The World of BattleTech
Registrierung Kalender Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite

The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » Bis zum Sieg » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | Thema zu Favoriten hinzufügen
Seiten (2): « vorherige 1 [2] Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Bis zum Sieg 2 Bewertungen - Durchschnitt: 10,002 Bewertungen - Durchschnitt: 10,002 Bewertungen - Durchschnitt: 10,002 Bewertungen - Durchschnitt: 10,002 Bewertungen - Durchschnitt: 10,00
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

22.

San Miguel
Sarrazinhalbinsel, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

23. September 3067


„Sternencaptain Braker, melde dich!“, verlangte Zaturin bereits zum dritten Mal, doch von der Anführerin der aus dem 6. provisorischen Sternhaufen ausgegliederten Einheit war kein Ton mehr zu hören.
Zaturin war sich vollkommen klar, was das für ihn bedeutete. Gescheucht von der Artillerie, bekämpft von spheroiden Battlemechs der mittleren und schweren Gewichtsklasse und schließlich überrollt von einer Naturkatastrophe musste er seine gesamten leichten Mechs auf einmal abschreiben. Mit einem einzigen Schlag hatten ihn diese Surats mehr als ein Drittel seiner Mechtruppe gekostet. Anderthalb Sterne waren in den Wassermassen verschwunden, die die halbe Stadt überfluteten und er hatte mittlerweile keinerlei Zweifel mehr daran, dass diese Urgewalt von Menschenhand ausgelöst worden war.
„Verdammte Surats!“, spie Zaturin noch einmal aus, aber nun war es an ihm, den Spieß umzudrehen.
Die Artillerie hatte sich damit aufgehalten, die leichten Mechs im Bachbett zu halten und hatte sich nicht mehr um die anderen Maschinen gekümmert. Die Conjurer und der einzelne Stalking Spider waren zwar sofort unter Feuer genommen worden, als sie die Einsatzreichweite der Sphärerwaffen erreicht hatten, aber es hatte nicht gereicht, um sie aufzuhalten. Schlimmer noch für diese Surats war, dass auf der Hälfte der Mechs Elementare bis ins Ziel geritten waren. In der Stadt würden die genmanipulierten Infanteristen erst ihre wahre Stärke ausspielen. Sie würden hier ohne jede Hilfe lyranische Mechs zur Strecke bringen können.
Genauso wie er selbst. Er hatte es mittlerweile zusammen mit den anderen schweren, nicht sprungfähigen Mechs durch die vier Minengürtel geschafft, die diese dreckige Bande vor der Stadt ausgelegt hatte. Es hatte ihn zwar einiges an Panzerung gekostet, aber für jede einzelne Panzerplatte würde er sich revanchieren. In ihm glühte das Feuer der Leidenschaft, wenn er daran dachte, wie er nun mit diesen Spheroiden abrechnen würde. Alle Kanonen und Maschinengewehre warteten nur darauf, lyranische Feiglinge zu vernichten.
Für all die Schmach, die ihm beim Anmarsch angetan worden war, würde er sich nun entsprechend revanchieren.

„Nach rechts wegbrechen! Diese Sau versucht uns in die Zange zu nehmen!“, warnte Ulf seinen alten Kumpan im Salamander , während er einen weiteren Alphaschlag in Richtung des angreifenden Hellhound schickte.
Seit einigen Minuten bereits befanden sie sich im Häuserkampf, den sie eigentlich gerne vermieden hätten. Die Clanner hatten nur teilweise so reagiert, wie sie es sich gewünscht hatten.
Immerhin, es hatte ein gutes Drittel der Clanmechs einfach fortgespült. Unglücklicherweise waren es allerdings ausnahmslos die leichtesten Konstruktionen gewesen, die auf diese Weise verschwunden waren und sie hatten außerdem noch genug Zeit gehabt, um die dritte Kompanie beträchtlich anzunagen.
Seine Einheit stand nun in einem Verhältnis von fast drei zu eins dem Feind gegenüber, doch die Zahlenspiele sagten nur wenig über die Umstände des Gefechtsfeldes aus. Selten waren mehr als zwei seiner Mechs in einer Position, in der sie auf einen Clanmech einprügeln konnten und zu allem Überfluss schien jeder von diesen Mistkerlen in der Gegend herum zu springen. Mit Ausnahme der drei schwersten Brocken waren alle auf Sprungdüsen über die meisten Minenstellungen hinweg geritten und hatten sie sofort in Nahkämpfe verwickelt.
Eigentlich hatte Ulf angenommen, dass es ihnen leichter fallen würde, die Clanner zu beseitigen, wenn die sich mal nicht auf ihren Reichweitenvorteil verlassen konnten, doch selbst diese Planung schien sich in Wohlgefallen aufzulösen.
Selbst als der Hellhound vor ihm einen vollen Alphaschlag einstecken musste, schien es ihn nicht weiter zu beeinträchtigen. Die beiden schweren Laser spießten den kompakten Rumpf auf und der zusätzliche mittlere Laser röstete Beinpanzerung während die Raketen seiner Raketenlafette über den ganzen Mech verteilt einschlugen. Trotz solcher Treffer stand dieser Mistkerl noch und brachte das Feuer, das auf ihn einschlug, zurück.
Ulf musste die Zähne zusammenbeißen, als ein schwerer Pulslaser und Kurzstreckenraketen seinen linken Arm bombardierten und die beiden mittleren Strahler nur knapp an seinem Rumpf vorbeimarschierten.
„Kröten! Hier sind überall Kröten!“, stöhnte Jean Marrand über die Kompaniefrequenz auf.
„Dann tritt auf sie oder lass sie den Infanteristen“, fluchte Ulf, der sich durch eine schmale Seitengasse dem Beschuss zu entziehen versuchte. So schlimm es war, aber dieses Gefecht drohte innerhalb kürzester Zeit in eine Materialschlacht auszuarten, egal ob es Mechs oder Menschen betraf.
Es würde schlimmer werden, als er es sich auch nur entfernt vorgestellt hatte.

„Mach hin! Diese Zecke braucht nicht mehr ewig!“, warnte George Santander seinen Kameraden, der die beiden Drähte seiner Sprengfalle verzwirbelte.
„Bin schon fertig. Los, lass uns einen Abgang übers Dach machen!“, erklärte Adrian des Moines und hastete die Treppe hinauf. Über die Treppe zum Erdgeschoss hörte er bereits das wuchtige Trampeln, das mit ziemlicher Sicherheit nur von einer tonnenschweren Gefechtsrüstung verursacht werden konnte. Sie wussten nicht genau, wie dicht ihnen der Elementar auf den Fersen war, aber er war ihnen eindeutig zu nahe.
Bereits Tage vor dem eigentlichen Gefecht hatten die beiden die Stadt ausgekundschaftet, um sich einen Weg aus dem dicksten Schlamassel zu sichern. Ihr aktueller Weg war Pfad 1 und bisher hatten sie ihn nicht verlassen müssen. Doch bei dem Clankrieger auf ihrer Spur schien ein baldiger Stellungswechsel angeraten.
Andererseits hatten sie niemals damit rechnen dürfen, dass es sich dieser Fünferpack Elementare gefallen lassen würde, wenn man ihn mit Maschinengewehren und Molotowcocktails angriff.
Immerhin, der erste Elementar hatte hübsch gebrannt.
Danach hatte sich der ganze Zug in alle Himmelsrichtungen verstreut, verfolgt von dem wütenden Clanmob. Adrian und Georges hatten es noch am längsten ausgehalten ohne aufgespürt zu werden, doch nachdem die Kodiak den einen Mistkerl von hinten erwischt hatte, hatten sie anscheinend den restlichen Strahl an den Hacken.
Das Poltern im ersten Stock wurde indessen lauter. George Santander hatte schon das Gurtzeug eingeklinkt und machte sich bereits bereit um sich abzuseilen, als Adrian noch einen Moment zögerte. Er wartete geradezu gespannt.
Sein Warten wurde belohnt.
Mit einem ohrenbetäubenden Knall drückte es die Sicherheitstür zum Dach auf als die Sprengladung am Boden der Treppe ausgelöst wurde. Adrians böses Grinsen wurde nur noch breiter. Sein Plan hatte soweit schon mal funktioniert.
Aber er wollte es nicht dabei belassen. Er ließ das Seil fallen und lief noch einmal zur aufgerissenen Tür. Vorsichtig hielt er einen Taschenspiegel in den Treppenabgang. Sein Gesicht wurde nur noch etwas breiter als er das passende Bild zu den scharrenden Geräuschen einen Stock tiefer sehen konnte. Doch selbst damit gab er sich nicht zufrieden.
Hastig zog er einen Colastinblock aus seiner Beintasche und knetete eine Sprenghandgranate in die Masse ein. Dann zog er den Sicherungssplint aus der Mischung und ließ den Bügel fliegen. Die scharfe Bombe warf er dann in einer hastigen Bewegung die Treppe hinunter und flüchtete sofort in die entgegen gesetzte Richtung. Er hatte gerade mal das Seil eingehakt, als die Zeitverzögerung aufgebraucht war.
Mit einem grellen Blitz und fürchterlichen Knall detonierten die Granate und der ummantelnde Plastiksprengstoff. Flammen schossen aus den leeren Fensterhöhlen des gesamten Stockwerks unter ihnen, gefolgt von einer Rußwolke und dichtem Qualm.
„Musste das sein?“, wollte George wissen, als er sich über die Brüstung begab.
„Wenn ich schon was mache, dann gründlich. Die Sprengfalle hatte ihn nicht umgebracht, sie hat ihm nur die Beine weg gerissen. Aber ich denke, er dürfte jetzt keine Probleme mehr haben, mit seiner Verkrüppelung weiterzuleben.“
„Wohl kaum. Wenn jetzt noch irgendein Fetzen Leben in dem Fleischberg steckt, sollte mich das wundern. Aber komm endlich! Ein größeres Leuchtfeuer hast du ja wohl nicht mehr setzen können, oder?“
„Wenn es hilft, diese Zecken endlich auf Abstand zu halten, ist es doch in Ordnung, oder?“
„Ach, halt die Klappe und seil dich endlich ab!“

Sternencaptain Zaturin hasste den Häuserkampf. Im Gegensatz zum Stahlwerk konnten die Gegner hier viel zu schnell in den verwinkelten Seitenstraßen verschwinden. Außerdem hatte ein nicht unerheblicher Anteil der feindlichen Krieger Sprungdüsen, die es ihnen ermöglichten, noch schneller aus seiner Schusslinie zu entkommen. Aber zumindest diesem unvorsichtigen Cestus hatte er noch eine Ladung seiner vier Autokanonen vom Typ 9 mit auf die Reise geben können. Auch wenn nur die Hälfte des Granatenstroms den hervorragend gepanzerten Mech getroffen hatte, hatte es ihn zumindest gewarnt, mit wem er sich hier anlegte.
Eine heftige Detonation in einem der Häuser weiter voraus, kündete vom anderen Kampf, der hier tobte. Elementare gegen Infanteristen, bestenfalls Solahma. Und der Kommandeur dieser Surats verheizte sie auch wie die ausgemusterten Krieger eines Clans.
„Teta Strahl meldet weitere Ausfälle ...", schnappte der Sternencaptain über Funk auf, „Iria ist tot, Chalid schwer verletzt. Sprengfalle ..."
Es war die Art von Meldung, die er nicht hatte hören wollen. Wütend prügelte er erneut auf die Kommandokonsole ein.
Wie lange brauchte Brien denn noch, um seinen Angriff zu starten? Wie lange mussten sie diese Farce denn noch aufrecht erhalten? Wann konnten sie diese Surats endlich zerquetschen?
„Status?“, fragte Zaturin über die Kommandeursfrequenz an. Es bedurfte bereits seine gesamte Kontenance, als er beim Sternencolonel anfragte.
„Ziel ist fast erreicht, Sternencaptain“, erklärte Brien mit einem deutlichen Verweis auf den Rang.
„Wie lange noch?“, fragte Zaturin, während er eine weitere Ladung abgereicherten Urans auf die Reise schickte.
„Gibt es Probleme?“
„Nichts, was ich nicht bewältigen kann“, erwiderte Zaturin. Doch eigentlich wollte er nur wissen, wann er endlich richtig losschlagen konnte.
„Sehr gut. Halten sie ihre Feinde noch 15 Minuten hin. Dann haben sie Handlungsfreiheit“, erwiderte der Sternencolonel und unterbrach die Verbindung. Zaturin schnaubte vor Wut und suchte nach einem neuen Ziel. Momentan wollte sich jedoch keines zeigen.
15 Minuten noch.
Er würde dem Sternencolonel seine 15 Minuten geben, aber keine Minute länger. Er stellte einen Countdown direkt unter die Missionszeit. 15 Minuten ab jetzt und dann würde er diese Freigeburten für jeden Verlust dieses Tages mit erbarmungsloser Härte bezahlen lassen.

Marie Sophie Satieré war erstaunt darüber, dass es sich der Autohändler nicht nehmen ließ, sie persönlich auf den Gipfel des Randhügels zu fahren. Ob er es nur machte, weil sie eine Frau war oder weil sich der Händler seiner Heimat verpflichtet fühlte oder ganz einfach weil es ihm Spaß machte wie ein Irrer durch die Gegend zu heizen, war ihr nicht klar geworden.
Dafür wusste sie aber, was sie nun vor sich sah. Zwei riesige Landungsschiffe, die wie auf dem Präsentierteller standen.
„Pieper eins an Schnecke“, meldete sie sich und wunderte sich, dass noch nicht einmal ein ECM-Sender aktiv war.
„Schnecke hört“, erwiderte ihr Kommandant. Das Rasseln der Ketten und Heulen der diversen Motoren war im Hintergrund deutlich zu vernehmen.
„Habe Ziel erreicht. Beide Objekte stehen da wie ein Geburtstagsgeschenk. Keinerlei Überraschungen zu sehen.“
„Nichts?“, fragte auch Leutnant Maiers ungläubig.
„Nichts. Nicht mal ein Fußgänger.“
„Fluchtbereitschaft?“
„Sieht auch nicht danach aus. Das müssen wir nutzen. Wie lange, bis sie dran sind?“
„15 Minuten plus zwei für die Aufstellung. Eine noch fürs Einrichten. In 20 können wir mit Sicherheit liefern.“, schätzte der Leutnant.
„Hervorragend. Die Zeit werde ich auch für die exakten Zahlen brauchen. Bleiben sie auf Empfang!“, erklärte Marie.
„Lassen sie sich nicht erwischen!“, warnte sie Maiers zum Abschluss. Doch die lebenslustige junge Frau lachte nur.
„Ich bin nicht umsonst der Pieper. Ende und aus.“
Konnte es so einfach sein, fragte sich der Leutnant. Konnten die Clanner wirklich so einen derben Fehler machen und ihre Lander unbewacht lassen? Wie dem auch war, wenn sie nicht innerhalb der nächsten 20 Minuten abflogen, würde für sie das letzte Stündlein geschlagen haben.
Ohne die Landungsschiffe waren die Clanner nur noch halb so wild, denn dann würden sie nicht nur einen beträchtlichen Teil ihrer Angriffsstreitmacht verlieren, sondern vor allem ihre Operationsbasis, Werkstatt und Munitionskammer. Wenn es ihm gelang schneller in Position zu sein als diese Dummies verstanden, konnten er einen entscheidenden Angriff führen. Mit etwas Glück konnten er und seine Artillerie sogar den Krieg auf dieser Welt ein für alle Male beenden.

Oberst Jean Baptiste Monair tigerte unruhig durch die Gefechtszentrale. Auf der Karte vor ihm breiteten sich alle Gefechtsdaten aus, die sie bisher aus San Miguel erhalten hatten. Es war nicht besonders viel, insbesondere nachdem der Kampf begonnen hatte.
Was er bisher erkennen konnte, war ein viel zu schneller Übergang vom erwarteten Stellungsgefecht zu einem Frontalangriff und anschließend zu einer Straßenschlägerei.
Das letzte, was zu ihnen durchgedrungen war, war die Vernichtung der leichten Maschinen im Bachbett. Zumindest der reißende Strom hatte seine Arbeit vollbracht.
Ob es in der Zwischenzeit Verluste auf irgendeiner Seite gegeben hatte, konnten sie bis dato aber kaum sagen oder abschätzen.
„Es passt mir einfach nicht“, brummte Monair, als er erneut auf die Daten herabblickte.
„Ich kann dich gut verstehen. Ich hätte auch gerne mehr zur Verfügung stehen. Aber ohne die Satelliten ist die Kommunikation sehr eingeschränkt. Auch wenn sie nach der Vernichtung des feindlichen Störsenders schon wieder wesentlich besser geworden ist.“, erwiderte Fritz Falkenau, der in der Grotte Stellung bezogen hatte.
„Das alleine ist es nicht, was mich beunruhigt. Hier stimmt einfach einiges nicht.“, fuhr der Oberst dazwischen.
„Sie haben gemeldet, dass es wieder nur die Reservetruppe ist, die hier zum Einsatz kommt. Wir sind davon ausgegangen, dass wir diesen Sternencolonel weit genug gereizt haben, dass er uns mit seinen Fronttruppen angeht. Wo ist die?
Und jetzt kommt die Meldung, dass sie die Landungsschiffe gefunden haben. Ohne jede Deckung! Würdest du so etwas wichtiges wie Landungsschiffe ohne wenigstens eine Eskorte aus einer Lanze oder einem Stern Mechs zurücklassen?“
Auch Falkenau konnte den Kopf nur schütteln. So etwas machte man nur auf einem befreundeten Planeten, aber nicht auf einem, den man noch einnehmen musste. Selbst die beachtliche Feuerkraft eines Landungsschiffes konnte nicht ausreichen, wenn man es überrennen wollte.
„Was ist mit dem dritten Lander?“, wollte Monair von einem Ortungsoffizier an einem der Radarschirme wissen.
„Ist noch immer über der Stadt. Höhe hat sich auf unter 90 Kilometer verringert. Er ist bereits in die Atmosphäre eingetreten.“, erwiderte der junge Stabsoffizier.
„Das passt mir nicht. Das passt mir überhaupt nicht. Ich hab da so ein Kribbeln im Nacken.“, murrte der Oberst noch immer.
„Du weißt, was es bedeutet, wenn ich dieses Kribbeln im Nacken habe.“, fragte er seinen alten Kampfgefährten.
„Sicher weiß ich das. Es bedeutet viel zu viel Ärger.“, erwiderte Falkenau. Monair nickte und biß sich auf die Lippen. Der Ärger musste noch nicht einmal angesprochen werden. Er war offensichtlich.
Monair tigerte noch immer in der Zentrale auf und ab, doch davon wurde die Lage auch nicht besser. Schließlich blieb er abrupt stehen.
„Fritz, wie steht es um deinen Mech?“, wollte der Oberst wissen.
„Ist wieder voll einsatzbereit. Wieso?“
„Setz dich wieder in deinen Battlemaster und warte auf mich. Ich muss hier nur noch ein paar Order durchgeben, dann komm ich zu dir in die große Halle.“
„Meinst du, die Lage ist so ernst?“
„Ich denke, sie ist schlimmer als wir sie uns wünschen. Alle Einheiten in Neo Dijon sollen sich sofort gefechtsbereit machen. Der Angriff auf unsere Stadt steht unmittelbar bevor.“

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
30.03.2005 01:44 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

23.

Nördliche Ringstraße, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

23. September 3067


Sternencolonel Brien ließ seinen Mech in einen lockeren Trab verfallen, nachdem sie die unmittelbaren Stadtperimeter erreicht hatten. Es hatte ihn seiner Meinung nach viel zu viel Zeit gekostet, seinen schwerfälligen Mech in die Angriffsposition zu wuchten, aber es war nicht anders gegangen.
Die Landungsschiffe hatten zwar noch ausreichend Treibstoff um vom Planeten wieder abzuheben, aber nicht mehr genug um irgendwelche ausgefallenen Manöver zu starten. Abgesehen davon wäre wohl kaum eine andere Aktion so verräterisch gewesen wie ein Gefechtsabwurf. In dem Fall hätten sie sich auch das Einlullen der Verteidiger und die Verzögerung ihres eigenen Angriffs sparen können.
„Bisher sind keine Feindaktivitäten auszumachen. Allerdings scheinen sie die Zufahrtsstraßen verbarrikadiert zu haben.“, meldete Mechkrieger Olin in seinem Mist Lynx . Es war einer der wenigen leichten Späher, die Brien noch verblieben waren.
Grundlegend hatte er nichts anderes erwartet. Allerdings hätte er doch etwas mehr Aktivität im Rahmen der Stadtverteidigung vermutet. Artillerie zum Beispiel oder einen angemessenen Ausfall. Aber wenn diese Freigeburten nicht herauskommen wollten, musste er eben hereinkommen und sie herausholen.
Brien sah auf die Missionsuhr in seinem Cockpit. Sie waren noch knappe fünf Minuten vor der an Zaturin ausgegebenen Zeit. Aber darauf würde er als Architekt dieses Feldzugs keine Rücksicht mehr nehmen. Es reichte ein einziger Aufklärer in der Innenstadt aus, um ihnen das Überraschungsmoment zu nehmen.
„Vorsichtig vorrücken. Feindkontakt sofort melden“, forderte Brien und beschleunigte seinen Mech.
In seinen Gedanken blieb er jedoch an einem ganz anderen Punkt hängen. Endlich ging es um das eigentliche Ziel, die Hauptstadt dieser Welt. Es bereitete ihm einen wohligen Schauer, wenn er daran dachte, dass er sich schon heute Abend bewiesen haben würde. Er würde es jedem beweisen, dass er sehr wohl in der Lage war, auch mit unterlegenen Truppen einen Planeten für Clan Jadefalke in Besitz zu nehmen. Der Sieg war ihm. Eine andere Option kam für ihn gar nicht in Frage.

„Feindbewegung“, meldete Obergefreiter Heidenreich aus einem an der Einfallstraße gelegenen Geschäft. Sein Spähtrupp hatte den Hi-Fi-Laden kurzerhand requiriert als man sie hierher geschickt hatte um einen Beobachtungsposten zu erstellen. Seine Wahl war nicht deshalb auf den Laden gefallen, weil es das nächstgelegene Gebäude war, sondern weil die Elektronik des Geschäfts eine weitaus bessere Kommunikation versprach als ihr eigenes Equipment. Abgesehen davon fielen hier zusätzliche Antennen gar nicht mehr auf, schließlich waren schon mehr als genug auf dem Dach installiert. Nun ging es jedoch nur noch darum, die Bewegung der Feinde durchzugeben und den Kopf unten zu halten.
Die Clanner waren vor fünf Minuten vor der Stadt aufgetaucht. Sie hatten sich eigentlich kaum noch gegen die untergehende Sonne abgehoben, aber gelegentliche Reflexionen hatten sie doch noch frühzeitig verraten. Seitdem hatte er sie nicht mehr aus den Augen gelassen. Der langsame Anmarsch der feindlichen Truppe hatte ihm und seinen Kumpels sogar die Möglichkeit gegeben, eine detaillierte Aufstellung ihrer Feinde ans Hauptquartier durchzustellen.
Nur was er gesehen und gemeldet hatte, machte ihm beträchtliche Sorgen. Es rückten 23 große böse Buben an und auf einigen schienen auch noch Kröten mitzureiten. Als ob alleine die Masse der Feinde nicht ausgereicht hätte, waren auch noch die meisten Maschinen in der schweren oder überschweren Gewichtsklasse. Was das für ihn und seine Jungs bedeutete, war ihm bei der letzten Inkursion der Jadefalken deutlich vor Augen geführt worden und eigentlich wollte er nicht mehr daran erinnert werden.
„Kocher 1 hier. Wer macht den Vorreiter?“, wollte eine der Mechkriegerinnen wissen, die sich nur eine Straßenkreuzung hinter ihnen in Deckung begeben hatte.
„Spähmaschinen“, kam es wenig später zurück, „Sie schicken zwei Black Hawks mit anderen Leichtgewichten vor. Ich kann hier einen Koshi und zwei Uller auf Anhieb ausmachen. Aber die anderen sind auch nicht allzu weit dahinter.“
„Dicht gestaffelte Formation also“, bemerkte die Pilotin, „GAZ?“
„Eine Minute, zwei maximal“, erwiderte Heidenreich.
„Verstanden. Halten sie ihre Stellung so lange wie möglich, aber verdrücken sie sich, wenn es hier rund geht.“
„Verstanden“, meldete sich Heidenreich ab.
Eigentlich hatten die Mechkrieger mit den einzelnen Kämpfen vor der Stadt das vermeiden wollen, was ihnen nun bevorstand. Es hatte nicht geklappt. Es blieb nun nur noch die Frage, wie schlimm es die Stadt treffen würde. Oder sie.

Sternencaptain Zaturin feuerte eine weitere Breitseite in Richtung des vor ihm flüchtenden Archer , verfehlte ihn jedoch mit knapp der Hälfte der Kanonen, die er eingesetzt hatte. Nur eine Salve durchlöcherte die Beinpanzerung des Spheroidenmechs, eine andere schälte Panzerung vom rechten Oberarm. Doch das alleine würde den gut geschützten Mech vor ihm nicht umbringen. Selbst wenn er jetzt auf die Nase fiel, wie es zu erst den Anschein hatte, dann aber doch nicht eintrat.
Viel mehr als die Tatsache, dass er selbst ein so leichtes Ziel nicht mit voller Wucht getroffen hatte, reizte ihn die Kommunikation auf Briens Kanälen. Zaturin hatte nach dem letzten Funkspruch nicht mehr zurückgeschaltet und lediglich das Mikrofon unterdrückt. Er wollte wissen, wann der Angriff auf die Hauptstadt begann. Er wollte nicht auf die Missionsuhr schauen und wie ein dummer Nestling darauf warten, dass der Falkner die Lehrstunde beendete. Er wollte dabei sein, wenn Brien mit seiner Truppe endlich losschlug. Er wollte dabei sein, wenn diese Scharade endlich beenden werden konnte.
„Langsam vor...“, bekam er noch mit, dann wurde sein Mech schwer getroffen. An ein weiteres Mithören war kaum noch zu denken, als seine Panzerung mit ohrenbetäubenden Lärm abgetragen wurde. Annähernd drei Dutzend LSR waren auf ihn herabgestürzt, gefolgt von einem ganzen Sortiment an Lasern. Als er sich in die Seitenstraße wandte, aus der das Feuer geschickt worden war, zogen sich gerade ein Salamander und ein Zeus in abzweigende Gassen zurück.
Egal ob das der Angriffsbefehl gewesen war oder nicht, Zaturin beschloss urplötzlich diesen Angriff auf seine eigene Person entsprechend zu beantworten, gleichgültig welche Order er sonst noch hatte. Er beschleunigte den riesigen Kraken -Mech auf Höchstgeschwindigkeit und stampfte durch die enge Straße. Auf Höhe der beiden Seitenstraßen angelangt, an der eben noch die beiden überschweren lyranischen Maschinen gestanden hatten, fand sich natürlich kein Gegner mehr.
Aber bei diesem Versteckspiel war er nicht nur die Maus, mit der gespielt wurde. Er konnte das Spiel auch um 180° umdrehen. Er stufte den Zeus in dem engen Straßengewirr als die gefährlichere Maschine ein und folgte ihm in die Seitengasse.
Die Stadtbebauung war für einfache Müllschweber und andere Versorgungsfahrzeuge gedacht worden, vielleicht auch noch für die schlanke Kontur eines Zeus , aber nicht für seinen überbreiten Angriffsmech. Immer wieder schrammten die ausladenden Arme mit den beiden Kanonenpaaren die Außenmauern der niedrigen Gebäude, doch außer Farbe abzureiben, konnten die den Waffen nichts anhaben.
Er erreichte gerade die nächste Querstraße als die Ortung einen möglichen Feindkontakt anzeigte. Wahrscheinlich war es dieser Surat, der gewagt hatte, ihn zu attackieren. Zaturin schaltete die Autokanonen auf doppelte Feuergeschwindigkeit, dann machte er einen Ausfallschritt und bekam den halb hinter einem Haus verborgenen Zeus vor die Rohre. Doch bevor er feuern konnte, prasselten verschiedene Funkmeldungen über den Äther.
„Bin getroffen! Verliere massiv Panzerung ...“
„Muss ausstei...“
„Hinterhalt! Rückzug ...“
Von dem plötzlichen Gefechtslärm irritiert, verriss Zaturin seine Peilung und setzte drei von vier Kanonen direkt ins Haus, hinter dem sich der feindliche Mech verbarg. Von der letzten Salve traf nur eine einzige Ladung den schweren Gegner. Der nutzte seine Chance wesentlich besser und feuerte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Waffen zurück. Nur ein mittlerer Laser verschwand weit hinter dem Kraken im Nirgendwo, die anderen Waffen trafen ihr Ziel. Zaturin brüllte vor Wut auf, konnte aber nicht verhindern, dass sein Gegner erneut durch die nächste Seitenstraße entkam.
Aber das war nun auch nicht mehr wichtig. Wie er schon vermutet hatte, kümmerte sich Brien einen Dreck um seine Garnisonstruppe. Der Counter zeigte noch drei Minuten bis zur Freigabe an. Das wäre viel Zeit gewesen und viel Panzerung, die der Kraken in diesem nutzlosen Gefecht an diese Surats verloren hätte.
Doch nun war das Spiel offen und Zaturin würde es nach seinem Gutdünken neu gestalten. Hastig aktivierte er wieder das Mikrofon und schaltete auf seine eigene Befehlsfrequenz.
„An alle. Das Schaulaufen ist vorbei! Bringt sie zur Strecke, wo immer ihr sie treffen könnt!“, forderte er von den ihm verbliebenen Truppen.
Sie würden sich hier noch sehr wohl ihre Ehre verdienen und sie würden die Gelegenheit haben, wie Jadefalken zu kämpfen. Nun würde sie kein ehrloser Schlachtplan mehr hindern.

„Saubere Arbeit“, beglückwünschte Andrea Pakuschin die Kanoniere an den Infanteriegeschützen als sie sich von der Einfallstraße verabschiedete.
„Aber seht jetzt zu, dass ihr verschwindet.“
„Schon verstanden. Wir sind auch schon so gut wie weg“, erwiderte der Feuerleitoffizier. Zumindest der erste Schlag war eindeutig zu ihren Gunsten ausgegangen. In den Schächten eines Parkhauses versteckt, hatten gleich drei Züge Infanterie auf der Lauer gelegen. Zwei von ihnen hatten 105mm-Kanonen mit sich geführt.
Als der erste Vorstoß durch die Haupteinfallstraße geführt worden war, hatten diese Geschütze, getarnt durch einige Altautos, die die MAD-Sensoren narrten, einen entscheidenden Vorteil. Der Koshi , der leichteste Mech, den die Clanner mit sich geführt hatten, war einem Kernschuss durch alle vier Kanonen zum Opfer gefallen. Er war noch nicht einmal dazu gekommen, den Torso in ihre Richtung zu drehen.
Dass sie sich nach der Vernichtung eines feindlichen Mechs aus dem Staub machen mussten, war auch dem letzten Infanteristen klar gewesen, denn die anderen Begleiter würden bittere Rache üben wollen.
Aber schließlich war das nicht die einzige bittere Überraschung, die der Oberst für die Angreifer bereit gehalten hatte. Neben zwei Ontos waren auch noch zwei Demolisher und vier Schreck aus den Querstraßen aufgefahren worden um den ersten Angriff abzufangen. Sie alleine hatten den vorderen Black Hawk so derbe zusammengeschossen, dass er eigentlich nur noch als wandelndes Wrack zurücksetzen konnte. Der zweite hatte den Angriff zwar besser überstanden, es aber auch nicht geschafft, sich gegen die Panzerübermacht effektiv zur Wehr zu setzen.
Andrea selbst hatte mit ihrem Victor einen Uller unter Beschuss genommen. Die alte Autokanone, die die Techs gezwungenermassen anstelle des zerstörten Gaussgeschützes in den Arm eingebauten hatten, hatte wieder einmal ihre Wirkung auf kurze Distanz unter Beweis gestellt. Vom rechten Torso des leichten Mechs waren nur noch Trümmer übrig geblieben und wenn ihre KSR ein wenig konzentrierter getroffen hätten, hätte sie vielleicht auch noch den Reaktor dieses Schrotteimers zerlegt.
Aber sie hatte, wie auch die restliche Truppe, keine Zeit mehr gefunden, um dem Gegner nachzusetzen und ihre Arbeit zu Ende zu führen, denn das einsetzende Gegenfeuer hätte empfindlich weh tun können.
Nun waren alle – Infanterie, Panzer und Mechs – auf dem Weg zur nächsten Straßensperre und zum nächsten Hinterhalt, in dem sie die Mistkerle erneut aufhalten konnten. Doch Andrea war ein anderes Bild im Kopf haften geblieben, als sie den Ort der ersten Konfrontation verlassen hatte.
Die Haupteinfallsstraße war mit Kratern übersät. Die Bäume und Sträucher, die die Strecke begrünen sollten, waren fast sofort in Flammen aufgegangen. Überall hatten die Trümmer zerstörter Mechpanzerung herumgelegen und umgestürzte Fahrzeuge hatten von der kurzen aber heftigen Brutalität gezeugt. Genauso die leeren Fensterhöhlen und zerbrochenen Scheiben. Wenn sie sich nicht getäuscht hatte, hatten auch schon einzelne Häuser zu brennen begonnen, kurz bevor sie verschwunden war.
Es waren die Bilder des Krieges, die sich schon nach den ersten Schüssen vor ihren Augen abspielten und dabei war das hier erst der Anfang. Sie hatten sich geschworen, die Stadt wie das Land vor Schaden zu beschützen. Wie es schien, würden sie das nicht schaffen können. Die Falken würden sie auch noch am letzten unberührten Flecken Erde auf dieser Welt mit Krieg überziehen.
Nun konnte es nur noch um eines gehen: Die Clanner wieder ins All zurückzutreiben und Clermont vor ihrem gierigen Zugriff zu schützen. Es war der einzige Gedanke, der Andrea jetzt noch aufrecht halten konnte und sie würde ihn mit der gebotenen Härte und Brutalität in die Tat umsetzen.

