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Zum Ende der Seite springen Chevaliers Season V
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Cattaneo
Major


Dabei seit: 31.07.2002
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Die Stunde des Donners

17. Juni 3067, Sulafat, Odaga-Verwaltungszone, Provinz Aomori, im Tao-Delta

Die Flammen loderten wie wild empor, angefacht durch die Windböen. Vor dem flackernden Feuerschein erschienen die Mechs wie gestaltgewordene Alpträume, Dämonen des Todes und der Zerstörung. Ohne sich um herumfliegende Trümmerteile und Flammen zu kümmern vollbrachten sie ihr Zerstörungswerk. Sie waren zu dritt – zwei Bluthunde/Geier und eine Viper/Libelle. Methodisch arbeiteten sie sich von einem Ende der Anlage zum anderen vor – darauf bedacht, den Elementaren genug Zeit zu lassen, ihren Lastenschweber aus dem Lagerhaus der Fabrik zu beladen.
Das Ziel des Angriffs war eine lokale Aufbereitungsanlage gewesen, welche dazu diente, die Ausbeute der örtlichen Erntecamps aufzubereiten. Gegenwärtig waren nur wenige Camps besetzt, doch die Flussläufe brachten auch in der kühleren Jahreszeit ausreichend Erträge, um den Betrieb zu rechtfertigen. Die Endveredelung würde in den Städten erfolgen, aber dennoch fanden sich hier Halbfertigprodukte im Millionenwert. Die Anlage war denn auch entsprechend gesichert gewesen – doch was vermochten einige Dutzend Angehörige privater Sicherheitsdienste mit Handfeuerwaffen und wenigen lMG gegen Omnis und Elementare? Die Belegschaft hatte eiligst die Flucht ergriffen, so wie klar geworden war, was hier anrückte. Die Angreifer hatten ihnen ein paar Salven hinterhergefeuert, waren offenbar aber mehr auf Zerstörung als auf Blutvergießen aus. Offenkundig waren Zivilisten und Halbsoldaten unter ihrer Würde, wenn sie nicht den Fehler machten, sich ihnen in den Weg zu stellen.

Das hieß nicht, dass die Angreifer vollkommen sorglos waren – ein weiterer 40-Tonner sicherte die Anlage gegen vorwitzige Einheimische ab, während der Rest der Truppe plünderte oder die Anlage in Einzelteile zerlegte.
Die Kommandeurin der Truppe verkniff sich ein sardonisches Grinsen. Es war geradezu beeindruckend, wie professionell ihre Untergebenen ihre Aufgaben erledigten. Doch trotz aller Zurschaustellung von Feuerkraft und Zerstörung war dies – wenn alles nach Plan ging – nur die Ouvertüre, und sie selber nur eine unbedeutende Spielerin im großen Gesamtkonzert. Den fliehenden Einheimischen musste das natürlich ganz anders vorkommen – nicht einmal auf einer Welt wie Sulafat war es alltäglich, dass ein knappes halbes Dutzend Mechs aus allen Rohren feuernd durch das Unterholz brachen und es dabei offensichtlich auf einen abgesehen hatten. Es blieb zu hoffen, dass irgendjemand noch genug Mumm gehabt hatte, einen Notruf abzusetzen…

Geradezu abergläubisch vermied sie es, in die Richtung zu schauen, aus der sie und ihre Kameraden gekommen waren. Dort – außer Sicht der Flüchtigen und durch das Unterholz gut verborgen – lauerten fast zwei komplette schwere und überschwere Mech-Lanzen.
,Wenn die Leute in der Anlage DAS gesehen hätten, würden sie vermutlich nicht aufhören zu rennen, bis sie in Taonami angekommen sind.‘
Nun, die Überraschung, die diesen Höllenhunden bevorstand, war sicherlich ebenfalls sehenswert…

***

Zur selben Zeit, etwas weiter südlich

Für einen Moment ließ der Wind nach – obwohl der Sturm schon weitergezogen war, peitschten doch immer wieder heftige Böen die Dschungelbäume. Der Mechpilot schlug die Tarnplane zurück, die er sich um den Körper geschlungen hatte. Er bot einen etwas grotesken Anblick, soviel war sicher. Feste Stiefel schützten Füße und Unterschenkel – das war weise auf einer Welt wie Sulafat, mit ihren giftigen Insekten und mit Dschungelgräsern, die mitunter wie Rasierklingen schnitten. Seine Hose aber war sehr kurz geschnitten, und der Oberkörper unter der Plane war nur mit einer Kühlweste bedeckt, so dass er nur mühsam ein Zittern unterdrückte, denn die Dschungelnacht war kalt. All dies war natürlich ein Tribut an den Umstand, dass sich das Cockpit eines Mechs im Gefecht schnell in einen Backofen verwandeln konnte, insbesondere wenn man ein Modell führte, das vor allem auf Energiewaffen setzte. Was zweifellos für den Kampfgiganten galt, der gut getarnt wenige Meter entfernt förmlich mit dem Unterholz verschmolz. Da das Cockpit eher eng geschnitten war, zog man sich besser schon draußen um.
Für einen Moment verzogen die schmalen Lippen sich zu einem ironischen Lächeln. Dieses Outfit war sicher nicht sehr beeindruckend oder furchteinflößend. Aber es gab im Moment wahrlich wichtigere Dinge zu Bedenken.

Fern, sehr fern leuchte es über den Baumwipfeln auf, und wenige Sekunden später waren dumpfe Explosionen zu hören. Das künstliche Wetterleuchten schien geradezu mit den Blitzen des abziehenden Sturms zu wetteifern, so wie sich der Gefechtslärm mit dem fernen Donner mischte. Lautlos zählte der Mechkrieger mit, dann lächelte er erneut. Was wie blindwütiges Waffenfeuer aussah, barg zugleich eine versteckte Botschaft – und laut dieser lief alles bisher nach Plan.
Natürlich wäre Funkverkehr praktischer gewesen, aber abgesehen von dem Terrain und Wetter, die ohnehin die Verständigung erschwerten, bestand immer die Gefahr, dass jemand mithörte und sich selbst aus verschlüsselten Botschaften einen Reim machte.
Vor allem aber…
Einige Dutzend Meter entfernt war ein schnittiger Fulcrum-Schwebepanzer geparkt. Das Fahrzeug mit dem weit nach hinten versetzten Turm, der eine bösartig wirkende und ziemlich große Laser-Linse und einen mittelschweren LSR-Raketenstarter aufwies, war mit seinem Wächter ECM wie dafür geschaffen, nicht nur sich, sondern auch verbündete Einheiten zu verbergen. Was sich freilich auch auf den eigenen Funk auswirkte.
Natürlich hatte man nichts dem Zufall überlassen, sondern auch dieses wie die übrigen Fahrzeuge geschickt vor Beobachtern getarnt. Und so warteten sie hier, über 200 Tonnen Kampfgewicht an Mechs und fast ein Dutzend Scout- und Gefechts-Schwebepanzer. Sicher, mehr als die Hälfte der Schweber waren betagte Modelle, Technik des 4. Nachfolgekrieges – Condor-D, Drillsons, Scimitars und ein Saracen. Sie waren verlässlich, darauf kam es an, auch wenn kaum eine der Maschinen über modernisierte Waffen oder Panzerung verfügte. Und sie hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Selbst wenn der Gegner Luft-/Raumjäger am Himmel gehabt hätte – womit glücklicherweise nicht mehr zu rechnen war – er hätte sich sehr schwer getan, die Falle zu entdecken.

Der Mann mittleren Alters, von vielen Lupus genannt, gestattete sich für einen Moment so etwas wie Selbstzufriedenheit – ein Gefühl, das er sonst sorgsam unterdrückte. Aber er war mit seinen Untergebenen wie mit sich selbst zufrieden, dass sie es geschafft hatten, ihre Positionen zu beziehen, ohne Staub aufzuwirbeln. Die exzellenten Informationen, die ihnen aus unbekannter Quelle zugespielt wurden, hatten eine große Rolle gespielt. Doch Offiziere und Mannschaften hatten ein gerüttelt Maß an Anteil an dem Gelingen, und damit einmal mehr ihr Können bewiesen. Sie hatten die Marschrouten sorgfältig ausgesucht, erkundet und beobachtet, und dies hatte sich bewährt.
Er brauchte keine Karte, um das Gelände auf Kilometer im Umkreis vor seinem inneren Auge Gestalt annehmen zu lassen. Er hatte tage-, ja wochenlang Karten und 3-D-Simulationen studiert, sich jede noch sei kleine Einzelheit eingeprägt. Er wusste – wie seine Untergebenen – wo mit trügerischem Untergrund zu rechnen war, und ob seine Maschine in der Lage sein würde, durch das Unterholz zu brechen.
Vor ihm, einige hundert Meter entfernt, zog sich eine der Dschungelpisten, die Sulafats sonst weitestgehend unberührten Dschungel zerschnitten. Sie war nicht gerade in gutem Zustand – die Straßen an der Peripherie des besiedelten Landstreifens wurden gerade soweit in Stand gehalten, dass sie ihren Zweck erfüllten. Aber diese Trasse aus verdichteter Erde mit Schotterbeimischung, flankiert von Streifen gerodeter Vegetation, war der einzige Weg, den Radfahrzeuge nehmen könnten. Und auch für Kettenfahrzeuge war es nicht ratsam, zu weit abzuweichen – zu leicht fuhr man sich in dem trügerischen Dschungelboden fest. Schweber mussten ebenfalls das Unterholz meiden, sie hatten aber Alternativen. Wie etwa den namenlosen Flusslauf 100 Meter hinter Lupus‘ Standort. Letzte Meldungen deuteten jedoch darauf hin, dass die Höllenhunde ihre Maschinen beieinander behalten würden und auf der Straße heranrückten, anstatt sich aufzuteilen. Letzten Endes würde dies vermutlich keinen großen Unterschied machen…
Jenseits der Straße zog sich eine Hügelkette durch den Dschungel, gerundete Kuppeln von nicht viel über 50 bis 100 Metern Höhe, deren Abhänge nach den heftigen Regenfällen zweifellos rutschige Schlammwüsten darstellten. Und so rahmten Fluss und Uferwald auf der einen, Dschungel und Hügel auf der anderen Seite die Straße ein. Es war nicht gerade das Gelände für einen Bilderbuch-Hinterhalt, aber es hatte Potential.

Nun blieb nur abzuwarten, ob die Höllenhunde in die Falle laufen würden. Zweifellos hatten sie inzwischen einige bittere Lektionen gelernt – dafür hatten Lupus‘ Kameraden gesorgt. Aber sie konnten es sich nicht leisten, ZU vorsichtig zu sein. Nicht jetzt, wo sich ihr Missionsziel, die plündernden Clanmaschinen, gleichsam zum Greifen nah präsentierte. Sollten sie argwöhnen, dass diese hinter den Schicksalsschlägen der letzten Tage und Stunden steckten, dann kam Rache als zusätzlicher Antrieb hinzu. Zudem war der Gegner für die Com-Star-Lakaien zwar nah – aber nicht so nah, dass es ihnen nicht leicht aus die Händen gleiten konnte, wenn sie nicht schnell und kräftig genug zupackten. Was dazu führen mochte, dass sie Wochen, ja Monate auf eine neue Chance warten mussten – und ihr Scheitern nicht nur vor ihren Geldgebern sondern auch den mehr als misstrauischen kuritanischen Adligen zu rechtfertigen hatten.
Und natürlich wussten die Höllenhunde nicht, dass schon vor mehr als einer Woche ein Landungsschiff voller Truppen Sulafat erreicht hatte. Truppen, die sich nun bereit machten, in einer Zangenbewegung über die ComStar-Söldlinge herzufallen.
Ebenso wenig konnten die Höllenhunde sich gewiss sein, dass ihr primäres Ziel mehr als doppelt so stark war, als sie vermuteten. Sie mochten mit Überraschungen rechnen, aber kaum in dieser Größenordnung.
Natürlich ließ sich nicht ausschließen, dass sie den Braten doch noch rochen…
Nun, vielleicht gab es Mittel und Wege sie davon zu überzeugen, dass sie sich anstrengen und vor allem beeilen mussten, um ihren Preis doch noch einzuheimsen.

Ein letztes Mal atmete Lupus tief ein. Ein Stück weit war es berauschend, Luft zu atmen, die nicht gefiltert oder aufbereitet worden war, auch wenn diese Welt nicht seine Heimat. Für einen Moment hob er den Blick zum Himmel, mit einem vagen Gefühl des Bedauerns. Noch immer verbargen die Wolken die fernen Sterne, und das, was zwischen ihnen war.
Dann senkte er den Kopf. Methodisch überprüfte er seinen persönlichen Kommunikator, den Ladestand seiner überschweren Laserpistole, den Sitz des Stiefeldolches, die Vibroklinge, die an seiner Kühlweste befestigt war. Dann schlug er die Plane zurück und setzte sich in Bewegung. Keine Minuten später saß er im Cockpit seines Mechs. Eines nach dem anderen meldeten die Waffensysteme Bereitschaft. Es war Zeit, einmal mehr in den Kampf zu ziehen…

***

Ein gutes Stück landeinwärts

Mit einem satten Schmatzen wühlten sich Panzerketten durch den Schlamm. Große Vollreifen ächzten, als sie sich die voranquälten. Dumpf wimmerten die Schweberantriebe. Wasser, Schlamm und zerfetzte Pflanzenteile wurden durch die Gegend geschleudert. War schon die Dschungelpiste jenseits der Hügel von einer echten Straße weit entfernt – dieser auf keiner Karte verzeichnete Pfad war nicht mehr als ein überwucherter Forstweg, angelegt von Holztransportern, die Dschungelgiganten zur Verarbeitung abgekarrt hatten, vor ein, vielleicht zwei Jahren. Die Wildnis hatte den Weg schon lange zurückerobert, doch waren ihre Sendboten noch so schwach, dass sie gegen die tonnenschweren Fahrzeuge nur hinhaltenden Widerstand leisten konnte – nicht aber sie aufhalten. Das knappe Dutzend gepanzerter Fahrzeuge – ein Fulcrum-Spähschweber, einige Maxim- oder Blizzard-Truppentransporter, Artilleriefahrzeuge vom Typ Hunter und Striker sowie ein einsamer Goblin-Kampfpanzer – fuhren im Schritttempo. Wie Schiffshalter an stählernen Haifischen klebten alptraumhafte Gestalten an der Außenhaut der Stahlkolosse – Männer und Frauen in Gefechtspanzern, natürlich sämtlich in Dschungeltarnfarben, wie die Fahrzeuge auch.

Als die Kolonne stoppte – mit Sicherheitsabständen zwischen den einzelnen Vehikeln – schwärmten die gepanzerte Infanterie sofort aus. Mühelos überwanden die Gefechts-Exoskelette das trügerische Terrain, rückten zur Hügelkuppe vor. Von Servomotoren und Myomermuskeln verstärkte Gliedmaßen ließen sich von Schlamm und Steigung nicht lange aufhalten. Konventionelle Infanteristen – nur eine Handvoll Beobachter und Sniper – folgten, wenn auch weitaus langsamer. Zwei der Soldaten schritten nur bedächtig aus und spulten dabei leichte Telefonkabel ab – eine antiquierte Technik, aber eine, die Kommunikation unabhängig von Interferenzen ermöglichte.
Andere Infanteristen in Gruppen von je drei oder vier hetzten in Richtung der nächsten Täler, schmale Einschnitte zwischen den Hügeln. Die Männer und Frauen schwankten unter dem Gewicht der Tellerminen, die sie schleppten.
Der Aufmarsch vollzog sich in einer Lautlosigkeit, die bedrohlicher wirkte als jedes noch so laute Befehlsgebrüll oder prahlerische Marschlied. Die Handgriffe saßen, jeder wusste, was zu tun war. Weitere Bewaffnete schwärmten zwischen den Schützenpanzern aus, brachten am Straßenrand ihre Waffen in Stellung. Drohend reckten Mörser ihre Mündungen gen Himmel, türmten sich neben ihnen die Munitionskisten. Mit einem leichten Surren schwenkten die Lafetten und Geschütztürme der Fahrzeuge auf ihre Ziele. Wenn auch der ,Unterkiefer‘ zu Lupus‘ Falle deutlich schwächer war – seine Zähne waren scharf. Und bald schon würden die Höllenhunde ihren Biss zu spüren bekommen…

***

Noch weiter im Süden

Die 20 Tonnen schwere Kampfmaschine brach durch das Unterholz wie ein wahnsinnig gewordener Dinosaurier, schneller noch als diese, mit knapp 60 Stundenkilometern. Sie wich geschickt großen Dschungelgiganten aus und drückte kleinere Bäume und Äste einfach beiseite. Violint war dankbar für ihre verstärkten Muskeln und den praktisch unbrechbaren Griff, mit dem sie sich an dem Stahlkoloss festklammerte. Normale Menschen wären – egal wie stark sie waren – einfach heruntergewischt oder abgeschüttelt worden, mit knochenbrechender Wucht zu Boden gefallen. Aber als Trägerin eines Gefechtspanzers, gehüllt in eine Schale, die alles unterhalb eines überschweren Maschinengewehrs aufhalten konnte, brauchte sie sich darüber keine Gedanken zu machen. Dennoch vergewisserte sie sich, dass ihre Untergebenen am Platz waren. Sie waren zu viert, die sich an dem Mech festklammerten – ein leicht modifizierter Omni der Klasse, die von ihren Schöpfern Feuervogel, in der Freien Inneren Sphäre aber Sprinter getauft worden war. Neben den Elementaren trug der Mech auch noch einiges an Sprengmitteln – Minen und andere Überraschungen.
Ihr Ziel war eine Brücke, ein paar Kilometer im Süden. Sie zu sprengen und das Ufer zu verminen würde die Höllenhunde nicht wirklich aufhalten – Schweber waren an Brücken nicht gebunden, und die schweren Panzer konnten den relativ seichten Nebenfluss auch durchfahren. Aber wenn auch nur ein, zwei Maschinen mit zerschmetterter Schürze oder gesprengten Ketten zurückblieben, würde dies das kommende Gefecht deutlich erleichtern, den Gegner vielleicht zu Unvorsichtigkeiten verleiten – und ihn von dem Gedanken abhalten, dass er in eine Falle marschierte und man ihn gar nicht wirklich aufhalten WOLLTE, sondern es nur so erscheinen ließ.

Violint fühlte leichtes Unbehagen. Nicht wegen der rasanten Fahrt – die Mechpilotin schien ihr Handwerk zu verstehen, auch wenn sie das erste Mal eine Maschine der Einheit ins Gefecht lenkte. Und ganz gewiss nicht aus Angst vor dem Kampf. Violint war jung, aber in Kriegsjahren eine alte Frau.
Es machte ihr eher Sorge, was nach der Schlacht passieren würde. Die Befehle von Lupus waren ebenso klar wie radikal gewesen. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich mit diesem Aspekt ihres Berufes konfrontiert sah, aber anders als die Mehrzahl ihrer Kameraden hatte sie damit nicht ihren Frieden gemacht – wenn man das so nennen konnte. Man konnte sich natürlich fragen, was besser war. Dass sie mit dem haderte was sie tat, und doch ihre Befehle ausführte, oder die Haltung ihrer Kameraden, die sich in der festen Überzeugung, das richtige zu tun, nicht mit solchen Bedenken aufhielten.
Doch dann verdrängte sie diese Gedanken. Zum einen ging es um das Überleben – ihr eigenes, und wichtiger noch, das ihrer Untergeben.
Und außerdem – gab gewiss Menschen, die mehr Mitleid verdienten als dieses Söldnergeschmeiß, vermutlich sogar die verdammten Kuritaner…

***

Weit, weit weg, im selben Moment

Die Frau schwebte bewegungslos in dem verwaisten Raum, direkt vor dem Sichtfenster, einem Geist gleich, lautlos. Das Sprungschiff war ein gespenstischer Ort, da nur ein einziges Landungsschiff, das kleinste verblieben war.
Für einen Moment fragte sich, ob sich so ein Gott fühlen mochte. Weit entfernt von den Menschen – in der Lage, unendlich weit zu sehen, wissend, aber unfähig, selbst einzugreifen? Ja, gut möglich, zumindest wenn man an bestimmte…Götter…dachte. Ein bitterer Gedanke, aber einer, der ihr nur allzu vertraut war.
Der Sturm auf Sulafat war noch aus dem All zu sehen, ein ausgefranster, tiefschwarzer Fleck, der langsam über den Planeten kroch. Was am Boden Tod und Zerstörung verbreitete, hatte aus dem All eine eigenartige Schönheit.
Die Finger der Betrachterin huschten über das Papier und fingen ihre Eindrücke ein – was sie sah, und das, was sie fühlte. Das war das einzige, was sie im Moment tun konnte.
Die Wolkenfetzen waren wie die Schwingen der Wakinyan, der hier unhörbare Donner das Schlagen ihrer Flügel.

Doch obwohl sie mit großer Präzision und Sorgfalt zeichnete, waren ihre Gedanken woanders. Der Schlachtplan war solide, vor allem dank der Flut an Informationen und sorgfältigen Vorbereitung. Und doch – im Krieg konnte stets etwas schiefgehen, und wie ihr XO sie zu erinnern pflegte, war die Operation vielleicht schon ZU ausgeklügelt, was stets die Gefahr von Störungen barg. Sie kannte die Männer und Frauen am Boden, wusste um deren Fähigkeit, sich ungewohnten Situationen, überraschenden Wendungen anzupassen – sie hätten nicht überlebt, wären sie dessen nicht fähig gewesen.
Sie hatten einen langen, und oh so blutigen Weg gemeinsam hinter sich gebracht, und für die meisten war dieser gemeinsame Weg ohnehin nur Teil einer langen, schrecklichen Reise. Was sollte sie tun, wenn diese Reise heute endete? Sie würde ihre Kameraden bitter vermissen, einige noch mehr als andere.
Aber hatten sie überhaupt noch ein Ziel, oder war nicht die Reise im Grunde das einzige, was sie noch am Leben erhielt?
Es war einmal mehr die Stunde des Donners, eine Stunde des Blutes – und sie konnte nur zusehen, wie ein allsehender, und doch machtloser Gott. Während sie wartete und beobachtete, sich fragte, ob dies vielleicht das Ende sein würde, wanderten ihre Gedanken rückwärts durch Zeit und Raum, zu dem Moment in dem die Reise begonnen hatte…

Ende
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Cattaneo
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Der letzte Tanz

Vor vielleicht anderthalb Jahren, Palast des Hauses Davion, Avalon City, Kontinent Albion, Planet New Avalon, Vereinigte Sonnen

Der Bürgerkrieg, der zahllose Planeten des einstmals Vereinigten Commonwealth verwüstet und Millionen von Menschenleben zerstört hatte, dauerte inzwischen bereits gut vier Jahre. Die Putschisten um Victor Steiner-Davion waren auf dem Vormarsch, auch wenn sie so manchen herben Rückschlag und vor allem hohe Verluste erlitten hatten, die sie nur partiell durch die Hilfe von Söldnern wie den Kell Hounds und sogar Clantruppen kompensieren konnten. Wie der Krieg enden würde, ließ sich noch nicht absehen, doch nicht wenige munkelten, die Entscheidung würde auf den Hauptwelten fallen. Und da die Fürsten der Nachfolgestaaten nicht gerade dafür bekannt waren, freiwillig auf ihre Macht oder Ansprüche zu verzichten, war abzusehen, dass der Krieg noch eine ganze Weile weitergehen und viele Opfer kosten würde.
Davon freilich merkte man im Palast des Hauses Davion wenig. Gewiss, die Herrscherin wusste nur zu gut, dass es selbst auf ihrer Haupt- und Heimatwelt genug Leute gab, die ihr Verderben, ja den Tod wünschten, und zum Teil auch verzweifelt oder dumm genug waren, diesem Wunsch nachzueifern. Nicht von ungefähr waren in den letzten Jahren tausende Männer und Frauen wegen Illoyalität von ihren Posten entlassen oder wegen Verrates inhaftiert worden – und einige Dutzend waren vor den Läufen von Erschießungskommandos geendet. Das war angesichts einer planetaren Bevölkerung von Milliarden gewiss nicht viel – die Gräuelmärchen der Putschistenpropaganda, die aus der Herrin des Lyranischen Commonwealths und der Vereinigten Sonnen eine Despotin vom Format der blutrünstigsten Diktatoren der irdischen Geschichte machen wollten, waren nun einmal nicht mehr als eben das. Aber die Wachposten nahmen ihre Aufgaben ernst. Die Durchsuchungen wurden höflich durchgeführt, die Sicherheitsmaßnahmen waren diskret – aber sie wurden effizient umgesetzt. Doch wenn sich die Gäste davon gestört fühlten, ließen sie es sich nicht anmerken. Natürlich, wer am Hofe eines der Nachfolgefürsten verkehrte, war es gewohnt, über störende Aspekte hinwegzusehen. Man war gut beraten, genau zu wissen, was man bemerken und was man tunlichst zu ignorieren hatte. Zudem, auch wenn mancher Betrachter aus der Unterschicht und mancher Sozialkritiker die Stirn gerunzelt und angesichts des hier versammelten Glanzes und Reichtums verächtlich die Lippen verzogen hätte – die ,Paradiesvögel', die hier so scheinbar sorglos teils in zivilem Outfit, teils in Galauniform prunkten, hatten guten Grund die Feste zu feiern wie sie fielen. Seit jeher hatte es insgeheim geheißen – und oft zu Recht – das Kriege von reichen Leuten gemacht, aber von armen Leuten geführt wurden. Und dies stimmte auch im 31. Jahrhundert ein Stückweit. Doch was man nicht vergessen durfte war, dass es keine Gruppe gab, die im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung so viele Angehörige in die Streitkräfte entsandte und folglich auch so viele Opfer zu beklagen hatte, wie der Adel. Dies fing in den höchsten Häusern an und setzte sich fort bis zum Äquivalent der ,Ritter' oder, wie mancher es ausgedrückt hätte, Equites – des niedrigen Militäradels, dessen Lehen lange Zeit primär ihren Besitz an Mechs und Jägern, seltener auch an Landungsschiffen und konventionellen Gefechtsmitteln finanziert hatte. Inzwischen übernahm der Staat eine wesentlich größere Rolle bei der Zurverfügung-Stellung von Kriegsgerät, da nicht alle Häuser mit den Kosten der rasanten Modernisierung der letzten drei Jahrzehnte mithalten konnten. Doch selbst der niedere landbesitzende Adel war weiterhin in vielen Fällen stolz darauf, nicht selten auch ihre Erben, um so mehr aber einen Teil der nicht erbberechtigten Mitglieder in die Streitkräfte zu entsenden. Ein Stolz, der oft teuer erkauft und bezahlt war.

Der mittelgroße, schlanke Mann in der lyranischen Hauptmannsuniform war nicht der Einzige seiner Art. Neben ihm gab es noch etliche Vertreter der Steiner-Truppen oder von Söldnereinheiten, deren Uniformen ebenfalls etwas von den Davion-Monturen abwichen. Die Angehörigen der Streitkräfte der Vereinigten Sonnen zeigten keine Standesdünkel, auch wenn einige insgeheim welche empfinden mochte. Aber man kämpfte nun einmal Seite an Seite um das Überleben und diente derselben Herrin.
Das Gesicht des Offiziers mit dem leicht dunklen Teint, in dem eine markante Nase und scharfe Züge noch das Bemerkenswerteste waren, fiel ebenfalls nicht sonderlich auf. Seine Galauniform wies ein ordentliches Maß an Kampagne- und sonstigen Abzeichen sowie mehrere Orden auf, die man sich nur im Kampfeinsatz verdienen konnte. Doch da gab es nichts, was nicht von so manch anderem gleich- oder höherrangigen Besucher ebenfalls erreicht oder gar übertroffen wurde. Selbst zwei individuelle Aufnäher – einer zeigte einen stilisierten schwarze Ritter, der andere einen Totenschädel mit einem Dolch zwischen den Zähnen – fielen nicht aus dem Rahmen, denn dergleichen Extravaganzen waren nicht so selten. So trug mancher Teilnehmer einen Wappenaufnäher, das Abzeichen seiner Einheit oder Akademie. Dass der Hauptmann sich das letzte von mehreren Verwundetenabzeichen erst kürzlich verdient hatte, bewiesen die etwas eckigen Bewegungen, auch wenn er mögliche Restschmerzen seiner Blessuren gut überspielte. Er hätte eigentlich leicht in der Menge auf- und untergehen können, doch irgendwie schien er sich nicht recht wohl zu fühlen, hielt sich abseits des Treibens. Dabei hatte das Fest noch nicht einmal richtig begonnen – nicht zuletzt, weil SIE noch fehlte. Die Frau, um die sich hier alles drehte, deren Lächeln und Nicken den raschen Aufstieg versprachen, deren Stirnrunzeln und kalter Blick hingegen eine Karriere vernichten konnten.
Es war gewiss nicht die Verachtung des "Kriegers" oder "Frontsoldaten", die den Hauptmann von der Mehrheit der Feiernden trennte. Er schaute nicht mit Herablassung oder Unwillen auf sie, eher mit einer Mischung aus Wehmut und trübsinnigem Neid. In solchen Momenten erkannte er schmerzlich, dass er nicht wirklich zu ihnen gehörte, auch wenn er sich nicht zum ersten Mal in solchen Kreisen bewegte. Oh, er wurde sicher von vielen respektiert und akzeptiert, weil sie ihn kannten oder zumindest seinen Rang und Abzeichen achteten, aber...konnte er mit diesen Männern von gleich zu gleich reden, über Dinge, von denen er im Grunde nichts verstand? Konnte er die Aufmerksamkeit einer dieser Frauen – ob nun in Uniform oder in einem prunkvollen Abendkleid – gewinnen und auch bewahren? Diese Fragen stellen hieß bereits im Grunde, sie zu verneinen, und das wurde ihm in diesem Moment einmal mehr schmerzlich bewusst. Nun, diejenigen die ihn hierher bestellt hatten, verschwendeten an seine Gemütsverfassung gewiss keine Gedanken. Er fragte sich freilich, warum sie sich für diese Scharade entschieden hatten, anstatt ihn einfach in einen Kommandostand einzubestellen. Vermutlich spielten sie zu oft und gerne Spione.

Er wusste nicht, WEN er hier WARUM und WANN treffen sollte, nur, dass man auf ihn zutreten würde, und dass es wichtig war. Wenn es etwas gab, das er als Söldner und Soldat über die Jahre gelernt hatte, dann sich damit zufrieden zu geben. Man hielt ihm einen Reifen hin, deshalb sprang er. Man gab ihm einen Befehl, und er führte ihn aus. Also hieß es sichtbar, wenn auch nicht auffällig zu bleiben und sich in Geduld fassen. Da er nun einmal hier war, war er jedoch entschlossen, aus der Situation das Beste zu machen. Und so wandte er sich nach einem letzten sichernden Blick dem opulenten kalten Buffet zu, das Köstlichkeiten aus gefühlt der halben Inneren Sphäre aufwies, und machte sich daran, es methodisch wenn auch nicht ohne Manieren und Augenmaß abzuarbeiten. Das gehörte zu den Dingen, die ein Soldat lernte – Schlaf, Essen und die Möglichkeit sich zu waschen waren keine Selbstverständlichkeit, sondern ein oft schmerzlich entbehrter Luxus, und wann immer die Möglichkeit für eines davon bestand, nutzte man sie besser. Denn wer wusste schon, was die nächsten Wochen brachten?

Er hatte gerade den ersten Durchgang beendet und bereitete sich darauf vor, bei einigen ausgesuchten Leckerbissen einen zweiten Gang einzulegen, als er ebenso überraschend wie rüde unterbrochen wurde: "Du meine Güte, Hauptmann, ich hoffe, Sie sind bei den Getränken nicht ebenso gründlich."
Der Offizier drehte sich um, stellte seinen Teller ab und nahm automatisch Haltung an. Er erkannte den Unterton der Autorität, auch wenn dieser sich mit Spott maskierte. Die Frau, die ihn über ein Glas mit undefinierbarem Inhalt hinweg musterte, war eher kleingewachsen, nur etwas mehr als fünf Fuß groß, von kräftiger Statur, die irgendwie so gar nicht zu dem blauschwarzen Abendkleid passen wollte, das sie trug. Das lange schwarze Haar hatte sie kunstvoll hochgesteckt. Allerdings hatten sich einige Strähnen aus dem Kopfschmuck aus Silber und blauen Steinen befreit. Auch ihre Halskette war aus Silber und Türkisen gemacht, ein einfacher aber massiver Silberring schmückte ihren rechten Ringfinger. Schwarze, leicht schrägstehende Augen in einem kuritanisch anmutenden Gesicht, das bestenfalls attraktiv, in jedem Fall aber eher aggressiv als schön wirkte, begutachteten ihn – sehr berechnend, sehr kalt.
Er neigte ehrerbietig den Kopf, und nach kurzem Zögern überließ die Frau ihm ihre Hand für den obligatorischen angedeuteten Handkuss. Die beiden stellten sich einander vor: "Hauptmann Vittorio Cattaneo." Er schlug die Hacken zusammen: "Mit wem habe ich die Ehre und das Vergnügen?"
Die Frau musterte ihn, während ein leichtes Lächeln um ihre Lippen spielte:
"Topsana Rice, Gräfin von Wetumpka, und ob es ein Vergnügen wird, da sollten Sie sich vielleicht nicht so sicher sein."
Sie erwartete nicht, dass dies eine sonderliche Reaktion hervorrufen würde. Wetumpka war ein Planet der fast am Rande der Vereinigten Sonnen lag. Bereits in der Ära der Kriege besiedelt, wies die Geschichte der Welt keinerlei Besonderheiten auf, die ihm zu größerer Bekanntheit verholfen hätten.
Der Offizier zeigte denn auch auf ihren Titel keine besondere Reaktion, lächelte aber in einer etwas ungelenken Geste und gab eine der üblichen Plattitüden von sich: "Nun, Ihr nehmt ja Notiz von mir und redet sogar mit mir." Mit leider Stimme fügte er hinzu: "Ich nehme an, Ihr seid meine...Verabredung für heute Abend."
In ihrem Gesicht wetterleuchtete so etwas wie zynischer Spott: "Das kommt darauf an, was man darunter versteht...was würden Sie wohl sagen, wenn ich mit Unverständnis darauf reagiere? Und ich denke, das ,Ihr' können Sie sich erst einmal sparen."
Er lächelte nur schief, während er gehorsam den Kopf neigte: "Ich würde sagen, dass Sie mit Sicherheit nicht gerade mich angesprochen hätten, wenn sie keine bestimmte Absicht verfolgen würden. Wissen Sie, worum..."
"Hauptmann..." die Stimme der Frau war kaum hörbar, aber nicht ohne Schärfe: "…wenn man über den Grund unseres Treffens HIER reden könnte, dann hätten man es Ihnen auch gleich im offenen Funkverkehr mitteilen können. Haben Sie etwas Geduld."
Insgeheim schalt er sich einen Idioten – sie hatte natürlich Recht, und er hätte es eigentlich besser wissen müssen. Es war ja nicht seine erste Lektion auf diesem Gebiet. Deshalb war er fast erleichtert, als sie ihm knapp zunickte: "Da wir also noch nicht viel zu bereden haben, schlage ich vor, wir tanzen – ansonsten erwecken wir noch Aufsehen. Es muss ja einen Grund geben, dass ich bei Ihnen stehe. Das heißt, falls Sie sich vom Buffet losreißen können..."

Einige Frauen und Männer mochten im Kampf wie auf dem Tanzboden gleichermaßen brillieren – und umwerfend sahen sie angeblich auch noch aus – aber nur ein Mensch mit einem sehr zweifelhaften Verhältnis zur Wahrheit hätte dergleichen über dieses spezielle Paar behauptet. Der Hauptmann war sichtlich außer Übung, litt zudem noch unter den Nachwirkungen seiner Verletzung – und hatte offenbar Probleme damit auf dem Parkett zu führen, wenn die Frau in seinem Arm jemand war, den er de facto als Vorgesetzte ansah. Seine Partnerin wiederum war sichtlich mit den Gedanken woanders und ihrer Miene war deutlich anzusehen, dass sie sich bestimmt nicht amüsierte, es war eher, als ob sie ein lästiges Pflichtprogramm absolvierte. Zu einem Empfang dieser Art gehörte der Tanz eben dazu. Einige andere Frauen und Männer, die sie zu kennen schienen, waren von ihrer Leidensmiene jedoch offenbar nicht gerade überrascht.
Es war vermutlich für beide eine Erleichterung, als nach angemessener Zeit ein Musikwechsel die Ausrede bot, das Tanzparkett wieder zu verlassen.
"An Ihren Tanzfertigkeiten müssen Sie noch arbeiten, Hauptmann." meinte die Frau, als sie das Treiben auf dem Parkett beobachteten.
Der Offizier lächelte leicht: "Das gilt sicher nicht für Sie." meinte er, mit eher routinierter als aufrichtiger Galanterie: "Aber Sie fühlen sich hier doch auch nicht gerade wohl. Als ob Sie nicht hierher gehören. Oder vielleicht ,nicht länger'."
Seine Begleiterin fixierte ihn prüfend, fast lauernd: "Und was bringt Sie zu dieser tiefschürfenden Erkenntnis?"
"Kennen Sie dieses Märchen für Kinder, von dem hässlichen Entlein, das am Ende ein wunderschöner Schwan wird? Nun, das passiert nicht immer..."
Die Frau lachte auf, wenngleich eher belustigt als gekränkt: "Kein Wunder, dass Sie keine Begleitung finden. Es gibt Frauen, die würden Ihnen für diese Worte ihr Glas ins Gesicht schütten."
Der Hauptmann schüttelte den Kopf: "Pardon, so war's nicht gemeint. Warten Sie, ich bin noch nicht fertig. Es gibt eine ähnliche Geschichte, die habe ich als Kind einmal gelesen. Da geht es um ein Adlerjunges, das von einer Wildgans aufgezogen wird. Sie versucht ihm beizubringen, er sei wie sie...aber am Ende findet er doch heraus, dass er ein Adler ist."
Die Frau legte den Kopf schief: "Ist es das, was Sie sehen? Einen Adler inmitten von Gänsen? Oder vielleicht Schwänen?"
"Was immer Sie wollen. Ich erkenne die Spuren, die ein Helm hinterlässt, wenn man ihn jahrelang trägt. Und ich erkenne es, wie sich jemand bewegt, der mehr als einmal verwundet und wieder zusammengeflickt wurde. Der Krieg...nicht so sehr das Töten, aber das Sterben um uns, der Schmerz, der Verlust von Kameraden...es verändert einen. Sicher nicht zum Besten, aber das ist eben der Preis, den man zahlt. Hm...lassen Sie sehen...ich vermute mal...Sie sind keine Mechpilotin. Eher Kampfflieger – konventionell oder L-R?"

