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Zum Ende der Seite springen Star Wars Classic: Sturmtruppen in der ersten Linie
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Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
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Star Wars Classic: Sturmtruppen in der ersten Linie Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Episode eins: Ankunft auf Tatooine

Prolog:
Jaava Hus hatte keinen besonders ruhmvollen Amtsantritt in seiner neuen Garnison. Die regelmäßigen Shuttles von den Regionalwelten flogen nur alle drei Monate, und so hatte Hus als normaler Passagier auf einem veralteten, aber gut gepflegten corellianischen Frachtschiff einchecken müssen, zudem noch auf eigene Kosten, um rechtzeitig zu seinem Dienstantritt Tatooine zu erreichen. Dazu kam, dass er, während er an Bord der JACINTHAS PRIDE Passagier spielte, seine gesamte Ausrüstung in einem der Frachträume lagern musste, ohne sie einmal in Augenschein nehmen zu können. Denn es war etwas unklar, wie der corellianische Kapitän Harrad Sul, der ihn unter Preis, wie er es nannte, mitgenommen hatte, reagieren würde, sobald er erfuhr, dass die große Frachtkiste seines Passagiers eine komplette Infanterierüstung eines imperialen Sturmtrupplers beinhaltete. Zwar war Hus selbst Corellianer, aber selbst bei ihnen Zuhause wurden die "Imps" misstrauisch im Auge behalten. Einem Schmuggler wie Sul traute er es ohne weiteres zu, seinen Passagier vorsichtshalber zwischen zwei Sprüngen durch die Lichtmauer zu entsorgen, sobald er auch nur den Hauch eines Verdachts haben könnte, der entfernte Verwandte könnte auch nur irgendetwas mit einer imperialen Zollstation zu tun haben.
Hus bemühte sich nach besten Kräften, keinen unnötigen Verdacht zu erregen und ließ die Finger von allen Orten an Bord des Langstreckenfrachters, an denen er selbst Schmuggelgut versteckt hätte, obwohl es ihm schwerfiel. Denn genau dafür war er ausgebildet worden. Genauer gesagt, das hatte man ihm eingetrichtert, nachdem seine eigentliche Ausbildung fulminant gescheitert war.

"So nachdenklich, Junge?", klang die alte, aber angenehme Baritonstimme von Let'vil auf. Der Twi'lek war der Miteigner und Co-Pilot der JACINTHAS PRIDE und betrachtete den jungen Sturmtruppler mit einem Wohlwollen, das sich der Corellianer nicht erklären konnte.
Jaava wandte sich um und musterte den Blauhäutigen für einen Moment. Typisch für sein Volk waren die Haarlosigkeit und die Lekku, die langen Kopftentakel, die für den jungen Mann eine gewisse Gewöhnung bedurft hatten, denn in seiner jahrelange Ausbildung zum imperialen Soldaten war er nur unter Menschen und der allgegenwärtigen Doktrin von der Überlegenheit der menschlichen Spezies ausgesetzt gewesen. Da er aber wusste, dass er auf seinem neuen Dienstposten noch weit mehr und noch bizarreren Wesen begegnen würde, hatte er von vorneherein versucht, den antrainierten Fremdenhass zu blockieren. Mittlerweile machten ihm weder die blauen Tentakel, noch die raubtierhaften Hautmuster des Twi'leks irgendwelche Probleme. Einige Schachpartien, ein paar gemeinsam geleerte Flaschen corellianisches Ale und viele philosophische Diskussionen hatten ihm den Mann näher gebracht. Beinahe hätten sie Freunde sein können, aber schon bald würden sie auf verschiedenen Seiten stehen. Let'vil würde ein Schmuggler sein und Hus derjenige, der Schmuggler jagte, stellte und ihre Schmuggelware nachversteuerte.
Zollbeamter. Der Correlianer seufzte. Das würde er sein. Seine Hoffnung auf eine Offiziersausbildung und Dienst auf einem Sternenzerstörer oder wenigstens der Pilotenschein für die Ti-Ausbildung waren für ihn so fern wie Tatooine vom Zentrum der Galaxis. "Es ist nichts. Unser Ziel macht mir nur... Etwas Angst."
Der Twi'lek lächelte warm. "Tatooine ist auch nicht schlimmer als jede andere dieser Abfallgossen im Universum. Sobald du weißt, wem du nicht vertrauen kannst - und das sind eigentlich alle auf so einer Welt - kannst du auf jeder von ihnen gut leben."
Jaava Hus nickte gewichtig. Was hätte er ihm auch sagen können, was seine Tarnaussage, er würde auf der Feuchtigkeitsfarm von Verwandten arbeiten wollen, nicht gesprengt hätte?
Sein Blick ging wieder zum Fenster, das ihm einen fast ungehinderten Blick ins Universum gestattete. Fast ungehindert, denn ein wenig spiegelte er sich selbst darin. Er sah das dunkelblonde, kurzgeschorene Haar, das alleine schon ausgereicht hätte, um ihn als Soldaten zu entlarven, sah die kupferroten Brauen, die im Clan Hus so üblich waren, die schmale, lange Nase und die grünen Augen. Dazu die nichtssagenden Lippen und das kräftige Kinn. Manche sagten, das Kinn mache ihn energisch. Manche sagten, er sei ansehnlich, selbst für einen Corellianer. Aber im Prinzip empfand er sein Gesicht nur als die Karikatur eines echten Corellianers. Es hätte ihn nicht gewundert, wäre jemand an ihn herangetreten und hätte ihm verraten, dass er nur ein Klon des echten Jaava Hus und dass beim Klon-Prozess mehr als eine Sache schiefgegangen war. Das Einzige, was er sich wirklich zugute hielt, das waren seine breiten Schultern, die eine Modifikation seiner Rüstung erfordert hatte. Ansonsten war er für einen Correlianer zu groß und zu muskulös.
"Ich bin nicht sicher, ob ich dort leben kann. Es gibt nicht viele Menschen auf dieser Welt, oder?"
Der alte Mann legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der alte, antrainierte Reflex regte sich, Hus setzte an, sich der Hand des Außerirdischen zu entziehen, aber er schaffte es, ihn zu bezwingen. Seine arrogante Seite würde er im Dienst noch oft genug zeigen müssen. Verdammt, wie allumfassend war diese Indoktrination eigentlich gewesen?
"Es gibt drei, vier Dutzend Völker auf Tatooine, die in einer angemessenen Zahl dort vertreten sind. Dazu kommen hunderte weitere, denn der Planet mag eine einzige, große Wüste sein, aber er liegt gerade nahe genug an den Handelsrouten, um immer wieder als Zwischenstation genutzt zu werden. Vornehmlich natürlich von solchen, die sich die hohen Liegekosten auf den Welten der Regionalgouverneure nicht leisten können. Tatooine ist billig."
"Ja, das fasst es in etwa zusammen", sagte Hus trocken.
"Aber es gibt viele Twi'lek auf Tatooine. Ich habe keine Zweifel, dass du gut mit ihnen auskommen wirst", fügte der alte Mann hinzu.
"Na, danke." Und wahrscheinlich war die große Mehrheit entweder im Schmuggelgeschäft, als Tanz-, und Animiermädchen angestellt, oder im Dienst des Hutten-Kartells. Oder gleich alle drei Dinge auf einmal. Ach, und den Sklavenhandel hatte er vergessen, der auf einer Randwelt wie Tatooine offensichtlich blühte, obwohl er offiziell verboten war.
"Ich weiß nicht, was du hast. Du wirst ein ruhiges Leben als Feuchtfarmer führen, einmal, zweimal die Woche in ein Dorf oder eine Stadt kommen, eventuell ein Mädchen treffen, mit dem du zusammenleben willst... Und irgendwann gründet Ihr euer eigenes Unternehmen. Eine Feuchtfarm, eine Exportfirma, vielleicht eine Gaststätte..."
"Ja, soweit kommt's noch", brummte Hus. "Ich werde genau solange bleiben, wie ich muss, weil ich eine Pflicht zu erfüllen habe. Und sobald das erledigt ist, geht es für mich wieder zurück in die Galaxis."
"Nun, wer weiß? Tatooine ist nicht nur für die Hutten bekannt, sondern auch dafür, dass sie einen bestimmten Menschenschlag bei sich behält. Es gibt vielleicht nur wenig Glück auf dieser Welt, aber ich kenne viele Menschen, die es gefunden haben."
Hus musste lächeln. Die Chancen standen nicht schlecht, dass er tatsächlich bis zu seinem Abschied auf dieser Welt bleiben musste. Das waren in etwa noch fünfundfünfzig Jahre. Es gab aber auch noch eine Chance, mit dem einen oder anderen Erfolg genug auf sich aufmerksam zu machen, sodass man ihn auf eine etwas besser frequentierte Welt versetzen würde. Wie er das allerdings als Sturmtruppler leisten sollte, stand in den Sternen.
"Ach ja, die Hutten. Warum zerquetscht das Imperium sie und ihr Handelskartell nicht einfach?"
Der alte Twi'lek trat so nahe heran, sodass sich auch sein Gesicht in der Scheibe spiegelte. "Weil auch das Imperium nicht allmächtig ist. Weil es nicht jede Welt kontrollieren kann. Weil der Imperator schlau genug ist, nicht alle Strukturen zu zerschlagen, die eine Welt am Funktionieren halten. Die Hutten beherrschen diesen Raumsektor wie vor eintausend Jahren, aber sie tun es von des Imperators Gnaden. Und davor taten sie es für die Republik, die bei ihren Schmuggelgeschäften durchaus beide Augen zugedrückt hatte, solange es nicht zu illegal wurde. Deshalb mein Rat: Leg dich nicht mit den Hutten an." Die Hand auf seiner Schulter drückte fest zu. "Komm schon, Kleiner, so schlimm wird es nicht werden."
Hus wollte prustend auflachen, aber er konnte es verhindern; es entstand nur ein kleines Schnauben. Tatooine an sich war schlimm genug. Denn wenn auch nur ein Bruchteil seiner schlimmsten Befürchtungen wahr wurden, würden seine Befehle ihn in ein Rudel überalterter Klon-Soldaten werfen, die schon bei der Imperiumsgründung gedient hatten. Was konnte schlechter sein als alte, wertlose Krieger, die sich auf ihre Narben und ihre vergangenen glorreichen Taten etwas einbildeten und ihm Befehle erteilen konnten? "Es wird schlimm genug. Man sagt nicht zu Unrecht, dass Corellia und Coruscant strahlende Sonnen sind, aber Tatooine ist ein einziges großes Mynock-Klo."
Der alte Mann nahm seine Hand ab und stemmte sie auf die Hüfte. "Wenn dir so sehr vor Tatooine graut, hättest du vielleicht ablehnen sollen."
Diesmal lachte Jaava auf. Hart und abgehackt. Ja, das wäre es gewesen. Einen Marschbefehl ablehnen, zudem noch einen, der von Lord Vader persönlich unterzeichnet gewesen war. Aber das konnte er schlecht erzählen. Stattdessen sagte er: "Du solltest mal Harrad fragen, was es bedeutet, einem corellianischen Clan anzugehören und was es bedeutet, einer Clansverpflichtung nachzugehen. Daraus gibt es nur ein Entkommen, wenn ich bereit bin, bis ans Ende des bekannten Universums zu fliehen." Und das galt für beide Optionen. Die Familie ebenso wie das Imperium. Darin unterschieden sich die Familienbande eines Corellianers nicht vom Dienstzwang des Imperiums. Und deshalb brauchte er auch nicht zu schauspielern.
Er wandte sich dem Twi'lek zu. "Danke, dass du mich ablenken willst, aber ich weiß genau, was auf mich zukommt. Ich habe es akzeptiert und ich werde es durchziehen. Aber bei der ersten Gelegenheit ist Jaava Hus im All und weg, das verspreche ich dir."
Der alte Twi'lek schmunzelte.
"Was ist?"
"Ich musste gerade daran denken, dass dein Vorname für einige Überraschungen gut sein wird, wenn du erst einmal auf Tatooine sein wirst", erwiderte Let'vil. "Es gibt auf der Welt eine nomadisierende Spezies zwergenhafter, nachtsichtiger Geschöpfe, entfernt humanoid und Technikaffin. Sie tragen permanent dunkle Kutten und fahren mit ihren riesigen Sandschiffen über die Welt, um Elektroschrott einzusammeln, aufzuarbeiten und wieder zu verkaufen."
"Ach, wie nett. Ich glaube, von denen habe ich schon mal gehört. Sie sind sich auch nicht zu schade, Besitzverhältnisse mal außen vor zu lassen, oder? Ich werde ein Auge auf sie haben. Und warum bringt mir mein Vorname da Überraschungen ein?"
"Na, sie heißen Javas. Glaub mir, anfangs wird das für ein paar Lacher gut sein. Und wer weiß, vielleicht freunden sich ein paar von ihnen mit dir an und schenken dir eine ihrer Kutten."
"Sehr witzig. Wirklich, sehr witzig", murrte Hus. Wenn er mit dieser Spezies, den Javas, zu tun haben würde, dann hauptsächlich wegen Diebstahlsdelikten. "Gibt es noch etwas, was ich wissen sollte?"
"Da wäre nur noch eines. Wie es scheint, gab es in Mos Eisley, der Hauptsiedlung des Planeten, eine Razzia. Angeführt wurde sie von Darth Vader und ausgeführt von Angehörigen seiner 501. Legion. Ich weiß nicht, was er gesucht hat, aber ich hoffe, er hat es gefunden. Ich würde es nicht mögen, wenn er zurückkommen würde."
Die Erwähnung von Lord Vader ließ Hus erschrocken einen Schritt zurückweichen. Nur allzu frisch waren seine Erinnerungen an den telekinetischen Würgegriff Vaders, die Gefühle, dem Tod näher zu sein als dem Leben. Er hatte bis heute nicht verstanden, warum der mächtige Sith ihn nicht einfach getötet hatte. "Mir wäre es auch lieber, wenn er nicht wiederkommt", murmelte Hus. Es war die reine Wahrheit. Aber was würde einen so mächtige Mann wie die rechte Hand des Imperators noch einmal nach Tatooine führen? Was hatte ihn überhaupt dorthin gebracht? Die Gerüchte wollten nicht verstummen, dass er in letzter Zeit nach Leia Organa gesucht hatte, der galaktischen Rätin von Alderaan, um sie wegen Verrats, Sabotage und Teilnahme an der Rebellion zu verhaften. Ein anderes, noch viel hartnäckigeres Gerücht wollte wissen, dass Großmoff Tarkin in seiner üblichen Hybris ihren Heimatplaneten vernichtet hatte. Eine Tat, die so ungeheuerlich war, das man sie kaum glauben konnte. Alderaan war eine Zentralwelt mit einer Milliardenbevölkerung, zudem eingebunden in das Handelsnetz der Galaxis. Hus wollte sich gar nicht ausmalen, in welches Chaos die Galaxis stürzte, wenn die Gerüchte Recht hatten und Tarkin tatsächlich Alderaan zerstört hatte - auf welche Weise auch immer. Allerdings hatte Hus dieses Gerücht aus über einem Dutzend Quellen gehört, was die Wahrscheinlichkeit, dass diese an Wahnsinn grenzende Neuigkeit tatsächlich wahr war, kräftig erhöhte. War es der Kampf gegen die kleine, überschaubarer Revolte einiger Randwelten wirklich wert, dafür einen Planeten mit einer menschlichen Milliardenbevölkerung auszuradieren? Hus war sicher, dass der Imperator dazu nie seine Zustimmung gegeben hätte. Andererseits hatten die Moffs, die Sektorenverwalter, weitreichende Vollmachten, wenn sie einen Nutzen für das Imperium sahen. Auch die Vernichtung eines Planeten mochte in ihrer Kompetenz liegen. Und gerade ein Groß-Moff, der stellvertretendend für den Imperator einen großen Teil der Sterneninsel regierte, hatte noch viel weitreichendere Vollmachten.
Wo immer Tarkin gerade war, er hatte es hoffentlich nicht sehr bequem. Selbst Lord Vader war ihm lieber als dieser Mann.
"Wie lange noch, bis wir Tatooine erreichen?", fragte Hus.
"Übermorgen sind wir da. Es ist noch genügend Zeit für dich, um vor dich hin zu brüten. Oder um mit mir ein paar Karaffen corellianisches Ale zu leeren."
"Ich glaube, ich entscheide mich für das Ale", sagte Hus, stieß sich von seinem Aussichtspunkt ab und folgte dem grinsenden Twi'lek zur Bordküche, wo die Alkoholvorräte untergebracht waren. Gut, zwei Tage hatte er noch, in der er seine Schande verdrängen konnte. War er erst einmal auf Tatooine, würde er noch oft genug daran erinnert werden.

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1.
Harrad war ein alter, bärtiger Mann mit einem ehrenvoll ergrauten Vollbart und wallendem grauweißen Haupthaar, das ihm den Spitznamen Hoth eingebracht hatte. Nur die Öden der Eiswelt waren mit seinem Haar vergleichbar. Zwischen dem Bart und dem Schopf blitzte gut gebräunte Haut hervor, dominiert von einem Zinken von einer Nase und zwei klugen braunen Augen, die unter ihren schwarzen Brauen hervorstachen. Übrigens die einzige Körperbehaarung des Mannes, die noch seine alte Haarfarbe hatte. Zumindest soweit Jaava das wusste. Und ins Detail gehen wollte er bestimmt nicht.
Der alte Mann lachte laut und rau, als er Hus zum Abschied die Hand gab. "Also, pass auf dich auf und lass dich nicht erschießen. Mos Eisley ist ein raues Pflaster."
"Ich werde mir Mühe geben", erwiderte der Sturmtruppler mit der Ergebenheit eines Mannes, der die Abschiedsgrüße seines Opas über sich ergehen lassen musste.
"Hast du keine Waffe, Kleiner?", brummte der alte Raumbär.
"Doch." Hus deutete auf die Schwebepalette mit seinem Gepäck. "Ist in der Kiste." Mit dem anderen Rest. Beinahe hätte er es gesagt. Verdammt, auf die letzten Meter zu stolpern wäre dumm gewesen.
"Und wie lange brauchst du, um sie da rauszuholen? Das geht so nicht. Let'vil?"
Der Twi'lek wandte sich wissend um und verschwand kurz im Laufgang des Frachters. Als er wiederkam, trug er einen braunen Holster aus Leder-Imitat mit sich. Jaava erkannte die Waffe, die drin steckte, als uraltes DL-44-Modell wieder. Aber es war eine corellianische Waffe. "Bin ja schon da."
Bevor Jaava protestieren konnte, hatte der alte Twi'lek ihm den Gürtel des Holsters umgeschnallt. "Papperlapapp", wehrte er alle Einwände des Corellianers ab. "Wer nach Mos Eisley geht, sollte eine Waffe bei sich tragen, und wenn es geht, sollte sie auch feuern können. Das ist eine Alte von mir. Ich habe sie gestern aufpoliert und ein neues Magazin geladen. Sie wird dir so gute Dienste leisten wie mir. Versprochen. Nimm sie als Geschenk."
"Aber das kann ich nicht annehmen", beschwerte sich Hus. Eventuell war die Waffe Schmuggelware, oder Teil aus einem Diebstahl. Wenn er damit bei seinem neuen Vorgesetzten auftauchte, hatte er vermutlich einen noch schlechteren Start. Falls das überhaupt möglich war.
Der alte Twi'lek sah ihn ernst an. Sehr ernst. Sehr, sehr ernst. "Glaub mir, Jaava, ohne Waffe wirst du hier ganz schnell abgefrühstückt. Die Leute auf der Straße erkennen ein Greenhorn, und unter ihnen sind solche, die versuchen werden, dich auszunehmen. Dann hilft nur ein schneller Blaster. Du kannst doch mit dem Blaster umgehen?"
"I-ich habe ein paarmal damit geschossen, ja." Was eine kleine Untertreibung war. Falls sein Report nicht gelöscht war, sollte er an der Akademie im Unterrichtsfach Blasterschießen noch immer Rang sieben auf der Liste der ewigen Besten einnehmen. Allerdings hatte das Fach kein schnelles Ziehen umfasst.
"Na also. Außerdem steht dir das alte Mädchen großartig." Let'vil strahlte nun vor Freude.
Harrad Sul hingegen schien immer schlechtere Laune zu bekommen. "Am besten", sagte er, "gehst du noch hier im Raumhafen zur Gleitervermietung, lädtst dein Gepäck um und fährst, ohne dich rumzutreiben, direkt in dein neues Zuhause. Rede mit niemandem! Vertraue niemandem! Und sieh am besten keinen an, und sieh ihnen schon gar nicht in die Augen!"
"Aber wenn sie mit dem Schwanz wedeln, darf ich sie streicheln?", scherzte Hus.
"Junge, ich meine es nur gut mit dir", tadelte der alte Raumfahrer.
"Ich weiß, ich weiß. Aber erstens bin ich nicht ganz so grün, wie Ihr zwei denkt. Und zweitens werde ich abgeholt. Hoffe ich."
"Hier, mein Junge", sagte Lit'vek und hielt dem Corellianer einen Zettel hin. "Für den Fall der Fälle. Das ist die Kontaktadresse meiner Großnichte. Sie kann dir bei allem helfen, was dir hier Probleme macht. Sie ist Importeurin und kennt in Mos Eisley so gut wie jeden. Sie kann uns auch kontaktieren, wenn dir das Ende der Galaxis plötzlich sympathisch erscheinen sollte."
Jaava Hus hüstelte verlegen und brummte ein Danke, als er nach dem Zettel griff und ihn verstaute. Anschließend griff er nach der Schleppleine der Antigrav-Palette, die er vom Raumhafen gemietet hatte. "Ich gehe dann mal. Passt auf euch auf. Und handelt euch keinen Stress mit den Imps ein."
"Handel DU dir keinen Stress mit den Imps ein!", rief Lit'vek ihm nach.
Harrads Blick, mit dem er den jungen Mann bis zum Tor verfolgte, wurde hingegen immer missmutiger.
Na, das konnte ja was werden. Tatooine, er war da. Und was jetzt?
***
Die beiden Frachtfahrer griffen unwillkürlich nach der Hand des anderen, als sich der junge Mann entfernte. Zärtlich drückte Harrad ein wenig zu, und der Twi'lek erwiderte den vertrauensvollen Druck. "Es ist ein wenig so, als würde ich meinen Sohn zum Militär schicken", seufzte Harrad. "Sonst gewöhne ich mich nicht so schnell an neue Leute, aber Jaava wird uns noch lange bewegen, denke ich."
"Weil er ein Sturmtruppler ist?", fragte Lit'vek.
"Nein, weil er ein Corellianer aus einem Clan ist, der mit uns Sul sehr gut befreundet ist. Ich wäre fast vom Glauben abgefallen, als ich in seiner Kiste die Rüstung entdeckt habe."
"Davon habe ich nicht viel gemerkt. Und das, obwohl du Imperiale überhaupt nicht magst", stichelte der andere.
"Es ist nicht so, dass ich sie nicht mag", korrigierte Sul, "ich hasse sie. Aber das ist nichts, was zwischen uns Corellianern stehen sollte. Egal, ob wir Imperiale werden, uns der Rebellion anschließen, oder ehrbaren Berufen nachgehen, wie wir beide...", vertraulich zwinkerte er dem Kampfgefährten zu, "wir bleiben Corellianer. Eine einzige, große Familie. Unser wichtigster und größter Rückhalt in diesen verrückten Zeiten. Und auch wenn Jaava in meinen Augen in die falsche Richtung geht - die Galaxis wird nun ein wenig sicherer, weil da ein Imp mit Verstand ist."
"Das hast du schön gesagt. Aber wird er mit Tatooine fertig werden?"
"Das ist die falsche Frage, alte Blauhaut", knurrte Sul. "Die Frage ist: Wird Tatooine mit ihm fertig werden? Immerhin ist er ein Hus."
Lit'vek lachte. "Ich bin sicher, er und Tatooine werden sich umkreisen, beschnuppern, sich gegenseitig ablecken und dann friedlich koexistieren."
"Das ist es, was ich an dir mag", seufzte Harrad. "Du bist so ein großer Träumer. Überwache die Entladung der normalen Fracht, bitte. Ich muss eine Nachricht an seinen Vater aufsetzen, dass der kleine Narr es zumindest bis hierhin geschafft hat."
"Harrad? Was hat er eigentlich angestellt, um aus der Offiziersakademie zu fliegen und bei den Sturmtruppen zu landen?"
Der Corellianer lachte rau. "Soweit ich weiß, hat er auf einen Moff geschossen."
"Und dafür stecken sie ihn zu den Fußtruppen?"
Harrad lachte erneut. "Ja, weil er nicht getroffen hat."
Nun fiel auch der Twi'lek ein. Sie ließen einander' Hände los und machten sich an ihre Arbeiten.
***
Bereits das Hafengebäude war ein unübersichtliches Gewusel. Zwar machten die Menschen und Nichtmenschen dem groß gewachsenen Hus Platz, sobald er mit seiner Schwebepalette heran war, und der Blaster an seiner Seite war eine deutliche Drohung, sich nicht zu sehr für sein Gepäck zu interessieren, aber irgendwie schafften sie es, direkt vor ihm eine undurchdringliche Mauer aus Leibern zu bilden. Verdammt, vielleicht sollte er einfach auf die Antigrav-Palette steigen, sie höher regeln und über den Köpfen der Masse hinweg fliegen. Und da hatte er gedacht, die Einreiseformalitäten wären zeitraubend gewesen.
"Na, neu auf Tatooine, Grünschnabel?", klang eine Stimme irgendwo links von ihm auf.
Jaava wusste sofort, dass die Stimme ihn gemeint hatte. Langsam wandte er sich dem Besitzer der Stimme zu. "Wer will das wissen?"
Der Besitzer, oder vielmehr die Besitzerin, schürzte ihre violett geschminkten Lippen zu einem Lächeln, während sie an der Wand lehnte, einen ihrer schafthohen Stiefel dagegen gestemmt und die Arme lässig vor ihrer ebenfalls violetten Pilotenjacke verschränkt. Dazu trug sie eine schwarze Hose und ein schwarzes, gut ausgeschnittenes Oberteil, das ihre Oberweite prächtig betonte. An ihren Ohren hingen glitzernde Kristalle aus silbernen Syntho-Diamanten, die gut zu ihrem ebenfalls violetten Kurzhaarschnitt passte. Billiger Modeschmuck, aber an ihr machte er was her. Mindestens ebensoviel wie die Power 5-Blasterpistole, die an ihrer linken Hüfte in einem Holster baumelte und verriet, dass sie Linkshänderin war.
"Jemand mit einem Gleiter mit genügend Platz für dein Gepäck." Sie stieß sich von der Wand ab. "Tyra Cloudbreaker. Tyra für dich, wenn du Jaava Hus bist."
"Und was ist, wenn ich Jaava Hus bin?"
"Dann wird der Gleiter, den ich eben erwähnt habe, dich nach Bestine bringen."
Hus zog beide Augenbrauen hoch. "Und dafür schicken sie mir..."
"Was? Eine Frau? Hast du Vorurteile gegen mein Geschlecht?"
"Eine Schönheit, wollte ich sagen."
Sie seufzte vom Grunde ihres Herzens. "Uuuh, ich verfalle dir gleich, Grünschnabel."
"Nur kein Sarkasmus. Ich war lediglich ehrlich. Tyra also? Ja, ich bin Jaava Hus."
"Freut mich wirklich." Sie lächelte ein mehr als falsches Lächeln, als sie ihm die Rechte hinhielt. Kaum hatte Hus diese ergriffen, zog sie noch immer lächelnd mit links ihren Blaster und richtete ihn auf die breite Brust des Corellianers. "Du bist eindeutig zu vertrauensselig, Jaava", tadelte sie, die Abstrahlmündung auf seinen Brustkorb gepresst. "Sieh es als erste Lektion an, wenn du hier überleben willst."
"Findest du wirklich?", fragte Hus und öffnete die linke Hand. Dort thronte der kleine Ball eines Thermaldetonators, dessen Zündvorrichtung hektisch blinkte.
Ihr Lächeln erstarb. Sie nahm die Waffe zurück und steckte sie weg. "Was hat mich verraten?"
Hus deaktivierte den Detonator und verstaute ihn in seiner Jacke. "Du bist Rechtshänderin. Du hattest die Arme so ineinander verschränkt, dass dein rechter Arm als Erster wieder handlungsfähig sein würde, aber dein Blaster hängt links. Mir war klar, dass du etwas vorhattest, nachdem du meinen rechten Arm aus dem Spiel genommen hattest."
"Uuh, Tatooine, fürchte dich. Ein Genie ist zu uns herabgestiegen."
Hus ging auf ihre Stichelei nicht weiter ein. "Wie geht es weiter?"
"Nun, wir steigen auf deine Antigrav-Palette, erhöhen den Vektor, sodass wir über die Leute hinweg fliegen können und packen deine Sachen in meinen Gleiter. Und anschließend... Nun, du hast meinen Test bestanden. Du bist kein komplettes Desaster, auf das ich aufpassen muss. Daher erlaube ich mir, dich für ein paar Drinks auf meine Kosten in Chalmuns Cantina einzuladen, dem besten Laden in dieser durch und durch verkommenen Stadt."
"Haben wir die Zeit dafür?"
"Hast du es so verdammt eilig, zu deinem Dienst auf diesem Staubball zu erscheinen?", konterte sie.
Als Hus nichts darauf antwortete, zuckte sie mit den Schultern. "Der Captain hat gesagt, dass du dich morgen früh melden sollst. Wir haben quasi den ganzen Abend Zeit, Rückflug nach Bestine eingerechnet."
Hus überdachte seine Optionen. Was den Ausschlag gab, war die Tatsache, dass Tyra eventuell seine neue Firesquad-Anführerin war. Und Anführern widersprach man besser nicht, wenn es sich einrichten ließ.
"Ich bin der Neue hier. Wir gehen so vor, wie du es für richtig hältst, Tyra."
"Das freut mich zu hören."
"Und du kannst jetzt meine Hand loslassen."
"Oh, keine Sorge, ich bin nicht vergesslich, oder so. Ich wollte dir nur ein wenig länger das Vergnügen gönnen, mich zu berühren. Sehr viel mehr wird es jedenfalls nicht werden."
"Oh. Wetten, das?"
Abrupt ließ sie seine Hand los. "Du hast gerade alle Neulings-, und Sympathiepunkte verspielt, Hus."
Er stieg auf die Palette und reichte ihr erneut die Hand, um ihr beim Aufsteigen zu helfen. Sie griff automatisch zu. "Siehst du?", schmunzelte der Corellianer.
Für einen Moment war Tyra verblüfft. Dann sagte sie bockig: "Jaava, niemand mag Klugscheißer. Und auf Tatooine erst Recht nicht."
"Dann hat Tatooine mit mir ein Problem." Er sollte Recht behalten.
***
So großspurig, wie Cloudbreaker die Cantina betrat, hätte man meinen können, der Laden gehöre ihr.
"Hey, Tyra, das Übliche?", rief der Barkeeper, kaum das er sie erkannt hatte.
"Das Übliche, Drik, und Reaktorkerne, beides für zwei. Ist mein Platz frei?"
"Natürlich, mein Schatz." Der Barkeeper zwinkerte ihr vertraulich zu.
Tatsächlich, der Laden gehörte ihr. Die anderen Gäste wichen ihr weiträumig aus und nicht wenige begrüßten sie freundlich.
"Und was hast du mit Tyra zu schaffen?", fragte ihn ein übelgelaunter Rodianer in seiner Heimatsprache, während er sich ihm halb in den Weg stellte.
"Lass ihn in Ruhe, Turro. Er ist mein Cousin von Corellia."
"Aber du kommst doch von Coruscant", warf der Grünhäutige ein. Dabei wippten sowohl seine vorspringende Schnauze als auch seine hart abstehenden Kopftentakel aufgeregt.
"Kann ich was für die Schwester meiner Mutter? Aber süß, wie du mich beschützen willst."
"I-ich... Ich will..." Er räusperte sich. "Gut, wenn du zur Familie gehörst, geht das ja in Ordnung." Der Rodianer trat beiseite und ließ ihn passieren.
Ein paar der anderen Gäste lachten bei dieser Szene. "Kannst ja froh sein, dass er nicht wie der alte Sack neulich plötzlich ein Lichtschwert in der Hand hatte, was, Turro?", lachte einer.