Nicht nur auf Seiten der Lyraner wurde der Kampf nun deutlich härter geführt, auch die Clanner hatten sich auf ihre alten Stärken besonnen.
Ulf bekam die Veränderungen auf dem Schlachtfeld am eigenen Leibe zu spüren. Hatten diese Falken bisher nur mit ihnen gespielt, so schienen sie es nun ernst zu meinen. Wo sie vorher noch auf Abwärme und Fluchtmöglichkeiten oder taktische Winkelzüge geachtet hatten, zählte nun nur noch die mörderische Effizienz. Wo sie auftauchten, ließen sie ein Waffenfeuer los, dem keiner seiner Männer gewachsen zu sein schien. Nur die Tatsache, dass sie schon zuvor einige Schäden an den Clannern hinterlassen hatten, konnte sie nun noch vor einer üblen Wende bewahren.
„Vorsicht, hinter dir!“, wurde er erneut von einem seiner Mitstreiter gewarnt.
Ulf hatte kaum die Zeit um sich wegzudrehen, als erneut ein schwerer Impulslaser wichtige Panzerung von seinem Mech abkochte. Er hatte sich bislang hauptsächlich mit dem wuchtigen Kraken geprügelt, doch das verhinderte nicht, dass der eine oder andere Hellhound seine Chance nutzte und ihn unvorbereitet von einer anderen Seite erwischte. Sein rechter Arm war mittlerweile beträchtlich lädiert und selbst die zusätzliche Panzerung, die sein Mech besaß, schien den rapiden Zerfall seiner Maschine kaum noch aufhalten zu können.
Als ihm nun auch noch der Impulslaser über den rechten Rückentorso glitt, konnte er förmlich mit seinem Mech mitfühlen. Aber der Gegner war einfach zu weit entfernt, um ihm den mittleren Laser seiner Heckabwehr entgegen zu setzen. Viel schlimmer als die verlorene Panzerung war jedoch, dass hier irgendwo dieser verdammte Kraken herumschleichen musste. Er hatte ihn nach dem letzten Waffengang aus den Augen verloren und damit auch die Initiative gegenüber diesem Monstrum. Es schien egal, was er diesem Vieh antat, er stampfte immer weiter. Ulf musste sich fragen, wie viel Panzerung er noch von diesem Mech schießen musste, um ihn endlich zur Strecke zu bringen. Aber wahrscheinlicher war, dass der ihn zur Strecke bringen würde, so gelb wie sein eigenes Schadensdiagramm bereits leuchtete.
„Es kann doch nicht so schwer sein 10 miese Figuren umzuhauen“, fluchte Ulf bei sich.
„Es ist nicht die Frage wie viele, sondern wie übel sie sind“, erwiderte sein alter Freund Eisenblatt, der es dennoch mitbekommen hatte.
„Wir haben hier so ziemlich die zähesten Mühlen an der Hacke, die wir uns nur vorstellen können. Insbesondere diese Hellhounds ... sind die Hölle.“
Untermalt wurde das letzte Statement von einer Salve Raketen, die den Salamander verließen. Wen genau sein raubeiniger Adjutant unter Feuer nahm, konnte Ulf nicht sagen. Seit ihrem gemeinsamen Angriff auf den Kraken hatten sie sich aus den Augen verloren und Ulf war die meiste Zeit auf der Flucht vor den Autokanonen dieses Ungetüms gewesen.
„Wo ist dieses Riesenvieh?“, fragte er besorgt über den Breitbandkanal, nachdem ihm auch seine Sensoren nur widersprüchliche Daten lieferten.
„Links von dir!“, brüllte Jean Marrand in seinem Archer .
Ulf hatte ihn tatsächlich im trüben Dämmerlicht der hereinbrechenden Nacht übersehen. Er riss zwar noch die Maschine herum, aber es war eigentlich schon zu spät. Selbst Marrands Salve von 40 LSR konnte ihn nicht mehr vor der Feuerkraft des Clanmech bewahren.
Ulfs Mech wurde fast über die gesamte linke Seite aufgerissen als einige Zentner hochexplosive Granaten in seine Maschine einschlugen. Die Schadensanzeige für den Arm wechselte ohne Übergang von grün auf rot, die Torsoansicht folgte ihr. Panzerung flog in großen Fetzen einfach davon, gefolgt von einer Menge interner Struktur. Es war fraglich, wie der Mech diese Tortur aushalten konnte. Ulf konnte die Maschine kaum auf den Beinen halten, als der wahnsinnige Mahlstrom über seine Brustpartie herfiel. Lediglich ein Gebäude, gegen das er geprallt war, konnte seinen Sturz noch verhindern. Doch der Clanner dachte gar nicht daran, seiner Beute eine weitere Chance zu geben. Kaum dass er die linken Armkanonen leer geschossen hatte, hatte er schon auf eine andere im rechten Arm gewechselt und feuerte erneut.
Ulf ahnte, dass er nur dann noch eine Überlebenschance hatte, wenn er sich hier schleunigst aus dem Staub machte. Sein einziger Verbündeter im Wettstreit mit der schieren Feuerkraft dieses Wahnsinnsmechs konnte nur noch die Nacht sein. Er kannte den Ort besser als der Clanner, selbst wenn er nur wenige Stunden zur Vorbereitung gehabt hatte. Aber es blieb dennoch fraglich, ob ihn das angesichts der angerichteten Schäden aufhalten würde.

An einer anderen Stelle im Ort verlief der Kampf wesentlich unausgeglichener. Noch bevor Jean Bruno mit seiner schweren Maschine erschienen war, hatten sich nicht weniger als vier der eigenen Mechs über eine Guillotine IIc hergemacht. Auch wenn der schwere Clanmech fürchterlich austeilen konnte und Brendan Donohues Dunkelfalke bereits zerstört am Boden lag, zerrissen die übrigen Maschinen die Panzerung dieses Ungetüms mit gnadenloser Wucht. Unter dem Feuer eines Archers und eines Rakshasa verbog sich die Rumpfstruktur, doch der Clanner weigerte sich, zu Boden zu gehen. Stattdessen kniete er seinen Mech nur ab und erwiderte immer noch das Feuer auf den Archer . Der verbliebene schwere Impulslaser traf sein Ziel, genauso wie einer der mittleren Laser im Rumpf, doch die angerichteten Schäden beschränkten sich auf Arm- und Beinpanzerung. Zu wenig um das Unterstützungsfeuer zu unterbinden, das den Clanmech in die Knie gezwungen hatte.
Nun aber war es an der Zeit, dass wirkliche Schlägermechs diesem Feind endlich ein Ende bereiteten. Noch bevor Bruno ihn erreichen konnte, war der leichtere Nightsky Jentomeriis zur Stelle und hieb mit seiner Axt auf den schwereren Gegner ein. Der zeigte sich durchaus von der Attacke beeindruckt, jedoch nicht so sehr um ihm nichts entgegen zu setzen.
Die ER-PPK, die den linken Arm des Clanmechs bildete, feuerte einen azurblauen Blitz auf kürzeste Entfernung in den mittleren Mech. Metallkeramik flog als glühend heiße Splitter davon, als sich die Armpanzerung an seiner linken Hand in Wohlgefallen auflöste. Auch wenn der Schaden bis in die interne Struktur vorgedrungen sein musste, konnte es nicht die Antwort stoppen, die darauf folgte. Die Laser kamen nun zum Einsatz und zerfraßen weiteren wichtigen Schutz an der Clankonstruktion bis die Partikelkanone freilag. Das Beil am rechten Arm machte der Waffe dann endgültig den Garaus. Damit war der Clanner zwar seine bedeutendste Waffe los, aber noch nicht am Boden.
Die wirklich tödliche Feuerkraft schien ausschließlich Brunos Mech bereit halten zu können. Sein Axeman war schon von einem Vorbesitzer umgerüstet worden und es fiel den Techs schwer vor allem seine geheimste Komponente aufzutreiben. Doch hier würde sie ihre volle Wirkung wieder unter Beweis stellen dürfen.
Bruno nutzte seine Sprungdüsen und landete direkt auf der anderen Seite des angeschlagenen Clanners, als der sich der weitaus größeren Bedrohung zuwenden wollte. Aber für ihn kam bereits jede Hilfe zu spät. Noch bevor er ihm die beiden schweren Impulslaser entgegen strecken konnte, schlug Bruno mit der gewaltigen Devastator-Autokanone zu. Der bereits malträtierte rechte Arm wurde durch Granateinschläge vom Rumpf gerissen und flog im hohen Bogen davon. Auch ein Großteil von Brunos Laser fanden ihr Ziel und schmolzen weitere Panzerung ab. Das alles war jedoch nur Vorarbeit gewesen. Der wirklich vernichtende Schaden kam erst von der Axt, die dem Mech seinen Namen gegeben hatte. Mit roher Gewalt krachte die Klinge aus abgereichertem Uran in die ausladende Schulterpanzerung der Guillotine und spaltete ihn fast in zwei Hälften. Beide Mechs erzitterten unter der brachialen Gewaltanwendung, doch keiner war gewillt aufzugeben.
Jean stemmte ein Bein seines Mechs gegen den angeschlagenen Clanner und riss die Klinge wieder aus ihm heraus um ein weiteres Mal zuzuschlagen. Obwohl sich die Guillotine nun ihrem Feind wieder zuwenden konnte, blieb ihr nicht die Möglichkeit einen Schuss auf die kurze Distanz zu setzen. Unterstützungsfeuer aus 60 Abschussrohren zerstörte auch noch die andere Torsopartie.
Dann sorgte das Doppelblatt des Axeman für das Ende des Clanmechs. Mit beiden Händen geführt traf Bruno wie ein Scharfrichter den tief liegenden Kopf seines Gegners. Nicht einmal der über ihm angebrachte Suchscheinwerfer konnte ihn vor der Urgewalt dieses Schlages schützen. Die Klinge spaltete den grinsenden Schädel des Clanmechs, zertrümmerte die Pilotenkanzel und beendete das Leben des Piloten mit einem einzigen Streich.
Als Jean die Klinge aus dem zerstörten Feindmech zog, schnaufte er erleichtert durch. Nicht nur dass er einen weiteren Clanner beseitigt hatte, es war auch eine Wohltat, wenn die Cockpittemperatur wieder auf normale Werte sank. Aber um die dreifach starken Myomere auf Betriebstemperatur zu bringen, war es einfach nötig.
„Was steht ihr hier noch rum? Es gibt noch andere Clanner zu töten“, tönte er und machte sich erneut auf die Jagd. Hinter ihm fiel der vernichtete Mech endgültig um.

Sternencolonel Brien stand inmitten Neo Dijons. Mittels seines Turkina Omnimechs hatte er es geschafft, praktisch jedes Hindernis zu überwinden, dass sich ihm bis hierher in den Weg gestellt hatte. Zufrieden sah er noch auf die brennenden Überreste eines Hetzer Sturmgeschützes hinab, das die Umgebung in zittrigen Bildern ablichtete. Er hatte diesen Angreifer mit einer einzigen Salve aus seinem rechten Arm hinweggewischt. Vielleicht hätte dazu eine der beiden schweren Laserkanonen in Verbindung mit der schweren Ultra-AK gereicht, doch es war ein Hochgefühl auf die massive Feuerkraft zurückzugreifen, die ihm zur Verfügung stand. Selbst wenn bei einem Feuerstoß dieser neuen Laser die gesamte Bordelektronik zusammenzubrechen drohte. Nachdem auch diese Bedrohung vernichtet worden war, hatte er einen Moment Zeit um sich den Schlachtenverlauf sorgfältig anzusehen. Was er sah, gefiel ihm
Bei jedem neuen Angriff waren diese Freigeburten in neue Stellungen zurückgewichen. Es hatte die Männer und Frauen unter seinem Kommando zwar ebenfalls Panzerung und bisweilen auch schon Waffen gekostet, doch die Verluste auf Seiten des lyranischen Nachfolgestaates waren bedeutend schlimmer. Bei fast jedem Scharmützel hatten sie Infanterie oder Panzer zurücklassen müssen. Angesichts dieser Schwäche fragte sich Brien, wieso es nicht bereits bei der ersten Invasion gelungen war, die Innere Sphäre zu überrennen. Dabei sollten sie doch während jener Tage noch deutlich schlechter ausgerüstet gewesen sein. Es schien schon fast unglaublich, dass eine einzige gut ausgestattete Truppe ausgereicht hatte, um den Clans 15 Jahre Stillstand aufzuzwingen.
Leider war das vor seiner Zeit gewesen, denn er war sich sicher, dass sie unter seinem Kommando nicht so kläglich versagt hätten.
Über seinem Kopf sah er kurz zwei lange Flammenzungen aufleuchten, gefolgt von einem deutlichen Überschallknall. Auch in der Luft tobte der Kampf um die Vorherrschaft auf dieser Welt, aber dort verlief der Krieg nicht so, wie Brien es sich ausgemalt hatte. Die konventionellen Jäger waren eine ganz unbekannte Variable in seiner Gleichung gewesen. Er musste den Piloten dieser fliegenden Seifenkisten durchaus seinen Respekt zollen, selbst wenn es ihm grundsätzlich widerstrebte. Immerhin schwangen sie sich todesmutig in ihre nahezu ungepanzerten Maschinen und griffen mit ihnen seine Luft-/Raumjäger an. Sie hatten es sogar schon im Rudel geschafft, einen Visigoth zum Absturz zu bringen und andere Maschinen zu beschädigen. Aber grundsätzlich waren sie kein wirklicher Gegner für die speziell für den Luft-/Raumkampf gezüchteten Piloten unter seinem Kommando. Eine Maschine nach der anderen wurde vernichtet oder musste den wahren Königen der Lüfte das Kämpfen überlassen. Auch an dieser Front würde es nicht mehr lange dauern, bis die Macht des Clans eindeutig war.
Seine Schwärmereien für den bevorstehenden Sieg wurden durch eine Gausskugel und eine ganze Reihe von Langstreckenraketen unterbrochen, die sich auf seine Maschine herabstürzten. Brien rümpfte die Nase über den impertinenten Versuch seine wirkliche Macht anzuzweifeln. Aber er würde nicht zögern, sie jedem zu demonstrieren, der es wagen sollte, sie herauszufordern.
Insgeheim musste er sich jedoch selbst auszählen, denn seine vorübergehende Schwäche hatte ihn verwundbar gemacht. Eine Verwundbarkeit, die diese Affen rücksichtslos ausnutzten. Der Kampf war noch nicht vorbei.

„Bestätige Zielkoordinaten“, erwiderte Leutnant Maiers, „Wie gut sind diese Werte?“
„Ich habe sie drei Mal mit dem Geodäter trianguliert. Besser geht es nicht“, erwiderte die Einweiserin. Maiers gab sich damit zufrieden, denn er traute der jungen Frau durchaus zu, dass sie mit dem Vermessungsgerät umgehen konnte.
„Hast du noch weitere Angaben für uns?“
„Klar. Luftdruck, Luftdichte, Temperatur, Windgeschwindigkeit und –richtung. Alles was ihr braucht.“
„Na dann her damit“, erbat Maiers auch noch diese wichtigen Informationen.
„Wie lange bis zum Schlag?“, fragte Satieré zurück, bevor sie antwortete.
„Zielberechnung läuft sobald alle Daten da sind. Korrektur und Einrichtung noch überprüfen. Flugzeit noch drauf ... Würde sagen in drei Minuten kracht’s.“
„Verstanden. Hier sind die weiteren Werte. Wind von 289° mit anderthalb Metern in der Sekunde ..."

Sternencaptain Zaturin hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Er wollte diesen Zeus zerstören. Als eine der schwersten Maschinen der feindlichen Truppe gehörte sie wahrscheinlich dem Kommandanten dieser Freigeburten.
Es gab da nur ein einziges Problem: Der Zeus war schneller als sein Bane und außerdem kannte der Einheimische die Verhältnisse in dieser gottverlassenen Stadt weit besser als er. Immer wieder hatte es der Lyraner geschafft, sich der Zielerfassung zu entziehen und in irgendwelchen Seitenstraßen zu verschwinden.
Doch das würde ihn auch nicht retten können. Schon einmal hatte Zaturin ihn fast so weit gehabt, doch abermals war er ihm durch eine Gasse entkommen. Immerhin, verstreut herumliegende Raketen hatten darauf hingedeutet, dass dieser Surat seine Munition abgeworfen hatte, um einem kritischen Treffer beim nächsten Beschuss vorzubeugen. Es bedeutete in jedem Fall, dass die entsprechende Torsoseite sperrangelweit offen stand und wahrscheinlich nicht mehr lange genug der Urgewalt seiner Kanonen widerstehen würde. Wäre erst einmal die Torsoseite des Zeus zerstört, würde es auch nicht mehr lange dauern, den zähen Rest ebenfalls zu beseitigen.
Dabei stellte sich ihm nur noch eine weitere Sorge: Würde seine Munition ausreichen? Obwohl der Bane beachtliche 14 Tonnen Munition mit sich trug, schien diese Menge in diesem lang gezogenen Gefecht zur Neige zu gehen. Etwas was, Zaturin nie für möglich gehalten hatte. Aber es zeigte wieder einmal den verwerflichen Kampfstil dieser Feiglinge. Sie wollten sich dem Gefecht nicht freiwillig stellen. Sie legten es darauf an, Ressourcen und Zeit zu verschwenden und es war nur ein weiterer dringender Grund, wieso sie endlich vernichtet gehörten.
Obwohl seine Sensoren nur undeutliche Zeichen auffingen, konnte Zaturin in diesem Augenblick einen hellen Feuerschein in der Nähe der alten Kirche erkennen. Richtung und geschätzte Entfernung könnten zu seinem Ziel passen, vermutete der Sternencaptain. Doch selbst wenn es nicht der Zeus wäre, würde er unter den Freigeburten wüten wie ein Kampffalke unter den Tauben. Mit donnernden Schritten brachte er seine riesige Maschine in Richtung des Kirchplatzes, wo nur wenig später ein sonnenheller Glanz von der Zerstörung einer Reaktorabschirmung und dem Ende eines Battlemechs kündete.
Als Zaturin den Platz des Geschehens erreichte, erkannte er, dass die Überreste des zerstörten Battlemechs zu einem seiner eigenen Conjurer gehörten. Es waren kaum mehr als die Beinstummel übrig geblieben, nachdem der Reaktor durchgegangen war.
Aber er sah auch den Zeus , der von ein paar Elementaren umschwärmt wurde und die er mit aller Gewalt zu entfernen versuchte. Doch die Abwehr der gepanzerten Infanteristen hatte auch seine erneute Flucht verhindert.
Jetzt gehörte er ihm, dachte sich Zaturin mit großer Zufriedenheit und schaltete die Kanonen noch einmal auf volle Feuergeschwindigkeit. Noch immer war der lyranische Mech mit der Abwehr der Gefechtsrüstungen beschäftigt. Einer der genetisch manipulierten Superkrieger fiel in diesem Augenblick zu Boden und wurde unter dem fast quadratischen Fuß des Zeus begraben. Zaturin rümpfte angesichts dessen nur die Nase, aber es zeigte ihm auch, wie dringend es nötig wurde, dass dieser Angriffsmech endlich vernichtet wurde.
„Runter von dem Zeus !“, brüllte er die Elementare über Funk an und es war der disziplinierten Ausbildung der Elitekrieger zu verdanken, dass sie fast augenblicklich reagierten. Zaturin zog das Fadenkreuz über den hoch aufragenden Mech, als der sich ihm gerade zuwenden wollte. Doch für eine erneute Flucht war es dieses Mal eindeutig zu spät. Auch das Feuer eines Bushwackers konnte nun nichts mehr an dessen Vernichtung ändern. Geradezu genüsslich zog Zaturin die beiden Feuerknöpfe an seinen Steuerknüppeln durch und überschüttete den Gegner mit einer erneuten Flut von Granaten. 800 Kilo Munition verwandelten sich in Sekundenschnelle in rasende Wut, Tod und Zerstörung.
Der Zeus wurde zur anderen Seite herum gerissen und verlor gewaltige Mengen an Panzerung und Struktur. Funkenschläge kündigten das Ende von Ausrüstung und Waffen an. Dampffontänen und spritzende Flüssigkeit zeugten von zerstörten Kühlaggregaten. Der Zeus sackte unter dem Beschuss zusammen, schien regelrecht sterben zu wollen.
Dann platzten Explosionsbolzen an der umfangreich verglasten Pilotenkuppel und sprengten das Transpexdach ab. Der Pilot stieg mit dem Schleudersitz aus.
Zaturin beachtete den Flammenschweif des Rettungssystems nur kurz und dachte daran, diesen verdammten Mechkrieger mit seinen Maschinengewehren zu jagen, aber ein Satz KSR, der weitere Panzerung von seinem Mech schlug, ließ ihn sich lieber auf die neue Bedrohung durch diesen mittelschweren Mech konzentrieren. Sollten die Elementare doch auf die Jagd gehen. Es war ihre Aufgabe, Feinde zu Fuß zu jagen, nicht seine. Für ihn gab es noch genügend weitere Gegner.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Dirty Harry: 02.04.2005 20:38.

02.04.2005 20:37 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

24.

Rouche Hill, Lavernegebirge
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

23. September 3067


„Feuer!“, hörte es Marie Sophie Satieré über den Funk. Es war bereits die dritte und letzte Salve, die in Richtung ihres ersten Zieles abgeschossen wurde. Dabei war die erste noch nicht einmal eingetroffen. Aber sie hatten keine Wahl. Entweder waren die Zieldaten exakt genug berechnet worden oder die Landungsschiffe würden verschwinden, bevor sie sich eingeschossen hatten.
Bei einer Flugzeit von annähernd einer Minute würden bereits die Ladungen in Richtung des zweiten Landungsschiffs unterwegs sein, wenn die ersten endlich ihr Ziel trafen. Sollten danach immer noch Fragen bestehen, würden sie – vielleicht – noch Mal die Chance haben, ihre Arbeit zu Ende zu führen.
Marie zog den Kopf vorsorglich ein und wartete auf den großen Knall.
„Passiert doch gar nichts“, brummte der Autoverkäufer, der an seinem Wagen lehnte. Marie sah nur zu dem Mann herüber und drückte die Finger in die Ohren. Auch wenn der Mann offensichtlich herzlich wenig Ahnung von militärischen Details hatte, wusste er visuelle Details sehr wohl zu deuten. Wahrscheinlich blieb man nicht lange genug im Geschäft, wenn man nicht auf so etwas reagierte. Für ihn bedeutete das, dass er es der Soldatin besser nachmachte und sich ebenfalls duckte und die Ohren zuhielt.
Nur wenig später war das Pfeifen anfliegender Granaten wahrzunehmen. Selbst durch die zugehaltenen Ohren drang noch dieses unheilvolle Orgeln.
Dann krachte es. Gewaltige Feuerblumen blühten dort auf, wo sich eben noch der vordere Overlord befunden hatte. Panzerung wurde gleich tonnenweise vom Transporter abgerissen. Der Boden erzitterte unter den gewaltigen Donnerschlägen.
Auch wenn der Verkäufer angesichts dieses gigantischen Spektakels nur aufjubeln konnte, verzog Marie das Gesicht.
„Nicht konzentriert genug. Da haben mindestens drei oder vier daneben gelegen“, brummte sie. Das nächste Donnerwetter unterbrach sie fürs erste. Erneut blitzten Explosionen auf dem als auch neben dem Raumschiff auf.
„Wieder zwei daneben!“, fluchte sie.
Zwar hatte die Artillerietruppe eine beachtliche Feuerkraft, aber wenn immer wieder Granaten daneben gingen, konnte es gut sein, dass durch die gewaltige Panzerung die Lander diesem Angriff widerstanden. Wenn sie aber dem Angriff widerstanden, bedeutete das, dass sie sich aus dem Staub machen würden, just bevor sie ihrem Ende entgegen sahen. Damit wäre aber jene kleine Extraeinlage der Artillerieabteilung umsonst gewesen.
Der Verkäufer hingegen lag nur am Boden und jubelte vor Glück.
„Verrecken soll die Bande! Ein Ende diesen Irren!“
Dann rammte sich die dritte Salve in das Landungsschiff. Erneut gingen einige Geschosse daneben, aber die meisten zeigten Wirkung. Erstmals wurden die ausladenden Steuerdüsen des Schiffes in Mitleidenschaft gezogen und eine weitere Granate, ihrer Urgewalt nach zu urteilen wahrscheinlich von einer ‚Long Tom‘, zertrümmerte eines der Landegestelle. Aber es hatte nicht ausgereicht, um das Landungsschiff in die Luft zu jagen.
„Jawohl ja, Baby! Gib’s mir!“, brüllte der Autohändler und wälzte sich am Boden. Entweder war er happy oder das Geknalle hatte ihm das Hirn weich geklopft. Marie hingegen hastete zum Funkgerät, um sich an die Feuerleitstelle zu wenden.
„Pieper eins an Schnecke! Pieper eins an Schnecke! Erster Angriff eine Niete. Zu viele Fehlschüsse dabei gewesen. Das Schiff steht noch."
„Zustand ...", wollte Leutnant Maiers wissen, doch in diesem Augenblick krachte auch schon die erste Ladung ins zweite Ziel.
Erneut leuchteten Explosionen auf dem noch jungfräulichen Landungsschiff auf, dieses Mal aber deutlich konzentrierter. Vielleicht eine, maximal zwei Granaten waren daneben gegangen.
„ ...stand. Wie ist der Zustand des Landers?“, wollte Leutnant Maiers erneut wissen.
„Er ist schwer beschädigt, steht aber noch“, gab Marie durch, nachdem das erste Klingeln in den Ohren nachgelassen und sie die Frage verstanden hatte.
„Wie sollen wir weiterhelfen?“, fragte der Leutnant.
„Nehmt diese Scheißmühle noch Mal unter Feuer. Gebt ihr mit einer weiteren Ladung den Rest!“, brüllte Marie noch ins Mikrofon bevor der nächste Feuersturm über das Landungsschiff hereinbrach.
Erneut zertrümmerten großkalibrige Granaten die Panzerung des Clan-Overlord und dieses Mal schien es, als wäre jeder Schuss ein Volltreffer. Eigentlich konnte das gar nicht sein, aber es schien sich doch noch was zu ihrem Glück zu wenden.
„Jetzt geht es erst Mal nur um die dritte Ladung“, seufzte Marie und behielt das zweite Ziel im Auge. Zumindest hier hatten sie gute Chancen, ihre Vorgabe zu erreichen. Nur was sie in dem Fall erwarten würde, dass konnte sie nicht sagen. Allerdings rechnete sie mit dem schlimmsten und zerrte den übereifrigen Verkäufer mit der Nase in den Dreck.
Dann krachte auch noch die letzte Salve ins Ziel. Die Granaten rissen die letzten Reste Panzerung vom Rumpf, einige schlugen bis ins Innere durch. Danach blieb es einen kurzen Moment ruhig und es schien als hätten sie es auch hier nicht geschafft.
Doch es war nur die Ruhe vor dem Sturm. Das gesamte Raumschiff schien unter Schüttelfrost zu leiden und erzitterte, lange nachdem die eigentlichen Detonationen verklungen waren. Aber sein Ende wurde offensichtlich als aus einigen der schweren Treffer Flammenzungen herausschossen, die von Bränden und Explosionen im Inneren des Raumschiffes kündeten. Das Schiff brannte aus.
Zumindest im ersten Augenblick, denn die Brände hatten schon längst die Haupttanks erreicht. Der Overlord schien sich in einer einzigen großen Druckwelle in seine Einzelteile zerlegen zu wollen als Wasserstoff und gebunkerte Munition eine explosive Mischung bildeten. Panzerung, Struktur, ganze Decks flogen auseinander. Als die Druckwelle über die Einweiserin und ihren Partner hinwegrollte, reichte sie noch immer aus um die Windschutzscheibe des Geländewagens einzudrücken.
„Der ist weg!“, jubelte der Verkäufer. Marie schien, als würde er flüstern, doch das Klingeln in den Ohren deutete nur an, dass sie nahezu taub war. Aber vielleicht lag ihre Taubheit auch an den Aktivitäten des ersten Landungsschiffes.
Unter dem massigen Rumpf, in dem tiefen Krater, den das Schiff bei seiner Landung hinterlassen hatte, flammten die Triebwerke auf.
„Dreck. Der macht einen Notstart“, verfluchte Marie die Ungenauigkeit des ersten Beschusses.
Sie hatten nur noch wenige Sekunden, bis das Schiff abheben würde. Nur noch wenige Sekunden bis die Triebwerke auf Leistung gebracht waren.
„Wo bleibt der Fangschuss?“, fluchte Marie, doch es brauchte einen Moment, die Kanonen wieder in Stellung zu bringen, sauber einzurichten und abzufeuern. Selbst wenn die Granaten bereits unterwegs waren, dauerte es 54 Sekunden vom Feuern bis zum Einschlag.
Die Zeit verstrich und Marie musste zusehen, wie sich der Lander auf den Abflug vorbereitete.
„Verdammt“, fluchte sie, als das Schiff ausfederte und sich träge in die Luft schwang.
Doch dann zeigten sich die beträchtlichen Schäden, die die Attacken am Schiff hinterlassen hatten. Das Schiff schien nach vorne kippen zu wollen, als demolierte Steuerdüsen ihren Dienst versagten. Als Antwort auf die unkontrollierte Bewegung versuchten die Bordcomputer die Hauptdüsen zu schwenken, doch der Schwenkbereich reichte dafür nicht aus. Das Schiff drohte aus dem Gleichgewicht zu torkeln, was auch die Computer registrierten. Sie erkannten die Diskrepanz zwischen Wollen und Können und fuhren den Schub wieder zurück. Bevor sich das Schiff aus seinem eigenen Krater befreien konnte, sackte es wieder in seine Stellung zurück. Mit gewaltigem Poltern krachte der Transporter auf sein Landegestell zurück und brach die angeschossenen Stützen unter seinem eigenen Gewicht ab. Das Schiff war so schwer beschädigt worden, dass es nirgendwo mehr hinflog.
Und dann kamen doch noch die Granaten der erneuten Salve.

Sternencolonel Brien erlebte ein Hochgefühl nach dem anderen. Die Gegner fielen immer weiter in die Stadt zurück und hatten ihm und seiner Truppe kaum noch etwas entgegen zu setzen.
Gelegentlich schon, wie er sich bedauerlicherweise korrigieren musste. Aber die beiden ausgefallenen Summoner waren als übliche Begleiterscheinungen des Krieges zu sehen, was jedoch nichts an dem allgemeinen Bild änderte.
Bis ihn die entsetzte Meldung von der Jadeschwinge erreichte.
„Wir stehen unter Beschuss! Artillerie!"
„Artillerie?!?“, fragte Brien erstaunt, „Aber die ist doch in San Miguel.“
„Sie schießen uns hier zusammen. Was in diesem sekundären Ziel steht, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass sie uns hier vernichtend treffen.“
„Vernichtet sie!“, befahl Brien, doch Sternencaptain Mell brüllte sofort zurück.
„Wie?! Ich kann sie noch nicht einmal sehen, wie soll ich sie da unter Beschuss nehmen!“
„Starten! Starten! Starten!“
„Aye, Sternencolonel“, fügte sich die Landungsschiffkommandantin diesem Befehl, doch es schien bereits zu spät.
Brien selbst war von dieser Meldung so irritiert, dass er anstelle der gerade angepeilten Stellung das benachbarte Bürogebäude zerstörte. Zu seinem Entsetzen meldete sich nach dem weiblichen Skipper auch noch ihr Pendant von der Horatio . Auch er meldete, dass er unter Feuer genommen worden war. Doch bei ihm wirkte es noch eine Spur drängender. Nach der zweiten Granatensalve brach die Kommunikation mit dem Sternencaptain ab. Brien versuchte es noch zwei Mal, jedoch ohne Erfolg.
„Die Horatio wurde zerstört“, übernahm Mell die Berichterstattung. Ihre Stimme klang niedergeschlagen, als hätte sie jede Hoffnung fahren lassen.
„Abheben!“, brüllte der Sternencolonel, doch er konnte nur passiv die Startvorbereitungen mitbekommen.
Ohne Chance einzugreifen, musste er mit ansehen, wie die Jadeschwinge versuchte, sich in die Luft zu wuchten und wie die Triebwerke ihren Dienst versagten. Verschiedene Alarme quäkten durch den Funk und deuteten auf den fehlgeschlagenen Startversuch hin. Nach einem weiteren Krachen und Stöhnen von malträtierten Metall meldete sich die Sternencaptain erneut.
„Der Startversuch ist misslungen. Die Schäden sind zu schwer. Wir kommen hier ohne Reparatur nicht ..."
Die letzten Worte gingen erneut im Dröhnen von Artillerieeinschlägen unter, bis die Funkverbindung ganz abriss.
„Sternencaptain Mell!“, versuchte es Brien noch einmal, doch es kam nur noch Rauschen.
„Sternencaptain, melde dich!“
„Sternencaptain!!!“
Es tat sich nichts mehr. Selbst als Brien wieder unter Raketenfeuer zurückweichen musste, konnte oder wollte er es nicht glauben.
„Was sollen wir tun, Sternencolonel?“, fragte seine Adjutantin besorgt, als sie zu ihm vorstieß. Der Kommandant blieb jedoch immer noch sprachlos.
„Was sollen wir tun, Sternencolonel?!?“, redete Shanna intensiver auf ihren Kommandanten ein, während sie ihm Feuerschutz gab.
„Rückzug!“, presste Brien durch die Zähne.
„Was?“, zeigte sich Shanna ungläubig.
„Du hast mich schon verstanden. Rückzug!“, brüllte er sie an.
„Aber Sternencolonel! Wir verlieren jeden Vorteil, den wir haben, wenn wir uns jetzt zurückziehen.“
„Wir verlieren noch sehr viel mehr, wenn wir uns an zwei verschiedenen Stellen aufreiben lassen! Wir ziehen uns zu Navpunkt Charlie zurück und formieren uns neu. Zaturin soll seine Truppen ebenfalls aus dem Gefecht lösen und zu uns stoßen.“
„Aber Sternencolonel ...“
„Tut was ich sage!“, donnerte der Sternencolonel und unterband jede weitere Diskussion.
Er wusste nur zu gut, wie weit seine Mission durch diese Katastrophe gefährdet war. Aber noch hatte er eine Möglichkeit diesen Kampf für sich zu entscheiden. Auch wenn es ab nun auf Messers Schneide stand.

