitkräfte undenkbar gewesen – so etwas gehörte sich nicht, und Frauen hatten in den VSDK sowieso keinen leichten Stand. Ihr Vater hätte dem niemals zugestimmt. Dies hieß nicht, das sie verzärtelt wurde – zur Not mußte die Frau eines Samurai auch ihr Haus verteidigen können, und der Umgang mit Dolch und Pistole war selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich war aber auch, daß eine Militärkarriere nicht in Frage kam. Aber sie hatte die Erlaubnis erhalten, sich zumindest auf der theoretischen Ebene mit militärischen Dingen zu beschäftigen, und als sie alt genug war, war sie in ein militärhistorischen Institut eingetreten. Eine solche intellektuelle Ausbildung war zwar nicht unbedingt der Normalfall, aber noch akzeptabel. Sie war gerade 18 Jahre alt gewesen, mit ihrem Grundstudium fertig, als ihre Familie sie wieder von der Schule nahm. Inzwischen hatte ihr Vater mit Shiro Kenda die Ehe ihrer Kinder vereinbart, und die Familie erwartete von Hitomi, daß sie ihrer Pflicht nachkam. Als gut erzogene Tochter blieb ihr keine andere Möglichkeit, und eine Weigerung wäre ihr selber kaum in den Sinn gekommen. Glücklich war sie natürlich nicht. So wurde sie Anfang 3034 mit Anatoli Kenda verheiratet. Sicher kann man nicht sagen, daß sich die jungen Eheleute geliebt hätten. Sie waren sich vorher nur flüchtig begegnet, und so wie für Hitomi in erster Linie ihre Studien gezählt hatten, hatte sich Anatoli auf seine Aufgaben als Offizier konzentriert. Dennoch war es für beide undenkbar, gegen die Entscheidung ihrer Familienoberhäupter aufzubegehren. Ehen wurden mit Vernunft geschlossen, sie verbanden die hohen Familien miteinander, und so etwas verantwortungsvolles war nun einmal keine Sache, die man den jungen Leuten selber überlassen konnte. So hatte sich Hitomi schweren Herzens in ihr Schicksal gefügt.

Die Verantwortung und der Gehorsam gegenüber ihren Familien hatte die Ehe begründet. Und wenn es nicht der freie Wille des jungen Paares war – Anatoli war zu diesen Zeitpunkt 24, seine Frau sechs Jahre jünger – so band sie dieser Gehorsam doch aneinander. Auch wenn es keine Liebe war, so gegenseitige Achtung. Hitomi hatte zudem bemerkt, daß ihr Mann sie mit einigen mehr an Respekt behandelte, als es in den Familien der Kombinat-Samurai üblich war. Nicht, daß man die Ehefrauen wie Sklavinnen behandelt hätte. Doch allgemein hieß es, ihr Platz sei das häusliche, in anderen Dingen hätten sie ihrem Mann zu gehorchen. Der junge Chu-i hingegen verhielt sich seiner Frau gegenüber eher wie zu einer Gleichgestellten. Er ermutigte sie, ihr Studium wieder aufzunehmen, und ließ ihr den nötigen Freiraum, ihre Ausbildung zu vollenden. Ebenso kapselte er sie nicht von der Außenwelt ab. Im Laufe der Jahre war aus gegenseitiger Achtung und Respekt eine tiefe Zuneigung geworden. Anatoli hatte seiner Frau geholfen, ihre Laufbahn weiterzuverfolgen, und sie hatte versucht, ihm ebenso eine Hilfe zu sein. Schon früh hatte sie sich an den Alltag einer Soldatenfrau gewöhnen müssen – Abschied nehmen, ohne zu wissen, ob ihr Mann heil zurückkehren würde, oder ob er gar für immer im Felde blieb. Wenn er den Tod seines Vaters und seines älteren Bruders so gut verkraftete, dann auch mit ihrer Hilfe. Oft sahen sie sich über lange Monate nicht, aber beide hatten dieses Opfer ihrer Pflicht gegenüber klaglos erbracht.

Sie hatten zwei Kinder bekommen – einen Sohn, Toshiro, und eine Tochter, Miko. Beide dienten jetzt in den Streitkräften, die Tochter bei den Ryuken, der Sohn bei einem Pesht-Regiment. Hitomi hatte zwar selbst nicht Soldatin werden können, ihre Tochter aber hatte ihre Chance bekommen. Die Mutter hatte sich einen Namen mit mehreren Büchern und eine ganzen Anzahl von Aufsätzen gemacht, und gehörte in einigen Bereichen zu den Spitzenkräften der draconischen Militärhistoriker, daneben hatte sie auch einige populäre Bücher geschrieben.

So stand es also mit der Ehe von Anatoli Kenda. Nur wenige Offiziere hätten ihre Gewissenszweifel mit ihrer Frau teilen wollen oder können, doch der Tai-i hatte seiner Frau stets vertraut. Er wußte, daß sie ihre Heimat ebenso liebte wie er – wie sonst hätte sie ihre Kinder bereitwillig in die Streitkräfte eintreten lassen? Ein solches Verhältnis zueinander war in der draconischen Oberschicht trotz aller Reformen nicht unbedingt der Normalfall. Und deshalb galt die Ehe als sowohl glücklich und vorbildhaft – denn nicht der Schatten eines Skandals oder Zerwürfnis schwebte darüber - als auch ein wenig ungewöhnlich.

Hitomi Kenda befand sich wirklich in ihrem Arbeitszimmer. Die Wände waren mit hohen Bücherschränken verbaut, dazu kamen ein Holoprojektor, ein Computer und ein Schreibtisch. Die Werke, die sie selbst verfaßt hatte oder in denen Artikel aus ihrer Feder zu finden waren, nahmen einen nicht geringen Teil des Platzes ein. Eine besondere Position hatten die vier Bände ihrer Reihe „Die Todgeweihten. Die Geschichte der Kamikaze“ inne. Mit diesen Büchern hatte sie ihren Ruf als eine bedeutende Militärhistorikerin errungen. In jahrelanger Arbeit war ein Gesamtüberblick über Selbstmordkommandos des draconischen und japanischen Militärs entstanden, mit zahlreichen Anmerkungen zu ähnlichen Formationen und Phänomenen in anderen Armeen. Auf seinem Gebiet galt es als Meisterleistung. Dazu kamen einige Regimentsgeschichten und Kampagnebände. Viele Informationen hatte sie durch Hilfe ihre Mannes erhalten. Gegenwärtig arbeitete Hitomi an einem Werk über den Ronin-Krieg 3034 – 3035. Aus diesem Grund türmten sich Bücher und Ausdrucke auf ihrem Schreibtisch, während sie in einem handgebundenen Buch las. Die Seiten waren verschmutzt, teilweise von Blut getränkt und eingerissen. Vorsichtig wendete sie die Seiten und studierte die eilig zu Papier gebrachten Schriftzeichen, die das letzte seien mochten, was von einem Menschen geblieben waren. Obwohl Anatoli sich leise bewegte, spürte sie seine Gegenwart sofort. Ihr Gesicht zeigte kein Lächeln, als sie ihren Mann musterte – zu deutlich war die Verbitterung in seine Züge gegraben, zu gut kannte sie ihn, um zu verkennen, wie er sich fühlte. Sie verneigte sich tief, was erwidert wurde: „Ich grüße meinen Gemahl. Ich hoffe, er hatte einen guten Flug?“ Anatoli betrachtete sie einen Augenblick schweigend. Dann lächelte er traurig: „Über die Umstände der Reise kann man nichts Schlechtes sagen. Der Grund ist es, der weit weniger gut zu nennen ist.“ „Aber die Entscheidung war die richtige.“ „Sicher. Aber dennoch... All die Jahre, solange ich denken konnte, schien es mir sicher, daß ich in der Armee dienen würde. Mein Leben war darauf ausgerichtet. Das war es, was mir vorbestimmt war. Und nun – nun bin ich nicht mehr Soldat. Ich war nie etwas anderes, oder wollte es sein. Aber was tauge ich, der ich nichts anderes kannte und wollte, als meine Pflicht zu tun, im Ruhestand?“ Hitomi erwiderte seinen Blick voll Trauer. Auch ihr schmerzte seine Verbitterung. Denn sie kannte ihn gut, besser als sonst jemand unter den Lebenden, und wußte wie tief der Verlust ihn traf. „Ich bin sicher, mein Gatte wird wissen, was er zu tun hat. Es gibt auch andere Möglichkeiten, dem Kombinat zu dienen.“ Anatoli nickt langsam: „Ja. Aber noch bin ich mir darüber nicht klar geworden.“ Er zögerte: „Ich wollte meine Frau nur begrüßen. Nun, da ich Sie gesehen habe, will ich Sie nicht weiter bei ihrer Arbeit stören.“ „Was wollt Ihr nun tun?“ Der Tai-i schüttelte den Kopf: „Ich werde zum Schrein gehen, und nachdenken. Vielleicht finde ich dort eine Antwort...“ Doch gerade als er sich zum Gehen wenden wollte, lies ihn der Gesichtsausdruck seiner Frau zögern. „Auch wenn der Anlaß unseres Wiedersehens ein trauriger ist, mein Gemahl, erfüllt es mich mit Freude, dich“ sie wählte mit Bedacht die vertrauliche Anrede: „wiederzusehen.“ Einen Augenblick lang lächelten sie sich beide an, ohne Verbitterung und Trauer: „Das brauchst du mir nicht zu sagen, Chian“ flüsterte der ehemalige Offizier leise. Dann drehte er sich um und ging.

Die Schritte Anatolis waren ruhig, aber schnell. Er durchquerte die weitläufigen Gartenanlagen, die das Wohngebäude umgaben. Einige hundert Meter entfernt war auf einem kleinen Hügel ein Schrein errichtet worden – der Familienschrein der Kendas. Hier wurde ihrer gedacht und hier ruhten sie, wenn auch viele Gräber leer waren. Von manchem Körper war nichts mehr geblieben, das man hätte begraben können, andere waren in Feindeshand gefallen. Er betrat den Schrein, schritt an den Tafeln vorbei, die Heldentaten und Opfertod der Familienangehörigen verewigten. Vor dem Räucheraltar verneigte er sich tief, dann entzündete er selber etwas Räucherwerk. Er trug immer noch seine Uniform und die schwere Handfeuerwaffe, nur die Mütze hatte er abgelegt. Für sich selbst gestand er sich ein, daß dies eigentlich lächerlich war – so als weigere er sich, das Geschehene zu akzeptieren und hielte an etwas fest, das ihm unwiederbringlich entglitten war.

Langsam kniete er nieder. Ein anderer hätte vielleicht die Schönheit des Gartens oder die Details der Architektur des Schreins auf sich wirken lassen, um sich in sich selbst zu versenken – aber der Mystizismus, der sich im Kombinat großer Beliebtheit erfreute, war nie Anatolis Sache gewesen. Stattdessen ließ er seine Gedanken streifen, zurück in die Vergangenheit. Dort, so hoffte er, würde er Antwort finden. Er rief sich ins Gedächtnis, was man ihn gelehrt, was er gesehen und erfahren hatte.

Bild um Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf. Die brutalen Kämpfe, das Leid und die Freude, die er erlebt hatte, Tage des Triumphes und der Schande, der Glücks wie der Trauer. Lange saß er so, reglos wie eine Statue. Doch er fand nichts, was ihm weiterhelfen konnte. Schließlich, als es schon dunkelte, erhob er sich langsam. Ihm war es, als spüre er jede alte Narbe. Dennoch, er würde nicht aufgeben. Er spürte, daß es einen Weg geben mußte – und er würde ihn finden. Er würde zurückkehren, in die Welt der Toten und der Vergangenheit, bis seine Suche erfolgreich enden würde.
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Pesht, Anwesen der Familie Kenda, eine Woche später

Ruhig saß er da. Schon über eine Stunde verharrte er so – doch er wollte nicht riskieren, das ihm der Gedanke entglitt. Langsam nahmen zwei Szenen vor ihm Gestalt an. Es war lange her...

Der junge Offizier salutierte ehrerbietig vor dem höheren Dienstrang. Dann erst – nachdem der Form genüge getan war – umarmten sich die beiden Kuritaner. Shiro Kenda betrachtete seinen Sohn zufrieden. Nicht nur die neuen Rangabzeichen, auch die Orden kennzeichneten ihn als einen guten Soldaten, und die vier Verwundetenabzeichen machten klar, daß er sich die Auszeichnungen im Gefecht erworben hatte. „Du hast dich gut von deinen Verwundungen erholt, mein Sohn. Es freut mich, dich wieder bei der kämpfenden Truppe zu finden.“ „Danke, Vater! Auch ich bin glücklich, wieder zu meinen Kameraden zurückkehren zu können! Ich bin der vierten Kompanie zugeteilt wurden – neun Mechs und mein Wrack. Aber – ich freue mich, daß ich dich noch treffen konnte, bevor wir zu unserem nächsten Ziel aufbrechen.“ Shiro lächelte leicht: „Das ist nicht so ungewöhnlich, daß ein jungverheirateter Offizier es gar nicht erwarten kann, wieder an die Front zu kommen. Oder er kann es gar nicht erwarten, Urlaub zu haben...“ Das Grinsen des Offiziers wuchs in die Breite, als er bemerkte, daß seine Worte dem jungen Soldaten offenbar Verlegenheit bereiteten: „Na, ich werde mal nicht zu genau nachfragen – meistens bekommt man es sowieso früher oder später heraus...“ Doch dann wurde er unvermutet ernst: „Wie sind deine Erfahrungen aus den letzten Kämpfen?“ Anatoli verzog das Gesicht: „Sie kämpfen...gut. Manchmal müssen wir jeden einzelnen töten. Sie schießen, selbst wenn ihre Maschienen bewegungsunfähig sind, wenn sie brennen oder sie völlig eingekreist sind. Andererseits ist es nicht immer so.“ Im Gesicht des jungen Tai-i schien es zu arbeiten: „Wir sollten eine Kaserne stürmen. Eine Mechlanze sollte sie halten – die anderen Einheiten des Gegners waren anderswo beschäftigt. Wir rechneten mit fanatischem Widerstand, doch als wir anrückten, rührte sich nichts. Wir dachten, es wäre eine Falle. Schließlich, als sich nichts zeigte und auch unsere Sensoren nichts orteten, ging ich hin. Meine Maschine war am meisten beschädigt. Sie waren alle tot – die vier Mechpiloten und 8 Techs. Sie hatten Sepukko begangen. Der Chu-i hatte neben sich ein Schreiben, ,An die Lebenden‘. Er schrieb, er und seine Leute könnten es nicht verantworten, gegen ihre eigenen Landsleute zu kämpfen. Sie seien durch Eid ihrem Kriegsherren verpflichtet, und wollten ihren Schwur nicht entehren – aber auch nicht zu Mördern an Landsleuten werden. Sie wählten den Tod, um ihre Reinheit zu beweisen. Mit ihrem Tod verhinderten sie, daß irgend jemand sie dazu zwang, Pflicht und Ehre, die sie sowohl dem Koordinator als auch dem Kriegsherren gegenüber empfanden, zu beschmutzen. Sie hatten keinen Eid gebrochen...“ „Narren!“ Shiro Kendas Gesicht war dunkel vor Zorn. Überrascht starrte Anatoli seinen Vater an. „Begreifst du nicht? Indem sie ihre Ehre retteten, traten sie gleichzeitig ihre Pflicht mit Füßen! Ein Krieger soll nicht sterben, er soll kämpfen! ,Das Leben ist leicht wie eine Feder, die Pflicht ist so schwer wie ein Berg‘! Wenn ein Krieger den Freitod wählt, anstatt sich zu entscheiden, handelt er wahrlich feige! Denn er stiehlt sich aus der Verantwortung! Er ist an den Waffen ausgebildet – und die hat er zu führen, für das Kombinat! Wenn er einsieht, daß er falsch handelt, dann MUß er sich darüber klarwerden, was seine Pflicht von ihm verlangt! ,Die Pflicht endet erst, wenn das Leben endet‘, und ein Feigling, der selber seinem Leben ein Ende setzt! Denn damit läuft er weg!“ Der Offizier starrte seinen Sohn an: „Vergiß es niemals, Anatoli, NIEMALS! Deine Pflicht gilt dem Kombinat! Immer und zu jeder Stunde! Und nie darf deine persönliche Ehre, darf persönliche Schwäche oder eigene Wünsche dem zuwiderlaufen! Der Tod, der Freitod, ist keine Entscheidung – er ist die Angst, eine Wahl zu treffen, die möglicherweise Schande bringt! Aber die Ehre wiegt leichter als die Pflicht! Denn deine Ehre gilt dir selbst und deinem Herren. Ihr beide werdet sterben, werdet vergehen. Deine Pflicht aber gilt zuerst dem Kombinat. Und das ist ewig!“

Der Sho-sho nickte dem jungen Tai-i zu. „Ich sehe, Kenda, Sie sind bereit zum Abflug. Ich bin sicher, Sie werden ihre Sache gut machen.“ Der verneigte sich: „Ich danke dem Sho-sho. Auch dafür, daß er sich gewiß für meinen Einsatz auf diesem Verantwortungsposten ausgesprochen hat.“ Kevlavic lächelte dünn: „Sie kommen nach ihrem Vater. Passen Sie auf, daß Sie nicht zu scharfsinnig werden, das kann einer Karriere nur hinderlich sein.“ Einen Augenblick mochte sich Valdis Kevlavic an Shiro Kenda erinnern, seinen alten Freund. Dann war er wieder im Heute: „Aber passen Sie auf, Anatoli! Bevor Sie in den Einsatz gehen, möcht ich Ihnen ein paar Ratschläge auf den Weg geben. Sie mögen davon ausgehen, der Einsatz würde leicht. Immerhin handelt es sich nur um ein halbes Dutzend Rebellenmechs und ein paar tausend dürftig bewaffnete Infanteristen gegen vier kombinierte Brigaden plus etliche Milizregimenter. Schlagen Sie sich das gleich aus dem Kopf! Ich selber habe nicht anders gedacht, als ich als Kommandeur eines ganzen Mechregiments zusammen mit unzähligen anderen Einheiten ein paar abgerissene Banditen ausräuchern sollte – die höchstens vier, fünf Lanzen Mechs, die meisten leicht oder Agro-Typen, zur Verfügung hatten! Wer waren die schon – ihre Anführer ein paar ignorante Intellektuelle, bornierte Farmer und als Krönung ein halbwüchsiger, grünschnäbliger Söldner. Wir waren unserer Sache so sicher. Am Ende kostete diese Selbstsicherheit dem Kombinat den Planeten, Dutzende Mechs und Tausende an Toten – und mich meinen Arm. Die Guerillas, besonders ihr Söldnerfreund, hatten gelernt, wie man so einen Krieg zu führen hatte. Sie haben zugeschlagen, wo wir schwach waren, und sich wieder zurückgezogen. Und so stark wir auch waren – wir konnten nicht den ganzen Planeten kontrollieren. Ein Guerilla entscheidet selbst, wo und wann er losschlägt. Er wählt sein Opfer mit Bedacht und bewegt sich ungesehen. Wenn er zuschlägt, dann aus dem Hinterhalt – und sofort ist er wieder verschwunden! Ich sage es Ihnen, auch wenn die Geschichtsbücher behaupten, wir hätten Verthandi nur durch das Eingreifen der Lyraner verloren, in Wahrheit standen wir schon vorher mit dem Rücken zur Wand! Ein Sieg wäre nur noch durch ein Meer von Blut möglich gewesen, weit mehr, als unsere Führer zahlen konnten und wollten. Ein paar Söldner und Rebellenpack hatte uns geschlagen! Vergessen Sie das nicht! Der Gegner im Urwald ist weit gefährlicher, als seine Zahl vermuten läßt. Mag er auch schwach sein – wenn er den Krieg mit Geschick führt, dann ist ihm kaum beizukommen. Denn um einen guten Guerillero zu fassen, braucht man mindestens zehn eigene Soldaten. Und so viele Männer kann eine Armee selten entbehren! Denken Sie daran – und machen Sie es besser als ich.“

Ja, seine Pflicht stand fest. Auch wenn seine Ehre es erforderte, sein Gewissen ließ es nicht zu, daß er tatenlos verharrte. Er mußte sich offen gegen die Politik des Mannes stellen, dem er Jahrzehnte treu gedient, den er verehrt hatte. Und er wußte auch, auf welche Weise er vorgehen würde. Im Rücken des Feindes würde er losschlagen. Dort, wo dieser keinen Angriff erwartete. Anatoli wußte, daß es auf den besetzten Welten Widerstandszellen gab, doch seit der Anerkennung des Bären-Dominiums hatten sie keine Hilfe mehr erhalten. Nun, das würde sich ändern. Er würde ihnen neuen Mut geben, ihnen helfen, sich zu organisieren. Und wenn er Erfolg haben würde, vielleicht würde das Kombinat erkennen, welcher Weg zum Sieg führte. Auf jeden Fall würde er den selbstzufriedenen Besatzern ihre Überheblichkeit austreiben. Mit energischen Schritten, das erste Mal seit langer Zeit nicht mehr von Zweifeln geplagt, mit einem festen Entschluß, verließ er den Schrein. Sein Weg stand fest.

