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Zum Ende der Seite springen Chevaliers Season IV 7 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,007 Bewertungen - Durchschnitt: 10,00
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Andai Pryde Andai Pryde ist männlich
Colonel


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Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
30. Oktober 3066, 22:05 Uhr

Christine Sleijpnirsdottir blickte über die weite Ebene und verfolgte die Flugbahn des Jägers bis er außer Sicht war.
Erst dann setzte sie das Fernglas ab und erhob sich unter der wärmeabsorbierenden Plane.
Die Patrouillenflüge des Gegners waren geringer geworden, was den Schluss nahelegte, dass die Verlegung der DEVON´s PRIDE ein Erfolg gewesen war.
Unter höchstem Druck hatten alle Chevaliers mitgeholfen den Lander der Leopard-Klasse wieder so weit flugtauglich zu machen, dass eine Verlegung in die ihr unbekannte Bergkette möglich gewesen war.
Wie sich herausgestellt hatte, war das, was sie anfangs für eine kleine Hügelkette gehalten hatte ein recht ausgedehntes Bergmassiv. Noch dazu äußerst eisenhaltig.
Vorteil des Ganzen war die Tatsache, dass der Feind sie aus der Luft nicht zu entdecken vermochte. Der Nachteil war, dass sie ebenfalls von allem abgeschnitten waren.
Sie waren mindestens genauso blind, im Moment überwog hierbei allerdings der Vorteil für die Chevaliers.
Leider funktionierte die Langstreckenkommunikation immer noch nicht und trotz der Dringlichkeit der Situation hatten sie keine Möglichkeit gefunden den engen Suchraster des Feindes auszuhebeln.
Langsam und mit größter Vorsicht räumte sie die Plane zusammen, so dass sie der Entdeckung durch einen oberflächlichen Überflug standhielt und machte sich an den Abstieg.
Zwei Stunden später stand sie vor der DEVON´s PRIDE, die friedlich in der kleinen Schlucht dalag. Die Tarndecken verdeckten den Großteil des Landers, den Rest hatten sie mit einiger Mühe an das nahe Gebirge angeglichen.
Das perfekte Versteck, leider saßen sie hier auch auf dem Präsentierteller sollte man sie entdecken.
Für eine ausgedehnte Absicherung hatten sie wenig Personal und die wenigen, die ihr blieben schoben bereits Doppelschichten.
Die VTOL Besatzungen und sie selber waren einerseits jederzeit abrufbereit im Falle eines Angriffes und standen im Wechsel als Späher auf den Bergspitzen zur Verfügung.
Die Elementare und das eher klägliche Infanteriekontingent übernahm die Sicherung des Bodenbereiches.
Der Rest kümmerte sich um die Reparaturen des Schiffes.
Ihr STUKA befand sich in dem einzigen freien Katapult an der Backbord Seite der Pride, jederzeit bereit den riskanten Katapultstart in Bodennähe auszuführen, sollte es notwendig sein.
Die wenigen freien Stunden die ihr zum Schlafen blieben verbrachte Kiki regulär in der Cockpitkanzel des Jägers.
Zumindest die letzten zwei Nächte hatte sie dort nicht ganz alleine verbracht.
Ein kleines Schmunzeln stahl sich auf ihr Gesicht und hellte die trostlose Situation auf.
Es war dunkel, als sie unter die Tarnplane trat. Selbst Rowan in seiner riesigen Elementarrüstung war nur schwer in dem Dunkel zu erkennen.
Sie nickte dem Geisterbären zu, als sie an ihn herantrat.
„Neuigkeiten, Captain Kiki?
„Ja, aber keine erfreulichen.“
Nach den Angriffen der beiden BATUs hatten sie in ihrer Eile fast ihre eigentliche Mission vergessen.
Bis Kitty mit dem Kommandeur des BANDIT Panzers aufgetaucht war. Lädiert und unter Schock stehend, aber am Leben.
Sie hatten ein feindliches Basiscamp gefunden, aber leider konnten sie diese Informationen nicht an das Hauptkontingent weitergeben. Nicht wenn sie nicht entdeckt werden wollten und im Moment war das Überleben dieser kleinen Truppe die wichtigste Order.
Sie war nicht bereit ein Himmelfahrtskommando zu starten.
„Das Gute ist, dass die Patrouillenraster scheinbar weiter werden. Aber unsere anfänglichen Fragen wurden beantwortet. Ich habe zwei Jäger mit eindeutiger Diamanthai Bemalung gesehen. Ich halte das nicht für einen Trick. Zumindest kann ich mir sonst nicht erklären, wie sie sich so frei bewegen können.“
Sie konnte Rowans Gesicht nicht sehen, aber seine Körperhaltung sprach Bände und in seiner Stimme schwang Verachtung mit.
„Sie sind kaum bessere Söldner ohne einen Funken Ehre. Die Bezeichnung Clan passt zu diesen Krämertrupp nicht.“
„Das Gute daran ist, dass diese Patrouillen noch laufen und sie uns suchen. Demnach scheinen sie ihre Ressourcen noch nicht anderweitig zu brauchen.“
Oder die Chevaliers waren schon Geschichte.
Wenn die gesamten Diamanthaie auf Caliban dahinter steckten, dann wäre die Einheit leichte Beute gewesen.
Aufgeteilt auf zwei Kontinente und mindestens drei Standorte konnte keine Teileinheit einem ganzen Clan Sternhaufen standhalten.
Der Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht. Mit einem Kopfschütteln schob sie ihn wieder bei Seite.
„Du musst es nur befehlen und ich werde einen meiner Krieger losschicken, damit er eine Nachricht überbringt. Sergeant-Major Kathrin Hawk hat ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt.“
Das war eine Untertreibung. Kitty hatte darauf bestanden, sofort nach der Entdeckung Bandits weiterzufliegen und eine Nachricht an das HQ abzusetzen. Nur schwer hatte Kiki sie vom Gegenteil und der Notwendigkeit der Funkstille überzeugen können. Zumal sie bezweifelte, dass sie überhaupt durchgekommen wäre.

Was auch immer dort draußen vorging. Die Langstreckenkommunikation war total zum Stillstand gekommen und statisches Rauschen beantwortete jeden Versuch.
„Mittlerweile überlege ich wirklich, ob wir das nicht riskieren sollten.“
Rowan antwortete nicht, sondern blickte sie nur geduldig an.
Eine kurze Zeit herrschte ein betretendes Schweigen. Selbst der am Tage so aktive Wind, der durch die Bergschluchten sauste war ruhig.
Kiki seufzte und ließ die Schultern sinken.
„Ich denke wir sollten die Gelegenheit ergreifen. Ich werde Hibari rausschicken!“
Sie wusste, dass dies einen Protest durch Kitty hervorrufen würde, aber der SPRINT war einfach die bessere Lösung. Mit seiner Beagle Sonde konnte er feindliche Einheiten frühzeitiger entdecken und seine Höchstgeschwindigkeit war hoch genug um jedem Feind davon zu fliegen.
Sie warf einen Blick zurück. Irgendwo hinter dieser Schlucht lag die Steinwüste des südlichen Kontinent Calibans und irgendwo dort befanden sich die restlichen Chevaliers. Zumindest hoffte sie das.
„Ich werde Corporal Covo aufsuchen. Ich will kein großes Aufheben darum machen und Hoffnung schüren. Wir können nur beten.“


Feldlager dritte Kompanie, Nördlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 03:51 Uhr

Matthew Brennstein stand vor dem Spiegel und die zwei rot geränderte Augen die ihn daraus anstarrten. Müde rieb er sich über das Gesicht und benetzte es anschließend mit kaltem Wasser.
Die langen Tage zehrten an seinen Nerven und die Sonne, die täglich auf sie niederbrannte, tat ihr übriges.
Während er seiner Einheit regelmäßige Ruhephasen verordnet hatte, blieb er meist bis spät in die Nacht wach und schmiedete Einsatzpläne.
Sein schlechtes Gefühl war nicht abgerissen.
Im Gegenteil, nach der kryptischen und abgebrochenen Nachricht von vor fünf Tagen, war es zu einer eindeutigen Sorge ausgewachsen.
Irgendetwas ging da draußen vor.
Allerdings hatten die Suchmannschaften nichts gefunden.
Keine Spur der DEVON´s PRIDE oder ihrer eventuellen Vernichtung.
Germaine Danton hatte sogar bei den Diamanthaien nach Hilfe angefragt, die bereitwillig einige ihrer Lufteinheiten zusätzlich zur Verfügung gestellt hatten.
Aber auch dies hatte nicht geholfen.
Die Einsatzgruppe blieb verschwunden.
Das musste heißen, dass sie sich versteckten. Zumindest hoffte er das.
Die Kompanien eins und zwei hatten ihre reguläre tägliche Meldung abgegeben und dort blieb alles ruhig. Keine weiteren Angriffe seit dem der Waräger Wache.
Missmutig warf er einen Blick durch das Fenster auf die MIKLAGAARD, die wenige Meter entfernt auf dem Landefeld stand. Danton hatte ihm dieses Kuckucksei untergejubelt und nun lag es an ihm die widerborstige Landerbesatzung im Zaum zu halten.
Immerhin, der Kapitän schien ehrbar zu sein und seine Leute im Griff zu haben. Zumindest sofern er das abschätzen konnte.
Nicht sehr vertrauenserweckend, aber ihm blieb nicht mehr.
Die ROSEMARIE war wieder zur ersten Kompanie ab geordert und würde heute planmäßig abheben.
Derzeit stellten die zweite und dritte Kompanie den stärksten Teil auf dem nördlichen Kontinent, während die erste Kompanie sehr dünn aufgestellt war und über keinerlei Luftunterstützung verfügte. Allerdings waren sie auch auf dem südlichem Kontinent und der DEVON´s PRIDE am nächsten.
Und somit einer potentiellen Gefahr am ehesten ausgesetzt.
Betrübt schüttelte er den Kopf.
Diese taktische Planung lud förmlich zu einem Arschtritt ein.
Er war sich nur nicht sicher, ob Danton dies nicht sogar beabsichtigte. Oder ob er es einfach nur nicht einsehen wollte in seiner ewigen Sturheit.
Nein, Germaine Danton war kein unfähiger Kommandeur. Vielleicht ein Gutmensch und gutgläubiger Naivling, aber definitiv nicht unfähig und in der Regel vertraute er seinen Offizieren.
Dennoch behagte die ganze Situation Matthew nicht.
Wenn die Parder angriffen, würde es zu 99% die erste Kompanie treffen, als verlockendstes Ziel und die nächste Teileinheit bräuchte mindestens drei Stunden bis dorthin.
Eine halbe Ewigkeit in heutigen Zeiten.
Es klopfte an seiner Tür und kaum hatte er sich umgedreht stand Lieutenant Dualla Hildebrand dort.
Ihre dunkle Stirn glänzte vor Schweiß, die Felduniform wirkte eher hastig übergeworfen, das Mausbarret lag schief auf ihrem Haupt.
„Wir haben gerade eine abgehakte Nachricht erhalten. Von Hibari, Sir!“
Matthew riss die Augen auf.
Sofort war er hellwach und griff nach seiner Feldbluse.
Er folgte seinem XO durch die Tür und zur Kommandozentrale.
„Haben wir den Colonel schon informiert?“
Dualla schüttelte den Kopf.
„Wir erreichen ihn nicht. Sämtliche Kontaktversuche scheitern. Smith ist vorhin zur HPG rübergeflitzt und hat bei Comstar angefragt. Scheinbar handelt es sich um atmosphärische Störungen, hervorgerufen durch die starken Sonnenwinde Calibans. Angeblich nicht untypisch, wenn auch dieses Jahr verspätet und intensiver als angenommen.“
„Ach, und unsere lieben Kuttenträger hielten es nicht für notwendig das mal beiläufig zu erwähnen?“
Sofort war sein schlechtes Gefühl wieder da und verdrängte den Funken Hoffnung in ihm.
Wenn es einen perfekten Zeitpunkt für einen Angriff gab, dann diesen.
Der Weg erschien ihm plötzlich doppelt so lange und jede Sekunde wurde zu einer Ewigkeit.
„Die Kompanie soll sich sofort kampfbereit melden. Volle Gefechtsbereitschaft. Schicken sie Hotshot und Rage raus. Ich will volle Luftüberwachung.“
Dualla salutierte und wandte sich dann ab.
Wenige Minuten später stand er in der Kommandozentrale.

„Bericht!“
Ein naher Techniker zuckte kurz erschrocken zusammen, fasste sich aber schnell.
„Wir arbeiten derzeit daran. Die Verschlüsselung hat die Nachricht ziemlich zerstückelt und diese Störungen machen es kaum leichter.“
Eine verschlüsselte Nachricht, ein Standardvorgehen in militärischen Kreisen, aber dennoch beunruhigend.
Matthew wusste, dass jedes Gemecker nicht helfen würde die Sache zu beschleunigen. Er musste geduldig bleiben und hoffen.
Seine Geduld wurde nicht überstrapaziert.
Wenige Minuten später drang ein Ruf zu ihm herüber.
„Ich hab´s!“
Ein paar Schritte durch den Raum und er stand neben einer aufgeregt wirkenden, jungen Frau.
Ohne einen Befehl abzuwarten drückte sie einen der vielen blinkenden Knöpfe auf ihrer Kommstation und die verzerrte Stimme Hibaris drang aus den Lautsprechern.
„Ho…e …ase vo… Hiba… . …eind…ntakt … zwo-n…-fü…f. Bandit … feindliches … bei … . Wiederhole! Ho…e …ase vo… Hiba… . …eind…ntakt … zwo-n…-fü…f. Bandit … feindliches … bei … .“
Die Nachricht war eindeutig abgehackt und von statischem Rauschen unterbrochen, aber die wichtigsten Informationen waren zu erkennen.
Der Feind war hier.
„Haben wir die Koordinaten genauer?“
Die Kommtech nickte und präsentierte ihm eine Reihe von Zahlen.
„Sehen sie zu, dass sie so viel wie möglich aus dieser Nachricht noch herausfiltern und dann schaffen sie das zu Colonel Danton!“
Er wandte sich an den Tech, der neben ihm stand.
„Benachrichtigen sie die ROSEMARIE, sie soll sofort starten und zur ersten Kompanie starten. Rage und Hotshot sollen sich auf Feindkontakte einstellen. Die MIKLAGAARD soll sich ebenfalls vorbereiten.“
Er würde nicht zulassen, dass die Chevaliers auf dem Präsentierteller saßen.
Er warf nochmals einen Blick auf die Koordinaten und dann stürzte er aus dem Raum.
Der Feind war da und die Chevaliers mussten bereit sein.
Die dritte Kompanie war es und sie würden angreifen!


Nahe der Landezone APOLLO
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 04:00 Uhr


Omega strich sich durchs Haar als er das kleine Lager vor sich beobachtete.
Die Annäherung war erfolgreich verlaufen, wie erwartet.
Allerdings war sie komplizierter und deutlich anstrengender als gedacht gewesen.
Diese Jara Fokker war effektiv, das musste man ihr lassen.
Der Sicherheitskordon um das Lager war seit den Angriffen der Waräger Wache sehr eng gestrickt, dennoch war seine Level II sehr nahe an das kleine Lager nahe der Schürfstelle herangekommen. Allerdings noch weit von Schussweite entfernt. Er würde die Jäger vorrausschicken, während sie sich am Boden annäherten.
Die verstärkte Kompanie würde ihnen sicherlich einen guten Kampf liefern und über kurz oder lang auch durchaus obsiegen. Aber darum ging es ihm nicht.
Er warf einen Blick auf seinen Chrono.
Noch fünf Minuten, dann würde es losgehen.
Er freute sich bereits auf den Kampf. Je mehr Ketzer er ins Fegefeuer schicken würde, desto besser. Blake würde mit ihm sein.
Er betätigte die Komm und ein doppeltes Klicken antwortete ihm sofort, gefolgt von vier weiteren.
Sie waren bereit.
Als die rote Digitalanzeige vor ihm auf 04:05 wechselte aktivierte er seinen Reaktor und rief ihn aus dem Ruhezustand.
Der KINGFISHER erwachte mit einem zufriedenen Brummen.
Kaum meldete der Reaktor volle Betriebstemperatur und sämtliche Waffen Feuerbereitschaft setzte er den 90-Tonnen Koloss in Bewegung.
Heute war ein guter Tag zum Blut vergießen!


Landestelle ARTEMIS , Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 04:05 Uhr

Corporal Carl Lindmann hasste Wachdienste. Erst recht die Nachtschicht. Andererseits war es auch von Vorteil. Man stand nicht unter totaler Beobachtung.
Er schultere sein Imperator, griff sich sein Hochglanzmagazin und eilte über den freien Platz an der Landestelle der ARTEMIS zum nahen Toilettenhäuschen.
Es war ruhig in dem kleinen Lager. Selbst die Erzaufbereitungsmaschinen der ARTEMIS schwiegen zu dieser späten Stunde. Dennoch brannte hie und da ein kleines Licht, das von Frühaufstehern zeugte.
Er hatte wenig Lust vom Captain erwischt zu werden, aber dennoch hatte man ja Bedürfnisse.
Sein Weg durch das Lager war zwar kurz, aber erschien ihm wie eine Ewigkeit.
Ein lautes Geräusch ließ ihn zusammenzucken.
Den LYNX in Chevaliers Farben hatte er fast übersehen.
Hastig hob er die Hand zum Gruß und deutete auf das nahe Toilettenhäuschen.
Wie zum Verständnis schien der Mech den Torso zu neigen und setzte sich dann so geräuschlos wie möglich wieder in Bewegung.
Dann war Carl am Ziel und mit einem beruhigenden Geräusch schloss sich die Tür hinter ihm.
Schnell war der Gürtel gelockert und die Uniformhose runtergelassen, schon hatte er das Magazin in der einen Hand und die andere im Schritt.
Ein wohliger Seufzer entfuhr ihm.
Zu lange, viel zu lange.
Ein leises Pfeifen ließ ihn aufhorchen.
Mit spitzen Ohren lauschte er. Irgendetwas klang komisch. So vertraut, aber gleichzeitig auch fremd.
Es war… ja wie ein Geschoss das auf sie herabflog.
Bevor der Schock seinen Verstand erreichte explodierte die Welt um ihn herum.
In einem Feuerball aus Sand, Stein, Plasstahl und Kot verteilte sich Corporal Carl Lindmann über das Basislager in dem es schlagartig taghell wurde, als Autokanonengranaten einschlugen und die Hölle auf Erden heraufbeschworen.
Der LYNX wurde zu Boden geschleudert, als ein kapselgroßes Geschosse in seiner Nähe einschlug und ihm fast das linke Bein abtrennte. Weitere, sekundäre Explosionen ertönten, Splitter und Körper flogen umher. Die Erzförderungsanlage zerstob in einem bunten Regen und wie wütende Bienen ergoss sich ein Schwall Schrapnell auf den Rumpf der ARTEMIS.
Die Ruhe die folgte war beängstigend.
Dann gellten die Alarmsirenen und das Höllenfeuer ging in die zweite Runde.

__________________
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Andai Pryde: 16.03.2013 11:59.

16.01.2013 10:06 Andai Pryde ist offline E-Mail an Andai Pryde senden Homepage von Andai Pryde Beiträge von Andai Pryde suchen Nehmen Sie Andai Pryde in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Andai Pryde in Ihre Kontaktliste ein
Thorsten Kerensky
Colonel


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Caliban IV
Landezone APOLLO
30.10.3066, 18:30 Uhr

Die Ruhe und Anspannung, die über dem Feldlager der Chevaliers lagen, hatten etwas Gespenstisches. Wie passend unmittelbar vor dem Tag, der auf Terra seit Ewigkeiten als Fest der Geister und Toten begangen wurde.
Jara hatte ihren Leuten allerdings strikt jede Ablenkung untersagt, seit vor zwei Tagen die Funkverbindungen zum Rest des Regimentes erst schwächer, dann unregelmäßig geworden waren und schließlich ganz zusammenbrachen. Die Kapitäne der Landungsschiffe hatten etwas von Sonnenwinden erzählt, die nicht ganz unüblich waren auf dieser Welt.
Warum hatte sie vorher niemand darüber informiert? Warum hatte niemand absehen können, was nun Realität geworden war? Es gab keine Notfallkommunikation, keinen Sammelpunkt, keinen Plan oder Befehl für diese Lage. Also war Jara auf sich alleine gestellt.
Unruhig richtete sie ihren Blick zum Lagerrand, wo die neue Scoutlanze, bestehend aus den vier Mechs der ehemaligen Waräger, eine Doppelstreife ging. Der verstärkte Wachzyklus belastete die Männer und Frauen unter ihrem Kommando zwar körperlich, hielt sie aber beschäftigt und nahm ihnen die Zeit, nervös zu werden.
Deswegen hatte sie auch die Reparaturarbeiten an den beschädigten Maschinen forcieren lassen, auch wenn ein vages Gefühl von drohendem Unheil sicher mit für diese Entscheidung verantwortlich war.
„Warum so unruhig?“
Jara atmete betont ruhig ein und aus, als Dawn hinter sie trat, die Arme um sie legte und sich bemühte, beruhigend zu wirken. Dabei war offensichtlich, dass die rothaarige Mechkriegerin mindestens genauso aufgekratzt war wie ihre Vorgesetzte.
„Wir bekommen schlechtes Wetter.“
„Es gibt Wetter auf diesem verdammten Staubball?“
„Sturmzeit. In den nahen Wüsten toben bereits heftige Sandstürme. Wir werden hier nur die Ausläufer mitbekommen, aber ungemütlich wird es trotzdem. Alle verfügbaren Kräfte sind bereits dabei, das Lager zu sichern.“
„Bringen wir deswegen alles in die Schiffe, was sich bewegen lässt?“
„Auch.“ Jara seufzte leise. „Ich habe kein gutes Gefühl. Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten und hören nichts mehr. Und wenn der Sand kommt, dann werden wir auch nichts mehr sehen. Nenn mich paranoid, aber ich möchte jederzeit bereit sein, hier Fersengeld zu geben und mich in den Orbit abzusetzen.“
„Du rechnest mit einem Angriff?“
„Du nicht?“ Sie lachte trocken. „Wir haben uns den Schürftrupps angeschlossen, um die Parder aus ihrem Versteck zu locken. Nach allem, was ich über Ikan Furey und seine Leute gelesen habe, sind sie klug genug, um dann zuzuschlagen, wenn es für sie am Vorteilhaftesten ist. Wann, wenn nicht jetzt, sollte das sein?“
„Wir haben zwanzig Mechs hier, die Besten der Besten der Chevaliers.“
„Und wir wissen nicht, was alles da draußen ist. In zwei, spätestens drei Stunden haben wir Sichtweiten von unter siebenhundert Metern, noch zwei Stunden später sind wir quasi blind und können nur nach Sensoren arbeiten. Und selbst die sind von diesen Sonnenwinden betroffen und funktionieren nicht einwandfrei. Wir sitzen auf dem Silbertablett. Taub, blind und unfähig zu sprechen.“
„So wie du es sagst, klingt es ziemlich vernichtend.“
Jara drehte sich zu Dawn um und musterte die Freundin und Geliebte. „Die Situation könnte besser sein“, gab sie zu. „Aber wir sind Chevaliers. Wir sind die zwote Kompanie. Wir werden noch hier sein und stehen, wenn die Stürme vorbei sind. Versprochen.“

Caliban IV
Landezone APOLLO
31.10.3066, 04:05 Uhr
Die Sichtweite war stark eingeschränkt, seit die Sandstürme in den frühen Nachtstunden die Landezone der APOLLO erreicht hatten. Aber nicht nur das Sehen, auch das Hören wurde durch den pfeifenden und heulenden Wind so gut wie unmöglich gemacht.
Nur wenige der unruhig schlafenden Chevaliers vernahmen das dumpfe Dröhnen, das den Angriff der beiden Luft-/Raumjäger ankündigte. Die meisten bekamen erst mit, was passierte, als die Maschinen mit einem infernalischen Fauchen im Tiefflug über das Lager hinwegjagten und die patroulierende Scoutlanze von Steigenberg unter massives Feuer nahmen.
Einzelne LSR trafen den Bereich, wo gestern noch das Feldlazarett gestanden hatte, das sich nun sicher geschützt im Bauch der DEN HAAG befand, die meisten Waffen fanden aber ihre Ziele.
Shivas Rabe wurde von der Wucht der Attacke förmlich zerrissen, aber auch der Rest der Lanze musste Treffer einstecken. Panzertrümmer flogen in alle Richtungen, der Mungo knickte mit einem halb zerfetzten Bein ein, Flugabwehrfeuer brachte keiner der Mechs zustande.
Jara war auf den Beinen und auf dem Weg zu ihrem Mech, noch bevor die Alarmsirenen ihr Crescendo beginnen konnten. Lange, jaulende Töne, das Signal für einen Angriff. Irgendwo schrie jemand „Fliegeralarm!“ und schlagartig explodierte das Feldlager in Hektik.
„Sie haben es auf unsere Kommunikation abgesehen!“, schrie Kotare ihr zu, während er wie aus dem Nichts auftauchte.
„Schon gemerkt“, brüllte sie gegen den Lärm zurück und begann an ihrem Mech empor zu klettern. „Viel Glück!“
Seine Antwort ging im Donnern weiterer Einschläge unter. Die Jäger mussten einen weiteren Angriff gestartet haben. Die knisternde Entladung einer PPC verriet ihr, dass die Landungsschiffe begonnen hatten, den Fliegern Paroli zu bieten.
Sie erreichte das Cockpit ihres Mechs, riss sich die Uniformbluse vom Leib und schlüpfte routiniert in die Kühlweste. Noch ehe sie den Neurohelm aus seiner Halterung riss, initiierte sie die Notfallstartsequenz des fünfundsiebzig Tonnen schweren Omni-Mechs.
„Stimmmusterabgleich!“
„Captain Jara Fokker.“
„Bestätigt! Code-Satz!“
„We few, we happy few.“
Während der Bordcomputer ihre Systeme der Reihe nach aktivierte und die Waffenkontrolle freigab, verschaffte sie sich einen Überblick über das Geschehen. Shiva war ausgefallen, der Rest der Scoutlanze hatte arg einstecken müssen, stand aber noch.
„Sparrow an Adler, wie ist Ihr Status?“
„Könnte besser sein. Shiva ist ausgestiegen und auf dem Fußweg ins Lager. Wir fächern auf, um schwerer zu treffen zu sein.“
„Verstanden. Rücken Sie vor und erkunden Sie das Gebiet. Melden Sie Feindaktivitäten umgehend. Ich will wissen, ob da draußen Bodentruppen in diesem verdammten Sand sind!“
„Jawohl. Rücken aus.“
Jara verfluchte den Sand, die Sonnenwinde und den Ausfalle des Raben, was sie praktisch blind und taub zurückließ. Wenigstens schienen die Flieger abgedreht zu haben. Entweder hatten sie keine Lust auf eine Konfrontation mit den Landungsschiffwaffen oder… oder sie wurden woanders gebraucht, schoss es ihr durch den Kopf. Wurden die anderen Chevaliers ebenfalls angegriffen? Und von wem? Waren das die Parderpiraten?
„Sparrow an Copycat, hören Sie mich?“
„Laut und deutlich, Sparrow“, bestätigte Copeland aus seinem Masakari. „Was kann ich tun?“
„Ich will Ihre Lanze wieder am Südrand haben, solange wir nicht wissen, was hier gespielt wird. Auffächern, sondieren und bei Feindkontakt melden und selbstständig bekämpfen!“
„Verstanden!“
Auf ihrem Schirm sah sie zu, wie die überschwere Lanze den rückwärtigen Raum erschloss, um den Rücken freizuhalten.
„Sparrow für Troll, ausschleusen! Nehmen Sie die Verfolgung der feindlichen Jäger auf!“
„Ihnen ist bewusst, dass wir nach dem Katapultstart nicht wieder hier landen können?“, hakte der Pilot des Hellcat-LRJ nach.
„Ist es. Wenn der Luftraum hier sauber ist, nehmen Sie Kurs auf die Landezone ARTEMIS! Dort wird Ihnen Major Metellus weitere Anweisungen geben.“
Mit einem „Alles klar!“, klinkte sich der Anführer der beiden Chevaliersjäger aus dem Gespräch aus. Er würde in wenigen Minuten in den Himmel über Caliban aufsteigen und von dort auf seine Kameraden am Boden aufpassen.
„Sparrow für alle Bodentruppen! Infanterie sichert die Landezone. Adler übernimmt nördlicher, Copycat südliche Aufklärung. Fanatic hält die Verbindung zwischen Adler und der zweiten Linie bestehend aus den Lanzen Tear und Sparrow. Bodenpersonal bereitet alles für einen Notstart der Lander vor und richtet die Mechhangars auf Gefechtsschädenbehebung ein. Hoffen wir, dass uns die Aktion gerade nur abschrecken sollte. Wenn nicht, dann haben wir gleich eine weitere Gelegenheit, unseren Ruf zu festigen. Zwote Kompanie, ich zähle auf Euch! Sparrow over!“

„Verdammt, Link, halte den Atlas in Formation!“
Dawn warf einen Blick auf die Taktik-Anzeige und verfolgte, wie Hellmann seinen Mech um wenige Meter nach links schob. Eine minimale, im Grunde überflüssige Korrektur. Aber Dawn war furchtbar aufgekratzt und hatte das Gefühl, dass gerade jede kleine Verbesserung nötig war.
Überhaupt mochte sie es eigentlich nicht, dass Hellmann den Atlas steuerte. Er war auf leichteren Maschinen ausgebildet und hatte nicht annähernd genug Zeit gehabt, sich mit dem Sturmklasse-Mech vertraut zu machen. Allerdings lag Bill Tracy, ihr eigentlicher Flügelmann, noch immer mit schweren Verletzungen im Lazarett. An seinen Einsatz war nicht zu Denken gewesen.
Ein Schrei über Funk riss sie aus den Gedanken.
„Adler hier: Wir werden angegriffen! Raketen im Anflug!“
Mit einem Schlag war Dawn wieder hellwach und in der Situation. Zwar konnte sie kaum etwas sehen und auch ihre Sensoren lieferten bestenfalls ungenügende Daten, aber sie hörte und spürte die Detonationen von Langstreckenraketen irgendwo vor ihr.
„Sparrow für alle“, kamen schon Jaras Anweisungen. „Fanatic und Tear schließen zu Adler auf, Copycat hält südliche Stellung. Los geht’s!“
Mit grimmiger Entschlossenheit beschleunigte Dawn ihren Donnerkeil und stellte sich mental auf die gleich einsetzende Hitze, Hektik und Anspannung ein. Sie würde Jara nicht enttäuschen. Sie würde ihre Lanze nicht enttäuschen. Sie würde die Chevaliers nicht enttäuschen.
„Verdammt, ich kann diese Schweine nicht sehen!“
„Wie viele sind das?“
„Bin getroffen!“
„Ich krieg keine Zielerfassung rein…“
Die Funkfetzen, die von Steigenbergs angeschlagener Lanze durch den Äther drangen sprachen von Verwirrung und Panik. Dawn verstand den Grund dafür, als sich plötzlich wenige Meter vor ihr ein Mech aus der kaum durchschaubaren Sandwand schälte.
Bevor sie realisierte, dass die Chevaliers keinen Highlander IIC besaßen, hatte der feindliche Pilot schon aus kürzester Distanz seine Waffen auf ihren Mech abgefeuert. Die drei mittelschweren Laser bohrten sich zielgenau in den Torso ihrer Maschine, brachten sie ins Wanken. Die Einschläge der Kurzstreckenraketen rissen tiefe Breschen in die Panzerung des Donnerkeils und vertieften die Breschen noch.
Den größten Schaden richtete allerdings die 125kg schwere Nickeleisen-Kugel an, die aus der Gauss des Clanmechs direkt in den linken Arm ihres Mechs einschlug.
Dawn konnte das Gleichgewicht nicht halten und noch während ihr Mech in einer rotierenden Bewegung hintenüber kippte, erhob sich der feindliche Mech auf Sprungdüsenstrahlen wieder aus ihrer Sichtweite.
„Tear für Sparrow“, presste sie hervor, nachdem der Aufprall sie auf ihre Liege geschmettert hatte. „Gegner fährt überschwere Clan-Tech auf. Mich hat gerade ein Highlander IIC erwischt.“
„Verstanden Tear. Haben auch schon einen Orion IIC und einen Eisvogel gesichtet. Wir schließen auf. Haltet die Position und gebt ihnen Saures!“
Dawn brachte ihren Mech wieder auf die Füße, gerade als Steigenbergs Tomahawk von ihrem Taktikschirm verschwand und die Scoutlanze ohne Führung ließ.
„Tear für Fanatic: Adler scheint ausgefallen zu sein! Übernehmen Sie das Kommando über seine Lanze!“
„Verstanden“, keuchte Sharpe seine Antwort. „Bin hier aber selber ziemlich beschäftigt.“
Dawn verzichtete auf eine Antwort, als zwei weitere Laserstrahlen sich in die Panzerung des Donnerkeils fraßen. Mühsam machte sie die Quelle aus: Ein Clan-Locust hatte sie beinahe passiert. Ihr Gegenfeuer ging weit daneben, aber nun hatte Hellmann mit dem Atlas zu ihr aufgeschlossen und nahm den flinken Gegner unter Feuer.
Doch trotz seiner Breitseite gelang es dem leichten Mech irgendwie, dem Beschuss zu entkommen und im Gegenzug weiteres Laserfeuer treffsicher in der mächtigen Panzerung des Sturmklassemechs zu versenken, eher er wieder im Chaos verschwand.
Eins stand fest: Entweder hatten diese Angreifer deutlich überlegene Sensortechnik oder sie waren unbeschreiblich gut.
„Könnten die mal stillhalten?!“, fluchte Asmussen laut über den Lanzenkanal.
„Mein Mech läuft heiß. Ich hab Treffer in den Wärmetauschern!“, fügte Patty-Smith ihre Stimme der Dramaturgie aus Verzweiflung und untergehender Koordination hinzu.
„Reißt euch zusammen!“, blaffte sie ihre Lanze an. „Wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen!“
Wie um ihre Worte zu beweisen, lag ihr Gegenfeuer diesmal besser, als sich ein Linebacker in ihr Schussfeld bewegte. Zwar fegte seine Bewaffnung einiges an Panzerung von Hellmanns Atlas, aber auch der überschwere Mech konnte leichte Treffer am Gegner landen.
„So schnell wie die auftauchen und verschwinden, sind die in der Unterzahl. Wie viele Sichtungen haben wir?“
„Sechs“, antwortet ihr Hellmann. „Kingfisher, Highlander, Linebacker, Orion, Piranha, Locust.“
„Wenn das Claner sind, dann haben die maximal zwei Sterne draußen. Das können wir schaffen!“
„Dem stimme ich zu“, mischte Jara sich über Funk ein. „Wir haben schon vier Ausfälle. Wir müssen Ordnung reinkriegen und uns mit Copycat vereinen.“
„Verstanden.“
„Sparrow an alle: Wir fallen zurück, um uns zu sammeln. Die Rest von Fanatic und Adler an der linken Flanke, Copycat stößt über die rechte Flanke dazu. Ich bilde das Zentrum. Tear hält hier die Stellung und sichert unseren Rückzug!“
Dawn wurde von dem Befehl völlig überrascht. Den Rückzug decken? Gegen zwei Sterne Claner? Das war ein Himmelfahrtskommando!“
„Sparrow, bitte wiederholen!“
„Deckt den Rückzug! Deine Lanze hat die stärkste Panzerung! Wir schlagen euch in drei Minuten raus!“
Drei Minuten? Dawn fluchte. Das war eine Ewigkeit. Bis dahin würden sie alle draufgehen. Aber sie verstand: Es war nicht die Situation für Angst und Gedanken. Hier ging es darum, dem Rest der Kompanie Zeit zu kaufen, um sich zu sammeln. Drei Minuten.
Die Angst in ihrem Blick wich Entschlossenheit. Jara brauchte drei Minuten. Sie würde drei Minuten bekommen.
„Hergehört“, wies sie ihre Lanze an. „Die Kompanie braucht drei Minuten Zeit. Wir nicht. Wir kaufen ihnen diese drei Minuten. Gegenseitige Deckung und spart nicht mit Munition!“
Das brauchte sie freilich nicht zweimal sagen. Auch den anderen Leuten ihrer Lanze war klar, dass Hitzestaus oder Munitionsengpässe völlige Nebensachen geworden waren.
Ein weiterer Treffer riss den linken Arm ihres Donnerkeils ab und raubte ihr die beiden Maschinengewehre. Unwichtige Waffen in diesem Kampf. Sie löste den Abwurfmechanismus der Munition aus. Im Grunde machte sie das zäher. Im Gegenzug bohrten sich ihre Laser in die Beinpanzerung des Clan-Orions.
Adrenalin schoss durch ihre Adern, löschte jedes Zögern, jede Furcht aus. Wenn das hier ihr letztes Gefecht wurde, würde sie sich so teuer wie möglich verkaufen.
Die nächsten Minuten dehnten sich für Dawn zu einer Ewigkeit.
Zuerst erwischte es Anne Patty-Smith in ihrem Longbow. Eine Explosion zerriss den Mech in seine Einzelteile.
Lars Asmussens Stalker wurde bei dem Versuch, sich dem anderen Flügel anzuschließen, aufgerieben.
Schließlich, Dawn wusste nicht mehr, wie lange es gedauert hatte, standen Hellmann und sie Rücken an Rücken und versuchten, so viel Schaden wie möglich auszuteilen.
Beide Mechs liefen an den Belastungsgrenzen. Überhitzt, abgepanzert, aus unzähligen Löchern qualmend. Dawn selbst hatte Blut und Schweiß im Mund, als ein weiterer Angriff des Highlanders ihren Mech endgültig zu Boden schickte.
Das letzte, was sie sah, war das Gesicht ihrer Tochter. Dann wurde Dawns Welt schwarz und still.

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30.10 Caliban,
Landezone der Artemis, Erzschiff , Stützpunkt der 1 Kompanie

Die Sonne auf Caliban entpuppte sich als tückisch und heiß. Sie brannte auf das kleine hügelige Gebiet in denen es außer Staub, Hitze und Unmengen von Schürflöchern nicht viel gab. Das Mienenlandungsschiff stand am Ausgang dieses Labyrinthes und man konnte in eine weite rotsandige Ebene schauen. Oft konnte man Sandstürme am Horizont sehen, manchmal kamen sie auch bis ins Lager der Chevalliers. Diese hatten einen Teil der Unterkünfte in und an den Berg gebaut. Gut getarnt und auch vier Mechs standen in einem alten Stollen. Es brökelte ein wenig wenn sich die schweren Kolosse bewegten, aber der Stollen war sicher genug, um die Mechs dort zu parken. Einige Schützengräben sind ausgehoben und besetzt und auf einem kleinen Hügel hatte man abgesetzt eine Funkanlage aufgebaut. Es war heiß und vor allem der Dienst oben auf dem Beobachtungsposten bei der Funkanlage war sehr unbeliebt, da es dort noch heißer war und der Wind meist auch ein wenig Sand mit sich führte, so dass es sich anfühlte als würde man mit einem Stück Schleifpapier be-handelt. Die Zelte unten in dem kleinen Tal standen gut verteilt an der Seite des Hügels. So war gewährleistet das im Falle eines Angriffes die Zelte ein wenig geschützt waren und die Mechs ohne Behinderung ausrücken konnten.
Sechs Stunden alt war gerade der Befehl zur Gefechtsbereitschaft bei der ersten Kompanie der Chevalliers. Das hieß alles musste gesichert werden, Wachroutine wurde verstärkt, Material welches nicht benötigt wurde, wurde in den Lander gebracht und gesichert und verstaut. Die Erzmannschaft wurde ebenfalls darauf hingewiesen sich zu bewaffnen und Funkkontakt zum Lander zu halten. So kam es, daß das Messezelt immer gut zu tun hatte. Denn immer wieder kamen die wechselnden Patroullien rein oder andererseits gingen andere wieder raus. Alles wurde genau kontrolliert, der Posten an der Funkanlage war doppelt besetzt und diente auch als Nahaufklärung.
Ein Sandsturm nährte sich langsam dem Lager und seit zwölf Stunden gab es immer wieder komische Ortungen. Ein MAD Sensor in fünf Kilometer Entfernung wollte Mech Signale empfangen haben, aber es stellte sich heraus, das ein Felsbrocken wohl die Ursache war, der von einem Sandsturm hin und her gerollt wurde. Komisch war nur das in den letzten zwei Stunden auf den Patroullien der Hetzlanze, die sich weiter vom Lager entfernten, auch schon einige komische Ortungen registriert wurden. Aber es gab nie einen Hinweis auf feindliche Aktivitäten. Es war alles ruhig so schien es. Doch es herrschte eine gespannte Ruhe. Irgendwas lag in der Luft. Es war später Nachmittag als die Hetzlanze unter der Führung von Miko Tsuno, Callsign Sakura, die Basis verliess.
„Hetzlanze verlässt Digger Base. Sakura und Billy gehen weit, Chappi und Sky gehen zur Mitte und halten Kontakt. Wetterdaten bitte aktualisieren. Sakura over.“
„Hier Digger Base. Wetter sieht sonnig aus. Sicht wird zunehmend schlechter, da ein Sturm in fünf Kilometer vorbeiziehen wird. Die ausläufer werden wir hier auch spüren. Ansonsten 43 Grad. Viel Glück, Daigger Base, over.“
„Danke Digger Base. Dann gehen wir mal den Sand und die Hügel anschauen. Sakura over.“
„Chappi von Sakura, kommen.“
„Hier Chappi, kommen.“
„Also du und Sky ihr geht gleich durch das Tal und der Erzroute nach, bei Kilometer drei dreht ihr nach Osten in die Ebene und geht einen Halbkreis zurück. Billy und ich werden von hier aus direkt zur fünfer Marke gehen und euch dann entgegen kommen. Treffen an Punkt Able 4 in zwei Stunden.“
„Copy, Sakura. Daten sind geladen. Sehen uns dann in zwo Stunden bei Punkt Able 4. Chappi over“
„Sakura over.“
Alles sah aus nach einer langweiligen Patroullie, und die ersten anderthalb Stunden passierte nichts. In den Cockpits war es warm und die Wärmetauscher hatten auch zu tun, aber es gab nichts auffälliges zu sehen. Keine ominösen Kontakte, garnichts. Die rötliche eintönige Landschaft lief an einem vorbei. Keine Abwechslung, bis auf das der Wind stärker wurde und der Funkkontakt ein wenig dadurch verrauschte. Chappi und Sky befanden sich gerade auf dem Weg durch die weite Ebene und auf ihren Sensoren waren schon die beiden anderen Mechs der Hetzlanze zu sehen, als sich alles veränderte. Unvermittelt stieg ein Grollen an, es hätte ein Gewitter sein können doch es war etwas ganz anderes. Im nächsten Augenblick wurde das grollen zu einem Orkan. Eine Windrose schoss nieder und überraschte die Hetzlanze. Sofort war die sicht auf Null, überall nur roter Sand. Das Radar war nicht zu gebrauchen und laut MAD Anzeigen waren sie umzingelt von unzähligen kleinen Mechs. Funk war auch nicht möglich alles war still, nur ein rauschen war auf dem Lanzenkanal zu hören. Jeder war nun für sich alleine in seinem Cockpit. Rudis Dämonen schienen sich wieder zu melden. Er sah plötzlich wieder einen Mad Dog vor sich der auf ihn schoss und einen anderen Mech. Schweiss bildete sich auf Rudis Gesicht, er zitterte, seine Hände krampften um die kontrollen seiner Useless. Nicht schon wieder dachte er, nein nicht jetzt, nicht in diesem Sandsturm. Ich bin nicht mehr bei der 159th, ich bin bei den Chevaliers und weit weg von Damals. Haruka, ja meine Haruka, ich werde immer da sein. Ich werde mich nie von meinem Dämonen besiegen lassen. Du bist so wichtig für mich und am liebsten wäre ich jetzt bei dir an deinem Bett um dir Trost zu spenden. Ich weiss du ahnst etwas von meinem inneren Kampf, aber ich kann sie dir noch nicht erzählen. Ein kratzen im Funk holte Rudi wieder aus seiner Traumwelt. Er lauschte, wieder ein kratzen, in einem bestimmten Rhythmus, ah ein Morsecode stellte er schnell fest. Anscheinend versucht jemand mich zu erreichen, hmmm, wie war das gleich.
Der Sandsturm zog weiter und keine zwanzig Minuten später war die Sicht wieder gut. Nachdem der Status klar war, setzten sich die Mechs der Hetzlanze wieder in Bewegung und trafen sich ohne weitere Problem am verinbarten Patroullien Punkt.
„Sakura von Chappi, kommen.“
„Hört.“
„Das war ja ein Sturm. Wieso hat uns die Artemis nicht gewarnt?“
„Habe schon nachgefragt, die wurden wohl auch von diesem Phänomen überrascht. Es scheint so als würden sich die Sandstürme manchmal aus dem nichts bilden und dann wieder verschwinden. Zur Zeit soll es auch eine hohe Sonnenaktivität geben. Also aufpassen, der Funkkontakt wird in den nächsten Tagen schlechter werden.“
„Verstanden Sakura, Chappi ende.“
Billy und Sky bestätigten ebenfalls. Die Patroullie ging weiter. Es war wie immer, hier ein Fels da ein Fels und Sand und Geröll alles in Rot soweit das Auge blickte. Nichts aufregendes geschah an diesem Abend. Um 21 Uhr traf die Patrouille wieder bei der Artemis ein. Die Mechs wurden abgestellt und die Techs begannen ihre Arbeit. Die Filter wurden überprüft und gereinigt, alles Routine hier bei der ersten Kompanie.
„So meine Herren“, begann Sakura die Abschlussbesprechung. „ Nachdem uns der Sturm ein wenig überrascht hatte verlief alles normal. Keine Vorkommnisse bei uns, alles ruhig. Morgen früh um drei gehen wir nur noch in Halblanzenstärke raus. Als erstes machen dies Chappi und Sky. Ihr werden aus dem Lager gehen und direkte zur dreier Marke. Von dort macht ihr einen Scann, dann werdet ihr einmal um das Lager gehen. Gegen sieben Uhr werden Billy und ich euch anfunken und wir treffen uns draussen. Dann geht ihr rein und macht Pause bis zum Mittag. Danach werden wir uns nochmal besprechen was die nächsten Tage passieren soll und wie unser Dienst hier aussieht. Während wir drinnen sind wird die Schlaglanze den Schutz übernehmen. Falls alles ruhig bleibt werden wir die Gefechtsbereitschaft wieder zurückfahren. Das ist alles. Wegtreten und Gute Nacht Jungs.“
Damit endet dieser Tag für die Hetzlanze in der Einöde von Caliban.

Jules Kress …
Jules erwachte gegen acht Uhr am Morgen des 30.10.67 an einem Ort wo er lieber hätte nicht sein wollen. Es war schon sehr warm, überall im Zelt lag roter Sand. Alles war in seinen Augen nach dem Aufstehen trostlos. Die letzten Wochen waren Ereignislos gewesen und er langweilte sich. Hatte er sich auf Fury Station so getäuscht? Sein Bauchgefühl hatte ihm suggeriert das der Aufenthalt auf Caliban ein großes hartes Abenteuer werden würde. So hatte er seinen Hammerhand schon ein wenig auf den Flug in Tarnfarbe bemalt, naja, er hatte ihm einfach einige rote und ocka farbene Streifen verpasst. Er war zufrieden damit und auch seine Munitionsauswahl fand er passend, denn in einer Wüste prügelt man sich auf lange Entfernung oder knüppelhart auf Faustreichweite. Für ihn war klar, daß es wenn ein böser Nahkampf werden würde und so hatte er zweidrittel Panzerbrechende Munition an Bord und ein drittel Langstreckenprojektile. Wozu hatte er das nur gemacht, denn ausser hier in diesem Tal bei den Schürfern zu sitzen und seine Routine Patroullien zu machen gab es fast nichts zu tun. Der Chef, Metellus, war ein alter Soldat in seinen Augen der viel zu sehr an alten völlig überholten Werten hing. Es war ihm noch nicht klar warum gerade dieser Mann hier soviel Zeit darin investierte die Nahbereichssicherheit des Schürferlagers so engmaschig zu halten und zu überwachen. Es war also kein Wunder das Jules heute mal wieder als Torposten in seinem Mech dienst hatte. Wobei Torposten sehr weitläufig war, der Taleingang war wohl treffender. Der Taleingang hatte einen hundertfünfzig Meter breite Öffnung und an der einen Seite stand hoch aufragend das Landungsschiff. Dies führte dazu, daß das vermeintliche Tor eine kleine Ausdehnung erfuhr, denn auch das Landungsschiff musste mit geschützt werden. So war er ständig damit beschäftigt in einem 500 Meter Radius um das Landungschiff zu maschieren und dann wieder in einem Bogen zur anderen Seite des Taleinganges. Meist wurde er von einem der beiden anderen Mechs der Lanze begleitet, jedoch war das auch keine große Hilfe. Denn ein Gespräch über Fun k fand meist nie statt, jeder brütete Jules vor sich hin in seiner Maschine und hoffte bald wieder ins Kühle des Landungsschiffes zu kommen
Die Stimmung unter der Erzmannschaft war jedoch gut, es schien als hätten sie eine gute Miene zum Ausbeuten gefunden und es ergaben sich immer mal gute Spielrunden für Jules. Ja das Kartenspiel und das Glücksspiel im Allgemeinen liebte er, er war ein Zocker und das Glück war meist mit ihm. Trotzdem hatte es auch schlecht Zeiten gegeben und auch mal miserable. Vorallem bei den Gefecht gegen diese Chevaliers, wo auf einmal mitten im hitzigsten Schlagabtausch er sich ergeben musste mit seinen Kameraden und weswegen, weil die Auftraggeber von einer kleinen Söldnergruppe überrascht und festgesetzt wurden. Wenigstens wurden sie gleich wieder in einen Kontrakt aufgenommen und ehrlich gesagt war es Jules auch lieber gewesen weiter Dienst zu machen, als sich irgendwie durchzuschlagen und womöglich noch als Piraten im Kurita Raum verfolgt zu werden. Naja, einmal wäre er fast in diese Situation schon gekommen, damals aber im Marik Raum. Aber damals hatte er auch Glück gehabt als er ein Angebot bekam sich einem gut finanzierten Unternehmen anzuschliessen. Das es dann aber so ein Ende nehmen sollte und er nun hier in diesem Vorort der Hölle saß, das hatte er sich nie erträumt. Er schaute aus dem Zelt, denn inzwischen hatte er sich angezogen und war nun auf dem Weg zum Messezelt, um sich einen Kaffee und ein Frühstück zu besorgen. Im Messezelt war immer was los, dort traf man alles, vom Schürfer zum Infantristen, vom Raumfahrer bis hin zu den Mechjockeys und meist konnte man hier auch für später einige gute Zockerrunden anbahnen. Meist spielte man dann in einem Lagerbereich wo sich andere Offiziere nicht blicken ließen und der Einsatz war auch nicht immer nur Geld, sodass es besser war wenn nicht jeder bescheid wusste. Einige der Raumfahrerinnnen hatte Jules so schon kennen gelernt und eine Schürferin besonders. Wobei diese etwas grobschlächtige aber auch hübsche Maus aus dem Schürferteam vier es ihm besonders angetan hatte. Sie hatte ihn quasi in einer langen Pokernacht gewonnen und anstatt das übliche wollte sie nur mit ihm reden. Es war eigenartig, aber seitdem fand er diese Frau sehr anziehend und er wollte sie näher kennen lernen. Jedoch schien es als würde sie ihm seit jener Nacht aus dem Weg gehen oder sie hatte ständig was anderes wichtiges zu tun. Auf der anderen Seite war dies auch gar nicht schlecht, denn so konnte er sich voll auf seine Aufgabe konzentrieren.