Ulf fühlte sich fürchterlich als er am Fallschirm hängend durch den nächtlichen Himmel schwebte. Bevor er aussteigen musste, hatte ihn dieser verdammte Kraken gewaltig zusammengeschlagen.
Doch er hatte noch Glück im Unglück gehabt. Er hatte nie einen Cockpittreffer abbekommen. Er dankte dafür den gewaltigen Ablenkplatten neben der Pilotenkanzel, die wahrscheinlich das Allerschlimmste verhindert hatten. Aber sie hatten genauso wenig wie der Munitionsabwurf verhindern können, dass ihm dieser harte Brocken den Rest gegeben hatte. Er hatte aus seinem lieb gewonnen Bastard aussteigen müssen. Weder mehr Raketen, noch permanent feuernde schwere Laser, noch stärkere Panzerung hatten verhindern können, dass er seinen Mech verloren hatte.
Wie es schien, wollte sich auch sein Mech noch ein letztes Mal bei ihm für diese Folter beschweren. Der Ausritt auf dem Schleudersitz war ein brutaler Schlag ins Kreuz. Aus Berichten wusste er, dass sich bei einem solchen Ausstieg die Wirbelsäule um mehrere Zentimeter stauchen konnte. Ihm schien, als würde er jeden einzelnen Millimeter davon spüren.
Aber immerhin hatte er überlebt. Das war zumindest so lange der Fall, wie er in der Luft hing. In der hereingebrochenen Nacht konnte er nur ungenau erkennen, wo ihn der Wind hintrieb. Er hatte sogar Probleme den Boden zu sehen und sich auf die Landung vorzubereiten. Doch das schien nicht sein einziges Problem zu sein.
Als er sich umsah, konnte er hinter sich sowohl die Überreste seines Mechs als auch diese verdammten Kröten erkennen, die ihn aufgehalten und für seinen Abschuss gesorgt hatten. Wie es schien, wollten sie sich mit der Zerstörung seines Mechs nicht zufrieden geben.
Ulf wunderte das nicht, schließlich hatte er gerade erst einen von ihren Kameraden mittels 80 Tonnen Battlemech zertreten. Nun wollten sie ihn wahrscheinlich genauso zertreten und wenn er nicht schnell genug von seinem Gurtzeug loskam, bestand eine gute Chance, dass sie es auch schaffen würden.
Doch dazu musste er erst einmal auf dem Boden ankommen. Nur, wo war er?
Ein kurzer Feuerstoß aus einem nahe gelegenen Gebäude gefolgt von zwei Raketen erleuchtete kurz die Umgebung. Ulf zuckte zusammen als er die Schüsse hörte. Im Mech war das alles wesentlich leiser und weniger bedrohlich, aber da saß er auch hinter zentimeterdickem Transpex. Aber hier am Fallschirm wurde ihm erstmals seit langer Zeit wieder klar, wie verletzlich er außerhalb seines Stahlkokons war.
Erst einen Moment später verstand er, dass nicht auf ihn, sondern auf die Kröten hinter ihm gefeuert worden war. Die Raketen, die man auf sie abgeschossen hatte, waren Infernos und hatten einen Krieger halb getroffen. Wie ein gemeingefährliches Irrlicht stampfte der Elementar stur weiter nach vorne und illuminierte zusammen mit einem in Brand gesetzten Baum das Umfeld.
Ulf sah auf den nur noch zehn Meter unter ihm befindlichen Boden und erkannte Büsche, Bäume und Steine. Und im flackernden Schattenriss des brennenden Baumes ein bizarr deformiertes Kreuz.
Er kam direkt auf dem Friedhof herunter, verstand Ulf voller Entsetzen. Es war hoffentlich kein schlechtes Omen.
Aber er musste erst einmal herunterkommen. In aller Eile versuchte er sich wieder in Erinnerung zu rufen, was ihm sein Ausbilder damals beigebracht hatte. Es war schon einige Zeit her, dass er den Notausstieg mit dem Fallschirm geübt hatte und er war schon damals froh gewesen, die Übung hinter sich gebracht zu haben.
Bevor er sich auf den Aufprall gefasst machen konnte, spürte er jedoch wie sich der Fallschirm in einem der Bäume verfing und ihn aus seiner bisherigen Flugbahn herausriss. Urplötzlich musste er sich nicht auf einen Schlag in die Beine, sondern auf einen vor die Brust gefasst machen. Zweige erwischten ihn an den nackten Armen und Beinen und ein dicker Ast knallte gegen seinen Neurohelm. Ein letzter Ruck ging durch das Gurtzeug, dann hing Ulf fest.
Er war unten. Immerhin. Aber er musste jetzt unbedingt weg von hier. Drei Kröten hingen ihm noch immer an den Fersen.
Strampelnd befreite er sich aus dem Gewirr der Äste und erkannte, dass er noch einen knappen Meter über dem Boden hing. Hastig suchte er über seinem Kopf nach den Hauptleinen des Schirms. Es hatte keinen Zweck das Hauptschloss zu öffnen, denn unter diesen Umständen würde er sich in den Beingurten verheddern. Stattdessen schnappte er sich den Gurtschneider, der auf dem Schulterriemen montiert war und versuchte die Hauptleinen über sich zu kappen. Die ersten Schläge gingen daneben, aber er wusste eines: Er musste hier weg. Die Kröten mit ihrem vollen Sensorpaket würden ihn deutlich schneller aufstöbern als er sie. Wenn er sich nicht täuschte, war die erste gar nicht mehr weit und er meinte ihre stampfenden Schritte bereits hören zu können.
Dann fiel ein donnernder Schuss. Dieser einzelne Schuss fiel in dieser Umgebung deutlich aus dem Rahmen des üblichen. Trotz der dumpfen Schläge von Autokanonen, dem Jaulen der Raketenwerfer und dem eher peitschenden Knall von Lasern war dieser Schuss einmalig. Es war auch nicht der Knall eines gewöhnlichen Sturmgewehrs und selbst ein Zeus Jagdgewehr hatte nicht so ein dumpfes Bellen. Aber offensichtlich war der Schuss auch nicht auf ihn gemünzt, jedenfalls spürte er keinerlei Auswirkungen.
Endlich bekam er auch das Gurtzeug ab und fiel auf den Boden. Er spürte, wie er mit dem rechten Stiefel in weichen Boden trat und mit dem linken Bein auf einen Randstein.
Mit einem Bein im Grab, ging es ihm durch den Kopf, wenn das keine Symbolik ist. Seine Gedanken wurden jedoch von einem Kugelhagel hinweg gewischt, als die Kröten anscheinend auf die Bedrohung aus dem Bereich der Kapelle reagierten. Anscheinend hatten sie ihn noch nicht bemerkt oder ihre Jagd auf ihn so lange zurückgestellt, bis sie die unmittelbare Gefahr ausgeschaltet hatten.
Ulf zog den schweren Neurohelm ab und ließ ihn fallen. Auch wenn der Helm einen gewissen Schutz gegen Hochgeschwindigkeitsschmutz wie Gewehrkugeln oder Splitter bieten konnte, war er doch so schwer und so unhandlich, dass er dadurch mehr eingebüßt als gewonnen hätte. Mit offenen Ohren lauschte er im Anschluss in die Nacht um eine Positionsbestimmung zu schaffen. Der Gefechtslärm der Mechs lief entfernt ab und es schien ihm, als würde er sich immer weiter weg verlegen. Aber er lauschte nicht auf die schweren Waffen, er wollte wissen, wo seine unmittelbare Bedrohung war.
Doch es waren nicht Schritte, die ihm urplötzlich die Stellung der nächsten Kröten verriet, sondern der Fackelschein eines Flammers, keine 30 Meter von ihm entfernt. Die unmittelbare Nähe des langen Flammenstrahls ließ ihn vor Entsetzen zusammenzucken. Er hatte immer wieder von der furchteinflößenden Wirkung dieser Dinger auf Fußsoldaten gehört, konnte sie auch als Mechkrieger nicht sonderlich leiden, aber hier war es das erste Mal, dass er sich selbst der Realität stellen musste. Und die Realität war schlimmer als er sie sich vorgestellt hatte. Er musste hier weg.
Tief gebückt und unter massivem Protest seines schmerzenden Rücken setzte er sich in Bewegung. Hecken, Sträucher, Kreuze und Grabsteine mussten als Deckung reichen. Er kam keine zehn Meter weit, als er sich hinter einem Familiengrabstein erneut in Deckung werfen musste als eine weitere MG-Salve aus dem Bereich der Kapelle über die Gräber flog. Ulf meinte sogar das metallische Klappern von Querschlägern auf Metall von denen auf Stein unterscheiden zu können. Welchen Elementar auch immer diese Infanteristen unter Beschuss hielten, er war nicht mehr allzu weit weg.
Die Antwort kam prompt und deutlich. Der Flammenwerfer wurde noch durch die Salve aus einer kompakten automatischen Waffe unterstützt, doch das Gegenfeuer ging weiter.
Ulf nutzte die Ablenkung um weiter zu kommen. Ein Brunnen gab ihm fürs erste wieder Deckung. Deckung die er dringend brauchte, denn eine der Kröten stieg auf ihren Sprungdüsen auf, um auf einem der Dächer der benachbarten Gebäude eine neue Stellung zu finden.
Es war keine gute Entscheidung, denn einer seiner Mechs nahebei entdeckte den Elementar und brannte ihm einen gleißend hellen Laserstrahl in den Panzer. Ob die Kröte schon vor dem Kopfsprung vom Dach tot war oder erst durch den Absturz sich die Knochen brach, konnte Ulf gleich sein.
Hinter seinen geschlossenen Lidern sah er immer noch die flackernden Lichter des Laserstrahls. Als er die Augen wieder aufriss, sah er auf eine Gestalt, die über ihm stand. Ulf riss seine Pistole aus dem Halfter und zielte auf das Wesen über ihm. Erst im Blitz der ersten beiden Schüsse erkannte er, dass er auf eine Engelsstatue gefeuert hatte. Nicht nur dass, er erkannte auch, dass er mit seiner Kurzschlussreaktion seine Position aufgedeckt hatte. Einfach gesagt, war er geliefert.
Mühsam stemmte er sich wieder auf die Beine und flüchtete durch die nächste Grabreihe. Da er nur ahnen konnte, dass die Typen in der Kapelle zu den Infanteristen gehörten, die der Oberst abgestellt hatte, schien ihm eine Flucht in deren Richtung als die gesündere Idee. Allerdings hatte die verbliebene Kröte die selbe Idee. Ulf musste einen Hechtsprung über einen Grabstein machen, um dem Flammerstrahl zu entgehen, der dort über ihn hinwegrauschte. Er schaffte es zwar dem Flammenwerfer zu entgehen, aber die Rolle nach der Landung nahm ihm sein geschundener Rücken sehr übel. Schmerz schoss wie eine glühende Lanze entlang des Rückgrats nach oben und Ulf schaffte es nur noch mit zusammengebissenen Zähnen hinter den nächstgelegenen Stein. Sein einziger Schutz, der ihm jetzt noch verblieb, war seine Pistole.
Er fragte sich, ob eine Pistolenkugel überhaupt eine Delle in einem Elementarpanzer hinterließ.
Die schweren Schritte des myomerverstärkten Anzuges waren bereits recht nahe, aber Ulf schätzte die Distanz noch auf vielleicht zehn Meter. Welche Optionen hatte er noch? Wo war ein Elementar überhaupt verwundbar?
Mit einem Mech hielt man einfach auf so einen verdammten Superinfanteristen drauf. Wenn der Schuss durchging, würde es schon weh tun. Aber wo hielt man drauf, wenn man zu Fuß unterwegs war? Hatte er überhaupt noch eine Chance?
Die Schritte waren jetzt sehr nah. Ulf versuchte sich zu sammeln um im richtigen Augenblick reagieren zu können. Nur wusste er noch immer nicht, wie er reagieren sollte.
Den Kratzgeräuschen auf dem Boden nach zu urteilen, musste der Clansmann nun fast über ihm stehen. Er musste ihn bereits gewittert haben wie ein Raubtier seine Beute.
Seltsamerweise spielte sich vor Ulfs innerem Auge kein Film ab, als er sein Ende auf sich zukommen sah. Er spürte nur, wie sein Herz raste. Die Schritte waren verklungen. Die Kröte musste angehalten haben, um ihr Ziel neu zu erfassen.
Als Ulf über sich sah, sah er bereits den Armstummel, der den Lauf des Flammenwerfers beinhaltete. Der Mistkerl stand direkt über ihm und schoss nicht.
Hatte er ihn noch nicht gesehen? War er außerhalb seines Sichtstreifens? Ulf wusste es nicht und wusste genauso wenig, wie er reagieren sollte. Gar nichts tun oder weglaufen. Dann machte die Kröte noch einen Schritt vor und Ulf war sich sicher, dass sie ihn nun sehen musste. Damit war er endgültig geliefert.
Doch dann peitschte ein einzelner Schuss direkt übers Gräberfeld, direkt gefolgt vom dumpfen Knall dieser einzigartigen Waffe. Der Flammerarm sackte auf den Grabstein herab und die ganze Panzerung drückte gegen den Stein. Ulf wusste nicht genau, was passiert war, aber er war gut genug darin zu spüren, wie der Stein unter dem Gewicht der Kröte nachgab. Ohne weiter darüber nachzudenken rollte er sich aufs nächste Grab ab und hob die Waffe instinktiv zum Elementar. Die Kröte fiel hingegen nur mitsamt dem Grabstein vorne über und blieb auf dem Bauch liegen.
Ulf verstand es nicht, keuchte nur und fühlte, wie er zittrig wurde. Der Schreckmoment ließ nach, wurde er sich wieder bewusst. Mit dem Schrecken hörten auch die überspannten Sinne wieder auf zu arbeiten und ließen ihn in der Dunkelheit erschöpft zusammensacken.
Er verstand noch immer nicht, was passiert war. Was hatte einen Elementarpanzer mit nur einem einzigen Schuss ausgeschaltet? Wenn er als Mechkrieger so was probierte, brauchte er im allgemeinen eine Gausskanone, aber welcher Infanterist schleppte eine Gauss mit sich herum? Es schien einfach unmöglich zu sein. War die Kröte überhaupt tot?
„... Ich hab’s doch schon immer gesagt. Mit der Kodiak kannst du auch einen Elementar platt machen.“, hörte er aus einiger Entfernung. Er hörte Kontraktionen und einen ruppigen Tonfall. Das konnten nur Sphärer sein. Ein Clanner hätte sich angewidert abgewendet.
„Ja, hast du“, erwiderte eine andere Stimme leicht genervt, „Aber bist du auch sicher, dass du dem Sack den Rest gegeben hast?“
„Aber sicher bin ich das. Mitten durch die Visierplatte. Komm lass uns nachsehen, auf welches arme Aas die Sau eigentlich gezielt hatte.“
„Ich bin dafür, dass wir erst noch ein paar Handgranaten auf den Drecksack schmeißen. Nur um sicher zu gehen, dass dieser Zombie auch wirklich am Boden bleibt. Ich hab schon die wildesten Storys über deren Widerstandsfähigkeit gehört.“
„Widerstandsfähigkeit hin, Schmerzresistenz her, einen sauberen Kopfschutz überlebt auch der hochgezüchtetste Clankrieger nicht. Noch haben die ihr Hirn nicht in die Eier implantiert. Komm mit ich zeig’s dir. Der ist hin, gar keine Frage.“
Ulf, der immer noch völlig fertig neben dem toten Elementar am Boden saß, hörte die beiden Infanteristen näher kommen.
Sie machten sich keine großen Sorgen mehr um irgendwelche Feindmanöver, sie suchten das Areal nun mit einer Stablampe ab und trafen bald auf den getöteten Elementar. Im Licht der Lampe konnte auch Ulf das Austrittsloch am Hinterkopf der Panzerung erkennen. Was auch immer diese beiden Typen hier eingesetzt hatten, es war meilenweit vom Standard entfernt.
Schließlich streifte auch ihn der Strahl der Lampe, aber Ulf fühlte sich viel zu matt, um ihm eine abwehrende Hand entgegen zu setzen. Die beiden Soldaten erkannten anhand seiner Westenaufnäher sehr schnell, mit wem sie es zu tun hatten.
„Na sieh Mal einer an, die hatten es also auf einen unserer Mechkrieger abgesehen. Wie geht es ihnen, Herr ... Hauptmann?“
Für Ulfs total geschockten Körper war es zu viel. Er brach einfach zusammen.
„Scheiße. Die Kröte wird ihn doch nicht doch noch erwischt haben? Los, lass ihn uns in die Kirche schaffen. Die Lazarettheinis sollten bald da sein...“, erwiderte der größere der beiden mit der riesigen Büchse auf dem Rücken, kurz bevor Ulfs letzter Sinn abschaltete.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
05.04.2005 02:26 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

25.

Cerano Hügelland, nahe Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Es war längst tiefste Nacht als Sternencaptain Zaturin mit seiner verbliebenen Truppen beim vereinbarten Treffpunkt eintraf.
Brien sah es mit Entsetzen und er war froh, dass die Nacht wohl die meisten Schäden an den sechs verbliebenen Mechs verdeckte. Aber selbst im matten Schein eines improvisierten Lagerfeuers waren die Spuren zu erkennen. Dem Mad Cat Mechkrieger Saridges fehlte eine Schulterlafette und der dazugehörende Arm und von den beiden Conjurern , die noch existierten, war einer nur noch humpelnd zurückgekehrt. Was den anderen Mechs fehlte, wollte er gar nicht erst wissen.
Die Mechkrieger sahen kaum besser aus als ihre Maschinen. Zaturin wirkte müde, zerschlagen und kaum noch kampffähig, seine Kameraden wirkten genauso kaputt.
„Sie sehen schlimm aus, Sternencaptain“, empfing ihn der Sternencolonel frostig.
„Danke, Sternencolonel, so fühle ich mich auch“, erwiderte der desillusionierte Sternencaptain.
„Bericht!“, bellte Brien ihn an.
„Was soll es groß zu berichten geben?“, zeigte sich Zaturin enttäuscht, „Der Besitztest um San Miguel und damit der Besitzttest um die Wasserstoffraffinerie wurde verloren, nachdem wir aus dem Gefecht abgezogen wurden.“
„Soll das alles sein? Detaillieren sie ihre Aussage!“, blaffte ihn Brien erneut an.
Zaturin grunzte verächtlich. Aber wenn der Kommandeur die Niederlage auch noch in Einzelheiten wissen wollte, dann sollte er sie auch bekommen.
„Wie befohlen haben wir die gebotenen Truppen mit entsprechender Zeitverzögerung angegriffen um ihren Schlachtplan auszuführen. Bereits beim Vormarsch mussten wir feststellen, dass sich die Sphärer nicht einfach nur in der Stadt versteckt hielten, sondern sie zu einer Festung ausgebaut hatten. Sie haben unsere Bestrebung, sie schnell zu stellen und bis zur Ermüdung zu hetzen durch Minengürtel und Granatbeschuss zunichte gemacht.“
„Was für ein Granatbeschuss? Wie konnten sie euch mit Artillerie angreifen, wenn sie nur wenig später die Landungsschiffe zerstört haben? Die beiden Stellungen sind über 100 Kilometer auseinander!“, unterbrach ihn der Sternencolonel.
„Wir wissen es nicht“, gab Zaturin matt zur Antwort, „Wir können nur vermuten, dass sie uns mit Mörsern genarrt haben. Bei unserem Vormarsch sind wir an mehreren ausgebauten Infanteriestellungen vorbei gekommen, die darauf schließen lassen. Aber sie waren bereits geräumt, eine Bestätigung unserer Vermutungen konnte nicht gefunden werden. Für lange Untersuchungen hatten wir keine Zeit, die feindlichen Mechs hatten uns bereits in Schussreichweite. Sie haben typisch für diese Surats ohne jede Ehre gekämpft – sie haben uns mit konzentriertem Feuer attackiert.“
„Ihr habt doch hoffentlich diesen verwerflichen Angriff zurückgeworfen, oder?“
Erneut grunzte Zaturin matt.
„Hätten wir, wenn wir nicht durch einen vorgegebenen Plan dazu gezwungen worden wären, uns bedeckt zu halten.“, zischte er und zeigte erstmals einen Anflug von Aggression. Auch Brien hatte diesen Anflug von Aufstand bemerkt.
„Wir haben es diesem Auftrag zu verdanken, dass man unsere leichten BattleMechs in das Bachbett treiben und dort halten konnte, bis eine riesige Flutwelle alle vernichtet hatte. Ich bin mir sicher, dass dieser ... Wasserangriff von den Surats geplant war.“
„Was wollen sie damit unterstellen?“, bellte Brien, der den unterschwelligen Vorwurf längst gewittert hatte.
„Wir hätten sie ohne weiteres ausmanövrieren können, wenn wir nicht durch diesen Schlachtplan gebunden gewesen wären.“
„Wollen sie mir ihre Niederlage ankreiden, Sternencaptain?“, griff Brien ihn direkt an.
„Wir hätten das ganze Gefecht umgestalten können, wenn wir von Beginn an freie Hand gehabt hätten. Statt dessen waren wir die nächste halbe Stunde krampfhaft darum bemüht, dem Kampf aus dem Weg zu gehen. Wir mussten uns von Spheroidenmechs zusammenschießen lassen. Unsere Elementare wurden in verlustreiche Gefechte mit lyranischer Infanterie verwickelt.
Erst als sie ihren vorgezogenen Angriff auf Neo Dijon begonnen hatten, von dem sie uns nichts mitgeteilt haben, hatten wir die Möglichkeit mit voller Härte zurückzuschlagen. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits beträchtliche Schäden einstecken müssen und unsere Aufklärer vollständig verloren.
Als dieser Einsatz begann, hatten wir zwar mit niedrig gebotenen Truppen gekämpft, aber durchaus eine reale Chance, diesen Freigeburten den Sieg abzutrotzen. Aber durch ihren, Herr Sternencolonel, jawohl ihren Schlachtplan waren wir dazu verdammt, uns als Zielscheiben darzustellen. Nachdem wir endlich durch ihren Angriff, von dessen Beginn sie uns freundlicherweise nicht unterrichtet haben, Handlungsfreiheit erlangt hatten, waren wir auf ein Verhältnis von 3 zu 1 reduziert worden und selbst die Maschinen, die noch standen, waren bereits schwer gezeichnet. Der Sieg in diesem Besitztest ging nur deshalb verloren, weil wir gezwungen waren, nach einem aufgezwungenen, nicht aufgegangenen Angriffsplan zu kämpfen.“
„Wollen sie mir damit etwas unterstellen?“, fragte Brien mit aller Schärfe.
„Ist es noch nicht deutlich genug?“, schoss Zaturin zurück, „Wir hatten nie eine Chance. Wir hätten bereits bei der Abstellung zu diesem Kampf freie Hand haben müssen, um das Gefecht für uns zu entscheiden. Aber wir waren gefesselt, weil sie alles gewinnen wollten. Nicht nur den Besitztest um die Wasserstoffraffinerie, nicht nur den Sieg über die Verteidiger der Stadt, sondern gleich die ganze Stadt und damit die ganze Welt!
Ja, ich werfe ihnen vor, dass sie uns bedenkenlos verheizt haben um ihr persönliches Ziel zu erreichen! Wir waren wieder nur die Garnisonstruppe für ihre sekundären Auf...“
Weiter ließ ihn Brien nicht kommen und streckte ihn mit einem gezielten Schlag nieder. Zaturin war zu erschöpft um sich noch zum Kampf zu stellen. Er sah ihn nur mit wutverzerrtem Gesicht an und wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel.
„Wenn unsere Situation nicht so prekär wäre, würde ich sie sofort zu einem Kampf im Kreis der Gleichen fordern, aber dafür haben wir keine Zeit. Nicht mehr!“, bellte Brien ihn an.
Sein Blick glitt über die anderen Krieger, die diesen Bruch jedes Clandenkens mit angesehen hatten. Er würde sich dem geforderten Kampf nicht wie für einen Jadefalken typisch stellen. Er würde der Herausforderung zu einem Kampf im Kreis der Gleichen nicht nachkommen. Aber es war zu deutlich, was er wollte. Er würde keine weitere Diskussion zulassen. Vor allem aber würde er Rebellion unter seinem Kommando nicht zulassen. Nicht jetzt, wo alles auf der Kippe stand.
„Es lief bei weitem nicht so, wie wir uns alle das vorgestellt haben. Wir haben Kameraden verloren, aber niemand hatte erwarten dürfen, dass es leicht werden würde. Wir haben mehrere Gefechte nicht für uns entscheiden können, aber den Krieg noch lange nicht verloren. Und ja, wir haben mit den beiden Landungsschiffen wichtige Elemente unserer strategischen Planung verloren, aber wir sind deshalb noch nicht zum Untergang verdammt!
Ich sehe es nicht als Grund mit unserem Schicksal zu hadern. Ich sehe es als eine neue Herausforderung, die wir zu bestreiten und zu bezwingen haben. Und ich weiß, dass wir sie schaffen können und schaffen werden!
Aber dafür werden wir kämpfen müssen. Nicht jeder für sich, sondern alle zusammen als Gemeinschaft. Nicht jeder gegen jeden, sondern als eine Einheit. Nur als Gemeinschaft werden wir den Sieg davon tragen und nur als Gemeinschaft werden wir uns noch dieser Herausforderung stellen. Wer jetzt noch etwas anderes versucht, ist tot und verdient es nicht anders. Der Jadefalke kann Stolz nicht gebrauchen, wenn List erforderlich ist.
Wir werden einen anderen Weg gehen müssen, als wir es gewohnt sind, aber auch Aidan Pryde hat gewohnte Pfade verlassen und er war erfolgreich. So wie er werden auch wir uns veränderten Bedingungen stellen und sie bezwingen.
Wir werden diese Freigeburten erneut an einer Stelle treffen, an der sie es nicht erwarten und wir werden sie erneut überrumpeln. Wir werden sie dieses mal nicht in vorgeschobenen Stellungen vor der Stadt angreifen, sondern tief in ihrem Inneren. Wir werden nicht auf ihre vorbereiteten Stellungen treffen, weil wir nicht die Marschrouten nehmen werden, die sie erwarten. Wir werden sie dort treffen, wo sie nicht mit uns gerechnet haben und wir werden sie vernichtend treffen. Der geballten Macht und unserem Können werden diese Surats nichts entgegen zu setzen haben!
Wir werden kämpfen, bis wir sie besiegt haben. Wir werden kämpfen, bis der Sieg über diese Welt unser ist. Bis zum Sieg!“, brüllte Brien.
Seine Krieger stimmten in das Gebrüll ein. Es war kein verhaltenes Seyla, es war die Art von Begeisterung, die Sternencolonel Brien jetzt brauchte.

Sternencaptain Shanna hatte zwar mitgejubelt, als Brien seine aufbauende Rede gehalten hatte, aber sie hatte schwerwiegende Bedenken, dass der Sieg wirklich so leicht zu erringen war, wie sich ihr Kommandeur das vorstellte.
Sie stellte ihn am Fuß seiner gewaltigen Turkina zur Rede, möglichst weit abseits zufällig lauschender Ohren.
„Glaubst du wirklich, dass wir noch eine Chance haben?“, fragte sie skeptisch.
Briens eisiger Blick traf sie wie ein Bannstrahl, doch Shanna war längst darin geübt, diesem Blick standzuhalten.
„Deinen Pessimismus können wir jetzt nicht gebrauchen. Er gebührt nicht einem wahren Jadefalken.“, gab sich der Sternencolonel zugeknöpft.
„Es ist kein Pessimismus, es ist die Beurteilung unserer aktuellen Lage. Unsere Maschinen sind vom Kampf gezeichnet. Die notwendige Munition und Verpflegung werden wir zwar durch die beiden Shuttles von der Platon erhalten, aber das Schiff kann uns nicht mit neuer interner Struktur, Panzerung oder Reparaturmöglichkeiten aushelfen. Wenn wir kämpfen, werden wir das in dem verwüsteten Zustand tun müssen, den wir momentan aufweisen. Glaubst du immer noch, dass wir eine reale Chance haben?“
„Wie ich schon Zaturin sagte, können wir uns Streit in unserer jetzigen Lage nicht leisten. Und pos, ich glaube noch immer, dass wir den Sieg über diese Freigeburten erringen können. Auch wenn wir uns ihrem Gefechtsstil anpassen müssen. Aber wir haben noch immer eine Möglichkeit zu siegen.
Wie bekommen wir es schon in der Ausbildung von den Falknern eingeprügelt? ‚Wenn wir einen Mech haben, werden wir unsere Feinde vernichten, wenn wir eine Waffe haben, werden wir unsere Feinde erschießen, wenn wir auf uns alleine gestellt sind, werden wir ihre Kehlen mit bloßer Hand zerfetzen. Solange wir noch ein Funken Leben in uns ist, werden wir kämpfen.‘
Daran glaube ich und daran solltest du auch glauben.
Aber jetzt sollten wir uns alle für ein paar Stunden schlafen legen bis die Transportshuttles eintreffen. Danach werden wir keine Ruhe mehr finden. Wenn es geht, werden wir die Stadt noch vor Sonnenaufgang aus einer ganz anderen Richtung attackieren.“
„Und welche Richtung soll dass sein?“, fragte Shanna, die daran zweifelte, dass nicht jeder Winkel der Stadt in eine Festung verwandelt worden war.
„Aus Richtung ihrer Wohngebiete. Sie werden nicht annehmen, dass wir ihre geliebten Unterkasten in Gefahr bringen könnten und das wird erneut ihr Fehler sein. Wir werden über das Sorbonne Wohnviertel eindringen.“

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
14.04.2005 14:14 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

26.

General Bretano Kaserne, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Ulf fühlte sich elend, trotz der Schmerztabletten, die er bekommen hatte. Es waren nur einfache Aspirin gewesen, die nur einen Teil der Schmerzen wegdämpften, aber er wollte keine starken Opiate nehmen, die seine Wahrnehmung beeinträchtigt hätten. Er war der Ansicht, dass ein paar Stunden Schlaf eine bessere Wirkung zeigten und ihn weiterhin einsatzbereit gehalten hätten. Abgesehen davon, dass andere die Morphine dringender nötig hatten als er.
Er hätte sich mit Sicherheit bereits besser gefühlt, vorausgesetzt er hätte irgendwann oder irgendwo ein paar Stunden Ruhe gefunden. Im zerstörten San Miguel hatte man ihn in ein improvisiertes Feldlazarett eingeliefert, in dem er neben Infanteristen gelegen hatte, die es weit schlimmer getroffen hatte als ihn. Im Planetlifter , mit dem man ihn und eine Reihe anderer Verletzter ausgeflogen hatte, hatte er wegen der laufenden Triebwerke keinen klaren Gedanken fassen können und als er endlich hier im eigenen Bett gelegen hatte, hatten ihn die Gedanken um das weitere Vorgehen nicht mehr in Ruhe gelassen.
Eher schlecht als recht hatte er sich nach einigen Stunden wieder angezogen und war in die Schaltzentrale der Kaserne gegangen. Dabei war es noch immer tiefe Nacht und die anderen Krieger bemühten sich, ihre wenigen Stunden Kampfpause so sinnvoll wie möglich zu nutzen und sich auszuruhen.
„Hauptmann Jarren, schon wieder auf den Beinen?“, fragte ihn Oberst Monair, der zusammen mit dem Geheimdienstmann am Kartentisch stand und nur kurz aufgesehen hatte.
Auch ihm sah man an, dass ihm der Schlaf in den letzten Tagen fehlte. Dunkle Ränder unter den Augen und ein ausgemergeltes Äußeres verrieten einiges. Was der Kommandeur daher zu dieser Zeit schon wieder in der Kommandostelle wollte, konnte Ulf nur erahnen.
„Ja, wieder auf den Beinen. Aber nicht, wenn es nach den MedTechs gegangen wäre. Die hätten mich noch die nächste Woche im Lazarett behalten. Aber da gehöre ich nicht hin, so lange kann ich nicht warten ...“, brummte Ulf.
Was zu erst nach verletztem Stolz klang, wühlte stattdessen viel tiefer in ihm.
Im Feldlazarett in San Miguel hatte er Infanteristen gesehen, die eine intensive Behandlung viel dringender benötigt hatten als er. Sie hatten sich zu Fuß und nur leicht bewaffnet gefechtsgerüsteten Elementaren stellen müssen. Er hatte dort mit eigenen Augen sehen müssen, was die Flammer anrichten konnten, wenn sie trafen und nicht nur die. Er hatte im Feldlager die Auswirkungen der Kämpfe direkter vor Augen geführt bekommen als es das je im Cockpit eines Mechs der Fall war. Er hatte grauenhaftes gesehen und das Schreien und Stöhnen der Verletzten hallte noch immer in seinem Kopf nach. Es waren nicht zuletzt diese Bilder und Geräusche, die ihn um einen erholsamen Schlaf gebracht hatten, die ihn unruhig durch die Kaserne ziehen ließen.
„Sie haben wahrscheinlich Recht. Ich könnte ihre Hilfe hier gebrauchen.“, unterbrach der Oberst Ulfs trübe Gedanken und winkte ihn an den Kartentisch.
„Eine Frage: was machen sie so früh schon wieder an der Arbeit? Auch sie könnten etwas Ruhe gebrauchen.“, bemerkte der erstaunt.
„Eine dringende Meldung vor ein paar Minuten“, erläuterte der leitende Offizier und deutete auf den Bildschirm eines Compblocks.
Anhand der eigentümlichen Darstellung auf dem Display konnte Ulf erkennen, dass es eine Liveeinspielung vom Radarschirm war.
„Vor etwas weniger als zwanzig Minuten haben zwei Flieger vom Miraborg abgelegt. Wir wissen noch nicht genau, was sie vorhaben. Was meinen sie?“, wandte er sich an Ulf.
Ulf sah sich die Anzeigen noch einmal sorgfältig an.
„Sie scheinen nicht in Richtung der Stadt zu fliegen“, bemerkte er schließlich. Die beiden anwesenden Männer grinsten.
„Das haben wir auch schon bemerkt. Die konventionellen Flieger sind startbereit und die Flak ist informiert, sollten sie es sich doch noch anders überlegen.“
„Was sollten sie mit zwei Bombern anstellen können? Die Befehlszentrale liegt so tief unter der Erde, dass man selbst mit einer Nuklearwaffe keinerlei Wirkung erzielen würde. Außer die Stadt einzuäschern würden sie nichts erreichen.“
„Malen sie mir den Teufel nicht an die Wand“, brummte Monair.
„Wir haben noch eine andere Vermutung, Herr Hauptmann“, ging der Geheimdienstler dazwischen, „Meine … Quellen gehen davon aus, dass es sich um Transporter handelt.
Die von ihnen angeforderte Artillerie ist per Zufall auf die Landungsschiffe der Clantruppen gestoßen und hat sie beide vernichtet. Unsere Gegner stehen momentan ohne Versorgung da. Nur der Miraborg ist verschont geblieben, da er im Orbit war. Er wird die restliche Nachschubversorgung übernehmen müssen.“
„Einen Moment. Ein Miraborg ? Transporter? Ich dachte, das sind reine Jägertender.“
„Stimmt schon, aber die Clans haben für solche Fälle Alternativkonfigurationen ihrer größeren Jäger. Wir wissen zumindest von einer ungewöhnlichen Kirghiz-Variante, die zehn Tonnen Fracht tragen und sich mit einer beträchtlichen Feuerkraft den Weg freischießen kann. Was ihnen einfällt, wenn sie wirklich auf solche Frachtflüge angewiesen sind, können wir nur erahnen.“
„Können wir daraus irgendwelche Schlüsse für uns ziehen?“, wollte Ulf wissen.
„Das ist die große Frage, die wir uns auch schon stellen. Welche Vermutungen stellen sie darauf basierend an?“, wandte Monair ein.
Erneut war es an Ulf, schlaue Annahmen anzustellen und das mit Schmerzen am ganzen Körper.
„Nachschub … wir wissen, dass sie nichts mehr am Boden haben. Sie werden also alles einfliegen müssen. Waffen, Munition, Nahrung, Kommunikation. Das ganze Spektrum. Nicht alle Maschinen sind Omnis, aber der Kraken ist ein gewaltiger Munitionsverbraucher. Andere Mechs sind vielleicht nicht die Munitionsverbraucher, aber sie brauchen Ersatzteile. Ersatzteile, die sie nur bedingt von einem Jäger in einen Mech umbauen können. Abgesehen davon, dass ihnen die Feldtechs fehlen, die die Umrüstung vornehmen könnten. Und Kräne oder Winden. Nur die wenigsten Omnimechs haben Handaktivatoren …
Sie stehen auf ziemlich verlorenem Posten, wenn mich nicht alles täuscht. Ich würde sagen, der feindliche Anführer bekommt eine Ladung Munition, die universell einsetzbar ist und vielleicht noch eine Ladung Energiewaffen, die er mit den Hebefähigkeiten der Mechs in die Omnis stecken kann. Aber er wird keine Chance haben, schwere Kanonen oder Raketenlafetten zu montieren. Haben wir eine Ahnung, wie lange das Aufmunitionieren dauern wird und wie lange eine Feldumrüstung ihrer Mechs?“
„Nicht genau, aber wir gehen davon aus, dass, sofern sie die nach Aussage ihres Stellvertreters ziemlich leer geschossenen Munitionskammern des Kraken neu bestücken müssen, schon bis zu zwei Stunden beschäftigt sein werden. Ein Feldumbau scheint noch schlimmer zu sein, nicht zuletzt, da ihnen Werkzeug, ausgebildete Techs und Hilfsmaterial fehlt, wie sie schon festgestellt haben. Da würde bereits die Umrüstung auf Laserwaffen mehrere Stunden in Anspruch nehmen, abgesehen davon, dass wir nicht einmal erahnen können, wie viel Stauraum sie in den Maschinen wirklich für diese Ausrüstung frei geräumt haben.“
„Wenn es nach mir ginge, würde ich sie gar nicht erst landen lassen. Jetzt ist dieser Mistkerl geschwächt. Wenn wir zulassen, dass er sich neu ausstattet, kann er sich zur absoluten Zecke entwickeln und uns so lange penetrieren, bis er die nötige Unterstützung von einer der Clanwelten geliefert bekommt.“
„Der Gedanke ist uns auch schon gekommen, aber wenn wir die Maschinen abschießen, werden seine Truppen nichts mehr zu verlieren haben und sofort wieder zum Sturm ansetzen. Auch diese Clanner wissen, dass sie uns beträchtlich angeschlagen haben. Nur haben unsere Techs hier all das, was den Kerlen da draußen abgeht. Nur eines haben wir nicht und das ist Zeit. Je länger wir den erneuten Angriff herauszögern können, umso mehr Zeit bleibt uns, um unsere Maschinen in einen besseren Zustand zu versetzen als er seine.“
„Risikofreudige Strategie“, brummte Ulf, „Wenn alleine dieses kanonenbestückte Ungetüm wieder volle Leistung zeigt, sehen wir alt aus. Der zersiebt einen von unseren mittleren Mechs mit einer einzigen Volleysalve.“
„Auch das stimmt. Aber er hat kaum noch Panzerung, wie Oberleutnant Eisenblatt berichtete. Er wird nicht mehr lange auf seinen eigenen Beinen stehen bleiben um eine dauerhafte Bedrohung darzustellen.“
„Er wird lange genug eine Bedrohung darstellen und sein“, protestierte Ulf.
Doch dann verzog sich seine düstere Miene zu einem bedrohlichen Grinsen.
„Es sei denn wir machen Halbe, Halbe …“
Nun sahen auch die beiden anderen Männer auf.
„Ganz einfach. Wir schießen nicht beide Maschinen ab. Einen lassen wir, vielleicht so ordentlich angeschlagen, dass er uns in der Folge nicht auf die Nerven geht, zu seinen Kumpels durch. Sagen wir, unsere Maschinen drehen vor dem Camp der Clanner ab um sich nicht deren Kanonenfeuer auszusetzen. Bis dahin sollten sie die günstige Gelegenheit genutzt haben und einen der beiden Jäger vernaschen. Kein Transporter, keine dringend benötigte Ware für unseren Möchtegernfeldherrn. Mit dem Zeug aus dem anderen wird er sich begnügen müssen. Das wird ihn zwar auch wieder aufrichten, aber ihm fehlt es dann trotzdem noch an allen Ecken und Enden. Und uns bleibt die Zeit, die unsere Techs brauchen um noch ein paar Panzerplatten mehr auf kaputte Mechrümpfe zu schweißen. Es gewinnen beide Seiten, aber wir deutlich mehr.“
Auch Oberst Monair erkannte die Möglichkeiten, die sich ihm hierin boten und nahm sich sofort ein Kommset von einer der nahe gelegenen Konsolen.
„Haben wir in der Zwischenzeit eine Ahnung, mit wem wir es zu tun haben und wieso ausgerechnet wir das Ziel sind?“, fragte Ulf in der Zwischenzeit den Agenten.
Der Mann sah ihn wortlos an und musterte ihn. Er antwortete erst nachdem der Oberst zurück war. Wahrscheinlich musste das bei einem Job sein, bei dem einen die falsche Antwort das Leben kosten konnte. Aber Monair wusste gut genug, dass auch andere führende Offiziere diese Informationen brauchten.
„Unsere Angaben sind nach wie vor unbestätigt, aber es hat beträchtliche … Umwälzungen in der Besatzungszone gegeben. Nachdem diese Einheit hier eingetroffen ist und den Kampf begonnen hat, scheint es in mehreren Sternhaufen zu Rangkämpfen gekommen zu sein.“
„Rangkämpfen?“, fragte Ulf erstaunt, „So was tragen die doch nur aus, wenn eine Position frei geworden ist. Woher wussten die, dass hier einige von ihren Kumpels drauf gehen und vor allem welche?“
„Ich vermute, sie haben mich noch nicht ganz verstanden. Es sind Positionstest um alle wichtigen Stellen eingeleitet worden. Wie bisher durchsickerte, alles vom Sternencaptain aufwärts.“
Ulf sah den Mann erstaunt an.
„Unsere Schlussfolgerungen sind nur provisorischer Natur, aber da wir keine Transmissionen jenseits des Systems seit Beginn der Kampfhandlungen aufgefangen haben, müssen wir von einer sehr ungewöhnlichen Option ausgehen: Die Aktion wurde nicht von ihren Khaninnen oder dem Clankonklave abgesegnet. Die leitenden Offiziere sind Renegaten und haben Clermont auf eigene Faust angegriffen. Als solches werden sie wahrscheinlich bereits als so gut wie tot eingestuft oder sind es mit Sicherheit, wenn sie den Clanraum wieder betreten. Es sei denn …“
„Es sei denn, sie könnten Clermont erobern.“, vervollständigte Ulf den Satz.
„So scheint es“, bestätigte ihn der Geheimdienstler.
„Das heißt, dass sie jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen und alles auf die letzte Karte setzen müssen, die sie noch ausspielen können.“
„Ja, das befürchten wir.“, erklärte auch der Oberst. Seine ausgehungerten Züge wurden dabei noch ein wenig härter, „Es wird ihre letzte Attacke werden und sie wird härter vorgetragen werden als jede andere zuvor. Sie haben nichts mehr zu verlieren.“
„Und ich bin gezwungen hier herumzusitzen und dem ganzen zuzusehen“, verfluchte Ulf seinen eigenen Abschuss.
Der Oberst hingegen grinste aus unerfindlichen Gründen. Zumindest so lange, wie er Ulf nicht die Details erklärt hatte.
„In den Tagen vor der San Miguel Aktion hatten unsere Techs genügend Zeit um sich um die schwereren Fälle zu kümmern. Wir konnten in den paar freien Stunden mehrere Maschinen wieder herrichten. Unter anderem einen Jägermech , einen Enfield , einen Thor , den wir aus drei verschiedenen Schrotthaufen zusammengeschraubt haben … und einen Devastator .“
„Hährens Mech?“, fragte Ulf schockiert.
„Ja. Die Techs meinten, er sei eigentlich gar nicht so schwer beschädigt gewesen. Ein wenig interne Struktur, ein Haufen Panzerung und natürlich leider das Cockpit. Aber alles in allem haben sie für dessen Reparatur weniger Zeit benötigt als beispielsweise für den Enfield , bei dem sie erst noch mühsam den Reaktor zusammenflicken mussten.
Wir sind davon ausgegangen, dass sie als aktueller Kommandant des zweiten Bataillons auf diesen Mech umsteigen würden, sobald sie wieder hier sind. Dass diese Voraussicht so realistisch war, war damit nicht beabsichtigt.“
Ulf sah den Oberst noch immer verblüfft an und konnte kein Wort sagen.
„Die Techs konnten bisher nur die groben Einstellungen und Parametrisierungen basierend auf den Daten des alten Zeus vornehmen. Vielleicht wäre es besser, wenn sie sich direkt in die Grotte begeben und die Feineinstellungen mit ihnen durchgehen werden. Wir werden sie bald schon wieder auf dem Schlachtfeld brauchen, Herr Hauptmann.“
Ulf war immer noch zu geschockt um sofort reagieren zu können. Aber schließlich richtete er sich ungeachtet aller Schmerzen wieder auf, salutierte zackig und verschwand aus dem Befehlsstand ohne noch einen weiteren Gedanken an Schmerzen, Leid oder ähnliches zu verschwenden.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Dirty Harry: 22.04.2005 16:21.

