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Cluster
Sergeant Major


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Ja Cluster ist wieder mal da und er konnte das Schreiben auch nicht lassen. In Fragmente werde ich von Zeit zu Zeit ( und das kann evtl. sehr lange sein) kurze nicht zusammenhängende Geschichten einstellen.
25.10.2004 22:46 Cluster ist offline E-Mail an Cluster senden Beiträge von Cluster suchen Nehmen Sie Cluster in Ihre Freundesliste auf
Cluster
Sergeant Major


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Der Tod ist nicht das Ende Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

< Was für ein irrer Auftrag! Wie konnte ich nur so dumm sein ihn anzunehmen? >
Die Gedanken von Ritter Todar drehten sich schon seit einiger Zeit nur darum, was ihn geritten hatte, diese Aufgabe zu übernehmen.
Als der Herold des Königs der versammelten Ritterschaft dieses Himmelfahrtskommando verkündete, klang es noch ganz einfach. Fast wie ein Spaziergang. Aber jetzt, jetzt hallten die Worte in seinem Ohr nach, wie ein Todesurteil.

< Ihre Majestät König Aelric III. Herrscher von Ladwin, Edoria und Klimm lässt verkündigen, dass ein Ritter benötigt wird, der die besondere Ehre auf sich nimmt einen Stoßtrupp tief hinein nach Cemetoria zu führen. Die Aufgabe dieses kleinen Häufleins tapferer Männer soll es sein, den Brag tel Tem zu zerstören. > An dieser Stelle, so konnte sich Todar genau erinnern, lief ein Raunen durch die versammelte Ritterschaft.
< Denen, die dieses Abenteuer überleben, können sich des ewigen Dankes Ihrer Majestät König Aelric III. Herrscher von Ladwin, Edoria und Klimm und der gesamten Bevölkerung des Reiches sicher sein. >

Ja, die Ehre und das Prestige und natürlich die Belohnung, welche er sich von diesem Auftrag erhoffte, hatten ihn dazu verleitet sich für dieses Abenteuer zu melden. Doch jetzt bedauerte Todar diese Entscheidung.
Schon auf dem Weg nach Cemetoria und dann nach Tem hatte er die Hälfte seiner Männer verloren und in Todar keimte langsam die Erkenntnis auf, dass er dieses Abenteuer nicht überleben würde.
Er blickte über seine Schulter auf die kläglichen Reste seiner Truppe. Die Angst stand in den Augen der Männer. Ihre Gesichter waren zu bleichen Masken der Entschlossenheit versteinert.
Todar zwang sich zu einem Lächeln und flüsterte, „bald haben wir es geschafft und dann geht’s zurück nach Hause.“ Mit diesen Worten winkte er seinen Trupp weiter, tiefer in das Labyrinth des unheiligen Tempels von Tem.
So schlichen sie weiter durch die Gänge, die von magischen Kristallen, welche an den Decken oder Seitenwänden wuchsen, in ein unheimliches rötliches Licht getaucht wurden.
Das ständig tröpfelnde Wasser hatte die Kleidung schon durchdrungen und der schwere Duft der Verwesung hing schwer in der Luft. Dieser Gestank hatte sie zu erst am Vorankommen gehindert doch inzwischen hatten sie sich daran gewöhnt. Aber in ihren Mägen befand sich eh nichts mehr, das man erbrechen könnte.
Weiter ging es durch die rötliche Schattenwelt bis sie vor sich ein seltsames und Grauen erweckendes Klappern und Klicken vernahmen.
Sie hatten es geschafft! Sie waren dem aller heiligsten oder sollte man sagen unheiligsten des Tempels von Tem nahe und damit lag die Erfüllung des Auftrages in greifbarer Nähe.
Todar spähte um eine Biegung und dann sah er es endlich. Der Brag tel Tem, ein Schädel der von schwärzlichem, geronnenem Blut verkrustet war und in dessen Augenhöhlen zwei Rubine ruhten, die ein eigentümliches Glühen aussandten. Der Anblick ließ ihn erschauern und erzeugte ein Kühle, die sich auf den Körper legte.
<Ja das muss der Brag tel Tem sein. Seine unheimliche magische Aura, war deutlich zu spüren.>
„Wir sind da“, raunte Todar und zog leise sein Schwert aus der Scheide und zog seinen Schild vom Rücken. Seine Gefolgsleute taten es ihm gleich.
Todar’s Blick schweifte durch die kleine Runde seiner Männer. „Es ist so weit! Bringen wir es zu Ende.“
Mit einem Schlachtruf stürmten sie das Heiligtum des dunklen Tempels.
Die wenigen Skelettkrieger, die als Wachen bereit standen fielen schnell unter den Hieben der Krieger.

Dann – Stille.

Todar konnte es nicht fassen. Sollte es so einfach sein? Er drehte sich und blickte in die verwunderten und erleichterten Gesichter seiner Gefährten.
Ungläubig rief er: „Wir haben es geschafft?!“
Im selben Augenblick ertönte ein lauter Gong, der die Wände erzittern ließ. Ein Windhauch fuhr durch die Höhle. Dann erklang ein Puffen und Zischen. Ein heller Blitz erhellte den Raum und blendete sie kurzzeitig.
Als sich die Augen wieder an das rötliche Schattenreich gewöhnt hatten, fanden sie sich umzingelt von Skelettkriegern.
„Kämpft!“, schrie Todar und warf sich auf den Feind. Das unheilige Artefakt muß vernichtet werden. Mit schier übermenschlicher Kraft zerschlug er die Abwehr der Skelette, die ihm im Weg waren. Er hob sein Schwert und riss es zu einem knochenbrechendem Schlag nach unten auf den Brag tel Tem. Das Schwert prallte auf eine magische Barriere und zerbrach. Ein Welle kaltem Entsetzens wallte durch Todar. Er stoplerte und schließlich stürzte er. Auf dem Rücken liegend starrte er an die vom rötlichen Schein erhellte Decke. Er fühlte sich schwach. Die Knochen bleiern und eine unbeschreiblich Kälte breitete sich in ihm aus.
< Das ist das Ende > Schoß es Ritter Todar durch den Kopf. Er hatte versagt und alle in den Untergang geführt.
Ein höhnisch grinsendes, bleiches Gesicht mit kalten Augen schob sich in sein Sichtfeld. Hartak, der dunkle Magier.
In einem leisen, salbungsvollen aber sarkastischem Ton sprach er: „Ihr habt gut gekämpft Ritter Todar. Aber ihr habt versagt. Euer Dienst bei König Aelric ist beendet.“
Ein heiseres Kichern unterbrach seine Rede.
„Ihr sterbt!“, bei diesen Worten bohrten sich sein kalter Blick in die Seele des Ritters. „Aber der Tod ist nicht das Ende. Ihr Todar werdet mir ein guter Diener sein, Befehlshaber in meiner Armee von Untoten.“
Das Leben verließ Todar und das letzte was seine Ohren hörten waren die grausamen magischen Verse, die ihn für immer an den Schwarzmagier binden würden.
25.10.2004 22:48 Cluster ist offline E-Mail an Cluster senden Beiträge von Cluster suchen Nehmen Sie Cluster in Ihre Freundesliste auf
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Abschied und Beginn Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Lichte Vorhänge in den vormittaglichen Wald webend, durchbrachen die Strahlen des Tagesgestirns das Blätterdach der Bäume und wurden hier und da von den letzten Resten des morgendlichen Taus aufgefangen, wodurch die Tropfen funkelten wie kleine Diamanten, die sich an die Gräser geheftet hatten.
Die Luft war erfüllt vom Gesang der Vögel, dem Geruch der alten Bäume, die leise vor sich hinächtzten, während der Wind ihnen sanft durch die grünen Kronen rauschte und dem Duft von Blumen und Kräutern. Ein wundervoller Sommertag in den Wäldern von Valon.