Die Antwort konnte Hus schon nicht mehr vernehmen. Er war Cloudbreaker in ein Hinterzimmer gefolgt, das sich als lauschige Ecke mit eigenem Balkon herausstellte. Sie trat auf den Balkon hinaus und setzte sich an den einzigen Tisch. "VIPs nur", erklärte sie und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. "Nicht mal Jabba kommt hier raus. Und der Imperator eventuell, wenn er seinen Papa mitbringt, der für ihn bürgt."
Hus nahm Platz. "So exklusiv?"
"So exklusiv", sagte sie nickend. "Fünfzig Prozent des Ladens gehören mir. Meine Altersversorgung, du verstehst? Für den Fall, dass ich von der Dreckswelt nie wieder runterkomme."
Der Barkeeper kam, zwei große Krüge Ale transportierend, dazu zwei Gläser mit brauner Flüssigkeit, die umso stärker roch, je näher er dem Tisch kam.
"Tyra, es sind ein Huttenspion und einer aus den Jargo-Kartell im Gastraum. Ich würde drinnen nicht über Imp-Angelegenheiten reden, du verstehst?"
"Ist in Ordnung, Drik. Wir bleiben hier draußen. Schalte bitte die Abschirmung ein."
"Schon klar. Mache ich, wenn ich reingehe." Der Barkeeper öffnete einen großen Sonnenschirm und stellte ihn so hin, dass Cloudbreaker von der direkten Sonne geschützt war, Hus jedoch nicht.
"Ähemm." Amüsiert, aber anklagend blickte sie Drik an.
Der Barkeeper murmelte eine Entschuldigung und justierte den Schirm nach, sodass er auch Hus von den Doppelsonnen Tatooines beschützte.
Als er gegangen war, lächelte Cloudbreaker entschuldigend. "Das musst du verzeihen. Über die Hälfte der männlichen Spezies in diesem Laden ist in mich verliebt. Und ein Großteil der weiblichen Gäste auch. Wie du schon sagtest, ich bin eine Schönheit. Und ich weiß, wie ich mir Freunde mache."
"Das ist dein Bier. Für mich ist das erst interessant, wenn es den Dienst betrifft", sagte Hus. "Was ist das für ein Zeug?"
"Was denn, du kennst Reaktorkerne nicht?" Sie lächelte, und es war durchaus kein unfreundliches Lächeln. "Das Zeug schmeckt furchtbar, aber es ist wie, nun, nicht ganz so flüssiges Bacta. Es schützt vor Vergiftungen, und das sogar ziemlich gut. Vor den meisten Einsätzen kippen wir einen oder zwei, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Ich trinke grundsätzlich einen, wenn ich in die Cantina komme. Nur für den Fall, dass einer der liebestollen Idioten mir was in mein Ale tut, wenn ich nicht aufpasse."
"Interessant. Schmeckt es, wie es riecht?"
"Nein, der Geschmack ist leidlich besser. Immerhin." Sie griff nach einem Reaktorkern und hob das Glas. "Prost. Auf den Imperator, der uns ans Ende der Welt verfrachten ließ. Möge er unter dem Rest seiner Robe so aussehen wie im Gesicht."
Jaava Hus bekam einen Hustenanfall. "Sagst du sowas öfters laut?", fragte er erschrocken.
"Keine Sorge, wir sind hier auf Tatooine. Hier wird von dir nur erwartet, dass du deinen Job machst und auf deine Kameraden aufpasst. Mehr nicht. Captain Drax ist da recht... Nun, großzügig. Es sollte dir nur nicht einfallen, so etwas zu sagen, wenn es der Gouverneur oder einer seiner Beamten hören kann."
"Es fällt mir überhaupt nicht ein, so etwas zu sagen", erwiderte Hus scharf.
"Oh. So einer bist du, obwohl du nach Tatooine verbannt wurdest wie wir alle?", fragte sie geringschätzend.
"Nein, das ist es nicht. Aber wenn jemand so etwas sagt, dann kriege ich Kopf-Holo und kriege den faltigen Arsch des Imperators nicht mehr raus aus meinem Schädel."
Verblüfft starrte Tyra ihn an, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach. Sie lachte so sehr, dass sie sich mit der Linken ihren Bauch hielt. Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, lächelte sie Hus anerkennend an. "Ich glaube, ich habe mich gerade verliebt", scherzte sie. Erneut hob sie das Glas mit dem Reaktorkern. "Also dann eben auf neue Freunde."
"Auf neue Freunde." Sie stießen an. Hus kippte sein Glas in der Hoffnung, das die Flüssigkeit im Magen sein würde, bevor sie ihm Probleme machen konnte. Falsche Einschätzung. "Sch-scharf!"
"Trink Ale, davon geht es weg", ermunterte ihn Tyra lächelnd.
Jaava Hus griff nach dem Ale-Krug und leerte ihn in einem einzigen langen Zug. "Besser."
Sie musterte ihn, den Kopf auf beide Hände gestützt, die sie unter dem Kinn ineinander gefaltet hatte, mit einem feinen Lächeln. "Geht es wirklich wieder? Oder soll ich dir gleich noch ein Ale bestellen? Ich meine, Drik kennt mein Tempo und bringt eh bald die neue Runde."
"Oh, hiernach kann ich warten", versprach Hus.
"Gut. Ich mag geduldige Männer." Sie ergriff ihr Glas, das immerhin einen halben Liter fasste und trank es ebenfalls auf ex aus. Danach ließ sie einen Laut äußersten Behagens hören und wischte sich mit dem Handrücken der Linken über den Mund. "Das nenne ich Leben. So, mein kleiner Sturmtruppler, du willst doch sicher wissen, wie der Dienst hier so ist, oder?"
"Das Thema interessiert mich brennend", bestätigte er.
"Im Prinzip ist es wie anderswo auch. Die Garnison in Bestine beherrscht den Planeten, vordergründig. Aber in Wirklichkeit haben die Hutten hier das Sagen. Wir machen ihnen zwar von Zeit zu Zeit klar, dass wir diejenigen sind, die jederzeit ein Dutzend Sternenzerstörer rufen können, aber solange die Zollzahlungen stimmen, lassen wir sie werkeln. Nur wenn sie zu dreist, zu frech oder zu gierig werden, schlagen wir ihnen kräftig auf die Pfoten. Ansonsten gehen wir raus, wenn wir einen Tipp über besonders illegale Schmuggelgüter erhalten. Du weißt schon, illegale Neurotransmitter, chemische Drogen, illegale Waffen, nicht versteuerte Luxusgüter und dergleichen. Das ist in etwa dreimal im Monat der Fall. Wir kontrollieren Bestine und das Umland, aus Mos Eisley halten wir uns weitestgehend raus. Abgesehen davon erkunden wir das Terrain aber gerne mal in Zivil. Das ist das einzig Gute an den Rüstungen, natürlich abgesehen von dem technischen Schnickschnack und der Panzerung. Man sieht uns unter den Helmen nicht."
"Und so konntest du dir hier deinen Anteil an der Cantina erwerben? Weil sie nicht wissen, dass du ein Sturmtruppler bist?"
"Oh, einige wissen es. Und es macht ihnen nichts aus, weil wir den Hutten öfter in den Arsch treten als ihnen. Aber sollte die alte Speckrolle Jabba jemals erfahren, dass Tyra Cloudbreaker eine Imp ist, könnte ich mitsamt dem Laden eingeäschert werden. Und das wäre nicht nur für mich schlecht, denn Drax hält fünfundzwanzig Prozent an der Cantina."
"Es dürfte den Dienst im Großen und Ganzen erschweren, wenn sich Sturmtruppler nicht mehr in Zivil durch Mos Eisley bewegen können. Sicher wartet Ihr nicht nur auf Tipps, sondern recherchiert auch selbst, richtig? Immerhin gibt es zwanzig Prozent Abschlag auf die Garnison für jedes weiterverkaufte Stück Schmuggelgut und großzügige Prämien auf illegale Waren."
"Du bist gut informiert und denkst auch mit. Sehr schön. Abgesehen von den Hutten, den freien Schmugglern, flüchtigen Schwerverbrechern, die hier untertauchen wollen, Javas, die es mit den Besitzverhältnissen nicht so genau nehmen und dem üblichen Knatsch zwischen Familienclans, haben wir es noch mit den Sandleuten zu tun, der hiesigen einheimischen Spezies. Normalerweise meiden sie sowohl die Feuchtfarmen als auch die Städte und bleiben unter sich tief in der Wüste. Aber seit Lord Vader letzte Woche hier war, kommen sie vor allem Mos Eisley bedenklich nahe. Sie sind auch schon ein paarmal in die Stadt eingedrungen, wurden aber jedesmal zurückgeschlagen."
"Ui. Wir, oder die Bürgerwehr?"
Sie zog ironisch eine Augenbraue hoch. "Welche Bürgerwehr? Hier ist nur praktisch jedermann bewaffnet, und als der erste Schuss bei den Sandleuten fiel, haben ein paar hundert Bürger ihre Waffen gezückt und zurückgeschossen. Man sollte meinen, sie sind aus der Abfuhr schlau geworden, aber alleine gestern haben sie es zweimal probiert. Es ist so, als würden sie die Menschen... Testen."
"Oder ablenken", sagte Jaava nachdenklich. "Wir sollten ein paar Flugpatrouillen losschicken und die nähere Umgebung der Stadt absuchen lassen."
"Das lass mal die Sorge des Captains sein. Und wenn du Pech hast, machst du die Flugpatrouille... Andererseits lernst du dann gleich die Gegend kennen und kannst was ins Sarlacc-Loch werfen. Ah, Nachschub. Danke, Drik."
Der Barkeeper stellte zwei neue Krüge Ale ab und nahm die leeren an sich. "Die Absperrung funktioniert tadellos, Tyra, aber ich würde wegen dem Hutten nicht zu viel plaudern. Manchmal haben sie einen ganz schönen Technik-Scheiß."
"Deine Sorge um mich ist rührend, Drik", säuselte sie.
"Auch. Aber wenn es dir ans Leben geht, dann stehe ich nicht allzu weit entfernt." Er lächelte unsicher und verschwand wieder.
"Sind die Hutten so ein Problem?", fragte Hus. "Und das auch erst, seit Lord Vader hier war?"
"Die Hutten sind immer ein Problem. Und sie haben davon so gut wie nichts mitbekommen und mussten nicht unter seinem Besuch leiden. Nicht so die Sandleute. Es heißt, als Lord Vader nach zwei Droiden suchen ließ, die mit Staatsgeheimnissen auf der Flucht waren, wären seiner 501. Legion der eine oder andere Stamm Sandleute im Weg gewesen. Die haben nicht lange gefackelt."
"Ah, das erklärt die Aggression der Sandleute", murmelte Hus. "Kein Wunder, dass sie sich an Mos Eisley heranwagen."
"Aber das soll uns heute nicht weiter stören. Was gibt es da noch?" Sie angelte nach ihrem Bier und nahm gleich einen kräftigen Schluck. "Puuh. Ich liebe Freizeit. Ach ja, deine nächsten Verwandten. Aber die klauen nur. Ansonsten sind sie pflegeleicht." Schalk blitzte in ihren Augen, als sie auf Jaavas Antwort wartete.
"Schon klar. Die kleinen Kuttenträger mit ihren Sandschiffen. Machen die auch Ärger, seit Lord Vader hier war?"
Tyra zuckte die Achseln. "Sagen wir es mal so: Die 501. wird für Effizienz bezahlt, nicht für Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung. Angeblich haben sie einen Sandwagen samt Besatzung ausradiert, als sie ihre Droiden gesucht haben. Also, irgendwie wird man da schon neugierig, um was für Staatsgeheimnisse es sich gehandelt hat, die von den beiden Droiden herumgeschleppt wurden, was?"
"Geht so", erwiderte Hus etwas kurz angebunden. "War die Garnison involviert?"
"Wobei? Als die 501. so viele Soldaten ins Umland und nach Mos Eisley gepumpt hat, dass man keinen Meter weit gehen konnte, ohne über eine weiße Rüstung zu stolpern?" Sie grinste geringschätzend. "Nein, wir durften in Bestine bleiben. Aber wir hatten Unterstützung von einem Platoon der Leibgarde Vaders, damit wir dummen Hinterwäldler nichts falsch machen..." Frustriert nahm sie einen weiteren, tiefen Schluck vom Ale. "Aber weißt du was? Dann sind der glorreichen 501. doch tatsächlich die Droiden samt weiterer Verdächtiger glatt vor der Nase davongeflogen." Vor Vergnügen klopfte sie sich auf die Knie. "Geschieht ihnen Recht, den blasierten Kerlen."
"Anscheinend." Hus nahm nachdenklich einen Schluck aus seinem Glas. "Im Prinzip dürfen wir also das Geschirr aufsammeln, das Lord Vader zerschlagen hat."
"Ja, das passt. Und ich hoffe wirklich, das sind diese Staatsgeheimnisse auch wert."
"Wir stecken beide nicht tief genug drin, um die Handlungen und Motive Lord Vaders zu hinterfragen, oder?" Hus grinste schwach. "Keine seiner Handlungen."
"Was uns schon zum Thema bringt. Weißt du, normalerweise schieben wir hier eine ruhige Kugel, von kurzen Momenten unglaublicher Grausamkeit und Lebensgefährlichkeit unterbrochen. Man schickt uns eigentlich immer nur Ersatz, und das auch nur, wenn eine unserer riskanten Razzien für den einen oder anderen zu riskant gewesen ist. Aber wir sind auf Sollstärke, trotzdem wirst du zu uns geschickt. Noch schlimmer, Drax hat gesagt, es sei eine Anweisung von Lord Vader selbst gewesen." Sie warf ihm den "erzähl gefälligst mehr"-Blick zu.
Hus seufzte und leerte sein Bier. "Willst du die ganze Geschichte hören?"
Tyra nickte. "Wie ich schon sagte, wir haben den ganzen Abend Zeit, Jaava."
"Okay. Ist ja kein Staatsgeheimnis. Aber vor einem halben Jahr war ich noch auf der Offiziersakademie und hatte mein Lieutenantsabzeichen bereits in der Tasche."
Die junge Frau spuckte ihr Bier wieder ins Glas und sah Hus entgeistert an. "Himmel, Lieutenant? Was hast du verbrochen, um jetzt als Sturmtruppler dienen zu müssen?"
"Ich habe auf Lord Vader geschossen", sagte er trocken und setzte zu einem weiteren großen Schluck an, der sein Glas leerte.
"Du hast was?" Dem Mädchen schienen fast die Augen rauszufallen, als sie das sagte. "Ich meine, du lebst noch? Er ist doch so ein Sith-Obermotz mit der Macht und dem ganzen Mist? Er hat dich nicht mit seinem Lichtschwert in Streifen geschnitten? Ich meine, erfolgreich warst du nicht. Ich habe ihn gesehen, als er auf Tatooine war. Und er hat dich nicht mit der Macht zu Tode gewürgt?"
Hus seufzte. "Ich erzähle mal besser von Anfang an. Dass ich bereits ein Offizier war, weißt du jetzt ja. Es war bei einem Besuch Lord Vaders auf der Akademie. Ich leitete eine Gruppe Erstsemester bei Schießübungen an, als sich Vader dazu entschloss, an der Schulung teilzunehmen. Nun, es kam wie es kommen musste. Natürlich war ich supernervös bei so hohem Besuch. Und als einer meiner Kadetten Ladehemmungen hatte, kümmerte ich mich sofort darum. Dabei missachtete ich Sicherheitsregel Nummer eins: Den Lauf immer auf die Ziele gerichtet halten, solange die Waffe eine geladene Energiezelle enthält."
"Lass mich raten. Ein Schuss löste sich, er wehrte ihn mit der Macht ab, und dann wurde er richtig sauer."
"Schlimmer", gestand Hus. "Lord Vader war im Gespräch mit Admiral Koleyn, dem Vize-Akademieleiter..."
***

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Rückblende. Carida, imperiale Akademie, Offiziersakademie, vor einem halben Jahr.

Jaava Hus war nicht einfach nur nervös, er hatte die Hosen gestrichen voll. Wenn er es jemals bereut hatte, seinem Vetter Roand in die imperiale Armee gefolgt zu sein, dann war dies genau jetzt der Fall. Der Grund hierfür war der Besuch eines der höchstrangigen Männer der Galaxis, Lord Darth Vader. Er war die ausführende Hand des Imperators, und es hieß, sogar die Moffs mussten sich seinem Willen beugen. Lediglich die erlesene kleine Anzahl an Groß-Moffs stand mit ihm auf einer Stufe. Ein Teil, zumindest. Der Mann war eine lebende Legende, weniger ein Relikt der Klon-Kriege, mehr ein Vermächtnis einer gewaltigen Vergangenheit und das Versprechen auf eine aussichtsreiche Zukunft. Und dieser Vader war jetzt nicht nur hier in der Offiziersakademie, sondern genau jetzt auf dem Schießstand, während er, Jaava Hus, das Schießtraining einer Gruppe Erstsemester leitete. Zwar unterhielt sich Vader angeregt mit dem alten Koleyn, aber Hus war sich sicher, dass diesem Mann nichts von dem entging, was um ihn herum vorging. Etwas, was er besser auch beherrschen sollte, ging es ihm durch den Kopf, als die Mündung eines geladenen und entsicherten Blasters direkt auf seine Brust zeigte. Ironischerweise genau auf das blaurote Rangabzeichen auf seiner Brust, das ihn als Unterleutnant den Imperiums auswies. Aber das erschien ihm weniger gefährlich als Lord Vader. Sofort sprintete er auf den derzeitigen Besitzer der Waffe zu und nickte dem Sergeant vom Dienst zu, der sich auch schon hatte drum kümmern wollen. Hus griff nach der Sicherung, legte sie um und riss die Waffe anschließend aus den Fingern des Kadetten. "Himmel noch mal, Oceandiver, was denken Sie tun Sie da gerade? Wollten Sie mich erschießen?"
Die junge Frau, eine der wenigen, die zur Akademie zugelassen worden waren, weil ihr Vater ein Moff war, zuckte bei dem Tadel erschrocken zusammen. "Nein, Sir, ich wollte Sie nicht erschießen!"
"Und warum richten Sie dann einen geladenen und ungesicherten Blaster auf mich?"
"Das war keine Absicht, Sir. Der Blaster hat Entladungshemmungen und ich dachte..."
"Ah, da beginnt schon das erste Problem! Sie denken! Sie sollen aber nicht denken, sondern Befehle befolgen! Bevor Sie denken dürfen, müssen Sie das hier tragen, haben Sie das verstanden?", blaffte er die junge Frau an und deutete auf die beiden blauen und roten Quadrate auf seiner linken Brust.
Betreten sah sie zu Boden. "Ja, Sir, aber ich wollte doch nur... Der Blaster klemmte und ich..."
"Oceandiver, sind Sie imperial anerkannter Blaster-Techniker?"
"Nein, Sir", kam es leise von ihr.
"Und trotzdem fummeln Sie an einer geladenen Waffe herum?"
"Es war keine Absicht, Sir!", begehrte sie auf.
"Was ist die erste Regel auf dem Schießstand, Oceandiver?"
"Sir, ich..."
"Wollen Sie gleich einen Tadel, oder lieber erst morgen, wenn ich Sie von der Akademie werfe?"
Sie sah wieder auf, Entsetzen in ihren Augen. "D-die Mündung der entsicherten und geladenen Wafffe zeigt immer auf das Ziel!", rezitierte sie Regel Nummer eins.
"Und? Hat die Mündung Ihrer entsicherten und geladenen Waffe auf das Ziel gezeigt?"
"Nein, Sir."
"Worauf hat sie dann gezeigt, Oceandiver?"
"I-ich weiß nicht, Sir! Irgendwohin!"
"Ich sage es Ihnen! Sie hat auf mich gezeigt! Auf mich, verstehen Sie das, Oceandiver? Hätte sich ein Schuss gelöst, hätten Sie Ihren ersten Menschen getötet!"
Sie wurde kreidebleich. "Sir, es war nicht meine Absicht, Sie..."
"Und das ist ja noch nicht mal das Schlimmste! Stellen Sie sich vor, die Waffe hätte wie jetzt direkt auf Admiral Koleyn gezeigt, oder noch schlimmer, auf Lord Vader! Wollen Sie Lord Vader umbringen?"
"Nein, Sir, aber ich kenne das Modell! Wenn man hier draufhaut, dann..."
"NICHT!"
BLAM! Der Schuss löste sich aus dem Blaster. Die Waffe ruckte in seiner Hand. Da er sie nicht richtig hielt, verdrehte sie ihm den kleinen Finger, bis er fast brach.
"OCEANDIVER!", blaffte Hus, bis auf den Grund seiner Seele entsetzt.
"E-Entschuldigung, Sir!"
"Wenn Sie jetzt jemanden getroffen haben, dann fresse ich Sie, Oceandiver! Dann fresse ich Sie!"
"LORD VADER IST GETROFFEN WORDEN!"
"Was?" Entsetzt fuhr Hus herum. Der Schwarzgewandte lag mit dem Gesicht voran auf dem Boden. Sein Umhang hatte ein großes Brandloch und aus seinem Rücken ringelte sich feiner grauschwarzer Rauch. Sofort waren zwei Sturmtruppler seiner Garde bei ihm. "Lord Vader!"
"Nicht. Es geht schon. Schalte um..." Der Hüne richtete sich auf und kam wieder auf die Beine. Jede Sekunde würde er sich umdrehen, um zu schauen, was ihn getroffen hatte, und vor allem wer.
Hus starrte auf den Blaster in seiner Hand. Aus der Nummer kam er nicht mehr raus. Dann sah er in Oceandivers schreckensbleiche Gesicht. Er griff ihr mit links in den Nacken und stieß sie mit aller Kraft dem nächststehenden Kadetten in die Arme. Sie fielen um und waren damit für den Moment außer Sicht. Dann wandte sich der mächtige Sith um.
"Lord Vader, ich übernehme...", begann Hus, aber er kam nicht dazu, auszusprechen. Ein telekinetischer Impuls jagte ihn über den halben Vorplatz und schmetterte ihn gegen die Außenwand der Akademie. Er klebte in einem Meter Höhe wie ein Insekt. Ein hilfloses Insekt.
Vader kam langsam näher. Telekinetisch holte er die Waffe zu sich, die Hus bei dieser Misshandlung hatte fallengelassen. Er betrachtete sie einige Zeit. Dann sah er Hus direkt an. Während er näherkam, drückte er Daumen und Zeigefinger der Rechten zusammen. Zugleich spürte Hus, dass ihm die telekinetischen Kräfte die Kehle abschnürten. Er hustete, aber der harte Griff blieb.
"Hus, nicht wahr?", fragte Vader.
"Ja..., Mylord", brachte er krächzend hervor.
"Probleme mit einem Kadetten?"
"Nein... Mylord."
"Aber es ist eine Trainingswaffe für einen Kadetten."
"Die Waffe... war in meiner... Hand, als sie... losging... Mylord."
"Sind Sie imperial anerkannter Waffentechniker, Hus?"
"Nein... Mylord."
"Warum also fühlten Sie sich berufen, die... Entladungshemmung zu beheben?"
"Es ist... mein... Verantwortungs... bereich... Mylord... Ich bin der... Schießstand... leiter."
"Also übernehmen Sie für den Vorfall die alleinige Verantwortung?"
"Ja... Mylord."
Vader kam ihm so nahe, dass das Geräusch seiner Beatmungsmaschine sogar den rasenden Puls in seinen Ohren überdeckte. "Ist sie das wert, Hus?"
"Darum geht es nicht... Mylord... Es ist meine Verantwortung. Ich habe... versagt."
Vader presste Daumen und Zeigefinger noch enger zusammen, und Hus glaubte, in seinem Hals etwas brechen zu hören.
Übergangslos fand er sich am Boden wieder. Er hustete und keuchte und bekam tatsächlich wieder Luft.
"Nun gut, Hus, wenn Sie bereit sind, Ihrer Pflicht dem Imperium gegenüber wegen zu sterben, dann ist es vielleicht interessant zu sehen, ob Sie für diese Pflicht auch leben können."
"Ja, Mylord."
"Ab morgen sind Sie einer Rekrutenausbildungsklasse der Sturmtruppen zugeteilt. Sie durchlaufen eine verkürzte Ausbildung. In einem halben Jahr will ich Sie als Klassenbesten abgehen sehen."
Gut soweit, er durfte leben. Und er war immer noch in der Armee. Aber nur noch als einfacher Sturmtruppler. Es konnte zwar nicht mehr viel schlimmer werden, aber ein bisschen war durchaus noch drin.
"Enttäuschen Sie mich nicht, Lieutenant Hus."
"Nein, Lord Vader."
Eine Zeitlang stand Vader noch da und betrachtete ihn, wie er um Atem rang. Dann wandte er sich abrupt ab. "Und die Rechnung für den neuen Umhang geht ebenfalls an Sie, Lieutenant Hus!"
"Wie immer Sie wünschen, Lord Vader", krächzte Hus.

Als der Sith-Lord wieder zu Koleyn aufgeschlossen hatte, stürzte der Sergeant vom Dienst zu ihm. "Sir! Das war knapp! Ich dachte schon, das wäre es jetzt für Sie!"
"Das dachte ich auch, Set, das dachte ich auch."
"Lieutenant Hus, es tut mir leid. Es tut mir so furchtbar leid."
Jaava Hus blickte auf und sah in das tränenüberströmte Gesicht von Dara Oceandiver. "Sie schulden dem Imperium jetzt einen Offizier. Und zwar einen verdammt guten Offizier. Gehen Sie und ersetzen Sie mich in fünf Jahren, Oceandiver."
"Aber Sir, kann ich... Kann ich irgendetwas... Kann ich...?"
"Gehen Sie, Oceandiver, bevor ich ein Verbrechen begehe und einen Offizier schlage!"
Entsetzt wich sie zurück und wandte sich von ihm ab.
Set half ihm beim Aufstehen. "Keine Sorge vor den Sturmtruppen, Sir. Die Zeiten der Klonkrieger sind vorbei. Jetzt ist das eine raue, aber herzliche Truppe."
"Danke für die Blumen, aber ich muss Klassenbester werden."
"Das sollte kein Problem sein. Unter uns gesagt, die meisten Sturmtruppler sind nicht besonders helle, denn sonst wären sie ja Offiziere. Und die Ausbildungsinhalte sind fast die gleichen wie an der Offiziersakademie, nur etwas, nun, oberflächlicher. Sie schaffen das locker, Sir."
"Sagen Sie nicht Sir. Ich bin jetzt untergeordnet."
"So? Davon habe ich Lord Vader aber nichts sagen hören. Meine ich."
"Aber Sie haben gehört, das er mich zu den Sturmtruppen geschickt hat, und das nicht als Kommandeur, oder?"
"Ja, Sir, das habe ich gehört."
Hus schnaubte aus. "Morgen also. Ich räume besser meinen Kram zusammen."
"Viel Platz haben Sie bei den Weißschädeln nicht dafür, Sir. Sie brauchen allerdings auch nicht viel."
"Danke für die Warnung." Er würde einiges von seinem Hab und Gut einlagern müssen. Allerdings würde er vieles davon ausgerechnet bei den Sturmtruppen nicht mehr brauchen. Das Universum war schon ein merkwürdiger Ort.
***
Es war schon spät. Hus machte sich klar, das er das letzte Mal in diesem Bett schlafen würde. Ab morgen musste er mit dem Komfort auskommen, den das Imperium seinen Sturmtruppen zugestand, und, das bemerkte er nun als missliche Lücke in seinem Wissen, er hatte keine Ahnung davon. Allerdings würde ihm eine Pritsche durchaus reichen. Auch die Offiziersausbildung war nicht gerade ein Zuckerschlecken gewesen. Trotzdem, dieses eine Bett würde er vermissen. Es war für fünf Jahre sein Bett gewesen. Und morgen würde es jemand anderen gehören.
Als es an der Tür klopfte, warf er einen verwunderten Blick auf den Chronometer. Die offizielle Ausgangszeit war lange vorbei und vor allem die grünen Kadetten hatten in ihren Betten zu sein. Außerdem hatte er bereits seine volle Portion Mitleid von seinen Freunden und Hohn und Spott von seinen Feinden bekommen. Und er erwartete nicht gerade den Akademieleiter, Admiral Furgan, hier. "Herein."
Die Tür öffnete sich. Dara Oceandiver huschte heran und schloss hinter sich ab.
"Sie sind jetzt wirklich der letzte Mensch, den ich sehen wollte, Oceandiver", murrte Hus, bekam aber wegen seiner harschen Worte ein schlechtes Gewissen, als er die verheulten Augen des Mädchens sah. Sicher, sie war Schuld daran, dass Lord Vader ihn fast umgebracht hatte, aber sie war ja fast noch ein Kind, nicht viel älter als er damals gewesen war, im ersten Semester an der Akademie.
"Ich weiß, Sir. Und ich..." Sie schluckte hart. "Und ich kann es nicht ungeschehen machen. Ich habe es versucht, aber das Wort von Lord Vader ist absolut."
"Sie haben doch nicht etwa mit Ihrem Vater...?", fragte Hus entsetzt.
Sie nickte. "Nichts zu machen. Lord Vader wird den Befehl nicht zurücknehmen. Ich war selbst bei ihm und habe ihm alles erklärt, aber mir wurde verboten, Ihre Strafe auf mich zu nehmen, Sir."
Das Mädchen öffnete den Morgenmantel, den es trug. Darunter war es nackt. Hus fuhr entsetzt hoch, als er so unverhofft einen Blick auf den jugendlichen Leib der jungen Frau erhielt. "Die einzige Entschuldigung, die mir noch einfällt, Sir, ist mein Körper. Bitte, nehmen Sie mich."
"D-das ist Unsinn, Oceandiver! Ich kann doch nicht mit einem meiner Kadetten schlafen! Raus hier, bevor ich mich vergesse!"
Sie ließ den Mantel von ihren Schultern gleiten. "Nein, das werde ich nicht. Sie sind nicht mehr mein Ausbilder, richtig? Und was sollte Ihnen denn noch passieren, selbst wenn man uns erwischen sollte?" Sie schluckte erneut und trat an das Bett heran. "Es gibt nichts, was ich sonst noch tun könnte, Sir. Nichts. Und Sie wollen es doch auch."
Entgeistert starrte er auf die deutliche Erektion, die sich unter seiner Bettdecke abzeichnete. Nun, für ihr Alter war sie ein sehr attraktives, anziehendes Exemplar des weiblichen Geschlechts.
"Bitte, Sir, tun Sie es für mich. Wenn ich nichts für sie tun kann und wenn Sie nicht mal meinen Körper annehmen, dann bringe ich mich um. Ich kann damit nicht leben."
Der Blick in ihren Augen sagte deutlich, dass sie es todernst meinte. Himmel auch, sie war sogar bei Vader gewesen! Diese Frau meinte alles, was sie sagte, bitterernst.
Sie setzte sich auf seine Bettkante, beugte sich vor und küsste ihn auf die Lippen. Jaava Hus erstarrte, und ein Teil von ihm erstarrte besonders gut.
Ihre Lippen begannen, an ihm herabzuwandern. "Machen Sie sich keine Gedanken, Sir, das ist nicht das erste Mal für mich. Ich weiß, wie es geht. Sie müssen es nur zulassen."
Es durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schlag, als ihre Zunge seinen Bauchnabel erkundete. Und er wusste, wenn er ihr Leben nicht auf dem Gewissen haben wollte, dann kam er aus dieser Nummer nicht mehr raus. Und er fand sie attraktiv.
Hus griff nach ihren Schultern und zog sie hoch. "Sie verlangen eine Menge von mir, Oceandiver. Aber wenn wir es schon tun, dann nach meinen Regeln."
Ein Lächeln stahl sich auf ihre verheulten Züge. "Ihr Corellianer werdet es nicht so viel anders tun als die Leute bei mir Zuhause, oder?"
Ihre samtigweiche Haut unter seinen Händen und hocherregt - und in der Zwickmühle - grinste er wie ein Idiot. "Finden wir es heraus, Dara."

Sie liebten sich stundenlang, so intensiv und gierig sie es nur vermochten. Denn Oceandiver hatte vollkommen Recht. Was sollte ihm jetzt noch passieren? Erst kurz vor dem Wecken verließ sie ihn, deutlich weniger betrübt, als sie gekommen war. Dennoch würde er Set sagen, dass er in nächster Zeit auf sie achten sollte...
Rückblende aus.
***
"...und einer meiner Kadetten, über die ich die Aufsicht hatte, klagte über Schwierigkeiten. Ich sicherte den Blaster und nahm ihn an mich, als sich ein Schuss löste. Trotz der Sicherung. Damit traf ich Lord Vader in den Rücken. Oh, und glaub mir, er war deshalb stinksauer. Schleuderte mich an die nächste Wand und würgte mich mit der Macht fast zu Tode."
"Aber es war doch ein Unfall!"
"Das war ihm reichlich egal. Wäre es mir auch, wenn auf mich geschossen worden wäre. Ich weiß nicht genau, was mich gerettet hat, aber er ließ mich wieder los. Aber zur Strafe schickte er mich zu den Sturmtruppen. Das ist schon die ganze Geschichte. Ich bin froh, dass ich überhaupt noch in der Armee bin. Wäre ich rausgeflogen, dann wäre ich Zuhause das Gespött der Leute geworden."
"Aber du hättest es bei den Rebellen versuchen können. Jemand, der auf Vader schießt, steht bei ihnen sicher hoch im Kurs."
"Wie du schon sagtest, es war nur ein Unfall. Und was die Rebellen angeht, so bevorzuge ich ein Mindestmaß an Ordnung. Das Imperium kann das bieten, aber die Rebellenallianz? Das sehe ich noch nicht." Er wandte sich in Richtung Tür. "Wann kommt das nächste Bier?"
"Und? Hat er sich wenigstens entschuldigt, der kleine Stricher?"
"Wer?"
Tyra beugte sich ein Stück weit vor. "Das kleine Arschloch, dem die Waffe gehört hat. Das ist ja wohl das Mindeste, nachdem es seine Waffe war, die dich in diese Scheiße geritten hat."
Für einen Moment runzelte Hus die Stirn. "Ja, der kleine Stricher, wie du ihn nennst, hat sich angemessen und im vollen Maße entschuldigt. Und das hat er sehr persönlich und mit viel Einsatz getan. Mit sehr viel Einsatz."
"Junge, Junge, das muss ja eine beeindruckende Entschuldigung gewesen sein", staunte Cloudbreaker.
Hus grinste. "Der Kadett war eine sie. Sie hat darauf bestanden, mit mir zu schlafen, weil ihr keine andere Form der Entschuldigung einfiel."
Tyras Augenbrauen schoben sich zusammen, so als wollten sie eine einzige bilden. "Du hast mit einem deiner Kadetten geschlafen? Nicht, dass ich prüde bin, aber wird dir das nicht noch irgendwann einmal Ärger bringen?"
Entschuldigend hob Hus die Arme. "Was soll ich sagen? Ich bin leider kein asketischer Jedi und werde es auch nie werden. Und sie hätte sich etwas angetan, wenn ich nicht zugestimmt hätte. Davon abgesehen war ich nicht mehr ihr Ausbilder und sie war im legalen Alter für Geschlechtsverkehr."
"Man kann sich die Dinge auch schönreden", erwiderte sie barsch. "Kannst froh sein, dass du schon auf Tatooine bist. Sonst wärst du spätestens hier gelandet, nachdem die Sache rausgekommen wäre."
"Sie war keine Jungfrau mehr. Und sie hatte auch einige Tricks... Nun."
"Und du denkst, das beschützt dich? Weißt du, was mein Vater mit meinem Freund gemacht hat, nachdem wir das erste Mal Sex hatten? Ich sage nur soviel: Danach war er nicht mehr mein Freund, und er kam mir auch nie wieder näher als fünfzig Meter."
"Klingt nach einem interessanten Mann. Werde ich ihn kennenlernen?"
"Eventuell wirst du das. Und dann wird es eng für dich, glaub es mir." Sie sah ihn nachdenklich an, die Brauen noch immer zusammengeschoben. "Wie stehen die Chancen, dass du auch hier solche Kapriolen machen wirst?"
"Solange Lord Vader nicht nach Tatooine kommt, werde ich sicher nicht mehr auf ihn schießen, versprochen", scherzte Hus.
"Witzbold. Ich meinte die andere Sache. Stehst du auf junges Gemüse? Ich würde es nicht gerne sehen, wenn du die Garnison in Verruf bringst."
"Ist es das, oder bist du eifersüchtig?", scherzte Hus.
Röte stieg ihr ins Gesicht. "Nun übertreib mal nicht gleich. Ich gebe zu, du bist attraktiv und interessant. Aber deshalb lupfe ich noch lange nicht meine Bettdecke für dich."
"So? Was hat denn noch zu geschehen, damit das geschieht?", fragte er geradeheraus.
"Du solltest die Finger von kleinen Mädchen lassen, beispielsweise."
"Du vergisst, dass ich selbst noch recht jung bin."
"Ach, und meinst du, ich bin eine alte Frau, oder was? Sieh einfach zu, dass die Frauen, mit denen du dich abgibst, im legalen Alter sind, okay?"
"Das ist mir zu anstrengend. Ich glaube, da versuche ich mein Glück lieber bei dir, Tyra."
"Übernimm dich mal nicht. Nur, weil wir hier sitzen und etwas miteinander trinken, heißt das nicht, dass..."
"Wir werden sehen, Cloudbreaker", sagte Hus grinsend, während er ihr in die Augen sah.
Sie wandte den Blick hastig ab. "Ah, da kommt Nachschub!", sagte sie eine Spur zu laut.
Der Corellianer stellte amüsiert fest, dass er die knallhart auftretende Frau tatsächlich ein wenig in die Enge getrieben hatte. Wie überaus interessant.
***