22.04.2005 16:20 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

27.

General Bretano Kaserne, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Oberst Monair lief besorgt in der Kommandozentrale auf und ab, den Blick konstant auf den taktischen Kartenschirm gerichtet. Es war nur noch eine Stunde Zeit bis die Dämmerung einsetzte.
Die meisten Soldaten der Kaserne waren längst wieder auf den Beinen und versorgten sich oder ihre Maschinen mit den letzten Notwendigkeiten. Alle wussten um die Bedeutung dieser letzten bevorstehenden Schlacht und alle wussten, was damit auf dem Spiel stand.
Das Problem für Monair bestand darin, dass die bösen Buben schon nicht mehr an der Stelle waren, an der er sie vermutet hatte.
Der Angriff auf die beiden Jäger war ausgesprochen erfolgreich verlaufen. Der schwerere Kirghiz war ein Opfer der wenigen konventionellen Jäger geworden, die er noch in die Schlacht hatte werfen können und der bösartigere Scytha hatte zwei seiner Außenbordbehälter abwerfen müssen, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Gegen die schiere Feuerkraft, die dieses Flugzeug trotz seiner Beladung entfachen konnte, hatten seine Mannen jedoch keine ernsthafte Chance und hatten ihn plangemäß ziehen lassen. Seitdem war Sendepause.
Monair hatte versucht das Lager der Clanner mit einem Bumerang erkunden zu lassen, doch beim ersten Versuch hatten sich die Feinde noch als sehr widerspenstig erwiesen. Eine LSR-Salve hatte das ungepanzerte Flugzeug in der Luft zerrissen, vom Piloten fehlte bislang jede Spur.
Nachdem die Luftaufklärung ausgeschlossen war, hatte er Scouts zu Fuß ausgeschickt, doch ihre Meldung vor ein paar Minuten war nicht weniger schockierend als der Verlust des Aufklärers.
Die Clanner waren nicht mehr da.
Die Scouts waren nur noch auf die Überreste des Lagerfeuers gestoßen. Im Feuer selbst hatten die entscheidenden Teile verschiedener Transportkisten gelegen, die Überreste einiger Feldrationen daneben. Die gröbsten Spuren waren verwischt worden und keiner hatte ihren Aufbruch mitbekommen, nicht einmal den Start der Scytha .
Was Monair viel mehr Sorgen machte als das simple Verschwinden der Clanner, war die Frage, wohin sie verschwunden waren. Bislang hatte sich keiner der Spähposten im Norden der Hauptstadt gemeldet. Dabei wären sie die wahrscheinlichste Lösung bei einem erbarmungslosen Angriff. Doch anscheinend kam genau der wieder einmal nicht wie erwartet.
Monair drehte noch eine weitere Runde.
Früher oder später würden sie sich zeigen müssen. Nur wo? Sie wussten, dass sie vor ihrer nächsten Offensive beobachtet würden und sie würden dieser Beobachtung so gut es geht entgehen wollen. Der Abschuss des kleinen Aufklärers bestätigte ihn in dieser Annahme. Nur durch einen überraschenden Angriff würden sie ihre Initiative behalten und nur mit der Initiative in der Hand konnten sie die Schlacht noch für sich gewinnen, egal wie viel Munition oder Waffen sie in ihre angegriffenen Maschinen gesteckt hatten.
Nur von wo würden sie diese Initiative starten?
Das Nordviertel schien nun ausgeschlossen zu sein. Es war das Areal, auf dem sie das erste Mal den Konflikt gesucht hatten. Es war außerdem das Viertel, das ihrem Lagerplatz am nächsten gelegen war. Aber dort lagen überall Beobachter auf den Dächern und hätten die Ankunft der Feinde bereits gemeldet. Außerdem schien das zu stupide, selbst für einen Clanner.
Natürlich blieben den bösen Buben damit noch drei weitere Seiten, über die sie einmarschieren konnten. Aber über den Osten wären sie niemals unbemerkt in die Stadt gelangt. Dort lag der Raumhafen und mit ihm die Überwachung durch das Flugplatzradar. Es war zwar nicht dazu gedacht, Battlemechverkehr aufzuspüren, aber die teils mehr als zehn Meter hohen Maschinen erzeugten eine ausreichend große Silhouette auf dem Schirm.
Auch der Süden schien keine geeignete Lösung. Sie hätten die gesamte Stadt weiträumig umgehen müssen um dort zulangen zu können. So etwas hätte Stunden gedauert und erhöhte die Gefahr der vorzeitigen Entdeckung unnötig. Ein einziger Bauer oder Pendler hätte sie dort auffliegen lassen können.
Blieb eigentlich nur noch der Westen. Die Wohnviertel. Aber konnten die Jadefalken wirklich so skrupellos sein und einen Kampf inmitten des am stärksten besiedelten Gebiets suchen? Monair schien diese Vermutung so abwegig, dass sie auf den zweiten Blick wieder logisch erschien. Nicht nur, dass sie es sich leisten konnten, keine Rücksicht zu nehmen, sie konnten auch noch darauf setzen, dass seine Mannschaften die Kolateralschäden so gering wie möglich halten wollten. Während sie die volle Kraft aus ihren Waffen schöpfen konnten, wäre er dazu gezwungen, nur dann zu feuern, wenn die Gebäude hinter dem Gegner keine unnötigen Schäden davontrugen. Aber war das nun Strategie oder ein wahnsinniges Kriegsverbrechen, wenn sie die Zivilbevölkerung voll in ihren Angriff verwickelten? Abgesehen davon … die Gefahr, dass ein Bürger durch das Poltern schwerer Mechfüße aufwachte, war noch viel größer als die eines schlaflosen Bauern auf dem Heimweg. Ausgenommen natürlich den Fall, dass sie auf ihre übliche Zurückhaltung verzichteten und die Zivilbevölkerung zusammentrieben, bevor die etwas ausrichten konnte…
„Oh mein Gott...“, entfuhr es Monair nur noch, bevor er zur Kommkonsole eilte.

Ulf hatte gerade erst die letzten Tests an seinem neuen Arbeitsgerät abgeschlossen, als die Sirenen in der Halle gellten.
„Ich hoffe, sie werden den Mech bändigen können“, erwiderte der Tech, mit dem er die letzten drei Stunden zusammengearbeitet hatte.
„Davon bin ich überzeugt.“, gab sich Ulf zuversichtlich.
Der Mech war zwar etwas Neues für ihn, aber von der Kinematik her ähnelte er sehr stark seinem alten Zeus . Was jetzt noch an Zicken und Macken existierte, musste Ulf während der Arbeit mit viel Geschick korrigieren. Er konnte nur hoffen, dass das auch ausreichte, um einen lange Jahre trainierten Mechkrieger aus den Reihen der Jadefalken zu erledigen.
Der Tech zeigte noch mal mit dem Daumen nach oben, dann schwang die Cockpitklappe des Mechs zu und umhüllte Ulf wieder in der Sicherheit seiner massiven Durallex Schwer Panzerung. Der massige Schutz sorgte für die typische Distanz zum eigentlichen Schlachtfeld. Doch die Nähe des an eine Pickelhaube erinnernden Kanzeldachs erzeugte auch ein gewisses klaustrophobisches Gefühl im Hauptmann. Wenn er daran dachte, wünschte sich Ulf sein altes ‚Aquarium’ zurück, das ihn nicht ganz so sehr von seiner Umgebung abschirmte. Doch diese Gedanken verdrängte er so schnell wie möglich wieder in die letzte Ecke seines Bewusstseins.
„Worum geht es?“, wollte er wissen, nachdem er auf die Einheitsfrequenz umgestellt hatte. Auf dem Äther war jetzt noch wenig los, denn die meisten Piloten waren zwar aktiv, aber noch nicht in ihrem Arbeitsgerät.
„Die Falken haben uns ausgetrickst. Sie sind schon unterwegs und wir können nicht sagen wie lange. Sie sind wahrscheinlich über eine Ausweichlösung auf den Weg in die Stadt, höchstwahrscheinlich über eines der Wohngebiete.“
„Über die Wohngebiete?“, fragte Ulf besorgt.
Bei ihrem ersten Angriff waren die Clanner über die Einkaufsviertel im Norden gekommen. Dort wohnten zwar auch Menschen, aber bei weitem nicht so viele wie in den Wohnanlagen im Westen. Wenn er an die Auswirkungen dachte, die ein Einmarsch über diese Areale hatte, kamen ihm automatisch wieder die Bilder des Feldlazaretts in den Sinn. Nur dass die Menschen, die dann eingeliefert werden würden, niemals etwas mit einem Kampf zu tun gehabt haben würden. Sie würden Opfer einer sinnlosen Aggression werden.
„Wo ist es am wahrscheinlichsten?“, wollte er wissen.
„Unsere Scouts sind noch auf der Jagd. Aber die Spuren führen in einem weiten Bogen auf den Nordwesten zu. Tendenz Westnordwest.“, erwiderte der Oberst.
Ulf brauchte nur einen Moment um die taktische Karte auf einem der Sekundärmonitore aufzurufen. Aber er hatte auch ohne einen Blick auf den Stadtplan bereits arge Sorgen.
„Nicht durch die Sorbonne“, raunte er.
„Doch. So scheint es.“
„Oh Gott, nein…“
„Wir müssen sie so schnell wie möglich stoppen. Erstes und drittes Bataillon rückt sofort aus und wird sich der Bedrohung frontal stellen. Sie, Hauptmann Jarren, nehmen sich ihr Bataillon und werden die Tür hinter diesen Clannern zumachen. Diese Bedrohung endet hier und heute.“
„Nicht in der Sorbonne“, winselte Ulf noch einmal, doch der Funkkontakt war bereits wieder unterbrochen.

Auch andere Offiziere zeigten sich wenig begeistert, wenn es um die Wahl des Kampfplatzes ging. Mitten in der Innenstadt mussten die Verwüstungen unglaubliche Ausmaße annehmen und es würde unerheblich sein, ob die Schäden durch die ER-PPK eines Clanmechs entstanden, oder weil eine schwere Autokanone den vorbeihuschenden Clanmech nicht getroffen hatte. Das Haus, das davon erwischt wurde, würde mit Sicherheit beträchtliche Schäden davontragen. Weiter wollte eigentlich keiner denken.
„Wir können uns den Schauplatz dieser Konfrontation nicht aussuchen.“, zeigte sich auch der Oberst besorgt, als Fritz Falkenau ihn darauf ansprach.
„Wieder einmal“, knurrte der, als er seine Kühlweste schloss.
„Ja, wieder einmal. Aber das ist der Nachteil, wenn man von Anfang an in der Defensive steckt. Machen wir das Beste aus den Gegebenheiten. Wir kennen die Stadt besser als diese Freaks und das wird unser Vorteil bleiben.“
„Wir werden auch nach dem Kampf noch eine Stadt brauchen“, zeigte sich Fritz vor allem wegen der Begleitumstände besorgt. Der Oberst schwieg einen Moment während er die Stiefel schnürte, doch schließlich rang er sich doch noch zu einer Antwort durch.
„Diese Verantwortung wird uns abgenommen. Wir können nur auf die Bedrohung reagieren und sie beenden. Wir können sie nicht an eine andere Stelle verlegen oder abwälzen.“, bedauerte er es.
„Wir werden nur entscheiden können, ob wir uns schnell oder quälend langsam dieser Gefahr entledigen.“, fügte er noch an, als er mit seinem alten Kampfgefährten die Umkleide verließ.

***


Sternencolonel Brien zeigte sich hingegen sehr zufrieden. Seine Planung lief fast wie am Schnürchen. Auch wenn er mit dem Absturz des Kirghiz einen Großteil der erwarteten Lieferung eingebüßt hatte, hatte er dennoch ausreichend Material geliefert bekommen um effektiv um die Vorherrschaft auf dieser Welt zu fechten. Es würde nur ein wenig Einschränkung in Bezug auf den Munitionsverbrauch geben.
Doch vorerst lief es wie es sollte. Ohne unnötigen Lärm zu verursachen, hatten die Elementare das Aufmarschgebiet gestürmt und die Telekommunikationsmöglichkeiten lahm gelegt. Die schlafenden Bewohner hatten nicht einmal mitbekommen, dass sie ihre Verteidiger nicht mehr warnen konnten.
Als sie von den donnernden Füßen der Battlemechs aus dem Schlaf gerissen wurden, war es bereits zu spät. Anderweitige Versuche, die Garnison der Stadt zu erreichen unterband Brien mit aller Härte. Jedes Auto, gleichgültig ob ziviles Gefährt, Polizei oder Militärpatrouille, ließ er zerstören, bevor es flüchten konnte. Mitleid mit einer aufständischen Zivilbevölkerung, die sich nicht der absoluten Überlegenheit der Clans beugen wollte, kannte er nicht.
Bisher hatte dieses Schema auch hervorragend funktioniert und so trieb er die riesige Turkina immer weiter in die Stadt hinein ohne auch nur auf den geringsten Widerstand zu stoßen. Wenn es so weiter ging, würde er die Feinde erst am Ausgang ihrer unterirdischen Kaserne stellen. Wenn dem so war, blieb diesen Freigeburten gar nichts anderes übrig als sich zu ergeben oder einen schnellen Tod zu sterben.
Das hier war sein Triumph, sein Sieg über all die Kleingeister, die ihm so etwas niemals zugetraut hatten. Endlich stand er am Gipfel seiner Karriere. Von hier aus konnte es nur besser werden. Auf jeden Fall besser als Garnisonsdienst auf einem längst befriedeten Planeten. Selbst wenn er im Anschluss dazu verdammt wäre, diese Welt zu halten, würde es ihm noch eine Freude sein. Es war ein Frontplanet. Es war ein Planet, der immer wieder von Truppen der inneren Sphäre angegangen würde und es war eine Möglichkeit mehr als nur Positionstests auszutragen um die eigenen Fähigkeiten zu stählen und so lange das der Fall war, konnte er damit leben. Diese verweichlichten Surats würden ihm nichts entgegensetzen können. Weder jetzt noch in Zukunft.
Die Tatsache, dass auf einmal eine Langwellenfunkverbindung in unmittelbarer Nähe aufgebaut wurde, erstaunte ihn hingegen schon eher. Ziviler Widerstand war jedoch etwas, was er in keinem Fall zu dulden bereit war. Das Zielerfassungssystem brauchte einige Sekunden um die Übertragung in diesem ungewohnten Band zu lokalisieren.
Warum auch immer sich die Unterkasten in Sachen einmischten, die sie nichts angingen, verstand Brien generell nicht. Aber daran gab es auch nichts zu verstehen. Sie waren ihrer Aufgabe zugeteilt und hatten den Kampf denen zu überlassen, die dafür ausersehen worden waren.
Nachdem das Zielerfassungssystem eine Peilung vorgenommen hatte, brauchte Brien nur noch die Läufe seiner beiden schweren Laserkanonen auf das betreffende Haus zu richten und abzudrücken. Die schillernden Laserbahnen brannten durch die Luft und schlugen in den verstärkten Stahlbeton des Gebäudes. Brocken flogen davon, doch die Kanonen zeigten erstaunlich wenig Wirkung. Eigentlich hätte jedes andere Wohnhaus in der Galaxis schon längst zusammenbrechen müssen, doch wieder einmal zeigte sich dieser respektlose Widerstand dieser Welt in der unglaublich massiven Bauweise ihrer Gebäude.
Brien schnaubte in der brütenden Hitze, die die Laser hinterlassen hatten und schaltete auf die Autokanone und Raketen um. Mit einer Vollsalve dieser Waffen sollte wesentlich mehr zu erreichen sein als mit den Energiewaffen. Unter dem Stakkato der schweren Schnellfeuerkanone und den bebenden Einschlägen der hochexplosiven Kurzstreckenraketen zerbrach die Front des Hauses. Wahrscheinlich in der Küche hatte es die Gasleitung erwischt, denn ein Feuer schlug erstaunlich schnell aus einem der Fenster. Der Funkverkehr war längst verstummt.
Brien wollte schon weitermarschieren, als eine Frau aus dem Haus gerannt kam. Eigentlich hatte er angenommen, dass es bereits ausgereicht hätte, das Gebäude zu vernichten, doch er ließ es auch nicht zu, dass ihm noch irgendjemand anderes in der Unterkaste Widerstand leistete. Bedenkenlos zog er das Fadenkreuz über die Person und wählte eine der mittleren Laserkanonen aus.
Der grüne Strahl bestrafte sie wie die wütende Kralle eines Jadefalken. Ihr Nachthemd wurde einfach weggebrannt, das darunter liegende Fleisch versengt und kauterisiert. Die ungeheure Wirkung der Waffe reichte aus, um ihren Körper zu durchschlagen und sie herumwirbeln zu lassen. Leblos fiel sie zu Boden und blieb liegen, wo sie getroffen war. So würde es jedem ergehen, der es jetzt noch wagte, die Macht des Clan Jadefalke anzuzweifeln und der Sternencolonel freute sich schon darauf, es jedem anderen dieser rebellischen Spheroiden zu demonstrieren.
Ohne die Getötete noch weiter zu beachten, stampfte er tiefer in die Stadt.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
27.04.2005 15:20 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

28.

In den Straßen von Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


„Feindkontakt bei 12 Uhr“, meldete ein Beobachter.
Es hätte sicherlich keiner weiteren Bestätigung bedurft, das sofort folgende Donnern der Autokanonen und Zischen von Mechlasern war auch so kilometerweit in den Straßenschluchten zu hören.
Ulf wollte nicht in der Haut dieses Panzerfahrers stecken, der diesen Erstkontakt hatte aushalten müssen. Die leichten Schweber und einige der schnelleren Rad- und Kettenpanzer waren noch vor den Mechs aufgebrochen um die Bedrohung durch die Jadefalken endlich zu lokalisieren. Wie es schien, hatten sie sie gefunden.
„Oh mein Gott, sind das viele!“, kam der entsetzte Aufschrei eines anderen Panzerfahrers über den Äther, kurz bevor die Leitung erstarb. Der dumpfe Hall verschiedener schwerer Waffen folgte nur wenige Sekunden darauf.
Weder Ulf noch andere leitende Offiziere versuchten noch einmal eine Verbindung zu dieser Einheit aufzubauen, die Konsequenzen waren bereits jetzt mehr als deutlich. Dort gab es nichts mehr, was antworten konnte. Aber es war auch noch etwas weitaus wichtigeres klar: Die Falken griffen als kompaktes Bündel an. Als solches Kampfknäuel würde es schwierig werden, sie zu stellen, zu zerschlagen und dann zu vernichten.
„Wir sind in drei Minuten vor Ort. Haltet aus.“, meldete sich Oberst Monair aus seinem polternden Atlas . Die dumpfen Schritte des 100 Tonnen schweren Riesen waren sogar über Funk zu hören. Er wollte, ja er musste seinen Truppen Mut machen. Doch drei Minuten waren verdammt viel Zeit, wenn die Clanner die Stadt wie eine Armee Treiberameisen überrannten.
„Wir werden unser möglichstes versuchen“, gab sich ein anderer Panzerfahrer wenig zuversichtlich und ließ noch im selben Augenblick die Autokanone seines Gefährts auf die Bedrohung antworten.
Von alle dem bekam Ulf nur wenig mit. Er war zusammen mit seiner Einheit auf einer der gut ausgebauten Ausfallstraßen auf dem Weg um die Vororte herum. Es würde ihn mit Sicherheit mehr als nur drei Minuten kosten, um mit den Gegnern aufzuschließen. Aber andererseits war er nur noch der Hammer, der dem Amboss des ersten und dritten Bataillons fehlte, um die Clanner endlich zu beseitigen. Doch bevor er und seine Leute zuschlagen konnten, mussten der Oberst und seine Truppe erst einmal die Wucht des Angriffs bremsen und ein Durchbrechen der Feinde vermeiden.
Es würde eine alles andere als einfache und alles andere als angenehme Aufgabe werden.

Sternencolonel Brien blieb mit seiner langsamen Maschine die meiste Zeit deutlich hinter den anderen Strahlen seines Sterns zurück. Es machte ihm nichts aus, auf dieser Welt war noch mehr als genug Ehre zu gewinnen und die größte – den Planeten für die Jadefalken in Besitz zu nehmen – stand alleine ihm zu.
Ihr Schlachtplan hatte sich erst vor wenigen Momenten geändert, schien aber dennoch weitestgehend aufzugehen. Sie hatten es zwar nicht bis vor die Kaserne geschafft ohne bemerkt zu werden, aber sie standen bereits tief in der Stadt und hatten die Vororte schon so gut wie hinter sich gelassen.
Nur einige wenige Panzer und Infanteristen verstellten ihnen den Weg, stellten aber keine ernsthafte Bedrohung dar. Die leichten Panzer und Luftkissenfahrzeuge fielen im massierten Feuer seiner Krieger wie die Fliegen, die Infanterie war nicht einmal der Rede wert. Er fand es lediglich bedauerlich, dass sie für gewöhnlich doch noch den einen oder anderen Schuss abgeben konnten, der seine Einheiten wichtige Panzerung kostete. Wer wusste schon, wie viel sie davon noch beim einzig ehrenhaften Kampf gegen feindliche Mechs brauchten?
Aber wenn sich diese Surats nicht ein wenig geschickter anstellen würden, würde es mit Sicherheit nicht mehr lange dauern und er würde sich gar keine Sorgen mehr um sie machen müssen.

Zwei schnellere Vedettes hatten an einer Kreuzung eine Straßensperre verstärkt und hofften, zusammen mit einer Reihe von Infanteriegeschützen den ersten Sturmlauf aufhalten zu können. Doch viel mehr als Hoffnung war es wahrscheinlich auch nicht, denn dafür sahen ihre Chancen einfach zu bescheiden aus.
Der Kommandant der ersten Vedette hatte den Befehl übernommen und wartete nun darauf, dass ihre Gegner um die Straßenbiegung kamen. Durch die offene Turmluke konnte er sie bereits hören, nur sehen konnte er sie noch nicht. Es war die Gelegenheit dieses Viertel noch einmal in Augenschein zu nehmen, so wie es war. Aus viel zu vielen Schlachten wusste er bereits, dass es mit dieser Jungfräulichkeit bald zu Ende sein würde. Wenn sie sich hier auch nur zwei Sekunden gebalgt hatten, würde man das Viertel für Wochen nicht mehr wiedererkennen. Womöglich sogar nie mehr. Aber was störte das schon kriegsgeile Clanpiloten? Sie lebten für die Zerstörung, sie starben für die Zerstörung. Besorgt ließ sich der Leutnant wieder auf seinen Sitz fallen und schloss die Luke über sich. Man musste dem Gegner kein zu verlockendes Ziel anbieten.
„Alle Mann aufgepasst. Es ist gleich soweit. Sobald ihr auch nur eine halbwegs brauchbare Zieleinstellung habt, Feuer frei. Zeigt es ihnen“, erklärte er über Lautsprecher auch an die Kanoniere an den Feldgeschützen.
Allerdings verkniff er sich den Zusatz, den sich jeder halbwegs vernünftige Soldat denken konnte: Sie würden es den Clannern zeigen. Aber nur ein einziges Mal…
Die Schritte vor ihm wurden lauter und in den spiegelnden Fassaden kleinerer Geschäfte konnte er bereits die undeutlichen Schemen ihrer Angreifer ausmachen. Der Panzerfahrer zog sich von den Periskopen des Turmlug zurück und wandte sich dagegen dem Zielokular zu. Mit einem Joystick zog er die mittlere Ultraautokanone auf eine wahrscheinliche Angriffsposition und wartete. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es so weit war.
„Hoffmann, sind sie bereit?“, wollte er über das interne Komm von seinem Fahrer wissen.
„So bereit wie es nur irgend geht. Wenn es noch ein wenig länger dauert, mach ich mir in die Hose.“
„Keine Bange. Es wird gleich vorbei sein“, erklärte der Kommandant und stellte die Autokanone auf doppelte Feuergeschwindigkeit.
Wahrscheinlich würde es das in der Tat sein und er würde von Glück reden können, wenn sie dabei mit dem Leben davon kamen. Was machten sie eigentlich hier, zum Kuckuck?
Die Vedette war kein besonders kampfstarker Panzer. Sie war ungewöhnlich in ihrer ganzen Auslegung, schnell, ausreichend bewaffnet und halbwegs ordentlich gepanzert, aber sie war einfach nicht der Brecher, den sie gebraucht hätten, um einen Clanmech wirklich bedrängen zu können. Wenn hier die Luft brennen würde, würden sie viel zu schnell darauf angewiesen sein, Fersengeld zu geben – was sie mit dem Flitzer schaffen sollten, sofern sie am Leben gelassen wurden.
Ihm taten nur die armen Schweine an den Feldgeschützen leid. Sie hatten keine Möglichkeit, dem Ansturm zu entfliehen. Wenn sie intelligent genug waren, ließen sie die Geschütze nach der ersten Runde stehen, wo sie waren und verdrückten sich durch die Geschäfte bevor die Clanner zu einer Antwort ansetzen konnten.
Das unrhythmische Trampeln wurde indes immer lauter, aber noch waren die Mistkerle nirgendwo in der Optik zu sehen. Es würde gar nicht mehr lange dauern, doch von wo genau kam die Bedrohung, das war die entscheidende Frage. Dann hörte der Leutnant ein besorgniserregendes Geräusch. Es war nicht mehr das von Schritten, sondern das donnernder Sprungdüsen. Hastig drehte er die Optik auf Breitband zurück, um im letzten Augenblick das Aufsetzen eines Gladiators zu erkennen.
„Oh Dreck!“, fluchte er nur noch und zerrte das Fadenkreuz über den hoch aufragenden Angriffsmech.
Der machte keine großen Anstalten sich zu verstecken, stattdessen griff er auf sein brutales Waffenarsenal zurück und beharkte sofort die Straßensperre vor sich. Noch bevor eine der lafettierten Autokanonen den Mech erfassen konnte, legte der auch schon mit seiner riesigen Schnellfeuerkanone los. Große Brocken wurden aus dem Asphalt gerissen und die notdürftig aufgeschütteten Barrikaden gaben unter dem Bombardement schneller nach als das berüchtigte Kartenhaus als ein unablässiger Granatenstrom aus der Mammutkanone nach ihnen griff. Gefolgt wurde dieser Granatensturm von einem azurblauen Blitzschlag aus der ER-PPK am anderen Arm, der zusätzliche Verwüstung anrichtete.
Der Attacke wurde nur zögernde Gegenwehr entgegen gesetzt. Die Autokanone des zweiten Vedette hatte ihr Ziel schneller erfasst als das Geschütz des Kommandeurs und legte mit heiserem Singen los. Lange Flammenzungen leckten aus dem Lauf als panzerbrechende Geschosse gleich dutzendweise auf die Reise geschickt wurden. Nur wenig später stimmte auch die zweite AK/Ultra in das Konzert ein, gefolgt von drei Infanteriegeschützen.
Die anderen zwei Kanonen würden nie mehr einen Schuss abgeben, sie waren nur noch verwüstete Wracks.
Doch dieses Feuer alleine würde niemals ausreichen um einen Sturmmech zu Fall zu bringen, das mussten auch die Verteidiger einsehen. Der Gladiator wurde zwar in Granaten gebadet und verlor wichtige Panzerung an allen wichtigen Stellen seiner Struktur, doch er widerstand einfach dieser Attacke. Nachdem er die erste Runde für sich gewonnen hatte, stampfte er los wie ein wütender Büffel.
„Fahr los, fahr los!“, brüllte der Kommandant seinen Fahrer an, der diesen Befehl so schnell wie möglich umzusetzen versuchte.
Offensichtlich nicht schnell genug, denn der gleißende Blitzschlag aus der Partikelkanone leckte nach dem Turm der Vedette . Trotz eines schützenden Polarisationsfilters, der die Optik augenblicklich verdunkelte, glaubte der Kommandant in den nächsten Sekunden nur noch Sterne und Hintergrundbilder zu sehen. Aber zumindest schien sie der Partikelstrom nicht erwischt zu haben, denn das hätte sich anders angefühlt. Sein eigener Schuss ging blind und endete erst als der Panzer sich in Bewegung setzte. Was die Autokanone des Battlemechs anrichtete, konnte der Kommandant nicht sagen und erst recht nicht erkennen.
Als sich der Leutnant so weit wieder erholt hatte, wechselte er aufs andere Auge und kurbelte den Turm so weit herum, dass er die Szenerie hinter sich für einen Augenblick ins Blickfeld bekam. Zumindest konnte er erkennen, dass die andere Vedette es ebenfalls geschafft hatte, dem mörderischen Bombardement dieses verdammten Clanmechs zu entgehen. Sie flüchtete sich die Querstraße in die andere Richtung, in der Hoffnung an einer anderen Stelle wieder eine Stellung zu finden, in der sie sich verkriechen konnte. Was aus den Infanteristen an ihren Geschützen geworden war, konnte er hingegen nicht erkennen. Rauch stieg aus deren Bereich auf, aber dabei konnte es sich auch um die Überreste der beiden anderen Geschütze handeln. Wie dem auch war, die restliche Umgebung sah aus, wie er es befürchtet, hatte.
Scheiben waren zerborsten, der Straßenbelag kraterübersät und einzelne Einschläge verunzierten auch die Häuser. Der gewaltige Battlemech, der jetzt den Kreuzungsbereich erreichte, vervollständigte das Ensemble der Zerstörung nur noch wie ein fragwürdiges Denkmal. Es sah aus wie es nach einem Angriff immer aussah und dabei war das hier nur ein Anfang.

