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Zum Ende der Seite springen Der Schatun
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Cattaneo
Major


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Die Junta

Leonid Sergejewitsch Dvensky

Der Herrscher über Bryant ist ein Mann Mitte Dreißig. Er ist hochgewachsen und von kräftiger Statur – auch als Regent hält er sich in Form. Die dunkelblonden Haare trägt er in einem miltärischen Bürstenschnitt. Die dunkelbraunen Augen zeugen von Klugheit und Durchsetzungswillen, aber auch von Härte. Wenn er es drauf anlegt, kann er sehr einschüchternd sein. Die Gesichtszüge sind regelmäßig, auffällig ist eine Narbe auf der linken Wange. Sein Gesicht ist bartlos, und zeigt wie sein Körper keine Spuren von Wohlleben. Er hält sich aufrecht und bewegt sich wachsam und angespannt. Meist trägt er eine Uniform ohne Rangabzeichen. Seinem Auftreten wie seiner Natur verdankt er den Namen „Schatun“, der auch von seinen Untertanen gebraucht wird. Dvensky ist intelligent, energisch und ziemlich skrupellos, aber keineswegs nur ein brutaler Machtmensch wie viele lokale Kriegsherren. Er regiert sein Reich umsichtig und hat es darauf angelegt, seine Position zu sichern und auszubauen. Seine Ausstrahlung ist bedrohlich, wenn er es darauf anlegt, aber er kann auch ein mitreißender Redner sein, dessen Charisma Bevölkerung und Soldaten anspricht. Dann ist er ein überzeugender Volkstribun, ein Mann mit Visionen – er hat viele Masken und Gesichter. Er läßt sich von nicht vielen in die Karten schauen und ist außer gegenüber seinen engsten, besten Vertrauten stets mißtrauisch. Er arbeitet meist bist spät in die Nacht und kommt mit sehr wenig Schlaf aus, dies hat auch zu seinem Namen beigetragen. Er ist ein exellenter Jäger und Scharfschütze, vor seinem Putsch diente er in einer Mecheinheit der Mark Capella. Rassismus und ähnliches sind ihm weitestgehend fremd – für ihn zählen Zweckmäßigkeit und Nutzen. Gegen Feinde schlägt er gezielt und gnadenlos zu, doch kennt er auch den Wert von Geduld und subtilem Vorgehen. Seit fünf Jahren ist er mit Vera Valentinowna Prokofjewna liiert, der Kommandeurin seiner kleinen Luftwaffe. Die beiden haben zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen – Zwillinge von drei Jahren. Ob er vorhat, die Regentschaft eines Tages an sie zu übergeben oder eher einen Regenten zu adoptieren, ist unklar, und bisher hat er sich dazu nicht geäußert.

Er regiert streng, aber geschickt. Es ist ihm klar, daß Terror allein nichts bringt. Er will mehr erreichen als nur einen Planeten zu knechten, und deshalb geht er zielstrebig vor. Seine Pläne beginnen langsam zu reifen. Er kennt wenig Rücksichten, wenn es nötig ist – außer die Klugheit erfordert dies. Er steuert selber seinen Mech (einen Marodeur), wenn es sein muß – und dies sehr gut, führt aber die Angriffe auf Nachbarplaneten selten selber.

Neben seinem Mißtrauen – außer einigen wenigen gegenüber – könnte man als negative Eigenschaften natürlich auch seinen nicht geringen Machthunger nennen, der ihn überhaupt erst in diese Position gebracht hat. Und er ist entschlossen, es dabei nicht bewenden zu lassen. Allerdings ist er kein krasser Egomane, sondern glaubt auch, daß er so wie er regiert den Menschen etwas Gutes tut. Feinden gegenüber kennt er wenig Hemmungen.

Colonel Hunt Thomsen

Der Davionoffizier ist der ehemalige Stellvertreter von Dvensky, und diese Funktion hat er beibehalten. Er kommt aus einer Familie von Berufssoldaten. Als ehemaliger Milizangehöriger wurde er in den regulären Truppen geschnitten und ausgegrenzt, kam nicht voran. Nachdem er einen Offizierskurs absolviert hatte, blieb er dennoch nur Lieutenant. Deshalb war es seinem Kompaniechef ein leichtes, ihn zu überreden, die Dinge selber in die Hand zu nehmen. Thomson ist etwas über fünfzig Jahre alt, ein hagerer Mensch, hochgewachsen, mit grauem Haar und kalten schwarzen Augen. Er ist ein guter Kommandeur mit großer Felderfahrung, vor allem im taktischen Bereich. Er hat schon als junger Soldat am 4. Nachfolgekrieg teilgenommen. Seitdem hat er großen Respekt vor Panzern und Infanterie und bevorzugt kombiniertes Vorgehen – seine Einheit erhielt einige Prügel von capellanischen Vernichtungsbataillonen und Panzereinheiten beim Stadtkampf. Er ist um gute Kontakte zu seinen Soldaten bemüht, achtet aber auf Disziplin. Seine Frau ist vor vielen Jahren gestorben, Kinder hat er nicht. Er geht ganz in der Fürsorge für seine neuen „Kinder“ auf – seine Soldaten und die Jugendlichen, deren paramilitärische Ausbildung ihm obliegt. Neben dem Oberbefehl über die Streitkräfte (neben Dvensky, versteht sich) ist nämlich auch dieser Bereich ihm unterstellt. Er gehört zum engsten Beraterkreis des Herrschers. Die Angriffe auf andere Welten kommandiert zumeist er. Thomson führt einen KMT-3S Kampftitan. Befehle setzt er ohne Zögern in die Tat um. Er hat viele Grausamkeiten im Zuge von Hanses Überfall auf die Konföderation gesehen und deshalb schreckt ihn nichts mehr. Er tritt gradlinig auf und sagt auch Dvensky seine Meinung. Dennoch, oder eher deswegen, kommen sie gut miteinader klar.

Major Vera Valentinowna Prokofjewna

Vera war die Führerin einer kleinen Söldnereinheit von Luft-/ Raumjägern. Sie folgte Dvenskys Ruf, als er Piloten auf Galatea heuerte, denn ihre Einheit, die „Schwarzen Turmfalken“ stand dicht vor dem Bankrott. Mit der Zeit machte sie sich seinen Kampf zu eigen, denn ihre Techniker und Soldaten fanden hier, was ihnen bisher immer gefehlt hatte – eine Heimat und einen Platz in der Gesellschaft. Sie und Dvensky wurden ein Paar, aber sie legt keinerlei „Königinnenallüren“ an den Tag. Sie ist Pilotin aus Überzeugung und Leidenschaft, eine gute dazu, und Dvensky hindert sie nicht daran, weiterhin ihre Jäger ins Gefecht zu führen, obwohl sie ihm offenbar etwas bedeutet. Sie fungiert als Befehlshaberin der kleinen Luftwaffe, und damit kommt ihr eine wichtige Aufgabe zu, in Angriff wie Verteidigung. Sie arbeitet energisch daran, ihre Waffengattung auszubauen, aber eine massive Vergößerung war bisher nicht möglich, zu knapp sind die materiellen Ressourcen. Inzwischen plädiert sie dafür, ein kampfstarkes Korps aus einigen Staffeln konventioneller Kampfflieger zur Verteidigung und eventuell auch für eine Invasion aufzubauen.
Sie ist mittelgroß und von schlanker Statur, lange braune Haare und graue Augen – eine Schönheit, vor allem, da sie sich in Form hält. Ihr Markenzeichen ist eine ständig getragene Sunbeam-Pistole mit dem Abzeichen ihrer alten Einheit, einem schwarzen Greifvogel, im Griff. Sie und ihre „Falken“ sind spezialisiert auf Unterstützungsangriffe und Bombenabwurf, aber jeder von ihnen hat auch etliche Abschüsse. Sie agieren streng kollegial, geteilte Abschüsse zählen so viel wie allein errungene. Ihre Jäger greifen mit Vorliebe im Tiefflug an und setzen dabei Bomben und Einweg-Raketenwerfer ein. Sie fliegt eine Corsair. Sie gehört zum inneren Zirkel der Macht. Bisher scheint sie damit zufrieden, daß ihre und Dvenskys Kinder gut versorgt sind, besonderen Ehrgeiz, ihnen unbedingt die Macht zuzuschustern hat sie nicht gezeigt. Aber natürlich wird es ihnen auch nicht schlecht gehen, wer auch immer die Nachfolge antreten sollte, dafür wird sie sorgen. Sie arbeitet eng mit Thomsen zusammen.

Major Alexej Nikolajewitsch Tereschkow

Der junge Offizier – er ist vielleicht Mitte zwanzig – kommandiert die Panzertruppen Dvenkys. Er ist im Militär die Nummer Drei, und manchmal handelt man ihn als möglichen Nachfolger von Dvensky, der offenbar große Stücke auf ihn hält. Er verließ die Daviontruppen nach der Abspaltung der Lyranischen Allianz – er sah ganz klar die Schuld Victors, auch an den ersten aufflammenden Kämpfen während des Rückzugs der Lyraner, aber er wollte auch nicht zu Katrina gehen, da er fürchtete, es könnte zu offenem Krieg kommen. Dvensky „erwarb“ ihn auf dem Söldnermarkt, und er blieb, wie Vera. Inzwischen betrachtet er Bryant als seine Heimat. Er führt von vorne, und dies recht geschickt. Den Gedanken an Heimkehr hat er besonders seit Ausbruch des Bürgerkrieges aufgegeben.
Er ist schlank, durchtrainiert und gutaussehend, sein Auftreten sympathisch – auch einer der Gründe dafür, daß man in ihm einen möglichen Anwärter auf den Thron sieht (oder sehen möchte). Sein blondes Haar trägt er wie Dvensky kurz. Von einer festen Beziehung ist nichts bekannt. Er ist sportlich interessiert und organisiert Wettkämpfe seiner Soldaten, die auch der Unterhaltung der Bevölkerung dienen. Dies arbeitet wiederum dem sportlich-militärischen Ertüchtigungsprogramm Thomsens in die Hände. Er ist mit Dvenskys Vorgehen einverstanden, denn er ist Realist – Diktatoren waren seine früheren Herren auch. Er ist meistens nicht in der Hauptstadt anwesend, sondern Militärkommandeur von Altario, dem Nordkontinent. Bisher hat er gute Arbeit geleistet bei der Verwaltung des Gebietes. Dabei hat er Repressionen so selten wie möglich verwendet, sich aber auch nicht gescheut, durchzugreifen, besonders gegenüber Kriminellen. Er kommandiert einen Shukow, dessen Raketenwerfer um eine Kategorie „abgemagert“ wurde, um Platz für Kommunikationsausrüstung zu schaffen – äußerlich ist aber nicht viel zu erkennen, denn es sind zwei Rohre als Attrappen angebracht worden..

Major Jelena Feodorowna Jegorowa

Die Endvierzigerin ist die grau(sig)e Eminenz des Regimes von Bryant. Man sieht es der kleingewachsenen Frau mit den schwarzen Augen und Haaren nicht an, aber sie ist eine der wesentlichen Stützen des Systems. Äußerlich unauffällig, abgesehen von den klugen Augen, verbirgt sich hinter der Maske ein messerscharfer Verstand und eine gnadenlose Entschlossenheit. Sie war früher Leiterin einer Polizeiabteilung und ist jetzt aufgestiegen zur Chefin von Miliz (der paramilitärischen Polizei), Geheimpolizei und Geheimdienst von Bryant. Im Volksmund nennt man sie „die Hexe“ oder „die Spinne“, und sie ist es, die jeden Gedanken an Widerstand erstarren läßt. Ihr soll nichts entgehen, überall sollen ihre Spione sitzen. Wer sich in ihrem Netz verfängt, ihren Biß spürt, der ist verloren, sagt man.
Sie ist wie Dvensky selber eine unermüdliche Arbeiterin, die ihre Befriedigung vor allem in der Perfektion und Macht findet, die sie innehat. Dabei geht ihr Ehrgeiz aber nicht weiter als jetzt – der Posten sagt ihr zu, und ihr Herrscher läßt ihr weitestgehend freie Hand, so lange sie Erfolge erzielt. So hat sie im Laufe der Jahre einen effizienten (zwar kleinen, aber in den Augen der Menschen allmächtigen) Überwachungsapparat geschaffen. „SMERSCH“, die Geheimpolizei, hat vielleicht 100 Mitglieder und das Doppelte oder Dreifache an Zuträgern, aber das reicht vollkommen aus, um die Bevölkerung in Schach zu halten. Ihre Verhörkeller haben einen legendären Ruf, und keiner, so heißt es, käme dort heraus ohne zu sagen, was man wissen oder hören will. Sie bevorzugt unblutige Methoden (Schlafentzug, Hunger, Demütigungen und so weiter), aber sie kann auch andere Mittel einsetzen. Bei wichtigen Verhören macht sie selber mit. Über ihr Privatleben wird nur gemunkelt.
Was „SMERSCH“ (Tod den Spionen) im Inneren ist, das ist das GKVD (Staatskommissariat für Außenangelegenheiten) auf den Nachbarplaneten Bryantes. Agenten des Dientes, meisterhaft getarnt, liefern die Informationen für Angriffe. Auch deshalb sind die Truppen Bryantes so erfolgreich – den Gegnern fehlt etwas Vergleichbares. Das GKVD führt auch Attentate und Sabotage durch, knüpft Verbindungen zu Freihändlern und Waffenschiebern und organisiert Neuanwerbungen. Über diese Organ kontrolliert „die Spinne“ fast alle Zufuhr nach Bryante und für Exporte gilt ähnliches. Die Anbindung an andere Mörkte wäre ohne dies nicht möglich. Es gibt Gerüchte, daß das GKVD in Verbidnung mit Vertretern der Großmächte steht, um für Bryant eine Anerkennung oder Hilfe auszuhandeln, aber das sind nur Vermutungen.
Sie hat neben dem Posten als Geheimdienstchefin auch den Oberbefehl über das „Innenministerium“, dem die Geheimpolizei und die Miliz unterstehen. Sie koordiniert die Wirtschaftsressourts und hat dort großes Mitspracherecht, auch in Sachen, was für das Militär angeschafft wird. Von ihrer Macht her ist sie vielleicht die zweite Person auf Bryant – noch vor Thomsen. Sie soll eine gute Pistolenschützin sein und stellt dies angeblich bei Exekutionen auch unter Beweis – ein weiterer Teil des Mythos, der Widerstand im Keim erstickt.
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Major Jurij Iwanowitsch Netschajew

Der Major ist Kommandeur der Infanterie – ein ehemaliger Fallschirmjäger. Er stammt von einem anderen Planeten der Chaosmark und kam als Flüchtling nach Bryant (wo man ihn gerne aufnahm). Er ist kirgisischer Herkunft (nicht, daß dies heute noch viel besagt), ein schweigsamer Asiate. Er drillt seine Männer erbarmungslos, aber überaus effizient. Häuser- und Guerillakampf, Bewegungskrieg - die ganze Palette. Neben der „Spinne“ gehört er zu denen, die man am meisten fürchtet, denn er war bei der letzten Säuberung das ausführende Organ. Er ist ein strikt loyaler Jagdhund, der für die Sicherheit des Staatschefs garantiert. Von stämmiger Gestalt, ist er ein exellenter Nahkämpfer. Haare und Augen sind schwarz, das Gesicht breit, mit leicht geschlitzenden Augen und flacher Nase – deutlich keine kaukasischen Gesichtszüge. Er ist ein kaltblütiger Offizier ohne Skrupel und Bedenken, als Infanterist kann er sich die auch nicht leisten. Er beherrscht sowohl den Blitzangriff als auch das geduldige Lauern. Seine Leute setzt er gezielt ein, wobei er vor keinem Mittel zurückschreckt, Kollateralschäden sind ihm weitestgehend egal. Ihm obliegt die Überwachung der fast menschenleeren Kontinente jenseits der Polarregion – eine fast unlösbare Aufgabe. Dennoch hat er einige gute Stellen von Lostech aufstöbern können – und die Leichen von Plünderern als Warnung und Wegmarkierung zurückgelassen.

Die Streitkräfte

Bryant Regulars

Infanterie: 3 Bataillone
Panzer: 1 Bataillon
Mechs: 1 Bataillon
Jäger: 1 Staffel
Hubschrauber: 1 Staffel

Infanterie

Ein Infanteriebataillon besteht aus 4 Kompanien. Drei davon sind Schützenkompanien zu je drei Schützenzügen mit Lasergewehren oder Sturmgewehren bzw. Mpi‘s oder anderen Handfeuerwaffen. An schwererem Material haben sie nur Einweg-Rakfäuste, teilweise auch Unterlaufgranatwerfer. Der vierte Zug ist schwerer bewaffnet und verfügt über mindestens drei Scharfschützenteams, Maschinengewehre, KSR-Werfer, Rückstoßfreie Gewehre sowie drei leichte Mörser. Dieser Zug wird meistens auf die anderen drei aufgeteilt. Die vierte Kompanie ist die schwere Kompanie. Sie verfügt über einen Zug Raketenwerfer (4 LSR-15 Lafetten, die angehängt transportiert werden), einen Zug Mörser (8 schwere Mörser), einen Zug Flak (4 L-AK/8 ) und einen Zug Pak (sechs Support-PPK, oft auf Ketten- oder Hoover-MTW’s montiert als Selbstfahrlafette).

Die Truppe ist vollmotorisiert (Ketten- und Hoover-MTW's)

Die Infanterie verwendet Waffen aus dem Steinerraum und dem Marikgebiet, da diese auf dem Markt führend sind (Gunther MP-20 Mpi, Intek und Starfire Er-Lasergewehre, TK-Sturmgewehre, M&G Flechettewaffen, als Pistolen Blazer, Nova und Sunbeam-Laser sowie M&G Automatik).

Es existiert zusätzlich eine Kommandokompanie mit vier Zügen Fallschirmjägern, die bestens ausgebildet sind.

Panzer:
Leichte Kompanie (vier Scorpione, 2 Edgar, 2 Pegasus, 2 Saracen und 2 Scimitar)
Mittelschwere Kompanie (1 Lanze Myrmidon, eine Lanze Tank-34, 2 Drillson und 2 Kondor-D)
Schwere Kompanie( 2 Partisan, 2 Bulldog, 2 Zerstörer, 2 Konjew, 4 Shukow)
Artillerie: 4 Konjew-S III

Mechs:
Kommandotrupp: MAR-5D Marodeur (Dvenskys Maschine) und VTR-9K Victor
1. Kompanie: 2 WSP-3S Wespen, 2 CLNT-2-3U Clint, 2 VTD-3L Verteidiger, 1 KHM-7M Kriegshammer, 1 CTF-3D Cataphrakt, 1 CTF-3L Cataphrakt, 1 SHT-5S Schütze und 2 CRD-5L Crusader
2. Kompanie: 2 FFK-3D Feuerfalken, 1 VLK-QD Valkyrie, 1 SRP-10P Speerschleuder, 3 VOL-5D Vollstrecker, 2 DWD-7D Derwische, 1 KMS-5S Kampfschütze, 1 SHT-5S Schütze, 1 KMT-3S Kampftitan (Thomsens Maschine, zwei der Impulslaser wurden gegen einfache Laser ausgetauscht, um ein Doppelcockpit und verbesserte Kommunikationsausrüstung unterzubringen)

Jäger:
4 CSR-V12 Corsair, 2 TR-10 Transit, Major Prokofjewna fliegt eine der Corsair

Hubschrauber:
4 Cavalry und 8 Warrior H-7C Helikopter

Dazu kommt einiges an Nachschubstransportern (Ketten, Rad und Hooverfahrzeuge), einige Boomerang und Fretchen sowie ein paar Planetlifter.

Raummarine: 1 Invader und 2 Merchant-Sprungschiffe, 2 Leopard, 1 Union, 2 Buccaneer und 1 Seeker an Landungsschiffen, über dem Nadirsprungpunkt gibt es eine Ladestation.

Die Qualität von Hubschrauberbesatzungen, Panzer- und Infanterietruppen ist regulär, Mechspiloten, Jagdflieger und Fallschirmjäger rangieren unter Veteranen.

Weitere Einheiten:

Miliz: insgesamt 12 Züge paramilitärische Polizei mit Infanteriewaffen, zwei Squads Kommandos, motorisiert (Ketten-, Hoover- und Rad-MTW's)

Die Uniform der Miliz ist dunkelblau, das Militär trägt dunkelgrüne Uniformen. Mechpiloten und Jagdflieger haben schwarze, Panzerpiloten braune Uniformen. Die Rangtabelle entspricht Sternenbundvorschriften, auch die Abzeichen. Für einige Truppen sind auch Schleichanzüge vorhanden, Tarnanzüge in jedem Fall. Die Truppe ist auch in der Lage, in extrem unwirtlichem Gelände zu operieren.

Ein Gutteil der Bevölkerung ist in paramilitärischen Verbänden organisiert und aktivierbar im Invasionsfall. Die Jäger in der Wildnis von Voltanasia und Tomainisia, sowie in den unbewohnten Gebieten der Polkontinente, arbeiten für Major Netschajew, wenn es darum geht, Plünderer aufzustöbern und ,bei kleineren Gruppen, auch anzugreifen. Sie JAGEN dann wie nach Wild, mit Falle, Scharfschützengewehr und Hinterlist. Zumeist aber fordern sie Hilfe an.

Der größere Teil der Truppen steht auf dem Südkontinent, Altario wird von den Hubschraubern, einem Bataillon der Infanterie, der 1. Mechkompanie sowie der leichten und der schweren Panzerkompanie verteidigt.

Brein und Tscheljabinsk verfügen über Bunker und Flakbatterien. Die kleineren Siedlungen haben zumeist nur kleine Schutzräume, aber die Bevölkerung würde sich vermutlich dennoch wehren, oder fliehen und in jedem Fall der Zentrale Bescheid sagen. Denn man hat genug „Erfahrungen“ mit Banditen, Plünderern und Piraten gemacht – da sind einem die Regierungstruppen noch zehnmal lieber. Es existieren an einigen Stellen Sensorkontrollnetze (Radar und andere), die von den Siedlungen aus überwacht werden, aber man kann natürlich nicht von einer lückenlosen Überwachung sprechen.
11.06.2003 09:15 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
Cattaneo
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Die Waffen

Konjew-Panzer
Dieser Kampfkoloß ist eine schwerere Variante des Po, langsamer, aber deutlich besser geschützt und bewaffnet. Er ist nicht so teuer, daß sich an Stelle dieses Modells ein schnellerer und vielseitigerer Panzer wie der Manticore lohnen würde, der um einiges teurer ist. Der Panzer wurde als Durchbruchs- und Stadtkampfpanzer entworfen und ebenso robust wie durchschlagskräftig. Er ist zwar nicht beweglicher als etwa ein Zerstörer, aber um einiges vielseitiger und besser gepanzert. Alles in allem ein Panzer, der für ärmere Welten eine echte Alternative darstellt, um als Rückrat ihrer Verteidigung zu fungieren. Und da man nicht selten für seine KSR-Werfer Infernorakteten verwendet, hat der Panzer einen schrecklichen Ruf bei anderen Panzern und Infanterie. Mit fünf Mann Besatzung feuert er akkurat selbst in Bewegung. Auf Wunsch kann die AK/15 auch durch eine AK/10 ersetzt werden, die freiwerdende Tonne wird meist für einen Ausbau des KSR-Werfers zu einem KSR-4 verwendet, oder um einen Flammer mit einer halben Tonne Brennstoff einzubauen.

Kettenpanzer 65t
Cockpit und Steuerkontrollen 3,25t
Interne Struktur 6,5t
ICE 195 16t
Panzerung 14,75t( 236 Punkte: Bug 54 Turm 50, Seiten je 46, Heck 40)
Turm 1,5t
AK/15 (Turm) 13t
Muni (24) 3t
2 MG's (Bug und Turm) 1t
MG-Muni (200) 1t
LSR-5 (Bug) 2t
LSR-Muni (24) 1t
KSR-2 (Turm) 1t
KSR-Muni (50) 1t
Geschwindigkeit 3/5
Preis 1.395.500

Konjew-S III (Turm und Turmpanzerung entfällt, auch alle Waffen bis auf ein Bug-MG mit 0,5t Muni, 3 LSR-15 mit 5,5t Muni)

Tank 34

Dieser Panzer ist eine reale Alternative zum Vedette. Er ist nicht ganz so schnell, aber besser gepanzert und bewaffnet. Sein sparsamer Dieselmotor ist ein zusätzliches Plus, und die breiten Ketten sind auch in Schlamm und Schnee Garanten für schnelles Vorrücken. Vor allem ist er nur unwesentlich teurer als der Vedette. Der Tank wurde so konstruiert, daß eine Sturmgruppe von Infanterie ohne weiteres auf ihm Platz finden kann (etwas hinter dem Turm) und so als Sicherung fungiert. Bei Wunsch kann der Panzer auch mit der verbreiteten 50-Millimeter Kanone (AK-5) geliefert werden, falls der Käufer Probleme hat, 85 Millimeter Geschosse zu beschaffen. Die freiwerden Kapazitäten werden meist zum Einbau einer KSR-2 mit einer Tonne Munition im Turm genutzt, der Turm selber kann durch einen leichteren ersetzt werden (nur 1 Tonne) und die freigerwordene halbe Tonne für zusätzliche Munition oder Panzerplatten eingesetzt werden. Auch Einweg-Granatwerfer wurden schon instaliert, oder ein zusätzliches MG an der Turmluke. Alles in allem hat das Konzept sich bewährt. Der Panzer hat 4 Mann Besatzung.

Kettenpanzer 50 t
Cockpit und Steuerkontrollen 2,5t
Interne Struktur 5t
ICE 200 17t
Panzerung 10t (Bug 40, Turm 40, Seiten je 30, Heck 20)
Turm 1,5t
AK/8 10t
Muni (32) 2t
2 MG's (Bug und Turm) 1t
MG-Muni (200) 1t
Geschwindigkeit 4/6
Preis 795250

Autokanone 8 - ein Geschütz zwischen 8,0 und 8,8 cm.
Kosten 160000/ 5000
Wärme 2
Schaden 8
Minimal 2
Nah 1 - 5
Mittel 6 - 11
Weit 12 - 16
Gewicht 10 Tonnen
Zeilen 6
Muni pro Tonne 16

Autokanone 15 - Kaliber zwischen 12,0 und 13,5 cm.
Kosten 250000/ 8000
Wärme 5
Schaden 15
Minimal -
Nah 1 - 4
Mittel 4 - 8
Weit 9 - 12
Gewicht 13 Tonnen
Zeilen 8
Muni pro Tonne 8

L-AK/ 8

Schaden: 8
Wärme: 2
Minimal: -
Nah: 4
Mittel: 8
Weit: 12
Extrem: 16
Tonnen: 7
Zeilen: 3
Schuß pro Tonne Munition: 16
Kosten (Waffe/ Munition): 185.000/ 7.000
11.06.2003 09:17 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Situation auf Bryante:

Auch für Bryante wurde das Jahr 3057 zum Jahr der Entscheidung – wie für so viele Planeten in der Mark Capella der Vereinigten Sonnen. Die Streitkräfte der Konföderation und der Liga traten an, um zurückzuholen, was ihnen im 4. Nachfolgekrieg geraubt worden war. Geführt von einem politisch inkompetenten und militärisch nicht sonderlich genialen Oberkommando versagte die Verteidigung der Armee des Vereinigten Commonwealths. Der totale politische Bankrott zeigte sich in den zahlreichen lokalen Putschen und Aufständen in der Mark, in der die Besatzer es nicht verstanden hatte, die Bevölkerung zu gewinnen. Der Abfall der Lyranischen Reichshälfte, die nicht erneut die Zeche zahlen wollte, tat ein übriges. Das Ergebnis war die Entstehung des Chaosmark.

Auch auf Bryante spielte sich daß selbe Drama ab, wie es so oder ähnlich auf vielen anderen Welten stattfand. Die lokale Verwaltung versagte, und angesichts des Bakrotts der Zentrale war der Weg frei für „starke Männer“ (und Frauen), die das Schicksal in die eigenen Hände nahmen und nachvollzogen, was ihnen die großen Häuser vorgelebt hatten: Nimm dir, was du willst, und wenn einer dir widerspricht, dann bring ihn zum Schweigen.

Hier war es der Befehlshaber der örtlichen Miliz – Major Leonid Sergejewitsch Dvensky. Er war vorher nie sonderlich aufgefallen. Sicher war er ein guter Soldat und Offizier, aber als Milizangehöriger (und dazu gebürtiger Märker) hätte er nie die Chance gehabt, über diese Position hinauszugelangen. Jetzt, in der Krisensituation, erklärte er den Notstand, und sich selbst zum Vicomte. Zunächst hatte er vermutlich nur vor, für die Dauer der Krise klar Verhältnisse zu schaffen. Die Zivilverwaltung war extrem unpopulär, da sie zum Gutteil aus gebürtigen Vereinigten bestand. Da die Zentrale nie viel für Bryante getan hatte, außer Steuern zu kassieren und dafür ihren menschlichen Müll in den Strafanstalten abzuladen (unter Liao) oder den Müll zu behalten, nur Steuern einzutreiben und den Menschen klarzumachen, daß sie Bürger Zweiter Klasse waren, die froh seien durften, wenn sie durch Davion „befreit“ wurden (unter der Ägide der Vereinigten), war sie auch nie besonders angesehen gewesen. Dvensky wollte sich wohl einfach als energischer Kommandeur empfehlen, seinen Karriere einen Schub geben und interne Unruhen verhindern. Da er einen Liaoangriff erwartete, rief er Prinz Victor um Hilfe an, vermutlich in der Berechnung, so zumindest seine Fortkommen zu sichern. Doch die Hilfe kam nie, ein Fehler des genialen Prinzen – einer unter vielen.

Damit sollte sich das Schicksal Bryantes anders entscheiden. Dvensky erkannte, daß er mit Hilfe nicht zu rechnen hatte. Eine Möglichkeit wäre gewesen, „sein Reich“ an den Meistbietenden zu verkaufen, oder sich mit seiner Einheit einen Herren zu suchen. Er hätte die Welt auch bis auf die Grundmauern ausplündern, die Frauen Bryantes zur Beute seiner Soldaten und die Bürger zu seinen Sklaven erklären können. Andere Kommandeure handelten genau so. Dvensky aber entschied sich anders.

Er hatte Gefallen an der Macht gefunden, und überdies hatte er seine eigenen Vorstellungen. Er wollte die Macht – vor allem, um noch mehr Macht zu erringen. Er hatte, unzufrieden über die Zustände vor dem Krieg, seine eigenen Gedanken über die richtige Gestaltung Bryantes, und nun konnte er sie umsetzen. Und vielleicht Byrante zum Sprungbrett für ein viel größeres Ziel machen. Er egriff die Gelegenheit mit Umsicht und beiden Händen.

