The World of BattleTech
Registrierung Kalender Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite

The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » Hinter den feindlichen Linien - Facetten » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Hinter den feindlichen Linien - Facetten
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Cunningham Cunningham ist männlich
Captain


images/avatars/avatar-477.gif

Dabei seit: 06.09.2006
Beiträge: 1.116

Hinter den feindlichen Linien - Facetten Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Und hier noch einige Texte, die ich abseits der Haupthandlung gesponnen habe.


Kha’al Rhak Airbase, Jaspair II.,
Colonial Confederation
6. Dezember 2632

„Herein“, Colonel Arthur Devaskatov löschte den Bildschirm und erhob sich um seinen zweiten Besucher zu begrüßen.
„Guten Abend Jules, dies ist Lieutenant Boronev, vom Verbindungsbüro der Navy zur TSN“, Devaskatov deutete auf seinen anderen Besucher, der sich ebenfalls erhob und Jules die Hand zum Gruß darbot.
„Major Stafford“, murmelte Boronev.
„Lieutenant“, Jules schüttelte dem Lieutenant die Hand und gemeinsam nahmen die drei Offiziere wieder Platz, „es freut mich zu sehen, dass mein Problem ernst genommen wird.“
„Nun, Major“, Lieutenant Boronev sah nicht sehr glücklich aus, „wir haben da tatsächlich ein Problem. Ihrer Akte habe ich entnommen, dass Sie auf Vargas III. aufs College gegangen sind und sich diesen Schulbesuch dadurch, ehem Finanziert haben, dass sie dem ROTC, Reserve Officers Training Corps, der Terran Space Navy beigetreten sind und nach Abschluss der Schule drei Jahre bei der TSN gedient haben und sind dann in die aktive Reserve gewechselt.“
„Und was heißt das jetzt für mich, Lieutenant“, Jules schwante übles.
Boronev holte tief Luft: „Nun, die TSN hat das Recht Sie einzuberufen.“
„Aber ich diene doch in den colonialen Streitkräften und wir sind doch ebenfalls mit den Akarii im Krieg.“
„Nun, das ist im Grunde korrekt, doch sind sie letztlich nur Major in einem Miliz-Geschwader und kein Navy-Pilot. Und nun, wir sind jetzt Kriegsbedingt sehr auf den Goodwill der Terry’s angewiesen und empfehlen daher, dass Sie von der Jaspairian Space Force frei gestellt werden.“
„Und was ist mit meiner Freiwilligmeldung für den Flugdienst bei der Navy? Ich meine, wir brauchen doch jetzt auch jeden Piloten!“
„Grundsätzlich ist das natürlich richtig“, bestätigt Boronev, „nur und da sollten wir uns nichts vormachen, sind zurzeit für uns die Nachschublieferungen durch die TSN weitaus wichtiger als hundert oder zweihundert Offiziere, welche die Terrys einziehen.“
Jules schüttelte den Kopf, als hätte er einen Schlag einstecken müssen: „Und was ist mit unseren Leuten, im Frontdienst, die ebenfalls zur aktiven Reserve der TSN gehören?“
„Nun, die TSN weiß, dass wir diese Frauen und Männer nicht freistellen werden und hat daher auf deren Aktivierung verzichtet. Im Gegenzug dafür und für die Zusicherung von entsprechenden Nachschublieferungen, werden wir uns der Einberufung von, naja Leuten wie Ihnen, Major, nicht in den Weg stellen.“
„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Lieutenant, wissen Sie als was ich eingezogen werde? Als 2nd Lieutenant, das ist zwei Stufen unter meinem jetzigen Rang. Ich werde im gleichen Rang stehen wie Leute mit zehn Jahren weniger Diensterfahrung, Absolventen von der Pilotenschule und wissen Sie, was das für ein Verdienstverlust für mich ist?“
„Major, persönlich kann ich Sie da vollständig verstehen, doch die Konföderation ist tatsächlich eher an guten diplomatischen Beziehungen zur Republik interessiert“, antwortete Boronev, den Kopf leicht einziehend, „wenn Sie zivilgerichtlich gegen diese Einberufung vorgehen wollen, bitte nur zu.“
„In Kriegszeiten vor einem Gericht der Republik gegen die Einberufung in die TSN vorgehen, sehe ich so dämlich aus“, Jules wandte sich an seinen Vorgesetzten, „und was sagt unser Oberkommando dazu?“
Colonel Devaskatov lehnte sich zurück: „Nun Jules, die Jasparian Space Force stellt Sie für den Kriegsdienst in der TSN frei, genau so, wie man Sie für den Dienst in der Colonial Navy freigestellt hätte. Sie werden in den Reservestatus versetzt und man ist bereit, ihre Seniorität weiterlaufen zu lassen.“
„Toll, dann bin ich wenn ich aus dem Krieg zurückkomme der Dienstälteste Major der Space Force und werde dann unter jüngeren Vorgesetzten dienen, einfach klasse und ob mich die TSN als Jagdpilot verwendet steht ja noch auf einem ganz anderen Blatt, die Pilotenausbildung habe ich hier auf Jaspair erhalten.“
Devaskatov blickte unglücklich drein.


Shuttel Alpha-Romeo-1-0-4
Kalard-System, FRT
4. Januar 2633

Jules Stafford zog also in den Krieg. Er trug die Offiziersuniform der Navy, die khakifarbene der TSN, nicht das Grau der Colonial Navy, mit allen autorisierten Dekorationen, die er sich während seiner drei Jahre als Ensign und 2nd Lieutenant erworben hatte, nachdem die TSN ihm das College finanziert hatte.
Natürlich hatte er die Flugtauglichkeitsprüfung der TSN bestanden und war zusammen mit einigen anderen Reservisten in einen Auffrischungskurs gesteckt worden und hatte sich als Pilot für die F-102 C Typhoon qualifiziert und war jetzt auf den Weg zu seinem ersten Dienstposten. Als Ersatzpilot auf einen leichten Träger.
In der Heimat hatte er eine Schwadron aus sechzehn Mustangs befehligt, hier würde er Befehle von jüngeren und unerfahreneren Offizieren entgegen nehmen müssen.
Gut, dass war jetzt vielleicht etwas unfair den jüngeren Offizieren gegenüber, hatten sie doch gerade in letzter Zeit viel Kampferfahrung sammeln müssen.
Seine neuen Kameraden waren in der Regel acht Jahre jünger als er und waren gerade ihren Flugschulen entwachsen.
Krampfhaft versuchte Jules das Geschnatter der jüngeren Piloten auszublenden und sich seinem NASTOPS, Naval Air/Space Traning and Operations Procedure Standards, zuzuwenden. Doch irgendwie fand er keinen Zugang zu der Lektüre. Trotz seiner Karriere als Pilot war er noch nie von einem Träger aus geflogen und der fieberhaften Neugierte und natürlich auch Vorfreude auf die baldige Ankunft auf seiner neuen Heimat für die nächsten Monate machte auch ihn kribbelig.
Dem konnte er sich letztlich genau so wenig verschließen wie seine jüngeren Kameraden.


Battle Cat 2-0-3
Kalard-System FRT
4. Januar 2633

Lieutenant Junior Grade Chester DuMont überprüfte die Anzeige auf seinem Radar. Sein Computer zeigte ihm den Bogey als Personentransportvariante des S-41 Mulitfunktionsshuttles an. Die IFF, Freund-Feind-Identifikation, weiß es der TSN zu. Vor wenigen Monaten, hätten er und das Ziel nur kurze Funksprüche ausgetauscht, doch die Einsatzrichtlinien für die CAP, Combat Air Patrol, sahen vor, das unbekannte Objekt abzufangen, zu identifizieren und nötigenfalls zu neutralisieren.
Bei seiner ersten Mission als Rottenführer wollte er natürlich alles ganz hundert Prozentig richtig machen.
Zu seinem persönlichen Unbehagen hatte Lieutenant Commander Schramm ihm einen erfahreneren Piloten als Rottenflieger mitgegeben, um ihn zu beaufsichtigen. Und er wusste ganz genau, dass wenn sie sich in der Nähe der Front befunden hätten, wäre Nero der Anführer und nicht er.
„Nero, Cheese, Waffen scharf, wir werden das Ziel abfangen und uns ihn von achtern nähern. Bei viertausend Klicks funken wir den Bogey an!“
„Cheese, Nero“, kam die ruhige Antwort, „Roger, Waffen sind scharf, Du führst!“
„Nero, Cheese, Roger, dann mir nach.“
Der junge Pilot beschleunigte seine F-102 C Typhoon und sah mit einer gewissen Befriedigung, dass Nero mit leichter Verzögerung folgte.
„Cheese, Nero, ich glaube, wir haben es mit zwei Bogeys in enger Formation zu tun!“
„Nero, Cheese, negativ, dass… nein warte, Du hast recht, Bogey zwo ist ebenfalls ein S-41, verdammt!“ DuMont fletschte die Zähne, besser etwas früher anrufen. Er schaltete die allgemeine Frequenz zu: „Unidentifizierte Schiffe, hier ist Battle Cat zwo-null-drei, identifizieren Sie sich!“
„Battle Cat zwo-null-drei, hier sind TSN Shuttle Alpha-Romeo eins-null-vier und Bravo-Lima sechs-zwo-sechs für TRS Shiloh. Wir bringen Piloten und Ersatzteile für das Bordgeschwader.“
„Verstanden Alpha-Romeo eins-null-vier, wir klären dies mit der Shiloh ab. Halten Sie Kurs und Geschwindigkeit. Battle Cat zwo-null-drei over.“
„Verstanden Battle Cat zwo-null-drei!“
DuMont wartete ab, während sein Flügelmann die Shiloh anfunkte und sich eine Bestätigung einholte. Währenddessen schlossen sie zu den beiden Shuttles auf. Die beiden Busfahrer hielten tatsächlich eine ziemlich enge Formation.
„Cheese, Nero, Mother bestätigt, beide Transporter werden erwartet.“
„Nero, Cheese, roger.“ Er wechselte auf die allgemeine Frequenz: „Alpha-Romeo eins-null-drei, Battle Cat zwo-null-drei, wechseln Sie auf Flottenfrequenz X-Ray-sieben-zwo-zwo!“
„Battle Cat vier-null-drei, Alpha-Romeo eins-null-drei, wechseln die Frequenz.“
Es dauerte einen kurzen Moment, dann meldete sich der Shuttlepilot erneut: „Battle Cat, Alpha-Romeo, Rufzeichen Kona, hören Sie mich?“
„Kona, Cheese, laut und deutlich, Ihr habt Freigabe, wir Eskortieren Sie. Reihen Sie sich ein.“
„Cheese, Kona, in Ordnung aber denkt daran, wir können nicht ganz so schnell.“
DuMont lachte auf: „Kona, Cheese, keine Sorge, wir wollen ja, dass Ihr unseren Nachschub sicher abliefert.“


Alpha-Romeo 1-0-2
Kalard-System FRT
4. Januar 2633

Vom plötzlichen Kurswechsel aufgeschreckt wurde Jules aus seinen Gedanken gerissen, neugierig und ohne große Hoffnung, dass er was sehen konnte, blickte er dennoch aus dem Fenster.
Aber er wurde freudig überrascht, an Backbord hatte eine F-102 C Typhoon Position bezogen. Dieser wendige und schnelle Jäger stellte alles in den Schatten, was er bislang geflogen war.
Die schlanken Linien und die lang gezogene Nase gaben ihm etwas Raubvogelhaftes. Dass er bald selbst so einen fliegen würde, steigerte seine Vorfreude weiter: „Hallo Schönheit!“
Ivan Petronov, ein frisch graduierter Pilot, der ihm gegenüber saß blickte ihn fragend an.
Jules deutete zum Fenster.
„Wow, wir haben Gesellschaft“, frohlockte Petronov und nun drängten sich alle Passagiere an den Fenstern.
„Sind Sie schon mal mit einer geflogen?“ Petronov wahrte aufgrund des Altersunterschieds respektvollen Abstand.
„Nein, ich bin in der Navy noch nie einen Jäger geflogen, bevor der Krieg ausbrach.“
„Aber Sie sind schon Jäger geflogen, heißt es und auch Kampfeinsätze.“
Jules nickte: „Ja, ich habe schon mit Piraten gekurbelt. In einer der vielen dezentralisierten Milizen der Konföderation. Eine uralte Mustang, die älter war als Sie oder auch ich.“
Petronov blickte ihn fasziniert und neugierig an.
„Na los, fragen Sie schon, Lieutenant.“
„Warum dienen Sie dann nicht in der konföderierten Flotte?“
„Ich wurde eingezogen“, Jules Grimasse und Tonfall entmutigten den jüngeren Piloten und so verfielen sie beiden wieder in Schweigen. Tatsächlich auch zu Jules Bedauern.