Shanna fand sich unwohl in der Rolle, die man ihr zugedacht hatte. Natürlich war es eine verständliche, aber wirklich gefallen konnte sie ihr nicht. Sie war eine der ranghöchsten Kriegerinnen in dieser Gruppe und sie steuerte einen der gefährlichsten Mechs. Nachdem Brien sich weiterhin hinten hielt, hatte sie an der Spitze das Kommando übernehmen müssen.
Auch das hätte ihr mit Sicherheit nichts ausgemacht, hätte es bedeutet, dass sie endlich wieder persönlich in die Gefechte hätte eingreifen können.
Doch bis sie ihren schweren Mech endlich in Position gewuchtet hatte, stand irgendein anderer Mechkrieger bereits in den Ruinen des Widerstands oder vernichtete ihn in dem Augenblick, in dem sie eintraf.
Sie fand es abscheulich und akzeptierte dennoch, was es bedeutete Führungsaufgaben zu übernehmen. Aber sie wollte die Feinde lieber selber zur Strecke bringen, als es an andere zu delegieren. Etwas anderes erschien ihr wider die Natur des Clans.
Mürrisch stampfte sie über das letzte Hindernis, dass sich ihnen in den Weg gestellt hatte, hinweg und suchte weiter nach einer Möglichkeit sich endlich wieder einen Abschuss zu sichern. Dabei fiel ihr Blick jedoch nicht auf angreifende Surats, sondern auf die im taktischen Display angezeigten Schäden ihres zusammengewürfelten Sterns.
„Mechkrieger Chan, lassen sie ihren Mech zurückfallen. Achten sie auf ihre Panzerung“, erging ihre Aufforderung an den in vorderster Linie kämpfenden Piloten.
Es war eine weitere jener unglaublichen Bedingungen, mit denen sie sich herumzuschlagen hatte. Sie waren Clan, sie waren das Beste was die Menschheit je gesehen hatte und sie sollten ihr als leuchtendes Vorbild voranschreiten.
Aber ihre Maschinen sahen aus, als hätten sie die Jahrhunderte der barbarischen Nachfolgekriege ohne Pflege oder Wartung mitmachen müssen. Von den beiden Fliegern, die sie versorgen sollten, hatte nur einer den Anflug überlebt und dessen Ausrüstung hatte kaum ausgereicht um sie wirklich wieder in den ehrfurchtgebietenden Zustand zu versetzen, den sie eigentlich zeigen sollten. Es war einfach nur noch eines jener Schlachtfeste, die Aleksandr und Nicholas Kerensky zu vermeiden versucht hatten.
Wütend zerrte sie an ihren Steuerknüppeln und ließ den 85 Tonnen schweren Koloss voranscheiten. In diesen Straßenschluchten, in diesem Kampf schienen alle Ideale vor die Hunde zu gehen, wegen der sie Kriegerin geworden war. Aber eine Alternative wusste sie auch nicht aufzubieten, so sehr sie das auch bedauerte.

Jake Toronins Gefühle gruben ihm den Magen um. Er war lange genug Soldat, um zu wissen, was es bedeutet, mitten im Gefecht zu stehen. Er war nicht das erste Mal an der Front, aber er hasste diese Art der Kriegsführung noch immer. Vielleicht wegen der Art, wie sie für gewöhnlich verlief. Mitten in einer Stadt zu kämpfen bedeutete geradezu zwangsweise Kolateralschäden.
Kolateralschäden … wer auch immer sich diesen Euphemismus ausgedacht hatte, schien nie in einem wirklichen Gefecht gestanden zu haben. Hier, mitten im Herzen der planetaren Hauptstadt würde es vor allem die Zerstörung des pulsierenden Lebens bedeuten, dass eine große Stadt erst wirklich zu einer machte. Begleitschäden waren das schon nicht mehr, es glich mehr einem direkten Angriff auf die Bevölkerung.
Aber es war an Soldaten wie ihm, diese Auswirkungen zu begrenzen. Bisher hatte er sich in den Seitenstraßen herumgetrieben und versucht eine Lücke in der Masse der Feinde zu finden, in die er hineinstechen konnte. Doch diese Freaks hingen fast aufeinander. Jeder frontale Angriff war im Moment zum Scheitern verurteilt, dafür mussten erst die Mechs her. Und dann noch eine passende Gelegenheit…
„Siehst du den einzelnen Masakari ? Scheint der Letzte der Vorhut zu sein.“, bemerkte Andre Timizow, sein Kanonier im Turm des Fulcrum -Schwebepanzer.
„Schön und gut, aber wo ist dann die Hauptstreitmacht?“, zeigte sich Toronin weniger begeistert. Vor allem zeigte er sich nicht von der Idee angetan, ausgerechnet eines der schlimmsten Miststücke anzugreifen, das die Clans aufzubieten hatten. Die Panzerung an so einem Mech war für gewöhnlich so dick, dass sie schon etwas anderes brauchten als einen einfachen schweren Laser um sie zu durchdringen, vorherige Kampfschäden hin oder her.
„Die folgen erst mit einigem Abstand. Momentan schon fünf Sekunden Abstand“, flüsterte Timizow.
Er musste nicht, denn die Tragschrauben, die das Luftkissen aufbauten, arbeiteten momentan nur mit geringer Leistung. Der kreischende Lärm, der einem bei voller Fahrt das Gehör zerstören konnte, hielt sich noch sehr in Grenzen. Dennoch, aus einem alten Reflex heraus, unterhielten sie sich nur leise über das fahrzeuginterne Kommunikationssystem.
Aber auch sein Vorgesetzter erkannte momentan ein paar Möglichkeiten und wartete selbst ab, wie lange die restlichen Gegner brauchen würden um aufzuschließen. Es dauerte erstaunlich lange und sie blieben alle auf der geräumten Hauptstraße.
„Schlachtlinie. Wenn wir sie von vorne hopp nehmen, machen sie uns zu Büchsenfleisch“, brummte Timizow. Auch sein Vorgesetzter nickte.
„Wenn man sie dagegen von der Seite erwischt, haben sie mit der lang gestreckten Formation nur gelitten. Tarash, fahr zurück in die 18. Straße und versuch so wenig Staub wie möglich aufzuwirbeln“, erging der neue Befehl an den Steuermann des Panzers. Nur wenig später erhöhte sich die Schraubenfrequenz des Luftkissenpanzers und ließ ihn in einer sanften Bewegung wenden und Fahrt aufnehmen. Mit eleganten Bewegungen schob sich der schwere Panzer durch die schmalen Parallelstraßen der Stadt und zeigte sich jedes Mal nur für einen kurzen Moment auf den Kreuzungen der Querstraßen. Auf keiner wurden sie von einem feindlichen Battlemech aufgespürt, auf der letzten hatten sie nur einen kurzen Schemen erkennen können, als ein weiterer Mech die entfernte Kreuzung betreten hatte.
Vor der Kreuzung der 18. Straße hielten sie den Fulcrum an und sondierten erneut die Lage. Abermals streiften die metallischen Riesen durch die verlassenen Straßen der Stadt und schleuderten Tod und Verderben in die Reihen derer, die sich ihnen in den Weg zu stellen versuchten. Den Panzerfahrern blieb nur das Abpassen der Lücken zwischen Mechs.
„Mystique 6 ruft Bantustamm“, funkte Toronin in der Zwischenzeit an den Stab der Panzertruppe.
„Bantustamm hört“, antwortete es ihm nach kurzer Zeit.
„Wie lange braucht ihr um uns etwas Feuerunterstützung an der Kreuzung Admiral Speierling und 14. Straße zu gewähren?“
„Nicht sehr lange“, erwiderte der Kommandostand, „Wir bereiten dort gerade eine weitere Barrikade gegen das Federviech vor.“
„Könnt ihr ein zwei Panzer in die Bonamaer abziehen? Wir brauchen freie Bahn von der Vidan her.“, fragte Toronin an, während die schwere Vorhut der Clanner erneut über den bezwungenen Widerstand hinwegwalzte.
„Ich kann euch nichts versprechen, insbesondere nicht die Panzerunterstützung, Schildkröte 1 und 4 kommen erst in 10 Sekunden an. Ihr sollt euer Feuerspektakel haben. Sprecht euch mit denen ab.“
„Sehr gut. Danke. Ende und Aus“, erwiderte der Kommandant und ließ den Fahrer zur 14. aufbrechen.
„Habe ich das eben richtig gehört? Freie Bahn?“, fragte ihn sein zweiter Mann im Turm. Toronin grinste nur.
„Du bist verrückt“, fluchte Timizow und schnallte sich fester an seine Sitzgelegenheit.

Shanna war es endgültig leid, immer nur in der zweiten Linie zu stehen, während ein Ziel nach dem anderen fiel. Bisher hatten sie noch keinen einzigen Mech gesehen, lediglich Infanterie und Panzer. Wenn daraus ihre ganze Beute bestehen sollte, dann wollte sie sich noch ihren Anteil sichern, bevor es zu spät war.
„Mechkrieger Chan, du übernimmst die Rückendeckung. Ich gehe an die zweite Position!“, befahlt Shanna unmissverständlich und drängelte sich an den drei Mechs vorbei, die ihr bisher die Sicht aufs Geschehen versperrt hatten. Endlich war sie wieder dort, wo sie eigentlich hingehörte. An die Front. Dort wo die Kämpfe stattfanden.
Als sie mit wuchtigen Schritten an dem langsamer werdenden Timberwolf des Mechkriegers vorbeimarschierte, fühlte sie sich in ihrem Befehl erst recht bestätigt. Der Mech war weitaus schlimmer mitgenommen, als es die Anzeigen suggerierten. Diese Maschine war am Ende der Kolonne eindeutig besser aufgehoben als an der Spitze. Vor ihr lief damit nur noch der letzte ihnen verbliebene Gargoyle unter Mechkrieger Vinston, einem Mann mit dem sie ganz gut klar kam. Wenn es nötig war, würde er ihr ohne lange zu Fragen Platz machen.
„Weitere Straßensperre voraus“, meldete er sich nur wenig später und wich einen Schritt zur Seite um seiner Kommandantin zumindest ein teilweises Schussfeld zu liefern.
„Scheint aber weniger los zu sein als an den anderen“, bemerkte sie, als sie nicht auf Anhieb mit Kanonen und Raketen angegriffen wurde.
„Vielleicht haben wir ihre Verteidigungsriegel endlich durchbrochen“, mutmaßte der Mechkrieger und arbeitete sich weiter auf die Stellung vor. In der Tat wurden sie nur spärlich von einzelnen KSR-Werfern und Lasergewehren begrüßt, wahrscheinlich von übereifriger Infanterie abgeschossen. Vinston sah es noch nicht einmal als würdig an, sie mit den Lasern seines Angriffsmechs zu bekämpfen. Stattdessen marschierte er einfach über die aufgeschüttete Deckung hinweg und zündete eine der Splitterkapseln an den Beinen des hoch aufragenden Mechs. Shanna grinste nur. Sie wusste, welche Auswirkungen so etwas haben konnte. Sie hatte sie schon in ihrer Ausbildung eingesetzt, als ein paar unvorsichtige Freigeburten über ihren Mech zu schwärmen versucht hatten. Der Rest war nicht mehr der Rede wert gewesen.
Wie es schien, schien der Weg in die Stadt damit endlich frei zu sein.
Shanna wollte sich schon an den Sternencolonel wenden, als die Hölle doch noch über sie hereinbrach.

Aus seiner Deckung heraus konnte Leutnant Toronin zusehen, wie die verbliebenen Infanteristen sich für ihre gefallenen Kameraden rächten. Nicht alle Soldaten hatten hinter Schutt und Trümmern Schutz gesucht, einige waren auch auf die Dächer der umgebenden Häuser geklettert. Die hohen Brüstungen und die massive Bauweise hatten sie dort vor den üblen Auswirkungen der Splittermine geschützt. Erst jetzt nachdem sich diese überheblichen Clanner sicher fühlten, tauchten sie mit ihren KSR-Werfern über den Dachkanten auf und schossen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hüllten sich der Man O’War und der Masakari in eine lodernde Wolke aus Infernogel.
Es gab nach Toronins Ansicht schlimmeres als nur von Schrapnell zerfetzt zu werden, doch für den Einsatz dieser heimtückischen Splitterkapseln schien es nur die gerechte Strafe. Sollten diese Mistkerle doch in ihren Kisten braten.
Doch wieder einmal zeigten sich die enormen Probleme, die die Innere Sphäre mit den Clanmechs hatte. Diese Mistdinger wurden kaum langsamer, als sie als brennende Fackeln durch die geschaffene Bresche stampften und dabei sogar noch das Feuer auf die Infanterie eröffneten. Außerdem registrierte Toronin verärgert, dass die bösen Buben wieder einmal die Marschordnung verändert hatten. Er wusste nun nicht mehr, wer noch folgen würde. Doch schlussendlich war das vollkommen egal, denn alle Clanner mussten weg.
„Schildkröten fertig machen“, wandte er sich via Funk an die beiden Panzer auf der anderen Straßenseite. Noch standen sie gut verborgen in Versorgungsgassen, doch das würde sich gleich ändern. Den beiden großen Brocken folgte der schwerste Mistkerl in der Frontlinie, ein Gladiator , dem nur wenig später ein Night Gyr nachsetzte. Alle wirklich ernsten Bedrohungen waren damit durch, doch noch fehlte ein Mech, der bereits auf den Anzeigen – wenn auch unstetig – angezeigt wurde.
„Feuerbereitschaft herstellen“, erklärte Toronin als der Night Gyr so gut wie verschwunden war. Offensichtlich ging seine Rechnung auf, denn obwohl der erste der beiden Hunter noch vor dem Verschwinden des Feindmechs zu sehen war, schien der nicht mehr darauf zu reagieren. Das war ihre Chance, auch wenn die angeschlagene Mad Cat nicht die selbe Beute zu werden versprach wie einer der anderen dicken Kästen, die sie hatten passieren lassen müssen. Beide Kettenpanzer stellten sich der Herausforderung vor ihnen und warteten auf den entscheidenden Schuss.
Dann endlich erschien der beschädigte Clanmech auf der Kreuzung.
Bevor er sich der neuen Bedrohung zuwenden konnte, flogen ihm auch schon 60 Raketen auf langen Rauchfahnen entgegen. Zwar war der Torso des Mechs noch schnell genug herumgewirbelt um sich dem Bombardement voll entgegen zu stellen, aber es reichte nicht aus, um die Wucht dieses Angriffs zu brechen. Gut zwei Drittel der Attacke landeten in dem Mech und übersäten ihn mit Explosionen.
„Los!“, befahl auch Toronin seinem Piloten und ließ den Fulcrum sich auf sein Kissen erheben und aus der Seitengasse schießen, in der sie auf der Lauer gelegen hatten. Der Panzer entwickelte eine atemberaubende Beschleunigung als er auf den feindlichen Mech zuraste und schien innerhalb von nicht einmal 10 Sekunden seine Höchstgeschwindigkeit erreichen zu wollen.
Der Clanmech, der die letzte Attacke nur mit Mühe überstanden hatte, richtete unterdessen sein verbliebenes Armmodul auf einen der Hunter aus, um sich für diesen Angriff zu revanchieren, während die sich wieder zurückzogen. Den Fulcrum , der gerade mit voller Leistung von hinten heranraste, schien der Pilot nicht zu bemerken oder zu ignorieren. Toronin machte sich auf den Einschlag bereit, aber er wollte auch nicht zusehen, wie weitere Kameraden unter diesem Mistkerlen zu leiden hatten. Er griff zur Steuerung des Turms und feuerte ohne großartig zu zielen die beiden Laser ab, die ihm zur Verfügung standen. Die rot und grün schillernden Bahnen flogen auf den Clanmech zu und an ihm vorbei. Doch auf einen Treffer war es gar nicht mehr angekommen. Der eigentliche, der zählende, würde gleich kommen.
„Festhalten!“, schrie Toronin noch, dann rammte der Fulcrum das rechte Mechbein. Mit einer Geschwindigkeit von fast 145 Kilometern in der Stunde waren sie auf eine mit Sicherheit noch immer fast 75 Tonnen schwere Stahlsäule aufgeschlagen. Unter normalen Umständen retteten einen in dieser Situation Airbags das Leben, doch in einem militärischen Gefährt galten Airbags als Luxus und Luxus fand man nicht beim Militär.
Als der Schweber in den Battlemech einschlug brach es der Besatzung augenblicklich die Knochen. Aber es war ein Opferzug gewesen, noch bevor sie es als solchen geplant hatten.
Was genau im Augenblick des Aufschlags geschah, bekamen die drei an Bord des Fulcrum sowieso nicht mehr mit. Nur die beiden Hunterbesatzungen bekamen das folgende Schauspiel noch mit.
Der Einschlag in das avoide Mechbein war mit solcher Wucht erfolgt, dass die Panzerung meterweit davongeflogen war, zusammen mit großen Teilen der internen Struktur. Welche Teile nun vom Panzer und welche vom Mech stammten, hätte man selbst bei Zeitlupe nicht mehr unterscheiden können. Deutlich zu erkennen war jedoch, dass die Rammattacke das Bein unter dem Mech weggerissen hatte. Das Kniegelenk, das niemals für solche Belastungen ausgelegt worden war, riss einfach ab und ließ nur noch einen Stumpf zurück, auf den sich der Mech nicht mehr stützen konnte. Völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, kippte der Mech in einer Rotation mit Linksdrall zu Boden. Der Versuch, die Wucht des Aufpralls zu verringern, bezahlte der Mechpilot mit dem Verlust seines verbliebenen Armmoduls, das unter der Last, die darauf einwirkte, einfach zerquetscht wurde.
Ihr Opfereinsatz hatte zumindest einen feindlichen Mech vernichtet und wenn die bösen Buben nicht gewechselt hätten, hätte es das spektakuläre Ende eines noch wesentlich beeindruckenderen Clanmechs bedeutet. Doch davon bekam keiner der drei Fahrer mehr etwas mit, nachdem der schwer beschädigte Schweber unter dem Mech hindurch gesaust und in einem Geschäft gelandet war. Die folgende Feuersbrunst hatte keines der Besatzungsmitglieder überleben können.
„Haben die Phillipa erreicht. Warten auf Kontakt.“, holte es die Hunterbesatzungen aus ihrer Lethargie als sich die Ankunft der eigenen Battlemechs anzeigte. Endlich konnten die Panzerbesatzungen den wirklich schlimmen Teil denen überlassen, die auch dafür gerüstet waren.
Es blieb nur noch die Hoffnung, dass die auch ausreichten, nachdem, was sie hier gesehen hatten.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
03.05.2005 19:51 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

29.

Platz der Phillipa, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


„Weißt du, was das hier für ein Platz ist?“, fragte Martin Brandner in seiner Banshee .
„Nein. Müsste ich das?“, erwiderte Oberleutnant Andrea Pakuschin, die Leiterin der 2. Lanze unter seinem Kommando.
„Na ja. Zumindest dieser neogotische Tempel in der Mitte sollte dir doch zu denken geben.“
„Wenn du was hast, Darling, dann lass es raus.“, zeigte sich die Frau wenig an Rätseln interessiert.
„Ich meine, es muss doch Ironie des Schicksals sein, dass wir ausgerechnet hier auf die feindlichen Mechs treffen. Die Phillipa ist das Denkmal der gefallenen Clermonter während der verschiedenen Nachfolgekriege.“
„Hört sich mir eher nach Sarkasmus als nach Ironie an“, brummte auch Pakuschin und hielt das wuchtige Gaussgeschütz ihres Victors in die zu erwartende Ankunftsrichtung ihrer Feinde.
Es musste tatsächlich ein böser Scherz der Geschichte sein, dass sie ausgerechnet hier auf die Clanner trafen. Aber die Phillipa, bei ihrem Bau noch ziemlich am Rand von Neo Dijon gelegen, war über die Jahrhunderte immer mehr in die Innenstadt gewandert. Der Kreisel um das Denkmal herum war mittlerweile einer der Knotenpunkt des innerstädtischen Verkehrs. Das war auch der Grund, wieso sie hier waren: Wer die Phillipa kontrollierte, hatte einen großen Teil der westlichen Stadt und das Zugangstor zur Innenstadt in der Hand.
Es war daher kein Wunder, dass Monair an diesem entscheidenden Punkt gleich die schwerste Kompanie des gesamten Regiments Aufstellung beziehen ließ. Auf der rundum führenden Straße boten sich den hünenhaften Kampfmaschinen genügend Möglichkeiten, sich zu verteilen und zu verstecken. Dahingegen hatten die Clanner gerade mal drei Straßen, über die sie auf diese Stellung zumarschieren konnten und alle drei waren nicht besonders breit. Mehr als anderthalb Mechs hatten nie freies Schussfeld auf die Gedenkhalle und den umgebenden Park. Die anderen Straßen konnten sie komplett vergessen, denn über die drängte jeweils mehr als eine Kompanie zumeist schwerer oder überschwerer Mechs mit reichlicher Panzerunterstützung in Richtung der Wohngebiete.
„Wie lange, bis der Kessel zu ist?“, wollte Brandner wissen, nachdem er auf die Regimentsfrequenz gewechselt war.
„Der Kessel steht in 0/30. Fragt sich nur, wann wir den Deckel drauf machen können.“, erwiderte ihm der Oberst und deutete damit eines ihrer größten Probleme an: Ulf Jarren und sein geschundenes zweites Bataillon.
Er hatte die ganze Feindtruppe zu umrunden und von hinten einzufallen. Wahrscheinlich war zwar, dass Monair und seine Männer die Clanner nun nach vorne halten konnten. Doch die konnten nach hinten ausweichen, wieder in die Wohngebiete ausfallen und sich eine neue Marschroute suchen, wenn nicht bald der letzte Teil seines Regiments eintraf. Es kam darauf an, dass sie schnellstmöglich diese verdammte Brut einkesselten und hier und jetzt zu Klump schossen.
Allerdings würden das auch die Clanner mit ihnen machen, wenn man ihnen dazu die Gelegenheit gab.
„Feindkontakt. Unstetig. Kommen jetzt langsam aus Richtung der Irian-Steiner-Straße. Annäherung nach jetzigem Schema in etwa 0/20.“, unterbrach Gregory Jaroud in seinem Highlander die Grübelei.
20 Sekunden bis zum Budenzauber, ging es dem jungen Hauptmann durch den Kopf.
„Okay, ihr habt es mitbekommen. Feuerbereitschaft herstellen. Der erste Mistkerl kriegt voll eins vor den Bug. Erledigt sie, bevor sie uns erledigen können.“, forderte Brandner seine Leute auf.
„Der Kessel steht, fehlt noch der Deckel“, versprach auch Oberst Monair.
„Verstanden“, brummte der junge Hauptmann und richtete seine Geschütze schon einmal auf das Ende der verwinkelten Straße aus, aus der die Clanner gleich kommen sollten.
Gleich würde es erneut rund gehen. Und wenn sie nicht aufpassten, würden sie die Phillipa neu aufbauen müssen. Vor allem deutlich größer, um für all die Namen Platz zu schaffen, die heute noch hinzukommen würden.

„Habe massive Magnetanomalie vor mir, Sternencaptain. Das scheint nicht nur eines der Häuser oder ein kleines Widerstandsnest zu sein.“, warnte Mechkrieger Manolu seine Anführerin.
„War ja auch nicht anders zu erwarten. Ich habe nie daran geglaubt, dass wir die Freigeburten im Schlaf überraschen können. Ausweichmöglichkeiten, frapos?“
„Neg. Alle Straßen in diesem Bereich führen laut Orbitalaufklärung auf den vor uns liegenden Platz. Wir werden uns dort durchkämpfen müssen.“
„Neg!“, widersprach Sternencaptain Shanna mit aller Schärfe.
Sie wollte zwar kämpfen, sie wollte ihren Kodax um ein paar Abschüsse bereichern, aber sie war nicht dumm genug, um dieses Ziel um jeden Preis zu erreichen.
„Vorhut an Korpus. Frontlinie erreicht, massive Gegenwehr erwartet. Wir brauchen entweder Unterstützung oder eine andere Marschroute.“
„Neg!“, brüllte sie Brien an, „Wir werden ihnen nicht ausweichen, wir werden sie vernichten! Was können uns diese Surats schon entgegenstellen? Weitere Panzer? Noch mehr Infanterie?“
„Battlemechs? Reichlich Battlemechs?!“, fragte Shanna wenig begeistert zurück.
Der Sternencolonel grunzte verächtlich.
„Vernichtet oder vertreibt sie“, befahl er schließlich ohne sich um den weiteren Sachverhalt zu kümmern.
„Aye, Sternencolonel“, erwiderte sie und schaltete den Funk ab.
Es war nötig, um ihren Wutausbruch nicht zu übertragen. Sie bekam sich nur mühsam in den Griff, zog es dann aber wieder vor, sich über die taktischen Straßenkarten zu beugen. Schließlich schaltete sie wieder zu ihrem Stern zurück.
„Hier Vorhut Alpha an alle Vorhuteinheiten. Ignoriert den letzten Befehl. Wir werden einen anderen Weg in die Stadt finden.
Voraus liegt der Platz, aber kurz davor zweigt eine Feuerwehrschneise von unserer jetzigen Straße ab. Wir werden sie nutzen um den Platz zu umgehen, über eine Baustelle zwei Straßen weiter wieder in die alte Marschrichtung vorstoßen und diesem Hinterhalt in den Rücken fallen, sofern sich nicht bis dahin jemand anders um sie gekümmert hat.“
„Widerspricht das nicht einem direkten Befehl des Sternencolonel, frapos?“, wollte einer der Mechkrieger unter ihrer Führung wissen.
„Neg. Wir legen ihn nur anders aus.“, erwiderte Shanna und trieb ihren Mech an.

„Sie ziehen nach Südwesten ab!“, warnte Brandner alle anderen und behielt die neue Lage im Auge.
Es war deutlich, was geschehen war: die kleineren Widerstandsnester hatten sie einfach ausgehoben, doch vor dem wirklichen Feind wichen sie aus. Zumindest im Augenblick.
„Behaltet sie mir im Auge!“, warnte er seine Leute.
„Haltet euch nicht mit denen auf, die gehören mir!“, konterte stattdessen eine andere bekannte Stimme des Befehlsstabs, Fritz Falkenau.
„Ich nehme sie mir mit den Leuten, die ich zur Verfügung stehen habe. Ich kann mir schon denken, wo die hin wollen.“, erwiderte der alte Kommandeur des dritten Bataillons und ließ seinen Battlemaster marschieren.
Martin Brandner konnte sich denken, dass der alte Haudegen diese Bedrohung auch dann angegangen wäre, wenn sie auf der anderen Seite der Stadt aufgetaucht wäre. In den letzten Tagen hatte er es deutlich genug herausgestellt, dass er mit dem einzelnen Masakari ihrer Gegner noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. Brandner hoffte nur, dass sich der alte Mann nicht in seiner persönlichen Vendetta verrannte.
„Vorsicht, zweite Welle kurz vor Kontakt!“, warnte Andrea vor dem Eintreffen der nächsten Feinde und wie es schien hielten sich diese nicht mit Umwegen auf.
Auch auf den Anzeigen des Banshee war zu erkennen, dass diese neuen Kontrahenten direkt vorwärts marschierten. Sie machten keinen Umweg.
„Fertig machen zum Feuern!“, befahl Brandner und zog das Fadenkreuz seiner Maschine auf Brusthöhe eines potenziellen Mechs. Andere Kameraden taten es ihm gleich.
Und dann kam der Augenblick der Wahrheit.
In einem geradezu ungestümen Sprint rannte ein Vulture direkt in ihr Blickfeld. Im Gegensatz zu den verwüsteten Maschinen, die sie auf den Gefechtsroms des zweiten Bataillons gesehen hatten, sah diese Maschine noch erstaunlich unversehrt aus.
Doch das konnte nur ein temporärer Zustand sein.
Bevor einer von Brandners Mechs feuern konnte, eröffnete der Falkenmech das Feuer. Rote Bahnen schossen aus den beiden schweren ER-Lasern am linken Arm des Mechs, dicht gefolgt von einer Salve Langstreckenraketen, die den Rumpf des Mechs in Rauch hüllten.
Doch der Waffeneinsatz aus dem Lauf heraus zeigte nur wenig Wirkung. Nur einer der beiden Laser trafen einen Striker , der in einer Seitengasse recht offen gestanden hatte, der Rest der Offensive verpuffte wirkungslos an den umliegenden Gebäuden. Ganz im Gegensatz zu einem Großteil des Waffenfeuers, das dem schweren Clanomni entgegenschlug. Fast ein Dutzend Gaussgeschütze feuerten, unterstützt noch von unzähligen Raketenwerfern, PPKs und Lasern. Auch wenn ein beträchtlicher Anteil an dem schnellen Mech vorbeischoss und schwere Schäden an den Bauwerken der Stadt anrichtete, reichten die Treffer doch aus, um den Mech zu vernichten.
Aus dem zuvor noch nahezu fabrikfrischen Mech wurde in Sekundenbruchteil ein Wrack, als zwei Gauskugeln knapp untereinander die rechte Torsolafette penetrierten. Die erste zerstörte fast den gesamten Panzerungsschutz dieser Maschine und ließ ihn in groben Splittern vom kastenförmigen Aufbau abplatzen. Die zweite nutzte die Schwächung aus, um das Magazin der dort befindlichen Kurzstreckenraketen wie eine leere Bierdose zu zerquetschen. Die dort befindlichen Raketen reagierten auf die plötzliche Einwirkung hoher Mengen kinetischer Energie auf ihre ganz eigene Weise: sie explodierten und zerstörten alles, was die Gausskugel übrig gelassen hatte. Es wäre auch so nicht mehr viel gewesen, aber die Explosion der Munition zog den Piloten beträchtlich in Mitleidenschaft.
Ob er es jedoch jemals mitbekommen hatte, schien mehr als fraglich. Der restliche Rumpf und sogar die abgewandten Gliedmaßen der Maschine wurden in Laserfeuer und Raketen gebadet. Panzerung fiel tonnenweise von dem nur noch an ein gerupftes Huhn erinnernden Mech. Schweren Schrittes taumelte die Maschine in eines der nahe gelegenen Gebäude und zerstörte dessen Fassade. Zwar versuchte der Mechkrieger noch seine Maschine auf den Beinen zu halten, doch eine letzte Salve aus einer der mehrfach vorhandenen PPKs beendete alle Bestrebungen. Der Strahl geladener Teilchen schoss direkt auf den hoch gelegenen Kopf des Mechs zu und traf ihn sauber dort, wo bei einem Menschen die Schläfe gewesen wäre. Die Panzerung gab unter der Hitze und Aufprallenergie nach und ließ ein Loch entstehen, durch das die restlichen Ionen ihren Weg bis ins Cockpit fanden.
Keiner konnte sagen, ob der Pilot sein Ende hatte kommen sehen, oder ob das Zucken des linken Mecharms nur noch eine Reflexbewegung war. Sicher war nur, dass der Vulture leblos an der Hausfassade herabrutschte und sich nicht mehr rührte.
Doch dieser einzelne Sturmlauf war nur ein Startsignal gewesen. Die anderen Clanner kamen bereits wie Haufen wütender Hornissen nach.

Sternencaptain Zaturin hämmerte wütend auf seine Armlehne ein, wieder einmal. Es war kein Wunder, denn wiederum hatte ihn der Sternencolonel um seine Möglichkeiten gebracht.
Als Brien gesehen hatte, dass Shanna den vorausliegenden Platz zu umgehen versuchte, hatte er es ihr gleich getan. Nur das er nach Nordwesten ausgeschert war und versuchte, über den inneren Stadtring in den Rücken der Verteidiger zu gelangen.
Eigentlich hatte Zaturin das als seine Aufgabe gesehen, doch wieder einmal hatte ihm der Sternencolonel diese Möglichkeit mit den Vorzügen seines höheren Ranges verweigert. Er hatte ihn dazu verdonnert, das hintere Zentrum des frontalen Angriffs zu bilden und mit seinen schweren Geschützen das nötige Deckungsfeuer zu geben.
Wenn Zaturin sein Panzerungsdiagramm ansah, wusste er bereits zu diesem Zeitpunkt, dass ihm andere Deckungsfeuer würden geben müssen. Seine Rückenpanzerung war stärker als seine frontale.
Außerdem konnten sie es sich in diesem hitzigen Gefecht nicht erlauben, dass die Gegner sie in diesem unübersichtlichen Gelände einschlossen. Hinter ihm befanden sich nur noch die angeschlagenen Maschinen, die den Angriff am Vortag gerade so überlebt hatten. Sie würden ihnen keine große Hilfe sein, würden es die Surats doch schaffen, in ihren Rücken vorzustoßen.
„Kralle Alpha hier“, gab er an seine ihm verbliebenen Kameraden weiter, „Stern bleibt geschlossen … zurück. Lasst die anderen vor.“
Der Protest, der ihm dabei entgegen schlug, war nur zu gut zu verstehen. Er verhielt sich in diesem Augenblick selbst nicht wie ein Angehöriger der stolzen Kriegerkaste Clan Jadefalkes, eher wie ein feiger Surat. Aber er war auch nicht dumm genug, dem Tod offen entgegen zu springen. Nicht wenn es vielleicht noch eine andere Option gab. Und wenn es sie gab, dann würde er sie finden und nutzen.

„Ulf, wie lange noch?“, betete Oberst Monair, als er den Beginn des hitzigen Gefechts um das alte Denkmal über Funk mitbekam.
Es musste sich dringend etwas ändern und der vordringlichste Wunsch betraf dabei die Moral der Jadefalken. Sie würde rapide gegen Null sinken, wenn sie von hinten schwere Maschinen kommen sehen würden. Doch damit sie alle Hoffnung fahren ließen, bedurfte es dringend der zusätzlichen Truppe um Hauptmann Jarrens Devastator .
Leider war der aber noch nicht in der Umgebung um das Gefechtsfeld geortet worden und das ließ alles offen.
„Keine Zeit mehr für Hoffnungen“, unterbrach ihn sein eigener Adjutant, „Feindmechs direkt voraus. Ich kann einen Thor und einen Cauldron Born erkennen.“
Es war also doch wieder einmal anders gekommen als geplant.
„Dann greifen wir auf Reserveplan A zurück. Bist du bereit, Rainer?“, seufzte Monair auf.
„Für diesen einen Stunt ja. Aber ich denke nicht dran länger zu bleiben als unbedingt notwendig.“
„Schon verstanden“, schmunzelte Monair, der seinen Kameraden gut verstehen konnte. Das einzige, was er nicht verstand, war, wo die dringend benötigte Unterstützung abgeblieben war.
„Ulf, wir brauchen dich dringend. Komm endlich!“, fluchte er noch einmal leise bei sich, bevor er sich selbst gefechtsklar machte.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
09.05.2005 20:21 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

30.