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Die Fahrt von Mos Eisley nach Bestine verlief relativ entspannt im letzten Licht des vergehenden Tages. Eine Sonne war bereits untergegangen, die zweite würde ihr bald folgen. Die Situation war entspannt. Cloudbreaker hatte sich relativ schnell gefangen und zu ihrer vorigen, selbstsicheren Art zurückgefunden. Dementsprechend gut gelaunt war sie, als sie ihren Gleiter auf einer mittleren Düne anhielt. "Aussteigen, Soldat."
"Und ich dachte, wir hätten Chancen darauf, Freunde zu werden", sagte Hus.
"Hä? Was?" Die junge Frau errötete. "Also, wenn du denkst, wir beide treiben es jetzt hier mitten im Sand, dann..."
"Äh, nein. Ich dachte, du lässt mich hier jetzt mit meiner Rüstung zurück, zeigst mir die Richtung und fährst weiter", sagte Hus verdutzt. "Also kein Willkommensritual?"
"Bleib mal locker. Es gibt weder das eine, noch das andere. Aber ich habe doch vorhin gesagt, du kannst was ins Sarlacc-Loch werfen."
"Ins Sarlacc-was?"
Sie öffnete die Seitentür des Gleiters und stieg aus. "Beeilen wir uns, solange es noch Licht gibt. Komm, zeigen bringt mehr als tausend Worte."
Hus stieg ebenfalls aus und folgte der Frau durch den Sand. Sie gingen die Düne hinab. Es war dunkel, da der Hügel der Düne das restliche Tageslicht schluckte. Und es war erstaunlich kühl hinter der Düne. Glühend heiß am Tage, eiskalt in der Nacht, eh? Der Corellianer verstand.
"Stop", sagte Cloudbreaker und hielt ihn mit der Rechten zurück. "Ein Schritt weiter, und du hast sehr unangenehme eintausend Jahre vor dir."
"Wieso?"
Sie zückte eine kleine Handlampe. Was sie ausleuchtete, war eine Wand voller armlanger Dornen im Boden, die im übrigen nicht aufhören wollte, egal wohin sie leuchtete. "Darf ich vorstellen? Der Sarlacc."
"Das ist ein Tier?", fragte Hus entsetzt.
"Tier, Pflanze, das weiß keiner so genau. Um das herauszufinden, müsste man hineinsteigen oder nahe ran gehen. Aber das Vieh hat Tentakel, die dich tief in den Schlund hinabziehen." Cloudbreaker zog ihren Blaster und feuerte in den Sand. "Schätze, wir sind zu nahe dran. Der Sarlacc wittert sein Abendbrot."
"Gut, dass du nach all dem Bier noch treffen kannst", sagte Hus und folgte dem Mädchen wieder die Düne hoch. Zumindest hatte er das vor, denn plötzlich verlor er den Boden unter den Füßen.
"Tyra!"
"Oh-oh, da hat wohl einer Hunger." Sie huschte zu ihm zurück an ihm vorbei und setzte den Blaster direkt auf dem Fangtentakel an. Der Schuss zerfetzte ihn und Hus war wieder frei. Mit Cloudbreakers Hilfe erklomm er den Hang des Hügels.
"Ich schätze, hier sind wir sicher. So lang waren die Tentakel bisher nicht", sagte sie mehr zu sich selbst.
"Und wie sicher ist das, nachdem sie dich heute überraschen konnten? Vielleicht hat das Vieh Nachttentakel, die besonders weit reichen?", fragte Hus.
"Okay, fliegen wir weiter."
Sie stiegen wieder ein. Cloudbreaker gab Gas. Nichts passierte. "Oh, mir scheint, du hattest Recht, Jaava. Der Sarlacc hat besonders lange Nachttentakel. Jetzt ist klar, wovon er sich ernährt. Los, wieder raus. Wir müssen aufräumen."
Erneut stiegen sie aus dem Gleiter. Mehrere Tentakel aus dem Schlund hatten sich am Gleiter verfangen. Weitere ringelten heran. Beide Sturmtruppler eröffneten sofort das Feuer. "Was den Marsch durch die Wüste angeht, Tyra..."
"Schon klar. Wir müssen einfach nur schnell sein. Erst zerschießen wir alle Tentakel, die mein kleines Baby hier festhalten, und dann ballerst du auf alles, was noch hinterherkommt, während ich ihn ein Stück wegfliege. Du kommst nach, steigst wieder ein und wir fliegen weiter."
"Ich bin mehr dafür, dass wir beide einsteigen und ganz schnell wegfliegen", sagte Hus zwischen zwei Schüssen.
"Auch 'ne Möglichkeit." Sie feuerte auf eine Reihe näherkommende Tentakel, während Hus sich um die kümmerte, welche die Karosserie festhielten. "Schnell jetzt!", zischte er.
"Da kommt noch ein Bund! Moment!"
Gemeinsam, Seite an Seite, feuerten sie auf die vielleicht fünf Fangarme. "JETZT!"
Sie hetzten zur Fahrerkabine, warfen sich in den Gleiter und Cloudbreaker startete sofort. Wieder beschleunigte sie. Diesmal nahm das Gefährt Fahrt auf. Kurz wurden sie gestoppt, aber ein Tritt aufs Gas befreite sie, bevor erneut mehrere Tentakel nahe genug herankommen konnten, um sie festzuhalten.
"Das wolltest du mir also zeigen? Eine riesige menschenfressende Falle?"
"Ja, den Sarlacc. Ein riesiges Loch in der Wüste, das karnivorisch lebt. Keiner weiß, wie lange es schon da ist und wie alt es bereits ist. Aber Aufzeichnungen erwähnen ihn schon vor eintausend Jahren. Was sehr ironisch ist, denn man geht davon aus, dass der Sarlacc alles, was er frisst, am Leben erhält und bei lebendigem Leib im Laufe von eintausend Jahren langsam verdaut."
"Aha. Jetzt kenne ich den Sarlacc. Und?"
Böse sah sie ihn an. "Unter den Sturmtrupplern heißt es, es bringt Glück, etwas ins Sarlacc-Loch zu werfen. Mehr wollte ich da überhaupt nicht."
"Tja, beinahe hättest du was hineingeworfen", gab Hus bissig zurück. "Nämlich mich."
"Tut mir leid, okay? Ich war bisher nur tagsüber da. Ich wusste nicht, dass er sich ganz anders verhält, wenn es Nacht ist. Ich werde einen Bericht schreiben müssen und die Garnison warnen. Hey, das könnte eventuell erklären, warum Aloodan und Cortes vor zwei Jahren von ihrer Patrouille nicht wiedergekommen sind. Sie haben nachts am Sarlacc-Loch campiert. Und das wahrscheinlich zu nahe."
"Apropos zu nahe..." Hus entfernte das Tentakelstück, das noch immer um seinen Stiefel gewickelt war. "Was tun wir also? Bombardieren wir den Sarlacc? Oder wie wollen wir wieder an unsere Leute kommen?"
Abrupt stoppte der Gleiter und Hus wurde gegen die Frontscheibe gequetscht. "Hey, was sollte das denn?"
"Ja, bist du wahnsinnig? Wir sind gerade nur mit dem Leben davon gekommen, und du willst was tun?", rief sie aufgebracht.
"Du hast doch gesagt, der Sarlacc hält seine Beute künstlich am Leben. Also sind die beiden noch da drin und am Leben."
"Ja, und sie werden schon sehr anverdaut sein. Zudem wahnsinnig, nachdem sie zwei Jahre lang langsam und stetig zersetzt wurden! Du tust ihnen keinen Gefallen damit! Abgesehen davon, dass nichts den Sarlacc wieder verlässt, was jemals hineingefallen ist!"
"Ach, und damit, sie am Leben zu lassen, damit sie bei lebendigem Leibe verdaut werden können, tun wir ihnen einen Gefallen?"
Cloudbreaker brummte vor sich hin.
"Was hast du gesagt?"
"Ich sagte, bisher gingen wir davon aus, dass die beiden eben nicht ins Sarlacc-Loch gefallen sind. So dumm ist nämlich niemand hier. Allerdings campiert auch keiner in der Nähe des Lochs bei Nacht, und wir haben keine Ahnung, wie lang die Tentakel tatsächlich werden. Jetzt, wo wir davon ausgehen können, dass sie nicht desertiert sind, sondern gefressen wurden, werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen."
"Den Sarlacc von einem Sternzerstörer bombardieren lassen?", riet Hus.
"Nun mach mal halblang! Der Sarlacc kann ja nun nichts dafür, dass er ist, was er ist, oder? Er folgt ja nur seinen Instinkten! Abgesehen davon ist er sehr nützlich. Die Hutten benutzen ihn ab und an für Exekutionen."
"Und das ist nützlich?", fragte Hus verblüfft. "Und seit wann nimmt das Imperium Rücksicht auf die Hutten?"
"Und das Fremdenverkehrsamt."
"Hä? Hast du gerade Fremdenverkehrsamt gesagt?"
"Ja, verdammt. Das Fremdenverkehrsamt hat uns gebeten, den Sarlacc so zu belassen, wie er ist. Einmal die Woche karren sie Touristen her, die sich den Schlund im Sandmeer anschauen wollen. Der Gedanke, hineinfallen zu können, um im Laufe von eintausend Jahren langsam verdaut zu werden, ist für sie ein Nervenkitzel sondergleichen. Manche sind auch einfach nur neugierig oder wollen ein paar beeindruckende Holos schießen."
"Ah, Tourismus. Was also machen wir mit unseren noch nicht so toten Leuten im Schlund des Artgeschützten Sarlacc?", fragte Hus sarkastisch.
"Jetzt, wo wir wissen, was den beiden passiert sein muss, werden wir morgen noch mal hier rausfliegen, mit einem Container Nervengas. Das setzen wir im Sarlacc frei, unsere Leute sterben und werden nicht mehr bei lebendigem Leib verdaut und alle sind glücklich."
"Bis auf den Sarlacc. Hast du nicht gerade gesagt, Ihr sollt ihn bitte nicht töten?"
"Wir nehmen ein Nervengas, das für den Sarlacc unschädlich ist. Es greift nur höherentwickelte Gehirnregionen an."
"Und woher wissen wir, dass der Sarlacc keine höherentwickelte Gehirnregionen hat?", fragte Hus.
"Ja, Himmel, weil es schon versucht wurde!", sagte Cloudbreaker ärgerlich. "Als das Imperium die republikanische Garnison übernommen hat, hat der damalige Commander alles versucht, um dem Sarlacc den Garaus zu machen. Darunter waren diverse Nervengifte. Hat alles nichts genützt. Einzig auf ein orbitales Bombardement hat er verzichtet, was wohl die einzige Option wäre, um das Vieh überhaupt anzukratzen."
"Das muss gewesen sein, bevor der Tourismus den Sarlacc als Attraktion entdeckt hat."
"Werde jetzt nicht gleich bissig, Jaava", zischte sie. "Also, morgen fliegen wir wieder raus, verteilen das Gas und fertig. Bist du dabei?"
"Klar bin ich dabei. Aber warum machen wir es nicht noch heute?"
"Weil wir den Sarlacc bei Nacht nicht kennen, wie es ausschaut. Und ich habe keine Lust, mitsamt Gleiter hinabgezogen zu werden. Du verstehst? Bei Tag ist es den Tentakeln wohl zu heiß. Da kommen sie nur ein paar Meter über den Schlund hinweg."
Hus schüttelte sich unter einem kalten Schauder. "Erinnere mich nicht an die Tentakel. Also gut, ich bin dabei. Und außerdem wissen wir ja bald, was der Sarlacc ist, Pflanze oder Tier."
"Und wie willst du das herausfinden, Jaava?"
Grinsend zeigte er Cloudbreaker das Stück Tentakel, das er mitgebracht hatte. "Für eine simple Bioanalyse ist das mehr als genug, oder?"
"Ja. Okay, das wird funktionieren. Und, wie sieht der Rest des Abends aus?"
"Na, wir fliegen zur Garnison, ich gehe auf meine Stube, du gehst auf deine Stube und du behältst schön die Hände über der Bettdecke. Und morgen früh gehen wir zusammen zu Captain Drax."
"In Rüstung?"
"Du kannst Fragen stellen. Natürlich nicht. Wenn man jemandem in die Augen gucken will, sollte der andere nach Möglichkeit keinen Helm tragen." Sie musterte ihn genauer. "Schätze, die Zeit der Klonkrieger ist tatsächlich vorbei. Früher hatte man einen Körper für alle Soldaten, und alle Rüstungen waren normiert und diesen Formen angepasst. Für dich hat man sicher die Brustplatte verlängern und die Schultern verbreitern müssen, was?"
"Ein wenig", sagte Hus. Er beugte sich ein wenig vor und warf ihrer Oberweite einen bedeutungsvollen Blick zu. "Und bei deiner Rüstung hat man..."
"Sprich es nicht aus, wenn wir Freunde bleiben wollen, mein lieber Jaava."
"Oh, wir sind Freunde?"
"Sind wir das nicht?", fragte sie verwundert. "Immerhin haben wir gerade Seite an Seite Blut vergossen."
"Mir schwebte da eigentlich was anderes vor als Freundschaft..."
"Jaava", sagte sie mahnend. "Und ja, meine Brustplatte wurde angepasst, damit ich mir nicht die Möpse quetsche, wenn ich meine Rüstung anlege."
Hus seufzte. "Okay. Freunde. Einverstanden. Ich schätze, ich kann einen Freund hier draußen gut gebrauchen."
"Schätzchen, du hast ja gar keine Ahnung, wie recht du hast", erwiderte Cloudbreaker.
Hus grinste still vor sich hin. Wirklich, er mochte dieses Mädchen.
"Ist die Haarfarbe eigentlich Natur?"
Sie lächelte verschmitzt. "Himmel, nein. Wie kommst du denn darauf?"
"Na, weil ich schon alles Mögliche gesehen habe. Und ich meine alles Mögliche. Gewundert hätte es mich nicht."
"Es sind die Lippen. Ich färbe meine Haare, damit sie besser zusammenpassen."
Hus sackte der Kiefer vor Erstaunen herab. "Echt jetzt?"
Grinsend schloss sie mit dern Rechten seinen Mund. Mit einem Schnappen schloss er ihn wieder.
"Nur ein Witz unter Freunden, mein lieber Jaava."
"Diese Beziehung fängt ja gut an", murmelte er.

Als sie die Garnison in Bestine erreichten, war auch die zweite Sonne bereits untergegangen. Davon merkte man aber im Bereich der Garnison nichts. Sie war taghell erleuchtet.
"Auweia", murmelte Hus, als er die Ausmaße des Komplexes erfasste.
"Bleib locker. Das Ding ist noch aus der Zeit der Klon-Kriege. Damals war Tatooine einige Zeit Grenzland zu den Separatisten. Genauer gesagt Etappe. Fürs schnelle Eingreifen waren hier permanent zwei Divisionen Bodentruppen stationiert. Heutzutage ist es nur noch ein unterzähliges Bataillon von zwei Kompanien hier und zwei Platoons, die in zwei weiteren Basen des Planeten liegen. Anstatt die Anlage zurückzubauen, haben die tollen Hechte der imperialen Verwaltung errechnet, dass es ökonomischer ist, die Garnison gewartet und in Betrieb zu halten. Nur für den Fall, dass die umliegenden Systeme einmal bedroht werden könnten. Oder die Armee einen Wüstenplaneten für Trainingsausgaben braucht. Oder beides. Jedenfalls sind wir sehr damit ausgelastet, das nicht genutzte Gelände zu schützen und... Ach, was erzähle ich dir das alles. Das Meiste wirst du schon selbst sehen. Vorteil der Geschichte: Wir haben hier unsere eigene Stadt in sich und unsere relative Ruhe. Und: Zwei Divisionen Klonkrieger mussten hier sehr nett zueinander sein, um hineinzupassen, aber zwei Kompanien haben richtig fett Platz. Das heißt, du musst nicht an meinem Fußende schlafen. Stattdessen kriegst du einen eigenen Raum, in dem früher acht Klonkrieger Platz gefunden haben. Für dich dürfte das mehr als großzügig sein."
"Freut mich zu hören. Passt auch alles von mir rein? Ich meine, ich bin deutlich größer als so ein Klonkrieger."
"Dein Körper schon. Bei deinem Ego bin ich mir nicht so sicher, Jaava", erwiderte sie grinsend.
"Sehr komisch, Miss "Meine Brustplatte musste geweitet werden, damit meine Möpse reinpassen"."
"Oh, Jaava, der war jetzt nicht notwendig", protestierte sie.
Hus wich ihrem gespielten Schlag aus. "Ich zitiere hier nur deine Worte. Kannst du mir das nicht vergeben? Schieb es einfach auf mein Ego."
"Du bist unmöglich", tadelte sie ihn mit mürrischer Miene, das sich aber schnell in ein Lächeln verwandelte. "Ich glaube, es wird mir viel Spaß machen, mit dir zu arbeiten."
"Apropos arbeiten. Welchen Dienstrang bekleidest du eigentlich? Ich scherze und flachse hier mit dir, und morgen stellt sich heraus, dass du in Wirklichkeit Captain Drax bist, oder so."
Sie lachte laut auf. "Nein, tut mir leid, ich bin nicht der Garnisonskommandeur."
"Uff, da bin ich aber froh."
"Ich bin Lieutenant und leite die Zweite Kompanie."
Hus zog die Augenbrauen hoch. "Ich wusste, ich würde die Antwort auf diese Frage nicht mögen."
"Bleib locker, mein Großer. Solange du Dienst und Privatleben trennen kannst, haben wir kein Problem miteinander. Davon abgesehen hast du eine Offiziersausbildung und eine Sturmtruppenausbildung. Damit bist du der wichtigste Mann auf dem Stützpunkt, und das mit einem Schlag. Und wenn sich dann noch rumspricht, dass du auf Lord Vader geschossen hast..."
"Werden sie mich teeren und federn", schloss Hus trocken.
"Wieso? Sie werden dich auf den Schultern durch die Garnison tragen. Der gute Lord war nämlich sehr, sehr stiefmütterlich zu uns, und seine Leute haben uns herablassend behandelt. Da herrscht durchaus noch etwas Groll."
"Ah, verstehe. Dann bin ich ja auf der sicheren Seite. Aber ich bin sicher, auf Coruscant hätten sie mich gelyncht."
"Gut, dass das hier nicht Coruscant ist", schmunzelte die Frau mit den violetten Haaren.
"Ja, das war nicht zu übersehen", murmelte Hus.
Sie hielt den Gleiter vor dem Tor. Eine Sonde schoss heraus und sprach sie auf huttisch an. "Second Lieutenant Cloudbreaker und Begleiter." Sie hielt ihren Ausweis hoch. Die Sonde schoss zu Hus herum und sprach wieder huttisch.
"Was?"
"Du kannst huttisch nicht? Mensch, das ist hier so wichtig wie Wasser trinken. Zeig der Sonde deinen Ausweis."
"Ich werde es wohl lernen müssen", seufzte Hus und hielt seinen Ausweis hoch.
Erneut murmelte die Sonde etwas und verschwand wieder in die Tür. "Das war ein Danke auf huttisch. Merke dir den Wortlaut."
"Ah, meine erste Lektion."
Das Tor glitt auf und ließ Cloudbreaker samt Begleiter passieren. Sie fuhren in einen taghell erleuchteten Innenhof, in dem Dutzende Gleiter parkten. Auf einer großen Sandfläche spielten Männer mit militärischem Kurzhaarschnitt ein Ballspiel. Zwischen den als Oberflächenbunker angelegten Häusern taten Sturmtruppler das, was hier als eilfertiger Dienst galt: Sie gammelten herum und unterhielten sich. Auf den Mauern patrouillierten andere Männer in Rüstungen, die ihre Aufgabe wesentlich ernster zu nehmen schienen.
"Jede Nacht brauchen wir vier Firesquads, um alle Wälle zu bewachen", sagte sie als Erklärung. "Das macht nicht gerade viel Spaß, und wir werden auch nicht gerade täglich infiltriert. Auch wenn sich ab und an ein Zivilist erdreistet, hier bei uns klauen zu wollen. Sieh es ihnen nach, dass sie nicht so aufgedreht und enthusiastisch sind wie du."
"Wo, bitte, bin ich aufgedreht und enthusiastisch?", beschwerte sich Hus.
"Glaub mir, Schätzchen, gegen diese Trooper ist jeder aufgedreht und enthusiastisch."
Sie hielt auf einer Parkfläche, auf der C2 stand. Second in Command.
Vielleicht hätte er sich doch ein wenig zurückhalten sollen, ging es Hus durch den Kopf.
"Aussteigen. Ich bring dich jetzt in dein Quartier. Hey, Argil! Schnapp dir Rittla und meinetwegen auch noch Windchaser, und dann holst du das Gepäck aus dem Gleiter und bringst es auf die Bude, die der Quartiermeister dem Neuen zuweist!"
Ein riesiger Mensch erhob sich zur Antwort. Hus war ja schon groß und es kam selten vor, dass er einen größeren Corellianer traf, geschweige denn einen größeren Menschen. Aber dieser Mann mochte zwei Meter zwanzig groß sein. Der blaue Kammschnitt, der noch mal zwanzig Zentimeter auf dem sonst haarlosen Schädel emporragte, ließ den Eindruck noch stärker werden.
"Junge, Junge", murmelte er mehr zu sich selbst, "so sehen Wookiees also aus, wenn man sie ganzkörperrasiert."
Cloudbreaker gluckste neben ihm leise. "Sag ihm das bloß nicht ins Gesicht."
"Weil er mir dafür die Nase brechen würde?"
"Weil du ihm damit etwas Neues geben würdest, was seine phänomenale Größe und seine gigantische Körperkraft beschreibt, und wir müssten uns diesen Vergleich Wochenlang von ihm anhören. Und das willst du nicht. Glaub mir."
Argil winkte zweien seiner Kameraden und kam damit auf den Gleiter zu. "Service für den Neuen, eh?"
"Kann man so sagen. Ich war mit ihm am Sarlacc-Loch, wo wir uns gegenseitig das Leben gerettet haben. Schätze, ich weiß jetzt, warum da ab und an Personen verschwinden, ohne dass es die Hutten waren. Das verdammte Riesenvieh ist nachtaktiv."
"Oh", machte der Riese. Anschließend reichte er Hus die Hand. "Kent Argile, Dagelin Minor."
"Jaava Hus", sagte Hus und ergriff die Hand, "Corellia."
"Jaava?", fragte einer seiner Begleiter, ein vielleicht zwanzigjähriger Mensch, der aber einen gewaltigen Schmerbauch vor sich herschob. "Dann mach dich mal auf ein paar Witze gefasst, Hus. Komon Rittla, Ord Sedra."
"Ja, ich habe schon von meinen nächsten Verwandten gehört." Hus drückte seine Hand und war erstaunt über den kräftigen Händedruck und die trockene Handfläche.
Nun war der Letzte in der Runde dran, oder vielmehr die Letzte. "Hel Windchaser. Nar Chunna, aber meine Familie kommt ursprünglich von Corellia. Du weißt ja gar nicht, wie froh ich bin, endlich mal wieder einen vernünftigen Menschen zu treffen."
"Vorsicht", scherzte Hus, während er der strohblonden Frau die Hand gab, "du kennst mich doch gar nicht."
Sie verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen. "Spätestens morgen wirst du verstehen, was ich meine, Jaava."
"Soviel zur Vorstellung. Und jetzt packt mal mit an." Cloudbreaker deutete auf die große Kiste und die beiden Taschen im Stauraum ihres Gleiters.
Rittla fuhr die Antigrav-Palette, die er mitgebracht hatte, in Position, und Argile ergriff die Kiste, um sie in einem kurzen Kraftakt auf die Palette zu legen. "Deine Rüstung?", fragte er nur.
"Ja, Spezialanfertigung. So wie deine, schätze ich."
Die Augen des Mannes lachten mehr als sein Gesicht. "Wie hast du das nur erkannt?"
Cloudbreaker verdrehte die Augen, also enthielt sich Hus jedes weiteren Kommentars.
"Mir nach, Herrschaften", ordnete sie an und ging voran.

Der Quartiermeister entpuppte sich als stark gealteter, hagerer Mann, der dem Aussehen nach einer der Ersten gewesen sein musste, die sich während der Klon-Kriege freiwillig gemeldet und in den Dienst aufgenommen worden waren. Er wies Hus einen Trakt zu, bei dessen Nennung die anderen anerkennend pfiffen.
Anschließend zogen die fünf mit dem Gepäck zu besagtem Gebäude.
Hus pfiff anerkennend, als er sein neues Reich in Augenschein nahm. Also, hier war definitiv mehr Platz, als um acht Klonkrieger unterzubringen. Vierzig traf es da schon eher. "Das ist doch viel zu groß."
"Richtig. Wir werden das morgen klären. Aber jetzt belassen wir es dabei", bestimmte Cloudbreaker. Sie drückte ihm einen Satz frischer Bettwäsche in die Hand und befahl dem Hünen, die Sachen auf der Palette zu lassen, aber ins Zimmer zu fahren.
"Wenn es dir Recht ist, regeln wir die Sache am Sarlacc-Loch vor dem Termin bei Captain Drax. Ich hole dich dann ab. Willst du noch was essen, oder lieber ins Bett?"
"Bett", sagte Hus. "Der Tag war lang genug."
"Also gut. Schlaf schön und träum was nettes, Jaava."
"Darf ich von dir träumen, Tyra?", scherzte Hus.
"Wage es nicht einmal, daran zu denken", sagte sie trocken.
"Wenn sie sich ziert", meinte Windbreaker und klopfte Hus auf die Schulter, "dann träum doch von mir. Ich bin nicht so zimperlich."
"Ein großzügiges Angebot", sagte Hus. "Ich denke dran."
"Jaava!", murrte Cloudbreaker.
Rittla fing an zu lachen, und nach und nach fielen alle ein.
"So, jetzt ist aber gut. Alle raus hier. Ich will schlafen."
Als sich hinter dem letzten seiner neuen Kameraden die Tür geschlossen hatte, zog er das Bett auf und suchte sich seine Nachtwäsche raus. Bei den Sturmtruppen hieß es zwar immer, bereit zu sein, aber dieses "immer" schien auf Tatooine recht lax ausgelegt zu werden, also verzichtete er darauf, seine Rüstung für einen schnellen Einstieg zu präparieren.
Als er das alles erledigt hatte, inklusive einer Wasserration am Bett, legte er sich hin. Und während er erschöpft langsam in den Schlaf dämmerte, beschloss er, in Zukunft keine Kernreaktoren mehr zu trinken. Das Zeug kam ihm sauer hoch.
***

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"Jaava? Bist du wach?"
"Komm rein, Tyra."
Die Tür zu seiner Flucht öffnete sich. Tyra Cloudbreaker trat ein und schob ihre Sonnenbrille die Nase herab. "Hast dich ja schön eingerichtet. Soll ich bei Loo ein gutes Wort für dich einlegen, damit du es behalten kannst?"
"Wäre nett, ja. Obwohl Lord Vader sicher keine Privilegien im Sinn hatte, als er mich hierher versetzen ließ", erwiderte Hus, während er sich ein leichtes Shirt überzog. "Rüstung oder zivil?"
"Nach was sehe ich denn aus, mein Lieber?"
Hus wandte sich ihr zu. Heute morgen trug sie ein bodenlanges fliederfarbenes Sommerkleid, das reichlich eng und deshalb an den Beinen geschlitzt war. Es war ärmellos und gut dekolletiert. "Bevor du fragst, ja, ich trage Unterwäsche. Also mach dir auch heute keine Hoffnungen, mein Großer."
"Hatte ich überhaupt nicht vor zu fragen."
"Ach, erzähl mir doch nichts. Du branntest doch darauf, diese Frage zu stellen, gib es zu."
Hus schüttelte den Kopf. "Wozu? Ich sehe doch, wie sich dein Slip und dein trägerloser Büstenhalter unter dem Stoff abzeichnen."
"Was, bitte? Hast du bionische Augen, oder was?"
"Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber wenn man versucht, Klassenbester bei den Sturmtruppen zu werden, dann lernt man auch auf kleinste Details zu achten. Aber hey, dein Outfit ist nett. Wie viele Männer sind hier in dich verliebt, Schatz?"
"Genug, möchte ich wetten. Aber ich bin überzeugter Single und werde es auch mindestens bleiben, bis ich Captain bin. Diensteifer, und so. Und das Kleid, nun, es schadet nicht, dir zu zeigen, was du nicht haben darfst, oder?" Sie zwinkerte ihm zu.
"Gehört die Neckerei zum Dienstgrad, oder muss man dafür einen Kursus belegen?", erwiderte Hus grinsend.
"Ach, wenn man eine von fünfzehn Frauen unter vierhundert Männern ist - die Frauen und Mädchen in den Familien und die Tussen in der imperialen Stützpunktverwaltung nicht mitgerechnet - dann lernt man einerseits nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und andererseits selbst ein bisschen Spaß dabei zu haben. Und dich zu necken macht mir besonders viel Spaß. Wer weiß, Jaava, ist vielleicht doch was drin für dich."
Der Corellianer schnallte sich den Blaster um, den er von den beiden Schmugglern geschenkt bekommen hatte. "Weißt du, Lieutenant, ich mochte dich auf den ersten Blick und ich will wirklich dein Freund werden. Wenn wir mal die ganze Neckerei beiseite lassen, egal wie viel Spaß sie dir macht... Ich kann mir auch vorstellen, dass wir so gut zueinander passen, dass was Ernstes aus uns wird."
Verblüfft sah sie ihn an. "War das ein Antrag?"
"Eine Vorstufe davon. Die sechste oder siebte. Nimm es als Kampfansage, dass ich zumindest versuche, herauszufinden, ob wir... Nun."
"Dagegen ist nichts einzuwenden. Solange du, mein Freund, im Dienst ein guter Soldat bist, der mich als Lieutenant Cloudbreaker kennt. Und in der Freizeit... Nun, du wirst merken, wie weit du gehen darfst. Eventuell."
"Es ist mir jetzt schon eine Ehre, unter Ihnen dienen zu dürfen, Lieutenant", erwiderte Hus und salutierte übertrieben.
"Ja, eventuell darfst du das", säuselte sie. "Komm jetzt, Soldat, wir haben nur noch eine Stunde für die ganze Geschichte."
Hus zog noch schnell eine blaue Weste über das weiße Shirt, dann folgte er ihr und schloss hinter sich ab.

Sie traten auf den Platz hinaus. Hus blieb einen Moment stehen, weil die Sonne ihn blendete.
"VORSICHT!"
Der Corellianer ging bei dem Ruf in die Hocke und griff nach seinem Blaster. Dabei spürte er, wie etwas mit hoher Geschwindigkeit über ihn hinweg schoss. Ein Angriff? Wurde er angegriffen? Ein Wesen rannte auf ihn zu, kaum einen Meter groß. Wie viele Wesen kannte er, die so groß waren? Sullustaner, Ewoks und... KINDER! Hastig ließ er den Blaster wieder ins Holster fallen und fing das kleine Geschöpf auf, das gegen ihn rannte. "Whoa! Wohin denn so eilig, mein Kleiner."
"M-mein Ball!", stammelte der Menschenjunge.
Hus warf einen Blick hinter sich und erkannte tatsächlich ein rundes Spielgerät.
"Da ist dein Ball ja."
"Danke, Mister!", rief der kleine Mann und wollte sich aufmachen.
"Moment mal, was sagt man, wenn man jemandem beinahe gegen den Kopf geschossen hätte?"
"Nächstes Mal schieße ich eine bessere Flanke?"
"Na?"
"Entschuldigung. Ich sehe mich mehr vor nächstes Mal."
"So ist es richtig." Hus ließ ihn los, und sofort stürzte er sich auf den Ball. Das runde Ding in Händen stürzte er auf den Sandplatz zurück, wo eine ganze Horde von Kindern versammelt war.
"Du kannst gut mit Kindern umgehen", stellte Cloudbreaker fest. "Ich werde mir das merken - für besondere Aufgaben."
"So gut nun auch wieder nicht. Wage es nicht, mir die Aktionen aufzudrücken, die mit Kindern zu tun haben", erwiderte Hus amüsiert. "Warum laufen hier eigentlich so viele herum?"
"Weil sie gestern schon in den Betten waren." Sie deutete die Reihe der bunkerähnlichen Gebäude auf der anderen Seite hinab. Dort befand sich eine Art Markt. Frauen und Männer jeden Alters bewegten sich über die Fläche und feilschten miteinander.
"Da wir so viel Platz zur Verfügung haben, wurden die Familien der Soldaten und der Verwaltung auf dem Gelände angesiedelt. Mit stillschweigender Duldung des planetaren Gouverneurs. Tja, seitdem ist das hier eine lebendige kleine Stadt, wie ich finde."
"Na, wenn man auch den Platz hat..."
"Trödel nicht. Wir haben einen engen Zeitplan."
Hus erhob sich und setzte ihr nach. Am Gleiter verlud gerade ein Droide einen kleinen Kanister im Kofferraum.
"Was hast du ausgesucht?", fragte Cloudbreaker mit guter Laune.
"Elvaat", erwiderte der humanoide, braun gepanzerte Droide. "Ihr Fleischsäcke solltet besser nicht mal ein Nanomolekül davon riechen. Es würde euch nicht bekommen."
"Musste wohl weg, was, HK-50?", scherzte die junge Frau. "Jaava, dies ist HK-50. Er wird uns heute raus begleiten. Für den Fall, dass es uns nicht gelingt, das Nervengift direkt über den Sarlacc-Loch abzuwerfen. Er kann problemlos durch die Giftwolke laufen, wir nicht."
"Ah, sehr interessant. Freut mich. Ich bin..."
"Jaava Hus, der Neue, der von Darth Vader hierher versetzt wurde. Du bist das Gesprächsthema Nummer eins hier, Fleischsack."
"HK! Sei nicht so unhöflich!"
"Tut mir leid, Tyra, aber du weißt, dass diese Bezeichnung meiner Basisprogrammierung ist. Und ich kann meine Basisprogrammierung nicht ändern. Vielleicht hilft es dir aber, Jaava Hus, wenn ich dir versichere, dass es für mich nur eine Feststellung ist, keine Beleidigung."
"Ich bin mir da nicht so sicher, Blechkumpel." Er sah zu Cloudbreaker herüber. "Die HK-50-Reihe sind Protokolldroiden aus den Zeiten der Republik. Was ist mit seinen Attentatskomponenten? Sind sie noch intakt?"
"Oh, ein Kenner", schnarrte der Androide begeistert. "In der Tat verfüge ich trotz der Reduzierung meiner Bewaffnung über diverse Möglichkeiten wie stärkere Servomotoren für die Bewegungsapparate und eine feuerfeste Panzerung. Wirklich, ich sollte öfters eingesetzt werden."
"Eine feuerfeste Panzerung ist nützlich", bestätigte Hus.
"Kommt, steigt ein. Freunschaft schließen könnt Ihr auf dem Flug!", rief Cloudbreaker aus dem Wagen.
Hus und der Droide beeilten sich, ihrer Aufforderung nachzukommen. Zum Glück war der Droide zu steif und zu groß, sodass es kein Gerangel um den Beifahrerplatz gab.

"So, so. Ihr wart also gestern Abend am Sarlacc-Loch", stellte HK-50 fest.
"Und wir haben echten Scheiß erlebt", sagte Cloudbreaker. "Befrage mal deine Datenbanken, ob schon mal jemand festgestellt hat, dass der Sarlacc nachtaktiv ist und im Dunkeln extralange Fangarme ausfährt."
"In der Tat gibt es da einen rund dreihundert Jahre alten Eintrag, verfasst von einem Jedi-Ritter."
Sie sah den Protokolldroiden aus großen Augen an. "Und warum wissen wir nichts davon?"
"Seit wann interessieren euch Fleischsäcke dreihundert Jahre alte Einträge?", konterte der Droide. "Hus. Runter."
Der Corellianer fragte nicht lange nach, sondern ging auf Tauchstation. Eine Sekunde später durchdrang ein Laserschuss das Seitenfenster, durchquerte den Innenraum des Gleiters, sauste um eine Fingerbreite am Kopf von HK-50 vorbei und trat durch das hintere linke Fenster wieder aus.
"Ach du grüne Scheiße!", rief Cloudbreaker, "ist dir was passiert, Schatz?"
"Kein Grund zur Sorge. Ich wurde nicht beschädigt", sagte der Protokolldroide.
"Nicht du! Der zerbrechlichere Schatz!"
"Mir geht es gut", ächzte Hus. "Danke, HK, deine Warnung kam genau rechtzeitig. Was war das?"
"So, wie es aussieht, war es ein Langstreckengewehr, wie die Tusken-Räuber es verwenden. Der Schuss wurde auf fünf Kilometer abgegeben. Es gibt nur elf bekannte Sandleute, die auf diese Entfernung, selbst mit elektronischer Zielhilfe, ein so entferntes Objekt wie unseren Gleiter treffen können. Und nur vier von ihnen können dabei auf eine Person im Innern zielen."
"Sandleute also? Was wollen die hier?" Cloudbreaker schüttelte den Kopf. "Erst die Sache in Mos Eisley, und jetzt in der Nähe der Hauptstadt. Tatooine steht Kopf, fürchte ich. Und für den Rückweg machen wir einen Riesenbogen, egal wie spät es mit dem Termin bei Captain Drax wird."
"Meine Berechnungen ergeben, dass Captain Drax, mein werter Besitzer, eine Verspätung in diesem Fall tolerieren wird, weil sie ein Erscheinen bedeutet. Das ist besser als ein Nicht-Erscheinen, zum Beispiel durch Gefangenschaft oder Tod."
"Sehr beruhigend, HK. Sehr beruhigend", sagte Hus.
"Hinzufügen möchte ich noch, dass keiner der Meisterschützen der Sandleute mehr in diese Gegend kommt, seit die Podrennen abgeschafft wurden. Sie haben hier eigentlich nichts mehr, worauf sie schießen können. Keine Herausforderungen."
"Doch. Meinen Gleiter nämlich, und das gibt irgendwann mal Haue als Retourkutsche, versprochen", murrte Cloudbreaker. "Für die dämliche Reparatur geht mindestens ein Tagessatz zum Teufel."
"Bessert es deine Laune, wenn ich mich beteilige?", fragte Hus.
"Etwas. Und warum? Du bist nicht Schuld daran, dass mein Wagen durchlöchert wurde."
"Nenn es eine Investition in unsere Freundschaft. Außerdem bin ich, ganz nach HK's Logik, recht froh, dir das anbieten zu können, denn es bedeutet, dass ich noch lebe."
"Ich messe einen erhöhten Blutfluss in deinem rechten und deinem linken Musculus Buccinator an, Tyra. Daraus resultiere ich, dass sowohl der Vorschlag als auch die Worte deinen Gefallen finden."
"Ach, halt die Klappe, HK."
"Musculus Buccinator?"
"Die Wangenmuskeln. Sie wird rot, Hus."
"Tatsächlich. Knallrot. Du, Tyra, das steht dir wirklich ganz wundervoll. Du siehst richtig süß damit aus."
"Na warte, Jaava, wenn wir wieder zurück sind und den Dienst aufnehmen, lass ich dich erstmal durch zwei Kilometer Sand robben! Erst mit Rüstung, dann ohne!"
"Wenn dich das glücklich macht, gerne", feixte er.
"Ach, halt doch die Klappe! Und du auch, HK."
"Meine Berechnungen ergeben... Ugs."
"Gute Entscheidung, Blechkopf! Und jetzt Ruhe, bis wir zum Sarlacc-Loch kommen!" Tyra Cloudbreaker grummelte wütend vor sich hin. Den ganzen Weg bis zu ihrem Ziel.