Aus Militärs, angeworbenen Söldnern und Polizisten stellte er einen Führungsstab zusammen. Widerstand wurde gebrochen mit gezielter Gewalt. Er und seine Leute besetzten die Schalthebel der Macht – Aussenhandel, Transportwesen und Kommunikation. Ausgehend davon begann die Umorganisierung der Gesellschaft. Mit diesem Monopol und der Drohung eines Angriffes von Piraten, Plünderern und feindlichen Truppen im Nacken peitschte er eine Reihe von Reformen durch, die die Gesellschaft grundlegend veränderten. Die Betriebe wurden schrittweise verstaatlicht, und die Administration übernahm immer mehr Befugnisse von der privaten Hand. Appelle rüttelten die Bevölkerung auf. Angst und Enttäuschung über die früheren Zustände wurden zum Motor der Reform – zusammen mit der Drohung repressiver Maßnahmen. Bald war auf Bryante das Monopol des Staates in allen Lebensbereichen sichtbar. Daß die Menschen dies mittrugen, lag auch daran, daß hier einer der ihren zu ihnen sprach. Er traf den richtigen Ton. Bryante war immer vernachlässigt worden – dies hatte, außer bei einigen wenigen Profiteuren, für Verbitterung und Unmut gesorgt. Nun wurde der Haß auf einige Sündenböcke gelenkt, ein eigener Weg propagandiert. In einer großen Volksabstimmung – 75 Prozent stimmten dafür, 16 dagegen, der Rest enthielt sich bei 80 Prozent Wahlbeteiligung – wurde Dvensky als Vicomte bestätigt, Bryant für unabhängig erklärt.
Natürlich war die Wahl manipuliert worden. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Vorgängern ging Dvensky geschickt genug vor, um Unruhen zu verhindern. Das Wahlergebnis war glaubhaft, zumindest größtenteils. Und die Opposition konnte sich trösten, ein gutes Sechstel hinter sich zu haben. Erst dann wurden die Strukturen der politischen Opposition zerschlagen. Im Maße der zunehmenden Verstaatlichung wuchs aus die staatliche Überwachung, vor allem die Angst vor ihr.

Der Staat übernahm alles. Er wurde zum einzigen Arbeitsgeber und Lieferer von Waren, zum Garanten von Ordnung und Sicherheit und zum Anbieter der wichtigsten Dienstleistungen. Er versprach Absicherung eines gewissen Lebensstandarts und stellte Prämien in Aussicht. Er übernahm und finazierte die Ausbildung der Kinder und die Altersfürsorge. Und er drohte – verdeckt – mit einer scheinbar allwissenden Geheimpolizei.

Heute ist Bryante ein autoritärer Staat wie so viele in der Inneren Sphäre. Er funktioniert durch die Androhung von Gewalt, durch Konsenz und Lohn, vor allem aber durch Akzeptanz der Bevölkerung. Aber auch durch Charisma und Ideologie, sowie durch äußeres und inneres Sicherheitsdilemma.

Alle Bürger Bryantes sind Staatsangestellte. Obleute legen die Arbeitsnormen fest – nach Stunden, Stückzahl, Qualität. Normerfüllung garantiert Grundversorgung. Sowohl medizinisch als auch mit Dienstleistungen und Grundgütern wird der Staatsbürger versorgt. Kinder müssen nicht arbeiten, doch gibt es dafür (oder für eine gute Teilnahme an der obligatorischen schulischen und paramilitärischen Ausbildung) Prämien. Wer sein Soll übererfüllt wird entsprechend besser versorgt. Wer sich nicht anpasst, der hat mit Nachteilen bei Untebringung und Versorgung zu rechnen. Die Gesetzte sind hart, aber die Kriminalität ist gering. Die Polizei ist hochmotiviert (da gut überwacht und gut belohnt), Eigentumskriminalität schwierig, da der Zahlungsverkehr vom Staat überwacht wird (er läuft in den Städten elektronisch). Auf Grund des relativen Reichtums von Bryant arbeitet das System effizient – auch, weil der Staat überschaubar ist. Die Führung sorgt dafür, daß die Bürokratie nicht kopflastig wird. Allerdings sind unproduktive Berufe natürlich stark benachteiligt – doch Schriftsteller, Schauspieler und dergleichen gab es hier auch früher nur wenige. Sie stehen jetzt auf staatlicher Linie oder leben sehr ärmlich. Wer aufbegehrte, sitzt hinter Gittern. Die Feindschaft zu den Nachbarn eint den Staat, auch die Angst vor Banditen, Piraten und ähnlichem. Und viele glauben dem Vicomte, wenn er davon spricht, daß Gebiet zu erweitern und andere Planeten anzugliedern. Das Militär verspricht Aufstiegschancen und Belohnung, und die Leute sind sowieso gewohnt, „denen da oben“ zu folgen. Doch jetzt ist „der da oben“ einer von ihrem Planeten, der ihre Sprache spricht. Das verbindet. Man hat die Nase voll von Zentralen, die einen nur abkassieren und dann vergessen oder als Abschiebplatz für Häftlinge verwenden, die auf einen herabsehen. Gestützt darauf kann Dvensky einen Gutteil des Volkes hinter sich wissen. Angst oder schlichte Apathie (letzteres wohl in weit größerem Umstand) hält den Rest gefügig, die renitenten Teile sind unter Überwachung, inhaftiert oder getötet worden.

Bryant verfügt über fruchtbare Böden, reiche Vorkommen an chemischen und mineralischen Rostoffen und tiefe Meere mit einer reichhaltigen Flora und Fauna. Viele Tiere gelten als Delikatessen, etwa die Crowley Eidechsenkuh und der Juwelenseebarsch. An die frühere touristische Nutzung der Nichtpolar-Kontinente ist aber nicht zu denken, die Stürme dort sind mörderisch. Deshalb leben dort und in der Randregionen der Polarkontiente nur wenige Menschen, Jäger und Prospektoren (staatlich lizensiert), die nach Lostech und Bodenschätzen spüren – denn auf diesen Kontinenten liegen noch alte Städte aus der Sternenbundzeit. Aber es soll dort auch Siedlungen entflohener Sträflinge geben, obwohl nicht klar ist, ob die gelegentlichen Zusammenstöße nun auf diese oder auf Flüchtlinge neueren Datums zurückgehen. Bryants Militär ist wachsam und jagt Plünderer und Piraten mit großem Erfolg. Siedlungen sind auch auf den Hauptkontinenten eher klein. Brein, die Hauptstadt, hat vielleicht 15.000 Einwohner. Die größte Siedlung des Nordkontinents Altario, Tscheljabinsk, hat gerade mal 5.000 Einwohner. Allerdings ist die Besiedlung gewissermaßen konzentriert – Einzelgehöfte und Kleinstsiedlungen gibt es nicht. Die Menschen leben um die Mienen, Fabriken und Agrofarmen herum sowie an den Ufern des Meeres, relativ dicht beieinander. Vereinzelt leben nur die Jäger und einige wenige Fischer. Amtssprache ist Russisch.

In Brein liegt auch die Klasse B ComStar- Einrichtung, einziges Fenster zur Aussenwelt. Der Frachtverkehr läuft über die Raumhäfen von Tscheljabinsk und Brein, hier werden Rohstoffe, Luxusgüter (wie gewisse Felle und Tiere) und Fertigprodukte abgenommen, und dafür Fertigwaren geliefert, die Bryant nicht herstellt – sowie ein reglemetiertes Kontingent von ausländischer Unterhaltungstechnik (Filme, Bücher, Musik und dergleichen), begehrtes Prämiengut. Da die Landung anderswo, vor allem aber die Unterschlagung größerer Gütermengen schwer möglich ist, hat der Staat auch hier das Monopol und nutzt es weidlich aus.

In den letzten Jahren ist Dvensky dazu übergegangen, Neusiedler zu werben. Er bietet Sicherheit (und Starthilfe) – und Menschen aus den Marken, teilweise aber auch aus dem VerCom folgen dem Ruf. Denn besser ein Diktator (daran ist man gewöhnt), als ein harter Bürgerkrieg UND eine Regierung, die ebenfalls nicht mit Samthandschuhen zupackt (und dies gilt für Victor wie für Katrina). Vor allem fliehen nicht wenige Menschen vor der Benachteiligung für Menschen capellanischer Herkunft in der Mark Capella. Bryant behandelt sie da gerechter, denn Dvensky ist die Herkunft gleich – so lange sie spuren. Er hat erkannt, daß er für sein Offensivprogramm mehr Menschen braucht, Fachleute wie einfaches Volk. Und er beschafft sie sich nach Möglichkeit. Für ihn ist Bryant ein Sprungbrett, und es gilt, dies gehörig abzustützen. Dadurch, und durch Fördermaßnahmen für Familien, ist die Bevölkerungszahl angestiegen auf inzwischen bis zu 90.000 Menschen.

Die Fahne Bryants zeigt einen schreitenden Bären (auf allen vieren) Rot auf weißem Grund - im Volksmund IST dieser Bär "der Schatun" und damit deckungsgleich mit Dvensky.
11.06.2003 09:17 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Die Diktatur von Bryant

Man sollte es nicht beschönigen – Dvensky ist ein Diktator. Sein Regime gibt den Menschen vor, was sie zu tun haben, die Möglichkeit zur Mitbestimmung ist gering. Wer sich nicht anpasst, hat dadurch erhebliche Nachteile, wer sich nicht an die Regeln hält, wird streng bestraft. Und wer gar versucht, die Verhältnisse zu ändern, auf den warten Strafgefangenenlager oder die Kugel. Seit Entstehen der Diktatur sind etwa 70 Menschen standrechtlich exekutiert worden, immerhin ein Promille – auf einem Planeten mit einer Million Bevölkerung entspräche dies 1.000 Todesurteilen. Mindestens die dreifache Anzahl – etwa 200 – Menschen sitzen in den Gefängnissen oder Lagern oder stehen unter Hausarest - allein aus politischen Gründen (Zwangsarbeit gibt es auch für Kriminelle, und das Regime behandelt diese ebenso gnadenlos wie politische Gegner, weil sie eine Verletzung des politischen Konzept sind). Die Menschen können nicht bestimmen, was mit den Steuern gemacht wird, die sie zahlen, der Staat diktiert die Belohnung für ihre Arbeit. Er allein entscheidet über die Politik, die Bürger können zwar ihr Mandat abgeben, aber die Wahlen sind manipuliert – allerdings mit Augenmaß. Grundrechte gibt es (das Recht, nicht verhungern und erfrieren zu müssen), aber der Staat verlangt dafür die Grundpflicht, im Rahmen der Möglichkeiten zu arbeiten (allerdings – schuldlos Arbeitsunfähige wie Kranke, Verletzte, Alte oder Behinderte werden zwar nicht üppig, aber doch ausreichend versorgt). Wer dazu nicht bereit ist, wird mit Druck dazu gezwungen. Freie Medien gibt es nicht, Kultur und Kunst sind reglementiert.

Doch auf der anderen Seite darf man sich nichts vormachen – Bryant ist damit ein Staat unter vielen. In allen Nachfolgestaaten, erst recht bei den Clans, und auch bei vielen Peripherienationen handelt es sich um autoritäre Diktaturen. Die Bevölkerung hat zwar Grundrechte, doch können die jederzeit eingeschränkt und aufgehoben werden. Sie haben keinerlei Einfluß auf die Verwendung ihrer sauer erabeiteten Güter – was mit dem Staatshaushalt geschieht, welche Steuern erhoben werden, ob und wo Krieg geführt wird, all das entscheidet der Souverän. Und wenn die Bürger dagegen aufstehen, werden sie gnadenlos unterdrückt, oder ihr Widerstand wird auf geschmeidige Art und Weise mit Lügen und Täuschung gebrochen. Dies ist (fast) ÜBERALL so. Die Medien werden manipuliert, und oft hat der Bürger nur drei Dinge zu tun: Erstens, Steuern zahlen, Zweitens, Soldat sein, Drittens, Maul halten. Allmächtige Geheimdienste wachen darüber, und Menschenrechte und Menschlichkeit ist diesen Institutionen fremd. Nur solange die Untertanen der Linie folgen, werden sie anerkannt. Viele Staaten – die Clans, aber eingeschränkt auch das Kombinat – gehen nach rassistischen Grundsätzen vor, was den „Wert“ ihrer Untertanen angeht. Freiheit existiert nur in der Lokalverwaltung, und auch dort mischen örtliche Adlige mit der Macht der Manipulation kräftig mit. Zwar gibt es Welten, die von demokratisch gewählten Regierungen verwaltete werden, doch diese unterstehen der Zentralregierung, und die Geheimdienste sind auch dort aktiv, ebenso oft Zensurgesetze und dergleichen. Das Gerede von „Freiheit“, das besonders die Vereinigten Sonnen und die Lyranische Allianz oft anstimmen (besonders erstere) ist nichts als Maskerade, wenn man genau hinschaut. In der Hinsicht ist Dvensky also nur ein Mensch, der im Kleinen versucht, was die Großen tagtäglich vormachen. Er ist agressiv – die Nachfolgestaaten und die Clans haben in ihren Kriegen unzählige Menschenleben und unersätzliche Werte vernichtet. Er ist repressiv, allerdings auf gemäßigte Art und Weise – die Geheimdienste der großen Staaten und die Repressionsgruppen der Clans haben alles und mehr begangen, was er getan hat. Er ist nicht vom Volk legitimiert – aber solch eine Regierung gibt es selten.

Der Unterschied aus Sicht vieler Menschen ist jener: Früher saß der Diktator in New Avalon oder auf Sian. Er nahm Bryant nicht zur Kenntnis. Die Welt hatte zu parieren, dafür durfte sie Steuern zahlen. Als es darum ging, die Welt zu entwickeln, ihr Fortschritt zu ermöglichen, versagten Konföderation und Vereinigte gleichermaßen. Jetzt haben sie einen Diktator vor der eigenen Haustür, aber er ist wenigstens einer von ihnen, und jetzt haben sie das Gefühl, daß ihrer Mühen Frucht zumindest teilweise ihnen selbst zu Gute kommt und ihre Welt voranbringt. Er gibt ihnen das Gefühl, etwas zu sein, vollwertige Staatsbürger, der Keim eines neuen Reiches. Und das es besser werden könnte. Dafür sind viele bereit ihm zu folgen. Denn Dvensky bietet ihnen, was man ihnen bisher verwehrte: Aufmerksamkeit und Anerkennung. So zynisch es klingt – ihre bisherige Behandlung hat die Menschen so geprägt, daß viele einen Kriegsherren wie Dvensky als Fortschritt ansehen, die Situation als nicht unerhebliche Verbesserung. Und damit haben sie nicht einmal unbedingt Unrecht. Ob Dvensky sich halten wird, oder wohin er sein Reich führt, ist unklar. Er bietet Stabilität und einen Hafen der Sicherheit im Chaos. Deshalb ist er an der Macht, nicht nur wegen seiner Soldaten. Die Menschen nehmen an dieser – wie auch an den anderen – Diktaturen teil, werden ein Bestandteil und stützen so das System, daß sie ihrer Rechte beraubt. Aber daran wird sich wohl nie etwas ändern, nirgens.
11.06.2003 09:18 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Schatun

Ein eisiger Wind trieb die Schneeflocken vor sich her. Die Straßenlaternen auf dem Zentralen Platz von Brein tauchten das Pflaster in fahles Licht. In Schwaden fegten Schneeböen durch die Luft, nahmen den Passanten die Sicht. Nicht, daß momentan viele Menschen unterwegs gewesen wären. Es war noch sehr früh, die Dunkelheit zeigte nicht einmal eine Ahnung von Morgen. Selbst in einer hart arbeitenden Stadt wie Brein schliefen die meisten Menschen noch, und die Nachschicht hatte noch Arbeit vor sich, bevor sie nach Hause gehen und sich ausruhen konnte von den Entbehrungen einer anstrengenden Nacht. Die Plakate, die den Menschen den Willen ihrer Regierung verkündeten, blickten auf das leere Pflaster und harrten des kommenden Tages. Abgesehen von den Straßenlaternen waren wenig Lichter zu sehen. Hier, im Stadtzentrum, gab es kaum Betriebe, die rund um die Uhr arbeiteten. Nur gelegentlich zerschnitten die Scheinwerfer eines Autos das Dunkel – oft ein Fahrzeug der Miliz auf nächtlicher Streife.

Nur im Palast brannten noch Lampen. Die Bezeichnung klang eigentlich wie Hohn angesichts der massiven Mauern und wuchtigen Formen. Ein Gefängnis, eine Festung – das ja. Aber kaum ein Schloß. Die Zentrale Bryants schlief nie, und die Bürger wußten dies, mit einer Mischung aus Respekt, Erleichterung – aber auch Furcht. In einem der Flügel des Baus war die oberste Verwaltung von Polizei, Geheimdienst und Geheimpolizei untergebracht – von hier wachte man mit Argusaugen. Aber auch im Zentralgebäude, Wohnsitz des Vincomte und Tagungsort der Regierungssitzungen, gingen die Lichter nie aus. Und im Volksmund erzählte man sich manche wundersame, aber auch schauerliche Geschichte über den Mann, der den Planeten regierte. Rastlos sollte er durch die nächtlichen Korridore wandern, wachsam, unermüdlich. Es hing vom Erzähler ab, ob er sich bei diesem Gedanken erleichtert oder beklommen fühlte.

Leonid Sergejewitsch Dvensky schlief in der Tat nicht. Nicht, daß er Schlaf nicht gekannt hätte, wie manche munkelten. Er kam mit sehr wenig Ruhe am Tag aus, und konnte dennoch stets aufmerksam und hellwach agieren. Dies hatte ihm auch seinen Spitznamen eingetragen – nach einem Bären ,einem Einzelgänger, der keine Ruhe im Winter fand und rastlos durch die Wälder streifte, eine tödliche Gefahr für den Jäger. Er arbeitete oft bis spät in die Nacht und war stets früh auf den Beinen. Nur so, davon war er mehr oder weniger überzeugt, konnte er sichergehen, daß alles nach Plan lief, daß niemand hinter seinem Rücken Komplotte schmiedete oder nachsichtig arbeitete. Die Gestalt des rastlosen Herrschers trieb auch seine Untergebenen an, hielt sie in Atem. Sein Mißtrauen war ihm in langen Jahren, noch bevor er die Herrschaft über Bryant ergriffen hatte, zur Angewohnheit geworden. Und er wußte es zu nutzen. Wie auch die Furcht, die er damit bei manchen hervorrief.

Niemand ging an seiner Seite, während er durch die nüchtern eingerichteten Korridore schritt. Das Gebäude war viel zu groß für einen Planeten, der weniger Einwohner als selbst eine kleine Großstadt hatte. Erbaut zu einer Zeit, als Bryant ein blühendes Zentrum war, nahm die einstige Residenz – wehrhaft geschaffen gegen die Unbilden des Wetters – die Regierung auf, die doch nur einen Teil der Räume nutzen konnte. Zur Not hätte man sicher die gesamte Bevölkerung des Planeten in den Gebäuden und unterirdischen Schutzräumen versammeln können. Dvenskys Regierung vergeudete wenig Geld mit Prunkentfaltung. Eine wehrhafte Armee und eine gut funktionierende Wirtschaft waren besser – die effiziente Polizei nicht zu vergessen. Auch das Haupt des Staates, Bürokratie und Verwaltung, wurden möglichst schlank gehalten. Deshalb hätte ein Flügel des Komplexes für die gesamte Administration ausgereicht. Er nickte den Wachen zu, die schweigend an einigen Punkten plaziert waren. Auch wenn nicht mehr als ein Kompanie auf einmal den Palast überwachte, die Männer und Frauen waren hervorragend ausgebildet, und die Video- und Sensorüberwachung in gutem Zustand. Hier hatte man keinen Angriff zu fürchten, und ein Gutteil der auf dem Südkontinent stationierten Truppen Bryants war in unmittelbarer Reichweite. An seiner Hüfte baumelte eine schwere Pistole – ein Blaster – mit dem er durchaus umzugehen verstand. Ein Mann, der es vom Kompaniechef einer Miliz zum Herrscher eines kleinen Planeten brachte, mußte sich durchsetzen können.

Schließlich hatte er das Herz des Palastes erreicht – sozusagen die Kommandozentrale. Hier tagte das „Kabinett“ – oder besser der handverlesene innere Zirkel. Hier wurden Entscheidungen gefällt und Informationen ausgewertet. Er wußte, er wurde bereits erwartet. Seine Untergebenen hatten sich zumindest seinen Tagesrhythmus zu eigen gemacht. Die Wachen salutierten zackig, dann schwang die Tür auf.

Sie warteten auf ihn. Zwei Männer und zwei Frauen. Die vier hatten sich bei seinem Eintreten erhoben, aber sie salutierten nicht. Hier war dies unnötig. Er nickte ihnen zu: „Guten Morgen. Setzen Sie sich.“

Für einen Augenblick musterte Dvensky die Runde um ihn. Sie waren so ziemlich die einzigen Menschen, denen er wirklich vertraute. Und sie ihm. Er lächelte knapp: „Also, meine Damen und Herren, ich eröffne die Besprechung. Lassen Sie uns beginnen. Er wandte sich an einen der Männer, er mochte um die Fünfzig sein: „Colonel?“ Dieser verneigte sich knapp: „Ich melde keine besonderen Vorkommnisse. Die Ausbildung der Truppe macht Fortschritte. Die Schäden seit der letzten Operation wurden weitestgehend behoben. Ausgewählte Einheiten sind bereit zum erneuten Einsatz und haben bereits begonnen, sich auf ihre nächste Aufgabe vorzubereiten.“ „Wie steht es mit der materiellen Lage?“ „Ersatzteile vorhanden, Treibstoffversorgung gesichert. Munition für drei Monate Einsatz vorhanden. Fahrzeuge einsatzbereit, technische Dienste ebenso.“ „Truppenmoral?“ „Zufriedenstellend.“ „Was macht das Trainingsprogramm?“ „Nun, wir haben auch die Angehörigen der Neusiedler zunehmend erfassen können. Da bei ihnen keine Verpflichtung besteht, ist es uns nicht möglich, alle einzubinden. Aber durch Schaffung von Anreizen und die Propaganda können wir sie zunehmend ansprechen. Ich würde sagen, vielleicht zwei Drittel. Major Tereschkow meldet sogar 70 Prozent.“ Dvensky neigte leicht den Kopf: „Gründe?“ „Nun, ich vermute, seine Propaganda ist noch ein wenig wirkungsvoller. Außerdem“ der hagere Colonel grinste: „spricht er vermutlich besonders die Mädchen und halbwüchsigen Frauen unter den Neusiedlerkindern an.“ Für einen Augenblick erklang leises Gelächter. Dvensky seufzte bedauernd: „Ich kann Sie wohl nicht dazu überreden, einen Schönheitschirurgen zu besuchen, Thomsen?“ Der schüttelte den Kopf: „Ohne mein kantiges Gesicht wüßten meine Leute gar nicht, auf wen sie hören sollten. Sie können ja Major Jegorowa“ – er nickte einer unscheinbaren Frau in den Vierzigern zu – „mit dem Programm beauftragen. Da sagt auch von den Neulingen keiner nein, sobald sie ihren ersten Kneipenbesuch hinter sich haben.“ Wieder lachten die versammelten Offiziere. Major Jegorowa war Chefin des Innenministeriums und des Geheimdienstes – wenn es eine Person auf Bryant gab, von der man nur im Flüsterton zu reden wagte, dann war sie es.

Dvensky nutzte die Gelegenheit: „Nun, dann ist ja alles in Ordnung. Machen wir bei Ihnen weiter, Major Jegorowa. Haben Sie mir etwas zu melden? Nur das wesentliche.“ Die Frau setzte sich aufrecht hin. Jetzt, wenn sie sprach, ließen ihre wachen Augen das unspektakuläre Gesicht in den Hintergrund treten: „Nun, wir haben ein konspiratives Treffen in Brein. Unser alter Freund Denissow. Nichts Weltbewegendes, sonst wäre er jetzt bereits unser Gast. Der gute Herr hat sich mit einigen Hochschülern in seiner Wohnung getroffen. Die Gedichte, die er ihnen vorlas, waren eindeutig etwas zu kritisch. Ich fürchte, wenn das so weitergeht, werden einige der jungen Männer und Frauen noch eine Dummheit begehen – etwa Plakate kleben oder ähnliches.“ Sie lächelte kalt: „Zwei von ihnen gehören zu uns. Ich könnte den alten Herren für eine Weile aufs Land schicken, körperliche Arbeit wirkt manchmal Wunder.“ Dvensky schüttelte unmerklich den Kopf. Selbst bei unter 100.000 Einwohnern sollte er sich eigentlich nicht mit einem notorischen Dissidenten beschäftigen, aber Denissow war recht angesehen bei den wenigen Gebildeten: „Lassen Sie jemanden mit ihm reden. Und mit seinen Zuhörern. Mit allen. Machen Sie ihnen klar, daß wir Bescheid wissen und dies mißbilligen. Sie werden sich fragen, wer sie verraten hat, und ich denke, diese Frage wird sie davon abhalten, Dummheiten zu begehen. Sonst noch etwas?“ „Ja. Ein Bericht aus Tscheljabinsk. Offenbar haben sie die Bande geschnappt, die ihnen in den letzten Monaten Probleme bereitet hatte. Die Mutter von zwei Mitgliedern arbeitete bei der Miliz – deshalb die Probleme. Tereschkow läßt anfragen, wie hart er durchgreifen soll. Die Richter müssen ja wissen, was sie verhängen sollen.“

Unabhängige Justiz gab es auf Bryant – wie auf den meisten Planeten der Inneren Sphäre – nicht. Hier behielt sich Dvensky zumeist das Urteil vor. Die ,eigenständige‘ Entscheidung der Richter erfüllte seine Vorstellungen stets ,erstaunlich’ genau: „Was liegt gegen sie vor?“ „Oh, die ganze Palette. Widerstand gegen die Staatsgewalt – gewaltsam, also könnte man ohne Probleme auch auf Terrorismus plädieren. Ebenso Sabotage.“ Auf Bryant, wo vieles Staatseigentum war, lief Wandalismus und Sachbeschädigung je nach Auslegung auch unter diesem Etikett, je nach Zweckmäßigkeit. „Dazu schwere Körperverletzung, ein oder zwei Überfälle – daraus kann man auch Raub machen – und“ sie zögerte kurz: „einen Fall von Vergewaltigung. Alles in allem eine Bande von Jugendlichen, wie es sie eben immer mal wieder gibt. Aber die Einwohner waren doch etwas verstört und verärgert.“ Dvensky trommelte auf der Tischplatte: „Sie erhalten alle acht Jahre Arbeitsverpflichtung. Lassen Sie sie erst zu fünfzehn verurteilen, dann soll Tereschkow ein Gnadengesuch einreichen, ich werde ihm stattgeben. Der Anführer, der Vergewaltiger und die Milizionärin werden zum Tode verurteilt. Bei der Mutter werde ich Gnade walten lassen – die beiden anderen werden erschossen.“ „Jawohl!“ Dvensky blickte in die Runde: „Die Menschen verlassen sich darauf, daß wir ihnen Stabilität und Sicherheit bieten. Dies ist der Preis dafür, daß sie für uns arbeiten. Störungen müssen beseitigt werden.“ Widerspruch gab es keinen.
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„Wirtschaftliche Lage?“ „Die Integration der Neusiedler läuft gut. Es macht sich bezahlt, sie zum Gutteil in ihren Gruppen zu lassen und sie nur behutsam zu assimilieren. Das erleichtert es zwar nicht gerade, sie zu überwachen, aber ich denke, von dort droht uns wenig Gefahr. Was die Produktion und den Handel angeht, so konnten wir im Vergleich zum Vorjahr einen Fortschritt von acht Prozent erzielen – außergewöhnlich gute Ergebnisse. Allerdings ist unsere Finanzlage weiterhin angespannt. Die Integration der Neusiedler, die wirtschaftliche Autarkiebestrebungen besonders bei wichtigen Gütern und das Wehrbevorratungsprogramm erfordern große Ausgaben. Wir haben momentan nur begrenzt freies Kapital – allerdings gibt es da gewisse Möglichkeiten, auf die ich mit Verlaub später eingehen werde.“ „Bestünde die Möglichkeit, vielleicht unsere Streitkräfte mit Söldnern zu verstärken?“ „Das hängt davon ab, ob sie Bezahlung teilweise in heimischen Gütern – Nachschub, Unterkunft, Verpflegung, Dienstleistungen und so weiter – akzeptieren würden. Zumindest mittelfristig ist es aber möglich, und billiger als eine Aufstellung einer neuen Einheit. Allerdings bleibt da noch das Problem der Loyalität.“ „Und haben Sie die nötigen Informationen für das nächste Ziel?“ Major Jegorowa zögerte einen Augenblick, schien abzuwägen: „Soweit es möglich ist, ja. Es gibt natürlich immer Probleme mit der Kommunikation. Es gibt da Gerüchte, unsere Freunde würden selber Söldner anheuern. Meine Leute arbeiten daran, aber Sie wissen ja – ich kann die Ergebnisse noch nicht sofort auswerten.“ Ihr gut ausgebautes Spitzelnetz krankte vor allem an dem Umstand, daß es wenig ratsam war, von den Zielplaneten direkte Botschaften nach Bryant zu senden. Die Nachrichten – selten als Dringlichkeitsspruch klassifiziert, um nicht aufzufallen – durchliefen etliche Stationen, ehe sie schließlich im Regierungspalast ankamen. Aber besser so, als eine nachvollziehbare Spur zu hinterlassen. Deshalb sahen die codierten Informationen, die natürlich von jeder Zwischenstation neu verschlüsselt wurden, etliche Planeten – obwohl Bryant doch unmittelbarer Nachbarplanet der Hauptziele New Home und Epsilon Indi war. Leider konnte man deshalb nie ganz hundertprozentig sicher sein, wie aktuell die Nachrichten noch waren. „Nun, das wird reichen müssen. Ich danke Ihnen.“ „Jawohl, euer Lordschaft!“

„Gut. Fahren wir fort. Major Prokofjewna – Ihr Einsatz.“ Die junge Frau kam gleich zur Sache. Sie sprach ruhig und sachlich. Ein unbeteiligter Zuschauer hätte nicht vermutet, daß sie seit fünf Jahren mit Dvensky liiert war und zwei Kinder mit ihm hatte. Hier, in der Runde der Führungsriege, agierte sie wie ein normaler Untergebener. Dies war vermutlich der Grund, warum die anderen sie akzeptierten – sie nutzte ihre Position nicht aus. „Die Luftwaffe ist einsatzbereit. Projekt Falke macht Fortschritte – ich konnte inzwischen die nötigen Trainingseinrichtungen und Schulflugzeuge ergattern, und der Bau der Horste läuft.“ Sie blickte Dvensky direkt in die Augen: „Aber ich benötige mindestens noch weitere 30 Millionen, um das Projekt wie geplant abzuschließen.“ Der Vincomte verzog schmerzhaft das Gesicht – nicht nur gespielt. Vera – in Gedanken nannte er sie bei Vornamen, was er sich sonst in der Öffentlichkeit nie erlaubt hätte – erfüllte ihre Aufgaben mustergültig. Und das hieß, daß sie ihren Teil des Militärprogramms hartnäckig verfolgte. Er wußte, daß er dieses Programm brauchte, aber Bryant hatte einfach nicht das nötige Kapital flüssig – wenn man die anderen Belastungen betrachtete. „Sie wissen, daß wir das Geld im Moment nicht haben. Leider. Wir werden sehen, ob sich im Zuge der Militäroperationen eine Möglichkeit ergibt.“ Die Luftwaffenchefin hatte mehr als einmal spöttisch darauf hingewiesen, daß ihr gesamtes Programm die Kosten zweier Mechs hatte, mehr oder weniger. Und erheblich mehr wert war. Aber bisher hatte man die Mittel einfach nicht auftreiben können. „Wie steht es mit der Pilotenausbildung?“ „Sie läuft und macht gute Fortschritte. Ich denke, das ist unser geringes Problem.“ „Ausgezeichnet. Machen Sie weiter, und bilden Sie vor allem eine Reserve aus.“ Das spöttische Lächeln seiner Geliebten schien ihm nahezulegen, doch nicht gerade einer erfahrenen Offizierin zu erzählen, wie sie ihren Job zu machen hatte. Dennoch nickte sie gehorsam.

Dvensky wandte sich an den Vierten in der Runde – ein stämmiger Kirgise. „Major Netschajew – haben Sie uns etwas mitzuteilen?“ „Nun, was den Zustand der Truppe angeht, so kann ich mich nur dem Colonel anschließen. Meine Männer sind voll einsatzbereit. Die letzten Manöver haben gezeigt, daß sie ihr Handwerk beherrschen. Wir haben sie im Stadtkampf, Guerillaaktionen und im Bewegungskrieg sowie in Mechabwehrtaktiken erprobt, und die Ergebnisse sind zufriedenstellend. Die Umrüstung der Bataillonspak auf Selbstfahrlafetten ist abgeschlossen. Es dürfte aber eine Weile dauern, ehe wir dies auch bei den Salvenwerfern nachholen können. Und ich benötige dringend Geld und Material zur Ausbildung zumindest einer, besser zwei Kompanien Pioniere.“ Dvensky seufzte: „Sie wissen, wie es aussieht. Keine zusätzlichen Mittel in Sicht. Glauben Sie mir, wenn wir genug Geld hätten, würden wir uns jetzt schon über die Verwaltung von New Home unterhalten. Aber wie es aussieht müssen wir das noch ein Weilchen verschieben.“ Netschajew lächelte wölfisch – kein Anblick, den man unbedingt angenehm genannt hätte: „Vielleicht doch nicht. Meine Jäger haben eine Trupp Plünderer aufgespürt und aufgerieben. Drei Mann sind in Gefangenschaft geraten.“ Er nickte Major Prokofjewna zu: „Ihr Sprungschiff mußte einen netten kleinen Preis zahlen, damit es nicht zu einem Haufen Schlacke verbrannt wurde.“ Dies war ein Vorteil eines Daseins als „Piratenherrscher“. Man war nicht an gewisse Grundregeln gebunden. Andererseits handelte es sich bei den Gegnern nur um Plünderer – nicht besser als Freibeuter. So war jedenfalls die Rechtfertigung Dvenskys. „Das Verhör der Gefangenen läuft.“ Dvensky musterte Major Jegorowna leicht kritisch: „Wieso erfahre ich erst jetzt davon?“ „Nun, ich wollte erst sehen, ob wir Chancen auf Erfolg haben. Es sieht nicht schlecht aus. Sie hatten offenbar irgendwoher eine alte Karte mit einer kleinen Fabrik aus Sternenbundzeiten. Nichts Spektakuläres, aber es könnte uns helfen. Zivile Güter wohl, aber Produktionseinrichtungen aus der Zeit – und wenn es automatische Webstühle wären – bringen einen guten Preis. Leider ist die Karte kodiert, und wir arbeiten noch an der ,Entschlüsselung‘. Aber wir sollten bald Erfolge aufweisen können.“ Der Vincomte unterließ es, nach dem Zustand der Gefangenen zu fragen. Wer in die Hände der „Spinne“ geriet, redete besser gleich. Ansonsten begann er eben etwas später auszupacken – und bereute die Halsstarrigkeit zumeist aus ganzem Herzen.

„Nun, das hört sich ja nicht so schlecht an. Wenn die nächste Operation halbwegs glatt geht, sollten wir eine gewisse Summe für zusätzliche Programme freihaben. Sie wissen, ich kann nicht alles auf den militärischen Sektor umleiten. Wir erhoffen immer noch weiteren Zustrom von Neusiedlern. Wir brauchen Menschen und Technik, genau so nötig wie Soldaten und Waffen. Aber ich werde Sie nicht vergessen. Das war es fürs Erste.“ Dvensky erhob sich, die anderen taten es ihm gleich. Sie alle würden sich wieder an ihre Arbeit. Sie würden in ihren Büros sitzen und Entscheidungen treffen und die Programme in Angriff nehmen, die Bryant weiter voran bringen sollten. Ob allerdings zu einer bessere Zukunft, das blieb abzuwarten.
11.06.2003 09:20 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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Auftrag

Harlech-Zentralfriedhof, Söldnerdistrikt, Harlech, Outreach
Chaos-Marken

xx. Dezember 3064

Die Abenddämmerung setzte bereits über Harlech ein und fabrizierte ein faszinierendes Abendrot. Die Wolken - die wie in blutrote Farbe getränkte Wattebäusche aussahen - zogen genauso langsam über das sich langsam verdunkelnde Firmament wie die Trauerprozession über den Zentralfriedhof. Der massive, pechschwarze Sarg war auf einer Hoover-Trage aufgebahrt und wurde jeweils rechts und links von insgesamt sechs Sargträgern eskortiert.
Hinter dem Sarg trotteten schweigend in etwa 200 Trauergäste und begleiteten den Verstorbenen auf seinem letzten Weg in die Gruft, die einer Miniaturausgabe eines romanischen Tempels glich.

Evander Povlsen war einer der Trauergäste und versuchte angestrengt eine demutsvolle Miene aufzusetzen und damit seinen Abscheu vor der überaus kitschig arrangierten Beerdigung zu verbergen.
Jetzt sah er das die Prozession vor der Familiengruft des Toten hielt und auf die Abschiedsworte des Geistlichen wartete.
Hinter der verspiegelten Gläsern seiner Sonnenbrille konnte niemand sehen, wie Evander seine Augen verdrehte. Gerne hätte er auf die Ansprache verzichtet und wäre gegangen - kannte er den Toten doch nicht einmal - doch leider ging das nicht. Er musste hier warten, bis sich sein Kontaktmann wie vereinbart mit ihm in Verbindung setzte.

Vor vier Tagen hatten die Hinterbliebenen die Todesanzeige im „Outreach Daily Tribune“ veröffentlicht und wie so häufig waren tags darauf in derselben Zeitung die Kondolenzanzeigen von Freunden, Arbeitskollegen alten Bekannten und sonstigen Erbschaftsschleimern erschienen.
Evanders Info-Portal war darauf ausgerichtet, sämtliche Todesanzeigen zu scannen und nach bestimmten Namen Ausschau zu halten. Erschien einer dieser vorher festgelegten Namen in einer Beileidsanzeige, wußte Evander dass sich sein Kontaktmann auf dieser Beerdigung mit Ihm in Verbindung setzen würde.
Evander fand diese Geheimdienstspielchen zwar übertrieben, aber andererseits wimmelte es auf Outreach nur so von Agenten aller Häuser und Fraktionen und man konnte daher nicht vorsichtig genug sein. Er war sich sicher, dass er derzeit nicht observiert wurde, dafür war Povlsen eigentlich zu unbedeutend in den Augen der Agencies. Aber konnte er sich dessen wirklich voll und ganz sicher sein? Und galt das auch für den Kurier?

Erst als die Menge sich wieder in Richtung des Sarges in Bewegung setzte, merkte Evander das der Priester seine Rede beendet hatte und die Trauergäste nun Abschied von dem Toten nahmen.
Um den Schein zu wahren schritt auch der ehemalige LNC-Agent an den Sarg, tat so als würde er ein stilles Gebet sprechen und schüttelte ein paar Hände der Angehörigen ehe er sich knapp hinter dem letzten Familienmitglied umdrehte und nun seinerseits die Hände der Trauergäste die an ihm vorbeigingen schüttelte.
Die letzte Familienangehörige in der Reihe – eine etwas ältere von wie es schien Gram gebeugte alte Dame - drehte sich mit leicht gerunzelter Stirn zu ihm um und versuchte offensichtlich in Gedanken ihn irgendwo in Ihrem Gedächtnis einzuordnen.
Evander lächelte sie leicht gequält blickend an und schüttelte weiter die Hände der Trauergäste, die ihn nun ihrerseits für ein Familienmitglied hielten.
Schliesslich lächelte sie ebenfalls gequält zurück und wandte sich wieder zu den Gästen um.

Jetzt hoffte Evander, dass sein Kontaktmann bald erscheinen würde, bevor die Alte oder sonstein anderer Angehöriger auf den gedanken käme ihn zu fragen, wer er denn sei. Doch glücklicherweise liess sein Kontaktmann nicht lange auf sich warten und Evander sah ihn deutlich fluoreszierend an den Sarg herantreten.
Der schwarze Anzug, den der großgebaute Mann trug, schien in einer Aura bläulichen Lichts zu strahlen, allerdings nur sichtbar für Evanders Augen und das auch nur durch seine Sonnenbrille hindurch. Diese war so beschaffen und beschichtet, dass sie exakt die richtigen Wellenlängen des Lichts brach um die mikrofeinen in den Anzug eingewebten Gewebepartikel sehen zu können.
Niemand sonst konnte so also erkennen, wer der Kurier war. Der Kurier selbst trug ebenfalls eine verspiegelte Sonnenbrille und konnte so nun auch seinerseits den nur für ihn leuchtenden Anzug erkennen, den wiederum Evander trug.
Langsam kam der Kurier die Reihe der Angehörigen entlang und griff schliesslich in seine Jackentasche.
Unwillkürlich spannte sich Evander. Seine über Jahre antrainierten Reflexe schlugen Alarm und er machte sich innerlich bereit blitzschnell zu reagieren, wenn es sein mußte. Wer sagte ihm schon, das der Kurier hier war um ihm einen neuen Auftrag zu bringen. Schliesslich konnte er auch geschickt worden sein um ihn zu liquidieren.

Aufs äußerste gespannt sah er, wie die Hand des anderen Agenten wie in Zeitlupe aus seiner Jackentasche hervorkam.
Und schliesslich konnte er erleichtert aufatmen als er erkannte, das sein Gegenüber nur ein Taschentuch in der Hand hatte und ein paar imaginäre Tränen aus dem Gesicht wischte. Dann trat der Kurier an Evander heran und gab ihm die Hand. Sofort spürte der ehemalige LNC-Agent einen flachen metallischen Gegenstand, den der Agent mit dem taschentuch aus seiner Jackentasche gefischt haben musste, und nahm ihn an sich.
„Herzliches Beileid“ waren die einzigen Worte, die die beiden Agenten miteinander wechselten.

*****************************

Ein paar Stunden später – nachdem sich Evander vergewissert hatte, dass ihm keiner gefolgt war und das auch niemand seine kleine, unauffällige Wohnung in einem der Vororte von Harlech in seiner Abwesenheit verwanzt hatte - schob er die Datendisk in sein offline geschaltetes Terminal ein.

Mit einem kurzen Flackern erschien das vertraute Gesicht einer eher kleingewachsenen, dunkelhaarigen Endvierzigerin die äußerlich hätte nicht unauffälliger wirken können. Sie war eine der Menschen, bei denen man sich selbst nach einem intensiven Treffen an keinerlei besonderen Merkmale erinnern konnte.

„Mr. Povlsen, wie sie wissen ist es meine Art ohne lange Umschweife zum Punkt zu kommen.
Ich möchte sie gerne erneut für unsere Organisation anwerben. Die Leistungen, die sie bisher für uns erbracht haben waren äußerst zufriedenstellend.
Bitte haben Sie dafür Verständnis das ich dieser Disk keine detaillierten Einsatzinformationen zugefügt habe.
Doch soviel vorweg: Agenten unseres Außendienstes haben aus gesicherten Quellen Hinweise darüber erhalten, das unsere Nachbarn planen eine Söldnereinheit anzuwerben um einen Präventivschlag gegen uns durchzuführen. Ihre Aufgabe wird es sein, diese Söldnereinheit zu identifizieren und zu verhindern, dass sie heil bei uns ankommt."
Die Frau mit den Rangabzeichen einer Majorin machte eine kleine Pause, lange genug um Evander die Gelegenheit zu geben über den Einsatz nachzudenken.
Der Auftrag klang soweit interessant und schien eine Herausforderung zu sein und Evander musste zugeben, dass er jetzt schon Feuer und Flamme war. Endlich schien wieder ein Einsatz möglich zu sein und wenn er sich seine dezeitige Situation durch den Kopf gehen liess, konnte er gar nicht so wählerisch sein und es ablehnen.
„Wenn sie Interesse haben und derzeit verfügbar sein sollten,“ fuhr die Majorin fort „wird sich Kommandant Dorinel Raducanu – den sie bereits auf der Beerdigung kennen gelernt haben – sehr freuen Sie detailliert mit dem Auftrag vertraut zu machen.
Kommandant Raducanu ist einer meiner besten Männer. Er steht absolut loyal zu unserer Sache und ist über jeden Zweifel erhaben. Ich bin überzeugt davon, dass Sie beide sehr gut zusammenarbeiten werden.“
Evander runzelte ein wenig die Stirn. Er arbeitete nicht gerne mit Leuten, die er nicht kannte, aber anscheinend rechnete die Majorin mit einer schwierigen Aufgabe. Und letztlich hatte er keine andere Wahl.
„Falls ich sie erneut für den Geheimdienst von Byrant habe gewinnen konnte, finden Sie auf der Disk eine Beschreibung wie sie mit Kommandant Raducanu Kontakt aufnehmen können.
Viel Glück, Mr. Povlsen“

Mit einem Flirren verschwand die Holoaufzeichnung. Evander lehnte sich zurück und grinste. „Mit Glück hat das Ganze nichts zu tun Major Jegorowa, nicht das geringste!“

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Sackgasse

Nahe des Djugena Appartment-Komplex, [Vorort] von Harlech, Outreach
Chaos-Marken

27. Dezember 3064, 03:50

Die Müdigkeit kroch langsam in die Glieder von Evander Povlsen als er und sein neuer Partner Dorinel Raducanu mit seinem Hoover-Truck durch das nächtliche Outreach fuhren. Der Verkehr zu dieser Nachtzeit hielt sich in dem Vorort in Grenzen, so dass Evander Zeit hatte über ihren gerade beendeten Einsatz nach zu sinnen.
Vor ihnen türmte sich das Djugena Hochhaus auf, in dem er und Raducanu für die Dauer ihres Auftrags ein Appartment bezogen hatten.
„Was übersehen wir?“ Wie aus dem Nichts kam die berechtigte Frage von Raducanu und riss Povlsen aus seinen eigenen Gedanken.
„Hmmm?“
„Ich meine, das ist jetzt der vierte Einsatz gewesen. Wir haben in den letzten zwei Wochen sämtliche Repräsentanten der im Moment auf New Home oder Epsilon Indi im Konflikt stehenden Kriegsparteien überprüft. Und was haben wir gefunden?“
„Nichts“ beantwortete Povlsen die rhetorisch gemeinte Frage und fuhr den Gedanken des Bryanter Agenten fort „Entweder suchen wir bei den falschen Leuten oder am falschen Ort. Wie ich ganz zu Anfang schon gesagt habe: Sowohl die Regulars als die 10 Lyranische auf New Home als auch die Zhanzheng de guang und die Irregulars auf Epsilon Indi haben andere Sorgen, als einen Präventivschlag gegen New Home auszuführen, oder?“
Povlsen lenkte den Hoover in die Tiefgarage des Appartmentkomplex und schlug den direkten Weg zu ihrem Stellplatz ein.
„Also WENN sie Söldner engagieren würden, so würden sie diese wohl eher gegen ihre direkten Konkurrenten einsetzen…“

Raducanu nickte matt. Allmählich kamen auch ihm Zweifel an dieser Mission auf. Sie hatten sich lautlos und ohne große Probleme Zugang zu den Büro´s der jeweiligen Söldnermakler verschafft. Diese Söldnermakler hatten sich darauf spezialisiert, die Rekrutierungsgeschäfte kleinerer Staaten und Fraktionen zu übernehmen, die es sich nicht leisten konnten, eigene permanente Repräsentanten auf Outrach zu haben.
„Und wenn sie die Daten gut versteckt haben?“
„Ach komm`, ich bitte dich. Das sind Amateure, glaub mir. Alleine schon die Leichtigkeit mit der wir die Sicherheitssysteme überlisten und an die Daten herankommen konnten…“
Evander lachte kurz auf bevor er fortfuhr „Vergiss nicht, dass sind in der Regel schlecht ausgebildete Ein-Mann-Unternehmen, die nichts ordentliches gelernt haben und sich nun damit durchschlagen für ihre ziemlich mittellosen Kunden billige drittklassige Söldner zu finden und zu engagieren. Die meisten von denen laufen doch sogar in jeder x-beliebigen Bar herum und fragen „Hey hast du Lust für New Home zu kämpfen?“ Keine Spur von Geheimhaltung.“ Er lenkte den Wagen in ihre Parklücke und stoppte den Motor, so dass sich der Wagen auf seine Luftkissen senkte.
„Nein, Dorinel! Es gibt nur zwei mögliche Optionen. Entweder sind die Informationen deiner Kollegen vom Bryanter Geheimdienst fehlerhaft, oder wir suchen am falschen Ort. Und das läßt uns nur noch einen Platz zum suchen übrig … Galatea!!“
Raducanu verzog das Gesicht. „Galatea? Oh nein, Ich will da nicht hin!“

Evander öffnete die Tür des Fahrzeugs und bedeutete Raducanu still zu sein. Im Innern ihres Fahrzeugs waren sie davor sicher abgehört zu werden, das überprüfte er vor jeder Fahrt. Doch bis zu ihrer Wohnung würden sie Schweigen müssen, wollten sie nicht riskieren von irgendjemandem belauscht zu werden.
Sie holten ihre Sporttaschen - in denen ihre Ausrüstung und die in dieser Nacht erbeuteten Informationen verstaut waren - aus dem Kofferraum und machten sich auf den Weg zum Fahrstuhl.
Im Fahrstuhl angekommen massierte er sich mit einer Hand seine Augen und schüttelte leicht den Kopf
Evander hasste es zugeben zu müssen, aber sie befanden sich in einer Sackgasse.

Wenige Minuten später waren sie an der Tür zu ihrem derzeitigen Domizil im 28ten Stock des Gebäudes angelangt. Evander fischte eine Holochip-Karte aus seiner Jackentasche und führte sie in das Schloss ein. Das Sicherheitsschloss, dass er extra hatte einbauen lassen, registrierte einen ganz besonderen holografischen Schlüssel. Absolut fälschungssicher, wie ihm der Verkäufer versichert hatte. Und nicht nur das, ein Display über dem Schloss zeigte ihm an, wer die Tür wann zuletzt geöffnet hatte. Zufrieden registrierte er die Anzeige, nachdem er selbst vor knapp 5 Stunden die Tür verriegelt hatte.

Kaum fiel die Tür ins Schloss, führte Raducanu das Gespräch aus der Tiefgarage fort.
„Glaubst du wirklich wir werden auf Galatea etwas finden?“ fragte er skeptisch während sie den kurzen Flur ins Wohnzimmer schritten.
„Entweder dass, oder Major Jegorowa hat sich die Gefahren für Bryant nur eingebildet.“
„Die Gefahrchrrr ist größerchrr als sie denken, Misterchrr. Povlsen!“

Die krächzige Stimme, die aus einem tiefen Sessel drang, der in einer duklen Ecke des Zimmers stand, versetzte alle antrainierten Reflexe Evander Povlsens innerhalb von Sekundenbruchteilen in Alarmbereitschaft. Noch ehe sein Gehirn die Anwesenheit des Fremden vollständig wahrgenommen hatte, reagierte sein Unterbewußtsein und liess ihn nach rechts hinter den zweiten Sessel im Raum hechten. Während des Fluges riss er seine Waffe aus dem Schulterholster und hatte sie bereits im Anschlag auf den Unbekannten. Auch Raducanu war in Defensivposition gegangen, so dass zwei rote Lasermarkierungspunkte auf der Stirn des Eindringlings tanzten.

„Rchrruhig, meine Herrchrren, rchrruhig. Wenn ich sie hätte töten wollen, hätte ich das schon längst tun können, nicht wahrchrr?“
Die furchbar klingende Stimme des Fremden liess Evander frösteln und erinnerte Evander ihn an Kreide, die über eine mittelalterliche Schiefertafel kratzte. Trotzdem war die Selbstsicherheit und Arroganz des Sprechers aus jeder einzelnen Silbe deutlich herauszuhören.
Evanders Gedanken kreisten. Wie konnte das sein? Wie war er hier eingedrungen? Die Fenster waren noch intakt und die Lüftungsschächte waren zu eng um als Zugang zu dienen.
„Ein hübsches Schloss, das sie da haben, Misterchrr Povlsen. Aberchrr wenn sie nicht nochmal von mirchrr überrascht werden wollen, sollten sie ein anderchrres Sicherchrrheitssystem wählen. Die Securchrriway Corchrrporchration ist nicht wirchrrklich eine Herchrrausforchrrderchrrung, wenn man die rchrrichtigen Chips besitzt“ Mit einem leisen kehligen Kichern hob die Gestalt langsam den rechten Arm empor und zeigte eine Chipkarte ähnlich der, die auch Povlsen benutzt hatte. Doch konnte diese anscheinend die angeblichen Hochsicherheitsschlösser knacken.
Povlsen fluchte innerlich und merkte sich vor seinem Händler mindestens die Nase zu brechen, wenn nicht noch ganz andere Dinge. Aber zunächts einmal war er sprachlos. Wer auch immer dieser Mann war, er war gut genug um eines der modernsten Sicherheitsschlösser zu knacken, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen.
„Wer sind sie und was wollen sie?“ Raducanu war der erste der seine Sprache wieder erlangte.
„Sagen wirchrr, ich bin jemand in derchrr gleichen Interchrressenslage wie sie.“ Er deutete mit seinem linken Arm langsam auf den Holovidprojekter im Wohnzimmer der daraufhin flackernd das Bild von Major Jegorowa erschienen liess.

„Ich grüße sie Commander Povlsen, Commander Raducanu.
Es haben sich neue Umstände ergeben, die ihre Mission unter ein neues Licht stellen wird.
Vor kurzem hat uns ComStar darüber informiert, dass sie die auf Bryant stationierten ComGuards in Kürze abziehen werden. Den Schutz der ComStar-Hyperpulsgeneratoranlage wird für eine Übergangszeit eine Söldnereinheit – Dantons Chevaliers – übernehmen um dann nach Abzug des ComStar-Personals an Blakes Wort über zu gehen
Diese Söldnereinheit wird vorher von New Home aus zu uns aufbrechen, wo sie ebenfalls die HPG-Station bis zum Eintreffen von Blakes-Wort Truppen bewachen soll.“
Povlsen tauschte einen kurzen Blick mit Raducanu aus. Das war das fehlende Puzzlestück! Nicht die Kriegsparteien auf New Home warben Söldner an, sondern Comstar. Die Erkenntnis traf Evander wie einen Blitzschlag. Kein Wunder das sie nichts hatten finden können.
„Das ist zumindest ComStars offizielle Begründung.
Wir haben Grund zu der Annahme zu befürchten, dass die Behauptung diese Söldnereinheit als Garnisonstruppen nach Bryant zu bringen schlichtweg gelogen sein könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass ComStar ihre Präsenz auf unserem geliebten Heimatplaneten so kampflos an Blakes Wort abgibt ist als äußerst gering einzustufen.
Vielmehr halten wir es für möglich, dass es sich hierbei um einen Vorwand handelt eine Invasionsstreitmacht auf New Home zu bilden und diese dann gegen uns in Bewegung zu setzen. Da wir den bisherigen Kriegsparteien auf New Home von je her ein Dorn im Auge waren, könnten auch diese sich an solch einer Aktion beteiligen.
Wir sind uns relativ sicher, dass Comstar-ROM von unseren mittlerweile guten Kontakten zu Blakes Wort und von unseren weiteren Aktivitäten erfahren hat.“
Evander runzelte die Stirn. Er war immer noch nicht überzeugt von der Bedrohung für Bryant und hatte das gefühl, das Major Jegorowa ein wenig unter Paranoia litt. Warum sollten sich alle Nachbarn vereinen um Bryant anzugreifen? Und warum war Dvensky mit Blakes Wort in Kontakt? Er hatte gehört, dass sich der radikale Orden immer stärker in den Chaosmarken engagierte, aber er hatte nicht gewusst, wie weit fortgeschritten sie in ihren Bemühungen um Bryant anscheinend schon waren.
„Meine Herren“ fuhr Major Jegorowa fort und holte Evander damit zurück aus seinen Gedanken „ich brauche ihnen sicher nicht zu erklären, dass eine solche Invasionsstreitmacht die Kräfteverhältnisse auf Bryant zu unseren Ungunsten verschieben würde. Wir brauchen daher so schnell wie möglich Informationen über diese Einheit, über den Vertrag mit ComStar und über mögliche Geheimklauseln. Finden sie heraus wie stark die Loyalität dieser Einheit zu ihrem Auftraggeber ist und ob und wie wir sie eventuell auf unsere Seite ziehen können. Bringen sie in Erfahrung ob die Chevaliers sich auf New Home mit weiteren Einheiten verbünden und sich mit dem Ziel auf den Weg machen, uns anzugreifen.
Der Überbringer dieser Nachricht wird sie mit weiteren Einsatzdetails versorgen. Folgen sie daher seinen weiteren Instruktionen.
Viel Erfolg meine Herren“

Und damit erlosch die Holovidanzeige und es legte sich wieder Stille und eine diffuse Dunkelheit über den Raum.
Povlsen und Raducanu blieben noch ein paar Sekunden regungslos stehen und steckten dann ihre Waffen wieder zurück in die Holster.
„Diese Dossierchrrs“ krächzte der merkwürdige Kurier und zerschnitt damit die Stille „beinhalten alle Inforchrrmationen die sie fürchrr ihrchrre Mission brchrrauchen.“ Der Mann zeigte auf zwei dicke Ordner mit jeweils den Namen Povlsen und Raducanu, die auf dem Couchtisch lagen.
Beide Agenten nahmen die Umschläge an sich und öffneten sie unverzüglich. Als sie die Umschläge hochnahmen, konnte er darunter noch einen Karton mit ein paar Ausrüstungsgegenständen erkennen, den sie sich später ansehen würden.
Evander pfiff annerkennend durch die Zähne. Die Unterlagen waren erstklassig aufbereitet. Grundrisse, Sicherheits- und Lagepläne. Sogar ein Protokoll über das Wachpersonal war dem Dossier beigefügt.
Wer auch immer diese Daten gesammelt und aufbereitet hatte, er verstand sein Handwerk.

Raducanu hatte seine Unterlagen kurz überflogen und stellte sich nun mit verschränkten Armen vor dem Sessel auf.
„Eine Frage noch: Wer zum Kuckuck sind sie? Ich denke, dass ich jedes Gesicht des Bryanter Geheimdienstes kenne und sie gehören definitiv nicht zu uns.“
Povlsen war überrascht. Falls das stimmen sollte, war das in der Tat besorgniserregend.
Ein paar Sekunden verstrichen ehe der mysteriöse Bote antwortete. „Nun, Commanderchrr Rchrraducanu, sie wissen bei weitem nicht soviel überchrr ihrchrre Orchrrganisation wie sie glauben mögen.“ Wieder ein kehliges Kichern. „Aberchrr ja, ich will ehrchrrlich zu Ihnen sein, ich gehörchrre genauso wenig zu Brchrryant wie es Misterchrr Povlsen tut. Ich bin nurchrr hierchrr, weil ich in derchrr Lage bin dafür zu Sorchrrgen, dass sie diese Mission erchrrfolgrchrreich abschliessen.“
„Und warum machen sie es nicht selbst, wenn sie so gut sind?“ Raducanu schien erbost zu sein über die überhebliche Art des Unbekannten.
Die Antwort des Fremden klang ein wenig wie Schmirgelpapier das über blankes Metall gezogen wurde „Nun, ich habe die Inforchrrmationen aber nicht die Möglichkeiten um den Auftrchrrag auszuführchrren. Und sie haben zwarchrr die Möglichkeiten, aberchrr nicht die notwendigen Inforchrrmationen. Und somit helfen wirchrr uns gegenseitig, nicht wahrchrr.“
„Und woher wissen wir, das sie uns nicht zu ihren eigenen Zwecken benutzen.“
„Ohhh“ lächelte der mysteriöse Fremde auf eine beklemmende Art und Weise „machen sie sich da mal keine Sorchrrgen, Commanderchrr Rchrraducanu. Natürchrrlich benutze ich sie fürchrr meine eigenen Zwecke.“
Unter einem weiteren kehligen Kichern stand der Mann – der einen unauffälligen Anzug trug – aus dem Sessel auf und bewegte sich langsam, aber mit dem sicheren Schritt eines durchtrainierten Mannes Richtung Ausgang. Evanders erster Gedanke, es würde sich aufgrund der Krächzstimme um einen alten Mann halten, war also falsch gewesen.
Stattdessen konnte er das Gesicht eines Mitte Dreißigjährigen Mannes erkennen. Doch sofort konnte Evander auch die Ursache für das Krächzen nachvollziehen. Von der Halskrause aufwärts zog sich eine tiefe Brandnarbe über die gesamte rechte Gesichtshälfte des Mannes, endete kurz unterhalb des rechten Auges und versetzte es damit in ein erschreckend aussehendes dauerhaftes Starren. Die Narbe zog sich weiter über die rechte Gesichtshälfte nach hinten Richtung Nacken und umwölbte ein künstliches rechtes Ohr bevor es wieder im Rücken des Mannes verschwand. Der kahle Kopf verstärkte zusätzlich das bedrohliche Äußere und Povlsen konnte nicht anders als bei diesem Augenblick unwillkürlich zusammen zu zucken.
„Also, Misterchrr Povlsen, Commanderchrr Rchrraducanu“ er setzte sich bei diesen Worten einen tiefen breitkrempigen Hut auf und tippte mit der Rechten an der Krempe „viel Erchrrfolg bei ihrcherchrr Mission. Ich werrchrrde sie wiederchrr kontaktierchrren.“

Kaum war der Krächzer durch die Tür verschwunden, schüttelte sich Raducanu.
„Brrr, meine Güte, hast Du sowas schon erlebt? Weißt Du wer das gewesen sein könnte?“
Povlsen schüttelte nur den Kopf und versuchte die Implikationen des eben gesagten im Kopf zu sortieren. Er hatte eine dunkle Ahnung, um wen es sich hier handeln könnte. Aber er nahm sich vor Raducanu nicht weiter damit zu belasten. Wenn er Recht haben sollte mit seiner vermutung, dann konnten sie froh sein, wenn sie heil wieder aus dieser Sache herauskamen.
„Ein versteh ich immer nocht nicht“ liess der sichtlich irritierte Raducanu nicht locker „Wenn er uns helfen will, warum hat er dann auf diese Art und Weise Kontakt aufgenommen? Er hätte sich doch einfach so mit uns in Verbindung setzen können, oder?“
„Nein,“ Evander schüttelte den Kopf „er wollte uns seine Überlegenheit demonstrieren. Er wollte uns zeigen, das er in der Lage ist uns zu kriegen, wann er will und wie er will.“
Und Evander hatte die Befürchtung, das das wohl auch stimmte.
Doch dann klatschte er in die Hände, verdrängte die Sorgen und griff erneut nach dem Umschlag.
„Nun gut, wir sollten keine Zeit mehr verlieren. So wie es sollten wir uns gut vorbereiten, denn irgendwie habe ich den Eindruck, das das kein Spaziergang werden wird.“

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11.07.2003 12:39 Ironheart ist offline E-Mail an Ironheart senden Beiträge von Ironheart suchen Nehmen Sie Ironheart in Ihre Freundesliste auf
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Silvester

Djugena Appartement-Komplex, [Vorort] von Harlech, Outreach
Chaos-Marken
31. Dezember 3064, 20:54

Wortlos und entschlossen verließen Povlsen und Raducanu ihr gemeinsames Appartement in ganz normaler Freizeitkleidung. Jemand Außenstehendes hätte vermutet, das sich die beiden Männer auf den Weg zu einer der vielen Silvesterfeiern machten. Alleine die vielen prall gefüllten schwarzen Taschen und Rücksäcke passten nicht ganz ins Bild.
Sie stiegen in den Fahrstuhl und Povlsen betätigte die Taste des höchstgelegenen Stockwerks.
„Ähmm, ich kenn mich noch nicht sonderlich gut aus in diesem Gebäude“ brummte Raducanu irritiert und runzelte die Stirn „aber liegt die Tiefgarage nicht unten?“
„Kleine Änderung im Plan, wir nehmen nicht den Hoover!“ grinste Povlsen und hob die beiden übergroßen Taschen in seinen Händen ein wenig empor. „Ich wusste nicht ob ich dieses Baby noch rechtzeitig geliefert bekomme, daher habe ich dir erstmal nichts erzählt…“
Raducanu´s Stirnfalten wurden immer tiefer. „Was zum Teufel…?“
„Ich zeig es dir gleich, sei nicht so neugierig, o.k.?“
Raducanu lächelte gequält „Neeeiin, natüüürlich nicht. Geht ja nuuur um mein Leben…“ Seine Stimme troff vor Ironie und beide lachten etwas nervös. Dann fügte er ernster hinzu. „Ich hoffe du weißt was du tust.“
Sie stiegen aus dem Fahrstuhl und legten die letzten Schritte zum Dach über die Treppe zurück.
„Keine Sorge,“ versuchte Povlsen seinen Partner zu beruhigen während er die Alarmanlage am Notausgang zum Hochhausdach überbrückte. „es gibt keine sicherere, leisere Art um in die Kaserne hinein und wieder hinaus zu kommen.“
Dann zückte er ein Stemmeisen und stemmte die Tür auf „Genieß einfach die Aussicht“ witzelte Povlsen und schaute sich selber um.
Vom 38ten Stock aus hatte man eine herrliche Aussicht auf die Skyline des nächtlichen Outreach. Das vereinzelte Wummern von Böllern im Hintergrund erinnerte an die Geräusche einer weit entfernten Schlacht und man konnte mehrere Freudenfeuer erkennen. Für einen kurzen Augenblick fühlte er sich wieder zurückversetzt an die Schlachtfelder seiner Vergangenheit und er spürte die Anspannung in seinem Körper ansteigen. Er konnte nicht mehr sagen, wie häufig er dieses Gefühl schon gespürt hatte, so oft hatte er sich schon auf eine Mission begeben. Aber es beflügelte ihn jedes Mal wieder.
Er riss sich los von seinen Gedanken und von diesem Anblick und begann seine Ausrüstung anzulegen und hoffte innerlich, dass er auch diesen Einsatz sauber und komplikationslos durchziehen konnte so wie die vielen Einsätze zuvor auch.
„Lautlos rein und lautlos raus“ murmelte er wie eine Beschwörungsformel vor sich hin als er sich schließlich an die beiden großen Taschen machte.

**********************************

Die Bar „Hell and Heaven“, Söldnerdistrikt, Harlech, Outreach
Chaos-Marken
31. Dezember 3064, 21:13

Zdenek „Denny“ Dukic stand am oberen Ende der Treppe, die auf die Empore im Hell and Heaven führte. Er ließ seinen Blick über seine feiernden Kameraden und über seine geliebte Bar schweifen.
Links von ihm – in der Nähe der Eingangstür – saßen die Elementare um First Lieutenant Wolf McHarrod der sichtlich bemüht war seinen ehemaligen Clanner Kampfgefährten den Hintergrund hinter diesen Feierlichkeiten nahe zu bringen. Anhand der teilweise offen vor Abscheu verzerrten Gesichter dieser Riesen konnte Denny erkennen, das dies aber augenscheinlich ein sinnloses Unterfangen war.
Sein Blick wanderte weiter von der Bar und den unter ihm voll besetzten Tischen zur Band. Georgie hatte sich nicht lumpen lassen und eine erstklassige Band organisiert, die es geschafft hatte die Stimmung im Saal jetzt schon ordentlich einzuheizen. Lady Angelinas höhere Töchter, die zwischen den Tischen hin und her wuselten taten ein Übriges.
An der Bar erkannte Denny seinen Lanzenkameraden und Flügelmann Hank Borer, der mit wild rudernden Gesten ganz offensichtlich einen seiner vielen Kämpfe in den Arenen von Solaris schilderte. Denny musste grinsen und nippte kurz an seinem Glas Golden Sierra. Wie es schien hatte Hank auch einen neuen Kumpan gefunden. Der junge Swoboda lachte lauthals über einen der zahlreichen Witze, die Hank immer so gerne in seine Kampfbeschreibungen einwebte und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, so als ob sie sich schon Jahre kennen würden und die dicksten Freunde seien.
Denny blickte sich weiter um und konnte an allen Tischen glückliche, lachende Chevaliers sehen. Auch rechts von ihm, an einem der Tische auf der Empore, wurde viel gelacht. An diesem Tisch saß fast die gesamte Führungsriege der Chevaliers und amüsierte sich köstlich. Einen kurzen Augenblick musste Denny an den Abend ihrer Rekrutierung denken und ein kleiner Schatten fiel über sein Gesicht. Irgendwie hatte er an diesem Abend das Gefühl gehabt, das er hätte dazugehören können, dass er sich auch mit dem Captain und dem Major hätte anfreunden können.
Doch er hatte sich getäuscht. Er gehörte nicht dazu und er hatte auch nicht den Eindruck, dass er je dazu gehören würde. Er wusste nicht genau woher dieser Eindruck rührte, ob es an seinen ständigen Reibereien mit Master Sergeant Metellus lag oder an seinen Differenzen mit seiner Lanze. Aber er war sich sicher, dass er nicht gerade beliebt war in seiner Einheit.
Denny war so tief in seinen Gedanken versunken, dass er erst merkte angesprochen worden zu sein, als die Person sich sanft in sein Blickfeld schob.
Denny runzelte verwirrt die Stirn und drehte sich zu Gustav Brauer um, dem Chef des Hell and Heaven Sicherheitsteams.
„Gustav, Entschuldigung, was haben Sie gesagt?“
Der blonde Hüne lächelte ein klein wenig bevor er sich wiederholte „Sir, ich sagte sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wir haben alles unter Kontrolle.“
„Schön Gustav, das freut mich zu hören.“ Und das tat es tatsächlich, da es ihn von anderen Gedanken ablenkte. „Wie sieht’s aus im Eingangsbereich?“
„Alles ruhig, die Big Boys und die Männer vom 3. Trupp flössen den Passanten wie es aussieht genug Respekt ein “ war Brauers Antwort Sekundenbruchteile bevor ein lautes Grölen aus dem hinteren Teil des Hell and Heaven zu vernehmen war, dort wo vorher der Spielhöllenbereich gewesen war und nun das Buffet und ein paar Extratische platziert worden waren. In diesem Abschnitt hatte sich fast die komplette Panzerkompanie der Chevaliers breit gemacht – die Höllenhunde.
„Na ja, wie es scheint, sollten sie vielleicht lieber ein paar Sicherheitskräfte nach hinten abstellen, sonst bleibt bald nichts mehr vom Buffet übrig, oder?“ grinste er Gustav Brauer an, der sich kopfschüttelnd auf den Weg machte um nach dem Rechten zu schauen.
Denny lachte kurz in sich hinein. Solange sich die Chevs nur selbst Ärger bereiteten, war die Welt mit Sicherheit noch in Ordnung.

*******************************

Das Dach des Djugena Appartement-Komplex, [Vorort] von Harlech, Outreach
Chaos-Marken
31. Dezember 3064, 21:34

Evander Povlsen stand am Rande des Daches des Djugena Appartementkomplexes und blickte durch ein Nachtsichtfernglas in die Dunkelheit der Vororte von Harlech. Anhand der Kompassanzeige am unteren Bildrand der Anzeige konnte er exakt die Richtung ausmachen, in der die Kaserne der Chevaliers gelegen war.
Dann zog er sein Visier über und schaltete es ein. Mit einem leichten Summen nahm das Gerät seinen Dienst auf und Povlsen konnte die Anzeige auf seine Augenbewegungen kalibrieren.
Ein kurzes „Wow“ sagte ihm, das auch Raducanu sein Gegenstück zu diesem Wunder an Technik übergezogen hatte.
Wer auch immer der Krächzer war, er hatte Zugang zu einigen extra feinen Ausrüstungsgegenständen, wie Povlsen festgestellt hatte. Und diese Visiere waren erst der Anfang gewesen. Auch der Rest der Ausrüstung wie Panzerwesten, Hand- und Sturmfeuerwaffen und die Sprengladungen waren besser als alles was Povlsen hätte auf dem freien Markt bekommen können. Das schien zumindest Povlsens Vermutung über die Herkunft des Krächzers zu bestätigen, aber er verdrängte jetzt diesen Gedanken um sich wieder voll auf den Einsatz zu konzentrieren.
Er aktivierte mit einem Blinzeln eines der am rechten Rand befindlichen Icons und das Visier schaltete auf den grünen Nachtsichtmodus. Dann ging er wieder an den Rand des Daches, fixierte die Position des Kasernengeländes der Chevaliers, das ca. 6 Klicks von hier entfernt war und markierte die Position. Jetzt konnten sie die Anlage nicht mehr verfehlen.
Povlsen schritt hinüber zu seinem Partner, der ein wenig skeptisch das pechschwarz lackierte Gebilde begutachtete, das jetzt komplett vor ihnen aufgebaut war.
„Und mit diesem Ding willst Du zur Basis der Chevaliers fliegen und wieder zurück?“
„Dieses Ding ist ein Ultraleicht-Tandem-Flugdrache und wird uns sicher hin- und auch wieder zurück bringen, ich versprech´s dir.“
„Bist du das Ding denn schon je einmal geflogen?“ fragte Raducanu immer noch nicht überzeugt.
„Ja, schon seit meiner frühesten Jugend“, gab Povlsen zurück. „Dort wo ich herkomme, gibt es Gebirge von denen kannst du mit diesem Fluggerät abfliegen wie ein Adler, hunderte von Kilometer weit. Schau, wir haben hier einen kleinen Propellermotor, den wir ca. eine Minute vor der Chevaliers Kaserne ausschalten werden und damit können wir punktgenau in das Lager einschweben, ohne das uns jemand hört, geschweige denn sieht. Und bevor irgendjemand etwas bemerkt hat, steigen wir auf dem Dach ihres Verwaltungsgebäudes wieder auf den Flugdrachen und schweben fast unsichtbar für die Chevaliers davon.“
„Na gut“, seufzte Raducanu, als ihn Povlsen mit einem Karabiner an das Fluggerät sicherte „dann lass es uns endlich hinter uns bringen.“
„Du wirst sehen“ sagte Povlsen, während er sich selbst sicherte „das macht sogar Spaß.“ Und mit diesen Worten gab er seinem Partner einen Schubs und sie rannten los in Richtung des Hochhausdaches und sprangen ab zu ihrer gemeinsamen Mission.
Das kurze Wummern in seinem Magen und das laute Aufkeuchen Raducanu`s, als sie sich vom Dach abstießen, wich einem Hochgefühl als sie begannen elegant in Richtung ihres Ziels zu schweben.

************************************

Vor der Wachstube, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach, Chaosmarken
31. Dezember 3064, 21:56

Sergeant Terry Koszarek und zwei seiner Männer schlenderten die Ost-West-Strasse des Kasernengeländes hinab, direkt auf das Haupttor zu. Alles war ruhig, bis auf das gelegentliche Fauchen von Feuerwerkskörpern, deren Geräusche vom nahe gelegen Harlech hinübergeweht wurden.
Vor dem Haupttor konnte er den Rest seines Trupps erkennen, der sich um den Eingang des Wachhäuschens versammelt hatte und auf ihren Truppführer wartete. Sie alle hatten ihre Wachrunde schnell beendet und wer konnte es Ihnen auch schon verdenken? Während sich der überwiegende Teil der Chevaliers in dieser Nobelkneipe in Harlech vergnügte, mussten sie hier Dienst schieben. Da war es kein Wunder, das seine Leute ihre Runde schnell beenden und zurück zu ihren Kameraden in die warme Wachstube wollten.
Aber Dienst war Dienst und somit forderte er Ihren Bericht an, als er sie schließlich erreicht hatte.
„Bei den Verwaltungsgebäuden alles in Ordnung.“
„In Panzerhangar ist alles ruhig, Sarge, aber in der Fliegerhalle schraubt die verrückte Hawk an ihrer Mühle rum und in einem der Mechhangars machen das Trent, die Clannerin und der Tech Megahiro.“ Bei diesen Worten schüttelte der Corporal den Kopf. Auch Sergeant Koszarek kam es schleierhaft vor, wie man so kurz vor Silvester noch so eifrig sein konnte, schließlich stand ja kein Angriff bevor. Aber aus diesen Mechheinis war er eh nie sonderlich schlau geworden. Und was die Hawk betraf, das die nicht mehr ganz dicht war, hatte sich unter den Infanteristen eh schon rumgesprochen.
Also drehte er sich ohne weiteren Kommentar zu seinem letzten Corporal um, der auch gleich mit seinem Bericht losprustete.
„Bei den Wohnunterkünften ist fast alles ruhig, Sarge! Bis auf ein paar seltsam grunzende Geräusche hmmpff…“ kicherte der Corporal los. Offensichtlich waren die einen oder anderen Chevaliers Päarchen zurückgeblieben um das neue Jahr auf eine andere Weise zu feiern. Und fast war sich Sergeant Koszarek sicher, dass unter einigen seiner Männer – sich selbst eingeschlossen - ein paar neidische dabei waren.
„Das reicht meine Herren, “ ging der Sergeant nicht weiter auf die Bemerkung ein und schickte seine Männer in die Wachstube „wie mir scheint ist hier alles in Ordnung.“
Und während seine Männer die Wachstube betraten, genoss er die kühle Brise, die über ein paar in der Nähe stehende Bäume strich und ihre Blätter zum Rascheln brachte.

**************************************

Das Dach des Verwaltungsgebäudes, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach, Chaosmarken
31. Dezember 3064, 21:57

Mehr als ein Rascheln war auch nicht zu hören, als Povlsen und Raducanu auf dem flachen Dach des Verwaltungsgebäudes landeten. Erst nachdem Povlsen den Flugdrachen sicher aufgesetzt hatte, setzte auch Raducanu seine Beine auf dem Dach ab. In einer flüssigen Bewegung öffnete Povlsen seinen und Raducanu´s Karabiner und sofort nahmen beide Männer ihre Rucksäcke von ihrem Rücken und zogen ihre Commando MK-3 Maschinenpistolen heraus. Ein zwei schnelle Handgriffe und die mit Schaldämpfern ausgestatteten und darum klobig wirkenden Waffen waren einsatzbereit.
Einen kurzen Augenblick hielten die beiden Männer inne und lauschten der Umgebung. Keine Geräusche trappelnder Füße waren zu hören.
Hörbar atmete Povlsen vor Erleichterung aus. In nicht einmal 20 Meter Höhe waren sie gerade über einen Wachtrupp der Chevaliers gesegelt und Povlsen hatte schon befürchtet, der Einsatz könnte schon brenzlig werden, bevor er erst richtig begonnen hatte. Doch zum Glück hatte keiner der Wachmänner gen Himmel geschaut und damit konnten sie weiter nach Plan vorgehen.
Mit der Hand gab er Raducanu ein Zeichen der ebenfalls mit einer knappen Geste bestätigte und sich schon lautlos aufmachte in Richtung seines ersten Ziels.
Es war keine Zeit mehr zu verlieren, denn sie hatten wahrscheinlich noch knapp zwei Stunden Zeit ehe jemand wieder die Wachstube verlassen würde, und bis dahin mussten sie bereit sein für die zweite Phase ihres Plans.

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Nahe der Wachstube, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach, Chaosmarken
31. Dezember 3064, 23:11

Der Schatten huschte vorsichtig und fast lautlos unterhalb der teilweise offenen Fenster der Wachstube zu einem kleinen, mit einer Antenne versehenen Verteilerkasten. Dieser Kasten empfing per Funk die Signale aller Überwachungskameras der Basis und leitete sie dann an die Bildschirme in der Wachstube weiter.
Der Plan der beiden Agenten sah allerdings vor, das zu ändern.
Leise zog Dorinel Raducanu einen altmodischen Schraubenzieher heraus und begann vorsichtig die Verkleidung abzunehmen. Die Geräusche, die aus der Wachstube drangen übertönten seine Arbeitsgeräusche dabei bei weitem. Er nahm die Verkleidung ab und suchte nach den richtigen Kabelsträngen. Nachdem er die Verbindung überbrückt hatte, schnitt er die entsprechenden Kabel durch und lauschte angestrengt den Geräuschen aus der Wachstube knapp über ihm.
Doch alles blieb beim Alten. Das leise Murmeln von Gesprächen und ab und an zu hörendes Lachen signalisierte ihm, das er die richtigen Drähte getrennt hatte.
Raducanu atmete seine Nervosität aus, holte einen kleinen schwarzen Kasten aus seinem Rucksack und führte die getrennten Drahtenden in das kleine Zusatzgerät ein. Nachdem er diese dann befestigt hatte, setzte er einen kleinen Schalter um, der das kleine Gerät in Betrieb nahm. Die Apparatur würde exakt 10 Minuten vor Mitternacht beginnen die digitalen Eingänge der verschiedenen Kameras zu kopieren und dann 5 Minuten vor Zwölf abzuspielen. Der damit entstehende Loop würde den Wachmännern – wenn denn überhaupt welche auf die Bildschirme schauen würden - vorgaukeln, das alles noch in Ordnung sei und er und Povlsen würden ungestört ihrem eigentlichen Hauptplan nachgehen können.

Raducanu grinste als er die Verkleidung wieder anbrachte. Bisher hatte Povlsen die menschliche Seite der Wachposten richtig eingeschätzt. Niemand war während der letzten anderthalb Stunden des alten Jahres auf Streife gegangen. Und somit hatten sie ungestört ihre Vorbereitungen durchführen können. Raducanu war überrascht wie einfach das bis hierher gewesen war und wie schwach das Sicherheitsnetz der Chevaliers war.
Aber andererseits konnte das Raducanu auch gut verstehen. Ein hocheffizientes Sicherheitsnetz kostete eine Menge Geld und die Chevaliers hatten diese Kaserne nur angemietet. Sie planten sicher keine längeren Aufenthalte hier, also warum sollten Sie die Basis aufwändig sichern? Zumal jeder wusste, dass es kein perfektes Sicherheitssystem gab. Jedes Sicherheitsnetz hatte seine Schwächen und konnte umgangen werden. Man konnte es potenziellen Eindringlingen nur so schwer wie möglich machen.

Er war damit beschäftigt die letzte Schraube der Verkleidung anzubringen, als er plötzlich innehielt und die Stirn runzelte. Die Diskussion in der Wachstube war lauter und lebhafter geworden und Raducanu wusste nicht warum. Vorsichtig zog er seine Waffe von der Schulter und strengte sich an, den Inhalt der Gespräche zu verstehen.
„Pagat ultimo! Jetzt hat der Kerl den Mond gefangen! Farbensolo! Ich rufe den Pik König!“

Er hatte keine Ahnung was das bedeutete und befürchtete irgendwie erkannt worden zu sein. Langsam und mit der Waffe im Anschlag zog er sich zurück, darauf vorbereitet, das jeden Augenblick die Wachmannschaft aus der Stube gerannt kommen konnten, um das Feuer auf Ihn zu eröffnen.



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Die Bar „Hell and Heaven“, Söldnerdistrikt, Harlech, Outreach
Chaos-Marken
31. Dezember 3064, 23:12

„HEY CHEVALIERS, IHR SEID CLANNER-ABSCHAUM!“
Gustav Brauer schaute beunruhigt hinüber zum Old Coventry Pub auf der anderen Straßenseite und beobachtete die immer mal wieder Beschimpfungen herüber grölende Menge.
Der Sergeant an seiner Seite spannte sich bei dieser neuerlichen Beleidigung, so dass ihn Brauer kurz am Arm zupfte.
„Ganz ruhig, Sergeant. Lassen sie sich nicht provozieren. Die wollen doch nur einen Vorwand.“
Der Sergeant, der mit seinem Trupp von Captain Peterson eingeteilt worden war um die Big Bad Boys bei der Sicherung des Hell and Heaven zu unterstützen, nickte nur kurz und knirschte vor Wut mit den Zähnen. Aber er hatte sich und seine Männer soweit im Griff, als das sich Gustav sicher war, das sie sich würden beherrschen können.
Er hoffte nur, dass dies auch für den Mob auf der anderen Straßenseite galt.

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Die Wachstube, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach, Chaosmarken
31. Dezember 3064, 23:13

„Pagat ultimo! Jetzt hat der Kerl den Mond gefangen! Farbensolo! Ich rufe den Pik König!“
Sergeant Koszarek, der mit Sergeant Major McLachlan im hinteren Teil der Wachstube saß, grinste zu den Männern und Frauen hinüber, die um einen Tisch herum saßen und Karten, auf einen Tisch droschen. Sie spielten ein neues Kartenspiel das Irgendjemand von einem Planeten namens Vienny mitgebracht hatte. Tarock sagte er dazu – und es war bei der Infanterie beinahe zur Sucht geworden.
Aber Sergeant Koszarek interessierte das Spiel derzeit überhaupt nicht. Er sinnierte über die Ungerechtigkeit des Lebens nach. Seit er bei den Chevaliers war, hatte er versucht, bei der Sekretärin des Chefs zu landen. Und dann kam dieser dicke Kloß Kleinweich – und Cindy warf sich in seine Arme. Und dann gingen die beiden zu Silvester nicht einmal aus. Was die wohl SCHON WIEDER machten? Und WIE machten sie es? Dieses Walross und die schlanke Cindy! Oh mein Gott!
Er legte die Füße hoch und versuchte an etwas anderes zu denken, als an dieses Bild vor seinen Augen. Er hoffte, dass sie irgendwann genug von diesem Walfisch haben würde und er sich dann an sie ranmachen konnte.
„Nächstes Jahr“ murmelte er in sich hinein „nächstes Jahr wird alles besser.“



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Das Dach des Verwaltungsgebäudes, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach, Chaosmarken
31. Dezember 3064, 23:59

Evander Povlsen beobachtete angespannt die Anzeige seiner Uhr. Alle Vorkehrungen waren getroffen, die Sprengladungen platziert und er und sein Partner waren bereit für die zweite Phase des Plans.
Er stellte sich den Wachzug der Chevs vor, wie sie im Wachlokal beieinander saßen und an ihren alkoholfreien Getränken nippten. Sich überlegten, ob es statthaft war, um Mitternacht eine Flasche Sekt zu öffnen, um auf das neue Jahr anzustoßen!
Welch ein Glück, dass die Ausbreitung der Menschheit mit den unterschiedlichen Neujahrstagen Schluss gemacht hatte. Selbst die Moslems und die Menschen mosaischen Glaubens, aber auch die aus dem asiatischen Raum kommenden, hatten sich auf einen Jahresanfang geeinigt, alte Sitten hin, örtliche Zeitrechnung her. Interstellar konnte nur ein einheitliches System funktionieren.
Nur eines war der lokalen Zeitrechnung überlassen – die Uhrzeit. Genau in der Mitte zwischen Sonnenunter- und Aufgang. (Sprungschiffe bedienten sich dafür der Bordzeit – auch da galt Neujahr um 24.00. Nur einige seltsame Sekten feierten Neujahr zu dem Zeitpunkt, wo es an dem Ort Mitternacht war, wo ihr Haupttempel stand. Die Chevs verfügten allerdings über keines dieser Sektenmitglieder.)
Der Agent konnte die Wachen beinahe vor sich sehen. Wieder musste er grinsen. Er malte sich aus, wie zumindest die Davions unter ihnen bunte Papierhütchen über die Käppis setzten, wie Papierschlangen und Konfetti geworfen wurden. Wie die Lyraner unter dem Wachpersonal zu schunkeln begannen und die Asiaten unter große, bunte Papierdrachen schlüpften, um derart kostümiert durch die Wachstube zu tanzen.

Doch dann riss er sich zusammen. Er durfte seinen Gegner nicht unterschätzen, noch hatten sie ihren Auftrag nicht erfüllt und die Chevaliers würden sich sicher nicht wie komplette Idioten benehmen, auch wenn er sich das wünschte.

Leise flüsterte er den er den letzten Countdown des Jahres mit. „Fünf, vier, drei, zwo, eins, JETZT!“
Hunderte Finger senkten sich auf Hunderte Schalter, Tausende Streichhölzer und Feuerzeuge wurden an Tausende Zündschnüre gehalten, Zehntausend Sektkorken knallten aus Zehntausend Flaschen.
„PROSIT NEUJAHR!“ jubelten Millionen Menschen in Harlech. Und auch in der Chevaliers-Kaserne senkte sich ein Finger auf einen Schalter.
Das leise Puffen der Sprengladung an der Alarmanlage und an der Kommunikationsanlage ging im Donnern der Feuerwerke über der Stadt unter. Wenn ein leises Echo den Wachraum erreichte, so wurde es übertönt von den Sektkorken (für jeden Mann ein halbes Glas!) und dem Krachen vor den Toren.
Die Tür, die vom Flachdach ins Verwaltungsgebäude führte war zwar deutlich lauter als es durch die Sprengladungen aus den Angeln gehoben und auf das Dach geschleudert wurde. Aber auch das Geräusch war nicht laut genug um von der feiernden Wachmannschaft wahrgenommen zu werden.
Die Kameraleitungen waren durch den Eingriff der Agenten auf Schleife geschaltet worden, so dass die beiden Agenten nun mit der Waffe im Anschlag ins südliche Treppenhaus eindringen konnten ohne beobachtet werden zu können und sich auf den Weg zu ihrem Ziel machten.

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Die Bar „Hell and Heaven“, Söldnerdistrikt, Harlech, Outreach
Chaos-Marken
01. Januar 3065, 00:14

Während sich drinnen im Hell and Heaven die Besucher immer noch um den Hals fielen und zum neuen Jahr beglückwünschten, waren nur eine Handvoll der Chevaliers nach draußen getreten um in der kühlen Winternacht das Feuerwerk über Harlech zu betrachten.
Der einzige der dem Spektakel über Ihnen keine Aufmerksamkeit widmete war Gustav Brauer, der etwas beunruhigt vom Eingang des Hell and Heaven die knapp 30 betrunkenen Männer aus der Kneipe gegenüber auf sie zukommen sah.
Er reagierte sofort. „Team, sammeln beim Eingang!“ gab er durch sein Head-Set an seine 11 Kollegen durch „Hasheem, informier die Dragoner-Sicherheit, wir könnten hier ein Problem kriegen.“
Dann wandte er sich an den Chevalier-Sergeant. „Überlassen Sie das Reden mir, in Ordnung? Schaffen Sie ihre Leute rein, ich kann mir fast denken, weswegen diese Herren auf dem Weg zu uns sind.“
Der Sergeant der Chevaliers – der die Gefahr ebenfalls registriert hatte - nickte nur kurz und gab seinen Leuten Anweisungen.
„Schau dir das Mal an“ höhnte einer der Männer als sie auf Hörweite heran waren „die feigen Clannerfreunde rennen gleich zu Mami.“ Der Chor aus höhnischem Gelächter, der Brauer und seinen Leuten entgegenschlug, verhieß nichts Gutes.
Brauer lächelte und trat einen Schritt nach vorne. „Frohes neues Jahr, meine Herren“, lächelte und versuchte abzuschätzen wie ernst es dem Pöbel war.
Er konnte keine Waffen sehen, aber einige der ihm gegenüberstehenden Männer hielten ihre Arme auffällig hinter ihrem Rücken verschränkt und er registrierte mehrere Ausbuchtungen in Jacken und Beulen, die Rückschlüsse auf die Bewaffnung der möglichen Gegner schließen ließ.
Die Big Bad Boys und auch die Chevaliers waren nur mit Schockern, Schlagstöcken und leichten Laserpistolen bewaffnet, alle schwereren Waffen waren drinnen.
„Aus dem Weg, du Penner“ grunzte ihn der gleiche Mann von vorhin an – offensichtlich der Anführer der Truppe – wir wollen nur ein wenig feiern und Spaß haben, oder?“ Seinem hohlen Lachen folgte das Gelächter einiger seiner Kumpanen, doch in den Mienen von mehr als einem konnte Brauer die gewisse Entschlossenheit sehen, die ihn befürchten ließ, das sie nicht unbedingt dieselben Ansichten über Spaß hatten.
„Tut mir Leid“ blieb Brauer trotz allem höflich „das ist eine geschlossene Gesellschaft.“
„Dann wird es Zeit, dass wir das etwas auflockern, oder?“
Brauer blickte die Reihe des Pöbels ab, zuckte nur mit den Schultern. „Wir wollen doch keinen Ärger machen, oder?“ fragte er mit einem leicht drohendem Unterton. „Da drinnen sind noch mindestens 300 weitere Chevaliers.“
„Na und“ blaffte der Rädelsführer zurück „Was meinst du wie schnell wir hier 1000 andere Leute aus den umliegenden Kneipen herholen können, die nichts lieber tun würden als Clanner und ihre Freunde platt zu machen, häh?“
Brauer schaute seinem Gegenüber – der mittlerweile bis auf zwei Schritte heran war – tief in die Augen und hoffte, dass diese Männer nicht so dumm waren und tatsächlich einen Straßenkrieg provozieren würden.
Doch andererseits hatte er in den letzten zwei Jahren nicht sonderlich viele vernünftige Männer dieses Schlages auf Outreach erlebt.
Und somit bereitete er sich auf das Schlimmste vor.