Im Zimmer seiner Frau hatte sich wenig geändert. Der einzige Unterschied war, daß sie momentan mit zusammengekniffenen Augen eine Gefechtsaufzeichnung ablaufen ließ, die sie immer wieder unterbrach, um mit ein paar Tastendrücken eine vereinfachte Karte der Schlacht zu entwerfen. Dutzende von Kartenausdrucken zeigten die Auseinandersetzung von verschiedenen Blickwinkeln, in einer Generalkarte wurde alles zusammengetragen. Sie spürte sofort die Veränderung, die in ihrem Mann vorgegangen war.
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„Du hast eine Entscheidung getroffen.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Anatoli nickte. Er wirkte keineswegs euphorisch, aber entschlossen. Mit knappen Worten erklärte er ihr seine Überlegungen. „Ich weiß, das bedeutet auch Opfer. Gerade von deiner Seite. Ich werde einen Großteil des Familienbesitzes dafür verwenden – soviel, wie gerade noch möglich ist, ohne das jemand Verdacht schöpft. Ich werde mit meinen alten Kameraden vom Regiment sprechen, die ebenfalls ausgetreten sind, und mit einigen Kriegern im Ruhestand. Wenn die kami es wollen, werden wir eine kampfbereite Einheit aufstellen können.“ Hitomi schwieg einen Augenblick. Dann, mit leiser Stimme, entgegnete sie: „Meinst du wirklich, ich würde es scheuen, alles an Geld und Gut zu opfern, was ich besitze?“ „Iie. Nein, sicher nicht.“ Anatoli wich dem Blick seiner Frau aus. „Ja, das bedeutet, daß ich zum Ronin werde. Zu einem Ausgestoßenen. Ich stelle mich gegen den Koordinator. Man wird mich als Verräter schmähen, und allen, die mir helfen, wird es ähnlich ergehen. Aber ich kann nicht anders. Ich kann nicht zusehen, wie Theodore alles verrät, was seine Vorfahren ihm hinterlassen haben, wie er das Kombinat weiter in den Untergang führt.“ Ihre Stimme zitterte nicht: „Wirst du unsere Kinder mit dir nehmen? Und... darf ich dich begleiten?“ Mühsam zwang er sich, Hitmoi in die Augen zu sehen: „Nein. Unsere Kinder müssen ihre Entscheidung selber treffen. Würde ich sie fragen, würden sie sofort kommen. Aber in erster Linie, weil ich ihr Vater bin, und sie mir vertrauen. Ich selbst habe Monate gebraucht – vielleicht Jahre – bis ich mich entschlossen habe. Sie werden sich selbst entscheiden müssen, eines Tages. Und ich wage nicht, sie zu mir zu bitten. Die ISA ist wachsam, und es könnte Verdacht erwecken, wenn ich versuche, außerhalb von Pesht Hilfe zu suchen. Und was meine Frau angeht – so bitte ich Sie, hierzubleiben.“ „Warum? Weil der Tai-i glaubt, eine Frau sei es nicht wert, dasselbe Opfer zu bringen? Daß sie ihre Heimat weniger lieben würde?“ Er spürte ihren Zorn, aber auch die Verletzung, die ihr die Zurückweisung zufügte. „Nein! Nein, das ist es nicht. Es wäre nicht nur grausam, es wäre dumm, würde ich so denken. Ich weiß, das du nicht weniger bereit bist, dein Leben zu geben, als irgendein Soldat oder Offizier. Aber ich meine, dies ist nicht dein Weg. Du bist nicht als Soldatin ausgebildet. Wir alle dienen dem Kombinat, aber auf verschiedenen Wegen. Du hast mit deiner Arbeit schon viel getan. Ich bin sicher, dein Schaffen wird auch weiterhin von großer Bedeutung sein. Du kannst erinnern an das, was vergessen ist. Du kannst vieles sagen – wenn nicht direkt, dann verschlüsselt – was andere nicht sagen dürfen“ Langsam trat er zu einem der Fotos, die in den Regalen ihren Platz gefunden hatten. Es zeigte zwölf Soldaten – alle vielleicht fünfzehn, höchstens sechzehn Jahre alt - die in einer Reihe angetreten waren. Jeder trug eine weißes Stirnband mit der roten Sonne. Ihre Gesichter waren ernst, entschlossen. Hinter ihnen war ein Sammelsurium von propellergetriebenen Flugzeugen aufgereiht. „Ich glaube, die Mütter dieser Krieger waren nicht weniger tapfer als ihre Söhne, auch wenn sie nicht in den Flug ohne Wiederkehr starteten. Aber sie waren bereit, ihre Kinder ziehen zu lassen – so, wie sie sie erzogen hatten. Ich glaube, du wirst hier noch gebraucht werden. Im Kampf würdest du dein Bestes tun, aber dort wärst du nur eine unter vielen. Hier, hier kannst du vollbringen, was nur wenige können. Die Wahrheit bewahren. Die Wahrheit, warum wir keinen anderen Weg sahen. Und außerdem“ er flüsterte jetzt: „außerdem würde es mir alles leichter machen.“ Sie wußte, was er meinte. ,Alles‘ bedeutete, er würde es leichter haben, zu kämpfen, und auch zu sterben, wenn er wußte, daß sie hier war. Sie kannte die Erfolgsaussichten seines Planes. Es hatte Fälle gegeben, in denen solche Feldzüge zum Erfolg geführt hatten. Aber oft, sehr oft, waren am Ende die Guerillas zu Tode gehetzt worden. Und ihr war klar, daß er dies ebenfalls wußte. Dennoch wollte sie ihm nicht widersprechen. Sie teilte seine Ansichten. Wie er lebte sie für das Kombinat, wie er sah sie den verderblichen Kurs, den der Koordinator im Augenblick steuerte. Wie er war sie dazu erzogen worden, daß das Leben ein Geschenk war, das immer in den Dienst für der Heimat zu stellen war. Und wenn es erforderlich war, mußte man es ebenso bereitwillig aufgeben, wie man es empfangen hatte. Langsam nickte sie: „Ich werde dem Wunsch meines Gatten entsprechen. Ich werde bleiben.“ Sie sprach es nicht aus, aber sie beide wußten, was hätte hinzugefügt werden können: „Ich werde leben.“ Vorsichtig schloß Anatoli Kenda seine Frau in die Arme, die sich an ihn schmiegte. So standen sie schweigend da. Beide hatten ihre Entscheidung getroffen – ungeachtet dessen, was dies kosten würde...

Pesht, fünf Wochen darauf, Lokal „Chrysantheme“ (Vergnügungsviertel der Hauptstadt)

„Unmöglich. Nicht in der Zeit.“ Die Stimme von Shidzue Hirai war ruhig und emotionslos, genauso wie ihr Gesicht. Bei einer Vertreterin einer anderen Organisation hätte Anatoli in ihren Worten wohl den Versuch gesehen, den Preis in die Höhe zu treiben. Aber die Yakuza galt im allgemeinen als zuverlässig. Und wenn ein Yakuzavertreter etwas für unmöglich hielt, war es auch nicht zu machen. „Welchen Zeitrahmen halten Sie für angemessen? Ich habe nicht ewig Zeit. Und ich biete einen guten Preis.“ Selbst diese Erinnerung an das lohnenden Geschäft brachte die Frau nicht aus der Ruhe. Wenn es eine Frau geschafft hatte, zum Wakagashira aufzusteigen, und nicht nur in einem beliebigen Gumi, sondern in einem wichtigen Rengo, dann mußte sie Nerven aus Panzerstahl haben – und einen Verstand mit der Schärfe eines Skalpells. Nun, Shidzue war Wakagashira im Kazama-Rengo, der einen erheblichen Teil des Distrikts Pesht unter mehr oder minder direkter Kontrolle hatte. Und sie wußte, ihr potentieller Kunde konnte niemanden finden, der ihm vergleichbare Qualität in adäquater Zeit liefern konnte. Wenn der Militär das Geschäft machen wollte, und es eilig hatte, mußte er mit ihr verhandeln. Freilich währe es auch nicht angebracht gewesen, daraus Vorteil zu ziehen. Zumindest in erpresserischer Art und Weise, oder gar auf eigene Kosten. In vielerlei Hinsicht folgten die Verbrecher des Kombinats einem Ehrenkodex, der noch komplexer und unnachgiebiger war als der Bushido der Samurai.
„Hören Sie, Kenda-san. Sie wollen acht Mechs, und zwar alles moderne Maschinen, und keineswegs nur leichtes Material. Dazu eine Passage für eine komplette Kompanie über eine ganze Kette von Sprungpunkten. Und das alles streng geheim. Wenn es nur um die anderen Posten – die Ersatzteile, Munition, Kleinwaffen und ähnliches – ginge, darüber ließe sich schneller reden. Aber DAS – das ist nicht von jetzt auf gleich zu erledigen, das braucht seine Zeit.“ Anatoli lehnte sich zurück. Nun, er hätte es wissen müssen. Bisher war auch alles zu glatt gegangen.

Er hatte mit seinen alten Kameraden Kontakt aufgenommen. Er hatte mit jedem einzelnen von ihnen gesprochen, und sie hatten sich ihm angeschlossen. Mehr noch, er hatte zu den sieben Pesht-Soldaten noch vier weitere – zwei Angehörige anderer Einheiten und zwei pensionierte Krieger – „rekrutieren“ können. Dazu die Techs und die Infanterie, die mit ihm ausgetreten war, und auch dort noch einige andere. Er war sehr vorsichtig gewesen, und hatte eine Menge Leute, denen er nicht voll vertraute, lieber nicht angesprochen. Jetzt hatte er 11 Mechkrieger, drei Dutzend Infanteristen, an die 20 Techs, ein paar Medhelfer und einen Arzt und noch ein paar Leute unter seinem Kommando. Gleichzeitig hatte er einige Finanztransaktionen vorgenommen, die scheinbar darauf hindeuteten, daß er von Landbesitz in Industriebeteiligungen uminvestieren wollte. In Wahrheit waren diese Umschichtungen zur Deckung umfangreicher Kredite erfolgt. Sobald er aufbrach, würden die „Gläubiger“ – er wußte sehr wohl, daß er auch hier Geschäfte mit der Yakuza (zu halbwegs vernünftigen Provisionen) machte, und das Syndikat doppelt verdiente – die Beteiligungen zu Geld machen. Einen Teil seines Vermögens hatte er auf seine Frau und seine Kinder überschreiben lassen – es würde in ihrem Sinne verwaltet werden, und würde so zumindest zum Teil eines Beschlagnahmung entgehen. Was er für sein Vorhaben verwenden konnte, hatte er eingesetzt, mehr wäre langsam riskant geworden. Es hatte ihn einige Mühe und Zeit gekostet, die nötigen Kontakte zu knüpfen, aber er würde den Faden nicht abreißen lassen.

„Nun gut. Welchen Zeitrahmen würden Sie für angemessen halten?“ Shidzue überlegte: „Ich kann ohne Rücksprache nichts versichern. Sie können mich in einer Woche wieder treffen. Besuchen Sie diesmal das Lokal ,Hayabusa‘. Man wird Sie zu mir führen.“ Anatoli nickte. Er wollte seinen Plan möglichst schnell in die Tat umsetzen – aber er würde keineswegs die Bemühungen durch Hast gefährden. Auch wenn es noch etwas dauern würde – sein Schlag sollte gut vorbereitet sein.

Pesht, die folgende Woche, Lokal „Hayabusa“

„Wir sind uns also einig. Bezahlung Hälfte jetzt – in bar und Garantien - , die andere bei Lieferung“. Anatoli nickte knapp. Es fiel ihm nicht leicht, sich noch ein gutes halbes Jahr zu gedulden. Aber ihm war auch klar, daß selbst die Yakuza wirklich modernes und schweres Gerät nur in begrenztem Ausmaß zur Verfügung hatte. Und ihre Schiffskapazitäten waren begrenzt, denn die üblichen Schmuggler reichten hier nicht aus. „Wie kann ich mit ihnen Kontakt aufnehmen, um zu erfahren, ob es Probleme gibt, oder Änderungen nötig sind?“ Shidzue lächelt spröde: „Gar nicht. Wir werden mit Ihnen Kontakt aufnehmen, sollte es nötig sein.“ Mit diesen Worten stand sie auf, verneigte sich – wohlweislich verneigte der Offizier sich noch tiefer – und ging. Anatoli blieb sitzen und nippte von Zeit zu Zeit an der Sakeschale, die vor ihm stand. Erst geraume Zeit später machte er sich ebenfalls auf den Weg. Während er sich im gemächlichen Tempo vom Lokal entfernte, prüfte er aufmerksam die Umgebung. Seine Hand war nicht in der Nähe der schweren Autopistole – scheinbar bot er das Bild eines sorglosen Spaziergängers (soweit es so etwas in diesem Viertel gab). Aber er hatte eine kleine Laserpistole griffbereit. Nicht, daß ein Raubüberfall zu befürchten war. Die Yakuza sorgte für Ordnung, ebenso gründlich wie unerbittlich. Aber gelegentlich gab es interne Auseinandersetzungen, und er wollte nicht in einen Kleinkrieg eines der lokalen Ableger der Organisation geraten. Schließlich hatte er den Punkt erreicht, wo sein Wagen auf ihn wartete. Er war sich sicher, daß ihm niemand gefolgt war, außer, es wären wirklich meisterhafte Spione gewesen. Schweigend bedeutete er Inaro Yashido, das Fahrzeug in Bewegung zu setzen. Die Maschine beschleunigte.

Anatoli überprüfte noch einmal seine Pläne. Bisher schien alles zu klappen. Dennoch – irgend etwas beunruhigte ihn. Einen Augenblick dachte er nach, dann beugte er sich vor: „Warum fahren wir diesen...“ Weiter kam er nicht. Mit aufheulendem Motor schoß der Wagen um eine Ecke. Für einen Augenblick würde Anatoli zur Seite geschleudert, doch er fing sich sofort. Blitzartig riß er die Waffe heraus und beugte sich vor. In diesem Moment stoppte das Fahrzeug abrupt, und er wurde nach vorne geschleudert. Nur der Gurt und seine Reflexe retten ihn vor einer ernsthafteren Verletzung. Brutal zerrte er den Kopf des Fahrers nach hinten und preßte ihm die Mündung der Pistole an den Kopf. Yashido regte sich nicht: „Steigen Sie aus. Sie werden erwartet.“ Sein Herr zögerte. Wut und Überraschung ließen ihn schwanken. Er konnte jetzt gut das halbe Dutzend Männer erkennen, die sich vor dem Auto formiert hatten. Und ihm war klar, daß es auch nach hinten kein Ausweg war. Er hatte seinem Fahrer vertraut und war nun in die Falle gegangen. Doch schließlich senkte er die Waffe. Yashido zu erschießen würde auch nichts bringen – zumal er nicht wußte, wer auf ihn wartete. Er rechnete mit dem Schlimmsten. Langsam stieg er aus.
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Es waren fünf. Vier trugen enganliegende schwarze Anzüge – eindeutig mit Camouflageeingenschaften – und schallgedämpfte Mpi’s. Der fünfte hingegen war eher unauffällig gekleidet und anscheinend unbewaffnet. Im Halbdunkel war er nicht genau zu erkennen, aber er kam Anatoli vage vertraut vor. Die Bewaffneten hatten ihre Waffen gesenkt – allerdings so, daß man sie schnell hochreißen konnte. Vorsichtig trat der Offizier näher. War es möglich... „Ich habe ihnen doch gesagt, daß wir uns eines Tages wiedersehen, Tai-i Kenda.“

Aoyama, ISA-Offizier Saru Aoyama, grinste. Der Tai-i hatte gute Nerven. Er ließ sich nicht im geringsten anmerken, wie sehr das Auftauchen eines ISA-Teams ein Schock für ihn seien mußte. „Dürfte ich fragen, was der Sinn dieses... Schauspiels ist? Wenn Sie mit mir sprechen wollten, hätten Sie nicht meinen Fahrer bestechen müssen – oder haben Sie ihn erpreßt? Sie hatten schon immer einen komischen Sinn für Humor, aber diesmal kann ich wirklich nichts lustiges an der Situation finden.“ „Oh, es gibt schon Gründe, warum ich diese etwas melodramatische Art der Kontaktaufnahme gewählt habe. Und ich muß sagen, ihr Mut imponiert mir. Nicht jeder, der eine Privatarmee aufstellen will, um der Politik des Kombinats in den Rücken zu fallen, und zu diesem Zweck mit Schwerverbrechern verhandelt, sieht einer Begegnung mit der ISA so ruhig entgegen. Meines Respekt, Tai-i. Ihr Fahrer hilft uns übrigens freiwillig.“ Anatoli drehte sich halb um. Yashido war inzwischen ebenfalls ausgestiegen: „Verräter!“ spie er ihm entgegen. Der blieb ruhig: „Sie haben selbst immer gesagt, die Ehre zum Kombinat wäre mehr Wert als die Ehre zu seinem Herren.“ „Nun gut.“ Kenda wandte sich an Aoyama: „Wollen Sie mich gleich hier erschießen, oder mich vorher foltern lassen. Ich fürchte, von mir werden Sie nichts erfahren.“ „Wir wissen genug.“ Aoyamas Lächeln wurde breiter: „Genug, um Ihnen kein Haar zu krümmen. Schließlich stehen wir auf ihrer Seite. Darf ich mich vorstellen: Saru Aoyama, ISA-Chu-sa. Daneben“ er schien den Augenblick auszukosten „Angehöriger des Schwarzen Drachen. Und ich würde niemals die Hand gegen jemanden erheben, der wie ich das Kombinat retten will vor einer Politik, die sein sicherer Untergang wäre.“ Erst jetzt schien Anatoli wirklich verblüfft: „SIE? Beim Schwarzen Drachen? Sie haben doch die Säuberungen überstanden, und selbst ein halbes Dutzend ,subversive Elemente‘ aufgespürt!“ „Allerdings. Aber das war damals. Als Der Drache versuchte, den Koordinator wegen seiner Reformen und der dummen Geschichte mit Omi Kurita umzubringen. Damals haben auch Sie noch auf Theodore geschworen. Später.... Nun, nach dem ,Frieden‘ mit den Geisterbären habe ich erkannt, wie falsch ich gehandelt hatte. Und ich habe erkannt, das der Schwarze Drache nicht – oder nicht mehr – eine Bande reaktionärer Adliger ist, die sich an das Vorgestern klammern. Die Organisation hat sich gewandelt. Wir geben jetzt nicht selten den Ton an. Alle jene, die einstmals den Reformen zustimmten – und die der Koordinator verraten hat!“ „Und das soll ich Ihnen glauben!“ Aoyama zuckte mit den Schultern: „Mir vielleicht nicht. Aber ich habe hier etwas, das Sie überzeugen wird. Kommen Sie mit.“ Anatoli schwankte. Sollte er sich weigern? Einen Fluchtversuch wagen? Aber wenn der ISA-Mann ihn hätte haben wollen, hätte er es viel einfacher haben können. Also folgte er ihm. Er registrierte, daß die Bewaffneten zurückblieben. Der Weg führte in ein kleines Gebäude. Einige Treppen hoch, dann durch mehrere Zimmer. Schließlich blieb Aoyama vor einer einfachen Tür stehen. Er öffnete Sie und nickte Kenda zu. „Sie werden erwartet.“ Dieser trat langsam ein. Der Raum war im Halbdunkel, doch er hatte keine Probleme, die Gestalt zu erkennen, die ihn erwartete. Und, sie zu identifizieren. „IHR?“

Aoyama begleitete Anatoli zurück zum Wagen. „Ich nehme an, jetzt haben Sie keine Zweifel mehr.“ „Nein.“ „Nun gut. Ihre Aufgabe kennen Sie. Sie werden weiterhin mit ihrem Plan fortfahren – bloß der Zielplanet ändert sich ein wenig. Sie verstehen sicherlich, daß wir Ihnen keine genauen Informationen über die eingesetzten Truppen, den Zeitpunkt und den Ort geben können. Nicht, daß wir Ihnen nicht vertrauen würden – aber Sie kennen die Methoden der ISA. Sie dürfen auf keinen Fall in die Hände eines Verhörteams fallen. Schon jetzt wissen Sie viel.“ „Ich verstehe. Ich werde meine Pflicht tun.“ „Würden wir daran zweifeln, hätten wie Sie nie angesprochen. Sie machen weiter, so schnell es geht. Sobald die Sache konkret wird, erhalten Sie Meldung. Ich werde mich mit ihnen in Verbindung setzen. Codewort ,Hayate‘.“ „Ich bedaure bloß, daß ich nicht bei der ersten Welle dabei bin.“ „Ich hätte Sie auch gerne dabei. Wir können Soldaten wie Sie und ihre Männer immer brauchen. Aber unsere eigenen Ressourcen sind für die Operation bereits angespannt genug. Aber ich werde aufpassen, daß kein ISA-Schnüffler aufmerksam wird.“ „Außer Ihnen, meinen Sie.“ Aoyama grinste: „Hai. Übrigens – seien Sie nicht so wütend auf ihren Fahrer. Er gehört schon seit anderthalb Jahren zu uns – kurz nach Theodores Kurswechsel. Von ihm wissen wir überhaupt erst von ihrem Plan. Sehen Sie es so – er hat Ihnen die Möglichkeit gegeben, an dem Schlag teilzunehmen, der das Kombinat rettet. Wenn die erste Welle die Ziele gesichert hat, wird es an ihnen – und anderen wie Ihnen – liegen, die Verluste zu ersetzen, und uns unangreifbar zu machen.“ Yashido erwartete die beiden: „Ist der Tono immer noch erzürnt?“ „Iie. Höchstens verstimmt, daß du zu mir nicht mehr Vertrauen hattest. Du hast früher als ich erkannt, was zu tun war. Reden wir nicht mehr davon.“ Er salutierte vor Aoyama: „Für den Drachen!“