"So, wie wollen wir es jetzt versuchen? Tagsüber reichen die Fangarme nicht so weit, richtig?", fragte Hus.
"Ja, nur knapp bis zur Hälfte der Anhöhe. Wir können mit dem Gleiter über das Loch fliegen, HK öffnet den Kanister und wirft ihn direkt über dem Loch ab und wir verschwinden wieder."
"Wie war das mit dem Molekül und dem Nervengift?", fragte Hus.
"Keine Sorge. Hier." Sie hielt ihm einen länglichen Stab mit Mundstück und verdickten Enden hin. "Künstliche Kiemen. Militärische künstliche Kiemen. Die filtern auch sowas raus."
"Dann hätten wir ja auch durch eine Giftgaswolke gehen können, oder?"
"Willst du gerne durch eine Giftgaswolke gehen, Jaava?"
"Okay, Punkt für dich und für HK."
"Meine Kalkulationen ergeben, dass der Plan nahezu idiotensicher ist. Du hättest auch Rittler und Argil damit beauftragen können, Tyra."
Die junge Frau lachte leise. "Ach komm, so schlimm sind die zwei nun auch wieder nicht."
"Im Gegensatz zu dir, werte Tyra, wissen diese beiden Fleischsäcke meine Fähigkeiten nicht einmal ansatzweise zu schätzen. Das spricht für ihre Dummheit, oder?"
"Zugegeben."
"Na, dann machen wir es doch so." Hus schob sich das Mundstück zwischen die Zähne. "Bim dabei."
Cloudbreaker tat es ihm nach und HK-50 öffnete das Seitenfenster. Sicherheitshalber öffnete er den Container noch nicht.
Der Gleiter hob wieder ab und schwebte über das Sarlacc-Loch.
"Liemer emmas höher", sagte Hus.
"Gu', emmas höher", erwiderte sie und ließ den Gleiter ein paar Meter aufsteigen. Nur für den Fall, dass der Schatten, den die Maschine warf, von ein paar der nachtaktiven Greifarme interessant gefunden wurde. Derweil öffnete HK-50 den Verschluss und aktivierte den Timer des kleinen Sprengsatzes, der ihn entsiegeln und das Gas freisetzen würde. Doch bereits jetzt wurden kleinste Spuren des Nervengifts frei. Einem Droiden machte so etwas natürlich nichts aus.
Hus tippte Tyra gegen die Schulter.
"Fertig. Ich kann es fallenlassen. Dreißig Sekunden."
"Je' nich', Hu'. Ich mu' steuerm!"
Der Corellianer tippte erneut gegen ihre Schulter.
"Nich' Je'!"
"Gut, ich werfe jetzt! Und weg ist das Ding. Mitten ins Loch, wie meine Kalkulationen versprechen."
Erleichtert nahm Cloudbreaker die künstlichen Kiemen aus dem Mund. "Und was war so wichtig, dass du mich gestört hast, Soldat?"
Hus deutete aus dem Frontfenster. "Wichtig genug?"
Instinktiv ließ Cloudbreaker den Gleiter mehrere Meter absacken, bis es quasi über der Maulöffnung des Sarlaccs stand. Von dort gab sie Gas und jagte die niedrigste Düne hoch. Erst als sie die Düne hinter sich gelassen und in das dahinter liegende Lee-Tal gefahren war, sah sie Hus wieder an. "Ach du grüne Scheiße. Das glaube ich nicht! Das glaube ich einfach nicht!"
"Na, wenigstens haben wir jetzt wohl eine Erklärung für die Angriffe auf Mos Eisley und für die Anwesenheit von einem der elf besten Scharfschützen der Sandmenschen in der Region", sagte Hus trocken. "Es wäre mir sehr lieb, wenn du fahren würdest. Hast du Funk an Bord? Ich habe das Gefühl, es wäre angemessen, Captain Drax zu warnen."
"Nein, habe ich nicht. Darum geht es mit Höchstgeschwindigkeit zurück, und dann wird mündlich gewarnt!"
"Interessant. Laut meiner Berechnung haben wir in etwa ein Drittel des Kriegszugs optisch erkennen können. Der Rest verteilte sich augenscheinlich auf die Lee-Kerben der Dünen. Gesehen habe ich fünftausend. Daher schätze ich die Gesamtzahl auf fünfzehntausend. Plus Minus eintausend."
Hus pfiff anerkennend. "Das bedeutet, es marschieren gerade fünfzehntausend Tusken-Sandleute auf Bestine zu. Die kommen garantiert nicht zum Kaffeetrinken."
"Und auch nicht auf einen Krug corellianisches Ale! Schnall dich an. Das wird ein scharfer Ritt, Hus!"
"Wie scharf? WHOA!"
***
In der Rekordzeit von etwa achtzehn Minuten und übersäht von Einschusslöchern - die von innen rausgetretene Windschutzscheibe nicht zu vergessen - und mit einem Protokolldroiden an Bord, der, während er von der ebenfalls zerschossenen Rückbank gehoben wurde, fluchte wie ein bothanischer Bierkutscher, stand der Gleiter wieder auf seinem Parkplatz. Nun, zumindest das, was davon noch übrig war. Die Einschusslöcher im Droiden nicht zu vergessen.
Etwa zu dem Zeitpunkt standen auch Hus und Cloudbreaker durch den kurzen Sprint atemlos im Büro von Captain Zoltan Drax und versuchten sich an einem Salut.
"Rühren, Kids", sagte der grauhaarige Veteran. "Und jetzt erzählt es mir nochmal. Und diesmal unter Berücksichtigung aller Fakten."
"Wir waren draußen am Sarlacc-Loch", begann Cloudbreaker, kaum das sie etwas zu Atem gekommen war, "wegen der Sache gestern. Wir dachten, Aloodan und Cortes könnten von den nachtaktiven Tentakeln erwischt worden sein. Deshalb habe ich bei der Waffenkammer Nervengift geordert, das wir auch in den Schlund reingeworfen haben."
"Dem Sarlacc ist doch dabei nichts geschehen?", fragte Drax argwöhnisch. "Der Fremdenverkehrsverein tanzt Jadingo mit mir, wenn ihre Attraktion abstirbt."
"Keine Sorge, es war eines von dem Zeugs, womit dein Vorgänger versucht hat, den Sarlacc abzutöten. Ihm geht es gut. Uns hingegen bald nicht mehr. Denn als wir höher gestiegen sind, um gefahrlos das Gas im Sarlacc-Loch abzuwerfen, entdeckte Jaava, ich meine Trooper Hus, einen Kriegszug von ungefähr fünfzehntausend Sandleuten in unsere Richtung. Und na ja, zu Fuß sind das noch vier Stunden, per Bantha eine gute Stunde, aber ich fürchte, ihre Vorhut ist bereits hier." Sie sah bedrückt zu Boden. "Sie haben mir mein Baby vollkommen durchlöchert. Aber es hat stolz durchgehalten und mich bis nach Hause getragen, bevor es gestorben ist."
"Und Sie können das bestätigen? Hus war der Name, nicht?"
Der Corellianer straffte sich. "Ja, Sir, jedes Wort. Aber ich halte den Gleiter für reparabel."
"Ja, ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich mache mir da keine Illusionen. Aber du bleibst doch dabei, Jaava, halber Schaden?"
"Kann ich mein Wort noch zurücknehmen?"
"Ruhe! Alle beide! Das ist eine sehr ernste Geschichte. Einen Kriegszug der Sandleute, und dann so vieler Stämme, das gibt es nicht sehr oft. Und auch nie ohne gewichtigen Grund. Wir haben zwei Kompanien Sturmtruppen zu Verfügung, dazu vier AT-ST. Außerdem sind sechs der zwölf Düsenschlitten einsatzbereit und bewaffnet. Weitere vier fliegen zumindest und können als Aufklärer dienen. Dazu haben wir die automatischen Waffen der Basis. Aber davon ist Bestine noch nicht ein Deut beschützt. Die Stadt ist groß, und unsere Leute und unser Material verlieren sich bei diesem Stadtrand. Unter diesen Bedingungen erdrücken uns die Sandleute einfach mit ihrer Masse, und unsere überlegene Feuerkraft nützt uns gar nichts mehr."
"Außer, wir konzentrieren sie an einem Punkt, an dem wir auch unsere Feuerkraft konzentrieren können", sagte Hus.
"Gut. Sie übernehmen das mit der Ersten. Ich gehe mit Tyra und der Zweiten raus und versuche, zumindest die großen Ausfallstraßen zu decken, die die Sandleute nehmen können. Außerdem informiere ich den Gouverneur und fordere Polizei und Bürgerwehr an."
"Entschuldigen Sie, Sir, aber haben Sie gerade gesagt, ich soll die erste Kompanie übernehmen?", stotterte Hus.
"Sicher habe ich das. Trauen Sie Ihren eigenen Ohren nicht? Sie sind doch ein verdammter Offizier, Hus."
"Aber... Lord Vader hat mich degradiert und in die Sturmtruppen gesteckt!"
"Und Sie sind bei den Sturmtruppen, Hus. Gratuliere. Aber sind Sie sich sicher, dass Sie degradiert wurden?" Der alte Mann lächelte grimmig. "Hier habe ich etwas für Sie, was wohl einiges erklären dürfte."
Drax betätigte einen Sensor an seinem Schreibtisch. Über der Tischfläche baute sich ein Hologramm auf. Es zeigte Darth Vader.
"Mylord!" Automatisch ging Hus auf ein Knie runter. Er hatte mehr als mächtigen Respekt vor dem Sith-Lord.
"Dies ist eine Aufzeichnung, die ich während meinem Aufenthalt auf Tatooine angefertigt habe. Also stehen Sie wieder auf, Lieutenant Hus."
Verwirrt erhob sich Hus wieder. Konnte man mit der Macht in die Zukunft sehen? Oder konnte Vader ihn nur einfach gut einschätzen?
"Hus", begann Vader erneut zu sprechen, "es hat mir überhaupt nicht gefallen, dass ich durch diesen dämlichen Unfall angeschossen wurde. Ja, Unfall. Sie haben richtig gehört. Es hat mir nicht gerade imponiert, dass dies durch Ihre Unfähigkeit passiert ist."
Zerknirscht sah Hus zu Boden. "Ja, Lord Vader."
"Wie ich schon sagte, dies ist eine Aufzeichnung. Es bringt nichts, sich zu entschuldigen oder am Boden zerstört zu sein."
"Ja, Lord Vader."
Das Hologramm machte eine Kunstpause. Und das lag nicht am Gerät. Schließlich fragte das Hologramm: "Fertig?"
"Ja, Lord Vader."
"Gut, denn ich habe noch mehr zu sagen. Eines aber hat mir sehr imponiert, Hus. Sie haben nicht eine Sekunde versucht, die Schuld auf Oceandiver zu schieben, wo sie ja eigentlich auch gelegen hat. Im Gegenteil, Sie haben die volle Verantwortung auf sich genommen. Wo sie auch gelegen hat, wie Sie ganz klar erkannt haben."
"Ja, Mylord."
"Ich fand, Sie seien interessant genug, um Sie... Etwas herauszufordern. Deshalb habe ich Sie zu den Sturmtruppen geschickt und sporadisch im Auge behalten. Sie haben sich ohne Allüren ins Team gefügt, haben die beschleunigte Ausbildung durchlaufen und als Klassenbester abgeschnitten. Und das, obwohl kaum ein Veteran darauf gewettet hätte, das ein weicher Offizier das durchstehen würde. Nun, ich habe auf Sie gesetzt, Hus."
"Danke, Lord Vader."
Wieder machte das Hologramm eine Pause. "Hören Sie auf, mich zu bestätigen und sich zu bedanken." Es wartete einen Moment. "Besser."
Das Hologramm, das bisher Vader als etwa meterhohes Ganzkörperhologramm dargestellt hatte, zoomte nun an ihn heran, bis Kopf und Teile der Schulter in Lebensgröße zu sehen waren. "Und als ich dienstlich hier auf Tatooine war, einem Planeten, der mir persönlich sehr am Herzen liegt, kam mir der Gedanke, dass ich nicht nur meinem alten Bekannten Captain Drax einen längst fälligen Gefallen erweisen sollte, sondern derer zwei. Gefallen eins ist die schon lange anstehende Beförderung zum Major. Der zweite Gefallen sind Sie, Hus. Ich beobachte Sie. Machen Sie Ihre Sache gut, und Sie werden belohnt. Wenn Sie Ihre Sache schlecht machen, braucht es mich nicht weiter zu kümmern, denn die Dünen von Tatooine verschlingen alle, die versagen. Aber ich habe Hoffnungen in Sie, Hus, große Hoffnungen. Enttäuschen Sie meine Hoffnungen nicht - Captain Hus."
Das Hologramm erlosch und Hus spürte das dringende Bedürfnis, seiner Familie zu Hause eine Eilnachricht zu schicken.
"Captain... Hus...", stammelte er.
"Ja, der normale Rang für einen Kompaniechef. So wie Major der normale Rang für einen Bataillonsführer ist." Drax nickte zufrieden. "Gratuliere zur Beförderung, Hus."
"Danke, Sir. Gratuliere zu Ihrer Beförderung, Herr Major."
"Na, vielen herzlichen Dank auch. Und was ist mit mir?", beschwerte sich Cloudbreaker.
"First Lieutenant, ab sofort. Außerdem wurde mir erlaubt, endlich die Platoon-Leader und Fireteam-Leader auf höhere Soldstufen zu befördern. Über Bestine Base geht ein kleiner imperialer Geldregen nieder. Wenn wir die heutige Scheiße überleben, heißt das. Und Sie sind dafür zuständig, Hus, Cloudbreaker."
"SIR!", erwiderten sie synchron.
"Gehen Sie raus und machen Sie sich mit der Ersten vertraut, Hus. Sie kriegen zwei ST und die Schlitten. Erkunden Sie genau den Ausmaß, die Bewegung und die Position unserer Gegner. Um einen Sternzerstörer zu rufen, dürfte die Zeit etwas knapp sein. Tyra, du kümmerst dich darum, die Ausfallstraßen zu verbarrikadieren und zu bewachen. Außerdem teilst du die Polizisten und die Milizionäre ein. Ich bleibe permanent mit euch beiden in Verbindung. Hus, für Ihren Plan haben Sie freie Hand. Nur stoppen Sie die Tusken. Oder töten Sie wenigstens genügend von ihnen, damit wir die Stadt halten können. Versuchen Sie aber auch dafür zu sorgen, dass Ihre Leute wieder zurückkommen. Verstanden?"
"Verstanden!"
"Gut. Weggetreten. Gehen wir es an!"
Die beiden Offiziere salutierten und verließen das Büro.

"Captain Hus. Wow, eine Beförderung über zwei Stufen. So ist das halt, wenn man Vaders Günstling ist", sagte Cloudbreaker scherzend. "Ich muss mich mit einer einfachen zufrieden geben."
"Du übersiehst den Nachteil bei der Geschichte", sagte der Corellianer. "Wenn ich versage, habe ich Darth Vader kräftig verärgert."
"Oh. Ich sehe den Nachteil." Sie verschränkte die Finger ineinander und drückte sie nach außen, bis es knackte. "Los, legen wir unsere Rüstungen an und jagen wir unsere Leute los. Ach, und Jaava?"
"Ja?"
"Danke, dass du nicht über das Brandloch in meinem Kleid geredet hast, geschweige denn über das Kleid selbst."
"So? Das Brandloch habe ich in der Todesgefahr gar nicht bemerkt."
"Idiot! Du hast mich doch selbst noch gelöscht." Eine Verwünschung murmelnd, die Hus eine genetische Verwandtschaft zu den Mynocks unterstellte, stapfte sie davon.
"Soll ich nun gucken, oder soll ich nicht gucken? Frauen." Zum Glück waren die Tusken leichter zu handhaben. Hoffte er.

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2.
Die Rüstung anzulegen war Hus im letzten halben Jahr in Fleisch und Blut übergegangen. Mittlerweile fühlte sie sich wie eine zweite Haut an, nicht wie etwas, das man mitbewegen musste. Und sie hatte zweifellos viele Vorteile, auf die ein Offizier sonst verzichten musste. Sie war klimatisiert, mit Funk und diversen Beobachtungsgeräten ausgestattet, konnte Waffen-, und Zielunterstützung liefern und sie lieferte einen Panzerschutz, der einem einfachen Blasterbeschuss widerstand. Leider nicht mehreren Schüssen, denn das hätte den Panzer wieder zu schwer gemacht. Die Klimatisierung und die Kiemen machten das Ding schon schwer genug; noch mehr Technologie hätte Servo-Mechanismen erfordert, und die hätten den Energiekern der Rüstung zu stark belastet. Lange Einsätze wären damit von vorne herein unmöglich gewesen. Das jetzige Rüstungsmodell war ein Kompromiss von möglichst hohem Komfort des Trägers mit möglichst großem Nutzen als Werkzeug und Panzerschutz, aber mit dem kleinstmöglichen Energieverbrauch, was dazu führte, dass man die Rüstung gefälligst selbst zu bewegen hatte.
Hus führte einen kurzen Check durch, die Sensoren, den Monitor und den Hörverstärker betreffend. Anschließend griff er zur Handwaffe und richtete sie auf die Wand. Auf dem Innenmonitor wurde ein Fadenkreuz eingefügt, das anzeigte, worauf seine Waffe gerade gerichtet war. Sehr gut. Vor allem die Kommunikationseinrichtung würde ihm weit mehr Möglichkeiten bieten als die normale Standard-Uniform für imperiale Offiziere. Hus verstand ohnehin nicht, wieso nicht alle aktiv am Kampf beteiligten Offiziere der Sturmtruppen Rüstungen trugen; in der Ausbildung hatte man ihm erklärt, dass maximal Lieutenants noch Rüstungen trugen. Als Captain hätte er daher unter normalen Umständen eine nichtklimatisierte Uniform anziehen müssen. Da er aber fest entschlossen war, an der Spitze seiner neuen Leute in die Schlacht zu ziehen, war ihm die klimatisierte Rüstung eindeutig lieber.
Ja, seine neuen Leute... Mist. Ein Bataillon Sturmtruppen bestand normalerweise aus achthundertzwanzig Trupplern, die sich auf vier Kompanien á zweihundertzehn Mann aufteilten. Diese gliederten sich in drei Platoons zu siebzig. Diese wurden in zwei fünfunddreißig Truppler starke Squads aufgeteilt. Ganz zum Schluss kamen die Fireteams mit je sieben Mann, von denen eine Squad fünf hatte, und am Ende der Nahrungskette der einzelne Sturmtruppler. Normalerweise waren sie eine Art Elite, eine besondere Einheit, ihnen war die Angst um das eigene Leben weggedrillt und der absolute Gehorsam angedrillt worden. Unbedingte Loyalität zum Imperator war ein Muss, das Credo der Truppe. Hus hatte das nie wirklich in dem Maß verinnerlicht, also nicht dieses absolute Gehorsam. Er hatte auch bei den Sturmtruppen eine gewisse Unabhängigkeit an den Tag gelegt, die nicht jeder Truppler hatte. Demnach hatte er verschiedene Sonderausbildungen erhalten; Sandtruppler, Spähtruppler, Spürtruppler, Aquatruppler, Raumtruppler, alles Einsatzgebiete, in denen nicht der einfache, Befehle ausführende Soldat gefragt war, sondern der, der auch noch selbst denken und agieren konnte. Es war ja nicht so, als würde man die stumpfsinnige Tötungsmaschine in weißer Rüstung bevorzugen, im Gegenteil. Man drillte die Truppe nur bis zum Erbrechen, um tödliche Fehler weitestgehend auszuschließen. Fehler, die vor allem die arme Sau töteten, die ihn beging. Ein kleiner Rest, von denen es viel zu wenig gab, kamen in die Spezialkommandos. Es gab eben einfach viel zu viele Rekruten für die regulären Sturmtruppen, und viel zu wenige für die Spezialeinheiten. Die Sturmtruppen auf Tatooine waren eine solche Einheit, gehörten zu den legendären Sandtruppen. Viele unter ihnen hatten sich zuvor in der normalen Legion bewährt, nicht wenige waren von vorne herein für die Truppe eingeteilt gewesen. Daher hatte Hus seine Versetzung hierher auch nicht wirklich aufgeregt, immerhin war es eine Versetzung zur Elite der Elite, die die Sturmtruppen darstellten. Nun aber eine Kompanie selbstständig denkender Sturmtruppler anzuführen machte ihn nervös. Vor allem, weil er keinerlei Gelegenheit erhalten hatte, sich auf seine Leute einzustellen. Es würde eine Menge Arbeit bedeuten, einen Haufen Individualisten im Gefecht zu koordinieren. Aber immerhin waren sie selbst schlau genug um zu wissen, wann man den Kopf unten halten musste.
Es würde sich schon alles fügen. Hoffte er. Lord Vader hatte zumindest Vertrauen in ihn. Aber wenn er ehrlich war, fügte dieses Wissen eher noch Druck hinzu, anstatt ihn fortzunehmen.

"Bist du soweit?", fragte Cloudbreaker vom Eingang her. Sie lehnte in der Tür, ihren Helm in der Hand und grinste herein. Tatsächlich, ihre Brustplatte war vorne ein gutes Stück weiter als bei genormten Rüstungen. Auf ihrer rechten Schulter prangte ein blaues Schulterstück, das sie als Offizier auswies. Squadleader und Fireteam-Leader trugen orange. Nicht wenige nannten diese Kennzeichnung auch Hilfszielscheibe, weil Angreifer so genau wussten, wen sie abschießen mussten, um die Befehlskette zu unterminieren.
Cloudbreaker hielt in der Rechten ein weiteres blaues Tuch mit Gurtenden. "Ich dachte, ich bringe deines gleich mal mit. Ist ja dein erstes Mal. Du musst reichlich nervös sein."
"Bin ich, bin ich. Und ja, ich bin fertig. Wer ist denn die arme Sau, der ich den Platz weggenommen habe?"
"Was? Oh, keine Sorge, Drax hat die Erste selbst geführt, weil er nur Captain war. Bis jetzt. Und deine drei Platoon-Leader sind alle Sergeants, keine Offiziere. Wie du sicher schon mitgekriegt hast, wurden wir bisher sehr stiefmütterlich behandelt, was Beförderungen angeht."
"Es macht mich jetzt nicht viel sicherer, dass ich die Truppe des Majors übernehme", gestand Hus. "Aber es freut mich, dass ich keinem potentiellen Nachrücker vor die Nase gesetzt wurde."
"Und selbst wenn. Du bist der Offizier und musst es handhaben können." Sie trat an ihn heran und befestigte das Schulterstück. "Fertig. Sieht gut aus."
"Danke." Er deutete auf ihren Blaster, den Power 5. "Du benutzt nicht das Standard-Gewehr?"
"Der E-11 Blaster ist mir zu klobig. Außerdem werde ich fürs Kommandieren bezahlt, und dann erst fürs Kämpfen. Willst du auch einen? Wir haben welche im Magazin. Oder nimmst du den Dl-44, den du getragen hast?"
Hus griff nach seiner Waffe, dem Standard-Blaster. "Später, vielleicht. Ich bin dieses Ding einfach zu sehr gewöhnt. Äh, warten sie schon?"
"Ja, Sir, Ihre Kompanie wartet schon. Ich habe sie bereitmachen lassen, noch bevor wir Drax' Büro erreicht hatten. Auch die AT-AT und die Speeder stehen bereit."
"Die Kompanie ist vollständig?"
"Voll belegt. Die Spürtruppler auf den Maschinen werden addiert."
"Also bin ich jetzt für zweihundertzweiundzwanzig Leute verantwortlich, mich eingeschlossen", sagte Hus. "Gut. Mir wurde schon langweilig." Er hielt Cloudbreaker die geballte Faust hin, und sie stieß ihre geballte Linke dagegen. "Wird schon schiefgehen."
"Du machst das schon, Hus. Du kümmerst dich um die Tusken-Räuber, ich mich um die Städter. Wenn sich beide nicht vor die Augen kriegen, ist es am Besten."
"Ich werde sehen, was ich tun kann. Ich werde sicherlich nicht alle abfangen können. Vor allem nicht die, die bereits in Reichweite sind."
Sie grinste und setzte ihren Helm auf. "Sieh es positiv. Wir können Rache für meinen Gleiter nehmen."
"Oho, du bist eine kleine Pragmatikerin, wie ich merke."
"Durch und durch", bestätigte sie.
"Na, dann werden wir sehr gut miteinander auskommen." Hus nickte ihr zu und ging voran.
"Dummkopf. Das weiß ich doch schon", erwiderte sie und folgte ihm auf den Gang und auf den Innenhof.

"Achtung!", bellte die von den Lautsprechern eines Helms leicht verzerrte Stimme des höchsten Offiziers über den Platz, als Hus hinaustrat.
Für einen Augenblick zögerte der Corellianer, als er die U-förmige Aufstellung der Truppe sah - seiner Truppe. Drei Mann tief, dreiundzwanzig weit, zwischen den beiden Außenteilen waren links die Besatzung der beiden AT-AT angetreten, rechts die zehn Spürtruppler mit ihren 74-Z-Düsenschlitten.
Ein wahrer Hüne von Kerl stand vor dem Trupp und salutierte vor ihm. Hus hatte keinerlei Mühe zu erkennen, wer in dieser erheblich modifizierten Rüstung steckte.
"Captain Hus, ich melde die Erste Kompanie angetreten."
"Lassen Sie rühren, Sergeant Argil."
"Ja, Sir. Kompanie, rührt euch!"
Die Sturmtruppler nahmen ihre Waffen runter, die sie zum Salut hochgehalten hatten und standen für den Haufen spielender Leute, die Hus letzten Abend gesehen hatten, erstaunlich diszipliniert da.
"Die anderen Platoon-Leader sind Rittla und Windchaser?", riet er. Das machte Sinn, dachte sich Hus. Tyra hatte ihn Drax' wichtigsten Leuten vorgestellt, die den Neuen hatten einschätzen wollen.
"Ja, Sir. Das B-Platoon untersteht Sergeant Windchaser, das C-Platoon Sergeant Rittla." Er räusperte sich. "Sergeant Rittla wurde erst neulich befördert."
Im Klartext hieß das, er war noch grün auf seinem Posten. Wahrscheinlich war er von einem Kommando als Squadleader einen Rang hochgerutscht. Argil hatte ihm durch die Blume sagen wollen, dass er, Hus, besser ein Auge darauf hatte, ob sich Rittla nach einem Kommando über fünfunddreißig Mann nun mit einem Kommando über siebzig bewähren würde.
"Danke, Sergeant. Treten Sie ein ins Glied."
"Sir." Der Mann salutierte erneut und trat dann zu seinem Platoon.
Hus nahm seinen Helm ab und ließ für einen Moment den Blick über die zweihundertzweiundzwanzig Männer und Frauen streifen. Wenn er glaubte, die Verantwortung für sie nicht tragen zu können, wenn er meinte, sie nicht koordinieren zu können, wenn er sich nicht sicher war, ob er ihre Leben gefährdete, dann war jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um zum Beispiel in Ohnmacht zu fallen oder sich einen Blasterschuss durch den Helm zu blasen. Erstaunlicherweise war er die Ruhe selbst, obwohl er vor zehn Minuten nicht mal gewusst hatte, dass er hier stehen würde, nicht irgendwo mitten unter ihnen.
Nein, er würde das durchziehen. Er würde sich in Lord Vaders Augen als würdig erweisen. Er würde diese Männer und Frauen wieder nach Hause bringen. Jedenfalls so viele wie möglich.
"Truppler, ich bin euer neuer Kommandeur, Captain Jaava Hus." Leises Gelächter erklang. Das hätte es bei den regulären Sturmtruppen nie gegeben, aber diese hier waren Sandtruppen. Legendäre Sandtruppen. "Hört auf zu lachen. Ich habe schon von den Javas gehört, und der Scherz wird nicht besser, wenn man ihn öfters hört", mahnte er mit einem Lächeln, das seine Worte entschärfte. "Ich werde ihn mir ohnehin im Umgang mit der Zivilbevölkerung noch oft genug anhören müssen, schätze ich."
Wieder wurde leise gelacht, aber diesmal mit ihm, nicht über seinen Namen. Hus ließ sie gewähren.
"Truppler! In diesem Moment ziehen etwa fünfzehntausend Tusken-Sandleute in unsere Richtung. Sie sind auf einem Kriegszug, und Ihr wisst sicher besser als ich, was das bedeutet. Unser Auftrag lautet, so viele wie möglich daran zu hindern, die Hauptstadt zu erreichen, während die Zweite Kompanie und First Lieutenant Cloudbreaker die Abwehr organisiert."
Hus ließ seine Worte einen Moment wirken, bevor er weitersprach. "Sergeant Argil, befehlen Sie Helme ab."
"Sir?" "Befehlen Sie Helme ab."
"Ja, Sir. HELME AB!" Der Befehl wurde in den Platoons und in den Squads wiederholt. Ein paar Sekunden später sah Hus in hunderte Gesichter mit unterschiedlichsten Individualitätsmerkmalen von mindestens zwanzig verschiedenen Welten.
"Ich kenne euch nicht", sagte Hus und begann an Argil vorbei an der Truppe entlang zu marschieren. "Dennoch bitte ich euch, mir zu vertrauen und meine Befehle zu befolgen. Dennoch bitte ich euch, mir eure Leben anzuvertrauen. Das ist sehr viel, ich weiß. Vielleicht für den einen oder anderen zuviel. Und ich weiß, dass wir Sandtruppen sind, keine einfachen Sturmtruppler. Ja, auch ich bin Sandtruppler und habe meinen Ausbildungslehrgang mit A bestanden. Das ist nichts im Vergleich zu euch, die Ihr schon oft in der Wüste wart. Aber ich habe zumindest eine Ahnung davon, was Ihr erlebt habt und wie man in einer Wüste kämpft. Ich werde dabei mit euren Platoon-Leadern, die euch kennen und schon oft geführt haben, eng zusammenarbeiten. Nicht, Windchaser?" Er zwinkerte der blonden Frau zu, was sie mit einem unmilitärischen Grinsen beantwortete.
"Wir haben Vertrauen zu Ihnen, Sir. Es hat sich rumgesprochen, dass Lord Vader Sie geschickt hat."
"Ah, die Geschichte ist also schon rumgegangen. Leider wurde ich nur von ihm geschickt, ich bin es nicht selbst."
Erneut wurde leise gelacht, aber es war mehr ein kollektives Schmunzeln, das durch die Reihen ging.
"Ich habe einen Plan. Und damit dieser Plan funktioniert, braucht es nicht viel. Nur ein wenig Vertrauen, nur ein wenig Koordination. Ich bitte selten um etwas, wenn ich das, was ich haben will auch erarbeiten kann. Aber dafür fehlt in diesem Fall die Zeit. Deshalb muss ich euch bitten: Gebt mir eine Chance und hört auf mein Kommando, so wie ich auch auf eure Platoon-Leader und eure Vorschläge hören werde. Versprochen. Werdet meine Hände, meine Finger, und gemeinsam beenden wir den Kriegszug der Sandleute, bevor er richtig begonnen hat." Hus, mittlerweile zwischen Platoon zwei und drei, musterte die Spürtruppler, die sie auf den bewaffneten Schlitten begleiten würden. "In einem Punkt müsst Ihr euch keine Sorgen machen. Wenn ich euer Vertrauen nicht verdiene, dann wird mich mein nächster Fehler sowieso umbringen. Und wenn der es nicht schafft, tut es die Wüste. Und sollte die auch versagen, macht es Lord Vader."
"Wenn der Fehler und die Wüste es nicht schaffen, verdienen Sie ja wiederum Vertrauen, Sir", sagte der Unteroffizier der Spürtruppler grinsend.
"Wir werden sehen, Sergeant." Hus schmunzelte und ging zu Rittla und dem C-Platoon weiter. "Ich habe euch nun alle ohne Helm gesehen. Und viele weitere Male werden hinzukommen. Für mich seid Ihr keine uniforme Masse, anonym unter den Helmen, sondern lebende Männer und Frauen. Ich habe euch in die Augen geschaut, und Ihr habt mir in die Augen geschaut. Bis auf das C-Platoon, da komme ich ja gerade erst hin."
Erneut lachten die Männer und Frauen, diesmal etwas lauter. Hus spürte, das er den richtigen Ton traf. "Wir sind Sandtruppen!", rief er betont. "Unter den Elite der Sturmtruppen sind wir die, die keiner mag, weil wir lieber selber denken, anstatt stumpfsinnig, aber heldenmütig Befehle auszuführen! Deshalb sind wir eine Elite: Weil es uns nicht eingefallen ist, unserer Vorgesetzten zuliebe aufs eigene Denken zu verzichten! Das tun wir nicht, und das werden wir auch nicht! Wir werden dort eingesetzt, wo dieses Denken gebraucht wird, so wie hier, in der erbarmungslosen Wüste, wo sich ein normaler Sturmtruppler ohne neue Befehle nicht vom Fleck rühren würde, bis die Hitze seinen Anzug durchschmoren lässt und ihn umbringt!" Das war etwas übertrieben formuliert, aber Hus wollte das Gefühl der elitären Gruppe stärken. Erheblich stärken. "Wir suchen uns wenigstens einen kuschligen Schatten im Lee einer Düne oder graben uns ein!"
Noch ein Lacher der Leute. "Oder wir bestellen den Zimmerservice, nicht, Rittla?"
Der dicke junge Mann grinste von einem Ohr bis zum anderen. "Der ist etwas lausig in der Wüste, Sir, aber wir sind Schlimmeres gewohnt."
Hus grinste zurück, während er am C-Platoon vorbeiging. "Wie ich schon sagte, wir sind Sandtruppen. Und ab jetzt seid Ihr meine Sandtruppen! Nachdem wir den Kriegszug gestoppt haben, werden wir viele Gelegenheiten haben, um uns kennenzulernen, und ich werde mich bemühen, für jeden einzelnen von euch da zu sein! Ich kenne jetzt Eure Augen, Eure Gesichter! Ihr gehört jetzt zu mir! Und ich lasse mir ungern etwas wegnehmen, schon gar nicht von dahergelaufenen Tusken! Geht mit mir da raus und zeigt diesen Wüstennomaden, was Ihr draufhabt! Zeigt Ihnen, dass Ihr Tatooines Garnison seid, zeigt Ihnen, was es bedeutet, ein Sandtruppler zu sein, zeigt ihnen, was es heißt, von Jaava Hus kommandiert zu werden! Gebt mir meine Chance, und wir werden die besten Sandtruppler, die Tatooine je gesehen hat!"
Es erfolgte keinerlei Reaktion auf diesen Teil seiner improvisierten Rede. Was man sowohl positiv als auch negativ sehen konnte. Immerhin war die einzige bisherige Reaktion Gelächter gewesen.
Hus nahm wieder seinen Platz an der Spitze des offenen U ein. "Offiziere ab Squadleader zu mir, Truppe Helme auf!"
Schweigen antwortete ihm. Merkwürdig, er hatte nervöse Hektik erwartet, die Ausführung seiner Befehle. Für einen Moment nervös geworden sah Hus seine neue Einheit an.
Sie salutierten. Jeder Mann, jede Frau zeigte ihm stumm mit dieser Geste die höchste Form des Respekts. Das war es. Er hatte sie. Nun waren sie seine Truppe. Zumindest, solange er sie nicht in ein Desaster führte. "Ausführung!", blaffte Argil. Das Kommando wurde durch die Unterführer weitergetragen. Die Helme wurden wieder aufgesetzt und die Fireteam-Leader führten ihre Leute vom Platz. Elf Truppler, unter ihnen die Offiziere der Schlitten und der AT-AT, traten an ihn heran.
Hus bemerkte die Hand auf seiner Schulter erst, als Cloudbreaker sie schon wieder zurückzog. "Du kriegst das hier locker alleine hin, Jaava", sagte sie mit dem zufriedenen Tonfall einer Manka-Katze.
Hus konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das war der Ritterschlag, den die Veteranin ihm gerade erteilt hatte.
"Ich kümmere mich dann mal um meine Leute. Ich erwarte nicht, dich oder einen von deinen Trupplern zu sehen."
"Du kannst ruhig Vertrauen in die Erste Kompanie haben", sagte er und sah ihr nach.
Sie winkte ihm im Gehen mit der Rechten zu, den Blick nach vorne gerichtet. Wirklich, er mochte sie.
"Gut gesagt, Sir", sagte Argil. Die anderen Unteroffiziere murmelten zustimmend. Okay, jetzt hatte er gewonnen.
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23.12.2012 23:02 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
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"Rodiak war es, richtig?", sagte Hus.
"Ja, Sir", antwortete der Sergeant der Schwebeschlitten. "Lance Rodiak."
"Vier Ihrer Schlitten sind nicht bewaffnet, wurde mir gesagt."
"Ersatzteilprobleme, Sir. Also haben wir die Laser lieber ausgebaut, um Komplikationen zu vermeiden."
"Hm. Reicht die Restspannung für einen schwachen Schild?", hakte Hus nach.
"Theoretisch schon, und er würde auch ein, zwei Treffer aushalten. Nur leider haben wir diese Schilde nicht hier und die Installation und Abstimmung würde auch zu lange dauern."
"Dann besorgen wir diese Schilde. Das ist leichter, als auf die Ersatzteile zu warten", entschied Hus. "Argil, Scharfschützen auf die Mauer, aber möglichst unauffällig. Am Zustand von Cloudbreakers Gleiter können Sie sehen, wie sauer die Sandleute sind, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Ersten bereits das Tor in Richtung Wüste im Visier haben, um unvorsichtige oder in Massen auftretende Sturmtruppler abzuknallen. Ihre Leute sollen das ausnutzen."
"Ja, Sir. Und wie im Detail?"
"Windchaser und Rittla gehen durch das Stadtwärtige Tor raus und arbeiten sich außen um den Stützpunkt. Dabei fächert Ihr auf und bildet einen Umschließungsring, der die Vorhut der Sandleute zerquetscht. Bis dahin werden ihre Leute, Argil, mit den Tusken etwas spielen. Wir jagen Ihre Truppler in Firesquads da raus, wie unter Gefechtsbedingungen. Sie sollen durch die Wüste laufen und sich Deckungen suchen. Sobald sie diese eingenommen haben, schicken wir die nächste Firesquad los. Sollte dabei auf sie gefeuert werden, wissen die Scharfschützen, was zu tun ist."
"Ja, Sir", murmelten die Unteroffiziere unisono.
"Nach der dritten Firesquad gehen die Schlitten raus. Entweder ist das Gelände dann sicher, noch nicht besetzt, oder wir liefern uns bereits ein Gefecht mit den Sandleuten. Die unbewaffneten 74-Z-Düsenschlitten bilden dabei die Lockvögel und fliegen vorne. Was sie aufdecken, werden die bewaffneten Schlitten ausputzen. Sie gehen mit jeweils der Hälfte Ihrer Leute im großen Bogen um die Vorhut herum. Ihre Aufgabe ist es, festzustellen, wie groß sie ist, wie weit sie schon vorgedrungen ist und wie gut der Kontakt zur Hauptstreitmacht ist. Ich will permanent wissen, ob und wo sich Tusken aufhalten, Rodiak."
Der Truppler straffte sich. "Dafür wurden wir ausgebildet, Sir."
"Ich verlasse mich auf sie." Eigentlich eine dumme Platitüde, denn etwas anderes blieb Hus auch gar nicht übrig. Aber auf den Truppler mit den für die Spürtruppen so typischen Spezialhelme machte es mächtig Eindruck.
"Sobald wir wissen, ob und was uns beim ersten Gefecht erwartet, schicken wir den Rest des A-Platoons raus, in einer Formation, die der Gefechtslage angemessen ist, Argil."
"Ja, Sir."
"Mit den letzten Trupplern gehen auch Sie raus, Doonan. Sie bilden dabei den Ankerpunkt unserer Verteidigung. Ihre beiden AT-ST gehen auf die Flanken und helfen B-Platoon und C-Platoon, die Vorhut aufzurollen."
Die AT-ST-Piloten waren keine Truppler in dem Sinne. Sie sahen sich mehr als Piloten, und sie waren auch nicht gepanzert. Bewegungsfreiheit und Bequemlichkeit waren im Cockpit für sie wichtiger als Panzerung. Gab es etwas in ihrem AT-ST, was eine Rüstung durchschlagen konnte, war meist das ganze Vehikel bereits mehr als im Arsch.
"Verlassen Sie sich auf uns, Sir."
"Gut, das wäre der Plan soweit. Mit unserer Feuerkraft und unserem Training ist es uns ohne weiteres möglich, den Tusken so schnell eine so blutige Nase zu verpassen, dass sie die Idee eines Angriffs schnellstmöglich wieder aufgeben werden. Und haben wir die Vorhut erst einmal ausgeschaltet, werden wir den Kampfplatz mit der Hauptmacht bis zu einem gewissen Punkt aussuchen können. Denn unser größtes Manko ist unsere geringe Zahl. Wir können nicht überall sein. Sollten sich die Tusken für eine Umschließung entscheiden, dann heißt das für uns, dass wir in die Stadt reingehen und die Zweite verstärken. Dort, hinter den Barrikaden, warten wir ihre Angriffe ab und lassen sie über die freie Fläche der Wüste kommen. Sollte es uns gelingen, sie vorher in einen Kampf zu unseren Bedingungen zu ziehen, werde ich der Strategie angepasste Befehle ausgeben. Argil, nach mir sind Sie der Anführer, sollte mir etwas zustoßen. Danach Sie, Windchaser, dann Sie, Rittla."
"Verstanden, Sir", erwiderten die drei Sergeants.
"Gut. Haben wir für Phase zwei Transportmöglichkeiten für die Truppen?"
"Wir besitzen zwei industrielle Lastgleiter, die jeweils zwanzig Sturmtruppen aufnehmen können", sagte Argil. "Immerhin besser als nichts."
"Gut. Haltet sie bereit. Wenn sie oft genug fliegen, werden wir unsere rund zweihundert Leute schnell genug verlegen können. Zumindest schneller als die Tusken auf ihren Banthas. Alle Vorteile liegen bei uns, denke ich. Gibt es noch Besonderheiten im Kampf gegen Sandleute, die ich kennen sollte? Kämpfen sie offen? Im Duell? Legen sie gerne Hinterhalte? Benutzen sie Gift?"
"Sie graben sich gerne ein. Aber das werden sie wohl eher nicht tun, wenn es zu einer offenen Feldschlacht kommt, Captain", sagte Rittla.
"Trotzdem, erinnern Sie die Truppen daran. Hier vorne bei der Vorhut hatte vielleicht der eine oder andere Tuske die Idee, auf diese Weise zu versuchen, in unseren Rücken zu gelangen."
"Verstehe, Sir."
"Noch etwas? Gut, dann bitte ich um Ausführung!"
"Ja, Sir!" Die Soldaten spritzten auseinander, Helme wurden hastig aufgesetzt und Befehle erklangen. Die Schwebeschlitten liefen warm und die Piloten der AT-ST erklommen ihre Gefährte. Davon ein Dutzend, und die einzige Sorge, die Hus gehabt hätte, wäre gewesen zu verhindern, dass sie in irgendwelche Sandfallen gerieten oder von Dünen stürzten, aber bestimmt keine fünfzehntausend Tusken-Räuber.

"Hus!"
Der Corellianer wandte sich um. Major Drax stand hinter ihm. Er trug eine brandneue Uniform und die vier roten und die vier blauen Quadrate, die seinen Rang identifizierten, leuchteten, als wären Dioden eingebaut. "Sir?"
"Ich gehe jetzt mit raus, um Cloudbreaker zu unterstützen. Sie ist nicht gerade das, was man diplomatisch nennt. Und die Zivilbevölkerung von Bestine ist nicht das, was man gehorsam oder geduldig nennt. Die automatische Verteidigung ist aktiviert und mit Droiden besetzt. Sicherheitshalber habe ich aber von der Flotte Verstärkung angefordert und von unseren Garnisonsplatoons jeweils die Hälfte der Leute angefordert, um uns zu unterstützen. Die Rückschlagung des Angriffs lege ich vollkommen in Ihre Hände. Sie werden mich nicht enttäuschen und Ihre Sache gut machen, Hus, das weiß ich. Sie haben ein Faible dafür, Menschen zu führen, und ich denke, Sie können auch eine Schlacht lenken. Sollte es notwendig werden, erteile ich Ihnen hiermit auch das Befehlskommando über Cloudbreakers Zweite Kompanie."
Hus schluckte trocken. Das war sehr viel Vorschusslob, aber auch sehr viel Verantwortung. Er würde sich tüchtig den Arsch aufreißen müssen, um dem gerecht zu werden. "Ich gebe mein Bestes, Sir."
"Das weiß ich." Er winkte nach seinem Droiden, der abseits wartete. "Ach, und nehmen Sie HK-50 mit raus. Er wird Sie unterstützen, so gut es geht. Er beherrscht das Tusken-Idiom."
"Gut, das könnte nützlich werden."
"Natürlich könnte das nützlich werden. Im Gegensatz zu euch durch die minderwertigen, beschränkten Körper aus Wasser und Fleisch, die einen formlosen Sack bilden, beherrsche ich über achttausend Hauptdialekte und mehr als zwanzigtausend Variationen. Alleine hier auf Tatooine sprechen die Tusken siebzehn Sprachen. Selbstverständlich beherrsche ich alle davon."
"Na, ich sehe schon, mit dir wird es richtig herzig", sagte Hus grinsend.
"Wir sind dann soweit, Captain", klang Argils Stimme aus dem Helm in seiner Linken auf.
Hus setzte den Helm auf und salutierte vor Drax. "Entschuldigen Sie mich. Ich muss ein paar Tusken in den Arsch treten."
Der Major erwiderte den Salut. "Tun Sie Ihr Schlimmstes."
Hus nickte bestätigend. "jawohl, Sir. Komm, HK, zuerst auf die Mauer, die Entwicklung der Operation beobachten. Übrigens, siehst ja schon wieder ordentlich aus."
"Die Treffer waren nicht sehr gefährlich", erwiderte der Droide. "Das Meiste war Kosmetik."
Sicher, sonst wäre er auch nicht in gut dreißig Minuten weit genug wiederhergestellt worden.

Als er die Mauerkrone erreicht hatte, duckte er sich neben Argil. Die Scharfschützen waren verteilt und schussbereit.
"Wenn es Ihnen Recht ist, gehe ich mit meiner eigenen Firesquad als Dritte raus, Sir", sagte der Hüne.
"In Ordnung. Tun Sie es so. Aber erstmal wollen wir nachschauen, ob irgendjemand da draußen ist."
"Ja, Sir. Operation starten!"
Das große Tor öffnete sich und ein sechsköpfiges Fireteam - den Scharfschützen auf der Mauer zurücklassend, hetzte durch den halboffenen Spalt über die freie Sandfläche. Beinahe sofort spritzten zwischen ihnen Schüsse auf. Einer der Männer wurde gestriffen, aber nicht zu Boden gerissen. Nach etwa zweihundert Metern Sprint erreichten sie eine Bodenwelle, hinter der sie sich niederwarfen. Derweil hatten mehrere Scharfschützen der Sandtruppen zu feuern begonnen.
"Ich habe zwei", sagte einer von ihnen. "Drei", sagte der Nächste. "Bei mir war nichts zu sehen", kam es vom dritten.
"Insgesamt haben wir elf Abschüsse", sagte Argil. "Aber ich habe eigentlich mehr als zwanzig Mündungsfeuer gesehen."
"Die Firesquad, die bereits draußen ist, soll Feuerschutz geben", sagte Hus. "Nächstes Team raus."
"Ja, Sir."
Wieder öffnete sich das Tor, die Truppler drängten sich hinaus und liefen auf eine Felsgruppe zu, die leicht rechts versetzt zum ersten Fireteam stand. Wieder wurde auf sie gefeuert, diesmal sogar noch stärker. Aber das Feuer hatte sich verlagert. Nun kam es hauptsächlich von rechts. Aber wieder hielten die imperialen Scharfschützen, nun von der rechten Mauerkrone aus, ihre blutige Ernte.
"Acht diesmal. Und die erste Firesquad meldet auch einen Abschuss. Keine Verluste bisher. Entschuldigen Sie mich jetzt, Sir." Argil salutierte und huschte nach unten, zu seinem Fireteam. Hinter dem Team heulten die Motoren der Schlitten wie hungrige Kath-Hunde vor der Jagd.
Argil stürmte an der Spitze seines Teams auf die linke Flanke zu, und diesmal schloss sich das Tor nicht hinter dem letzten Truppler. Die Schlitten huschten zu zweit durch die Öffnung und sausten zu beiden Seiten davon, bis alle zehn Maschinen draußen waren. Nun würde die Nachrichtenlage hoffentlich endlich besser werden. "Rittla hier. C-Platoon in Position."
"Noch warten. Ich will erst noch zwei weitere Teams draußen haben. Argil, wie sieht es aus?"
"Kein so großer Widerstand, Sir. Auf der rechten Flanke hat es mehr gekracht."
"Rodiak, hören Sie mich?"
"Kann gerade nicht, Sir! Die rechte Flanke ist ein einziges Spießrutenlaufen!"
"Fahren Sie durch die Stadt! Ich fürchte, die Vorhut ist weiter aufgeteilt als gedacht! Schlagen Sie einen möglichst großen Bogen, bevor Sie wieder Tuchfühlung mit den Sandleuten suchen!"
"Verstanden, Sir! Ah, das war Jenkens! Glückstreffer! Verdammt!"
"Regeln Sie das, Sergeant."
"Ja, Sir, verstanden!"
"Jetzt, zwei Fireteams auf einmal! Verstärkt unsere Leute vorne!"
"B-Platoon ist jetzt in Position", meldete Windchaser.
"Gut! Sobald die beiden Firesquads raus gehen, bildet das B-Platoon die neue Flanke! Was ist mit den Schlitten auf links? Widerstand?"
"Corporal Elinka, Sir. "Hier ist nicht viel los, zumindest auf links nicht. Feuer kommt sporadisch von rechts."
"Gehen Sie auf Nummer sicher, Elinka", befahl Hus. "Alle mal hergehört! Es sieht ganz so aus, als hätte die Vorhut der Tusken bereits eine Linie etabliert, wie ich befürchtet habe. Sie beginnt hier bei uns und bildet eine Front, die ganze Stadt runter! C-Platoon, wenn Ihr rausgeht, seht zu, dass Ihr eine Feuerlinie mit dem A-Platoon bildet! Sucht dabei unbedingt den Kontakt mit der Stadt auf der rechten Seite!"
Rittla schluckte trocken. "V-verstanden, Sir!"
"Gut. Dann raus mit den beiden Fireteams! Der Rest hält sich bei den AT-ST bereit, um anschließens auszuschleusen! Planänderung, Sergeant Doonan! Beide AT-ST gehen nach links und rollen die Vorhut von dort auf! Und zwar mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der die Truppler vorgehen, verstanden?"
"Ja, Sir, habe verstanden."
Die beiden Fireteams hatten schon nicht mehr mit großem Beschuss zu kämpfen. Zumindest nicht auf der linken Flanke.
Hus beeilte sich, nun wieder von der Mauer runter und zu seinen Leuten zu kommen. Er würde, wie es sich für einen Sandtruppler gehörte, ganz vorne mit dabei sein. HK-50 erwartete ihn bereits.
"Erste Kompanie, hergehört! Auf meinen Befehl nach Plan vorgehen! Scharfschützen ziehen nach, sobald wir nach vorne und zur rechten Flanke verlegen."
"Verstanden!"
"JETZT!", rief Hus.
Vor ihm öffneten sich die beiden Flügel des Tores und die ersten Sturmtruppler liefen sofort los. Dies war der Moment, in dem für ihn die Zeit einzufrieren schien. Und sein Helm zeigte eine ganz merkwürdige Fehlfunktion. Seine Sicht zoomte, fast sechs Kilometer weit, ohne das er es so eingestellt hatte. Er sah direkt in das bandagierte Gesicht eines Tusken. Er hielt ein Langstreckengewehr in der Hand. Die Mündung zielte in seine Richtung. Der schlaue Bursche. Hatte gewartet, bis er was sehen konnte, was einen guten Schuss lohnte. Das blaue Schulterstück zum Beispiel, das ihn als Offizier auswies. Deutlich konnte Hus sehen, wie sich der Finger krümmte, der den Schuss auslöste. Beinahe glaubte er, ein Relais klicken zu hören. Der Laser-Impuls löste sich, raste auf ihn zu, und...
"Bleib besser hinter mir, Fleischsack", sagte HK-50 trocken. "Nicht nur dieser Bursche zielt auf dein tolles Rangabzeichen."
Hus blinzelte, und sein Zoom wurde normal. Auch sein Zeitempfinden normalisierte sich wieder. Verdammt, war dies eine der Nahtoderfahrungen gewesen, von denen Veteranen manchmal berichteten? Er sah nach vorne und erkannte HK-50. Rauch stieg von seiner Vorderseite auf, aber er schien einsatzbereit zu sein. Er stand zwischen ihm und dem unbekannten Tusken-Schützen.
Einer der AT-ST kam neben ihm zu stehen. "Alles in Ordnung, Sir?"
Hus schnallte das blaue Tuch ab. "Jetzt ja. HK hat mich beschützt. Gehen Sie da raus und bereinigen Sie die Sache!"
"Verstanden, Sir!"
Hus verstaute das Ledertuch in seinem Mehrzweckgürtel. "Wir gehen jetzt auch raus, HK."
"Mir war klar, dass du das sagen würdest. Meine Berechnungen haben ergeben, dass du dich von so ein wenig Tod nicht erschrecken lässt, Jaava."
"Wir werden sehen, ob mich heute etwas erschrecken kann, HK." Seite an Seite liefen sie zur hünenhaften Gestalt von Sergeant Kent Argile herüber.

Als sie sich neben das Fireteam hinter die Felsen hockten, nickte Argile ihnen zu. "Scheint so als hätten Sie Recht. Links ist Ende, aber rechts geht es eine ganze Ecke weiter.
"Rittla für Hus! Sir, wir haben den Schulterschluss mit dem A-Platoon getan, aber ich habe drei Ausfälle, trotz des Deckungsfeuers durch die Scharfschützen."
"Tote?", fragte Hus zähneknirschend.
"Unbestätigt."
Der Corellianer atmete scharf ein. Auch wenn er es als persönliches Problem empfand, dies war ein Kampf, und obwohl es nett gewesen wäre, es starben nicht nur die Feinde. Noch waren die drei Ausfälle keine Toten, aber selbst die Bestätigung durfte ihn nicht abschrecken oder sogar ablenken, weil dann noch weiteren seiner Leute der Tod drohte. "Halten Sie, Rittla. Wir rollen die Front von hier aus auf."
"Verstanden, Sir."
"Rodiak?"
"Sir? Wir sind jetzt aus der Stadt raus und schlagen einen weiten Bogen. Ich schätze die Breite der Vorhut auf einen guten Kilometer. Außerdem haben wir bereits Sichtkontakt mit der Hauptmacht, die noch etwa zehn Kilometer entfernt ist. Sie haben sogar eine eigene Kavallerie mit Banthas."
"Behalten Sie das im Auge, Rodiak. Elinka?"
"Das Gleiche hier, Sir. Bin mit drei Schlitten im Rücken der Vorhut und kann einen von unseren Kameraden sehen. Die Front der Vorhut ist etwa fünfzig Meter dick, und, so wie ich es sehe, mit etwa dreihundert Tusken besetzt."
"Rodiak, Elinka, ziehen Sie sich aus dem Rücken des Feindes zurück und nehmen Sie Tuchfühlung mit der Hauptmacht auf. Wenn möglich, ziehen Sie sie weg von der Stadt, aber gehen Sie keine Risiken ein. Melden Sie mir aber, wenn die Kavallerie loslegt. Die will ich hier nicht haben. Was uns jetzt noch zu tun bleibt, ist, die vier Kilometer bis zu ihnen hin zurückzulegen."
Ja, das war das Problem. Verdammte Langstreckenwaffen. Aber zumindest war die linke Flanke schon ausgedünnt. Wenn die Tusken hier nicht ihr Ich grab mich ein und lauere etwas-Spielchen spielten.
"Deckungen sind genügend vorhanden, Sir."
"C-Platoon hält den Kontakt mit A und der Stadt. B löst sich und geht mit den AT-ST direkt gegen die Flanke vor und rollt sie auf. A-Platoon folgt soweit wie es kann, ohne den Kontakt zu Rittla zu verlieren." Damit überdehnte er seine Linie, damit löste er aus der Kompaktheit der Einheit ein ganzes Platoon heraus. Aber später würde es eventuell wichtig sein, so etwas wie eine feste Front zu haben, das der C-Abteilung und den AT-ST zumindest Sicherheit versprechen konnte. "Scharfschützen nachrücken", fügte er hinzu.
"Jawohl!"
Argil ließ ein abgehacktes Lachen hören, während er seine Leute aufscheuchte, um sie zur nächsten Deckung zu jagen. "Bis hierhin lief es gar nicht mal so schlecht, finde ich."
"Finde ich auch, Sergeant", sagte Hus. "Mit ein bisschen Glück haben wir zumindest die Vorhut bald ausgeschaltet. Und: Die Zweite hat es noch leichter."
"Denken Sie das wirklich?", fragte Argil überrascht. "Dann hatten Sie noch nicht besonders viel mit tatooinischen Zivilisten zu tun."
"Nein, denn ich bin ja erst einen Tag auf dieser Welt. So schlimm, Sarge?"
"Ich sage es mal so. Mit den Tusken haben wir eindeutig das bessere Los gezogen."
Hus hatte nicht das Gefühl, dass Argil mehr als absolut notwendig übertrieb.
***
Etwa zur gleichen Zeit stand Tyra Cloudbreaker Stirn an Stirn mit einem Zivilisten. Da sie dabei ihren Helm nicht trug, konnte man ihre zornig blitzenden Augen sehen. Und wer diese Augen zu sehen bekam, befand sich in ernsthaften Schwierigkeiten. Aber das schien dem Meerianer egal zu sein, der sie herausforderte. Seine violette Haut wurde mit jeder Sekunde dunkler und bildete einen scharfen Kontrast zum kurz geschnittenen weißsilbernen Haar, während seine Miene unverkennbar wutverzerrt war.
"Und ich sage Ihnen zum allerletzten Mal, Second Lieutenant, dass diese Sandleute Sache der Polizei sind!"
"FIRST Lieutenant! Und ich sage Ihnen zum letzten Mal, dass die Sandtruppen sich nicht dem Paramilitär unterstellen, und schon gar nicht einer dahergelaufenen Bürgermiliz! Wir sind hier nicht in Mos Eisley, und selbst dort hätte ich mich nie untergeordnet, Deputy Burli!"
"Im Anbetracht der Tatsache, dass Sie für die Sicherheit der Bevölkerung zuständig sind, bleibt Ihnen gar keine andere Wahl, als von den Behörden Befehle entgegen zu nehmen, FIRST Lieutenant!"
"Ich werde meine Leute niemals dem Kommando eines Zivilisten anvertrauen! Da kann ich sie auch genauso gut selbst erschießen! Sie haben die verdammte Wahl, Deputy: Verstärken Sie die Barrikaden mit Ihren Leuten dort, wo ich es sage, oder bleiben Sie mit Ihrem wilden Mob außen vor!"
"Sie spucken, wenn Sie sprechen!"
"Und Sie stinken aus dem Mund, als hätten Sie einen halben Rancor gefressen!"
"Es war nur ein Steak!", rechtfertigte sich der Polizist.
"Oh." Für einen Moment war Cloudbreaker verblüfft. "Wie dem auch sei! Ich werde nicht von Ihnen kommandiert, sondern von Major Drax! Und bisher hat mich keine Order erreicht, dass ich einem Zivilisten in den Arsch kriechen soll, haben Sie das verstanden?"
"Sie sollten sich vorsehen, wenn Sie hiernach noch eine Karriere haben wollen! Mein Draht geht direkt bis zum imperialen Gouverneur, und wenn ich dem erzähle, wie Sie sich hier aufführen..."
"Oh, ich zittere! Der Gouverneur wird auch kaum so blöde sein, und eine Elite-Einheit des Militärs unter das Kommando von ein paar grünen Zivilisten stellen!"
"Ich mache den Job schon zwanzig Jahre und ich bin gut darin! Wenn Sie das grün nennen, dann sind Sie hier das grüne Schätzchen, Kleines!"
Cloudbreaker schnappte aufgeregt nach Luft. "Wer ist hier ein Schätzchen? Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Mr. Deputy! Niemand wird diese Sturmtruppen außer mir befehligen, haben Sie das endlich gefressen? Und wenn Sie mich noch mal Schätzchen oder Kleines nennen, dürfen Sie sich gerne in meine Arme begeben - damit ich Ihnen was brechen kann!"
Die beiden knurrten sich wütend an.
Währenddessen standen sich etwa zehn Sturmtruppler und gut zweihundert bis an die Zähne bewaffnete Zivilisten feindlich gegenüber. Die Haltung der Truppler war nicht weniger drohend als das Gebaren ihrer Chefin, und die Mienen der Zivilisten schwankten zwischen dem gleichen Zorn, den Deputy Burli erfüllte und abgrundtiefer Panik. Es fehlte nicht viel zu einem Desaster.
"Wie auch immer!", rief Burli aufgebracht und zog den Kopf zurück. Durch diese unerwartete Bewegung stolperte Cloudbreaker, der ja nun der Gegendruck fehlte, einen Schritt nach vorne.
"Ich werde die Barrikaden so bemannen, wie ich es für richtig halte! Nein, noch besser, wer braucht schon Ihre Barrikaden? Es geht hier schließlich nur um ein paar lausige Tusken-Räuber! Wir gehen direkt da raus und schlachten sie ab! Nicht, Leute?"
Verhaltener Jubel antwortete ihm.
"Na dann viel Spaß mit fünfzehntausend Sandleuten!", zischte Cloudbreaker. Sie wandte sich abrupt um und setzte ihren Helm auf. "Wir gehen zurück zur Barriere! Tempo, die Sandleute warten nicht!"
Ihre Sandtruppler bestätigten mit knurrenden Rufen, deren Tonfall mehr als einem Zivilisten einen Schauder über den Rücken jagte.
"Und was tun wir jetzt, Deputy?", fragte jemand.
"Wir gehen da raus und tun das, wozu diese sogenannte Elitetruppe zu feige ist!", knurrte er grimmig. "Der Tag, an dem ein Tuske mir Angst einjagt, ist noch lange nicht gekommen! Los, mir nach!"
Die Antwort auf seine Aufforderung war weder so laut, noch so beeindruckend wie jene von Cloudbreakers Leuten auf ihre Worte.

Als die Anführerin der Zweiten Kompanie die provisorisch aus laserfestem Material erreichte, die die Hauptausfallstraße versperrte, war sie immer noch auf Hundertachtzig. "Gibt es was Neues?"
"Der Neue macht sich gut, Lieutenant. Die Erste hat bereits die Hälfte der Tusken-Vorhut aufgerollt, und dabei gab es bisher erst acht unbestätigte Verluste. Ist noch zu früh für die Sanis, um rauszugehen und nachzuschauen. Tusken schießen mit großer Vorliebe auf Droiden und mit noch größerer Vorliebe auf Sanitätsdroiden."
"Acht bisher? In einer Vorwärtsbewegung, nicht in der Verteidigung? Nicht so gut, wie ich gehofft habe." Sie erkletterte die Barrikade und sah darüber hinweg. "Aber auch nicht so schlecht, wie ich befürchtet hatte. Jaava hält seine Leute beisammen und geht keine Risiken ein. Wo bleiben Rila und die anderen beiden AT-ST?"
"Wurden zum Gouverneurspalast umgeleitet, auf Befehl seiner Exzellenz. Der Alte versucht sie wieder loszueisen. Scheint so, als hätte der Fettsack mehr Schiss um sein eigenes Leben, als dass er Sorge um seine Bevölkerung verspürt."
"Wollen wir hoffen, dass Major Drax es schafft. Und wehe, du sprichst so abfällig über Funk über den Gouverneur. Das kann dir eine Menge Ärger einbringen, Drya."
Ihre Gesprächspartnerin lachte halb hysterisch. "Schatz, ich bin auf Tatooine. Was soll mir denn noch passieren?"
"Das kann auch nur jemand sagen, der Coruscant gewohnt ist. Für mich ist Tatooine nicht so schlimm."
"Du bist ja auch hier geboren. Hm, machen wir einen Deal, Schatz. Wenn wir das hier durchstehen, und ich meine nicht nur den Tusken-Angriff oder das nächste große Problem, dann nutzen wir den nächsten Urlaub und den nächsten Bonus aus irgendwelchem konfiszierten Schmuggelgut, um nach Coruscant zu fliegen. Ich verspreche dir, du wirst nicht mehr nach Tatooine zurückfliegen wollen."
"Oh, ich glaube, dann lasse ich es besser von vorne herein. Ich mag nämlich meine Wüste."
Dryandela Treanko, Chefin des A-Platoons, lachte erneut, aber diesmal nicht mehr gespielt hysterisch. Diesmal klang es amüsiert. "Ja, ja. Man kriegt Tyra von Tatooine runter, aber man kriegt Tatooine nicht aus Tyra raus."
"Was soll's? Ich mag Tatooine eben wirklich."
"Das kann auch nur die Tochter eines Feuchtfarmerclans sagen", erwiderte Drya amüsiert. "Und, Schatz, wie ist dieser Hus so?"
"Ich mag ihn. Er ist weder ein arroganter Arsch, der einen Trooper auf Tatooine von oben herab behandelt, weil er selbst eigentlich auf Coruscant dienen sollte, noch nimmt er seinen Rang als gegeben hin. Du hättest seine Rede hören sollen. Hat den Leuten ganz schön Beine gemacht. Wir sollten uns..."
Die beiden Trooper sahen zur Seite, als das Signalhorn eines Gleiters erklang. Über zwanzig der zivilen Gefährte, angeführt vom vielleicht einzigen Polizeigleiter des Planeten, schlängelten sich an der Barrikade vorbei, um in Richtung Tusken-Vorhut zu fahren.
Drya seufzte. "Da fahren sie hin, die Idioten. Mal sehen, wie viele von ihnen wieder nach Hause kommen."
"Hoffentlich kommt überhaupt jemand nach Hause", sagt Cloudbreaker düster. Denn trotz ihrer störrischen Haltung wollte sie im Grunde niemanden sterben sehen, nicht einmal die Tusken. Sie wechselte die Frequenz ihres Funks. "Hus von Cloudbreaker."
"Kommen, Cloudbreaker. Ich empfange dich gut, Tyra."
"Hör zu, Jaava, wir haben hier ein kleines Problem. Die örtliche Miliz und Teile der Polizei haben sich dazu entschlossen, einen Ausfall zu fahren. Und wenn ich richtig sehe, dann tun sie das auf der rechten Flanke, die du bisher noch nicht abgestoppelt hast."
"Verstehe. Aber ich kann ihnen nicht helfen. Nicht so schnell, jedenfalls. Meine Truppen sind weit weg."
"Oh, dann ist gut. Ich hatte auch mehr Sorge darum, dass deine Leute ins Kreuzfeuer geraten. Lass die Idioten sich eine blutige Nase holen. Vielleicht sind sie dann nächstes Mal schlauer. Du rufst, wenn du mich brauchst, Jaava?"
Schweigen.
"Jaava?"
"Das war eine militärische Frage, oder?", fragte er.
Tyra spürte, wie sie errötete. Nun gut, sie selbst hatte die Frage so unglücklich formuliert. "Ja, natürlich", sagte sie eine Spur zu barsch.
"Ich hoffe, dass ich dich nicht brauche. Denn wenn ich nicht mal mit der etwa zahlenmäßig gleich starken Vorhut der Sandleute fertig werde, wie soll ich dann hoffen, die Hauptmacht aufzuhalten? Aber ja, wenn mir der Hintern auf Grundeis geht, rufe ich dich, Tyra."
Sie schluckte trocken. "Pass auf dich auf, Jaava."
"Ich gebe mein Bestes. Ach ja, ein Tipp von mir an dich. Da draußen schleicht ein Sandräuber rum, der hält das blaue Schulterband für eine Zielscheibe. Mach es lieber ab, bevor er dich entdeckt."
"Danke für die Warnung, Jaava. Cloudbreaker Ende."
Sie seufzte und löste die Riemen ihrer Rangmarkierung. Der Bursche war gut, wirklich gut. Irgendwie gefiel ihr das. Vielleicht etwas zu sehr.

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Ace Kaiser,
Angry Eagles

Corrand Lewis,
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25.12.2012 21:21 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Die Sturmtruppen des B-Platoons fanden kurz vor den Stellungen der Sandleute, einem Wust an Steintrümmern, wieder mit ihren Kameraden des A-Platoons zusammen, die in Fireteams innerhalb der normalen Rufweite operierten, um die Linie bis zu Rittlas Leuten halten zu können, der wiederum Kontakt mit der Stadt halten musste. Die Linie war kritisch überdehnt, denn zwei Kilometer waren eine sehr lange Strecke, aber die beiden AT-ST auf ihrer Seite hatten den bisher einzigen Ausfall der Tusken sehr schnell und sehr nachhaltig beendet. Überhaupt boten die riesigen Laufmaschinen ihnen einen sicheren Anker. Und solange die Piloten beim permanenten Beschuss ihrer Maschinen nicht die Nerven verloren, drohte auch kein Sandtruppler für immer in den Boden gestampft zu werden. Dass diese Sorge durchaus berechtigt war, bewies ein lautes Knirschen, mit dem der rechte AT-ST eine weitere Panzerplatte verlor. Sie hatte sich durch den Dauerbeschuss aufgeheizt und schließlich so sehr gedehnt, dass sie abgerissen war. Die Platte, ein zusätzlicher Panzerschutz für das imperiale Angriffsgefährt, war absichtlich klein gehalten, um für eben einen solchen Fall nicht zu viel Panzerung einzubüßen. Die entstandene Lücke lief so nicht Gefahr, bei Kleinwaffenbeschuss zur Sollbruchstelle zu werden. Anders sah es natürlich nach dem Beschuss mit stationärem Laser oder Schiffswaffen aus, aber da nützte auch die beste Kachel nichts.
Allerdings bewiesen die Sandleute, dass sie durchaus organisert waren und Ahnung hatten; einer ihrer Scharfschützen traf mehrfach die Lücke und bevor dies für die Bedienung des AT-ST gefährlich werden konnte, schickte er die Maschine zur Reparatur zurück. Den zweiten mit dem Sergeant an Bord hielt er daraufhin in der Hinterhand zur reinen Feuerunterstützung. Um das Zielen auf das mehrere Meter hohe Vehikel zu erschweren, war es in permanenter Bewegung und feuerte in präzisen Stößen, um den Vorstoß der Sandtruppen zu unterstützen. Man merkte, dass der Pilot und sein Bordschütze ihr Geschäft verstanden.

Zusammen mit Argils Truppen überrannte Hus schließlich jenen Bereich der Wüste, der die linke Flanke der Vorhut der Sandleute gebildet hatte. Widerstand gab es kaum noch. Die Wüste war übersäht mit den Leibern Sterbender und Toter. Der Beschuss durch zwei AT-ST und die Störangriffe der Schlitten hatte grausam gewütet und seine Sandtruppen nicht weniger schlimm.
Hus betrachtete einen der Toten, während Argil die Verbindung zu Rittla endlich wieder verkürzen und verstärken konnte, da sie nun Schulter an Schulter mit Hel Windchasers B-Platoon arbeiten konnten.
"Sir, die Kavallerie beginnt jetzt", klang die Stimme von Sergeant Rodiak auf.
"Halten Sie sie beschäftigt, aber gehen Sie keine Risiken ein, Sergeant. Letztendlich habe ich vor berittenen Truppen auf Banthas nicht so viel Angst."
"Verstanden, Sir", erwiderte der Scout und beinahe konnte Hus sein Grinsen sehen, das diese Worte begleitet hatte.
"Argil, Windchaser, Defensivstellung! Die Bantha-Kavallerie beginnt mit ihrem Angriff!"
"Uuuh, ich habe Angst! Banthas, Hilfe", spottete Windchaser.
"Funkdisziplin, Sergeant. Spotten können Sie, wenn wir die Kavallerie abgeschlagen haben."
"Jawohl, Sir", erwiderte sie, um einiges ernüchtert.
Hus überdachte die Situation. Das C-Platoon stand zwischen der Stadt und den Ausläufern von Argils A-Truppe, beide waren reichlich überdehnt und konnten sich nur langsam entspannen. Gemeinsam würden sie, sofern die Haupttruppe ihnen die Zeit dazu ließ, wie ein großer, überspannter Bogen über die Vorhut herfallen und sie bis zur rechten Flanke aufreiben. Wenn die Hauptmacht danach noch Lust hatte, mit ihnen zu kämpfen, würden die Sandleute merken müssen, dass die positive Stellung, die ihre eigenen Leute benutzt hatten, nun Jaava Hus und seinen Leuten diente - zu ihrem Nachteil, und bei wenigen Verlusten.
Während die Sturmtruppen hinter Bodenwellen und Steinen in Stellung gingen, die zuvor den Tusken als Deckung gedient hatten, beugte sich Hus interessiert zu einem toten Sandmenschen herab und zog ihm die halb zerstörte Maske vom Gesicht. Ein Treffer hatte den größten Teil davon zerstört, regelrecht in Fetzen geschlagen, aber er konnte zwei Dinge noch gut erkennen: Wie jung dieser Tusken noch gewesen sein musste und dass er einem Menschen ähnlicher gesehen hatte, als Hus gedacht hätte.
Diesen Moment der Abgelenktheit wollte einer seiner Gegner ausnutzen. Der Tuske sprang überraschend aus seinem Sandversteck hervor, aber Jaava Hus hatte ihn bereits im Visier seines E-11 Standardblasters. Ein Augenblich der Besinnung, damit der Tuske begriff, dass er im Arsch war, dann drückte der Lieutenant ab. Der getroffene Sandmensch flog einen guten Meter weit und fiel dort tot zu Boden. "Achtet auf eingegrabene Tuskenräuber!", mahnte Hus noch mal. "Rittla, machen Sie drei Fireteams frei, die den AT-ST beim weiteren Aufrollen der Vorhut unterstützen und behalten Sie Kontakt zur Stadt."
"Jawohl, Sir."
"Doonan, Sie haben mich gehört. Achten Sie ein wenig auf die fiesen Scharfschützen, von denen auch noch einige weiter draußen auf der Lauer liegen können und sorgen Sie dafür, dass AT-ST zwei uns so schnell wie möglich wieder unterstützen kann."
"Keine Sorge, Sir, ich habe der Reparaturcrew bereits leicht verständlich gemacht, in welcher Lage wir stecken. Schließe auf."
"Verstanden. Rodiak, was machen die Banthas?"
"Kommen schneller näher, als ich gedacht hätte, Sir. Ankunftszeit bei der Vorhut etwa zwanzig Minuten. Wir haben drei von ihnen abgeschossen, aber die Biester sind wirklich hart im Nehmen, und ihre Reiter feuern mit allem, was sie haben. Gefährliches Pflaster. Unsere Geschwindigkeit hat uns bisher vor Schlimmeren bewahrt, aber wir müssen Federn lassen."
"Ziehen Sie alle ab, die schnell reparabel sind, ich brauche die Schlitten einsatzfähig. Aber rollierend."
"Versteht sich, Chef. Ich meine, Lieutenant."
Kurz huschte ein Grinsen über Hus' Gesicht. Chef klang doch gut. "Gut. Fireteams vor, Rittla. AT-ST vor, Doonan."
"Ja, Sir!", riefen beide Sergeants.
Mittlerweile hatten weitere Tusken in Erdverstecken versucht, die Verteidiger zu überraschen. Anscheinend hatte ihnen niemand erklärt, dass so ein Trick wenn überhaupt nur einmal klappte. Oder sie wollten es nicht glauben. Darin unterschieden sie sich kein bisschen von jungen Kadetten an der imperialen Akademie in ihrem ersten Jahr.
Sein Blick ging zur rechten Flanke, auf der sich der AT-ST, unterstützt von den Fireteams Rittlas, ein Feuergefecht mit der restlichen Vorhut lieferte und die Sandleute nach und nach auch aus der Mitte drängte. Wenn er seinen Zoom benutzte, konnte er auch jenen Teil der Tusken-Schlachtlinie einsehen, die von den Zivilisten attackiert worden war. Brennende Wracks, Rauchwolken, Laserimpulse, so sah keine gelungene Attacke aus, eher eine gescheiterte. Hus fühlte sich versucht, sich vor die Stirn zu schlagen. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, das war, Zivilisten retten zu müssen.
"Cloudbreaker von Hus", sagte er auf Bataillonsfrequenz. "Siehst du, was deine Zivilisten angerichtet haben?"
"Klar und deutlich. Habe ja quasi einen Logenplatz. Sie haben ordentlich aufs Maul gekriegt. Aber sie haben auch ordentlich ausgeteilt. Nur hätte ihnen jemand sagen sollen, dass Nahkampf für Tusken etwas völlig anderes ist als Nahkampf für uns. Ich würde gerne ein Platoon rausschicken, um dem Rest der Truppe Feuerschutz für den Rückzug in die Stadt zu geben, Sir."
Hus erstarrte für einen Moment. Da er die Verantwortung für die Abwehr trug, konnte er das schlecht auf Tyra abwälzen. Nicht, dass er es vorgehabt hätte. Außerdem blieb es trotzdem seine Verantwortung, selbst wenn er ihr freie Hand ließ.
"In Ordnung. Bring deine Schäfchen wieder rein und versuche mit den Resten, deine Verteidigung zu verstärken. Falls es sich noch lohnt."
"Wir werden sehen, Jaava. Wie sieht es bei dir aus? Ihr habt euch erst mit der Vorhut gebalgt."
"Die Verluste sind gesunken, Tyra. Seit wir aus der Basis raus sind und zurückschießen können, liegt der Vorteil wieder bei uns. Aber Teufel auch, was würde ich jetzt für einen Sternenzerstörer geben. Selbst eine Victory-Klasse wäre mir jetzt für ein kleines Orbitalbombardement sehr willkommen."
"Wir werden es alleine machen müssen, Jaava. Keine Sorge, du kriegst das schon hin."
"Immer dieser Erwartungsdruck", scherzte Hus. "Keine Sorge, sobald wir die Vorhut vom Hals haben, können wir den nächsten Kampfplatz diktieren. Und dann werden sich die Tusken wünschen, von einem Sternzerstörer bombardiert zu werden, denn das, was wir dann mit ihnen machen, wird nicht so angenehm sein."
"So will ich dich hören, Jaava. Cloudbreaker aus."
Okay, das hatte jetzt so zuversichtlich geklungen, das er es für einen Moment selbst geglaubt hatte. Gut, es war möglich. Aber er wollte anschließend auch noch was von seinem Kommando haben. Oder etwas, was er kommandieren konnte. Und danach sah es gerade nicht so aus.
***
"Mr. Gouvernor."
"Ah, Captain... Ich meine Major Drax. Ich gratuliere Ihnen zur längst überfälligen Beförderung. Wie man sieht, hat die Stippvisite von Lord Vader nicht nur Scherereien erbracht, sondern auch einige positive Aspekte."
"Scherereien?", hakte der imperiale Major nach.
"Nun ja, abgesehen von diversen Schießereien, die sich die 501. mit den Sandleuten und Zivilisten geleistet hat, ist Lord Vader auch nicht besonders gnädig mit meiner Verwaltung gewesen. Er hat zwei meiner Abteilungsleiter an Ort und Stelle getötet und einen weiteren degradiert, wegen überschwänglicher Korruption im Amt. Ich habe versucht, Lord Vader zu erklären, dass ein wenig Korruption und Zugewinn so weit abseits des Imperiums völlig normal ist und zudem die Leute motiviert - wobei ich natürlich von jeglicher Korruption die Finger lasse. Ich bin reich genug und mit meinem Verwaltungsposten durchaus zufrieden."
"So, so", meinte Drax, schloss aber in Gedanken nicht aus, dass der Reichtum des Gouverneurs überhaupt erst durch Schmuggel und Korruption zustande gekommen war. Dazu noch ein großzügig zugedrücktes linkes Auge, das Hutten-Kartell betreffend, und man konnte, wenn man auf Jabbas guter Seite blieb, ein anständiges Vermögen anhäufen, auch ohne sich die Finger allzu schmutzig zu machen.
"Ja, glauben Sie es nur. Aber Lord Vader hat geantwortet, dass Korruption ein Phänomen ist, das er tolerieren kann, wenn es sich in Maßen hält, denn vor Gier und Neid wäre niemand sicher. Aber die beiden Abteilungsleiter hätten nachweislich eine Bande unterstützt, die Menschen in die Sklaverei getrieben habe, und Sklavenhandel sei zwar nicht verboten, Sklaven machen hingegen schon. Tja, und nun stehe ich hier mit meinen drei ausgeschriebenen Stellen und frage mich, wo ich die hernehmen soll. Ich habe interstellar ausgeschrieben und ich habe ein waches Auge auf die Subalternen, die nun die Jobs ihrer Vorgesetzten provisorisch erledigen, um aus der Notlösung eventuell eine permanente zu machen. Dann müsste ich lediglich einige Leute nachrücken lassen und bräuchte nur noch einfache Verwaltungsbeamte zu suchen. Die ließen sich bei entsprechenden Konditionen auch für eine so abgelegene Welt wie Tatooine finden. Aber was rede und rede ich, mein lieber Major. Sie sind sicherlich wegen der Tusken gekommen."
Für einen Moment zuckte Drax' linkes Augenlid irritiert. "Mr. Gouvernor, haben Sie gerade gesagt, Lord Vaders Garde hätte sich mit den Tusken geschossen?"
"Und mit einigen Zivilisten. Ja, sehr störend, wenn das Imperium, die Gewalt, die es hier repräsentiert, auch ausübt. Das macht unsere nichtmenschlichen Mitbürger immer ein wenig nervös. Es ist allgemein bekannt, dass seine Heiligkeit, der Imperator, die menschliche Spezies stets bevorzugt, was nicht nur einmal als Repressalie bei ihnen ankam. Ich bin froh, dass der Besuch Lord Vaders in dieser Beziehung glimpflich abgelaufen ist und sich unsere nichtmenschlichen Mitbürger wieder etwas beruhigt haben. Aber dann kommen die Sandräuber in so schier unglaublicher Zahl." Der Gouverneur seufzte. "Was meinen Sie, mein lieber Drax, wie versorgen sie sich wohl, wenn sie in einer solchen Menge auftreten? Ist das vielleicht ein Ansatzpunkt, wenn wir sie mit Wasser und Nahrung versorgen? Oder stacheln wir sie damit eher noch auf, wenn wir ihnen die Ressourcen geben, die es ihnen ermöglicht, Bestine zu belagern?"
"Ehrlich gesagt, Mr. Gouvernor, das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber ich weiß, dass es jetzt erstmal auf beiden Seiten ordentlich knallen muss. Danach wird sich entscheiden, ob wir die ganze Bande ausrotten müssen, oder ob es eine Möglichkeit zu einer Einigung gibt, ohne dass ich weitere Sandtruppen verlieren muss."
"Eine friedliche Lösung ist absolut vorzuziehen, Major Drax. Zumindest ist dies der Standpunkt der zivilen Verwaltung. Bedenken Sie, Herr Major, ich repräsentiere die Zivilisten, die auf dieser Welt wohnen und hier bleiben müssen. Wir werden auch in Zukunft mit den Sandmenschen zu tun haben. Und Sie kennen das fragile Spiel zwischen Tusken und Feuchtfarmern, geschweige denn uns Städtern."
"Wollen Sie mir etwa durch die Blume sagen, ich soll sie nicht auslöschen?", fragte Drax erstaunt.
"Nun, mein lieber Major, was glauben sie, diese fünfzehntausend Sandleute da draußen, welchen Anteil haben sie wohl an der Gesamtzahl der Tusken auf Tatooine?"
"Ein Viertel? Ein Drittel?"
"Ein zehntel Promille."
"Was?", rief der imperiale Offizier entsetzt. "Sind Sie sich sicher? Das würde eine Gesamtpopulation von über einhundert Millionen Tusken bedeuten!"
"Nun, sicher bin ich mir nicht. Es können durchaus zweihundert Tusken da draußen sein. Die Wüste ist groß und weit und die Tusken wissen nicht nur, wie man in ihr überlebt, sie wissen auch, wie man es sich dort gut gehen lassen kann. Allerdings ist diese Information Top Secret. Würde sie allgemein bekannt werden, könnte das bedeuten, dass der Ruf danach laut wird, die Sandleute auszulöschen. Und würden wir das versuchen, hätten wir alle Tusken gegen uns, auf einen Schlag. Und das wäre das Ende von jeglicher Zivilisation auf Tatooine. Ich sage Ihnen das im Vertrauen, Major Drax, weil ich weiß, dass Sie mit diesen Informationen sensibel umgehen werden."
Der imperiale Offizier war reichlich blass geworden. "Ich denke, meine Bitte darum, mir die beiden AT-ST wiederzugeben, die das Gebäude bewachen, ist damit reichlich obsolet geworden. Ich hätte doch einen Sternzerstörer anfordern sollen."
"Der was gemacht hätte? Aus der Wüste eine große Glasoberfläche? Seien Sie nicht albern, mein lieber Major. Der Zug der Tusken verfolgt einen Zweck, und dieser Zweck ist nicht die Vernichtung der menschlichen Ansiedlungen auf Tatooine, sonst würden sie nicht vom Sarlacc kommen, sondern von Norden, durch das Farmgebiet der Feuchtfarmer, und jede einzelne Farm wäre jetzt schon niedergebrannt und jede Farmfamilie abgeschlachtet." Der Gouverneur sah den Offizier ernst an. "Drax, ich bin schon mein halbes Leben auf dieser Welt, stand schon ganz unten und bin jetzt ganz oben. Tatooine kann man lieben, man kann ihn hassen, aber gleichgültig lässt er keinen. Ich kenne diese Welt, ich kenne sie sehr gut. Ich weiß, wie sie tickt. Innerhalb und außerhalb der zivilisatorischen Ansiedlungen. Der Kriegszug der Tusken hat einen bestimmten Grund. Finden wir den heraus, dann geht die Geschichte glimpflich für uns aus."
"Und wie sollen wir das tun?"
"Sie haben doch einen jungen, vielversprechenden neuen Offizier. Meine Tochter hat ihn sehr lobend erwähnt. Sie hält bereits nach nur einem Tag große Stücke auf ihn. Und wie man hört, soll er ein Favorit von Lord Vader selbst sein. Eventuell beherrscht er sogar die Macht... Gut, gut, wir sollten nicht zuviel vom jungen Hus erwarten. Aber ich denke, wir sollten ihn daran messen, wie er diese Situation meistert, Major Drax."
"Und wenn er sie nicht meistert?", fragte der imperiale Offizier mit ernster Stimme.
"Dann kriegen Sie die beiden AT-ST, um die Stadt so lange zu halten, bis wir die Zivilisten evakuiert haben."
Drax brummte unzufrieden. Die Situation entwickelte sich nicht im Mindesten so, wie er es erwartet hatte. Immerhin wusste er jetzt, warum der Sturmtruppengarnison in punkto Tusken stets die Hände gebunden gewesen waren. Und er wusste auch, wer an der Situation schuld war: Lord Vader. Vielleicht war es ein Zeichen ausgleichender Gerechtigkeit, dass nun ausgerechnet sein Protégé die Misere wieder geradebiegen würde, die sein Meister angerichtet hatte.
***
Hus fluchte unterdrückt, während er sich von seiner Abteilung löste und das betrat, was einmal eine Art Schlachtfeld gewesen war: Die rechte Flanke. Sandleute wie Zivilisten gleichermaßen lagen mit verdrehten Glieder im Sand und zwischen dem Geröll, während Tusken nach Westen und angeschlagene und überladene Gleiter nach Osten, zurück in die Stadt fuhren. Die restlichen Gleiter lagen hier in der Wüste. Zerstört, ausgebrannt, zusammengeschossen. Nun, die Javas würden sich über diesen Schrottplatz freuen, dessen war er sich sicher.
"Sir! Sie sollen nicht alleine gehen!", rief eine weibliche Stimme hinter ihm. "Corporal Mitras. Der Sarge hat gesagt, ich soll Ihnen mit meinem Fireteam den Rücken decken."
"Suchen Sie nach Überlebenden, Mitras", befahl er.
"Verstanden, Sir." Ihr Team schwärmte aus, aber Hus bemerkte, das einer der Truppler bei ihm blieb.
Kurz besah sich der Lieutenant die Situation, die er hinter sich gelassen hatte. Durch den Vormarsch auf der Flanke und vor allem durch den Einsatz beider AT-ST - glücklicherweise hatte die Reparatur nicht lange gedauert - war die gesamte Front der Tusken seitlich aufgerissen worden. Und als die Sandleute in der Mitte des Stellungsbogen vor den AT-ST und den Sandtruppen zu fliehen begonnen hatten, hatte sich Hus darauf konzentriert, die aufgegebene Stellung zu besetzen, anstatt den Tusken-Räubern unnötig nachzusetzen. Hätten sie das getan, wären sie der Bantha-Kavallerie genau in die Arme gelaufen. Und die Biester sahen schwer genug aus, um selbst einen Mann in einer Rüstung zu zertrampeln. Sorge hatte ihm die rechte Flanke gemacht, zumindest bis er sich davon hatte überzeugen können, dass die Zivilisten tatsächlich ganze Arbeit geleistet hatten. Und das bei einer nicht annehmbaren Zahl an Verlusten. Hus zählte auf den ersten Blick vierzig tote Zivilisten. Diese Wahnsinnigen mussten mit ihren Gleitern so lange auf die Stellung der Sandleute zugehalten haben, bis ihnen ihre Untersätze im wahrsten Sinn des Wortes unter dem Arsch weggeschossen worden waren, dann hatten sie zu Fuß gestürmt. Mitten hinein ins Feuer ihrer Gegner. Von denen zählte er nur gut zwei Dutzend. Klarer Sieg für die Sandleute. Aber dank dem Irrsinn der Zivilisten konnte er nun auch diesen Teil besetzen und den Angriff der Bantha an eine relativ guten Stellung abwehren. Oh, was hätte er jetzt für ein paar portable Schutzschirmgeneratoren gegeben. Aber die Sandtruppen waren nicht für den Stellungskrieg gemacht, sondern für Patrouillen, schnelle Vorstöße, Gegenvorstöße und weitere Einsatzmöglichkeiten leichter, gut bewaffneter und gut trainierter Einheiten. Dies hier hätte nicht nur einen Schutzschirmgenerator erfordert, sondern auch ausgebaute Stellungen mit Turbolaser-Unterstützung. Eine Bastion, an der man den Angriff abtropfen lassen konnte. Gut, mit der Garnison hätte er diese Bastion gehabt, aber dann hätte er die Stadt nicht beschützen können.
Vor ihm schoss einer der Männer auf einem am Boden liegenden Sandräuber. Er sah zu Hus herüber, so als hätte er dessen Blick gespürt. Er nickte auf dem vor ihm liegenden Tusken. "Habe nur sein Leiden beendet. Der war nicht mehr zu retten, nicht mal durch einen Bacta-Tank."
"Ich habe Ihnen keinen Vorwurf gemacht, Soldat", erwiderte Hus.
"Nein, Sir, haben Sie nicht." Er klang erleichtert bei den Worten seines Vorgesetzten.
Plötzlich umklammerte eine Hand sein rechtes Bein. Automatisch richtete er den E-11 aus.
"Na... Soldat...", sagte eine raue Stimme zu ihm. Hus identifizierte einen vielleicht hundertjährigen Corellianer. "Den... haben wir... ordentlich... eingeschenkt... oder?"
Der Offizier senkte den Blasterlauf wieder. Dem alten Mann war nicht mehr zu helfen. Ihn umgab eine Lache seines eigenen Blutes und er war sterbensbleich. Die Augen waren eingefallen.
"Ja, das habt Ihr. Habt sie aus ihren Stellungen vertrieben. Sie laufen davon wie aufgeschreckte Wump-Ratten."
Der alte Mann lachte darüber, bis er Blut hustete. "Ist die... Stadt... jetzt sicher?", fragte er und umklammerte Hus' Bein mit erschreckend großer Kraft.
"Ja, das ist sie. Ihr habt sie gerettet."
"Gut...", raunte der Mann und ließ sein Bein los.
"Gibt es jemanden, dem ich was ausrichten soll?"
"Nein... Bin allein..." Er ächzte auf, als jäher Schmerz nach ihm griff.
"Ihr habt eure Aufgabe gut gemacht", sagte Hus. Er hob den Blaster und richtete ihn auf die Stirn des Mannes. Der Alte sah es und lächelte zufrieden. Hus schoss und beendete seine Leiden. Aber es kam ihm nicht richtig vor. All das hier kam ihm nicht richtig vor.
"Zwei von den Tusken leben noch, Sir!", klang die Stimme von Mitras auf. "Mittelprächtig verwundet!"
"Stabilisieren Sie sie. Eventuell sind sie uns später noch von Nutzen."
"Später, Sir?"
"Später heißt danach." Hus deutete, den Blaster in der Hand, nach Westen. Dort waren sowohl die stampfenden Banthas als auch die Schlitten, die sie wie fauchende Insekten, die immer wieder zubissen, begleiteten, gut zu hören.
"Oh."
"Gute Antwort. Argil, noch zwei Fireteams auf die Flanke!"
"Verstanden, Sir!"
"Doonan, bleiben Sie mit den AT-ST in Bewegung und ein Stück hinter unserer Linie. Allerdings geht ein gutes Schussfeld vor, also nicht zu weit hinter uns."
"Jawohl, Sir."
"Rodiak, Elinka, wie sieht es bei Ihnen aus?"
"Rodiak hier, Sir. Habe einen unbewaffneten Schlitten wegen einem Glückstreffer verloren. Ich konnte den Spürtruppler allerdings bergen lassen. Störe weiterhin den Vormarsch der Bantha-Kavallerie."
"Elinka hier. Habe zwei Schlitten verloren, einen bewaffeten und einen unbewaffneten. Nicht wegen der Banthas, sondern wegen einem ihrer Scharfschützen. Verbleib der Truppler und ihr Status ungewiss, wenngleich ihre Rüstungen noch Telemetriedaten senden."
Hus runzelte ärgerlich die Stirn. Er hatte gewusst, dass es nicht ohne Verluste geschehen würde. Ärgerlich war es dennoch, und das gleich in mehrerlei Hinsicht. Himmel, er hatte diese Leute nicht einmal einen Tag gekannt, und jetzt waren sie vielleicht tot. Wenigstens hatte er ihnen vor der Schlacht in die Augen geschaut.
"Halten Sie sich etwas mehr zurück. Wir brauchen die Feuerkraft noch gegen die Hauptmacht."
"Verstanden, Sir."
"Hus an die Erste Kompanie! Geht in Stellung! Ziel ist es, die Kavallerie abzuschmettern! Wenn sie auf Wurfdistanz heran sind, nehmt die Thermalgranaten! Scharfschützen zielen auf die Reiter."
"Verstanden."
Eine Hand drückte Hus gegen seinen Willen hinter einen Stein. Und das war eine beachtliche Leistung bei einem trainierten Mann wie ihm.
"Meine Sensoren zeigen an, dass sich unser Freund mit dem Scharfschützengewehr ein neues Ziel sucht, kleiner Fleischsack. Und wenn du ihm ein stehendes, kommandierendes Ziel bietest, weiß er nur zu genau, auf wen er schießen sollte."
Verblüfft sah Hus Drax' Roboter an, der ihn runtergedrückt hatte, bevor er nervös auflachte. "Ich bin froh, dass ich dich mitgenommen habe, HK-50."
"Natürlich bist du das, Fleischsack. Weil du schlau bist."
"Das verbuche ich mal unter Kompliment", knurrte Hus. "Kompanie fertigmachen!" Er legte an und wartete darauf, dass die Tusken in Schussreichweite kamen.
***
Die Attacke der Banthas. Hatte wirklich jemand geglaubt, es würde nicht so schlimm werden, weil Banthas große, schwerfällige Tiere waren? Nun, der hatte sich geirrt, denn in gewisser Hinsicht glichen die riesigen, zotteligen Wesen durchaus einem Sternzerstörer: Einmal in Bewegung geraten, waren sie nur schwer wieder zu stoppen. Die großen, massigen Tiere waren wie eine gigantische Sturmflug, wie eine Tsunami, die sich im Bett der Wüste auftürmte und nun drohte, Bestine und die Sandtruppler unter sich zu begraben. Die etwa dreihundert Tiere und ihre Reiter waren bereits angeschlagen, die Schlitten hatten Vorarbeit geleistet, einige ausgeschaltet und andere verletzt, aber es hatte nicht ausgereicht, um die Sandräuber zu stoppen.
Als die Banthas auf gut zwei Klicks herangekommen waren, erlaubte Hus den imperialen Scharfschützen, das Feuer auf die Reiter zu eröffnen. Als sie auf einen Kilometer heranwaren, ließ er die AT-ST feuern. Bei fünfhundert Meter eröffnete seine dünne Linie an Sandtrupplern - zu dünn, das war ihm schmerzlich bewusst - ebenfalls das Feuer. Aber es war merkwürdig, selbst die getroffenen Banthas schienen nicht gestoppt zu werden, nicht einmal die, deren Fell von den Blasterschüssen brannte. Entweder liefen sie selbst halbtot noch weiter, oder sie wurden von den hinteren Tieren wie ein Schutzwall vor sich hergeschoben. Und was diese Stampede dann mit seinen Leuten machen würde, war ihm nur allzu bewusst. Nichts schien sie aufhalten zu können, nicht einmal die Turbolaser der AT-ST. Hus rechnete die Chancen aus, die sie haben würden, wenn sie sich im Sturmlauf in die Garnison zurückziehen würden; mehr als die Hälfte seiner Infanterie würde zu Tode gestampft werden. Er überdachte ihre Chancen, die sie hatten, wenn sie hinter ihren Sanddünen und Steintrümmern blieben. Umgeben von den berittenen Banthas würden die weißen Rüstungen überall hervor schimmern und für die hoch sitzenden Sandleute gute Ziele abgeben - aber nicht allzu gute Ziele. Steine konnten die Banthas nicht einfach zertrampeln. Und waren sie erst einmal unter den Tieren, war der Schaden umso größer, den die Blaster anrichten konnten.
"Sir?", klang Argils nervöse Stimme auf.
"Wir bleiben", erwiderte Hus mit fester Stimme. "Jeder sucht sich einen Steinklotz als Deckung. Es wird gefeuert, bis sie uns überrennen. Wir geben ihnen die ganze Zeit Saures, bis kein Bantha mehr steht oder sie die Schnaue voll haben."
"Verstanden, Captain. Verdammt, wer hätte gedacht, dass diese Banthas so eine effektive berittene Truppe abgeben würden?"
"Die Tusken, Argil. Die Tusken", erwiderte Hus bedächtig.
"Verstehe", brummte Argil.
Der Captain ging mit HK-50 zusammen mit zwei weiteren Trupplern hinter einem kleineren Felsten in Deckung. Sei positionierten sich hintereinander, wobei der Felsen der Wellenbrecher der bevorstehenden Flut sein würde, der sie beschützte, bis das Gröbste vorbei war. Der Droide bildete den Abschluss. Dies war die gefährdedste Position.
"Dafür, dass du uns immer Fleischsäcke nennst, gehst du ein ganz schönes Risiko ein, HK", spöttelte Hus.
"Hey, ich habe nie gesagt, dass ich euch Fleischsäcke nicht mag", erwiderte der Droide und klang dabei reichlich amüsiert. "Außerdem bin ich schneller zu reparieren als Ihr."
"Ja, das habe ich schon mitgekriegt", brummte Hus und feuerte weiter. "Standhalten, Leute!"
Dann geschah es. Das, das alles änderte. Die unglaublichste Szene, die Hus je in seinem Leben gesehen hatte. Mitten in der Front der Banthas, vielleicht noch dreihundert Meter entfernt, brach eines der Tiere zusammen. Wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte, sackte das gigantische Tier einfach zu Boden und bildete einen breiten, flachen Hügel aus totem Fleisch. Der Angriff stockte. Als die riesige Front der Banthas stehengeblieben war, stellten auch die Truppler das Feuer ein, ohne das Hus es ihnen befahl. Aber er war selbst zu fasziniert vom Anblick, der sich ihm bot, sodass er weder die Truppler, noch die Unterstützungstruppen zum weiterfeuern aufforderte. Tatsächlich zogen sich die Gravschlitten in respektvollen Abstand zurück.
Was nun folgte, hatte Hus so nicht erwartet, aber das hätte wohl niemand, die Tusken-Räuber vielleicht ausgenommen. Das gestürzte Tier verschwand im Gewühl seiner Artgenossen, die sich um es scharten. Merkwürdige, dumpfe Laute klangen zu den Imperialen herüber, und Hus hielt sie für die Klagelaute der Banthas. Dann sah er zu seinem maßlosen Erstaunen, dass das gefallene Tier von den anderen hochgehoben wurde. Es benahm sich dabei weiterhin wie eine Marionette ohne Fäden, also ging Hus davon aus, dass es tatsächlich tot war. Nun bewegte sich die ganze Tusken-Kavallerie im Rückwärtsgang zurück in Richtung Haupttross.
Hus begriff, dass die Bantha-Kavallerie genug hatte. Nicht nur der Tod eines der Reittiere, sondern die gesamte Summe aller erlittenen Wunden und Schäden hatte jenen Punkt überschritten, den die Tiere zu ertragen bereit waren. Viele von ihnen bewegten sich noch weit uneleganter als ihre Artgenossen und etliche hatten große Brandlöcher im Fell.
"Ich schätze", murmelte Hus mehr zu sich selbst als zu den Sandtruppen, die ihn hören konnten, "den Angriff der Kavallerie haben wir erfolgreich abgeschlagen. Zehn Minuten Pause für die Nahrungsaufnahme, Truppler. Versorgt euch, damit Ihr bei Kräften bleibt. Verwundete in die Garnison alle einsatzbereiten Soldaten durchzählen. Wir brauchen die Transporter, um uns schnell auf den Feind zubewegen zu können. Argil, Windchaser und Rittla zu mir. Wir... Nun, das ist ungewöhnlich." Hus verstummte, als er das unerwartete Ereignis einordnete. Die Flut an zurückweichenden Banthas ließ einen einzelnen stehenden Tusken zurück. Der Mann trug ein Scharfschützengewehr, das einmal zur Ausrüstung der Commandos der Klontruppen gehört hatte und noch immer als anständige Waffe in erfahrenen Händen galt. Das Gewehr steckte mit dem Kolben griffbereit im Sand, der Tuske hatte die Arme vor der Brust verschränkt. "Ich glaube, da will jemand mit mir reden."
"Ich gehe, Sir", bot Argil an.
"Nein, Sergeant. Der Mann ist kein Unterhändler. Nicht bei der arroganten Haltung. Ich gehe selbst."
"Aber Captain, das könnte eine Falle sein!", protestierte Windchaser laut. "Ich komme in jedem Fall mit."
"Nichts da, Hel", erwiderte Hus. "Soll er etwa denken, ein Sandtruppler bräuchte Verstärkung, um es mit ihm aufzunehmen?"
"Ich werde mitgehen", entschied HK-50. "Du wirst meine Fähigkeiten als Übersetzer brauchen, Fleischsack."
"Da hört Ihr es", sagte Hus. "HK kommt mit mir. Er wird mich warnen, falls es eine Falle ist und sich um den einzelnen Sandräuber weitere Tusken versteckt halten." Er richtete sich vollends aus der Deckung auf und zog das blaue Schultertuch hervor. Mit zwei sicheren Griffen befestigte er es wieder. Anschließend wechselte er die Frequenz. "Tyra."
"Ich höre, Captain."
"Anscheinend wollen die Tusken verhandeln, was ich für eine erfreuliche Option halte. Sollte ich wider Erwarten umkommen, hast du das Kommando."
"Du gehst da alleine raus? Warte, bis ich aufgeschlossen habe, du leichtsinniger Idiot! Ich begleite dich!"
"Und was nützt es uns, wenn beide Offiziere in eine Falle geraten? HK begleitet mich schon. Mehr brauche ich nicht."
"Jaava, wenn du dich da draußen töten lässt, dann, das schwöre ich dir, erwecke ich dich von den Toten und töte dich selbst noch mal, hast du verstanden?"
"Ich liebe dich auch, Tyra", schmunzelte Hus.
"D-du blöder Kerl! Geh doch in deine Falle, verdammt!"
"Wenn es keine Falle ist, ersparen wir uns vielleicht ein paar tausend Tuskenräuber abzuschlachten... Und haben hinterher noch genügend Sandtruppler für zwei Kompanien."
"Sei vorsichtig, Jaava, bei Vaders Vorliebe für Lack, sei vorsichtig!"
"Ich verspreche es dir. Darf ich jetzt gehen, Tyra?"
"Ja, darfst du", brummte sie missmutig.
"Danke." Hus kicherte leise vor sich hin, während er die Frequenz wieder umstellte. "Na dann, HK, gehen wir."
"Ich folge hinter dir, Fleischsack. Falls er zu schießen beginnt."
"Sehr komisch, HK." Tatsächlich aber gingen sie nebeneinander.

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Die Karawane, die langsam wieder auf die Stadt zuschlich, hatte nicht mehr viel mit der zu tun, die aufgebrochen war, um den Sandleuten "einzuheizen". Keiner der Gleiter war unbeschädigt geblieben und etliche Verletzte wurden auf den flachen Aufbauten transportiert.
"Da kommen sie zurück, die blöden Säcke", sagte Sergeant Dryandela Treanko bei diesem Anblick. "Wären sie hier geblieben und hätten sie die Barrikaden bemannt, wären sie nicht so furchtbar zusammengeschossen worden."
"Da stimme ich dir zu", sagte Cloudbreaker. Dennoch stutzte sie, denn als das vorderste Vehikel in Hörweite kam, flatterte das Gelächter der Männer und Frauen zu ihr herüber.
"Nanu?", meinte Treanko, "dafür, dass sie so aufs Maul gekriegt haben, sind sie aber gut gelaunt."
Die Fahrzeuge wurden durch die Barrikade gelassen. Die Unverletzten und Leichtverletzten stiegen auf Burlys Anweisung hin aus, während die Gleiter die Verletzten zur medizinischen Versorgung weiterflogen. Letztendlich war Bestine die Hauptstadt des Planeten und hatte ein durchaus vorzeigbares Hospital, das sehr gut auf Blasterwunden eingestellt war.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht trat Burly vor sie. "Hast du das gesehen, Schätzchen? So machen wir das bei der Polizei! Einfach ran und dann drauf! Gelaufen wie die Hasen sind sie."
Tyra konnte sich nicht entscheiden, ob sie dem Deputy das selbstgefällige Grinsen mit dem Kolben ihres Blasters aus dem Gesicht wischen sollte, oder ob sie ihn besser gleich niederschoss, also ließ sie beides bleiben. Stattdessen nahm sie ihren Helm ab. "Du überheblicher Idiot, Burly! Was meinst du, wie viele deiner sogenannten Leute mussten da draußen sterben, eh? Und wofür?"
"Wir haben sie verjagt!", rief einer der Männer des Deputys und die Meute stimmte ein.
"Ihr habt vor allem eine Menge Leute verloren, die einen Blaster halten können! Wenn Ihr euch hier hinter den Barrikaden verschanzt hättet, hätte es nicht annähernd so viele Verluste gegeben."
Burly sah sie belustigt an. Sehr belustigt. Und er schien erheblich besserer Stimmung zu sein als bevor er den Blasterstreifschuss am rechten Arm abbekommen hatte. "Aber es war notwendig. Schau doch mal da raus, Schätzchen. Siehst du deine Kameraden, die die Vorhut aus den Stellungen gedrückt hat? Warum haben sie das wohl getan?"
"Weil die Scharfschützen von dort aus die ganze Stadt bestreichen konnten! Wir haben sie geworfen, um den Kampfplatz mit der Hauptmacht selbst bestimmen zu können. Und nachdem wir die Bantha-Reiterei abgewehrt haben, können wir das auch tun!"
"Und weißt du auch, warum wir da raus sind?"
"Weil Ihr lebensmüde Idioten seid?", knurrte sie.
"Nein. Weil die Sandleute es auch getan haben. Sie sind in kleiner Zahl vorausgeeilt und haben uns bedroht. Wir mussten ihnen zeigen, dass wir auch zu ihnen rauskommen. Dass wir keine Angst haben. Das ist mir klargeworden, als ich die Erste Kompanie habe vorgehen sehen." Er beugte sich ein wenig vor. "Außerdem war es eine gute Gelegenheit für mich, dass die Jungs und Mädels etwas Abwechslung kriegen. Und ich konnte die Spreu vom Barq-Getreide trennen", raunte er ihr zu. "Genau wie die Sandleute."
"Die Spreu vom... Du spinnst doch total! Und warum sollten die Tusken so etwas tun?"
"Die Frage ist doch eher, warum sie es getan haben, anstatt mit der Hauptmacht über uns zu kommen und uns einfach zu überrollen, oder?" Er seufzte leise. "Na gut, jetzt, wo ich mich abreagiert habe... Wo sollen meine Leute die Linie Ihrer Sandtruppen verstärken, FIRST Lieutenant?"
Fassungslos sah sie den streitlustigen Marianer an, bevor sie befremdlich den Kopf schüttelte. "Sergeant Treanko teilt Sie zu. Drya?"
"Alles klar. Wir bilden zuerst einmal Fireteams, die wir..."
Immer noch kopfschüttelnd setzte sie ihren Gefechtshelm wieder auf und bedeutete dem Deputy, ihr zu folgen. "Du kannst mir erzählen was du willst, aber wir haben es hier nicht mit irgendeinem Mannbarkeitsritual der Tusken zu tun. Oder ihrem Äquivalent von Sport."
"Nein, dazu sind es zu viele. Aber wie es ausschaut, haben sie die Gelegenheit genutzt."
"Ja, genutzt, um sich abschlachten zu lassen", raunzte sie ärgerlich.
"Vielleicht aber auch zu mehr. Schätzchen, du bist Tatooinerin. Im Gegensatz zu deinem alten Herrn weißt du doch, wie die Dinge hier laufen. Eigentlich."
"Na ja", seufzte sie, "wenn dieser Angriff bedeutet, dass du mal nicht so streitlustig, ja, sogar richtig kommunikativ und kompromissbereit bist, Aaton Burly, dann war es die Sache vielleicht wert."
"Nur kein Spott", mahnte der Mann mit den silbernen Haaren grinsend.
Cloudbreaker grinste unter ihrem Helm.
An der Barrikade angekommen, suchte sie mit Zoom zuerst nach Hus. Gut, er war noch nicht tot. Nicht, dass sie sich Sorgen um ihn gemacht hatte. ...Vielleicht ein kleines bisschen.
***
In einem respektvollen, aber nicht feigen Abstand blieben Hus und HK-50 stehen. Der Sturmtruppler nahm seinen Helm ab, damit der Sandmensch sein Gesicht sehen konnte. Er hoffte wohl vergeblich darauf, dass der Tuske das Gleiche machen würde...
"Na dann, HK, dein Part", seufzte Hus.
"Gerne doch, Fleischsack."
Der Tuske musterte den Droiden kurz, dann begann er in seinem Stammesidiom zu sprechen.
"So schon mal gar nicht, Sandsack! Nun komm mir nicht mit der "Ich kann nur meine Stammessprache"-Nummer! Rede gefälligst Standard wie wir auch!"
Der Sandräuber räusperte sich, bevor er sagte: "Spielverderber."
Verblüfft sah Hus den Droiden an. "Danke."
"Gern geschehen. Ich liefere immer prompte Arbeit."
"Mit überraschenden Ergebnissen." Hus wandte sich dem Tusken zu. "Ich bin hier um zu reden, damit nicht noch mehr intelligente Wesen sterben müssen."
"Hm? Dich interessieren doch nur deinesgleichen, Imperialer. Genau wie mich die meinen. Sprechen wir nicht über Lügen. Sprechen wir über die Wahrheit."
"Hm." Hus dachte einen Moment darüber nach, ob es sich lohnte zu vergewissern, dass Töten ihm wirklich keinen Spaß machte, vor allem nicht, wenn es intelligente Wesen betraf. Insoweit war die Indoktrination auf der Akademie nicht erfolgreich gewesen. Aber er war sich sicher, dass es den Sandräuber vor ihm nicht im Mindesten interessierte.
"Also gut. Mein Name ist Jaava Hus. Ich bin Captain und leite die Erste Kompanie, die eure Vorhut zerschlagen und die Bantha-Kavallerie zurückgeschlagen hat. Mein Begleiter heißt HK-50."
"Mein Name ist... Zu schwierig für dich, um ihn auszusprechen. Nenn mich Alat. Ich führe das Bündnis, das du siehst." Er wandte den Blick auf den Droiden. "Der ständige Begleiter von Captain Drax ist uns wohlbekannt. Heißt das, er hat einen neuen Herrn, Captain Hus?"
"Nein, Drax hat ihn mir nur geliehen. Außerdem ist er jetzt Major."
"Ah, ein mächtiger Titel." Anerkennend neigte der Tuske das Haupt. "Reden wir. Über die Zerstörung der Stadt."
Ein kalter Schauder ging über Hus' Rücken. Damit hätte er rechnen müssen. Wozu sonst sollten die Sandleute so viele von ihrer Art zusammenziehen?"
"Darf ich fragen, warum Ihr die Stadt zerstören wollt? Bisher dachte ich, bis auf ein paar Überfälle auf Feuchtfarmen und wandernde Javas würden Zivilisation und Tusken miteinander auskommen."
"Darauf werden ich noch zu sprechen kommen, Captain Hus. Doch zuerst stelle ich dir eine Frage: Denkst du, dass ich mit fünfzehntausend Tusken deine Stadt zerstören kann?"
"Es ist nicht deine Stadt, und nein, denke ich nicht. Du hast deinen Überraschungsvorteil verloren und ich kann den nächsten Kampfplatz bestimmen. Egal wohin du und deine Leute euch wendet, ich bestimme den Ort der Konfrontation."
Der Tuske lachte. "Bist du sicher, dass zwei Kompanien Sandtruppen dazu reichen? Wir sind fünfzehntausend, und jeder ist bewaffnet. Und wir haben nicht nur Handwaffen, sondern auch genügend Thermalgranaten, um eure Schlitten und die AT-ST zu besiegen."
"Wonach Ihr zu schwach wärt, um die Stadt noch erfolgreich anzugreifen oder gar auszulöschen", konterte Hus.
"Das weißt du nicht."
"Wir stehen hier und reden. Ich bin mir sicher."
In einer drohenden Gebärde deutete der Tuske mit beiden Armen hinter sich. "Diese fünfzehntausend sind Krieger, Jaava Hus! Krieger! Und es sind bei weitem nicht alle Krieger, über die wir verfügen! Klappt es nicht mit fünfzehntausend, komme ich mit fünfzigtausend! Klappt es nicht mit fünfzigtausend, bringe ich hunderttausend!"
Hus zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass der Mann daran glaubte, was er sagte. "Denkst du nicht, heute sind schon genug gestorben? Willst du aus dieser Wüste ein einziges großes Grab machen, Alat?"
Obwohl er das Gesicht des Sandräubers nicht erkennen konnte, war sich Hus sicher, dass der Mann lächelte. "Der Sand, Captain Hus, ist unser Leben. Von ihm kommen wir, in ihn gehen wir wieder ein. Wir fürchten den Tod nicht, denn das Leben ist nur eine Episode zwischen den Zeiten, in denen wir Sand sind. Kein Tuske, der den Namen verdient, hat Angst vor dem Tod."
"Dafür sind die Kinder aus deiner Vorhut aber ganz schön gelaufen, Sandsack", warf HK-50 ein.
Der Sandmann zuckte die Achseln. "Ich bezweifle, dass sie Angst vor dem Tod hatten. Eher war es die Angst zu sterben."
"Das ist ein Unterschied?", fragte Hus.
"Ein kleiner. Sie waren jung. Es war ihre erste Schlacht. Sie haben Bruder Tod das erste Mal gesehen. Und heute hat sich entschieden, wer ein Krieger werden wird und wer nicht. Die Toten, die in den Sand zurückkehren werden, schon mal nicht."
"Es werden noch sehr viel mehr in den Sand zurückkehren, Alat!", sagte Hus scharf. "Reden wir!"
Für einen Moment fühlte sich Hus fixiert, beinahe seziert. "Also gut. Reden wir. Es schadet nichts, denke ich. Bestine zerstören können wir immer noch."
Alat schnippte mit der rechten Hand und hinter einer zweihundert Meter entfernten Düne kamen zwei Tusken hervor. Sie schleppten Gestänge und eine Plane.
"Die Sonne ist heiß und du trägst deinen Helm nicht, Jaava Hus. Lass mich für Schatten und etwas zu trinken sorgen, bevor wir reden. Die Gastfreundschaft ist uns heilig. In diesem Moment bist du mein Gast, Jaava Hus."
"Ähemm!"
"Und du, HK-50. Was darf es sein? Ein Kännchen Schmieröl?"
"Sehr komisch, Sandsack."

Die beiden Männer waren eifrig und ehrerbietig. Sie errichteten hinter Alat einen kleinen Unterstand und ließen Wasserschläuche zurück, bevor sie sich zurückzogen. Jaava bemerkte, dass die Seiten offenblieben. Somit konnten Argil und die anderen sehen, dass er noch lebte.
Einladend deutete der Sandräuber auf den Unterstand. "Komm, Jaava Hus, und teile das Wasser mit mir."
"Oh, er erkennt dich als Krieger an. Wie überaus interessant." HK-50 schritt voran und Hus folgte ihm.
Im Schatten ließen sie sich nieder, jeder mit dem Rücken zu seinen Leuten. Wobei Hus' Leute nicht mal einen halben Kilometer hinter ihm waren, die des Sandräubers aber fast ein Dutzend.
Der Tuske reichte ihm einen Wasserschlauch. "Trink."
Hus beäugte den Schlauch misstrauisch.
"Trink, Jaava Hus. Wasser ist das kostbarste Gut in der Wüste und ich gebe dir vom Wasser meines Stammes. Es ist die höchste Ehre, die ich dem Do-grz-lorol-tai erweisen kann."
Hus sah den Droiden an.
"Der nicht sterben will", übersetzte er. "Unser guter Freund hat wohl öfters auf dich angelegt, als ich mitbekommen habe."
Der Tuske nickte bestätigend. "Insgesamt siebzehn Mal. Das erste Mal, als Ihr vom Sandmaul mit dem Gleiter zur Garnison geflogen seid. Das letzte Mal, als die Reiterei angriff. Immer hatte ich dich im Visier, Jaava Hus, und immer passierte etwas Ungewöhnliches." Der Tuske lachte glucksend. "Beim letzten Schuss brach der Sand unter mir ein, weil plötzlich eine Wasserader aufstieg. Sehr ungewöhnlich. Die Macht muss dich mögen."
Hus zog eine Augenbraue hoch. War er etwa hier her gekommen, um sich über ominöse Energiefelder, bestehend aus winzigkleinen Teilchen, zu unterhalten, die die Leben der Menschen bestimmen sollten? "Es gibt viele, die mich mögen", wich er aus. "Und anscheinend auch dich. Willst du sie mit Gewalt in den Untergang führen, Alat? Willst du, dass noch mehr in den Sand zurückkehren? Ich kann das arrangieren."
"Trink", forderte der Tuske erneut und setzte seinen eigenen Schlauch an, um einen kräftigen Schluck zu nehmen.
Kurz spielte Hus mit dem Gedanken, den Sandräuber zu provozieren, indem er das Wasser ausgoss, aber dann brachte er es nicht über sich. Immerhin, Wasser war kostbar in der Wüste. Er nahm einen Schluck und vertraute auf die Bioscanner der Rüstung, nur für den Fall, dass es vergiftet war. Aber das war es nicht. Es war... Schmackhaft?
Der Tuske nickte, als er sah, dass der Truppler getrunken hatte. "Jonga-Tee. Auch wir Sandleute wissen, dass es mehr gibt als nur Wasser. Wir kennen den Genuss genauso wie Ihr. Vielleicht sogar noch besser als Ihr, denn wenn wir uns ihm hingeben, wissen wir, wie selten er ist."
Das erinnerte ihn spontan an seine Ausbildungszeit als Truppler, in der Freizeit und ein ordentliches corellianisches Ale mehr als knapp gewesen war.
"Ich sehe, du verstehst mich", sagte Alat zufrieden. Er setzte sich auf seine Fersen, sein Gewehr griffbereit neben sich. "Damit wir reden können, musst du verstehen, Jaava Hus. Verstehen, dass ich Bestine vernichten kann."
Hus zögerte, dann nickte er. "Ja, du kannst Bestine vernichten. Wenn nicht heute, dann ein andernmal."
"Gut. Dann wirst du zuhören."
Hus nickte bestätigend. "Ich höre zu."
"Ich habe dir gesagt, dass die Leiber unserer Toten dem Sand zurückgegeben werden müssen. Aber genauso müssen die Angehörigen wissen, wo dies geschehen ist, damit sie den Seelen ihrer Toten, die verharren, bis sie in die Macht aufgehen können, respektvoll grüßen können."
Hus runzelte die Stirn. "Ihr vermisst Tote."
"Ja. Wir vermissen Tote. Wir haben sie gesucht und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sie entweder Gefangene der Menschen sind, oder aber dass die Menschen sie verscharrt haben, ohne uns mitzuteilen, wo dies geschehen ist. Das ist unzumutbar."
"Es wäre vielleicht gut, wenn du von Anfang an erzählen könntest", sagte Hus.
"Ja, das wäre vielleicht eine Idee." Der Tuske bewegte sich leicht vor und zurück, so als wolle er sich in Meditation versetzen. Dann aber richtete er sich auf. "Verzeih. Ich muss mein Wasser umfüllen." Bevor Hus einen Einwand erheben konnte, war der Sandräuber aufgestanden und ging auf die Senke vor sich zu.
"Falls er mit einer versteckten Waffe wiederkommt, können deine Sensoren das feststellen, HK?"
Der Droide sah ihn mit blitzenden Augen an. "Du meinst mit noch mehr Waffen, als er ohnehin mit sich herumträgt?"
"Aha. Und wann wolltest du mir das sagen?"
"Entspann dich, Fleischsack. Alat hat nicht vor, den Do-grz-lorol-tai zu töten. Zumindest noch nicht."
"Aha."

Es dauerte eine Minute, dann kam der Tuske zurück. Erneut ließ er sich vor Hus auf seinen Fersen nieder. "Entschuldige die Störung."
Hus nickte. "Kein Problem. Du wolltest mir berichten, was passiert ist."
"Ja. Dazu muss ich dir erzählen, was vor zwanzig Jahren auf dieser Welt passiert ist, als es noch Jedis in großer Zahl gab. Damals lebte in diesem Land Shmi Skywalker."
Hus sah zu HK-50 herüber. "Die Skywalkers sind Feuchtfarmer. Ihre Farm wurde vor einer Woche von den Tusken-Räubern zerstört. Shmi ist, wenn meine Datenbanken nicht täuschen, die Mutter vom Eigentümer, Owen Skywalker."
"Gesegnet seien deine Datenbanken, HK-50", sagte Alat. "Diese Shmi Skywalker war eine Sklavin in Mos Eisley. Und zwar eine Lebensschuldsklavin. Sie wurde ihrem Eigentümer eines Tages abgekauft und begann ein Leben als Freie. Aber da ihr Mann bei einem Stamm der Tusken in Schuld stand, forderte der Stamm einen Skywalker als Pfand, bis die Schuld beglichen war. Ihr Mann gab sie anstelle seiner anderen Familienmitglieder. Und da Cliegg Lars kein guter Zahler war, beschloss der Stamm, Shmi die Schuld abarbeiten zu lassen. Nun war der Hauptschuldner ein grausamer Tuske, der sie besonders schuften ließ, ihr zu wenig Wasser gab und ihr den Schatten nicht gönnte. Es kam, wie es kommen musste. Sie bekam einen Hitzeschlag und war dem Tode nahe. Am Abend ihres Todes aber kam ihr Sohn Anakin zurück auf diese Welt. Jedi-Meister hatten ihn einst mitgenommen und in ihrer Kunst ausgebildet. Anakin hätte seine Mutter retten können, die Schuld begleichen können und alle hätten ihre Leben fortsetzen können. Aber Anakin Skywalker ging nicht den Weg der Jedis. Anstatt seiner Mutter zu helfen, gab er seinem Hass nach und löschte den ganzen Stamm aus."
Alat schwieg einige Zeit, um die Reaktion seines Gegenübers zu erkennen, das war Hus klar. Stoisch bewahrte er seine Miene davor, etwas über seine Gefühle preiszugeben.
Der Tuske fuhr fort. "So viele Leben waren vergangen, wegen der Schuld des einen und der Wut des anderen Mannes. Ein ganzer Stamm lag darnieder, gemetzelt. Du hättest sicher deine Freude an diesem Anblick gehabt, Jaava Hus."
Nun konnte der Imperiale zumindest ein ärgerliches Knurren nicht unterdrücken.
Alat neigte leicht das Haupt, als er diese Reaktion hörte. "Die Verwandten in den anderen Stämmen aber wollten dies so nicht hinnehmen und sannen nach Rache an den Skywalkers. Es dauerte lange, bis all die Toten dem Sand zurückgegeben worden waren, bis ihr Hab und Gut aufgeteilt waren, bis man ihre Banthas zerlegt und gegessen hatte. Und als sie dann aufbrachen, um mehr als die Schuld von Cliegg Lars zu fordern, stand er unter dem Schutz eines mächtigen Jedi-Meisters, der mittels der Macht verhinderte, dass die Rachsüchtigen der Feuchtfarm der Skywalkers überhaupt nahe kamen. Letzte Woche aber verließ der Jedi seine ewige Wacht. Die Sandleute spürten das und eilten zur Feuchtfarm. Was dann geschah, weiß ich nicht. Ich war nicht dabei, aber es war geplant gewesen, die Farm zu plündern und die Lars Owen und Beru sowie ihren Neffen Luke Skywalker zu versklaven, um die Lebensschulden abzuzahlen, die sie aufgehäuft hatten. Doch es kam anders. Der einzige Überlebende berichtete mir, dass Sturmtruppen hinzu kamen. Es gab ein großes Gefecht, bei dem alle Sandleute starben. Die Lars wurden ebenfalls getötet, als eine imperiale Thermalgranate neben ihnen detonierte. Der Verbleib ihres Neffen Luke ist ungewiss. Er verschwand ebenso wie unsere Toten. Nur die Lars ließ man liegen, damit die Nachbarn sie mit ihren Riten beisetzen konnten."
Okay, das war kein zivilisiertes Vorgehen, fand Hus, besonders nicht von den Tusken. Aber welche Wahnsinnige machte schon bei ihnen Schulden? "Und nun wollt Ihr wissen, wo die Toten sind, damit Ihr sie dem Sand zurückgeben könnt?"
Alat nickte bestätigend.
"Ja, Himmel, warum habt Ihr nicht einfach gefragt?"
Daraufhin lachte der Tuske gackernd. "Du meinst, wir hätten einfach in die Garnison oder in die Stadt gehen können, um bei eurem Kommandeur oder beim imperialen Gouverneur nach dem Verbleib unserer Angehörigen zu fragen? Du bist naiv, Jaava Hus."
"Okay, Punkt für dich", sagte er. "HK, ist dir was über eine entsprechende Operation bekannt?"
"Letzte Woche war Lord Vader hier. Und der hat dafür gesorgt, dass wir schön auf Bestine beschränkt blieben. Wegen besonderer Erfordernisse zur Sicherheit des Imperiums, wie er sich ausgedrückt hat. Er wollte uns "aus der Schusslinie" haben. Scheint was dran gewesen zu sein."
"Dann hat also Lord Vaders 501. eventuell auf der Feuchtfarm der Lars gekämpft?", mutmaßte Hus.
"Das ist noch nicht alles", sagte Alat plötzlich. "Es gibt noch ein weiteres Ereignis dieser Art."
"Sprich", forderte er den Tusken auf.
"Etwa zur gleichen Zeit griff ein anderer Stamm ein Sandschiff der Javas an. Es handelte sich um einen Händlerclan, der es mit dem Eigentum anderer noch nie besonders genau genommen hatte, was für einen Java nicht so ungewöhnlich ist. Aber diese kleinen Burschen logen, betrogen und verkauften Schrott zu überhöhten Preisen. Zuletzt betrogen sie den Häuptling des Stammes, der sie angriff - bevor er sie angriff - mit einer schrottreifen rotweißen R2-Einheit, die sofort außer Funktion ging, kaum dass das Sandschiff wieder in Bewegung war. Nun, der Stamm nahm das nicht sehr gut auf, also verfolgten sie das Schiff, stoppten es und forderten die Herausgabe der Bezahlung. Wieder waren es Sturmtruppen, die hinzukamen. Es entspann sich ein Feuergefecht, bei dem etliche Tusken und alle Javas getötet wurden. Der Stamm musste fliehen. Er ließ dabei vierzig seiner Toten zurück. Diese Toten konnten nicht wiedergefunden werden. Aber wir wollen sie zurück! Jetzt!"
"Wieder die 501.", stöhnte Hus. Lord Vaders persönliche Einheit hatte natürlich nichts über die Einheimischen gewusst, am allerwenigsten aber hatten sie Toleranz gegenüber anderen Rassen empfunden. Und nun ließen sie Hus mit einem Haufen Probleme zurück. Verdammt.
"Meine Leute waren nicht daran beteiligt. Bei beiden Vorfällen nicht. Ich kann dir die Toten nicht geben."
"Doch, du kannst. Und du musst", sagte Alat mit ernster Stimme. "Denn wenn du es nicht kannst, wirst du nicht mit unseren jungen Kriegern kämpfen, sondern mit fünfzehntausend erfahrenen Kriegern, die schon oft mit euch zu tun hatten, die euch kennen. Und sie werden bis zum letzten Mann kämpfen. Weil sie genau wissen, dass jede andere Form des Kampfes schlecht für uns ist, denn wenn die Wüste nicht mehr uns gehört, wenn Ihr uns nicht mehr fürchtet, ist es das Ende der Sandleute."
Hus überdachte die Worte des Anderen. Schließlich nickte er. "Also gut. Ich erbitte einen Tag Zeit."
"Du hast acht Stunden. Dann will ich wissen, wo die Toten sind."
Hus wechselte einen Blick mit HK-50. "Hey, ich bin nur ein Droide. Das Raten musst du Fleischsack übernehmen."
"Also gut. Was verlangst du für eure Sicherheit? Soll ich eine Geisel stellen?"
Alat lachte leise. "Hast du immer noch nicht verstanden, dass wir Tusken den Tod nicht fürchten und unbarmherzig Vergeltung üben? Nein, du brauchst keine Geiseln zu stellen. Zufällig haben wir bereits zwei deiner Spürtruppler in unserer Gewalt."
Nach außen hin zeigte Hus keine Reaktion, nach innen aber atmete er auf. Gut, wenigstens zwei lebten noch. Das waren keine schlechten Nachrichten. "Versorgt sie gut. Ich nehme sie bald wieder mit."
"Das wirst du. Wenn du uns unsere Toten gibst."
"Ich gebe mir Mühe." Hus setzte seinen Helm wieder auf und wandte sich um. Mit HK-50 an der Seite marschierte er zurück zu seiner Linie.
"Tyra?"
"Hus! Du lebst noch! Was für eine Überraschung."
"Ich hoffe, eine freudige. Verfügt die Garnison über ein Shuttle?"
"Eine alte Klapperkiste für Kurzstrecken. Wieso?"
"Es kann sein, dass die Sandräuber auf einen Angriff verzichten. Sie haben einige Leute verloren und sie wollen, dass wir ihre Leichen finden und zu ihnen bringen."
"Ha! Und was geht uns das an?"
"Sie haben sie im Kampf gegen Sturmtruppen verloren."
"Oh."
"Ja, genau, oh. Um präzise zu sein, als Lord Vader und die 501. halb Tatooine auf den Kopf gestellt haben. Den Rest kannst du dir denken."
"Oh."
"Exakt."
"Und was nun?", fragte sie vorsichtig.
"Die 501. ist in jeder Beziehung eine Elite-Einheit. Also wird sie sich auch so verhalten haben. Was tut ein Sturmtruppler mit einem toten Nichtkombattanten?"
"Der Leichnam wird zurückgelassen und die örtlichen Behörden informiert, damit er gemäß der lokalen Riten beigesetzt werden kann."
"Was tun sie mit Kombattanten? Räubern, Rebellen, feindlichen Soldaten?"
"Sie geben ihnen ein ehrenvolles Begräbnis. Je nachdem, wie gut sie gekämpft haben, umso ehrenvoller... Moment, Jaava, heißt das etwa, dass..."
"Ja, die 501. hat die Tusken beigesetzt. Und das so gut, dass die Gräber am Boden nicht zu entdecken sind. Aber ich hoffe, wir sehen sie zumindest aus der Luft."
"Ich komme zur Garnison und begleite dich."
"Gute Idee. Ich habe nämlich keine Ahnung, wo die Feuchtfarm der Lars' ist."
"Ich wusste, ich würde für dich mal nützlich sein", scherzte sie.
"Beeilen wir uns. Wir haben acht Stunden Frist."
"Dann hole ich dich mit dem Shuttle in der Wüste ab, Jaava."
"Danke." Er wechselte auf Kompaniefrequenz. "Argil, stellen Sie ein Squad ab, das mich begleitet."
"Sofort, Sir. Wohin und womit?"
"Per Shuttle zu einer Feuchtfarm, um eine Reihe toter Sandleute zu bergen, damit wir sie ihren Leuten übergeben können in der Hoffnung, dass sie dann Bestine in Ruhe lassen."
"Das sind gute Absichten, Sir", erwiderte der Sergeant.
"Das denke ich auch." Absichten hatten oft die Angewohnheit, ziemlich gut zu sein, oder sich zumindest gut anzuhören. Nicht immer waren sie das auch. Dummerweise.

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Natürlich hatte Sergeant Argil selbst mitkommen wollen, zum Schutz "seines" Captains. Und es hätte nicht viel gefehlt, und Rittla und Windchaser hätten sich freiwillig gemeldet. Aber irgendjemand musste ja die Truppen führen, wenn beide Offiziere die Truppe kurzfristig in Stich lassen mussten, und so war allen Unteroffizieren befohlen worden, bei ihren Einheiten zu bleiben. So hatte Jaava Hus das Vergnügen, Ela Tunker, ihres Zeichens Corporal des Imperators, direkt kennen zu lernen. Der normale Rang einer Person, die über fünf Fireteams gebot, war Sergeant. Und Hus hatte auch keine Zweifel, dass der Beförderungsregen, der heute über der Bestine-Garnison niedergehen würde, auch die schmale Frau mit dem roten Kurzhaarschnitt treffen würde. Und die Firesquad-Anführer würden wohl vom Private First Class zu Corporals aufrücken. Falls sie alle diesen Tag überlebten. Für einen kurzen Moment fragte sich Hus, ob ihm wohl erlaubt werden würde, Argil zum Second Lieutenant zu machen. Das würde die Effiziens seiner Truppen sicher steigern. Abgesehen von den vielen Beförderungen, die auf seine Leute warteten.
Hus hatte sich zusammen mit Tyra sehr zum Leidwesen von Lieutenant Nytril und seinem Team ins Cockpit der Fähre gequetscht. Aber Lamga Nytril war ein vernünftiger Mann, der schnell eingesehen hatten, dass die optischen Systeme der Sturmtruppler und vor allem Cloudbreakers Erfahrung vor Ort zu wertvoll waren, als dass sie den Flug im Passagier-, und Laderaum hätten verbringen sollen.
"Da ist die Farm!", rief Tyra und deutete nach halbrechts. Dort erschienen Wasser-Evaporatoren aus dem Einerlei des Wüstensandes. Menschen arbeiteten an ihnen, wie man deutlich sehen konnte. Je näher sie kamen, desto deutlicher sah Hus auch, dass die meisten Evaporatoren Blasterbeschuss ausgesetzt gewesen waren. "Wer sind diese Leute?", fragte er. "Plünderer?"
"Wohl eher die nächsten Verwandten der Lars. Wenn ein Feuchtfarmer ohne Nachkommen stirbt, geht sie an den nächsten Verwandten, der sie fortan betreibt, denn eine Feuchtfarm aufzugeben ist auf Tatooine eine verdammt dumme Idee. Aber ich schätze, in diesem Fall setzen sie die Farm nur wieder instand und verwalten sie ehrenhalber, bis klar ist, was aus dem Neffen der Lars geworden ist. Wenn dein Tuske nicht gelogen hat, dann haben sie Luke Skywalker jedenfalls nicht."
"Ohje. Ich mache mir Sorgen um ihn, wenn ich ehrlich bin. Sicher, er ist hier geboren und aufgewachsen, aber ich habe das dumme Gefühl, dass er in meine Verantwortung fällt. Ich werde mich um sein Schicksal kümmern müssen. Vor allem, weil da fünfzehntausend Sandleute auf ihn wütend sind."
"Eins nach dem anderen, Schatz", mahnte Cloudbreaker. "Lamga, ziehen Sie Suchkreise, ausgehend von der Feuchtfarm, bis ich stop sage."
Der Pilot runzelte die Stirn. "Sie wollen nicht aussteigen und suchen?"
"Nein, ich denke, von hier oben haben wir es leichter, um die Gräber der Sandleute zu entdecken. Manche Dinge kann man aus der Luft eher entdecken, als wenn man am Boden herumkraucht. Man ist dann, nun, eben zu nahe dran."
"Verstehe." Nytril zog die Fähre über die Farm. Die Leute winkten zu ihnen hinauf. Hus winkte zurück, obwohl er einen Kloß im Magen hatte. Es bereitete ihm erhebliche Schwierigkeiten, dass die 501. hier gewesen und vielleicht sogar für den Tod der Lars' verantwortlich gewesen war. Sturmtruppen sollten so nicht sein. Sie sollten die Menschen beschützen.
"Fliege Suche", sagte der Pilot und begann eine Spirale zu fliegen.
Es dauerte nicht lange, da rief Cloudbreaker: "Stopp! Landen, auf der Düne! Dort vorne!"
"Sie sind der Boss, Tyra", sagte Nytril. Er klappte die unteren Flügel der Fähre im Landemodus ein und setzte auf der Sanddüne auf.
Tunker jagte ihre Leute raus, die draußen sofort Aufstellung nahmen.
"Keine Zeit für Förmlichkeiten! Mir nach!", rief Tyra und sprang und rutschte die Düne hinab. Hus und die anderen Sandtruppen folgten ihr. Am Fuß der Senke schritt sie mehrere Meter ab. "Hier, hier und hier! Graben!"
"Erstes Fireteam hier! Zweites Fireteam hier! Drittes Fireteam hier! Viertes Fireteam hier! Fünftes hält sich bereit, um die Leichen aufzunehmen und zu verladen!", blaffte Tunker.
Die Truppler riefen Bestätigungen und begannen mit der Arbeit.
Schnell stieß Team drei auf etwas. Es war eine humanoide Gestalt, die in eine Plane aus Synthostoff eingeschlagen worden war. Der Teamleader wickelte sie aus und fand die Maske eines Tusken. "Bingo! Sandräuber!"
"Sehr gut. Lassen Sie ihm seine Maske. Team fünf bringt ihn auf die Fähre", kommandierte Cloudbreaker. Erklärend sagte sie in Hus' Richtung: "Ihnen die Masken zu nehmen ist für die Tusken so etwas wie eine Entweihung. Wenn wir keine neue Fehde an der Backe haben wollen, lassen wir die Masken besser da, wo sie sind."
"Verstehe", murmelte Hus. Er erinnerte sich noch gut an das Gesicht unter der zerschossenen Maske des einen toten Tusken bei der Vorhut, aber er beherrschte seine Neugier.
Nun entdeckten sie weitere Tote im Sekundentakt. Das fünfte Fireteam kam bald mit dem Verladen nicht mehr mit, sodass Tunker zwei weitere Teams für die Knochenarbeit abstellte. Nach fünfzehn Minuten waren alle Toten dem Sand entrissen und alle Squads mit Verladearbeiten beschäftigt. Die 501. hatte die Toten nicht nur eingeschlagen, sondern ihnen auch ihre Waffen gelassen, was Hus recht erstaunlich fand. Die Sandleute mussten einen verdammt guten Kampf geliefert haben. Und dann, im Eifer des Gefechts... Hatte es die Lars' erwischt. Auch wenn Hus eben kein Truppler der 501. war, fühlte er sich als imperialer Offizier für den jungen Skywalker veranwortlicher als zuvor, denn sie waren im Tod seines Onkels und seiner Tante involviert gewesen.
"Das war's. Hier liegt nichts mehr", sagte Cloudbreaker.
"Wie viele haben wir?" "Fünfzehn."
"Ich habe sechzehn gezählt, Tyra."
"Das liegt daran, dass ein Tuske in der Mitte zerteilt worden ist, Schatz. Sie haben beide Körperteile separat eingeschlagen", erwiderte sie spitz.
"Muss ja ein mächtig harter Kampf gewesen sein. Also gut, wenn wir hier fertig sind, auf zum Sandschiff der Jawas."
"Jawohl, Sir. Alle Mann an Bord! Hop, hop, hop!", rief Tunker.

Die Fähre hob wieder ab und nicht wenige Sandtruppler nahmen ihre Helme ab, um ein wenig ungefilterte Luft atmen zu können. Wasserflaschen kreisten nach der anstrengenden Arbeit, aber Hus konnte nur zufriedene Gesichter sehen. Niemand beschwerte sich, und schon gar nicht über die fünfzehn Toten, die mitten zwischen ihnen lagen. So lax ihm die Truppe gestern Abend bei seiner Ankunft vorgekommen war, so motiviert, energisch und kampfbereit erschien sie ihm jetzt. Wirklich, Sandtruppen waren eine Elite unter den Eliten.
Hus zog sich wieder ins Cockpit zurück.
"Genug gesehen?", fragte Tyra, als er eintrat.
Der Corellianer nickte. "Gute Leute. Selbst nach dem Gefecht und der anstrengenden Arbeit sind sie motiviert und siegessicher."
"Sandtruppler eben", sagte Tyra stolz. Sie klopfte den Piloten auf die Schulter. "Orientieren Sie sich an dem Zwillingsfelsen. Anschließend suchen Sie nach der Einsiedelei des alten Ben Kenobis. Irgendwo in der Nähe muss das Sandschiff stehen. Falls die anderen Jawas es noch nicht fortgeschleppt haben."
"Und wenn das der Fall ist?", fragte Nytril.
"Nun, es gab seither noch keine Sandstürme. Also haben wir eine gute Chance, zumindest die Spuren des Kampfes zu finden. Und damit auch das Grab der Tusken."
"Verstanden, Ma'am. Passiere Zwillingsfelsen. Suche nach Ben Kenobis Einsiedelei."
"Ben Kenobi?", fragte Hus interessiert.
"Ein Weiser, der zu Meditationszwecken in der Wüste lebt. Manche sagen, er ist ein Jedi, der den Säuberungen nach der Machtübernahme des Imperators entkommen konnte. Manche sagen, er ist ein galaktischer Senator, der vom Trubel auf Coruscant die Schnauze voll hat und wegen der Einsamkeit hergekommen ist. Und wieder andere sagen, er ist ein untergetauchter Separatistenführer. Nur eines wissen wir ganz genau: Er ist definitiv kein Klonkrieger."
"Wenn er ein Jedi ist, dann..."
"Ja, ich weiß. Gegen alle Jedis läuft noch immer ein Haftbefehl wegen Hochverrats. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, Jaava. Und das wurde auch mehrfach überprüft. Ben Kenobi ist kein Jedi. Aber sein Bruder Obi-wan war es. Der wurde allerdings im Zuge der Kämpfe bei der Machtübernahme getötet. Vielleicht auch ein Grund, warum Ben die Einsamkeit sucht." Sie räusperte sich verlegen. "Als ich ein Kind war, hat er mich ab und an unterrichtet. Er ist verdammt gut in Mathe."
"Klingt ein wenig so als würdest du ihn mögen", sagte Hus.
"Ja, natürlich. Für mich ist er eine feste Größe meiner Kindheit. Wenn das hier vorbei ist und wir noch am Leben sind, hast du vielleicht Lust, ihn zu besuchen?"
"Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich und du, wir sollten uns so weit es geht von Ben Kenobi fernhalten."
Erstaunt sah sie ihn an. "Aber warum das denn?"
"Erkläre ich dir später." Irgendwo unter vier Augen, ohne ihre Rüstungen, wo er sicher sein konnte, dass niemand erfuhr, dass Ben Kenobi womöglich der Jedi-Meister war, von dem Alat gesprochen hatte. Und wenn er der Jedi war, würde es seine und Tyras Pflicht sein, Kenobi zu verhaften und nach Coruscant zu schicken. Das war etwas, was er einem alten Mann nicht unbedingt zumuten wollte, der hier auf Tatooine seinen Lebensabend verbringen wollte. Auch wenn ihm dadurch mindestens eine Belobigung oder gar ein Orden entgehen würde.

"Da ist das Sandschiff. Ich sehe Jawas daran arbeiten", meldete der Pilot.
"Lassen Sie sie", sagte Hus. "Letztendlich gehört das Schiff ihnen. Fliegen Sie das gleiche Manöver wie auf der Farm der Lars'. Tyra, deine scharfen Augen sind wieder gefragt."
"Bin schon dabei." Sie setzte ihren Helm auf und beugte sich über Pilot und Co-Pilot.
Nytril begann erneut eine Spirale zu fliegen. Diesmal mit weniger Erfolg, denn der Boden hier war fest und steinig. Genau den Untergrund, den die Jawas für ihre Transportmittel bevorzugten. Erst als sie auf dem Spiralflug auf Sand stießen, rief Tyra: "Hat ihn schon! Gehen Sie auf dem letzten Felsstreifen da vorne runter, Lamga!"
"Schon dabei." Der Pilot drückte die Fähre tiefer.
"Na, dann auf zur nächsten Runde", sagte Hus, setzte ebenfalls seinen Helm wieder auf und trat vor Tyra in den Laderaum. "Herrschaften, es geht weiter. Die scharfen Augen von First Lieutenant Cloudbreaker haben das zweite Grab entdeckt. Wenn wir die Sandleute damit zufriedenstellen können, hat das Töten heute vielleicht ein Ende und wir kriegen alle einen frühen Feierabend."
Erfreut raunten die Sandtruppler auf.
"Na los, fertig machen! Helme auf!", blaffte Tunker. Die Elite-Soldaten reagierten augenblicklich.
Als die Heckklappe aufging, scheuchte die Corporal die Männer und Frauen im Laufschritt hinaus.
Cloudbreaker übernahm die Spitze und führte die Squad in den Sand. Am Fuß einer Düne deutete sie auf diesmal recht gut sichtbare Wellen. "Da sind die Gräber. Wir machen es genauso wie eben."
"Ausführung! Team eins schleppt diesmal! Team zwei gräbt hier, drei hier, vier hier und fünf hier!", bellte Tunker, während sie auf die Stellen deutete, an denen die Sturmtruppler graben sollten.
Diesmal ging es noch schneller, weil die Männer und Frauen wussten, wo und wie sie suchen mussten. Schnell hatten sie den ersten Toten ausgegraben, der diesmal einen halben Meter tiefer lag. Auch die anderen Tusken hatte man tiefer in den Sand gebettet. Ein Hinweis darauf, dass hier ein anderes Team der 501. am Werk gewesen war. Hus wunderte es nicht, dass der Elite-Kader die toten Tusken beerdigt hatte, Ehre hin, Ehre her, guter Kampf hin, guter Kampf her. Mit nichts stellte man Disziplin besser her als mit einer muskelschindenden Arbeit. Und selbst wenn die 501. als Elite unter Eliten unter Eliten angesehen werden musste, so waren die Männer und Frauen doch eher simple Gemüter und stolz auf ihre körperliche Leistungsfähigkeit. Hus grinste bei diesem Gedanken. Da waren ihm die Sandtruppler eindeutig lieber. Und das umso mehr, je besser er sie kennenlernte.
Auch hier kam Team eins schnell nicht mehr hinterher, als es ums Einladen ging, sodass Team vier und Team drei ebenfalls abkommandiert wurden, um die Leichen in die Fähre zu bringen. Nach achtundzwanzig Toten war Schluss.
"Gute Arbeit!", rief Hus. "Sehr gute Arbeit! Und jetzt zurück zu den Sandleuten!" Er sah auf seinen im Helm integrierten Chronometer. Die Suche und die Arbeiten hatten sie fünfeinhalb Stunden gekostet. Wenn er den Rückflug kalkulierte und die Tatsache, dass sie die Toten bereits mitbrachten - was die Tusken dankenswerterweise dazu bringen würde, sich nicht länger für diese Gegend zu interessieren - würde es nicht mal eng werden. Aber erst wenn sie in der Luft waren und Kontakt zu Argil erhielten, konnte er fragen, ob sich beide Seiten brav verhalten hatten.
Er scheuchte die letzten Truppler, Tyra und Tunker vor sich die Rampe hoch und folgte ihnen. Hinter ihm schloss sich die Rampe, die Fähre hob ab und faltete die unteren Flügel aus. Noch bevor Hus zu Tyra ins Cockpit gelangte, ging Nytril auf Höchstgeschwindigkeit.
***
"Himmel, Himmel, Himmel, was TUN sie da?", fragte Rittla mit Grausen in der Stimme.
"Tja, wenn du mich fragst, Komon", meinte Hel Windchaser, "dann schlachten sie den toten Bantha."
"Und sie essen ihn", stellte Argil fest. Der Blick des Chefs vom Alpha-Platoon war auf das große Zelt gerichtet, dass die Tusken über dem Leichnam des getöteten Banthas errichtet hatten, um die direkte Sonneneinstrahlung zu minimieren. Zuerst hatten die Truppler die Szene für ein Beerdigungsritual gehalten, aber nachdem die Tusken mehr und mehr im Leib des Tieres verschwunden waren, war ihnen klargeworden, was geschah.
"Sie verwerten alles. Das Fell, die Sehnen, die Knochen, das Blut, die Innereien, das Fett. Selbst die Bantha-Scheiße, die er noch nicht ausgekackt hat. Damit befeuern sie ihre Kochstellen. Und sie sind auf der Seite, die wir nicht einsehen können, wohl relativ weit."
"Dass die anderen Banthas da nichts gegenhaben", murmelte Rittla, gefangen zwischen Faszination und Ekel.
"Wieso sollten sie. Die Tusken haben den Bantha nicht getötet. Und sie lassen seinen Tod nicht umsonst sein, weil sie alles, wirklich alles von ihm verwenden", sagte Windchaser. "Sie sind wie gute Sandtruppen. Sie machen das Beste aus ihrer Situation."
Argil lachte plötzlich abgehackt. "Ich überlege gerade... Was, wenn die Kavallerie eigentlich nicht versucht hat, unsere Reihe aufzubrechen, sondern einen oder zwei Banthas töten zu lassen?"
"Also, das ist jetzt wirklich absurd", murmelte Windchaser. "Aber ich wette, sie haben damit gerechnet. Sonst hätten sie das Zelt sicher nicht mitgebracht. Oh, was holen sie jetzt raus?"
"Was genau? Ah, ich sehe es. Muss das Herz sein."
"E-entschuldigt mich. Ups." Rittla hastete ein paar Schritte davon, riss sich den Helm vom Kopf und verschwand hinter einem Felsen. Deutlich war zu hören, wie er sich übergab.
Hel sah dem Kameraden hinterher. "Meinst du, er ist in Ordnung?"
"Willst du hingehen und ihm die Hand halten? Oder ihm die Hand in den Nacken legen, damit er schön vornübergebeugt bleibt? Lass nur. Es ist noch niemand daran gestorben, dass er sein Frühstück wieder ausgekotzt hat. Außerdem muss der Junge lernen, sein Auge für solche Szenen abzuhärten. Und den Magen."
"Das habe ich gehört!", beschwerte sich Rittla. "Nenn mich nicht Junge, Kent! Ich bin erwachsen und Sergeant!"
"Ja, Wunderknabe, wir wissen es. Kotz dich in Ruhe aus, trink einen Schluck und... Oho, da sind sie ja wieder."
"Was? Wo? Wer?" Hastig kam Rittla zurück. Mit dem Handrücken der Rechten wischte er sich über die Lippen.
"Der Boss ist wieder da", sagte Hel Windchaser zufrieden. "Und wie es scheint, war er sehr erfolgreich." Sie stieß Argil in die Seite. "Dein Text, Großer."
"Alle Mann gefechtsbereit machen!", rief Argil nach dem Stupser. "Nur für den Fall, dass etwas nicht so läuft, wie der Cap es sich denkt!"
Die Truppler setzten ihre Helme wieder auf, überprüften ihre Magazine und gingen wieder in Stellung, während die imperiale Fähre die Flügel einklappte und neben dem Sonnenschutz landete, unter dem der Cpatain vor wenigen Stunden noch mit Alat von den Tusken verhandelt hatte.
Die Heckklappe öffnete sich und zwei Truppler gingen voran. Beide hatten blaue Tücher auf der rechten Schulter. Ihnen folgte HK-50. Erst danach erschien das Squad, das Argil Hus mitgegeben hatte. Zu zweit trugen sie die toten Sandräuber aus der Fähre und betteten sie neben dem Sonnenschutz auf den Boden. Dabei gingen sie fein säuberlich vor und vermieden es, dass die Leichen sich berührten. Sie ließen auch genügend Platz, damit man zwischen den Toten hindurchgehen konnte. Als die Toten ausgeladen worden waren, scheuchte Tunker ihr Squad wieder in die Fähre, die kurz darauf abhob. Hus, Cloudbreaker und der Droide blieben zurück.
Aus der Linie der Tusken näherten sich zwei einzelne Gestalten. Eine davon musste der Verhandlungsführer Alat sein.
"Na, da bin ich aber mal gespannt", murmelte Argil.
***
"Alat kommt", sagte Hus. Er hatte sich bereits unter der Zeltplane niedergelassen, den Helm abgenommen und die Beine untergeschlagen. Erstaunlich, was so eine Rüstung alles mitmachte, wofür sie nie konstruiert wurde.
"Bist du dir sicher?", fragte Tyra und ließ sich neben ihm nieder, die Beine zur linken Seite weg und angewinkelt; eine sehr damenhafte Pose, die sie hoffentlich eine Zeitlang nicht registrierte. "Für mich gleichen die wie ein Ei dem anderen."
"Er ist es", sagte Hus. "Abgesehen davon, dass er es sich niemals nehmen lassen würde, die Verhandlungen selbst zu Ende zu bringen, habe ich Details seiner Gesichtsmaske wiedererkannt."
"Du hast definitiv gute Augen, Jaava."
"Sicher. Immerhin habe ich sofort das hübscheste Mädchen von ganz Tatooine erkannt." Er zwinkerte Tyra zu.
"Ich hoffe", mischte sich HK-50 ein, "du meinst damit nicht mich. Wäre schade, dich zu enttäuschen, denn bestenfalls empfinde ich mich als männlich, im Zweifel aber als Neutrum."
Tyra hüstelte verlegen. Ein stummer Dankesblick ging in Richtung des Protokolldroiden.
"Ist das die Retourkutsche für meine Neckereien gestern und heute morgen, Jaava?", fragte sie trocken.
"Hey, wer hat gesagt, dass ich dich meine?" Er lachte auf, als sie seinen Namen gespielt beleidigt knurrte und ihm in die Seite boxte. Als sie augenscheinlich mit ihrem Treffer zufrieden war, lächelte er sie an. "Da wir jetzt zusammen in Lebensgefahr schweben, aber anscheinend heil aus der Sache rauskommen, ziehst du es in Betracht, mit mir auszugehen? Einfach um zu schauen, ob da was ist oder sein kann?"
"Tyra, deine Musculus Buccinator werden gerade erneut stark durchblutet", sagte HK-50, und wenn man genau hinhörte, konnte man wohlwollenden Spott aus seiner Stimme heraushören.
Tatsächlich erschienen rosa Schatten auf ihren Wangen. "I-ich überlege es mir. Immerhin bist du mein Vorgesetzter, und so..."
"Eigentlich bin ich das eben nicht. Jeder hat seine eigene Kompanie, oder, First Lieutenant?"
"Ich habe doch schon gesagt, ich denke drüber nach", fauchte sie gereizt. "Ich kenne dich jetzt noch keine zwei Tage, ja? Lass es bitte etwas langsamer angehen. Langsamer. Viel langsamer. Und wenn du nicht weißt, was das Wort bedeutet, wende dich an HK. Der wird dir Fleischsack sicher auf die Sprünge helfen."
"Nicht, wenn du weiterhin mein Markenzeichen klaust", murrte der Roboter beleidigt.
"Also, war das ein ja, Schatz?"
Verdutzt sah sie ihn an. Ergeben warf sie die Arme hoch. "Himmel auch, Hartnäckigkeit, dein Name ist Jaava Hus. Ja, verdammt, wir gehen aus. Bist du jetzt zufrieden? Aber ich bestimme, wohin wir gehen und was wir unternehmen, okay?"
"Okay." Hus schmunzelte.
"Was ist?"
"Ich dachte nur gerade daran, dass damit alle meine Mühen heute wirklich etwas wert geworden sind. Abgesehen von der Sicherheit der Stadt und unserer Leute und so."
"D-das hast du schön gesagt... Jaava..."
"Hast du nicht gerade gesagt, ich soll es langsamer angehen lassen?"
"Halt doch einfach die Klappe und..."
"Wenn ich später wiederkommen soll, kann ich das verstehen", klang Alats Stimme auf. "Ich bringe durchaus Verständnis für euer Balzverhalten auf."
Hastig wandte sich Cloudbreaker wieder von Hus ab. "W-wir haben nur ein wenig gespielt!"
"Nicht, dass es mich etwas angeht. Aber es erinnert mich daran, wie ich mein holdes Weib kennengelernt habe. Sie hat fünf Jahre lang versucht, mich zu töten. Wegen einer alten Stammesfehde. Nun ja, irgendwann einmal wollte ich nicht nur nicht von ihrer Hand sterben, sondern auch nicht mehr ohne ihre Hand leben. Da habe ich ihren Vater... Überzeugt, und unser junges Glück löschte die Fehde aus... Ja, schöne Erinnerungen... Aber was rede und rede ich, wenn es hier doch ums Geschäft geht. Dies ist Alok, der Sohn, der mir aus dieser Verbindung geschenkt wurde. Er wird mir sekundieren."
"Challo", sagte der zweite Tuske mit hartem Akzent. "Ches chist mir Ähre, dicch zu trreffen, Do-grz-lorol-tai."
"Er sekundiert dir?", fragte Hus, nachdem er dem Jungen zugenickt habe. "Und ich habe wohl meinen Namen bei euch Tusken weg, wie mir scheint."
"Ja, das hast du, Jaava Hus." Alat deutete auf seinen Sohn. "Er ist Zeuge bei dem, was wir ab jetzt besprechen. Denn es ist einiges geschehen und ein Bantha wurde getötet."
"Du meinst das Tier, das Ihr gerade bratet?", fragte Hus trocken.
"Ja. Ein großer Glücksfall. Der Bantha war noch nicht so alt und sein Fleisch ist noch weich. Aber er fehlt fortan dem Stamm und die anderen Banthas trauern um den, der vor seiner Zeit gegangen ist. Auch sind viele junge Krieger gefallen, aber andere haben sich in ihrer ersten Schlacht bewährt. Wir müssen reden, auch um der Fehden willen."
Der Tuske legte sein Gewehr beiseite und setzte sich. Sein Sohn machte es ihm nach. "Mit Wohlwollen habe ich gesehen, dass du alle Vermissten gefunden und uns sogar gebracht hast, Jaava Hus. Zweifellos, damit wir umso schneller aus den Enklaven der Menschen abziehen. Aber ich bewundere Schläue bei einem Krieger. Und wie ich sehe, hat Vaders Einheit ihnen sogar ihre Waffen gelassen."
Zwei Dinge ließen Hus beinahe die Fußnägel hochklappen. Das Wort Enklave, das Alat im Bezug auf die Menschen gebraucht hatte, und die saloppe Art, in der der Tuske Lord Vaders Name aussprach. Die isolierten, barbarischen Wüstenstämme der Sandräuber waren anscheinend nicht ganz so isoliert und auch nicht richtig barbarisch, schien es ihm.
"Ich habe deine Krieger mitgebracht. Sie können ihren Familien wiedergegeben und gemäß eurer Riten bestattet werden."
Alat sah nach hinten und bellte einen Befehl. Sofort löste sich eine große Masse Tusken aus der wartenden Menge, was Hus unberührt ließ. Tyra zuckte zusammen und hatte eine Hand schon an ihrem Blaster, als sie die Ruhe ihres Kollegen bemerkte. "Jaava?"
Der Corellianer schüttelte den Kopf, ohne den Blick von Alat zu nehmen.
Der Tuske lachte leise. "Du gefällst mir immer mehr, Do-grz-lorol-tai. Du weißt, dass die Sandmenschen, die nun kommen, die Stämme sind, die diese Männer verloren haben. Sie holen sich ihre Kinder zurück."
Hus nickte. "Sie sind nicht bewaffnet. Und es scheinen mir Frauen unter ihnen zu sein. Mütter und Ehefrauen, nicht?"
Alat nickte. "Du verstehst uns. Das macht dich gefährlich, Jaava Hus."
"Ich bin immer gefährlich, Alat", sagte Hus mahnend. Daraufhin lachte der Tuske erneut, diesmal lauter.
"Vaterr, err gefällt mirr", sagte Alok unvermittelt und fügte etwas in einem Tusken-Idiom hinzu. Daraufhin kassierte er eine herbe Kopfnuss seines alten Herrn. "Dummkopf!"
"Autsch!"
"Du musst entschuldigen. Er ist noch jung. Vielleicht zu jung. Oder ich wäre besser mit einer seiner Schwestern hergekommen. Die hätten wenigstens nicht versucht, mich zu blamieren!"
Diese Worte ließen Alok verärgert aufkrächzen, aber das brachte ihm die nächste Kopfnuss ein.