Etwa eine Stunde später meldete sich der Pilot der Raumfähre über Interkom: „Ladies and Gentlemen, wenn Sie an Steuerbord aus dem Fenster sehen, werden Sie gleich unser Ziel erblicken. Wir haben bereits Landeerlaubnis erhalten und werden in etwa fünfzehn Minuten auf der Shiloh aufsetzen. TSN-Spacelines bedankt sich, dass Sie mit uns für Ihren Trip an die Front gewählt haben und wünscht Ihnen allen Hals- und Beinbruch.“
Jules machte sich lang, musste jedoch aufstehen um nach Steuerbord hinaussehen zu können. Dort erhaschte er tatsächlich einen kurzen Blick auf den leichten Träger, der inmitten seiner Zerstörereskorte durchs All stampfte.
Doch schon bald leuchteten die Zeichen auf, dass man sich anschnallen soll und er setzte sich wieder hin. Die Spannung stieg noch einmal und Jules versuchte den Zeitpunkt zu erhaschen, wann der Traktorstrahler der Shiloh das Shuttle erfasst, doch es gelang ihm nicht.
Trotz der Vorwarnung, war es so, als ob sie plötzlich in einen Hangar gezogen wurden. Mit einem sanften Ruck setzte das Shuttle auf und rollte auf dem Flugdeck aus.
Die Anschnall-Zeichen erloschen wieder und ehe die Rampe der Raumfähre das Flugdeck berührte, stakste ein Offizier die Rampe hoch und betrat das Passagierabteil. Goldenes Eichenlaub wies ihn als Lieutenant Commander aus, die goldenen Schwingen als Piloten, das Namensschild über der rechten Brusttasche verkündete Al-Matari.
„Hergehört Piloten“, blaffte Al-Matari, „Sie schnappen jetzt Ihre Seesäcke und sehen zu, dass Sie in Bewegung kommen. Auf dem Flugdeck treten Sie entlang der roten Mittellinie in zwei Reihen an! BEWEGUNG WENN ICH BITTEN DARF!“
Das ließen sich die neuen Piloten nicht zweimal sagen und begannen teilweise Hecktisch ihre Seesäcke hervorzukramen und sich gegenseitig beim Aussteigen über den Haufen zu rennen.
Jules ließ wohlweißlich jedem der wollte den Vortritt, nur um sich von Al-Matari anhören zu dürfen, ob er einer Extraeinladung bedürfe.
Dann nach endlosen zwei Minuten standen die neuen Piloten in zwei Reihen angetreten, die Seesäcke rechts neben sich liegen.
Jules hatte kaum Zeit die neuen Eindrücke aufzunehmen. Das Flugdeck der Shiloh war seiner Meinung nach tip-top. Doch deutlich war die eigentümliche Luft eines Raumschiffes zu vernehmen, an die er sich trotz all der Jahre die zurück lagen noch gut erinnern konnte. Als Ensign an Bord eines Zerstörers war das natürlich alles viel deutlicher und eindrucksvoller gewesen.
Jemand wie Al-Matari war ihm damals wie ein Halbgott vorgekommen und solche kleinen Anschnauzer wie eben waren für ihn wie Peitschenhiebe gewesen. Heute war er abgeklärter und er fragte sich einen Moment, ob er unter den ganzen jungen Hüpfern irgendwie als schlampig in seiner Habt-Acht-Stellung auffallen würde und ob Al-Matari oder der Commander hinter dem dieser jetzt Aufstellung nahm, ihre Zeit damit verschwenden würden IHN daraufhin zurecht zu weisen.
„Rühren, Herrschaften, bitte stehen Sie bequem“, begann der Commander mit sympathischer, Vertrauen erweckender Stimme, „meine Name ist Jackson Sandoval, ich bin Ihr Geschwaderführer. Willkommen an Bord der Shiloh und beim siebenundzwanzigsten Fighter Wing. Willkommen Hellcats.
Dies ist mein XO, Lieutenant Commander Hassan Al-Matari und Kommandeur von VFA 213, unserer Jagdbomberschwadron. Ich selbst befehlige VF 214 unsere Allzweckschwadron, die Black Tiger.
Sie meine Damen und Herren sind hier, weil wir uns seit dem 9. September mit dem Sternenimperium der Akarii im Krieg befinden. Ein Großteil unserer Veteranen wurden auf andere Träger zu anderen Geschwadern versetzt um Gefechtsverluste, verwundete oder gefallene Piloten zu ersetzen. Sie sollen hier den letzten Schliff erhalten um volle Gefechtsbereitschaft zu erhalten und machen gleichzeitig andere, erfahrenere Piloten für den direkten Fronteinsatz frei.
Lassen Sie sich davon nicht täuschen, die Shiloh befindet sich im Kriegseinsatz und jeder Ihrer Einsätze findet unter Gefechtsbedingungen statt.
Wenn dieses Geschwader wieder als voll einsatzbereit eingestuft wird, lösen wir entweder einen anderen Träger an der Front ab oder Sie werden in Geschwader im Fronteinsatz versetzt und wir beginnen hier mit neuen Rookies.
Damit habe ich dann auch das böse Wort benutzt. Bis Ihre Staffelführer oder ich etwas anderes beschließen sind Sie Rookies und Sie werden ihren kampferfahrenen Assistenzausbildern gehorchen, auch wenn diese im gleichen Rang stehen wie Sie. Jeder der älteren Piloten hat schon auf die ein oder andere Weise Kampferfahrung gesammelt und Sie werden uns erst noch beweisen müssen, dass Sie für den Kampfeinsatz bereit sind.
Als erstes werden Sie Ihre Quartiere beziehen, im Bereitschaftsraum eins sind die Belegungen und Staffelzuteilungen ausgehängt. Um vierzehnhundert melden Sie sich bei Ihren Staffelführern zur Einweisung. Diese findet in den Bereitschaftsräumen der jeweiligen Staffeln statt. Um sechzehnhundert beginnen die Flugoperationen, eventuell sind einige von Ihnen dafür schon eingeteilt. Wie gesagt, Sie sind hier um den letzten Schliff zu erhalten, also werden Sie fliegen.
Abschließend kann ich Ihnen nur heiße Düsen wünschen und baut keine Scheiße.
Weggetreten!“

Und baut keine Scheiße. Wohl der wichtigste Rat den man als Pilot bekommen konnte. Eines von Jules Privilegien als Staffelführer war es ein eigenes Zimmer gehabt zu haben. An Bord der Shiloh musste er sich ein Zimmer mit einem anderen Lieutenant teilen.
Rechts wurde das Zimmer durch eine Doppelbettkonstruktion mit eingebauten Schränken und Schubladen begrenzt.
Links eine kleine Sitzecke, nicht mehr als zwei Sitzgelegenheiten mit einem Tisch dazwischen, einen in einen Schrank integrierten Schreibtisch mit einem Stuhl.
Das auf der einen Seite die Tür zum Korridor und auf der anderen Seite die Tür zu einem Bad mit WC, Dusche und Waschbecken, das man sich mit zwei weiteren Piloten teilen musste verschaffte dem ganzen Raum den Eindruck eines Durchgangsflures.
Ein nicht geleerter Aschenbecher auf dem Tisch zeigte, dass sein Stubenkamerad Raucher war oder zumindest nichts gegen rauchenden Besuch hatte. Da der andere zuerst da gewesen war und somit das Prädikat Stubenältester inne hatte, konnte Jules da nicht viel gegen machen. Außer ihn zu erziehen. Da er hin und wieder gerne Zigarre rauchte hatte er einen kleinen Karton Montenegro Maximos in seinem Seesack und eine dieser zwölf Zentimeter langen Kotzbalken war bestens dazu geeignet das gesamte quartier einzunebeln.
Jedoch blieb Jules gerade genug Zeit seinen Seesack auszuräumen und seine Habe zu verstauen, dann musste er sich beeilen den Bereitschaftsraum seiner Staffel zu finden.
Wenn man zum ersten mal auf einem neuen Raumschiff ist, kann man sich leicht verlaufen, vor allem, wenn es sich um quasi eine Autarke Stadt wie einen leichten Träger, mit mehreren tausend Mann Besatzung, handelt.

Die Bereitschaftsräume seiner Staffel, VF 212, Ausgerüstet mit den F-102 C Typhoons mit dem Spitznamen Battle Cats befanden sich wie die der anderen fünf Staffeln steuerbord auf Deck acht, mit Blick auf das vier Decks hohe Flugdeck des Trägers.
Sie umfassten einen Briefingroom, eine Umkleide mit Duschen und WCs, ein Büro für den Staffelführer.
Der Briefingroom war das Herzstück des Staffellebens. Vier Reihen zu je vier gepolsterten Stühle, eher Sessel waren aufsteigend angeordnet, so dass man wie im Kino auf den großen Wandmonitor sehen konnte.
Auf der linken Seite war ein Rednerpult mit Computerinterface aufgestellt. Hinter den Stuhlreihen befand sich noch ein großzügig bemessener Schreibtisch für den Offizier vom Dienst.
Die Linke Wand besaß abdunkelbare Scheiben zum Flugdeck hin, links war das wandhohe Staffelemblem angebracht. Eine aufrecht stehende schwarze Katze im Gladiatorenoutfit.

Während nach und nach die letzten Piloten eintrafen und sich auch einige Unteroffiziere, den Abzeichen nach die leitenden Mechaniker der Staffel dazugesellten stand am Rednerpult eine brünette Offizierin, die Jules auf etwa fünf Jahre jünger als sich selbst einschätzte und gab Daten in das Computerinterface ein. Die Rangabzeichen am Kragen wiesen sie als Lieutenant Commander aus.
Kurz vor zwei blickte sie in die Runde und aktivierte den Wandbildschirm, auf ein Sternensystem erschien.
„Da ja schon alle da sind“, begann sie, „können wir auch gleich beginnen. Ich bin Lieutenant Commander Ester Schramm, mein Rufzeichen ist Twist. Ich bin ihre Staffelführerin.
Ich heiße Sie bei den Battle Cats und den Hellcats gleichermaßen willkommen.
Wie Sie alle wissen, sind wir mit der F-102 Typhoon ausgerüstet, einen schnellen und sehr wendigen Abfangjäger. Unsere Aufgaben sind daher recht vielfältig, respektive unsere Einsatzparameter. Wir fliegen Punktverteidigung für die Shiloh und ihre Eskorten, Begleitschutz für Bomber, Frachter und Shuttles in den unterschiedlichsten Varianten. Unsere primäre Aufgabe ist daher der Schutz und die Verteidigung und dies werden wir intensiv üben.“
Twist gab einen Befehl in das Computerpult ein und in dem System erschien eine Darstellung der Shiloh-Strikegroupe.
„Sie sehen, patrolliert die Shiloh das Kalard-System. Dieses System wurde offiziell vor zwanzig Jahren aufgegeben und die letzten Einwohner, seinerzeit Schürfer im Asteroidengürtel, sind ausgewandert. Tatsächlich ist Kalard alles andere als unbewohnt, wobei die Zahl an Einwohnern auf um die fünftausend geschätzt wird, davon die meisten auf Kalard II. Wir sind hier stationiert, weil es zwei Wurmlochtunnel in die Colonial Confederation gibt und einen tiefer in republikanisches Gebiet.
Seit Kriegsbeginn hat leitet die TSN einen Großteil ihrer Nachschublieferungen an die Colonial Navy durch dieses System. Der Stab der 4. Flotte hat demnach dieses System als äußerst Wertvoll für die Kriegsanstrengungen deklariert.“
Während ihres Vortrages musste Twist immer wieder ihre Unterlagen sortieren und spielte nervös mit ihrem Lichtgriffel.
„Nachdem wir heute unseren Teil an Patrolien beigetragen haben, übernehmen diese Aufgabe für den Rest des Tages die Black Tiger-Staffel und die Tomcatters. Das gibt uns genügend Zeit für etwas Eingewöhnung im Simulator.“
Ohne es wirklich zu wollen hob Jules die Hand, was seiner Staffelführerin ein Stirnrunzeln abrang: „Ja, Lieutenant.“
„Der CAG sagte bei seiner Begrüßung, dass diese Fahrt unter Kriegsbedingungen stattfindet. Sollten wir dann nicht als erstes in unser Flieger eingewiesen werden?“
„Lieutenant, Erstens: Bevor ich Sie und die anderen Rookies auf echte Flieger los lasse, sehe ich mir an, was auf mich zukommt und zweitens: Kann ich Klugscheißerei nicht leiden. Besonders, wenn Sie von einem Grenzwelt-Cowboy kommt, der meint sich vor dem Simulator drücken zu müssen.“
Von den anderen zehn Piloten erklang teils schadenfrohes, teils gehässiges Gekicher und Jules senkte seinen Arm wieder.
„Wir werden mit Standard-Formationsflug beginnen und später…“


Büro des CAG, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
4. Januar 2633