Vermutlich das erste Mal seit sie auf ihn zugetreten war, zeigte sich so etwas wie wirklicher Respekt in der Stimme der Frau: "DAS war wirklich gut beobachtet. Letzteres. Und, um Ihrer unvermeidlichen Frage unter unseresgleichen zuvorzukommen, ich bin Major – in etwa Oberstleutnant in der lyranischen Rangtabelle, denke ich – und darf auf meinen Helm momentan zwölf von meiner Sorte und neunzehn von euch Schlammstapfern tragen."
Die Bewunderung in den Augen des Hauptmanns war unübersehbar. Er wusste freilich nicht, dass er die Wahrheit getroffen, sie aber zum Teil auch verfehlt hatte. Die Frau fühlte sich auch deshalb nicht ganz wohl, weil etwas – jemand – fehlte, der für sie fester Bestandteil dieser Art des Lebens gewesen war. Menschen, mit denen sie es hatte teilen wollen, und die auf die eine oder andere Art und Weise verloren waren, ohne oder mit sehr wenig Hoffnung, sie je wiederzusehen. Mancher Verlust lag so lange zurück, dass man sich an ihn so sehr gewöhnt hatte wie an ein verlorenes Körperteil. Man vergaß nie GANZ, das etwas fehlte, aber man hatte damit zu leben gelernt. Es mochte hin und wieder Gelegenheiten geben, an denen der alte Schmerz unverhofft wieder in voller Stärke zurückkehrte. Doch das war nur noch selten der Fall. Andere Verluste und Verletzungen aber waren noch frisch und schmerzten jeden Morgen aufs Neue, wenn sie aus der dunklen Welt der Träume in die Realität zurückkehrte. Aber das ging den Offizier natürlich nichts an.
Auch aus Sorge, der überraschend scharfsichtige Hauptmann könnte weiter Mutmaßungen über sie anstellen, ließ seine Begleiterin ihre Stimme wieder ins Spöttische abgleiten zu lassen: "Aber da wir schon darüber gesprochen haben warum ICH vielleicht nicht hierher passe – was ist IHRE Ausrede. Was sind SIE in dieser Versammlung von Raub- und Ziervögeln?"
Die Stimme des Mannes klang beinahe beiläufig, nicht prahlerisch, einfach nur nüchtern: "Ich bin ein gut dressierter aber simpler Jagdfalke, oder vielleicht besser ein Wolfshund. Ich schlage auf Befehl zu und reiße meinen Feind in Stücke, auf wen man mich auch hetzt. Ich weiß, dass ich dafür respektiert, gefüttert und gepflegt werde. Aber ich bilde mir nicht ein, ich würde wirklich ganz dazu gehören zu Euresgleichen. Eine Lektion, die etliche meiner...Kollegen leider nicht verstehen wollen."

***

Eines musste man dem Organisator ihres kleinen Maskenballs lassen, er verstand sich darauf, die Puppen tanzen zu lassen – oder zumindest den richtigen Moment zu erkennen. Als ein Bediensteter, der sich mit der Routine des "lebenden Inventars" des Palastes ungesehen durch die Menge bewegen konnte – viele Adlige nahmen Domestiken als etwas so Selbstverständliches hin, dass sie diese buchstäblich übersahen – die beiden beiseite winkte, fiel es praktisch niemanden auf. Nur eine vielleicht schon etwas angeheiterte Adlige in einem möglicherweise ein wenig gewagten Kleid prostete der Begleiterin des Hauptmanns gut gelaunt zu, wobei sie kurz hintereinander erst drei, dann zwei Finger abspreizte. Offenbar gab sie dem Hauptmann gerade einmal eine Fünf auf der Werteskala. Der Offizier ignorierte das kurze Intermezzo, ob aus Übung, Gleichgültigkeit oder weil er es nicht wahrnahm, das musste offen bleiben. Die Frau an seiner Seite hingegen kniff wütend die Lippen zusammen. Vielleicht wegen des frivolen Zwinkerns ihrer Standesgenossin, das implizierte, dass die sich so ihre Gedanken über das genaue Ziel und Absichten des Paares machte.
Die beiden folgten ihrem ortskundigen Wegbegleiter durch einige zusehends leere Gänge. Dann, ohne dass es einen Hinweis auf den Auslöser gab, schwang mit einmal eine scheinbar massive Wand auf und enthüllte einen schmalen aber erleuchteten Eingang. Der Hauptmann musste an sich halten, um nicht überrascht nach Luft zu schnappen – im Unterschied zu seinen Begleitern. Was ihn zur Vermutung veranlasste, sie würden das nicht das erste Mal machen: "Schnell jetzt." zischte die Majorin, und bedeutete dem Diener – er war vielleicht nicht NUR ein Lampenputzer und Kellner – voranzugehen.
So wie sie den Geheimgang betreten hatten, schloss sich die Tür ebenso lautlos und ohne sichtbaren Auslöser wie sie sich geöffnet hatte. Es schlossen sich noch einige Minuten Weg an, links, rechts, nach oben, nach unten – inzwischen hatte der Offizier restlos die Orientierung verloren – bevor sie durch eine weitere Tür ein kleines Besprechungszimmer betraten. Der Raum konnte sich ebenso tief im Inneren der Erde als auch irgendwo im oberirdischen Teil des Palastes hinter vermeintlich massiven Wänden verbergen. Es gab keine Möglichkeit, das festzustellen.

Außer den Neuankömmlingen war nur eine einzige Person anwesend. Er war hager, hochgewachsen, grauhaarig, mit einem Schnurrbart und trotz seiner zivilen Kleidung deutete die steife Haltung auf einen Militär hin, vermutlich jemand, der auf dem ,Feld der Ehre' schon so manchen Liter Blut und manchen heilen Knochen gelassen hatte. Der Hauptmann ordnete den ,Gastgeber' sofort als Geheimdienstler ein. Nicht unbedingt als Einsatzagenten – die wirklich guten konnten abhängig von Alter und Geschlecht als so ziemlich alles erscheinen, von der fürsorglichen Großmutter bis zum nervigen Teenager. Aber sein Gegenüber hier war mit Sicherheit jemand von der Koordinationsebene. Ein hochrangiger Ex-Soldat, der taktisches Geschick mit Verwaltungsroutine und der Fähigkeit verband, über den Tellerrand seiner Militärration zu blicken. Er kannte diesen Menschenschlag nur zu gut, und brachte ihm großen Respekt entgegen.
Der ältere Mann nickte knapp: "Setzen Sie sich. Einen Weinbrand, Whiskey oder Gin?"
Der Hauptmann lächelte schwach: "Weinbrand bitte. Ich habe so das Gefühl, dass ich ihn noch brauchen werde, ehe die Besprechung vorbei ist." Seine Begleiterin lachte halblaut auf, widersprach aber nicht. Der Bedienstete schenkte ein und zog sich in eine Ecke zurück.
Der ältere Mann musterte den Hauptmann direkt, nicht seine von Rang und Stand bedeutendere Begleiterin: "Sie fragen sich sicherlich, weshalb wir uns diese Umstände machen, anstatt Sie einfach zu briefen?"
"Der Gedanke kam mir. Ich gehe einmal davon aus, dass der Einsatz den Sie mir zuteilen wollen so ,schwarz' oder irregulär ist, dass Sie lieber auf Nummer sicher gehen wollen." Er grinste: "Paranoide Geister könnten auch auf die Idee kommen, dass Sie sich die Option offen halten wollen, sich meiner...Verschwiegenheit zu ,versichern', falls ich ablehnen oder Einwände haben sollte. Glücklicherweise bin ich nicht paranoid, wenn es um meine eigenen Leute geht. Und ja, ich nehme den Auftrag an."
Jetzt war es an dem Älteren zu lächeln. Seine Worte waren an niemanden besonderes gerichtet: "Es freut mich, dass die Analyse seiner Persönlichkeit so zutreffend war. Wirklich gute Arbeit – und ich verstehe, warum man ihn für einen der besten Kandidaten hielt." Dann fixierte er erneut den jüngeren Offizier: "Nun, Sie haben Recht. Der Einsatz, für den Sie sich so schnell und bedenkenlos bereiterklärt haben, startet und verläuft vollkommen unter dem Radar. Er ist sowohl in Sachen Befehlsstruktur als auch bezüglich der Einsatzdoktrin weitestgehend von den regulären Kampfhandlungen abgekoppelt und ist nur durchführbar durch engste Zusammenarbeit mit den Geheim- und Sicherheitsdiensten. Und, ohne Sie zu sehr loben zu wollen, er ist ihnen wie auf den Leib geschnitten. Sowohl Ihre Einsatzerfahrung als auch die Sonderausbildung in Sachen Polizei- und Kommandotaktiken sind genau die Art von Qualifikation, die wir benötigen. Verbunden mit Ihrer Bereitschaft, zu tun was getan werden muss und der Loyalität zu unserer Sache..."
An dieser Stelle schaltete sich die Frau ein: "Bevor Sie unserem Gast noch einen Heiratsantrag machen, dürfte ich erst zum Wesentlichen kommen?"
Der Hauptmann hielt unwillkürlich die Luft an, aber der Geheimdienstler überging die Impertinenz der Adligen einfach, als wäre er dergleichen gewöhnt. Stattdessen lachte er leise: "Gut, dann fangen Sie an. Es ist immerhin IHRE Idee."

Die Frau stand auf, offenbar hielt ihr Tatendrang es nicht im Sessel aus. Es hätte vielleicht albern ausgesehen wie sie – mindestens einen halben Kopf kleiner als die beiden Männer und noch immer in Abendkleid und Schmuck – einen militärischen Vortrag hielt und dabei mit geballten Fäusten auf und ab stolzierte. Aber es war etwas in ihrer Stimme und Miene, das Respekt einforderte.
"Ich denke, eine Einführung in die strategische Situation kann ich mir sparen. Der Gegner – teilweise verstärkt durch Abschaum aus der halben Inneren Sphäre in der Fremdenlegion Allard-Liaos, Söldnerbanden wie die Kell Hounds und mit besten Verbindungen zu den Exilwölfen – zielt auf unsere Kernwelten. Wir halten noch immer eine große Zahl strategisch bedeutsamer Welten und Produktionszentren, aber die Fähigkeit des Feindes zur Schwerpunktbildung – sie kämpfen uns an einer Stelle nieder und verlegen dann einen Großteil der Truppen zum nächsten Brennpunkt – hat zusammen mit dem Einsatz von Terror- und Rebellenzellen dazu geführt, dass wir zu sehr reagieren, anstatt dem Gegner unsere Bedingungen aufzuzwingen oder ihn ökonomisch auszubluten. Auf den von den Putschisten besetzten Welten bleiben zumeist nur Rest- und Reserveverbände, gerade genug, um die loyale Bevölkerung niederzuhalten und die Suche nach versprengten Resten der regulären Truppen fortzusetzen. Das bedeutet, es gibt auf vielen dieser Welten hunderte, wenn nicht tausende loyale Soldaten, untergetauchte Beamte, Geheimdienstagenten, vereinzelte auch Schläferzellen von Loki oder den Füchsen, falls Heimdall-Terroristen oder Verräter im Geheimdienst diese nicht ausgeschaltet haben. Wir haben momentan leider nicht die Stärke für eine umfassende Gegenoffensive um diese Situation auszunutzen, weil wir einen Großangriff des Feindes auf unsere Zentren um jeden Fall verhindern müssen. Kann das Putschistengesindel auch nur Tharkad ODER New Avalon besetzen, würde das der Sache der rechtmäßigen Herrscherin ungemein schaden, und eine Anzahl wankelmütiger Kandidaten im Inneren wie Äußeren hätte den notwendigen Vorwand, die Seiten zu wechseln. Das Ziel ist es deshalb, und ich denke, wir haben gute Chancen dies zu erreichen, die Bedingungen schrittweise zu ändern – zumindest aber die Frontlinie des Feindes auszudünnen, seine Nachschubslinien zu schwächen und seine Moral zu untergraben."
Sie rief ein Karte auf, auf der eine Anzahl Welten markiert war: "Zunächst einmal werden wir sechs bis acht Kampfgruppen bilden – ich hatte ja mindestens ein Dutzend verlangt, aber lassen wir das. Bei einer von denen, genauer gesagt bei meiner, möchte ich Sie als XO, Hauptmann, aus den Gründen, die unser eloquenter Gastgeber umrissen hat. Jede Gefechtsgruppe besteht aus mindestens einer Kompanie Mechs oder zwei Kompanien moderne Panzer, vorzugsweise Schwebern, einer verstärkten Kompanie Sprungtruppenkommandos oder Gefechtsanzüge und einer wenn möglich verstärkten Kompanie Luft-/Raumjäger, gegebenenfalls durch einige Unterstützungselemente ergänzt. Die Verbände werden aus den Resten abgekämpfter Einheiten, aus Hausverbänden loyaler Adligen – so werde ich einige Kontingente beisteuern – und ,naturalisierter' Söldner wie Ihnen, Hauptmann, gebildet. Aus Soldaten, die man ohne großes Aufsehen zusammenziehen und auf deren Loyalität wir uns zugleich voll und ganz verlassen können. Die entweder genau wissen, was wir zu verlieren haben, oder ohnehin eine Bereitschaft mitbringen, zu tun, was von ihnen erwartet wird. Oder beides. Kern jedes Verbandes ist ein Invader-Sprungschiff, ein Seeker-Landungsschiff – beides Schiffe, die perfekt für Langstreckenoperationen geeignet sind – sowie ein oder zwei weitere Landungsschiffe. Die Verbände sind dafür ausgerüstet, möglichst autonom zu operieren. Wir sind gerade dabei, die Beladung fertig zu stellen, aber es ist noch Zeit, dass Sie ein paar Vorschläge anbringen können, sollte Ihnen tatsächlich noch eine gute Idee kommen, an die ich nicht gedacht habe." Bescheidenheit war sicher keines ihrer Laster.
"Die ausgesuchten Maschinen sind möglichst gebräuchliche Muster, wobei ein gewisser Wert auf Energiewaffen gelegt wird – um so die Beschaffung von Ersatzteilen und Munitionsnachschub zu erleichtern. Zudem müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass auch die Soldaten physisch und psychisch leistungsfähig bleiben, selbst wenn sie über Monate keinen Planeten betreten – die Erfahrungen früherer Langstreckenraids in den Nachfolgekriegen und bei Operationsgruppe Schlange können da gute Dienste leisten. Der Anmarsch zu den ausgesuchten Zielen, sämtlich kürzlich von den Putschisten überrannte Welten, erfolgt über Schleichrouten, nötigenfalls auch über Piratensprungpunkte. Es geht jedoch nicht nur darum, jeweils ein einzelnes Ziel zu treffen. Dies ist der Auftakt, wobei die Kampfgruppen auf das Engste mit dem Geheimdienst zusammenarbeiten. Wir greifen Welten an, die nur über Restgarnisonen verfügen. Es ist nicht unser Ziel, sie zu nehmen und zu halten – nur die örtlichen Verbände einschließlich der lokalen Polizei an bestimmten Punkten überwältigen oder zumindest zu schwächen. Maximaler Gewalteinsatz dürfte die effektivste Methode sein, weswegen der Einsatz einiger überschwerer Mechs und Luftangriffe durchaus Erfolg verspricht. Wenn wir die örtlichen Garnisonsverbände effektiv ausschalten können, wäre dies wünschenswert, aber sie zu zerstreuen und zeitweilig zurückzuwerfen ist auch schon ausreichend. Wir nehmen unsere versprengten Soldaten und befreiten Kriegsgefangenen auf, zerstören an Nachschub und Fertigungsanlagen, was wir finden. Gibt es auf dem Planet Widerstandsgruppen gegen die Putschisten, können wir sie mit Beutematerial unterstützen, eventuell auch mit mitgebrachten Spreng- und Kommunikationsmitteln, ausgesuchten Experten und dergleichen mehr. Ebenso wichtig ist ein gezielter massiver Schlag gegen die zivile Verwaltung der Putschisten, die sich zumeist auf eine relativ überschaubare Gruppe von Überzeugungstätern stützt, plus einer Menge von Mitläufern. Schalten wir die Köpfe aus, Adlige, Verwaltungsexperten und dergleichen, dürfte ein großer Teil des Rests entweder ängstlich in Deckung gehen, oder aber zumindest panisch nach Verstärkung schreien."

An diesem Punkt mischte der Geheimdienstler sich wieder ein: "Etwaige Listen werden im Vorfeld beziehungsweise von unseren Agenten vor Ort zusammengestellt. Das genaue Verfahren ist Sache des Einsatzkommandeurs. Diese erhalten, zusammen mit ausgesuchten und entsprechend ausgebildeten Offizieren, die erweiterte Standgerichtsbarkeit."
Was nichts anderes hieß, als dass sie entsprechend des Kriegsrechtes Urteile fällen konnten – in Schnellprozessen vor Militärtribunalen, bei denen es so etwas wie eine angemessene Verteidigung oder gar eine Berufungsinstanz nicht gab. Und sie urteilten nicht nur über Militärpersonal, sondern auch über zivile Personen, die nach den sehr schwammigen Bestimmungen ,kriegsrelevante Vergehen' begangen hatten – was in einem Bürgerkrieg traditionell SEHR weit gefasst wurde. Dies war kein vollständiger Freibrief, denn ein Missbrauch der Befugnisse konnte bestraft werden. Aber Bürgerkriege hatten es an sich zu eskalieren, je länger sie sich hinzogen. Dieser war da keine Ausnahme, und was zu Anfang des Krieges fast undenkbar erschienen mochte, war inzwischen fast alltäglich geworden. All das war dem Hauptmann nur zu bewusst, dafür hatte sowohl seine Ausbildung als auch einige seiner früheren Einsätze in diesem wie in anderen Konflikten gesorgt.

Jetzt übernahm wieder die Gräfin: "Anschließend kehren die Verbände nicht etwa zurück, wie unsere Gegner vermutlich erwarten werden und wie wir ihn möglichst glauben lassen, sondern setzen ihre Operation weit im Rücken des Feindes fort. Deshalb ist es so wichtig, dass sie möglichst autonom operieren können, und entsprechend darauf vorbereitet sind, über Monate weitestgehend auf eigene Faut zu handeln. Das erfordert natürlich weit mehr als nur traditionelle Einsatzführung, Instandhaltung und Bevorratung, schon um die Einsatzbereitschaft und Moral der Truppen zu erhalten. Es wird kein Kinderspiel, aber ist machbar. Die Verbände wechseln stets ihre Kennungen, Abzeichen, Tarnmuster – wenn möglich operieren sie auch getarnt als Putschistenverbände bis das Feuer eröffnet wurde, geben auf den Welten auf denen sie kurzfristig die Oberhand haben falsche Auskünfte über ihren Hintergrund und so weiter. Der Gegner soll im Unklaren bleiben, gegen wen und wie viele Verbände er eigentlich kämpft. Die Verbände müssen dazu natürlich ihre weiteren Routen und Ziele mit unseren Vorort-Agenten abstimmen um auf neue Erkenntnisse zu reagieren, und die Freiheit haben, autonom zu entscheiden. Ziel ist es, in Bewegung zu bleiben, und möglichst viel Zerstörung in einem möglichst großen Gebiet anzurichten, bis sich keiner mehr sicher fühlt, zumindest auf den Welten ohne starke Garnison. Unterwegs können die aufgesammelten Versprengten und befreiten Gefangenen einerseits helfen, Gefechtsverluste auszugleichen, andererseits auch an größere Widerstandszellen oder an geheime Sammelstellen abgegeben werden, die sie in loyale Systeme schleusen und wieder zum Kampfeinsatz bringen. Wenn die Putschisten nicht riskieren wollen, dass ihr Hinterland kaum mehr regierbar ist und ihre Soldaten anfangen zu meutern, weil sie sich um ihre Familien sorgen, müssen sie Verbände umdirigieren oder zumindest den Ausstoß ihrer ohnehin angespannten Fertigungsanlagen und Ausbildungseinrichtungen eher für Verteidigungszwecke einsetzen."

Der Hauptmann hatte sichtlich fasziniert zugehört: "Na, Sie brauchen ja nicht meine Einschätzung oder gar Zustimmung, aber ich finde den Plan brillant. Viele Militärs denken nur in den Bahnen von ,Angreifen – Gegner vernichten' und dann bestenfalls ,Halten'. Die einzige Tonnage die sie kennen ist die der Mechkompanien. Solche Dinge wie wirtschaftliche, politische und psychologische Faktoren der Kriegführung passen nicht in ihre Vorstellung vom Krieg als nobles Duell gleichgestellter Gegner. Aber dieser Plan...der könnte wirklich einiges bringen, weit mehr als die vielleicht drei, vier kombinierten Regimenter, die man dafür benötigt, in einer regulären Schlacht ausrichten würden. Darf ich fragen, wie Sie auf die Idee gekommen sind?“

Die Gräfin lächelte den Offizier aufrichtig, fast strahlend an – sie war offensichtlich nicht unempfänglich für Lob, vor allem wenn es so schnell und unverblümt geäußert wurde. Was daran liegen mochte, dass sie mit ihren Plänen gewiss mehrfach gegen verschlossene Türen und felsenfeste Widersprüche gerannt war. Es sagte einiges über ihren Dickschädel aus, dass sie sich davon nicht hatte entmutigen lassen.
"Sagen wir mal so, das ist eine Art Familientradition, an die ich mich erinnert habe." äußerte sie mit einem Grinsen, zugegebenermaßen etwas ominös.
Der Geheimdienstler wählte seine Worte sehr sorgfältig und bedächtig, als er sich wieder einbrachte: "Sie werden in den nächsten Tagen Gelegenheit haben, ihre Pflichten ordnungsgemäß zu übernehmen. Wir stehen unter Zeitdruck, aber eine gewisse Frist bleibt noch. Doch wir müssen verschwiegen, effizient und bedachtsam handeln. Das könnte eine der größten Herausforderungen sein, vor denen Sie in ihrer gesamten und durchaus beeindruckenden Karriere gestanden haben. Hat die Operation Erfolg, dann werden Sie einen Beitrag geleistet haben, der für das Leben unzähliger Menschen von entscheidender Bedeutung war – ob man Ihnen nun dafür offen danken wird oder nicht. Aber eines dürfen Sie gewiss sein – Steiner und Davion zahlen IMMER ihre Schulden. Doch zugleich muss Ihnen eines klar sein, Hauptmann. Die Art und Weise wie diese Operation durchgeführt wird, werden viele als fragwürdig, wenn nicht gar schlicht als falsch bezeichnen, am Rande, oder gar eindeutig jenseits der so genannten Regeln der zivilisierten Kriegsführung. Wir werden feindliche Nachschubsbasen angreifen und zerstören, nötigenfalls auch Produktionszentren treffen. Wir müssen gegen Hochverräter vorgehen, ob diese nun Uniform tragen, oder nicht – aber das ist immer eine hässliche Angelegenheit. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und wenn Sie dabei in Gefangenschaft geraten, haben Sie mit Schonung durch das Putschistengesindel nicht zu rechnen – falls der Feind überhaupt eine Kapitulation akzeptiert."
Der Hauptmann verzog die Lippen zu einem geringschätzigen Lächeln: "Sie haben es ja selbst betont. Ich verstehe die Regeln der zivilisierten Kriegsführung als solche für einen zivilisierten Gegner. Wir kämpfen gegen Verbrecher, Hochverräter – Vogelfreie. Wer sich aus freien Stücken für diesen Weg entscheidet, darf sich über die Konsequenzen nicht wundern. Und was die Gefahr für Leib und Leben angeht... Sie wissen doch zweifellos, dass ich ohnehin bereits in Absentia zum Tode verurteilt wurde. Namentlich von einem selbsternannten ,Marschall' der Putschisten, in dessen Weltbild jeder Loyalist offenbar mindestens ein Massenmörder, wenn nicht gleich Pädophiler und Kindermörder ist. Was eigentlich recht bezeichnend ist für die Sorte von Kreaturen, mit denen Victor sich gerne umgibt, nicht wahr? Wie der Herr...
Ich wurde übrigens ,verurteilt' für Verbrechen, die ich nicht begangen habe, auf einem Planeten, den meine Einheit nie betreten hat. Ich denke, mehr als einmal hinrichten kann man mich wohl schwerlich, da sollte es sich wenigstens lohnen."
Er straffte sich: "Ich bin gebürtiger Ligist, obwohl ich mich inzwischen als Soldat des Vereinigten Commonwealth betrachte. Ich weiß, was Bürgerkrieg bedeutet. Wenn wir verlieren, verlieren wir alles." Er hob das Glas, aus dem er noch keinen Schluck getrunken hatte, wie zu einer Form von Salut, der von den beiden anderen erwidert wurde: "Also bin ich bereit, zu tun, was auch immer getan werden muss. Verfügen Sie nach Belieben über mich."

***

Als die beiden Offiziere wieder in die ,Gefilde der Lebenden' zurückkehrten – wieder geleitet von dem schweigenden Ortskundigen, der sie zuvor abgeholt hatte – war eigentlich noch nicht so viel Zeit vergangen. Für den Hauptmann hatte sich freilich alles geändert, denn in Gedanken war er natürlich bereits bei seinen zukünftigen Aufgaben. Er musste sich geradezu dazu zwingen, sich so zu geben, wie man es von einem Besucher des Empfangs erwartete. Aber selbstverständlich hatte er jetzt keinen Gedanken mehr übrig für zwanglose Konversation, einen Tanz oder die Verlockungen des Speise- und Getränkeangebots, von anderen Ablenkungen ganz zu schweigen. Er wusste, man hatte ihm eine große Ehre erwiesen – auch wenn der Vertrauensbeweis ein Geschenk war, das ihn leicht das Leben oder die Freiheit kosten mochte. Aber das war Soldatenschicksal in Kriegen wie diesen.
Auch seine Begleiterin hatte sicher genug Dinge, über die sie nachzudenken hatte. Und eines davon war die Frage, wie gut sie mit dem Offizier neben sich würde zusammenarbeiten können. Eine Dienstakte zu kennen, ein paar Worte mit jemanden zu wechseln, das war natürlich wenig, wenn man bedachte, dass bald das eigene Leben und das Gelingen der Mission vom anderen abhängen würde, man auf Wochen, ja Monate Tag für Tag würde zusammenarbeiten müssen. Bisher hatte sie nichts an ihm registriert, das ihre Sinne – auf deren Schärfe sie sich einiges einbildete – warnend anschlagen ließ. Aber es war eines, Loyalität und Gehorsam zu versichern. Sie im Feuer zu beweisen etwa anderes. Nun, die nächsten Tage und Wochen der Vorbereitung würden hoffentlich Klarheit bringen, die Zweifel ausräumen oder aber bestätigen, dass sie sich nach einem geeigneten Ersatz umtun konnte. Das war allemal besser als im Einsatz umdisponieren zu müssen – denn so etwas konnte sehr hässlich werden. Aber wenn es nötig sein sollte...

Seite an Seite schritten beide, nebeneinander, aber nicht wirklich gemeinsam, obwohl ihre Gedanken um dieselbe Sache kreisten. Doch sie kamen nicht – noch nicht – dazu, das Fest wie geplant zu verlassen. Fanfarenstöße schmetterten, und in einer glitzernden Woge aus kostbaren Stoffen, Gold, Silber und Edelsteinen knieten die Männer und Frauen nieder oder verneigten sich tief, denn SIE war endlich eingetroffen. Sie, das Zentrum des Geschehens, und auch des Lebens vieler der Anwesenden, verflucht von unzähligen Menschen in der Inneren Sphäre, doch ebenso unzweifelhaft in den Augen von hunderten von Milliarden die legitime Herrscherin der Vereinigten Sonnen und des Lyranischen Commonwealth, ein Quell der Hoffnung und Inspiration, Gestaltgewordenes Versprechen auf eine bessere Zukunft – Katrina Morgan Steiner-Davion.
Das Antlitz des Hauptmanns, der sofort auf ein Knie niedersank, hatte einen Ausdruck angenommen, der nicht wie bei so manchem von kalkuliertem Respekt oder aber aufrichtiger Bewunderung kündete, von Gehorsam, Staunen oder gar – Katrina war eine wunderschöne Frau – gut maskierter Begierde. Es war etwas anderes, das in seinen Augen lag und in denen von nicht wenigen anderen Anwesenden auch – Verehrung, ja Anbetung. Und seine Begleiterin wusste, ihre eigene Miene drückte in etwa dieselben Gefühle aus. Es war sowohl Katrina als Person, der diese Emotionen galten, und es war das, wofür sie stand, als Antithese ihrer Geschwister und Gegner. Und als sich die versammelten Adligen und Offiziere wieder erhoben, tauschten der Hauptmann und seine Begleiterin unwillkürlich einen grimmigen Blick voller wortlosem Einverständnis. Dann bot der Offizier seiner Vorgesetzten seinen Arm an und sie hakte sich ein. Es bedurfte keiner weiteren Worte. Die Kapelle mochte zum letzten blutigen Tanz im Bürgerkrieg aufspielen, und die Zeichen standen nicht günstig für die Loyalisten. Aber wenn sie nur ein Wörtchen mitzureden hatten, würde die Melodie den Putschisten noch lange in den Ohren gellen, vielleicht gar zum Signal ihrer Niederlage werden. Und als sie gingen, nicht als ein Paar aber doch Seite an Seite, einem ungewissen Schicksal voller Blut und Tod entgegen, hielten sich beide sehr aufrecht.

Ende
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Bewegungsgefecht

17. Juni 3067, Sulafat, Odaga-Verwaltungszone, Provinz Aomori, im Tao-Delta

Während ihr Kampfkoloss durch das Unterholz sprintete, waren Spikes Nerven auf das äußerste angespannt. Unablässig huschten ihre Augen über die Anzeigen der Beagle-Sensoreneinheit, während sie gleichzeitig die Guardian-ECM-Einheit auf vollen Anschlag hochgefahren hatte. Damit wurden gegnerische Sensoren gestört, während ihr eigener Empfang und der ihrer Verbündeten weitgehend unbeeinträchtigt blieben.
Sie hatte sich dagegen entschieden, die Straße zu benutzen – zu offensichtlich wäre dies gewesen, und mit einer geländegängigen 20-Tonnen-Maschine brauchte sie sich um das meiste Unterholz keine Sorgen zu machen. Zudem wusste sie relativ genau, welche Stellen sie zu meiden hatte. Was sie hingegen NICHT wusste war, wie schnell der Gegner vorrückte, und sie wollte nicht unversehens auf der Straße in eine feindliche Kolonne hineinrennen. Zwar sollten sie ihre Sensoren – denen der Inneren Sphäre deutlich überlegen – rechtzeitig warnen. Das Terrain und Wetter reduzierte die Reichweite jedoch erheblich und der verlässliche Wirkungsradius gegen gut getarnte oder abgeschirmte Gegner war immer noch einiges geringer als selbst die Feuerreichweite mittelschwerer Waffen. Und angesichts der Tatsache, dass ihre Maschine sehr dünn gepanzert war…

Sie hatte das innere Bild ihres Ziels vor Augen, schließlich hatten sie den Einsatz wieder und wieder durchgesprochen in den letzten Tagen. Die Brücke war nicht eben beeindruckend, überbrückte sie doch nur gut 20 Meter Wasser, das maximal zwei, drei Meter tief war, abhängig von der Jahreszeit. Aber vielleicht vier Meter breit war der Übergang stabil genug, um hoch beladene Forst- und Lastentransporter zu tragen, die – wie man ihr gesagt hatte – jeder bis zu 60 Tonnen wiegen konnten. Und das bedeutete, die Brücke konnte auch von überschweren Panzerfahrzeugen passiert werden, wenn man immer nur eines hinüber schickte und vorsichtig vorging. Es war Spikes Aufgabe, daran etwas zu ändern.
Sie hatte es genossen, dass sie in den letzten Wochen unter dem Kommando von Sica als Chefin ihres Pseudosterns und „Chance“ als Kommandeur der Mechtruppe auf dem Union-Landungsschiff gestanden hatte. Der XO der Mechverbände war zwar kein Freund von Schlampigkeit, aber er trat weitaus weniger fordernd auf als Lupus, der sie immer noch auf dem Kieker haben mochte. Spike hatte sich am Riemen gerissen, um es sich nicht auch noch mit diesem Vorgesetzten zu verderben, und bisher war sie ganz zufrieden mit dem Erfolg. Allerdings hing vieles davon ab, wie sie ihren ersten Gefechtsauftrag erledigte. Chance würde ihr ein Versagen wohl kaum durchgehen lassen, und außerdem war Lupus natürlich ebenfalls mit von der Partie. Sollte sie Mist bauen, war sie ihre Einsatzmaschine vermutlich schnell wieder los. Dann würde man ihr bestenfalls einen der Uralt-Mechs anvertrauen, welche die Einheit auf Naraka mit einer Mischung aus Überredung, Bestechung und simplen Drohungen akquiriert hatte.

Noch knapp einen Kilometer bis zum Ziel…Spike drosselte die Geschwindigkeit ihrer Maschine. Bei diesem Wetter war ihr Mech zwar kaum zu hören, auch wenn sie sich wie ein wildgewordener Megasaur von Hunter’s Paradise oder Mesozoa gebärdete. Und nach den Marschgeschwindigkeits-Berechnungen und – freilich veralteten – Aufklärungsinformationen sollten die Höllenhunde noch ein gutes Stück entfernt sein. Aber sie würde sich nicht darauf verlassen. Hier war Sorgfalt wichtiger als Eile.
Sie lenkte ihre Mech noch ein Stück weiter weg von der Straße. Erneut spähte sie auf die Anzeigen. War da etwas?...nein, keine eindeutige Anzeige. Ihre Sensoren registrierten keine Bewegung in etlichen Kilometern Umkreis. Sie konnte sich relativ sicher sein, dass wen auch immer sie nicht sah, seinerseits sie NICHT orten konnten. Gut möglich, dass die feindlichen Panzer noch 15, 20 Kilometer entfernt waren. Die Brücke schien jedenfalls frei zu sein und eigentlich sollte sie feindliche Fahrzeuge auf diese Entfernung orten können. Außer natürlich, der Gegner duckte sich ab…
Einige hundert Meter flussaufwärts ihre Ziel steuerte die Pilotin den Mech durchs Unterholz…perfekt. Sie öffnete eine Funkverbindung zu den Elementaren: „Absitzen.“

Violints Stimme war sorgfältig akzentuiert und betonte jedes Wort fast übertrieben korrekt: „Du erwartest einen Hinterhalt, frapos?“
Spike verzog ihre Lippen. Manchmal ging ihr die Charade etwas auf die Nerven, aber sie sah ein, dass sie notwendig war. Nicht umsonst benutzte die Truppe bei den Einsätzen Verschlüsselungen, die eng verwandt mit denen waren, die Geisterbär-Truppen normalerweise benutzten, und die deshalb entschlüsselt werden konnten, wenn man genug Zeit aufwandte. Nicht schnell genug, damit man es während eines Gefechts verwenden konnte – was letztlich Sinn des Ganzen war: „Neg. Aber ich will lieber auf Nummer sicher gehen. Den Freigeburt-Surats ist alles zuzutrauen. Haltet etwas Abstand, und die Augen offen.“
Die kleine Landzunge voraus gab ihr einen guten Blick auf die Brücke, doch die Uferbäume boten weiterhin Deckung. Mit einer Behutsamkeit, die keiner für möglich gehalten hätte, der den Kampfkoloss vor wenigen Minuten durchs Unterholz hatte brechen sehen, ließ sie die Maschine ausschreiten. Sie kontrollierte die Anzeigen. Knapp 300 Meter bis zur Brücke. Die Dunkelheit störte sie nicht, für die Sensoren ihrer Maschine stellte das kein Hindernis war.
Immer noch war nichts zu sehen. Sie wollte schon die Gefechtspanzer wieder aufsitzen lassen, doch dann besann sie sich eines Anderen.