Sorbonne Wohnviertel, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Ulf Jarren war noch immer auf der Ausfallstraße unterwegs, auch wenn die Rufe seiner Kameraden immer deutlicher wurden. Seine Einheit war mit Sicherheit bereits weit genug hinter den Reihen der Clanner, doch nach Ansicht Ulfs noch nicht weit genug.
Vor allem aber waren sie noch nicht weit genug in die Sorbonne vorgedrungen, um ihn von einer Sorge zu befreien, die ihm den Magen umzudrehen drohte. Wenn er sich nur ausmalte, was sein könnte …
Sie mussten mindestens noch bis zur nächsten Ausfahrt, bevor sie einschwenken konnten.
„Ulf! Verdammt, Ulf! Glaubst du, wir wissen nicht, wieso du uns so weit hier raus führst?“, fragte ihn sein alter Kumpel über eine Privatfrequenz.
Ulf biss die Zähne zusammen. Es war gut möglich, dass sie wussten, wieso er so weit in den Westen gelaufen war. Aber grundsätzlich war ihm das im Moment egal. Über die Breitbandeinspielung konnte er bereits die ersten Gefechtsmeldungen hören. An mehreren Stellen musste es bereits Feindkontakt gegeben haben und um die Phillipa tobte anscheinend schon ein einseitiger Kampf.
„Ulf, verdammt! Hörst du überhaupt noch zu? Willst du diese Stadt im Alleingang retten, oder was soll das?“
„Ich weiß, was ich mache“, erklärte er möglichst gelassen, doch in seinem Innersten musste er ein entsetzlich flaues Gefühl unterdrücken.
„Ich bin mir dessen nicht so sicher!“, fluchte Eisenblatt, der zu seiner Maschine aufgeschlossen hatte.
Selbst wenn er ahnte, wohin sie die Reise führen würde, würde Ulf es nicht offen aussprechen. Aber er musste einfach sicher gehen, das war er sich schuldig.
Endlich kam die passende Abfahrt und er beschleunigte den Devastator auf dessen Höchstgeschwindigkeit, als er in das Wohnviertel der Wissenschaftler und anderen Gelehrten abbog.
„Hier sollen sie das erste Mal gesichtet worden sein. Wer weiß, was sie hier zurückgelassen haben.“, erklärte Ulf als er sich in das Straßengewirr der Sorbonne begab. Ob ihm das seine Kollegen abnahmen oder nicht, war ihm hingegen gleichgültig.
Das Viertel bestand hauptsächlich aus flachen Bungalows. Mehr als zwei Geschosse gab es hier nicht. Dennoch reichte die Gebäudehöhe vollkommen aus, um einen Mech bis zu den Schultern zu verbergen. Ein kleineres Modell wie ein Uller oder Puma würde in dieser Umgebung völlig verschwinden.
Aber darum machte sich Ulf keine ernsthaften Sorgen. Dafür waren die Kampfberichte von anderer Stelle viel zu deutlich. Das Aufblitzen von Lasern im Morgengrauen machte zusätzlich deutlich, dass der eigentliche Kampf bereits weitab stattfand.
Worum er sich wirklich Sorgen machte, war eine Rauchsäule, die bereits seit dem Morgengrauen über dem Viertel stand. Alleine schon die ungefähre Position ließ ihm den Angstschweiß auf die Stirn treten.
Es würde doch nicht … nicht ausgerechnet …
Er gab seinem neuen Mech immer mehr die Sporen und kümmerte sich auch nicht mehr darum, dass die Straßen hier nicht einmal ansatzweise für die wuchtigen Tritte 100 Tonnen schwerer Kampfmaschinen ausgelegt waren.
Was für ihn zählte, war die ausschließlich Gewissheit. Eine Gewissheit, mit der er endlich sein Bangen auslöschen wollte.
„Glaubst du nicht, dass es langsam offensichtlich wird, wohin du willst?“, fragte ihn sein Kamerad, doch das bekam Ulf fast genauso wenig mit wie den Kampflärm auf den anderen Funkkanälen.
Sein Weg führte ihn in die Rue de Curie. Auf dem Asphalt musste er all seine Geschicklichkeit aufbieten, um den rutschenden Mech wieder einzufangen. Die Fußspuren, die sie aus Richtung des flachen Landes kommen sahen, bedeuteten nichts gutes, insbesondere nicht für Ulf und seine dringlichste Sorge. Bei jedem Schritt, den der Devastator nun machte, zitterten die Fensterscheiben in den umgebenden Häusern.
Die Rue de Curie war in weiten Bögen angelegt worden. Irgendein Landschaftsarchitekt hatte hier versucht die strenge Geometrie geradlinigen Bauens anderer Neubaugebiete aufzulösen.
Für Ulf bedeutete es nur, dass er eine Weile brauchte um endlich wirklich Gewissheit zu bekommen. Aber zerstörte Autos und demolierte Infrastruktur zeugten von keinem vorsichtigen Vorgehen der Jadefalken.
Je näher er seinem Ziel kam, umso deutlicher wurde für ihn aber auch, was er am meisten befürchtete.
„Nicht dieses Hauses“, bat er leise, um die Stimmaktivierung nicht zu aktivieren.
Aber die Position der Rauchsäule ließ einfach keinen guten Schluss mehr zu.
„Ulf, meinst du, dass es ein guter Gedanke ist, wenn du dich jetzt damit belastest?“, warnte ihn Jakob Eisenblatt.
Doch in diesem Moment stieß der alte Kamerad damit nur auf taube Ohren.
Der Devastator fraß die Strecke bis zur Hausnummer 210 in Windeseile auf.
Konnte es sein? Ulf hoffte inständig, dass es nicht der Fall war.
Aber Seline war wahrscheinlich die einzige, die auf die Idee kommen könnte, Alarm auszulösen und die richtigen Stellen zu informieren. Im Gegensatz zu den anderen Bewohnern des Viertels war sie weder auf das Telefonnetz, noch auf die Mobilfunksysteme angewiesen. Auf Grund der seismischen Sensoren, die sie an den entlegensten Stellen dieser Welt platziert hatte und die über ein Niederfrequenzband Informationen selbst unter den widrigsten Umständen austauschten, hatte sie die Möglichkeit auf ein Funkgerät zurückzugreifen, das sich einen Dreck um lokale Kommunikationsnetze kümmerte. Es wäre mit Sicherheit das einzige noch benutzbare Funkgerät der ganzen Umgebung gewesen. Und damit mit Sicherheit auch ein Primärziel für die Clanner, die ihren Vormarsch so lange wie möglich geheim gehalten hatten.
Ulfs Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf, als er sich der anvisierten Adresse näherte, Selines Wohnung. Und es wurde immer deutlicher, wo die Rauchsäule stand.
Hatte er sie in diese Gefahr gebracht? Immerhin hatte er ihr die Notfallfrequenz zukommen lassen, mit der sie ihn auch in der Wildnis hätte anfunken können. Er hatte es getan, um sie aus bedrohlichen Lagen herausholen zu können. Man wusste nie genau, wann ein Vulkan mal wieder durchdrehte. Aber konnte es sein, dass …
Erneut schluckte er einen bitteren Kloß herunter und zwang den wuchtigen Mech um eine weitere Kurve. Die Rauchsäule ließ langsam aber sicher keinen Zweifel mehr zu. Konnte es denn nicht anders sein..?
„Ulf!!!“, brüllte ihn sein Adjutant an, doch die Reaktion des Angesprochenen blieb aus.
Ulf selbst holte das letzte aus seinem Mech heraus und tobte um die letzte Kurve. Er kannte die Hausnummern. Er wusste genau, welches Haus er welcher Nummer zuzuordnen hatte. Er wusste sogar, wen er welchem Haus zuordnen musste. Er war schon oft genug hier gewesen. Und doch wollte er es eigentlich nicht wahrhaben. Der Devastator verlangsamte seinen Sturmlauf und blieb mit dem ganzen Torso auf die rechte Straßenseite gerichtet.
204 …
Das Haus der Stephensons. Er hatte sie mehr durch Zufall kennen gelernt, als Sophie sich eine neue Couchgarnitur fürs Wohnzimmer geleistet hatte. Ansonsten hatte er noch nie Kontakt zu dem älteren Paar gehabt.
206 …
Henry Retarny. Eigentlich ein Bankangestellter in leitender Position, doch seine wahre Passion galt dem Schlagzeug. Insbesondere im Sommer, wenn alle die Fenster offen stehen hatten, hatten sie ihn schon üben gehört. Ansonsten war er ein unauffälliges Kerlchen. Aber es fiel schwer, ihn zu übertönen, wenn er sich erst mal in Rage gespielt hatte.
208 …
Das waren die Bernies. Seline kannte sie gut. Wenn sie mal wieder wegen irgendeinem Projekt weg musste, überließ sie ihnen die Schlüssel um die Pflanzen zu gießen. Marie Bernie war etwas älter als Seline und in einem Anwaltsbüro tätig. Was genau sie dort machte, hatte Ulf nie interessiert. Anwälte und alles was damit zusammenhing, fasste er nur mit spitzen Fingern an. Man wusste nie, was einem passierte, wenn man sich so einer Person gegenüber falsch verhielt. Natürlich war es auch von Vorteil, wenn man mal ein passendes Problem hatte.
Viel lieber hatte er sich immer mit Jean Paul Bernie unterhalten. Der stämmige Mann arbeitete bei einem Bauunternehmen und zu bauen gab es auf einer von Erdbeben geschüttelten Welt immer etwas. Mit ihm konnte sich Ulf auch über die Vorzüge und Eigenheiten von Mechs unterhalten, auch wenn der Bauingenieur nur aus der Ferne mit den Tücken der Baumechs zu kämpfen hatte.
210.
Ulf hielt den Mech an und starrte auf das, was von Selines Haus noch übrig war. Eigentlich waren es nur noch die massiven Mauern. Aus den leeren Fensterhöhlen schlugen meterhohe Flammen. Die Haustür war weggerissen oder mittlerweile ebenfalls ein Raub der Flammen geworden. Ein Teil der Außenmauer lag auf dem Rasen, wahrscheinlich dort, wo einmal die Küche gewesen war. Ein anderer Teil war nach innen gedrückt worden. Lange Risse, die sich spinnenförmig um kleinere Einschlagsstellen ausbreiteten verkündeten eine deutliche Botschaft und bestätigten Ulf in seinen düstersten Befürchtungen.
Das Haus war nicht von sich aus in Flammen aufgegangen. Kein vergessener Gashahn, keine Leckage, keine Unvorsichtigkeit Selines. Warum es in Flammen aufgegangen war, war genauso deutlich und Ulf brauchte sich auch nicht zu fragen, wieso es brannte. Dafür waren die Feinheiten doch viel zu offensichtlich.
„Ulf…“, versuchte ihn Jakob von diesem Ort des Schreckens fortzubringen, doch der Hauptmann war wie gelähmt.
Nur langsam wanderte sein Blick weiter. Er konnte sehen, dass ihr Wagen noch immer in der Einfahrt neben dem Haus stand. Natürlich hatten ihn die Flammen in Mitleidenschaft gezogen, aber es bedeutete, das Seline nicht im Auto unterwegs war. Wahrscheinlich wäre sie niemals schnell genug vor einem angreifenden Mech davongekommen.
Aber Ulfs Blick zog es in eine andere Richtung.
Und dort fand er einen leblosen Körper auf dem Bürgersteig liegen.
Eigentlich konnte es nur eine Person sein. Aber es durfte nicht diese eine Person sein.
Ulfs Hände zitterten, als er die Einstellungen der optischen Sensoren veränderte. Alle anderen Signale wurden in seinem Kopf ausgefiltert. Kein Geruch, kein Gefühl, kein Ton. Ulfs Geist konzentrierte sich nur auf das Bild, das ihm sein Hauptbildschirm lieferte. Doch er weigerte sich anzuerkennen, was er sah. Es durfte einfach nicht sein.
Sie lag da, als würde sie schlafen. Er hatte sie schon mehrfach morgens in seltsamsten Stellungen liegend verlassen müssen. Er erinnerte sich dabei an den letzten Sommer. Im Schlaf schien sie irgendwelche Stellungen des Kamasutra nachstellen zu wollen. Er war in jener Nacht aufgewacht, weil sie das ganze Bett für sich alleine gebraucht hatte.
Ihm fiel auf, dass ihr wieder eine ihrer widerspenstigen Strähnen im Gesicht lag. Sie hatte sie nie gekürzt, vielleicht auch, weil sie sie als Therapie gegen ihre Nervosität gebraucht hatte. Immer wenn sie vor einem wichtigen Vortrag oder einer anderen wichtigen Angelegenheit gestanden hatte, hatte sie mit ihren Haaren gespielt. Ulf hatte ihr mal scherzhaft angedroht, ihre Fransen abzuschneiden, damit sie endlich mal etwas gelassener wurde. Aber wahrscheinlich wäre sie dann genauso durchgedreht, wie sie es ihm daraufhin vorgespielt hatte.
Sein Blick glitt über ihren Morgenmantel. Er hatte ihn ihr vor ein paar Monaten geschenkt, schien ihr alter doch mehr ein Objekt für den ganzen Tag gewesen zu sein. Zumindest wenn die Arbeit mal nicht rief. Wenn es mal keine Steine zu klopfen gab …
Aber sein Blick glitt auch von der silbrigen Seide zu jenem großen Loch in ihrem Rücken und der roten Blutlache, die sich unter ihr ausgebreitet hatte.
Die Arme des Devastators sackten herunter als sich die Wahrheit wie eine Säure durch Ulfs Geist fraß. Auch wenn er sich noch immer weigerte, sie anzuerkennen. Aber er konnte sich der Realität nicht verweigern.
„Neiiiinnn!!!“, gellte sein Schrei durch die Wohnanlage, als sie endlich die entscheidenden Rezeptoren erreicht hatte.
Seline war tot. Seline war anscheinend die einzige, die sie hier in der Sorbonne umgebracht hatten. Seline. Seine Seline.
Er hatte sie sich nur lachend vorstellen können. Oder grinsend, wenn sie wieder irgendeinen Schabernack vorhatte. Vielleicht auch mal ernst, wie auf dem Geologenkongress vor sechs Wochen, auch wenn das bei ihr geradezu unnatürlich wirkte. Er konnte sie sich auch schlafend vorstellen, aber sie schlief nicht. Nicht mehr … oder bis in alle Ewigkeit.
Kurze Erinnerungen flackerten in ihm auf.
Wie sie sich kennen gelernt hatten, während einer Aufräumaktion nach einer Gerölllawine. Seline hatte es nicht als besonders zweckdienlich empfunden, die Basaltbrocken mit den riesigen Lasern seines alten Zeus zu zerlegen um sie leichter abzutransportieren. Er hatte ihre Skepsis teilen müssen, nachdem das Vulkangestein sich unter der Liebkosung mehrerer Megajoule gebündelter Energie verflüssigte und erst auf der darunter liegenden Straße wieder verfestigte. Die Bauarbeiter hatten zusätzliche Stunden damit verbringen müssen, diese Schlacke von der Straße abzuschlagen. Danach hatte er mehr auf sie gehört und sie lieber mit der besseren Aussicht und Kommunikationsausrüstung des Mechs bedient. Es war nur ein Anfang, aber es war ihr Anfang gewesen.
Er erinnerte sich auch an den Galaabend des 6., als sie ihn restlos überrascht hatte. Nicht nur mit Eleganz und chicem Aussehen, auch mit interessierter Unterhaltung. Sie hatte mit dem Oberst über die Falkeninkursion geredet und sich gefragt, wie man es hätte besser lösen können. Sie war nie leicht zu durchschauen gewesen.
Er erinnerte sich auch wieder an jenen viel zu kurzen Urlaub, kurz bevor die Clanner die Welt angegriffen hatten. Daran, wie sie am Strand auf ihm gelegen hatte. Wie die Erde gebebt hatte und er sich gewünscht hatte, dass etwas anderes gebebt hätte.
Und er erinnerte sich auch an ihren Kurzbesuch im Eisenwerk. Der zweite Sitz eines Zeus war wirklich keine gute Idee gewesen…
All das war nun ausgelöscht. Es würde kein nächstes mal geben.
Sie war tot. Seline war tot.
Sein Fokus begann zu verschwimmen. Ulf fühlte sich, als würde er in ein tiefes schwarzes Loch fallen. Eines, das ihn nie mehr los lassen würde. Er wollte sich am liebsten zurückziehen und heulen wie ein Schoßhund.
Seline war tot. Seine Seline.
Schwärze schien ihn zu umfangen, andere Sinne existierten praktisch nicht mehr. Er fühlte nicht einmal mehr das Summen des großen Reaktors unter sich. Er wollte nur noch abschalten. Den Mech, sich, die ganze Welt. Alleine sein.
Sie war tot.
Ermordet worden.
Ermordet weil sie den Bestrebungen eines Haufens verrohter, kriegsgeiler Clanner im Weg gestanden hatte. Sie hatten sie ermordet. Sie …
Ein einzelnes Pingen zeigte auf dem Ortungsschirm ein entferntes rotes Symbol an. Es war unstetig, häufig von den Gebäuden der Umgebung überlagert, gerade so am Rand der Ortung.
Es war ein Clanner. Es konnte nur einer sein.
Einer dieser verdammten Mörder.
Sie würden bezahlen. Jeder einzelne, den er treffen würde.
Der nächste Schrei, der die Siedlung erzittern ließ, war nicht mehr von Wehklagen geprägt. Es war eindeutig ein Wutschrei, selbst wenn er nichts artikulierte.
Die Arme des riesigen Battlemechs kamen wieder hoch und zuckten sofort in Richtung des Ziels. Mit wuchtigen Schritten setzte sich der Kampfkoloss wieder in Bewegung, begleitet von einem weiteren Schrei der blanken Wut.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte Jean Bruno, der sich den plötzlichen Wandel noch nicht erklären konnte.
„Ich habe nur eine Ahnung, aber auf jeden Fall sollten wir ihm folgen, bevor er eine Dummheit begeht.“, erwiderte Eisenblatt und setzte seinen Salamander ebenfalls wieder in Bewegung.
Der eigentliche so träge Devastator erreichte auf einmal Leistungen, die man einem Mech seiner Gewichtsklasse kaum zugetraut hätte. Mit jedem Schritt, den er machte, riss er riesige Brocken aus dem Asphalt und es störte seinen Piloten auch nicht, wenn eine Laterne oder Hydrant in seinem Weg stand. Er donnerte über alles hinweg, lediglich von einzelnen Wutschreien begleitet, die langsam wieder von guttural zu verbal wechselten. Weder sein Adjutant noch ein anderer der schweren Mechs schaffte es, dem Sturmlauf der Angriffsmaschine zu folgen.
„Was hat er vor, verdammt?“, fragte Bruno besorgt.
„Weiß ich nicht, bleib dran oder wir verlieren ihn!“, warnte Eisenblatt, der seinen 80-Tonner nur mit Mühe um eine weitere Biegung herumbekommen hatte.
Mittlerweile war Ulfs Schrei bei einem einzigen Wort angekommen, das aber für alle verständlich war.
„Töten!!!“, brüllte er über Kommset und Außenlautsprecher.
Die Straße machte knapp voraus eine Schleife, die viel zu eng für einen sprintenden Battlemech sein musste. Ulf schien das jedoch herzlich wenig zu interessieren. Auf der anderen Seite der Straße war das mittlerweile beständige Signal eines Clanmechs, auch wenn ihn noch keiner sehen konnte.
Während Jakob Eisenblatt seinen Salamander abbremste um ihn ohne auszurutschen um diese Kurve zu bekommen, hielt der Devastator mit unverminderter Geschwindigkeit auf das Haus zu, hinter dem der Feindmech zu erwarten war.
„Der will doch nicht …“, stammelte Bruno und sah, wie der Devastator durch den Vorgarten pflügte.
Doch Ulf wollte nicht direkt durch das Haus laufen. Stattdessen sprang er wenige Meter vor dem Haus ab und rammte die ausladenden Zehen des rechten Beins in eine der Fensteröffnungen. Mit den Geschützläufen, die seine Unterarme bildeten, stützte er sich auf dem Flachdach ab, um sich in einer für einen Mech unglaublichen Eleganz aufs Dach zu schwingen. Nur der gegen Meteoritenschauer massiv verstärkten Bauweise der hiesigen Gebäude war es zu verdanken, dass das Haus nicht unter dem Gewicht des größten nur denkbaren Battlemechs zusammenbrach.
Auf dem Dach konnte Ulf das erste mal seinen Gegner sehen. Ob der die Gefahr auch hatte kommen sehen, blieb dauerhaft unklar, denn der Devastator setzte sich sofort mit einem weiteren Urschrei in Bewegung und sprang auf der anderen Seite herunter. Noch während die restliche Truppe des zweiten Bataillons damit beschäftigt war, die Schleife des Wohngebietes zu umrunden, konnten sie den Aufschlag des 100 Tonnen schweren Battlemechs spüren.
Der ganze Bereich bebte.
Immer und immer wieder.
Als Jakob Eisenblatt seinen Mech endlich um die Kehre herum hatte, konnte er nur noch sehen, wie der hünenhafte Sturmmech auf einen undefinierbaren Schrotthaufen herumsprang und ihn in den Asphalt zu stampfen versuchte. Der Feuerleitcomputer hatte beträchtliche Schwierigkeiten die Überreste des Clanners als Uller zu identifizieren.
„Töten!“, brüllte Ulf erneut, „Ich werde sie alle töten!“
Dann wandte sich der Sturmmech seinem nächsten Ziel zu und setzte sich erneut in Bewegung.
„Mein Gott, was ist mit dem? Ist der vollkommen ausgerastet?“, fragte Jean Bruno. Als Pilot eines ausgesprochenen Nahkämpfers hatte er schon durchaus übel zugerichtete Feindmechs gesehen, aber noch nie etwas, was man nur noch als 50 Zentimeter hohes Altmetall bezeichnen konnte.
„Hast du jemals was von den Berserkern gehört?“, fragte Eisenblatt.
„Du meinst bestimmt nicht den Mech.“
„Nein, ich meine jene mythischen Gestalten, die sich einen wahnhaften Kampfrausch hineinsteigerten und dabei ihre ganze Umgebung vergaßen. Ich glaube, wir haben es wieder mit einem zu tun.
Los, lass uns ihm folgen, bevor er sich wirklich noch ins Unglück stürzt!“

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
11.05.2005 16:38 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

31.

Innerer Stadtring, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Der innere Stadtring war die Hauptverkehrsader Clermonts. Von der Phillipa als Knotenpunkt ausgehend konnte man hier jedes Gebiet im Westen, Norden und Osten sowie das Zentrum in wenigen Minuten erreichen. Der südliche Teil des Rings, beginnend ab der Phillipa und bis zum Raumhafen im Osten reichend, war sogar extrem verstärkt worden um Schwerlastverkehr standzuhalten. Über den Stadtring pulsierte das Leben Neo Dijons.
Bis Oberst Monair und seine Befehlskompanie die ausweichenden Clanner dort gestellt hatte.

Als sich der Oberst zum brennenden Wrack eines zerschossenen Cauldron Born vorarbeitete, besah er sich die Misere, die er dort im Verbund mit anderen Truppenteilen angerichtet hatte. Fehlschüsse und Granateinschläge hatten die betonierte Fahrbahn auf mehreren hundert Meter Länge aufgebrochen. Die Strecke war vollständig vernichtet und musste komplett erneuert werden. Eine ganze Geschäftszeile war nach dem verrissenen Schuss einer PPK in Flammen aufgegangen, eine andere nach der Explosion des Reaktors des Cauldron Born in sich zusammengebrochen. Brände tobten dort, wo vereinzelte Querschläger Häusermauern durchschlagen hatten und auf Entzündliches gestoßen waren. Der Rauch verschiedener Feuer mischte sich unterdessen mit den Nebelschwaden der von der Infanterie gezündeten Rauchbomben. Und selbst wenn die schon genug damit zu tun hatte, die einsetzenden Löscharbeiten zu koordinieren und mögliche Plünderungen zu verhindern, stand ihnen die schlimmste Aufgabe noch bevor: Minenräumung.

Minen waren nur ein Teil der Gefechtsvorbereitungen gewesen, die Monair sich hatte einfallen lassen, als ihm klar geworden war, dass sie die Clanner ausgerechnet auf einer der wichtigsten Straßen der Stadt aufhalten mussten. Die von den Infanteristen gezündeten Nebeltöpfe waren nur eine weitere gewesen.
Natürlich hätte er sich einen anderen Platz als Austragungsort ihres kleinen Scharmützels gewünscht als ausgerechnet diese Ringstraße, doch auch er war sich der Tatsache bewusst gewesen, dass sein schwerfälliger Mech Platz zum Manövrieren brauchte. Außerdem hatten sie den Clannern zeigen müssen, dass ein Angriff durch den Nebel notwendig war.
Monair war davon ausgegangen, dass auch Clankrieger wussten, dass man über die Schnellstraße eine ganze Armee in ihren Rücken schicken konnte, wenn sie nicht aufpassten. Es musste deutlich werden, dass man sie hier nicht ignorieren durfte.
Um es noch ein wenig eindeutiger zu gestalten, hatte er seinen Atlas neben den Nightstar des XOs gestellt und die hinteren Reihen noch mit einer Reihe leichter Striker -Panzer gefüllt. Alles in allem hatte es gereicht, um wenigstens zwei der fünf feindlichen Mechs auf sich zu ziehen. Ein Cauldron Born und ein Thor waren ausgeschert, um die Bedrohung zu stellen, die anderen Maschinen, unter anderem eine Turkina , waren weiter marschiert. Monair hatte sich gezwungen gesehen, seine unmittelbare Gefechtsplanung umzuwerfen und zwei der drei Lanzen seiner Befehlskompanie samt einem Gutteil der verbliebenen Panzer hinter diesen Mistkerlen herzuhetzen. Danach hatte er sich auf das beginnende Gefecht konzentrieren müssen.

Zwei schwere Laser, unterstützt noch durch die ER-PPK und Langstreckenraketen des Thors waren durch die Nebelwand geschnitten. Es hatte für den Bruchteil einer Sekunde ein unheimliches Bild geformt, als sich die Strahlen des kohärenten Lichts an den Partikeln des Rauchs brachen und den weißen Rauch in ein rotes Leuchten hüllten. Monair hatte gehofft, dass es kein schlechtes Omen war.
Nur einer der Laser traf seinen Mech und brannte eine hässliche Bresche über den rechten Arm, der andere Laser ging unter seinem Arm hindurch und steckte eine Modeboutique hinter ihm in Brand.
Der Strahl der PPK und die Raketen waren dabei nicht auf ihn gemünzt und trafen nur zum Teil den abgehockten Nightstar seines XOs. Vor allem die Raketen verwüsteten die Straßen weitläufig, als nur eine knappe Handvoll in den Mech einschlug.
Doch es war nur der erste Schlag, dem sofort die Vergeltung folgte. Zwar konnte Monair nur mit der schnell ladenden LSR20 seines Mechs auf Distanz angreifen, doch unterstützt wurde er noch von nicht weniger als 60 weiteren Langstreckenraketen, die auf langen Flammenstrahlen aus den Rohren der Striker glitten. Wie viele von diesen den anvisierten Cauldron Born wirklich erwischten und wie viele auf der anderen Seite des Rauchs für weitere Straßenschäden sorgten, konnte Monair nicht eindeutig sagen. Er konnte nur erkennen, dass der Pilot einiges an Können brauchte, um seinen strauchelnden Mech vor dem Sturz zu bewahren.
Riffan hingegen balgte sich mit dem Thor und schickte ihm als Antwort zwei der überschallschnellen Gausskugeln, zusammen mit dem künstlichen Blitzschlag seiner eigenen PPK. Beide Kugeln trafen und rissen den hoch aufragenden Mech herum, während die Teilchenschleuder nur eine unbeteiligte Verkehrsampel vernichtete, die neben dem Gegner gestanden hatte. Im Vergleich zu den LSRs war der dadurch angerichtete Schaden wahrscheinlich noch ein Bonus für den städtischen Verkehr gewesen.
Um nicht weitere Treffer einstecken zu müssen, bevor sie an ihre Feinde heran waren, beschleunigten die beiden Clanner auf ihre Höchstgeschwindigkeit und preschten mit fast 90 Sachen über den Asphalt.
Es war keine gute Idee gewesen.

Ein einzelner LSR-Carrier hatte vor dem Gefecht seine neue Donnermunition in rauen Mengen auf der Straße verteilt und sie von einer Seite bis zur anderen auf einer Länge von fast 120 Meter mit Minen verseucht.

Als der Cauldron Born nun als erster die Nebelwand durchbrach, war er auch der erste, der unangenehme Bekanntschaft mit den reichlich vorhandenen Minen machte. Es verschlug dem Mech das linke Bein als er es aufsetzen wollte und ließ ihn stolpern und stürzen. Auf seinem Weg durch das Minenfeld nahm er noch eine ganze Reihe weiterer Sprengladungen mit seinem ausladenden Rumpf mit.
Der Thor machte es zumindest etwas besser und nutzte seine Sprungdüsen um das vor ihm liegende Hindernis zu überwinden.
Es brachte ihm nicht wirklich viel, denn noch im Flug erfasste ihn Riffans Zielcomputer erneut und beglückte ihn mit einer weiteren Gausskugel und dem Teilchenstrahl seiner PPK. Während die Ionen in eines der wuchtigen Beine des Mechs verschwanden, riss eine Kugel den Arm des Mechs herum, kurz bevor der zum Schuss kam. Statt des Nightstars hatte eine Ladengalerie in der Folge unter dem Ionenstrom des Clanmechs zu leiden. Riffans zweite Gausskugel flog im hohen Bogen an dem herabstürzenden Mech vorbei und würde wahrscheinlich erst in mehreren Kilometern Distanz wieder aufschlagen. Es galt nur zu hoffen, dass es außerhalb der Stadt war und nicht noch weitere Viertel in die Gefechte hineinzog, die bisher noch unbehelligt geblieben waren.

Der Pilot des Thor kniete seinen Mech nach der Landung ab und stützte ihn auf den Lauf seiner Autokanone auf, um ihn doch noch irgendwie auf den Beinen zu halten. Es war keine wirklich gute Idee gewesen, denn die Striker langten nun auch noch mit den Blitz-KSR zu. Mehrere dieser zielsuchenden Projektile erwischten den großen Mech und hüllten ihn in Explosionen, die ihn weitere wichtige Panzerung kosteten.

Monair hingegen prügelte dem gestürzten Cauldron Born weitere Raketen in den Rumpf, unterstützt noch durch die Batterien der Panzer. Als der gebeutelte Clanner mühsam wieder auf die Beine kam, waren die Spuren der Verwüstung mehr als deutlich.
Der rechte Torso stand offen wie ein Scheunentor und die Aktivatoren des dazu gehörenden Arms standen in einem so abstrakten Winkel zur restlichen Maschine, dass nicht mehr mit deren Einsatz zu rechnen war. Auch das linke Bein war eine einzige Ruine, völlig zernarbt von den diversen Treffern und selbst das Cockpitdach war von mehreren Raketen getroffen worden.
Aus einem einstmals gefährlichen Kampfgerät war ein trauriges Wrack geworden, auch wenn es immer noch kampfbereit war. Allerdings schoss der einzelne schwere Laser, zu dem sich der Clanpilot noch entscheiden konnte, meilenweit an dem hoch aufragenden Atlas vorbei.

Es war nicht das einzige Unglück der beiden Clanner, denn jetzt erst waren zwei weitere Mechs in Seitenstraßen versteckt aktiv geworden. Es waren die restlichen Mitglieder der Kommandolanze.
Als sich der Thor nun nicht nur reichlich Panzern und Mechs gegenübergestellt sah, versuchte er schnellstmöglich Land zu gewinnen, doch die Chance gaben ihm weder der Nightstar , noch der erwachte Zeus oder Awesome . Zusammen kreuzigten sie den angeschlagenen Clanner im Feuer ihrer Waffen. Die einzelne Schrotschussladung, die der Clanpilot noch abfeuern konnte, tat nicht mehr viel zur Sache, sie zerschoss eh nur verschiedene Wohngebäude.
Danach fraßen sich zwei Blitzschläge des Awesome bis in die Struktur des linken Arms vor und zerstörten die wenigen verbliebenen Granaten für die Autokanone. Als wäre das noch nicht ausreichend gewesen, zerschlug eine der beiden Gausskugeln auch noch das Magazin der LSR und ließ die dort befindliche Raketenmunition in die Luft fliegen. Nachdem auch noch die Teilchenschleuder des Zeus die rechte Torsoseite des Thor durchschlagen hatte und die Reaktorabschirmung weiter beschädigte, stolperte der Mech nur noch einen Schritt vorwärts und kippte dann vorne über.
Ob der Pilot bereits durch die Neurorückkopplungen der detonierenden Munition oder erst durch den Sturz ums Leben gekommen war, ließ sich im Nachhinein nicht mehr sagen.

Auch Monair hatte in der Folge leichtes Spiel mit dem ihm gegenüber stehenden Clanner. Kaum noch zu einer koordinierten Bewegung fähig, versuchte er von seiner gewaltigen Schnellfeuerkanone Gebrauch zu machen, musste aber erkennen, dass das Traktat, das seine Maschine hinter sich hatte, nicht nur die Aktivatoren beschädigt hatte. Als er die Waffe auszulösen versuchte, flogen nur ein paar Funken, dann blieb das System still.
Monair ließ ihm nicht mehr die Gelegenheit, auf eine andere Waffe umzuschalten und schritt auf ihn zu, um endlich auf seine eigene MechHunter Autokanone zurückgreifen zu können. Im Gegensatz zu der des Clanners arbeitete seine einwandfrei. Lange Flammenzungen schlugen aus dem Stummellauf der Kanone, als sie zusammen mit Lasern und KSR das Ende des Clanners einläutete. Von den Lasern traf kein einziger, doch das war gar nicht mehr nötig, als die Autokanone die letzten Stützstreben des linken Beins durchtrennte und sich durch die Rumpfstruktur nach oben arbeitete, wo sie auf die Magazine der gegnerischen Ultra-Autokanone traf. Die Explosionen der Kurzstreckenraketen wirkten geradezu harmlos, als mehr als gut eine Tonne Sprengstoff in den Magazinen detonierte. Der angeschlagene Mech kippte auf die Seite, verlor noch den angeschlagenen rechten Arm und verbog sich dann so unglücklich, dass die Abschirmung des Fusionsreaktors brach. Der Clanpilot hatte keine Möglichkeit mehr die Rettungsautomatik auszulösen, als der sonnenhelle Feuerball unter ihm platzte.
Die Detonation, die den Mech restlos verzehrte, drückte die Wände zahlreicher Häuser in der unmittelbaren Nachbarschaft ein.

Als Monair jetzt näher trat, konnte er nur den Kopf schütteln.
„Die beiden sind hin. Aber es sind noch mehr als genug da draußen“, erklärte Riffan und wartete auf den Befehl des Oberst.
Natürlich waren die hier hin, aber zu welchem Preis? Sie selbst – ihre Mechs und Panzer –hatten recht wenig geblutet, aber das Stadtviertel hatte beträchtliche Schäden abbekommen.
„Diese Turkina gibt unseren Männern beträchtlich zu schaffen. Er hat schon Richards Archer ins Jenseits befördert. Jean, wir sollten uns beeilen und ihnen zu Hilfe kommen.“, warnte ihn sein XO eindringlich.
Natürlich würden sie das müssen. Vor allem würden sie die Kämpfe eindämmen müssen, wenn sie nicht weitere Bereiche Neo Dijons in eine Trümmerwüste verwandeln wollten.
„Du hast wohl recht“, gab sich der Oberst schweren Herzens geschlagen und wandte der Atlas in Richtung einer Seitenstraße, durch die sie die Minenfelder umgehen konnten.

Auf dem Weg zum nächsten Kampf fand Monair auch wieder die Zeit, um sich um eingehende Funksprüche auf anderen Frequenzen zu kümmern. Am dringlichsten schien ihm ein steter Funkverkehr auf der Bataillonsfrequenz des Zweiten.
„Gib ihm Deckung … Zu spät, er hat ihn schon … TÖTEN!!!“, brüllte es ihm dort entgegen.
„Overlord hier, wo ist der Hammer?“, fragte er an, um sich in diese Kommunikation einzuklinken.
„Hammer zwei hier“, antwortete Jakob Eisenstadt stellvertretend, „sind auf der 14. und arbeiten uns mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Phillipa vor.“
„Was ist mit Ulf?“, wollte der Kommandant wissen, „Ist der Devastator schon wieder ausgefallen?“
„Von wegen! Der stürmt uns voran und macht alles platt, was ihm in die Quere kommt. Er hat einen Uller zu einem handlichen Bündel Altmetall zertreten und einen Black Hawk zusammengeschossen. Gerade eben hat er einen Cougar eliminiert, bevor der überhaupt zum Schuss kommen konnte. Sir, der dreht uns vollkommen durch!“, berichtete Eisenblatt wenig begeistert.
„Wieso..?“
„Er hat seine Freundin vor den Überbleibseln ihres Hauses gefunden. Sir, das hat ihn völlig aus der Bahn geworfen! Der Kerl ist ein Berserker! Wenn den überhaupt noch etwas aufhalten kann, dann konzentriertes Feindfeuer. Bisher hat er seine Gegner gar nicht erst so weit kommen lassen.“
„Dann werden sie ihn weiterstürmen lassen müssen. So lange er unsere Feinde beseitigt, soll es mir recht sein. Versucht ihn so gut wie möglich den Rücken frei zu halten.“
„Verstanden Sir“, erwiderte Eisenblatt.

Monair konnte nur den Kopf schütteln. Dieser Kampf entwickelte sich mehr und mehr zu einem Alptraum für ihn. Nicht nur dass die Clanner vor ihm wüteten, jetzt tobte auch noch einer seiner eigenen Leute seinen Rachdurst in seinem Rücken aus. Und er erwartete nicht, dass Jarren besonders viel Rücksicht auf seine Umwelt nahm. Ein weiteres Signal zeigte eine dringende, eingehende Nachricht an. Sie kam vom Raumhafen.
„Overlord hört“, meldete er sich bei der Luftüberwachung.
„Sir, wir haben hier eine beunruhigende Anzeige“, meldete sich der Sensorspezialist.
„Inwiefern beunruhigend? Kommen auf einmal irgendwelche Jäger von denen wir bisher noch nichts wussten?“
„Nein Sir, der Miraborg hat die verbliebenen acht Jagdmaschinen ausgeschleust von denen wir wussten. Unsere Jäger befinden sich im Nahkampf mit ihnen und konnten bereits einen weiteren Abschuss verbuchen. Aber das ist es nicht.“
„Rücken sie mit der Sprache raus“, forderte Monair, dem die Geduld abhanden ging.
„Sir, wir empfangen eine neue EMP-Signatur am Zenithsprungpunkt.“
„Ein ankommendes Sprungschiff?“
„Sir, die Signatur eilt dem Schiff nun schon um mehr als drei Minuten voraus. Jedes uns bekannte Sprungschiff wäre längst wieder aus dem Hyperraum ausgetreten.“
„Oh nein…“, brummte Monair nur.
„Sir, wir erwarten ein ankommendes Kriegsschiff.“

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
23.05.2005 17:05 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

32.