„Oh, man habe ich heute Scheiße gebaut“, Lieutenant Commander Schramm bedeckte mit beiden Händen die Augen, während Commander Sandoval seinen Staffelführern Kaffee einschenkte.
„Wie das Twist?“ Reuben LeCrouix der einzig “wirkliche” Veteran mit mehr als zwölf Jahren Dienstzeit im Geschwader der Shiloh, lehnte sich vor und bestückte seinen Kaffee mit Zucker und Milch.
„Ich habe ohne Grund einen meiner Piloten rund gemacht, einen Kerl namens Jules Stafford, der Knabe hat eine Staffel Mustangs in einer aktiven colonialen Miliz befehligt. Der Mann war drei Jahre Staffelführer und ich nur drei Tage.“
„Älterer, braunhaariger Typ, mit einem Hauch von Easy-Going?“ Al-Matari grinste vergnügt.
„Ja, so in etwa.“
Der Jagdbomberpilot und Geschwader-XO gluckste: „Den habe ich auch schon angeranzt, kam nicht schnell genug aus dem Shuttle.“
„Und, was hat er bei Ihnen verbrochen Twist?“ Wollte der CAG wissen, der ebenfalls wieder Platz nahm.
„Er hat mich mit einer Anmerkung aus dem Konzept gebracht und ich habe ihn vor allen anderen Grenzwelt-Cowboy genannt und Rookie und jetzt ist auch noch Cowboy als Rufzeichen hängen geblieben.“
LeCrouix verzog das Gesicht: „Uih, das ist hart.“
Twist schnaufte: „Und im Simulatortraining hat er die Fetzen fliegen lassen. Hat dann alle Rookies hinter sich gelassen, wen wundert’s und Cheese hat er zweimal abgeschossen und beinahe einmal Nero.“
„Und etwa Sie auch?“
Jetzt war es an der jungen Staffelführerin zu grinsen: „Dazu gehört schon ein bisschen mehr.“
„Wenn Sie meinen Rat hören wollen“, merkte Sandoval an, „und das wollen Sie, sonst hätten Sie dieses Thema nicht auf den Tisch gebracht, reden Sie nochmal unter vier Augen mit… Cowboy und wenn er tatsächlich entsprechendes Talent hat, setzen Sie es einfach ein. Als Assistenzausbilder, Rottenführer, eventuell eine Sektion.“
Sandoval wandte sich seinen beiden anderen Staffelführern zu: „Und haben Sie schon irgendwelche bemerkenswerten Berichte über ihre Rookies?“

__________________
5th Syrtis Fusiliers - Pillage and looting since first succession war


08.03.2016 21:46 Cunningham ist offline E-Mail an Cunningham senden Homepage von Cunningham Beiträge von Cunningham suchen Nehmen Sie Cunningham in Ihre Freundesliste auf
Cunningham Cunningham ist männlich
Captain


images/avatars/avatar-477.gif

Dabei seit: 06.09.2006
Beiträge: 1.116

Themenstarter Thema begonnen von Cunningham
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Pilotenkasino, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
4. Januar 2633

„Zwei Bier Maximum“, beschwerte sich Lieutenant JG Yureslaw von Holm und blickte missmutig auf sein halbleeres Glas, „wie soll man da überleben?“
„Black Rubber Ale“, las Edwin Carlyle von der Flasche ab, „kill’s all Memorys. Was willst Du mit mehr von der Plörre, schmeckt meiner Meinung nach zum abgewöhnen.“
Das Pilotenkasino war geschmackvoll eingerichtet und bot jede Menge Raum zur Entspannung. Sogar zwei Billardtische, die bei der Indienststellung von der mit dem Bau der Shiloh beauftragten Werft gespendet worden.
„Hey, ist das nicht Euer Alterspräsident“, meinte von Holm, der zusammen mit Carlyle zur Akademie gegangen war, jedoch an Bord in der Staffel des CAG, der Black Tiger-Schwadron gelandet war und deutete auf einen älteren Piloten, der gerade das Kasino betrat.
„Oh, yeah, der hat sich heute schon in die Nesseln gesetzt und heißt dafür jetzt Cowboy. Was muss so ein alter Knacker dafür tun, um noch 2nd Lieutenant zu sein“, ätzte Carlyle, der irgendwie auf das Rufzeichen neidisch war. Sein eigenes hing an ihm wie Gestank. Prince, weil er Sohn eines Senators war und weil jener Senator im Finanzausschuss der Navy saß.

Jules dockte am Tresen an und machte den Barkeeper per Handzeichen auf sich Aufmerksam: „Ich hätte gerne meine beiden Biere, in der Flasche ungeöffnet.“
Der Barkeeper zuckte mit den Schultern und holte zwei kalte Flaschen Black Rubber Ale hervor.
„Na, Du willst es heut Abend wohl noch wissen, Cowboy“, 1st Lieutenant Roberto Fabruzzi drehte sich zu Jules um. Der italienische Pilot, der als Nero bekannt war hielt einen verzierten Krug in der Hand, welcher an Bord als Topgunners Pinte bekannt war und Nero als Topscorer bei den Abschüssen auswies, „unter Pilotenkollegen ist das Du doch in Ordnung oder?“
Daheim auf Jaspair hätten die meisten Piloten in Fabruzzi’s Alter und Rang ihn mit Sir angesprochen, doch er war hier nicht mehr in Kansas oder wie man so schön sagte: „Klar, Nero, aber eines der beiden ist für Chief Henderson, die mich bis eben in meinen Jäger eingewiesen hat.“
„Ah und braucht der Chief neuen Schmierstoff, verstehe.“
„Sag mal, Cowboy“, fragte der Pilot links von Nero, der sich gerade eine Kippe ansteckte, „stimmt es, dass Du vor dem Krieg Major in einer Raummiliz gewesen bist oder ist das nur ein blödes Gerücht?“
„Nein, das stimmt, Lieutenant, ich habe Deinen Namen nicht ganz verstanden…“
„Das ist McKenzie Haldane“, stellte Nero vor, „gehört in Commander LeCrouix Phantome-Staffel oder was davon übrig ist.“
„Kannst mich Mac nennen“, Haldane prostete ihm mit einem Glas zu, „oder Longshot, ich bin Dein Zimmergenosse, Du erwartest jetzt aber keinen Salut oder so?“
„Doch, würde ich erwarten“, Jules griff an seinen Kragen, wo ein Streifen Metall weniger hing als bei Haldane, „wenn ich hier noch Eichenlaub hängen hätte.“
Um seinen Worten die Schärfe zu nehmen zog Jules dabei eine Flunsch.
„Aber, da wo ich her komme“, Jules hob entschuldigend die beiden Flaschen Bier, „da zahlt man seine Schulden möglichst schnell.“
„Ähm, einen Augenblick noch, Cowboy“, hielt ihn Nero auf, „nehmen Sie Twist das mit dem Klugscheißer nicht so übel, sie macht den Job als Staffelführer noch nicht so lange.“
Jules nickte und sah sich im Kasino um: „Hm, ich denke mit dem Rufnamen hätte ich es schlimmer treffen können. Ah, Longshot, wäre nett, wenn Du den Aschenbecher auch leeren würdest, sonst käme ich in Versuchung ihn auch zu benutzen.“
„Ach, solange Du nur Zigaretten rauchst, sehe ich da kein Problem.“
Jules schüttelte kurz den Kopf und machte sich dann auf seine Schulden zu bezahlen.



Battle Cats Bereitschaftsraum, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
5. Januar 2633

„Guten Morgen Herrschaften“, begann Ester Schramm die Besprechung, „für heute war eigentlich die Einweisung in die Maschinen auf dem Plan. Die Lage hat sich jedoch geändert. Das sollten wir alle für die Zukunft im Hinterkopf behalten. Selbst hier in Kalad kann uns der Krieg einholen.
In null-zwo-dreißig Stunden springt ein Versorgungskonvoy für die Confed Navy ins System. Eine Sektion von Commander Sandovals Black Tigers wird die Eskorte stellen.
Der Weg führt den Konvoy vom Alpha-Sprungpunkt nach Charly. An Tilemachos Asteroiden-Gürtel vorbei.
Gestern hat eine Patrolie der Black Tiger ungewöhnliche Ortungstaten aus dem Gürtel bekommen.
Nero wird mit zwei Flügelmännern die Sonnenseite des Gürtels patrolieren und somit dem Konvoy Deckung geben.“
Twist pausierte kurz und befeuchtete sich die Lippen: „Lieutenant Stafford…“
„Cowboy, Ma’am“, unterbrach Jules seine Staffelführerin und erntete einige Lacher.
„Cowboy, soweit ich weiß haben Sie gestern noch eine… hm, Einweisung in Ihre Maschine erhalten. Sie werden zusammen mit Cheese als Neros Flügelmänner agieren.
Um es Ihnen nochmals in Erinnerung zu rufen: Dieser Einsatz findet unter Gefechtsbedingungen statt. Die Regeln für den Kampfeinsatz sind Alpha-zwo. Ihre Jäger sind voll bestückt und wenn Sie schießen, dann schießen sie scharf und um zu töten.“
Die Staffelführerin pausierte kurz und ließ ihren Blick über ihre Piloten schweifen: „Der Rest von uns wird für den Vormittag mit der Einweisung in die zugeteilten Jäger beschäftigt sein. Am Nachmittag stellen wir Alarmstart fünf und fünfzehn. Die Diensteinteilung dafür erfolgt nach dem Mittagessen. Sie können wegtreten!“

Die Vorbereitung für die Patrouille war reine Routine. Die Typhoon konnte bis zu sechs Raketen fassen und wurde voll bestückt. Jeweils 4 Sparrow-Mittelstreckenraketen und Rumpf und an der Innenseite der Flügel, zwei Sidewinder-Kurzstreckenraketen mit Hitzesuchkopf an den Flügelspitzen.
„Battle Cat zwo-null-neun, Pink-Lady Tower, geben Sie ihren Status durch“, der Kommunikationsoffizier der Shiloh klang ziemlich korrekt, fast schon pedantisch.
„Pink-Lady Tower, Battle Cat zwo-null-neun“, antwortete Jules, „Rufzeichen Cowboy, Triebwerk auf Stand-by, Waffen gesichert, Schleudersitz gesichert, Schilde auf Stand-by, Bordsysteme klar, Tank bei Maximum, Battle Cat zwo-null-neun klar für Katapultstart.“
„Battle Cat zwo-null-neun, Pink-Lady Tower, roger, Sie sind Nummer drei für das Steuerbordkatapult. Halten Sie sich bereit.“
„Pink-Lady Tower, Cowboy“, er wusste, dass er sich bei dem Offizier unbeliebt machte aber er war Pilot und hatte sein Rufzeichen angegeben, „roger, bin bereit.“
Als erstes wurde Neros Typhoon aufs Katapult gezogen und ins All geschleudert, dann folgte Cheese. Die Eskorte für den Konvoy war schon vor über einer Stunde los geflogen um die Frachter am Sprungpunkt zu treffen.
Schließlich wurde Jules an den beiden Griphens für den Alarmstart fünfzehn vorbei aufs Steuerbordkatapult gezogen.
Zwei in gelbe Raumanzüge gehüllte Katapulthandler befestigten seine Typhoon mit dem Vorderrad auf dem Schlitten und dann wurde er per Handzeichen angewiesen das Triebwerk zu starten.
„Cowboy, Pink Lady Kat-zwo, Katapultkontrolle an Sie übergeben”, informierte ihn eine neue Stimme.
„Kat-zwo, Cowboy, alle Systeme klar, gebe Schub, bin bereit zu Start und erbitte Freigabe.“
Der Katapulthandler zu seiner rechten salutierte und ließ sich aufs Kniefallen und streckte dabei den rechten Arm nach vorne: „Cowboy, Pink Lady Kat-zwo, sie haben Freigabe!“
Jules erwiderte den Salut und als er Katapulthandler mit ausgestrecktem Arm kniete gab er das Katapult frei.
Der Andruck presste ihn in die Pilotenliege und er wurde so weit beschleunigt, dass er selbst bei einem Triebwerksausfall noch eine ganze Weile schneller war als der mit siebzig Kilometer per Sekunde dahin dampfende achtunddreißig Tonnen schwere Träger, der eine im All treibende Typhoon einfach über den Haufen fahren würde.
„Charly Flight, Nero, an meinem Flügel formieren!“
„Nero, Cheese, verstanden, bin schon bei Dir.“
„Nero, Cowboy, bin auf dem Weg, nehme Backbord Flügelposition ein!“
Es war nicht schwer die beiden anderen Typhoon zu finden. Am Rande von Jules Scannerreichweite waren die zwei Phantome der CAP, Alpha-Flight, zu sehen und die Shiloh mit ihren fünf Eskortschiffen stach ebenso deutlich hervor.
„Gut Ladies“, Nero klang vergnügt, „dann peilt Nav 1 an und dann gehen wir auf Autopilot in drei, zwei, eins…“
In lockerer Dreierformation entfernten sich die Typhoons in Richtung ihres Patrouillengebietes von ihrem Mutterschiff.