Sie hob ihre Arme, brachte sie in Feuerposition und rückte langsam vor. Sie hatte sich schon halb überzeugt, dass sie nur übervorsichtig, aber die Mechpilotin blieb misstrauisch – und das rettete ihr vermutlich das Leben.
Mit einmal waren sie da, brachen aus der Deckung der Dschungelstraße – drei, vier flache Schweberpanzer, die ihre Türme drohend rotieren ließen. Spike hielt sich nicht mit dem Gedanken auf, warum sie den Gegner nicht früher bemerkt hatte, sondern handelte sofort. Mit einer fließenden Bewegung hob sie die Arme und feuerte ihre beiden mittelschweren Langstreckenlaser ab. Einer ging daneben, der andere fetzte eine Panzerplatte vom vordersten Schweber. Genauso gut hätte sie den sprichwörtlichen Stein ins Wespennest schmeißen können.
Spikes Glück war, dass dank ihres ECM die Fahrzeuge sie erst hatten anpeilen können, als sie das Feuer eröffnete. Und in dem Moment als die erste Bewegung zu sehen war, sprintete sie bereits los in einem Zickzackkurs, der sie zu einem nahezu unmöglich zu treffenden Ziel machte.

Da drüben mischten sich offenbar weitere Gegner in das Gefecht ein. Die geladenen Partikel einer PPK zogen eine schimmernde Bahn durch die Dschungelnacht, und fällten einen mittelgroßen Dschungelriesen, als sie einschlugen. Ganze Salven von Raketen zerfetzten das Unterholz – glücklicherweise an einer Stelle, wo sich der Feuervogel bereits nicht mehr befand. Spike feuerte aus Geradewohl zurück, ohne sich groß darum zu kümmern, ob und was sie traf. Sie wollte dem Gegner vor allem den Mumm abkaufen, denn wenn er den Abstand zu ihr verkürzte…ihre Maschine hielt nicht viele Treffer aus.
Zugleich gab sie hektisch die Kontaktmeldung durch: „Gefechtsberührung vor Sekundärziel mit…zwei…“ um ein Haar hätte sie sich verplappert, korrigierte sich dann aber rechtzeitig: „mindestens DREI STRAHLEN Panzer, ein bis zwei Strahlen ungepanzerte Infanterie. Strahl Alpha-Beta, Betaformation!“
Offenbar hatte der feindliche Kommandeur seine Schweber als Aufklärer mit Höchstgeschwindigkeit vorausgeschickt um dieses Nadelöhr zu sichern, und diese mussten selber über eine Maschine mit Wächter ECM-verfügen. Das hatte sie von ihren Langstreckensensoren abgeschirmt – war aber wegen der großen Distanz nicht von normalen Interferenzen und Negativergebnissen zu unterscheiden gewesen. Aus demselben Grund hatte der Gegner freilich nicht mitbekommen, dass SIE im Anmarsch war. Aber das war gar nicht einmal so dumm gewesen, das musste sie dem Söldnerabschaum lassen.

Es sah nicht gut für sie aus. Bisher beschränkten sich ihre Schäden auf ein wenig Panzerung, aber gegen das gute halbe Dutzend Schweberpanzer, einige davon doppelt so schwer wie ihre Maschine, hatte sie keine Chance. Vor allem da diese sich offenbar nicht einschüchtern ließen. Sondern ihre hohe Geschwindigkeit ausspielten, um über das Ufer und die Wasseroberfläche auf ihre Position vorzustoßen.
Mit der Myomerakzelerator-Signalcodierung des Feuervogels konnte Spike zwar jeden Verfolger abhängen, aber die konnte sie nur sehr kurze Zeit einschalten, eher die Beinaktivatoren Schaden nahmen. Was hieß, sie musste schleunigst im Unterholz verschwinden, wohin die Schweber ihr nicht so einfach folgen konnten. Und das möglichst, ohne dass man ihr dabei eine volle Salve in den kaum gepanzerten Rücken verpasste. Manchmal hätten sie am liebsten die Techniker besinnungslos geprügelt, die einen sehr dünn gepanzerten Scoutmech ohne Sprungdüsen konzipiert hatten…
Die Grundzüge eines Plans setzten sich in ihrem Kopf zusammen. Ja…das konnte klappen…
Für einen Moment beschleunigte ihr Mech auf beinahe 200 Stundekilometer. Schlamm und Wasser gischteten nur so auf, und eine Sekunde lang musste sie grinsen, als eine volle KSR-Salve weit hinter ihrer Maschine detonierte – der feindliche Schütze hatte nicht mit ihrer rasanten Beschleunigung gerechnet.
Spike pirouettierte, wobei es ihr nur mühsam gelang das Gleichgewicht zu wahren. Dann feuerte sie mit ihrem Kurzstreckenraketenwerfer, und so wie die Waffe nachlud ein weiteres Mal. Es kümmerte sie nicht, dass sie die Schweber, die ihr mit Höchstgeschwindigkeit folgten, nicht richtig erfassen könnte – darum ging es gar nicht.

Ob auf dem Uferstreifen oder dicht über der Wasseroberfläche – wo immer die Raketen aufschlugen, loderten meterhohe Flammen auf. Das Brandgel der Infernogeschosse trieb auf der Wasseroberfläche ebenso gut wie es an Erde und Strauchwerk haftete, und formte sofort einen breiten Feuervorhang, der sie von ihren Verfolgern trennte. Er blendete nicht nur optische und Infrarot-Sensoren – für einen Schweber war es auch ziemlich riskant, den Durchbruch zu versuchen. Es gab kaum etwas, das von Panzerfahrern mehr gefürchtet wurde, als Infernowaffen, die Kampffahrzeuge nur zu leicht in ausgeglühte Stahlsärge verwandeln konnte.
Geschmeidig ließ sie die Arme herumwandern und visierte die auffälligste Lücke an, dort, wo der Feuervorhang nicht vollständig war.
Und tatsächlich, ein flacher Schweber der Saracen-Familie versuchte den Durchbruch – nur um zwei Treffer ihrer mittelschweren Langstreckenlaser zu kassieren, die ihm sofort den Schneid abkauften. Spike schoss zwei weitere Raketen ab, um den Feuervorhang noch ein wenig dichter zu gestalten, wendete, und beschleunigte erneut ihren Mech. Ehe der Feind sich gefasst hatte, war sie bereits im Unterholz verschwunden.

Fünf Minuten später und einige Kilometer entfernt nahm die Pilotin sich die Zeit, ihre Anzeigen gründlich zu überprüfen. Der Panzerungsschaden war überschaubar, interne Schäden waren nicht aufgetreten. Sie hatte etwa fünfzehn Prozent ihrer Raketenmunition verbraucht, die Sensoren und ECM arbeiteten weiterhin tadellos.
Es war knapp gewesen, aber auch wenn sie die Brücke nicht zerstört hatte, Spike war der Ansicht, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte. Blieb die Frage, wie es weitergehen soll.
Sie öffnete eine Funkverbindung: „Strahl Alpha-Beta – Bericht?“
Violints Stimme klang fast amüsiert: „So weit so gut, nachdem du uns im Stich gelassen hast. Gegner sichert Brücke, Schwere Einheiten rücken nach. Wir sind tief genug im Wald, dass sie nicht ohne weiteres an uns herankommen. Sie haben einen Pegasus, aber im Moment sichert er die Brücke. Wir halten Abstand.“
Natürlich, der Pegasus, zweifellos eine modernisierte Maschine, war ähnlich gut ausgestattet wie ihr Mech, auch wenn er nur über Innere-Sphäre-Elektronik verfügte. Das machte die elektronische Kriegsführung zu einer Partie Doppelblind-Schach, und Spike hasste so etwas…
Sie musste freilich darauf achten, wer hier das Sagen hatte. Die Führerin ,ihrer‘ Gefechtspanzerinfanteristen hatte ihr bisher freie Hand gelassen, aber Spike durfte nicht vergessen, dass sie rangmäßig untergeordnet war.
Spike zögerte: „Vorgehensweise Sterncommander?“
„Beschatte die feindliche Kolonne. Sie können nicht tiefer in den Dschungel hinein – nicht mit ihren Schweberpanzern, und ihre Kettenfahrzeuge sind zu langsam. Störe ihre Sensoren, aber vermeide Gefechtskontakt. Gib ihren ECM-Experten was zu tun für ihr Blutgeld. Und sei vorsichtig, die Surats könnten einige ihrer Infanteristen als Feuerleitspotter einsetzen – sie haben Sprungtruppen. Wir bleiben hier und warten ab, was sie als Sicherung für die Brücke zurücklassen. Vielleicht können wir unsere Mission ja doch noch erfüllen, und du kannst uns aufsammeln.“

Spike brauchte einen Moment, bis sie die Untertöne verstanden hatte. Es war lästig, dass jede Kommunikation unter dem Vorbehalt geführt wurde, dass der Gegner sie möglicherweise auffing und wenn nicht sofort so in näherer Zukunft entschlüsselte.
Violint hatte ihr aufgetragen, den Vormarsch der Höllenhunde zu begleiten. Mit dem hochentwickelten ECM konnte sie die gegnerischen Sensoren stören, und somit verhindern, dass die Söldner den Braten rochen, denn die würden alle Interferenzen natürlich auf ihren Mech beziehen – und so hoffentlich nicht bemerken, dass sie mitten in eine Falle marschierten. Sie wussten ja im Moment nur von Spikes restlichem Stern – mussten sich jetzt freilich ausrechnen können, dass es mit einer Überraschung nicht recht klappen würde.
Da Violints Gefechtspanzer zurückgeblieben waren, nahm Spike sich vor, die Option offenzuhalten, zurückzukehren, falls der Flussübergang nur leicht gesichert blieb. In dem kommenden Gefecht würde ihre Maschine nicht viel bewirken können. Aber wenn die Brücke im rechten Moment in die Luft flog, wenn die Höllenhunde gerade kapiert hatten, gegen was für eine Übermacht sie wirklich fochten – das konnte ihre Moral brechen. Und mehr als das.
Mit diesem Gedanken beschleunigte Spike ihren Mech erneut. Die Nacht war noch lang, und sie war fest entschlossen zu beweisen, dass sie ihre Maschine verdient hatte…

Zur selben Zeit, ein Stück weit den Tao abwärts

Die Stimmung in dem Lastschweber war gedrückt. Die zivile Maschine raste mit Höchstgeschwindigkeit dicht am Ufer entlang, und nur die guten Nachtsichtgeräte des Fahrers und Copiloten hatten das Fahrzeug mehr als einmal vor einem Unfall bewahrt.
Kitsune kauerte auf der Ladefläche und bemühte sich um die Verwundeten, so gut es eben ging. Besonders Beast hatte es übel erwischt, aber zwei weitere ihrer Kameraden hatten ebenfalls mittelschwere Verletzungen davongetragen. Das Kommandoteam war damit praktisch halbiert, denn Kitsune selber war nicht wirklich eine Gefechtsagentin. Ihre Fähigkeiten hatten sich freilich bezahlt gemacht. Sie hatte die Blutungen der Verwundeten stoppen können, aber das schob das Unausweichliche letztlich nur hinaus. Insbesondere Beast musste schleunigst auf einen OP-Tisch, und selbst dann war der Ausgang nicht sicher. Viel hing von seiner Verfassung und vom Können des Medteams ab. Es war entschieden worden, sich nicht den Kampftruppen anzuschließen, sondern direkt zum Landeplatz von Lupus‘ Einheit zu fahren. Sein Seeker war wesentlich besser ausgestattet als der Union-Mechtransporter. Die Strecke war zwar etwas länger, aber das Risiko mussten sie eingehen.

Das Kommandoteam hatte ihr Fluchtfahrzeug zweimal gewechselt, um etwaige Verfolger abzuschütteln – und die aufgegebenen Gefährte waren beide mit Zeitzünderladungen versehen worden, einerseits als zusätzlich Ablenkung, und auch um keine Spuren zu hinterlassen. Zwerg und Amboss hatten zudem einige Umgebungsfallen angebracht, um übermütige Söldner oder Kuritaner abzuschrecken.
Kitsune fragte sich, worum man sich so viel Mühe gab, denn in ihrem verlassenen Schlupfwinkel würden sich genug Hinweise finden, wenn die Polizei ihn schließlich entdeckte – was sie sicher früher oder später tun würde. Aber ihre Vorgesetzten hatten ihnen versichert, dass man sich darum kümmern würde. Zynik hatte immerhin noch einen lockeren Spruch auf Lager, dass sie wenigstens ordentlich Munition verfeuert hatten. Für die Granaten traf dies auch wirklich zu.
Es war knapp gewesen, aber der Sturm und das Chaos infolge der Guerillaangriffe hatte es ihnen ermöglicht, durch die Straßensperren zu schlüpfen – glücklicherweise hatten ihre Vorfeldinformationen über die Notfallprozeduren der Odaga sich bewahrheitet. Und eine Millionenstadt ließ sich nun einmal nicht hermetisch abriegeln. Dennoch, es hatte Zeit gekostet – und das war etwas, was sie im Moment am wenigsten opfern konnten. Aber in der Hinsicht waren die Weisungen ebenso klar wie erbarmungslos gewesen – im Zweifel stand das Überleben des Teams weit über dem des Einzelnen.

„Noch eine halbe Stunde, wenn alles glattgeht.“ Das kam von Zwerg, der den Copiloten und Ausguck machte. Kitsune gab keine Antwort. Sie fragte sich, ob Beast noch so lange durchhalten würde. Doch das lag nicht mehr in ihrer Hand…

Ende
05.05.2021 20:40 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Was Scharnhorst plante, war eine sogenannte bewaffnete Aufklärung. Der Feind war gelandet, aber dank des Unwetters, und weil ein Anschlag, der zweifellos auch ihnen gegolten hat, die Luftflotte der Einheit ausradierte, gab es keine Metadaten. Der Kommandeur des Söldnerhaufens machte sich keine Illusionen, der unbekannte Gegner war ihnen immer einen Schritt voraus gewesen, und es war wahrscheinlich nur seiner unerklärlichen Vorliebe für die aufgegebene Einkaufsmeile zu verdanken, dass es zwar einen Angriff auf den Hangar gegeben hatte, nicht aber direkt auf ihre Basis. Gut, ein Konvoi war attackiert worden. Und es hatte Mörserbeschuss gegeben. Aber ein harter, ein durchschlagender Angriff hatte nicht stattgefunden. Noch nicht.
Daher wussten die Höllenhunde, dass der Feind über einige sehr gute Möglichkeiten verfügte; sowohl die Bombe in der alten Fischfabrik als auch jener auf den Hangar waren gut durchgeführt worden und ließen auf ein erstklassiges Undercoverteam schließen. Es wäre fahrlässiger Leichtsinn gewesen, ausgerechnet die offen auftretenden Truppen ihres Gegners jetzt zu unterschätzen.
Also war der Plan, Feindkontakt zu suchen, sich ein Feuergefecht zu liefern, und entweder draufzuhauen, sollte Scharnhorst der Meinung sein, sie könnten diesen Gegner bezwingen, oder aber zurückzufallen, falls der Gegner zu stark für ihr Bataillon war.
Sollte das der Fall sein, war es eh klüger, sich nicht mit allen Gegnern zugleich anzulegen, sondern sie entweder auf eine gut ausgebaute Verteidigung laufen zu lassen, die die Höllenhunde rund um die Mall mittlerweile installiert hatten, oder aber den Feind zu filetieren und die Stücke einzeln zu verkonsumieren.

Aber letztendlich war die Vernichtung des Gegners gar nicht das Hauptziel der Einheit. Vernichten sollten sie die Piraten, die als Clankrieger der Geisterbären auftraten, nur dann, wenn sie der Aufgabe gewachsen waren. Ihr Hauptziel war festzustellen, mit wem sie es überhaupt zu tun hatten. Sollte Scharnhorst auch nur einen Beweis, einen eindeutigen finden, dass die Einheit nicht im offiziellen Auftrag des Clans handelte, oder noch besser eine Posergruppe der Inneren Sphäre war – nicht weiter schwer, wenn man bedachte, wie viel ClanTech mittlerweile als Kontrabande oder Kriegsbeute selbst bei kleinen Einheiten gefunden werden konnte – war das Hauptanliegen beendet und ein Krieg zwischen Dominion und Kombinat zumindest erst mal unwahrscheinlicher geworden. Dann würde es darauf ankommen, was die Hardliner beider Seiten machen würden, und wie willkommen ihnen dieser neue Krieg sein würde, nachdem Bären und Drachen erst ihren Clinch und danach ihren Frieden miteinander gemacht hatten.
Und dann war da noch die andere Einheit, welche mit Luft/Raumjägern bei den Geisterbären wütete. Und zwar immer in solchen Intervallen, dass entweder ein Angriff auf Dominiongebiet oder auf Kombinatsgebiet stattfand. Allzu viele Sprungschiffe hatte ihr Gegner also nicht, und auf fremde Transporteure zu setzen war ein massives Sicherheitsleck für jemanden, der so ungern identifiziert werden wollte. Zumindest hoffte Scharnhorst das. Denkbar war aber auch, dass dieses Muster im Verhalten absichtlich hinterlassen worden war, um jemanden wie seine Einheit anzulocken, die im Auftrag beider Seiten stand. Wurden seine Höllenhunde dann geschlagen, waren beide Seiten gleichermaßen brüskiert und hatten einen guten Vorwand, sich doch noch gegenseitig an die Gurgel zu gehen, denn für die Bären konnte es nur eine elitäre Kombinatseinheit sein, die die Höllenhunde verprügelt hatte, und für die Dracs war nur die Möglichkeit wahrscheinlich, dass eine Frontklasse-Einheit der Bären mit überlegener Technologie ausgerechnet die Höllenhunde besiegt hatte. Alles in allem war überleben für seine Einheit nicht nur Selbstzweck. Und nachdem ihr Gegner bewiesen hatte, dass seine Reichweite bis zu ComStar langte, war Vorsicht mehr als angebracht.

„Baker Baker Able an alle Einheiten. Able Baker fährt voraus und sichert die Brücke. Able Able rückt bei Etablierung nach und schließt sich Baker Able an. Baker Able Charly und Able Able Baker bleiben zurück, bis die Einheit eintrifft und sich festsetzt, danach aufschließen zur Vorhut und Unterstützung. Baker Able und Able Able setzen vor bis Feindkontakt. Baker Able Able, nach Einschätzung der Lage den Kampf suchen oder absetzen.“
„Baker Able Able“, meldete sich Sergeant Mike McLoyd, der als ranghöchster Scoutoffizier damit das Kommando über das Vorauskommando hatte, „habe verstanden, Baker Baker Able.“
„Noch was, Baker Able Able. Ab Feindkontakt gilt der Befehl Reverse, verstanden?“
„Baker Able Able hat verstanden.“
Beinahe konnte Manfred das Grinsen des jungen Offiziers vor sich sehen, der seit Gründungsbeginn bei den Panzern diente. Der Befehl bedeutete nicht mehr und nicht weniger, dass alle Befehle gegenteilig ausgeführt werden sollten. Für den Fall, dass ihre Kommunikation gehackt war – was heutzutage bei der Qualität der Entcodierung jederzeit möglich war, würde eine Einheit, die das Gegenteil von dem tat, was sie über Funk sagte, vielleicht die eine Sekunde Überraschung bringen, die sie benötigte. „Ausführung, Baker Able, Able Able.“ „Verstanden.“
Die drei Schwebepanzer der Scoutkampflanze setzten sich ab und rasten auf der Dschungelpiste dahin. Die Brücke war etwa fünf Klicks entfernt und der einzige sichere Übergang für alle nichtschwebenden Panzereinheiten der Chevaliers. Der Fluss war nicht besonders tief, alle Panzer würden ihn durchqueren können, selbst wenn er wegen des Taifuns ungewöhnlich viel Wasser führen sollte. Aber Debris und Trümmer ebenso wie Hochwasser würden einen solchen Übergang erschweren und alle Einheiten, die ihn riskierten, unnötig zur Zielscheibe machen. Die nächste Möglichkeit, ins Kampfgebiet zu kommen, war etwa dreißig Klicks weiter nördlich und bedeutete in Scharnhorsts Überlegungen einen möglichen Ausweg, wenn der Feind diese Brücke so wichtig einstufte wie er selbst. Also war nehmen die wichtigste Option.
Natürlich würden die Pioniere sofort beginnen, das Konstrukt auf Sprengstoff zu untersuchen, denn wenn ihr Gegner eines nicht war, dann war das mangelnd vorbereitet. Scharnhorst hoffte, er schaffte die Balance mit genug Respekt vor ihrem unbekannten Gegner und genug eigener Chuzpe, um eine Siegmöglichkeit zu erkennen und zu ergreifen, falls sie sich bot.

„Baker Able Able für Baker Baker Able. Erreichen Brücke“, meldte McLoyd. „Gehe rüber.“
„BANDIT! NEUN UHR!“, klang Corporal Narawalas Stimme auf. Deutlich hörte Scharnhorst über Funk das Waffenfeuer beider Seiten.
„Übergang fortsetzen, Feuer frei“, sagte Mike mit sehr ruhiger, gelassener Stimme. „Ist nur ein Scout.“ Das zu sagen und selbst nur in einem 35 Tonnen schweren Pegasus zu sitzen war natürlich gewagt, aber McLoyd hatte Eis in den Adern. „Identifikation.“
„Sprinter. Gibt Fersengeld. Hat mir etwas Panzerung vom Bug geschabt“, meldete Narawala. „Habe eindeutige Identifikation von Handhalterungen. Empfehle Sicherung gegen Kröten.“
„Charly Dog, Dog Able“, rief Scharnhorst den 4. Infanteriezug und die Pioniere auf, „absetzen und Hilfestellung leisten, Brücke sichern. Vermutlich Kröten im Einsatzgebiet, Scharfschützen also Stopper laden.“ Damit war jene Munition gemeint, die sogar einen Elementarepanzer durchschlagen konnte, fiese Urankernpatronen, die von Zeus-Gewehren verschossen wurden.“
„Baker Bakler Able, Charly Dog und Dog Able haben verstanden.“ Die Fahrzeuge der beiden Züge begannen, voraus zu fahren.
Einer Eingebung folgend, die gut oder schlecht sein konnte, befahl Scharnhorst, „Able Able, Einsatz sofort. Gebt außerdem Charly Dog und Dog Able Deckung.“
„Able Able Charly, habe verstanden“, klang die nicht weniger ruhige Stimme von Claudia Nightbody auf. „Setzen uns ab.“ Die Scoutlanze der Höllenhunde verließ ihre Nachhut-, und Geleitschutzpositionen und holte schnell zu den Transport-, und Werkzeugwagen auf.
„Baker Able Able, Bericht.“
McLoyd meldete sich sofort. „Sprinter hat sich abgesetzt. Brücke ist beidseitig gesichert.“
„Able Able trifft etwas früher ein. Sobald Charly Dog die Sicherung von Baker Able übernommen hat, weiter vorgehen nach Plan.“ „Baker Able Able hat verstanden.“
Scharnhorst grunzte zufrieden. Eventuell hatten sie ihrem Feind einen Schlag versetzt, mit dem er noch nicht gerechnet hat. Falls es der Plan gewesen war, die Brücke zu vernichten oder eine Falle aufzusetzen, war das gescheitert. „Kröten?“, fragte Scharnhorst.
„Keine in der Ortung, keine in der Sicht. Der Sprinter hat die Ortung mit ECM gestört, Feuer erfolgte auf Sichtkontakt“, meldete McLoyd. „ECM.“ Scharnhorst rollte das Wort wie einen Schluck Wein im Mund. Damit war zu rechnen gewesen, und der Feind hatte jetzt unvorsichtigerweise preisgegeben, dass sie über diese Technologie verfügten. Noch ein Vorteil für die Höllenhunde, die jetzt wussten, dass ihre Ortung gestört werden würde, den ihr Feind vorschnell aus der Hand gegeben hatte. Der Major schnaubte. Wenn ihn das zu Unvorsichtigkeit verleiten sollte, würde er seinen Gegenüber enttäuschen. Das war halt die Kunst: Die richtige Entscheidung zu treffen, wenn sich der Weg gabelte.
„Charly Dog übernimmt Sicherung. Zischen Sie ab, Able Able und Baker Able“, rief Sergeant bin Shagman.
„Verstanden, Charly Dog. Baker Able Charly und Able Able Baker bleiben zurück, bis Baker und Able eintreffen. Suchen Feindkontakt.“ Mit diesen Worten brachen fünf Schweber der Höllenhunde auf, um das Landungsgebiet aufzusuchen. Scharnhorst hoffte wirklich, dass sie den Feind stellen konnten, während die Hangartore offen und die Kampfmaschinen größtenteils noch nicht entladen waren. Aber auch wenn sie auf eine vollkommen ausgeladene Einheit trafen, würden die ersten Ortungen und Aufnahmen einen Überblick über die Größe der Einheit bedeuten, und ihm erlauben, seine Strategie anzupassen.
„Dog Able, hier Dog Able. Keine Manipulationen an der Brücke, keine Hinweise auf Verminung“, meldete Lieutenant Bishop. „Erlaubnis, Eier zu legen?“
Selbst ein paar Minen auszulegen konnte später vielleicht hilfreich sein, da hatte Bishop recht. „Es sind vermutlich Kröten in der Gegend. Legen Sie Eier aus, aber achten Sie auf getarnte Schleicher, Dog Able.“
„Hier Dog Able, habe verstanden. Charly Dog, spielt bitte Schutzengel für meine Jungs und Mädels.“
„Als wenn das extra betont werden muss“, erwiderte der Infanterie-Offizier.
Ein Schuss bellte auf. „Fehlalarm“, sagte eine Stimme, die noch eisiger klang als die von McLoyd. „Dachte, getarnten Krötenpanzer gesehen zu haben, aber Ziel bewegt sich trotz verifiziertem Treffer nicht. Sam, trotzdem einen noch in Kopfhöhe.“ Ein weiterer Schuss bellte auf. „Wieder keine Bewegung. Muss ein moosiger kleiner Baum sein.“ Nun klang die Stimme des Spotters zumindest enttäuscht. „Weitermachen“, brummte Scharnhorst über den Funk. Noch etwa drei Minuten bis zur Brücke. Fünf Minuten später würden die Schweber das Landungsgebiet erreichen und eine erste Meldung abgeben.
***
In Moment wie diesen dachte Mike gerne an seinen gestorbenen Bruder. Der Savannah Master, den er gesteuert hatte, war gut für ihn gewesen, und es war reine Ironie, dass er in seiner Maschine gestorben war. Viel zu früh, aber es war das Ende, das er sich gewünscht hatte. Alleine, ohne irgendjemand unnötig mit ins Verderben zu reißen.
Mike McLloyd schüttelte den Kopf einmal kräftig und konzentrierte sich wieder auf die Dschungelpiste. Im Gegensatz zu Ian hatte er Sorge zu tragen für den Fahrer und den Richtschützen. Das erforderte nicht nur Konzentration, sondern auch einen freien Kopf. Thomas und Martina verließen sich darauf, dass er sie heil durch die Scheiße brachte. Sie, und die anderen Schweber der nun verstärkten Scoutlanze.
Er hatte Möglichkeiten für zwei Vorgehensweisen. Rauspreschen und die Geschwindigkeit seiner Schweber ausspielen, oder langsam heranfahren und quasi um die Ecke lugen. Da der Lärm, den ein schnell laufender Schweber allerdings machte, beträchtlich war, geschweige denn von fünfen, hielt er die Variante für vernachlässigungswert. „Able Able, hier Baker Able. Befehl Reverse gilt, ich wiederhole, Befehl Reverse gilt.“
„Able Able hat nicht verstanden. Wiederholen.“
Mike ersparte sich die Mühe, auf Corporal Kempters Worte zu antworten. Er hielt sich lediglich ans Protokoll. In früheren Zeiten, da war der normale geraffte Gefechtsfunk, von den LosTech-Computern an Bord von Mechs und Panzern nahezu unabhörbar gewesen. Aber die Technik war voran geschritten und hatte neue Decodierungstechniken hervor gebracht oder alte ausgegraben. Deshalb war man mehr und mehr wieder dazu übergegangen, Codewörter statt Namen zu verwenden und mit bestimmten Befehlen bestimmte Verhaltensweisen anzuordnen, die nur kennen konnte, wer zur Einheit gehörte. Reverse war einer dieser Befehle. Dabei gingen die Höllenhunde davon aus, dass ihr Sprechfunk gefunden und dechiffriert wurde. Um den Feind trotzdem zu überraschen, war, solange Reverse galt, jeder Befehl gegenteilig auszuführen. Wenn der Feind also einen Frontalangriff erwartete, befand sich die Einheit längst auf den Rückzug. Gab es Befehl, den Feind im Rücken zu nehmen, kam stattdessen ein Frontalangriff, und so weiter. Natürlich waren die Anweisungen selbst ebenso festgelegt wie die Maßnahme, die während Reverse stattdessen erfolgen sollte. Unklarheiten auf dem Schlachtfeld hatten schon bessere Einheiten mehr als ein paar Panzerplatten gekostet. Die kostbaren Sekunden, die sie mit diesem Verwirrspiel in die Reihen des Feindes tragen konnten, waren vielleicht jene Augenblicke, die zwischen Leben und Tod entschieden. Und bei Manövern gegen ComStar hatte sich die Idee recht gut bewährt. Zumindest die beiden Male, die sie es ausprobiert hatten.
„Mike?“, fragte Thomas Field, der Fahrer.
„Ein wenig noch, Tom. Gleich sind wir auf einen halben Klick ran. Ich habe ihren Lander schon durch ein paar Lücken in den Baumkronen gesehen. Keine Luftunterstützung bis jetzt.“

Der Schweber überfuhr einen imaginären Punkt und Mike verfiel in die übliche Routine. „Einsatzgebiet erreicht. Baker Able Able an alle Ables: In Linie bleiben und anschleichen, hinter Bäumen und natürlichen Deckungen bleiben und ungezieltes Störfeuer abgeben. Keine Gefahr durch ECM oder ECCM, ich wiederhole, keine Gefahr durch ECM oder ECCM.“
Die beiden Scoutlanzen verlangsamten ihre Fahrt etwas, um die Front breiter zu machen und sich ihre eigenen Wege jenseits des Dschungelpfads zu suchen, dann fuhren sie mit für dieses Gebiet recht hoher Fahrt weiter. Solange keine Schürze riss, würden die wendigen Maschinen das gut mitmachen. Aber das brauchte er ausgerechnet Mannschaften der Höllenhunde nicht zu sagen. Dolittle hatte bei aller Laxheit immer dafür gesorgt, dass die Leute wussten, wie sie ihre Ärsche in einem Stück nach Hause kriegen konnten. Einer der Gründe, warum der monatliche Brief von ihm und Akila, seiner Lebensgefährtin, beim Verlesen durch den Alten wie eine gute Ewiger Krieger-Folge gefeiert wurde. Dreihundert Meter. Zweihundert. Er hatte auch Befehl gegeben, gezielt zu feuern und vor Störmaßnahmen gewarnt. Seine Leute wussten, was das bedeutete. Einhundert. „Aufpassen jetzt“, murmelte er mehr zu sich selbst, aber der Funk übertrug es auf die anderen Schweber. Dann kamen sie auf das Gelände, auf dem ihre Feinde niedergegangen waren, eine saisonale Ernteanlage, die durch einen provisorischen Raumhafen für ihre Piratenfreunde geradezu ideal waren. Falls es hier Arbeiter oder Angestellte oder gar Schutztruppen gegeben hatte, waren sie jetzt entweder tot oder geflohen. Mike hoffte letzteres. Sie bekamen erste Identifikationen, während Private Weber automatisch den mittelschweren Langstreckenlaser abfeuerte. Beide KSR 6er-Lafetten folgten und hielten genau auf eine Clansmaschine zu, die gerade in diesem Moment die Rampe des Landungsschiffs herab kam. Auch die anderen Höllenhunde eröffneten das Feuer, kaum dass sie an verschiedenen Stellen aus dem Urwald gebrochen waren und setzten Treffer an.
Mike erkannte eines sehr schnell: Was da ausgeladen wurde, das würde mit ihnen den Boden aufwischen. „FRONTALANGRIFF!“, blaffte er ins Mikro, als sein Bordcomputer den zehnten Mech identifiziert hatte. Ein Knopfdruck sendete die Daten zurück zur Einheit, aber Mike merkte schnell, dass sich nun ein starker Störsender einschaltete und die Kommunikation erschwerte. Seine Leute waren allerdings schon dabei, Schleifen zu fahren und mit dem Feind zugewandten Türmen und Dauerfeuer ausspeiend, zurück in den Wald zu fahren. Schwere Treffer hatten sie nach seiner Sicht nicht anbringen können, allerdings war der Feind dadurch verwirrt worden, dass sie nicht als Kolonne über die Dschungelpiste gekommen waren, sodass nur einer ihrer Gegner auf seinen Pegasus geschossen hatte, der auf der Straße geblieben war. Als er wieder auf der Piste Richtung Brücke unterwegs war, ließ auch das Jaulen des Störsenders nach. „Reverse aufgehoben. Auf die Flanken achten! Schäden an mich melden! Wer Kontakt zum Alten bekommt, schickt sofort alle Daten rüber, verstanden?“ Die anderen Kommandanten bestätigten.
Zeit für Mike, neben seinem misstrauischen Blick auf die Flanke, irgendwo musste der Sprinter mit der ECM-Boje ja geblieben sein, die identifizierten Einheiten durchzugehen. Clansmaterial, einiges davon bekannt. Es sah ganz so aus, als hätten sie ihre Schäfchen gefunden. Leider waren die Schäfchen aber bis an die Zähne bewaffnet.
„ACHTU...!“, hörte Mike noch die Stimme von Anastacia Yindi vom Saracen der Schweberkampflanze, da wurde die fünfunddreißig Tonnen schwere Maschine aber schon in der Flanke hochgeworfen und umgestürzt. Einerseits voll beschleunigt, andererseits von mindestens fünf Raketen getroffen taumelte der Scoutpanzer sich um die eigene Achse drehend zwischen die Bäume. Weiteres Feuer folgte, Raketenfeuer ebenso wie Laser und ein PPK-Blitz. Was immer sie da angriff, war bestimmt kein einsamer Sprinter. „WEITER!“, blaffte Mike. „ZUR BRÜCKE!“
In Gedanken leistete er Anastacia Abbitte, aber ihre Leute waren gut ausgebildet, falls sie diesen Treffer überlebt hatten und würden wissen, wie sie in diesem vorzüglichen Gelände verschweinden konnten, bis alles vorbei war oder sie sich bis zu den eigenen Linien durchgeschlagen hatten. Anhalten und versuchen, ihnen zu helfen, wäre einem Selbstmord gleich gekommen. Wenn sich die Höllenhunde wieder in den Angriffsmodus bewegten, würden sie hoffentlich finden, was von der Crew übrig geblieben war. Es hatte nicht wirklich nach Wirkungstreffern ausgesehen. Zumindest erlaubte Mike, sich das einzureden.
Vor ihm bellte Kiran Narawalas Musceteer seine AK/5 in den Wald und erzielte laut hörbar einen ziemlich guten Wirkungstreffer. Aber ihr unsichtbarer Gegner, der im Schutze von ECM angriff und von dem Mike bisher nur ein paar Schemen hatte sehen können – es waren Mechs, noch mehr Mechs – erwiderte mit einem Regenschauer an Laserimpulsen, der dem fünfzig Tonnen schweren Panzer die halbe Flanke entblößte und auch einen Wirkungstreffer im Turm setzte, wodurch dieser nicht mehr drehbar war. Aber immerhin, Kiran war es weit besser ergangen als Anastacia.
Dann waren sie durch, zwei Mechs traten auf die Waldpiste und versuchten, ihnen mit einer Autokanone und mit LSR Grüße hinterher zu schicken. Aber diese richteten genauso nur rudimentäre Schäden an wie die Scouts der Höllenhunde bei ihnen verursachten. Ein Panzer abgeschossen, einer reif für die Überholung, was für ein toller Auftakt. Dazu die Erkenntnis, dass sie es zahlenmäßig mindestens mit einem Stern zu tun hatten, der zudem auch noch Krötenunterstützung hatte, es sah nicht nach einem leichten Tag für die Höllenhunde aus.
„Baker Baker Able, hier Baker Baker Able. Scoutlanzen schließen auf und integrieren sich im Sperrriegel an der Brücke. Wir lassen sie kommen und an uns abprallen.“
Mike erlaubte sich, ein klein wenig aufzuatmen. Die Brücke war gesichert, und der Alte hatte Stellung um sie bezogen. Die Höllenhunde hatten für so eine Situation trainiert und würden jedem Verfolger Saures geben. „Baker Able Able hat verstanden.“ Ein Hinweis auf seinem Hilfsbildschirm sagte ihm, dass Scharnhorst die Daten seiner Erkundung mittlerweile empfangen hatte. Dann wusste der Alte ja ungefähr, was sie erwartete. Auf jeden Fall keine Einheit, die von ihnen überrascht worden war, im Gegenteil, eine Einheit, die ihnen auch noch eine Falle gestellt hatte. Der Garnisonsdienst bei ComStar war da entschiedend leichter gewesen.