Platz der Phillipa, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Zaturins Hoffnungen sanken innerhalb weniger Minuten gegen Null. Sein Glauben war von der massiven Gegenwehr der Lyraner genauso schwer angeschlagen worden wie von der Arroganz Briens, mit der er hier zurückgelassen worden war.
Wahrscheinlich wäre es nicht so schlimm gekommen, wäre er nicht so niedergeschmettert gewesen, wenn er wenigstens eine angemessen ausgestattete Truppe ins Feld hätte führen können, so wie es für die Krieger seines Clans üblich sein sollte. Doch genau an der fehlte es hinten und vorne. Leans humpelnder Conjurer hatte es nicht einmal auf das vor ihm liegende Schlachtfeld geschafft und Zaturin musste sich selbst zurückhalten und die wenige Munition und Panzerung sparen, die ihm zur Verfügung stand.
Vielleicht wäre es auch besser gelaufen, wenn sich ihre Einheiten flexibler auf die Gegebenheiten des Gefechtes hätten einstellen können. Aber Brien hatte ihnen die Möglichkeit verweigert um seinen Triumph zu vergrößern. Er wollte die Feinde umgehen und einkesseln – gerade so als wären die Verbände, die ihnen hier den Weg versperrten, die einzigen Feinde, die hier noch kämpften.
Zaturin hatte den argen Verdacht, das Brien immer mehr den Bezug zur Realität verlor. Anders konnte er sich nicht mehr erklären, wie der Sternencolonel ihn und seine angeschlagene Truppe ausgerechnet hier zum Aushalten zurücklassen konnte. Briens eigener Schlachtplan war darauf abgestimmt gewesen, dass sie die feindliche Truppe überraschten und überrumpelten.
Genau das war nicht eingetreten.
Doch statt sich zurückzuziehen, sollten er und das Dutzend ihm unterstellter Kämpfer die vor ihnen liegenden Feinde stellen und halten, damit Brien und seine servile Dienerin die Stellung umgehen und sie in die Zange nehmen konnten.
Zaturin hielt das für absoluten Irrsinn.
Angesichts ihres aktuellen Zustands hätten sie vielmehr den Guerillakrieg fortsetzen müssen, mit dem sie überhaupt erst hierher gekommen waren. Sie hätten sich zurückziehen und in Außenposten oder Dörfern dringend benötigtes Material suchen müssen um ihre schwer beschädigten Maschinen zu reparieren. Nur durch eine fortgesetzte Hinterhalttaktik sah er eine reale Möglichkeit, diesen Kampf für sich zu entscheiden, aber nicht, indem er auf einen schnellen Überraschungsschlag gegen eine wesentlich besser bestückte Gefechtseinheit hoffte. Brien hingegen, dieser Ausbund an Arroganz, verheizte sie hier.
Wie zur Bestätigung seiner Vermutung versuchten sich in diesem Augenblick ein Enfield und ein Shadow Hawk in eine neue Stellung vorzuarbeiten, um ihn und zwei andere Maschinen seiner kläglichen Truppe in eine neue Zwickmühle zu zwingen. Doch anscheinend hatten die fremden Piloten dabei ihre eigene Deckung ziemlich außer Acht gelassen oder nicht mitbekommen, dass Zaturin sich in seine jetzige Stellung vorgearbeitet hatte. Er brauchte nur noch die Kanonen auf doppelte Geschwindigkeit zu stellen und abzudrücken.
Unter hellem Kreischen verfeuerte sein Mech fast 800 Kilogramm Munition in Richtung des Enfield . Zwar traf nicht jeder Schuss, aber mit einer Quote von über 70% machte er dennoch aus dem 50-Tonner einen nutzlosen Schrotthaufen, der fast direkt vor seinen Füßen zusammenbrach. Sein Kumpan zog es daraufhin vor, sich auf seinen Sprungdüsen in Sicherheit zu flüchten.
Doch der kleine Triumph hatte einen weiteren, herben Beigeschmack. Aber dass ihm bei der Hochgeschwindigkeitstortur eine seiner Kanonen endgültig den Dienst versagte und eine leere Patronenhülse fraß, passte nur zu Zaturins besonderem Glück an diesem Tag. Natürlich hätte er es besser wissen müssen, denn unter normalen Umständen hätte die Technikerkaste die Verschlüsse der Schnellfeuerkanonen bereits vor Beginn der Gefechte wegen Verschmutzung und Überbeanspruchung ausgetauscht. Was hier und unter diesen Umständen aber nicht möglich war, denn sie waren von normalen Umständen meilenweit entfernt. Es passte einfach nur zu seinem Tag. Zaturins seufzte aus tiefstem Herzen auf.
Doch statt sich in Selbstmitleid zu ergeben, musste er sich abermals anrückender Infanterie erwehren. Die vier MGs hielten die unvorsichtigen Fußsoldaten fürs erste kurz, aber wahrscheinlich würde das nicht mehr lange gut gehen. Selbst die Munition seiner kleinkalibrigen Waffen ging zur Neige.
„Habe meine Position erreicht“, funkte ihn in diesem Augenblick Serena in ihrem Matador an.
Es wurde auch Zeit, denn die permanenten Feuerschläge indirekt gelenkter LSR verursachten zunehmend inakzeptable Schäden. Als Hauptursache für diesen extrem schädlichen Beschuss hatte Brien schon vor einer ganzen Weile einen lyranischen Longbow ausgemacht, der sie konstant mit bis zu 50 Raketen auf einmal eindeckte. Doch dieser Bedrohung würde er jetzt ein Ende bereiten.
„Ich gebe Feuerschutz. Wenn ich ‚jetzt’ rufe, springst du ab. Vernichte diesen stravag Taugenichts!“, gab er noch einmal durch und konzentrierte sich damit wieder auf das, wofür er hierher gekommen war.
Es war seine Aufgabe die Stellung zu halten, bis sich der Sternencolonel endlich wieder dazu bequemte zurückzukommen. Genau das würde er machen und zwar genau zu seinen Bedingungen. Er bedauerte es lediglich, dass ausgerechnet in diesem Augenblick die vierte Kanone nicht mehr zur Verfügung stand. Andererseits hatte es mit Sicherheit auch etwas gutes für sich, denn mit der verstopften Zuführung hielten die mittlerweile sehr begrenzten Munitionsvorräte noch ein wenig länger.
Zaturin atmete noch einmal die kühle, klimatisierte Luft seines Cockpits ein, dann trat er an die Deckungslinie der Gebäude, die ihn bisher verborgen hatten.
„Jetzt!“, brüllte er dann durchs Mikrofon und ließ den Bane mit wuchtigen Schritten aus seinem Versteck rennen. Wie er nicht anders erwartet hatte, wurde er sofort von einem halben Dutzend feindlicher Mechs und Panzer erfasst. Doch damit hatte er gerechnet und stellte seinen Mech quer zur Laufrichtung. Kreischend und funkenschlagend rutschte die Maschine über die Fahrbahndecke und bot ihren Gegnern nur ein widriges Ziel, das weitgehend nicht zu treffen war. Natürlich erleichterte es auch ihm nicht gerade die Arbeit, doch im Gegensatz zu seinen Gegnern schoss er auf ein stehendes Ziel.
Der Longbow hatte sich seit ihrem letzten Schusswechsel keinen Meter bewegt und versuchte ihn auch in diesem Augenblick nur mit seinen reichlich vorhandenen Raketenwerfern zu erfassen.
Doch dazu ließ es Zaturin gar nicht erst kommen. Kurz bevor er in der gegenüberliegenden Seitenstraße verschwand, bekam er von der Zielerfassung eine halbwegs brauchbare Zielbestätigung und feuerte. Aus nunmehr nur noch drei Läufen zuckten lange Flammenbahnen. Granaten schossen in langen Bahnen auf den feindlichen Mech zu. Wie schon die unklare Erfassung angedeutet hatte, reichte es nicht aus, um alle Geschosse ins Ziel zu lenken. Aber Zaturin war bereits froh, als er eine Vielzahl von Einschlägen auf der überschweren Waffenplattform verzeichnete. Den Rest musste er seiner Kameradin im Nahkampfmech überlassen, die bereits über die Häuserzeile gesprungen war, als Zaturin den bockenden Mech in die neue Deckung weiterer Häuser gesteuert hatte. Von dem anstehenden Gefecht bekam er nur die Akustik mit, doch diese deutete mit einem lauten Knall auf das Ende eines Mechs hin.
„Serena?“, fragte Zaturin nach, als er keine Bestätigung hörte.
„Verdammte Surats!“, fluchte die, als sie sich nur wenig später wieder auf ihren Sprungdüsen in Sicherheit brachte.
„Was ist los?“
„Savashri! Sie haben mir den linken Arm abgeschossen, glaubt man das! Der Longbow ist vernichtet, aber da stehen noch mindestens zwei schwere Panzer mit Infanterieunterstützung. Das eine war wahrscheinlich ein Demolisher . Der hat mir den wichtigen Waffenarm abgeschossen. Freigeburten!“, fluchte die eigentlich zierliche Mechkriegerin, von der wahrscheinlich nie jemand angenommen hatte, dass sie es doch noch durch die harte Ausbildung zur Mechkriegerin schaffen würde. Doch mit derselben Zähigkeit, mit der sie diese Ausbildung geschafft hatte, hatte sie auch hier ihren Mech unter Kontrolle.
Aber Zaturin verstand ihre Sorgen nur zu gut. Die drei mittleren Impulslaser und die Hälfte der gegen Infanterie so wichtigen Maschinengewehre waren in dem Arm montiert gewesen. Durch diesen Schaden hatte Serena auf einen Schlag fast die Hälfte ihrer Feuerkraft eingebüßt.
„Wir werden hier in Stücke geschossen, wenn wir hier noch weiter ausharren müssen!“, beschwerte sie sich bei ihrem Vorgesetzten, „Wo ist Brien und seine Truppe?“
„Auf dem Weg“, meldete der sich urplötzlich und ließ bereits die schweren Laserkanonen über einen vorwitzigen Bulldog -Panzer spielen. Dessen Rückenpanzerung hatte wenig Chancen gegen die brutale Wirkung dieser Lichtwerfer und ließ den Panzer in einer großen Rauchwolke vergehen als das kohärente Licht den Tank durchbohrte.
Schlussendlich – fast schon zu spät – meldete sich der Sternencolonel doch noch in diesem Gefecht zu Worte. Natürlich genau rechtzeitig, um die von Zaturins Kämpfern angeschlagenen oder zurückgeschlagenen Truppen wie auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Wahrscheinschlich würde er sich die anstehenden Abschüsse alleine auf seinem Kodax verzeichnen. Wie üblich.
Zaturin knurrte in sich, als er sah, dass sie als Freigeborene des Clans schon wieder ausschließlich dazu da gewesen waren, die Drecksarbeit für die Damen und Herren Wahrgeborenen zu erledigen. Er war sich absolut sicher, dass sie nur noch verheizt wurden, egal ob von ihrem alten Sternencolonel auf Denitzli oder jetzt von Brien. Sie wurden für die Arroganz eines weiteren wahrgeborenen Kometen geopfert. Es würde sich wohl nie mehr etwas an seinem Schicksal ändern.
Genau in diesem Augenblick kam eine weitere Meldung herein, die ihn in dieser Meinung nur noch bestärkte. Sie kam von der Jadeschwinge , ihrem am Zenithsprungpunkt wartenden Sprungschiff.
„Sternencolonel! Ein Kriegsschiff ist im System eingetroffen. Nach unseren Anzeigen handelt es sich um die Frost Falcon , einen unserer Aegis -Kreuzer!“, meldete Sternencaptain Mell von Bord ihres Schiffes.
„Sehr gut! Endlich zeigt unsere Khanin, dass sie sich dem Weg, den wir gegangen sind, nicht verschließen kann. Wir werden siegen und wir werden diese Welt für Clan Jadefalke in Besitz nehmen! Jetzt erst recht!“, verkündete Brien voller Zuversicht.
Zaturin konnte nur den Kopf schütteln. Offensichtlich musste es immer so kommen. Ausgerechnet in einer so kritischen Situation wie diesem Gefecht, bekam dieser verdammte Surat von Brien genau die Unterstützung, die er brauchte um sich noch deutlicher zu profilieren. Zaturin fiel dabei nicht mehr viel ein.
„Sternencaptain Zaturin!“, erging genau in diesem Augenblick der Befehl an ihn, „Nehmen sie sich ihre Mechkrieger Serena und Gordan und decken sie unsere rückwärtige Position. Ich habe keinen Kontakt mehr zu Sternencaptain Rait und seiner leichten Einheit. Womöglich wurden sie überrannt.“
Auch das schien ihm nur zu normal. In genau dem Augenblick, in dem noch am ehesten Ruhm zu ernten war, drängelten sich die Wahrgeborenen vor und schoben die Freigeburten, die sich auch so schon alles mühsam erkämpfen mussten, in die hinteren Reihen ab. Alleine die Art, wie ihn der Sternencolonel nur noch mit spitzen Fingern anfasste, verstärkte Zaturins Hass. Die Drecksarbeit durften sie erledigen, aber den Ruhm nahmen andere für sich in Anspruch.
„Pos, Sternencolonel“, zischte Zaturin dennoch und machte sich auf den Rückweg, während Brien und seine Gefolgsleute das Schlachtfeld von der Seite her aufrollten.
Er hingegen durfte sich auf Phantomjagd begeben, weil einem von Briens Schosshunden das Funkgerät ausgefallen war. Und wenn dem nicht so war und sie tatsächlich einem überlegenen Feind in die Arme liefen, würden sie auch keine Chance mehr haben, seinen Befehl in Ruhm und Ehre umzusetzen.
Serena in ihrem angeschlagenen Matador und Gordan in seinem nicht minder mitgenommenen Conjurer setzten sich an seine Seiten und folgten der Straße, die sie gekommen waren. Wen wunderte es noch, dass sie mit Ausnahme der Stalking Spider Simmons die einzigen Krieger der zweiten Reihe in Mechs der zweiten Reihe waren, die übrig geblieben waren? Wen wunderte es, dass es ausgerechnet sie waren, die zur Deckung des hinteren Schlachtfelds abkommandiert wurden? Es passte doch einfach zu gut…
Was hingegen nicht passte, war die irritierte Meldung der Sprungschiffkapitänin.
„Sir? Die Frost Falcon aktiviert ihre Waffen. Was soll das..?“
Auch Zaturin überraschte dieser Zug, denn das Kriegsschiff würde noch Tage brauchen um einen ersten Feindkontakt entgegen zu sehen. Außer… Außer es ging undenkbares vor sich.
Weniger überrascht zeigte er sich, als er hinter der letzten Biegung bereits feindliche Symbole auf dem Display angezeigt bekam. Es waren deutlich mehr als nur eines oder zwei. Es war mindestens ein ganzes Dutzend, das da über ihn und seine beiden Begleiter herfallen würde. Aus irgendeinem Grund war es nicht anders zu erwarten gewesen.
Als er das Zoom seiner Zielkamera auf den vordersten Mech richtete, bekam er ein Gefühl von Déjà-vu. Diesen wuchtigen Mech an vorderster Front hatte er doch schon einmal gesehen. Oder hatten die Sphäroiden noch mehr davon aufzubieten? Auf jeden Fall sah er einen Devastator auf sich und seine Kameraden zurasen. Konnte das sein?
Es war innerhalb weniger Sekunden müßige Spekulation, denn der überschwere Mech und der ihn begleitende Salamander eröffneten das Feuer auf seine Begleiter. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verschwand der schon vorher angeschlagene Conjurer Gordans in den Explosionswolken von an die vierzig Raketen. Die Überreste, die wenig später am Boden lagen, waren praktisch nicht mehr einsatzbereit, auch wenn der konventionelle Reaktor den Mech noch nicht abgeschaltet hatte. Auch Serenas Mech war ein einziges Wrack, nachdem der Devastator ihn förmlich ausgeweidet hatte. Zwei PPK-Treffer und eine Gausskugel, die den mittleren Torso aufgesprengt hatte, hatten ihrem Mech den Rest gegeben. Die zerschlagenen Überbleibsel stolperten, fielen einfach nach hinten um.
Für Zaturin bedeutete das eines. Die Illusion, dass sie diesen Kampf je erfolgreich abschließen würden, war verflogen. Wenn er seinen Anzeigen trauen durfte – und daran hatte er keine Zweifel – folgten diesen beiden Schwergewichten mehr als nur das befürchtete Dutzend weiterer, kampfbereiter Mechs. Niemals würde er alleine eine derartige Flut aufhalten können und sie würden auch mit dem Sternencolonel Schluss machen, wenn er bis dahin noch durchhielt. Erst in diesem Augenblick wurde er sich der Tatsache bewusst, dass er das Feuer der beiden Angreifer überhaupt nicht erwidert hatte. Aber wozu noch? Dieser Kampf war gelaufen und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das alle anderen einsehen würden. Wenn sie es überhaupt jemals einsehen würden…
Sollte der Sternencolonel doch sehen, wo er blieb. Für Zaturin war dieser Krieg vorbei und mit ihm auch alles, was Brien ihnen versprochen hatte. Die Lüge endete hier und jetzt. Die Arme des Bane sanken zu Boden, als Zaturin sich seinem Schicksal ergab.
Es kam nur wenig später in Form einer vollen Salve des Devastator , die die dürre Panzerung des ausladenden Mechs durchschlug, die Reaktorabschirmung gleich an mehreren Stellen zerstörte und die Rettungsautomatik aktivierte. Kurz bevor der Schleudersitz Zaturin aus dem zerstörten Mech heben konnte, schlug die Feuerwalze der unkontrollierten Fusionsreaktion über ihm zusammen. Sternencaptain Zaturin bekam das Ende des Kampfes um Clermont nicht mehr mit, aber in seinem Inneresten hatte er schon lange zuvor gewusst, wie es für ihn ausging.
Er war verheizt worden.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
01.06.2005 21:08 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

33.

Baugrube der First Bank of Coventry, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Nur kurze Zeit vor diesem heftigen Gefecht hatte Shanna die Baustelle erreicht, die sie schon vorher ihren Kameraden auf dem Taktikschirm angezeigt hatte.
Von hier aus wären sie auf eine Parallelstraße zum großen Platz gestoßen und hätten die Möglichkeit gehabt, die Verteidiger zu umgehen. Hätten sie ihnen in den Rücken fallen können, wäre es ein leichtes gewesen, diesen Widerstand zu brechen und bis in die unterirdische Kaserne ihrer Feinde einzudringen. Die Lyraner von dort zu vertreiben, wäre ein Kinderspiel gewesen und mit der Isorla, die sie dort vorgefunden hätten, hätten sie ihre Maschinen mit Sicherheit wieder flott machen können um auch noch die letzten Reste versprengter Widerständler auszuheben.
Aber das war alles als schöne Planung hinfällig geworden, als sie mit ihren vier Mechs auf einmal den wiederauferstandenen Überresten des dritten Bataillons gegenüberstand. Es musste das Dritte sein, denn von keiner anderen Teileinheit hatte sie die Existenz eines Battlemasters gemeldet bekommen. Nur hier erhob er sich wieder hinter seinen Schützlingen in die Höhe und schien auf sie und ihre Gefährten zu warten.
Shanna schätzte ihre Chancen neu ein und kam zu einem eher ernüchternden Ergebnis. Mit vier teils schon angeschlagenen Maschinen stand sie einer mehr als doppelt so großen Anzahl feindlicher Battlemechs gegenüber, die zu allem Überfluss auch noch Unterstützung durch unzählige Panzer erhielten, die die Seitenstraßen verstopften und einen Ausbruchsversuch fast zwangsweise zum Scheitern verurteilten.
So wie es aussah, gab es nur eine Möglichkeit, das hier zu entscheiden: Sie würden es auskämpfen müssen.
Eigentlich war diese Aussicht auf ein Gefecht erregend. Der bevorstehende Kampf bedeutete zusätzlichen Ehre und mit den niedriger gebotenen Kräften würde es noch mehr Ruhm bedeuten. Doch sie hatte ihren eigenen Kampf dem größeren Gefecht unterzuordnen und am Hauptplatz erwartete man ihr Eintreffen bereits sehnsüchtig. Sie war auch so schon mehrere Minuten zu spät.
Es schien nur noch eine weitere Option zu geben, beide Erwartungen zu erfüllen. Eine, auf die sie nun alle Hoffnungen legte. Eine Möglichkeit, die ihr die Gelegenheit gab, ihren eigenen Racheschwur in die Tat umzusetzen. Kurz bevor ihre Begleiter, allen voran der Executioner und der Night Gyr , in die Grube springen konnten, hielt sie sie zurück.
„Das hier wird mein Kampf“, erklärte sie und baute eine Richtfunkfrequenz zum gegnerischen Mech auf.
„Ich bin Sternencaptain Shanna von den 12. regulären Falken. Ich fordere den Piloten des Battlemasters zu einem Zweikampf heraus.“
Wenn sie es richtig wusste, würde das hier der erste Kampf nach Zellbrigen werden, der auf diesem verfluchten Planeten überhaupt ausgeführt wurde. Vorausgesetzt, dass ihr Gegenüber überhaupt darauf einging.
„Kommandanthauptmann Fritz Falkenau, Kommandeur des dritten Bataillons der 6. lyranischen Armee“, meldete sich ihr Kontrahent in aller Formalität.
Allerdings weigerte sich Shanna, dass dieser Surat so was wie einen Nachnamen haben könnte. Nur Blutnamen hatten die Ehre, als solche getragen zu werden und eine Freigeburt würde niemals so etwas besitzen. Weder einen Blutnamen noch Ehre.
„Nur sie und ich?“, fragte Falkenau noch einmal nach.
„Dieses Duell wird nur von uns beiden ausgeführt. Ich verbiete jede Einmischung meiner Sternkameraden“, erwiderte Shanna stolz.
Würde irgendeiner ihrer Sternkameraden vor einer Attacke durch diese Freigeburten in den Kampf eingreifen, würde sie ihm wahrscheinlich persönlich den Kopf abreißen. Aber viel wahrscheinlicher war, dass diese ehrlosen Subjekte aus der Inneren Sphäre das nur als eine Gelegenheit ansahen, sich einen kurzen Gefechtsvorteil zu verschaffen. Doch so leicht würde sie es keinem Surat dieses Universums machen. So etwas kam ihr nicht einmal ansatzweise in den Sinn. Erst recht nicht, wenn mit der Frost Falcon die Beobachter ihres eigenen Clans endlich im System eingetroffen waren.
„Und was werden ihre Kameraden in der Zwischenzeit machen?“, wollte Falkenau stattdessen wissen.
„Sie werden ihren eigenen Kampf suchen. Sie werden ihren Ruhm auch ohne mich steigern können.“, erwiderte Shanna und schickte die drei Mitstreiter ohne Umschweife durch eine der schmalen Seitengassen davon. Die beiden Manticores , die ihnen dort den Weg versperrten, waren kaum in der Lage, ihnen genügend Widerstand zu leisten. Wie sie nicht anders erwartet hatte, zog ihr Gegenüber entsprechend nach und schickte seine Kameraden samt Panzerunterstützung los um die Feinde zu stellen. Bis auf einen Rifleman und einen Rommel -Panzer, die als so etwas wie Sekundanten zurückblieben.
„Nur wir beide“, erklärte Falkenau und richtete das Zielsystem auf den Warhawk .
„Seyla!“, erwiderte Shanna und stampfte mit ihrem Mech eine Rampe hinunter in die mehr als 10 Meter tiefe Baugrube, die sie sich als eine Art des Kreis der Gleichen ausgesucht hatten.
Die Baugrube war überflutet worden, als im Rahmen der Kampfhandlungen entweder der Strom für die Entwässerungspumpen ausgefallen war oder die Kanalisation durch ihre eigenen Aktionen vor einer Woche zusammengebrochen war. Im schlammigen Wasser war der Boden nicht zu erkennen, was angesichts fortgeschrittener Baumaßnahmen einen trügerischen Untergrund bedeutete.
Aber Shanna verstand nicht, was den Kommandeur dazu trieb, sich in diesem Kessel zu stellen. Er musste doch wissen, dass sie ihm in dieser leer geräumten Arena deutlich überlegen war. Ein helles Klingeln aus der Zielerfassung bestätigte ihre Meinung.
Als sie abdrückte, schlugen dem humanoiden Battlemaster zwei schwere ER-Laser, eine schwere Ultraautokanone und das neue VTR-Waffensystem entgegen. Shanna hatte noch nicht viel Zeit gehabt, um mit diesen neuen Raketen und ihren völlig unterschiedlichen Munitionssorten zu experimentieren, aber sie schienen sich zu bewähren. Lediglich die Tatsache, dass der Lyraner seinen Mech einfach von der Rampe springen ließ, bewahrte ihn davor, alle abgefeuerten Waffen als Treffer einstecken zu müssen. Immerhin flogen einige der Granaten und Raketen an dem 85-Tonner vorbei. Die schweren Laser hingegen brannten tiefe Breschen in den ausladenden Brustkorb des feindlichen Mechs, gefolgt von Granaten und fünf Raketen, die sich über die Arme und Beine des Mechs verteilten. Es wunderte sie bereits, dass dieser Surat bei dieser Bewegung überhaupt noch etwas traf, aber immerhin hatte er es irgendwie geschafft zwei seiner Impulslaser in ihre Maschine zu schicken. Doch gegen den von ihr angerichteten Schaden waren die beiden mittelschweren Laserwaffen ein schlechter Scherz. Unter diesen Umständen würde sie mit Sicherheit endlich ihr Versprechen wahr machen können und diesen Battlemaster , der sie schon einmal zum Narren gehalten hatte, zur Strecke bringen.
Erneut fixierten sie sich gegenseitig und schossen. Granaten, Raketen, Laserbahnen und eine einzelner PPK-Blitz flogen über den aufgeweichten Untergrund und zerstörten Panzerung und Umgebung. Erneut hatte der Battlemaster viel deutlicher einstecken müssen als sein Gegenüber aus dem Clanraum. Doch noch immer weigerte sich dieses Mistding umzufallen, ungeachtet der qualmenden Narben, die seinen Torso verunzierten.
„Sir? Die Frost Falcon aktiviert ihre Waffen. Was soll das..?“, kam es in diesem Augenblick über Funk.
Es musste die Kapitänin des Sprungschiffs gewesen sein, die diese verstörte Meldung abgegeben hatte. Es beschäftigte Shanna nur am Rande, denn ihre volle Konzentration galt der Auslöschung dieses titanischen Mechs.
„Keine Macht dieser Welt kann mich stoppen“, verhöhnte sie diesen Fritz aus der Inneren Sphäre noch zusätzlich und ihre Waffen verdeutlichten diese Aussage noch.
Dampf stieg bereits rund um die Beine ihres Mechs auf, als kühles Wasser aus der Baugrube auf kochend heiße Wärmetauscher traf.
„Es wird immer etwas geben, was sie stoppen kann und wenn nicht ich es bin, wird es ein anderer sein, wenn nicht sogar einer aus ihrem eigenen Clan. Irgendwann wird irgendwer kommen und sie aufhalten“, prophezeite ihr Gegenüber ihr.
Es reizte Shanna noch weiter und sie trieb ihren Mech weiter voran, in die schier unablässig zuckenden Impulsnadeln ihres Gegners hinein. Selbst mit ihren vorangegangenen Beschädigungen und dem was sie beim Einmarsch in die Stadt abbekommen hatte, würde es nicht ausreichen, um sie zu Fall zu bringen.
„Sie schießen auf uns! Die Frost Falcon hat das Feuer auf uns eröff…“ gellte mit einem Schlag die Meldung über den Funk und brach dann abrupt ab.
Es war unzweifelhaft erneut die Kommandantin des Tramp gewesen. Aber das war doch ihr Sprungschiff. Ein Sprungschiff ihres eigenen Clans. Wie konnte das sein?
Shanna war so abgelenkt, dass sie selbst auf kurze Distanz fast das gesamte Waffenarsenal daneben setzte. Nur ein einzelner Laser schaffte es noch, die Schulter ihres Gegners zu streifen.
Er hingegen nutzte die Gelegenheit, um sein gesamtes Waffenarsenal auf einmal in ihren stockenden Mech zu versenken. Warnungen gelten, als die Raketen rund um sie einschlugen und die Laserbahnen weitere wichtige Panzerungen von ihrem Mech abtrugen. Shanna hatte Mühe ihre Maschine aufrecht zu halten und musste mit einem Ausfallschritt versuchen, den Warhawk zu stabilisieren.
Doch ihr Tritt ging ins Leere.
Unter der trüben Wasseroberfläche, die bisher kaum mehr als die Fußaktivatoren umspült hatte, war auf einmal nichts mehr. Der rechte Fuß verschwand in einem fast drei Meter tiefen Fundamentloch. Unter lauten Warnmeldungen kippte ihr Mech seitlich über und schlug hart auf einer gegossenen Betonplatte nur wenig daneben und knapp unter der Wasseroberfläche auf. Shanna schlug hart in die Gurte ihrer Liege und sah die Sterne tanzen als ihr Kopf gegen eine Konsole knallte. Sie musste sich erst einmal schütteln um wieder klar zu werden.
Als sie die Anzeigen ihres Mechs überflog, war es das erste Mal seit langem, dass sie die Anzeige für ihren rechten Arm unmittelbar von rot auf schwarz springen sah. Der Sturz hatte ihre Panzerung zerbrochen und die Ultraautokanone unbrauchbar gemacht.
„Stravag Surat!“, schrie sie und zerrte das Bein aus dem Loch.
„Sie haben die Waffen gewählt, ich das Gelände. Man sollte immer wissen, wo man sich zum Kampf aufstellt“, erwiderte er ihr verbissen.
Es war eine Erklärung, die ihr die Zornesröte ins Gesicht trieb. Er hatte sie hierher gelotst. Er hatte sie hier zum Kampf gestellt, weil er als Einheimischer gewusst hatte, wie die Baugrube vor ihrer Überflutung aussah. Er hatte die nötigen Navigationsdaten um seinerseits nicht in eines dieser heimtückischen Löcher zu trampeln.
ER.
Dieser verdammte Surat wagte es tatsächlich, sie herauszufordern. Das würde er ihr bezahlen.
Wütend stellte sie den vornüber gebeugten Mech wieder auf seine ausladenden Beine und ließ ihn aufstampfen. Es war zwar nur zur Prüfung des Untergrundes, aber es hatte auch psychologische Wirkung.
Ohne zu feuern begann der Battlemaster sie zu umrunden.
Doch Shanna dachte nicht daran, wie ein tobender Stier auf diesen Torero loszugehen. Stattdessen schaltete sie das Zielsystem ihres Feuercomputers um. Es war zwar schwer, aber nicht unmöglich, einen sich bewegenden Mech gezielt anzuvisieren. Nicht bei den Möglichkeiten, die ihr zur Verfügung standen. Nicht bei dem Können, das sie als wahrgeborene Kriegerin Clan Jadefalkes an den Konsolen eines Battlemechs bewies.
Der Torso des Warhawk schwang herum und nahm den Titanen aufs Korn.
Sie brauchte nur eine Sekunde Ruhe, dann würde er sein blaues Wunder erleben.
Doch in genau diesem Augenblick ging ein weiterer Funkspruch ein.
„Hier spricht Sternencolonel Marakai Shambag vom Aegis -Kreuzer Frost Falcon des stolzen Clan Jadefalke.
Das von der schwarzen Kaste gekaperte Sprungschiff Jadeschwinge konnte ausfindig gemacht und vernichtet werden. Ein erneuter Übergriff der Piraten auf das Territorium Clan Jadefalkes ist hiermit unterbunden worden. Die Bedrohung durch die schwarze Kaste wurde eliminiert.
Eine weitere Einmischung in die Angelegenheiten der Lyranischen Allianz ist nicht von Nöten.
Shambag Ende.“
Shanna war wie vom Blitz getroffen. Schwarze Kaste? Piraten? Aber es war doch ihr Sprungschiff gewesen. Ein Sprungschiff des Clans. Dieser Kampf wurde doch für die Werte Clan Jadefalkes ausgetragen! Wie konnten sie da … nein.
Sie verweigerte sich noch immer der Möglichkeit, dass ihr Clan sie fallen gelassen haben könnte. Sie hatte damit gerechnet, dass sie für ihren von den Khaninnen nicht abgesegneten Angriff gerügt würden. Sie hatte sogar damit gerechnet, ihre Taten in einem Widerspruchstest rechtfertigen zu müssen. Aber abgeschworen und zur schwarzen Kaste ausgestoßen werden?
„Ihr Kampf ist vorbei. Er ist sinnlos geworden“, erklärte ihr der Pilot des Battlemaster .
Doch das sah Shanna nicht so.
„Nein!“, zischte sie, „Niemals. Ich bin kein Pirat. Ich bin Krieger Clan Jadefalkes. Eine Wahrgeborene aus dem Haus Newclay. Niemals werde ich der schwarzen Kaste angehören!“
Untermalt wurde diese Selbstbestätigung durch einen langen Feuerstoß aus den beiden Lasern. Keiner traf bei dieser rein impulsiven Handlung, aber sie lösten ihre Pilotin zumindest wieder aus ihrer Starre.
„Dieser Test ist nicht zu Ende! So lange noch einer von uns lebt, wird er kämpfen. Für die Werte des Clans!“, schrie sie heraus und verfolgte den Battlemaster .
Der drehte sich ihr erneut zu und feuerte wieder aus allen Rohren.
„Ich bedauere das zutiefst.“, zischte Falkenau in der Gluthitze seines Cockpits, „Ich bedauere es zutiefst, dass sie selbst einen verlorenen Kampf noch nicht aufgeben.“
„Niemals werde ich aufgeben!“, schrie sie vor Wut und überschüttete ihr Gegenüber mit einer ganzen Ladung hochexplosiver Raketen. Doch der Battlemaster am anderen Ende der Baugrube wankte noch nicht einmal und schien sie mit seiner Beharrlichkeit verspotten zu wollen.
„Bedauerlich“, zischte Falkenau und richtete seine Waffen wieder auf den Warhawk .
Erst jetzt ging Shanna wieder zum Sturmangriff über und ließ ihren Mech in einem wilden Lauf durch das Wasser pflügen. Nichts schien sie nun noch aufhalten zu können, weder der feindliche Beschuss, noch die Hitze ihrer eigenen Waffen, noch der tückische Untergrund. Ein grüner Sprühnebel über der rechten Schulter des Battlemasters verkündete sein nahendes Ende genauso wie das halbe Dutzend von Raketeneinschlägen. Sie konnte nicht verlieren.
Aber der überschwere Mech gab sich nicht so leicht geschlagen und feuerte seinerseits mit dem ganzen ihm zur Verfügung stehenden Arsenal. Selbst wenn ein paar der Impulslaser daneben gingen, so war es doch die pistolenartige PPK, die den schlimmsten Schaden anrichtete.
Verschiedene Hilfsmonitore und ein Teil ihrer Hauptkonsole lösten sich in einem Funkenregen auf, als der bläuliche Teilchenstrom über den rechten Torso geißelte und ihren hochentwickelten Feuerleitcomputer in einen Haufen wertlosen Elektronikschrott verwandelte. Aber auf die kurze Distanz würde sie den Apparat nicht mehr brauchen. Hier konnte sie nur noch ein Wunder von der Vernichtung dieses Surats abhalten können.
Das Wunder kam in Form einer nicht ausgehärteten Betonplatte einen Meter unterhalb des Wasserspiegels.
Shannas Mech sackte in den weichen Beton ein wie in Morast. Der riesige Warhawk steckte bereits nach dem ersten Schritt so gut wie fest, war im wahrsten Sinne des Wortes wie einbetoniert. Shanna schrie vor Wut, als ihr klar wurde, dass sie ihrem Gegner ein weiteres Mal auf den Leim gegangen war.
„Niemals! Niemals! Niemals, niemals, niemals!“, schrie sie auf und feuerte, was ihre Waffen hergaben.
Der Battlemaster hatte sich aber schon längst wieder in Bewegung gesetzt und trotzte dem ihm entgegenschlagenden Feuer mit einer stoischen Ruhe, die sie fast wahnsinnig machte. Weder der geplatzte Wärmetauscher noch ein zerschossener Laser konnten ihn davon abhalten, hinter sie zu treten.
„Ihr Krieg ist vorbei“, ermahnte er sie in aller Ruhe.
„Niemals!“, brüllte sie und begann die Weise ihrer Ausbildung zu rezitieren, die auch Brien ihr schon vorgehalten hatte.
„Wenn wir einen Mech haben, werden wir kämpfen. Wenn wir eine Pistole haben, werden wir unsere Gegner erschießen. Wenn wir unbewaffnet sind, werden wir unseren Feinden an die Kehle springen und sie zerfetzen. Ich werde niemals aufhören zu kämpfen!!!“

Fritz Falkenau sah diesen Fanatismus fassungslos mit an. Er verstand seine Gegnerin nicht, aber vielleicht war es einfach nur zu menschlich um es einem Clanner zuzugestehen. Alles wofür sie gelebt hatte, alles woran sie geglaubt hatte, alles wofür sie ihr Leben lang trainiert hatte, war mit einem Schlag in Frage gestellt worden.
Wer wurde da nicht verrückt?
Aber Fritz konnte es auch nicht zulassen, dass sie ihn weiterhin gefährdete. Gerade als der Arm mit der Raketenlafette zu ihm herumschwingen wollte, löste er erneut alle Waffen aus, die ihm noch zur Verfügung standen. Der bis zu den Hüften im Zement versunkene Battlemech wurde von praktisch allem aufgespießt, was noch vorhanden war. Verbleibende Panzerung wurde abgerissen und in alle Richtungen davon getragen, Stützstreben und andere Mechinnereien flogen hinterher. Seine Kurzstreckenraketen verwüsteten den übrigen Rumpf bis in den mittleren Torso hinein und trennten den Raketenarm vom Rumpf.
„Niemals!“, hustete die Pilotin über Funk.
Fritz erfasste die Überreste des Mechs noch einmal mit den ihm zur Verfügung stehenden Lasern und feuerte. Der Mech brach unter diesem Bombardement zusammen, bis schließlich der Fusionsreaktor explodierte und die Überreste des einst gefürchteten und stolzen Kampfkolosses verzehrte. Als sich die Explosionswolke legte, blieben nur die im Beton steckenden Beinstümpfe übrig.
Die Pilotin war nicht ausgestiegen.
„Mögest du den Frieden finden, den du im Leben nie finden konntest“, murmelte Falkenau als die Gluthölle seines Mechcockpits nachließ.
Angewidert von so viel Zerstörung und Sturheit wandte er seinen Mech um und kehrte zu seinen Kameraden zurück.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
03.06.2005 15:23 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

34.