Fast geräuschlos schlich ein junger Mann von vielleicht 19 Jahren durch den Wald. Er war etwa 1,70 Meter groß, hatte braunes fließendes Haar, welches seine Ohren halb überdeckte, grüne Augen, die leicht schräg gestellt erschienen. Die Lederkleidung, die er trug, hing locker an seinem Körper, der Kraft und Geschmeidigkeit ausstrahlte. Seine Füße steckten in leichten ledernen Stiefeln.
Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Seine wachen Augen suchten in einem Moment den Boden nach Zweigen und im nächsten die nähere Umgebung ab. Seit geraumer Zeit verfolgte er nun schon das Reh, wie es ihm von Christian, den die meisten Falkenauge nannten, aufgetragen worden war.
Der junge Mann verharrte und lies den Blick durch das Grün schweifen und überprüfte die Windrichtung. Zufrieden mit dem, was er feststellte, setzte er seinen Weg fort. Ein leises Rascheln voraus lies ihn erstarren. Was das Geräusch verursacht hatte, konnte er nicht erkennen, da ihm eine Baumgruppe und Gesträuch die Sicht versperrte. Noch vorsichtiger und langsamer als zuvor bewegte er sich auf einen der Bäume zu und lugte an ihm vorbei. Da, keine zehn Meter vor ihm stand das Reh und fraß. Zufrieden seine Aufgabe erfolgreich abgeschlossen zu haben, beobachte Tarkelan das Tier.
Als hätte er schon die ganze Zeit dort gestanden, erschien Falkenauge an der Seite des Mannes. Er hatte ihn nicht kommen hören, geschweige denn geahnt, daß Christian ihn an diesem Tage folgen würde. Der blonde Riese, der Tarkelan um mindestens zwei Köpfe überragte, lächelte und nickte ihm zu. Gemeinsam verweilten sie und betrachteten das Reh.
Nach einer Weile tippte Waldläufer, der schon mehr als vierzig Sommer kommen und gehen gesehen hatte, auf die Schulter. Langsam zogen sie sich zurück. Das Reh würde nie erfahren, daß die beiden es verfolgt und beobachtet hatten.
In sicherer Entfernung fragte Tarkelan: „Warum hast du mir nicht gesagt, daß du mir folgen würdest Falkenauge? Wenn ich es gewußt hatte, hatte ich versucht meine Spuren zu verwischen um es dir nicht zu einfach zu machen." Dabei sah er den älteren Mann grinsend an. Dieser tat die Bemerkung mit einem Brummen ab. „Ein Mann sollte immer mit allem rechnen, wenn er in die Wildnis geht. Außerdem wollte ich nicht, daß du es weist, denn sonst hättest du gewußt, daß ich dich prüfen will. Aber ich wollte nicht sehn, was du unter höchster Anstrengung vollbringst, sondern wie dein Können unter normalen Bedingungen ist." Falkenauge sah Tarkelan an, nickte und sprach: „Was ich sah, stellt mich zufrieden. Du magst nicht der beste Waldläufer sein aber es füllt mein Herz mit Freude dich meinen Schüler nennen zu dürfen."
Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort und erreichten ihre Behausung als die Sonne im Zenit stand.
Eine drei Meter hohe Palisadenwand umgab das Gemeinschaftshaus, die Schmiede, einen Lagerschuppen, das Laboratorium des Magiers und dessen kleinen Kräutergarten. Alles einfache Fachwerkgebäude, die bis auf die Schmiede mit Stroh gedeckt waren. Der einzige ungewöhnliche Gebäudeteil war ein gläserner Anbau an das Laboratorium von Lakorius. Darin zog er Pflanzen, die ein wärmeres Klima, wie er es nannte, brauchten. Aus dem Schlot der Schmiede stieg Rauch, der ein untrügliches Zeichen dafür gab, daß Dergar seiner zweit liebsten Beschäftigung dem Schmieden nachging. Doch der Duft eines deftigen Eintopfes kündete davon, das Dergar zur Zeit in der Küche stand und kochte und sich somit bald seiner liebsten Beschäftigung hingeben würde, dem Essen und Trinken.
Tarkelan und Falkenauge betraten das Gemeinschaftshaus. Lakorius deckte den Tisch und der Zwerg Dergar rührte mit einem großen Holzlöffel und summte dabei eine alte zwergische Weise. Neckend hob Tarkelan an: „Ich hoffe du schmeckst den Eintopf nur ab Dergar und verkostest ihn nicht ganz allein." „Willst du ein gut gewürztes Essen oder faden Brei", fragte der Zwerg mürrisch, „also laß mich machen und sei ruhig." Dergar drehte den Kopf halb zu dem jungen Mann um und zwinkerte ihm zu während er mit der einen Hand Kräuter in den Eintopf rieb und mit der anderen kräftig rührte. „Hilf Lakorius beim Tisch decken. Wir brauchen noch Brot." Wenig später saßen die vier am Tisch aßen, scherzten und besprachen die Angelegenheiten des täglichen Lebens.
Als Tarkelan sich erheben wollte, hielt ihn Dergar zurück. „Ich könnte deine Hilfe in der Schmiede brauchen. Der spezielle Auftrag, von dem ich dir vor einigen Tagen erzählt habe, steht an. Dabei könnte ich deine Hilfe brauchen."

Der Blasebalg blies fauchend Luft in die glühenden Kohlen und brachte das Eisenpaket zur Weißglut. Mit schweren Hämmern schweißten sie die Platten zusammen. Sobald das Eisen zu weit erkaltet war, kam es zurück in die Glut der Esse. Danach bearbeiteten sie es weiter. Es wurde gefaltet und geschweißt. Die Zeit verging und aus Nachmittag wurde Abend. Die Glut der Esse ersetzte das Tageslicht in dem sie den Raum in ihren feurigen Schein badete. Doch noch immer sangen die Hammer ihr Lied.
Als Dergar endlich zufrieden mit dem Ergebnis ihrer kräftezehrenden Arbeit war, war es schon Nacht. Sie verließen die Schmiede und genossen die Kühle während sie zum Brunnen gingen um sich zu waschen. „Das war gute Arbeit, die wir geleistet haben", sagte der Zwerg. „Morgen wirst du mir helfen aus dem Eisen einen Dolch zu fertigen." Tarkelan holte einen weiteren Eimer Wasser nach oben und goß ihn sich über den Kopf. Das erfrischende Naß ließ ihn erschauern. „In Ordnung Dergar. Aber der Kunde muß wirklich jemand besonderes sein. So viel Mühe hast du dir selten gegeben, wenn ich dir zur Hand ging." Der Zwerg lachte und antwortete, „ja das könnte man so sagen." Sprachs und machte sich auf den Weg zu seinem Nachtlager. „Bis morgen Tarkelan."
Der junge Mann schaute ihm nach. Eigentlich hatte er eine Antwort darauf erwartet für wen dieser Dolch angefertigt wird. Aber erkannte die Art des Zwerges. Wenn er es nicht sagen wollte, so würden auch weitere Fragen nicht helfen. Ebenso gut hätte man auf einen Fels einreden können. Er zuckte mit den Schultern und strich sich mit den Händen durchs Haar um das Wasser heraus zu schütteln. Dabei lüftete er auch die Strähnen über seinen Ohren. Sie hatten nicht die normale Form eines menschlichen Ohres. Sie waren spitz.
Früh am nächsten Tag standen Halbelb und Zwerg wieder in der Schmiede. Heute sollte die Klinge aus dem sorgfältig gearbeiteten Eisenblock geboren werden. Unter der kundigen Anleitung von Dergar führte Tarkelan den Schmiedehammer und war erstaunt, daß er an diesem zweifelsohne wertvollen Stück arbeiten dürfte.