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Caliban IV
Landezone APOLLO
31.10.3066, 04:05 Uhr
Mit blutig gebissener Unterlippe und zu Fäusten geballten Händen musste Jara tatenlos mit ansehen, wie die letzten beiden Symbole ihrer Assault-Lanze – Dawns Lanze – von ihrem Schirm verschwanden, während Copelands Lanze im höchsten Tempo zu ihr aufschloss.
Sie hatte gerade vier Soldaten geopfert, hatte Dawn geopfert, wie Schachfiguren. Der mysteriöse Feind und die miserablen Umstände hatten sie dazu gezwungen. Oder?
Wut und Scham wallten in ihr auf und entluden sich in einer Hitze, die von ihr Besitz ergriff und nur eine einzige Option offen ließ.
„Sparrow an alle: Flügelweise formieren und in Keilformation angreifen. Copycat übernimmt die Spitze, gefolgt von mir, dann Fanatic. Keine Gnade, kein Erbarmen!“
Also die einzelnen verbliebenen Lanzenführer der Reihe nach bestätigten, wunderte sie sich für einen kurzen Augenblick, warum Copeland nicht wieder das Kommando übernahm, aber dann verdrängte sie die Irritation und wandte sich ganz und gar der einzigen Aufgabe zu, die sie jetzt noch hatte: Das Opfer zu rächen, das zwei Chevaliers-Lanzen heute gebracht hatten.
Seite an Seite mit Kotares Bluthund stieß sich dicht hinter der unverbrauchten und kampfstarken Kommandolanze in den Sandsturm vor, ein raubtierhaftes, entstelltes Grinsen im Gesicht.
„Panther, halt dich zurück und mir den Rücken frei. Deine Panzerung ist dünner als meine.“
„Negativ, Sparrow“, kam die Antwort von Kotare. „Heute jagen wir im Rudel.“
„Ist das nicht eher eine Wolfs-Taktik?“
Sie konnte die Jagdlust in der Stimme des ehemaligen Nebelparders nur zu gut hören. „Und ein Wolf führt uns an, frapos?“
Jara lachte, trocken, humorlos. „Pos, Panther. Lass uns jagen!“
„Seyla!“
Es war gut, sich auf seinen Flügelpartner blind verlassen zu können. Noch besser war es, wenn beide schwere Clan-Omnis ins Gefecht führten. Und am allerbesten war es, wenn Copelands Lanze mit ihrem ersten Feuer dafür sorgte, dass die Feinde direkt vor ihre Rohre auswichen.
Im ersten Schlagabtausch waren die Chevaliers überrascht, unkoordiniert und unvorbereitet gewesen. Nun brachten sie wirklich schweres Gerät mit und wussten, womit sie es zu tun hatten. Trotzdem erwiesen sich die unidentifizierbaren Gegner als echte Herausforderung.
Sie schienen blind zu wissen, wo ihre Kameraden waren, brachten fast jeden ihrer Schüsse ins Ziel und verschwanden immer wieder im Sand und in der Nacht. Wie Phantome.
Diesmal allerdings wie Phantome, die auch einstecken mussten. Nach nur wenigen Augenblicken hatten die Chevaliers alleine durch die Masse ihres Gegenfeuers die ersten feindlichen Maschinen angezählt. Und so plötzlich, wie sie angegriffen hatten, zogen sich die mysteriösen Truppen auch wieder zurück und ließen Jaras Kompanie als Sieger zurück. Sieger, die einen viel zu hohen Preis für ihren Triumph hatten zahlen müssen.
Jara gönnte ihrer Kompanie keine Pause. Kaum hatte der Feind den Angriff abgebrochen, bellte sie neue Befehle über Funk: „Rettungsteams und Bergetrupps aufs Feld! Fanatic hält die Stellung mit jedem Mech und jedem Soldaten, der nicht schwer verletzt ist! Copycat und meine Lanze schiffen auf der DORNKAAT ein. Wenn sie bis zum Ende der Bergung nichts von uns hören, brechen sie das Lager ab und schlagen sich zum Sprungschiff durch!“
„Fanatic für Sparrow: Ich halte die Bergung jetzt zu gefährlich und warum schiffen die schweren Lanzen ein, während wir Wache stehen?“
„Ist das nicht offensichtlich? Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten und werden von gerade einmal sechs Mechs hier aufgerollt und festgehalten. Wie groß ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass auch die ARTEMIS angegriffen wird? Meine Lanze und Copycats Mechs sind noch stabil genug, um dort zu unterstützen und das auch zu überleben.“
Sharpe schien nicht ihrer Meinung zu sein, denn er wandte sich direkt an Copeland. „Copycat, Sir, ihre Befehle?“
„Sie haben den Captain gehört. Ich befürchte, dass sie Recht hat und die Chevaliers nicht nur hier überfallen worden sind. Wir sollten dringend bei Pillum nach dem Rechten sehen.“
„Also los“, drängelte Jara. „Dort liegen Chevaliers in ihren Cockpits und warten auf medizinische Hilfe!“ Oder auf einen Plastiksack, fügte sie in Gedanken hinzu, schluckte die furchtbaren Bilder einer toten Dawn aber runter. Sie musste durchhalten, musste funktionieren. Noch war der Kampf nicht vorbei.

Wenig später, an Bord der DORNKAAT, besah sich eine völlig verschwitzte und sichtlich erschöpfte Jara die Schäden an ihrem Waldwolf. Noch hielt die Maschine, war sogar noch einsatzfähig. Die Techs kletterten bereits über den auskühlenden Giganten, füllten die Munitionsdepots auf, erneuerten Kühlflüssigkeit und flickten notdürftig die Panzerungslücken zusammen. Die beiden Bluthunde hatte es schwerer getroffen, aber ihre Lanze würde durchhalten. Sie vertraute ihren Leuten, ihren Mechs.
Ob sie sich selber noch trauen konnte, wusste sie nicht. Würde sie noch durchhalten? Wie viele Leben würden ihre Entscheidungen heute noch kosten? Wie viele Tote hatten sie schon zu beklagen? Die Bergungen liefen zwar auch Hochtouren, aber ohne Funk würden sie erst mit Rückkehr zur Landezone Informationen bekommen. Vorher hieß es aushalten, bangen, hoffen.
Eine Hand berührte sie an der Schulter und erschrocken fuhr sie herum. Copeland stand hinter ihr, wie ein Fels in der Brandung, die Ruhe in Person. Woher nahm er diese Kraft?
„Captain… auf ein Wort?“
„Natürlich.“
„Unter vier Augen. Besprechungsraum. Jetzt.“
„Jawohl!“ Der Befehlston in seiner Stimme duldete keine Widerworte und Jara war auch gar nicht nach Widersprechen zumute. Sie würde alle Konsequenzen tragen, die ihr Handeln nun bringen würde.
Copeland schien ihren Gemütszustand zu erahnen, denn kaum hatte sich die Tür des Besprechungsraumes hinter ihnen geschlossen, bellte er: „Reißen Sie sich zusammen, Captain!“
Automatisch schnappte Jara in militärische Haltung. „Sir?“
„Ich kann sehen, wie Sie gerade dabei sind, sich abzuschreiben. Was denken Sie, wird das für eine Wirkung auf die Soldaten haben? Ich brauche die Jara Fokker, die ihren Leuten ein Vorbild ist, kapiert?“
Jara blinzelte verwirrt. Verwirrt darüber, dass Harrison Copeland tatsächlich aufgebracht sein konnte, verwirrt aber auch darüber, dass er sie nicht umgehend degradierte und vom Kommando entband. „Sir, ich habe da draußen fürchterliche Scheiße gebaut. Wie soll ich mich da zusammenreißen?“
„Weil es einfach Ihre gottverdammte Pflicht ist. Sie sind es den Kameraden schuldig, die gerade eben abgeschossen worden. Und vielleicht ist es Ihnen gerade nicht bewusst, aber hätte ich Ihre Entscheidungen nicht unterstützt, hätte ich längst eingegriffen.
Sie haben keine Scheiße gebaut, Sie haben einfach Pech gehabt, dass der Feind Ihnen einen Schritt voraus war. Er war uns allen einen Schritt voraus und Sie haben nicht gezögert, Entscheidungen zu treffen und zu retten, was zu retten war. Verstehen Sie das?“
Jara schüttelte müde den Kopf, dann gab sie die militärische Pose auf und lehnte sich erschöpft an die Stahlwand. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als sie antwortete: „Ich habe da draußen gerade zwei Lanzen verloren, Copycat. Ich habe vier Chevaliers geopfert. GEOPFERT. Es hätte eine andere Möglichkeit geben müssen. Ich hätte…“
„Was?“, unterbrach der erfahrenere Söldner sie. „Was hätten Sie tun müssen? Einen Scheiß… es gibt Momenten, in denen einfach alles schief geht, was schief gehen kann. Das hier war einer davon. Und Sie haben drei Lanzen durchgebracht. Vorerst. Aber wenn Sie jetzt aufgeben, Sparrow, dann verlieren Sie diese drei auch noch. Wollen Sie das?“
„Nein, Sir“, gab sie kaum hörbar zurück.
„Verdammt, Captain!“, donnerte Copeland. „Reißen Sie sich zusammen! Kriegen Sie das, verdammtnochmal, hin?“
Jaras Antwort kam diesmal lauter, fester, trotziger: „Aye!“
„Gut. Dann gehen Sie jetzt was essen und sich frisch machen. Wir haben etwa fünfundvierzig Minuten bis zur Landezone ARTEMIS. Danach brauche ich Sie wieder auf dem Posten. Wenn es wirklich einen Angriff auf Metellus Truppe gegeben hat, dann übernehme ich das Kommando über alle Truppen vor Ort. Aber bevor Sie sich das einzureden beginnen: Das hat nichts mit Ihrer Leistung zu tun, sondern mit der Größe des Verbandes und mit Erfahrung. Verstanden?“
„Jawohl, Sir!“
„Wunderbar. Dann raffen Sie sich auf. Sobald Sie durch diese Tür treten, ruhen die Augen Ihrer Soldaten auf Ihnen. Enttäuschen Sie die Chevaliers nicht!“

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Caliban IV
Landezone APOLLO
31.10.3066, 05:12 Uhr

In schwerer Schutzkleidung kämpfte sich John Carter durch den beißenden Sandsturm, vorbei an apokalyptisch anmutenden, zum Teil noch glühenden Trümmerteilen. Das Wenige, was er sehen konnte, sah er durch die Brille seines Nachtsichtgerätes und zusätzlich zu den schwierigen Umweltbedingungen musste er auch damit rechnen, jeden Moment über noch nicht detonierte Munition zu stolpern oder in hochgiftige Kühlflüssigkeit zu treten.
Kurz: Carter, der von seinen Kameraden für seine Erfahrung auf den Schlachtfeldern der Chevaliers geschätzt wurde, hatte seinen Job schon unter besseren Bedingungen ausgeübt. Aber als Veteran unter den Sanitätern der Söldnertruppe ließ er sich davon nicht beirren.
Seite an Seite mit den Pionieren und der Infanterie hatte er sich in der letzten halbe Stunde über das weitgezogene Schlachtfeld gearbeitet und sich auf die Suche nach gefallenen und verwundeten Mechkriegern der Chevaliers gemacht.
Dabei waren sie zuerst auf die Überreste der neuen Scoutlanze gestoßen. Die ehemalige Waräger-Lanze war dicht am Lager Opfer eines verheerenden Luftschlages geworden, der den Raven von Evangelista Barrios förmlich zerrissen hatte. Die Pilotin hatte sich allerdings retten können und war aus eigener Kraft und mit nur leichten Verletzungen ins Lager der Chevaliers zurückgekehrt.
Ein Teil der Techs hatte sich dort bereits an die undankbare Aufgabe gemacht, die Trümmer nach verwertbaren Komponenten zu durchsuchen und die Bergung der verwüsteten Mechkadaver vorzubereiten. Carter war kein Experte für technische Details, aber er vermutete, dass der Raven den Aufwand nicht mehr lohnte und seine ausglühenden Metallstreben ihre letzte Ruhe im Sand von Caliban finden würden.
Kurze Zeit darauf hatten sie das eigentliche Schlachtfeld erreicht, keinen Kilometer weit entfernt. Die drei verbliebenen Chevaliers-Mechs – der Tempest von Miles Sharpe, der Enfield mit Eliden Kush an den Kontrollen und der Bushwacker des Ex-Warägers Simon Moore – setzten ihre Scheinwerfer so gut es ging dazu ein, ihnen die Arbeit zu erleichtern. Der jämmerliche Zustand der Maschinen machte ernsthafte Verteidigungsbemühungen sowieso überflüssig und sollten die unbekannten Angreifer zurückkehren, dann waren sie alle des Teufels.
Carter warf einen Blick auf seinen GPS-Schirm und glich die Gefechtsdaten mit seinem Positionssignal ab. Sie waren ganz in der Nähe von der Stelle, an der Lars Steigenbergs Tomahawk abgeschossen worden war und konnten sich von dort aus weiter zu dem Punkt vorarbeiten, der hinter vorgehaltener Hand schon „Ferrow’s Last Stand“ tituliert wurde. Mit kurzen Anweisungen dirigierte Carter sein Team in die richtigen Richtung und machte einen der Mechpiloten auf sich aufmerksam.
Der Scheinwerferkegel aus dem Hochleistungs-Suchscheinwerfer des Enfield schwenkte zu ihnen herüber und gab den Blick auf die völlig verwüsteten Überreste des Tomahawk frei. Zielstrebig näherten sich Carter und zwei Pioniere mit schwerem Gerät der Stelle, an der sie das Cockpit der Maschine vermuteten.
Als ihr Blick auf die Pilotenkanzel fiel – oder vielmehr auf das, was davon noch übrig war – bedeutete er den Männern, das Gerät wieder zu verstauen. Hier würden sie es nicht brauchen. Während sich einer der Techs hinter ihm geräuschvoll übergab, tippte Carter eine kurze Notiz in sein Einsatzlogbuch: „Steigenberg, Lars. Lieutenant 2nd Class. Im Gefecht getötet.“
Mit einem letzten Blick auf die zerschmetterten und zerfetzten sterblichen Überreste des Mannes, der ihnen noch vor wenigen Tagen echte Sorgen bereitet hatte, wies er seinen Trupp an, weiter in die nächtliche Szenerie vorzustoßen. Der Lichtkegel des Enfield folgte ihnen dabei und entriss immer wieder einzelne Panzerplatten, Munitionshülsen, Myomerstränge und ähnliche Trümmer der Finsternis, die wie Dinosaurierknochen aus dem Sand ragten. Einem poetischeren Menschen wäre dazu sicher etwas Bedeutendes eingefallen, aber Carter war Sanitäter und damit dem Metzger näher als dem Dichter.
Das erste, was sie von der Kampflanze sahen, war ein Mechfuß, vermutlich von einem Atlas, der mahnend und wegweisend in ihr Sichtfeld kam. Nur wenige Meter weiter stießen sie auf den dazugehörigen Mech. Eigentlich die Maschine von Bill Tracy, aber wegen seiner Verletzungen im Kampf gegen die Waräger war Stefan Hellmann auf seine Stelle nachgerückt.
Der überschwere Mech wirkte noch grotesker entstellt als die übrigen Wrackteile, die sie bisher gesehen hatten und einzig der einem Totenschädel nachempfundene obere Rumpfpart schien noch an die ursprünglichen Formen zu erinnern. Es dauerte mehrere Augenblicke, bis Carter begriff, dass er nicht nur auf die Trümmerteile des Atlas blickte, sondern dass auch die Überreste des Donnerkeils vor ihm lagen. Dawn Ferrows Mech war noch grausiger zugerichtet und zum Teil mit dem Atlas verschmolzen. Die beiden Stahlgiganten mussten immense Mengen an Waffenfeuer abbekommen haben und gemeinsam untergegangen sein. Das machte es umso unwahrscheinlicher, hier jemand lebend retten zu können.
Er signalisierte seinen Leuten, mit dem Atlas anzufangen und seine Hoffnungen stiegen, als sie sich dem Cockpit näherten. Die Kopfregion des Kolosses schien weitgehend unversehrt und hatte vergleichsweise wenig Schaden genommen. Allerdings stellte sich die Zugangsluke als verzogen und verklemmt heraus. Diesmal hielt er die Techs nicht davon ab, ihr massives Werkzeug zum Einsatz zu bringen.
Keine Minute später hatten sie die Luke geöffnet und ließen dem erfahrenen Sanitäter den Vortritt. Mit dem Kopf voran kroch er vorsichtig in die Pilotenkanzel des Mechs – und blickte in den Lauf einer Pistole.
Beschwichtigend hob er die Hände und Stefan Hellmann senkte die Waffe, als er die Chevaliers-Uniform erkannte. „Blake sei Dank!“, entfuhr es ihm.
„Der hat damit nichts zu tun“, konterte Carter. „Sind Sie verletzt?“
„Nein. Ich war nur eingeschlossen.“
„Gut, dann kommen Sie raus, damit ich sie untersuchen kann.“
Der Offizier folgte ihm ohne Widerworte und als er aus dem abgeschossenen Atlas stieg, begrüßte ihn kurzer, aber durchaus von Herzen kommender Applaus. Ein flüchtiger Check sagte Carter, das Hellmann den Rückweg ins Lager ohne Probleme bewältigen konnte und einer der Infanteristen hüllte ihn zum Schutz gegen den Sandsturm in eine Decke und begleitete ihn in Richtung der Landungsschiffe.
Blieb noch der Donnerkeil. Als sie die gefällten Giganten umrundeten, bot sich ihnen ein schauriges Bild, dass die kurze Hochstimmung über die Rettung des Atlas-Piloten wegblies. Von dieser Seite aus sah der schwere Mech sogar noch übler zugerichtet aus als von der Rückseite her und als sie sich dem Cockpit näherten, ließen die meisten Chevaliers die Schultern hängen.
Metallstreben hatten sich in die Kanzel gebohrt, das Panzerglas war unter dem Druck geborsten und nach innen geschleudert worden, eine Spur von Einschusslöchern zog sich über den linken Torso der Maschine bis dorthin, wo einmal die Kopfpanzerung des Mechs gewesen sein musste. Keine Chance, hier jemanden lebend vorzufinden.
Aber Pflicht war Pflicht und Carter winkte einen Tech mit einer starken Taschenlampe heran, um den Tod von Lieutenant Dawn Ferrow offiziell zu protokollieren. Als ihr Körper vom Lichtschein erfasst wurde, musste er schlucken. Die junge Frau war von einer der Metallstreben durchbohrt worden und das Glas hatte ihre Haut an unzähligen Stellen aufgeschnitten. Vermutlich war sie qualvoll und bei Bewusstsein verblutet.
Er griff nach seinem Einsatzlogbuch, als eine Bewegung seine Aufmerksamkeit fesselte. Mit drei großen Schritten war er direkt am Cockpit und winkte den Tech mit der Taschenlampe nach. Tatsächlich. Er hatte sich nicht getäuscht. Die Hand der gepfählten Mechpilotin zuckte kaum merklich. Sie lebte also noch.
Hastig kletterte er halb ins Cockpit, während die übrigen Techs und seine beiden Hilfssanitäter herbeieilten. Nun galt es, keine Zeit zu verlieren…

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Caliban IV
Peripherie


Anton Bramert war in der Dunkelheit des „Frachtraums“ des Shilone-LRJ eingeschlossen, während der Heimdall-Agent Jonathan Blecher das Fluggerät auf Caliban IV zu steuerte. Er konnte zwar theoretisch die Infrarot-Sicht des Nighthawk PA (L) nutzen, um seine Umgebung anzuschauen, aber nachdem er das einmal gemacht hatte – dabei hatte er entdeckt, dass sich außer ihm in dem PA nur noch sein Seesack, in dem sie außer seiner Kleidung und einigen anderen Gegenständen auch noch ein paar Lebensmittel, Wasser und Munition für die Laserwaffen verstaut hatten und ein Fallschirmrucksack befand und dieser „Frachtraum“ damit komplett ausgefüllt war – hatte er die Infrarot-Sicht lieber ausgeschaltet, weil es einfach nichts Interessantes zu sehen gab und er lieber in deprimierender Dunkelheit vor sich hin sann, als in deprimierender Dunkelheit eine mit Infrarot sichtbar gemachte Metallwand anstarrte. Während er so da lag tat er das, was wahrscheinlich die meisten Menschen tun würden, wenn sie keine andere Aufgabe hatten, als möglichst still in einem engen Behältnis zu liegen und ihnen außer atmen keine anderen Betätigungsmöglichkeiten blieben: Er dachte nach. Dabei schweiften seine Gedanken fast automatisch auf die vergangenen Ereignisse und schließlich noch weiter.
Irgendwann nach seiner Gehirnwäsche auf Wayside V und der darauffolgenden Zeit der Erholung hatte er seinen seelischen Schock, zumindest hatte Kommandant MacArthur es so genannt, wohl überwunden und konnte sich auch wieder an Details aus seiner Vergangenheit erinnern – besonders die, die ihn zum LNC, zu Loki und schlussendlich zu Heimdall gebracht hatten.

Als zweiter Sohn eines ehemaligen Mechkriegers, der auf Arc-Royal Farmer wurde, war er für die Rolle eines Rebellen geradezu prädestiniert. Sein Vater wollte ihn zwar eigentlich direkt in die Rolle eines Mechkriegers pressen, aber Anton lehnte sich schon als Kind immer mehr gegen die Entscheidungen seines Vaters auf. Das ging schließlich soweit, dass er anstatt eine Ausbildung als Mechkrieger zu beginnen beim LNC anfragte, ob es nicht möglich sei, ihn dort auszubilden. Das LNC nahm eigentlich keine Kinder auf, aber der junge Anton Bramert erwies sich als jemand, der sehr überzeugend einen Achtzehnjährigen mimen konnte, der einfach etwas klein geraten war und seinen Babyspeck noch nicht verloren hatte, wodurch das LNC ihn schließlich doch bei sich aufnahm.
Natürlich kam schnell raus, dass er in Wirklichkeit viel zu jung für die Ausbildung als LNC-Agent sei, aber da hatte er seine Fähigkeiten, seine außergewöhnliche Auffassungsgabe und seine schnellen Reflexe bereits unter Beweis gestellt und das LNC wollte auf diese Fähigkeiten lieber nicht verzichten.
Um aber zu vertuschen, dass sie einen Minderjährigen bei sich aufgenommen hatten, steckten sie ihn zum Schein in die Pandora-Militärakademie, während sie gleichzeitig seine Ausbildung als LNC-Agent weiterführten. Sie wollten Anton zu einem möglichst fähigen Agenten formen, der aber auch das Talent besaß, einen BattleMech zu steuern. Dieses Projekt hatten sie während der Nachfolgekriege bereits schon einmal mehr oder minder erfolgreich durchgezogen – wobei die damaligen LNC-Agenten beim Steuern von BattleMechs eher versagten – und sie wollten es, dieses Mal allerdings etwas erfolgreicher und vor allem für sie gewinnbringender, fortsetzen.
Allerdings zeigte sich während der Ausbildung an der Pandora-MA schnell, dass Anton zwar seine Reflexe und Fähigkeiten gut umsetzen konnte, wenn es darum ging einen BattleMech zu steuern, aber seine Fähigkeiten was das zielgerichtete Abfeuern von Mechwaffen anging waren dagegen… erbärmlich war schon fast eine Beschönigung dafür. Darum beendete das LNC das Projekt Anton Bramert/Pandora-MA sehr schnell wieder, sodass Anton die Militärakademie nach zwei Jahren wieder verließ und sich einer neuen Aufgabe zuwenden sollte. Diese Aufgabe führte ihn zu dem relativ unabhängigen Mechhersteller Norse-Storm, wo er, mit stillschweigender Unterstützung des LNC, eine Anstellung bekam, die ihn schließlich zu einem Testpiloten für den Spector-BattleMech werden ließ. Anton erinnerte sich noch sehr gut an die Zeit bei Norse-Storm, denn gerade in dieser Zeit lag auch sein Übergang vom regulären LNC, wobei er inzwischen bereits bei Loki, obwohl kein Vollwaise, aufgenommen worden war, zu Heimdall, der Untergrundorganisation, die sich den Schutz des lyranischen Volkes auf die Fahnen geschrieben hatte und die Tätigkeiten Lokis sehr genau und vor allem kritisch beobachtete.

Erinnerung:

„Sie sind gut, Bramert. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals einen Testpiloten finde, der einen Spector so ausreizen kann, wenn es darum geht, seine Beweglichkeit zu prüfen.“
„Danke, Direktor Norse. Ich tue, was ich kann.“
Der CEO von Norse-Storm Technologies Incorporated nickte dem jungen Testpiloten freundlich zu, dann ging er weiter, während Anton sich auf den Weg in die Umkleidekabine machte, um seine Kühlweste gegen einen Overall auszutauschen. Er hatte eine Zwölf-Stunden-Schicht hinter sich, während der er den SPR-5F Spector über mehrere Testgelände gejagt und regelrecht geprügelt hatte, dabei immer ans Limit der zulässigen Geschwindigkeit gegangen war und einen Gefahrenparcour sogar innerhalb von siebenunddreißig Sekunden überwunden hatte, was einen neuen Rekord auf dem Testgelände darstellte, und war dementsprechend müde. Er wollte nur noch in seine Werkswohnung, sich etwas zu essen machen, vielleicht eine Nachricht an seine Eltern auf Arc-Royal absetzen und dann erst einmal schlafen, bevor er dann am nächsten Morgen zu seiner nächsten Schicht aufbrechen musste. Als er aber in die Umkleidekabine kam, wusste er, dass daraus nichts werden würde, nachdem er Kommandant Royce MacArthur, den Leiter des Loki-Teams 41 und sein Vorgesetzter, entdeckte, der gerade aus den Waschräumen kam. MacArthur lächelte ihm zu, allerdings konnte Anton das Lächeln nicht wirklich erwidern.
„Herr Kommandant, was machen Sie hier? Wenn Sie jemand sieht, dann fliegt meine Tarnung auf!“
„Bleiben Sie ruhig, Feldwebel, bleiben Sie ruhig. Niemand weiß, dass ich hier bin und bevor jemand auch nur in die Nähe der Umkleiden kommt, bin ich schon längst wieder verschwunden.“
„Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Sir“, entgegnete Anton und MacArthur musste schon wieder lächeln. „Sie sind ganz schön frech, mein Junge. Ich frage mich von wem Sie das haben.“
Dann wurde er ernst.
„Ich bin Ihretwegen hier, Anton. Ich denke, es ist an der Zeit, Ihnen einige Dinge zu erklären und Ihnen ein Angebot zu unterbreiten.“
Anton öffnete seinen Umkleideschrank und zog seine Kühlweste aus. Er schmiss die Weste aus Kevlar und Kühlschleuchen auf eine Bank, die hinter ihm stand, dann holte er sich einen Overall heraus und zog ihn über. Erst dann wandte er sich wieder MacArthur zu.
„Vielen Dank für Ihr mögliches Angebot, Herr Kommandant, aber ich bin rein hetero und an keinerlei Ausflügen zum anderen Ufer interessiert.“
MacArthur wirkte zunächst perplex, dann musste er leise lachen.
„Oh, der war gut, Anton, der war wirklich gut. Nein, ich bin auch hetero und von solchen Sachen wollte ich überhaupt nicht sprechen. Mir geht es um das hier.“
Er warf eine kleine Plakette auf die Kühlweste und Anton hob sie auf. Das Wappen des Lyranischen Commonwealths – und der durch Katherine Steiner-Davion geschaffenen Lyranischen Allianz – war darauf zu sehen, die gepanzerte Faust. Aber vor dieser Faust befand sich ein Breitschwert, auf dem ein Auge eingraviert war. Anton kannte dieses Zeichen – eigentlich kannte es jeder beim LNC – und er wusste auch sehr gut, was es bedeutete. Er sah MacArthur mit großen Augen an.
„Heimdall? Sie sind ein Mitglied von Heimdall?“
„Ja, seit einigen Jahren, Anton. Und die Bürokraten in der Führungsebene unserer Organisation haben endlich zugestimmt, dass ich Sie einweihen darf. Sie sind das letzte Mitglied von Team 41, das noch nicht dazu gehört und das möchte ich jetzt ändern. Ich möchte Sie für Heimdall rekrutieren.“
Anton wechselte immer wieder überraschte Blicke von der Plakette zu MacArthur und zurück, dann fragte er.
„Und was soll ich tun? Ich kann meinen Job hier nicht einfach aufgeben.“
„Das verlangt auch keiner von Ihnen, Anton. Im Gegenteil, wir möchten eigentlich sogar, dass Sie solange wie möglich bei Norse-Storm bleiben. Wobei es uns weniger um Norse-Storm als um Storm selbst geht. Er hat eine hervorragende Einheit auf die Beine gestellt und diese ist absolut treu zu Katherine Steiner-Davion, besonders seit sie sich als die eine wahre Erbin der Traditionen Steiners aufspielt. Wir von Heimdall sind diesbezüglich ziemlich gespalten, aber der Teil von Heimdall, der unser Team angehört, ist eindeutig auf der Seite Herzog Kells. Und wir machen uns Sorgen darum, wie zum Beispiel Leute wie Oberst Griffin sich gegenüber dem Herzog und den Mitgliedern der Steiner-Davion-Familie verhalten, die nicht zu Katherine stehen – Victor Steiner-Davion muss dabei noch nicht einmal erwähnt werden. Aus diesem Grund wollen wir Sie erst einmal bei Norse-Storm halten. Wenn es Ihnen aber möglich ist, einen Platz bei Storm’s Metal Thunder zu erhalten, dann ergreifen Sie diese Chance und nehmen Sie den Platz ein. Damit können Sie dann Storm im Auge behalten und uns notfalls informieren, sollte es zu Schwierigkeiten kommen, die wir vielleicht beheben müssen – sofern uns dies möglich ist.“
Anton nickte verstehend.
„Und Sie wollen natürlich jetzt eine Entscheidung von mir.“
„Ich dachte, Sie hätten sich schon längst entschieden, Anton? Warum, glauben Sie, erzähle ich Ihnen sonst die intimen Geheimnisse Heimdalls? Bestimmt nicht, weil ich redebedürftig bin.“
Anton musste nun ebenfalls grinsen, dann schloss er die Hand fest um die Plakette.
„Keine Sorge, Herr Kommandant. Natürlich trete ich Heimdall bei. Sie hatten mich quasi schon im Sack, als Sie mir die Plakette präsentiert haben.“
MacArthur schüttelte scheinbar betrübt den Kopf.
„Frecher Bengel, mich so in die Pfanne zu hauen. Nun gut, Feldwebel. Sie haben Ihre Anweisungen. Sobald wir etwas Neues erfahren werden Sie über die üblichen Wege kontaktiert.“
MacArthur verschwand, wie er erschienen war, und Anton blieb zurück und starrte freudig die Plakette in seiner Hand an. Heimdall. Er gehörte jetzt tatsächlich zu Heimdall.

Danach hatte er tatsächlich einen Platz bei Storm’s Metal Thunder erhalten, aber dort war er aufgrund der Situation nicht glücklich geworden und irgendwann, als klar war, dass SMT eindeutig auf Seiten Katherine Steiner-Davions stand, ohne Erlaubnis seitens Heimdall doch zur 8th Deneb Light Cavalry geflüchtet. Dann waren die Jadefalken auf Kikuyu aufgetaucht und er hatte den Schock erlitten, mit dem er seine Erinnerung verlor – der Rest war Geschichte.

Ende der Erinnerung

Anton schreckte auf, als sich ein, in der Stahlplatte über ihm eingebautes Kom mit einem Krachen aktivierte.
„Hauptfeldwebel Bramert, wir sind jetzt in der Zielabwurfzone. Bereiten Sie sich bitte entsprechend darauf vor.“
Anton wusste nicht genau, wie er sich auf einen Abwurf vorbereiten sollte, aber er stellte sich innerlich darauf ein, dass sich die Klappe irgendwo einfach öffnen und ihn runterfallen lassen würde.
So ähnlich war es dann auch, allerdings nicht ganz so, wie er es erwartet hatte. Der „Frachtraum“ verschob sich um fünfundvierzig Grad nach unten, dann verschob sich die Wand am Fußende und er rutschte raus. Gedankenschnell packte er mit der einen Hand den Seesack und mit der anderen den Rucksack mit dem Fallschirm. Er befand sich bestimmt mindestens achthundert Meter über dem planetaren Boden im freien Fall. Schnell schnallte er sich den Fallschirm auf den Rücken und versuchte den Seesack so gut es ging an einem der Gurte zu verknoten, als sich sein im Anzug integriertes Kom aktivierte.
„Hauptfeldwebel, ich habe Sie in der Ortung. Sie befinden sich im Moment sechshundertachtzig Meter über dem Boden im freien Fall, Tendenz stark abnehmend. Ich empfehle Ihnen, den Fallschirm erst zu öffnen, wenn Sie die Zweihundert-Meter-Marke unterschritten haben.“
Anton antwortete nicht, weil er viel zu sehr damit beschäftigt war, die Anzeige der Höhenkontrolle im Auge zu behalten. Er hatte nämlich nicht vor, als Matschhaufen auf diesem Drecksball, der sich Caliban IV nannte, zu verenden. Als die Anzeige 197 m anzeigte, aktivierte er durch den Druck auf einen Sensor, der am rechten Gurt angebracht war, den Öffnungsmechanismus des Fallschirms und das Gebilde flog aus dem Rucksack und entfaltete sich. Allerdings war die Geschwindigkeit, mit der der Boden näher kam für Antons Geschmack immer noch viel zu hoch, sodass er brüllte. „Sprung!“
Die Sprungdüsen seines Anzugs reagierten sofort und die Beschleunigung ging auf ein gesundes Maß zurück. Sein Kom aktivierte sich wieder und Blecher meldete sich erneut zu Wort.
„Das sieht gut aus, Hauptfeldwebel. Sie kommen sicher und sanft runter. Wenn Sie gelandet sind, dann wenden Sie sich zunächst nach Südwesten, Koordinaten 247 zu 119. Dort konnte ich während des Fluges zumindest mögliche menschliche Aktivitäten ausmachen. Ich verzieh mich jetzt. Ihnen wünsche ich viel Glück, Hauptfeldwebel.“
„Ja, du mich auch“, antwortete Anton, aber so leise, dass sich das Mikrofon nicht aktivierte und seinen Kommentar übertrug. Der Boden kam stetig näher, die Sprungdüsen hatten sich inzwischen wieder abgeschaltet und Anton nestelte an dem Seesack herum und ließ ihn zu Boden fallen, dann landete er, ging in die Knie und rollte sich geschickt ab. Ein Druck auf einen anderen Sensor, der am linken Fallschirmgurt angebracht war, kappte die Verbindung mit dem Fallschirm, sodass Anton nicht von diesem noch mitgeschleift wurde. Er atmete langsam aus, versuchte zur Ruhe zu kommen und das Adrenalin, das durch seine Adern floss, abzubauen. Nachdem er eine Minute nur auf dem Boden saß und nichts tat, erhob er sich, sammelte zunächst den Fallschirm ein und holte dann seinen Seesack.
Er nahm alles aus dem Sack heraus und verteilte es auf den Rucksack, in dem sich der Fallschirm befunden hatte, dann löste er das Marx XX-Lasergewehr, das er an der rechten Seite seines Rückens befestigt hatte und schnallte sich danach den Rucksack um. Den Seesack zerknüllte er zu einem kleinen Ball und vergrub ihn.
Danach nahm er das Lasergewehr in die Hände, wodurch sich die Zielerfassung aktivierte. Seine Stealth-Panzerung und die Ortungsgeräte arbeiteten bereits automatisch, nur die Aktivortung war abgeschaltet und wurde von ihm über das entsprechende Menü aktiviert. Nachdem er ziemlich sicher war, dass sich in der unmittelbaren Umgebung keine Lebewesen befanden, die auch nur annähernd menschliche Größe haben könnten – oder zumindest keine, die am Leben waren, soweit er das erkennen konnte – rückte er aus.
Er wandte sich, wie Blecher zuletzt gesagt hatte, erst einmal in Richtung Südwesten. Mit einem Zwinkern seines linken Auges aktivierte er einen anderen Menüpunkt.
Dann nahm er das Lasergewehr in die linke Hand, während die Finger seiner rechten Hand sich wie auf einer Tastatur bewegten. Die Sensoren, die in den Handschuh an den Fingerkuppen angebracht waren, reagierten darauf und dadurch konnte er auf einer Karte die Koordinaten eintragen, die Blecher ihm genannt hatte. Nachdem das erledigt war und er die Koordinaten bestätigt hatte erschien auf seinem Visier am unteren rechten Rand ein Pfeil, der ihm die Richtung anzeigte, in die er zu gehen hatte, um die Koordinaten zu erreichen. Er nahm das Gewehr wieder in beide Hände und machte sich auf den Weg, während sein PA (L) mit der Umgebung verschmolz und ihn fast unsichtbar machte.

Als er eine Pause machte, sagte ihm die Chrono-Anzeige in der unteren linken Ecke des Visiers, dass er seit etwa einer Dreiviertelstunde unterwegs war – einer Dreiviertelstunde nach terranischen Maßstäben gerechnet. Er hatte sich den angegebenen Koordinaten bis auf drei Kilometer genähert und hielt jetzt an, weil er befürchten musste, dass Patrouillen ihm auflauern könnten, wenn es sich bei diesen „menschlichen Aktivitäten“, die Blecher ihm berichtet hatte, um eine militärische Einrichtung handelte. Wenn es einfach nur ein Dorf war, wo die Leute ihren üblichen Beschäftigungen nachgingen, dann brauchte er sich natürlich keine Sorgen machen, aber er wollte grundsätzlich eigentlich jeden menschlichen Kontakt vermeiden, bis er wieder mit den Chevaliers zusammengekommen war.

Der Nighthawk PA verschmolz mit einem Felsen, während er pausierte, und das rettete ihm möglicherweise das Leben, als er auf einmal das Geräusch eines Verbrennungsmotors wahr nahm, dank der Verstärker seines Anzugs deutlich besser als mit seinem normalen Gehör. Er wandte den Kopf und sah ein altes Hetzer-Sturmgeschütz, dass 150 Meter von seiner Position entfernt vorbeirumpelte. Plötzlich hielt es an und eine Luke öffnete sich. Ein Soldat, der ein Automatik-Gewehr im Anschlag hatte, tauchte aus dem Fahrzeug auf und ließ seinen Blick über die Landschaft wandern. Dann setzte er sogar ein Fernglas an und stieg auf das Dach des Fahrzeugs, um sich die Umgebung anzuschauen. Anscheinend rief wohl jemand aus dem Fahrzeug heraus, was Anton allerdings nicht verstehen konnte. Die Antwort des Soldaten bekam er allerdings mit.
"Nein, nichts zu sehen. Ich glaube, das Radar spinnt einfach. Kein Wunder, bei dieser alten Kiste!"
Der Soldat stieg von dem Fahrzeug herunter und verschwand wieder im Inneren. Kurz darauf fuhr das Sturmgeschütz weiter und Anton konnte aufatmen.
Das Vier-Rad-Fahrzeug war offensichtlich als Patrouille ausgelegt, allerdings hatte irgendjemand nicht daran gedacht, ein Fahrzeug mit deutlich besseren Sensoren oder einer zu verwenden, als es bei dem Hetzer der Fall war, oder vielleicht sogar ein Fahrzeug, das mit einer Beagle-Sonde ausgestattet war, denn ansonsten wäre Anton vielleicht bereits bemerkt worden – die Ausrüstung des Nighthawk hin oder her. So aber konnte er eine Entdeckung verhindern und überlegte jetzt, was er als nächstes tun sollte. Er konnte versuchen, diese Militärbasis - was der Standort an den Koordinaten offensichtlich war, denn ansonsten wäre kein Hetzer-Sturmgeschütz auf Patrouille unterwegs – zu umgehen, allerdings wusste er nicht, wo sich die Chevaliers befanden und würde dann erst einmal ziellos umherirren, bis er vielleicht durch Zufall auf seine Kameraden und Freunde treffen würde. Die andere Möglichkeit wäre es, die Basis zu infiltrieren, möglichst viele Informationen zu sammeln und dann möglichst heimlich wieder zu verschwinden. Er vermutete, dass diese Basis nur ein relativ schlecht ausgerüsteter Außenposten war – wieder basierend auf der Annahme, dass ansonsten kein Hetzer für eine Patrouille verwendet worden wäre, weil es eindeutig bessere Fahrzeuge dafür gab – in dem er aber trotzdem Kartenmaterial oder andere Informationen bekommen konnte, mit denen er seine weitere Vorgehensweise planen konnte. Außerdem war es ihm in diesem Außenposten vielleicht möglich, Informationen über potentielle Gegner der Chevaliers zu erhalten und das eine oder andere Ziel für eine Sabotageaktion auszuwählen.
Natürlich hatte er noch als dritte Möglichkeit, mit wild feuernden Waffen in diese Basis zu stürmen und einen wenig beachteten Heldentod zu sterben, aber diese Möglichkeit verwarf er direkt wieder, weil ihm eindeutig das passende Publikum fehlte, um einen Heldentod wirklich sinnvoll erscheinen zu lassen – und er war eindeutig nicht Der Unsterbliche Krieger, auch wenn er mit dieser Rüstung vielleicht so rumlief, als wäre er es. Also blieb vorrangig nur Möglichkeit Zwei: die Infiltration der Basis.

Der Hetzer war inzwischen vorbeigerumpelt und Anton bewegte sich langsam und vorsichtig in die Richtung aus der der Panzer gekommen war – zufällig genau die Richtung, in die auch sein Navigations-Pfeil zeigte. Er brauchte etwa zwanzig Minuten vorsichtiges Herantasten bis er schließlich auf die ersten Ausläufer der Basis traf, eine Umzäunung und ein weitläufiger Eingang, der von zwei Infanteristen bewacht wurde. Und wieder musste er überlegen, was er tun sollte. Er konnte natürlich versuchen, die beiden Wachen auszuschalten, aber das würde auf keinen Fall geräuschlos vonstatten gehen und dann hatte er das Problem, dass er auf einmal die unbekannte Menge an Soldaten in dieser Basis auf den Fersen hatte. Da er genau das verhindern wollte, musste er deutlich subtiler vorgehen.
Zu diesem Zweck umrundete er die den Zaun, bis er eine Stelle erreichte, wo hastig aufgestellte Zelte die Baracken ersetzten, die normalerweise in einer solchen Militärbasis zu finden waren. Eine Patrouille, die diesen Abschnitt ablief, gab es offensichtlich nicht, daher nutzte Anton die Gelegenheit, beugte die Knie und stieß sich einmal vom Boden ab, nachdem er zunächst sein Lasergewehr wieder am Rücken befestigt hatte. Der Zaun war zwar mehr als zwei Meter hoch, aber seine durch den Anzug myomerverstärkten Muskeln konnten diese Distanz ohne Probleme überwinden – Sprungdüsen waren zu diesem Zweck nicht mal nötig. Er landete sicher auf der anderen Seite des Zauns und überprüfte sofort die Umgebung mit der Infrarotortung.
In den Zelten konnte er Wärmesignaturen erkennen, insgesamt etwa acht Stück bei zwei Zelten, die sich in der direkten Nähe befanden. Fünfzig Meter weiter befanden sich andere Zelte und auch dort hielten sich Menschen auf, soweit Anton die Wärmesignaturen richtig deutete. Keines dieser Zelte sah aus wie ein Kommandozelt, aber dieser Außenposten musste ja irgendwo ein Kommandogebäude oder –zelt haben, das war in jeder militärischen Struktur üblich, sobald eine Basis und sei sie auch noch so klein, eingerichtet wurde. Er erhöhte die Auflösung des Visiers und konnte in der Nähe des Haupteingangs mehrere größere Gebäude entdecken. Dann sah er den Kommandoposten, eine Rundbaracke, die sich in der Nähe der größeren Gebäude aufhielt. Das Problem war, dass er nicht einfach in die Baracke gelangen konnte, wenn er den direkten Weg wählte, denn zwischen der Baracke und dem Bereich, in dem er sich gerade aufhielt, war ausschließlich freie Fläche – eine nähere Betrachtung mit Hochauflösung zeigte verschiedene Reifenspuren, was Anton vermuten ließ, dass dieser Außenposten wohl vermehrt mit Fahrzeugen ausgestattet war. Natürlich hatte er noch immer keine Information, welcher Militärorganisation dieser Außenposten angehörte. Es könnte beinahe alles sein, von einer planetaren Miliz, über die zahlreichen Söldner, die es in der IS und Peripherie gab, ComStar oder Word of Blake oder sogar ehemalige oder noch aktive Clanner, auch wenn er zumindest die letzten beiden Möglichkeiten nicht glauben konnte – außer er war hier auf die niedrigste Form einer Solahma-Formation der Clans gestoßen. Außerdem lösten diese Überlegungen sein Problem nicht, denn er musste immer noch in die Kommandobaracke eindringen, ohne entdeckt zu werden. Er warf einen Blick auf das Chrono. Nach terranischen Zeitrechnung war es bald 18 Uhr, womit er um diese Jahreszeit zumindest mit zunehmender Dunkelheit rechnen konnte. Er überlegte, ob er so lange warten sollte, oder was er stattdessen tun könnte.
Seine Überlegungen wurden etwas abrupt unterbrochen, als er laute Stimmen hörte und zwei Männer sorglos aus einem der Zelte herauskamen. Da kam ihm ein Gedanke, der vielleicht gar nicht so schlecht war – wenn er es richtig anstellte. Die beiden Männer trugen keine einheitlichen Uniformen, sondern das, was ihnen gerade gefiel, oder was sie gerade zur Hand hatten. Vielleicht konnte er sich in einem der Zelte passende Kleidung zusammensuchen, sich irgendwo unentdeckt umziehen und dann in die Kommandobaracke eindringen – aber er verwarf den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Zunächst einmal konnte er seinen PA (L) nicht einfach irgendwo im Lager liegen lassen, wo irgendeine Wache drüber stolpern könnte. Zum anderen konnte er das Lager aber auch nicht verlassen und sich irgendwo draußen umziehen, weil er dann nicht mehr halbwegs geräuschlos und unentdeckt in das Lager eindringen konnte. Und wahrscheinlich konnte er auch nicht so einfach in die Kommandobaracke eindringen – wenn diese Einheit auch nur den Hauch von Professionalität an den Tag legte, dann wäre die Kommandobaracke entweder bewacht oder wenigstens mit einem Schloss gesichert, das nur Offizieren und anderen besonderen Personen den Zugang gestatten würde, indem sie eine Kombination eintippen, Schlüsselkarte benutzten oder irgendwas ähnliches. Und auf die Schnelle jemanden aufzutreiben, der ihm den Zugang ermöglichen könnte war in etwa so wahrscheinlich wie die Wiederauferstehung Jerome Blakes und Aleksandr Kerenskys. Also musste er einen anderen Weg finden. Aber dazu benötigte er einen besseren Aussichtspunkt, irgendetwas in einer höheren Position – wie zum Beispiel eines der beiden Gebäude, die sich direkt neben dem Kommandoposten befanden!
Anton schlich zurück zum Zaun, sprang erneut darüber und lief wieder am Zaun entlang. Er umrundete den Außenposten und gelangte – glücklicherweise ungesehen – an die Stelle, an der er am einfachsten wieder in die Basis eindringen konnte, um dann auf eines der beiden größeren Gebäude zu gelangen. Er überquerte den Zaun mit einem erneuten Sprung und schlich sich an das von ihm ausgewählte Gebäude heran. Dabei handelte es sich wohl nur um eine Lagerhalle oder ähnliches, das Gebäude war zumindest aus ein paar einfachen Metallplatten zusammengezimmert. Die Kommandobaracke hatte an der Seite, die Anton einsehen konnte, mehrere Fenster. Eines davon war geöffnet und Anton bekam Einblick auf das Innere der Baracke, während er sich selbst gegen die Metallwand des Gebäudes drückte und versuchte, mit ihr zu verschmelzen, in der Hoffnung, dass niemand aus dem Fenster schaute und sich vielleicht über die Ausbuchtung wunderte, auf die er hätte blicken können.
Er konnte sein Glück gar nicht fassen, dass genau auf seiner Augenhöhe eine Stellwand aufgebaut war, an der eine Karte des Gebiets hing. Sein einziges Problem waren zwei Offiziere, die vor der Karte standen und diese schweigend betrachteten. Dann trat einer der beiden zur Seite, sodass Anton doch einen vollen Einblick auf die Karte bekam und sofort das Aufnahmegerät, das im Visier eingebaut war, einschaltete, um die Karte in der internen Datenbank einzuspeichern.
Nachdem das erledigt war, wollte er sich eigentlich wieder zurückziehen, da er, je länger er in dieser Beobachtungsposition verharrte, immer stärker eine Entdeckung riskieren musste, als er hörte, wie einer der beiden Männer zu sprechen begann und Anton einfach das Risiko eingehen musste, entdeckt zu werden, da er möglicherweise an weitere wichtige Informationen kommen konnte.
„Wie aktuell sind diese Daten, Lieutenant? Ich möchte nicht erleben müssen, dass die Chevaliers sich angeblich am anderen Ende des Kontinents befinden, wie es diese Daten angeben, und dann haben wir auf einmal eine Gruppe Mechs vor unserer Haustür.“
„Ich habe mir die Daten vom Oberkommando noch einmal bestätigen lassen, Sir. Wir befinden uns hier zwar am Arsch der Welt, aber zumindest ist es der sicherste Arsch, den dieser Drecksball im Moment anbieten kann.“
„Gut zu wissen. Verstärken Sie dennoch die Patrouillen. Ich hasse es, unliebsame Überraschungen zu erhalten.“
„Zu Befehl, Sir“, antwortete der andere Offizier und entfernte sich aus Antons Blickfeld. Der Basis-Kommandeur blieb eine Zeit lang alleine am Tisch zurück, bis sich eine weitere Person dazu gesellte. Anton war etwas überrascht, dass diese Person keine Rangabzeichen trug, dann fiel ihm auf, dass er auch keine Uniform, sondern eher eine paramilitärische Kluft trug, so wie sie Zivilisten in Gegenwart von Militärs gerne anlegten – Zivilisten oder Geheimdienstoffiziere.
„Sie sollten mehr Vertrauen haben, Captain“, sagte der Zivilist gerade. „Diese Daten sind so akkurat, wie es für unseren Orden nur möglich ist und Sie wissen, wie effizient wir in unserer Arbeit sind.“
„Es freut mich für Sie, dass Sie Ihren Glauben an Ihren Orden und deren Effizienz haben, Adept Juvic, aber ich musste in meiner Karriere schon zu oft die Erfahrung machen, dass Informationen nur dann ihre Gültigkeit haben, wenn sie mindestens zweimal überprüft wurden – oder besser noch wenigstens dreimal. Also hören Sie auf, mir die Worte Blakes vorbeten zu wollen, mich interessiert dieser Scheiß sowieso nicht. Sie und Ihre Leute bezahlen uns dafür, auf diesem Drecksball stationiert zu sein, damit wir Ihnen bei was auch immer helfen – Sie bezahlen uns nicht dafür, dass wir jeden Müll glauben, den Sie und Ihre Gebetsbrüder vom Word of Blake uns erzählen wollen.“
„Es wäre mir lieb, wenn Sie auf diese Fäkalsprache verzichten könnten, Captain. Es beleidigt meine Ohren.“
„Und mich beleidigt Ihre Anwesenheit, Juvic. Also hören Sie gefälligst auf, unseren Aufpasser spielen zu wollen und verkriechen Sie sich in das Loch oder in die HPG-Station zurück, aus der Sie ausgebrochen sind.“
Die beiden Männer starrten sich wütend an, dann zuckte Juvic mit den Schultern.
„Zu Ihrem Glück muss ich tatsächlich zurückfahren, um mit meinen Vorgesetzten unseres weiteres Vorgehen abzusprechen. Daher werde ich Sie jetzt verlassen. Aber freuen Sie sich nicht zu lange über meine Abwesenheit – ich komme sicherlich bald zurück.“
Der WoB-Adept verschwand nun ebenfalls aus Antons Blickfeld und dieser konnte den Captain unter sich leise fluchen hören.
„Fahr lieber zur Hölle, du verblödeter Kuttenfurzer. Da hat man sicherlich einen schönen Platz für dich reserviert.“
Anton glaubte nun nicht mehr, dass er noch nützliche Informationen erhalten konnte, aber eine Sache hatte sein besonderes Interesse geweckt – dieser Außenposten wurde von einer Söldnereinheit betrieben, die für Word of Blake arbeitete. Er hatte diese Vermutung schon angestellt, weil sich WoB irgendwie immer in der Peripherie aufzuhalten schien, aber das er jetzt eine Bestätigung erhalten hatte, waren wichtige Informationen für ihn. Dann besann er sich einer weiteren Tatsache: Der Adept wollte das Lager verlassen. Da Anton nirgends einen VTOL gesehen hatte, vermutete er, dass der Kuttenfurzer, wie dieser Söldner-Captain sich so schön ausgedrückt hatte, mit einem Bodenfahrzeug fuhr – außer, er sollte von einem VTOL abgeholt werden, aber das erschien ihm unwahrscheinlich, denn wenn ein WoB-Adept als Verbindungsoffizier zu solch einem Außenposten geschickt wurde, dann war er bestimmt nicht wichtig genug, um einen VTOL für seine Abholung zu verschwenden. Auf jeden Fall wäre es für Anton von Vorteil, diesen Adepten in die Hände zu kriegen, damit er ein paar Antworten bekommen konnte.
Er löste sich langsam von der Wand, lief zum Zaun zurück und sprang wieder darüber. Danach behielt er die Umgebung rund um den Kommandoposten im Auge und sah schließlich einen geschlossenen Jeep, der aus einem der beiden Metallhallen heraus fuhr und vor der Kommandobaracke anhielt. Der WoB-Adept kam aus der Baracke und stieg direkt in das Fahrzeug ein, dass wendete und zum Ausgang der Basis fuhr. Dort wurde es kurz angehalten, die Wachen kontrollierten die Personenanzahl, dann fuhr der Jeep aus der Basis und bog zunächst in die Richtung ab, aus der Anton gekommen war. Dieser folgte dem Jeep zunächst mit der Ortung, dann setzte er sich in Bewegung. Zu seinem Glück war das Gelände für ein Radfahrzeug nicht sonderlich gut geeignet und der Jeep kam nur langsam voran.
Anton rief sich die Karte auf, die er aufgezeichnet hatte und entdeckte eine gute Position für einen Hinterhalt, etwa vier Kilometer von dem Außenposten entfernt. Dort musste der Jeep nämlich eine kleine Schlucht durchqueren und wenn Anton es sehr geschickt anstellte, konnte er dem Jeep dort auflauern. Außerdem konnte er den Weg für sich deutlich verkürzen, denn während der Jeep zwar auch quer durch die Landschaft rumpeln könnte, würde er sich doch in einem großen Bogen auf die Schlucht zu bewegen müssen, um dort hinein zu gelangen und vor allem dem WoB-Adepten eine möglichst angenehme Reise zu bescheren, während Anton den geraden Weg einschlagen konnte.