Platz der Phillipa, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Der Kampf um die Phillipa hatte mit dem Eintreffen von Brien und seinen Leuten deutlich an Härte zugenommen. Durch das Erscheinen des Sternencolonels hatten die Clanner neuen Mut gefasst und sich zu einer neuen Attacke aufgerafft, die das angeschlagene Zentrum der feindlichen Verteidigung zu durchbrechen drohte.
Doch zusammen mit Brien waren auch die acht Mechs aus Monairs Führungskompanie sowie deren Panzerunterstützung auf dem Schlachtfeld aufgetaucht und hatten den Angriffsversuch erneut zurückschlagen. Übrig blieben von dieser Attacke zwei ausgebrannte Brutus und ein beinloser Mad Cat , der von einer KSR-Selbstfahrlafette endgültig zusammengeschossen wurde. Die Schlacht um diesen entscheidenden Platz war zu einem einzigen Gemetzel verkommen, in dem keine Seite einen Schritt zurückweichen wollte.
Doch Sternencolonel Brien kämpfte wie besessen. Er gönnte weder sich noch seinem Mech, noch seinen Untergebenen eine Pause. Immer wieder hetzte er alles was er aufzubieten hatte gegen potentielle Ziele. Nichts konnte ihn stoppen. Weder die Meldung von Zaturins schmählichem Selbstmord, noch der Verlust seiner Adjutantin. Einige seiner Kameraden befürchteten bereits offen, dass er deren Tod noch nicht einmal registriert hatte.
Als die drei übrig gebliebenen Maschinen aus Shannas Vorhut zeitgleich mit dem Funkspruch des Kriegsschiffkommandanten eintrafen, registrierte Brien dem Anschein nach nur die unmittelbare Lageveränderung.
„Sehr gut, dass ihr endlich eintrefft!“, brüllte er über Funk, „Vernichtet den Banshee auf eurer 10-Uhr-Position! Er ist offensichtlich ein Anführer dieser nichtswürdigen Surats!“
Doch statt auf seinen Funkspruch zu reagieren, schienen die drei überschweren Mechs für einen Moment wie erstarrt auf eine Erklärung zu warten. Einen anderen Funkspruch als seinen eigenen hatte es in Briens Bewusstsein nie gegeben.
„Schießt endlich!“, schrie er sie an, doch als sie endlich seinem Befehl Folge zu leisten versuchten, war Brandners überschwerer Mech bereits wieder hinter einem der zerschossenen Häuser in Deckung gegangen.
„Wir werden siegen! Wir werden sie vernichten! Wir werden beweisen, dass wir Clan sind!“, peitschte der Sternencolonel weiter auf seine Leute ein.
Der kurze Sturmlauf der drei schwergewichtigen Clanomnis endete in einem gewaltigen Feuerhagel, an dessen Ende erneut mehrere Panzer, ein Striker Battlemech und der letzte Gargoyle der Angreifer zerstört zurückblieben.
Es ging für ihn nur noch um den Sieg. Eine andere Option gab es für ihn nicht. Das hatte er bereits gewusst als er diesen Angriff geplant hatte, aber nun war es sicher. Und er wusste, dass sie gar nichts anderes als siegen konnten.
Gemeinsam mit den ihn begleitenden Summoner und Hellbringer rückte er erneut erbarmungslos vor und verwandelte einen Cataphract in Altmetall, der sich zu sehr auf die Unterstützung der ihn begleitenden Panzer verlassen hatte.
Die Surats aus der Inneren Sphäre würden ihn niemals aufhalten können. Nicht wenn sie so kämpften. Und selbst wenn sie sich verbessern würden, würden sie keine wirkliche Chance haben, redete er sich ein.
Auch die den Cataphract begleitenden Panzer verschwanden unter dem Beschuss seiner Laserkanonen und der Rückendeckung seiner beiden Begleiter.
Wie hatte es sein können, dass die Innere Sphäre oder diese Verteidiger hier so lange gegen sie durchgehalten hatten? Brien verstand es nicht. Selbst wenn er gewollt hätte.
Doch auf alle Fragen gab es eine Antwort und die Antwort auf seine Frage kam in Form eines wütenden Devastator , der mit ziemlicher Verspätung auf dem Schlachtfeld erschien.

Ulfs Blutrausch hatte in der Zwischenzeit etwas nachgelassen, aber seine blinde Wut war in der Zwischenzeit einem kalten Hass auf jeden Clanner mutiert. In ihm wütete nur noch der Wunsch jeden Clanner zu erschießen, der ihm über den Weg lief.
Der erste, der das deutlich zu spüren bekam, war ein einzelner Ryoken , der mit schnellen Ausfällen immer wieder für Verwirrung auf dem Platz gesorgt hatte. Aber der Pilot des schnellen, mittelschweren Mechs hatte den Fehler begangen, sich fast ausschließlich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. Das Verhängnis kam hingegen von hinten. Als er sich mehr oder weniger auf idealer Schussdistanz vor dem 100-Tonner zeigte, war es um ihn geschehen.
Nachdem zwei Gausskugeln, eine PPK und noch eine beschränkte Anzahl von Lasern mit ihm fertig waren, war der ehemals gefürchtete Mech nichts weiter als eine verdrehte Stahlskulptur. Der Pilot hatte nicht einmal die Möglichkeit bekommen, sich für die blitzartige Attacke gegen seinen Rücken zu revanchieren.
Eine ihn begleitende Stalking Spider , die noch einmal auf ihren Sprungdüsen zu entkommen versuchte, wurde von den smaragdgrünen Nadeln eines schweren Impulslasers und einer Vielzahl von Raketen verfolgt, bis sie außer Sicht irgendwo aufschlug. Wer ihre endgültige Vernichtung in Angriff nahm, war mittlerweile unerheblich, denn mit dem Eintreffen von mehr als zwei Dutzend weiterer Mechs war das Schicksal der verbleibenden Clanner so gut wie besiegelt, auch wenn es sich Ulf nicht nehmen lassen würde, für das Ableben eines jeden einzelnen zu sorgen.

Noch während Ulfs Bataillon auf den Platz drängte, verstanden die meisten Clanner, dass ihnen die letzte Stunde geschlagen hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten nur noch acht Jadefalken den Angriff überlebt.
Eine Dragonfly , die es trotz massivem Beschuss bis zu diesem Zeitpunkt durchgestanden hatte, setzte sich augenblicklich auf ihren Sprungdüsen ab.
Wohin der Pilot flüchten wollte, wusste Ulf nicht, aber er wusste, dass er nicht weit kommen würde. Auch wenn dieser Omnimech unglaublich schnell war, den Hubschraubern und Schwebepanzern, die ihn verfolgen würden, würde er nicht entkommen.
Ein schwer angeschlagener Vulture hingegen rannte ohne größere Gegenwehr ins schlimmste Feuer hinein. Wenn es eine ungestümere Art gab, Selbstmord zu begehen, dann war sie Ulf nicht bekannt.
„Kämpft für eure Ehre!“, schrie Brien seinen Männern zu, auch wenn der Kampf längst aussichtslos war.
Doch damit hatte er sich vor allem für Ulf zu erkennen gegeben. Endlich wusste er, wer der Anführer dieses Kampfes war, wer den Krieg nach Clermont gebracht hatte.
„Du!“, brüllte Ulf den Sternencolonel an.
Brien wollte ihn zu erst gar nicht bemerken und sich über einen angeschlagenen Orion hermachen, doch erneut ereilte ihn der Ruf.
„Du!“, schrie Ulf dem unglaublich breiten Mech hinterher.
Nur der Anführer konnte seine Leute so antreiben und nur der Oberbefehlshaber konnte sich bis zur entscheidenden Schlacht zurückhalten um bis zum letzten Augenblick das Zepter aus der Distanz zu schwingen. Wie in der Inneren Sphäre geschah es auch bei den Clans. Weder der Pilot des Kraken , noch die Kriegerin im Masakari waren für diesen Wahnsinn hier verantwortlich. Nur dieser hier konnte das sein.
„Du verdammtes Miststück!“, brüllte Ulf dem Clanner hinterher.
Der Pilot der Turkina feuerte eine volle Salve in den am Boden liegenden Orion und gab ihm keine Chance mehr, jemals auf die Beine zu kommen.
Ulf brannte vor lauter Wut und zerrte das Fadenkreuz über den breiten Jadefalkenmech. In der unmenschlichen Hitze seines Cockpits war das keine leichte Sache, aber davon ließ er sich nicht mehr beeindrucken. Für ihn galt es nur noch, den Schlächter zu erlegen, der für all das hier verantwortlich war.
Für die Zerstörung Clermonts.
Für die Vernichtung jeder zivilen Grundlage dieser Welt.
Für den sinnlosen Tod vieler Hundert Soldaten.
Für den bedenkenlosen Opfertod der Zivilbevölkerung.
Für Hährens verwaiste Kinder.
Für die Ermordung seiner Seline.
Das Fadenkreuz blinkte golden, doch die nicht sichere Zielerfassung war Ulf egal, als er einen weiteren Alphaschlag auslöste. Zwei der mittleren Laser verschwanden in einem Businesscenter hinter dem Clanner, der Rest traf jedoch mit vernichtender Wirkung den überschweren Clanmech. Eine Gausskugel schlug in das nach hinten geklappte Kniegelenk am rechten Bein, während die andere große Teile der linken Armpanzerung abplatzen ließ. Die Partikelschleudern fraßen sich in die Rumpfpanzerung und ließen die gehärteten Stahlfaserplatten abschmelzen wie Butter in der Sonne. Der Schaden des einzelnen Lasers war da nur noch Nebensache. Trotz der Urgewalten, die über ihn gezogen waren, kippte der Mech nicht um, aber zumindest konnte sich Ulf der Tatsache sicher sein, dass er nach dieser Attacke die Aufmerksamkeit des Clanners für sich hatte.
„Ehrlose Barbaren“, zischte ihn der feindliche Pilot an, als er seinen Mech zur neuen Bedrohung umdrehte.
„Wer ist hier ehrlos?“, fragte Ulf aufgebracht zurück und rückte mit seiner schweren Maschine weiter vor.
„Nur ein sphäroider Surat tritt die Ehre mit Füßen und versucht einen wahrgeborenen Krieger in den Rücken zu fallen.“
„Nur ein verdammter Clanbarbar kommt auf die Idee, Zivilisten in seinen Krieg zu verwickeln. Du verdammter Bastard hast die ganze Welt als Geisel genommen um deinen Willen durchzusetzen.“, giftete Ulf zurück um in der Zwischenzeit seinen Temperaturhaushalt wieder in den Griff zu bekommen.
Der Thermalscan des Clanners zeigte ihm, dass der mit praktisch den selben Problemen zu kämpfen hatte. Doch es würde nicht mehr lange dauern, bis beide wieder aufeinander losgehen konnten.
In der Zwischenzeit nahmen Brandners Begleiter und eine ganze Reihe von Strikerpanzern den Gladiator auseinander, der sich zu weit vorgewagt hatte, um die Banshee des Hauptmanns zu vernichten. Es war ein ungleicher Kampf zwischen roher Gewalt und gebündelter Feuerkraft. In weniger als zehn Sekunden verschwanden zwei Striker von der Bildfläche, nur wenig später von den Überresten des großen Clanmechs gefolgt, der in einer Reaktorexplosion verging. Ein zur Hilfe eilender Night Gyr konnte nur noch den Kampf weiterführen, seinen Kameraden aber nicht mehr retten.
„Für die Ehre des Clans!“, feuerte Brien seine wenigen verbliebenen Männer an, doch der weitere Ausgang war unabwendbar.
Gerade noch eine Handvoll Clanner stand einer mehr als zehnfachen Übermacht gegenüber.
„Nein. Nicht für die Ehre des Clans. Ausschließlich für dich!“, fauchte Ulf den feindlichen Kommandeur an.
Dessen Mech ruckte das erste Mal. Selbst beim massiven Beschuss zuvor hatte sich der Sternencolonel der Situation besser gewachsen gezeigt.
„Es ging hier nie um die Ehre deines Clans, es ging immer nur um deine eigene Ehre.
Du hast das hier nicht für deinen Clan getan, sondern für dich. Dein Clan hat dich schon abgeschworen. Für sie bist du ein Renegat. Ein Pirat, der auf einem nicht autorisierten Raubzug in der Inneren Sphäre ist. Du hast deinem Clan Schande gemacht, sonst würden sie nicht zu solch drastischen Mitteln greifen.
Du hast deine Khaninnen verraten, die offensichtlich nicht besonders begeistert sind von dieser Eigeninitiative.
Du hast deine Kommandeure verraten, denn die haben bereits die Positionstest für eure Nachfolger eingeleitet. Du hast sie hintergangen, als du ihre Sterne für deine Mission geraubt hast.
Du hast sogar deine Kameraden und Untergebenen verraten, denn du hast sie wiederholt über deine Absichten im Unklaren gelassen und sie in sinnlosen Missionen verheizt, um diese Welt für dich in Besitz nehmen zu können.
Es ging immer nur um dich. Niemals um den Clan. Du hast alle belogen und betrogen um deine eigenen Ziele zu erreichen. Du bist nichts weiter als ein ehrloser, egoistischer Verräter an allem, was deinem Clan heilig gewesen wäre!“
Brien traf es wie einen Hammerschlag und selbst die Vernichtung des Hellbringer zu seiner Rechten konnte ihn nicht aus seiner Paralyse holen.
„Nein!“, zischte er entsetzt.
„Doch. So ist es!“, fauchte Ulf ihn an, „So und nicht anders, du Mistkerl.“
„Niemals!“, schrie Brien auf und riss den Mech zum Devastator herum.
Ulf konnte kaum auf die plötzliche Bewegung reagieren und feuerte eher instinktiv. Bis auf den Strahler an seinem Mechkopf gingen alle Laser daneben. Eine PPK brannte eine lange Furche in den Asphalt und eine Gausskugel ging zwischen dem rechten Arm und Torso hindurch ohne Schaden am feindlichen Mech anzurichten. Der Rest schien den Clanner überhaupt nicht zu beeindrucken.
Dafür richtete das Arsenal des Sternencolonel umso größeren Schaden an. Eine der schweren Laserkanonen brannte sich mit einer immensen Gewalt durch eine empfindliche Stelle der mittleren Torsopanzerung und verdampfte die Reaktorabschirmung unterhalb des Cockpits. Ein weiterer Schuss aus einem mittleren Laser fraß die Kopfpanzerung zur Gänze auf und Ulf meinte bereits die Hitze spüren zu können, als sich der Laser durch die unter ihm liegende Struktur wühlte. Aber wahrscheinlich war es nur der tobende Reaktor, der ihn mit seiner Gluthitze bestrahlte. Die Granaten der feindlichen Autokanone prasselten über den gesamten Rumpf seiner Maschine, während die Raketen vorwiegend seine Beinpanzerung verwüsteten.
„Niemals!“, keuchte Brien als er den taumelnden Devastator weiter mit den Geschützen verfolgte, „Niemals werde ich ein Verräter an den Idealen Clan Jadefalkes sein!“
„Das warst du schon, als du diesen eigenmächtigen Angriff geplant hattest!“, zischte Ulf zurück, der in seiner persönlichen Sauna kaum weniger schwitzte als der Clanner.
Aber es war nicht die Hitze alleine, die ihm zu schaffen machte. Er hatte das Gefühl, dass ihm der Reaktor durch die Stiefelsohlen hindurch die Beine verbrennen wollte. Egal bei welcher Temperatur. Doch weder dadurch noch durch etwas anderes ließ er sich noch davon abhalten, diesem verdammten Mistkerl den Garaus zu machen.
Erneut fixierte er das Visier über dem platt gedrückten Clanmech und feuerte mit den schweren Waffen. Erneut verwüsteten die Gaussgeschütze weite Bereiche des Clanmechs und ließen Stahlpanzerung wie feinen Flitter in der Umgebung niedergehen. Abermals zerschmolz der hochenergetische Teilchenstrahl seiner Partikelschleudern wichtige Panzerung über dem riesigen Mech, der sich wegen seiner eigenen Hitze kaum noch rühren konnte. Die beiden Laserkanonen, mit denen er ihn eigentlich treffen wollte, verbrannten lediglich das Gras um das Denkmal.
„Für alles wirst du büßen. Für die Soldaten, die deinetwegen in den Tod gegangen sind…“, raunte Ulf und unterdrückte einen Brechreiz, der ihn unwillkürlich überkam.
„Für all die Zivilisten, die unter dir und deiner ruhmsüchtigen … Bande zu leiden hatten…“
Es musste der Reaktor sein, der ihn langsam vergiftete. Das hier waren Anzeichen von hohen Strahlendosen.
„Für Seline und all die anderen Zivilisten, die wegen dir und deinem Ehrgeiz umgekommen sind.“, spie Ulf noch einmal aus, bevor er endlich die beiden nachgeladenen Gaussgeschosse in seinen Gegner schickte.
„Niemand wird mich jemals stoppen. Niemals werde ich aufgeben, ein Jadefalke zu sein“, röchelte der Sternencolonel und hämmerte eine weitere Ladung Granaten ins rechte Bein des Devastator .
„Niemals wirst du deine eigene Verblendung einsehen wollen, du ignoranter Bastard!“, fluchte Ulf zurück und schoss erneut mit dem ganzen Waffenarsenal, das ihm zur Verfügung stand.
Überhitzung war für ihn kein Thema mehr. Die Gaussgeschütze waren noch nicht so weit, aber auf den Rest konnte er schon wieder zurückgreifen. Auf die kurze Distanz, um die es mittlerweile ging, brauchte er nicht einmal mehr aufs Fadenkreuz zu achten. Die beiden künstlichen Blitze vereinigten sich kurz vorm Aufschlag und geißelten gewaltige Mengen Panzerung vom linken Arm der Turkina . Zwei der Laser brannten weitere Panzerung von der Brust des Clanners und der letzte Schuss sprengte die letzten Überreste vom linken Rumpf.
„Niemals wird ein Sphärer gegen mich gewinnen!“, heulte Brien dagegen und schoss erneut mit allem, was sein Mech hergab.
Dieses Mal wirkte der Beschuss vernichtend. Unter dem Einschlag beider schwerer Laserkanonen und den Granaten aus Ultraautokanone zerbarst der linke Oberschenkelknochen des Devastator und sandte Ulf ohne jede Chance zum Aufstehen auf den Boden. Doch Ulf verhinderte den Sturz nicht mehr und zog nur noch die Arme vor den Kopf um die schlimmsten Auswirkungen des Absturzes zu verhindern. Obwohl er fest auf der Pilotenliege angeschnallt war, fühlte er sich, als würde er in einem Würfelbecher mitreiten. Der gewaltige Battlemech, den er eigentlich steuerte, rutschte und polterte hilflos durch den Park der Phillipa und die angrenzende Straße. Als er wieder aufsehen konnte, lag er direkt unterhalb des Turkina .
„Niemals wird der Kampf für die Ehre Clan Jadefalkes zu Ende sein!“, brüllte Brien in die Welt hinaus.
„Für dich ist er es“, flüsterte Ulf, der sich kaum noch konzentrieren konnte.
Mit aller Gewalt riss er sich noch einmal zusammen und hielt die fertig geladene Magnetkanone im rechten Arm unter den ausladenden Mechkopf der Turkina und drückte ab. Die gewaltigen Kondensatoren speisten ein letztes Mal ihre ganze Energie in die Magnetpakete entlang der Leitschienen und beschleunigten das melonengroße Geschoss auf mehrfache Überschallgeschwindigkeit. Auf die kurze Distanz zwischen Mündung und Cockpitboden war es für die über 100 Kilo schwere Nickeleisenkugel kein Problem, den Boden zu durchschlagen und auf ihrem Weg zum Dach alles mit sich zu nehmen, was ihr im Weg stand.
Das einzige was, andere sahen, waren die Bruchstücke, Panzersplitter und Cockpitüberreste, die die Kugel explosionsartig um das Austrittsloch im Mechkopf der Turkina verteilte. Für alle anderen war das Ende des Clankommandeurs damit offensichtlich, erst recht, als der enthauptete Clanmech nach hinten umfiel.
Matt ließ sich Ulf auf seiner Pilotenliege zusammensinken. Er hatte sich an allen Clannern gerächt, die er hatte finden können. Er hatte sich für Seline an dem gerächt, der für ihren Tod maßgeblich verantwortlich war. Nun gab es nichts mehr für ihn zu tun.
Mühsam schnallte er sich ab, drückte den Neurohelm von sich und kletterte aus der Notausstiegsluke. Außerhalb des Cockpits lag die Schlacht in den letzten Zügen, doch Ulf registrierte das in seinem apathischen Zustand gar nicht mehr. Kühle Luft umgab ihn und gab ihm eine letzte Frische, die er in der Enge des Mechcockpits so sehr vermisst hatte. Kraftlos taumelte er einige Schritte von seinem Mech weg und fühlte, wie ihn die Erde mit aller Kraft in seine Arme schließen wollte. Er konnte noch einen Schritt machen, dann fiel er auf die Knie. Ob noch gekämpft wurde oder nicht, wusste er nicht mehr. Um ihn schien die Stille einzukehren. Ein leises Rauschen wie von einem Strand pulste durch seine Ohren. Er ließ sich treiben und wollte sich auf diesen Strand legen. Kraftlos brach er auf einem Stück unberührter Wiese zusammen und rollte sich auf den Rücken. Sein Blick ging zum blauen Himmel, der von Rauchschwaden verfinstert wurde. Doch in seinem Gehirn kamen sie als harmlose, weiße Wolken an.
So sah der Frieden aus, ging es ihm noch durch den Kopf, dann versagte ihm auch der letzte Sinn seinen Dienst und es wurde ihm schwarz vor Augen.

__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
22.06.2005 16:41 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Dirty Harry Dirty Harry ist männlich
Colonel


images/avatars/avatar-135.jpg

Dabei seit: 11.03.2004
Beiträge: 3.314

Themenstarter Thema begonnen von Dirty Harry
Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

35.

Platz der Phillipa, Neo Dijon
Chevandon, Clermont
Melissiatheater, Lyranische Allianz

24. September 3067


Oberst Monair stand am Bein seines Atlas . Bis der schwerfällige Sturmmech endlich den Platz des Geschehens erreicht hatte, war der Kampf schon gelaufen. Monair hatte nur noch mitbekommen, wie ein einzelner Night Gyr als letzter Überlebender im Kreuzfeuer von mehr als zwei Dutzend Mechs und Panzern in Stücke gerissen worden war. Die wenigen übrig gebliebenen – es handelte sich nur noch um die geflohene Dragonfly und zwei Jäger – wurden bereits gesucht und hatten ganz allgemein keine Chance.
Der Kampf um Clermont war endgültig entschieden, sie waren als Sieger daraus hervorgegangen.
Aber wenn sich der Oberst umsah, fröstelte es ihn.
Wie jeder andere Krieg auch, hatte dieser seine Spuren an der Stadt hinterlassen. Die Phillipa, einstmals ein Denkmal für die in den Nachfolgekriegen gefallenen Clermonter war zu einer Ruine zerschossen worden. Geradezu bezeichnend fand es Monair, dass der Monolith im Inneren der neogotischen Halle, in dem die Namen aller Toten eingemeißelt waren, durch den Einschlag einer großkalibrigen Granate in zwei Teile gesprengt worden war. Der Kampf um diesen einen Platz war mit derselben erbarmungslosen Härte geführt worden wie auch an anderen Stellen des Planeten und genauso wie anderen Stellen auch, hatte er hier seine eindeutigen Spuren hinterlassen.
Im gleichen Zug dachte er an die anderen Stätten der Verwüstung. Das geothermische Kraftwerk, bei dem die Ingenieure noch immer prüften wie und wann sie es wieder ans Netz bringen konnten. An die Wasserversorgung in Gottes Garten. Die Techs waren bereits seit einer Woche damit beschäftigt, die zerstörten Ventile, Pumpen und Rohrleitungen auszutauschen. An die Zerstörungen in den kleinen Bauernortschaften im Süden, die die Clanner nur deshalb angerichtet hatten, um Neo Dijon und seiner Besatzung die Nahrungsgrundlage vorzuenthalten. All das nur, um sie zum Kampf zu zwingen.
Genauso dachte er natürlich auch an die zerstörerische Attacke auf die Minimon Stahlwerke, die denselben Zweck verfolgten. Der Betreiber der Werke war sich nicht eindeutig sicher, ob er die Werke wieder eröffnen sollte. Der Schaden, den die Jadefalken hier angerichtet hatten ging in die Millionen.
Lediglich der Untergang San Miguels hatte keine schwerwiegenden Folgen hinterlassen.
„Und das alles wofür?“, fragte sich Monair.
„Für die Freiheit?“, konterte Fritz Falkenau, der zu ihm getreten war und auf die Kulisse der immer noch brennenden Häuser blickte.
Selbst wenn die Häuser hier so massiv gebaut wurden, dass sie Naturkatastrophen widerstanden, hatten sie der Waffengewalt, die gegen sie eingesetzt wurde, wenig entgegen zu setzen. Nun lag es an den Feuerwehren Neo Dijons, ein kleines Rom zu verhindern, auch wenn es ihnen schwer fiel, durch die von Wracks verstopften und durch Krater unbrauchbar gemachten Straßen zu kommen.
Dabei wusste Monair genau, wer hier Nero gespielt hatte und er war es nicht.
„Wir haben mehr als einen Sternhaufen Jadefalken vernichtet. Eigentlich eine stolze Leistung für ein simples Linienregiment.“, brummte Falkenau, doch Monair schnaubte nur abfällig.
„Wir haben 60 Jadefalken umgebracht, die wir nie hier sehen wollten. Aber wie viele Clermonter haben sie beim Versuch ihr Ziel zu erreichen umgebracht? Wie viele Beileidsschreiben muss ich schreiben, weil ein einziger Anführer meinte, nur der Kampf würde seinen Ruhm mehren?“, fragte Monair verbittert zurück.
Falkenau musste sich verlegen am Ohr kratzen, bevor er auf einen Compblock hinabblickte um sich einige Zahlen zusammenzusuchen.
„Ich … ich kann nicht sagen, wie viele Bewohner dieser Welt ihr Leben verloren haben. Aber wie es bisher scheint, scheinen sich die Verluste in Grenzen zu halten.
Wir haben mit Hähren 21 Mechpiloten verloren. Bei den Fliegern sind 14 Mann ums Leben gekommen. Wie viele es bei den Panzerfahrern sind, kann ich noch nicht sagen, bei den Infanteristen erst recht nicht.“
Monair versteifte sich bei diesen Zahlen. Wieder waren es fast zwei Dutzend Männer und Frauen, deren Angehörige er direkt benachrichtigen musste. Einige davon kannte er sehr gut, andere nur vom Namen her. Und doch fühlte er sich für alle verantwortlich. Die Last bei den anderen Teilstreitkräften nahmen ihm die jeweiligen Einheitskommandeure ab, doch nichts desto trotz belasteten ihn auch deren Tote. All diese Männer und Frauen waren gefallen, weil sie in einen Kampf gezwungen worden waren, in den sie eigentlich nicht hineingezogen werden wollten.
„War es das wert?“, fragte Monair.
„Es heißt allgemein, das sei der Preis der Freiheit.“
„Der Tod vieler Männer und Frauen, die anderweitig noch ein langes Leben vor sich gehabt hätten?“
„Nein. Die Verteidigung der Ideale, denen wir uns verpflichtet fühlen. All das, was wir unter dem Begriff Freiheit subsumieren. Auch die Freiheit, nicht unter der Knute von militaristischen Clannern zu leben. Die Freiheit, nicht durch seine Geburt bereits als ‚minderwertig’ definiert zu werden. Die Freiheit, auch das zu denken, zu sagen und zu tun, was nicht von den Militärs vorgegeben wird.
Ich definiere Freiheit schon damit, nicht das zu sein, was die Clans geworden sind.“
Monair schnaubte kurz.
„Für diese Freiheit haben wir einen hohen Preis bezahlt und Clermont wird noch einen höheren bezahlen müssen. Der Wiederaufbau wird Monate, wenn nicht Jahre dauern.“
„Ich weiß“, brummte Falkenau.
Beide besahen sich das Schlachtfeld noch einmal. Die rauchenden Überreste von an die 30 Battlemechs und fast genauso vielen Panzern würden bald verschwunden sein, aber die Wunden, die in anderthalb Wochen Krieg gerissen worden waren, würden es nicht.
Von einem nahe gelegenen Feldposten kam in diesem Augenblick ein Oberleutnant herüber. Erst als er den Oberst erreicht hatte, erkannte Monair Jakob Eisenblatt, den kauzigen Juden an Ulf Jarrens Seite. Er hatte ihm während der letzten Gefechte mehr als einmal Rückendeckung gegeben und stand damit endgültig für eine Beförderung zum Hauptmann an. Die anderen Qualifikationen hatte er schon lange. Und freie Stellen gab es mittlerweile auch wieder, wie Monair bitter und in Gedanken hinzufügte.
„Was gibt es?“, wollte der Oberst wissen, ohne seine aktuelle Stimmung allzu deutlich breit zu treten.
„Wir haben mehrere Funksprüche erhalten. Der erste stammt wohl vom Kommandanten des Miraborg , der als letzter verbleibender Clan-Offizier sich anscheinend zu einer Kapitulation durchgerungen hat. Er fragt um die Modalitäten für das weitere Vorgehen an.“
„Allzu viele Möglichkeiten hatte er ja nicht mehr. Sein Clan hat ihn ausgestoßen, sein Sprungschiff ist Geschichte und eine Einsatztruppe gibt es auch nicht mehr“, erkannte Falkenau verächtlich.
„Er hätte sich in seiner falsch verstandenen Clannerehre in die Luft jagen können oder noch schlimmer mit den 10.000 Tonnen auf dem Raumhafen oder in der Raffinerie landen können.“, wandte Monair ein.
Dass sich wenigstens ein Clanner zu einem anderen Weg bekannte, war für ihn das Beste, was an diesem Tag noch passieren konnte. Es wäre unwahrscheinlich geworden, ihn von seinem Plan abzubringen, hätte er es auf etwas anderes abgesehen. Ein hochwertiges Clanraumschiff zu erbeuten, dass sie wahrscheinlich weder behalten durften noch warten konnten, war da nur Nebensache.
„Außerdem haben wir eine Dringlichkeitsmeldung von Melissia bekommen. General Adam Steiner schickt uns die 6. Donegal Regimentskampfgruppe zur Unterstützung…“
„Toll. Die ist doch selbst auf 10% Einsatzstärke runter!“, fluchte Falkenau, dem die Einheitsverfassung aller im Umkreis befindlichen Einheiten aufgrund seiner Stabstätigkeit bekannt war.
„Die aber nur zu unserer Unterstützung da sein werden“, unterbrach ihn Eisenblatt noch einmal beherzt, „Die Khanin der Jadefalken hat ihm eine Vidcombotschaft zukommen lassen, in der sie die Handlungen eines … Sternencolonel Brien als eigenverantwortliche, nicht autorisierte Aktionen abtut. Sie hat bereits disziplinarische Maßnahmen angeordnet, solle er sich je wieder in der Besatzungszone blicken lassen.“
„Eine schöne Umschreibung dafür, was vorgefallen ist.“, kochte der Kommandanthauptmann vor Wut, „Eine nicht autorisierte Aktion… Bei einer autorisierten hätte sie wahrscheinlich den Aegis direkt auf uns gehetzt. Und die disziplinarischen Maßnahmen hat sie mit dem Abschuss des Tramp ja schon erledigt. Scheinheiliges Biest!“
„Wie auch immer. Es wird uns die Zeit und die nötigen Mittel bringen um uns und diese Welt wieder aufzubauen.“, bremste Monair seinen Kameraden und wartete auf die letzte Mitteilung, die Eisenblatt noch für ihn hatte.
„Außerdem … muss ich noch mitteilen, dass Ulf … seinen Verletzungen erlegen ist. Er ist noch auf dem Weg in die Klinik verstorben. Wenn es ihnen nichts ausmachen würde, würde ich mich gerne einen Moment zurückziehen und eine Kaddish für ihn beten.“
„Wir sollten für alle Gefallenen beten. Wenn es ihnen nichts ausmacht, würde ich sie gerne begleiten.“, erwiderte Monair.
Jakob Eisenblatt zeigte sich einverstanden und ging in die zerstörte Halle der Phillipa zurück.
Fritz Falkenau nickte den beiden zu und ließ sie ziehen. Er war nie besonders religiös gewesen und ging stattdessen zum Feldposten hinüber um das weitere Vorgehen zu koordinieren. Es waren zu viele gestorben. Aber es hatten auch sehr viele überlebt und ihnen musste nun die ganze Aufmerksamkeit gelten.
Aber er wusste, auch wenn er den Blick vom eben erst passierten abwendete, die nächsten würden mit Sicherheit bald kommen. Es würden wieder welche kommen, getrieben von ihrem Ehrgeiz und sie würden den nächsten Krieg entfesseln. Doch dann würden die Truppen wieder bereit stehen um den Rest der Menschheit vor ihnen zu bewahren.


Ende


__________________
Krieg ist ein Überdruß an Frieden
24.06.2005 13:18 Dirty Harry ist offline Beiträge von Dirty Harry suchen Nehmen Sie Dirty Harry in Ihre Freundesliste auf
Seiten (2): « vorherige 1 [2] Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
The World of BattleTech » BattleTech Foren » Kurzgeschichten » Bis zum Sieg

Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH