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Zum Ende der Seite springen Chevaliers II. Season - Hauptthread
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Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
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Chevaliers II. Season - Hauptthread Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hier folgen bald meine Geschichten zum Wirken der Chevaliers.

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16.02.2003 13:21 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Outreach, Kaserne der Chevaliers

„Also, Herrschaften, hier ist sie!“ Germaine Danton stand auf, ein fettes Grinsen und eine qualmende Zigarre im Gesicht, und hielt einen Computerausdruck hoch.
„Hiermit sind Dantons Chevaliers ab sofort in der Dragonerbewertung aufgestuft von grün auf regulär!“
Die anwesenden Chevaliers bekundeten ihre Zustimmung mit Pfiffen, Jubel und Applaus.
„Und das ist erst der Anfang, Herrschaften. Ab Morgen nehmen wir wieder Bewerbungen an und bringen unsere Einheit auf Soll.
Außerdem kommt uns die Reparatur der BOREAS nicht einmal halb so teuer wie befürchtet. Das bedeutet, ich kann ein paar eurer Sonderwünsche erfüllen.
Sorry, Cliff, aber Rüstungen für die Kommandos sind noch nicht drin.“
Cliff Peterson zuckte die Schultern. „Schon in Ordnung. Immerhin wird mein Platoon auf Kompaniestärke aufgestockt. Das reicht für den Anfang.“
Gelächter erfüllte den Saal.
Germaine nahm die Zigarre aus dem Mund und legte sie in einen Ascher.
„Chevaliers, es ist wie gesagt Geld für ein paar Sonderwünsche übrig. Ich habe letzte Woche nach euren Vorschlägen gefragt, was wir mit den Mäusen alles machen sollen und eine Liste aufstellen lassen.
Hier ist sie. Ganz oben stand: Einen McKenna anmieten. Sorry, aber das käme etwas teuer.
Der nächste Punkt ist die Panzertruppe. Tja, Dolittle, was soll ich dazu sagen? Sie klauen meine Zigarren, haben ein eigenes Einheitslogo. Ihre Leute gehören mit zum Besten, was die Chevaliers zu bieten haben. Bevor Sie losziehen und eine eigene Einheit gründen, erfülle ich doch lieber Ihren Wunsch, die Panzertruppe auf Kompaniestärke zu erweitern.
Die ganze Sache hat nur einen Haken. Sie müssen dafür First Lieutenant werden.“
„Nee, Cheef, so hamwer nich gewettet“, brauste Doc Dolittle auf.
Doch die Panzerfahrer schienen mit der Entscheidung mehr als einverstanden. Sie jubelten, klopften ihrem Chef auf die Schulter und redeten auf ihn ein.
„Übrigens, damit ist kein Einschnitt im Sold verbunden“, erklärte Gemaine schmunzelnd.
„Na wenndas so is…“, brummte der Panzerfahrer.
Germaine grinste breit. „Was uns zum nächsten Wunsch bringt. Wie Ihr alle wisst, hat man uns auf Luthien wie versprochen für unsere zerschossenen Mechs Ersatz aus draconischer Fertigung gestellt. Zusammen mit den acht Beutemaschinen von den Ronin können wir damit fast eine ganze Kompanie aufstellen. Wir werden einige der BeuteMechs natürlich verkaufen, aber ich stimme Scharnhorst zu, dass wir die Gelegenheit nutzen sollten, die MechTruppe umzustrukturieren. Wir erweitern die Mechs am Reißbrett mal auf fünfzehn Maschinen. Fünf pro Lanze. Das sollte uns um einiges flexibler machen.“
Der Major nahm die Zigarre wieder auf und deutete auf Doc Wallace. „Belinda, Schatz, ich habe gehört, dass Du bei Lieutenant Harris ein Memo eingereicht hast, dass dir der Weg vom Schlachtfeld zu deinem OP zu lang ist. Außer, unser Lager ist wieder einmal das Schlachtfeld.
Nun, Juliette hat es mal nachgerechnet und meint, ein Medevac-Helikopter wäre genau das Richtige für unser Lazarett.“
„Verdammt gute Idee“, kommentierte Doc Wallace, „könnte glatt von mir sein. Nee, wartet mal, die ist von mir.“ Gelächter antwortete ihr.
„Wir schreiben die Suche Morgen aus. Lieutenant Peterson, ich muß ehrlich sagen, was Sie mit Hilfe von MacLachlan und Decaroux aus Ihren Leuten rausgeholt haben, ist beachtlich. Wie versprochen stocke ich Ihr Platoon auf eine Kompanie auf. Damit rutschen Sergeant MacLachlan und Sergeant Decaroux auf die Posten von Zugführern.
Ich will Ihnen aber noch ein Kuckucksein ins Nest legen, Lieutenant. Eigentlich sogar zwei.
Sie haben sich in Ihrem Rang bewährt, deshalb habe ich vorhin den Befehl unterschrieben, Sie ab sofort zum Captain zu befördern.“
Jubel brach aus. Dem frisch gebackenen InfanterieCaptain wurde auf die Schultern geklopft, dass man meinte, sie müssen brechen. Cliff musste beidseitig Hände schütteln.
„Was uns zum zweiten Kuckucksei bringt. Sergeant MacLachlan, Ihr Platoon wird sich hauptsächlich mit der Sprungtruppenausrüstung abgeben. Wir veranschlagen den Zug auf sechzig Mann. Ich weiß, das ist weit über der Norm, aber es hat sich verdammt bewährt.
Befördern Sie ein paar Ihrer Corporals zu Sergeants, Sergeant-Major.
Sergeant Decaroux. Ich will, dass Sie Ihre Pioniere aus den Kommandos ausgliedern. Ihre Leute werden in Zukunft folgende Sonderaufgaben wahrnehmen: Kommandooperationen, Scharfschützenjagd und –Ausführung sowie Spionage und Gegenspionage. Die Größe des Platoons wird ebenfalls sechzig Mann betragen. Mach das Beste draus, Charlie.
Aber ich gebe hiermit den Befehl, ein drittes Platoon auszuheben. Captain Peterson, im Gefecht haben sich die Infanteristen mit der Pionierausbildung eins als sehr effektiv erwiesen. Bauen Sie ein richtiges PionierPlatoon auf. Sie haben meine Erlaubnis, einen Offizier und Unteroffiziere sowie Schweres Gerät anzuwerben.“
„Sir, nicht, dass das keine gute Idee ist, aber warum werden die Pioniere unter meinem Kommando geführt?“
Germaine grinste breit: „Weil mir Juliette im Nacken sitzen würde, wenn sie den Sold für DREI Captain bezahlen muß.“
Wieder lachten die Chevaliers.
„Dann steht da noch eine Erweiterung unserer Lufteinheiten auf dem Plan. Sorry, Lieutenant Sleipnirsdottir, aber weitere Jäger stehen nicht zur Debatte. Ich werde mich aber mal umhören, ob wir nicht ein paar Kampfhubschrauber kriegen. Das ist besser als nichts.
Wenn Sie aber ein paar Piloten mit eigenen Jägern auftreiben können, überlege ich es mir noch mal.

Okay, Chevaliers hergehört. Ihr wisst, dass wir den Stone Rhino nicht behalten haben. Obwohl mir hundert Tonnen Stahl sicher gut gestanden hätten.
Die Dracs waren dann so freundlich, uns anstelle einer Umrüstung auf K3 ein modernes Mobiles GefechtsHQ zu geben. Vom Restgeld der versprochenen Prämie haben wir uns dann gleich noch einen nagelneuen MechTransporter geleistet.
Ja, genau, das Ding, bei dem MeisterTech Nagy immer diesen gierigen Blick kriegt, wenn er ihn sieht.“
Nagy Isthvan grinste sein breitestes Grinsen. Der MechTransporter hatte ganz oben auf seinem Wunschzettel gestanden. Leider wurde es teilweise von seinem gigantischen Schnurrbart verdeckt.
„Das ist in etwa der Gegenwert der von den Dracs versprochenen Prämie.
Einige werden sich jetzt fragen, wieso wir den Tai-sho trotzdem bekommen haben. Nun, anstatt einen mittelschweren und dem schweren Mech ersetzt zu bekommen, haben wir lieber den Tai-sho genommen.
Die anderen drei Mechs, den zerstörten Heuschreck, die Valkyrie und den Fangeisen haben wir wie folgt ersetzt bekommen: einen zwanzig Tonnen schweren Kabuto, der jedem FeindMech besser davonläuft als jeder Heuschreck und mit zwei Vierer-BlitzKSR erhebliche Schläge im Nahkampf austeilen kann; anstatt zwei weitere leichte Mechs zu bekommen haben wir uns dagegen für den Shugenja entschieden. Er wird den zerstörten Schütze ersetzen.
Ausgestattet mit der neuen Mittelstreckenrakete, einer ER-Pepp und zwei S-Lasern ist der 75er Mech groß und gemein.
Selbstverständlich darf ich sowohl für den Tai-sho als auch für Kabuto und Shugenja jeden Monat einen ausführlichen Erfahrungsbericht an die Dracs schicken.“
„Ich denke, das sind die Mechs wert, Onee-chan“, brummte Miko Tsuno beleidigt, die entsprechend ihrer Herkunft aus dem Kombinat recht stolz auf draconische Waffentechnik war.
„Natürlich, Miko-chan“, erwiderte Germaine grinsend. „Sonst hätte ich sie auch nicht genommen.
So, Herrschaften, das war der offizielle Teil. Feiern wir.“

Diese Anregung des Majors wurde freudig aufgenommen. Und sofort in die Tat umgesetzt.
Rebecca, die Geisterbärin, saß zwar an einem Tisch mit den anderen MechKriegern, aber es wirkte so auf Germaine, als würde sie irgendwo alleine sitzen, verloren sein.
Vielleicht bereute sie ihre Entscheidung schon, mit in die Innere Sphäre gekommen zu sein, und sei es nur für ein Jahr. Ihre Tech hatte diese Probleme nicht. Sie amüsierte sich unter den Freigeburten bestens.
Aber sie würde schon auflockern mit der Zeit. Der Tod von Jan Dupree ging ihr nahe, und sie hatte seinen Verlust noch immer nicht überwunden. Es würde noch Wochen dauern, bis sie zu jener arroganten Leichtigkeit zurückgekehrt war, unter der sie bei den Chevaliers gehasst und geliebt war.
Germaine beugte sich zu Manfred Scharnhorst herüber.
Der bemerkte die Bewegung sofort. „Germaine, wir müssen reden. Wenn wir einen Trinärstern aufbauen, muß ich einiges wissen. Soll der Elementarestrahl auf den OmniMechs mitreiten, also unter meinem Kommando geführt werden? StrahlCommander Rowan scheint da nichts gegen zu haben. Und ich brauche dringend noch ein paar gute Lanzenführer.
Miko ist jetzt gut genug für einen eigenen Flügel, aber ich will die Erkundungslanze nicht in ihre Hände geben. Noch nicht.
Und was die Kampflanze angeht…“
„Ich will, dass Rebecca die Stelle kriegt. Ich will, dass sie genau den Job macht, den Jan für uns gemacht hat. Ich will, dass sie in einem Jahr davonfliegt und unser MasterSergeant war.“
Manfred starrte den Freund an. „Weißt du, was du da gerade gesagt hast? Du willst Rebecca zur Lanzenführerin der Kampflanze machen? DIE Rebecca? Das verzogene Clansgör? Ist das dein Ernst?“
„Ja“, erwiderte Germaine trocken.
„Okay, daran habe ich auch schon gedacht. Aber wenn sie der Aufgabe nicht gewachsen ist, säge ich sie wieder ab.“
„Gib ihr Mulgrew als Corporal zur Seite. Dann wird sie es schaffen. Immerhin hat Thore Vishio sie bei uns gelassen, damit sie die Zusammenarbeit mit Freigeborenen lernt, frapos?“
„Hey, das war ja perfekt ausländisch, Germaine. Wußte gar nicht, dass Du so gebildet bist.“
„Witzbold“, kommentierte Germaine grinsend. „Also machen wir es so. Den Chef der Erkundungslanze schreiben wir aus. Das wird ein Neuer machen müssen.“
„Darf ich ihn auswählen?“
„Vorsicht, alter Mann. Noch bin ich der Boß“, meinte Germaine und drohte gespielt mit dem Zeigefinger.
„Ja, da hast Du Recht, Germaine.“ In Manfred Scharnhorsts Augen blitzte es. „Noch.“
„Wie bitte meinst Du das?“ fragte Germaine in gespieltem Ernst.
„Na ja, wir haben jetzt so an die vierzehn Clanner in unseren Reihen. Rowan und seine Elis, Rebecca und ihre Tech, ein paar befreite Sklaven, die sich uns angeschlossen haben, SternCaptain Wolf, der ebenfalls bei uns bleiben wird… Hast Du dir schon überlegt, wo du ihn hinsteckst?“
„Ja. Er kriegt seinen eigenen Stern.“ „Moment, wenn ich mal nachzählen darf. Da wäre die Erkundungslanze. Dann die Kampflanze, die Rebecca haben soll. Und ich kommandiere die Kommandolanze. Soweit richtig? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du Wolf die Erkundungslanze geben willst.“
„Nein. Er kommt in die Kommandolanze. Aber er wird eine Untereinheit führen, welche die Elementare transportiert und koordiniert. Ich werde zwei ClansMechs dafür abstellen.“
„Verstehe. Wer hat mehr Erfahrung als Wolf in der Clanskriegsführung, ist aber zugleich kein Freigeborenenhasser? Gute Idee.“
“Ist ja auch von mir.“
Germaine erhob sich. „Entschuldige mich, ich brauche frische Luft. Schatz, hast Du Zeit?“
Belinda Wallace nickte und erhob sich.

Gemeinsam gingen sie vor die Halle. Über ihnen leuchtete der Sternenhimmel der Söldnerwelt.
„Habe ich alles richtig gemacht, Belinda? So viele sind gestorben. Und erneut stehen sie bereit, um unter meiner Führung zu sterben. Kann ich das? Darf ich diese Leute führen?“
„Dafür hast du mich aus der Feier gerissen? Um deinem Selbstmitleid zuzuhören?“ Ihr Tadel war mit gutmütigem Spott unterlegt.
„Verdammt, er fehlt mir, Belinda. Jan kann ich nie wieder ersetzen. Alle fehlen mir.
Der langsame Varrier, die lustige Marie, Sarrak, der Mann, der nicht in einen Heuschreck wollte.“
„Es werden neue kommen, Germaine. Neue, um die du dich sorgen wirst. Bisher hast du deine Aufgabe gut gemacht, sonst wäre ich nicht mehr hier. Und die anderen denken genau so, sonst wären sie auch nicht mehr hier. Mach dich nicht selbst verrückt. Du bist gut. Und du hast verdammt gute Leute da drin. Auch ohne Jan.“ Sie küsste Germaine auf die Wange.
„Und ich liebe dich, falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte. Komm wieder mit rein. Wir wollen noch feiern, bevor das Training wieder los geht.“
„Nein, geh du nur. Du hast mich wieder aufgerichtet. Aber ich brauche noch ein paar Minuten.“
„Wie du meinst.“ Belinda Wallace küsste ihn auf den Mund und ging wieder hinein.
Germaine aber sah hoch zum funkeln der Sterne.
Seine Erinnerung kehrte zurück nach Wolcott…

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01.03.2003 20:49 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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„Und Sie wollen es sich nicht noch einmal überlegen, Thore Vishio?“
Der Clanner schüttelte unmerklich den Kopf. „Das Angebot ehrt mich, Germaine Danton. Ich wäre gerne ein Teil der Chevaliers. Aber ich befürchte, Sie müssen sich mit den Kriegern meines Clans zufrieden geben, die Ihnen bereits folgen.
Ich werde von hier aus zurück in das Dominium aufbrechen. Ich hoffe, ich habe dort immer noch einen Trinärstern zu führen oder erhalte die Gelegenheit, das Kommando zu verteidigen.
Und das verdanke ich Ihnen, Germaine Danton. Dadurch, dass wir gemeinsam siegreich waren und Dutzenden Solahma zu einem ehrenvollen Ende verholfen haben, überwiegt die Ehre die Schande der Piratenjagd. Erneut habe ich mich als fähiger Krieger erwiesen. Mit etwas Glück wird mir ein Positionstest um den Rang eines StarColonels eingeräumt.“
„Das sind gute Neuigkeiten.“ Germaine verbarg seine Enttäuschung hinter einem breiten Lächeln. Er streckte die Hand aus. „Es war eine Ehre, mit Ihnen zu dienen, Thore Vishio vom Clan Geisterbär.“
Der Bärenkrieger ergriff die Hand und drückte sie fest. „Es war eine Ehre, mit Ihnen zu dienen, Germaine Danton.“
Germaine ließ die Hand des Geisterbären wieder los und salutierte.
Thore Vishio erwiderte den Gruß, drehte sich auf dem Absatz um und ging zu dem Landungsschiff, das ihn ins Dominium zurück bringen würde. Sein Masakari, der Katamaran und die Ausrüstung war bereits an Bord. Germaine wusste aber, dass MeisterTech Nagy vorher noch etliches von den großzügigen Vorräten der OmniMech-Technologie im Tausch ergattert hatte.
Die von ihnen eroberten ClansMaschinen würden somit noch lange einsatzbereit bleiben. Das Bergegut der Piraten tat ein übriges. Auch hier hatte sich die Einheit an ClanTech gut bedient.

Germaine drehte ebenfalls auf dem Absatz um und ging zurück zu den beiden kleinen Lagerhallen, die den Chevaliers erneut als Ersatzkaserne dienten, wie schon beim ersten Mal auf dieser Grenzwelt vor nicht einmal drei Monaten.
War es wirklich schon vorbei? Hatten sie Kenda tatsächlich so schnell besiegt? Die VSDK hatten in ihren Analysen einen mindestens einjährigen Feldzug gegen die Ronin vorausgesagt.
Die ISA hatte in ihren Dossiers sogar Unterstützung für die Söldner gefordert, um Kenda einzukreisen.
Der Wachtposten salutierte vorschriftsmäßig, etwas zu zackig. Sein Gesicht wirkte verhärmt. Er hatte zu jenen Sklaven gehört, die von den Chevaliers befreit worden waren. Daraufhin hatte er sich den Söldnern angeschlossen. Ein Zuhause, in das er zurückkehren konnte, gab es nicht für ihn. Sie, die Chevaliers waren jetzt seine Heimat. Der ehemalige Milizionär war nur einer von gut dreißig Leuten, welche versuchten, die gröbsten Lücken zu füllen, die Kendas Ronin gerissen hatten.
„Na, Jensen, wie gefällt es Ihnen bei uns?“ fragte Germaine beiläufig. Er klopfte seine Felduniform ab und förderte ein Päckchen Zigaretten zutage. Er selbst rauchte nur Zigarren, ab und an, aber es hatte sich sehr bewährt, bei Gelegenheit eine Zigarette ausgeben zu können.
Ein kurzes Blitzen in den Augen zeigte Jan Jensens Überraschung, vom Major, vom Alten angesprochen zu werden. Nach kurzem Zögern griff er nach der angebotenen Zigarette. Germaine kramte ein altes zerbeultes Sturmfeuerzeug hervor und zündete das Tabakröllchen an.
„Gut, Sir. Danke für die Chance.“ Jensen inhalierte den Rauch. Als er ausatmete, war vom blauen Dunst nichts mehr zu sehen.
Danton machte eine abwehrende Handbewegung. „Sie sind erste Wahl, Jensen. Infanterieausbildung in der Miliz, MechAbwehr und dergleichen. MacLachlan muss Ihnen nicht erst beibringen, was Sie zu tun haben.“
Der Rasalhaager nickte bedächtig. „Es sind verdammt viele Infanteristen gestorben. Um mich zu befreien.“ Jensen grinste. „Nicht, dass sie gewusst haben, wer ich bin oder extra wegen mir gekommen wären.
Aber sie haben mich befreit. Und sie sind dafür gestorben. Ich fühle mich verpflichtet, zumindest zu versuchen, diese Lücke zu füllen, Sir.“
„Sie machen das gut, Jensen.“ Germaine klopfte dem Private auf die Schulter. „Weiter so, und Sie werden PFC. Und ich rede mal mit Peterson, ob Sie nicht in die Unteroffizierslaufbahn einschwenken können.“
Germaine klopfte dem Soldaten noch einmal auf die Schulter und ging in die Halle.
Sein Blick ging über die Mechs, die hier aufgestellt waren. Von der ehemaligen Kampflanze war nur noch der Kampffalke übrig, den Manfred Scharnhorst geführt hatte, als er zur Einheit gestoßen war. Die anderen Mechs, der Fangeisen, die Valkyrie und der Heuschreck waren vernichtet worden. Nur Miko-chan hatte das Ende ihres Mechs überlebt. Christian Sarrak und Jason Varrier waren in ihren Maschinen gestorben. Bis heute wusste Germaine nicht, wieso. Waren sie zu nahe dran gewesen? Hatten sie zu wenig aufeinander geachtet? Oder hatte Sarrak den Heuschreck mit einem SturmMech verwechselt?
Nein, das war zynisch gedacht. Letztendlich lag der Fehler wohl an seiner eigenen Strategie. Die leichten Maschinen waren für den Hinterhalt einfach nicht gebaut gewesen. Sie hätten auf dem Hang bleiben und den Gegner mit Entfernungsfeuer eindecken sollen. Anstatt ihn frontal zu attackieren.
Der Major vertrieb die unnützen Gedanken. Daneben erhob sich der Thor. Sein Thor. Sein Thor, den er Clan Jadefalke abgenommen hatte. Am rechten Arm wurde immer noch gearbeitet. Unter dem Cockpit stand nun ein anderer Name. Manfred Scharnhorst.
Daneben erhob sich der Tomahawk von Decius Metellus. Der Marianer hatte eindeutig bewiesen, wie man das Titanstahlbeil und die Sprungdüsen gekonnt einsetzte.
In der Regel galt das Beil als Schwachpunkt der Maschine. Zu viele Piloten waren zu voreilig und versuchten die Waffe in einem Nahkampf einzusetzen, den sie nicht gewinnen konnten. Wer aber wie Metellus warten konnte, der konnte die Waffe sehr effektiv nutzen.
Der Dunkelfalke von Eleni Papastras war so gut wie wiederhergestellt. Mit Hilfe des zerstörten Greifs hatten die Techs den Mech wieder hochgepäppelt. Germaine mochte das Design des Dunkelfalken. Er würde es niemals laut aussprechen. Aber der Dunkelfalke war sein LieblingsMech. Der Quasimodo daneben brauchte hingegen noch etliche Reparaturen. Die Reaktorabschirmung war hinüber, die Torsopanzeung vorne bestand nur noch aus Resten. Die Hauptwaffe, die großkalibrige Autokanone, welche dem Mech die Illusion eines Buckels bescherte, musste ausgewechselt werden. Am Besten wäre ein Feldumrüstpack gewesen, um den Quasimodo mit einem Gaußgeschütz auszurüsten.
Aber diese Liga-Spielereien konnten frühestens auf Outreach besorgt werden. So lange galt der Mech als nicht bereit.
„Zumindest die KommandoLanze ist noch komplett.“

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02.03.2003 16:15 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Auch die Kampflanze hatte schwer gelitten. Jan Duprees Greif war nicht mehr zu retten gewesen. Die interne Struktur war so schwer beschädigt worden, dass er nur noch zum ausschlachten getaugt hatte.
Den Schütze von Marie Wennerstein hatte es ebenso böse erwischt.
Nachdem der Mech in der ersten Schlacht mit den Ronin schon ausgefallen war, hatte das CASE die gröbsten Schäden zwar verhindert. Aber er hatte Mikrobrüche zurückbehalten, welche sich als frappierende Schwäche herausgestellt hatten, als Kenda selbst den Schütze mit ein paar Gaußtreffern vernichtet hatte. Das CASE hatte versagt und bevor Marie den Schleudersitz hatte betätigen können, war sie in der Explosion, die auch noch den Reaktor erfasst hatte, umgekommen. Diesmal war nicht viel mehr vom ArtillerieMech geblieben als ein paar Tonnen Panzerung, die untere Rumpfhälfte und ein Arm.
Etwas besser sah da schon der Marodeur von Damien Mulgrew aus. Er hatte die Schlacht leidlich überstanden und war wieder einsatzbereit. Mit Hilfe des neuen Feuerleitcomputers hatte der Mann aus der Peripherie mächtig ausgeteilt und seinem Callsign Sniper alle Ehre gemacht. In Gedanken machte sich Germaine eine Notiz, prüfen zu lassen, ob die Autokanone nicht gegen ein Gaußgeschütz getauscht werden konnte.
Eric Steins Kriegsbeil sah schon schlimmer aus. Germaine war drauf und dran, dem Jungen einen der BeuteMechs anzubieten und diesen hier zu verkaufen. Das hieß, falls er bei den Chevaliers blieb. Eric war der Einheit beigetreten und hatte gesagt, nie wieder ein Kommando führen zu wollen. Bereits einmal hatte er eine ganze Lanze verloren. Nun hatte es seine Flügelfrau erwischt. Germaine konnte es verstehen, wenn der große Schlacks den Neurohelm ein für allemal an den Nagel hängte.
Nun, die Zeit würde zeigen, ob Eric mit dem Tod Maries zurecht kam. Der Chevalier wollte Steel, wie sein Callsign lautete, nur ungern verlieren.