Er lief los und holte alles aus dem PA (L) heraus, was die Myomere hergaben. Währenddessen beobachtete er weiterhin den Jeep, bis er ihn schließlich aus den Augen verlor, als dieser einen Hügel hinabfuhr. Anton rief sich erneut die Karte auf und prüfte, wie lange der Jeep und wie lange er brauchen würde, bis sie die Schlucht erreichten. Dann ließ er jegliche Vorsicht fahren und aktivierte mit einem Blinzeln die Sprungdüsen seines Anzugs. Er folg neunzig Meter weit, landete, federte die Landung ab, indem er leicht in die Knie ging, und lief einen Sekundenbruchteil später weiter. Diesen Vorgang wiederholte er noch ungefähr drei Mal, dann konnte er die Schlucht vor sich erkennen. Sie war vielleicht noch dreihundert Meter entfernt. Er aktivierte ein weiteres Mal seine Sprungdüsen, flog erneut neunzig Meter und wollte seinen Sprung wieder abfedern, aber dieses Mal landete er etwas unglücklich auf einem losen Stein, der sich unter ihm löste und Anton ins Rutschen brachte. Er fiel nach vorne und musste blitzschnell eine Rolle vollführen, die auch etwas unglücklich damit endete, dass er auf dem Rücken landete.
Nach diesem Sturz atmete er schwer aufgrund der Anstrengung und der Hitze, die durch den wiederholten Einsatz der Sprungdüsen inzwischen in dem Anzug herrschte, dann rollte er sich zur Seite, stand wieder auf und lief weiter. Sein Sturz hatte ihn tatsächlich noch näher an die Schlucht gebracht, er hatte jetzt noch etwa hundertachtzig Meter bis zum Ende der Schlucht vor sich. Dann musste er aber mit Erschrecken feststellen, dass der Jeep bereits den Anfang der Schlucht erreicht hatte und sich jetzt mit etwa siebzig Stundenkilometern fortbewegte. Das bedeutete, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er suchte sich daher eine erhöhte Position, in diesem Fall ein abgeflachter Felsen, prüfte kurz die Standfestigkeit seines Untergrunds und nahm dann, nachdem der Test zufriedenstellend ausgefallen war, sein Lasergewehr zur Hand. Die Zielerfassung aktivierte sich, kaum das die Handschuhe das Gewehr berührten und er richtete das Gewehr sofort auf den Jeep. Sein Plan war es entweder, den Jeep durch einen Warnschuss dazu zu zwingen, auszuweichen und dadurch einen Unfall zu verursachen oder diesen Unfall durch einen Schuss in einen der Reifen selbst zu erreichen.

Er wartete, bis der Jeep fast auf einer Höhe mit ihm war, dann schoss er. Sein Schuss war gut gezielt und traf den linken Vorderreifen des Jeeps, wodurch sich das Gummi des Reifens aufgrund der Hitze des Laserstrahls sofort aufweichte und schließlich mit einem Knall zerris. Der Fahrer verlor die Kontrolle über das Fahrzeug, das gegen einen größeren Stein prallte und in Verbindung mit der Geschwindigkeit dafür sorgte, dass es zur Seite neigte und schließlich auf die Fahrerseite fiel und noch ein Stück weiter rutschte. Dadurch wurde ziemlich viel Staub aufgewirbelt und als dieser sich legte konnte Anton sehen, dass der Jeep zum Stehen gekommen war. Die Frontscheibe war aufgeplatzt, aber im Inneren des Fahrzeugs rührte sich niemand.
Anton schulterte sein Gewehr wieder, zündete die Sprungdüsen und segelte in die Schlucht hinunter. Dann nahm er seine Pistole von der Hüfte und näherte sich dem Jeep mit zügigen Schritten, die Waffe aber im Anschlag, um notfalls auf eine drohende Gefahr reagieren zu können. Er trat um den Jeep herum, bis er durch die Frontscheibe bzw. deren Überreste sehen konnte und atmete beruhigt auf. Der Fahrer war ziemlich offensichtlich tot, sein Kopf war in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Der WoB-Adept, der auf der Rückbank saß regte sich auch nicht und sein Gesicht war blutüberströmt. Fast schon befürchtete Anton, dass er den Mann ebenfalls getötet haben könnte, aber dann stöhnte der Adept leise auf. Anton lächelte unter seinem Visier grimmig, dann trat er an die Seite des Jeeps, brachte seine Pistole wieder an der Hüfte an, hob seine Arme und zog den Jeep wieder in die Waagerechte. Dann öffnete er die Tür und zog den Adepten heraus, der Anton mit weit aufgerissenen Augen anstarrte und laut aufschrie, als Anton seinen rechten Arm berührte. Der Schrei verwandelte sich in ein Wimmern und Anton konnte sehen, dass ein Knochen des Unterarms aus dem Ärmel der im militärischen Schnitt gehaltenen Jacke herausragte – eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit, wie er sich gut vorstellen konnte. Allerdings hatte er kein medizinisches Gerät bei sich – dafür besaß er ja seinen PA (L) – und hätte er etwas dabei gehabt, dann würde er es nicht an diesen Kuttenfurzer verschwenden. Er schob sein Visier nach oben und lächelte den Adepten bösartig an.
„Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten, Juvic. Entweder Sie sagen mir, was ich wissen will, dann kann ich Ihnen vielleicht helfen, die Schmerzen zu beenden. Oder Sie sagen mir nichts, dann wird es für Sie bloß noch schmerzhafter werden. Entscheiden Sie sich schnell, ich habe gerade weder viel Zeit noch viel Geduld.“
„Woher... ah... woher kennen Sie meinen Namen?“, wollte der Adept unter Stöhnen und Wimmern wissen. Anton schüttelte leicht den Kopf.
„Das ist die falsche Antwort, Juvic“, sagte er und umfasste einer Hand den gebrochenen Arm des WoB-Adepten. Er drückte einmal ganz sanft zu und wurde mit einem lauten Schmerzensschrei des anderen belohnt.
„Also, noch einmal von vorne und dieses Mal will ich was Verwertbares von Ihnen hören: Ich stelle Ihnen Fragen und Sie antworten – Ihre Schmerzen sind schnell beendet. Ich stelle Ihnen Fragen und Sie antworten mir nicht oder beleidigen mich, stellen mir Gegenfragen oder was auch immer, was mich nicht zufrieden stellt – Sie erleiden noch mehr heftige Schmerzen, indem wir herausfinden, wie viele Knochen man in Ihrem Körper noch brechen kann. Haben wir uns soweit verstanden, ja?“
Juvic stöhnte erneut vor Schmerz, aber Anton ließ sich davon nicht beirren.
„Gut, ich fasse das als ein Ja auf. Dann würde ich sagen, wir unterhalten uns mal ein wenig.“

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A rose by any other name is still a rose

Ein Narr ist eine gefährliche Waffe im Haus der Vernunft

Tu as dèjá le baton fleurdelisé dans ta giberne

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Landungsschiff MIKLAGAARD , Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 04:20 Uhr

Der Flug verlief erschreckend ereignislos. Nicht ein Echo auf den Sensoren, nicht ein Biep auf den Scannern oder gar ein knackendes Komm.
Angespannt stand Matthew Brennstein neben dem Captain der MIKLAGAARD, Simon Dchenk.
Der Skipper verströmte eine Unruhe und Nervosität, neben der Matthew selber vermutlich wie die Gelassenheit in Person wirkte und doch brodelte es in ihm.
Die ganze Situation war ein Alptraum.
Sämtliche Chevaliers Kompanien aufgeteilt und voneinander abgeschnitten. Die Luftraum Unterstützung erschreckend dünn bis nicht vorhanden. Etwas wofür Matthew sich immer noch selber abstrafen konnte. Er hatte nicht genug Nachdruck beim Colonel gemacht, als dieser die Einheiten aufgeteilt hatte. Die zwote und dritte Kompanie verfügten über ihre beiden Jäger, während die erste völlig ohne Luftunterstützung auskommen musste. Schließlich war es wichtiger auf einer Aufklärungsmission alles an flugfähigem Material einzusetzen. Einschließlich ihrer VTOLs. Kurzweilig war ihm die Idee gekommen den MEDEVAC auszuschicken, aber der unbewaffnete und nur leicht gepanzerte Chopper war zu leichte Beute. Was auch immer da draußen lauerte.
Das Komm knackte und zeigte eine gerichtete Kurzstreckenverbindung an. Aktuell die einzige praktikable Kommunikationsmöglichkeit.
Der Komm Offizier, ein klein gewachsener Draconier beugte sich vor und betätigte den Schalter ungefragt.
„Hier Hotshot. Drehen jetzt ab. Geschätzte ETA 05:00.“
Matthew knirschte mit den Zähnen, als er sich zum Komm Offizier vorbeugte.
Es war ein Wagnis, aber das geringste Übel, dass er eingehen konnte.
„Prince hier, verstanden Hotshot. Guten Flug!“
Er hielt sich bewusst kurz.
Sandrina Gurrow wusste was ihre Aufgabe war. Zur ersten Kompanie vorstoßen und notwendigen Support leisten. Im Fall der Fälle, sollten sich sämtliche Ängste als unbegründet herausstellen, sofort zurückkehren.
Somit würde die dritte Kompanie blind fliegen, allerdings waren die übermittelten Daten von Hibari recht eindeutig gewesen. Das feindliche Lager war außerordentlich klein und Matthew bezweifelte, dass sie hier draußen in der Wüste große Überraschungen parat hielten. Er hoffte es vielmehr.
Wenn er ehrlich war, erschienen ihm die ganze Situation und dieses angebliche Feindlager als reine Ablenkung, ja geradezu als Falle, aber er konnte es auch nicht ignorieren und seinem Gefühl folgen, wenn ein feindliches Lager klar bestätigt vorlag.
So konnte er nur auf seine Kompanie vertrauen und auf die Crew der MIKLAGAARD, ein weiteres Wagnis.
Der Skipper schien allerdings ein vergleichsweise ehrenhafter Mann zu sein, zumindest solange die Bezahlung stimmte und die Risiken für Schiff und Crew möglichst gering ausfielen, wie er Prince mehrfach erläutert hatte.
Er trat wieder zurück zum Kapitän und nickte dem kleinwüchsigen Mann mit der beachtlichen Wampe kurz zu.
Mittlerweile war der erste Offizier hinzugekommen. Silaja, so stand es zumindest in der Akte. Lieutenant Agnes Silaja. Mehr als einem Namen und ein grober Lebenslauf nebst kurzen Laufbahndaten waren es nicht und den Großteil hatte er relativ schnell als unwichtig abgetan. Die Frau war keine Größe oder hatte eine bunte Laufbahn. Sie war jung, heißblütig und abenteuerlustig. Das war ihm schnell aufgefallen, aber scheinbar auch kompetent genug, dass der Skipper ihr trotz des Alters vertraute.
22 Jahre alt.
Unwillkürlich musste er an Jara Fokker denken. Alter war wahrlich kein Garant für die Befähigung eines Menschen, das wusste er, dennoch blieben Zweifel. Vermutlich lag es an der Erziehung oder der militärischen Ausbildung. Vielleicht auch an der Ablehnung gegenüber etwas, das ihn so sehr an die Clans erinnerte.
Im Moment war es egal. Sie alle mussten funktionieren. Nichts anderes zählte.
Silaja nickte ihm nur kurz zu.
Die Abscheu stand ihr nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. Offensichtlich hielt sie nicht viel von dem Chevalier, aber sie hatte den Anstand das nicht offen auszusprechen.
Matthew war das auch egal, solange sie auch hier ihren Job machte.
„Wir befinden uns im letzten Abschnitt der Strecke. Wenn wir näher heranfliegen besteht die Gefahr, dass wir entdeckt werden.“
Irritiert hob Matthew eine Augenbraue.
„Ich hatte angenommen, dass der Sandsturm uns etwas mehr Schutz bietet und wir das Überraschungsmoment ausnutzen...“
Der Skipper neigte den Kopf leicht, dann wandte er sich Matthew zu.
„Sie sollten sich bereit machen Captain. Ich bin nicht gewillt mein Schiff näher heranzubringen, wir werden hier landen und sie nicht über den Köpfen des Feindes abwerfen. Sandsturm hin oder her.“
Sein Ton unterband jede weitere Diskussion. Diskussionen die sie im Vorfelde oft genug geführt hatten. Der Sandsturm war plötzlich über sie hereingebrochen und auch wenn er dem relativ hoch fliegenden landungsschiff wenig anhaben konnte, war r nicht willkommen. Einzig der taktische Vorteil, der sich ihnen dadurch geboten hatte, war begrüßenswert. Selbst das hatte lange Diskussionen und schwere Überzeugung beim Skipper gebraucht, um den Mann dazu zu bewegen sein Schiff überhaupt erst in den Sturm hineinzufliegen.
Während Matthew auf einem Kampfabwurf in vergleichsweise niedriger Höhe für die sprungfähigen Mechs bestanden hatte, hatte der Kapitän der MIKLAGAARD dies vehement und stets abgelehnt.
Er hatte ebenso deutlich gemacht, dass sämtliche Befehle diesbezüglich seinem Vertrag widersprechen würden. Ein Vertrag, den Colonel Danton so direkt übernommen hatte, als er das Schiff der Waräger Wache im Rahmen eines Unterkontraktes aufgenommen hatte.
Manchmal war es auch gut zu wissen, wann man eine Schlacht verloren hatte.
So blickte Matthew dem Mann nur kurz ins Gesicht, dann marschierte er an ihm vorbei in Richtung Mechhangar.
Es galt etwas Zeit gut zu machen. Sie würden noch einen kleinen Marsch durch die Wüste vor sich haben und der würde beschwerlich genug werden.


Landungsschiff DEVONs PRIDE, Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 04:25 Uhr

Es war erschreckend still um die DEVONS PRIDE.
Kiki stand unter der Plane vor der Schiffsluke und schlang die Arme um den dünn bekleideten Oberkörper.
Der Wind hatte sich verstärkt und er zog an ihr, als wolle er sie wegreißen.
„Was ist los?“
Sie drehte sich um und warf einen Blick auf den Skipper der PRIDE.
Das spärliche Licht warf Schatten in sein Gesicht und ließ ihn unwirklich erscheinen. Doch stand er dort in der Luke seines Schiffes, ebenfalls relativ dünn bekleidet und wartete.
„Nur ein Gefühl. Ich kann es nicht beschreiben.“
Er trat auf sie zu und blinzelte in die Dunkelheit, die die nahe Umgebung des Landungsschiffes verschlang. Irgendwo dort draußen waren die anderen Chevaliers.
„ich hoffe Hibari hat es zur Einheit geschafft und sie warnen können, bevor schlimmeres passiert.“
Wieder fröstelte sie und Nelissens nutze die Gunst und legte den Arm um sie.
Seine Wärme spendete Trost und mit einem Seufzen nahm sie die Nähe an.
„Wie keine Widerworte? Wir werden beobachtet Kapitän Nelissens. Fraternisierung mit einem höher gestellten Offizier der Einheit ist verboten.“
Er äffte ihren Tonfall nach und für einen Moment keimte Zorn in ihr auf, doch dann verrauchte er wieder.
Sie konnte ihm nicht böse sein. Nicht mehr nach den letzten Tagen.
Matias Nelissens mochte ein Zyniker sein, ja irgendwo auch ein Mistkerl, aber er hatte das Herz am rechten Fleck.
Sie drückte sich mehr an ihn und brachte ihn somit zum Verstummen.
„Irgendwo dort draußen sind unsere Kameraden und ja, ich fühle mich schlecht, wenn ich an unsere relative Geborgenheit denke, allerdings habe ich in all den Jahren voller Kämpfe etwas gelernt: Nutze den Augenblick, lebe jede Sekunde, als wäre es deine Letzte.“
Sie konnte sein schnauben im Nacken spüren. Ein leicht kühler Schwall Atemluft, ein wenig muffig und mit einem Schwung Knoblauch, als er an ihrem Ohr vorbeizog.
Aber wieder sagte er nichts.
„Was ist dort draußen eigentlich los?“
„Ein Sandsturm. Der tobt schon länger und wird wohl eine Weile anhalten, wenn man den Daten glauben darf.“
Diesmal war es an ihr die Miene zu verziehen. Das hatte sie nicht gemeint, aber vermutlich wusste er das nicht.
„Sehen wir es von der Warte. Vorerst werden wir nirgendwo hinfliegen und dieser Sturm bietet uns Schutz.“
„Kaum sehr beruhigend.“
„Nun ich hatte den Kaviar bereit gestellt und die Mannschaft gebeten die Sauna auf Vordermann zu bringen, aber Madame mag es ja lieber dreckig, blutig und mit einer Menge Leichen um sich herum.“
Kiki schwieg und starrte stattdessen in die Dunkelheit.
Einige Minuten vergingen und das Schweigen blieb.
Bis Nelissens sich bewegte und die Arme von ihr löste.
Bevor er sich ganz zurückziehen konnte zuckte ihre Hand vor und packte seinen linken Unterarm.
„Nein, bleib, bitte!“
Wortlos näherte er sich wieder und zog sie eng an sich.
Plötzlich durchbrach ein lautes Donnern die Stille und ein gleißen blendete die beiden Chevaliers kurzfristig.
Ein dumpfes Donnern folgte und reflexartig warf sich Christine Sleijpnirsdottir zur Seite, die Hand nach ihrem Holster ausgestreckt, dass sich allerdings nicht an ihrer Hüfte befand.
Den verwirrten Matias Nelissens riss sie mit sich und eher unsanft landeten die beiden auf dem harten, felsigen Untergrund.
Sie konnte nicht beurteilen, ob Matias so geistesgegenwärtig und bewusst handelte oder aus einem Instinkt heraus, aber bevor sie sich wieder aufrichten konnte begrub er sie mit seinem Gewicht unter sich und verdeckte ihr die Sicht.
„Du blöder Kerl, geh runter von mir, was hast du davon, wenn du versuchst mich zu beschützen?“
Wild versuchte sie ihn von sich zu schieben, als eine mechanisch verstärkte Stimme ertönte.
„Captain Kiki, Kapitän Matias!“
Irritiert hielt Kiki inne, dann schob sie sich unter Nelissens hervor, der sich langsam aufrichtete und den Staub vom Körper klopfte.
Vor ihnen stand eine Elementarrüstung und der Stimme nach war es Rowan Geisterbär. Die mitternachtsblaue Rüstung hob sich vor der Dunkelheit kaum ab und Kiki suchte mit Mühe das Visier.
Kurz berührte sie der Gedanke daran, dass der Geisterbär diesen Lärm verursacht hatte und die beiden Chevaliers in einer durchaus verfänglichen Situation, noch dazu leicht bekleidet erwischt hatte.
Rowan ließ sich davon allerdings nichts anmerken.
„Ich habe dringende Informationen, die unsere taktische Situation verändern.“
Er pausierte kurz, dann trat er mit einem leisen Stampfen unter die Plane.
„Während meiner Wachtschicht an Posten Zwo habe ich eine wichtige Beobachtung gemacht.“
Er streckte den Arm aus und ein Datapad tauchte in der Panzerkralle auf. Fast zierlich wirkte sie in den tödlichen klauen, die Mechpanzerung in Streifen reißen konnte und doch schaffte der Elementar es das Pad weder zu zerquetschen, noch fallen zu lassen.
Kiki griff nach dem pad und sichtete die Daten.
Dann wiederholte sie die Wiedergabe und blickte erst zu Nelissens, dann zum Elementar, während sie das Pad weiterreichte.
„Was ist das?“
„Ein UNION-Landungsschiff.“
„Das sehe ich auch, schön dass der Feind Verstärkung bekommt.“
„Bekommt er nicht.“
„So?“
Die Skepsis war überdeutlich zu hören, aber bevor Nelissens weiterreden konnte, fiel ihm Kiki ins Wort.
„Wichtiger sind vielmehr die beiden Objekte nahe dem landungsschiff, die gerade abdrehen.“
Nelissens hob das Datapad wieder vor die Augen. Das sanfte blau beleuchtete sein Gesicht, während er mit gerunzelter Stirn auf das Display starrte.
„Jäger? Macht es das nicht noch schlimmer?“
Nun war es an Kiki zu schmunzeln.
„Nein, denn es handelt sich hierbei um einen STINGRAY und einen KORSAR und ich bezweifle, dass die Nepelparder oder Diamanthaie solche Jägertypen nutzen. Hinzu kommt die Bemalung. Ich kenne nicht viele schnee-weiße Jäger mit blauer Bauchgrundierung.“
„Comstar oder Blakes Wo…“
„Und einer Comicmaus auf der Flanke.“
Nelissens verstummte.
„Oder irre ich mich Sergeant Rowan Geisterbär?
„Neg, deine Augen täuschen dich nicht und deine Schlussfolgerungen sind korrekt.“
„Das heißt die Chevaliers sind hier?“
„Korrekt, zumindest eine Kompanie. Sofern sich nichts geändert hat die dritte. Ich kann den Lander nicht identifizieren, aber der Schluss liegt nahe, dass Prince anrückt. Demnach hat Hibari es geschafft.“
„Sollten sie dann nicht hierher fliegen, anstatt zum feindlichen Lager. Man sollte meinen die Rettung eigener Leute hätte Vorrang.“
„Das hängt von der taktischen Situation ab. Da wir hier eine akute und aktive Bedrohung haben, sowie eine unklare Ausgangssituation, wird Prince dem Handbuch folgen und diese Bedrohung erst ausschalten wollen.“
„Und wenn er es nicht schafft?“
„Dann ändert sich zumindest nichts an unserer Situation. Wir sind so weit genauso sicher, wie vorher. Sollte die dritte allerdings den Gegner besiegen oder in die Flucht schlagen, würde sich unsere Situation schlagartig verbessern.“
„Schön. Dann kann ich ja doch den Kaviar auftischen.“
Blitzartig wirbelte Christine herum und bevor irgendjemand reagieren konnte fand sich ein roter Handabdruck auf der Wange des Lyraners wieder. Verwirrt blickte er sie an, während sich seine Hand nach oben bewegte.
„Manchmal geht einem dein Zynismus so tierisch auf die Nerven.“
Sie wandte sich von ihm ab.
„Sergeant Rowan, sorg dafür dass alles in die PRIDE verschifft wird und sämtliche Leute auf ihren Posten sind. Sobald sich die Gelegenheit bietet werdet ihr starten und zur dritten Kompanie stoßen. Seid vorsichtig.“
„Und was macht Captain Sleijpnirsdottir?”
In der Frage schwang Wut mit und für einen Bruchteil tat ihr Ausraster ihr leid.
„Ich mache meine Maschine klar und werde starten. Es wird Zeit, dass wir denen Zeigen was es heißt Chevaliers anzugreifen!“
Mit diesen Worten drehte sie sich um.

NEUER, ÜBERARBEITETER TEIL

Landezone der ARTMIS, Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 04:07 Uhr


Es war keine zwei Minuten her und doch das pure Chaos. Decius Metellus steuerte seinen TAI SHO durch das rauchende Feldlager der Chevaliers. Die Hände krampften sich um die Steuerknüppel.
Auch ohne aktive Außenmikros meinte er die Schreie und das Leid zu hören. Es half nicht besonders, dass er es mitansehen musste.
Dort wo das Kommandozelt gewesen war, befanden sich nur noch ein Fleck schwarzer-verkohlter Erde und wenige Stofffetzen. Glücklicherweise hatte sich um diese Zeit keiner der Teileinheitsführer dort befunden, dafür allerdings der ein oder andere Chevalier.
Das Feldlager war ein einziges Chaos. Zerfetzte Zeltplanen, Panzerung, Granatensplitter und vor allem Körper.
Ob tot oder lebendig ließ sich nicht sagen.
Bevor die Chevaliers überhaupt wussten, was sie getroffen hatte, war der zweite Schlag erfolgt.
Der Minenstollen wirkte verschüttet und das Schicksal der Chevaliers dort war ebenso fragwürdig. Immerhin war der Großteil der Mechs nicht dort gewesen und die Mechkrieger ebenfalls nicht.
Am schlimmsten hatte es jedoch die ARTEMIS erwischt. Der Lander der UNION-Klasse hatte starke Schräglage und brannte an verschiedenen Stellen. Flammen züngelten aus dem Inneren hervor, einem wütenden Drachen gleich.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Flammen sich in die Munitionslager vorgefressen hätten, nicht auszumalen, wenn die Reaktorabschirmung nicht mehr intakt war.
„Sämtliche Chevaliers sofort evakuieren, Rückzug von der ARTE….“
Weiter kam er nicht. Es kündigte sich nicht an. Kein Pfeifen, keine alarmierende Glocke, die eine Zielpeilung verkündete. Nur ein Lichtblitz und eine Explosion.
Die Sichtkanzel des TAI SHO wurde kurzweilig schwarz und verhüllte ihm den Blick auf die Hölle vor ihm.
Dann erfasste die Druckwelle den überschweren Mech und warf ihn wie ein Papierfigürchen zu Boden.
Noch bevor die Kanzel sich wieder aufhellte, hatte er bereits den Arm unter die Maschine gebracht und mühte den Mech auf die Beine.
Die ARTEMIS war Geschichte. Der klägliche Rest der Skelettstruktur des Raumers brach gerade in sich zusammen, während der Großteil aus der Landschaft und dem Feldlager ragte.
Es sah aus, wie am Tag des Jüngsten Gerichts.
Reiß dich zusammen, Mann. Du hast eine Einheit zu befehligen.
Erst jetzt bekam er den Rest des Schlachtfeldes mit. Feindliche Luftraumjäger, in enger Kehre, auf dem Weg scheinbar einen weiteren Angriff zu fliegen. Die Sensoren meldeten mehrere Mechsignaturen und im dichter werdenden Sandsturm konnte er gerade einen HIGHLANDER IIC auftauchen sehen.
„Pirate für Smoky!“
Jack Ryans Stimme klang verzerrt, undeutlich und ein leichtes Zittern schien darin mitzuschwingen
„Sieht aus, als wenn die Jäger noch mal zurückkommen und ich könnte hier Hilfe brauchen, der Templar ist zurück.“
Mit verkniffener Miene setzte der Major den TAI SHO in Bewegung.
„Steel Wolf für Pillum. Verzeichne HIGHLANDER IIC, MAD CAT MK II, TEMPLAR und AKUMA. Behemoth und Pegasus greifen den MAD CAT an. Steel Wolf selber beschäftigt die Jäger.“
„Verstanden. Zeigen sie es den Bastarden!“
Mit einem Griff änderte er die Frequenz auf Kompanie-weite.
„Pillum an alle. Was auch immer uns getroffen hat wird wieder kommen. Wir haben Tangos in unserer Mitte. Sämtliche Chevaliers Kampfeinheiten sammeln. Non-Kombatanten ziehen sich sofort zu den Punkten Bravo und Charlie zurück!“
Mehr musste er nicht sagen. Die Chevaliers mochten keine Hauseinheit sein, aber hier ging es um das nackte Überleben.
Die beiden feindlichen Luft-Raumjäger sausten heran. O’Bannon machte seine Sache gut, ebenso der Master-Sergeant.
Raketen, Laser, Gauss-Kugeln und Autokanonengranaten schlugen den beiden Clanmaschinen entgegen.
Allerdings mit eher moderatem Effekt.
Der JAGATAI drehte getroffen ab, der SABUTAI allerdings ging tiefer.
Wenige Sekunden später ging das unter ihm liegende Lager in Flammen auf.
Die Infernobomben vollendeten das Höllenfeuer.

Schwere Einschläge zwangen seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung.
Der HIGHLANDER IIC war heran und traktierte ihn mit den Impulslasern in seinem linken Arm, nur um sich kurz darauf mit seinen Sprungdüsen abzusetzen. Seine Position nahmen sofort ein RYOKEN und der AKUMA ein.
Das Display zeigte ihm Jules Kress in seinem HAMMERHANDs an der rechten Flanke, der sofort das Feuer erwiderte.
Metellus stimmte mit ein und ließ die PPKs sprechen.
„SMOKY! Bringen Sie Ihre Lanze zu mir nach vorne! Wir stehen hier unter Druck!“
Links von ihm antworteten STRIKER und AWESOME dem gegnerischen Feuer. Die Befehlslanze war immerhin komplett.
Seine Sensoren meldeten ihm sieben weitere Kontakte.
Zumindest die Mechs waren besetzt und vollzählig, zumindest beinahe.
Wer fehlte?
Bevor er den Gedanken weiterverfolgen konnte, tauchte der HIGHLANDER wieder auf.
Diesmal war er vorbereitet.
Sein Fadenkreuz tanzte über die breite Brust des 95-Tonners und mit einem Knurren löste er die Ultra-Autokanone aus.
Die Schüssen gingen weit daneben, reichten aber den Clanner wieder zu vertreiben.
„O’Bannon, wie lange können Sie die Linie halten?“
Seine Stimme war ruhig und eindeutig. Hier würden sie nichts mehr retten können.
Im Hintergrund brannte die ARTEMIS vor sich hin und im umherpeitschenden Sandsturm konnte er schemenhaft weitere Mechs erkennen.
„Mein ganzes Leben lang, Sir!“ war die markige Antwort des Panzerkommandeurs.
Grimmig nickte Metellus, wenn der Panzerkommandeur das auch nicht sehen konnte und zog den TAI SHO weiter zurück. Er wusste, dass er den Panzerkommandanten damit zum Tode verurteilt hatte. Allerdings bestand so zumindest die Chance andere, mehr Chevaliers zu retten.
Shepard brachte gerade seinen CRUSADER in Position und löste die Raketenlafetten an den Armen auf den AKUMA aus.
Eine gezielt abgefeuerte Doppel-PPK Salve von Robert Steigenberger schickte den Clanner zu Boden.
Wieder öffnete er die Kommverbindung:
„Wir halten unseren Hilfstruppen noch zwei Minuten die Hintertür frei, dann ziehen wir uns zurück! Zwei Minuten!“
Das war nicht viel für die Chevaliers, die in dem Feldlager herumwuselten, aber eine Ewigkeit für Metellus und die anderen.
Der AKUMA richtete sich wieder auf und fing sich sofort eine volle Ladung Raketen von Shepard.
Malcom Downing stimmte mit seinem AWESOME ein. Zwei seiner PPKs erwischten den dämonisch-aussehenden Mech und in einer Explosion verging die Maschine.
Ein Jubel blieb allerdings aus.
Plötzlich tauchte ein MAD CAT aus dem Sandsturm aus. Seine Laser stanzten sich ihren Weg über Metellus Mech und zwangen ihn in die Knie.
Reflexartig hob er die beiden PPK Arme und ließ die azurblauen Blitze auf den 75-Tonnen MEch los. Aber das schien den kaum zu interessieren. Zwei weitere Lasertreffer in den TAI SHO, dann setzte er sich wieder in den Sandsturm ab.
Warnlampen heulten und die Panzerungsanzeige wies einige schwere Schäden aus, als plötzlich ein KOSHI auf ihn zu hielt.
Der leichte Mech brachte seine beiden Laser ins Ziel, wenn auch mit geringen Effekt.
Bevor Metellus auch nur reagieren konnte, sah er die fünf Gestalten auf flammenden Säulen vom KOSHI auf sich zu fliegen.
Die Elementare, noch immer Grauen für jeden Mechkrieger, umschwärmten ihn sofort und machten sich zügig an die Beine des Chevaliers.
Die Maschine neigte sich nach hinten und ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, landete er auf dem Rücken.
Ein CAULDRON BORN erschien auf der Bildfläche und überschüttete den Major mit schweren Einschlägen.
Mühsam drückte Metellus den Mech nach oben und löste PPK und Autokanone aus.
Beide Schüssen verfehlten den schweren Mech jedoch um Längen.
Fast schon verächtlich blieb der stehen und feuerte eine komplette Salve Autokanonengranaten und Laser ab.
Wieder schlug der TAI SHO auf.
Ein scharfer Schmerz zuckte durch Metellus Genick bis in den Kopf. Flammen schienen sich in seinem Gehirn auszubreiten, dann umfing Schwärze ihn.

Zitat:

Cunningham

"Nichts ist schwerer, als der Rückzug aus einer unhaltbaren Position." Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz preuß. General und Militärtheortiker (1780-1831)

In Holovids oder Romanen, sind es die Greenhorns, die sich übergeben müssen oder die plötzlich die Kotrolle über ihre Blase verlieren oder sich auf ganz altmodische Weise einscheißen.
Nie hat jemand davon gelesen, dass sich ein alter Veteran übergibt, weil das Adrenalin ihm die zwei Hamburger, die er zur Beschäftigung in sich reingeschlungen hat, auf dem Weg zur Mechkanzel wieder heraustreibt.
Niemals liest man davon, dass sich ein alter Sergeant in die Hose scheißt, während die Kugeln ihm um den Kopf pfiffen.
Darnell Shepard hätte das auch nie gedacht, doch als die aus der Atmosphäre abgefeuerten Granaten der Schiffsartillerie in Loren Coles umgebauten Union-Lander einschlugen, sich durch die Panzerung stanzte und vom Bug bis zu den Heckdüsen Verwüstungen anrichteten und Sekundärexplosionen den kugelförmigen Lander auseinander rissen, Trümmerteile über das Feldlager der Chevaliers fegten und sich mit weiteren AK-Einschlägen vermischten und ein Donnerhall den Untergang des Schiffes verkündeten wie den Tag des jüngsten Gerichtes, da schiss sich Shepard in die Hose.
Auch die sich selbstpolarisierende Sichtscheibe seines Kreuzritters war nicht in der Lage ihn davor zu schützen, dass die ausbrechende Feuerbrunst ihn blendete.
„Pirate für Smoky!“ meldete sich Jack via Funk, wobei die Verbindung jetzt schon auf kürzeste Reichweite wie Hölle war, „Sieht aus, als wenn die Jäger noch mal zurück kommen und ich könnte hier Hilfe brauchen, der Templar ist zurück.“
„Keine Panik, mein Junge, erst einmal die Flieger“, antwortete Shepard von sich selbst überrascht, wie kühl er doch klang, während ihm sein Abendbrot als braune Pampe den linken Oberschenkel hinunter floss.
„Dust! Twilight! Während der Pirat mit dem Templar spielt: Sperrfeuer in den Anflugwinkel der Parder auf mein Zeichen.“
Im Süden wurde der Nachthimmel von PPK-Blitzen erhellt, dicht gefolgt von einer Reihe von Überschallknallen, als die eingegrabenen Panzerlanzen der Chevaliers mit ihren Gausgeschützen antworteten.
Mit halben Ohr vernahm Shepard, wie Captain O’Bannon Ziele an den Major weitermeldete. Aber eine Kerninformation blieb hängen: Diamanthaie.
„FEUER! FEUER! FEUER!“ Brüllte er, als die beiden Luftraumjäger der Diamanthaie eingeschwenkt waren und hinabstürzten. Er ließ erst den rechten Werfer los und drei Sekunden später feuerte er den linken.
Noch bevor der zweite Werfer losging, peitschten die PPKs von Stonefield und Steinberger in den Himmel.
Während der Jagatai durchgeschüttelt wurde und ins Trudeln kam, schaffte es der Subatai dem meisten Feuer auszuweichen und verlor nur etwas Panzerung.
Doch sein Ziel, die Panzerkompanie der Chevaliers konnte dessen Pilot ebenfalls vergessen.
Während der Flügelmann in seinem Jagatai nach West auswich und höher kletterte, ging sein Anführer niedriger und tauchte unter dem nachfolgenden Feuer von Shepard durch.
Die Nase auf das Feldlager der Chevaliers gerichtet, zündete der Clanpilot seinen Nachbrenner.
Shepard machte große Augen, als der Subatai über dem Feldlager eine Reihe kleiner, röhrenförmiger Kanister abwarf. Fuck!
Zelte, Ausrüstung, Fahrzeuge und Menschen gingen in Flammen auf, als die Infernobomben aufschlugen und ihr sich selbst entzündendes Gel in der Landschaft verteilten.
Du gottverdammter Wichser! Du dreimal verfluchter zusammengemixter Haufen Genscheiße!
„SMOKY! Bringen Sie Ihre Lanze zu mir nach vorne! Wir stehen hier unter Druck!“
„Copy! Ihr habt den Major gehört! Zeit unser Geld zu verdienen!“
„Genau!“ brüllte Jack, „meine AK hat wieder Ladehemmung und der Templer setzt mir zu! Schafft Eure wertlosen Ärsche hierher!“
„Wo zum Teufel ist unsere Luftwaffe?“ Jammerte irgendjemand über die Befehlsfrequenz.
„SCHNAUZE! GEH WEN TÖTEN!“ Eine passende Antwort, wie Shepard fand.
Gefolgt von Steinberger überquerte Shepard die nächste Düne und sah, wie Billy Knox Jack zu Hilfe eilte und den Templar mit den beiden schweren Lasern seines Steppenwolfs aufs Korn nahm.
Zum Glück war es eine kühle Nacht und zum Glück hatte die 1. Kompanie ein gut ausgewogenes Verhältnis von Munitions- und Energiewaffen, so dass die bald ansteigende Wärme nicht ein noch größeres Problem werden würde.
Was Shepard dann aber vom Gegner sah, machte ihm wenig Hoffnung. Zwei leichte fünfundzwanzig Tonner, dann eine mittelschwere Sturmkrähe und dann wurd‘ des finster.
Wo sind denn die Piraten abgeblieben, die wir jagen sollten?
Sein Bordcomputer meldete einen Highlander IIC, einen Akuma, einen Templar – einen TEMPLAR? – einen Waldwolf und vielleicht noch einen zweiten Waldwolf und eine Kesselbrut als Horsd’œuvre. Doppelter Sold, macht langsam Sinn.

Im Zentrum der Chevalierslinie konnte man den Tai-Sho von Major Metellus zu sehen, flankiert von Jules Kress in dessen Hammerhands. Beide Chevaliers schossen wild um sich, während sie sich langsam zurückzogen.
Die linke Flanke wurde von dem Striker und dem Awesome der Befehlslanze gehalten, während Jack auf der rechten Flanke aushalf, die von der Hetzlanze der ersten Kompanie gehalten wurde. Acht Mechs, zwei Lanzen, aber mit Jack in seinem Brandschatzer, da fehlte wer. Der Nightsky von Sergeant Tsuno fehlte.
„O’Bannon, wie lange können Sie die Linie halten?“ Auch in der Stimme des Majors fehlte jegliche Panik. Es war ein fatalistischer Unterton in die Stimme eingekehrt.
Der Major hatte dieselbe Feststellung getroffen wie Shepard. Die Schlacht war geschlagen und verloren. Die Kompanie konnte im Schatten des brennenden Landungsschiffes bestenfalls kämpfen und sterben.
„Mein ganzes Leben lang, Sir!“ war die markige Antwort des Panzerkommandeurs.
Shepard feuerte erneut beide Raketenwerfer gleichzeitig, diesmal auf einen Akuma der sich zu weit vorgewagt hatte. Gleich darauf schickte Steinberger den Piraten mit einer Doppelsalve seiner PPK’s zu Boden.
Die Sekunden verstrichen, bis der Befehl kam, den vermutlich schon fast alle erwarteten: „Wir halten unseren Hilfstruppen noch zwei Minuten die Hintertür frei, dann ziehen wir uns zurück! Zwei Minuten!“
Danach ging der Befehl an alle Unterstützungseinheiten der Chevaliers, den Rückzug anzutreten. Viele der Techniker, Köche und Verwaltungskräfte waren schon dabei das Weite zu suchen, sofern sie sich nicht an der Bergung ihrer Kameraden beteiligten.
Zwei Minuten, zwei verschissene Minuten, für eine Mechschlacht eine Ewigkeit. Selbst wenn sie entkämen hätte dann wahrscheinlich kein Chevalier mehr genug Munition für ein Rückspiel. Shepard wusste, dass seine Raketenmagazine dann nur noch Luft enthalten würden.
Der Master Sergeant hockte seinen Crusader hin und visierte den sich aufrichtenden Akuma erneut an und feuerte erneut beide Lafetten. Diesmal brachte er fast alle Raketen ins Ziel. Der Awesome aus Metellus Kommandolanze wandte sich nach rechts und feuerte einen Volley seiner Hauptbewaffnung ab. Zwei seiner PPKs erwischten den Akuma, welcher von einer Explosion zerrissen wurde.
„Na los, konzentriert Euer Feuer, reißt sie auseinander!“
Shepard selbst wandte sich dem Highlander IIC der Piraten zu, welcher sich von Steinberger löste und sich mit Hilfe seiner Sprungdüsen in den stärker werdenden Sandsturm zurückzog. Dafür erschien wieder der MadCat auf der Bildfläche und feuerte auf Metellus Tai-Sho. Der neunzig Tonnen schwere Sturmmech des Majors knickte mit dem linken Bein ein und erwiderte das Feuer. Der MadCat schüttelte das Feuer des Chevaliers fast arrogant ab und brachte zwei weitere Treffer mit seinen schweren Lasern am Tai-Sho an, ehe auch er sich wieder in den Sandsturm absetzt.
Von der Linken Flanke aus brach ein Mist Lynx aus der Clanformation hervor und arbeitete sich unter dem Deckungsfeuer von Templar und Highlander IIC an den immer noch hockenden Tai-Sho der Chevaliers heran.
Der fünfundzwanzig Tonnen schwere Clan-Scout feuerte seine beiden Laser auf den Major ab, was den Tai-Sho nicht weiter kratzte. Dann sprangen fünf Elementare von dem Mist Lynx ab und umschwärmten den schon halb am Boden liegenden Kommandomech der Chevaliers Kompanie. Die gepanzerte Clan-Infanterie griff als erstes beide Beine des Tai-Shos an, während sich ihr Träger in die Sicherheit seiner Kameraden zurückzog.
Es dauerte nicht lange, dann ging Metellus zu Boden. Unkontrolliert landete er auf dem Rücken und zerquetschte dabei einen seiner fünf Angreifer. Die übrigen vier Elementare zündeten wie auf einen Befehl hin gleichzeitig die Sprungdüsen. Gleich darauf tauchte ein Couldron Born aus dem Sandsturm auf und lief auf den am Boden liegenden Anführer der Chevaliers zu. Noch im Laufen feuerte der Claner seine beiden Ultra-Autokanonen ab und übersäte den Tai-Sho mit Einschüssen und setzte mit seinem schweren ER-Laser nach.
Metellus versuchte seinen Mech wieder auf die Beine zu bringen und erwiderte das Feuer, doch Autokanone und PPK gingen weit daneben.
Schließlich blieb der Claner keine sechzig Meter vor dem Major stehen und feuerte erneut eine Autokanonen und Laser ab. Alle Schüsse saßen und warfen den riesigen Chevaliers Mech wieder um. Mit einer markerschütternden Explosion verabschiedete sich das Autokanonenmagazin des Tai-Sho und der Major blieb regungslos liegen, während der Claner sich mit wie Verachtung wirkender Leichtigkeit seinem nächsten Gegner entgegenstellte. Billy Knox hatte sich im Bogen dem Caldron Born genähert und feuerte seine beiden Laser auf den Claner ab.
Die Befehlsfrequenz der Chevaliers explodierte. Wildes Geschnatter, Flüche, Racheschwüre und Fragen prasselten gleichzeitig über den Kanal, während Shepard krampfhaft versuchte O’Bannon zu erreichen. Schließlich antwortete ihm eine panische Stimme: „Der Captain … tot! Wir hab….. Elementare …. Stellung! Wir werden ….ant … brauchen …“
„RUHE IM ÄTHER!“ erklang eine Befehlsgewohnte Stimme und Shepard brauchte einen Augenblick diese Robert Steinberger zuzuordnen: „Das war der Schlusspfiff! Verschwinden wir von hier! Alle Mann Rückzug!“
„Du hast hier gar nichts zu sagen“, begehrte Skycrapper auf.
„Sarge, wie sind die Befehle?“ wollte Chappi wissen.
Auf diesem Schlachtfeld gab es nichts mehr zu gewinnen. Wenn die Panzer ausgeschaltet worden waren, hatten sie bald Claner im Rücken. Auf diesem Feld konnten sie nur noch sterben und auch wenn Shepard wusste, dass er eines Tages auf genau so einem Feld sterben würde, ob nun bei einem letzten heroischen Akt oder einfach so im vorbeigehen die Rübe weggeschossen bekam, aber heute konnte er noch etwas retten: „Ihr habt die Befehle gehört! Hauen wir ab. Also wo längs, Twilight?“
Steinbergers Antwortlachen war etwas nervös: „Wir rücken nach Norden ab. Dort wird es felsig und gebirgig. Chappi, Skycrapper, Ihr besetzt die Anhöhe dreihundert Meter vor uns und gebt Deckungsfeuer! Dust, Smoky, Ihr nehmt die nächste Anhöhe, selbes Spiel. Der Rest zieht sich in Linie zurück und Feuert was das Zeug hält, immer schön auf den nächsten Gegner.“
Das war das Problem, Awesome, Striker, Hammerhands und Brandschatzer waren alles andere als bewegliche Maschinen. Die Claner konnten Kreise um sie ziehen, ehe sie die Hügel erreicht hatten. Dadurch dass Steinberger vier Maschinen vorschickte, sowie seinen Marodeur als auch die Wolverine von Knox beim Hauptpulk behielt war es sehr gefährlich für die Claner den Chevaliers Mechs in den Rücken zu schicken, weil diese plötzlich im Kreuzfeuer standen.
Wenn sich jedoch die Parder und Diamanthaie entschlossen sich zu vereinigen, konnten sie alle Chevaliers einfach überrennen und niemand käme hier lebend heraus.


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Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug

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Thorsten Kerensky
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Caliban IV
Landungsschiff DORNKAAT im Anflug auf Landezone ARTEMIS
31.10.3066, 05:35 Uhr

Die Erschöpfung, die an Jara zerrte, war nicht rein körperlicher Natur. Vollgepumpt mit isotonischen Getränken, Power-Riegeln und ähnlichen Hilfsmitteln hätte sie eigentlich wieder hellwach sein müssen. Trotzdem starrte sie träge auf den Cameron-Stern, den sie zwischen ihrem rechten Daumen und Zeigefinger hielt, während die Techs außerhalb ihres nach Schweiß und Blut stinkenden Cockpits emsig an ihrem Waldwolf arbeiteten.
Es war noch nicht lange her, da hatte sie dieses kleines Metallabzeichen einem toten Clankrieger entrissen, hatte sich nach ihrem Abschuss unbesiegbar gefühlt und ihre Kompanie im Kielwasser ihrer Euphorie mitgerissen – direkt in die Schlachthöre der vergangenen Stunden.
Schlimmer als das bohrende, schmachvolle Gefühl der erlittenen Niederlage, brannte die Ungewissheit in ihr: Welche Chevaliers hatten ihr Leben oder ihre Gesundheit auf dem Altar der Schlacht für sie geopfert und wer konnte lebend und in einem Stück aus den zerschmetterten Überresten seines Mechs klettern.
Und dann, ganz am Rande, begannen sich andere Fragen in ihrem Kopf zu bilden: Wer waren die mysteriösen Angreifer gewesen? Wieso hatten sie alle Asse im Ärmel gehabt und die Chevaliers wie Spielzeuge beiseite gefegt? Und was war ihre Rolle in diesem Stück?
Konnte, sollte, DURFTE sie noch die toughe Kriegerin spielen, die Copeland nun angeblich brauchte? Musste sie die abgebrühte Vorgesetzte sein, nach der ihre verbliebenen Untergebenen sich zu sehnen schienen? Wollte sie die leidensfähige Einheitserbin sein, zu der Danton sie erzogen hatte? Und war sie überhaupt in der Lage, die besorgte, trauernde Freundin zu sein, die Dawn…
Jara brach den Gedanken ab. Zu krass, zu absolut erschienen die möglichen Szenarien und sie erzeugten eine dumpfes, dröhnendes Schmerzen in ihrem Kopf, das sie wahnsinnig zu machen drohte.
Mühsam riss sie sich zusammen, erinnerte sich an ihre Ausbildung, an ihre bisherigen Rückschläge und fand schließlich Trost und Stärke in ihrer kurzen, aber gnadenlosen Zeit beim Wolfsclan. Auch wenn sie versprochen hatte, ihr Verhalten von den faszinierenden Clan-Gebräuchen zu befreien: in diesem Moment brauchte Jara selbst die Stärke, die Emotionslosigkeit, die Effizienz des Weges der Wölfe.
„Fürchte die Wölfe, sie jagen mit Zuversicht, das ängstliche Reh“, rezitierte sie leise murmelnd ein Haiku, das sie irgendwann aufgeschnappt hatte und dann, mit festerer Stimme: „Der Wolf ist schnell, stark und zeigt keine Schwäche.“
Wie um den Worten mehr Gewicht zu verleihen, drückte sie mit ihren Fingern stärker auf den Cameron-Stern, bis die angefeilten Spitzen – man musste Claner für ihre Hingabe in solchen Dingen einfach bewundern – kleine Bluttropfen auf ihre Fingerspitzen brachten. Während sich gleichzeitig ihre Atmung beruhigt, ließ sie sich voll auf das Schmerzgefühl ein. In den kommenden Stunden würde es ihr Leuchtfeuer sein, ihr Anker, ihr Fixpunkt in einer wahnsinnig werdenden Welt.
„Copycat für Sparrow: Jara, wie ist der Status deiner Lanze?“
Copelands Stimme über den privaten Funkkanal riss sie aus ihren Gedanken und brachte sie brutal in die Realität zurück. Ihre Augen huschten über den Taktik-Schirm ihrer Cockpit-Anzeigen und trugen die Zustandsbilder der vier Clan-Mechs unter ihrem direkten Kommando in ihr Gehirn.
„Die Techs haben großartige Arbeit geleistet, aber wirklich frisch sind wir nicht mehr. Noch ein Gefecht wie das Letzte überleben wir nicht“, stellte sie nüchtern fest.
„Dann müssen wir dafür sorgen, dass es nicht noch so ein Gefecht wird, nicht wahr?“
„Pos“, gab Jara zurück und bemühte sich nicht einmal, das Clan-Sprech aus ihrer Stimme zu halten. „Gibt es einen Plan?“
„Was denkst du? Wir wissen absolut nicht, was uns erwartet. LZ ARTEMIS kommt jeden Augenblick in Reichweite. Die Sensoren spinnen auch hier, aber wenigstens sind die Sandstürme hier etwas schwächer als in unserer LZ.“
„Wir fliegen ARTEMIS direkt an, franeg?“
„Nein. Wir landen ein Stück vorher und…“
Ein Rumpeln ging durch die DORNKAAT und unterbrach Copelands Ausführungen. Jara, mit Jahren an Raumflugerfahrung im Blut, erkannte die typischen Anzeichen eines Landemanövers.
„…und nähern uns zu Fuß. Wenn es Gefechte bei ARTEMIS gegeben hat oder gibt, ist der direkte Anflug zu gefährlich.“
„Verstanden. Wer führt?“
„Solange die Lage sich nicht ändert, ist das hier dein Tanz.“
„Seyla!“, gab Jara zurück und war Copeland dankbar, dass er sie machen ließ. Vermutlich würde sie nach dem Einsatz stundenlange Monologe von ihm und Danton über sich ergehen lassen müssen, aber für solche Überlegungen war in ihrem Kopf nun kein Platz mehr.
„Sparrow für alle Chevaliers-Mechs: Wir gehen zehn Marschminuten vor LZ ARTEMIS runter, schiffen aus und legen den Rest des Weges zu Fuß zurück. Die Sandstürme sind hier weniger stark, aber es ist immer noch dunkel und eine beschissene Sicht. Haltet Sichtkontakt bei 30 Metern zum Nebenmann, ich will eine Keilformation mit den schwersten Mechs an der Spitze. Wir wissen nicht, was uns erwartet, also seid auf der Hut! Und los geht’s!“


Caliban IV
Landezone ARTEMIS
31.10.3066, 06:10 Uhr

Unschlüssig blickte der Infanterie-Sergeant zwischen Copeland und Jara hin und her und konnte sich offensichtlich nicht entscheiden, wem er antworten sollte. Die blonde Söldnerin nahm ihm die Entscheidung ab.
„Sergeant, machen Sie endlich Ihre verdammte Meldung! Wir haben nicht ewig Zeit!“, fuhr sie ihn an.
„Sergeant Kim, 2. Zug. Wir haben erst vor einer halbe Stunde mit den Arbeiten begonnen. Es ist furchtbar. Ich habe so etwas noch nie gesehen.“
Jara warf Copeland einen vielsagenden Blick zu, denn sie wussten beide nur zu genau, was der junge und völlig aufgewühlte Unteroffizier meinte, der in den Trümmern der Landezone ARTEMIS offensichtlich das Kommando führte. Sie selber waren erst vor wenigen Minuten am verkohlten, verbogenen und noch leicht nachglühenden Wrack der ARTEMIS vorbeigekommen und durch das marschiert, was vom Feldlager der Chevaliers übrig geblieben war. Diamanthaie waren am Angriff beteiligt gewesen und, wenn man den Trümmern glauben konnte, die sie gesehen hatten, dann hatten sie auch endlich die Blutparder gefunden. Oder waren, besser gesagt, von ihnen gefunden worden. Und alles deutete darauf hin, dass das Massaker noch keine zwei Stunden zurücklag.
„2. Zug?“, bohrte Jara nach, der etwas aufgefallen war. „Waren Sie nicht der dritten Kompanie zugeteilt?“
„Aye, Ma’am. Captain Brennstein ist mit den Mechs weiter, um ein Camp der Angreifer auszuheben, nachdem er das Lager gesichert hatte. Wir sind jetzt hier, um zu retten, was zu retten ist.“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Auch wenn das nicht viel ist.“
„Wie groß sind die Schäden bei Brennsteins Mechs?“
„Welche Schäden? Bisher haben wir keine Kämpfe gehabt, Ma’am.“
Irritiert, beinahe ungläubig, sag Jara zu Copeland und erkannte, dass der Stabsoffizier ähnliche Gedanken wie sie haben musste. Brennstein führte noch seine ganze und intakte Kompanie in die Schlacht? Das war ein sehr deutliches Hoffnungszeichen in diesem gesamten Chaos.
„Versuchen Sie sich, zu den Grabungsstollen vorzuarbeiten, Sergeant!“, entschied Copeland und wandte sich dann an Jara. „Wir rücken ab und folgen den Spuren der ersten Kompanie. Wenn wir die Einheiten stellen können, die Metellus ausgehebelt haben, wird Brennstein hoffentlich schnell genug aufholen, um uns alle aus der Scheiße zu holen.“


Caliban IV
Landezone APOLLO
31.10.3066, 05:35 Uhr

Müde rieb sich Eliden Kush über Augen und Nasenwurzel, drückte dabei fest zu, in der irrigen Hoffnung, durch den Schmerz irgendwelche verborgenen Energiereserven freizusetzen. Söldner hatte er werden wollen. Dienst als Mechkrieger zu versehen, das war sein Traum gewesen.
Aber das, was er hier erlebte, das war ein Albtraum.
Es schien Ewigkeiten her zu sein, dass er in den Enfield geklettert war, den er von Ben Torres übernommen hatte, bis dieser wieder einsatzbereit war. Fliegerangriffe, Sammeln, Feuergefechte mit mysteriösen, geisterhaften Angreifern.
Eliden Kush wusste nicht, wie er die Nacht überlebt hatte. Würde es irgendeinen Gott geben, der auf Gerechtigkeit spezialisiert war, er hätte persönlich herabsteigen müssen und den jungen Mechkrieger zermalmen. Er hatte keine Gefechtserfahrung, keine ernsthafte Ausbildung und trotzdem, hier lag er auf der Pilotenliege des Battlemechs. Lag in seinen eigenen Exkrementen, die er vor Panik nicht hatte halten können, in seinem Schweiß und dem Schweiß der Mechkrieger, die vor ihm auf dieser Liege gekämpft hatten und er lebte.
Beinahe hasste er das Universum dafür, dass er lebte, leben musste. Jedes Mal wenn der Strahl des Suchscheinwerfers ein neues grausiges Detail aus dem Dunklen des Sandsturms riss und er nur mühsam den Brechreiz niederkämpfte wünschte er sich für einen Moment, er wäre im Gefecht gefallen. So wie das Arschloch Steigenberg, den sie bisher noch nicht einmal aus seinem Cockpit geholt hatten, weil dafür einfach keine Zeit war. Oder so wie Viking und Cookie, die bei ihrem heldenhaften Opfer ihr Leben gelassen hatten.
Heldenhaftes Opfer, so ein Schwachsinn. Verheizt worden waren sie, weil die Angreifer schnell, präzise und erbarmungslos über sie hereingebrochen waren und irgendjemand den Rückzug erkaufen musste. Zwei Leben gegen die Kompanie. Drei Leben, wenn es Dawn Ferrow nicht über die Zielgrade schaffte.
Er war dabei gewesen, als die Bergetechs die junge Frau aus den Trümmern ihres Donnerkeils geschnitten hatten. Schlaff und unnatürlich verdreht hatte sie in den Armen der Sanitäter gehangen, regungslos auf der Bahre. Mehr als tausend Meter zurück zum Basislager, kein Transportfahrzeug und der Weg mitten durch eine Trümmerwüste. Sein Scheinwerfer hatte die Infanteristen und Sanis begleitet, als sie zu Fuß zum Lazarett geeilt sind.
Nun lag die junge Offizierin auf der Intensivstation und weit und breit kein ausgebildeter Arzt in Sicht. Keiner wusste, ob sie durchkommen würde. Es wusste auch niemand, ob Frau Hauptmann oder Colonel Copeland zurückkehren würden.
Da auch die Luft-/Raumjäger weg waren, lag das Kommando nun irgendwo zwischen Lieutenant Pookposuk von der Infanterie, der die Bergungsarbeiten koordinierte, Captain Baruch von der DEN HAAG, der das Lager unter seine Fittiche genommen hatte und Spieß Sharpe, der für die Sicherheit die Verantwortung übernommen hatte.
Ruhig waren die drei geblieben, konzentriert und völlig ohne Kompetenzgerangel. Eliden Kush bewunderte die drei Männer für ihre Abgebrühtheit. Sie waren – im Gegensatz zu ihm – wahre Profis.
Andererseits, so wurde ihm bitter bewusst, gab es gerade auch nicht mehr viel, wegen dessen man sich streiten konnte. Eine Verteidigung war praktisch nicht mehr vorhanden, die Bergung hatte oberste Priorität und die Befehle von Fokker und Copeland eindeutig gewesen.
Ein eingehender Funkspruch riss ihn aus den Gedanken.
„Zelot von Fanatic: Hältst du noch durch?“
Der junge Mechpilot rang die Müdigkeit in seiner Stimme nieder, ehe er Sharpe antwortete: „Aye. Solange ich gebraucht werde.“
„Bist du dir sicher?“
Kush verzog das Gesicht. Welche Wahl blieb ihm denn? „Natürlich.“
„Gut. Dann reiß dich zusammen. Du wärst fast auf eine Raketenlafette getreten und wer weiß schon, ob die leergeschossen war.“
Na, verdammt auch. Das hatte er nicht einmal bemerkt. „Ich wird mich durchbeißen, Sarge.“
„Gute Einstellung, Soldat. Und nun zurück ins Feld mit dir. Die Techs wollen anfangen, die Munitionsreste zu bergen und bis hier Tageslicht auftaucht, brauchen sie unsere Lampen.“
„Tageslicht? Wenn der Sandsturm nicht abflaut, dann kann das ewig dauern.“
„Jackpot, Mechkrieger. Keine Ruhe für die Überlebenden. Du wirst dich dran gewöhnen.“
Eliden Kush widersprach dem erfahrenen Unteroffizier nicht, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er sich jemals würde an solche Dinge gewöhnen können.