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Blutiger Morgenstern

17. Juni 3067, Sulafat, Odaga-Verwaltungszone, Provinz Aomori, im Tao-Delta

Lupus starrte auf die taktischen Anzeigen, die ihm von dem Scoutschweber seiner Einheit überspielt wurden. Das war kein vollwertiges Netzwerk, reichte aber für operative Zwecke voll aus. Die Höllenhund-Schweber waren in vollem Rückzug, während die schweren Einheiten der Söldner ein gutes Stück zurück bei der Brücke eine Sicherungsstellung bezogen hatten – zweifellos wollte sich die Vorhut genau dorthin zurückziehen. Sie hatten allerdings einen langen Weg vor sich – ihr schneller Vorstoß hatte sie fast bis zum Landungsschiff der ,Claner‘ getragen.
Ihr Kommandant war offenbar entschlossen, auf Nummer sicher zu gehen. Lupus konnte sich zwar nicht vorstellen, dass der Geldgeber – oder die Kuritaner – eine solch ausgeprägte Kampfscheu sonderlich goutieren würden, aber das war schließlich nicht sein Problem. Und es machte ein Stück weit Sinn, da die schweren Einheiten viel zu weit zurückgeblieben waren, um die Schweber effektiv zu unterstützen. Zweifellos hätten die Jäger der Höllenhund die Lücke schließen können. Aber die würden erst einmal keine wesentliche Rolle mehr spielen können, mehr als vielleicht eine Maschine konnten sie wohl kaum so bald in die Luft bringen.

Die schmalen Lippen des Offiziers verzogen sich zu einem bösen Lächeln. Sein Widersacher war vorsichtig, und manchmal war Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit. Und unter normalen Umständen hätten die Schweber der Höllenhunde beste Chancen gehabt, sich zurückzuziehen, waren sie doch schneller als die meisten der gegnerischen Mechs.
Was sie freilich nicht wussten, war, dass weitere Feinde just entlang der Route im Hinterhalt lagen, über die sie vor kurzem vorgestoßen waren, und jetzt zurück flüchteten.
,Mal sehen, ob wir den Höllenhunden nicht ein bisschen den Schwanz versengen können. Vielleicht holt DAS den Rest der Truppe aus der Deckung.‘
Lupus streckte sich und öffnete die Cockpitluke seines schweren Mechs. Er hob die klobige Leuchtpistole.
Über dem nachtschwarzen Wald zündete die Signalrakete wie ein blutiger Morgenstern – das Zeichen für den Angriff.

*


Das Stakkato von Autokanonen schnitt durch die Nacht, Raketen schossen auf feurigen Bahnen durch das Dunkel, heulend wie verlorene Seelen. Energiewaffen tasteten nach ihren Zielen wie flammende, todbringende Finger.
Von seiner Position auf dem Gipfel eines Hügels hatte der Beobachter einen guten Überblick über das Geschehen. Die Omni-Mechs, welche die Schweber verfolgten, fielen zusehends zurück, auch wenn sie sich mühten, mit ihren Gegner Schritt zu halten. Etwas hinter ihnen, vom Dschungel verborgen, rückte der Rest der Mechtruppe vor, bisher nur in der Lage durch extremes Langstreckenfeuer einzugreifen.
In diesem Moment stieg am Flußufer die Leuchtrakete auf.
Der Beobachter setzte den Feldstecher-Entfernungsmesser ab. Dann griff er zum Feldtelefon. Mit leiser Stimme gab er Zielangaben durch. Hinter ihm, nicht weit entfernt aber im Dunkeln unsichtbar, drehten sich die Raketenlafetten, hantierten Hände in fliegender Hast an den Richtschrauben der Mörser.

„Infernogranate.“ Die Stimme Skadis klang so ruhig, als bestellte sie ein Glas Wasser im Restaurant. Dadif hätte um ein Haar die falsche Granate gegriffen, korrigierte sich aber im letzten Moment. Die 82-Milimeter-Napalmgranate wanderte von einer Hand zur anderen, verschwand im Rohr…
Und in dem Moment, da der Mörser mit einem trockenen Kläffen sein Geschoss ausspuckte – die nächste Granate war da bereits unterwegs zur Stellung, um wenige Sekunden später zu folgen – heulten ringsum Raketenwerfer los, fielen weitere Möser ein. Dutzende Geschosse zugleich, gezielt auf den Abschnitt der Dschungelstraße, auf dem die Höllenhund-Schweber sich gerade zurückzogen…

***

Höllenhund-Stellung am Fluss

Bereits bevor er die Stimme von Sergeant McLoyd über Funk hörte, wusste Scharnhorst, dass sein Plan sich zusehends in Rauch auflöste. Die Nachricht wurde immer wieder von Störgeräuschen überlagert, so als ob das feindliche ECM stärker war als die Ausrüstung der Höllenhunde. „…Beschuss…den flankierend angegriffen…Donner- und Schwä…“
Auch wenn er nicht alles verstand, der Anblick war vielsagend genug.
Explosionswolken stiegen auf, weit höher als die Dschungelriesen, welche die Fluchtroute der Schweber flankierten.
Die gegnerischen Störsender machten es Scharnhorst schwer, einen Überblick zu bekommen. Natürlich – ein Panzerkommandant saß nun einmal deutlich niedriger als selbst ein leichter Mechpilot, er konnte sich auch nicht einfach via Sprung besser platzieren. Wenn die Sensoren limitiert, die Sichtlinie durch Terrain und Vegetation blockiert, und die Augen am Himmel blind waren, war es fast unmöglich, einen guten Überblick zu behalten.
Klar war jedenfalls, dass seine Schweber schwer unter Druck standen – und anstatt zu beschleunigen schien ihre Geschwindigkeit eher zu sinken. Zweifellos war einer, vielleicht auch mehrere Fahrzeuge beschädigt, und wollte man diese nicht zurücklassen und den Wölfen zum Fraß vorwerfen, mussten auch die übrigen abbremsen.
Wenn er die Funksprüche richtig deutete, feuerte der Feind mit Schwärmer- und Donner-Raketen. Dies war gegen ein Flächenziel wie eine Fahrzeugkolonne auf einer Straße potentiell verheerend. Schwärmer-Raketen suchten sich ein Ziel nach dem anderen, und die Donner-Minenfelder drohten die empfindlichen Antriebssysteme der Hovercrafts zu beschädigen.

Der Söldnerkommandeur flucht unterdrückt. Er konnte unmöglich hier abwarten – doch er wusste auch, dass sein Gegner offenbar den Angriff minutiös vorbereitet hatte. Der Feind war zweifellos mit einer kompletten Kompaniekampfgruppe gelandet – das Union musste bis zu den Ladeluken mit Mechs, Fahrzeugen und Soldaten beladen gewesen sein. Und mit Sicherheit hatte er auch örtliche Guerilla als Verstärkung rekrutiert, wie schon mehrfach praktiziert. Das Feuer, das er schemenhaft in der Ferne wahrnahm, kam vor allem von jenseits der Hügelkette, welche die Straße flankierte. Nur hatte Scharnhorst keine Truppen, um diese Stellung auszuheben. Es wäre Wahnsinn gewesen, Infanterie in den nächtlichen Wald zu schicken, und seine Panzer konnten die Hänge nicht einfach überwinden.
Er konnte hier warten, doch es war klar, dann würde bestenfalls die Hälfte der Schweber es schaffen. Wenn er aber den Einsatzbefehl gab, riskierte er, dass die Brücke schutzlos zurückblieb – und er steuerte in eine direkte Konfrontation mit einem Gegner unbekannter Stärke. Aber wenn er etwa seine Artillerie mitnahm, setzte er sie auf der schmalen Dschungelstraße tödlichen Gefahren aus. Gerade LSR-Werfer waren nicht wirklich für direkte Auseinandersetzungen geeignet. Andererseits konnte sie von der Brücke aus nicht direkt in die Kämpfe eingreifen – nicht, ehe die Schweber und ihre Verfolger ein gutes Stück näher waren…

Aber er konnte auch nicht einfach nur abwarten und Nichtstun: „Archers und Bow – ihr und die Infanterie sichert die Brücke. Achtet auf Schleichangriffe. Alle anderen – mir nach. Maximalgeschwindigkeit. Wir nehmen unsere Kameraden auf und ziehen uns in den Schutz der Ari zurück. Und ich will im Fahren Langstreckenbeschuss auf vermutete Feindstellungen!“
Abgesehen von ihrem Ajax B verfügten die schweren Panzer der Höllenhunde kaum über Langstreckenraketen. Aber vielleicht konnten sie so den Gegner zumindest etwas den Schneid abkaufen – auch wenn sie vollkommen blind feuern mussten.
Mit malmenden Ketten rumpelten die schweren Kampfpanzer vor, ihren Freunden zu Hilfe.

***

Etwa zeitgleich, auf halber Strecke zur Brücke

Spike hatte sich in dem Moment vom Feind gelöst, als der Rest ihrer Einheit das Feuer eröffnet hatte. So reizvoll es auch erscheinen mochte, den Höllenhunden nach den Kniekehlen zu schnappen – sie hatte noch nie eine Söldnereinheit erlebt, die derartig schnell den Schwanz eingekniffen hatten – so war ihr der Gedanke gekommen, dass es eine Möglichkeit gab, wie sie sich noch nützlicher machen konnte.
Dank ihrer guten Sensoren hatte sie einen groben Überblick über die taktischen Gegebenheiten, auch wenn der Gegner die Anzeigen partiell störte. Sie wusste, dass der Feind inzwischen auch seine schweren Panzereinheiten über die Brücke gebracht hatte, bei der sie keine halbe Stunde zuvor das erste Mal Feindkontakt gehabt hatte. Wenn sie es schaffte, das Bauwerk zu zerlegen, dann saßen die Höllenhunde fest – eingekeilt auf einer Dschungelpiste, die sie nur bedingt verlassen konnten, zwischen dem Fluss und einer deutlich überlegenen Streitmacht. Die feindlichen Schweber mochten fliehen können, aber ein 70- oder 90-Tonnen-Koloss der unter feindlichem Dauerfeuer versuchte einen Fluss zu überqueren, der zudem noch angeschwollen war wegen der sturmbedingten Regenfälle…nun, dessen Überlebenschancen waren nicht die besten. Zumal wohl nicht alle Fahrzeuge Fusionsreaktoren oder versiegelte Verbrennungsmotoren aufwiesen, und im metertiefen Wasser unweigerlich ihren Antrieb abwürgen würden.
Sie musste nur vor den Gegnern an der Brücke sein – und es gab kaum eine Maschine, die für so ein Wettrennen besser geeignet war.
Sie warf einen prüfen Blick auf die Anzeigen. Es würde riskant werden, ein ständiger Tanz auf der Messerklinge – ihr MASC voll auszunutzen, ohne die Aktivatoren zu schrotten bedeutete, ständig die Geschwindigkeit zu wechseln, in einem trügerischen Terrain. Blieb natürlich abzuwarten, was der Feind an Sicherung an der Brücke zurücklassen würde.
Mit einem Gebet zu sie-wusste-nicht-genau-welcher-Gottheit beschleunigte die Pilotin ihren Omni und machte sich auf den Weg.

***

Auf der Dschungelpiste

Es war einer dieser Anblicke, die geeignet waren, sich auf lange Zeit wortwörtlich in die Netzhaut des Augenzeugen einzubrennen. Die Sorte von Anblick, die keinen Soldaten kalt ließen, er mochte auch noch so erfahren sein:
Scharnhorsts Panzer, ein Manticore, hatte sich an die Spitze der Kolonne gesetzt. Das war ein Stück weit töricht, denn jeder Feind versuchte stets zuerst den Spitzenpanzer auszuschalten, damit sich hinter ihm die Kolonne staute. Aber seine Maschine war vergleichsweise schnell, und er brauchte einen klaren Überblick, wie die Lage war. Zudem hatte seine Maschine – da sie kein alter PPK-Panzer war – wenig Langstreckenwaffen und musste näher an den Feind heran.
Den Überblick bekam er auch – auch wenn er sich einen Moment wünschte, dem wäre nicht so. Die Schweber der Vorhut rasten die Straße entlang – auch mit gedrosselter Geschwindigkeit schneller als die meisten Kettenfahrzeuge. Selbst in der reduzierten Detailschärfe der Nachtsichtgeräte war zu erkennen, dass die Fahrzeuge gelitten hatten. Flanken, Türme, Antriebschürzen waren zerfurcht als habe jemand eine Eisskulptur mit einem Sandstrahler bearbeitet. Waffen waren lädiert, mitunter wohl ausgefallen, Panzerplatten abgesprengt. Unablässig regnete es Raketen und Werfergranaten auf den Konvoi, die den Narben neue hinzufügten – während das Gegenfeuer der Schweber und die blind abgefeuerten Raketen der schweren Panzer wenig zu bewirken schienen. Und doch war das nicht einmal das Schlimmste.
Denn genau in dem Moment, da die Entfernung zwischen dem vordersten Schweber und dem Manticore nur noch 100 Meter betrug, blühte ein gleißender Feuerball über der Kolonne der Flüchtigen auf. Eine Inferno-Mörsergranate, geleitet durch ein böses Geschick oder besondere Zielgenauigkeit, detonierte direkt über dem ohnehin angeschlagenen Musketier-Schwebepanzer. Der brennende Gel hüllte das Fahrzeug in einer erbarmungslosen Umarmung ein – und fand sofort seinen Weg ins Innere, durch Breschen, die der frühere Beschuss geschlagen hatte.
Die Schreie, die über den Sprechfunk zu hören waren, hatten nicht mehr viel Menschliches an sich – an Entkommen aus dieser Flammenhölle war nicht zu denken. Kurz darauf detonierte die Munition.
Der Panzerkommandant hörte ein Würgen – von welchem seiner Besatzungsmitglieder war nicht ganz klar. Er kämpfte selbst mit Übelkeit.
Doch Scharnhorst war zu erfahren, um sich lähmen zu lassen, auch wenn er jene, die einen furchtbaren Tod gestorben waren, gut gekannt hatte: „Vorwärts!“
Der schwere Kampfpanzer beschleunigte, rollte den Schwebern entgegen, die im Feuerschutz ihrer größeren, schweren Brüder Schutz suchten.
Sie hätten es um ein Haar geschafft.

Die Mechs griffen mit einer Präzision an, die ebenso beeindruckend wie beängstigend waren. Geduckt vorrückend, machten sie vollen Gebrauch aus ihrer überlegenden Beweglichkeit – sie mieden die Straße, brachen mühelos durch das Unterholz, zerknickten Bäume wie Streichhölzer. Dies war kein blindwütiger Ansturm ohne Rücksicht auf Verluste, dies war ein wohl überlegter Angriff.
Scharnhorst bekam den feindlichen Führungsmech nicht einmal zu Gesicht – es musste der Anführer sein, wenn man die Feuerkraft berücksichtigte. Nicht weniger als vier blauschimmernde Energiebahnen rasten durch die Nacht, gebündelt mit einer Präzision, wie nur ein wahrer Meisterschütze – oder ein Zielcomputer, wahrscheinlicher aber beides zusammen – es fertigbrachte. Sie schlugen im Sekundentakt in der Flanke von Icarus – dem Drillson-Schwebepanzer der Kompanie – ein. Panzerplatten schmolzen wie Butter oder wurden beiseite gefegt wie eine Rüstung aus Papier. Getroffen von vier Clan-PPK’s auf einmal hatte der Panzer keine Chance.

Der Manticore raste vor, auf knappe Befehle Scharnhorst hin suchte der schwere Panzer seinem getroffenen Bruder Schutz vor den Fangschüssen der Angreifer zu geben.
Die Panzer der Höllenhunde feuerten, aber einmal mehr wirkte sich das Gelände zu ihren Ungunsten aus. Mehr oder weniger in einer Kette hintereinander aufgereiht mit wenig Raum zum Manövrieren – vor allem, wenn sie den Schwebern die Flucht ermöglichen wollten – war ihr Feuerbereich zum Teil durch die eigenen Kameraden blockiert, zumindest wenn die Waffen in Bug und Flanken und nicht im Turm saßen. Wenigstens konnten sie Sperrfeuer geben und damit die feindlichen Mechs etwas auf Abstand halten.
Dennoch war klar, der Rückzug zur Brücke würde ein Höllenritt werden. Der Major angelte nach dem Sprechfunkgerät. Was jetzt kam, würde nicht leicht werden…

***

Odaga-Verwaltungszone, Provinz Aomori, die Stadt Taonami, örtliche Odaga-Kommandozentrale

Tai-i Anatoli Tanigaki hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass dieser Moment kommen würde – aber er hatte sich dennoch auf die Eventualität vorbereitet. Seit die Höllenhunde ausgerückt waren, hatten die Odaga-Abhörspezialisten ihren Funk überwacht – wie sie natürlich auch versuchten den Funk der unbekannten Angreifer zu entschlüsseln. Der Erfolg war in beiden Fällen überschaubar, reichte aber aus, um ein ungefähres Bild von den Ereignissen zu bekommen.
Und so kam die Meldung nicht wirklich überraschend: „Tono, Funkspruch von den Höllenhunden!“
Der Tai-i ließ sich Zeit mit der Antwort: „Kommt das von ihrem Kommandeur?“
„Nein, Herr, es meldet sich ein Second Lieutenant Angström.“ Der Kommunikationsoffizier sprach den Rang, für den es in den VSDK keine Entsprechung gab, gedehnt aus – möglicherweise auch, weil er wie viele Kuritaner Söldnerränge nicht für voll nehmen konnte.
Wenn man daran dachte, wie hektisch es auf den Funkkanälen zuging, war es keine Überraschung, dass Scharnhorst nicht selber funkte. Er hatte vermutlich damit zu tun seine Leute zu dirigieren. ,Oder seine eigene Haut zu retten.‘ dachte Tanigaki gehässig. Da Scharnhorst noch ein altgedienter Ex-Chevalier war, bedachte der junge Kuritaner ihn mit weit mehr Ablehnung als die Mehrheit seiner Soldaten, die noch nicht lange zur Söldnereinheit gehörten. Sie konnte ja nichts für die Verbrechen ihrer Kameraden.
Anatoli wartete noch ein wenig, machte dann eine knappe, aber wohl abgewogene Geste: „Durchstellen.“

Die Stimme am anderen Ende der Sprechverbindung klang verzerrt und wurde immer wieder von Störgeräuschen überlagert, so dass es schwer war, sie zu verstehen: „Achtung, an Tai-i Tanigaki, wir benötigen dringend Unterstützung. Stehen im Gefecht mit mindestens einer Kompanie Mechs, darunter Sturmklasse-Maschinen, dazu Panzerfahrzeuge, ebenfalls Kompaniestärke. Infanterie und Artillerie in unbekannter Stärke.“
„Hier Tanigaki. Ich verstehe Sie nicht Recht. Wie ist die Lage. Wo sind Ihre Stellungen? Wo steht der Gegner genau. Machen Sie detailliert Meldung.“
Die Störgeräusche nahmen eher noch zu:
„Verdammt, dafür…ne Zeit! Da vorne sterben…Leute. Wir brauchen alles ,,, Mech und jeden Panzer, und das sofort. Es ist ein ver… Hinter...“
Der Kuritaner hob die Hand langsam, während seine Stimme zunehmend lauter wurde: „Der Empfang wird immer schlechter. Ich brauche genaue Angaben über die Feindstellung. Ich kann meine Leute doch nicht ins Dunkel schicken! Wo genau ist der Gegner. Welche Einheiten haben Sie identifiziert!“
„Hilfe…….“
Der Funkkontakt brach mit einem bedrohlichen Knirschen und Rauschen ab.
Der Tai-i schwieg einen Moment. Dann straffte er sich: „Nehmen Sie zu den Akten: „Kommunikation mit den Höllenhunden gestört. Feindlage unklar. Angesichts der Gefahrenlage in der Stadt und Angespanntheit der eigenen Reserven geht Eigensicherung vor. Eintreffen von Verstärkung nach Möglichkeit beschleunigen. Sowie das Wetter aufklart…“ Tanigaki wusste, dass das noch zwei, drei Stunden dauern würde: „Will ich Aufklärer in der Luft.“
Widerspruch gab es – natürlich keinen. In den Haustruppen wie in den VSDK zog man die Befehle eines Vorgesetzten in einer Krisensituation nicht in Zweifel, wenn man noch alle Sinne beisammen hatte.

Der junge Kuritaner hatte einen schlechten Geschmack im Munde. Er empfand keinerlei Solidarität für die Söldner – er schuldete ihnen nichts. Dennoch, sie im Stich zu lassen…
Anders als die Söldner war er durchaus in der Lage zu erkennen, wenn er sich irrte. Und das hier war kein Theater, gedacht ihn irrezuführen. Die Söldner waren WIRKLICH in Schwierigkeiten. Das hieß natürlich nicht, dass ihre Wahnvorstellung von der allumfassenden Verschwörung die sich nur gegen sie richtete, zutraf. Entgegen ihrer Annahmen war plausibel, dass sie es mit einer gemischten Solhama-Guerilla-Einheit zu tun hatten, losgeschickt von kriegswütigen Geisterbären. Doch sei dem wie es sei, ihr Feind war auch ein Feind des Kombinates und der Odaga im Speziellen. Und wie gesagt, die meisten Höllenhunde hatten keine Verbrechen auf sich geladen – jedenfalls keines, das ihn tangierte.
Doch die Worte seines Vaters waren klar gewesen: ,Ehrlich gesagt wäre es mir am liebsten, wenn der vorletzte Söldner den letzten Clan-Banditen umbringt, aber so viel Glück werden wir wohl kaum haben.‘
Es sah so aus, als würden sie genau dieses Glück nun haben. Und für diese Eventualität hatte Tanigaki Vorsorge getroffen – hatte arrangiert, dass man den Sprechfunk nach Belieben stören konnte. Ein zweifelhafter Schutz, sollte die ISA sich intensiver für die Details interessieren. Aber es war zweifelhaft, dass man eine umfassende Untersuchung durchführen würde, wenn sich die Söldner gründlich blamierten. Schließlich waren sie nur Com Star Lakaien.
Immerhin, Kommunikationsschwankungen KAMEN vor, um so mehr bei diesem Wetter, diesem Terrain – und angesichts der gegnerischen ECM. Es blieb zu hoffen, dass der handzahme Schnüffler der Söldner die Erklärung abkaufen würde. Aber mit seiner Position hatte er unter seinesgleichen mit Sicherheit sowieso keinen guten Stand…

***

Auf der Dschungelpiste

Der Impulslaser von Scharnhorsts Manticore spuckte einen wahren Strom von Energieimpulsen aus. Weitere Panzer unterstützen den Beschuss – und diesmal zeitigte er Wirkung. Einer der Feindmechs, eine Libelle, wurde getroffen, in dem Moment, als er gerade abhob. Als sprungtaugliche Maschine war sie wie ihre Schwestereinheit besonders für diese Art von Kampf geeignet – aber in diesem Fall war das Glück des feindlichen Piloten offenbar aufgebraucht. Der Sprung verwandelte sich in ein unkontrolliertes Taumeln, und dann kam die Maschine außer Sicht, um mit zerstörerischer Wucht einige hundert Meter weiter unkontrolliert auf den Dschungelboden aufzuschlagen. Für einen Moment schien der Angriff abzuebben – Zeit genug, dass Scharnhorst sich einen Überblick verschaffen konnte. Und es sah nicht gut aus. Viele der Panzer waren bereits beschädigt, bei einigen drohte Munition knapp zu werden. Die gegnerischen Mörser feuerten unablässig weiter, setzten zusammen mit einigen der feindlichen Mechs den Dschungel in Brand, was für Panzer weit gefährlicher war als für Battlemechs. Schon deshalb konnten sie unmöglich hier bleiben. Der einzige Lichtblick war, dass die Drillson-crew – wenngleich zum Teil verwundet – geborgen worden war.
Sonst gab es nicht viele gute Nachrichten. Nach allem, was er von Bow gehört hatte, hatten die Kuritaner entweder den Hilferuf der Höllenhunde nicht verstanden und blieben auf Grund der unsicheren Lage untätig – oder, was durchaus denkbar war, zogen es vor, die Notlage der ungeliebten Gäste zu ignorieren. Was bedeutete, seine Leute waren auf sich allein gestellt. Dennoch, wenn sie es schafften, sich auf die Brücke zurückzuziehen, und in den Feuerschutz der Artillerielanze…

Es würde ein Wettrennen werden, eines, bei dem vieles zugunsten seines Gegners sprach. Eines Gegners, der ihnen bisher bei fast jeder Konfrontation einen Schritt voraus gewesen war – als wüsste er, was die Höllenhunde als nächstes unternehmen würden. War es denkbar, dass die Odaga doch hinter allem steckten?
Aber diese Frage würde warten müssen bis nach der Schlacht.
Und während der Söldnerkommandeur seine Leute einwies suchte er den Gedanken zu verdrängen, dass es im Moment sehr unsicher war, ob es ,nach der Schlacht‘ geben würde…

Ende
08.08.2021 21:28 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Es war dieser Moment. Dieser eine Moment. Manfred Scharnhorst erkannte, dass er eine Entscheidung treffen musste. Er hatte seine Leute in eine Falle geführt, von der er gewusst hatte, dass sie existierte, er hatte nur nicht gewusst, wie sie ausschaute. Und jetzt hatten mindestens sechs Mechs seine verstärkte Kompanie in einer Schere und prügelten auf sie ein. Ein weiterer Verlust, Manfred registrierte, dass es der Ajax A war. Von mehreren Waffenstrahlen aufgespießt manövrierte er sich gegen den nächsten Urwaldriesen und blieb stehen. Luken flogen auf, Sekunden bevor weiteres Laserfeuer auf den waidwunden Panzer einprügelten. Ob und wer es von der sechsköpfigen Besatzung geschafft hatte, und ob sie am Leben bleiben würden, erkannte er nicht, aber dies war der Moment, wo er bestimmen musste, wer sich zurückziehen durfte, und wer sich hier opferte, um die anderen zu retten. Manfred warf einen letzten Blick auf die Schadensanzeige der beiden Kompanien und entschied sich. Er öffnete den allgemeinen Bataillonskanal. Und begann zu sprechen.
***
Mittlerweile hatte sich das Wetter über dem Kontinent beruhigt. Luft/Raumjäger hätten starten können, hätten die Höllenhunde noch eine ihrer sechs Maschinen zur Verfügung gehabt. Oder Haus Odaga. Der vorbeiziehende Taifung war mittlerweile schwach genug über der Millionenstadt zu hören, dass die Flugsicherheit dem kontinentalen Flugbetrieb eine baldige Wiederaufnahme in Aussicht stellte.
Auch eine andere Gruppe nutzte die Gelegenheit, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen, in diesem Fall, um die Reste der Angriffstruppe, die die ganze Stadt und einige Erntezentren den ganzen Tag in Atem gehalten hatten, zu entlasten. Die Hubschrauber-Kommandos der planetaren Verteidigung.
War es Zufall? War es Fügung? Oder war der Pilot des Kampfhubschraubers mit dem Codenamen Oni yong (Dämon vier) einfach ein wenig renitent gegenüber der eigenen Führung?
Auf jeden Fall kam er nach einem Einsatz gegen Rebellenboote auf einem Nebenfluss etwa drei Kilometer an jenem Ort vorbei, an dem die Höllenhunde um ihr Überleben kämpften.
„Shigoku von Oni yong. Sehe das Landegebiet der Eindringlinge und den Kampfplatz der Höllenhunde. Erbitte Anweisungen.“
„Oni yong von Shigoku. Was erkennen Sie?“
Der Pilot nahm sein Fernglas zu Hilfe. „Vier, fünf Mechs, mittel bis schwer. Abstand untereinander rund fünfzig bis hundert Meter. Feuern hauptsächlich zwischen sich. Höllenhunde sind nicht zu erkennen.“
„Oni yong, gehen Sie nicht näher ran und greifen Sie nicht ein. Das ist besserer Selbstmord.“
„Shigoku, Oni yong hat verstanden. Weitere Anweisungen?“, erwiderte der Pilot nicht ohne Frust in der Stimme. Er mochte es nicht, wenn andere seine Kämpfe fochten.
„Oni yong, Taishou hier.“
Elektrisiert richtete sich der Pilot ein Stückweit auf. Das war sein oberster Boss, Tai-i Tanigaki. „Oni yong hört, Taishou.“
„Ony yong, können Sie einen Richtstrahl auf eine Gruppe der Ziele setzen? Wir werden versuchen, den Höllenhunden mit einem Raketenschlag über Mittelstrecke Erleichterung zu verschaffen.“ Außerdem konnte dann keiner behaupten, dass Odaga die Söldlinge in ihrer Misere hatte stecken lassen. Diese Worte schwangen mit, aber wurden nicht ausgesprochen. „Positiv, Taishou.“
„Dann senden Sie den Ziellaser aus und geben uns die Telemetrie.“ Es dauerte einen Moment, dann fügte Tanigaki hinzu: „Und sehen Sie zu, dass die Raketen nicht zu nahe bei den Höllenhunden niedergehen.“
Das hätte der Pilot ohnehin gemacht, aber die Worte des Erben des Hauses erleichterten ihn. „Verstanden, Taishou. Oni yong sendet Zielsuchlasertelemetrie ab... Jetzt.“ Als Ziel diente ihm ein wuchtiger, augenscheinlich nachgerüsteter Kriegshammer auf seiner Seite der Front, eine wunderschöne Zielscheibe, die neben der Dschungelpiste keck den Kopf über die Baumwipfel hob.
***
Fast fünfzig Kilometer entfernt im Meer, aber in der Nähe der Küste, erhielt die TORAMARU, eines der strategischen Unterseeboote, die eigentlich als böse Überraschung für etwas andere Invasoren, oder aber die Shimatses gedacht waren, je nachdem was zuerst an der Tür klopfte und Ärger wollte, gedacht waren, die Erfassungsdaten des Zielsuchlasers von Oni yong. Eine oft geübte, fehlerlose Maschinerie lief an. Der Kapitän ließ die Ziellösung bestätigen, der Navigator gab sein Okay, die Zielsuchköpfe der Farukon-Mittelstreckenraketen, zwei an der Zahl, mehr konnten sie nicht abschießen, ohne Friendly Fire zu riskieren, wurden auf den Leitlaser aufgeschaltet. Dann gingen kurz hintereinander zwei kräftige Rucke durch das schwere Tauchboot, als sie zwei Farukons kurz hintereinander aus dem Schiffsleib drückte, ins Wasser starten ließ. Die schlanken Raketen erhoben sich bis an die Wasseroberfläche, stabilisierten sich in etwa zehn Metern Höhe, feuerten Steuerdüsen, die sie in die Waagerechte brachten, dann zündeten die Haupttriebwerke, und mit Werten, die ein Mensch kaum bei Bewusstsein überstanden hätte, jagten sie auf die ferne Küste zu.
***
Der Pilot zählte die Zeit. Etwa fünfzig Kilometer, die Raketen flogen mit Mach 2, da machte nach dem Abschuss etwa neunzig Sekunden, bis die Raketen im Zielgebiet aufschlugen, das er im Laservisir hielt. Genug Zeit, dass der Zielerfassungslaser entdeckt wurde. Tatsächlich wandte sich der Kriegshammer zu ihm um, hob einen Arm. Aber als der Hubschrauber, drei Kilometer entfernt, davon nicht zu beeindrucken war, beließ er es dabei und wandte sich wieder nach vorne. Augenscheinlich hielt er den Laser für einen Bluff. Der Pilot hoffte auf ein schmerzhaftes Erwachen in der Realität, denn dies waren die Leute, die seinen Geburtsplaneten bereits mehrfach überfallen hatten, und er wünschte ihnen das Schlimmste und den Höllenhunden alles Glück der Welt gegen diesen Feind.
***
„An alle von Baker Able Able. Plan...“, wollte Manfred das Codewort dafür geben, dass eine Lanze den Abzug des restlichen Kommandos deckte, da hörte er selbst im Innern durch die Panzerung seines Vehikels einen doppelten Überschallknall. Dann waren da Blitze, oder es war ein einziger Blitz, das konnte er nicht erkennen, und plötzlich hörte das Waffenfeuer des Gegner auf.
„Keine Zielerfassung mehr im Norden. Einschlag verifiziert!“, meldete Ramita Schiffer, seine Funk-, und Ortungsassistentin.
Das war die Lücke, auf die er gewartet hatte! „PLAN ESCUDO! AUSFÜHRUNG SOFORT!“ Kompletter Rückzug aller Einheiten, die dazu noch in der Lage waren. Er hätte nicht gedacht, diese Worte tatsächlich noch mal aussprechen zu können. Da das Feuer auch auf der Südostseite der Piste erst einmal erloschen war, galt es, die Überraschung der Angreifern auszunutzen, bevor sie wieder das Feuer eröffneten. Die Schweber reagierten am schnellsten, danach kamen die bodengebundenen Panzer, bis mit in der Nachhut auch das Kommandofahrzeug – sein Kommandofahrzeug – auf dem Weg zur Brücke war. „Baker Charly von Baker Able Able!“, rief er die Artillerielanze an, die er an der Brücke zurückgelassen hatte.“
„Baker Charly Able hört“, antwortete Corporal Myers, der Kommandeur des Partisans.
„Baker Charly feuert Donner-LSR auf meine jetzige Position!“
„Baker Charly Able, habe verstanden. Laden Donner-LSR und legen ein Minenfeld auf den Weg hinter eigene Einheiten.“
Zum Glück war der Junge schnell von Begriff. Es dauerte auch nicht mehr lange, dann sauste eine Salve von über einhundert Langstreckenraketen dicht über die Panzerkolonne hinweg und schlug ohne großes Getöse auf und neben der Dschungelstrecke ein, um einen Ring von rund dreihundert Meter Breite und gute fünfzig Meter Tiefe zu erzeugen. Eine hübsche kleine Rückantwort für die Infernoraketen und die Donner-LSR, die seinen Leuten bereits so zugesetzt hatten.
„An der Brücke nach Plan Phalanx mauern!“, sagte Scharnhorst ins Mikrofon. „Und danach sehen wir zu, ob wir nicht noch einmal vorstoßen können, sobald wir sie abgeschlagen haben.“ Um nach den abgeschossenen Fahrzeugen und eventuellen Überlebenden zu sehen. Auch das klang mit, aber Scharnhorst sprach es nicht aus. Das musste er nicht aussprechen.
„Wir sehen die Brücke“, klang eine sehr ruhige Stimme auf.
Dann erfolgte in Fahrtrichtung eine Explosion. „Und sie ist vernichtet!“
„Definieren Sie vernichtet!“, blaffte Scharnhorst ins Mikro.
„Gesprengt, würde ich sagen. Fliehende Kröten auf drei Uhr!“
Wieder musste Scharnhorst eine Entscheidung treffen. Im Schutz der Artillerie auf der anderen Flussseite konnten sie aushalten. „Plan Phalanx bleibt bestehen. Minenfelder aktivieren. Mike?“
„Sir?“
„Schick jemand aus, der eine Furt findet. Der Fluss führt hier zu viel Wasser. Und sieh zu, dass er die Furt nicht in der Richtung sucht, in der die Kröten fliehen.“
„Ja, Sir.“
Gerade eben waren sie der sicheren Vernichtung entkommen, aber irgendjemand, höchstwahrscheinlich Tanigaki, hatte sie mit Artilleriebeschuss oder Raketen erst mal gerettet. Der Plan war ohnehin gewesen, sich an der Brücke festzusetzen und den Feind nun in ihr Feuer laufen zu lassen. Das hatte sich nicht geändert. Was sich aber geändert hatte, das war eine todsichere Fluchtmöglichkeit für alle bodengebundenen Einheiten der Höllenhunde. Das konnte sehr kritisch für sie werden, vor allem, nachdem sie bereits so viel Feuerkraft eingebüßt hatten. Und wenn sie eine Furt fanden, mussten die schweren Panzer überhaupt erst mal hinkommen. Hinter ihm kam es zu Explosionen. Der Feind musste die Donner-LSR entdeckt haben. Das war nett, bedeutete aber auch, dass sie dicht hinter ihnen waren. Vom Regen in die Traufe. Scharnhorst konnte nur hoffen, dass seine Kalkulation aufging und sie den Feind wirklich werfen konnten. Der Rückzug über die Brücke und deren Sprengung war eigentlich etwas gewesen, was er hatte kontrollieren wollen, falls es noch haariger wurde. Das hatte er verspielt.