Direkt daneben stand der Großtitan von Yamamoto-kun. Der Verbindungsoffizier des VSDK hatte in der letzten Schlacht als erster aussteigen müssen. Entsprechend gerupft hatte sein Schwerer Mech auch ausgesehen. Aber auf Befehl Germaines hatte die Reparatur des Großtitans Priorität gehabt. Spätestens auf Luthien, wenn Yamamoto-kun sie wieder verließ sollte der Mech einsatzbereit sein.
Die Beutemaschinen schlossen sich nahtlos an.
Der Kriegshammer IIC war soweit ebenfalls wieder hergerichtet worden. Zum Teil dank der Nachschubgüter Thore Vishios.
Auf der linken Brust prangte bereits die braune Cartoonmaus der Chevaliers. Auf der rechten Seite hingegen war unübersehbar das Symbol Clan Geisterbärs angebracht worden. Rebecca hatte keine Zeit verschwendet, um ihren neuen Mech in Besitz zu nehmen. Seit sie gestartet waren, hatte die Clannerin mit ihrer Tech Schicht um Schicht geschoben, um den Kriegshammer einsatzbereit zu bekommen. Nachdem das gelungen war, hatten die beiden begonnen, den Mech umzulackieren. Als der Lack getrocknet war, hatten die zwei ihn poliert. Es war geradezu eine Besessenheit. Aber er demonstrierte eindrucksvoll Rebeccas Anspruch auf diese Maschine.
Der BeuteMaro hingegen war noch immer das Wrack, als dass die Chevaliers ihn auf dem Schlachtfeld geborgen hatten. Die Reparatur lohnte sich laut dem MeisterTech, würde aber immense Kosten verursachen.
Dennoch war ein Marodeur, belegt mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit, in jedem Fall eine Verstärkung. Selbst wenn er wie dieses Exemplar noch mit StandardTech ausgerüstet war.
Auf der Prioritätenliste stand er jedenfalls ganz unten. Dennoch wollte Germaine auf die Reparatur bestehen. Zusammengeflickt verkaufte er sich einfach besser.
Der Hatamoto-chi daneben sah wesentlich besser aus. Dieses Prachtstück draconischer Ingenieurskunst würde einen festen Platz in den Reihen der Chevaliers erhalten. Vielleicht würde sich Eric Stein für diesen Mech begeistern lassen.
Es war einen Versuch wert.
Der Fenris, ein ClanOmni, war bereits lange schon wieder einsatzbereit. Er war den Chevaliers bereits bei der Schlacht auf Thule im Flussbett in die Hände gefallen. Aber Germaine und auch Manfred Scharnhorst hatten nicht ohne zwingenden Grund einen Piloten von seiner eigenen Maschine abziehen wollen und in einen Mech setzen, auf dem er nicht trainiert hatte. Allerdings würde der Fenris ebenso wie der Drac-Mech zur neuen Einheitsaufstellung der Chevaliers gehören.
Was mit dem Derwish IIC geschehen sollte, wusste der Major ehrlich gesagt noch nicht. Der Secondliner war vollgestopft mit ClanTech und den Chevaliers recht glücklich in die Hände gefallen. Die Reparaturen waren weitestgehend abgeschlossen. Der Mech würde sich vielleicht als Ersatzmaschine für Miko-chan eignen. Aber das war eine Entscheidung, die Germaine noch nicht treffen wollte.
Der Großdracon hingegen stand klar auf der Verkaufsliste. Die Technik war veraltet, die Panzerung machte nicht viel her. Und durch etliche Schäden in den Waffen war die Reparatur beinahe noch unrentabler als für den explodierten Schütze.
Der kleine Panther hingegen – Germaine spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufrichteten. Der Pilot dieser Maschine hatte ihn abgeschossen. Ihn. Er konnte von Glück sagen, dass er noch lebte. Dieser Panther hatte etwas. Er war klein und gemein. Vorerst setzte der Major diesen Mech in Gedanken auf die Reserveliste.
Die Arbeiten an ihm waren fast abgeschlossen.
Der letzte Mech war der Kriegshammer. Auch ihn umfloss der Nimbus der Unbesiegbarkeit. Der ultimativen Bedrohung. Ein Kriegshammer gehörte zu den wenigen StandardMechs der Inneren Sphäre, die es mit einem fähigen Piloten durchaus mit einem gleich schweren ClanMech aufnehmen konnte.
Was würde das für eine mächtige Lanze abgeben. Kriegshammer IIC, Kriegshammer, Hatamoto-chi, Marodeur. Hm, nein, da fehlte noch etwas mit durchschlagender Artillerie.

Sicher, sie würden nicht alle Mechs behalten. Alleine schon wegen den Unterhaltungskosten für aktive Maschinen. Und wegen der Preise, die sie für die Verkäufe erzielen würden.
Denn so großzügig die Vertragsbedingungen des VSDK auch waren, wer konnte sagen, ob der nächste Auftrag ähnlich lukrativ war? Ein dickes Geldpolster konnte durchaus nicht schaden.
Und dann waren immer noch die Abfindungen für die Hinterbliebenen der Gefallenen…
Germaine seufzte leise. Wenigstens diese Arbeit hatte er hinter sich. Briefe an die Hinterbliebenen zu schreiben. Briefe, denen Zahlungsanweisungen in durchaus großzügiger Höhe beilagen. Was für den Tod eines Freundes, Sohnes, Tochter oder nahen Verwandten kaum ein Trost sein würde.

„Ah, Peterson.“ Germaine winkte den InfanterieOffizier zu sich heran. Cliff Peterson hielt den rechten Arm eng am Körper. Zwar durfte er auf den Verband verzichten, aber die Wunde, verursacht durch einen angeschliffenen Klappspaten, war noch nicht vollkommen verheilt.
Was den Rasalhaager nicht daran hinderte, sich wieder in seine Arbeit zu stürzen.
„Sir? Kann ich was für Sie tun?“
„Wie machen sich Rowan und seine Rebellen denn so?“
„Hm. Gute Frage. Ob Sie es glauben oder nicht. StrahlCommander Rowan und seine Elementare fügen sich sehr gut ein. Keine Streitereien, keine Kreis der Gleichen-Rituale. Nur freundliche Sticheleien und gemeinsames Training.“
„Gemeinsames Training, hm. Gewöhnen Sie sich nicht zu sehr an die fünf Riesen. Captain Scharnhorst und ich haben da noch etwas vor mit ihnen. Wie macht sich StarCaptain Wolf so?“
„Sie meinem Mr. McHarrod? Jetzt wo er wieder in der Inneren Sphäre ist, hat er seinen alten Nachnamen wieder angenommen. Nun, er trainiert viel mit der Infanterie. Seine Kondition ist noch immer lausig. Aber das kriegen wir schon wieder hin. Vergessen Sie nicht, er war ein halbes Jahr Gefangener der Ronin. Ein Wunder, dass er so lange überlebt hat.
Sie sehen ja, was mir passiert ist. Wie müssen die Ronin dann mit Leuten umgegangen sein, die nicht zurückschießen können?“
„Das will ich gar nicht wissen. Machen Sie weiter so, Cliff. Ach ja, haben Sie schon was gehört? Ob uns einige Ihrer Leute auf Outreach verlassen wollen?“
„Sir?“ „Hören Sie, wir werden nach jedem Ende einer Mission jedem Soldaten, Tech und Offizier freistellen, die Chevaliers zu verlassen. Es gibt nichts schlimmeres als unwillige Soldaten zu befehligen. Nein, etwas schlimmeres gibt es. Unwillige Offiziere zu haben, die willige Soldaten drangsalieren.“
„Da stimme ich zu, Sir. Aber nein, ich habe nichts derartiges gehört. Ich werde mal meine Unteroffiziere fragen.“
„Danke, Cliff. Sehen Sie zu, dass es so wenig wie irgend möglich sind. Wir brauchen jeden Veteranen.“
„Ja, Sir.“ Peterson nickte und nahm seinen Weg durch die Halle wieder auf.

„Und, Germaine“, murmelte der Chevalier im Selbstgespräch, „bist du zufrieden? Die Einheit gibt es noch, du hast die bösen Ronin besiegt und selbst kaum Verluste gehabt. Läßt sich alles auf Outreach wieder gerade bügeln.
Verdammt. Kenda-kun, du Narr. So weit hätte es nicht kommen müssen. Du hättest da draußen nicht sterben müssen.“
Die Einheit war versorgt. Der Weg nach Luthien fest gebucht. Die Passage nach Outreach würde diesmal aber eher nicht als Kommandostrecke verlaufen. Ihm blieb nur noch eines zu tun. Eines, was er vor sich hergeschoben hatte, die ganzen Tage und Wochen.
Er würde noch einen Brief schreiben. Einen letzten Brief an Anatoli Kendas Familie. Er würde schreiben, wie der ehemalige Offizier des 9. Pesht-Regiments gestorben war.
Stolz und tapfer bis zum Schluß.
„Willst du den Gewissen damit beruhigen? Braver Germaine. Sie wird den Brief nicht einmal annehmen. Und wenn sie es doch tut, wird sie es als Verhöhnung empfinden. Vielleicht mietet sie ein paar Nekekami an, um dich umbringen zu lassen. Es ist eine Schnapsidee.
Aber du alter Hund kannst eben nicht aus deinem Pelz.“
Selstsamerweise amüsierte ihn dieser Gedanke.

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Am Morgen nach der Feier lag der Kasernenhof ruhig im Schein des frühen Morgens hier auf Outreach. Für die Chevaliers schien wieder einmal die Sonne zu scheinen, in vielerlei Hinsicht.
Germaine Danton lächelte bei diesem Gedanken, trotz des Katers, der ihn marterte.
Es war ja auch eine Schnapsidee gewesen, im wahrsten Sinne des Wortes, mit dem Father auszutesten, was denn nun besser war, Whisky oder Cognac.
Jedenfalls hatten sie zu zweit beide Flaschen geleert. Und Germaine fragte sich unwillkürlich, ob er nicht eigentlich mit Alkoholvergiftung im Lazarett liegen müsste.
War er damit bereits das, was man in Armeeeinheiten hinter vorgehaltener Hand einen „Vielnutzer“ nannte?
Er beschloss, diese bedenkliche Entwicklung im Auge zu behalten.
Die Einheit brauchte einen Kommandeur, der permanent in der Lage war, sie zu führen. Nicht mehr und nicht weniger.

Germaine betrat die Kantine der Chevaliers in ihrer angemieteten Kaserne. Der Chefkoch Leon Decheveux kam sofort um die kleine Essensausgabe herum und rief ein volltönendes „Bonjour, mon Majeur. Quel plaisier pour ma Cuisine.“
Der Ton war etwas laut, fand Germaine. Ein leichter ziehender Kopfschmerz durchzuckte ihn. „Bonjour, Leon“, begrüßte er den Mann mit Vornamen. Ebenso wie er selbst gehörte der Chefkoch zum kleinen Stamm Soldaten und Hilfspersonal, die von der Auflösung der alten Söldnereinheit, Team Stampede übrig geblieben war. Sie beide kannten sich schon seit Jahren. Sie begegneten einander mit Respekt für die Arbeit des anderen.
„Kaffee? Nous avons trois choises nouveau, mon Majeur. Une est directement de New Syrtis, un arrangement de Sergeant Decaroux et Monsieur le Capitaine al Hara ibn Bey.“
Lachend hob Germaine die Arme. „Langsam, langsam, Leon. Mein Französisch ist ganz schön eingerostet. Ich rede zuviel deutsch und englisch und habe zu wenig Gelegenheit, la Mélodie zu sprechen, D´accord?“
„Aber Sie `aben es noch nicht verlernt, mon Majeur. Assievez-vous, s´il vous plait. Den Kaffee von Syrtis, oui ? Dazu vielleicht eine Croissant avec Erdbeermarmelade und frischer Bütter?“
„Oui, merci, mais le Café noir, s´il te plait, Maitre.“

Während der Chefkoch sich aufmachte, das leichte Menu zusammenzustellen, ließ der Major seinen Blick über den Speisesaal schweifen.
Unter den Gästen waren auch die Lieutenants Sleijpnirsdottir und Slibowitz. Die Stuka-Pilotinnen waren beide beim Kommandoüberfall auf ihr Lager verletzt worden. Aber genau wie ihre Maschinen, denen Splitterhandgranaten im Cockpit gar nicht gut getan hatten, waren sie wieder zusammengeflickt worden und nun besser denn je.
Germaine wusste, dass die beiden auf einem Trainingsareal Zeit für Bodenkampfübungen gemietet hatten. Er duldete es, weil er wusste, wie sehr es Sarah und Christine wurmte, verletzt worden zu sein und nichts zur Unterstützung der Einheit in der entscheidenden Schlacht beigetragen haben zu können.
Auch einige Infanteristen waren anwesend. Sie würden die Tageswache übernehmen. Zwei von ihnen waren befreite Sklaven.
Germaine erkannte Jan Jensen. Laut MacLachlan bestand die Möglichkeit, ihm in naher Zukunft einen eigenen Trupp anzuvertrauen, falls der Junge nicht unter Druck zusammenbrach. Bisher verhielt er sich mustergültig, neigte nicht zum Ärger, hatte das Trauma der Sklaverei bisher gut verarbeitet. Einige Dutzend Gespräche mit dem Father kamen hinzu, die ihm und den anderen halfen, diese Erinnerungen ad acta zu legen.
Aber es bestand dennoch die Gefahr, dass er im Kampfeinsatz versagte. Solange Big Mac sich da nicht sicher war, würde Peterson dem Mann nicht die Leben seiner Kameraden überantworten.

In einer stillen Ecke saß Wolf McHarrod. Der MechKrieger hatte in einer Söldnereinheit gedient, war von Clan Geisterbär aufgenommen worden und hatte sich mühsam seinen Weg zurück in den Touman gekämpft. Letztendlich war er sogar, ohne die Chance, je einen Blutnamen zu erwerben, in den Rang eines StarCaptains aufgestiegen und hatte einen Trinärstern befehligt.
Germaine fand es schade, dass er dem überlegten Mann mit der eisigen Miene nicht das gleiche Kommando einräumen konnte. Die Erfahrungen des altgedienten Offiziers lagen so einfach brach.
Aber es konnte nur einen Major geben, und das war er selbst, nicht McHarrod.
Andererseits hatte sich Wolf nicht beklagt und zeigte sich mit der Entscheidung, die Elementare in die kommenden Schlachten zu tragen, mehr als zufrieden.
Immer noch besser, als zum Kinderbetreuen zu den GeschKos abkommandiert zu werden, war sein Kommentar gewesen.
Vor Wolf lagen Konstruktionspläne. Anscheinend ging der ehemalige Geisterbär die Möglichkeiten durch, Haltevorrichtungen an den Mechs der Kampflanze anzubringen. Vor ihm stand ein Teller mit Eiern und Speck satt, daneben ein großer Becher, aus dem dünner Dampf aufstieg.
Wie konnte man am frühen Morgen nur so etwas essen?

Germaine zog einen Notizblock aus der Tasche. Er hatte selbst Arbeit zu erledigen.
Heute würden die ersten Castings anstehen. Soldaten würden vorsprechen und sich für die freien Stellen in der Einheit bewerben.
Einige der Bewerbungen lagen bereits schriftlich vor. Es waren einige gute Leute dazwischen, fand der Major. Aber es war niemand dabei, dem er die Erkundungslanze angeboten hätte.
Erfahrene Leute, Anfänger. Aber Soldaten mit Kommandoerfahrung fehlten.
Woran lag das? Die Einheit war gerade erst in der Dragonerbewertung aufgestiegen, besaß eigene Mechs und sogar ClanTech. Eigentlich musste das Angebot die entrechteten MechKrieger anziehen wie das Licht die Motten.
Andererseits konnte es auch sein, dass etwas vom ersten Auftrag der Chevaliers durchgesickert war. Defacto hatte die Einheit Piraten im Clanraum gejagt. Aber man konnte es natürlich auch so interpretieren, dass sie für Clan Geisterbär gearbeitet hatten.
Na, zumindest hatten sie mit Einheiten dieses Clans Seite an Seite gekämpft. Wenn Germaine unter diesen Gesichtspunkten daran dachte, dass sich Gerüchte schneller ausbreiteten als eine HPG-Nachricht über einen Alpha-Generator, konnte er verstehen, warum einige Bewerbungen hier zu fehlen schienen. Die meisten MechKrieger kämpften eben lieber gegen als mit den Clans.
Germaine dankte artig, als der Meisterkoch das Frühstück neben ihm abstellte. Es hatte Vorteile, der Chef zu sein.
So sah es also aus. Aus dem, was die Chevaliers kriegen konnten, musste er nun das beste heraussuchen. Das bedeutete aber nicht, dass er jedes Wrack mit Kampferfahrung einstellte.
Unter diesen Gesichtspunkten waren ihm junge Leute, die noch formbar waren sogar lieber.

Ganz obenauf stand der Name Marvin Mayhem. MechPilot, entrechtet. Hatte bei verschiedenen Einheiten gedient, war anpassungsfähig und loyal. War nun ohne Anstellung, weil sich seine letzte Einheit aufgelöst hatte. Ihm ging es in Prinzip ebenso, wie es vor nicht einmal einem halben Jahr Germaine und Team Stampede gegangen war. Nur dass der Mann aus der Isle of Skye keine eigene Einheit hatte gründen können.
Vor den Namen schrieb Germaine eine kleine eins. Das erste Gespräch für heute.
James Bishop hieß der nächste Kandidat. Er stammte aus der Liga Freier Welten. Und war Pionier. Na, der kam ja wie gerufen. Dabei hatten die Chevaliers die Ausschreibung nach einem Pionieroffizier noch gar nicht ins Wolfsnetz gestellt.
Der Mann hatte Kampferfahrung, hatte Leute geführt und brachte einiges an Ausrüstung mit.
Vor diesen Namen kam eine kleine zwei. Das zweite Gespräch für heute.
Der nächste Name war Jara Fokker. Recht jung, leidliche Kampferfahrung, brachte einen eigenen ClanMech mit, den sie selbst abgeschossen hatte.
Ihre Pilotenfähigkeiten wurden mit leidlich umschrieben. Aber konnte jemand mit leidlichen Fähigkeiten einen ClanMech erbeuten? Wenn ja, hatte die junge Frau Glück. Und Glück war genau das, was diese Einheit brauchte.
Vor ihren Namen kam eine große, leuchtende drei.
Die nächste Bewerbung waren eigentlich fünf.
Die berühmte Alle oder keine – Bewerbung.
Sie betraf das Angebot an einer MedEvac-Crew nebst Helikopter.
Ein kleines Kürzel auf der Seite informierte Germaine darüber, dass sich die Besatzung des Helis auf Bitte von Stabsärztin Belinda Wallace bewarb. Auch die offizielle Ausschreibung nach einem Rotkreuzheli war noch nicht ins Web gestellt worden.
„Soso, Captain Andrew Malossi und Crew. Scheint so, als würden Sie auf der Wunschliste meines Arztes ganz oben stehen. Hm, eigener Helikopter, eingespieltes Team. Das sieht doch wirklich gut aus. Wenn Ihre Gehaltsvorstellungen noch stimmen, tragen Sie bald das Wappen der Chevaliers auf Ihrem Hubschrauber.“
Vor die fünf Namen kam eine kleine vier. Vorsichtshalber verlegte er das Gespräch auf den frühen Nachmittag. Germaine wollte sie alle zugleich empfangen. Je nachdem, wie sie bei der Bewerbung zusammenspielten, wollte sich der Major entscheiden.
Seufzend legte er den Block weg und widmete sich seinem Frühstück. Zusammen mit dem Papierkram würde ihn diese Arbeit den ganzen Tag kosten.
Aber der Kaffee war wirklich gut.

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Der Tag hatte so schön begonnen. Die Chevaliers hatten ihr erstes militärisches Abenteuer überlebt – die meisten zumindest – sie hatten reichlich Beute gemacht und ihren Leumund verbessert.
Das Frühstück hatte hervorragend geschmeckt, der Kaffee war einfach wundervoll und Cindy begrüßte den Chef der Chevaliers mit einem freundlichen Nicken und einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand.
„Der erste Termin steht um elf. Marvin Mayham“, informierte sie Germaine kurz.
Dankbar nahm der Chevalier die Tasse entgegen. „Soll gleich reinkommen, wenn er da ist.“
Germaine betrat sein Büro.
Zwei Personen erwarteten ihn bereits. Er nickte beiden zu und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
„Meine Herren, beginnen wir. Wie Sie wissen, beginnen heute die offiziellen Gespräche für die Einstellungen. Wie mir um tausend Ecken mitgeteilt wurde, ist das Interesse an Stellen bei den Chevaliers eher spärlich. Wir werden nehmen müssen, was wir kriegen können.
Und ehrlich gesagt will ich eher junge Leute anwerben, die wir selbst ausbilden können, anstatt knorrige Veteranen zu nehmen, die wirkliche Söldner sind.
Wir haben die Kenda-Kampagne mit erstaunlich wenigen zivilen Opfern hinter uns gebracht. Und unsere Beute war reichlich. Dies alles wird langfristig zu einem sehr guten Ruf der Chevaliers führen. Ich will es nicht damit verderben, weil wir einen Soldaten in unseren Reihen haben, der auf ausgestiegene Piloten schießt oder tritt.
Manfred, ich werde dir die Piloten nach dem Vorstellungsgespräch sofort runter schicken. Wir können nicht wählerisch sein, deshalb wirst du das Beste aus dem machen, was ich dir schicke.“
Captain Manfred Scharnhorst nickte. „Also eigentlich wie immer.“
Captain Cliff Peterson grinste. „Nur keinen Sarkasmus. Deine Teileinheit hatte keine vierzig Prozent Totalausfälle.“
„Das gleiche gilt für Sie, Cliff. Ich habe heute ein Vorstellungsgespräch mit einem Liga-Veteranen. Pionieroffizier. Wenn ich ihn davon überzeugen kann, dass wir eher Brücken bauen statt sie zu sprengen, nehme ich ihn als Second Lieutenant an und lasse ihn einen eigenen Zug aufbauen. Wie besprochen wird er unter Ihnen dienen. Geben Sie ihm die gleiche Chance, die ich Ihnen gegeben habe. Hat sich ja prächtig bewährt.“
Unwillkürlich schielte Peterson auf seine neuen Rangabzeichen. „Ja, Sir. Das stimmt allerdings.“
Manfred kommentierte: „Dem einen seinen Sarkasmus, dem anderen seine Selbstbeweihräucherung.“
„Komisch, ich war doch gar nicht sarkastisch“, konterte Peterson.
„Wie dem auch sei“, beugte Germaine einem längeren Schlagabtausch zwischen den beiden freundlich rivalisierenden Offizieren vor, „ab heute ist der Schönheitsschlaf für die Einheiten vorbei. Ich will, dass Ihre Kompanie mit der Aufteilung beginnt, Cliff. Diese Leute sollen das Grundgerüst darstellen, mit dem wir die Kompanie aufbauen. Außerdem will ich, dass die Leute trainieren. Wir haben eine Menge neuer Erfahrungen aus dem Feldzug mitgebracht. Verbessern Sie die Nahkampffähigkeiten jedes Chevaliers, der dafür bezahlt wird, eine Waffe zu tragen. Erhöhen Sie die Erste Hilfe-Kenntnisse. Lassen Sie so viele freiwillige Chevaliers wie möglich eine umfassendere Sanitätsausbildung durchlaufen. Das Schießtraining gilt ab sofort für jeden Chevalier. Ich will, dass keiner unter hundertsechzig liegt.
Und ich will, dass das Zusammenspiel zwischen den Einheiten noch besser klappt. Wir haben jetzt Elementare und die Panzer werden auf eine Kompanie erweitert. Da müssen wir üben, üben, üben.
Ach, Manfred, Cliff, unterlasst bitte diese Spielchen wie das letzte Mal, als Ihr die Erkundungslanze auf den ersten Trupp angesetzt habt, ja?“
Die beiden Captains grinsten sich an. „War das ein Befehl, Sir?“
„Es war eine Inspiration, meine Herren. Und jetzt gehen Sie gefälligst Ihre Leute schleifen.
Ach, noch etwas. Es kann sein, dass der eine oder andere Rekrut seine Familie mitbringt. Sollte das der Fall sein, will ich, dass wir dafür eine Lösung ausarbeiten.“
„Familien, Germaine?“ Scharnhorst runzelte die Stirn. „Da kann man ja nur hoffen, dass uns der Arkab tatsächlich noch ein drittes Landungsschiff besorgen kann.“
„Al hat mich bisher noch nie enttäuscht“, erwiderte Germaine. „Sie können wegtreten.“
Die beiden Soldaten salutierten und verließen das Büro.

„Cindy, ich würde gerne wissen, warum Lieutenant Dolittle und die Kapitäne al Hara und Ito nicht bei der Besprechung waren.“
„Also, Patrick hat vorhin durchgerufen, er ist da irgend was an seinem Panzer flicken. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, will er entweder einen Atomreaktor installieren oder eine neue Kühlleitung austesten.
Was Ito und al Hara angeht, die haben eine Nachricht hinterlassen, dass sie die Reparaturarbeiten an der BOREAS überwachen. Scheint eine kritische Phase zu sein. Da wollen sie dabei sein. Falls es zu Fehlern kommt, kennen Sie eventuelle Schwachstellen sofort.“
„Hm. In Ordnung. Wann kommt Doc Wallace zurück?“
„Sie sagte, die Aufstockung des Personalbestandes erfordert zwei neue FeldOPs. Für die Auswahl hat sie den ganzen Tag veranschlagt.“
„Mist.“ Soweit zum romantischen Mittagspicknick.
„Germaine, die Herren Mayhem und Bishop sind jetzt hier.“
„Schon? Gut, schicken Sie Mr. Mayhem rein.“


Die Tür öffnete sich. Ein magischer Moment. Germaine hielt viel vom ersten Eindruck, den ein Mensch machte. So wurde der erste wirkliche Eindruck etwas besonderes, selbst wenn man Fotos der Person kannte.
Der Mann, der eintrat, war einen halben Kopf kleiner als er selbst. Aber er wirkte massig. Um nicht zu sagen, fett.
Andererseits war sein Grinsen ehrlich und sein Händedruck fest, sehr fest.
„Setzen Sie sich bitte, Mr. Mayhem.
Aus Ihren Bewerbungsunterlagen entnehme ich ein paar interessante Details. Sie sind entrechtet. Ihre alte Einheit hat sich aufgelöst und alle Mechs verkauft. Hm, das ist Pech.
Hm, LAS, gute Bewertungen Ihrer Kommandeure. Dann der abrupte Rauswurf.
Wechsel nach Outreach. Dienst in den verschiedensten Söldnereinheiten.
Hm, Sie haben ja so ziemlich alles geritten, nur keine SturmMechs.
Selbst die Bewertungen der Söldnereinheiten sind recht gut.
Sagen Sie, warum hat die LAS einen guten Soldaten wie Sie gehen lassen?“
Marvin Mayhems Lächeln erstarb. „Gutes Gedächtnis, Sir.“
„Bitte, was?“ „Na, gutes Gedächtnis, Sir. Sie erinnern sich doch an das Jahr, in dem Archon Melissa Steiner-Davion diesem Bombenattentat zum Opfer fiel.
Damals hatte sich Lady Katherine gerade in Katrina umbenannt.
Nun, als ich das hörte, sagte ich spontan: Es gibt nur eine Katrina.
Das hat mein Kompaniechef gehört.
Als sich der lyranische Teil dann losgesagt hat und das Militär versuchte, sich von Soldaten mit Vereinigten Commonwealth-Gesinnung zu trennen, fiel ihm dieser Spruch wieder ein.
Also wurde mir nahegelegt, meinen Abschied zu nehmen, da ich Archon Katrina gegenüber nicht loyal genug war.
Sie sehen, ein gutes Gedächtnis ist nicht immer von Vorteil.“
Germaine grinste dünn. „Und wie stehen Sie zu der Dame? Ich meine abgesehen davon, dass Ihnen ihre Namensänderung nicht gefällt.“
Mißtrauisch beäugte Mayhem den Major. „Wieso, Sir? Werden die Chevaliers einen Auftrag der Lyranischen Allianz annehmen?
Ich kann Sie beruhigen. Lady Katherine und der Bürgerkrieg sind mir egal. Nur meinen Kompaniechef würde ich gerne mal vor die Rohre kriegen…“
Germaine lachte auf. „Gute Antwort. Und nein, wir haben noch keinen Kontrakt abgeschlossen. Das tun wir erst, sobald die Einheit wieder auf Sollstärke ist.
Ich stelle Sie ein, Mr. Mayhem. Sie kommen im Rang eines Corporals zu uns. Auf welchen der freien Mechs Sie kommen, entscheidet Ihr neuer direkter Vorgesetzter, Captain Scharnhorst. Willkommen bei den Chevaliers.“
Marvin Mayhem ergriff die dargebotene Hand des Majors und schüttelte sie. „Danke, Sir.“
„Ach, lassen Sie sich den Weg zum Quartiermeister und zur Kleiderkammer erklären. Sie erhalten einen neuen Satz Uniformen und dergleichen. Und bitte schicken Sie den Nächsten rein.“
Mayhem strahlte. „Selbstverständlich, Sir.“
Der dickliche Mann verließ das Büro. Germaine machte sich eine kurze Notiz für Manfred, um dafür zu sorgen, dass der MechKrieger ein paar seiner überschüssigen Pfunde verlor.