„Charly Flight, Nero, wir bleiben in Standartformation. Ich drehe meine Sensoren voll auf, während Ihr Eure Sensoren passiv haltet. Dann verschwindet Ihr praktisch in meiner elektronischen Signatur und ich werde für den linken oder rechten Flügelmann gehalten.“
„Nero, Cheses, roger!“
„Nero, Cowboy, ist ein interessantes Spiel, was Du da spielst.“
„Cowboy, Nero, in den letzten Monaten habe ich einige Dinge gelernt: Lass Dir nie die Tricks ausgehen zum Beispiel.“
Die nächsten Stunden waren recht langweilig und wurden nur von kurzen Funksprüchen des Bravo-Flight unterbrochen, welcher mit dem Konvoi aufschloss.
Sandy und ein weiterer Veteran des Black Tiger Squadron wiesen ihre Neulinge ein.
Alles sah so aus, als ob es nur eine einfache Routinemission sein würde.

„Charly Flight, Sandy, wir haben hier einige Signale aus dem Asteroidengürtel.“
„Sandy, Nero: Negativ, Sir, wir hatten alle Sektoren frei!“
„Sandy, Lex. Einkommende Jäger identifiziert, zwei oder drei Mustang und ein Schwarm uralter Hellcats.“
„Könnten das Söldner sein? Oder angehörige der Miliz?“ Fragte einer der jüngeren Piloten.
„Vinman, Sandy, Funkdisziplin.“
„Sandy, Vinman, Aye, Sir!“
„Lex, Sandy, rufen Sie sie!“
„Sandy, Lex, aye, Sir“, bestätigte die Pilotin und wechselte auf den allgemeinen Kanal: „Unidentifizierte Jäger, unidentifizierte Jäger, hier ist TSN Eskort-Flight Charly, Identifizieren Sie sich und drehen Sie augenblicklich bei! Dies ist unsere einzige Warnung!“
Ein kehliges Lachen antwortete der TSN-Pilotin: „Ich steh auf Frau’n in Uniform! Und Du klingst so richtig scharf!“
Dem konnte Jules nur zustimmen, enthielt sich jedoch seiner Meinung.
„Charly-Flight, Sandy, drehen Sie mal die Düsen auf, wir könnten hier sicherlich gleich etwas Hilfe gebrauchen.“
„Sandy, Nero, wir sind Unterwegs, Sir!“
„Sandy, Lex, die Mustangs und Hellcats kommen schnell näher!“
„Bravo-Flight, Sandy, okay, dies ist der Ernstfall, überprüft, ob die Waffen auch wirklich scharf sind. Lex, Sie und Vinman nehmen sich die Mustangs vor, Copper und ich halten die Hellcats im Schach. Charly ist auf dem Weg! Denkt daran, was Ihr auf der Akademie gelernt habt! Waffen frei, wir greifen an!“
„Sandy, Lex: Tally-Hoo!“
„Sandy, Copper, Roger, Waffen klar, ich bin an Ihrer Seite Boss!“
„Sandy, Vinman: Greife an!“
„Sandy, Nero, ETA Charly-Flight sieben-null-null Minuten!“

Die folgenden fünf Minuten zeigten, das Vinman und Copper noch wirklich recht unerfahrenen Piloten waren und für Lex und Sandy eher ein Handicap waren.
Erst nach einigen Minuten Gekurbel gelang es Lex eine der Mustangs abzuschießen, zuvor musste sie mindestens zweimal Vinman einen Banditen vom Heck verjagen.
Immer wieder wurden die Funksprüche von dem Geschützfeuer gestört.
Wie vor einigen Jahren fühlte sich Jules während des Fluges sehr hilflos. Damals hatten Rebellen oder Piraten in Jaspair System einen Frachter angegriffen.
Die einzige Patrouille in so etwas ähnlichen wie der Nähe war ein Flight Mustangs unter seinem Kommando gewesen.
Die Piraten hatten damals den Frachter einfach zerstört und Jules war dazu verdammt gewesen den Hilferufen tatenlos zuhören zu müssen.
Hier waren es zum Glück vier Frachter mit einer Kampfkräftigen Eskorte, trotzdem zeigte sich ein Muster, die Piraten vorsichten immer wieder den letzten Frachter im Konvoy anzugreifen und seine Düsen zu beschädigen, um ihn weiter zu verlangsamen oder gar zu stoppen.
Dies würde die Eskorte in arge Bedrängnis bringen, gesamten Konvoy zu beschützen.
„Cowboy, Nero, wenn wir eingreifen deckst Du Cheese den Rücken, ich gehe solo rein, verstanden!“
„Nero, Cowboy, roger!“
„Nero, Cheese, verstanden!“
Zum zweiten oder dritten Mal checkte Jules seine Bewaffnung. Die Geschütze waren entsichert, die Raketen scharf.

Als sich die drei Typhoon dem Scharmützel näherten konnte man in der Entfernung den Austausch von Energieschüssen sehen.
Wie kleine Insekten schwirrten die Jäger um die vier großen Frachter, welche so gut sie konnten versuchten dem Feuer der Piratenjäger auszuweichen und mit ihren Lasern sich zu verteidigen.
Wie es die Piraten geschafft hatten gegen die gut ausgebildeten und gerüsteten Piloten der TSN zu bestehen war recht einfach, eine riesige Übermacht. Den vier Griphens standen noch zwei Mustangs und sieben Hellcats gegenüber als die drei Typhoons eintrafen.
Die Hellcat war ursprünglich vor fast fünfundfünfzig Jahren als agiler Eskort- und Abfangjäger konzipiert worden. Diese Aufgabe hatten sie seiner Zeit mit Bravour erfüllt. Jedoch waren sie aus dem aktiven Dienst genommen worden, da war Jules noch ein erregtes Funkeln in den Augen seiner Eltern.
„Tally-Hoo!“ Rief Cheese aus und beschleunigte auf zwei Hellcats zu und feuerte zwei Raketen ab: „Fox-one! Fox-one!“
Die beiden Piraten schossen auseinander und Cheese setzte gefolgt von Jules dem Anführer nach. Die Geschütze der wendigen Typhoon flammten auf, doch irgendwie gelang es dem Piraten einem Großteil des Feuersturms zu entgehen.
Dieser zog hart nach oben, brach rechts weg und tauchte unter dem Frachter durch.
Die beiden TSN Piloten versuchten dem Manöver zu folgen, doch nur Cheese gelang es. Jules musste über den Frachter drüber und konnte so zwei Schüsse auf die Hellcat abgeben, deren Schild aufflammte und zusammenbrach.
Jules bezweifelte, dass er es geschafft hätte dem Piraten in seiner alten Mustang zu folgen und er hoffte inständig, dass es daran lag, dass er die Grenzen der Typhoon noch nicht kannte, dass der Pirat ihn ausmanövriert hatte.
Nun setzte Cheese seinen Schüssen nach und schälte Panzerung von dem Piratenjäger, ehe er das Leitwerk abrasierte.
„Yeah, da brennt er!“ triumphierte Nero. Offensichtlich hatte sich das Ass der Shiloh einen weiteren Abschuss geholt: „Ihr fliegt Hellcats aber WIR SIND Hellcats!“
„Sandy, Lex, der Feind bricht ab und zieht sich zurück, sollen wir sie verfolgen?“
„Lex, Sandy, negativ!“
„Ich hab hier fast einen“, ereiferte sich Cheese.
„Negativ, Sohn“, antwortete Sandy, ohne aufs Funkprotokoll hinzuweisen, „Bravo hat eine Menge Sprit verbraucht und vor uns liegt noch ein gutes Stück weg. Alle Mann zurück zum Konvoy. Charly-Wing, Ihr übernehmt die Nachhut!“
„Sandy, Nero, verstanden, Ihr habt den Boss gehört. Cowboy linke Flanke, Cheese an die rechte.“
„Aye, Sir“, Cheese klang alles andere als zufrieden.
„Nero, Cowboy, verstanden. Das war ja ein kurzer Spaß.“
„Cowboy, Sandy“, antwortete der Anführer vom Bravo-Flight, „keine Sorge, wenn es erst einmal die Echsen sind, die werden schon hartnäckiger sein.“
„Sandy, Cowboy, ach, was Du nicht sagst.“
„Cowboy, Sandy, davon bin ich überzeugt, LIEUTENANT!“
Lieutenant? Nun drang es zu Jules durch, dass die anderen Piloten Sandy mit Sir angesprochen haben… Sandy, Sandoval, COMMANDER Sandoval. CAG Sandoval, oh bitte nicht.

Nach einem langen, relativ ereignislosen Flug mit einem Auftanken im All und seiner ersten Landung auf einem Träger der Majestics-Klasse stellte es sich beim Debriefing heraus, dass Sandy tatsächlich Commander Jackson Sandoval, der CAG der Hellcats war.
Dieses wurde im großen Besprechungsraum des Geschwaders abgehalten und von Lieutenant SG Alexandra „Lex“ McGraw abgehalten.
Neben den sieben Piloten die den Einsatz geflogen waren, war der XO des Geschwaders, der Nachrichtendienstoffizier der Hellcats und der Operationsoffizier, sprich der zwote Offizier, der Shiloh anwesend.
Ein Haufen Offiziere mit denen Jules aufgrund von Rang und Alter auf Du gewesen wäre, vor denen LIEUTENANT Stafford jedoch zu kuschen hatte.
„Die Piraten verfügten über drei Mustangs, vermutlich C oder D Serie und sieben Hellcats, Muster unbekannt und kamen aus dem Tilemachos Asteroidengürtel“, dabei war sie den Typhoon-Piloten einen strengen Blick zu, „die Farbgebung und Kennzeichnung war uneinheitlich, ebenso die Bewaffnung.“
Sie konsultierte ihr Notepad: „Obwohl die Hellcat bis zu vier Raketen tragen kann, waren die meisten nur mit zwei oder sogar gar keinen Raketen bewaffnet und den Sensorlogs zufolge Sidewinder. Möglicherweise auch um ältere Atoll Kurzstreckenraketen.“
Lex war den drei Typhoonpiloten erneut einen eisigen Blick, der ihr recht gut stand, zu: „Ein weiterer Blick auf die Sensorlogs zeigt dann, das zwischen den Asteroiden noch zwei oder drei Shuttles gewartete haben, die sich dann mit den Jägern zurück zogen. Es ist davon auszugehen, dass dort Enterkommandos bereit standen.“
Al-Matari pfiff auf: „Das sieht mir sehr nach einer groß geplanten Aktion aus.“
„Deutet irgendetwas darauf hin, dass noch ein größeres Schiff in der Nähe war“, wollte der zweite Offizier der Shiloh skeptisch wissen.
„Ein ganz klares negativ“, antwortete der ND, „darauf deutet nichts in den Logs drauf hin.“
„Black Box der abgeschossenen Jäger?“
„Da gab es keine“, schaltete sich der CAG ein, „zumindest haben wir keine Signale empfangen. Zumal viele Piraten auf solche Kleinigkeiten gerne verzichten.“
„Fakt jedoch ist“, stellte der ND fest, „die Piraten müssen irgendeine Basis hier im System haben. Sei es jetzt ein Schiff oder irgendein aufgegebener Bergbauposten. Das heißt, auf Ihre Jetjockeys kommt eine Menge Aufklärungsarbeit zu.“
„Ich weiß, Bernd, ich werde meine Staffelführer entsprechend einweisen. Gut, aber das wäre es fürs erste, Sie können wegtreten.“
Die Piloten, die etwas weiter hinten saßen als die Stabsoffiziere, sahen zu, dass sie wegkamen um etwas von ihrer Freizeit zu genießen und die um das Gefecht zu verarbeiten.
Auch diejenigen, die keinen Abschuss erzielt hatten, waren auf einem Hoch. Die Neulinge Vinman und Copper hatten ihr erstes Gefecht erlebt und überlebt.
„Lieutenant Stafford, haben Sie einen Augenblick?“
„Natürlich, CAG“, Jules schob sich an der energisch aus dem Raum stürmenden Lex vorbei und blieb unschlüssig vor Commander Sandoval stehen. Er war sich nicht sicher, ob er vor dem CAG Haltung annehmen sollte oder ob das informeller werden würde.
Nach kurzem Zögern nahm er lässige Rührt-Euch-Haltung ein: „Wenn es wegen dem duzen via Funk ist Skipper…“
„Ach, Unsinn, Lieutenant“, Sandoval grinste verschmitzt, „ich habe mir Ihre Akte angesehen, Major.“
Jules zuckte leicht zusammen.
„Sehen Sie, ich habe lange genug in der Navy gedient um mich noch über irgendwelchen Unsinn zu wundern, der einfach so passiert. Dennoch kann ich Ihre Erfahrung nicht einfach verschenken. Ich habe schon mit Commander Schramm gesprochen, Sie werden auf jeden Fall als Assistenzausbilder eingesetzt.“
Jules nickte: „Verstehe, Sir. Selbstverständlich.“
„Darüber hinaus werden wir Ihnen mehr Verantwortung übergeben auch über Ihren jetzigen Rang hinaus.“
„Natürlich, Sir“, Jules nickte.
Sandovals Grinsen wurde breiter: „Ich werde darüber hinaus mit dem Captain sprechen, was wir tun können, um Sie möglichst schnell zu befördern.“
„Ähhh…“
„Eigentlich habe ich mit einer intelligenteren Antwort gerechnet.“
„Ich werde mein bestes geben, Ihre Vorschusslorbeeren zu rechtfertigen, Sir.“


