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Zum Ende der Seite springen Hinter den feindlichen Linien - Season 4
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Tyr Svenson Tyr Svenson ist männlich
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Es waren erbärmliche Zustände. Wirklich erbärmlich. Nicht, dass die Menschen sich keine Mühe gaben. Nicht, dass die sanitären Anlagen nicht perfekt auf Akarii-Bedürfnisse abgestimmt waren. Nicht das die Ernährung schlecht gewesen wäre.
Nicht, dass es an Schlafplätzen oder frischer Kleidung mangelte.
Dennoch war es erbärmlich. Techniker schliefen mit Kampfpiloten in einer Baracke, verdiente Kriegshelden hatten ihr Quartier neben Rekruten, die auf dem ersten Feindflug in die Hände der Menschen gefallen waren.
Und das Schlimmste: Sie waren nicht einmal nach Geschwadern getrennt, geschweige denn Flotten oder wenigstens Reichssektoren! Es war ein wüstes, wildes durcheinander, wie es Ry Hallas noch nie erlebt hatte.
Nach der Beschwerde von Admiral Can Ar beim Lagerkommandanten, General Möhling, war nicht mehr herausgekommen als dass sich die Akarii selbst um die internen Verhältnisse kümmern sollten.
Die Menschen würden lediglich Bewachung, Versorgung und Unterhaltung übernehmen.
Was den Admiral in Zugzwang brachte. Als ranghöchster Lagerinsasse hatte er das Kommando. Und das Schöne an einem Kommando war die Möglichkeit, Befehle zu erteilen. Einer dieser Befehle betraf ihn, Ry Hallas.
Nun hatte er die undankbare Aufgabe, die Daten sämtlicher Akarii zu erfassen, zu sortieren und danach eine möglichst optimale Bettenverteilung aufzustellen.
Die Menschen zeigten sich wenig kooperativ, stellten dem Piloten und seiner eifrig zusammengestoppelten Rumpfmannschaft aus Logistikern und anderen Piloten aber gerne sämtliche erfassten Daten zur Verfügung sowie den Zugriff zu einem in sich geschlossenen Computersystem.
Eine Mammutaufgabe sondergleichen, wie Ry Hallas mittlerweile wusste. Zwanzigtausendeinhundertelf Akarii koordinierte man eben nicht über Nacht, zudem kamen jeden Tag neue Soldaten an.
Daraufhin machte Ry einige Eingaben an General Möhling direkt, das Fassungsvermögen des Lagers bei einhunderttausend festzustellen und die Navy zu bitten, ein weiteres Lager zu eröffnen. Fünfzigtausend oder mehr Akarii zu koordinieren würde den logistischen Albtraum vollends zur Monstervision werden lassen.

Bis ihm Admiral Can Ar eines Tages zu sich rief und ihm mitteilte, seine Eingaben hätten endlich Erfolg gezeigt. Die Navy würde ein weiteres Gefangenenlager eröffnen, tiefer in der Republik. Die ersten dreihundert Gefangenen würden noch am selben Tag nach Texas aufbrechen, so hieß es.
Das war der Moment, an dem Ry Hallas begriff, dass er einer von ihnen sein würde. Und das er im neuen Lager die gleiche Aufgabe übernehmen würde, die er hier bereits fast beendet hatte.

**

Vier Tage später entließ eine militärische Landefähre dreihundertelf Akarii mitten in einer Wüstenlandschaft, über die sich ein tiefblauer, von keiner Wolke gestörten Himmel spannte.
Ry atmete ein paar Mal tief durch, um die heiße, trockene Wüstenluft auf sich wirken zu lassen. Er kam selbst von einer Wüstenwelt, und er genoss nach dem verregneten, immer feuchten Gefangenenlager die beinahe heimische Luft. Anderen erging es nicht so gut. Leg Arnts, ehemals Zweiter Offizier auf der REVOLU, einem Schweren Kreuzer der Kalantier-Klasse, hatte sichtlich Probleme mit der Hitze und der trockenen Luft. Und wie ihm erging es vielen. Das war der Preis der Anpassung. Wenngleich die Akarii von einer warmen Welt abstammten, so hatten sie sich doch auf mehreren Dutzend weiteren Welten angesiedelt, deren Klima sich oft dramatisch von dem Akars unterschied. Es gab genauso Eiswelten wie feuchte Dschungelwelten, Planeten mit mehreren sich stark unterscheidenden Klimazonen wie Gigantozeanen. Und die Akarii hatten Jahrtausende Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen.
Zum Glück aber standen terranische Ärzte parat, um die sichtlich angeschlagenen Akarii zu versorgen und bei der Akklimatisierung zu helfen.

Da es nicht seine Aufgabe war, ignorierte Ry Hallas die Arbeit der menschlichen Mediziner, behinderte sie damit auch nicht. Interessanter fand er das Lager selbst. Es war nicht besonders groß, verfügte über zwanzig Baracken, einen großen Paradeplatz und einen zu beiden Seiten gesicherten, mehrere Meter hohen Wall, der zudem mit Energiefeldern gesichert war. Alles in allem sah dies nicht danach aus, als würden hier mehr als zwei oder dreitausend Akarii unterkommen können. Ein Notbehelf? Oder verbarg sich mehr dahinter?
Als Ry Hallas die grimmigen Mienen der Wachsoldaten sah, klassifizierte er sie automatisch als Kampferfahren ein. Elite. Durchaus bereit und dazu geeignet, einen Akarii im Nahkampf zu töten.

„Mein Name ist Lt. Commander Chun“, stellte sich ein schlanker Mensch vor und riss den Akarii damit aus seinen Gedankengängen. „Ich bin derzeit der Lagerkommandeur. Wie einigen von Ihnen bereits aufgefallen ist, wird dies nicht das von Ihnen geforderte Ausweichlager werden. Dieses wird gerade vorbereitet, auf einem anderen Kontinent dieses Planeten, näher an Brixby.
Dieses Lager untersteht zudem dem Marinegeheimdienst.“
Leises Raunen ging durch die Menge der Akarii. Die Marines umklammerten die Griffe ihrer Waffen fester.
„Ihre Anwesenheit hat einen wichtigen Grund für Sie und Ihre Kameraden“, fuhr der Commander fort. „Wenngleich wir miteinander Krieg führen, so haben wir doch eine Verantwortung übernommen, nämlich für Sie, unsere Kriegsgefangenen. In der Anfangsphase der Schlacht, also kurz nach dem Debakel über Trafalgar, haben wir leider Dutzende Fehler begangen und damit durch fehlende Informationen den Tod von Schwerverletzten Akarii verschuldet. Weil wir es einfach nicht besser wussten.
Da dieser Krieg aber noch länger dauern wird, wollen wir etwas für Sie und Ihre Kameraden tun. Wir haben Sie dreihundertelf aus einem wichtigen Grund ausgewählt. Sie alle stammen von verschiedenen Planeten, aus verschiedenen Klimazonen. Sie alle haben kleine, aber wichtige Unterschiede in der Physiologie.
Mit Ihrer Mithilfe wollen menschliche Ärzte nun ein genaueres Profil der Akarii aufzeichnen, damit Ihren Kameraden besser geholfen werden kann.
Und haben Sie keine Angst, wir werden keinen von Ihnen aufmachen und nachsehen wie er funktioniert. Es gibt tote Akarii dafür im Überfluss.“

Die letzten Worte klangen deprimiert, und die Art, wie der Commander die Silben zusammengesetzt hatte, verriet, dass er diesen Umstand sehr bedauerte.
Von diesem Moment bis zur Erkenntnis, dass der Mensch Sekurr gesprochen hatte, den Dialekt der Krieger, war es nur ein Moment, aber ein Moment, der ihn fast von den Füßen fegte. Diese Sprache war eigentlich den Kriegern unter den Akarii vorbehalten, und es war ein gewisser Stolz damit verbunden, dass sich Soldaten somit vom gemeinen Volk unterscheiden konnten. Die Sprache wurde in den Kriegerfamilien weiter gegeben, und mit ihr das Vermächtnis der Ahnen, die einst für den Kaiser in die Schlacht gezogen waren.
Nun einen Menschen im ureigensten Dialekt sprechen zu hören war ein Schock für Ry.
Dabei gab es nur einen Menschen, von dem Ry wusste, dass er den Sekurr-Dialekt beherrschte. Dieser Commander war es nicht.
Dieses Gefangenenlager versprach ein interessanter Ort zu werden.

Als der Commander seinen Platz verließ und in einem Gebäude verschwand, dass in den Wall eingelassen war, begannen die ersten Streitgespräche, die Ry Hallas mit einer eigenen Ansprache abrupt unterbrach. „Der Terraner hat Recht. Es tut niemandem weh, wenn wir den menschlichen Ärzten dabei helfen, unsere Physiologie besser kennen zu lernen. Kooperieren wir. Denn das wird uns Zeit geben für andere Dinge, die wir tun werden.“
„Was für Dinge?“, fragte Joshs Velop, auch ein Jagdpilot wie Ry.
„Nun, das andere Lager soll auf einem anderen Kontinent entstehen, hat der Commander gesagt, nahe der Stadt Brixby, richtig?“
Zustimmendes Gemurmel erklang.
Ry ließ die Information wirken, bis der erste Offizier auf den richtigen Gedanken kam. „Unsere Informationen waren richtig. Denn Brixby ist die Flottenzentrale für das Texas-System!“
Aufgeregtes Geraune erhob sich. Wenn sie wirklich im Texas-System waren, dann befanden sie sich quasi Tür an Tür mit Prinz Jor und seiner Flotte im Manticor-System.
Es war eine Fluchtmöglichkeit. Eine exzellente, nein, aber das Beste, was sie kriegen konnten.
Und jeder Soldat des Kaisers schwor mit seinem Eide, aus Feindeshand zu fliehen.
22.11.2015 12:30 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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In einer ruhigen Minute, in der die Arbeit an der neuen Staffel ihn mal nicht über Gebühr beanspruchte, nahm sich Darkness die Zeit, etwas zu tun, was er von Zeit zu Zeit machte, obwohl es ihm jedes Mal einen Stich durch sein Herz jagte.
Er griff an seinem Schreibtisch an eine Schublade und zog ein Bund Briefe hervor. Handschriftlich adressiert, und wie Darkness wusste, im Computerzeitalter und den Tagen der elektronischen Notebooks auch handschriftlich verfasst.
Er zog den obersten Brief hervor, entnahm ihn dem Kuvert und öffnete ihn. Wie oft hatte er ihn schon gelesen? Zehn Mal? Elf Mal? Er konnte es nicht sagen.
Dies war der Abschiedsbrief eines guten Freundes, eines sehr guten Freundes. Clifford Davis.

Lieber Darkness, wenn Du diese Briefe erhältst, bin ich tot. Die Poststelle ist angewiesen, sie auszuliefern, wenn ich offiziell zu KIA erklärt wurde.
Justin, ich hoffe ich starb im Kampf anstatt auf der Toilette auszurutschen und mir den Schädel einzuschlagen. Entschuldige diesen kleinen Scherz, aber selbst jetzt, da ich gerade hier sitze und diese Briefe schreibe, kann ich nicht ganz glauben, dass ich wirklich sterben könnte.
Aber ein kluger Mann sagte einmal: Nichts ist so beständig wie die Unbeständigkeit.
Also bin ich tot. Und du lebst. Das ist gut. Ich denke nicht, dass die Piloten der RED auf dich erfahrenen Offizier und Anführer verzichten können.
Ist es die Jollahran-Mission? Hat sie mich getötet? War es Patrouille? Habe ich noch einen zweiten Packen Briefe geschrieben, weil diese bereits über ein Jahr alt sind?
Nun, es ist egal. Ich kann nur schreiben, dass ich dich vermisse und hoffe, dass es dir gut geht, Bruder. Egal, was passiert, überlebe und tritt dem Roten Baron von mir kräftig in den Echsenarsch.

Ich möchte dich in diesem Brief um zwei Gefallen bitten.
Der Erste ist: Mein Tod hat eine Lücke gerissen, nicht nur hier an Bord der RED, auch in meiner Familie. Ich möchte dich bitten, diese Lücke zu füllen. Werde für meine jüngeren Geschwister das, was ich für sie war. Werde der Große Bruder von Jean und Ian. Vielleicht verlange ich zuviel. Aber wenn einer von beiden entscheidet, den großen Bruder zu rächen und ebenfalls in die Streitkräfte eintritt, sollst du für mich ein Auge auf sie haben und sie an meiner Stelle beschützen. Wenn möglich, hole sie in deine Nähe. Ich vertraue dir ihre Leben an.
Der zweite Gefallen liegt offen vor dir. Ich bitte dich, diese Briefe auszuliefern, die anbei liegen. Ich hätte sie auch direkt adressieren können. Aber wenn ich falle, und dies nicht, weil ich mir den Schädel auf der Toilette eingeschlagen habe, dann werden vielleicht auch einige Adressaten gefallen sein. Und Post von einem Toten an einen Toten wäre geschmacklos.
Die Adressen stehen auf den Briefen, aber ich erwähne sie hier noch einmal.
Einer geht an Kali, ich weiß einfach, dass die Göttin des Todes niemand umbringen kann.
Der zweite an Pinpoint. Solange er mit Lone Wolf fliegt, wird er überleben.
Der dritte geht an Huntress. Sie ist eine Klasse Pilotin und eine sehr gute Freundin. Zu einer anderen Zeit, an einen anderen Ort…
Es ist auch einer für Rusty dabei. Ich hoffe, der Junge hat auch überlebt. Solange er bei Kali bleibt, sehe ich da kein Problem.
Ohka kriegt auch einen. Er hat sich zu meiner allergrößten Verwunderung in den letzten Tagen als guter Freund erwiesen, nicht als Rivale.
Der Brief an Chief Martin Goedecke darf dich nicht wundern. Der alte Mann war immer dann mein Seelsorger, wenn ich mich nicht an dich wenden konnte.
Shaka, mein neuer Wingman, soll ebenfalls bedacht werden, falls mein Tod nicht automatisch seinen nach sich gezogen hat. Das wäre schade, denn wenn er seine Arroganz endlich überwunden hat, wird er ein sehr guter Pilot.
Radio bekommt auch einen. Ich hoffe, in meinem Tod kann ich mit ihm endlich Frieden machen.
Der letzte ist für Lilja. Vielleicht ist sie nun endlich zufrieden.

In der Hoffnung, dass ich hier drüben mehr Akarii als Menschen vorfinden werde,
aus dem Totenreich,
Clifford Ace Davis.

Darkness spürte, wie ihm ein Kloß im Hals steckte. Pinpoint und Rusty waren tot. Ebenso wie Cliff selbst. Dies machte zwei Briefe, die er nicht auszuliefern hatte.
Vorsichtig faltete er den Brief wieder zusammen und steckte ihn zurück in den Umschlag. Dann schob er das Kuvert wieder auf den Packen und verstaute ihn in der Schublade.
Er wünschte sich, er hätte die Kraft finden können, Cliffs letzten Wunsch zu erfüllen und die Briefe endlich auszutragen.
Aber es ging nicht.
„Computer. Suchroutine. Rekrutierungen. Suchbegriffe: Ian Davis und Jean Davis.“
„Fünfundneunzig Treffer.“
22.11.2015 12:31 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Das war also Miramar…Angenehm warm war es. Die Luft vielleicht etwas zu trocken für Alberts Geschmack. Aber ansonsten wirklich angenehm.
Second Lieutenant Mbane sah sich bei der Ankunft auf dem Fliegerhorst um. Er war relativ spät dran, die Nachmittagssonne hatte bereits eingesetzt. Aber er hatte keinen früheren Transfer bekommen. Die Afrika-Südamerika – Röhren waren schon seit Tagen vollkommen überlastet. Nur die Verbindung über Asien und die Beringsee hatte noch einige freie Plätze gehabt. Und selbst hier hatte es Stunden gedauert, bis in einem der Transrapid ein Platz frei war. Es schien, als hätte auf der Erde eine Völkerwanderung unglaublichen Ausmaßes ihren Anfang genommen.
Leidtragender waren die Soldaten, die auf Terra keinen Vorrang vor Zivilisten hatten.
Natürlich hätte Albert auch einen militärischen Flug direkt nach Nordamerika nehmen können. Er hätte auch eine Shuttleverbindung nach Fort LEXINGTON nehmen und von dort via Shuttle zum Zentralhafen Houston fliegen können. Aber das erschien ihm alles übertrieben.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Passagieren in der weißen Ausgehuniform der Navy war Alberts Uniform nicht durchgeschwitzt. Er hatte sogar die Schirmmütze abgesetzt, um die Sonne besser genießen zu können.
Auf seiner Brust prangten unter den Pilotenschwingen das Raumkampfabzeichen und das Jollahran-Ribbon. Mit zwei bestätigten Abschüssen war Albert auch gar nicht mal so weit vom Flying Cross in Bronze entfernt.
Unter den beiden dünnen Streifen prangte die Silhouette eines ZEUS-Trägers, welches ihn als Mitglied der Jollahran-Society auswies. Mittlerweile ging die Hälfte seines Soldes in den Fonds des Soldatenhilfswerkes.
Ja, noch war seine Brust etwas nackt, aber wenn er nur lang genug überlebte, würden noch weitere Feldzugsabzeichen und Orden hinzukommen.
Außerdem war er nicht mehr der naive Flugschüler von der Akademie. Er war nun ein Veteran, der in der grauenvollsten Schlacht nach Trafalgar gesteckt hatte.
Nun war er der alte Hase, und die jungen, vor Schweiß triefenden Second Lieutenants, die mit ihm aus dem Zug geklettert waren, waren die Jungfüchse. Eitel, arrogant und davon überzeugt, unsterblich zu sein.
Albert grinste schwach. Es war erst ein halbes Jahr her, doch er fühlte sich, als wären es bereits Jahrhunderte. Viele Jahrhunderte. Er hatte sich soweit von dem Albert frisch von der Akademie entfernt, dass er ihn bereits als fremde Person betrachtete.

„Shaka!“ Albert wandte sich um. Gerade hatte er erst das Haupttor der Fliegerbasis passiert und schon machte jemand auf sich aufmerksam.
„Kali!“, rief er überrascht. Er sah die schlanke Inderin auf sich zugeeilt kommen. Sie wirkte fröhlich, geradezu entspannt.
Als er die Abzeichen auf ihrer Schulter erkannte, ließ er seinen Seesack fallen und salutierte stramm. „Ma´am!“, blaffte er laut. „Second Lieutenant Albert Mbane gratuliert zur längst überfälligen Beförderung!“
Verwundert besah sich Kali erst den Schwarzen, dann ihre neuen Rangabzeichen. „Ach, lass den Quatsch“, bemerkte sie amüsiert. „Du benimmst dich schon fast so schlimm wie Ace.“
Albert grinste breit und gab die Hab Acht-Stellung auf. Dann trat er einen Schritt vor und schüttelte Kali die Hand. „Schön, dich wieder zu sehen. Und ich gratuliere wirklich zur Beförderung.“
„Danke, danke. Du hast Recht, ich habe sie verdient. Ich habe auch einen neuen Flügelmann bekommen. Second Lieutenant Werner Bach, Callsign Goblin. Frisch von der Akademie, aber ein Blick auf mein Flying Cross in Bronze, und er war zahm wie ein Lamm.“ Unbewusst wischt sich Kali mit der Rechten über die Ordensspangen ihrer weißen Ausgehuniform. Auch bei ihr prangte unter den Kampagnenbändern die Silhouette der REDEMPTION.
„Das ist Schade. Ich habe gehofft“, brummte Albert leise, „ich habe gehofft, wir beide würden in einen Flight kommen.“
„Wäre eine Idee gewesen, zugegeben. Aber selbst wenn ich da was zu sagen gehabt hätte, Shaka, ich hätte es nicht getan.“
Der Schwarze runzelte die Stirn. „Hm? Willst du nicht mit mir fliegen, Kali?“
„Das ist es nicht“, erwiderte sie. „Es ist nur, warum willst du an meinem Flügel kleben, wenn du nen eigenen Wingman hast?“
„Was?“ Vor Schreck klappte ihm der Kiefer runter.
„Ja, ja, glaub es nur, du wirst Wing Leader. Freu dich drüber, ist leider die einzige gute Nachricht.“
„Hier kann man sich auch nicht für fünf Sekunden freuen“, seufzte Albert und nahm seinen Seesack wieder auf. Neben Kali ging er auf die Kasernen zu. Über ihnen zogen zwei Typhoons ihre Runden.

„Also, sag schon. Was passiert uns so schlimmes, Göttin des Todes?“
„Sie haben Darkness eine eigene Staffel zugeteilt.“
„Das ist ein schwerer Schlag für die Roten, zugegeben. Wer ist sein Ersatzmann?“
Kali schüttelte sich. „Das ist ja unser großes Problem. Sie haben Radio befördert.“
Albert stockte im Schritt. „Was? Radio ist jetzt Commander? Curtis Long? UNSER Curtis Long?“
„Ja, ich wollte es auch nicht glauben. Aber das Schlimmste kommt noch. Sie haben ihm keine eigene Staffel gegeben. So verrückt war der CAG dann doch nicht. Aber er ist jetzt XO der Roten Staffel.“
„Na Klasse“, brummte Albert leise. „Habe ich eigentlich schon mein Testament gemacht? Nichts gegen Radio als Piloten, aber wenn er als Stellvertretender Staffelchef eine ebensolche Niete ist wie als Mensch, hat es die Rote Staffel die längste Zeit gegeben.“
„Ach, gib ihm ne Chance. Ich bin sicher, Radio kann sich ändern“, erwiderte Kali. Als sie die weit aufgerissenen Augen ihres Gegenübers sah, kommentierte sie: „Nur ein Scherz. Eher versucht Demolisher, Pfadfinder zu werden.“ Kurz sah sie mit einem Grinsen zu Boden. „Was aber durchaus hilfreich gewesen wäre.“
„Muss ich den verstehen?“, brummte Albert leise.
„Ist ein Insider, Shaka. Ist ein Insider. Dein Wingman heißt übrigens Sean Marley, Callsign Bob. Soweit ich weiß ist das ein Nationalidol auf seiner Heimatinsel, irgend so ein Stück treibernder Dschungel in der Karibik namens Jamaica. Der traut sich was.“
Albert versteifte sich. „Kali… Das habe ich dir gar nicht erzählt, aber ich werde mich auch was trauen. Ich gebe mein Callsign auf.“
„Was? Warst du nicht immer so stolz auf diesen toten Häuptling und so?“, bemerkte sie verwundert.
„Ja. Aber es gibt da jemanden, den ich viel verdanke. Ich will sein Callsign annehmen.“
Plötzlich verstand Kali. Sie dachte darüber nach. „Bitte, wenn du unbedingt Ace heißen willst, ich kann das für dich arrangieren. Ein Anruf bei Radio, eine kleine Bestechung beim Stellvertretenden Geschwaderchef…“
„Nanu? Kein Protest, kein Ärger?“
Kali schüttelte den Kopf. „Ich denke, es wird mir gut tun, wenn jemand Ace ruft und dich damit meint, nicht diesen verbiesterten, fiesen, kleinen Blauschopf.“
Sie lächelte zu Albert hoch. „Also dann. Ace. Na dann hol dir mal noch drei Abschüsse, damit der Name auch ne Berechtigung hat.“
„Ich gebe mein Bestes, Kali.“
Die beiden salutierten spielerisch voreinander.
Und Shaka, nein, Ace reihte sich in die lange Schlange der Neuankömmlinge ein, die vor dem Büro des Quartiermeisters warteten.
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Murphy betrat den Bereitschaftsraum, der bereits gerammelt voll war. Der erste Pilot, der Murphy sah und ihn anhand seines Sternes als Kommandierenden Offizier erkannte hatte, brüllte laut: „Achtung!“
Murphy musterte den Mann genauer und korrigierte sich im Geiste. Das war noch ein halbes Kind. Ein 2nd Lieutenant, wahrscheinlich noch kein einziges Barthaar am Kinn aber Pilot.
Der Rest der Crews stand mit mehr oder weniger Enthusiasmus auf, die Akademieabgänger wie von der Tarantel gestochen, die alten Milizionäre teilweise betont lässig. Innerlich schüttelte es Murpyh ob dieser Mischung. Anfänger und ...nunja, Anfänger.
Er trat an das Pult und hieß die Männer und Frauen wieder sich zu setzen. Nach einem weiteren Blick in die Runde – einige der Crews erkannte er aus den Akten, die er auf dem Flug mit Count studiert hatte - begann er seine Ansprache.
„Guten Morgen, Ladies und Gentlemen. Ich bin ihr neuer kommandierender Offizier und heiße Murphy. Sie werden das wahrscheinlich wissen, weil dies und vieles mehr bereits durch die Gerüchteküche verbreitet wurde. Im Zweifelsfalle stimmt nichts davon.
Wir werden in zwei Stunden zur Trainingsbasis im Marsorbit aufbrechen. Ich weiß, dass die meisten von Ihnen auf der Crusader nur wenig Erfahrung haben, viele haben nur die notwendigsten Umschulungsmaßnahmen durchlaufen. Ich weiß auch, dass wir hier einige Veteranen aus der Boston Space Miliz hier haben, genauso wie einige Akademieabgänger. Das alles hat nichts zu bedeuten. Alle starten hier bei Null. Mir ist es absolut egal, was Sie vorher gemacht haben. Hier ruht sich keiner auf alten Errungenschaften aus.
Ich erwarte von allen hier absolute Disziplin und Konzentration. Ebenso erwarte ich Bereitschaft zum Teamwork, denn anders kann eine Bomberstaffel nicht funktionieren. Ich werde jedem von Ihnen einen festen Partner zuweisen. Proteste gegen die Zuteilung sind zwecklos, das will ich gleich sagen, bevor es jemand versucht. Gleiches gilt für die Rafales. Auch hier werden feste Teams gebildet, wobei ich hier gleich vorwegnehmen will, dass sich fast nichts ändern wird.“
Murphy verlas dann die Verteilung und einige der Staffelmitglieder brachen mehr oder minder unverhohlen in Stöhnen aus. Ein 1st Lieutenant mit den Abzeichen der Bostoner Miliz tat sich hierbei besonders hervor.
„Lieutenant Ibarra, Sie möchten etwas sagen?“
Noch bevor der so Angesprochene reagieren konnte, winkte Murphy ab.
„Ja, ich weiß, Sie wollten sich freiwillig melden. Die Meldung ist wohlwollend angenommen. Melden Sie sich nach der Besprechung beim XO. Aprobos XO. Sie können grundsätzlich davon ausgehen, dass Count mit derselben Autorität spricht wie ich. Es braucht niemand versuchen, die Kommandokette zu umgehen und dann zu mir zu kommen.“
Von Hauenstein lächelte wissend. Er hatte bereits gehört, dass Murphy sich bei Zeiten mehr wie ein Drillinstrukteur denn wie ein CO einer Staffel anhörte. Das war ihm nur recht, zumal die Bomberstaffeln noch mehr auf Teamwork angewiesen waren als die Jäger, die sich zur Not alleine durchschlagen konnten.
„Ferner verhänge ich ab sofort ein absolutes Alkoholverbot. In zwei Wochen werden wir einen Fitnesstest abhalten. Ich erwarte, dass Sie nicht nur die Voraussetzungen für das fliegende Personal erfüllen, sondern um 20 % übertreffen. Physische Fitness ist eine Grundvoraussetzung für die Bewältigung von Stress im Cockpit.“
Überall wurde ein Stöhnen laut. Lt.Com McGill rollte mit ihren hübschen Augen. Der Neuankömmling irritierte sie zunehmend.
„Noch mehr Freiwillige?“ Das Stöhnen verstummte schlagartig. „Schade. Nungut. Auf dem Programm stehen weiterhin Übungen im Simulator und draußen im Raum. Die genauen Parameter werden Sie nach der Besprechung auf Ihren persönlichen Computern vorfinden. Ebenso wie die zu erzielenden Punkte. Sollte eine Crew diese Anforderungen nicht erreichen, wird das Folgen haben.
Schließlich werden wir jeden Tag drei Stunden Theorieschulung abhalten, um die Kenntnisse hier zu vertiefen. Die meisten von Ihnen dürften das dringend notwendig haben. Den Bereich Technik wird der XO übernehmen, Taktik werde ich selber machen. Auch hierüber wird es in zwei Wochen Tests geben. Auch hier wird das Unterschreiten der Anforderungen für die betroffene Crew Folgen haben. Ja, für die Crew, nicht für den Einzelnen. Sie sollten sich langsam damit anfreunden, dass Ihr Schicksal und Wohlergehen von den eigenen Fähigkeiten genausoabhängt wie von denen Ihres Partners. Fragen?“
„Sir, wie lange läuft die Vorbereitung insgesamt? Wann geht es in den Einsatz?“
„Bear, das wird noch etwas dauern. Das Oberkommando hält sich über den genauen Termin aber noch bedeckt. Ja, Maniac?“
„Ist die Flighteinteilung die endgültige Kommandostruktur?“
„Nein. Sie basiert momentan auf den Akten und Vorleistungen. Wir werden in den Übungen ein wenig durchrotieren und schauen, wie es am besten paßt.“
„Erhalten wir die neuen B Muster oder fliegen wir den alten Schrott?“
„Die Maschinen werden alle auf aktuellen Stand gebracht. Ich gehe davon aus, dass dies spätestens in zwei Wochen beendet ist.“
„Stimmt es, dass Sie vorher eine Staffel Griphen kommandiert haben?“
„Ja, das ist korrekt. Einige der Piloten, die unter mir gedient haben, müßten hier in Miramar sein.“
Wieder wurde es unruhig. Von Hauenstein zog die Augenbrauen hoch. Der Fragesteller – Scimitar soweit Count sich erinnerte – hatte den Finger in die Wunde gelegt. Murphy hatte einen guten Ruf als Taktiker. Auch die Griphen Staffel schien er gut im Griff gehabt zu haben. Aber die Umstellung war doch gewaltig. Naja, dafür gab es ihn. Es wurmte ihn nur nach wie vor, dass man ihn nicht zum CO gemacht hatte. Aber die Welt war ungerecht und die Navy umso mehr.
„Wenn es das war...dann ist die Besprechung beendet. Machen Sie sich abmarschbereit.“
Murphy verließ den Raum, wiederum gefolgt von Count, aber auch von Trisha McGill, der Chefin der Rafales. Letztere schien etwas wütend zu sein.
Murphy, der das sehr wohl merkte, ignorierte dies erst einmal.
„Sir?“
Endlich drehte er sich um. „Ja?“
„Sir, Erlaubnis offen zu sprechen.“
„Bitte sehr.“
„Sir, das ist doch wohl nicht Ihr Ernst. Sie wollen die Veteranen genauso behandeln wie die grünen Jungs?“
„Welche Veteranen? Die aus Boston?“
McGill nickte energisch.
„Ich sehe in dieser Staffel nur drei Veteranen, nämlich Count, Bull und mich.“
„Sir, ich diene der Navy schon bereits 10 Jahre!“
„Richtig, aber bisher haben Sie den Krieg nur aus den Nachrichten kennengelernt. Wenn Sie die erste Feindfahrt hinter sich gebracht haben, dann können Sie sich Veteran nennen, eher nicht. Im übrigen ist es absolut irrelevant, wer hier welche Erfahrung hat. Wenn die Staffel nicht zusammenarbeitet, dann gehen wir alle drauf. Ich werde keinen Fraktionalismus dulden.“
McGill machte den Mund auf und wollte hierauf erwidern, doch Murphy ließ sie nicht zu Wort kommen.
„Ich warne Sie. Meine Aufgabe ist es, diesen chaotischen Haufen zu einer Waffe zu schmieden und sie gegen die Akari zu führen. Und ich werde jeden, der mir in den Weg tritt, aus demselben räumen. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt. Sie können jetzt wegtreten.“
Murphy ließ seine Nummer drei stehen und stiefelte davon. McGill rang mit der Fassung und starrte ihrem neuen Kommandeur hinterher.
Count überlegte kurz, dann folgte er hinter Murphy.
„Martell, meinen Sie, dass das clever war? McGill wird nun nur noch mehr opponieren. Sie hat diesen Ruf und wir wissen beide, dass er stimmt. Schlimmer noch, wir wissen, dass die Veteranen der Miliz hinter ihr stehen.“
„Wenn Sie ein Problem darstellt, werde ich sie entfernen. Ich fliege lieber mit 3 Besatzungen los, als dass ich mir eine Bombe ins Bett lege.“
„Sind Sie sicher, dass Sie das durchziehen können?“
„Sicher? Nein. Aber ich bin mir sicher, dass wir unsere Mission erfüllen müssen. Mit allen Mitteln.“