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Der Nächste, der eintrat, nahm Corporal Mayhem beinahe die Klinke aus der Hand. Er klopfte dem Mann freundlich auf die Schulter und gratulierte ihm.
Danach trat er ein, salutierte stramm und sagte: „Sir, James Bishop, Sir. Melde mich zum Vorstellungsgespräch.“
Germaine erwiderte den Salut.
„Setzen Sie sich, Mr. Bishop. Sie bewerben sich um den Posten als Pionieroffizier.
Hm, ja, Ihre Unterlagen sind sehr aufschlussreich. Sie haben an der Marik-Liao – Offensive teilgenommen. Schon mal Kollateralschaden verursacht?“
Für einen Moment wich dem Pionier sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Danach kehrte sie mit Verstärkung zurück. Aber anstatt loszubrüllen sagte der Mann leise und bedacht: „Sir. Ich bin Pionier. Meine Aufgaben umfassen unter anderem Minen sprenge als auch Minen legen. Wenn ich Kollateralschäden verursacht habe, dann ist mir dies erstens nicht bekannt, zweitens war dies nicht beabsichtigt und drittens würde es mir sehr leid tun. Denn dies wäre ein Fehler, wie er einem Profi nicht unterlaufen sollte.“
Danton war beeindruckt. Der Mann hatte sich gut im Griff und war um die Provokation gut herumgekommen. „Respekt. Ich hätte wahrscheinlich nicht so kontrolliert reagiert, Mr. Bishop.“
Der Mann aus der Liga grinste schief. „Ich hantiere mit Sprengstoff. Wenn ich die Ruhe verliere oder mich mein Feingefühl verlässt, bin ich tot. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass Sie mehr eine Reaktion als eine Antwort wollten, Sir.“
„Gut. Wie ich sehe, waren Sie eine sehr lange Zeit ohne Anstellung. Man sucht hier auf Outreach zwar Pioniere, aber die sollen nach Möglichkeit Fallen für Elementare bauen können. Sie haben Kampferfahrung. Und dazu gegen Einheiten des Vereinigten Commonwealths. Das ist beinahe so gut wie Clankriegerfahrungen.“
„Sie sind der erste, der das so sieht, Sir.“ Bishop lehnte sich ein wenig vor. „Die anderen EinheitsKommandeure sagten, Clankriegserfahrungen sind nicht zu ersetzen.“
„Das ist so auch richtig, Mr. Bishop. Sehen Sie, ich war selbst einmal im Einsatz gegen die Clans. Aber ich habe mit Einheiten des Vereinigten Commonwealths gedient. Und ich weiß, dass beide Seiten einander kaum nachstehen. Ich habe selbst mit einer solchen Einheit ein paar Jadefalken gerupft.“
Germaine vertiefte sich wieder in die Lektüre der Bewerbung. „Hm, Erfahrung mit Baumaschinen. Minenlegen, Behelfslandebahnbau, Minen räumen, Trinkwasseraufbereitung, und so weiter. Hier steht, Sie haben einige Zeit Ihren Zug kommandiert, während Ihr Leutenient mit Brandwunden im Lazarett lag.“
„Ja, Sir. War ne eklige Sache. Die Davies sind gute Soldaten. Aber ich hätte nie gedacht, dass sie mit solchen Schweinereien wie Phosphorgranaten um sich werfen.
Die Granate verminte das Unterholz eines kleinen Waldes, den wir eigentlich von solchen Sachen räumen sollten.
Aber selbst Pioniere haben mal einen schlechten Tag.“
„H-hm. Und? Waren Sie gut?“
„Wie?“ „Na, waren Sie eine gute Vertretung für den Leutenient?“
„Na ja, ich meine eigentlich schon. Und meine Vorgesetzten waren ja der gleichen Meinung.“
„Aha. H-hm. Warum sind Sie raus aus der Einheit?“
Bishops Miene wurde starr. „Meinungsverschiedenheiten. Meine Meinung und die des RegimentsKommandeurs waren verschieden. Ich war der festen Meinung, dass er ein Idiot ist. Und er war der festen Meinung, ich solle es mal als Söldner versuchen.“
Germaine schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. „Wissen Sie was? Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen. Vor knapp einem Vierteljahr saß ein junger Sergeant aus Rasalhaag vor mir genau in dem Stuhl, in dem Sie gerade sitzen. Der junge Mann hatte das gleiche Problem gehabt. Nun, um die Geschichte abzukürzen, ich habe dem Mann nicht nur eine Chance gegeben, ich habe ihn auch vor eine Herausforderung gestellt. Ich habe ihn zum First Lieutenant befördert und ihm aufgetragen, eine eigene Infanterieeinheit aufzubauen.“
„Interessant. Was ist aus ihm geworden?“
Germaine lächelte. „Ich habe ihn vor einigen Tagen zum Captain befördert und ihm aufgetragen, die Infanterie um einen Zug Pioniere zu erweitern.
Wenn Sie wollen, gehe ich dieses Risiko gerne erneut ein. Wenn Sie es sich zutrauen, will ich es mit Ihnen versuchen. Bauen Sie mir ein Platoon Pioniere auf. Mit all dem, was Sie so brauchen. Wir haben bereits eine Rumpfmannschaft aus Infanteristen, die zumindest die Pionierausbildung eins absolviert haben.“
Bishop zog einen Notizblock hervor. „Welche Richtung, Sir? Inwieweit soll ich disponieren? Eher in Richtung Erdräumarbeiten oder eher in Richtung Brückenbau oder Verminung?“
„Heißt das, Sie willigen ein?“
„Ich bin hergekommen, weil ich eine Anstellung brauche. Das hier ist besser als alles, was ich erwartet habe. Ich bin Ihr Mann, Major Danton. Also, welche Richtung?“
„Nun, ich gebe zu, von Pionieren habe ich nicht allzu viel Ahnung. Gibt es eine Möglichkeit, in alle Richtungen zu gehen?“
„Natürlich. Aber dann haben wir eine Menge Schweres Gerät, dass immer dann rumliegt, wenn das andere benutzt wird. Das muß dennoch gewartet, mitgeschleppt und an Bord von Landungsschiffen verstaut werden, Sir.“
„Das Risiko gehen wir ein. Sorgen Sie für eine umfassende Ausrüstung eines Platoons. Aber bitte, bestellen Sie keinen Brückenbaupanzer.“
Bishop grinste. „Aber eine kleine Pontonbrücke ist doch drin, oder?“
„Mal sehen“, erwiderte Germaine Danton lachend und reichte dem Pionier die Hand. „Willkommen bei den Chevaliers, First Lieutenant Bishop.“
„Danke, Sir.“
„So, sprechen Sie das weitere Vorgehen am besten mit Captain Peterson ab. Er wird gerade auf dem Schießstand sein. Aber vorher lassen Sie sich den Weg zum Quartiermeister und zum Matwart beschreiben und decken sich ein.
Dann sollten Sie mit MeisterTech Nagy reden, damit wir Ihre Ausrüstung zu den Chevaliers schaffen können.“
„Lassen Sie das meine Sorge sein, Sir. Dazu hat man ja Untergebene, um zu delegieren, richtig?“
Der Pionier salutierte, Germaine erwiderte den Gruß.

„Germaine, wir hätten hier noch ein paar Bewerber vor dem Fokker-Termin“, sagte Cindy durch.
„Wir haben noch etwas Zeit. Schick sie bitte rein.“
Als Germaine aufsah, sah er einen Mann vor sich, er war ca. 180cm groß, Dreitagebart, kurze, schwarze Haare. Er war ca. Mitte Vierzig und trug einen Cowboyhut sowie die passenden Stiefel. Ein weiterer Mann im selben Alter mit blonden kurzen Haaren stand neben ihm. Er trug ein altes, vergilbtes T-Shirt mit dem Davion-Symbol. Der dritte war eine Frau, sie war fest gebaut und muskulös. Ihre Haare waren blond und kurz. Um ihren Hals trug sie eine dicke Goldkette mit einem Kreuz.
„Ja, wer sind sie?“, fragte Danton ruhig.
Nur der erste Mann blieb vor ihm stehen, näher als ihm es lieb war, die beiden anderen machten es sich derweil auf den Stühlen bequem.
„Sergeant Battaglini, James Battaglini. Ich hörte sie und ihre kleine Einheit suchen Leute.“
Die Miene des Sergeant war nicht gerade rosig, das Wort Einheit spie er förmlich aus.
„Hinter mit Lance Corporal John Allen und Corporal Christine Gunther. Wir sind Panzerfahrer. Und um es gleich mal vorweg zu nehmen. Wir sind das Beste was sie hier bekommen können. Also wollen wir auch so eingestellt werden. Als Veteran. Wir wären gar nicht hier, aber irgend so ein Witzbold hat unseren Kontrakt mit den Black Thorns platzen lassen. Ansonsten wären wir gar nicht zu so einer kleinen Einheit gegangen. Panzer haben wir dabei, einen Bulldog, 60 Tonnen, falls ihnen der Name nichts sagen sollte.
Ihre Einheit war noch akzeptabel. Schon für die Clans gekämpft, hä? Verrückt.
Also was sagen sie?“
Danton sah den Mann lange an. War er ein Aufschneider, oder er war wirklich so gut? Wenn er wirklich so gut war, dann wäre er ein guter Fang und es war Dolittles Problem mit ihm fertig zu werden.
„Wo haben Sie Ihre Bewerbung?“, fragte er.
„Mein Gott, meine Bewerbung, die liegt bei den Black Thorns. Doch die sind gerade abgereist. Ich sagte doch schon, irgendjemand hat uns einen Falschen Termin gegeben.
Wir sind von den Thorns direkt her gefahren. Unser Panzer steht draußen vor der Tür.
Seien sie nicht so wählerisch, sie haben eine Besatzung vor sich, die man als Elite bezeichnen kann. Panzerfahrer leben mal nicht lange, also sind gute Besatzungen selten.“
Er wandte sich ab und sprach zu seinen Freunden. „Mannomann, Ansprüche stellen die.“
Danton war der Mann langsam zuwider. Er wollte gerade nach Dolittle schicken lassen, sollte der doch entscheiden und sich mit dem rumärgern, als Cindy über die Sprechanlage meldete: „Der First Lieutenant hat gerade durchgegeben, dass er diese Panzercrew gerne in seiner Kompanie haben würde, Germaine.“
Langsam ging Danton ein Licht auf. Dolittle wusste nichts von dem Vorstellungsgespräch. Aber er sagte, dass er die Crew des Bulldog haben wolte.
Sergeant Battaglini hatte behauptet, irgendjemand habe seinen Kontrakt platzen lassen.
`Das Puzzle passt´, dachte sich Germaine.
„OK, sie werden als Veteran eingestellt, Sie als Sergeant ihre beiden Kollegen als Coporal. Wir übernehmen Reparatur- und Wartungskosten für ihren Panzer, kommen aber bei einem Verlust nicht auf.“
Der Sergeant biss sich auf die Lippen. „Moment!“ schnauzte er Danton an.
Er drehte sich zu seinem Team um, diese nickten nur missbilligend.
„OK, sie haben gewonnen wo müssen wir Unterzeichnen?“
Die drei unterzeichneten den Vertrag von den Chevaliers.
„Gut“, meinte Danton, der froh war, als die Tinte auf den Verträgen trocknete. „Fahren sie ihren Panzer in Halle 3. Dort erwartet Sie Lieutenant Dolittle, er wird Sie schon einweisen.“
Die Panzerfahrer verharrten in ihrer Bewegung.
„DOLITTLE? Doc Dolittle sagte sie?“ Battaglini donnerte den Vertrag auf Dantons Pult.
„Dann wundert mich nichts mehr. Halle 3 sagten sie? Den kauf ich mir, diesen Hurensohn.
Wie zum Teufel hat der es zum Lieutenant gebracht? Der kann ja nicht einmal einen Panzer fahren““
Danton widmete sich wieder seinen Papieren und meint noch trocken, als die drei Panzerfahrer aus seinem Büro stürmten: „Aber kommandieren, und mehr muss er nicht.“

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„Germaine, Miss Fokker ist jetzt da.“
„Gut. Sie soll reinkommen.“
Als sich die Tür öffnete, trat eine junge Frau ein, die man wohl treffend nur als Sonntagslaune beschreiben konnte.
Sie war mittelgroß, blond und strahlte Germaine mit ihren blauen Augen an, dass er meinte, direkt in einen Fusionsreaktor zu sehen.
„Sir, ich bin Jara Fokker. Ich und mein Puma suchen eine Anstellung…“
Germaine Danton lächelte die junge Frau freundlich an. Sie nur als hübsch zu umschreiben wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. Und anscheinend wusste sie das auch, denn ihre Schläfen waren nicht ausrasiert wie es bei MechKriegern eigentlich üblich war. Und der lange blonde Zopf fiel ihr bis auf den Rücken hinab.
Ihr Händedruck war fest und das Lächeln ehrlich. „Setzen Sie sich doch, Miss Fokker.
Hm, aus Ihren Unterlagen entnehme ich, dass Sie die jüngste Tochter vom alten Fokker sind.
Die Cavalry gibt Ihnen eine recht gute Bewertung in der Mechsteuerung. Aber Ihre Schützenfähigkeiten sollen nicht so berauschend sein.“
Germaine sah auf. „Aber anscheinend hat es dazu gereicht, einen Puma abzuschießen.
Sie haben ihn gleich in Ihrem ersten Gefecht erwischt, steht hier. Da waren Sie sechzehn. Hm, Respekt.
Sagen Sie, warum verlassen Sie die Cavalry?“
„Nun“, erwiderte Jara Fokker verlegen, „Sie sagen ja selbst, die Einheit gibt mir eine gute Bewertung in der Mechsteuerung. Wissen Sie, ich bin quasi das kleine Küken der Einheit. Die anderen haben mich zwar immer hart rangenommen, egal ob im Gefecht oder im Training. Aber ich denke, die gute Bewertung ist übertrieben.“
Abwehrend hob sie die Hände. „Oh nein, Sir, ich bin gut und beherrsche meinen Puma hervorragend. Aber eben nur, weil es eine Clansmaschine ist.
Nein, ich dachte mir, es wäre gut, wenn ich ein paar Jahre in einer anderen Einheit diene, damit ich neue Erfahrungen sammeln kann. Ohne dass mein Vater schützend die Hand über mich hält. Sie verstehen?“
Germaine Danton nickte. „Nur zu gut, Miss Fokker. Sie wollen herausfinden, ob Sie gut sind oder gut geredet wurden.
Sehen wir mal nach. Hm… Ja. Ihr Puma hat die Varianten B und D. Interessant.
Ich denke, wir können sowohl Ihren Mech als auch Sie gut gebrauchen. Da ist eine Scoutlanze, die wir von Grund auf neu aufbauen müssen.
Sie kriegen einen Vertrag als Private First Class. Wenn Sie sich bewähren, ist ein Corporal drin.“
Jara Fokker strahlte. Ein wirklich bezauberndes Lächeln, fand Germaine.
„Das sollten Sie öfters tun, Miss Fokker“, sagte er leise.
„Was, Sir?“ „Lächeln. Es steht Ihnen. Cindy erklärt Ihnen den Weg zum Quartiermeister und zum Matwart. Dort erhalten Sie eine Stube und neue Uniformen. Danach gehen Sie zum Hangar eins und melden sich bei Captain Scharnhorst. Er wird mit Ihnen die Überführung Ihres Pumas absprechen.
Willkommen bei den Chevaliers, Miss Fokker.“
Wieder gaben sie einander die Hand. „Danke, Sir. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“
„Ach, eines noch, Miss Fokker.“
„Ja, Sir?“
„Ich weiß ganz genau, wie gut Sie wissen, wie hübsch Sie sind. Und ich weiß auch, dass Sie es bleiben wollen.
Ihre langen blonden Haare können Sie behalten. Aber Ihre Schläfen sind Morgen ausrasiert, wie es sich für einen MechKrieger gehört.“
„Was? Aber…“
„Miss Fokker.“
Jara schluckte hart. „Jawohl, Sir.“ Mit gesenktem Kopf verließ sie Germaines Büro.
„Na, das lief doch besser als ich dachte. Jara Fokker wird ihren Weg schon gehen.“

Cindy kam herein. „Führst du schon wieder Selbstgespräche, Germaine?“
Mit einem Lächeln füllte sie seinen Kaffeebecher nach.
„Ach, nun laß einem alten Mann doch seine kleinen Freuden.
Wann kommt der MedEvac?“
„Nicht vor drei. Du hast also noch die ganze Mittagspause und den halben Nachmittag, den du mit dem Papierkrieg verbringen kannst.“
Kurz besah sich der Kommandeur den Stapel Dokumente, der zur Führung einer Söldnereinheit unabdingbar war. „Ich wusste, es war eine Schnapsidee, Offizier zu werden. Warum hat mir das niemand ausgeredet?“
„Weil“, Cindy drohte mit erhobenem Zeigefinger, „ich jetzt da sitzen würde und den Papierkram machen müsste. Und da mir die Arbeit als Sekretärin bereits reicht, sollte alles so bleiben wie es ist, Germaine.“
„Danke, du bist ein Engel, Cindy.“
Die Sekretärin des Chefs lächelte und ging wieder an ihren Platz. Kurz sah Germaine der zierlichen Frau hinterher. Wer vermutete bei der hübschen Endzwanzigerin denn schon, dass ihr Kostüm aus vier Schichten Kevlar bestand und ihre Schrotflinte immer griffbereit unter ihrem Schreibtisch lauerte?

Kurz vor dem Mittagessen rief Germaine Lieutenant Harris an, seine Stabschefin. „Juliette, wie macht sich das Mobile HQ so?“
„Soweit ganz gut. Wusstest du, dass die Bedienungsanleitung zehntausend Seiten stark ist? Und da soll noch mal einer sagen, die Lyraner wären ein Haufen Bürokraten.
Aber es geht voran. Dieses Ding ist Klasse. Eigener Holotank, klein aber fein, erstklassige KommVerbindungen, sowohl Funk als auch per Kabel. Von innen steuerbare MGs, K2 Mastercomputer. Ich muss schon sagen. Wie konnte ich nur mein bisheriges Leben ohne dieses Baby auskommen?“
Germaine erwiderte trocken: „Vergiss nicht, der Sessel in der Mitte trägt meinen Namen.“
„Hm“, machte Juliette. „Es gibt da diese neuartige Operationstechnik für deinen Mittelohrschaden, Germaine…“
„Juliette“, mahnte der Chevalier lachend. „Macht weiter so. Ich will so schnell wie möglich ein Training mit allen Teileinheiten, um die Funktionen des HQs auszuloten.“
„Wird wohl noch dauern. Die Mechs sind noch nicht auf Soll.“
„Und die Pioniere müssen erst neu aufgebaut werden. Ich weiß. Bleib am Ball.“
„Wie immer. Ich muss weitermachen, Germaine. Und du solltest bei Gelegenheit mal eine Übung mitmachen und deinen Chefsessel einweihen.“
„Okay. Morgen.“
Danton deaktivierte die Verbindung wieder. Wurde bald Zeit für das Mittagessen.

„Germaine? Wenn Du noch etwas Zeit hast, Lieutenant Dolittle hat gerade drei Herren hoch geschickt.“
„Panzerfahrer? Sollen reinkommen.“
Die Tür ging auf. Drei kleine Asiaten betraten den Raum. Einer hatte eine Augenklappe auf den linken Augen, und die linke Gesichthälfte wies Brandmarken auf.
Der Größte aus der Truppe trat vor, legte eine formelle Bewerbung auf den Schreibtisch und sprach: „Sehl geehlte Hell Danton, Leutnant Dolittle schickte uns. El sagte wil sollen hier anwelben.
Wil walen 5 Jahle tätig bei Kancelor Sun Tzu. 5 Jahle auf Regulator. Hel Leutnant sagen er hat Regulatolen. Er brauchen gutes Team, fül Legulatoren. Wir sind gutes Team. Haben in 5 Jahlen 5 Mechabschüsse und 11 Panzel sowie 5 Kampflüstungen velnichtet. Leider haben keine Panzel mehr. Niemand will uns. Wir haben keine Panzel, haben nicht gekämpft gegen Clans und sind Capellaner. Keine will Capellaner. Dann sahen wil die Ausschreibung von Chevalliees.
Suchen Panzelfahle. Will hoffen, daß wir genommen welden. Haben schon gloße Schulden hiel. Panzel verkauft müssen. Um zu übelleben. Schon 1 Jahl hier auf Dragonel Planet.“
Während der, mit den Brandwunden, im Hintergrund habacht stand und der Dritte erwartungsvoll herübersah, verbeugte sich der Sprecher vor Danton.
Geramine fasste sich ein Herz, er hatte schon weniger Geplagten eine Chance gegeben. Wenn jemand eine Chance verdiente, dann diese Capellaner.
Außerdem waren sie von Dolittle schon vorgefiltert. Danton überlegte kurz, dann holte er den Vertrag heraus.
„Ich werde sie unter einer Bedingung nehmen.“
Die Asiaten sahen den Söldnerkommandanten hellhörig an.
„Sie lernen ein besseres Englisch. Da die Regulatoren, so weit ich weiß noch nicht eingetroffen sind, haben sie etwas Zeit dafür. Bitte unterzeichnen sie hier.
Sie werden als Regulär angestellt. Dolittle wird mir dann schon berichten, falls sie besser sind. Sie Herr Khe Sanh“- Germaine warf einen kurzen Blick auf die Unterlagen-„werden als Korporal eingestellt, Sie, Herr Mu Gai und Sie, Herr Chu Lai, als im Range eines Private.
Es handelt sich um die Standartverträge. Den Panzer bekommen Sie gestellt. Und nun melden sie sich bei meiner Sekretärin. Sie wird Ihnen den Weg zum Quartiermeister und zum Materialwart zeigen. Danach treffen Sie Lieutenant Dolittle in Hangar 3, er wird Sie in den Dienst einweisen.“
Die drei salutierten korrekt nach capellanischer Art und verließen das Büro. Danton konnte noch die Freude in ihren Gesichtern erkennen, als sie den Raum verließen.
„Hm, ich sollte eine Schule aufmachen. Zusammen mit Metellus und seinem Krieg gegen die Grammatik im englischen würde sich das wirklich lohnen.“
Bei diesem Gedanken grinste der Kommandeur der Chevaliers, schnappte sich seine Schirmmütze und machte sich auf zur Kantine.

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Gemächlich schlenderte Germaine nach der Mittagspause durch den Mechhangar. Es war erstaunlich, wie schnell er sich nach einem Leben im Cockpit an eine Karriere außerhalb des Cockpits gewöhnt hatte. Aber so ganz konnte er die Finger von den Giganten nicht lassen.
Sein Schritt führte ihn zu den Neuerwerbungen. Dies waren die mitgebrachten, aber auch die auf Luthien erhaltenen Mechs. Gerade beobachtete Germaine, wie Jara Fokker ihren Puma in der Mechnische einparkte. Die junge Frau hatte nicht zuviel versprochen. Sie beherrschte die Clansmaschine mustergültig.
Daneben stand der fabrikneue Kabuto. Der zwanzig Tonnen schwere Aufklärer roch sogar noch neu. Die ersten Probeläufe hatten die Chevaliers selbst gemacht. Kein Vergleich zu den Mühlen, die sie selbst in die Schlacht geführt hatten. Selbst der Thor, der einst seinen Namen unter dem Cockpit gehabt hatte, war getränkt gewesen mit dem Schweiß, den Tränen und dem Blut vielleicht Dutzender Krieger. Nun auch mit seinem Blut. Mit einem Schaudern erinnerte er sich an den Angriff des kleinen Panthers auf Thule. An seinen Glückstreffer direkt ins Cockpit und an das wahnsinnige Glück, welches ihm nur einen Mittelohrschaden beschert hatte. Anstatt ihn auszulöschen.
Germaine Danton zählte die Mechs durch. Mist. War eine Trinärsternkonfiguration wirklich sinnvoll? Germaine wollte so viele Mechs wie irgend möglich einsetzen und noch ein paar in Reserve haben. Aber ein stehender Mech verursachte Kosten. Da war es besser, ihn auch einzusetzen. Manfred Scharnhorst hatte vorgeschlagen, die Lanzen beim IS-Standard zu belassen und eine vierte, eine neue Kampflanze aufzumachen. Sein heißer Favorit für den Posten des Lanzenführers war Wolf McHarrod. Zusammen mit den Elementaren würde diese Lanze eine Mischung aus Abfang- und Erkundungstruppe werden. Schnell, gemein und hart im nehmen wie im austeilen. Noch war Zeit, die Ränge der Krieger noch lange nicht aufgefüllt.
Aber diese Aufstellung würde Vorteile haben. Jara würde sofort in den Rang eines Corporals rutschen und Flügelführer werden können. Falls Germaine keinen Besseren fand.
Die Nachteile lagen aber auch auf der Hand. Da der Kommandolanzenführer Captain war und der Erkundungslanzenführer als First Lieutenant angefangen hatte, war die Frage, mit welchen Rängen die Führer der anderen Lanzen anfangen würden. Rebecca war als Sergeant Major im Gepräch. Vielleicht würde er sie zum Second Lieutenant machen müssen.
Wolf McHarrod jedenfalls hatte genügend Erfahrung für den Offiziersposten. Er würde ohne weiteres ein guter Lanzenführer werden. Eventuell auch der Stellvertreter für Manfred. Aber das war noch Zukunftsmusik.

Als Jara Fokker ihren Mech abgestellt hatte und den Hangar verließ, nicht ohne von einem Dutzend verträumter Männeraugen verfolgt zu werden, trat Germaine näher.
Er tätschelte den Kabuto wie ein treues Roß am Mechfuß.
„Ja, Kleiner, mir hättest du auch gefallen.“
Neben dem Kabuto, benannt nach dem traditionellen Helm der Samurai, stand der Tai-sho. Der frisch ernannte Master Sergeant Metellus war für diesen Mech vorgesehen.
Der dritte Mech aus draconischer Fertigung war der Shugenja. Die schwere Maschine war mit der neuartigen Raketentechnologie ausgestattet, die sich Mittelstreckenrakete schimpfte. Ähnlich wie die KSR war sie ungelenkt, bot aber einen ähnlichen Schaden bei größerer Reichweite.
Germaine brannte darauf, den Giganten im Gefecht zu erproben.
Als der die drei Drac-Mechs so nebeneinander stehen sah, kam die Erinnerung zurück.
Die Erinnerung an Luthien.