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Am Wendepunkt

17. Juni 3067, Sulafat, Odaga-Verwaltungszone, Provinz Aomori, im Tao-Delta

Eine Minute – mehr hatte es nicht gebraucht, um alle Planungen über den Haufen zu werfen. Lupus war ein erprobter Soldat, und es war nicht das erste Mal, dass er so etwas erlebt hatte. Doch ungeachtet aller Kampferfahrung riss einem so etwas immer die Beine unter dem Leib weg.
Für einen Moment hatten sie die Höllenhunde in der Falle gehabt. In einer taktisch ungünstigen Situation, an Feuerkraft unterlegen und offenkundig etwas konfus in ihren Gegenmaßnahmen, hatte es sehr schlecht für die Com-Star-Lakaien ausgesehen.
Doch dann war das passiert, was eigentlich nicht hätte passieren sollen, und auf eine Art und Weise, die nicht vorhersehbar gewesen war – die Odaga hatten sich eingemischt. Und nicht etwa indem sie konventionelle Truppen heranführten, obwohl auch das noch passieren konnte. Nein, sie hatten Marschflugkörper eingesetzt – Lupus kannte die Feuerkraft der schweren Arrow-Artillerieraketen, die mit kaum etwas anderem zu verwechseln war.
Und das Feuer lag unangenehm genau. Einer der ersten Marschflugkörper hatte einen leichten Mech von Lupus‘ Einheit getroffen. Die Detonation hatte die 20-Tonnen-Maschine getroffen wie ein Schlag mit dem Vorschlaghammer einen Menschen.
„Holt den stravag Heli herunter!“
Lupus bemühte sich, die Clan-Charade aufrecht zu halten – doch war unklar, wie effektiv das jetzt noch war.
Es war unwahrscheinlich, dass die kuritanische Artillerieeinheit nach den Zielangaben der Söldner feuerte. Die waren gar nicht in der Lage, verlässliche Peilungen abzugeben, zumal ihr Langstreckenfunk und Sensoren ohnehin weiterhin gestört wurden. Aber ihm war ein kuritanischer Hubschrauber gemeldet worden. Er hatte das nicht ernst genug genommen – immerhin handelte es sich nur um eine leichte Maschine, und alle Feindinformationen und Sensordaten hatten klar darauf hingedeutet, dass die Odaga nicht eben begierig waren, den Höllenhunden zu Hilfe zu eilen.
,Ich Narr! Ich hätte das nicht als gegeben voraussetzen sollen!‘
Jetzt war es zu spät – und er würde den Teufel tun und sich darauf verlassen, dass die Odaga nicht mehr tun würden als aus Entfernung feuern. Lupus überflog die Anzeigen: ja, genau das würde er tun.
Der Mechkrieger öffnete einen Funkkanal und begann Befehle zu erteilen.

***

Zur selben Zeit, nahe der Brücke

In dem Moment, in dem die Brücke in die Luft flog, beschleunigte Spike ihren Mech. Der Plan war bisher erstaunlich gut gelaufen. Die Elementare hatten sich – den Fluss als Deckung nutzend – an die Brücke herangepirscht und sie in die Luft gejagt. Die Höllenhunde mussten schandhaft bei der Wache geschlampt. Aber jetzt waren sie aufgeweckt, und wenn sie ihren Brüdern und Schwestern von der Schlammstapfer-und-Grashüpfer-Abteilung helfen wollte, musste sie tätig werden.
Das klang im Grund suizidal – immerhin wurde die Furt von einer kompletten schwere Artillerielanze gehalten, und weitere Feinde waren nicht zu weit weg. Aber Spike vertraute darauf, dass ihre Gegner langsam aber sicher mit dem von ihm verlangten Multitasking überlastet waren. Die explodierende Brücke, der Funkverkehr ihrer unter schwerem Beschuss stehenden Kameraden auf der anderen Flussseite – das musste langsam aber sicher zu Unachtsamkeit in anderen Dingen führen. Und ihr Mech konnte sich dank seiner Geschwindigkeit extrem schnell nähern – und dank der ECM- und ECCM-Ausstattung war er dabei nur schwer zu erfassen.

Der Mech raste förmlich dahin. Bei gut 200 Kilometern die Stunde brauchte sie keine zehn Sekunden für rund 500 Meter. Viel zu schnell für die feindlichen Artilleristen. Vor allem für einen Gegner, bei dem drei von vier Panzern praktisch wehrlos waren, so wie man sich ihnen erst einmal genähert hatte. Sie musste sich nur vor dem Ontos in Acht nehmen, der die Einheit anführte.
Noch im Rennen feuerte sie einmal mehr ihren Infernowerfer ab. Auf Maximalentfernung und bei ihrer Geschwindigkeit war die Trefferwahrscheinlichkeit minimal, aber darum ging es gar nicht. Wichtig war das Chaos, das die aufpilzenden Brandgelwolken für die Sensoren und auch in den Gehirnen der gegnerischen Panzerfahrer anrichteten. Der LSR-Partisan reagierte als erster, schwenkte den massiven Turm, während die schwerfälligen LSR-Lafetten erst ihre Motoren anwarfen um die Stellung zu wechseln – konnten sie doch ausschließlich nach vorne feuern.
Spike wusste nicht, ob sie fluchte oder betete, als sie den Turm des Flakpanzers in einer wahren Feuerwolke verschwinden sah, ausgelöst durch die zündenden Langstreckenraketen der drei massiven Werfer. Sie peitschte ihre Maschine einmal mehr vorn, vornübergebeugt, als könne sie sich klein genug machen, um dem Beschuss zu entgehen.

Es war eine geradezu surreale Erfahrung. Die feurigen Bahnen der Raketen rahmten ihrem Mech förmlich ein – ein, zwei Schläge erschütterten die Maschine, doch mehr passierte nicht. Dafür schien hinter ihrem Mech das halbe Flussufer zu explodieren, als die Flakraketen blindlings aufschlugen und detonierten.
Die Pilotin brüllte vor Begeisterung, eine Mischung aus Lachen und halbem Schluchzen, und hämmerte auf die Feuerknöpfe. Wie ein wildgewordener Dämon raste ihre leichte Maschine zwischen den Kampfkolossen einher, teilte nach allen Seiten aus. Mit zwei mittleren Langstrecken und einem leichten Impulslaser und der Zwillings-KSR war ihre Bewaffnung geradezu lachhaft m Vergleich zu der ihrer Gegner, selbst wenn man bedachte, dass sie über Clan-Waffen verfügte. Doch waren gerade die Raketen-Selbstfahrlafetten nicht für den Nahkampf gebaut. Die Strahlenbahnen verwüsteten Panzerplatten und stießen schnell ins Innere vor – dort, wo interne Komponenten, Motoren, Treibstoff, vor allem aber hunderte hochexplosive Raketen lagerten. In dem Durcheinander waren die Panzer sich selbst im Weg, boten sie Spike eine gewisse Deckung.
Natürlich konnte das nicht lange andauern. Spike brauchte IMMER Glück, die Panzer nur ein einziges Mal. Und so begnügte sich die Mechpiloten damit, für ein paar Sekunden Verwüstung zu stiften. Sie registrierte, dass einer der Raketenwerfer offenbar schwer, vielleicht tödlich getroffen war – und getreu ihrem Motto trat sie noch einmal nach, feuerte eine volle Salve auf ihn ab. Das Ergebnis wartete sie nicht erst ab.
Dann ergriff Spike bereits wieder die Flucht. Sie betätigte ihren Raketenwerfer, setzte die Uferböschung vor sich in Brand. Blindlings raste sie durch die Flammen, welche die Innentemperatur ihrer Maschine rapide in die Höhe trieben – sie aber gleichzeitig vor den Verfolgern verbargen.

Es reichte nicht ganz. Die Serie von Treffern war mörderisch, zumal sie zum Teil ihre Taschentuchdünne Rückenpanzer trafen, und sofort die innere Struktur beschädigten. Mindestens drei oder vier mittelschwere Laser hatten sie getroffen – ein Abschiedsgruß des Ontos. Einer ihrer Laser war ausgefallen, der eine Arm ihres Mechs blockierte. Weitere Alarmlampen leuchteten auf, signalisierten, dass sie keinen weiteren Treffer dieser Art verkraften konnte.
Aber das musste sie auch nicht, denn schon entfernte sie sich weiter und weiter, hinter sich Feuer und Verwüstung zurücklassen. Ihr Mech mochte schwer beschädigt sein, aber an diesem Tag hatte sie es diesem aufgeblassen Affen Lupus gezeigt, dass sie ihr Geld wert war!

***

Im Dschungel

Es war noch stets ein atemberaubender Anblick, wenn ein Kampfkoloss, dutzende Tonnen schwer, die Naturgesetze Lügen strafte und sich auf Sprungdüsen in die Luft erhob. Lupus hatte den Sprung genau berechnet. Ein einziger Satz katapultierte ihn mehr als 100 Meter vorwärts, und ließ ihn mit knochenbrechender Wucht auf einem unbewaldeten Uferstreifen aufsetzen. Er hatte vorsorglich die Zähne zusammengebissen und federte die Erschütterung so gut ab, wie es ging. Mehr als ein unerfahrener Pilot hatte sich einen Zahn ausgebrochen oder war nach einem Sprung für entscheidende Sekundenbruchteile benommen gewesen. Doch nicht so in diesem Fall. Mit sicherer Hand führte der Veteran seinen Mech.
Mit einer fließenden Bewegung hob er die Arme seiner Maschine, mit einer Eleganz, die wenige Beobachter einem schweren Kampfkoloss zugetraut hätten, und feuerte. Der Doppelstrahl geladener Teilchen aus den beiden Langstrecken-PPK raste über den Himmel – genau dorthin, wo sich der kuritanische Helikopter befand.
Der Pilot hatte offenkundig nicht mit einem Angriff aus dieser extremen Entfernung gerechnet. Lupus‘ Sprung hatte ihn gerade so weit getragen, dass die Maschine sich am Rand der maximalen Reichweite seiner Waffen befand.
Der schlanke Helikopter legte sich auf die Seite, versuchte ein Ausweichmanöver. Er wich einer der Strahlenbahnen aus – die zweite aber traf ihn in der Flanke. Selbst auf diese Entfernung, und schon recht weit aufgefasert, hatte die Waffe dennoch genug Feuerkraft, um den Hubschrauber schwer zu beschädigen, so dass er qualmend abdrehte – auf der Flucht, auf der Suche nach einem Platz zum Notlanden. Es war zweifelhaft, dass er sei Ziel bei dem herrschenden Wetter erreichen würde.

,Die angemessene Strafe für unseren Peeping Tom.‘ in Lupus‘ innerem Monolog schwang bittere Belustigung mit. Für das was er plante, konnte er keine ungebetenen Beobachter gebrauchen.
Die Höllenhunde – nun, das was von ihnen übrig war – hatte sich am Flussufer eingeigelt. Nicht die schlechteste Wahl – da die Brücke in die Luft geflogen war, saßen die Kettenfahrzeuge erst einmal fest. Unter feindlichem Beschuss ein Wasserhindernis von dieser Tiefe und ohne gesicherte Furt zu durchfahren, war ein Rezept für Verluste, und mit der Feuerunterstützung durch ihre Artillerielanze hatten die Panzer zumindest eine Chance, Gegenwehr zu leisten.
Freilich war offenbar gerade auch auf der anderen Flussseite die Hölle los, und das eröffnete Lupus‘ Truppe eine Chance, die Sache doch noch zu einem Ende zu bringen. Im Unterschied zu den Höllenhunden, deren kampfstarke Kettenpanzer an die Straße gebunden waren, konnten seine Mechs fast beliebig durch den Dschungel vorstoßen, und seine Schweber waren auf dem Fluss ebenso beweglich wie auf einer Straße – mehr noch, sie hatten wesentlich mehr Platz zum Manövrieren, so dass sie ihre überlegene Geschwindigkeit voll ausspielen konnten. Der Gegner hingegen verwandelte sich, so eng zusammengepfercht, wie er im Moment war, in eine Galerie von Zielscheiben, verwundbar für ein Langstreckenbombardement mit Schwärmer-Raketen. Natürlich konnten diese Zielscheiben zurückschießen, aber es kam nur darauf an, schnell und hart genug zuzuschlagen – und nicht etwa so töricht zu sein und den Gegner entlang der Dschungelpiste anzugreifen, die er gerade entlanggeflüchtet war. Ein heftiger Angriff durch die Mechs, unterstützt durch das Langstreckenfeuer der Schweber. Und dann noch flächendeckender Beschuss der feindlichen Stellung mit Infernoraketen und Napalmgranaten… Ein Sieg in diesem Gefecht war immer noch möglich, wenn sie schnell genug handelten.

Lupus öffnete eine Funkverbindung zu Spike: „Gekämpft wie eine wahre Bekker*. Kämpfe weiter so, und du bekommst deine Zeile in der Erinnerung.“
Er hörte sich den Schadensbericht der Pilotin an: „Halte Abstand. Kein Grund, den Surats einen leichten Sieg zu gönnen. Du bist weiterhin meine Augen und Ohren – und wirst der Schneesturm für die ihren sein. Seyla.“
Auf Befehl ihres Kommandeurs hin schwärmten die Mechs aus, beschleunigten die Schwebepanzer und bereiteten sich darauf vor, den Höllenhunden in die Flanke zu fallen. Die Langstreckenwerfer feuerten unablässig, ließen heulend Tod und Verderben auf den Feind herabregnen. Es zahlte sich aus, dass die Angreifer noch immer ihre Beobachter auf der Hugelkette hatten und damit ziemlich genau wussten, wo der Feind stand – der seinerseits nur ungezielt zurückschießen konnte.

***

An der Hügelflanke

Dadifs Handflächen brannten, trotz der schützenden Handschuhe. In den letzten Minuten hatte er eine Granate nach der anderen herangereicht, eine ebenso anstrengende wie im Grund stupide Arbeit.
„Feuer einstellen.“ Skadis Stimme war vollkommen ruhig, ungeachtet des Kampflärms.
„Einpacken, wir nehmen einen Stellungswechsel vor. Nahe genug, dass wir das Flussufer bestreichen können. Schutzanzüge anlegen. Bereitmachen für Einsatz von Grün- und Gelbgranaten.“
Der junge Soldat zuckte zusammen. Er wusste nur zu gut, wofür die Deckbezeichnung stand. Natürlich verfügte die Einheit über Standard-Gasgranaten, die eher dafür gedacht waren den Gegner auszuschalten. Grün- und Gelbmunition hingegen…nun, die war eine andere Sache. Die Codebezeichnungen standen für die verfüllten Kampfstoffe – Grün beispielsweise für Chlorgas, was schon schlimm genug war. Gelbgranaten enthielten jedoch eine wahrhaft tückische Sulfidverbindung, die sich als Aerosol über das Gefechtsfeld verteilen konnte. Eine einzige leichte Mörsergranate konnte ein Areal von gut zwei Dutzend Meter Durchmesser verseuchen. Der Kampfstoff griff nicht nur die Lungen an, sondern verursachte auch schreckliche Verätzungen auf der Haut, schwer heilende Wunden. Es reichte also nicht, eine Gasmaske zu tragen. Getroffene Fahrzeuge, ja selbst das Gelände blieb noch lange nach dem Einsatz vergiftet. Dadif hatte in seiner Zeit bei der Einheit eine Grundausbildung für den Umgang mit dieser Art Munition durchlaufen. Doch ihn schockierte noch immer, mit wie wenig Hemmung seine Kameraden eine so scheußliche Waffe einfach wie ein nützliches Werkzeug betrachteten.
Natürlich, wenn man es genau nahm – würde ihm eine normale oder Infernogranate unter den Händen explodieren, wären die Folgen für ihn ebenso verheerend wie für den Gegner im Falle eines Volltreffers. Brandgel oder eine Handvoll Splitter verursachten natürlich einen nicht weniger qualvollen Tod. Aber dennoch...
„He, du Nase! Schwing deine Hufe!“
Der harsche Weckruf der Truppführerin riss ihn aus den Gedanken. Er fasste hastig mit an, den Granatwerfer abzubauen und für den Stellungswechsel vorzubereiten. Auch die anderen Mörsertrupps bauten ab, doch sie würden in wenigen Minuten ihre neue Feuerstellung erreichen.
Insgeheim betete Dadif ein Stück weit, etwas, IRGENDETWAS möge ihren und seinen Einsatz verhindern…

***

Tai-i Anatoli Tanigaki war harte Gefechte und schwierige Entscheidungen gewöhnt. Er hatte gegen die Clans gekämpft und für seinen Vater einen Aufstand auf Sulafat niedergeworfen, mehr als einmal vor Krisen gestanden. Einmal ganz abgesehen davon, dass die kuritanische Militärausbildung wie auch das Navigieren in der höfischen Gesellschaft nichts für nervenschwache Personen waren. Dennoch hatte er sich schon lange nicht mehr so unsicher gefühlt wie in diesem Moment. Er hatte sich entschieden – teils durch Worte, teils durch eigene Zweifel – den Höllenhunden zu helfen. Die beiden ,strategischen‘ Unterseeboote, die er als Vorsichtsmaßnahme gegen einen Verrat der Söldner hatte auslaufen lassen, waren nun zu deren Rettung eingesetzt worden. Er hatte gezögert, diese Trumpfkarte so prominent auszuspielen, doch es war die einzige Option gewesen, schnell und wirksam einzugreifen.
Dass er dafür den Zorn seines Vaters riskierte war schlimm genug, doch wurde er zugleich das Gefühl nicht los, dass er zugleich in das geöffnete Maul einer Falle marschierte, egal wie auch immer er sich verhielt.
Doch das war etwas, womit er sich zu gegebener Zeit befassen musste. Im Moment hatte er ein Gefecht zu koordinieren – und das war nicht eben leichter geworden, seit dieser Idiot von Helikopterpilot sich zu weit vorgewagt hatte. Damit hatte der Tai-i erst einmal seine ,Augen‘ verloren. Er wusste nicht genau, wo sich die Angreifer befanden, und ehe seine Bodentruppen das Areal erreichten, würde noch eine Weile vergehen.
Selbstverständlich hätte man einen weiteren Heli schicken können, aber die übrigen Maschinen hatten auch noch andere Aufgaben zu erledigen, ihr Treibstoffvorrat neigte sich dem Ende zu. Außerdem waren die Claner inzwischen natürlich vorgewarnt, und das Wohl der Höllenhunde lag ihm gewiss nicht so sehr am Herzen, dass er das Leben seiner eigenen Leute darüber geringschätzte.
,Der Schwachkopf hätte, wenn er sich schon unbedingt einmischen muss, anstatt Arispotter zu spielen, entweder ausreichend auf Abstand bleiben oder im Tiefflug seine Abwurfsensoren einsetzen sollen.‘
Damit blieb ihm eigentlich nur eine Option – eine eher mittelmäßige Alternative, aber die beste die er hatte. Er öffnete einen Funkkanal…

***

In Scharnhorsts Panzer – wie auch um ihn herum – regierte weiterhin das Chaos. Die Meldungen der anderen Maschinen prasselten auf ihn ein, und vor allem jenseits des Flusses schien ein einziges Durcheinander zu herrschen. Der Umstand, dass nur eine einzige leichte Maschine so viel Schaden anrichten konnte, war eine deutliche Warnung. Schließlich konnte der Gegner auch mehr schnelle Mechs über den Fluss senden. Der Söldnerführer konnte natürlich die Schweber zu Hilfe schicken – mit ihrer zumeist dünneren Panzerung waren sie auf seiner Flussseite ohnehin besonders gefährdet. Dann fehlte ihm allerdings die Unterstützung und Feuerkraft, und es sah nicht so aus, als ob der Gegner in seinem Angriff nachlassen wollte.
Noch immer standen seine Fahrzeuge unter Druck. Der Gegner griff nicht blindwütig an, im Moment beschränkte er sich darauf, den Brückenkopf systematisch zu bombardieren. Salve auf Salve von Langstreckenraketen, zumeist Schwärmer, hagelte herab. Dazu torkelten ein um das andere Mal Infernogranaten herab, ohne Zweifel von Mörsern abgefeuert. Bald, da war er sich sicher, würde ein erneuter massierter Angriff erfolgen. Und auch wenn viele seiner Fahrzeuge schwer gepanzert und bewaffnet waren – sie befanden sich in einer taktisch mehr als kritischen Position, und der Gegner war ihnen an Zahl, Beweglichkeit und Feuerkraft überlegen.
Nicht zu vergessen – wie er sich eingestehen musste – waren die gegnerischen Soldaten offenbar bestens ausgebildet und wurden effektiv geführt. Dass es nicht deutlich schlimmer stand lag wohl nur daran, dass ihre Feinde systematisch vorgingen, um die eigenen Verluste zu minimieren. Aber das konnte sich am Ende ebenso tödlich erweisen wie ein rücksichtsloser Sturmangriff, der seine Einheit überrannte.

In diese wenig erfreulichen Gedanken schnitt ein Meldeton des Funkgerätes. Kommunikation war während des gesamten Gefechtes ein kritischer Punkt gewesen. Der Gegner verfügte zweifellos über mehrere Mechs oder Fahrzeuge mit moderner ECM- und ECCM-Ausstattung, die es problemlos mit derjenigen der Höllenhunde aufnahm, ja sie übertraf. Folglich waren bereits die einheitsinterne Kommunikation wie auch die Langstreckensensoren alles andere als verlässlich. Umso mehr überraschte es ihn, dass sich mitten im dem Durcheinander ein kuritanischer Kanal meldete: „Lagebericht. Melden Sie eigene und Gegnerpositionen.“
Es war nicht etwa das HQ von Tai-i Tanigaki in Taonami, vielmehr eine gänzlich andere Frequenz. Die unbekannte Stimme klang barsch und hielt sich offenbar nicht mit Smalltalk auf.
Für einen Moment zögerte der Söldnerkommandeur. Er war sich nicht sicher, ob die Kuritaner ihn nicht zu Beginn des Gefechtes absichtlich hängen gelassen hatten. Doch andererseits hatten sie es sich offenbar wieder anders überlegt. Und Bettler wie auch jene, denen das Wasser bis zum Hals stand, konnten schwerlich wählerisch sein.
Dennoch…: „Wer spricht da?“
Die Antwort war noch ein Stück barscher: „Marinefunkstation Funayurei**. Und Sie geben mir jetzt entweder schleunigst eine vernünftige Antwort, Nanbanjin***. Oder Sie können sehen, wie sie allein klarkommen.“
Das machte sogar ein Stückweit Sinn. Eine Marinefunkstation auf einer Welt wie Sulafat musste nicht nur in der Lage sein, über große Entfernungen zu senden, sondern auch mit schweren atmosphärischen Störungen klarkommen.
Und letztlich blieb ihm ohnehin keine Wahl. In der Hoffnung, dass er keinen Fehler beging, öffnete er einen Kanal zu seinen Untergebenen.

***

Das Gros der Mechs von Lupus‘ Truppe rückten geduckt vor – und inzwischen hatten sie das Feuer eingestellt. Die Rad- und Kettenfahrzeuge hingegen wie auch die Infanterie und ausgewählte Mechs ballerten was das Zeug hielt. Der Kommandeur gab sich nicht der Illusion hin, seine Feinde erneut überraschen zu können. Aber es musste ihnen ja auch nicht mit Fanfaren ankündigen auf welcher Gefechtsachse er angreifen wollte. Er wusste, im selben Moment rückten die Schweber seiner Einheit vor, um vom Fluss aus dem Feind in die Zange zu nehmen. Sie hatten Deckung durch ein ECM-Gefechtsfahrzeug, der Feind sollte sie also erst recht spät erfassen können. Ihr Hauptziel würde die feindliche Artillerie sein.
Die Mechs würden sich der geballten Feuerkraft der feindlichen Panzer ausgesetzt sehen, doch mit ihrer kombinierten Feuerkraft sollte es möglich sein…

Die Explosion war förmlich ohrenbetäubend, ein Doppelschlag, der eine gigantische Wolke aus Feuer, Dreck und Wasserstaub emporschleuderte. Selbst aus einiger Entfernung und im Inneren seines schweren Mechs konnte Lupus ein Zusammenzucken nicht unterdrücken. Er wusste natürlich, worum es sich dabei handelte – die kuritanische schwere Artillerie hatte sich erneut eingemischt: „Lagebericht!“
Die Meldung von den Schwebern war sachlich, aber die Stimme klang ernst: „Feind hat seine Schweber als Späher vorgeschoben. ECM-Schweber getroffen und am Sinken.“

Keine zehn Sekunden später erfolgte der nächste Doppelschlag – diesmal lagen die Einschläge dicht vor den vorrückenden Mechs unter Lupus‘ Kommando. Der Feind feuerte nicht perfekt, aber genau genug, dass die Explosion Panzerplatten verwüstete, Mechs wankten, durch den Luftdruck wie durch entwurzelte Dschungelriesen aus dem Gleichgewicht gebracht.
Der Kommandeur fluchte. Ohne diese verdammte…
Noch während er fieberhaft überlegte, ob es aussichtsreich war, zu stürmen – dann würde die feindliche Artillerie natürlich schweigen müssen, waren die Höllenhunde doch weit verwundbarer als die angreifenden Mechs – erwachte sein Funkgerät. Es war ein Kanal, von dem er gehofft hatte, er würde stumm bleiben. Die ganze Nachricht bestand aus einer Zahlenfolge, die automatisch umgewandelt wurde. ,Bodentruppen im Anmarsch – Söldner und Odaga.‘

Das brachte die Entscheidung. Lupus mochte vielleicht nicht wissen, wann ein Krieg verloren war – doch er hatte ein gutes Gefühl, wann er ein Gefecht abbrechen musste. Er war nicht hier, um seine Leute bei dem Versuch zu verschleißen, die Höllenhunde zu vernichten. Ihr Tod war ein netter Bonus, aber nicht das eigentliche Ziel.
„Absetzen. Notfallprotokoll Solhama.“
Jetzt galt es, die Verluste zu begrenzen und Spuren zu beseitigen. Die Höllenhunde mochten aus der Falle entkommen sein. Grund zum Feiern aber würden sie keinen haben – dafür würde er sorgen.

***

„Beeilung!“ Skadis Stimme kannte kein Erbarmen. Ihr Mörsertrupp – in den Schutzanzügen, die in Flecktarn gehalten waren, wirkten sie wie merkwürdige Dschungelwesen – baute hastig die Waffe auf. Ihr Mörser war der einzige, der für diese Art des Angriffs ausersehen war – schließlich war es unpraktisch, alle Artilleristen in Schutzanzüge zu stecken. Und trotz der hinderlichen Kluft, die Arbeit ging den Männern und Frauen schnell von der Hand. Schon war Granatwerfer aufgebaut, zwei Soldaten schleppten eine neue Kiste Munition heran. Selbst im Dunkeln war das große giftiggelbe Kreuz zu erkennen, das man darauf gepinselt hatte.
Die Kommandeurin kontrollierte die Einstellung. Ihre Stimme klang schrecklich nüchtern, als sie an den Kommandeur ihrer Truppe meldete: „Feuerstellung bereit. Vier Gelbgranaten mit Abstandzündung einsatzbereit. Freigabe für Einsatz erbeten.“
Vier Granaten nur – aber damit konnte sie mindestens einen Hektar Wald in eine Hölle der Schmerzen, wenn nicht gar des Todes verwandeln für all jene, die nicht in einem hermetisch gesicherten Fahrzeug und Gefechtsanzug steckten.

Dadif wusste es besser als zu protestieren. Das hatte zu den ersten Dingen gehört, die er bei der Einheit gelernt hatte – im Gefecht wurde nicht diskutiert. Man hatte ihm eine Zuflucht, ja Heimat geboten, doch dafür wurde Loyalität verlangt.
Es war nicht so, dass ihm die Höllenhunde irgendetwas bedeuteten. Aber dennoch…
Und in dem Moment, als sich Skadi abwandte – offenbar holte sie letzte Zielkoordinaten ein – handelte er, ohne wirklich zu überlegen.
Behutsam, darauf bedacht nicht zu viel Hast an den Tag zu legen und damit Aufmerksamkeit zu wecken, beugte er sich vor und veränderte die Zieleinstellung des Werfers ein wenig. Nur eine kleine Drehung an der Stellschraube, aber sie sollte dafür sorgen, dass die Granaten ihr Ziel verfehlten.

Als die Kommandeurin an den Mörser trat, schien sie kurz zu zögern. Und dann beugte sie sich vor, und korrigierte die Zieleinstellung. Hatte sie Dadifs Sabotage bemerkt? Oder wollte sie einfach sicher gehen, dass die Granaten nicht die eigenen Truppen gefährdeten und kontrollierte noch einmal nach?
So oder so, die Tat des jungen Soldaten war offenkundig wirkungslos geblieben. Und sollte die Truppführerin erkennen, dass er versucht hatte, die Waffe zu manipulieren…
„Granate.“
Skadi klang in etwa so gelassen, als ob sie ein Bier an der Bar orderte – vermutlich hätte sie dies sogar mit größerer Emphase bestellt.
Das erste todbringende Geschoss wanderte von Hand zu Hand, verharrte über der Mündung des Mörsers…

***

„Ich wiederhole, KEIN Einsatz von Gelbmunition. Setzen Sie sich ab. Infanterie geht zuerst zurück.“
Lupus‘ Stimme blieb gelassen wie immer. Natürlich war es kein schlechtes Gewissen, das ihn hinderte. Für einige Gegner hatte er sich dergleichen schon seit langem abgewöhnt. Dazu gehörten Claner, aber auch jene, die sich als ihre Lakaien erniedrigten.
Aber das spielte im Moment keine Rolle. So sehr er die Söldner verachtete, so wenig Hass empfand er gegen die Kuritaner, auch wenn er im Moment gegen sie kämpfte. Und da sich deren Truppen den Stellungen der Söldner rasch näherten, würde ein Einsatz chemischer Kampfstoffe auch die Draconier bedrohen. Und das wollte er vermeiden – zumal er diesbezüglich klare Anweisungen hatte, seit seine Einheit mit den Angriffen auf kuritanischem Gebiet begonnen hatte. Die blutigen Verluste – auch und gerade jene der Odaga – waren auf das notwendige Minimum zu begrenzen.
,Ihr wisst gar nicht, wie viel Glück ihr habt, ihr Drecksäcke!‘ – das galt den Höllenhunden. Nun, aufgeschoben war nicht aufgehoben. Vielleicht fand sich später eine bessere Gelegenheit. Wenn nicht hier und gegen diese Gegner, dann eben für andere.
Im Moment gab es wichtigere Dinge zu erledigen.

***

Tai-i Anatoli Tanigaki betrachtete prüfend die Verwüstungen, kalkulierend, abwägend, doch nicht erschüttert. Er mochte den Höllenhunden geholfen haben, aber er traute ihnen auch weiterhin nicht wirklich, zumindest nicht ihren Hintermännern und Geldgebern. Es mochte am Ende sogar von Vorteil sein, wie das Gefecht verlaufen war. Die Höllenhunde waren ordentlich gerupft worden. Der Gegner hatte sich mit moderaten Verlusten zurückgezogen, doch dabei reichlich Gebrauch von seinen Waffen gemacht – der Wald brannte an Dutzenden Stellen, besonders entlang der Straße. Damit war eine Verfolgung erst einmal unmöglich. Zwar war die zurückgebliebene schwere Panzerlanze der Söldner eingetroffen, und er selber hatte nicht nur seine persönliche Lanze Sturmklasse-Mechs herangeführt, sondern über den Fluss auch einige leichte Kampfschiffe und Schweberfahrzeuge nachrücken lassen. Doch angesichts der Stärke des Feindes – sicher mehr als ein Binärstern Mechs, dazu Panzerfahrzeuge und Unterstützungseinheiten – sowie der jüngsten Erfahrungen der Höllenhunde hatte er es nicht eilig, den Raidern überstürzt zu folgen. Ehe er daran ging, wollte er sichergestellt haben, dass die Höllenhunde weiterhin die Hauptlast der Kämpfe und unvermeidlichen Verluste trugen.

,Die Söldner brauchen mindestens 48 Stunden, bevor ihre beschädigten Maschinen wieder einsatzbereit sind. Bis dahin sollten wir versuchen, mehr über unseren Gegner herauszufinden. Vielleicht können wir auch Hilfe von den Shimatze erhalten.‘
Zwar bestand die Gefahr, dass die Claner einen Fluchtversuch von Sulafat unternahmen. Bei ihrer Stärke mussten sie mit zwei Landungsschiffen gekommen sein. Aber selbst wenn die Odaga und Shimatze nicht über Luft-/Raumjäger verfügten, und jene der Höllenhunde auf Dauer oder zumindest fürs erste kaum einsatzbereit waren – wenn die einzelnen Parteien zusammenarbeiteten, besaßen sie mehrere Landungsschiffe, die nötigenfalls die Flüchtigen verfolgen konnten. Ob nun am Boden oder im Raum, die Claner saßen in der Falle.
Vielleicht spross ja doch noch etwas Gutes aus der Situation – und es gelang, die Schuldigen für die Angriffe auf kuritanischem Boden zu identifizieren. Der Tai-i zweifelte nicht daran, dass das Komplott auf Alshain ausgebrütet worden war.
Aber sei dem so oder auch nicht, dies konnte zum Wendepunkt für die monatelangen Piratenangriffe werden.

*****

* Bekker ist ein verbreiteter Blutname unter den Geisterbären, dessen Träger seit den Anfängen der Geschichte des Clans belegt sind.

** Funayurei sind rachegierige Seegeister der japanischen Folklore.

*** Eine veraltete japanische Bezeichnung für Fremde, die so viel wie „südliche Barbaren“ bedeutet.

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10. Juli 3067 / Landungsschiff der Union Klasse / Unbekanntes Transitsystem Draconis Kombinat


Monotonie

Es war nun 03 Uhr Bordzeit auf dem Landungsschiff. Es war wieder mal 03 Uhr Bordzeit auf dem Landungsschiff ... verdammt ... wieder und wieder und trotz aller Unterstützung und allen Aufenthalten in Systemen mit Raumstationen wurde es nicht einfacher. Und trotzdem es waren auch erst drei Tage seit dem Aufenthalt auf Avon her. Komisch wie Zeit sich verflüchtigt oder lähmend langsam dahin geht.

Die Routine kann einen Ablenken aber diese Enge wird auf langen Transits auf Militärtransportern nicht einfacher. Auch wenn es keine absolute Strenge wie bei Hauseinheiten gibt, ist es nicht einfach. Besonders in meiner Lanze die zur Hälfte neu besetzt wurde. Viele Ideen hatte ich wie wir eingesetzt werden könnten, was wir leisten konnten, aber würden wir das auch umsetzen können.

Ich war tief am Grübeln und hatte irgendwie den Rest meiner Kabine total vergessen. Vor allem hatte die Ursprüngliche Lanze die Aufgabe als Scout zu dienen. Doch jetzt war die Lanze eher mittelschwer, mit meinem schweren Mech und den zwei mittelschweren Mechs und dem leichten Mech sogar weit über dem was eine Scoutlanze, die auf Beweglichkeit setzt haben sollte.

So hatte ich auch das Profil der Lanze von Scout auf Jagd und Aufklärung hinter den Linien ausgeweitet. Ob das eine gute Idee war ... ich schaute mir immer wieder die Daten meiner vier Mechs meiner Lanze an. Mit Anton hatte ich zu Beginn immer eine Strategiebesprechung gemacht und wir hatten gefeilt und uns im Simulator mit Situationen beschäftigt für die unsere Lanze geeignet wäre. Nur im Einsatz Konzept der Kompanie sah es immer noch aus als wären wir die Scouts. Es war zum Haare raufen. Das Problem bestand darin das ich in meinem Verfolger der Rückhalt bei Erkundungen war und bei Jagdmissionen vorne mitmischen musste. Anton im Lynx mit Sun Min im Men Shen und an meiner Seite Mac Laine mit seiner Valkyrie QD oder war es ein Enforcer? Naja jedenfalls war dieser auch nicht mehr orginal bewaffnet, da müsste ich mir nochmal Gedanken zu machen.

Die beiden Neuen, waren immer noch die neuen. Einmal Sun Min Nerekov und Mac Laine, innerlich schüttelte ich mit dem Kopf, es war einfach schwer sie ein zu gliedern. Alle gaben sich Mühe, aber diese lange Reise zermürrbt jeden, vor allem aber Truppenteile die noch nie real zusammen gekämpft haben. Alles war Theorie.

Meine Frau war natürlich so oft es ging bei mir und ich natürlich auch bei ihr, trotzdem hatten wir beide auch unsere Dienstpläne und die wenigen Stunden die wir hatten waren zwar intensiv und erholsamen, trotzdem zerrte es an unserer Beziehung. Wir alle hofften das wir bald am Einsatzort waren, unsere Kameraden wohlbehalten vorfinden würden und am Besten alle schnell auf dem Planeten landeten um aus diesen im Weltalttreibenden Kugeln raus zu kommen.

Die Moral insgesamt war nach der langen Zeit nicht die Beste und es gab auch mal eine Rauferei, aber es war halt auch nicht einfach. Die Chefs verhielten sich sehr ruhig und zurückhaltend was die Bestrafung oder das Befehlen anging. Das half aber nicht die Konzentration zu halten. Alle hier im Raum, in der Sprungschiffflotte und Landungschiff Flotte hofften auf den erlösenden Satz, der letzte Sprung und ablegen. Es war wie ein Raubtier, ein Gefühl der Vorfreude, der Angst, der Erwartung gebraucht zu werden, benutzt zu werden wozu wir da waren. Unsere Kameraden zu retten, zu beschützen und wenn es hart auf hart kam auch zu rächen.

Ich schaute wieder auf die Schiffsuhr, 03:10 Uhr ... man, auch ich bekam langsam den Koller der Routine des eingespeert sein. Hoffen wir das es bald so weit ist und wir am Ziel ankommen. Hoffen wir das die anderen höheren Führungsoffiziere uns erlösen und einen guten Plan haben. Ich war gespannt, genau wie alle anderen an Bord. Mit diesen Gedanken drehte ich mich um und schlief wieder ein.