McGill sammelte derweil bereits ihre Verbündeten. Insgesamt stammte ein gutes Dutzend der Staffelmitglieder aus New Boston ab. Bereits die Eingliederung in die Navy hatte manchen nicht geschmeckt. Doch das, was Murphy vom Stapel gelassen hatte, grenzte für viele an eine offene Beleidigung.
22.11.2015 12:32 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Wenn Kano zurückdachte, dann war er in seiner Zeit bei der TSN inzwischen mit einer ungewöhnlich großen Zahl von Rottenkameraden geflogen. Binnen eines halben Jahres hatte er dreimal gewechselt. Immerhin konnte er sich sagen, dass dies weder durch seinen Charakter, noch den Ausfall eines Flügelmanns bedingt gewesen war.
Lilja hatte ihn überflügelt und Virago war in der Typhoon-Staffel geblieben, während Kano zu den Nighthawks wechselte. Dennoch war es immer ein recht heikler und langwieriger Prozess, sich an einen neuen Piloten anzupassen. Immerhin würde das Leben des Einen vom Anderen abhängen. Deshalb mussten die Reaktionsmuster und Fähigkeiten aufeinander eingestimmt, die jeweiligen Schwächen und Stärken erkannt und verarbeitet werden. So hatte man es Kano jedenfalls beigebracht – und er hatte erlebt, dass gerade frisch zusammengestellte Rotten hohe Verluste erlitten.
In den folgenden Wochen und Monaten, auf dem Stützpunkt und auch an Bord des Trägers, dem sie bestimmt zugeteilt werden würden, mussten er und Crusader lernen, als Einheit zu agieren, wie es Darkness oft genug betont hatte. Crusader war frisch von der Akademie gekommen. Dies bedeutete, angesichts seiner Erfolge und Erfahrungen würde Kano keine Mühen haben, seine Führungsstellung in der Rotte zu behaupten, zumal Crusader zwar kampfbereit und ungeduldig wirkte, den erfahreneren Piloten aber respektierte.

Aber da gab es ein anderes Problem. Kanos bisherigen Rottenflieger waren allesamt bereits Veteranen gewesen, die ihre Erfahrungen im Kampf mit den Akarii gesammelt hatten. Crusader aber war, wie vor etwa sechs Monaten Kano, frisch von der Akademie an die Front kommandiert worden. Er zeigte zwar bemerkenswerte Anlagen und seine Akte sollte wirklich beeindruckend sein, aber das ersetzte natürlich keine Schlachterfahrung. Kano selber hatte es geschafft, er hatte überlebt und war erfolgreich gewesen – aber immer nur um Haaresbreite. Er war zweimal verwundet worden und hatte zwei Maschinen eingebüßt. Wenn er ehrlich zu sich selber war, er hatte ziemliches Glück gehabt. Niemand konnte garantieren, dass Crusader das gleiche Glück haben würde. Und als Rottenführer fühlte sich Kano verantwortlich – gerade, weil Crusader frisch von der Akademie kam. Im Stillen war sich Kano nicht sehr sicher über seine Fähigkeiten der Menschenführung und Ausbildung. Er hielt sich für einen guten, vielleicht sogar hervorragenden Piloten. Seine Befähigung zum Offizier war zweifelhafter. Vor allem würde er in Zukunft aufpassen müssen. Hatte Lilja in ihrer kalten Gnadenlosigkeit oder Virago mit kalkulierender Professionalität bisher zuverlässig seinen Rücken gesichert, so würde er nun selber mehr auf seinen Flügelmann acht geben müssen. Wie Kano brannte Crusader darauf, sich zu beweisen. Das bedeutete, in Zukunft würde Kano – bis Crusader voll ausgebildet war – defensiver fliegen müssen. Das hatte ihm noch nie gelegen. Aber natürlich wusste er, dass er Darkness dennoch dankbar sein musste. Nur indem er einen Neuling als Flügelmann übernahm, hatte er den Befehl über eine Rotte behalten können. Und diese Aufgabe war außerdem eine Möglichkeit, den Eintrag wegen dieser verdammten Prügelei auf der GALILEO auszubügeln. Und darin würde er nicht versagen!

Crusader war sich nicht so ganz sicher, was er von seinem Rottenführer und Zimmerkameraden halten konnte. Der war zwar nicht älter als er selber, hatte aber schon einiges hinter sich – immerhin zwei ausgedehnte Feindfahrten und drei regelrechte Raumschlachten. Dazu hatte er für seine kurze Dienstzeit schon eine beträchtliche Anzahl Abschüsse erzielt – alles Jagd- oder Kampfflieger.
Andererseits hatte Crusader auch einige Geschichten von älteren Piloten gehört, als er sich über seinen Rottenführer erkundigte. Lieutenant Nakakura galt als „KAMIkazeflieger“, der bisher fast immer nur knapp dem Tod entkommen war, angeblich fast jedes Risiko einging und sein Leben bedenkenlos aufs Spiel setzte. Auf jeden Fall war der Japaner ziemlich verschlossen, ein zwar unkomplizierter aber nicht sehr umgänglicher Zimmernachbar, der wenig über seine Vergangenheit oder Familie erzählte. Er war nicht direkt unfreundlich, aber auch nicht gesellig. Und manche seine Äußerungen über Pflicht, Dienst oder Tod waren fast schon beunruhigend.
Auf jeden Fall stellte Ohka verflucht hohe Anforderungen an sich UND an Crusader. Fast schon besessen trainierte der Rottenführer, als wolle er irgendetwas beweisen und zwang Crusader, damit ein ziemlich rasantes Tempo auf, das wenig Zeit für andere Dinge ließ. Nun ja, wenigstens hielt der Japaner nichts von Schikanen.
Allerdings gleichzeitig gefordert von seinem Rottenführer und diesem Schinder von Staffelkommandanten fühlte sich Crusader manchmal wie zwischen zwei Mühlsteinen. Er hatte sich der Navy angeschlossen, weil sie eine verantwortungsvolle, wichtige und aussichtsreiche Stelle bot – und weil er sich nach Abenteuern und Bewährungen sehnte, die die bis in den letzten Winkel zivilisierte Erde nicht bieten konnte. Nun aber bestand diese Arbeit aus endlosen Übungen und Drill. Crusader wusste, dass er gut war – sehr gut, in seiner Klasse einer der Besten. Er wünschte sich endlich die Gelegenheit, dies am Feind beweisen zu können.
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Second Lieutenant Garreth „Crusader“ Kyle lag in seiner Koje. Die Einrichtung des kleinen Zweimannquartiers, das er und Ohka bewohnten, glich bis in Einzelheiten den genormten Unterkünften an Bord der Raumträger. Der Sinn war natürlich, die Piloten so an die Einsatzbedingungen zu gewöhnen. Außerdem war es natürlich eine bequeme Ausrede, die Piloten in fast schon schandbar engen Zimmern zusammenzupferchen: Zwei Kojen, ein Tisch, zwei Stühle und ein paar schmale Spinde, eine spartanische Naßzelle, in der man sich kaum umdrehen konnte. Das Leben unter diesen Bedingungen verlangte Selbstdisziplin und Anpassungsvermögen.
Crusader starrte sinnend auf das Blatt Papier, das vor ihm lag, während er nach Worten suchte, die die letzten Ereignisse richtig beschreiben konnten. Er schrieb regelmäßig nach Hause, manchmal jeden Tag. Praktisch unmittelbar vor seiner Verlegung nach Miramar hatte Crusader geheiratet. Er hatte Elaine, eine Studentin seiner Mutter, bei seinem Heimaturlaub kennengelernt – und er vermißte sie schrecklich. Aber er konnte nicht von viel neuem berichten. Jeder Tag glich dem vorigen: Waffentraining, Simulatorflüge, Übungseinsätze, und so weiter – praktisch vom Wecken bis in die Nacht. Und in der Nacht konnte es passieren, daß einen plötzlich die Sirenen aus dem unruhigen Schlaf rissen – und Darkness mal wieder einen seiner berüchtigten Probealarme veranstaltete. Das bedeutete dann noch einmal Übungsflüge und Simulatorübungen – und wer zu langsam oder unwillig erschien, der wurde gnadenlos gedrillt – manchmal bis zum Morgengrauen.
Crusader war natürlich Freiwilliger – aber langsam zehrte diese Schinderei seine Begeisterung auf, begann er den Staffelführer zu hassen.

Crusaders Rottenführer Ohka saß an dem Tisch, vor sich die zerlegte Dienstlaserpistole. Konzentriert und sorgfältig säuberte er die einzelnen Teile, schien völlig auf diese Aufgabe fixiert. Crusader war sich immer noch nicht ganz klar, was er von dem schweigsamen Japaner halten sollte. Er war nicht älter als Crusader, hatte auf jeden Fall einiges auf dem Kasten. Aber seine fast immer kontrollierte, undurchdringliche Art und Weise erschwerten einen Kontakt. Er ließ Crusader seine Freizeit – schien aber auch nicht gerade an einem freundschaftlichen Verhältnis interessiert zu sein und das kränkte Crusader etwas, der bisher immer gut mit allen Kameraden klargekommen war. Fast hatte Crusader den Eindruck, als würde der Rottenführer mit diesem Verhalten einem bestimmten Ziel folgen, eine bestimmte Rolle spielen. Im Einsatz war er jedenfalls fast so anspruchsvoll wie Darkness, wenn auch längst nicht so ein Schleifer. Anerkennende Worte hatte Crusader selten in dieser Staffel gehört, obwohl er zu den Besten seiner Klasse gehört hatte. Und gerade deshalb wollte er sich beweisen, vor seinem Rottenführer, vor allem aber vor diesem harten, gnadenlosen Veteranen, der ihr Staffelführer war.
Aber zu diesen Schlußfolgerungen war er schon vor einigen Tagen gekommen. Und heute Abend war er nach einer außerplanmäßigen fünfstündigen Simulatorübung so müde, daß die Worte vor seinen Augen verschwammen. Was war sonst noch passiert...

Gestern durften wir zum ersten Mal in dieser Staffel scharf schießen, natürlich nur auf Übungsziele. Wie immer war der Alte nicht zufrieden. Ich frage mich, ob er von Natur aus so ist oder glaubt, daß er uns nur so zu Höchstleistungen antreiben kann. Die „Alten“ scheinen das Tempo besser mitzuhalten zu können, aber sie sind ja auch schon länger dabei und kennen den Betrieb. Aber einer der neuen Pilotinnen – „La Reine“ ist ihr Callsign – hat heute die Geduld verloren und den Alten ein arrogantes „boche“ genannt. Das muß wohl ein Schimpfwort sein. Darkness hat sie vielleicht runtergeputzt! Aber immerhin ist sie um einen Eintrag herumgekommen, aber er will sie „im Auge behalten“. Ich weiß nicht, ob sie da mit einem Eintrag besser dran wäre. Aber der Alte kann auch anders. Heute erzählte er uns von einem feindlichen Aß, dem „Roten Baron“. Der Alte hat schon mal mit ihm gekämpft und ich glaube, er will unbedingt das Unentschieden in einen Sieg verwandeln. Der Akarii soll schon über fünfzig...
Das inzwischen unangenehm vertraute Heulen des Alarms unterbrach seinen Gedankengang, pumpte Adrenalin in Crusaders Körper, ließ ihn zeitweilig seine Müdigkeit vergessen. Mit einem Fluch sprang er auf. Was wollte der „Alte“ denn jetzt schon wieder?!

Kano war praktisch im selben Moment hoch. Einen kurzen Augenblick überlegte er, ob er es schaffen könnte, die Pistole noch schnell wieder zusammensetzen zu können, verwarf die Idee dann aber. Er war kein Marine und Darkness würde ihn zwar anschnauzen, wenn er bemerkte, daß Kano seine Dienstwaffe nicht trug – noch mehr aber würde er laut werden, wenn Kano nicht rechtzeitig eintraf. Dann hatte die inzwischen hundertfach geübte Routine gegriffen, noch vor Crusader stürzte er aus der Tür.

Darkness wartete am Ausgang des Kasernengebäudes, mit einem sardonischen Lächeln auf die Uhr sehend, während das Hämmern der Pilotenstiefel lauter wurde, die Männer und Frauen angerannt kamen. Die Piloten waren gut und wurden immer besser – aber das würde er ihnen nicht unbedingt auf die Nase binden. Zuviel Lob machte bequem. Kurz mußte er über einen etwas morbiden Gedanken schmunzeln: ‚Was, wenn es kein Probealarm wäre, wenn die Akarii einen Überraschungsangriff auf die Erde starten würden...‘ Er stoppte die Zeit als der letzte Pilot durch die Tür stürmte und sich in der Linie einreihte, die die Piloten vor Darkness bildeten.
„Das war nicht ganz schlecht. Es besteht tatsächlich noch Hoffnung. Denken Sie immer daran – im Ernstfall kann es auf Minuten, manchmal Sekunden ankommen. Es ist für Ihre eigene Sicherheit und die des Trägers entscheidend, rechtzeitig bei den Maschinen zu sein. Ob beim Alarmstart – oder der Evakuierung. Und gehen Sie IMMER davon aus, daß es ein Ernstfall ist. Rechts um! Marsch-Marsch!“
Diesmal ging es nicht zu den Simulatoren, sondern zu den Hangars – praktisch sofort stieg die Spannung der Piloten. Ein ECHTER Flug, und wenn es nur ein Übungseinsatz war, war immer noch etwas anderes als selbst die realistischste Simulation. Man mußte ECHTES Können an ECHTEN Maschinen beweisen und auch wenn die Waffen leistungsgemindert waren, die Raketen nur Übungsflugkörper, ein gewisses Risiko einer Kollision, eines Maschinenschadens war immer vorhanden. Das schärfte die Sinne – und deshalb hielten viele Offiziere dies für den wichtigsten Teil der Flugausbildung, die Simulatoren nur für bessere Freizeitspielzeuge.

Die Nighthawks waren bereits mit Übungsraketen bestückt: wiederverwendungsfähig und natürlich ohne Sprengkopf. Als Kano über die schmale Metallleiter ins Cockpit enterte, hob der Tech, der neben der Maschine kniete, den Arm und signalisierte ‚Alles klar!‘, sprintete aus dem Weg.
„Start! Start!“

Darkness Maschine hob als Erste ab, die anderen folgten schnell und sauber – aber auf der Miramar-Airbase war dazu auch genug Platz. Auf einem Träger, im Einsatz oder gar unter Beschuß mochte dies ganz anders aussehen, dachte Darkness, ließ den Gedanken dann aber als sinnlos fallen: „Achtung, an alle! Flights bilden V-V-Rechts-Formation. Folgen!“ Den Führungsschwarm an der Spitze der Formationen stieg das Dutzend Raumjäger steil in den bereits sich verdunkelnden Himmel Kaliforniens.

Sobald Kano seine Position im Flight erreicht hatte und auch Crusader an seinem Platz war, schaltete er auf Autopilot und lehnte sich zurück. Der Kurs, den Darkness eingeschlagen hatte, führte in die Richtung einiger von der TSN eingerichteten Übungsanlagen, „Schießplätze“ oder „Bombodrome“ von den genervten Anwohnern genannt. Soviel Kano wußte, bedeutete dies mindestens zwanzig, dreißig Minuten Flug. Er erlaubte es sich allerdings nicht, sich zu sehr zu entspannen – Der Staffelführer liebte es, seine Piloten zu überraschen. Ein Blick zu seiner rechten Seite zeigte Crusaders Nighthawk, der genau in dem vorgeschriebenen Abstand flog. Kano mußte kurz grinsen, der Neue gab sich wirklich alle Mühe, selbst in Kleinigkeiten zu glänzen. Nun, er selber war ja auch nicht anders.

Der Flug dauerte mehr als eine halbe Stunde – Darkness hatte ein ziemlich entferntes Übungsfeld gewählt. Einerseits wollte er in unbekanntem Gebiet fliegen lassen - und außerdem konnte er so den Verbandsflug üben lassen. Jetzt tauchten unter den Jägern die Schluchten des Bong-Übungsfeldes auf.
„Herhören! Wir üben Bodenangriffe mit Raketen und Bordwaffen! Ausführung nach Schwärmen. Ende!“
Praktisch gleichzeitig schob Darkness den Steuerknüppel weit nach vorne, die Maschine sackte wie ein Stein nach unten weg. Die übrigen drei Maschinen des ersten Schwarms hatten Mühe zu folgen.
Der Rest der Staffel hielt ihre Höhe und zogen über dem Übungsgelände Kreise. Unter seiner Maschine sah Kano von Zeit zu Zeit das Aufblitzen, wenn die Nighthawk ihre Strahlenkanonen und Übungsraketen abfeuerten, oder wenn eine der automatischen Flak Gegenfeuer gab – natürlich leistungsgemindert.

Dann aber fiel Kanon eine Bewegung auf, die weder von den Übungsanlagen, noch den Nighthawks verursacht sein konnte. Reflexartig legte er die Maschine etwas auf die Seite, um eine bessere Sicht zu haben, überprüfte dann den Radarschirm. Tatsächlich, zwölf Einheiten dicht am Boden anfliegend. Kano überlegte, ob er Meldung machen sollte, aber da schaltete sich schon Lieutenant Terranos kultivierte, immer etwas hochmütig klingende Stimme ein: „Hier Lieutenant Terrano, Nighthawkstaffel ‚Butcher Bears‘, Raumgeschwader ‚Angry Angels‘! Ich rufe anfliegende Staffel! Melden sie sich!“
Auf der Breitbandfrequenz antworte ein dröhnender Baß in einem markanten Akzent. „Hier MAJOR O’Hara, ‚Stormfist‘-Schwadron von der Marineinfanterie! Wir haben hier `ne Bodenangriffsübung. Stört euch das, Flottenheinis? In vier Minuten nehmen wir die Route Vier – und dann haben wir gefälligst freie Bahn!“ Die Animositäten zwischen den Fliegereinheiten der Flotte und des Marinekorps hatten eine lange Tradition und deshalb war die Stimme des Lieutenant ziemlich kühl, als er antwortete: „Nein, wir haben Route Zwei. Ende!“
Kano schloß wieder näher zu seinem Schwarmführer auf. Eigentlich schade, daß man diesen arroganten Schlachtfliegern – die Marines flogen Eagle – nicht in einem Übungskampf zeigen konnte, wer hier der Bessere war. Aber das wäre sowieso keine Herausforderung gewesen. Dann ertönte die Stimme des Schwarmführer: „Sektion Zwo, ANGRIFF!“
Sofort rammte Kano den Steuerknüppel nach vorne und tauchte nach unten weg. Aber Crusader schaffte es tatsächlich, seine Position zu halten. Kano spürte, wie sich sein Mund zu einem dünnen Lächeln verzog. Der Neue wollte wirklich sein Bestes zeigen. Nun mal sehen, ob Kano ihm nicht doch noch einiges voraus hatte...
Er drückte den Nighthawk dicht an den Boden, tiefer, als er es normalerweise getan hätte. Dann flackerte an Backbord Flak auf – Kano warf die Maschine herum und entging dem simulierten Volltreffer durch einen Neutronenwerfer. Dabei geriet eines der Ziele in sein Schußfeld und fast automatisch eröffnete Kano das Feuer. Jetzt zählten nur noch die Ziele und die Zeit, die sie benötigten, um sie auszuschalten.
Als er einen Blick nach Steuerbord warf, hätte Kano beinahe geflucht. Crusader klebte weiterhin an seiner Flanke – ja fast schien es, als würde der „Neue“ noch dichter am Terrain kleben. Das gab es doch gar nicht! Doch dann rief sich Kano zur Ordnung – er war Rottenführer, nicht Crusaders Konkurrent. Es wäre zu riskant gewesen, jetzt einen Wettkampf zu starten. Kano biß kurz die Zähne zusammen, konzentrierte sich auf seine Manöver und die Zieloptik. Aber Verantwortung hin oder her – er würde sich nicht durch einen „Grünen“ schlagen lassen!

Crusader genoß den Flug. Hier konnte er beweisen, wie gut er war. Und das war noch nicht alles! Er konnte es noch besser. Er drückte die Maschine noch tiefer.
Kano fluchte jetzt doch. Ein Blick auf die Höhenanzeige bewies, er befand sich unter der vorgeschriebenen Mindesthöhe – und Crusader war noch tiefer. In dieser Höhe zu fliegen war riskant, forderte höchste Aufmerksamkeit, auch wenn dafür die Ziele leichter zu treffen waren. Doch was zuviel war, war zuviel. Das war es nicht wert: „Crusader, verdammt! Gehen Sie hoch! Das ist kein Wettbewerb!“
‚Ist es doch und ich gewinne!‘ dachte Crusader. Doch dann schnitt Kanos wütende Stimme durch seine Hochstimmung: „SOFORT! Sie...“
Und mit einem Aufheulen der Triebwerke im Vollschub tauchte eine Kette Eagle vor den Nighthawks auf. Zu nah...

Der Lieutenant Commander der Marineluftwaffe hatte seinen Angriffsflug gut berechnet. Die vier Jagdbomber würden ohne Probleme vor den Nighthawk die Route Zwei kreuzen und ihre Übungsziele angreifen, ein getarntes Bunker- und Grabensystem. Die Sache war absolut ungefährlich und außerdem eine perfekte Gelegenheit, die Flottenhengste vorzuführen. Doch in drei Punkten waren seine Berechnungen falsch. Er hatte nicht damit gerechnet, daß die Nighthawks so schnell und so tief anfliegen würden. Und Nummer Vier in seiner Kette hing zurück. Der Pilot, erst vor vier Wochen mit der Ausbildung fertig, hatte beim Tiefflug die Geschwindigkeit stärker gedrosselt, als seine Kameraden. Jetzt, ungefähr hundert Meter hinter seinen Kameraden bemerkte der junge Pilot die heran rasenden Nighthawk nicht. Und als aus dem Funk die Stimme des Kommandanten dröhnte: „KANISTER AB!“ drückte er auf den Abwurfknopf.
Die beiden Nighthawk-Piloten hatten nur Bruchteile von Sekunden Zeit, zu reagieren. Kanos Reaktion war automatisch und zufällig genau die richtige: „ABBRUCH!“ Praktisch gleichzeitig riß er den Steuerknüppel zurück, machte die Nighthawk einen regelrechten Satz nach oben, stieg steil in den Himmel.
Crusader war um weniges langsamer. Statt seinem Rottenführer zu folgen legte er die Maschine auf die Seite, wich aus. Doch so verlor die Nighthawk noch mehr an Höhe. Der Boden war plötzlich zu nah. Nur unbewußt nahm Crusader die silbrig glitzernden Behälter war, die sich von der Eagle lösten und zu Boden taumelten.
Dann ertrank sein Blickfeld in einer Flammenwand, hüllte Feuer seine Maschine ein. Verzweifelt zog er am Steuerknüppel, zog, ZOG...

Darkness traute seinen Augen nicht. Das konnte doch nicht sein! Er hatte sich auf die dritten Sektion konzentriert, der gerade seinen Anflug hatte beginnen sollen. Zu spät hatte er die Marineflieger bemerkt. Und DAS hatte er niemals erwartet. Der alte Veteran fühlte, wie eine unsichtbare Hand seine Kehle packte, ihm den Atem nahm, während er fast verzweifelt Ausschau hielt. Wo waren seine Piloten? Wo war Sektion Zwei? Dann sah er sie: ein Nighthawk, zwei, drei – vier.
Darkness stieß die Luft aus, erst jetzt war ihm bewußt, daß er den Atem angehalten hatte. Seine Leute waren noch alle am Leben. Er hatte nicht versagt. Einen Piloten durch SO ETWAS zu verlieren...
Und dann überwältigte ihn die Wut. Dieses dämliche Marines-Arschloch! „Sind Sie verrückt geworden, Sie Idiot?! Was sollte der Scheiß?!“
Die Stimme des Marines Lt. Com. war leise, sogar unsicher, gewann aber mit jedem Wort an Vehemenz und Lautstärke: „Ihre Leute mußten ja hier verschissene Stunts abhalten! Ich hatte Befehl, Napalm-Zielwürfe auszuführen! Wenn Ihre Schwachköpfe in der Wurfschneise rummachen...“
„HALTEN SIE DAS MAUL! Wegen Ihrer Dummheit hätte ich beinahe einen Piloten verloren! Das WERDEN SIE BEREUEN!“
„LECK MICH AM ARSCH! ICH LASS MIR VON KEINEM FLOTTENWICHSER AN DIE EIER GREIFEN, KAPIERT?!“

Die Piloten der Butcher Bears erlebten ein seltenes Ereignis – Lieutenant Commander Darkness verlor die Beherrschung. Fast eine Minute fluchte und drohte er hinter den mit Höchstgeschwindigkeit abfliegenden Jabos hinterher, prophezeite jedem der Marineflieger im allgemeinen und ihrem Staffelführer im besonderen einen grausamen Tod. Was die Piloten nicht wußten, Darkness mußte ernsthaft den Wunsch bekämpfen, den arroganten Arsch bis zu seinem Fliegerhorst zu hetzen.
Schlagartig, als hätte man seine Emotionen abgeschnitten, wurde der Staffelführer wieder ruhig, seine Stimme eiskalt und beherrscht: „Wir fliegen zurück. V-V-Links Formation. AUSFÜHRUNG!“ Das war alles, was seine Piloten während des restlichen Fluges von ihm hörten, abgesehen davon, daß er eine Unterhaltung zwischen Nummer Drei und Vier mit einem barschen „Funkdisziplin halten!“ abwürgte.