Flashback:
Germaine Danton kam sich etwas merkwürdig vor. Die Landung auf Luthien, der Zentralwelt, würde die Einheit gut zwei Wochen kosten. Natürlich war die Aussicht, sich wieder einmal die Beine vertreten zu können, verlockend. Aber in der gleichen Zeit hätten die Chevaliers zweimal springen können. Was sie zwei Wochen eher an Outreach gebracht hätte.
Doch einer Einladung aus dem Schwarzen Palast widersetzte man sich nicht. Das stand einem kleinen Söldneroffizier nicht zu.
Yamamoto-kun lächelte ihn an. Er saß in der schweren Limousine gegen die Fahrtrichtung, ihm direkt gegenüber. Mehr nicht. Keine Erklärung, keine Informationsbrocken, nichts.
Nur der lapidare Hinweis, die Limousine würde ihn und seinen Verbindungsoffizier zum Palast der Einheit bringen.
Die Minuten vergingen zäh. Was würde ihn erwarten? Eine Art Generalverhör mit dem Chef der ISA, Direktor Kerai-Indrahar? Was zwar eine hohe Ehre wäre, aber zugleich auch eine tödliche Gefahr.
Eine Art Abschlußbriefing mit dem Oberkommando der VSDK?
Nun, er würde es bald wissen.

Als der Wagen hielt, wurde die Tür beinahe sofort von außen geöffnet. Unwillkürlich versteifte sich Germaine bei dieser Bewegung, aber ein leichtes Kopfschütteln Yamamotos hielt ihn zurück.
Eine junge Frau hatte die Tür geöffnet. Sie trug den traditionellen Kimono und eine schwarze, hochgesteckte Frisur. Sie legte die Hände in den Schoss und verneigte sich. Ihr weiß geschminktes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. „Konnichi-wa, Sho-sa Danton Germaine.“
Danton stieg aus, sein Verbindungsoffizier folgte ihm. Wieder verbeugte sich die Dame. Kurz glitt Germaines Blick über den Innenhof. Das war also der berühmte Palast? Das Zentrum der Schwarzen Perle Luthien? Beeindruckend.
„Konnichi-wa, Chu-i Yamamoto Ishimoro“, sagte die Dame.
Hastig imitierte Germaine die Verneigung Yamamotos.
„Ich bitte Sie, mir zu folgen. Der Koordinator ist leider verhindert, aber er hat Ihnen wichtiges zu sagen, meine Herren.“
Sie drehte sich um und ging mit kurzen, schnellen Trippelschritten voran. Offensichtlich vertraute sie darauf, dass die beiden Männer ihr folgten.
„Wie jetzt?“ raunte Germaine. „Entweder ist Theorode-sama da oder er ist nicht da.“
„Iie, Danton-kun. Seien Sie geduldig. Ihnen wird eine große Ehre zuteil.“
Gehorsam schloß Germaine also wieder seinen Mund und ging gleichauf mit dem draconischen Chu-i der Hofdame hinterher.
Sie wurden in einen kleinen Garten geführt. Der Weg der Lady führte über eine gewaltige Holzbrücke, die einen nicht minder gewaltigen Gartenteich überspannte. Germaine hatte kein rechtes Auge für die Detailverliebtheit der Draconier, aber ihm fiel auf, wie gut gepflegt der große Garten war.
„Die Fische springen“, raunte Yamamoto leise. „Das bedeutet großes Glück, Danton-kun.“
„Versuchst du mich aufzuheitern, Yamamoto-kun?“ bemerkte Germaine leise.
Vor einer kleinen Holzhütte blieb die junge Frau stehen. Sie zog eine kleine Tür auf, die man nur gebückt passieren konnte. Wieder lächelte sie die beiden Männer an. „Dozo.“
Yamamoto zog seine schweren Armeestiefel aus und tauschte sie gegen ein Paar parat liegender Schuhe.
„Na, das passt ja“, brummte Germaine leise. „Ein geheimes Treffen in der Gartenlaube.“
„Iie, Danton-kun. Dies ist ein draconisches Teehaus. Eine große Ehre. Bitte wechseln auch Sie das Schuhwerk.“

Als sie herein gekrochen kamen, erwartete Germaine ein recht merkwürdiges Bild. Bis auf einen flachen Tisch, vor dem einige Matten lagen, und die beiden Männer, die bereits am Tisch knieten, war der Raum leer.
Am Stirnende, neben einem Kessel, aus dem Wasserdampf aufstieg, hockte ein alter Mann. Sein Gesicht war durch eine schwarze Netzmaske verhüllt. Die linke Seite war leer. Dort lagen zwei Matten aus. Eine blaue und eine graue.
Auf der anderen Seite lag eine violette Matte, womit der Platz zwischen dem Schwarzgewandten und dem zweiten Mann im Raum leer blieb.
Yamamoto bedeutete Germaine, auf der blauen Matte niederzuknien. Sie war dem Schwarzgewandten am nächsten und lag der violetten Matte direkt gegenüber. Das hatte was zu bedeuten. Germaine hätte sonst was gegeben, hätte ihm jemand erklären können, was.
Als sie sich niedergehockt hatten, begann der Mann am Stirnende zu sprechen.
„Der Koordinator entbietet Ihnen seine Grüße, Major Danton, und seine Glückwünsche sowohl bei der erfolgreichen Jagd als auch für Ihr glückliches Überleben in der Schlacht.“
Yamamoto und der Mann ihnen gegenüber verneigten sich in Richtung der leeren Matte. Hastig tat es der Söldner ihnen nach.
„Der Koordinator bedauert, nicht selbst anwesend zu sein. Er hatte es fest geplant, aber die Vorbereitungen zu Whitting-Konferenz haben ihn zu einem verfrühten Aufbruch gezwungen.
Der Koordinator sagt, dass Ihre Taten sehr hilfreich für das Kombinat waren. Durch Ihre Aktionen konnte nicht nur ein fähiger aber fehlgeleiteter Offizier aufgehalten werden. Es wurden auch wichtige Strukturen jener Organisation aufgedeckt, welche dem Schwarzen Drachen nachgefolgt ist.
Sie können und werden nicht ermessen, wie wertvoll Ihre Dienste für das Kombinat wirklich waren. Ihr schneller und überraschender Triumpf über die Ronin unter Kenda-san hat das Vertrauen in das noch frische und fragile Bündnis zwischen Clan Geisterbär und dem Kombinat gestärkt. Ihre Idee einer freien Handelswelt findet den Gefallen des Koordinators.
Für Ihre Taten gedenkt der Koordinator Sie zu belohnen. Diese Zeremonie ist ein Teil dieser Belohnung.“
Was nun folgte, war eine feste Abfolge von Bewegungen, die Germaine nicht kannte und auch nicht imitieren konnte, da er diese Abläufe noch vor Yamamoto und dem Fremden durchführen musste. Danach folgte der Fremde, zum Schluß erst sein Verbindungsoffizier.
Germaine fiel auf, dass die leere Matte behandelt wurde, als würde jemand auf ihr knien. Als auf dem Tisch vor ihr eine Schale mit Tee abgestellt wurde, wusste der Chevalier auch schlagartig, wieso! Diese Matte lag stellvertretend für den Koordinator dort.
Er war ehrlich überrascht. Sein Glück, denn so war er den Einflüsterungen Ishimori Yamamotos, die Handlungen betreffend sehr viel zugänglicher.
Wenn er ehrlich war, konnte er sich kaum noch an Details erinnern. Nur daran, dass er als zweiter einen Tee bekam.
Und das Yamamoto dabei fast die Augen aus dem Kopf gefallen wären.
Als die Zeremonie beendet war, sprach der Schwarzgewandte wieder: „Nun, Sie sind Söldner, Danton-san. Und als Söldner haben Sie eher Sinn für Geld. Oder für Mechs. Um zu beweisen, wie hoch wir den Wert Ihres Sieges einschätzen, hat der Koordinator Anweisung gegeben, wie versprochen Ihre Mechverluste auszugleichen – allerdings mit Mechs aus allerneuester Fertigung. Nehmen Sie dies als kleinen Dank des Drachen.“
Überrascht registrierte Germaine, dass sich sowohl der Fremde als auch Yamamoto nun in seine Richtung verbeugten. Als er diese Geste erwidern wollte, deutete Yamamoto heimlich auf die leere Matte.
Germaine begriff. Oder glaubte es zumindest und verneigte sich in Richtung der Kordinator-Matte.

Als die Zeremonie nach einer halben Stunde beendet war – Yamamoto-kun erklärte ihm gerade, dass man die Teezeremonie für ihn vereinfacht hatte, um die Ästhetik und Würde der Veranstaltung nicht zur Lehrstunden verkommen zu lassen und eine einfache Würdigung des Kriegers und der Chevaliers bleiben zu lassen – verließen sie die kleine Hütte wieder, wechselten die Sandalen gegen Stiefel und folgten erneut der Frau durch den Garten.
„Eine große Ehre“, murmelte Yamamoto leise.
„Ja. Auch wenn der Koordinator nicht selbst anwesend war, so fand ich es doch gegenüber einem kleinen Söldner als große Geste.“
Erstaunt sah Yamamoto den Krieger an. „Du hast es nicht gemerkt, Germaine-kun?“ rief er ungläubig.
„Nein. Was denn?“
„Na. Der vierte Mann im Raum war Franklin Sakamoto, der uneheliche Sohn des Koordinators. Ein Mitglied der Familie des Koordinators war anwesend.“
Für einen Moment fühlte Germaine seine Knie weich werden. „Der… Sohn des… Koordinators?“
Auf vollkommen undraconische Art begann nun der Chu-i zu lachen. „Komm, Germaine-kun. Der Wagen bringt uns als nächstes zu den neuen Mechs der Chevaliers.“
***
Germaine blinzelte ein paar Mal, um wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden. Ishimori Yamamoto hatte das Angebot, den Chevaliers beizutreten abgelehnt und war an seinen Posten in den VSDK zurückgekehrt. Sein Erfolg hatte ihm die Möglichkeit zu Beförderung zum Tai-i eingebracht. Was nur Recht und billig war, fand Germaine.
Aber irgendwie waren sie ohne ihn wieder ein Chevalier weniger.

Der Major sah auf seine Uhr. Das nächste Casting stand an. Die Medevac-Besatzung.
Er verließ den Mechhangar und machte sich auf den Weg zu seinem Büro.

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Als Germaine Danton sein Büro betrat, erwartete ihn wie immer eine dampfende Tasse Kaffee. Cindy war ein wahrer Engel.
Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass die Hubschrauberbesatzung bald eintreffen würde.
Germaine nahm Platz und überflog kurz das Dossier über die Einheit.
Ein ausgebildeter Pilot mit ellenlanger Erfahrung im Einsatz.
Eine nicht minder erfahrene Co-Pilotin.
Zwei Sanitäter, die genügend Konflikte und kleinere Kriege gesehen hatten, dass es für vier Leben reichte.
Und ein erfahrener Stabsarzt, dessen Qualifikation sich durchaus mit der von Belinda messen lassen konnte. Alles in allem stellte sich Germaine nur eine Frage: Alle Welt schnitt die Chevaliers. Sie mussten ihre Rekruten quasi zusammensuchen. Der Major hatte nicht besonders viel Spielraum, Bewerbungen abzulehnen. Glückstreffer wie der neue Pionieroffizier waren daher umso willkommener.
Was also wollte dieses exzellent eingespielte Team von den Chevaliers?

„Germaine, die Mannschaft ist jetzt hier.“
Hastig trank der Major seinen Becher leer. „Möchten reinkommen, Cindy.“
Die Besatzung des MedEvac trat ein. Vier Männer, eine Frau.
„Ah“, sagte der vordere, etwas dickliche Mann und eilte freudestrahlend an den Schreibtisch. „Major Danton. Es ist mir eine Ehre, Sie endlich kennen zu lernen.“
Germane erhob sich und schüttelte dem etwas älteren Mann die Hand. „Captain Malossi, richtig?“
„Si, Major, aber ich bevorzuge es, wenn… ah, wenn Sie mich Doktor nenne. Ich bin zwar gezwungen mit diesen Metzgern zu fliegen, aber meine wahre Berufung ist noch immer die Notfallchirurgie.“
Seine Leute murrten etwas, als sie Metzger genannt wurden.
„Oh, meine Manieren. Scusi. Darf ich vorstellen? Dies iste Chief Warrant Officer Pete Gastovski, unsere Pilot.“
Gastovski war ein Farbiger. Seine Haare hatte er sehr kurz geschnitten. In seinem ebenholzschwarzen Gesicht glänzten zwei makellos weiße Zahnreihen, als er Germaine die Hand gab und dazu lächelte. „Angenehm, Warrant Officer.“
„Und hier, das iste Warrant Offiver Melissa Armstrong, unsere zweite Pilot.“
Die junge Frau war in mehrerlei Hinsicht eine Überraschung. Ihr Händedruck war fest, ihr Lächeln ehrlich, wie man an den kleinen Lachfältchen in den Augenwinkeln bemerkte, und ihr gutes Aussehen hätte sie bei der perfekten Figur eher für eine Karriere auf dem Laufsteg passen lassen denn zum harten Job einer Hubschrauberpilotin.
„Und das iste Stabsfeldwebel Bruno Lachner, der Erste Sanitäter an Bord.
Groß, dunkelblond, stahlgraue Augen, duchtrainiert mit einem leichten Bauchansatz. Der Mann war nicht nur laut seines Lebenslauf Lyraner. Wäre der leichte Bauchansatz nicht gewesen, es hätte geschienen, er wäre dafür berufen gewesen, Lyraner zu sein.
„Und der letzte in unserer Runde iste Feldwebel Richy Clancy. Unsere Zweite Sanitäter, si?“
Auch dieser Mann war trainiert und lächelte freundlich. Sein Haarschnitt verwirrte Germaine etwas. Die blonden Strähnen bedeckten beide Ohren. Als Militär war dies für ihn beinahe schon Anarchie. Andererseits war ihm klar, den Medevac gab es nur mit dem ganzen Team oder gar nicht.

Germaine bedeutete den fünfen Platz zu nehmen. Cindy kam herein und fragte sie nach ihren Wünschen. Kurz darauf hielt jeder etwas in der Hand. Für Malossi hatte Cindy sogar einen Espresso gemacht.
„Kommen wir zu Ihrer Bewerbung“, murmelte Germaine, danke, als Cindy ihm nachschenkte und blätterte durch die Akte. „Sie haben einen eigenen Hubschrauber?“
„Si, Major Danton. Er iste eine Black…“
„Schon gut, Captain. Ich meine, Doktor Malossi. Das steht in den Unterlagen. Aber ich kann damit sowieso nichts anfangen. Wäre Ihr Hubschrauber ein Mech, würde mir die Typenbezeichnung mehr sagen.
Sie fünf fliegen seit fünf Jahren zusammen, sehe ich hier. Eigentlich, seit Feldwebel Clancy vom Militär eingezogen wurde.
Hm, Ihre Zahl der geflogenen Einsätze ist beachtlich. Sehr beachtlich. Und Ihre Fleischerquote ist es ebenso. Nur zwölf Prozent Verluste. Das nenne ich effektive Arbeit.
Hören Sie, Doktor Malossi, Meine Stabsärztin Belinda Wallace ist Ihre Bewerbung durchgegangen und hat sich das Ärztekauderwelsch mal angesehen, das hier in der Bewerbung steht. Sie meinte, Sie fünf wären ein hervorragend eingespieltes Team, das mehr als einmal einen Soldaten noch im Helikopter operiert hat und somit wohl sein Leben rettete.
Ihre Qualifikation dürfte in etwa bei Veteran liegen. Vielleicht sogar Elite.
Entschuldigen Sie, aber für welchen Geheimdienst arbeiten Sie?“
„Scusi?“ Dr. Malossi zwinkerte verblüfft.
Melissa Armstrong lächelte sanft. „Andrew, was der freundliche Major meint ist, warum wir uns bei unserer Qualifikation ausgerechnet eine Einheit ausuchen, die regulär eingestuft ist. Er hält es für möglich, dass unser Team der Versuch irgendeines Geheimdienstes ist, seine Chevaliers zu unterwandern. Was ich sogar verstehen kann.“ Sie sah zu Germaine herüber. „Sir, dem ist nicht so. Bei allem Respekt, aber Ihre Einheit ist zu unwichtig, um von gleich fünf Agenten unterwandert zu werden.“
Germaine grinste. „Guter Konter. Bleibt die Kernfrage: Warum die Chevaliers?“
„Nun, es iste so, Major Danton, wir sind eine gute Team. Eine sehr gute Team. Aber die großen Einheiten wollen keine Helikopter und die kleinen haben keine Verwendung für uns.“
„Und die Einheiten, die uns nehmen würden“, brummte Pete Gastovski, „sind nicht ganz das, was wir suchen.“
„Wie meinen?“
„Nun, Sir, es ist so. Wir wissen alles über Ihren letzten – eigentlich den ersten – Einsatz im Clangebiet der Geisterbären. Ich will Sie nicht langweilen. Aber uns hat nicht nur imponiert, wie schnell Sie die Ronin ausgeschaltet haben“, der junge Clancy machte eine Geste, als würde er Papier zusammenknüllen und über die Schulter fort werfen, „uns hat vor allem Ihre Haltung zum Gegner beeindruckt. Sehen Sie, unser Arzt und ich und Bruno, wir haben den hippokratischen Eid geschworen. Wir sind dazu verpflichtet, jedermann jederzeit und mit all unseren Mitteln zu helfen. Die Einheiten, die uns nehmen wollten, nun, sie halten mehr von der Idee, nur ein toter Feind ist ein guter Feind. Nicht dass es offizielle Berichte geben würde. Das wäre ja schlecht für die Dragonerbewertung. Aber wenn man den einen oder anderen privat trifft und ihm mit ein paar Whisky die Zunge lockert, dann kommt schon heraus, wie viele Soldaten sich durch einen Löffel bedroht gefühlt haben. Wie viele Gefangene auf der Flucht erschossen wurden. Wie viele feindliche Verwundete als wartefähig vorsortiert wurden und dann verbluteten.
Als wir davon hörten, dass Ihre Chevaliers keinen einzigen Ronin gefangen nehmen konnte, aber wohl etliche Piraten, dachten wir schon, Sie wären wieder so eine Einheit, die durch rücksichtslose Brutalität schnell nach oben kommen wollte.“
„Aber“, nahm Melissa den Faden wieder auf, „nachdem einige Ihrer Leute beim Freigang etwas laut darüber nachgedacht hatten, ob ihr Chef nicht zu gutmütig gewesen war, als er Dutzende Ronin einfach so zu Piraten erklärt hatte und sie somit vom Terminierungsbefehl des Koordinators ausnahm, waren wir sehr angenehm überrascht.“
„Nun“, erwiderte Germaine peinlich berührt, „es ist nicht meine Art, blind Befehle zu befolgen. Ich interpretiere sie lieber.“
„Und genau deswegen glauben wir, dass wir gut zu Ihren Chevaliers passen würden.“
Melissa machte eine alles umfassende Geste. „Vor allem, da Ihre Leute nichts auf die Offiziere kommen lassen. Okay, der Chef war etwas nett zu den Ronin. Aber war er deswegen am Überfall auf das Basislager schuld? Nein. Aber er war mit draußen und hat geholfen den Angriff abzuwehren. Anschließend war er der Erste, der einen verwundeten Gegner versorgt hat.“
Sie sah Germaine direkt in die Augen. „Wir passen sehr gut zusammen, Major Danton.“
Der Chevalier räusperte sich. „Nun ja, Miss Armstrong. Wenn das so ist, denke ich, steht Ihre Anstellung nichts mehr im Wege.
Wir verwenden ein altes terranisches Rangsystem der Bodentruppen. Das bedeutet, ich werde Sie nicht als Feldwebel und Warrant Officers anstellen.
Dr. Malossi, ich stelle Sie im Rang eines Stabsarztes ein. Aber ich knüpfe eine Bedingung daran. Sie und Ihr Sanitätspersonal arbeitet mit meiner Stabsärztin und den gut vierzig SanTechs im MASH zusammen, solange Ihr Vogel nicht fliegt. Details arbeiten Sie bitte mit Dr. Wallace direkt aus.“
„Akzeptabel.“
„Chief Warrant Officer Gastovski, Sie werden als First Lieutenant übernommen. Dies, weil wir keine Zwischenränge haben und Piloten bei den Chevaliers generell Lieutenant sein sollten.
Warrant Officer Armstrong, Sie werden als Second Lieutenant eingestellt.
Stabsfeldwebel Lachner, Sie kommen im Rang eines Sergeant Majors zu uns.
Und last but not least werden Sie, Feldwebel Clancy im Rang eines Sergeant übernommen.
Zunächst werde ich Ihre Besoldung auf regulär einstufen. Sobald Sie sich bewährt haben, bin ich gerne bereit, über eine neue Besoldung als Veteranen zu verhandeln.“
„Major Danton, im Namen meiner Leute nehme ich an, si?“
„Gut. Willkommen bei den Chevaliers. Die Verträge erwarten Sie draußen bei meiner Sekretärin. Danach lassen Sie sich bitte den Weg zum Matwart zeigen. Und natürlich auch den Weg zum Quartiermeister. Sie werden selbstverständlich den Quartieren unserer SanTechs zugewiesen.“
Germaine schüttelte noch einmal jedem der fünf die Hand und sah noch dabei zu, wie sie die Verträge durchgingen und sehr zufrieden unterschrieben.
Somit verfügten die Chevaliers über einen Evakuierungshelikopter.
Der Rest des Tages gehörte nun dem üblichen Papierkrieg. „Ich hätte als Krüppel ausscheiden und den Papierkram hier Manfred überlassen sollen“, stöhnte der Chevalier und begann mit der Arbeit…

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Drei Tage waren vergangen. Drei Tage, in denen Germaine wahrhaft Großes geleistet hatte.
Was die Chevaliers bekamen, war nicht immer das Beste. Aber es war immer noch genug, um wenigstens ein wenig Auswahl zu haben. Die Techs waren massiv aufgestockt worden. Auch die Infanterie erreichte beinahe Sollstärke.
Nur bei den Mechs und den Panzern haperte es noch, von den neu geschaffenen Pionieren ganz zu schweigen.
Der Major war stolz darauf, dass er bisher mit seinen Entscheidungen richtig gelegen zu haben schien. Wieder einmal nahm die Einheit Formen an.
„Germaine, Mr. Trent wäre jetzt da.“
„Schick ihn rein, Cindy.“

Trent betrat den Raum, nickte in Germaines Richtung. Die Schläfen waren schlecht ausrasiert, ein Hinweis darauf, dass er es gewohnt war, es zur Zeit aber kaum tat, weil es nicht nötig war. Entrechtet, entschied der Chevalier. Na, das konnte noch interessant werden.
„Bitte setzen Sie sich.“ Germaine deutete auf einen freien Platz vor sich.
Trent nahm Platz. „Danke.“
„Möchten Sie einen Kaffee?“
„Nein, danke.“
Germaine warf dem jungen Mann einen kurzen Blick zu, der ihm gegenüber steif auf seinem Stuhl saß und überflog die mitgebrachte Akte. „Also, ihr Name ist Finnegan Trent, geboren 3039 auf Arganda in dem Teil des VerCom der sich nun Lyranische Allianz nennt. Sie traten mit 15 der planetaren Miliz bei und absolvierten dort bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahr eine Ausbildung zum Mechkrieger, bis Sie diese kurz vor ihrem Abschluß abbrachen und den Planeten in Richtung Outreach verließen. Seitdem haben Sie sich bei mehreren kleineren Söldnereinheiten als Mechkrieger verdingt. Ist das soweit korrekt?“ Trent nickte.
Danton legte das Dokument langsam vor sich auf seinen Schreibtisch. „Was steht nicht in dieser Akte?“ „Pardon?“
Germaine seufzte und lehnte sich mit vor die Brust gekreuzten Armen zurück. „Sie haben mich schon verstanden. Ihre Referenzen sind gut, sehr gut sogar, aber sie verraten nichts über Sie selbst. Wir können noch Stunden hier verbringen, in denen ich versuche etwas aus Ihnen herauszubekommen oder Sie fangen endlich an etwas von sich aus zu erzählen.“
Finnegan Trent überlegte kurz und nickte dann langsam.
“Gut. Warum haben Sie so jung und vor allem so abrupt ihre Heimat verlassen? In dem Alter gibt es nur zwei Gründe dafür, Abenteuerlust oder ein hübsches Gesicht und ein gebrochenes Herz. Ich würde auf letzteres tippen.“
Trent zuckte sichtlich zusammen. Der Söldner schien in ihm wie in einem offenen Buch zu lesen. „Das ist korrekt“, bestätigte er leise.

Germaine war das noch nicht genug. Er wollte, er musste tiefer bohren. Finnegan Trent konnte das werden, was er in den letzten Tagen zu selten gehabt hatte. Ein guter Wurf.
„Laut ihrer Akte haben Sie an mehreren Einsätzen in der gesamten Inneren Sphäre und auch gegen die Clans teilgenommen, außerdem haben Sie Kommandoerfahrung.“
„Ja Sir, bei meiner vorletzten Einheit nahm ich an einen Überfall auf einen Planeten in der Besatzungszone der Jadefalken teil. Ich habe sowohl als stellvertretender, wie auch als Lanzenführer gedient.“

„Hm“, brummte Danton bestätigend.
„Und nun die Gretchenfrage: Warum ausgerechnet die Chevaliers?“
Der jüngere funkelte ihn an. „Mein Griffin blieb bei dem Claneinsatz auf der Strecke.“
Germaine verspürte Mitgefühl mit dem Jungen – kein Mechkrieger war gern ohne Maschine. Also war der Junge entrechtet. Und entrechtete MechKrieger wurden selterner eingestellt, denn welche Einheit hatte schon Mechs über? Die kosteten Wartung, Betreuung, Munition und dergleichen. Da war es besser, Krieger mit eigenen Maschinen zu nehmen. Gingen die verloren, traf es den MechKrieger, nicht die Einheit.
„Seitdem sind sie entrechtet?“, hakte Germaine nach.
Finn nickte ernst. „Ich bekam von meiner letzten Einheit einen Mech gestellt. Als sie sich aus finanziellen Gründen auflösten, wurde die gesamte Ausrüstung verkauft. Ich bin für mehrere leichte wie mittelschwere Maschinen qualifiziert, die genauen Typen finden Sie im Anhang meiner Akte...Gemäß ihrer Annonce suchen Sie Piloten, egal ob mit oder ohne eigenen Mech.“, fügte er kühl hinzu.