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Mannschaftsunterkünfte, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach
Chaos-Marken
01. Januar 3065, 00:15

Es war dunkel und still in dem Zimmer der Chevalierskaserne auf Outreach. Nur leises, feminines Atmen und dunkles, maskulines Grollen war zu hören, bis ... „Pweeeet, Pweeet!“ .... ein seltsames Geräusch das Idyll störte.
„Merde!“ Ein Blick auf die Uhr. „Jetzt haben wir glatt den Jahresbeginn verschlafen! Aber was...?“
Ein Lattenrost ächzte protestierend, als sich das Nilpferd, welches das dunkle Grollen (Cindy sprach in diesem Zusammenhang beschönigend von ‚Schnarchen’) von sich gegeben hatte, von der Matratze wälzte und auf eine Taste des Laptops drückte, der auf dem Nachttischchen ruhte und oben genannte seltsame Geräusche von sich gab.
„Hmmmm?“ Für Chevaliers und andere Leser dieser Berichte kann es wohl keinen Zweifel geben, von wem dieser ewig aktuelle Laut aus weiblicher Kehle kam. Natürlich von Cindy.
„Da ist ein Unbefugter an Major Dantons Computer!“ informierte Willem sein ‚Gschpusi’.
Cindy verwandelte sich in einen Wirbelsturm, der ihre im Raum verstreute Unterwäsche und ihr Ettore Galbani – Kostüm förmlich aufsaugte.
„.isst u siher!“ klang es gedämpft unter dem modischen Rollkragenpullover hervor, der über Cindys Kopf floss und allmählich ihre herrlichen Kurven mehr betonte als verbarg.
„Nun, zum ersten meldet sich der Major wie jeder andere bei mir, wenn er außerhalb der üblichen Zeiten seinen Computer benützt. Zweitens tippt der User weit schneller, als es Danton je könnte und drittens...“
Cindy kramte in ihrer Tasche und hob den Kopf. „Ja, drittens?“
„Trägt Germaine Danton sicher keine Maske, wenn er in sein Büro kommt!“
„WAS?“ Cindy materialisierte neben Willem und betrachtete den Bildschirm. “Wie..”
„Ein kleiner Trick. Das Bild wird vom Bildschirm des Chefs auf meinen Laptop übertragen!“
„Dann gib stillen Alarm und benachrichtige...“
„Hab ich schon versucht!“ gab Willem an seine ‚seine’ Cindy zurück. „Der Alarm ist schon raus, aber die Alarmanlage scheint genau wie das kaserneneigene Telefonnetz zusammengebrochen zu sein. Jemand müsste zur Wachstube und Sergeant Major McLachlan verständigen.“
„Nun, das ist wohl ein Fall für Tante Inge“ meinte Cindy und zog aus ihrer Tasche eine Maschinenpistole Typ Ingram Mk DXXIIV und schob ein langes 75-Schuß-Magazin in den Griff. Willem schüttelte den Kopf.
„Ich werde nie begreifen, wie du diese Dinger in deine kleine Handtasche bringst!“
Cindy lächelte. „Du weißt doch – Frauen und Handtaschen...“ Sie wandte sich zur Tür.
„Moment!“ rief Kleinweich. „Ich glaube, es ist doch kein Fall für Tante Inge! Du solltest deine Walther & Klock .50 mitnehmen, und steck’ noch ein paar Runden von der speziellen Panzerbrechenden ein!“
„Häh???“
„Der Typ hat eine verdammt gute Ausrüstung, das Visier das er hat, kriegt man mit Sicherheit nicht um die Ecke und die liebe kleine Tante Inge schlägt bestimmt nicht durch die Weste! Und außerdem, meine Liebe, “ Willem drehte sich zu ihr um, ein KommSet baumelte am Bügel von seinem Zeigefinger. „Außerdem solltest Du das niedliche, kleine Ding hier nicht vergessen!“ Rasch stülpte Cindy die Kommunikationsanlage über den Kopf. „Verdammt, das Ding ruiniert wieder meine Frisur!“
Willem tippte wieder wie ein Wilder auf seinem Computer. „Das Ding ist an das mobile HQ gekoppelt. Das scheinen die Eindringlinge nicht angetastet zu haben. Und damit ist es derzeit unsere einzige Kommunikationsmöglichkeit. Ich lotse dich.... merda!“
„Was ist denn jetzt schon wieder?“ Wieder hielt Cindy inne. „Irgendwas stimmt mit dem Kamera-Überwachungssystem nicht, die Bastarde müssen das irgendwie manipuliert haben! Physisch! Da kann nicht einmal ich noch was machen. Na, vielleicht – in vielen Räumen gibt es Computerbildschirme! Möglich, dass ich zumindest von diesen Räumen ein Bild bekomme. Und die Gegensprechanlagen – die als Akustiksensoren eingesetzt....“
Den Rest seiner Worte schnitt die zufallende Tür ab. Cindy war unterwegs, um den Wachzug zu alarmieren und sie über die Bemühungen Kleinweichs zu unterrichten.
Kleinweich blickte einen kurzen Augenblick auf die geschlossene Tür und hoffte, dass die Kleine auf sich Acht geben würde.
Dann wandte er sich seinem Laptop zu und begab sich auf den digitalen Kriegspfad

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Das Büro Major Dantons, Verwaltungsgebäude, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach,
Chaosmarken
01. Januar 3065, 00:16

„Oh, oooh! Scheiße“ fluchte Raducanu und blickte von seiner Arbeit an Dantons Computer auf. „Evan, ich fürchte, wir bekommen Besuch“ rief er seinem Kollegen zu der im Vorraum der Sekretärin Aktenordner durchblätterte und nach Informationen suchte. „Da ist ein Signal an einen anderen Computer gegangen – und wir müssen damit rechnen, dass der Mann am Computer diesen Alarm nicht übersieht. Wahrscheinlich ist der Wachzug schon unterwegs. Es ist vielleicht besser du sicherst die Fluchtwege!“
„Wie lange brauchst du noch?“ rief Povlsen hinüber.
Raducanu schaute das kleine Wunderwerk der Technik an, das Ihnen der Krächzer mitgegeben hatte. Das Ding hatte den Zugangscode zum Chevaliersnetz schneller geknackt als sie an der verriegelten Eingangstür zu Dantons Büro gebraucht hatten. Und damit nicht genug, das Teil, saugte die Informationen aus dem digitalen System der Chevaliers schneller ab, als er die Daten aufrufen konnte.
„Wenn ich nicht gestört werde, würde ich sagen noch höchstens 5 Minuten, aber wer auch immer den Alarm entgegengenommen hat, ist gut.“ er tippte hektisch ein paar Befehle ein „Also geh mal lieber von 10 bis 15 Minuten aus.“
Povlsen fluchte laut. „Scheiße, beeil dich, o.k.?“
Dann schmiss er den Schreibtisch um und zerrte die Platte vor die offene Tür des Sekretariats. Er stieg über den umgestürzten Tisch, der jetzt als Schutzschild diente und rannte nach rechts zum Nordaufgang des Treppenhauses. Eine Minute später hatte er eine kleine Überraschung für die Wachmannschaft angebracht, rannte zum Südaufgang und brachte auch dort dieselbe Überraschung an. Dann zog er seine Schallgedämpfte Pistole und mit „Pfft, Pfft,…Pfft, Pfft“ zerschoss er die Lampen im langen geraden Flur dieses Stockwerks. Der Wachzug würde im Dunkeln kommen müssen und Povlsen hatte vor sie gebührend zu empfangen.

Raducanu bekam Povlsens Vorbereitungen nur zum Teil mit, denn er hatte sich schon längst wieder über die Tastatur gebeugt. Ein elektronisches Duell nahm seinen Anfang. Sein Gegner versuchte Daten zu retten und zu verbergen, während der Bryanter Geheimdienstmann die Daten suchte und versuchte sie zu kopieren und zu löschen.

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Die Bar „Hell and Heaven“, Söldnerdistrikt, Harlech, Outreach
Chaos-Marken
01. Januar 3065, 00:16

Die Sekunden schienen sich endlos in die Länge zu ziehen als sich beide Seiten fast stumm gegenüber standen.
Dann war der Anführer des Mobs der Meinung, dass genug gesprochen worden war und rannte mit einem lauten Schrei auf Brauer los.
Der Sicherheitsmann, der mit einem ungestümen Angriff gerechnet hatte, wich dem rechten Haken des Angreifers geschickt aus, zog den rechten Arm seines Gegners in einer flüssigen Bewegung zu sich und drückte mit enormer Kraft in Entgegengesetzter Schwungrichtung gegen den Ellenbogen. Dieser war nicht darauf ausgelegt solchen Belastungen stand zu halten und brach mit einem lauten Knacken. Ohne den wilden Aufschrei seines Gegenübers weiter zu beachten rammte ihm Brauer zusätzlich das Knie in die rechte Nierengegend und sein Gegner brach vor ihm zusammen und krümmte sich vor Schmerzen.
Blitzschnell registrierte Brauer dass um ihn herum die Hölle ausgebrochen war. Wild schreiend gingen Gegner beider Seiten aufeinander los, wobei die Bad Boys und die Chevaliers ihren Gegnern durch bessere Ausstattung und ihre Nüchternheit überlegen waren.
Aus dem Augenwinkel sah Brauer einen neuen Gegner auf ihn zu stürmen, drehte sich blitzschnell um seine eigene Achse, ließ den Angreifer damit ins Leere laufen und zog dabei seinen Schlagstock und den Schocker. Er vollführte eine fast völlige Drehung um seine Achse und ließ den Schlagstock in hohem Bogen auf den Nacken seines Gegners krachen.
Noch bevor dieser auf dem Boden aufgeschlagen war, ging jetzt Brauer in die Offensive und setzte einen weiteren Gegner mit seinem Schocker außer Gefecht.
Dann kam der Gegenangriff. Brauer hatte den Angriff fast nicht kommen sehen und konnte gerade noch den linken Arm empor reissen um damit den Schlag abzufangen. Als die schwere Eisenstange auf seinem Unterarm aufprallte, vernebelte ihm der Schmerz kurzzeitig die Sinne. Der Schocker flog ihm aus der Hand und er hatte gerade noch Zeit seinen rechten Arm hochzubringen um den zweiten Hieb mit dem Schlagstock abzufangen.
Als der Angreifer zu einem dritten Schlag ansetzte, wich Brauer diesem elegant aus und versetzte dem Gegner seinerseits mit einem Backspin-Kick einen Fußtritt direkt in den Solarplexus. Röchelnd krachte auch dieser Angreifer zu Boden.

Brauer hatte keine Millisekunde Zeit zu überlegen, als sich eine Hand auf seine linke Schulter legte. Ohne nachzudenken wirbelte er wieder um seine Achse und entschwand dadurch dem Griff desjenigen, der sich ihm von hinten genähert hatte und sein Schlagstock sauste in die Richtung in der er den Kopf seines Angreifers vermutete.
Doch noch während er in der Drehung war, fiel ihm auf das etwas nicht stimmte, denn statt den Kopf eines Angreifers zu erwischen, wurde sein Schlagstock von einer riesigen Hand gefangen und festgehalten.
„Du hast gut gekämpft!“ dröhnte eine tiefe Stimme ca. 30 cm über ihm und er erkannte, dass es einer der Elementare war, der mit ihm sprach.
„Aber der Kampf ist vorbei, frapos?“
Erst jetzt nahm Brauer wieder seine Umgebung wahr und erkannte, dass sich der Pöbel auf der Flucht befand. Statt zusätzlicher Verstärkung waren in der Entfernung die Sirenen der Dragoner-Sicherheit zu hören und viele der Chevaliers und ihrer Offiziere waren jetzt ebenfalls vor der Tür um zu helfen. Brauer blickte sich unter seinen Männern und dem Wachtrupp um und erkannte erleichtert, dass es durchweg nur relativ harmlose Blessuren gab.
„Ja“ war Brauers einzige Antwort und er grinste trotz der Schmerzen seines linken Armes. Schließlich hörte man nicht alle Tage anerkennende Worte aus dem Munde eines Elementars.

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23.07.2003 00:33 Ironheart ist offline E-Mail an Ironheart senden Beiträge von Ironheart suchen Nehmen Sie Ironheart in Ihre Freundesliste auf
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Die Wachstube, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach, Chaosmarken
01. Januar 3065, 00:19

„EINDRINGLINGE…“ das atemlose Keuchen von Cindy, die laut rufend in die Wachstube gerannt kam, ließ das Gelächter und alle Gespräche der anwesenden Soldaten mit einem Schlag verstummen. „… in Dantons … Büro“ keuchte Cindy weiter und lief direkt zu Sergeant Major McLachlan.
„Unmöglich!“ erwiderte dieser und schritt nach hinten in das Büro mit den Überwachungskameras. „Unsere Kameras zeigen ein absolut ruhiges…“ Und jetzt erst Begriff der Sergeant, was an diesem Bild nicht stimmte. Vor der Wachstube standen ein paar Männer im freien und feierten, doch auf den Bildschirmen war nichts davon zu sehen.
„Was zum Teufel…“
„Die Überwachungsanlage ist manipuliert, die Alarmanlage sowie die Kommunikation tot und irgendjemand ist in Dantons Büro und macht sich da an seinem Terminal zu schaffen.“
Einen Augenblick starrte McLachlan die Sekretärin entgeistert an um dann wie ein Wirbelwind loszulegen.
„Scheiße, alle Mann schnappt euch eure Waffen, Westen an, los, los, los…“ gab er seinen Leuten Anweisungen.
„Wie viele sind es?“ fragte Sergeant Koszarek.
„Einer auf jeden Fall, aber Willem geht von mindestens einem zweiten aus, wahrscheinlich noch mehr…“ sie fasste sich kurz an das Head-Set „ja, Willem sagt es sind sicher zwei und sie sind verdammt gut ausgerüstet.“
„Wieso funktioniert das Ding?“ fragte McLachlan, der das letzte mitbekommen hatte.
„HQ-Kommunikationsanlage“ gab die Assistentin des Majors zurück.
„Her damit“ befahl er und Cindy gab ihm den Bügel mit einem kurzen Murren „und versuch bitte den Major zu erreichen, irgendwie o.k.?“
„Kleinweich, hier ist McLachlan, Bericht!“ schnarrte er in den Bügel während er mit seinen Armen und wilden Handbewegungen parallel dazu seine Männer in Gruppen formierte.
„Ich habe dem Chef GESAGT, wir brauchen ein besseres Sicherheitssystem! Aber nein, keine Zeit, zuviel Geld, zuviel Aufwand, wir sind ja bald weg!“ grummelte Kleinweich in sein Gegenstück des Komm-Sets, während seine Finger über die Tastatur flogen. „Also es sind mindestens zwei, gut ausgerüstet wie mir scheint und sicher nicht hier um Kaffeetassen zu klauen.“
„Gut“, mit einem Klacken führte McLachlan ein volles Magazin in sein Sturmgewehr und gab das Zeichen zum Aufbruch „schnappen wir uns die Schweine.“

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Das Büro Major Dantons, Verwaltungsgebäude, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach,
Chaosmarken
01. Januar 3065, 00:23

Geduldig wartete Povlsen hinter dem umgekippten Schreibtisch auf die mit Sicherheit schon anrückende Wachmannschaft. Durch seine dunkelgrüne Anzeige des Restlichtmodus seines Visiers würde er anders als seine Gegner jede Bewegung im Gang erkennen können.
Im Hintergrund hörte er das stetige Klackern der Tastatur und das leise Fluchen seines Partners, der offenbar Probleme hatte.
Dann sah Povlsen die Tür des Treppenaufgangs im Norden langsam aufschwingen. Eine Gestalt huschte an die gegenüber liegende Seite und ging in die Hocke, die Waffe im Anschlag. Der Kopf der Gestalt ruckte nach oben und Povlsen musste grinsen. Das schien dem Chevalier nicht zu schmecken, dass kein Licht im Flur war.
Povlsen konnte sich die Gedankengänge des Wachsoldaten fast denken und fragte sich, für was sich die Chevaliers entscheiden würden. Zurückgehen und Nachtsichtgeräte beschaffen und oder weiter vorrücken.
Als eine zweite Gestalt in gedrungener Haltung in den Flur trat und langsam vorwärts schritt, wusste Povlsen für was Sie sich entschieden hatten. Dann trat eine dritte und eine vierte Silhouette in den Gang und kam auf ihn zu.
„Böser Fehler“ flüsterte Povlsen und wechselte seinen Sichtmodus auf Infrarot in dem Augenblick, in dem die auf Bewegung eingestellte Durix-Claymore-Mine zündete.
Der Chevalier der sich am weitesten vorne befunden hatte, wurde wie eine Stoffpuppe emporgerissen und an die gegenüberliegende Wand geschleudert und blieb sofort regungslos liegen am Boden liegen. Der zweite wurde auch umgerissen und brüllte umgehend seinen Schmerz laut hinaus.
Povlsen achtete nicht auf ihn, sondern feuerte mehrere gezielte Feuerstösse auf den dritten Wachsoldaten und konnte erkennen, wie die rot-orange leuchtende Silhouette nach hinten geschleudert wurde.
Der vierte Soldat des Wachzuges reagierte sofort und erwiderte das Feuer. Povlsen ging in Deckung und ließ die Wachmänner unnütze Schüsse auf die massive Steinwand und auf den umgekippten Tisch abfeuern.
„Ahhhhhhh…
„Sani, wir brauchen Hilfe…
„Zieht in da raus…“
Povlsen konnte gedämpft die Panik in den Stimmen der gegnerischen Soldaten hören. Er achtete nicht weiter darauf, zündete eine Rauchgranate und warf sie weit in den Flur.
Das würde Ihnen definitiv etwas mehr Zeit geben, Zeit die sie anscheinend nötig hatten.
„Kommt nur, ihr Bits und Bytes, kommt zu Papa!“ flüsterte Raducanu. In wenigen Minuten hatte sich ein Krieg im Computer entwickelt, mit Eroberungs- und Verteidigungsstrategien, Gegenangriffen, Erfolg und Verlust. Während Raducanu`s gegenüber die Löschung essentiell wichtiger Daten verhindern konnte, gelang es dem Einbrecher, einige Dateien auf dem Datenträger zu kopieren. Schweiß stand auf der Stirn des Einbrechers, während wie aus weiter Ferne das Knallen von Schüssen an sein Ohr drang. Er wusste das ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, bis die Chevaliers erneut angreifen würden.
Und während Raducanu weiter seinen virtuellen Kampf focht, bereitete Povlsen schon ihre Flucht vor.

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Nord-Treppenhaus, Verwaltungsgebäude, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach,
Chaosmarken
01. Januar 3065, 00:24

„Verfluchte Scheiße!“ Sergeant Major McLachlan fluchte vor allem über sich selbst. Wer auch immer gerade in Dantons Büro war, es waren absolute Profis. Und es war daher töricht gewesen, seine Männer so kopflos nach vorne stürmen zu lassen.
„Koszarek, nehmen sie ihren Trupp und sichern den Südaufgang. Aber Vorsicht!“ er hielt den Sergeant, der sich bereits auf den Weg machen wollte, an der Schulter fest „… Vorsicht vor weiteren Überraschungen, o.k? Und platzieren sie ein paar Männer auf dem Dach der Turnhalle gegenüber!“
„Das sind aber keine Scharfschützen…“ protestierte der Sergeant.
„Ich weiß, ich weiß. Aber wir haben im Moment eben keine.“
Sergeant Koszarek nickte und machte sich mit seinen Männern auf den Weg.
Der Rest von McLachlans Trupp sicherte zum einen den Nordaufgang und kümmerte sich zum zweiten um die Verletzten. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, als ihm der Sanitäter signalisierte, dass Private Grady nicht mehr zu helfen war.
Innerlich kochte McLachlan vor Wut, aber jetzt blieb den Chevaliers zunächst mal nichts anderes übrig als zu warten. Zu warten, das seine Männer in Stellung waren, um noch mal in die Offensive gehen zu können. Zu warten, das einer seiner Männer – den er bereits losgeschickt hatte – die Nachtsichtgeräte und Sprengladungen holte, um die Feinde auszuräuchern. Und zu warten, das die Eindringlinge die Köpfe aus Ihrer Mausfalle steckten, und das würden sie früher oder später tun müssen.

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Das Dach der Turnhalle, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach,
Chaosmarken
01. Januar 3065, 00:31

PFC Maraaike Koopmans blickte durch das Zielfernrohr ihres Sturmgewehrs auf das gegenüberliegende Verwaltungsgebäude. Durch die dunkle Glasfront des Bürofensters konnte sie keine Bewegung ausmachen und spielte mit dem Gedanken, sie zu zerschießen. Aber andererseits hörte sie immer wieder Schüsse und Salven aus dem Gebäude und konnte nicht wissen, was in dem Büro vor sich ging.
Nicht auszudenken was passieren konnte, wenn sie die Glasfront zerschoss und das vielleicht ausgerechnet in dem Augenblick in dem die Kollegen das Büro stürmten.
Sie wünschte sich, dass das Kommunikationssystem noch funktionieren würde, denn so fühlte sie sich taub und blind und wusste nicht wie weit die beiden Trupps waren in der Vorbereitung der Erstürmung des Büros waren.

Mit einem großen Schreck zuckte sie schließlich in Ihren Gedanken zusammen, als die große Fensterscheibe zu Dantons Büro mit einem enormen Knall explodierte und mehrere Meter weit auf die Straße geschleudert wurde. Rauch quoll aus der entstandenen Bresche und sie konnte nichts im Inneren des Gebäudes erkennen.
Wie es schien, hatten McLachlan und Koszarek die Eindringlinge herausgebombt und PFC Koopmans ballte mit einem lauten „Jaaa“ jubelnd die rechte Faust. Sie drehte sich zu ihren beiden Kollegen um, die mit jeweils ein paar Metern Entfernung ebenfalls auf dem leicht schrägen Dach der Turnhalle lagen und nahm gerade noch aus den Augenwinkeln eine Bewegung in der Nähe der offenen Wand wahr.
Ihr Corporal reagierte als erster und eröffnete das Feuer auf zwei komplett schwarz vermummte Gestalten, die sich rasend schnell aus dem 3. Stock des Verwaltungsgebäudes abseilten und gen Boden zu stürzen schienen. Noch bevor Koopmans Ihr Sturmgewehr wieder in Anschlag genommen und die beiden Gestalten hatte ins Visier kriegen können, waren diese auf dem Boden angekommen, hatten sich nach vorne abgerollt und hinter einen am Straßenrand stehenden Hoover-Jeep in Deckung gebracht.
Erst als die Magazine ihrer beiden Kollegen leer waren und sie diese wechseln mussten, hatte sie sich soweit gefangen um ebenfalls in das Geschehen einzugreifen.
Sie blickte durch das Zielfernrohr und versuchte Ihre Gegner zu erfassen. Geschockt nahm sie wahr, wie diese blitzschnell rechts und links um den Wagen herumkamen und mit erhobenen Waffen - aus denen man deutlich das Mündungsfeuer sehen konnte – das Feuer auf sie eröffneten. Sie ignorierte die in Ihrer Nähe aufschlagenden Projektile, entschloss sich für den linken Angreifer und erwiderte das Feuer.
Die ersten Kugeln ihres Feuerstosses trafen die Motorhaube des HooverJeeps bohrten sich in Rasen und Asphalt und folgten dem Angreifer förmlich in seiner Bewegung. Dann sah sie, wie der linke Arm des Angreifers getroffen wurde, eine leichte Blutfontäne herausschoss und er die Waffe in dieser Hand im hohen Bogen verlor.
Der Angreifer geriet ins Taumeln, stürzte aber nicht und überbrückte die kurze Entfernung über die Strasse und konnte zwischen ein paar Büschen in Deckung gehen.
Koopmans freute sich ein paar Sekundenbruchteile über ihren Treffer, bis ihr Gehirn meldete, das irgendetwas nicht in Ordnung war. Wieder nur wenige Sekundenbruchteile später schoss eine unglaubliche Hitzewelle durch ihren Körper und ließ sie vor Schmerzen aufschreien und sich aufbäumen. Noch ehe sie realisieren konnte woher dieser unerträgliche Schmerz kam, verlor sie das Gleichgewicht und stürzte von der Turnhalle gen Boden.
Zumindest sorgte die undurchdringliche Dunkelheit, die Besitz von ihr nahm, dass sie den Aufprall nicht mehr wahrnahm.

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Nahe der Panzerhallen, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach,
Chaosmarken
01. Januar 3065, 00:34

Povlsen und Raducanu waren bereits einige Minuten durch die nächtliche Kaserne gehetzt, als Raducanu schließlich hinter einem Busch in der Nähe eines Hangars zusammenbrach.
Er atmete gepresst aufgrund der Schmerzen und Povlsen kramte ohne Worte einen Schnellverband und ein Aufputschmittel hervor. Es würde ein paar unendlich lange Minuten dauern, bis die Medikamente wirken würden. Soweit es Povlsen sehen konnte, hatte Raducanu mehrere Kugeln im linken Arm und in der linken Brust eingefangen. Wenn er nicht die Panzerweste getragen hätte, wäre er sicherlich tot.
Povlsen horchte auf als er das nicht sehr entfernte Geschrei und die trappelnden Stiefel ihrer Jäger hören konnte.
Sie hatten Glück gehabt, der Ausstieg aus dem Fenster hatte die Chevaliers überrumpelt, aber sie waren clever genug gewesen, um noch ein paar Mann auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes zu platzieren.
Povlsen konnte von Glück sagen, dass es nur Raducanu so relativ leicht erwischt hatte. Doch er wusste, dass sie jetzt nicht lange würden hier bleiben können. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Chevaliers sie finden würden.
Raducanu biss die Zähne zusammen, auch er wusste, dass er sich aufrappeln musste. Als das Schmerzmittel zu wirken begann, wandte er sich an Povlsen „Und jetzt? Über die Mauer?“
Povlsen schüttelte den Kopf „Zu hoch und mit Stacheldraht gesichert.“
Beide überlegten einen Augenblick und schließlich zeigte Povlsen mit einer Handbewegung zu einem Seiteneingang des Hangars. Raducanu nickte und kurze Zeit später war das Schloss geknackt und sie verschwanden im Dunkel des Gebäudes.

Die Waffe im Anschlag schlichen sich die beiden Agenten durch die Halle. Sofort erkannte Povlsen wo sie waren. Panzer an Panzer waren hier aneinandergereiht, aber die Panzerkompanie war anscheinend komplett ausgeflogen.
Vorsichtig tasteten sie sich vorwärts, bis Povlsen auf einen der Panzer zeigte. Raducanu runzelte die Stirn und beobachtete seinen Partner, der die Sprossen zur Fahrerluke emporkletterte. Er zog an der Luke und sie öffnete sich mit einem metallischen Quietschen.
Povlsen verschwand im Innern des Panzers und Raducanu kletterte hinterher. Zumindest waren sie da drinnen, gegen die Infanteriewaffen der Chevaliers besser geschützt und konnten sich einen Augenblick ausruhen.

**********************************

Panzerhallen, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach,
Chaosmarken
01. Januar 3065, 00:39

Sergeant Terry Koszarek öffnete langsam die Tür zur Panzerhalle, gesichert von drei seiner Kameraden. Langsam, vorsichtig und einer nach dem andern drangen sie in den Hangar mit den Panzern der Höllenhunde ein.
Nachdem die Angreifer sie überrascht hatten und durch das Bürofenster des Majors geflüchtet waren, hatten sich die Chevaliers Wachmannschaften in mehrere Vierergruppen getrennt und die Verfolgung aufgenommne. Irgendwo auf der Basis mussten sie sein und die Teams waren aufgebrochen, um alle auf dem Gelände befindlichen Einheiten zu alarmieren.
Die Panzerhalle war leer, die Höllenhunde waren komplett zu den Feiern aufgebrochen. Als er den Hauptlichtschalter betätigte und die Lichter hoch oben an der Decke aufflammten, musste er kurzzeitig mit den Augen blinzeln, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten.
Es war ruhig in der Halle, kein Mucks war zu hören. Langsam drang das Chevalier-Team in die Halle ein, ihre Sturmgewehre drohend nach rechts und links schwenkend.
Ein ungutes Gefühl beschlich Sergeant Koszarek. Auch wenn Panzer nicht ganz so eindrucksvolle Kriegsgeräte waren wie BattleMechs, so hatte er als Infanterist auch vor diesen Maschinen einen Heidenrespekt.
Wenn die Angreifer in einem dieser Panzer saßen oder sogar einen in Gang bekamen… bei dem Gedanken stellten sich Koszarek Nackenhaare hoch.
Sie gingen langsam die Reihe der Panzer ab. Zwei Mann sicherten unten, zwei Mann stiegen die Panzer empor, öffneten die Luken und untersuchten die Panzer von innen. Einer seiner Männer öffnete die Luke eines Bulldog, der zweite zielte sofort ins Innere. Wieder leer. Mit jedem Panzer der sich als leer entpuppte entspannte sich Koszarek weiter. Und jetzt war der nächste dieser Giganten an der Reihe.
„Krieeeeetsch…“
Plötzlich fuhren die Hangartore der Panzerhalle mit einem lauten metallischen Kreischen auf. Blitzschnell fuhren Koszarek und seine Männer herum. Das Herz schlug ihm bis zum Hals als er mit seinen Kameraden in Richtung Eingang lief. Wer hatte die Öffnung der Hangartore betätigt? Waren die Angreifer so dumm, auf diese Weise in die Halle kommen zu wollen. Mit pochender Brust näherte er sich dem Hangartor und sie nahmen den Schalter des Hangartores ins Visier. Doch niemand war zu sehen.
Etwas verwirrt stellte sich der Vierertrupp Rücken an Rücken, hielt Ausschau nach den Gegnern und näherte sich der mittlerweile relativ großen Toröffnung.
Niemand war zu sehen.

Doch dafür konnte er mit einem Mal das Brummen und anschließende Fauchen eines Fusionsreaktors hören. Mit vor aufsteigender Panik weit geöffneten Augen sah Koszarek, wie sich einer der Schwebepanzer langsam auf seinen Luftkissen erhob und aus der Parkreihe direkt in Richtung Hangartor beschleunigte.
„WEEEEG!“ schrie er seinen Männern gerade noch zu und eröffnete mit seinem Sturmgewehr das sinnlose Feuer auf den Pegasus, der immer schneller werdend auf sie zujagte.
Und dann feuerte der M-Impulslaser auf seine flüchtende Gruppe.
Hitze wallte durch Koszareks Unterkörper und entsetzt blickte der Sergeant an sich hinunter. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern bis er die Weigerung seiner Beine weiterzulaufen mit dem ekelhaften Geruch von versengtem Fleisch und dem Anblick eines großen Melonengroßen schwarzen Loches - das anstelle seines Unterleibs klaffte - in Verbindung gebracht hatte.
Als sein Unter- und Oberkörper in zwei verschiedene Richtungen auseinanderklappte, war Sergeant Koszarek bereits tot.


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Panzerhallen, Kasernengelände der Chevaliers, Außerhalb von Harlech, Outreach,
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01. Januar 3065, 00:39

Ohne die geringste Befriedigung steuerte Povlsen den Pegasus über den getöteten Chevalier und registrierte grimmig die Schüsse, die die restlichen Infanteristen auf ihr Fluchtfahrzeug abgaben.

Nach langen Minuten hatte es Povlsen schließlich geschafft – wieder mit maßgeblicher Hilfe des kleinen schwarzen Kastens des Krächzers - das System des Pegasus zu knacken. Per Funk hatte er die Hangartore öffnen können und nun preschten sie schnell in Richtung des Haupttores.
Noch war er nicht nah genug um das Tor mit dem M-Impulslaser in Beschuss zu nehmen, doch sie näherten sich dem Tor mit hoher Geschwindigkeit. Er war sich nicht sicher, ob das reichen würde und hatte keine andere Wahl, als das Tor mit voller Beschleunigung zu rammen und zu hoffen, das sie durchkommen würden.
Die Wachmannschaften der Chevaliers, die jetzt von allen Seiten das Feuer auf den Panzer eröffneten, konnte er getrost ignorieren. Ihre Waffen waren nicht stark genug um die Panzerung des Pegasus zu durchbrechen.
Umso erstaunter war er, als ihr Heck in voller Fahrt in bläulichen Flammen aufzugehen schien, fast eine Tonne Panzerung quasi verdampft wurde und eine enorme Hitzewelle durch den Innenraum des Panzers waberte.
„Was war das?“ schrie Raducanu ebenfalls überrascht.
„PPK!“ analysierte Povlsen mit einem kurzen Blick auf die Schadensanzeige. Wenn die Chevaliers tragbare PPK´s hatten konnte der Ritt schlimmer werden als er befürchtete.
Der Einschlag eines weiteren PPK-Blitzes, der hauchdünn über ihr Cockpit schoss und einen Baum in der Nähe zum explodieren brachte und der rubinrote Schein eines Lasers der sich in ihre linke Seite bohrte, ließen Povlsen schlucken. Soviel schweres Gerät ließ eigentlich nur einen Schluss zu….
„BATTLEMECHS“ brüllte jetzt auch Raducanu, der ihre neuen Gegner hilflos durch die linke Luke erspäht hatte.
„Ein Kriegshammer und eine kleinere Maschine, ich weiß nicht welcher Bautyp…“ Raducanu`s Stimme überschlug sich leicht vor Panik.
„Kabuto“ las Povlsen von der IFF-Kennung der in blau angezeigten Kampfmaschine ab. Und so wie es aussah, war diese Maschine sehr schnell.
„Keine Panik“ rief Povlsen „den Kriegshammer haben wir gleich abgehängt.“
Von halb links hinten kommend liefen die beiden humanoid wirkenden Mechs quer über den Exerzierplatz des Kasernengeländes, um den schnellen Scoutpanzer abzufangen. Doch der Kriegshammer war tatsächlich zu langsam. Noch bevor die schwere Maschine eine zweite Salve – die sicher der Untergang des leichten Scoutschwebers gewesen wäre – nachsetzen konnte, war der Panzer hinter einem Gebäude verschwunden und damit außerhalb der Reichweite. Doch der Kabuto hatte sie noch rechtzeitig erfassen können, um Ihnen zwei Salven KSR-Raketen hinterherzuschicken. Von den 8 Raketen trafen 5 und verteilten starken Schaden vor allem auf dem Raketenturm des Pegasus. Mit einem roten Alarm meldete der Panzer, dass der Turm seine Beweglichkeit eingebüßt hatte. Doch das war Povlsen egal, sie hatten eh keine Raketen geladen.
Dann hatte der Pegasus das Haupttor der Chevaliers in Reichweite des M-Impulslasers. Povlsen feuerte den Laser so oft es ging, um das Tor zu schwächen, dann prallten sie in voller Fahrt hinein.
„FESTHALTEN…“ schrie Povlsen seinem Partner zu und hielt sich mit voller Kraft an den Kontrollen des Panzers fest und betete dass die Bugpanzerung dem Aufschlag mit der Wucht von mehr als 140 km/h Aufprallgeschwindigkeit standhalten würde. Doch sie hatten Glück. Unter unglaublich lautem Kreischen gab das Tor nach und flog aus den massiven Angeln und segelte auf die Strasse vor dem Kasernengelände.
Povlsen und Raducanu wurden wie Puppen in ihren Sitzen hin und her geschleudert, doch zum Glück verletzten sie sich nicht. Das Klingeln einer Raketenzielerfassung alarmierte Povlsen, der sofort wieder Gas gab.
Doch zu spät. Die Raketen schlugen in die bis dahin unbeschädigte rechte Seite, konnten aber die Panzerung nicht durchschlagen.
Mit Vollgas fegte der Pegasus die Hauptstrasse in Richtung Outreach und Povlsen registrierte mit Erleichterung, dass der Kriegshammer bereits nicht mehr auf dem Radarschirm war. Der Kabuto folgte ihnen zwar immer noch, aber der Abstand wurde stetig größer.
Nur ein schnell von der Basis der Chevaliers zu Ihnen aufschließender neuer Kontakt beunruhigte ihn. Die IFF-Kennung identifizierte die Maschine als einen leichten Ripper Kampfhelikopter, und dieser war ohne weiteres in der Lage Ihnen zu folgen und Povlsen wusste nicht, wie die den Kampfheli würden abhängen können.

Dann hatte der Helikopter sie erreicht und eröffnete das Feuer mit seinem M-Impulslaser. Der Pilot musste verrückt sein, da er sich ihnen bis auf wenige Meter und knapp über dem Boden näherte um zu feuern. Povlsen versuchte durch einen leichten Zickzackkurs die Zielerfassung des Helis zu erschweren. Dann bremste er stark, um den Heli in sein Heck rauschen zu lassen, als dieser sich fast direkt hinter Ihnen knapp über dem Boden befand und ihnen mit wahnwitziger Geschwindigkeit folgte.
Der Helikopter reagierte blitzschnell, wich dem Pegasus elegant aus und stabilisierte sich ein paar Sekunden in der Luft. Dann stieß er wieder herab wie ein Habicht auf seine Beute.
Aber anscheinend hatte auch der Ripper keine Raketen geladen, denn er feuerte nur mit dem mittelschweren Impulslaser im Bug. Doch Povlsen musste trotzdem aufpassen, denn sehr viel mehr Treffer konnte der Pegasus nicht mehr schlucken.

Während Povlsen sich auf das Ausweichen konzentrierte musste, schaffte es der Kabuto wieder näher heranzukommen. Der BattleMech war schon fast wieder in Waffenreichweite, als Raducanu auf das Radar zeigte „Neue Kontakte, eine neue Lanze aus 11 Uhr! Sind das neue Chevaliers?“
Noch bevor ihm Povlsen antworten konnte, war ein Knacken in der Leitung zu hören.
„Hier spricht Lieutenant Garber von der Dragoner Sicherheit. Stoppen sie sofort ihre Maschinen und fahren die Reaktoren herunter oder wir eröffnen das Feuer.“
Povlsen dachte natürlich nicht daran und beschleunigte von neuem. Die Dragoner waren zu weit weg um ihn zu kriegen, nur der Ripper würde ihnen folgen können.
„Hier spricht Sergeant Major Rebecca von den Chevaliers“ kam es durch die offene Leitung „wir verfolgen Eindringlinge, in unsere Basis eingedrungen sind und die einen Pegasus gestohlen haben. Wir werden sie weiter verfolgen.“
Die Entschlossenheit in der Stimme ließ Povlsen frösteln. Wenn sie es nicht schafften ihre Verfolger abzuschütteln, waren sie verloren.
„Nein, das werden sie nicht tun“ gab der Lieutenant der Dragoner zurück „ich sehe hier auf meinem Schirm vier Kampfeinheiten der Dantons Chevaliers die in Richtung Outreach unterwegs sind und wenn sie nicht sofort stoppen, werden es bald vier weniger sein, verstanden?“
„Stravag…“
Der Kabuto hielt an und auch der Kriegshammer verschwand wieder vom Bildschirm, da der Pegasus weiter in Richtung Outreach preschte, das nur noch weniger als einen Kilometer entfernt war.
Den Dragonern sei Dank, waren die beiden Verfolger-BattleMechs stehen geblieben. Die Dragoner selbst waren ebenfalls zu langsam, die Lanze schwerer und mittelschwerer Mechs fiel zu schnell zurück um sie zu stoppen.
„Pegasus, Ripper, halten sie an oder unsere Einheiten in der Stadt werden sie pulverisieren.“
Povlsen konnte ahnen, dass die Dragoner bereits weitere Einheiten in Marsch gesetzt hatten um sie aufzuhalten. Also mussten sie bald raus aus dem Panzer. Aber wie, da Ihnen der Ripper immer noch folgte?

Dann erreichten sie die Vororte von Outreach und Povlsen wusste wie sie fliehen konnten. Die Hauptstrasse nach Outreach führte direkt auf ein Straßenfest zu, wo hunderte von Menschen immer noch das neue Jahr feierten.
Doch der heranbrausende Panzer und Helikopter ließen die Feiernden aufschrecken. Povlsen steuerte den Panzer so nahe es ging an die bereits flüchtende Menge heran. Dann bremste er mit voller Wucht, lenkte scharf nach links und rammte eine mittlerweile leere Jahrmarktbude. Der Panzer kam mit einem Krachen und Quietschen zum Stehen und der Kampfhelikopter schoss an ihnen vorbei.
Während der Helikopter eine enge Schleife flog um den Panzer wieder ins Visier zu bringen, stiegen Povlsen und Raducanu von Bord und tauchten in der inzwischen panisch flüchtenden Menge unter.
Mit seinem Suchscheinwerfer versuchte der Ripper sie zwar noch in der Menge ausfindig zu machen, aber Povlsen und Raducanu waren als zwei von vielen Köpfen bereits unerkannt der Menge verschwunden.
Kurze Zeit später hielten sie in einer Seitengasse inne, als sich Raducanu vor Schmerzen seine Seite hielt und nutzen die kurze Pause um sich umzuziehen. Als sie fertig waren grinste Raducanu etwas gequält hinüber. „Frohes neues Jahr!“ wünschte er seinem Partner und jetzt musste auch Povlsen ein klein wenig lächeln. Doch sofort trat der Ernst wieder in seinen Gesichtsausdruck zurück. Sie waren nur hauchdünn davon gekommen, Raducanu war verletzt und sie waren noch nicht durch.
„Wollen wir es hoffen“ erwiderte Povlsen und sie machten sich auf den Rückweg zu ihrem Appartement

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23.07.2003 00:40 Ironheart ist offline E-Mail an Ironheart senden Beiträge von Ironheart suchen Nehmen Sie Ironheart in Ihre Freundesliste auf
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Djugena Appartement-Komplex, [Vorort] von Harlech, Outreach
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03. Januar 3065

Nachdenklich sprang Evander Povlsen von Bildschirmseite zu Bildschirmseite durch den Berg an erbeuteten Daten, der in dem kleinen schwarzen Zauberkasten gespeichert war. Raducanu und dieses kleine Stück High-Tech sehr gute Arbeit geleistet und die genauen Aufstellungen der Chevaliers, Aufzeichnungen über ihre Kampfstärke, über die größten Teile Ihrer Ausrüstung und sogar eine Menge an Trainingsbeurteilungen absaugen können.
Doch auch ihr virtueller Gegner war gut gewesen. Viele der Daten waren nur noch bruchstückhaft, wiesen Lücken auf oder waren unkenntlich gemacht worden. Vor allem alle finanziellen Daten der Chevaliers waren somit vor ihren Augen gerettet worden. Doch diese hatte Povlsen eh nicht sonderlich interessiert.
Ärgerlicher fand er es dann doch, das sie nicht allzuviel an künftigen Missionsbeschreibungen hatten finden können.
Dann zuckte kurz ein Name durch Povlsens Wahrnehmungsfeld und ließ einige Alarmglocken läuten.
„Dukic?“ flüsterte der Agent ungläubig während er nach dem Abschnitt suchte, wo er glaubte diesen Namen gelesen zu haben. Konnte das Universum wirklich so klein sein? War es möglich das dieses Dukic…? Und tatsächlich, da prangte ihm dieser Name vom Bildschirm und er überlegte, welche Möglichkeiten das bieten konnte.

„Misterchrr Povlsen,“ ertönte wie aus dem Nichts die schräge Stimme des unbekannten Krächzers und ließ Evander aus seinen tiefen Gedanken schrecken und senkrecht seinem Sitz emporschnellen „warchrr ja nichhht gerchrrade eine Meisterchrrleistung, oderchrr? Von einem Ex-Bondianerchrr hchatte ich ja ehrchrrlich gesagt etwas mehrchrr erchrrwarchrrtet! Wie warchrr noch gleich einerchrr euechrrerchrr Leitsprchrrüche? Lautlos rchrrein und lautlos rchrraus?“
„Herrgott, können Sie nicht anklopfen wie jeder normale Mensch?“ fauchte ihn Evander an und ignorierte seine Sticheleien.
Was bei anderen Menschen wie ein Lächeln hätte interpretiert werden können, wirkte beim entstellten Gesicht des Krächzers wie das schiefe Grinsen eines Haies, kurz bevor er zubiss.
„Nichhht solange sie das Schloss nichhht auswechhhseln, Misterchrr Povlsen. Hchaben Sie die Inforchrrmationen, die wirchrr haben wollten?“
„Wir haben eine Menge Daten erobern können. Unter anderem auch die Beschreibung des Auftrags den Sie von ComStar erhalten haben.“ Evander reichte dem Krächzer ein Notepad, der daraufhin die Unterlagen durchging. Kurze Zeit später ließ dieser das Gerät auf den Tisch knallen und verschränkte missmutig die Arme vor der Brust.
„Bullshit. Das hchätte ich auch bei der Söldnerchrrkommission nachhhlesen können. Das ist nurchrr wiederchrr die offizielle Verchrrsion.“
„Das ist die einzige die wir finden konnten“ verteidigte sich Povlsen. „Vielleicht gibt es eben keine andere?“
„Unsinn“ bellte ihn der Krächzer förmlich an „das sie nichts gefunden haben bedeutet nicht, das es nicht existiert. Wirchrr werchrrden wohl auf anderchrrem Wege prchrrüfen müssen, was ComStarchrr wirchrrklich vorhat.“

Ein leises Stöhnen aus dem hinteren Schlafzimmer unterbrach den laut gesprochenen Gedankengang des Krächzers
„Wie gehchtt es ihrchrrem Parchrrtnerchrr?“ fragte er und zuckte mit seinem Kopf in Richtung des Schlafzimmers.
„Na ja, Doktor Chen hat – so wie man es von ihm ja gewohnt ist - erstklassige und äußerst diskrete Arbeit geleistet. Dorinel ist zwar etwas groggy, wird aber sicher bald wieder auf den Beinen sein. Es wird aber wohl noch 2-3 Wochen dauern bis er wieder zu einem Einsatz fähig sein wird.“
„Zu schhhade, oderchrr? Man hchätte ihn sicherchrr jetzt gut bei den Chevalierchrrs einschleusen können, wo sie ihnen ja ein paarchrr ihrchrerchrr Infanterchrristen ausgeschaltet haben, Nun gut, dann werchrrden wirchrr eben sie einschleusen.“ Das eiskalte Lächeln auf dem entstellten Gesicht hatte nicht die geringste Spur von Freundlichkeit.
Povlsen ließ sich in seinem Sessel zurückfallen während sich auch sein mysteriöser Auftraggeber in den zweiten Sessel setzte.
„Eigentlich eine gute Idee, aber wie ich eben festgestellt habe, wäre ich kein Unbekannter für mindestens einen der Chevaliers. Second Lieutenant Dukic, - Lanzenführer der Scoutlanze - und ich hatten des öfteren, hmmm, nun ja beruflich mit einander zu tun.“
Für einen Sekundenbruchteil verengten sich die Augen des Fremden in rasierklingenbreite Schlitze. „Liesse sich das zu unserem Vorteil nutzen?“
Povlsen überlegte einige Herzschläge und ließ sich die Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Er wusste von Dukic´s Drogensucht und fragte sich, wie sie das für Ihren Vorteil nutzen konnten. Es dauerte nicht lange und sein Grübeln verwandelte sich in ein breites Grinsen, als sich eine Idee in seinem Kopf formte.
„Ja, ich denke schon das uns Mr. Dukic behilflich sein kann.“

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06.08.2003 19:45 Ironheart ist offline E-Mail an Ironheart senden Beiträge von Ironheart suchen Nehmen Sie Ironheart in Ihre Freundesliste auf
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Demi-Präzentor Ares Darebi sah Dvensky verzweifelt an. Für den Großgewachsenen Schwarzen, der gewohnt war, über eine ganze Brigade zu kommandieren, ein mehr als ungewöhnlicher Anblick.
„Ich flehe Sie an, Dvensky, überlegen Sie es sich noch mal! Hören Sie nicht auf diese Spinner von Blakes Wort. Verlassen Sie sich für den Schutz des HPGs weiterhin auf meine ComGuards!“
Die Miene des Herrn über eine ganze Welt blieb kalt und wächsern wie das Klima hier auf auf dem Nordkontinent von Bryant.
Darebi versuchte es erneut. „Wir haben den HPG so lange beschützt. Sie wissen, was wir können. Eine lückenlose Kommunikation mit der Inneren Sphäre ist überlebenswichtig – die ComGuards garantieren dafür. Und das schon seit Jahren.
Alle haben Sie im Stich gelassen. Das Vereinigte Commonwealth, die Lyranische Allianz, die Konförderation Capella.
Nur wir sind geblieben.“
Ein kaum wahrnehmbarer Ruck ging durch den Schatun.
Sofort verstummte Darebi in Erwartung einer Antwort.
„Nun, Demi, das stimmt. Sie haben uneingeschränkt Recht. Aber Blakes Wort hat mir etwas angeboten, was ich von ComStar noch nie gehört habe.
Für den Fall eines Angriffs haben sich die BlakeGuards dazu verpflichtet, Übergriffe auf die Bevölkerung zu verhindern.
Kann ich selbiges von Ihnen erwarten, Demi Darebi?“
Die Gedanken des ComGuards jagten sich. So hehr die Worte Dvenskys auch klangen, Schutz der Bevölkerung, es war eine Einmischung. Eine Einmischung in die internen Belange einer eigenständigen Nation.
Zudem mögliche Angriffe nicht gerade unprovoziert passieren würden.
Epsilon Indi und New Home waren wiederholt von Bryants Elitekadern angegriffen und bestohlen worden.
Eine entsprechende Antwort war schon lange überfällig.
„Sie wissen, dass ich das nicht kann. Es wäre eine Einmischung weit über die Neutralität ComStars hinaus.“
`Außerdem´, dachte Darebi, `würde es große Teile deiner Truppen freistellen, wenn wir deine Bevölkerung beschützen. Du könntest deine Angriffe noch weiter verstärken, während die Guards hier mit ihrem Wort gebunden stehen und für deine Verbrechen bezahlen müssen – damit es nicht deine Bevölkerung muss´.
„Dann“, begann der Schatun, „haben wir uns nichts mehr zu sagen, Demi Darebi. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie fristgerecht meine Welt verlassen.“
Nur mühsam unterdrückte der ComGuard seinen Zorn. Stattdessen schlug er die weiße Kapuze hoch und salutierte streng. „Sir.“

Als sich der Demi zum gehen wandte, erklang noch einmal die Stimme Dvenksys.
„Ach, Demi, eines noch. Natürlich begrüße ich die Lösung, dass eine Söldnereinheit die HPGs beschützt, während Ihre Guards bereits abgezogen, die BlakeGuards aber noch nicht eingetroffen sind. Die Reibereien zwischen Ihnen erspare ich meiner Heimat gerne.
Aber sagen Sie, warum kommt diese Söldnertruppe ausgerechnet von New Home?“
Darebi drehte sich nicht einmal um. Er lächelte nur unter seiner Kapuze. Eines wusste er genau: Egal, was er sagte, er konnte Dvensky nur in seiner Meinung bekräftigen. „Da gibt es keinen Grund, Sir. Die ComGuards ziehen nun halt früher von New Home ab als von Bryant. Es ist logisch, dass die BlakeGuards also zuerst in New Home einziehen.
Ich dachte, dieses Arrangement würde angemessen sein.
Es hat absolut nichts mit den neuesten Spannungen zwischen den beiden Welten zu tun.“
Darebi konnte beinahe fühlen, wie Dvenskys Blick auf ihm ruhte. Wie sich der Blick geradezu in seinen Rücken, seinen Schädel bohren wollte, um seine geheimsten Gedanken lesen zu können. Aber den Gefallen tat der Guard dem Bryanter nicht.
„Sir.“ Forsch marschierte er aus.
***
Akoluth Delaware trat lautlos aus dem Schatten eines schweren Vorhangs hervor. Seine Rechte ruhte noch immer auf seinem Strahler. Es hatte ihn einiges an Mühe gekostet, den verdammten Ketzer nicht einfach niederzuschießen, aber lehrte Blake in seinen Schriften nicht selbst, dass niemand für ewig verloren war und jedem im Leben zwei Chancen eingeräumt wurden, um den rechten Pfad zu finden?
Kurz zupfte er an seiner Robe, dann ging er zu Dvensky und neigte respektvoll das Haupt. „Blakes Segen mit Ihnen, Herr Präsident.“
Dvensky sah ihn mit kalten Augen an. „Und mit Ihnen Akoluth Delaware. Sind Sie zufrieden?“
Wieder verneigte sich Delaware respektvoll. „Ja, das bin ich. Darebi, dieser unflexible Kommisskopf, hat genauso reagiert, wie ich es erwartet habe. So sieht also ein Mann aus, der den wahren Glauben verloren hat und nun nur noch einen Mech anbetet.
Allerdings…“
Dvensky horchte auf. „Allerdings?“
„Allerdings, Herr Präsident, macht mir wirklich eine Sache Sorgen. Es stimmt, dass wir auf New Home zuerst das HPG übernehmen. Hätte ComStar dies vorgeschlagen, dann würde ich irgendeine Teufelei vermuten. Aber so…
So glaube ich fast, als würden unsere eigenen Wünsche gegen uns selbst geführt werden.“

„Wissen Sie schon, wer das HPG übernehmen wird?“
„Es ist eine relativ neue Einheit. Sie nennt sich Dantons Chevaliers. Eine Verbundwaffentruppe von der Größe eines verstärkten Bataillons. Sie erhielt neulich erst die Aufstufung auf regulär. Sie wird mehr als ausreichend sein, um das HPG zu schützen, bis die BlakeGuards eintreffen.“
Dvenksys Miene blieb starr. Doch Delaware wusste, dass seine Spitze ihr Ziel gefunden hatte. Mehr als ausreichend. Also weit stärker als sie sein musste. Wozu rekrutierte ComStar eine solche Einheit? Steckte da nicht noch weit mehr dahinter?
„Ihre Meinung, Akoluth Delaware?“
„Es dürfte Sie interessieren zu hören, worin der frühere Auftrag der Chevaliers bestand, Herr Präsident.
Sie haben auf dem Gebiet des Geisterbärendominiums draconische Ronin gejagt, die auf sieben Welten die Bärenmilizen in Atem gehalten haben.
Niemand hat erwartet, dass die Chevaliers so schnell erfolgreich sein würden. Am allerwenigsten wir, denn dadurch wurde leider die Kontaktaufnahme unseres heiligen Ordens mit ihrem Anführer unterbunden.“
Dvensky hob eine Augenbraue. „Blakes Wort hat Interessen an der Clansfront?“
„Blakes Wort hat als einziges Interesse das Überleben der Menschheit, Herr Präsident.
Und wenn dies dazu führt, dass es nötig wird, die Clans mit Agenten zu infiltrieren, dann werden wir dies tun.
Wenn es uns dabei gelingt, dem einen oder anderen Clan ein paar schmerzhafte Hiebe zu verpassen, umso besser.
In Zusammenarbeit mit Anatoli Kenda wäre uns dies sicherlich auf Jahre hinaus gelungen. Nun müssen wir erst unsere eigenen Strukturen etablieren.“
„Warum waren die Chevaliers so schnell erfolgreich?“, fragte Dvensky unvermittelt.
„Nun“, ein spöttisches Lächeln legte sich um Delawares Züge, „sie haben den Ronin eine Falle gestellt. Sich verwundbar gezeigt und als offensichtliche Beute dargestellt.
Kenda konnte dem nicht widerstehen und hat dafür einen hohen Preis bezahlt.
Die Chevaliers sind den Ronin sogar bis in ihren Bau gefolgt. Dies war ihr Ende.“
Wieder hob Dvensky eine Augenbraue.
Delaware nickte. „Und diese Einheit, Herr Präsident, ist nun auf dem Weg hierher. Wir sollten sie im Auge behalten.“
Dvensky starrte den Blakeist an. „Wir haben keinerlei Anhaltspunkt zu glauben, dass die Chevaliers sich gegen Bryant richten werden.“
„Wir haben aber auch keinen Anhaltspunkt dafür, daß sie es nicht tun werden, Herr Präsident, wenn ich dies höflich anmerken darf.“
Die Miene Dvenskys wirkte, als wäre sie aus Stein gemeißelt worden.
Delaware war zufrieden. Er hatte erfolgreich Zweifel in seinem Herzen gesät. Schon bald würde diese seinem Orden zum Vorteil gereichen.
„Herr Präsident.“ Delaware verneigte sich und zog sich leise zurück.

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Pleasure Island

Garrett River, Harlech, Outreach, Chaosmarken
15. Januar 3065

Die Städteplaner des Sternenbundes hatten sich bei der Errichtung der Stadt Harlech für die Martial Olympiads viel Mühe gegeben um das zukünftige Verkehrsaufkommen möglichst erträglich zu halten. Sie hatten mit ConstrutionMechs extra breite Strassen bauen lassen, damit diese sowohl den Verkehr einer Großstadt als auch die Battlemechs tragen konnten, die sie benützen würden. Aber sie hatten nur drei große Brücken über den Garret River gebaut.
Die Städteplaner des Sternenbundes hatten nicht wissen können, das sich Outreach zu einem der geschäftigsten Zentren der Inneren Sphäre entwickeln würde. Sie hatten nicht ahnen können, das der Söldnerstern irgendwann aus allen Nähten platzen würde und das auch das Verkehrsaufkommen dementsprechend zunehmen würde. Jeden Tag waren die Straßen Harlechs bis an die Grenzen Ihrer Tragfähigkeit voll. Und das galt vor allem für die Brücken.
Der Garrett River, der im Westen die Harlech Heights verliess, teilte Harlech von West nach Ost fliessend in nahezu zwei gleich große Teile, ehe er schließlich in den Lake Kearny mündete. Die Tatsache, das es nur drei große Brücken gab, die das Nord- mit dem Südufer verband, führte dazu das diese sehr häufig überlastet waren. Daher wimmelte es auf dem Garrett River vor lauter Fähren, Wassertaxis, Hoovertaxis, Schnellbooten und Ausflugsdampfern.

Mitten durch dieses Getümmel jagte ein Hoover-Jeep in Richtung Lake Kearny und versuchte möglichst mit keinem der anderen Gefährte zu kollidieren. Normalerweise würde das Hoover-Fahrzeug, das von einem geübten Piloten gesteuert wurde, ruhig über den Fluss schweben, aber bei all den Bugwellen der anderen Fahrzeuge war auch dieses starken Schwankungen ausgesetzt.
Evander Povlsen gab Gas und schoss zwischen zwei rechts und links heranbrausenden Hoover-Taxis hindurch, haarscharf vorbei am Heck eines der beiden. Aus den Augenwinkeln sah er, das Dorinel Raducanu sein Gesicht verzog und sich mit seiner rechten Hand förmlich an den Haltegriff der Beifahrertür klammert. Er rutschte unbehaglich auf seinem Sitz herum und es war offensichtlich, das ihm Povlsens Fahrweise nicht behagte.
Seit seiner Verletzung trug der Bryanter Kommandosoldat nicht nur seinen linken Arm in einer Schlinge, sondern war auch nicht mehr ganz der alte. Auch wenn er sich erstaunlich schnell aufgerappelt hatte, so schien er zumindest mental nicht mehr ganz so ruhig zu sein wie vor der Silvesternacht.
„Alles in Ordnung?“ Povlsen machte sich nicht wirklich Sorgen um Raducanu. Er war sich sicher, dass sich das wieder geben würde. Aber so langsam griff dessen Nervosität auch auf ihn über.
„Ich wünschte du würdest nicht so waghalsig fahren, Evan. Und ich wünschte wir würden uns das noch einmal überlegen. Ich meine ist das wirklich klug?“
Povlsen rollte mit den Augen, nicht schon wieder diese Diskussion.
„Ich weiß nicht, ob es klug ist“ erwiderte er schließlich „aber wahnsinnig viele Alternativen haben wir nicht, oder?“
Gar keine um genau zu sein, fügte er in Gedanken hinzu und fuhr dann fort. „Wir haben einen klaren Auftrag: Findet heraus, ob ComStar oder die Chevaliers oder sonst irgendjemand eine Invasionsstreitmacht auf New Home bildet um Bryant anzugreifen! Bisher können wir diese Frage nicht beantworten. Wir wissen fast alles über die Chevaliers. Wir kennen ihre genaue Aufstellung, ihre Ausrüstung, die Namen ihrer Piloten, sogar die Sim- und Manöverbewertungen haben wir erobert. Nur Ihre finanziellen Daten haben wir nicht kriegen können und eben leider keinerlei Hinweise auf ihre Einsätze auf New Home und Bryant!“
Povlsen seufzte kurz und wich einem geradewegs auf sie zuschiessenden Schnellboot aus bevor er weiterredete. „Dorinel, es fällt mir auch schwer es zuzugeben, aber wir haben in der Silvesternacht im Grunde versagt.“
Raducanu wollte etwas erwidern, aber Povlsen ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Kannst Du die Fragen von Major Jegorowa mit Sicherheit beantworten?“
Raducanu holte tief Luft. Povlsen konnte sehen, dass er sich den Frust von der Seele reden wollte. Doch dann hielt er betreten inne und senkte den Blick. Müde und Matt presste er ein leises „Nein“ hervor.
„Also müssen wir uns Hilfe von aussen holen.“
„Aber Ex-ComStar-Leute? Können wir sie dazu bringen eine Einheit anzugreifen, die von ComStar angeheuert wurde? Soweit ich weiß, sind Sie nicht im Streit von ComStar gegangen. Wer sagt uns, das Sie nicht sofort zu ComStar laufen werden und Ihnen alles verraten?“
Povlsen grinste schräg. „Lass mich mal machen. Ich hab da so meinen Plan.“
Diesmal war es Raducanu der die Augen verdrehte. „Ich habe befürchtet, dass du so etwas sagen würdest.“

********************************

Mickey Wu´s Pleasure Island lag auf einer Insel im Flussdelta des Garrett River, dort wo der Fluss in den Lake Kearny mündete.
Die gesamte Anlage war im Grunde ein gigantischer Vergnügungspark, berühmt in der gesamten Inneren Sphäre. Viele Touristen und Söldner besuchten die Vergnügungsinsel um zu entspannen und Spaß zu haben.
Doch Povlsen und Raducanu waren aus anderem Grunde hier. Nur knapp zwei Meter oberhalb der Wasseroberfläche stand Povlsen am Panzerglasfenster und genoß die Aussicht auf die nächtliche Skyline von Outreach. Weit im Süden konnte er mehrere Landungsschiffe erkennen, die sich auf donnernden Flammenzungen gen Himmel erhoben, und andere die ihre Turbinen auf Vollschub brachten um Ihren freien Fall Richtung Oberfläche abzubremsen. Direkt voraus im Westen erkannte er die hohen Türme der Hiring Hall und sein Blick schweifte weiter zu den hell leuchtenden Bars und Kneipen die das Ufer des Lakefront North säumten.
Als sein Blick wieder in Richtung Flussmündung wanderte, erkannte er ein Hoover-Taxi, das direkt auf ihre in den blanken Fels gehauhene VIP-Lounge zuhielt.
„Dorinel, unsere Gäste sind anscheinend auf dem Weg“ rief er seinem Partner zu, der etwas weiter hinten die Luxusversion einer Minibar begutachtete.

Povlsen hatte diesen Treffpunkt mit Bedacht gewählt. Die VIP-Lounges von Mickey Wu waren zwar nicht der billigste Treffpunkt, aber für ihre Sicherheit und vor allem ihre Diskretion berühmt. Man konnte sie nur auf dem Seeweg über einen einzigen Zugang erreichen, der zudem gesichert war und in den man ohne Einladung gar nicht gelangte.
Die scheinbar über dem Wasser schwebenden, fast komplett aus Glas bestehenden aber von aussen her durch eine silbrige Beschichtungsfolie nicht einsehbaren Luxussuiten wurden vielfach an betuchte Söldner, Adlige oder auch Kriminelle vergeben, die kein Interesse daran hatten, das irgendjemand erfuhr, wer sich hier mit wem warum traf.
Der perfekte Treffpunkt für wichtige geheime Treffen und Povlsen konnte von Glück sagen, dass er den Geschäftsführer des ganzen regelmäßig mit Rekog versorgte und daher die Chance hatte, relativ einfach eine solche Suite für einen Abend zu buchen.

Ein halblautes „Bing“, das die Ankunft Ihrer Gäste bedeutete, riss Evander aus seinen Gedanken. Dorinel war schon an die Tür geeilt und betätigte einen Summer woraufhin die Tür sich zischend öffnete.
Der Mann, der als erstes eintrat, entsprach nicht ganz Povlsens Erwartungen. Nach einem Helden ComStar´s sah Carter nun wahrlich nicht aus. Eine untersetzte, wuchtig wirkende Statur, ein kantiges, schroff wirkendes Gesicht mit einer Augenklappe über dem linken Auge und einem vollkommen kahlen Schädel.
Ausserdem wusste Povlsen aus Carters Dossier von der Prothese, die der Ex-ComGuardist statt des rechten Unterarmes besass.
Hinter Carter schritt ein hagerer Mann ein, den Povslen aufgrund der Beschreibung als Allan Smithee erkannte.
Sicheren Schrittes folgten die beiden Männer Raducanu an einen Tisch in der Mitte des Raumes, genossen einen kurzen Augenblick den interessanten Ausblick und etwas später dann die Drinks, die Ihnen Dorinel gebracht hatte. Nach ein paar Worten Small-Talk setzten sich die die vier Männer um einen edlen Hartholztisch, der in der Mitte des Raumes platziert war.

Gerade als Sie sich gesetzt hatte und Povlsen das Gespräch eröffnen wollte, bemerkte er Carters Blick auf Raducanus linken Arm.
„Ich hoffe die Schusswunde von Silvesternacht ist gut verheilt!?“ fragte er den jungen Geheimdienstmann.
Raducanu war die Überraschung deutlich anzusehen, als er unsicher erwiderte: „Woher…???“
„Sagen wir einfach jahrelange Erfahrung und ein Schuss Intuition.“ Carter lehnte sich leicht zurück und verschränkte die Arme, bevor er fortfuhr. „Sie wollen sich mit uns treffen, weil sie uns einen Kontrakt in den Chaosmarken anbieten wollen. Wir lehnen ab und sie ködern uns, indem sie uns mitteilen, dass es gegen die Dantons Chevaliers gehen wird.
Sie wissen also – woher auch immer – von unserer Einstellung zu diesen Clannerfreunden“ Carter spuckte das Wort fömlich aus „und haben sicher auch von unserem letzten Aufeinandertreffen mit Ihnen gehört.“
Povlsen nickte zur Bestätigung ohne den Anführer der Crusaders zu unterbrechen.
„Ich habe im Laufe meiner Karriere zu oft mit Agenten zu tun gehabt,“ erläuterte dieser weiter „um sofort einen erkennen zu können, wenn ich Ihn vor mir hab. Wir haben von der waghalsigen Aktion gehört, die sich Silvester ereignet hat und bei der sich einer der Agenten eine Schusswunde im linken Arm zugezogen hat. Da braucht man nicht allzu viel Grips zu haben, um eins und eins zusammenzuzählen, oder?“

Povlsens Lächeln wurde immer breiter. „Mr. Carter, natürlich lag es nicht im geringsten in unserem Interesse Ihnen etwas vorzugaukeln. Wenn wir von Ihrer Erfahrung und ihren analytischen Fähigkeiten nicht überzeugt wären, würden wir nicht… “
„Schluss mit dem Geschwätz!“ Carter unterbrach den Ex-LNC-Agenten schroff und dessen Lächeln erstarb augenblicklich. „Ihr Angebot ist nicht gerade üppig. Warum sollten wir es annehmen?“
„Nicht üppig?“ Raducanu schnaubte verächtlich „Volle Bergerechte, voller Ersatz ihrer eingesetzten Munition und adäquater Ersatz von 60% Ihrer Verluste. Und alles was sie dafür tun müssen ist die Chevaliers ein wenig aus ihrem Bau zu locken, damit wir sehen können, ob sich irgendwelche Truppen von New Home sich auf Ihre Seite stellen?“
„Bah.“ Carter schien immer noch nicht sonderlich beeindruckt.
Bryants finanzielle Mittel waren begrenzt. Eine viel größere Truppe hätten Sie sich nicht mal leisten können. Und diese konnten Sie auch nicht sonderlich üppig bezahlen, da hatte Carter Recht.
Doch Povlsen wusste, das es etwas gab, weswegen die Crusaders überhaupt erst hierher gekommen waren. Die grobe Beschreibung der Mission und das finanzielle Angebot hatten die Crusaders bereits im Vorfeld erhalten. Wenn es sie also überhaupt nicht interessiert hätte, wären Sie gar nicht erst gekommen.
„Sie könnten es den Chevaliers endlich mit gleicher Münze heimzahlen. Und zwar auf dem Schlachtfeld!“
Carter und Smithee sahen sich einen kurzen Augenblick an und Povlsen wusste das er ins Schwarze getroffen hatte.

„Und warum diese Geheimniskrämerei?“
Jetzt hatte Povlsen die Söldner am Haken, aber er musste aufpassen, das ihm der Fisch nicht in letzter Minute entwischte.
„Nun sie werden sicher verstehen,“ führte er vorsichtig aus „dass Bryant nicht direkt in Verbindung gebracht werden darf mit Ihrem Angriff auf die Chevaliers. Kein Planet der Chaosmarken kann es sich ungestraft leisten, ComStar oder eine Ihrer Einheiten anzugreifen. Ds heisst offiziell werden Sie diesen Einsatz auf eigene Faust durchführen.“
„Vergessen Sie´s! Die Crusaders sind gut, ohne Zweifel. Aber wir sind keine Selbstmörder. Schon alleine die Chevaliers sind uns zahlenmässig überlegen. Und wenn diese tatsächlich eine Invasionsstreitmacht anführen sollten, dann werden Sie uns schneller pulverisiert haben, als wir Piep sagen können.“
„Keine Sorge“ versuchte Povlsen den Söldnerführer zu beruhigen „Ihr reibungsloser Abzug wird gesichert werden.“
„Ach ja? Und wie? So eine unsichere Ausage reicht mir nicht, Mr. Povlsen. Entweder weihen sie uns komplett in Ihre Pläne ein oder sie machen diesen Ritt alleine, ist das klar?“

Povlsen zögerte einen Augenblick und blickte seinem Partner in die Augen. Raducanu schien weiterhin seine Zweifel zu haben und schüttelte ganz leicht mit dem Kopf.
Povlsen riskierte viel, indem er die Crusaders einweihte. Wer sagte Ihnen, das die Feindschaft zwischen den Crusaders und den Chevaliers nicht gespielt war und alles von langer Hand geplant um die Bryanter Truppen in die Falle zu locken.
Er schaute seinem Gegenüber tief in die Augen und irgendetwas in seinem Blick sagte ihm, das dieser Hass auf alles was mit den Clans zu tun hatte nicht gespielt sein konnte.
Povlsen musste eine Entscheidung treffen, eine die ihm unheimlich schwer fiel: Erst hatte er akzeptieren müssen, mit einem Partner zusammen zu arbeiten und jetzt musste er einem wildfremden Mann sein Leben anvertrauen, um seinen Auftrag zu Ende zu bringen.
Auch wenn er Carter nicht mochte, spürte er, dass dieser kein falsches Spiel spielte. Er konnte nur hoffen, das ihn sein Instinkt nach all den Jahren nicht verlassen hatte, als er begann den beiden Crusaders den Plan zu erläutern.

__________________
"Das Leben ist das was einem passiert, während man andere Pläne schmiedet." John Lennon

Mitglied der Autorenkooperationen "Dantons Chevaliers" und "Hinter den feindlichen Linien"

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Cattaneo
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Maskirovka

Eine Landung auf dem Astrodrom von Brein war nie leicht. Die Windböen konnten Sturmstärke erreichen, und fast immer trug der Wind Schnee mit sich. Die Normalsicht war zumeist gering, und die Piloten mußten oft genug um die Kontrolle über ihre Maschinen kämpfen. Die technische Hilfsausrüstung war nicht eben auf dem modernsten Stand – vieles stammte noch aus den Zeiten vor dem 4. Nachfolgekrieg. Allerdings war das alte Material in guter Verfassung und funktionierte immer. Dennoch machte jeder Pilot drei Kreuze, wenn er erst einmal sicher gelandet war.

Heute zeigte sich das Wetter von einer eher freundlichen Seite. Es war klar, kalt – und der Wind war nicht übermäßig stark. Als das Seeker-Landungsschiff herabsank, hatte der Steuermann offenbar nur geringe Probleme, den Kurs zu halten. In einem Inferno von Flammen und Wasserdampf setzte das Sternenschiff auf – ein beeindruckendes Schauspiel. Kaum begannen das Feuer zu ersterben, näherten sich mehrere Fahrzeuge. Es waren zwei geräumige Transportfahrzeuge in zivilen Farben – und vier kleine Mannschaftstransporter. Die Hoovercrafts hielten ein wenig vor der Rampe. Soldaten schwärmten aus und bezogen Stellung – in ihren dunkelgrünen Uniformen mit den Pelzmützen und den schweren Sturmgewehren boten sie einen martialischen Anblick. Die Reihe war exakt ausgerichtet. Der Offizier trug einen Säbel und eine schwere Pistole. Er nahm neben der Rampe Aufstellung. Von einem der Ziviltransporter lösten sich zwei Gestalten – ebenfalls in Pelzmänteln, aber in freundlicheren Farben als die Soldaten. Das andere Fahrzeug spie eine Gruppe aus, die leicht als Aufnahmeteam zu identifizieren war.

Die Rampe des Raumschiffes wurde gesenkt, just in dem Augenblick, als das Empfangskomitee – der Offizier und die zwei anderen Gestalten, ein Mann und eine Frau – ihre Plätze eingenommen hatten. Die Hydraulik jaulte leise, Dampfschwaden stiegen auf. Die Luft, die bisher nach Schnee und Winter geschmeckt hatte, dann nach Ruß und Feuer, trug den Geruch von Maschinenöl und Schmiermitteln mit sich. Keiner der drei rührte sich. Eine Windböe, heftiger als die bisherigen, hätte der Frau beinahe die Pelzmütze heruntergerissen, doch sie reagierte schnell genug und hielt ihre Kopfbedeckung fest. Die Rampe kam mit einem dumpfen Krachen auf. Dann öffnete sich das Schott des Raumschiffes.

Es waren sieben, die langsam die Rampe herunterkamen. Zwei trugen Zivil – gute, wertvolle Winterkleidung, aber nichts Protziges. Vermutlich wären sie in einem besseren Wintersportort kaum aufgefallen. Der dritte war einfacher gekleidet und trug einen kleinen Koffer. Seine Haltung schien auszusagen ,Ich bin der Diener.‘ Vermutlich ein Sekretär oder dergleichen, mochten die Wartenden denken. Die vier übrigen – Schrankwandgestalten, die sich mit der Routine von Elitesoldaten bewegten - waren eindeutig Leibwächter. In dem Augenblick, wo der erste den Boden betrat, bellte der Offizier einen Befehl – die Soldaten präsentierten das Gewehr. Er selber riß den Säbel heraus, die Hand an der Mütze.

Die Frau trat vor: „Meine Herren – willkommen auf Bryant.“ Ihre Stimme – wie auch ihr Aussehen – war durchaus angenehm zu nennen, doch ob es bei den Gästen Wirkung hatte, konnte man nur raten. Sie neigte leicht den Kopf – eine freundliche, aber keine unterwürfige Geste: „Dies ist mein Sekretär Sasonow. Ich bin Natalija Dvenskya. Der Viscount entschuldigt sich, daß er nicht persönlich zu Ihrem Empfang kommen konnte. Ich soll Sie zu Ihren Quartieren bringen.“ Einer der beiden „höherstehenden“ Zivilisten verneigte sich, etwas tiefer, und gab Antwort: „Ich danke Ihnen für Ihr Willkommen. Wenn ich vorstellen darf – dies ist Garreth Boyle, mein Partner, und dies ist unser Sekretär Bolton. Ich bin Winston Mayor.“ Die Frau begrüßte beide mit Handschlag. Dann deutete sie auf den einen Ziviltransporter. Während man den Zug abschritt, rissen die Soldaten den Kopf abrupt nach links, sobald die Gäste sie passiert hatten – so waren die Augen immer auf sie gerichtet. Boyle lächelte leicht – es war eine Begrüßung, fast wie für Staatsoberhäupter. Vermutlich als kleine Höflichkeit ihres Gastgebers – wie er auch seine Schwester zum Empfang geschickt hatte.

Das Fahrzeug war bequem eingerichtet. Man nahm Platz, und sofort setzte sich das Hooverfahrzeug in Bewegung. In die isolierte Kabine kam kein Laut von den heulenden Motoren. Die Gäste musterten aufmerksam das Bild. Gut sichtbar – die Lauf- und Panzergräben am Rande des Flugplatzes, die Tschechenigel, Flakstellungen und Feuerstände. Die Soldaten waren angetreten und salutierten. Alles vermittelte den Eindruck von kampfbereiter Wehrhaftigkeit. Und dieser Eindruck blieb, als die Kolonne – zwei MTW’s voraus, dann die Zivilfahrzeuge und der Rest der Truppentransporter – die Stadt erreichte. Die Straßen waren frei, nichts hinderte die Fahrt – aber schon von weitem war der klotzige Bau zu sehen, auf den man zuhielt. Bryants „Palast“ wirkte, als sei er für einen Atomkrieg entworfen, was teilweise wohl nicht ganz neben der Wirklichkeit lag. Die anderen Häuser wirkten massiv und meistens recht groß – keine Einfamilienbauten, sondern Wohnungen für größere Menschengruppen. Sie machten den Eindruck, als könnte man sie schnell in Gefechtsstände umwandeln. Menschen waren nur wenige Unterwegs. Mit den großen Fabrikanlagen in den Außenbezirken der Stadt wirkte Brein durchaus beeindruckend, auch wenn es keine Großstadt war.

Die Fahrt dauerte nicht lange. Obwohl die Gäste scheinbar gleichgültig durch die verspiegelten Panzerglasscheiben blickten, entging ihnen kaum etwas. In Wahrheit beobachteten sie sehr genau, was für einen Eindruck Brein machte. Und dies wiederum entging ihrer Begleiterin nicht.

Schließlich erreichte der Konvoi sein Ziel – die zentrale Regierungsbehörde (und Gefängnis, Festung und Palast) von Brein. Ein gewaltiges Tor verschluckte die Fahrzeuge gleichsam – dabei war es nur ein Nebeneingang. Der Innenhof wirkte halb wie aus einem alten Gefängnisfilm – aber die in Habachtstellung angetretenen Soldaten in Paradeuniform gaben der Szenerie einen düsteren Glanz. Stoisch harrten sie aus, unbeeindruckt vom ohrenbetäubenden Heulen der Triebwerke der Hooverfahrzeuge, und von dem von ihnen aufgewirbelten Schnee. Natalija sprang aus dem Fahrzeug. Sie neigte leicht den Kopf: „Wenn Sie mir folgen würden...“

Eine ganze Kompanie war hier angetreten. Die Uniformen und Abzeichen verrieten die Waffengattung – Fallschirmjäger. In den Tagen des Mechfetischismus hatten normale Truppenteile an Glanz verloren, doch Paratrooper galten immer noch als die härtesten unter den Infanteristen.

Dvensky wartete, inmitten einiger Offiziere. Gerade seine schmucklose, einfach Uniform hob ihn heraus. Er hätte ebenso ein Elitekämpfer im Kreis seiner Untergebenen sein können – aber er hatte Ausstrahlung, die darüber hinausging. Er kam seinen Gästen nicht entgegen – man durfte es mit dem Entgegenkommen nicht übertreiben – doch er bereitete ihnen einen Empfang wie ein souveräner Staatschef einem Amtskollegen. Er brauchte sie, aber ebenso wollten sie etwas von ihm. Wenn beide Seiten sich respektierten, war dies am besten.

Drei Stunden später

„Sie sehen also, meine Herren, Sie könnten erhebliche Gewinne aus einer Kooperation ziehen.“ Dvensky musterte die beiden Geschäftsleute. In den letzten Stunden hatte er ihnen ein umfassendes Konzept vorgelegt, daß sein Wirtschaftsstab ausgearbeitet hatte. Die beiden vertraten einen Firmenkonsortium, daß in den unterschiedlichsten Branchen tätig – und unter den unterschiedlichsten Namen bekannt war. Es operierte auch in der Chaosmark – wo es sich lohnte und die Chancen das Risiko aufwogen. Und Dvensky brauchte für seine Visionen Geld, Technik und Menschen – zu all dem konnten diese Männer ihm verhelfen. Und er wiederum konnte ihnen kommerzielle Perspektiven eröffnen, die nicht wenig verlockend klangen.

Was er vorgeschlagen hatte, war eine umfassende Kooperation bei der Ausbeutung der Bodenschätze Bryants gewesen. Die Welt war reich an den unterschiedlichsten Rohstoffen – man mußte sie nur abbauen. Dvensky fehlten dazu das Kapital und die Menschen. Die Industriellen brauchten ihn wiederum, um die Sicherheit vor Piraten zu garantieren, und vor den lokalen Konflikten. Und sie brauchten seine Infrastruktur. Aber seine Visionen gingen weit darüber hinaus. Bryant bot auch viele andere Möglichkeiten. Auch wenn eine Nutzung der sturmgepeitschten Kontinente außer an den Polen kaum möglich war, so waren diese allein so reich, daß Dvenskys vielleicht 90 bis 100.000 Bürger sie kaum nutzen konnten. Da gab es die reichen Fischgründe, und die wildreichen Wälder. Unter anderen Umständen hätten sie sich zum Beispiel für Tourismus angeboten, ebenso für kommerzielle Erschließung und Besiedlung. Es war Platz für Millionen Menschen, Potential für Milliardenprofite. Aber das erforderte eine langfristige Strategie der Erschließung und Besiedlung – etwas, was Bryants Potential bisher immer überstiegen hatte. Und die hohen Herren in Sian und New Avalon hatten nie für diesen Hinterwäldlerplaneten Interesse gezeigt. Dvensky, der nur diesen Planeten hatte, und in ihm eine Basis für Größeres sah, hatte da weitaus weitergehende Träume.

Er war gern bereit – und auch dabei rechnete er auf Hilfe – die Menschen aufzunehmen, die auf anderen Planeten flohen. Vor Krieg, Bürgerkrieg, Armut. Diejenigen, die keiner wollte – Lumpenproletariat, das Strandgut der Kriege. Nicht aus Menschenfreundlichkeit. Er brauchte sie als Menschenmaterial für seine Visionen. Er würde sie – wie jeder gute Handwerker sein Werkzeug – gut behandeln, aber er würde sie benutzen, wie er es für richtig hielt. Und Leonid Dvensky, der Schatun, war nicht der Mann, der seinem Werkzeug gestattet, sich gegen ihn zu wenden. Hierin unterschied er sich nicht von den Nachfolgefürsten – außer, daß er mit der Macht der Bajonette auf den Thron gekommen war, und nicht durch die heuchlerische Tradition einer Herrscherfamilie, die auch nicht mehr war als eine erbliche Diktatur, wie in so vielen Staaten der Inneren Sphäre.

Er sah den Zweifel in den Augen seiner Gesprächspartner. Sie erkannten die Möglichkeiten – aber auch das Risiko. War Dvensky verläßlich? War seine Herrschaft stabil? Würde er alles für seine privaten Gelüste und Kleinkriege opfern, wie mancher andere Kriegsfürst? Ob er seine Untertanen gut behandelte – DAS fragten sie sich nicht. Hauptsache, er konnte Ordnung waren. Geld stinkt nicht, wie man so sagt. Und wenn auch Blut daran klebte, man nahm es.

Dvensky wußte, er durfte nicht zuviel verlangen. Deshalb hatte er jetzt keine Antwort erwartet. Noch nicht. Also setzte er ein freundliches Lächeln auf, als die Antworten ebenso höflich wie nichtssagend waren: „Nun, ich erwarte nicht sofort eine Entscheidung. Sicher wollen Sie erst einmal einige unserer Produktionsstätten besichtigen, sich mit dem Land vertraut machen. Und überprüfen, ob Ihre Investitionen hier in guten Händen sind. Ich verstehe das. Ich habe einiges vorbereitet – ab Morgen können Sie sich informieren. Jetzt aber möchten Sie sich sicher ausruhen. Ich lasse Sie in Ihre Quartiere bringen.“ Er nahm die höflichen Worte seiner Gäste entgegen, erwiderte sie nach bestem Können – auch hierbei unterstützt von seiner Schwester, die während des ganzen Gespräches bereitgestanden hatte, um in die Bresche zu springen, wo nötig. Er hatte gelernt, daß die „Spinne“, wiewohl in vielen Belangen auch für die Wirtschaft tätig, nicht immer für Verhandlungen geeignet war. Nicht, daß sie nicht überaus intelligent gewesen wäre, und dazu loyal. Aber sie war nicht unbedingt vorzeigefähig, vor allem wenn die Gesprächspartner Gerüchte über ihre ...anderen... Aufgaben kannten. Das hübsche Antlitz und die guten Manieren seiner jüngeren Schwester waren da weit besser – zumal sie auch keine schlechte Arbeit leistete. Gerade jetzt war sie die perfekte Gastgeberin, höflich und zuvorkommend. Sie geleitete – zusammen mit einer Ehrenwache – die Gäste zu ihren Quartieren.

Zwei Wochen darauf.

Winston Mayor lehnte sich in seinen Sitz zurück. Er war warm angezogen, und so konnte er die Kälte Bryants gut ertragen. Vor allem – der Anblick war imposant, wenn auch nicht gerade herzerwärmend. In den letzten Wochen hatten er und sein Kollege nicht nur Brein besichtigt, sondern weite Gebiete auf Altario und Zephyrim. Die beiden anderen Kontinente hatte er nur überflogen. Auch dort mochten sich Chancen ergeben, die über das kurzsichtige Wühlen nach Lostech hinausgehen. So etwas war natürlich verlockend – aber für seriöse Geschäftsleute einfach zu unsicher. Da war Fisch, Pelze, Chemikalien, Mineralien und dergleichen schon weit verläßlicher. Er nahm Dvensky nicht alles ab, aber das Potential war vorhanden. Und so war er bereit, auch diese Show mitzumachen. Heute feierte Dvensky seinen Staat – damit auch sich selbst. Und er bewies, daß investiertes Geld gut angelegt war. Auf dem Platz vor dem Haupteingang des Palastes erhob sich eine große Tribüne. Sie bot Platz für die Würdenträger Bryants, für verdiente Bürger – und auf Ehrenplätzen saß er und sein Partner. Dvensky hatte sie elegant umworben. Nicht auf die plumpe Art und Weise – mit Geld, Geschenken, Mätressen. Er arbeitete mit Ehrerbietung und geschickter Propaganda. Was den Geschäftsleuten nicht entging – ihnen aber dennoch schmeichelte.

Von den Türmen und Dächern flatterte die Fahne Bryants, aus Lautsprechern erklang Marschmusik. Die Bürger säumten die Straßen. Viele jubelten. Sicher auch, weil sie wußten, was man von ihnen erwartete. Und man konnte ja auch nicht wissen, ob der Nebenmann seinen Lohn dadurch aufbesserte, daß er die Augen und Ohren offenhielt. Die „Spinne“ hatte den Ruf, niemals Pause zu machen. Andererseits waren nicht wenige wohl auch wirklich stolz auf das Militär – Garant der Sicherheit und Unabhängigkeit Bryants.

Zuerst stampften die Mechs vorbei. Über ein Dutzend, gewaltige Kampfkolosse. Über ihnen donnerten im Tiefflug vier Corsair, dahinter schlossen sich Hubschrauber an. Auf die Mechs folgten Panzer, dann Mannschaftstransportwagen – ausreichend für mindestens drei Bataillone – sowie Zugmaschinen mit Flakgeschützen und Raketenwerfern. Dazu Pak auf Selbstfahrlafetten. Erneut donnerten Kampfflieger über die Szenerie – zwei Transit und zwei Corsair, kurz darauf noch einmal zwei Corsair. Dann kam auf dem Boden die Infanterie, die Sturmgewehre auf der Brust, in Pelzmänteln und –mützen, maskierte Kommandos, Fallschirmjäger. Dann die Miliz, schließlich paramilitärische Erwachsenen- und Jugendverbände. Das Pflaster dröhnte unter dem Stechschritt, die Bewegungen waren genau abgezirkelt. Gegen seinen Willen war Mayor beeindruckt. Zwei Transit schlossen die Parade ab. Alles in allem ein martialisches Bild der Kampfbereitschaft. Ihm gefiel was er sah.

Neben ihm saß Natalija Dvenskya. Die lange Routine ermöglichte ihr, sich nichts anmerken zu lassen. Die Gäste konnten nicht wissen, daß die sechs Jäger Bryants die Route mehrfach geflogen waren, und daß in den MTW’s keine Soldaten gesessen hatten...

Zwei Tage später, kurz vor ihrem Abflug, unterzeichneten die beiden Geschäftsleute die gewünschten Verträge mit Dvensky. Er hatte nicht alles erreichen können, was er gewünscht hatte, aber mehr, als er vermutet hatte. Mit Hilfe des außerplanetaren Kapitals würde es möglich sein, Bryants Reichtum besser zu erschließen. Sie würden sich bemühen, Arbeiter und Flüchtlinge zu werben – gegen Vergünstigen seitens Dvenskys. Nicht zum Besten der Bürger unbedingt – zum Besten des Staates. Für die Verwirklichung von den Träumen von Unabhängigkeit und Größe, die Dvensky hegte – aber nicht er allein.

Das Staatsbankett und die Abschiedsparade hätten auch einem Nachfolgefürsten gelten können – aber zu DIESEM Anlaß lies sich der Viscount nicht lumpen. Ein schlechtes Gewissen hatte er nicht. Zum einen war ihm derartiges sowieso relativ fremd, zum anderen – wenn es Bryant diente...
16.01.2004 09:09 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
Cattaneo
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Vorbereitung

Dvensky war sich der forschenden Augen von Major Jegorowa nur zu bewußt. Sie gehörte zu den Menschen, die seine Pläne durchaus kritisch hinterfragten. Und da er nur zu gut wußte, auf welch schmalem Grad er balancierte, nahm er ihr dies keineswegs übel, sondern erwog stets sorgfältig, ob ihre Ansichten nicht einen besseren Weg zeigten, als seine Pläne. Seinen engsten Mitarbeitern räumte er das Recht auf Kritik durchaus ein – so lange er es war, der am Ende die Fäden in der Hand hielt.

Er lächelte ihr leicht zu: „Also, was meinen Sie, Major? Was schließen Sie aus den Informationen über diese Söldner?“ Die Frau überlegte kurz: „Militärisch gesehen sind sie möglicherweise ein Problem, natürlich. Wir haben ja ihre Struktur und die Qualität ihrer Piloten. Nicht überdurchschnittlich – abgesehen davon, daß sie über ein vergleichsweise hohes Potential an Clanwaffen verfügen. Ich glaube aber nicht, daß sie schon perfekt zusammenarbeiten.“ Der Herr von Bryant machte eine ungeduldige Handbewegung: „Ihre militärischen Potenzen sind mir bekannt. Glauben Sie mir, die kann ich gut einschätzen. Was meinen Sie in ANDERER Hinsicht. Dieser Danton – könnte er eine Gefahr sein? Und wäre er möglicherweise der Richtige, wenn Com-Star eine Invasion vorbereiten will.“ Im Gesicht der Geheimdienstlerin zuckte kein Muskel: „Zunächst einmal ist dieser Söldnerführer sowohl gewissenlos – absolut – als auch ein Idealist. Eine gefährliche Mischung, und nur scheinbar widersprüchlich. Er ist zu fast allem bereit, wenn er es vor sich selber rechtfertigen kann. Er hat für die Clans gekämpft – nachdem man ihm dies schmackhaft gemacht hatte. Als er erst einmal überzeugt war, daß die Ronin ,Verbrecher‘ seien, hat er sich ohne zu zögern an die Clans verkauft. Ich denke, ich überschätze Com-Stars Möglichkeiten nicht, wenn ich sage, daß ich sie für durchaus in der Lage halte, diesem Danton Honig ums Maul zu schmieren. Genug, daß er glaubt, mit einer Invasion die ,unterdrückte Bevölkerung Bryants‘ zu befreien. Wenn sie ihn dazu bringen, das zu glauben, dann ist er zu jedem Verrat fähig.“ Dvensky nickte: „Das kann ich mir vorstellen. Ich halte ihn nicht für übertrieben weitsichtig oder intelligent – was nicht heißen soll, daß er dumm ist – sonst hätte er sich von den Dracs und den Bären nicht einlullen lassen. Ihm fehlt der nötige Weitblick und deshalb dürfte es nicht schwer sein, ihn zu umgarnen, wenn Com-Star sich Mühe gibt. Zweifelsohne wissen sie das auch – und werden ihne möglicherweise gegen unsere Argumente imunisieren.“

Jegorowa fuhr fort: „In der Tat, Count. Ich rechne mir auch wenig Hoffnung aus, ihn anzuwerben. Zudem tut sich noch eine Gefahr auf. Ein Mann von derartigem Charakter könnte, selbst wenn er keinen so weitreichenden Plan als Vorgabe hat, eigenmächtig seine Grenzen überschreiten. Etwa, wenn er zu dem Schluß kommt, es sei ,nötig'. Zum Beispiel bei unserem kommenden Angriff auf New Home. Auch wenn er nicht mit den örtlichen Militärs in Kontakt steht – er könnte gegen die ,bösen, bösen Piraten‘ zu Felde ziehen wollen. Nicht anders war es ja im Kampf gegen die Kombinats-Partisanen.“ Dvensky seufzte: „Als ob wir nicht genug Probleme hätten....“

Dann straffte er sich: „Sei es, wie es sei. Ich halte Danton für einen Feind – einen, mit dem man rechnen muß. Mehr aber noch jene, die hinter ihm stehen. Leider haben Ihre Leute bei dem Versuch versagt, uns Gewißheit zu verschaffen. Ich will nur ungern diese Chevaliers auf meinem Planeten haben, ohne zu wissen, woran ich bei ihnen bin!“ Der implizierte Tadel berührte die Innenministerin offenbar nicht im Geringsten: „Sie wissen wie es in diesem Geschäft ist, Count. Ich habe nicht überall und immer Agenten, die nur darauf warten, eingesetzt zu werden. Sie selber haben mir klargemacht, daß unser Budget begrenzt ist, an Menschen wie an Mitteln. Schlimm genug, daß wir uns Hilfe von außen holen müssen.“ Dvensky wehrte ab: „Ich weiß, ich weiß. Aber wir können nicht unsere Mittel zu sehr auf EINE Sache richten, und andere vernachlässigen. Das Neusiedlerprogramm, der Ausbau unserer Wirtschaft, das Luftwaffenprojekt – wir bräuchten zehnmal soviel Geld, fünfmal soviel Leute und doppelt soviel Zeit! Aber wir haben sie nicht.“ Die Geheimdienstlerin widersprach nicht. Es wäre ihr auch nicht in den Sinn zu kommen, Dvensky zu unterstellen, er würde, sagen wir mal, der Luftwaffe zuviel Mittel zuteilen, weil seine Geliebte und Mutter seiner Kinder diese Waffengattung befehligte. Der Schatun war in Sachen Politik und Krieg zu erfahren, um sich von persöhnlichen Gefühlen lenken zu lassen. Sonst wäre er nie Diktator eines kleinen, aber nicht zu unterschätzenden Planeten mit eigener Armee geworden.

„Ich kann und will den Angriff nicht abblasen, Major. Wir brauchen das Material – und Ihre Leute arbeiten schon lange genug daran. Aber wir können die Sache auch nicht unnötig gefährden.“ Der Count seufzte erneut: „Also werden wir es wie vorgeschlagen machen. Wir heuern Söldner an, die die Chevaliers testen, wenn möglich anschlagen. Wir bekommen raus, ob sie sich mit New Home absprechen, und wenn ja, werden sie Schwierigkeiten haben, uns in die Suppe zu spucken. Wenn sie Federn lassen müssen, umso besser – dann sind sie bei ihrer Ankunft auf Bryant schon etwas gerupft und machen weniger Probleme, sollte es zum Schlimmsten kommen. Und wir wissen, woran wir sind.“ Er lächelte: „Und die von Ihnen ausgesuchte Einheit sollte die richtige sein. So kann man noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, daß wir dahinter stecken. Es gibt genug Leute, die Geld aufbringen würden, um Kollaborateure abzustrafen. So hat weder Com-Star noch Danton die Möglichkeit, den Angriff gegen uns zu verwenden. Vor allem, wenn ihr Angriff gar nicht gleichzeitig mit dem unseren erfolgt. Wir machen es, wie Sie vorgeschlagen haben - die Söldner gehen schon vorher in Stellung und beobachten die Chevaliers. Sie schlagen aber nur dann zeitgleich mit uns los, wenn Danton Anstalten macht, sich mit den Verteidigungstruppen zu verbünden. In dem Fall haben wir den Beweis, den wir brauchen, und Com-Star muß ihn selber abstrafen, um nicht in aller Öffentlichkeit ihre ,Neutralität' als Farce zu entlarven. Sie dürften ihn dann als Bauernopfer verwenden, denke ich. Sollte Danton ruhig bleiben, warten unsere Verbündeten ab - sicher ist JEDE Reaktion der Chevaliers interessant, und sei es nur die Zeit, die sie für ihren Alarm brauchen. Denn die werden mindestens ihre Mechs hochfahren, wenn wir anrücken. Unsere Verbündeten schlagen ein paar Wochen später zu - wenn sich der Staub gelegt hat.“ Er zögerte einen Augenblick: „Aber das Problem ist – die Söldner werden wohl kaum übersehen können, daß sie ihre Hand in ein Fangeisen halten. Wir werden uns nicht vor sie stellen - wir können das auch gar nicht - und Com-Star könnte sie für Angriffe auf ,neutrale Einheiten' zur Verantwortung ziehen. Auch wenn die Chevaliers keine Com-Guards sind, so unterstehen sie in diesem Augenblick doch den Kuttenträgern. Sie müssen also selber bereit sein, daß Risiko einzugehen, daß man ihnen vorwirft, Com-Star Einrichtungen abgegriffen zu haben. Und wenn sie nicht sehr dumm sind, dann wissen sie, daß wir sie nicht schützen können.“ Die Geheimdienstchefin lächelte: „Ich denke, da gibt es Leute, die dennoch mitmachen. Rache ist ein starkes Motiv…“

Der Herrscher von Bryant war nur zu gerne bereit, seiner Innenministerin Recht zu geben. Ja – Rache war unter Umständen ebenso nützlich, wie sie verderbenbringend wirken konnte. „Nun gut. Aktivieren Sie die GKVD-Leute auf New Home. Ich will, daß wir – und unsere Verbündeten – möglichst genaue Informationen bekommen. Lassen Sie der Söldnereinheit, wenn Sie eine finden, alles Material über Danton übergeben. ALLES. Aber sie bürgen uns mit ihrem Leben dafür, daß das nicht in falsche Hände gerät!“ Jegorowa salutierte. Normalerweise legte sie – trotz ihres offiziellen Ranges – auf militärisches Zeremoniell wenig wert. Aber diesmal schien es passend. Sie zögerte dennoch, zu gehen – obwohl man Dvenskys Worte auch als Entlassung auffassen konnte. „Ist noch etwas?“ Sie musterte ihren Souverän: „Das selbe wie immer. Ich halte es nicht für sonderlich ratsam, daß sowohl Sie als auch die Chefin der Luftwaffe“ unausgesprochen hingen die Worte ,die Eure Lebensgefährtin ist.’ In der Luft: „an einer Operation teilnehmen, die wegen der Anwesenheit einer starken feindlichen Streitmacht äußerst riskant ist. Wir können nicht wissen, ob unser Plan funktioniert. Solltet Ihr scheitern, könnte das fatale Folgen haben.“ Dvensky nickte bestätigend: „Nur zu wahr. Ich verstehen Ihre Einwände. Aber Sie kennen meine Ansichten zu dem Thema.“ Die Augen der Geheimdienstlerin funkelten: „Geht es Ihnen und Major Prokovjewna darum, Bryant und seine Streitkräfte zu führen – oder sich als Krieger zu beweisen? In vorderster Front sind Sie, ist Ihre Gefährtin sicher ein Vorbild – aber auch im Schußfeld.“ Dvensky blieb völlig gelassen: „Vielleicht ist es auch das. Vielleicht kann ich nicht einfach immer von meinen Soldaten verlangen, in die Schlacht zu ziehen, ohne selber ein Risiko einzugehen. Vielleicht. Vor allem aber – es geht eher darum, daß wir es uns nicht leisten können, daß ich untätig bleibe. Oder Major Prokovjewna. Wir haben einfach nicht genug gute Piloten, daß wir auch nur auf einen verzichten können – vor allem, wenn wie Bryant verteidigen UND zugleich unsere Nachbarn schwächen wollen. Hätte ich genug Mechs, genug Piloten – meinen sie, ich würde dieses Risiko eingehen? Gewiß nicht! Nicht, wenn es nicht wirklich schlimm stünde. Aber so bleibt mir kaum eine andere Wahl.“ Er seufzte: „Sie wissen das. Wir versuchen, mit einer Handaxt einen Urwaldriesen zu fällen. Da können wir nicht immer dran denken, ob der Vorarbeiter vielleicht von einem Ast erschlagen wird – er muß selber mit anpacken. Sehen Sie zu, daß Sie alle Informationen liefern, die uns nutzen können. Wenn SIE versagen, wird es sicher ein Debakel.“ Die ältere Frau verneigte sich leicht, und ging.

Dvensky schaute ihr noch einen Moment nach. Er konnte sich auf sie verlassen – soviel wußte er. Wäre dies nicht der Fall, er hätte kaum die letzten Jahre überlebt. Aber Jegorowna war Geheimdienstlerin, sie war eher defensiv eingestellt. Er aber wollt vorankommen – um jeden Preis. Nun, um fast jeden. Dazu mußte er ein gewagtes Spiel spielen. Aber andererseits – es war den Einsatz wert…
16.01.2004 09:11 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
Cattaneo
Major


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Sturm

Bryanter Falken

Der Eintritt in die Atmosphäre war für Major Prokofjewna nichts neues. Sie hatte derartige Manöver schon auf vielen Planeten durchgeführt – mitunter unter feindlichem Beschuß. Die unvermeidlichen Turbulenzen schreckten sie wenig, denn in den letzten Jahren hatte sie auf Bryant eine harte Lehre in dieser Hinsicht absolviert. Die dortigen Stürme waren... beeindruckend. Dennoch – übergroße Selbstsicherheit brachte einen Piloten ebenso sicher ins Grab, wie eine Transgressor auf 12 Uhr. Also überprüfte sie ein weiteres Mal ihren eigenen Jäger, wie auch die Formation ihrer Kameraden. Alles schien soweit in Ordnung.

Die Pilotin wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Route zu. Sie lächelte leicht unter dem massiven Helm. Gegen ein „normale“ Welt wäre ein Angriff wie dieser kaum möglich. Die modernen Überwachungsmöglichkeiten machten es sehr schwer, unbemerkt in die Atmosphäre vorzustoßen. Satelliten und Radarstationen konnten einen Angreifer frühzeitig entdecken. Nun ja – normalerweise war das so. Allerdings war New Home selbst in der Freien Inneren Sphäre nicht unbedingt der Normalfall...
Die Mächte auf diesem Planeten – die meuternde 30. Lyranische Garde und die von der Konföderation unterstützte Armee der „New Home Regulars“ - bekämpften sich inzwischen seit etlichen Jahren, mit wechselndem Erfolg. Die Gefechte hatten die technischen Einrichtungen arg in Mitleidenschaft gezogen, und der Kampfkraft der Kontrahenten teilweise übel zugesetzt... Weite Teile des Landes wurden gar nicht oder nur locker kontrolliert. Wenn man also einen Piratensprungpunkt nutzte und die Eintrittsschneise über unbewohntes Gebiet verlaufen ließ, dann hatte man gute Chancen, ungesehen durchzuschlüpfen.
Natürlich brauchte man Glück. Es herrschte Krieg auf New Home – und beide Seiten waren in ständiger Alarmbereitschaft. Glücklicherweise hatten sie sich im Laufe der Zeit gegenseitig so sehr ausgeblutet, daß sie erstens wohl niemals kooperieren würden und zweitens so etwas wie eine voll funktionierende Raumabwehr kaum noch möglich war. Eine Einladung für Bryants Soldaten, die hier das holen konnte, was ihnen zu Hause fehlte. Und dabei die Gegner auf New Home weiter schwächten, um vielleicht einmal die Kontrolle zu übernehmen.

Unwillkürlich blickte die Offizierin sich kurz um – natürlich vergeblich. Die Landungsschiffe der Bryanter folgten ihren Jägern in genügendem Abstand. Wie stets, wenn es ins Gefecht ging, spürte sie eine leise Unruhe. Die war früher nicht da gewesen – früher, als sie noch freie Söldnerin war. Aber jetzt war sie Mutter geworden, und der Gedanke, ihre zwei Kinder oder ihren Lebensgefährten nicht wiederzusehen, beunruhigte sie. Um so mehr, als Dvensky ebenso wie sie in den Kampf gehen würde. Wie leicht konnten ihre Kinder beide Eltern verlieren?
Aber wie stets tat sie diese Gedanken ab. Sie war Soldatin, und dies war alles, was sie konnte, alles, was sie – bisher – gewollt hatte. Sie würde ihre Pflicht tun. Auch und gerade für ihre Kinder.

Die schlanken Silhouetten der Jäger durchschnitten stählernen Pfeilen gleich die Luft. Sie verloren jetzt rasch an Höhe, schienen sich gleichsam in den Ozean stürzen zu wollen. Die Hand am Steuerknüppel zitterte nicht. Alle anderen Gedanken hatte Majorin Prokofjewna verbannt. Sie war ganz auf den Kurs ihrer Maschine konzentriert. Ein Fehler – und der Jäger würde im Meer versinken, das hier über 1000 Meter tief sein mochte oder mehr. Noch ein kleines bißchen, noch eine Sekunde... JETZT. Im genau richtigen Moment fing sie ihre Maschine ab. Im Tiefflug donnerte der Kampfflieger über den nächtlichen Ozean. Hinter ihr ihre Kameraden. Sie sah sie nicht, aber sie wußte, daß die Landungsschiffe der Bryanter hinter ihr ebenfalls dazu ansetzten, in den Tiefflug überzugehen. Die stromlinienförmigen Lander – zwei Leopard-Schiffe – trugen einen Gutteil der Invasionsstreitmacht. Der Rest befand sich noch im Orbit – an Bord des Union-Landungsschiffs, das zusammen mit dem Seeker-Lander bereit war, ebenfalls in die Atmosphäre einzutreten. Sobald der rechte Moment gekommen war. Für einen Präzisionsflug in der Atmosphäre waren die Kugellander wenig zu gebrauchen. Es blieb bloß zu hoffen, daß die Einheimischen – oder diese Söldnerbande – nicht doch auf der Hut waren. Allerdings waren die Landungsschiffe auch nicht gerade wehrlos.

BVK Suworow, im Landeanflug

Dvensky überprüfte ein letztes Mal die Funktionen seines Mechs. Der Marodeur war eine der tödlichsten Kampfmaschinen seiner Gewichtsklasse – aber natürlich alles andere als unbesiegbar. Und diesmal konnte aus dem geplanten Raid leicht auch ein Vernichtungskampf werden. Die örtliche Garnison der 30. Garde sollte eigentlich kein Problem sein, wenn die Informationen stimmten, die von den Spionen beschafft worden waren. Wenn sich allerdings diese Chevaliers einmischten, dann war es zweifelhaft, ob das halbe Dutzend Mechs, das die verbündeten Söldner, Carters Crusaders, in die Wagschale werfen konnten, ausreichen würde, um einen Fluchtweg freizukämpfen. Abgesehen davon, daß Dvensky diesem Carter ebenfalls nicht allzu weit traute. Er mochte die Clans hassen – das war dem Dossier, das der GKVD über ihn angefertigt hatte, zu entnehmen. Und deshalb war nur wahrscheinlich, daß er auch die Chevaliers haßte, denn die waren Clansöldlinge und hatten mehrere Müllgeburten in ihren Reihen. Allerdings hatte er auch den Ruf, immer noch Kontakte zu Com-Star zu haben. Und wenn ROM die Fäden zog, dann war die Wahrscheinlichkeit gering, daß der Bryanter Nachrichtendienst das rechtzeitig bemerkte – zu ungleich waren Möglichkeiten und Ressourcen verteilt. Die Chevaliers hatten über ein Dutzend Mechs, und dabei waren mehrere Clanmaschinen. Und eine verstärkte Panzerkompanie, und vier Jäger – ihre Infanterie und die Handvoll Elementare fiel da kaum ins Gewicht, es war auch so schon schlimm genug. Nun, im Krieg ging nichts ohne Risiko...

Insgeheim mußte er seiner Geheimdienstchefin Recht geben. Es war Wahnsinn und Narretei, daß er sich selber in den Kampf stürzte. Insgeheim empfand er für Herrscher, die sich gebärdeten wie bessere Bataillonsführer, nur Verachtung. Wieso einen Souverän eine Aufgabe verrichten lassen, die ein „kleiner Mann“ mindestens ebenso gut erledigen konnte? Aber wenn der Souverän so ein Hungerleider wie er selber war, mit weniger Menschen unter seiner Herrschaft als in einer mittleren Großstadt lebten – dann hatte er keine Wahl. Zumindest im Augenblick.
Er hätte sich natürlich mit dem von ihm errungenen zufriedengeben können. Bryant gehörte ihm, und der Planet war reich genug, um einem Herrscher ein Leben in Dekadenz und Luxus zu ermöglichen. Aber das, was Dvensky am meisten verlockte, das konnte er so nicht erringen: Macht. Macht über Menschen, über Armeen, über Planeten. Die Möglichkeit, zu herrschen, das Leben der Menschen zu lenken - in die richtige Richtung. Vermutlich nur einen Nischenplatz in der Geschichte, aber einen gewichtigen in der Historie SEINES Planeten. Wollte er mehr werden als ein drittklassiger Warlord auf einem viertklassigen Planeten, als ein bloßer Nabob und Piratenfürst, dann mußte er kämpfen, was immer es kosten mochte – auch unter Einsatz seines Lebens. Und dazu war er bereit. Sein Blick streifte das Bild seiner Geliebten, das er am Armaturenbrett angebracht hatte. Eine sentimentale Geste, gewiß – und für Sentimentalität hatte er eigentlich nichts übrig. Aber wenn es etwas gab, daß ihm etwas bedeutete, neben der Macht und seinem Hunger nach noch mehr Macht, dann war sie es, sie und seine Kinder.

Er rekapitulierte den Schlachtplan. Zwei der Jäger würden einen Angriff auf die Luftwaffenbasis des Feindes durchführen – wenn man die paar Einheiten als Luftwaffe bezeichnen konnte. Die vier anderen und die beiden Leopards würden ihm und seinem Sturmkommando den Weg bereiten. Die Leopards hatten eine vernichtende Feuerkraft, und wenn es gelang, einen Gegenangriff feindlicher Flieger zu vereiteln, würde der feindliche Garnisonskommandeur seine Leute eher zurückziehen. Schließlich brauchte dieser seine Leute noch, gegen die New Home Regulars. Und die Bryant Regulars würden die Lagerhäuser plündern, die gewünschten Ersatzteile, Munition und dergleichen erbeuten – während die Leopards und die Jäger das Ganze von oben absicherten – und in die landenden Kugelraumer verladen. Und dann würden sie sich wieder zurückziehen. Bis zum nächsten Mal...

Die Frage war bloß, ob die Chevaliers ihre Jäger mit ins Spiel bringen würden. Oder gar selber mit ihrer ganzen Streitmacht losschlugen. Natürlich – gegen vier kampferprobte Bryanter UND die zwei Landungsschiffe wäre das sicher keine allzu gute Idee gewesen, aber wenn möglich war natürlich ein Luftkampf zu vermeiden. Dvensky konnte weder den Verlust eines Jägers, aber noch viel weniger den eines Leopard gebrauchen. Vor allem die feindlichen Stukas bereiteten ihm Sorgen. Nun, manchmal mußte man eben hoch pokern.

Es entsprach natürlich der gängigen militärischen Taktik, Landungsschiffe als Kanonenboote einzusetzen. Aber mit gängigen Taktiken kam man eben nicht immer weit. Und seine Aufklärer – oder, wie er sich säuerlich eingestand, die Aufklärer seiner Innenministerin, denn die und nicht er kontrollierte die Spionage – hatten gemeldet, daß ein Gutteil der Flak anderswo beschäftigt war. Zum Beispiel in den Kämpfen. Eine Taktik, die nachvollziehbar war – aber fatale Folgen haben mochte. Er kontrollierte die Zeitangabe – nur noch wenige Minuten bis zum Abwurf. Er wußte seinen „Flügelmann“ neben sich. Die Leopard-Schiffe trugen neben diesen beiden Mechs – seinem Marodeur und einem Victor – die sechs schwersten Maschinen der 1. Kompanie. Zusammengenommen schon eine beeindruckende Streitmacht, und sechs weitere Mechs würden von dem Union-Lander abgesetzt werden.

Bryanter Falken

Weit voraus gab die Kommandeurin der Kampfflieger inzwischen den Befehl, der die entscheidende Phase der Attacke einleitete: „Flanke. Flanke. Flanke.“ Sofort korrigierten die Maschinen ihren Kurs, die Formation brach auseinander. Sie selber und eine weitere Corsair bogen ab – die übrigen vier behielten die alte Richtung bei. Der Countdown lief...

Fünfzig Kilometer vor dem Ziel zog sie ihren Jäger hoch, sofort gefolgt von ihrem Flügelmann. Sie würde noch etwas mehr als zwei Minuten bis zum Ziel brauchen – gerade genug Zeit für den Gegner, seine Jäger auf die Rollbahn zu schicken. Mit etwas Glück würde sie so eine weitere der kostbaren Maschinen des Gegners vernichten. Was um so besser wäre, da es im Interesse Bryants lag, der 30. Garde stärker zuzusetzen als deren Gegnern. Denn die ehemaligen Lyraner waren bisher die stärkeren gewesen, und würden bei einer Eroberung den meisten Widerstand leisten.
Doch als sie über ihrem Ziel auftauchte, erlebte sie eine Enttäuschung. Kein Flieger war zu sehen – dafür schlug ihr eine Wand aus Leuchtgeschossen der leichten Flak entgegen. Offenbar hatte der feindliche Kommandeur genug Verstand, seine wenigen Maschinen nicht durch so einen Trick aus der Reserve locken zu lassen. Doch die Majorin ließ sich nicht zu einer Unmutsäußerung hinreißen. Es lief eben nicht immer so, wie man wollte. Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen.

Wie Tropfen von einem regenschweren Blatt lösten sich die Bomben – direkt über der Rollbahn. Die Maschine schwankte im Flakfeuer, blieb aber auf Kurs. Hinter dem Jäger brach die Hölle los, als die Betonbrecher die Rollbahn zerrissen. Wenn schon die feindlichen Jäger sich verbargen, so konnte man wenigstens ihren Start zu späterer Stunde verhindern. Aufmerksam huschten ihre Augen über die Anzeigen der Bordgeräte, bereit, sofort auf gefährliche Treffer zu reagieren. Ihre Maschine flog nur wenige Meter über dem Boden. Sie kannte das Terrain aus Aufnahmen – nur so konnte sie ein solches Manöver wagen. Natürlich war es dennoch nicht ganz ungefährlich, aber die Richtkanoniere konnten sie so schlechter anvisieren.
Anflug auf Anflug folgte in dichtem Abstand. Die Flak schwieg längst – Raketen und Bordwaffen hatten sie zum Schweigen gebracht. Aber es wäre vergebliche Mühe gewesen, unter den Bunkern die zu suchen, in denen die Feindjäger standen – und Bunker zu zerstören kostete Zeit. Nun, vielleicht beim nächsten Mal.

Im Gefecht

Über dem Zielgebiet war inzwischen die Hölle losgebrochen. Die Kampfflieger kreisten wie Geier über dem Schlachtfeld – und diese Geier warteten nicht, bis ihr Opfer von selbst fiel...
Zusammen mit den Leopards hatten die Bryanter hier eine Feuerkraft konzentriert, die die wenigen Flakbatterien im Nu zum Schweigen brachte. Ohne Schäden ging es natürlich nicht ab – aber die zumeist leichte Flak hatte keine echte Chance. Wer von den Kanonieren Glück hatte, rettete sich mit einem schnellen Sprung beiseite – aber nicht alle gelang dies. Hier und da detonierten Fehlschüsse – es würde keine gute Nacht werden, auch für die Zivilisten. Ob Splitter der Flakgranaten und Beschuß der Jäger, im Endeffekt war es egal, was sie verwundete und tötete...

Dvenskys Mech rückte unterdessen vor. Die Route, die er nahm, war schon lange vorher ausgespäht worden. In den Archiven des GKVD lagerten genaue Straßenkarten der Zielstädte, und die Karten wurden ständig aktualisiert. Orientierung war das A und O, und wer irgendwo einmarschierte, machte sich nicht nur lächerlich, wenn es ihm an Kenntnissen mangelte – so etwas konnte tödlich enden. Natürlich waren die Informationen nicht immer hundertprozentig genau und aktuell – aber es genügte. Meistens.
Mit einem Fluch kämpfte der Count um die Kontrolle über seine Maschine. Da war ein neuer Gefechtsbunker mit einem schweren Raketenwerfer gewesen, offenbar als Verteidigung für diese Kreuzung, sollten die Cappellaner oder seine Leute angreifen – und der Feind hatte abgewartet, bis er nahe genug heran war. Die Panzerung auf seiner rechten Torsohälfte war ziemlich angeschlagen, und beim rechten Arm sah es noch schlimmer aus. Mühsam stabilisierte er die Maschine und hob den lädierten Arm. Die PPK spuckte einen Lichtblitz aus – daneben. Ein Rucken kündigte davon, daß offenbar die Kondensatoren den Dienst aufkündigten. Hitze wallte auf, als er nun auch den linken Arm hob und feuerte. Diesmal traf er – der Werfer mochte nur noch eine zerschmolzener Haufen Stahl sein. Der Mech nahm den Weg wieder auf, den rechten Arm wie eine Keule schwingend. Dvensky setzte grundsätzlich alle Waffen ein, die ihm zur Verfügung standen...

Die Meldungen von der zweiten Angriffsgruppe trafen inzwischen ein. Die unterschiedlichen Angriffsschneisen waren vorher abgesprochen worden, und dank einem ausgeklügelten Codesystem konnten wenige Worte ein überraschende Entwicklung an die Kameraden weitergeben. Man merkte den Soldaten manchmal kaum an, daß sie ursprünglich Milizionäre und Angehörige von Söldnereinheiten der zweiten Linie waren. Es hatte freilich auch einiges an Zeit und Mühe gekostet, sie zu dem zu machen, was sie heute waren.
Der Angriff der Regulars kam gut voran. Die feindliche Verteidigungsstreitmacht – eine Lanze Mechs und eine Panzerkompanie, dazu etwas Infanterie – wollte offenbar nicht den pathetischen Kampf bis zur letzten Patrone führen, von dem im „Immortal Warrior“ immer die Rede war. Verstärkung würde kaum kommen, so lange die Jäger und Landungsschiffe Bryants den Luftraum kontrollierten. Zweifelsohne bereitete sich die 30. auf einen Gegenangriff vor – aber so viel Zeit würde Dvensky seinen Feinden nicht lassen. Der Herrscher Bryants hütete sich, zu sehr Druck auf die weichenden Feinde auszuüben, er wollte sie nicht in die Enge treiben. Heute ging es um Beute – nicht um Abschüsse. Als die letzten Gegner sich absetzten, gab Dvensky den Kugelraumern die Landung frei. Der Marodeur bezog Wachstellung, während Techniker und Infanterie der Bryanter zusammen mit den Mechs, die helfen konnten, die Beute verluden.

In diesem Augenblick knackte die Kommleitung – Sonderfrequenz. Die Stimme sprach Russisch, und klang irgendwie künstlich. „Alpha. Delta. Hundert Omega.“ Dvensky fluchte. Der Kanal war für die Männer vor Ort reserviert – falls es keine Frauen oder ein Kinder war. Er selber kannte ihre Namen oder Identitäten nicht – die Frequenz wurde immer von einem Techniker des GKVD eingestellt. Auch die Agenten benutzten ein Codesystem, ähnlich dem der Truppen. Alpha bedeutete, die Meldung war wichtig, Delta bedeutete, es drehte sich um die Chevaliers. Hundert Omega teilte ihm mit, daß eine größere Gruppe aktiv war. Vermutlich besetzten sie gerade ihre Mechs und Panzer. Dvensky kannte die Abläufe. Binnen kurze würde die Söldnertruppe einsatzbereit sein. Und das konnte blutig werden. Offenbar war bisher noch nicht abzusehen, was die Söldner planten, aber der Count von Bryant war kein Mann, der Hoffnung über Befürchtung setzte. Besser, er ging vom schlimmsten aus. Würden sie ausrücken? Oder hatten sie nur Angst, jetzt kämen sie oder die kostbare Anlage der Kuttenträger dran?

Sollten sie ihn angreifen, dann würde er seinen Vorteil aus den überlegenen Ortskenntnissen seiner Krieger ziehen können. Sie sahen die Chevaliers – durch die Augen der GKVD-Leute. Und sie kannten den Stadtplan. Mal sehen, ob Danton DAMIT gerechnet hatte. Aber besser wäre es, es käme erst gar nicht zum Kampf. Vielleicht konnte man die Söldner noch ein wenig „entmutigen“ – oder besser ermutigen, neutral zu bleiben.

„Achtung, Meldung an die Luftwaffe. Quadrant 12. Linie 40-50-60. Halten. Tangieren sie es – Warnschuß, dann gezielt Feuer. Probe - 63“ Die Antwort war ein knappes: „Jest!“ Und die Nacht explodierte in Flammen.
Die Landungsschiffe hatten einen Straßenkreuzung unter Beschuß genommen, über die die Chevaliers marschieren mußten, sollten sie in die Kämpfe eingreifen wollen. Wenn dieser Danton kein völliger Narr war... Sollten sie ruhig sehen, was ihnen blühte... Den Gedanken an die Leute, die dort leben mochten, verdrängte er – es fiel ihm nicht schwer. Er war nicht begierig auf ihren Tod, viel lieber wollte er eines Tages über sie herrschen. Nun, seine Schützen schossen normalerweise recht genau. Und wenn es ein paar Opfer gab, dann war das natürlich bedauerlich, aber auch nicht zu ändern. Zugleich beorderte er einige Mechs an seine Seite. Zur Not mußte der Rückzug gedeckt werden...

„Achtung, hier Luftwaffe.“ Dvensky mußte unwillkürlich erleichtert lächeln, als er die Stimme von Major Prokofjewna hörte. Also war sie und ihr Kamerad zu den anderen gestoßen. Sie hatte ihren Einsatz nicht mit dem Leben bezahlt, oder war gefangengenommen worden – etwas, was er immer befürchten mußte. „Die Chevaliers beziehen Verteidigungsstellung. Wiederhole. Sie bilden Blockadeformation.“ Der Count atmete auf – erst jetzt fiel ihm auf, daß er die Luft unwillkürlich angehalten hatte. Wäre Danton ausgerückt, ihm wäre nichts anderes übrig geblieben, als die Crusaders zur Hilfe zu rufen...
Nun, offenbar ging der Altruismus von Danton nicht SO weit. Vielleicht hatte er keine Absprache mit New Home – oder er hatte eingesehen, daß er die Abkunft nicht enttarnen durfte. Nun, mit ihm und seinen Söldnern würde man sich zu gegebener Zeit beschäftigen...

Dvensky schüttelte leicht den Kopf. Wenn Danton glaubte, er könnte ihm, Dvensky, wegnehmen, was er sich aufgebaut hatte – nun, dann würde der Söldner eine Überraschung erleben. Und wenn dieser Clanknecht meinte, die Bevölkerung Bryants wartete auf ihn und Com-Star als Befreier, dann würde der sturmgepeitschte Planet wohl Dantons Grab werden – und das seiner Chevaliers. Dies hier war nur die erste Runde. Er führte seinen Mech zum wartenden Landungsschiff. Sein Ehrgeiz ging nicht so weit, unbedingt als letzter zu gehen – solche Gesten empfand er als zumeist etwas pathetisch. Und das mied er, wenn es nicht sein mußte. Aber er wollte auch nicht als erster einschiffen. Es genügte, wenn seine Soldaten sahen, daß sie sich auf ihn verlassen konnten – wie in so vielen Gefechten bisher.

Als die Landungsschiffe der Bryanter abhoben, waren seit dem ersten Schuß kaum zwei Stunden vergangen. Einige Mechs und drei der Jäger hatten ernstere Beschädigungen davongetragen, jedoch nichts, was sich nicht reparieren ließe. Der Gegner hatte einen Mech und zwei Panzer verloren, dazu etliche Geschütze. Weder die 30. Lyranische Garde noch die New Home Regulars unternahmen einen Versuch, die abziehenden Plünderer aufzuhalten. Der Weltraum nahm die Angreifer auf, die ihm entsprungen waren. Sie würden wiederkommen – vielleicht in einem Monat, vielleicht in zwei oder erst in einem halben Jahr. Aber eines Tages, das schwor sich Dvensky, würden sie bleiben – und diese Welt würde ihnen gehören...
16.01.2004 09:11 Cattaneo ist offline E-Mail an Cattaneo senden Beiträge von Cattaneo suchen Nehmen Sie Cattaneo in Ihre Freundesliste auf
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"Das Leben ist das was einem passiert, während man andere Pläne schmiedet." John Lennon

Mitglied der Autorenkooperationen "Dantons Chevaliers" und "Hinter den feindlichen Linien"
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