Kano’s Gefühle waren gemischt. Nachdem er die Maschine nach oben gerissen hatte, war er erleichtert gewesen. Die Gefahr einer Kollision war damit bereinigt, er hatte schnell und richtig reagiert und nicht einmal Zeit gehabt, Angst zu empfinden. Dann war hinter ihm Alles explodiert und in Flammen aufgegangen. Vergeblich hatte er nach Crusader Ausschau gehalten. Ja er hatte geglaubt, dieser Feuerball, der hinter ihm loderte, sei Crusaders Maschine gewesen, die mit der Eagle oder dem Erdboden kollidiert sei. Und DA hatte ihn die Angst gepackt, das Gefühl, versagt zu haben. Ein paar Augenblicke hatte er geglaubt, den Neuen auf dem Gewissen zu haben, weil er sich auf das Wettfliegen mit Crusader eingelassen hatte, ihn nicht rechtzeitig und richtig gewarnt zu haben. Doch dann war, den Kami sei Dank, Crusaders Maschine durch die Flammenwand gestoßen. Und Crusaders Stimme war zwar zittrig, aber klar gewesen, als er gemeldet hatte, alle Systeme seien in Ordnung. Damit war eine Riesenlast von seinen Schultern gewichen. Allerdings nicht für lange. Als er seine Maschine in Formation gebracht hatte, während des schweigenden Rückflugs, hatte er sich Vorwürfe gemacht, die gefährliche Situation nicht rechtzeitig bemerkt zu haben, statt sich auf einen Wettkampf mit Crusader einzulassen. Er konnte nur vermuten, was Darkness darüber dachte. Kano schämte sich.

Crusader war seltsamerweise in einer regelrechten Hochstimmung. Während des gesamten Rückflugs ließ die Schönheit des makellos blauschwarzen Nachthimmels, die aufleuchtenden Sterne ihn in einer Euphorie schwelgen, dem Gefühl, am Leben zu sein. Er lebte noch!

Die Landung der Schwadron ging ohne Probleme vonstatten. Das Bodenpersonal wartete bereits, vielfach nicht eben fröhlich. Die Bereitschaftskräfte HASSTEN es, mitten in der Nacht auf die Piste gehetzt zu werden, weil irgendwelche Flottenspinner unbedingt in der Nacht fliegen mußten. Die Rußspuren an einer der Maschinen ließ aber selbst die Verschlafensten wach werden. Allerdings blieben ihre Fragen unbeantwortet, denn Darkness führte sofort seine Truppe Richtung Besprechungsraum.

Es war eine etwas ungewöhnliche Besprechung. Die Piloten waren entweder aufgekratzt, oder verunsichert. Doch als wäre nichts passiert, bewertete Darkness ruhig und sachlich die erzielten Trefferergebnisse. Ohka und Crusader lagen auf Platz Drei. Aber diesmal interessierte es natürlich die meisten Piloten wenig, wie sie abgeschnitten hatten. Doch erst zum Schluß kam Darkness auf den Zwischenfall, den Beinahe-Unfall zu sprechen: „Das war eine knappe Sache. Denken Sie immer daran, ob bei Übungsflügen, Patrouille oder beim Feindflug. Es kann immer passieren – ein feindlicher Angriff, ein Maschinenversagen, die feindliche Umwelt, ob nun ein Asteroidenfeld im Raum oder ein Sturm in der Atmosphäre. Oder aber, irgendwelche Idioten von der eigenen Feldpost schießen quer. Sie müssen mit allem rechnen, niemals in der Aufmerksamkeit nachlassen. Wenn der blödsinnige Stunt dieser bescheuerten Marines zu etwas gut war, dann damit Sie das begreifen. Seien Sie froh, daß es so ausging...“ Darkness verstummte kurz. Dann fuhr er fort: „In den letzten Tagen habe ich viel von Ihnen verlangt, sehr viel. Es war ohne Zweifel eine harte Zeit für Sie – und es wird nicht einfacher werden, außer in dem Maße, in dem Sie die Maschinen besser beherrschen lernen. Aber nur so können Sie sich auf den wirklichen Einsatz vorbereiten. Und ich muß sagen, Sie alle tun Ihr Bestes und darauf können Sie stolz sein. Ohne allerdings in Ihren Anstrengungen nachzulassen. Das war alles. WEGGETRETEN!“
Die Piloten verstreuten sich – etliche sichtlich erstaunt von den lobenden Worten Darkness. Das waren sie nicht gewohnt. Aber, so dachte jedenfalls der alte Pilot, heute war das nötig gewesen. Er würde schon dafür sorgen, daß ihnen das Lob nicht zu Kopf stieg. Dann wandte sich Darkness zu Second Lieutenant Nakakura, der als einer der letzten den Raum verlassen wollte: „Einen Augenblick, Ohka.“
Der junge Pilot drehte sich um und erstarrte in Habachtstellung, die Hände an der Hosennaht. Das Gesicht war ausdruckslos, die schwarzen Augen sahen Darkness direkt an, ohne etwas zu verraten. Innerlich aber war Kano durchaus nicht ruhig. Er rechnete mit einem Verweis, oder Schlimmeren.
Darkness Stimme war nicht laut, aber eindringlich: „Sie wissen, warum ich Sie gebeten habe zu bleiben?“
„Ja, Sir.“
„Ihre Rotte hat ein gutes Ergebnis erzielt. Immerhin Platz Drei in der Schwadron. Dafür daß Sie mit einem Neuling fliegen...“ Kano schien sich bei diesen Worten des Staffelführers minimal zu entspannen, blieb aber auf der Hut: „Danke sehr, Sir. Crusader hat exzellente Anlagen. Aber er ist noch zu unvorsichtig, Sir.“
„Nun, daß ist wohl nicht nur sein Fehler...“
Kano steckte den Tadel scheinbar ungerührt ein, seine Stimme klang ausdruckslos: „Nein, Sir. Ich habe zu wenig auf die Sicherheit geachtet, bin selber zu tief geflogen und habe Crusader nicht rechtzeitig befohlen, auf die empfohlene Mindesthöhe zu gehen. Deswegen wäre beinahe ein Pilot gestorben und eine Maschine verlorengegangen.“
„Da haben Sie recht. Sie hatten Glück, Sie beide. Es war eine knappe Sache, zu knapp. Ich will keine Piloten verlieren, weil Sie glauben, in einem Wettbewerb zu stehen. Sie sind ein Team, denken Sie daran.“
„Ja, Sir.“
„Sie gehören inzwischen zu den Veteranen und haben bereits Flights kommandiert. Aber diesmal ist es etwas anderes. Sie haben einen Akademieabgänger als Flügelmann und damit ungleich mehr Verantwortung. Sie müssen ihm beibringen, welche Risiken notwendig und unvermeidbar sind – und welche er gefälligst zu vermeiden hat. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?“
„Ja, Sir.“
„Gut. Natürlich war es hauptsächlich die Schuld dieser verdammten Marineflieger. Das ist auch der Grund, warum ich Ihnen nicht vor versammelter Mannschaft den Arsch aufreiße. Betrachten Sie es als eine Chance zu lernen. Noch eine wird es vermutlich nicht geben. Weggetreten.“
„Sir!“

Als Kano in das Quartier kam, daß er zusammen mit Crusader bewohnte, hatte der bereits die Flugkombination gegen seine Dienstuniform getauscht. Er schien regelrecht aufgekratzt – und war völlig überrascht, als sich Kano vor ihm aufbaute und mit harter, eisiger Stimme anblaffte: „Das war eine Dummheit! Sie hätten draufgehen können! Wäre es das wert gewesen? Wäre es das?!“
Crusader fuhr hoch, schlagartig wütend, nicht bereit einfach einzustecken: „Sie haben doch selber mitgemacht ‚Rottenführer‘?! Das ist wohl ein Privileg für Veteranen? Ich bin es satt, mich von Ihnen ständig herumscheuchen zu lassen! Immer heißt es ‚Nicht genug‘, ‚Das können Sie besser‘! Sind Sie neidisch, weil ich besser bin? Weil Sie Angst hatten? WEIL SIE ES NICHT BESSER KONNTEN?!“
„Ich kann es besser als Sie! Ich habe weitaus mehr Flugerfahrung als Sie. Ich kann besser abschätzen, welche Risiken ich eingehe. Sie hätten draufgehen können, für einen Wettkampf. Die Akarii würde dies sicherlich freuen.“
„Was denn, ist es jetzt nur noch meine Schuld?! SIE SIND UNFEHLBAR?!“
„Ich habe einen Fehler gemacht, als ich mich auf diesen Wettkampf einließ...“ abrupt drehte sich Kano zur Seite und langte nach dem Brief, an dem Crusader geschrieben hatte. Crusader reagierte zu langsam.
„Ist das ein Brief an deine Frau?“
„GIB DAS HER, VERDAMMT!“ Crusaders schlug nach Kano, doch sein wütender Hieb wurde ohne Mühe abgeblockt. Kano war leicht zurückgewichen, die Haltung jetzt geduckt, fast lauernd – kampfbereit. Seine Stimme war immer noch eisig, jetzt aber war der Wut darin deutlich zu hören: „Wenn dein Stunt schief gegangen wäre, dann wäre dieser Brief an deine Frau gegangen. Unvollendet, mit nur noch einem Schreiben vom Alten. Und ich wäre schuld daran, weil ich befohlen hätte, auf Mindesthöhe zu bleiben. Verstehst du JETZT, was ich meine?!“
Abrupt platzte die Wut, die sich in Crusader aufgebaut hatte, wie eine Seifenblase. Er starrte Kano an, sagte auch nichts, als der Crusaders Brief wieder zurücklegte und sich wieder zu der zerlegten Laserpistole auf dem Tisch zuwandte.
In dieser Nacht konnte Crusader kaum schlafen, trotzdem er sich hundemüde fühlte, nachdem die Euphorie des Überleben so abrupt beendet worden war. Und er brauchte lange, um das Geschehene zu Papier zu bringen.
Bereits um Fünf Uhr Morgens warf Darkness, gnadenlos wie immer hetzend, die Piloten aus den Quartieren, für eine mehrstündige Simulatorübung.
22.11.2015 12:38 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Fightertown, Miramar Airbase, ehemaliges Gelände für das so genannte Top Gun-Schulungsprogramm.

Die TSN hatte vieles von der alten United States Navy der ehemaligen Vereinigten Staaten von Amerika und der Royal Navy Großbritanniens übernommen, doch das Top Gun-Programm wurde nur belächelt. Ein Pilot der Terran Space Navy wurde ausgebildet um im Raumkampf zu bestehen und nicht um erneut in ein Trainingsprogramm zu kommen um den Kampf zu lernen.
Der Ensign guckte seinen Spind an. Noname stand darauf, ja, dass war er zur Zeit. Er öffnete den Spind und wurde von einem Spiegel überrascht.
Zwischen der linken Brusttasche und den goldenen Schwingen war nur eine dürftige Reihe Ordensspangen. Raumfahrtabzeichen, ein Kampagnenband und das Ordensband für seine Zeit als Gefangener, welches man ihm nur sehr wiederstrebend gegeben hatte.
Gleichmütig verstaute er seine Sachen im Spind, den dunkelblauen Raumanzug / Fliegersiute, den schwarzen Helm, Unterwäsche und noch andere Kleinigkeiten.
Er hörte einen weiteren Piloten den Umkleideraum betreten, als er gerade die letzten Utensilien verstaute.
Die Schritte kamen auf ihn zu und er konzentrierte sich weiter darauf in seinem Schrank rumzukramen, er hatte keine Lust auf einen Plausch.

Statt dem erwarteten "Hallo, ich bin...", "Hey, bist Du nicht..." oder "Du bist also der Drecksack von ..." kam es gleich richtig zur Sache, der andere Pilot wirbelte Cartmell herum und versuchte ihn brutal gegen die Spindwand zu drücken.
Cartmell hatte jedoch keinerlei Lust sich an der Spindwand wieder zu finden und schaffte es sich aus dem Griff seines Kontrahenten zu lösen und setzte zu einem Schwinger an.
Der andere Pilot schien jedoch die ein oder andere Kneipenschlägerei hinter sich gebracht zu haben und wehrte den schlag gerade zu spielerisch ab.
Und bevor er zu einem erneuten Schlag ausholen konnte, war sein Gegenüber schon zu nah dran und klammerte um erneut zu versuchen ihn kampfunfähig gegen die Spindwand zu drücken.
Nach etwas Gerangel, wo keiner der beiden einen Vorteil erreichen konnte zückte Cartmells Gegenüber einen Elektroschocker und schickte diesen mit einem kleinen Stromstoß auf die Knie.
Der andere drückte sein Knie gegen Cartmells Kehlkopf und ihn somit doch noch an die Spindwand: "Hm, das letzte mal als ich das Ding brauchte, stand mir ein verschissener Bär von einem Marine gegenüber."
Cartmell erhaschte jetzt zum ersten Mal einen Blick auf seinen Gegner. Knapp eins-achtzig, braunblonde Haare, Drei-Tage-Bart, hartes Gesicht, drei Reihen Ordensspangen zwischen Brusttasche und Schwingen, auf seinem Namensschild über der rechten Brusttasche stand H. Jones.
Jones befingerte Cartmells Kragen: "Ensign, selbst das schlimmste Milchgesicht verlässt die Pilotenschule als 2nd Lieutenant und ich bekomme einen Ensign als Wingman und Du siehst mir nicht nach einem Jungfuchs aus."
"Verpiss Dich." Presste Cartmell hervor.
Jones hielt ihm den Elektroschocker vor die Nase: "Noch ne Ladung? Nein? Dann hör mir gut zu: So mach guter Ruf wurde durch ein paar böse Gerüchte vernichtet und normalerweise gebe ich nicht viel auf Gerüchte, doch bei Dir scheint die Geschichte zu den Gerüchten zu passen. Aber, Du bist hier, trägst die Uniform und die Schwingen und wir werden da draußen zusammen Fliegen. Und wir werden problemlos als Team da draußen Fliegen, was, so viel heißt wie: Du machst was ich sage."
Jones steckte den Elektroschocker wieder weg, lockerte den Griff jedoch nicht: "Und sollte ich herausfinden, das die Gerüchte stimmen und Du tatsächlich Black Buccaneer bist, leg ich Dich um. Ob im All oder auf dem Träger." Ein Blick in Jones Augen verriet Cartmell, dass dies keine der üblichen leeren Drohungen war, die er so oft schon erhalten hatte.

Jones ließ von ihm ab und Cartmell rieb sich erstmal den Kehlkopf und funkelte Jones nochmal an, dass, wenn Blicke töten könnten dieser nur noch Asche gewesen wär.
Doch Jones zog unbeeindruckt seine Lederjacke an, wand sich ab und ging. Mutig
Cartmell las Jones Callsign auf der Lederjacke: Skunk. Unter dem Schriftzug war ein Stinktier aufgedruckt. Jedoch kein Comic-Geschöpf wie es bei vielen Navypiloten Mode war, ein giftig funkelndes, kleines Biest.
22.11.2015 15:08 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Das Quartier war geräumig und im Vergleich zu seiner Behausung auf der REDEMPTION luxuriös. Ein recht großes Büro, welches neben einem modernen Schreibtisch, mit einem Standardmonitor und einem in die Tischplatte eingelassenem Viddisplay und den dazugehörigen Stühlen gab es noch eine weitere Sitzecke, die an ein Wohnzimmer erinnerte.
Einladende Regale mit jeder Menge Platz für dienstliches und auch private Habe.
Dazu kam ein Schlafzimmer, dessen eine Wand durch eine Bett/Schrankkombination ausgefüllt wurde. Ein Bett mit einer überaus bequemen Matratze. Hinzu kam eine weitere Sitzecke. Der dritte Raum war ein großzügig bemessenes Badezimmer.
Und diesmal auch mit funktionierender Dusche.
Jedoch fehlte dem Quartier immer noch die persönliche Note, obwohl es schon seid über einer Woche bewohnt wurde.
Lucas rauchte eine Zigarette, seine vierte seit dem aufstehen vor einer Stunde.
Die Kaffeemaschine blubberte fröhlich vor sich hin und fertigte gerade die erste von vielen Kannen Kaffee an.

Kaum hatte sich Lucas in das Computersystem eingelockt, hatte sich ein viel zu fröhlicher Lieutenant aus der Com-Abteilung bei ihm gemeldet und ihm einen Satz Daten über sein zukünftiges Geschwader überspielt.

Nach dem widerwärtig fröhlichen Geplauder des Lieutenant ließ der zweite Schock nicht auf sich warten.
Wobei es hätte Lucas nicht verwundern dürfen, dass man Curits Long zum Lieutenant Commander beförderte.
Aber zu allem Überfluss hatte Darkness Long auch noch als Lucas XO bei den Phantomen eingeteilt.
Eines Tages, mein Freund, wirst Du dafür büßen.
Aber schließlich war das wohl die beste Lösung, weit aus besser als Long eine eigene Staffel zu geben.
Eine Sektion zu führen würde hoffentlich auch Radio schaffen.
Mitara als Wingleader war sehr gut, sie hatte die Arbeit schon vorher exzellent erfüllt.
Die dritte Sektion wurde von einem weiteren Manticoreveteran geführt, ehemaliger Screaming Eagle. Verdammt, den könnte ich sogar als Staffelchef gebrauchen.
Der nächste Name überkam ihn wie eine kalte Dusche.
Donovan Cartmell. Du solltest doch tot sein.
Schnell rief Cunningham Cartmells Dienstakte auf.
Nein, nein Gott verdammt, das gibt es nicht.

'23 hatten Cartmell und er einen Frachter eskortiert. Lucas erster Flug als Wingleader hatte eine Routinepatrolie werden sollen, doch dann waren die beiden Piloten zu einem Frachter beordert worden. Den Namen des Schiffes hatte Lucas längst vergessen und musste in der Akte von Cartmell nachschlagen. JESUS OF LUEBECK.
Die JESUS OF LUEBECK wollte sich einem Konvoi anschließen, der bereits eine Militäreskorte hatte. Das Geschwader damals war auf einem Anti-Pirateneinsatz.
Cartmell und er in ihren Typhoons auf Langstreckenpatrolie, die nächsten zum Frachter. Auf halben Weg zum Konvoi waren fünf Piratenjäger aufgetaucht, alles ältere und schwächere Mustangs, aber immer noch gefährlich genug um es zu einem kurzen aber heftigen Gefecht werden zu lassen.
Das Gefecht war kurz und heftig. Lucas hatte damals seinen dritten Abschuss verbuchen können, ebenso waren drei der übrigen vier Piraten von den Navypiloten stark beschädigt worden.
Jedoch zuvor gelang es den Piraten sie zu trennen, so dass Cartmell auf einmal drei Piloten gegenüberstand und nur durch den einen guten Kanonier der JESUS OF LUEBECK solange durchhalten können, ehe man ihn abschoss.
Weder die Frachterbesatzung noch Lucas konnten sagen, ob Cartmell ausgestiegen war.
Und bevor sich die Piraten verzogen richteten sie beim Frachter noch mal schwere Schäden an.
Pflichtgemäß hatte Lucas den Träger informiert, die Position durchgegeben und war dann mit dem stark beschädigten Frachter zum Treffpunkt weitergeflogen.
Cartmell hatte man nicht mehr gefunden.
Lucas hingegen suchte Fehler, wo keine waren und hatte sich schließlich mehr als einmal über Cartmells mangelnde Piloteneignung ausgelassen, um so jegliche Fehler und Schuld, die seine Vorgesetzten finden mochten, auf einen vermeintlich toten abzuwälzen.
Einem Toten, der jetzt unvermittelt wieder an seiner Tür klopfte. Das Leben war einfach zum Kotzen.
22.11.2015 15:10 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Murphy stand an der Rampe des Shuttles, in dass seine Crews einstiegen. Die Reaktion der Männer und Frauen, die in den Transporter einstiegen, war gemischt. Einige schienen frohen Mutes zu sein. Andere warfen ihm in scheinbar unbeobachteten Momenten böse Blicke zu. Als eine der letzten traf Lieutenant Commander McGill ein. Sie würdigte ihn keines Blickes und stapfte an ihm vorbei. Dann kam Count aus dem Shuttle.
„Sir, alle Mann an Bord. Der Pilot hat bereits die Startgenehmigung erhalten.“
„Gut, ich komme.“ Murphy stieg in den Transporter und betätigte den Schließmechnismus der Heckluke. Normalerweise wurde diese vom Lademeister bedient aber auf einem einfachen Transferflug sparte man dieses Personal.
Nachdem auch Martell Platz genommen hatte, hob das Shuttle ab und raste gen Himmel. Der Pilot schien seine Freude daran zu haben, den maximalen Steigungswinkel des Fliegers auszutesten.
Die Stimmung im Transporter auf dem Flug war angespannt. Mittlerweile wußte jeder von dem Vorfall in Miramar und vor allem die erfahreneren Mitglieder der Staffel ahnten, dass sich etwas zusammenbraute. Murphy und Von Hauenstein sagten den ganzen Flug über kein Wort und versuchten, sich etwas auszuruhen. Beide wußten, dass die nächsten Wochen anstrengend werden würden. Das Trainingsprogramm stand bereits in groben Zügen fest. Murphy ahnte, dass McGill nach den ersten Übungen ihm wieder aufs Dach steigen würde. Denn die bisherigen Pläne verrieten nicht, dass spätestens ab Tag 3 der Stresspegel förmlich explodieren würde. Count und er hatten absichtlich Simulationsprofile erarbeitet, die die Crewkoordination beanspruchten. Das aber waren zugleich jene Situationen, die auch insgesamt am anspruchsvollsten waren.

McGill saß derweil am hinteren Ende des Laderaums und besprach sich mit Lt. Dubois und Lt. Sherringham.
„Madam, das wollen Sie sich doch nicht bieten lassen von diesem Schnösel.“ meinte Dubois.
Sherringham nickte zustimmend.
„Nein, das werde ich auch nicht. Aber wir müssen den richtigen Zeitpunkt abwarten. Ich will mal sehen, was meine Kontakte auf dem Mars so sagen, vielleicht finden wir ja eine Leiche in seinem Keller.“
„Die hat mit Sichheit jeder.“ stimmte Sherringham zu.
„In der Zwischenzeit die Augen und Ohren offenhalten, wenn Ihr etwas seht oder hört, merken und melden. Vielleicht entfremdet er sich auch von Neulingen, dann hätten wir ihn im Sack. Denn kein vernünftiger Mensch wird einen CO rauslassen, dessen komplette Staffel gegen ihn steht.“
„Was machen wir mit dem XO der Crusader?“
„Gute Frage, Mailman. Ich denke, abwarten und schauen, wie er sich verhält, vielleicht ist er ja scharf auf Murphys Kommando....“

Drei Stunden später befand sich das Shuttle im Landeanflug auf die Station Alpha Theta 2. Murphy kannte die Station schon aus seiner Zeit auf dem Mars. Als der Transporter endlich andockte ließ er die Staffelmitglieder draußen antreten, um ihnen die Quartiere zuzuteilen. Anders als in Miramar würden die Crusader und Rafale Crews schon jetzt wieder in eine den Verhältnissen auf einem Träger entsprechenden engen Raum zusammengepfercht werden. Dann übergab er sein Zeug einem Seaman, der zum Begrüßungskommando gehört. Wie üblich bei einer Trainingsstation ging die Ankunft ohne jede Formalien ab. Murphy wollte sich so schnell wie möglich die Maschinen anschauen, kam jedoch nicht drumrum, erst dem Stationskommandanten einen Besuch abzustatten. Dieser war im vorliegenden Fall ebenfalls ein Lieutenant Commander, der erfreut war, Murphy endlich kennenzulernen. Die Begrüßung war entsprechend freundlich.
„Commander Murphy, freut mich, Sie hier anzutreffen.“
„Commander Ames, guten Morgen. Sie scheinen mich zu kennnen...?“
„Sie nicht, aber Ihren Ruf. Ich war ihr Nachfolger auf dem Mars als Ausbilder. Naja, die ersten Monate hatte ich dementsprechend wenig zu tun.“
Murphy grinste. „Ja, die Jungs hab ich auf Trab gebracht. Verdammt, es kommt mir so lange vor.“
„Ich kann es mir denken. Dafür war die Nachfolgegruppe umso schlimmer.“
„Vielleicht hab ich sogar einige von denen dabei, so jung wie einiger meiner Leute sind.“
„Nein, ich hab schon nachgeschaut. Aber eine interessante Mischung, muss ich sagen.“
„Sie drücken sich aber sehr vorsichtig aus.“
Beide Männer lächelten wissend.
„Sie wollen bestimmt Ihre Maschinen in Augenschein nehmen. Hangar 8. Die Wartungsberichte bekommen Sie dort, es sollte alles in bester Ordnung sein. Vier Maschinen sind noch im Upgradezyklus, so dass nur acht Crusader flugtauglich sind momentan. Aber das ist nur für die nächsten drei Tage.“
„Hm. Das wird dem XO nicht gefallen, da darf er die Übungspläne nochmal durcheinander wirbeln.“
„Das Leben ist hart...“
„.. und unfair, ja, ich weiß. Vielen Dank. Achja, wir bräuchten eine großzügige Einteilung der Fitnessräume, meine Leute sollen sich mal das Fett abtrainieren, das sie auf der Erde angesetzt haben.“
„Ist schon geschehen, ich ahnte sowas....“
„Na dann besten Dank und auf gute Zusammenarbeit.“

Murphy verließ das Büro und begab sich zum Hangar, wo Count bereits mit den Maschinen beschäftigt war.
„Na, Count, was sagen Sie?“
„Nunja, Sie werden ja wahrscheinlich schon wissen, dass vier Maschinen noch nicht bereit sind.“
Murphy nickte. „Und sonst?“
„Die Chassis sind steinalt, den Seriennummern nach sind die Maschinen aus einer der allerersten Baureihe. Was aber nicht unbedingt schlecht ist. Laut Wartungshandbuch sind sie generalüberholt, die meisten Maschinen haben noch in keinem richtigen Gefecht gestanden, so dass wohl keine strukturellen Schwächen in dem Bereich zu befürchten sind. Außerdem haben sie die alten Sitze.“
„Die mit echtem Leder?“
„Genau die.“ Count grinste. „Kein Mensch weiß, wieso man die Dinger eingebaut hat, aber sie sind einfach gemütlicher. Nicht so wie dieser neumodische Schrott.“ Count blickte wieder auf die Maschinen.
„Ansonsten sind die Systeme der anderen acht Maschinen auf dem neuesten Stand. Die Wartungscrew muss ein wenig auf die Rotationswerfer achten, die sind in den ersten Baureihen manchmal etwas problemanfällig. Aber nichts wildes.“
„Also sind wir zufrieden?“
„Wir sind zufrieden, ich hatte insgeheim mit einem Haufen Weltraumschrott gerechnet, nicht mit diesen alten, guterhaltenen Ladies.“
„Dann wollen wir die Nachricht mal an die Staffel überbringen. Ich denke, wir werden die ersten drei Tage dann nur Simübungen machen.“
„Und die Theorie aufstocken, das kann nicht schaden, wenn wir hintenherum mehr Zeit für die Arbeit im Cockpit haben.“
„Einverstanden.“

Fünf Minuten später fand die erste Einsatzbesprechung an Bord der Station statt. Die Staffelmitglieder waren nach und nach eingetroffen, meistens in den schon bekannten Gruppen. Lieutenant Commander „Irons“ McGill kam wiederum als eine der letzten. Zur Murphys Überraschung lächelte sie ihn an und setzte sich in die erste Reihe. Er lies sich davon jedoch nicht aus dem Konzept bringen und begang mit dem Briefing.