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is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

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Es war früh am Morgen als die Hetzlanze sich darauf vorbereitete auszurücken.
Chappi steuerte seinen Mech gerade aus dem Lager und entfernte sich von Sky hinter ihm, der kurz stehenblieb als ein Infantrist der Wache seinen Weg kreuzte.
Kurz darauf folgte sein Wingman.
Sie waren keine zwei Minuten unterwegs, als sämtliche Kommunikationsverbindungen abbrachen, ein Rauschen auf dem Funk … dann verschwamm die Sicht um die beiden Piloten der Hetzlanze.
Man konnte meinen sie seien von einem Hammer getroffen. Chappi und Sky fielen mit ihren Mechs um, wie Papierfiguren, Sandbrocken flogen durch die Gegend, auch Sakura und Billy wurden in ihren Maschinen durchgeschüttelt. Ein schwerer Stein traf Billy und hätte ihn fast umgeworfen. Nur mühsam konnte der Mechpilot seinen WOLVERINE aufrecht halten.
Das Chevaliers Lager, oder was davon geblieben war, glich einem Platz direkt aus der Hölle. Es wurde förmlich durch einen Fleischwolf gedreht. Die ARTEMIS, das Erzschürfschiff von Loren Cole, bekam den Großteil dieser Wucht zu spüren, aber auch die Chevaliers blieben nicht verschont.
Durch die Luft geschleudert, verbrannt, schwer verletzt bildeten sie ein Gemälde des Grauens.
Krater übersäten die sandige Ebene, verbrannte Erde, Spuren einer unvorstellbaren Orgie der Vernichtung. Zelte brannten, Material verging von einem Augenblick zum Anderen.
Stille. Es passierte nichts, es war buchstäblich toten still. Keiner wusste was passiert war, woher und vor allem was dies eben gewesen war.
Die Aktivitäten im Lager begannen sich zu überschlagen. Überall wurden Sachen gepackt, erste Fahrzeuge setzten sich in Bewegung, alles ging in Hektik über, dann passierte es wieder.
„Einschlaaaa…“ rauschen auf allen Kanälen.
Ein zweiter schwerer Schlag schien zu kommen. Diesmal waren alle mehr oder weniger vorbereitet. Es ging wieder schnell und grausam zu. Die Symphonie des Chaos wurde fortgeführt.
Dann war es wieder vorbei, so schnell wie es gekommen war.
Chappi öffnete die Augen.Er lag mit seinem Mech auf der Seite. Überall Staub, nichts als roter oder schwarz-verkohlter Sand. Instinktiv horchte er in sich, suchte seinen Körper auf Verletzungen ab.
Gut ich scheine nichts abbekommen zu haben, jetzt zu meiner Useless. Check der Systeme, ok bis auf ein paar Kratzer und eingedellter Panzerung bin ich in Ordnung. Aber was zur Hölle ist da passiert. Wieso liege ich hier im Dreck. Habe keine Ortung zu meiner Lanze, wieso ist der Funk tot. Kein rauschen, kein nichts … was zur Hölle war los.
Langsam und vorsichtig brachte er seinen Mech wieder nach oben. Ein Blick auf die Umgebung ließ ihn erstarren und wie ein weiterer Schlag fuhr dieses Bild in ihn.
Das Lager oder das was es mal gewesen war, sah aus, nein es war nur noch ein Rußfleck, mit einem schwer getroffenen Lander an der Seite. Die ARTEMIS wies riesige Löcher in der Panzerung auf. Feuer züngelten über die Oberfläche und aus den aufgerissenen Hangar Toren. Dieses Schiff würde sobald nirgends mehr hinfliegen.
Alles schien tot, alles schien zerstört. Es war ein surreales Bild, kaum zu beschreiben und erst recht nicht zu verstehen. Dann sah er Antons Mech in der Nähe liegen. Er öffnete einen Funkkanal.
„Sky hast du das gesehen? … SKY … SKYSCRAPER antworten!!!“
„Chappi an alle … ist wer da? Hat wer überlebt?“
Eben noch starteten Skyscraper und er eine Patrouille, als alles im Umkreis des Lagers und Ihnen in Feuer getaucht wurde. Es gab keine Feindortung, kein Radar nichts, alles war in sich verworren. Dann, knirschen im Funk, ein Husten und Keuchen
„Chappi? … Hallo Chappi … Sky hier, was ist los?“
Erleichterung strömte durch den Körper von Rudi und nur wenige Meter entfernt lag Anton Bramert im Cockpit des gestürzten LYNX. Einhundert Meter neben ihm war etwas eingeschlagen und nicht nur neben ihm, wie Chappi nun erkannte, es war überall.
Der LYNX war in Rauch gehüllt, Trümmer der ARTEMIS lagen auf und neben ihm, aber sein Lanzenkamerad schien am Leben zu sein.
„Sky was machst du da auf dem Rücken. Alles in Ordnung? Ich helfe dir hoch, wir müssen schnell zurück und schauen was passiert ist. Meine Sensoren sind noch überlastet, wäre gut wenn du deine Beagle wieder auf Sendung kriegst und mal genauer scannst. Also was ich sehe ist das irgendwas Riesiges direkt im Lager eingeschlagen ist. Treibstoff Depot ist explodiert, die ARTEMIS hat es auch schwer erwischt. Funkkontakt bis jetzt negativ.“
„Chappi an Sakura, kommen.“
Aber auf der Lanzen Frequenz tat sich ebenfalls nichts. Wieder diese gefühlte Ewigkeit.
„Chappi an Hetzlanze, wer mich hört bitte kommen!“
Langsam wurde er. Die anderen beiden Mechs der Lanze sollten eigentlich bereits zu ihrer vorgeschobene Patrouille ausgerückt sein.
„Billy, hast du das…“ kam es aus dem Lautsprecher unterbrochen von einem Knacken und Rauschen.
„… gesehen, kam aus dem Weltraum. Ein Sandsturm nährt sich unserer Position langsam, komme zu euch. Sammeln an Punkt Able in zwei Minuten. Status Sakura unbekannt, ich grün und ihr?“
„Sky hat Panzerschäden, Chappi ist ebenfalls grün. Habe deine Daten, sind in zwo Minuten da.“
„Chappi von Sakura. Wartet nicht auf mich ziehe mich in die Mine zurück. Geht sofort zum Treffpunkt Able und schaut was noch zu retten ist und versucht Kontakt…“ der Kanal riss ab.
Chappi fluchte, was war denn nun wieder los. Auf seinem Schirm sah er nur den Mech von Billy der schon näher kam, aber irgendwas störte die Ortung und den Funk, sollte das heißen das auch Bodentruppen im Anmarsch waren?
„Sky und Billy, schnell zum Sammelpunkt Able, ihr habt Sakura gehört. Anscheinend bringt der Sturm nicht nur Sand mit. Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.“
„Verstanden Chappi. Dann mal los. Meine Beagle Sonde ist angeworfen, kann aber keine feindlichen Einheiten ausmachen.“
Alles zog sich in Chappi zusammen. Was sollten sie nur machen wenn es alle erwischt hatte? Wohin auf diesem Glut ball. Aber vielleicht gab es noch ein wenig Hoffnung und es hatten doch einige überlebt, man konnte nur hoffen. Alle die bei diesem Anschlag nicht in einem Erdloch gesessen hatten oder gut geschützt in einer festen Unterkunft waren, dürften tot oder zumindest schwer verletzt sein.
Ein neues Rauschen kam aus dem Lautsprecher, mit einem Krächzen in der Stimme und Statik auf der Leitung erkannte Chappi den Kompanieführer.
„Pillum hier. Alle gefechtsklaren Einheiten melden. Bereithalten für Verteidigung. Hetzlanze geht zu Punkt Able und beginnt Feindortung, das kann nicht alles gewesen sein. Schwere Lanzen und Fahrzeuge bereiten die Evakuierung vor. Beeilt euch, der dritte Schlag kommt bestimmt.“
Rauschen, dann eine gefühlte Ewigkeit. Stille, dann ganz leise kam eine Stimme
„Hier Cross. Alles noch grün, hatte Glück saß im Mech zur Kontrolle der Systeme. Leider hat es mich samt Maschine umgeworfen, bin gerade dabei meine Gedanken zu sortieren. Status grün, leichte Schäden.“
Das husten von Jules kam noch über die Leitung. Chappi konnte sehen, wie er sich mühte den HAMMERHANDs aufzurichten. Langsam und mit viel Mühe schaffte er es. Chappi warf einen letzten Blick über das Camp, bevor er sich zum Punkt Able aufmachte. Das was einmal das Camp gewesen war, lag wie ein rauchendes Pulverfass vor ihm, überall brannten kleine Feuer, Krater waren zu sehen und es gab etliche Tote und Verletzte. Ein Anblick wie man ihn sicherlich nicht oft sah oder sehen wollte.
„SKY hier, habe Feindmechortung, verdammt das ist schlimm. Orte mindestens ein Highlander IIC, zwei Mad Cat, Cauldron Born, einen Akuma sowie Koshi plus Elementare, mehr hab ich nicht.“ schweiss lief Anton über den Rücken und er verfluchte. Musste er jetzt hier in diesem leichten Mech sitzen, aber nun galt es zu überleben.
Das Gefecht brach über das Lager herein wie ein schwarm Geier die sich auf die Kadaverreste eines fetten Wasserbüffels stürzen. Bloss diese Beute lebte und war dabei sich zu wehren und sich zurück zu ziehen. Die schwere Lanze um Steigenberger und Shepard ging gleich ins Gefecht gegen einen der Mad Cat. Pillum wurde von Jules gedeckt und bei seinem Abwehrfeuer unterstützt, die Befehlslanze bildete die Mitte, die Hetzlanze die linke Seite zur ARTEMIS und Steigenberger hatte die rechte Flanke. Die Hilfstruppen, schweren Panzereinheiten die noch Gefechtsklar waren hielten im Rücken einen Weg ins Tal frei, dies konnte aber nicht lange gut gehen. Denn genau in diese schweren Gefechte tauchten auch noch zwei Clanjäger ein und überschütteten den Eingang des Lagers mit Feuer und Tot.
Dann kam über die Befehlsfrquenz der Chevalliers die Stimme von Pillum „Wir halten unseren Hilfstruppen noch zwei Minuten die Hintertür frei, dann ziehen wir uns zurück! Zwei Minuten!“

Chappi suchte nach einem guten Ziel für sein Gauss und er hatte Glück und Pech zu gleich, ein Koshi schob sich schnell aus dem Sturm und stürmte auf die Mitte der Gechtslinie zu. Chappi drehte den Torso mit nach links und Das Fadenkreuz leuchtete Gold auf, er schoss und einen Bruchteil einer Sekunde später wurde er schwer nach links geworfen. Was war das, dann sah er auf dem Schirm wie eine Mad Cat auf ihn zu kam, schnell vergrößerte er den Abstand, doch kassierte einige Lasertreffer. Der Koshi war getroffen, hatte aber noch Glück da es einen Elementar an der Seite erwischte und erst dann den Seitentorso aufriss ohne jedoch interne Schäden zu verursachen. Die anderen Elementare sprangen von dem Mech und auf den TAI SHO zu. Das Abwehrfeuer der Befehlslanze züngelte um den KOSHI und in diesen. So schnell er kam verging dieser Mech auch in dem Orkan aus Blitzen und Lasertreffern. Die Saat des Mechs war aber gesät und die Elementare stürmten den Mech des Kommandanten. Der Hammerhands befand sich plötzlich im Schagabtausch mit dem Highlander IIC, die schwere Lanze von Steigenberger verstärkte das Feuer, doch die Ausweglosigkeit war zu offensichtlich. Wenn Pillum nicht schnell sein Feuer mit ins Spielbrachte wäre es zu spät. Chappi war vertieft in den Tanz des Todes mit der Mad Cat, doch dieser Pilot war gut und traf immer wieder mal, machte dann aber auch den Fehler für einen Augenblick sich um den Steppenwolf und den Lynx nicht zu kümmern. Das wurde ihm beinnahe zum Verhängnis als er ins Kreuzfeuer der beiden geriet. Dann schälte sich der Cauldron Born aus dem Sandsturm und die Hetzlanze musste sich zurückziehen, da die Mad Cat nur schräg dahinter auch wieder eindrehte.

Die erste Minute war um und Sakura war erstmal verschüttet, Bergung nicht möglich, später vielleicht, aber erstmal weiter überleben. Aber Pillum wurde von den Elementaren erreicht, die der Myst Lynx in die Reihen getragen hatte, als ob das nicht genug gewesen wäre drehte auch der Cauldron Born von der Hetzlanze ab und begann seinen Elementaren zu helfen und feuerte die Autokanonen auf den liegenden TAI SHO. Chappi brannten die Sicherungen durch er ignorierte alles, er beschleunigte sprang bis hinter den Tai Sho drehte und übersähte den narbigen Rumpf des Tai Sho mit seinem mittelschweren Impulslaser und schälte ausser Panzerung die Elementar vom Rumpf, aber der Cauldron Born schien zu schnell zu sein, denn im selben Augenblick traf den Tai Sho die geballte Feuerkraft der Ultra AK ´s und er flog nach hinten zurück und die eingelagerte eigene AK Munition explodierte, Chappi war wie in einem schlechten Film, er zog das Fadenkreuz über den gegnerischen Mech und löste einen Schuss aus seinem Gaussgeschützt aus, doch anstatt den anvisierten Mech zu treffen ging der Schuss an ihm vorbei und traf einen völlig überrascht aus dem Sandsturm stürmenden MYST Linx der wie vom Donnerschlag getroffen stehenblieb und dann rechts einknickte und fiel. Chappies Herz raste, er sah jetzt auf einmal eine große Häuserfront vor seinem inneren Auge, es waren nur noch 200 Meter bis zu den ersten Häusern und da stiessen plötzlich Elementare aus Erdverstecken hervor, alles versank in Schrecken und um es perfekt zu machen erschien eine Vulture. USELESS stand wie zur Salzsäule erstarrt 50 Meter hinter dem liegenden Tai Sho.
„CHAPPI !!! Beweg dich endlich weg. Mist Billy siehst du das? Schnell wir müssen die Elementare von ihrem Plan abbringen. CHAPPI von SKY ….!!!“
„Ja, oh! Was? Wo bin ich? Mist Kröten hier. Bin wieder da!“
„Chappi pass auf es wird gleich sehr unangenehm. Kannst du was zum Status Pillum sagen, liegt fast vor dir.“
Chappi wechselte auf Lanzenkanal „Nichts. Kanzel wohl in Ordnung, aber er scheint ohne Bewusstsein. Besser wir überlegen wie es weiter geht, denn den Druck der feindlichen Maschinen können wir nicht mehr lange halten.“
Dann knackte es auf dem Befehlsfunkkreis der Chevalliers.
„RUHE IM ÄTHER!“ erklang eine Befehlsgewohnte Stimme und Shepard brauchte einen Augenblick diese Robert Steinberger zuzuordnen: „Das war der Schlusspfiff! Verschwinden wir von hier! Alle Mann Rückzug!“
„Du hast hier gar nichts zu sagen“, begehrte Skycrapper auf.
„Sarge, wie sind die Befehle?“ wollte Chappi wissen.
Auf diesem Schlachtfeld gab es nichts mehr zu gewinnen. Wenn die Panzer ausgeschaltet worden waren, hatten sie bald Claner im Rücken. Auf diesem Feld konnten sie nur noch sterben und auch wenn Shepard wusste, dass er eines Tages auf genau so einem Feld sterben würde, ob nun bei einem letzten heroischen Akt oder einfach so im vorbeigehen die Rübe weggeschossen bekam, aber heute konnte er noch etwas retten: „Ihr habt die Befehle gehört! Hauen wir ab. Also wo lang, Twilight?“
Steinbergers Antwortlachen war etwas nervös: „Wir rücken nach Norden ab. Dort wird es felsig und gebirgig. Chappi, Skycrapper, Ihr besetzt die Anhöhe dreihundert Meter vor uns und gebt Deckungsfeuer! Dust, Smoky, Ihr nehmt die nächste Anhöhe, selbes Spiel. Der Rest zieht sich in Linie zurück und Feuert was das Zeug hält, immer schön auf den nächsten Gegner.“
Chappi und Skyscrapper erreichten die befohlene Anhöhe und begannen auf alles zu schiessen was in die Reichweite ihrer Waffen kam. Unter ihnen zogen sich die Reste der Chevalliers zurück. Leider schafften es nicht viele, der Großteil der Infantrie und Panzereinheit waren vernichtet und Sakura war und blieb verschüttet. Der kleine Tross an Hilfsfahrzeugen, Mannschaften und Panzer war ein Stück tiefer im Tal und begann den ersten Anstieg zu einem Pass, hinter dem sich ein kleines verwinkeltes Tal befand, welches aber den Chevalliers drei Ausgänge bot. Einen nach Westen in höhere Regionen, einen nach Norden in hügeliges Gelände und einen Ausgang nach Nordosten der in einem Bogen wieder in die Wüste und dann auch wieder zum zerstörten Landungsschiff führte. Dann kam auch schon die Stimme von Smoky über Funk, „Chappi macht das ihr weg kommt, haben nächste Position bezogen.“
„Chappi verstanden. Los Sky schnell nach hinten. Nächste Position ist vorm Pass, hoffen wir das die Clanner nicht auf die Idee kommen uns genau dort unter druck zu setzen.“
„Bin auf dem Weg, Chappi. Mist, da kommt der Myst wieder. Chappi, vorsicht rechts von dir. Komisch die dicken Mechs scheinen unser zerstörtes Lager nicht zu interessieren. Sie stossen nach. Chappi siehst du die Einheitsinsignien?“
„Ja, bis jetzt Parder und wenn ich mich nicht täusche Blakes Wort würde ich vermuten oder Comstar.“
„Meine Sensoren zeigen das es wohl eher Blakes Wort ist die da helfen, habe aber auch einen Diamanthai identifiezieren können. Ich melde es mal weiter.“
„Steigenberger von Sky, melde folgende feindliche Einheite. Identifieziere Clan Nebelparder und Diamanthai, sowie Mechs von Blakes Wort. Wiederhole … krschhhhh … Diamanhai und Blake …schhh schh sch schh, Sky ende.“
„Sky? Erstmal weiter zur nächsten Position. Bevor die Kröten hier sind!“ Der Lynx gab eine Laserbreitseite ab und begann dann auf einer Linie sich mit Chappi schnell zurück zu ziehen. Funkkontakt schien nicht mehr möglich. Die Schüsse der Angreifer peitschten auf Useless ein, mit Mühe hielt Chappi sie aufrecht. Schweiss lief in strömen an seinen Armen und Stirn, es war heiss, stickig, beklemmend und alles noch gepaart mit dem Druck eines überlegenen Angreifers. Angst, ja hier und jetzt hatte Chappi Angst. Um sich, um seine Haruka und auch um Anton. Beide waren dabei sich auf die nächste rückwärtige Positon zurückfallen zu lassen, aber der Gegner hatte sie schnell ausgemacht und unter schweres Feuer genommen. Die Treffer an Useless linker Seite hatten schon zum Verlust der kompletten Hüftpanzerung geführt, ein glücklicher Treffer am Seitentorso hatte einen Wärmetauscher ausgeschaltet, seine Gaussmunition war auf zwei Schuss geschrumpft und nun auch noch starke Störungen auf dem Funk. „Zur Hölle mit dieser drecks Welt. Hier und Heute werde ich nicht umkommen.“ Mit diesem Fluch auf den Lippen sandte er seinen ER-Med und den Impulslaser in Richtung des Caulder Born der als Speerspitze versuchte die zurückweichenden Chevalliers zu spalten.
Bei der nächsten ruhigen Sekunde werde ich dir eine kleine feine Gausskugel in dein dämliches grinsendes Clannergesicht schiessen und dann werden wir sehen was dir deine Panzerung hilft, mein Freund, murmelte Chappi vor sich hin.
Neben ihm, naja dreihundert Meter enfernt stürmte der Lynx gerade schräg den Abhang hinauf, gefolgt von vielen roten und grünen Leserpfeilen die sich zum Glück neben und um ihn herum in den Boden bohrten. Also schien Anton noch im Kampf und voll funktionsfähig.
Chappi kämpfte sich nun auch den Berg hoch, seine Sprungdüsen wollte er nicht einsetzen, denn dann wäre er wie eine Tontaube für den Angreifer gewesen. Unter ihm zog sich die Reihe der Chevalliermechs langsam kämpfend zurück. Jeder zu neugierige Clanner wurde immer von zwei Chevalliers angegriffen und so konnten sich die Chevalliershilfstruppen überhaupt zurück ziehen.
Chappi erreichte seine nächste Position und kurz darauf lösten sich Dust und Smoky und begannen ihren Rückzug zur nächsten Position. Und so wie es Chappi erwartete trat auch diesmal wieder der Cauldron Born aus dem Pulk an Angreifern und versuchte die beiden Chgevalliers zu bedrängen. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, alles um Chappi wurde still, wie in Zeitlupe wanderte sein Fadenkreuz auf den gegenerischen Clanmech, es blinkte Gold der Ton der Zielerfassung kreischte nach Aufmerksamkeit aber Rudi wartete, schien den Piloten durch die Zielanzeige erkennen zu wollen, langsam krümte sich der Finger um den Abzug des Gaussgeschützes, eine Kugel die Schussbereit im Lauf lag würde gleich auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt werden und im bruchteil einer Sekunde die Distanz zum Gegner überbrücken. Es war bizzar, der Cauldron Born schien stehen zu bleiben und sich in Chappis Richtung zu drehen und dann kam schon der weisse Blitz des Geschosses. Chappi sah wie das Geschoss direkt in den Pilotenbereich einschlug und Panzerung, verstärktes Transplex der Pilotenkanzel davon sprengte. Dann mit einem jähen Knall war er wieder im hier und jetzt . Der Cauldron Born stand bewegungslos da, aber seine Freunde hatten nun den Angreifer, Chappi, ausgemacht und nun kam ein wütender Orkan an PPK, LSR und Laserfeuer auf seine Stellung zu. Chappi drehte schnell ab und fing sich so schwere Treffer auf der linken Mechseite ein. Sein Linker Arm ging verloren und mit ihm auch der Mittelschwere Impulslaser, ausserdem eine Menge Panzerung der linken Torsoseite, er fiel, rutschte mit Useless. Er schaufte noch auf die Anzeigen und sah das die meisten Chevalliers den Pass erreichten. Mit viel Mühe konnte er Useless Rutschpartie beenden und sie aufrichten, er schob die Geschwindigkeitsregler auf Maximum, hieb auf den Veto Schalter und stürmte in Richtung eigene Linie. Der Lynx war ein kurzes Stück vor ihm und drehte sich um Deckungsfeuer zu geben, am Rand des Radars lösten sich schon Dust und Smoky, was bedeutete der Gegner begann zu stürmen.
Und wie im Geisterfilm schien der Cauldron Born sich auch wieder zu bewegen, denn der Punkt auf der Radaranzeige von Chappi, schien seine Poaition zu verändern. Rudi , also Chappi, bekam Angst. Das konnte nicht sein, er hatte den Mech doch mit der Gauss direkt getroffen, verdammt ,was passierte hier?

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Landungsschiff MIKLAGAARD, Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 04:10 Uhr

Die Landung der MIKLAGAARD war nicht unbedingt sanft zu nennen und nach Matthews Empfinden hatte der Lander ordentlich Schräglage. Immerhin, sie waren gelandet, wie sicher würde sich zeigen.
Die Notverriegelung gab mit einem Piepen seinen NIGHTSTAR aus dem Haltegeschirr frei und er steuerte den Mech auf das nahe Hangartor zu.
Normalerweise wurden Mechs unter sorgfältiger Einweisung ausgeschifft, aber für den Fall das Eile geboten war, konnten sie sich auch selbstständig aus ihren Positionen befreien und das Schiff verlassen, ähnlich wie bei einem Gefechtsabwurf.
Es war allerdings durchaus von Vorteil, wenn der Mechhangar hierfür frei von herumliegenden Material und wuselnden Techs war.
Wie es sich für eine Militäreinheit gehörte hatten die Chevaliers eine Schlachtordnung, die vorgab wer als erstes ausrückte, damit die einzelnen Maschinen sich nicht ins Gehege kamen. Üblicherweise war dies die Kampflanze. Matthew allerdings hatte es etwas modifiziert. Unter großem Widerstand Dualla Hildebrandts und mit steinerner Miene Mehmet Arkabis hatte er sich das Recht herausgenommen.
Dualla hatte durchaus nicht Unrecht, dass der Kompaniechef niemals als Erstes das Schiff verlassen sollte, nur für den Fall das ein Hinterhalt auf einen lauerte. Dennoch missachtete er diesen durchaus logischen Rat. Einerseits hatte er Vertrauen in seine Fähigkeiten, andererseits, und dies war viel wichtiger, musste er einfach der Erste dort draußen sein.
Das Hangartor öffnete sich und gab den Blick auf Sand preis.
Umherfliegender Sand, nicht einmal liegend war er zu sehen.
Der Sandsturm tobte fürchterlich und nach Matthes Einschätzungen konnte man keine hundert Meter weit sehen. Bestenfalls fünfzig und das auch eher schemenhaft.
Zumindest waren keine Schemen in dem Gewirbel außerhalb der MIKLAGAARD zu sehen.
Ein Blick auf seine Sensoren offenbarte ihm auch nichts anderes, gab allerdings auch nicht wirklich mehr Preis. Selbst die Aktivsonde lieferte keinen verwertbaren oder hilfreichen Daten. Offensichtlich beeinträchtigte etwas in diesem Sandsturm die Sensorerfassung.
„Prince für Mudders. Ausrücken nach Gefechtsplan und sofort Stellung beziehen. Scoutlanze versetzt auf die rechte Flanke, Kampflanze bildet das Zentrum. Sofortige Meldungen über Einsatzbereitschaft.“
Mit diesen Worten setzte er die Beine des 95-Tonnen schweren NIGHTSTAR auf der Rampe auf und steuerte den Mech hinaus in den Sandsturm.
Es dauerte nur wenige Minuten und sämtliche Mechkrieger der dritten Kompanie hatten ihre vollen Bereitschaft gemeldet. Die Stimmen gemischt voller Vorfreude, Angst, Neugier, Kampfhunger.
„MIKLAGAARD für Prince. Wir schließen die Tore, viel Erfolg!“
Die Stimme des Kapitäns wirkte noch immer neutral, aber es klang zumindest Aufrichtigkeit mit.
Matthew sparte sich eine Antwort.
„Kompanie, wir rücken aus.“
Er setzte seinen Mech wieder in Bewegung, die Zielpeilung der Koordinaten, die sie von der Einsatztruppe um Kiki erhalten hatten, immer im Fokus.
„Desert, maximale Annäherung ein Klick an feindliches Lager. Die Sensorerfassung ist äußerst dürftig und selbst hochwertige Clantechnologie dürfte uns nicht sauber erfassen können, dennoch möchte ich kein Risiko eingehen. Blaze, Flanke eng halten. Äußerster Mech hält Sichtkontakt zum Zentrum!“
Die beiden Lanzenführer bestätigten.

Ruhe begleitete sie auf ihrem Weg. Eine Ruhe, die die wildesten Gedanken, Befürchtungen und Szenarien in seinem Kopf durchlaufen ließen, während er fast tunnelartig seinen Mech mit einem gewohnten Automatismus steuerte.
Seine 360 Grad Anzeige lieferte ihm nur dürftige Daten, zeigte aber zumindest wie eng die Befehlslanze gestaffelt war und dass sie routiniert ihre Formation hielten.
Wolf in seinem DAISHI an seiner rechten, Snipers GUILLOTINE an der Linken. Bishop kam als Unerfahrenster in seinem GRASSHOPPER als Schlusslicht.
Ein Blick weiter nach rechts ließ ihn den Blick auf Hornet in ihrem THUNDERBOLT erhaschen.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Lanzen war die Kampflanze nicht als Raute formiert, sondern als dünne Linie mit drei vorgeschobenen und einer hängenden Einheit.
Die breitere Formation sorgte dafür, dass ein potentieller Gegner sich über die tatsächliche Einheitsstärke im Unklaren war. Allerdings hatte so eine dünne Gefechtsformation auch den Nachteil, dass man schneller durchbrechen konnte und einzelne Verluste schwerer kompensiert werden konnten.
Matthew hoffte dies durch die beiden Flügelrauten ausgleichen zu können.
Im Falle eines Ausfalles an den jeweiligen Flanken rückte der jeweilige Mech auf der Seite ein und schloss die Linie wieder, während der Rest der Flügellanze aufschob und die Formation dadurch enger wurde. Alles in allem war es eine Standard Seek-and-Destroy Formation aus dem Handbuch.
Matthews Gedanken schweiften weiter in taktische Überlegungen, so dass er zumindest das Kratzen des Sandes auf der Außenhülle und die verrinnende Zeit nicht wahrnahm, erst das Piepen auf der Sensoranzeige lenkte ihn wieder zurück in die Gegenwart.
Der MAD hatte etwas aufgenommen. Ein Schemen auf dem Sensorschirm und im tobenden Sand nicht zu erkennen.
„Wolf an Prince. Wir haben unseren verloren gegangenen BANDIT gefunden. Keine Überlebenden, aber immerhin scheint das Fahrzeug noch intakt.“
Juchu, der Herzog würde sich sicherlich freuen. Die Leihgabe war mit dem Begriff *unbeschädigt* erfolgt. Nun zumindest das würde man einhalten, wenn man dazu kam den Panzer zu bergen.
„Abstand halten. Wir wissen nicht, was dort lauert. Sollte der Gegner über Kröten verfü….
„Feindkontakt!“
Der Ausruf kam von Desert und Matthew versuchte instinktiv auf den Sensoren etwas zu erkennen.
Schemen waberten auf dem Display auf und auch durch die Sichtkanzel konnte er schwach Bewegungen erkennen.
Allerdings zu klein für Mechs.
„Elementare“, kam die offensichtliche Anmerkung von Frederik.
„ Desert verzeichnet fünf Kröten. Sie haben uns überraschend erwischt, eingegraben im Sand. Schäden moderat.“ Das Röhren von Raketen unterbrach Arkabi kurz.
„Keine Mechs bisher gesichtet.“
„Desert fallen lassen. Auf keinen Fall auf Nahkampf einlassen. Versucht euch die Biester vom Leib zu halten so gut es geht und achtet auf eure gegenseitigen Schussfelder.“
Die Bestätigung des Arkab fiel knapp, aber ruhig aus.
„Duke hier. An mir klebt einer. Scheiße der reißt mir die Panzerung runter.“
Die Panik in der Stimme von Corporal Jan Dez ging in einem fürchterlichen metallischen Kreischen unter.
„Wolf, unterstützt Desert. Sniper, Bishop, wir rücken vor. Prince an Blaze. Formation fallen lassen. Rücken sichern.“
„Blaze, verstanden.“
Matthew steuerte den NIGHTSTAR tiefer in das Sandgetümmel und weg von der Kampflanze. Laut den Angaben, die sie von Hibari erhalten hatten musste das feindliche Feldlager nicht weit sein. Er bezweifelte, dass die Mechs weit weg waren. Allerdings war der Gegner auf sie vorbereitet gewesen. Das bewiesen zumindest die vergrabenen Elementarkrieger.
Aus reiner Intuition steuerte er seinen Mech leicht nach links. Sniper hielt den Abstand, während Bishop nachrückte, als plötzlich ein PPK-Blitz zwischen den beiden Maschinen hervorzuckte.
Der BLACKJACK verschwand bereits wieder als Schemen im Sandsturm. Die beiden reflexhaft abgefeuerten Gausskugeln, die Matthew aussandte stießen ins Nichts.
Peter Cliche ließ sich in seinem GRASSHOPPER zurückfallen.
„Bishop, aufrücken, Formation halten. Sniper, BLACKJACK auf zwei Uhr.“
„Verstanden.“
Ein weiterer Schemen schälte sich aus dem Sandsturm, aber diesmal waren die Chevaliers bereit.
Noch bevor der feindliche Mech seinerseits feuern konnte, sandte Matthew ihm zwei Gausskugeln entgegen, gefolgt von Mulgrews Laser.
Bishop klinkte sich verzögert ein.
Seine PPK zuckte allerdings wirkungslos in den Sand und hinterließ eine glühende Schneise.
Matthew seinerseits hatte auch keinen Erfolg.
Intuitiv zuckte der Gegner zur Seite und entging so den beiden Nickel-Eisen Kugeln. Allerdings machte Sniper seinem Namen alle Ehre und versenkte seinen schweren Laser im breiten Torso des überschweren Mechs.
Während seine Sensoren die Daten sammelten, verschwand der Pirat wieder im Sandsturm.
Ein BLACKJACK Omni, vermutlich D-Konfiguration und ein CHARGER, flimmerten über seinen Schirm.
„Blaze hier. Verzeichnen mehrere feindliche Kontakte.“
Das Wummern von Duallas Ultra Autokanone unterbrach sie kurz.
„ RAPTOR und RAKSHASA. Keine Schäden.“
Zwei Mechs pro Flanke und Elementare im Zentrum. Wo war der Rest?
Matthew knirschte mit den Zähnen. Guerrillataktik und das von einer Clantruppe. Entweder die Chevaliers ließen sich weiter fallen und rückten enger zusammen oder stürzten sich vor, mit der Gefahr ins offene Messer zu laufen.
„Ziele aufnehmen. Dem Gegner keine Lücken lassen und Formation aufrechterhalten. Mudders wir rücken geschlossen vor. Volles Feuer auf sämtliche Ziele. Desert schalten sie diese Kröten aus!“
„Aye, Prince. Gegner verfügt mittlerweile nur noch über drei Kröten.“
Der grimmige Unterton in der Stimme des Mannes hatte einen sehr zufriedenen Klang.
Der BLACKJACK tauchte wieder aus dem Sandsturm auf und versuchte seine PPKs ins Ziel zu bringen.
Aus reinem Reflex löste Matthew die Sprungdüsen aus und erhob den NIGHTSTAR in die Luft.
Sein linker Mecharm spuckte abermals eine Gausskugel, diesmal begleitet von den giftgrünen Pfeilen seiner Impulslaser.
Ein Laser verging im nahen Sandboden, während der zweite Brandspuren über das linke Bein des Gegners zog.
Das Gauss traf den rechten Arm und riss einen großen Berg an Panzerung mit sich. Matthew konnte interne Struktur aufblitzen und Funken sprühen sehen, als der mittelschwere Mech sich wieder in den Sandsturm zurückzog.
Abermals tauchte der CHARGER stellvertretend auf.
An der linken Seite machte er sich sofort über Sniper in seiner GUILLOTINE her.
Die Autokanone in seinem Torso spuckte einen Schwall Granatsplitter aus, während die Lafette an seinem linken Arm zwölf Kurzstreckenraketen auf die Reise schickte.
Die Autokanone streute größtenteils über den sandigen Boden und das linke Bein der GUILLOTINE, während die Raketen Krater auf dem Torso und Amen des 75-Tonners hinterließen.
Mulgrew bedankte sich mit einer vollen Salve aus seinem Laserarsenal.
Fast schon traumwandlerisch fanden sie ihr Ziel und ließen Panzerung durch den Sturm fliegen.
Bevor sie den CHARGER weiter aufs Korn nehmen konnten war er bereits wieder im Sandsturm verschwunden.
Ebenso wie Bishop.
„Bishop, melden!“
Die Antwort blieb aus.
„Sniper, habe Sichtkontakt zu Bishop verloren. Kannst du ihn sehen?“
„Negativ. Aber er war eben noch da, bevor dieser CHARGER aufgetaucht ist.“
Matthew begutachtete die GUILLOTINE, während er zu seinem Lanzenpartner aufschloss. Die Raketen hatten einiges an Panzerung gekostet, mindestens anderthalb Tonnen Panzerung, allerdings war die Streuung so groß gewesen, dass empfindlichere Schäden ausgeblieben waren.
„Wir schließen zu Desert auf. Wolf, Bericht!“
„Hier Wolf. Gegnerische Kröten vernichtet, ebenso einen etwas übereifrigen RAPTOR.“
Das war schnell gegangen. Es hatte seine Vorteile einen routinierten Clankrieger in einer Höllenmaschine wie dem DAISHI dabei zu haben.
„Blaze?“
„Blaze hier. Der RAKSHASA liegt am Boden. Rührt sich nicht. Mantis und Joker sind auf der Suche nach weiteren Feinden. Raptor und ich halten die Stellung.“
Matthew nickte zufrieden. Zähneknirschend hielt er nach Bishop Ausschau, aber der Chevalier war nirgends zu sehen.
Dafür tauchte der CHARGER wieder aus dem Sandsturm auf. Die Autokanone in dem wuchtigen Torso schwang herum und sandte einen Schwall Splitter in seine Richtung.
Der Großteil ging vorbei. Mit einem lauten Scheppern traf mindestens einer das Cockpit und stieß Matthew in die Gurte.
Er spürte Blut in seinem Mund, als er grimmig das Fadenkreuz über den 80-Tonner bewegte.
Der CHARGER drehte bereits wieder ab, aber diesmal zu spät.
Mulgrews Laser frästen sich in die rechte Seite, während die beiden Gausskugeln Matthews sich mit voller Wucht in das linke Bein bohrten und den überschweren Mech zu Fall brachten.
Aus den Augenwinkeln registrierte Matthew gerade den BLACKJACK, der aus dem Sand auftauchte und direkt auf Mulgrews Rücken zuhielt.
Der linke Arm hob sich gerade und die Mündung der PPK glühte blau auf, als ein wuchtiger Einschlag den Mech zur Seite drückte.
Der Schuss ging daneben.
Hinter dem BLACKJACK tauchte der GRASSHOPPER in Chevaliers Farben auf flammenden Sprungdüsen auf und setzte seine Laser gezielt in den Rücken des leichteren Mechs.
Der BLACKJACK strauchelte, stürzte aber nicht.
Mulgrew war zu sehr mit dem CHARGER beschäftigt, der sich seinerseits wieder auf mühte und Matthew wusste, dass er sich auf seine Lanzenkameraden verließ.
Er schwenkte den NIGHTSTAR herum und löste sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Waffen aus.
Eine Hitzewelle schlug über ihm ein und drohte ihn nahezu zu ersticken, bevor die kühlende Wirkung der Wärmetauscher und der Weste ihre Arbeit taten. Dennoch rann ihm Schweiß an den Gliedern entlang.
Die beiden Gausskugeln schlugen schwer in den Torso ein, während die Laser über die Arme des 45-Tonners tanzten.
Bishop schaltete sich sofort mit ein. Die azurblaue PPK schlug in den Rücken des Mechs ein. Es wirkte fast schon menschlich, wie sich der BLACKJACK mit durchgedrücktem Kreuz aufbäumte und dann endgültig zusammenbrach. Das kraterförmige Loch in seinem Rücken sprach Bände. Der Reaktor erlosch in einem letzten Glühen.
Als Matthew seine Aufmerksamkeit wieder Mulgrew in seiner GUILLOTINE zuwandte, konnte er sehen, dass auch hier das Gefecht vorbei war.
Der CHARGER lag in unnatürlicher Pose auf der Seite. Dort wo sich das Cockpit hätte befinden müssen klaffte ein qualmendes Loch.
„Prince an Kompanie. Bericht!“
„Hier Desert. Halten Stellung auf zwo-null-fünnef. Keine weiteren Tangos.“
„Blaze hier. Ebenfalls keine Tangos.“
„Befehlslanze Status!“
„Wolf. Alles grün.“
„Sniper. Grün.“
„Bishop. Grün.“
Zufrieden prüfte Matthew seine Sensoranzeigen. Auch hier war alles ruhig. Unnatürlich ruhig.
„Kompanie aufmerksam bleiben und Formation einnehmen. Langsam vorrücken. Joker und Mantis schieben vor. Bei erstem Feindkontakt abbrechen und fallen lassen!“
Er wartete die Bestätigungen der beiden Scouts nicht ab und brachte seinen Mech wieder in Formation.
Das Blut toste in seinem Kopf und ein dumpfes Pochen wies in auf die Stelle hin, wo er sich selber gebissen hatte. Der metallische Geschmack nach Blut in seinem Mund fachte die Kampfeslust nur noch mehr an. Wo war der Gegner?
„Hier Joker. Sir, das sollten sie sehen.“
Matthew lenkte den NIGHTSTAR in die übermittelte Richtung. Die Befehlslanze folgte im gewissen Abstand.
Wenige Momente später stand er neben Joker in dessen VIXEN 2.
Vor ihm wiederum befanden sich zwei Gestalten auf Bodenhöhe. Die eine wirkte angeschlagen und stützte sich erschöpft auf die andere. Die wiederum hielt mit zittrigen Fingern eine fast schon lächerlich aussehende Laserpistole n Richtung der Mechs.
Mit einem griff schaltete Matthew auf die Außenlautsprecher und dumpf dröhnte seine Stimme durch den Sandsturm.
„Hier spricht Captain Matthew Brennstein. Dantons Chevaliers. Ich würde ihnen raten die Waffe fallen zu lassen, außer sie schießt schwere Gaussgeschosse ab.“
Noch immer richtete der Mann die Waffe auf sie, seine Antwort kam röchelnd, aber entschlossen.
„Ich werde niemandes Gefangener mehr sein. Eher werden wir kämpfend sterben!“
„Mit einer Waffe in der Hand. Wie ein Held. Einen unnötigen, aber schmerzfreien Tod.“
Mit diesen Worten richtete Matthew den rechten Arm auf die beiden Menschen.
„Sir?“
Die irritierte Nachfrage Jokes ignorierend fuhr Matthew fort.
„Sie könnten uns für den Anfang zumindest sagen, wer sie sind. Unter Umständen verändert das ihre Situation etwas.“
Er senkte den Mecharm wieder.
Schweiß perlte auf der Stirn des Mannes und vermischte sich mit dem umherfliegenden Sand zu einer dreckigen Pampe auf dem Gesicht.
Er senkte die Waffe und ließ seinen in eine dicke Decke gehüllten Kameraden zu Boden sinken. Kurz darauf fiel er selber auf die Knie und erst jetzt sah Matthew die dreifach gewundene Kordel um das rechte Handgelenk. Ein Leibeigener. Jara hatte die Vermutung ausgesprochen, aber er hatte es nicht glauben wollen, das Piraten Leibeigenen nahmen, selbst wenn sie ehemalige Clanner waren. Bis jetzt.
„Mein Name ist Flint Hawkings. Ich bin, war, Techniker und Forscher auf der Fury Station.“
Seine Worte zitterten vor Erschöpfung.
Der Name war Matthew ein Begriff. Endgültig senkte er den Mecharm, war aber dennoch äußerst angespannt. Das ganze mochte immer noch eine Falle sein.
„Und ihr Kamerad?“
Er nutzte die Zeit, die der Mann zum Nachdenken brauchte und seinen Freund anguckte, um auf die verschlüsselte Kompaniefrequenz zu gehen.
„Prince hier. Formation schließen, höchste Vorsicht. Wir wissen nicht, ob es sich hier um eine Falle handelt. Mantis, langsam ausscheren und sich dem Lager nähern. Sofort abbrechen bei Feindkontakt. Ich will keine Helden heute!“
„Als würde ich so aussehen, Sir.“
Die lakonische Antwort hatte einen amüsierten Unterton und brachte auch Matthew zum Schmunzeln. Dennoch wandte er sich wieder den beiden Menschen vor seinem Mech zu.
Der in die Decke gehüllte Mann hatte den Kopf gehoben. Ein bleiches Gesicht, umrahmt von blonden Haaren starrte ihn aus trüben blauen Augen an. Der Mann hatte eindeutig schon bessere Tage gesehen. Spitz drückten sich die Knochen durch die dünne Haut, Blut verzierte seine linke Gesichtshälfte und wo das Ohr hätte sein müssen prangte nur ein Klumpen verschmorte Schwärze.
„Brestwick“, kam es mit einem schwachen Krächzen, „Alec. Dienstnummer 53521908-Lima. Corporal. Wayside Miliz.”
Matthew hob eine Augenbraue.
“Corporal Brestwick. Ich muss gestehen für einen toten Mann sehen sie erstaunlich gut aus.“
Brestwick blinzelt irritiert.
„Vergessen sie´s. Corporal, über wie viele Einheiten verfügt der Feind?“
Brestwick senkte den Kopf und hustete einen Schwall rot verfärbten Sand. Hawkings blickte irritiert den Mann an, dann wieder zu Matthew.
„Captain Brennstein, könnten wir das bitte vertagen? Es geht Alec nicht sehr gut und auch mir behagt diese Konversation in diesem Umfeld nicht. Sie sind sicherlich eine sehr angenehme Dinner-Begleitung, aber für den Moment würde ich mich freuen, wenn sie sich entscheiden würden ob sie uns töten oder laufen lassen.“
„Mister Hawkings, ich muss sie enttäuschen. Ich habe weder das eine, noch das andere vor. Fürs Erste benötige ich sämtliche Informationen die sie besitzen und ob der Feind noch mehr Einheiten dort draußen hat. Anschließend werden sie uns auf unser Schiff begleiten. Unter Umständen kommen sie dann doch in den Genuss meiner Fähigkeiten als Dinner-Begleitung. Ich muss aber gestehen, das ich fürchterliche Tischmanieren habe.“
Hawkings Unterkiefer mahlte und die Gedanken die sich in seinem Kopf überschlugen, waren offensichtlich. Mit einem Seufzen gab er nach.
„Fein. Der Gegner verfügt aktuell über vier Mechs und fünf Elementare. Der Rest setzt sich aus Techs und anderen Gefangenen zusammen. Gegen Mitternacht sind allerdings sechs Einheiten ausgerückt. Wohin weiß ich nicht. Ebenso nicht wo der Rest der Einheit sich befindet.“
„Welcher Rest der Einheit?“
„Sie nennen sich Blutparder. Müsste so ein knappes Dutzend Mechs beinhalten. Einige Jäger und Elementare. Aber die haben wir schon seit Tagen nicht mehr gesehen.“
Matthew unterdrückte ein Fluchen. Also doch, teile und Herrsche und sie waren auf den billigen Ablenkungsköder hereingefallen. Er bezweifelte, dass die Blutparder das Hauptquartier angreifen würden. Nicht mit der Sicherung durch die Haie und Comstar selber.
Also blieb wirklich nur die erste Kompanie.
„Mantis für Prince.“
„Prince hört“
„Sir, keine feindlichen Einheiten. Ich habe allerdings ein kleines Feldlager gefunden. Nichts außer Planen, Zelte, Klos und ein paar amüsanten Technikern, die versuchen mich mit ihren Schraubenschlüsseln zu bedrohen. Ich bin mir nicht sicher wie lange ich die Stellung halten kann, sollte sich einer entschließen die Aktivatorenschrauben meines Mechs zu lösen.“
Matthew schnaubte.
„Setzen sie ihr diplomatisches Geschick ein. Solange keine Frau dabei ist, sollte das ja durchaus klappen. Joker, sie werden zurückgehen und die MIKLAGAARD kontakten. Ich möchte einen Infanterietrupp motorisiert und mit Transportkapazität zur Sicherung des Lagers hier haben.“
Wieder aktivierte Matthew die Außenlautsprecher.
„Mister Hawkings. In etwa einhundert Metern Entfernung zu ihrer Rechten befindet sich ein Panzer. Der sollte ihnen Schutz vor dem Sandsturm liefern und einiges an Proviant beinhalten. Wir werden sie dorthin begleiten und anschließend weiterfliegen. Ich denke sie werden sich freuen zu hören, dass wir sie nach Hause bringen.“
Er wartete ab, während der Mann den Arm um Brestwick legte und den mittlerweile wieder der Bewusstlosigkeit nahen Tech stützte. Der Weg zum BANDIT-Panzer dauerte für Matthews Geschmack zu lange.