Die Sonne zog ihre Bahn über den Himmel, durchschritt ihren höchsten Stand und neigte sich gen Untergang. Fröhlich erschallte das Singen der Hämmer nur unterbrochen von den Zeiten der Esse. „Eine Klinge muß man schmieden ohne unterlaß, wenn man sie nicht verderben will", hatte Dergar gesagt als sie ihr Tagwerk begonnen hatten und so hielten sie es auch. Am Abend war es vollbracht, die Klinge war fertig und Tarkelan fühlte sich erschöpft, wie selten zuvor in seinem Leben. Dergar prüfte die Arbeit. „Nicht schlecht", meinte er, „nicht zu vergleichen mit der Arbeit eines Meisterschmiedes der Gebirgszwerge oder Elfen aber für einen Gesellen und Anleitung seines Meisters und etwas Hilfe recht gut." Kritisch betrachtete er die Klinge von allen Seiten. „Wahrlich nicht schlecht. In den nächsten Tagen werden wir der Klinge ein Heft anpassen, uns um die Verzierungen kümmern und die Schneiden schärfen." Vorsichtig, als wolle er jede Beschädigung vermeiden, legte der Zwerg die Dolchklinge auf die Werkbank.
Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Flug für Tarkelan. Die Klinge wurde geätzt um das Muster des Stahles zum Vorschein zu bringen, welches durch das Falten entstanden war. Wellenförmige Linien, abwechselnd hell und dunkel, zogen sich das Blatt entlang. Der Halbelf fertigte die Parrierstange, Handgriff und Knauf während Dergar der Waffe ihre nötige Schärfe verlieh.
Dergar bewunderten den fertigen Dolch, den sie auf ein weiches Stück Leder gebettet hatten. „Eine feine Arbeit die wir da geleistet haben Dergar. Ich hoffe nur, daß der zukünftige Besitzer sie zu schätzen weis", meinte Tarkelan. Der Zwerg brummte zustimmen und sprach: „Ich bin mir sicher, daß er unsere Arbeit zu würdigen weis." So standen sie noch eine Weile und genossen den Anblick ihres Werkes. „Morgen will dich Lakorius sehen. Wie es scheint hat auch er eine Aufgabe für dich", bemerkte der Zwerg bevor er sich zum gehen wandte. „Nach so einer Arbeit gelüstet es mich nach einem guten Mahl und noch besseren Getränken." Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg zum Gemeinschaftshaus.
Tarkelan sah ihm nach, bis er durch die Tür ins innere des Gebäudes verschwunden war. Dann seufzte er und beschwerte sich bei sich selbst: „Warum stellen sie mich nur alle auf die Probe? Zuerst Falkenauge, dann Dergar und nun auch Lakorius. Ich frage mich, was sie im Schilde führen."

Auch wenn die Hütte, die Lakorius als Laboratorium nutzte von außen recht geräumig wirkte, wurde man spätestens beim eintreten vom Gegenteil überzeugt. Jedes bischen freier Raum schien Nutzung zu sein.
An den Wänden standen Regale in denen sich Bücher, lose Pergamente, Büchsen, Töpfchen, Phiolen und hier und da auch eine Apparatur, deren Sinn und Zweck sich dem Uneingeweihten nicht erschloß, stapelten. Vor einem der Fenster stand ein Schreibpult. Daran schloß sich im rechten Winkel ein Tisch an, auf dem weitere Bücher und Pergamente lagen. Dieser Platz, so wußte Tarkelan, diente Lakorius als Arbeitsplatz zum studieren und theoretisieren, wie er es nannte.
Die andere Hälfte des Raumes wurde von einem großen steinernen Tisch, einem Kamin und der Tür zum Glashaus vereinnahmt. Auf der hüfthohen Granitplatte stand die alchemistische Ausrüstung des Zauberers, die aus allerhand Glasgefäßen bestand, die zum Teil mit gläsernen Röhren untereinander verbunden waren. Daneben standen und lagen kleine Büchsen mit Reagenzien, silberne und goldene Drähte, verschiedenste Kristalle und weitere Dinge, deren Nutzen nur Lakorius bekannt zu sein schien.
Auf dem Boden um den Granittisch war mit Kreide ein magischer Bannkreis aufgezeichnet. Dieser mußte alle paar Tage erneuert werden, was Stunden dauerte, wie der Halbelf wußte, da er dem Magier schon oft genug dabei zur Hand gegangen war. Denn das bloße zeichnen der komplizierten Runen und Figuren war nicht genug. Zusätzlich mußten die entsprechenden Verse aufgesagt werden. Aber es war eine wichtige Arbeit, wie er wußte, denn er hatte bei seiner Lehre in der Vergangenheit oft genug Sprüche und Mixturen fehlerhaft erstellt und ohne den Bannkreis würde das Laboratorium wohl schon lange nicht mehr existieren.
Als Tarkelan die Hütte betrat, bemerkte er, daß die Tür zum Glasanbau angelehnt war. Daher lief er zu dieser und trat hindurch. Eine feuchte und warme Luft fing ihn ein. Im Winter war der Aufenthalt zwar angenehm aber jetzt im Sommer war es einfach nur unerträglich. „Hallo Lakorius", sagte er zu dem Magier, der sich um seine Pflanzen und Kräuter kümmerte, sie wässerte und abgestorbene Triebe entfernte. „Ahh da bist du ja Tarkelan. Ich habe schon auf dich gewartet", antwortete der Zauberer und lächelte. „Ich bin gleich fertig. Geh ins Laboratorium und warte da auf mich. Es reicht wenn einer hier drinnen schwitzt", sagte Lakorius.
Wenig später stand der Magier vor Tarkelan. Der Mann war etwa so groß wie der Halbelf aber hatte schon an die fünfzig Sommer gesehen. Sein Haar und Bart waren Grau aber die Augen schienen sich das Feuer der Jugend erhalten zu haben. Aus den Falten seiner Robe zog Lakorius einen kleinen Lederbeutel heraus und reichte ihn Tarkelan. „Das ist die Aufgabe, die du für mich erledigen sollst. Es sind ein paar Kristalle, welche für eine arkane Nutzung vorbereitet werden müssen." „Nicht noch eine Prüfung", maulte Tarkelan. „Erst Falkenauge, dann Dergar und nun auch noch du. Was ist nur in euch gefahren?" „Nun", antwortete der Magier, „wir sind zu der Ansicht gekommen, daß die Zeit reif ist, um deine Fähigkeiten auf die Proben zu stellen." Lakorius hielt dem Halbelf den Lederbeutel entgegen und sprach: „Und nun mach dich an die Arbeit. Es braucht viel Zeit und Konzentration um Kristalle vorzubereiten."
In der Tat bedarf es einige Stunden bis Tage um einen Stein darauf einzustellen für magische Zwecke genutzt zu werden. Man kann darin Schutzzauber einprägen oder sie als Speicher für Mana nutzen. Die jeweilige Güte oder Stärke des Spruches, den ein Kristall aufnehmen kann, hängt von seiner Art, Größe und Reinheit ab. Interessant zu erwähnen ist es, daß sich Diamanten gar nicht nutzen lassen. Selbst die geschicktesten und mächtigsten Magier konnten diesen Stein nicht ihren Willen aufzwingen. Ein bis heute ungelöstes Rätsel.
Zum Glück für Tarkelan befanden sich in dem Beutel keine Diamanten sondern vier kleine Amethyste und ein Topas, der etwa die Größe eines Daumennagels besaß. Trotzdem würde es den Halbelfen Tage kosten um die Kristalle auf ihre Verwendung vorzubereiten. Denn zur großen Enttäuschung von Lakorius, zumindest vermutete Tarkelan dies, tat er sich mit Magie eher schwer und Kristalle waren seine größte Schwäche, da es ihm oft an der nötigen Geduld mangelte.
Mit einem Seufzer nahm er den Topas und zwang sich zur Ruhe, machte seinen Geist leer und konzentrierte sich auf den Stein. Schon bald konnte er den Fluß des Manas spüren und begann den Kristall zu erforschen. Abgesehen von einigen Unreinheiten schien die Struktur des Topases fast perfekt zu sein. Tarkelan gestattete sich ein kleines Lächeln. Zumindest dieser Stein würde nicht ewig brauchen. Noch konzentrierter als zuvor machte er sich ans Werk und nutze das Mana um die Unreinheiten und Kristallschäden zu beseitigen. Die Zeit verstrich und aus Minuten wurden Stunden. Als Tarkelan endlich fertig war, berührte die Sonne schon fast wieder den Horizont. Er fühlte sich müde und erschöpfter als nach einem Arbeitstag in der Schmiede.
Lakorius, der bemerkt hatte, daß sein Schüler die Aufgabe vollendet hatte, trat näher und versenkte sich mit Leichtigkeit in den Kristall. Zufrieden nickte und sprach: „Nicht perfekt aber die beste Leistung, die du je an einem Kristall vollbracht hast Junge. Wie es scheint, waren die Jahre nicht vergebens." Behutsam legte der Magier den Stein auf den Tisch. „Du solltest dich ausruhen. Die anderen Steine werden dich morgen erwarten."
Tarkelan erhob sich langsam und streckte sich: „Ich glaube ich werde deinem Ratschlag folge leisten. Es erscheint mir immer wieder seltsam, wie anstrengend es ist Magie zu wirken. Bei dir wirkt es so leicht."
Lakorius lachte und antwortete: „Jahre der Übung Junge. Alles eine Frage der Übung und nun geh und ruhe dich aus."
Zu erschöpft für ein Nachtmahl warf sich Tarkelan auf sein Lager und bald umfing ihn der Schlaf.
Die nächsten drei Tage verbrachte der Halbelf im Laboratorium damit die vier Amethyste ihrer Bestimmung entsprechend zu verändern. Jeder einzelne von ihnen war viel schwieriger vorzubereiten als der Topas. Tarkelan hatte vermutet, daß der große Topas die größere Herausforderung wäre aber hatte sich von seiner schieren Größe täuschen lassen. Die kleinen Amethyste, die etwa den Umfang von Erbsen hatten, waren bei weiten komplizierter. Es gab viele Unreinheiten und Strukturschäden zu beheben und obwohl er sich mühte, wußte er doch, daß sie am Ende nicht die selbe Qualität wie der gelbliche Topas haben würden.
Wie schon zuvor prüfte Lakorius auch die vier bläulichen Kristalle und legte sie danach wortlos neben den Topas. „Die Kristalle sind nun vorbereitet. Du solltest den morgigen Tag nutzen um dich von dieser Arbeit zu erholen, denn übermorgen werden wir die Zauber in die Steine prägen. Danach ist das, was du Prüfungen nanntest vorbei." „Das wird auch Zeit", antwortete Tarkelan erschöpft und klang ein klein wenig gereizt. „Ich verstehe immer noch nicht, warum ihr mir diese Prüfungen auferlegt habt. Ihr drei seit meine Freunde und auch meine Lehrer. Gerade ihr solltet mich am besten einschätzen können." „Wohl war", entgegnete Lakorius, „aber eine Probe zeigt nicht nur den Lehren das Können ihrer Schüler. Nein es zeigt auch den Schülern, wo sie stehen. Betrachte es aus diesem Blickwinkel Junge." „Aber ich verstehe es trotzdem nicht", antwortete Tarkelan. „Du wirst es bald verstehen denke ich. In wenigen Tagen wird dir alles klarer erscheinen Tarkelan. Sei geduldig und erledige, worum wir dich bitten." Während der Magier sprach, war er zur Tür gegangen und hatte sie geöffnet. „Und nun geh. Ich erwarte dich dann am Morgen des übernächsten Tages wieder hier."
Tarkelan war keineswegs mit dieser ausweichenden Antwort zu frieden aber er kannte Lakorius zu gut. Der Magier würde ihm keine weiteren Erklärungen in dieser Sache geben. Er würde warten müssen.
Tarkelans freier Tag verging schnell und ehe er sich versah saß er schon wieder im Laboratorium von Lakorius. „So mein Junge. Zum Abschluß werden wirst du jeweils einen Zauber in einen der Amethyste prägen", teilte ihm der Magier seine Aufgabe mit. „Es sind Zauber, die eine Waffe aufwerten sollen. Ein Spruch gegen Rost, einer der Schärfe, einen, der einen Bruch verhindern soll und der letzte soll den Träger gegen Angriffszauber schützen." „Was ist mit dem Topas", fragte Tarkelan. „Bekommt er keinen Magie eingeprägt?" „Der Topas soll nicht deine Sorge sein und nun beginne." Der Zauberer verschwand zu seinem Studiertisch an dem er sich in die Bücher vertiefte.
Verärgert, weil Lakorius ihm erneut ausgewichen war, wollte es Tarkelan nicht recht gelingen die notwendige Konzentration auf das Mana zu erreichen und beinahe wäre das erste Ritual fehlgeschlagen. Um weitere Fehler zu vermeiden, versenkte er sich in Meditation und klärte seinen Gedanken. Langsam stellte sich die Ruhe ein und das Gespür für den Energiefluß des Manas wuchs. Eine Weile lies er seinen Geist im Mana treiben, spürte seine Macht, die Anziehungskraft und seinen Ruf es zu nutzen, es zu formen. Im Grunde ein Zustand, den jeder Zauberer kennt und den niemand je vergessen wird, der einmal in Kontakt mit ihm getreten ist.
Langsam setzte Tarkelan sein Werk fort und es kam ihm so vor als würde das Mana seinem Willen heute besser gehorchen denn je. Er wirkte die aufgetragenen Sprüche und prägte sie in die Steine. Doch nachdem er fertig war, kehrte er nicht sofort zurück. Tarkelan verlor sich in der Betrachtung des Mana und nur langsam fraßen sich die Mahnungen von Lakorius in sein Bewußtsein. Der alte Magier hatte ihn oft gewarnt nicht zu lange in der Betrachtung des Manas zu verweilen. Es soll schon Zauberer gegeben haben, die nie mehr aus dieser Trance erwachten und am Ende starb ihr Körper über dieser Betrachtung.
Unwillig riß sich Tarkelan los und kehrte in normale Welt zurück. Lakorius stand vor ihm und betrachte ihn prüfend. „Vergiß nicht, was ich dich gelehrt habe Junge! Es ist gefährlich zu lange und zu tief ins Mana einzudringen." „Ich weis. Ich bin ja auch hier oder? Deine Warnungen haben sich für immer in meine Erinnerung eingebrannt", antwortete Tarkelan. „Das will ich hoffen. Um deinet Willen Tarkelan. Es ist gefährlich." Das letzte Wort betonte der Magier besonders eindringlich. Dann wandte er sich den vier Amethysten zu und betrachtete sie eingehend. „Ja es scheint alles so zu sein, wie es sollte." Er verstaute die Steine wieder in einem kleinen Lederbeutel, der zwischen den Falten seiner Robe verschwand. „Damit ist deine Aufgabe erfüllt Junge. Wir sehen uns dann beim Nachtmahl." Mit diesen Worten kehrte er zu seinen Büchern zurück.
Wieder einmal war Tarkelan von der Art des Mannes wie vor den Kopf geschlagen aber inzwischen hatte er es aufgegeben sich darüber zu ärgern. So war Lakorius eben.

Die Tage gingen ins Land und der Sommer neigte sich seinem Ende entgegen. Das Leben auf dem Hof hatte wieder zu seinem normalen Rhythmus gefunden und Tarkelan hatte die Prüfungen schon beinahe vergessen.