„Ladies und Gents, wir haben eine kleine Planänderung. Nicht alle Maschinen sind derzeit flugfähig. Wir werden daher anstelle der geplanten Übung heute eine Simübung und anschließend eine doppelte Ladung Theorie einschieben. Das gleiche gilt für die nächsten zwei Tage. Keine Angst, wir werden die Flugstunden später nachholen.
Ziel der heutigen Simübung ist das Training von Formationsflügen unter Gefechtsbedingungen und der Einsatz der Abwehrtürme zur gegenseitigen Deckung. Sollten Sie ein Ziel bekommen, dürfen Sie es angreifen, jedoch nur, wenn sich hieraus keine Gefährdung der jeweiligen Gruppe oder des Geschwaders ergibt. Sollten Sie oder Leute aus Ihrer Gruppe abgeschossen werden, wird sich dies äußerst negativ für die Bewertung auswerten. Außerdem wird alles mitgeschnitten, was im Cockpit passiert. Nein, wir sind nicht Big Brother, aber wir wollen sehen, wie die Crews zusammenarbeiten. Gehen Sie im übrigen davon aus, dass der Voicerekorder auch in den meisten Gefechten aktiviert ist. Da wir keine langen Anflüge haben, gibt es eh keinen Anlass, sich über irgendwelche Dinge zu unterhalten, die nicht mit der Übung zu tun haben. Genaue Briefings wird es im Cockpit geben.“
Murphy schaute in die Runde.
„Gut. Uhrenvergleich, es ist jetzt...1653. Seien Sie um 1700 im Simulatorbereich. Das wäre es erstmal. Sie sind entlassen.“
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Ächzend und stinkwütend kam Cartmell wieder auf die Beine. Nachdem es seinem Kehlkopf besser ging, massierte er seine Schulter und versuchte seinen wie taub wirkenden Arm wieder zu bewegen.
Wenn dieser Bastard dachte, dass er ihn durch diese Aktion respektieren oder fürchten würde, dann hatte er sich geschnitten. Jones hatte ihn überrascht, das war alles gewesen, aber noch mal würde ihm das nicht gelingen. Jetzt war Cartmell vorbereitet. Einen Augenblick dachte er daran, wie er es dem Stinktier heimzahlen würde, doch dann riss er sich zusammen. Früher oder später würde sich eine Gelegenheit für eine Revanche ergeben, aber im Moment bewegte sich sein Arsch schon genug auf brüchigem Eis. Eine unüberlegte Racheaktion, half ihm jetzt nicht weiter.
Kopfschüttelnd verstaute er seine bei der Rangelei auf den Boden gefallenen Utensilien. Zumindest war eine Sache wieder einmal typisch für die Navy und alle ihre Mitglieder: „Erst schlagen, dann fragen.“
„Scheiß auf die Navy“ murmelte er als er sich seine schlichte braune Lederjacke überwarf und Richtung Ausgang ging. Irgendetwas sagte ihm, dass das mit ihm und diesem Stinktier kein gutes Ende nehmen würde.

*******************

Am nächsten Morgen hatte ihn die Order erreicht, sich bei dem XO seiner zukünftigen Staffel zu melden.
Als er das Büro erreicht hatte, indem der stellvertretende Staffelführer sein sollte, klopfte er etwas zaghaft an, ohne zu wissen ob es das richtige Büro war, denn es existierte kein Türschild.
„Ähm, ja herein,“ klang es gedämpft durch die Tür. Donovan öffnete die Tür, dass heißt er versuchte es. Allerdings kam er nicht sonderlich weit, ehe diese gegen etwas polterte und er die Tür nicht weiter aufmachen konnte .
„Oh Moment, warten Sie.“ hörte er die Stimme sagen. Die Tür ging auf und vor ihm stand ein jüngerer Lieutenant Commander der einen halb geöffneten Seesack in den Händen hielt, offensichtlich der Gegenstand, der die Tür blockiert hatte.
„Setzen Sie sich doch“ bedeutete er Donovan mit einer Handbewegung und einem freundlichen Lächeln, ehe er bemerkte, dass ein Teil seiner Kleidung - unter anderem ein knallbuntes Hawaiihemd und ein paar andere Kleiderstücke - über einem der Besucherstühle achtlos geworfen worden waren.
Mit einem lauten „Shit“ räumte er die Sachen in den Seesack, überlegte kurz wo er ihn hinstellen könnte und stellte ihn schließlich beiseite. Dann zeigte er wieder auf den Platz, während er um den Schreibtisch herum ging und sich nun auf seinem eigenen Platz niederließ.

Das gab Donovan Zeit seinen Blick in dem kleinen Büro umherschweifen zu lassen. Es sah aus, als wäre es erst vor ein paar Stunden in Besitz genommen worden.
War das gesamte Büro des stellvertretenden Geschwaderführers Darkness McQueen sauber, gepflegt und eher spartanisch eingerichtet gewesen, so war der Schreibtisch des stellvertretenden Staffelführers das genaue Gegenteil: Das absolute Chaos!
Der Schreibtisch war übersäht von altmodischen Papierausdrucken, dicken Handbüchern und allerlei dünneren Registerordnern, die – wie Donovan mittlerweile wusste – die Papierversionen der Dienstordner waren. Obenauf konnte er dann auch seinen Ordner erkennen, allerdings schien das elektronische Siegel ungeöffnet zu sein.

„Nun Ensign Cartmell,“ begann Radio mit einem Blick auf Donovans Rangabzeichen und Namensschild „ich bin First Lieu… ähm, Lieutenant Commander Curtis Long, Callsign Radio und so lange der Alte nicht da ist, habe anscheinend ich das Kommando über die rote Staffel erhalten…“ Radio stockte einen Augenblick, anscheinend verwirrte ihn jetzt etwas und sein Blick zuckte erneut zu seinem Abzeichen und dann zu den goldenen Schwingen, die Donovan trug. „Wie kommt es, dass Du… Ähm… Sie nur Ensign sind?“
„Ich bin degradiert worden, Sir!“ antwortete Donovan so emotionslos wie möglich und trotz des Sitzens in steifer Habachtstellung.

„Degradiert, aha!“ Augenblicklich nahm Radio´s Gesicht einen säuerlichen Ausdruck an. „Warum zum Geier…“ begann er, doch besann er sich dann eines Besseren, nahm sich statt direkt zu fragen den Dienstordner von seinem Stapel und öffnete das elektronische Siegel mit seiner Chipkarte. Dann begann er zu lesen und zu blättern. Als er ein paar Minuten später fertig war, ließ er den Ordner mit einem „Shit“ wieder auf den Stapel fallen und blickte Cartmell fest an. Die Freundlichkeit war wie aus seinem Gesicht gewischt. Etwas anderes hatte Cartmell auch nicht erwartet.

„Shit, Shit, Shit. Sie werden mir Ärger machen! Ich sehe es schon direkt vor mir. Sie werden mir Ärger machen…“ Radio schüttelte den Kopf und klang, als hätte man ihn gerade zu sechs Wochen Latrinendienst verdonnert.
Er setzte zu einer Frage an, brach dann aber ab. Überlegte ein paar Sekunden, machte Anstalten wieder eine Frage zu äußern, blickte ihn mit offenem Mund an und stoppte dann doch erneut. Offensichtlich fehlten dem frisch gebackenen Lieutenant Commander die Worte.
Schließlich schüttelte er den Kopf und murmelte: „Ach was, soll sich doch Lone Wolf darum kümmern… Seien Sie um 0900 im Hangar 4. Dort werden wir unser erstes Staffelmeeting haben.“

Donovan lief es eiskalt den Rücken herunter. „Wie war das?“
Radio schaute mit gerunzelter Stirn hoch. Das abrupte Knurren in Cartmells Stimme überraschte ihn so sehr, dass er nicht mal die mangelhafte Anrede des Ensign wahrnahm.
„Sie sollen um 0900 zur Staffelbesprechung kommen. Was ist daran so schwer zu verstehen?“
„Nein, Sir. Ich meinte das Callsign, dass sie gerade… War das Lone Wolf? Etwa Lucas „Lone Wolf“ Cunningham?“
„Ja genau“ nickte Radio „wieso kennen Sie ihn?“

Erinnerungen schossen kurz in Donovan´s Gedächtnis. Er hatte das Gefühl, dass ihm abwechselnd heiß und kalt wurde und er starrte Radio mit offenem Mund an.
Jemand erlaubte sich einen bösen Scherz mit ihm, das konnte einfach nicht sein…

„Ensign“ wiederholte Radio „kennen sie Commander Cunningham?“
„Flüchtig.“ antwortete Donovan leise, seine auflodernde Wut mühsam unterdrückend „Wir haben uns vor einer Ewigkeit kennen gelernt.“
Dann salutierte er eiligst und verließ fast schon fluchtartig das Büro und ließ einen etwas ratlos blickenden Radio zurück.
Als Cartmell raus war und die Tür wieder zugefallen war, fiel Radio etwas auf und er brüllte dem Ensign ein lautes „WEGGETRETEN“ hinterher.

**************************

Luft, er brauchte dringend Luft.
Mit zittrigen Knien war Cartmell auf dem Weg zu Hangar 4 und saugte tief die um 8 Uhr früh bereits angenehm warme Luft Kaliforniens ein.
„Cunningham!“ murmelte er vor sich hin „Commander Lucas Cunningham!“ Er schüttelte den Kopf. So lange war es her gewesen und er hatte ihn nicht vergessen. Wie konnte er auch. Lone Wolf war sein Wingleader gewesen, damals auf der Gallipolli. Zwischen Ihnen beiden hatte immer eine Art Konkurrenzkampf geherrscht. Nichts ungewöhnliches wenn ein viel versprechender Jungspund auf einen erfahreneren Piloten traf.
Doch Lone Wolf war schon damals extrem auf seine Karriere fixiert gewesen. Und als Cartmell seinen dritten Abschuss gegen die Piraten hatte verzeichnen können – es war zwar wieder nur eine alterschwache Mustang gewesen, während Lone Wolf zwei von den Piraten erbeutete Phantom auf seiner Abschussliste hatte – da war der Konkurrenzkampf zwischen Ihnen erst richtig entbrannt.
In dem schicksalhaften Einsatz, bei dem Donovan schließlich abgeschossen worden war, hatte sich Cunningham ebenfalls seinen dritten Abschuss geholt. Aber dabei hatte er seinen Flügelmann vernachlässigt, für den er verantwortlich war, und sie waren voneinander getrennt worden. Cartmell hatte es alleine mit 3 anderen Maschinen aufnehmen müssen, die ihn und den zu schützenden Frachter immer wieder unter Feuer nahmen.
Und letztlich hatten sie ihn erwischt.

Doch das war nicht der einzige Anlass, weswegen Donovan allen Grund hatte sauer auf Lone Wolf zu sein. Während seiner ersten Verhandlung über den Vorwurf der Piraterie waren auch Cunninghams Einsatzberichte zum Tragen gekommen. In diesen hatte Lone Wolf jegliche Verantwortung von sich gewiesen und Cartmell´s angebliches Fehlverhalten für seinen Abschuss verantwortlich gemacht.
Der JAG-Vertreter der Anklage hatte diese Einsatzberichte im Rahmen der Verhandlungen zitiert, um damit die Unterstellung zu begründen, Donovan könnte sich vielleicht absichtlich abgeschossen haben lassen um sich den Piraten anzuschließen.
Die Jury war dieser Argumentation zwar nicht gefolgt, aber der Vorwurf blieb. Und Cunninghams Lügen waren dafür verantwortlich.

Und jetzt hatte Lone Wolf tatsächlich Karriere gemacht, war zum Commander aufgestiegen, angesehen, mehrfach ausgezeichnet.
`Das Leben konnte nicht ungerechter sein` dachte Donovan während er mühsam seinen Zorn bändigte und sich auf die Suche nach dem Hangar 4 machte.

****

Radio marschierte über das Flugfeld zu einem der beiden großen Hangar. Er war hundemüde. Er war erst vor 5 Stunden ins Bett gegangen und vor 1 1/2 Stunden wieder aufgestanden.
Sein jetziger Posten ging ihm nach erst 12 Stunden auf den Geist.
Er öffnete die kleine Personentür in der rechten großen Hangartür und trat ein.
"ACHTUNG!" Tönte es ihm aus dem Hangar entgegen und er nahm reflexartig seine eingeübte schlampige Stillgestandenstellung ein, bis ihm auffiel, dass man wegen ihm Achtung befohlen hatte.
"Shitt ... ähm, rühren."
Die Piloten hatte noch nicht einmal Haltung angenommen, einer war noch dabei sich aufzurichten, ließ sich jedoch gleich wieder gegen das Vorderrad der Phantom fallen, an das er bis eben mit dem Rücken gelehnt hatte.
Radio baute sich vor den Piloten auf: "Gut, gut, Ladies and Gentlemen. Mein Name ist Curtis Long, so lange unser Herr und Meister nicht da ist, sorge ich für Ihr Wohlbefinden."
Er bemerkte, wie sich einer der Piloten, wohl Harvey Jones, die Hand vor die Augen hielt.
"Aber bitte richten Sie jetzt Ihren Blick zu Ihrer linken, dort sehen Sie die F-102 Thyphoon. Der schnellste und wendigste Jäger, den die TSN ins Feld führt, nur die Falcon soll bessere Werte haben, doch, das muss erstmal bewiesen werden." Radio deutete nun nach rechts von den Piloten. "DAS ist die F-107 Nighthawk. Das Nonplusultra unserer Streitkräfte. Sie ist schneller und wendiger als die Phantom, trägt mehr Raketen, hat durchschlagsfähigere Waffen, ist dickere Panzerung und stärkere Schilde.
Und jetzt schauen Sie hinter sich. Das werden Sie fliegen: Die F-103 Phantom. Mein erster Rottenführer hat einst behauptet kein Neuling in einer Nighthawk würde einen Veteran in einer Phantom besiegen.
7 Kämpfe später hatte die Phantom sieben Niederlagen auf dem Konto. Sieben Niederlagen."
Radio studierte die Blicke der Männer und Frauen, die er solange kommandieren würde, bis ihr aller Herr und Meister sich dazu berufen fühlte, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. "Nun denn, wir werden so oft trainieren wie es geht, um ein Team zu werden und dem Feind gemeinsam entgegen treten zu können. Bevor ich Sie aber auf die Menschheit loslasse, kommen Sie in die Simulatoren." Er klatschte in die Hände.Das lief ja doch ganz gut.

***

Was für einen Armleuchter haben die uns denn da vor die Nase gesetzt? fragte sich Skunk als der Lieutenant Commander sie zu den Simulatoren trieb.
Voller Unbehagen stieg er in seine Simulatorkanzel und salutierte Noname noch mal spöttisch, welcher ihm zur Antwort einen finsteren Blick herüberschickte.

Das Training verlief wie er sich es vorgestellt hatte. Mieserabel.
Radio hatte nicht das richtige Zeitgespühr und schon nach der ersten halben Stunde Formationsflug ließ er die Fetzen fliegen, so dass diese das einzige waren, was von der Staffel übrig blieb.
Der einzige Grund: Wingleader und Wingmen kannten sich nicht.
Die alten Mitglieder der Angry Angles waren anständige Piloten. Natürlich, die Feiglinge und Nieten hatte die Natur des Krieges schon längst aussortiert und zu Eiszapfen verwandelt, wenn sie denn nicht verbrannt waren.
Die ehemaligen Milizionäre leisteten sich auch keine großartigen Schlappen, wenn der ein oder andere Hal Crispin und Pops James etwas träge zu sein schienen.
Ebenso machte Noname den Eindruck, als sei die Phantom nicht sein Idealinstrument, was merkwürdig war.
Die drei Neulinge von der Akademie, nun Bob und Hacker schienen keine wirklichen Leuchten zu sein. Goblin hingegen war etwas mehr als passabel. Eher sogar recht gut, sowie er sich bei Kali hielt und sie ergänzte.
Shaka oder Ace oder wie zum Teufel er auch immer genannt werden möchte flog jedoch etwas zu aggressiv, so das Bobs Schwächen sogar noch stärker zutage traten.
Die nächsten Übungen wurden noch härter und das Ergebnis blieb das gleiche und wurde sogar noch schlechter, als einige anfingen auf Hacker und Bob rumzuhacken.
Am Ende des Tages war die Moral am Boden und die Phantome lagen in Sachen Übungen weit hinter den anderen Staffeln zurück.

***

Radio saß in dem Büro, welches man ihm zugeteilt hatte. Von allen verdammten Lieutenant-Commanders natürlich, das kleinste, am schlechtesten gelegenste und so weiter. Tja, ne eigene Staffel müsste man haben, statt für Seine Majestät den Babysitter zu spielen.
Ha! War kein Wunder, dass sich der alte nicht blicken ließ, sonst könnte man ja IHM die mangelhafte Leistung dieser Schmalspurpiloten ankreiden.
Nach zweimaligem Klopfen an der Tür trat auch einer dieser unaufgefordert ein.
Skunk ließ sich auf den rechten Besucherstuhl fallen und grinste seinen amtierenden Staffelführer schief an: "Scheiße gelaufen heute was?"
"Yeah, und wenn ich mir Di... Sie so angucke, schwant mir, dass es noch nicht zuende ist."
"Hehe, exakt, denn eigentlich haben heute ganz allein Sie Scheiße gebaut." Skunk zündete sich eine Zigarette an.
"Oh, Quell der Weisheit, hellstes Licht am Firmament, oh Sonnengott ..."
"Herr von Fiddlers Green nicht vergessen", warf Skunk ein.
"... natürlich nicht, Herr von Fiddlers Green, bevor ich Sie zum Küchendienst für die nächsten 6 Monate einteile, wo genau lagen meine Fehler, damit ich kleines Lämmchen lerne und sie nicht wiederhole." Radios Stimme triefte vor Sarkasmus.
"Fangen Sie ganz von vorne an. Formationsflug, Schauflug. Flugmanöver aus dem Schulbuch der Akademie. Und unterbinden Sie, dass aufeinander Rumgehacke, das führt zu nichts. Mit einer Ausnahme natürlich."
"Ach, mit einer Ausnahme?"
"Klar: Ich mache Cartmell fertig, wie es mir passt. Desweiteren, sagen Sie den Jungs und Mädels nicht mehr, was sie nicht schaffen, schon gar nicht, dass die Phantom keine Nighthawk schlagen kann."
"Eine Phantom kann nicht gegen eine Nighthawk ankommen." Radios Stimme war voller Überzeugung.
"Ach, aber ne Bloodhawk, was mich zu der Frage bringt, wie kommen Sie an abgeschossene Bloodhawks? Naja, wie dem auch sei, ich werde Ihnen schon beweisen, dass die Phantom durchaus in der Lage ist, eine Nighthawk zu schlagen."
"Ach und wie wollen Sie das machen, wenn ich fragen darf?"
"Ganz einfach, Commander", Skunk erhob sich und ging zur Tür, "ich fange mit den Starlancers Streit an."
Und wieder war Radio allein. Mit einer Menge Stoff zum Nachdenken.
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Tyr war eigentlich ein recht verträglicher Mensch. Deshalb hatte er auch keine Probleme gehabt, mit den Mitgliedern der in Miramar stationierten Starlancer-Eliteflieger Kontakte anzuknüpfen. Trotz ihrem Gardestatus waren die meisten Piloten der Starlancers verträgliche Jungens und Mädchens, solange man ihren Status nicht anzweifelte, was Tyr respektierte. Die anderen Piloten verzichteten im Gegenzug darauf, ihn als Milizpiloten runterzumachen. Das hatte möglicherweise auch etwas damit zu tun, daß Tyr die Statur eines Wandschranks mit den Muskeln und Reflexen eines Marinesoldaten verband. Er kam gut mit den Piloten zurecht, auch mit seinen neuen Staffelkameraden und den Offizieren. Er kam eigentlich mit allen gut zurecht, dachte er. Mit einer Ausnahme...
Seitdem er in der Kantine davon gehört hatte, ging ihm diese Geschichte nicht aus dem Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein. Nicht mal in DER Navy und in der jetzigen Situation. Alles, aber nicht DAS...
Aber nun stellte er fest, daß seine neuen Bekannten ähnliches gehört hatten – und einer von den drei Piloten, mit denen er in der Kantine bei der sechsten oder siebenten Runde saß, war so etwas wie der Bursche des Staffelführers und hatte sein Wissen aus dieser zuverlässigen Quelle.
Also stimmte es. Einer der neuen Piloten, er flog in der Staffel des GESCHWADERCHEFS, war ein Ex-Sträfling, frisch aus dem Militärgefängnis. Und vor allem – dieser Typ galt als Überläufer und Pirat, auch wenn man dem aalglatten Hurenbock nichts hatte nachweisen können. Tyr war kein Saubermann und übertriebene Standesdünkel waren ihm fremd, das konnte er sich mit gutem Gewissen bescheinigen. Aber DAS sprengte doch jeden Rahmen. Je länger er darüber nachdachte, und je länger das Gespräch der vier Piloten um dieses Thema kreiste, desto mehr kam Tyr zur Überzeugung, daß da irgendjemand in Justiz, Verwaltung und Personalbüro geschlampt hatte. Aber das ließ sich bestimmt noch korrigieren. Die anderen Piloten waren da ähnlicher Meinung. Und Tyr hatte schon ein Idee, wie man das anfing...

*****

Cartmell war stinksauer.
Stumm lag er auf der Pritsche in seinem Quartier und starrte missmutig an die Decke. Die letzte Simulatorübung lag erst zwei Stunden zurück und sie war wie alle bisherigen Übungen mehr schlecht als recht geglückt.
Die Schwadron war ein Durcheinander von Veteranen, Jungspunden und Milizionären, ohne Zusammenhalt oder Teamwork. Das hätte ihm ja gleichgültig sein können, aber dies bedeutete auch schlechte Aussichten für sein eigenes Überleben, wenn es mal ernst wurde.
Aber er wusste, daß auch er selber bisher nicht so geflogen war, wie er es von sich selbst erwartet hätte. Sein Wingleader war gut, daß musste er anerkennen. Er flog wie der Teufel und Cartmell hatte mehr als einmal Schwierigkeiten gehabt ihm zu folgen. Doch scherte sich Skunk nicht im Geringsten darum, ein Team mit ihm zu bilden, im Gegenteil: Er nutzte jede sich ihm bietende Gelegenheit um Cartmell fertig zu machen, ob nun vor allen anderen Piloten oder auch wenn sie nur unter sich waren. Egal wie gut oder wie schlecht Cartmells Leistungen im Vergleich zu den übrigen Staffelmitgliedern waren, er konnte sich Skunks Hohn und Spott sicher sein.
Der stellvertretende Staffelführer, Radio, schien das nicht zu interessieren und er intervenierte nicht ein einziges Mal. Aber von ihm hatte Cartmell ohnehin nichts weiter erwartet, schien Radio doch eh der Typ zu sein, der von Tuten und Blasen wenig Ahnung hatte. Vermutlich hatte man ihn nur deshalb zum Lt. Com. gemacht, weil er eben von der Dienstzeit her an der Reihe war.
Aber der Ärger ging eindeutig von diesem Arschloch Skunk aus. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Cartmell, dieser Mistkerl wäre bei den diversen Prügeleien mit Marines und sogar Fremdenlegionären mal an einen geraten, der die Dienstvorschriften und das militärische Strafrecht vergessen hätte und diesem Stinktier das Genick gebrochen oder einen Fuß geschliffenen Stahl in den Wanst gerammt hätte.

Aber Skunk war nur der extremste Fall. Nicht, daß die anderen wesentlich besser gewesen wären. Zwar hatte ihn keiner sonst tätlich angegriffen, nicht mal beleidigt – aber sie alle hielten Abstand. Und er spürte es jedes Mal, wenn er einen Raum betrat oder verließ. Die Gespräche verstummten, die Blicke – gehässig, misstrauisch oder höhnisch. Zumindest ersparte ihm diese Distanz zu seinen neuen Staffelkameraden, daß er störende Fragen zu seiner Vergangenheit beantworten musste.

Cartmell wusste, daß das eigentliche Problem nicht in der Staffel oder seinen Staffelmitgliedern begründet lag. Der Grund für seine schwachen Leistungen war, daß ihm die Motivation fehlte, wirklich sein Äußerstes zu geben. Er flog nicht mit dem Herzen, nicht mit dem Elan und Engagement. Er war nicht mit dem Herzen dabei.
Es war paradox: Er wußte, daß ihre Chancen zum Überleben als eine Horde Einzelgänger nahezu bei Null lagen. Doch andererseits konnte er beim besten Willen keine Begeisterung dafür aufbringen mit dieser Einheit zusammen zu fliegen.

Was hatte sich die Navy bloß dabei gedacht, ihn als Ensign einzuschreiben – in einer Waffengattung, in der jeder Jungspund Second Lieutenant war. Sein absolut ungebräuchlicher Rang machte ihn fast zu einem Aussätzigen, der das Zeichen seiner fragwürdigen Stellung an der Uniform trug. Inzwischen war er sich sicher, daß die Navy genau DAS beabsichtigt hatte. Man brauchte nicht hinauszuposaunen „ehemaliger Sträfling“, darauf kamen seine neuen „Kameraden“ von ganz alleine. Nicht nur die Piloten, auch die technischen Dienste. Er hasste das.

Wieder einmal wanderten seine Gedanken zu Skunk, der es sich anscheinend zur Lebensaufgabe gemacht hatte, ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen. Jedes mal wenn er diesen Bastard sah, musste Cartmell den Drang niederkämpfen, ihn zusammenzuschlagen. Er tat es nur deshalb nicht, weil er genau wusste, dies wäre das Ticket zurück zur Strafkolonie gewesen. Und dorthin wollte er unter keinen Umständen wieder zurück. Das Problem war nicht das Eingesperrtsein, das war er im Moment in gewisser Weise auch. Das Problem waren auch nicht die Wärter und die Mitgefangenen. Die behandelten ihn – nachdem man sich mit ihnen arrangiert hatte - auch nicht deutlich mieser als seine „Kameraden“. Aber dort war es ihm versagt gewesen zu fliegen. Und DAS machte einen Unterschied.

Abwesend starrte er an die Decke, seine Gedanken wanderten zu den beeindruckenden Bildern von Planeten, Sonnen, weit entfernten Nebeln in allen erdenklichen schillernden Farben. Eine Gänsehaut erfasste ihn, als er an den schier unglaublichen Anblick dachte, der sich einem bot, wenn man mit enormer Geschwindigkeit auf einen der äußeren Ringe von Centauri 8 zuschoss und die Zwillingssonnen des Alpha Centauri Systems trotz ihrer weiten Entfernung hell erstrahlend aus dem Schatten des Gasriesen „aufgingen“. Solche Anblicke waren es primär, die er in seinen Erinnerungen festhielt.

Es wummerte gegen die Tür. Cartmell wurde aus seinen Tagträumen herausgerissen und fuhr überrascht auf. Wer konnte das sein? Kam der Geheimdienst oder die MP um ihn wieder in den Knast zu schaffen?
„Wer ist da?“
Cartmell kannte die Stimme nicht, die dumpf antwortete: „Cartmell, der XO will Sie bei den Simulatoren! Machen Sie gefälligst hin, er wartet nicht gerne, schon gar nicht auf Sie!“
Dann entfernten sich Schritte. Als Cartmell wütend die Tür aufriss, sah er nur noch einen Typen in Techuniform die Treppe hinunter verschwinden.
„Arschloch!“ Eigentlich hatte er jetzt frei und dieser zusätzlich angeordnete Simeinsatz war sicher nur reinste Schikane. Aber das war ihnen wohl egal, er war nun mal ein „Defekter“.
Immer noch wütend legte er die Pilotenkombination an, die auch im Simulator getragen werden musste – angeblich, um die Piloten an das Tragen der schweren Montur zu gewöhnen.
Trotz, oder gerade wegen seiner schlechten Laune war er in kürzester Zeit bei den Simulatoren. Inzwischen konnte er den Weg mit verschlossenen Augen zurücklegen. Jetzt, es war bereits Zehn Uhr abends, war die Anlage menschenleer. Wer allerdings nicht pünktlich war, war Radio. Aber ein Vorgesetzter kam natürlich nicht zu spät, der Untergebene kam zu früh. Hoffentlich brauchte dieser „Reservestaffelführer“ nicht zu lange.
Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren.
Seine Reflexe waren in der Zeit bei den Piraten und im Gefängnis geschärft worden. Aber hier rechnete er nicht mit einem Angriff und der Anzug behinderte ihn zusätzlich. Er war zu langsam und bevor er erst richtig begriff was vor sich ging, versank die Welt um ihn herum in Dunkelheit...
22.11.2015 15:15 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Längst nicht alle Gebäude auf der Luftwaffenbasis Miramar waren zur Zeit belegt. Der Stützpunkt besaß Quartiere, Bunker und Hangars genug, um mehrere Geschwader aufzunehmen. Aber auch wenn viele Gebäude zurzeit eigentlich nicht benutzt wurden, waren nicht alle leer.
Der Raum war wohl als Quartier für einen Staffel- oder vielleicht Geschwaderchef vorgesehen, jedenfalls war er deutlich größer als die üblichen Zwei-Mann-Quartiere, in denen die Piloten lebten, hatte aber nur ein Bett. Es handelte sich dabei um das Standardbett der Navy – breitere Modelle, lästerte der „Grabenfunk“, gab es nur für Stabsoffiziere und Quartiermeister. Deshalb mussten zwei Menschen ziemlich eng zusammenrücken, wenn sie Platz finden wollten. Aber das machte nichts aus.

Eigentlich waren Beziehungen zwischen Flottenangehörigen verboten, doch diese Regel wurde ziemlich lax gehandhabt. Und der Standortkommandant von Miramar war da keine Ausnahme, für ihn gab es Wichtigeres, als im Privatleben der Piloten schnüffeln zu lassen. Wenn man sich nur ein wenig Mühe gab, konnte man schon ein abgeschiedenes Quartier zum Treffen finden, ohne zu riskieren, daß die Beziehung gleich Geschwaderthema wurde.