Langsam begann Anatolis Einheit Gestalt anzunehmen. Es gab keine geheimen Treffen – das wäre zu gefährlich gewesen. Aber Stück für Stück gab die Yakuza die Bestätigung, daß die notwendigen „Güter“ eingetroffen waren. Zuerst kamen natürlich der Kleinkram. Handfeuer- und Unterstützungswaffen, Panzeranzüge, Medikamente, Proviant, Uniformen, Verbands- und Werkzeug, dann auch Ersatzteile für Mechs und Munition, Panzerplatten und was ansonsten noch notwendig war. Und es kam die feste Zusage, daß ein Merchant-Sprungschiff, die „Kagoshima Maru“ zum fraglichen Zeitpunkt bereitstehen würde. Anatoli mußte sich immer wieder zur Geduld zwingen. Früher oder später, so fürchtete er, würden die Finanztransaktionen auffallen. Ohne Aoyamas anonyme Hilfe wäre dies wohl vielleicht schon geschehen. Er konnte den Fortgang nicht beschleunigen – die Yakuza ließ sich nicht in ihre Angelegenheit hineinreden. Außerdem muste er den Zeitplan im Auge behalten. Er hatte zumindest kurz Kapitän Sazumi kennengelernt, den Kapitän des Sprungschiffes, und er hatte für das Landungsschiff eine Crew gestellt bekommen. Sie waren auf Yakuza-Schiffen eingetroffen – ob sie zum Syndikat oder zum Schwarzen Drachen gehörten, wußte er nicht, aber sie hatten die Sicherheitsüberprüfung bestanden. Mit einer gewisser Ironie dachte er daran daß, sollte Theodore seinen Kurs auf einmal ändern, oder sonst etwas Einschneidendes passieren, er vermutlich nicht mehr in der Lage wäre, seinen Plan zu modifizieren. Große Teile des Familienvermögens waren bereits in das Projekt geflossen – was bleiben würde, war vergleichsweise gering. Es würde allerdings seiner Frau und seinen Kindern ein akzeptables Leben ermöglichen. Die Tage der Kendas als Großgrundbesitzer oder Großaktionäre aber würden fürs erste vorbei sein. Nun – wenn der Plan Erfolg hatte, wäre das ein geringer Preis gewesen. Und wenn nicht, brauchte er das Geld sowieso nicht mehr. Als er schließlich erfuhr, um welches Ziel es sich handelte und wie die Aktion ablaufen sollte (zu diesem Zeitpunkt waren die Truppen bereits auf dem Weg), spürte er das erste Mal seit zwei Jahren wieder Stolz und Hoffnung. Vier Regimenter, unterstützt von einem Zerstörer! Der Drache würde mit einem Schlag mehr zurückerobern als seine Ehre – seine Zukunft! Mit diesem Schlag konnte man die Bären hart treffen. Und wenn erst der Anfang gemacht war, dann blieb Theodore nichts anderes, als nachzuziehen. Seine törichten Aktionen gegenüber dem Vereinigten Commonwealth würden zurückstehen müssen, und er würde gezwungen sein, seiner wahren Bestimmung gerecht zu werden: Das Kombinat zu schützen und seine Feinde zu vernichten. Besonders einen solch tödlichen Feind wie die Geisterbären. Und an seinen Soldaten würde es sein, den Vorstoß der Rächer abzusichern, ihnen Rückhalt zu geben. Andere hätten vielleicht die geringe Ehre gekränkt, bloße Verstärkung zu sein. Aber Anatoli Kenda wußte, daß mit der Eroberung Alshains die Kämpfe noch lange nicht vorüber seien würden. Er und seine Soldaten würden genug Gelegenheit bekommen, ihre Pflicht zu tun.
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Pesht, 3. November, Anwesen der Familie Kenda

Sicher war sein Schlaf unruhig gewesen. Er wußte, daß der entscheidende Augenblick nahe war, nur noch ein letzter Befehl fehlte. Er hatte sich dazu zwingen müssen, die Augen zu schließen – und seine Sinne waren stets angespannt geblieben. Deshalb wohl, und weil es genau das war, worauf er wartete, erwachte er schon beim ersten Signalton der Fernsprechanlage. Lautlos, um seine Frau nicht zu wecken, begab er sich in den Nachbarraum. Die Zahlenkombination sagte ihm genug. Zwei Handgriffe schalteten den Codierer/ Decodierer ein, der das Gespräch für jeden ungebetenen Mithörer zu einem unverständlichen Kauderwelsch entstellen würde. „Kenda.“ „Hien.“ Das Codewort, das in kurzen Abständen gewechselt worden war, war korrekt. Dennoch zögerte Anatoli einen Augenblick. Selbst über den Verzerrer spürte er einen fremden Unterton in der Stimme. Es war Aoyama – aber irgend etwas stimmte nicht. Mühsam kämpfte er das Gefühl nieder, das ihm sagte, etwas schreckliches sei geschehen. „Ich höre.“ „Es ist aus. Die Rächer sind vernichtet. Wir sind gescheitert.“ „WAS!“ Anatolis Stimme war ein kaum hörbares, fassungsloses Flüstern. „Wie konnte...“ „Verrat. Verrat und falsche Aufklärungsergebnisse. Die 11. Rächer sind gar nicht gekommen. Sie würden in ein Gefecht mit den Novakatzen verwickelt und schwer angeschlagen. Damit dürfte wohl klar sein, daß diese ,Freunde‘ Theodores Lakaien sind. Die anderen Regimenter wurden vernichtet. Über Alshain wimmelte es nur so von Clanschiffen und Jägern, auf dem Boden von feindlichen Mechs. Mit nur drei Vierteln ihrer Kräfte hatten sie keine Chance. Ich weiß nicht, ob jemand entkommen ist. Die Bären haben dazu unverzüglich angefangen, auf breiter Front anzugreifen.“ Der Tai-i mußte einen Augenblick um Atem ringen. Dann, mit spröder Stimme, sagte er leise: „Dann war das Opfer der Rächer nicht ganz umsonst. Sie werden Theodore dazu zwingen, endlich zu erkennen, wer unser Feind ist. Denn wenn die Bären innerhalb von zwei Wochen einen Großoffensive aufstellen, kann das nur heißen, sie waren schon vorher bereit. Ich werde meine Truppen dem Distrikt übergeben und...“ „Iie! Das ist unmöglich.“ Aoyama schien Probleme zu haben, überhaupt Worte zu finden: „Der Verrat des Koordinators reicht weit tiefer, als Sie sich vorstellen können. Es ist nicht offiziell – nur in den ISA-Kreisen weiß man davon – aber Theodore wird den Krieg so schnell wie möglich beenden. Er wird weder die Toten rächen, noch die Lebenden auf Dauer schützen. Schlimmer noch, alle Angehörigen der Regimenter sind als ,Verräter‘ zum Tode verurteilt wurden!“ Anatoli schien es, als würde eine eisige Faust sein Herz umklammern. Er konnte, er wollte nicht glauben, daß der Koordinator so tief sinken würde. Aber zugleich wußte er, daß Aoyama die Wahrheit sprach. Der Mann, der für die Launen seiner Tochter und seine begrenzten politischen Ziele die verdienstvollsten Offiziere vor den Kopf stieß, und das Opfer von Tausenden behandelte, als sei es eine selbstverständliche Opfergabe an ihn, und keine Verpflichtung – dieser Mann würde selbst davor nicht zurückschrecken. „Was... was nun?“ „Ich weiß nicht. Der Schwarze Drache wird lange brauchen, ehe er sich davon erholt. Ich glaube nicht, daß sie mich finden werden – aber Sie, Kenda, Sie sind in Gefahr. Einige der Kommandeure wußten ihren Namen – und wir können nicht sagen, ob bei den Kämpfen der Novakatzen mit den 11. Rächern nicht sensibles Material oder Gefangene in die Hand unserer Feinde gefallen sind. Ich rate ihnen, tauchen Sie unter, und nehmen Sie Ihre Soldaten mit.“ „Iie! Ich war bereit, allein gegen die Clans zu fechten – und das werde ich jetzt auch tun. Leben Sie wohl.“ Aoyama schwieg kurz: „Leben Sie wohl, Anatoli Kenda. Ihre Ahnen können stolz auf Sie sein, und ihre Kinder sich kein besseres Vorbild wünschen. Ich werde sehen, wie ich Ihrer Familie helfen kann.“ Und mit einem leisen Klicken legte der ISA-Mann auf. Nur für einen Augenblick zögerte Anatoli. Immer noch fiel es ihm schwer, den Schock zu verdauen. Doch dann richtete er sich abrupt auf. Er kannte seine Pflicht.

Als er lautlos das Schlafzimmer wieder betrat, bemerkte er, daß Hitomi erwacht war. Ihre dunklen Augen weiteten sich, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Leise, während er seine Uniform anlegte, erzählte er ihr, was er erfahren hatte und was dies bedeutete. Sie hörte ihm schweigend zu, konnte es wie er nicht fassen.

Der Wagen wartete. Er hatte seinen Männern Bescheid gesagt. Der Einsatz würde überstürzt beginnen. Ihr Ziel mußten sie sich später suchen, erst einmal hieß es, dem Zugriff der ISA zu entkommen. Alle hatten wie er reagiert. Fassungsloses Entsetzen, sofort gefolgt von eiskalter Entschlossenheit. Sie waren Veteranen, Berufssoldaten. Männer und Frauen, die unzählige Male dem Tod in der Schlacht gegenübergestanden hatten, und die ihn nicht fürchteten, hatten auch diesen Schlag überwunden. Wie ein Kämpfer, der eine Wunde im Gefecht nicht recht spürt, sich aufrappelt, und weiterstürmt.

Schweigend trafen sich ihre Blicke. Wie so oft hieß es Abschied nehmen. Und dennoch, obwohl es nicht das erste Mal war, spürte Anatoli Kenda ein Würgen im Hals. Er zwang sich, ruhig und gefaßt zu wirken. Er musterte das Gesicht, das ihm in den langen Jahren vertraut und teuer geworden war. Auch sie schien äußerlich ruhig, erwiderte seinen Blick. „Viel Glück, mein Gatte. Ich bin sicher, Ihr werdet die Feinde des Kombinates schlagen. Ich werde für Euren Sieg beten.“ Er mußte sich die Antwort abringen: „Ich danke meiner Gattin für ihr Vertrauen und ihr Gebet.“ Es gab keine Tränen und keine verzweifelten Umarmungen. Was sie sich zu sagen hatten, war gesagt, und was sie sich nicht sagen konnten, wußten sie beide. Keiner wollte Schwäche zeigen, weniger um seiner selbst, als um des anderen willen. Denn das Opfer, das sie zu bringen hatten, war eine Selbstverständlichkeit und „übertriebene Emotionen“ wären Schwäche gewesen. So verneigten sie sich tief voreinander – beide im Respekt vor der Aufgabe, die der andere zu vollbringen hatte. Dann legte Anatoli seiner Frau die Hände auf die Schultern und küßte sie leicht. Dann trat er zurück, verneigte sich ein weiteres mal. Ein letztes „Sayonara“ schwebte zwischen ihnen. Und dies mochte doppelt treffend sein, denn dieses Wort bedeutete nicht nur „Auf Wiedersehen“, sondern im eigentlichen Sinne: „Da es so sein soll“. Und was war passender als dies?

Er schaute nicht zurück. Ihr Bild, wie sie vor ihm stand, würde ihn begleiten. Er würde tun, was getan werden mußte – bis zum bitteren Ende. Er hoffte, daß sie von seinem Schicksal verschont bleiben würde, daß ihre Pflicht sie nicht dasselbe kosten würde wie ihn. Doch er wußte, sie würde auch in diesem Fall nicht von ihrem Wege abweichen.

Ihr Blick folgte ihm, als er die Stufen hinabschritt und in den Wagen stieg. Schnell entfernte sich die Maschine. Und obwohl niemand mehr da war, der sie sehen konnte, weinte Hitomi Kenda nicht. Stattdessen drehte sie sich um, und ging in ihr Arbeitszimmer. Sie hatte ihre Pflicht, und sie würde ihrem Mann nie Schande bereiten. Und doch, obwohl sie wußte, daß der Abschied ein Abschied für immer gewesen war, wußte sie auch, daß sie nicht aufhören würde, zu hoffen und zu warten. Darauf zu hoffen und zu warten, daß er zurückkehren würde, wie er auch bisher aus den Kriegen für das Kombinat heimgekehrt war. Solange sie lebte, würde sie hoffen. Die Hoffnung war es, die als letztes starb.

Ende


Das wars erst einmal - Fortsetzung folgt...

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Feindkontakt

Thule, an Bord des Union-Landungsschiffes „Akikaze“

An Bord des Sprungschiffes herrschte eine angespannte Atmosphäre. Die Sprünge von Pesht aus hatten einige Zeit in Anspruch genommen. Und auch wenn man keinen ständigen Kontakt mit Nachrichtensendern oder Informanten hatte, so hatte der Kapitän des Sprungschiffes an mehreren (Piraten-) Sprungpunkten kurzen Funkkontakt gehabt, vermutlich mit anderen Yakuzaschiffen. Und was er erfahren hatte, ließ in ihm den Wunsch wach werden, seine Gäste möglich schnell wieder loszuwerden. Die Informationen über eine massive Invasion der Geisterbären und die Reaktion des Kombinats – auch, was das harte Vorgehen gegen „Verräter“ betraf – ließen Kapitän Sazumi wünschen, er hätte sich nie für diese Mission bereit gefunden. Denn er hatte so seine Befürchtungen, was im Falle eines Zusammenstoßes mit Kurita- oder Bäreneinheiten mit ihm und seiner Crew passieren würde. Auf der anderen Seite war er ein Mann, der die Freuden des Lebens durchaus schätzte, und dies hinderte ihn daran, seine Passagiere auf irgendeine Weise zu „entsorgen“ oder mit dem Gedanken zu spielen, sie vorzeitig irgendwo im Stich zu lassen. Denn die Freuden des Lebens konnte ein Mann ohne Finger nur schlecht genießen, deshalb würde er den Vertrag buchstabengetreu erfüllen. Seine Geschäftspartner bei der Yakuza galten als äußerst ehrversessen und penibel, und kein kluger Schmuggler reizte seinen Brotherren. Auf der „Akikaze“ war die Stimmung nicht viel besser. Die Soldaten hatten endgültig bestätigt bekommen, daß die Rächer vernichtet, ihre Reste zum Tode verdammt waren. Offiziell gab es keine Überlebenden. Und ihnen war klar, daß ihnen seitens des Kombinats ähnliches drohte. Der Gedanke, den Bären lebend in die Hände zu fallen, kam sowieso den wenigsten. Ein düsterer, fanatischer Haß war an Stelle des Schocks getreten. Sie alle hatten geglaubt, der Angriff der Rächer hätte zum Erfolg führen können, ja müssen. Nun war diese Hoffnung zerstoben. Was blieb,war grimmige Entschlossenheit. Sie überprüften die Maschinen, die Waffen und die restliche Ausrüstung, und bereiteten sich auf das Gefecht vor. Sie waren Soldaten, und solange sie lebten, würden sie kämpfen. Auch allein. Ihr Anführer hatte Thule als erstes Ziel bestimmt. Die Welt lag ein ganzes Stückchen jenseits der augenblicklichen Schlachtfelder, so daß die Wahrscheinlichkeit, auf Fronttruppen zu treffen, gering war. Auch wenn die Kuritaner entschlossen waren, sich dem Feind zu stellen, so waren sie durchaus nicht von Todessehnsucht erfüllt. Sie wollten Claner töten, nicht von ihnen getötet werden. Ein Angriff auf dieser Welt würde möglicherweise Clantruppen von der Front abziehen, und bei aller Verbitterung gegen den augenblicklichen Kurs des Kombinats hätten Anatolis Leute dies begrüßt. Außerdem sollte Thule nach allen zur Verfügung stehenden Informationen nicht stark besetzt sein. Eine gute Möglichkeit, die Zusammenarbeit der Soldaten erstmals zu testen – und irgendwo mußte ein Anfang gemacht werden. Diese Gründe hatten den Tai-i dazu bewogen, hier einen ersten Angriff zu starten.

Es war das vertraute Heulen der Sirenen. Sie kannten es, die meisten hatten es schon unzählige Male gehört. Und dennoch fuhr es ihnen jedesmal von neuem in die Glieder, ließ sie kurz erschauern. Denn dies war der „Ruf des Krieges“ – das Signal „Gefechtsbereitschaft!“ Krachend schlugen die Stiefel auf den Metallboden, während die Soldaten zu ihren Stationen hasteten. Alle Handgriffe waren hundertmal einstudiert, gleichsam zur Gewohnheit geworden. Und doch überprüften sie wachsam ihr Tun – denn ein kleiner Fehler konnte tödlich sein.

„Achtung! Achtung! Hier Anatoli Kenda! Alle Soldaten auf ihre Plätze! Fertigmachen zum Einsatz! Ausbooten in 30, wiederhole Drei Null Minuten! Erste Welle, Mechs! Infanterie folgt! Ziel ist ein Nachschubsdepot. Wir kommen in relativ geringem Abstand auf, bei einem Raumflughafen (Anatoli traute, auch wenn er dies verschwieg, dem Piloten des Landungsschiffs noch nicht ganz und wollte ihn erst einmal in Aktion erleben), unsere Waffen sollten uns eventuelle Flak vom Hals halten. Bisher sind keine, ich wiederhole keine, Mechs in der Nähe geortet worden. Dennoch besteht höchste Alarmbereitschaft! Wir werden das Depot besetzen, uns mit Nachschub versorgen und wieder abziehen. Ich betone es noch einmal: Wir sind nicht hier, um Ruhm und Ehre zu erkämpfen! Wir fechten für das Überleben des Kombinats, und jeder persönliche Wunsch hat dabei zurückzustehen! Die Geisterbären sind eine tödliche Bedrohung unserer Heimat. Eine Bedrohung, die ein für alle Mal vernichtet werden muß! Wir sind nicht nur hier, um Bärenkrieger zu besiegen, sondern sie zu vernichten! Ich weiß, daß Milde die Tugend eines Samurai ist, doch Milde darf nie zur Schwäche werden, und der Pflicht, der obersten Tugend, im Wege stehen! Wo wir auf Widerstand stoßen, ist dieser zu brechen, so schnell und so hart wie möglich! Ich will keine Duelle und ähnliches! Laßt uns dreinschlagen wie der Kamikaze, und die feindlichen Heerscharen zerschmettern! Mögen die Ahnen mit Stolz auf uns herabsehen, und die Kami uns ihre Gnade schenken! Kenda Ende!“

In seinem Hatamoto-chi nickte der Kompaniechef grimmig. Er hatte sich seine Männer und Frauen gut ausgesucht. Wie er waren sie geformt nach dem Ideal des draconischen Soldaten. Und er wußte, daß ihnen ebenso wie ihm klar war, daß dieser Feldzug mehr war als ein normaler Waffengang. Sie kämpften gegen einen Feind, der das Kombinat gedemütigt und schwer geschlagen hatte. Einen Feind, der es in seiner Existenz bedrohte – und Anatolis Soldaten würden alles tun, diesen Feind zu vernichten. Wie schon so oft vor dem Kampf überprüfte er ein letztes Mal den Zustand seines Mechs. Für einen Augenblick waren seine Gedanken daheim, dann zwang er sich in die Gegenwart zurück. Er regulierte seinen Atem, bis er ruhig und gleichmäßig ging. Jetzt, im Landeanflug, konnte er nur warten und auf den Landungsschiffkapitän vertrauen.

Erstaunlich sanft setzte das riesige Gefährt auf. Dutzende von Waffen, jede in der Lage, einen Menschen in Asche zu verbrennen, suchten die Umgebung ab. Die Schleusentore öffneten sich, und mit einem donnernden Stampfen, wenn nicht gewaltiger, so doch tödlicher als alles, was je die Erde betreten hat, rückten die gigantischen Kampfmaschinen vor. An ihrer Spitze, den Kuritadrachen auf der Brust, der Hatamoto Anatoli Kendas. „Spählanze vorrücken! Andere Truppen – aufschließen! Infanterie – langsam nachziehen! Abstand halten!“ Vorbei an den panisch flüchtenden Zivilangestellten des, recht kümmerlichen, Raumflughafens rückten die Angreifer vor. Die Hälfte der Infanterie sollte zurückbleiben, und zusammen mit den Geschützen der „Akikaze“ den Flughafen sichern. Widerstand gab es keinen.
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Hier schiebe ich mal die Geschichte von Wolf ein, der das Gefecht aus Sicht der Garnison schildert. Für Übertragungsfehler bin alleine ich verantwortlich - für alle anderen er großes Grinsen . Allerdings - ein paar Rechtschreibefehler korrigiere ich mal

Planet Last Frontier
Geisterbären Dominion
Januar 3063


19. 4. 2002 - Werewolf

Planet Last Frontier
Geisterbären Dominion
Januar 3063


„Herein“ sprach Sterncolonel Björn Kabrinski in den vor ihm liegenden Comblock mit ruhiger Stimme.
„Sterncaptain Wolf meldet sich von der Gefechtsübung mit den 3. Bärenkürassieren zurück !“ Der Sterncolonel hob seine Augen vom Comblock und musterte den Mechkrieger, der vor seinem Schreibtisch in dem für Clanstandards üppig ausgerüsteten Büro stand.
„Die Übungen mit dem neuen Trinärstern liefen erfolgreich, frapos Sterncaptain?“
„Pos, Sterncolonel Björn, nach einem Monat ist der Trinärstern mehr als bereit seine Garnisionsaufgaben auf Goito zu übernehmen“ antwortete der erfahrene Sterncaptain gelassen.
„Nach dem Bericht Sterncaptain Mc Farrels waren deine Taktiken unorthodox, frapos?“ Auf dem Gesicht des Sterncolonels breitete sich ein Lächeln aus als er den Gefechtsbericht in schnellen Sprüngen überflog.
„Neg Björn, ich habe diesen Jungbären nur gezeigt, dass ihre Ansichten über die Taktiken der inneren Sphäre noch nicht ausreichend sind.“ Der Sterncaptain lockerte sein Haltung und ließ sich ohne Aufforderung in einen Stuhl gegenüber dem Commander sinken. „Pos, wie ich sagte, du hast Mc Farrel und seine Sternenhaufen über den ganzen Nordkontinent gejagt ... und ihm stetigen Schaden zugefügt ... nicht sehr ehrenhaft, aber deine Taktik hatte Erfolg. Binnen zwei Wochen hattest du das Gros seines Kommandos zerstört und die verbleibenden Mechs beschädigt und nur 2 Strahlen deiner eigenen Mechs verloren . Ich wusste, es wäre von Vorteil, dich als Freigeburt mit der Ausbildung und Frontreifmachung unserer frischen Truppen zu beauftragen. Dein Wissen über die Taktiken der inneren Sphäre sind wieder einmal von großem Nutzen.“
„Pos, Sterncolonel, es ist immer dasselbe mit diesen Kesselbruten. Halten sich für das Beste im Universum und beschweren sich dann, wenn sie von einem alten Knacker mit ihren eigenen Regeln besiegt werden, hä?“

„Stravag, achte auf deine Sprache Sterncaptain! Auch wenn wir uns nun seit deinem Übergang in unseren Clan kennen, so werde ich trotzdem solche Nachlässigkeiten nicht dulden, frapos ?
Deine Karriere mag einzigartig unter den Clans sein Sternencaptain. Aber selbst die Tatsache, daß du das persöhnliche Geschenk IlKhans Ulrich Kerenskys an unseren Clan warst, und mir beim Tatzschlag das Leben gerettet hast ist keine Entschludigung für dein Benehmen frapos?