Pilotenkasino, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
3. März 2633

„…dann wich ich dem Asteroiden aus, zog scharf nach backbord und knallte dem Drecksack zwei Raketen ins Heck. Dass Shuttle ist auseiander geplatzt wie eine reife Melone! Und was habe ich mich verjagt, als plötzlich dieser tote Pirat gegen mein Kanzeldach prallt.“
Lieutenant Edwin Carlyle machte ein erschrockenes Gesicht und wedelte etwas mit den Armen, dass er beinahe etwas von dem besten, achtzehn… Tage alten aldebaranischen Wodka verschüttete, den die Ingenieurcrew des Trägers schwarz brannte.
First Lieutenant, der CAG schien das unmögliche wahr machen zu können, Jules Stafford blickte von seinen Karten auf und drehte sich halb in Richtung von Carlyle um. Er machte dabei ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
„Er ist so ein richtiger Kotzbrocken nicht?“
Jules drehte sich zu der Sprecherin um. Lex McGraw spielte mit einem roten Chip.
„Du musst ja nicht mit ihm fliegen“, knurrte Jules.
„Du doch auch nicht mehr“, Longshot sein Zimmergefährte warf zwei grüne Chips in die Tischmitte, „zumindest Deinem Grinsen nach der letzten Einsatzbesprechung nach zu folgen.“
„Oh, zum Glück, nach dem Stunt im Asteroidenfeld hätte ich ihn am liebsten aus seiner Typhoon geschossen. Und davor hatte Nero ihn als Flügelmann und wäre fast auf ihn losgegangen und hätt den Spinner wohl am liebsten totgeschlagen.“
Vinman, der noch immer als Lex Flügelmann agierte blickte von seinen Karten auf in Richtung Longshot: „Du bluffst doch!“
„Ich bluffe nie, Kid.“
„Doch, dass gehört zu Deinem Standardrepertoire, Deine zehn und weitere zehn.“
Lex warf ihre Karten hin: „Ich bin raus. Wie hättet Ihr in der Konföderation so einen Hot Shot behandelt?“
„Sohn eines Senators und so“, Jules begutachtete seine Karten, gab dann jedoch auch auf, „ich mein, so jemand wäre selbst bei uns eher zur Navy gegangen als in ein Systemverteidigungsgeschwader einzutreten. Aber wahrscheinlich hätten wir ihn oder eher seinen Daddy ganz kräftig gemolken, sprich gute Ausrüstung und so oder ihm so dermaßen das Leben zur Hölle gemacht…“
„Tja, Kid, nur noch Du und ich“, stellte Longshot fest, „also nochmal Deine zehn und dreißig!“
Vinman schmiss einen Roten und zwei Grüne auf den Chiphaufen in der Tischmitte: „Hosen runter Phantom-Kutscher!“
„Zwei Pärchen, rote Achten und roten Jungen.“
„HA“, machte Vinman, „drei Könige!“
Longshot grinste und deckte seine fünfte Karte auf: „Und hier haben wir noch einen schwarzen Buben, Full House, Rookie.“
„Fuck! Fuck! Fuck!“
„Niemals gegen die Bank wetten, hast Du davon noch nie etwas gehört, kleiner?“
„Seit wann bist Du denn die Bank“, wollte Lex wissen.
„Meine ganze Familie besteht aus Bankiers, mein Vater, meine Brüder, alle“, antwortete Longshot, der die Chips einsammelte, „da bleibt natürlich was hängen.“
„Was glaubt Ihr, was nun anliegt, wo wir die Piratenbase ausgehoben haben?“
Jules begann zu mischen: „Ich denke wir werden jetzt nach dem Schiff der Piraten suchen. So wie es aussah wurde die Base evakuiert.“
„Ach schau einer an, wer sich da ins Pilotenland verirrt hat“, rief Carlyle aus.
Die Pokerrunde blickte sich in Richtung der Tür um und ein ziemlich breitschultriger Kerl im Tarndrillich der Marines steuerte genau auf sie zu.
„Du weißt aber schon, dass Du Dich verlaufen hast, Jarhead?“ setzte Carlyle nach.
Jules drehte sich zu dem jüngeren Piloten um: „Halt die Klappe, Prince!“
„Yeah, warum…“
„Weil ich es sage!“
„Ach, wenn das so ist…“, Carlyle breitete die Arme aus und wollte einen Schritt in Richtung des Pokertisches machen, wurde jedoch von seinen Kameraden zurück gehalten.
Der Marines-Offizier blieb vor dem Pokertisch stehen: „Ich suche jemanden mit dem illustren Namen Cowboy.“
In diesem Moment wusste er, dass man weder mit Vinman, Lex noch Longshot einen kriminelle Organisation gründen, da sie alle ihn anblickten.
„Okay“, Jules hob die Hände, „meine Komplizen haben mich ja schon verraten, was kann ich für Sie tun Cap… ähm Major?“
„Sprechen Sie Akarii?“ Der Marines Captain zog ein Datapad aus seiner rechten Seitentasche.
„Uhh, wenig bis gar nicht, warum?“
„Ich dachte, da Sie aus der Konföderation stammen könnten Sie mir diesen Text übersetzen“, er reichte Jules das Pad, „wir haben dies bei der Durchsuchung der Basis gefunden.“
Jules sah sich den Text an: „Ich glaube nicht, dass das Akarii ist, Major…“
„Borloo, Cédric Borloo.“
„Nach allem, was ich so erkennen kann würde ich nicht sagen, dass es sich dabei um irgendeine Form von Akarii handelt, Major Borloo. Soweit ich das beurteilen kann, sind die Schriftzeichen dafür zu grob.“
„Irgendeine Ahnung, worum es sich dabei handeln könnte?“
„Absolut negativ.“
„Warum fragen Sie nicht mal Lieutenant Müller, einen der LSOs“, schlug Lex vor, „der hat eine ganze Weile am Rand verbracht.“

__________________
5th Syrtis Fusiliers - Pillage and looting since first succession war


15.03.2016 19:22 Cunningham ist offline E-Mail an Cunningham senden Homepage von Cunningham Beiträge von Cunningham suchen Nehmen Sie Cunningham in Ihre Freundesliste auf
Cunningham Cunningham ist männlich
Captain


images/avatars/avatar-477.gif

Dabei seit: 06.09.2006
Beiträge: 1.116

Themenstarter Thema begonnen von Cunningham
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Battle Cats Bereitschaftsraum, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
4. März 2633

„Guten Morgen Battle Cats!“
Die Erwiderung, die Lieutenant Commander Schramm entgegenschlug war nicht ganz so entusiastisch.
„Der ND ist der Ansicht, dass unsere Piraten über ein eigenes Schiff verfügen, möglicherweise sogar ein Kriegsschiff außerirdischer Bauart, wie es hier draußen öfters vorkommt. Darüber hinaus haben wir in den Unterlagen der Piratenbasis Hinweise darauf gefunden, dass ein vor drei Monaten verschwundener Frachter, die SS Valdez sich ebenfalls im Besitz der Piraten befindet.“
Auf dem Monitor erschien ein älterer Trampfrachter.
„Wie Sie Ihren Unterlagen entnehmen können war die Valdez zum Zeitpunkt ihres Verschwindens leicht bewaffnet. Möglicherweise sogar etwas mehr als angegeben. Auch so etwas kommt hier draußen öfter vor.
Leider wissen wir immer noch nichts über eine mögliche Position des Piraten. Von daher fliegen wir heute verstärkt Aufklärung.“
„Wieder einmal“, grummelte Prince aus der letzten Reihe.
„Unser Patrouillengebiet ist das hintere Ende des Tilemachos-Asteroiden-Gürtel. Er bietet einen recht guten Ortungsschutz selbst für Großkampfschiffe und führt zum Bravo Sprungpunkt.
Wenn Sie auf ein größeres Schiff, die Valdez oder eine größere Gruppe von Piraten kommen, greifen Sie nicht an, sondern ziehen sich zurück und melden den Kontakt an die Shiloh. Verstanden?!“
„Aye, aye, Ma’am“, kam die Antwort recht lahm.
„Um unseren erhöhten Wartungsaufwand der letzten Wochen auszugleichen, werden uns zwei Flügel der Tomcatters aushelfen. Cowboy und Buckle, sowie Nero und Slider, Sie werden jeweils mit einem Paar Phantome operieren.
Prince, Gladio und Cheese, Sie drei fliegen mit mir und Prince, wenn Sie noch einmal eine Fassrolle beim Eintritt in den ACLS-Leitstrahl ausführen, trete ich Ihnen persönlich in den Arsch und überlasse Sie anschließend dem Airboss. Ist das klar?“
„Kristallklar, … ähm Ma’am!“
„Gut, wegtreten!“


Stunden später

„Cowboy, Buckle, ist es immer so langweilig?“
„Langweilig?“ Die plötzliche Frage brachte Jules total aus dem Konzept und ließ ihn vergessen dass er auf einem offenen Kanal sprach, den auch die beiden Phantompiloten mithören konnten.
Und der führende Phantomjockey war Lieutenant Commander Reuben LeCrouix, der Staffelführer der Tomcatters.
„Cowboy, Fencer“, meldete sich LeCrouix auch prompt mit einem Lachen in der Stimme zu Wort, „der Rookie wird noch schnell genug lernen, das lange Weile gut ist.“
„Fencer, Cowboy, ja schon möglich, doch was soll hier dran langweilig sein. Wir fliegen mit dreihundert km/s durchs Universum. Man muss sich nur mal aus dem Kanzeldach blicken, man kann sich gar nicht satt sehen.“
„Cowboy, Buckle, aber da draußen ist NICHTS!“
„Buckle, Cowboy, die Sterne, die Planten, der wunderbare Blick auf den Asteroiden-Gürtel, Sie brauchen nur hinzuschauen.“
„Es gibt im Weltall keine Atheisten, wie fils?“ LeCrouix klang immer noch sehr amüsiert.
„Fencer, Tex“, meldete sich sein Flügelmann zu in langgezogenem Akzent zu Wort, „ich bin aber Atheist, Sir.“
„Tex, Fencer, das glaube ich nicht so wirklich, Lieutenant…“
„Delta-Flight, Black-Hotel“, wurde der Commander vom Signaloffizier der Shiloh unterbrochen, „wir haben einen Notruf von Bravo-Flight empfangen. Commander Schramm braucht dringend Unterstützung, Bravo ist in ein schweres Gefecht mit überlegenen Kräften verwickelt worden.“
„Black-Hotel, Fencer, wie konnte das geschehen, Twist weiß von dem Befehl sich zurückzuziehen, sobald überlegene Kräfte auftreten.“
„Fencer, Black-Hotel Actual“, meldete sich eine neue Stimme, der Captain der Shiloh, zu Wort, „wir wissen nicht genau, was geschehen ist. Soweit wir mitbekommen haben, hat einer der Piloten den Rückzugsbefehl ignoriert und ehe sich Commander Schramm versah, war sie schon mitten in einer Schlacht gelandet. Sie sind am nächsten dran, Fancer aber wir haben schon unsere Bereitschaftsgrupe gestartet. Geben Sie Gas!“
„Black-Hotel, Fencer, verstanden Sir, sind auf dem Weg!“
„Delta, Fencer, Ihr habt den Mann gehört! Aktualisiert Eure Nav-Computer und dann nichts wie los!“