Kali streckte sich, und stieß dabei Kano versehentlich den Ellbogen in die Seite. Der Pilot fuhr leicht zusammen, sein rechter Arm blieb aber um Kali gelegt.
„‘Tschuldigung, Kano. Bist aber selbst dran schuld, bei dieser Konservendose! Die Opfer die ich für dich bringe...“
Kano grinste bei ihrer eher spaßhaften, als ernst gemeinten Klage, hörte nicht auf, mit Helens langen, schwarzen Haaren zu spielen, die zur Zeit offen waren und nicht, wie üblich, zusammengebunden.
„Du weißt doch, was Darkness für ein Knochen ist. Wir kriegen kaum Zeit zum Essen und Schlafen. Und bevor er zu dieser Einweisung, Lehrgang – oder was weiß ich – abflog, wurde der Ausgang gestrichen.“
„Na und, wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse...“
„Da ist immer noch Monty. Er will wohl unbedingt beweisen, daß er uns mindestens genauso schleifen kann, wie Darkness. Na, immerhin hält er keine Nachtübungen. Ansonsten...“
„Verstehe. Deshalb treffen wir uns also hier. Du solltest dich bei den beiden Schleifern beschweren. Oder vielleicht sollte ich das tun?“
Kano antworte nicht sofort. Seine Hand wanderte zu Kalis Schulter, glitt dann tiefer: „Ich frage lieber nicht, ob ich diese Unbequemlichkeiten wert bin, Helen?“
Auch Kali ließ sich mit der Antwort Zeit. Dann drehte sie sich zu Kano, näherte ihr Gesicht dem seinen. Ihre Stimme war kehlig: „Hm.....“
Ein dumpfes Geräusch erklang: einmal, zweimal, ließ sie aufmerken. Auch Kano lauschte jetzt.
Irgendetwas ging da draußen vor. Waren das Schritte?
Mit einem leisen Fluch war Kano aus dem Bett, griff nach seinen Sachen. Kali war nur weniges langsamer. „Wenn das dieser Idiot Radio ist, dann kann er was erleben, Lieutenant Commander oder nicht!“
„Lass mir etwas übrig.“ Aber Kano glaubte eigentlich nicht an diese Idee Kalis. Radio hatte momentan doch wohl etwas anderes zu tun, als zur Befriedigung seines Klatschtriebs Staffelkameraden hinterherzuschleichen. Oder?
Vorsichtig öffnete er die Tür und schlich auf den Gang.

*****

Cartmell wusste nicht, wo er hingeschleppt wurde. Der Überfall war schnell und koordiniert erfolgt. Irgendjemand hatte ihm eins mit einem Elektroschocker verpasst und zusätzlich noch einen präzisen und kraftvollen Schlag in den Magen, der um ein Haar das Mittagessen hochbrachte. Während er noch nach Luft rang, hatte man ihm eine Tüte über den Kopf gestülpt, er war gepackt und mitgeschleift worden. Mindestens zwei Mann hatten ihn in der Mangel, kräftige Typen.
Zuerst hatte er sich nicht wehren können, die Muskeln paralysiert von dem Stromschlag. Sein einziger Gedanke war gewesen: ‚Skunk, dieser Hurensohn! Nicht schon wieder!‘ Aber es waren keine Schläge gefolgt – und niemand hatte auch nur ein Wort gesagt. Kurz hatte ihn dann der Gedanke gelähmt, der seit seiner Freilassung wieder und wieder in ihm hochgekommen war: die Sicherheit war gekommen. Die ganze Geschichte mit ‚Bewährung‘ und ‚Chance‘ war nichts als eine Farce gewesen, jetzt würde er wieder hinter Gitter kommen – oder gleich erschossen werden...
Dann hörte er, wie eine Tür aufgerissen wurde. Seine gesichtslosen Kidnapper schleiften ihn in ein Gebäude, die Außentür schlug hinter ihnen zu. Dann stoppten sie. Cartmell rang unter der Tüte nach Luft, kämpfte die Panik und das Gefühl der Wehrlosigkeit nieder.
„So, du Schwein. Hier hört keiner deine Schreie. Und jetzt kapierst du hoffentlich, wo Verräter und Mörder hingehören.“
In Cartmell loderte Wut hoch. Diese Arschlöcher! Wer gab ihnen das Recht dazu?! Sie hatten doch keine Ahnung! Und er erkannte, daß er wieder Kontrolle über seine Glieder hatte. Die Wut spülte die letzten Reste der Lähmung hinweg, er bereitete sich darauf vor, seine Haut zumindest so teuer wie möglich zu verkaufen. Doch im gleichen Augenblick traf irgendetwas mit der Gewalt eines Schmiedehammers seinen Brustkorb, und warf ihn zurück.

Kano überblickte die Situation in Sekundenbruchteilen, aber er verstand sie nicht. Vier Männer in Techuniformen, die Gesichter mit Tarnfarben – oder Schmieröl – geschwärzt, umringten im Eingangsraum des Gebäudes eine Gestalt in Pilotenmontur, der man eine Tüte über den Kopf gezogen hatte. Zwei der Tech hielten den Piloten fest, einer stand an der Außentür und spähte durch eines der Fenster wachsam ins Dunkel. Der vierte, ein hünenhafter, breitschultriger Mann, hatte sich vor dem eingekeilten Piloten aufgebaut – und rammte ihm jetzt mit voller Wucht die Faust gegen die Brust, daß es dröhnte.
Kano reagierte instinktiv.
Wäre Tyr nüchtern gewesen, er hätte sich nicht so einfach überraschen lassen. Aber er war es nun mal nicht und außerdem hatte er sich vollkommen auf dieses Schwein vor ihm konzentriert – darauf, ihm seine Position in der Navy einzuprügeln. Deshalb traf ihn der Angriff überraschend. Irgend jemand rammte ihn von hinten, als er gerade zum zweiten Schlag ausholte. Tyr verlor das Gleichgewicht und taumelte mit einem gotteslästerlichen Fluch beiseite.
Kano hielt sich nicht mit ihm auf, sondern warf sich sofort auf einen der beiden, die den Piloten festhielten und dadurch zu langsam reagierten. Seine Faust traf auf das Schlüsselbein seines Gegenübers und Kano wurde mit einem Schrei belohnt.

Cartmell wusste nicht was geschah, doch auf einmal lockerte sich der Griff an seiner rechten Seite. Lautlos, aber mit verbissener Wucht warf er sich gegen den Mann, der ihn noch hielt. Er kam frei! Während er mit der Rechten die Tüte herunterfetzte drosch er blindlings mit der Linken auf seinen Gegner ein.

Kano war inzwischen in einen schnellen Schlagabtausch mit seinem Gegenüber verwickelt. Sein Gegner war zwar einen halben Kopf größer als Kano, doch eher schlaksig als kräftig. Außerdem schienen seine Reflexe etwas langsam. Der durchdringende Biergeruch, der von ihm ausging, verriet auch warum. Als ihm Kano die Finger in die Kehle rammte, war der Kampf vorbei. Der Mann ging in die Knie, rang keuchend nach Luft.
Kano wollte sich gerade nach einem neuen Gegner umsehen, als ihn von hinten ein wuchtiger Schlag an der Schulter erwischte und herumwirbelte. Der Mann, der über ihm aufragte war mindestens einen Kopf größer als Kano, erheblich breiter – und wütend. Mit geballten Fäusten nahm er den jungen Piloten an.

Fast gleichzeitig geriet Cartmell in Schwierigkeiten. Auch wenn er es sich zutraute, auch nach dem Elektroschock mit seinem Gegenüber fertig zu werden, als der Mann sich einmischte, der an der Außentür Schmiere gestanden hatte, änderte sich die Lage schlagartig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er konnte nur noch versuchen, die meisten Schläge abzublocken und sich keine Blöße geben – austeilen war nicht mehr drin. Immerhin erwischte er einen von diesen Arschlöchern voll am linken Auge. Hinter ihm wurde es laut, als würde ein Bär einen Sandsack zerfetzen.

Kano’s hatte schon in der Militärschule an Kampfsporttraining teilgenommen. Die paramilitärische Ausbildung hatte dies vertieft, wie auch die Marineakademie. Kampfsport war zu mehr als einer Pflichtübung geworden, zu einem seiner Hobbys und auch wenn er es nicht zum Akademiemeister brachte, er war einer der besten in seiner Gruppe gewesen. Einer der Ausbilder hatte ihm sogar gegen einen Marine Chancen eingeräumt. Aber das half ihm jetzt wenig. Brüllend durchbrach sein Gegner Kanos Verteidigung, nahm ein, zwei Schläge in Kauf, die einen normalen Menschen hätten stoppen müssen und ließ ein wahres Trommelfeuer aus Hieben auf Kano einprasseln. Ein Schlag in den Magen ließ den jungen Piloten zusammenklappen, ein weiterer Hieb trieb ihn wieder hoch. Dann knallte die Faust dieses wütenden Riesen voll in Kanos Gesicht, schleuderte ihn gegen die nächste Wand. Sein Hinterkopf hämmerte gegen die Steine, langsam, kraftlos, rutschte er zu Boden.

***

Doch Tyr hatte wenig Zeit und Grund, sich über seinen Sieg zu freuen. Die Abreibung für einen Verräter und Deserteur hatte sich in eine wüste Prügelei verwandelt – und schon wieder traf ihn ein Angriff aus dem Hinterhalt. Jemand trat ihm mit voller Wucht in die Kniekehle, ein brutaler und rücksichtsloser Tritt, der ihn um ein Haar gefällt hätte. Die Faust im weiten Bogen schwingend fuhr er schwerfällig herum. Sein Gegner, eine schwarzhaarige, dunkelhäutige Pilotin, wich dem Schlag aus, hätte ihn um ein Haar die Faust voll ins Gesicht gepflanzt. Ein wilder Schwinger verschaffte ihm wieder etwas Luft, eine Sekunde, um die Lage zu übersehen: Der Verräter Cartmell war immer noch nicht am Boden und hielt seine zwei Gegner mühsam auf Abstand. Der vierte aus ihrer Truppe rang krampfhaft nach Luft, während der Pilot, den Tyr fertig gemacht hatte, auf die Beine zu kommen versuchte. Und er, Tyr, war in einem Clinch mit einer Frau.

Das gab den Ausschlag. Er hatte einen Verräter fertig machen wollen, nicht sich mit Kameraden prügeln wollen – erst recht nicht mit einer Frau. Die Sache war gründlich schief gegangen: „ABRÜCKEN!!“
Bei der Flucht schaffte er es immerhin, diesem verdammten Verräter noch beide Fäuste in den Rücken zu rammen, so daß Cartmell wie eine Stoffpuppe beiseite flog. Die andern drei aus seiner Truppe nutzten die Gelegenheit und nahmen die Beine in die Hand. Auch wenn sie angetrunken, wütend und angeschlagen waren – sie wussten, wann es Zeit war zu verschwinden. Binnen Sekunden waren sie zwischen den Gebäuden des Stützpunkts untergetaucht. Sie wurden allerdings auch nicht verfolgt.

Kali fluchte lauthals – die Kraftausdrücke, die sie gebrauchte, hätten ihre Eltern ziemlich schockiert. Dann griff sie Kano unter die Schultern und half ihm in eine sitzende Haltung. Der Pilot sah ziemlich fertig aus. Aus einer Wunde am Hinterkopf, der Nase und dem Mund blutete er. Die Hände auf den Boden gestützt, schüttelte Kano schwerfällig den Kopf hin und her.
„Warum mußt du eigentlich immer in die Scheiße geraten?“ Sorge verdrängte ihre Wut: „Los komm schon, ich bring‘ dich zum Sani. Einen Schritt nach dem anderen.“ Daß sie Kano tatsächlich stützen musste, verstärkte ihre Beunruhigung. Dann sah sie Cartmell, der aus eigener Kraft auf die Beine kam, auch wenn sein Gesicht aussah, als wäre er ungebremst gegen eine Wand gerannt. Natürlich kannte sie Cartmell und sie wusste auch, weswegen er angeblich gesessen hatte und degradiert worden war.
„Musstet ihr euch ausgerechnet dieses Gebäude zum Spielen aussuchen?!“
Cartmell fühlte, wie er wieder wütend wurde. Er hatte dieses Theater schließlich nicht angefangen und eigentlich auch nicht um Hilfe gebeten. Aber ohne diese Hilfe wäre er vermutlich krankenhausreif geprügelt worden, also schluckte er seine Verbitterung hinunter: „Danke für die Hilfe, Kali. Danke, Ohka.“
„Vergiß es.“ Kali winkte ab.
Kano sagte überhaupt nichts, er spuckte einen Mund voll Blut auf den Boden und humpelte auf Kali gestützt nach draußen.
Als Cartmell den beiden folgte, wurde ihm klar, was jetzt auf ihn zukam. Ein Besuch beim Sanitäter hatte todsicher eine Meldung zur Folge. Das würde höchstwahrscheinlich eine Untersuchung nach sich ziehen. Und wie seine Chancen dabei standen, konnte er sich ungefähr ausrechnen. Blieb nur zu hoffen, daß man diese bequeme Möglichkeit nicht dazu benutzte, ihn als „für das Einheitsklima schädlich“ auszusortieren...

***

Doch es kam anders. Der Stützpunktarzt schien es mit der Meldepflicht nicht allzu genau zu nehmen. Er verfasste keinen schriftlichen Bericht, sondern verarztete die Piloten ohne größere Kommentare. Er fragte nicht mal nach, woher die Platzwunden, Quetschungen und Prellungen kamen. Cartmell und Kano hatten Glück gehabt – keine ernsthaften Verletzungen, keine Brüche. Wahrscheinlich war es nicht das erste Mal, daß der Arzt ähnliche Blessuren verarztete. Gerade hier in der Etappe suchten die meist jungen Piloten nicht selten „Zerstreuungen“ die mit solchen Wunden einhergingen. Der ältere Revierarzt, Dr. Pieters, beschränkte sich auf die eher halbherzige Ermahnung, in Zukunft eine weniger gewalttätige Freizeitgestaltung zu betreiben.

Wenn er von Cartmells Vorgeschichte gehört hatte, dann behielt er seine Gedanken für sich. Daß Radio ihnen vor dem Revier über den Weg lief, war reines Pech. Als XO und in Abwesenheit Cunninghams war er auf dem Weg aus dem Bürokomplex, hundemüde, geschafft und hochgradig frustriert von dem sinnlosen, enervierenden Papierkrieg. Seine Reaktion war entsprechend: „Cartmell? Was.... Sie sind wohl immer dort, wo Scheiße angerührt wird?! Womit habe ich das verdient?!“
Auf diese eher rhetorische Frage erhielt er keine Antwort. Cartmell erstarrte mit wütendem Gesicht in Habachtstellung und verkniff sich die Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Kano hatte noch immer Schwierigkeiten mit dem Sprechen. Kali erstatte Meldung, halbwegs nach Vorschrift, auch wenn sie immer noch Probleme damit hatte, in Curtis „Radio“ Long eine Respektsperson zu sehen.

Radio hätte am liebsten lauthals geflucht. Sobald er von dem Hintergrund von „Noname“ gehört hatte, war er sich sicher gewesen, daß der Ärger bedeutete. Dazu war kürzlich die von Skunk eingeleitete Provokation der Elitestaffel von Miramar angelaufen. Wenn das jetzt dazukam...
Darkness UND Lone Wolf würden ihn auf kleinem Feuer langsam rösten, wenn hier eine Vendetta begann. Das einzige, was ihm blieb, war der Versuch, etwas Öl in die Wogen zu gießen: „Herhören. Das ist ein BEFEHL. Die Sache ist nicht passiert. Lasst euch was einfallen – ihr seid die Treppe runter gefallen, gegen eine Tür gelaufen, habt beim Nahkampftraining geschlafen – mir egal, was. Ich will kein Theater haben. Ohka, Kali, Verstanden? Und Abmarsch!“
Die beiden folgten seinem Befehl, allerdings ließ es selbst Ohka bei der Ehrenbezeugung an Nachdruck fehlen. Aber das war Radio egal, wenn die Sache bloß unter der Hand gehalten werden konnte.

Blieb noch Cartmell: „Hören Sie, Noname. Ich will nicht mit dem Scheiß wie Korpsgeist und Ehre anfangen. Mich kotzt das verlogene Getue, daß damit verbunden ist, an. Und bei Ihnen ist der Sermon ja sowieso verloren...“ Cartmell biss die Zähne zusammen. Solche Töne kotzten IHN an.
„...also sage ich Ihnen, was Sie zu tun haben und Sie handeln danach. Ansonsten ist Ihr Arsch Gras und ich bin ein Rasenmäher. Drücke ich mich halbwegs verständlich aus?“ Diese Metapher hatte Radio aus irgendeinem alten Kriegsfilm, sie schien jetzt angebracht. Cartmell presste ein wütendes "Ja, Sir!“ zwischen seinen Zähnen hervor.
„Sie halten sich bedeckt. Keine Racheaktionen, keine Eigentouren. Dieses kleine Schauraufen hat nicht stattgefunden. Ich will nicht gerade wegen IHNEN, daß die gesamte Schwadron Schwierigkeiten bekommt. Und in Zukunft passen Sie besser auf Ihren Arsch auf. Daran sollten Sie nach Ihrer Zeit im Gefängnis doch eigentlich gewöhnt sein. Das nächste Mal sind vielleicht keine Schutzengel in der Nähe. Falls es überhaupt viele Leute gibt, die SIE in Schutz nehmen. WEGGETRETEN!“
Cartmell salutierte wütend, drehte sich um und stapfte davon. Jeder Schritt war ein Tritt gegen die verdammte Navy, dieses verfluchte System, diese Scheißoffiziere.
Aber er würde Order parieren. Was blieb ihm anderes übrig?

Kali half Kano zu seinem Quartier zurück. Trotzdem der Pilot inzwischen wieder so ziemlich selbständig laufen und langsam sprechen konnte, reichte sein Anblick, um Kanos Zimmernachbar Crusader zu alarmieren.
„Was ist denn mit ihm passiert?!“
Kali war am schnellsten mit der Antwort zur Hand, ihre Stimme klang ziemlich bissig: „Er ist die Treppe heruntergefallen!“ Crusader sah von ihr zu Kano – und verzichtete auf weitere Nachfragen. Immerhin war er neu in der Schwadron und wenn hier irgend etwas lief, wovon sein Flightleader ihm nichts sagen konnte oder wollte, dann hakte er besser nicht nach. Also drehte er sich um und ignorierte die beiden.

Tyr hatte sich ziemlich schnell von seinen Kameraden getrennt. Erstaunlich leise für einen Mann seiner Größe und Statur war er in sein Quartier zurückgekehrt, nicht ohne vorher die Tech-Uniform zu verstecken und die Tarnfarbe in seinem Gesicht abzuwaschen. Sein Zimmernachbar wachte nicht einmal auf.
22.11.2015 15:24 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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„Der Weltraum – unendliche Weiten...“ so in etwa hatte vor vielen Jahren ein berühmte Sience-Fiction-Fernsehserie begonnen. Und in der Tat war das All so gewaltig, daß davor die Planeten und viel mehr noch alle künstlichen Konstrukte raumfahrender Rassen quasi zur Bedeutungslosigkeit verblaßten. Sie waren Sandkörner in einer gigantischen Wüste, Tropfen in einem unendlichen Meer. Und dennoch – bei aller Unendlichkeit, es konnte auch im Weltraum direkt „eng“ werden. Zumindest, wenn man galaktische Maßstäbe anlegte. Es erforderte schon einiges an Schiffen, damit man das Gefühl bekam, der Platz würde knapp – aber es war machbar. Und in Texas-System zum Beispiel platzte im Augenblick förmlich aus allen Nähten.

Die Reste der Zweiten Flotte waren dort zusammengezogen worden – die Gettysburg und Melborne samt ihren Begleitschiffen, die Überlebenden der anderen Trägerkampfgruppen. Dazu eine Handvoll Schiffe der Systemverteidigung von Manticor . Und trotz aller Verluste, trotz der für „Husar“ detachierten Kräfte, trotz der unausweichlichen Rotation zwischen Werft und Front, trotz alledem waren im System deutlich über 200 Schiffe zusammengezogen. Von den gigantischen Trägern bis zu Fracht- und Kurierschiffen war hier eine der größten Flotten versammelt, die jemals in einem System zusammengezogen wurde. Zumindest nach menschlichen Maßstäben. Und dazu kamen noch unzählige Kampfflieger und Shuttles, teils bord-, teils bodengestützt. Die Maschinen der Death Merchants und Black Widows sowie der anderen Geschwader waren zwar bei weitem nicht alle aktiv, aber bei erhöhter Kampfbereitschaft – und die herrschte im Texas-System praktisch seit Beginn des Krieges – waren immer etliche Patrouillen und Bereitschaften „draußen“. Kein Wunder, daß manch alter „Raumbär“ unter Klaustrophobie litt. Die Konzentration an Schiffen schuf Probleme, mit denen man sich sonst eher nicht konfrontiert sah. Nahm man noch die nervliche Anspannung durch einen Gegner hinzu, der jederzeit losschlagen konnte, und der den meisten hier stationierten Menschen bereits bewiesen hatte, wie hart und schnell er zuschlagen konnte, so war das Chaos beinahe vorprogrammiert. Scheinbar wie durch ein Wunder waren bisher keinerlei katastrophale Folgen eingetreten.

Die Kreuzerschwadron 2.3 hatte man der ,Flankensicherung‘ zugeteilt. Sollte es zum Gefecht kommen, dann würde die Einheit die Träger absichern helfen – und gegebenenfalls den Krieg zum Feind tragen. Taktisch hatte man sie mit der Zwölften Zerstörerflottille zu einer operativen Einheit zusammengefaßt. Im Ernstfall würden die Kreuzer und Zerstörer sich unterstützen und so die jeweiligen Schwächen nach Möglichkeit kompensieren. Die Tage der Offiziere und Besatzungsmitglieder waren angefüllt mit Übungen, unterbrochen von nervenaufreibenden Patrouillen in der Nähe der Sprungpunkte oder an den Flanken der Flottenverbände. Dann stieg die Anspannung fast ins Unerträgliche. Eines Tages, vermutlich schon bald, würden die Akarii hier auftauchen, wie sie es bei Manticor gemacht hatten. Und wenn auch nach außen Zuversicht demonstriert wurde, gerade die verlorene Schlacht ließ Zweifel aufkommen, ob man diesmal dem Gegner würde standhalten können. Und alle Liebe zur Heimat, alles Vertrauen in die eigene Bereitschaft und Stärke, konnte diese Zweifel höchstens unterdrücken, kaum aber überwinden.

Die Kapitäne waren nach außen natürlich über jede Unsicherheit erhaben – schließlich mußten sie ja ein gutes Bild bieten. Und wenn sie Zweifel hatten, behielten sie das wohlweislich für sich. Nur wenn man sich darauf verstand, die Untertöne aus den Gesprächen herauszulesen, konnte man spüren, daß bei weitem nicht alle so sehr von sich selbst überzeugt waren, wie sie vielleicht vorgaben.
Nur die Neulinge ließen sich durch die Anzahl der hier versammelten Schiffe beruhigen. Hatte die Zweite Flotte nicht erheblich mehr aufzubieten gehabt, als sie bei Mantikor das erste Mal auf den Feind getroffen war? Die Schlacht war katastrophal ausgegangen, und was blieb, war nur noch ein Rest der alten Herrlichkeit. Die Verstärkungen, die nach und nach eintrafen, änderten daran nicht viel. Vor allem, da die Stars der Flotte, die schweren Träger, nur sehr spärlich vertreten waren.

Heute freilich sollte dieses Manko ein wenig gemildert werden. Der Springpunkt, der das Texas-System mit der Republik verband, war sicherheitshalber von einem Begrüßungsgeschwader abgeriegelt worden. Und das war keineswegs nur als Ehrengarde gedacht. Nachdem die Akarii lange Zeit etwas unterschätzt worden waren, machte sich nun mitunter eine gewisse Paranoia breit, was fast genau so schädlich seien konnte, wie die frühere Haltung. Aber es war ja auch nur zu verständlich.
Also hatte man das Kreuzerschwadron 2. 3. und die Zwölfte Zerstörerflottille sowie das 13. Eskortgeschwader abkommandiert – insgesamt gut dreißig Schiffe. Nur für den Fall, daß die Akarii von der Sache Wind bekommen hatten und einen Flottenverband losschickten. Dazu kamen noch vier Staffeln Raumjäger der Systemverteidigung. Die Flotte, die sich hier versammelt hatte, war mehr als beeindruckend, und doch war sie auch eine Eingeständnis menschlicher Schwäche und Unsicherheit, wenn man die Zeichen an der Wand zu lesen verstand.

Da der Kommandeur der Kreuzerschwadron den Verband befehligte, hatte sich die Tiredless etwas in der Hinterhand postiert. Bei allem Einsatzgeist galt es äußerst unklug, das Flaggschiff zu sehr zu exponieren. Schupp hatte überdies schon viel von dem erreicht, was er sich vorgenommen hatte, und neigte deshalb nicht zu exzessiver Blutgier. Die anderen Kreuzer seines Verbandes waren weiter vorne. Was auch immer durch den Sprungpunkt kommen würde, die Raketen der drei Dickschiffe waren bereit.
Zum wohl zehnten Mal kontrollierte Schupp das Chronometer. Es waren immer noch acht Minuten bis zum vereinbarten Zeitpunkt. Er fühlte keine echte Angst, denn er hielt die Akarii nicht für so verwegen, einen Angriff durch die Hintertür zu versuchen. Es galt als recht schwer, einen ausreichend großen Verband in den Rücken des Gegners zu schleusen, ohne das der es merkte. Nachlässigkeit wollte er sich freilich auch nicht vorwerfen lassen. Noch fünf Minuten – dieses Warten wurde langsam ermüdend. Und er konnte sich vorstellen, wie es auf den anderen Schiffen aussah. Da der feindliche Angriff jeden Tag, ja beinahe jede Stunde kommen konnte, war die Nervosität beinahe unerträglich geworden. Wiederholte Befehle und Appelle, die Ruhe zu bewahren, halfen da wenig. Die Ungewißheit strapazierte die Nerven von Tag zu Tag mehr. Andererseits – ein altes Sprichwort besagte, ein Kapitän müsse das Abwarten lernen. Immerhin warte er auf die Admiralssterne, und dafür müsse er sich in Geduld üben – um im richtigen Augenblick zuzuschnappen. Der Captain lächelte für einen Augenblick: ,Dann warten wir eben noch ein bißchen...‘

„Achtung! Ortung zeigt hereinkommende Schiffe – sechs plus, nicht identifiziert!“ Die Stimme des Radaroffiziers schlug eine wie eine Exocet-Rakete. Schlagartig war die Brücke erfüllt von hektischer Betriebsamkeit: „Zielerfassung – steht!“ „Primärwerfer Alpha und Beta – einsatzbereit!“ „Funkspruch von der ersten Kette – Feuerbereit!“ Auf all den Kommandobrücken der Kriegsschiffe bot sich ein Bild wie von einem Ameisenhaufen, in den jemand einen Stein geworfen hatte. Unzählige Befehle wurden gebrüllt, teilweise bestätigt, nachgefragt – oder auch mißverstanden. Überall schwebten die Hände über den Feuerknöpfen.

Schupp kämpfte gegen die Überraschung an. Noch vier Minuten bis zum vereinbarten Zeitpunkt – das mußten Akarii sein. Oder? Er erkannte sofort, daß ein einziges Wort genügte, um eine Katastrophe auszulösen: „Identifizierung?“ brüllte der Captain, ganz gegen seine üblichen Gewohnheiten. „Läuft noch. Interferenzen erschweren zweifelsfreie Einordnung!“ kam die Antwort. Der Geschwaderchef richtete sich in seinem Sessel auf. Seine Stimme peitschte durch das Durcheinander: „Meldung! Ich verlange eine anständige Meldung!“ Und da hörte er, was er insgeheim befürchtet hatte: „Zerstörer Gunichi Mikawa feuert!“
Auf dem Display waren deutlich die acht Schiff-Schiff-Raketen des Duquesne-Zerstörers zu erkennen, die sich auf die ankommenden Schiffe zu bewegten. Schupp war klar, daß sein eigener Feuerleitoffizier kurz davor stand, dem Beispiel zu folgen: „KEIN FEUER! An alle Schiffe – KEIN FEUER! Befehle abwarten!“

In diesem Augenblick drehte sich der Ortungsoffizier um: „IFF-Kennung steht! Es sind unsere!“ Schupp mußte beherrschte sich – mühsam. Was er sagen wollte, war definitiv nichts, was man aus dem Mund eines gut situierten Captains zu hören gewohnt war: „Raketen sprengen!“
Drüben tasteten die ersten Laserstrahlen nach den Raketen, explodierten einige scheinbar von selbst. Zwei allerdings nahmen unbeirrt ihren Weg – und schlugen ein. Auf dem Bildschirm verschmolzen die zwei Symbole mit dem des größten Schiffes der ankommenden Flotte – dann war erst einmal nichts mehr zu sehen.
,Das kann nicht wahr sein.‘ war Schupps erster Gedanke. Der zweite: ,Ich lasse den verdammten Idioten kielholen – aber ohne Raumanzug!‘ Als er eben bei drittens: ,Und auf mich wartet jetzt das Kriegsgericht.‘ angelangt war, kam die rettende Botschaft: „Schiff unbeschädigt. Wir werden angefunkt.“

Hennig Schupp hatte Mühe, das erleichterte Grinsen von seinem Gesicht zu tilgen – obwohl ihm klar war, wie unangebracht es eigentlich war. Trotzdem er die Schlacht um Mantikor überlebt hatte, hatte er wohl noch nie so viel Erleichterung verspürt, wie in diesem Augenblick. Der Gedanke, daß seine Schiffe einen terranischen Träger abgeschossen haben könnten, der erste derartige Zwischenfall in der Geschichte der Navy, war zu schrecklich.
Entsprechend groß war seine Erleichterung. Aber er ahnte, daß die andere Seite das sicher nicht so sah. „Verbindung herstellen!“ kommandierte er, und bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck.

Der Offizier, der auf dem Kommunikationsschirm erschien, hatte offenbar Mühe, seinen Wutausbruch unter Kontrolle zu behalten: „Was...“ er räusperte sich: „Captain Joshua Mayor, TRS Gallileo. Autorisierungscodes werden übermittelt.“ Die Farbe seines Gesichtes und seine funkelnden Augen schienen darauf hin zu deuten, daß er gerne etwas ganz anderes gesagt hätte: „Dürfte ich fragen, was DAS sollte!“
Die Brücke, die hinter ihm zu sehen war, bot einen ziemlich ,unordentlichen‘ Anblick. Einige Brückenoffiziere rappelten sich anscheinend auf – und andere hatten den typischen Blick von Menschen, die eben ihrem Tod ins Auge geblickt hatten. Offensichtliche Schäden waren freilich keine zu erkennen.
Schupp wartete lieber nicht, bis die Identifizierung restlos bestätigt wurde – das wäre wohl zuviel gewesen. „Haben Sie Schäden erlitten?“ Captain Mayor schüttelte den Kopf: „Der Schild hat glücklicherweise alles abgehalten. Noch einmal – was sollte das?“ Schupp legte den Kopf leicht schief: „Wir hatten Sie erst in... zwei Minuten ab jetzt erwartet. Das System befindet sich in erhöhter Alarmbereitschaft, und wir rechnen ständig mit einem Angriff. Außerdem war die IFF-Kennung gestört. Ein Schiff hat überhastet gefeuert.“

Mayor schien kein schlechtes Gewissen zu haben: „Ich erwarte, daß dieser Vorfall genau untersucht wird. Wir haben uns an UNSEREN Zeitplan gehalten. Und außerdem hat das Oberkommando doch klargemacht, daß sie uns am liebsten übermorgen hier sehen würden. Was hätten Sie denn da gemacht?“ Der Kreuzerkommandeur wiegelte ab: „Ich würde vorschlagen, wir warten die Klärung des Zwischenfalls ab. Herzlich willkommen im Texas-System.“ Der Dank des anderen Captains war wohl bestenfalls säuerlich zu nennen – eigentlich keine Überraschung: „Melde, TRS Gallileo mit Flying Knights, vier Staffeln. Vier Zerstörer und zwei Fregatten Geleitschutz. Status einsatzbereit.“ Der Captain ließ die nächsten Worte ein wenig provokativ klingen: „Keine Schäden oder Verluste.“
Schupp bestätigte. Es würde eine Untersuchung geben – kein angenehmer Gedanke. Wenn jemand ihm die Schuld in die Schuhe schob...
Aber so, wie es in der Navy lief, würde das nicht passieren. Wenn der Captain der „ Gunichi Mikawa“ selber den Feuerbefehl erteilt hatte, würde er die Zeche zahlen – wenn nicht, würde es seinen Waffenoffizier und den Mann am Gefechtsstand treffen. Er, Schupp, würde mit ein wenig Glück nicht allzu viele Fragen beantworten müssen.
In diesem Augenblick freilich wünschte er sich die Akarii geradezu herbei – ehe etwas noch Schlimmeres passierte.
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Neue Kameraden

Die Beschäftigung, der Tyr gerade nachging, war nicht gerade das, was man von ihm erwartet hätte. Bei einem Zwei-Meter-Mann mit einem Kreuz wie ein Wandschrank erwartete irgendwie eher, ihn am Sandsack anzutreffen. Statt dessen saß der ehemalige Milizpilot in seinem Quartier und hantierte mit Plaste- und Metallteilen, die in seinen Händen geradezu fragil wirkten. Vorsichtig hielt er das entstehende Modell einer Reaper und montierte die Verglasung des Cockpits. Deutlich waren die Figuren der drei Akarii zu erkennen, die den Bomber flogen. Das Cockpit wirkte naturalistisch – allerdings war es einzig und allein Produkt der Phantasie. Die TSN veröffentliche solche detaillierten Informationen nicht, sehr zum Leidwesen von Modellbauern wie Tyr. Schließlich wollte man dem Gegner nicht verraten, wieviel man über seine Maschinen wußte, und ob man eine intakte Maschine sein eigen nannte. So konnte er sich nur auf Vermutungen und die Kenntnisse stützen, die veröffentlicht waren. Das betraf allein veraltete Akariimaschinen, von denen die Menschen wußten, daß die Akarii wußten, daß die Menschen wußten – und bei denen deshalb Geheimhaltung sinnlos war. Nun, besser als nichts...

Mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete er die Maschine. Er hatte seine terranische Sammlung bereits vor längerer Zeit abgeschlossen, und sich nun langsam aber sicher auf das Gebiet Akarii-Maschinen vorgearbeitet. Nachdem er sich mit den allseits bekannten – und auch den Menschen vertrauten – Rex und Deathhawk eingestimmt hatte, hatte er mit einer Bloodhawk gebastelt. Da es keinen offiziellen Modellbausatz gab, der Markt war noch frisch und kaum erschlossen, hatte er andere Modellteile modifiziert, oder selber gebastelt. Mit etwas Glück würde er bald andere Maschinen folgen lassen, angefangen mit dem leichten Abfangjäger, den er gerade in Bau hatte.

Tyr war Modellbauer aus Leidenschaft. Dieses Hobby erschien weitaus weniger ungewöhnlich, wenn man bedachte, daß er Jagdpilot war. Kampfflieger waren sein Leben, vielleicht auch einmal sein Tod. Und irgendwie hatte es etwas beruhigendes, einen Feindjäger zu basteln – es gab ihm etwas vertrautes, verringerte die Angst, die man vor ihm empfand. Nachdem er die Maschine zum trocknen auf dem Tisch seines Quartiers plaziert hatte, warf er noch einen Blick in die Juli-Ausgabe des „Galaxy Air Power Journal“. Diese Pilotenzeitschrift war fast so populär wie der Colonial Playboy. Allerdings bediente sie etwas andere Bedürfnisse. Hier wurden Jagdmaschinen der Vergangenheit und Gegenwart vorgestellt, Entwicklungsgeschichten wiedergegeben, Schlachten nachgezeichnet oder berühmte Piloten und Einheiten gerühmt. Und das betraf sowohl die Menschen der verschiedenen Nationen als auch Außerirdische – soweit darüber Kenntnisse vorlagen. Piloten waren immer an ihrer eigenen Geschichte interessiert – es gab nichts besseres für das kostbare Ego. Und über den Feind wollte man auch etwas hören – in der Illusion, dann eher auf ihn vorbereitet zu sein. Das Juli-Heft hatte sich deshalb unter anderem mit den Jägern der Akarii beschäftigt.

Auch wenn sich viele Informationen eher auf Vermutungen und unscharfe Bilder beschränkten, so war dies doch immer noch besser als gar nichts. Und da Tyr viel an Genauigkeit lag, vertiefte er sich in die Farbzeichnung eines Reaper-Abfangjägers. Die Maschine gehörte zu einem Frontfliegergeschwader und wies die klassische Raubvogelzeichnung auf. Tyr freute sich schon auf den Anblick, den die fertige Maschine bieten würde. In einer Woche oder zwei – viel Zeit blieb im nicht neben dem Dienst – würde er sie vollendet haben.

Seine Gedanken wanderten zu den Ereignissen der letzten Tage. Er hatte sich in der Staffel relativ problemlos eingelebt. Natürlich gehörte er noch nicht richtig „dazu“, aber weder seine neuen Kameraden noch die Chefin hatten ihm sonderlich das Gefühl gegeben, ein Pilot zweiter Klasse zu sein. Vielleicht trauten sie ihm noch nicht ganz, aber sie waren freundlich genug, ihm das nicht ins Gesicht zu sagen.

Im Grunde war es ihm auch ziemlich egal, was sie von ihm dachten. Er hatte nicht den Ehrgeiz, mit allen auf Brüderschaft anzustoßen, wie man so sagte. Es genügte ihm, wenn man ihn akzeptierte. Und Tyr wußte sehr wohl, daß er es schlimmer hätte treffen können. Allerdings – sollte er im Kampf versagen, dann war weder von Lightning noch von den anderen Piloten mit Nachsicht zu rechnen. Aber der Nordländer hoffte, daß er noch nicht alles verlernt hatte. Natürlich war eine Bloodhawk etwas anderes als eine Piraten-Mustang. Aber andererseits, es lohnte sich nicht, sich völlig verrückt zu machen.

Er hatte nicht allzu lange gebraucht, um seine neue Vorgesetzte einzuordnen. Inzwischen kannte er den Typ recht gut, zum Teil war er selber nicht viel anders gewesen. Sie war ehrgeizig und überkorrekt, was den Dienst anging, und drillte sich und ihre Untergebenen ohne Gnade. Anders als ihn in seinen jungen Jahren spornte sie allerdings nicht nur, vermutlich nicht einmal in erster Linie, der Wunsch nach beruflichem Erfolg an.
Was sie antrieb, war eher ein kalter, gnadenloser Haß auf den Gegner. Es genügte ihr, daß das Gespräch auf die Akarii kam, und ihr Gesichtsausdruck verriet ihre Gefühle mehr als deutlich. Es war nicht einfach nur die normale Feindschaft gegenüber dem Gegner – es war der feste Wille, ihn zu vernichten. Dergleichen hatte Tyr bei einigen Kameraden gesehen, die enge Freunde durch Piraten verloren hatten, oder die mit ansehen mußten, wie ein Frachter von Plünderern in ein totes Wrack verwandelt wurde.

Tyr verstand solche Regungen, aber er schätzte sie nicht sonderlich. Haß konnte leicht blind machen, und blinde Piloten waren so gut wie tot. Allerdings wies der Umstand, daß Lilja nicht nur zwei Verwundungen und eine Reihe Narben, sondern auch zehn Abschüsse aufzuweisen hatte, darauf hin, daß sie nicht nur zu töten und zu sterben verstand – sondern auch überleben konnte. Besorgniserregend war freilich, daß sie keineswegs die einzige war. Der Flightkamerad der Staffelchefin, Claw, war offenbar von ähnlichem Kaliber. Bei ihm schien es allerdings nicht so sehr an den Akarii zu liegen. Aber seine Kameraden nannten ihn wohl nicht umsonst einen KAMIkazetypen. Nun, Tyr hatte einige Andeutungen gehört, daß Claw persönliche Probleme hatte, irgend etwas mit seiner Familie. Der Pilot war wohl früher First Lieutenant gewesen, bevor man ihn wegen einer Schlägerei degradiert hatte. Gegenüber Tyr hatte er bisher keine Aggressionen gezeigt. Entweder er hatte etwas gelernt, oder er hatte eine Nase für Probleme – nur ein Dummkopf fing leichthin eine Schlägerei mit einem Mann an, der mehr als 100 Kilogramm wog, und kein Gramm überflüssiges Fett aufzuweisen hatte. Nun, vielleicht hatte die Staffelchefin ihn auch eines besseren belehrt. Obwohl sie nicht zur autoritären Sorte zu gehören schien, war sie offenbar recht durchsetzungsfähig.

Nun, vom fachlichen her hatte er an ihr ebensowenig wie an seiner Flightleaderin viel auszusetzen gehabt. So wenig ihm das verschärfte Trainingsprogramm gefiel, so wenig bezweifelte er, daß er es gebrauchen konnte. In der Staffel hatte es genug Tote und Verletzte gegeben, etliche davon ,Veteranen‘. Es wäre töricht gewesen zu glauben, er bräuchte nicht ein paar Übungsrunden gegen simulierte Akarii und die Möglichkeit, sich an seine neuen Kameraden zu gewöhnen. Es war ihm nicht leichtgefallen, sich in den verschärften Dienstplan einzupassen, immerhin war er von der Miliz andere Umgangsformen und Zeiteinteilungen gewöhnt. Aber so sehr er die Zeit dort auch genossen hatte - er war Realist. Die Miliz, die höchstens mit Piraten zu tun hatte, war etwas anderes als eine Frontfliegereinheit. Man brauchte nur aufmerksam die Todesanzeigen zu lesen und schon wußte man, daß die Akarii Großschiffe und Kampfflieger mit beunruhigender Geschwindigkeit abschossen. Inzwischen kam er mit den simulierten Feinden halbwegs zurecht. Im Ernstfall freilich... Nun, daß blieb abzuwarten.

Privat bekam er zu Lilja allerdings keinen Draht – er hatte sich aber auch nicht darum bemüht. Die Russin war wortkarg, schien am Privatleben ihres Kameraden nicht interessiert und was sie außerhalb des Dienstes dachte und tat, daß, so hatte sie wortlos klar gemacht, war ihr Sache. Und ging Tyr überhaupt nichts an. Der respektierte dies, wenn auch weniger wegen der unausgesprochenen Drohung, die in ihrem Verhalten lag. Er konnte gut verstehen, wenn jemand, der mehr als einen Flightkameraden verloren hatte, es unterließ, sich zu schnell und zu sehr mit einem neuen Piloten anzufreunden. Der Tod war Realität und eine Alltäglichkeit.
Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hätte er sich vielleicht für eine der Frauen in der Staffel interessiert. Nicht gerade für seine Flightleaderin. Sie war vielleicht früher ganz hübsch gewesen, aber ihr unterkühltes Naturell war nicht gerade animierend. Und wenn man dann noch die Narben hinzu nahm, dann gehörte sie bestimmt nicht zu den Frauen, die das Herz eines Mannes höher schlagen ließen.
Die Staffelchefin andererseits war durchaus eine Augenweide – wenn man es riskierte, eine Vorgesetzte anzugaffen. Allerdings – wenn er es recht bedachte, dann war der Altersunterschied so groß, daß er quasi ihr Vater hätte seien können. Ob ihn das früher abgehalten hätte...nun, vielleicht nicht.
Aber First Lieutenant Haugland hatte es sich schon lange abgewöhnt, privates Interesse dieser Art an einer Kameradin zu bekunden – oder überhaupt an anderen weiblichen Angehörigen der TSN. Denn Frauen der Marine waren dort, weil sie ein Ziel hatten – meist die Karriere. Da waren Beziehungen oft eher hinderlich. Und Dienst und Privates zu vermengen brachte sowieso nie etwas. Nein, wer so etwas versuchte, verbrannte sich leicht die Finger. Erst recht, wenn er etwas mit einer Vorgesetzten anfing. Von den üblichen bigotten Navykonventionen und dem meist eifrig ins Kraut schießenden Gerüchten mal ganz abgesehen. Wer klug war, ließ das bleiben.

Insgesamt betrachtet hatte er es also gut getroffen. Er war mit einem guten Freund in einer Staffel, die neue Staffelchefin war kein Unmensch, und seine Vorgesetzte schien ihr Fach angemessen zu verstehen. Was wollte man mehr? Abgesehen natürlich von einem sicheren Posten, einer Gehaltserhöhung und...

Nun, es blieb abzuwarten, wie sich das weiter entwickeln würde. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, daß es bald Zeit für die nächste Übung war. Wieder ein Staffeleinsatz gegen einen simulierten Gegner. Lightning und ihre XO schienen fest entschlossen zu sein, jeden Piloten so lange zu bearbeiten, bis er Goldene Fliegerkreuz hatte – im Simulator. Nun, wenn Mühen einen Preis verdienten, dann würde der Staffel nicht viel geschehen. Aber First Lieutenant Haugland wußte, daß selbst die beste Übung nur ungenügend auf den Ernstfall vorbereiten konnte.

Mit einem bedauernden Seufzer legte er die Zeitschrift beiseite und machte sich daran, sich auf den Einsatz vorzubereiten. Wenn er etwas vermißte, dann vor allem die Freizeit, die ihm früher für sein Hobby zur Verfügung gestanden hatte. Er kicherte leise. Wenn das sein größtes Problem hier blieb, dann würde sein Kriegsabenteuer alle mal zu ertragen sein...
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Skunk beobachtete die drei Nighthawkpiloten schon den halben Vormittag.
Er lehnte an einem Gabelstapler, der außerhalb des Hangars für die Nighthawks der Imperial Starlancers stand.
Neben ihm hockte Hacker, Mantis hatte den Sitz des Gabelstaplers besetzt. Die drei Angry Angles rauchten eine Zigarette nach der anderen.
Insgeheim mochte Skunk Mantis, die wohl die älteste Pilotin bei den Angles stellte. Sie kam langsam in das Alter, wo es Schwierigkeiten mit der Flugtauglichkeit gab, doch sie brillierte sowohl mit geistiger wie auch körperlicher Hochform.
Da sie selbst Darkness fast 20 Jahre voraus hatte schaffte es keiner der Lieutenant Commanders sie aus der Ruhe zu bringen.
Sie schaffte es auch fliegerisch schritt zu halten und vor 20 Jahren hätte sich sicherlich Hackers Mangel an können ausgleichen können, leider war sie dazu heute nun doch nicht mehr in der Lage.
Skunk mochte sie, vielleicht gerade wegen ihrer Art, der Krieg und auch der Dienst standen bei ihr an zweiter Stelle. Diese Einstellung hatte sie schon zweimal in Darkness Büro geführt und das Gerücht sie haben dem alten Schinder zünftig Konter gegeben hielt sich beständig. Ihre ältere Tochter war jetzt im achten Monat schwanger.
"Was ist Sonny, willst Du nun noch Streit anfangen oder lasse ich mich hier umsonst braten?" Sie blickte auf Skunk herab.
Gott Mädel, wenn ich etwas älter wär, Du keinen Mann hättest, wie lange hat mich keine Sau mehr wie nen Jungen behandelt. "Abwarten, wird schon werden."
Hacker kratzte sich am unrasierten Kinn. Der Junge hatte sich seid Tagen wohl nicht rasiert und trotzdem spross nur vereinzelter Bartflaum am Kinn und auf den Wangen.
"Yeah Sonny, mach was!"
Skunk entschied sich dagegen Hacker zu raten sich wieder zu rasieren und ihn somit vor dem Spott der anderen Piloten zu schützen: "Schnauze, Jungfuchs."
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, nur um sich dann die Hand an Hackers Hemd abzuwischen.
"Hey, lass das!" Protestierte dieser.
"Was an 'Schnauze, Jungfuchs' hast Du nicht verstanden?" Er stand auf und trat Hacker seitlich ins Gesäß, nicht wirklich hart.
"Ich bin ja schon still."
Damit war die Nahrungskette wieder klar gestellt.

Aus dem Augenwinkel bemerkte er wie die drei Nighthawkpiloten das Durchchecken der Maschine einstellten und ihre Werkzeuge zusammenpackten.
Showtime.
Er schnappte sich einen Pappkarton mit Gerümpel, den er zusammengetragen hatte und marschierte in Richtung Hangar.
"... und dann hat er sich selbst den Que über dem Kopf zertrümmert ..."
Die drei Piloten der Imperial Starlancer kamen ihm entgegen und wie zufällig stieß er mit dem vordersten zusammen und ließ den Karton fallen.
Für jemanden der weiter weg war, wie Mantis oder vielleicht auch Hacker - wenn dieser besser aufgepasst hätte - sah das ganze recht gekünstelt aus, doch nicht für die Nighthawkpiloten.
"Hey, sorry Mann", entschuldigte sich derjenige den Skunk angerempelt hatte und bückte sich um diesem beim Aufheben des Gerümpels zu helfen.
"Nighthawkpiloten", grummelte Skunk.
Der andere fuhr sofort wieder in die Höhe: "Was sagtest Du eben?"
Langsam richtete sich Skunk auf: "Das hast Du genau verstanden, Sonny-Boy."
"Ach und, was willst Du damit sagen?" Mischte sich die Frau aus dem Trio ein, die garantiert kein Wort verstanden hatte.
Skunk lächelte süßsanft. Ein Lächeln, das so manch Flügelmann von ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: "Na was soll ich wohl gemeint haben: Blind wie Maulwürfe, Wendig wie nen Elefant und Reflexe wie mein reumageplagter Großvater."
"Jetzt pass mal auf Großmaul ..."
"Man, Euch müssen Sie doch in die guten Kisten stecken, sonst würde doch nichts vernünftiges bei rauskommen", stänkerte Skunk weiter.
"Du hältst Dich für gut was Mann?" Fragte der erste.
Skunk verschränkte die Arme vor der Brust und sah, wie dem dritten Piloten der Starlancers ein Licht aufging, wand sich jedoch wieder dem ersten zu: "So einen Blindfisch wie Dich fege ich allemal aus den Wolken."
"Falcon lass das", mischte sich der dritte nun endlich ein.
"Soll'n wir uns das etwas von DEM gefallen lassen", fuhr die Frau den einzigen klugen Kopf der Gruppe an.
Skunk kicherte: "Yeah Falcon, hör auf Deinen Kumpel ..."
"Ich mach Dich fertig. Was ist, nur wir beide, ich in der Nighthawk und Du, was immer für ne Mühle Du fliegst."
Skunk gab sich erstaunt: "Wir sind aber mutig."
"Was ist, haben wir jetzt die Hose voll?" Falcon spielte ihm direkt in die Hände.
"Allright Falcon, Du besorgst die Flugfreigabe fürs Übungsgelände und ich stehe Dir um Nullvierhundert P.M. zur Verfügung ehh?"
"Alles klar Arschloch!"
"Fein, bis morgen." Skunk drehte sich auf dem Absatz um, ließ das Gerümpel einfach liegen und kehrte zu seinen beiden Kameraden am Gabelstapler zurück.
Hinter sich hörte er plötzlich Falcon lauthals fluchen. Na, ist da wem ein Licht aufgegangen?
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Franziska Kaiser saß auf dem Beifahrersitz einen Grav-Jeeps. Sie war Reporterin bei ACT - Alpha Centauri Television. Und beauftragt eine Reportage über die aktuelle Lage des Krieges machen.
Der Weg führte sie nach Sterntor, wo die Army große Verbände zusammenzog. Unter anderem auch die 43th Armored Dragoons, einem neu aufgestellten Panzerregiment.
"Colonel Voscherau, Sie stammen aus einer Soldatenfamilie, in der 6. Generation Sand Hurst. Und bis vor sechs Wochen waren Sie Major beim 2nd Republican Tank Regiment."
Ihr Gegenüber ein Mann mittleren alters in dem olivgrünen Overall und schwarzem Barett der Panzertruppen der Army nickte und bog in einen der Hangars ein. "Das ist alles korrekt."
Im ganzen Hangar standen Panzer vom Typ Jack Hammer. An allen Panzern wurde gearbeitet. Befehle wurden gebrüllt.
"Was ist es für ein Gefühl, von einem der Eliteregimenter der Army in ein neu aufgestelltes Panzerregimenter voller frischer Freiwilliger versetzt zu werden?"
"Wie meinen Sie das Ms. Kaiser?"
"Nun, es wird doch sicherlich nicht gerade DER Traumposten sein, und sie werden sich sicherlich nicht darum gerissen haben."
Voscherau hielt den Grav Jeep an und blickte sie an. "Ja, das ist richtig, doch sehen Sie sich dieses Regiment genau an, es beginnt oder endet nicht mit meinem Namen."
Er deutete auf eine Frau, die auf dem Jackhammer arbeitete, der Kaiser und Voscherau am nächsten war: "Sehen Sie den Sergeant auf dem Panzer, die die an der 150er arbeitet: Das ist Sergeant Anika Schulz, ihr Großvater war Philip Schulz, ja der Philip Schulz, Präsident der Bundesrepublik Terra und der Private, der ihr gerade das Ersatzteil reicht ist Homer Andrews, ein Farmer von Cardigan, er stammt von einem Planeten, der auf der anderen Seite der Republik liegt, 70 Lichtjahre von hier entfernt. Er fühlt sich seinem Volk und seiner Heimant derart verbunden, dass er seine Farm stehen und liegen lässt und sich bei der Army meldet."
Voscherau deutete in die andere Richtung auf einen anderen Soldaten: "Christopher E. Reiley. Der Christopher Reiley, der vor vier Jahren ein Buch schrieb, um für eine Diplomatische Offensive an die Akarii warb. Nun da seine Familie auf Manticore in Feindes Hand lebt, trägt Reiley die Uniform."
Die Hand des Colonels fuhr zu einem recht alten Soldaten, der auf sie beide zu kam: "Master Sergeant Theodor Waters, zwei Monate vor dem Kriegsausbruch schied er aus dem Militärdienst aus und ging in Rente, nun trägt er wieder unsere Uniform."
Franziska nickte verstehend: "Hm, das klingt so, als ob viele hier sind, weil sie einfach dabei sein wollen."
"Nein, Sie verstehen nicht, niemand von uns will den Krieg, weil wir mitten drinnen stecken werden." Der Colonel seufzte. "Beinahe alle von uns wären gern, wo anders, bei unserer Familie, bei Freunden zum Grillen, mit den Kindern zum Fußball. Doch das ist zurzeit nicht möglich. Wir stehen hier als Vertreter der Menschlichen Rasse, ihrer Träume, ihrer Ideen und ihrem Streben nach Freiheit."

Das Kamerabild schaltete um und zeigte jetzt ein Fernsehstudio von ACT.
Auf einer großen schwarzen Couch saßen Franziska Kaiser sowie drei Männer.
Der in der Mitte, rechts von Franziska, war Armando Cortez der Moderator von Smartline. Links von Franziska saß Ferdinand Beck, Pressesprecher von Blohm und Voss Spacecrafts AG. Rechts von Cortez saß Martin Rush, Pressesprecher aus dem Büro des Gouverneurs.
Cortez lächelte: "Waren das nur die üblichen Phrasen oder haben wir es hier mit echten Feuer und echter Leidenschaft zu tun? Was meinen Sie Franzi?"
Franziska nippte an ihrem Wasser: "Pflichtbewusstsein, Armando, einfaches Pflichtbewusstsein."
"Und wie hat der Colonel auf Berichte über den Pariser Pakt reagiert?" Wollte Cortez wissen.
"Er war sehr erbost, aber das werden unsere Zuschauer in der Ausführlichen Reportage um 22 Uhr genauer erfahren."
"Ich kann mir gut vorstellen, das der Colonel sehr wütend wurde. Dieser Pariser Pakt ist eine Beleidigung aller Männer und Frauen, die für unsere Freiheit kämpfen." Ereiferte sich Beck.
"Woher wusste ich, dass Sie sich in die Richtung über den Pariser Pakt äußern würden." Cortez grinste frech.
"Selbstverständlich, immerhin wurden auch wir von diesen ehrenwerten Herren angegriffen." Beck lehnte sich vor. "Man erzählt von hohen Gewinnen, prangert uns als Kriegsgewinnler an. Wir sind es, die diesen Krieg auf finanzieller Ebene tragen: Kriegssteuern, Transportzölle und vieles mehr. Viele unserer Mitarbeiter haben ebenfalls Familienangehörige bei der Navy oder der Army. Genauso wird es bei den anderen Werften sein, bei Vickers Interstellar und New Bosten Space Constructions."
"Mir kommen ganz andere Gedanken", mischte sich Rush ein, "wenn ich die Damen und Herren des Pariser Paktes so höre, scheinen sie keine Angehörigen in der Grenzregion zu haben. Es scheint mir, als würden sie halt stop schreien, ehe sie in den Genuss der Akarii kommen können. Purer Egoismus und Feigheit. Ich meine, wir können doch jetzt nicht einfach vor den Echsen kuschen, die haben unsere Welten besetzt. Brave Menschen stöhnen unter der Last der Akarii-Knute."
"Wahrscheinlich haben Sie recht meine Herren, doch wie wir gleich sehen werden, ist die Unterstützung für unsere Truppen - quasi dem Pariser Pakt wider - auf einem Hochpunkt. Vor drei Tagen wurden zwei neue Träger der Majestics-Class in Dienst gestellt: Die Angela Mannheim und die James Windsor. Erlesene Namen muss ich schon sagen."
"Sie passen zu der Typ von Schiff Armando", Beck lächelte in die Kamera, "doch auch Blohm und Voss wird dazu übergehen, die folgenden Schiffe der DAUNTLESS Klasse nach gefallenen Helden benennen, mit Ausnahme der Daring natürlich, es bringt Unglück ein Schiff umzunennen."
Jetzt mischte sich Franziska wieder ein: "Wurden noch mehr Schiffe der DAUNTLESS Klasse auf Kiel gelegt?"
"Korrekt, es wurde mittlerweile mit dem Bau drei weiterer Flak-Kreuzer begonnen."
"Aber ist es nicht so, dass sich die DAUNTLESS noch nicht wirklich bewiesen hat Mr. Beck?"
"Bitte erlauben Sie mir zu antworten Ferdinand", drängte sich Rush auf, "sowohl Blohm und Voss als auch wir von der Regierung Alpha Centauries sind uns sicher, dass die DAUNTLESS-Class sich mit Bravour beweisen und eine Bereicherung für die Raumstreitkräfte erweisen wird."
"Sie haben sicherlich Recht meine Herren, nur kommen wir zu den Trägerschiffen zurück", nahm Cortez wieder das Heft in die Hand, "wir spielen nun die Aufnahmen der Taufe des neuesten Flottenträgers unserer Streitkräfte ein: Der TRS COLUMBIA!"
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Vickers Raumwerft,
Marsumlaufbahn

Blitzlichter leuchteten im stetigen Gewitter auf als Patricia Birmingham sich erhob und ans Rednerpult ging: "Sehr verehrte Damen und Herren der Terran Space Navy, es ist mir eine große Ehre und auch Vergnügen an diesen Tag ihr Ehrengast zu sein."
Jeder Kommandant eines Schiffes wird an Bord seines Schiffes mit Captain angesprochen, egal welchen Rang er innehat. Ein Captain an Bord eine Schiffes, welches nicht seines ist wird mit Commodore angesprochen, ging sie im Geiste DeMarkos Worte noch mal durch. Sie hatte ebenso auf Rock und hochhackige Schuhe auf DeMarkos Rat hin verzichtet. Ziehen Sie eine Hose an, wir gehen auf ein Kriegsschiff.
"Ich war hocherfreut und sehr überrascht, als ich die Einladung zur Taufe dieses Schiffes erhalten habe, um so mehr habe ich mich gefreut, als ich von meinem Verteidigungsminister erfuhr, dass die Taufe von Trägerschiffen ausschließlich ehemaligen Admiralen vorbehalten war. Ich glaube, er klang sogar etwas geknickt."
Sie lächelte zu DeMarko rüber, der extra für diese Festlichkeiten sich eine neue weiße Galauniform anfertigen ließ.
Vereinzeltes Lachen erklang im Publikum.
"Nun, auch wenn wir uns im Krieg befinden, sollten wir diesem Schiff den Festakt bieten, der ihm von rechts wegen gehört, darum lassen Sie uns beten: Herr, Universum unser aller Gott. Wir bitten Dich dieses unsere Schöpfung zu empfangen und zu segnen. Ihm in seinen Schlachten beizustehen, es zu behüten und zu verteidigen. Seiner Besatzung den Mut und die Kraft zu verleihen, die sie bei der Erfüllung der vor ihr liegenden Prüfungen zu geben.
Gebe diesen jungen Männern und Frauen Deinen Segen und Deinen Schutz. Lasse Sie immer wieder in den schützenden Hafen zurückfinden.
Amen!"
Birmingham verließ das Pult und trat zu der Abschussvorrichtung an der Seitenwand des Dockmoduls.
Der Anblick, der sich durch das zwei Meter dicke Sicherheitsglas bot, raubte ihr den Atem. Der riesige Flottenträger schwebte keine 200 Meter von ihr entfernt. Über 70.000 Tonnen Stahl und Ingenieurskunst. Geschaffen von Menschenhand. 1 Kilometer lang, 312 Meter hoch - von unten bis hin zum Top, 250 Meter breit. Über 4.000 Mann Besatzung.
Ein älterer Senior Master Chief riss sie aus ihrer Träumerei: "Der Champagner Ma'am."
Der Mann war gut 20 Jahre älter als sie und doch blickte er sie ehrfürchtig an.
"Ja, natürlich, vielen Dank, aber wenn Sie mir helfen würden."
Der Chief spannte die 2 Liter Flasche teuersten Champagners in die Abschuss Vorrichtung ein und machte diese zum feuern bereit.
Birmingham drehte sich halb zu der Besuchergruppe um: "Hiermit taufe ich Dich auf den Namen COLUMBIA, in Gedenken an die ersten Pioniere der Raumfahrt und an eine lange Tradition von Schiffen der Terran Space Navy."
Die Kameras der Reporter blitzten auf und sie feuerte den Champagner auf die COLUMBIA ab.
Innerhalb von 45 Sekunden überbrückte die Flasche die Entfernung zwischen Dockwand und Schiffswand und zerplatzte exakt über dem Schriftzug "COLUMBIA".
"Soldaten und Soldatinnen der Terran Space Navy: Bemannt dieses Schiff und nehmt es in Betrieb!"
Kaum hatte Birmingham ihre letzten Worte gesprochen, da ertönte aus allen Lautsprechern die Hymne der Navy "Anchors Aweigh".
Auf einem Monitor sah Birmingham, wie ein Strom von Männern und Frauen in weißen Ausgehuniformen der Navy über einen Zugangstunnel in die COLUMBIA strömten. Propaganda!
Sie ließ sich ein Glas Champagner reichen und plauderte etwas mit den anwesenden hohen Tieren von Vickers, so wie einigen Militärs und anderen geladenen Gästen. Natürlich kamen auch die Vertreter der Presse nicht zu kurz.
Der Star von TNN macht einen gereizten Eindruck, aber das konnte sie verstehen, da DeMarko ihr verraten hatte, dass man Scott McLean die Fragen in den Mund gelegt hatte und ihm zugleich mit der Einberufung gedroht hatte.
Schließlich trat ein Commander in Galauniform auf sie zu. Seine linke Brust war mit Ordens- und Campagnenbändern geschmückt, sowie goldenen Pilotenschwingen.
Er stellte sich als Cunnings oder so ähnlich vor und bat sie ihm an Bord zu folgen.
Schnell sammelte sich ihr Gefolge, sowie einige ausgewählte Pressevertreter um sie.
Der Commander führte sie über den Zugangstunnel auf die COLUMBIA.
Als sie das Schiff betraten trillerten Bootsmannspfeifen und ein Unteroffizier der Navy bellte Befehle: "Ehrenwache: stillGESTANDEN!"
Ein Lieutenant erschien und riss seine Hand zum Salut hoch.
"Bitte an Bord kommen zu dürfen." Fragte Birmingham.
"Willkommen an Bord Madam President." Antwortete der Lieutenant und grüßte ab.
Birmingham drehte sich na Links zur Fahne der Republik und grüßte diese. Wie kann man nur so viele Traditionen anhäufen.
Der Commander führte sie dann in Richtung Schiffsbrücke, wobei er stetig Daten über Schiff und Besatzung von sich gab.
Sein Akzent war ähnlich ihrem eigenen New-Bostoner-Akzent und schien auszudrücken, dass diese Art von Fremdenführer unter seiner Würde war.
Schließlich sprach McLean den Commander auf seinen Jollahran-Ribbon an und unterbrach endlich die Technik-/Geschichtslektion.
Birmingham hasste es, wenn man ihr Vorträge über Sachen hielt, die sie eh nicht verstand. Zumindest sollte man dann wenigstens die Höflichkeit haben, die Details zu erklären.
McLean und der Commander schienen sofort ein Herz und eine Seele zu sein.
Schließlich stiegen sie in einen Lift, der sie auf die Brücke bringen würde.

Als sich die Türen zur Brücke öffneten wurde Birmingham erneut vom alltäglichen Navygebrüll empfangen.
"Presidentin auf der Brücke!"
Auch hier trugen die Männer und Frauen ihre weißen Galauniformen, jedoch schienen sie sich herzlich wenig um die Ankündigung zu kümmern.
Keiner blickte von seiner Konsole auf, sondern der Betrieb lief ungestört weiter.
Die Front war von Fensterscheiben gesäumt und erlaubte einen Ausblick auf das Oberdeck des Trägers, mit seinen Geschütztürmen und den Raketenwerferbatterien.
Aus den Augenwinkeln sah Birmingham, wie sich McLean von seinem neuen Freund löste und dieser ihm etwas beleidigt nachblickte.
"Madam President", ein Captain der Navy mit offenem und freundlichen Lächeln streckte ihr die Hand entgegen, "willkommen auf der COLUMBIA. James Waco ihr Captain. Darf ich Sie rumführen Ma'am?"
"Gern." Birmingham bedeutete Waco voranzugehen.
Waco zeigte ihr achtern den großen Kartentisch, an Backbord die Waffenkontrolle, vorn die Steuersysteme, sowie die Sensorenabteilung. Die Comabteilung war an der Steuerbordseite, ebenso die Bordsicherungszentrale, von wo man Notfalleinsätze gegen Feuer und Hüllenbrüche koordinierte, wie Birmingham erfuhr.
Die Brückenbesatzung besteht zu jeder Zeit aus 25 Offizieren und Unteroffizieren.
"Captain: Bordsicherung meldet alle Schotten geschlossen, Zugangstunnel gelöst. Der LI meldet Maschinen hochgefahren, beide Reaktoren arbeiten mit 90 Prozent."
"Das ist Commander Nicholas van der Hoeven, mein 1. Offizier. Mister Fillon, der Leitende Ingenieur der COLUMBIA, hat alles zum Auslaufen vorbereitet", er führte sie zur Kommandostation in der Mitte der Brücke, "und im Grunde warten wir nur noch auf Ihren Befehl Ma'am."
Birmingham räusperte sich: "Meine Befehle?"
"Natürlich, wenn Sie bitte den Befehl zum Auslaufen geben würden." Bat Waco und die Mikrofone und Kameras der Reporter richteten sich auf sie.
Sie blickte kurz zu Waco, dieser deutete auf van der Hoeven.
"Mr. van der Hoeven: Bringen Sie uns raus!"
"Aye, aye Ma'am." van der Hoeven wandte sich an die Steuerzentrale, "Ms Tseng: Schwebezustand einleiten.
"Aye, aye Sir, Schwebezustand einleiten.", die Finger der jungen Asiatin tanzten über die Konsole. "Schwebezustand eingeleitet!"
Birmingham verspürte eine kleine Veränderung, die sie jedoch auf die eigene Einbildungskraft schob.
"Jetzt werden wir von unseren Steuerdüsen so in Position gehalten, das unsere Geschwindigkeit zum Raumdock relativ null ist", erklärte Waco.
"Mr. Merzano: Verankerungen vorn und achtern lösen!" Befahl der 1. Offizier.
"Yessir, Verankerungen vorn und achtern gelöst!"
"Sonsoren: Meldung."
"Der Weg ... erm, keine Hindernisse voraus! Nächstes Hindernis 467 Meter auf 23 Grad voraus, kennzeichne es als Sierra 1." Antwortete dem ersten Offizier eine Lieutenant 1st Class von der Sensorenstation.
"Verankerungen mittschiffs lösen!" Bellte van der Hoeven.
"Yessir, Verankerungen mittschiffs gelöst!"
Van der Hoeven wandte sich an Waco. Dieser nickte.
"Ms Tseng: Manöverdüsen achtern halbe Fahrt voraus!"
"Halbe Fahrt voraus, aye, aye Sir!"
Der Zweiundsiebzigtausend Tonnen schwere Flottenträger setzte sich in Bewegung, jedoch konnte Birmingham, dass einzig und allein an der Positionsveränderung dem Raumdock gegenüber erkennen.
"Captain, wir sind frei vom Dock", meldete van der Hoeven schließlich.
"Sierra 1 identifiziert: Träger Pegasus-Class, TRS MOSKAU CV 44!" Kam die Meldung von der Sensorstation.
"Dieser alte Himmelhund!" Bemerkte Waco. Er rieb sich kurz das Kinn: "Singnaloffizier: Steuerbordmorsescheinwerfer klar machen."
"Aye, aye Sir!"
"Passieren MOSKAU", meldete die Sensorenstation.
"MOSKAU Signalisiert mit Morsescheinwerfer: An TRS COLUMBIA: Willkommen in der Familie. Gezeichnet TRS MOSKAU, Nakagawa, Captain." Der Signaloffizier lächelte sichtlich stolz.
"Signalisieren Sie: An TRS MOSKAU: Wir sind froh endlich dabei zu sein. Gezeichnet TRS COLUMBIA, Waco, Captain."
"Aye, aye, Sir, gesendet."
Waco straffte sich, als sie die MOSKAU passierten: "Brückenbesatzung: Achtung stillGESTANDEN! Ausrichtung nach Steuerbord."
Um Birmingham herum nahmen die Männer und Frauen Haltung an.
"SALUTIERT!"
Die Besatzung der COLUMBIA behielt den Salut so lange bei, wie die MOSKAU durch die Bullaugen zu sehen war.
Anschließend unterhielt sich Waco noch kurz mit seinem Navigationsoffizier, kam dann jedoch sofort zurück zur Presidentin.
"Ma'am, wir haben im Kasino ein kleine Buffet herrichten lassen, wenn Sie gestatten?" Er hielt ihr galant den Arm hin.
Patricia Birmingham lachte auf und hakte sich ein: "Oh, wo man doch alles Gentlemen findet."
"Madam, ein Offizier ist per Definition ein Gentleman. Allzeit adrett gekleidet, höflich, zuvorkommend. Er zeit beispielhaft für seine Männer und Gesellschaft immer exzellente Manieren. Er ist eine Zierde sowohl für die Streitkräfte und seine Nation als ganzes."
Waco sprach zu überzeugend, als dass er es wirklich ernst meinte.
Jedoch zeigten sich die Offiziere der COLUMBIA bei dem kleinen Buffet - ein 10 Meter langer Tisch mit Köstlichkeiten aus der ganzen Republik - von ihrer besten Seite.


Auf der MOSKAU lief es nicht annähernd so fröhlich, wie das Logbuch später bekannt gab:

Logbuch TRS MOSKAU, Captain Nakagawa:

Nachdem die MOSKAU planmäßig, wie von Admiral Renault befohlen auslief um an der Flottenparade für die COLUMBIA teil zu nehmen kam es schon nach den ersten 20 Minuten zu argen Problemen im Maschinenraum.
Um 16 Uhr Bordzeit wurde Strahlungsalarm ausgelößt. Der L.I. schickte die zweite Schicht in Strahlenschutzanzügen in den Maschinenraum.
Die erste Schicht wurde auf die Krankensation zur Behandlung gegen Strahlenschäden befohlen.
Um 17 Uhr 30 vergrößerte sich der Strahlungsausstoß aus Reaktor Nr. 1 um 300 Prozent.
Zwei Mann der Maschinenraumbesatzung wurden trotz getragener Schutzanzüge stark verstrahlt. Chief Petty Officer Oliver Neuhaus starb um 19 Uhr an seinen Strahlenschäden.
Spaceman 1st Class JinHo Pou kämpft noch immer mit dem Tod. Der Chefarzt der MOSKAU gibt dem jungen Mann jedoch höchstens 36 Stunden.
Die MOSKAU kehrt unter Reserveenergie ins Raumdock zurück.

Gezeichnet
Hidoshi Nakagawa,
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23.11.2015 09:57 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Zwei Stunden später war die erste Simsession überstanden. Murphy war nicht überrascht von dem, was er gesehen hatte, aber er hatte doch gehofft, dass sich die Staffel etwas besser präsentieren würde. Abgesehen von den Rafales, deren Besatzungen schon etwas besser eingespielt waren, hatte sich Murphy ein Bild des Grauens offenbart. Crews, die entweder gar nicht miteinander kommunizierten, sich gegenseitig anbrüllten oder einfach nur hilflos sich anschauten, sobald es eng wurde, waren genau das, was er nicht brauchen konnte. Seufzend ließ er alle in den Besprechungsraum antreten. Hinter ihm trat Count durch die Tür, der ebenfalls wenig begeistert gewesen war. Ihn störte auch, dass Murphy ihn und sich aus der Übung herausgenommen hatte. Nicht dass hinter dieser Order nicht eine gewisse Weisheit steckte – so konnten sich beide auf die Übung konzentrieren und die Crews beobachten. Aber er wollte doch gerne mal sehen, was sein Pilot und Staffelkapitän so drauf hatte, vor allem in der Crusader. Immerhin hatte er es geschafft, sich über seine Kontakte einige der weniger stark klassifizierten Gefechtsroms von Murphy zu organisieren. Die deuteten bereits an, weshalb man ihn zum Staffelkommandeur gemacht hatte. Aber Count wußte auch, dass der Griphen komplett andere Anforderungen stellte als die Crusader. Ein Bomberpilot mußte seinen Angriffsimpuls noch stärker unterdrücken, er mußte stur wie ein Ochse und zugleich filigran wie ein Violinenspieler vorgehen, wenn die Mission ein Erfolg sein sollte.

Er wurde aus den Gedanken gerissen, als sich Murphy räusperte.
„Leute, das war ja wohl nichts. Absolut nichts. Den Rafale Crews will ich zugestehen, dass sie wenigstens ahnen, was sie tun müssen. Aber der Rest? Eine Katastrophe ohne gleichen. Bear, man brüllt seinen Bombenschützen nicht an, wenn der mal nicht gleich rausrückt mit den Koordinaten. Und Maniac, das gilt auch für Sie brauchen gar nicht so zu grinsen. Spartan, haben Sie eigentlich schon festgestellt, dass links neben Ihnen noch ein Pilot sitzt? Ja, mit dem kann man sich sogar unterhalten. Dart, Sie sollten sich davon aber nicht so irritieren lassen, dass Sie die ganze Zeit nach rechts schauen.
Insgesamt war die Übung, wie gesagt, gar nichts. Einfach nur schlecht. Wir haben eine vorsichtig formuliert zu lockere Formation gehabt – man könnte auch sagen, wir hatten gar keine – dann hatten einige Leute hier Probleme, sich innerhalb der Maschine und innerhalb der Rotten über Vorgehensweisen zu einigen. Die Feuermuster der automatischen Türme waren nicht abgestimmt und wiesen so große Löcher auf. Der Zielanflug war viel zu berechenbar, zu gerade und wurde zu früh abgebrochen. Flugkörper lagen nur mit 20 % im Ziel, was ebenfalls unakzeptabel ist. Trotzdem gingen 30 % der Maschinen verloren, was selbst bei Vernichtung des Ziels inakzeptabel wäre.
Bagatelle wie nicht vorhandene Funkdisziplin, fehlende Crewkoordination, zwei Navigationsfehler und drei unfreiwillig produzierte Systemabstürze lasse ich mal unkommentiert. Ich will dass sich das ändert, und zwar pronto. Zehn Minuten Pause, die Sie zur Einsatzbesprechung nutzen sollten, dann wird die Mission wiederholt.“

Ohne Kommentare abzuwarten verließ er den Raum, nachdem er Count bedeutet hatte, ihm zu folgen.
„Und, was meinen Sie?“ fragte Murphy seinen XO.
„Sie haben es ganz gut beschrieben, wenn auch einige weitere Details fehlten. Zum Beispiel in der Verwendung der Mavericks....“
Murphy nickte. „Ich wollte die Leute nicht überfrachten. Aber ich habe es auch mitbekommen. Was meinen Sie zum Ausbildungsstand?“
„Mäßig. Kaum jemand mit mehr Erfahrung als dem Umschulungslehrgang, das wußten wir ja. Aber auch niemand da, der sich wirklich als begabt erweist. Ich fürchte, die Auswahl der Unterführer wird schon ein großes Problem, von der Einsatztauglichkeit in einigen Wochen ganz zu schweigen.“
„Das wird mehr Arbeit, als ich befürchtet habe.“
„Packen wir es an.“

Zur gleichen Zeit saßen die restlichen Piloten im Besprechungsraum. Bulle LeBeau schaute in die Runde und fragte laut:“Und nun?“
„Wie und nun?“ äffte ihn Spartan nach.
„Ihr könnt Euch doch alle denken, was der Alte Mann mit uns macht, wenn wir die nächste Runde wieder vergeigen.“
„Strafexerzieren bis zum Umfallen?“
„Würde ich ihm glatt zutrauen, von dem was die Jaguars mir in Miramar erzählt haben“ schaltete sich Kingpin ein.
„Du solltest nicht alles glauben, was einem die Jungs von den Griphen erzählt haben.“ entgegnete Spartan.
„Wie ein Weichei tritt er jedenfalls nicht auf.“ Das brachte Spartan zum Verstummen.
„Das ist richtig. Wir sollten uns mal ein wenig zusammenreißen. Ich meine, wir stellen uns offensichtlich an wie grüne Jungs. Gut, einige von uns sind es. Aber nicht alle.“ LeBeau blickte die anderen an.
„Sprecht miteinander, aber vernünftig. Da hat Murphy schon recht.“ gab Kingpin dazu.
„Klar, aber was meinte er mit dem Navigationsfehlern und den Computerabstürzen?“
„Mit den Abstürzen das war ich, ich habe Count nachher darauf angesprochen und offensichtlich habe ich die falsche Reihenfolge bei der Initialisierung verwendet. Da ist mir die Mühle immer abgeschmiert.“ mischte sich Doom ein.
„Und der Navfehler?“
„Ich schätze, wir haben das Ziel deshalb nicht optimal erwischt. Ihr wißt doch, der Einsatzplan sah vor, es von hinten zu nehmen, wir sind fast genau auf der Breitseite angekommen.“
„Stimmt, Rapier, das habe ich mir auch so zusammengereimt.“ meinte Bull. „Womit wir schon mal zwei Fehlerquellen hätten.“
Count steckte den Kopf durch die Tür. „Zehn Minuten sind um, ab in die Cockpits.“

Die nächste Übung verlief zu Murphys Erleichterung deutlich besser. Dass sie insgesamt durch den Wiederholungseffekt einfacher sein würde, war klar gewesen, aber viele kleine Fehler wurden abgestellt. Die Formation war sauberer, die Absprachen klappten besser und einige Crews begannen langsam, zueinander zu finden. Als die Mission beendet war, wirkten sie aber alle erschöpft, so dass Martell ihnen entgegen der ursprünglichen Planung eine längere Pause gönnte, bevor er mit der Theorie begann. Immerhin schien die Standpauke bewirkt zu haben, dass einige der Leute besser zuhörten und sich konzentrierten. Andere, insbesondere einige der New Bostoner „Veteranen“ – Murphy betrachtete sie eher als Feierabendflieger – versuchten betont lässig und uninteressiert zu wirken.

Am Abend dann saß Murphy da, wo er am liebsten keine einzige Minute verbracht hätte, nämlich am Schreibtisch. Doch gerade der Aufbau einer Staffel benötigte viel administrative Arbeit, die er zudem nicht so gut delegieren konnte wie bei einer eingespielten Einheit.

Währenddessen trafen sich unter konspirativen Umständen mehrere Veteranen der New Bostoner Miliz im Raum von Lieutenant Commander McGill. Nachdem der Letzte von ihnen die Tür hinter sich geschlossen hatte, nickte die Gastgeberin allen zu und begann dann:
„Nun, was gibt es neues?“
„Abgesehen von dem miserablen Verlauf der Übung?“ fragte Spartan.
„Die habe ich selber verfolgt., Ja, außerdem.“
„Nun ja, ich habe meine Kontakte im Flottenhauptquartier spielen lassen. Abzüglich einiger weniger geschwärzter Passagen habe ich morgen die Personalakte von Murphy vorliegen.“
„Geschwärzt?“
„Es handelt sich wohl um die vorletzte Feindfahrt der REDEMPTION, bei der Murphy einige Missionen geflogen sein soll, die so geheim sind, dass sie im HQ wohl nur ganz wenige Leute überhaupt die Grunddaten der Mission abfragen können. Mein Kollege meinte, das rieche nach Geheimdienst. Aber mehr konnte er nicht rausbekommen.“
„Schade. Andererseits will ich nicht zuviel riskieren. Wenn man mit dem ND spielt, sollte man mindestens einen Straight Flash auf der Hand haben, ansonsten wird es ungemütlich. Ansonsten schon was bekannt?“
„Murphy hat wohl vor einiger Zeit hier auf dem Mars als Ausbilder gedient, dann ist er CO der VF 2710 gewesen und nun zu uns gekommen. Mein Freund sagte mir, die Akte sei mustergültig, soweit er das überblicken könne. Keine Unregelmäßigkeiten. Interessant ist allerdings, dass er keinen Verwandten angegeben hat. Da mag was im Argen liegen, aber das ist nur spekulativ.“
„Hmm....schauen wir mal.“
Zwanzig Minuten später war das Treffen beendet. McGill brütete aber noch die ganze Nacht über die Frage, wie sie sich mit Murphy auseinandersetzen sollte.
23.11.2015 09:59 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Lilja beobachtete Marine, die gerade aus ihrem Simulator kletterte. Die ehemalige angehende Atmosphärenpilotin wirkte zwar etwas müde, hielt sich aber aufrecht. Vermutlich war sie fest entschlossen, sich als genau so hart im Nehmen wie ein altgedienter Soldat zu präsentieren. Sie war neu in der Staffel und wollte sicher einen möglichst guten Eindruck machen.
Die Russin unterdrückte ein schiefes Grinsen. In vielem war sie selber auch nicht viel anders gewesen, war es auch heute nicht. Wo Marine besorgt war, man könnte ihr ihre Unerfahrenheit und ihre Herkunft ankreiden, da schleppte Lilja ihre Zeit in der Reserve mit sich herum – auch keine Empfehlung für eine Pilotin, die es so genau nahm wie sie. Bisher machte die Neue sich gut, auch wenn Lilja sie gnadenlos ,rangenommen‘ hatte.

Wenn die Russin sich selbst gegenüber ehrlich war, dann fragte sie sich manchmal, ob sie Marine nicht schon zu sehr unter Druck setzte. Nicht aus Rache dafür, daß Marine sich bei dem einen oder andere simulierten Probekampf in der Atmosphäre als überlegen erwiesen hatte. Eher, weil sie an die Akademieabgängerin so hohe Anforderungen stellte, wie an einen Veteranen.
Andererseits, der Mensch wuchs mit seinen Aufgaben. Wer hier schon versagte, der hatte immer noch mehr Glück, als wenn ihm die Akarii die Grenzen seines Könnens aufzeigten – bevor er starb. Und Lilja glaubte daran, daß man von Menschen fast alles fordern konnte und mußte, um es zu bekommen. Immerhin war Krieg.
Bei den Übungen hatte sie Marine bewährt. Mit ihrer Hilfe war es Lilja gelungen, die Staffel langsam aber sicher auf Vordermann zu bringen. Natürlich hatte die Staffelchefin einen entscheidenden Anteil daran, aber Lightning konnte nicht immer und überall dabei sein. Schließlich hatte sie als Kommandeurin auch noch den ganzen Papierkram am Hals. Und so verließ sie sich in vielem auf ihre XO. Nicht ohne sie streng zu kontrollieren. Das war kein Zeichen mangelnden Vertrauens, vielmehr wäre ein Fehler einfach zu teuer geworden. Lightning hätte ihre eigene Schwester nicht nachsichtiger überwacht.
Bisher schien die Staffelführerin der Grünen Schwadron jedenfalls sowohl mit sich selbst als auch mit ihren Piloten und ihrer XO zufrieden. Was Lilja nicht wenig schmeichelte. Sie mußte bloß aufpassen, daß sie nicht zu stolz wurde, und sich vielleicht Fehler erlaubte vor lauter Selbstsicherheit. Aber eine Erinnerung an ihre letzten Feindfahrten genügten meist, um diese Gefahr zu bannen. Nur zu gut erinnerte sie sich ihrer Fehler.

Die XO nickte den anderen Piloten zu, die nun ebenfalls aus den Simulatorkokons klettern. Sie alle hatten sich gut geschlagen. Bei der Mission, Verteidigung eines Trägers gegen feindliche Jagdbomber, hatten sie ihre Aufgabe erfüllen können. Es war natürlich nicht ohne herbe Verluste abgelaufen, aber etwas anderes war bei den Parametern nicht zu erwarten. Eine Simulation, die ohne abgeschossene Erdmaschinen ausging, war zwangsläufig fehlerhaft – das hatte der Krieg sie gelehrt.
Aber verglichen mit den Möglichkeiten waren die Leistungen gut ausgefallen. Deshalb entschloß sich die Russin, heute etwas gnädig zu sein. Soweit sie das überhaupt konnte...
Sie musterte die anderen Piloten: „Keine schlechte Leistung. Ich vermisse lediglich noch etwas die Koordination zwischen den einzelnen Flights. Karanka und Tyr – Ihr müßt noch besser lernen, mit euren Führern zusammenzuarbeiten.“ Sie lächelte bissig: „Das heißt Tyr – auch du mit mir. Ich schlage vor, wir treffen uns nach dem Abendessen...“das bedeutete, in der knapp bemessenen Zeit, die eigentlich frei war: „und üben ein wenig Verbandsflug unter erschwerten Bedingungen. Eine halbe, dreiviertel Stunde sollte für heute genügen.“ Natürlich waren die beiden Milizionäre nicht eben begeistert. Aber sie akzeptierten es.
„Was die übrigen angeht – ich erwarte, wenn ich mit meiner Nachtischsübung fertig bin, eure Berichte zu sehen. Fehler unserer Strategie und eures eigenen Verhaltens. Wenn mir etwas nicht paßt, werde ich das mit dem Entsprechenden noch durchgehen.“ Das würde zwar möglicherweise auch für sie Extraarbeit bedeuten, aber sie nahm der Verbitterung über ihre Schleifermethoden etwas die Nahrung, wenn sie selber am meisten arbeitete. Dann konnte man ihr im schlimmsten Falle noch „Hals- und Schulternjucken“ unterstellen. Die klassische Krankheit derer, die nach Orden und neuen Rangabzeichen gierten.

Nun, nach dem Essig, schenkte sie ein wenig Honig nach, um den Geschmack zu mildern: „Ich muß aber sagen, daß ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Wir haben drei Maschinen verloren und drei mit erheblichen Schäden, aber der Feind hat nicht weniger als acht Jabos eingebüßt, und die anderen konnten nicht durchbrechen. In einem echten Kampf bedeutet dies, unser Träger ist gerettet, und unsere ausgestiegenen Piloten konnten eingesammelt werden. Auf einen Weltraumspaziergang können wir also verzichten.“ Die Raptor-Jagdbomber waren gewiß keine leichten Gegner, aber gegen die schnellen Typhoon doch klar im Nachteil. Sie konnten ausmanövriert werden, und saß ihnen erst einmal ein Abfangjäger im Nacken, gab es kaum ein Entrinnen. Auf der anderen Seite hatte eine Typhoon gute Chancen, einen Raptor abzuhängen. Zu sicher durfte man sich dessen freilich nicht sein. Raketen und Bordwaffen konnten auch von einer langsameren und ,faulen‘ Maschine mit bemerkenswerter Genauigkeit ins Ziel gebracht werden. Oft hing es allein vom Piloten ab.
Lilja spürte die Erleichterung, die bei ihren Worten aufkam. ,Weltraumspaziergang‘ war ein ,allseits beliebter‘ Trick der Ausbilder. Wer sich zu ungeschickt anstellte, und abgeschossen wurde, verbrachte oft im Anschluß an eine Übung einige Stunden ,draußen‘. Mit anderen Worten, er mußte auf dem Flugfeld strammstehen, bei jedem Wetter. Naturgemäß wurde so etwas vor allem dann angeordnet, wenn es regnete oder das Wetter in anderer Hinsicht unerträglich war. Lilja wandte das Mittel zwar nicht an, das war eher etwas für die Akademie. Sie erwähnte es allerdings hin und wieder.
„Ich sehe, daß sich sowohl die Neulinge gut an die Veteranen angepaßt haben, als auch die Veteranen mit den neuen Staffelkameraden kooperieren. Wenn es so weitergeht, verdienen wir es bald wirklich, den besten Jäger des Geschwaders zu fliegen.“ Ihre Kameraden reagierten auf diese Worte mit eher mattem Grinsen. Liljas demonstrativ zur Schau gestellte Überheblichkeit gegenüber anderen Maschinen als der eigenen war bekannt, und einer ihrer Charakterzüge, den man noch am ehesten schätzte. In einer Hinsicht freilich hatte sie Recht. Jede Staffel wollte gerne die beste ihres Geschwaders sein. Deshalb notierten die meisten Staffeln die Abschüsse gesondert für Piloten, Staffeln und für das Geschwader. Wie das alte arabische Sprichwort besagte: „Ich gegen meinen Bruder. Ich und mein Bruder gegen unseren Onkel. Ich, mein Bruder und mein Onkel gegen den Rest des Stammes. Wir alle gegen die Fremden...“
Und die Führer der Einheiten schürten diese Einstellung noch. Teils, weil sie glaubten, daß dies die Männer und Frauen anfeuerte und zu Bestleistungen inspirierte. Teilweise aber auch, weil sich so etwas sehr gut in der Akte und bei der Entscheidung über weitere Beförderungen machte. Angeben konnte man damit natürlich auch.

Mit einem knappen Befehl entließ Lilja ihre Kameraden. Die meisten hatten es eilig, sich zu entfernen. Die Zeit zur Erholung war nicht eben reichlich bemessen, da nutzte man jede Sekunde. Marine wollte sich den anderen anschließen, als sie bemerkte, daß Lilja ihr bedeutete zu bleiben. Mit einem vagen Gefühl der Unruhe hielt die jüngere Pilotin inne.
Lilja sprach so gut wie nie mit jemanden unter vier Augen, sah man einmal von der Staffelchefin und ihrer Freundin Imp ab. Und wenn sie es dennoch tat, dann meist um einen privaten Rüffel zu verteilen. Sie hatte zwar auch keine Hemmung, jemanden öffentlich ,fertigzumachen‘, doch manchmal beließ sie es bei einer privaten Predigt. Marine war sich allerdings keiner besonderen Sünde bewußt und fragte sich deshalb, was die XO von ihr wollte.

Lilja wartete, bis die anderen außer Hörweite waren. Sie wirkte, und das war ziemlich ungewöhnlich für sie, etwas unsicher. Es konnte sich also nicht um einen normalen Anschnauzer oder etwas anderes Dienstliches handeln, denn das erledigte sie zunehmend routiniert.
„Gehen wir ein paar Meter.“ meinte sie knapp. Marine schaute Lilja etwas unsicher an, trat dann aber an ihre Seite. Gemeinsam schlenderten sie von den Simulatorkapseln in Richtung Rollbahn. Die Russin schien darauf zu achten, daß niemand anderes in Hörweite kam. Noch immer zögerte sie etwas, aber dann gab sie sich einen Ruck: „Ich muß mit Ihnen reden.“
Marine unterdrückte ein leichtes Grinsen. ,So förmlich?‘ dachte sie amüsiert. ,Da kann es aber nun wirklich nicht um eine Rüge gehen...‘ Sie warf Lilja einen Seitenblick zu: „Nun, jetzt reden wir ja miteinander.“

Der Blick, den sie dafür von Lilja kassierte, schwankte irgendwo zwischen Unbehagen und gelinder Empörung. Aber dann schien Lilja doch entschlossen, die kleine Spitze zu ignorieren. Sie hatte sich scheinbar ein Herz gefaßt: „Da wir in den letzten Tagen noch mehr als sonst zusammengearbeitet haben, hatte ich gute Gelegenheit, Sie einzuschätzen, Taylor. Sie zeigen gute Anlagen, vergessen Sie aber nicht, daß die Simulation nicht der Ernstfall ist.“ Das war nun wirklich ungewöhnlich, denn so offen lobte die Russin normalerweise nicht. Das dicke Ende blieb also abzuwarten.
„Mir ist aufgefallen, daß Sie geradezu darauf zu brennen scheinen, daß es losgeht. Es ist nicht zu übersehen, daß Sie offenbar gegenüber den Akarii Haß empfinden. Das ist nur normal, immerhin haben sie uns angegriffen. Aber bei Ihnen steckt mehr dahinter.“

Deutlich war Lilja anzusehen, daß ihr das Gespräch unangenehm war. Marine wußte nicht recht, wieso. Sie ahnte freilich, woher der Wind wehte. Die nächsten Worte der XO bestätigten ihre Vermutung: „Wie Sie sich vorstellen können, besitze ich Kenntnis von Ihrer Akte. Sie haben Angehörige auf Mantikor, und Sie müssen davon ausgehen, daß die Akarii sie getötet haben.“
Die Selbstverständlichkeit, mit der die Russin vom Tod ihrer Angehörigen ausging, versetzte Marine einen Schlag. Sie wollte etwas entgegnen, wütend über die Offizierin, die ihre schlimmsten Ängste so scheinbar gleichgültig aussprach. Wollte sie anfahren, was sie sich einbildete, in ihrem Privatleben herumzuschnüffeln. Aber sie schwieg. Sie hatte nicht das Recht zu protestieren, gegenüber einer Vorgesetzten, die nur ihre Pflicht tat. Und außerdem – angesichts dessen, was man über das Vorgehen der Akarii wußte, war es nicht unwahrscheinlich, daß ihre Familie tot war. So sehr sie das auch leugnete, die Wahrscheinlichkeit sprach eher dafür als dagegen.

Lilja machte stur weiter und vermied es, Marine in die Augen zu sehen: „Wie ich schon sagte – Haß auf den Feind ist normal. Er ist sogar richtig. Aber sie dürfen sich nicht von Ihrem Haß beherrschen lassen. Sonst werden Sie es sein, der stirbt, nicht der Gegner.“
Erst jetzt blickte sie ihre Untergebene direkt an: „Wir werden früh genug Gelegenheit bekommen, den Echsen alles heimzuzahlen. Das verspreche ich Ihnen. Aber Sie müssen lernen, Ihre Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Wenn Sie das jetzt schon nicht schaffen, dann wird es Ihnen im Kampf erst Recht nicht gelingen. Sie werden sich zu sehr auf einen Gegner konzentrieren, und ein anderer wird Sie abschießen. Oder, schlimmer noch, Ihr Kamerad wird getroffen, weil Sie ihm nicht den Rücken decken. Wir führen hier keine private Vendetta, sondern Krieg. Und ich erwarte, daß Sie ihre Pflichte erfüllen, ungeachtet von persönlichen Gefühlen. Für die ich vollstes Verständnis habe. Haben Sie mich verstanden?“

Marine nahm Haltung an: „Zu Befehl Lieutenant!“
Am liebsten hätte sie Lilja eine runtergehauen, aber sie beherrschte sich. Es waren nicht die Worte an sich, die sie aufbrachten. Verglichen mit einer Standpauke von einem Ausbilder des Corps war das gar nichts. Aber das ihre Vorgesetzte an ihren wunden Punkte rührte, daß ließ sie innerlich kochen.

Die Russin musterte sie, so als ahne sie, was in der jüngeren Frau vorging: „Ich kann mir vorstellen, daß Sie wütend sind. Ich wäre es, an Ihrer Stelle. Aber mir als XO obliegt eine gewisse Verantwortung für die Staffel. Und auch wenn es Ihnen unangenehm ist, es ist besser, ich sage es Ihnen jetzt.“ Natürlich bekam sie keine Antwort. „Ich habe selber einige gute Freunde durch die verdammten Echsen verloren. Ich kann mir zumindest annähernd vorstellen, wie Sie sich fühlen. Aber ich werde nicht zulassen, daß Sie mit einem Rachefeldzug das Leben Ihrer Kameraden gefährden.“

Die XO holte tief Luft: „Gut. Also können wir davon ausgehen, daß Sie mich verstanden haben.“ Sie zögerte, doch dann fügte sie hinzu: „Und was ich Ihnen jetzt sage, behalten Sie für sich, verstanden? Nur soviel – es geht wie gesagt darum, seine Pflicht als Soldat zu erfüllen. Wenn das geschehen ist... ich will sagen, was außerdem passiert ist eine andere Sache. Wenn Sie tun, was von Ihnen erwartet wird, bin ich zufrieden. Was darüber hinausgeht, soll mir auch Recht sein. So lange keine Angehörigen der TSN dabei gefährdet werden.“
Mit diesen Worten nickte sie ihrer Untergebenen zu, drehte sich um und ging.

Marine starrte ihrer Vorgesetzten hinterher. Die letzten Worte der XO – was sollten sie bedeuten? Da war ein gewisser Unterton, Dinge, die nur berührt, nicht wirklich ausgesprochen wurden. Was hatte Lilja gemeint?

Lilja verzog angewidert das Gesicht. Sie haßte so etwas. Wenn es nur darum ging, jemanden anzuschnauzen – das fiel ihr leicht. Sie hatte es inzwischen gelernt, Leute auf Trab zu bringen. Und wenn sie dafür nicht eben beliebt war, na und? Dann ließ daran eben nichts ändern.
Aber so etwas, das würde sie wohl nie lernen. Sie konnte sich einfach nicht richtig verständnisvoll für andere zeigen. Was ihr noch am ehesten einfiel, war ein: „Reißen Sie sich zusammen, oder Sie sind die längste Zeit in dieser Staffel geflogen!“
Nicht gerade eine ideale Basis für ein klärendes Gespräch. Aber ebenso, wie sie selber sich davor verwahrte, daß jemand in ihr Innerstes blickte, hatte sie Probleme, sich ehrlich und aufrichtig mit dem Gedanken eines anderen auseinander zu setzen. So etwas bedeutete, daß man Anteil nahm, und das wollte sie nicht. Denn dann hätte sie Verständnis aufgebracht. Und wenn man erst einmal Verständnis für jemanden hatte, dann ließ dessen Tod einen nicht mehr kalt. Und das wollte, das konnte sie nicht riskieren. Nicht nach ihren Erfahrungen. Sie ging bereits ein großes Risiko ein, indem sie sich mit Imp angefreundet hatte, und ein wenig auch mit Lightning. Sie wollte einfach nicht etwas – und sei es auch nur enge Kameradschaft – gegenüber den anderen Staffelmitgliedern empfinden. Unweigerlich würden einige von ihnen sterben, und das sollte ihr auf keinen Fall nahegehen.
23.11.2015 10:00 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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Eigentlich war Juliane noch gar nicht richtig da. Ihre Gedanken waren noch mindestens ein halbes Lichtjahr hinter ihr. Sie dachte an den Urlaub mit Demolisher, an die Ferien am Strand von Bombay. Und natürlich an den Wildschutzpark.
An die wenigen Tage, die sie sich gegönnt hatte, um Zuhause zu sein, die ostfriesischen Inseln zu besuchen und nach Helgoland rauszufahren.
Die kleine Harztour mit ihrem Bruder. Die Besuche bei ihren rekonvaleszenten Staffelmitgliedern. Nein, sie war definitiv noch nicht angekommen.

Derart fahrig betrat sie den Besprechungsraum ihrer Staffel auf Miramar.
Ein scharfes Achtung erklang und ließ die elf Piloten hochfahren.
Juliane winkte ab. „Rühren, Leute, rühren.“
Sie ging zum Rednerpult, legte ihre Papiere ab, sortierte sie grob und sah auf.
Dies war der Moment, wo die Realität sie wieder einholte. Der Moment, in dem sie in den Tritt kam. Sie war angekommen.
Ihr Blick glitt über die verschiedenen Gesichter, die ihr so entfernt aber doch vertraut schienen. Sie waren alle da, sogar die Piloten, die eigentlich noch ein, zwei Wochen Kur in den Hospitälern des Mondes haben sollten. Juliane zählte zehn bekannte Gesichter – und ein Neues. Das musste der Ersatz für Andrea Morelli sein. Der Pilot war gefallen, mit drei Abschüssen, als er zu nahe bei einem kollabierenden Bomber gewesen war. Auf dem ROMs sah es sogar so aus, als flöge er direkt in die letzte abgefeuerte Rakete des sterbenden Akarii. Sie hatte ihn Posthum zur Beförderung vorgeschlagen. Es war gewährt worden. In Fällen wie diesen war die Navy mitunter recht freigiebig.
Sie sah auf die Brustleisten jedes einzelnen. Alle trugen mit Stolz das Kampagnenband von Jollahran, einige den Silbernen Löwen. Und bei zweien erkannte sie mit einem gewissen Stolz das nagelneue, auf Hochglanz polierte Flying Cross in Bronze.

Juliane räusperte sich lautstark, als sie meinte, der Musterung sei Genüge getan.
„Zuerst, Kameraden, eine Schweigeminute für jene, die wir bei der Geleitzugschlacht zurück lassen mussten. Und insbesondere für First Lieutenant Andrea Morelli, der sein Leben gab, um uns einen Platz zum landen, wiederbewaffnen und tanken zu erhalten.“
Die Piloten erhoben sich, senkten die Köpfe. Second Lieutenant Cord Larkin, genannt Nemesis, der ehemalige Flügelmann Andrea Merkur Morelli, biss sich auf die Unterlippe.
Juliane klatschte in die Hände. „So, genug von der Vergangenheit. Platzen, Herrschaften.
Vorweg eines: Ich werde euch nie wieder Ladies nennen.“
„Protest!“, kam es scherzhaft von Eleni Sourakis, genannt Sneaker.
„Dich schon gar nicht, Sneaker“, frozzelte Juliane und hatte die Lacher auf ihrer Seite.
„Nein, ernsthaft. Seht einander an. Seht euch nur um. Fast die gesamte Staffel ist zurückgekommen. Na gut, einige hier wie Avenger dürfen erst in anderthalb bis zwei Wochen fliegen. Aber unsere Staffel wurde nicht kastriert. Es gibt uns noch. Die ganze Sache hat einen Vorteil und einen Nachteil.
Der Vorteil: Unsere Trainingsberichte werden auf lange Zeit die Besten sein, weil wir uns bereits kennen und auch im Gefecht als Staffel geflogen sind.
Der Nachteil: Weil wir das eingespielteste Team sind, werden wir wieder den Trägerschutz übernehmen müssen.“
Leises Murren klang auf.
„Hey, Herrschaften, wie Ihr alle noch von Jollahran wisst, bedeutet das manchmal mehr zu tun als euch lieb ist, ja? Wenn wir Arbeit kriegen, dann haben wir RICHTIG zu tun.“
Beiläufiges Nicken und Schulterzucken der Piloten begleitete ihre Worte.

Sie sah auf ihre Notizen herab. „First Lieutenant Christian Chip Harris. Treten Sie bitte vor.“
Der Milizpilot erhob sich und trat an das Pult heran. „Melde mich wie befohlen, Ma´am.“
Juliane musterte ihn eine Zeitlang. „Sie sind also der Schreiberling, Chip.“
Der Mann von Boston grinste schief. „Das ist korrekt, Commander.“
Ein Lächeln ging um Juliane Volkmers Züge. „Gut, dann stellen Sie sich bitte der Staffel vor. Obwohl ich sicher bin, dass der eine oder andere Sie bereits kennen gelernt hat.“
Chip nickte und wandte sich den Anwesenden zu. „Mein Name ist Christian Chip Harris. Ich bin First Lieutenant der Reserve der Boston Space Miliz und aufgrund der allgemeinen Mobilmachung eingezogen worden. Im Zivilleben bin ich Kolumnist der New Boston Tribune.
Ich habe vom NIC die Erlaubnis erhalten, für meine Zeitung Recherchen zu machen und Interviews zu führen und Artikel über den Alltag und die Kampfeinsätze zu schreiben. Wenn ich euch also mal etwas nerve, nehmt es mir nicht übel.
Ich habe drei Abschüsse in meiner Laufbahn gemacht, aber es waren nur altersschwache Piraten-Mustangs. Ansonsten bin ich schon zehn Jahre in der Reserve. Nicht verheiratet, vergeben oder versprochen, keine Kinder. Nur ne Zeitung.“
„Danke, Chip. Ich denke, wir kommen gut miteinander aus.“ Juliane lächelte den neuen Piloten freundlich an. Der nahm wieder Platz. Wahrscheinlich formulierte er in Gedanken den ersten Bericht für seine Zeitung.

„So, Herrschaften. Diese Staffel hat sich bewährt. Gut bewährt. Deshalb sehe ich wenig Sinn darin, sie auseinander zu reißen und neu zu strukturieren. Ich werde lediglich einige kosmetische Veränderungen vornehmen.
Second Lieutenant Makoto Foreigner Takahashi, ich will Sie nicht länger an meinem Flügel kleben haben.“
Die junge Frau von PERSEUS STATION sah verwundert herüber. „Waren Sie nicht zufrieden mit meiner Leistung, Commander?“
„Nein, ich war mehr als zufrieden. Sie haben gute Leistung gezeigt. Zu gute Leistung. Deshalb gebe ich Ihnen einen eigenen Wing. Ach ja, bügeln Sie Ihren Ausgehrock und die schwarzen Pumps auf Hochglanz. Morgen werden Sie befördert.“
Als die Pilotin entgegen jeder japanischen Verhaltensweise und Zurückhaltungsgebote vor Überraschung und Freude laut aufschrie, konnte sich Juliane ein Lächeln nicht verkneifen.
„Nemesis, Sie sind ein guter Pilot. Vor allem in der Unterstützung. Ich teile Ihnen Foreigner als Wingleader zu. Ich verlasse mich darauf, dass Sie… ihr den Rücken frei halten.“
Cord senkte den Kopf. Der Commander hatte die Worte „besser als auf Merkur“ nicht ausgesprochen, aber sie standen im Raum. Ja, sein Wingleader war gefallen. Ja, auch wenn er nicht daran Schuld war, er war der Wingman gewesen. Er hatte auf ihn aufpassen müssen. Dies war eine Maßregelung. Und er akzeptiert sie. „Jawohl, Commander. Wir werden der beste Wing der ganzen Staffel.“
„Freut mich zu hören, Nemesis.
Chip, Sie sind routiniert und erfahren. Ich halte Sie für fit genug, Arbeit für zwei zu erledigen. Sie werden mein neuer Wingman.“
Der Bostoner Pilot sah überrascht auf, nickte aber. „Jawohl, Ma´am.“
Es war allgemein bekannt, dass der Wingman des Staffelchefs Überstunden schob. Er musste nicht nur am Flügel seines Wingleaders kleben, er musste auch noch kompensieren, dass der Commander nebenbei eine ganze Staffel führte und manchmal dementsprechend abgelenkt war. Juliane hoffte wirklich, dass der Pilot so gut war wie die Berichte von New Boston es versprachen. Andernfalls, es gab leider keinen anderen Platz für den Milizionär, denn einen eigenen Wing wollte sie dem Neuen nicht geben.
Auf einen Knopfdruck erwachte die Leinwand hinter Juliane zum Leben. Dort erschien als erstes der Schriftzug JOKERS FOR REDEMPTION.
Zu der roten Jokerkarte, dem offiziellen Abzeichen der blauen Staffel kam ein schwarzer Kreis, der sich um da Zeichen legte. Darunter befand sich eine Profilansicht eines Trägers der ZEUS-Klasse. „Unser Einheitsname, unser Abzeichen.“
„Viel hat sich ja nicht geändert“, brummte Demolisher, der ironischerweise genau diese Änderungen vorgeschlagen hatte, als sie am Strand von Bombay Eis gegessen hatten.
„Nein, hat sich nicht.“
Juliane drückte einen anderen Knopf und die Staffelaufstellung erschien.
„Staffelchef ist, wie Ihr alle wisst, die hochtalentierte und allseits beliebte Juliane Huntress Volkmer.“
„Hört, hört“, ließ sich First Lieutenant Annegret Lüding grinsend vernehmen. Die anderen lachten leise.
„Damit gehört mir auch der Erste Flight. Mein Wingman ist, wie Ihr alle wisst, falls Ihr zugehört habt, First Lieutenant Chip Harris.
Wing zwei besteht aus Second Lieutenant William Avenger Stucker und Second Lieutenant Eleni Sneaker Sourakis. Avenger, wenn Sie etwas vernünftiger geflogen wären und etwas öfter auf meine Befehle gehört hätten, dürften Sie jetzt ebenfalls Ihre Schuhe auf Hochglanz bringen. Dann würden Sie Morgen ebenfalls befördert werden. Aber ich will mir erst mal ansehen, wie Sie sich machen. Vielleicht nach der nächsten Feindfahrt. Na, wenigstens haben Sie das Cross in Bronze. Immerhin.“
Der Mann wirkte sichtlich enttäuscht, nickte aber. „Ja, Commander.“

„Flight zwei gehört wieder First Lieutenant Annegret Rapier Lüding. Ihr Wingman ist Second Lieutenant Allan Dagger Swans. Schön Sie wieder aktiv zu sehen, Dagger.
Der zweite Wing des zweiten Flights sieht aber etwas anders aus. Second, bald First Lieutenant Makoto Foreigner Takahashi führt ihn an. Second Lieutenant Cord Nemesis Larkin ist wie bereits bekannt Ihr Wingman, Foreigner.
Wie aber alle wissen ist Nemesis eigentlich noch nicht flugtauglich geschrieben. Er hat jetzt zwar beide Beine wieder, die Ärzte haben Sie aber noch auf Leichten Dienst geschrieben, Lieutenant. Das bedeutet, Sie fliegen zwar die nächste Zeit im Simulator mit, damit Foreigner sich auf Sie einstellen kann. Aber wenn es in unseren richtigen Maschinen ins All geht, bleiben Sie so lange am Boden, wie die Ärzte es sagen. Sie werden eine Menge leisten müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren, Nemesis.“
Wieder nickte der Pilot. Er schielte kurz zu seinen Krücken, die er aufgrund der momentanen Muskelschwäche seiner nach gezüchteten Beine noch immer brauchte. Zwar wurde der Muskelaufbau mit elektrischer Stimulation und hartem Training vorangetrieben. Aber sie waren noch nicht seine Beine. Noch nicht.

„Flight drei gehört wieder mal dem Stellvertretenden Staffelcommander.
First Lieutenant Thomas Andrew Demolisher Paul.
Und wieder mal mute ich Ihnen den schwierigsten Job in der Staffel zu, Second Lieutenant John Bushfire Poindexter – auf Demolishers Sechs zu achten.“
„Man gewöhnt sich an alles, Huntress“, kommentierte Bushfire grinsend.
„Wie auch immer. Ich hatte Demolisher immer lieber hinter als vor mir.“
„Das könnte missverstanden werden, Huntress“, kommentierte der Riese.
„Nur in deinen Träumen, Großer“, konterte Juliane.
„Der letzte Wing besteht aus – welche Überraschung – First Lieutenant Brandon Cloud Brannah und Second Lieutenant Katherine Elfwizard Lacroix.
Gratuliere übrigens zum Flying Cross, Cloud.
So, noch Fragen?“

„Ja, Huntress. Was machen wir hier in Kalifornien?“, meldete sich Cloud zu Wort. „Ich meine, kommen wir in die Etappe, kriegen wir einen der Hilfsträger oder kommen wir auf einen richtigen Kahn?“
Juliane lächelte schief. „Wieviele Staffeln werden hier trainiert, Cloud, was meinst Du? Ich meine abgesehen von den Imperials und den anderen hier fest stationierten Einheiten?“
„Na, hm, mindestens die sechs von der REDEMPTION und die neue Nighthawk-Staffel.“
„Macht mindestens sieben. Da ich nicht glaube, dass man uns wieder zusammen bringt, nur um ins wieder auseinander zu reißen, denke ich, man wird uns noch ne Staffel Bomber oder JaBos schicken und uns zusammen auf einen Träger schicken. Gerüchteweise wird die MOSKAU gerade wieder flott gemacht.“
„Die COLUMBIA läuft auch bald aus“, meldete sich Elfwizard zu Wort. „Das wäre es doch, der neueste Träger der Navy.“
„Na, na, steck deine Träume mal nicht zu hoch, Mädchen“, kommentierte Juliane amüsiert. „Wir sind zwar gut, und immer noch ein eingespieltes Geschwader. Aber ob die Navy glaubt, dass wir so gut sind…
Weitere Fragen? Gut. Dann könnt Ihr wegtreten. Der Rest des Tages ist dienstfrei. Morgen um null fünfhundert erwarte ich euch aber geschlossen bei den Sims. Da können Sie auch dran teilnehmen, Avenger.“
Der Pilot nickte entschlossen, während er sich mit seinen Krücken aus den Sitz hebelte. Dabei akzeptierte er keinerlei Hilfe. Er wollte es alleine schaffen. Wie immer.

Nach und nach leerte sich der Besprechungsraum. Die Stimmung war gut. Und das würde sie auch noch sein, wenn Juliane anfing, die Staffel richtig ran zu nehmen. Denn obwohl einige von ihnen noch immer verletzt oder nur beschränkt diensttauglich waren, die Staffel existierte noch. Das gab vielen Rückhalt.
Juliane raffte ihre Unterlagen zusammen und sah auf, als sich neben ihr jemand räusperte.
„Ja, Demolisher?“
„Ma´am, da wir den Rest des Tages Dienstfrei haben, und dies für lange Zeit der letzte Tag sein wird, wo das der Fall ist, fragt sich die Staffel, ob der Commander uns nicht bei einer zünftigen Kneipentour begleiten will. Selbstverständlich kommen wir weit vor Mitternacht zurück, damit wir Null fünfhundert flugbereit sind. Das heißt, falls der Commander mit den gemeinen First und Second Lieutenants fraternisieren will.“
Juliane lachte hell. „Hast du das auswendig gelernt, Demolisher?“ Sie nahm die Unterlagen in die Armbeuge und klopfte dem Piloten auf den Rücken. „Ich bringe meinen Kram nur schnell in mein Büro.“
Demolisher lächelte. „Zivilkleidung, Juliane. Leg Zivilkleidung an. Oder das, was dein schlechter Geschmack dafür hält.“
„Du“, erwiderte sie und drohte mit dem Zeigefinger. Letztendlich musste sie aber doch lachen.
Ihre Staffel. Ihre Heimat. Ihr Auftrag. Ein gutes Gefühl.
23.11.2015 10:01 Tyr Svenson ist offline E-Mail an Tyr Svenson senden Beiträge von Tyr Svenson suchen Nehmen Sie Tyr Svenson in Ihre Freundesliste auf
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