"Jaava, die kommen hierher", raunte Tyra unvermittelt.
"Bleib ruhig. Nur nichts anmerken lassen, Schatz", raunte er zurück.
Alat lachte erneut. Er amüsierte sich göttlich. Es waren etwa zwanzig Tusken, die meisten von ihnen Frauen. Sie traten bis an das Überdach heran und befragten Alat in ihrem Dialekt, woraufhin der auf Hus zeigte und sagte: "Kore Do-grz-lorol-tai."
Daraufhin traten sie nacheinander vor Hus, verbeugten sich tief, ergriffen seine Hände und führten sie auf Stirn und Lippen. Nach einer zweiten Verbeugung traten sie wieder ab, bis alle zwanzig Tusken durch waren.
"Ich hätte nicht gedacht, dass sie mir dafür danken würden", sagte Hus verblüfft.
Alats Stimme klang erstaunt. "Danken? Sie haben dir doch nicht gedankt. Sie haben dich um Erlaubnis gebeten."
"Um Erlaubnis gebeten? Für was?"
"Die Leiber ihrer Toten wieder mitnehmen zu dürfen." Alat seufzte. "Das Leben in der Wüste ist hart und schwer, aber es ist ein freies Leben. Ihr weichen Zivilisationier haltet es nicht lange dort aus, auch mit eurer Technik nicht. Deshalb haben wir ein Reich, ein eigenes riesiges Reich, das Ihr nie betreten werdet. Es wird für immer uns gehören. Doch wer im freien Leben in der Wüste bestehen will, der muss Regeln befolgen. Es gibt viele gute, sinnvolle Regeln, aber auch ein paar Dummheiten wie die Blutfehden. Aber welche Gesellschaft ist schon perfekt? Eine dieser Regeln kümmert sich um den Unterschied zwischen Eigentum und Besitz. Manchmal kommt es vor, das ein Sklave, ein Tier oder ein Gegenstand in der Wüste verloren geht. Deshalb ist er aber immer noch Eigentum desjenigen, der ihn verloren hat. Und es kann sein, dass er gefunden wird. Er geht in den Besitz eines zweiten über. Gelangt der, der ihn verloren hat, darüber in Kenntnis, versucht er natürlich sein Eigentum zurückzuerlangen. Aber in dieser Zeit hat der andere sich um den Besitz gekümmert. Im einfachsten Fall hat er ihn getragen, also etwas getan, was der Eigentümer nicht konnte. Also bedarf es Verhandlungen, damit der Besitzer dem Eigentümer sein Eigentum zurückgibt. Der Besitzer wird kompensiert. In deinem Fall, und weil das Imperium reich ist, habe ich entschieden, das eine schlichte Bitte ausreichen wird. Für das Suchen und den Flug. Und da ich keine Komplikationen haben wollte, habe ich beschlossen, dass die Bitte an dich bereits ausreicht und keiner Antwort bedarf."
Hus nickte zustimmend. "Ja, das war eine gute Idee."
Mittlerweile hatten die Angehörigen fast alle Toten fortgeschafft. Die, die ihre Toten bereits gefunden hatten, waren fast zurück in den Reihen der Schlachtgesellschaft. Als sie ankamen, brachen andere auf, um die letzten Toten zu bergen.
Alat nickte schwer. "Die drei Brüder. Sie waren die letzten ihres Stamms. Aber ihre Verwandten bei den anderen Stämmen werden sich um sie kümmern. Wir haben ein gut funktionierendes Sozialsystem. Trotz jeder Rache und aller Blutschwüre, und was es noch an Dummheiten gibt, die unsere Kultur kennt und die uns macht wie euch."
Der Corellianer konnte da nicht widersprechen. Er wollte es auch gar nicht. Tatsächlich hielt er viele Dinge für sehr dumm, die es in seiner Kultur gab. Raumschlachten zum Beispiel... Nur Idioten beschossen einander solange, bis sie in einem Feuerball explodierten oder in einem Wrack im Vakuum des Alls trieben.
"Kommen wir zu den restlichen Verhandlungen." Alat streckte eine Hand nach seinem Sohn aus, der daraufhin etwas hinein legte. Der Tuskenanführer zeigte es Hus und Cloudbreaker. Es waren imperiale Erkennungsmarken. "Dies sind die Dienstmarken der beiden Spürtruppler in unserem Gewahrsam. Wir geben sie euch zurück, im Austausch für unsere Toten in der Vorhut."
"Ich bin einverstanden."
Alat lachte leise. "Musst du nicht erst Drax um Erlaubnis fragen, Jaava Hus?"
"Er hat mich dazu ermächtigt, die Abwehr zu führen. Also fällt auch das in meinen Aufgabenbereich, Alat", sagte Hus mit fester Stimme. "Ich habe zugesagt, und so wird es geschehen."
"Gut. Dann wollen wir jetzt über unseren Abzug verhandeln."
"Was ist mit der Rache an Skywalker und den Jaavas?"
"Die Jaavas sind tot. Was dieses Volk uns ansonsten schuldet, wird es merken, jedesmal, wenn es mit uns Handel treiben will. Der Ruf eines Einzelnen strahlt immer auf seine Gruppe ab, merke dir das, Jaava Hus." Als sein Sohn zu kichern begann, sah der Anführer der Tusken zu ihm herüber. "Merke du dir das auch, Alok."
Bedröppelt ließ der den Kopf sinken. "Ja, Vater."
"Was Anakin Skywalker und seinen Nachfahren sowie die Lars' angeht, so werden wir, wenn Luke Skywalker wieder Tatooine betritt, mit ihm, nun, direkt verhandeln. Viel Schuld ist nicht mehr geblieben, nachdem auch seine letzten Verwandten getötet wurden. Ich denke, bei dem Letzten eines Clans werden sogar die Tusken gnädig sein und davon absehen, seinen Tod zu fordern. Aber das liegt noch weit in der Zukunft."
"Moment mal. Luke Skywalker hat den Planeten verlassen?"
Alat lachte glucksend. Sein Sohn fiel ein. "Schon vor einer eurer Wochen. Er und der alte Jedi-Meister sind mit einem corellianischen Frachter von Mos Eisley gestartet und mit unbekanntem Ziel durch die Lichtmauer gesprungen."
Erstaunt sah Hus seine Kollegin an. "Warum wissen wir nichts davon?"
Gekränkt sah sie zurück. "Mos Eisley. Lord Vaders 501. Legion, schon vergessen? Wir waren nicht da!"
"Das ist mir klar. Aber warum haben sie uns nichts gesagt? Und dann ist er auch noch mit einem Jedi-Meister... Nun." Er schob diese Worte beiseite, weil er ahnte, wie es jetzt gerade in Tyra aussehen musste. Sie hatte den alten Ben gemocht. Es würde niemandem nützen, wenn sie ein Halali zur Jagd hinzu fügen würden, das Lord Vader bereits hatte erschallen lassen - zweifellos, um Ben Kenobi vor Gericht zu stellen. Wie der arme Luke Skywalker da reinpasste, wusste Hus nicht. Aber ein Junge in seinem Alter sollte sich um einen Akademieplatz bewerben, anstatt sich in so ungern gesehene Gesellschaft zu begeben. Persönlich hatte er nichts gegen Jedi, aber rein dienstlich war er eben angehalten, sie zu hassen.
"Gut, Luke ist also aufgeschoben. Was hält euch noch hier?"
"Der Bantha muss zerlegt und gegessen werden. Einen Teil seines Fleischs werden wir auch haltbar machen und mitnehmen. Dafür brauchen wir zwei Tage."
"Zwei Tage, in denen keine der beiden Seiten die Nerven verlieren sollte, oder?", fragte Hus direkt.
"Zwei Tage, in der deine Seite nicht die Nerven verlieren sollte, Jaava Hus." Der Sandräuber zeigte hinter sich. "Ein Teil der Stämme wird heute noch aufbrechen, um die alten Weidegründe wieder zu erreichen. Ein anderer Teil in der Nacht und am Morgen. Der Rest wird bis zum Abend gegangen sein. Das sind zwei Tage, in denen Ihr..."
Hus spannte sich an. Er ahnte, das etwas Wichtiges vor sich ging.
"...nicht fliegen dürft."
"Nicht fliegen? Wieso nicht fliegen?", fragte Cloudbreaker irritiert. Ihr Blick ging zu Hus, aber auch er war ratlos.
"Ihr sollt nicht sehen können, wohin sich die Stämme wenden. Ihr sollt nicht wissen, welche alten Pfade wir benutzen. Ihr sollt nicht wissen, wie nahe oder wie fern wir euch sind."
Hus nickte langsam. "Zwei Tage Flugverbot. Gut. Ist die Fehde gegen Bestine damit beendet?"
"Bestine war nie in Gefahr. Die Garnison war unser Ziel."
Verblüfft beugte sich Hus vor. "Heißt das, ich bin ganz umsonst rausgekommen?"
"Das ist richtig, Jaava Hus. Wir hätten die Stadt nicht behelligt und uns nur um die Garnison gekümmert. Zumindest jene von uns, die keine Lust auf ein wenig Plünderung verspürt hätten." Alat lachte und Alok fiel ein. "Andererseits, Do-grz-lorol-tai, sei ehrlich. Das konntest du nicht wissen."
"Nein, das konnte ich nicht", gab Hus zu. Leichter machte es die Toten und Verletzten nicht. "Was verlangt Ihr noch? Für euren Abzug?"
Alat legte den Kopf schräg. "Unsere jungen Leute sind gestorben oder gereift. Ein Bantha ist gestorben und wird gegessen. Die Toten der Fehden sind uns zurückgegeben worden. Wir werden die Toten aus der Vorhut zurückerhalten, wenn wir sie gegen deine Spürtruppler tauschen. Ansonsten habt Ihr nichts, was wir gebrauchen können. Die Wüste gibt uns alles, was wir benötigen, Jaava Hus."
Hus unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen. "Also geht Ihr wirklich."
"Do-grz-lorol-tai, es wurden zwei Blutfehden beendet. Das ist weit mehr, als ich von diesem ganzen Unternehmen erwartet habe. Davon abgesehen haben wir euch gezeigt, wozu wir Sandleute fähig sind. Vergiss es nie: Deine Leute bleiben in ihren Enklaven oder fragen uns Sandleute vorher um Erlaubnis, wohin sie sich ausbreiten wollen. Tatooines Wüste ist groß, aber wo Sand fließt, gibt es auch Tusken. Vergiss nicht, dass Ihr nur auf Tatooine leben dürft, weil wir es euch erlauben!"
"Genau!", fügte Alok hinzu und kassierte dafür seine dritte Kopfnuss. "Auuuuu!"
"Rede nicht, als hättest du auch nur irgendetwas dafür getan. Beweise dich erst einmal als Mann, dann darfst du stolz und arrogant sein, so wie dein alter Herr."
"Ja, Vater", murrte der Junge.
Alat erhob sich und auch der Junge kam auf die Beine. Hus und Cloudbreaker taten es ihnen nach. "Morgen treffen wir uns wieder hier, zur gleichen Zeit. Wir werden einen Schlauch Jonga-Tee miteinander teilen und verkünden, dass sich Sandtruppen und Sandleute in Frieden und ohne Fehde voneinander trennen werden. Für dieses mal."
Hus nickte. "Ich werde da sein."
"Bring deine Freundin mit. Und natürlich den Haufen Schrauben."
"Sehr komisch, Sandsack."
"Das werde ich."
"Ach, bin ich jetzt schon deine Freundin, oder was?", murrte Tyra.
"Eine Freundin bist du in jedem Fall, nicht, Schatz?"
"Zugegeben."
"Dann trennen sich unsere Wege. Du wirst Wachen aufstellen wollen, die sicher gehen sollen, dass wir keinen Verrat planen, zum Beispiel durch einen Nachtangriff. Das verstehe ich. Aber halte sie aus der Reichweite meiner Scharfschützen zurück. Ich beanspruche die Wüste in einem Radius von drei Kilometern rund um meine Leute für mich."
"Deine Scharfschützen können weiter schießen", sagte Hus.
"Daran siehst du, wie freundlich ich sein kann, wenn ich will. Auf Wiedersehen, Do-grz-lorol-tai."
"Auf Wiedersehen, Alat, Alok." Sie nickten einander ein letztes Mal zu, dann wandten sie sich um und verließen den Unterstand. In der prallen Sonne setzte Hus wieder seinen Helm auf. Es war ein langer Weg bis zu den eigenen Linien, aber er hatte dem Flugverbot zugestimmt, deshalb entfiel die leichte Komponente, sich von der Fähre abholen zu lassen. "Hus hier. Die Sandräuber haben ein Ende der Kämpfe ausgehandelt. Bestine ist nicht mehr gefährdet. Aber allen Sturmtruppen ist es verboten, sich dem Lager bis auf drei Kilometern zu nähern. Ich habe vor, das zu befolgen."
"Äh, Sir", klang Argils Stimme auf. "Ist ja schön und gut, das mit dem Ende der Gefechte, aber solange die Tusken hier rumschwirren, werden wir doch..."
"Natürlich werden wir sie genau im Auge behalten, solange sie noch hier sind und ihren Bantha essen. Sehr genau sogar."
"Oh. Das ist gut, Sir", sagte der Sergeant erleichtert.
"Was mich gleich zum nächsten Thema bringt. Nytril, Sie haben Startverbot für die Fähre."
"Aber Sir, wieso?"
"Damit wir unsere Spürtruppler wiederkriegen, die sie gefangengenommen haben. Und damit wir nicht sehen, wohin sie sich in der Wüste wenden."
Nytril lachte abgehackt. "Auf diesem riesigen Sandhaufen ist es eh unmöglich, ihnen zu folgen."
"Trotzdem. Der Befehl bleibt bestehen. Ich halte mich an meine Abmachungen. Und apropos Abmachungen, die Sandräuber werden kommen und ihre Toten aus der Vorhut bergen. Behindert sie dabei nicht, aber provoziert sie auch nicht. Sergeant Argil, Sergeant Windchaser, Sergeant Rittla, ich denke, es reicht, wenn jeweils ein Platoon hier vorne bleibt und die Sandleute unter Beobachtung hält. Ein zweites bleibt in Bereitschaft, aber innerhalb der Garnison. Das dritte Platoon hat Freizeit. Einigt euch auf eine rollierende Wache bis morgen Abend."
"Verstanden, Sir", kam es von allen dreien zurück.
"Rodiak, Sie nehmen Ihre Leute entgegen, sobald sie freigelassen werden. Bringen Sie sie am Besten gleich ins Lazarett. Danach stellen Sie Material und Leute wieder ein. Ach, und versuchen Sie, die Wracks der verlorenen Schlitten zu bergen. Halten Sie außerdem zwei Schlitten zur Unterstützung in Bereitschaft. In der Garnison."
"Verstanden, Sir."
"Und Doonan, bringen Sie beide AT-ST ebenfalls in die Garnison. Einer bleibt in Bereitschaft, der andere hat Pause."
"Jawohl, Sir."
"Tyra, ich denke, du kannst deine Leute auch auf ein rollierendes Wachsystem reduzieren. Nur für den Fall, dass Alat nicht ganz so freundlich ist, wie er uns weisgemacht hat."
"Geht klar, Jaava."
"Und dann", sagte Hus und streckte sich in der Rüstung, bis etwas knackte, "hätte ich nichts gegen ein oder zwei Stunden Behandlung in einem Bacta-Tank. Oder wenigstens eine kalte Dusche."
"Man merkt, dass du Tatooine nicht gewohnt bist", spottete Cloudbreaker. "Aber hey, für deinen ersten Tag im Dienst hast du schon einiges gerissen. Lord Vader hatte wohl den richtigen Riecher mit dir."
"Mag sein", sagte der Corellianer und fühlte sich merkwürdig zufrieden. "HK, was hat Alok denn so Schlimmes gesagt, dass er dafür von seinem Vater eine gesemmelt gekriegt hat?"
"Nun, augenscheinlich hat er seinen Vater gefragt, ob er bei dir in die Lehre gehen soll, Fleischsack. Das ist bei den Tusken nicht gerade unüblich. Sie schicken ihre Kinder zu großen Kriegern, fähigen Händlern oder erfolgreichen Schamanen, in der Hoffnung, das ihre Kinder ihr Wissen und ihre Fähigkeiten erwerben. Natürlich werden viele nicht angenommen und manche lernen nichts. Aber das System hat sich über Jahrzehntausende bewährt."
"Jahrzehntausende?", fragte Hus erstaunt.
"Jahrzehntausende. Die Tusken sind das älteste Kulturvolk in diesem Bereich der Galaxis. Sie lebten schon tausende Jahre in der Wüste, bevor von Corellia auch nur ein einziger Frachter gestartet war."
"Und Alok wollte mich als seinen Meister?"
"Er hat es vorgeschlagen, ja."
"Aber Alat hat abgelehnt?"
HK-50 ließ etwas hören, was man als Lachen interpretieren konnte. "Aus gutem Grund. Um dein Schüler zu werden, hätte Alok nämlich ins Imperium eintreten müssen. Und das war dann wohl doch etwas viel verlangt."
"Also, mir hat es bisher nicht geschadet", murrte Hus. "Tja, dann kommt jetzt noch mal der schwere Part. Bericht erstatten bei Major Drax."
"Du sagst es", seufzte Cloudbreaker.
***
Die Abschlussbesprechung fand im Büro des imperialen Gouverneurs statt. Hus hatte auf den Weg in den Palast die beiden AT-ST gesehen, die ihnen auf dem Schlachtfeld gefehlt hatten und sich eine nicht so schöne Meinung über den Gouverneur gebildet. Zumindest hielt das an, bis er und Cloudbreaker das Büro betraten. Der Gouverneur saß hinter seinem Schreibtisch. Major Drax lehnte auf Höhe des Möbelstücks links an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Mr. Governor", sagte Hus höflich.
"Ah, der Mann der Stunde. Captain Hus." Der kleine dicke Mann stand auf und kam um den Schreibtisch herum. Er war zwei Köpfe kleiner als der Corellianer, aber ihm fehlte absolut der übliche ölige Charme, den so mancher imperiale Beamte um sich verbreitete. Der Händedruck des Gouverneurs war ein wenig feucht, aber fest. "Ich bin Adin Windchaser, mein guter Junge. Meine Tochter hat schon gestern Großes von Ihnen erwartet, und ich glaube, sie hat Recht behalten."
"Ihre Tochter, Sir?"
"Ich glaube, Sie kennen sie. Sie kommandiert Ihr B-Platoon."
Hus runzelte die Stirn. "Hel? Hel ist Ihre Tochter?"
Der Gouverneur gab einen Laut leisen Missmuts von sich. "Ja, ich weiß. Sie überragt mich um anderthalb Köpfe, aber sie hat meine Augen und meine Haarfarbe. Zum Glück aber die Nase und den Mund ihrer Mutter. Dieser Unglaube passiert mir so oft, ich sollte ihn gewohnt sein, aber... Na ja, da hat man schon mal eine so begabte, erfolgreiche und hübsche Tochter, und keiner glaubt es einem."
Hus sah den kleineren Mann genauer an. Und dann erkannte er Hels Gesichtszüge in diesem Gesicht wieder. "Tatsächlich", sagte er verblüfft.
"Wirklich?", fragte er strahlend. "Kommen Sie, setzen Sie sich. Sie auch, Cloudbreaker. Und dann erzählen Sie mir, was die Tusken von uns fordern." Flink nahm er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz.
"Nun, Mr. Gouvernor, alle wichtigen Forderungen der Tusken habe ich bereits umgesetzt. Sie haben ihre Toten aus zwei Zwischenfällen mit der 501. Legion verlangt und die haben Cloudbreaker und ich gesucht und gefunden und ihnen gebracht. Dann haben sie Zeit bis morgen Abend erbeten, um den getöteten Bantha schlachten und essen zu können. Die ersten Stämme werden aber heute noch in die Wüste zurückkehren. Die letzten morgen Abend, nachdem ich mit ihrem Anführer Alat einen Tee getrunken habe."
"Tee? Er hat Ihnen Tee in Aussicht gestellt, Captain?"
"Ja, und eine ziemlich schmackhafte Sorte dazu. Wegen dem Abzug hat er auch ein Flugverbot gefordert, dem ich zugestimmt... Ist etwas, Mr. Gouvernor?"
"Woher wissen Sie, wie der Tee schmeckt, mein junger Freund?"
"Bei unserer ersten Verhandlung ließ er eine Plane errichten, die uns vor der Doppelsonne geschützt hat, Sir. Er nannte mich seinen Gast und gab mir Tee zu trinken. Er nannte das Getränk Jonga-Tee."
Der Gouverneur und Drax tauschten einen verblüfften Blick aus. "Jonga-Tee", sagte Drax. "Jonga-Tee habe ich das erste Mal gekriegt, als ich - wie lange? - schon zehn Jahre mit Sandleuten zu tun hatte. Und dazu musste ich hundert von ihnen besiegen, damit mein Ansehen bei ihnen weit genug wachsen konnte."
"Mir scheint, wir haben hier wirklich einen fähigen jungen Mann vor uns sitzen, mein guter Zoltran", sagte der Gouverneur mit Wohlwollen in der Stimme.
"Sie haben ihm auch bereits einen Namen gegeben", sagte Cloudbreaker mit Schalk in der Stimme.
"Na, das ist ja mal interessant. Wie nennen denn unsere vermummten Freunde den guten Captain?", fragte Drax.
"Alat nannte ihn Do-grz-lorol-tai."
"Der nicht sterben will?", wiederholte der Gouverneur verblüfft. "Ein interessanter Name."
"Wie es scheint, hatte Alat ihn fünfzehn Mal im Visier, aber jedes Mal ging sein Schuss daneben", erklärte Tyra amüsiert. "Deshalb der Name."
Die erstaunten Blicke wandten sich wieder Hus zu. "Sie haben wirklich Eindruck auf die Tusken gemacht. Ein Ehrenname, und das noch am ersten Arbeitstag." Windchaser lachte auf. "Ich denke, wir haben uns nicht zuviel von Ihnen versprochen, seit wir von Lord Vader wissen, dass Sie zu uns kommen werden."
"Eher noch zu wenig", brummte Drax. Es klang amüsiert.
"Also, wenn ich das richtig verstehe, sind sie morgen Abend alle wieder weg?", hakte der Gouverneur nach.
"Richtig, Sir. Außerdem sagte Alat noch, dass wir nur in unseren Enklaven leben dürfen, weil die Tusken es gestatten."
Windchaser warf Drax einen triumphierenden Blick zu, den dieser mit einer Geste beantwortete, die bedingungslose Kapitulation bedeutete. Hus fragte sich, worum es gerade genau ging.
"Sie waren doch so umsichtig, die Tusken beobachten zu lassen, mein lieber Jaava?"
Hus nickte. "Jeweils zwei Platoons von der Ersten und der Zweiten Kompanie bewachen das Tuskenlager und die Ausfallwege der Stadt. Ich glaube nicht wirklich daran, dass Alat sein Vorhaben kurzfristig ändert, aber unvorsichtig werde ich auch nicht sein."
Der imperiale Gouverneur und der Major lachten leise. Es klang sehr zufrieden. "Ich bin gespannt, wie er es mit den Hutten aufnehmen wird", sagte der Gouverneur leise. "Captain, ich werde Sie für eine zivile Auszeichnung vorschlagen. Das war sehr, sehr, sehr gute Arbeit. Und es ist besser gelöst, als Zoltran und ich je erwartet hätten. Wir erwarten weiterhin so verdammt gute Arbeit von Ihnen, Do-grz-lorol-tai. Und... Machen Sie Ihrem Tusken-Namen Ehre, Jaava."
"Ich werde mich bemühen, Sir." Hus salutierte, da er annahm, entlassen worden zu sein.
"Nicht so eilig. Was macht die Schlächterrechnung, Captain?", sagte Drax von seinem Platz an der Wand aus.
"Drei Tote siebzehn Verletzte, davon neun schwer in der Ersten Kompanie. Zwei der Toten sind Spürtruppler, die mit ihren Gravschlitten abgeschossen wurden. Einer stammt aus dem C-Platoon erstes Squad, zweites Fireteam. Er war der Scharfschütze und hat ein Duell gegen einen Scharfschützen der Tusken verloren. Womöglich gegen Alat, Sir."
"Gut, das nenne ich glimpflich ausgegangen. Die Akten der Toten sollen so fix es geht auf meinen Schreibtisch. Ich muss Berichte schreiben und den Angehörigen mein Beileid aussprechen, Pensionen anfordern und vieles mehr." Er sah zu Cloudbreaker herüber. "Wie sieht es bei dir aus, Tyra?"
"Die Miliz unter Deputy Burly hatte herbe Verluste, aber meine Sandtruppen haben nicht mal 'nen Kratzer abgekriegt."
"Na immerhin etwas. Das wird die Gemüter der Zivilisten wohl ein paar Wochen kühlen. Hoffe ich zumindest, Adin."
Der Gouverneur lachte leise. "Idealistischer Träumer, du." Die beiden grinsten sich an.
"So, damit ist der offizielle Teil abgeschlossen", sagte Drax. Erneut salutierte Hus, weil er dachte, diesmal sei er entlassen.
"Kommen wir zum informellen Teil, Captain."
Cloudbreaker runzelte die Stirn.
"Sagen Sie, Jaava, über den Helmfunk war es nicht sehr deutlich zu verstehen, aber haben Sie First Lieutenant Cloudbreaker tatsächlich um ein Date gebeten?"
Nun war es Hus, dem die Röte in beide Musculus Buccinator fuhr. "Äh, ja, Sir."
"Hm." Drax stieß sich von der Wand ab. "Dann sind Sie ein noch tapferer Mann, als ich gedacht habe. Haben Sie sich das auch gut überlegt, Hus? Ich meine, wir reden hier von Tyra Cloudbreaker, und gegen sie sind fünfzehntausend Tusken ein Klacks."
"DAD!", rief Tyra entrüstet. Sie griff nach Hus' Rechter und zog ihn hinter sich her. "Kümmer dich um deinen eigenen Kram, ja? Und lass gefälligst mein Leben in Ruhe!" Hastig, Hus fast schon hinter sich herschleifend, verließ sie mit ihm das Büro. Das Lachen der beiden Männer verebbte erst, als sich die Tür wieder geschlossen hatte.

Erleichtert ließ sich Tyra gegen die nächste Wand sinken. "Oh, im Namen von allem, was mir heilig ist: Er mag dich."
"Er mag mich?" Irritiert starrte Hus die junge Frau an. "Und was noch viel wichtiger ist: Drax ist dein Vater?"
"Nun, ja. Jeder hat einen Vater. Du etwa nicht?"
"Ja, schon, habe ich. Aber Drax? Major Drax? Der alte Freund von Lord Vader?"
"Ja. Genau der. Und?", fragte sie mit einem entwaffnenden Lächeln.
"Okay. Das erklärt einiges."
Ihr Lächeln verblasste. "Äh?"
"Ihr habt den gleichen unwiderstehlichen Charme, Tyra."
"Ach." Sie stieß sich von der Wand ab und legte beide Hände um den Hals des Corellianers. "Haben wir das? Unwiderstehlich?"
"Absolut unwiderstehlich."
"Gerade mal so vom Gong gerettet, Jaava", sagte sie, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und ließ ihn wieder los. "Komm, die Arbeit erledigt sich nicht von alleine."
"Ach ja, da war noch was." Genauer gesagt vierhundertzwanzig Sandtruppler, die auf seine und Tyras Führung warteten.
***
Am Abend des nächsten Tages waren die meisten Tusken bereits abgezogen. Lediglich gute dreitausend waren noch verblieben, und auch sie machten sich bereit für den Aufbruch. Vom Bantha war nichts mehr übrig geblieben. Wirklich absolut nichts. Nur noch ein paar Kochfeuer schwelten vor sich hin.
Hus und Alat trafen sich wieder unter dem Sonnenschutz, obwohl eine Sonne des Zwillingssystems bereits untergegangen war und die andere seitlich hineinstrahlte.
Sie teilten sich einen Schlauch Tee, wobei Hus nicht so recht wusste, wie der Sandräuber mit seiner Maske überhaupt trinken konnte.
Als sich der Tuske wieder erhob, tat der Corellianer es ihm nach.
"Meiner Pflicht als Gastgeber ist Genuge getan, Do-grz-lorol-tai. Nun bleibt nur noch, deinen Namen in die Wüste hinaus zu tragen und über deine Taten zu berichten. Aber bete, bete zu allem, was dir heilig ist, dass wir uns nie wieder als Feinde begegnen. Das nächste Mal hast du vielleicht nicht so viel Glück."
"Woran merke ich, dass wir uns als Feinde begegnen?", fragte Hus.
"Du bist in der Wüste und ich töte dich", erklärte Alat mit amüsierter Stimme. "Lass es nicht so weit kommen, Corellianer. Sei schlau und bleibe bei den Zivilisationiern."
"Ich werde deinen Rat beherzigen, Alat."
"Ja, das wirst du tun. Weil du schlau bist. Aber sollten die Umstände eines Tages aus Gründen, die wir heute noch nicht sehen können, einmal anders sein, dann..." Der Tuske trat an HK-50 heran, der Hus erneut begleitete. "Verberge das, HK, bis es einmal gebraucht wird."
In der Hand Alats lag eine Maske, wie die Tusken sie verwendeten.
Der Droide seufzte. "Warum muss ich immer für solche Spielchen herhalten?" Er öffnete einen Teil seiner linken Brustverkleidung. "Nun gib den Fetzen schon her." Die Maske verschwand in einer Nische in der Brust. Nachdem HK-50 die Verkleidung wieder geschlossen hatte, wies nichts mehr auf die Existenz der Maske hin.
"Ich verstehe nicht..."
"Trage diese Maske, und man wird dir unter den Sandleuten helfen. Auch, mich zu finden. Aber das überlege dir gut, denn ich habe einen hohen Preis, Jaava Hus."
Hus nickte. "Den du wert bist, wie mir scheint."
Alat lachte und klopfte dem Corellianer auf die Schulter. "Du gefällst mir, Captain. Du gefällst mir wirklich. Vielleicht schicke ich dir Alok ja doch. Wenn du noch ein bisschen länger überlebt hast. Wir werden es sehen, nachdem du dich mit Jabba und den Hutten angelegt hast."
"Ich habe nicht vor, mich mit den Hutten anzulegen. Erst recht nicht mit Jabba selbst", erwiderte Hus.
"So? Die Macht ist da vollkommen anderer Ansicht, junger Hus." Der Tuske lachte laut. "Wir sehen uns wieder, Jaava Hus." Der Tuske wandte sich um und ging davon. Und während er das tat, schien er vor Hus' Augen zu verschwinden. Hastig setzte er den Helm auf, aber auch die Scanner und die Ortung fand keine Spur mehr vom Sandräuber. "Okay, jetzt bin ich beeindruckt." Er seufzte. "Gehen wir zurück, HK."
Während sie zu ihrer Linie zurückschritten, begannen auch die letzten Tusken mit ihrem Aufbruch. Nicht mehr lange, und nichts würde mehr daran erinnern, dass die Garnison und Bestine von fünfzehntausend kampfbereiten Tusken bedroht worden war.
"Beeindruckend, Fleischsack, wie viel Sand du aufwirbeln kannst, ohne verschlungen zu werden."
"Hätte er mich denn verschlingen müssen?"
HK-50 schnaubte aus. "Dich? Nein. Jeden anderen? Ja."
Hus schüttelte sich. "Lass das, HK. An die Legende, die du gerade strickst, komme ich doch nie heran. Ich werde wahrscheinlich doch jung sterben."
Mitfühlend klopfte ihm der Droide auf die Schulter. "Keine Sorge, Jaava Fleischsack Hus. Ein früher Tod ist für die Legendenbildung ohnehin sehr wichtig."
"Und wenn ich gar keine Legende werden will?", murrte Hus.
"Seit wann fragt das Schicksal um deine Meinung?"
Hus seufzte. "Ich glaube, das ist der Beginn einer wundervollen Freundschaft, HK."
"Eventuell, Fleischsack. Eventuell." Nach diesen Worten brach der Droide in lautes Gelächter aus, in das Hus einfiel. Immerhin, die ersten beiden Tage als Sandtruppler auf Tatooine war geschafft. Wieviel schwerer konnten Tag drei und der Rest der Woche werden?

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