Die beiden Männer starrten sich an. „Das stimmt. Gut, das war es auch schon. Geben Sie Cindy im Vorzimmer ihre Mailadresse, wir melden uns bei Ihnen.“
Sie schüttelten sich die Hände, dann verließ Trent den Raum.
„Cindy, mach doch bitte einen Vertrag für Mr. Trent fertig. Wir stellen ihn als PFC ein. Das Ding soll Morgen in der Post liegen.
Und ach ja, gib bitte Manfred Bescheid, dass ich eine Lösung für sein Kabuto-Problem gefunden habe…“

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17.03.2003 23:52 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Warum er sich nicht dazu entschieden hatte, den jungen MechPiloten sofort einzustellen und ihn erst einmal zappeln zu lassen, wusste Germaine hinterher nicht zu sagen. Aber vielleicht hatte der Mann es so erwartet.
Umso größer würde seine Freude sein, wenn er den Vertrag unterschrieb.
Der Nächste auf der Liste war eine Frau. Nein, fast ein Mädchen.
Dawn Ferrow…
Der Lebenslauf las sich sehr interessant. Sie hatte genügend durchgemacht, um ein Dutzend Menschen in den Wahnsinn zu treiben. Dennoch hatte sie nie aufgegeben und war sogar MechPilotin geworden. Zäh. Die Kleine war zäh.

Cindy kam herein und knallte ihm eine Akte auf den Tisch. Sie stemmte sich mit beiden Händen fest auf den Schreibtisch und beugte sich drohend vor.
„Hör zu, Germaine, wir sind seit fünf Jahren Freunde, richtig? Aber ich werde dir heute auf biegen und brechen den Arsch aufreißen, wenn ich Miss Ferrow heulend aus deinem Büro rauskommen sehe.“
„Cindy, du machst mir Angst“, scherzte Germaine.
„Das ist kein Scherz, Herr Major. Dieses Mädchen verdient eine verdammte Chance, und ich will, dass du ihr zumindest nicht wehtust, wenn du sie nicht willst. Der Tod ihres Freundes liegt noch keinen Monat zurück und sie ist immer noch sichtlich durcheinander.“
„Labil?“ hakte Germaine nach.
„Nein. Nur tief verletzt. Ich denke, einige ältere Traumata haben sich durch die jüngsten Ereignisse in ihrem Leben nach oben gekämpft. Was sie jetzt braucht ist Beständigkeit. Keine Ablehnung. Und auf Outreach hat sie davon bestimmt schon genug erfahren.“
Der Chevalier kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Samthandschuhe?“
„Und zwar die sanftesten, die du hast, Germaine. Denn wenn du dir mal die Pilotenwerte ansiehst, dann haben wir hier vielleicht den besten Fang des Tages vor uns. Wenn wir sie stabilisieren können. Ihr Halt geben. Sie fest einbinden.“
„Gut. Ich packe die Samthandschuhe aus.“
„Sehr schön, Herr Major. Sie ist kein so kräftiges Pflänzchen wie Eleni Papastras, die du eben mal durch dein Büro prügeln konntest und die dich dafür sogar noch respektiert hat.
Sie ist allein. Und das soll sie nicht.“
„Warum das Interesse an ihr, Cindy? Warum ergreifst du so massiv Partei für eine Pilotenanwärterin? Du weißt, ich bin kein Arsch.“
Einen Moment wurde die Sekretärin des Chefs unsicher. Schließlich schlug sie das Dossier auf, welches sie achtlos geworfen hatte. „Hier.“
Germaine las die Passage, welche Cindy deutete. „Vergewaltigung.“
„Ja. Verschleppt von Piraten. Ab dem elften Lebensjahr vergewaltigt. Ich weiß, wie es ist, ein hilfloses Opfer zu sein, Germaine.“
Blut rauschte dem Chevalier in den Ohren, als er den Sinn von Cindys Worten begriff. „WAS? Du bist…? Wann? Wo? Ich lösche sie aus!“
Cindy setzte ein spöttisches Lächeln aus. „Danke, aber zu spät. Schon lange zu spät.“
Sie verließ das Büro wieder. „Sie können jetzt reingehen, Miss Ferrow.“

Dawn Ferrow betrat das Büro. Unsicher, ob sie salutieren sollte, blieb sie im Raum stehen. „Sir, MechKriegerin Dawn Ferrow. Sie suchen gute Piloten und haben eigene Maschinen?“
Germaine deutete auf einen freien Platz vor sich. „Setzen Sie sich, MechKrieger. Und ja, wir suchen Piloten und wir haben Maschinen.“
Dankbar nahm Dawn Platz. Dabei warf sie ihr Haar mit einer Kopfbewegung über die Schulter zurück. Es war ein hübsches Bild, dass ihrer Unsicherheit Lügen spottete.
Dabei fiel Germaine aber etwas auf. Unter dem linken Augen hatte sie sich drei Tränen tätowieren lassen. Sicherlich ob ihres Verlustes.
„Miss Ferrow, diese Tränen… Sie erfüllen den Tatbestand der Selbstverstümmelung.“
„Selbstverstümmelung? Sir, ich…“ Aufgelöst stand die junge Frau auf.
„Aber Sie sind ja noch keine Chevalier. Da will ich das mal nicht überbewerten. Sie haben aber nicht vor, sich weitere sichtbare Tätowierungen zuzulegen?“
„Nein, Sir“, sagte, rief Dawn fast.
„Gut. Wenden wir uns Ihrer Bewerbung zu. Hm. Interessanter Lebenslauf. Mittelschwere Mechs also. Intuitives Verständnis von MechSteuerung. Wir werden das testen. Ich habe da einen Fenris. Der braucht den besten Piloten, den ich auftreiben kann. Trauen Sie sich das zu?“
„Sir? Ist das nicht ein Clanmech?“ „Richtig. Und er braucht einen wirklich guten Piloten. Jemand mit einem intuitiven Verständnis für die Steuerung eines Mechs. Also?“
„Ich… Ich will es versuchen, Sir.“
Germaine schlug mit beiden Handflächen auf den Schreibtisch. „Nein, Miss Ferrow. Entweder Sie tun es oder Sie lassen es. Ein Versuchen gibt es nicht. Wenn Sie unseren Vertrag unterschreiben sind Sie ein Chevalier. Und dann bringen Sie auch die Leistung eines Chevaliers. Wenn nicht in einem Mech, dann in einem Panzer. Wenn nicht in einem Panzer, dann als Infanterist. Wenn nicht als Infanterist…“
„Dann in der Küche?“
Germaine schmunzelte. „Dann in der Küche. Aber ich denke, es wäre Verschwendung, eine Frau mit Ihrem Potential von den Mechs fernzuhalten. Sie bekommen von mir zwei Wochen Zeit, um sich auf dem Fenris zu bewähren.
Wenn Sie ein Chevalier werden wollen, heißt das.“
Dawn sah auf. „Sir. Ich will eine Chevalier werden.“
Innerlich schmunzelte der Major. Nach außen hin zeigte er keinerlei Regung.
„Gut.“ Er streckte ihr die Rechte hin. „Willkommen bei den Chevaliers, Private First Class Dawn Ferrow.
Der Vertrag dürfte bei Cindy parat liegen. Sie wird Ihnen auch den Weg zum Quartiermeister und zum Materialwart beschreiben. Danach melden Sie sich im MechHangar bei Captain Scharnhorst. Er wird entscheiden, wie gut Sie sind.“
Dawn ergriff die Hand und schüttelte sie schüchtern. „Danke, Sir. Und ich werde Sie nicht enttäuschen.“

Als die junge Frau das Büro verlassen hatte, kam Cindy wieder herein. „Du!“ blaffte sie. „Für den Spruch mit der Selbstverstümmelung hätte ich dich umbringen können.“
Nun lächelte sie. „Aber ich habe vergessen, dass der große Germaine ein Herz größer als ein Mech hat. Danke.“
Danton nickte. Hoffentlich hatte sie unrecht. Ein großes Herz war hinderlich in seinem Beruf.


Der nächste Kandidat.
Ein Panzerfahrer. Natürlich. Wollte Dolittle auf eine Kompanie oder auf ein Regiment aufstocken?
Das lyranische Panzerteam hatte abgesagt. Wollen nicht mit „Clannerfreunden“ zusammenarbeiten.
Schade. Solche Leute hätten den Höllenhunden gutgetan. Leute mit Erfahrung wie Sergeant Gordon. Artillerie Sergeant Gordon, sein nächster Termin.
„Sergeant Gordon ist da“, meldete Cindy, „aber halte dich fest wenn er kommt, er hat ein paar Freunde dabei.“
Danton staunte nicht schlecht, als Gordon von zwei Sicherheitskräften der Wolfs Dragoner begleitet wurde und seine Hände in Handschellen lagen. Einer der MP trat vor.
„Sollen wir hier bleiben oder den Raum verlassen? Eigentlich ist er nicht sehr aggressiv.“
„Nehmen sie ihn die Handschellen ab und warten sie vor der Tür, ich wüsste mir schon zu helfen“, sagte Danton amüsiert.
Der Sicherheitsoffizier grinste bloß, wies den anderen an, die Handschellen zu lösen. Sie gingen vor die Tür.

Der Sergeant setzte sich auf den Stuhl vor Dantons Schreibtisch. Er machte nicht gerade einen fröhlichen Eindruck. Er wirkte aber auch nicht so, als ob er ein Verbrecher wäre. Zumindest nicht schlimmer als so einige andere Panzerfahrer bei seinen Höllenhunden. Im Gegenteil, dieser Mann wirkte endlich mal normal in Dantons Augen.
„Sie müssen es ja nötig haben, dass sie die Leute direkt aus dem Knast rekrutieren. Ich habe auch schon viele schlimme Sachen über sie gehört“, sprach Gordon langsam.
„Nun, unser Ruf eilt uns wohl voraus,“ wehrte Germaine ab. „Darf man fragen, was sie in das Gefängnis brachte?“
„Schulden, Schulden und eine kleine Schlägerei, in der ein Mensch ums Leben kam. Und wer ist daran Schuld? Der Peripheriedreck.“
„Und? Waren sie es?“
„Was spielt das für eine Rolle?“
„Es spielt für mich eine Rolle. Waren sie es?“
„Nein, ich habe diese verdammte Schlägerei nicht mal angefangen.“
„Gut zu wissen, Mörder möchte ich nicht in meiner Einheit haben.“
„Ich sitze ja auch nicht wegen Mord, sondern wegen Sachbeschädigung.“
„Egal, das werde ich im Bericht lesen. Sie haben Erfahrung mit Artillerie. Welche Art von Artillerie?“
„Alles. Von LSR Werfern, über Arrow IV bis hin zum Sniper und Long Tom Geschütz. Ich komme aus dem Tauruskonkordat. War dort in der Armee und habe mich für 4 Jahre verpflichtet. Vier Jahre war ich bei der Ari, nun wollte ich es als Söldner probieren.“
„Das klingt gut in meinen Ohren. Unser Panzerkommandant hat Sie ausgesucht, er wird schon mit ihnen fertig werden.
Wir sind gerade dabei, eine Lanze mit LSR-Lafetten zu besetzen. Später einmal möchte ich gerne die Artillerie ausbauen. Sie würden als Sergeant eingestellt werden und die Lanze führen.“
„Was? Sie nehmen mich? Einen Häftling und einen Peripheriedreck?“
„Nun, mit dieser Vorgeschichte sind sie nicht einmal annähernd so schlimm wie die meisten Panzerfahrer hier. Ich hoffe sie normalisieren diese Bande wieder ein wenig“, lachte Danton.
„Da wäre noch ein Problem. Jemand müsste meine Kaution bezahlen. Dazu bräuchte ich schon mal zwei Monatsgehälter Vorschuss. Ich verspreche Ihnen aber, ich werde sie ehrlich abarbeiten. Und ich werde Ihnen keine Probleme machen.“
Danton sah, wie den Sergeanten wieder ein Lebensmut erfasste. Er sah klar und deutlich ein Ziel vor sich.
„Das machen wir schon, lassen Sie sich nur Ihre Sachen geben und kommen Sie dann auf unser Gelände zurück.“
Gordon sprang auf, in stillgestanden und schlug zackig einen militärischen Gruß.
„Sir! Sergeant Gray Gordon meldet sich zum Dienst. Wenn sie nicht dagegen haben, würde ich gleich morgen ein Training mit der Infanterie und der Scout Mechlanze anmelden. Ich möchte wissen, in wie weit die Artillerieeinweisung funktioniert und mit Infanterie und Mechkrieger ein intensives Trainingsprogramm durchführen. Eine Artillerie schießt nur so gut, wie ihr Einweiser ist, Sir!“
„Nun mal langsam mit den jungen Pferden, Sie gehen ja ran wie Blücher. Holen Sie erst mal Ihre Sachen und lassen Sie sich hier eine Unterkunft und Quartier geben. Ich regle das derweilen mit Ihrer Kaution.“
Als Danton gerade das Wort Pferd erwähnt, glaubte er, er hätte im Hof eins wiehern hören. Er braucht wohl ml eine Pause. Vielleicht sollte er mal an die frische Luft gehen.

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Der Nächste auf Germaines Liste war ein Tech. Nun, das sollte eigentlich kein Problem sein. Allerdings waren die Bewertungen dieses Techs von seinem letzten Arbeitgeber in einigen Bereichen hervorragend, in anderen niederschmetternd. Anscheinend bekam dieser Mann nicht einmal eine gerade Schweißnaht hin.
„Oh Ihr Götter, ein Spezialist.“
Olliver Mehigaro. Auf die zwei l im Vornamen legte er Wert. Besonderen Wert. Hatte ihm bereits einen Eintrag in seine Akten eingebracht, als er darauf herumgeritten war.
Pedantisch auch noch. Nun, keine schlechte Eigenschaft für einen Tech.
„Germaine, Mr. Mehigaro ist nun da.“
„Soll reinkommen.“
Was immer der Major erwartet hatte, er wurde enttäuscht. Der Mann, der nun sein Büro betrat, war glatzköpfig, aus irgend einem Grund fröhlich und hatte eine Brille auf der Nase, die seine Augen irgendwie verzerrt wiedergab.
„Sir, MechTech Olliver Mehigaro. Ich melde mich zum Vorstellungsgespräch.“
Germaine reichte dem Mann die Hand. „Major Danton. Setzen Sie sich, Mehigaro.
Wollen Sie etwas trinken, Kaffee, Tee, Wasser?“
Der Mann verneinte.
„Hm. Ich gehe gerade Ihre Akte durch. Dort steht, Sie kriegen nicht einmal eine Schweißnaht gerade hin.“
Mehigaro versteifte sich. „Sir. Erlaubnis offen zu sprechen.“
„Erlaubnis erteilt.“
„Sir. Ich schaffe wirklich keine gerade Schweißnaht. Aber geben Sie mir einen defekten Myomermuskel, und ich baue ihn so um, dass Sie damit Landungsschiffe ins All katapultieren können.
Sehen Sie, ich habe kein Talent für instinktives Arbeiten. Ich bin eher ein intuitiver Arbeiter.“
Verwundert betrachtete Germaine den Mann mit der Brille. Stimmt, seine Akte sagte, dass er Myomer kannte. Inwendig, auswendig.
„Äh“, meinte Mehigaro nervös, „ich bin auch Spezialist für Gyroskope. Mein letzter Arbeitgeber hat mir keine Abfindung bezahlt, dafür erhielt ich ein Reparaturset für Gyroskope. Das würde ich der Einheit natürlich zur Verfügung stellen…“
Der Mann war nervös, das merkte Germaine jetzt noch mehr als bei dessen Eintreten. Aber warum?
„Sagen Sie, Ollie, warum die Chevaliers? Warum nicht die Dragoner, die Elfer, die Eridani oder sonst jemand?“
„Nun“, meinte der Tech und sah zu Boden, „ich habe einige Erfahrungen als MechPilot. Nichts Großes. Aber das ist schon ein Grund für einige Einheiten, mich abzulehnen.
Dann gibt es Söldner, die sich einen Gyroskopspezialisten nicht leisten können oder wollen.
Und bei anderen ist meine Gesinnung… Nun, suspekt.“
„Gesinnung?“ Germaine zog eine Augenbraue hoch. „Politiker kann ich bei den Chevs nicht brauchen.“
„Oh nein, oh nein“, wiegelte Ollie ab. „Nicht politisch. Eher…“
Er druckste und verstummte. „Was, Mr. Mehigaro?“
„Nun, meine… sexuelle Einstellung gefiel manchen Einheiten nicht.“
Der Mann rappelte sich auf, straffte sich und brüllte beinahe: „Sir, ich bin schwul!“
„Na, na, na. Und deswegen machen Sie so ein Geschrei? Wir leben in den Sechzigern.“
Ollie senkte den Kopf. „Die meisten Söldnerkommandeure leben aber eher in den Zwanzigern, Sir.“

Germaine senkte den Kopf, schrieb einiges auf einen Bogen Papier und schob ihn Mehigaro zu,. „Was Sie in Ihrer Freizeit machen, ist mir egal, Mr. Mehigaro, solange es nicht gegen die Gesetze verstößt. Und Sex unter Gleichgeschlechtlichen ist nur auf neunundsechzig Planeten der Inneren Sphäre verboten. Hier, geben Sie das meiner Sekretärin. Sie wird dann den Transfer des Gyroskopsets einleiten. Gehen Sie zuerst zum Quartiermeister und danach zum Matwart.“
„Heißt… heißt das, Sie nehmen mich?“
„Und danach melden Sie sich bei MeisterTech Nagy.“
Olliver Mehigaro sprang auf. Er ergriff Germaines Hand und schüttelte sie. „Danke, Sir, danke, ich werde Sie nicht enttäuschen! Nein, das werde ich nicht!“
Mit dem Zettel in der Hand stürmte der Tech aus dem Büro.
Germaine schmunzelte. Dieser Mann würde sehr gut in die Chevaliers passen.



Der nächste Mann, nun, wie er auf die Bewerbungsliste gerutscht war, konnte sich Germaine nicht erklären. Karel Swoboda. Sohn aus reichem Haus, MechPilot mit eigener Maschine, einem modifiziertem Kampftitan. Gehaltsvorstellungen illusorisch, Rangvorstellungen illusorisch. Er bot keinerlei Erfahrung an und hatte lediglich eine oberflächliche Milizgrundausbildung. Taktische Fähigkeiten waren nicht bekannt. Strategische wahrscheinlich nicht existent.
„Germaine, Mr. Swoboda ist nun da.“
„Schick ihn rein.“
Karel Swoboda war in der Tat das, was Germaine erwartete hatte. Großspurig, dauergrinsend und jovial.
„Ah, Major Danton. Wie ich gehört habe, suchen Sie noch MechKrieger. Nun, eigentlich war ich auf der Suche nach einem Posten als KompanieKommandeur. Aber die Chevaliers haben mich so fasziniert, dass ich ausnahmsweise auch mit einem Lanzenführer zufrieden wäre.“
Germaine zwinkerte. Zwinkerte wieder. War das ein Ewiger Krieger-Holovid und er hatte es nicht mitbekommen? Er entschloß sich, hart und gnadenlos zu sein.
Er stand auf, ergriff seine Feldmütze und winkte den Jungen hinter sich her. „Kommen Sie mal.
Cindy, ich bin ne halbe Stunde weg. Wo ist Peterson, wo ist Dolittle, wo sind die Angels?“
„Peterson ist auf dem Schießstand. Dolittle werkelt im Hangar zwei an den Panzern. Und die Luft/Raumpilotinnen warten ihre Mühlen in Hangar drei.“
„Danke dir.“

Der erste Weg, den jungen Schnösel im Schlepp, führte Germaine zu den Jagdfliegerinnen.
First Lieutenant Sleijpnirsdottir sah kurz auf, als der Chevalier den Hangar betrat. „Hi, Germaine. Kommen Sie zur Inspektion? Die Arbeiten gehen voran. Die Stukas sind bald wieder auf voller Leistung.“
„Danke, Chris, aber das wollte ich gar nicht wissen. Die Inspektion wäre Morgen erst fällig gewesen.
Sagen Sie, wo ist Sarah?“
„Oh. Die steckt in den Turbinen meiner Maschine. Sie wissen schon. Sie geht auf Tuchfühlung mit meiner Mühle. Sarah, der Boß ist da. Komm da mal wieder raus.“
Mit einem schweren Werkzeug schlug sie auf den Flügel der Stuka ein.
Kurz darauf kroch eine vollkommen verdreckte Sarah Slibowitz hervor. „Okay, okay. Hier bin ich schon. Was ist los, Chef? Kriegen wir jetzt doch Verstärkung?“
Germaine schmunzelte. „Wie geht es Ihrer Beinwunde, Sarah? Tut es noch weh?“
„Na, so weh es einem tut, wenn eine MG-Kugel glatt durchfährt und siebzig Gramm Muskelmasse mitreißt. Wächst alles nur langsam zu.“
Germaine deutete auf den erstaunlich ruhigen Karel Swoboda. „Dies ist Mr. Swoboda, ein Anwärter für die Mechs. Sind Sie so nett und zeigen den jungen Mann mal die Narbe?“
Ohne großes Federlesen öffnete Sarah Slibowitz ihren Techoverall, enthüllte dabei alles andere als Militärunterwäsche und zog ihr rechtes Bein hervor. Deutlich sichtbar war die Vertiefung. „Glatter Durchschuß“, kommentierte sie. „Ich hatte einen Blutverlust von zwei Litern. Hätte der Major mir nicht das Bein abgebunden, wäre ich jetzt tot.“
„Na, das passiert halt mal, wenn man mit einem Jäger in die Flak gerät, richtig?“ versuchte es Swoboda mit gekünsteltem Lachen. Seine Augen fixierten eher andere Körperteile.
„Nein, junger Mann, das ist nicht an Bord meines Jägers passiert. Das ist passiert, als ich meinen Jäger erreichen wollte.“
Germaine registrierte zufrieden, wie der Junge zusammenzuckte, „Danke, Sarah, Chris, machen Sie weiter so. Und über Ihre Verstärkung reden wir noch.“

Den jungen Mann im Schlepptau erreichte er nun den Schießstand. Dort erwartete sie bereits Captain Peterson.
Der Mann lächelte freundlich. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“
Germaine schmunzelte. „Nun, ziehen Sie Uniformjacke und Hemd aus, Captain.“
„Wie meinen?“ „Es reicht meinetwegen auch, wenn Sie die rechte Schulter entblößen.“
„Oh.“ Peterson verstand. Er zog die Jacke aus und streifte das Hemd über der rechten Seite zurück. Seine Infanteristen waren teilweise neugierig näher gekommen und betrachteten erstaunt die große Narbe.
Auch Karel Swoboda betrachtete die tiefe Narbe mit großen Augen.
„Geht die Heilung voran, Cliff?“
„So lala. Ich bin erst auch achtzig Prozent. Aber mit etwas Glück erhalte ich meine volle Bewegungsfreiheit zurück. Noch ist alles recht steif.“
Mit einem Auge betrachtete Germaine dem Anwärter, mit dem anderen Peterson. „Erzählen Sie doch mal, wie Sie diese Narbe bekommen haben, Cliff.“
Der Captain zuckte die Schultern. Dabei bewegte sich die Narbe. „Nun, ich war im Bunkerkampf. Meine Truppe wurde zurückgedrängt. Feindliche Soldaten griffen meine Stellung an. Und bevor ich mich versah, erschoß ich den Ersten und der Zweite schlug mir mit einem angeschärften Klappspaten die halbe Schulter ab. Hat verdammt wehgetan.“
Leises Raunen erfüllte die Luft. Die Rekruten waren beeindruckt.
Germaine winkte Karel zu sich und ging nach einem kurzen Grußwort weiter.

Nächster Halt war der MechHangar. Lieutenant Dolittle erwartete sie bereits.
„Isser das?“ meinte der Panzerfahrer leise und beäugte Swoboda neugierig.
„Ja, das ist er. Übernehmen Sie ihn bitte einen Moment. Ich brauche einen Kaffee.“
Germaine zog sich in den Hintergrund zurück und überließ den Rest Dolittle.
Der schlug dem jungen Mann burschikos auf die Schulter. „Na, denn kommense doch mal mit.“
Swoboda folgte dem Panzerfahrer unschlüssig. Sie gingen durch den Hangar, bis sie eine Gruppe Techs erreichten.
Sie arbeiteten an einer Furie. Einer der Techs verlor seine Werkzeug, versuchte sich danach zu bücken, schaffte es nicht und fluchte dabei wie ein Droschkenkutscher.
„Hi, Tom“, begrüßte Dolittle den Tech.
„Ah, Doc.“ Der Mann beruhigte sich beinahe sofort. Nun gelang es ihm, das Werkzeug zu ergreifen. „Was treibt dich her?“
„Oh, ich führe nur einen Neuen herum. Willst du ihm nicht was über dich erzählen?“
Wieder fiel das Werkzeug zu Boden. Aber diesmal fluchte Tom nicht. „Ah, verstehe.“
Er fixierte den Mann. „Sehen Sie mich mal genau an. Was fällt Ihnen auf? Sehen Sie meine Hände zittern? Sehen Sie meinen unkontrollierten Griff? Wissen Sie, dass ich Sie vielleicht in einer halben Stunde vergessen habe?
Vor einem Vierteljahr war ich noch Fahrer eines Panzers.“ Sein Blick ging zu Dolittle. „Des besten Panzers in der Inneren Sphäre. Aber dann… Dann war die Schlacht. Ich wurde verwundet, mein Gehirn blieb länger als fünf Minuten ohne Sauerstoff.
Ich bin kein lallender Idiot geworden. Aber mein vegetatives Nervensystem ist irreparabel geschädigt. Und mein Kurzzeitgedächtnis ist ebenfalls stark geschädigt.
Was von Vorteil ist. Niemand meckert, wenn ich mich Mittags zweimal anstelle.“
Dolittle lachte dröhnend, der Tech fiel ein.
Aber die Miene Swobodas näherte sich allmählich einer gewissen Verzweiflung.

Germaine trat aus dem Schatten des Panthers hervor.
„Ich hoffe, Sie verstehen die Lektion, die ich Ihnen erteilen wollte, Mr. Swoboda.“
Der Mann sah zu Boden. Nur kurz sah er auf, fixierte Dolittle und den Tech. „Ich… Ich denke, ich verstehe.“
„Machen wir es kurz. Krieg hat nichts mit Romantik zu tun. Erst Recht nicht als Söldner.
Ich will Sie und Ihren Kampftitan gerne übernehmen. Allerdings als MechKrieger unter der Führung von Soldaten, die bereits einige Schlachten durchgestanden haben.“
Swoboda sah Germaine in die Augen. „Ich… Ich habe die nächsten Wochen noch nichts vor. Vielleicht versuchen wir es miteinander.“
„Na, das ist ein Wort.“
Okay, der Junge war noch nicht ganz von seinem Roß runter. Aber immerhin verstand er jetzt wohl, worum es bei einer Söldnereinheit eigentlich ging…
Und die Chevaliers hatten erneut einen Krieger mit Maschine angeworben.
Germaine nickte den beiden zu und verließ den Hangar wieder.

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Als Germaine über den Kasernenhof ging, warf er einen vorsichtigen Blick in Richtung der Panzerfahrer. Neulich hatte er dort ein Pferd wiehern hören. Ein Pferd. Da sich seine schwere Verletzung nicht in Halluzinationen äußerte und er seine überragende Phantasie für andere Zwecke brauchte, schloß er eine Sinnestäuschung aus.
Vielmehr ging er davon aus, dass Dolittle tatsächlich ein Pferd in seine Halle geschafft hatte.
Warum und wozu ging Germaine ebenso wenig an wie das warum oder das woher.
Die Loyalität des Panzerfahrers stand außer Frage. Was immer er tat, er benutzte das Pferd, um der Einheit zu helfen.
Oder seinen Höllenhunden. Was auch für die Einheit war.
So oder so, es wurde zumindest mal Zeit, dass er bei seinem neuen First Lieutenant auf die Matte stieg und ihn daran erinnerte, dass da immer noch ein paar Leute über ihm waren.
Nicht dass Patrick Dolittle dies jemals vergessen würde. Aber das hinderte Germaine Danton nicht daran, trotzdem präsent zu sein.

Auf dem Weg zum Stabsgebäude kamen dem Chevalier die MechKrieger Fokker und Ferrow entgegen. Beide trainierten für einen Platz in der Erkundungslanze.
Die beiden blieben stehen, als sie den Chef erkannten. Aber sie hatten sich beide bereits dem laxen Stil der anderen Chevaliers angepasst. Anstatt großartig zu salutieren, sagten sie nur: „Morgen, Herr Major.“
Jara Fokker tat dies schnoddrig, Dawn Ferrow leise, aber fest.
„Guten Morgen, meine Damen. Irgend etwas neues?“
Lächelnd schob Jara Fokker ihre Haare nach hinten. Ihre Schläfen wurden sichtbar. „Melde gehorsamst, Private First Class Jara Fokker hat sich wie befohlen die Schläfen ausrasiert.“
Tatsächlich zeigten zwei weiße Stellen an den Schädelseiten, wo einst Haare gestanden hatten.
Germaine glomm plötzlich der Schalk im Nacken. „Na, es verwüstet Ihre Frisur zum Glück nicht. Ach, Private Fokker, was mir gerade einfällt, wir werden demnächst auf lyranische Neurohelme umsteigen.“
Aus großen Augen starrte Jara ihren obersten Vorgesetzten an. „Das ist doch ein Witz!“
Germaine blieb nach außen ernst, innerlich aber grinste er. Zu Recht befürchtete Jara, dass sie sich den Hinterkopf ebenfalls rasieren musste, da der lyranische Neurohelm dort einen zusätzlichen Sensor hatte.
Er runzelte die Stirn. „Wird das hier Befehlsverweigerung, Private?“
Jara schluckte trocken. „Nein, Sir. Wann… wann bekommen wir die Folterinstrumente?“
Germaine grinste. „Sagte ich Neurohelm? Ich meinte Ernährung.“
Ein sichtbares Aufatmen ging durch die junge Frau. „Lieber Sauerkraut als die Frisur noch mehr zu verschandeln.“
Germaine grinste weiterhin, als er seinen Weg fortsetzte. „Weitermachen, meine Damen.“
„Äh, ich habs nicht geglaubt, Boß, ich habs nicht geglaubt“, rief Jara Fokker dem Major hinterher.
„Ja, ja“, mischte sich Dawn Ferrow kichernd ein. „Wenn du es noch oft genug sagst, glaubst du es am Ende noch selbst.“
Herzerfrischend, junges Blut in der Einheit zu haben.

Als Germaine Danton voller Elan sein Büro betrat, erwartete ihn Cindy wie immer mit einer dampfenden Tasse Kaffee. „Gelber Alarm, Germaine. Ich habe vor zehn Minuten Manfred reingelassen. Er sieht aus, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugetan. Und er hat den ganzen Arm voller Dokumente.“
Germaine ergriff die Tasse und nickte noch einmal seiner Sekretärin zu. „Wenn ich rufe, schnapp dir deine Schrotflinte und hol mich raus, okay?“
„Witzbold“, schmunzelte sie.
***
Zwei Stunden später saßen beide Männer am Schreibtisch, die Ärmel hochgekrempelt und sichtlich geschafft.
„Also noch mal, Manfred, die Fünferlanze funktioniert nicht?“
„Nein, sie funktioniert. Aber ich bin dagegen. Die Rekruten, die wir aufgenommen haben, sind bis auf Rebecca darauf trainiert, in Viererlanzen mit einem Flügelmann zu kämpfen. Wenn wir uns besser eingespielt haben, sollten wir auf dieses System wechseln.“
„Oder ganz sein lassen. Manfred, du weißt, mir geht es darum, möglichst viele Mechs im Dienst zu haben, ohne die Kommandostruktur zu verzetteln. Gerade mit den Elementaren brauchen wir diese Struktur. Es geht nicht anders.“
„Ja, schon. Aber wenn du McHarrod innerhalb der Kampflanze eine Art Unterlanze führen lässt, dann hast du bereits vier Lanzen. Was liegt näher, als vom Fünfer abzurücken und zum Vierer zurückzukehren? Machen wir eine weitere Lanze auf. Die Hetzer-Lanze. Geben wir sie Wolf McHarrod und machen wir ihn zum First Lieutenant. Ein Mann mit seiner Erfahrung wird hervorragend die Elis kommandieren und kann ohne weiteres vier Mechs unter Kontrolle haben. Außerdem wird er damit zu meinem Stellvertreter aufrücken. Was mir nebenbei bemerkt sehr recht ist. Okay, wir brauchen dann noch einen Mech und einen Piloten mehr. Damit fehlen uns zwei Piloten. Aber glaub mir, es wird sich lohnen.
Germaine, ich bin dafür sogar bereit, den Thor an McHarrod abzutreten und wieder in meinen Kampffalke zu klettern. Oder ich nehme den Hatamoto und vermache meinen Mech an Miko.“
Nachdenklich strich sich Germaine durch die Haare. „Hm. Ich bin einverstanden. Wir brauchen dann aber noch einen vierten Offizier. Möglichst jemanden im Lieutenants-Rang. Dann müssen wir Rebecca zum Sergeant-Major machen, sonst kommt sie noch auf die Idee, McHarrod zu einem Positionstest um seinen Rang herauszufordern.“
Manfred Scharnhorst nickte schwer. „Ja, das wird Ruhe geben. Wenigstens einige Zeit.
Mulgrew sollten wir dann zum Corporal machen. Erstens hat er es sich schon lange verdient und zweitens brauchen wir ihn weiterhin, um Rebecca zu bremsen.“
„Stell ihn auf eine Katapultstelle“, meinte Germaine und massierte sich die Schläfen. „Sobald es die Vorschriften erlauben, soll er Sergeant werden.“
„Ist notiert. Was ist mit al und seinem Falconer? Kann ich sie für die Kompanie einrechnen?“
„Um Himmels Willen, der Zorn meiner Frau würde mich vernichten und Sie halbieren, mein lieber Scharnhorst.“ Lautlos war der Arkab eingetreten. In der Hand hielt er eine frische Kanne Kaffe. Unter dem Arm trug er eine Pappmappe.
Er schenkte den beiden Offizieren nach. „Cindy überlegt bereits, ob sie Ihnen beiden nicht besser eine intravenöse Leitung legen soll. Und Doc Belinda lauert bereits mit dem Defibrilator, falls es zum Kreislaufkollaps wegen Koffeinüberdosis kommt.“
Manfred warf dem Arkab einen schiefen Blick zu. „Aber wir sind doch erst in Klausur seit… Drei Kannen.“
„Eben, Manfred, eben.“

Der Araber zog die Mappe unter seinem Arm hervor und legte sie auf den Kompanieplan. „Meine Herren Chevaliers, wenn diese Akte das kleine Problem in der MechKompanie nicht löst, will ich persönlich mit einem Haarpinsel ein neun Meter großes Chevalierslogo auf die ROSEMARIE malen.“
Interessiert öffnete Germaine die Akte. Er ging die Blätter schnell durch und schob dann einen Packen zu Scharnhorst. Der pfiff anerkennend. „Hank Borer. DER Hank Borer?“
„Es kommt noch besser. Die zweite Akte ist von Deadly Denny Dukic, dem kämpfenden Reporter. Habe damals einiges von ihm gesehen, bei den Übertragungen aus Solaris City. Ich habe mich oft gefragt, wieso er so plötzlich von der Mechbühne abgetreten ist. Nach der Sache mit der Presseaktion wäre er doch bestimmt für den Titelkampf zugelassen worden.“
„Er hat wohl den Kontakt mit der Realität nicht verkraftet. Ist eben nicht jedermanns Sache, sich mit Clannern anzulegen, mit einem Mech in einem Tunnelsystem zu kämpfen oder einem fallenden Hochhaus auszuweichen.“
„Manfred, es liegen Bewerbungsschreiben bei.“
„Ich nehme ihn sofort. Und Borer auch.“
Germaine hob eine Augenbraue.
„Nun, wir sollten natürlich fragen, was die beiden die letzten Jahre so angestellt haben. Aber ich glaube, wir sind beide daran interessiert, diese MechKrieger in die Einheit zu holen, richtig?“
Danton nickte. „Al, mein Freund, wo hast du diese Akte her?“
Der Arkab grinste schief. „Ah, mein Freund Germaine, ein Freund von mir betreibt eine Bar in der Innenstadt. Er erzählte mir neulich, sein Partner, ein ehemaliger MechKrieger sehne sich nach der Zeit im Cockpit zurück. Neulich hatte er einen alten Freund zu Besuch. Und der scheint unter dem gleichen Problem zu leiden.
Nun, Georgie bat mich, euch mal die Akten der beiden zu zeigen. Ihre Ansprüche sind natürlich unverschämt hoch, nicht? Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass das Interesse an Mr. Dukic und Mr. Borer so hoch sein könnte.“
„Spötter“, brummte Germaine und unterdrückte ein Grinsen. „Hast Du auch schon einen Termin vereinbart, Al?“
Der Arkab griff sich ans Herz. „Oh, er kennt mich gut, dieser Knabe, er kennt mich gut.
Manfred, Germaine, habt Ihr heute Abend schon was vor? Wenn nicht würde ich die Ausgehuniform hervorkramen, ein paar kleine Scheine einstecken und den Damen raten, das kleine Schwarze anzuziehen. Wir gehen aus. Auf ein sechs plus zwei.“
„Sechs plus zwei?“
„Nun, Manfred, wir drei, unsere Damen und die Herren Dukic und Borer.“
„Und wohin gehen wir aus, mein Freund?“
„Wir wurden für heute Abend ins Hell and Heaven eingeladen.“
„Also das haben die beiden die letzten Jahre gemacht“, murmelte Germaine erstaunt.

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Die Reihen der Chevaliers füllten sich. Bis auf zwei MechKriegerränge waren nur noch Techs und Infanterie – vor allem der Pionierzug – unter dem Soll.
Erstaunlicherweise zogen die neuen Chevaliers keine Familien nach.
Das beruhigte Germaine etwas, da dies bedeutete, für diese keine Sorge zu tragen oder gar Schulen einzurichten.
Es beunruhigte ihn aber auch, denn er wusste, über kurz oder lang würden sich Familien, ah… nicht vermeiden lassen. Also wollte er eigentlich die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Die beiden Termine, die er noch auf seinem Castingplan hatte, so nannte man in der Einheit das Vorstellungsgespräch, betrafen einen Bereich, in dem Germaine Danton die Chevs eigentlich nicht hatte vergrößern wollen.
Leider hatte Lieutenant Sleijpnirsdottir ihn genau da gepackt, wo es weh tat, bei den eigenen Worten.
„Wenn Sie jemanden finden, der eigene Maschinen mitbringt“, waren Germaines Worte gewesen. Und sie hatte jemanden gefunden. Genauer gesagt gleich drei Piloten.
Mit eigenen Maschinen. Germaine hatte die Termine zusammenlegen lassen.
Und nun traten sie ein.

Kurz runzelte der Chevalier die Stirn, als statt der erwarteten drei Piloten nur zwei eintraten.
Die beiden, ein Mann und eine junge Frau, salutierten korrekt und nahmen auf seine Bitte hin Platz.
„Ich stelle zu meine Verwunderung fest, dass Sie nur zu zweit sind“, eröffnete Germaine das Gespräch.
Der Mann hob eine Hand. „Mein Partner, Zeal Fire, hat sich dazu entschlossen, seine Bewerbung zurückzuziehen.
Er findet Ihre Moral bezüglich der Clans als nicht akzeptabel.“
Germaine verengte die Augen zu Schlitzen. „Und Sie, Mr. Danté?“
„Nun, Major Danton, ich bin als Söldner groß geworden. Mir ist es egal, wofür wir kämpfen. Oder wer unser Auftraggeber ist. Solange wir die Ares-Konvention einhalten bin ich jederzeit bereit, sogar wie Ihre Chevaliers für Clan Geisterbär zu kämpfen.“
„Das ist eine befriedigende Antwort, Mr. Danté.“
Die junge Dame, Sandrina Gurrow laut der Bewerbung, wirkte erstaunt. „Die Chevaliers haben für Clan Geisterbär gearbeitet?“
„Nun ja, nicht wirklich. Wir haben mit Duldung des Clans in deren Gebiet marodierende Ronin vernichtet. Dabei kam es zur Adoption von Clankriegern sowie einem gemeinsamen Angriff auf die Heimatwelt der Ronin.
Ist das ein Problem für Sie, Miss Gurrow?“
Die junge Pilotin erschrak. „Nein. Oh nein, Sir, so ist es nicht. Ich meine, ich… Es ist nur so, Sir, ich habe noch nie davon gehört, dass Söldner für einen Clan arbeiten. Das ist so unglaublich neu für mich. Das es so etwas geben kann, erstaunt mich. Damit ist Ihre Einheit ja was ganz besonderes, Sir.“
Germaine schmunzelte. Diese beiden Bewerber versprachen interessant zu sein.
„Widmen wir uns Ihren Bewerbungen. Sie, Mr. Danté, fliegen eine Corsair. Eine mittelschwere Maschine würde gut in unsere Aufstellung passen. Wie Sie wissen verfügen wir bisher nur über zwei Stukas.
Hm, Ihre akademische Ausbildung erfolgte in der Außenweltallianz. Die ist berühmt für ihre guten Jagdflieger. Sie sind mit Auszeichnung abgegangen.
Danach Dienst in der Söldnereinheit in der Ihre Eltern dienten.
Zweistellige Abschüsse, darunter sogar Clanpiloten. Nicht schlecht.
Warum haben Sie Ihre alte Einheit verlassen, Mr. Danté? Was trieb Sie dort fort?“
Jean Danté grinste. „Nicht ich habe die Einheit verlassen. Die Einheit verließ mich. Sie wurde aufgelöst. Nun bin ich auf der Suche nach einer neuen Anstellung. Meine Mühle ist gut in Schuß. Ich habe dreiundzwanzig verifizierte Abschüsse. Ich bin mehr als qualifiziert, bei den Chevaliers zu dienen. Ich bin Veteran, während Ihre Einheit lediglich regulär ist.
Warum, werden Sie fragen, will ein Mann mit meinem aufgesetzten Ego dann zu Ihren Chevaliers?
Ich will es Ihnen sagen. Weil es eben nur ein aufgesetztes Ego ist.
Vo allen Einheiten, die Piloten suchen, sind mir die Chevaliers das liebste, weil sie aus den Resten einer anderen Einheit entstanden sind, so wie ich ein Überbleibsel meiner Einheit bin.
Ich denke, ich kann hier neu anfangen, Sir.“

Germaine runzelte die Stirn. „Und Sie, Miss? Wie ich sehe, haben Sie einen guten Akademieabschluß. Aber Ihnen wurde keine Stelle in einer Hauseinheit angeboten. Woran liegt das?“
Sandrina Gurrows Miene wurde düster. „Männer, Sir, eifersüchtige, zurückgewiesene Männer.“
Jean Danté warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. „Und wahrscheinlich auch noch mit Beziehungen gesegnet. Mein Beileid, Pilot.“
„Danke, Mr. Danté.“
„Oh, sagen Sie Jean.“ „Okay, Jean. Wenn Sie mich Sandrina nennen.“
„Wie dem auch sei“, unterbrach Germaine die sich abzeichnende Unterhaltung. „Ich habe hier auch noch einen Vermerk über eine Schlacht, an der Sie neulich teilgenommen haben. Und die Sie recht siegreich überstanden haben. Sie scheinen recht abenteuerlustig zu sein.“
Sandrinas Gesicht wurde verkniffen. „Mit Verlaub, Sir, wenn Sie darauf hinauswollen, ob ich Befehlen gehorchen kann, dann sagen Sie es offen.
Damals habe ich getan, was ich für nötig hielt. Ich habe während dieses Überfalls eine sehr gute Freundin verloren, aber ich weiß, dass meine Entscheidung richtig war.
Wenn ich… Wenn man handeln kann, aber es nicht tut, weil niemand einem sagt, dass man handeln soll, dann ist man kein Feigling. Nur dumm. Und ich will nicht dumm sein.
Für diese Lektion habe ich teuer bezahlt.“
Germaine nickte beeindruckt. „Sie fliegen einen Stingray, wie ich sehe. Die Maschine ist wieder repariert?“
„Ja, Sir. Der Captain meines Landungsschiffs hat die Reparaturen aus Dankbarkeit befohlen. Er hat sogar gesagt, er will mich mal wieder transportieren, wenn ich mal wieder eine Mitfahrgelegenheit brauche. Er baut seinen Lander gerade für den Transport von militärischen Einheiten um und…“
„Wie dem auch sei. Ich nehme Sie beide. Überführen Sie Ihre Maschinen. Sie werden einen Wing bilden. Sie, Mr. Danté, werden der Wing Leader. Sie werden Auge, Ohren und Aufpasser für unsere beiden Stukas bilden. Ich übernehme Sie beide als Second Lieutenants.
Unterschreiben Sie draußen Ihre Verträge. Danach lassen Sie sich den Weg zum Materialwart und zum Quartiermeister erklären.“
Germaine erhob sich, schüttelte den beiden Piloten die Hand. „Also, willkommen bei den Chevaliers.“

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Triple-D Casting Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Als sich die Chevaliers zum „Bewerbungsgespräch“ aufmachten, war es bereits später Abend. Eigentlich genau die Zeit, in der die jüngeren Chevaliers zum tanzen gingen. Und die Älteren wieder kamen.
Oder wie Lieutenant Dolittle gerade erst mit der zweiten Schicht an den Panzern begannen.
Dolittle pfiff begeistert, als er Germaine in seiner Ausgehuniform sah. „Na, da hat Sie Doc Belinda aba fein gemacht, wa?“
Germaine Danton grinste. Der Panzerfahrer hatte bei ihm Narrenfreiheit. Erstens verstand er sein Handwerk und zweitens war er eine Seele von Mann. „Doc, eine Bitte. Bishop hat den Offizier vom Wachdienst. So hundert Prozent ist er in der Rolle noch nicht drin. Wäre also nett, wenn Sie ihm unter die Arme greifen, falls was passiert und Sie zufällig noch auf dem Gelände sind.“
„Aber Cheeef, das geht klar. Aufn alten Dolittle könnense sich verlassen.“
„Ach, Doc, es wird Zeit, dass Sie mich langsam Germaine nennen.“ Danton klopfte dem Panzerfahrer anerkennend auf die Schulter. „Sie leisten wie immer gute Arbeit, Doc.“

Germaine verließ den Panzerhangar und trat hinaus zur wartenden Limousine.
Im Foyer des großzügig ausgelegten Luxusschwebers erwarteten ihn fünf Personen. „Tolles Teil, Germaine“, brummte Scharnhorst und schenkte aus der Minibar einen Whisky ein. „Fehlt nur noch der Pool und die Bowlingbahn. Ein Simulator für MechFights wäre auch nicht schlecht.“
„Na, das wäre doch mal ne Geschäftsidee, was, Al?“
Der Angesprochene Arkab sah lächelnd zu Germaine herüber. „Es wäre wirklich ein Novum, Germaine, mein Freund. Die erste Hundert Tonnen-Limousine.“
„Ich kapier das nicht“, maulte Miko Tsuno. „Warum müssen wir mit dieser lahmen Krücke fahren? Die ist ja nicht mal gepanzert. Bestenfalls kann man das Schiebedach öffnen und daraus feuern.“
„Sag mal, Engelchen, du hat doch nicht etwa eine Waffe eingesteckt?“, argwöhnte Manfred Scharnhorst.
„Nein, Manfred. Der Befehl lautete, ohne Schusswaffen für die Fahrt zum Hell and Heaven bereit halten. Außerdem bin ich auch ohne Waffen gefährlich.“
„Oh ja, das kann ich bestätigen“, raunte Manfred Scharnhorst und beugte sich vor, um ihr einen Kuß aufzudrücken.
„Keine Details, bitte“, stöhnte Germaine. „Und, Esmeralda, Al, wie ist das Eheleben?“
„Eheleben, du hast leicht reden, Germaine“, erwiderte die Raumfahrerin. „Eigentlich hat dieser alte Pirat nur legitimiert, was wir ohnehin seit Jahren teilten.“
Sie knuffte ihrem Ehemann schmerzhaft in die Seite. „Wahrscheinlich bringt es ihm irgend einen Steuervorteil oder so.“
„Au. Du tust mir Unrecht, mein Schatz. Der einzige Grund, warum ich dich geheiratet habe, ist mein guter Freund Germaine.“
„Ah, so ist das. Hast du ihm also ins Gewissen geredet.“
Abwehrend hob der Chevalier die Hände. „Ich weiß nicht, wovon er spricht.“
„Du missverstehst das, mein fliegender Engel“, sagte Mustafa al Hara Ibn Bey, ergriff Esmeraldas Hände und küsste diese. „Germaine ist deswegen der Grund, weil er uns dieses Zuhause gegeben hat. Für mich der sicherste Ort in diesem unsicheren Universum.“
„Oh, du alter Pirat.“ Esmeralda schmolz regelrecht dahin.

Germaine griff nach seinem Glas und nahm einen vorsichtigen Schluck. Hoffentlich steckten sie nicht Belinda mit diesem Geturtel über die Ehe an. Er selbst war einfach noch nicht bereit dafür. Okay, sie machte ihn glücklich. Richtig glücklich. Aber da war immer noch diese Szene in seinem Kopf, wo er sich beinahe den Schädel weggeschossen hätte. Solange er da nicht drüber weg war, konnte er nicht an eine ernsthafte Beziehung, geschweige denn Ehe denken.
Ob er Belinda sagen sollte, dass er die nächsten Tage einen Termin bei einem bionischen Chirurgen hatte?

„Wie dem auch sei“, warf Manfred hastig ein, als die beiden Raumfahrer beinahe schon in den Nahkampf übergingen und Miko dank ihrer strengen draconischen Erziehung leuchtete wie eine nachglühende Gaußspule, „konzentrieren wir uns auf das Bewerbungsgespräch. Germaine und ich werden es mit den beiden führen, wenn es Recht ist. Al, ich vertraue dir meine Miko an. Ich weiß, sie kann sich wehren.“ Manfred küsste sie sanft auf die Wange. „Aber ich bin doch ganz froh, wenn jemand ein Auge auf sie hat. Immerhin geht sie nicht mit ihrem Mech da rein.“
„Manfred. Wir gehen in eine Szenekneipe. Nicht auf ein Schlachtfeld.“
Al hob die Hand, wie um etwas zu sagen, nahm sie aber wieder zurück, als seine Frau ihm in die Seite kniff.

Als der Wagen hielt, drang leises Raunen von draußen ins Foyer des Schwebers. Als der Chauffeur die Tür öffnete, schwoll es zu einem allgegenwärtigen Gemurmel an. Germaine verließ den Schweber als erstes und half Belinda beim aussteigen. Was er sah, übertraf seine Erwartungen bei weitem. Das Hell and Heaven war geradezu umlagert von Menschen, die geduldig anstanden, um vielleicht eingelassen zu werden. Nur in der Mitte war ein kleiner Streifen ausgespart, markiert durch Absperrungen und einen roten Teppich, über den man relativ ungehindert bis zur Eingangstür kommen konnte.
Germaine wartete, bis die anderen beiden Paare ausgestiegen waren. Er übernahm die Spitze, Manfred ging auf Geleit auf der Rechten, Al ging auf der Linken. In V-Formation gingen sie auf den Concierge zu, der gerade ein Pärchen mit dem Hinweis, die Tische seien alle belegt, wieder in die Schlange schickte.
Innerlich wappnete sich Germaine auf ein längeres Rededuell, doch als der in einen Smoking gekleidete Mann ihn direkt ansah, öffnete er nur einladend die Tür. „Major Danton und Begleitung, Sie werden erwartet.“
Überrascht traten die Chevaliers ein. Ein Riese von Mann erwartete sie bereits. Er nickte ihnen zu und drückte dann einen Knopf an seinem Headset. „Mr. Dukic, Brauer hier. Ihre Gäste sind eingetroffen.“
Danach machte er eine einladende Geste und führte sie durch den halben, sehr gut gefüllten Saal, vorbei an der Bar auf eine Empore, von der man eine sehr gute Sicht hatte.
Der Tisch direkt an der Empore, beinahe an der Bar war unbesetzt. Ein Hinweisschild informierte Germaine, dass dieser für vier Personen reserviert war, für Major Danton und drei Begleiter. Der Chevalier runzelte die Stirn. Der Tisch bot acht Menschen genügend Platz, um nebenbei noch ausgiebig zu Abend zu essen.
Brauer, der Riese, der sie durch den Saal gefüllt hatte, schnippte mit dem Finger. Beinahe sofort kamen zwei Bedienungen herüber und brachten vier weitere Stühle.
Ein Mann in einem Designeranzug kam auf sie zu, unverkennbar älteren Semesters, aber mit Augen, die kraftvoll strahlten, als wäre er keine zwanzig.
„Oh, Al, welche Freude. Wie schön, dass du kommen konntest. Aber ich bin unhöflich. Nennen Sie mich bitte Georgie. Ich bin der Partner von Mr. Dukic.“
Er ergriff Belindas Hand und hauchte einen Kuß darauf. „Doktor Wallace.“
Danach widmete er sich Sergeant Tsuno. „Tsuno Miko-chan.“
Und endlich hauchte er auch einen Kuß auf die Hand von Esmeralda al Hara. „Oh, Esmeralda. Ich habe bereits gehört von diesem schändlichen Verbrechen. Wie konnte Mustafa nur so widerwärtig sein und solch einen schönen, freien Vogel wie Sie in das enge Gefängnis der Ehe sperren? Ich bin entsetzt.“
Er knuffte dem Arkab in die Seite. „Andererseits bin ich aber froh, dass er so eine wundervolle Frau gefunden hat.“ Wieder küsste er Esmeraldas Handrücken.
„Nun lass endlich deine Finger von meiner Frau, alter Pirat“ raunte dieser gerade dem älteren Barbesitzer grinsend zu.
„Ahhhh!“ Mit einem gespielten Ton der Empörung umfasste Georgie Esmeraldas Hand und lächelte schelmisch in die Runde „Mustafa mein Freund, wer bin ich schon, das ich eine so junge Ehe gefährden könnte? Sei´s drum.“ Er wandte sich den beiden Neuankömmlingen zu „Hier sind auch schon die Herren Dukic und Borer.“
„Denny, Hank, darf ich vorstellen, Mustafa Al Hara Ibn Bey und seine Frau Esmeralda. Doktor Belinda Wallace und Major Danton sowie Sergeant Tsuno und Captain Scharnhorst.“ Es folgte das übliche Händeschütteln, wobei Germaine genau darauf achtete, wie die beiden zugriffen. Beide hatten einen ehrlichen, festen Händedruck. Mr. Borer packte sogar zu, als gelte es, ihm ein oder zwei Fingerknochen zu brechen.
„Ich würde sagen, ihr geht dann mal in das Kaminzimmer um euer Gespräch zu führen, während ich die Damen unterhalte, ja?“, sagte Georgie und lächelte die Damen an.
„Nichts da, alter Halunke, ich bleibe auch hier!“ Grinsend hielt Al seiner Frau den Stuhl.
„Na wenns denn sein muß“, erwiderte der Barbesitzer, der den Stuhl für Doktor Wallace bereit hielt, und verdrehte dabei die Augen.

„Hier entlang bitte.“ Mr. Dukic deutete auf eine Ecke in Hintergrund des großen Raumes, die mit schweren Vorhängen vom Rest der Bar abgetrennt war.
„Danke“, erwiderte Germaine und drehte sich noch einmal zu den mittlerweile um den Tisch herum sitzenden übrigen Mitgliedern seiner Einheit um. „Dann feiert mal schön während Manfred und ich arbeiten, ja?“
„Machen wir“, antworteten ihm alle fast zeitgleich.
Germaine verdrehte die Augen. Na, dass sie diesen Befehl sofort befolgten, war ja auch kein Wunder.
Geführt von Denny Dukic durchquerten sie erneut den gut gefüllten Saal, auf die abgeschiedene Ecke zu. Was bewog so einen Mann, sein sicheres Leben aufzugeben und wieder in einen Mech zu klettern?
Germaine zuckte die Schultern. Vielleicht da gleiche, was ihn bewog, zu versuchen, ein bionisches Implantat für sein halb zerstörtes Mittelohr zu bekommen.
Alles in allem versprach das Gespräch sehr interessant zu werden.

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08.04.2003 23:57 Ace Kaiser ist offline E-Mail an Ace Kaiser senden Beiträge von Ace Kaiser suchen Nehmen Sie Ace Kaiser in Ihre Freundesliste auf
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Das sogenannte Kaminzimmer war erstaunlich isoliert vom Rest der Szenekneipe. Kaum mehr als ein Murmeln drang vom allgegenwärtigen Stimmgewirr und der Musik zu ihnen herein.
Denny Dukic deutete Manfred und ihm auf der Couch Platz zu nehmen, während er und Hank Borer in Sesseln ihnen gegenüber Platz nahmen.
„Möchten Sie etwas trinken? Nur weil wir gezwungen sind zu arbeiten müssen wir nicht leben wie die Clanner.“
Germaine bemerkte ein Funkeln in Dennys Augen, als dieser das Wort Clanner sagte. Der Chef der Chevaliers enttäuschte den Mechkrieger und lächelte freundlich und nichtssagend.
„Danke, ja, ich hätte gerne einen Malt.“
Manfreds Miene war unerschütterlich. Nicht einmal die Augen schienen verraten zu wollen, was der Mann dachte. „Timbiqui Dunkel, bitte.“
Denny Dukic berührte einen Knopf an seinem Headset und gab seine Bestellung weiter. Für sich selbst orderte er ebenfalls einen Scotch. Hank Borer bestellte er einen exotischen Longdrink namens Upstair.
Als die Getränke kamen und der erste Schluck genommen wurde, begann der offizielle Teil vollends.
Germaine eröffnete die Runde und ging die Lebensläufe der beiden Mechpiloten durch. Manfred Scharnhorst stellte immer wieder konkrete Zwischenfragen, wenn er meinte, Danton hätte nicht tief genug gebohrt.
Nach einem Abstecher zur Mechqualifikation kamen sie schließlich zu Solaris VII.
Detailliert ließen sich die Chevaliers die einzelnen Gefechte der beiden Lanzenkameraden erklären, die Konfiguration der gegnerischen Mechs.
Vor allem die Zusammenarbeit mit den draconischen Mechkriegern erweckte Germaines Interesse.
Als das Gespräch kurz auf den Mechstall kam, wurden Dukic und Borer vorsichtig, als gelte es, ein verbales Minenfeld zu durchqueren.
Germaine verzichtete darauf, tiefer zu bohren, behielt dieses Thema aber im Hinterkopf.

„Das sieht doch alles ganz gut aus“, brummte Germaine und nippte an seinem Malt Whisky. „Was meinst du, Manfred?“
„Kommt drauf an. Wie sehen denn so Ihre Vorstellungen aus, meine Herren? Was erwarten Sie für Ihren Dienst bei den Chevaliers?“
„Nun“, eröffnete Denny Dukic diesen Teil des Gesprächs, „ich weiß zufällig, dass Sie noch einen Lanzenführer suchen. Ich würde gerne mit meinem Firestarter II diese Position übernehmen. Im Rang eines First Lieutenant.“
Scharnhorst sah kurz zu Germaine herüber. Der schüttelte den Kopf. „Du hast bereits einen First Lieutenant, Manfred.“
„Aber den Mech könnten wir gebrauchen. Die Modifikationen laut der Unterlagen wäre eine Verstärkung für eine schlagfertige, schnelle Einheit.“
Germaine wechselte das Thema. „Wie sieht es mit Ihnen aus, Mr. Borer? Was schwebt Ihnen denn so vor?“
„Nu, ich will natürlich wieder Flügelmann von Triple-D wer´n. Unh ich will mein´n Tempest mitbringn. Dann wäre so `n Sergeant Major nicht übel.“
Manfred schüttelte diesmal den Kopf. „Sorry, Mr. Borer, aber so einen Quatsch wie einen Tempest in eine Erkundungslanze zu stecken fangen wir gar nicht erst an. Wenn Sie wirklich der Flügelmann von Mr. Dukic bleiben wollen, werden Sie auf einen leichteren Mech umsteigen müssen. Wir haben da noch ein paar Beutestücke, die Ihnen gefallen dürften.“
Unvermittelt wechselte Germaine Danton das Thema. „Sagen Sie, Mr. Dukic, was Mr. Borer seit der Sache auf Solaris gemacht hat, konnten wir der Bewerbung entnehmen. Ich bin sicher, er war eine überqualifizierte Verstärkung für diese Milizeinheit.
Aber wie sieht es bei Ihnen aus? Ich kann nicht glauben, dass Sie nicht mehr getan haben als diese Bar zu führen. Ihre Unterlagen erwähnen zwar eine Operation mit einer unterzähligen Kompanie Mechs im St.Ives-Pakt. Mit einem zugegebenen tragischen Ende. Aber war es das?“
In Erwartung einer interessanten Geschichte lehnte sich Germaine zurück.
„Was haben Sie“, begann Deadly Denny Dukic seine Erzählung, „von der Wilden Acht gehört?“
„Wenig“, kommentierte Manfred. „Kaum mehr als wir Ihrer Bewerbung entnommen haben.“
„Eine Gruppe Mechkrieger mit anarchistischer Befehlsstruktur. Mein alter Kommandeur erwähnte sie immer mal wieder als Beispiel, wie man es nicht machen sollte.“ Germaine lächelte breit. „Nun erzählen Sie schon.“
Dukic nickte. „Nun, ich war Teil der Wilden Acht für den letzten Auftrag, der sie nach Ambergist führte, eine von Frontlinientruppen der Konföderation Capella frisch eroberten Welt. Es sah alles recht simpel aus. Wir sollten versprengte St.Ives-Mechs jagen, die einen Guerillakrieg gegen die Garnison führten. Eigentlich.“
Daraufhin schwieg der Mann eine lange Zeit. Unbewußt griff er sich in seine Jacke, unterband die Bewegung jedoch.

„Was ist auf Ambergrist geschehen?“, fragte Germaine leise.
„Die wilde Acht ist vernichtet worden“ antwortete er kurz angebunden.
„Das ist mir klar, Mr. Dukic, das geht ja auch aus den Unterlagen hervor. Genauso wie daraus hervor geht, dass nur Sie und eine Kameradin mit ihren Mechs entkommen konnten. Ich will von Ihnen aber wissen, WIE es dazu gekommen ist. Haben Sie versagt?“
Wut brach aus Denny hervor und seine Augen verengten sich schlagartig zu Schlitzen.
„Ob ich versagt habe?“, fauchte er den Major an. „Was wissen Sie denn schon...?“
„Eben“, antwortete Germaine sachlich, „ich weiß nichts davon. Und gerade deswegen muss ich mehr darüber erfahren, wenn Sie meinen Chevaliers beitreten sollen.“
Denny Dukic starrte dem Major lange in die Augen. „Nun“, meinte er. Sein Blick wechselte zu Scharnhorst und von dort zu seinem Freund Hank Borer.
„Nun“, sagte er wieder. Ein Ruck ging durch seinen Körper.
Dukic holte tief Luft und begann: „Nun gut, nachdem wir unseren eigentlichen Auftrag, die Zerschlagung der noch immer als Guerilla auf Ambergrist agierenden St.Ives-Truppen schnell und professionell erfüllt hatten, warteten wir eigentlich nur noch auf unseren Lift zurück nach Outreach. Der ganze Einsatz war so gut gelaufen, das ich schon dachte meine ursprünglichen Befürchtungen bezüglich der fehlenden Einheitshierarchie und des mangelnden Trainings seien unbegründet gewesen. Auch für die Konföderation war die Operation sehr positiv verlaufen. Es schien, das der Krieg gegen St.Ives bald beendet sein würde.“ Er blickte sich um und wieder ermunterte ihn Hank mit einem knappen Nicken zum Weiterreden.
„Dann, kurz nach Neujahr 63, meldete man uns den Anflug von feindlichen Landungsschiffen.“
Germaine sah, wie die Augen des Mechkriegers kurz glanzlos wurden. Manfred beugte sich interessiert vor und Hank Borer platzte heraus: „Un? Wer is da nu angeflogen. Machs nich so spannend, ne?“
Denny trank einen Schluck Wasser und flüsterte: „Es waren die 1. St.Ives-Lanciers!“
Ein kurzes Zucken in Major Dantons Augen war dessen einzige Reaktion. Captain Scharnhorst beugte sich unbewusst ganz leicht nach vorne und Hank zog deutlich hörbar den Atem ein.
„Uhhhhf, DIE 1.St.Ives-Laciers? Die mit...“ Hank Borer sprach nicht weiter, aber alle im Kaminzimmer versammelten wussten, wen er meinte. „Ich hätt auch ma` fast gegen ihn gekämpft, ne? Damals auf Solaris, als er noch...“
Dukic warf Hank Borer einen bösen Blick zu. Schuldbewußt murmelte der: „Tschulligung.“ Mt einer Geste forderte er seinen Freund zum weiterreden auf.
„Ja genau, DIE 1.St.Ives-Lanciers. Natürlich hat uns der Kommandeur der Capella-Milizen, die anstatt der regulären Fronttruppen zurückgeblieben waren, sofort zur Abwehr der St.Ives-Truppen „zwangsverpflichtet“. Er wußte, das seine grünen Miliztruppen von vornherein keine Chance gegen diese Elite-Einheit haben würden.
Also hoffte er, das wir – also die wilde 8 - in der Lage sein würden der Schlange den Kopf abzuschlagen. Ich will sie jetzt nicht mit taktischen Details langweilen, aber der Plan sah vor, das die wilde 8 sich auf die Befehlskompanie stürzen sollte, während die Capella-Milizen die Haupteinheiten beschäftigt halten würden.
Doch um einer dreckigen Söldnertruppe nicht den ganzen Ruhm zu überlassen, schloss der Miliz-Kommandant sich mit seiner Befehlslanze unseren beiden Lanzen an, anstatt sich um seine eigenen Truppen zu kümmern.“
„Hört sich nach einem äußerst gewagten Plan an“, unterbrach ihn Manfred. „Warum haben sie nicht dagegen protestiert?“ Germaine nickte bei diesen Worten beiläufig.
„Oh doch, das habe ich, Sir, zusammen mit zwei Kollegen, die es ebenfalls für eine Schnapsidee hielten. Ich denke es war Arroganz und Überheblichkeit, die die meisten Denken ließ, das der Plan tatsächlich machbar wäre.“
„Aber sie sind trotzdem mitgegangen“, hakte Captain Scharnhorst nach.
„Natürlich, was hätte ich denn sonst auch tun können? Ich konnte nur hoffen, dass ich mich irrte und wir nicht sehenden Auges in unser Verderben liefen.“
Wieder trank Denny Dukic einen Schluck Wasser.
„Was ist schief gegangen?“, fragte Germaine leise.
Dukic sah dem Major tief und fest in die Augen. „Die Einheit hätte einen Anführer gebraucht und zwar einen guten. Stattdessen hatten wir derer neun. Uns acht und der Milizkommandeur.
Kaum hatten wir die Befehlslanze in Blick- und Schussentfernung, schienen fast alle nur noch ein Ziel vor Augen zu haben: Kai Allard-Liao. Wie die Verrückten gingen meine Kameraden auf die Jagd nach Yen-lo-wang.“
„Sie nicht?“, kam die kritische Zwischenfrage von Manfred Scharnhorst.
„Naja, ich muss schon zugeben, das mir durch den Kopf schoss, wie es sich wohl machen würde, wenn ich ihn abschiessen könnte. Doch dann sah ich, dass die Befehlskompanie uns förmlich den Weg ÖFFNETE und uns Allard-Liao auf dem Silbertablett zu servieren schien. Irgendetwas sagte mir in diesem Augenblick, das das zu einfach war. Und somit blieb ich stehen und wartete ab, während die anderen nach vorne stürmten. Verstehen sie mich nicht falsch-“ Denny machte eine beschwichtigende Geste mit den Händen „-es war keine Feigheit oder zögerliches Verhalten. Ich hatte einfach nur diesen ...“
Er suchte nach dem richtigen Wort: „Diesen Impuls, stehen zu bleiben. Und wie sich herausstellte, hat mir das wohl mein Leben gerettet. Es ging danach alles sehr schnell, in kürzester Zeit standen nur noch drei unserer Mechs und wir hatten nur vier auf der gegnerischen Seite erledigt.“
Die Augen des Mechkriegers schienen in die Ferne zu gehen, sich zu verlieren in der Vergangenheit. Beinahe enttäuscht dachte Germaine, dass der Mann sich nun in seinen Erinnerungen verlor und damit für die Chevaliers disqualifizierte, als Denny Dukic mit ruhiger, sachlicher Stimme sagte: „Ich denke einfach, das die Lanciers dieses Jagdverhalten nach ihrem Kommandeur auch nicht zum ersten mal erlebten. Tja, das wars dann auch. Der Schlange wurde damit tatsächlich der Kopf abgeschlagen, aber es war der Kopf der Miliz, die fiel, nicht der Lanciers. Zurück zu den Landungsschiffen schafften es schließlich nur zwei von uns in ihren Mechs. Zwei weitere waren in Gefangenschaft geraten und kamen dann auch irgendwann frei, aber natürlich war die Wilde Acht vernichtet worden.“
Denny Dukic atmete tief aus und wieder ein. Er wirkte erleichtert.
Auch Germaine war zufrieden. Da sich Denny Dukic den Ballast von der Seele geredet hatte, war er nur zu gerne bereit, das Vertrauen des Ligisten mit seinem eigenen Vertrauen zu belohnen. Er wechselte einen kurzen Blick mit Manfred. Der nickte unmerklich.
„Ich will Ihnen sagen, wie es ist, meine Herren. Wir haben großes Interesse an Ihnen beiden. Sie wären ein Kandidat für den Posten des Lanzenführers, Mr. Dukic. Aber Sie kriegen bestenfalls einen Second Lieutenant. Ihren Mech übernehmen wir gerne.
Was Sie angeht, Mr. Borer, hat sich nichts geändert. Sie müssen auf einen leichteren Mech umsteigen, wenn Sie Deadly Dennys Flügelmann bleiben wollen. Wir würden Sie in Anbetracht Ihrer Erfahrung als Sarge einstellen.“
Dukic und Borer sahen einander an.
„Major Danton, Captain Scharnhorst, das ist nicht ganz das, was ich und Hank uns erhofft haben, aber doch eine ganze Menge.
Wie lange haben wir Frist?“
„Drei Tage“, sagte Manfred schnell. „Das ist mehr als ausreichend.“
Denny Dukic nickte. „Gut. Drei Tage. Ich denke, wir werden höchstens zwei brauchen, nicht, Hank?“
Der große Schwarze nickte grinsend.
„Herr Major, Captain, ich will mich für dieses Gespräch bedanken. Warum gehen Sie nicht in den VIP-Bereich und spielen etwas? Ich lasse Ihnen Chips aushändigen.
Haben Sie etwas Spaß. Hank und ich werden später dazu stoßen, damit wir uns besser kennenlernen können. Wo wir doch eventuell in der gleichen Einheit dienen…“
Germaine nickte. Die beiden wollten miteinander reden. Er erhob sich. Neben ihm stand Manfred auf. „Gut. Mr. Borer, Mr. Dukic. Dann sehen wir uns ja bald.“
Sie verzichteten auf einen Händedruck, da dies ein Abschiedszeichen gewesen wäre.
Vor dem schweren Vorhang wechselten die beiden Chevaliers einen schnellen Blick.
„Nimm sie“, brummte Manfred leise.
„Um jeden Preis?“
Der Lyraner grinste. „Nein. Das wird ihre erste Lektion in unserer Einheit sein. Wir haben nur einen Chef, und auf den wird gehört.“
Der Riese von Mann trat wieder auf sie zu, eine Hand am Headset. „Wenn Sie mir bitte in den VIP-Bereich folgen wollen, meine Herren.“
Manfred rieb sich die Hände. „Spaß haben wir uns nach der Arbeit auch verdient.“

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Mr. Brauer, der Anführer der Big Bad Boys, der Security in der Szenekneipe, händigte beiden Chevaliers ein paar Spielchips aus. Sie hatten den Wert des Eintrittspreises, was nicht gerade wenig war. Dennoch nicht mehr als eine sympathische kleine Geste.

Als sie an den Tisch zurückkamen, begrüßten die anderen sie freundlich. Belinda warf Germaine einen amüsierten Blick zu. „Und? Können wir zwei weitere Chevaliers begrüßen?“
Germaine Danton zuckte die Achseln. „Es gibt da noch ein paar Formalitäten wie Sold, Mechs und Rang, aber ansonsten denke ich schon. Mr. Dukic war so nett, uns ein paar Spielchips aushändigen zu lassen. Er erwähnte etwas von einem hinteren Bereich.“
Georgie breitete die Arme aus. „Mr. Danton, natürlich deckt das Hell and Heaven ein großes Spektrum an Vergnügungsmöglichkeiten ab. Auch… ah, das Glück auszuprobieren.“
Der alte Grieche erhob sich. „Selbstverständlich werde ich Sie bringen. Wir haben Backgammon, Viererdrax, Roulette, Poker, Baccara, Glücksrad…“
Beim Wort Poker leuchteten Mustafa al Haras Augen auf. Germaine brauchte nicht hinzusehen, um es zu wissen. Kurz nur dachte er daran, wie er mit Al und seinem Schiff, der ROSEMARIE bekannt geworden war.
Auch hier war es ein Pokerspiel gewesen. In einer lyranischen Kneipe. Gegen lyranische Spieler. Damals war Jan Dupree noch mit von der Partie gewesen.
Kurz senkte sich ein Schatten auf Germaines Gesicht. Er vermisste den alten Haudegen sehr. Einen Kameraden zu verlieren war immer ärgerlich. Aber einen Freund zu verlieren tat solange weh, wie man sich an ihn erinnerte.
Germaine würde nie wieder pokern können, ohne nicht in einem oder dem anderen Moment zu glauben, der alte Dupree würde hinter ihm stehen und ihm den Rücken freihalten.
Vielleicht stimmte das sogar. Auf die eine oder andere Art.
Der Chef der Chevaliers erhob sich mit den anderen. „Gut, bringen Sie uns bitte rüber.
Esmeralda, vergiß deine Magherita nicht.“
Die Pilotin sah den Mann an, der Trauzeuge ihres Als gewesen war. In ihrem hübschen Gesicht lag Wehmut. „Danke, aber der Drink ist mir zu bitter. Ich werde mir drüben einen neuen bestellen.“

Schulterzuckend zog Germaine den Stuhl seiner Freundin ab und half ihr beim aufstehen. Bei einer jungen und agilen Frau wie der Ärztin eigentlich unnötig. Aber sie mochte diese kleinen Gesten. Und Germaine mochte es, wenn sie lächelte.
Neben ihm bot Manfred Scharnhorst Miko seinen Arm, um sie zu führen. Eine antiquierte Geste, aber die Wangen der jungen Draconierin leuchteten vor Feuer, als sie den Arm ergriff.
Für sie war diese Handlung etwas so gewagtes, etwas so eindeutiges, was jedermann im Raum zeigte, wie sie für Manfred empfand, dass Germaine sich mit Belinda ganz schön hätte anstrengen müssen, um für ihren Kulturkreis ähnlich spektakulär zu sein.
Manfred Scharnhorst schien dies nicht zu erkennen. Oder er ging darüber hinweg.
Bevor die beiden Zärtlichkeiten oder gar Küsse in der Öffentlichkeit austauschten würden noch Wochen, vielleicht Jahre vergehen. So kumpelhaft sich Miko auch immer gab, so war sie immer noch erzdraconisch erzogen worden. Doch ihre wie im Fieber glühenden Wangen sagten genug.
Germaine wusste nicht, wie weit die Beziehung der beiden gediegen war. Wenn sie allein waren. Wenn sich die Türen hinter ihnen schlossen.
Aber er beschloss, Manfred Scharnhorst irgend etwas zu brechen, wenn er Miko-chan enttäuschen sollte.
Ein Kuß auf seine Wange holte ihn zurück ins Jetzt. Belinda lächelte ihn an. „Kennst du die Geschichte vom Mann, der von einem Wolkenkratzer fiel? Bei jedem Stockwerk sagte er: Bis hierhin ging es gut.“
Verdutzt starrte der Mann die Ärztin an. „Das sage ich mir jeden Morgen, wenn ich neben dir aufwache, Schatz.“
Belinda runzelte die Stirn. „Du hast schon mal bessere Komplimente gemacht, Germaine.“
Hilflos hob Germaine die Arme. „UnsereBeziehung ist ein Großbrand, Belinda, und jeden Morgen hoffe ich, dass er weitergeht. Ich liebe dich. Und genau das macht mir Angst. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich mir diese Gefühle überhaupt leisten sollte.“
„Ah. Verstehe. Midlife Crisis, Herr Major? Falls es dich beruhigt, alter Mann, nicht du hast mich umworben, ich habe dich aufgerissen.“ Sie lächelte keß und zog Germaine mit sich, den anderen hinterher. „Und ich werde nicht zulassen, dass du an uns zweifelst oder unsere Liebe zum Wohle der Chevaliers opferst.“
Gehorsam ließ Germaine sich mitziehen. „Du warst schon immer der aktivere Teil unserer Beziehung, Belinda.“
„Das hat seinen Grund, Germaine.“ Sie blieb stehen, zog den größeren Mann zu sich heran und küsste ihn sanft.
„Schon überredet“, erwiderte der Major.

Im Glücksspielbereich trennten sich die Paare auf. Die Damen holten sich Chips, und Esmeralda ließ es sich nicht nehmen, Belinda und Miko zum Roulette mitzunehmen.
Germaine, Manfred und Al zog es zum nächsten Pokertisch. Dort spielten sie ein paar Runden gegen eine Gruppe VerCom-Söldner, bis Denny Dukic und Hank Borer ebenfalls im Spielbereich auftauchten. Die beiden sahen sich einige Zeit die Spiele der Chevaliers an.
Denny verzog schmerzhaft das Gesicht, als Al nach einem erstklassigen Bluff dreihundert C-Noten zu sich heranzog. Germaine grinste. Dabei war der Arkab noch nicht mal warm.
Der nächste Pott ging an ihn selbst. Es waren aber nur neunzig.
Den dritten räumte Manfred ab. Wieder etwas weniger als Al, nur hundertzehn.
„Wenn die Herren“, begann Denny Dukic, der bemerkte, wie sich immer mehr Bad Boys um den Tisch versammelten, um dem Wutausbruch der Söldner zuvorzukommen, „möchten, wir haben noch einen kleinen Nebenraum mit einem exzellenten Geber. Hank und ich würden gerne mal gegen Sie Chevaliers spielen.“
„Aber natürlich, Mr. Dukic“, sagte Al und begann seine Chips einzustreichen. Er strahlte über das ganze Gesicht.
Auch Germaine und Manfred strichen nun ihre Gewinne ein.
„Gehen wir“, brummte der Major und stand auf.
***
Das Pokerspiel erwies sich schnell als erfreulich abwechslungsreich. Bei jeder fünften Partie wurde das Blatt gewechselt, der Geber sagte die Züge routiniert und kompetent an. Mr. Borer und Mr. Dukic spielten gut, wenngleich Hank Borer nicht gerade das sein eigen nannte, was man allgemein Pokerface nannte.
„Gut, dann gehe ich mal mit 50 rein“ sagte Denny Dukic und eröffnete die Runde mit fünfzig Creds. Genüßlich nippte er an seinem Scotch, während er über den Glasrand die Chevaliers beobachtete. Germaine schmunzelte innerlich. Triple-D, wie der Mann oft genannt wurde, schien genau zu wissen, dass ein gutes Pokerspiel mehr mit Psychologie denn mit Mathe zu tun hatte.
„Die halte ich.“ Manfred warf seinen Beitrag in die Tischmitte. Germaine ging mit. Al erhöhte den Pott um weitere fünfzig. War ja wieder klar. Der Arkab spielte wie immer ganz oder gar nicht. Wer sich an den Pokertisch setzte und einrechnete zu verlieren, hate nach Ansicht des Arabers bestenfalls als Opfer an seinem Pokertisch Platz zu nehmen.
Hank Borer stieg aus. Seiner Miene war deutlich zu entnehmen, dass er ein schlechtes Blatt hatte. Auch Denny stieg aus, zeigte aber mit keiner Regung, ob es Taktik oder schlecht verteilte Karten waren, die ihn aus der Runde zwangen.
Manfred lächelte in die Runde. „Totes Rennen, meine Herren. Ich erhöhe um weitere fünfzig.“
„Die halte ich.“ Germaine warf weitere fünfzig in den Pott.
„Deine fünfzig, Manfred, und noch einmal hundert.“ Der Arkab sah den Captain emotionslos an.
„Okay, die hundert und noch mal hundert.“
Germaine warf sein Blatt hin. Der Pott wurde zu hoch, um mit einem Drilling mithalten zu können. „Ich bin raus. Prügelt euch ohne mich weiter.“
„Hundert“, Al warf zwei entsprechende Chips in den Pott, „und noch mal hundert zum sehen.“
Wenn er sehen wollte, konnte Al kein schlechtes Blatt haben. Aber es war sicher nicht gut genug, denn sonst hätte er den Pott noch etwas in die Höhe geschraubt.
Grinsend legte Manfred seine Karten ab. „Full House mit sieben und Damen.“
Al deckte seine Karten auf. Drilling mit Assen.
„Den Tag muss ich rot im Kalender anstreichen“, brummte Germaine. „Mustafa al Hara ibn Bey hat im Poker verloren.“
Der Araber klopfte Germaine auf die Schulter. „Na, da befinde ich mich doch in allerbester Gesellschaft, was?“
Manfred zog den Pott zu sich heran. „Sprecht da nur für euch selbst, Jungs“, rief er gut gelaunt.

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Während der Geber die nächste Runde austeilte, feixte Denny zu Hank hinüber: „Na Hank, deine Pechsträhne hält ja schon eine Weile an heute abend, oder?“
Hank lächelte gequält. „Nuja, 3D. Ich bin halt mehr für ´ne gute Runde Viererdrax, ne? Aber dat traut sich ja wohl keiner?“
„Mr. Borer,“ warf Al Hara Ibn Bey ein „auch wenn ich verrückt sein muss, mich mit einem Marik in Sachen Viererdrax einzulassen: Lassen sie mich wissen wann und wo, und ich bin gerne bereit Ihnen die Gelegenheit zu geben, sich ihr Geld wieder zurück zu holen!“ Bei diesen Worten machte er unter dem leisen Lachen aller eine ausladende Bewegung über den nicht unbeträchtlichen Berg an Chips, der sich mittlerweile vor ihm auftürmte.
„Dat is man ´nen Wort, ne?“ grinste der große MechKrieger mit schlagartig erhellter Miene und hob wie alle anderen die ausgeteilten Karten hoch.

Während Germaine die neuen Karten aufnahm, sah er den Blick Dukic´ auf sich ruhen. Siecher versuchte der Marik wieder einmal, abzusehen, was für ein Blatt der Chevalier gerade aufgenommen hatte. Germaine tat ihm den Gefallen und ließ ein kurzes Stirnrunzeln zu.
Mit etwas glück würde der Marik glauben, sein Blatt wäre mal wieder nicht das Beste. Mit dieser Strategie war es dem Major bereits drei-viermal gelungen, seine Kollegen und Mr. Borer zu täuschen und auszunehmen. Nur Denny noch nicht, was ihm einige Sorgen bereitete. Der Mann gewan nicht oft, aber er hielt gut mit. Sehr gut. Er hätte gewiß mehr gewinnen können, aber darum schien es dem Marik gar nicht zu gehen. Für ihn war dieses Spiel eher eine Art Charakterstudie, vermutete Germaine.
Germaine deutete ein Lächeln an, als Denny Dukic nach seiner Inspektionsrunde wieder zum Major herüber sah. Triple-D lächelte kaum merklich zurück.
„Also“, begann Manfred und warf fünf Creds zur Eröffnung in den Pott. „Zwei neue, bitte.“
Germaine zog nach, wechselte aber nur eine Karte. Ebenso Al.
Hank Borer tauschte zwei. Denny Dukic benötigte nur eine. Oder er gab lediglich vor, nur eine zu benötigen.
„Zwanzig, zum eingewöhnen“, brummte Manfred und warf den entsprechenden Chip auf den Tisch. Germaine ging mit, erhöhte den Pott jedoch vorerst nicht.
Al erhöhte um weitere zwanzig, was alle mitgingen. In der nächsten Runde setzte Germaine den Pott mit fünfzig fest. Wieder gingen die anderen mit. Nur Manfred Scharnhorst winkte ab und warf sein Blatt auf den Tisch. „Ich bin raus.“
Germaine bemerkte es mit gemischten Gefühlen. „Na dann wollen wir mal. Ich erhöhe um hundert.“
„Deine 100, alter Freund und ich erhöhe um weitere 100.“ Al legte die entsprechenden Chips auf den Tisch und lächelte zu Hank Borer herüber.
Dieser zögerte einen Augenblick, blickte noch einmal kurz auf sein Blatt und entschied dann doch dabei zu bleiben. Kommentarlos klimmperten weitere Chips im Wert von 200 C-Bills in die Mitte des Tisches.
Denny Dukic legte die erforderlichen zweihundert auf den Tisch. „Und da wir gerade dabei sind, noch einmal 200!“
Germaines Mundwinkel zuckte ganz kurz nach oben, als er ohne zu zögern nachlegte: „Gut, deine 100, Al. Ihre 200 Mr. Dukic und ich eröffne die nächste Gebotsrunde mit erneuten 200!“
„Huiiiiii!“, machte Manfred. Anscheinend war er froh, noch rechtzeitig abgesprungen zu sein.
Lächelnd legte der Arkab seine Karten hin, allerdings nur um einen Stapel von 600 C-Bills abzuzählen. „Also 200 von Mr. Dukic! 200 von dir, Germaine. Und noch einmal 200 von mir.“
Hank Borer sah skeptisch auf den mittlerweile prächtig angewachsenen Haufen Spielchips. „Wat muss ich jetz` reintun um drin zu bleib`n?“
Der Geber, der dem Spiel bisher stumm gefolgt war, ergriff äußerst geschäftsmässig das Wort: „Insgesamt 600 C-Bills, Mr. Borer!“
„Najut, dann woll´n ma` nich so sein, ne?“ 600 C-Bills klimperten hinein.
Deadly Denny legte die erforderlichen vierhundert ohne zu zögern in den Pott, erhöhte aber nicht zusätzlich. Germaine bemerkte dies. Und beschloß, den Einsatz gewaltig zu erhöhen. Er warf die zweihundert in den Pott und legte seine Karten gefaltet vor sich ab.
Er legte die Hände ineinander und sah zu Denny und Hank herüber. „Reden wir doch nicht weiter um den heissen Brei herum. Wie schon gesagt haben die Chevaliers außerordentlich hohes Interesse an Ihnen. Korrigieren sie mich bitte, wenn ich falsch liegen sollte, aber es scheint mir, dass ihr Interesse ebenfalls groß ist.“
Mr. Dukic lächelte zur Antwort. Mr. Borer ließ ein prägnantes Yo hören.
„Wir scheinen nur in einigen Detailfragen auseinanderzuliegen und ich möchte nicht riskieren, von Ihnen morgen eine Absage wegen dieser Kleinigkeiten zu bekommen.“
Erkennen blinzelte in Dennys Augen. Er besah sich seine Karten, danach den Pott. „Sie wollen darum spielen?“
Germaine gab sein Pokerface auf und grinste breit. „Genau.“
Der Major lehnte sich leicht zurück und führte seine Idee aus “Falls Sie ein höheres Blatt als ich haben sollten, Mr. Dukic, übernehmen wir sie als First Lieutenant der Scoutlanze in Ihrem Firestarter!“
Denny Dukic nickte nur kurz.
„Falls Sie ein höheres Blatt haben sollten als Ich, Mr. Borer, übernehmen wir Sie als Sergeant-Major in ihrem Tempest! Aber bevor Captain Scharnhorst dazwischen geht und mich kreuzigt,“ fügte er schnell hinzu „müssten sie allerdings akzeptieren nicht Flügelmann von Mr. Dukic zu sein, in Ordnung?“
„Hmmm,“ kam von dem hühnenhaften Schwarzen während er seinen blondierten Kinnbart massierte „ich denk dat hört sich fair an, ne?“
„Falls aber Ich das beste Blatt haben sollte, treten sie den Chevaliers bei. Und zwar zu den im Kaminzimmer genannten Konditionen! Was halten Sie davon?“
Erwartungsvoll lehnte sich der Major zurück, während seine beiden Kameraden sich angrinsten. Auch Denny und Hank sahen einander an und es war schließlich Hank der lachend antwortete: „Yupp, is´ gebongt. Hab´ zwar noch nie gehört, dat man beim Pokern verpflichtet wird, ne? Aber wat solls! Wenn dat Schicksal es so meint, dann soll´s halt so sein, ne?“
„Tja, von sowas habe ich auch noch nie gehört, aber o.k., ich bin dabei!“ Denny Dukic zuckte kurz mit den Schultern.
Gut, dachte Germaine. In Gedanken ging er seine Karten durch. In diesem Spiel konnten die Chevaliers nur noch gewinnen. Es war nur noch die Frage, ob der Gewinn höher oder niedriger ausfallen würde.

„Gut, da gehe ich doch auch mit, mein Freund“ fügte schließlich der Arkab hinzu.
„Ähhh, Al, eigentlich hatte ich gedacht, du wärst da etwas außen vor...“
„Nichts da Germaine, alter Fuchs. Du glaubst ja wohl nicht dass ich auf meinen Topf verzichten werde, oder? Und keine Sorge, ich werde keinen Captain-Rang von dir fordern, der bin ich ja schon, schon vergessen?“
Major Danton grinste nur und wandte sich dann an Hank: „Gut Mr. Borer, dann zeigen sie doch mal, was sie so haben!“
„Nuja Major, woll´n ma sehn, ob sie ´nen besseres Blatt als ich haben, ne?“ feixte dieser und legte einen Full House mit drei Damen und zwei Fünfen hin.
„Na besser als ich bist Du zumindest schon“ antwortete ihm Denny während er seine Full House mit seinen Drei Siebenen und zwei Assen auflegte.
Germaine verzog keine Miene als er die beiden Full Houses ansah. Er ließ einige Sekunden verstreichen, dann noch ein paar und bemerkte zufrieden, wie Denny kurz zwinkerte.
Langsam, sehr langsam legte Germaine sein Blatt ab. Zuerst die Pik acht, die Pik neun, danach die Pik zehn. Es folgten Pik Junge und Pik Dame. Ein astreiner Straight Flush.
„Second Lieutenant Dukic, Sergeant Borer, dann heisse ich Sie beide hiermit in der Scoutlanze der Danton´s Chevaliers willkommen.“
„Jaaahh“ Manfred reckte die Faust siegreich in die Höhe. Er sprang auf und kam um den Tisch herum, um den beiden Mariks die Hand zu reichen. „Meine Herren! Willkommen an Bord!“
Denny Dukic und Hank Borer wechselten einen Blick und begannen prustend zu lachen. Beide waren augenscheinlich froh, dass das Bewerbungsgespräch ausgerechnet so ausgegangen war. Auch Germaine erhob sich jetzt, und gratulierte den gut gelaunten neuen Chevaliers.
Das Klapeprn von Spielchips ließ sie alle herumfahren. Mustafa al Hara Ibn Bey war gerade dabei, den prall gefüllten Pott an sich heranzuziehen.
„Hey Al, was machst Du da?“ Das konnte doch nicht wahr sein. Hatte der Arkab etwa ein besseres Blatt als Germaine mit seinem Straight Flush?
„Nun, Germaine, ich hole mir, was mir gehört!“
Seine Karten landeten auf dem Tisch und entblößten Poker mit Königen.
Überrascht schwiegen sie alle. Innerlich beglückwünschte sich Germaine dazu, nicht noch ein oder zwei Runden abgewartet zu haben. So tat der Topf zwar weh, aber war zu verkraften.
Fröhlich pfeifend sortierte der Arkab seine Spielchips.
Captain Scharnhorst war der erste, der seine Sprache wiederfand: „Nun, meine Herren, da haben Sie wohl Glück gehabt, das der Skipper sie nicht auf sein Landungsschiff rekrutieren wollte.“
Die Männer brüllten vor lachen.
„Kommen Sie“, rief Germaine. „Wir wollen es unseren Damen erzählen.“
„Wartet, wartet, wartet!“ Al raffte die letzten Chips in seine Taschen und lief den Chevaliers – den alten wie den neuen – hinterher.

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Als Major Germaine Danton an diesem Morgen die Kaserne verließ, bot er ein für seine Begriffe recht ungewöhnliches Bild. Er trug Zivil.
Nun, nicht wirklich Zivil. Es war nicht gerade so, als hätte er sich dazu entschlossen, in Blue Jeans und Schlabberpulli nach Harlech zu fahren.
Er trug einen hellblauen Geschäftsanzug mit Magnetverschlüssen sowie einigen recht praktischen Utensilien wie Karbonfasereinwebungen und Kevlar-Einlagen, die aus dem Anzug nicht nur ein modisches Kleidungsstück, sondern auch eine halbe Rüstung machten.
Sergeant Rowan wartete bereits vor der Kaserne in einem Taxi auf den Chef der Chevaliers.
Germaine Danton stieg ein. „Innenstadt“, wies er den Fahrer des Schwebers an.
Zu Rowan gewandt sagte er: „Danke, dass Sie mitkommen, Sergeant Rowan.“
Der ehemalige Geisterbärsolahma nickte. „Es wäre mir nicht Recht gewesen, wenn Sie alleine in die Stadt gefahren wären, Sir. Wo die Cartoonmaus auftaucht, ist der Ärger vorprogrammiert. Es scheint so, als würden etliche Einheiten den Chevaliers übel nehmen, für die Menschen in der Geisterbärenzone eingetreten zu sein.
Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass es einige als Verrat ansehen, Sir. Was meines Erachtens eine merkwürdige Einstellung für einen Söldner ist.“
Germaine sah dem riesigen Elementare in die Augen. „Sie haben sich anscheinend schon recht gut eingelebt, Rowan. Das ist gut. Und Sie scheinen über gute Informationsquellen zu verfügen. Wie würden Sie die Stimmung bewerten? Gibt es da eine allgemeine Mobilmachung gegen die Chevaliers?“
Der Riese runzelte die Stirn. „Neg. Es ist nur so, dass es einige kleinere Einheiten gibt, die Fehden mit den Clans unterhalten. Von denen haben sich einige entschlossen, nun die Chevaliers einzubeziehen. Wahrscheinlich weil sie glauben, wir wären eine leichtere Beute als ein ganzer Clan.“
„Was ja auch stimmt“, brummte Germaine leise.
„Aber nicht besonders viel leichter.“ Rowan fügte es mit einem breiten Grinsen an.
„Da vorne rechts. Nach zweihundert Meter stoppen Sie.
Rowan, wir werden hier aussteigen. Achten Sie auf Verfolger.“

Als der Wagen hielt, bezahlte Germaine. Die beiden stiegen aus und schlenderten zu einer Straßenbahnhaltestelle.
„Ist das nicht übertrieben, Sir? Ich glaube nicht, dass die Stimmung gegen die Chevaliers schon so negativ ist, dass man uns nach allen Regeln der Kunst ausspäht.
Natürlich sind unsere Führungsoffiziere bekannt. Aber…“
Germaine klopfte dem Riesen auf den Unterarm. „Es sind nicht diese Spinner, die gegen die Clans versagt haben, die ich fürchte, Rowan“, murmelte Germaine. „Es sind meine eigenen Leute. Ich will nicht, dass sie mich verfolgen.“
Rowan nickte. „Ah. Verstehe. Ich habe nichts verraten. Nicht einmal angedeutet. Niemand kann wissen, dass Sie… Sie wissen schon.“
Germaine grinste den Elementare an. „Nein, keiner kann wissen, dass ich zu einem Sie wissen schon unterwegs bin. Aber sie könnten es ahnen.
Und weder lasse ich mir nachspionieren noch möchte ich Freunde verletzen oder noch schlimmer ihnen falsche Hoffnungen machen.“
Als die Straßenbahn kam, stiegen die beiden ein.
Der riesige Elementare erregte natürlich eine gewisse Aufmerksamkeit. Aber dies war Outreach. Der Punker mit der Hahnenkammfrisur auf der hintersten Sitzbank erregte mindestens ebenso viel Aufsehen. Im Gegensatz zu Rowan genoß es der jedoch.
An der nächsten Station stiegen sie aus, nahmen ein Taxi zur nächsten U-Bahn, fuhren fünf Stationen, nur um wieder ein Taxi zu nehmen.
Danach folgte wieder eine Fahrt mit der U-Bahn.
Einen Moment spielte Germaine ernsthaft mit dem Gedanken, die Notbremse zu ziehen und durch einen Wartungstunnel an die Oberfläche zu kommen. Aber das wäre nun wirklich übertrieben gewesen.

Im Stadtzentrum stiegen sie aus. Die letzten zwei Kilometer gingen sie zu Fuß.
Der Major betrachtete kurz das, was Rowan unter Freizeitkleidung verstand: Lederhose, Lederstiefel, Lederjacke. Alles mehr oder weniger in weiß gehalten. So ganz hatte sich der Riese noch nicht von seinem Geisterbärenerbe getrennt.
„Was macht Ihr Strahl, Rowan? Wie kommen Sie mit Lieutenant McHarrod zurecht?“
Rowan war nicht verblüfft über den Themawechsel. „Gut, Sir. Der Lieutenant versteht sein Geschäft. Ich muss gestehen, die Idee, ihn aufzunehmen war genial. Er versteht, was wir Elementare sind. Und er weiß, wie wir eingesetzt werden müssen. In Verbindung mit uns, Sir, haben wir eine verdammt schlagkräftige Lanze. Grace und Philip schlagen sich am besten. Norton macht mir ehrlich gesagt Sorgen, er hat Schwierigkeiten, sich in das Leben der Inneren Sphäre zu integrieren. Ähnliches gilt für Saya, aber sie gibt sich wenigstens Mühe.
Die Tatsache, dass der Lieutenant ein ehemaliger Abtacha der Geisterbären ist, macht es nicht leichter. Aber ich komme zurecht.“
„Gut. Wenn es dennoch mal Probleme gibt, sprechen Sie mit Sergeant-Major Rebecca. Sie hat genügend Feuer, um Ihre Elementare mitzureißen.“
„Sir, wird da der Lieutenant nicht was dagegen haben?“
„Nein, es war sein eigener Vorschlag. Das hilft uns, sowohl die MechKriegerin als auch Ihre Elementare zu bändigen. Sorgen Sie nur dafür, dass wir keinen verlieren. Ich kann der Kampflanze keinen neuen Anführer schnitzen. Und wir brauchen jeden einzelnen Elementare.“
„Aye, Sir“, erwiderte Rowan schmunzelnd.

Das große Bürohaus war ihr Ziel. Sie nahmen den Lift und fuhren in den neunundvierzigsten Stock. Dort gingen sie ins Treppenhaus und erklammen drei weitere Stockwerke. Oben angekommen setzten sie sich für zwanzig Minuten ohne ein Wort zu wechseln auf die Treppe. Als keine verdächtigen Geräusche erklangen oder ein neugieriger Höllenhund zu ihnen hoch gesprintet kam, gingen sie weiter. Im zweiundfünfzigsten Stock gingen sie in den Westflügel.
In einer Gemeinschaftspraxis kamen sie an.
„Mr. Smith“, stellte sich Germaine vor. „Ich habe einen Termin mit Ihrem HNO.“
Die Empfangsdame lächelte freundlich und sah auf ihrem PC nach. „Ah ja, Privatpatient. Bitte gedulden Sie sich, Mr. Smith. Sie sind etwas früh. Ihr Termin wird wie verabredet um elf Uhr stattfinden. Wenn Sie und Ihr Leibwächter solange im Wartezimmer Platz nehmen würden…“
Die Sekretärin lenkte sie sanft aber bestimmt auf ein Wartezimmer zu. Es war leer. In einer Ecke stand ein Trividempfänger. Eine höfliche junge Dame fragte nach den Wünschen der beiden Männer und brachte kurz darauf zwei Kaffee.
Erfreut stellte Germaine fest, dass die Betreiber der Praxis sogar an Sitzgelegenheiten für Elementare gedacht hatten. Sogar der Kaffee für den Sarge hatte die richtige Dimension.
Schweigend vertiefte sich Germaine Danton in einer uralten Ausgabe von Schöner kämpfen, einem Szenemagazin über die Söldnerei.
Rowan setzte sich neben ihn und schloß die Augen. Seine Hand ruhte dabei auf der Innenseite seiner Lederjacke. Er würde die Eingangstür nicht eine Sekunde unbewacht lassen.
Verwundert stellte Germaine beim umblättern fest, dass seine Hände zitterten. Überhaupt war er sehr nervös. Vielleicht zu nervös. Dabei war es doch nur eine banale Untersuchung.
„Sie können jetzt zum Doktor, Mr. Smith“, gab die junge Dame von eben Bescheid und wies Germaine lächelnd den Weg.
Rowan öffnete kurz die Augen und nickte. Er würde weiter aufpassen.

Eine Stunde später zog sich Germaine seine Anzugjacke wieder über. Sein Gegenüber, Doktor Casoli, studierte seinen Computermonitor.
„Und? Wie sieht es aus, Doc?“
Der Mann schüttelte den Kopf. „Wie, sagten Sie, ist es passiert? Sie saßen in einem Thor und ein Panther hat Ihnen auf Minimaldistanz seine Hauptwaffe in den Kopf gejagt?“
Der kleine Mann grinste. „Sie wissen doch verdammt gut, dass ne PPK ein Headchopper ist.
Sie können froh sein, dass der Thor ein seitlich versetztes Cockpit hat.“
„Doc“, tadelte Germaine schmunzelnd.
„Was soll ich sagen? Einmal Mecharzt, immer Mecharzt. Ich habe mir die Aufnahmen von Ihrem Mittelohr genau angesehen. Dazu die vergleichenden Befunde Ihres Einheitsarztes.
Sagen Sie, leiden Sie noch unter diesen Schwindelanfällen?“
„Nein.“
„Hm. Tja. Das wundert mich nicht. So wie es aussieht… Hm, ich will es für Sie leicht verständlich machen. Haben Sie schon mal eine Innenaufnahme eines Ohres gesehen? Sagen Ihnen Dinge etwas wie Hammer und Amboß, Flimmerhärchen, Kleiner Steiger und dergleichen?“
„Ich weiß, was ein Trommelfell ist.“
„Dann will ich es ganz einfach halten. Sehen Sie, wenn Sie mal einen Blick auf den Monitor werfen wollen. Hier, diese Flimmerhärchen sind für Ihr Hörvermögen verantwortlich.
Diese Kugel hier für Ihren Gleichgewichtssinn. Das Ding wirkt wie ein Gyroskop, und das ist es auch.
So wie ich das sehe, hat der PPK-Blitz bei Ihnen zwei Dinge verursacht. Diese Kugel aus der Fassung getrieben und sie verengt. Dadurch die Störungen im Gleichgewicht. Aber dieser Punkt normalisiert sich schon wieder. Ich denke, in drei bis vier Wochen ist Ihr Gleichgewichtssinn beinahe wieder normal.“
Germaine stand wie elektrisiert auf. „Heißt das, ich kann dann wieder in einen Mech?“
„Nicht so hastig. Wissen Sie, der zweite Punkt ist, nachdem Ihr Trommelfell gerissen ist, hat sich ein Teil der Energie nicht nur hier an der Kugel ausgetobt, sondern auch hier bei den Flimmerhärchen. Diese schwimmen normalerweise in einer Flüssigkeit. Dies verleiht Ihnen überhaupt erst die Möglichkeit, etwas zu hören.
Nun, kurz nach den Schuß war dieser Bereich Ihres linken Ohres ausgetrocknet. Ein Großteil der Härchen verklebte. Sie waren so nahe dran, Ihr Gehör zu verlieren. Aber wenn ich die Unterlagen von Doc Wallace konsultiere, sehe ich eine leichte Besserung. Leider kann ich nicht sagen, ob dies ein kurzfristiger Prozess ist oder ob es ein längerer Vorgang ist. Da regeneriert sich, um es einfach zu sagen, etwas. Und ich habe absolut keine Ahnung, wie schnell es vonstatten geht.“
„Noch einfacher, Doc.“
„Nun, viele MechKrieger nehmen an, sie brauchen lediglich ihren Gleichgewichtssinn zur Mechsteuerung. Das ist falsch. Die Hörfähigkeit, die Funktion dieser Härchen ist mindestens ebenso wichtig. Sollte sich dieses System um weitere fünfzig Prozent regenerieren, können Sie wieder einen Mech steuern.
Aber ich kann Ihnen nicht versprechen, ob und wie weit sich die Regeneration fortsetzt.“
„Verstehe.“
„Aber ich kann Ihren Einheitsarzt über meine Untersuchung informieren und ihm erklären, wie er den Genesungsprozess beobachtet.“
„Hilft das beim Prozess?“
Der Arzt runzelte die Stirn. „Nein. Aber ich dachte, Sie würden gerne wissen, wann Sie wieder gesund sind.“
Germaine starrte gerade aus. „Nein“, entschied er. „Doc, danke für die Untersuchung. Ich konsultiere Sie wieder, wenn ich wieder auf Outreach bin.“
Der Arzt hielt Germaine am Arm fest. „Ich weiß was Sie jetzt denken“, zischte er. „Aber das ist falsch. Wenn Sie glauben, sich auf gut Glück in drei Wochen in ein Cockpit setzen zu können, spielen Sie mit Ihrem Leben. Der Schaden ist immer noch groß genug, damit eine Neurorückkopplung Ihnen das Hirn brät.
Also lassen Sie es, bevor Ihnen ein kompetenter Arzt – also jemand der wenigstens halb soviel Ahnung hat wie ich – nicht sagt, dass Sie wieder unter einen Neurohelm dürfen.“
Der Arzt ließ den Chevalier wieder los. „Zahlen Sie bitte am Ausgang. Wenn Sie wollen, können Sie bereits einen neuen Termin vereinbaren. Falls Sie wissen, wann Sie wieder nach Outreach kommen.“
„Oder falls. Ich habe verstanden. Und… Danke, Doc.“
„Oh, keine Ursache. Ach ja, falls Sie da draußen sterben, Mr. Smith, bitte, nicht durch eine Neurorückkopplung.“
Germaine grinste. „Will sehen was ich tun kann.“

Als der Major gezahlt hatte, verließ er mit Rowan das Gebäude wieder. Sie fuhren diesmal sehr direkt zurück zur Kaserne. Wohl wissend, dass es nichts nützte, jemanden abzuhängen, der ihnen bis zum Arzt hatte folgen können.
„Der halbe Tag tut mir bereits leid“, brummte Germaine, als sie durch das Haupttor traten. „In der Zeit hätte ich drei Bewerbungsgespräche führen können.“
Rowan lachte. „Das wäre das erste Mal, dass Sie etwas unnützes getan haben, Sir. Ich ziehe mich um und melde mich bei Captain Scharnhorst zurück.“
„Gut. Ich werde dieses Zivilzeug auch gegen eine ordentliche Uniform austauschen. Und, Rowan. Danke, dass Sie mitgekommen sind.“
Der Elementare wirkte amüsiert. „Keine Ursache, Sir. Meine Schulden bei Ihnen sind so hoch, es wird Jahre dauern, bis ich sie abgezahlt habe.“ Er drehte sich um und ging zu seiner Unterkunft.
„Und ich will für jeden verdammten Tag dankbar sein“, brummte Germaine leise.

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