„Pos Björn, ich fand es nur treffend, Mc Farrel mit seiner Wahrgeborenen Abstammung aufzuziehen und meine mindere Abstammung zu betonen ... in den ersten Tagen verleitete ihn seine ungezügelte Wut zu etlichen Fehlentscheidungen und überhasteten Angriffen; doch er hat schnell gelernt, schneller als viele andere.“

„Pos Stenencaptain, ich lese es aus deinem Bericht“. Sterncolonel Björn schloß den Compblock vor ihm.
„Es tut gut, dich wiederzusehen, alter Freund, nachdem Sterncolonel Risha vor 9 Monaten fiel, sind wir die beiden einzigen Überlebenden der ursprünglichen reißenden Bären.“ „Pos Björn, in guten wie in schlechten Zeiten, frapos?“
„Pos, in guten wie in schlechten Zeiten“, stimmte der Clanoffizier mit nachdenklicher Stimme zu. Sein Blick schweifte auf das metallische Armband knapp oberhalb seines rechten Handgelenks, sein Codax, eine Ansammlung von Metall und Computerchips, die sein ganzes Leben als Geisterbär enthielten. Kurze Momente seines Lebens schossen durch sein Gedächtnis, doch die deutlichsten waren die Erinnerungen an Schlachten: die erste, die er als junger Mechkrieger bestritt; eine andere, viel deutlichere als die erste, zeigte ihm die Bilder einer Welt die im Gedächtnis eines jeden Claners, besonders der Generation, die die Invasion der Inneren Sphäre begonnen hatte, eingebrannt war -Turkayyid! Dort hatten er und der Sterncaptain Seite an Seite gekämpft und er selbst war nur mit dem Leben davongekommen, da der Sterncaptain und seine inzwischen gefallene Commandeurin sich dem Feind entgegengeworfen hatten um ihn zu retten. „In guten wie in schlechten Zeiten, Sterncaptain“

„Aber genug in Gedanken und vergangenen Zeiten geweilt, Sterncaptain, ich habe Befehle für dich“, gab der alte Mann ruhig von sich. „Ach nö, was denn diesmal? Wieder Geschkie sitten wie vor 6 Monaten oder mucken die Lyraner wiedermal auf?“, gab Sterncaptain Wolf entspannt von sich. "Neg, nichts in der Richtung, Wolf. Und achte auf deine Sprache oder wir sehn uns im Kreis der Gleichen wieder, frapos?“, gab Björn scharf zurück, als er dem Sterncaptain mit eimen durchdringenden bösen Blick einen Combblock über den Tisch zuschob. Kaum hatte der Mechkrieger das Compad in Empfang genommen, als der Sterncolonel bereits in die unterste linke Schublade seines Schreibtisches griff und ein Glas Bourbon sowie zwei Gläser herausbeförderte. „Die Techs haben dies wärend des Wiederaufbaus dieser Anlage entdeckt. Es stammt von meinem Vorgänger. Nach weiteren 300 Jahren müßte er sehr weich sein.“ murmelte Björn leise, als er die Flasche öffnete und die beiden Gläser mit Bedacht und der geübten Bewegung eines Barkeepers füllte. Er drehte sauber den letzten Tropfen ab und verschloss die Flasche wieder. „Hier nimm, wir werden uns lange nicht wiedersehen“. Wolf ließ erstaunt den Comblock auf den Tisch sinken und ergriff das Bourbonglas. „Was ist los? Mein Inspektionsauftrag wird nur einige Monate dauern, kaum länger als die letzten Male.“ „Neg, nicht ich werde dich lange nicht sehen, sondern du mich, Wolf. Ich habe Befehl von Khan Bjorn Jorgensson mich auf Alshain zu melden und Sakhanin Aletha Kabrinski hat eine Zusammenkunft aller Blutnamensträger des Hauses Kabrinski einberufen. Ich werde ein Jahr auf Alshain verbringen. Sterncolonel Doran Tseng wird während meiner Abweseheit das Kommando führen“, gab Björn mit ruhiger Stimme von sich. Kaum hatte er geendet als er das Glas hob, seinem Gegenüber zunickte und das Glas in einem Zug leerte. „Was, das ist nicht möglich! Das können sie nicht tun!" Sterncaptain Wolf sprang aus dem Stuhl auf, aber bevor er weiterkommen konnte bremste ihn Sterncolonel Björn mit einer einfachen Handbewegung und deutete ihm an, sich wieder zu setzen. „ Es hat keinen Sinn, einen Widerspruchstest gegen meine Hausleiterin und die Khans unseres Clans vom Zaun zu brechen, Sterncaptain. Außerdem ist es nicht endgültig. Aletha hat mir zugesichert dass mein Besuch Alshain nicht mit meiner Versetzung in eine Solamaeinheit zusammenhängt. Es ist nur ein Übliches Zusammenkommen aller Blutnamensträger meines Hauses, wie sie alle Jahre statfinden, nichts Besorgniserregendes.“ „Pos, hoffen wir es, einen zweiten Sterncolonel kann ich mir nicht heranziehen, frapos?", scherzte Wolf. „Ja, und das wirst du nicht müssen, Mechkrieger Wolf. Lass uns diesen Abend zusammen genießen, da wir uns lange nicht sehen werden. Sterncaptain Joahna wird während deiner Abwesenheit deinen Trinärstern führen. Ist sie dazu in der lage frapos?" „Pos, solange sie nur Simgegnern gegenübersteht, ja. Ihre taktischen Ansätze sind gut, aber ihr mangelt es an Erfahrung. Aber wir sollten diesen Abschied nicht mit derartigem verschwenden.“ Den Rest des Abends verbrachten die beiden Clanoffiziere damit, den erstklassigen Bourbon zu konsumieren und in alten Erinnerungen zu schwelgen. An nächsten Morgen verließen beide das Büro des Sterncolonels. Während sich Wolf auf den Weg zu den Mechhangars machte, ging Björn in sein Quartier, wo ihn bereits sein Nachfolger erwartete.
Er empfand es nicht angenehm seinen Posten hier auch nur kurzzeitig einem anderen zu überlassen, aber dasTreffen auf Alshain und die Befehle des Khans gingen vor.

Als er den Sterncolonel in sein Büro bat, hatte er ein ungutes Gefühl im Magen, nicht von dem übermäßigen Alkoholkonsum, nein etwas anderes nagte in ihm. Es war in den letzten Monaten ruhig gewesen, zu ruhig. Er erwartete täglich einen Angriff von Truppen der inneren Sphäre auf eine der Welten, für deren Schutz er zuständig war. Er hoffte, seine Vertretung würde diese Gefahr erkennen und mit entsprechender Vorsicht handeln. Doch was ihn mehr beunruhigte, er hatte das Gefühl, Sterncaptain Wolf am heutigen Tage zum letztenmal gesehen zu haben.


Zwei Tage später bestieg Sterncaptain Wolf das Landungsschiff Bärentatze, welches ihn nach Thule bringen sollte, wo er den dortigen Stern inspizieren und trainieren sollte, sowie einen Bericht über notwendige Verstärkungen auf dieser Welt ausarbeiten. Mit einem Seufzen erklomm er die Ladeluke des Breitschwertes und begab sich zur Brücke. Es würde einen Monat bis zu seiner Ankunft auf Thule dauern. Mehr als genug Zeit um sich mit den Gegebenheiten, dem Gelände und viel wichtiger, den Kriegern vertraut zu machen. Er würde ein Trainingsprogramm ausarbeiten und den Stern auf maximale Kampfstärke bringen bis er in sechs Monaten den Planeten wieder verließ. Doch bis dahin war noch viel Zeit. Er drehte sich um und salutierte seinem Vorgesetzten zu, der einige hundert Meter entfernt im Hauptgebäude des Raumhafens seinen eigenen Abflug für einige Tage später vorbereitete. Björn erwiderte den Gruß und sprach leise einen letzten Gruß an seinen Untergebenen aus: „goodbye and farewell!“

Landungsschiff Bärentatze im Transit vom Nadirsprungpunkt zum Planeten Thule
2. Februar 3063


"Ah Sterncaptain, ich habe euch bereits erwartet, wir haben eine Nachricht für euch vom Planeten erhalten, aber bitte seht selbst." Mit einer schnellen Bewegung drehte sich der Capitain zur Kommunikationskonsole des Breitschwertes um. Sterncaptain Wolf Geisterbär bewunderte die Eleganz mit der sich der Kapitän in seinen Magnetstiefeln über die enge Brücke bewegte. Doch da dieser seit seiner Aufnahme in die Händlerkaste Dienst auf Landungsschiffen tat, verwarf er diese Gedanken wieder. Nach einigen Schritten hatte er die Brücke überquert und warf einen Blick auf das Comterminal.
Eine jüngere GeisterbärenMechkriegerin war auf dem Bildschirm zu sehen.
„Ich grüße euch, Sterncaptain Wolf, ich bin Mechkriegerin Anna“, sprach sie ruhig und emotionslos in den Holovidrecorder.
„Pos, ich weiß. Was ist Strahlcommander Doran zugestoßen?“ fragte Wolf scharf zurück.
„Der Strahlcommander hatte einen Unfall bei einem Manöver vor zwei Tagen wurde sein Cockpit bei einer Unterwasserübung von einem Felsen eingedrückt. Er hat es nicht überlebt“, berichtete Anna kurz und knapp.
„Bedauerlich, aber nicht mehr zu ändern. Gut, sobald ich auf der Oberfläche angekommen bin, werde ich eine Untersuchung einleiten und Befehle vom Oberkommando erbitten“, gab der Sterncaptain ohne eine Gesichtsregung zurück. Der Verlust war bedauerlich, aber diese Art von Trainingsverlusten kamen bei den Clans ständig vor.

„Gut, wir erwarten euch. Ich lasse den Stern antreten. Thule aus“. Mit einem kurzen Flimmen schwärzte sich der Bildschirm. „Ich vermute, diese Nachricht deutet auf eine Verlängerung eures Besuches hier hin, frapos Sterncaptain?“ Der Landungsschiffkapitän wendete sich vom Terminal ab und ging auf den Navigator zu um einige minimale Kursänderungen durchzuführen. „Pos, das tut sie“, murmelte Wolf kaum hörbar in sich hinein. Er war nicht sehr erfreut über die Tatsache, dass er von seinem Frontsternhaufen abgezogen worden war um hier einen Garnisionsstern zu trainieren. Doch er konnte froh sein, dass diese Versetzung nur kurzfristig war. Ein leises Zittern und Rumoren durchzog die Bärentatze, als sie in einem flachen Winkel in die Athmosphäre Thules eintauchte. Sterncaptain Wolf verließ die Brücke des Mechtransporters und begab sich in die ihm zugeteilte Kabine. Auf dem Weg dorthin wurde das kleine Landungschiff mehrmals stark in der stürmischen Athmosphäre durchgeschüttelt, aber er war in Gedanken versunken über den Comblock des Sterns vertieft, den er die nächsten sechs Monate trainieren sollte. Alles freigeborenen Mechkrieger, die vor der Claninvasion auf diesem Planeten geboren worden waren und von den Geisterbären gefangengenommen worden waren. Genau wie er.

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Er schwelgte kurz in Gedanken. Szenen von vergangenen Tagen liefen vor seinem geistigen Auge ab. Der Angriff der Draconier, bei dem seine Eltern umgekommen waren, der Tag als er zum erstenmal einen BattleMech bestieg, jener schicksalshafte Tag, als er von den LAS wegen angeblicher Feigheit vor dem Feind entlassen worden war, dann die Ankunft auf Memmingen, wo er nur Monate später unbekanten Angreifern gegenübergestanden hatte. Er hatte zusammen mit der ihm unterstellten Lanze einen Scoutstern des Wolfclans gestellt und vernichtet – aber um welchen Preis. Bis auf ihn hatte keiner der Piloten überlebt.
Dann noch ein kurzer Auschnitt des Tages, als er ein Geisterbär geworden war - es war auf Strana Mechty - er hatte von Khan Ulric den Befehl erhalten, ein Geschenk an den Brenkhan zu überbringen: einen nagelneuen Orion IIC. Doch er hatte nicht gewußt, dass Ulric den Mech zusammen mit ihm verschenkt hatte. Kurze Zeit später war der Wolfskhan im Kampf gegen die Jadefalken gefallen. Und nun war er hier, ein Sterncaptain des Clans Geisterbär, im Anflug auf einen eroberten Planeten, um den dortigen Garnisionsstern zu trainieren. Er atmete schwer aus. Wohin würde dies alles führen? Bei den Clans galt er bereits seit einigen Jahren als alt und verbraucht, obwohl in der Freien Inneren Sphäre, nein dem Sternenbund, ein Alter von 42 noch keine Hinderung für den Mechkriegerdienst darstellte. Er konnte es dem ihm vorgesetzten Galaxiskommander der Delta Galaxy verdanken, dass er noch nicht in eine Solhamaeinheit abgeschoben worden war. Doch die Freundschaft zu dem riesigen Elementar und etliche zusammen teilweise sogar Seite an Seite bestandene Schlachten, von denen ihrer beiden Kodaxe zeugten, würden ihn wohl noch lange in der Delta Galaxie halten, an vorderster Front gegen das Draconiskombinat und einfallende Lyranische Verbände im Cockpit eines OmniMechs und hinter sich seinen Trinärstern.

„An alle Mann, Achtung! Wir setzen in wenigen Minuten auf. Alle Crews auf ihre Posten. Hangarcrew zum Ausladen vorbereiten.“

Der kurze Comspruch des Breitschwertkommandanten holte den Sterncaptain aus seinen Erinnerungen.
Was geschehen ist, ist geschehen. Ich kann nichts mehr daran ändern. Ich bin Geisterbär und was hinter mir liegt ist Vergangenheit.

Wenige Minuten später setzte das stromlinienförmige beinahe 2000 Tonnen schwere Landungsschiff auf dem Raumhafen von Bergheim, der planetaren Hauptstadt Thules, auf.

Nachdem er sich vom Kommandeur des Landungsschiffes verabschiedet hatte, verließ Sterncaptain Wolf das Landungsschiff über eine der beiden seitlichen Ladeluken. Um ihn herum waren die Crews von Schiff und Raumhafen dabei, das mit Vorräten und Ausrüstung beladene Landungsschiff zu entladen und diese auf Transportschweber zu verstauen.

Doch das einzige was Wolf in all dieser Hektik und schier planloser Betriebsamkeit interresierte, waren die fünf BattleMechs, die in einiger Entfernung zum Landungsschiff auf dem riesigen Raumhafen warteten.
In Formation standen die fünf Kampfkolosse nebeneinander aufgereiht. Ihre Lackierung war makellos und die Mechs waren sauber nach Tonnage aufgereiht.

Den größten und zugleich schwersten Mech der Einheit bildete ein 85 Tonnen schwerer Kriegshammer IIC, eine verbesserte und mit Clantech ausgerüstete Variante des in der inneren Sphäre gebräuchlichen BattleMechs. Neben dem Kriegshammer ragten zwei der neuen, hier in der Besatzungszone von seinem Clan hergestellten 50 Tonnen schweren Ursus, einem reinrassigen Clangarnisionsklasse Mech, dessen Hauptgebiet die Verteidigung war. Den dritten Mech stellte ein in Garnisionseinheiten eher unübliches Mechmodell dar, ein 45 Tonnen schwerer Fenris OmniMech. Vermutlich war sein Pilot bei seinem Vorgesetzten in Ungnade gefallen oder hatte die magische Altersgrenze überschritten, welche bei Clankriegern ohne Blutnamen automatisch die Abschiebung in Garnisions- oder Solamadienste bedeutete.

Den letzten Mech des Sterns, ebenfalls ein aufgewertetes Design der inneren Sphäre, ein 40 Tonnen schwerer Clint IIC. Ein von den Schneeraben überarbeitetes und produziertes Modell, welches seit den Verlusten während der gesamten Invasion und auf Turankayd immer häufiger im Touman der Geistebären zu finden war.

Für eine derart rohstoffreiche und mit Vorräten überlagerte Welt ein erbärmliches Verteidigungskontingent. Aber bis in drei Monaten Verstärkungen eintrafen, müsste es reichen. Der Garnisionssternhaufen, der normalerweise diese Welt bewachte, war auf eine andere Welt, näher an die Grenze zum Draconiskombinat, abgezogen worden, da die Analytiker der Bären hier so weit hinter den Grenzwelten nicht mit einem feindlichen Angriff durch Kombinatstruppen rechneten.

Die Mechkrieger hatten ihre Maschinen verlassen und kamen auf den Sterncaptain zu. Vier Krieger und ein Mitglied der Techkaste, anhand seiner Abzeichen ein Senior Astech.


Eine in die Jahre gekommene Mechkriegerin kam auf Sterncaptain Wolf zu. „Strahlkommander Anna meldet Kampfstern, sowie Senior Astech zum Rapport angetreten. Da der Sterncommander beim Manöver umkam, führt deshalb im Moment Tech Williams den Mech zur Inspektion, Sterncaptain.“

„Pos, das sehe ich. Es entspricht nicht den Clanregeln, aber bei der gegebenen Situation akzeptabel. Gut, ich werde den Stern später in der Basis genauer inspizieren. Begebt euch zur Basis. Ich werde in Kürze nachkommen, frapos?“ „Aye Sterncaptain. Wir bereiten alles auf eure Ankunft in der Basis vor.“ Einige Minuten später hatten die fünf Mechs bereits den Raumhafen verlassen und waren auf dem Weg zur einige Kilometer außerhalb der Hauptstadt gelegenen Gefechtsbasis.


Einige hundert Meter außerhalb des Raumhafens. „Was glaubst du, Anna, wie ist der Neue?“ gab der Pilot eines der Ursus von sich. „Keine Ahnung Goran. Für 'nen Wahrgeborenen is er zu alt und er hat nen Slang drauf, der typisch für einige Ecken des LC ist. Der Kerl is zu 80% n ehemaliger Leibeigner,“ sprach Mechkriegerin Anna ruhig in das in ihren Helm integrierte Micro. „Stimmt, aber hast du das Logo auf seiner Jacke gesehen. Er hat einen Tatzschlag. Sehr unüblich für Freigeborene und dass er noch in einer Fronteinheit dient, heißt, dass er verdammt gut sein muß,“ gab Goran zurück. „Na, solange er besser als der Alte ist, solls mir recht sein“, gab Matrick gehässig von sich.
„Ach, Ruhe ihr Kleinkinder“, schallte die Stimme des Astechs Mikels durch die Lautsprecher.“Ja, der Kerl ist gut, ich hab ne Menge Gerüchte über ihn gehört. Er war früher LC Soldat, dann Söldner und fiel den Wölfen in der ersten Invasionswelle in die Hand. Wie er zu den Geisterbären kam, weiß ich nicht, aber auf Turankayd hat er etlichen Comguards den Arsch versohlt. Ich hoffe, dass der euch mal Feuer unterm Arsch macht.“ „Ja Tech, schwätz weiter, sei froh dass es deinen Mech nicht dauernd auf die Schnauze haut oder mein schwerer Laser versehentlich dein Cockpit durchbohrt“, scherzte Matrick dazwischen. „Kommt Leute, fürs nächste halbe Jahr is er der neue Boss und wir werden mit ihm klarkommen. Besser als 'ne grüne Kesselbrut is er allemal, frapos?“ „Ja John“, hallte es viermal über die Comleitung. Wenige Minuten später hatten die Mechs die Gefechtsbasis erreicht und reihten ihre Maschinen in die lange Reihe der leeren Mechboxen ein. Die Anlage, die noch aus Sternenbundzeiten stammte, war führ Mechkräfte oberhalb der Battalionsgrentze ausgelegt und bot genug Platz für den einzelnen ClanMechstern.
Kaum hatten die vier Mechkrieger und der Astech ihre Maschinen heruntergefahren und sich in der Mitte des Hangars versammelt, als ihnen schon Sterncaptain Wolf durch das Hangartor entgegenkam. „Verdammt, kann der fliegen“, nuschelte Matrick seinen Kameraden zu. Der Tech entfernte sich schnell und überließ die drei Mechkrieger ihrem Schicksal.
Die vier Mechkrieger stellten sich in eine Reihe auf und musterten den Geistebärenveteranen der auf sie zukam.
Wolf musterte kurz die vier Krieger und begann seine Ansprache. „Wie ich es mir dachte, ein Haufen verschwätzte Waschweiber. Ich habe euren Funk abgehört. Eure Schlußfolgerungen und Vermutungen sind höchst amüsant. Um eines klarzustellen, ich bin freigeboren und wurde als Leibeigener genommen, wie ihr auch. Solltet ihr denken, ihr könntet mich zum Verrat an meinem und eurem Clan bewegen, so irrt ihr euch gewaltig. Ich diene den Geisterbären mit der gleichen Inbrunst, wie ich dem Vereinigten Commonwealth gedient habe. Ihr werdet schnell erkennen, dass meine Trainigsmethoden rauh aber gerecht sind. Wer gute Leistungen bringt, wird belohnt. Wer versagt wird bestraft. Ich habe den Auftrag, euch sechs Monate, bis zum Eintreffen von Verstärkungen, zu kommandieren und zu trainieren. Auch wenn diese Welt weit hinter der Kampflinie liegt, so ist ein Angriff nicht ausgeschlossen. Ich werde euch solange schleifen, bis ihr alleine ein Regiment der Sphärer in der Luft zerreißt.
"Senior Astech?“ „Pos Sterncaptain?“ „Kalibriere den Kriegshammer auf mein Neuralmuster. Ich werde ihn vorübergehend führen.“ „Pos Sterncaptain. Die Umprogrammierung wird eine Stunde benötigen.“ „Pos, gut Omegastern, wir werden in zwei Stunden ein Gefechtstraining durchführen. Nähere Angaben in zwei Stunden vor dem Simulatorraum. Ihr müßt euch erstmal das Recht verdienen, BattleMechs zu kommandieren!“ „Weggetreten!“ Ohne ein Gegenwort wandte sich Wolf von den verdutzten Mechkriegern ab und begab sich zu seinem neuen Büro.

„Verdammt, was is denn das für einer, der is ja schlimmer als der Alte“, maulte Matrick, bevor er einen Schlag in die Seite von Annas Ellbogen kassierte. „Sei ruhig, deine Schwarzseherrei hat uns erst in diese Situation gebracht. Immerhin ist er einer von uns. Und ich will mich mit ihm nicht anlegen. Allerdings glaube ich, wir werden ihn brauchen. Frapos?“ zischte Anna in die Runde.
„Na ja, 'n bissel Training kann nicht schaden. Sollten die Dracs vorbeigucken könnte es interessant werden“, kommentierte Gorgan.

"Genug der Schwätzerei, wir müssen uns vorbereiten. Wer zuletzt im Simraum ist, bekommt Nr. 6 !" Gab Anna der Runde preis, bevor sie in Richtung der Trainigsräume verschwand. Der Rest der Krieger rannte ihr schnellstmöglich nach.


Simulatorraum Geisterbärenbasis Beta Planet Thule


Sterncaptain Wolf beobachtete das Gefecht der vier Mechkrieger über die Befehlskonsole. Er hatte den Stern in Zweierteams unterteilt. Die Aufgabe des Trainings war, gemeinsam oder als Team FeindMechs zu vernichten. Bis jetzt arbeiteten die Teams gut zusammen. Er hatte je einen Ursus mit den beiden anderen mittleren Mechs kombiniert. Alle Mechkrieger seines Sterns zeigten sehr gute Pilotenschützen und taktische Leistungen, doch das Wichtigste fehlte ihnen. Sie arbeiteten nur zusammen, weil er es ihnen befohlen hatte. Aber es bestand noch Hoffnung. Beide Teams hatten bis jetzt die Fähigkeiten und Beschränkungen ihrer Maschinen sehr wirksam eingesetzt und beachtet. Mit etwas mehr Teamgeist und Zusammenarbeit würden sie weit kommen.

Aber genug für heute. Sie hatten bewiesen, dass ihre Fähigkeiten mehr als ausreichend waren und sie wert waren, BattleMechs des Clans zu steuern, dem sie alle dienten. Mit einem Nicken an dem Simtech beendete dieser die Übung. Erstaunt verließen die vier Krieger ihre Simulatorkapseln und reihten sich vor ihrem amtierenden Offizier auf.

Ohne eine Gesichtsregung schritt Wolf auf die drei krieger und eine Kriegerin zu. Er holte tief Luft. „Eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, wie schlecht ihr zusammengearbeitet habt. Aber ihr werdet es schon lernen! Zu euren Mechs. Wir halten eine Feldübung ab!“ „Sir, ja sir“, bestätigten die vier Mechkrieger und rannten zu ihren Maschinen.

Wolf folgte ihnen ruhig und mit Bedacht. Es war eines Sterncaptains unwürdig, wie ein junger Geschkie vor dem Positionstest in den Hangar zu stürmen.

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Kurz nach den Kriegern hatte er den Hangar erreicht und schritt auf den Kriegshammer IIC zu. In Gedanken ging er die technischen Daten durch. Er hatte lange nicht mehr in einem regulären BattleMech gesessen. Sein Dienst in Fronteinheiten und sein Rang hatte ihn das Privileg ermöglicht, dauerhaft einen 75 Tonnen schweren Waldwolf Omni zu führen. Kriegshammer IIC hmm, 15 Tonnen schwerer als das Orginal. Zwei Clan-Extremreichweiten-Partikelprojektorkanonen, ein Blitz KSR 6 Werfer und als krönender Abschluss rundeten fünf mittlere Impulsslaser die Bewaffung ab. 12 Tonnen Eisenfaserpanzerung stellten einen sehr guten Schutz für ein Modell dieser Klasse dar. Mit einigen geübten Griffen erklomm der Sterncaptain den gewaltigen Kampfkoloss, ließ sich in das Cockpit ab. Es war ungewohnt aber bereits nach wenigen Sekunden hatte er sich mit der Anordnung der Konsolen vertraut gemacht, seinen Neurohelm aufgesetzt, die Kühlweste eingesteckt. Er beugte sich zur rechten Seite des Cockpits und legte den Reaktorhauptschalter um. Mit dem vertrauten Wummern fuhr der Fusionsreaktor tief unter ihm hoch. Bereits Sekunden später war der Bordcomputer bereit und prüfte das Gehirnwellenmuster des Piloten um eine Identifizierung zu ermöglichen. „Kriegshammer 42358217 bereit. Alle Systeme normal. Bitte Pilotenidentifizierung“, gab der Bordcomputer kühl und emotionslos von sich.

„Sterncaptain Wolf, Geisterbär, 8. Bärenkyrrasyre“, sprach Wolf ruhig ins integrierte Micro des Neuralhelms.
„Stimmenmuster erkannt, Identität bestätigt, Kontrollen werden freigegeben. Reaktortemperatur normal; Ortungssysteme online; Waffensysteme online, alle Systeme nominal“. Mit einem kurzen Druck auf die Pedale und einem leichten Ruck am Hauptsteuerknüppel schritt die 85 Tonnen Maschine aus der Wartungsbox. Er bewegte beide Arme und schwenkte den Torso von rechts nach links um die Funktionalität aller Systeme zu prüfen. Nach einem kurzen Test schob sich ein Grinsen auf das Gesicht des Sterncaptains: alles funktionierte bestens. Es wurde Zeit, mit seinem Stern zu trainieren."Omega 1 an Omegastern. Um mich formieren! Sterncaptain Wolf an Basis. Während des Gefechtes will ich nicht gestört werden. Meldet euch nur, wenn der selige Kerensky in seinem Orion auf dem Paradeplatz steht und Einlaß verlangt, frapos?“ „Hier vom Tech Micels, pos, Sterncaptain, wir haben verstanden.“ „Omegastern mir nach“ „Omega 2 bestätigt“, "Omega 3 und 4 bestätigen“, "Omega 5 bestätigt“. Mit Höchstgeschwindigkeit jagte die Lanze hinter dem Kriegshammer her, der sich mit schnellen Schritten von der Basis zu einem kleinen Orientierungslauf in Richtung des Hauptversorgungsdepots entfernte.



Einige Stunden später. 50 Klicks südlich des Depots „Gut Omega 4, ein sauberer Schuss“, bestätigte Wolf über Funk.
Er hatte es geschaft. Einige Stunden wüster Beschimpfungen und Anregungen hatten ausgereicht um den Stern zusammenzuschweißen. Die Zusammenarbeit war hervorragend. Wolf überwachte von der Zusatzkonsole des Kriegshammers den Lauf der vier Mechs durch den Trainingsparkour, eine extra zum Pilotentrainig hergerichtete Anlage. Alle Waffen waren leistungsreduziert und richteten keinen Schaden an. Er konnte dies mit einem einfachen Befehl in den Gefechtscomputer vor ihm ändern, aber es wäre unnötig gewesen. Anhand der knappen Resourccen an Ersatzmaschinen wich der Sternencaptain hier vom üblichen Clanprotokoll des Kampftrainigs mit scharfen Waffen ab.

Alle Mechs seines Sterns waren überwiegend mit Energiewaffen ausgerüstet oder boten genug Vorräte für eine längerre Schlacht. Der einzige Mech der vom Standard abwich, war Gorans Clint IIC, bei dem die Geisterbärentechs die schlagkräftige aber schwere und munitionsabhängige LB 10X-Kanone gegen eine schwerere PPC ausgetauscht hatten. Die drei Tonnagen waren in zwei weitere mittlere Laser und vier Doppeltauscher gewandert, die diesem mittleren Mech eine sehr gute Schlagkraft bei geringem Hitzeaufbau gewährten. Plötzlich erwachte die Langstreckenkommunikation „Sterncaptain, Sterncaptain, entschuldigt die Unterbrechung, aber wir werden angegriffen!“ „Angegriffen von wem, frapos?“ Sterncaptain Wolf war mit einem Schlag hellwach und erwartete angespannt die Antwort der Basis. „Draconisches Landungsschiff hat auf dem Raumhafen aufgesetzt. Die Techs sprechen von einer kompletten Kompanie an Feindtruppen! „Stravag, wo sind sie jetzt?“ fauchte Wolf in das Helmmicro. „Sie sind auf Kurs in Richtung des Depots. Ihre Scouts müssten es in wenigen Minuten erreichen. Ich habe die Anlage evakuieren lassen, Sterncaptain.“ „Pos, Tech. Benachrichtige das Oberkommando und bereitet die Mechhangars für Reparaturen vor. Ich werde den Gegner beim Depot abfangen.“ „Aye Sterncaptain“. Ein Rauschen bestätigte die Beendigung der Verbindung. Wolf wendete seinen Mech den trainierenden Mechkriegern zu, schaltete auf Strahlfrequenz um. „Omegasternführer an alle. Ich wurde soeben unterrichtet, dass ein draconisches Überfallkommando vor einigen Minuten auf dem Raumhafen gelandet ist und eine Kompanie Mechs sich in unsere Richtung auf das Depot zubewegt“. Ein schneller Befehl auf der Konsole seines Computers genügte, um die Waffen aller Mechs auf volle Leistung zu bringen. Die Munition war ohnehin scharf und bis jetzt vom Computer gesperrt worden. „Ich habe eure Waffensysteme freigegeben. Ihr habt volle Kontrolle über alle Waffen bei voller Leistung. Das Training ist vorüber. Wir müssen diese Welt verteidigen. Mir nach!“
"Was Dracs hier, ist das ein Witz?“ fragte Anna zögernd. „Neg Mechkriegerin Anna. Dies ist kein Trick und keine Sondersituation meines Trainings. Dies ist blutiger Ernst. Omegastern, selbst in unseren Clanmaschinen haben wir es mit einer deutlichen Übermacht an Gegnern zu tun. Hiermit entbinde ich euch vom Zellbringen und befehle euch, so lange und so oft wie möglich das Feuer zu konzentrieren. Ich habe Berechtigung des Sterncolonels für diese Aktion, da die Surats der Ehre das Zellbringen nicht wert sind. Und außerdem erwarten die Geschkies doch nur, dass wir uns so verhalten. Zeigen wir ihnen wie Geisterbären kämpfen! Frapos?“ „Poossss“ brüllten die vier Krieger in die Micros ihrer Neurohelme.

Mit Höchstgeschwindigkeit jagten die fünf Clanmaschinen in Richtung des Depots um die Draconischen Mechs abzufangen.


Versorgungsdepot 4


Soeben erreichten die ersten Mechs der Ronin das Depot. Der 35 Tonnen schwere Jenner führte eine gemischte Lanze aus einer Spinne, einem Winworth und einem Panter an. Vorsichtig tasteten sich die Mechs durch die Depotanlage vor. Immer in der Erwartung eines Hinterhaltes. Auch wenn die Claner normalerweise derartige Taktiken nicht anwendeten, so bestand dennoch die Möglichkeit dazu. Aber alleine schon die Möglichkeit, dass sich Elementare in den Gebäuden versteckten, bremste die Draconier. Kurz hinter den leichten Scouts folgten die beiden anderen Lanzen des Überfallkommandos, eine mittlere Unterstützungslanze aus zwei Kintaro, einem Greifen und einem Fangeisen. Das Schlußlicht der Kompanie bildete eine gemischte Lanze, die zugleich die Kommandolantze darstellte. Neben dem Hamamoto–chi des Kommandeurs schritten ein Orion , ein Victor und eine mittlere Trebutchet. Langsam tasteten sich die Scouts vor, während die mittlere Lanze das Depot sicherte. Die Mechkrieger brachen die Tore der Lagerhallen auf und berichteten erfreut ihrem Kommandeur von der reichen Beute an Clanausrüstung und -vorräten. Die Scoutlanze entfernte sich inzwischen weiter südlich um das Gelände im Bereich von zwei Klicks um das Depot zu sichern.

Gerade als der Kommandeur vom Landungsschiff Hilfe zum Abtransport des Beutegutes anforderte, erreichte ihn ein Hilfeschrei eines seiner Piloten. Ein Blick auf seine Ortungsanzeige bestätigte seine Vermutung. Die Scoutlanze war angegriffen worden.
Wer auch immer seine Einheit angriff, er war stark genug gewesen um den Winworth und den Jenner binnen Sekunden auszulöschen.

Sterncaptain Wolf war zufrieden. Mit der ersten Breitseite seines Sterns waren bereits zwei Scouts des Gegners vernichtet. Ein guter Auftakt doch solange die schweren Maschinen noch intakt waren, war alles offen.

Kenda brüllte kurze Befehle in sein Micro und ordnete seine Kräfte neu. Innerlich fluchte er, da nun das eintrat, was er eigentlich hatte vermeiden wollen: ein Kampf mit überlegenen Clanmechs. Auch wenn alle Maschinen seiner Einheit aufgerüstete Modelle mit wiederentdeckter Technologie des Sternenbundes waren, so war ein Clanmech, selbst ein Garnisonsklassemodell, jeder seiner Kampfmaschinen weit überlegen.

In desem Moment erfasste der Bordkomputer die feindlichen Battlemechs. Nur Sekunden später hatte der Kommandeur die Gewissheit. Die Angreifer verfügten zwar über keine Frontklasse-Mechs, aber alleine der den Clanstern anführende Kriegshammer IIc war ein Killer. Die beiden ihn begleitenden Ursus waren für die Verteidigung konzipierte Maschinen, langsam aber mit der Feuerkraft eines FIS Modells doppelter Gewichtsklasse. Den Stern rundeten ein Clint IIC und - was sehr ungewöhnlich war - ein Fenris Omnimech ab. Die leichten Mechs konnten seine Einheit umgehen und schwere Schäden im Rücken der Einheit anrichten. Doch im Moment marschierte der Clanstern direkt und zielstrebig auf das Depot und seine Kompanie zu. Ohne die geringsten Anstalten zu machen ihr Tempo zu verlangsamen oder ihre Kräfte zu verteilen.

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02.01.2003 11:04 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Auch wenn seine Krieger mit allem was sie hatten gegen die Clanmechs losschlugen, so rückten diese unter dem Dauerfeuer ihrer eigenen Waffen immer weiter vor. Die Clanmechs schüttelten die anfliegenden Raketen und Laser ab, wie eine Herde Kühe einen Schwarm lästiger Fliegen. Der Pilot der Spinne zündete seine Sprungdüsen um der Vernichtung zu entkommen, aber ein gezielter Schuss aus der rechten PPK des Kriegshammers durchschlug den rechten Torso der leichten Maschine, zerfraß innere Struktur und Ausrüstung und trat am Rücken wieder aus. Die unzerstörte Sprungdüse ließ die Spinne um ihre eigene Achse drehen. Noch bevor der Pilot reagieren konnte, legte sich die Spinne bereits vornüber und bohrte sich aus 30 Metern Höhe in den Boden. Kenda wusste, dass der Pilot diesen Aufprall nicht überlebt hatte. Der Fangeisenpilot zog sich, wohl wissend, dass er das nächste Ziel der Clanner wäre, schnell zu den eigenen Truppen zurück. Wärend er sich rückwärts zurückzog, tauschte er Feuer mit einem der Ursusse und dem Fenris aus.

Wolf erkante die Unordnung in der Linie der Draconer und befahl dem Clint und dem Fenris die Feinde zu umgehen, um, wenn möglich, ihre Rückenpanzerung unter Beschuss zu nehmen.

Nun reagierten die Clanner. Der Fenris und der Clint zündeten ihre Sprungdüsen und landeten weiter westlich, um zusammen mit dem Rest des Sterns, die Draconier in die Zange zu nehmen. Die beiden Piloten manövierten schnell und gut und wichen geschickt dem Langsteckenfeuer seiner Einheit aus, um ihrerseits Treffer um Treffer zu landen.

Kenda löste die beiden Partikelprojektorkannen seines Hamamoto-chi aus und traf einen der beiden Ursusse knapp unterhalb des Cockpits mitten auf der, einem Totenschädel nachgeahmten, Torsopanzerung. Er brüllte einige schnelle Befehle in das Micro seines Helmes, da die Situation eskalierte. Wenn er nicht jetzt seine Truppen organiserte, würden sie einer nach dem anderen aufgerieben werden. Die beiden Kintaros schossen sich zusammen mit dem Greifen auf die beiden Ursusse ein, während der Orion zusammen mit der Trebuchet auf den Clint und den Fenris einprügelten.

Kenda rückte zusammen mit dem Victor unter der Hilfe eines der Kintaros gegen den Kriegshammer vor, der mit gezielten Schüssen die Panzerung von seinen Gegnern fegte. Alle drei Mechs landeten Treffer um Treffer, doch der Kriegshammerpilot rückte unbeirrt weiter vor. Eine weitere Breitseite seines Mechs trieb die Hitze seines Mechs derart in die Höhe, dass Kenda der Schweiß über die Stirn lief. Inzwischen hatte sich der Kriegshammer auf den Victor eingeschossen und schälte mit Hilfe aller seiner Waffensysteme die Panzerung vom breiten Rumpf des Kombinatsmechs. Die beiden Ursusse zeigten bereits erkennbare Schäden, waren aber noch lange nicht am Ende. Ein kurzer erstickender Schrei über die Komleitung kündete vom Tod des Orion samt seines Piloten. Zwar hatte das CASEsystem die Wucht der Munitionsexplosion ableiten , doch den tödlich verwundeten Mech nicht vor der PPK des Clint retten können. Allerdings hatte der Clintpilot keine Chance mehr seinen Sieg zu feiern, als eine Breitseite der Trebuchet seine Torsopanzerung durchschlug und die Reaktorabschirmung vernichtete. In einem gleißenden Feuerball der befreiten Minisonne des Fusionsreaktors verging der Clanmech. Der Fenris schlug wie ein Berserker auf die Trebuchet ein und überschüttete sie erst mit Laserfeuer, dann mit Tritten und Schlägen. Mit zertrümmerten Torso und Kopf fiel die Kombinatsmaschine zu Boden.
Kenda erfasste den Clanomni und feuerte mit beiden PPCs. Während der Schuß aus dem rechten Arm zu tief lag und Panzerung vom Bein der Clanmaschine fegte, lag der linke Schuß perfekt und verzehrte die Panzerung vom oberem Torso und dem rechten Arm. Kenda legte mit den beiden KSRwerfern nach und beobachtete wie die Einschläge aufwärts am Torso entlang wanderten und zwei Raketen das Cockpit trafen. Der Fenris blieb wie vom Blitz berührt stehen und fiel um. Vermutlich war sein Pilot tot oder zumindest ohne Bewusstsein.

Inzwischen waren ein Ursus und der Kintaro in einen blutigen Nahkampf übergegangen. Ein Fausthieb des Ursus zertrümmerte den Torso der Roninmaschine, doch der Kintapilot stürzte sich mit letzter Anstrengung auf sein Gegenüber und zündete die im Rumpf montierte KSRlafette, zusammen mit dem schweren Laser. Der Clanmech schüttelte sich bei diesem Angriff, doch bevor er reagieren konnte, hatte der Kuritapilot bereits seine Faust tief in den Rumpf des Ursus gerammt und löste die Magnetflansche seines Mechs. Beide Maschinen vergingen in der gewaltigen Explosion.
Kenda konzentrierte sich wieder auf den Kriegshammer, vom überlebenden Kintaro und dem Victor unterstützt. Alle drei Mechs pumpten Breitseite um Breitseite in den Clanmech ohne sichtbaren Schaden zu erreichen. Selbst das Gaussgeschütz des Victors schien wirkungslos. Kenda stockte der Atem, als der Clanmech sein Feuer von dem Kintaro abwandte und seine Arme auf den Victor ausrichtete. Er wollte seinen Kameraden noch warnen, doch zu spät. Der Kriegshammer überschüttete den Victor mit einer vernichtenden Breitseite. Die linke ArmPPC schnitt den rechten Arm des Victors knapp unterhalb des Ellbogens ab. Der zweite Schuss fraß sich tief in den linken Torso und die fünf mitleren Impulslaser vernichteten zusammen mit dem Blitzraketenwerfer die letze Panzerung am Torso und drangen bis zum Gyroskop vor. Der Viczor erstarrte um nur Sekunden später seinen Kopf zu verlieren als der Pilot mit dem Schleudersitz seine vernichtete Maschine verließ. Zumindest hatte der Mechkrieger überlebt. Maschinen waren ersetzbar, aber nicht ihre Piloten.

Inzwischen hatten sich der verbleibende Ursus und der Greif gegenseitig zerfleischt, obwohl der Greif auf die Hlife des Fangeisens angewiesen war. Als der Ursus zusammenbrach, erfüllte Kenda ein Gefühl der Freude, einen weiteren Gegner ausgeschaltet zu haben. Doch das Gefühl währte nicht lange als der Kriegshammer dem Greifen mit einer gezielten Breitseite ein Ende setzte.