PIEP PIEP PIEP ... Verdammter Wecker, bin doch gerade eingeschlafen. 05 Uhr, ja 05 Uhr na und ... also aufstehen. Kurz frisch machen, hiess also Zähneputzen und feucht abreiben. Die Uniform an und auf zur Messe. Ach Mist, ist ja mal wieder erst 05:15 und Messe Zeit ist erst 05:30 ... blöder Wecker. Wie es wohl den anderen ging, da meldete sich schon mein Bordcom. "Hey Rudi alles klar?"
"Hey Anton, ja. Routine halt. Kommst rum und wir gehen dann was Frühstücken, oder?"
"Mache ich. Hast du nachher mal ein paar Minuten für mich?"
"Klar. Was besonderes oder einfach so?"
"Hmmm, was dazwischen. Eigentlich ... es ist alles so komisch in letzter Zeit. Auch wenn wir viel geübt haben, ich würde gerne wissen wie du unsere Situation siehst und ob du von Hellmann irgendwas hast oder neues weisst."
"Lass uns nach dem Frühstück reden. Da haben wir eine Stunde bis wir uns mit dem Rest der Kompanie treffen und neue Informationen bekommen. Danach ist eh erstmal Lanzen Besprechung und ich Vermute zum wiederholten male ist technischer Dienst. Die ersten Wochen war das ja noch interessant, aber auch mir fällt langsam die Decke auf dem Kopf."
"Okay, bis gleich."
"Bis gleich"
Ich schiebe hier dieses Gespräch mal ein, obwohl es nichts Neues ist. So oder so ähnlich läuft jeder morgen ab. Alles hat sich so monoton eingeschliffen, es ist fast unerträglich. Man merkt es vielleicht nicht, aber alles ist so belanglos gleich. Alles fühlt sich gleich an. Das warten auf den nächsten Sprung, dann der Sprung selbst, das warten das die Sprungbatterien sich laden. Maximal unterbrochen von Wechseln auf ein anderes Sprungschiff oder den Besuch einer Raumstation zum Abholen von Waren und Gütern. Die Logistiker waren sicher die Einzigen die am Rottieren waren und sich deshalb auch wünschten das es bald auf einen Planeten ging.
Unsere Ausrüstung war jedenfalls in top gewarteten, geputzten und in nahezu perfektem Zustand. Hoffentlich brachte das heutige Briefung was Neues, die erlösende Nachricht des letzten Sprungs, die ersten Meldungen über die Höllenhunde und ihre Situation. Das Briefing für den Anflug. Leider war es meistens nur Routine.

So war es auch dieses Mal, die Besprechung war kurz. Es wurde bekannt gegeben das es noch zwei Sprünge sind. Das man aber vor dem letzten Sprung einen längeren Aufenthalt hatte, um auch die Sprungbatterien auf 100% zu laden. Damit man im Falle eines Falles einen schnellen Rücksprung einleiten konnte. Denn die Situation war nicht ganz klar.

So stand Rudy mit Anton als erstes im Lanzen Besprechungsraum und beiden war die Anspannung anzusehen. "Also Anton. Machen wir es kurz. Wir hatten bis auf die Simulator Übungen für den Dschungel und die Landeoperation keine echten Einsätze. Das heisst aber nicht das ich an uns und unseren beiden Neuen zweifel. Die Valkyrie von MacLaine ist eine echte Überraschung und er hat sie gut im Griff. Er macht seine Sache sehr gut und ich finde das er eine gute Ergänzung zu uns ist. Sun Min ist da ein härterer Brocken. Eine intuitiv reagierede beinnahe perfekte Pilotin und ihr Ergebnisse im Simulator sind sehr bemerkenswert. Nun glaube ich aber das sie noch etwas auf der Seele hat und deshalb verschlossen ist. Hast du Zweifel an ihr Anton?"
"Zweifel ist zuviel. Wie gesagt sie hat Disziplin, ist eine echte Trumpfkarte als Mechpilotin, nur man merkt da ist etwas. Sie ist nicht so gelassen oder natürlich. Zieht sich zurück und offenbart wenig. Das kann in einer Lanze mit unserem Scout und Hetzprofil auch schief gehen. Vielleicht sehe ich auch zu schwarz?"
"Ja das tust du. Wir wissen ja das sie flüchten musste aus der Konföderation Capella vor der Maskirovka und sowas hat immer einen Beigeschmack. Auch der Familien Name macht einem da doch ein wenig Sorgen und ich denke das sie sehr wohl eine engere Beziehung zum Direktor des Geheimdienstes hatte als sie es je zugeben wird. Nur in den Übungen ist sie sehr gut und in manchen Szenarien hat sie den Unterschied in ihrem Men Shen gemacht. Wir müssen uns vielleicht mehr bemühen oder besser du solltest das tun. Denn wenn ich das mache bringt mich meine Haruka noch um oder geht zu Jara und dann habe ich ganz andere Probleme." Rudi grinste und auch Anton grinste breit.

"Na dann lass uns die Frischl.... "
"Na ihr alten Hasen, was tuschelt ihr" kam MacLaine mit Sue Min den kurzen Gang hinunter.
"Das was alle alten Hasen so tun, die jungen Hüpfer beurteilen um sich neues gemeienes Zeuges aus zu denken" jetzt lachten Anton und Rudi.
Aber Sue Min und MacLaine lachten ebenfalls. Es war eine entspannte Situation und man kam schnell wieder ins fachsimpeln über die Lanzen Taktik und das anstehende Simulator gefecht gegen die HQ Lanze.


Simulator Kapsel

"Juuuuullllllleeeessss .... chhhrrrrrrrrrrrrr!" rauschen. Der Schrei hallte noch in seinen Ohren. Gerade war alles noch ruhig. Er schwang den Torso nach rechts auf die Bedrohnung und löste eine Doppelsalve seiner beiden AK10 mit Panzerbrechender Muntion aus. Die Schüsse waren gerade ausgelöst, da wurde sein Mech von mehrern Laserbahnen aufgespießt, er taumelte zurück und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Er öffnete den Lanzenkanal "Hilfe bin unter Feuer verschiedener Mechs. Kann wer mich entlasten. Zeichne fünf Geisterbären Mechs, drei Sturmklasse zwei Heavy. Identifizierung läuft noch. Bisher bekannt ein Kodiak."
"Jules lauf, sie haben uns alle schwer getroffen. Wenn du kannst. Rückzug, ich halte noch paar Sekunden, der Rest liegt, keine Ahnung ob da noch wer aufsteht. Setz Breitband DAtensendung ab. LAAAAAUUUUU ... schhschschsch ...."
Verdammt, verdammt verdammt ... ertaumelte an einen dicken Baum, bekam wieder die Kontrolle und lief. Ein Mech schälte sich von links aus in sein Sichtfeld, er schwenkte instinktiv und löste einen Doppelschlag seiner AK´s aus, der gegnerische Mech wich aus nur eine AK Traf und schien verschwunden. Er manöverierte seinen Hammerhands duch den Dschungel, sein NavComp zeichnet voraus einen Fluss. Mit mehr Schussfeld und einer Wasserfläche hatte er eine Chance seine Verfolger zu verlangsamen und seine Waffen besser zur Geltung zu bringen. Aber erstmal zum Fluss und heil das andere Ufer erreichen waren seine Gedanken. Da brach er aus dem dichten Dschungel und stand am FLussufer, er suchte gerade noch eine Überquerungsmöglichkeit, dann sah er einige Schatten und sofort schlug sein Warnsystem an. Er hörte und spürte noch wie etwas an und auf seinem Mech landete. Wie in Zeitlupe setzte er noch die Breitband Datensendung an die Chevaliers ab. Dann wurde es dunkel.

Jules sass schweiss gebadet in dem Pod. Die Simulation war gerade zu ende und er war fix und fertig.

Das wird eine interessante Nachbesprechung, aber was sollte er tun. In den ersten Minuten fielen zwei Mechs aus, es gab keine Rettung für niemanden. Die Kapsel öffnete sich und frische Luft kam ihm entgegen. Mit einem breiten Grinsen sahen ihn seine Lanzenkameraden an. Na das konnte ja lustig werden.

"Na, alle sind ja schon mal da", begann xyz die Nachbesprechung nach dieser ernüchternden Simulatorübung.
"Also was ist da eben passiert? Wir wurden eiskalt erwischt und das darf nicht passieren, vor allem bei den Einsatzbedingungen. Ob wir tatsächlich auf Clankräfte Treffen oder eine abtrünnige Hauseinheit mit Topausrüstung spielt keine Rolle. Mich wundert das niemand aus meiner Lanze vor dem Beschuss etwas gemerkt hat. Erklärungen, ja Jules!"
"Also meine Vermutung geht von zwei Sachen aus, der Funk war massiv gestört, bemerkt haben wir dies leider erst nach dem ersten Feuerüberfall der verheerend war. Das bedeutet das wir mit einem Spion innerhalb der Einheit zu tun hatten der unsere Frequenzen und alles kennt und im Vorfeld weiter gegeben hat oder aber das es tatsächlich Clanner waren, was ich für untypisch halte, so wie die Einheit gekämpft hat."
lächelnd und selbstsicher setzte sich Jules wieder. In der KAbine auf dem Landungsschiffe gab es viel nachdenkliches Nicken.
Denn eine Lanze mit gut gewarteten Systemen konnte auch heutzutage nur schwer geknackt und überfallen werden. Entweder es war eine perfekte Falle oder Hinterhalt und wenn dies zutraf mussten die Angreifer einfach viele Interne nformationen besitzen oder aber man war über eine Gedeckte Stellung der Angreifer gestolpert und hatte einfach pech. Das mit dem Pech war meist unwahrscheinlich, denn das man ausgerechnet in das PArtisanen Hinterland stolpert und genau so einen Posten trifft war schon sehr ungewöhnlich. Die letzte Option das es eine dritte und Kriegsstarke Partei war die schon länger unter dem Befehl eines Ortsansässigen operierte wurde auch in Betracht gezogen, aber sie war eigentlich unwahrscheinlich bis jetzt.

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17. Juni 3067, Nadirsprungpunkt von Sulafat
Dantons Chevaliers
Landungsschiff ROSEMARIE

Die Raumzeit verformte sich, dehnte sich aus, entspannte sich, und irgendwo während dieses Vorgangs spie sie zwei merkwürdige Objekte aus. In diesem Bereich des Universums bekannt unter dem Namen Sprungschiffe. Es waren spindelförmige Objekte mit einer verdickten Mitte. Beide waren umkränzt von sogenannten Landungsschiffen. Das eine hatte drei kugelförmige Auswüchse, das andere zwei und ein längliches Objekt vom Aussehen eines klobigen Flugzeugs. Erschienen waren diese Dinger am sogenannten Nadirsprungpunkt der Sonne einer Welt namens Sulafat. Jener Welt, auf der die Dantons Höllenhunde just in dem Augenblick um ihre Leben kämpften.
Wer da angekommen war, mit genug Landungsschiffen, um ein gemischtes Regiment und dessen Ausrüstung zu befördern? Die Dantons Chevaliers unter dem Kommando von Colonel Harrison Copeland. Offiziell, um ihre verlorenen Schäfchen einzusammeln, inoffiziell, weil man befürchtete, dass es jemand auf ihre Kameraden abgesehen hatte und man sie raushauen wollte. Ja, dafür hatte der Graf, Germaine Danton, den Alten, Harry Copeland, mit dem gesamten Regiment ausgesandt.

„SIR!“, kam es von der Funkstation der ROSEMARIE. Lieutenant Weber wandte sich um und deutete auf ihr Terminal. „Wir empfangen Gefechtsfunk und Telemetriedaten auf der Taktik-Frequenz der Chevaliers!“
Harry warf seiner S2-Offizierin und Einheitserbin, Jara Fokker, die vor ihm in der Schwerelosigkeit hing, einen vielsagenden Blick zu. Waren sie zu spät gekommen?
„Wir sollten erst mal die Daten verifizieren“, versuchte sie Copeland zu beschwichtigen, obwohl sie selbst von übelsten Vorahnungen geplagt war.
„Chef?“, kam es vom Kapitänssitz. Kapitän der ROSEMARIE war Harun Ibn Muhammad, solange Mustafa al Hara ibn Bey mit seiner Frau auf Babypause war und das gemeinsame Haus auf Wayside V hütete.
Copeland nahm sich eine Viertelsekunde Zeit, bevor er sagte: „Harun, wir koppeln ab wie geplant. Sofort Kurs auf Sulafat. Funk, kündigen Sie uns bei den beiden Hauptverwaltern, Haus Shimatze und Haus Odaga an. Senden Sie unser Permit mit, das Herzog Mikado für uns erwirkt hat.“
„Erhöhte Beschleunigung?“, fragte Harun.
Mit anderthalb oder gar zwei Gravos zu reisen würde die Zeit auf der Strecke um fünfundzwanzig Prozent oder gar fünfzig Prozent verkürzen. Aber es blieb immer noch eine Strecke von zweihundert Millionen Kilometern zu bewältigen, für die sie im Normalflug inklusive An-, und Abbremsphase zweieinhalb Tage brauchen würden. So oder so wäre das für dieses Gefecht zu spät und würde die Soldaten für mindestens einen Tag schwer belasten. Manchmal war es das wert, manchmal nicht. „Errechnen Sie die Optionen für anderthalbfache und doppelte Beschleunigung, Harun und sagen Sie mir jeweils vor dem Scheitelpunkt Bescheid. Wir müssen uns erst einmal ansehen, was auf Sulafat überhaupt los ist.“ Das bedeutete, er hatte etwa zehn Stunden Zeit, bevor er entscheiden musste, ob sie auf anderthalbfache oder gar doppelte Reisegeschwindingkeit gehen würden. Die Berechnungen waren unterschiedlich, nur die Beschleunigungsphase eine andere. Die Triebwerke würden nur länger brennen und früher in die Abbremsphase gehen.
„Kommando-Offiziere in den Holo-Raum“, befahl Copeland. „Harun, Sie machen den Rest.“
„Aye, Sir. Eileen, Befehl an die Flotte, die Dockklammern zu lösen. Gruß an die STARTRADER und die ORBITER mit Dank für den Flug. Kurs und Parabel stehen fest. Alle Einheiten sollen alternative Beschleunigungen und Abbremsungen für verkürzte Flugphase ausrechnen und bereit halten. Führungsoffiziere in die Besprechungsräume. Funk, Vernetzung der Besprechungsräume herstellen.“
„Aye, Skipper.“
Der heftige Schlag, mit dem die ROSEMARIE sich vom Dockkragen der ORBITER löste, hallte durch das Union. Sie war frei und bereit, sich Richtung Sulafat zu katapultieren. Aber bis die große Kugel merklich beschleunigt hatte, würden Copeland und seine Soldaten noch mit der Schwerelosigkeit zu tun haben und nur allmählich zu ihrem Gewicht zurückkehren. Deshalb musste sich Harry auch nur kurz mit dem Fuß abstoßen, um Richtung Eingangssschott zu schweben. Jara Fokker folgte ihm dichtauf. Es würden zehn bange Stunden folgen, in denen sie mit etwa sieben Minuten Verspätung erfahren würden, was den Höllenhunden geschah, aber sie waren dennoch über zwei Tage normale Reisezeit entfernt.

***

Gespannt starrten die Offiziere, die an Bord der ROSEMARIE waren, also hauptsächlich die Mechkrieger, auf den Holotisch, der anhand der Gefechtstelemetrie und einiger Ortungsbilder, die von anderen Stationen zur Verfügung gestellt wurden, jenes Gebiet zeigte, in dem der einsame Lander der Piraten stehen sollte, zu dem Scharnhorst und seine Untergebenen gerade unterwegs waren. Ein Laufband am untersten Rand des Holos informierte die Offiziere der Chevaliers über die bereits erfolgten Verluste. Ein Sprengstoffanschlag auf dem Raumhafen, der die stattliche Luftflotte der Höllenhunde, bestehend aus sechs Luft/Raum-Jägern, vorerst aus dem Spiel genommen hatte. Bis man Näheres wusste, wurden alle sechs Maschinen samt Piloten als Totalverlust geführt. Es war besser, sich später angenehm überraschen zu lassen anstatt wilden Träumen nachzuhängen.
Der Landeplatz war markiert. Einer der Shimatze-Satelliten, der gerade so über den Horizont lugte, markierte die höheren, durch die Landung verursachten Temperaturen mitten im Urwald, bevor er seinen Weg fortsetzte und diesen Teil des Planeten aus den Augen verlor. Bald aber würden weitere Daten dazu kommen. Jene aus den Sensoren der Panzerfahrzeuge. Zwar war die Einheit nicht mit C3-Master und Slaves ausgestattet, dem berühmten Command, Control und Contact-System, aber das, was die Techs der Chevaliers da auf die Beine gestellt und was Willem Kleinweich an fiesen kleinen Programmen geschrieben hatte, kam dem relativ nahe und reichte als Einspeisung für ein relativ genaues Hologramm.

„Baker Baker Able an alle Einheiten. Able Baker fährt voraus und sichert die Brücke. Able Able rückt bei Etablierung nach und schließt sich Baker Able an. Baker Able Charly und Able Able Baker bleiben zurück, bis die Einheit eintrifft und sich festsetzt, danach aufschließen zur Vorhut und Unterstützung. Baker Able und Able Able setzen vor bis Feindkontakt. Baker Able Able, nach Einschätzung der Lage den Kampf suchen oder absetzen.“
Das war die Stimme von Scharnhorst. Copeland wies den zuständigen Tech an, den von Luckner mit dem Callsign BBA zu markieren.
„Baker Able Able, habe verstanden, Baker Baker Able.“
„Mike“, murmelte jemand.
Copycat nickte. Eindeutig der Chef der Scouts vom Fegefeuer, der 2. Kompanie. Diesmal markierte der Tech den Hermes I auch ohne Hinweis vom Alten.
„Noch was, Baker Able Able. Ab Feindkontakt gilt der Befehl Reverse, verstanden?“
„Baker Able Able hat verstanden.“
„Was ist Befehl Reverse?“, fragte Jara. „In unseren Codebüchern taucht der jedenfalls nicht auf.“
„Manfred ist ein alter, geschundener Hund, der schon an mehr Bäume auf mehr Planeten gepinkelt hat, als andere bereits tote Soldaten überhaupt an Lebensjahren hatten“, merkte Charles Decaroux an, der Kommandeur der Spezialtruppen ihrer Infanterie. „Er wird eine kleine, fiese Schweinerei vorbereitet haben, basierend auf allen ihm vorliegenden Daten. Ich ahne auch schon, was er damit bezweckt. Das Problem sind die Daten, die er nicht zur Verfügung hat.“
„Mal den Teufel nicht an die Wand“, murmelte Copeland. Wenn Charles etwas sagte, dann hatte es Hand und Fuß. Nicht umsonst war er ein Gründungsmitglied der Chevaliers und ein alter Freund vom Grafen aus einer Zeit lange vor der Söldnereinheit. Gemeinsam hatten sie aus den Resten von Team Stampede die Chevaliers geformt und zum schlagkräftigen Regiment gemacht, das es jetzt war.
„Ausführung, Baker Able, Able Able.“
„Verstanden.“
Die drei Schwebepanzer der Scoutkampflanze setzten sich im Holotank deutlich sichtbar ab und rasten auf der Dschungelpiste dahin. Die Brücke war etwa fünf Klicks entfernt und der einzige sichere Übergang für alle nichtschwebenden Panzereinheiten der Höllenhunde. Der Fluss war nicht besonders tief, alle Panzer würden ihn durchqueren können, selbst wenn er wegen des Taifuns ungewöhnlich viel Wasser führen sollte. Aber über dem Gewässer gab es einen Warnhinweis auf Debris und Trümmer ebenso wie Hochwasser. Das machte einen Übergang ohne Brücke unnötig riskant. Die Brücke zu nehmen und zu halten hatte einen hohen taktischen Wert für Geschwindigkeit.
Natürlich würden die Pioniere sofort beginnen, das Konstrukt auf Sprengstoff zu untersuchen, so naiv war Scharnhorst gewiss nicht. Immerhin waren sie bereits mehrfach attackiert worden und hatten daraus gelernt, das der Feind Vorabeinheiten im Gebiet hatte. Zudem war der Anmarschweg der schnellste, und damit kannte der Feind ihn auch. Genug Informationen für eine Menge Argwohn.

„Baker Able Able für Baker Baker Able. Erreichen Brücke, gehe rüber.“
„BANDIT! NEUN UHR!“ Das war Narawala im Musceteer.
„Übergang fortsetzen, Feuer frei.“ Mike sagte das mit sehr ruhiger, gelassener Stimme. „Ist nur ein Scout. Identifikation.“
„Sprinter. Gibt Fersengeld. Hat mir etwas Panzerung vom Bug geschabt.“ Wieder Narawala, Baker Able Baker. „Habe eindeutige Identifikation von Handhalterungen. Empfehle Sicherung gegen Kröten.“
„Charly Dog, Dog Able, absetzen und Hilfestellung leisten, Brücke sichern. Vermutlich Kröten im Einsatzgebiet, Scharfschützen also Stopper laden.“
„Er holt die Pioniere früh ran“, sagte Estelle McAllister. „Die Scharfschützen auch. Die Anschläge müssen ihm an den Nieren gefressen haben.“
Die Offiziere wechselten kurze Blicke. Bis hier sah niemand einen Fehler in Scharnhorsts Vorgehen. Aber es waren schon ganz andere Leute ohne eigenes Verschulden grandios gescheitert.
„Baker Bakler Able, Charly Dog und Dog Able haben verstanden.“ Die Fahrzeuge der beiden Züge begannen, ihre Positionen in der Kolonne zu verlassen und voraus zu fahren.
„Able Able, Einsatz sofort. Gebt außerdem Charly Dog und Dog Able Deckung.“
„Able Able Charly, habe verstanden. Setzen uns ab.“
Copeland runzelte die Stirn. „Er gibt einen Teil der Rückendeckung für mehr Feuerkraft vorne auf. Das ist nicht problematisch. Noch nicht. Immerhin haben sie Feindbeschuss bei der Brücke.“ Kurz war der Colonel einen Blick auf die Uhr an der Wand, aber noch immer waren alle Informationen, die sie bekamen, aufgrund der Begrenzung durch die Lichtgeschwindigkeit sieben Minuten alt.
„Baker Able Able, Bericht.“
„Sprinter hat sich abgesetzt. Brücke ist beidseitig gesichert.“
„Able Able trifft etwas früher ein. Sobald Charly Dog die Sicherung von Baker Able übernommen hat, weiter vorgehen nach Plan.“
„Baker Able Able hat verstanden.“
Es war zwar noch etwas früh, um aufatmen zu können, aber die Brücke, der entscheidende Posten für einen Kampf auf der anderen Flussseite war nun in der Hand der Höllenhunde. Und die waren nicht nur kampferfahren und zäh, sondern auch reichlich stur. Dennoch, noch zu früh, um Erleichterung zu verspüren, mahnte Copycat sich. Jaras Blick sagte in etwa das Gleiche, mit dem sie das Holo musterte.
Das Holo hatte inzwischen gelernt und markierte Fahrzeuge mit Sprechfunk durch eine Aufhellung Gerade eben leuchtete der von Luckner mit dem Codesign Baker Baker Able auf. Scharnhorst. „Kröten?“
„Keine in der Ortung, keine in der Sicht. Der Sprinter hat die Ortung mit ECM gestört, Feuer erfolgte auf Sichtkontakt. ECM.“
„Sie stören absichtlich den Funk an einem Ort, wo wir eigentlich noch keine Gegner erwarten dürften, vor allem keine Mechs“, sagte First Lieutenant Kotare. Copeland musste ihm Recht geben. Der Mech war etwas zu früh aufgetaucht, um vom Lander ausgeschleust, und bis zur Brücke gelangt zu sein, UND sich dann auch noch verstecken zu können. Zudem machten die leeren Krötengriffe Copelands Magen zu schaffen. Scharnhorst allerdings auch.
„Charly Dog übernimmt Sicherung. Zischen Sie ab, Able Able und Baker Able.“
„Verstanden, Charly Dog. Baker Able Charly und Able Able Baker bleiben zurück, bis Baker und Able eintreffen. Suchen Feindkontakt.“
Mit diesen Worten brachen fünf Schweber der Höllenhunde auf, um das Landungsgebiet aufzusuchen. „Gefechtserkundung. Scharnhorst will seine Gefechtsdaten mit Gewalt erlangen“, sagte McAllister. „Solange der Gegner noch auslädt, schadet ein Blick nicht.“
„Ihm bleibt nichts anderes übrig. Entweder schaut er jetzt nach, was da runter gekommen ist und gerät mit den Scouts in einen Hinterhalt, oder er zieht die ganze Einheit vor, und gerät mit allen in einen Hinterhalt. Wobei für einen Hinterhalt“, Captain Hildebrandt deutete auf den Dschungel zu beiden Seiten der halb überwucherten Piste, „nicht wirklich viel Platz ist.“
„Was uns nicht besonders stören würde, oder?“, wandte Major Brenstein ein.
„Zugegeben.“

„Dog Able, hier Dog Able. Keine Manipulationen an der Brücke, keine Hinweise auf Verminung.“ Eindeutig Lieutenant Bishop. „Erlaubnis, Eier zu legen?“
„Es sind vermutlich Kröten in der Gegend. Legen Sie Eier aus, aber achten Sie auf getarnte Schleicher, Dog Able.“ Scharnhorsts Antwort war der Situation angemessen vorsichtig, fand Copeland. Wenn ein Stern, wenn nur ein Strahl taktische Panzeranzuginfanterie auf Clan-Niveau es bis auf Schussweite oder Nahkampfreichweite zu den Höllenhunden schaffte, konnte das Dutzenden Infanteristen und Pionieren das Leben kosten.
„Hier Dog Able, habe verstanden. Charly Dog, spielt bitte Schutzengel für meine Jungs und Mädels.“
„Als wenn das extra betont werden muss.“
Im Holo wurde eines der Scharfschützenteams markiert. Es hatte mit Antikrötenmunition geschossen. „Fehlalarm“, sagte eine Stimme, die noch eisiger klang als die von McLoyd. „Dachte, getarnten Krötenpanzer gesehen zu haben, aber Ziel bewegt sich trotz verifiziertem Treffer nicht. Sam, trotzdem einen noch in Kopfhöhe.“
Ein weiterer Schuss wurde vom schweren Zeus-Gewehr markiert. „Wieder keine Bewegung. Muss ein moosiger kleiner Baum sein.“ Copeland konnte sich nicht helfen, der Spotter schien eingeschnappt zu sein, weil er eben keine Kröte entdeckt hatte. Guter Mann.
„Weitermachen.“ Wieder Scharnhorst. „Noch etwa drei Minuten bis das Hauptkontingent die Brücke erreicht“, sagte Jara. „Fünf Minuten darauf sind die Schweber der Scouts beim gelandeten Kontakt.“ Und all das war bereits sieben Minuten alt. Copeland hätte sich gerne die Haare gerauft. Oder einen oder beide Arme dafür gegeben, zwei Tage früher eingetroffen zu sein.

Im Holo war zu sehen, dass sich die Scouts unerbittlich dem gelandeten Piraten näherten. Nach dem ersten Gruß an der Brücke durch den ClansMech würde es nun wieder bleihaltiger werden. Noch etwa ein Klick über die Dschungestraße, die anderswo Feldweg geheißen hätte.
„Able Able, hier Baker Able. Befehl Reverse gilt, ich wiederhole, Befehl Reverse gilt.“ Wieder McLoyd.
Brian Kempter von der Scoutlanze der 1. Kompanie antwortete. „Able Able hat nicht verstanden. Wiederholen.“
Es gab keine Wiederholung des Befehls. „Ist einen Versuch wert“, sagte Copeland.
„Hm?“, machte Brenstein.
„Befehl Reverse. Alle Befehle sind gegenteilig auszuführen. Wenn es etwas dauert, bis der Feind das kapiert, haben unsere Leute einen Vorteil. Falls die Piraten den Funk abhören.“ Woran er ehrlich gesagt nicht dran zweifelte, trotz Zerhackern auf allen Chevaliers-Empfängern. Es wäre fahrlässig gewesen, dies nicht anzunehmen, nicht nach dem Ärger, den diese Einheit bereits angerichtet hatte.

Die Schweber waren bis auf einen halben Klick ans Landungsgebiet herangekommen. Wieder leuchtete McLoyds Hermes I auf. „Einsatzgebiet erreicht. Baker Able Able an alle Ables: In Linie bleiben und anschleichen, hinter Bäumen und natürlichen Deckungen bleiben und ungezieltes Störfeuer abgeben. Keine Gefahr durch ECM oder ECCM, ich wiederhole, keine Gefahr durch ECM oder ECCM.“
Die beiden Scoutlanzen verlangsamten ihre Fahrt etwas, um die Front breiter zu machen und sich ihre eigenen Wege jenseits des Dschungelpfads zu suchen, dann fuhren sie mit für dieses Gebiet recht hoher Fahrt weiter. Solange keine Schürze riss, würden die wendigen Maschinen das gut mitmachen. Dreihundert Meter. Zweihundert. Einhundert. Dann kamen sie auf das Gelände, auf dem ihre Feinde niedergegangen waren, eine saisonale Ernteanlage mit provisorischem Raumhafen. Bester Grund für ihre Piratenfreunde. Bedeutete aber auch nur, wie gut das Vorabteam arbeitete. Zeitgleich mit dem Ausbrechen der Schweber aus dem Dschungel bekam der Holotisch eine neue Flut an Sensordaten. Zeitgleich begannen die Schweber mit dem Störfeuer. Sofort eröffnete der Hermes I das Feuer aus dem mittelschweren Langstreckenlaser und setzte beide KSR 6er-Lafetten auf eine Clansmaschine hinterher, die gerade in diesem Moment die Rampe des Landungsschiffs herab kam. Auch die anderen Höllenhunde eröffneten das Feuer, kaum dass sie an verschiedenen Stellen aus dem Urwald gebrochen waren und setzten Treffer an.
„Das ist nicht gut, das ist NICHT gut!“, sagte Jara hart und laut, als der Computer die verschiedenen bereits entladenen Einheiten identifizierte und markierte. Schon zehn Mechs, teilweise ClanTech. „Haut da ab!“
„FRONTALANGRIFF!“, blaffte McLoyd.
Das fand Copelands Segen. Den Moment nutzen, Schaden anrichten, Verwirrung stiften und dann unter dem Schutz des Durcheinanders wieder zurück. Das war besser, als wehrlose Zielscheibe zu spielen und brachte die Schnelligkeit der Schweber gut zum Tragen. Ein Teil der Daten destabilisierte sich. Hildebrandt raunte: „ECM? Jetzt erst?“
„Das ist eine Falle. Eine kostspielige Falle, ja“, murmelte Jara, leiser, fast tonlos.

Es vergingen bange Sekunden, bis die Panzer der Höllenhunde einen gewissen Abstand zum Lander gewonnen hatten. Dann tauchten alle sieben Einheiten wieder auf dem Holotisch auf, und der Funk setzte auch wieder ein.
McLoyd war mit Unterbrechungen gut zu verstehen. „Reverse aufgehoben. Krrrk ...Flanken achten! Schäden krrrzkzr melden! Wer Kontakt zum krrrrrrrzzzzzz ...schickt sofort alle Daten rüber, verstanden?“ Die anderen Kommandanten bestätigten.
Mit diesen Worten machten sich die Schweber auf den Rückzug, aber Copeland hätte keine Steinerkrone drauf gewettet, dass die Verdopplung der MechStärke der Piraten die einzige Überraschung bleiben würde.

Während die Scouts sich zurückzogen, wurde Feindfeuer von Norden kommend eingezeichnet. Zehn LSR stürzten sich auf den Saracen von Corporal Yindy. „ACHTU...!“ Zu spät, zu wenig. Der Scoutpanzer wurde getroffen, kam vom Kurs ab, drehte sich mehrfach um die eigene Z-Achse, wurde aber nicht umgeworfen. Relativ führerlos verschwand er zwischen den Bäumen, und als eine weitere LSR-Salve, gefolgt von Lasertreffern und einem PPK-Impuls folgten, verschwand Yindys Maschine aus dem Funknetz. Das konnte Totalvernichtung bedeuten. Oder nur den Verlust der Funkanlage. Auf jeden Fall war die dreiköpfige Mannschaft mitten in einem Gebiet gestrandet, das definitiv nicht von den Höllenhunden beansprucht wurde. Falls das Team überlebte, falls der Panzer nicht mehr fuhr, würden Yindy und ihr Team durch das anspruchsvolle Training wissen, was zu tun war. Den Panzer verlassen und sich so gut verkriechen, dass nicht mal Thermalsensoren sie finden konnten. Eine kleine Booby-Trap im Panzer für neugierige Infanterie zurücklassen gehörte eigentlich auch zum guten Ton.
„WEITER! ZUR BRÜCKE!“ Der einzige richtige Befehl, denn der Beschuss, der den Saracen getroffen hatte, suchte sich mit Sicherheit bereits neue Ziele. Mit einem Angreifer in Kompaniestärke im Nacken und hartem Beschuss in der Flanke war das die richtige Entscheidung.

Der Musceteer schoss seine AK/5 in den Wald. Dabei traf er irgendwas, denn eine kleinere Explosion wurde eingezeichnet. Allerdings lag das Gebiet unter starkem ECM, sodass die normale Ortung nicht erkennen konnte, worauf er schoss. Es gab auch keine verbale Benachrichtigung, aber einen solchen Hinterhalt legte man mindestens mit mittelschweren Mechs oder schweren Panzern.
Zwei Mechs traten tatsächlich hinter die fliehenden Schweber auf die Waldpiste und schickten ihnen Grüße hinterher, aber wenigstens diesmal war McLoyd das Glück hold, und es gab keine weiteren Treffer. Die Offiziere nahmen das mit Aufatmen zur Kenntnis.
„Baker Baker Able, hier Baker Baker Able. Scoutlanzen schließen auf und integrieren sich im Sperrriegel an der Brücke. Wir lassen sie kommen und an uns abprallen.“ Scharnhorst. Er hatte klar erkannt, was nun erforderlich war. Copeland ertappte sich dabei, wie er zustimmend nickte. Das, was der Feind bisher präsentierte, war nicht zu viel, damit würden die schweren Brocken der Höllenhunde fertig werden. Warum fühlte sich sein Optimismus dann so falsch an?
„Baker Able Able hat verstanden.“ Damit ging der erste Siegpunkt klar an die Piraten und ihren Hinterhalt. Natürlich hätte sich Scharnhorst jetzt absetzen, die Einheit in Sicherheit bringen können. Aber leider musste er etwas. Nämlich sich mit diesen Hasardeuren anlegen. Noch war das Kräfteverhältnis nicht so unausgeglichen, dass ein Rückzug gerechtfertigt war. Nicht nach dem Verlust lediglich eines Scoutschwebers. Dennoch war Copeland drauf und dran, genau diesen Befehl zu geben. Aber er würde erst in sieben Minuten eintreffen, und dann war die Gefechtssituation vermutlich schon eine ganz andere.
Eine Leuchtrakete, die am Flussufer, etwas abseits der Brücke, vom Holotisch eingezeichnet wurde, schien seine schlimmsten Gedanken zu bestätigen. Es war ein Wunder, dass die Telemetriedaten das mitübermittelten, aber Copeland ahnte, dass dies der Auftakt zum zweiten Akt war.

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Ace Kaiser,
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05.03.2023 15:41 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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ECM und ECCM wurde vom Gegner nun beinahe exzessiv eingesetzt, und die Datenleitung, die den Holotisch speiste, zeigte immer wieder Hochrechnungen statt realen Informationen an. Man konnte vieles extrapolieren, und die Computertastenquäler der Chevaliers waren dank Willem Kleinweich wahre Virtuosen, aber eine gute Simulation ersetzte nicht die richtigen Daten. Daher konnten auch nur die Einschläge von Inferno-Raketen eingezeichnet werden, nicht aber, von wo sie abgefeuert wurden.
„Mörser“, sagte McAllister. „Wären es Infernos aus MANPAD, würden wir die Abschüsse eingezeichnet sehen, denn in diesem Dschungel müssten die Schützen schon auf die Straße treten oder sehr nahe kommen.“
„Mörser in diesen Zeiten?“, zweifelte Jara. „Aber ich habe keine bessere Erklärung.“
„Die wollen unsere Infanterie und die Pioniere erwischen. Und sie hoffen darauf, irgendeine undichte Stelle bei einem der Panzer zu erwischen, damit das Infernogel hineingelangen kann.“ Jara machte eine abwertende Handbewegung. „Das ist aber nicht der Rede wert. Im Trivid bei Ewigen Krieger ist sowas immer supereffektiv. Aber in der Realität muss schon sehr viel von General Zufall zusammenkommen, damit genug Brandgel durch so eine Lücke kommt, um tödlich zu sein. Es müsste zum Beispiel die Munition erwischen.Brandgel hat ja auch das Ziel, das getroffene Objekt zu überhitzen, nichts anderes. Und da stehen Panzer besser da als Mechs.“
Copeland musterte die eingespielten Daten rund um die Brücke. „Sieht so aus, als würden sie zu kurz feuern. Das gibt die Chance auf Gegenfeuer.“
Matthew Brenstein nickte „Ja. Hoffentlich sieht Manfred mehr als wir.“
„Archers und Bow – ihr und die Infanterie sichert die Brücke. Achtet auf Schleichangriffe. Alle anderen – mir nach. Maximalgeschwindigkeit. Wir nehmen unsere Kameraden auf und ziehen uns in den Schutz der Ari zurück. Und ich will im Fahren Langstreckenbeschuss auf vermutete Feindstellungen!“
„Es scheint, er sieht wirklich mehr als wir“, sagte Jara. „Und er sieht noch Chancen für die Höllenhunde, diesen Kampf als Sieger zu beenden.“
„Zumindest mit so wenigen Verlusten wie möglich“, warf McAllister skeptisch ein.
Die Datenlage wurde besser, und es war deutlich zu sehen, wie die vorrücktenden Ketten-, und Radpanzer nicht nur auf die OmniMechs feuerten, die noch immer auf dem Waldweg näher kamen, sondern auch in den Wald hinein. Deckungsfeuer auf die Mörserstellung. Aber da keine Sekundärexplosionen erfolgten, bisher noch nicht von Erfolg gekrönt.