Es dauerte fast zehn Minuten in Funkreichweite der in Not geratenen Sektion zu gelangen.
„… Yeeeeeeeeeeehaaaaaaaaaawwww, den hat es mitten durchgesäbelt!“
„Lieutenant“, brüllte Twist über Funk, „brechen Sie ab, wir müssen hier raus!“
„Keine Panik“, antwortete Prince gut gelaunt, „den zweiten habe ich auch gleich!“
„Zurück in die Formation SOFORT!“
„FUCK, die Mustang mit der bunten Schnauze kommt zurück“, schrie Cheese auf. Die Stimme des jungen Piloten überschlug sich fast vor Panik.
„Bravo-Wing, Fencer, wir sind auf dem Weg! Können Sie sich aus der Umklammerung befreien?“
„Negativ, Fencer“, kam die gepresste Antwort von Schramm, „Gladio wurde abgeschossen, konnte jedoch aussteigen! Wenn wir ausbrechen, knallen die uns ab.“
„Twist, er kommt näher, ich kann ihn nicht abschütteln! Er hat mich im Visier… oh NEEEIIII….“
Der Funkspruch von Cheese brach abrupt ab.
„Cheese ist down, wiederhole Cheese ist down, zwei Maschinen down!“
„Die Kavallerie kommt, Twist! Halten Sie durch!“
„Beeilet Euch, verflucht, wir sind nur noch zu zweit!“
Schließlich erreichten sie die Feuerreichweite für die Phönix Langstreckenraketen und LeCrouix und sein Flügelmann feuerten wahllos auf unterschiedliche Piratenjäger.
Die verschiedenen Jäger stoben auseinander.
„Los Prince, bringen Sie Ihren wertlosen Arsch hier raus!“
„Moment, die Mustang kriege ich noch!“
„Hauen Sie ab!“
„Na los, Prince“, brüllte Jules, „wir können den Korridor nicht lange offen halten!“
„Yeah! Yeah, ich komme!“
Aus der Entfernung konnte Jules sehen, wie sich zwei Typhoons aus dem Knäul Piratenjäger versuchten heraus zu kämpfen.
Doch wie aus heiterem Himmel wurde der folgende TSN-Jäger unter Kreuzfeuer genommen. Das Schutzschild glühte auf und brach zusammen. Panzerung platzte ab, dann explodierte ein Triebwerk und die Typhoon geriet ins Trudeln und explodierte dann in einem grellen Blitz als eine Rakete ins Heck einschlug.
„Cowboy, Fencer, seht zu, dass Ihr Euren Kameraden raus schafft, wir geben Euch Deckung!“
„Verstanden! Fox-one! Fox-one!” Jules feuerte zwei Raketen aufs grate wohl ab um soviele Piraten wie möglich zu beschäftigen, “Buckle, Cowboy, wir verschwinden!”
„Cowboy, Buckle, verstanden!“
Die beiden Phantome entfachten einen Feuerzauber, der die Piraten davon überzeugte, sich mit dem Punktestand zufrieden zu geben und ebenfalls das Weite zu suchen.“

Es war wie in einem schlechten Roman. Ester Schramm, Chester DuMont und Alessandro Montego waren von den Piraten abgeschossen worden. Der Pilot, der laut Meldung der Shiloh für das Desaster verantwortlich war, Edwin Douglas Carlyle flog mit ihnen wohl behalten zurück.
Der Rückflug verlief unter eisigem Schweigen und wurde nur kurz von einigen Funksprüchen mit der ausrückenden Bereitschaftsgruppe unterbrochen.


Geschwader Briefingroom, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
5. März 2633

Wie desaströs das Gefecht für die Battle Cats jetzt wirklich ausgegangen war, dass wusste Reuben LeCrouix nicht genau, konnte es aber erahnen. Im Augenblick war das aber nicht einmal annähernd wichtig. Als er knapp nach Mitternacht hinter das Rednerpult des Besprechungsraumes für das gesamte Geschwader trat, trug er wieder den Raumanzug.
Vor ihm saßen Piloten von drei verschiedenen Schwadronen. Drei Piloten seiner Tomcatters, sechs Piloten der Black Tiger-Schwadron unter der Leitung von Lieutenant SG Alexandra McGraw und zwei Jagdbomberbesatzungen, geleitet von Lieutenant Commander Al-Matari.
Der DCAG hatte die Debriefings der Juniorpiloten geleitete, während LeCrouix sich um die Aufklärung gekümmert hatte.
Sandoval und Al-Matari waren zum Glück Profi genug um ihm dann auch die Show zu überlassen.
„Sie alle wissen von dem letzten Zusammenstoß der Battle Cats mit den Piraten. Genauere Informationen darüber erhalten Sie bei der Morgenmusterung durch Ihre Staffelführer.
Wichtig jetzt ist nur, dass unser SWACS aufgrund des Gefechtes in der Lage war die mobile Basis der Raiders ausfindig zu machen.
Es handelt sich um einen alten torrelianischen Zerstörer, von dem wir annehmen, dass ein Flugdeck angeflanscht wurde. Er wird begleitet von dem Trampfrachter SS Valdez.
Der Zerstörer dürfte somit etwa sechzig Jahre oder so alt sein. Soweit wir wissen hatten die torellianer seiner Zeit zur Raketenabwehr noch Maschinenkanonen verwendet.
Wir gehen davon aus, dass seine Bewaffnung aber im Laufe der Zeit verbessert wurde. Dennoch können wir nicht sagen, was uns dort wirklich erwartet.
Wie im letzten Eingangsbriefing erwähnt ist auch die Valdez bewaffnet. Die genauen Daten sind auch hier unbekannt.
Wir greifen also in zwei Wellen an. Unsere erste Welle besteht aus einer Sektion Tomcatters unter meiner Leitung, sowie zwei Flügeln Black Tigers, zwei der Griphens werden für einen Wild Weasel Angriff bestückt. Unsere Aufgabe ist es den Weg für die Bomber zu klären, indem wir so viele Piratenjäger wie möglich eliminieren und die Wild Weasels werden die Verteidigungssysteme des Zerstörers und der Valdez lahm legen.
Mit sieben bis zehn Minuten Verzögerung folgen uns die Jagdbomber, eskortiert von zwei weiteren Black Tigers. Die Bomber greifen sofort die Dickschiffe an. Priorität hat der Zerstörer.
Sobald beide Primärziele erledigt sind, räumen wir mit eventuell noch überlebenden Piratenjägern auf und kehren dann in geschlossener Formation über Navigationspunkt drei zur Shiloh zurück.
Das Oberkommando bei dem Einsatz führt selbstverständlich Commander Al-Matari. Noch Fragen? Gut, abtreten und gute Jagd!“


JAG-Büro, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
6. März 2633

Jules Stafford hatte die wenig begeisternde Ehre als Stellvertreter des amtierenden Staffelführes der Battle Cats zu dienen. Zum Glück musste er als entfernt an den letzten Ereignissen beteiligter Pilot nicht als Vertrauensperson an den Vernehmungen teilnehmen, sondern war nach einer kurzen Aussage entlassen worden.
Als er vor den Captain, den Geschwaderkommandanten und den JAG-Offizier der Shiloh getreten war, hatte er so kurz und emotionslos wie nur möglich seine Aussage gemacht. Das war nicht viel gewesen.
Dann hatte Commander Sandoval ihm den Gefallen getan, ihn nach seiner persönlichen Meinung zu Prince zu fragen. Sowohl der Captain als auch Lieutenant Commander Carel Wijn wirkten dabei alles andere als glücklich.
Jules hatte trotzdem kein Blatt vor den Mund genommen und den Eindruck von Carlyle wiedergegeben, den er während der letzten paar Wochen hatte sammeln können.
Und das war alles andere als positiv. Carlyle war bestes Filmmaterial eines talentierten, undisziplinierten und unverantwortlichen Piloten.
Es schien zwei mögliche Rollen für ihn zu geben, entweder jenen vorlauteren Maverick, der am Ende den Tag rettet aber scheinbar hatte er genau die andere Rolle gewählt. Mit dem Tod von Lieutenant Commander Schramm und Lieutenant DuMont hatten die Battle Cats nicht nur ihre Kommandeurin verloren, sondern auch fünfzig Prozent der in der Staffel dienenden Veteranen. Und DuMont hatte die Anlagen zu einem Spitzenpiloten gehabt.
Während Jules seine persönliche Meinung über Prince kund tat wurde Captain Richards Gesicht immer unbewegter. Natürlich, hier ging es um den Sohn eines sehr einflussreichen Mannes. Tatsächlich wollte Jules nicht für alles Geld des Universums mit Richards oder Sandoval teilen.
„Danke, Lieutenant Stafford“, beendete schließlich der Captain die Befragung, „Sie können wegtreten und Lieutenant Montego hereinschicken.“
„Aye, aye, Sir“, Jules erhob sich, setzte seine Schirmmütze auf und salutierte, ehe er den Raum verließ.
Im Vorraum saßen ein Lieutenant des JAG-Department sowie die zwei noch nicht vernommenen Piloten.
„Gladio, Du bist dran“, der JAG-Offizier begutachtete kritisch, wie Jules dem jüngeren Piloten kurz die Schulter drückte.
Gladio wirkte immer noch von seinem Weltraumspaziergang gezeichnet und war sichtlich nervös.
Jules nickte auch noch Buckle zu, während Gladio in das Büro des leitenden JAG-Offiziers ein.

Gladio trat vor den Captain und legte die Hand zum Salut an.
„Second…“, er brach ab, „ähh Lieutenant JG Alessandro Mentoge meldet sich wie befohlen, Sir!“
„Rühren, Lieutenant“, Captain Richards deutete auf den Stuhl, „bitte nehmen Sie Platz.“
„Aye, aye, Sir!“ Er nahm seine Mütze ab und setzte sich auf dem Stuhl den drei ranghöheren Offizieren gegenüber.
„Lieutenant Montego“, begann der Captain deutlich sachter, „dies ist ein Vorverfahren nach Artikel 33 des Militärstrafgesetzes, das klären soll, um gegen Lieutenant JG Edwin D. Carlyle ein Kriegsgericht einberufen werden soll.
Sie werden keines Fehlverhaltens bezichtigt und treten vor dieses Ausschuss als Zeuge. Auch wenn Sie nicht vereidigt werden, ist es eine strafbare Handlung dieses Ausschuss anzulügen.
Darüber hinaus mache ich Sie drauf aufmerksam, dass diese Vernehmung aufgezeichnet wird. Haben Sie die Belehrung verstanden, Lieutenant?“
„Aye, … ähm, ja, Sir!“
„Sehr gut, Lieutenant“, der Captain nickte ihm aufmunternd zu, „denn erzählen Sie uns doch bitte, wie Ihre Patrouille am vierten diesen Monats abgelaufen ist.“
„Zu Befehl, Sir“, Gladio befeuchtete sich die Lippen, „um 13 Uhr etwa begann die Einsatzbesprechung, mit Zuteilung der Pilotenteams und Ausgabe der Einsatzdaten, dem folgte das Anlegen der Ausrüstung und die Übernahme der Maschinen im Hangar, die um 13 Uhr 45 oder 13 Uhr 50 auf das Flugdeck hinauf gebracht wurden. Alle zwölf Maschinen der Langstreckenpatrouille wurden entsprechend ihren Einsatzrichtlinien und Gruppenzusammenstellungen bewaffnet und betankt. Bravo-Flight startete aufgrund seines Einsatzgebietes als erstes, ich war vierter in der Reihe und sollte als Flügelmann von Cheese… ähm, Lieutenant DuMont agieren, während Lieutenant Carlyle diese Funktion für Lieutenant Commander Schramm übernahm.
Wir begannen mit unserem Start um etwa 14 Uhr 20 und flogen in gestaffelter Diamant-Formation unser Einsatzgebiet an.
Dort fächerten wir in Linie etwas weiter aus, so dass wir ein größeres Gebiet abtasten konnten, uns aber immer noch gegenseitig Deckung geben konnten.
Wir hatten etwa die Hälfte unserer Dreipunktpatrouille, da bekam ich schwache Signale auf meinen Schirm. Nachdem ich dies an Commander Schramm weitergegeben habe, wechselten wir den Kurs um dem nachzugehen.
Wir trafen auf eine größere Anzahl von unidentifizierten Jägern und eine unbekannte Ionenspur. Dann wurden wir angegriffen!“
Die drei ranghöheren Offiziere machten sich fleißig Notizen: „Hat Commander Schramm irgendwelche Anweisungen gegeben, nachdem der Angriff begann?“
„Ich bin nicht sicher, Sir“, Gladio biss sich auf die Unterlippe, „dass ging alles ziemlich schnell und Cheese, ich meine Lieutenant DuMont war mein Rottenführer.“
„Können Sie uns sagen, ob es einen Rückzugsbefehl gab?“
„Wie gesagt, das ganze ging sehr schnell, Sir, ich weiß es wirklich nicht und …“, Gladio stockte, ihm war es wirklich unangenehm, „ich war der erste, der abgeschossen wurde, Sir, es tut mir leid.“
„Schon in Ordnung, Lieutenant, haben Sie Ihrer Aussage noch etwas hinzuzufügen“, Captain Richard blickte den jungen Offizier forschend an.
„Nein… also ich weiß nicht recht… hm“, Gladio verzog nachdenklich das Gesicht, „ich glaube, Lieutenant Commander Schramm ermahnte Lieutenant Carlyle vor dem Start, bei der Einsatzbesprechung nochmal in Sachen Flugdisziplin, Sir.“
„Gut, danke sehr, Sie können wegtreten, Lieutenant!“
„Aye, aye, Sir!“ Er erhob sich, setzte seine Mütze auf und salutierte.
Nur zu gern hätte er dem Captain die Antworten geliefert, die nötig wären um Prince ans Kreuz zu nageln, doch tatsächlich waren seine Erinnerungen an den Kampf recht verschwommen. Er wusste nicht, was auf den Flugschreibern gespeichert war, so konnte er nichts behaupten und sich nur an seine lückenhafte Erinnerung halten.