Nun waren nur noch er, der Pilot des Fangeisens, der Kintaro und der Panther übrig, alle mehr oder minder stark beschädigt. Vier von ursprünglich zwölf Mechs seiner Einheit. Welch ein Massaker. Zumindest hatten sechs Piloten überlebt.

Die verbleibenden Mechs seiner Einheit schossen sich auf den verbleibenden Kriegshammer ein. Dieser wehrte sich tapfer, doch wurden die Breschen in seiner Panzerung größer und größer.

Sterncaptain Wolf fluchte lauthals in Inneren seines Cockpits. Der Stern war zerstört, sein Cockpit war eine Bratröhre und die Panzerung war dünner als Papier. Zumindest den feindlichen Kommandanten würde er noch mitnehmen. Er richtete seine Waffen aus, doch noch bevor sein Computer eine Erfassung des Hamamoto-chi bestätigte, löste dieser beide PPCs aus.

Kenda zielte sauber und löste beide PPCs seines Hamamoto-chi aus
Der erste Schuss streifte den rechten Arm und schälte dort weitere Panzerung ab, der rechte Schuß war unerwartet aber wirkungsvoll. Wie durch ein Wunder drehte der Kriegshammer seinen Torso um einige Grad, dass der zweite Schuss genau das Cockpit des 85 Tonnen Clankolosses traf..

Sterncaptain Wolf sah den anfliegenden Plasmaball und machte seinem Leben ein Ende. Er schloss die Augen und zitierte einen alten Vers, der ihm wieder und wieder eingeprägt worden war „Ehre dem Clan“ und löste seine Waffen aus.

Der Kriegshammer löste seine Waffen ein letztes mal aus, schoß aber zu kurz, erbebte und fiel vornüber.



Es war vorbei sie hatten gesiegt. Aber zu welchem Preis.

Einige Minuten später waren Techshilfskräfte und die ausgestiegenen Krieger um seinen Mech versammelt um die Situation zu besprechen. Acht Mechs vernichtet oder irreparabel zerstört. Aber der Fenris und der Kriegshammer waren zu bergen. Immerhin ein kleiner Trost angesichts der ungeheuren Verluste. Allerdings entschädigte das reich gefüllte Depot zumindest teilweise.Die erbeutete Clanausrüstung würde seine Einheit für mehr als 3 monate versorgen. Kenda lächelte grimmig.

Ein Tech rannte auf ihn zu. "Der Kriegshammerpilot, er hat überlebt, was sollen wir mit ihm anfangen?"

"Was? Unglaublich, bringt ihn zu mir." Die beiden Tech schleppten den bewusstlosen Clankrieger herran. Seine Kühlweste zeichnete ihn als Sterncaptain aus, was für eine derartige kleine Einheit ungewöhnlich war. Er hatte Gerüchte davon gehört, dass seit neuestem ranghohe Clanoffiziere Garnisionen inspizierten und trainierten, um die meist ungeübten Garnisionen im rückwärtigen Frontgebiet zumindest annähernd kampfbereit zu machen.

Er könnte bei zukünftigen Überfällen nützlich sein. Sein Wissen könnte ihnen bei zukünftigen Überfällen helfen. Auch wenn Kenda Claner von ganzem Herzen verabscheute, so war der Wert dieses Gefangenen klar ersichtlich.
Er stoppte einen seiner Mechkrieger, der gerade den Claner mit seinem Katana köpfen wollte „Iee, er ist von Nutzen für uns. Nehmt ihn mit und behandelt ihn soweit, dass wir ihn verhören können.

Und nun beeilt euch. Wir wissen nicht, wieviele Truppen noch auf dieser Welt sind und ich habe keine Lust im Orbit mit einem Bärenkriegsschiff Bekantschaft zu machen!"

„Hai Tai-i“ bestätigten seine Untergebenen. Wärend zwei Techs den Krieger zu einem Schweber schleppten, begannen die „Hilfsarbeiter“ die Vorräte des Depots auf Schwebelaster zu verladen und zu den Landungsschiffen abzutransportieren.
Ende

So, ab hier endet die Erholung, Ich übernehme wieder großes Grinsen

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Thule, nach dem Gefecht

Ein hartes Klopfen ließ ihn auffahren. Er mußte eingeschlafen sein. Der Kampf war kurz, aber brutal gewesen – doch die Bergungsarbeiten danach waren es gewesen, die von den Männern und Frauen noch einmal das Äußerste gefordert hatten. Er hatte mit angepackt – und nun spürte er deutlich die Folgen von Erschöpfung und Übermüdung. Und so war er wohl über den Statistiken, denen er sich, gleichsam zur „Erholung“, gewidmet hatte, eingenickt: „Herein!“ Der Eintretende salutierte, trotzdem er nicht besser aussah als Anatoli – übermüdet, verdreckt und abgekämpft – zackig. Es mußte schon mehr passieren, um Kurogane Hidetoshi zu einer Nachlässigkeit zu bringen. „Melde, Tai-i, Beladung abgeschlossen. Sprengung vorbereitet. Gräber sind ausgehoben. Was zu bergen war, ist verstaut, alles andere zerstört. Bereit zum Abflug!“ Der Kommandeur musterte seinen Untergebenen. Wenn es jemanden gab, der es mit seiner Autorität aufnehmen konnte, dann der altgediente Infanterieoffizier mit seinem Dutzend Verwundetenabzeichen und so ziemlich jeder Auszeichnung, die ein „Schlammstapfer“ erringen konnte, unter anderem neun Panzervernichtungsabzeichen. Sollte sich Hidetoshi gegen ihn stellen, dann blieb Anatoli nichts mehr – sein Feldzug würde scheitern. Und dem Tai-i war klar, daß durchaus Grund für eine Revolte bestehen mochte. Hidetoshi schuldete dem Mechkrieger keine Treue, er war ihm im Rang ebenbürtig. Und, wie Anatoli nur zu klar war, er selbst hatte versagt. Das erste Gefecht war ein vernichtender Schlag für sein Unternehmen geworden. Acht Mechs waren zerstört, fünf Piloten gefallen. Zwar waren die Wracks ausgeschlachtet worden – eigene wie feindliche – aber das konnte die Verluste nicht einmal abmildern. Und auch die Erbeutung von zwei Clanmaschinen änderte nur wenig. Er, Anatoli Kenda, hatte im ersten Gefecht seines Feldzuges katastrophale Verluste erlitten. Inzwischen war ihm auch klar, warum. Er hatte sich zu sehr auf die Sensoren verlassen, und seine Kräfte verzettelt. So war die Scoutlanze zerschlagen worden. Und dann, dann hatte er den Fehler gemacht, zu sehr im Kampf aufzugehen. Es war das Gefühl gewesen, endlich dem Feind gegenüberzutreten, der die Rächer abgeschlachtet hatte. Endlich Rache nehmen zu können. Er, und mit ihm seine Soldaten, waren erfüllt worden von ihrem Haß. Sie hatten mit dem Herzen gekämpft – aber ein wahrer Kommandeur mußte mit dem Verstand kämpfen. Daß seine Kameraden nicht weniger vom Rausche des Gefechtes mitgerissen worden waren, war keine Entschuldigung. Er war Kommandant, er mußte es besser machen. So hatte er seine zahlenmäßige Überlegenheit und die bessere Beweglichkeit der Kombinatsmechs nichts ausgenutzt, oder es erst zu spät getan. Sicher, zu Beginn der Kämpfe gegen die Clans waren die Verluste noch schlimmer gewesen, und auch jetzt waren sie es mitunter. Aber das war kein Trost. Er durfte sich niemals, NIEMALS von seinem Haß auf die Geisterbären lenken lassen – sonst würde sein Haß nicht sie, sondern ihn verschlingen. Es war eine blutige Lektion gewesen – doch er würde sie beherzigen. Wenn seine Soldaten ihm noch folgen wollten.

Im Gesicht des Infanteristen war jedenfalls nichts zu sehen von irgendwelchen Vorwürfen. Anatoli nickte ihm zu: „In Ordnung. Was hat die Auswertung der erbeuteten Unterlagen ergeben?“ „Keine eindeutigen Hinweise. Die Personalakten unserer Feinde – alles ,Leibeigene‘.“ Die Stimme klang, als bereite schon der Klang des Wortes Übelkeit. „Nicht viel, was auf anderen Welten von großen Nutzen ist. Beim Gepäck des Sternencaptains haben wir ein paar Informationen über lokale Widerstandstruppen auf ein paar Nachbarwelten. Das könnte helfen." „Sie meinen, wenn wir unseren Plan weiter verfolgen.“ Hidetoshi starrte sein Gegenüber überrascht an: „Ich kann nicht glauben, das der Tai-i an Aufgabe denkt!“ „Nur, wenn meine Soldaten mir nicht folgen. Wir haben in unserem ersten Gefecht hohe Verluste erlitten. Ist es nicht denkbar, daß es die Männer – besonders Sie – nicht mehr von mir geführt werden wollen?“ Das Gesicht des altgedienten Offiziers war reglos: „Ich wüßte keinen, dem ich eher folgen würde. Und dies gilt auch für die Soldaten – sowohl meine, als auch die Mechkrieger. Außer, der Tai-i verliert sein Vertrauen in sich und seine Untergebenen. Sie haben uns ein Ziel gegeben, uns zusammengeführt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie des Kommandos unwürdig sein.“ Anatoli schwieg einen Augenblick. Dann, leise, sagte er: „Ich danke Ihnen. Ich werde mich des Vertrauens meiner Soldaten würdig erweisen!“

„Nun gut. Was ist mit unseren Gefangenen?“ Wer ihn jetzt hörte, hätte nicht glauben können, daß er eben noch Zweifel an seiner Eignung als Kommandant gehabt hatte. Und auch Hidetoshi benahm sich, als wäre er eben erst eingetreten: „Zustand stabil. Doktor Sakura meint, sie wären vernehmungsfähig. Er hat etwas zusammengemischt, das ihre Redseligkeit beflügeln sollte, irgendeine Sauerei, die die Schmerzempfindlichkeit erhöht. Aber er sagte, das Zeug könne bei falscher Dosierung zum Herzstillstand führen, und er ist sich nicht ganz sicher, wieviel er verabreichen soll." Anatoli überlegte. Sie hatten zwei Gefangene. Einen Mechkrieger, Matrick hieß er wohl, der aus einem Ursus „gerettet“ worden war. Dazu den Sterncaptain, Wolf, der in dem Kriegshammer II C gesessen hatte. Techs waren keine geschnappt worden – entweder waren sie entwischt, oder Anatolis Mechkriegern über den Weg gelaufen. Die hatten, nachdem fünf ihrer Kameraden vor ihren Augen gefallen waren, nicht gezögert. Er hatte sie nicht gehindert, denn er wußte, daß Clangefangenen nicht zu trauen war, und er wollte sich gewiß nicht mit ihnen belasten. Und überdies – Feinde des Kombinats hatten den Tod verdient, und diese besonders. „Sagen Sie ihm, er soll zunächst den Mechkrieger verarzten. Verständigen Sie Marushige und Shigeda – dann kümmern Sie sich mit ihnen um unseren Gast. Wenn er dabei draufgeht, verlieren wir vermutlich nur unwichtige Informationen. Beginnen Sie gleich nach dem Start damit – ich werde die Befehle für den Abflug gleich geben.“ „Hai, Tono!“ Der Tai-i blickte dem Infanteristen nach. Er wußte ungefähr, was diesen Matrick erwartete. Hidetoshi war Ausbilder gewesen, und wußte, wohin man schlagen mußte, um Schmerz zu verursachen. Marushige und Shigeda hatten beim Kempei-tai gearbeitet, und der hatte einen Ruf, wie er schlechter kaum denkbar war. Dennoch spürte er nicht die geringsten Gewissensbisse. Es kannte seine Pflicht, und wenn dies Härte gegen den Feind erforderte, war das nur natürlich. Schwäche war in diesem Krieg fehl am Platze, Milde auch. Auf ihn und seine Soldaten wartete das Todesurteil – widernatürlich wäre es gewesen, den Feind zu schonen. „Achtung, Kenda an Brücke. Fertig machen zum Start. Funkspruch an die „Kagoshima Maru“. Startfreigabe nach Ermessen! Sprengtrupps – evakuieren. Zündung auf 15.“

Begleiten vom Krachen der Sprengladungen hob das Landungsschiff ab. Sie hatten Wunden empfangen, aber sie waren noch lange nicht am Ende. Wie ein Tiger, der erst durch eine Verwundung, unfähig geworden sich anders zu ernähren, zum Menschenfresser wird, sollten sie erst durch diesen ersten, grausamen Kampf ihre wahre Gefährlichkeit erhalten. Nun hatte die wunde Kreatur Blut getrunken – und ihr Durst würde nie verlöschen, solange sie lebte.

„Hidetoshi an Tai-i!“ In seiner Kabine betätigte Anatoli die Annahmetaste des Intercom. Er hatte eine Stunde geschlafen, und anschließend ein halbes Dutzend Tabletten geschluckt. Jetzt fühlte er sich zwar immer noch wie nach einem „Spaziergang“ von 30 Meilen, hatte aber nicht mehr das Bedürfnis, einfach umzufallen und einzuschlafen. „Ich höre.“ „Wir sind fertig. Sakura meint, weiterer Verhör würde nichts bringen, er steht kurz vor dem Herzstillstand. Aber der Doktor kennt jetzt die Dosis – mehr oder weniger.“ „Ergebnis?“ „Negativ. Nichts rauszukriegen – er ist noch nicht soweit. Aber wenn wir weitermachen...“ „Iie! Können Sie sich noch auf den Beinen halten?“ „Geht so. Ich stell mir einfach vor, ich würde Rekruten durch die Sturmbahn hetzen. Da darf man doch nicht umfallen.“ Anatoli lachte bellend. Er selber hatte oft genug zu jeder erdenklichen Tageszeit und Wetterlage mit und ohne Gepäck Übungen absolvieren müssen, als er Rekrut war. Oh nein, ein Ausbilder würde niemals Schwäche zeigen, auch wenn er ständig nebenher lief, und sich zusätzlich noch durch heftige Schläge verausgabte. „Gut. Dann kümmern Sie sich um unseren anderen Freund. Aber diesmal brauchen wir Informationen. Ich verlaß mich auf Sie!“ „Hai!“ Der Tai-i stand auf. Methodisch rückte er seine Uniform zurecht, überprüfte seine Waffe – während er im Cockpit eine Nakajima trug, verwendete er sonst eine Nambu – die Standartpistole der draconischen Offiziere. Dann verließ er sein Quartier. Seine Schritte waren ruhig, fest, entschlossen. Er hatte es nicht weit.
02.01.2003 11:09 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Der Gefangene lag apathisch in seiner Zelle. Seine Sinne, soweit er sich noch glaubte auf sie verlassen zu können, hatten ihm mitgeteilt, daß das Schiff gestartet war. Aber das war eher im Unterbewußtsein geschehen. Erst als die Tür mit einem metallischem Kreischen aufgerissen wurde, konnte er wieder halbwegs einen klaren Gedanken fassen. Sein Körper, seine ganze Umgebung schien nur noch aus Schmerzen zu bestehen. Selbst die sich öffnende Tür und das Licht im Raum schien ihn zu foltern und prägte sich ihm mit schmerzhafter Deutlichkeit ein. Er brauchte eine ganze Weile, um sein Umfeld überhaupt bewußt wahrnehmen zu können. Mühsam blickte er auf. Vor ihm stand ein Draconier. Die Uniform wies ihn als Offizier aus. Der Gesichtsausdruck des Fremden zeigte ihm deutlich, was für einen Anblick er bieten mußte. Der Kuritaner kniete neben ihm nieder – sein Gesicht eine Maske der Geringschätzung und Verachtung. Matrick überlegte einen Augenblick. Sollte er versuchen, den Fremden anzugreifen? Die Waffe des Offiziers steckte im Holster, und er war jetzt sehr nahe. Aber der Clankrieger sah deutlich, daß der Kuritaner bei aller Verachtung äußerst wachsam jede Regung beobachtete. Und außerdem fühlte sich Matrick kaum stark genug, auch nur den Kopf zu heben.

Anatoli betrachtete den Gefangenen. Dieser war nackt – einer der kleinen Tricks der Verhörteams, damit ihr Opfer sich wehrlos und ausgeliefert fühlte. Freilich war dies eher eine Spielerei gegenüber den anderen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen. Der Körper des Claner zeigte nur zu deutlich die Anzeichen des Verhörs. Bläuliche Schwellungen, teilweise ins Schwarze spielend, wiesen auf Prellungen und Blutergüsse hin. Man hatte ihm die Nase gebrochen, einige Zähne ausgeschlagen. Dazu kamen die Spuren von Zigarette, Messer und Elektroden. Der Hals, ansonsten unverletzt, war übersät mit den Malen gesprungener Adern – er mußte mörderisch geschrien haben. Die Lippen waren blutig, zerbissen im sinnlosen Versuch, der Schmerzen Herr zu werden. Er schien die Umgebung kaum wahrzunehmen. Der Tai-i wartete, bis sich der Gefangene halbwegs auf ihn zu konzentrieren schien.

„W...a...r...um?“ Die Stimme war rauh, tonlos – kaum die Stimme eines lebenden Menschen. Die Augen des Gefangenen flackerten, sein Atem ging rasselnd. Nur mit äußerster Anstrengung schien er das Wort formulieren zu können. „Warum? Sie fragen mich, Warum? Das könnte ich Sie auch fragen.“ Anatolis Stimme war ruhig, bar jeglicher Emotion: „Sie waren ein Soldat der Inneren Sphäre. Bis die Clans kamen. Sie haben gegen sie gekämpft, haben Ihre Welt, Ihre Heimat verteidigt. Und sind in Gefangenschaft geraten. Soweit kein ungewöhnliches Schicksal. Auch wenn es Ihre Pflicht gewesen wäre, bis zum Tode zu kämpfen. Aber Sie wollten leben. Nun, diese Schwäche kann ich zur Not noch nachvollziehen. Doch es reichte Ihnen ja nicht, zu überleben. Sie haben sich den Feinden angedient. Sie haben die Hand geleckt, die noch rot war vom Blut ihrer Kameraden, die Hand, die die Peitsche schwang, um Ihre Heimat zu knechten. Sie sind zum Lakaien der Besatzer geworden, zu einem Werkzeug der Unterdrücker. Alles, was Ihre Heimat für Sie getan hat, alles, was Sie ihr verdanken, das galt Ihnen nichts mehr. Und heute, als wir kamen, um den Kampf gegen jene aufzunehmen, die Ihre Welt unterjocht haben, die Ihre Kameraden ermordet haben, da haben Sie nicht gezögert, auf uns zu schießen. Sie sind zum Verräter an allem geworden, was zu schützen ihre eherne Pflicht gewesen wäre. Und Sie fragen MICH warum?“ Der Claner schien nachzudenken. Vielleicht hatte er auch einfach Mühe, das Gesagte überhaupt zu verstehen, oder eine Antwort zu geben. „Bären...sind Bewahrer. Kein Krieg. Leben nebeneinander. Warum töten...warum tun Sie uns...an?“ „Bewahrer! Ihre eigene Macht wollen sie bewahren. Wir brauchen keine Beschützer, die unsere Welten besetzen! Warum ich das alles tue? Begreifen Sie denn nicht? Es kann kein Nebeneinander geben! Ihre Herren, Sie Verräter, rauben unsere Welten! Sie machen sich darauf breit, behaupten, es wären ihre! Als würden sie schon immer hier leben, und wir hätten uns zu fügen! An dem Tag, an dem die Bären beschlossen, ganz in die besetzten Gebiete umzusiedeln, haben sie sich entschlossen, es bis zum bitteren Ende auszufechten. Sie leben auf geraubtem Land – kein anderes nennen sie mehr ihr eigen. Sie werden es nie aufgeben. Und wir werden niemals dulden, daß diese Besatzer in Frieden die Früchte ihrer Verbrechen genießen.“ „Aber...das...ist Krieg. Und muß nicht...sein.“ „Narr! Es kann nur heißen, wir oder sie! Wie nennen Ihre Herren das nochmal? Ach ja, Vernichtungstest! Denken Sie, wir würden es hinnehmen, auf unseren eigenen Welten zu Sklaven zu werden, nur geduldet neben den Besatzern? Sie haben uns keine Wahl gelassen, Ihre feinen Herren! Sie wollen leben auf Kosten des Kombinats? Dann sollen sie dafür zahlen! Ehe wir zulassen, daß ihre Untaten ohne Strafe bleiben, werden wir lieber sterben! Es gibt keinen Frieden, und es kann nie welchen geben – nicht, ehe sie nicht dahin gehen, woher sie gekommen sind! Und Sie, Sie dreckiger Verräter, haben den Tod tausendfach verdient! Mir wird schon von ihrer Gegenwart übel. Wie ein Mensch sich soweit vergessen kann, und zur gehorsamen Kreatur seiner Kerkermeister wird, werde ich nie verstehen!“ Erst jetzt, in den letzten Worten, brach der Haß Anatolis durch. Der Claner starrte ihn an. Das Gesicht des Draconiers war eine Maske des Hasses. „Sie haben sich geweigert, zu sprechen. Andere Kommandeure würden Sie für einen tapferen Krieger halten. Einige würden Sie sogar für ihresgleichen ansehen. Ich könnte Ihren Mut respektieren – aber er ist doch nur die letzte erbärmliche Gegenwehr eines Verräters. Es wird Zeit, den Lohn zu empfangen.“ Langsam, mit einer ruhigen Bewegung, zog der Tai-i die Pistole. Jede Einzelheit war für den Gefangenen gut erkenntlich. Das leise Schaben von Metall auf Stoff, das Klicken, mit dem die Waffe entsichert wurde. Seine Sinne, von der Droge immer noch unnatürlich geschärft, konnten die Windungen im Lauf erkennen. Er wußte, daß er starb. Mit letzter Kraft zitierte er aus der Erinnerung:

„Niemand ist stärker, kennt weniger Angst
Als der Geisterbär.
Niemand kann gegen ihn bestehen,
So daß wir die Wahrheit nun sehen:
Alles bezwingt der Geisterbär.“

Das Krachen des Schusses und der Einschlag der Kugel schleuderten ihn zurück. Dann war nichts mehr.

Anatoli Kenda betrachtete den geschundenen Körper zu seinen Füßen. „Narr. Deine Ahnen werden deinen Verrat nicht vergessen, du Hund. Stirb in dem Glauben, der Bär, dessen Sklave du warst, sei unbesiegbar. Ich werde dir Gesellschaft nachsenden, die dich eines besseren belehrt.“ Er nickte den zwei Soldaten zu, die vor der Zelle gewacht hatten: „Schafft das weg. Und sagen Sie den Techs, sie sollen bei Gelegenheit hier sauber machen.“

Der Sternencaptain war langsam wieder zu Bewußtsein gekommen. Er erinnerte sich, daß man ihn versorgt hatte – nicht sonderlich fürsorglich, aber effizient – und dann in dieser Zelle zurückgelassen. Er wußte wenig über seine Gegner, außer ihre Herkunft. Und er hatte genug Grund, sie zu hassen. Aber was hatten sie vor? Das Jaulen der Türhydraulik ließ ihn auffahren. Mann hatte ihn an Händen und Füßen gefesselt – an Gegenwehr war also nicht zu denken. Vier Mann traten ein. Drei von ihnen waren offenbar Soldaten, einer trug einen Arztkittel. Einer der Soldaten verneigte sich leicht. „Ich bin Toshiro Shigeda. Doktor Sakura kennen Sie ja bereits. Diese beiden Herren sind Kurogane Hidetoshi und Takeo Marushige. Ich stelle fest, daß Sie sich gut von ihren Kampfverletzungen erholt haben. Doktor Sakura wird ihnen eine Spritze geben, damit Sie die Übermüdung überwinden. Ich fordere Sie auf, sich kooperativ zu verhalten.“ Wolf starrte den Draconier überrascht an. Der höfliche Ton paßte gewiß nicht zu dem, was er von den Kuritanern gehört – und erlebt – hatte. Außerdem hatte er wohl kaum eine Chance zur Gegenwehr – nicht gegen drei offensichtlich kräftige Soldaten. Und wenn sie ihn töten wollten, wäre dies auch einfacher gegangen. Sakura trat vorsichtig vor. Fachgerecht plazierte er die Nadel.

Tatsächlich schien die Müdigkeit von Wolf abzufallen. Schon kurze Zeit später konnte er wieder klar sehen, und die Benommenheit war verschwunden. Der Arzt nickte den anderen Draconiern zu. „Gut. Wie Sie sich vorstellen können, haben wir einige Fragen an Sie. Ich würde Ihnen nahelegen, sich entgegenkommend zu verhalten. Ich habe vom Kommandanten die Erlaubnis bekommen, Sie zu verhören. Aber Tai-i Kenda ist ein ungeduldiger Mann, und er hat deutlich gemacht, daß er im Falle, daß Sie die Aussage verweigern, er zu anderen Mitteln greifen würde. Ich würde es vorziehen, es nicht soweit kommen zu lassen und...“ „Jetzt reicht es, Toshiro! Red mit diesem Stück Dreck nicht, als würde es Gnade verdienen! Er wird reden, und wenn ich ihm alles außer der Zunge kaputtschlagen muß!“ „Ruhig, ruhig Takeo. Ich bin sicher, Sterncaptain Wolf ist ein vernünftiger Mann und wird mit sich reden lassen.“ Der Sterncaptain mußte innerlich fast lachen. Glaubten Sie denn, mit solchen plumpen Drohungen oder ein paar freundlichen Worten würden sie ihn zum Reden bringen? „Also, Wolf-san, alles, was wir wissen wollen, sind Informationen über die Stützpunkte auf den benachbarten Welten. Pinneco, Thule, Damian, Holmsbu, Prothos, Jerett, Constance – alles, was Sie wissen, kann von großen Nutzen sein.“ Wolf verzog sein Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse: „Ich verrate meinen Clan nicht, schon gar nicht an Schlangen!“ Und dabei blieb er – egal was Shigeda auch sagte.
02.01.2003 11:09 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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„Ich bedaure, aber ich kann nichts mehr für Sie tun. Ich habe meine Befehle – und danach sind jetzt Hidetoshie und Marushige für Sie zuständig. Es tut mir leid. Wenn Sie es sich anders überlegen sollten... Und zögern Sie nicht zu lange.“ Shigeda trat zurück. Wolf wurde – trotz Gegenwehr – hochgezerrt und seine Handschellen mit einigen Haken an der Wand verbunden. Dann riß man ihm die Kleider vom Leib. Erst jetzt spürte er, was das Medikament wirklich für eine Funktion hatte. Schon die geringste Berührung war wie ein Schlag zu spüren – und als ihn der erste Hieb in den Unterleib traf, war es, als würden seine Nerven explodieren.

Doktor Sakura betrachtete gelassen die beiden Soldaten. Sie schlugen jetzt auf den Gefangenen ein. Auf Unterleib, Bauch, Gesicht, Gliedmaßen. Er konnte gut erkennen, wie der Gefangene mit den Schmerzen kämpfte. Dann, als die Draconier die Bambusschlagstöcke einsetzten, schrie der Claner das erste Mal.

Es gab nur noch Schmerz. Er nahm nicht mehr war, was genau sie ihm antaten. Sie brannten ihn mit Zigaretten, versetzten ihm Stromschläge. Immer wieder gab es Pausen, in denen er nur noch den dumpfen Schmerz spürte. Schon lange konnte er seine Peiniger nicht mehr wahrnehmen, war alles um ihn nur ein grelles Gleißen. Und wieder und wieder überflutete die Qual seinen Körper. Er spürte, wie sein eigenes Blut ihm die Kehle herunter rann. Und immer wieder ihre Stimmen, laut, brutal, schon allein vom Klang schmerzhaft. Er röchelte, und sein Heulen kam ihm fremd vor, als sei nicht er es, der da schrie.

Wieder schien der Schmerz ihn zu verschlingen. Dann spürte er, wie sein Kopf angehoben wurde. Wasser – klares, köstliches Wasser lief ihm in den Mund. Gierig schluckte er, doch selbst das bereitete ihm Schmerz. Die Stimme Shigedas klang ruhig, fast hypnotisch. „Warum quälen Sie sich. Reden Sie. Sie wollen doch auch, daß es aufhört. Ich kann befehlen, daß man Sie in Ruhe läßt. Aber zuerst müssen Sie reden. Reden Sie, und Sie können schlafen. Kein Schmerz mehr.“ Als die rauhe Stimme schließlich zu stammeln begann, wollte sich Wolf auf die Zunge beißen. Aber er konnte nicht. Er hörte seine eigene Stimme, wie sie die Informationen preisgab, die seine Folterer verlangten. Er haßte sich dafür – aber er konnte nicht anders. Und so erzählte er ihnen alles, was sie ihn fragten. Er verabscheute sich für die Dankbarkeit, die er empfand, als Sakura ihm schließlich die erlösende Spritze gab, die ihn davontreiben ließ in schwarzen, traumlosen Schlaf.

Sie hielten noch am selben Tag Kriegsrat, nach einigen Stunden Schlaf und einer hastigen Mahlzeit. Anatolis Quartier, obwohl eigentlich zu klein, diente als Besprechungsraum. Neben ihm nahmen Hidetoshi, der Chef-Tech Tanaka und Kapitän Watanabe, der die „Akikaze“ befehligte, an der Besprechung teil. „Die Informationen unseres Gefangenen waren aufschlußreich. Auch wenn wir bei weitem noch nicht alles aus ihm herausgeholt haben, so können wir schon jetzt sagen, daß seine Gefangennahme ein Glücksfall für uns war. Als bestes Ziel bisher scheint sich ein Depot auf Pinneco anzubieten. Es wird, soweit wir wissen, lediglich von einer Infanterieeinheit bewacht – einem Solhama-Sternhaufen mit drei Binärsternen Infanterie, also etwa 150 Mann. Geschätzte Ankunft wäre in zehn Tagen. Können wir die Beutemaschinen bis dahin kampfbereit machen?“ Tanaka wiegte den Kopf: „Sollte machbar sein. Wenn alle mit anpacken – auch die Infanterie und die Mechjockeys – dann schaffen wir es sogar in fünf oder sechs Tagen. Ich denke, die Piloten würden sich nicht gerne unmittelbar vor dem Kampf das erste Mal in ihre Mühlen setzen.“ „Nun, ich werde anordnen, daß Sie über jeden Mann und jede Frau verfügen können, die diensttauglich sind.“ „Und die Informationen sind zuverlässig? Wir haben beim letzten Kampf so hohe Verluste gehabt, noch ein schweres Gefecht überstehen wir nicht.“ Anatoli leitete die Frage Watanabes an Hidetoshi weiter. Der war sich anscheinend sicher: „Ich bin davon überzeugt, daß der Verräter uns nichts vorgespielt hat. In der Verfassung hätte er seine eigene Mutter ans Messer geliefert.“ Watanabe grinste spöttisch: „Nun, da er auf Seiten der Clans kämpft, können wir davon ausgehen, daß er dies schon getan hat. Aber ich will ihnen glauben.“ „Ich vertraue dem Urteil von Hidetoshi-san.“ Mischte sich der Tai-i ein: „Außerdem ist Sakura der gleichen Meinung.“ „Und was hoffen wir zu finden?“ „Nachschubsgüter aller Art und einiges an Modulwaffen, wenn mich nicht alles täuscht. Außerdem einen Stone Rhino – allerdings einen, der momentan nicht läuft, was wohl der Grund ist, warum die Bären ihn nicht besser bewachen. Offenbar wollen sie die Maschine gründlich untersuchen. Sollte es uns gelingen, ihn zum Laufen zu bringen, hätten wie eine nette Überraschung für unsere Freunde.“ „Und wie sieht es mit der restlichen Garnison aus?“ „Soweit ich weiß, ein Binärstern Mechs. Aber die sind ein ganzes Stückchen entfernt stationiert. Aber um sicherzugehen, daß wir nicht wieder mit Clan-Mechs zusammenrasseln, ohne das Terrain und den Zeitpunkt bestimmen zu können, habe ich mir schon einen kleinen Kunstgriff überlegt.“ „Und was dann?“ Anatoli rieb sich das Kinn: „Ich habe es mir so vorgestellt. Sie alle wissen, daß Kapitän Sazumi nicht sehr begeistert mit unserer Anwesenheit ist. Nicht, daß er uns einfach im Stich lassen würde, denn dann würde man ihn vermutlich häuten. Aber ich denke, wir sollten das Arrangement einmal überarbeiten. Wir brauchen Ersatzteile, wir brauchen neue Piloten und Maschinen. Und wenn wir zu unserem ursprünglichen Plan übergehen wollen, brauchen wir Kontakte und Informationen – mehr, als so ein kleiner Quisling uns liefern kann. Die Yakuza hat mir eine Möglichkeit genannt, wie ich mich versorgen könnte, und wie ich Kontakte in den Clanraum – oder auch ins Kombinat knüpfen kann. Schauen Sie her.“ Er betätigte an seinem Computer einige Tasten. Das Bild eines Sternes wurde sichtbar, um den mehrere Planeten kreisten. Der Blickwinkel wurde verändert, so daß man einen der Planeten in Großaufnahme sah. „Das ist New Tunis – ein Planet, der auf normalen Karten nur eine obskure Zahlen- und Datenkombination ausmacht. Seit geraumer Zeit dient er, wenn meine Informationen stimmen, als Stützpunkt für verschiedene Randexistenzen. Piraten, Schmuggler, Sklavenhändler, Verbannte. Vermutlich auch einige Ronin. Sazumi kennt die Koordinaten, und er ist bereit, uns dort hinzubringen. Wir können dort sicher einen Teil unserer Beute verkaufen, und uns dafür mit dem eindecken, was wir benötigen. Vor allem sollen dort einige Guerillaorganisationen ihre Verbindungsleute zur Yakuza und den anderen Kriminellen haben. Mit anderen Worten – alles, was wir benötigen. Vielleicht finden wir sogar Verbündete dort. Oder wir können den Standpunkt einer alten Piratenbasis ,kaufen‘, um eine eigene Operationszentrale zu finden. Denn von der Welt selber will ich lieber nicht operieren, das könnte man dort übel nehmen. Wir werden sehen.“

Es gab keinen Streit – die Vorschläge des Tai-i waren das Beste, was sie in ihrer jetzigen Lage finden konnten. Wenn sie einen Krieg gegen die Feinde des Kombinats führen wollten, mußten sie sich Verstärkung und eine sichere Basis schaffen. Die Offiziere wußten, daß ihre Chancen nicht sehr gut standen, aber es war nicht ihre Art, aufzugeben. Solange sie eine Möglichkeit sahen, dem Feind an die Kehle zu gehen, würden sie nicht zögern. Und die blutigen Kämpfe hatten ihre Entschlossenheit eher angefacht. In ihren Augen hatten die Clans – mehr aber noch ihre Helfer aus der Inneren Sphäre, ob Zivilisten oder Bewaffnete – weder Mitleid noch Gnade verdient. Ein Befreiungsfeldzug hatte es werden sollen, doch nun war ihnen nur die Möglichkeit geblieben, Rache zu nehmen. Sie würden sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Gerade das letzte Gefecht war nur eine Bestätigung gewesen. Ehemalige Leibeigene hatten fünf Kuritanerpiloten getötet. Wenn die Clans solchen Verrat hervorbrachten, dann mußten sie vernichtet werden, und jeder Überläufer mit ihnen. Zweifel daran gab es nicht.
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Pinneco, im Landeanflug

Das Landungsschiff vibrierte in der Atmosphäre. Für die Mechkrieger in ihren Maschinen war es kein sonderlich angenehmes Gefühl. Sie waren jetzt auf Gedeih und Verderb dem Piloten ausgeliefert. Und der Umstand, daß das Programm heute einige Besonderheiten vorsah, trug nicht eben zur Beruhigung bei. Kenda stand, obwohl sprungbereit, die ganze Zeit in Kontakt mit der Brücke. „Meldung?“ „Ortung zeigt acht bis zwölf Mechechos, die in unsere Richtung kommen. Geschwindigkeit einheitlich bei um 40. Keine Ortung von Jägern oder nennenswerten Fahrzeugkonzentrationen.“ Der Tai-i mußte grinsen. Der feindliche Kommandeur agierte nach Plan. Der Vektor der „Akikaze“ führte sie direkt zu einem Bergbaukomplex. Für Piraten wäre das Erz eine kostbare Beute gewesen. Und der Claner wußte dies und handelte entsprechend. Nicht, daß Kenda solche Beute verschmäht hätte. Aber heute war er auf anderes Wild aus. Nun blieb nur zu hoffen, daß es weiter so gut lief, wie es begonnen hatte.

Das riesige Landungsschif senkte sich langsam vom Himmel. Unter ihm lag der Industriekomplex. Nach allen Seiten spien die Schiffsgeschütze – soweit sie munitionsunabhängig waren – Tod und Vernichtung. Von Verteidigung konnte keine Rede sein. Angesichts der schieren Größe eines Planeten und der Vielzahl von Zielen, die er Banditen und Angreifern bot, war dies auch nicht verwunderlich. Dann, in hundert Metern Höhe, stabilisierte sich der Flug – und das Schiff nahm einen Kurs auf, der es nun in horizontaler Richtung von seinem „Landeplatz“ wegführte. Ein Atmosphärenflug, besonders mit einen kugelförmigen Landungsschiff, galt als ziemlich riskant. Und darauf hatte Kenda gebaut. In dieser Höhe war er nicht mehr ohne weiteres zu orten. Und optisch verfolgen konnte man ihn, mangels geeigneter Überwachungsstationen, genauso wenig. Nun konnte er nur noch auf den Piloten vertrauen.

Für die Infanteristen des 9. Solhama-Sternhaufens gab es keine Vorwarnung. Sie hatten zwar eine Meldung von einem sich nähernden Landungsschiff erhalten, aber gleichzeitig erfahren, daß es weit entfernt landen würde, und daß sich die Mechtruppen darum kümmern würden. Als der flammenspeiende Koloß in geringer Höhe auftauchte, blieben ihnen nur Minuten zur Vorbereitung. Mit tosenden Geschützen verharrte der Angreifer in der Luft, gleichsam auf seinem Flammenstrahlen reitend. Dann senkten sich die Mechs in ihren Sprunggeschirren herab, schon im Flug feuernd.

Kenda spürte, wie seine Maschine durchgerüttelt wurde. Feuer aus leichten Unterstützungswaffen schlugen in Beine und Torso ein. Mühsam stabilisierte er seinen Flug, aufs Geradewohl schießend. Ein donnernder Aufprall, den er nur mühsam abfedern konnte – die Beschußschäden zeigten Wirkung. Langsam drehte sich der Kampfkoloß. Dann sprachen die Impulslaser und der Raketenwerfer. Er und seine Kameraden hatten Infernoraketen geladen, die grausamen Tod für die Infanteristen versprachen. Mit donnernden Schritten rückte die Kampfmaschine vor, jeder Tritt nicht weniger tödlich als die Detonation einer schweren Granate. Die Einschläge der Raketen hüllten die feindlichen Soldaten in todbringendes Feuer, Salven von Lichtimpulsen schleuderten sie wie Gliederpuppen beiseite. Die grauenerregenden Schreie waren selbst über den Lärm der Schlacht hinweg zu hören. Wie ein überdimensionaler, Gestalt gewordener Tod stampfte der Koloß über das Schlachtfeld, gefolgt von seinen Brüdern. In dieser Orgie der Vernichtung wurde sichtbar, wofür der Battlemech geschaffen war, und wofür er stand. Es gab kein Entrinnen, es gab kein Erbarmen. Die Infanterie der Draconier überließ das blutige Handwerk den Mechs. Erst als der letzte organisierte Widerstand ausgelöscht worden war, schwärmten sie aus, um das Schlachtfeld zu säubern. Die gesamte Anlage war übersät mit zerschmetterten Leichnamen – kaum noch als Menschen zu identifizieren. Grausam verbrannt, verstümmelt, in Augenblicken in Asche verwandelt. Hier offenbarte sich das Antlitz des Krieges in seiner ganzen, abscheulichen Brutalität. Eine Brutalität, die immer wieder geleugnet wurde – die aber noch immer letzte und einzige Gewißheit des Krieges war, und auch bleiben würde. Nur noch vereinzelt hämmerten Handfeuerwaffen – die Säuberung war in vollem Gange, und die Soldaten Kendas kannten ihre Ziele und Befehle. Nun, als alles, was Clan gewesen war, zerschmettert am Boden lag, und alles, was stand, das Zeichen des Kombinats trug, setzte das Landungsschiff auf. Die Techs der Kuritaner machten sich an die Arbeit, unterstützt von den Kampfgiganten und ihren kleinen Brüdern. Der Tai-i trieb seine Soldaten nicht zur Eile. Sie wußten wie er, daß die Zeit drängte. Er selbst konnte, durch seinen Mech gehindert, nicht helfen – schließlich hatte der Kriegshammer keine Hände. So wachte er über ihrer Arbeit, koordinierte die Anstrengungen. Sie machten ihre Sache gut.

Die Mechkolonne rückte schnell vor – so schnell, wie es den Maschinen möglich war. Der Sternencommander hetzte seine Truppe rücksichtslos. Zu spät hatte er den Trick des Angreifers durchschaut. Gleichzeitig aber war ihm klar, daß er seine Truppe nicht teilen durfte – sonst bestand die Gefahr, in einen Hinterhalt zu geraten. Und seine Mechs waren alles andere als Frontklassemaschinen. Also blieb ihm nichts, als mit Flüchen seine Einheit anzutreiben. Es war für ihn eine nicht geringe Überraschung, als er plötzlich angefunkt wurde, denn jeder bisherige Kontaktversuch mit den Funkgeräten des 9.Solhama-Sternhaufens war ohne Ergebnis geblieben. Nach einem Augenblick des Zögerns meldete er sich: „Hier Sternencommander Leif. Wer spricht da?“ „Hier Tai-i Anatoli Kenda.“ Meldete sich die charakteristische Stimme eines Draconiers: „Ich freue mich, daß Sie auch kommen – leider war es mir nicht möglich, Ihnen rechtzeitig eine Einladung zu senden.“ „Freigeburt! Du wagst es? Stell dich wie ein Krieger, und ich werde dich zermalmen, wie der Bär eine Viper zerquetscht!“ Der Draconier lachte verächtlich: „Zu freundlich. Unter anderen Umständen würde ich die Aufforderung zu schätzen wissen, doch momentan habe ich andere Verpflichtungen. Vielleicht ein andermal. Vergiß nicht, mein Sohn“ der Kuritaner ignorierte das wütende Aufbrüllen des Claners: „daß Vipernbisse tödlich sind.“ „Verdammter Surat! Wage dich in meine Nähe, und ich breche Dir die Giftzähne heraus!“ „Das glaube ich unbesehen.“ Höhnte Kenda: „Aber ich habe nicht den Kontakt mit Dir aufgenommen, um mir die Zornausbrüche eine Kleinkindes anzuhören. Ich wollte vielmehr für die Gastfreundschaft danken, die mir auf diesem Planeten zuteil wurde. Ihr Claner habt doch wirklich gelernt, daß man den Fremden mit Freigiebigkeit behandeln soll. Selten habe ich so kostbare Geschenke erhalten.“ „Feigling! Elender Barbar! Gegen altersschwache Greise bist du mutig, aber vor wahren Kriegern fliehst du! Ich werde dich zerschmettern!“ Die Stimme des Draconiers klang nun eindeutig höhnisch: „Ich bedaure, daß ich ablehnen muß. Aber ich kann dich in Bezug auf deine Kameraden beruhigen. Ich nehme bei euch keine Sklaven. Sie warten alle auf dich, einer neben dem anderen, in Reih und Glied. Du brauchst dich nicht zu beeilen, denn ich glaube nicht, daß ihnen die Zeit lang wird – schließlich haben sie eine hervorragende Aussicht. Nimm dies als Dank für die Großzügigkeit, mit der ihr eure Güter mit mir geteilt habt. Kenda Ende.“ Wenige Minuten später war nur zu gut das startende Landungsschiff zu erkennen. Die Clanmechs kamen zu spät.

Als die Mechs endlich das Depot erreichten – die Draconier hatten Zeit genug gefunden, in der Umgebung einige Sprengladungen anzubringen, die einen Clanmech zerstört und zwei erheblich beschädigt hatten – war von den Anlagen nur noch ein Trümmerfeld übrig. Und auf dem Beton lagen, einer neben dem anderen, die Soldaten des 9. Infanteriesternhaufens, die Angehörigen nachrangigen Dienste und die Wissenschaftler, die den Stone Rhino untersuchen sollten. Ihre Köpfe aber hatte man auf die Reste des umlaufenden Zaunes gespießt – so daß sie die Umgebung aus blicklosen Augen anstarrten...

An Bord der „Akikaze“ herrschte eine grimmige Genugtuung. Die Toten waren gerächt worden. Kenda saß allein in seiner Kabine. Versonnen betrachtete er ein Bild, das seine Frau und seine Kinder zeigte. Dann, mit einer vorsichtigen Bewegung, berührte er sanft das Gesicht seiner Frau – und stellte das Bild wieder hin. Er schaltete den Computer an und machte sich an die Bestandsaufnahme der Beute. Sein zweiter Schlag war geglückt, es würde nicht der letzte sein. Und vielleicht, nur vielleicht, konnte er damit verhindern, daß seine Kinder eines Tages den gleichen Kampf würden ausfechten müssen.

Ende

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Die folgenden Geschichten spielen eine ganze Weile später. Anatoli Kenda gelang es, sich mit einigen versprengten Rächern unter Tai-i Tomiko Nakamura zusammenzutun, und gleichzeitig eine Allianz mit Erik Torkilsson, einem Piratenkapitän aus Rasalhag, zu knüpfen (der über einen einen eigenen Stützpunkt, ein Sprungschiff der Invasorklasse sowie zwei Seeker verfügte und mit etwas Infanterie und anderthalb Dutzend alter Schwebepanzer schon zeit geraumer Zeit im Clanterrítorium und der Peripherie seinen Geschäften nachging). Die kombinierte Truppe startete in recht kurzer Folge drei Angriffe auf den Welten Thule und Damian, bei denen nach bewährtem Muster vorgegangen wurde: was wertvoll war, wurde mitgenommen (sowohl militärisches als auch finanziell wertvolles Zeug), alles andere zerstört. Die Piraten nutzten die Gelegenheit, um jedes Mal eine Anzahl Sklaven mitzunehmen, die sie mit der Beute an die Yakuza verkauften. Kenda toleriert und fördert dies, da er Dörfer, die sich nicht am Widerstand gegen die Clans beteiligt haben (zumindest passiv) bzw. keinen hohen Verluste bei der Eroberung durch die Clans erlitten (etwa, daß ein großer Prozentsatz der Bewohner im Kampf gegen die Agressoren gefallen ist) als Verräter betrachtet. Würdenträger und Kollaborateure wurden exekutiert, geplünderte Dörfer zerstört. Diese Taktik beunruhigte den Piratenkapitän, der fürchtet, die Geisterbären könnten über kurz oder lang massiv zurückschlagen.

Die handelnden Personen und ihre Truppe

So, das ist meine Interpretation - die ich natürlich anpassen kann. Nach meinem Konzept besteht die Piratentruppe gegenwärtig aus 14 Mechs (ein Dervish IIC steht kurz vor der Klarmachung, er währe Nummer 15). Die Maschienen bestehen aus 2 Panthern, 1 Jenner, 2 Fangeisen, einem Kurita Steppenwolf, einem Kintaro, einer Krabbe, einem Mar 5D und einem Kriegshammer 7K, dazu ein Großdracon und ein Hatamoto-chi und die drei erbeuteten Mechs, wobei Kenda den Kriegshammer IIC steuert, seine Stellvertreterin vermutlich den Dervish, den Fenris steuert ein Ronin. Die Panzertruppen der Piraten - insgesamt 18 Stück unschiedlichster Typen (2 Kondor, 1 Drillson, 1 Saladin, 3 Saracen, 1 Scimitar, 1 Edgar, 1 Pegasus, 4 LSR-Harasser, 3 KSR-Harasser und 1 Laser-Harasser) werden bei den Überfällen meist nicht mitgenommen, höchstens einmal stehen ein bis zwei Lanzen als taktische Reserve bereit. Dazu kommt Infanterie, 2 Kompanien der Piraten und eine von Kenda, eine weitere hat er in Ausbildung, wobei höchstens zwei Kompanien an jedem Einsatz teilnehmen, und zwar motorisiert in MTW's, die Soldaten haben ein Sammelsurium aus Waffen (nicht eben Massen an KSR-Werfern, aber ein paar Infernos).Auf jeden Fall hat jeder ein Bajonett oder eine vergleichbare Seitenwaffe, wenn er zu Kendas Leuten oder zu Piraten draconischer Abstammung gehört, auch die Rasalhager gehen verstärkt dazu über. Und Handgranaten hat jeder, sogar die Mechpiloten - eine für den Feind, eine für sich selbst. Kendas Leute sind absolut fanatisch und kämpfen bis zum Tod, sie haben auch kaum etwas von einer Kapitualtion zu erwarten. Dies gilt auch für die Infanterie. Selbstmordmanöver - etwa der Verwundete oder Gefangene, der sich und ein paar feindliche Soldaten mit einer Handgranate in die Luft jagt, oder der Pilot, der seinen Mech explodieren lässt, und zwar so, das es auch möglichst Feinde trifft, sind durchaus zu erwarten. Clanner werden bevorzugt bekämpft, man agiert überlegt und äußerst hinterhältig, Gefangene werden nur zu Verhörzwecken gemacht, soweit es sich um feindliche Soldaten handelt. Anschließend werden sie zumeist exekutiert, mitunter auf äußerst grausam Art und Weise (Clangefangene wurden schon lebend begraben). Allerdings sind Kendas Leute keine blindwütigen Schläger. Wird die Infanterie abgeschnitten, wird sie sich zerstreuen und den Guerillakampf aufnehmen. Die Piraten würden eher versuchen unterzutauchen, aber hier hängt es davon ab, ob sie sich auf Kendas Seite gestellt haben, oder nicht.

Kenda ist ein eiskalter und fanatischer Militärführer, der Mitleid mit dem Feind ablehnt. Er geht rücksichtslos vor und kennt auch gegenüber Zivilisten keine Hemmungen. Beamte und Dorfwürdenträger lässt er als Kollaborateure erschießen oder durch Bajonettstöße hinrichten, er lässt plündern und zerstört, was er nicht mitnehmen kann, sobald er eine Siedlung als verräterisch ansieht (also sobald sie nicht Verbidnung zu lokalen Widerstandszellen hat oder erhebliche Teile der Einwohner im Krieg umgekommen sind). Als hochintelligenter Offizier weiß er seine Leute einzusetzen und ist auch bereit sich zurückzuziehen, bloß kapitulieren würde er nie.

Tomiko Nakamura gehörte zu einem Rächerregiement und konnte sich und ihre Leute raushauen. Sie ist ebenfalls eine gute Soldatin und kennt wie ihr Vorgesetzter keine Skrupel und Bedenken. Seine Befehle führt sie prompt aus. Sie führt die mittleren und leichten Maschienen und ist geschickt darin, den Gegner zu umgehen und durch kombiniertes Feuer und Überraschungsangriffe zu zermürben.

Kurogane Hidetoshi ist altgedienter Infanterieoffizier. Er drillt seine Leute auf die "alte Art" und erzieht sie zu todesverachtenden Fanatikern. Durch ihn werden sie auch allein und verletzt zu einer Gefahr. Auch er kennt keine Rücksicht, wenn es ihm befohlen wird, er drillt seine Männer und Frauen im Haß auf die Clans, ihre Verbündeten und Helfer.

Erik Torkilsson ist der "vernünftigste" in der Truppe. Er führt seine Piratenbande seit über 10 Jahren und ist ein listiger, scharf rechnender Charakter. Er verabscheuht Fanatismus als Verschwendung und lehnt unnötige Grausamkeiten - freilich nur aus rationellen Gründen. Er finanziert sich durch den Verkauf von Sklaven und Piratenaktionen. Er wird immer darauf achten, das Kenda die Piraten nicht mit sich in den Tod reißt - dafür sind ihm Geiseln ein gutes Mittel, einen offenen Kampf mit den Ronin würde er aber nicht wagen, eher eine überraschende Finte.
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Fragen und Antworten

"Abteilung volle Deckung! Splitterbomben!" Die Gestalten spritzten auseinander. "Deckung habe ich gesagt! Meinst du deine Erdkuhle schützt dich! Du bist tot! Tot! Tot!" Jedes Wort wurde durch einen Hieb mit dem Bambusstock untermalt. "Vorwärts Maaarsch!" die Schwarzuniformierten setzten sich taumelnd in Bewegung, die letzten trafen die Hiebe der Ausbilder: "Lauft! Lauft! Lauft!" Schwankend stürmten die Rekruten vorwärts, gebeugt unter der Last von Panzerung, Waffen, Munition.

Anatoli Kenda wandte sich von diesem - nicht unbedingt dem Auge wohlgefälligen, aber doch vielversprechenden - Anblick ab. Der Anblick seines "Partners", Erik Torkilsson (von seinen Untergebenen teils liebevoll, teils gehässig "Erik der Rote" genannt) war weit weniger angenehm. Der hochgewachsene Pirat überragte den drahtigen Asiaten um einiges. Und seine Gesichtsfarbe ähnelte momentan der seiner Haare, so daß man mutmaßen konnte, warum er überhaupt den Spitznamen bekommen hatte. "Zum letzten Mal, Kenda! Sagen Sie mir endlich, was Sie vorhaben!" Der Draconier musterte einen Augenblick sein Gegenüber. Er wußte, das er es sich nicht leisten konnte, Torkilsson zu unterschätzen. Der Freibeuter gebärdete sich zwar gerne wie ein Schlagetot, aber Kenda wußte sehr wohl, das er bei allem Gebrülle und aller Prahlerei einen überaus scharfen Verstand hatte und sein Gepolter zum Gutteil Theater war. "Was bereitet ihnen eigentlich Sorgen? Sie können mit den Ergebnissen unser letzten Aktionen doch durchaus zufrieden sein. Sie haben meines Wissens mindestens das Doppelte an Beute und das Vierfache an Gefangenen bekommen, was ihre Truppe vor unserer Allianz in einem vergleichbaren Zeitraum erobern konnte. Und dazu unter geringem Risiko für ihre Leute. Ich verstehe ihre Verbitterung nicht. Das einzige, worum sie sich Sorgen machen müssen, ist das die Yakuza angesichts des gestiegenen Angebots die Preise senkt." "Verkaufen sie mich nicht für dumm, Kenda!" Die Stimme des Piraten war auf einmal sehr ruhig und sehr drohend geworden: "Sie wissen genau, was mir Sorgen macht. Mehr als zehn Jahre, seit diese verdammten Bastarde von Clans meine Heimat überrannt haben, habe ich mit meinen Leuten hier gelebt. Wir haben uns immer irgendwie durchschlagen können. Wir haben Gefangene als Sklaven verkauft und unsere Beute und Informationen an die Yakuza oder direkt an den Drachen verkauft. Und der hat uns toleriert, solange wie nur in den besetzten Gebieten wilderten. Aber Sie mit ihren Aktionen, Sie riskieren, das wir direkt in den Ofen springen, anstatt uns nur die Hände zu wärmen! Ich will ihnen sagen, warum ich und meine Leute solange überlebt haben! Weil wir nie ein echtes Problem waren! Ein kleines Ärgernis, mehr nicht! Das haben diese dreckigen Kanistergeburten kaum gespürt, oder es war ihnen egal. Aber damit haben Sie Schluß gemacht! Oh ja, wir haben jetzt genug Männer und Frauen, die wir verscherbeln können! Und sie mit ihrem Mechs können Ziele angreifen, die ich mit meinen Uralt-Schwebern tunlichst zu meiden hatte! Ja, wir haben unseren Umsatz quasi verfünffacht! Aber Sie und ihre Methoden, ihre Aktionen - sie sind für die Clannerschweine mehr als nur ein kleines Ärgernis! Und was wollen sie tun, wenn der Bär nach dem Moskito schlägt! Erklären sie mir das mal!" "Sie können ja gerne ihre Leute auffordern, die Zusammenarbeit mit mir zu beenden" meinte Kenda, ohne es soweit zu treiben, zu lächeln. Sowohl er, als auch der Piratenkapitän wußten, das Torkilsson Halsabschneider im Gegensatz zu ihrem Anführer zumeist nicht allzu weit vorausschauten, und nachdem der Bär einmal Honig geschleckt hatte, war es unwahrscheinlich, das er sich wieder mit Blaubeeren begnügen würde und die profitable Zusammenarbeit, die von den Piraten zudem weit weniger augenblickliches Risiko verlangte, aufkündigte. Und ein Piratenkapitän lebte von der Zustimmung seiner Leute, ohne diese war er sehr schnell abgesetzt. "Außerdem - machen Sie sich nichts vor! Ihre Taktik hat vielleicht früher funktioniert! Aber das ist jetzt vorbei! Der rote Drache wird ihnen nicht mehr helfen. Theodore hat einen Teil seines Reiches an die Clans verkauft, so wie er seine Tochter an diesen elenden Gaijin verkauft hat! Das Kombinat, jedenfalls die Regierung, hat kein Interesse daran den Frieden", Kenda spuckte das Wort beinahe aus:" mit den Bären durch Elemente wie die ihrigen zu gefährden! Ihre Nützlichkeit haben Sie überlebt! Und ich bin sicher, Sie wissen das! Und ich brauche wohl nicht gerade Ihnen zu erzählen, wie der Drache mit Banditen verfährt! Für den Kempei-Tei sind Banditen und Deserteure nichts als Abschaum. Wenn Sie dem Drachen in die Klauen geraten, ist es um Sie ebenso geschehen, wie um uns! Wir sind Ronin, Herrenlose! Sie sind Banditen! Was uns bei den Bären blüht, wissen Sie ja wohl auch! Für die sind wir 'Defekte'. Sie kennen ihre Befehle - bei Gefangennahme sofort zu 'erledigen'! Sie haben keine Freunde mehr, und ihnen droht der Tod auf beiden Seiten der Grenze - oder nicht? Wir sind aneinander geschmiedet, auf Gedeih und Verderb! Wenn wir nicht zusammenarbeiten, werden wir alle sterben - und zwar bald! Ich brauche ihr Sprungschiff, um meine Überfälle zu starten, ich brauche ihre Basis, um mich zu erholen und meine Mechs zu reparieren und ihre Landungsschiffe, um die Beute und Truppen zu befördern. Dafür können meine Mechs mehr Beute in weniger Zeit erobern, mehr, als Sie sich je träumen ließen! Und Sie brauchen nicht einmal ihre Panzer einzusetzen!" "Das weiß ich!" fauchte der Pirat: "Halten Sie mir keine Reden! Aber ihre Aktionen erregen zuviel Aufsehen! Und Sie schaden den Bären zusehr! Die Schweine werden reagieren müssen! Ich weiß, das es Ihnen nicht um Profit geht - aber worum dann! Das eines klar ist - ich werde nicht meine Leute opfern, damit Sie als hehrer Samurai zu ihren Ahnen eingehen können! Auf keinen Fall! Und ich lasse mich von Ihnen nicht beiseite schieben! Das hier geht auch MICH etwas an!" Kendas Augen blitzten:" Wenn wir schon bei Warnungen sind - dann denken Sie drann, daß wir alle in einem Boot sitzen! Und das treibt dicht am Wasserfall! Wenn einer zu rudern aufhört, werden wir alle sterben! ICH werde nicht zulassen, das Sie auf Kosten meiner Leute einen Kompromiß aushandeln oder sich sonst irgendwie aus der Verantwortung stehlen! Für uns heißt es, zusammen siegen, oder einzeln sterben!" "Siegen! Pah! Dann sagen Sie mir erst einmal, WIE Sie siegen wollen! Mit noch nicht mal zwei Dutzend Mechs, ein paar Panzern und ein paar hundert Mann Infanterie!" Der Ronin straffte sich: "Das werden Sie noch heute erfahren! Wenn es Sie interessiert. Ich würde raten, Sie hören auf die Stimmen Ihrer Leute - egal, welche nebulösen Befürchtungen Sie selber haben! War es das?" "Vorläufig!" zischte Torkilsson: "Aber ich warne Sie, Samurai! Ich lasse mich nicht verheizen!" Damit wirbelte er herum und verließ den Kommandoraum. Kenda zeigte keine Regung, während er seinem Partner nachblickte. Auf einer subjektiven Ebene verachtete er den Piraten als Verbrecher. Verachtete ihn für seinen schrankenlosen Opportunismus und für den Profit, den er aus Sklavenhandel und Raub holte. Aber auf der bewußten Ebene seiner Gedanken war sich Kenda klar, das er selber nicht besser war. Er verfolgte andere, bessere Ziele, aber auch er profitierte von den Überfällen, auch wenn er das Geld für eine noblere Sache brauchte. Aber er unterschätzte den Piraten nicht. Das, so wußte er, währe sein Ende gewesen. Er brauchte ihn, so wie dieser Kenda brauchte. Aber beide würden sich argwöhnisch beäugen. Und so wie er Pläne hatte, von denen "Erik der Rote" vermutlich nichts ahnte, so dürfte auch der Freibeuter eigene Intrigen spinnen. Für sich und für seine Leute. Kenda lächelte ironisch. Es würde sich zeigen, wer sich am Ende als der Klügere erweisen würde.

Kenda hatte sich auf einem Piraten-Schweber postiert. Vor ihm standen angetreten "seine" Leute. Seine Mechkrieger und Techs, die Ronin, die unter dem Befehl von Tai-i Tomiko Nakamura zu ihm gestoßen waren, die von ihm eingezogenen Infanteristen (bisher waren sie noch Rekruten), die er aus einer Vielzahl lokaler Guerillaorganisationen rekrutiert hatte, und die von Tai-i Kurogane Hidetoshi befehligt wurden. Dazu die Panzerfahrer (etwa anderthalb Kompanien Schweber und einige schwere Truppentransporter) und die zwei Kompanien Infanterie Torkilssons, teils Rasalhager, teils Draconier, von denen einige noch im Roninkrieg das Kombinat verlassen hatten.

"Soldaten und Offiziere! Einige unter euch werden sich fragen, warum wir kämpfen. Ich weiß, das einige von euch ihren Kameraden nicht trauen, sich nicht als Kampfgefährten betrachten. Ich weiß, das einige sich fragen, ob unser Vorgehen das richtige ist, und ob unser Weg nicht unweigerlich in den Untergang führen wird. Nun, nicht auf alle Fragen kann ich euch Antwort geben. Ich kann nicht garantieren, das wir nicht geschlagen werden. Wir sind im Krieg, und im Krieg ist alles möglich. Aber ich kann euch sagen, warum ich kämpfe - und warum ich hoffe, das ihr mir helfen werdet.
Ich weiß, die meisten von euch haben ihre Heimat durch die Clans verloren. Es gibt für sie kein Zurück mehr. Andere müssen für ihre Heimat fürchten, das sie von den Agressoren überfallen wird. Und wir alle wissen, mit was für einem erbarmungslosen Feind wir es zu tun haben. Nun werden einige sagen, man sollte einen solchen Feind nicht zu sehr reizen. Man solle sich verstecken, hoffen, der Zorn des Bären würde an einem vorrübergehen. Ich aber sage - dies Hoffnung trügt! Die Bären sind nicht hier, weil sie das Land kurzzeitig besetzen wollen! Sie haben vor zu bleiben! Und wenn sie wollen, das ihr Anspruch auf Herrschaft nicht angezweifelt wird, dann dürfen sie keinen Funken von Widerstand mehr glimmen lassen! Sie müssen ihn austreten, ein für allemal demonstrieren, das sie die Herren sind! Erst dann, wenn jeder gebrochen ist, der ihnen die Stirn bieten könnte, können sie sich sicher sein, das niemals mehr jemand zum Kampf gegen sie rufen wird. Erst dann können sie darauf bauen, das kein anderer Staat diesen Freiheitskämpfern Hilfe schickt und mit ihnen die Besatzer vertreibt, wie es den Nebelpardern geschah. Nun werden einige sagen - aber der Drache hat uns verraten! Er wird uns nicht helfen! Er wird sich aussöhnen mit dem Bären, und wir werden dem einen oder dem anderem zum Opfer fallen! Aber ich sage: Der Drache schläft nur! Er wird sich wieder erheben. Ja, Theodore Kurita hat sein Erbe verraten! Aber Theodore ist nicht der Drache! Der Drache lebt, und er wird sich wieder erheben! Und an uns ist es, ihn wieder zu wecken! Nun werdet ihr sagen - unmöglich! Wir sind doch nur ein paar hundert Kämpfer! Ich aber sage - ein paar hundert Kämpfer, die an ihre Sache glauben am richtigen Ort können mehr bewirken, als eine Mecharmee, die sich nicht rührt! Wir sind der Ninja in den feindlichen Reihen! Wir schlagen zu, wo der Feind uns nicht erwartet, wir treffen ihn schmerzhaft! Durch unseren Kampf zeigen, das er NICHT unbesiegbar ist! Der Bär kann geschlagen werden - und wir werden die sein, die es der Freien Inneren Sphäre demonstrieren! Ich weiß, einige von euch sehen in mir nur einen verbitterten Samurai, der den Tod auf dem Schlachtfeld sucht. Aber das stimmt nicht.
02.01.2003 11:15 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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