Insgesamt warteten sie fünfzehn Minuten. Major Gina Lüdenscheid war mit ihrem ersten und dritten Trupp ausgerückt. Die beiden ehemaligen Parder Gefangenen waren medizinisch versorgt worden und saßen nun auf einem Transporter vor Matthews NIGHTSTAR. Auf dem Weg zurück zur MIKLAGAARD.
Weiter hinten folgte der dritte Trupp mit der Kolonne an Techs und Gefangenen aus dem kleinen Lager der Blutparder. Wie er es vermutet hatte war das kaum mehr als eine Basiseinheit ohne wertvolles Inventar. Die Techs hatten noch weitaus weniger Informationen als Hawkings und wirkten generell eher verwirrt. Sergeant Peter hatte angemerkt, dass einige sogar unter der Wirkung von Drogen standen. Größtenteils Halluzinogene oder beruhigende Mittel.
Zu den zehn Techs kamen noch die beiden Mechkrieger, die sie aus dem RAKSHASA und BLACKJACK gezerrt hatten, bevor sie sich selber umbringen konnten oder wollten.
Die Elementare waren alle tot, gleiches galt für die beiden anderen Mechkrieger.
Das Verhör würde allerdings warten müssen. Nun galt es so schnell wie möglich zur ersten Kompanie zu kommen.
„Prince für Luzifer.“
„Prince hört.“
„Wie es aussieht haben wir ein Problem.“
Matthew beschleunigte die Schritte seines Mechs und stand kurz darauf neben dem Jeep in dem sich Major Gina Lüdenscheid befand. Vor ihnen ragte die MIKLAGAARD auf. Sämtliche Tore geschlossen und interessanterweise die Hautpwaffensysteme auf sie gerichtet.
„Prince an MIKLAGAARD. Öffnen sie die Hangartore und lassen sie uns rein.“
„Das kannst du dir in die Haare schmieren du Penner.“
Die Stimme triefte vor Hass und kam Matthew sofort bekannt vor.
„ Lieutenant Silaja. Ich würde gerne mit Kapitän Dchenk sprechen.“
„Der Skipper is´ indisponiert. Hat besseres zu tun als ihren elendigen Verräter-Hintern durch die Gegend zu kutschieren.“
Die Feindseligkeit in ihrer Stimme nahm nicht ab und Matthew ahnte, was geschehen war.
Die Crew oder zumindest ein Teil davon hatte gemeutert. Und nun drohten sie damit die Chevaliers auszusperren.
„Silaja, mir ist ehrlich gesagte egal, was sie von mir halten, aber sie haben einen Vertrag mit Germaine Danton geschlossen, der sie verpflichtet als Transportfahrzeug zur Verfügung zu stehen. Dafür kassieren sie nebenbei bemerkt noch eine ordentliche Stange Geld.“
„Als ob ich das gewollt hätte oder irgendwer von uns. Aufgezwungen hat ihr Danton uns das. Und unser Skipper auch.“
Immerhin. Dchenk schien nicht aktiv da drinnen zu stecken.
Gina Lüdenscheid gestikulierte und Matthew wechselte auf den gesicherten Kanal zur Infanteriechefin.
„Ich habe den vierten Trupp noch im Schiff. So wie ich Sergeant Bakerford kenne wird sie bereits in Position sein.“
„Wenn sie nicht bereits ausgeschaltet wurde.“
Lüdenscheid schüttelte energisch den Kopf, das Lächeln das ihr Gesicht daraufhin zierte erinnerte Matthew daran, die Frau nicht als Feind oder im Bett haben zu wollen.
„Sicherlich nicht. Angelina ist zu schlau dafür und vor allem zu paranoid. Die Frau schläft mit Handgranaten und gurgelt morgens mit den Patronen ihres Zeus Gewehrs, um mal ein paar eurer Mechjockey Klischees zu zitieren. Allerdings wird sie Zeit brauchen. Ein Frontalangriff würde vermutlich Selbstmord bedeuten und uns nicht weiterbringen. Also wird sie ihre Leute ausschicken und die kritischen Systeme des Schiffes nach und nach besetzen und übernehmen.“
„Wie lange?“
Der Major zuckte mit der Schulter.
„Bei der Größe des UNIONS. Etwa fünf bis zehn Minuten. Allerdings bräuchten wir ein Signal und eine Ablenkung für den vierten.“
Matthew nickte grimmig.
„Das sollen sie bekommen. Major zeihen sie ihre Leute aus dem nahen Feuerbereich ab, aber halten sie sich bereit zu stürmen, sobald ich es befehle.
„Verstanden.“
Mit einer rotierenden Geste bedeutet Lüdenscheid ihrem Fahrer abzudrehen und der kleine Infanteriekonvoi setzte sich ab.
Matthew starrte auf die matt grau lackierte MIKLAGAARD an der sich bereits erste Roststellen zeigten und der rötliche Sandstaub die Landestutzten eingrub.
„Kompanie. Stellung beziehen, vorbereiten auf vollen Waffeneinsatz. So wie es aussieht werden wir uns ein landungsschiff zurückerobern müssen. Notfalls mit der Brechstange.“
Mit ruhiger Hand schloss Matthew die offene Frequenz wieder und richtete das Fadenkreuz auf die nächste Geschützkuppel.
Aus den Augenwinkeln bemerkte er das Flackern des Positionslichtes am sekundären Mechhangartor.
Die Botschaft war eindeutig und bestätigte Major Lüdenscheid in ihrer Annahme.
„Captain Brennstein, ich rate eindeutig davon ab das Feuer auf mein Schiff zu eröffnen. Sie würden alle dabei sterben.“
Mit diesen Worten drehten sich nun noch mehr Geschütztürme in Richtung der sich positionierenden Kompanie.
Der Sand peitschte zwischen ihnen hindurch und auf diese Distanz würden die Landungsschiffgeschütze kaum daneben feuern können, trotz der erschwerten Sensorerfassung. Die zu einer dünnen Reihe aufgestellten Mechs der dritten Kompanie boten eindeutig zu wenig Feuerkraft und Panzerung auf, um diese Gefechts auch nur erwähnenswert zu gestalten.
Aber die MIKLAGAARD würde nie wieder abheben.
„Blaze, Desert, sämtliche Feuerkraft auf die vorderen Landestützen konzentrieren. Der Rest schaltet die Geschütztürme aus. Feuer nur auf meinen Befehl.“
Er machte sich bewusst nicht die Mühe auf die verschlüsselte Kompaniefrequenz zu wechseln.
Seine Kompanie war professionell genug und warte Funkstille oder sparte sich Einwände. Auch wenn der ein oder die andere sicherlich mit nervösem Finger an den Kontrollen saß.
Matthew ging es nicht anders, wenn auch eher aus Wut.
„Brennstein. Sie sind unvernünftig. Siekönnen nicht gewinnen. Nehmen sie ihre Leute und marschieren sie los. Bis zum Abend dürften sie einen ihrer anderen Chevaliers-Kumpels getroffen haben, der sie aufsammelt. Wir setzen ihre restlichen Leute dann gerne am nächsten Punkt ab. Das Material und die Waffen werden wir vorsorglich behalten. Als kleinen Ausgleich für die Schäden.“
„Ich muss sie korrigieren, Silaja. Fahren sie die Waffensysteme herunter und öffnen sie die Hangartore und übergeben sie das Kommando an unsere Leute. Dann ersparen sie ihrer Crew nicht nur eine Menge Ärger, sondern sich selber auch einen schmerzvollen Tod.
Das Lachen, das über den Äther kam war gehässig und eine Note Wahn klang darin mit.
„Ist das ihre Art zu verhandeln? Mechjockeys. Immer mit dem Kopf durch die Wand und nie in der Lage einzusehen, wenn sie verloren haben. Letzte Chance,Brennstein. Entfernen sie sich, oder wir eröffnen das Feuer.“
Matthew wechselte auf die geschlossene Kompaniefrequenz, während er aus den Augenwinkeln das wiederholte Aufleuchten der Lichter am Hangartor beobachtete. Sie waren bereit.
„Keiner feuert. Geben wir Sergeant Bakerford ihre Chance, aber vorher werden wir etwas bluffen!“
„Lieutenant Silaja, dies ist MEINE letzte Aufforderung an sie. Übergeben sie das Schiff und sich selber in den Gewahrsam meiner Leute, andernfalls werde ich sie persönlich aus dem Wrack ihres Schiffes ziehen und vor ein Kriegsgericht stellen. Meine Kompanie hat den Feuerbefehl. Ich gebe ihnen fünf Sekunden.“
„Sie wollen nicht hören oder Brennstein?“
„Vier.“
„Wie kann man nur so unvernünftig sein.“
„Drei.“
„Sie spielen mit ihrem Leben Mann. Begreifen sie das nicht?“
„Feuer!“
Natürlich geschah nichts. Aber zumindest feuerte keiner auf die Mechs der Kompanie.
„Sie haben geblufft…sie Feigling…sie…was zum?“ ihre Stimme erstarb in einem unterdrückten Gurgeln und im Hintergrund konnte man kurz Feuerstöße wahrnehmen.
Zum gleichen Zeitpunkt öffnete sich das sekundäre Mechhangartor.
„Major, los, sehen sie zu, dass sie uns unser Schiff wiederholen!“
Der Jeep der Infanteriechefin raste an seinem Mech vorbei und die Rampe hinauf, dicht gefolgt von drei Geländekrads.


Matthew stand vor der Leiche von Agnes Silaja. Gina Lüdenscheid neben und Angelina Bakerford vor ihm.
Die Augen der toten Meuterin waren Schreckgeweitet, während in ihrer Brust drei große Löcher klafften.
Er wandte sicher Bakerford zu. Der Infanteriesergeant blickte ihn mit ruhigen Augen aus einem mit Tarnfarbe bemaltem Gesicht an. Das Zeus Gewehr lässig über den Rücken gehängt und die kurzläufige MP locker an der Seite.
„Gute Arbeit Sergeant. Verluste?“
„Drei Meuterer inklusive diesem Miststück. Auf unserer Seite hat es leider Private Wilks und Corporal Demanti erwischt. Ansonsten nur leichtere Verletzungen. Nichts was wir nicht kompensiert bekommen sollten.“
Matthew nickte stumm und blickte wieder auf die Leiche von Silaja. Das war nicht unbedingt so, wie er einen Tag beginnen wollte. Zwei für drei und ein Schiff.
„Ein Kriegsgericht wäre der richtige Weg gewesen, Sergeant.“
„So gehen wir nun mal mit Verrätern und Meuterern um, Sir. Ich denke sie hätten es nicht anders getan.“
Vermutlich hatte sie Recht.
„Weggetreten, Sergeant.“
„Sir.“
Ihr Salut viel knapp und viel zu stolz aus, wenn es nach Matthew ging. Aber das war nicht der Moment für Zurechtweisungen. Sie waren im Krieg und dort galt es auch mal schmutzig zu sein.
„Major, bringen sie die Gefangenen sicher unter. Ich will den Skipper so schnell wie möglich hier oben haben. Teilen sie Wachmannschaften für die wichtigen Schlüsselpositionen ein. Ich will so einen Mist nicht noch einmal haben.“
Gina Lüdenscheid nickte nur, drehte dann auf dem Absatz ihrer schweren Kampfstiefel und verließ Befehle gebend die Brücke.
Sie hatten genügend Zeit verloren, aber unter Umständen würden sie noch rechtzeitig bei der ersten Kompanie ankommen.
Wenn es nicht bereits zu spät war.


Landungsschiff ROSEMARIE, im Anflug auf Landezone ARTEMIS, Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 04:45 Uhr

Der Flug verlief alles andere als ruhig und das trotz den erfahrenen Händen Malcolm Perkins an den Steuerkontrollen.
Captain Mustafa Al Hara Abdul Ibn Bey beobachtete die Sensoren seines Schiffes genau, während sie sich der Landestelle der ARTEMIS näherten.
Er verfluchte die Sonneneruptionen und diesen Sandsturm, ach diesen verdammten Planeten am Arsch des Universums. Was hatte Germaine sich dabei gedacht, sie schon wieder in eine solche Hölle zu führen? Und wo zum Henker steckte der Chef der Chevaliers und langjähriger Freund wenn man ihn mal anschreien wollte?
„Mal, meinst du nicht, du solltest uns noch etwas mehr durchschütteln?“
Mit einem Schmunzeln blickte er zu seinem Piloten und langjährigem Freund, der angespannt in seinem Pilotensitz saß, aber mit ruhiger Hand das Schiff steuerte.
Wenn es sein musste würde er einen chirurgischen Eingriff ausführen, während Perkins sein Schiff flog, allerdings hatte er wenig Interesse sich als Metzger zu betätigen. Dafür reichten seinen Fähigkeiten allerhöchstens. Dazu und als Kommandeur der ROSEMARIE, Pokerspieler und liebender Ehemann.
Malcolm sparte sich einen Kommentar, sondern bequemte den Mittelfinger in ansprechender Position.
„Ah, später mein Schatz. Sehr gerne sogar.“
Plötzlich ging ein starker Ruck durch die ROSEMARIE.
Sein erfahrener Blick glitt sofort zu den Schadenskontrollen. Mehrere Warnlampen leuchteten dort auf und verkündeten schweren Panzerungsverlust.
Wieder ruckte die ROSEMARIE, während Perkins das Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen versuchte, das wie ein wildgewordenes Waran Baby im Sandsturm tanzte.
Ein Blick auf die Sensordaten bestätigte ihm, was er bereits vermutet hatte.
Zwei rote Dreiecke entfernten sich gerade von der ROSEMARIE. Der Computer identifizierte die beiden Maschinen als Clanmaschinen von Typ TURK.
Was ihn allerdings mehr störte, war die Tatsache, dass er sie so spät bemerkt hatte.
Die Maschinen erreichten ihren Scheitelpunkt und gingen in eine enge Kehre für einen erneuten Angriff.
Diesmal war die Crew allerdings vorbereitet. Donnernd schlugen die Laser und PPKs Blitze in den Himmel, während die Raketenlafetten versuchten eine undurchdringbare Wand aufzubauen.
Die beiden TURKS stiegen höher, nicht ohne ihrerseits diesmal Panzerung zu verlieren. Ein wiederholter Ruck ging durch die ROSEMARIE.
Sie hatten allerdings auch getroffen und wie ihm die Sensordaten zeigten ziemlich ordentlich.
„Mal, wir sinken.“
„Als ob ich das nicht wüsste.“
Seine Stimme war aggressiv und angespannt. Mustafa warf einen Blick auf den Höhenmeter, der sich rasend in Richtung eines Zahlenwertes näherte, der ihm nicht behagte.
„Wir haben massiven Schubverlust. Scheinbar müssen sie irgendwie die Treibstoffleitungen oder die Triebwerke selber beschädigt haben. Die Avionik macht auch enorme Probleme.“
„Und sie kommen wieder, mein Schatz.“
Sie hatten schon schlimmeres überstanden. Wenn auch sonst stets Kiki und ihre Angels zur Stelle gewesen waren.
Mit geübten Griffen bediente er sich an der Sensorkontrolle und rief die nahen Geländekarten auf seinen Schirm.
„Mal, da ist ein Gebirge auf sieben-zwo-acht. Etwa fünf Klicks entfernt.“
„Das sind bestimmt mindestens genauso viele Minuten. Bei vollem Schub vielleicht halb so viel. Bis dahin sind wir Asche.“
„Ich habe vollstes Vertrauen in deine Fähigkeiten als Pilot und ebenso in unsere Schützen.“
Er versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln, beobachtete aber wieder die beiden TURKS, die wieder heranrasten.

Wieder feuerten beide Seiten und wieder kassierte die ROSEMARIE einige Treffer, konnte ihrerseits die beiden viel zu wendigen Jäger kaum ankratzen.
Die Minuten zogen sich, während die Jäger sie belauerten, angegriffen und wieder abdrehten.
Die Schadensanzeigen leuchteten mittlerweile an einigen empfindlichen Bereichen grell-Rot auf und Mustafa wusste, dass die ROSEMARIE das nicht ewig durchstehen würde.
„Geben wir denen alles, was wir haben!“
Die beiden Jäger waren heran und sahen sich einem Sperrfeuer seitens des UNION-Landers entgegen, der sie abermals zwang abzudrehen, bevor sie ihrerseits einige Treffer landen konnten.
Die Distanz zum Gebirge schmolz dahin, mit etwas Glück konnte sie die beiden Feinde dort abschütteln und landen. Dem stetigen Verlust an Höhe nach zu urteilen würde das auch dringend nötig werden.
Zwei weitere Kontakte tauchten auf dem Schirm auf. Der Computer identifizierte sie sofort und aus den roten Dreiecken wurden befreundete blaue Vierecke.
„Hotshot für 1st Base, wie es aussieht habt ihr schon wieder ohne uns mit dem Spaß angefangen.“
Mit diesen Worten stürzten sich der STINGRAY und CORSAIR auf die beiden TURKS.
Die vier Jäger tanzten wie wütenden Hornissen umeinander und verschwanden kurz darauf im immer noch tobenden Sandsturm.
Für den Moment hatte die ROSEMARIE Ruhe und konnte sich um sich selber kümmern.
„Perkins?“
„Vergiss es. Wir müssen runter. Hier oben bedeutet das den sicheren Tod für uns. Ein verirrter Treffer oder gut gezielter Schuss und wir sind erledigt.“
Mustafa nickte grimmig.
„Dann such uns ein feines Plätzchen zum Landen.“
Ein kurzes Aufblitzen auf der Sensoranzeige irritierte ihn und zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
Er ließ die Sensordaten nochmals über den Schirm laufen. Da war es wieder. Ein kurzer Sensorblip. Laut dem System freundlich und ein Mech. Konnte das etwa sein…
„Smoky an MARIE …oky an … ROSEMARIE.“
Die Stimme war extreme verzerrt und wirkte abgehärmt, müde, aber sie war eindeutig die Stimme von Master Sergeant Darnell Shepard.

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Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug
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Thorsten Kerensky
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Caliban IV
Landungsschiff DEN HAAG, Landezone APOLLO
31.10.3066, 06:15 Uhr

Muhammad Yilmaz war nicht nur der ranghöchste Sanitäter der Einsatzgruppe APOLLO, er verfügte auch über die größte Einsatzerfahrung aller eingeteilten medizinisch ausgebildeten Chevaliers. Sogar ein medizinisches Grundstudium hatte er abgeschlossen. Warum er sich nie fertig zum Arzt hatte ausbilden lassen, konnte er mittlerweile gar nicht mehr so genau sagen, aber er genoss immerhin das Vertrauen seines Teams und offensichtlich wurden seine Fähigkeiten auch von der Einheitsführung genug anerkannt, um ihm das Kommando über den Sanitätstrupp zu geben.
In den nunmehr über zwanzig Jahren, die er als Sanitäter in den verschiedensten militärischen Verbänden gedient hatte, waren so ziemlich alle Arten von Verletzungen und Krankheiten zu seiner Aufgabe geworden und es gab kaum etwas, das er noch nicht gesehen hatte.
Als das völlig verdreckte, abgekämpfte und ausgemergelte Gefechtsfeldbergungsteam den zerschmetterten Körper von Lieutenant Dawn Ferrow in den improvisierten Operationssaal der DEN HAAG trug, konnte er sich trotz der Hektik, des Chaos und seiner Abgebrühtheit nicht des Eindrucks erwehren, hier etwas einmaliges und unfassbares mitzuerleben.
Die junge Mechkriegerin war totenblass, sie musste Unmengen an Blut verloren haben und sie war – vermutlich zu ihrem großen Glück – nicht bei Bewusstsein. Irgendwie hatten seine Jungs und die Techs es mitten im Sandsturm und der Dunkelheit, die draußen herrschte, geschafft, ihr nicht nur eine Infusion zu legen, ihre Wunden abzudecken, sondern auch noch die Metallstrebe, die ihren Körper aufgespießt hatte, kurz vor ihrem Bauch und kurz hinter ihrem Rücken zu durchtrennen. Offensichtlich ohne sie mit dem schweren Bergegerät dabei noch weiter zu verletzen, wobei das bei ihrem Zustand kaum eingeschätzt werden konnte.
Yilmaz, der zwar schon von einem Melder von der schwere ihrer Verletzungen erfahren hatte, sah das ganze Ausmaß zum ersten Mal. Er wusste nicht, ob er irgendetwas für die Mechkriegerin tun können würde, ob seine Fähigkeiten und seine Ausrüstung dafür ausreichten. Dawn Ferrow war so schwer verletzt, dass sie umgehend in einem vollausgestatteten Krankenhaus von einem Ärzteteam hätte behandelt werden müssen, nicht anderthalb Stunden nach der Verletzung und einer Schlachtfeldbergung in einem improvisierten Feldlazarett von einem einfachen Sanitäter.
Hätte Yilmaz auch nur einen weiteren Fall von lebensbedrohlichen Verletzungen in seinen Hallen gehabt, er hätte Dawn Ferrow abgeschrieben und sie mit Morphium zugedröhnt sterben lassen. Aber er hatte das zweifelhafte Glück keinen lebensgefährlich verletzten Patienten eingeliefert bekommen zu haben. Alle würden den Tag überleben oder waren bereits tot. Alle bis auf Lieutenant Ferrow, die nun behutsam auf dem OP-Tisch abgelegt wurde, während die wartenden Helfer schon damit begannen, ihre Wunden auszuwaschen und ihre Nährlösungsinfusion um einen Blutbeutel zu erweitern. Eigenblut, dass die Patientin vorher in regelmäßigen Abständen hatte spenden müssen. Einheitsvorschriften, die Leben retten konnten.
Yilmaz trat an den Tisch, ließ sich vom Leiter des Bergeteams in aller Kürze Bericht erstatten und scheute die verdreckten Gestalten dann aus der Sauberkeit seines OPs. Als er einen zweiten, genaueren Blick auf den gebrochenen Frauenkörper vor ihm warf, konnte auch seine Erfahrung ihn nicht vor einem Schaudern bewahren.
Die Schnittwunden waren größtenteils nur oberflächlich, nicht lebensbedrohlich. Der Kopf und die Beine schienen gänzlich unversehrt geblieben zu sein. Aber die armdicke Strebe, die sich durch den Bauchraum und den Rücken der Söldnerin gebohrt hatte, ließ kaum Hoffnung auf ein Überleben der Patientin zu. So wie das Metallstück in den Körper eingedrungen war, musste es fast das gesamte Verdauungssystem und – schlimmer noch – die Wirbelsäule samt Rückenmark durchtrennt haben.
Yilmaz wusste aber auch, dass jetzt nicht mehr der Moment war, deswegen zu zögern. Er hatte sich dafür entschieden, um das Leben der Mechkriegerin zu kämpfen, also würde er das jetzt auch tun.
„Sollen wir Morphium injizieren?“, fragte ihn eine junge Sanitätshelferin mit Mitleid und Furcht in der Stimme.
Der leitende Sanitäter schüttelte den Kopf. „Ihr Kreislauf ist zu schwach. Wir können den nicht weiter belasten. Wir ziehen das Metallstück raus und versuchen, die Pulsadern zu schließen, bevor uns die Patientin verblutet. Dann sehen wir, was zu retten ist.“
Er warf einen schnellen Blick in die Runde. Sein Plan stand. „Tanaka, Sie sorgen dafür, dass Blut und Nährlösung nicht ausgehen, Miller, Galotti, Sie halten die Wunde sauber und sorgen dafür, dass ich sehen kann, was ich tue. Connors, auf drei ziehen wir das Metallstück heraus. Wir haben nur eine Chance. Danach reichen Sie mir die Instrumente an, während ich versuche, den Blutfluss zu stoppen. Sind alle soweit?“
Sein Team nickte und er war sehr stolz auf seine Jungs und Mädels, dass ihm hier niemand umkippte, sich erbrach oder sich vor Angst in die Hosen schiss. Mit diesen Leuten konnte er arbeiten.
„Also gut, packen wir’s an. Connors… Eins. Zwei. Drei.“
Die beiden Männer zogen an dem Metallstück. Ab hier gab es kein Zurück mehr.

__________________
Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

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Andai Pryde Andai Pryde ist männlich
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Sprint VTOL Callsign HIBARI, im Anflug auf die DEVONS PRIDE, Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban–System
31. Oktober 3066, 05:01 Uhr

Der SRPINT bahnte sich einen Weg durch den immer noch wütenden Sandsturm. Hibari bewies größtes Geschick an den Kontrollen des leichten VTOLs aber konnte dennoch nicht verhindern, dass sie ein ums andere Mal wie ein Spielzeug hin und her gerissen wurden oder ein kleines Loch erwischten.
Ein abermaliges Loch brachte einen kurzen ungewollten und äußerst abrupten Sinkflug mit sich.
Sarah Slibowitz ertappte sich dabei, wie sie sich fest mit der rechten Hand in das harte Plastik des Passagiersitzes krallte und eine erneute Welle der Übelkeit niederrang.
„Wir sind gleich da, Ma´am. Ist alles ok? Sie sehen irgendwie bleich aus.“
„Alles bestens, Hibari. Ich bin nur schon eine Weile nicht mehr geflogen. Scheine etwas aus der Übung zu sein. Und dieser Sandsturm tut sein Übriges. Größten Respekt, dass Sie uns so sicher hier durchbringen.“
Hibari schien sich damit abzufinden. „Ich tue mein bestes, Ma´am.“
Und ich tue mein bestes, dir nicht das Cockpit vollzusauen.
Mit diesem Gedanken atmete Sarah tief ein und versuchte, nicht allzu bleich und krankhaft auszusehen.

Der Doc hatte Recht behalten. Die Schwangerschaft gepaart mit der Mittelohrverletzung tat ihrem Gleichgewichtssinn nicht gut. Schwindelanfälle waren neben der Übelkeit an der Tagesordnung.
Bei einem solchem Flug war es kein Wunder, dass sie das Gefühl hatte, sich gleich deutlich zu erleichtern.
Warum zum Henker habe ich mich Hibari aufgedrängt und wollte hier mit rausfliegen?!
Eine Antwort blieb aus.
Stattdessen nutzte Hibari das nächste Luftloch, ließ den SPRINT blitzartig abfallen und tauchte aus dem Sandsturm direkt in die vor ihnen auftauchende Bergschlucht hinab.
Sarah Slibowitz musste all ihre Kraft aufbringen, um sich nicht vollends zu übergeben. Ihr Magen jedenfalls brauchte weitaus länger, als der VTOL Pilot, um sich wieder hinab zu begeben. Irgendwo zwischen Kehle und Mundhöhle schien er festzusitzen.
Die Bergkette verschwamm zu einer einzigen rot-braunen Masse vermengt mit Schwarz. Das Surren der Rotorblätter war dröhnend laut und stritt sich mit dem Rauschen ihres Blutes in den Ohren um die Vorherrschaft.
Dann war es wieder vorbei.
Als ihr Blick sich wieder schärfte, konnte sie die DEVONS PRIDE vor sich sehen, die mit einem schwachen Positionslicht für den herannahenden Chopper auf sich aufmerksam machte.
Hibari setzte den SPRINT fast schon liebevoll wenige Meter vor der Backbord Seite des Landungsschiffes auf.
Sarah schnallte sich ab und kletterte nach dem Piloten aus der engen Kanzel. Die Hand, die Covo ihr hinhielt ergriff sie. Mehr um sich abzustützen und ihre momentane Schwäche zu überdecken. Dennoch versuchte sie, es als pure Höflichkeit aussehen zu lassen.
Zwei Schatten lösten sich aus der näheren Umgebung der PRIDE und kamen auf sie zu.
Der Größe und dem Schritt nach zu urteilen war der rechte eindeutig Rowan Geisterbär, allerdings ohne seine Elementarrüstung. Sehr untypisch.
Der fast schon zwergenhaft und mager wirkende Mann neben ihm sah eindeutig nach Nelissens aus, dem Skipper der PRIDE.
„Na das trifft sich gut, eine Chevaliers Offizierswichtigtuerin macht sich aus dem Staub und wird gleich durch die Nächste ersetzt.“
Der Kommentar sollte zynisch klingen, aber Sarah konnte eindeutig eine Spur mehr Bitterkeit und Sorge heraushören. Fast wie ein Vorwurf.
Kiki hätte vermutlich den Kopf schief gelegt und in einer ebenso bissigen Art und Weise gekontert. Sarah nahm den Kommentar hin und überging es. Für den Moment.
„Kapitän Nelissens, ich bin überaus erfreut Sie zu sehen. Wie es aussieht hatten Sie einiges zu tun in den letzten Tagen.“
Nelissens Blick folgte ihrem zur DEVONS PRIDE und den diversen Panzerschäden an dem Landungsschiff.
„Mehr als einem lieb sein könnte.“
Zielstrebig ging sie am Kapitän des LEOPARDEN vorbei und blieb vor Rowan Geisterbär stehen, der sich einen Schritt im Hintergrund hielt.
„Sergeant, wer hat aktuell das Kommando über diesen Truppenteil?“
Rowan Geisterbär wich ihrem Blick nicht aus, dennoch spürte sie das Unbehagen in ihm.
„Da Lieutenant Trudy schwer verletzt auf der Krankenstation liegt, obliegt das Kommando in militärischem Fragen mir, Ma´am. Wobei Kapitän Matias aufgrund seines Kommandos über die DEVONs PRIDE die Befehlsgewalt über die Einsatztruppe hat.“
„Danke, Sergeant Rowan. Demnach bin ich der ranghöchste Chevaliers Offizier vor Ort und übernehme hiermit das Kommando über die gesamte Einsatzgruppe.“
Nelissens schnaubte neben ihr, verbiss sich aber einen Kommentar.
„Wie sieht die aktuelle Lage aus?“
„Nun, wir haben keine Feindkontakte seit dem ersten gehabt. Unsere Spähposten berichten ebenso über keinerlei Aktivität in näherer Umgebung. Die Reparaturen laufen gut.“
„Mit welchem Grund hat sich Captain Sleijpnirsdottir von der Truppe entfernt?“
„Um 0425 habe ich während meines Spätpostens ein Landungsschiff der UNION-Klasse in Begleitung von zwei Luftraumjägern gesehen. Laut Captain Kiki könnte es sich dabei um eine unserer Kompanien handeln. Sie hat die beiden begleitenden Jäger, vom Typ STINGRAY und KORSAR, als unsere identifiziert und ist zur Kontaktaufnahme aufgebrochen.“
„Ja, und hat uns nebenbei bemerkt schutzlos zurückgelassen.“
Nelissens schob sich wieder vor und trat neben Rowan.
Sarah musterte den Mann kurz, dann wanderte ihr Blick über die nähere Umgebung.
„So wie ich das sehe, ist Ihre Lage taktisch sowohl aussichtslos als auch genial. Solange der Feind Sie hier nicht findet, könnten Sie auf diesem Staubball sicherer kaum sein. Wenn der Feind Sie findet, nützt selbst eine einzelne STUKA nichts. Ich vermute, sie wird kaum aufgebrochen sein, ohne klare Anweisungen zu geben?“
„Pos, Captain Kiki gab klare Anweisungen, die DEVONs PRIDE abflugbereit zu machen.“
„Und?“
Nelissens knirschte mit den Zähnen.
„Sie wird fliegen und es wird reichen, aber ich würde weitere Begegnungen mit Waffenfeuer gerne vermeiden.“
„Das werden wir! Wie steht es mit Lieutenant Swanssons STUKA?“
Sie verkniff sich daraufhin zuweisen, dass es eigentlich ihre Maschine war.
„Ist flugbereit, aber kaum in einem besseren Zustand als die DEVONs PRIDE.“
„Das reicht. Ich werde die Maschine bemannen und sie decken. Hibari wird meine Unterstützung sein. Wir brechen die Mission ab und fliegen zur HOME BASE zurück!“
Die beiden Männer schauten sie kurz an, dann drehte Rowan auf dem Absatz um und marschierte zurück zum Lander. Nelissens Blick wanderte noch kurz zwischen Sarah und dem Elementar her, dann schüttelte er den Kopf, murmelte etwas, das nach einem derben Fluch auf Militärs klang und machte ebenfalls kehrt.
Sarah folgte den beiden Männern.


Wenige Minuten später waren sie in der Luft und Sarah Slibowitz saß zum ersten Mal seit Wochen in ihrer STUKA. Ein mulmiges Gefühl der Ungewissheit machte sich in ihr breit. Sie durfte nicht fliegen. Das hatte der Arzt ihr klar verboten. Aber niemand hier vor Ort wusste davon.
Was würde passieren? Würde ihr Mittelohr wieder versagen, wie im Simulator und dementsprechend einen Absturz ihrer Maschine zu Folge haben? Oder würde sie normal fliegen können?
Die Schwindelgefühle vom Hinflug sprachen eine deutliche Sprache und zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie so etwas wie Angst. Angst um sich, aber vielmehr um das Leben, das in ihr heranwuchs.
„Icecream, bereit machen für Katapultstart!“
Das Kommando weckte die jahrelange militärische Konditionierung. Mit Mühe schob sie die Gedanken und Zweifel beiseite und überprüfte ein letztes Mal sämtliche Systeme.
„Icecream. Grün. Bereit für Katapultstart!“
„Start in 5….4….3…2…1…START!“
Mit diesen Worten wurde Sarah Slibowitz in den Sitz gepresst, während ihre STUKA einen Satz nach vorne machte und aus dem Hangar der DEVONs PRIDE schoss.
Schwärze griff sofort nach ihr. Unerbittlich schien sie sich am Rande ihres Sichtfeldes auszubreiten und griff wie ein bösartiges Monster nach ihrem Bewusstsein.
Das Blut toste in den Ohren. Sämtliche Anzeigen verschwammen vor ihren Augen.
Schweiß lief ihr an den Armen herab und sammelte sich in den Handflächen unter den Fliegerhandschuhen. Die Welt schien ein einziger Orkan zu sein, der sich drehte und unaufhaltsam an ihr vorbei zurasen schien.
Der Neurohelm übertrug die Signale, die ihr gestörter Gleichgewichtssinn übermittelte, direkt an das Fly-by wire des Jägers und die Maschine begann sich um die eigene Achse zu drehen.
Sarah biss die Zähne zusammen und atmete stoßweise. Mit zittriger Hand bewegte sie ihre Finger Zentimeter für Zentimeter an den Sauerstoffregler und erhöhte die Zufuhr. Mit der anderen versuchte sie, den Steuerknüppel ruhig zu halten. Nach und nach schob sich die Schwärze zurück, lauerte aber noch am Rande ihres Sichtfeldes. Mit Mühe und eher intuitiv schaffte sie es, die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen. Den Jahren Flugerfahrung sei Dank.
„Devons Pride für Icecream. Alles in Ordnung?“
„Alles Grün. Ich wollte nur etwas ausprobieren und muss mich wieder etwas an die Maschine gewöhnen.“
Noch immer toste das Blut in ihren Ohren und die Welt schien sich hin und herzudrehen, aber so langsam schien ihr Gleichgewichtssinn die Oberhand zu gewinnen. Mehr und mehr klarte sich ihr Blick und die alte Ruhe kehrte zurück. Die Sicht war durch den Sandsturm nicht gut, vielleicht wenige Meter weit, und erforderte ihre höchste Konzentration. Dennoch ging sie mit einer Hand die Komm-Kanäle durch. Ein frustrierendes Rauschen jagte das nächste. Absolute Überlastung auf allen Langstreckenkanälen. Sarah hatte gerade auf Mittelstrecke gewechselt, als das Komm knackte. Erst nur ein Krächzen, Rauschen, dann wurde es klarer.
„…shot für alle. … Feindkontakt. Vier Tang…., … in … Unterzahl … …önnen Position nicht …. ROSEMA… … notlanden. … ARTEMIS … zerstört. Wieder…. …shot für alle. … Feindkontakt. Vier Tang…., … in … Unterzahl … …önnen Position nicht …. ROSEMA… … notlanden. … ARTEMIS … zerstört. Wieder….“
Sarah drehte am Regler, aber das Signal wurde nicht klarer.
„Icecream für DEVONs PRIDE.“
„Wir haben es auch gehört. Klingt nicht sehr gut.“
In der Tat klang Sandrina Gurrows Stimme gehetzt, abgekämpft und eine ordentliche Portion ängstlich. Etwas, was Sarah in den Jahren bei ihr nie erlebt hatte. Zweifel, vielleicht mal ein Zögern oder gesunde Vorsicht, aber meistens war die junge Pilotin beim Fliegen mehr als risikofreudig und nur zu bereit sich in jedes Getümmel zu stürzen. Stets darauf vertrauend, dass ihre Fähigkeiten und Kameraden sie heil dadurch brachten. Jetzt klang sie verletzlich, fast schon, als würde sie sich dem Tode nahe wähnen.
„Ich werde aufsteigen und sehen, ob ich weiter oben besseren Empfang bekomme.“
„Verstanden.“
Sie zog den Steuerknüppel zu sich heran und ließ die STUKA behutsam steigen. Der Sandsturm war in den oberen Schichten weitaus dünner, aber dadurch die Gefahr auch größer, entdeckt zu werden.
Dann brachte sie die STUKA auf eine Linie und lauschte dem Funk. Das Rauschen war weniger geworden, aber die Leitung still.
Dann war es wieder da, diesmal deutlich klarer:
„Hotshot für alle. Haben Feindkontakt. Vier Tang…. , … in … Unterzahl …können Position nicht halten. ROSEMARIE musste notlanden. … ARTEMIS ist zerstört. Wiederhole.“
Das reichte Sarah an Informationen. Vier feindliche Jäger gegen wie viele Chevaliers? Vermutlich zwei, maximal drei. Wo waren die anderen Kompanien der Chevaliers? Und vor allem…METELLUS!!!
Was war mit der ersten Kompanie, die bei der ARTEMIS stationiert gewesen war?
„Icecream für DEVONs PRIDE.“
„Hört.“
Die Leitung war eindeutig schwächer und Nelissens nur schwer zu verstehen.
„Vorgehen wie gehabt. Seht zu, dass ihr so schnell wie möglich zurück kommt und alles an Chevaliers hier hochschickt, was geht. Ich werde bereits vorfliegen und sehen, ob sich noch etwas retten lässt. Bis dahin müsst ihr euch auf euch selber und Hibari verlassen. Icecream out.“
Sie wartete die Bestätigung nicht ab, Nelissens würde auch kaum sein Ok geben, aber der Mann konnte auf sich allein gestellt überleben und das musste er auch.
Sie lenkte die STUKA in einer weiten Kehre und gab Schub auf den Nachbrenner. Jetzt galt es, so schnell wie möglich zur Landezone ARTEMIS zu kommen.



Etwa 2 Kilometer vor der Landezone MIKLAGAARD, ehemals ARTEMIS, Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 05:51 Uhr

Mit maximaler Geschwindigkeit rückte seine Kompanie so geschlossen es ihr möglich war vor. Hierbei bildetete die Scoutlanze die vorderste Front, leicht rechts versetzt die Kampflanze und deutlich hängend seine Befehlslanze. Insgesamt bewegten sie sich mit knapp 60 Kilometern pro Stunde und doch brauchten sie für die drei Kilometer bis zur Landezone der ARTEMIS fast fünf Minuten. Viel zu lange und wirklich eine halbe Ewigkeit in den heutigen Zeiten. Vielleicht hätten sie doch näher landen sollen. Oder einen Gefechtsabwurf riskieren, aber auf die eigene Stellung? Sofern es noch ihre eigene Stellung war.
Vier Minuten waren sie schon unterwegs. Die Scoutlanze musste demnach bald die vorgeschobenen Wachposten der Landezone erreichen. Der Sandsturm um sie herum tobte noch immer, wenn auch nicht mehr so intensiv wie noch zu ihrer Landung.
„Prince für Blaze. Mit Vorsicht vorgehen. Identifizierung ermöglichen. Nicht feuern, bis ich es befehle! Notfalls zurückweichen und jegliche Feindkontakte vermeiden.“
„Blaze: verstanden.“
Es war ruhig. Zu ruhig, wenn es nach Matthew ging. Wieder verging die Zeit viel zu langsam, bis sich Dualla das nächste Mal meldete.
„Blaze für Prince. Ich denke, das müssen Sie selber sehen, Sir.“
Ihre Stimme hatte einen sehr belegten, aber ruhigen Unterton. Der Profi, der Kriege gesehen hatte, aber dennoch jeden Verlust schmerzlich wahrnahm. Das sorgte bei ihm für noch mehr Unmut.
Sein NIGHTSTAR lief bereits auf Höchstgeschwindigkeit. Und selbst wenn, müsste er Frederic in seinem DAISHI zurücklassen. Nein, es galt Ruhe zu bewahren und geschlossen vorzurücken.
Dann erreichte er den äußeren Perimeter und was er sah, gefiel ihm gar nicht. Zerstörung, wohin seine Augen blickten. Verkohlte Zeltplanen, umgestoßene WC-Container und teils noch lodernde Sandsäcke. Es war verwunderlich, dass so wenige Leichen herumlagen. Zwei hatte er halb unter dem Sand begraben ausmachen können. Ansonsten keine Spur von Mechs, Panzern oder der ersten Kompanie. Er verlangsamte den NIGHTSTAR und seine Kompanie tat es ihm gleich. Sie bezogen enge Formation und rückten nach und nach ins Zentrum des Chevalier-Feldlagers vor.
Die Schäden waren immens und je näher sie dem Zentrum kamen, desto verheerender wirkte es. Und doch wirkte das Feldlager verlassen. Keinerlei Sensorortungen oder Bewegungen.
Dann kam der Schock.
Die ARTEMIS war ein einziges verkohltes Wrack. Von dem UNION-Lander war kaum noch genug übrig, um es überhaupt als solches zu identifizieren und die nähere Umgebung des Landers war eindeutig dem Erdboden gleich gemacht.
„Desert, äußeren Bereich sichern. Haltet Ausschau nach jeglichen Kontakten. Blaze, weiter vorrücken.“
Seine beiden Lanzenkommandeure bestätigten knapp, während Matthew sich einen Überblick verschaffte. Bisher hatten sie keinerlei Mechs gefunden. Einige abgesprengte Panzerplatten lagen noch herum, teils wohl von der ARTEMIS, teils von Mechs. Der Eingang zur Erzmine war zugeschüttet und versengt. Das gesamte Hauptlager war dem Erdboden gleichgemacht. Was ihn irritierte, war das Fehlen der Chevaliers oder irgendwelcher Feinde, sowie die wenigen Toten. Das, und die beiden riesigen Krater im Boden. Das konnte eigentlich nicht sein, oder?! Das letzte Mal war es genauso auf Turtle Bay gewesen und selbst das kannte er nur aus den Holos, wenn dies hier auch weitaus geringer im Ausmaß war.
„Wolf, ist es das, wofür ich es halte?“
„Pos, es ist davon auszugehen. Das würde auch die Schäden am Landungsschiff erklären.“
„Wir müssen also davon ausgehen, dass der Gegner ein Kriegsschiff irgendwo dort oben zu hängen hat?“
Und das einzige was uns im Moment davor beschützt ist dieser Sandsturm und…
„Blaze, erhöhte Vorsicht. Irgendwo müssen hier noch Tangos sein!“
Keine Reaktion von seiner Lanzenkommandeurin.
„Desert, aufschließen! Blaze, Meldung!“
Er setzte seinen Mech wieder in Bewegung und hielt auf die letzte Position seiner Scoutlanze zu. Innerlich fluchend, lud er beide Gaussgeschütze durch und bereitete sich auf das Schlimmste vor.
„Sir? Das müssen sie sehen!“
Erleichterung machte sich breit, als er Duallas Stimme hörte.
„Verflucht, Blaze! Jag mir nicht solche Angst ein!“
„Alles gut. Tut mir leid, Sir. Aber das hier müssen Sie echt sehen.“
Wenige Sekunden später stand er vor dem auf der Seite liegenden Wrack eines MARS-Panzers. In Chevaliers Farben. Der schwere Kettenpanzer war eindeutig gebeutelt und hatte vieles einstecken müssen. Löcher klafften in der Seite und der Front. Die linke Kette hing in Fetzen und der Turm lag wenige Meter daneben. Abgesprengt durch einen glücklichen Treffer.
„Überlebende?“
Er wusste die Antwort schon. Aber er musste diese Frage stellen.
„Keine, Sir.“
Dualla klang nun eindeutig betrübter. Ihre Stimme zitterte sorgenvoll, als sie fortfuhr.
„Etwa auf zwei Uhr befinden sich noch Mia Brinknaars DEMOLISHER und einiges dahinter Longskys LRM CARRIER.“
„Joker hier. Ich denke, ich habe den Rest von O´Bannons Truppe gefunden, Sir.“
Joker klang eindeutig aufgeregt, fast schon erregt, als würde er sich nicht sicher sein, ob er vor Vorfreude auf eine mögliche Schlacht platzen oder sich darüber ärgern sollte, dass sie vermutlich ohne ihn abgelaufen war. Matthew lenkte den NIGHTSTAR zügigen Schrittes zu dem VIXEN 2 Piloten und schaute sich das Trümmerfeld an. Definitiv der BEHEMOTH, ONTOS, ROMMEL und CHALLENGER X der Panzerkompanie. Alle übel zugerichtet und alle zweifellos ohne Überlebende. Sieben zerstörte Panzer inklusive Besatzung. Der Tag fing nicht gut an. Zu viele Tote. Die Meldungen über das Komm fingen an, sich zu überschneiden. Alle sprachen wild durcheinander. Aufregung, Angst, Neugierde, Zorn. Alles verständliche Gefühle und dazwischen Dualla und Mehmet Arkabi, die versuchten ihre Leute zur Ruhe zu bringen. Selbst Peter Cliche fing an mitzumischen, während Damien Mulgrew und Frederic in ihren Mechs stumm Wache hielten. Mit geübter Konzentration brachte Matthew seine Stimme unter Kontrolle und verbannte jedes Zittern und alle Zweifel aus seiner Stimme.
„Prince für Kompanie.“
Er ließ sämtlichen Befehlston in seiner Stimme mitschwingen und wartete einige Sekunden.
Die Wirkung blieb nicht aus. Schlagartig verstummten alle. Er musste nicht brüllen. Sein Unterton ließ alle Soldaten sofort parieren.
„Hier sind heute viele gute Frauen und Männer gestorben. Sie haben vermutlich einer noch größeren Menge Chevaliers das Leben gerettet. Egal wo wir herkommen, wer wir waren, wir sind eine Einheit! Blaze, Joker, Mantis und Raptor sichern weiter den äußeren Perimeter ab. Für den Moment hatten wir genug böse Überraschungen. Desert und Artemis, westliche Flanke. Hornet und Duke, Östliche! Prince bildet das Zentrum!“
Er wechselte den Komm-Kanal.
„Prince für Luzifer.“
„Luzifer hört.“
„Major, sehen Sie zu, dass Sie ihre Mädels herbekommen. Es gibt viel zu tun. Ich möchte den Bereich so schnell wie möglich gesichert haben.“
„Verstanden. ETA in 4. Luzifer, Ende.“
Seufzend wandte Matthew den NIGHTSTAR und lenkte ihn zurück zum Wrack der ARTEMIS.
„Mantis für Prince. Habe Sensorortung auf null-fünnef.“
Sofort war sämtliche Melancholie und Sorge weggeblasen. Matthew beschleunigte seinen Mech und gab ruhig Befehle. Die Kompanie fächerte sich auf. Lediglich die gegenüberliegende Flanke blieb ein wenig zurück, für den Fall, dass es eine Finte war.
„Signal ist wieder weg, dafür Zwo neue auf null-sieben.“
„Hab sie!“
„Sind wieder weg.“
Schnell waren sie. Unwahrscheinlich für Mechs. Elementare?
„Hab wieder einen! Masse geschätzte 50 Tonnen. Sehr schnell.“
Also doch kein Elementar. Ein 50-Tonner. So schnell?!
„Verdammt! Joker, hast du das gesehen? Der Sack hat auf mich geschossen und ist wie ein Pfeil verschwunden.“
„Jo, sah nach einem… Panzer aus! Mantis deckt mich links! Ich lasse mich fallen und werde dem Bastard den Weg abschneiden.“
Die Gedanken überschlugen sich in Matthew. Panzer? Unwahrscheinlich, dass die Piraten Panzer nutzten. Die Diamanthaie vielleicht, aber er wusste von keinen hier auf Caliban. Andererseits, bei den Krämern wusste man nie. Mehr einer Intuition als den Fakten folgend, aktivierte er wieder das Komm:
„Prince für Joker. Abbrechen! Kein Feuer erwidern! Kompanie zusammenrücken! Transponder auf Maximum!“
Er wechselte wieder den Kanal, auf eine offene Kurzstreckenfrequenz. Mit etwas Glück.
„Hier spricht Captain Matthew Brennstein, dritte Kompanie Dantons Chevaliers. Wir sind nicht in feindlicher Absicht hier. Identifiziert euch!“
Es dauerte einen Moment, dann knackte das Komm.
„Viktoria Meijerskvist hier, Callsign Condor. Es tut gut Ihre Stimme zu hören, Sir.”
Erleichterung machte sich in ihm breit. Also hatten doch einige von O´Bannons Truppe überlebt.
„Gleichfalls Condor. Wer ist bei Ihnen?“
„Hier sind noch Pegasus, Herkules und Drill-Sergeant. Und wir haben Steel Wolf dabei, allerdings schwer verletzt. Sie haben nicht zufällig ein Lazarett dabei?“
„Wie es der Zufall will, haben wir genau das. In null-drei Klicks südwestlich. Wie viele Verletzte?“
„ Elf insgesamt, Sir. Bei mir sind Canagh, Conolly, Donelly und O´Bannon.”
Also war der Captain noch am Leben.
„Blaze hier, ich habe passenderweise Steel Wolfs Panzer gefunden. Sieht nicht mehr allzu gut aus, aber man könnte noch was draus machen!“
„Verstanden. Condor verlegen Sie die Verletzten zur MIKLAGAARD auf den folgenden Koordinaten.“
„Aye, Sir! Da ist noch etwas!“
„Prince hört.“
„Wir vermuten, dass es noch weitere überlebende Chevaliers gibt. In der Erzmine.“
Er warf einen Blick auf den verschütteten Eingang.
„Sind sie sicher, Condor?“
„Ja, Sir. Ziemlich.“
„Solange der Feind in der Nähe ist, können wir wenig tun. Ich will einen ausführlichen Bericht!“
„Den kriegen Sie, Prince.“
Das Krächzen in der Stimme wirkte nicht gesund, aber der Tonfall war bestimmend, befehlerisch. „Steel Wolf, ich hätte nicht gedacht, dass man Sie so schnell unter die Erde bekommt.“
„Hat man auch nicht, wie man sieht. Ein bisschen Lack hier und da, und ich bin wieder wie neu. Ich fasse mich kurz--“, ein Husten unterbrach den Captain.
„Der Feind ist weitergerückt. Meine Kompanie hat ihn solange aufgehalten, wie wir konnten. Mussten uns dann aber absetzen. Die Erste ist mit allen restlichen Chevaliers abgerückt. Koordinaten folgen.“
Matthew beobachtete den Datenstrom und verglich die Angaben mit seinem geografischen Paket von Caliban. Ein nahes Gebirge. Eine gute Verteidigungsposition, aber nicht auf Dauer.
„Gute Entscheidung von Pillum. Wissen wir etwas über die gegnerische Stärke?“
„Geschätzt zwei Kompanien. Zuzüglich Luft-Raumunterstützung, Elementare und wohl einem dicken Brocken im Orbit.“
Also wie befürchtet.
„Und, Sir. Pillum ist gefallen.“
Die Aussage war ein Schock. Sie hatten doch keinerlei Mechs gefunden?! Er verbannte das Wie und Wann auf später.
„Wer hat das Kommando über die Erste? Smoky?“
„Negativ, Twilight.“
Oh, das war perfekt. Ein aufrührerischer, aggressiver Steiner mit Hang zur Rebellion gegen Danton. Immerhin hatte der ehemalige Hauptmann genug Felderfahrung, um die Truppe halbwegs heil dadurch zu bringen. Allerdings gegen eine doppelte Übermacht.
„Wie sieht es aus, halten Sie noch etwas durch, Steel Wolf?“
„Haben wir denn eine Wahl? Sehen Sie zu, dass Sie unseren Leute den Arsch retten und gleichzeitig ein paar ordentlich treten!“
„Das werden wir.“
„Prince für Luzifer.“
„Hört.“
„Bringen Sie noch Bergegerät nach und alles, was Sie an medizinischen Equipment haben. Sie werden die Landezone sichern und nach Überlebenden suchen. Condor bringt Steel Wolf zur MIKLAGAARD. Er wird Ihnen mehr erzählen. Prince wird weiterrücken und zur Ersten aufschließen.“
„Verstanden, viel Glück.“
Matthew nickte stumm, dann lenkte er den NIGHTSTAR gen Osten. Der CONDOR sauste in dem Moment an ihm vorbei, gefolgt von einem DRILLSON und den beiden PEGASI der Scouts. Alle vier ordentlich verdreckt, aber soweit er es sehen konnte noch intakt.
„Standard Schlachtformation. Blaze: Zentral, Desert: Ost. Prince übernimmt West!“
Zeit ein paar Kätzchen zu jagen.

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Im Luftraum, unbekanntes Gebirge, Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 06:01 Uhr

„Hotshot für alle. Haben Feindkontakt. Vier Tangos. Sind in Unterzahl. Können Position nicht halten. ROSEMARIE musste notlanden. ARTEMIS ist zerstört.“
Noch immer keine Antwort.
„Hotshot von Rage. Sie kommen wieder, auf acht Uhr.“
Sandy zog den Steuerknüppel zu sich und zur Seite, nur um dann kurz darauf nach unten wegzutauchen.
Die Schüsse der beiden TURKs streiften ihre Backbordtragfläche, richteten aber minimalen Schaden an.
Tancrid Vogt in seinem CORSAIR tat es ihr gleich. Synchron jagten sie in den Sandsturm, nur um kurz darauf abermals die Richtung plötzlich zu ändern und mit den Nachbrennern Distanz zu bekommen.
Dieses Spiel trugen sie nun schon seit fast einer halben Stunde aus. Seit dem die SABUTAI und JAGATAI der Clanner zu den beiden TURKs gestoßen und die ROSEMAIRE notgelandet waren.
Ewig würden sie es nicht mehr durchhalten in diesem Sandsturm Katz und Maus zu spielen.
Die beiden Chevaliers flogen im äußerst engen Synchronflug, um eine eventuelle Sensorerfassung zu erschweren bzw. einzeln auszusehen.
Der größte Vorteil war allerdings, dass die Clanner nicht wirklich gut zusammen operierten. Die TURKs kamen dem noch am nächsten, aber konnten ohne ihre Zielcomputer selten Treffer anbringen. Der JAGATAI war solide. Sandy wusste, dass sie ihn pilotentechnisch im Einzelduell bezwingen könnte, wäre da nicht sein Flügelmann im SABUTAI. Der oder die Pilotin war ein wahres Genie. Also hielten sich die beiden Chevaliers nicht lange mit einem Schlagabtausch auf, sondern suchten stets ihr Heil in der Flucht. Mittlerweile wusste Sandy nicht einmal mehr, wo die ROSEMARIE runtergegangen war und sie hoffte, dem Gegner erging es ebenso. Sobald allerdings der Sandsturm aufhören und der Himmel klar werden würde, waren sie Tontauben in recht teurer Ausführung.
„Lange schaffen wir das nicht mehr. So langsam meldet sich meine Panzerung. Ein, zwei richtige Treffer an der falschen Stelle und ich geh Farmer spielen und pflüge mal eben Calibans Erde etwas um.“
„So weit lassen wir es nicht kommen, Rage.“
„Was willst du denn tun? Den Heldentod gegen einen überlegenen Feind sterben?“
„Denk nicht einmal daran, das auszusprechen! Es gibt hier keine Option, die Weglaufen in irgendeiner Form beinhaltet.“
„Na, so würde ich das auch nicht ausdrücken. Eher strategisch besser positionieren.“
„Und fast 100 Chevaliers ihrem sicheren Tod überlassen?! Niemals!“
„Was macht das für einen Unterschied, ob sie jetzt oder in zehn Minuten sterben, oder zwanzig? Halt mich nicht für feige, aber was sollen wir zwei hier oben bitte ausrichten? Sobald dieser Sandsturm nachlässt, sind wir Katzenfutter.“
„Solange wir hier oben sind, sterben unten weniger Chevaliers. Wir müssen der ROSEMARIE so viel Zeit wie möglich erkaufen. Mit etwas Glück heben sie ab und können entkommen. Wer soll diesen Rückzug bitte decken, wenn wir jetzt abhauen?!“
„Wer soll ihn decken, wenn wir tot sind?!“
„Das ist wie Huhn und Ei, Rage. Ich habe das Kommando, also klappe und flieg! Da kommt was auf zwei Uhr!“
Der Schemen schälte sich aus dem Sandsturm und noch bevor Sandy den JAGATAI ihrerseits richtig im Ziel hatte, feuerte der schwere Clanjäger bereits seine Laser und Raketen auf sie ab. Der Schuss war ungezielt, aber breit gestreut. Sandy zog den Steuerknüppel nach links und ließ ihren STINGRAY in einer halben Rolle wegkippen. Mehrere leichte Einschläge verkündeten minimale Treffer. Sie brachte den Jäger wieder auf Kurs und wollte gerade den Nachbrenner zünden, als sie sah, dass Vogt dieses Mal ihr Manöver nicht mitgemacht hatte, sondern spiegelverkehrt weggerollt war. Wie ein Raubvogel stieß in diesem Moment der SABUTAI aus dem Sandsturm auf den Chevalier herab.
Die Gausskugel zog einen silbrigen Schemen, während die Impulslaser giftgrün nach dem mittelschwerem CORSAIR griffen. Schwere Einschläge erschütterten den Chevaliers Jäger, während die Gausskugel mit voller Wucht durch den Backbord Flügel schlug. Sandy war sich nicht sicher, ob es seinem Talent oder Glück zuzuschreiben war, aber Vogt schaffte es den beiden PPK-Blitzen auszuweichen und im Sandsturm untertauchen. Sie richtete ihr Fadenkreuz aus und sandte eine Reihe Laserstrahlen, sowie den PPK Blitz aus ihrer eigenen Waffe aus. Die Schüsse kreuzten die Flugbahn, die der SABUTAI einschlug, in der Hoffnung seine angeschlagene Beute endgültig den Garaus zu machen. Mit grimmiger Entschlossenheit sah sie den Einschlag der PPK kurz unterhalb des Cockpits des SABUTAI, dann verschwand auch sie wieder im Sandsturm.
„Rage, alles ok?“
„Nicht wirklich. Ich habe Trägheitsverlust und verliere an Höhe. Das letzte Ding hat wohl irgendwas Wichtiges erwischt. Die Kiste bockt gerade wie eine lyranische Jungfer in ihrer Periode. Noch so ein Ding und du wirst mir einen Sarg mieten dürfen.“
„Ich komme zu dir. Eine Ahnung wo die TURKs hin sind?“
„Nein, und ich bin heilfroh drum. Die beiden dicken Brocken reichen mir schon, wenn dann noch diese Dinger mit ihren Zielcomputern daher kommen bin ich schneller Geschichte, als mir lieb ist. Ich wollte doch wenigstens einmal mein mickriges Gehalt an eine Nutte verprellen.“
„Ich dachte so etwas hat der große Tancrid Vogt nicht notwendig.“
„Irgendwann ist immer das erste Mal. Nebenbei bemerkt, ich seh‘ dich. Drei Uhr, leicht eindrehen nach Nordwest.“
„Copy. Habe dich.“
Sie brachte den STINGRAY wieder Backbord von Vogt. Der Jäger ihres Wingmen sah in der Tat nicht gut aus. Die Panzerung war ein einziger Streuselkuchen und aus dem Loch, das die Gausskugel gerissen hatte sprühten Funken.
„Deine Elektronik im Steuerbordflügel hat es ziemlich erwischt.“
„Ich weiß. Die Laser dort sind tot. Das heißt, du fliegst mit einer kleinen DROSSEL umher.“
„Na, als Kugelfang scheinst du immerhin gut zu funktionieren.“
„Haha, Scherzkeks!“
Sandy blickte wieder auf ihre Instrumente. Die Sensoranzeige zeigte ein deutlich besseres Bild, als noch vor fünf Minuten. Dennoch tauchten ihre Gegner nur vereinzelt und unregelmäßig als kurze Sensorpings auf.
„Etwas Unterstützung wäre toll. Wo steckt eigentlich der Rest deiner Damentruppe? Kaffeekränzchen?“
„Halt die Klappe, Rage! Da kommt was.“
Das Grummeln von Vogt ging in ihrem Folgemanöver unter. Aus den Augenwinkeln registrierte Sandy eine der beiden TURKS, die oberhalb von den Chevaliers Jägern vorbeischoss. Der Clanner schien sie genau in dem Moment zu bemerken und zog seinen Vogel in eine enge Kehre.
„Wegbrechen, Rage!“
„Das sagst du so leicht. Die Kiste fliegt sich nur von der Panzerung her wie eine DROSSEL. Verhält sich eher wie Bison auf Steroiden. Jetzt weiß ich, wie sich Kiki in ihrer Kiste fühlen muss. Wie kann man so etwas Träges fliegen?!“
Der TURK sauste heran und ließ seine Laser aufblitzen. Intuitiv zog sie ihren STINGRAY nach oben und kurz darauf spürte sie die Einschläge des Gegners an ihrer Maschine.
„Danke.“
Vogts Stimme wirkte abgekämpft, fast schon etwas ängstlich, aber die Dankbarkeit darin war echt.
Die Schüsse hätten ihn unvorbereitet getroffen und im Gegensatz zu seinem CORSAIR verfügte ihr Jäger noch über etwas Panzerung. Die Anzeigen auf dem Panzerdiagramm begannen allerdings auch mehr und mehr in dunklere Töne abzugleiten.
„Nochmal mache ich das nicht.“
„ Sag das den Kumpels da oben.“
Sie registrierte aus den Augenwinkeln, wie die zweite TURK heransauste und ihre Laser sprechen ließ. Mit einem Fluch ließ sie den STINGRAY abkippen und zog nur knapp an Vogt vorbei. Der CORSAIR drehte sich nur behäbig um seine Achse, dennoch entging Tancrid den Schüssen nur knapp.
„Sieh zu, dass du wegkommst, Hotshot. Ich behindere dich nur.“
„Vergiss es.“
Sie wendete den STINGRAY und nahm den ersten TURK wieder aufs Korn. Ihre PPK zog eine tiefe Schneise über den Steuerbordflügel des Clanners. Die Laser zogen eine Schneise durch den Sandsturm ohne viel anzurichten.
„Hotshot abdrehen! Der SABUTAI.“
Reflexartig riss Sandy den Steuerknüppel zur Seite. Nur knapp entging sie dem Waffenfeuer des SABUTAI. Vogt erwiderte das Feuer an ihrer Stelle, dennoch heftete der Clanner sich an ihr Heck. Sie warf ihre Maschine hin und her, während der schwere Clanjäger seine Waffe sprechen ließen. Ein Klingeln verkündete einige Treffer, dennoch blieb der große Knall aus.
„In Drei nach Backbord wegbrechen. Zwo. Drei!“
Die Stimme kam ihr bekannt vor, sie konnte sie aber nicht einordnen, dennoch zog sie ihren Jäger wie angewiesen nach Backbord weg. An ihrer Stelle sauste plötzlich eine STUKA vorbei, direkt dem Gegner entgegen und ließ die Waffen sprechen. Schwer schlug die LSR der 100 Tonnen Maschine auf dem Gegner ein, gefolgt von den Lasern. Der SABUTAI drehte ab und verschwand im Sandsturm.
„Hotshot, Rage. Schön euch in einem Stück zu sehen.“
„Kiki, schön dich zu sehen.“
„Was haben wir?“
„Vier Clanmaschinen. Zwei TURKs, eine SABUTAI und einen JAGATAI. Die ROSEMARIE musste notlanden. Die erste Kompanie ist auf dem Rückzug. Mehr wissen wir leider auch nicht. Der Kampf hier oben hat uns sehr beansprucht. Ich befürchte das Schlimmste. Wenn dieser Sandsturm erst mal nachlässt…“
„Dann nutzen wir ihn, solange es geht. Formiert euch an meiner Sechs. Wir gehen auf die Jagd.“
Sandy tat wie ihr geheißen und reichte ihren STINGRAY auf Steuerbord ein. Vogt folgte etwas langsamer auf der Backbordseite. Dann zogen die drei Chevaliers eine enge Kehre und jagten dem SABUTAI nach.


Feldlager Blutparder, unbekanntes Gebirge, südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 06:01 Uhr

Der erste Angriff war ein voller Erfolg gewesen. Noch dazu hatte der plötzlich auftauchende Sandsturm ihnen ein kleines Präsent überbracht. Zwar fiel somit die orbitale Unterstützung durch die BLOOD MOON aus, aber das war sowieso besser so. Ikan Furey mochte es, seinen Gegnern in die Augen zu schauen und er wusste, dass nur so der Hunger seiner Truppe gestillt werden konnte. Trauriger Weise machte ihre Beute es ihnen nicht sehr leicht. Missmutig lenkte er seinen CAULDRON BORN über die felsige Ebene, jeden Schritt mit Bedacht wählend. Der Suchscheinwerfer fuhr wie ein Stachel durch das Dunkel des Sturmes, während der Sand auf seine Kanzel trommelte. Es war trügerisch ruhig und er vertraute dieser Ruhe nicht. Sie waren im Schatten des Sturmes vorgerückt, während die BLOOD MOON das gegnerische Lager unter Feuer gehalten hatte, bis der Sturm eingetroffen war. Zur Sicherheit hatten sie das Feuer eingestellt und das Schlachtfeld Furey und den Blutpardern überlassen. Vorsorglich hatte er James Clarke an die rechte Flanke befohlen. So waren die elendigen Krämer aus dem Weg und die Blutparder hatten die Gunst der Stunde genutzt und waren schnell in das feindliche Lager vorgestoßen. Die Gegenwehr war lachhaft gewesen, vermutlich noch unter dem Schock des Orbitalbombardements stehend. Dennoch hatten sie niemanden vorgefunden. Keinen Mech. Nichts. Bis urplötzlich dieser ROMMEL-Panzer aufgetaucht war und mit einer Salve aus seiner schweren Autokanone Mechkrieger Unnars MIST LYNX in Stücke geschossen hatte. Der Freigeburten Panzer hatte keine Chance gehabt, als das konzentrierte Feuer von Unnars Stern ihn zerlegt hatte. Doch dies war erst der Anfang gewesen. Ebenso plötzlich waren an drei Seiten drei weitere Panzer aufgetaucht und hatten die Blutparder unter Feuer genommen. Die anfängliche Euphorie und Siegesgewissheit hatte sie eingewickelt. Sie hatten die zurückweichenden Panzer in den Sturm gejagt und nach und nach konnten sie diese Mücken ausschalten. Allerdings nicht ohne einige Schäden ihrerseits einzustecken. Neben Unnar, der zwar überlebt hatte, aber dessen Mech nur noch ein Haufen voller Löcher war, hatte es zwei seiner Elementare erwischt, sowie den SOLITAIRE der Diamanthaie. Es war wenigstens schnell gegangen und der elendige Krämer war wie ein Krieger gestorben, als die silbrigen Gausskugeln sein Cockpit zerlegt hatten. Der gegnerische ONTOS hatte damit allerdings sein Schicksal besiegelt. Das schrille Kreischen von Metall oder eventuell auch den Insassen, als die restlichen Elementare unter Pointcommander Jill den Panzer in ihre Krallen gekommen hatten, hallte immer noch in seinen Ohren nach. Kurz hinter dem Wrack des ROMMEL und ONTOS lag ein CHALLENGER X auf der Seite. Die Ketten hingen in Stücken vom Panzer, während die Panzerung sich teils geschmolzen, teils abgesprengt in der näheren Umgebung verteilt hatte. Das konzentrierte Feuer von Fureys Kommandostern hatte dem Fahrzeug schnell der Garaus gemacht. Die wenigen Überlebenden, die sie gefunden hatten, waren der Gnade ihrer Waffen oder der Elementarkrallen zum Opfer gefallen. Das war keine Schlacht, das war ein Gemetzel gewesen.
Wut keimte in ihm auf. Seine Hände verkrampften sich um die Steuerknüppel seines Mechs. Das Schwerste war der gegnerische BEHEMOTH-Panzer gewesen, der weiter südlich ihren Waffen zum Opfer gefallen war. Der Panzer hatte sich nicht nur aufopfernd gewehrt und einiges ausgeteilt, er hatte sie, sehr zu Furey Ärgernis, auch weit aus dem Chevaliers Feldlager abgezogen und den gegnerischen Mechs somit die Flucht erkauft.
„Feiges Pack! Surats.“
Tomoe Mehta schob ihren TIMBER WOLF an seinem Mech vorbei, fluchend und wütend, wie eh und jäh.
„Sei vorsichtig, Sterncommander. Iich würde diese Leute nicht als Feiglinge bezeichnen.“
„Ach nein? Wie dann? Sie haben ihre Panzer geopfert, die langsamsten ihrer Einheiten, nur um sich zu flüchten und an einem anderen Tag zu sterben. Nicht einmal diese Ehre kennen sie. Klammern sich an ihr Leben und laufen davon. Wie feige Surats.“
„Du warst dabei, als diese feigen Surats uns angegriffen haben und unseren Clan ausgelöscht haben. Gerade du solltest es besser wissen, Frapos!“
Der TIMBER WOLF hielt inne und schwenkte zu Ikan herum. Bedrohlich richtete sich der linke Waffenarm auf den Sterncaptain.
„Sag du mir nicht, was ich wissen müsst!. Du bist auch weggelaufen!“
„Und nur deswegen leben wir noch, Tomoe Mehta.“
Ein Schnauben antwortete ihm.
„Wenn ihr beiden mit eurem Rosenkrieg fertig seid, möchte ich euch daran erinnern, dass dort draußen noch eine Mechkompanie lauert und wer weiß, was noch!“
Sterncaptain James Clarke schob seinen grau-blauen STONE RHINO zwischen die beiden Parder und unterbrach den Disput damit endgültig.
„Hebt euch euer Feuer für die echten Gegner auf, anstatt euch wie wilde Bestien gegenseitig zu zerfleischen! Mein Kampfstern hat die Erzmine untersucht, während ihr euch wie blutige Geschlinge von dieser Panzereinheit habt ködern lassen. Das Lager dort wurde äußerst schnell abgebrochen und nahezu alles zurückgelassen. Personal haben wir keines entdecken können, dafür einen verschütteten Mech der Chevaliers. Der wird sich allerdings nirgendwohin mehr bewegen. Sicherheitshalber habe ich die Höhle zum Einsturz bringen lassen.“
„Das war äußerst unklug, Sterncaptain James Clarke! Wenn sich dort noch Gegner befunden haben …“
„Dann sind sie jetzt eingeschlossen und laufen uns wenigstens nicht weg. Ich kenne dieses Gelände und auch diese Erzminen. Die Tunnel reichen nicht sehr weit und sofern die Chevaliers kein schweres Bohrgerät haben, gehen sie nirgendwohin. Der einzige Weg führt durch den verschütteten Eingang.“
Der STONE RHINO stapfte weiter und begann langsam im Sandsturm zu verschwinden.
Ikan Furey warf einen Blick auf die Nahbereich-Sensoren. Nutzloses Rauschen waberte darüber wie schon die vergangenen Minuten. Er wusste aber, dass die Parder und Diamanthaie eng beieinander waren. Beide Einheiten waren zwar ungeübt im gemeinsamen Waffengang, aber jeder Krieger beherrschte seine Maschine und hielt die vorgeschriebene Formation.
Links von James Clarke würde sich demnach Mechkrieger Oni in seinem RIFLEMAN IIC 3 befinden, rechts Mechkrieger Jasper in seinem HA OTOKO 2. Noch während er die anderen beiden Mechkrieger suchte, schälten sich diese beiden Mechs links und rechts aus dem Sandsturm und folgten ihrem Kommandeur. Die schlanke WYVERN IIC links und der eher bullige PREDATOR rechts. Allesamt minderwertige Garnisons-Technologie, aber komplett mit Clanwaffen bestückt. Was man leider von vielen Parder Mechs nicht mehr behaupten konnte. Neben Tomoe Mehta in ihrem TIMBER WOLF kamen Iven in seinem ICESTORM und Krieger Daniel in seiner STORCROW. Beide bildeten die weiten Flanken und hielten nach Feindkontakt Ausschau. Oder sie suchten ihn, so wie er die beiden kannte.

Weiter westlich führte Sterncommander Dagor in seinem AKUMA den Kampfstern an, begleitet von Damien Cunningham in seinem TEMPLAR. Jace und Cedrik waren in ihrem MAD CAT MK II und dem HIGHLANDER IIC. So blieben Ikan nur noch die beiden anderen Diamanthai-Sterne und die 20 kombinierten Elementare, beziehungsweise was davon übrig war. Mit der Luftunterstützung konnte er in diesem Sturm nicht rechnen, aber die vier Luft-Raumjäger würden ihnen zumindest alles andere von oben vom Leib halten. Er setzte seinen Mech wieder in Bewegung und schloss zu Tomoe Mehta auf. Zusammen folgten die beiden Parder dem STONE RHINO. Sie stapften den ansteigenden Kamm hinauf. Vor ihnen konnte er schemenhaft das Gebirge wahrnehmen in das sich die Chevaliers geflüchtet hatten. Dank der Geschwindigkeit seiner Truppe war der Vorsprung geschmolzen und der Sandsturm beruhigte sich auch allmählich. Dennoch war ein Sturmangriff denkbar unklug. Sie wussten nicht, was der Feind für sie vorbereitet hatte. Noch dazu waren die Schluchten in diesem Gebirge äußerst eng und sehr verwinkelt. Perfekt für einen Hinterhalt.
„Warum zögerst du Ikan Furey? Angst zu sterben?“
„Wohl kaum. Ich bin nur kein Freund von Verschwendung. Und es wäre Verschwendung unsere Truppen wieder und wieder gegen einen Feind in überlegener Position zu schicken. Ich werde unsere Elementare vorschicken, dann werden wir geschlossen nachrücken.“
Geschlossen war hier relativ. So wie es James Clarke erklärt hatte, war das Gebirge kaum breit genug für zwei Mechs nebeneinander. Dementsprechend perfekt für einen Hinterhalt und kurze Nadelstich-Attacken. Er musste diese Chevaliers irgendwie dort raustreiben. Jetzt käme ihm die BLOOD MOON gelegen. Ein Bombardement des Gebirges würde diese Kakerlaken sicherlich ins Freie treiben. Diese Option stand allerdings nicht zu Debatte, zumindest im Moment.
„Strahlcommander Jill, du rückst in das Gebirge vor. Scheuche sie auf und jage dieses feige Pack hinaus!“
„Pos!“
Es wurde Zeit, heute war eindeutig ein guter Tag für eine Schlacht, er hatte genug vom Gemetzel und von Überfällen.


Landezone ROSEMARIE, unbekanntes Gebirge, südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 06:05 Uhr

Mustafa Al Hara Abdul Ibn Bey stand im Hangar der ROSEMARIE und beobachtete das Treiben.
Links von ihm wurde gerade der LYNX von Anton Bramert aus dem Reparaturkokon gelotst. Das Bein sah mittlerweile wieder halbwegs belastbar aus. Als der Mechkrieger eingetroffen war, hatte es sich ziemlich steif an einem Reststrang Myomer festgehalten. Die Techs hatten in der kurzen Zeit gute Arbeit geleistet und das Bein wieder beweglicher gemacht sowie zusätzliche Panzerplatten anmontiert. Dennoch sprach der Mech Bände für die erste Kompanie. Die Mechs die er sonst noch gesehen hatte, sahen allesamt ziemlich gerupft und verdreckt aus. Von den Mechkriegern kaum zu reden. Sie wirkten abgekämpft, müde und teilweise sogar verunsichert.
Al drehte sich nach rechts und ging zum dortigen Reparaturbereich. Der CRUSADER von Darnell Shepard stand im Reparaturkokon und wurde gerade frisch aufmunitioniert und ebenfalls nachgepanzert. Es hatte einige Überzeugungsarbeit gekostet den Master-Sergeant hier herein zu bekommen, aber letztendlich war der Mech leer geschossen und mit zwei mittelschweren Lasern würde der Mech kaum etwas ausrichten können.
„Sarge, wie sieht es aus?“
Shepard sah noch übler aus als der Rest der Kompanie. Verkrustetes Blut klebte an seiner Stirn und sein Blick war gleichzeitig leer und kraftlos. Was auch immer den Mann noch aufrecht hielt.
„Beschissen. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Twilight hält die Stellung, aber wir verlieren an Boden. Der Gegner hat bis jetzt nur kurze Vorstöße gewagt, aber wenn er seine Elementare hier hereinschickt haben wir ein großes Problem.“
Mit diesen Worten warf er einen kurzen Seitenblick zu den fünf grau-schwarzen Gefechtrüstungen mit dem Clan Wolf-in-Exil Wappen auf der Brust. Es war offensichtlich was er dachte.
„So langsam drohen uns die ersten Maschinen auszufallen. Es ist äußerst willkommen, dass die ROSEMARIE hier ist, aber wir müssen hier weg. Nach dem Captain und Billy Knox können wir uns keine Verluste mehr erlauben.“
Shepard hatte sich kurz gefasst, aber Al erinnerte sich noch an den Abriss, den er ihm bei seiner Ankunft gegeben hatte. Pilum war gefallen. Die Aussage hatte eine Chance auf ein Überleben deutlich ausgeschlossen und sie hatten auf dem Marsch hierher auchBilly Knox in seinem Mech verloren. Zumindest war der Chevalier wohl gestürzt und seitdem hatte niemand mehr etwas von ihm gehört. Gefangen oder noch wahrscheinlicher tot. Der Großteil der restlichen Mechs und Krieger hielt aktuell die Stellung etwa 500 Meter vor der ROSEMARIE und verstrickte die vor dem Gebirge aufmarschierten Clanner in kleine Scharmützel.
„Grave leistet da draußen echt Großartiges. Ich bin heilfroh, dass wir den Piraten haben, aber auch sein Feuer wird irgendwann erlöschen. Skipper, wir müssen hier echt weg.“
„Da muss ich sie enttäuschen, Sarge. Die ROSEMARIE wird vorerst nirgendwohin fliegen. Bei dem Wetter und den Jägern dort oben, die wer weiß wo sind, zusätzlich zu den Schäden, die wir davongetragen haben, würden wir nicht einmal einen Kilometer weit kommen, bevor wir uns über das gesamte Gebirge hier verteilen. Ganz davon zu schweigen, dass der Reaktor ein Leck hat und die Avionik ausgefallen ist. Vorerst fliegt mein Schiff nirgendwohin. Aber wir werden die Stellung halten. Wir haben genug Munition und Panzerung dabei.“
Shepards Kiefer malten bedächtig und angestrengt.
„Das wird uns nur wenig helfen, wenn der Feind direkt vor den Hangartoren steht. Der wird uns dann nach und nach in kleine, mundgerechte Häppchen schießen und fröhlich über unsere kalten Leichen tanzen.“
Er sah dem Kapitän der ROSEMARIE nochmal tief in die Augen. Erst jetzt merkte dieser, wie erschöpft der Mechkrieger wirklich war. Dennoch drehte er sich genau in diesem Moment um und trottete zu seinem Mech.
„Ich muss wieder da raus. Wir brauchen alles was wir haben.“
„Sarge, eine Stunde. Eher mehr. Aber eine Stunde und wir könnten unter Umständen hier weg.“
„Ihr Wort in Gottes verdammten Arsch. Aber eine Stunde ist eine Ewigkeit dort draußen. Und wir sind bestimmt zwei zu eins unterlegen.“
Al warf einen Blick auf den Mech im Kokon an der hintersten Position.
„Nun, vielleicht kann ich helfen. Ich bin hier sowieso nicht von großer Hilfe. Und Befehle brauche ich meinen Leute in dieser Situation nicht zubrüllen.“
„In wie fern? Haben sie eine Ausbildung als Mechkrieger.“
„Es ist etwas her, aber ja. Gelegentlich konnte ich mich mit Simulator-Training fit halten, aber wenn sie einen halbwegs geübten Schützen mit einem FALCONER brauchen, bin ich dabei.“
Shepard sah ihn über die Schulter an. Es war nicht wirklich Freude in seinem Gesicht, aber er wusste, dass jede helfende Hand oder Panzerplatte das Ende ein wenig länger hinauszögern würde. Dann nickte er und schwang sich die Leiter zum Cockpit des CRUSADER hinauf. Auf zum letzten Gefecht.

__________________
Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

"Ich treffe alles, was ich sehe!"
Starcolonel Kurt Sehhilfe, Clan SeeBug

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Die Rutschpartie den Hang hinab war alles andere als gut verlaufen. Schwere Lasertreffer in der Rückenpanzerung, alles zitterte und vibrierte in und an Useless. Chappi hatte erst voller Freude und dann voller Panik seinen Gausstreffer am feindlichen Cauldron Born erlebt. Er schwitzte, es war ihm heiß und kalt. Ihm war schwindelig, er sah Anton noch auf ihn zukommen und immer wieder seine Waffen in Richtung der Feinde abfeuern, der Lynx musste schon sehr heiß sein.
„Sky, dreh ab, wir müssen raus“, schrie Chappi in sein Helmmikro.
„Ja, drehe bei und dann lass uns Kurs auf den Pass nehmen, die anderen ziehen sich auch schon zurück.“
„Verstanden Sky. Beschleunige, jetzt.“
Chappi rann der Schweiß in Bächen den Rücken runter. Useless vibrierte, Chappi kämpfte und mühte sich seinen Mech in voller fahrt Bergauf zu steuern ohne zu fallen und dem Feind als Tontaube zu dienen. In seinem Cockpit stieg die Hitze immer weiter, einige Systeme blinkten und meldeten dann die Umschaltung auf die Notsysteme. Immer wieder spritzten neben ihm Laserschüsse auf und Raketen zischten um ihn herum in Richtung des Passes, wo andere Chevalliers versuchten die Tür für ihn und Anton offen zu halten.
Nicht jetzt und nicht heute, seine Hände verkrampften sich. Anton war in einer ähnlichen schlimmen Situation. Seinen Lynx gingen langsam die Optionen aus. Nach dem Sturmlauf auf den Feind hatte der Mech soviel Abwärme produziert, das er nun nicht mehr mit voller Geschwindigkeit operieren konnte und trotzdem hielt er noch schritt mit dem Enforcer von Chappi. Dem Agent ging es um sein Leben und die Angst anonym in einer falschen Identität zu sterben war nicht sein Ziel. Er musste überleben, er musste die Informationen weiter geben und er würde alles tun um seine Tarnung und sein Leben zu behalten.
„Sky, bin durch. Wo bist du?“
„Gleich da, Chappi. Stehe unter Beschuss und musste noch einen Haken machen. Diese verdammten Arschlöcher. Wo ist der Wolverine?“
„Keine Ahnung. Auf der Flucht anscheinend. Aber wohin, keine Ahnung. Hab ihn nicht mehr in der Ortung meiner Systeme.“
„Hier spricht Steinberger. Wir haben Entsatz. Gleich landet einer unser Union´s hinten im Tal. Rotationsweise dort einrücken, Systeme kühlen, auf munitionieren und wieder raus. Befehlslanze geht zuerst dann die Scouts und dann die Kampflanze. Steinberger ende.“
Rudi war erfreut, aber auch nachdenklich. Hoffentlich ging das noch gut. Der Pass war nur schwer zu halten und der Lander war ebenfalls ein einfaches Ziel für das Ding im All. Und das der Feind mit einem Orbitalbombardement nicht kleinlich war hatten alle erlebt. Auf der anderen Seite die Verstärkung kam genau rechtzeitig.


Es ging weiter, im letzten Gefecht gegen den anrückenden, unerbittlichen Gegner. Die letzten Stunden waren ein Alptraum, aber er und Anton hatten es irgendwie geschafft und sich bis zum Versorgen am Landungsschiff wacker gehalten. Die kurze Pause hatten beiden genutzt ein wenig zu trinken, sich kurz auszutauschen und zu diskutieren wie es weiter gehen sollte. Die Hetzlanze war auf zwei Mechs reduziert, der Wolverine war verschwunden, ob abgeschossen oder verirrt wusste keiner, Miko saß hoffentlich nur verschüttet im Stollen fest, aber das war auch nur reine Spekulation.
Im Hangar des Landungsschiff war eine große Hektik, Taktiken waren schon längst vom Tisch es ging nur noch darum die LZ zu halten und auf ein weiteres Wunder zu hoffen. Gerade ging der Hammerhands aus dem Hangar, hob die eine AK zum Gruß und stapfte dann wieder Richtung Schlachtfeld. Die beiden Freunde tranken aus und wünschten sich Glück und ein gesundes Wiedersehen. Beide waren fertig, aber es ging schon lange nicht mehr um sie.
Es stank im Cockpit von Useless fürchterlich nach verbrannten Platinen, einige Instrumente waren notdürftig repariert und das Kühlmittel gewechselt, neue Munition fürs Gauss an Bord, sowie die Panzerung schnell ausgebessert.

Das Gefecht tobte, überraschend war noch Verstärkung aufgetaucht und so war der Feind im Kessel. Chappi fluchte, er hatte Angst um sich und seine Gedanken wanderten zu Haruka, seiner Herzdame. Würde er sie je wieder sehen, sie in die Arme nehmen, in ihren Augen versinken. Plötzlich kreischte ein Warnton, ein riesiger Schwarm LSR nährte sich ihm, instinktiv riss er Useless zur Seite machte zwei Schritte und sprang, er schaffte es gerade so aus der Schusslinie zu gelange aber es war knapp und der feindliche Mad Cat ließ nicht locker. Chappi landete und schon bekam er zwei schwere Lasertreffer ab, er drehte seinen Mech zielte, drückte den Auslöser des Gauss und bewegte sich schnell weiter. Der Schuss traf die Mad Cat nur am Arm, es entwickelte sich zu einer kleinen privaten Schlacht, so dachte Chappi, bis er plötzlich einen schweren Schlag abbekam und Useless zu kippen begann. Irgendwas schweres schlug in die Torsomitte, doch was und woher. Im kippen erkannte er den völlig zerschundenen Cauldron Born … es war ein Alptraum, der Mech den er hatte eigentlich das Cockpit weggeschossen zu haben glaubte stapfte über das Schlachtfeld und hatte ihn überrascht. Was blieb ihm noch. Angst, Verzweifelung stieg in ihm auf, Useless war schwer getroffen, der Reaktor wurde automatisch stillgelegt, keine Waffe funktionierte. Schweiss ran in strömen an Chappis Körper runter und im letzten Augenblick riss er sich aus seiner Starre und betätigte den Notausstieg. Er schoss sich aus seinem untergehenden Mech. Die Kanzel wurde abgeprengt und dann schoss er im Pilotensitz in einem 45° Winkel nach hinten weg in den Himmel.

Seine beiden Feinde verfolgten ihm nicht mit Waffenfeuer, aber warum. Chappi erkannte einen Lynx der von hinten immer wieder alle seine Waffen in die Mad Cat feuerte und diese zusammen brach, dann passierte es, ein Feuerstoß aus den Waffen des Cauldron Born stiess in die Seite des Kopfes des Lynx und beendete jegliche Aktion des Mechs. Noch hoffte Chappi das sich Anton auch noch rettet, aber es passierte nichts der gleichen. Der Mech kippte, fiel mit rauchenden Kopf zu Boden und blieb regungslos liegen. Verzweifelung und Wut übermannten Chappi, er schrie und tobte, festgezurrt in seinem Sitz unfähig etwas zu tun, zu helfen.

Das Schlachtfeld schien sich zu lichten und das Waffenfeuer wurde weniger, denn auf beiden Seiten begannen sich nun die Verluste zu häufen. Es war ein hoher Blutzoll der hier gezahlt wurde.

…..

Jules schoss mit seinem Hammerhands wild um sich. Es war ein Alptraum, diese Gegner schienen nie aufzugeben. Er schwitzte, hatte Angst und dann sah er mit an wie zwei seiner Kameraden untergingen. Ganz in seiner Nähe und da ging es durch mit ihm. Es waren bizarre Sekunden, da schoss der Enforcer in die Höhe wich einer Mad Cat aus, um dann am Landepunkt schwer von einem zweiten Mech getroffen zu werden. Gleichzeitig stürmte ein Lynx auf die Mad Cat zu und brachte diese zum Stillstand. Für diese waghalsige Aktion wurde der unachtsame Pilot bestraft und zwar mit einem Kopftreffer des schweren Mechs, der zuvor schon den Enforcer aus dem Spiel genommen hatte. Daraufhin wendete er den Mechtorse und blies dem feindlichen Mech vier Schüsse mit panzerbrechender Munition in den Torso, woraufhin dieser zusammenbrach und sich nicht mehr bewegte. Die Munitionsbunker in seinem Mech waren fast leer geschossen und trotzdem standen noch viele Gegner, doch wie auf ein unsichtbares Zeichen ging die Schlacht auf den Höhepunkt zu.
Er konnte es sich nicht erklären, es war als wisse jeder das es ab jetzt nur noch um das Überleben eines jeden einzelnen gehen würde. Seine Autokanonen schwenkten hin und her. Über Funk kamen verschiedene Meldungen, deren Inhalt er nur noch nebenbei wahrnahm. Sein Mech wurde kräftig durch geschüttelt als der Feind versucht auf seine Position vorzurücken. Mit vereinten Kräften wurde dieser dann letzte Vorstoß abgewehrt. Jules schaffte es noch einige wichtige Treffer zu setzen, am Ende der Schlacht wurden ihm drei Abschüsse zu erkannt. Am wichtigsten war wohl der Cauldron Born, der Chappi abgeschossen und dessen Mech zerstörte, sowie Anton getötet hatte. Die Schlacht endete grausam, erst als die Chevalliers den Kessel dicht machten und die Mechs zwischen sich ins Kreuzfeuer nahmen gaben diese auf. Das ende war sehr blutig gewesen, viele wurden verletzt, viel Material vernichtet oder schwer beschädigt, aber sie hatten gewonnen.

….


Chappi lag im provisorischen Lazarett, er war schnell entdeckt worden und wollte mit allen mitteln zu seinem und Antons Henker, er wollte persönlich den Piloten des Caldron Born umbringen, verletzen, anschreien, ihm seinen Hass ins Gesicht schleudern, doch der Pilot starb in seinem Cockpit. Als es ihm bewusst wurde, brach Chappi zusammen. Er wusste nicht was er tun sollte. Sein Freund und Kamerad Anton war tot, der Mann mit dem er hier angeheuert hatte, mit dem ihm eine tiefe Freundschaft verband. Er hatte auch seinen Mech verloren, aber er war in der glücklichen Lage das er einen neuen Ersatzmech auf Wayside hatte, eigentlich zwei. Den Hunchback IIC würde er versuchen zu verkaufen. Innerlich hatte er sich entschieden den Verfolger als seinen neuen Mech zu nehmen. Aber wo sollte er hin, wollte er bleiben oder jetzt doch lieber gehen? Er war sich nicht sicher. Erstmal wollte er seine Haruka sehen, sobald es ging und dann wollte er alles andere entscheiden. Er grübelte zwar, aber eigentlich wollte er nicht aus dieser Einheit, die sich so rasant zu seiner neuen Heimat und Zuflucht entwickelt hatte. Sein Vertrauen in die Führung der Einheit war groß und er war hier zufrieden.

Jules grübelte in seinem Bett über die Schlachten die er gegen und mit den Chevalliers erlebt hatte. Erst waren es seine Gegner und nun nach dieser Mission fühlte er sich hier wohl. Sein Mech war schnell zu reparieren und er selbst hatte alles erstaunlich gut überlebt. In sechs Stunden hatte er wieder Dienst, aber nur langweilige Wache an den äußeren Parametern der LZ. Kampfhandlungen ausgeschlossen und so hatte er seinen alten Freunden eine Nachricht zukommen lassen wann das nächste Pokerspiel stattfinden sollte. Er war auch die vorläufigen Verlustlisten durchgegangen auf der Suche nach der Schürferin die er interessant gefunden hatte. Aber noch gab es keine offiziellen Verlust und Verwundeten Listen vom Schürfschiff, denn viele Arbeiter sitzen wohl noch in der verschütteten Miene fest.

Haruka saß im Landungsschiff und hörte über Funk mit wie die Schlacht lief, ihr Atem stockte als es hieß ein Enforcer sei abgeschossen, Pilot vermutlich ausgestiegen, nur eine Bestätigung was dann passiert war gab es nicht und damit nicht genug, kurz danach kam die Meldung Lynx geköpft, kein Schirm zu sehen, Pilot wohl tot.
Was war das für eine Hölle, sie war äußerlich völlig ruhig. Innerlich war sie ein Vulkan der Gefühle, sie konnte nichts machen nur warten. Sie hatte den Auftrag auf Miko aufzupassen und war gescheitert, sie wollte noch ein Leben mit diesem unmöglichen Teuteberg haben, aber wer wusste schon ob er noch lebte? Ihr Verwundung nervte sie, nur sie würde abheilen und dann würde sie weiterhin für die Chevalliers kämpfen, sie wollte alles wieder gut machen, ihren Fehler beim Überfall, ihre Verwundung und das Fehlen in der wichtigen Schlacht an der LZ. Nun hieß es warten, bangen und hoffen das es Chappi gut ging.

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16.12.2013 17:10 Marodeur74 ist offline E-Mail an Marodeur74 senden Beiträge von Marodeur74 suchen Nehmen Sie Marodeur74 in Ihre Freundesliste auf
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Im Luftraum, unbekanntes Gebirge, südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 06:07 Uhr

Der Flug verlief rau, aber insgesamt weitaus ruhiger als Sarah Slibowitz es angenommen hatte. Der Sandsturm riss bei weitem nicht mehr so stark an der STUKA und so musste sie nur wenige Kurskorrekturen vornehmen. Dennoch zitterte sie, war schweißgebadet und in höchster Anspannung. Ihr Sichtfeld war ein einziger Tunnel während ihres Tiefflugs über das Gebirge mit südöstlichem Kurs. Ab und an griffen die schwarzen Tentakel des Schwindels und der drohenden Ohnmacht nach ihr und das Blut toste nur so in ihrem Kopf. Aber mittlerweile hatte sie es besser im Griff. Dennoch vermied sie abrupte Kurskorrekturen, besonders heikle Manöver oder das unnötige Schub geben. Der Doc hatte Recht gehabt, was ihr Mittelohr betraf. Das Zentrum ihres Gleichgewichtssinns war definitiv defekt. Ein Mechkrieger war hier weitaus eher auf ein funktionierendes Gleichgewicht angewiesen. Schließlich steuert er seinen Mech mittels Impulse über seinen Neurohelm an das Gyroskop. Dennoch machte es sich auch für Sarah stark bemerkbar. Denn das Fly-by-wire funktionierte auf eine ähnliche Art bei dem Piloten wie die Steuerung bei einem Mech. Sarahs Gleichgewichtsgefühl war nun aber mehr als empfindlich gestört. Nur anhand des nahen Gebirges konnte sie oben von unten unterscheiden. Das Fly-by-wire hatte sie auf manuell gestellt. Wenigstens versuchte es so nicht jeden Schwindelschub in ihrem Kopf oder kleinen Dreher mitzumachen. Das brachte allerdings den Nachteil mit sich, dass sie sich deutlich mehr auf das Fliegen und die Maschine konzentrieren musste, was wiederum die Kopfschmerzen enorm verstärkte. Es half, dass der Sandsturm deutlich nachgelassen hatte.
Wieder und wieder ging sie die Komm-Kanäle durch, empfing aber selten mehr als einzelne Worte oder ein regelmäßiges Rauschen, unterbrochen von ein oder zwei Knacklauten. Sie konnte nicht mehr weit sein. Laut Extrapolation befanden sich HotShot und die anderen nicht weit Backbord von ihrer Position. Also ungefähr mehr in Richtung Westen. Vor dem Gebirge. Das Gebirge war beeindruckend. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Loren Cole dazu in seiner Präsentation viel gesagt hatte. Wenn er überhaupt etwas dazu gesagt hatte.
Es zog sich nahezu den kompletten Südkontinent entlang, zumindest das Stück, das sie überblicken konnte und teilte den Kontinent damit indirekt vertikal in eine Ost- und Westhälfte. Allerdings bot das Gebirge keine sonderlich einladenden Landeplätze. Auch die Höhe ragte kaum über einen Kilometer hinaus.
Ihr Komm knackte und diesmal war es sogar erstaunlich klar.
„Hotshot, nach Steuerbord wegkippen. Rage, Feuer auf mein Kommando. Feuer!“
Das war eindeutig Kiki. Gut, das hieß, dass es da draußen noch mindestens drei Chevaliers in ihren Maschinen gab. Sie wechselte die Komm Kanäle wieder durch und in der Tat hatte sich einiges entwickelt. Der Kompaniekanal der Ersten war zwar etwas verzerrt, aber sie konnte deutlich das Geschnatter und die Anweisungen heraushören. So wie es klang befand sich die Truppe von Metellus in einer defensiven Position und verteidigte etwas im Gebirge.
Die ROSEMARIE?
Hatte sie richtig gehört?!
Was machte das Schiff im Gebirge und wieso musste die Erste es verteidigen?
Doch eine Frage beschäftigte Sarah Slibowitz noch viel mehr. Wieso hörte sie die Stimme ihres Mannes nicht?
Es klang insgesamt sehr ausweglos. Die Tonlage des Kommandanten war nicht gerade aufbauend. Eher erschöpft und hoffnungslos. Es klang ein wenig nach jemanden, der nur deswegen nicht aufgab, weil das Ende dann noch weitaus schlimmer wäre. Das geringere Übel wählen war die Devise. Sie schluckte schwer, als sich die Puzzleteile in ihrem Kopf zu einer Antwort zusammenfügten. Eine, die ihr gar nicht gefiel. Dennoch mahnte sie sich zur Professionalität und drängte die Emotionen zurück. Das mulmige Gefühl im Magen. Das Rauschen des Blutes in ihren Ohren.
Reiß dich zusammen Icecream, du trägst diesen Namen nicht zu Unrecht!
„Icecream für Kiki.“
„Kiki hört. Was zum Henker machst du hier draußen?“
„Ich dachte mir, ich fliege mal eine Runde, schaue mir die Landschaft an und sehe zu, wie euch von ein paar einfältigen Clannern der Arsch aufgerissen wird.“
„Als ob--“
Sarah konnte genau die Frage heraushören oder vielmehr den Vorwurf. Vier Leute wussten von der schwere ihrer Verletzung, und dass sie eigentlich nie wieder hätte in einen Jäger hätte steigen dürfen. Dennoch schwieg ihre Freundin zu dem Thema.
„Wir haben hier alles ganz gut im Griff. Eigentlich. Rage, wegdrehen. Hab ihn.“
Kikis Stimme klang eindeutig konzentriert. Bei weitem nicht so locker wie sonst. Aber die Angst einer Niederlage fehlte der erfahrenen Pilotin ganz. Scheinbar hatten sie wirklich alles im Griff.
„Nichts desto trotz. Etwas mehr Feuerkraft kommt uns mehr als gelegen. Wenn wir erst einmal diese Mücken hier los sind, können wir den Jungs und Mädels da unten helfen!“
„Ich sollte in wenigen Sekunden bei euch--“
Ihre Worte gingen in einem Blitz und lautem Donnern unter. Für einen Moment wich sämtliche Schwärze aus ihrem Blickfeld einem grellem Lichtblitz und einem hallenden Donnern.


Wenige Momente zuvor.


Private Lucy Denning zog das Fadenkreuz über den auftauchenden KOSHI und ließ ihre ER PPC Blitze spucken. Der azurblaue Strahl ging allerdings weit daneben und schmolz lediglich etwas Gestein des Gebirges. Für die restlichen Waffen war der leichte Mech noch zu weit entfernt und duckte sich gerade hinter die Steinwand zurück, aus der er hervorgekrochen war. Bis jetzt konnten die Chevaliers den Feind in Schach halten. Lucy bildete hierbei mit ihrem Lanzenpartner und Flügelmann, Mal Orhm in seinem AWESOME, die nördlichste Position an einem der Zugänge zur ROSEMARIE. Der größte Vorteil war, dass die Gebirgspässe zu eng für zwei Mechs nebeneinander waren. Ab und an gab es breitere Stellen, wie die in der die beiden Chevaliers Stellung bezogen hatten. Sie wusste, dass der Kampf aussichtslos war. Irgendwann würde ihr Mech auch keine Panzerung mehr haben, aber für den Moment war das noch ihre geringste Sorge. Die Maschine wurde allmählich sehr warm. Sie wollte nur raus aus dieser Konservenbüchse. Raus aus dem engen Gebirge. Ins Freie. Sie hasste solche schwerfälligen Kolosse und wünschte sich ihren alten PHOENIX HAWK zurück. Aber die Wahl hatte nicht bestanden. Er war auf Wayside zerstört worden und besser diesen STRIKER, als gar keinen Mech.
„Lucy, mach dir nicht zu sehr Gedanken. Dort draußen wären wir schon längst Katzenfutter.“
Mal hatte ja Recht. Die Clanner trauten sich nicht wirklich ran. Der KOSHI war der erste Mech, der sich vor wagte, dennoch bekamen die beiden Chevaliers ihn nicht zu packen. Der Clan Omni feuerte seinerseits selten eine Waffe ab, tauchte aber mal an einem mal am anderen Ende auf. Jedes Mal verschwand er gleich darauf wieder. Nie traf einer ihrer Schüsse den vorwitzigen Scoutmech. Allerdings traf ihr Gegner, wenn er denn schoss, umso besser. Bereits dreimal hatte der schwere Laser Mal erwischt und einmal sogar Lucys Mech. Aber für den Moment hielten sie die Position und hatten noch genug Panzerung, um das Spiel eine Weile zu spielen. Da beide überschweren Mechs über eine breite Palette an Energiewaffen verfügten, war ihre einzige Sorge die Hitze und das, woran Lucy nicht gedacht hatte. In dem Moment, wo sie den panischen Schrei von Mal über die Komm-Verbindung hörte, machte das Verhalten des KOSHI plötzlich Sinn. Sie riss ihren Mech herum. Das Bild was sich ihr bot, erschütterte die junge Kriegerin bis ins Mark. Panisch wedelte der AWESOME mit den kurzen Armstummeln und gab unkontrollierte Feuerstöße aus seinen PPCs ab. An dem Chevaliers Mech klebten drei kleine Gestalten. Blitzschnell krabbelten sie an dem Mech herum. Eine vierte Gestalt hatte sich mit ihrer Klaue direkt ans Cockpit geklammert und feuerte wieder und wieder aus dem leichten Laser auf das Cockpit des Chevaliers.
Kröten.
Ein Alptraum! Auch nach 15 Jahren noch. Vor allem für zwei überschwere, nicht sprungfähige Mechs ohne Handaktivatoren. Sie waren so gesehen wirklich Futter, aber in dem Falle Krötenfutter.
„Mal, lass dich fallen, schüttele sie ab, ich versuche sie mit meinen Impulslasern aufs Korn zu nehmen!“
Aber ihr Lanzenkamerad hörte nicht. Wieder und wieder wedelte er mit den Armen, warf seinen Mech gegen die Felswand. Immerhin zerquetschte er dabei eine der Kröten, die sich nicht schnell genug wegbewegen konnte. Der Feind am Cockpit blieb allerdings hartnäckig. Die Bewegungen des AWESOME sorgten zwar dafür, dass der Clanner sich jedes Mal festklammern musste und den Laser nicht zum vollen Einsatz bringen konnte, aber er war einfach nicht abzuschütteln. Genauso wenig konnte Lucy eine klare Zielerfassung bekommen, ohne Mal zu treffen. Zumindest auf diese Distanz.
Fluchend drehte sie den STRIKER und wollte gerade los stapfen, als sie aus den Augenwinkeln zwei Bewegungen warnahm. Der KOSHI war wieder da und tauchte gerade hinter einem Felsen auf und mit ihm sprang auf flammenden Düsen eine weitere Kröte auf sie zu. Der schwere Laser des leichten Clanmechs bohrte sich in ihr Bein und ließ sie für einen Moment mit den Kontrollen ringen. Dann ertönte ein lautes Scheppern und metallisches Kreischen. Die Kröte hatte es sich auf ihrem Mech bequem gemacht. Panik begann sich in Lucy breit zu machen. Mit Mühe drückte sie die Angst zurück und erwiderte das Feuer auf den bereits abtauchenden KOSHI. Dann suchte sie ihr Panzerdiagramm ab. Irgendwo würde die Kröte sich bemerkbar machen. Sie setzte den STRIKER in Bewegung und begann, sich unkontrolliert hin und her zu werfen.
„Lucy. Hilf mir!“
Mals Stimme war nur noch ein ängstliches Kreischen und mit Schreck konnte sie sehen, wie die Kröte die letzten Reste der Panzerung am Cockpit des AWESOME mit ihrer mechanischen Kralle zur Seite drückte und langsam die Lasermündung in die entstehende Öffnung schob. Ihre Intention war mehr als deutlich. Dann überschlugen sich die Ereignisse und die Welt ging unter. In Lucys unterem Blickfeld tauchte eine Krötenpanzerkralle auf und der dazugehörige Clanner schwang sich gerade vor ihr Cockpit, als die Welt in einem gleißenden Licht und Inferno unterging.
Lucy Denning nahm nur wie weit entfernt das alarmierende Klingeln ihrer Sensoren wahr und wie ein Geschoss aus dem aufklarenden Himmel raste, in Mals Mech einschlug und den 80 Tonnen schweren Chevaliers Mech förmlich zerriss. Es explodierte nicht sofort, sondern bohrte sich über der linken Schulter in den angeschlagenen Mech. Dort platzte das schwere Schiffsgeschoss auf und drückte von innen die Panzerung des Mechs auseinander. Nahezu die Hälfte der gesamten Panzerplatten des Mechs verteilten sich inklusive zweier Clan-Elementare in der Landschaft. Dann blitzte es nochmals und der Reaktor ging durch. In einem bläulichen Feuerball verging der AWESOME innerhalb eines Lidschlages. Die Explosion schleuderte ihren STRIKER gegen eine Felswand und Lucy verlor das Bewusstsein.



Unbekanntes Gebirge, südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban–System
31. Oktober 3066, 06:10 Uhr

Die Explosion war sogar noch zwei Kilometer entfernt spürbar. Aber das war egal. Der Blitz war überdeutlich zu sehen. Sofort ging das Geschnatter auf der Kompaniefrequenz los. Trotz aller Disziplin war es ein erschreckender Anblick, als aus dem aufklarenden Morgenhimmel, an dem sich nur noch vereinzelte Fetzen des Sandsturmes zeigten, ein Geschoss aus dem Himmel raste und in das nahe Gebirge einschlug.
„Was war das?“
„Sah wie ein Geschoss aus!“
„Na, wohl kaum ein Meterorit!“
Frederic sprach es allerdings deutlich aus.
„Ein Kriegsschiff.“
„Die verdammten Piraten haben ein verfraggtes Kriegsschiff im Orbit?! Wie sollen wir das denn bitte abschießen? Vielleicht freundlich bitten, dass sie landen und sich ergeben, während wir unsere Waffen auf sie richten?!“
„Ruhe! Kompanie, Funkdiziplin einhalten!“
Matthew konnte sie nur zu gut verstehen. Es drängte sich bereits die Frage auf, wann die Schützen seine Kompanie erspähen und ihr Feuer hier hin verlagern würden. Sie hatten allerdings Recht; wenn die Luft-Raumjäger der Chevaliers nicht bald etwas Kapazitäten freibekämen, würden sie hier unten ein Tontaubenschießen veranstalten.
„Warum haben sie nicht direkt auf uns gefeuert? Die müssen uns doch gesehen haben?“
Frederics Stimme war nüchtern und strahlte eine unvergleichliche Ruhe aus, dennoch meinte Matthew eine leichte Anspannung herauszuhören.
„Wir sind zurzeit kein Primärziel und es wäre Ressourcenverschwendung auf uns zu feuern. Unsere Aufstellung ist zu breit gefächert, als dass man uns mit einem oder zwei Schüssen ausschalten könnte.“
Matthew musste dem zustimmen.
„Frederic hat Recht. Außerdem greift der taktische Vorteil. Die Clanner scheinen sich vor dem Gebirge mit der ersten Kompanie ein hartes Gefecht zu liefern. Es ist davon auszugehen, dass unsere Leute sich hier sehr gut halten. Gemessen an den Umständen. Ihre Position bietet natürlich einen großen Vorteil, den der Clankommandeur nicht leugnen kann. Entweder kämpft er weiter diesen materialverschleißenden Stellungskampf oder er muss sich zu uns umdrehen, hätte dann aber die Erste im Rücken. So oder so wäre beides für ihn von Nachteil. Würde er uns auslöschen, ginge es zu Lasten seines Materials und ein schneller Sieg wäre unwahrscheinlich. Löscht er die Erste aus, kann er ihre Position beziehen und uns in diesen Kampf zwingen.“
„Klingt nicht sehr nach Clan.“
„Wir sollten uns dessen bewusst sein, dass die Vorgehensweise unseres Gegners bisher wenig nach Clan klingt, wieso sollten sie jetzt etwas daran ändern? Das sind Piraten! Die nutzen jedes Mittel, das ihnen Recht ist.“

Es gab aber noch eine dritte Option.
„Prince für Twilight.“
Es war kurz still auf der Leitung, dann knackte es und zögerlich kam die Antwort.
„Twilight hört.“
„Wie sieht die Lage bei euch aus? Der Sandsturm ist nahezu vorbei und die Sonne zeigt sich allmählich. Dürfte ein heißer Tag werden.“
Steinberger ließ sich nichts anmerken, aber Matthew konnte sich vorstellen, wie der Lyraner die Miene verzog. In der Tat war der Sandsturm fast so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war und das nahezu unbemerkt.
„Wir könnten hier durchaus Hilfe gebrauchen. Die ROSEMARIE ist derzeit nicht flugfähig und mir gehen die Mechs aus. Dieser Schuss von dem verdammten Kriegsschiff hat mich wohl zwei weitere Mechkrieger gekostet und ich will nicht wissen, wann der nächste folgt.“
„Im Schnitt ein bis zwei Minuten. Je nachdem in welchem Orbit sich der Feind befindet.“
Na danke, Frederic! Etwas aufbauender dürfte es schon sein.
„Wir sind bald da. Geschätzte Ankunft in etwa 70 Sekunden. Und hoffentlich vor der nächsten Salve.“
„Und dann?“
„Dann spielen wir Hammer und Amboss, Sergeant. Ihr werdet der Amboss sein. Auf mein Kommando rückt die erste Kompanie in Masse vor und drängt den Gegner zu Nahkämpfen. Meine Kompanie wird gleichzeitig von hinten kommen und ebenfalls den Nahkampf suchen.“
„Das wird verdammt schmutzig werden. Ich kann nicht mehr viel bieten.“
„Es muss reichen!“
Damit beendete Matthew die Verbindung.
„Mudders herhören! Wir gehen volles Risiko. Weite Aufstellung, macht euch schön groß und bietet möglichst viele Einzelziele. Wir gehen hart und ungebremst rein. Blaze, das gilt auch für deine Truppe. Allerdings wird die Befehlslanze die Sperrspitze bilden, der Rest folgt minimal dahinter. Verwickelt sie in Nahkämpfe so gut es geht, versucht euch aber den Rücken freizuhalten.“
„Und für den Rest hoffen wir, dass dieser Kriegsschiffkommandant ein Problem damit hat auf seine eigenen Leute zu feuern.“
Im Luftraum

Mit offenem Mund starrte Sarah auf den kleinen Krater, der sich in dem Gebirge gebildet hatte. Deutlich konnte man die Überreste des AWESOME sehen, viel war es nicht. Der STRIKER war noch eher im ganzen Stück, sah aber eher wie ein gerupftes Hühnchen statt wie ein überschwerer Mech aus. Zu seinem Unglück lag er regungslos auf der Seite. Der Treffer war verheerend gewesen. Nicht auszumalen, was passieren würde, wenn ein weiterer folgen würde. Innerhalb weniger Augenblicke hatte Sarah ihre Entscheidung gefällt.

Mit mulmigem Gefühl, aber voller Entschlusskraft zog sie den Steuerknüppel zu sich heran und lenkte die STUKA in eine aufsteigende Bahn.
„Sarah, was hast du vor?“
Kikis Stimme war eindeutig besorgt. Mehr als sie es früher vielleicht gewesen wäre.
„Euch Zeit erkaufen, so gut es geht.“
„Du alleine gegen was?! Weißt du denn, was da oben lauert? Was, wenn sie noch mehr Jäger im Orbit haben?“
„Dann hätten sie die schon längst heruntergeschickt und uns ausgemerzt. Wie groß können deren Ressourcen schon sein? Ein ganzes Kriegsschiff über Jahre am Laufen halten und das unbemerkt? Das glaube ich nicht.“
Kiki schwieg, aber Sarah wusste, was ihre Freundin dachte.
„Ich erledige das so schnell es geht und dann räumen wir gemeinsam hier unten auf. Wie früher.“
„Verstanden. Viel Glück!“
Sarah Slibowitz kam nicht umhin, ein verstecktes Lebewohl herauszuhören. So oder so. Sie hatte keine andere Wahl und was hatte sie schon zu verlieren? Ihr Mann: tot, sie selber vermutlich ebenfalls. Ihr ungeborenes Kind dann auch. Behutsam trat sie das Schubpedal durch und verdrängte sämtliche Ängste, Gedanken und Schwindelanfälle so gut es ging. Die STUKA schoss durch den blutrot scheinenden Morgenhimmel von Caliban und zog einen Schweif ionisierter Luft hinter sich her. Sie flog durch Rot, Orange, Blau, Violett und dann Schwarz, als sie den äußeren Atmosphärenrand erreichte. Sie wusste nicht viel über orbitale Bombardements, aber der Gegner würde sich irgendwo zwischen Meso- und Thermosphäre aufhalten müssen. Die äußere Exosphäre mit bis zu 500 Kilometern war dafür zu weit. Solch eine Position würde die Schüsse nur unnötig verfälschen und für eine Umrundung im Orbit bräuchte man eindeutig zu lange. Ihre Sensoren lieferten nur Leere. Die Sonne Calibans fiel auf ihre Kanzel, die sich schlagartig verdunkelte und sie vor einer Blendung schützte. Dann blinkte etwas auf dem Sensordisplay. Ein einzelnes Objekt auf Backbord. Drei Kilometer entfernt. Sie riss den Steuerknüppel zur Seite und jagte ihrem Feind entgegen. Sarah wusste, dass viele Kriegsschiffe auf ihre Jägereskorte angewiesen waren. Es gab neuere Modelle, die über einiges an sogenannter Point-Blank Bewaffnung verfügten. Es blieb nur zu hoffen, dass es sich hier nicht um ein solches Modell handelte. Ihre Sensoranzeige bestätigte ihre Hoffnung. Die Signatur war eindeutig. Kurz, gedrungen und eher wie ein kleiner Ball. Eine Vincent MK 42. Im Vergleich zu ihrem Jäger immer noch groß genug mit seinen fast 400 Metern Länge und über 400.000 Tonnen. Die Bewaffnung spulte sich bereits auf ihrer Zielanzeige ab. Zwei Barracuda Schiffsraketenwerfer, vier Luxor, 10 Schiffsautokanonen und acht schwere ER-Laser. Letztere waren ihr größtes Problem. Die Entfernungsanzeige schmolz dahin, während Sarah in gerader Linie auf die Korvette zuhielt und ihr Fadenkreuz über die gedrungene Signatur zog. Als sie die 700 Meter Marke unterschritt blitzten die ersten Schüsse auf und beantworteten ihre Frage, ob man sie bereits entdeckt hatte. Die STUKA bockte, als zwei Treffer im Backbord-Flügel nahezu eine Tonne Panzerung zerschossen.

600 Meter.

Kaum leuchtete die Zielerfassungsanzeige golden, löste Sarah Slibowitz ihre LSR-Lafetten aus und jagte eine Wand aus Raketen auf das Kriegsschiff zu. Kurz darauf folgten die schweren Laser.
Hitze schlug über ihr zusammen, dennoch feuerte sie wieder und wieder. Das Kriegsschiff wurde immer größer, die Entfernung schmolz immer weiter, während beide Parteien die Strecke zwischen sich mit Waffenfeuer belegten. Schwer erschütterten weitere Treffer ihre Maschine. Das Schadensdiagramm blinkte mittlerweile an einigen Stellen tief-orange. Ein direkter Passierflug würde für sie das Ende bedeuten. Sie zog den Steuerknüppel zu sich heran und zur Seite, um die STUKA abkippen zu lassen. Doch der Jäger reagierte nicht. Hektisch suchte sie die Anzeigen ab. Das Steuer musste einen Treffer abbekommen haben. Das Kriegsschiff sauste immer näher.

300 Meter.

Irgendwo musste der Schalter für die Umleitung sein, das Notsteuer. Mehr und mehr schälten die Laser die Panzerung von ihrem Jäger. Mit einem scharfen Knall prallte ein Schuss von ihrer polarisierten Kanzel ab und hinterließ ein sich bedrohlich ausweitendes Netzartiges-Muster.

200 Meter.

Die Risse auf der Kanzel breiteten sich weiter aus. Mittlerweile leuchteten nahezu alle Zonen an ihrer Maschine tiefrot.

100 Meter.

Mit einem Seufzen strich Sarah Slibowitz sich über den Bauch. Dann ergriff sie den Steuerknüppel mit beiden Händen. Ruhig und konzentriert löste sie wieder und wieder ihr gesamtes Waffenarsenal aus und beschleunigte den Jäger auf Höchstgeschwindigkeit.

30 Meter.

Mit einem grimmigen und entschlossenen Blick fixierte sie die gepanzerte Sichtluke und stellte sich den panischen Gesichtsausdruck der Kriegsschiffcrew vor. Unter den Clans musste das Manöver bekannt sein. Das letzte Mal hatte sie es einen lKhan gekostet. Mit einem schweren, aber im Weltall ungehörten Knall traf die STUKA auf die Panzerung des Kriegsschiffes. Für einen Moment sah es so aus, als würde die Maschine einfach nur zerdrückt werden, doch dann gab das gebeutelte Ferro nach und ließ den Chevaliers-Jäger in einer Feuerbrunst aus entweichender Luft und Explosionen hinein.


Dritte Kompanie, Dantons Chevaliers
unbekanntes Gebirge, südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban–System
31. Oktober 3066, 06:15 Uhr

Der erste Kontakt war heftig. Wie zwei Titanen prallten die dritte Kompanie der Chevaliers und die Clanner aufeinander. Ihr Gegner hatte sofort reagiert und sich in zwei Einheiten aufgeteilt. Eine kleinere, die weiterhin die Chevaliers im Gebirge hielt und eine etwas größere, die sich Matthews Einheit zuwandte. Das Waffenfeuer war mörderisch. Es gab kaum einen Bereich in dem nicht Laser aufblitzten, PPKs einschlugen oder Autokanonengranaten donnerten. Allerdings verhinderte die frische Panzerung der Kompanie erste Ausfälle – noch. Der erste Überblick zeigte Matthew knapp einen Trinärstern an Mechs. Dazu wohl ein knappes halbes Dutzend Kröten. Nach dem was er aus dem Komm aufschnappen konnte, waren die allesamt im Gebirge und beschäftigten dort die Chevaliers. Er riss den NIGHTSTAR zur Seite und aktivierte die Sprungdüsen, um dem Schuss des PREDATOR vor sich auszuweichen. Der schwere Clanner mit den beiden Schulter-Autokanonen folgte seiner Bewegung und ließ wieder und wieder die Waffen sprechen. Matthew erwiderte das Feuer und löste sein komplettes Waffenarsenal aus. Seine beiden Gaussgeschütze spuckten ihren Tod aus und die beiden Nickel-Eisen-Kugeln zogen einen silbrigen Schweif auf ihrem Weg hinter sich her. Giftgrün folgten die mittelschweren Laser. Der PREDATOR wurde zur Seite gerissen und stürzte. Der Chef der dritten Kompanie nutzte den Moment um sich zu orientieren. Ironischerweise waren beide Seiten anzahltechnisch fast ausgeglichen und so bildeten sich ungewollt Duelle. Links konnte er Peter Cliche und Damien Mulgrew sehen, die sich mit ihren Gegnern abzuwechseln schienen. Immer wieder kreuzten die beiden Chevaliers ihre Laufwege oder sprangen übereinander hinweg und zwangen ihr jeweiliges Gegenüber sein Waffenfeuer umzuschwenken. Bis jetzt sahen die GUILLOTINE und der GRASSHOPPER noch ganz gut aus. Ihnen gegenüber standen ein MASAKARI und eine NOVA CAT. Eindeutig sehr schwere Brocken, aber bisher hielten sich die Jungs gut. Irritierend war die grau-blaue Bemalung der gegnerischen Maschinen. Erst jetzt fiel Matthew das aufgerissene Maul auf den Mechs auf. Das waren Diamanthaie. Was machten sie hier und wieso kämpften sie gegen die Chevaliers? Hatten die Glitzerfische sie verkauft? Bevor er sich weiter damit beschäftigen konnte, galt es diese Schlacht zu gewinnen. Mit grimmiger Entschlossenheit wandte er den NIGHTSTAR zur Seite und versetzte dem sich gerade aufrappelnden PREDATOR zwei weitere Gauss-Schüsse. Wieder krachte der 60-Tonner zu Boden. Diesmal blieb er liegen. An seiner rechten Seite sah er Frederic in seinem DAISHI, der sich gegen den gegnerischen STONE RHINO mühte. Weiter hinten konnte er die Kampflanze sehen, die sich gegen ein Trio bestehend aus MAD CAT, CAULDRON BORN und VULTURE hielten. Mehmet Arkabi selber duellierte sich mit einem RIFLEMAN IIC. Das Duell war eindeutig ein Kampf zwischen dem Geschick des Chevaliers an den Mechkontrollen gegen die Treffsicherheit des Clanners. Die Scoutlanze war etwas abseits und hatte sich ein paar Clan-Nachzügler geschnappt. Blaze in ihrem SHADOW HAWK nahm aktuell einen HA OTOKO aufs Korn, der schon ordentlich gerupft aussah und mit seiner LSR-Bewaffnung eindeutig schlechtere Karten gegen den Chevaliers Mech hatte. Nicht weit von Dualla entfernt konnte er Will Gruber in seinem WATCHMEN sehen, der gerade eine WYVERN IIC am Hals hatte. Hier sah der Chevaliers nicht allzu gut aus. Der Clanmech klebte dem schnelleren WATCHMEN förmlich an den Hacken und setzte seine Waffen sehr zielsicher in den leichteren Mech. Etwas weiter lieferte sich ein Pärchen FENRIS ein Laufduell mit den beiden leichten Mechs aus der dritten Kompanie. Allerdings hatten Gina Wilcox in ihrem Jenner und Nathan Reynolds in seiner VIXEN eindeutig die Nase vorn. Der PREDATOR mühte sich erneut hoch und wieder schickte Matthew ihn mit den beiden Gauss-Geschützen zu Boden, während er den Clanner umkreiste.
Die erste Kompanie hatte es weitaus schwerer. Ein MAD CAT in blutroter Bemalung mit springendem Parder auf der Flanke nahm aktuell Rudi Teuteburg und Anton Bramert aufs Korn. Die beiden Chevaliers waren äußerst agil und nutzten jede Chance, die der Clanner ihnen bot. Allerdings war der MAD CAT-Pilot offensichtlich eine harte Nuss. Fast schon traumwandlerisch wich er den Schüssen der Chevaliers aus und setzte seinerseits Treffer um Treffer aus seinen beiden Armlasern in die mittelschweren Mechs. Nicht weit von diesem ungleichen Kampf mühte sich Darnell Shepard in seinem CRUSADER gegen einen AKUMA. Beide Mechs tauschten nur sporadisches Waffenfeuer aus. In erster Linie schlugen sie aufeinander ein und balgten sich wie zwei Ringer. Neben Shepard kämpfte der Chevaliers HAMMERHANDS von Jules Kress gegen einen TEMPLAR.
Ein weitaus interessanteres Bild bot das letzte Chevaliers Trio. Der MARAUDER von Steinberger, ein FALCONER, vermutlich der Skipper der ROSEMARIE selber und Jack Ryan Jones in seinem PILLAGER lieferten sich einen harten Dreikampf mit einem HIGHLANDER IIC, MAD CAT MK II und dem CAULDRON BORN in derselben blutroten Bemalung wie der MAD CAT. Es war klar zu sehen, wie die Fronten lagen. Die drei Clanner waren mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar im Falle des FALCONER überlegen. Lediglich Jack Ryan schien einen Ausschlag zu geben, der die Chevaliers von der Niederlage abhielt. Während Steinberger sich mühte, seinen MARAUDER gegen den MAD CAT MK II zu halten, knickte der FALCONER gerade unter dem Waffenfeuer des HIGHLANDER IIC ein und ging zu Boden. Der Chevaliers PILLAGER S strafte seinem Gewicht Lügen. Fast schon so elegant wie ein Scoutmech wandte er sich nach links, rechts, sprang auf flammenden Düsen von einer Seite zur anderen und ließ seine Waffen sprechen. Mit nicht weniger Geschick steuerte der gegnerische CAULDRON BORN erstaunlich unbeschadet durch dieses Waffenfeuer. Die schweren ER-Laser und Ultra-Autokanone des 65-Tonners spuckten unablässig Tod und Verderben. Matthew richtete die Gaussgeschütze auf diesen Gegner aus und gab zwei Schüsse ab. Beide silbrigen Kugeln gingen allerdings vorbei und pflügten lediglich den Boden um. Ein kurzer Blick auf den PREDATOR verriet ihm, dass der Clanner noch immer am Boden lag und sich nicht rührte. Für den Moment drohte keine Gefahr von dem Clanmech.
Schwerfällig beschleunigte er den NIGHSTAR. Mit einem geübten Griff schaltete er die Wärmetauscher auf eine niedrigere Stufe und feuerte wieder und wieder sämtliche Waffen auf den feindlichen CAULDRON BORN ab. Eine Hitzewelle schlug über ihm zusammen und mit leisen Piepen beschleunigte der NIGHTSTAR weiter. Einige seiner Schüsse schlugen diesmal in den CAULDRON BORN ein, konnten aber wenig bewirken. Dann schob sich der feindliche MASAKARI in seinen Weg.
Die beiden Impulslaser schälten die Panzerung vom Bein des NIGHTSTAR, während die beiden ER PPK Blitze vorbeigingen. Wo war Mulgrew hin?
Matthew drückte das Pedal voll durch und mit einem lauten Krachen bohrte sich der gedrungene NIGHTSTAR unterhalb des Cockpits in den breiten Torso des Clanners. Der Chevaliers Captain zog sein linkes Bein zurück und ließ es vorschnellen. Wie durch Butter pflückte es angetrieben durch die dreifach verstärkten Myomere durch die Panzerung des Clanmechs. Ineinander verkeilt hingen die beiden Mechs zusammen. Das Bein des MASAKARI war ein einziger Trümmerhaufen, als Matthew seines wieder zurückzog. Fetzen von der Panzerung blieben hängen und bröckelten zu Boden. Dann feuerten beide Kontrahenten aus nächster Nähe aufeinander. Sämtliche Warnsirenen schrillten in seinem Mechs, als er schlagartig fast vier Tonnen Panzerung einbüßte. Der Großteil der Schüsse fand seinen linken Arm und bohrte sich tief in die Mechpanzerung. Dann gingen beide Mechs zu Boden und für einen Moment wurde Matthew schwarz vor Augen.
Als sich sein Blick wieder geklärt hatte, lag der MASAKARI in unnatürlicher Pose neben seinem NIGHTSTAR. Langsam richtete der Chevaliers seinen Mech wieder auf. Es war vielleicht eine halbe Minute vergangen und doch hatte die Schlacht sich enorm verändert. Nahezu die Hälfte der Clanner lag am Boden oder wurde gerade dorthin geschickt. Dafür hatte es einen Großteil der Chevaliers ebenfalls ausgeschaltet. Löcher klafften in den Panzerungen der Mechs. Gliedmaßen hingen herab oder schliffen auf dem Boden. Shepard schlug mit seinem eigenen linken Arm, den er als Keule nutzte wieder und wieder auf den AKUMA ein. Der seinerseits am Boden kniete und fast schon in bittender Pose versuchte den Chevaliers aufzuhalten. Der gegnerische rote MAD CAT hatte es irgendwie geschafft, sich von seinen Gegnern zu lösen, die wiederum den Kampf gegen eine STORMCROW und den HIGHLANDER IIC aufnahmen. Das hieß, der FALCONER der Chevaliers war ausgeschaltet, ebenso wie Stonefield in seinem CLINT.
Der MAD CAT hielt direkt auf Jack Ryan zu, der Schulter an Schulter mit Steinberger gegen den CAULDRON BORN und den MAD CAT MK II kämpfte. Matthew sandte zwei silbrige Gausskugeln auf den Weg und beschleunigte den NIGHTSTAR wieder. Sein Lauf führte ihn an anderen Chevaliers seiner Kompanie vorbei. Das Gefecht wütete mehr und mehr. Die ersten Ausfälle waren offensichtlich. Gerade die schwächer gepanzerten und bewaffneten mittelschweren und schweren Chevaliers drohten zu unterliegen, auch wenn sie tapfer dagegen hielten. Die Zeit der Duelle war vorbei, es bildeten sich Pärchen, die mühsam versuchten ihr Leben zu verteidigen oder gemeinsam auf einen Feind eindrangen. Matthew bekam keine Gelegenheit mehr darauf detaillierter zu achten.
Der MAD CAT war herangekommen und ließ seinen Laser sprechen. Die linke LSR-Lafette hatte einiges an Waffenfeuer einstecken müssen und war eindeutig unbrauchbar. Die rechte feuerte wiederum gerade eine Salve Langstreckenraketen ab. Die Treffer ließen seinen Mech kurz wackeln, dann war Matthew wieder auf Kurs und erwiderte das Feuer aus seinen kompletten Waffen. Eine der Gausskugeln ging vorbei, der Rest traf und schälte die Panzerung vom 75-Tonnen Clanmech. Matthew löste seine Sprungdüsen aus und drehte sich im Flug, als die beiden Mechs sich passierten und der MAD CAT seine Schnelligkeit auszuspielen suchte, um in seinen Rücken zu gelangen. Matthews linkes Gaussgeschütz traf den linken Rückentorso des MAD CAT und ließ ihn straucheln. Dennoch, der gegnerische Pilot war sehr gut und behielt die Kontrolle. Schwer schlugen in dem Moment Schüsse in Matthews Mech ein und schickten den NIGHTSTAR zu Boden. Auf dem Display konnte er gerade die SABUTAI sehen, die, verfolgt von einer STUKA in Chevaliers Farben, wieder abdrehte. Weiter verriet ihm sein Display, dass die Chevaliers mehr und mehr zurückgedrängt wurden. Sie waren dabei zu verlieren.
Dann stand er wieder und musste sich dem MAD CAT Piloten erwehren, der ihn wie ein Habicht umkreiste und seine Waffen unablässig donnern ließ. Allmählich ging Matthew die Panzerung aus. Er suchte sein Heil im Angriff. Der NIGHTSTAR beschleunigte auf den MAD CAT zu, während die Gaussgeschütze Panzerung von den Beinen des schweren Mechs sprengten. Seine Laser suchten sich ihre Ziele auf der ausladenden noch intakten Raketenlafette und den Waffenarmen. Die Erwiderungslaserschüsse des Gegners streiften seinen linken Arm. Mit einem roten Leuchten zeigte ihm das Panzerdiagramm dort den Verlust sämtlicher externer Panzerung an. Wieder feuerte er seine Gaussgeschütze ab. Mit einem zufriedenen Lächeln konnte er mitansehen, wie der MAD CAT zu Boden ging. Aus den Augenwinkeln bemerkte er dieses Mal den SABUTAI, der wieder aus dem Himmel herabstieß. Er hatte es auf ihn abgesehen. Er drehte den NIGHTSTAR herum und ließ seine Waffen aus allen Rohren speien. Bevor der Clanjäger abdrehen konnte, hatten die superschnellen Gaussgeschosse ihn erreicht und rissen durch die gegnerische Panzerung. Die Laser taten ihr Übriges. Die linke Tragfläche löste sich vom Jäger. Nun trudelte er dem Boden entgegen.
Die Chevaliers STUKA, die wieder hinter dem Clanner her sauste, feuerte ihrerseits. Doch die Schüsse gingen nicht auf den Jäger, sondern knapp an Matthew vorbei. Er drehte den Mech und konnte sehen, wie der WYVERN IIC, der sich angeschlichen hatte, zu Boden ging. Der Kopf eine rauchende Ruine.
„Guter Schuss!“
„Dito.“
Dann drehte die STUKA ab und mischte sich wieder in den Luftkampf ein. Matthew wiederum wandte sich erneut dem MAD CAT zu, der wieder auf die Beine gekommen war und kaum, dass seine Maschine stand wieder die Waffen abfeuerte. Schwer schlugen die Laser auf Matthews Mech ein und ließen ihn in die Knie gehen. Warnsirenen heulten und sein Cockpit war ein einziges Lichtermeer.
Dann war es vorbei. Er mühte sich wieder hoch und warf einen Blick auf den MAD CAT, der als rauchende Ruine gerade auf den Boden aufschlug. Nahezu der gesamte Torso war verwüstet, die beiden Waffenarme lagen links und rechts in der Landschaft und das Cockpit wies starke Risse auf.
„Sparrow für Prince. Etwas spät, aber wir sind da!“
Erleichterung machte sich in Matthew breit, als er die Mechs auf den Sensoren sah. Jara war genau rechtzeitig gekommen und stürzte sich sofort mit ihrer Kompanie ins Getümmel. Diesmal war es eindeutig. Keine zwei Minuten später war die Schlacht vorbei. Matthew selber ertappte sich dabei, wie er seinen Mech an den Rand des Gefechtsfeldes zum SABUTAI geschleppt hatte. Das linke Bein lahmte und der Reaktor zeigte einige Probleme an, ansonsten schien die Maschine noch einsatzfähig. Aber er wollte ungerne nochmal so ein Tänzchen wagen. Er trat näher an den SABUTAI heran, der eine lange Schneise in den sandigen Boden Calibans gezogen hatte. Erstaunlicherweise waren die Pilotenkanzel und der Großteil des Rumpfes noch intakt. Der Pilot oder die Pilotin hatte erstaunliches Geschick bei der Notlandung bewiesen. Eine Bewegung erhaschte seine Aufmerksamkeit. Matthew konnte gerade noch sehen, wie sich eine Gestalt in einem blau-weißen Pilotenkampfanzug aus dem Cockpit schwang. Er richtete das rechte Gaussgeschütz auf die Maschine und aktivierte die Außenlautsprecher:
„Hier spricht Captain Matthew Brennstein, Kommandant der dritten Kompanie Dantons Chevaliers unter dem Befehl von Colonel Germaine Danton. In seinem Namen beanspruche ich meinen Sieg und nehme dich als Isorla!“
Er wusste nicht, ob es wirken würde, damals auf Port Arthur war das noch eine andere Situation gewesen, aber auch diese Kriegerin musste wissen, wann eine Schlacht verloren war.
Und diese Schlacht war vorbei.

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Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!

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Thorsten Kerensky
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Caliban IV
unbekanntes Gebirge, Südlicher Kontinent
31. 10.3066, 06:15 Uhr

Der Sandsturm hatte sich gelegt. Erst hatte er ein wenig nachgelassen, dann war er fast abrupt komplett verschwunden und hatte dem allerersten Tageslicht Platz gemacht. Atmosphärische Unruhen behinderten den Funkverkehr noch immer, aber zumindest im Nahbereich war die Kontaktaufnahme fast ungestört wieder möglich.
Gespenstische Fetzen von panischen Funksprüchen auf der Frequenz der anderen beiden Kompanien hatten die beiden hart am Limit marschierenden Chevaliers-Lanzen seitdem begleitet. Die Schlacht um die Notlandezone der ROSEMARIE schien heftig, erbarmungslos und schlecht für die Kameraden der acht Söldner zu laufen, die sich bemühten, rechtzeitig anzukommen, um noch einen entscheidenden Unterschied zu machen.
Jara musste sich an den Kontrollen ihres Waldwolfs zusammenreißen, um ihrer Lanze nicht den Befehl zu geben, sich von Copelands langsameren Sturmklassemechs zu lösen und vorzupreschen. Sie wusste, dass es letztlich die Firepower der überschweren Lanze war, die über Sieg oder Niederlage entscheiden würde und nicht ihre lädierte Einheit schwerer Mechs.
Sie musste sich auch zusammenreißen, nicht der Erschöpfung, der Müdigkeit nachzugeben, die nach Stunden intensivsten Kampfeinsatzes an ihrem Körper zehrten. Sie war zäh, das wusste sie, und sie wusste auch, dass die Männer und Frauen unter ihrem Kommando einiges aushalten konnten, aber wenn das hier nicht bald vorbei war, dann würden sie die ersten schweren Müdigkeitsfehler machen.
Dann würde das Massaker der Landezonen APOLLO und ARTEMIS wie ein Puppentheater aussehen gegen den Untergang der restlichen Chevaliers.
Quälend langsam schrumpfte der Abstand zu den Koordinaten, an denen sie die ROSEMARIE vermuteten. Noch 1.800 Meter, beinahe Sensorreichweite, wenn die Sensoren ungestört arbeiten würden.
„Sparrow für Copycat: Ich würde gerne das Tempo erhöhen.“
„Negativ, Sparrow. Noch nicht. Warten auf Ortung!“, schmetterte Copeland ihr Anliegen ab.
„Wir könnten uns doppelt so schnell bewegen“, wandte Jara ein. „Und im Zweifel immer noch warten, bis ihr aufgeschlossen habt.“
„Wir wissen nicht, wer oder was uns erwartet. Wir bleiben…“
„ORTUNG!“, rief da Hanna Dünkirch, die momentan den Puma steuerte, dazwischen. „Mehrere Ortungen zwischen zehn und zwölf Uhr. Distanz 1200, Chevaliers und als feindlich markierte Signale.“
„Verstanden, Hope“, bestätigte Copeland die Angaben der etwas voraus eingesetzten Mechkriegerin. „Sparrow, neue Befehle: Selbstständig vorrücken und in die Kampfhandlungen eingreifen. Wir folgen in eurem Kielwasser!“
„Seyla!“, quittierte Jara die Order mit einem Clan-Ausdruck und beschleunigte ihren Omni-Mech bereits, während sie ihrer Lanze ebenfalls befahl, das Tempo anzuziehen. Der Moment der Entscheidung war gekommen.
Als sie sich mit Höchstgeschwindigkeit dem Gefecht näherten, konnten sie zunehmend Mündungsfeuer, Laserstrahlen und Explosionen ausmachen, schließlich auch die dazugehörenden BattleMechs.
„Sparrow für Panther, Ripper und Hope: Wir gehen flügelweise rein. Zielauswahl nach eigenem Ermessen. Passt auf euch auf!“
Sie überflog die Sensordaten, die ihren Taktikmonitor mit Leben erfüllten. Es schien, als würden sie mitten im Herz des Kampfes ankommen. Das war ihr nur Recht. Das Adrenalin schoss in ihre Adern, als sie ein Ziel für sich identifizierte.
„Sparrow an Panther: Der rote Waldwolf gehört uns. Langstreckenwaffen und dann gehen wir rein. Meine LSR sind sowieso kaum noch munitioniert.“
„Verstanden. Gute Jagd!“, gab der ehemalige Nebelparder zurück, der ganz offensichtlich gar keine Zweifel hatte, wo seine Loyalität lag.
Während Jara ihre letzten Raketen manuell auf das Ziel aufschaltete und die Zielkreuze der schweren Laser über die Silhouette des gegnerischen Mechs zusammenführte, wurde ihr klar, dass keine der kämpfenden Parteien ihr Ankommen zu bemerken schien. Nun, das würde sich ändern.
Kotare, ihr verlässlicher Flügelmann, feuerte vor ihr. Sein Waffenfeuer hämmerte auf den blutroten und bereits angeschlagenen Clanmech ein und brachte ihn soweit aus dem Gleichgewicht, dass er für einen kurzen Augenblick zum Stillstand kam. Ein gefundenes Fressen für Jaras Jagdinstinkt.
Ihre schweren Laser und die geballte Kraft von vierzig Langstreckenraketen waren zu viel für ihn. Als rauchendes Wrack stürzte er in Einzelteilen auf den harten Gebirgsboden.
Jetzt erst bemerkte sie Söldnerin den Nightstar, der vor der Feindmaschine gekniet hatte und sich gerade wieder auf die Beine kämpfte. Also lebte zumindest Brenstein noch.
„Sparrow für Prince“, funkte sie ihn an. „Etwas spät, aber wir sind da!“
„Gerade rechtzeitig“, bestätigte der erfahrene Offizier und die Erleichterung war deutlich in seiner Stimme zu hören.
Bevor Jara, die sich bereits dem nächsten Gegner zugewandt hatte, antworten konnte, peitschten die Blitze schwerer Clan-Waffen an ihr vorbei und bohrten einen der gegnerischen Mechs auf.
„Ich hoffe, dass ich dann nicht zu spät bin“, meldete sich Harrison Copeland, dessen Kriegsfalke seinem Waffenfeuer folgte und sich in den Kampf warf.

Kurze Zeit später fand sich Jara im Schatten der Rosemarie wieder, etwas abseits der hektischen Arbeiten und in Gesellschaft der sichtlich abgekämpften Führungskräfte. Wenigstens sahen Spieß Darnell Shepard, Captain Matthew Brenstein und Corporal Robert Steinberger genauso fertig aus, wie sie sich fühlte. Lediglich Colonel Harrison Copeland, der das Kommando über die verbliebenen Einheiten der Chevaliers übernommen hatte, wirkte unverwüstlich.
Und dann war da noch der Sanitäter, der ihr die ganze Zeit folgte. „Jetzt nicht, habe ich gesagt!“, herrschte sie ihn nicht zum ersten Mal an.
„Captain, Ihr Arm…“
Jara verzog das Gesicht. Ja, der Arm… höchstwahrscheinlich gebrochen. Der rechte natürlich. Wie damals auf Dell. Es schien ihr Markenzeichen zu werden.
„Das kann warten.“
„Kann es nicht“, wies Copeland sie zurecht. „Lassen Sie den Mann um Himmels Willen endlich seine Pflicht tun, Captain!“
Missmutig, aber auch zu erschöpft für Widerworte, fügte die junge Frau sich in ihr Schicksal.
Ihre Aufmerksamkeit wurde sowieso schon wieder vom nächsten Thema gefordert.
„Wo stehen wir?“, wollte Copeland wissen und sah dabei Twilight an, der mit einer Mischung aus Irritation, Trotz und Verschlagenheit – oder bildete sie sich das nur ein? – in die Runde sah.
„Nach dem Ausfall von Major Metellus habe ich den Rückzug der restlichen Einsatzgruppe ARTEMIS organisiert. Einer musste es ja tun und der Master Sergeant hat mich sozusagen legitimiert. Wir haben übel einstecken müssen. Metellus und Tsuno sind in der LZ geblieben, die Panzer wurden fast vollständig aufgerieben, mit viel Glück kann die Erste noch eine verstärkte Lanze ins Feld führen.“
„Können Sie den Tod von Metellus und Tsuno bestätigen?“
„Nein“, gab der Steiner-Söldner unumwunden zu. „Aber wer aus dem Inferno nicht rausgekommen ist, wird’s kaum geschafft haben. Unsere Nachhut hat gesehen, wie die Clan-Kröten Verletzte exekutiert haben, Sir.“
Jara schluckte. Metellus Tod war schon tragisch, aber Miko? Das würde Danton nachhaltig aus dem Konzept bringen. Leicht irritiert merkte sie, dass ihr gerade alles ziemlich gleichgültig war. Die Erschöpfung? Vielleicht. Har! Und wie musste es für Danton sein, nach einem einzigen Tag Funkstille zu erfahren, dass es die Hälfte seiner Einheit, einen seiner fähigsten Kommandeure und seine Verlobte zerlegt hatte? Har!“
„Jara!“ Copelands Stimme riss sie aus ihren abdriftenden Gedanken.
„Hu?“
„Dein Kompaniestatus?“
„Entschuldigung, Sir.“ Sie sammelte sich. „Uns hat es beim Kampf um LZ APOLLO heftig erwischt. Mein Kampflanze und die zweite Scoutlanze wurden vollständig aufgerieben. Ich würde gerne wissen, was für Elite-Krieger uns da in der Mangel hatten. Außerdem ist Voronin in den letzten Gefechtsminuten gefallen. Unterm Strich stehen von der Zwoten noch sieben Mechs.“
Nach Brensteins Report wurde klar, dass die gesamten Mechtruppen der Chevaliers bestenfalls noch aus zwei Kompanien bestanden und selbst das nur auf dem Papier. Rechnete man die Schäden der Maschinen und die Verletzungen der Krieger hinein, dann reduzierte sich die Einsatzbereitschaft auf vielleicht 20%.
„Gut, wir machen es so: Brenstein, Sie koordinieren die Logistik. Ich will hier ein Feldlazarett, Reparaturmöglichkeiten und Essensausgabe.
Fokker, Sie kümmern sich um die Sicherheit. Wacheinteilung, Neugruppierung der Kräfte und so weiter. Sie kennen das Spiel.
Shepard, sorgen Sie dafür, dass die Leute durchhalten und wir nicht noch Ausfälle wegen Stress oder Überanstrengung haben. Wenn jemand nicht mehr kann, kriegt er Erholung, aber wirklich erst dann. Hat jeder seine Aufgabe verstanden?“
„Sir?“, meldete Steinberger sich zu Wort. „Bekomme ich eine neue Aufgabe?“
„Sie unterstehen ab sofort wieder mit ihren üblichen Rangpositionen den Offizieren der Chevaliers. Captain Fokker wird eine Verwendung für Sie finden.“
Der Steiner-Söldner sagte daraufhin nichts mehr, maß Jara aber mit einem Blick, der ein enormes Maß an Geringschätzung und Überheblichkeit offenbarte. Seine Mimik sagte ihr, dass er sich für den fähigeren Offizier hielt.
Jara, die diesen Blick durchaus mitbekam, fühlte sich aus ihrer Erstarrung gerissen und angestachelt, ja regelrecht provoziert. Diesem Schnösel würde sie schon noch zeigen, wer hier das Sagen hatte.

__________________
Ama-e-ur-e
is-o-uv-Tycom‘Tyco
is-o-tures-Tesi is-o-tures-Oro
is-u-tures-Vo-e-e

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Germaine Danton wanderte über das Gelände des Diamanthai-Stützpunkts. Das konnte er ziemlich frei tun, und er tat es auch ausgiebig, die beiden unauffälligen Krieger des Clans, diesmal ein Pilot und ein Mechkrieger, die ihm mit einigem Abstand folgten, ignorierend. Sie gehörten dazu, so wie es dazu gehörte, dass er von seinen Leuten isoliert blieb. Sowohl jenen, die hier mit ihm gefangen waren als auch den Chevaliers draußen. Der Stützpunkt hatte große Ähnlichkeit mit seinem ComStar-Gegenstück draußen auf dem anderen Kontinent. Die gleichen Käufer und Verkäufer, die gleichen Nationen, das gleiche Geld, nur die Beflaggung war eine vollkommen andere. Ansonsten hätte man nicht sagen können, ob man bei Clannern oder bei dem mythischen Orden zu Gast war. Tatsächlich fühlte sich Germaine hier wohler und sicherer als bei ComStar. Beinahe hätte er seiner Gastgeberin Trauthild dankbar sein müssen. Beinahe. Wenn sie ihn nicht von ihrer kämpfenden Truppe getrennt hätte, unzweifelhaft in der Absicht, den Chevaliers den Kopf abzuschlagen und sie für die kommende Auseinandersetzung mit den verräterischen, desertierten Pardern zu schwächen. Nun, sowohl die Diamanthaie als auch die Blutparder dürften mittlerweile gemerkt haben, dass die Chevaliers eine Hydra waren; schlug man einen Kopf ab, wuchsen zwei weitere nach. Die Frage war nur: War es zu Kämpfen gekommen und wenn ja, wer hatte sie überlebt? Beim Blick auf das Mobile HQ der Einheit ballte Danton die Hände. So nahe und doch so fern. Und auch seine Truppen, einen ganzen Kontinent fort von ihm. Er betrachtete die linke Hand. Feine weiße Linien zeugten davon, dass der Attentäter auf Wayside V ihm die Hand zerschossen hatte; moderne Behandlungsmethoden hatten sie aber soweit wiederhergestellt, dass er sie fast normal benutzen konnte. Aber sie schmerzte jeden Tag furchtbar, ebenso wie das zerschossene Knie. Die wievielte Verletzung war dies nun? Die achte, die neunte, die er sich zugezogen hatte, seit er ins Cockpit zurückgeklettert war? Gut, da war der Bauchsteckschuss gewesen, in der Jadefalkenbesatzungszone, damals, als er noch auf der Jagd nach den Mördern Marie-Claires gewesen war und an dem er beinahe gestorben wäre, was neun bedeutet hätte. Aber hier, im Dienst der Chevaliers? Dreimal, ging es ihm durch den Kopf. Dreimal war er dem Tode näher als dem Leben gewesen. Damals, im Kampf gegen die Ronin, Direkttreffer in sein Cockpit; er wäre im Thor fast gebraten worden. Wo war die nächste gewesen? Auf Bryant, beim Rückzugsgefecht? Mit Grausen dachte er daran zurück, als Belinda von ihm verlangt hatte zu entscheiden, wen er zu retten gedachte - Peterson oder Steele. Das war mindestens so gut wie eine Verletzung. Oder war es doch gewesen, als sie Wölfe und Nebelparder durch die Mangel gedreht hatten? Wollte oder konnte er sich nicht erinnern? Das letzte Mal dann auf Wayside V, als alles schon entschieden war und der alte Herr von Svoboda entschieden hatte, den Tod seines Sohns subtil zu rächen, indem er ihn, Danton, zum Krüppel hatte schießen lassen... So viel Tod. So viel Leid. Himmel, er brauchte dringend eine Pause von all dem Tod und dem Wahnsinn.

"Wenn Sie lieber allein sein möchten, kann ich das verstehen", klang hinter ihm eine vertraut klingende Stimme auf.
"Adept O'Brian." Danton fühlte sich nicht bemüßigt, sich für den Mann umzudrehen, der ihn aus dem Spiel genommen hatte. "Verschwinden Sie."
Genau das tat der schlanke Blondschopf nicht. Er trat zu Danton ans Geländer und lehnte sich links von ihm darauf. "Es ist vorbei, Sir."
Danton fühlte Aufregung durch seine Venen schießen. "Wie schlimm?"
"Sie wurden hart getroffen. Verdammt hart. Aber es gibt noch eine Einheit namens Dantons Chevaliers.
Danton fühlte sich erleichtert, zumindest für einen Moment. Das würde sich ändern, wenn die Schlächterrechnung kam. Das war der Part, den er am meisten hasste.
"Als Sie sagten, es ist vorbei, O'Brian, da..."
Adept XIV Edward O'Brian nickte leicht. "Damit meinte ich, ab jetzt sind Ihre Leute in Sicherheit, so gut es eben geht und falls keine dritte Partei noch eingreift. Ach, und der Auftrag dürfte sich in einiger Zeit selbst erledigt haben. Die Blutparder haben einen Großteil ihrer Offensivkraft verloren und werden auf lange Sicht keinen verdammten Clan neu gründen."
"Wie schlimm ist es?"
Der Adept grinste. "Wie viel können Sie ertragen, Danton?"
"Wie lautet Ihr richtiger Name, zum Beispiel?"
"Demi III Richard Duvalle, ROM. Das muss Ihnen vorerst reichen."
"Sie haben mit meinen Leuten gespielt."
"Ich hatte nie vor, Sie ins Messer laufen zu lassen, bevor die Ereignisse mich selbst überrascht haben. Wissen Sie, Danton, in erster Linie bin ich ComStar verpflichtet, daher habe ich Prioritäten zu setzen. Als der Vincent auftauchte, standen sowohl der Stützpunkt der Glitzerfische als auch unser Stützpunkt, der heilige Blake hat dies verhütet, vor der Auslöschung. Dies hätte nicht nur bedeutet, dass wir immense Verluste an Menschen und Materialien erlitten hätten, nicht nur ein Ende der Germaniumlieferungen bedeutet, sondern auch, diesen Sektor langfristig den Nebelkätzchen zu überlassen. Ich will nicht umhin, Danton, Caliban ist wichtig für die Wirtschaft der Inneren Sphäre. Wichtiger, als wir jetzt schon ahnen können. Abseits der üblichen Schürfwelten, aber auf dem Weg zu den Clans, also einer Route, die ohnehin viel befahren wird... Wenn es zu einem weiteren Nachfolgekrieg kommt, werden die seltenen Erden und Metalle, die hier geschürft werden, eine zweite Depression wie nach dem Ende des Sternenbunds verhindern.
Äh, haben Sie mir zugehört?"
"Nicht mehr seit "Vincent". Himmel, da oben ist eine Korvette?"
"Eine Vincent MK42. Wir vermuten, es ist die RIPPER. Die wurde eigentlich in der Schlacht um Diana als vernichtet gemeldet, aber tatsächlich hat keines der an der Schlacht beteiligten Kampfschiffe den Fangschuss für sich beansprucht. Wir vermuten, dass sie sich tot gestellt hat, außer Reichweite gedriftet ist und dann systemauswärts am Rand der Schwerkraftsenke seiner Sonne raus gesprungen ist, unbeobachtet von uns. Nachlässig von uns. Aber Sie wissen ja ungefähr, wie es nach den Kämpfen auf Diana aussah, nachdem die Einsatzgruppe Schlange zusammengeknüppelt worden war. Vieles ist verloren gegangen, zusammen mit Dutzenden Giftake-Spendern des Clans, die wer weiß wo herumlaufen. So wie Ihr Kyle Kotare.
Nein, ComStar hat kein Interesse an Kyle Kotare. Er ist ein Ronin, so sehen wir das. Und er hat eine Heimat bei den Chevaliers. Solange diese existieren. Und bevor Sie fragen: Die RIPPER wurde vernichtet. Diesmal endgültig. Damit ist die Gefahr gebannt, und wir können auf dieser Welt wieder tun und lassen, was wir wollen. Wir, und die Diamanthaie."
Der ROM-Agent stieß sich vom Geländer ab. "Ihre Mission wird in meinem Bericht als Erfolg gewertet werden. Außerdem werde ich empfehlen, einen Teil Ihrer Verluste entgegen des Standard-Kontrakts ersetzen zu lassen. Niemand konnte mit einer Korvette rechnen. Was den Rest angeht, so denke ich, wird Sie SternColonel Trauthild Nagasawa weiter ins Bild setzen."
Der ComStar-Mann ging weiter.
"Ah, Colonel Germaine. Schön, dass ich dich noch sehe, bevor ich ausrücke."
Die blonde, zierliche Pilotin winkte ihm fröhlich zu, während sie auf ihn zukam. SternCaptain Vogt begleitete sie, und der Elementare machte dabei wie immer eine bösartige Miene. Diesmal aber lächelte er zugleich. Irgendetwas musste ihn sehr zufrieden gemacht haben. Ein gespenstischer Anblick, wahrlich.
"Ausrücke?", fragte Danton vorsichtig.
"Ein paar Claninterne Probleme. Ein paar Banditenkastler, die ausgelöscht gehören." Sie griente ihn frech an. "Alle Ziele wurden erreicht, jetzt wird es Zeit, aufzuräumen."
Danton lächelte schmallippig. "O'Brian sagte etwas von einer Vincent-Korvette."
"Ja. Oh ja. Ein großes Problem für uns. Sagt dir Tyra Miraborg etwas?"
Danton erschrak bis ins Mark. Jeder, wirklich JEDER Soldat der Inneren Sphäre kannte die Geschichte von Tyra Miraborg, die sich, in ihrem Luft/Raumjäger zu Schrott geschossen, auf die Brücke der HÖHLENWOLF gestürzt und IlKhan Leo Showers getötet hatte - wobei die zwei Jahre Pause in der Invasion beinahe noch wertvoller gewesen waren.
"Soweit wir es anmessen konnten, hat sich eine deiner Stukas in die RIPPER gebohrt und zersprengt. Das war ein sehr tapferer Pilot. Bei den Clans würde sein Generbe nun der Grundstock für eine GeschKo werden, die seinen Ruhm fortsetzen würde. Aber Ihr Sphärler..." Sie seufzte.
Danton fühlte, wie sich etwas Kaltes um seine Wirbelsäule legte. Eine Stuka. Das bedeutete Kiki oder Icecream. Da er nicht über den Schlachtverlauf informiert war, konnte auch ein anderer Pilot der Chevaliers im Cockpit gewesen sein, aber das war nicht sehr wahrscheinlich. Er fühlte Dutzende Stiche in seinem Herzen. Der Verlust machte ihm zu schaffen. Beinahe schlimmer war die Frage, welche seiner alten Freundinnen es getroffen hatte. Er ahnte, die Schlächterrechnung würde diesmal wirklich schlimm aussehen. Richtig schlimm.
Danton riss sich zusammen. "Was sind deine Ziele, Trauthild?"
"Wie ich schon sagte, Banditenkastler jagen. Und bei der Gelegenheit werde ich ein paar Abtrünnige ausradieren, die mit den Banditen fraternisiert haben. Ach, habe ich dir schon meinen neuen Stellvertreter vorgestellt?" Sie deutete auf Vogt, der noch breiter grinste.
"Was ist aus James Clarke geworden?", fragte Danton.
"Oh, Clarke." Sie machte ein bösartiges Gesicht. "Er ist tot... Wenn er Glück hat."
Den Rest des Satzes konnte Danton sich denken. Und er konnte sich noch mehr zusammenreimen. Die Diamanthaie hatten also die Blutparder unterstützt. Mit Informationen, mit Vorräten und mit Truppen. Die Mission war dennoch gescheitert, obwohl sie eine Korvette zur Verfügung gehabt hatten. Nun musste jemand die Schuld am Scheitern tragen, und das waren die Blutparder und SternCaptain James Clarke und seine Leute. Danton konnte sich gut vorstellen, was passieren würde. Und wie es passieren würde. Trauthild Nagasawa war Luft/Raumjägerpilotin.
"Es wurde Zeit", sagte sie nach einigem Schweigen. "Er saß mir im Nacken. Er war zu schwach, um mich zu einem Positionstest herauszufordern, aber nicht schwach genug, um ihn zu den Solahma abzuschieben. Er lauerte auf seine Chance, auf ein Zeichen der Schwäche bei mir. Ich war es leid. Er musste weg." Beinahe klang das flehentlich, flehend um Verständnis. Aber wie viele seiner Leute hatten dies mit ihrem Leben bezahlt?
"Auf jeden Fall werde ich mich noch um die anderen Banditen kümmern, soweit ich sie antreffe. Diese Sphärler..."
Danton fuhr auf. "Sphärler?" Für einen Moment wütete die Angst in ihm, Trauthild würde die Chevaliers nun doch als Feinde markieren und vernichten.
"Diese Fanatiker. So ein wenig wie die Blutgeister, nur nicht so gut, nur so verblendet. Wie nennen sie sich doch gleich? Blakes Wort. Deine Leute hatten ein paar von ihnen auf den Fersen, und alles, was sie übergelassen haben, werden meine Leute nun vernichten." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte Danton einen Kuss auf die Wange. "Falls wir uns nicht mehr sehen sollten, hast du auf jeden Fall eine gute Erinnerung an die Diamanthaie, frapos?" Sie passierte ihn und winkte mit der Rechten. "Aber vielleicht sieht man sich ja noch mal wieder. Das Leben ist nicht lang für einen Clanner, aber man kommt viel rum."

Danton sah ihr nach, bis sie eine Treppe hinabging. Wenig später sah er sie auf der Piste, ihr Kontingent von Luft/Raumpiloten einweisend. Das Kampfgebrüll der neun Piloten klang bis zu ihm. Vogt legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ich bringe dich zu deinen Leuten, Colonel Germaine Danton. Danach bringt dich einer unserer Lander mitsamt HQ zu deinen Truppen."
"Wie schlimm ist es?"
"Eines der Fabrikschiffe wurde durch Bodenbeschuss zerstört, bevor dein tapferer Pilot es vernichtet hat." Beinahe klang seine Stimme bewundernd angesichts dieser grandiosen Leistung. "Du hast mindestens einen SternCaptain verloren, wie wir dem Funk entnehmen konnten. Und nur rund vierzig Prozent deiner Mechs sind einsatzbereit. Bei der Infanterie sieht es besser aus, weil sie kaum zum Einsatz kam, die Panzer liegen irgendwo bei achtzig Prozent. Am besten stehen trotz allem deine Luftstreitkräfte da. Hilfstruppen, soweit sie beim Angriff der Waräger oder dem Bombardement nicht involviert waren, stehen auch gut da. Du hast kein Landungsschiff verloren."
Das waren gute Nachrichten, wenngleich keine sehr guten. "Welche Captains hat es erwischt?"
"Darüber liegen mir keine Informationen vor. Aber es sind MechKrieger."
Dantons fühlte eine tiefe Müdigkeit über sich kommen. Er hatte viel zu viele Freunde unter den Offizieren. Bei weitem zu viele. Jeder Verlust war einer zuviel. Metellus. Jara. Brenstein, Copeland... In was für ein Desaster hatte er seine Leute geführt? Aber so hatte es ja kommen müssen, wenn man glaubte, ausgerechnet in der Fremde, auf dem Spielplatz eines anderen, könnte man seine eigenen Regeln durchdrücken. Nun, es ging, aber nicht sofort. Und die Parder hatten dies mit einem Kriegsschiff bezahlt. Ein teurer Spaß.
Vogt hielt ihm zwei Kodax-Armbänder hin.
"Und das ist?", fragte Danton.
"SternCaptain Ikan Furey und SternCommander Damien aus dem Bluthaus Wimmer, zumindest ihre Giftakes. Man hat mir zu verstehen gegeben, dass du eine Verwendung dafür hast, Germaine Danton. Über ihren Status weiß ich noch nichts, aber ihr Generbe ist nun in deiner Hand, wie es dein Auftrag war. Ich bin nicht sicher, ob Trauthild genug von ihnen übrig lässt, um ein Giftake nehmen zu können."
Das Röhren von Plasmatriebwerken erklang mächtig zu ihnen herüber, als das erste Jägerpärchen auf dem Strahl aus dem Fusionsreaktor in den Himmel von Caliban IV aufstiegen. Die nächsten beiden standen schon bereit zum Start.
Danton nahm die Kodax-Armbänder entgegen. "Danke." Damit war zumindest der Bonus sicher, und er wusste, die Einheit würde das Geld dringend brauchen. Und seine Leute würden dringend... Dantonville brauchen. Einige von ihnen zumindest. Und er selbst?
"Da ist noch etwas. Man hat mir zu verstehen gegeben, dass eine deiner Untergebenen die Funktionen einer Adjutantin für dich versieht. Sie heißt Sergeant Miko."
"Was ist mit Miko?", fragte er alarmiert.
"Nun, im Funk wird es wichtig dargestellt, deshalb informiere ich dich darüber, dass sie vermisst ist."
Entsetzen und Erleichterung kämpften in Danton. Entsetzen, weil verschollen vielleicht tot bedeutete. Erleichterung, weil verschollen vielleicht lebendig bedeutete. Nein, diesmal nicht, diesmal würde er die Frau, die er liebte, nicht an Entsetzen, den Tod oder die Politik verlieren. Solange ihm niemand ihre Leiche zeigte, lebte sie. Er musste sie suchen, verdammt noch mal suchen!
Danton stieß sich ab. "Gehen wir meine Leute holen. Ich habe zu tun."
"Das hast du wirklich, Germaine Danton", sagte der Riese.
Danton schritt forsch aus. Er hatte bei dieser Geschichte viel zu viel zu verlieren. Vor allem als Mensch. Also wollte er wissen, was er bereits verloren hatte. Und, wenn es ging, würde er nur zu gerne noch seinen Teil leisten, um die Blutparder, die abtrünnigen Diamanthaie und Blakes Wort zusätzlich zu vermöbeln. Wenn sie ihm den Hauch einer Chance dazu boten.

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Provisorisches Feldlager, Dantons Chevaliers, unbekanntes Gebirge, Südlicher Kontinent
Caliban IV, Caliban –System
31. Oktober 3066, 08:30 Uhr

Matthew Brennstein blickte über die rotsandige Ebene vor sich. Der Sandsturm war mittlerweile Vergangenheit, lediglich der starke Luftzug erinnerte an ihn.
Selbst für diese frühe Uhrzeit brannte die Sonne Calibans mit mörderischen Temperaturen und es wurde immer heißer.
Obwohl er als Mechkrieger einiges gewohnt war, konnte er die stärker werdende Erschöpfung und Kraftlosigkeit nicht unterdrücken. Die Plane des provisorischen Feldlagers bot immerhin Schutz vor der direkten Sonneneinstrahlung. Allerdings staute sich die Hitze allmählich mehr und mehr auf. Schweiß lief ihm in Sturzbächen die Wirbelsäule und Stirn hinab. Wieder und wieder wischte er sich mit der mittlerweile dunkel verfärbten Uniformbluse das salzige Nass aus dem Gesicht. Der rote Sand Calibans erinnerte ihn an die Schlacht von heute Früh oder vielmehr an das Gemetzel. Es war chaotisch gewesen, mörderisch nahezu und es hatte die Chevaliers viel gekostet. Noch immer lagen Panzerteile, abgerissene Gliedmaßen und ganze Mechs im Staub. Seine Hände krampften sich unwillkürlich um den Datenblock und nur mühevoll konnte er den Blick abwenden.

Langsam drehte er sich um und begegnete dem Blick von Jara Fokker an dem Kartentisch in der Mitte des Offiziersbereiches. Es herrschte reger Trubel im Hintergrund. Nahezu jeder Chevaliers hatte eine Verletzung davongetragen und so auch der Captain der zweiten Kompanie. Ihr rechter Arm lag in einer Schlinge und sie wirkte insgesamt erschöpft. Die Augen lagen tief, sahen eingefallen, dunkel und gerötet aus. So ging es vermutlich dem Großteil der Chevaliers. Auch Copeland, der neben Jara stand und sich mühte, Stärke und Zuversicht auszustrahlen, war die Erschöpfung anzusehen. Wenn er sich auch bemühte, es nicht vor seinen beiden Kompanieführern zu zeigen. Copelands Blick wechselte von Jara zu Matthew. Seine erfahrenen Augen richteten sich abwartend auf ihn.
„Feldlager steht, Lazarett ebenso, allerdings überlaufen. Die Medtechs sind hoffnungslos am Limit. Ich habe jeden gesunden und arbeitsfähigen Chevaliers zu Schwestern gemacht. Den Rest habe ich so viel Schlaf wie möglich verordnet. Wir hatten Glück im Unglück, was das Personal betrifft. Ein Großteil der Nonkombattanten der Ersten ist mit dem Leben davon gekommen. Wir haben hier eine Verlustquote von etwa 1%, allerdings nahezu 20% Schwerverletzte. Der Rest ist mit Schrammen, Blessuren und einem gehörigem Schrecken davongekommen. Die Köche haben alle versorgt, zumindest verhungern wird uns hier keiner.“

Matthew machte eine kurze Pause und warf einen Blick auf den Datenblock. In der Tat sahen die Zahlen dort ganz gut aus. Zumindest gab es hier niemanden, der in akuter Lebensgefahr schwebte.
„Bei der kämpfenden Truppe sieht es weit weniger gut aus. Angefangen bei der ersten Kompanie haben wir zwei definitiv tote Mechkrieger, mindestens zwei weitere schwer verletzt. Major Metellus ist definitiv unter den Ersteren, ebenso Private Mal Ohrm. Weiterhin wird Corporal Billy Knox vermisst. Wir haben seinen WOLVERINE gefunden. Das Cockpit war aufgebrochen und keine Spur von ihm zu finden. Das Fehlen von größeren Blutmengen ließ uns zu dem Schluss kommen, dass er entweder flüchten konnte oder gefangen genommen wurde.“
Er ließ das kurz sacken und beobachtete die beiden Offiziere vor sich. In Jaras Gesicht arbeitete es. Es war nicht schwer zu deuten, was in der jungen Frau vorging. Copeland dagegen war wiedermal ein Buch mit sieben Siegeln. Die Erfahrung hatte den Mann mit einigen Toden konfrontiert. Das konnte man sehen, aber sein Gesicht blieb regungslos. Lediglich in seinen blauen Augen sah Matthew kurz den inneren Schmerz aufblitzen.
„Maschinell sieht es hier besser aus. Smoky und Twilight konnten die Erste vor größeren Ausfällen bewahren. Die frischen Vorräte der ROSEMARIE taten ihr Übriges. Der AWESOME von Private Ohrm ist ein Totalverlust, der Rest reparabel. Insgesamt ist die Erste auf acht einsatzbereite, wenn auch teils sehr angeschlagene Maschinen reduziert. Hauptproblem bei dieser Einsatzgruppe sind unsere Panzer. Steel Wolf ist mittlerweile über den Berg. Sein Alacorn kann geborgen und repariert werden, allerdings wird das einige Wochen in Anspruch nehmen. Die restlichen Kampfpanzer sind zerstört. Wir haben elf Überlebende, dank des Einsatzes der Scouts. Die Scoutpanzerlanze ist zum Glück komplett einsatzfähig. Aktuell setze ich sie für die äußere Perimeter-Sicherung zwischen dem Feldlager und der Erzmine ein. Positiv zu vermelden ist, dass wir Miko Tsuno inklusive ihres NIGHTSKY geborgen haben. Sie hat mit ihrem Mech den Großteil der einstürzenden Höhle aufgefangen und somit einen Großteil der in der Mine befindlichen Chevaliers vor dem sicheren Tod bewahrt. Sie hat dabei oder bei dem nachfolgenden Waffenfeuer des Feindes eine Kopfverletzung davongetragen. Sie ist zurzeit noch bewusstlos. Die Ärzte wollen es auch dabei belassen, versicherten mir aber, dass ihr Zustand keineswegs kritisch ist. Ihr Mech hat einige Kratzer und Dellen, ist aber insgesamt einsatzbereit.“

Matthew atmete nochmal kurz durch.
„Die zweite Kompanie hat es vergleichbar erwischt. Wir haben neun Totalverluste an Mechs, drei Piloten. Dies ist nur, was wir sicher wissen. Der Zustand von Tear ist äußerst ungewiss und solange wir keine Nachricht vom HQ erhalten, schwer einzuschätzen.“
Matthew vermied es, dem Blick von Jara zu begegnen. Copeland aber wandte sich leicht der jungen Frau zu, die sich wiederum nichts anmerken ließ, außer einem kurzen Zucken im linken Gesichtsbereich. Andere wären in Tränen ausgebrochen. Matthew selber tendierte in solchen Momenten eher zu einem leicht aggressiven Zynismus. Bewundernswert, dass sie so ruhig bleiben konnte. Wie Jara schon sagte, haben wir insgesamt etwa sieben einsatzfähige Mechs und Krieger. Ich habe die Zwote vorerst aus der Schicht herausgenommen und für leichtere Nebendienste eingeteilt. Sie versorgen die anderen mit Nahrung oder kümmern sich um kleinere Reparaturen an ihren Mechs. Ich habe allerdings jedem eine extra Mütze voll Schlaf verordnet. Allerdings weigerte sich die ganze Truppe.“
Das kitzelte ein kleines Schmunzeln auf Jaras Gesicht hervor. Matthew wiederum atmete tief durch, als er zu seiner eigenen Kompanie kam.
„Personell hat die Dritte keine Verluste zu beklagen. Lieutenant Hildebrand hat es allerdings schwerer erwischt. Sie liegt zur Zeit im künstlichen Koma. Laut den Meds ist sie aber stabil. Der Rest ist einsatzbereit. Unsere Mechs sehen dagegen schlechter aus. Zwei Totalverluste, JENNER und WATCHMAN, der Rest schwer bis leicht beschädigt. Meine Befehlslanze hat als einzige volle Einsatzbereitschaft. Die Kampflanze ist auf 50%, meine Scouts sind außer Gefecht. VIXEN und SHADOW HAWK sind allerdings reparabel, das wird aber eine Weile brauchen.“
Er tippte abermals auf dem Datenblock herum und scrollte nach unten.
„Die Panzer können wir aktuell nicht berücksichtigen. Im Falle eines weiteren Angriffes stehen uns mit der Regimentsbefehlslanze also noch 21 bemannte Maschinen zur Verfügung. Mit etwas Zeit bekommen wir eventuell noch zwei weitere einsatzbereit. Da wäre ebenso noch der FALCONER von Captain Ibn Bey. Allerdings wären weitere Kämpfe fatal. Ein Großteil der Maschinen hat kaum noch Panzerung, on einigen internen Schäden abgesehen. Ferner sind nahezu alle am Limit und die ersten Verluste würden sich vermutlich aufgrund von Erschöpfung einstellen.“
Copeland nickte zustimmend.
„Es ist ungewiss, was da draußen noch alles lauert, vor allem wie die Diamanthaie sich uns gegenüber verhalten. Wissen wir mehr über diese verräterische Einheit?“
„Leider nein. Wir haben einige Gefangene machen können, davon eine Luftraumpilotin der Blutparder. Ebenso haben wir Sterncaptain James Clarke gefangen genommen, der sich allerdings weigert zu reden. Ich denke wir überlassen die beiden Charly.“
Matthew kam nicht umhin an die hübsche, schwarzhaarige Clannerin zu denken, die stolz mit ihrem hautengen Fliegeranzug vor ihm gestanden hatte.
„Etwas Positives gibt es aber dabei. Ich habe sie als Isorla beansprucht und sie hat eingewilligt. Aktuell sieht sie sich als meine Leibeigene, unter Umständen ließe sich hier noch etwas herausholen.“
Copeland nickte abermals.
„Außerdem scheint sie eine Verbindung zu Flint Hawkings zu haben, dem entführten Techniker von Fury Station. Ich habe ihn aktuell darauf angesetzt, mehr aus ihr herauszubekommen und er hat zugestimmt. Natürlich unter Beobachtung. Zumindest eines konnte sie uns bereits sagen, dass das hier alle Blutparder waren. Von anderen Einheiten wusste sie nichts.“
Jara runzelte verwirrt die Stirn.
„Wer hat uns dann angegriffen?“
„Das wissen wir leider nicht. Noch nicht.“
„Mehr Sorgen macht mir dieses Kriegsschiff im Orbit. Es ist erstaunlich ruhig dort oben. Haben wir bereits mehr Informationen?“
Matthew setzte gerade zu einem Kopfschütteln an, als eine weitere Stimme ertönte.
„Die haben wir in der Tat.“
Die drei Mechkrieger drehten sich gleichzeitig um, als Christine Sleijpnirsdottir gerade unter die Zeltplane trat. Die Luftraumjägerpilotin sah eindeutig erschöpft aus, strahlte aber wie immer eine unvergleichliche Selbstsicherheit aus. Einen Schritt hinter ihr folgte Germain Danton, der Chef der Chevaliers. Er schien sich schwer auf seinen Stock zu stützen, schwerer als notwendig. Die Last der Verluste seiner Einheit schienen ihn sichtbar mitgenommen zu haben.
Die drei Mechkrieger vermieden das Salutieren pflichtbewusst. Im Feld war dies ein Todesurteil für jeden kommandierenden Offizier.
„Colonel, wir haben gar nicht gehört, dass sie angekommen sind.“
Danton hob die rechte und machte eine abwehrende Handbewegung.
„Ich wurde von freundlichen Glitzerfischchen abgesetzt, aber fahrt fort. Lasst euch von mir nicht stören!“
Erst jetzt viel Matthew das ungleiche Duo hinter Danton auf. Der Elementar, der nur gebeugt unter die Plane passte und der kleinwüchsige Luftraumpilot mit dem übergroßen Kopf, der in bequemer Habachtstellung einen Schritt hinter dem Chef der Chevaliers stand.
„Das Kriegsschiff da oben ist Geschichte. Das haben wir Sarah Slibowitz zu verdanken. Ich habe Troll und IO nach oben geschickt. Es treibt steuerlos in einem niedrigen Orbit und wird von den Edelsteinkrämern derzeit umschwärmt, wie Fliegen einen Haufen Kot umkreisen.“
Die Aussage war eindeutig an die Diamanthaie gerichtet und Matthew konnte die Kritik und den Schmerz heraushören. Wieso hatten die Clanner nicht eingegriffen oder sie gleich mit aller Härte vernichtet? Er wusste nicht, was in diesen Leuten vorging.
„Captain Slibowitz verlor dabei allerdings ihr Leben und ihre Maschine, als sie in einem Tyra Miraborg Gedenkmanöver den Gegner ausschaltete.“
Sie alle wussten was das hieß. Immerhin sind sie im Tod wieder zusammen, dachte Matthew sich, als er an den gefallenen Major der Chevaliers dachte. Harrison Copeland durchbrach als erster das Schweigen.
„Sir, ich habe vorsorglich sämtliches bergungsfähiges Material für die Chevaliers beansprucht. Bevor wir irgendetwas abgeben, decken wir den Eigenbedarf. Es ist nicht viel, aber eventuell können wir die Clantech, die dort draußen liegt zum Teil für uns verwenden und ansonsten gegen andere Technik bei den Diamanthaien eintauschen. Soweit ich weiß verfügen sie über sehr gute Kontakte in der gesamten inneren Sphäre und kommen auch an neuwertige IS Maschinen. Hiermit übergebe ich das Kommando wieder an Sie!“
Copeland zog die Schultern straff, während sich Matthew und Jara seinem Vorbild so weit möglich anschlossen.

Dateianhang:
zip Einheitsdiagramm Dantons Chevaliers SIV Post Caliban.zip (168 KB, 355 mal heruntergeladen)


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"Ich übernehme das Kommando", sagte Danton. Das war es also. Kein Zaudern, kein Zögern, keine Frage danach, wo Danton und das HQ geblieben waren. Brennstein war einfach nur sichtlich froh, das Oberkommando nach der hektischen und tödlichen Zeit wieder abgeben zu können.
Jemand schob ihm einen Stuhl in die Knie, und dankbar nahm der Chef der Chevaliers Platz. Dabei stützte er sich noch mehr auf seinen Stock, so als müsse er die Last der Toten auch körperlich tragen. Himmel, er war noch keine vierzig, aber er fühlte sich in diesem Moment wie hundert. Und außerdem schmerzten Hand und Knie gerade besonders, und die alte Verletzung im Mittelohr machte sich mit einem nervenden Tinnitus bemerkbar. Aber angesichts dessen, was seine Einheit erwischt hatte, ging es ihm relativ gut. Er atmete hörbar aus, ließ alles Schlechte raus, versuchte, positiv zu wirken und Zuversicht zu verbreiten. "Zuerst einmal", sagte er mit einem Lächeln, das hoffentlich nicht zu gekünstelt aussah, "möchte ich euch für eure hervorragende Arbeit danken. Ohne den Einsatz und die Tatkraft der Offiziere wären weit mehr Chevaliers gestorben."
Er kratzte sich mit der Rechten am Haaransatz. Diese eigentlich so normale Geste wirkte hier unpassend und lenkte die Gedanken der beiden Männer und der zwei jungen Frauen ab. Zumindest hoffte Germaine das, denn der Kampf war vorbei. Verbissenheit war jetzt nicht mehr gefragt, sondern Konsequenz, die richtigen Entscheidungen und Sachlichkeit. Das Lob in seinem letzten Satz gehörte ebenfalls zu dieser Strategie. "Bevor ich weiterrede, habe ich eine Frage: Wo sind McAllister und O'Bannon und wer befehligt gerade die Erste Kompanie?"
"Major McAllister kommandiert die Aufräumarbeiten an den verschiedenen Kampfpunkten. Ihre Infanterie hat wenig Verluste, deshalb hat sie darum gebeten", sagte Brennstein. "Captain O'Bannon liegt im Lazarett, sein Stellvertreter ist tot, und Second Lieutenant Bonsnow ist mit der Scoutlanze draußen und übernimmt die Feldsicherung." Er wechselte einen Blick mit Copycat und Jara. "Im Moment hat der Spieß das Kommando über die Erste, aber ich möchte an der Stelle anmerken, dass Twilight nach dem Ausfall Pilums das Kommando übernommen und die Kompanie gerettet hat."
"Holen Sie sie bitte. Falls McAllister nicht schnell genug hergeschafft werden kann, soll der ranghöchste Infanterie-Offizier in Reichweite zu uns kommen. Hansen soll ebenfalls kommen. Und wenn ich "sie" sage, meine ich sowohl Steinberger als auch Sheperd."
"O'Bannon auch? Sir, er liegt im Lazarett, und...", wandte Brennstein ein.
"So wie ich ihn kenne, versucht er sowieso gerade auszubrechen und seine Einheit wieder aufzubauen, oder? Also holen Sie ihn, Matthew, meinetwegen im Rollstuhl."
"Jawohl, Sir." Brennstein nickte und verließ den provisorischen Unterstand.
"Und wenn es niemanden etwas ausmacht, würde ich gerne wissen, wie es Miko geht."
Copeland ließ ein flüchtiges Grinsen sehen. "Den Umständen entsprechend sehr gut, Sir. Grün und blau, aber am Leben und weitestgehend unversehrt."
"Das sind... Gute Neuigkeiten." Danton ließ sich die Erleichterung nicht anmerken. Diese gute Nachricht hatte ihn schon erreicht, kaum dass das HQ wieder im Feldlager ausgeschleust worden war, aber sie zu hören war jedesmal eine Freude.

Fünf Minuten später waren die Angeforderten versammelt. Glücklicherweise war McAllister gerade auf dem Sprung zur Landezone der Zweiten Kompanie gewesen und hatte umgeleitet werden können. Auch O'Bannon hatte man hergeschafft, und so fröhlich, wie der Panzerfahrer über diese Entscheidung wirkte, schienen im Lazarett gerade einige Sanitäter erleichtert aufzuatmen. Die Letzten in der Runde waren die beiden MechKrieger und die Vertreterin der Pioniereinheit.
"Gut, wir sind alle beisammen", sagte Danton, "denn was ich Ihnen jetzt zu erzählen habe, will ich nur einmal erzählen müssen. Es behandelt - hoffentlich - die gesamten Hintergründe, die uns in diese verdammte Mausefalle geführt haben." Er griff in seine Uniform und zog zwei Kodax-Armbänder hervor. "Dies ist unser Preis für die Sache. Das Generbe von Ikan Furey und Damien aus dem Haus Wimmer." Bedächtig legte er sie auf dem Kartentisch ab.
"Bevor ich mit langen Erklärungen beginne, möchte ich etwas zur derzeitigen Situation sagen." Er nickte dem Luft/Raum-Piloten der Diamanthaie zu, der hinter ihm stand. "SternCommander Urlax wird uns während unserer verbleibenden Zeit auf Caliban IV als Verbindungsoffizier dienen."
"Freut mich sehr", sagte der Pilot in einem Tonfall, der das genaue Gegenteil bewies.
"SternCaptain Vogt, den einige hier noch kennen sollten", fuhr Danton unbeeindruckt fort, "kommandiert eine Gruppe von zirka fünfzig Kriegern und Technikern des Clans, die uns bei den Aufräumarbeiten unterstützen werden - unentgeltlich."
Der riesige Elementar nickte bestätigend.
"Zuerst einmal zur Lage: Da die Aufräumarbeiten weitestgehend nur noch Material betreffen, ordne ich eine Dienstpause an. Acht Stunden für jeden. Minimale Rumpfwache in zwei Schichten zu vier Stunden, die ebenfalls acht Stunden Dienstpause erhalten werden."
"Sir, wir wissen nicht, ob und wer noch da draußen ist", begann Copeland. "Die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft sollte Priorität haben."
"Seien Sie unbesorgt, Harry", sagte Danton. "Wer immer von den Nebelpardern oder von den abtrünnigen Diamanthaien noch da draußen ist, hat gerade eigene Probleme. Gegen alles andere kommen wir an, keine Sorge." Er sah in die Runde. "Trauthild Nagasawa hat einen Vernichtungstest gegen die Blutparder ausgesprochen. Das Gleiche gilt für ihre abtrünnigen Leute. Seit ungefähr vier Stunden jagen zehn Luft/Raumjäger des Clans die Überlebenden beider Einheiten sowie Blakes Wort."
Leises Rauen erklang. Sicher, die Zusammenstellung der Mechs hatte es schon vermuten lassen, aber es mit Gewissheit gesagt zu bekommen, war eine ganz andere Sache."
"Die Blakies, Sir?", fragte Jara bestürzt.
"Später mehr dazu, Captain. Jetzt, im Moment, sind nur zwei Dinge wichtig: Die Gefahr für die Einheit ist damit faktisch beendet, jedenfalls für die nächste Zeit, und unsere Einsatzziele wurden erreicht. Wie es mit Loren Cole aussieht, weiß ich natürlich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass der Verlust seines Werksschiffs den Wunsch in ihm weckt, mir die Haut in Streifen abzuziehen." Er klopfte mit dem Stock auf den Kartentisch. "Mit anderen Worten: Sobald wir hier fertig sind, sobald unsere Verwundeten transportfähig sind, werden wir hier verschwinden und nach Wayside V zurückkehren, wo wir der Einheit eine lange Pause gewähren und wieder aufbauen werden. Allerdings unter neuem Kommando."
Er sah in verblüffte Gesichter und genoss es. "Harry, sobald die Einheit wieder steht, werden Sie sie anführen. Falls Sie keine anderen Pläne nach Caliban haben."
Der große Ligist zögerte nicht eine Sekunde. "Es ist mir eine Ehre, Sir."
"Matthew, Sie bekommen die Mechs. Sehen Sie sich in dieser Sekunde zum Major befördert an. Das Bataillon gehört Ihnen. Berücksichtigen Sie beim Wiederaufbau, dass Sie eine neue Befehlslanze brauchen werden."
In einer Mischung aus Wahnwitz, Erschrockenheit und stoischer Ruhe erwiderte der Veteran den Blick des Herrn der Chevaliers. "Jawohl, Sir." Etwas leiser, weil ihm die Stimme zu versagen drohte, fügte er an: "Danke, Sir."
"Wenn Sie meinen, dass es Dank verdient, dass ich Ihre Probleme verdreifacht habe, nehme ich ihn an", erwiderte Danton nonchalant. Er sah Jara an, die ohne eine Gefühlsregung darauf wartete, an die Reihe zu kommen. Zweifellos machte sie sich Hoffnung auf den Stellvertreterposten im Bataillon. "Jara, was macht der Arm?"
Erstaunt sah sie ihn an. "Geht so, Sir. Ich bin einsatzbereit."
"Was ist mit Dawn?"
"Sie wird es schaffen", sagte Jara bestimmt. "Sie ist ein zähes Mädchen, und außerdem ist da eine Frau auf Wayside, die sie unbedingt wiedersehen will."
Danton lächelte, wenn auch nur kurz. "Ich ziehe mich eine Zeitlang aus dem Geschäft zurück. Du bekommst für diesen Zeitraum die Einheit. Aber ich verlasse mich darauf, dass du den Dienstweg einhältst und als Captain auf Harrys Befehle hörst." Er sah den Colonel an. "So wie ich mich darauf verlasse, dass Sie außerhalb ihrer Befehlsstruktur auf die neue Besitzerin der Chevaliers hören."
"Natürlich, Sir", erwiderte Copeland.
Jara war nicht ganz so flink mit ihrer Antwort. Sie sah Danton an, entsetzt und auch ein wenig wütend. "Für wie lange?"
"Wenn ich danach gehe, wie ich mich jetzt gerade fühle, dann wohl für immer", erwiderte Danton. Steif streckte er die Finger der linken Hand, bis sie aufhörten zu kribbeln. Ja, für immer war eine gute Idee. "Aber rein technisch, bis ich meine Grafschaft auf solide Füße gestellt habe oder bis du so einen Mist baust, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als zurückzukommen, frapos?"
"Germaine!", rief sie tadelnd.
"Nur ein Witz", lachte Danton. "Ich überantworte dir die Chevaliers für drei Jahre. Danach werde ich mich entscheiden, ob ich zurückkehre oder sie dir ganz überlasse. Das ist die Zeit, die ich mir gesetzt habe, um mich einerseits von meinen neuesten Verletzungen zu erholen und andererseits die Grafschaft zum Funktionieren zu bringen. Nicht zuletzt im Sinne der Chevaliers, die auf Wayside eine permanente Zuflucht erhalten sollen. Ist das in Ordnung so, Jara?"
"Das ist ein Test, richtig? Ein Test, ob ich die Einheit führen kann, richtig?"
"Führen wird sie Harry", korrigierte Danton. "Du bestimmst die Richtung, in die sie marschiert. Harry ist der erfahrendste Offizier, über den die Chevaliers derzeit verfügen, mich ausgenommen. Du bist, bei all deiner Erfahrung, bei all deinen Erlebnissen, für ein Regiment noch nicht weit genug. Du bist weder Grayson Death Carlyle, noch Phelan Kell."
"Für den Moment nehme ich das hin", sagte Jara, aber ihre mürrischen Worte wirkten nicht wirklich, wie sie klangen, solange sie ein Grinsen unterdrückte. "Glaub aber nicht, dass ich das für immer hinnehme."
"Sie sind dann die Besitzerin der Einheit, Captain Fokker", sagte Copeland. "Es obliegt Ihnen, mich meines Kommandos zu entbinden oder nicht."
"So habe ich das nicht gemeint", sagte sie schnell. "Ich vertraue Ihnen und Ihren Fähigkeiten, Harry."
Die beiden nickten sich stumm zu. Dann sah Jara Danton an. "Einverstanden. Drei Jahre. Dann reden wir erneut über das Kommando."
Danton erhob sich und bot ihr die Hand. Die junge Frau schlug ein.
"Dann ist das abgemacht." Der Colonel und Anführer der Chevaliers nahm wieder Platz. "In den nächsten Tagen und Wochen werden Belobigungen, Orden, aber auch Tadel und Verweise hageln. Wir werden uns den Schlachtverlauf ansehen und bewerten. Jeder wird sein Fett wegkriegen. Bei einigen wird das aber sofort der Fall sein." Danton sah nach Rechts, wo Shepard stand. "Spieß, bis auf weiteres übernehmen Sie das Kommando über die Erste Kompanie. Da ich weiß, dass Sie nach der Caliban-Geschichte andere Pläne haben, werde ich Sie nicht mit solchen Dingen wie Offizierspatenten und permanentem Kommando belästigen. Außer, da hat sich etwas geändert."
Shepards Kiefer mahlten. "Nein, Sir."
"Ich verlasse mich weiterhin auf Ihre gute Arbeit, solange Sie uns erhalten bleiben. Aber Spieß und Kompaniechef ist etwas viel Arbeit für einen Mann alleine. Sie sollten die Kompanie größtenteils Ihrem Stellvertreter überlassen." Danton sah Steinberger an. "Sie haben sehr gute Arbeit dabei geleistet, als den Chevaliers das Ende drohte. Sie haben außerdem entschieden, der Truppe zu dienen, anstatt die Gelegenheit zu nutzen und die Flucht zu ergreifen, was mit ein paar Tagen Marsch zur ComStar-Vertretung durchaus machbar gewesen wäre. Ich denke, Sie sind endlich wieder in der Zivilisation angekommen, Steinberger." Danton streckte die Hand aus, so als hielte er etwas darin. "Greifen Sie zu und nehmen Sie aus meiner Hand Ihr Offizierspatent zurück und zumindest bis Wayside V das stellvertretende Kommando über die Erste Kompanie."
"I-ich brauche Bedenkzeit", stammelte der Lyraner.
"Entscheiden Sie sich. Tun Sie es jetzt, oder lassen Sie es. Bedenken Sie, wenn mir und Copeland gefällt, was wir die nächsten Wochen sehen, stehen Sie eventuell in einer guten Position zum Kompaniechef."
Die Kiefer des ehemaligen Guerillakämpfers mahlten. Sein zorniger Blick glitt von Dantons Augen zu dessen Hand und wieder zurück. "Und das soll alles wiedergutmachen?"
"Glauben Sie denn, Ihre Sünden damit wieder gut zu machen, Steinberger?"
"Lieutenant Steinberger, Sir", sagte der Offizier. "Stellvertretender Kompaniechef von Metelles Pili."
"Gut." Danton schien für den Moment zufrieden. "Wie ich schon sagte, weitere Beförderungen, aber auch Tadel, werden in der nächsten Zeit folgen. Uns allen steht darüber hinaus der Wiederaufbau der Einheit bevor, und der wird hart genug. O'Bannon, ohne die Gefechts-ROMS zu kennen, will ich Ihnen und Ihren Leuten aber schon hier ein Lob aussprechen. Dass so viele Chevaliers überleben konnten, verdanken sie alleine der Tatsache, dass Sie und Ihre Leute die Tür aufgehalten und die Zeche bezahlt haben."
Der Mann im Rollstuhl grinste, aber es war ein zynisches Grinsen. "Das war unser Job, Sir."
"Und den werde ich belohnen. Ich baue Ihre Einheit wieder auf und ich sehe zu, dass Sie ein standesgemäßeres Vehikel bekommen. Etwas, was der neuen Panzerkompanie der Chevaliers noch besser steht als Ihr Alacorn. Ach, und machen Sie sich auf den einen oder anderen draconischen Orden gefasst."
"Wohlwollend notiert, Sir", erwiderte der Panzerfahrer eine Spur zu fröhlich.

Danton ließ einige Minuten vergehen, in denen er jedem einzelnen in die Augen sah, während Jan Jensen Kaffee und Tee ausschenkte. Als der junge Sergeant, den sie im Geisterbärdominion adoptiert hatten, damit fertig war, sprach der Colonel erneut.
"Wie ich schon sagte, nehme ich mir eine Auszeit. Wir alle haben gelitten, haben gute Freunde und Kameraden verloren, wurden verletzt... Ich habe für mich selbst entschieden, dass ich davon eine Pause brauche. Jedem von Ihnen steht es frei, ebenfalls eine Auszeit zu nehmen. Notfalls eine permanente. Sie auch, Shepard."
"Ist registriert, Boss", erwiderte der Spieß, sagte aber weiter nichts dazu.
Danton nickte. "Ich möchte nun ein wenig auf die Hintergründe eingehen. Ich will aber eines gleich vorweg sagen: Das Meiste habe ich mir selbst zusammengereimt, aus vielen, vielen kleinen Bruchstücken. Einiges davon kann falsch sein oder in die falsche Richtung führen, aber im großen und ganzen denke ich, dass ich richtig liege."
Dankbar nahm Danton seinen Kaffee entgegen. "Ich fange mal mit dem Naheliegensten an. Vor einiger Zeit, etwa einem Jahr, kamen die ersten Blakes Wort-Agenten via Fury Station nach Wayside. Ihr Ziel war es natürlich, ComStar in dieser Region zu destabilisieren, und dafür suchten sie potentielle Partner. Was das bedeutet, kann sich natürlich jeder selbst zusammenreimen. Blakes Wort sucht den Kontakt zu den Clan-Heimatwelten."
Leises Raunen der Anwesenden klang auf.
Danton hob die Rechte, und Ruhe kehrte ein. "Jedenfalls boten sich die Blutparder dafür geradezu an. Ein recht eigenwilliges Schicksal führte dazu, dass wir auf genau diese Einheit angesetzt wurden mit dem Ziel, sie zu vernichten. Jedenfalls verfügten die Blutparder über Kontakte zur Besatzung der Ripper, einer Vincent MK 24 Clan Nebelparders, die eigentlich in der Schlacht um Diana zerstört worden sein müsste. Dass sie hier wieder aufgetaucht ist, beweist, dass die Einsatzgruppen Schlange und Bulldog nicht ganz so gründlich waren, wie sie es hätten sein müssen. Nun, das ursprüngliche Ziel der Blakisten war natürlich die Ausschaltung ComStars. Dafür sollte die Korvette mit einem planetaren Bombardement sorgen. Die Frage war halt nur, was die Diamanthaie machen, die über ein Luft/Raum-Kontingent verfügen, das die Ripper hätte vernichten können. Zum Glück hatte SternCaptain James Clarke schon lange Ambitionen darauf, selbst SternColonel und Kommandeur des Caliban-Stützpunktes zu werden; bisher hatten ihm aber die Ressourcen und der persönliche Mut gefehlt. Als die Chevaliers auf den Plan traten, trafen die Blutparder die folgenrichtige Entscheidung, uns präventiv auszuschalten. Dafür setzten sie auch alle Mittel ein, darunter die Ripper. Blakes Wort hatte mit uns eh noch ein Süppchen am Kochen und war nur allzu bereit, die Blutparder zu unterstützen. Auch, weil das hieß, dass sie mehr oder weniger die Hand auf ein Kriegsschiff legen konnten. Und James Clarke ergriff die Gelegenheit, die mit unserer Auslöschung verbunden war, nämlich, dass ComStar das nächste logische Ziel sein würde. Danach hätte er als der Mann dagestanden, der die leidige Konkurrenz aus der Inneren Sphäre beseitigt hat; eine Abwahl Nagasawas, eine Versetzung in die Solahma oder ein Vernichtungstest werden ihm als Belohnung vorgeschwebt haben."
Danton machte eine Pause und trank einen Schluck. Dabei beobachtete er die Augen seiner Leute. In ihnen standen Fassungslosigkeit geschrieben, stoische Ruhe, aber auch Wut und Ärger.
"Jedenfalls haben der örtliche ComStar-Präzentor und SternColonel Nagasawa uns ans Messer geliefert, in der Hoffnung, dass wir diese Dreiercombo weit genug schwächen, sodass sie gemeinsam mit ihnen aufräumen konnten. Wobei den Clannern die ehrenvolle Aufgabe zugekommen wäre den Vincent vom Himmel zu holen. Etwas, was Icecream ihnen abgenommen hat. Wir waren etwas zu effektiv, sodass für ComStar und die Diamanthaie nur noch etwas Schönheitskorrektur notwendig ist. Wie ich schon erwähnte, hetzen die Luft/Raumjäger Nagasawas in diesem Moment alles, was da draußen Blutparder- oder Diamanthai-Insignien trägt, in einem Vernichtungstest zu Tode.
Was uns angeht, so haben wir nur mit den Blutpardern gerechnet, nicht mit Blakes Wort oder abtrünnigen Diamanthaien. Wir hatten also keine Bedenken dagegen, uns aufzuteilen. Und es war uns auch keine Warnung, als die Waräger uns ohne Vorwarnung angegriffen haben. Tja, und dann fanden die Blutparder uns, anstatt dass wir sie fanden. Den Rest wissen Sie alle besser als ich. Sie zogen die Dritte Kompanie fort, indem sie ein Basislager täuschten, attackierten die Zweite Kompanie separat und griffen die Erste und die Panzer hier im Basislager im Schutz eines Sandsturms an. Dabei kam ihnen eine atmosphärische Interferenz durch starken Sonnenwind entgegen, die zeitweilig die gesamte Kommunikation im Funkäther ausschaltete. Für jemanden, der bereits vorgefertigte Befehle hat, kein großes Problem. Für jemand, der mit diesem Phänomen nicht rechnet, hingegen schon. Aber das gute Training der Chevaliers hat der Mehrzahl von uns das Leben gerettet. Das sollten wir als Lektion von diesem Staubball mitnehmen, Herrschaften.
Woher die Parder vom Sonnensturm wussten, wie sie ihn für ihre Zwecke ausnutzen konnten, weiß ich nicht. Aber an Zufall glaube ich nicht, eher an ein periodisch auftretendes Phänomen. Beim Sandsturm hatten sie vermutlich reines Glück. Dann erfolgte der Luftschlag gegen die APOLLO, der beinahe auch das Ende der Ersten Kompanie eingeläutet hat. Nur dank Lieutenant Slibowitz' Opfergang wurde unserer Einheit ein weiteres Bombardement erspart." Seine Hände ballten sich um den Knauf des Spazierstocks. "SternColonel Trauthild Nagasawa hat mich darüber informiert, dass es den Technikern der Glitzerfische gelungen ist, eine verwertbare Genprobe von Lieutenant Slibowitz zu bergen. Sie hatte vor, ihrem Clan zu empfehlen, diese Probe in der Genzucht der nächsten Generation Krieger der Haie zu verwenden. Als sie mich dementsprechend um meine Zustimmung bat, habe ich ihr Ansinnen selbstverständlich rundheraus abgelehnt und sie hat mir versprochen, die Genprobe zu vernichten."
Danton lachte gehässig. "Ebenso selbstverständlich war das nur ein Lippenbekenntnis, und Sarahs Giftake wird mit dem nächsten Transport zur Heimatwelt der Diamanthaie unterwegs sein. Es sei dahingestellt, ob das gut oder schlecht ist." Danton legte eine Hand auf den Arm von Kiki, die vor Wut zitterte. Sie konnten es nicht ändern. Nicht mehr. Sie konnten nur weiterleben. Die junge Pilotin beruhigte sich ein wenig und nickte Danton zu, als sie sich wieder im Griff hatte.
"Jedenfalls können wir davon ausgehen, dass jeder Diamanthai in diesem Vernichtungstest, jeder Blakist und jeder Blutparder, der es nicht schafft, diese Welt zu verlassen oder in unsere Obhut kommt, noch im Laufe dieser Woche getötet werden wird. Wir sollten also darauf gefasst sein, den einen oder anderen Diamanthai oder Blutparder unter unsere Fittiche zu nehmen. Mir wurde zugesichert, dass unsere Isorla unangetastet bleibt. Tatsächlich könnte es sich herumsprechen, dass wir die Chance sind, dem Vernichtungstest zu entgehen, was den Zulauf erhöhen könnte. Wobei ich eindeutig mehr am Material als an den Kriegern interessiert bin." Er schnaubte ernst. "Was Blakes Wort angeht, so nehmen wir die auch gerne mit - in Ketten im Kabelgatt, um sie der draconischen Gerichtsbarkeit zu übergeben, und das so schnell wie möglich. Ach, und wenn wir gerade beim Thema sind: Ich möchte, dass Clarkes Mech wieder einsatzbereit gemacht wird. Bitte mit Priorität. Voll bestückt und aufmunitioniert." Danton hob wieder die Hand, bevor der erste Einwand kommen konnte. "Ist das geschehen, setzen wir Clarke samt seines Mechs auf dem Nachbarkontinent aus. Sollen die Diamanthaie den Rest unter sich ausmachen."
"Das bedeutet mit ziemlicher Sicherheit seinen Tod, nicht?", fragte Jara, die Clan-Rituale aus eigener Hand kannte.
"Sogar verdammt sicher", antwortete Germaine. In einem Positionstest hätte es eins gegen eins gestanden. In einem Vernichtungstest aber war er Freiwild und konnte von allen Jagdmaschinen zugleich gejagt werden.
"Dann ist ja gut", erwiderte das blonde Mädchen mit einem kalten Lächeln, das Menschen frösteln lassen konnte. "Wollte nur sichergehen."
Danton erwiderte das Grinsen mindestens ebenso kalt.
"Also gut, Herrschaften, der Fahrplan steht fest. Sehen wir zu, dass wir aufräumen, unsere Leute zusammenflicken und unsere Toten einsammeln, und dann nichts wie runter von diesem Staubball." Danton erhob sich wieder. "Also, Dienst nach Befehl. Schicken Sie Ihre Leute in die Betten, Colonel Copeland."
Der große Ligist nickte bestätigend, klatschte in die Hände und rief: "Ihr habt den Alten gehört. Schickt eure Leute in die Federn und nehmt dann selbst eine Mütze Schlaf. Für die, die das nicht können, liegen Schlaftabletten im Lazarett bereit."
Ihm antwortete leises Murren, aber die Offiziere gingen nach und nach auseinander.
"Jensen, kommen Sie. Wir müssen zu unserem nächsten Termin", sagte Danton, wandte sich um und verließ den primitiven Unterstand als einer der letzten.
"Ja, Sir. Mit wem, wenn ich fragen darf?"
"Wir gehen jetzt Cole suchen und holen uns unser Donnerwetter ab."
"Verstehe, Sir."
Vielleicht, dachte Danton bei sich, tat Jensen das tatsächlich.
***
Danton straffte sich innerlich, während er nach außen hin seine übliche, joviale Miene aufgesetzt hatte. Während er und Sergeant Jensen auf das ferne zivile Fabrikschiff Apollo zuschritt, erlaubte er es sich nicht, seine Gefühle auf seinem Gesicht ablesen zu können. Dieser Gang war schwer, schwerer als vieles zuvor, was er erlebt und durchgemacht hatte. Nicht das Schwerste. Das war und würde für immer bleiben, als er gezwungen worden war, den misshandelten und missbrauchten toten Leib seiner Verlobten zu identifizieren. Nichts würde je wieder so schrecklich für ihn sein. Und nichts würde ihn je wieder in diese Raserei treiben, die ihn Jahre im Griff gehabt hatte, und der drei der fünf Täter sowie etliche Dummköpfe, die für sie Partei ergriffen hatte, die Leben gekostet hatte. Dennoch, er trat einem Mann unter die Augen, einem Zivilisten, dem ein Schiff durch ein Orbitalbombardement weggeschossen worden war. Ein Schuss, der auf seine Leute gezielt gewesen war. Dutzende Tote waren zu beklagen gewesen, viele waren von den Clannern exekutiert worden, obwohl es dazu keine Notwendigkeit gegeben hatte. Von seinen Leuten ganz zu schweigen, verdammt.
"Augen geradeaus, keine Gefühle zeigen", mahnte er seinen Begleiter, als sie den Fuß der Laderampe erreicht hatten.
Jan Jensens Hand krampfte sich um die Seitentasche mit der Laserpistole. Aber er beherrschte sich und ließ die Hand locker herabfallen. "Ja, Sir." Er schluckte kurz, dann hatte er sich wieder im Griff.
Danton schritt voran, der junge Unteroffizier folgte ihm. Wie lange war er jetzt schon in der Einheit? Drei Jahre? Seit sie die Ronin ausradiert hatten, nicht? Er hatte sich gut gemacht, und Danton hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ihn zum Stabsoffizier aufzubauen. Nicht die schlechteste Idee.
Sie erreichten das Hangartor, das weit offenstand. Wachen gab es keine. Himmel, dies war ja auch ein Zivilist, kein Kriegsschiff.
"Colonel Danton für Direktor Cole", sprach er den Erstbesten an, einen Ingenieur mit Block in der Hand.
"Sehe ich so aus wie ein verdammter Portier?", blaffte der Mann. Er deutete auf ein Telefon in der Zarge des Hangarschotts. "Rufen Sie auf der Brücke an und lassen Sie sich abholen. Rufliste steht dabei." Er schickte einen Fluch hinterher, der jeden lebenden Soldaten mit bestimmten anatomischen Eigenarten der Säugetierwelt in Zusammenhang brachte und widmete sich wieder seiner Arbeit.
Danton zuckte die Schultern. Auch gut. Er ergriff das Telefon, fand heraus, dass die Zentrale die null vier hatte, und rief an. "Colonel Danton für Direktor Cole."
"Benedict hier", antwortete die Kapitänin der APOLLO. Eine Ehrenbezeichnung ließ sie weg. "Der Chef ist in seinem Büro. Ich schicke jemanden, der Sie führt."
"Danke, Skipper", erwiderte Danton, aber die Frau hatte bereits abgeschaltet.
Danton spürte eine gewisse Unruhe in seinen Eingeweiden. Er hatte mit mehr Feindlichkeit gerechnet, mit Hass, vielleicht sogar Tätlichkeiten. Diese Leute waren keine Soldaten. Ihnen war Schreckliches passiert. Aber die Atmosphäre war unwirsch und unfreundlich, aber nicht aggressiv oder bedrohlich.
Sie mussten etwa zwei Minuten warten, dann holte sie ein Steward ab. "Bitte folgen Sie mir, Colonel. Sergeant." Er nickte mit steinerner, undurchdringlicher Miene und schritt voran, brachte sie zu einem Aufzug und fuhr mit ihnen tief in die Eingeweide des umgebauten Unions.
Schließlich lieferte er sie vor einer Tür auf dem Deck der Brücke ab, auf der die schlichten Buchstaben L.C. standen. Er klopfte an. "Herr Direktor, Colonel Danton und Begleitung sind hier."
"Reinkommen", klang die unwirsche Stimme des Firmeninhabers Loren Cole auf. Der Steward öffnete die Tür und ließ sie ein.
"Setzen Sie sich, Danton, Jensen", sagte er und deutete auf zwei freie Stühle vor dem Schreibtisch. Cole erhob sich, ging zu einem Schrank und kam mit einer Flasche und drei Gläsern zurück. Er schenkte alle drei großzügig voll, während die beiden Chevaliers die Stühle einnahmen. Dann hob er sein Glas. Automatisch griffen der Colonel und sein Begleiter zu. "Auf die, die uns verlassen haben."
"Cheers", erwiderte Danton. Sie stießen an und tranken vom scharfen Schnaps, der sich als weißer Whisky herausstellte. Jensen hustete überrascht, Danton verzog keine Miene. Er mochte die rauchigen Whiskys nicht, aber er erlaubte es sich nicht, dies auf seiner Miene abgezeichnet zu sehen. Cole brummelte irgendwas und schenkte nach. "Damit das klar ist: Sie gehen hier erst raus, wenn die Flasche leer ist", kam es von ihm.
"Es tut mir leid um Ihre Leute", sagte Danton. "Das hätte nicht passieren dürfen."
"Und mir tut es leid um Ihre. Um die, die bei den Luftschlägen gestorben sind, um die armen Schweine, die waffenlos da draußen exekutiert wurden, und an Ihre Panzerleute, die richtig einen aufs Maul gekriegt haben. Das macht sie aber allesamt nicht wieder lebendig." Cole trank sein Glas leer und sah Danton in die Augen. "Vertragen Sie nichts?"
Der Colonel leerte auch sein Glas und hielt es dem anderen zum Nachfüllen hin. Er wusste, dies war keine simple Unterredung, sondern ein schottisches Wake, ein Totengedächtnis, nur für die beiden Anführer der zwei Unternehmen, die für diese Aktion zusammengearbeitet hatten. "Ich bin trockener Alkoholiker. Eigentlich", erwiderte Danton. "Aber es gibt Ausnahmen."
"So? Das wusste ich nicht." Dennoch schüttete Cole Danton wieder ein. Jensen versuchte, sein Glas auszutrinken und erlitt einen Hustenanfall.
"Ruhig, Junge. Sie brauchen sich nicht zu beeilen. Dies ist eine Geschichte zwischen Ihrem Colonel und mir." Sein Blick taxierte Danton. "Nicht?"
Der Colonel nickte. "Ja."
Das zweite Glas tranken sie schweigend. Als Cole das dritte einschenkte, begann er über seine Leute zu reden, über jene, die er verloren hatte, über jene, die verletzt im Lazarett lagen, über die Überlebenden. Der Mann hatte ein vortreffliches Gedächtnis und redete lang und viel über sie. Danton und Jensen hörten geduldig zu.
Schließlich sagte Cole: "Teufel auch, ich hätte es besser wissen sollen, als Ihnen auf diesen Höllentrip zu folgen. Ich meine, mein Hangar ist voll mit Tantal, Germanium und begleitenden Seltenen Erden, aber ich hätte wissen müssen, dass es auch diesmal nicht ohne Verluste abgehen wird. Dies ist nun mal keine friedliche Ecke. Und ich war gierig genug, um Ihnen nachzulaufen, Danton. Dreißig meiner Leute haben das mit dem Leben bezahlt, vier weitere werden ihnen wahrscheinlich noch folgen. Und eines meiner Eier ist kaputt. Also, mein Landungsschiff jetzt." Er grinste und schenkte nach. "Dennoch, ich habe vor, ComStar die Unkosten in Rechnung zu stellen und auch noch ordentliche Zahlungen für die Toten und ihre Hinterbliebenen rauszuschlagen. Ist das Beste, was ich jetzt machen kann. Zusammen mit dem Gewinn aus dem Verkauf der Metalle kommt dann ein hübsches Sümmchen zusammen, für meine Leute, und für eine neue ARTEMIS. Vielleicht reicht es diesmal auch für eine THETIS. Wir werden sehen, ob ich die Leute dafür zusammenbekomme. Nach diesem Ereignis werden die besseren Leute meine Firma eher meiden, und allzu viele schlechte verderben die Arbeit." Er sah Danton über den Rand des Glases an. "Sie trifft keine Schuld. Ich bin wütend, wütend genug um auf Sie loszugehen, auf irgendjemand loszugehen, aber Sie trifft keine Schuld. Wir haben Freunde und Familie verloren, verdammich, und das tut weh, richtig weh. Aber Sie und Ihre Leute haben nur den Fehler gemacht, sich auseinanderziehen zu lassen. Was angesichts des Orbitalbombardements schon wieder ein schlauer Schachzug war. Ach, und natürlich werden Sie für die Überlebenden die Verantwortung übernehmen, Danton."
Interessiert beugte sich der Terraner vor. "Inwiefern?"
"Ich denke da an Ihre Grafschaft, auf der Sie jedermann, der jemals für die Chevaliers tätig war, ein Wohnrecht eingeräumt haben. Falls einer oder mehrere meiner Leute ihre Leben in Zukunft ruhiger angehen lassen wollen..."
Danton nickte. "Dantonville steht ihnen offen."
"Das ist ja wohl auch das Mindeste", polterte der Prospektor. Plötzlich wurde er ruhig, nahezu still. Gedankenverloren tippte er einen Rhythmus auf den Rand seines Glases. "Falls einer oder mehrere meiner Leute versuchen, Sie umzubringen, nehmen Sie es ihnen nicht allzu übel. Nicht jeder ist so abgeklärt wie ich oder verzichtet auf kleinliche Rachgelüste an den Falschen."
"Aber wehren darf ich mich doch?", erkundigte sich Danton sarkastisch.
"Natürlich. Vergessen Sie nur nicht, Sie sind der Soldat. Meine Leute sind nur zornige normale Leute. Und bevor Sie das Ding da ziehen", meinte Cole und nickte in Richtung von Dantons Gehstock, "sollte der Profi seine Professionalität unter Beweis stellen."
Der Colonel unterdrückte den Wunsch, breit zu grinsen. Die Legende vom Schwert in seinem Gehstock zog weitere Kreise. Eventuell würde er ihn auch dann noch mit sich tragen, wenn er ihn nicht mehr brauchte. Jeder brauchte sein Markenzeichen, oder?
"Ich überlege es mir. Angemessen an der Situation, Loren."
"Danke", murmelte Cole und trank aus. Danach schenkte er Danton und sich nach. "Und jetzt sind Sie dran. Erzählen Sie mir was über die Leute, die Sie verloren haben, Germaine."
Überrascht nahm Danton das Angebot an. Stockend erst, aber dann immer flüssiger, kamen ihm die Worte über die Lippen. "Decius Metellus. Er war mein Freund. Seit vier langen Jahren schon. Wir haben einigen Scheiß mitgemacht... Seine Freundin war schwanger und lag schwer verletzt im Lazarett, als er starb. Aber dennoch, sie war es, die die verdammte Korvette aus dem Orbit geblasen hat..."
So verging ein Großteil des Tages.

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