Die letzten Rest des Abendrot schwanden langsam und wurden ersetzt durch die zunehmende schwärze des Nachthimmels. Immer deutlicher konnte man den Abendstern erkennen, dessen Licht gegen das der Sonne, die ihre letzten Strahlen über den Horizont sandte und das des Mondes ankämpfte. Die laue Luft der dämmernden Nacht strömte durch die offenen Fenster in das Gemeinschaftshaus, wo soeben das Mahl beendet worden war. Brot, Butter, Käse und Obst waren schon abgeräumt und man saß beisammen und genoß das letzte Glas dünnen Weines.
Dergar stopfte sich eine Pfeife, entzündete sie, zog den Rauch ein und blies ihn genüßlich wieder aus. Er blickte zu Christian und Lakorius, die ihm beide zu nickten. Der Zwerg wandte seinen Blick auf Tarkelan und fragte: „Was willst du aus deinem Leben machen Tarkelan?" Von der Wendung der Dinge überrascht, starrte der Halbelf seine Ziehväter an. Schließlich antwortete er: „Darüber habe ich mir noch keine rechten Gedanken gemacht. Was nicht bedeuten soll, ich hätte mich das nie gefragt. Ab und an habe ich schon an die Zukunft gedacht aber das ging nie über Tagträume hinaus." Falkenauge antwortete und sprach aus, was die drei älteren dachten: „Es wird langsam Zeit für dich, deinen eigenen Weg zu finden."
Lakorius setzte nach: „Wir haben dich vieles gelehrt. Dergar hat dich in das Handwerk des Schmiedes eingeweiht, Christian zeigte dir die Geheimnisse des Waldes und wie man in der Wildnis überlebt und ich lehrte dich Lesen, Schreiben, Rechnen und einige Grundlagen der Magie und gemeinsam haben wir dich in den Künsten des Kampfes unterwiesen."
Tarkelan nickte, „deswegen habt ihr mich auch diesen Prüfungen unterzogen." Im nachhinein erkannte, daß der Zauberer damals recht gehabt hatte, als er sagte, die Prüfungen seien auch dazu gedacht ihm zu zeigen, wie weit seine Fähigkeiten waren. „Ich bin in nichts, was ihr mich lehrtet ein Meister aber um einer zu werden, müßte ich mich entscheiden. Nun verstehe ich, warum ihr mich geprüft habt."
Ein lächeln huschte über das Gesicht des Magiers, denn der Halbelf hatte seine Worte im Kopf behalten und nun den Sinn des damals gesagtem erkannt.
„Nur ich kann die Entscheidung über meinen weiteren Weg treffen", fuhr Tarkelan fort. „Trotzdem würde ich gern eure Meinung hören."
Dergar setzte die Pfeife ab: „Wohl an. Aus dir könnte ein wahrhaft guter Schmied werden, wenn du Hammer und Amboß wähltest aber bevor du dies erreichst, warten noch viele Jahre an der Esse auf dich. Die Anlagen sind da, was du daraus machst, mußt du entscheiden." Nach diesen Worten steckte er sich wieder die Pfeife in den Mund und paffte still vor sich hin. Als nächster ergriff Falkenauge das Wort: „Das elbische Blut deines Vaters muß dir einige natürlich Fähigkeiten seiner Art geschenkt haben, denn aus dir kann ohne jeden Zweifel ein Waldläufer werden. Du könntest Höhlenbären im Daktili Gebirge jagen oder dir als Fährtensucher einen Namen machen. Ein schönes Leben in Wald und Flur könnte dich erwarten aber auch ein einsames." Nach diesen Worten gab er Lakorius zu verstehen, daß er gesagt hatte, was zu sagen war. Der Zauberer atmete tief ein und hob an: „Mit dem, was ich dich lehrte stehen dir viele Wege offen. Du bist des Lesens und Schreibens mächtig und könntest einen Posten in der Verwaltung des Königs anstreben und im geringsten Falle dich als Schreiber verdingen. Den Gelehrten stehen viele Türen und Wege offen Junge, du mußt sie nur beschreiten wollen und ab und an die richtigen Leute kennen. Solltest du dich der Magie zu wenden wollen, so muß ich dich warnen, denn dein ungestümes Wesen wird dich dabei hindern. Solange du es nicht gezähmt hast, wird dir die nötige Geduld und Konzentrationsfähigkeit fehlen. Ich möchte dir auch nicht verheimlichen, daß talentierte Adepten in deinem Alter schon weiter sind. Solltest du dich für die arkanen Künste entscheiden, so wartet eine steinige Straße auf dich. Du besitzt Potential aber ich bin mir nicht sicher ob du es jemals erschließen können wirst."
Nachdem der Magier geendet hatte, überdachte Tarkelan die gehörten Worte, während die Älteren schweigend warteten. Schließlich entschied der Halbelf, daß die Entscheidung zu gewichtig ist und wohl bedacht werden sollte. „Ich danke euch für die Einsicht, die ihr mir gewährt habt", sagte Tarkelan. „Der heutige Abend scheint mir nicht der passende Zeitpunkt zu sein, um eine Entscheidung mit solcher Tragweite zu treffen. Laßt mich wenigstens darüber schlafen. Doch bevor wir uns alle zur Ruhe begeben, sagt mir, warum ihr mich nicht in den Kampfkünsten geprüft habt." „Eine berechtigte Frage", meinte Falkenauge, „aber die Antwort ist darauf ist einfach. Wir haben dich über Jahre hinweg an Waffen ausgebildet, haben einzeln und zusammen mit dir und gegen dich gekämpft. Wir kennen unsere Schwächen zu genau. Eine objektive Prüfung deiner Fähigkeiten ist uns daher nicht möglich und in der Umgebung gibt es sonst niemanden, zu dem wir dich hätten schicken können. Die Antwort darauf wirst du selber finden müssen. Vertraue auf deine Fähigkeiten aber gaukel dir nicht vor, daß du ein Meister wärst." Der Zwerg und der Magier pflichteten diesen Worten bei, bevor sich die Runde auflöste und jeder seinem Nachtlager zu strebte.
Die Nacht zog träge dahin aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Die Ereignisse des Abends gingen Tarkelan nicht aus dem Kopf. Die Worte seiner Ziehväter und seine Gedanken verwoben sich zu den verschiedensten Bildern der Wege, die er einschlagen könnte. Ein jeder hatte seine Verlockungen aber ein Vergleich war schwer. Wie sollte er sich nur entscheiden? Diese Frage stellte er sich immer noch als ihn der Schlaf fand und übermannte.
Der Morgen kam viel zu schnell für den Geschmack des Halbelfs. Er fühlte sich als wäre er eben erst eingeschlafen, als ihn das Licht des neuen Tages weckte. Die ersten Strahlen der Sonne schienen nicht nur die Nacht vertrieben zu haben. Die Antwort, die Tarkelan in der Nacht nicht finden konnte, schien nun im ersten Licht vor ihm zu liegen. Die Entscheidung, wo sich sein Leben hinwenden würde, würde nicht hier auf dem Hof fallen. Jede Reise beginnt, in dem man den ersten Schritt macht und so würde sich auf dem Weg zeigen, wo er sich hinwenden würde. Betrübt stellte er fest, daß er seine Heimat verlassen mußte, um eine Antwort auf die momentanen Fragen zu finden. Aber das unbekannte jenseits der begangenen Pfade lockte nicht minder. Die Entscheidung war gefällt.

