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Tyr Svenson Tyr Svenson ist männlich
Captain


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Herkunft: Jena, Thüringen

Themenstarter Thema begonnen von Tyr Svenson
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Captain Arianna Schlüter rammte den Hörer des drahtlosen Diensttelefons wütend in die vorgesehene Halterung und fluchte leise. Nicht, daß jemand sie gehört hätte – momentan war sie alleine in dem schmucklosen Raum, der ihr hier als Büro diente. In unmittelbarer Nähe zum wichtigen Raumhafen Baikonur gelegen, war der „Shukow“-Militärkomplex ein stark frequentiertes Durchgangslager für Truppen der Navy, des Marinekorps und der Army auf dem Weg in den Weltraum. Eine regelrechte Stadt war entstanden, allerdings von der Außenwelt abgeriegelt und mit ständig wechselnder Einwohnerschaft. Momentan war die Anlage gespenstisch leer. Ein Teil der Truppen war bereits auf als gefährdet eingestufte Kolonialplaneten verlegt worden. Andere Verbände waren anläßlich eines großen Feldmanövers ausgerückt, das auf der Aral-Ebene stattfinden sollte, einer lebensfeindlichen Salzwüste, den Überresten eines vor Jahrhunderten ausgetrockneten Sees.
Eigentlich hatte sie ihren Urlaub bereits geplant gehabt, doch dann hatte ihr das Korps einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Drei Viertel ihrer Einheit, alles erfahrene Leute, waren in andere Einheiten versetzt worden, die die Garnisionen bedrohter Planeten verstärken sollten. Ihr hatte man dafür einen Haufen „Frischlinge“ zugemutet, frisch aus der Ausbildung. Also hatte sie ihren Urlaub storniert, um die Neulinge aufzuteilen, den troops und platoons erfahrene Leute beizugeben und die neuen Soldaten zu drillen, sie auf Herz und Nieren zu prüfen und dafür zu sorgen, daß sie als Einheit agierten. Natürlich hätte Arianna das auch ihren Untergebenen überlassen können – aber ihr war noch nie wohl dabei gewesen, überlebenswichtige Aufgaben einfach abzuwälzen. Wenn die „Frischlinge“ zum Einsatz kommen würden, würde sie wahrscheinlich das Kommando haben – und damit würde ihr Leben, ihre Karriere und ihr Gewissen davon abhängen, wie die Neuen funktionierten.
Und nun auch noch so etwas... .
„LONGWOOD!!“
Ihre befehlsgewohnte Stimme drang mühelos durch die Tür. Binnen ein paar Sekunden riß Corporal David Longwood die Tür auf, salutierte zackig: „ CAPTAIN, JA, CAPTAIN!“
Arianna winkte ab: „Schon gut. Sergeant Schiermer – wo ist der momentan?“
„Aufsicht über ein Ausbildungsplatoon: Nahkampftraining, Schußwaffenübungen!“
„Schaffen Sie ihn mir her, aber schleunigst!“
„JA, CAPTAIN!“

Es dauerte etwa fünfzehn Minuten, bis Arianna Schritte hörte und der Sergeant in der Tür erschien. Arianna musterte ihn nicht gerade freundlich. Sie hatte sofort erkannt, was Sergeant Clas Schiermer für ein Typ war.
Ein guter Soldat, der gestellte Aufgaben sofort und zuverlässig übernahm. Ein Veteran mit zahlreichen Auszeichnungen, einer katzenhaften Behendigkeit, hervorragenden Kampfinstinkten, absolut unbelastet von Skrupeln oder Gewissen. Was die kämpferischen Fähigkeiten betraf sicher einer ihrer besten Leute.
Aber seine „Vorzüge“ ließen Arianna gleichzeitig mißtrauisch werden. In seiner Akte gab es Ungereimtheiten, gelöschte Einträge. Sie hatte das Gerücht gehört, daß der Sergeant bei diversen Antiterror- und Konterguerillaoperationen unter direkter Kontrolle von NIC-Offizieren gearbeitet hatte. Und solche Gerüchte verbanden sich mit Geschichten von Folter, heimlichen Hinrichtungen und illegalen Kommandoaktionen... .
Der hochgewachsene Sergeant mit dem kurzgeschnittenen, weißblonden Haar erstarrte in vorbildlicher Hab-Acht-Stellung. Seine hellen Augen wirkten wie immer – kalt und wachsam.
Aber für diese Sache war Schiermer genau der richtige.
Arianna hielt nicht viel von langem Herumgerede, deshalb kam sie sofort zur Sache: „Ich habe einen Anruf von der MP bekommen. Bei dem Manöver auf der Aral-Ebene sind vier Marines desertiert. Außerhalb des Manövergebietes sind sie mit einer MP-Streife zusammengestoßen. Alle drei Militärpolizisten sind tot: zwei erschossen, einem hat man das Genick gebrochen. Die Waffen der MP haben die Deserteure mitgenommen. Aber es gibt eine Spur. Sie wurden in Taschkent gesichtet, wir sind ihnen auf den Fersen. Das Korps und der Sicherheitsdienst wollen die Sache ohne die Polizei erledigen. Wir sollen ein Team zur Verfügung stellen, um den Zugriff durchzuführen. Die Deserteure sind bewaffnet und zu allem bereit. Außerdem sind es natürlich Marines, also doppelt gefährlich.“
„Weiß man, warum sie desertiert sind, Captain?“
„Dazu wollte ich gerade kommen! Wie es aussieht waren zwei der Marines, Veteranen übrigens, in Waffenschmuggel verwickelt. Der NIC hatte sie schon im Visier. Offensichtlich nicht gut genug... .“ Arianna konnte nicht verhindern, daß eine gewisse grimmige Befriedigung in ihrer Stimme mitschwang. Sie mochte die Spitzel vom NIC nicht so besonders.
„...die anderen beiden sind Neulinge. Vermutlich haben diese verdammten Waffenschieber sie nur mitgenommen, um Verfolger abzulenken.“ Captain Schlüter fixierte Schiermer: „Die Übernahme dieser Operation würde sich gut in Ihrer Akte machen. Es ist natürlich freiwillig. Haben Sie mit dem Auftrag irgendwelche Probleme? Ich will keinen Truppführer, der an der falschen Stelle zögert.“
Schiermer antwortete so prompt, als hätte er auf dieses Stichwort gewartet: „Nein, Captain, Ma‘m!“
„Sie können Ihre Leute selber auswählen. Ebenso die Ausrüstung. Aber dafür will ich, daß Sie nicht versagen. Ich will diese Hurensöhne, die das Korps in den Dreck ziehen, hinter Gittern sehen – oder tot!“
Selbst bei diesen eindeutigen Worten zeigte Schiermer keine besondere Gemütsregung. Gerade diese innere Kälte war es, die ihn für diesen Auftrag prädestinierte – und Schlüter instinktiv abstieß. Auch wenn sie an Schiermers Stelle den Auftrag wohl ebenfalls übernommen hätte – sie hätte zumindest leichte Gewissensbisse gehabt. Immerhin ging es um Angehörige des Marinekorps. Schiermer aber ließ die Sache völlig kalt.
„Das war alles. Sie können gehen.“
„CAPTAIN, MA‘M!“

Als der Sergeant ins Freie trat, erlaubte er sich ein dünnes Lächeln. Er hatte gemerkt, daß dem Captain der Auftrag unangenehm war. Aber gerade deswegen konnte es sich lohnen, dieses unangenehme Problem zuverlässig zu erledigen. Schiermer hatte wirklich keine Bedenken gehabt, den Auftrag zu übernehmen. Er kannte die Deserteure nicht – und wenn sie sich selber zu Gejagten machten, war es ihre Sache. Auch wenn er selber mehr als einmal jenseits der Legalität gehandelt hatte, sowohl in staatlichem Auftrag, als auch auf eigene Rechnung, er hatte es vermeiden können, Ziel zu werden. Wenn jemand so dumm war, das System herauszufordern... .

Schnell hatte er seinen Trupp zusammen: vier Marines, drei Männer und eine Frau. Alles Veteranen. Auch wenn er keinen länger als ein Jahr kannte, war er sich sicher, daß sie bei der Operation mitmachen würden. Er hatte sich nicht getäuscht: „Wir sollen dem NIC helfen, ein paar Deserteure auszuschalten. Sie sind in Taschkent untergetaucht. Sieht so aus, als würden wir ins Kino gehen.“ Dieser Ausdruck aus dem Legionsslang bezeichnete ein riskantes Unternehmen. „Das Korps und der NIC wollen keine Polizei eingeschaltet haben. Alles klar?“
Es gab keine weiteren Fragen.
In der Waffenkammer überwachte Schiermer persönlich die Ausrüstung. Keine schweren Kampfanzüge, sondern leichte Schutzwesten, die man unter der Kleidung tragen konnte. Keine H&K 322x Standartgewehre, sondern kurze, leichte H&K 500 Schnellfeuerlaser, leise und mündungsgedämpft, mit Freund-Feind-Erkennungselektronik. Dazu Kommandodolche, Laserpistolen, Spreng- und Blendgranaten, Nachtsichtgeräte.
Einer der Marines, Private Yamagata, betrachtete etwas zweifelnd die Ausrüstung: „Nicht etwas leicht für einen Gang ins Kino?“
„Ich habe so eine Ahnung. Wenn wir irgendwo unauffällig reinwollen, dann nicht in voller Kampfmontur. Das Zeug aber können wir auch in ‘ner Tragetasche transportieren. Wenn wir schwere Hardware brauchen, kriegen wir sie noch vor Ort. Wozu rüsten sie die SWAT und die Nationalgarde denn mit unserer alten Hardware aus?“
Yamagata schien nicht ganz überzeugt, unterließ aber weitere Fragen. Zehn Minuten später war das kleine Team bereits an Bord eines schnellen Transporthubschraubers, der sofort abhob.
Der Flug dauerte etwa zwei Stunden. Während die Soldaten gewollt locker hin und her flachsten, blieb Schiermer für sich. Er machte sich selten gemein mit Kameraden. Dafür studierte Schiermer sorgfältig die Akten der Deserteure. Die beiden Waffenschieber waren tatsächlich Veteranen, erfahrene Soldaten mit mehreren Auszeichnungen. Er beschloß, diese beiden als Primärziele einzustufen.

Als die Maschine in Taschkent landete, dunkelte es bereits. Es war kühl, ein leichter Nieselregen ließ die Landebahn glänzen. Die Marines waren kaum aus der Maschine geklettert, als vor ihnen ein Transportfahrzeug mit ziviler Kennung und Anstrich zum Stehen kam. Die Seitentür ging auf und eine helle Frauenstimme forderte sie auf, einzusteigen. Drinnen war es ziemlich eng: Außer den fünf Marines drängten sich zwei Männer in unauffälligen, dunklen Monturen und eine Frau, die über einer ähnlichen Kleidung die Jacke eines Lieutenant Commanders des NIC trug. Sie wirkte jung, sicher höchstens Mitte 20. Das blonde Haar trug sie zusammengebunden. Die Lieutenant stellte sich als einzige vor: „Lieutenant Commander Marija Kyrowla, NIC, herzlich willkommen in Taschkent. Sind Sie mit den Einsatzparametern vertraut?“
„Sergeant Clas Schiermer, Marinekorps. In groben Zügen. Aber wir wissen noch nicht, wo und wie der Zugriff erfolgen soll.“
„Nach dem Bemerken der Desertation wurden alle MP- und Sicherheitsdienststellen in Alarmbereitschaft versetzt. In Zuge der Standartmaßnahmen wurden die Deserteure von einer Überwachungskamera erfaßt. Es war uns möglich, ihr Fahrzeug mit einer Überwachungsdrohne wiederzufinden. Es scheint, sie haben sich in einem der Vororte verkrochen – eher schlechtere Gegend. Wir sind zur Zeit dabei, ihren genauen Aufenthalt festzustellen.“
„Die örtliche Polizei?“
„Ist in unsere Aktivitäten nicht involviert. Aber nach den uns zur Verfügung stehenden Unterlagen sind in der fraglichen Umgebung weder Überwachungsmaßnahmen noch aktive Operationen geplant. Wenn die Aktion planmäßig abläuft sind wir fertig, ehe sie etwas bemerken – und was wir der Polizei dann mitteilen, liegt dann ganz in unserer Hand. Aber die Sache muß schnell geschehen – wenn möglich noch in dieser Nacht.“
Schiermer lächelte kurz. Der Einsatz schien sich genau in die Richtung zu entwickeln, die er erwartet hatte. Anscheinend hatte er wieder einmal den richtigen Riecher gehabt. Die NIC-Offizierin schien zwar etwas jung für seinen Geschmack, aber ihre Leute wirkten routiniert.
Lieutenant Kyrowla musterte Schiermer eingehend: „Haben Sie und ihre Leute Erfahrungen mit solchen Operationen?“ Die Marines grinsten nur und stießen sich gegenseitig mit den Ellbogen an, während Schiermer gleichmütig antwortete: „Meine Leute sind im Häuserkampf ausgebildet. Was mich betrifft, habe ich bereits aktiv an vergleichbaren Aktionen teilgenommen. Allerdings unterliegen die Einzelheiten der militärischen Geheimhaltung. Sie müßten Ihre Vorgesetzten bemühen.“
Kyrowla verzog den Mund kurz: „Ihr Wort dürfte reichen, Sergeant. Sie gehören zu meinem Kommando.“
Sie betonte mit Absicht die letzten beiden Worte.
Schiermer nickte: „Verstanden, Lieutenant.“ Das schien ihr für’s erste zu genügen.
Einer der Untergebenen der Lieutenant drehte sich plötzlich zu ihr um. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, reichte Kyrowla dann ein Headkom, daß sie schnell überstreifte, einen fast erwartungsvollen Ausdruck im Gesicht. Das entging weder Schiermer, noch den Marines. In dem Transporter wurde es still, alle starrten auf die junge Lieutenant, die mit konzentriertem Gesichtsausdruck lauschte, mit zwei Fingern den Lautsprecher gegen ihr Ohr pressend. Plötzlich richtete sie sich auf, ein Lächeln huschte über ihre Lippen: „Wir haben sie!“
„Wo?“
„Sie haben sich in einem Wohnblock verkrochen. Wir haben die Etage und die Wohnungsnummer. Die Zentrale schickt uns die Baupläne. Jetzt sitzen sie fest!“

Tatsächlich leistete die „Zentrale“ prompte Arbeit. Der Transporter war noch nicht einmal in das anvisierten Stadtviertel eingefahren, als auf dem Laptop der Lieutenant die Gebäudepläne erschienen.

Draußen hatte sich der Nieselregen zu einem regelrechten Platzregen ausgeweitet. Wind war aufgekommen und peitschte den wenigen Passanten Regenschwaden ins Gesicht. Keiner richtete seine Aufmerksamkeit auf den unauffälligen Transporter, auch nicht, als er die Straße verließ und auf dem Hof einer aufgegebenen Fabrikanlage zum Halten kam. Dies war eines der schlechteren Viertel einer nicht sehr reichen Stadt. Hier fand sich die Armut und soziale Not, die den offiziellen Kommuniqués zufolge schon lange besiegt war. Aber gerade dieser Zustand des Verfalls, der sozialen Probleme und der Kleinkriminalität machten die Gegend attraktiv für die Deserteure – und erlaubten dem NIC diese mit der Polizei nicht abgestimmte Operation.

Mit ausgeschalteten Lichtern verschmolz der Transporter mit den Schatten der umgebenden Gebäude. Kein Licht, kein Laut drang nach Draußen.
Schiermer stellte schnell fest, daß Lieutenant Kyrowla es offenbar ernst meinte mit der Ankündigung, sie würde das Kommando innehaben. Aber gottseidank stimmte ihre Einsatzplanung mit seinen Vorstellungen überein. Er hätte ungern einen Eklat provoziert – und er hatte außerdem schon früher gelernt, daß der NIC letztlich immer am längsten Hebel saß. Marija Kyrowla war jedenfalls für ihr Alter erstaunlich fähig. Kurz fühlte der Sergeant sogar ein Gefühl der Unsicherheit aufsteigen – wurde er etwa alt? - als er Kyrowlas junger, aber sicherer Stimme lauschte:
„Es ist eigentlich ganz einfach. Sie haben sich im achten Stock einquartiert, der obersten Etage. Das Haus ist nur noch zum Teil bewohnt, die an die Zielwohnung grenzenden Räume sind jedenfalls leer. Das erleichtert den Zugriff. Was ist die beste Art und Weise, eine feste Stellung einzunehmen?“
„Von zwei Seiten gleichzeitig.“
„Genau. Und so werden wir vorgehen. Ich habe mir die Bausubstanz angesehen. Sich einen Alternativzugang zu sprengen scheidet leider aus.“
„Hat die Wohnung einen Balkon oder nur Fenster?“
„Das war auch mein nächster Gedanke. Wir haben Glück, es gibt einen Balkon. Dazu steht der Wohnblock nicht alleine, sondern in einem verbundenen Komplex. Der Zugang aufs Dach – und damit der Zugriff von Oben – ist einfach möglich. Außerdem haben wir einen Stromausfall arrangiert, in dieser Gegend nichts ungewöhnliches.“
Schließlich einigte man sich auf folgendes Vorgehen: Schiermer und zwei Marines würden von Oben angreifen, während Lieutenant Kyrowla drei Mann – einen der ihr zugeteilten MP und zwei Marines – über einen Kelllereingang in das Gebäude bringen würde und über die Wohnungstür zugreifen sollte. Der andere MP und der Fahrer sollten im Wagen bleiben, der in der Nähe des Haupteingangs warten würde. Der Anmarsch zum Objekt würde allerdings zu Fuß erfolgen.
Damit blieb eigentlich nur noch eine Frage: „Welche Prioritäten haben bei der Aktion zu gelten?“
Bei Schiermers gleichmütig gestellten Frage war Kyrowla leicht zusammengezuckt. So abgehärtet war sie wohl noch nicht, die Antwort klang etwas gezwungen: „Die Deserteure haben keinerlei relevante Kenntnisse. Eine langwierige Verhandlung würde nur unnötige Kritik am NIC und dem Korps provozieren. Auf Desertation steht in diesen Zeiten der Tod. Gemäß der Standartprozeduren hat Eigensicherung und Verlustminimierung Priorität.“ Kyrowla wollte noch etwas hinzufügen, aber der Sergeant winkte ab: „Sie brauchen den Auftrag nicht weiter zu erklären. Wir befolgen Befehle nur, wir hinterfragen sie nicht.“
Schiermer hatte in der Tat verstanden – und dem etwas betretenen Schweigen nach auch die anderen Marines. Eine Gerichtsverhandlung drohte wahrscheinlich irgendwelche Sicherheitspannen aufzudecken. Sonst gab es nichts mehr zu sagen. Schweigend stellten die Marines ihre Ausrüstung zusammen, kontrollierten sich dabei gegenseitig. Schiermers Gruppe brach als erste auf. Gefolgt von Private Yamagata und Korporalin Tennet verschwand er in der Dunkelheit.

Gruppe Schiermer:
Der Anmarsch zum Objekt verlief ohne Probleme. Angesichts des schlechten Wetters war kaum jemand auf der Straße. Und wegen des Stromausfalls war es wirklich stockdunkel, keiner bemerkte die Schatten, die leise von Hauswand zu Hauswand huschten. Dank der überlegenen Nachtsichttechnik konnten sie den wenigen Passanten mühelos ausweichen. Schiermers Gesicht verzog sich zu einem häßlichen Grinsen. DAS war einer der Augenblicke, in denen er es nicht bereute, daß er nicht schon längst den Dienst quittiert hatte.
Dann waren sie am Objekt: einem achtstöckigen Wohnkomlpex, sicher schon mehr als hundert Jahre alt. Der Komplex war in einem fortschreitenden Verfallsprozeß und nur noch teilweise bewohnbar. Das erleichterte allerdings das Eindringen. Die Marines stiegen einfach über eine verlassene Wohnung im Erdgeschoß ein. Dank der Gebäudepläne, jederzeit über die Headsets abrufbar und mit Orientierungssystemen gekoppelt, war die Orientierung in dem stockdunklen Komplex eine Leichtigkeit. Nur einmal mußten sie kurz zurückgehen, in einen Seitengang ausweichen, um einem Mann zu umgehen, der fürchterlich fluchend die Treppe hinuntertrampelte, eine alte Armeetaschenlampe in der Hand. Niemand bemerkte sie. Und wenn jemand vielleicht doch die leisen, zielstrebigen Schritte an seiner Tür vorbeihuschen hörte, dann war er wahrscheinlich froh, daß diese geisterhaften Eindringlinge nicht IHN suchten. In diesem Viertel lebten viele, die jeden Grund hatten unterzutauchen. Die Dachluke war nicht einmal verschlossen.

Gruppe Kyrowla:
Kyrowla hatte Schiermers Truppe einen gewissen Vorsprung gegeben, um dann auf einem anderen Weg das Objekt zu erreichen. Das war einfach gewesen, auch wenn sie einen Umweg machen mußte, weil ein paar Halbstarke mit Taschenlampen und sogar improvisierten Fackeln lärmend eine Kette gebildet hatten. Mit einem Blick auf ihren Armchronometer beruhigte sich Kyrowla, sie war im Zeitplan. Das halbe Dutzend Stufen zu der Kellertür waren unter knietiefen Müllschichten begraben. Irgend etwas huschte beiseite, als Kyrowla angewidert den Fuß in diesen Müllberg stieß.
Das Schloß der Kellertür war kein wirkliches Hindernis. Allerdings klemmte die verdammte Tür, einer der Marines mußte Kyrowla helfen, um sie aufzustemmen. Wieder sah die Lieutenant auf die Uhr. Sie war immer noch im Zeitplan. Dann stießen sie allerdings auf ein Hindernis – irgend jemand hatte den Kellergang bis zur Decke mit schweren Kisten gefüllt. Armymaterial. Kurz fühlte Kyrowla Neugier in sich aufsteigen, dann rief sie sich zur Ordnung. Sie waren nicht hier, um irgendwelche Schieber auszuheben. Darum sollte sich ruhig die hiesige Polizei kümmern, Kyrowla jagte edleres Wild. Und die Zeit wurde knapp.
Ein paar Augenblicke studierte sie die im Hedset gespeicherten Pläne: „Alternativweg, zwanzig Meter zurück, links. Bewegung!“ Dann öffnete sie einen Funkkanal zu Schiermer: „Aktualisierung. X-Zeit jetzt plus 30.“

Gruppe Schiermer:
„Verstanden.“
Die drei Marines huschten gerade geduckt über das Dach, nach allen Seiten sichernd. Am Rand angekommen, riß Schiermer ruckartig die Hand hoch, die Marines stoppten: „Yamagata, überprüfen!“
Der Marine robbte vor. Aus einer Rückentasche holte er ein dünnes Kabel mit einem Anschluß an einem, einer Linse am anderen Ende. Mit geübten Handgriffen schloß Yamagata das Gerät an sein Headset an, beugte sich vorsichtig vor, ließ das Kabel nach unten. Sein Gesicht nahm einen gespannten, konzentrierten Ausdruck an, die Stimme nur ein leises Zischen: „Sie haben Licht. Ein paar Armylampen. Alle vier anwesend. Ich sehe ein, zwei Pistolen, liegen auf dem Tisch.“
„Was machen die Hurensöhne?“
„Einer schläft. Zwei sitzen am Tisch. Da ist eine angebrochene Feldration. Und eine halbvolle Flasche. Der dritte liegt – liest... .“ In die Stimme des gedrungenen Marines mischte sich zynische Belustigung: „...den Colonial Playboy!“
Schiermer überprüfte die Zeitanzeige mit dem aktualisierten Zeitplan: „Bereitschaft! X-Zeit in 20. Countdown läuft.“

Gruppe Kyrowla:
Sie waren im Siebenten Stockwerk, als es passierte. Gerade war Kyrowla an einer der Wohnungstüren vorbei, als diese mit einem ohrenbetäubenden Krachen aus den Angeln flog. In einem wütenden Kampf verstrickt taumelten zwei Gestalten auf den Gang. Durch das Nachtsichtgerät sah Kyrowla nur Bruchstücke: ein blutiges, wutverzerrtes Gesicht, eine Faust, die sich in ein schmutziges Hemd krallte.
Am liebsten hätte Kyrowla ihre Wut herausgeschriehen – was mußten diese besoffenen Schweine ausgerechnet JETZT und HIER ihren Streit ausfechten. Sie drehte sich um, den Schnellfeuerlaser erhoben, um ihn dem nächsten dieser Idioten auf den Kopf zu schmettern. Und dann sah sie das Messer, daß in der Hand des einen blitzte, sah, wie der MP seine Seitenwaffe hochriß, eine schwere Browning 20P, Standartmodell, nicht schallgedämpft.
„NEIN, VERDAMMT!!“

Gruppe Schiermer:
„Zehn, Neun, Acht... .“
Und dann schnitten ein, zwei, drei Schüsse durch Schiermers Stimme und verwandelten den ausgearbeiteten Plan in Makulatur. Aber Schiermer hatte nicht umsonst fast zwanzig Jahre Einsatz hinter sich.
„Zugriff! Los, Los!“
Die Marines ließen sich über den Rand des Flachdachs fallen, landeten auf dem Balkon. Als Schiermers Füße den Boden berührten, hatte Private Yamagata bereits das Feuer eröffnet. Die H&K 500 in weitem Bogen schwenkend überschüttete er den Raum mit einem wahren Sperrfeuer. Einer der Deserteure, die am Tisch gesessen hatte, war aufgesprungen – eine Salve verwandelte Brust und Bauchdecke in eine verschmorte Fleischmasse.
Sein Tischnachbar hatte sich nach vorne geworfen, nach einer der Laserpistolen greifend. Der Tisch zerbrach unter seinem Gewicht. Noch im Fallen hatte er die Waffe herum und schoß. Schiermer pumpte zwei volle Salven in seinen Körper. Über den Leichnam zuckten Korporalin Tennets Schüsse, sprengten dem Schlafenden den Kopf weg, bevor der überhaupt begriff, was geschah.
Doch gleichzeitig schrie die Marine auf, sackte zusammen – ein letzer Schuß des Deserteurs war in ihre Seite gedrungen.
Nur Bruchteile von Sekunden hatten die Marines verloren, hatten die Deserteure Zeit gehabt, sich zu fassen. Doch diese Bruchteile wurden jetzt zum Verhängnis. Der vierte Deserteur, ein vierschrötiger, bullig wirkender Kaukasier, hatte sich einfach von der Liege gerollt, auf der er lag. Und jetzt hielt er eine verkürzte H&K 322x in den Händen und beantwortete das Feuer.
Zwei Treffer warfen Private Yamagata zurück, schleuderten ihn wie eine Puppe über die Balkonbrüstung. Wahrscheinlich war er schon tot, als er acht Stockwerke tiefer aufschlug.
Schiermer hatte sich zur Seite geworfen, deshalb kassierte er nur einen Treffer, der in Brusthöhe seine Seite traf, sich durch die Schutzweste fraß, seine linke Seite in Schmerz explodieren ließ. Seine Waffe flog ihm aus Händen, folgte Private Yamagata. Aber noch bevor Schiermer zu Boden ging, hatte sich seine Hand um eine Sprenggranate verkrampft, sie vom Gürtel gerissen. Und während der Deserteur seine Waffe zu Tennet herumschwenkte, die sich am Boden krümmte, stieß Schiermer seinen Arm nach vorne, warf die Granate.
Der Deserteur sah die Bewegung, riß die Waffe herum. Zu spät. Die Granate explodierte keine zwei Schritte von seinen Füßen entfernt.

Gruppe Kyrowla:
Sie rannte so schnell, wie noch nie in ihrem Leben, die Marines dicht hinter sich. Und dennoch wußte sie, sie kam zu spät. Sie nahm gerade die letzte Stufe, als der dumpfe Donner einer Explosion durch den Gang rollte.
Abrupt brach der Schußwechsel ab.
Am liebsten hätte sie einfach die Tür eingerammt, aber sie zwang sich, kein Risiko einzugehen: „FREISPRENGEN!“ Während sich einer der Marines an der Tür zu schaffen machte, preßten sich die anderen an die Wand, die Waffen im Anschlag. Ein gedämpfter Knall, ein blendender Blitz – die Tür flog auf, Kyrowla an der Spitze drang der Sturmtrupp ein.
Der Kampf war vorbei. Geschockt, wütend, fassungslos stand sie vor einem Blutbad. In dem Raum lagen vier Körper verstreut, zwei regelrecht in Stücke gesprengt. Und auf dem Balkon... .
Die Marines-Korporalin hatte sich auf den Bauch gerollt. Sie bewegte sich nur schwach, zwischen zusammengebissenen Zähnen fast tierhaft stöhnend.
„SANITÄTER HIERHER!“ Einer der Marines kniete über der Verletzten, während Kyrowla herumfuhr, den Militärpolizisten an der Kehle packte, den Wunsch unterdrückend, ihn hier und jetzt zu exekutieren: „Benachrichtigen Sie den Notdienst! SCHLEUNIGST!“
Dann erst sah sie den Sergeant, der seltsam verkrümt am Boden lag. Als Kyrowla sich über ihn beugte, zog sie scharf die Luft ein. An seiner Seite klaffte eine grausame Schußwunde. Dazu hatte er eine volle Ladung Splitter abbekommen, die die schwere Einsatzkombination wie Papier durchschlagen hatten. Die Schutzweste hatte ihm wohl vorerst das Leben gerettet. Aber überall war Blut.
Dennoch war Sergeant bei Bewußtsein, starrte Kyrowla an. Schiermers Lippen bewegten sich, als wolle er irgend etwas sagen, während er seine Hand in Kyrowlas Ärmel krallte.
„Ruhig, Sergeant, ruhig. Keine Bewegung. Hilfe ist unterwegs.“
Schiermer schien sie nicht zu hören. Blut rann über seine Lippen. Seine angstvoll aufgerissenen Augen hielten Kyrowla fest. Sie glaubte zu begreifen. Dennoch sprach sie weiter, schnell, in einem mühevollen, beruhigenden Ton: „Sie kommen. Hören Sie mich?! SIE KOMMEN! Geben Sie nicht auf, Sergeant! Halten Sie durch! HALTEN SIE DURCH!“
Und Schiermer hielt tatsächlich durch. Erst als vor dem verfallenden Gebäudekomplex der Nothubschrauber landete, sackte sein Kopf zur Seite, verlor der Sergeant das Bewußtsein.
17.11.2015 10:14 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Murphy stand am nächsten Tag nach einem gepflegten Mal im Hotel vor der Kirche St.Elisabeth. Die Kirche, in einer Mischung aus barockem und gotischen Stil gehalten, war seit hunderten von Jahren der Hauptsitz des Deutschen Ordens oder des Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem, wie der Orden nach wie vor offiziell hieß. Murphy ging jedoch nicht in die Kirche, sondern in eines der Nebengebäude. Dort betätigte er einen der schweren Türklopfer aus Messing, ungewiß über das, was vor ihm lag. Nach wenigen Momenten wurde die Tür von einem jungen Mann im Ordenshabit geöffnet.
„Ja?“
„Murphy, Jack Murphy. Ich bin....“ Murphy kam nicht dazu, weiterzusprechen, als sein Gegenüber die Tür ganz öffnete und ihn einließ.
„Mister Murphy, schön, dass Sie gekommen sind. Bruder Malachias wartet bereits auf Sie.“ Der Bruder lächelte wissend. Er führte den Piloten durch mehrere lange Gänge, die nur spärlich durch die schmalen Fenster beleuchtet wurden. Dann stiegen sie eine alte Holztreppe hinauf, deren Eichenbohlen leise knarrten. Insgesamt machte das Haus einen rustikalen, aber gut erhaltenen Eindruck auf Murphy. Schließlich machten die beiden Männer vor einer großen, mit Metallbeschlägen versehenen Tür halt. Der namenlosen Bruder klopfte so laut und vernehmlich mit den Knöcheln gegen die Tür, dass Murphy Angst hatte, er würde sich die Knochen brechen. Doch statt dem Knacken von Knochen hörte er, wie eine klare Baritonstimme auf das Klopfen mit „Herein“ antwortete. Die Tür schwang auf und Murphy wurde von seinem Begleiter durch die Öffnung gewunken. Danach schloss sich die Tür hinter dem Iren wieder. Er stand in einem Raum, der eine kleine Bibliothek zu sein schien. Die Wände waren mit Regalen vollgestellt, deren Regalbretter sich unter der Last der alten Folianten förmlich durchbogen. In der Mitte des Raumes befanden sich einige Tische, die offensichtlich zum Lesen gedacht waren. An dem Tisch, der dem Fenster am nächsten war, sass ein Mann von mittlerem Alter und mittlerer Statur, offensichtlich jener, der vorhin auf das Klopfen geantwortet hatte.
„Mister Murphy. Schön, Sie endlich kennenzulernen. Kommen Sie näher.“ Die Aufforderung unterstrich der Mann mit einer einladenden Bewegung zum Tisch.
Murphy ließ sich nicht lange bitten und trat seinem Gastgeber entgegen. Dieser bot ihm die Hand an.
„Mein Name ist, wie Sie sich sicherlich schon gedacht haben, Malachias. Ich bin, wie Sie ebenfalls sicherlich erkannt habe, Bruder des Ordens.“
Murphy nahm die Hand an und drückte sie. Dann setzte er sich an den Tisch.
„Ich habe viel über Sie gehört, Mister Murphy.“
„Nennen Sie mich Jack. Oder Martell meinetwegen, das ist mein Callsign. Bei Mr.Murphy komme ich mir immer vor wie in der Akademie.“ Jack grinste. „Was das Hören angeht, das kann ich nur erwidern.“
„Ja, Richard ist manchmal eine wahre Plaudertasche. Wie geht es ihm eigentlich?“
„Er hat die letzten Kämpfe ebenso überlebt wie ich, allerdings hatten wir beide danach soviel zu tun, dass wir uns kaum gesehen haben.“
„Ich habe davon gehört. Ist es wirklich so schlimm gewesen?“
„Ich weiß nicht, wieviel Sie wissen. Aber ja, es ist schlimm gewesen, wir haben viele gute Männer und Frauen am Feind gelassen, gute Schiffe verloren und viele Leute, die schwerverletzt nach Hause kamen.“
„Ich habe gehört, dass die Taktik der verantwortlichen Kommandeure bei dem Einsatz....fragwürdig gewesen sei.“
Murphy wurde hellwach. Sein Gegenüber beobachtete ihn aufmerksam durch seine grüngrauen Augen.
„Bruder, Sie werden verstehen, dass ich derartige Dinge nicht außerhalb bestimmter dienstlicher Kanäle ansprechen werde.“
Malachias nickte beschwichtigend. Innerlich gratulierte er sich dazu, dass er den Piloten richtig eingeschätzt hatte. Schilderungen aus zweiter Hand machten dies immer zu einer anspruchsvollen Aufgabe, selbst für einen geübten Menschenkenner wie ihn. Er lenkte das Gespräch auf andere Dinge. Geschickt verstand er es, Murphy in die Rolle des Erzählers zu versetzen, während er vor allem zuhörte.

Vier Stunden nach Murphys Ankunft klopfte es erneut an die Tür. Es war Essenszeit und derselbe Bruder, der Murphy geöffnet hatte, brachte nun eine Terrine Suppe und einige Scheiben Brot herein. Dann verschwand er wieder, ohne ein Wort zu sagen.
Malachias nahm eine der beiden braunen Schalen aus Steingut und füllte sie mit der Gemüsesuppe, die in der Terrine enthalten war. Diese reichte er seinem Gast. Nachdem er auch sich selbst bedient hatte, sprachen die Beiden ein Tischgebet. Murphy nahm sich noch eine Scheibe Brot und begann zu essen. Das Mahl war einfach, aber schmackhaft und die beiden Männer leerten die Terrine bis zum letzten Tropfen. Erst dann nahmen sie das Gespräch wieder auf. Diesmal übernahm Malachias den erzählerischen Part und begann, über die Wurzeln des Ordens und seine aktuelle Verfassung zu reden. Murphy ahnte indes, dass er hinsichtlich des letzteren Punktes nicht alles erfuhr, was Malachias wußte. Anschließend führte der Bruder den Piloten durch die Gebäude, insbesondere die Kirche der St.Elisabeth, das Ordensarchiv und die Schatzkammer.
Murphy war beeindruckt von dem, was er sah. Der Orden hatte es offensichtlich geschafft, alle Widrigkeiten zu überstehen und nach wie vor seinen Aufgaben nachzugehen. Der Orden betrieb zahlreiche Spitäler, unterhielt Missionen in vielen der Kolonien und auch auf einigen Raumstationen. Der Wert der im Archiv gelagerten Werke war kaum abzuschätzen. Nach der Führung setzten sich die beiden Männer wieder in die kleine Bibliothek, in der ihr Rundgang ihren Ausgangspunkt hatte.
„Bruder, vielen Dank, für alles. Ich bin wirklich beeindruckt. Wie hat der Orden es nur geschafft, so lange so aktiv zu bleiben?“
„Nunja, wir hatten auch unsere Schwächephasen. Napoleons Säkularisierung oder die Verluste der osteuropäischen Länder im Hochmittelalter, aber auch die Krise im 22. Jahrhundert, in der der Orden beinahe insolvent geworden wäre, haben uns schon schwere Schläge versetzt. Nur hat es immer tüchtige Männer gegeben, sowohl innerhalb des Ordens, als auch außerhalb, die mit Glaube und Tatkraft den Orden gestützt und wiederaufgebaut haben. Lange waren wir nur auf recht wenige Länder beschränkt, nun sind wir weltweit und im Weltall tätig. Während hier auf der Erde vor allem die geistliche Arbeit dominiert, sind in vielen Kolonien unsere Spitäler und Aufbauhelfer gerne gesehen. In gewisser Weise haben wir uns da von den Maltesern inspirieren lassen.“
„Und überflügelt.“
„Ja. Aber anders als früher ist der Wettkampf nicht mehr von Neid und Ehrgeiz geprägt. Wir verfolgen vielfach ähnliche Ziele und arbeiten vor Ort oftmals zusammen.“
„Aber nicht immer.“
„Richtig. Ihnen entgeht nichts.“ Malachias lächelte. „Tatsächlich ist unser Orden viel stärker mit den weltlichen Institutionen verbunden als die Malteser. Das kann zu Problemen führen, aber auch Gelegenheiten eröffnen.“
„Ein Aufbauteam des Ordens ist bei der Kolonialisierung von neuen Planeten sicherlich gerne gesehen...und ihr Abzug dürfte von vielen als erhebliche Schwächung der Anstrengungen angesehen werden.“
„Nunja. Wir können nicht überall sein. Ich will nicht verhehlen, dass wir Hilfeleistungen häufig von Gegenleistungen, etwa Entgegenkommen im spirituellen Bereich oder der Unterstützung an anderen Orten abhängig machen. Was aber sich einfach damit erklärt, dass auch wir für die Zukunft vorsorgen müssen. Wir können nicht in den luftleeren Raum hineinoperieren. Wir werden niemanden für seinen Undank bestrafen, aber wir werden ihn nicht weiter fördern.“
„Das dürfte aber nicht immer die treffen, die diesen Undank in sich tragen. Eine Hilfe kommt ja häufig dem Gemeinwesen und nicht dem Individuum entgegen.“
„So etwas versuchen wir zu vermeiden, soweit es eben geht. Aber ich erkenne auch, dass es nicht die ideale Lösung ist. Die gibt es nicht.“
Murphy nickte. Er kannte vergleichbare Abwägungen, die er als CO machen musste. Nicht immer war das Leben in schwarz und weiß zu unterteilen.
„Aber eins wundert mich dann doch. Was kann ein Militär für Sie tun?“
„Sie meinen, weshalb ich Sie so empfangen habe und Ihnen alles zeige? Darauf kann ich Ihnen nur eine teilweise Antwort geben. Wir suchen immer fromme Männer und Frauen, die sich in den Dienst des Herren stellen wollen. Und wir könne jeden Fähigkeit gebrauchen. Sie könnten für uns mehr tun, als Sie denken...“
„Sie weichen mir aus.“
„Nein, ich sage Ihnen nur nicht alles, weil ich das nicht kann. Ich bitte um Vergebung dafür.“
Murphy winkte ab. Das war noch etwas, das er kannte, Geheimhaltung. Offensichtlich war der Orden nicht nur eine Gruppe Mönche.
„Nun, dann will ich mich mal zu meinem Hotel aufmachen, Sie haben heute sicherlich noch zu tun.“
„Das ja. Aber wir wären erfreut, wenn Sie mit uns die Abendmesse feiern würden.“
„Gerne.“
„Dann kommen Sie mit, es geht in 20 Minuten los.“


Zweieinhalb Stunden später kam Murphy zurück in sein Hotel. Mit einer Flasche Wasser unter dem Arm ging er auf sein Zimmer, wo er sich brütend in den Sessel setzte und durch das Fenster nach draußen auf die Straße starrte. Vieles hatte er erfahren, noch mehr aber nicht. Der Orden war ihm ein Rätsel. Ebenso sehr fragte er nach seiner Rolle und ob er das unterschwellig Angebot des Ordens annehmen sollte.


Zur gleichzeitigen Zeit traf Bruder Malachias den Hochmeister.
„Nun?“
„Die Informationen waren soweit korrekt, ebenso Schönbergs Einschätzungen. Mal schauen, wie er reagiert.“
„Ihr würdet also eine Aufnahme empfehlen.“
„Ja.“
„Gut, dann soll es geschehen.“
„Wenn er es wünscht.“
„Ja, Bruder, natürlich.“
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Vorbilder und Selbstbilder

Die Uniform saß perfekt, genau wie es sein sollte. Nun, immerhin hatte sie auch zwei geschlagene Stunden damit zugebracht, sich ,herauszuputzen’. Die Orden und Abzeichen waren an der vorschriftsmäßigen Stelle befestigt. Auch an ihrer Frisur – dem einfachen Zopf – war nichts auszusetzen. Kurz und gut, sie bot äußerlich genau den mustergültigen Anblick, den sie vermitteln wollte. Innerlich sah es freilich anders aus, ein Glück nur, daß man Herzklopfen nicht von außen erkennen konnte. Einem geübten Beobachter wären vielleicht die Augen aufgefallen, die doch etwas nervös blickten. Ihre Schritte waren betont ruhig und gelassen – sie hatte heute das erste Mal auf die Krücken verzichtet, und zwang sich zähneknirschend dazu, vorsichtig zu sein. Sie haßte das. Am liebsten wäre sie wie früher energisch ausgeschritten. Aber sie durfte ihre Tauglichkeitsschreibung nicht riskieren. Und wenn sie irgendwo zusammenbrach, würde das bedeuten, daß sie Gefahr lief, noch mehr Zeit in der Etappe zu verbringen.

Das galt es um jeden Preis zu vermeiden. Sie hatte die Rede der Präsidentin natürlich gesehen. Seit sie auf der Erde war, achtete sie sorgsam darauf, daß sie informiert blieb. Zwar verbrachte sie einen Großteil der Zeit mit Erholung – kleine Spaziergänge, Ruhepausen, in denen sie las, die leichte Arbeit im Haus und dergleichen. Manchmal schien ihr das alles fast unerträglich, denn Geduld war noch nie Liljas Stärke gewesen, außer im Kampf, da konnte sie sich besser beherrschen. Nun, immerhin konnte sie so ihrer Mutter einiges abnehmen. Auch ein paar Wanderungen hatte sie unternommen. Behutsame natürlich, in einem Tempo, das ihr quälend langsam erschien, aber besser als gar nichts. Doch jeden Morgen und jeden Abend saß sie vor dem Bildschirm und lauschte begierig auf die Nachrichten von der Front. Und war jedes Mal teils enttäuscht, teils erleichtert, weil nicht viel kam. Enttäuscht, weil sie sich Siegesmeldungen erhoffte. Erleichtert, weil sie selber mit dabei seien wollte, wenn die Akarii geschlagen wurden, und auch, weil sie sehr wohl wusste, daß in Kriegszeiten auch ganz andere Meldungen kommen konnten. So war ihr Birminghams Kampfansage an den Feind nicht entgangen. Und seitdem fieberte sie noch mehr dem Tag entgegen, an dem sie wieder einsatzbereit seien würde. Sie hoffte, die Aufforderung, sich am 18. September in Kalifornien zu melden, würde sie nicht in eine Reserveeinheit führen. Aber was es auch war – bis dahin, oder besser schon vorher, wollte sie unbedingt wieder als kv eingestuft werden.

Aber das war es nicht, was für ihre Nervosität sorgte. Oder jedenfalls nicht sehr. Sie hatte inzwischen Zeit gehabt, sich an den Eiertanz zwischen Vorsicht und eigener Ungeduld zu gewöhnen. Nein, ihre Unsicherheit hatte einen ganz anderen Grund.
Ein letztes Mal blickte sie an sich herab. Ja – es schien alles in Ordnung. Sie holte tief Luft und öffnete das Tor. Das Gelände, das sie betrat, war weitestgehend menschenleer. Nun, eigentlich war das auch kein Wunder, um diese Zeit. Und sie war, natürlich, auch ein ganzes Weilchen zu früh, weil sie in ihrer Unsicherheit nur ja nicht zu spät kommen wollte. Innerlich schimpfte sie sich selber aus: ,Benimm dich doch nicht wie ein Teenager bei seinem ersten Date, Mädchen! Du bist nun wirklich alt genug, um das hier ruhig und gelassen anzugehen!’ Es half nicht viel. Ihre Hände fühlten sich klamm an, verschwitzt, und sie wischte sie an der Uniformbluse ab. Wieso konnten diese Idioten nicht eine vernünftige Galauniform entwerfen? Diese Farbe und der Schnitt war nicht gerade das, was sie vorgezogen hätte. Vielleicht wäre es besser gewesen, in Fliegerkombination zu erscheinen – sie hätte sich auf jeden Fall besser gefühlt. Aber erstens hatte sie natürlich keine mit, und zweitens hätte das etwas zu sehr nach Zirkus ausgesehen.

Sie fand sich mit beunruhigender Leichtigkeit zurecht. Einerseits war das gut, denn sie wollte niemanden nach dem Weg fragen. Die leeren Flure mit den geschlossenen Zimmertüren hatten etwas beinahe feierliches an sich, und weckten unangenehme Erinnerungen. Auf der anderen Seite wurde sie nicht gerne daran erinnert, wie wenig Zeit eigentlich vergangen war, seit dem ein Gebäude wie dieses ein wichtiges Zentrum ihres Lebens gewesen war, neben dem Elternhaus. Keine sechs Jahre war das her. Nun, eigentlich war sie dem ja jetzt endgültig entwachsen, sagte sie sich. Aber gewisse Reflexe ließen sich nicht so leicht ablegen, und so glitt sie beinahe lautlos dahin, darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Schließlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie überprüfte noch einmal die Aufschrift auf dem Schild neben der Tür, dann klopfte sie kurz, aber entschlossen, und trat ein. Zu ihrer großen Überraschung – und mehr als gelinden Verärgerung – war der Raum leer.
Er glich ihren Erinnerungen bis hin zu kleinsten Details. Die einfachen Bänke, für je zwei Personen gedacht, die nicht übermäßig bequemen Stühle, die Projektionsfläche an der Kopfseite des Raumes. Ein Schulzimmer, genau so eines wie das, in dem sie selber gesessen hatte vor gar nicht so langer Zeit – vor einer Ewigkeit.

Ein wenig konsterniert blickte sie sich um. Sie fühlte sich, nun ja, an der Nase herumgeführt. Und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Warum hatte man sie dann gebeten zu kommen – und sie dazu gebracht, sich so herauszuputzen? Wütend wollte sie sich umdrehen und auf die Suche nach jemanden gehen, den sie anschnauzen konnte. Sie registrierte dabei nicht einmal, wie heilsam ihr Ärger für ihre Unsicherheit war. Doch etwas ließ sie innehalten. Sie zögerte, dann ging sie langsam an den Bänken vorbei zur Rückwand des Raumes.

Zu Anfang hatte es nach einer – zumindest aus ihrer Sicht – ungeheuren Ehre ausgesehen. Die Schüler der Klasse 8. 1. der Jemeljan-Pugatschow-Schule in Kasan hatten sich bei einer Schulwoche zur Unterstützung der kämpfenden Truppe hervorgetan. Sie hatten eine Spendenaktion und einen Basar organisiert – Lilja fragte sich immer noch säuerlich, was für ein Sonderling die Schüler in dieser unpatriotischen, egoistischen Zeit so sehr hatte motivieren können. Und als ,Belohnung‘ hatte man sich gedacht, sie, als Frontsoldatin und Kriegsheldin, könnte die Klasse mal besuchen. Eigentlich eine nette Idee. Als die Raumfahrt noch jung gewesen war, hatte man so etwas wohl öfter gemacht, immerhin mußte man den Leuten die Sterne nahebringen. Und heute den Krieg...

Sie hatte sich, natürlich, geschmeichelt gefühlt. Sie überschätzte ihre Rolle nicht, an Bord der „Redemption“ war sie nur eine von vielen gewesen, wenn auch nicht die schlechteste. Aber sie konnte sich nicht helfen – bewundert zu werden war doch ein herrliches Gefühl. Auch wenn andere es weit mehr verdient hätte. Allerdings waren die eben nicht von hier, und wenn der Prophet auch nichts im eigenen Lande galt – der Held galt um so mehr. Sie war sogar so sehr geschmeichelt gewesen, daß sie sich ziemlich viel Mühe gegeben hatte, um bloß den richtigen Eindruck zu machen. Und Angst davor gehabt, daß ihr irgendwelche Fehler unterliefen. Und jetzt das!

Sie musterte die Schränke, welche die Rückwand des Raumes ausmachten. Soweit sie sich erinnerte, wurden dort zum Beispiel Bilder ausgestellt, oder Unterrichtsmaterial gelagert und was dergleichen mehr war. Manchmal überließ man die Auswahl der Exponate auch der Klasse, damit sie ,ihren‘ Raum selber gestalten konnte. Offenbar war das auch hier geschehen. Das Ergebnis war – bemerkenswert.

In einer langen Reihe, eines neben dem anderen, waren dort Modelle plaziert worden. Einige hingen offenbar an dünnen Fäden, die sie gleichsam in der Luft schweben ließen. Alle Exponate waren kunstvoll bemalt, und bis ins letzte Detail ausgearbeitet. Sie sah einen Ticonderoga-Kreuzer, einen Zerstörer der Norfolk-Klasse, eine Brandenburg... Schiffe der Republik, vereinzelt auch Akarii-Schiffe. Das eine oder andere davon sah aus wie im Raumgefecht zusammengeschossen. Daneben die Modelle von Raumjägern, inklusive Pilotenfiguren, mit Einheitswappen und Pilotenabzeichen. Langsam schritt sie die Schrankwand ab, bewunderte die Modelle, ließ ihre Fingerkuppen über einen Flügel, eine Bordwand schweifen. Schließlich ergriff Lilja eine ,fliegende‘ Typhoon, die scheinbar einen blutroten Bloodhawk jagte. Sie drehte die Maschine hin und her. Selbst die Raketen waren an ihrem Platz, sechs Stück, sie meinte sogar die Sorte erkennen zu können. Die Pilotin fixierte die Flanken des Abfangjägers. Eine leichte Röte breitete sich auf ihren Wangen aus und sie lächelte beinahe schüchtern. Der Kampfflieger zeigte eine weiße Blüte direkt unter dem Cockpit. Zehn kleine Abzeichen kündeten von der selben Zahl Abschüsse...
„Hübsch, nicht?“ Lilja hatte nicht wahrgenommen, daß jemand den Raum betreten hatte. Nur eine gewisse Übung darin, Überraschungen wie einen unvermutet auftauchenden ,Gegner‘ schnell zu begegnen, verhinderte, daß sie sich verriet. Sie ließ das Modell an seinen alten Platz zurückschwingen. Innerlich hoffte sie, daß ihr Gesicht ihre Gefühle nicht verriet.
Ihr Gegenüber war eine Frau, vielleicht doppelt so alt wie die Pilotin. Sie war nicht sehr groß, eher kräftig gebaut. Das blonde Haar zeigte keinen grauen Strähnen. Die grauen Augen musterten Lilja aufmerksam, nahmen alles wahr. Die junge Pilotin straffte sich. Sie neigte leicht den Kopf: „Ich bin Lilja.“ Sie stockte, unterdrückte einen Fluch. Es war ihr so sehr zur Gewohnheit geworden, ,Lilja‘ zu SEIN, daß sie manchmal vergaß, daß ihr echter Name ein anderer war. Hastig verbesserte sie sich: „Ich bin First Lieutenant Tatjana Michailowa Pawlitschenko. Man sagte mir...“ Als sie sah, wie die Frau nickte, schwieg sie. Die Ältere lächelte leicht: „Ich weiß. Ich habe Sie erwartet. Ich bin Elena Wladimirowna Petrowa, ich unterrichte die Klasse.“ Lilja runzelte leicht die Stirn: „Wenn Sie das wissen – warum ist dann keiner hier. Hat man etwas geändert?“ Sie klang jetzt wieder leicht verärgert. Sie haßte es, wenn man sie ohne Grund herumscheuchte, und sie wollte nicht jetzt hören, daß sie sich umsonst so herausgeputzt hatte.

Die Lehrerin seufzte kaum hörbar: „Nein, ist es nicht. Sie kommen gleich.“ Sie blickte Lilja kurz an: „Ich wollte mir ein Bild von Ihnen machen.“ Liljas Stimme vibrierte vor Anspannung, vielleicht auch vor Ärger: „Und? Meinen Sie, man könne mich Ihren Schülern...ZUMUTEN.“ Ganz sicher auch vor Ärger. Sie hatte die Worte als Anspielung auf ihre Narben verstanden. Elena schüttelte abwehrend den Kopf: „Nein, das ist es doch nicht. Es ist eher...“ „Was?“

„Es ist eher das, was Sie sind. Sie sind Soldatin, eine Pilotin. Ich habe die Kinder in den letzten Wochen beobachtet. Sie sind auf den Krieg konzentriert, verpassen keine Sendung im Fernsehen. Die meisten können eher die Daten der Kampfflieger und Kriegsschiffe auswendig, als ihren Lehrstoff. Diese ganzen...Helden...sagen ihnen mehr zu, als das was sie sonst hören. Sie haben die Modelle gesehen.“ Lilja legte den Kopf schief: „Und? Ist daran etwas falsch? Ich meine, sicher müssen sie lernen, aber was macht es, wenn sie den Krieg nicht vergessen? Wir SIND im Krieg. Und ich denke, es bedeutet uns da draußen durchaus etwas, wenn die Erde nicht einfach nur zwischen Hauptgang und Nachtisch einen Gedanken an uns ,verschwendet‘, sondern wenn sie sich wirklich für uns interessiert!“ Die Lehrerin nickte: „Natürlich. Aber sehen Sie – ich weiß nicht so recht, ob es gut ist. Ist es für die Kinder nicht auch zum Teil eine Art Spiel? Ich habe gehört, wie einige davon geredet haben, sie würden sich freiwillig melden, wenn sie könnten. Und sie würden es glatt tun! Das Fernsehen, die Zeitungen – all das zeigt ihnen ein Bild vom Krieg, aber wissen sie, was das wirklich ist?“ Sie atmete tief durch: „Ich will nicht, daß sie Dummheiten machen, daß sie den Krieg für etwas natürliches halten, etwas, wobei man gerne dabei wäre. Verstehen Sie das?“

Lilja schüttelte den Kopf: „Nein, verstehe ich nicht! Glauben Sie denn, ich habe mir mein Schicksal ausgesucht? Ich bin zur Armee gegangen, um etwas für meine Heimat zu tun – aber ich habe diesen Krieg nicht gewollt. Das waren DIE. Und so lange DIE ihn wollen, werden wir ihn führen, ihn führen müssen! Und da zählt jeder. Seit ich hier bin, habe ich es mehr als einmal erlebt, daß die Leute ihre Augen verschließen, vor dem was da draußen vor sich geht. Aber die Akarii gehen nicht weg, bloß weil man sich die Bettdecke über die Augen zieht, oder den Kopf in den Sand steckt! Wenn DIE kommen, glauben Sie, es nutzt den Kindern etwas, wenn sie sich mit Puschkin auskennen, oder mit Tolstoj? Danach werden DIE bestimmt nicht fragen.“ Die Lehrerin setzte zu einer Antwort an – aber in diesem Augenblick wurden draußen Schritte laut. Sie murmelte nur ein kurzes: „Denken Sie darüber nach!“ Dann wandte sie sich der Tür zu.

***

Eine Stunde später

Lilja lächelte leicht: „Sehr richtig, Pilotin zu werden ist keine Sache von ein paar Monaten. Heutzutage muß man viel mehr können als früher – Raumnavigation und so weiter und so fort. Dafür braucht man Jahre.“ Die Enttäuschung ihrer Zuhörer hielt sich wohl nur deshalb in Grenzen, weil sie sich über die Einzelheiten vermutlich schon informiert hatten. So wie sie überhaupt eine Menge wußten. Oder es zumindest glaubten. Sie nickte einem Jungen zu: „Ja?“ „First Lieutenant – was war ihr schwierigster Gegner bisher?“ Das Lächeln der Pilotin wurde ein wenig breiter. Sie hatte ihnen angeboten, sie einfach Lilja zu nennen, aber die meisten zogen ihren Rang vor. Erstaunlich. Sie war keine zehn Jahre älter als die Kinder vor ihr, aber der Respekt, mit der man ihr begegnete, hätte einer doppelt oder dreifach so alten Frau gelten können. Oder eher, hätte ihr gebührt, denn heutzutage war es mit dem „Ehret das Alter!“ nicht so weit her, wie manche es sich wünschten. Es war ein ungewohntes Gefühl, derart als Respektperson behandelt zu werden. Sie überlegte: „Meinen härtesten Kampf? Nun, den hatte ich wohl mit einer Avenger. Auf meiner letzten Feindfahrt. Unsere beiden Maschinen waren schon zusammengeschossen, aber die Schlange war immer noch auf Angriffskurs gegen unseren Verband. Ich setzte mich hinter sie...“ Sie beschrieb, wie sie den angeschossenen schweren Bomber zerstört hatte, obwohl ihre Maschine dabei beinahe selber in Stücke gerissen wurde. Merkwürdig – jetzt, so, konnte sie darüber reden. Waren es die bewundernden Blicke, oder hatte sie einfach Abstand gewonnen? Während ihres Komas, und auch später, hatte sie die Szene mehrmals durchleben müssen. Und öfter als nur einmal war die Löschanlage nicht angesprungen, hatten die hungrigen Flammen ihre Kombination verzehrt, nach ihren Haaren geleckt, sie in Schmerz und Qual eingehüllt... Sie verdrängte die Erinnerung.

Die nächste Frage, die ihr ein Mädchen stellte, überraschte sie dann doch etwas: „Was wissen Sie über den Roten Baron? Werden Sie ihn abschießen?“ Lilja zögerte: „Wir wissen nicht viel über ihn. Er ist ein sehr guter Flieger – das muß man dem verdammten Fritzen lassen. Er beherrscht fast jedes Manöver. Ich habe ein paar Aufnahmen gesehen, wie er seine Maschine führt und schießt – die Schlange ist wirklich ein Aß. Wenn ich auf ihn treffe, werde ich mein bestes tun, ihn zu erledigen. Aber der Krieg im Weltraum ist kein Duell. Er und sein Flügelmann gegen uns, wir gegen sie – es ist kein ritterlicher Zweikampf. Wer ihn abschießt, der wird sicher unsterblichen Ruhm ernten – aber wichtig ist, daß er abgeschossen wird, nicht, wem das gelingt.“ Vielleicht gefiel das nicht allen – jugendliche Heldenverehrung war wie jeder Starkult zumeist ein wenig blind. Aber sie akzeptierten es. Sie waren jedoch ein wenig enttäuscht, als Lilja ihnen sagte, daß sie ihnen nicht versprechen konnte, ihnen einige Aufnahmen zuzuschicken. Die unterlagen vermutlich der Geheimhaltung. Aber Liljas Versprechen, sich zumindest zu bemühen, munterte sie wieder auf.

Sie wußte, daß die Lehrerin wohl nicht billigte, was sie hier tat. Elena griff nicht ein – es wäre ihr wohl auch schwer gefallen. Aber wer aufmerksam hinsah, konnte es erkennen. Lilja jedoch ignorierte das. Sie war überzeugt von dem, was sie tat. Und was die Kinder taten, das war ebenfalls richtig. Der Krieg war Teil der Realität. Eine Realität, vor der man sich nicht verstecken konnte, und auch nicht durfte.
Es war dieser Geist gewesen, der schon viele Generationen in die Schützengräben und auf die Schlachtfelder geführt hatte. Ihr Leben war einem Weg gefolgt, den viele nicht mehr zurück gefunden hatten. Ihr Leben, ihre Gesundheit, ihre Jugend war draußen geblieben. Aber das interessierte Lilja nicht. Vielleicht wollte sie es auch gar nicht wissen. Es gab Opfer, die gebracht werden mußten. Sie kämpfte dafür, daß diese Kinder nicht in den Krieg würden ziehen müssen. Doch wenn es zum äußersten kam, wenn der Krieg weiterging, oder der Feind weiter vorrückte – dann würde sie es vollkommen gutheißen, wenn halbe Kinder den Kampf weiterführen würden.

Nur einmal wußte sie nicht recht, was sie antworten sollte. Was konnte man auf die Frage entgegnen, was sie über den Ausgang des Krieges dachte? Die Jungen und Mädchen vor ihr meinten wohl, die Antwort zu kennen – sie wollten es vielleicht nur noch einmal aus ihrem Mund hören. Sie selber aber war da nicht ganz so sicher. Sie wollte sie nicht belügen – aber konnte sie ihnen den Mut und die Zuversicht nehmen? So entschloß sie sich für einen Mittelweg: „Ich bin nur eine Pilotin – wie es ausgeht, das wissen vermutlich die Admiräle. Aber was mich angeht – ich bin fest überzeugt, daß wir die Schlangen am Ende in ihre Löcher zurück jagen. Es ist unser Großer Vaterländischer Krieg. Das heißt nicht, daß ich glaube, daß es leicht wird. Die Akarii sind stark, und ihr heimtückischer Angriff hat uns große Verluste zugefügt. Aber das Recht ist auf unserer Seite, und wenn die Menschen hinter der Armee stehen – so wie ihr das tut – dann werden wir siegen. Ihr kennt unsere Geschichte. Die Tataren, die Franzosen, die Deutschen – sie alle sind weit vorgerückt. Sie alle schienen unbesiegbar. Am Ende aber wurden sie vernichtet, weil unser Volk sich gegen die Angreifer zusammenscharte. Heute betrifft es alle Menschen. Und ich weiß, sie werden kämpfen. Deshalb werden wir siegen.“ Sie grinste: „Der Name eurer Schule sagt doch genug. Er war nur ein Kosak, und am Ende zitterte ein Kaiserreich vor ihm. Weil die Menschen an ihn glaubten.“

Es tat ihr leid, als sie schließlich Abschied nehmen mußte. Ihrem Publikum ging es wohl so ähnlich. Sie hatte versprochen, ihnen zu schreiben – ein Versprechen, das auf Gegenseitigkeit beruhte. Und in einer kleinen gepolsterten Kiste führte sie das Geschenk der Klasse für sie mit sich. Ein Modell ihres Schiffes, Duplikat der Maschine, die sie in der Vitrine gesehen hatte. Hätte sie jemand aus ihrer Staffel gesehen, er hätte sich wohl gewundert, daß die verbiesterte „Eisprinzessin“ mit einem breiten Lächeln und geradezu beschwingten Schritten lief, ein Lied vor sich hin pfeifend.

„Bald werden wir wieder zu Hause sein.
Die Eltern schließen in die Arme uns ein.
Auch Zuhause sind dir die Sterne stets nah,
Und plötzlich ist diese Zeit wieder da.
Durch Schlachten, Tod und zum Lied der Granaten,
Bei Kanonendonner und Heldentaten,
Töchter der Wälder und Söhne der Steppe,
Die Jahre wie eine endlose Treppe.
Den Kindern erzählst du von Sturm und Hurra,
Und plötzlich ist diese Zeit wieder da.“
17.11.2015 10:18 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Navy Hauptquartier
New York, Terra

Im Hauptquartier der Terran Space Navy in New York saß man im 12 Untergeschoss in einem Atomsicheren Kommandobunker, welcher sich unter dem freundlichen, offenen Bau versteckte, welches offiziell als das Nervenzentrum der Navy gehandelt wurde.
Doch die wirklich entscheidenden Augenblicke spielten sich im Raum U12-34 ab.
Mitten in dem 80 Quadratmeter großen Raum stand ein 2x2 Meter großer Tisch. Die der Tür abgewandte Wand war ein einziger Monitor und gab das gleiche Bild wieder wie der Tisch. Die anderen beiden türlosen Wände waren mit Computerterminals gespickt.
An der vierten Wand standen mehrere Kaffeemaschinen und Teekocher, sowie ein paar Schränke, mit dem notwendigsten für lange Planungsbesprechungen.

Die Admirale von Richter, Frost und Renault mitsamt einem 20 Männer und Frauen umfassenden Planungsstab standen um den Tisch. Der Planungstisch und die Montiorwand zeigte ein zweigeteiltes Bild: Einen schriftlichen Bericht und eine Kamaeraaufnahme einer Akariisonde, die sich in der Nähe des Abflugjumppoints von Perseus aufhielt.
"Ich habe McAllister angewiesen, Operation Husar bis auf Weiteres auf Eis zu legen, bis wir entschieden haben, was wir mit der Drohne machen." meldete Renault.
Die beiden anderen Admirale nickten und das Bild wurde umgeschaltet. Nun zeigte sich eine Frontkarte. Terranisches Territorium blau, akariisches Territorium rot, das Gebiet der Colonial Konföderation grün. Umkämpfte Gebiete gelb.
"Graxon und Wron sind von starker Strategischer Bedeutung und laut neuesten Aufklärungsberichten recht schwach verteidigt, sprich mit dem richtigen Flotteneinsatz wären beide Ziele zu erobern. Über Graxon steht eine Trägerkampfgruppe, Wron hat zwei.
Was aber ein besonders großes Problem ist, sind die sechs Trägergruppen, die sich im Hinterland befinden. Teilweise ein Erfolg durch Operation Husar."
Renault visierte mehrere Punkte mit dem Lichtgriffel an und diese fingen an zu pulsieren.
"Wenn wir diese im Hinterland befindlichen Einheiten an anderer Stelle binden könnten, könnten wir mit der 2. und 3. Flotte sowohl Graxon als auch Wron erobern und somit den Krieg tief in Feindliches Gebiet tragen. Die einzige Möglichkeit für die Akarii dann auf uns zu reagieren wäre mit Elementen der Mantikorflotte, was Texas sichern würde."
Frost rieb sich das Kinn: "Und wie wollen Sie sechs Trägerkampfgruppen binden?"
Zustimmendes Gemurmel erhob sich um den Tisch.
"Ganz einfach: Wir lassen die Akarii glauben, wir wollen Axion angreifen."

Ein weiterer Punkt auf der Karte pulsierte und Renault gab ein paar Befehle auf der Tastatur ein. Sofort öffnete sich ein Fenster, in dem alle wichtigen Daten - beziehungsweise alle vorhandenen Daten - über Axion enthalten waren.
Die Fernaufklärung der verschiedenen Träger, die an der Operation Husar teil genommen hatten, ergab, dass Axion eine riesige Werftanlage besaß. Aller Wahrscheinlichkeit wurden dort die neuesten Träger der Quarsar-Klasse gebaut, sowie Kreuzer und Zerstörer, wohl ebenso die Träger/Kreuzer der Golf-Klasse.

"Und wie wollen Sie das den Echsen klar machen? Ich meine, Axion ist weiter als Akarr von der Frontlinie entfernt?" Wollte ein Commodore wissen.
"Perseus", antwortete Frost für Renault, "wir zeichnen die Ankunft der Träger der 1. Flotte in Texas auf und spielen Sie in die Aufklärungsdrohne der Akarii bei Perseus."
Wieder erklang zustimmendes Gemurmel. Renault blickte Frost erstaunt an und schüttelte leicht den Kopf. Wie kann ein kluger Mann wie der sich nur mit solchen Speichelleckern umgeben?
"Wir lassen falsche Befehle an die Akarii durchsickern", bestimmte von Richter, "wir lassen falsche Befehle durchsickern, so das die Akarii ihre gesamte Reserve als Verteidigung um Axion aufbauen.
Dann schicken wir die Columbia- und die Intrepidträgergruppen nach Graxon. Für die zweifache Übermacht sollte es kein Problem darstellen um die Akarii im Weltraum zu schlagen.
Graxon ist aus einem Grund von großer Bedeutung: Dort ist ein Kriegsgefangenenlager der Akarii und dort werden viele unserer Männer und Frauen, die auf Mantikor dienten interniert.
Nachdem die Raumherrschaft hergestellt wurde, werden Bodentruppen gelandet um die internierten Terraner zu befreien.
Sie dürften ungefähr eine Woche Zeit haben, ehe Reaktionsstreitkräfte kommen."
Renault nickte: "Und so bald die Reaktionsstreitkräfte in Graxon sind, wird der Rest der 3. Flotte nach Wron springen und es einnehmen richtig?"
"So sieht es aus", bestätigte von Richter.
"Hm, und in Graxon, so fern die Reaktionskräfte der Akarii nur aus den in Wron stationierten Schiffen besteht, rückt der Rest der zweiten Flotte nach, sollten auch noch einige Einheiten aus Mantikor anrücken, lassen sich die Columbia und die Intrepid zurückfallen und wir erwarten sie in Corsfield mit dem Rest der 2. Flotte und einem ausgedehnten Minenfeld."
17.11.2015 11:01 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Einige Stunden später betrat Commander Bruce Chamberland das Hauptquartier der TSN. Sein ausgedehnter Urlaub war sehr erfolgreich gewesen. Er hatte es geschafft, dass er und seine Exfrau sich wieder näher kamen. Das hatte ganz besonders den Mädchen gut getan. Am liebsten wäre er noch länger geblieben, doch die Pflicht rief.

Als er sich am Empfang meldete bat man ihn einen Augenblick zu warten.
5 Minuten und 37 Sekunden später tauchten zwei bewaffnete Marines auf. Ihr auftreten war kompetent und autoritär.
Nein, es waren sogar Profis, wie er feststellen konnte, beide hielten sich ständig auf Distanz zu ihm, die Hände stets an den speziellen Schnellzugholstern mit den H&K Laserpistolen.
Auch die Art, wie sie ihn in den Lift verfrachteten sprach Bände.
Erst stieg der Sergeant ein und brachte sich in Postion, dann durfte er einsteigen und wurde in eine bestimmte Position derigiert, dann stieg der Corporal ein und brachte sich ebenfalls in Position. Beide waren in der Lage sofort das Feuer auf ihn zu eröffnen und die Gefahr sich im Kreuzfeuer gegenseitig umzulegen war minimiert.
Der Lift als solches war sehr schlicht. Es gab kein sichtbares Kontrollpanel und ohne irgendeinen Befehl seitens seiner Eskorte setzte sich der Lift in Bewegung. Nach unten, etwa 8 Stockwerke schätzte er.
Das Aussteigen verlief ähnlich wie das Einsteigen und man führte ihm zu einer Art Empfangsbereich.
Hier standen wieder Wache, allerdings alle auf der anderen Seite einer Schutzwand mit einem großen Fenster drin.
Die Wände des Empfangsbereichs waren großzügig mit Selbstschusseinrichtungen ausgestattet.
"Legen Sie Ihre Hand auf das Sensorfeld und blicken Sie in die Linse! Identifizieren Sie sich!" plärrte es aus einem Lautsprecher.
Er tat wie befohlen: "Chamberland, Bruce Marcus, Commander TSN, Dienstnummer 24779BC26, Naval Intellegence Corps."
Erspürte einen kleinen Stich in der Hand. Blutprobe?
"Identität bestätigt, treten Sie in den Abtaster!"
Auch diesem Befehl folgte er.
"Legen Sie Ihre Uhr und das Fach in der Wand und treten Sie vor die Schleuse!"
Er hörte das leise Summen zweier entsicherter Pistolen.
Ihr seid verdammt paranoid. Sehr gut.
Er streifte seine Uhr mit dem Monodraht ab und legte sie in das Fach, welches sich prompt schloss und stellte sich dann vor die Schleuse.
Mit einem leisen Zischen öffnete sich die äußere Tür.
"Treten Sie in die Schleuse!"
Achne. Hinter ihm schloss sich die äußere Tür. In den Seitenwänden der Schleuse waren ebenfalls Selbstschussanlagen, sowie zwei kleine Gassventiele.
Die innere Schleusentür öffnete sich. Er trat in das Allerheiligste der TSN.

Ihn erwartete Commodore Helga Augustdotter, seine direkte Vorgesetzte: "Erschreckend, nicht wahr, Bruce?"
"Eher erfreulich."
"Ich vergas, jemand wie Sie erfreut sich an derartigen Sicherheitsmaßnahmen, aber kommen Sie, der große Boss will Sie sehen."
"Der CNO will mich sprechen? Interessant."
Augustdotter führte Chamberland über eine Treppe zwei Stockwerke weiter nach unten und dort in ein Büro.
Er nahm vor dem Schreibtisch Haltung an: "Commander Chamberland meldet sich wie befohlen."
Von Richter nickte: "Ausgezeichnet. Wir haben eine sehr schwierige Aufgabe für Sie. Nun, eigentlich müsste ich Sie fragen, ob Sie sich freiwillig melden. Aber das könnten Sie erst sagen, wenn Sie davon wüssten ... aber Sie kennen ja das uralte Problem nicht wahr."
Chamberland nickte: "Ja Sir, ich melde mich freiwillig."
"In Ordnung, gut: Commander ich gebe Ihnen mündlich folgenden Befehl: Sie werden unter Ihrer Tarnidentität Lieutenant Jason Rowland an Bord eines Kurirschiffs gehen. Der Kurs des Kurirschiffs ist so angelegt, dass es quasi über Akarii-Streitkräfte stolpern muss.
Die Selbstzerstörung ist sabotiert, so dass das Schiff in die Hände des Feindes fallen wird.
Sie haben dafür zu sorgen, dass die Befehle, die Sie transportieren stark verstümmelt werden, dennoch den Akarii zugänglich werden.
Woraufhin man Sie sicherlich verhören wird. Ich befehle Ihnen bei diesem Verhör erst unter Folter zusammenzubrechen und die Befehle, die Sie transportieren Preis zu geben." Von Richter pausierte kurz. "Haben Sie alles verstanden?"
"Sir. Aye, aye Sir!" Chamberland nickte.
"Commander: Haben Sie wirklich verstanden?"
Chamberland wiederholte wortwörtlich den gesamten Befehl.
"Verstehen Sie auch, was genau von Ihnen hier verlangt wird Commander?"
"Selbstverständlich Sir, Sie verlangen von mir, dass ich mich für eine Kriegslist opfere."
Von Richter stieß ein Seufzen aus: "Commodore Augustdotter sagte mir schon, dass Sie so ähnlich reagieren würden. Ich muss gestehen, ich bin sowohl erleichtert, als auch schockiert, gerade zu entsetzt, dass jemand aus meiner Navy, sein Leben so kaltblütig wegwirft."
"Wegwerfen? Sir, ich glaube kaum, dass man das wegwerfen nennen kann. Ich glaube vielmehr, dass ich so meinen Beitrag zu einer sehr großen Sache leisten kann."
"Und eventuell Ihre Schuld an Troffen zu sühnen Commander?" Fragte Renault aus der Ecke des Raums hinaus.
"Schuld? Welche Schuld sollte ich daran haben?"
Die beiden Männer guckten sich einen Augenblick an, musterten sich gegenseitig.
"Es war eine Chance den Krieg zu gewinnen, und zwar schnell und mit möglichst wenigen Verlusten auf unserer Seite, die musste ergriffen werden", fuhr Chamberland fort, "und ich war in diesem Spiel nur Befehlsempfänger ..."
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Am nächsten Tag stand Murphy erneut vor dem Nebengebäude, in dem er gestern mit Bruder Malachias gesessen hatte. Immer noch war sein Kopf voller Fragen und Überlegungen und die Tatsache, dass er die halbe Nacht wach gesessen hatte, machte es nicht einfacher. Als er dieses Mal anklopfte, öffnete ihm sein gestriger Gesprächspartner persönlich die Tür.
„Bruder Malachias, guten Morgen.“
„Guten Morgen Jack, Sie sehen erschöpft aus.“
„Mein Schlaf heute nacht war nur begrenzt. Ich hatte viel nachzudenken.“
„Das kann ich gut verstehen. Ich hoffe, ich habe Sie gestern nicht mit Informationen überfrachtet.“
„Nicht mit Informationen, das sicherlich nicht. Eher mit reichlich Stoff zum Überlegen.“
„Kommen Sie erst einmal herein.“
Malachias führte seinen Gast in eine Bibliothek, durch die die beiden Männer am ersten Tag nur kurz durchgegangen waren. In einer kleinen, runden Nische, in der eine ebenfalls runde Bank und ein kleiner Tisch stand, ließen sich die beiden Männer nieder.
„Nun, Jack, Sie haben doch sicherlich einige Fragen parat?“
„In der Tat, ja. Ich verstehe zum Beispiel nicht ganz, wie sich das Familiarinstitut nun entwickelt hat.“
„Nunja. Wie Sie wissen, ist das Familiarinstitut ein Laieninstitut. Das heißt, keiner der Familiare legt die Gelübde eines Ordensbruders ab. Er lebt vielmehr sein bisheriges Leben fort mit dem Unterschied, dass er nun dem Orden verbunden ist. Diese Verbundenheit war früher zumeist in materieller und ideeller Unterstützung begründet. Heute jedoch gehen wir vielfach einen Schritt weiter und setzen die Familiare erster Ordnung auch direkt ein.“
„Familiare erster Ordnung heißt?“
„Jene, die sich bis zu einem gewissen Grad den Statuten und Autoritäten des Ordens unterwerfen, Laienbrüder und Schwestern im engeren Sinne sozusagen. Nehmen wir an, wir helfen bei der Kolonialisation einer neuen Welt und es werden bestimmte Experten benötigt, dann schauen wir bei unseren Familiaren, ob da nicht jemand geeignetes dabei ist, der dann mit den Brüdern dorthin gehen und helfen kann.“
„Und wie soll das im Militär gehen?“
„Sagen wir es so. Es gibt Zeiten, in denen der Glauben auch mit dem Schwert verteidigt werden muss. Dies kann einfach nur Ruhe und Ordnung sein oder, wie im jetzigen Krieg, die Existenz der Gemeinschaft der Gläubigen, die auf dem Spiel steht, wenn der Krieg verloren geht. Ob dies zum Schutz entlegener Siedlungen geschieht oder von Terra selbst, das ist zunächst sekundär. Das Problem jedoch ist, dass die Politik hier häufig andere Pläne hat, als der Orden. Mitunter werden abgelegene Siedlungen zur Schutzlosigkeit verdammt, weil Truppen abgezogen werden.“
„Das ist aber noch nicht alles.“
„Scharf beobachtet.“ Malachias lächelte. „Es geht auch darum, dass einige unserer Brüder der Meinung sind, dass der Krieg deswegen so unerquicklich läuft, weil die Streiter Gottes dem Kampfe fern bleiben. Jedenfalls aber hört man, sofern man die richtigen Leute kennt, genug, um zu wissen, dass der Krieg momentan auf eine sehr unschöne Art geführt wird.“
Jack schluckte, denn die Bilder von Troffen kamen ihm wieder vor das innere Auge. Er schüttelte sich, um diese Gedanken loszuwerden.
Malachias beobachtete diese Reaktion und begann, erneut über das nachzudenken, was er bisher über seinen Gegenüber in Erfahrung gebracht hatte.
„Jedenfalls streben wir, sofern wir Mitglieder des Ordens entsenden sollten, eine saubere Art der Kriegsführung an. Unser Motto lautet nach wie vor Helfen und Schützen, nicht Vernichten und Auslöschen. Man sollte das aber nicht mit einem Mangel an Konsequenz verwechseln.“
Martell nickte. Er verstand nur zu gut.

Drei Stunden später verließ er die Anlage und begab sich sofort zum Flughafen. Er hatte Malachias versprochen, über dessen Angebot nachzudenken, doch das konnte er nicht in Wien.
Nach einer weiteren Stunde sass er in einem der Kurzstreckflieger, der ihn nach Cork, Irland brachte. Als er dort den Flieger verließ und den kurzen Weg vom Terminal zur Gepäckrückgabe ging, flog ihm über das Flugfeld bereits der würzige Duft der Insel entgegen, auch wenn er von den Gerüchen der Maschinen leicht überdeckt wurde.

Als Murphy endlich das Flughafengelände verlassen hatte, nahm er sich ein Taxi und fuhr nach Cork City. Das Wetter war wunderschön und die Sonne am Himmel tauchte das satte Grün von Irlands Wiesen und Hügeln in ein sanftes Licht. Murphy genoß den Geruch des Landes, in dem seine Kinderstube gewesen war. Seine Heimat mochte es nicht mehr sein, aber es war immer noch ein Platz, der einen besonderen Stellenwert für ihn hatte. Ein Platz, an dem er an seine Wurzeln zurückkehren konnte und sich über seine Zukunft in Klarem werden würde. Oder dies zumindestens versuchen würde. Anders als in Wien würde er hier jedoch kein Hotelzimmer nehmen, sondern bei Aaron MacDill unterkommen. Aaron war ein alter Freund aus Kindestagen, als die beiden noch zusammen Rugby und LaCrosse gespielt hatte. Aaron war schon damals ein Riese gewesen, der in solch physischen Sportarten seine Reichweitenvorteile auszunutzen wußte und auch nicht zögerte, seine ganze Masse in den Mann zu werfen.
Zwanzig Minuten später hielt das Taxi vor dem Haus von MacDill. Murphy hatte die Tür noch nicht geöffnet, da stürmte sein alter Freund bereits aus dem Haus, überrannte in seiner Hast fast den eigenen Jagdhund – einen Irish Setter - , der im Garten den Neuankömmling beobachtete und riss beinahe das Gartentor aus den Angeln. Jack grinste und verließ das Fahrzeug nur um in dem Moment von Aaron in den Arm gerissen und der Bodenhaftung beraubt zu werden. Durch die unheimliche Kraft seines Freundes jeglicher Luft beraubt, stöhnte Murphy leise: „Hallo Aaron! Du kannst mich jetzt mal wieder auf den Boden lassen.“
Aaron grinste und tat wie geheißen.
„Man, du siehst aber blass aus.“
„Das könnte an der Begrüßung liegen...“
„Ach wo, ihr Raumheinis seid nicht genug an der frischen Luft. Komm erstmal mit rein.“ Aaron gab Murphy einen Schlag auf den Rücken, so dass dieser sich fast bäuchlings auf das Pflaster legte und riß dem Taxifahrer den Koffer aus der Hand. Dann schob er Jack vor sich her und am Hund, der die ganz Szene mit schiefem Kopf beobachtet hatte, vorbei in das Haus. Anders als jenes von Jackson Hayes fehlte es hier an jeglicher Eleganz, die ganze Einrichtung bestand aus groben Eichenmöbeln. Die Wände waren unverputzt. Doch all dies trug mit dem riesigen Kamin im Wohnzimmer und den Fellen, die überall lagen und hingen zu einer Atmosphäre bei, bei der sich Jack sofort heimisch fühlte. Aaron hatte sich kein Bisschen geändert, außer dass er nun einen leichten Bauchansatz hatte.
„Wie gehts dir, du Kriegsheld?“
„Gut, jetzt, wo ich sehe, dass es dir gut zu gehen scheint. Immer noch im selben Handwerk?“
„Ja, sicher. Kunstschmiede gibt es zwar nicht mehr viele, aber momentan sind unsere Arbeiten wieder sehr gefragt. Aber mittlerweile mache ich auch noch andere Sachen, hab ein wenig mit dem Tischlern angefangen.“
„Du?“ Murphy schaute sich zweifelnd um. Andererseits...Aarons Finger waren schon immer flinker gewesen, als seine riesenhafte Statur es vermuten ließ.
„Komm, ich zeige dir meine neueste Arbeit.“
Murphy, der sich gerade erst hingesetzt hatte, rollte mit den Augen und verließ den warmen, weichen Stuhl.
Zwei Räume weiter bereute er diesen Entschluss nicht mehr. Vielmehr verschlug es seine Sprache, als er sah, welche exquisite Kirschholzmöbel vor ihm standen. Noch imposanter aber waren die Wandvertäfelungen, die in einzelnen Stücke an der Wand lehnten.
Aaron grinste. „Das hättest Du nicht gedacht. Ich arbeite mittlerweile auch nicht mehr allein, mußt du wissen. Erinnerst du dich noch an Paddy O’Brian? Der kurze, pummelige Junge?“
Murphy nickte.
„Nun, Paddy, ist länger, etwas schlanker und vor allem ein exzellenter Handwerker geworden. Er war mein erster Lehrling und Geselle und danach ist er bei mir geblieben. Die Leute kommen teilweise aus London, um bei uns zu bestellen.“
„Dann mußt du ja ein gemachter Mann sein.“
„War ich, ja. Aber die Scheidung war sehr teuer.“
„Tut mir leid. Was ist damals genau passiert?“
„Ich weiß es ehrlich gesagt immer noch nicht. Ich denke, ich habe zuviel Zeit in die Arbeit gesteckt und mich zu wenig um Anne gekümmert. Als sie dann diesen verdammten Briten kennengelernt hat, war es zu spät. Wenigstens muss ich aufgrund der Scheidungsvereinbarungen keinen Unterhalt zahlen. Aber es hat mich finanziell weit zurück geworfen, weil ich viel Geld in die Werkstatt investiert hatte.“
„Und was machen die Frauen seitdem?“
„Ach, nichts festes. Beim Pfaffen bin ich ja eh unten durch und so viele Frauen gibt es in Cork ja auch nicht, die der Aufmerksamkeit wert wären. Molly Mallone war so eine. Aber sie hat Seamus O’Flaherty geheiratet.“ Aaron zuckte mit den Schultern.
„Ach, komm, lass uns zurück in die Stube gehen. Magst du immer noch den guten alten Whiskey?“
„Ja, aber nur in Maßen.“
„Oh, das klingt nach einer Geschichte.“
„Ja, und zwar nach einer, in der ich gerne deinen Rat hätte.“
„Na dann ab ins Wohnzimmer.“
17.11.2015 11:04 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Vor knapp 3 Monaten (15. Juli 2633)
Militärgefängnis „New Alcatraz“, Jupiterorbit, Sol-System



„CARTMELL, auf die Beine, HOPP! An die Wand treten, aber zackig!“

Der Wächter brüllte durch die geschlossene Tür und weckte damit den Häftling, der auf seiner schmalen Pritsche einen Mittagsschlaf gehalten hatte. Schlaftrunken stand Donovan Cartmell auf und stellte sich mit dem Gesicht zur Wand hin. Automatisch platzierte er seine Füße und Hände in gelbe Kreise, die auf dem Boden und auf der Wand eingemalt waren. Aus seinem Augenwinkel konnte er sehen, wie der Wachmann durch den Sehschlitz der Stahltür genau beobachtete, ob er auch vorschriftsmäßig Aufstellung genommen hatte. Erst dann wurde die Stahltür geöffnet.
„Los, heraustreten.“
Gemächlich verließ er die Zelle und wurde vor der Tür von drei Wächtern in Empfang genommen. Kaum war er draußen, legte ihm einer der Wachmänner die Fußfesseln an, dann bekam er Handschellen verpasst, die dann mit einer weiteren kurzen Kette mit den Fußfesseln verbunden wurden.
Mit ausdrucklosem Gesicht nahm Donovan diese Prozedur hin. Er war seit zwei Jahren im Block 4 des Orbitalgefängnisses „New Alcatraz“ weit oberhalb der Atmosphäre des Jupiter und hatte sich an dieses Brimborium gewöhnt.

Er war noch nicht ganz wach und begann sich langsam zu fragen, wo sie ihn wohl hinbringen würden. Er wusste von keinem Termin der anstehen sollte, aber er fragte die Wachmänner um ihn herum auch gar nicht erst. Sie würden ihm eh nicht antworten.
Somit schritten sie schweigend durch die langen Flure der Orbitalstation, einzig begleitet von einem beständigen Klirren der Fesseln. Sie durchquerten mehrere Schleusentore, ehe Sie am Verhandlungsraum A ankamen. Donovan runzelte die Stirn, besonders als er dort von drei Offizieren erwartet wurde. Sein Magen war zunehmend nervöser geworden, vor allem, da er keinen blassen Schimmer davon hatte, was hier gespielt wurde. Doch äußerlich ließ er sich nicht das geringste anmerken, seine dunklen Augen verrieten keine Gefühlsregung.

Der Raum in den er jetzt geführt wurde, war mit seinen 5 mal 10 Metern – wenn man mal vom Shuttlehangar absah - der größte der Orbitalstation und komplett mit dunklem Holz getäfelt. Das Licht war hier etwas gedämpfter und indirekter als das gleißende Neonlicht, das üblicherweise in den anderen Sektionen der Station vorherrschte. An der Stirnseite des Raumes standen zwei große Tische an dem drei Offiziere offensichtlich auf ihn warteten. Er erkannte zwei von Ihnen sofort.
Commander Flannigan, der Befehlshabende Offizier und sein Stellvertreter, Lt. Commander McPherson. Der dritte Offizier, ein älterer Commodore war ihm gänzlich unbekannt. Rechts von den beiden saß an einem kleinen Extratisch Flannigans Assistentin und verkabelte noch diverse Aufzeichnungsgeräte.

„Mr. Cartmell,“ kam Commander Flannigan gleich zur Sache als Donovan in der Mitte des Raumes stehend Haltung angenommen hatte, „wie Ihnen Lt. Commander McPherson vor zwei Wochen ja mitgeteilt hat, werden wir heute in dieser Verhandlung darüber entscheiden, ob §67a des Navy Kriegsrechts bei Ihnen Anwendung findet. Ich hoffe, Sie haben sich entsprechend gut vorbereitet?“
Augenblicklich schoss Hitze in Donovans Gesicht, die Nackenhaare stellten sich ihm auf und seine Augen weiteten sich unwillkürlich.
`Was redete Flannigan da? §67a des Kriegsrechts? Was zum Henker war das?`
Sein Blick zuckte hinüber zu McPherson. Ein sadistisches Lächeln huschte diesem über das Gesicht und die Bosheit funkelte ihm förmlich in den Augen. Schlagartig wurde Donovan klar, dass er tief in der Scheiße zu sitzen schien. McPherson hatte ihn noch nie leiden können, schlimmer noch, er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht ihm wo immer es ging das Leben schwer zu machen. Und jetzt hatte er ihn anscheinend nicht über ein wichtiges Verfahren informiert.

Donovan überdachte in steigender Panik seine Optionen. In McPhersons Gesicht konnte er die Hoffnung erkennen, das er jetzt in Rage geraten, eine Szene machen und McPherson anschwärzen würde ihn nicht informiert zu haben.. Donovan wusste, dass der stellvertretende Gefängnisdirektor das mit Sicherheit abstreiten würde, so dass das Wort eines aktiven Offiziers in diesem Falle gegen das Wort eines Häftlings stünde.
Auch Flannigans Mienenspiel ließ nicht gerade den Schluss zu, ihm gegenüber wohl gesonnen zu sein. Daher war sich Donovan sicher, das er nicht auch nur eine Sekunde in Erwägung ziehen würde, sich auf seine Seite zu schlagen.
Also entschied er sich so ruhig wie möglich zu bleiben, auch wenn in ihm bereits der Hass auf diese Navy Offiziere brodelte. Aber er würde McPherson und den anderen nicht den Gefallen tun und jetzt durchdrehen.

„Sir?“ fragte er stattdessen so ruhig wie möglich, in der Hoffnung ein paar weitere Informationen zu erhalten. Vielleicht würde Ihm der Commander einen versteckten oder indirekten Hinweis geben, um was es hier eigentlich ging. Doch dieser ging leider nicht darauf ein.
„Mr. Cartmell, ich möchte Ihnen Commodore Kowalenko vorstellen. Er wird in dieser Sache entscheiden.“ Der Commodore blickte Donovan mit undurchsichtigem, ernsten Gesicht an. Dann bellte er drauf los.
„Name, Geburtsdatum, Geburtsort, Häftlingsnummer!“
Automatisch nahm Donovan Haltung an.
„Donavan Cartmell, Geboren 30. August 2602, in Jacksonville, Florida, USA, Terra, Sir. Häftlings-ID 36758-B12.”
“Sie haben 2622 ihren Abschluss zum Jagdflieger an der Terran Space Academy gemacht, ist das richtig?“
„Ja, Sir!“
„Einsatz gegen Piraten im [XXX]-System im Jahre 2623? Zwölf Kampfeinsätze, drei Abschüsse, richtig?“
„Aye, Sir.“
„Ende 2623 sind Sie in einem weiteren Einsatz aus Ihrer Maschine geschossen worden und wurden anschließend als MIA geführt, korrekt?“
„Ja, Sir.“ Donovan fragte sich, was das alles sollte. Wollten Sie etwa alles noch einmal aufrollen?
„2627 hat die Terran Space Navy eine Strafexpedition gegen die Hooker`s Pirates eingeleitet. Nachdem im Rahmen dieser Operation die Piratenbasis entdeckt und ausgeschaltet wurde, hat man Sie nach dem Sturmangriff in der feindlichen Basis aufgegriffen. Man hat Sie ohne erkennbare Spuren einer Misshandlung, Folter oder Gefangenschaft festgenommen in der Annahme, dass Sie ein Mitglied der Hooker´s Pirates gewesen sind. Die zwei Piratenkollegen, die außer Ihnen den Angriff überlebt haben, bestätigten dies und sagten gegen Sie aus. Sie sind daher wegen Piraterie angeklagt worden, doch man hat Sie aus Mangel an Beweisen freisprechen müssen!“
Der Commodore pausierte kurz und blickte mit einem Stirnrunzeln auf die vor ihm auf dem Tisch ausgebreiteten Unterlagen ehe er fort fuhr.
„Ihr Pflichtverteidiger hat Sie damals ganz gut rausgeboxt, nicht wahr mein Junge?“

Donovan zögerte mit der Antwort. Er spürte, dass dies eine Fangfrage war. Er spürte, dass er jetzt ganz vorsichtig sein musste mit seiner Antwort. So wie es aussah, wollten Sie ihm irgendetwas anhängen, etwas was sie ihm damals nicht hatten beweisen können.
„Dazu möchte ich mich nicht äußern, Sir.“
Ein harter Blick traf ihn, Commander Kowalenkos Augen verengten sich zu Schlitzen. „Hören Sie, Mr. Cartmell, vier Jahre waren Sie in der Hand der Hooker´s Pirates. Man hat Sie nicht in einem Cockpit erwischt und konnte Ihnen daher keine direkte Beteiligung an den Angriffen auf das Territorium und das Eigentum der Bundesrepublik Terra nachweisen. Aber die beiden Freibeuter haben belastende Aussagen gegen Sie gemacht. Einer der beiden hatte schließlich einen mysteriösen Unfall, der nie vollständig aufgeklärt werden konnte und der andere starb kurz darauf bei einer Messerstecherei im Untersuchungsgefängnis. Zwei äußerst merkwürdige Zufälle, oder?“
Donovans Blick blieb ausdruckslos. Er machte keine Anstalten die Frage zu beantworten. Wenn Sie nach all den Jahren wieder versuchen würden, ihm eine Beteiligung an den Angriffen der Piraten anzuhängen, dann mussten sie sich schon stärker anstrengen.
„Solche Dinge passieren manchmal, Sir.“
Dem Commodore war deutlich anzusehen, das ihn diese Antwort in keinster Weise zufrieden stellte. Doch Cartmell ließ das kalt. Wer die letzten zwei Jahre in einem Militärgefängnis voll gepackt mit dem Bodensatz der Navy und sadistischen Wachmännern überlebt hatte, der war nicht mehr durch ein paar harmlose Äußerungen eines daher gelaufenen Commodore zu beeindrucken.

„2628 wurden sie also wieder in den Dienst gestellt“ der Commodore verzog bei diesen Worten das Gesicht „sind aber mehrmals durch Ungehorsam und Undiszipliniertheit auffällig geworden, ehe Sie 2631 der schweren Körperverletzung für schuldig gesprochen wurden. Man hat Ihnen dafür vier Jahre aufgebrummt, auch wenn das nicht annähernd die Strafe ist, die sie eigentlich verdienen würden, wenn man bedenkt, was sie sich bisher in Ihrem Leben geleistet haben, oder !?“

Donovan hatte immer mehr Mühe ruhig zu bleiben und innerlich kochte er vor Arger. Langsam hatte er den Eindruck, dass der Commodore ihn bewusst provozierte, so als ob er darauf hoffte einen Gefühlsausbruch zu erwirken oder um ihn zu einer unbedachten Äußerung hinreißen zu lassen. Doch Donovan blieb weiterhin cool.
„Sir, ich büße meine Strafe dafür ab, dass ich mich habe provozieren lassen. Das war eines Offiziers der Terra Space Navy nicht würdig und daher trage ich meine Schuld gegenüber meiner Einheit, der Navy und der Terranischen Republik ab.“
`Und egal wie sehr ihr Bastarde euch auch anstrengt, dachte er den Gedanken zu Ende `dieser Standardsatz ist alles was ihr von mir hören werdet.`

Commodore Kowalenko blickte ihm einige ewig langen Sekunden tief in die Augen. Der eisige Blick war für Donovan absolut undurchdringlich. `Was spielen die hier bloss für ein Spiel?` fragte er sich unwillkürlich während er darauf wartete, dass der Commodore die Verhandlung fortführte.
Dann beugte sich dieser abrupt zu den anderen beiden Offizieren hinüber. Donovan konnte nicht hören, was die drei flüsterten, doch er erkannte, dass McPherson mit dem Resultat der kurzen Diskussion nicht zufrieden war.

„Mr. Cartmell“ ergriff der Commodore wieder das Wort. „Wie Sie wissen, befinden wir uns im Krieg. Und auch wenn wir sicher sind, das wir die verfluchten Akarii werden besiegen können, herrscht im Moment ein eklatanter Mangel an guten und kampferprobten Piloten. Daher wenden wir in ihrem Falle §67a des Navy Kriegsrechts an.“
Donovan war verwirrt. Sein Herz raste wie wild und er wartete wie gebannt auf weitere, erklärende Worte des hochrangigen Offiziers. Doch nichts dergleichen geschah. Donovan wartete ein paar Sekunden, dann wäre er am liebsten nach vorne gestürmt, hätte den Commodore am Kragen gepackt und angebrüllt, dass er gottverflucht noch mal nicht wusste, was §67a zu bedeuten hatte. Doch er riss sich zusammen.
„Sir, was genau bedeutet das nun für mich?“ fragte er nervös.
Commodore Kowalenko schaute dem Häftling wieder tief in die Augen. Den Blick frostig zu nennen, wäre untertrieben gewesen. Es lag keinerlei Wärme in diesen Augen, jedenfalls nicht für ihn.
„Das bedeutet, dass wir Sie an die Front schicken werden und zwar an Bord eines Jagdfliegers.“

Donovan fiel die Kinnlade herab und er schaute fassungslos von einem Offizier zum anderen. Hatte er sich da gerade verhört? Es war Lt. Cmdr. McPhersons hasserfüllter Blick, der ihm klar machte, dass er wohl richtig gehört haben musste.
„Petty Officer, nehmen Sie Mr. Cartmell die Fesseln ab.” Immer noch mit offenem Mund schaute Donovan dem Petty Officer dabei zu, wie er ihm erst die Hand- und dann die Fußfesseln abnahm.
Langsam, ganz langsam formte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht und wäre er alleine, er hätte sicherlich einen Freudentanz aufgeführt. Er würde wieder frei sein, er würde wieder für die Navy fliegen.

„Ich möchte noch ein paar Dinge außerhalb des Protokolls klarstellen, Mr. Cartmell.“ Die äußerst scharfe Stimme des Commodore ließ Donovan augenblicklich das Grinsen im Gesicht einfrieren. Das tiefe Grollen, dass in der Stimme des Commodore mitschwang ließ Donovan förmlich spüren, wie schwer es dem Commodore wohl fallen musste, ihn jetzt wieder in den aktiven Dienst zu stellen.
„Damit wir uns nicht missverstehen. Ich persönlich glaube ihnen nicht, Mr. Cartmell. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie über vier Jahre bei den Piraten keine Möglichkeit zur Flucht gefunden haben wollen. Ich gehe sogar davon aus, dass ihre Freibeuterkameraden die Wahrheit gesagt haben, als Sie uns zwitscherten, dass SIE der „Black Buccaneer“ der Hookers Pirates gewesen sind. Auch wenn Sie dessen nicht überführt wurden, ich bin überzeugt davon, dass SIE und niemand anders für den Abschuss von 8 und damit für den Tod von 5 Terranischen Piloten sowie für die Kaperung von etlichen Transportern und Frachtern verantwortlich sind. Wir haben es ihnen nur nicht schlüssig nachweisen können.
Verdammt, Sie können sicher sein, wenn es nach mir ginge, würden Sie weiterhin in dieser Zelle schmoren. Vergessen sie eines nicht, Mr. Cartmell, Sie verdanken es einzig und alleine unserer momentanen verzweifelten Lage, dass Sie diese unverdiente Chance zur Rehabilitation erhalten, IST … DAS … KLAR?“
Donovan nickte langsam, jetzt wieder mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck.
„Gut, zurück zum Protokoll.“

Der Commodore fischte einen großen Umschlag aus seinen Unterlagen, entsicherte das elektronische Siegel mit seiner Chipkarte und zog einen gedruckten Befehl heraus.
„Mr. Cartmell, ab dem heutigen Tage, dem 15.07.2633, ergehen folgende Befehle und Anweisungen an Sie:
Erstens: Ihre Haftstrafe ist für unbestimmte Dauer ausgesetzt, aber nicht aufgehoben. Es wird nach Beendigung dieses Krieges im Ermessen eines Militärgerichts der Terran Navy liegen, welche Auswirkungen ihre Taten auf ihre noch zu verbüßende Haftstrafe haben werden.
Zweitens: Es ist Ihnen auch weiterhin strengstens untersagt Militärisches Gelände aus eigenem Antrieb zu verlassen. Es sei denn mit ausdrücklicher Genehmigung mindestens zweier Ihrer Vorgesetzter und dann auch nur unter Aufsicht der MP. Sollte dies doch vorkommen, wird es als Fluchtversuch gewertet, sie augenblicklich wieder inhaftiert und erneut vor ein Kriegsgericht gestellt werden.
Drittens: Sie haben das Recht auf Ihren früheren Rang als Second Lieutenant verwirkt. Daher werden Sie – entgegen der allgemeinen Tradition - im Range eines Ensign eingesetzt werden. Sie haben des weiteren keinen Anspruch auf jedwede Orden oder Beförderungen oder ähnliches.“
Wieder fixierte ihn der Commodore mit mörderischen Blick.
„Also, Ensign Cartmell, sie packen jetzt ihre Sachen und melden sich dann umgehend bei Commander Flannigan, er wird Ihnen dann ihren Marschbefehl aushändigen.“
Die drei Offiziere starrten ihn noch ein letztes Mal hasserfüllt an, ehe sie ihn mit einem „Weggetreten“ aus der Verhandlung entließen.

Der frischgebackene Ensign salutierte zackig und folgte dem Petty Officer auf wackeligen Knien wieder zurück zu seiner Zelle. Er hatte es noch gar nicht wirklich erfassen können, als ihn schließlich mitten auf dem Zellengang die Erkenntnis traf:

Er würde wieder in den Krieg ziehen!

Als sie ihn zurück in seine Zelle geleitet hatten, schaute sich Donovan ungläubig um. In Kürze würde er seinen Kerker wieder verlassen und endlich wieder seine Schwingen ausbreiten und fliegen.
Und dann begann es, er konnte es nicht mehr zurück halten Erst war es eher ein nervöses Kichern, dann ein tiefes Glucksen. Schließlich verwandelte es sich in ein grollendes Lachen, das immer lauter und immer hysterischer wurde. Als er dann lauthals brüllte vor Lachen, stimmten die anderen Gefangenen in den Nachbarzellen mit ein. Der ganze Block 4 des Gefängnisses schien vor Johlen zu erbeben. Donovan hoffte, das sich dieses Lachen durch die gesamte Station vibrieren würde, bis hinauf zu seinen Kerkermeistern.

„Scheiß auf die Navy“ sagte er zu sich selbst, als er sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischte und begann seine Sachen zu packen.
17.11.2015 11:05 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Knapp drei Monate später, Anfang. September 2633
Navystützpunkt Guerren Space Field, Mars, Sol-System


Lieutenant Commander Santiago „Tigre“ De LaCruz betrachtete gebannt den Bildschirm seines Terminals in seinem Büro. Dieser zeigte ihm gerade die Aufzeichnungen des letzten Trainingseinsatzes des „Dreckigen Haufens“. So nannte er zumindest seinen momentanen Ausbildungskader. 24 Piloten, die man aus sämtlichen Navy Gefängnissen des terranischen Raumes gezerrt hatte, um sie innerhalb von drei Monaten fit für die Front zu machen. Unter ihnen waren Schläger, Drogendealer, Schieber und ähnlicher krimineller Abschaum. Allesamt waren Sie der Bodensatz der Navy, ehemalige Piloten und Offizieren die aus welchem Grund auch immer vom rechten Weg abgekommen waren, und zwar gewaltig.
Sie alle hätten eigentlich noch lange Haftstrafen absitzen müssen, doch nun wurden sie woanders gebraucht.
Die Niederlage von Mantikor und die starken Verluste unter anderem bei Jollahran, hatten zu einem immer stärker werdenden Mangel an kampferfahrenen Piloten geführt. Und da die Homefleet und ihre Fliegerverbände weiterhin an das Sol-System gebunden waren, solange Präsidentin Birmingham nicht das Notstandsgesetz 228 unterschrieben hatte, mussten Sie zusehen wie sie schnell an neue Piloten kommen konnten.
Die Terran Space Academy hatte zwar sowohl die Einstiegsvoraussetzung als auch die Anforderungen und die Dauer der Ausbildung für Piloten deutlich gesenkt. Doch zum einen waren die meisten dieser Piloten so unerfahren, das Sie nur als besseres Kanonenfutter für die Echsen dienten. Und zum zweiten brauchte es trotzdem seine Zeit, ehe diese Maßnahmen greifen würden.
Somit hatte das Flottenhauptquartier entschlossen, zumindest §67a des Navy Kriegsrechts zur Geltung zu bringen und damit ein paar Piloten aus den Gefängnissen zu rekrutieren. Wobei sich De LaCruz vollkommen bewusst war, das das nur ein Tropfen auf den heißen Stein war.
Zusammen mit drei weiteren Ausbildern oblag es nun ihm, diesen chaotischen Haufen in loyale Soldaten der Navy zu verwandeln.
Genau so gut hätte das Oberkommando ihnen auch einen Sturmangriff auf Akar befehlen können, die Aussicht auf Erfolg wäre dabei sicher höher gewesen.

Gerade aus diesem Gedankengang wurde er herausgerissen, als einer seiner Untergebenen, First Lieutenant Thomas „Thor“ Jörgenson, ohne anzuklopfen in sein Büro rannte.
„Das solltest du dir ansehen, Tigre“ brabbelte Jörgenson während er den kleinen Fernseher im Büro seines Vorgesetzten einschaltete und sich auf einen der Stühle fläzte.
„Ich wünsche dir auch einen schönen Morgen, Thomas“ warf De La Cruz sarkastisch ein, doch der große Blonde reagierte überhaupt nicht, im Gegenteil, er drehte noch weiter die Lautstärke auf.“
Auf dem Bildschirm erschien die unverkennbare, kleine blonde Gestalt der derzeitigen Präsidentin der Bundesrepublik Terra
„…zu intensivieren um unserer Navy, jetzt da die Reihen konsolidiert sind, die Möglichkeit zu geben einen Offensivkrieg zu führen."
Während Präsidentin Birmingham eine bedeutungsschwangere Pause machte und ihren Blick einen kurzen Augenblick durch den Parlamentssaal schweifen ließ, beugte sich jetzt auch Santiago De LaCruz interessiert in Richtung des Fernsehers.
"In Übereinstimmung mit den Notstandsgesetzen und den in Kriegszeiten bestehenden Exekutivrechten meines Amtes habe ich auf Anraten meiner militärischen Berater das Notstandsgesetz Nummer 228 unterschrieben. Mit sofortiger Wirkung sind sämtliche Raummilizen der Kategorie A direkt in die entsprechenden Teilstreitkräfte einzugliedern Sämtliche Reservisten der Kategorien A und B haben sich zum Kriegsdienst zu melden….“

„Jaaaah“ Jörgenson ballte die Faust „endlich kommt die Schlampe zur Vernunft.“
De LaCruz hob bei dieser Wortwahl seines Flügelmanns zwar missbilligend eine Augenbraue, doch gleichzeitig nickte er zustimmend. „Ja, es wurde Zeit“ bemerkte er trocken.
„Jetzt geht’s endlich an die Front.“ Jörgensons Euphorie war ansteckend. Sein breites Grinsen schien seine beiden Ohren miteinander zu verbinden und es hätte nicht viel gefehlt und der große, blonde Schwede wäre vor Glück wohl um den Tisch getanzt. Doch dann fiel ihm etwas ein und er hielt in der Bewegung inne.
„Uuups, was wird denn dann wohl aus dem dreckigen Haufen?“
„Nächste Woche ist das Programm beendet“ führte De LaCruz aus „ich denke wir werden das ganze wie geplant zum Abschluss bringen. Danach werden den Piloten ihre Marschbefehle erteilt, genauso wie uns, schätze ich.“
„Sie wollen wirklich keine eigene Einheit aus dem „Dreckigen Haufen“ machen? Die Jungs haben jetzt 3 Monate gemeinsam trainiert und sind aufeinander eingestellt. Warum das jetzt auseinander reißen?“
Lächelnd lehnte sich De LaCruz zurück. „Na gut, stell dir vor, der „Dreckige Haufen“ würde einem leichten Träger zugeordnet werden. Was meinst du wie sicher sich die Besatzung fühlen würde, ganz zu schweigen dessen Kapitän, wenn die Hälfte der Piloten ausgewachsene Halsabschneider wären? Ehe man sich versieht, könnte die Horde so einen leichten Träger übernehmen und ab in die Peripherie…“
Langsam aber sicher erkannte Jörgenson die potenzielle Gefahr in diesem Fall. „Stimmt, du hast Recht“ kam ihm die Erkenntnis „sie werden sie so gut wie nur möglich in der Navy streuen, so dass immer höchstens zwei von Ihnen in einem Geschwader sind.“
„Exakt! Übrigens wie macht sich der Haufen?“

„Na ja, Cougar und Aslan drehen mit den harten Jungs gerade eine weitere Runde im Sim. Ich denke aber Sie sind bereit für das Abschlussmanöver nächste Woche.“
„Und sind sie auch bereit für den Krieg?“ fragte De LaCruz nachdenklich, jetzt da er wusste sie würden sich wohl bald alle an der Front wieder finden.
Jörgenson zuckte mit den Achseln, was wohl ein ´Was solls` symbolisieren sollte. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihm egal war, wo dieser - aus seiner Sicht - Abschaum der Navy schließlich landen würde.
De LaCruz legte seinen Kopf leicht zur Seite und bedeutete damit seinem Untergebenen wortlos, das dies keine private sondern eine dienstliche Frage gewesen war.
Also verdrehte der blonde Hüne, der auch einem schwedischen Reiseführer als typischer Einheimischer hätte entsprungen sein können, seine blauen Augen und legte schließlich doch mit seiner Analyse los.
„Also, drei oder vier von denen würde ich unterstellen, den derzeitigen Akademieabschluss nicht schaffen zu können. Weiß der Geier wie sie es vorher geschafft haben. Vielleicht haben Sie es auch inzwischen einfach nur verlernt. Ist auch egal, ich denke jedenfalls nicht, dass wir die ruhigen Gewissens in eine 30 Millionen Real teure Kriegsmaschine stecken sollten.
Die Hälfte vom Rest, also knapp zehn von Ihnen würde ich ungefähr auf Akademieniveau setzen, obwohl es sich ausnahmslos um Piloten handelt, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Dabei sind aber nicht die fliegerischen Fähigkeiten der Grund für diese schwache Bewertung, sondern eher die grottenschlechte Auffassung von Disziplin und Moral. Die übrigen zehn würde ich, wenn da nicht ihr verkorkster Lebenslauf wäre, durchaus als Bereicherung für die Navy ansehen. Wobei zwei von denen sogar richtig gut sind.“
„Cartmell und Lady Death?“
„Ja, genau. Wobei Lady Death mit ihrem rüden Auftreten und ihrer offenkundigen Arroganz ihre Fähigkeiten sehr gut kaschieren kann. Sie ist extrem undiszipliniert, aggressiv und halsstarrig. Ich kann nur hoffen, ihr nächster Staffelführer kriegt sie in den Griff, sonst könnte das auch ganz schnell nach hinten losgehen.“
„Was ist mit Cartmell? Weigert er sich immer noch sein altes Callsign anzunehmen?“
„Ja“ Jörgenson schnaubte verächtlich „er sagt, Highball wäre gegen die Piraten gestorben. Und ein eigenes Callsign will er nicht benennen.“
„Dann wird er eben weiter Noname heissen, bis man ihm in seiner neuen Einheit ein neues Callsign verpasst“ erwiderte De LaCruz schulterzuckend.
„Na jedenfalls passt Noname überhaupt nicht auf ihn. Ein Noname ist er, zumindest was seine Flugkünste angeht, wahrlich nicht.“
„Ich weiß“ brummte De LaCruz „mich hat er auch schon zwei Mal erwischt.“
Jörgenson grinste schief „Mich schon dreimal. Kein Trost das wir ihn mindestens genau so häufig abgeschossen haben, oder?“
„Nein“ grinste De LaCruz „eigentlich möchte man meinen, das man einem Ex-Sträfling, der die letzten vier Jahre hinter Gittern gesessen hat, überlegen wäre, aber…“ Er verzog etwas das Gesicht und hoffte, das das bedeutete, das Cartmell gut war und nicht er selber schlecht. „Wie ist deine letzte Bewertung über ihn, Thomas?“
„Er ist ziemlich verschlossen, zurückhaltend und sondert sich häufig ab. Er scheint den anderen aus dem Weg zu gehen und die meisten von denen Ihm auch. Er scheint auch latent aggressiv zu sein. Ich glaube zwar, das er sich einigermaßen unter Kontrolle hat. Aber ich fürchte, er ist quasi wie ein menschliches Pulverfass, das irgendwann hochgehen könnte. Im großen und ganzen hält er sich aber an die Regeln und gehört eindeutig zu den Disziplinierten.
Fliegerisch hat er seine Maschine sehr gut unter Kontrolle, ist mit den Erfordernissen des Raumkampfs gut vertraut und seine Treffergenauigkeit ist passabel, wenn auch etwas schwächer als sein Flugtalent. Am Anfang schien er auch damit etwas schwächer zu sein und es war etwas holprig, aber ich denke er ist jetzt wieder drin. Er fliegt sehr unkonventionell und im Grunde überhaupt nicht nach Lehrbuch. Nicht das er die Manöver nicht beherrschen würde, aber ich habe den Eindruck, das er quasi seinen eigenen Stil hat.“
„Hmm, das könnte ihm gegen die Akarii von Vorteil sein.“
„Ich weiß nicht, Tigre. Ich glaube er hat sich anscheinend noch nicht an die Akarii-Flugmuster gewöhnt. Jedenfalls schneidet er im Kampf gegen Erdjäger oder gegen Akariiflieger, die von menschlichen Piloten gesteuert werden deutlich besser ab als gegen simulierte Akariis. Man möchte fast meinen, das ihm der Abschuss von Erdjägern leichter fällt, als der von Akarijägern.“ Jörgenson machte eine kurze Pause ehe er ernst fragte: „Glaubst Du, dass er es gewesen ist?“
De LaCruz Gesicht verdüsterte sich bei Jörgensons Frage schlagartig. „Du meinst, ob Cartmell der Black Buccaneer gewesen ist? Ich weiß es nicht? So wie er fliegt, könnte es durchaus sein. Man hat es ihm nicht nachweisen können, und er hat es selbst nie zugegeben.“
Er blickte seinen Flügelmann noch etwas düsterer an als zuvor.
„Wenn er es tatsächlich sein sollte, bin ich heilfroh, das wir auf der selben Seite sind. Und ich kann nur hoffen, das das auch so bleibt.“
17.11.2015 11:05 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Zur selben Zeit wurde Donovan Cartmell bewusst, das er die Navy hasste, jeden Tag ein Stückchen mehr.
Als die Simulation endete und der Bildschirm schwarz wurde blieb Donovan wo er war, nachdenklich im Dunkeln. Er brauchte sich nicht lange zu fragen, warum seine Abneigung gegen die Navy so groß war. Er wusste es genau.

`Du bist Ihnen vollkommen egal! Was Du denkst, was Du fühlst interessiert sie nicht. Es hat Sie nie interessiert und es wird sie nie interessieren. So einfach ist das`

Erst hatten Sie ihn vier Jahre bei den Piraten verrotten lassen, es war Ihnen egal gewesen, was aus ihm geworden war. Im Einsatz für sein Land war er abgeschossen worden und wer hatte ihn gerettet, etwa die Navy?
Nein, es waren die Piraten gewesen, die ihn aufgelesen hatten.
Deren Empfang war zwar nicht gerade herzlich gewesen, im Gegenteil. Mindestens ein halbes Jahr hatte er jeden Tag um sein Leben kämpfen müssen, jeden Tag war er eigentlich zig Tode sterben müssen, so hart hatten sie ihn ran genommen. Doch etwas hatte ihn am Leben gehalten: Die Navy würde ihn nicht im Stich lassen. Sie würden kommen und ihn retten!
Wie naiv er doch gewesen war. Sie waren nicht gekommen, sie hatten ihn nicht gerettet. Einzelschicksale zählten für diesen Riesenmilitärapparat nicht. Er war abgeschossen worden, und die Piraten hatten ihn früher aufgefischt als die Navy, das war sein Pech gewesen.

`Und dann, als sie nach vier Jahren endlich doch gekommen waren, da hatten Sie...`
Er schüttelte den Kopf und verdrängte die Gedanken an seine „Befreiung“ wie sie es genannt hatten.
Das alles war jetzt nicht mehr wichtig. Die Navy hatte ihm noch einmal die Chance gegeben, als Pilot durch das All zu jagen. Es gab nichts was schöner und aufregender war, selbst wenn man dabei dem Feind und dem eigenen Tod in die Augen blicken musste. Alleine noch einmal die Chance auf das erhebende Glücksgefühl zu bekommen, von einem erfolgreichen Einsatz lebend zurückzukehren, was das ganze schon wert.
Doch er machte sich nichts vor. Auch diesmal war es der Navy vollkommen egal, was aus ihm werden würde. Der Unterschied lag darin, dass er jetzt darauf vorbereitet war.

Ein Klopfen an der verdunkelten Simulatorkapsel ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken und er öffnete die Abdeckung.
„Hey, Black Buccaneer? Hat es dich SO sehr geschockt, das du mich wieder mal in Fetzen geschossen hast, dass du jetzt alleine im Dunkeln schmollst? Hahahahahaha!“
Donovan verzog etwas genervt sein Gesicht, als ihm die lauthals lachende Visage von Ensign Walter „Sparky“ Saskijewisz entgegen blickte.
Sparky war eine ausgesprochene Nervensäge und Donovan spürte, dass er ihn sicher irgendwann erwürgt hätte, wenn das Training des dreckigen Haufens nicht nächste Woche beendet werden würde. Dabei war Sparky im Grunde ein gutmütiger Typ, aber beim besten Willen nur schwer zu ertragen. Der eher simpel gestrickte Charakter, der Drang lauthals und lange über seine eigenen Witze zu lachen und die offensichtliche Anbiederung, mit der er Donovan bedachte, waren diesem wiederum zutiefst zu wieder. Sparky gehörte zwar zu den weniger gefährlichen Kriminellen des dreckigen Haufens, aber er hatte immerhin einige Jahre wegen Waffenschieberei bekommen.
Und außerdem weigerte er sich beharrlich zu akzeptieren, dass Donovan nicht Black Buccaneer genannt werden wollte.
„Sparky, wie oft soll ich es noch sagen: Ich bin NICHT Black Buccaneer, klar?“
„Jaaaaaa, aber sicher doch“ antwortete ihm Sparky. „Aber natürlich. Soooo schlecht wie du fliegst bist Du genauso wenig Black Buccaneer, wie ich ein Schieber bin, nicht wahr? Hahahahahahahaha!“
Einen kurzen Augenblick überlegte Donovan ernsthaft, ob er Sparky nicht doch noch erwürgen sollte. Wer würde ihn denn schon vermissen?

Doch dann siegte die Vernunft und er ging wortlos davon. Nur noch eine Woche musste er Sparky ertragen, dann würde er zu seiner neuen Einheit versetzt werden.
Aber ob es ihm dann besser gehen würde, bezweifelte Donovan trotzdem.
17.11.2015 11:06 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Heimkehr, warum machte ihm dieser Begriff Angst?
Lucas schlenderte die letzte Strecke zu seinem Elternhaus, er hatte sich drei Straßen vorher von dem Taxifahrer absetzen lassen.
Die prächtigen Bauten erstaunten ihn nicht mehr, sie raubten ihm nicht mehr den Atem, wie sie es einst getan hatten.
Kälte wehte ihm ins Gesicht und er zog den Navymantel enger um zusammen, auch wenn er wusste, dass es ihm nicht half, nicht gegen den Winter der Ostküste der USA.
Die Bäume waren leergefegt und hohe Berge geräumten Schnees türmte sich zu beiden Seiten der Straße.
Ein Blick auf seine Halbschuhe sagte ihm, dass es sehr gut war, dass geräumt war, eine Schlidderpartie hätte gefährlich werden können.
Er seufste und ging auf das große weiße Haus zu, welches er mit Zuhause identifizierte. Es ist kleiner geworden.
Ein Schneeball fegt ihm die weiße Schirmmütze vom Kopf und Lucas fuhr herum und funkelte den Übeltäter wütend an.
Zumindest versuchte er es, doch die Schurken, beide etwa im Alter von 8 - 11 Jahren, rannten lachend um die nächste Straßenecke.
Kinder, wer sie einmal vom weiten erlebt hat will nie wieder etwas mit ihnen zu tun haben.
Er hob seine Mütze auf und stapfte auf die Villa seiner Eltern zu. Der Prachtbau war aus roten Ziegeln errichtet worden, zu dem Erdgeschoss kamen zwei Geschosse plus ein Dachgeschoss, dass mit schwarzen Ziegeln gedeckt.
Das Haus nahm einen Großteil des Grundstücks ein, mit einem kleinen Vorgarten, der von einem verzierten Eisenzaun eingegrenzt war und einem Garten hinten, der von Bäumen umringt war, Nadel- wie auch Laubbäume.
Die Fenster- wie auch Türrahmen waren aus weiß angestrichenem Holz.
Mit zwei Schritten war er die vierstufige Treppe hinauf und stand etwas unschlüssig vor der Tür.
Nachdem er sich mehrmals die Uniform gerade gerückt hatte klingelte er.

Ihm öffnete die hagere Gestallt von Roice, einem der Butler seiner Familie. Lucas kannte den alten Briten schon seid er denken konnte.
Ein Lächeln schlich sich auf Roice ansonsten in Stein gemeißelte Zeuge: "Mister Lucas, Sir, willkommen daheim."
Schier überschwänglich ergriff der Butler Lucas Hand und schüttelte sie kräftig.
Dann nahm er Lucas den Seesack ab und schob ihn förmlich Richtung Wohnzimmer: "Miss Elisabeth, kommen Sie schnell und sehen Sie, wer den Weg nach Hause gefunden hat."
Lucas Mutter erschien in der Tür zwischen Lounge und Wohnzimmer. Sie blieb einen Augenblick wie versteinert stehen und stürzte dann so schnell es ihre hochhackigen Schuhe und ihr Rock erlaubten zu ihrem Sohn.
Sie umarmte Lucas, der sie um mehr als einen halben Kopf überragte und küsste ihn auf beide Wangen. Mehrmals versuchte sie zu sprechen doch die Freudentränen, die ihre Wangen hinunterliefen unterbrachen sie immer wieder.
"Sch-sch", macht Lucas und führte seine Rotz und Wasser heulende Mutter zurück ins Wohnzimmer.
Sie setzten sich auf die große Ledercouch, die dem Fernseher gegenüber stand und Elisabeth Cunningham wischte sich die Tränen mit einem Taschentuch aus dem Gesicht.
"Oh Lucas, oh Lucas ...", sie strich ihm über die Wange und lächelte, "ich bin ... es ... es tut so gut, die wohlbehalten wieder zusehen, ... aber warum hast Du Dich nicht gemeldet, wir hätten Dich vom Raumhafen abholen können."
"Ich war mir nicht sicher, wann ich auf der Erde eintreffen würde, ich musste zu einigen Besprechungen, hatte was im Militärhospital auf Luna zu erledigen ..."
"Du warst verletzt?" Ein sorgenvolles Mutterlächeln umspielte ihren Mund.
"Nun nein, nicht ich, meine ..., meine Verlobte ..."
"Oh", machte Elisabeth, "Deine Verlobte?"
Lucas lächelte etwas verlegen: "Ja Mom, ich habe mich verlobt ..."
"Und sie ist bei den Streitkräften und wurde verletzt?" Man hörte die leise Hoffnung in der Frage, dass seine Verlobte eine Ärztin bei der Navy war.
"Ja, Du hast in den Nachrichten sicherlich von der Schlacht bei Jollarahn gehört, dort wurde Melissa verletzt."
"Wurde sie ... wurde Melissa schwer verletzt?"
"Als sie die Löscharbeiten auf der Redemption koordinierte verlor sie ihren rechten Arm", Lucas räusperte sich und Elisabeth erbleichte, "Sie züchten ihr gerade einen neuen."
"Sie wird also wieder vollständig gesund?"
Elisabeth Cunningham versuchte jetzt die verständnisvolle Mutter zu sein, die sie im Augenblick gar nicht sein wollte. Am liebsten hätte sie ihren Sohn geohrfeigt. Er hätte jedes Mädchen haben können, was er wollte und mit vielen von ihnen hätte er eine gute Partie abgegeben, und da kam er nach über zwei Jahren zu Hause an und erzählte was von einer Navy-Schikse.
Sie beschloss, dass Nathan da ein Vater-Sohn-Gespräch führen musste.
19.11.2015 09:49 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Im Orbit um Mars, Sol-System, Anfang September 2633

Donovan „Noname“ Cartmell blickte auf seine Anzeigen auf der Suche nach den beiden Jägern, die es sich in seiner Sechs gemütlich gemacht zu haben schienen.

Twiiit- Twiiit- Twiiit- Twiiit- Twiiit- Twiiit

Das penetrante Geräusch der gegnerischen Zielerfassung trug auch nicht gerade zu seiner Entspannung bei. Dann feuerten die beiden simulierten Bloodhawks ihre Raketen auf ihn ab, so dass jeweils eine imaginäre Sparrow auf seine Phantom zuraste. Blitzschnell versuchte er in einem wilden Manöver und unter dem stetigen Auswerfen von Täuschkörpern ihnen zu entkommen.
Die erste der Raketen ließ sich nicht beirren und explodierte in seinem hinteren Schild, der damit geschwächt zusammenbrach. Zusätzlich dazu flammten ein paar rote Warnleuchten auf, die Cartmell aber erst einmal bewusst ignorierte.
Er musste erstmal zusehen, das er wenigstens die zweite Rakete abwimmeln konnte, dann könnte er sich immer noch die verursachten Schäden betrachten. Schließlich konnte er einen kurzen Augenblick aufatmen, als die zweite Rakete durch seine wilde Kurbelei die Zielerfassung verlor und an seiner Maschine vorbei schoss.
Doch die Freude währte nicht sehr lange. Eine der beiden Maschinen hatte er nicht abschütteln können, und diese klebte nun förmlich hoch über seinem Heck und stieß jetzt erneut auf ihn herab.
`Verdammt, die Lady ist gut` schoss es ihm durch den Kopf, kurz bevor mehrere Lasertreffer über sein Heck und seine Flügel strichen und dafür sorgten, dass seine Schadenanzeige in einem noch intensiveren rotorange zu blinken begann. `Was hast du erwartet, schließlich war sie mal Lieutenant Commander gewesen.` Das hieß, dass sie etwas auf dem Kasten haben musste.
„Verflucht, Sparky! Wo bleibt ihr? Noch so eine Salve und…“
„Sind dran, Buccy, sind dran. Pulse und ich haben Lady´s Flügelmann in der Zange. Halt sie dir noch etwas vom Leibe, ok? Auch wenn’s schwer fällt, HiHiHi…“
Innerlich fluchte Donovan, aber er wusste im Augenblick nicht was schlimmer war: Von Sparky´s Hilfe abhängig zu sein oder sein oder sich seine nervenden Kommentare anhören zu müssen. Doch ob es ihm gefiel oder nicht, hier und jetzt brauchte er seine Hilfe.
Er wechselte von normalem Schub auf Nachbrenner, ging in einen Immelmann, nur um diesen abrupt abzubrechen, vom Nachbrenner zu gehen und dann scharf nach links abzudrehen. Er konnte nur hoffen, das die Lady nicht sooo gut war und jetzt immer noch an seinem Heck klebte.
Doch sie war es.
Kaum ertönte die nächste Zielerfassungswarnung, da war die Rakete auch schon auf dem Weg. Und bevor Donovan reagieren konnte, zerriss sie ihm in einem simulierten Treffer erst die linke Tragfläche und dann den Rest der Maschine.
Frustriert betrachtete er die Schadensanzeigen, die ihm klar machten, dass er in einem echten Gefecht jetzt tot wäre. Kurz verzog er das Gesicht, dann funkte er ein kurzes „Nice shot“ an Lady Death.
„Winchester“ war ihre kurze Antwort, mit der sie ihm signalisierte, dass sie alle ihre Raketen gebraucht hatte um ihn zu kriegen. Auch wenn er sechs von ihren acht Raketen hatte ausweichen können, so konnte er über diesen schwachen Trost nur müde lächeln.

Es war Tigre, der ihn aus seinen Gedanken riss. „O.K. Ladies, damit ist auch dieser Teil der Übung beendet. Jetzt kommt der nächste…“
Ein wütendes Gemurmel des dreckigen Haufens hinderte ihn daran in seinen Ausführungen fort zu fahren. Seit sechs Stunden flogen sie nun fast ununterbrochen und hatten mehrere simulierte Einsätze hinter sich gebracht. Auch wenn Donovan sich an den Tiraden der anderen nicht beteiligte, fühlte er sich dennoch genauso ausgelaugt wie alle anderen.
„RUHE auf der Leitung, Ihr Sissies. Gefechtssimulation Nummer Acht. Feindlicher Bomberverband plus Jägereskorte. GAZ in 45 Minuten. Alle Jäger zurück in den Horst, auftanken, aufmunitionieren und wieder raus. Und wer von euch nicht spurt, den schicke ich mit einem gewaltigen Tritt in den Arsch wieder zurück in den Knast, VERSTANDEN?“
Die grimmig gemurmelten Jawoll´s waren sicher nicht die Art von Bestätigung eines Befehls, die sich Tigre gewünscht hatte, aber zumindest revoltierte auch niemand. Donovan war nicht überrascht. Keiner von Ihnen wollte wieder zurück in die Militärgefängnisse, aus denen Sie gekommen waren.

Zu gerne hätte Donovan jetzt den Helm abgenommen und sich den verspannten Nacken massiert, doch aufgrund der Nullatmosphäre im Cockpit war das nicht möglich. Er versuchte die Müdigkeit durch blinzeln zu bekämpfen, doch es fiel ihm schwer. Zum Glück würde er sich bald ein wenig frisch machen können, denn wenn es einen Vorteil bei diesen Übungen in der Nähe des Mars lag, dann darin, dass der Fliegerhorst nicht allzu weit entfernt von ihrem Trainingsquadranten entfernt war.
Als sie den richtigen Kurs eingeschlagen hatten, kam die riesig wirkende rot schimmernde Kugel des Mars in Donovans Blickfeld. Das rechte Drittel der schnell größer werdenden Scheibe war fast so schwarz wie das sie umgebende Universum. Einige wenige hell erleuchtete Kreise im Dunkeln zeugten von den Lichtern der Kuppelstädte, die derzeit auf der Nachtseite des Mars lagen.
Unwillkürlich versuchte er auf der anderen Tagseite vertraute Muster zu erkennen. Und dann konnte er tatsächlich die größte Erhebung des Mars, den Olympus Mons, erkennen. Auf dem alten, vor Urzeiten erloschenen Vulkan lag die Terran Space Academy, die Akademie auf der alle Piloten der Navy ihre Ausbildung erhielten.
Er war schon dort gewesen, es schien ihm eine Ewigkeit her zu sein. Ein klein wenig wehmütig dachte er an die Zeit von damals zurück. Die Ausbildung war hart, nicht wenige waren gescheitert. Doch er hatte es geschafft, sogar in den oberen 10% seines Jahrgangs. Doch was hatte es ihm genützt? Mit welchen Träumen und Hoffnungen hatte er die Akademie verlassen und was war aus ihm geworden?
Mit bitteren Gedanken erkannte er, das bald die marsianische Nacht dort hereinbrechen würde und über 2000 Kadetten sich schlafen legen würden. Weitere 2000 Kadetten, die die nächste Generation der Navy bilden würden. `Weiteres naives Kanonenfutter für den Fleischwolf des Krieges` dachte Donovan gerade noch düster, bevor ihn sein Radar daran erinnerte, das sie sich ihrem Bestimmungsort näherten.

Noch konnte er es nicht erkennen, lediglich erahnen. Fasziniert beobachtete er, wie in der Entfernung - wie es aus seiner momentan Position erschien - eine dicht unter dem Mars hängende und blinkende längliche Form rapide wachsend näher kam. Ihr Ziel, die Raumstation T.R.S.S. SALAMIS.
Die T.R.S.S. SALAMIS war eine spezielle Raumstation und diente gleichermaßen als Schulschiff für die Navy als auch als orbitales Flugfeld für die Marsakademien. Ein Teil der Raumstation war einem Träger der TSN nachempfunden, inklusive Flugdeck und Brücke. Zusätzlich dazu kamen noch Shuttlehangars für den Transfer vom Mars und Reparaturhallen für beschädigte Jäger. Und diese wurden bitter benötigt. Denn wie bei einem Bienenstock kurz vor dem Schwärmen, wimmelte es um die SALAMIS herum von Jägern, Bombern und Shuttles, die größtenteils von Kadetten gesteuert wurden und die ebenfalls größtenteils von Kadetten eingewiesen wurden. Auch wenn eine Menge Ausbilder und erfahrene Offiziere anwesend waren, Fehler kamen auf diese Weise immer mal wieder vor.

Tigre´s Stimme krachte durch den offenen Kanal der beiden Staffeln und zerriss damit die Stille, die sie auf dem kurzen Anflug begleitet hatte.
„Safe Harbour von Dirty Bunch One, erbitten Landeerlaubnis nach Manöver-Prioritätsschlüssel Echo Charly Zulu Tango. 28 Jäger kommen heiß rein und raus, over.“
Tigre bat damit den momentanen Air Boss der Salamis bzw. dessen Deckcrew um eine vorher abgestimmte Gefechtslandung. Die Jäger des dreckigen Haufens würden beim Landeanflug vorgezogen werden müssen, das Landedeck musste sich bereit machen, 28 Jäger so schnell es ging neu zu betanken und aufzumunitionieren, um sie dann so schnell wie möglich wieder auszuspucken. Keine einfache Übung wenn man bedachte, das sich bestimmt noch weitere 4-6 Staffeln im Raum befanden und ebenfalls landen bzw. starten wollten. Da musste fast jeder Handgriff passen, jeder Befehl seine Richtigkeit haben, sonst würde sich alles an Bord in reines Chaos verwandeln. Doch gerade das sollten die angehenden Flottenoffiziere lernen.
Eine etwas unsichere Stimme - Donovan schätzte das Alter des Offizieranwärters auf höchstens 18 – rauschte durch den Funk.
„Bestätigt, Dirty Bunch One. Reihen sie sich ein hinter…“ es dauerte anscheinend einen Augenblick bis der Kadett die entsprechenden Anzeige finden und richtig interpretieren musste „Signal Eagle-Eye Six ein. Safe Harbour, over.“
„Copy, Dirty Bunch One over and out.“
Kurze Zeit später wurden Sie nacheinander vom ATLS erfasst und in die SALAMIS gesogen.

Kaum war Donovans Landung von statten gegangen, wurde seine Maschine auch schon aus dem Weg geräumt und in Richtung der Tankanlagen geschleppt. Donovan entschloss ein paar Minuten frische Luft zu holen und öffnete sein Cockpit. Mit einem Zischen entwich das künstliche Vakuum um der aufbereiteten Luft der SALAMIS Platz zu machen. Donovan entriegelte seinen Helm und nahm ihn ab. Müde massierte er seine Augen und seinen Nacken, dann stieg er aus um sich die Beine zu vertreten. Ein paar Meter abseits stand eine Gruppe des dreckigen Haufens, vertieft in ein Gespräch über die vergangenen Übungsflüge. Doch Donovan hatte nicht das geringste Interesse sich Ihnen anzuschließen.
Stattdessen betrachtete er das hektische Treiben auf dem Flugdeck, während er sich in tiefen Schlücke ein isotonisches Getränk aus den umherstehenden Flaschen gönnte.
So stellte er sich das Innere eines Ameisenhaufens vor: Überall wuselten Piloten, Deckoffiziere, technisches Personal und andere umher. Er war so vertieft in dieses Bild, das er etwas zusammenzuckte, als er von hinten angesprochen wurde.

„Sie sind gut geflogen heute, Noname, trotz der letzten Übung.“
Lieutenant Commander Santiago De LaCruz, genannt Tigre, war um mindestes einen Kopf kleiner als Donovan. Doch irgendetwas ging von diesem Mann aus, eine Aura der Selbstsicherheit, ohne dabei arrogant oder überheblich zu wirken. Tigre war kein sonderlich überragender Pilot, vielleicht sogar schwächer als er, doch auch Donovan musste zugeben, das er ein gewisses Charisma hatte, das ihn unbewusst Haltung annehmen ließ.
„Danke, Sir.“
„Beeindruckend, nicht wahr?“ Tigre schien das geschäftige Flugdeck mit seinen Armen umgreifen zu wollen. „Ich bin immer wieder davon fasziniert, mit welcher Emsigkeit diese Jungs und Mädels dafür sorgen, dass wir wieder startklar werden.“ Die dunklen olivgrünen Augen fixierten Donovan. „Was meinen Sie? Sind sie ihre Mühen wert?“
Der größere der beiden Piloten blinzelte verwirrt. „Sir?“
„Diese Frauen und Männer geben Ihr Bestes, damit wir uns dem Feind stellen können. Aber um ehrlich zu sein, Ensign Cartmell, ich glaube nicht, dass SIE ihr Bestes geben. Diese Leute zählen auf Sie und…“
„Scheissdreck…“ fluchte Donovan und quetschte noch mit Mühe ein „Sir“ durch seine Lippen. „Erlaubnis frei reden zu dürfen?“
„Ich denke, das tun Sie bereits, Ensign. Erlaubnis erteilt“ erwiderte der Lt. Cmdr. und nur seine etwas hochgezogene Augenbraue und die vor der Brust verschränkten Arme verrieten seine Missbilligung über Donovan`s Gefühlsausbruch.
„Sir, ich denke, dass weder ich noch Sie eine Rolle für diese Menschen spielen. Und auch nicht für unsere zukünftigen Kameraden. Wenn wir fallen, treten andere an unsere Stelle. In den Augen der Navy sind wir entbehrlich. Ich WEISS das und ich habe es selbst erlebt. Also erzählen sie mir nicht, wie wichtig ein jeder von uns sei und dieser ganze Quatsch. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich habe einen Jäger zu checken.“
Und damit ließ Donovan den Lt. Cmdr. stehen ohne auch nur auf dessen Reaktion zu warten.

Dieser blieb noch einen Augenblick stehen und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Cartmell war ein guter Pilot, mit einem großen Talent, das viel zu lange brach gelegen hatte. In den richtigen Händen konnte dieser Rohdiamant zum Strahlen gebracht werden, doch De LaCruz wusste, solange Noname sich nicht würde frei machen können von seiner Vergangenheit, solange würde er sein Potenzial nicht ausnutzen können. Solange er nicht in der Lage war, anderen zu vertrauen, würde ihm auch nicht vertraut werden. Solange er nicht bereit war im Team mit seinen zukünftigen Kameraden zusammen zu arbeiten, solange würde er es mehr als schwer haben.
Ein Teil von De LaCruz wünschte sich, dass er Cartmell helfen könnte. Doch dem anderen Teil war bewusst, das er dies nur selbst konnte.
Wenn Sie ihm denn genug Zeit ließen: Die Akarii genauso wie die Navy.
19.11.2015 09:49 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Am Abend begaben sich die beiden Iren in das örtliche Pub, wo Murphy, nachdem Aaron ihn vorgestellt hatte, mit lautem Hallo begrüßt wurde. Viele der Leute wollten ihm die Hand schütteln, doch Murphy merkte auch, dass er nicht allen willkommen war. Offensichtlich war auch in Cork die Partei der Friedensfreunde nahezu ebenso groß wie die der Kriegsbefürworter. Nachdem die Begrüßung vorüber war, lotste Aaron Jack an einen der hinteren Tische.
„Du hast sie bemerkt?“
„Die Tauben?“
Aaron nickte.
„Sicher, war ja kaum zu übersehen.“
„Du darfst halt nicht vergessen, dass der Krieg von hier aus gesehen nur in weiter Ferne sich abspielt.“
Murphy winkte ab. „Lass nur, ich habe mich mittlerweile dran gewöhnt. Und ich kann sie ja auch irgendwie verstehen. Sie sehen halt nicht, was wir draußen im Krieg zu sehen bekommen.“
„Naja, aber es scheint dich ja auch zum Nachdenken gebracht zu haben, nachdem, was du mir erzählt hast.“
„Das hat sicherlich einen Einfluss auf mich. Aber ich kann nicht aufhören zu kämpfen, weil ich nur erahnen kann, was uns sonst blühen würde. Wir kämpfen ohne jede Regel da draußen und die Akari tun es uns gleich. Da kann man keine Gnade erwarten.“
„Ist es so schlimm?“
Murphy nickte nur.
„Du kannst nicht darüber reden, stimmts?“
„So ist es.“
„Kommen wir zurück zum Thema, du hast mich um Rat gefragt. Ich habe mir das Ganze mal durch den Kopf gehen lassen. Weißt du noch, wie alle Eltern damals immer der Meinung waren, dass du mal als Priester enden würdest?“
Murphy grinste. „Hehe, ja, auch wenn ich bis heute nicht begreife, weshalb.“
„Ich kann es dir sagen. Du hast nie was mit Frauen angefangen, du wirktest immer so ernst und du hast den Whiskey so gut vertragen.“
„Hm, nicht besser als du.“
„Das mag sein, aber ich hatte ja damals was mit Jane.“
„Richtig...Jane...was ist aus der denn geworden?“
“Sie war Model in Paris und ist dann dort geblieben.“
„Wirklich? Dinge gibt es....“
„Ja, in der Tat. Aber zurück zu deiner Situation. Ich denke, das klingt für mich wie etwas, das gut überlegt ist. Du solltest dich irgendwie binden, und wenn es keine Frau und kein Ort ist, dann eine Organisation. Und der Orden scheint mir da recht passend.“
„Ich habe nur Angst, was passiert, wenn ich zwischen dem Orden und der Navy mal entscheiden muss.“
„Ich glaube nicht, dass man dich dazu zwingen wird. Außerdem bist du ja nicht auf den Kopf gefallen.“
„Danke.“ Murphy grinste schief.
Dann brachte die Bedienung das Bier und die beiden Männer stießen auf ihr Wohl an.


Zwei Tage später flog Murphy zurück nach Wien. Die Tage in Irland hatten ihm gut getan und er hatte Aaron fest versprochen, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Als Abschiedsgeschenk hatte er von seinem Freund ein von ihm geschmiedetes Keltenkreuz mitgegeben. Entspannt lehnte er sich zurück in den Sessel des Fliegers und genoß die Aussicht auf die unter ihm liegende irische Insel. Zwei Stunden später befand er sich wieder in dem Hotel in Wien, wo er dasselbe Zimmer erhielt, in dem er zuvor genächtigt hatte. Er rief kurz in Berlin und dann beim Orden an, dann ging er in den Speiseraum und nahm ein kräftiges Mahl ein.

Am Abend begab er sich dann erneut zum Anwesen des Ordens. Wieder wartete Bruder Malachias bereits auf ihn und geleitete ihn ein eine Kammer.
„Ich sehe, Sie haben eine Entscheidung getroffen, Jack?“
“Ja, das habe ich.“ Murphy war nicht überrascht, dass sein Gegenüber dies erkannt hatte. „Ich möchte Ihr Angebot annehmen. Ich möchte ein Mitglied des Ordens werden.“
Malachias nickte. „Gut, das ehrt und freut uns.“
Jack lächelte irritiert. Malachias wirkte auf ihn, als wenn er mit dieser Entscheidung gerechnet hatte. Innerlich zuckte er mit den Schultern. Dann wollte er zu einer Frage ansetzen, doch sein Gegenüber kam ihm zuvor.
„Sie werden sich nun sicherlich fragen, was nun passiert. Nun, Sie werden zunächst dem kleinen Kapitel des Ordens vorgestellt. Normalerweise dient dies dazu, den Kandidaten zu prüfen. In Ihrem Falle ist dies jedoch nur eine Formsache. Der Hochmeister selbst unterstützt Ihr Eintrittsgesuch, und dem wird sich keiner widersetzen. Dann werden Sie die nächsten Tage in die wichtigsten Dinge eingeweiht. Den 5. Tage dann werden Sie fastend und betend in der Kapelle verbringen. Ich nehme an, dass Sie nicht als voller Bruder aufgenommen werden, wollen....“
„Vorerst nicht, nein.“
„Gut, überlegen Sie sich, welche Verpflichtungen Sie eingehen, noch können Sie zurück.“
Murphy nickte nur.
„Dann werden wir jetzt jemanden losschicken, der Ihre Sachen holt.“

Während der nächsten Tage lernte Murphy mehr über den Orden als er vorher gewußt hatte. Interne, für den Außenseiter nur schwer durchschaubare Prozesse wurden ebenso erläutert wie der tiefere Sinn hinter vielen der kleineren Regelungen für Laien und Brüder. Wie Malachias prophezeit hatte, war die Sitzung des kleinen Kapitels eine Formsache. Die Männer, die Murphy nie zuvor zu Gesicht bekommen hatten, waren sich schnell einig, dass sie einen würdigen Kandidaten vor sich hatten. Die Lektionen erinnerten Murphy stark an seine Zeit auf der Fliegerschule, wo er auch von morgens bis abends gelernt hatte. Dennoch war ihm klar, dass er nur an der Oberfläche kratzte und so türmten sich die Bücher und Instruktionen, die er mitnehmen würde, wenn er Wien verlassen würde, immer höher auf. Dennoch merkte er instinktiv, dass seine Wahl die richtige gewesen war. Ihm wurde aber auch immer klarer, dass der Orden, genauso wie die Welt draußen nur dem schwarz-weiß Denken verhaftet war. Die jüngere Geschichte enthielt zahlreiche Beispiele, in denen der Orden die Ellenbogen und mehr eingesetzt hatte, um seinen Willen durchzusetzen. Ihm wurde auch klar, dass er, obgleich er nur kleine Details erfuhr, der Orden stark mit anderen Interessen verflochten war, ob dies der heilige Stuhl oder bestimmte Politiker oder auch manche Familiare in der Wirtschaft waren. Jack merkte deutlich, dass ihm nicht alles gesagt wurde, sondern nur soviel, wie er wissen mußte, um dem Orden keinen Schaden zuzufügen. Er erkannte, dass der Orden intern in der Tat gewissen militärischen Grundsätzen gehorchte.

Am fünften Tage dann begab er sich, begleitet von Bruder Malachias, in die Kapelle des Klosters und verbrachte den Tag in Andacht. 24 h später dann betrat der Hochmeister die Kapelle und nahm dem angehenden Familiar die Beichte ab. Dann hieß er ihn niederzuknien und begann mit den Worten der Aufnahmezermemonie.
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Da es in unserer Navy immer öfter dazu kommt, das zwei Offiziere oder auch Mannschaften heiraten konnte ich beobachten, dass es für die Fortsetzung einer harmonische Ehe nicht gerade von Vorteil ist, wenn man beim Streit dem Ehepartner gegenüber auf den Dienstrang pocht.
Lt.-Cdr. Dr. Simon Hubb (Psychologe)


Lucas schmunzelte als er den Spruch las, wandte sich dann jedoch wieder der Auf-Und-Ab-Wanderei in Dr. Hubbs Wartezimmer. Er war wie jeder Offizier und insbesondere Jägerpilot schon mehrfach durch einen Psychologen auf seine Eignung untersucht worden, doch noch nie hatte man ihn zu einem Psychologen überwiesen, weil der Verdacht einer psychologischen Überbelastung bestand.
Auf der anderen Seite das Raumes begegnete Lucas ein Spiegel. Er trug zum größten Teil Freizeitkleidung. Jeans, einen dunkelroten Pullover. Als Jacke hatte er jedoch seinen Navy-Colani gewählt.

Das Essen zu Hause war ausgezeichnet und Lucas wusste ohne auf die Wage zu steigen, dass er zugenommen hatte, jedoch viel ihm das schlafen schwer. Sein Bett war viel weicher als das auf der Redemption. Hinzu kamen immer mal wieder die Alpträume.

Er drehte gerade auf dem Absatz um und wollte das Wartezimmer erneut durchschreiten, da öffnete sich das Sprechzimmer des Arztes und dieser kam mit einer älteren Patientin heraus.
Dr. Simon Hubb war zwischen 50 und 60 Jahre alt schätzte Lucas, etwa 1 Meter 75 groß, die Haare waren zu ca. 50 % noch schwarz, die andere Hälfte war stahlgrau.
Was Lucas jedoch verwunderte, der Arzt trug eine sonderbare Art von Brille. Nicht zum Schutz vor Sonneneinstrahlung, wie Lucas sie eigentlich kannte, die Gläser waren weiß, wenn auch leicht getönt.
Hubb sprach noch etwas mit seiner Patientin während er sie am Empfang vorbei zur Tür geleitete und verabschiedete er sich.
Auf dem Rückweg ins Wartezimmer gab er der Empfangsdame zu verstehen, dass sie Feierabend machen könne.
Als der Doktor wieder im Wartezimmer war lächelte er seinen letzten Patienten an und deutete auf die Tür zum Sprechzimmer: "Wollen wir?"
Lucas nickte und ging voraus.

Die Wände des Sprechzimmers waren quasi vollkommen mit Regalen versehen, die hauptsächlich mit Literatur ausgefüllt. Bücher wie auch Datenchips.
Ansonsten gab es einen großen Schreibtisch, einen Sessel für Doktor Hubb, zwei Besuchersessel vor dem Schreibtisch, eine obligatorische Couch und einen weiteren Sessel neben der Couch.

"Bitte setzen Sie sich Commander, möchten Sie was trinken?"
"Nein, vielen dank." Lucas versuchte so gut wie möglich es sich bequem zu machen.
Hubb nahm ihm gegenüber hinter seinem Schreibtisch platz und bemerkte Lucas Blick auf die Brille und lächelte: "Ich vertrug seiner Zeit die Netzhautimplantate nicht, musste daher auch aus der Navy ausscheiden. Naja und so fand ich irgendwie den Weg in diese Praxis." Erneut huschte ein sympathisches Lächeln über Hubbs Gesicht. "Und welche Wege des Schicksals führen Sie hierher?"
"Nun Doktor, ich erhielt Anweisung mich während meines Landurlaubes einer Psychologischen Beratung beziehungsweise Untersuchung zu unterziehen."
"Und wieso sind meine verehrten Kollegen von der Navy zu dem Schluss gekommen, dass Sie sich einer Untersuchung sollten Mr. .... ehm, Commander Cunningham?"
"Nun, seid den letzten Kampfhandlungen - Jollarahn - kann ich kein Essen bei mir behalten, es sei denn, ich nehme Medikamente."
Hubb nickte: "Durchfall oder Erbrechen?"
"Erbrechen Doc, Erbrechen."
"Bitte, erzählen Sie mir von Jollarahn, Commander.", bat Hubb.
Lucas schluckte: "Nun, wo beginne ich, der Plan schien solide, nur hatte niemand mit zwei Schlachtschiffen als Flankenschutz gerechnet. Und so ging irgendwie alles zum Teufel. Letzten Endes fand ich mich an Bord eines sterbenden Trägers im Lazarett wieder ..."
Er brach ab.
In Hubbs Blick lag Mitgefühl: "Und was ist dort geschehen?"
"Ich wurde als Sanitäter zwangsrekrutiert. Sind Sie schonmal in Blut gewartet Doc?"
Hubb schüttelte den Kopf: "Nein, noch nie und ich hoffe ich werde es auch nie erleben."
"Ich schon, einem jungen Matrosen - ich glaube er musste sich noch nie Rasieren - riss die Blutklemme. Es war die Hauptschlagader, er verblutete innerhalb von Sekunden." Lucas fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er begann noch mal von vorne und alles sprudelte aus ihm hinaus, die Gewissheit des Todes, als er von dem Schlachtschiff hörte, die Angst in der Schlacht, die Angst um Mel Auson, die ihn ins Larzaret geführt hatte, die Übelkeit beim Anblick von menschlichen Innereien und Blut...

" ... dann setzt irgendwie meine Erinnerung aus, das nächste was kommt ist mein Erwachen auf der Relentless." Beendete Lucas seine Erzählung.
Hubb nickte: "Hm, es wäre durchaus möglich, das die Symptome von alleine wieder verschwinden, andererseits könnte die Ursache auch in dem Zeitraum liegen, an den Sie sich nicht erinnern können. Ich schlage daher vor, dass wir als erstes die fehlende Zeit rekonstruieren. Wie würde Ihnen da nächste Woche Dienstag passen, es ist schon spät."
Er lächelte entschuldigend.
"Ja, ist in Ordnung Doc", stimmte Lucas zu, "und danke, dass Sie mir zugehört haben."
"Ach, dafür bekommen Sie die nächsten Tage noch eine Rechnung."
"Und ich dachte ich hätte hier hundertprozentigen Veteranenrabatt ..."
19.11.2015 09:54 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Lt. Commander Chun eröffnete die Versammlung. Es waren nur wenige, handverlesene Junioroffiziere des NIC anwesend. Viele hatte er persönlich ausgesucht, einige auf Empfehlung hinzu gezogen.
Ohne eine Erklärung abzugeben ließ Chun als erstes ein Video laufen, welches den Parteitag in Paris zeigte. Die Sitzung der Pazifistenbewegung.

Nach der zweistündigen Szene ergriff er endlich das Wort. Er sah in die Gesichter der Anwesenden und erkannte das gesamte Spektrum der Gefühle. Von offener Wut bis hin zu angestrengter Nachdenklichkeit.
„Meine Damen und Herren“, begann Chun, „Sie alle kennen diese Szenen. Nun, es gehört für einige von uns zur Arbeit, diese zu kennen.“ Leises Gelächter antwortete dem Offizier.
„Und der eine oder andere von uns mag sogar mit einem oder mehreren Gedanken der Pazifisten sympathisieren. Was an sich nichts Schlechtes ist.
Aber deswegen sind wir nicht hier. Wir sind hier, weil ich diese Sitzung für die größte, die allergrößte Fehlentwicklung halte, seit die Akarii den Krieg begonnen haben.“
Raunen ging durch die Reihen der Offiziere.
„Sehen Sie, ich gebe den Aktivisten Recht. Die Flotte hätte sich weniger in Prestige-Objekte versteifen, sondern mehr Geld in die Aufrüstung der Hardware investieren sollen. Und ich bin sicher, zwei, drei weitere Argumente überzeugen auch einen von Ihnen.
Aber ich denke, diese Diskussion kam zwei Jahre zu früh.
Wenn Sie meine Meinung hören wollen, schwächen wir damit die Kampfkraft und den Rückhalt in der Bevölkerung empfindlich.
Und ohne Rückhalt kämpfen unsere Fronteinheiten auf verlorenem Posten.“
„Was schlagen Sie vor, Commander? Eine Kampagne gegen die Ziele der Pariser Sitzung?“, fragte Lieutenant Watts.
„Nein, das würde uns nichts bringen. Es wäre zu offensichtlich, dass jemand versucht, der Regierungspartei zur Seite zu stehen.
Verstehen Sie mich alle richtig. Ich habe nichts gegen diese Diskussion. Und auch nicht gegen die Pariser Ziele. Aber bevor wir nicht wenigstens Mantikor zurück erobert haben, wird jeder Waffenstillstand nur eine Regerationspause für die Akarii sein – bis zum nächsten unprovozierten Angriff. Dies wissen auch jene Politiker. Aber dennoch benutzen sie die Gelegenheit, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. Die teilweise rein politisch, bei einigen aber durchaus ehrenhaft sind.“
„Sie sprechen von Schwäche. Schwäche, die wir einem Kriegervolk wie den Akarii nicht zeigen dürfen, richtig? Darin stimme ich mit Ihnen überein.“
„Gut, Commander von Stein, damit sind wir schon zwei.“
Leises Stimmgewirr erhob sich, bis die anderen Offiziere der NIS ebenfalls zugestimmt hatten.
„Die Frage ist nur“, ergriff Watts wieder das Wort, „da wir hier ohne Zweifel zusammen gekommen sind, um die Demontage unserer Wehrkraft zu verhindern, was können wir tun, wenn keine Kampagne?“
„Das will ich Ihnen sagen. Ich habe bereits eine konkrete Idee, bei denen Sie alle helfen können. Eine Idee, die uns einen kurzfristigen Loyalitätsschub der terranischen Bevölkerung sichert. Ohne die Ziele der Pariser Sitzung zu vernichten. Noch nicht, falls das einmal nötig sein sollte.
Aber wir werden dafür ein paar Karrieren negieren müssen. Fliegt die Sache auf, wird keiner von uns ungeschoren davon kommen. Das harmloseste Urteil wird dann Kriegsgericht und die Verurteilung zum Tode sein.
Wie sehr lieben Sie Ihre Heimat? Wie gut sind Sie in Ihren Ressorts?“
„Schmieren Sie uns keinen Honig um den Bart, Commander. Das wir alle noch hier sind, beweist ja wohl, dass wir Sie zumindest anhören wollen. Also, was schlagen Sie vor?“
„Nun, Commander von Stein, Sie kennen ja die derzeitige Lage auf Terra. Trotz der Notstandsgesetze wird das Thema Krieg und Akarii noch immer weitestgehend ausgeschwiegen. Den Menschen wird nicht bewusst gemacht, dass Krieg herrscht.“
„Also doch eine Kampagne“, stellte Watts enttäuscht fest.
„Nein. Ja. Etwas in der Art.
Wissen Sie, warum es auf ganz Terra nicht ein einziges Kriegsgefangenenlager für Akarii gibt? Ich sage es Ihnen. Alleine die Nachricht, dass ein einziger Akarii, und wäre es ein beinloser, zahnloser Greis nach Terra verlegt worden, würde sofort ein paar Millionen Protestbriefe auslösen, weil sich die Menschen in ihren Bürgerrechten eingeschränkt fühlen und zudem auch noch bedroht. Von einem zahnlosen Opa, der auf Händen läuft.“
„Nettes Bild. Und wie nutzen wir das?“
„Mit Operation Troja. Ein Akarii könnte so einen Wirbel veranstalten? Hm. Was wenn wir ein paar hundert nach Terra schaffen? Was wenn sie aus ihrem Lager ausbrechen? Was wenn sie in einer Großstadt gesehen werden? Was wenn es Tote gibt?“
„Sie würden Tote zulassen?“, rief von Stein empört.
„Nun, es wird wahrscheinlich reichen, vom Ausbruch der Akarii zu berichten. Dann wird jeder Schatten ein angreifender Akarii sein…“

Eine Zeitlang herrschte Stille. Endlich ergriff Wojtas das Wort: „Ich könnte unter der Hand von PERSEUS zwei- bis dreihundert Akarii für Verhöre und medizinische Untersuchungen – keine Obduktionen – nach Terra bringen lassen. In meiner Abteilung liegen hunderte Anfragen vor. Nach dem Troffen-Fehlschlag sogar noch mehr als sonst.“
„Was wir bräuchten wäre ein leerstehendes Lager in einer Wüste, direkt neben einem Bevölkerungszentrum. Möglichst in einem Gebiet, welches den Akarii ein angenehmes Klima bietet. Also eine Wüste oder eine heiße Region. Zufällig unterhält der NIC dieses alte Lager bei Phoenix, für Ausbruchtraining in der Wüste von Arizona. Ich kann es arrangieren, dass eine Zeitlang keine Übungen abgehalten werden“, brummte von Stein.
„Und ich kann dafür sorgen, dass es rein automatisch bewacht wird. Die Akarii werden keine Schwierigkeiten haben, die Absperrungen zu überwinden“, murmelte Watts. „Darüber hinaus können wir es einrichten, dass sie nicht erfahren, das sie nach Terra verlegt werden. Ich kann falsche Informationen lancieren, die sie glauben lassen, nach Texas verlegt worden zu sein.
Von dort werden sie sich Chancen ausrechnen, ein Schiff stehlen und ins Reich zurück kehren zu können.“ Watts zeigte sich optimistisch.

Chun nickte. „Wir werden noch mehr brauchen, weit mehr.“ Er legte einen Stapel Akten auf den Tisch. „Dies sind meine Hauptkandidaten. Einige repräsentieren die Prototypen für die imaginären Verhöre, andere für medizinische Untersuchungen. Dazwischen sind wichtige Führungspersönlichkeiten, Fachleute, die für einen Ausbruch und eine Flucht unerlässlich sind.“
„Ich werde das arrangieren“, klang die Stimme von Anderson auf, neben Watts die zweite Frau im Raum. „Ich werde genau die Akarii auf der Liste anfordern. Dafür benutze ich meine Tarnidentität im Ministerium für Forschung. Ich werde das ganze tarnen als Untersuchungen, um den Metabolismus der Akarii und damit deren Versorgung besser zu erforschen. Also ein humanitärer Grund.“
„Und ich werde die Ankunft der Akarii durchsickern lassen“, schloss Chun. „Ebenso den Ausbruch. Dadurch werde ich definitiv auffliegen. Aber solange man keine Verbindung zu Ihnen nachweisen kann, meine Damen und Herren, werde ich mit einer Degradierung davon kommen und keine Anklage wegen Verschwörung erhalten.“
Chun teilte Dossiers aus. „Wenn Sie diese Akten an sich nehmen gibt es kein Zurück mehr. Vergessen Sie nicht, jeder von uns kann seine Karriere ruinieren. Sogar sein Leben verlieren.
Auch wenn es jetzt um höhere Ziele geht als unsere Leben.
Hiernach gibt es keinerlei Kontakt zwischen uns. Auch fortan ist nichts hiervon passiert. Treffen wir uns dienstlich, werden wir uns zum ersten Mal begegnen.
In diesen Unterlagen steht alles, was Sie wissen müssen, um ihren Teil der Aufgabe zu erfüllen, ohne erwischt zu werden.
Der einzige, der eine Strafe zu erwarten hat, werde ich sein – sofern niemand von uns umfällt. Aber die Strafe nehme ich in Kauf. Wenn wir nur gerade jetzt, in dieser Zeit, auf diese Weise den Rückhalt erkaufen, den die Navy braucht, um uns alle zu retten…“
19.11.2015 09:56 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Der Raum für die Einsatzbesprechung war nüchtern und zweckmäßig eingerichtet. Ein paar taktische Anzeigen und Projektionsanlagen, ein Dutzend Stühle – das war alles. Seit jeher war es Brauch, daß der einweisende Offizier stand, während die Piloten Sitzplätze erhielten. Und wie bei so vielem, wurde an dieser Angewohnheit festgehalten, weit hartnäckiger, als es notwendig war. Früher war es einfach unpraktisch gewesen, wenn die Piloten die ganze Zeit hätten strammstehen müssen. Der Offizier aber hatte mit Laserstift und Zeigestock an Hand von Karten und Holographien den Einsatz erläutert – und mußte deshalb agieren, sich bewegen. Heutzutage hätte er ebenso gut in einem Lehnsessel sitzen und die taktischen Anzeigen von dort aus steuern können. Aber die Navy war nun einmal die Navy, also blieb man der Tradition treu.

Heute waren außer dem taktischen Offizier nur vier Piloten anwesend. Ähnliche Besprechungen fanden vermutlich in einigen identischen Räumen statt – aber man wollte ja möglichst ,wirklichkeitsnah‘ bleiben. Also waren nur diejenigen hier, die es etwas anging. Der Übungsleiter, ein hagerer Typ Ende 50, faßte sich kurz, während er seinen Vortrag mit einigen Geländeholographien untermalte: „Grundprofil des Einsatzes ist folgendes: Angriff auf Bodenziele im Bereich A-23-Delta-9. Bodentruppen haben dort Feindverbände gemeldet, jedoch keinen aktuellen Sichtkontakt. Wir haben Befehl, das Gebiet zu säubern. Ein Angriff des Gegners auf dieser Flanke bedroht den Vorstoß der Armee, deshalb hat sie Luftunterstützung angefordert. Sie sind die einzigen, die zur Verfügung stehen. Das Gelände im Zielgebiet ist zerklüftet – kleine Schluchten, Felsnadeln, Tafelmassive, also ein Gebiet, in dem sich Hooverpanzer durchaus verstecken können. Aufgabe ist es, den Gegner zu erledigen. Feindliche Jäger sind nicht gemeldet, zumindest was die letzten taktischen Meldungen betrifft. Feindverband wird auf mindestens eine Panzerkompanie geschätzt. Bestückung der Maschinen je vier Sidewinder zum Einsatz gegen feindliche Bodenfahrzeuge, zwei Amram für den Selbstschutz.“
Er musterte die Piloten: „Die Übung gilt als erfolgreich beendet, wenn mehr als 75 Prozent der feindlichen Kräfte vernichtet oder kampfunfähig sind. Anschließend Rückkehr auf den ,Träger'. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß diese Übung mit scharfer Munition und unter realistischen Bedingungen stattfindet. Feindfeuer und dergleichen sind natürlich simuliert, aber wenn Sie im Bestreben, es unbedingt besser machen zu wollen – oder um jemanden zu beeindrucken – gegen eine Felswand krachen, sind Sie so sicher tot wie im Kampf gegen eine Staffel Bloodhawks.“ Er wartete eine Bestätigung gar nicht erst ab: „Fertigmachen! Und Gnade Ihnen Gott, wenn Sie nicht ausreichend Leistung zeigen!“

Die Piloten stürmten sofort los. Schon daran erkannte man, daß sie eigentlich noch ziemlich feucht hinter den Ohren waren. Erfahrene Soldaten beeilten sich, wenn es sein mußte – was hier ja nicht der Fall war. Aber sie hatten es eilig. Sie alle gehörten so ziemlich zur ,ersten Generation‘ des Krieges. Ihre Ausbildung hatte größtenteils während des Konfliktes stattgefunden. Und im Rahmen der allgemeinen Volksverdummung, die Propaganda nun einmal darstellte, war ihnen die historische Bedeutung ihres Kampfes in genügendem Ausmaße eingetrichtert worden. Sie alle hatten, aus dem einen oder anderen Grund, den sehnlichsten Wunsch, möglichst bald ,draußen‘ mit dabei zu sein. Die Ausbildung war an sich ja auch kein besonderes Vergnügen, und wenn jemand auch nur wenig langsamer lernte, als es die Ausbilder für richtig hielten...Nun, der hatte oft Gelegenheit, dies zu bedauern. Außerdem stellten die ,Schwingen‘ natürlich auch ein Prestigeobjekt dar. Und sie alle wußten, nur kurze Zeit trennte sie vom Abschluß der Ausbildung. Wieviel, das hing vor allem von ihren Leistungen in solchen Übungen ab.

Sharon hatte ihre Maschine als zweite erreicht. Ein Umstand, der sie ein wenig verärgerte, denn nun würde sie beim Start warten müssen. Wie die anderen brannte sie darauf, sich zu beweisen. Nur eine Startrampe stand für die Gruppe zur Verfügung – die anderen katapultierten gerade Mirage-Jagdbomber. Sie nickte den Technikern zu, und ließ den Verschlußmechanismus des Cockpits einrasten. Mit geübten Handgriffen, fast ein wenig überstürzt, kontrollierte sie Anzug, Atemmaske, die notwendigsten Funktionen der Maschine. Alles schien in Ordnung zu sein. Zu ihrer Freude bemerkte sie, daß die Maschine vor ihr bereits ins All hinausgeschleudert wurde. Kurz darauf folgte ihre eigene, beschleunigte. Die F-102 entwickelte schon von Anfang an eine Geschwindigkeit, die der aller anderen Erdmaschinen deutlich überlegen war. Die Trainingsbasis blieb bald zurück. Unter sich sah sie die Rote Oberfläche des Mars, die rasch näher kam.

Es gab kaum Turbulenzen beim Eintritt in die Atmosphäre, zumindest, wenn man es mit den Umständen beim Anflug auf andere Planeten verglich. Die Reibung war weitaus geringer als etwa bei einem Himmelskörper wie der Erde. Der Umstand freilich, daß dies hier die Realität war, und nicht nur eine Runde im Simulator, verlieh der Situation doch ein gewisses Gefühl möglicher Gefahr. Die junge Pilotin konzentrierte sich voll und ganz auf das Fliegen – das grandiose Schauspiel des Eintritts ignorierte sie. Sie wollte, sie mußte auf jeden Fall erfolgreich sein. Ein Sieg hier, und der Weg in den Einsatz stand ihr offen. Und darauf arbeitete sie hin. Sie wußte, ein Scheitern ihrerseits würden einige sofort auf ihre ,Herkunft‘ schieben, deshalb gab es keinen anderen Weg, als zu triumphieren.

Die Oberfläche des Mars bot einen fremdartigen, feindseligen Anblick. Keine Pflanze, kein Wasser, keine Spur von Leben. Nur Staub, Sand und Fels, öde und tot. Hier, in den Gebieten, die sich das Militär für Trainingszwecke reserviert hatte, ahnte man nichts von dem Leben, daß dem Mars anderswo, in den Kuppelstädten, abgerungen worden war. Hier war der Rote Planet immer noch abweisend und voller unterschwelliger Drohung.
Die Kampfflieger paßten sich dem Terrain an. Blieben sie zu hoch, würden sie sich dem Feind als Ziel präsentieren – und das konnte tödliche Folgen haben. Flogen sie doch zu sehr am Boden, dann konnte jeder noch so kleine Fehler katastrophal enden. Ewiges Dilemma bei solchen Einsätzen. Doch es waren nicht sie, die den Gegner zuerst fanden – der Feind ortete sie.

Urplötzlich heulten die Warnsirenen auf – Raketen! Die Flugkörper stiegen scheinbar aus dem Nichts hervor, zielsicher auf die Kampfflieger gerichtet. Sofort brach die Formation auseinander, als die Piloten, jeder für sich, versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Eine gewaltige Explosion, gefolgt von einer sekundären am Boden, bewies, daß es einem nicht geglückt war. Für einen Augenblick fühlte Sharon, deren Jäger im Zickzack über den Boden hetzte, eisige Furcht – dann erst registrierte sie, daß die Detonation nur auf ihrem Computerbildschirmen stattgefunden hatte. Einer der vier war draußen und mußte nach Hause. Er hatte seine Chance verspielt.

Eine Wende brachte den Jäger wieder auf Kurs, tief über dem Terrain, viel tiefer als vorher. Ein Versuch ihrerseits, die anderen zu kontaktieren, erbrachte nichts als Rauschen und Knistern. Also hatte man die Funkanlagen ,von oben‘ ausgeschaltet. Offenbar wollte man es den Neulingen nicht zu leicht machen. Jegliche Kooperation zwischen den Piloten war zusammengebrochen. Nur gelegentlich erhaschte sie einen Blick auf eine der anderen Maschinen. Nun, wenn es so nicht ging...

Sharon orientierte sich. Die Stelle des Angriffes war vermerkt worden. Die feindliche Feuerstellung hatte zu keiner Zeit Sichtkontakt mit den Jägern gehabt, da war sie sich ziemlich sicher. Kampfpanzer konnten sich nicht SO gut tarnen, das schafften nur spezielle Einsatzfahrzeuge, die für heimliches Vorgehen konzipiert waren. Wenn die Panzer mit ihren Raketen trotzdem das Feuer hatte eröffnen können, dann hieß dies...
Noch ehe sie den Gedanken zu Ende denken konnte, heulte das Raketenradar erneut auf. Es waren diesmal zwar weniger Geschosse – aber sie hielten direkt auf sie zu. Mit einem unterdrückten Fluch zwang die Pilotin ihre Maschine noch tiefer. Täuschkörper lenkten die feindlichen Projektile ab – so sie in dem Terrain nicht die Übersicht verloren und gegen die Felswände krachten. Auch nur eine Sekunde Verzögerung konnte bei der hohen Geschwindigkeit der Raketen entscheidend sein. Für sie galt das freilich in ähnlicher Weise, und deshalb zügelte sie ihre Furcht immer wieder. Sie durfte nicht unvorsichtig sein.

Schon wieder war sie – da war sich Sharon sicher – unter Beschuß geraten, ohne daß die feindliche Kolonne direkten Sichtkontakt mit ihr hatte. Was nur bedeuten konnte, daß...Eine Explosion bewies ihr, daß auch jemand anderes auf den richtigen Gedanken gekommen war. Ärgerlicherweise vor ihr. Nur für einen Augenblick tauchte auf den Anzeigen das Bild eines zerschossenen leichten Hooverscouts auf – das Akarii-Gegenstück zu einem Sharp. Die leichte Maschine war gedeckt in Stellung gegangen und hatte für die schwereren Maschinen Artillerieaufklärer gespielt.
Die Pilotin verglich ihre Anzeigen. Der zweite Angriff war von einer anderen Stelle aus durchgeführt worden, also bewegten sich die Maschinen. Schnell brachte sie die Informationen in Einklang mit den Geländekarten, die in ihren Computer gespeichert waren. Einen Augenblick überlegte sie – dann steuerte sie eine etwas andere Stelle an, als die von ihrem Computer empfohlene. Die Feinde waren sicher nicht so dumm, den selben Kurs beizubehalten.

Und wirklich – auf einmal waren sie unter ihr. Fast ein Dutzend massiver Kampfkolosse, geduckt, angriffsbereit. Zumindest machte sie das die Computeranzeige glauben. Sie selber nahm die kleinen Drohnen nicht war, die dort unten Panzer spielten. Und sofort das Feuer eröffneten. Aber die erste Sekunde hatte ausgereicht. Sharon feuerte ihre Raketen ab – der Computer erfaßte ein Ziel nach dem anderen und wies den Flugkörpern ihr Ziel zu. Die Explosionen zerschmetterten die kleinen Fahrzeuge, ließ gewaltige Staubsäulen emporsteigen. In der dünnen Marsatmosphäre wirkten die Explosionen noch beeindruckender. Während sie gleichzeitig Täuschkörper ausstieß, riß Sharon die Maschine in einem brutalen Manöver hoch, flog einen vollen Überschlag. Als der Boden schwindelerregend unter ihr auftauchte, eröffnete sie das Feuer mit den Bordwaffen, ohne genau zu zielen. Dann stieß die Maschine wieder hinab – immer noch auf dem Rücken fliegend – und entfernte sich von den feindlichen Panzern.
Aus zwei Richtungen stießen die beiden übrigen Typhoons auf ihre Beute herab. Sharons Manöver hatte ihnen gezeigt, wo die Gegner waren – auch ohne Funkkontakt. Sie hatte sich lieber nicht darauf verlassen wollen, daß die anderen die Staubwolken registrierten. In heftigen Abwehrbewegungen, um dem Feindfeuer zu entgehen, griffen ihre Kameraden an. Sharon schloß sich ihnen an, um vielleicht noch ein paar Treffer mit den Bordwaffen zu landen. Viel Zeit, ihren Triumph auszukosten, gab man ihnen nicht.

Das aufgeregte ,Winken‘ eines ihrer Kameraden alarmierte sie. Sharon brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, was so wichtig war. Dann erblickte auch sie den Grund der Aufregung. Vier wuchtige Maschinen, die im Tiefflug heranzogen. Die IFF-Kennung sprach sie als Deltavögel an, schwere feindliche Sturmjäger. Und sie waren schon nah. Das sah nicht gut aus...
Sharon wußte, in einem offenen Gefecht hatte sie schlechte Karten. Die Feinde waren zahlenmäßig überlegen, hatten noch ihren vollen Kampfsatz. Die Erdjäger waren teilweise beschädigt und hatten sich fast völlig verschossen. Die Gegner teilten sich in zwei Paare auf, und es war klar, sie würden nicht so schnell aufgeben.
Für einen Augenblick überlegte die Pilotin, Fersengeld zu geben. Ihre Maschine war bei weitem schneller als die Gegner. Doch dann verwarf sie den Gedanken schnell. Sie konnte nicht auf direktem Wege fliehen – vor dem Himmel hätte sie ein zu leichtes Ziel geboten. Luft-Luft-Raketen reichten weit, und nicht jeder konnte man ausweichen. Ohne Kommunikation mit ihren Kameraden war Gegenwehr schwer. Nein, wenn sie hier raus wollte, dann mußte sie das sehr behutsam und mit Bedacht angehen. Ihre kurzen Haare waren längst von Schweiß getränkt, ein dünnes Rinnsal sickerte ihren Hals hinab – aber das merkte sie kaum.

Einer ihrer Kameraden schien zum falschen Entschluß gekommen zu sein – er gab Vollschub und raste davon. Acht Raketen, zwei von jedem Akarii, beendeten seine Flucht frühzeitig. Sie unterdrückte einen Fluch. Verdammter Idiot! Hätte er sich nicht noch ein wenig länger hetzen lassen können? Dann hätte sie bessere Chancen gehabt. So war sein ,Tod‘ völlig sinnlos.
Ihre Maschine verschwand in einer der Schluchten. Sie mußte sich auf ihren Navigationscomputer verlassen, der sie warnen würde, wenn sie irgendwo hineinflog, wo am Ende eine Sackgasse auf sie wartete. Das Katz und Maus Spiel begann...

Eine halbe Stunde später war sie immer noch unterwegs. Sie war einer Begegnung nach der anderen ausgewichen, aber ebensowenig, wie die Akarii sie fangen, hat sie sich von ihnen absetzen können. Gelegentliches Waffenfeuer in der Ferne zeigte, daß es ihrem Begleiter ähnlich erging. Wenigstens flog er noch. Ein paar mal hatte sie feindliche Raketen erst in letzter Sekunde abhängen können – aber noch flog sie. Bedächtig bemühte sie sich, sich vom Feind abzusetzen. Aber sie mußte raten, wo er gerade war.
Sharon überflog gerade einen kleinen Talkessel, als sie über sich die Silhouetten der gegnerischen Maschinen erkannte. Die waren offenbar weiter aufgestiegen, um einen besseren Überblick zu haben. Mit einem wilden Grinsen hieb sie auf den Feuerknopf. Im nächsten Augenblick schon wendete sie ihren Jäger und floh .

Eine Explosion kündete von ihrem Treffer. Einer der Deltavögel hatte nicht schnell genug ausweichen können. Und nun wurde ihm zum Verhängnis, daß in der Atmosphäre der Ausfall des Triebwerks fast zwangsläufig tödlich endete. Sie fühlte, wie Stolz in ihr aufwallte. Sie hatte nicht nur ihr Auftragsziel erreicht, sie hatte auch einen Gegner abgeschossen. Das war – auch in der Simulation – nicht so häufig, daß sie sich nicht gefreut hatte. Die Programmierer der Simulatoren machten es den Rekruten nie leicht, Abschüsse zu erzielen. Schließlich war dies hier kein Egotrainer – wenn man die Akarii in der Simulation unterschätzte, machte man diesen Fehler vielleicht auch später im wirklichen Leben. Allerdings selten öfter als einmal. Deshalb war die Navy dazu übergegangen, möglichst realistische Profile zu erstellen. Früher hatte man das, aus kurzsichtigem Chauvinismus, nicht selten versäumt.

Sie brauchte eine volle Stunde, ehe sie schließlich aus ihrer Maschine klettern konnte. Wieder und wieder hatten die Feindjäger ihre Ausbruchsversuche vereitelt. Aber schließlich war es ihr doch geglückt, zu entkommen. Und zu ihrer nicht geringen Freude hatte es ihr Kamerad ebenfalls geschafft. Auch wenn sie in der Truppe nicht eben fest integriert war – inzwischen freute sich jeder von ihnen, wenn die Ausbilder, die man vor allem bei Simulatorflügen nicht zu Unrecht als Feind sah, eine Niederlage einstecken mußten. Und wenn es auch ein Kadett war, den man nicht leiden konnte – Hauptsache, er wischte ,denen‘ eins aus...

Armin von Kranhold, taktischer Offizier und Leiter des Lehrgangs, ließ sich nicht anmerken, ob er sich für seine Zöglinge freute: „Bestanden haben Sharon Taylor und Piett van der Hoeven. Taylor, drei Panzerabschüsse und einen Deltavogel. Van der Hoeven mit zwei Panzerabschüssen und Ausschaltung des feindlichen Spähpanzers – gute Arbeit. Jewa Rydel – Sie haben trotz ihrer drei Abschüsse nicht bestanden. Sie müssen lernen, Terrain und Feindmaschinen besser einzuschätzen.“ Den vierten, Benito Casini, erwähnte er erst gar nicht. Dem stand die Demütigung deutlich ins Gesicht geschrieben. Er war abgeschossen worden, ohne einen Schuß abgeben zu können.

Von Kranhold musterte kurz seine Schüler: „Casini und Rydel – weggetreten! Ich erwarte eine Analyse des Einsatzes und Ihres Fehlverhaltens. Ich hätte gedacht, Sie seien schon weiter – da habe ich mich wohl getäuscht.“ Er sprach ohne Emotionen, aber die beiden Gescholtenen liefen dennoch rot an. Es war ihnen oft genug eingebleut worden, daß die Front neue Kämpfer brauchte. Schlechtes Lernen – im Verständnis der Navy natürlich zwangsläufig Ergebnis mangelnder Bemühungen – rückte so in die Nähe von Pflichtvergessenheit, ja Vaterlandsverrat.

Der Offizier nickte den beiden übriggebliebenen Piloten zu: „Sie haben bestanden. Und in den letzten Wochen gute Arbeit geleistet.“ Er lächelte: „Das alles wird zwar noch eine Beratung der Ärzte, Psychologen und des ganzen Klüngels erfrodern – aber ich gebe Ihnen jetzt mal mein Wort, binnen einer Woche haben Sie Ihre Schwingen. Und den Marschbefehl.“ Als er sah, wie freudig die Augen der jungen Rekruten blitzen, mußte der Ausbilder ein Seufzen unterdrücken. Wurden die denn nie anders? Gut, bei ihm war es ja nicht anders gewesen. Aber das waren ja auch andere Zeiten...
Resignierend nahm er zur Kenntnis, daß die Menschen offenbar nie dazulernten. Sicher, es war notwendig. Aber ein Feuerwehrmann sollte sich ja auch nicht gerade freuen, wenn er einen Großbrand stürmen wollte. Allerdings hieß es ja auch, die Feuerwehrmänner wären von allen Berufsgruppen auch die häufigsten Brandstifter...Also blieben ihm nur ein paar mahnende Worte – hier und jetzt. Bei der großen Feier würde man die wohl kaum hören wollen. Er hatte ihnen beigebracht, was möglich war. Der Krieg würde sie schon noch zurechtstutzen – oder mit Haut und Haar verschlingen. ,Ein Scheißjob.‘ Dachte er: ,Aber andererseits – irgend jemand muß ihn machen. Klar könnte ich auch da draußen sein, aber ich weiß nicht, ob ich so eine große Bereicherung wäre. Vielleicht leiste ich hier bessere Arbeit.‘ Es war, wie er sehr wohl wußte, das ewig gleiche Credo für die ewig gleichen Selbstvorwürfe. Wohl war ihm dabei nie, aber bisher hatte er sich, auch vor sich selbst, ausreichend rechtfertigen können, warum er hier saß, und nicht wenigstens versuchte, einen Frontposten zu bekommen.
Sharon und ihr Kamerad wußten von diesem Dilemma natürlich nichts. Sie fühlten nur den Stolz, es geschafft zu haben. In ihrem Enthusiasmus verdrängten sie jeden Gedanken an die eigene Sterblichkeit.

Es dauerte tatsächlich nur vier Tage – nicht die befürchtete Woche – bis die volle Fronttauglichkeit bescheinigt wurde. Zusammen mit einem ganzen Schock begeisterungsfähiger Rekruten wurden sie in Marsch gesetzt, einem ungewissen Schicksal entgegen. Sie zogen in den Krieg – doch was das bedeutete, daß wußte keiner von ihnen. Patriotismus, Abenteuerlust und – besonders im Falle Sharons und einiger anderer Piloten von Kolonieplaneten – Haß auf den Feind summierten sich zu einer Ungeduld, die keine Furcht kannte.
19.11.2015 09:57 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Navystützpunkt Guerren Space Field, Mars, Sol-System
xx. September 2633

„AAARRRRGGGHHHHH“ wie ein Berserker wütete Thomas ‚Thor‘ Jörgenson durch das Zimmer seines Vorgesetzten und schien Anstalten zu machen den Stuhl, auf dem er Sekunden vorher gesessen hatte, durch das Fenster werfen zu wollen. Er hielt dann aber doch in der Bewegung inne, die Hände in die Rückenlehne krallend, so dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten und stellte den Stuhl langsam wieder ab..
„Das ist nicht deren ERNST, Tigre!!! Das KANN nicht sein!! Sag mir das ich mich verlesen habe, BITTE!“
Santiago ‚Tigre‘ De LaCruz verzog nur leicht das Gesicht und schüttelte langsam den Kopf. „Nein, Thor. Du hast dich nicht verlesen. Tut mir leid.“
Fassungslos setzte sich Thor wieder hin und las seinen Marschbefehl noch einmal durch.
Das hatte 1st Lieutenant Susan ‚Cougar‘ Carpenter bereits getan, mehrmals. Kopfschüttelnd legte sie ihren Marschbefehl auf den Schreibtisch, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schwieg. Auch 1st Lieutenant Ibrahim ‚Aslan‘ Sandikci war die Enttäuschung deutlich anzusehen. Mit leerem Blick schien er einen Punkt außerhalb des Raumes zu fixieren und fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass er zu einer Salzsäule erstarrt war.

„Jetzt lasst euch mal nicht so hängen und seht es als Bestätigung für die tolle Arbeit, die ihr in den letzten drei Monaten geleistet habt. Diesen Sack voll Flöhe zu hüten, war eine enorme Leistung und dafür werden wir eben mit einer eigenen Staffel belohnt.“
„BELOHNT??? BELOHNT SAGST DU?“ Thor schoss schon wieder von seinem Platz auf und zitterte fast schon vor Wut.
„Was soll daran denn bitte eine BELOHNUNG sein?“ er hielt ihm wutentbrannt seinen Marschbefehl unter die Nase. „Nicht dass es Ihnen nicht reicht, dass sie uns auf einen stinkenden, umgebauten Frachter schicken. Nein, wir werden auch noch der 6. Flotte zugewiesen. Wenn ich euch daran erinnern darf, die 6. hat die höllisch schwere Aufgabe die den Akarii abgewandte Seite der Terranischen Republik zu bewachen, schon vergessen.?“ Der großgewachsene Schwede schnaubte immer noch vor Wut und lief bereits rot an. Doch Tigre ließ ihn gewähren und unterbrach ihn nicht. Sollte er seinem Frust freien Lauf lassen. Besser jetzt als zu einer unpassenderen Gelegenheit.
„Das einzige, dass wir vom Feind sehen werden, wird in den Nachrichten sein. Und als ob das alles nicht schon Bestrafung genug wäre, teilen Sie uns auch noch acht von diesen, diesen…“ er zeigte mit dem Daumen in Richtung des Gemeinschaftsraumes, in dem der dreckige Haufen saß und auf seine Befehle wartete. „Verdammt, Tigre! Hattest Du nicht gesagt, dass niemand so dumm sein könnte und die Hälfte aller Jäger eines Trägers mit kriminellem Abschaum belegen würde? Wer konnte bloß auf diese Idee kommen und uns mit diesen Hunden…“

„THOR, jetzt reicht es.“ Jetzt war es an Tigre aus seinem Stuhl zu schießen. Er stützte seine Arme auf dem Schreibtisch ab und beugte sich hinüber. Seine Stimme war dunkel und wirkte bedrohlich, als er fort fuhr. „Du bist Offizier der Terran Navy, oder nicht? Und als solcher solltest du dich auch so benehmen, ist das klar? Dort draußen sitzen Piloten und Offiziere der Terran Navy, deine zukünftigen Staffelkameraden. Du solltest dich lieber an diesen Gedanken gewöhnen.“ Einen Augenblick fixierte ihn der Hüne mit funkelnden Augen, doch dann nickte er langsam und setzte sich wieder.
„Wir haben unsere Befehle und wir werden sie befolgen, ob uns das passt oder nicht. Das Oberkommando wird gute Gründe dafür haben, warum sie uns diese Befehle gegeben hat und es steht uns nicht zu sie in Frage zu stellen.“
Er blickte von einem seiner Untergebenen zum nächsten, bevor er sich mit etwas milderer Stimme.
„Die Navy war der Auffassung, dass es ausreichen würde, wenn sie zwölf dieser zwanzig Piloten jeweils in ein anderes Geschwader versetzt. Und sie war der Auffassung, dass sie UNS die restlichen acht, die durch die Tests durchgekommen sind, zuordnen kann. Potenzielle Störenfriede, Unruheherde und Querulanten, jeder einzelne von Ihnen, das gebe ich zu. Aber wir kennen Sie mittlerweile, wir haben Sie unter Kontrolle. Wir werden eine gemeinsame Staffel bilden und eine andere Staffel ablösen, die bisher in der 6. Flotte als eine der zuverlässigsten und erfolgreichsten Eskort-Staffeln gegolten hat…“
„Babysitter“ brummte Susan ‚Cougar‘ Carpenter mürrisch.
„Das mag sein, aber verdammt gute. Vergesst nicht, dort unten gibt es immer noch einige Piraten, denen der aktuelle Krieg egal ist und die sich einen feuchten Kehricht darum kümmern, ob die Ressourcen in den Konvois, die wir beschützen werden, in unseren Industrien dringend benötigt werden. Wir werden sicher den einen oder anderen Tanz mit den Piraten bekommen, glaubt mir.“
Jetzt war es an Ibrahim ‚Aslan‘ Sandikci zu stänkern. „Hört sich verdammt nach Trostpreis an, Tigre.“
„Ich weiß Aslan. Aber wenn wir unseren Job gut machen, dann werden wir unsere Chance schon kriegen. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel.“
Er konnte in den Augen der drei 1st Lieutenants sehen, das er sie nicht vollkommen überzeugt hatte. Aber zumindest etwas beruhigt.

Schließlich war es Aslan, der den kurzen Moment des Schweigens unterbrach.
„Nein, Tigre. Wir werfen es dir nicht vor. Du kannst schließlich nichts dafür.“
19.11.2015 09:59 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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An: Ensign Donovan Cartmell
Von: Quartermasterkommando, 2. Flotte

Melden Sie sich am 18. September 2633 auf dem Navystützpunkt Miramar, Californien, USA zur weiteren Verwendung.

Gezeichnet
Quatermasterkommando
2. Flotte

Gedankenverloren starrte Donovan ‚Noname‘ Cartmell noch einmal auf den Marschbefehl in seiner Hand. Er saß alleine und etwas abseits in dem Besprechungsraum, in dem die Mitglieder des Dreckigen Haufens vor ein paar Minuten ihre Marschbefehle ausgehändigt bekommen hatten.
Ihm war klar gewesen, dass Sie ihn nicht ins Hinterland versetzen würden, so wie sie es mit ein paar der anderen des Dreckigen Haufens gemacht hatten.
Nein, das wäre in ihren Augen zu einfach gewesen, zu wenig Strafe. Nicht nach seiner so genannten „Befreiung“ und nach seinem Freispruch.
Mangels Beweisen wohlgemerkt.
Dieser Zusatz war es, der seinen Freispruch zu einem nur auf dem Papier existenten gemacht hatte. Obwohl ihn ein ordentliches Navygericht freigesprochen hatte, behandelten sie ihn alle so, als wäre er doch der Piraterie und des Hochverrats für schuldig befunden worden, nur dass man es vergessen hatte zu vollstrecken.

Darum war es klar, dass man ihn direkt in die Höhle des Löwen schickte. Zur 2. Flotte, wahrscheinlich in ein Geschwader, in dem es nur so wimmeln würde von Veteranen aus den Piratenkriegen. Man schickte ihn an die Front, nur dass es für ihn wieder einmal zum Zweifrontenkrieg werden würde, das wusste er jetzt schon. Die Gerüchte über seine Vergangenheit würden die Runde machen, unweigerlich, dafür würde wahrscheinlich schon der NIC sorgen.
Genau so war es auch das letzte Mal gewesen, und er hatte dem Druck nicht stand halten können. Er hatte sich provozieren lassen und war ausgerastet. Und dabei war noch nicht einmal Krieg gewesen.
„Scheiß auf die Navy“ murmelte er leise den Schlachtruf der Hooker´s Pirates, als er seinen Ausdruck des Marschbefehls zerknüllte und wegwarf.
19.11.2015 10:00 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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„Du kannst schließlich nichts dafür … kannst schließlich nichts dafür … schließlich nichts dafür … nichts dafür ... nichts dafür ...“
Ein paar Stunden saß Tigre nun schon alleine in seinem Büro. Die marsianische Nacht war schon längst über den Navystützpunkt hereingebrochen und die Basis lag ruhig und friedlich unter den gewaltigen Kuppeln. Doch Aslan´s Satz hallte wieder in seinem Kopf, immer und immer wieder. Und weckte sein schlechtes Gewissen.

Er kramte den Ausdruck der elektronischen Nachricht von seinem früheren Stubenkameraden auf der Marsakademie Commander Juan Mendoza hervor, den er bereits von seinem Rechner gelöscht hatte und las ihn erneut durch.

„Lieber Santiago,

es freut mich, dass ich dir hiermit bestätigen kann, dass dein Vorschlag zur Bildung einer eigenen Staffel aus deinem derzeitigen Ausbildungskader bei meinen Vorgesetzten auf positive Resonanz gestoßen ist. Die entsprechenden Marschbefehle sind wahrscheinlich zeitgleich mit dieser Nachricht an dich und deine zukünftige Staffel herausgegangen.

Captain Joao Dominguez, der Kommandeur der GUADALCANAL, scheint seinen Perisher-Unterlagen nach ein solider, fähiger Kapitän zu sein, wenn man einmal davon absieht, dass er Portugiese ist. Nein im Ernst: Ich denke Du und deine Staffel werdet bei ihm in guten Händen sein.

Laura und die Kinder lassen dich grüßen. Wir alle hoffen, dass Du wohl behalten zurück kehren wirst.

Alles Gute

Juan

Gez. Cmdr. Juan Mendoza
Zentrales Quartermasterkommando
Navy Hauptquartier
New York, Terra

P.S.: Es geht mich zwar nichts an, warum du um diese Versetzung gebeten hast. Aber ich denke, du wirst sicher deine Gründe haben.“

Ein Stich fuhr Santiago durchs Herz als er einmal mehr diesen letzten Zusatz seines alten Freundes und Kameraden las. Der subtile Hinweis in diesem letzten Satz war gerade deutlich genug um ihn wissen zu lassen, das Juan zumindest verwundert sein musste über diesen Versetzungswunsch.
Doch gerade von Juan hätte er mehr Verständnis erwartet. In seiner aktiven Zeit war Mendoza die Karriereleiter deutlich schneller emporgestiegen, als er selber. Doch dann hatte er sich vom aktiven Dienst verabschiedet und hatte sich kurz vor dem Krieg gegen einen Posten als Geschwaderkommandant entschieden und war jetzt im sicheren, sauberen Navyhauptquartier tätig.
Santiago war kein Held. Und er war auch kein übermäßig guter Pilot. Gegen die Piraten war er häufig zum Einsatz gekommen und hatte sich sogar seinen Flying Cross verdient. Aber er wusste, dass sein Aufstieg zum Lt. Commander mehr mit seiner ihm natürlich gegebenen Autorität als mit seinen Flugkünsten zu tun hatte. Er war ein geborener Menschenführer, doch was nützte dieser, wenn er tot war?
Santiago hatte nicht vor in diesem Krieg zu sterben. Der Heldentod war nicht seine Sache. Und einer der Fronteinheiten zugewiesen zu werden, erhöhte die Chancen auf ein vorzeitiges Ableben dramatisch.
Er hatte versucht in die Marsakademie zu gelangen, aber seine fliegerischen Fähigkeiten hatten nicht ausgereicht. Er hatte versucht – auch durch Juans Hilfe – zu einem Bürojob im Hauptquartier zu kommen, aber dafür war er angeblich noch nicht erfahren genug. Doch in Wahrheit wollten sie ihn im aktiven Dienst haben.
Also hatte er Ihnen angeboten, zumindest einen Teil dieses Flohzirkus langfristig unter Kontrolle zu halten, im Austausch gegen einen ruhigen, sicheren Auftrag in der 6. Flotte. Natürlich durften seine Leute davon nichts erfahren, sonst war es mit seiner Reputation und Glaubwürdigkeit vorüber. Aber wenn Sie Glück hatten, konnten Sie sich bis zum Ende des Krieges bedeckt halten und überleben. Und dann würde kein Hahn mehr danach krähen, was genau er während des Krieges gemacht hatte. Er würde überleben und seine Ausstrahlung würde ihm helfen dann Karriere zu machen, darüber war er sich sicher.

Er verdrängte sein schlechtes Gewissen seinen 1st Lieutenants gegenüber und lächelte. Sie wussten es noch nicht, aber eines Tages würden Sie ihm hierfür danken.
19.11.2015 17:18 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Die Abende in Bosten begannen früh und im Wohnzimmer der Cunninghams wurde der Kamin entzündet.
Lucas fühlte sich seid der Hypnosetherapie um Längen besser und jetzt saß er vor dem knisternden und knackenden Kamin.

"Lucas?" Die Stimme seines Vaters riss ihn aus den Gedanken.
Als er sich umdrehte hielt Nathan Cunningham seinem Sohn ein Whisky-Glass mit der unverwechselbaren schwarzen Flüssigkeit entgegen, die Antigua Scotch kennzeichnete.
"Danke, Dad." Er nahm das Glas entgegen und nippte, ließ den ersten Schluck über seine Zunge rollen, ehe er ihm erlaubte sich die Speiseröhre hinunter zu brennen.
Sein Vater setzte sich derweil in den nächsten Sessel.
Eine Weile schwiegen Vater und Sohn.
"Wie lange bleibst du?" Fragte Nathan schließlich.
"Nun am 18. September muss ich mich in Kalifornien melden und dort wird sicherlich erstmal ne Untersuchung kommen, ob ich dienstfähig bin. Von da an muss ich mal sehen, was kommt."
Sein Vater nickte: "Ganz ehrlich, ich hoffe ja eher, dass Sie Dich nicht wieder dienstfähig schrieben, Deine Mutter, sie hat schreckliche Angst um Dich ... ich natürlich auch."
Lucas kicherte.
"Das ist nicht witzig, ich mein, wir wissen nur, was im Fernsehen oder der Zeitung steht aber gleichzeitig ist unser einzigstes Kind da draußen und könnte jeden Augenblick nunja ... Du weißt schon."
"Und ob ich das weiß. Wobei das nicht umbedingt die schlimmste Alternative ist."
Sein Vater sah ihn irritiert an.
"Du hörst schon richtig, ich kann mir weit aus schlimmeres vor stellen, als dort draußen als Eisleiche zu landen." Lucas nippte erneut an seinem Scotch während sein Vater begann unruhig auf seinem Sessel herumzurutschen.
"Ich versuch mir gerade vorzustellen", fuhr Lucas fort, "wie es sein muss eine Gliedmaße zu verlieren. Ja gut, sie können es heute nachwachsen lassen, aber die Vorstellung ..."
"Du denkst an Melissa, richtig?"
"Ja Dad."
"Du weißt, dass Deine Mutter sehr ... überrascht wahr, dass Du Dich verlobt hast, so ohne uns Deine Verlobte vorher vorzustellen."
"Oh, daher ist sie den ganzen Abend schon verschwunden, das schlechte Gewissen."
"Schlechtes Gewissen, also Lucas ..."
"Sie wollte doch, dass Du ein Vater-Sohn-Gespräch mit mir wegen Melissa führst!" Ohne das er es wollte, wurde er lauter.
"Nun hör mir mal zu mein Junge, Du kommst nach Hause und bringst hier eine völlig Fremde an und stellst sie uns als Deine Verlobte vor - ja nichtmal das. Wir wissen nichts von Deiner Melissa Auson, was verlangst Du?"
"Das Ihr Euch damit unvoreingenommen auseinandersetzt wäre wohl zuviel verlangt oder?"
Nathan nahm einen Schluck Scotch: "Du weißt, Deine Mutter hat Deine Hochzeit von dem Augenblick an geplant, in dem sie erfuhr, dass sie schwanger ist."

Als Lucas darauf hin nur schmunzelnd den Kopf schüttelt klingelte es an der Haustür.
Die beiden Cunninghams standen auf und kurz darauf wurde ein Lieutenant 1st Class der Navy von einem der Butler hereingeführt.
"Commander Cunningham?" Erkundigte sich der Lieutenant.
"Das bin ich." Antwortete Lucas.
Der Lieutenant nahm trotz Lucas ziviler Kleidung Haltung vor ihm an: "Lieutenant Feodor Ulanow, TRS Columbia. Sie möchten sich umgehend an Bord der Columbia melden."
"Umgehend, Lieutenant?"
"Ein Shuttle steht auf dem Raumhafen bereit."
"Sie meinen jetzt sofort?"
"Meine Befehle besagen umgehend, Sir."
Lucas seufzte: "Warten Sie hier, ich gehe kurz packen."

Als Lucas im Borduniform und mit gepacktem Seesack wieder herunterkam wartete nun auch seine Mutter auf ihn.
"Die können dich doch nicht so einfach aus dem Urlaub holen!"
"Doch Mom, sie können, sonst wäre Lieutenant Olanow nicht hier." Lucas stellte seine Tasche ab und nahm seine Mutter in den Arm.
"Ulanow", korrigierte der Lieutenant leise und wohl wissend, dass ihn keiner beachtete.
Lucas umarmte noch schnell seinen Vater und drückte ihm einen Zettel in die Hand: "Das ist das Krankenhaus in dem Melissa liegt, tut mir den Gefallen und besucht sie."
Der Blick, dem seine Mutter seinem Vater zuwarf sprach Bände, doch dieser nickte Lucas zu: "Werden wir. Und du pass auf Dich auf Lucas."
Dieser schlüpfte noch schnell in seinen Colani: "Ich werds versuchen."
Die ganze Szenerie hatte weniger als fünf Minuten gedauert, in der gesamten Familie der Cunninghams jedoch hätte man es als rührseligen Akt voller Zuneigung empfunden.
19.11.2015 17:22 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Getrennte marschieren – vereint schlagen

Die Frau stützte ihre Hände auf das Rednerpult. Es war keine Geste der Müdigkeit, obwohl sie schon seit einer halben Stunde sprach. Sie suchte gewiß keinen Halt, brauchte keine zusätzliche Kraft. Ihr Körper neigte sich leicht nach vorne, als ducke sie sich gleichsam zum Angriff, und ihre Haltung unterstrich dabei nur den Gesichtsausdruck. Die Augen funkelten kalt vor Verachtung und Wut. Ihr Blick umfaßte den ganzen, riesigen Saal. Als sie sprach, war ihre Stimme voll eisiger Mißbilligung selbst im letzten Winkel des Saales zu hören: „Und ich frage – wem nützt dieser Krieg? Wessen Interessen fördert er? Sind es die Interessen unseres Volkes? Sicher nicht! Oder meint jemand, es läge den Menschen daran, wenn der Staat ihre Rechte einschränkt, ihnen den Zugang zu allen wichtigen Informationen verwehrt, ihnen die Möglichkeit nimmt, für ihr persönliches Wohl einzutreten? Und das Volk der Akarii? Was hat es von diesem Krieg? Nichts außer dem Rausch zweifelhafter Siege, und dafür Leid und Tod für Millionen! Nein! Dieser Krieg nützt keinem Volke, weder uns noch den Akarii. Aber es gibt auf beiden Seiten Wesen, die davon profitieren! Die sich kaum satt genug fressen können an Tod und Leid, die dabei gedeihen wie Blutegel, prall, vollgesogen – und dennoch unersättlich! Es sind die Rüstungskonzerne und ihre Vorstände! Es sind die Militärs beider Seiten, die nun die Möglichkeit haben, ihre Waffen zu erproben! Die endlich den Krieg haben, ihre Karriere voranzutreiben! Und es sind jene Politiker, die nichts lieber täten, als aus jedem Menschen einen gehorsamen Arbeiter, einen unterwürfigen Kriecher zu machen, der sich für sie abrackert, und für sie kämpft, vielleicht auch stirbt! Diesen nützt der Krieg, und niemanden sonst!“
Einen Augenblick schwieg sie, suchte den Blickkontakt mit ihren Zuhörern. Bei weitem nicht alle stimmten ihr zu. Aber nicht nur ihr eigenes Lager schien der selben Meinung zu sein. Auch anderswo gab es offenbar ähnliche Ansichten. Erneut erhob sie ihre Stimme: „Und deshalb fordern wir, fordert die IPKP, die sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen. Für einen Frieden ohne Annektionen und Kontributionen! Wir fordern die Kriegsgewinne zu besteuern, und jene für die Kosten des Völkermordens mit heran zu ziehen, die daran so überreichlich verdienten! Wir weisen jede Einschränkung der Bürgerrechte auf das Schärfste zurück, wohl wissend, daß dies nicht mehr als ein Versuch ist, jede kritische Opposition mundtot zu machen. Wir sagen NEIN zum Kadavergehorsam! Wir sagen NEIN zum Völkerkrieg und Völkerhaß! Wir sagen NEIN zur Diktatur der Notstandsgesetze! WIR SAGEN NEIN ZU DIESEM SINNLOSEN KRIEG!“

Beifall brandete auf – bei ihren eigenen Leuten, aber auch anderswo. Auch wenn viele ihr normalerweise nicht über den Weg trauten, diesmal hatte sie den richtigen Ton getroffen. Wie so oft. Sie straffte sich, und gab das Rednerpult frei. Der Eindruck würde bleiben. Ihre Anhänger jubelten ihr zu, so daß man den Versammlungsordner kaum hörte: „Die Rede von Isabella Pavon, Generalsekretärin der IPKP, Kongreßabgeordnete.“ Der letzte Nachsatz wurmte sie ein wenig, erinnerte er sie doch an die engen Grenzen ihrer ,realen‘ politischen Macht. Was für einen Einfluß hatte sie schon im Parlament, wenn sie dort mit nur ein paar Parteimitgliedern die Stellung hielt? Das alte Dilemma der kleineren Gruppen in Zwei-Parteien-Systemen – sie fielen automatisch kaum ins Gewicht. Aber auf der Straße, bei den Menschen, bei einigen Organisationen, dort sah die Sache mitunter anders aus...

Wieder erhob sich die Stimme des Ordners, ankämpfend gegen das Stimmengewirr in dieser riesigen Halle, angefüllt mit so verschiedenen Menschen: „Es spricht jetzt Admiral a. D. Omura Kimoto, parteilos.“ Langsam kehrte Ruhe ein – wohl auch aus Überraschung. Ein Admiral, auch eine ehemaliger, das war nichts, was man gerade HIER erwartet hätte. Viele nahmen den neuen Sprecher in Augenschein – sich fragend, ob er hier war, um sie zu provozieren. Kimoto aber ließ sich anscheinend nicht aus der Ruhe bringen. In seiner blendend weißen Uniform wirkte er merkwürdig deplaziert in dieser Versammlung. Er war mittelgroß, hager, ein „klassischer“ japanischer Typ. Ein Vertreter der Yamato-Rasse, hätte man wohl gesagt, doch die hier Anwesenden wiesen derartige Typisierungen stets weit von sich. Viel Grau war bereits in seinen kurzen schwarzen Haaren, aber er hielt sich aufrecht. Vermutlich riefen viele die Informationen ab, die über jeden Redner zur Verfügung gestellt wurden – viel war es jedoch nicht, und vor allem nichts, was seine Anwesenheit hier erklärte, Auskunft gab über seine Absichten:
Alter 74 Jahre, ledig, seit 2624 im Ruhestand. Flottenadmiral. Mehrere Kommandos – er war also nicht nur ein Verwaltungsadmiral hohes Stabsmitglied, sondern ein „echter“ Militär.

Am Pult verbeugte sich der Asiate leicht, ehrte damit die Versammlung. Auch wenn viele Europäer das nicht unbedingt verstehen würden, so waren doch die Menschen asiatischer Herkunft hier eine Mehrheit. Er sprach frei – außer seiner Vorrednerin hatten das nur wenige gewagt. Sie waren selten, die rednerischen Talente, in diesen Tagen. Böse Zungen würden sagen, die Demagogen stürben endlich aus. Doch das war Ansichtssache, und es gab Stimmen, die als die größten Demagogen die augenblickliche Präsidentin und ihren Stab nannten.

„Mitbürgerinnen und Mitbürger!“ Die Stimme des alten Admirals klang ruhig. Kein visionäres Feuer lag darin, er sprach beherrscht und überlegt. „Ich kann dem, was meine Vorredner sagten, nicht viel hinzufügen. Sie alle haben Gründe, gute Gründe, genannt, warum der Krieg und vor allem die Art der Regierung, ihn zu führen, abzulehnen ist. Über einige sind wir uns vielleicht uneins – aber nach allem, was ich bisher gehört habe, teilen Sie alle die Ansicht, daß es so nicht weitergeht. Besonders nicht so, wie es die Präsidentin nun offenbar vorhat, ob aus eigenem Entschluß oder auf Drängen des Militärs. Wir alle lehnen das Notstandsgesetz und vor allem den damit möglichen Mißbrauch entschieden ab.“

Er schwieg eine Sekunde, damit alle erkannten, daß er Recht hatte. Die hier versammelten Gruppen waren extrem unterschiedlich, und von früher oft miteinander verfeindet. Neokommunisten, liberale und kirchliche Friedensbewegungen, Umweltaktivisten, konservative Bürgerrechtler und planetare Isolationisten, die nicht wollten, daß ihre Welten die Zeche für diesen Krieg zahlten. Gewerkschaftler und linke Demokraten, denen Birminghams letzte Entschlüsse definitiv zu weit gingen, ebenso wie nüchterne Realisten, die einfach die Zeichen an der Wand nicht verkennen wollten und jetzt Frieden forderten, ehe es zu spät war. Sie alle trennten oft Ideologien und die Visionen einer Zukunft. In der Sicht der Gegenwart aber herrschte beinahe Einigkeit, von einigen Nuancen abgesehen. Also lauschten sie ihm.
„Sie alle wissen – das hier und heute gesagte wurde schon vorher nicht verschwiegen. Und doch, trotz dieser zwingenden Argumente – hat man Ihren Worten gelauscht? Nein, die Präsidentin verschloß ihr Ohr vor ihren Worten. Warum sie das tat – das kann man sich denken. Doch wieso konnte sie es tun, wieso konnte sie die Wahrheit übergehen?“ Kimoto schien sich das selber zu fragen, ehe er die Antwort gab: „Viele verschiedene Stimmen, die machtvoll sind, sind ein Sturm. Ein Sturm, den auch die Präsidentin nicht völlig überhören kann. Doch gibt ihr das neue Gesetz die Möglichkeit, Mauern zu errichten, die Menschen in die Häuser zu treiben, auf daß sie dem Wind nicht lauschen. In dieser Hoffnung hat sie Ihre Worte mißachtet, zum Schaden der Republik. Doch viele Stimmen, die wie EINE sprechen – sie sind ein Orkan, gegen den keine Mauer hilft, der jede Wand niederreißt. Auch die Präsidentin wäre dagegen machtlos. Deshalb will ich an Sie appellieren, Ihre Stimmen zu einem solchen Orkan zu vereinen. Denn wenn wir in vielen Dingen auch unterschiedlicher Meinung sind, wenn wir in unseren zentralen Anliegen etwas erreichen wollen, müssen wir mehr werden in den Augen der Menschen, als nur ein diffuses Sammelsurium verschiedener Kriegsgegner.“

Er lächelte leicht: „Nun werden Sie sagen, Sie bräuchten keinen ehemaligen Militär, um zu erkennen, was richtig ist und was nicht. Sie werden sich fragen, warum ich meine, hier sprechen zu können, wo Sie alle doch weit mehr Erfahrung in Sachen Politik haben. Und damit haben Sie sicher Recht. Und doch bitte ich Sie, mir Ihr Ohr zu leihen. Es gibt einen Punkt, wo ich Erfahrung habe, und das ist die militärische Perspektive.“ Der Admiral machte erneut eine kleine Pause. Er wußte, eigentlich war dies hier nicht unbedingt eine Empfehlung. Es gab eine ganze Anzahl Pazifisten, besonders unter den radikaleren, die JEDEN Militär ablehnten. Ehe sich jedoch etwa Widerspruch regen konnte, fuhr er fort: „Ich habe lange genug in der Flotte gedient, um zu wissen, wie man dort denkt, und wie man agiert. Und schlußendlich ist diese Kenntnis auch der Grund, warum ich heute hier vor Ihnen stehe. Ich sehe – genau wie Sie – einen erheblichen Teil Schuld bei der zivilen, vor allem aber in der militärischen Führung der Bundesrepublik. Wie ich so eine schwere Anschuldigung erheben kann? In all den Jahren des Kalten Krieges haben wir es so gut wie nie erlebt, daß die militärische Führung von etwas anderem redete, als daß dieser Krieg kommen würde, wenn man sich nicht darauf vorbereite. Womit sie – immer und zu jeder Zeit – eine erneute Budgeterhöhung, neue und bessere Waffen, eine Aufstockung ihres eigenes Ressorts auf Kosten eines anderen meinten. Nie aber haben sie sich überlegt, wie man den Krieg auf politischem Wege verhindern könnte. Sie glaubten einfach, entweder der Krieg kommt – und wenn er nicht kommt, dann nur, weil die ,anderen‘ zuviel Angst haben. Bereite dich darauf vor, den Gegner zu töten, und jage ihm so viel Angst ein, daß er Angst hat, du könntest ihn zerschmettern – das war ihre Vorstellung von Konfliktvermeidung. Schließe dich ein, höre nicht auf den anderen. Versuche erst gar nicht, mit ihm zu reden – er ist sowieso der Feind. Die politische Führung hingegen folgte entweder diesem Diktum, oder hegte die ebenso törichte Illusion, dieser Krieg könne nie kommen, einfach, weil sie ihn nicht wolle. Als gäbe es auf der anderen Seite nicht eben so törichte Wesen, sogar schlimmer noch – als könnten nie dort Politiker und Militärs aufstehen, die meinen, den Krieg auch führen zu müssen. Als hätte es nicht auch bei uns Menschen gegeben, die genau das forderten, was die Akarii uns jetzt antun – einen überraschenden Angriffskrieg.
Nie aber versuchte eine von beiden Institutionen, einen Dialog mit den Akarii zu finden. Nie wurde auch nur versucht, die Interessen abzugrenzen, eine direkte Kommunikation zwischen den Regierungen zu schaffen, um Streitfragen direkt und unmittelbar zu klären. Auch auf der anderen Seite erhielt die Vorbereitung auf den Krieg mehr Gewicht als seine Verhinderung! So mußte es vielleicht eines Tages zum Kriege kommen – denn alle dachten bei Staatskunst und Weitsicht nur ans Taktieren, verstanden unter Krieg eine Fortsetzung der Politik, nicht deren Ende."
Nicht wenige der Anwesenden bekundeten Zustimmung, und Kimoto verneigte sich leicht: „Nun, dies ist vorbei. Die verhängnisvolle Dummheit von Militär und Regierung hat in diesen Krieg geführt. Ich aber sage – noch besteht eine Möglichkeit, den Schaden zu begrenzen. Wir können nicht wieder gut machen, was verschenkt wurde, denn die Toten kann niemand ersetzen. Aber wir können verhindern, daß diese unermeßliche Tragödie ihren Fortgang nimmt. Wenn wir gemeinsam handeln. Eile tut Not, jetzt mehr denn je. Denn wieder wird mit unverkennbarer Deutlichkeit klar, daß Regierung und militärische Führung nur an eines denken – an eine kriegerische Lösung. Und dazu darf es nie kommen! Dies mag sonderbar aus dem Wort eines Soldaten klingen. Aber, um einmal dieses Bild zu benutzen: wenn schon der Soldat in einer Demokratie der Helfer ist, der gerufen wird, zu retten, wenn es brennt, wenn die Erde bebt – soll dann dieser Helfer nicht auch ein Interesse daran haben, daß es erst gar nicht zu einem Unglück kommt? Soll er nur immer mehr und besseres Material fordern, mehr Vollmachten im Notfall, für den Augenblick, in dem es eigentlich schon halb zu spät ist? Oder soll er nicht auch dafür eintreten, daß es erst gar nicht dazu kommt, oder zumindest nie wieder? Nicht etwa, indem er anregt, alle Menschen in Bunker zu pferchen, sie in ein Geflecht von Regeln und Begrenzungen zu fesseln, das Feuer für immer zu vernichten, die Erde zu zähmen – egal was es kostet. Sondern, indem er richtige und vernünftige Vorschläge macht. Gemeinsam mit der Gemeinschaft, nicht als ihr Aufpasser oder Schulmeister!“ Die Stimme des alten Offiziers klang jetzt energisch.
„Ich sehe in der jetzigen Situation, wie das Militär die politische Führung unter Druck setzt. Wie es darauf drängt, den Krieg führen zu können, allein nach Gutdünken. Wie es sich mit der Politik verbindet, und allein mit einem Ziel – gemeinsam ALLES auf Krieg auszurichten. Ich bin nicht so gutgläubig zu meinen, die Akarii seien keine Bedrohung. Und ich verstehe, daß wir uns gegen eine Aggression schützen müssen. Aber ich weise es zurück, daß dafür das Schicksal der ganzen Republik, und vor allem das ihres höchsten geistigen Gutes, der Freiheit, allein dem Glück und Unglück der Waffen überlassen wird! Ich fordere eine Abkehr von diesem Kurs, hier und jetzt!“

Es gab einige Pfiffe und Zwischenrufe – aber die überwältigende Mehrheit hier war nicht so sehr pazifistisch, daß sie für eine einseitige Feuerpause, für Kapitulation eintrat. So weit ging die Friedensliebe nur bei wenigen, denn die brutale Strategie der Akarii auf Mantikor und der Angriff ohne Vorwarnung hatten die Gemüter auch dieser Menschen erregt. Kimoto traf deshalb die Meinung der meisten in so weit, daß sie ihn akzeptierten.

„Ich appelliere an Sie, Vertreter der Friedensbewegungen der ganzen Bundesrepublik – lassen Sie uns mit einer Stimme sprechen, und unüberhörbar unsere berechtigten Forderungen stellen. Das Schicksal der Republik steht auf dem Spiel, und mehr noch! Letzten Endes das Schicksal dreier großer Nationen, das des Imperiums der Akarii, der Konföderation und das unsere! Und die Not duldet keinen Aufschub!“

Der Admiral verbeugte sich erneut, tief diesmal: „Ich danke der Versammlung, daß Sie mir die Ehre gewährte, zu Ihr zu sprechen. Auch wenn meine Worte von geringem Gewicht sind, so sind sie Ausdruck meiner festen Überzeugung.“ Er wollte sich zum Gehen wenden, als ihn einige Zwischenrufe stoppen ließen: „Heh, Moment mal!“ Der Sprecher war ein Abgeordneter im IPKP-Block. Er war noch jung, und das Schild auf seinem Sitzplatz wies ihn als Vertreter New Bostons aus: „Sie haben uns noch nicht gesagt, was für Forderungen Sie für angebracht halten. Sie können doch nicht aufhören, wenn es gerade spannend wird!“ Das Gelächter erfaßte alle Ränge, und Kimoto ließ sich davon anstecken: „Nun, dies zu entscheiden ist ohne Zweifel Aufgabe dieser Versammlung, und der Vertreter der großen Friedensparteien. Doch wenn Sie mich so freundlich fragen, so will ich gerne antworten.“ Er blickte sich um: „Und ohne Zweifel warten die ehrenwerten Herren und Damen inoffiziellen Mitarbeiter und die Abhörspezialisten auf das subversive Gift, daß wir zu streuen im Begriff sind. Vielleicht auch der Grund für Ihre Frage?“ Wieder wurde gelacht. Die Männer und Frauen auf den Rängen rechneten fest damit, daß der Geheimdienst seine Leute hier hatte, und selbst die privaten Kanäle zwischen den einzelnen Vertretern galten als nicht sicher. Auch der Kommunist lachte schallend.

„Nun, meiner Meinung nach ist es absolut notwendig, daß die Kriegsziele offen dargelegt werden, und das Parlament wie auch das Volke erkennen kann, wofür es eigentlich kämpft. Es müssen Verhandlungen mit den Akarii begonnen werden, um zu erfahren, was sie eigentlich wollen. Auch diese Forderungen müssen der Öffentlichkeit ohne Hinzufügung oder Weglassung zugänglich gemacht werden. Es sollten Vorbereitungen getroffen werden, damit im Falle eines Friedens ein erneutes Aufbrechen des Konfliktes durch frühzeitige gegenseitige Konsultation verhindert wird, man die jeweiligen Interessen der Staaten voneinander abgrenzen und miteinander aussöhnen kann. Die Einschränkungen der Löhne müssen ebenso wie JEDE Einschränkung privater Rechte einer Prüfkommission aus Parteien – nicht nur der Regierungspartei – und Gewerkschaften vorgelegt werden. Die Arbeit der Geheimdienste verlangt nach Kontrolle. Weiterhin müssen ALLE einen gerechten Anteil an den Kriegsbestrebungen leisten. Wir führen im Augenblick mehr einen ,rich mens war and poor mens fight‘, wenn Sie verstehen, was ich meine. Die Interessenverbände setzen zweifelhafte Rüstungsprojekte in die Tat um, wie das Dauntless-Projekt beweist, um damit der Industrie enorme Gewinne zuzuschanzen, Partikularinteressen zu befriedigen.. Während unsere Jagdpiloten in veralteten Maschinen starten müssen, wird das Geld für Maßnahmen fragwürdigen Wertes förmlich zum Fenster hinausgeworfen. Nein – diese Kräfte müssen ihren Anteil leisten. Eine gerechte Kriegsbesteuerung ist absolut notwendig. Wie sonst soll man verlangen, daß die Bevölkerung ihre Kinder in den Krieg schickt, während Rüstungsmilliardäre ihre Dividende steigern?“ Kimoto legte den Kopf leicht schief: „Sie sehen, Sie bringen mich direkt dazu, mich zu ereifern. Nun, dies halte ich für wesentlich. Aber darüber wird noch zu entscheiden sein.“

Währenddessen hatte Generalsekretärin Pavon eifrig in die Sprechanlage ihres Pultes geflüstert. Ihr entging kaum etwas – aber es gab da etwas zu erledigen. Sie setzte sich wieder aufrecht hin, und registrierte Ablehnung wie Zustimmung bei den Zuhörern der Rede. Es sah nicht so aus, als ob man Kimoto so schnell in Ruhe lassen würde. Drei, vier Zwischenfragen peitschten durch den Saal. Nicht jeder teilte etwa die Ansichten von der Besteuerung – Wirtschaftsliberale reagierten oft etwas allergisch auf den altbekannten Vorwurf von den Kriegsgewinnlern, gerade weil er mitunter nicht ganz ungerechtfertigt war. Es war immer so eine Sache, was als Kriegsgewinnler galt, das konnte schnell zu einer Lawine an Steuererhöhungen führen oder roch nach Umverteilung gegen die Mächte und Chancen des Marktes, nach Staatsbewirtschaftung. Gerade aber die staatswirtschaftlichen Elemente des Notstandsgesetzes hatten sie erst auf die Barrikaden getrieben, und sie verteidigten ihre Ansichten energisch.

Doch schließlich stand einer der parteilosen Teilnehmer auf. Andreas Ziegler hatte Gewicht – den er vertrat eine reichlich diffuse Sammelbewegung der Planeten, die dem Angriffssektor der Akarii am nächsten lagen. Natürlich sprach er nicht für die Planeten selber, doch seine Bewegung hatte dort überall eine stabile Bevölkerungsbasis. Kampf bis zum letzten Mann war nicht so leicht zu fordern, wenn er voraussichtlich auf dem ureigenen Territorium stattfinden würde. Selbst auf Mantikor gebürtig, war er für die Versammlung dahingehend wichtig, daß er sie vor dem Verwurf zu schützen versprach – so war zumindest die Hoffnung vieler – hier sprächen jene, die nur auf Kosten der Grenzwelten ihre Haut und ihren Profit retten wollten.

„Ich stimme Admiral Kimoto voll und ganz zu. Im Namen der von mir vertreten Gruppe bitte ich, seinen Vorschlag zu einem Antrag zu erklären, und darüber abzustimmen! Ich für meinen Teil werde alles tun, damit Präsidentin Birmingham, vor allem aber die Admiralität, einen Sturm erlebt, der alle Ausreden hinwegfegt!“ Ein oder zwei weitere Teilnehmer erhoben sich – Zustimmung, wenn auch unter Vorbehalt. Dann stand „la Pasionaria“ auf, wie ihre Anhänger sie nannten: „Die IPKP und die mit ihr verbündeten Parteien und Gruppen unterstützen den Antrag, und bitten um baldige Beratung!“

Am Ende dauerte es zwanzig Stunden. Zwanzig Stunden, in denen debattiert, gestritten, geschrien wurde. Wieder und wieder drohten einzelne, die Versammlung zu verlassen, erhoben sich – doch am Ende gingen sie doch nicht. Zu drohend die Aussicht, hier zu scheitern. Zum Schluß billigten die versammelten Organisationen und Einzelpersonen mit großer Mehrheit den Antrag von Omura Kimoto, parteilos, Admiral a. D.
Die oppositionellen Parteien schlossen den Pakt, ein Bündnis, das den Krieg kaum überleben würde, kaum überleben konnte. Aber hier und jetzt gab es genug, was sie vereinte. Und mit 90 Prozent der Stimmen der beteiligten Parteien und Gruppen bestimmte man Admiral Kimoto zum Sprecher des Bündnisses. Seine Stellvertreter wurden Isabella Pavon von der IPKP und Andreas Ziegler. Die Paris-Konferenz hatte ihre Entscheidung getroffen. Jetzt blieb abzuwarten, wie die Regierung reagieren würde auf die Deklaration und den Katalog der Forderungen.
19.11.2015 17:22 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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