Die schweren Panzer der Höllenhunde, Scharnhorsts Manticore an der Spitze, näherten sich schnell der Brücke und gaben Unterstützungsfeuer. Dann setzten sie über, um den Schwebern unter die Arme zu greifen, zumindest ein Teil von ihnen. Die Artillerielanze blieb auf der „sicheren“ Seite. Soweit, so gut.
Dann detonierte eine Inferno-Granate direkt über dem Musketier, und es geschah, was eigentlich nur im Trivid passierte. Ein erklecklicher Teil des brennenden Napalm-Gels bedeckte den schon angeschlagenen Panzer, und Schreie über Funk bewiesen, das mindestens einer der Panzerfahrer das Gel abbekam. Das war noch auszuhalten, die Mannschaften waren darauf trainiert, auf diese Ausnahmesituationen zu reagieren und das Leben des Kameraden zu retten.
Als allerdings die KSR-Munition hochging und das CASE versagte, verschwand der Tag des Schwebepanzers aus dem Gefechtsfunk und der Computer führte die Maschine als Totalverlust. Der zweite schon. Warum hatte das CASE versagen können? Die Explosion der KSR-Munition hätte nach außen geleitet werden müssen. Copeland begriff, das Warum, bevor einer der Anderen etwas sagen konnte. Es war das Brandgel gewesen. Es hatte den CASE-Mechanismus behindert, sodass die Explosion hatte erfolgen können, bevor das CASE gegriffen hatte. Harry ballte die Hände zu Fäusten. Eine dieser Kleinigkeiten, die über Leben und Tod entscheiden mochten, hatte zugeschlagen, und er hatte nichts dagegen tun können. Sein zornrotes Gesicht ruckte zum Tech. „Sie versuchen, so viel wie möglich von den Angreifern zu identifizieren. Falls wir denen wiederbegegnen, sobald wir denen wiederbegegnen, will ich es wissen. Und dann werden die nicht erfreut sein, auf die Chevaliers zu treffen!“
„Ja, Sir“, sagte der AsTech im Tonfall absoluter Ernsthaftigkeit. Wenn die Sensoren über die Mörserstellung etwas hergaben, was sie und die Besatzung identifizierte, dann würde er es finden. Und dann würden die Chevaliers eines Tages die Frage stellen können: „War es das wert?“
Grimmig widmete sich Copycat wieder dem Holotisch.
„Vorwärts!“Wieder Scharnhorst, der seine schweren Panzer ein letztes Mal antrieb. Schon waren sie heran und unterstützten ihre schwächer gepanzerten Brüder durch ihre stärkeren Wandungen und die Aktivpanzerung. Die Aufteilung erfolgte dabei so, dass die Aktivpanzerung im Falle der Auslösung keine eigenen Leute gefährdete. So hatten es die Höllenhunde trainiert.

Die angreifenden OmniMechs schlugen sich ins Unterholz, feuerten aber weiter und kamen beständig näher. Der Drillson der Kampflanze der 1. Kompanie unter Tellor steckte da besonders von einem Gegner, der noch nicht identifiziert werden konnte, schweres Feuer ein. Noch bevor er stand und das Feuer zielgerichtet erwidern konnte, kassierte er zwei PPK-Doppeltreffer. So etwas klappte nur mit sehr guter Software, C3 vergleichbar. Der Manticore, der an der Spitze gefahren war, zog an die Seite des Drillsons und gab Deckungsfeuer, wohl auch in der Hoffnung, nicht nur einen Treffer bei den OmniMechs zu landen, sondern auch deren Feuer auf sich zu ziehen, bevor sie Tellor und seiner Crew den Rest gaben, geschweige denn dem Drillson-Panzer.
„Da tut sich was!“, sagte Sleijpnirsdottir. Tatsächlich wurde der Manticore markiert, als er sich über Funk meldete. „Baker Charly Dog, mach den Hausbesuch.“
Leutnant Helene Angströms Stimme klang auf. Die Leiterin der Artillerielanze der 2. Kompanie antwortete: „Verstanden, Baker, Baker Able.“
„Achtung, Odaga- Kommandozentrale. Hier spricht Second Lieutenant Angström von den Dantons Höllenhunden. Wir benötigen Feuerunterstützung.“
„Hier Odaga-Kommandozentrale. Sumimasen, aber das kann nur Tai-i Tanigaki entscheiden.“
„Dann stellen Sie mich zum Tai-i durch.“ Es vergingen ein paar Sekunden. „Bitte.“
„Sie können sprechen, Second Lieutenant.“
„Achtung, an Tai-i Tanigaki, wir benötigen dringend Unterstützung. Stehen im Gefecht mit mindestens einer Kompanie Mechs, darunter Sturmklasse-Maschinen, dazu Panzerfahrzeuge, ebenfalls Kompaniestärke. Infanterie und Artillerie in unbekannter Stärke.“
„Hier Tanigaki. Ich verstehe Sie nicht Recht. Wie ist die Lage. Wo sind Ihre Stellungen? Wo steht der Gegner genau. Machen Sie detailliert Meldung.“
„Verdammt, dafür…ne Zeit! Da vorne sterben…Leute. Wir brauchen alles ,,, Mech und jeden Panzer, und das sofort. Es ist ein ver… Hinter...“
„Der Empfang wird immer schlechter. Ich brauche genaue Angaben über die Feindstellung. Ich kann meine Leute doch nicht ins Dunkel schicken! Wo genau ist der Gegner. Welche Einheiten haben Sie identifiziert!“
„Hilfe …“
Jara mustete den Kontakt von Angströms Panzer, aber er zeigte keine Beschädigungen ein. Dafur aber schien jemand ein sehr starkes Störsignal hochgefahren zu haben, denn der Funk riss für mehrere Minuten ab.
„So eine Falle aufzubauen schafft man doch nicht mit ein paar Kommandos vor Ort und einer Kompanie Mechs, auch nicht, wenn man Kröten und eine Mörserstellung in der Hinterhand hat!“, schnappte Christine Sleijpnirsdottir. „Nicht nur, dass die Piraten den Kampfplatz ausgesucht haben, sie waren sicher auch erfolgreich darin, das gesamte Feld um die Brücke vorzubereiten! Es spricht für die Klasse der Höllenhunde, dass sie noch nicht zusammengeschossen wurden!“
„Das ist auch meine Meinung. Entweder ist das eine Falle, die für irgendwen aufgestellt wurde und die seit Monaten Vorbereitung erfahren hat“, sagte Copeland, „oder aber jemand versorgt die Bande mit besten topographischen Daten, und das auch noch kurzfristig.“ So oder so spielte mehr als ein Faktor gegen die Höllenhunde. Und dann war da noch die Frage, wann dieser Tanigaki half. Falls er überhaupt ausrücken ließ.

„Schaut mal da!“ Jara deutete auf das Symbol des Drillsons. Es wurde schwarz für außer Gefecht, aber ein Icon singnalisierte, dass die Crew evakuieren konnte, und zwar alle drei Besatzungsmitglieder. Etwas, was den Leuten an Bord des Musketier nicht vergönnt gewesen war.
Immerhin ein Lichtblick, der Hoffnung schuf.
Immerhin, die vorgepreschten schweren Panzer blieben den Angreifern ansonsten nichts schuldig und erzielten ihre Treffer. Dann sprang einer der Omnis, die Libelle, und wurde dabei vom Manticore und einzelnen Geschützen der anderen Panzer so schwer getroffen, dass der Sprung zum Absturz wurde und der Mech meterweit vom Weg abkam und ins Unterholz krachte. Aber diese kurze Atempause reichte nicht, um die Schweber einzusammeln und sich zur Brücke zurückzuziehen, geschweige denn überzusetzen. Es blieb nur, sich langsam zurück in Marsch zu setzen, um dem Feind keine Lücke in der Abwehr zu präsentieren.
„Langsamer, geordneter Rückzug“, kam es folgerichtig auch von Scharnhorst. Sobald sie es unter die Deckung der eigenen Artillerie schafften, war viel gewonnen.
Doch während die Kolonne die Rückwärtsbewegung auf der viel zu engen Piste durchführte, wurde
der Ajax A von Sergeant Yuuki getroffen und waidwund verletzt. Wenigstens zeigte das Icon an, dass alle Besatzungsmitglieder den zerschossenen Panzer hatten verlassen können. Das aber war bereits der vierte Verlust für die Höllenhunde, während der Gegner erst einen erlitten hatte. Zumindest hatte sich der Omni noch nicht zurück gemeldet. Copeland war vorsichtig optimistisch, dass es so bleiben würde.

Plötzlich erschien ein neuer Kontakt auf dem Gefechtsfeld. Es war ein Kampfhubschrauber, und dass seine Telemetriedaten und sein Transponder übermittelt wurden, bewiesen, dass es sich um einen potentiellen Verbündeten handeln musste. Seine Kennung: Oni yong. Dämon vier. Oni yong verharrte in einer relativen Position in etwa zwei Klicks Entfernung etwa einhundert Meter über den Dschungel und bewegte sich nicht. Der Funkverkehr war nicht hörbar, aber vom Rechner des Holotisch wurde eingezeichnet, dass reger Funkverkehr und schließlich auch Datenverkehr stattfanden.
Copeland war der Erste, bei dem der Groschen fiel. „Ein Einweiser!“ Wenn er auf die Piraten zielte, und das war zu hoffen, dann bedeutete das, dass die Odaga wenigstens jetzt auf der Seite der Höllenhunde eingriffen, und etwas Entlastung konnte die Truppe gut gebrauchen, vor allem, da die allgemeinen Gefechtsschäden zugenommen hatten, und weitere Verluste wie der Ajax A und der Drillson konnten da schnell zum Genickbruch der Einheit werden.
Zur Überraschung des Colonels rechnete der Holotisch jetzt einen gute erkennbaren FeindMech ein. Es war ein Kriegshammer, und er war so klar zu erkennen, dass der Rechner ihn als KHM-7S klassifizierte, die Variante mit ER-PPK und Blitz-KSR.
Nach etwa einer Minute wurden zudem zwei mit doppelter Schallgeschwindigkeit fliegende Marschflugkörper eingezeichnet, die knapp über den Wipfeln auf dem Weg zum Kampfplatz waren. Eine Einzeichnung identifizierte sie als Farukon, Raketen einer ihm unbekannten Produktion. Kurz zuckte der unschöne Gedanke durch ihn, dass sich Odaga vielleicht der Piraten UND der Höllenhunde entledigen wollte, wies ihn aber ab, sonst hätten sie nicht die Telemetriedaten der Marschflugkörper erhalten.
„An alle von Baker Able Able. Plan...“, kam es von Scharnhorst, aber er brach mitten im Wort ab. Das war Sekunden, bevor die Farukon das Gebiet erreicht hatten und ihren Überschallknall vor sich herschoben. Dann kippten sie kurz auf, um wieder nieder zu gehen. Sie explodierten nahe der Kolonne, aber nicht nahe genug, um sie zu gefährden. Zumindest war der Rechner dieser Meinung und schraffierte das Gelände, welches mit den Gefechtsköpfen getroffen sein sollte. Auf jeden Fall rechnete er den Kriegshammer raus, der hatte es garantiert hinter sich. Zugleich ebbte das Feindfeuer ab, was verständlich war. Eine so heftige Explosion in den eigenen Reihen musste die AngreiferMechs durchgeschüttelt haben. Und wo einmal eine Rakete einschlug, konnte auch eine neue Salve landen, deshalb waren die Überlebenden wohl dabei, die Positionen zu wechseln. Etwas, wobei Mechs in einem Dschungel den Panzern gegenüber klar im Vorteil waren.
Scharnhorst nutzte die Feuerpause eiskalt für sich aus. „PLAN ESCUDO! AUSFÜHRUNG SOFORT!“ Und das „sofort“ wurde befolgt. Die Panzer beschleunigten und begannen, zur Brücke zurückzukehren. Die Strecke, vorher unmöglich lang erscheinend, wurde nun für die Kampfpanzer und die Scouts der Höllenhunde problemlos überwindbar. Zumindest im Moment. Aber wenn Scharnhorst aufs falsche Pferd gesetzt hatte, dann würden die Angreifer den Moment des Rückzugs nutzen, um sich noch ein paar Opfer rauszupicken. Aber nichts geschah, zumindest vorerst nicht.
„Baker Charly von Baker Able Able!“
„Baker Charly Able hört.“
„Baker Charly, feuert Donner-LSR auf meine jetzige Position!“
„Baker Charly Able, habe verstanden. Laden Donner-LSR und legen ein Minenfeld auf den Weg hinter eigene Einheiten.“
Es vergingen nur ein paar Sekunden, da wurden die Salven mit Donner-LSR eingezeichnet, die über die Panzerkolonne hinweg zogen, und sich kurz vor dem Einschlag aufteilten, um eine möglichst breite Fächerung zu erreichen. Das Minenfeld, das rund um die Dschungelpiste entstand, war etwa dreihundert Meter breit und an der dicksten Stelle fünfzig Meter stark. Es wurden etwa einhundertzwanzig Minen verteilt. Die guten, Anti-Mech-Minen. Das war auf jeden Fall genug, um die gegnerischen Mechs davon zu überzeugen, einen schön weiten Umweg zu machen, wollten sie nicht ins Minenfeld geraten und dann in Reichweite der Artillerielanze steckenbleiben.

„Da kommt was!“, rief Charles und deutete auf mehrere Kontakte. „Kröten?“ Kröten, das uralte Slangwort für die Elite-Infanterie der Clans, die ihren Namen bekommen hatten, weil die Rüstungen für mehrere Dutzend Meter sprungfähig waren und daher die gegnerischen Mechs regelrecht angehüpft hatten. Wie Frösche oder Kröten halt.
„Zu nahe zum Aufhalten!“, zischte jemand, und Copeland merkte, dass er das gesagt hatte.
„An der Brücke nach Plan Phalanx mauern!“ Der Befehl kam von Scharnhorst. Möglich, dass er die Elementare noch nicht gesehen hatte. Das ECM war immer noch aktiv. Wusste der Henker, warum ihre Daten an Bord der ROSEMARIE besser waren. „Und danach sehen wir zu, ob wir nicht noch einmal vorstoßen können, sobald wir sie abgeschlagen haben.“
„Wir sehen die Brücke,“ Die Meldung kam von McLoyd. Dann erfolgte in Fahrtrichtung eine Explosion. „Und sie ist vernichtet!“
„Definieren Sie vernichtet!“
„Gesprengt, würde ich sagen. Fliehende Kröten auf drei Uhr!“
Na klar, jetzt, wo es zu spät war, hatten die Gefechtscomputer der Panzer auch Daten zu den Kröten.
„Plan Phalanx bleibt bestehen. Minenfelder aktivieren. Mike?“
„Sir?“
„Schick jemand aus, der eine Furt findet. Der Fluss führt hier zu viel Wasser. Und sieh zu, dass er die Furt nicht in der Richtung sucht, in der die Kröten fliehen.“
„Ja, Sir.“
„Er versucht, unter der Deckung der Artillerie den nächsten Schlag abzuwehren“, erkannte Captain O'Bannon, der Chef der anderen Panzerkompanie, die sie auf Wayside V aufgerüstet hatten. „Und da ist er außer Reichweite der Mörser. Kluger Schachzug. Wenn er dann noch eine Furt findet, wird die Zerstörung der Brücke nicht zum Todesurteil.“
„Das wäre es eh nicht gewesen“, erwiderte Copycat. Höchstens für die Einheit per se, wenn sie genügend Kampfeinheiten an die Piraten verloren hätten.
Als wären die fliehenden Elementare, die die Brücke gesprengt hatten, nicht schon genug Unheil gewesen, tauchte der vermaledeite Sprinter, gedeckt von seinem ECM, wieder auf und nahm die Artillerielanze unter Beschuss. Die gut trainierten Mannschaften entdeckten den Mech trotz seiner Abwehrmaßnahmen noch beim ersten Abschuss und deckten ihn sofort mit Feuer ein. Die fragile zwanzig Tonnen schwere Maschine ließ sich jedoch nichts schuldig kommen und feuerte erneut. Dann war der erste Schuss heran, entpuppte sich erneut als Inferno-Beschuss. Die meisten Panzer hatten Glück, aber der Ontos bekam eine kräftige, wenngleich nicht tödliche Ladung ab. Nur mit dem Feuern würde er ab jetzt vorsichtig sein müssen, solange das Gel die Wärmetauscher belastete.
Die LSR-Lafette feuerte derweil eine volle Salve auf den aberwitzigen leichten Mech ab und wurde mit mehreren Treffern belohnt. Die Maschine, nun auch vom Partisan unter Beschuss, machte eine Kehrtwende, mitten rein in die Raketensalve und wurde schwer getroffen. Leider rissen die Treffer aber nur Waffen und Panzerung ab. Drei Glückstreffer an den Beinen reichten leider nicht aus, ihn von selbigen zu reißen. Gut getroffen, aber zumindest noch lauffähig verschwand der Sprinter wieder zwischen den Bäumen, während seine eigene größte Leistung das Brandgel der Infernos war, welches auf dem Ontos und zwischen den anderen beiden Panzern brannte. Zum Glück gab es keine Sekundärverluste bei Infanterie oder den Pionieren.
„Der kommt nicht wieder“, stellte Charles fest. „Jedenfalls heute nicht mehr.“
„Dein Wort in Kerenskys Gehör“, spottete jemand.
„Auf jeden Fall hat der Angriff nichts gebracht, außer dass der Pilot beinahe seine Maschine verloren hätte“, fügte Copeland an. Solche Leute hätte er in seiner Einheit nicht geduldet.

Ein weiteres bewegtes Ereignis wurde eingezeichnet. Der Kriegshammer erhob sich über die Bäume und bildete damit ein perfektes Ziel, zumindest für ein paar Sekunden. Die nutzte er bei einem zweiten Sprung, um beide PPK auf Oni yong abzufeuern. Bei etwas über zwei Kilometern Distanz klar über der Kernschussreichweite dieser Waffen, und dieser Meinung schien auch der Pilot zu sein.
Leider erwies sich die Meinung als falsch. Beide PPK-Blitze trafen, zum Glück nur den Bug und die Flanke, aber es war genug, um eine Menge von der Schnauze der Maschine wegzureißen und den Motor lahm zu legen. Nur mit der Selbstrotation des Hauptrotors stürzte der VTOL mehr als das er flog dem Boden entgegen. Immerhin bedeutete das, der Pilot lebte und war handlungsfähig. Das bedeutete allerdings auch, dass es erst mal keinen zweiten Schlag mit Mittelstreckenraketen geben würde. Verdammt! Schade! Genauso schade und verdammt wie die Erkenntnis, dass der Kreuzritter nicht getroffen worden war, zumindest nicht schwer genug. Die Maschine verschwand wieder zwischen den Bäumen, und der Rechner konnte seine Position nur noch vermuten.
Dazu kam, dass die verbliebenen Mechs wieder auf lange Distanz das Feuer eröffneten. Aber solange sie schossen, wussten Scharnhorst und seine Leute wenigstens, wohin sie zielen mussten.
„Vergiss die Mörser nicht, Manfred“, murmelte Copeland mehr zu sich selbst. „Diese fiesen kleinen Dinger können ganz fix die Stellung ändern.“
„Wer malt jetzt was an die Wand?“, fragte Jara, aber es klang zumindest etwas amüsiert.

Das weitere Gefecht war mehr ein Abtasten als die Suche nach der Entscheidung. Die schweren Panzer der Höllenhunde und die angreifenden Mechs schickten einander mehr Grüße als tatsächliche Kämpfe, denn die gegnerischen Maschinen versuchten sich naturgemäß in Stellungswechseln, was als Nebeneffekt zielsicheres Feuer auf die Panzer erschwerte. Dies war nun ein Abnutzungskampf, zumindest bis der Gegner seine Mörser wieder einsetzen konnte, oder aber eine weitere Schweinerei einbrachte. Da waren immer noch zehn Mechs am Landeplatz ausgeladen worden. Jedoch, rückten sie auf der Straße vor, würden sie bald zu sehen sein. Durch den Wald, egal wie brachial sie durchmarschierten, waren sie verlangsamt. Und die schweren Brocken schafften hier eh nicht mehr als zwanzig Kilometer der Stunde, bei der Dichte des Dschungels. Nicht, dass sie sich nicht trotzdem heranpirschten.
Dazu kam, dass der Angreifer beständig Boden gut machte, also näher kam. Suchten sie die Entscheidung, bevor sie vom Lander Verstärkung erhielten? Oder waren diese Maschinen mittlerweile schon nachgerückt und verstärkten den Angreifer? Zeit genug hatte es dafür gegeben.
„Lagebericht. Melden Sie eigene und Gegnerpositionen.“ Ein neuer Kontakt wurde eingezeichnet. Der Sprecher war außerhalb des Holofeldes. Aber er bediente sich der richtigen Frequenz.
„Wer spricht da?“, kam es von Scharnhorst. Und ehrlich gesagt interessierte das Copeland auch.
„Marinefunkstation Funayurei**. Und Sie geben mir jetzt entweder schleunigst eine vernünftige Antwort, Nanbanjin***. Oder Sie können sehen, wie sie allein klarkommen.“
Interessiert beugten sich die Offiziere ein Stück vor. Der barsche Funker bot zweifellos Hilfe an. Wie würde diese aussehen?
„Öffne Kanal für telemetrische Daten.“Scharnhorsts Stimme klang ruhig, aber auch erwartungsvoll.
Derweil erstarb das gegnerische Feuer. Allerdings waren die letzten Schüsse von Positionen gefallen, die zwischen dem Donner-Minenfeld und der zerstörten Brücke gewesen waren. Der Gegner hatte es zielsicher umgangen.
Dann kam die versprochene Unterstützung ein. Ein heftiger Artillerieschlag, fast so mächtig wie der Angriff mit den Marschflugkörpern. Plötzlich wurde ein gegnerischer Schweber eingezeichnet und ein Teil des Gefechtsfeld aufgedeckt. Der Schweber war zerstört. Augenscheinlich ein Träger mit Electronic Counter Measures, der für die partielle Blindheit der Sensoren mit verantwortlich war. Jetzt erfassten die Sensoren wesentlich mehr Mechs, auch Schweberunterstützung. Es war einerseits erschreckend, andererseits gut zu wissen, dass die Höllenhunde gegen diese Truppe bisher durchgehalten hatte.
Eine zweite Salve schlug ein, und Symbole, gerade erst eingezeichnet, wurden als vernichtet markiert. Sie lag etwas kurz, aber immerhin, sie fegte einen Scout von den Beinen und riss Panzerplatten von den größeren Mechs. Aber reichte das schon, um die Piraten davon zu überzeugen, dass es besser war, Fersengeld zu geben – dankenswerterweise durch das Donner-Minenfeld?
Dann begann die gegnerische Truppe tatsächlich die Absetzbewegung, allerdings nicht durch das Donner-Minenfeld. Eine wurde zwar ausgelöst, als der Kreuzritter zu nahe kam, aber die Maschine verlor augenscheinlich nur Panzerung, aber nicht die Fähigkeit, sich zurückzuziehen.
Und dann, als die Feinde bereits nur noch als Hochrechnung einschraffiert wurden, war klar, warum sie Fersengeld gegeben hatten. Neue Kontakte betraten das Holofeld. Die Transponder schalteten sofort auf. Es war Tai-i Tanigaki mit einer schweren Lanze. Das wendete das Kriegsglück vollends. Copycat gestattete sich ein erleichtertes Aufatmen. Das erlaubte Scharnhorst, seine Verluste zu sortieren und sich neu aufzustellen. Aber die Gefahr war dadurch noch nicht gebannt, geschweige denn der Auftrag ausgeführt, den die Höllenhunde hatten. Und er stand hier, in der sich langsam vergrößernden Schwerkraft der ROSEMARIE und war doch zu weit entfernt, etwas zu tun, so oder so. Doch die Fronten waren geklärt und die Verbündeten abgesteckt. Das war wiederum gut.
Copeland griff zum nächsten Telefon und verband sich mit der Brücke. „Normale Marschfahrt, keine Extra Beschleunigung“, wies er den Kapitän an.
„Verstanden, Copycat.“
Die Zeit würde zeigen, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Immerhin, er hatte noch sechs Stunden Zeit, die Entscheidung zurückzunehmen.

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Der Staub legte sich, der Kampf ging weiter. Aber es war eine Phase des Aufatmens entstanden, ermöglicht durch das Auftauchen der schweren Kampflanze Tai-i Tanigakis. Zeit genug, eine schnelle Bilanz zu ziehen. Die erste: Sie waren noch da. Die Höllenhunde existierten noch, waren allerdings nicht kampffähig. Aber bis zu diesem Moment mussten sie „nur“ vier ihrer Maschinen als Verlust ansehen, und das auch nur vorerst. Das war für die Falle, in die sie gelockt worden waren, ein ziemlich gutes Ergebnis. Hätte der Gegner etwas mehr Schneid gehabt und nicht lieber mit dem VTOL gespielt, der die Mittelstreckenraketen eingewiesen hatte, hätten seine Mechs, die wesentlich mehr Bewegungsfreiheit als das schwere Panzergerät der Höllenhunde hatte, den Schaden noch erheblich erhöhen können. Freilich nur, um weitere Verluste hinzunehmen. Aber die größere Manövrierfähigkeit im Dschungel, die zerstörte Brücke und die Schäden, die seinen Höllenhunden bereits zugefügt worden waren, hätten bedeutet, dass die Panzer schwerer getroffen worden wären. So gesehen war Tanigaki spät gekommen; aber nicht zu spät, um sie rauszuhauen.
Die Schlächterrechnung fiel kurz und grausam aus. Der Musketier hatte nach einem Inferno-Angriff eine Munitionsexplosion erlitten. Was vom Panzer noch übrig war, mussten sie sehen, aber die Crew war, wenn sie Glück hatte, in der Explosion gestorben.
Der Saracen, das erste Opfer des Gegners, war schwer beschädigt zwischen den Bäumen des Waldes verschwunden. Wenn sich jemand von der Crew hatte absetzen können, würde er sich verborgen halten, so gut er konnte. Und erst wieder auf sich aufmerksam machen, wenn die Höllenhunde in der Nähe waren.
Der Drillson, ihr dritter Verlust, hatte nach dem Blattschuss evakuiert werden können. Ebenso der Ajax A, und danach hatte der Heli die Raketen eingewiesen. Dadurch hatten sie es nicht nur zur Brücke geschafft, sondern auch ihre Chancen erneut erhöht, diese Sache möglichst in einem Stück zu überleben.

Scharnhorst sah auf sein Display. Abgesehen von den vier Icons, die ihm nun fehlten, hatte eigentlich jeder Panzer leichte bis schwere Schäden einstecken müssen. Lediglich die LSR-Lafette stand da wie neu, und das, obwohl der feindliche Sprinter auch sie mit Feuer eingedeckt hatte. Welche Kräfte hatte er also einsatzbereit? Der Pegasus und der Minion der Erkundungslanze der 2. Kompanie standen noch relativ gut da, wenngleich Panzerung abgeschabt und Waffen beschädigt oder ganz vernichtet worden waren. Von den Erkundern der 1. standen der Bandit A noch gut, der Condor, aber nicht der Saracen MSR. Multiple Schürzentreffern. Die Crew war bereits dabei, das Ding notdürftig zu flicken, um den Panzer wieder mobil zu kriegen. Das waren die leichten Maschinen. Das machte es nicht leichter, das zu tun, was er jetzt tun musste. „Able Able Able von Baker Baker Able.“
„Able Able Able hört.“
„Vorrücken und Kontakt mit dem Gegner wieder aufnehmen. Minenfeld umfahren, auf die Flanken achten. Vorsicht geht vor Aufklärung. Kriegen Sie das hin, Able Able Able? Gehen Sie nur sicher, dass diese Bastarde nicht meinen, plötzlich umkehren zu müssen, um uns noch einen Besuch abzustatten.“
„Verstanden, Baker Baker Able. Kriegen wir hin.“
„Gut. Falls Sie es zur Absturzstelle von Able Able Baker schaffen und die Lage es erlaubt, SAR.“
„Search and Rescue, habe verstanden.“
In der Ferne, etwa einen halben Kilometer entfernt, lag das Donner-Minenfeld. Als der Gegner abgezogen war, hatte er es wieder umgangen. Zumindest teilweise, weil es mindestens eine Detonation gegeben hatte. „Zählen und markieren Sie auch gegnerische Verluste. Charly Able, ein motorisierter Trupp soll hinterher fahren, um eventuelle Gefangene zu nehmen und nach der Crew von Able Able Baker zu sehen.“
„Charly Able hat verstanden.“
„Und senden Sie einen Trupp auf die Anhöhe hoch, von der zuletzt der Mörserbeschuss gekommen ist. Dabei Vorsicht. Wir wissen nicht, ob die Kröten mit stiften gegangen sind.“
„Habe verstanden.“ Die Schwebepanzer der 1. Kompanie, begleitet von zwei Truppschwebern, zogen nach Westen davon, Richtung der Landestelle, die etwa vier Klicks entfernt war. Deutlich zu nahe für ihre jetzige Situation. Zwei weitere Trupps machten sich zu Fuß auf den Weg zur etwa fünfhundert Meter entfernten Steigung.
„Baker Baker Able für Baker Able Able.“
„Baker Able Able hört.“
„Baker Able geht auf Position des kuritanischen VTOL. Absturzort finden, sichern und eventuell Hilfe leisten. Ich denke, das sind wir unseren Freunden nach der Hilfe schuldig. Dabei Ausschau halten nach Kröten, Umgehungsangriffen und anderen Schweinereien.“
„Baker Able Able hat verstanden.“ Kurz darauf lösten sich die beiden Blips der Scouts der 2. Kompanie vom Rest der Einheit.
„Baker Baker Able an alle restlichen Höllenhunde: Perimetersicherung, Sicherung und Reparatur der Brücke und Instandsetzung von allem, was wir hier vor Ort leisten können. Achtet dabei immer auf Infernobeschuss.“
Verschiedene Rogers trafen ein. Scharnhorst atmete tief ein. Die Dinge waren wieder in Bewegung, und mit etwas Glück war das der letzte Kampf mit Waffen. Blieb nur noch der andere Kampf. Der verbale mit Tanigaki, dessen schwere MechLanze gerade durch den Fluss gestapft kam.
„Tai-i Tanigaki hier. Scharnhorst, hören Sie mich?“
„Laut und deutlich, Tanigaki-sama.“
„Sama? Wie ungewöhnlich von ihnen, Söldner.“
Scharnhorst gestattete sich ein Grinsen, obwohl der Kuritaner es nicht sehen konnte. „Sie haben uns heute dreimal rausgehauen. Ich werde Sie den Rest meines Lebens Sama nennen, Tai-i.“
„Das ist natürlich eine gute Erklärung. Kommen wir also gleich zur nächsten. Was zur Hölle ist hier passiert?“

***

„Na, das nenne ich mal eine Überraschung“, sagte Private Brigham. Er stand vor einem Baumriesen, und zwischen dem und ihm stand noch etwas. Eine ziemlich leblose Elementare-Rüstung. Diese hatte zwei Treffer durch ein schweres Zeus-Gewehr erhalten. Einen auf Höhe des Brustbeins. Einen auf Höhe des Helms. „Charly Dog, hier Charly Dog, Trupp vier. Jensen, du und Nowgoroda habt doch gedacht, ihr habt eine Kröte im Visier?“
„Ja, dachten wir. Aber lieber einen Schuss zu viel abgeben als eine Kröte in Schussweite zu haben.“
„Hol dein Schützenbüchlein raus und schreibe hinter dem Eintrag was Neues. Nämlich Volltreffer. Hier steht ein Elementare-Panzer herum, zweimal von Panzerbrechern aus einem Zeus getroffen. Der Insasse sieht ziemlich tot aus.“
„Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht.“ Jensens Stimme war dabei so kalt und emotionslos, er hätte eine Sonne damit einfrieren können. Dennoch war da ein Unterton von grimmiger Befriedigung, die wie ein leichter kalter Schauder über Brighams Rücken ging. „Ich markiere die Position. Dog soll die Rüstung und den Leichnam unter allen Sicherheitsbestimmungen wegholen. Wäre nicht das erste Mal, das jemand eigene Leichen vermint, um eventuelle Retter zu erwischen.“
„Dog hat verstanden. Schicke Team.“
„Charly Alpha hier. Team bleibt vor Ort, bis Dog fertig ist, verstanden, Brigham?“
„Ja, Sir. Sichern Gelände. Können ja immer noch Kröten unterwegs sein. Wir ...“
„ABC-ALARM!“, gellte ein scharfer Ruf über Funk auf. Das taktische Display identifizierte es als Charly Dog, McRonnough. Brigham und seine Leute führten sofort das Procedere aus. Helm wegschlagen, ABC-Maske aus der Seitentasche, aufsetzen, festziehen. ABC-Handschuhe anziehen. Poncho überwerfen, Gesicht und Arme festziehen, Koppel ab und über dem Poncho neu anziehen, dann Helm wieder auf, Waffe wieder aufnehmen. Nun waren sie gegen atomaren Niederschlag, chemische Gifte und bakterielle Trägersubstanzen zumindest für eine gewisse Zeit geschützt, selbst wenn sie in eine Wolke aus Senfgas geraten würden.
„Hier Baker Baker Able. Bericht, Charly Dog!“
„Charly Dog hier!“, klang die ziemlich wütende Stimme von Valentina McRonnough erneut auf. „Haben die Stellung der Mörser gefunden. Die sind ziemlich überstürzt aufgebrochen und haben eine angebrochene Kiste mit Mörsermunition zurückgelassen. Hazard-Symbol, Sir, laut Aufschrift chemische Kampfstoffe!“
„NICHT ANRÜHREN!“, rief Bishop. „Gelände sichern und Abstand aufbauen! Ich schicke die ABC-Abteilung hoch!“
„Ich habe in zehntausend Jahren nicht vor, das Zeug anzurühren, Dog Able“, erwiderte McRonnough. Sie zischte einen derben Fluch, der einen gestandenen Raumbären die Ohren hätte spitzen lassen, weil er was lernen konnte. „Hinterhalte hin oder her, ABC-Waffen gehen eindeutig zu weit!“
„Tai-i Tanigaki hier. Lieutenant, bestätigen Sie ABC-Waffen. Nicht, dass diese Truppe nicht schon genug Sargnägel bekommen hätte.“
„Jawohl, Sir, bestätige ABC-Waffen“, zischte sie. „Aufgebrochene Kiste. Sie waren bereit zu feuern und sie waren, wie die Infernos beweisen, nahe genug, um uns an der Brücke zu treffen. Ich denke, wir sollten ComStar davon berichten.“
„Das habe ich soeben getan“, klang Scharnhorsts Stimme auf. „Und auch gleich mal gute Nachrichten erhalten. Die Chevaliers sind ins System gesprungen und werden in etwa vierzig Stunden Sulafat erreichen.“
Irgendjemand murmelte: „Endlich mal gute Nachrichten.“ Es dauerte etwas, bis Brigham merkte, dass er es selbst gewesen war. Dann kam der Pioniertrupp aber schon heran und er winkte die Männer und Frauen, die ebenso wie er ABC-Abwehrausrüstung trugen, zum toten Rüstungsträger.