Pilotenquartier, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
7. März 2633

„Windsorknoten, warum schreiben sie ins Diensthandbuch Windsorknoten? Es gibt doch gar keinen anderen Knoten für eine Krawatte“, nörgelte Longshot.
„Doch Mac, angeblich gibt es den.“
Service Dress war die Ansage gewesen. Ein weißes Kragenhemd, dunkelblaue – navyblaue um genau zu sein – Hose, zweireihiges Jackett, eine Krawatte in der gleichen Farbe, schwarze Halbschuhe und die weißbespannte Schirmmütze. Orden- und Kampagnenbänder über der Brusttasche der Jacke und dazu ein Qualifikationsabzeichen, wie die Pilotenspange.
Jules und McKenzie Haldane musterten sich gegenseitig, überprüften den Sitz der Uniform des jeweils anderen, bürsten hier und da noch Fussel und Staub weg.
„Wie die Paviane, fehlt nur noch, dass wir uns gegenseitig die Würmer aus den Haaren puhlen“, Longshot grinste.
„Yeah, komm gehen wir“, murmelte Jules und beide wurden wieder ernst.
Die beiden Piloten begaben sich in die Backbordaussichtslounge, wo sich das gesamte Geschwader versammelte.
An der Tür überwachte der Bosun der Shiloh, der ranghöchste Unteroffizier des Schiffs, Senior Master Chief Petty Officer Amalia Henrique, zählte die Anwesenden Piloten.
Um zehn Uhr blies sie in ihre Bootsmannspfeife: „Geschwader Staffelweise antreten!“
Für eine Gruppe professionelle Soldaten dauerte es recht Lange für das Geschwader Formation einzunehmen.
Die Piloten der Battle Cats Staffel standen unter dem Kommando ihres amtierenden Kommandeurs Lieutenant Roberto Fabruzzi in der ersten Reihe.
In Front der Piloten standen Richard Collins, der Captain der Shiloh, der CAG, Lieutenant Commander Achmed Sylaiman der, islamische, Bordgeistliche des Trägers und einige der höheren Schiffsoffiziere.
„Geschwader! Rührt Euch!“ Commander Sandoval nickte Sylaiman zu.
Der muslimische Bordkaplan trat ans Rednerpult: „Wir haben uns hier eingefunden um von unseren Kameraden und Waffenbrüdern Abschied zu nehmen.
Es heißt bei Piloten fliegt jedes Mal der Tod mit und in zweiten wie diesen wird die Gefahr des plötzlichen Ablebens um ein vielfaches größer.
Unsere Freunde traten in der besten Tradition der TSN ihrem Feind entgegen und es spielt dabei keine Rolle, ob es sich dabei jetzt um Akarii oder Piraten gehandelt hat, sie gaben ihr Leben im Streben für eine bessere Zukunft unserer Nation und Rasse.
Ihre Namen, ihre Taten und ihr Opfer werden zu Zierden dieses Geschwaders und dem Flying Corps der TSN und in unseren Erinnerungen und Legenden werden sie Einzug in das ewige Leben erhalten.
So übergeben wir ihre sterblichen Hüllen den Sternen von denen Sie gekommen sind und geloben, dass ihr Opfer nicht umsonst sein wird. Amen.“
Jackson Sandoval erhob die Stimme: „Geschwader ACHTUNG! Augen RECHTS! SALUTIERT!“
„Ester Maria Schram, Lieutenant Commander“, intonierte der Kaplan und der erste der beiden Särge wurde ins All geschossen. Eines der Backbordgeschütze feuerte zwei Schuss Salut ab.
„Chester Henry DuMont, Second Lieutenant“, und der zweite Sarg wurde abgeschossen und auch ihm folgen zwei Salutschüsse.


Pilotenkasino, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
7. März 2633

Die Stimmung unter den Piloten war nach der Zeremonie recht gedrückt.
Viele der Geschwaderangehörigen hatten gleich nach dem Wegtreten wieder die Dienstuniform angezogen, einige waren sofort im Anschluss ins Kasino gegangen. Heute würden die zwei Bier Maximum sehr schnell aufgebraucht sein. Ebenso der spärliche Vorrat an illegalen Aldebaran Wodka.
Als er und Longshot eintraten bemerkte Jules am Ende des Tresens Prince sitzen. Etwas abseits von allen anderen. Der gemiedene Pilot trug noch Service Dress, die Jacke offen und starrte in sein Bier.
„Setzt Dich schon mal Cowboy, ich besorg uns was zu trinken.“
„Danke, Dir“, Jules schlenderte zu seinem üblichen Tisch, wo schon seine engeren Freunde an Bord Platz genommen hatten.
„Na, wie geht’s Dir?“ Lex blickte ihn mitfühlend an.
Vinman hob die Hand zu Gruß, blieb aber grüblerisch still.
„So-lala. Schram und DuMont sind nicht die erste Kameraden, die ich verliere“, Jules zog sich einen Stuhl zurecht, „aber irgendwie ist es diesmal anders.“
„Wie meinst Du das?“
Jules strich sich über das Kinn: „Bislang sind die Kameraden, die ich im Dienst verloren habe durch Unfälle verloren und nicht durch Kampfhandlungen. Wie der Kaplan sagte die Chance zu sterben ist um ein vielfaches gestiegen.
An solchen Zeremonien werden wir wohl in Zukunft noch häufiger teilnehmen.“
„Welch aufbauender Gedanke“, grummelte Vinman.
Longshot stellte zwei Flaschen Bier auf den Tisch und ließ sich in einen Stuhl fallen: „Ich schätze man gewöhnt sich an alles. Wahrscheinlich werden wir uns in geraumer Zeit bei diesen Zeremonien nur noch langweilen.“
„Du machst es auch nicht besser!“ Vinman nahm einen tiefen Schluck Bier.
Bedrückendes Schweigen breitete sich über die Gruppe aus bis Jules plötzlich laut schnaufte: „Wisst Ihr noch, wie Cheese rumgelaufen ist, als ich meine Beförderung erhalten habe?“
„Oh ja“, Lex kicherte, „wie zehn Tage Regenwetter. Er der Kampferfahrene Pilot muss plötzlich von Dir alten Sack und Reservisten Befehle entgegen nehmen, ganz böse Sache.“
Jules musste schmunzeln: „Und dann hat er diesen Riesensprung über seinen Schatten gemacht, als ich ihn wegen Kampfmanöver um Rat ersucht habe.“
„Ja“, stimmte Longshot zu, „da lief der Junge schon ein wenig mit stolzgeschwellter Brust durchs Schiff und dass alles nur, weil unser Oldtimer Major in einer drittklassigen Kolonialmiliz war.“
„Wenn Du mich noch einmal Oldtimer nennst, … dann hol ich meinen Krückstock und dann Jungchen...“
Longshots Antwort wurde von plötzlichem Radau an der Bar verschluckt.
Jules drehte sich in diese Richtung um und bekam fast sofort Magenschmerzen. Als amtierender XO der Battle Cats fielen Gladio und Prince eindeutig in sein Revier.
„Scheiße“, knurrend erhob sich Jules und eilte zum Tresen.
„Eine Verwarnung und eine Versetzung in ein anderes Geschwader, ist alles was er bekommt! Dabei sollten sie ihn nie wieder in ein Cockpit lassen!“ Gladio hatte die Hände zu Fäuste geballt und links und rechts versuchten Kameraden auf ihn einzureden.
„Ich bin daran nicht schuld!“ hielt Prince dagegen, „Anfangs sah es gar nicht nach so vielen Piraten aus! Und als Twist den Rückzug befohlen hatte, konnte ich diesen gar nicht mehr ausführen!“
„Du hattest die Piraten genauso wie ich auf dem Monitor! Du wusstest ganz genau, worauf Du Dich eingelassen hast“, Gladio schüttelte Buckles Hand ab und trat einen Schritt näher an Prince heran, der vom Barhocker rutschte und ebenfalls die Fäuste ballte.
Jules drängte sich ohne Rücksicht auf Verluste zwischen die beiden Piloten und schob sie unsanft auseinander: „Was geht hier vor?“
„Der Spinner ist auf Streit aus“, Prince deutete auf Gladio.
„Papas Goldjunge spielt die ‚Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte‘ und der Senatorensohn macht einfach so weiter, als ob Twist und Cheese nichts wären!“
„Hey, glaubst Du ich will das Menschen sterben?“
„Hah, vielleicht ist es Dir nur vollkommen egal, wenn irgendjemand anderer auf der Strecke bleibt, wenn Du Scheiße baust, Du bist ja eh unantastbar!“
Prince platze der Kragen und er versuchte um Jules herum an Gladio heran zu kommen. Zu Glück hielten Buckle und Tex diesen fest, so dass Jules sich ganz auf Prince konzentrieren konnte und diesen nach kurzen Handgemenge an der etwas gelockerten Krawatte zu packen bekam und diese am Knoten hochdrückte, so dass Carlyle kurz die Luft wegzubleiben drohte, wenn dieser nicht mit seinen beiden Händen den Griff von Jules etwas herunterdrückte.
Die beiden Kontrahenten beruhigten sich soweit wieder, dass sie dem älteren Piloten zuhören würden.
Jules schob Prince noch etwas in Richtung Tresen zurück und wandte sich dann an Gladio: „SIE, in Ihr Quartier, SOFORT!“
Etwas über zehn Jahre Militärdienst hatten Jules einige Erfahrungen sammeln lassen. Vor allem, in welcher Tonlage man mit jungen renitenten Piloten sprechen musste, damit diese Kuschen.
Es sah nur kurz danach aus, dass Gladio sich widersetzen würde, doch dann strich er sich das Hemd glatt und trat ab. Zwar ohne den Befehl zu bestätigen, doch er führte ihn aus.
Jules blickte dem jungen Typhoon-Piloten nach, bis dieser das Kasino verlassen hatte. Erst dann drehte er sich zu Prince um, der noch unschlüssig an der Bar stand.
„Ihre Uniform ist derangiert, Lieutenant“, Jules musterte den Senatorensohn missbilligend, „und auch Sie sollten für heute Schluss machen.“
Fast automatisch richtete Prince seine Krawatte und schloss seinen Zweireiher und ganz gegen sein rebellisches Wesen nickte er: „Ja, ist wohl besser, Sir.“
Die anderen Juniorlieutenants, die dem Spektakel beigewohnt hatten, sahen zu, dass sie auf die ein oder andere Arte Land gewannen.
Einen Tadel und eine Versetzung, irgendwie kam dass Jules als zu wenig vor.

__________________
5th Syrtis Fusiliers - Pillage and looting since first succession war


25.03.2016 00:05 Cunningham ist offline E-Mail an Cunningham senden Homepage von Cunningham Beiträge von Cunningham suchen Nehmen Sie Cunningham in Ihre Freundesliste auf
Cunningham Cunningham ist männlich
Captain


images/avatars/avatar-477.gif

Dabei seit: 06.09.2006
Beiträge: 1.116

Themenstarter Thema begonnen von Cunningham
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hangardeck, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
8. März 2633

„Mr. Delaney!“
Der jungen Petty Officer, den Jules angesprochen hatte, drehte auf dem Fuße um und salutierte zackig: „Sir.“
Jules erwiderte den Gruß lässig: „Stehen Sie bequem, Delaney, ich habe ein oder zwei Fragen zu Ihrem Wartungsbericht.“
Das jugendliche Gesicht verdüsterte sich sofort und die Köpersprache ging in die Abwehr.
Der Pilot und amtierende Staffel-XO musste grinsen: „Entspannen Sie sich, dass sind nur Fragen, ich will Ihnen nichts ans Zeug flicken.“
Der Unteroffizier wirkte nicht im Geringsten überzeugt.
„Sie sind der Chrewchief für Battle Cat zwo-null-vier.“
„Korrekt, Sir.“
„Die haben Sie und Ihre Jungs ja in Rekordzeit wieder fit gemacht, das war gute Arbeit.“
„Danke, Sir, es war aber an sich nicht viel zu flicken“, Delaney deutete auf die angesprochene Maschine, „Panzerung am Backbordflügel, hinten am Leitwerk etwas, die Aufhängungen nachjustieren, sonst nichts.“
„Und der Flugschreiber musste ersetzt werden.“
Der Mechaniker blies die Backen auf: „Tjoa, der war auch im Eimer.“
„Gefechtsschäden?“
„Nein, das kann eigentlich nicht sein, Lieutenant Carlyles Maschine hatte keine Treffer nah genug am Cockpit, um den Flugschreiber zu grillen.“
Jules blickte auf sein Computer-Pad und versuchte so unbeteiligt wie möglich zu klingen: „Und, wieso könnte der sonst den Geist aufgegeben haben?“
„Ach, wissen Sie, Sir, die FR-31/13 sind billiger Schrott. Eigentlich sollte ein Flugschreiber ja viel aushalten, aber mit den Dingern sind schon unsere Ur-Großeltern durchs All gejagt und seit Jahr und Tag sind die nicht nachgebessert worden. Bei einer Phantom ist es kein Problem, doch wenn man die Kiste bei einer Typhoon zu stark in die Halterung presst, können die Kontakte soweit gebogen werden, dass sie sich berühren, dann gibt es eine Überspannung und die Kiste ist Toast.“
„Einfach so?“
„Kommen Sie, El-Tee, ich Zeig’s Ihnen“, er führte Jules zu Battle Cat zwo-null-vier und öffnete den Verschlag für den Flugschreiber und holte die kleine Blackbox hervor.
„Sehen Sie, Gottlieb, ich meine Senior Chief Gottlieb hat uns gezeigt, wie wir sowas verhindern können. Mit etwas Tesafilm befestigen wir zwei Wattestangen, wie man sie beim Zahnarzt in die Backe geschoben bekommt. Dann kann man die Recorder so fest eindrücken, dass er gleich beim ersten Mal hält ohne Gefahr zu laufen, dass er einem noch vor dem Start durchschmort.“
„Dann hat vor dem letzten Einsatz jemand vergessen die Watte draufzukleben?“
„Nein, Sir, ganz sicher nicht. Der Crew Chief ist für den Flugschreiber verantwortlich, ich hole ihn vor dem Start von der nachrichtendienstlichen Abteilung ab, bestücke ihn mit Watte, setze ihn ein und nach der Landung entferne ich den Flugschreiber und gebe ihn persönlich beim ND wieder ab, Sir.“
„Sie sind für den Flugschreiber verantwortlich?“
„Ja, Sir.“
Jules saugte kurz an seiner Unterlippe: „Und Sie haben ihn nach den Anweisungen Ihres Abteilungsleiters eingesetzt, dass eine Überspannung kaum möglich ist.“
„Ja, Sir“, Delaney nahm aggressive Rührt-Euch-Haltung ein, „ich habe als Mannschafter bei der Navy angeheuert und wurde wegen meiner Tüchtigkeit und meiner Gründlichkeit zur Unteroffiziersschule geschickt, Sir, meine Leistungsbewertungen sind immer erstklassig, Sir!“
„Und warum ist der Flugschreiber dann, wie haben Sie es ausgedrückt, Toast?“
„Das weiß ich nicht, Sir“, Delaney wirkte rechtschaffend empört ob der Anschuldigung, die unausgesprochen in der Luft hing.
Jules hob beschwichtigend die Hände: „Hören Sie, PO, ich Unterstelle Ihnen hier gar nichts, keine Schlampigkeit, keinen Vorsatz, nichts, aber die Flugschreiber von Commander Schram und Lieutenant Montego wurden nicht gefunden, der von Lieutenant DuMont lässt nur Statik hören. An die Shiloh wurde kein Funkverkehr übertragen um ihre Position nicht zu verraten und dieser Flugschreiber ist ohne ersichtlichen Grund kaputt…“
Delaney konnte nur mit den Schultern zucken, wirkte aber wieder etwas gefasster.
„Wo ist der defekte Flugschreiber jetzt?“
„Den hat der ND noch, die sehen sich auch die kaputten an, ob man nicht etwas rekonstruieren kann. Wenn die ihn noch nicht entsorgt haben, müsste er bei denen noch herumliegen.“
„Danke, Delaney, Sie haben mir sehr geholfen.“
„Bitte, Sir.“


Operationszentrale [OPZ], TRS Shiloh
Kalard-System FRT
8. März 2633

Die Operationszentrale war das Herzstück der nachrichtendienstlichen Tätigkeit an Bord der Shiloh. Jede Sensoraufzeichnung, jeder Funkspruch, jedes noch so kleines Datenfragment wurde hier gesammelt, bewertet, archiviert und der CIC für die Planung der Einsätze zur Verfügung gestellt.
Hier saßen käsegesichtige, gerade der Pubertät entwachsene Signalgasten zweiter Klasse mit Sicherheitseinstufungen, die manchen Commander vor Neid erblassen ließen.
Überwacht und angeleitet wurden sie dann von Unteroffizieren, welche Jules zu seiner Schulzeit als Nerds und Geeks bezeichnet hatte und deren Köpfe er gerne ins Klo getaucht hätte. Leute, denen jegliche autoritäre Aura abging, die ein erfahrener Unteroffizier einfach haben musste um im Zweifel einem grünohrigen Lieutenant bei der Hand zu nehmen und ihm den Unterschied von Klassenzimmer und Bordaltag beizubringen.
Und über diesen beklagenswerten Geschöpfen standen genervte Lieutenants und Lieutenant Commander, die gerne Geoff Deckard spielen würden und deren absolut zuverlässigen Informationen gute Piloten das Leben kosten würden.
Der NIC war für Jules wie für jeden anderen Frontkämpfer der Flotte fast so verhasst wie der Feind. Während im Zivilleben die Anwälte der moralische Bodensatz der Gesellschaft war, so hatten die Schlapphüte diese Position im Sozialgefüge des Militärs inne.
Nach seiner Meinung, sollte man alle paar Monate einen oder zwei NIC-Offiziere zur Luftschleuse hinauswerfen, damit dem Rest immer wieder vor Augen geführt wird, was mit anderen passiert, wenn sie bei ihren Analysen Scheiße bauen.
„Lieutenant Stafford? Lieutenant Commander Greer“, ein dunkelhäutiger Athlet mit sauber rasierter Glatze hielt ihm die Hand entgegen. Der Tonfall ließ vermuten, dass Greer mit einer niederen Lebensform reden musste.
„Commander“, Jules nahm die dargebotene Hand und bereute es sofort. Greer hatte einen Schraubstockartigen Händedruck.
„Ist das nur ein Höflichkeitsbesuch oder kann ich etwas Bestimmtes für Sie tun?“ Greer hielt seine Hand etwas länger fest als nötig und hielt dabei intensiven Augenkontakt. Ja, genau wie Martin Lehmann als Deckard in ‚Todesexpress nach Alpha Centauri‘ getan hatte.
„Ich habe in der Tat ein Anliegen.“
„Sir“, um seiner Korrektur die Schärfe zu nehmen lächelte Greer leicht, doch ließ ihn das noch weniger Sympathisch wirken.
„Ich habe in der Tat ein Anliegen, Sir.“ Dich würde ich als erstes durch die Luftschleuse schicken, wäre sicherlich auch ein Sieg für die Bürgerrechtsbewegung.
„Setzen wir und doch, kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“
„Gerne, danke – Sir.“
Greer führte ihn durch die OPZ zu seinem kleinen Büro, bedeutete ihm schon mal Platz zu nehmen und verschwand dann kurz, nur um gleich darauf mit Kaffee wieder zu erscheinen: „Also Mr. Stafford, was haben Sie auf dem Herzen?“
„Es geht um den letzten defekten Flugschreiber von Battle Cat zwo-null-vier.“
„Ja, ganz klare Kontaktverbrennung, kommt beim Einsatz der FR-31/13 auf Typhoonen leider vor. Auch bei unachtsamer Behandlung. Ist ganz billiges Material, eigentlich sollte sowas im militärischen Flugbetrieb nicht verwendet werden, nur scheinbar kommt der Hersteller damit durch.“
„Also, der technische Stab der Battle Cats hat da eine recht einfache Methode irgendwelche Unfälle zu vermeiden…“
„Ich weiß und manchmal kauen Ihre Crew Chiefs auf den Wattebällchen herum und … ahem, vergessen diese wieder abzumachen, bevor sie die Recorder an uns zurückgeben.“
„Äh…“, Jules unterdrückte heldenhaft ein Auflachen, „igitt, aber haben Sie den Eindruck, dass der Chrewchief von Battle Cat zwo-null-vier schlampig gewesen sein könnte?“
„Wer ist der Chrewchief von Battle Cat zwei-null-vier?“
„PO Delaney.“
Greer schüttelte den Kopf: „Nein, eigentlich nicht, Mister Delaney ist erfreulich genau bei seiner Arbeit, kann ich mir nicht vorstellen.“
„Haben Sie den Flugschreiber noch eingelagert, Sir?“
„Natürlich, warum, Lieutenant?“
„Ich möchte noch keinen Verdacht aussprechen, könnten Sie ihn aber vielleicht untersuchen?“
„Worauf untersuchen?“
Jules blies etwas unschlüssig die Backen auf: „Ob jemand an ihm herum gepfuscht hat.“
„Weiß Ihr Staffelführer, dass Sie hier sind, Lieutenant?“
„Nein, Sir, noch nicht. Zurzeit ermittele ich auf eigene Faust. Wenn ich meinen CO informiere, wird es sicherlich der CAG erfahren, dann muss ich Namen nennen und dann ist es aktenkundig. Wenn ich hier aber einem Gespenst nachjage, kann ich es unter den Tisch fallen lassen und niemanden wird mehr geschadet.“
„Sie glauben als Lieutenant Carlyle hat da draußen richtig Mist gebaut, der mehr als eine Versetzung in ein anderes Geschwader rechtfertigt.“
„Persönlich kann ich mir das sehr gut vorstellen“, gestand Jules widerstrebend ein, „doch wissen tue ich es nicht.“
„Gut, ich werde meine Spezialisten daran setzen, Lieutenant und wenn oder falls wir was finden gehen Sie sofort zu Ihren CO und holen den CAG hinzu, ist das angekommen?“
„Kristallklar“, und warum willst Du nicht dabei sein, wenn etwas gefunden wird?
„Haben Sie eigentlich eine Ahnung, mit wem Sie sich anlegen, Lieutenant?“
„Mit einem großmäuligen Jay-gee.“
„Dessen Vater Senator ist und angehöriger des Streitkräftefinanzausschusses ist.“
Ach daher weht der Wind: „Ich habe Carlyle-Senior nicht gewählt.“
„Na, wenn Sie meinen.“
Damit war das Gespräch beendet.


Büro des CAG, TRS Shiloh
Kalard-System FRT
10. März 2633

„Lieutenant Fabruzzi, Lieutenant Stafford, nehmen Sie doch bitte Platz“, Commander Sandoval deutete auf seine Besucherstühle. Das Büro ihres Kommandeurs war größer als eines der Pilotenquartiere und auf schlichte Weise elegant eingerichtet.
Der CAG der Hellcats musterte die beiden Typhoon-Piloten: „Was kann ich für Sie tun?“
Die beiden Lieutenants blickten sich kurz an, dann begann Fabruzzi: „Sir, ich glaube wir haben ein ernstes Problem. Lieutenant Stafford kam vorhin mit einigen Besorgnis erregenden Fakten zu mir.“
Sandoval lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte seinen ältesten Juniorpiloten erwartungsvoll an: „Lieutenant.“
„Sir“, Jules rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und legte ein Datapad auf den Schreibtisch, „es sieht so aus, als ob der Flugschreiber einer Typhoon sabotiert wurde.“
„Sabotiert, Lieutenant, wessen Typhoon?“
„Die Typhoon von Lieutenant Carlyle.“
Sandoval musterte Jules: „Ich weiß nicht, ob mir die Richtung gefällt, in die diese Unterhaltung führt, Lieutenant.“
„Mir auch nicht, Sir aber ich glaube tatsächlich, dass Lieutenant Carlyle seine Blackbox gegrillt hat um seine eigene Befehlsverweigerung zu decken.“
„Und dafür haben Sie Beweise, Mr. Stafford.“
„Nur Indizien“, gestand Jules ein, „doch die sollten eine Untersuchung rechtfertigen. Kopien aller Informationen sind auf dem Pad.“
„Gut, Lieutenant. Haben Sie noch etwas hinzuzufügen, Mr. Fabruzzi?“
„Nein, Sir. Ich hoffe nur, das Lieutenant Carlyle jetzt nicht auf dem Altar der Genugtuung geopfert wird. Was nicht heißt, dass ich auch nur im Entferntesten dafür bin ihn vom Harken zu lassen, wenn er sich irgendwelcher Vergehen schuldig gemacht hat.“
„Verstehe“, Sandoval erhob sich und nickte den beiden Piloten zu, „dann danke ich Ihnen und werde mich mit dieser unschönen Angelegenheit befassen.“
Die beiden Lieutenants erhoben sich und salutierten; sie wussten, dass sie entlassen waren.

__________________
5th Syrtis Fusiliers - Pillage and looting since first succession war


29.03.2016 20:23 Cunningham ist offline E-Mail an Cunningham senden Homepage von Cunningham Beiträge von Cunningham suchen Nehmen Sie Cunningham in Ihre Freundesliste auf
Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » Hinter den feindlichen Linien - Facetten

Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH