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Zum Ende der Seite springen Erkundungsmission Teil 2 - Rückkehr nach Wohlfahrt
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Zuikagu Zuikagu ist männlich
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 17: Operation Minerva – Rückkehr


System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen
Mo. 10.07.3071, 08:00 Uhr (Ortszeit)


Mit donnerndem Getöse hob die „Ramierez“ ab und strebte immer schneller in den Morgenhimmel über Landry. Oberst Georg Müller stand am Fenster seines provisorischen Büros, das er am nächsten Tag räumen würde. Für übermorgen war der Start der Taskforce „Minerva“ zurück nach Wohlfahrt vorgesehen. Da die „Andromeda“ sich immer noch am Piratensprungpunkt III befand, würde der Flug dorthin ca. 4 Tage in Anspruch nehmen. Etwas wehmütig sah er dem „SEEKER“-Landungsschiff hinterher, würde sie doch in ca. 5 Monaten Kwangjong-ni und die Innere Sphäre erreichen. Andererseits war er sehr froh weit weg von der Inneren Sphäre zu sein und hier eine sinnvolle Aufgabe zu haben, wusste er doch, dass er bei vielen in der Führungsetage der LAS und der Lyranischen Allianz in Ungnade gefallen war. Vor allem hegte Adam Steiner, der designierte Nachfolger des Archons, einen tiefen Groll gegen ihn, seit er damals Barcelona nicht mit allen seinen Soldaten, sondern nur er alleine mit einem Widerspruchstest verteidigt hatte. Das Barcelona verloren gegangen war und damit der Grund für seinen guten Ruf in den LAS und der LA, hatte Adam Steiner ihm wohl nicht verziehen. Aber so wie Georg das sah, war er daran selbst schuld. Hätte er nicht mit der 14. Donegal Garde in den Bürgerkrieg zugunsten von Victor Steiner-Davion eingegriffen, wäre es nie so weit gekommen. Nun musste er, Georg, als Sündenbock für den Verlust Barcelonas herhalten. Er hatte schon seinen Namen deswegen aufgeben müssen und lebte nun unter der Identität einer seiner besten Kameraden und Freunde, der leider auf Barcelona tödlich verunglückt war, hier draußen in der tiefen Peripherie. Aber das alles hatte auch etwas Gutes! Dadurch hatte er Julia getroffen und sich neu verliebt. Sie gab ihm den Halt, den er brauchte um seine Aufgaben erfüllen zu können! Georg hoffte, dass in spätestens 1 Jahr die „Hugo Eckener“ mit der „Ramierez“ wieder ins Bartok-System zurückkehren würde!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen
Di. 11.07.3071, 16:50 Uhr (Ortszeit)


Georg stand gerade in der ehemaligen WoB-Befehlszentrale, die sie übernommen hatten und unterhielt sich mit der Logistik-Leiterin des Raumhafens, Leila Teutul, die, sie soweit es ging, beim endgültigen Verladen der Fracht und Ausrüstung unterstützte, als er plötzlich angesprochen wurde.
„Sir, die „Seute Deern“ ist vor 25 Minuten gesprungen!“ meldete ihm einer der Unteroffiziere, die an der Raumkontrolle Dienst hatten.
„Danke Mastersergeant, weitermachen!“ antwortete Georg. Dann wandte er sich wieder Leila Teutul zu.
„Wann meinten sie, ist alles verladen?“
„In einer Stunde. Dann haben wir alles, was sie bei Hopefull Mining bestellt haben an Bord der Landungsschiffe.“
„Dann steht unserem morgigen Start ja nichts mehr im Wege und sie sind uns dann los!“ meinte Georg mit einem Lächeln. Die Logistik-Leiterin lächelte zurück.
„Sie können gerne wiederkommen! Ihre Leute haben in den wenigen Wochen die sie hier waren eine Menge Geld in der Stadt ausgegeben. Die Geschäftsleute werden ihnen sicher mehr als eine Träne nachweinen!“ gab sie zurück.
„Danke, das höre ich gerne! Auch wenn es für sie am Anfang sicher nicht so ausgesehen hat.“
„Nein, nach mehreren Piratenüberfällen vermuten wir immer das Schlimmste von bewaffneten Außenweltlern!“ meinte sie. Dann wollte sie sich gerade verabschieden, als Julia auf sie zukam.
„Hallo Mrs. Teutul!“ begrüßte sie die Logistikleiterin. „Schon alles verladen?“
„LtCol. Mauerer, hallo!“ antwortete Leila Teutul mit einem Grinsen „Das ist schön, dass ich sie nochmal treffe! Mein jüngster Sohn ist absoluter Mech-Fan und als ich ihm von ihnen erzählt habe, wollte er unbedingt ein Bild von ihnen! Wäre es ihnen recht, wenn ich ein Selfie von uns beiden für meinen Sohn machen könnte?“ fragte sie. Julia grinste,
„Warum nicht, aber nur wenn es privat bleibt!“ gab Julia vor und Leila Teutul nickte bestätigend.
„Geben sie mir ihr ComPad, Mrs. Teutul, ich mache das Bild!“ erbot sich Georg. Kurz darauf stellten sich die beiden Frauen in Positur und Georg schoss mehrere Fotos. Auch mit seinem eigenen ComPad machte er ein paar Bilder. Dann gab er der Logistikleiterin ihr ComPad zurück und sie verabschiedete sich mit einem großen Dankeschön.
„Ich glaube, wir können jederzeit wieder hier Station machen!“ bemerkte Julia.
„Das hoffe ich!“ bemerkte er. „Lust heute Abend mit mir ein letztes Mal auszugehen? Ich habe 2 Plätze im „Topkapi“ für uns reserviert!“ fragte er. Julia lächelte erfreut,
„Danke! Natürlich! Ich glaube aber das wir heute Abend keine Bewacher mehr brauchen!“ meinte sie.
„Da stimme ich dir zu. Der Tisch ist für 19:00 Uhr bestellt!“ informierte er sie.
„Ich freue mich!“ sagte Julia, schaute sich kurz um, ob gerade niemand herschaute und gab ihm dann einen schnellen Kuss auf die Wange, dann ging sie wieder an ihre Aufgaben. Georg schaute seiner Verlobten nach und lächelte. Wie einfach das Leben doch sein konnte!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen, an Bord der „Whirlwind“
Mi. 12.07.3071, 08:45 Uhr (Ortszeit)


Maj. Sparks empfing die beiden Besucher am Zugangsschott des Landungsschiffes.
„Schön, dass sie es nochmal einrichten konnten!“ begrüßte er Oberst Müller und LtCol. Helgisdottir (a.k.a. OTL. Sigrid Scholz).
„Die Zeit nehmen wir uns doch gerne!“ entgegnete der Oberst.
„Dann folgen sie mir! Der Colonel erwartet sie in seinem Büro!“ Kurz darauf standen sie Colonel Hank Mitchel gegenüber, dessen Heilung erstaunlich rasche Fortschritte machte. Das Krankenbett, das vor 3 Tagen noch in der Kabine stand, war verschwunden.
„Schön sie so munter zu sehen, Sir!“ bemerkte Sigrid, die hier von allen nur mit ihrem Pseudonym Frejia Helgisdottir, angesprochen wurde.
„Das habe ich alles nur ihnen zu verdanken!“ entgegnete Hank Mitchel. „Ohne sie wären wir alle tot, und unser Schiff in den Händen von Piraten oder WoB!“ Georg spürte, dass diese Worte mit großer Dankbarkeit ausgesprochen wurden und keine leeren Floskeln waren.
„Es war uns eine Ehre!“ kommentierte Georg den Dank. „Wir würden es jederzeit wieder tun! Es ist schwer im Söldnergewerbe echte Integrität und Zuverlässigkeit zu finden. In ihnen und ihrer Einheit haben wir beides gefunden und wir würden uns sehr freuen, wenn wir in kameradschaftlicher Verbindung bleiben!“
„Das hoffe ich ebenfalls!“ entgegnete der Colonel. „Darf ich Fragen wo es sie als nächstes hintreibt?“
„Nun, wie werden alle wichtigeren Systeme in der tiefen Peripherie besuchen, ohne uns dabei allzu auffällig zu verhalten und weiter nach WoB oder Clan-Aktivitäten Ausschau halten. Auch wenn wir hier weit vom Schuss sind, in der tiefen Peripherie zu liegen ist kein Grund für WoB oder die Clans ihre Einflusssphären nicht auszuweiten. Ich persönlich glaube, dass z.B. die Unabhängigkeit der Hanseatischen Liga nicht mehr lange währen wird. Mehr als ein Dutzend entwickelter Systeme, die militärisch und technologisch jedem der Clans hoffnungslos unterlegen sind, weckt Begehrlichkeiten! Und wer soll sie hier draußen aufhalten!“ analysierte Georg die Lage.
„Die Hanseatische Liga? Von der habe ich bisher nur vage Erzählungen gehört! Dort waren wir noch nie!“ bemerkte Maj. Owen Sparks.
„Es ist auch ein weiter Weg durch unerforschten Raum von hier. Aber es gibt sie, ich war selbst schon dort!“ meinte Georg.
„Ich glaube, sie könnten uns mehr erzählen als wir ahnen!“ stellte Hank Mitchel fest und ging dabei an ein Fach in der Wand und holte 2 Flaschen und 4 Gläser heraus. Als er wieder an seinem Schreibtisch stand fragte er den Oberst,
„Whiskey oder Gin?“
„Wenn ich die Wahl habe, dann Gin!“ sagte der Oberst lächelnd. Colonel Mitchel füllte 2 Gläser mit einer klaren Flüssigkeit und schob sie dem Oberst und seiner Begleiterin hin.
„Sie haben es sich gemerkt!“ stellte Sigrid Scholz mit einem Lächeln fest, während Hank Mitchel die beiden anderen Gläser mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit füllte und eines der Gläser an Owen Sparks gab.
„Natürlich! Was denken sie denn?“ grinste der Colonel. „Und sie wollen wirklich nicht zu uns kommen?“ fragte er augenzwinkernd. Sigrid lächelte,
„Sie kennen die Antwort!“
„Leider!“ brummte Hank Mitchel. Dann erhob er sein Glas, „Auf unsere Retter! Cheers!“
„Cheers!“ entgegneten alle. Dann entspann sich ein lockeres Gespräch, doch nach einer halben Stunde schaute Oberst Müller auf die Uhr.
„Colonel, wir müssen leider wieder! Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder und sie können dann auch wieder ihren „CRUSADER“ steuern!“
„Das hoffe ich! Sir, LtCol. Helgisdottir, ich wünsche ihnen eine gute Reise!“ Der Colonel erhob die Hand zum Gruß und Georg grüßte zurück, dann schüttelten sie sich herzlich die Hände. „Wir werden immer in ihrer Schuld stehen!“ ergänzte der Colonel.
„Passen sie gut auf sich und Hope auf. Die Menschen hier haben es verdient! Und bauen sie ihre Maurauders wieder auf!“ gab Georg zurück. Dann schüttelte er auch die Hand von Owen Sparks. Auch Sigrid verabschiedete sich, dann verließen sie das Büro und die „Whirlwind“.


Auf dem Weg zu ihren Landungsschiffen, den sie absichtlich zu Fuß gingen, meinte Georg,
„Sigrid, ich hoffe, wir finden alles wieder so positiv vor, wie wir es verlassen haben. Spätestens in 1,5 Jahren muss jemand von uns wieder hier vorbei schauen!“ Sigrid registrierte, dass der Oberst wieder in den informellen Ton zurückgefallen war, den er während der Operation Minerva vermieden hatte. Das war für sie ein sicheres Zeichen, dass diese Operation nun wirklich vorbei war.
„Das wäre gut! Wir brauchen hier draußen einen sicheren Hafen, in dem wir freundlich empfangen werden.“ antwortete sie. Dann trennten sich ihre Wege. Während Sigrid zur „Sturm“ ging, bog Georg zur „Witch“ ab.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen
Mi. 12.07.3071, 12:00 Uhr (Ortszeit)


Pünktlich hob die Witch als letztes der 3 Landungsschiffe des Kommandos ab. Zurück auf dem Landefeld blieb nur die „Whirlwind“ der Mitchels Maurauders. Georg befand sich auf der kleinen Brücke der „Witch“ und wurde in seine Liege gepresst. Vor ihnen lag ein mehrtägiger Flug und Georg hoffte, dass nun alles ohne Probleme lief. Wie Kaptein Davenport gemeldet hatte, war sein Sprungschiff bereit das System zu verlassen. Der Oberst blickte auf die taktische Darstellung auf dem Schirm und sah, dass die 3 Landungsschiffe seines Kommandos wie Perlen an einer Schnur hintereinander flogen. Voraus die „Dolch“ mit ihrem Kommandanten Peter Schultzky, direkt vor ihnen die „Sturm“, KdtHptm. Duisenbergs Schiff und die „Witch“ als letztes. Georg schaute zu Francois Dassault hinüber, die mit voller Konzentration ihr Schiff aus der Atmosphäre ins All steuerte. Dann ließ das Schütteln des Schiffes nach und es waren nur noch leichte Vibrationen zu spüren, ein klares Zeichen, das sie nun im All waren.
„Beschleunigung konstant 1g! Alle Stationen regulären Dienst aufnehmen. Wendemanöver in 51 Std!“ gab die Kommandantin über das Bordnetzwerk durch, dann erlaubte sie sich einen Seitenblick zu Georg und grinste gelöst! „Gehst du gleich wieder zu deinem großen Bruder?“ fragte sie ihn.
„Nein, heute nicht! Ich werde später nach meinem Mech sehen!“ entgegnete Georg. Dann schnallte er sich ab und verließ die Brücke um sich einen Kaffee in der Cafeteria zu gönnen.




System „FE495A67“, Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff „Ramierez“
Mi. 12.07.3071, 16:00 Uhr (Bordzeit)


Die 0,1g die durch die Beschleunigung des Triebwerks der „Hugo Eckener“ erzeugt wurden, machte die Wartezeit erheblich erträglicher. Das System in das sie gestern gesprungen waren, hatte einen Klasse „M“-Zwergstern, der rot-orange leuchtete. Laut der Astrogation würden sie hier 6 Tage zum Aufladen der Sprungbatterien brauchen. Den Weitersprung hatte Kaptein Hansen auf den kommenden Dienstag gelegt, damit sich die Batterien vor dem Sprung einen Tag lang vom Ladestress erholen konnten. Das System selbst war uninteressant und die ermittelten Daten deckten sich zu 100% mit den Sternendaten die sie von der „Shinobi Maru“ erhalten hatten. Pakka und Leonor entspannten gerade zusammen in Leonors Kabine und tranken einen Kaffee.
„Ich hoffe, es bleibt so ruhig auf der Reise!“ stellte Leonor fest und lächelte Pakka an.
„Wenn alles klappt, werden wir unser erstes Ziel nach 12 Sprüngen erreichen, dann wird es interessant. Ich hoffe, meine Informationen sind nicht allzu veraltet!“
„Die nächsten 10 Sprünge führen uns durch unbekannten Raum. Zwei der Systeme sind sogar bei den Maru-Daten weiße Flecke!“ warf Leonor ein.
„Wir werden nie alle Systeme in der Galaxis kennen. Dazu ist die Anzahl der Sonnen viel zu groß, wie du weißt!“ stellte Pakka fest. Dabei lächelte er und seine weißen Zähne blitzten hervor.
„Aber dafür hat der Kaptein für jeden Sprungladezyklus im Schnitt nur 7 Tage eingeplant, abhängig von der Sonne. Das beschleunigt unser Fortkommen. Auch wenn wir deinen Umweg machen, werden wir, wenn alles glatt geht, schon im November Kwangjong-ni erreichen.“ stellte sie fest.
„Dafür werden wir aber alle unbekannten Systeme nur von den Sprungpunkten aus vermessen. Eine Vor-Ort-Erkundung würde den Zeitplan über den Haufen werfen!“ erwiderte Pakka.




Rand-Territorium, System Veil, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff „TSS Humboldt“, Brücke
Fr. 14.07.3071, 15:40 Uhr (Bordzeit)


Kurz nachdem die „Humboldt“ materialisierte, kamen die ersten Sensordaten herein. Der Sprungpunkt war leer!
„Frau Kapteinin, aus dem inneren System können wir elektromagnetische Signale aufnehmen!“ meldete der Signalgast seiner Kommandantin.
„Können sie das entziffern?“ fragte diese nach.
„Nein, dafür sind die Signale zu schwach!“
„An Alle Stationen, wir gehen auf Low-Emission! Ich habe keine Lust darauf, ungebetenen Besuch zu bekommen!“ befahl die Kommandantin. Daraufhin wurden alle weitreichenden aktiven Sensoren abgeschaltet und die Sendeleistung der Funkanlagen gesenkt. Die beiden L/R-Jäger der „Humboldt“, die unmittelbar nach der Ankunft gestartet waren, bekamen Order im Wechsel Patrouille zu fliegen. Nadja Ungureanu wollte möglichst schnell und unbemerkt die Rand-Territorien durchqueren, deshalb war auch der 1. Sprung über 30 LJ in den freien Raum gegangen, so dass sie im 2. Sprung bereits Veil erreichten, ein System das rund 58 LJ von Kwangjong-ni entfernt liegt. Dieses Vorgehen würden sie über das System Styriania bis zum System Pressville wiederholen, so dass mit dem 7. Sprung der allgemein bekannte Teil des von Menschen besiedelten Raumes verlassen werden würde und sie in die sogenannte „Tiefe Peripherie“ vordrangen. Wenn alles nach Plan lief, würde dies in ca. 1 Monat stattfinden! Nicht zum ersten Mal wünschte sich die erfahrene Sprungschiffkommandantin, das ihr geliebtes Schiff doppelsprungtauglich wäre!




Tiefe Peripherie, System „AZV435FG5“, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff „Andromeda“, Besprechungsraum
Fr. 26.07.3071, 19:50 Uhr (Bordzeit)


„Der dritte Planet des Systems ist in der habitablen Zone. Laut der Spektralanalyse gibt es auf dem Planeten offenes Wasser und eine starke Wettertätigkeit. Wir schätzen die Landmasse auf 30% der Planetenoberfläche, man müsste also landen können. Laut den Daten, die wir von der „Shinobi Maru“ haben, ist der Planeten noch nie genauer erkunden worden, geschweige denn, dass jemand dort gelandet ist. Die Anflug-Vektoren zum Planeten sind frei von Geröll. Flugzeit zum Planeten bei 1g ca. 6 Tage. Ich empfehle als wissenschaftlicher Leiter eine Vor-Ort-Erkundung!“ Der wissenschaftliche Leiter der „Andromeda“, Albert Lacroix richtete sich auf und schaute den Oberst an, der darüber entscheiden musste. Georg schaute kurz zu Davenport, der die unausgesprochene Frage sofort verstand.
„Ich unterstütze den Antrag von Herrn Lacroix!“ tat dieser seine Meinung kund.
„Gut! Die „Sturm“ macht sich fertig zur Erkundung. Ablegen in 2 Stunden! Frau Scholz, stellen sie vor dem Ablegen ein Marines-Team auf die „Andromeda“ ab. Fragen? – Keine? Dann los! Besprechung beendet um 20:05 Uhr Bordzeit!“ befahl der Oberst und stand auf.




Tiefe Peripherie, System „AZV435FG5“, 3. Planet (“Regen”)
Landungsschiff „Sturm“, Brücke
Di. 01.08.3071, 11:23 Uhr (Bordzeit)


Mit einem Ruck setzte die „Sturm“ auf. Um das Schiff herum tobte ein Sturm und nicht endend wollender Regen peitschte gegen die kugelförmige Hülle.
„Bodentemperatur 41° Celsius, Windgeschwindigkeit 81 km/h, Atmosphäre nicht atembar!“ meldete der Sensorgast.
„Ein junger Planet!“ stellte Lacroix laut fest. „Die Planetenkruste ist hier nur 3 km dick, das ist quasi so, als ob wir auf einer Eierschale gelandet wären!“
„Solange wir nicht einbrechen!“ brummte Klaus Duisenberg. „Dann wollen wir mal!“ ergänzte er. „Schlepper aus Hangar ausbooten und bringt die Pumpleitung zu dem Gewässer! Herr Lacroix, sie haben 6 Stunden für ihre Untersuchungen, dann heben wir wieder ab!“ Der Wissenschaftsoffizier nickte und verschwand von der Brücke. Bevor er den Hangar betrat schlüpfte er in seinen Schutzanzug, schloss diesen und kletterte dann, nachdem er die Schleuse passiert hatte, in das schwere Erkundungsfahrzeug und verließ mit seinem Team den Hangar. Klaus drehte sich auf der Brücke zu Sigrid um, die entschieden hatte, die Mechs in ihren Buchten zu lassen, da sie hier nicht gebraucht wurden.
„Ich glaube, den Planeten nennen wir „Regen“! Ich werde das so im Log vermerken!“ bemerkte der Kommandant.
„Willst die Benennung nicht Lacroix überlassen?“ fragte Sigrid.
„Nein, sonst nennt er ihn noch „Eierschale!“!“ und lachte während Sigrid die Augen verdrehte..




Rand-Territorium, System Pressville, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff „TSS Humboldt“, Brücke
So. 13.08.3071, 08:10 Uhr (Bordzeit)


Nadja Ungureanu blinzelte kurz, dann wurde ihr Blick schon wieder klar. Sie steckte Hyperraumsprünge locker weg und sie wusste, dass viele sie um diese Fähigkeit beneideten! Sie atmete dreimal ruhig durch und ließ ihrer Brückenbesatzung damit etwas Zeit wieder klar zu werden, bevor sie ihr erstes Kommando auf der Brücke gab.
„Sensoren, was ist los? Ortung?“ Zuerst hörte sie ein leichtes Seufzen, dann meldete ihr der Sensorgast,
Keine Ortung in unmittelbarer Nähe.“
„L/R-Jäger gestartet!“ meldete kurz darauf ihre 1. Offizierin Talia Levebvre. Nadja nickte zufrieden, ihre Besatzung war gut eingespielt.
„Kaptein, aus dem System können schwache elektromagnetische Signale aufgenommen werden. Scheinbar ist das System nach wie vor besiedelt!“ informierte sie der Sensorgast.
„Dann werden wir uns mal ganz still verhalten!“ entgegnete die Kommandantin. „Frau Levebvre, Segelmanöver einleiten!“ befahl sie dann. Ihre 1. Offizierin übernahm, lies das Schiff auf die Sonne ausrichten und dann das Solarsegel aufspannen. Kurz drauf begann der Ladezyklus der K/F-Sprungbatterien. In 7 Tagen würden sie in den Bereich des Aquila Rift der tiefen Peripherie springen, dann wären sie wirklich „draußen“!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt
Sprungsschiff „Andromeda“, Brücke
So. 03.09.3071, 09:10 Uhr (Bordzeit)


Nach 5 Sprüngen hatten sie Bartok wieder erreicht. Der gewählte Kurs hatte sie durch noch nicht besuchte Systeme in der Nähe von Bartok geführt. Dabei waren 2 Planeten erkundet worden. Aber in den Systemen fanden sich keinerlei Hinweise auf Zivilisation oder höher entwickeltes Leben. Die Systeme waren so leer, wie sie es erhofft hatten! Kaptein Lucius Davenport, der Kommandant der Andromeda ließ sofort einen Richtspruch nach Wohlfahrt absetzen, der die Garnison über ihre Rückkunft informierte. Da auf Bartok bereits 23:40 Uhr in der Nacht war, würde ihr Funkspruch den Planeten am frühen Morgen erreichen. Der Oberst hatte befohlen, erst die Antwort abzuwarten, bevor eines der Landungsschiffe abkoppeln durfte. Kaptein Davenport würde seinen 1. Offizier und die Hälfte der Besatzung nach unten zum Landurlaub schicken und erst einmal selbst an Bord bleiben, um die notwendigen Wartungsarbeiten, die nach so einem Einsatz anstanden, selbst zu überwachen. Versonnen fuhr er mit der Hand über die Armlehne seiner Kommandantenliege. Mittlerweile liebte er dieses Schiff und war froh diesen Auftrag angenommen zu haben. Zum ersten Mal in seiner langen Karriere fühlte er sich als richtiger Raumfahrer und nicht als Fährmann durch den Hyperraum!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Planet Wohlfahrt
Landungsschiff „Witch“, Brücke
Fr. 08.09.3071, 06:00 Uhr (Bordzeit) / 20:30 Uhr Ortszeit


Mit donnerndem Gebrüll ihrer Triebwerke landete die Witch als letztes der Landungsschiffe der Operation Minerva in der Abenddämmerung auf dem Landefeld der Station. Mike Liebermann überwachte die Landung vom Tower aus und gab dann das Landefeld frei, als die Triebwerke des Schiffes verstummten. Auf dem Landefeld standen nur die „Dolch“, die „Sturm“ und die „Witch“. Die „Fortunatus“ befand sich auf dem Weg zum Zenit-Sprungpunkt und transportierte Ersatzteile, Treibstoff und Nachschub zur „Andromeda“, um diese schnellstmöglich wieder einsatzklar zu bekommen. Die „Damokles“ war derzeit auf Erkundung im System unterwegs und nutzte als Basis dafür die „Donar“, die an einem Piratensprungpunkt stationiert war.


Nach der Freigabe durch ihren Mann fuhr die Stationsleiterin KdtHptm. Cynthia Liebermann mit ihrem kleinen Wagen zur „Witch“. Wie sie sehen konnte, öffneten alle drei Landungsschiffe ihre Hangars um auszuladen und die Schiffe gründlich durchzulüften. Sie war selbst lange genug an Bord von Landungsschiffen unterwegs gewesen, um sich mit Grauen an die abgestandene und muffig riechende Luft zu erinnern, die sich immer ab einer gewissen Einsatzdauer einstellte. Neben ihr saß Hptm. Pavel Brock, der wenig begeistert davon gewesen war, das ihm der Oberst befohlen hatte auf Wohlfahrt zu bleiben und bei der Befestigung der Station und des Planeten zu unterstützen. Während die Pioniereinheit von Kdt. Uwe Bauer genug mit Bautätigkeiten zu tun hatte, waren seine Frauen und Männer auf Tuchfühlung mit der einheimischen Flora und Fauna gegangen, was zu einigen Verletzten in seinem Zug geführt hatte. Nach kurzer Fahrt kamen die beiden bei der „Witch“ an und stiegen aus. Das kleine Gefährt war eigentlich für Low-Profile-Erkundungen gedacht, entsprechend eng ging es darin zu und es kostete etwas Mühe auszusteigen. Dann gingen sie zur Rampe, auf der bereits der Oberst ihnen entgegen kam. Cynthia meldete ihm förmlich und der Oberst grinste fröhlich und aufgeräumt und bedankte sich für die Meldung. Dann wandte er sich an Hptm. Brock.
„Sie vertreten KdtHptm. Cameron-Gokoglu?“
„Herr Oberst, jawohl. Der KdtHptm. leitet die Ausbauarbeiten auf der Basis „Asgard“ und der Bau ist gerade in einer kritischen Phase. Deshalb lässt er sich entschuldigen.“
„„Asgard“ muss ich mir schnellstmöglich ansehen! Wir haben übrigens einiges an Equipment von unserer Operation mitgebracht. Das wird hier vieles vereinfachen!“ stellte der Oberst fest. „Ehrlich gesagt Herr Hptm. Ich hätte sie und ihren Zug auf Hope gut brauchen können, aber zum Glück hatten wir die Lage immer im Griff. Morgen Vormittag werde ich einen ausführlichen Lagevortrag über die Operation halten. Deshalb werde ich mich hier nicht in Details verlieren. Aber sie werden überrascht sein!“
„Herr Oberst, ich bin schon sehr gespannt! Leider gab es hier nur Routinedienst für uns!“ meldete der erfahrene Infanterist. Georg nickte, dann wendete er sich wieder an Cynthia,
„Frau Liebermann, gab es hier besondere Vorkommnisse während unserer Abwesenheit?“
„Nein Herr Oberst. Zum Glück nicht. Alles läuft planmäßig. Auch von den Ashanti erhalten wir nur positive Rückmeldungen!“ antwortete die Stationsleitende.
„Frau Liebermann, bitte koordinieren sie die Entladung der Landungsschiffe und die Einlagerung der Güter mit den Kommandanten, wir haben einiges mitgebracht!“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte sie.
„Haben wir jetzt endlich hier ein ordentlich funktionierendes Casino?“ wollte Georg dann noch wissen.
„Der Neubau ist noch nicht begonnen, aber wir haben das provisorische Casino in den Nebenräumen des Hangars verlegt, bis es soweit ist. Dort war genug Platz. Wenn sie wollen, können sie gerne hingehen. Ich habe angeordnet, das die Küche voll besetzt ist, da wir damit gerechnet haben, das die Besatzungen endlich wieder frisches Essen haben wollen, wenn sie ankommen!“ sagte Cynthia Liebermann mit einem Grinsen im Gesicht. Georg lachte auf,
„Danke! Das werde ich gleich nutzen!“ Dann sprach Georg in sein Com und gab die Information an die Kommandanten der Landungsschiffe weiter. Das Casino würde wohl die nächsten Stunden genug zu tun haben!




Rand-Territorium, System „Quelimane“, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff „Hugo Eckener“, Besprechungsraum
So. 24.09.3071, 09:48 Uhr (Bordzeit)


Kaptein Hansen räusperte sich, dann meinte er,
„Wir haben das System erreicht, für das wir auf ihren Wunsch den Umweg gemacht haben. Wie stellen sie sich den Ablauf jetzt genau vor?“ und schaute dabei Pakka Keita an.
„Sobald wir grünes Licht vom Handelsposten haben, legen wir ab und fahren zum Planeten! Ich weiß, dass wir dort unten keinen militärischen Schutz haben, aber den brauchen wir hier meiner Erfahrung nach nicht. Wie ich ihnen schon gesagt habe, die einzige theoretische Gefahr hier im System geht von anderen Sprungschiffen aus. Aber hier halten sich auch die Piraten zurück, da dies eines der wenigen Systeme ist, in denen sie unbehelligt Handel treiben können. Wer hier im System andere Schiffe angreift, den trifft ein Interdikt des Händlerkonsortiums des Planeten und er darf hier über Jahre nicht mehr landen und sich versorgen! Dies wurde schon mehrfach verhängt und absolut strikt durchgesetzt. Seitdem halten sich hier alle daran. Hier bekommt man fast alles, was Geld kaufen kann! Sogar meine alten Kameraden der LAS Logistik kaufen hier des Öfteren ein. Ich war selbst zweimal hier.
„Das hier überhaupt was ist wundert mich. Laut Sternenkarten im Navigationscomputer ist das System seit fast 300 Jahren verlassen! Nur durch das LND-Update das die Lyran Transspace bekommen hat, ist die Position überhaupt in der Datenbank!“
„Dass hier ein Schwarzmarktposten ist, soll auch nicht jeder wissen!“ grinste Pakka. „Dies ist ein wohl gehütetes Geheimnis und wäre ich nicht selbst schon hier gewesen, wüsste ich es ebenso wenig! Mit den Betreibern ist auch nicht gut Kirschen essen, wenn man ihnen auf die Füße tritt! Außerdem ist es für die Bevölkerung des Planeten gesünder, auch wenn die Händler eigentlich, wenn man es genau nimmt, Gangster sind!“
„Hoffentlich reichen unsere Mittel an C-Noten um alles zu beschaffen. Ich denke mit vagen Kreditversprechen bekommt man hier nichts!“ meinte Hansen. Pakka nickte bestätigend,
„Wer hier nicht Cash zahlt, hat ein Problem!“




Rand-Territorium, System „Quelimane“,
Landungschiff „Ramierez“, Im Landeanflug auf Quelimane II, Brücke
Sa. 30.09.3071, 12:22 Uhr (Bordzeit)


Die Raumkontrolle des Planeten stand in Kontakt mit der Brücke des Landungsschiffes und wies der „Ramierez“ die Koordinaten für einen Landeplatz zu. Langsam drang das „SEEKER“-Landungsschiff in die Atmosphäre ein und senkte sich der Oberfläche entgegen. Unter ihnen lag der einzige Kontinent des Planeten, Mozambique.
„Wir sind von einem Zielradar erfasst!“ meldete der Sensorgast alarmiert an seine Kommandantin. Als Leonor Sánchez sich die Bilder des Raumhafens ansah, sah sie überrascht zu Pakka hinüber, der sie frech angrinste.
„Das ist doch eine alte Sternenbund-Garnison!“ stellte sie fest. „Die Strukturen sind eindeutig und die 4 alten Raumabwehrgeschütze sind aktiv und haben uns offensichtlich im Visier!“
„Was erwartest du? Einen Blumenteppich?“ meinte Pakka. „Die Wissen ihre Interessen zu schützen!“
„Kein Wunder, das die sich hier niedergelassen haben!“ meinte Leonor.


Langsam senkte sich die „Ramierez“ auf den dicken Betonboden des ehemaligen Sternenbund-Garnisonsraumhafens. Mit einem leichten Ruck setzte das Schiff auf und die Triebwerke erstarben. Die „Ramierez“ war, außer zweier „LEOPARD“, das einzige Landungsschiff auf dem Hafen. Bevor Leonor fragen konnte, sagte Pakka,
„Die beiden „LEOPARD“ gehören den Betreibern des Schwarzmarktes! Scheinbar waren wir harmlos genug in ihren Augen, sonst hätte uns eines der Schiffe im Orbit in Empfang genommen!“
„Stimmt, du hattest es in deinem Briefing erwähnt!“ entgegnete Leonor. Dann wandte sie sich an den Signalgast.
„Melden sie der Raumkontrolle, dass wir gelandet sind und dass wir gerne unsern Hangar öffnen würden!“ Kurz darauf kam die Antwort.
„Sie erlauben uns die Hangars zu öffnen, wir sollen aber an Bord bleiben, bis sie die Zollkontrolle und ihren Handelsagenten hergeschickt haben. Diese werden uns dann die Freigabe erteilen.“ gab der Signalgast die Antwort weiter. Leonor sah auf dem Schirm, der die Außenansicht des Schiffes zeigte, dass sich ein größeres Fahrzeug näherte.
„Hangartore öffnen!“ befahl Leonor und freute sich schon auf die frische Luft des Planeten, die laut Auskunft der Umweltkontrolle sehr gut atembar war. Leonor winkte Pakka und beide verließen die Brücke um das Zollkommando und den angekündigten Handelsagenten am Hangartor zu treffen.


Nachdem sie den Zoll in Empfang genommen hatten, setzte sich Leonor mit diesen in einen kleinen Besprechungsraum im Hangar und arbeitete mit den Zöllnern die Formalien ab. Der Handelsagent wandte sich derweil an Pakka Keita. Nachdem sie einander vorgestellt hatten meinte der Agent,
„Mr. Keita, sie kenne ich doch! Ich vergesse nie ein Gesicht!“
„Das spricht für sie, Mr. Al-Najjar, ich war bereits zweimal hier. Das will ich auch nicht leugnen!“ stellte Pakka fest.
„Damals waren sie im Auftrag der LAS hier und haben CLAN-Technologie zu Forschungszwecken gekauft. Sind sie immer noch bei den LAS?“ wollte der Agent wissen.
„Nein, ich arbeite mittlerweile für ein privates Unternehmen. Bei den LAS war man der Meinung, dass meine Mitarbeit nicht mehr gewünscht wird.“ entgegnete Pakka. Der Handelsagent grinste,
„Schön, dass sie wieder den Weg zu uns gefunden haben! Private Käufer sind uns ehrlich gesagt lieber, da hat man weniger Scherereien! Aber kommen wir zum Geschäft, was suchen sie oder wollen sie was verkaufen?“
„Beides!“ antwortete Pakka. „Mein Auftraggeber interessiert sich für bestimmte Waffen und Ausrüstung, wenn es geht in CLAN-Qualität und wir hätten ein oder zwei Mech-Chassis zu bieten.“
„Dann werden wir wohl ins Geschäft kommen können!“ grinste Tarek Al-Najjar, „Wir haben sicher das Gewünschte am Lager! Eine Liste habe ich natürlich dabei, was interessiert sie denn speziell?“
„Könnten wir unsere Verhandlungen irgendwo in angenehmerem Ambiente führen? Hier im Hangar würde ich das eigentlich nur ungern besprechen! Aber zuerst zeige ich ihnen unsere Angebote in Natura!“ entgegnete Pakka und wies dem Agent den Weg mit einem Armzeichen. Tarek Al-Najjar nickte und folgte ihm.


Vor dem Chassis des „BANSHEE“ bleiben sie stehen.
„Das wäre eines der Mech-Chassis, das wir anbieten. Ein „BANSHEE BNC-3MR“ Assault-Mech, alle Gefechtsschäden beseitigt. Beim letzten Gefecht wurde der Krieger durch einen Cockpit-Treffer ausgeschaltet. Die Schäden dort sind vollständig behoben. Dem Mech wurden alle Waffen entfernt und er verfügt über einfache Wärmetauscher.“ Der Agent nickte mit ausdrucksloser Miene. Aber Pakka kannte das. Handelsagenten setzten immer ein Pokerface auf, wenn es um Ware ging, die ihnen angeboten wurde. Dann gingen sie weiter. und bleiben vor dem „GRIFFIN“ stehen.
„Das ist, wie sie sehen. ein „GRIFFIN GRF-1N“, vollständig intakt und einsatzbereit.“ Pakka lächelte den Agenten an. Der „GRIFFIN“ hatte in dem Gefecht auf Hope, zwar seinen Arm eingebüßt, dieser konnte aber geborgen und der Mech wieder instand gesetzt werden. Die Techs der „Ramierez“ hatten die Zeit des Fluges gut genutzt um den Mech auch optisch wieder auf Vordermann zu bringen. Entgegen der ursprünglichen Planung hatten sie den „GRIFFIN“ doch mitgenommen um diesen nach Kwangjong-ni zu bringen oder zu verkaufen. Nutzen konnten sie diesen aber nicht, da keiner der Techs als Mechkrieger qualifiziert war.
„Noch weitere Angebote? Ich sehe da steht doch noch ein Chassis!“ und deutete dabei auf den beschädigten „GRASSHOPPER“.
„Der steht nicht zum Verkauf. Mit dem hat mein Boss noch was vor!“
„Ok! Wenn sie möchten, Mr. Keita, könnten wir die Verhandlungen in meinem Büro weiterführen.“ bot der Agent an. Pakka nahm dankend an, konnte er so doch der Enge des Landungsschiffes entkommen.
„Ich hoffe, sie haben ein paar leckere Canapés!“ meinte Pakka grinsend.
„Das ist sicher kein Problem!“ lächelte Tarek Al-Najjar zurück.


Eine halbe Stunde später saßen Pakka und Tarek Al-Najjar in dessen Büro und unterhielten sich angeregt.
„Schade, dass sie keine schweren GAUSS-Geschütze haben.“ bemerkte Pakka.
„Die sind noch nicht lange auf dem Markt und deshalb selten! Da diese bisher nur in der Allianz in geringen Stückzahlen hergestellt werden, bekommen wir selten welche. Einmal hatten wir 1 Paar, aber da hing noch ein kompletter Mech dran! Diesen wollten wir aus verständlichen Gründen nicht ausschlachten!“
„Oh, sie hatten mal einen „FAFNIR“ im Angebot?“ hakte Pakka nach.
„Ja, der war schneller weg, als wir ihn hereinbekommen hatten. Aber um auf GAUS-Geschütze zurückzukommen. Wir können ihnen 4 Stück Thunderstroke CLAN-GAUSS-Kanonen anbieten. Auch passende Munitionsmagazine und Munition haben wir. Wenn sie lieber ein Modell aus der Inneren Sphäre wollen, haben wir mehrere Poland GAUSS-Kanonen am Lager, wahrscheinlich mehr, als sie sich leisten können!“ sagte der Händler mit einem Grinsen.
„Mich würden noch CLAN ER-PPCs, CLAN ER-largeLaser, CLAN ER-medLaser und CLAN medLaser interessieren. Was Ausrüstung betrifft konnte ich ihrer Liste entnehmen, dass sie Ferro-Fibrit-Panzerung, doppelte Wärmetauscher und einen „270 XL“-Rektor haben.
„Genauso ist es!“ sagte Tarek Al-Najjar. „Da kommt ja einiges zusammen, ich hoffe ihr Geldbeutel ist groß genug!“
„Dazu müsste ich mal wissen, was sie dafür von uns wollen!“ Dann beugten sie die beiden Männer vor und stellten eine Liste auf, die alles verzeichnete, was die Einsatzgruppe auf Bartok brauchte.


Nachdem die Liste aufgestellt worden war, klickte der Händler auf einen Button und der Gesamtpreis tauchte auf. Pakka schaute sich die Zahl ungerührt an. Er hatte schon damit gerechnet, dass diese Zahl groß sein würde.
„Hmmmm“ brummte er, „das sieht aber so aus, als ob da sicher noch Luft nach unten wäre! Stellen wir das bitte fürs Erste zurück. Ich möchte vorher über unsere beiden Mechs sprechen. Ich biete diese ihnen für, sagen wir mal 10 Mio. C-Bills an. Eigentlich ein Schnäppchen! Der „BANSHEE“ alleine ist ohne Waffen 9 Mio. C-Bills wert und Assault-Mechs werden nicht allzu häufig angeboten! Der „BANSHEE“ ist genau die Kiste, mit der sich ein Söldnerhauptmann mal so richtig mächtig fühlen kann!“ entgegnete Pakka. Al-Najjar lachte laut auf!
„Da bleibt ja kein Gewinn für uns mehr übrig! Außerdem wollte ich Geld von ihnen und nicht umgekehrt!“ Dann ging es hin und her zwischen den Beiden. Pakka musste dabei seine ganze Erfahrung in den harten Verhandlungen nutzen. Zum Schluss einigten sie sich darauf, das die Schwarzmarkthändler den „BANSHEE“ übernahmen und Pakka noch 650.000 C-Bills drauflegen musste. Dafür bekam er aber auch alle Waffen und Ausrüstungsgegenstände die er haben wollte. Er konnte sogar noch 2 weitere Poland GAUSS-Kanonen dazu erwerben.
„So, nachdem wir den Handel unter Dach und Fach gebracht haben, stoßen wir darauf an!“ meinte Al-Najjar und goss eine dunkelbraune, ölige Flüssigkeit in 2 Schwenker. Er reichte Pakka einen und nahm den zweiten.
„Auf das erfolgreiche Geschäft!“ sagte der Händler und beide stießen an. Die Flüssigkeit hatte einen milden, aber würzigen Geschmack und rann brennend die Kehle hinunter.
„Das Tropfen ist gut!“ stellte Pakka fest. „Sogar sehr gut, können sie mir davon noch eine Kiste zu unserer Bestellung dazulegen?“ Al-Najjar grinste breit,
„Sehr gerne! Das höre ich jedes Mal, wenn ich jemanden davon kosten lasse! Das ist eine Art Rum, der hier auf dem Planeten hergestellt wird.“
„Wie organisieren wir den Warenaustausch?“ wollte Pakka wissen, nachdem er einen weiteren Schluck des Rums genossen hatte.
„Morgen früh, Ortszeit. Wir haben schließlich hier bereits späten Abend. Sie können ihre Besatzung heute Abend auf Freigang schicken. Direkt neben dem Hafen liegt das Vergnügungsviertel der planetaren Hauptstadt Maputo.“
„Ich denke ihre Kollegen vom Zoll haben schon darauf hingewiesen?“ fragte Pakka.
„Oh, sicher!“ grinste Tarek Al-Najjar. „Schließlich gehört die Hälfte der Etablissements uns und wir haben gerne zahlende Gäste!“ Pakka Keita grinste, genauso hatte er es erwartet. Er hoffte nur, dass die eingehenden Sicherheitseinweisungen an Bord Wirkung zeigten und die Besatzungsmitglieder sich nicht bei ihrem Freigang verplapperten. Den auch Informationen waren eine gerne gesehene Ware, aber Bartok musste geheim bleiben!




Rand-Territorium, System „Quelimane“,
Quelimane II, Kontinent Mozambique, Maputo, Vergnügungsviertel
Sa. 30.09.3071, 15:48 Uhr (Bordzeit) / 22:18 Uhr (Ortszeit)


Leonor stand mit Pakka in einer Kneipe am Tresen und probierte den einheimischen Rum.
„Oh, der ist klasse!“ lobte sie das Getränk, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. „Hoffentlich saufen sich unsere Leute damit nicht ihren Verstand weg!“ knurrte sie.
„Hast du ein paar Wachhunde eingeteilt?“ wollte er wissen.
„Ja, unser Sicherungsteam kümmert sich darum. Die sind zuverlässig!“ gab sie zurück. Pakka hoffte, dass dies ausreichte, aber ihre Leute an Bord einzusperren war die noch schlechtere Option! Dann wischte er seine Sorgen weg und genoss den Abend zusammen mit seiner Partnerin.




Rand-Territorium, System „Quelimane“,
Quelimane II, Kontinent Mozambique, Raumhafen
So. 01.10.3071, 03:30 Uhr (Bordzeit) / 10:00 Uhr (Ortszeit)


Pünktlich zur vereinbarten Zeit öffnete sich das Hangartor und einer der Techs steuerte den unbewaffneten „BANSHEE“ die Rampe hinunter und nahm Kurs auf einen Machhangar der ca. 1,5 km vom Schiff entfernt war. Pakka stand an dem oberen Ende der Hangarrampe, gähnte herzhaft und schaute dem riesigen Assault-Mech hinterher. Der Abend war wundervoll gewesen und er war länger wach geblieben, als er es sich vorgenommen hatte! Die Umstellung auf Ortszeit tat ihr Übriges dazu! Er schaute dann in eine andere Richtung und sah einen Konvoi von Tiefladern auf die „Ramierez“ zukommen, die die bestellten Waffen und Ausrüstungsgegenstände brachten. Pakka drehte sich um und wendete sich an den Mastertech der „Ramierez“.
„Du machst bei allen Waffen und Ausrüstungsgegenständen einen technischen Check, bevor wir sie einlagern?“ hakte er nochmal nach.
„Natürlich! Wie besprochen. Mit einem „Ofenrohr“ können wir schließlich nichts anfangen, Pakka!“ Der Angesprochene lachte auf, als er das Logistiker-Slangwort für eine defekte Waffe hörte. Der Mastertech war, wie er, ein ehemaliger Angehöriger der LAS-Logistiktruppe. Tarek Al-Najjar hatte sich für die Mittagszeit angekündigt, um die finanzielle Transaktion durchzuführen. Pakka war froh, dass man auf Kwangjong-ni genug Weitsicht gezeigt hat, dass man ihnen genügend Credits mitgegeben und die Wallets mit den C-Bills so eingerichtet hatte, dass die Herkunft der Credits nicht zu Lyran Transspace oder der Allianz nachverfolgt werden konnte. Trotzdem wäre es knapp geworden, hätte das Handelskonsortium nicht den „BANSHEE“ angekauft.




Rand-Territorium, System „Quelimane“,
Quelimane II, Kontinent Mozambique, Raumhafen
So. 01.10.3071, 06:00 Uhr (Bordzeit) /  12:30 Uhr (Ortszeit)


Tarek Al-Najjar folgte Pakka Keita in den großen Besprechungsraum der „Ramierez“.
„Sie haben das Schiff intern ganz schön umgebaut!“ stellte der Handelsagent fest. „Der „SEEKER“ ist jetzt mehr ein Frachtschiff als ein Angriffslandungsschiff für konventionelle Streitkräfte!“
„Sie haben ein gutes Auge!“ entgegnete Pakka. „Aber das Schiff wurde seinem Auftrag gemäß umgerüstet und das sind hauptsächlich Transportaufgaben für sperrige Güter. Da wären Fahrzeugbuchten nur im Weg!“ Dann erreichten sie den Raum, in dem die Schiffskommandantin bereits wartete, und Pakka schloss die Tür.
„Darf ich vorstellen, Leonor Sánchez, die Kommandantin des Landungsschiffes!“
Mrs. Sánchez, Tarek Al-Najjar, Handelsbevollmächtigter.“ Al-Najjar lächelte sehr freundlich und verneigte sich vor Leonor. „Welch eine Freude sie zu treffen! Ein schönes Schiff führen sie!“
„Die Freude ist ganz meinerseits!“ entgegnete Leonor und fühlte sich etwas geschmeichelt.
„Mrs. Sánchez ist hier, damit sie sich kennen lernen. Eventuell beehren wir Quelimane wieder, aber ich könnte verhindert sein.
„Danke, das ist gut. Wir wissen gerne, mit wem wir es zu tun haben. Mit einem gewissen Vertrauen lassen sich Geschäfte einfacher abwickeln, auch wenn man das gebotene Misstrauen immer aufrechterhalten muss, schon um sich selbst zu schützen!“ erwiderte Tarek Al-Najjar. „Die letzte Lieferung müsste in diesen Minuten auf ihrem Schiff eintreffen. Ich schlage deshalb vor, das wir zur Bezahlung kommen.“
„Bisher waren alle Waffen technisch einwandfrei und auch der Reaktor war in Ordnung.“ stellte Pakka fest und schaute auf einen Schirm, der den Hangar zeigt. Dort war der letzte Konvoi zu sehen, der die bestellten Laser brachte.
„Warten sie bitte kurz, Mr. Al-Najjar!“ meinte Pakka, und rief den Mastertech. Dieser führte dann an 3 Waffen eine Stichprobe durch und bestätigte, dass alles in Ordnung war.
„So, ich denke der Bezahlung steht nichts mehr im Wege!“ erklärte Pakka und schaute Al-Najjar an. Dieser aktivierte sein Wallet-Interface und Pakka übertrug die vereinbarte Summe. Al-Najjar überprüfte den Vorgang und nickte zufrieden.
„Das nenne ich eine problemlose Transaktion! Ich würde mich freuen, wenn sie uns wieder mit ihrem Besuch beehren! Wann wollen sie denn starten?“
„In 12 Stunden!“ erwiderte Leonor.
„Das ist gut! Es ist bereits ein weiterer Kunde im Anflug. Dieser wird wohl morgen gegen Mittag landen. Eventuelle Friktionen vermeiden wir gerne! Kommandantin Sánchez, Mr. Keita ich muss leider aufbrechen! Auf Wiedersehen!“
Dann verneigte sich der Agent kurz und verließ von Pakka begleitet den Besprechungsraum, der ihn bis zum Hangartor brachte. Als sie ankamen, verließ gerade der letzte Tieflader den Hangar und Pakka sah im Augenwinkel, das ihm der Mastertech mit einem „Daumen hoch“ signalisierte, das alles in Ordnung war. Dann verabschiedete er sich von Al-Najjar. Dieser meinte noch zum Schluss,
„Kommen sie gerne wieder. Wir schätzen problemlose Geschäfte!“ Dann schritt er die Rampe hinab. Als Pakka sich umdrehte, sah er geschäftiges Treiben im Hangar, da alles sicher verstaut werden musste. Auch der „GRIFFIN“ kam in eine andere Bucht, damit die Trimmung der „Ramierez“ wieder stimmte. Dann hörte er vom Landefeld das Brüllen anlaufender Landungsschiffstriebwerke, einer der beiden „LEOPARD“ machte sich zum Start fertig. Der nächste Kunde wurde wohl vom Handelskonsortium kritischer gesehen!




Tiefe Peripherie, System „TSF4583Q3“, Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff „Sirius“ im Transit, Brücke
Fr. 20.10.3071, 13:10 Uhr (Bordzeit)


KdtHptm. Friederich Holst sah auf den Monitor die „Humboldt“ immer kleiner werden, bis sie von der Schwärze des Alls verschluckt wurde. Seit über 3 Monaten und 14 Sprüngen war sein Schiff nur ein Anhängsel des Sprungschiffs gewesen, nur von einer Erkundung unterbrochen.. Aber jetzt war sein Schiff auf dem Weg zu dem 2. Planeten des Systems, der mitten in der habitablen Zone dieses Sonnensystems lag. Das System hatte neben einem Gasriesen noch 5 weitere Planeten, von denen nur einer seine Bahn außerhalb des Gasriesen zog. Laut Spektralanalyse war auf ihrem Zielplaneten offenes Wasser vorhanden und einige Messergebnisse hatten auf vorhandenes niedriges Leben hingewiesen. Friederich war gespannt was ihn erwartete. Er war zwar schon oft auf unerforschten Planeten gelandet, das war schließlich auch sein Job, aber meist waren diese trockene und tote Felsbrocken mit großen Erz und Mineralvorkommen gewesen, selten waren Atmosphäre und Wasser vorhanden. Da betrat ein großer dunkler Schatten die Brücke. Friedrich wandte sich diesem sofort zu.
„Guten Tag Herr Keita, gut dass sie so schnell kommen konnten!“ begrüßte er den großen schwarzen Mechkrieger.
„Guten Tag Skipper, ich hatte schon gedacht, sie hätten mich vergessen!“ antwortete Kunta Keita mit einem heiteren Unterton.
„Das nicht, aber bei einer Reise von Sprungpunkt zu Sprungpunkt gibt es leider keine großen dienstlichen Schnittmengen.“ entschuldigte sich Holst. „Wir werden in 8 Tagen auf dem Zielplaneten landen, laut unseren Eierköpfen soll es Leben auf dem Planeten geben. Das heißt, sie müssen nach der Landung raus und die Umgebung des Schiffes scannen. Nicht es das dort für uns gefährliche Lebensformen gibt, die uns als Frühstückshappen betrachten.“
„Etwas Bewegung wird meinen Mechkriegern gut tun!“ antwortete Kunta mit einem Grinsen. „Aber warum übernimmt die Geisterlanze nicht diesen Auftrag? Die sind doch genau deswegen an Bord?“
„Das ist mit KdtHptm. Matic abgesprochen, sie will die Landung auf dem Planeten für eine kleine Gefechtsübung nutzen. Die letzten Monate waren, bis auf die eine bisherige Landung, alle Mechs in den Bays gefangen und es waren nur Simulatorübungen möglich!“ erwiderte der Landungsschiffkommandant. Aber dies war Kunta genauso bewusst. Er nickte,
„Das trifft sich! Wir rosten sonst noch ein! Wir passen auf, sie können sich auf uns verlassen!“ Friederich Holst nickte. Immer wenn er auf Kunta Keita traf, kam er sich klein vor, Kunta Keita dominierte jeden Raum mit seiner körperlichen Präsenz und der schlaksige Landungsschiffkommandant wirkte dann noch schmächtiger, obwohl er mit 1,84 m Größe nicht gerade klein war.
„Ich werde ihnen alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen!“ sagte der Kommandant.
„Gibt es Standardverfahren für das Ausbooten und Betreten unerforschter Planeten?“ fragte Kunta Keita nach. „Da gibt es doch sicher festgelegte Prozeduren? Für meine Leute und mich ist das die erste Ersterkundung!“ erinnerte Kunta den Kommandanten.
„Richtig, die gibt es natürlich! Ich werde ihnen diese Regeln sofort übermitteln, das hätte ich eigentlich schon längst machen sollen!“ bestätigte Holst selbstkritisch. „Außerdem glaube ich, wir hätten öfters miteinander in Kontakt treten sollen!“
„An mir liegt es nicht! Ich schlage ein regelmäßiges gemeinsames Mittagessen vor!“ erwiderte Kunta der erkannt hatte, das sein Gegenüber militärischen Gepflogenheiten mehr als weit entfernt stand.
„Das ist ein guter Vorschlag!“ gab Holst sofort zurück. „Das werden wir noch vor der Landung einführen!“ Jetzt war Kunta doch überrascht, dass der Kommandant so schnell zugestimmt hatte.
„Da freuen wir uns darauf! Schließlich wohnen wir alle hier in der gleichen Sardinenbüchse!“ meinte Kunta und grinste, während Friederich Holst das Gesicht verzog als er seine „Sirius“ mit einer „Sardinenbüchse“ verglich. Dann grinste auch Holst,
„Ein wenig mehr Respekt vor der alten Lady würde ihnen gut stehen!“ meinte er, „Immerhin fliegt sie schon seit über 136 Jahren durchs All, das können sie von sich nicht behaupten!“ Kunta lachte,
„Nein, da haben sie Recht! Außerdem beschützt sie uns alle vor der Kälte da draußen!“ stellte Kunta versöhnlich fest. Dann nickte er, verabschiedete sich und verließ die Brücke wieder.


Kunta rief sofort nach dem Verlassen der Brücke seine Lanze zusammen und bestellte sie in einen kleinen Besprechungsraum auf dem 2. Deck, der ihnen zugewiesen war. Als er den Raum betrat, wartete bereits Naomi Frank auf ihn.
„So schnell?“ grinste er.
„Ich war in meiner Kabine, die ist ja nur 3 Türen weiter!“ stellte sie fest. Kurz darauf kamen noch Naledi Donkor und Ethan Mason herein. Jetzt war seine Lanze komplett.
„Der Skipper hat mich einbestellt. Wir haben den Auftrag auf dem Planeten die „Sirius“ zu sichern und sollen dabei das Umfeld des Schiffes untersuchen.“
„Das wird aber auch Zeit mal raus zukommen!“ stöhnte Naledi. „Ich muss schon Flugrost von den Gelenken meines Mechs polieren!“
„Du wolltest einen ruhigen Job!“ lachte Kunta seine Kameradin an. „Also beschwere dich nicht!“ Dann wurde er wieder Ernst. „Da es für uns alle die erste Ersterkundung ist, werden wir uns gründlich vorbereiten. Der Skipper stellt mir die Daten und die Regularien für eine Ersterkundung zur Verfügung, damit wir wissen, was wir zu tun haben. Sobald ich die Unterlagen ausgewertet habe, werde ich eine Besprechung ansetzen, dann gehen wir alles durch.“ Ethan nickte,
„Gut!“ meinte er. „Das ist für uns alle neu. Wie schaut es denn mit anderen Gefahren aus? Könnte der Planet eventuell von Piraten als Basis genutzt werden?“ fragte Ethan.
„Davon wurde nicht gesprochen, aber ich werde nachhaken!“ erwiderte Kunta und ärgerte sich ein wenig, dass er nicht selbst daran gedacht hatte. Dann meinte er: „Das war’s fürs Erste. Sobald ich soweit bin, machen wir das Briefing!“ Daraufhin verließen alle den kleinen Raum und Kunta ging in seine Kabine, die er sich mit seiner Frau Hafsat teilte. Sie und er hatten kurz vor dem Start den Bund der Ehe geschlossen.




Tiefe Peripherie, System “TSF4583Q3”, 2. Planet
2. Planet, Landungsschiff „Sirius“, Hangar
Sa. 28.10.3071, 08:33 Uhr (Bordzeit)


Die Vibrationen des Landeanfluges hörten mit einem Ruck auf, die „Sirius“ war südlich eines großen Gewässers gelandet! Kunta sahs in seinem Mech, der bereits hochgefahren war. Alle Mechs seiner Lanze waren bemannt und fertig zum Ausrücken. Kunta konnte schon erkennen, wie der Lichtspalt am großen Hangarschott immer größer wurde, als es sich langsam öffnete, nachdem der Druck reduziert worden war. Zeitgleich schwangen die Haltetraversen an den Mechbuchten zurück und die Mechs richteten sich auf.
„Hangarschotts vollständig geöffnet! Klar zum Ausrücken der Mechs!“ hörte Kunta die Durchsage des Lademeisters.
„Okraman-Lanze, hier Gyata, ausrücken in Formation Charlie, Rundumsicherung! Ende!“ gab Kunta den Befehl an seine Lanze und schob den Schubhebel vor. Langsam setzte sich sein „MAURAUDER“ in Bewegung. Wie bereits vor dem Aufsetzen angeordnet, rückten die beiden leichteren Mechs zuerst aus und die behäbigen schweren Mechs folgten ihnen nach. Draußen trennten sich der „WRAITH“ und der „OSIRIS“ und umrundeten die „Sirius“ in 500m Abstand in entgegengesetzter Richtung.
„Hier Hitgirl, Keine Erfassung, Ende!“ meldete Naomi Frank, als sie ihre Runde beendet hatte.
„Hier Brick, Keine Sensorkontakte! Ende!“ gab auch Ethan Mason durch.
„Hier Gyata, Wave beziehe Position 600m westlich Murmel, Hit-Girl, Brick ihr kontrolliert das Umfeld bis auf 10 km Entfernung, Führung hat Brick, ich befinde mich 600m ostwärts Murmel, Kommen!“ Alle bestätigten und nahmen ihren Auftrag auf. Seinem Schiff den Rufnamen „Murmel“ zu geben sprach für mehr Humor, als er Friederich Holst zugetraut hatte, dachte Kunta als er seine Überwachungsposition in 600m Abstand von der „Sirius“ bezog. Auf seinem Radardisplay sah er, wie der „OSIRIS“ gefolgt von dem „WRAITH“ sich von dem Landungsschiff entfernten und ihre Patrouille aufnahmen.


Naledi Donkor beobachtete die Umgebung. Noch nie hatte sie an einer Ersterkundung teilgenommen, aber was sie sah, erinnerte sie an mehrere Planeten, die sie in ihrer langen Karriere besucht hatte. Niedriger Bewuchs von Organismen, die im Boden steckten und die sie an Pflanzen erinnerten. Zwischen den astähnlichen Strukturen bewegten sich Lebewesen, die wie Würmer aussahen. Aus dem Briefing wusste sie, das der Planet mit 0,9g eine angenehme Schwerkraft hatte, der Luftdruck etwas niedrig und der Sauerstoffgehalt unter der Grenze des Atembaren lag. Da knackte ihr Kom auf der allgemeinen Leitung,
„Hier ist die Wissenschaftsabteilung, Atmosphäre ist definitiv nicht atembar, Sauerstoffgehalt bei 7,9%, Anteil giftiger Gase liegt bei ca. 15%, Luftdruck bei 0,5 bar. Ungeschützter Kontakt zum Atmosphärengas kann zu Hautreizungen führen! Ende!“
„Na Bravo!“ dachte Naledi. Falls sie Aussteigen müsste, bräuchte sie dann die Biomaske mit Atemautomat und müsste sich in den Schutzoverall zwängen. Zum Glück war aber damit nicht zu rechnen! Die drei Umrundungen des Planeten vor der Landung ergaben, dass auf dem Planeten wohl noch nie jemand gelandet war. Sie rutschte in ihrem Sitz hin und her, bis sie eine etwas bequemere Haltung eingenommen hatte, ließ aber dabei das Radar und die Sensoren nie aus den Augen. Während ihr Blick über die Umgebung glitt, dachte sie nach. Kurz vor dem Start hatten Ethan und Naledi den Bund geschlossen. An ihrer Beziehung hatte sich aber dadurch zum Glück nichts geändert! Was sie aber überrascht hatte war, das Ethan, obwohl von Geburt ein Jadefalke, von den Mitgliedern des Ashanti-Stammes akzeptiert worden war. Er hatte sogar ein paar Freundschaften schließen können, die sich auch darin äußerten, dass er des Öfteren von einem Männertreff mit einem kräftigen Rausch zurückkam. Sie war aber gespannt, wie der Rest des Stammes auf sie beide reagieren würde, wenn sich am Ziel ankommen würden.


KdtHptm. Nika Matic lies ihre Lanze vor den Mechs antreten. Der Hangar war mittlerweile wieder geschlossen und es herrschten normale Atmosphärenbedingungen.
„Leute, die Okraman-Lanze von Kdt. Keita ist jetzt draußen und überwacht die Landezone. Wir rücken aus und entfernen uns aus Sensorreichweite. Dann beginnen wir mit der Übung. Hat jeder die Piratenkennung auf seinem Mech installiert?“ Nika schaute ihre 3 Mechkrieger an und alle nickten bestätigend. „Gut, Aufsitzen, Ausbooten aus der „Sirius“ in folgender Reihenfolge: Spitze übernimmt Comanchero, dann ich, hinter mir Trick und Ball sichert nach hinten. Auf geht’s!“ Die Mechkrieger traten schnell aber ohne Hast weg und kletterten in ihre Mechs. 10 Minuten später meldeten sie an Nika Abmarschbereitschaft.
„Geister, hier Zora, ausrücken! Ende!“ Nach 5 Minuten hatten alle 4 Mechs der Geister-Lanze den Hangar verlassen und marschierten an ihren Kameraden der Okraman-Lanze vorbei, bis sie sich ca. 15 km vom Landungsschiff entfernt hatten. Die Übung konnte beginnen!


„Gyata, hier Brick! Registriere im Süden zwei Sensorschatten mit Kurs auf uns. Rücke mit Hitgirl vor, um Sensorkontakt zu identifizieren! Kommen!“ Die Meldung überraschte Kunta.
„Hier Gyata! Vorsichtige Annäherung, nach Identifizierung sofort ausweichen! Kommen!“
„Hier Brick! Verstanden, Ende!“
Langsam rückte Brick zusammen mit Hitgirl auf die Sensorkontakte zu. Eigentlich müssten das ihre Kameraden von der Geister-Lanze sein. Aber wenn er eines auf den Schlachtfeldern der Inneren Sphäre gelernt hatte, dann war es, dass der Tod immer an den unwahrscheinlichsten Orten auf jemand wartete! Als er auf 750 m heran war, poppten die Kennungen auf und die Kontakte wurden identifiziert. Ein „FIREMOTH“ und ein „ARGUS“ mit unbekannter Kennung! Plötzlich wurde der Funk durch eine allgemeine Ansage übersteuert.
„An Alle, hier Murmel1! Sofort alle Stopp! Alle Mechs und Gefechtsfahrzeuge sind sofort in den Kampfsimulationsmodus umschalten. Jeder Fahrzeugführer und Mechkrieger meldet einzeln den Abschluss der Maßnahme an Murmel! Kommen!“
„Aha, daher weht der Wind!“ grinste Ethan. „Eine Übung!“ Sofort stoppte er den Mech und schaltete seinen „OSIRIS“ in den Kampfsimulationsmodus, was seine Laser in harmlose, bessere Scheinwerfer und seine Raketen in den Werfern lassen würde und nur der KampfSim-Rechner den Schaden berechnen würde. Er meldete die Umstellung an das Landungsschiff und 8 Minuten später gab Friederich Holst als Murmel1 die Übung frei.
„Hitgirl, hier Brick! Gegner identifiziert, sofort Ausweichen in Richtung NordOst, Kommen!“
„Hier Hitgirl verstanden! Ende!“ Die Halblanze zog sich jetzt etwas versetzt zur Position des Landungsschiffes zurück. Der Gegner rückte weiter vor.


„Okraman1, hier Murmel1, Murmel Gefechtsbereit! Beide L/R-Jäger wegen defekt in der Startanlage ausgefallen. Kommen!“ meldete Holst an Kunta „Gyata“ Keita. Kunta verzog das Gesicht, ohne L/R-Jäger musste er das Landungsschiff nur mit den Mechs verteidigen, wobei ein „UNION“ am Boden Dank seiner Armierung einer Festung glich. Da er in einer solchen Situation auch dem Kommandanten der „Sirus“ vorgesetzt war, befahl er seinen offiziellen Rufnamen benutzend,
„Murmel1, hier Okraman1, Notstart vorbereiten! Kommen!“ Die Sicherheit des Landungsschiffes hatte in solchen Situationen absoluten Vorrang!
„Hier Murmel1, Verstanden! Ende!“ Kunta beobachtete die taktische Darstellung. Seine Scout-Halblanze leistete gute Arbeit und hatten die gesamte Gegnerlanze aufgeklärt. Kunta zog seinen „MARODEUR“ in Feindrichtung auf 800m von der „Sirius“ vor und Naledi „Wave“ Donkors „LONGBOW“ bezog ca. 90 m links hinter ihm Position. Kunta glaubte nicht, das sich Nika mit einem blinden Ansturm den vernichtenden LRM-Salven des „LONGBOW“ aussetzen würde. Sie musste einen schlauen Plan haben, denn mittlerweile schätzte er seine Kameradin als einfallsreiche Taktikerin! Mehr als einmal hatten sie sich in Simulationsübungen gegenseitig das Fell über die Ohren gezogen!
„Gyata, die beiden schweren Mechs sind aus meiner Sensorerfassung verschwunden!“ meldete ihm plötzlich Brick. Kunta bestätigte und startete eine der Drohnen an seinem Mech und lies sie auf 700 m aufsteigen. Hier in dieser dünnen Luft würde diese nur die halbe Einsatzdauer haben, er musste sie in spätestens 20 Minuten wieder einholen.
„Wave, unser Gegner hat wohl eine kleine Schweinerei vor!“ gab er an Naledi weiter.
„Lass sie nur kommen!“ knurrte sie zurück. Zur Zeit war sie zum Nichtstun verdammt, da der Gegner sich beharrlich auf 1000m Entfernung zu ihnen hielt.


„Brick, die beiden weichen nach Nordosten aus!“ stellte Naomi fest. Der projizierte Kurs der beiden gegnerischen Mechs würde sie ostwärts des Landungsschiffes führen.
„Was haben die nur vor?“ überlegte Ethan laut und hielt sich immer zwischen dem Gegner und dem Schiff, um jeden Vorstoß sofort abfangen zu können.
„Wir müssen nachdrücklicher werden!“ schlug Naomi vor, die vor Tatendrang förmlich platzte.
Auch Ethan war der Meinung, dass man nun mehr tun müsste, als nur zu beobachten, aber bis jetzt hatte ihn seine in langen Jahren erworbene Erfahrung zurückgehalten. Irgendwo da draußen waren noch zwei schwere Mechs unterwegs, die ihn zerfetzten könnten, wenn er nicht aufpasste!
„Wir rücken vor und du schießt die Scouts auf Maximalentfernung an.“ gab er durch.
„Kein Problem!“ bekam er zur Antwort und sah wir der „WRAITH“ an ihm vorbei stürmte und 100 m vor ihm sich auf den flammenden Zungen seiner Sprungdüsen in die Luft erhob. Auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn löste Naomi ihre ERPPK aus und konnte einen Treffer auf dem „ARGUS“ verbuchen. Während ihres Sprungs hatte sie auch Ausschau nach den fehlenden beiden Mechs gehalten, hatte aber nichts sehen können. Nach der Landung schlug sie einen Haken und sprang dann wieder, diesmal konnte sie das linke Waffenmodul des „FIRE MOTH“ erwischen, dessen Panzerung sofort Kirschrot angezeigt wurde. Die leichte Panzerung des Scoutmechs konnte den entfesselten Energien einer PPK kaum was entgegensetzen!
„Guter Schuss!“ kommentierte Ethan.


„Scheiße!“ hörte Nika die Stimme von Lorne „Comanchero“ Black über Funk! Sie hatte ihre Scout-Halblanze nach Osten geschickt, um so hinter die beiden Scouts der Okraman-Lanze zu kommen. Dazu hatten sie und Terry „Trick“ Baccus ihre aktiven Sensoren komplett abgeschaltet und folgten rund 1000m hinter ihrer anderen Halblanze. Der Gegner hatte sich aber immer zwischen Schiff und ihren Mechs gehalten, so dass sie nie in ihren direkten Rücken gelangen konnte.
„Ball, Comanchero, fangt die gegnerischen Scouts auf, es wird Zeit die Falle zuschnappen zu lassen!


Larissa „Ball“ Schostakovich drehte ihren „ARGUS“ und befahl Lorne „Comanchero“ Black das gleiche zu tun um die beiden Gegnermechs direkt zu konfrontieren.
„Comanchero, bleib in Bewegung, wechsle ständig deine Position und greife den Gegner in der Flanke an!“ ordnete sie ihrem Lanzenkameraden an, der mittlerweile begriffen hatte, dass er zwar in einem Clanmech saß, damit aber nicht unverwundbar war.
„Yeah!“ hörte sie nur als Antwort und grinste. Sie fühlte sich mittlerweile sehr wohl in der Geister-Lanze und war froh, dass sie damals den Kontrakt der Lyran Transspace angenommen hatte. Der Gegner kam immer näher. Sie richtete ihren Mech auf den „WRAITH“ aus und als dieser sprang um auf sie zu feuern, hatte sie ihn sofort im Visier und löste nach der Zielerfassung einen Alpha aus. Der Gegnermech wurde durch die Wucht der AK/5-Geschoße herumgerissen und dessen PPK-Salve ging an ihr vorbei. Dann schlugen die LRMs in dem „Wraith ein, bevor er aus ihrem Sichtfeld verschwand. Zufrieden grinste Larissa und zog sich langsam zurück, damit der Abstand zum Gegner nicht zu schnell abnahm. Sie sollte schließlich nur den Amboss abgeben, auf den der Hammer der Kampf-Halblanze hernieder sausen sollte!


Nika näherte sich unbemerkt den beiden Gegnermechs von hinten. Nur noch 650 m trennten sie vom Gegner. Langsam Zeit die Maske fallen zu lassen! Der „ARCHER“ von Terry „Ball“ Baccus und ihr eigener „RIFELMAN“ waren Mechs für den Fernkampf, allzu nah mussten sie deshalb nicht aufschließen. Dann kamen sie auf eine kleine Anhöhe und hatten direkte Sicht auf den Gegner.
„Sensoren aktiv und Feuer!“ zischte sie in den Funk. Sofort flammten ihre Zielmarkierungen auf und sie visierte den „OSIRIS“ an der ihr seine rechte Seite präsentierte. Kaum lag die Visierung auf dem Ziel drückte sie ab und ihr Alpha-Schlag raste dem leichten Mech entgegen.


Ethan hatte die ganze Zeit schon ein ungutes Gefühl. Da nahm er auf dem Radar rechts von ihm zwei verwaschene Signale wahr, die dann schlagartig kirschrot aufleuchteten. Das Warnsignal der Zielerfassung sirrte plötzlich in seinen Kopfhörern.
„Break, break, break!“ brüllte er in den Funk und trat reflexartig beide Pedale durch. Brüllend nahmen die Sprungdüsen ihre Arbeit auf und während sie ihn nach oben rissen, trafen ihn 2 largeLaser in die Seite. Die Granaten des „RIFLEMAN“ verfehlten ihn zum Glück! Als er nach dem Sprung wieder am Boden war, traf ihn ein Teil der LRM-Salve des „ARCHERS“. Zum Glück für ihn waren die Raketen zu hoch eingeflogen.
„Hitgirl, in Richtung Landungsschiff zurückfallen!“ befahl er Naomi. Diese bestätigte sofort und die beiden Mechs zogen sich nach Westen zurück.


„Brick, Hitgirl, hier Gyata, sofort zurückziehen. Deckt unsere linke Flanke. Wir rücken vor!“
„Wave, vorwärts, bleib aber 150 m hinter mir!“ befahl Kunta und setzte seinen „MARODEUR“ in Bewegung. Nach kurzer Zeit sah er die gegnerische Lanze. In dem offenen Gelände war der Gegner von weitem zu sehen, sofern er nicht in einer der Bodenwellen verschwand.
„Wave, Dein Ziel ist der „ARCHER“! Brick, mach, was du am besten kannst und tagge den „ARCHER“, Hitgirl, du hältst mit mir den Gegner auf Abstand und überwachst die linke Flanke.“ Auf seinem Radar sah er, wie der „OSIRIS“ mit Höchstgeschwindigkeit auf die rechte Seite wechselte und nach Südosten verschwand. Das war sein Metier, um ihn brauchte er sich keine Sorgen machen. Plötzlich überflogen ihn Schwärme von LRMs. Naledis „LONGBOW“ hatte den Feuerkampf aufgenommen. Kurz darauf konnte er die Auswirkungen auf den „ARCHER“ sehen. 70 LRMs prügelten erbarmungslos auf den Artillerie-Mech ein und zerstörten Panzerung in Mengen.


„Aua!“ hörte Nika über Funk. Terrys Mech wurde von Unmengen von LRMs getroffen, gerade als er seine erste Salve auf den Weg schicken wollte. Nika kannte die verheerende Wirkung des „LONGBOWS“ aus mehreren Simulationsübungen und trotzdem lief es ihr jedes Mal dabei kalt den Rücken herunter! Eine Salve eines „LONGBOWS“ konnte einen leichten Mech zerfetzen! Aber sie hatte eigene Sorgen! Ein Zirpen zeigte ihr, das sie erfasst worden war, durch ein schnelles Manöver nach links versuchte sie dem Beschuss zu entkommen, aber zwei PPKs trafen sie voll in die rechte Seite und Urangranaten schälten Panzerung von der rechten Schulter ihres „RIFLEMAN“.
„Der „OSIRIS“ ist weg!“ meldete ihr plötzlich Comanchero.
„Ball, Comanchero, Druck auf die rechte Flanke des Gegners erhöhen, da ist nur noch der „WRAITH“. Wo der „OSIRIS“ steckte konnte sich Nika an 5 Fingern abzählen. Er war auf der Jagd nach Zielen für den „LONGBOW“!


Ethan pirschte sich bereits mit passiven Sensoren näher an den „ARCHER“. Er zählte im Geist die Zeit mit, die Naledis „LONGBOW“ zum Nachladen brauchte. Dann richtete er den TAG-Laser aus und strahlte den gegnerischen Mech an, als es soweit war. Kurz darauf rauschte die volle Salve zum 3. Mal auf den „ARCHER“ nieder. Sofort zog sich Ethan zurück und ging auf Abstand und umrundete den Gegner. Als er in seinem Rücken war, stieß er vor schaltete seine Zielerfassung kurz ein und feuerte seine 5 ERmedLaser in den Rücken des gegnerischen Artillerie-Mechs ab. Sofort ging er wieder auf Passiv und machte, dass er weg kam.


„Zora, mein Mech hat ein paar kritische Treffer, noch so eine Salve und einer der LRM-Werfer fällt aus!“ meldete Terry Bacchus an seine Lanzenführerin. Egal was er versuchte, der „OSIRIS“ spürte ihn auf und taggte ihn.
„Comanchero, sofort zu Trick und schirme ihn von dem „OSIRIS“ ab.
„Geht klar Boss!“ hörte sie und der „FIREMOTH“ raste mit Höchstgeschwindigkeit auf den „ARCHER“ zu und suchte die Umgebung nach dem „OSIRIS“ ab.


Naledi bekam dies sofort mit und nahm daraufhin den „ARGUS“ ins Visier, der gerade mit Hitgirls „WRAITH“ in einem Gefecht stand und damit problemlos zu erfassen war. Als sie den Gong der Zielerfassung hörte, drückte sie den Abzug für die entsprechende Waffengruppe und schickte die Raketen im Kettenfeuer, ein Werfer nach dem Anderen, auf ihre tödliche Bahn. Der Argus wurde von den nacheinander einkommenden Salven hin und her gerissen.
„Wave, verbindlichsten Dank!“ gab Naomi über Funk durch und nutzte die Ablenkung um mehrere schwere Treffer auf dem „ARGUS“ zu landen.


Nika lieferte sich ein Duell mit dem „MARODEUR“ Kuntas. Beide konnten Wirkungstreffer erzielen, aber beide manövrierten so geschickt, dass keiner den Anderen entscheidend treffen konnte. Da aber der „MARODEUR“ erheblich stärker gepanzert als der „RIFLEMAN“ war, lag auf der Hand, wer den Sieg in diesem Abnutzungsgefecht erzielen würde.


„Hab dich!“ dachte Lorne Black, als er endlich den „OSIRIS“ stellen konnte. Er raste an dem Gegnermech vorbei und traf mit seinen beiden cERmedLasern in die rechte Seite des „OSIRIS“. Befriedigt nahm er wahr, dass das schon beschädigte rechte Armmodul abgerissen wurde und damit 2 der ErmedLaser außer Gefecht waren. Aber der „OSIRIS“ sprang auf flammenden Zungen direkt hinter ihn und löste seine 3 verbliebenen Laser auf den Clan-Mech aus und traf seinen linken empor gereckten Waffenarm. Die Laser durchschlugen die dort dünne, bereits geschwächte Panzerung und beraubten ihn einer seiner beiden cERmedLaser. Lorne schlug einen Haken und löste seinen verbliebenen Laser aus, der den Zentraltorso des „OSIRIS“ traf.


Ethan bewertete seine Chancen. Oberste Pflicht war es zu überleben und weiter Naledi mit ihrem Artillerie-Mech zu unterstützen. Er erkannte aber auch, dass er dem erheblich mobileren „FIREMOTH“ hier kaum entkommen konnte, auch wenn seine Sprungdüsen ihm einen gewissen Vorteil verschafften.
„Wave, kannst du den „FIREMOTH“ erfassen?“ fragte er über Funk. Ethan wusste, dass eine LRM-Salve des „LONGBOWS“ dem Spuk hier ein endgültiges Ende bereiten könnte.
„Nein, du bist zu weit weg!“ kam umgehend die Antwort. Also war ihm der einfache Weg versperrt! Beide leichten Mechs umkreisten sich und jeder versuchte den anderen in die Zielerfassung zu bringen. Ethan behielt aber immer den Radar im Auge, nicht das hier ein 2. Gegner auftauchte und ihm den Garaus machte. Wenn er den Gegner nicht besiegen konnte, dann musste er ihn wenigstens neutralisieren, damit er nicht gegen den Rest der Lanze vorgehen konnte. Aber Ethan gelang es, sich bei diesem Katz- und Maus-Spiel immer weiter Richtung Westen auf die eigene Lanze hin zu arbeiten.


Nachdem ihr Mech von der 3. Salve des „LONGBOW“ getroffen wurde, zeigte die Panzerungsanzeige kaum noch unbeschädigte Stellen. Larissa Schostakovich konnte trotzdem immer weiter vorrücken. Mittlerweile hörte sie über Funk, dass sich der „LONGBOW“ und der „ARCHER“ von Trick ein Artillerieduell lieferten. Ihr direkter Gegner, der „WRAITH“ nutze seine überlegene Mobilität voll aus, so dass sie diesen nur noch schwer treffen konnte. Trotzdem hatte sie diesem Mech schon 2 kritische Treffer beibringen können. Larissa sah aber aus ihrer Warte kaum noch Chancen zum Landungsschiff mit ausreichender Kampfkraft durchzubrechen, um es am Start hindern zu können.
„Zora, hier Ball, mein Mech ist schwer mitgenommen. Empfehle Abbruch des Angriffs!“ gab sie auf dem direkten Kanal zu ihrer Lanzenführerin durch.


Nika hörte die Durchsage von Larissa auf dem privaten Kanal. Nach einem nochmaligen Check der aktuellen Lage musste sie ihrer Untergebenen Recht geben. Hier war kein Blumentopf mehr zu gewinnen! Selbst wenn sie den Gegner schlagen könnte, würde das Landungsschiff sie entweder beim Angriff in Grund und Boden schießen oder ungefährdet mit einem Notstart abheben können.
„Geister, hier Zora, Angriff abbrechen, Ausweichen nach Südosten, Kommen!“ Alle bestätigten schnell und innerhalb von 5 Minuten hatten sich alle Mechs aus dem Gefecht gelöst und zurückgezogen. Nika Matic signalisierte dem Landungsschiff, das die Übung zu Ende war.


1 Stunde später rückte erst die Okraman-Lanze und dann die Geister-Lanze in die „Sirius“ ein, die hinter dem letzten Mech die Hangartore schloss und im Hangar wieder eine normale Atmosphäre herstellte. Nachdem die Mechkrieger ihre Cockpits verlassen hatten, versammelten sich alle im Besprechungsraum, so wie sie waren. Dann stieß der Landungsschiffkommandant dazu, der die Abschlussbesprechung leitete.
„Meine Damen, meine Herren, wie sie selber gemerkt haben ging das Mechgefecht unentschieden aus Es war aber tatsächlich eine strategische Niederlage des Angreifers, da das eigentliche Ziel, das Landungsschiff einzunehmen nicht erreicht wurde. Beide Lanzen haben meiner Meinung nach gute bis hervorragende Leistungen gezeigt! Letztlich gab dann doch wohl, vereinfacht gesagt, der Tonnagevorteil des Verteidigers den Ausschlag. Frau Matic, bitte werten sie das Gefecht aus ihrer Sicht, anschließend Herr Keita.“ Friederich Holst nickte Nika Matic zu, die aufstand und ihren Teil des Gefechts beschrieb. Auch Kunta Keita legte seine Erkenntnisse dar. Letztlich war das Fazit, das die Orkraman-Lanze durch ihr Tonnageübergewicht und aus der Position des Verteidigers einen klaren Vorteil gezogen hat und so den Angriff erfolgreich abwehren konnte.


Nika und Kunta standen am Abend in der Kantine beieinander und tranken zusammen einen PPK.
„Egal wie ich es mir ansehe, ich hatte kaum eine Chance durchzudringen.“ knurrte Nika. Kunta lächelte,
„Aber du hast deine Sache gut gemacht. Eure Falle hat gut funktioniert. Wäre der „OSIRIS“ gefallen, hättet ihr eine gute Chance gehabt uns aus dem Weg zu schieben!“
„Mit „Wäre“ und „Hätte“ gewinnt man leider keine Gefechte.“ stellte Nika fest. „Wie wärst du den an meiner Stelle vorgegangen?“
„Hmmmm.“ brummte Kunta. Dann legte er seine Gefechtsidee dar und beide Lanzenführer vertieften sich mehrere Stunden in eine Diskussion über Mechtaktik.
Spät kehrte Kunta in seine Kabine zurück. Hafsat war noch wach.
„Was hast du denn getrunken?“ fragte sie, als sie die Fahne ihres Partners roch.
„Einiges, ich und Nika hatten noch eine Diskussion über Mechtaktik!“
„Das dachte ich mir schon!“ grinste Hafsat, umarmte und küsste ihn. „Jetzt aber ins Bett! Morgen früh steht der Rückstart zur „Humboldt“ an.“




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Zenit-Sprungpunkt
Sprungschiff „Hugo Eckener“, Brücke
So. 12.11.3071, 13:15 Uhr (Bordzeit)


Kaptein Hansen atmete tief durch, dann hatte er die Nachwirkungen des Sprungs auch schon überstanden.
„Sensoren?“ fragte er sofort nach.
„2 Kontakte, auf 70.000 Klicks die „LAS Tamar“, auf 95.000 Klicks querab ein ziviler „INVADER“, keine Landungsschiffe im Flug!“
„Kaptein Hansen, wir werden von der „LAS Tamar“ gerufen!“ meldete der Signalgast.
„Geben sie es auf meine Konsole!“ ordnete der Kommandant an. Kurz darauf baute sich ein Bild auf und er erkannte die 1. Offizierin der „Tamar“, OTL. Tamara Lighthouse.
„Kaptein Hansen, schön sie gesund wiederzusehen. Sie waren lange unterwegs!“ begrüßte ihn die Offizierin.
„OTL. Lighthouse, ja, die Reise war lang, verlief aber dafür gut und wir sind froh in einem Stück wieder hier anzukommen!“
„Hier im System ist auch alles in bester Ordnung! Sie haben unsererseits die Freigabe ihr Landungsschiff ins System zu schicken! Sie brauchen nicht auf Bestätigung der Raumkontrolle zu warten!“ teilte ihm die Offizierin mit.
„Danke! Wir werden die „Ramierez“ innerhalb der nächsten 60 Minuten abkoppeln! Es tut gut wieder daheim zu sein!“ Dann beendeten beide das Gespräch. Kurz nach Ankunft des Schiffes hatte der angeordnete Personaltransfer begonnen, da die halbe Besatzung der „Eckener“ sich zum Landurlaub auf die „Ramierez“ einschiffte. Auch Carlos Hansen würde mitfliegen. Die Nachrichten von Bartok würde er selbst überbringen!




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Raumhafen Landry, Landungsschiff„Ramierez“, Brücke
Fr.. 17.11.3071, 15:27 Uhr (Ortszeit)


Kaum stand das Landungsschiff sicher am Boden schnallten sich Kaptein Hansen und Pakka Keita ab und erhoben sich.
„Ich denke Mylady wird brennen vor Neugier!“ meinte Pakka zu dem Sprungschiffkommandanten. Sie hatten bisher keinen Bericht übertragen, aus Furcht, dass die Informationen abgefangen werden könnten. Hansen nickte nur. Währenddessen übergab Leonor Sánchez das Kommando an ihre 1. Offizierin und kam auf die beiden Männer zu.
„Meine Herren, ich denke, man erwartet uns schon voller Spannung im Hauptquartier!“ meinte sie mit einem Grinsen.
„Dann wollen wir mal!“ erwiderte Hansen und die drei machten sich in Richtung Hangar auf.


15 Minuten später standen sie in dem abgeschotteten Konferenzraum, wo sie der LND-Offizier Richard Frank empfangen hatte.
„Mylady ist in 10 Minuten hier!“ versicherte er und erkundigte sich nach dem Wohlbefinden der Ankömmlinge. Der daraus entstandene Smalltalk wurde jäh durch das Eintreffen von Lady Morgaine Lestrade unterbrochen, die mit ihrer Leibwächterin und Lydia Holland den Raum betrat. Während Lydia Holland den Raum abschottete und die Sicherheitsvorkehrungen aktivierte, ging Mylady zu jedem einzelnen und begrüßte ihn persönlich. Danach setzte sie sich und Carlos Hansen trat ans Pult und hielt einen Lagevortrag. Je weiter er kam, desto erstaunter war die Lady. Auch die Gesichter der anderen Anwesenden zeigte Unglauben. Am Ende seines Vortrages, der über eine Stunde gedauert hatte, kam Carlos Hansen zum Ende.
„Den gesamten Lagevortrag, einschließlich der Berichte von Oberst Müller stelle ich ihnen auf einem gesicherten Speicherkristall zur Verfügung Mylady. Haben sie noch Fragen?“
„Wenn ich sie nicht schon so gut kennen würde, Herr Kaptein, hätte ich ihren Bericht in Frage gestellt. Allein das Auffinden der „LCS Donar“ ist für sich schon ein Wunder und dann noch der Erwerb der Sternenkarten und die erfolgreiche Operation auf Good Hope! Das ist mehr als ich je in meinen kühnsten Träumen erwartet habe! Ich glaube die gesamte Einsatzgruppe hat sich um Lyranischen Allianz besonders verdient gemacht. Nur sehr schade, dass wir damit nicht an die Öffentlichkeit gehen können. Gute Nachrichten wären Balsam auf die Seelen aller Lyraner! Welche Einschätzung haben sie, bis es WoB auffällt, das wir ihre Speerspitze gebrochen haben?“ erwiderte die Lady.
„Wir haben von Hope hierher rund 5 Monate gebraucht. Da aber vor Ort kein Sprungschiff war, denke ich, das WoB frühestens in 12 - 18 Monaten überhaupt einmal darüber nachdenkt, warum die sich nicht melden! Nach allem was wir herausgefunden haben, war das für WoB eine kleine wohl eher unbedeutende Operation.“
„Das wollen wir mal hoffen!“ meinte die Lady. Im Anschluss schilderte Pakka Keita noch kurz den „Spezialauftrag“, der ihm vom Oberst gegeben worden war und schilderte den Besuch im Quelimane-System. Danach beendete die Lady die Sitzung.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HW Lyran Transspace, Privates Apartment Lady Morgaine Lestrade
Fr.. 17.11.3071, 22:27 Uhr (Orstzeit)


Die Lady lehnte sich zurück und atmete tief durch. Sie hatte nun alle Berichte durchgelesen und war mit den bisherigen Ergebnissen der Mission mehr als zufrieden! Vor allem Oberst Müller hatte das in ihn gesetzte Vertrauen mehr als gerechtfertigt! Sie bedauerte zutiefst, dass dieser hervorragende Offizier wohl nie wieder in die Innere Sphäre zurückkehren konnte, ohne sich selbst größten Gefahren für Leib und Leben auszusetzen. Obwohl sie sehr gute Beziehungen bis in die höchsten Kreise hatte, lag es nicht in ihrer Macht ihm hierbei helfen zu können. Dies bedauerte sie zutiefst! Aber dann kam ihr eine Idee! Es würde zwar nur ein Trostpflaster sein, aber dies lag in ihren Möglichkeiten! Sofort setzte sie sich trotz der späten Stunde daran, diesen Stein ins Rollen zu bringen!
06.02.2024 17:49 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 18: Reenforcement


Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Unterkunftsblock,
Sa. 18.11.3071, 08:39 Uhr (Ortszeit)


Pakka Keita stürzte in den Raum und warf die Tür mit einer raschen Handbewegung zu.
„Was ist Pakka?“ fragte Leonor Sánchez überrascht, die mit ihm diese kleine Unterkunftswohnung teilte.
„Sie sind weg! Alle!“ sagte er und untermalte es mit großen Handbewegungen.
„Was ist los? Sind die restlichen Ashanti nicht mehr da?“ hakte sie nach. Da Pakka sich vor einer knappen Stunde verabschiedet hatte, um Kontakt zu den zurückgebliebenen Stammesmitgliedern aufzunehmen, konnte sie sich zusammenreimen was er meinte.
„Ja, ich habe vergeblich versucht das Rathaus im Kral Waraky zu erreichen, aber da kam nur ein Hinweis, dass der Teilnehmer nicht mehr existiert. Zufällig traf ich dann Lydia Holland, die habe ich gleich gefragt, ob sie was weiß.“
„Und?“ fragte Leonor.
„Sie war informiert. Kurz gesagt, alle zurückgebliebenen Ashanti sind mit der „Andromeda“, dem 3. Sprungschiff der Company, Anfang Juli nach Bartok aufgebrochen! Dann hat sie mich noch gefragt, ob ich Kunta Keita kenne!“
„Nun, wer soll das denn sein? Aber immerhin trägt er den gleichen Namen wie du!“ entgegnete sie.
„Das ist es ja. Kunta ist ein Cousin von mir. Ein bisschen älter und war schon als Kind rebellisch. Als kleiner Junge habe ich ihn immer bewundert! Dann ist er über Nacht verschwunden, nachdem er mit seinen Eltern einen fürchterlichen Krach hatte. Erst Jahre später haben wir erfahren, dass er davongelaufen ist und Söldner wurde. Er kam vor ungefähr einem Jahr hier auf Kwangjong-ni an und ist zum Stamm zurückgekehrt!“
„Das ist doch gut, oder?“ wollte Leonor wissen, die aber spürte, das Pakka unsicher war, was er davon halten sollte.
„Nun ja, er ist Mechkrieger und hat jetzt dem Söldnerdasein abgeschworen, so wie mir Mrs. Holland erzählt hat. Er hat aber seinen Mech mitgebracht und noch eine andere verlorene Ashanti gerufen, die daraufhin ebenfalls zurückkehrte. So wie ich das verstanden habe, wird Kunta eine Lanze befehlen, deren Aufgabe der direkte Schutz der Ashanti auf Bartok ist. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich davon halten soll.“ sagte Pakka.
„Weist du, wie die Ashanti die Rückkehr deines Cousins aufgenommen haben?“
„Leider nein. Über die Internas der Ashanti dringt nur selten etwas nach außen und Lydia Holland konnte mir kaum was dazu sagen. Nur das die zurückgebliebene Älteste Abina Owusu ihn scheinbar mit offenen Armen willkommen geheißen hat. Sogar das er ihre Tochter geheiratet hat, bevor sie abgeflogen sind! Sie hat auch bestimmt, das alle Ashanti dem Exodus nach Bartok folgen sollen!“
„Dann hat sich dieser Teil deines Auftrages ja schon von selbst erledigt, oder?“ meinte Leonor und Pakka nickte,
„Ja, da hast du Recht. Diesen Teil des Auftrages hatte ich sogar als den schwierigsten angesehen, da ich die Halsstarrigkeit meiner Leute nur zu gut kenne! Aber jetzt muss ich irgendwie Kontakt zu anderen Siedlergruppen aufnehmen, die aber alle nicht hier auf Kwangjong-ni sind. Leider muss ich dies wohl über den LND machen, da sich offene HPG-Kommunikation verbietet!“ seufzte Pakka. Da sah Leonor auf die Uhr.
„Es ist kurz nach 9:00 Uhr. Um 9:30 Uhr müssen wir zur Lageinformation in den Besprechungsraum. Ich denke, da werden sie uns das vom Exodus der Ashanti ebenfalls mitgeteilen.“
„Ich bin jedenfalls gespannt, was wir noch alles erfahren, aber danach, hoffe ich, ist fürs Wochenende Schluss. Ich habe für uns 2 Tage ein Zimmer in einem Wellness-Hotel in Baytown gebucht!“ sagte er mit einem Lächeln. Leonor lächelte zurück,
„Ah, du weißt was Frauen wünschen!“ meinte sie und gab ihm einen Kuss.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Mechhangar 1, Mechwerkstatt
Mo. 20.11.3071, 09:12 Uhr (Ortszeit)


Der Tieflader fuhr gerade ein Mechchassis in die Werkstatt, das die „Ramierez“ aus der tiefen Peripherie mitgebracht hatte. Ein Tech der „Ramierez“ stieg aus dem Fahrerhaus und sah sich suchend um. Dann entdeckte er den MasterTech der Lyran Transspace und ging auf ihn zu. Dieser hatte den Tieflader schon kommen sehen und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Seiner langen Erfahrung nach sicher eine Menge Arbeit! Dann erreichte der Tech ihn.
„Guten Morgen MasterTech Lockride, ich bin Dave Buggler, Tech von der Ramierez. Ich habe da einen Auftrag von Oberst Müller an die Mechinstandsetzung der Lyran Transspace!“
„Lassen sie mich raten, ich soll das Baby, das dahinten unbeweglich und in bedauernswertem Zustand auf dem Tieflader liegt, wieder auf Vordermann bringen, oder?“
„Der Oberst hat sich da zwar etwas anders ausgedrückt, aber das trifft den Kern!“ erwiderte der Tech grinsend. „Das ist ein „GRASSHOPPER“, der soll der außerdem mit einer cERPPK, zwei - vier cERmedLasern und / oder zwei – 4 cmedPulseLaser, einem cLRM5-Werfer, cAMS, Doppelwärmetauschern und Sprungdüsen aufgerüstet und so stark wie möglich mit Ferro-Fibrit gepanzert werden. Zurzeit ist der Mech komplett unarmiert! Wenn sie andere Vorschläge zur Ausrüstung haben, können wir darüber reden. Der Oberst hat mir freie Hand gegeben!“
„Und wo soll ich das ganze Zeug bitte herbekommen?“ fragte der MasterTech. Sein Gegenüber grinste noch mehr!
„Die Waffen und Ausrüstung bringen wir noch. Wir waren auf dem Weg vom Tiefraum hierher kurz ein wenig einkaufen! Ich denke, wir sollten, wenn sie eine Bestandsaufnahme gemacht haben, zusammen die endgültige Armierung festlegen!“




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, neugebaute Kapelle
Sa. 25.11.3071, 10:30 Uhr (Ortszeit)


Sowohl Julia als auch Georg hatten sich dagegen entschieden in Uniform zu heiraten. Immer wieder hatten sie den Hochzeitstermin aufgeschoben, da der Aufbau der Ausweichbasis „Asgard“ zu viel Ressourcen verschlang, um parallel dazu eine kleine Kapelle auf dem Gelände der zentralen Basis zu errichten. Aber in der letzten Woche war die Kapelle endlich fertig geworden und Georg wollte sie mit einem positiv besetzten Fest einweihen. Vor der Kapelle hatte sich fast das gesamte Unterstützungskommando und mehrere Vertreter der Ashanti eingefunden. Einige hatten ihre Paradeuniformen ausgemottet, um so damit dem Paar ihre Ehre zu erweisen. Georg wartete in dem schwarzen Anzug vor der Kapelle auf Julia, den er auf Elume bei der Rückreise aus der Hanseatischen Liga gekauft hatte. Er war nervös und fragte sich, was wohl seine Braut tragen würde. Neben ihm stand als Trauzeuge sein alter Kamerad Fjodor Kowalski in voller Uniform mit auf Hochglanz polierten Knöpfen und Orden. Ihre Kameradschaft hatte sich seit ihrem gemeinsamen Einsatz in der Hanseatischen Liga in eine Freundschaft gewandelt, war er doch hier einer der wenigen, die sein Geheimnis kannten.
„Sie wird phantastisch aussehen!“ murmelte ihm Fjodor zu.
„Daran zweifle ich nicht! Aber ich kenne Julia, sie ist immer für Überraschungen gut!“ antwortete Georg mit gesenkter Stimme. Nervös schaute Georg auf seine linke Hand. Bis vor kurzem hatte er noch den Verlobungsring getragen, der blasse Streifen und die Kerbe an seinem Finger waren noch zu sehen. Jetzt sollte dieser auch sein Ehering werden und wartete deshalb bereits in der Kapelle auf einem Kissen zusammen mit Julias Ring auf seinen Einsatz.


Plötzlich bog Julia, begleitet von Jiao Wu und Nihara Sangare auf den Weg ein, der zum Eingang der Kapelle führte. Georgs Herz machte einen Sprung, als er Julia sah und ohne dass er es verhindern konnte, schossen Tränen in seine Augen. Georg holte tief Luft um sich zu beruhigen. Julia trug ein weißes, figurbetontes Kleid, weiß Gott wo sie das her hatte! Als sie bei ihm ankam lächelte er sie glücklich an.
„Du siehst phantastisch aus!“ flüsterte er.
„Danke! Du aber auch!“ gab sie leise zurück. Er bot ihr seinen rechten Arm an und sie legte ihre Hand darauf, dann gingen sie gemeinsam in die Kapelle. Die Trauung erfolgte in einer schlichten Zeremonie und da es Georg wichtig war, segnete der Kaplan die Eheringe. Als der Kaplan dann ihnen die Ringe auf dem Kissen darbot, nahm Georg den kleineren Ring und sah dann Julia in die Augen. In diesem Moment erblickte er in Julias Antlitz kurz das lächelnde Gesicht seiner ersten Frau, die ihm scheinbar ermutigend zunickte. Tränen liefen ihm über das Gesicht und alles verschwamm kurz. Als er wieder klarer sah, erblickte er das strahlende Gesicht Julias, die ihm erwartungsvoll in die Augen sah. Sie hatte gespürt, dass ihr Liebster kurz gezögert hatte. Dann sprach Georg den Vermählungsspruch:
„Julia; vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau.
Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.
Ich will dich, lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens!“
Dann nahm Georg die rechte Hand Julias, die ihre Finger gerade ausstreckte. Langsam und gefühlvoll schob er ihr den Ring über den Ringfinger und sagte dabei:
„Trag diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue:
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!“
Während er dies sagte, bemerkte er, wie Julia anfing vor Glück zu weinen. Sie hatte den Panzer der harten Kriegerin für einen Moment abgeschüttelt und zeigte offen ihre Gefühle. So verharrten sie einen Moment, dann nahm Julia seinen Ring und wiederholte die Zeremonie. Diesmal liefen ihm die Tränen die Wangen hinunter. Beide wandten sich wieder dem Kaplan zu, er fragte sie noch einmal und beide gaben ihr Ja-Wort. Dann erklärte er sie zu Eheleuten.
„Sie dürfen sich küssen!“ sagte er danach. Julia und Georg schauten sich an, er nahm sie in seine Arme und beide gaben sich einen langen und intensiven Kuss. Alle Anwesenden in der Kapelle johlten und klatschten. Zum Schluss knieten sich Julia und Georg noch vor dem Kaplan nieder. Dieser legte jedem eine Hand auf und gab den Trausegen. Als sie wieder standen und sich zu den Gästen umwendeten sahen sie in lächelnde und erfreute Gesichter. Georg bot seiner Frau wieder den Arm an und beide verließen die Kapelle.


Daran im Anschluss stieg eine große Party, die in der neu erbauten Kantine stattfand. Erst spät in der Nacht konnte sich das Brautpaar zurückziehen und musste aber erst noch mit Sand gefüllte Munitionskisten vor ihrer Apartmenttür beiseite räumen. Dann fiel die Türe ins Schloss und beide waren zum ersten Mal an diesem Tag alleine miteinander. Georg fasste beide Hände Julias und schaute sie eine Weile wortlos an.
„Ich liebe dich!“ sagte er dann und zog sie sanft zu sich her.
„Ich liebe dich auch!“ entgegnete ihm Julia. Beide küssten sich zärtlich und lange. Sie setzten sich nebeneinander auf die Couch und sie lehnte sich an ihren Mann, der seinen Arm um sie legte und genossen zusammen die ruhige Zweisamkeit. Irgendwann fragte Julia,
„Du hast vor dem Vermählungsspruch kurz gezögert und hast geweint, wie ich es noch nie gesehen habe!“ stellte sie fest.
„Ja, als ich dich ansah, sah ich plötzlich das Gesicht meiner ersten Frau und sie hat mir zugenickt, als ob sie damit einverstanden wäre, das wir heiraten!“ Bei den letzten Worten zitterte Georgs Stimme und Tränen kamen ihm hoch. Er schaute Julia an, die ihm die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Du musst sie sehr geliebt haben!“ stellte sie fest.
„Ja, das habe ich und das tue ich immer noch, wenn auch auf eine andere Weise. Aber ich liebe auch dich, mehr als mein Leben!“ Julia sah ihren Mann an. Jedes Wort jetzt wäre das Falsche! Sie umarmte und drückte ihn und weinte ebenfalls.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, Büroraum 2, Flugzeughangar
Mo. 27.11.3071, 10:30 Uhr (Ortszeit)


2ndLt. Gonzales stand in dem leeren Büro, in das er von seiner Kommandantin bestellt worden war und wartete. Nur 4 Stühle und ein Tisch befanden sich in dem kahlen Raum. Das Design der Möbel war ihm fremd und sie schienen uralt zu sein. Seit sein Zug und er sich entschieden hatten, sich den Ulanen anzuschließen waren sie aus dem Staunen nicht mehr heraus gekommen! Dass es sich bei den Ulanen und den Curassiers um eine getarnte lyranische Einheit aus der Inneren Sphäre handelte, hatte er sich von Anfang an gedacht. Aber das sie hier eine planetare Basis in der tiefen Peripherie unterhielten, war unglaublich! Als er und seine Leute den Planeten dann selbst betraten, waren sie tief beeindruckt, da sie nun auch die Historie der Basis erfuhren. Jetzt gehörten sie bereits seit 4 Monaten Frejias Ulanen an und seine Kommandantin hatte ihn zu einem Personalgespräch einbestellt. Auch die anderen Angehörigen seines Zuges hatten so ein Gespräch noch vor sich! Mittlerweile wurde sein Zug von den Anderen nur noch als „die Legionäre“ bezeichnet, das zum einen ihren rechtliche Status beschrieb, aber andererseits auch von seinen Leuten schon verinnerlicht worden war und alle auch mit Stolz und Identität erfüllte. Seine Kompaniechefin Hptm. Fairbanks nahm sie in der Ausbildung hart ran, blieb dabei aber stets fair und die Leistungen seines Zuges hatten sich immer weiter verbessert. Da öffnete sich die Türe.


OTL. Sigrid Frejia Scholz betrat den Raum und wies ihn an sich an den Tisch zu setzen. Sie setzte sich ihm gegenüber, legte einen CompPad auf den Tisch und schaute ihn durchdringend an. Horge wurde unter dem Blick etwas nervös. Dann tippte die Offizierin auf das Display, wischte zweimal, schaute kurz darauf und sprach ihn dann an.
„Lnt. Gonzales, sie sind jetzt seit 4 Monaten Teil meines Kommandos! In dieser Zeit konnte ich sie und ihren Zug besser kennen lernen. Ich bin bisher mit ihren Leistungen sehr zufrieden, auch wenn wir bis jetzt keinen echten Einsatz hatten.“ Dann besprach sie mit ihm ihre persönliche Einschätzung seiner Person und ging dann mit ihm seine Beurteilung durch. So eine minutiöse Betrachtung seiner Fähigkeiten und Fehler war dem jungen Offizier nicht ganz fremd, hatte er doch seine militärische Karriere in einer regulären planetaren Milizeinheit in der Liga freier Welten begonnen.
„Zusammengefasst, sie sind ein junger Offizier der Potential zu einer weiteren positiven Entwicklung zeigt!“ schloss Sigrid das Beurteilungsgespräch. Während des Gespräches hatte sie Horge wiederholt Gelegenheit gegeben sich zu den einzelnen Punkten zu äußern. „Haben sie noch was zu ihrer Beurteilung zu sagen?“ fragte sie. Horge schüttelte den Kopf.
„Nein, Frau Oberstleutnant. Ich bin einverstanden!“
„Gut, ich übermittle ihnen die Unterlagen, bitte bestätigen sie diese bis Morgen, dann geht das Ganze in ihre P-Akte!“


Dann machte sie eine kurze Pause und schaute den jungen Offizier wieder an und fragte nach einer Pause,
„Wie fühlen sie sich eigentlich mit ihrer Entscheidung bei uns einzutreten? Haben sie noch irgendwelche Fragen?“ wollte sie wissen.
„Es war eine folgerichtige und letztlich gute Entscheidung, Frau Oberstleutnant!“ erwiderte Horge, „Mir ist aber mittlerweile klar geworden, dass es für meine Leute und mich wirklich keinen Weg zurück gibt! Sie haben uns mit offenen Armen aufgenommen und nichts verheimlicht! Aber damit ist unser Weg auch ein Weg ohne Wiederkehr in unsere alte Heimat! Mir macht es nichts aus, meine Heimat ist da, wo ich mich wohlfühle und ich fühle mich sehr wohl in ihrer Einheit!“ sagte er. „Ich glaube auch, dass es allen von meinen Leuten so geht!“
„Das höre ich gerne. Etwas müssen wir noch ändern!“ sagte Sigrid. „Deshalb werden ab sofort auch in ihrem Zug lyranische Dienstgradbezeichnungen verwendet Herr Leutnant! Eine Einheit heißt auch deshalb Einheit weil sie einheitlich sein sollte!“ dabei schob ihm Sigrid Scholz die Ranginsignien eines Leutnants der LAS über den Tisch zu. Horge nickte, er war sowieso überrascht, dass seine Kommandeurin dies nicht schon längst befohlen hatte.


Kurz darauf stand Horge vor der Tür zum Nebengebäude des Flugzeughangars. Auch hier auf Wohlfahrt gab es Jahreszeiten und ein kühler Wind pfiff über die weite Ebene, auf der die Basis lag. Heute lag auch nicht mehr viel an, da jeder Angehörige des Zuges an diesem Tag zu einem Personalgespräch befohlen war. Er musste zwar noch ein Gefechtsschießen mit scharfer Waffe vorbereiten, aber damit war er schon so gut wie fertig! Also schlenderte er in Richtung der Kapelle. Horge war sehr gläubig und besuchte diese nun seit der Eröffnung vor einer Woche fast jeden Tag, um dort zu beten und zur Ruhe zu kommen. Auf halbem Weg begegnete er Ava Jameson, einer der Sanitäterinnen, die in der Krankenstation tätig waren und dort als Pflegedienstleitung fungierte. Sie war ihm schon aufgefallen, kaum dass er hier angekommen war und hatte sich schon des Öfteren mit ihr in der Kantine länger unterhalten! Als sie ihn grüßte, sprach er sie an.
„Hallo Ava, wart mal kurz!“ sagte er auf Englisch, da er das übliche Deutsch der Lyraner nur rudimentär beherrschte. Die junge Frau blieb stehen und schaute ihn neugierig an.
„Hast du Lust mich heute Nachmittag nach deiner Schicht auf ein kleines Picknick zu begleiten?“ fragte er.
„Warum nicht? Aber ist es nicht ein wenig frisch für ein Picknick?“ wollte sie wissen.
„Nicht dafür! Ich wollte zu dem hohen Hügel dort am Horizont!“, dabei wies er nach Süden über das Landefeld auf einen Berg, der sich in ca. 20 km Entfernung über die Ebene erhob, „Den Ausblick von dort wollte ich mir schon immer mal ansehen! Damit wir nicht verhungern, nehme ich eine Kleinigkeit mit!“ erklärte er.
„Okay, das würde mich auch interessieren. Ich war noch nie so weit weg von der Basis, nur ab und zu bei den Ashanti!“ meinte sie. „Nimm aber ein Gewehr mit! Da draußen treiben sich Bart-Wölfe und andere gefährliche Raubtiere herum! Ich nehme jedenfalls meine Pistole mit!“
„Du hast eine Pistole? Ich habe gedacht, du wärst Zivilistin?“
„Natürlich bin ich das! Aber das heißt noch lange nicht, dass ich quasi nackt in die Wildnis gehe!“ stellte sie bestimmt fest. „Denk dran, wo wir hier sind!“ Sie vereinbarten noch einen Treffpunkt, dann trennten sie sich wieder.


Kurz nach 16:00 Uhr stand Horge mit seinem Geländewagen vor dem Wohncontainer in dem Ava lebte. Hier im ehemaligen Übergangslager der Ashanti standen, nach deren Umzug in ihre beiden Krals, fast alle Container leer und diese wurden sehr schnell beliebte Wohnungen für die Familien und Angehörigen des Unterstützungskommandos, da man hier viel mehr Platz hatte, als in den Wohngebäuden, die noch aus der Sternenbundzeit stammten. Das ganze hatte mittlerweile den Charme eines kleinen Dorfes und jemand betrieb hier mittlerweile sogar in seiner Freizeit eine gut frequentiertes Bistro! Horge klopfte an der Tür des Containers und er hörte von innen,
„Moment!“ dann öffnete sich die Türe und Ava trat in Outdoorbekleidung und festen Stiefeln aus der Türe. An ihrer Hüfte hing in einem Holster eine schwere, großkalibrige Automatikpistole.
„Hallo Ava!“ begrüßte er sie. „Willst du den Jihad im Alleingang beenden?“ und zeigte dabei auf die große Waffe. Ava lachte,
„Nein, das ist die Pistole von meinem Gandpa, die ich geerbt habe. Ich musste viel üben, bis ich mit dem Monstrum umgehen konnte. Aber dort, wo das Ding hin schießt, wächst kein Gras mehr!“
„Das glaube ich dir sofort!“ Horge hatte als guter Infanterist sofort erkannt, was das für eine Pistole war und bekam etwas mehr Respekt vor Ava!


Eine Stunde später erreichten sie den Hügel und konnten bis ca. 350 m unter den Gipfel fahren, dann mussten sie aussteigen. Unterwegs hatten sie nur eine der Patrouillen gesehen, die ständig um die Basis kreisten, um große Raubtiere und durchziehende Herden zu identifizieren und abzuschrecken. Damit das ganze Gelände eingezäunt werden konnte, fehlte einfach das Material und soweit Horge es mitbekommen hatte, wollte das die Leiterin der Basis, KdtHptm. Liebermann auch gar nicht.
„Komm!“ sagte er zu Ava, schulterte seinen Rucksack, hängte sich sein Gewehr um und marschierte los. Ava folgte ihm. Der Weg auf den Gipfel war doch beschwerlicher als beide es erwartet hatten! Schwer atmend kamen sie oben an.
„Das hätte ich jetzt nicht erwartet!“ meinte Ava, „Anstatt eines lauschigen Rendezvous muss ich hier sportliche Höchstleistungen erbringen!“
„Ich finds toll, dass du mitgegangen bist!“ antwortete Horge. „Aber lauschig kann es ja noch werden!“ gab er seiner Hoffnung Ausdruck und lächelte Ava an. Dann schaute er sich um und genoss die wahnsinnige Aussicht. Auch Ava schaute sich um.
„Ich wusste gar nicht, wie schön Wohlfahrt ist!“ stellte sie etwas verträumt fest. „Ich glaube, ich könnte es mir gut vorstellen für immer hier zu bleiben!“ Auch er war gefangen von der Aussicht, dann nahm er sein Fernglas und schaute in Richtung Basis hindurch.
„Darf ich auch mal?“ fragte Ava und Horge gab ihr lächelnd das Glas und sorgte dafür, dass sie den Riemen über den Kopf zog. Nicht das es etwa verloren ging! Dabei trafen sich ihre Blicke und blieben kurz aneinander haften. Ava ging auf Horge zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn! Horges Herz legte einen Galopp hin, umarmte Ava und drückte sie an sich.


Später saßen sie auf einem nackten Felsen und aßen den kleinen Imbiss, den Horge mitgenommen hatte.
„Hast du Heimweh?“ fragte sie.
„Nein! Zu Hause gab es nur Not und Gewalt. Darum ging ich auch zum Militär, um dem Ganzen zu entkommen. Erst in der Miliz und dann bei einer Söldnereinheit. Wir machten nur Garnisonsaufträge, bis unser Kommandeur sich von Word of Blake anwerben ließ und wir in die tiefe Peripherie verfrachtet wurden. Dort auf Hope wurden wir von euren Leuten förmlich überrollt! Aber ich habe noch nie erlebt, dass man so fair mit Besiegten umgegangen ist! Als man meinem Zug und mir vorschlug, uns euch anzuschließen, haben wir die Gelegenheit beim Schopf ergriffen.“
„Und wie fühlst du dich so als Neu-Lyraner?“ fragte Ava lächelnd.
„An die Sprache werde ich mich nie gewöhnen!“ stöhnte er, „Aber sonst ist alles gut!“
„Tröste dich, auf meiner Heimatwelt wird englisch gesprochen, obwohl diese schon ewig lyranisch ist! Aber Deutsch muss jeder an der Schule lernen! Ich kann es dir ja beibringen, wenn du möchtest!“ schlug sie vor und lächelte ihn dabei verschmitzt an.
„Das fände ich prima!“ entgegnete er, kuschelte sich an sie und gab ihr einen Kuss. Kurz nach Einbruch der Dämmerung erreichten sie wieder das Lager und Horge verbrachte die Nacht bei Ava.




Tiefe Peripherie, System “VHR58792G5”, Zenit-Sprungpunkt
Sprungschiff „Humboldt“, Grav-Deck Besprechungsraum
Mo. 04.12.3071, 09:00 Uhr (Bordzeit)


„Meine Damen und Herren“, eröffnete Kapteinin Nadja Ungureanu die Besprechung, „ich habe sie hergebeten, da wir am Freitag zu unserem Zielsystem springen! Unsere mehrmonatige Reise neigt sich nun dem Ende zu. Während für meine Besatzung der Dienst auf dem Schiff weitergehen wird, werden sie, Lady Owusu , mit ihren Ashanti und sie, Herr Hptm. Silvio Choi mit ihrer Kompanie, dem Ergänzungspersonal für die Basis und ihren Angehörigen uns verlassen und zum Planeten gebracht. D.h. sie werden die nächsten Tage hier an Bord wohl mit Packen verbringen!“ Da meldete sich Lady Owusu und die Kapitänin erteilte ihr das Wort.
„Wir springen bereits nach 6 Tagen?“ Sonst waren wir immer mindestens 7 Tage in einem System.“
„Das ist richtig Lady Owusu, aber die Sonne hier im System ist sehr leuchtstark und lädt unsere Fusionsbatterien schneller. Wie sie, bin auch ich darauf aus, die Reise zu einem Abschluss zu bringen. Ich weiß, es war für alle nicht immer einfach, fast ein halbes Jahr eingesperrt auf engem Raum zu verbringen. Was für uns Spacer Alltag ist, ist für sie eine große Herausforderung. Aber ich glaube, dass wir zusammen das Ganze sehr gut hinbekommen haben! Für ihre gute Kooperation möchte ich ihnen jetzt schon danken!“ Lady Owusu nickte und erhob sich langsam. Sie verneigte sich zur Kapteinin hin,
„Wir haben zu danken für ihre kompetente Schiffsführung und die sichere Reise! Ich denke ich spreche hier auch für alle anderen Mitreisenden, nicht nur für die Ashanti!“ Nadja Ungureanu verneigte sich ebenfalls kurz und ging dann im Anschluss noch einige organisatorische Dinge durch. So mussten z.B. die Kinder der Ashanti, der Angehörigen der Infanteriekompanie und des Ergänzungspersonals, die die Kabinen im Grav-Deck nutzen durften, um sie vor gesundheitlichen Nachteilen dauerhafter Schwerelosigkeit zu schützen, zurück auf die „Sirius“.




Tiefe Peripherie, System „VHR58792G5”, Zenit-Sprungpunkt
Sprungschiff „Humboldt“, Brücke
Fr. 08.12.3071, 13:55 Uhr (Bordzeit)


Die extrem lichtstarke Sonne dieses Systems hatte die K/F-Batterien in Rekordzeit geladen und alle Anzeigen waren auf grün. Mit dem nun bevorstehenden Sprung würde die „Humboldt“ nach 5 Monaten und dann 18 Sprüngen ihr Ziel, das Bartok-System erreichen. Kaptein Nadja Ungureanu hatte sich und dem Schiff bei der Reise Zeit gelassen und lieber nach jedem Ladezyklus den Batterien eine Pause zur Konsolidierung gegönnt. Hier weit draußen mit defektem Sprungantrieb zu stranden war der Alptraum aller Sprungschiffbesatzungen! Der Countdown lief nun routinemäßig herunter. 5 Minuten vor dem Sprung ertönte das dafür vorgesehene Signal.
„Ich bin gespannt was uns erwartet!“ meinte die 1. Offizierin Talia Lefebvre zu ihrer Kommandantin, die hinter ihr stand. Diesen letzten Sprung sollte Talia durchführen. Nadja Ungureanu war quasi nur als Zuschauerin auf der Brücke.
„Ich hoffe, dieser Oberst hat alles im Griff! Aber davon gehe ich mal aus! Lady Lestrade hält große Stücke auf ihn.“ erwiderte die Kommandantin, während die 1. Offizierin zum letzten Mal die Zielkoordinaten kontrollierte.
„Wir werden wie geplant am Zenit-Sprungpunkt des Bartok-Systems materialisieren. Mal sehen, ob jemand zu Hause ist!“ sagte Talia Lefebvre und grinste. Da ertönte das 1-Minuten-Signal.
„Gleich werden wir es wissen!“ meinte die Kapteinin, kurz bevor der Doppelgong ertönte und der K/F-Antrieb die „Humboldt“ mit der angekoppelten „Sirius“ in den Hyperraum riss.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt
Sprungschiff „Humboldt“, Brücke
Fr. 08.12.3071, 14:01 Uhr (Bordzeit)


„Kontakt“ rief der Sensorgast laut durch die Brücke, „„MERCHANT“-Sprungschiff mit angekoppeltem Landungsschiff 28.000 Klicks querab.“
„Identifikation?“ fragte die 1. Offizierin ab.
„Keine!“ gab der Sensorgast irritiert zurück.
„Start für die L/R-Jäger!“ befahl Talia Lefebvre.
„Wir werden von dem Sprungschiff gerufen!“ meldete dann der Signalgast.
„Auf meinen Terminal!“ ordnete Talia Lefebvre an. Sie hatte völlig verdrängt, dass ihre Kommandantin hinter ihr stand. Sie hatte jetzt die Verantwortung für das Schiff und würde diese solange wahrnehmen, bis sie von ihrer Kapteinin abgelöst wurde. Auf ihrem Terminal baute sich ein Bild einer dunkelhaarigen, ihr unbekannten Frau auf.
„Hier ist das Sprungschiff „Andromeda“, 1. Offizier Lea Wolcott, identifizieren sie sich! Kommen!“ hörte Talia. Ohne dass sie es wollte, seufzte sie vor Erleichterung, dann drückte sie die Antwort-Taste,
„Hier ist das Sprungschiff „Humboldt“ der Lyran Transspace, 1. Offizier Talia Lefebvre unter dem Kommando von Kapteinin Nadja Ungureanu! Kommen!“ Da sah Talia, wie sich auf dem Gesicht der Frau auf dem Schirm ein Grinsen breitmachte.
„„Humboldt“, hier „Andromeda“, willkommen im Bartok-System, wir haben schon sehnsüchtig auf euch gewartet! Kommen!“
„Hier „Humboldt“, irgendwelche Anweisungen? Wie ist die Lage? Kommen!“
„Hier „Andromeda“, wir übertragen in Kürze ein Datenpaket, dem können sie alles entnehmen. Die Basis ist in Betrieb und befindet sich auf Wohlfahrt, dem 4. Planeten des Systems. Melden sie sich bei der Raumkontrolle auf Wohlfahrt. Von dort erhalten sie weitere Anweisungen! Kommen!“
„Hier „Humboldt“! Verstanden! Kommen!“ antwortete die 1. Offizierin.
„Hier „Andromeda“, wir schicken ihnen das Landungsschiff „Fortunatus“ hinüber, das bei uns angedockt hat. Es hat Treibstoff und frische Vorräte an Bord. Eigentlich waren die für uns gedacht, da wir uns auf unsere nächste Mission vorbereiten. Aber sie können das jetzt dringender gebrauchen! Ich kann leider nicht mit, da mein Kommandant, Kaptein Davenport, zurzeit auf dem Planeten ist. Kommen!“
Hier „Humboldt“! Danke! Verstanden! Ende!“ Talia wandte sich an ihre Kommandantin um,
„Das nenne ich einen freundlichen Empfang!“ Dann wandte sie sich an den Signalgast.
„Ist das Datenpaket übertragen?“
„Gerade hereingekommen, ich lege es auf ihren Terminal!“ kam die prompte Antwort. Ein paar Minuten später koppelte die „Fortunatus“ ab und näherte sich der Humboldt. Eine starke halbe Stunde später dockte das Landungsschiff an der „Humboldt“ an. In der Zwischenzeit lasen die Kommandantin und ihre 1. Offizierin den Inhalt des Datenpaketes und setzten umgehend einen Funkspruch an die Raumkontrolle auf Wohlfahrt ab.


Kurz darauf schwebte ein Offizier in einem grauen Spacer-Overall mit den Abzeichen eines Landungsschiffskommandanten auf die Brücke.
„Erlaubnis die Brücke zu betreten!“ fragte er, während der sich am Griff neben dem Zugangsschott festhielt. Nadja Ungureanu drehte sich um und ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund.
„Erlaubnis erteilt!“ sagte sie und kurz darauf setzte der fremde Offizier seine Magnetstiefel mit einem lauten Klacken auf das Deck, 2 m vor der Kapteinin!
„Frau Kapteinin, Kdt. Pavel Chen meldet sich mit dem Landungsschiff „Fortunatus“ zur Versorgungsunterstützung!“
„Danke Herr Kommandant. Seit wann hat die Company einen „MULE“ mit dem Namen „Fortunatus“? Ich habe mir eingebildet, ich kenne alle Schiffe!“
„Das ist eine unglaubliche Geschichte! Mein Auftrag lautet auch, sie persönlich in die aktuelle Lage einzuweisen und Fragen zu beantworten. Datenpakete sind in dieser Disziplin erfahrungsgemäß nicht so gut! Wenn sie Zeit haben, können wir das sofort angehen!“
„Sehr gerne!“ entgegnete die Kapteinin. Dann befahl sie ihrem 2. Offizier: „Boris, übernimm die Brückenwache, Segelmanöver durchführen! Talia, du kommst mit mir!“ Sie wandte sich an den Landungsschiffkommandanten. „Bitte folgen sie mir in den Besprechungsraum auf dem Grav-Deck!“
Dieser nickte und folgte ihr, als sie die Brücke verließ.


„Wir sind da!“ sagte Hafsat lächelnd zu ihrer Mutter, nachdem sie dem allgemeinen Rundruf über den Lautsprecher gelauscht hatte.
„Die Reise fühlte sich länger an als sie war!“ antwortete Abina Owusu. „Ich bin aber gespannt auf Lester Tyrells Gesicht, wenn wir vor ihm stehen!“
„Ich bin gespannt, was er über Naledi und mich denkt! Ehrlich, ich rechne mit Ressentiments uns gegenüber!“ warf Kunta Keita ein, der mit den Magnetstiefeln neben Hafsat auf dem Deck stand. „Wir sollten die Kapteinin fragen, ob sie bereits eine Lageinformation hat und sie bitten uns zu informieren!“ ergänzte er. Abina wandte sich an ihn.
„Tu das! Bitte sie in meinem Namen um einen Nachrichtenupdate!“ bat die Älteste ihn. Kunta nickte und drehte sich um, um die Kommandantin der „Humboldt“ zu rufen. Nachdem er kurz mit ihr gesprochen hatte, wandte er sich wieder an Abina und Hafsat.
„In 2 Stunden, Besprechungsraum auf dem GravDeck. Sie lädt auch das restliche Führungspersonal ein. Scheinbar gibt es viel mitzuteilen. Der Vortrag wird von dem Kommandanten des Landungsschiffes gehalten, dass vor einer Stunde an der „Humboldt“ festgemacht hat! Sie schätzt auch, dass die „Sirius“ in 12 Stunden abkoppeln wird und den Planeten anfliegt! Wir sollen uns daraufhin entsprechend vorbereiten und entsprechend Transportsicherheit herstellen!“ informierte Kunta die beiden Frauen und seinen Freund Adom, der die ganze Zeit still daneben stand. Adom holte kurz Luft,
„Das ist meine Aufgabe! Als Vorsteher werde ich das entsprechend in die Wege leiten. Als erstes werden wir unsere Kinder und die Schwangeren vom Grav-Deck auf die „Sirius“ holen. Unser Lademeister wird mit seinem Team nochmal unsere Ausrüstung kontrollieren und ich werde alle entsprechend informieren!“ verkündete er. Abina lächelte und wandte sich an ihren Sohn.
„Adom, bald sind wir in unserer neuen Heimat! Du hast deine Aufgaben immer gut bewältigt und ich bin sehr stolz auf dich!“
„Danke Mutter!“ sagte Adom und berührte mit seiner Stirn sanft die seiner Mutter.


2 Stunden später saßen Abina Owusu, Kunta Keita und Adom Owusu als Vertreter der Ashanti im Besprechungsraum. Mit, aufgrund der niedrigen Schwerkraft auf dem Grav-Deck, leicht schwebenden Schritten kam ein Kunta unbekannter Offizier in einer Spacer-Uniform in Begleitung der Kapteinin in den Raum und schritt an das Kopfende des langen Tisches. Er begrüßte alle und stellte sich kurz vor, dann begann er mit seinem Vortrag, der Kunta sofort zeigte, dass dieser Mann auf eine jahrelange Offizierslaufbahn zurückblicken konnte. Während seines Vortrags kam es immer wieder zu Ausrufen von Erstaunen und Verwunderung, so unglaublich waren einige Teile seiner Schilderungen. Da er darum gebeten hatte, seinen Vortrag nicht mit Fragen zu unterbrechen und diese erst am Schluss zu stellen, war er trotz der Fülle an Informationen relativ schnell fertig. Am Ende meinte er noch,
„Das Militärische Unterstützungskommando der Lyran Transspace hat bisher alle seine Aufträge erfüllt, aber die Tiefe Peripherie ist riesig und es gibt noch viel zu tun. Dann noch ein Wort zu unseren Siedlern. Die Ashanti haben sich sehr gut eingelebt und konnten bereits die ersten Ernten einbringen. Aber auch hier liegt noch viel Arbeit vor ihnen.“ Dann schaute er sich um, „Wer hat noch Fragen?“ Mehrere Hände gingen hoch und Pavel Chen deutete auf Hptm. Silvio Choi. Dieser erhob sich,
„Gibt es denn überhaupt für uns genug Quartier? Wenn ich das richtig verstanden habe, rechnet niemand auf Wohlfahrt mit meiner Kompanie und unseren Angehörigen. Gibt es bereits Schulen und andere Einrichtungen?“
„Da treffen sie eine meiner offenen Flanken!“ gab der Raumoffizier zu. „Darüber bin ich nur unzureichend informiert. Aber die Ashanti betreiben bereits eine Schule. Ich bin mir sicher, dass sich da zeitnah etwas organisieren lässt. Wir sind hier im tiefen Raum, weit weg von jeglicher Zivilisation und wir werden viel improvisieren müssen! Wohnraum aber dürfte kein Problem sein. Im ehemaligen Übergangslager der Ashanti sind noch viele Wohneinheiten frei, da die Ashanti sich bereits dauerhafte Häuser gebaut haben. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Aber ich hoffe meine ehrliche Antwort stellt sie erst einmal zufrieden!“ schloss Pavel Chen. Silvio Choi schaute kurz zu einer Frau neben ihm, dann nickte er,
„Danke für ihre Offenheit. Aber zu ihrer Information, Lyran Transspace hat 2 Lehrkräfte mit uns hierher geschickt. Scheinbar hat dort jemand bei der Organisation der Reise auch darüber nachgedacht!“ Als er geendet hatte setzte sich der Hauptmann wieder und drückte die Hand der Frau neben ihm. Die Frau, seine Ehefrau, lächelte ihn an. Es kamen noch mehrere Fragen und Pavel Chen beantwortete alles so gut er konnte.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff “Sirius“, Brücke
Sa. 09.12.3071, 05:54 Uhr (Bordzeit)


Abina Owusu hatte darum gebeten, bei Abkoppelmanöver auf der Brücke zu sein und lag angeschnallt in der Beobachterliege. Sie schaute zum Kommandanten des Schiffes hinüber und sah wie KdtHptm. Friederich Holst ruhig die Vorbereitungen für das Manöver traf. In 5 Tagen würden sie und die restlichen Ashanti die ihr folgten, auf der Oberfläche ihrer neuen Heimat stehen. Sie hoffte, dass es bei der Integration ihrer Leute in den restlichen Stamm zu keinen Problemen und Reibereien kam, kannte sie doch alle nur zu gut. Im Rat der Ältesten hatte sie früher immer eine gewichtige Stimme und sie wusste, dass sie sich diese Position erst wieder erarbeiten musste. Aber wichtiger war ihr, dass die Ashanti wieder vereint waren. Den Trennungsschmerz hatte sie lange genug erlitten und sie machte sich selbst Vorwürfe, damals zurück geblieben zu sein!
„Abkoppeln!“ hörte sie das Kommando des Kommandanten. Sofort spürte sie Erschütterungen und ein leichtes Rucken, als das Landungsschiff nur mit den Lagedüsen minimal beschleunigte, um sich vom Dockkragen der „Andromeda“ zu entfernen. Abina dachte an ihre Zeit als Handelsbeauftrage der Ashanti, als sie sehr oft mit Landungsschiffen unterwegs war. Die Geräusche und Gerüche an Bord der „Sirius“ hatten sie sofort an diese schöne Zeit ihres Lebens erinnert, bevor die Clans ihrem selbstbestimmten Leben ein Ende bereitet hatten und sie sich ganz in den Dienst ihres Stammes gestellt hatte. Zu ihrem großen Glück hatte sie all die Jahre einen Mann an ihrer Seite, der sie immer unterstütze und den sie sehr geliebt hatte.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt, hoher Orbit
Landungsschiff “Sirius“, Brücke
Do. 14.12.3071, 08:34 Uhr (Ortszeit)


Hafsat hörte den Beschleunigungsalarm in ihrer Kabine und schnallte sich fest an.
„Achtung! Landeanflug! Alle Anschnallen und lose Gegenstände sichern!“ hörte sie die letzte Warnung über das interne Lautsprechersystem. Dann setzten schlagartig Querbeschleunigungskräfte ein und das Schiff erbebte unter den nun auf Vollast laufenden Triebwerken. Als das Landungsschiff in die Atmosphäre eintrat, wurde sie heftig durchgeschüttelt, was nach ihrer Kenntnis auf eine dichte Atmosphäre hindeutete. 15 Minuten dauerte dieser Ritt, dann stieg der Lärm der Triebwerke noch einmal an, es ging ein Ruck durch das Schiff und das Rütteln hörte schlagartig auf. Langsam wurden die Triebwerke leiser.
„Landung erfolgt, Willkommen auf Wohlfahrt!“ hörte sie die Ansage und Hafsat schnallte sich ab. Ihr Mann Kunta war während der Landung in seinem Mech, da seine Lanze sofort ausbooten sollte, sobald die Hangartore geöffnet werden konnten.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Landefeld
Do. 14.12.3071, 08:55 Uhr (Ortszeit)


Georg stand vor dem SBVS-Erkundungsfahrzeug das ihn nach der Landung der „Sirius“ bis auf 300 m an das Schiff heran gebracht hatte. Langsam öffneten sich die Hangartore des „UNION“s und kurz drauf erschien ein riesiger Schatten in der Öffnung. Dann brach ein gewaltiger „MARODEUR“ in schwarz-dunkelgrünem Tarnschema hervor und marschierte die Rampe hinunter und auf ihn zu. Kurz hinter ihm kam ein „WRAITH“, gefolgt von einem „OWENS“ und den Schluss bildete ein „LONGBOW“. Nach 300 m blieb der Marodeur stehen und die anderen 3 Mechs reihten sich hinter ihm ein. Georg hatte dies so angeordnet, da er die Mechkrieger und ihre Maschinen, die sein Kommando verstärken sollten, sofort kennen lernen wollte. Die Luken der Mechs öffneten sich und die 4 Mechkrieger kletterten die Strickleitern herunter und traten vor dem „WRAITH“ nebeneinander an. Georg war beeindruckt! Alle Mechs waren soweit er das sehen konnte, in absolutem Bestzustand. Dann sah er im Augenwinkel, dass eine 2. Lanze die „Sirius“ verließ und sich hinter der 1. Lanze einreihte. Auch die Geisterlanze war nun auf Wohlfahrt angekommen. Kurz darauf standen auch die Mechkrieger der Geisterlanze auf dem Beton des Landefeldes und traten an.


Georg war nicht alleine gekommen, KdtHptm. James Cameron-Gokoglu begleitete ihn. Immerhin würde diese neue Lanze ihm mit unterstehen.
„Komm!“ sagte Georg zu James und ging auf den große, schwarzen Mechkrieger zu, der dem „MARODEUR“ entstiegen war. Kurz bevor er die Lanze erreichte befahl der Mechkrieger,
„Okraman-Lanze – Achtung! Zur Meldung an den Kommandeur Augen - rechts!“ Alle 4 Mechkrieger rissen ihre Arme hoch und grüßten Georg. Dieser blieb stehen und grüßte zurück.
„Herr Oberst, Kdt. Kunta Keita, melde ihnen Okraman-Lanze in Stärke von 4 Offizieren zum Appell angetreten!“ meldete ihm der schwarze Mechkrieger. Georg musterte kurz die 4 Augenpaare. Bei der Mechkriegerin die rechts von Kdt. Keita stand, meinte er bekannte Gesichtszüge zu erkennen. Aber er bemerkte auch, dass die junge Kriegerin ihn intensiv ansah, als ob sie es nicht glauben konnte vor ihm zu stehen.
„Guten Morgen Okraman-Lanze, willkommen auf Wohlfahrt!“
„Guten Morgen Herr Oberst!“ antwortete die Lanze. Georg trat vor und schüttelte Kunta Keita die Hand.
„Mit ihnen habe ich nicht gerechnet, aber umso willkommener sind sie und ihre Krieger uns!“ sagte Georg.
„Danke Herr Oberst!“ erwiderte der schwarze Mechkrieger. Dann stellte Georg KdtHptm. Cameron vor und trat zu jedem der Krieger und wechselte kurz ein paar Worte.
„Herr Oberst, Hptm. Naomi Frank „WRAITH“!“ stellte sich die junge Offizierin vor. Ihr Davidsstern, den sie um den Hals trug, funkelte in der Morgensonne Wohlfahrts. Da fiel es Georg ein, welche Gesichtszüge er in der Frau erkannte.
„Frau Frank, vermute ich richtig, dass Richard Frank ihr Vater ist?“ fragte er gerade heraus.
„Jawohl Herr Oberst! Ich soll sie von ihm sehr herzlich grüßen!“ antwortete sie.
„Danke!“ erwiderte Georg, nickte ihr zu und ging zum Nächsten. Nachdem er alle kurz gesprochen hatte, wandte er sich noch einmal an die gesamte Lanze,
„Heute Nachmittag ab 13:30 Uhr melden sie sich einzeln bei mir nacheinander zu einem Personalgespräch, ich möchte sie alle näher kennen lernen!“ ordnete er an. „Herr Keita, organisieren sie das bitte!“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte dieser, dann ging der Oberst zur Geister-Lanze um sie zu ebenfalls zu begrüßen.


Nachdem ihm KdtHptm. Nika Matic ihm die Geister-Lanze gemeldet hatte, lächelte der Oberst die Frauen und Männer an. Bis auf eine kannte er schließlich alle.
„Es freut mich, sie nun endlich hier zu haben!“ sagte er. „Sobald die „Humboldt“ wieder Einsatzbereit ist, werde ich sie auf ihre erste Mission schicken. Da wir mittlerweile belastbare Sternenkarten der tiefen Peripherie haben, will ich sie sobald als möglich eine Aufklärungsmission durchführen lassen. Aber jetzt erholen sie sich erst einmal von der Reise. Frau Matic, ab 15:30 Uhr alle ihre Mechkrieger zu einem Einzelgespräch zu mir. Organisieren sie das bitte!“
„Jawohl Herr Oberst!“ kam die prompte Meldung von Nika Matic und Georg nickte. Dann wandte er sich an den ihn begleitenden James Cameron-Gokoglu.
„Herr KdtHptm. Übernehmen und lassen sie die beiden Lanzen ihre Mechs im Flugzeughangar abstellen. Der Mechhangar ist, wie sie wissen, mittlerweile wegen Überfüllung geschlossen!“ James bestätigte mit einem Grinsen und gab dann den beiden Lanzen entsprechende Befehle, nachdem er sich bei Georg abgemeldet hatte. Georg legte die 300 m zum Landungsschiff zu Fuß zurück. Dort waren auch noch ein paar wichtige Personen zu begrüßen. Er kam gerade am Fuß der Hangarrampe an, als ein leichter Geländewagen neben ihm hielt und Lester Tyrell ausstieg.
„Guten Morgen Herr Oberst!“ begrüßte ihn dieser.
„Guten Morgen Mr. Tyrell, ich dachte mir schon, dass sie selbst herkommen würden!“ entgegnete Georg und gab ihm die Hand, die sein Gegenüber ergriff und schüttelte.


„Waren sie nicht überrascht, das die restlichen Ashanti nun nachgekommen sind?“ wollte Georg wissen.
„Ich hätte eigentlich erwartet, dass sie, wenn überhaupt, mit der „Hugo Eckener“ gekommen wären, aber dass sie ohne von uns was gehört zu haben, sich aufgemachten, hat mich dann doch überrascht! Ich bin mir sicher, das Abina Owusu, die zurückgebliebene Älteste, maßgeblichen Anteil daran hatte!“ Beide setzen ihren Fuß auf die Rampe und gingen die Schräge nach oben, als ihnen 3 Ashanti entgegen kamen, 2 Frauen und ein Mann. Die Ältere der Frauen strahlte eine Aura der Erhabenheit aus und war unzweifelhaft die erwähnte Älteste! Die Gruppe blieb auf halber Höhe der Rampe stehen, als sie sich dort trafen. Abina Owusu verneigte sich in Richtung Lester Tyrell,
„Abusuakuw mu panyin!“ sagte sie.
„Nea akye sen biara!“ gab dieser zurück.
„Ich bin froh wieder mit dem Stamm vereint zu sein!“ sagte dann Abina Owusu. „Meine Tochter und meinen Sohn kennst du ja!“ Beide verneigten sich vor dem Stammesoberhaupt, auch er begrüßte sie mit einem Kopfnicken.
„Sind denn dir alle gefolgt?“ fragte er.
„Ja, sogar Kunta Keita und Naledi Donkor haben zurück zum Stamm gefunden. Ich habe sie wieder aufgenommen!“ Lester spürte sofort dass, wie Abina dies sagte, sie es nicht hinnehmen würde, wenn er ihre Entscheidung in Frage stellen würde. „Beide und der Gefährte von Naledi Donkor werden unserem Stamm als Owemfo no dienen!“ ergänzte sie. Dabei deutete sie auf die erste Mechlanze, die in diesem Augenblick unter Führung des „MARODEUR“s in den Hangar marschierte. Lester drehte sich um und sah die Mechs.
„Wir werden viel zu besprechen haben!“ antwortete er darauf.
„Da bin ich mir sicher!“ sagte Abina und grinste. Lester grinste zurück,
„Willkommen in der neuen Heimat!“ entgegnete er. „Wir haben euch vermisst! Aber jetzt lass uns eure Ankunft organisieren, es liegt sicher eine Menge Arbeit vor uns!“ Abina nickte,
„Komm mit, die anderen warten schon im Hangar auf dich! Heiße sie willkommen!“ Abina drehte sich um, nachdem Lester zustimmend genickt hatte und ging voraus.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Büro Oberst Müller
Do. 14.12.3071, 14:12 Uhr (Ortszeit)


„Ich bin wirklich froh, dass sie und ihre Lanze hier sind!“ sagte Georg zu dem schwarzen Mechkrieger der ihm gegenüber saß, am Ende eines langen und intensiven Gesprächs. „Mit ihnen und der Stern-Lanze haben wir nun hoffentlich genug Feuerkraft um den Planeten auch gegen ein stärkeres Überfallkommando halten und verteidigen zu können!“
„Ich dachte die Existenz von Wohlfahrt ist geheim? Rechnen sie mit einem Invasionsversuch?“ fragte Kunta Keita den Oberst. Dieser schüttelte den Kopf,
„Nein, erst Mal nicht! Aber wenn wir hier weiter in der tiefen Peripherie operieren, wird das auf Dauer nicht unbemerkt bleiben! Ein unbedachtes Wort auf einem der bewohnten Planeten hier draußen, kann eine Welle auslösen! Ich will nur dafür gerüstet sein!“ meinte Georg. „Wie wir gerade schon erörtert haben, ist die Stern-Lanze eine leichte Aufklärungslanze! Sie kann den Planeten halten, aber würde aus der Defensive heraus operieren müssen. Ihre Lanze ist schwer genug um auch offensive Operationen gegen einen stärkeren Gegner mit Erfolg durchführen zu können! Aber das ist einem Offizier ihrer Erfahrung sicher klar!“ stellte Georg fest. Kunta nickte bestätigend. In dem Gespräch hatte der Ashanti schnell gespürt, dass der Oberst ein guter Offizier und Vorgesetzter war, der auch genug Fronterfahrung mitbrachte, um genau zu wissen von was er redete.
„Ich werde mich mit KdtHptm. Cameron-Gokoglu zusammensetzen um entsprechende Szenarien auszuarbeiten. Da er hier das Kommando führt und bereits den Planeten gut kennt, bin ich mir sicher, dass wir erfolgversprechende Pläne ausarbeiten können.“ entgegnete Kunta.
„Gut! Halten sie beide mich auf dem Laufenden! Das war es fürs Erste. Könnten sie mir bitte dann Hptm. Frank hereinschicken?“ Kunta erhob sich und der Oberst ebenfalls.
„Jawohl! Kdt. Keita meldet sich ab!“ Georg grüßte zurück und beobachtete, wie der große Offizier sein Büro verließ und fast Augenblicklich stand Hptm. Naomi Frank in der Türe, die wohl bereits draußen gewartet hatte und schloss diese.


„Herr Oberst, Hptm. Frank meldet sich zum Personalgespräch!“ Georg nickte und sagte,
„Danke, nehmen sie Platz!“ Dabei zeigte er auf den Stuhl der ihm gegenüber vor seinem Schreibtisch stand. Aber anstatt sich sofort zu setzen, prüfte sich noch einmal, ob die Türe wirklich zu war, dann trat sie vor den Schreibtisch, hob die Hand zum Gruß und sagte mit bewegter, aber gedämpfter Stimme,
„Herr General Fichtenberg, vielen Dank, das sie mir damals auf Barcelona mein Leben gerettet haben!“ Georg verzog etwas das Gesicht, noch jemand, der hier sein Geheimnis kannte!
„Danke Frau Hauptmann, ich habe damals nur getan, was ich für richtig hielt!“ antwortete er. „Bitte erwähnen sie den Namen und diesen Dienstgrad aber nie wieder!“ sagte Georg mit Nachdruck!
„Herr Oberst, selbstverständlich!“ kam sofort die Antwort von der jungen Offizierin. Dann deutete Georg auf den Stuhl und Naomi setzte sich. Georg setzte sich ebenfalls.
„Was mache ich mit ihnen?“ fragte Georg laut. „Aber zuerst schildern sie mir ihre Vita!“ Naomi gab bereitwillig Auskunft und legte ihre militärische Karriere dem Oberst dar. Wie Georg das immer machte, hatte er vor der ersten Begegnung mit einem Neuzugang die P-Akte noch nicht gelesen, sondern wollte sich erst einmal einen unbeeinflussten Eindruck verschaffen. Die Akte würde er später lesen und sie mit seinem Eindruck abgleichen.
„Da haben sie ja schon einiges erlebt!“ meinte Georg am Schluss. „Ich habe natürlich auch kurz mit Kdt. Keita über sie gesprochen, weil ich sie nicht in der Okraman-Lanze lassen will. Ihnen ist sicher klar, dass Kdt. Keitas Lanze bei den Ashanti stationiert wird. Aber wir haben in der Stern-Lanze einen Mechkrieger, der aus persönlichen Gründen sicher sehr großes Interesse hat, in die Okraman-Lanze zu wechseln! Sie werden mit ihm, vorerst auf Probe, die Stelle tauschen!“
„Darf ich fragen wieso? Ich fühle mich in der Lanze und unter dem Kommando von Kdt. Keita sehr wohl!“
„Nun, der betreffende Mechkrieger ist mit einer Ashanti verheiratet und mittlerweile auch selbst Stammesmitglied! Er hat jeden Grund der Welt dafür zu sorgen, dass den Ashanti kein Haar gekrümmt wird, wobei ich aber damit in keinster Weise ihre Motivation und Fähigkeiten in Zweifel ziehe! Ich habe aber selbst schon oft genug erlebt, was Krieger und Einheiten zu Leisten im Stande sind, wenn sie ihre Heimat und das eigene Volk verteidigen!“ legte Georg seine Gründe dar. Naomi musste zugeben, dass diese Maßnahme Sinn machte und meinte,
„Wann soll ich mich bei KdtHptm. Cameron melden?“
„Es reicht morgen früh um 08:00 Uhr. Kommen sie erst einmal auf Wohlfahrt an!“ erwiderte der Oberst.


Wenig später war das Gespräch beendet und nacheinander kamen dann Ethan Mason und Naledi Donkor zu ihm. Vor allem mit Ethan Mason führte er ein intensives Gespräch über seine Herkunft, war sich aber dann sicher, dass seine Loyalitäten definitiv nicht mehr bei den Clans lagen.
„Ein illustrer Haufen!“ dachte Georg, als er die Gespräche nochmal resümierte. In jedem Fall war diese Lanze von ihrer Schlagkraft her allem überlegen, was er sonst noch an Kräften hatte und ihre Krieger aus dem richtigen Holz für hier draußen geschnitzt! Bevor er mit der Geister-Lanze sprach, sandte er aber noch eine Nachricht an Olt. Taemin Lee und bestellte ihn für 17:30 Uhr zu einem Gespräch ein. Auch James Cameron-Gokoglu bat er dazu.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Büro Oberst Müller
Do. 14.12.3071, 17:30 Uhr (Ortszeit)


„Herr Oberst, Olt. Lee meldet sich wie befohlen!“ Taemin fragte sich, was der Oberkommandierende des Unterstützungskommandos von ihm wollte! Natürlich hatte er schon von der Okraman-Lanze gehört und war auch kurz im Flugzeughangar gewesen und hatte sich mit offenem Mund die Mechs dieser Lanze angesehen! Leider hatte er seine Frau Amira nicht erreichen können, da sie gerade irgendwo draußen im Outback bei einer Feldstudie war. Im Raum war außer dem Oberst auch sein Lanzenführer KdtHptm. James Cameron-Gokoglu, was ihn ehrlich gesagt, etwas nervös machte!
„Danke Herr Oberleutnant, setzen sie sich bitte!“ kam die Antwort des Oberst. Dabei deutete er auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Auch James setzte sich auf einen Stuhl, den dieser sich neben den Schreibtisch gezogen hatte.
„Ich will gleich zum Punkt kommen. Mit Ankunft der Okraman-Lanze unter Führung von Kdt. Keita werden die Karten für die Defensivplanung hier auf Wohlfahrt neu gemischt! Die Okraman-Lanze wird den direkten Schutz der Ashanti übernehmen und dazu auch in deren Nähe einen getarnten Stützpunkt einrichten. Alle Angehörigen dieser Lanze, sind, bis auf eine Ausnahme, selbst Ashanti!“ Dann machte der Oberst eine bedeutungsschwangere Pause. Taemin Lee ließ das Gesagte erst einmal sacken und wartete darauf, dass der Oberst weitersprach.
„Ich hätte gerne, dass die Lanze vollständig aus Ashanti besteht!“ sagte der Oberst dann. „Sie werden deshalb mit Hptm. Frank den Platz tauschen und mit sofortiger Wirkung Kdt. Keita unterstellt! Zum einen, damit wir eine geschlossene Lanze haben und zum zweiten, dass sie ihre Expertise über den Planeten mit der Okraman-Lanze teilen. Sie werden gleichzeitig auch der Verbindungsoffizier der Lanze zum planetaren Kommando und KdtHptm. Cameron-Gokoglu!“ sagte der Oberst. Taemin Lee war von der Information erst einmal überrascht, dann wurde ihm klar, was das bedeutete. Er wäre nun immer in unmittelbarer Nähe von Amira und begann unwillkürlich zu grinsen!
„Herr Oberst, ich werde sie nicht enttäuschen!“ versicherte er sofort. „Wann soll ich mich bei Kdt. Keita melden?“
„Morgen früh um 08:00 Uhr!“ gab der Oberst zurück.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, ehem. Übergangslager
Di. 19.12.3071, 18:19 Uhr (Ortszeit)


Silvio Choi ließ die Tür des Wohncontainers hinter sich ins Schloss fallen.
„Margot?“ rief er, da er seine Frau nicht sah.
„Moment!“ hörte er ihre gedämpfte Stimme aus dem geschlossenen Sanitärabteil! Dann hörte er ein Rauschen und seine Frau schlüpfte aus der Zelle und fiel ihm in die Arme.
„Ist es wieder später geworden?“ stellte sie das Offensichtliche fest.
„Ja, auch wenn uns die Pioniere kräftig unterstützen, eine Unterkunft für die Kompanie stellt man nicht mit einem Fingerschnippen hin!“
„Es gibt überall so viel zu tun! Hier im Lager sind sie auch schwer damit beschäftigt alle Container an die Abwasser- und Wasserversorgung anzuschließen. Über die Hälfte muss immer noch Chemieklos entsorgen!“
„Wenigstens ist unser Container seit gestern angeschlossen! Das macht das Leben erheblich angenehmer!“ stellte Silvio Choi fest. „Aber heute hat mich der Oberst zu sich bestellt!“ informierte er Margot. „Er wollte sich mit mir über meine Kompanie unterhalten und hat sich doch tatsächlich dafür entschuldigt, erst jetzt, fast eine Woche nach unserer Ankunft, mit mir direkt zu sprechen!“
„Bisher hattest du es doch nur mit KdtHptm. Cameron-Gokoglu zu tun, oder?“ fragte seine Frau nach.
„Ja, er ist auch mein direkter Kommandeur, aber scheinbar ist es dem Oberst sehr wichtig, jeden seiner Offiziere persönlich zu kennen!“
„Und was denkst du? Wie ist er?“ wollte seine Frau wissen. „Außerdem hab ich gehört, dass er mit seiner Stellvertreterin verheiratet ist.
„Was? Das ist mir neu, davon hat mir noch keiner was gesagt! Die Maurer? Mit der hatte ich schon kurz zu tun! Erstklassige Offizierin! Aber geht sowas denn überhaupt?“
„Ich glaube hier draußen geht viel und langsam verliebe ich mich in unsere neue Heimat. Alles ist so friedlich und unkompliziert! Kein Vergleich zur Inneren Sphäre!“
„Das freut mich! Ich habe lange gezweifelt, ob es richtig war diesen Weg zu gehen! Auch deswegen!“ Er schaute nach unten, auf den leicht runden Bauch seiner Frau und strich sanft darüber. In rund 3 Monaten würde ihr erstes Kind das Licht dieser neuen Welt erblicken.


Plötzlich klopfte es an der Tür. Silvio ging hin und öffnete. Vor der Türe stand eine ihm unbekannte Frau in einem militärischen Overall und das Dienstgradabzeichen eines KdtHptm. war neben ihrem Namensschild befestigt. Als er den Namen las, war ihm sofort klar, wer da geklopft hatte.
„Frau KdtHptm. Liebermann, Guten Abend!“
„Guten Habend Herr Choi, ich hoffe es stört sie nicht, das ich so spät noch vorbeikomme. Darf ich reinkommen?“ antwortete die Frau.
„Natürlich!“ erwiderte Silvio und trat zur Seite.
„Guten Abend Frau Choi!“ begrüßte Cynthia Liebermann dessen Frau, als sie im Container stand. „Genau mit ihnen wollte ich auch sprechen!“ Als Silvio die Tür wieder zugezogen hatte und sich zu seiner Frau stellte, lächelte Cynthia Liebermann beide an.
„Zuerst will ich sie hier herzlich willkommen heißen. Als Stationsleiterin besuche ich alle Neuankömmlinge um sie kennen zu lernen. Sie beide sind mit die letzten! Ich hoffe, sie hatten nicht allzu große Anlaufschwierigkeiten. Meine Leute, einschließlich des zivilen Administrators versuchen alle Probleme so schnell als möglich zu lösen! Ich hoffe, sie hatten keine?“
„Nein, wir hatten keine Probleme. Man hat uns sofort diesen Container als Wohnung zugewiesen. Auch die Lebensmittelverteilung klappt und seit gestern sind wir an der Wasserversorgung angeschlossen.“ sagte Margot Choi. „Aber setzten sie sich doch. Darf ich ihnen etwas anbieten?“
„Ein Wasser, wenn sie hätten?“ gab Cynthia Liebermann zurück. Silvo ging sofort in die Küche und holte einen ihrer wenigen Becher aus dem Einbauregal. Im Hintergrund hörte Cynthia dann das Wasser rauschen.
„Wenn sie irgendwelche Fragen oder Probleme haben, dürfen sie sich jederzeit an die Stationsverwaltung wenden!“ bekräftigte Cynthia dann. „Sie dürfen mich auch gerne direkt ansprechen!“
„Das ist nett, vielen Dank!“ meinte Margot, „Aber sie sagten sie wollten mich sprechen?“
„Ja!“ gab die Stationsleiterin zurück. Dann nickte sie Silvio dankbar zu, als er ihr den Becher Wasser reichte und sich dazu setzte. „Ich habe mir natürlich alle Personalbögen angesehen, um jedem unserer neuen, wie soll ich sagen, Bürger, Einwohner oder Personal, eine ihm angemessene Aufgabe zuweisen zu können. Wirklich jede Hand wird gebraucht! Ich habe bei ihnen gelesen, dass sie Lehrerin für Vorschulkinder sind Frau Choi. Wir brauchen dringend Verstärkung im Kindergarten! Mittlerweile haben wir hier mehr Kinder im Vorschulalter, als wir es bei der Planung je für möglich gehalten haben und es werden immer mehr! Scheinbar ist Wohlfahrt eine sehr fruchtbare Welt!“ Dabei lachte die Stationsleiterin. „Aber ich bin selbst betroffen. Mein Sohn Francis war das dritte Kind, das hier auf Wohlfahrt auf die Welt kam und soweit ich weiß, werden sie beide auch bald Eltern, oder?“


Margot nickte,
„Ja, ich habe in ca. 3 Monaten meinen Termin. Da ich schwanger war, durfte ich sogar während der Reise hierher eine Kabine auf dem Grav-Deck unseres Sprungschiffes bewohnen!“
„Sehr umsichtig!“ gab Cynthia anerkennend zurück. „Fühlen sie sich denn in der Lage zu arbeiten?“
„Ja, sicher!“ gab Margot nickend zurück. „Natürlich wird mir körperliche Arbeit immer schwerer fallen, aber ich denke, dass ich die nächsten 2 Monate sicher im Kindergarten arbeiten kann.“
„Das freut mich! Aber ich konnte ihrem Lebenslauf auch entnehmen, dass sie auch über administrative Skills verfügen?“ fragte Cynthia.
„Richtig, ich habe mehrere Jahre eine Einrichtung geleitet!“ bestätigte sie. Cynthia lehnte sich zurück,
„Sofern sie nichts dagegen haben, würde ich ihnen gerne die Leitung unseres Kindergartens anvertrauen. Die beiden Lehrkräfte die wir bislang haben, sind leider kein Fachpersonal. Sie machen ihre Arbeit hervorragend, keine Rede, aber ihnen fehlt die fachliche Anleitung!“ sagte die Stationsleiterin. Margot schaute ihren Mann Silvio an, der unmerklich nickte, dann fixierte sie wieder Cynthia.
„Wenn ich meinen Beitrag zur Gemeinschaft leisten kann, dann tue ich das gerne! Ich stimme zu!“ sagte Margot mit fester Stimme. Die Stationsleiterin lächelte.
„Das freut mich sehr! Wenn sie morgen früh Zeit hätten, könnte ich ihnen alles zeigen und sie können sofort einsteigen.
„Sehr gerne, ich muss ehrlich sagen, dass es mir hier langsam langweilig wurde!“ entgegnete Margot, „Da kommt mir ihr Angebot gerade recht!“




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Landefeld
Mi. 20.12.3071, 07:51 Uhr (Ortszeit)


In der Woche seit ihrer Ankunft hatten sie alle Mechs gecheckt und waren nun soweit, endlich zum Kral der Ashanti zu verlegen. Vor der Okraman-Lanze stand ein mehrstündiger Marsch nach Kumasi, dem „Haupt“-Kral der Ashanti bevor. Kunta Keita hatte seine Krieger um sich versammelt und gab den Marschbefehl. Er hatte es zwar sehr bedauert, dass Naomi aus seiner Lanze versetzt worden war, irgendwie war sie ihm wie eine Tochter, die er nie hatte, ans Herz gewachsen. Aber Olt. Taemin Lee, der ihm an ihrer Stelle zuversetzt worden war, schloss die Lücke hervorragend! Unter seiner Leitung waren sie auch einmal im Busch gewesen, um die Natur von Wohlfahrt kennen zu lernen und dabei hatte er sich als kompetenter Offizier erwiesen. Dass er der Schwiegersohn Lester Tyrells war, hatte Olt. Lee ihm sofort bei ihrem ersten Gespräch gemeldet und Kunta spürte auch, das er stolz darauf war, vom Stamm der Ashanti aufgenommen worden zu sein!
„Das wars! Aufsitzen, Mechs hochfahren. Abmarschbereitschaft herstellen und melden! Abmarsch um 07:40 Uhr! - Wegtreten!“ befahl Kunta am Ende der Befehlsausgabe. Seine Mechkrieger gingen schnellen Schrittes zu ihren Mechs, kletterten hinauf und schlossen die Kanzeln. Nachdem sich Kunta angeschnallt und seinen Mech hochgefahren hatte, wartete er auf die Bereitschaftsmeldungen seiner Krieger. Dabei sah er an sich herunter. Überraschenderweise hatte man seine Krieger und ihn mit SBVS-Kühlanzügen ausgestattet, die alles in Schatten stellten, was er bisher als Kühlwesten benutzt hatte. Dann kamen die Meldungen herein. Olt. Lee meldete als Erster, dann Ethan und wie immer als Letzte, Naledi!
„Mir folgen!“ gab er dann den Befehl aus und schob langsam den Marschhebel nach vorn und sein 75to schwerer „MARODEUR“ setzte sich in Bewegung. Hinter ihm reihte sich seine Lanze ein und der lange Marsch nach Kumasi begann.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Nordkontinent
Mi. 20.12.3071, 11:47 Uhr (Ortszeit)


Nach fast 4 Stunden Marsch hatte Kunta eine längere Pause befohlen. Da sie langsam marschierten, hatten, sie von den rund 300 km, erst rund die Hälfte zurückgelegt! Auf dem Weg hatten sie verschiedene Marschformationen eingenommen, um die Zeit auch gleich für ein wenig Übung zu nutzen. Obwohl der Kral Kumasi nur rund 210 km Luftlinie von der Basis entfernt lag, mussten sie aufgrund der Topographie einige Umwege gehen. Die Basis war mit Kumasi nur über eine leidlich freigeräumte Piste verbunden, die extra so angelegt worden war, damit sie aus dem Orbit nicht als Straße zu erkennen war.
„Warum wurdest du den Mechkrieger?“ wollte gerade Naledi von Taemin wissen. „Ich wüsste nichts was mich dazu getrieben hätte, wenn ich so wie du mit einem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen wäre!“ Taemin seufzte. Er hatte schon oft solche Diskussionen auf seiner Mechakademie und in seiner Milizeinheit geführt. Aber er hörte auch deutlich, das Naledi diese Frage mit keinerlei Neid verband, sondern nur mit einer gewissen Prise Unverständnis fragte. Taemin schluckte erst den Bissen hinunter, den er sich aus seiner Schale mit der Gabel in den Mund gesteckt hatte, bevor er antwortete.
„Mein Großvater hat mich als Erben des Mechs unserer Familie ausersehen und das ist eine große Ehre und Verpflichtung in unserer Familie! Ich wollte mich dieser Ehre auch würdig erweisen und ging deshalb auf die Mechakademie nach Coventry und diente danach in der Milizeinheit auf Kwangjong-ni. Pflichterfüllung ist eine der tragenden Säulen unserer Familie! Dann traf ich Amira, was mich letztendlich hierher geführt hat. Ich wollte nie das Leben eines reichen Erben führen, das erschien mir so sinnlos und ehrlich gesagt, als Kaufmann tauge ich nicht viel! Als Soldat und Mechkrieger hatte ich zum ersten Mal im Leben das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun. Auch wenn ich zum Glück nie Krieg am eigenen Leib erlebt habe. Mit eurer Erfahrung kann ich nicht mithalten!“ sprach er ehrlich. Naledi nickte,
„Das war sehr offen. Wirklich, Krieg braucht niemand, aber es war die einzige Möglichkeit, die ich, nein wir drei hatten, um über die Runden zu kommen. Nur immer mit einem Bein im eigenen Grab zu stehen brennt einen aus! Deshalb sind wir hier, um dem ein für alle Mal zu entkommen! Aber aus dir werden wir noch einen guten Mechkrieger machen!“ versprach sie Taemin. „Wenn wir je unser Volk verteidigen müssen, werden wir alles geben was wir haben und du gehörst jetzt zu uns!“ Dabei hieb sie ihm so kräftig auf den Rücken, das er sich verschluckte und hustete. Als er wieder normal atmen konnte, meinte er,
„Danke, das bedeutet mir viel!“ und verneigte sich vor Naledi.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Nordkontinent, Kral Kumasi
Mi. 20.12.3071, 15:04 Uhr (Ortszeit)


Der Boden erzitterte als die 4 Mechs hintereinander auf der Piste an Kumasi vorbei zogen. Diesmal hatte Taemin die Führung, da er schon oft mit seinem Mech hier war und den Weg zum provisorischen militärischen Bereich des Krals kannte. Viele Ashanti bestaunten die Mechs, die Ehrfurcht gebietend an den Häusern vorbei zogen. Kurz darauf standen die Maschinen an ihren Plätzen und wurden herunter gefahren. Die Mechs standen vor einer rund 200 m langen Felswand, an der 2 einfache Wartungsgerüste geschraubt waren. Nach oben war das Ganze mit einem sehr großen Tarn- und UV-Schutznetz abgeschirmt. Kunta hatte Naledi und Ethan mit ihren Mechs in die Wartungsgerüste befohlen. Sein „MAURAUDER“ und Taemins „VINDICATOR“ standen daneben. Als sie aus ihren Mechs geklettert waren, wurden sie von Lester Tyrell und dem Ältestenrat, zu dem nun auch wieder Abina Owusu gehörte, empfangen. Der Stammesälteste begrüßte sie förmlich und die Krieger, die nun ab sofort als „Owemfo no“, als Wächter, dem Stamm dienten, verneigten sich vor ihm und den Ältesten. Plötzlich trat eine Frau aus der versammelten Menge,
„Naledi!“ rief sie, „Schwester!“ Tränen füllten ihre Augen und von Naledi fiel aller Stolz ab, sie stürmte auf die Frau zu.
„Tanisha!“ rief sie und umarmte sie stürmisch. „Vergibst du mir?“ fragte sie. Ihre Schwester schob sie ein wenig von sich, schaute ihr tief in die Augen und sagte,
„Das habe ich schon längst! Als wir erfahren haben was dein Verlobter wirklich war, haben wir dir vergeben!“


Lester Tyrell beobachtete ruhig die Szene, die den förmlichen Empfang unterbrochen hatte. Aber waren Familienbande denn nicht die Grundlage und die Klammer die ihre Gemeinschaft zusammen hielten? Dann wandte er sich wieder Kunta Keita zu und betrachtete ihn. Deutlich erkannte er den Teenager, den er einmal Freund genannt hatte und sich dann vom Stamm abgewandte. Lester war damals enttäuscht von seinem Freund gewesen, aber die Wut von damals war schon längst verraucht, ausgetrieben von den Erfahrungen und Geschehnissen der vergangenen Jahrzehnte. Lester lächelte.
„Schön dass du wieder heim gefunden hast mein Freund!“ sagte er und trat zwei Schritte auf Kunta zu. Dieser kam ihm entgegen, ergriff seine Unterarme und erwiderte,
„Mein Freund, ich werde dem Stamm dienen und ihm nie wieder den Rücken kehren! Das gelobe ich!“ Dann fielen sie sich in die Arme und drückten sich. Lester wandte sich danach an den Stamm und rief,
„Kunta und Naledi sind als Owemfo no heimgekehrt! Heißt sie willkommen!“ und lauter Jubel erhob sich.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Besprechungsraum Towergebäude
Di. 13.02.3072, 09:40 Uhr (Ortszeit)


Nika Matic sah interessiert auf das Display. Ihr erster Einsatz in der tiefen Peripherie stand unmittelbar bevor. Die „Andromeda“ war in der vergangenen Woche planmäßig von ihrer 2-monatigen Erkundungstour zurückgekehrt, auf der sie zusammen mit der „Sturm“ unter der Führung von OTL Scholz und Kaptein Davenport weitere 7 Systeme in der näheren Umgebung des Bartok-Systems erkundet hatte. Alle Systeme hatten sich als unbewohnt und ohne menschliche Spuren erwiesen und nur in einem System gab es einen Planeten mit Wasser auf dem sich irgendwann einmal Leben entwickeln könnte.
„Haben sie noch Fragen?“ hörte sie OTL. Scholz, die mit ihrem Vortrag der Erkundungsergebnisse gerade geendet hatte. Nika schaute zu Sigrid und schüttelte den Kopf. Auch die anderen Teilnehmer hatten keine Rückfragen. Für heute Nachmittag hatte Nika bereits ein Treffen mit Sigrid vereinbart, in dem sie sich mit ihr über ihre persönlichen Erfahrungen in der tiefen Peripherie austauschen wollte. Dafür war vor der Abreise der „Andromeda“ keine Zeit gewesen. Nika wurde dann von der Stimme des Oberst aus ihren Gedanken gerissen.


„Kommen wir zum nächsten Punkt. Der Mission der „Humboldt“ und der „Sirius“, die am kommenden Montag startet. Die Parameter sind allgemein bekannt. Die „Humbolt“ wird „Riddels Home“ anfliegen und die Systeme auf dem Weg dorthin und zurück erkunden. Deshalb wird die Reise länger dauern, da wir mehrere Zwischenstationen eingeplant haben um hier die letzten weißen Flecke unserer unmittelbaren Umgebung auszumerzen. Dauer der Mission ist auf 3 Monate angelegt. Auf „Riddels Home“ sollen sie Handelskontakte knüpfen und diverse einfache Güter erwerben, die dort hergestellt werden. Kaptein Ungureanu, KdtHptm. Matic, stellen sie bitte ihre Planung vor!“ Dabei nickte er den beiden Frauen zu und setzte sich wieder an seinen Platz. Kapteinin Nadja Ungureanu und KdtHptm. Nika Matic kamen nach vorne und zuerst stellte die Sprungschiffkommandantin die geplante Sprungroute für die An- und Rückreise vor. Als sie damit geendet hatte übergab sie das Wort an Nika Matic, die die Operation auf Riddels Home vorstellte.


„Riddels Home ist ein Agrarplanet mit nur geringer industrieller Kapazität. Der Planet wird nur selten von Tramp-Händlern angelaufen. Piratenaktivitäten dort sind zwar denkbar, aber eher unwahrscheinlich. Trotzdem werden wir hier vorsichtig vorgehen.“ begann Nika. „Laut den Unterlagen die von der „Shinobi Maru“ an uns übergeben wurden, beläuft sich die Gesamtbevölkerung auf ca. 2 - 4 Millionen, genauere Zahlen gibt es nicht, weil es auf dem Planeten keine zentrale Verwaltungsstruktur gibt, die entsprechende Daten erheben könnte. Die topographischen Gegebenheiten sind so, dass sich die Landmasse des Planeten auf 3 Kontinente konzentriert und viele vulkanische Inseln im Ozean verteilt sind. Die Landmasse beträgt ca. 21%, der Rest ist Wasser. Einer der Kontinente befindet sich am Nordpol des Planeten und ist von einem Eispanzer bedeckt. Die menschliche Besiedelung befindet sich auf den anderen beiden Kontinenten, deren Bevölkerungen sich aber kaum untereinander austauschen. Wenn wir die Verhältnisse auf dem Planeten wirklich erschöpfend erkunden wollen, müssen wir also auf beiden Kontinenten landen! Um dies zu ermöglichen, ohne die Missionszeit länger als notwendig auszudehnen, hat der Oberst unserem Vorschlag zugestimmt, dass die „Dolch“ uns deshalb auf dieser Mission begleiten wird.“ Als sie dies sagte, sah sie wie Peter Schultzky, der Kommandant der „Dolch“ sich mit einem zufriedenen Grinsen auf seinem Stuhl zurücklehnte. Endlich kam er mal wieder aus Bartok heraus! Nika setzte fort,
„Um die „Dolch“ nicht ungeschützt landen zu lassen, hat der Oberst befohlen, das die Stern-Lanze auf der „Dolch“ einschifft. Den Schutz von Wohlfahrt übernehmen solange Frejias Ulanen zusammen mit der Okraman Lanze und den Dark Curassiers. Das gleiche gilt für die Air-Lance der Stern-Lanze, diese wird ebenfalls auf die „Dolch“ verlegt. Nika Matic stellte noch weitere Aspekte der Operation vor während Georg darüber nachdachte. Er hielt sich und seine Lanze mit Absicht aus dieser Operation heraus. Er wollte seinem Kameraden James Cameron und seinen Leuten endlich auch die Gelegenheit geben einen Außeneinsatz zu absolvieren und Nika Matic musste sich beweisen um Routine zu gewinnen. Er konnte und wollte nicht überall sein!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff “Sirius“, Brücke
Mo. 26.02.3072, 18:59 Uhr (Bordzeit)


Nika holte tief Luft, als der Doppelgong ertönte. Friederich Holst saß stoisch in seiner Kommandantenliege und ließ sich keinerlei Nervosität anmerken. Nikas Herz klopfte stark. War sie den Anforderungen dieser Mission gewachsen? Sie würde es herausfinden und ballte ihre linke Faust. Da zerriss die Realität und die „Humboldt“ sprang mit der „Sirius“ und der „Dolch“ zu ihrem ersten Ziel.

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