***

Sho-i Tenji Kamagura erwachte, als lautes Klopfen auf Glas erklang. „Noch am Leben?“
Er schreckte hoch und bereute die Bewegung sofort. Ziemlich große Kopfschmerzen zuckten durch seinen Schädel. Er hob eine Hand und sah sie blutbesudelt. Dazu kam, dass er schlecht Atem bekam. Ein Griff zur Nase offenbarte ihm, dass sie stark geblutet haben musste. Der andere Arm wollte sich gar nicht bewegen. Erst langsam kam das Verstehen, die Erinnerung – und dann alles mit einem Schlag. Dieser Bastard von Kriegshammer-Pilot hatte ihn auf zweieinhalb Kilometern Distanz mit zwei PPK-Blasts getroffen und seinen Yellowjacket zum Absturz gebracht. Zum Glück hatte der Bastard nicht den Rotor erwischt, sonst hätte er nicht landen können, wäre nicht durchgeschüttelt worden und hätte sich nicht den Schäden angestoßen, den linken Arm gebrochen und auch nicht die Nase. Kamagura sah nach draußen. Der Mann, der geklopft hatte, trug den Splitterschutzanzug der Panzerfahrer. Auf seiner linken Brust stand ein Name in Romaji: McLoyd. Das Logo auf seiner Brust gehörte zu den Höllenhunden. Verbündete. Vermutlich. Er hob den Arm, der weniger verletzt war und deutete einen Daumen hoch an. Das nahm der Panzerfahrer zum Anlass, die Seitentür zu öffnen. Dazu benutzte er eine Brechstange, denn das Ding hatte sich kräftig verzogen. Dennoch dauerte es nicht lange, bis der Mann die Gurte aufschnitt, die Kamagura im Sitz hielten. McLoyd begann eine kurze, intensive Untersuchung, in der der Soldat der Odaga nur dreimal schmerzerfüllt aufschrie.
„Linker Unterarm auf Speiche und Elle gebrochen, rechter Arm Hand verstaucht. Linkes Bein gebrochen, rechtes Knie geprellt, beide Füße weisen mindestens schwere Quetschungen auf. Nasenbeinbruch, vermutlich mittelschwere Gehirnerschütterung. Normalerweise würde ich darauf warten, das eine Medo-Einheit mit SanTechs eintrifft, aber wir befinden uns im Gefecht. Erlaubnis, ihnen Schmerzen zuzufügen und mit meinem Pegasus zum Verbandsplatz der Höllenhunde zu bringen.“ Zwei weitere Soldaten der Söldner kamen herbei. Sie improvisierten aus zwei Halstüchern einen Tragering.
„Ich habe bis jetzt überlebt. Wäre doch verdammt schade, wenn ich auf die letzten Meter getötet werden würde, nur weil ich das Wrack meines VTOL nicht verlassen will, hm? Holen Sie mich hier raus, und mein Dank wird ihnen ewig nachschleichen, So-sho.“
„Na dann wollen wir doch mal.“ Unter der Anleitung des Sanitäters der Truppe holten sie Kamagura aus seinem Sitz. Dann transportierten zwei von ihnen der Verletzten mit dem Tragering zum Pegasus, wo McLoyd half, ihn durch eine der vorderen Luken in den Panzer zu bekommen. Das ging keinesfalls schmerzfrei ab, aber es war immer noch besser als sterben. Als sich die Luke über ihn schloss, setzte sich der Panzer in Bewegung und zog mit seinem Begleiter zurück zur zerstörten Brücke. Hätte Kamagura allerdings gewusst, dass sich Tai-i Tanigaki dort befand, hätte er vielleicht darum gebeten, mit seiner Dienstwaffe ein paar Minuten allein gelassen zu werden. Immerhin hatte er seinen Yellowjacket verloren. Aber, zugegeben, der Sprung und die beiden Schüsse, das war schon filmreif gewesen. Ewiger Krieger-Qualität.

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Sulafat, Präfektur Buckminster, Militärdistrikt Benjamin, Drakonis Kombinat
Landungsschiff DORNKAAT
21. Juli 3067, 07:30 Uhr

+++ HPG-Nachricht +++ Priorität MITTEL +++
+++ Absender Jara Fokker CSDC00017JF +++
+++ Empfänger Alexander Hosoe DCAA00634AH +++
+++ Beginn der Nachricht +++
Hallo Alexander,
ich bin leider nicht so gut wie du darin, meine Gefühle in HPG-Nachrichten auszudrücken. Ich möchte aber deine letzte Nachricht trotzdem nicht unbeantwortet lassen und will versuchen, dir meine Situation so gut wie möglich zu schildern.
Wir befinden uns im finalen Anflug und sind im Begriff, unsere verlorenen Kameraden einzusammeln. Das stimmt mich fröhlich und hoffnungsfroh. Ich will nicht verbergen, dass unsere Reise auch weiterhin extrem beschwerlich verlaufen ist und ich bin überzeugt davon, dass unser Rückmarsch deutlich reibungsloser verlaufen wird als der Weg bisher. Die konkreten Pläne kann ich natürlich noch nicht verraten, aber ich hoffe, dass wir dann erneut auf Avon mit offenen Armen empfangen werden, sollte sich ein Zwischenstopp dort anbieten?
Meine Chevaliers könnten einen kurzen Landgang sicher vertragen. Dieser wurde ihnen auf verschiedenen Welten leider aus verschiedenen Gründen verwehrt. Die Stimmung in der Truppe ist beschissen, verzeih mir die drastischen Worte. Aber nun, mit unserem Ziel vor den Augen, verdrängt eine grimmige Entschlossenheit die Ungeduld.
Ich merke diesmal sogar an mir, ganz untypisch, die Anzeichen von Raumschiffkoller mit gelegentlichem Schwindel, leichter Übelkeit, Stimmungsschwankungen. Wie du siehst, bin auch ich nicht unempfänglich für Stress und Aufregung. Denke ich aber an die Aussicht, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, dann bebe ich förmlich vor erregter Erwartung. Und da ich weiß, dass du nun wieder besorgt die Augenbrauen hebst, lass mich dich beruhigen: ich muss später noch wie alle anderen Chevaliers zum obligatorischen Gesundheitstest und werde dann bestätigt bekommen, dass ich körperlich in bester Verfassung bin.
Dies ist meine letzte Nachricht bevor wir unseren Einsatz beginnen, also lass mich mit persönlicheren Worten an dich schließen: Vielen Dank für deine Geduld, dein Verständnis und dein nie endendes Interesse an mir. Deine Botschaften haben mir Kraft und Stabilität gegeben, während so viele andere ihren Halt verloren zu haben scheinen. Deine Unterstützung ist mehr wert als all die Munition und Medizin, die uns mittlerweile fehlt.
Mein Herz ist bei dir, aber mein Kopf muss nun im Hier und Jetzt sein.
Bis bald.
+++ Ende der Nachricht +++

+++ HPG-Nachricht +++ Priorität NIEDRIG +++
+++ Absender Jara Fokker CSDC00017JF +++
+++ Empfänger Thomas Fokker WDCC85376TF +++
+++ Beginn der Nachricht +++
Hallo Bruderherz und die liebsten Grüße an dich und Sheila,
ich freue mich so unfassbar für euch, dass ihr es geschafft habt, euren Weg ins Zivilleben so erfolgreich zu gehen und dass ihr auf Outreach die Heimat gefunden habt, die euch die Chevaliers nicht sein konnten.
Ich möchte euch nicht mit Details zu meiner Situation belasten, zumal ihr selber nur zu gut wisst, welche Sorgen und Nöte zum Alltag einer reisenden Söldnereinheit gehören. Kurz gefasst: ich beginne zu verstehen, wie Vater sich gefühlt haben muss, als er uns gegen die Falken geführt hat. Sein Vermächtnis lastet manchmal schwer auf meinen Schultern, meistens aber trägt es mich auf den seinen. Ich hoffe, ihr habt eine ähnliche Inspiration für euren Weg gefunden.
In jedem Fall habt ihr euch für den sichereren Weg entschieden und seid auf Outreach fernab jeder Gefahr, während ich wie immer nicht sagen kann, ob ich aus dem nächsten Einsatz zurückkehren werde. Sollte mir das Schicksal wieder einmal einen Aufschub gewähren, gibt es etwas, dass ich euch gerne erzählen möchte. Sollte ich nicht zurückkehren, bleibt mir nicht viel zu sagen. Ihr wisst, dass ich euch in diesem Falle in meinem Testament so gut wie möglich bedacht habe und dass ich euch bis zuletzt bei mir gespürt habe.
Worte können die Liebe nicht beschreiben, die ich für euch beide empfinde. Passt auf euch auf!
+++ Ende der Nachricht +++



[WIRD SCHNELLSTMÖGLICH ERGÄNZT]

__________________
Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

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PLATZHALTER

Stuka von Emma "Simple" Tompson
Endlich war es soweit. Nun ging es los, die vier Stukas wurden aus geschleust und auch sechs Hellcats schlossen sich der Formation an. Dies sollte die dem Planeten entgegenstürzenden Landungsschiffen Angst machen, ein direkter Angriff oder ein Kampf würde nur durch die Stukas erfolgen. Denn die Hellcats sollten spät abdrehen und die eigenen flüchtenden Landungsschiffe schützen.
Ich, Emma, saß an den Kontrollen meiner Stuka und es fühlte sich gut an. Die lange Zeit im Simulator oder im Schatten des Mondes war vorbei. Ihr Jägertender und der Overlord hatten nun ihre Mission zu erfüllen. Alle Waffen waren bereit, ich war bereit, meine flüchtenden Kameraden vor diesen Söldner zu beschützen.

So stürzte sich der kleine Verband an Jägern, in Richtung der eingetroffenen Landsungsschiffe. Diese hatten zwar auch einen Begelitschutz, aber nach den ersten Ortungen, waren es nur zwei aus geschleuste Jäger. Das sollte kein Problem sein, lediglich die Zeit könnte gegen uns spielen.

Da passierte es, die Jäger bei den Landungsschiffen schwenkten in unsere Richtung und es waren auf einmal nicht mehr zwei, sondern vier Maschinen die da auf uns zu kamen. Da erwachte auch schon der Funk "Hier Blitzschlag Eins. Die Hellcats werden in 20 Minuten abdrehen und zu ihrem Rendezvous mit unseren Landern gehen. Falls es zu einem Gefecht vorher kommt, müssen wir die Hellcats schützen. Ziel muss es sein zu den Landern zu kommen und sie mindestens zweimal mit einem Alpha zu treffen. Danach werden wir abbrechen und zu unserem Lander fliegen. Ihnen allen viel Glück."
"Simple, Copy", meldet ich. Schaute auf meine Waffenanzeigen, machte einen Check meiner Zielsysteme und nahm das vorderste Ziel ins Visier. Natürlich erhielt ich noch keine Zielaufschaltung für meine LSR Lafette, dies würde aber noch kommen.
Nachdem alle bestätigt hatten, wurde der Abstand mit der Zeit immer geringer. Nach 20 Minuten lösten sich die Hellcats und drehten ab, es war ein komisches Gefühl, das wir so eine Kampfkraft einfach aufgaben und somit auch unseren Vorteil, aber das wurde woanders entschieden.

Ich konzentrierte mich immer mehr auf das was gleich passieren würde und dann war es soweit. Auf eine wirklich große Distanz eröffnete plötzlich der Gegner das Feuer. Überrascht zog ich meine Stuka zur Seite und wich dem ersten Waffenfeuer aus. Schnell hatte ich mich gefangen und nun war es soweit, ich bekam eine Aufschaltung der 20er LSR Lafette, der eine Jäger war in guter Reichweite und ich gab ihm einen Vorgeschmack auf das was noch kommt. Meine Stuka ruckte und ich entließ einen dichten Schwarm an Raketen. Fast alle gingen an meinem Ziel vorbei, eine Schlug aber trotzdem auf der Tragfläche ein, es gab zwar keine große Beschädigung, aber ich lächelte grimmig. Die Distanz verringerte sich und bald würde es in einen wilden Luftkampf gehen. Meinen Flügelmann sah ich hinter mir, auch er hatte kein Glück mit seinen Langstrecken RAketen, aber gleich würde es für unseren Gegner sehr gefährlich, denn die Feuerkraft unserer beiden Stukas war gewaltig.

Das merkte auch wohl die Gegenseite und fing an sich wieder ab zu setzen, wir schossen Laser, Raketen und einiges mehr hinter den vier Jägern hinter her, die sich aber schnell entfernten. Es gab ein paar Treffer, aber nichts was den Gegner beeinträchtigen würde. Die Landungsschiffe befanden sich nun schon in der Atmosphäre.
Da ging der Funk an "Hier Blitzschlag Eins, leider haben wir Missionsziel eins verfehlt, aber so können wir unsere Landungsschiffe direkt begleiten und treffen später auf die Hellcats. Meldung ob Verstanden."
"Simple, Copy" meldet ich, war ein wenig frustriert, das es nicht zu mehr gekommen war.
Ich kontrollierte meine Raketenladungen und es waren nur noch 4 Schuss da, die Kurzstreckenraketen waren noch völlig unangetastet, denn es kam nicht zu einer Aufschaltung. Manchmal fragte ich mich wieso wir hier die alten Stuka K5 flogen und nicht die neuen Modelle wie die Stuka D6 oder D7 oder eine Feldumrüstung? Okay der Staffelführer fliegt eine D6, aber das war auch die Ausnahme. So hatten wir zwar schwere Jäger, nur mit alter Bewaffung und deshalb war es keine Überraschung als uns die modernen etwas leichteren Feindjäger soviel früher hatten attackieren können.
Nun saß ich hier in meiner Stuka und steuerte diese, wie die drei anderen in Richtung des treffpunktes mit unseren Landungsschiffen.

Einige Stunden später erhielten wir den Befehl zurücj zum Träger zu kommen, da die Bodenoperation noch andauerte und Erfolge einfuhr. In einem ersten Gefecht wurde die Comstar Einheit schwer getroffen und zurück gedrängt. Nun hatte es den Anschein das es noch einen zweiten harten Schlag geben sollte, bevor sich die 4 Landungsschiffe absetzen sollten. Bisher hatten wohl nur die verdeckten Clan Elemente gekämpft, die größere Einheit lag noch im Versteck und es lief eine Planung eines Gefechts der Gesamteinheit.

Die nächsten Tage an Bord des Trägers wurde unser Einsatz ausgewertet und besprochen, schnell wurde die Kritik laut das man die Jäger upgraden müsste, vor allem bei Stukas war dies einfach unausweichlich. So wurde beschlossen, mit dem verdienten sollt die Bodenstreitkräfte wieder auf volle Stärke zu bringen und dann die Stukas auf dann jeweils zwei D6 und D7 Modelle aufzuwerten. Ich sollte in eine D7 bekommen. Darauf freute ich mich schon, aber erstmal musste dieser verdeckte Einsatz überstanden werden.

Nach einigen Tagen ging der Sprungalarm los, an einem Piratensprungpunkt, sehr nahe des Planeten tauchte ein Sprungschiff der Geisterbären auf. Was für ein Schock. Alles musste geändert werden, die Bodenstreitkräfte waren gerade dabei, die nun große Angriffsstreitmacht aus Söldnern und Comstar auszuweichen und zurück zu den Landungsschiffen zu kommen und genau in diesem Gefecht schienen die Geisterbären einzufallen und alle Einheiten zu eliminieren. Die ganze Mission schien in einem schweren Desaster zu Enden, aber noch könnten es unsere Einheiten schaffen sich abzusetzen und mit minimalen Verlusten zu entkommen. Es gab in 4 Stunden ein Fenster für unsere Lander zu starten und zu entkommen und so wurde geplant, der Jägertender begann sich zu bewegen, denn hinter dem Mond war auch noch ein Piratensprungpunkt und nun sollte dieser angesprungen werden, alle Landungsschiffe aufnehmen und sofort mit Hilfe der Batterien weg springen.
Die Stunden gingen schnell vorbei.





Anflug Landezone

Meine Lanze war in ihren Abwurfkokons und wir bereiteten uns auf einen harten Ritt vor. Alles vibrierte, gleich würden Anton, Sun min, Mac und ich abgeworfen. Die ersten die auf diesem Dschungelplaneten landen würden und unseren Leuten Unterstützung leisten und dem feigen Feind Tod und Vernichtung bringen werden.

Zwischenzeitlich gab es sogar ein Kontingent von feindlichen Abfangjägern, aber darüber dachte ich gerade nicht nach. Die Kontrollen und alle Daten die ich das Cockpit meines Verfolgers eingespielt bekam waren wichtiger. Ich konzentrierte mich auf die Daten und den Punkt an dem wir runtergehen würden. Es war eine lange Dschungelpiste, an einem Punkt wo es schwere Gefecht gegeben hatte, an einem Fluss. Letzte Meldungen sahen so aus als könnten sich die Höllenhunde absetzen. Wir sollten als erste runter schauen und aufklären, Feindkontakt nur wenn nötig. Hilfe leisten wenn möglich. Endpunkt war dann das Kasernengelände der Höllenhunde, bei dem die Hauptstreitmacht runter kommen sollte. Wir wären ca. 10 Stunden nur mit einer weiteren Lanze der Chevalliers im Gefecht.

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17. Juni 3067, Sulafat
Dschungel von Sulafat,
Region der


„Was hier passiert ist?“ Scharnhorst atmete einmal tief durch, um seine Gedanken zu sortieren. „Wenn ich ehrlich bin, kann ich ihnen sagen, was passiert ist, nur nicht wie, Tanigaki-sama.“
„Na, das ist mal eine interessante Antwort“, erwiderte der Draconier. „Fangen Sie einfach beim Anfang an.“
„Es begann damit, dass die Piraten landeten und ich die Höllenhunde mobilisiert habe, um ihren Landeplatz zu erkunden. Dabei hielt ich einen ausreichenden Sicherheitsabstand ein. Dachte ich. Meine Späher gerieten dann in eine Entladeaktion, die weitaus weiter fortgeschritten war, als wir dachten. Sie führten eine offensive Erkundung durch und lösten sich dann wieder vom Gegner, um zur Hauptmacht hier an der Brücke zurückzufallen. Dabei wurden sie mit Artillerie beschossen. Wir erlitten einen Verlust. Im Moment suchen wir nach Überlebenden. Und wir hoffen, dass der Gegner keine gefunden hat, weil wir nicht einschätzen können, was sie mit unseren Leuten tun.“
„Auszeit, Manfred-san“, wandte Tanigaki ein. Scharnhorst fiel die gewechselte Anrede sofort auf. War er etwa im Ansehen gestiegen?
„Mir stellt sich eine komplexe Frage. Die Artillerie muss vor dem Lander eingetroffen sein. Und die Artillerie-Offiziere müssen minimal den Anmarschweg der Jigoku-Inu gekannt haben. Wenn sie nicht gleich Ari-Spotter vor Ort hatten. Das spricht nicht dafür, dass irgendjemand von denen aus dem Lander ausgebootet ist. So viel Zeit haben Sie denen gar nicht gelassen.“ Er schwieg eine Sekunde. „Oh. Ich verstehe. Ich muss zugeben, auf so eine Falle wäre ich auch reingefallen. Die Frage ist jetzt allerdings, wie konnte Artillerie auf den Planeten gelangen? Und wo ist das passiert? Hätte es in dieser Region bereits früher eine illegale Landung gegeben, hätten wir die Gegend stärker observiert, Sturm hin, Sturm her.“ Wieder schwieg er ein paar Sekunden. „Für meine Leute kann ich, wie sagen die Christen das?, die Hand ins Feuer legen.“
Das sagten Europäer mit heidnischen Vorfahren, da die „Hand ins Feuer legen“ eine Götterprobe beim Thing war, mit der Streitigkeiten beigelegt wurden, aber Scharnhorst hütete sich, den Wortfluss des Kuritaners zu unterbrechen.

„Wobei ich natürlich nicht für alle meine Untergebenen sprechen kann. Ich erinnere mich sehr ungern an die verminte Lagerhalle. Und die präparierten Duschen. So etwas vorzubereiten braucht schon mehr als Behörden, die ein klein wenig weg sehen. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich hier zwei andere Gruppen im Visier. Entweder Loyalisten des letzten Herrschers. Es gibt durchaus Berichte über einen legalen Erben, der über kurz oder lang seine Ansprüche geltend machen will, notfalls mit Waffengewalt. Eine solche vorbereitende Aktion würde zum Plan passen. Warum aber die Höllenhunde das Ziel waren, erschließt sich mir nicht. Das passt eher zu denjenigen, die unsere und die Hauptwelt der Shimatze angegriffen haben.“ Ein unwirscher Laut von Tanigaki erklang. „Ich habe meinem Flügel den Befehl gegeben, auf halber Strecke zwischen uns und der Landezone Verteidigungsstellung zu beziehen. Ihre Späher können sich dahin zurückziehen, wenn sie müssen. Außerdem kommen zwei Hubschrauber, welche sich den Hügel anschauen, von dem die Artillerie gefeuert hat. Wir müssen uns auch um den Flankenangriff mit Mechs kümmern, der Sie erwischt hat, Manfred-san. Auch diese Maschinen können unmöglich bei dieser Landung ausgeschifft worden sein, um die Flanke zu erreichen. Dazu sind die eingesetzten Mechs zu langsam. Nein, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr vermute ich eine dritte Partei, die hier mitgemischt hat. Eine Partei, die es überhaupt nicht mochte, dass die Höllenhunde den Überfällen auf unserer und der Shimatze-Hauptwelt nachgegangen sind.“
„Was welcher Theorie Nahrung gibt? Die des legitimen Erben, der mit unbekannten Unterstützern den Boden für eine Rückkehr nach Sulafat vorbereitet? Oder dass Shimatze falsches Spiel betreibt?“
Tanigaki lachte kurz auf. „Konnte ich Sie also überzeugen, dass unser Haus nicht hinter diesen Angriffen steckt? Im Übrigen könnte unser unbekannter Feind Hilfe vom Schwarzen Drachen erhalten. Das würde einige der Ressourcen erklären. Nicht, wie sie zustande kommen, denn nimmt man irgendwo etwas weg, um es woanders einzusetzen – Mechs, Soldaten, Munition – dann fehlt sie woanders, und man kann sehen, welchen Weg es genommen hat. Aber der Schwarze Drache hätte Methoden, welche das Chaos hier auf Sulafat erklären würde. Allerdings, was meine Feinde angeht, bin ich in alle Richtungen offen.“
„Was ist mit Blakes Wort? Wir stehen auf deren Abschussliste“, sagte Scharnhorst.
„Hm. Blakes Wort setzt so weit von ihrem Kernland und jenseits seiner Interessengebiete kaum bis gar keine eigene Leute ein. Eine ComStar-Basis in der Nähe, von der Blakes Wort-Infiltratoren operieren könnten, haben wir hier auch nicht, und das Bärenland, in dem ComStar naturgemäß nichts zu sagen hat, ist zu nahe. In solchen Fällen setzt Blakes Wort zu gerne auf lokale Kräfte und verbündet sich mit ihnen. Was uns wieder zum Schwarzen Drachen bringt. Oder Shimatze. Oder den vermuteten letzten Herrscher des abgesetzten Hauses von Sulafat, den es geben soll.“
Der Kuritaner betonte letzteres genug, um selbst Scharnhorst, der mit draconischen Etiketten nicht sehr vertraut war, verstand, was er sagen wollte. Die unwahrscheinlichste Methode.
„Also, Manfred-san, wie gehen wir vor?“
„Wir? Ich gebe den Ton an?“, fragte der Söldner nicht wenig überrascht.
„Trotz allem ist das hier ihr Schlachtfeld, Manfred-san. Ich bin lediglich zu ihrer, hm, Unterstützung gekommen. Wenn mir nicht gefällt, was Sie vorschlagen, behalte ich mir allerdings vor, meine Leute rauszuhalten.“
„Verständlich“, erwiderte Scharnhorst. Nett von ihm, statt „Rettung“ „Unterstützung“ zu sagen. „Ich denke, wir warten erst mal den Bericht meiner Späher ab und ...“

„Baker-Baker-Able von Able-Able-Able, kommen.“
„Baker-Baker-Able hört laut und deutlich.“
„Sir, ich melde, dass der Gegner mit Einschiffung beschäftigt ist. Dafür lassen sie einiges an Material zurück, hauptsächlich Munition. Ich beobachte auch Pioniere, die sich an dem Zeug zu schaffen machen. Ich nehme an, sie verminen das, was sie zurücklassen, damit wir keine Freude daran haben. Eventuell jagen sie es auch selbst hoch, um auf Nummer sicher zu gehen.“
„Was tun, sprach Zeus?“, murmelte Scharnhorst. In einer Verladeoperation waren ihre Gegner verwundbar. Allerdings hatte ihr Feind sich als verschlagen erwiesen. Sehr verschlagen. Dies konnte auch eine Finte sein, um möglichst viele der Höllenhunde in eine weitere Falle zu locken. Andererseits widerstrebte es Scharnhorst, ihre unbekannten Angreifer ohne jeden Abschiedsgruß heim zu schicken.
„Der Gegner schifft wieder ein“, sagte Scharnhorst. Er überprüfte seine Schlächterrechnung und kam auf fünf Ausfälle. Wenn er das Gelände um die Brücke weiter sichern wollte, aber genügend Material zum Anklopfen haben wollte, konnte er zusätzlich zur Scoutlanze, oder dem, was davon übrig war, bestenfalls zehn seiner Panzer aufbieten. Die Gefahr war zu groß, dass die Verrückten, die bereit gewesen waren, chemische Granaten zu verschießen, nicht noch einen mörderischen Angriff wagen würden. Selbst wenn er sie sicher das Leben kosten würde. Also zehn. Okay. Er markierte die entsprechenden Maschinen und gab seine Koordinierung raus. „Höllenhunde, hergehört. Wir nehmen einen Teil unserer Leute und bedanken uns für den Besuch. Folgende Lanzen nehmen teil ...“
„Selbstverständlich biete ich ihnen meine Leute für den Gegenbesuch an, Manfred-san. Das halte ich für eine tolle Idee, und wer immer dort hinten sitzt, er hat in meiner Stadt einen Riesenhaufen Ärger gemacht, und ich verwette meinen nicht vorhandenen Chomage, dass sie bei den Rebellenangriffen während des Sturms auch noch ihre Finger im Spiel hatten.“
Scharnhorst übersah, was Tanigaki aufbringen konnte, zusätzlich zu den beiden Mechs, die er bereits vorschickte. So ein Marodeur war schon eine große Hilfe. „Danke, Tai-i. Sie ziehen mit der Kampflanze mit und bilden Teil unseres Ankers und der Artillerie. Um ihre Feuerkraft einzusetzen, müssen Sie nicht vorne stehen. Das ist Aufgabe der Höllenhunde.“
„Baker Baker Able von Eagles Nest.“
„Eagles Nest, Baker Baker Able hört.“
„Wir sind jetzt in der Lage, Roughneck rauszuschicken.“
„Auf seiner Maschine, Eagles Nest?“
„Auf seiner Maschine.“
Erfreutes Raunen ging durch den Panzer. Das bedeutete, dass Captain Bligh Ross auf seiner Visigoth Prime rüberkommen konnte. Die Autokanone hatte zehn Schuss und würde zehnmal wehtun. Danach hatte die Maschine fünf Medium ER-Laser, ideal um fliehende Ziele zu treffen. Und falls jemand frech wurde, konnte er das mit den beiden 4er KSR und den kleinen Pulslasern ausdiskutieren. Genau das, was sie jetzt brauchten. Hätten sie nur die ganze Halbstaffel gehabt. Aber ihre Luftflotte gehörte zu dem, was Tanigaki als „Ärger in seiner Stadt“ bezeichnet hatte. Im Vorfeld der Landung hatten unbekannte Saboteure den Raumhafen attackiert und die Luftflotte der Höllenhunde fast komplett ausgeschaltet, samt Piloten. Dass die Techs zumindest eine der Mühlen wieder flugfähig gekriegt hatten, und das so schnell, glich an ein Wunder.
„Roughneck soll zum Spielen rüberkommen und auf maximale Reichweite auf den Lander feuern“, befahl Scharnhorst.
„Roughneck hier. Habe verstanden, Baker Baker Able. Ich sehe zu, dass ein paar gute Treffer dabei sind.“
Bessere Nachrichten würde es wohl heute nicht mehr geben, deshalb befahl Scharnhorst: „Höllenhunde, Aufbruch. Wer zurück bleiben muss, haltet uns den Übergang offen.“
„Baker Baker Able von Baker Charly Delta!“
„Sprechen Sie, Bow.“
„Sir, am Rand der Strecke steht ein Mädchen und winkt uns, anzuhalten! Alter ungefähr zwölf Jahre, bewaffnet. Hat aber die Hände nicht am Abzug und die Waffe selbst, einer lyranischen G-150. Befehle?“
„DAS IST EIN ENGEL! HALTEN SIE SICH FERN VON DEM KIND!“, rief Tanigaki.
Was zum Henker war ein Engel?

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Die Stimme des jungen Erben überschlug sich beinahe. „Wir haben in den Wäldern einige Guerillas, das wissen Sie ja! Nicht alle sind Überbleibsel des letzten Regimes, einige von ihnen sind einfach nur religiöse Kuzo-jin. Wie ist das lyranische Wort? Religiöse Arschlöcher! Sie entführen Kinder von der Straße und auch aus den Wohnungen der größeren Siedlungen, und indoktrinieren sie mit ihrem religiösen Nonsens, um sie zu willenlosen Killermaschinen zu machen! Dass das Mädchen nicht den Finger am Abzug hat, sagt gar nichts! Diese Kinder sind so gehirngewaschen, die bringen es fertig, und jagen sich und jeden anderen in die Luft, der ihnen zu nahe kommt!“
„Ich übernehme das!“, klang die Stimme von Battaglini auf. „Ich war selbst in so einer Sekte, bevor ich befreit und von der Gehirnwäsche erlöst werden konnte.“
„Ich habe ihnen nichts zu befehlen, Tai-i“, sagte Tanigaki. „Aber nehmen Sie sich meine Warnung zu Herzen! Bestimmt lauern da noch mehr im Wald!“
„Habe verstanden. Bin vorsichtig. Aber es muss einen Grund geben, warum sie einen der ihren rausschicken. Einen Hinterhalt kann man besser und einfacher legen. Baker Charly Delta von Alpha Alpha Bravo. Wo steht das Mädchen? Auf der Südseite, oder auf der Nordseite?“
„Sir, sie steht auf der Seite, wo der Hubschrauber abgeschossen wurde.“
Beinahe hätte Scharnhorst es klicken hören können. Battaglinis Gehirn arbeitete. Manche Spötter behaupteten, mechanisch, deshalb das Klicken. Aber Manfred schätzte den wachen, überlegten Verstand des jungen Offiziers. Wahrscheinlich wurde es Zeit, ihm die Höllenhunde in naher Zukunft zu übergeben.
„Ich riskiere es“, entschied der Panzerfahrer. Erlaubnis, Baker Baker Able?“
„Alpha Alpha Bravo von Baker Baker Able. Erlaubnis erteilt. Versuche, dich nicht umbringen zu lassen. Oder mehrere von uns.“
„Ich sehe zu, was ich tun kann, Manfred. Aber ich habe da so ein Gefühl ...“
Scharnhorst hoffte inständig, dass das Gefühl den jungen Isle of Skyer nicht umbringen würde. „Alle anderen fahren fort wie bisher. Alpha Alpha Bravo holt auf, sobald er kann.“
„Roughneck hier. Bin in maximaler Feuerdistanz.“
„Feuererlaubnis. Klopfen Sie an, und wir sehen mal, wer aufmacht.“
Wie aus weiter Ferne, und das war es ja auch, hörte er das leise Wummern der Autokanone des Visigoth hämmern. Egal, ob der Captain traf oder nicht, dieser Beschuss konnte nicht ohne Reaktion bleiben. Ebenso wenig wie der erneute Anmarsch der Höllenhunde auf die Landezone. Das Spiel ging in die nächste Runde.
Hinter der Kolonne tauchten drei neue Punkte auf. „Manfred, wenn Sie nichts dagegen haben, komme ich mit zwei meiner Leute mit. Für den Fall, dass Sie jemanden brauchen, der ihnen den Rückzug deckt.“
Scharnhorst dachte an die Falle, die ihnen gestellt worden war. An die Artillerie. An den Mech-Hinterhalt. Es schien so, dass sie in der zweiten Runde die besseren Karten hatten. „Ich bin hocherfreut und dankbar für ihre Initiative, Tai-i.“ Und das war er wirklich.
Scharnhorst warf einen Blick auf die taktische Anzeige, wo deutlich zu sehen war, dass Battaglinis Bulldog stoppte. Hoffentlich ging das gut. Der Chef hätte das sicher nicht erlaubt. Danton wäre lieber auf Nummer sicher gegangen.

Ross biss die Zähne zusammen, als er die Schusslösung auf Maximaldistanz auf die Position des Landers bekam. Er war nicht ganz ehrlich gewesen, und die MedTechs der Höllenhunde hatten aus praktischen, nicht medizinischen Gründen entschieden, ihn an Bord seiner Maschine zu lassen, nachdem auf das Rollfeld der massive Anschlag verübt worden war. Er trug eine Schiene am linken Unterarm, die den Bruch der Speiche stützte. Fest angezogen, um Schwellungen zu vermeiden. Aber die Motorik der linken Hand funktionierte einwandfrei. Laut Jones musste er nur vermeiden, allzu hart irgendwo anzustoßen, dass wäre er voll flugfähig. Nach dem Massaker an seinen Leuten konnte er einfach nicht anders. Außerdem hatte er nicht zu Unrecht angenommen, dass er in der Luft eine größere Hilfe war, als in einem Krankenbett. Dass er zudem auf Rache aus war, kam noch dazu. Wie konnten die Piraten es wagen? Pah, Piraten. Wer so koordinierte Angriffe auf die Höllenhunde anbringen konnte, hatte mindestens ein paar bezahlte Informanten in der Regierung und ein paar einheimische Helfer, die ihn unterstützten. Ihn und seine Infiltrationsteams. Wie jenes, das den Raumhafen angegriffen hatte.
„Mit den besten Grüßen der Luft/Raumjäger der Höllenhunde!“, rief er wütend, während er auf eine Position feuerte, die er noch nicht einmal sehen konnte.
Die Antwort kam beinahe sofort, Autofeuer ging in seine Richtung, traf aber nicht. Acht Kilometer entfernt ging er in eine Kehre, um sich einen Winkel für einen erneuten Anflug zu suchen. Je mehr er auf den Lander abfeuerte, desto weniger Zeit hatte die dortige Crew, um sich um die Höllenhunde am Boden zu kümmern.
Also flog er ein zweites Mal an. Diesmal kam das Autokanonenfeuer schon früher, traf aber wieder nicht. „Noch mal mit besten Grüßen!“, rief er und feuerte seinerseits, bevor er wieder abdrehte. Einen Überflug des Landers riskierte er nicht, nicht nur, weil er im einzigen einsatzbereiten Flieger der Höllenhunde saß. Wer auf diese Distanz Luftabwehr verschwendete, hatte eventuell noch mehr, und eine Verletzung am Tag reichte ihm.
Als er zum dritten Anflug ansetzte, aktivierte sich sein Funk. „Eagles Nest, hier Eagles Nest. Roughneck, wir zeichnen Daten von einem Atmosphäreabstieg.“
Irritiert brach Ross den dritten Anflug ab, ging in eine Kehre, und checkte sein eigenes Radar. Tatsächlich. Da waren vier Blips, die sich mit einer ziemlich hohen Geschwindigkeit in die Tiefe stürzten. Bei einem gelang dem Computer eine Identifizierung, und wäre seine Situation nicht ernst gewesen, hätte er gegrinst. Baker Baker Able von Roughneck, kommen.“
„Was gibt es denn? Wir sind hier gerade ein wenig beschäftigt, Roughneck.“
„Sir, da kommen vier Luft/Raumjäger die Atmosphäre runter. Zufällig genau von jenen Mustern, welche die Geisterbären angegriffen haben. Ob es die gleichen sind, muss ein Emissionsabgleich ergeben. Aber ich fand, Sie sollten das wissen.“
„Okay, Höllenhunde, hergehört. Wir geben dem Lander noch mal richtig Saures, dann ziehen wir uns zurück, um uns auf die Luftabwehr konzentrieren zu können.“
Und genau in dieser Situation war der LSR-Werfer natürlich nur noch ein besseres Wrack. Typisch.
„Das heißt dann wohl, ich habe noch Zeit für ein, zwei Angriffe.“ Ross zog den Jäger wieder zurück auf Kurs. „Und die werde ich auch setzen.“

Als Battaglini aus dem Bulldog stieg, tat er dies unbewaffnet, aber nicht ungeschützt. Er trug eine kugelsichere Weste und einen Helm, nicht gerade die übliche Ausrüstung in einem Panzer. Mit erhobenen Händen ging er auf das kuritanisch ausschauende Mädchen zu.
„Ich will dir nichts tun. Außer, du zwingst mich dazu“, sagte er auf Englisch in der Hoffnung, dass sie ihn verstand.
„Bist du ein Höllenhund? Ein Feind Gottes? Der Gegner der Engel?“, fragte sie in gebrochenem, aber verständlichen Englisch.
Battaglini wurde heiß und kalt zugleich. Und er erinnerte sich an das Logo des Zerberus, das auf der Seite seines Panzers prangte, sein Glücksbringer, sozusagen. 'Das kannst du wohl nicht leugnen, alter Junge', sagte er in Gedanken zu sich.
„Ja, ich bin ein Höllenhund. Aber das heißt nicht, dass ich ein Feind Gottes bin.“
„Trotz der Blasphemie nicht?“, hakte sie nach.
„Gut, ein wenig Blasphemie ist schon dabei“, gestand er. „Wir sind eben keine Engel, und wollen es auch nicht sein.“
Das Mädchen atmete sichtbar auf. „Gut. Wir wollen nämlich auch keine mehr sein.“
Irritiert sah der Panzerfahrer das Kind an. „Was?“
„Ihr seid die Feinde unserer Väter und Mütter. Und wir wollen uns euch anschließen.“
„WAS?“

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