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Cluster
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Winterkrieger Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Odilo hasste den Winter. Es war zu lange finster und viel zu kalt. Fröstelnd marschierte er langsam in der Dunkelheit den Wehrgang auf und nieder. Der Wind frischte auf und die eisigen Böen durchdrangen seinen Umhang und auch das wärmende Wollzeug, welches er unter seinen Kettenhemd trug. „Brr, was für eine Kälte“, beschwerte er sich leise über sein Schicksal und hielt inne. Ein Blick in die Gestirne verriet ihm, dass seine Nachtwache noch lange nicht vorbei war, was ihm ein Seufzen aus der Brust wrang. Bevor Odilo seinen Wächtergang wieder aufnahm, lauschte er in die Finsternis hinaus. Außer dem leise heulenden Wind regte sich nichts.
Sein Schicksal verfluchend, nahm er seinen Wächtergang wieder auf. Schleppend langsam verstrich die Zeit und Odilo gewann den Eindruck, der Winter, der die Gegend in seinem eisigen Würgegriff hielt, hatte auch den Fluss der Minuten und Stunden in seine Gewalt bekommen und fror ihn langsam ein.
Die Sterne zogen ihre Bahn über das Firmament während Odilo Wache hielt.
Plötzlich war er hellwach und das Selbstmitleid vergessen. Angestrengt lauschte er in die Nacht hinaus. Ja, da war es wieder. Jemand oder etwas stapfte durch den Schnee. Odilo konnte deutlich hören, wie die Schneedecke unter der Masse des Wesens nachgab. „Ist da wer?“, rief er laut und deutlich in die Nacht, worauf die Geräusche abrupt endeten.
Die restlichen Wachen auf den Mauern des Kastells, die den Ruf vernommen hatten, schauten auf Odilo. Dieser versuchte die Dunkelheit mit seinen Augen zu durchdringen, um einen Blick auf das zu erhaschen, was die Geräusche verursacht hatte. Aber die Quelle des Stapfens blieb verborgen und es war auch nichts mehr zu hören. Odilo suchte noch immer, als der Wachhabende erschien. „Was gibt’s“, fragte dieser. „Ich bin mir nicht sicher Feldwebel aber ich könnte schwören, dass da draußen etwas ist.“
Zusammen strengten sie ihre Sinne an, doch was immer jenseits der Mauern war, es hielt sich verborgen. Schließlich gab der Feldwebel auf. „Da ist nichts“, stellte er fest. Odilo widersprach und sagte: „Aber ich habe ganz deutlich Schritte im Schnee gehört.“ Etwas kleinlauter setzte er hinzu, „zumindest glaube ich etwas gehört zu haben.“ Der Wachhabende ließ noch einmal den Blick über die Mauer schweifen, dann antwortete er: „Sollten die Geräusche wieder auftauchen, melde es. Wenn nicht, verschone mich mit deinen Gespenstern.“ Sprachs und verschwand in Richtung seiner warmen Wachstube.
Die Stunden der Nacht verstrichen und die Dämmerung setzte im Osten ein. Langsam kämpfte sich das Licht des anbrechenden Tages gegen die Finsternis hindurch. Die aufkommende Helligkeit brachte die den Soldaten wohlbekannte Umgebung der Befestigung zum Vorschein aber an diesem Tag war etwas anders.
Vor dem Haupttor außerhalb der Reichweite der Bogenschützen, stand etwas, das neu war. Zuerst war es nur ein dunkler Fleck im Zwielicht aber im zunehmenden Licht wurden immer deutlicher die Konturen eines Mannes in Rüstung sichtbar. Er stand da ohne eine Regung. Man hätte ihn für eine Statue halten können, wenn nicht die Fahne kondensierter Atemluft über seinen Helm aufgestiegen wäre.
Nachdem der Krieger bemerkt worden war, sammelte sich mehr und mehr Volk auf dem Wehrgang um diese Erscheinung zu betrachten. Als schließlich der Federbusch eines Offiziers erschien, erwachte der Krieger zum Leben. Er hob die Arme und rief laut: „Für König Tybald und Corima!“ Ein zum Teil erstauntes und erschrecktes Keuchen der Männer auf den Mauern antwortete ihm und einige Veteranen rissen ihre Waffen aus den Scheiden oder legten Pfeile ein.
Zwischen den Königreichen Alantra und Corima hatte ein jahrzehntelanger Krieg getobt, der schließlich mit der Niederlage und Annexion Corimas endete. Der Schlachtruf, der soeben erschallte, wurde von der Königsgarde verwendet. Diese Männer waren harte, unerschrockene Kämpfer, die in schweren Rüstungen zu Pferd oder zu Fuß kämpften und sie waren auch der Grund, warum der Krieg so lange gewährt hatte. Ohne diese zehntausend Ritter wäre es Alantra schon früher möglich gewesen Corima niederzuwerfen. Doch die fanatische Garde hatte oft bis zur Selbstaufgabe die Stellung gehalten und den alantranischen Truppen schwere Verluste zugefügt. Selbst nach der Eroberung Corimas hatten die letzten Gardisten den Kampf fortgesetzt. Doch es hieß, dass der letzte schon vor Jahren getötet worden sein sollte. Aber die Tatsache, die vor dem Tor stand, führte diese Meinung allerdings in das Reich des Hörensagens.
Langsam senkte der Ritter die Arme und verkündete mit lauter Stimme: „Diese Festung wird fallen. Ich werde euch alle töten. Allein oder zusammen. Ihr habt den Boden Corimas entweiht. Nun seid ihr des Todes!“
Aus der Stille, die auf dem Wehrgang herrschte, erhob sich ein einzelnes schallendes Lachen. Der Offiziers schob sich immer noch lachend nach vorn. „Starke Worte für einen Ritter ohne Herrn“, rief er als Antwort. „Was glaubst du wer du bist? Du bist ein nichts, ein Krieger der für längst vergangenes kämpft und daher wird dich meine Klinge höchst persönlich dahin schicken, wo deinesgleichen hingehört.“
„Dann komm herunter von deiner Zinne alantrischer Welpe und triff deinen Henker!“, rief der Ritter zurück.
Der Offizier verließ den Wehrgang und verschwand aus dem Sichtfeld seines Herausforderers, der nun wieder still im Schnee stand und wartete. Auf den Mauern herrschte immer noch Gedränge, denn jeder aus der Garnison wollte einen Blick auf den gerüsteten Mann werfen. Nach einer Weile schob sich einer der Torflügel leicht auf und der Offizier und ein weiterer Mann stapften durch die Schneemassen in Richtung des corimaschen Ritters. Als sie zehn Schritt heran waren blieben sie stehen. Nun konnte dieser auch an den Insignien erkennen, dass sein Kontrahent ein Hauptmann und somit vermutlich der Kommandant der Festung und sein Begleiter ein Leutnant war. „Seit ihr nicht Manns genug mir allein gegenüber zu treten oder warum habt ihr euren Schoßhund mitgebracht Hauptmann?“ Bevor der angesprochene darauf reagieren konnte, verbeugte sich der Leutnant und sprach: „Ich bin Dworic Bedford, Leutnant im Heer Alantras und hier als Sekundant von Hauptmann Sven Waldridge. Wie lautet euer Name Ritter?“ Sein Vorgesetzter drehte sich zu Dworic und in seinem Blick lagen Zorn und Unglauben. Barsch ging er den Leutnant an: „Was verschwendest du Höfflichkeiten an dieses unwürdige Relikt?“
Der in schwarz gerüstete Krieger verbeugte sich formvollendet, ignorierte den Hauptmann und antwortete: „Mein Name ist Kenvilar Roog, Ritter der Königsgarde von Corima. Man trifft dieser Tage nur noch selten Männer, die sich an die alten Formen des ritterlichen Zweikampfs halten. Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen Dworic Bedford.“ An Waldridge gewandt, sagte er: „Nehmt euch ein Beispiel an eurem Leutnant. Durch euere Missachtung der alten Regeln entehrt ihr euch selbst.“ Der Hauptmann entgegnete giftig: „An euch verschwende ich mich nicht. Ihr seit ein Relikt, das zu lange auf der Erde gewandelt ist. Dieser Tag wird der letzte eures Lebens sein elender Gardeabschaum.“
Ungerührt vom Ausbruch des Offiziers sprach Roog zu Bedford: „Euer Vater ist nicht zufällig Dweric Bedford?“ Der Leutnant nickt und antwortete: „So ist es, aber woher kennt ihr ihn?“ „Wir standen uns bei einem Scharmützel gegenüber und ich muss sagen er schlug sich tapfer und konnte der Falle entkommen, die wir für seine Schwadron aufgestellt hatten. Auch nach dieser Begegnung hörte ich nur gutes über euren Vater. Ein tapferer und ehrbarer Mann. Wie geht es ihm?“ Doch zu einer Antwort kam Dworic nicht mehr. Wutentbrannt schrie Hauptmann Waldridge: „Genug! Kämpfe alter Narr.“ Roog richtete einen stechenden Blick auf den Mann und entgegnete aufgebracht: „Schweig, wenn sich Männer unterhalten. Neben Ehre scheint es euch auch an Manieren zu mangeln.“
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, da riss Waldridge sein Schwert heraus und stürzte sich mit einem hasserfüllten Schrei auf seinen Gegner, der diesem geschickt auswich und ihn mit seinem Faustschlag in den Schnee schickte.
Bis sich der Hauptmann wieder auf den Beinen befand, hatte Roog ebenfalls seine Waffe gezogen. Nun umkreisten sich beide Männer und versuchten den anderen einzuschätzen. Waldridge eröffnete den Kampf. Doch seine Attacke wurde pariert. Nun war der Reigen der Schwerter eröffnet und der Stahl sang sein wohlbekanntes Lied. Nach kurzer Zeit durchbrach Roog die Deckung seines Gegners, doch er verletzte ihn nicht. Der Hauptmann starrte auf die Waffe, die ihn ohne Mühe ins Jenseits befördern könnte. Aber sie drang nicht in seinen Körper ein. Schließlich schlug er sie mit seinem Schwert weg und weiter wogte der Kampf. Immer wieder stoppte die Klinge des Ritters kurz bevor sie in den Leib von Waldridge eindrang, was dessen Wut immer weiter steigerte.
Dworic stand abseits und beobachte den Kampf. Schon nach wenigen Minuten des Duells konnte sich der junge Leutnant nicht des Eindrucks erwehren, dass der ehemalige Ritter der Königsgarde mit Waldridge spielte.
Roog manövrierte seinen Gegner immer wieder aus und wich ihm trotz seiner schweren Rüstung gewandt aus, wodurch die Attacken von Waldridge ins leere gingen. Einmal drehte sich der Ritter hinter den Hauptmann und gab ihm einen Tritt, der den Mann in die nächste Schneewehe beförderte. Prustend wühlte sich der Alantraner aus dem nassen Weiß, während Roog in ritterlicher Manier seine Attacke aussetzte bis der Hauptmann wieder im Kampfareal anlangte.
Erneut begegneten sich die Klingen. Die Bewegungen von Waldridge wurden immer langsamer und sein keuchender Atem war zu vernehmen.
Das Duell stand kurz vor der Entscheidung, wie es Dworic erschien. Jedoch sah es für den Festungskommandanten eher schlecht aus.
Noch einmal mobilisierte Waldridge alle verbliebenen Kräfte und lies mehrere wuchtige Schläge auf Roog niedergehen. Am Ende versuchte er eine Finte.
Für einen Moment hatte Dworic den Eindruck, dass das Schwert des Ritters die Klinge des Hauptmanns beiseite fegen würde. Doch dann verweilte die Waffe in der Luft und zum erstaunen des Leutnants bewegte sie sich nach außen.
Mit dem typischen widerlichen Geräusch führ das Schwert von Waldridge in den Leib des corimaschen Ritters. Gleichzeitig ertönte ein erstaunter und leicht ungläubiger Ausruf Dworics. Dann schien die Zeit für einen Moment still zu stehen. Keiner der drei bewegte sich. Zuerst langsam aber schließlich unaufhaltsam fiel der Ritter nach hinten und rutschte vom Schwert des Hauptmanns zu Boden. Schnell bildete sich unter seinem Körper eine Blutlache, die im Weiß des Schnees noch röter erschien als gewöhnlich.
Die mit dem Lebenssaft von Roog besudelte Klinge über sein Haupt gereckt, erschallte der Siegesruf von Waldrige, der sich zur Festung gedreht hatte. Von oben schlug ihm der Jubel der Besatzung entgegen. Er sonnte dich bereits in dem Ruhm, den er mit der Tötung des letzten Überlebenden der Königsgarde errungen zu haben meinte.
Nach dem Dworic die Starre über den beinahe unmöglich erscheinenden Sieg von Waldridge überwunden hatte, kniete er sich neben Roog und öffnete dessen Visier.
Der Ritter lag in seinen letzten Zügen. Sein Atem ging stoßweise.
„Endlich Frieden“, kam es leise über seine Lippen. Seine Augen fixierten mühsam die von Dworic während er einen kleinen Lederbeutel vom Gürtel zog und dem Leutnant in die Hand drückte. „Du hast mehr Ehre bewiesen als viele andere, den ich in den letzten Jahren begegnet bin. Dies vermache ich dir.“
Er wollte noch mehr sagen aber seine Stimme wollte nicht mehr gehorchen. Das Ende war nahe. Ein letztes Aufbäumen ging durch Roogs Körper. Dann verlies rasselnd der letzte Atemzug seine Lungen.
Von hinten näherte sich Waldridge. „Ist er endlich tot“, fragte er. Dworic nickte und antwortete: „Ja, er ist tot.“
„Nun denn, lass uns in die Festung zurückkehren. Die Raben werden sich heute über einen Festschmaus freuen“, verkündete der Hauptmann.
„Was? Er soll hier einfach liegen bleiben“, rutschte es Dworic heraus. Langsam drehte sich der Offizier zu seinem Untergebenen um. „Wie war das Leutnant? Haben Sie nicht verstanden, was ich eben befohlen habe?“
„Doch Herr Hauptmann“, entgegnete Dworic, „aber bei allem Respekt, Sie haben diesen Ritter in einem ehrenhaften Zweikampf geschlagen. Er verdient etwas besseres als Fraß für die Raben zu sein.“
Mit einem wütendem funkeln in den Augen näherte sich Waldridge und starrte seinem gegenüber streitlustig an. „Woher kommt der Respekt für dieses Relikt einer untergegangenen Epoche? Bis jetzt habe ich sie immer für einen loyalen Kämpfer Alantras gehalten.“ Er musterte Dworic von oben bis unten als wüsste er nicht, was er vor sich hatte. Dann sprach er weiter: „Wie es scheint muss ich Ihre Einstellung neu bewerten junger Mann.“ Mit einem Blick auf die Leiche des Ritters meinte er: „Wenn du ihn unter die Erde bringen willst, so lass dich nicht aufhalten. Sobald du fertig bist, wirst du dich bei mir melden. Haben wir uns verstanden Leutnant?“
„Jawohl Herr Hauptmann“, entgegnete Dworic. In Gedanken bedauerte er schon den Ausrutscher aber Roog hatte in ihm etwas angesprochen, das ihm sein Vater von frühester Kindheit gelehrt hatte.
Dworic benötigte den Rest des Tages um dem Ritter ein Grab entsprechend seiner Tradition zu schaffen aber als sich der Abend über das Land senkte, hatte er es geschafft. Zufrieden mit sich selbst machte er sich auf den Weg in die Festung, in der schon wieder alles so lief, als hätte der Zwischenfall am Morgen niemals stattgefunden. Der Order des Hauptmanns folgend begab er sich zur Dienststube des Festungskommandanten.
Im Vorraum fing ihn die Ordonanz ab und übergab ihm eine lederne Meldertasche und einen schriftlichen Befehl. Etwas erstaunt über die Vorgehensweise seines Vorgesetzten entfaltete Dworic das Papier und begann zu lesen.
Der Befehl war sehr knapp gehalten und wie es schien, wollte der Hauptmann ihm eine Strafe aufdrücken. Er sollte eine Depesche zu einer anderen Grenzfestung bringen, die in einem im Winter schwer zugänglichen Gebiet lag.
Seufzend senkte Dworic den Befehl. Wie es schien war der verbale Ausrutscher bei seinem Vorgesetzten auf einen wenig fruchtbaren Boden gefallen und nun bekam er die Quittung für seine Aufsässigkeit.
Als er wieder in den Hof trat, war es schon merklich kälter und dunkler geworden. Eine weitere frostige Winternacht brach an aber für Dworic würde es noch eine Weile dauern, bis er sich an einem Kohlebecken würde wärmen können. Es gab noch vieles vorzubereiten für den morgigen Marsch. Während er sich zum Quartiermeister begab, wurde anderen Orts im kleinen Kreis der Sieg über den letzten der Königsgarde mit einem Gelage gefeiert. Doch das bierselige Gelächter , das nach draußen drang, ignorierte Dworic, der im Geiste schon die Liste der Dinge durchging, die er auf seiner Reise benötigen würde.
Kurz vor Sonnenaufgang des nächsten Tages verlies ein Reiter mit Packpferd die Festung. Schon bald war die Gruppe in der winterlichen Landschaft verschwunden und die Spuren, die sie hinterlassen hatten, waren schon bald vom Wind verweht.
05.05.2005 09:42 Cluster ist offline E-Mail an Cluster senden Beiträge von Cluster suchen Nehmen Sie Cluster in Ihre Freundesliste auf
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Winterkrieger II - Reise nach Rulag (Teil 1) Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Das vorankommen war mühsam. Weder Weg noch Steg waren in der weißen Landschaft zu erkennen. Alles war gleichmäßig bedeckt mit einer dichten Decke Schnees. Die Äste der Tannen und Fichten waren gebeugt von der Last. Die entlaubten, schneebestäubten Skelette der Buchen und Eichen reckten ihre kahlen Finger in den grauen Himmel.
Dworic kämpfte sich durch die weiße Winterwelt. Der Schnee war zu tief um auf Emerald seinem Ross zu reiten, so führte er es am Zaumzeug. In Linie folgend kam dahinter das Packpferd, welches mit allem beladen war, was sie auf dieser Reise brauchen würden. Die Welt schien erstarrt im harten Griff von Eis und Frost. Nur das Knirschen des Schnees unter seinen Stiefeln und das Keuchen seines Atems, schien die Stille zu unterbrechen, die um Dworic herrschte.
Schritt um Schritt ging es voran. Anfangs hatte er sich in Gedanken einen Idioten geschalten doch die Anstrengung des Marsches hatte ihm die Kraft dafür genommen. Dworic wußte nur zu gut, dass die alten ritterlichen Sitten in Alantra nur noch von wenigen gepflget wurden. Der lange Kampf mit Corima hatte viele Traditionen vom Sockel gestoßen. Ritterlichkeit war eine davon. Nur noch wenige Familien lehrten sie ihre Kinder. Der Sieg ist es, was heute zählt. Hoch geachtet wird, wer seine Gegner schlägt, ungeachtet der Mittel, die er dabei wählt. Diese Ansicht hatte sich inzwischen in allen Schichten der Gesellschaft durchgesetzt. In dieser Welt war auch Dworic ein Relikt. Allein hier draußen auf dem Weg nach Rulag.

Rulag! Eine Grenzbefestigung an der Handelsstraße nach Drogrim, Felbathan und weiter in das Reich Mikar. Direkt am Fuße des Dwahagirgebirges gelengen, war Rulag eine Zollstation und seine Garnision wachte über die Straße. Doch jetzt im Winter gab es keine Karawanen. Die Pässe waren unpassierbar und die Festung selbst so gut wie abgeschnitten vom Rest der Welt. Nur wenige wagen die Reise während der Winterzeit. Jetzt ging nur der, der muss. Dieser Gedanke zauberte ein grimmiges Lächeln auf die Züge Dworics. Ja er musste. Von neuem erwachte der Zorn auf sich selbst und auf Hauptmann Waldridge. Der Zorn verlieh ihm neue Kraft um sich weiter durch die weiße Pracht zu kämpfen.
Die niedirg stehende Sonne zog ihre Bahn über den Himmel, durchschritt den Zenit und senkte sich dem westlichen Horizont entgegen. Dworic war nur wenige Meilen gekommen und trotzdem fühlte er sich erschöpft. Doch die Zeit sich auszuruhen war noch nicht gekommen.
An einem halbwegs windgeschützten Platz, der von Dickicht umgeben war, schlug er sein Nachtlager auf. Er sattelte die Tiere ab und gab ihnen Futter. Danach sammelte er Holz aus der Umgebung um ein Feuer zu entfachen. Die Sonne war schon fast untergegangen und die ersten hellen Sterne zeigten sich am Firmament bevor er es entfach konnte.
Erschöpft kaute er auf einem Kanten harten Brotes aus seiner Marschverpflegung und trank Tee, den er mit geschmolzenen Schnee aufgegossen hatte. Obwohl die Nacht ruhig und ohne Störung verlief, erwachte er immer noch erschöpft kurz nach Morgengrauen. Ein weiterer beschwerlicher Tag lag vor ihm.
Die Zeit verging schleppend in der monotonen Winterlandschaft. Die Stunden flossen zäh dahin und bald erstrahlte der westliche Horizont erneut in rötlicher Färbung. Am dritten Tag seiner Reise erreichte Dworic kurz nach Mittag ein Dorf, in dem er seine Vorräte aufstocken konnte und die Nacht verbringen würde.
Der Weiler selbst bestand nur aus fünf Höfen, die hufeisenförmig um einen See, den eine dicke Eisscholle bedeckte, errichtet worden waren. Jeder der Bauernhöfe bestand aus einem langgestrecktem, einstöckigen Haupthaus, in dem sich auch die Stallungen für das Vieh und der Heuboden befanden und einer niedrigen Scheune, die halb in den Erdboden eingegraben war.
Nach zwei Nächten in der Kälte kam ihm das verräucherte und nach Dung riechende Haupthaus sehr behaglich und komfortabel vor. Dworic saß in der Wohnküche und genoß die Wärme, die der Herd spendete. Nach dem Nachtmahl, zu dem er ein Stück Trockenfleisch beigetragen hatte, eingenommen hatte, verabschiedede er sich von seinen Gastgebern und machte sich auf den Weg zum Heuboden über dem Stall um sein Lager herzurichten.
Unweigerlich wurde der nächste Tag von den Hähnen der Bauernhofe mit lautem krähen begrüßt und weckten alle, die nicht schon wach waren. Dworic war vermutlich der letzte der an diesem Morgen aufstand. Nach einem einfachen Frühstück beglich er seine Schuld gegenüber der Familie mit einer Kupfermünze und rüstete sich um seine Reise wieder aufzunehmen. Inzwischen hatte er sich an die Strapazen des Marsches durch den Winter gewöhnt und auch der Zorn auf sich selbst und auf Waldridge waren vergessen. Noch immer lagen viele Meilen bis Rulag vor ihm aber mit jedem Tag kamen die Schnee bedeckten Gipfel des Dwahagirgebirges ein wenig näher.
19.03.2007 20:42 Cluster ist offline E-Mail an Cluster senden Beiträge von Cluster suchen Nehmen Sie Cluster in Ihre Freundesliste auf
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