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Zum Ende der Seite springen Erkundungsmission Teil 2 - Rückkehr nach Wohlfahrt
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Zuikagu Zuikagu ist männlich
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 17: Operation Minerva – Rückkehr


System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen
Mo. 10.07.3071, 08:00 Uhr (Ortszeit)


Mit donnerndem Getöse hob die „Ramierez“ ab und strebte immer schneller in den Morgenhimmel über Landry. Oberst Georg Müller stand am Fenster seines provisorischen Büros, das er am nächsten Tag räumen würde. Für übermorgen war der Start der Taskforce „Minerva“ zurück nach Wohlfahrt vorgesehen. Da die „Andromeda“ sich immer noch am Piratensprungpunkt III befand, würde der Flug dorthin ca. 4 Tage in Anspruch nehmen. Etwas wehmütig sah er dem „SEEKER“-Landungsschiff hinterher, würde sie doch in ca. 5 Monaten Kwangjong-ni und die Innere Sphäre erreichen. Andererseits war er sehr froh weit weg von der Inneren Sphäre zu sein und hier eine sinnvolle Aufgabe zu haben, wusste er doch, dass er bei vielen in der Führungsetage der LAS und der Lyranischen Allianz in Ungnade gefallen war. Vor allem hegte Adam Steiner, der designierte Nachfolger des Archons, einen tiefen Groll gegen ihn, seit er damals Barcelona nicht mit allen seinen Soldaten, sondern nur er alleine mit einem Widerspruchstest verteidigt hatte. Das Barcelona verloren gegangen war und damit der Grund für seinen guten Ruf in den LAS und der LA, hatte Adam Steiner ihm wohl nicht verziehen. Aber so wie Georg das sah, war er daran selbst schuld. Hätte er nicht mit der 14. Donegal Garde in den Bürgerkrieg zugunsten von Victor Steiner-Davion eingegriffen, wäre es nie so weit gekommen. Nun musste er, Georg, als Sündenbock für den Verlust Barcelonas herhalten. Er hatte schon seinen Namen deswegen aufgeben müssen und lebte nun unter der Identität einer seiner besten Kameraden und Freunde, der leider auf Barcelona tödlich verunglückt war, hier draußen in der tiefen Peripherie. Aber das alles hatte auch etwas Gutes! Dadurch hatte er Julia getroffen und sich neu verliebt. Sie gab ihm den Halt, den er brauchte um seine Aufgaben erfüllen zu können! Georg hoffte, dass in spätestens 1 Jahr die „Hugo Eckener“ mit der „Ramierez“ wieder ins Bartok-System zurückkehren würde!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen
Di. 11.07.3071, 16:50 Uhr (Ortszeit)


Georg stand gerade in der ehemaligen WoB-Befehlszentrale, die sie übernommen hatten und unterhielt sich mit der Logistik-Leiterin des Raumhafens, Leila Teutul, die, sie soweit es ging, beim endgültigen Verladen der Fracht und Ausrüstung unterstützte, als er plötzlich angesprochen wurde.
„Sir, die „Seute Deern“ ist vor 25 Minuten gesprungen!“ meldete ihm einer der Unteroffiziere, die an der Raumkontrolle Dienst hatten.
„Danke Mastersergeant, weitermachen!“ antwortete Georg. Dann wandte er sich wieder Leila Teutul zu.
„Wann meinten sie, ist alles verladen?“
„In einer Stunde. Dann haben wir alles, was sie bei Hopefull Mining bestellt haben an Bord der Landungsschiffe.“
„Dann steht unserem morgigen Start ja nichts mehr im Wege und sie sind uns dann los!“ meinte Georg mit einem Lächeln. Die Logistik-Leiterin lächelte zurück.
„Sie können gerne wiederkommen! Ihre Leute haben in den wenigen Wochen die sie hier waren eine Menge Geld in der Stadt ausgegeben. Die Geschäftsleute werden ihnen sicher mehr als eine Träne nachweinen!“ gab sie zurück.
„Danke, das höre ich gerne! Auch wenn es für sie am Anfang sicher nicht so ausgesehen hat.“
„Nein, nach mehreren Piratenüberfällen vermuten wir immer das Schlimmste von bewaffneten Außenweltlern!“ meinte sie. Dann wollte sie sich gerade verabschieden, als Julia auf sie zukam.
„Hallo Mrs. Teutul!“ begrüßte sie die Logistikleiterin. „Schon alles verladen?“
„LtCol. Mauerer, hallo!“ antwortete Leila Teutul mit einem Grinsen „Das ist schön, dass ich sie nochmal treffe! Mein jüngster Sohn ist absoluter Mech-Fan und als ich ihm von ihnen erzählt habe, wollte er unbedingt ein Bild von ihnen! Wäre es ihnen recht, wenn ich ein Selfie von uns beiden für meinen Sohn machen könnte?“ fragte sie. Julia grinste,
„Warum nicht, aber nur wenn es privat bleibt!“ gab Julia vor und Leila Teutul nickte bestätigend.
„Geben sie mir ihr ComPad, Mrs. Teutul, ich mache das Bild!“ erbot sich Georg. Kurz darauf stellten sich die beiden Frauen in Positur und Georg schoss mehrere Fotos. Auch mit seinem eigenen ComPad machte er ein paar Bilder. Dann gab er der Logistikleiterin ihr ComPad zurück und sie verabschiedete sich mit einem großen Dankeschön.
„Ich glaube, wir können jederzeit wieder hier Station machen!“ bemerkte Julia.
„Das hoffe ich!“ bemerkte er. „Lust heute Abend mit mir ein letztes Mal auszugehen? Ich habe 2 Plätze im „Topkapi“ für uns reserviert!“ fragte er. Julia lächelte erfreut,
„Danke! Natürlich! Ich glaube aber das wir heute Abend keine Bewacher mehr brauchen!“ meinte sie.
„Da stimme ich dir zu. Der Tisch ist für 19:00 Uhr bestellt!“ informierte er sie.
„Ich freue mich!“ sagte Julia, schaute sich kurz um, ob gerade niemand herschaute und gab ihm dann einen schnellen Kuss auf die Wange, dann ging sie wieder an ihre Aufgaben. Georg schaute seiner Verlobten nach und lächelte. Wie einfach das Leben doch sein konnte!




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen, an Bord der „Whirlwind“
Mi. 12.07.3071, 08:45 Uhr (Ortszeit)


Maj. Sparks empfing die beiden Besucher am Zugangsschott des Landungsschiffes.
„Schön, dass sie es nochmal einrichten konnten!“ begrüßte er Oberst Müller und LtCol. Helgisdottir (a.k.a. OTL. Sigrid Scholz).
„Die Zeit nehmen wir uns doch gerne!“ entgegnete der Oberst.
„Dann folgen sie mir! Der Colonel erwartet sie in seinem Büro!“ Kurz darauf standen sie Colonel Hank Mitchel gegenüber, dessen Heilung erstaunlich rasche Fortschritte machte. Das Krankenbett, das vor 3 Tagen noch in der Kabine stand, war verschwunden.
„Schön sie so munter zu sehen, Sir!“ bemerkte Sigrid, die hier von allen nur mit ihrem Pseudonym Frejia Helgisdottir, angesprochen wurde.
„Das habe ich alles nur ihnen zu verdanken!“ entgegnete Hank Mitchel. „Ohne sie wären wir alle tot, und unser Schiff in den Händen von Piraten oder WoB!“ Georg spürte, dass diese Worte mit großer Dankbarkeit ausgesprochen wurden und keine leeren Floskeln waren.
„Es war uns eine Ehre!“ kommentierte Georg den Dank. „Wir würden es jederzeit wieder tun! Es ist schwer im Söldnergewerbe echte Integrität und Zuverlässigkeit zu finden. In ihnen und ihrer Einheit haben wir beides gefunden und wir würden uns sehr freuen, wenn wir in kameradschaftlicher Verbindung bleiben!“
„Das hoffe ich ebenfalls!“ entgegnete der Colonel. „Darf ich Fragen wo es sie als nächstes hintreibt?“
„Nun, wie werden alle wichtigeren Systeme in der tiefen Peripherie besuchen, ohne uns dabei allzu auffällig zu verhalten und weiter nach WoB oder Clan-Aktivitäten Ausschau halten. Auch wenn wir hier weit vom Schuss sind, in der tiefen Peripherie zu liegen ist kein Grund für WoB oder die Clans ihre Einflusssphären nicht auszuweiten. Ich persönlich glaube, dass z.B. die Unabhängigkeit der Hanseatischen Liga nicht mehr lange währen wird. Mehr als ein Dutzend entwickelter Systeme, die militärisch und technologisch jedem der Clans hoffnungslos unterlegen sind, weckt Begehrlichkeiten! Und wer soll sie hier draußen aufhalten!“ analysierte Georg die Lage.
„Die Hanseatische Liga? Von der habe ich bisher nur vage Erzählungen gehört! Dort waren wir noch nie!“ bemerkte Maj. Owen Sparks.
„Es ist auch ein weiter Weg durch unerforschten Raum von hier. Aber es gibt sie, ich war selbst schon dort!“ meinte Georg.
„Ich glaube, sie könnten uns mehr erzählen als wir ahnen!“ stellte Hank Mitchel fest und ging dabei an ein Fach in der Wand und holte 2 Flaschen und 4 Gläser heraus. Als er wieder an seinem Schreibtisch stand fragte er den Oberst,
„Whiskey oder Gin?“
„Wenn ich die Wahl habe, dann Gin!“ sagte der Oberst lächelnd. Colonel Mitchel füllte 2 Gläser mit einer klaren Flüssigkeit und schob sie dem Oberst und seiner Begleiterin hin.
„Sie haben es sich gemerkt!“ stellte Sigrid Scholz mit einem Lächeln fest, während Hank Mitchel die beiden anderen Gläser mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit füllte und eines der Gläser an Owen Sparks gab.
„Natürlich! Was denken sie denn?“ grinste der Colonel. „Und sie wollen wirklich nicht zu uns kommen?“ fragte er augenzwinkernd. Sigrid lächelte,
„Sie kennen die Antwort!“
„Leider!“ brummte Hank Mitchel. Dann erhob er sein Glas, „Auf unsere Retter! Cheers!“
„Cheers!“ entgegneten alle. Dann entspann sich ein lockeres Gespräch, doch nach einer halben Stunde schaute Oberst Müller auf die Uhr.
„Colonel, wir müssen leider wieder! Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder und sie können dann auch wieder ihren „CRUSADER“ steuern!“
„Das hoffe ich! Sir, LtCol. Helgisdottir, ich wünsche ihnen eine gute Reise!“ Der Colonel erhob die Hand zum Gruß und Georg grüßte zurück, dann schüttelten sie sich herzlich die Hände. „Wir werden immer in ihrer Schuld stehen!“ ergänzte der Colonel.
„Passen sie gut auf sich und Hope auf. Die Menschen hier haben es verdient! Und bauen sie ihre Maurauders wieder auf!“ gab Georg zurück. Dann schüttelte er auch die Hand von Owen Sparks. Auch Sigrid verabschiedete sich, dann verließen sie das Büro und die „Whirlwind“.


Auf dem Weg zu ihren Landungsschiffen, den sie absichtlich zu Fuß gingen, meinte Georg,
„Sigrid, ich hoffe, wir finden alles wieder so positiv vor, wie wir es verlassen haben. Spätestens in 1,5 Jahren muss jemand von uns wieder hier vorbei schauen!“ Sigrid registrierte, dass der Oberst wieder in den informellen Ton zurückgefallen war, den er während der Operation Minerva vermieden hatte. Das war für sie ein sicheres Zeichen, dass diese Operation nun wirklich vorbei war.
„Das wäre gut! Wir brauchen hier draußen einen sicheren Hafen, in dem wir freundlich empfangen werden.“ antwortete sie. Dann trennten sich ihre Wege. Während Sigrid zur „Sturm“ ging, bog Georg zur „Witch“ ab.




System „Good Hope“, Planet „Hope“
Nordkontinent, Hoffmanns Landing, Raumhafen
Mi. 12.07.3071, 12:00 Uhr (Ortszeit)


Pünktlich hob die Witch als letztes der 3 Landungsschiffe des Kommandos ab. Zurück auf dem Landefeld blieb nur die „Whirlwind“ der Mitchels Maurauders. Georg befand sich auf der kleinen Brücke der „Witch“ und wurde in seine Liege gepresst. Vor ihnen lag ein mehrtägiger Flug und Georg hoffte, dass nun alles ohne Probleme lief. Wie Kaptein Davenport gemeldet hatte, war sein Sprungschiff bereit das System zu verlassen. Der Oberst blickte auf die taktische Darstellung auf dem Schirm und sah, dass die 3 Landungsschiffe seines Kommandos wie Perlen an einer Schnur hintereinander flogen. Voraus die „Dolch“ mit ihrem Kommandanten Peter Schultzky, direkt vor ihnen die „Sturm“, KdtHptm. Duisenbergs Schiff und die „Witch“ als letztes. Georg schaute zu Francois Dassault hinüber, die mit voller Konzentration ihr Schiff aus der Atmosphäre ins All steuerte. Dann ließ das Schütteln des Schiffes nach und es waren nur noch leichte Vibrationen zu spüren, ein klares Zeichen, das sie nun im All waren.
„Beschleunigung konstant 1g! Alle Stationen regulären Dienst aufnehmen. Wendemanöver in 51 Std!“ gab die Kommandantin über das Bordnetzwerk durch, dann erlaubte sie sich einen Seitenblick zu Georg und grinste gelöst! „Gehst du gleich wieder zu deinem großen Bruder?“ fragte sie ihn.
„Nein, heute nicht! Ich werde später nach meinem Mech sehen!“ entgegnete Georg. Dann schnallte er sich ab und verließ die Brücke um sich einen Kaffee in der Cafeteria zu gönnen.




System „FE495A67“, Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff „Ramierez“
Mi. 12.07.3071, 16:00 Uhr (Bordzeit)


Die 0,1g die durch die Beschleunigung des Triebwerks der „Hugo Eckener“ erzeugt wurden, machte die Wartezeit erheblich erträglicher. Das System in das sie gestern gesprungen waren, hatte einen Klasse „M“-Zwergstern, der rot-orange leuchtete. Laut der Astrogation würden sie hier 6 Tage zum Aufladen der Sprungbatterien brauchen. Den Weitersprung hatte Kaptein Hansen auf den kommenden Dienstag gelegt, damit sich die Batterien vor dem Sprung einen Tag lang vom Ladestress erholen konnten. Das System selbst war uninteressant und die ermittelten Daten deckten sich zu 100% mit den Sternendaten die sie von der „Shinobi Maru“ erhalten hatten. Pakka und Leonor entspannten gerade zusammen in Leonors Kabine und tranken einen Kaffee.
„Ich hoffe, es bleibt so ruhig auf der Reise!“ stellte Leonor fest und lächelte Pakka an.
„Wenn alles klappt, werden wir unser erstes Ziel nach 12 Sprüngen erreichen, dann wird es interessant. Ich hoffe, meine Informationen sind nicht allzu veraltet!“
„Die nächsten 10 Sprünge führen uns durch unbekannten Raum. Zwei der Systeme sind sogar bei den Maru-Daten weiße Flecke!“ warf Leonor ein.
„Wir werden nie alle Systeme in der Galaxis kennen. Dazu ist die Anzahl der Sonnen viel zu groß, wie du weißt!“ stellte Pakka fest. Dabei lächelte er und seine weißen Zähne blitzten hervor.
„Aber dafür hat der Kaptein für jeden Sprungladezyklus im Schnitt nur 7 Tage eingeplant, abhängig von der Sonne. Das beschleunigt unser Fortkommen. Auch wenn wir deinen Umweg machen, werden wir, wenn alles glatt geht, schon im November Kwangjong-ni erreichen.“ stellte sie fest.
„Dafür werden wir aber alle unbekannten Systeme nur von den Sprungpunkten aus vermessen. Eine Vor-Ort-Erkundung würde den Zeitplan über den Haufen werfen!“ erwiderte Pakka.




Rand-Territorium, System Veil, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff „TSS Humboldt“, Brücke
Fr. 14.07.3071, 15:40 Uhr (Bordzeit)


Kurz nachdem die „Humboldt“ materialisierte, kamen die ersten Sensordaten herein. Der Sprungpunkt war leer!
„Frau Kapteinin, aus dem inneren System können wir elektromagnetische Signale aufnehmen!“ meldete der Signalgast seiner Kommandantin.
„Können sie das entziffern?“ fragte diese nach.
„Nein, dafür sind die Signale zu schwach!“
„An Alle Stationen, wir gehen auf Low-Emission! Ich habe keine Lust darauf, ungebetenen Besuch zu bekommen!“ befahl die Kommandantin. Daraufhin wurden alle weitreichenden aktiven Sensoren abgeschaltet und die Sendeleistung der Funkanlagen gesenkt. Die beiden L/R-Jäger der „Humboldt“, die unmittelbar nach der Ankunft gestartet waren, bekamen Order im Wechsel Patrouille zu fliegen. Nadja Ungureanu wollte möglichst schnell und unbemerkt die Rand-Territorien durchqueren, deshalb war auch der 1. Sprung über 30 LJ in den freien Raum gegangen, so dass sie im 2. Sprung bereits Veil erreichten, ein System das rund 58 LJ von Kwangjong-ni entfernt liegt. Dieses Vorgehen würden sie über das System Styriania bis zum System Pressville wiederholen, so dass mit dem 7. Sprung der allgemein bekannte Teil des von Menschen besiedelten Raumes verlassen werden würde und sie in die sogenannte „Tiefe Peripherie“ vordrangen. Wenn alles nach Plan lief, würde dies in ca. 1 Monat stattfinden! Nicht zum ersten Mal wünschte sich die erfahrene Sprungschiffkommandantin, das ihr geliebtes Schiff doppelsprungtauglich wäre!




Tiefe Peripherie, System „AZV435FG5“, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff „Andromeda“, Besprechungsraum
Fr. 26.07.3071, 19:50 Uhr (Bordzeit)


„Der dritte Planet des Systems ist in der habitablen Zone. Laut der Spektralanalyse gibt es auf dem Planeten offenes Wasser und eine starke Wettertätigkeit. Wir schätzen die Landmasse auf 30% der Planetenoberfläche, man müsste also landen können. Laut den Daten, die wir von der „Shinobi Maru“ haben, ist der Planeten noch nie genauer erkunden worden, geschweige denn, dass jemand dort gelandet ist. Die Anflug-Vektoren zum Planeten sind frei von Geröll. Flugzeit zum Planeten bei 1g ca. 6 Tage. Ich empfehle als wissenschaftlicher Leiter eine Vor-Ort-Erkundung!“ Der wissenschaftliche Leiter der „Andromeda“, Albert Lacroix richtete sich auf und schaute den Oberst an, der darüber entscheiden musste. Georg schaute kurz zu Davenport, der die unausgesprochene Frage sofort verstand.
„Ich unterstütze den Antrag von Herrn Lacroix!“ tat dieser seine Meinung kund.
„Gut! Die „Sturm“ macht sich fertig zur Erkundung. Ablegen in 2 Stunden! Frau Scholz, stellen sie vor dem Ablegen ein Marines-Team auf die „Andromeda“ ab. Fragen? – Keine? Dann los! Besprechung beendet um 20:05 Uhr Bordzeit!“ befahl der Oberst und stand auf.




Tiefe Peripherie, System „AZV435FG5“, 3. Planet (“Regen”)
Landungsschiff „Sturm“, Brücke
Di. 01.08.3071, 11:23 Uhr (Bordzeit)


Mit einem Ruck setzte die „Sturm“ auf. Um das Schiff herum tobte ein Sturm und nicht endend wollender Regen peitschte gegen die kugelförmige Hülle.
„Bodentemperatur 41° Celsius, Windgeschwindigkeit 81 km/h, Atmosphäre nicht atembar!“ meldete der Sensorgast.
„Ein junger Planet!“ stellte Lacroix laut fest. „Die Planetenkruste ist hier nur 3 km dick, das ist quasi so, als ob wir auf einer Eierschale gelandet wären!“
„Solange wir nicht einbrechen!“ brummte Klaus Duisenberg. „Dann wollen wir mal!“ ergänzte er. „Schlepper aus Hangar ausbooten und bringt die Pumpleitung zu dem Gewässer! Herr Lacroix, sie haben 6 Stunden für ihre Untersuchungen, dann heben wir wieder ab!“ Der Wissenschaftsoffizier nickte und verschwand von der Brücke. Bevor er den Hangar betrat schlüpfte er in seinen Schutzanzug, schloss diesen und kletterte dann, nachdem er die Schleuse passiert hatte, in das schwere Erkundungsfahrzeug und verließ mit seinem Team den Hangar. Klaus drehte sich auf der Brücke zu Sigrid um, die entschieden hatte, die Mechs in ihren Buchten zu lassen, da sie hier nicht gebraucht wurden.
„Ich glaube, den Planeten nennen wir „Regen“! Ich werde das so im Log vermerken!“ bemerkte der Kommandant.
„Willst die Benennung nicht Lacroix überlassen?“ fragte Sigrid.
„Nein, sonst nennt er ihn noch „Eierschale!“!“ und lachte während Sigrid die Augen verdrehte..




Rand-Territorium, System Pressville, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff „TSS Humboldt“, Brücke
So. 13.08.3071, 08:10 Uhr (Bordzeit)


Nadja Ungureanu blinzelte kurz, dann wurde ihr Blick schon wieder klar. Sie steckte Hyperraumsprünge locker weg und sie wusste, dass viele sie um diese Fähigkeit beneideten! Sie atmete dreimal ruhig durch und ließ ihrer Brückenbesatzung damit etwas Zeit wieder klar zu werden, bevor sie ihr erstes Kommando auf der Brücke gab.
„Sensoren, was ist los? Ortung?“ Zuerst hörte sie ein leichtes Seufzen, dann meldete ihr der Sensorgast,
Keine Ortung in unmittelbarer Nähe.“
„L/R-Jäger gestartet!“ meldete kurz darauf ihre 1. Offizierin Talia Levebvre. Nadja nickte zufrieden, ihre Besatzung war gut eingespielt.
„Kaptein, aus dem System können schwache elektromagnetische Signale aufgenommen werden. Scheinbar ist das System nach wie vor besiedelt!“ informierte sie der Sensorgast.
„Dann werden wir uns mal ganz still verhalten!“ entgegnete die Kommandantin. „Frau Levebvre, Segelmanöver einleiten!“ befahl sie dann. Ihre 1. Offizierin übernahm, lies das Schiff auf die Sonne ausrichten und dann das Solarsegel aufspannen. Kurz drauf begann der Ladezyklus der K/F-Sprungbatterien. In 7 Tagen würden sie in den Bereich des Aquila Rift der tiefen Peripherie springen, dann wären sie wirklich „draußen“!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt
Sprungsschiff „Andromeda“, Brücke
So. 03.09.3071, 09:10 Uhr (Bordzeit)


Nach 5 Sprüngen hatten sie Bartok wieder erreicht. Der gewählte Kurs hatte sie durch noch nicht besuchte Systeme in der Nähe von Bartok geführt. Dabei waren 2 Planeten erkundet worden. Aber in den Systemen fanden sich keinerlei Hinweise auf Zivilisation oder höher entwickeltes Leben. Die Systeme waren so leer, wie sie es erhofft hatten! Kaptein Lucius Davenport, der Kommandant der Andromeda ließ sofort einen Richtspruch nach Wohlfahrt absetzen, der die Garnison über ihre Rückkunft informierte. Da auf Bartok bereits 23:40 Uhr in der Nacht war, würde ihr Funkspruch den Planeten am frühen Morgen erreichen. Der Oberst hatte befohlen, erst die Antwort abzuwarten, bevor eines der Landungsschiffe abkoppeln durfte. Kaptein Davenport würde seinen 1. Offizier und die Hälfte der Besatzung nach unten zum Landurlaub schicken und erst einmal selbst an Bord bleiben, um die notwendigen Wartungsarbeiten, die nach so einem Einsatz anstanden, selbst zu überwachen. Versonnen fuhr er mit der Hand über die Armlehne seiner Kommandantenliege. Mittlerweile liebte er dieses Schiff und war froh diesen Auftrag angenommen zu haben. Zum ersten Mal in seiner langen Karriere fühlte er sich als richtiger Raumfahrer und nicht als Fährmann durch den Hyperraum!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Planet Wohlfahrt
Landungsschiff „Witch“, Brücke
Fr. 08.09.3071, 06:00 Uhr (Bordzeit) / 20:30 Uhr Ortszeit


Mit donnerndem Gebrüll ihrer Triebwerke landete die Witch als letztes der Landungsschiffe der Operation Minerva in der Abenddämmerung auf dem Landefeld der Station. Mike Liebermann überwachte die Landung vom Tower aus und gab dann das Landefeld frei, als die Triebwerke des Schiffes verstummten. Auf dem Landefeld standen nur die „Dolch“, die „Sturm“ und die „Witch“. Die „Fortunatus“ befand sich auf dem Weg zum Zenit-Sprungpunkt und transportierte Ersatzteile, Treibstoff und Nachschub zur „Andromeda“, um diese schnellstmöglich wieder einsatzklar zu bekommen. Die „Damokles“ war derzeit auf Erkundung im System unterwegs und nutzte als Basis dafür die „Donar“, die an einem Piratensprungpunkt stationiert war.


Nach der Freigabe durch ihren Mann fuhr die Stationsleiterin KdtHptm. Cynthia Liebermann mit ihrem kleinen Wagen zur „Witch“. Wie sie sehen konnte, öffneten alle drei Landungsschiffe ihre Hangars um auszuladen und die Schiffe gründlich durchzulüften. Sie war selbst lange genug an Bord von Landungsschiffen unterwegs gewesen, um sich mit Grauen an die abgestandene und muffig riechende Luft zu erinnern, die sich immer ab einer gewissen Einsatzdauer einstellte. Neben ihr saß Hptm. Pavel Brock, der wenig begeistert davon gewesen war, das ihm der Oberst befohlen hatte auf Wohlfahrt zu bleiben und bei der Befestigung der Station und des Planeten zu unterstützen. Während die Pioniereinheit von Kdt. Uwe Bauer genug mit Bautätigkeiten zu tun hatte, waren seine Frauen und Männer auf Tuchfühlung mit der einheimischen Flora und Fauna gegangen, was zu einigen Verletzten in seinem Zug geführt hatte. Nach kurzer Fahrt kamen die beiden bei der „Witch“ an und stiegen aus. Das kleine Gefährt war eigentlich für Low-Profile-Erkundungen gedacht, entsprechend eng ging es darin zu und es kostete etwas Mühe auszusteigen. Dann gingen sie zur Rampe, auf der bereits der Oberst ihnen entgegen kam. Cynthia meldete ihm förmlich und der Oberst grinste fröhlich und aufgeräumt und bedankte sich für die Meldung. Dann wandte er sich an Hptm. Brock.
„Sie vertreten KdtHptm. Cameron-Gokoglu?“
„Herr Oberst, jawohl. Der KdtHptm. leitet die Ausbauarbeiten auf der Basis „Asgard“ und der Bau ist gerade in einer kritischen Phase. Deshalb lässt er sich entschuldigen.“
„„Asgard“ muss ich mir schnellstmöglich ansehen! Wir haben übrigens einiges an Equipment von unserer Operation mitgebracht. Das wird hier vieles vereinfachen!“ stellte der Oberst fest. „Ehrlich gesagt Herr Hptm. Ich hätte sie und ihren Zug auf Hope gut brauchen können, aber zum Glück hatten wir die Lage immer im Griff. Morgen Vormittag werde ich einen ausführlichen Lagevortrag über die Operation halten. Deshalb werde ich mich hier nicht in Details verlieren. Aber sie werden überrascht sein!“
„Herr Oberst, ich bin schon sehr gespannt! Leider gab es hier nur Routinedienst für uns!“ meldete der erfahrene Infanterist. Georg nickte, dann wendete er sich wieder an Cynthia,
„Frau Liebermann, gab es hier besondere Vorkommnisse während unserer Abwesenheit?“
„Nein Herr Oberst. Zum Glück nicht. Alles läuft planmäßig. Auch von den Ashanti erhalten wir nur positive Rückmeldungen!“ antwortete die Stationsleitende.
„Frau Liebermann, bitte koordinieren sie die Entladung der Landungsschiffe und die Einlagerung der Güter mit den Kommandanten, wir haben einiges mitgebracht!“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte sie.
„Haben wir jetzt endlich hier ein ordentlich funktionierendes Casino?“ wollte Georg dann noch wissen.
„Der Neubau ist noch nicht begonnen, aber wir haben das provisorische Casino in den Nebenräumen des Hangars verlegt, bis es soweit ist. Dort war genug Platz. Wenn sie wollen, können sie gerne hingehen. Ich habe angeordnet, das die Küche voll besetzt ist, da wir damit gerechnet haben, das die Besatzungen endlich wieder frisches Essen haben wollen, wenn sie ankommen!“ sagte Cynthia Liebermann mit einem Grinsen im Gesicht. Georg lachte auf,
„Danke! Das werde ich gleich nutzen!“ Dann sprach Georg in sein Com und gab die Information an die Kommandanten der Landungsschiffe weiter. Das Casino würde wohl die nächsten Stunden genug zu tun haben!




Rand-Territorium, System „Quelimane“, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff „Hugo Eckener“, Besprechungsraum
So. 24.09.3071, 09:48 Uhr (Bordzeit)


Kaptein Hansen räusperte sich, dann meinte er,
„Wir haben das System erreicht, für das wir auf ihren Wunsch den Umweg gemacht haben. Wie stellen sie sich den Ablauf jetzt genau vor?“ und schaute dabei Pakka Keita an.
„Sobald wir grünes Licht vom Handelsposten haben, legen wir ab und fahren zum Planeten! Ich weiß, dass wir dort unten keinen militärischen Schutz haben, aber den brauchen wir hier meiner Erfahrung nach nicht. Wie ich ihnen schon gesagt habe, die einzige theoretische Gefahr hier im System geht von anderen Sprungschiffen aus. Aber hier halten sich auch die Piraten zurück, da dies eines der wenigen Systeme ist, in denen sie unbehelligt Handel treiben können. Wer hier im System andere Schiffe angreift, den trifft ein Interdikt des Händlerkonsortiums des Planeten und er darf hier über Jahre nicht mehr landen und sich versorgen! Dies wurde schon mehrfach verhängt und absolut strikt durchgesetzt. Seitdem halten sich hier alle daran. Hier bekommt man fast alles, was Geld kaufen kann! Sogar meine alten Kameraden der LAS Logistik kaufen hier des Öfteren ein. Ich war selbst zweimal hier.
„Das hier überhaupt was ist wundert mich. Laut Sternenkarten im Navigationscomputer ist das System seit fast 300 Jahren verlassen! Nur durch das LND-Update das die Lyran Transspace bekommen hat, ist die Position überhaupt in der Datenbank!“
„Dass hier ein Schwarzmarktposten ist, soll auch nicht jeder wissen!“ grinste Pakka. „Dies ist ein wohl gehütetes Geheimnis und wäre ich nicht selbst schon hier gewesen, wüsste ich es ebenso wenig! Mit den Betreibern ist auch nicht gut Kirschen essen, wenn man ihnen auf die Füße tritt! Außerdem ist es für die Bevölkerung des Planeten gesünder, auch wenn die Händler eigentlich, wenn man es genau nimmt, Gangster sind!“
„Hoffentlich reichen unsere Mittel an C-Noten um alles zu beschaffen. Ich denke mit vagen Kreditversprechen bekommt man hier nichts!“ meinte Hansen. Pakka nickte bestätigend,
„Wer hier nicht Cash zahlt, hat ein Problem!“




Rand-Territorium, System „Quelimane“,
Landungschiff „Ramierez“, Im Landeanflug auf Quelimane II, Brücke
Sa. 30.09.3071, 12:22 Uhr (Bordzeit)


Die Raumkontrolle des Planeten stand in Kontakt mit der Brücke des Landungsschiffes und wies der „Ramierez“ die Koordinaten für einen Landeplatz zu. Langsam drang das „SEEKER“-Landungsschiff in die Atmosphäre ein und senkte sich der Oberfläche entgegen. Unter ihnen lag der einzige Kontinent des Planeten, Mozambique.
„Wir sind von einem Zielradar erfasst!“ meldete der Sensorgast alarmiert an seine Kommandantin. Als Leonor Sánchez sich die Bilder des Raumhafens ansah, sah sie überrascht zu Pakka hinüber, der sie frech angrinste.
„Das ist doch eine alte Sternenbund-Garnison!“ stellte sie fest. „Die Strukturen sind eindeutig und die 4 alten Raumabwehrgeschütze sind aktiv und haben uns offensichtlich im Visier!“
„Was erwartest du? Einen Blumenteppich?“ meinte Pakka. „Die Wissen ihre Interessen zu schützen!“
„Kein Wunder, das die sich hier niedergelassen haben!“ meinte Leonor.


Langsam senkte sich die „Ramierez“ auf den dicken Betonboden des ehemaligen Sternenbund-Garnisonsraumhafens. Mit einem leichten Ruck setzte das Schiff auf und die Triebwerke erstarben. Die „Ramierez“ war, außer zweier „LEOPARD“, das einzige Landungsschiff auf dem Hafen. Bevor Leonor fragen konnte, sagte Pakka,
„Die beiden „LEOPARD“ gehören den Betreibern des Schwarzmarktes! Scheinbar waren wir harmlos genug in ihren Augen, sonst hätte uns eines der Schiffe im Orbit in Empfang genommen!“
„Stimmt, du hattest es in deinem Briefing erwähnt!“ entgegnete Leonor. Dann wandte sie sich an den Signalgast.
„Melden sie der Raumkontrolle, dass wir gelandet sind und dass wir gerne unsern Hangar öffnen würden!“ Kurz darauf kam die Antwort.
„Sie erlauben uns die Hangars zu öffnen, wir sollen aber an Bord bleiben, bis sie die Zollkontrolle und ihren Handelsagenten hergeschickt haben. Diese werden uns dann die Freigabe erteilen.“ gab der Signalgast die Antwort weiter. Leonor sah auf dem Schirm, der die Außenansicht des Schiffes zeigte, dass sich ein größeres Fahrzeug näherte.
„Hangartore öffnen!“ befahl Leonor und freute sich schon auf die frische Luft des Planeten, die laut Auskunft der Umweltkontrolle sehr gut atembar war. Leonor winkte Pakka und beide verließen die Brücke um das Zollkommando und den angekündigten Handelsagenten am Hangartor zu treffen.


Nachdem sie den Zoll in Empfang genommen hatten, setzte sich Leonor mit diesen in einen kleinen Besprechungsraum im Hangar und arbeitete mit den Zöllnern die Formalien ab. Der Handelsagent wandte sich derweil an Pakka Keita. Nachdem sie einander vorgestellt hatten meinte der Agent,
„Mr. Keita, sie kenne ich doch! Ich vergesse nie ein Gesicht!“
„Das spricht für sie, Mr. Al-Najjar, ich war bereits zweimal hier. Das will ich auch nicht leugnen!“ stellte Pakka fest.
„Damals waren sie im Auftrag der LAS hier und haben CLAN-Technologie zu Forschungszwecken gekauft. Sind sie immer noch bei den LAS?“ wollte der Agent wissen.
„Nein, ich arbeite mittlerweile für ein privates Unternehmen. Bei den LAS war man der Meinung, dass meine Mitarbeit nicht mehr gewünscht wird.“ entgegnete Pakka. Der Handelsagent grinste,
„Schön, dass sie wieder den Weg zu uns gefunden haben! Private Käufer sind uns ehrlich gesagt lieber, da hat man weniger Scherereien! Aber kommen wir zum Geschäft, was suchen sie oder wollen sie was verkaufen?“
„Beides!“ antwortete Pakka. „Mein Auftraggeber interessiert sich für bestimmte Waffen und Ausrüstung, wenn es geht in CLAN-Qualität und wir hätten ein oder zwei Mech-Chassis zu bieten.“
„Dann werden wir wohl ins Geschäft kommen können!“ grinste Tarek Al-Najjar, „Wir haben sicher das Gewünschte am Lager! Eine Liste habe ich natürlich dabei, was interessiert sie denn speziell?“
„Könnten wir unsere Verhandlungen irgendwo in angenehmerem Ambiente führen? Hier im Hangar würde ich das eigentlich nur ungern besprechen! Aber zuerst zeige ich ihnen unsere Angebote in Natura!“ entgegnete Pakka und wies dem Agent den Weg mit einem Armzeichen. Tarek Al-Najjar nickte und folgte ihm.


Vor dem Chassis des „BANSHEE“ bleiben sie stehen.
„Das wäre eines der Mech-Chassis, das wir anbieten. Ein „BANSHEE BNC-3MR“ Assault-Mech, alle Gefechtsschäden beseitigt. Beim letzten Gefecht wurde der Krieger durch einen Cockpit-Treffer ausgeschaltet. Die Schäden dort sind vollständig behoben. Dem Mech wurden alle Waffen entfernt und er verfügt über einfache Wärmetauscher.“ Der Agent nickte mit ausdrucksloser Miene. Aber Pakka kannte das. Handelsagenten setzten immer ein Pokerface auf, wenn es um Ware ging, die ihnen angeboten wurde. Dann gingen sie weiter. und bleiben vor dem „GRIFFIN“ stehen.
„Das ist, wie sie sehen. ein „GRIFFIN GRF-1N“, vollständig intakt und einsatzbereit.“ Pakka lächelte den Agenten an. Der „GRIFFIN“ hatte in dem Gefecht auf Hope, zwar seinen Arm eingebüßt, dieser konnte aber geborgen und der Mech wieder instand gesetzt werden. Die Techs der „Ramierez“ hatten die Zeit des Fluges gut genutzt um den Mech auch optisch wieder auf Vordermann zu bringen. Entgegen der ursprünglichen Planung hatten sie den „GRIFFIN“ doch mitgenommen um diesen nach Kwangjong-ni zu bringen oder zu verkaufen. Nutzen konnten sie diesen aber nicht, da keiner der Techs als Mechkrieger qualifiziert war.
„Noch weitere Angebote? Ich sehe da steht doch noch ein Chassis!“ und deutete dabei auf den beschädigten „GRASSHOPPER“.
„Der steht nicht zum Verkauf. Mit dem hat mein Boss noch was vor!“
„Ok! Wenn sie möchten, Mr. Keita, könnten wir die Verhandlungen in meinem Büro weiterführen.“ bot der Agent an. Pakka nahm dankend an, konnte er so doch der Enge des Landungsschiffes entkommen.
„Ich hoffe, sie haben ein paar leckere Canapés!“ meinte Pakka grinsend.
„Das ist sicher kein Problem!“ lächelte Tarek Al-Najjar zurück.


Eine halbe Stunde später saßen Pakka und Tarek Al-Najjar in dessen Büro und unterhielten sich angeregt.
„Schade, dass sie keine schweren GAUSS-Geschütze haben.“ bemerkte Pakka.
„Die sind noch nicht lange auf dem Markt und deshalb selten! Da diese bisher nur in der Allianz in geringen Stückzahlen hergestellt werden, bekommen wir selten welche. Einmal hatten wir 1 Paar, aber da hing noch ein kompletter Mech dran! Diesen wollten wir aus verständlichen Gründen nicht ausschlachten!“
„Oh, sie hatten mal einen „FAFNIR“ im Angebot?“ hakte Pakka nach.
„Ja, der war schneller weg, als wir ihn hereinbekommen hatten. Aber um auf GAUS-Geschütze zurückzukommen. Wir können ihnen 4 Stück Thunderstroke CLAN-GAUSS-Kanonen anbieten. Auch passende Munitionsmagazine und Munition haben wir. Wenn sie lieber ein Modell aus der Inneren Sphäre wollen, haben wir mehrere Poland GAUSS-Kanonen am Lager, wahrscheinlich mehr, als sie sich leisten können!“ sagte der Händler mit einem Grinsen.
„Mich würden noch CLAN ER-PPCs, CLAN ER-largeLaser, CLAN ER-medLaser und CLAN medLaser interessieren. Was Ausrüstung betrifft konnte ich ihrer Liste entnehmen, dass sie Ferro-Fibrit-Panzerung, doppelte Wärmetauscher und einen „270 XL“-Rektor haben.
„Genauso ist es!“ sagte Tarek Al-Najjar. „Da kommt ja einiges zusammen, ich hoffe ihr Geldbeutel ist groß genug!“
„Dazu müsste ich mal wissen, was sie dafür von uns wollen!“ Dann beugten sie die beiden Männer vor und stellten eine Liste auf, die alles verzeichnete, was die Einsatzgruppe auf Bartok brauchte.


Nachdem die Liste aufgestellt worden war, klickte der Händler auf einen Button und der Gesamtpreis tauchte auf. Pakka schaute sich die Zahl ungerührt an. Er hatte schon damit gerechnet, dass diese Zahl groß sein würde.
„Hmmmm“ brummte er, „das sieht aber so aus, als ob da sicher noch Luft nach unten wäre! Stellen wir das bitte fürs Erste zurück. Ich möchte vorher über unsere beiden Mechs sprechen. Ich biete diese ihnen für, sagen wir mal 10 Mio. C-Bills an. Eigentlich ein Schnäppchen! Der „BANSHEE“ alleine ist ohne Waffen 9 Mio. C-Bills wert und Assault-Mechs werden nicht allzu häufig angeboten! Der „BANSHEE“ ist genau die Kiste, mit der sich ein Söldnerhauptmann mal so richtig mächtig fühlen kann!“ entgegnete Pakka. Al-Najjar lachte laut auf!
„Da bleibt ja kein Gewinn für uns mehr übrig! Außerdem wollte ich Geld von ihnen und nicht umgekehrt!“ Dann ging es hin und her zwischen den Beiden. Pakka musste dabei seine ganze Erfahrung in den harten Verhandlungen nutzen. Zum Schluss einigten sie sich darauf, das die Schwarzmarkthändler den „BANSHEE“ übernahmen und Pakka noch 650.000 C-Bills drauflegen musste. Dafür bekam er aber auch alle Waffen und Ausrüstungsgegenstände die er haben wollte. Er konnte sogar noch 2 weitere Poland GAUSS-Kanonen dazu erwerben.
„So, nachdem wir den Handel unter Dach und Fach gebracht haben, stoßen wir darauf an!“ meinte Al-Najjar und goss eine dunkelbraune, ölige Flüssigkeit in 2 Schwenker. Er reichte Pakka einen und nahm den zweiten.
„Auf das erfolgreiche Geschäft!“ sagte der Händler und beide stießen an. Die Flüssigkeit hatte einen milden, aber würzigen Geschmack und rann brennend die Kehle hinunter.
„Das Tropfen ist gut!“ stellte Pakka fest. „Sogar sehr gut, können sie mir davon noch eine Kiste zu unserer Bestellung dazulegen?“ Al-Najjar grinste breit,
„Sehr gerne! Das höre ich jedes Mal, wenn ich jemanden davon kosten lasse! Das ist eine Art Rum, der hier auf dem Planeten hergestellt wird.“
„Wie organisieren wir den Warenaustausch?“ wollte Pakka wissen, nachdem er einen weiteren Schluck des Rums genossen hatte.
„Morgen früh, Ortszeit. Wir haben schließlich hier bereits späten Abend. Sie können ihre Besatzung heute Abend auf Freigang schicken. Direkt neben dem Hafen liegt das Vergnügungsviertel der planetaren Hauptstadt Maputo.“
„Ich denke ihre Kollegen vom Zoll haben schon darauf hingewiesen?“ fragte Pakka.
„Oh, sicher!“ grinste Tarek Al-Najjar. „Schließlich gehört die Hälfte der Etablissements uns und wir haben gerne zahlende Gäste!“ Pakka Keita grinste, genauso hatte er es erwartet. Er hoffte nur, dass die eingehenden Sicherheitseinweisungen an Bord Wirkung zeigten und die Besatzungsmitglieder sich nicht bei ihrem Freigang verplapperten. Den auch Informationen waren eine gerne gesehene Ware, aber Bartok musste geheim bleiben!




Rand-Territorium, System „Quelimane“,
Quelimane II, Kontinent Mozambique, Maputo, Vergnügungsviertel
Sa. 30.09.3071, 15:48 Uhr (Bordzeit) / 22:18 Uhr (Ortszeit)


Leonor stand mit Pakka in einer Kneipe am Tresen und probierte den einheimischen Rum.
„Oh, der ist klasse!“ lobte sie das Getränk, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. „Hoffentlich saufen sich unsere Leute damit nicht ihren Verstand weg!“ knurrte sie.
„Hast du ein paar Wachhunde eingeteilt?“ wollte er wissen.
„Ja, unser Sicherungsteam kümmert sich darum. Die sind zuverlässig!“ gab sie zurück. Pakka hoffte, dass dies ausreichte, aber ihre Leute an Bord einzusperren war die noch schlechtere Option! Dann wischte er seine Sorgen weg und genoss den Abend zusammen mit seiner Partnerin.




Rand-Territorium, System „Quelimane“,
Quelimane II, Kontinent Mozambique, Raumhafen
So. 01.10.3071, 03:30 Uhr (Bordzeit) / 10:00 Uhr (Ortszeit)


Pünktlich zur vereinbarten Zeit öffnete sich das Hangartor und einer der Techs steuerte den unbewaffneten „BANSHEE“ die Rampe hinunter und nahm Kurs auf einen Machhangar der ca. 1,5 km vom Schiff entfernt war. Pakka stand an dem oberen Ende der Hangarrampe, gähnte herzhaft und schaute dem riesigen Assault-Mech hinterher. Der Abend war wundervoll gewesen und er war länger wach geblieben, als er es sich vorgenommen hatte! Die Umstellung auf Ortszeit tat ihr Übriges dazu! Er schaute dann in eine andere Richtung und sah einen Konvoi von Tiefladern auf die „Ramierez“ zukommen, die die bestellten Waffen und Ausrüstungsgegenstände brachten. Pakka drehte sich um und wendete sich an den Mastertech der „Ramierez“.
„Du machst bei allen Waffen und Ausrüstungsgegenständen einen technischen Check, bevor wir sie einlagern?“ hakte er nochmal nach.
„Natürlich! Wie besprochen. Mit einem „Ofenrohr“ können wir schließlich nichts anfangen, Pakka!“ Der Angesprochene lachte auf, als er das Logistiker-Slangwort für eine defekte Waffe hörte. Der Mastertech war, wie er, ein ehemaliger Angehöriger der LAS-Logistiktruppe. Tarek Al-Najjar hatte sich für die Mittagszeit angekündigt, um die finanzielle Transaktion durchzuführen. Pakka war froh, dass man auf Kwangjong-ni genug Weitsicht gezeigt hat, dass man ihnen genügend Credits mitgegeben und die Wallets mit den C-Bills so eingerichtet hatte, dass die Herkunft der Credits nicht zu Lyran Transspace oder der Allianz nachverfolgt werden konnte. Trotzdem wäre es knapp geworden, hätte das Handelskonsortium nicht den „BANSHEE“ angekauft.




Rand-Territorium, System „Quelimane“,
Quelimane II, Kontinent Mozambique, Raumhafen
So. 01.10.3071, 06:00 Uhr (Bordzeit) /  12:30 Uhr (Ortszeit)


Tarek Al-Najjar folgte Pakka Keita in den großen Besprechungsraum der „Ramierez“.
„Sie haben das Schiff intern ganz schön umgebaut!“ stellte der Handelsagent fest. „Der „SEEKER“ ist jetzt mehr ein Frachtschiff als ein Angriffslandungsschiff für konventionelle Streitkräfte!“
„Sie haben ein gutes Auge!“ entgegnete Pakka. „Aber das Schiff wurde seinem Auftrag gemäß umgerüstet und das sind hauptsächlich Transportaufgaben für sperrige Güter. Da wären Fahrzeugbuchten nur im Weg!“ Dann erreichten sie den Raum, in dem die Schiffskommandantin bereits wartete, und Pakka schloss die Tür.
„Darf ich vorstellen, Leonor Sánchez, die Kommandantin des Landungsschiffes!“
Mrs. Sánchez, Tarek Al-Najjar, Handelsbevollmächtigter.“ Al-Najjar lächelte sehr freundlich und verneigte sich vor Leonor. „Welch eine Freude sie zu treffen! Ein schönes Schiff führen sie!“
„Die Freude ist ganz meinerseits!“ entgegnete Leonor und fühlte sich etwas geschmeichelt.
„Mrs. Sánchez ist hier, damit sie sich kennen lernen. Eventuell beehren wir Quelimane wieder, aber ich könnte verhindert sein.
„Danke, das ist gut. Wir wissen gerne, mit wem wir es zu tun haben. Mit einem gewissen Vertrauen lassen sich Geschäfte einfacher abwickeln, auch wenn man das gebotene Misstrauen immer aufrechterhalten muss, schon um sich selbst zu schützen!“ erwiderte Tarek Al-Najjar. „Die letzte Lieferung müsste in diesen Minuten auf ihrem Schiff eintreffen. Ich schlage deshalb vor, das wir zur Bezahlung kommen.“
„Bisher waren alle Waffen technisch einwandfrei und auch der Reaktor war in Ordnung.“ stellte Pakka fest und schaute auf einen Schirm, der den Hangar zeigt. Dort war der letzte Konvoi zu sehen, der die bestellten Laser brachte.
„Warten sie bitte kurz, Mr. Al-Najjar!“ meinte Pakka, und rief den Mastertech. Dieser führte dann an 3 Waffen eine Stichprobe durch und bestätigte, dass alles in Ordnung war.
„So, ich denke der Bezahlung steht nichts mehr im Wege!“ erklärte Pakka und schaute Al-Najjar an. Dieser aktivierte sein Wallet-Interface und Pakka übertrug die vereinbarte Summe. Al-Najjar überprüfte den Vorgang und nickte zufrieden.
„Das nenne ich eine problemlose Transaktion! Ich würde mich freuen, wenn sie uns wieder mit ihrem Besuch beehren! Wann wollen sie denn starten?“
„In 12 Stunden!“ erwiderte Leonor.
„Das ist gut! Es ist bereits ein weiterer Kunde im Anflug. Dieser wird wohl morgen gegen Mittag landen. Eventuelle Friktionen vermeiden wir gerne! Kommandantin Sánchez, Mr. Keita ich muss leider aufbrechen! Auf Wiedersehen!“
Dann verneigte sich der Agent kurz und verließ von Pakka begleitet den Besprechungsraum, der ihn bis zum Hangartor brachte. Als sie ankamen, verließ gerade der letzte Tieflader den Hangar und Pakka sah im Augenwinkel, das ihm der Mastertech mit einem „Daumen hoch“ signalisierte, das alles in Ordnung war. Dann verabschiedete er sich von Al-Najjar. Dieser meinte noch zum Schluss,
„Kommen sie gerne wieder. Wir schätzen problemlose Geschäfte!“ Dann schritt er die Rampe hinab. Als Pakka sich umdrehte, sah er geschäftiges Treiben im Hangar, da alles sicher verstaut werden musste. Auch der „GRIFFIN“ kam in eine andere Bucht, damit die Trimmung der „Ramierez“ wieder stimmte. Dann hörte er vom Landefeld das Brüllen anlaufender Landungsschiffstriebwerke, einer der beiden „LEOPARD“ machte sich zum Start fertig. Der nächste Kunde wurde wohl vom Handelskonsortium kritischer gesehen!




Tiefe Peripherie, System „TSF4583Q3“, Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff „Sirius“ im Transit, Brücke
Fr. 20.10.3071, 13:10 Uhr (Bordzeit)


KdtHptm. Friederich Holst sah auf den Monitor die „Humboldt“ immer kleiner werden, bis sie von der Schwärze des Alls verschluckt wurde. Seit über 3 Monaten und 14 Sprüngen war sein Schiff nur ein Anhängsel des Sprungschiffs gewesen, nur von einer Erkundung unterbrochen.. Aber jetzt war sein Schiff auf dem Weg zu dem 2. Planeten des Systems, der mitten in der habitablen Zone dieses Sonnensystems lag. Das System hatte neben einem Gasriesen noch 5 weitere Planeten, von denen nur einer seine Bahn außerhalb des Gasriesen zog. Laut Spektralanalyse war auf ihrem Zielplaneten offenes Wasser vorhanden und einige Messergebnisse hatten auf vorhandenes niedriges Leben hingewiesen. Friederich war gespannt was ihn erwartete. Er war zwar schon oft auf unerforschten Planeten gelandet, das war schließlich auch sein Job, aber meist waren diese trockene und tote Felsbrocken mit großen Erz und Mineralvorkommen gewesen, selten waren Atmosphäre und Wasser vorhanden. Da betrat ein großer dunkler Schatten die Brücke. Friedrich wandte sich diesem sofort zu.
„Guten Tag Herr Keita, gut dass sie so schnell kommen konnten!“ begrüßte er den großen schwarzen Mechkrieger.
„Guten Tag Skipper, ich hatte schon gedacht, sie hätten mich vergessen!“ antwortete Kunta Keita mit einem heiteren Unterton.
„Das nicht, aber bei einer Reise von Sprungpunkt zu Sprungpunkt gibt es leider keine großen dienstlichen Schnittmengen.“ entschuldigte sich Holst. „Wir werden in 8 Tagen auf dem Zielplaneten landen, laut unseren Eierköpfen soll es Leben auf dem Planeten geben. Das heißt, sie müssen nach der Landung raus und die Umgebung des Schiffes scannen. Nicht es das dort für uns gefährliche Lebensformen gibt, die uns als Frühstückshappen betrachten.“
„Etwas Bewegung wird meinen Mechkriegern gut tun!“ antwortete Kunta mit einem Grinsen. „Aber warum übernimmt die Geisterlanze nicht diesen Auftrag? Die sind doch genau deswegen an Bord?“
„Das ist mit KdtHptm. Matic abgesprochen, sie will die Landung auf dem Planeten für eine kleine Gefechtsübung nutzen. Die letzten Monate waren, bis auf die eine bisherige Landung, alle Mechs in den Bays gefangen und es waren nur Simulatorübungen möglich!“ erwiderte der Landungsschiffkommandant. Aber dies war Kunta genauso bewusst. Er nickte,
„Das trifft sich! Wir rosten sonst noch ein! Wir passen auf, sie können sich auf uns verlassen!“ Friederich Holst nickte. Immer wenn er auf Kunta Keita traf, kam er sich klein vor, Kunta Keita dominierte jeden Raum mit seiner körperlichen Präsenz und der schlaksige Landungsschiffkommandant wirkte dann noch schmächtiger, obwohl er mit 1,84 m Größe nicht gerade klein war.
„Ich werde ihnen alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen!“ sagte der Kommandant.
„Gibt es Standardverfahren für das Ausbooten und Betreten unerforschter Planeten?“ fragte Kunta Keita nach. „Da gibt es doch sicher festgelegte Prozeduren? Für meine Leute und mich ist das die erste Ersterkundung!“ erinnerte Kunta den Kommandanten.
„Richtig, die gibt es natürlich! Ich werde ihnen diese Regeln sofort übermitteln, das hätte ich eigentlich schon längst machen sollen!“ bestätigte Holst selbstkritisch. „Außerdem glaube ich, wir hätten öfters miteinander in Kontakt treten sollen!“
„An mir liegt es nicht! Ich schlage ein regelmäßiges gemeinsames Mittagessen vor!“ erwiderte Kunta der erkannt hatte, das sein Gegenüber militärischen Gepflogenheiten mehr als weit entfernt stand.
„Das ist ein guter Vorschlag!“ gab Holst sofort zurück. „Das werden wir noch vor der Landung einführen!“ Jetzt war Kunta doch überrascht, dass der Kommandant so schnell zugestimmt hatte.
„Da freuen wir uns darauf! Schließlich wohnen wir alle hier in der gleichen Sardinenbüchse!“ meinte Kunta und grinste, während Friederich Holst das Gesicht verzog als er seine „Sirius“ mit einer „Sardinenbüchse“ verglich. Dann grinste auch Holst,
„Ein wenig mehr Respekt vor der alten Lady würde ihnen gut stehen!“ meinte er, „Immerhin fliegt sie schon seit über 136 Jahren durchs All, das können sie von sich nicht behaupten!“ Kunta lachte,
„Nein, da haben sie Recht! Außerdem beschützt sie uns alle vor der Kälte da draußen!“ stellte Kunta versöhnlich fest. Dann nickte er, verabschiedete sich und verließ die Brücke wieder.


Kunta rief sofort nach dem Verlassen der Brücke seine Lanze zusammen und bestellte sie in einen kleinen Besprechungsraum auf dem 2. Deck, der ihnen zugewiesen war. Als er den Raum betrat, wartete bereits Naomi Frank auf ihn.
„So schnell?“ grinste er.
„Ich war in meiner Kabine, die ist ja nur 3 Türen weiter!“ stellte sie fest. Kurz darauf kamen noch Naledi Donkor und Ethan Mason herein. Jetzt war seine Lanze komplett.
„Der Skipper hat mich einbestellt. Wir haben den Auftrag auf dem Planeten die „Sirius“ zu sichern und sollen dabei das Umfeld des Schiffes untersuchen.“
„Das wird aber auch Zeit mal raus zukommen!“ stöhnte Naledi. „Ich muss schon Flugrost von den Gelenken meines Mechs polieren!“
„Du wolltest einen ruhigen Job!“ lachte Kunta seine Kameradin an. „Also beschwere dich nicht!“ Dann wurde er wieder Ernst. „Da es für uns alle die erste Ersterkundung ist, werden wir uns gründlich vorbereiten. Der Skipper stellt mir die Daten und die Regularien für eine Ersterkundung zur Verfügung, damit wir wissen, was wir zu tun haben. Sobald ich die Unterlagen ausgewertet habe, werde ich eine Besprechung ansetzen, dann gehen wir alles durch.“ Ethan nickte,
„Gut!“ meinte er. „Das ist für uns alle neu. Wie schaut es denn mit anderen Gefahren aus? Könnte der Planet eventuell von Piraten als Basis genutzt werden?“ fragte Ethan.
„Davon wurde nicht gesprochen, aber ich werde nachhaken!“ erwiderte Kunta und ärgerte sich ein wenig, dass er nicht selbst daran gedacht hatte. Dann meinte er: „Das war’s fürs Erste. Sobald ich soweit bin, machen wir das Briefing!“ Daraufhin verließen alle den kleinen Raum und Kunta ging in seine Kabine, die er sich mit seiner Frau Hafsat teilte. Sie und er hatten kurz vor dem Start den Bund der Ehe geschlossen.




Tiefe Peripherie, System “TSF4583Q3”, 2. Planet
2. Planet, Landungsschiff „Sirius“, Hangar
Sa. 28.10.3071, 08:33 Uhr (Bordzeit)


Die Vibrationen des Landeanfluges hörten mit einem Ruck auf, die „Sirius“ war südlich eines großen Gewässers gelandet! Kunta sahs in seinem Mech, der bereits hochgefahren war. Alle Mechs seiner Lanze waren bemannt und fertig zum Ausrücken. Kunta konnte schon erkennen, wie der Lichtspalt am großen Hangarschott immer größer wurde, als es sich langsam öffnete, nachdem der Druck reduziert worden war. Zeitgleich schwangen die Haltetraversen an den Mechbuchten zurück und die Mechs richteten sich auf.
„Hangarschotts vollständig geöffnet! Klar zum Ausrücken der Mechs!“ hörte Kunta die Durchsage des Lademeisters.
„Okraman-Lanze, hier Gyata, ausrücken in Formation Charlie, Rundumsicherung! Ende!“ gab Kunta den Befehl an seine Lanze und schob den Schubhebel vor. Langsam setzte sich sein „MAURAUDER“ in Bewegung. Wie bereits vor dem Aufsetzen angeordnet, rückten die beiden leichteren Mechs zuerst aus und die behäbigen schweren Mechs folgten ihnen nach. Draußen trennten sich der „WRAITH“ und der „OSIRIS“ und umrundeten die „Sirius“ in 500m Abstand in entgegengesetzter Richtung.
„Hier Hitgirl, Keine Erfassung, Ende!“ meldete Naomi Frank, als sie ihre Runde beendet hatte.
„Hier Brick, Keine Sensorkontakte! Ende!“ gab auch Ethan Mason durch.
„Hier Gyata, Wave beziehe Position 600m westlich Murmel, Hit-Girl, Brick ihr kontrolliert das Umfeld bis auf 10 km Entfernung, Führung hat Brick, ich befinde mich 600m ostwärts Murmel, Kommen!“ Alle bestätigten und nahmen ihren Auftrag auf. Seinem Schiff den Rufnamen „Murmel“ zu geben sprach für mehr Humor, als er Friederich Holst zugetraut hatte, dachte Kunta als er seine Überwachungsposition in 600m Abstand von der „Sirius“ bezog. Auf seinem Radardisplay sah er, wie der „OSIRIS“ gefolgt von dem „WRAITH“ sich von dem Landungsschiff entfernten und ihre Patrouille aufnahmen.


Naledi Donkor beobachtete die Umgebung. Noch nie hatte sie an einer Ersterkundung teilgenommen, aber was sie sah, erinnerte sie an mehrere Planeten, die sie in ihrer langen Karriere besucht hatte. Niedriger Bewuchs von Organismen, die im Boden steckten und die sie an Pflanzen erinnerten. Zwischen den astähnlichen Strukturen bewegten sich Lebewesen, die wie Würmer aussahen. Aus dem Briefing wusste sie, das der Planet mit 0,9g eine angenehme Schwerkraft hatte, der Luftdruck etwas niedrig und der Sauerstoffgehalt unter der Grenze des Atembaren lag. Da knackte ihr Kom auf der allgemeinen Leitung,
„Hier ist die Wissenschaftsabteilung, Atmosphäre ist definitiv nicht atembar, Sauerstoffgehalt bei 7,9%, Anteil giftiger Gase liegt bei ca. 15%, Luftdruck bei 0,5 bar. Ungeschützter Kontakt zum Atmosphärengas kann zu Hautreizungen führen! Ende!“
„Na Bravo!“ dachte Naledi. Falls sie Aussteigen müsste, bräuchte sie dann die Biomaske mit Atemautomat und müsste sich in den Schutzoverall zwängen. Zum Glück war aber damit nicht zu rechnen! Die drei Umrundungen des Planeten vor der Landung ergaben, dass auf dem Planeten wohl noch nie jemand gelandet war. Sie rutschte in ihrem Sitz hin und her, bis sie eine etwas bequemere Haltung eingenommen hatte, ließ aber dabei das Radar und die Sensoren nie aus den Augen. Während ihr Blick über die Umgebung glitt, dachte sie nach. Kurz vor dem Start hatten Ethan und Naledi den Bund geschlossen. An ihrer Beziehung hatte sich aber dadurch zum Glück nichts geändert! Was sie aber überrascht hatte war, das Ethan, obwohl von Geburt ein Jadefalke, von den Mitgliedern des Ashanti-Stammes akzeptiert worden war. Er hatte sogar ein paar Freundschaften schließen können, die sich auch darin äußerten, dass er des Öfteren von einem Männertreff mit einem kräftigen Rausch zurückkam. Sie war aber gespannt, wie der Rest des Stammes auf sie beide reagieren würde, wenn sich am Ziel ankommen würden.


KdtHptm. Nika Matic lies ihre Lanze vor den Mechs antreten. Der Hangar war mittlerweile wieder geschlossen und es herrschten normale Atmosphärenbedingungen.
„Leute, die Okraman-Lanze von Kdt. Keita ist jetzt draußen und überwacht die Landezone. Wir rücken aus und entfernen uns aus Sensorreichweite. Dann beginnen wir mit der Übung. Hat jeder die Piratenkennung auf seinem Mech installiert?“ Nika schaute ihre 3 Mechkrieger an und alle nickten bestätigend. „Gut, Aufsitzen, Ausbooten aus der „Sirius“ in folgender Reihenfolge: Spitze übernimmt Comanchero, dann ich, hinter mir Trick und Ball sichert nach hinten. Auf geht’s!“ Die Mechkrieger traten schnell aber ohne Hast weg und kletterten in ihre Mechs. 10 Minuten später meldeten sie an Nika Abmarschbereitschaft.
„Geister, hier Zora, ausrücken! Ende!“ Nach 5 Minuten hatten alle 4 Mechs der Geister-Lanze den Hangar verlassen und marschierten an ihren Kameraden der Okraman-Lanze vorbei, bis sie sich ca. 15 km vom Landungsschiff entfernt hatten. Die Übung konnte beginnen!


„Gyata, hier Brick! Registriere im Süden zwei Sensorschatten mit Kurs auf uns. Rücke mit Hitgirl vor, um Sensorkontakt zu identifizieren! Kommen!“ Die Meldung überraschte Kunta.
„Hier Gyata! Vorsichtige Annäherung, nach Identifizierung sofort ausweichen! Kommen!“
„Hier Brick! Verstanden, Ende!“
Langsam rückte Brick zusammen mit Hitgirl auf die Sensorkontakte zu. Eigentlich müssten das ihre Kameraden von der Geister-Lanze sein. Aber wenn er eines auf den Schlachtfeldern der Inneren Sphäre gelernt hatte, dann war es, dass der Tod immer an den unwahrscheinlichsten Orten auf jemand wartete! Als er auf 750 m heran war, poppten die Kennungen auf und die Kontakte wurden identifiziert. Ein „FIREMOTH“ und ein „ARGUS“ mit unbekannter Kennung! Plötzlich wurde der Funk durch eine allgemeine Ansage übersteuert.
„An Alle, hier Murmel1! Sofort alle Stopp! Alle Mechs und Gefechtsfahrzeuge sind sofort in den Kampfsimulationsmodus umschalten. Jeder Fahrzeugführer und Mechkrieger meldet einzeln den Abschluss der Maßnahme an Murmel! Kommen!“
„Aha, daher weht der Wind!“ grinste Ethan. „Eine Übung!“ Sofort stoppte er den Mech und schaltete seinen „OSIRIS“ in den Kampfsimulationsmodus, was seine Laser in harmlose, bessere Scheinwerfer und seine Raketen in den Werfern lassen würde und nur der KampfSim-Rechner den Schaden berechnen würde. Er meldete die Umstellung an das Landungsschiff und 8 Minuten später gab Friederich Holst als Murmel1 die Übung frei.
„Hitgirl, hier Brick! Gegner identifiziert, sofort Ausweichen in Richtung NordOst, Kommen!“
„Hier Hitgirl verstanden! Ende!“ Die Halblanze zog sich jetzt etwas versetzt zur Position des Landungsschiffes zurück. Der Gegner rückte weiter vor.


„Okraman1, hier Murmel1, Murmel Gefechtsbereit! Beide L/R-Jäger wegen defekt in der Startanlage ausgefallen. Kommen!“ meldete Holst an Kunta „Gyata“ Keita. Kunta verzog das Gesicht, ohne L/R-Jäger musste er das Landungsschiff nur mit den Mechs verteidigen, wobei ein „UNION“ am Boden Dank seiner Armierung einer Festung glich. Da er in einer solchen Situation auch dem Kommandanten der „Sirus“ vorgesetzt war, befahl er seinen offiziellen Rufnamen benutzend,
„Murmel1, hier Okraman1, Notstart vorbereiten! Kommen!“ Die Sicherheit des Landungsschiffes hatte in solchen Situationen absoluten Vorrang!
„Hier Murmel1, Verstanden! Ende!“ Kunta beobachtete die taktische Darstellung. Seine Scout-Halblanze leistete gute Arbeit und hatten die gesamte Gegnerlanze aufgeklärt. Kunta zog seinen „MARODEUR“ in Feindrichtung auf 800m von der „Sirius“ vor und Naledi „Wave“ Donkors „LONGBOW“ bezog ca. 90 m links hinter ihm Position. Kunta glaubte nicht, das sich Nika mit einem blinden Ansturm den vernichtenden LRM-Salven des „LONGBOW“ aussetzen würde. Sie musste einen schlauen Plan haben, denn mittlerweile schätzte er seine Kameradin als einfallsreiche Taktikerin! Mehr als einmal hatten sie sich in Simulationsübungen gegenseitig das Fell über die Ohren gezogen!
„Gyata, die beiden schweren Mechs sind aus meiner Sensorerfassung verschwunden!“ meldete ihm plötzlich Brick. Kunta bestätigte und startete eine der Drohnen an seinem Mech und lies sie auf 700 m aufsteigen. Hier in dieser dünnen Luft würde diese nur die halbe Einsatzdauer haben, er musste sie in spätestens 20 Minuten wieder einholen.
„Wave, unser Gegner hat wohl eine kleine Schweinerei vor!“ gab er an Naledi weiter.
„Lass sie nur kommen!“ knurrte sie zurück. Zur Zeit war sie zum Nichtstun verdammt, da der Gegner sich beharrlich auf 1000m Entfernung zu ihnen hielt.


„Brick, die beiden weichen nach Nordosten aus!“ stellte Naomi fest. Der projizierte Kurs der beiden gegnerischen Mechs würde sie ostwärts des Landungsschiffes führen.
„Was haben die nur vor?“ überlegte Ethan laut und hielt sich immer zwischen dem Gegner und dem Schiff, um jeden Vorstoß sofort abfangen zu können.
„Wir müssen nachdrücklicher werden!“ schlug Naomi vor, die vor Tatendrang förmlich platzte.
Auch Ethan war der Meinung, dass man nun mehr tun müsste, als nur zu beobachten, aber bis jetzt hatte ihn seine in langen Jahren erworbene Erfahrung zurückgehalten. Irgendwo da draußen waren noch zwei schwere Mechs unterwegs, die ihn zerfetzten könnten, wenn er nicht aufpasste!
„Wir rücken vor und du schießt die Scouts auf Maximalentfernung an.“ gab er durch.
„Kein Problem!“ bekam er zur Antwort und sah wir der „WRAITH“ an ihm vorbei stürmte und 100 m vor ihm sich auf den flammenden Zungen seiner Sprungdüsen in die Luft erhob. Auf dem Scheitelpunkt der Flugbahn löste Naomi ihre ERPPK aus und konnte einen Treffer auf dem „ARGUS“ verbuchen. Während ihres Sprungs hatte sie auch Ausschau nach den fehlenden beiden Mechs gehalten, hatte aber nichts sehen können. Nach der Landung schlug sie einen Haken und sprang dann wieder, diesmal konnte sie das linke Waffenmodul des „FIRE MOTH“ erwischen, dessen Panzerung sofort Kirschrot angezeigt wurde. Die leichte Panzerung des Scoutmechs konnte den entfesselten Energien einer PPK kaum was entgegensetzen!
„Guter Schuss!“ kommentierte Ethan.


„Scheiße!“ hörte Nika die Stimme von Lorne „Comanchero“ Black über Funk! Sie hatte ihre Scout-Halblanze nach Osten geschickt, um so hinter die beiden Scouts der Okraman-Lanze zu kommen. Dazu hatten sie und Terry „Trick“ Baccus ihre aktiven Sensoren komplett abgeschaltet und folgten rund 1000m hinter ihrer anderen Halblanze. Der Gegner hatte sich aber immer zwischen Schiff und ihren Mechs gehalten, so dass sie nie in ihren direkten Rücken gelangen konnte.
„Ball, Comanchero, fangt die gegnerischen Scouts auf, es wird Zeit die Falle zuschnappen zu lassen!


Larissa „Ball“ Schostakovich drehte ihren „ARGUS“ und befahl Lorne „Comanchero“ Black das gleiche zu tun um die beiden Gegnermechs direkt zu konfrontieren.
„Comanchero, bleib in Bewegung, wechsle ständig deine Position und greife den Gegner in der Flanke an!“ ordnete sie ihrem Lanzenkameraden an, der mittlerweile begriffen hatte, dass er zwar in einem Clanmech saß, damit aber nicht unverwundbar war.
„Yeah!“ hörte sie nur als Antwort und grinste. Sie fühlte sich mittlerweile sehr wohl in der Geister-Lanze und war froh, dass sie damals den Kontrakt der Lyran Transspace angenommen hatte. Der Gegner kam immer näher. Sie richtete ihren Mech auf den „WRAITH“ aus und als dieser sprang um auf sie zu feuern, hatte sie ihn sofort im Visier und löste nach der Zielerfassung einen Alpha aus. Der Gegnermech wurde durch die Wucht der AK/5-Geschoße herumgerissen und dessen PPK-Salve ging an ihr vorbei. Dann schlugen die LRMs in dem „Wraith ein, bevor er aus ihrem Sichtfeld verschwand. Zufrieden grinste Larissa und zog sich langsam zurück, damit der Abstand zum Gegner nicht zu schnell abnahm. Sie sollte schließlich nur den Amboss abgeben, auf den der Hammer der Kampf-Halblanze hernieder sausen sollte!


Nika näherte sich unbemerkt den beiden Gegnermechs von hinten. Nur noch 650 m trennten sie vom Gegner. Langsam Zeit die Maske fallen zu lassen! Der „ARCHER“ von Terry „Ball“ Baccus und ihr eigener „RIFELMAN“ waren Mechs für den Fernkampf, allzu nah mussten sie deshalb nicht aufschließen. Dann kamen sie auf eine kleine Anhöhe und hatten direkte Sicht auf den Gegner.
„Sensoren aktiv und Feuer!“ zischte sie in den Funk. Sofort flammten ihre Zielmarkierungen auf und sie visierte den „OSIRIS“ an der ihr seine rechte Seite präsentierte. Kaum lag die Visierung auf dem Ziel drückte sie ab und ihr Alpha-Schlag raste dem leichten Mech entgegen.


Ethan hatte die ganze Zeit schon ein ungutes Gefühl. Da nahm er auf dem Radar rechts von ihm zwei verwaschene Signale wahr, die dann schlagartig kirschrot aufleuchteten. Das Warnsignal der Zielerfassung sirrte plötzlich in seinen Kopfhörern.
„Break, break, break!“ brüllte er in den Funk und trat reflexartig beide Pedale durch. Brüllend nahmen die Sprungdüsen ihre Arbeit auf und während sie ihn nach oben rissen, trafen ihn 2 largeLaser in die Seite. Die Granaten des „RIFLEMAN“ verfehlten ihn zum Glück! Als er nach dem Sprung wieder am Boden war, traf ihn ein Teil der LRM-Salve des „ARCHERS“. Zum Glück für ihn waren die Raketen zu hoch eingeflogen.
„Hitgirl, in Richtung Landungsschiff zurückfallen!“ befahl er Naomi. Diese bestätigte sofort und die beiden Mechs zogen sich nach Westen zurück.


„Brick, Hitgirl, hier Gyata, sofort zurückziehen. Deckt unsere linke Flanke. Wir rücken vor!“
„Wave, vorwärts, bleib aber 150 m hinter mir!“ befahl Kunta und setzte seinen „MARODEUR“ in Bewegung. Nach kurzer Zeit sah er die gegnerische Lanze. In dem offenen Gelände war der Gegner von weitem zu sehen, sofern er nicht in einer der Bodenwellen verschwand.
„Wave, Dein Ziel ist der „ARCHER“! Brick, mach, was du am besten kannst und tagge den „ARCHER“, Hitgirl, du hältst mit mir den Gegner auf Abstand und überwachst die linke Flanke.“ Auf seinem Radar sah er, wie der „OSIRIS“ mit Höchstgeschwindigkeit auf die rechte Seite wechselte und nach Südosten verschwand. Das war sein Metier, um ihn brauchte er sich keine Sorgen machen. Plötzlich überflogen ihn Schwärme von LRMs. Naledis „LONGBOW“ hatte den Feuerkampf aufgenommen. Kurz darauf konnte er die Auswirkungen auf den „ARCHER“ sehen. 70 LRMs prügelten erbarmungslos auf den Artillerie-Mech ein und zerstörten Panzerung in Mengen.


„Aua!“ hörte Nika über Funk. Terrys Mech wurde von Unmengen von LRMs getroffen, gerade als er seine erste Salve auf den Weg schicken wollte. Nika kannte die verheerende Wirkung des „LONGBOWS“ aus mehreren Simulationsübungen und trotzdem lief es ihr jedes Mal dabei kalt den Rücken herunter! Eine Salve eines „LONGBOWS“ konnte einen leichten Mech zerfetzen! Aber sie hatte eigene Sorgen! Ein Zirpen zeigte ihr, das sie erfasst worden war, durch ein schnelles Manöver nach links versuchte sie dem Beschuss zu entkommen, aber zwei PPKs trafen sie voll in die rechte Seite und Urangranaten schälten Panzerung von der rechten Schulter ihres „RIFLEMAN“.
„Der „OSIRIS“ ist weg!“ meldete ihr plötzlich Comanchero.
„Ball, Comanchero, Druck auf die rechte Flanke des Gegners erhöhen, da ist nur noch der „WRAITH“. Wo der „OSIRIS“ steckte konnte sich Nika an 5 Fingern abzählen. Er war auf der Jagd nach Zielen für den „LONGBOW“!


Ethan pirschte sich bereits mit passiven Sensoren näher an den „ARCHER“. Er zählte im Geist die Zeit mit, die Naledis „LONGBOW“ zum Nachladen brauchte. Dann richtete er den TAG-Laser aus und strahlte den gegnerischen Mech an, als es soweit war. Kurz darauf rauschte die volle Salve zum 3. Mal auf den „ARCHER“ nieder. Sofort zog sich Ethan zurück und ging auf Abstand und umrundete den Gegner. Als er in seinem Rücken war, stieß er vor schaltete seine Zielerfassung kurz ein und feuerte seine 5 ERmedLaser in den Rücken des gegnerischen Artillerie-Mechs ab. Sofort ging er wieder auf Passiv und machte, dass er weg kam.


„Zora, mein Mech hat ein paar kritische Treffer, noch so eine Salve und einer der LRM-Werfer fällt aus!“ meldete Terry Bacchus an seine Lanzenführerin. Egal was er versuchte, der „OSIRIS“ spürte ihn auf und taggte ihn.
„Comanchero, sofort zu Trick und schirme ihn von dem „OSIRIS“ ab.
„Geht klar Boss!“ hörte sie und der „FIREMOTH“ raste mit Höchstgeschwindigkeit auf den „ARCHER“ zu und suchte die Umgebung nach dem „OSIRIS“ ab.


Naledi bekam dies sofort mit und nahm daraufhin den „ARGUS“ ins Visier, der gerade mit Hitgirls „WRAITH“ in einem Gefecht stand und damit problemlos zu erfassen war. Als sie den Gong der Zielerfassung hörte, drückte sie den Abzug für die entsprechende Waffengruppe und schickte die Raketen im Kettenfeuer, ein Werfer nach dem Anderen, auf ihre tödliche Bahn. Der Argus wurde von den nacheinander einkommenden Salven hin und her gerissen.
„Wave, verbindlichsten Dank!“ gab Naomi über Funk durch und nutzte die Ablenkung um mehrere schwere Treffer auf dem „ARGUS“ zu landen.


Nika lieferte sich ein Duell mit dem „MARODEUR“ Kuntas. Beide konnten Wirkungstreffer erzielen, aber beide manövrierten so geschickt, dass keiner den Anderen entscheidend treffen konnte. Da aber der „MARODEUR“ erheblich stärker gepanzert als der „RIFLEMAN“ war, lag auf der Hand, wer den Sieg in diesem Abnutzungsgefecht erzielen würde.


„Hab dich!“ dachte Lorne Black, als er endlich den „OSIRIS“ stellen konnte. Er raste an dem Gegnermech vorbei und traf mit seinen beiden cERmedLasern in die rechte Seite des „OSIRIS“. Befriedigt nahm er wahr, dass das schon beschädigte rechte Armmodul abgerissen wurde und damit 2 der ErmedLaser außer Gefecht waren. Aber der „OSIRIS“ sprang auf flammenden Zungen direkt hinter ihn und löste seine 3 verbliebenen Laser auf den Clan-Mech aus und traf seinen linken empor gereckten Waffenarm. Die Laser durchschlugen die dort dünne, bereits geschwächte Panzerung und beraubten ihn einer seiner beiden cERmedLaser. Lorne schlug einen Haken und löste seinen verbliebenen Laser aus, der den Zentraltorso des „OSIRIS“ traf.


Ethan bewertete seine Chancen. Oberste Pflicht war es zu überleben und weiter Naledi mit ihrem Artillerie-Mech zu unterstützen. Er erkannte aber auch, dass er dem erheblich mobileren „FIREMOTH“ hier kaum entkommen konnte, auch wenn seine Sprungdüsen ihm einen gewissen Vorteil verschafften.
„Wave, kannst du den „FIREMOTH“ erfassen?“ fragte er über Funk. Ethan wusste, dass eine LRM-Salve des „LONGBOWS“ dem Spuk hier ein endgültiges Ende bereiten könnte.
„Nein, du bist zu weit weg!“ kam umgehend die Antwort. Also war ihm der einfache Weg versperrt! Beide leichten Mechs umkreisten sich und jeder versuchte den anderen in die Zielerfassung zu bringen. Ethan behielt aber immer den Radar im Auge, nicht das hier ein 2. Gegner auftauchte und ihm den Garaus machte. Wenn er den Gegner nicht besiegen konnte, dann musste er ihn wenigstens neutralisieren, damit er nicht gegen den Rest der Lanze vorgehen konnte. Aber Ethan gelang es, sich bei diesem Katz- und Maus-Spiel immer weiter Richtung Westen auf die eigene Lanze hin zu arbeiten.


Nachdem ihr Mech von der 3. Salve des „LONGBOW“ getroffen wurde, zeigte die Panzerungsanzeige kaum noch unbeschädigte Stellen. Larissa Schostakovich konnte trotzdem immer weiter vorrücken. Mittlerweile hörte sie über Funk, dass sich der „LONGBOW“ und der „ARCHER“ von Trick ein Artillerieduell lieferten. Ihr direkter Gegner, der „WRAITH“ nutze seine überlegene Mobilität voll aus, so dass sie diesen nur noch schwer treffen konnte. Trotzdem hatte sie diesem Mech schon 2 kritische Treffer beibringen können. Larissa sah aber aus ihrer Warte kaum noch Chancen zum Landungsschiff mit ausreichender Kampfkraft durchzubrechen, um es am Start hindern zu können.
„Zora, hier Ball, mein Mech ist schwer mitgenommen. Empfehle Abbruch des Angriffs!“ gab sie auf dem direkten Kanal zu ihrer Lanzenführerin durch.


Nika hörte die Durchsage von Larissa auf dem privaten Kanal. Nach einem nochmaligen Check der aktuellen Lage musste sie ihrer Untergebenen Recht geben. Hier war kein Blumentopf mehr zu gewinnen! Selbst wenn sie den Gegner schlagen könnte, würde das Landungsschiff sie entweder beim Angriff in Grund und Boden schießen oder ungefährdet mit einem Notstart abheben können.
„Geister, hier Zora, Angriff abbrechen, Ausweichen nach Südosten, Kommen!“ Alle bestätigten schnell und innerhalb von 5 Minuten hatten sich alle Mechs aus dem Gefecht gelöst und zurückgezogen. Nika Matic signalisierte dem Landungsschiff, das die Übung zu Ende war.


1 Stunde später rückte erst die Okraman-Lanze und dann die Geister-Lanze in die „Sirius“ ein, die hinter dem letzten Mech die Hangartore schloss und im Hangar wieder eine normale Atmosphäre herstellte. Nachdem die Mechkrieger ihre Cockpits verlassen hatten, versammelten sich alle im Besprechungsraum, so wie sie waren. Dann stieß der Landungsschiffkommandant dazu, der die Abschlussbesprechung leitete.
„Meine Damen, meine Herren, wie sie selber gemerkt haben ging das Mechgefecht unentschieden aus Es war aber tatsächlich eine strategische Niederlage des Angreifers, da das eigentliche Ziel, das Landungsschiff einzunehmen nicht erreicht wurde. Beide Lanzen haben meiner Meinung nach gute bis hervorragende Leistungen gezeigt! Letztlich gab dann doch wohl, vereinfacht gesagt, der Tonnagevorteil des Verteidigers den Ausschlag. Frau Matic, bitte werten sie das Gefecht aus ihrer Sicht, anschließend Herr Keita.“ Friederich Holst nickte Nika Matic zu, die aufstand und ihren Teil des Gefechts beschrieb. Auch Kunta Keita legte seine Erkenntnisse dar. Letztlich war das Fazit, das die Orkraman-Lanze durch ihr Tonnageübergewicht und aus der Position des Verteidigers einen klaren Vorteil gezogen hat und so den Angriff erfolgreich abwehren konnte.


Nika und Kunta standen am Abend in der Kantine beieinander und tranken zusammen einen PPK.
„Egal wie ich es mir ansehe, ich hatte kaum eine Chance durchzudringen.“ knurrte Nika. Kunta lächelte,
„Aber du hast deine Sache gut gemacht. Eure Falle hat gut funktioniert. Wäre der „OSIRIS“ gefallen, hättet ihr eine gute Chance gehabt uns aus dem Weg zu schieben!“
„Mit „Wäre“ und „Hätte“ gewinnt man leider keine Gefechte.“ stellte Nika fest. „Wie wärst du den an meiner Stelle vorgegangen?“
„Hmmmm.“ brummte Kunta. Dann legte er seine Gefechtsidee dar und beide Lanzenführer vertieften sich mehrere Stunden in eine Diskussion über Mechtaktik.
Spät kehrte Kunta in seine Kabine zurück. Hafsat war noch wach.
„Was hast du denn getrunken?“ fragte sie, als sie die Fahne ihres Partners roch.
„Einiges, ich und Nika hatten noch eine Diskussion über Mechtaktik!“
„Das dachte ich mir schon!“ grinste Hafsat, umarmte und küsste ihn. „Jetzt aber ins Bett! Morgen früh steht der Rückstart zur „Humboldt“ an.“




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Zenit-Sprungpunkt
Sprungschiff „Hugo Eckener“, Brücke
So. 12.11.3071, 13:15 Uhr (Bordzeit)


Kaptein Hansen atmete tief durch, dann hatte er die Nachwirkungen des Sprungs auch schon überstanden.
„Sensoren?“ fragte er sofort nach.
„2 Kontakte, auf 70.000 Klicks die „LAS Tamar“, auf 95.000 Klicks querab ein ziviler „INVADER“, keine Landungsschiffe im Flug!“
„Kaptein Hansen, wir werden von der „LAS Tamar“ gerufen!“ meldete der Signalgast.
„Geben sie es auf meine Konsole!“ ordnete der Kommandant an. Kurz darauf baute sich ein Bild auf und er erkannte die 1. Offizierin der „Tamar“, OTL. Tamara Lighthouse.
„Kaptein Hansen, schön sie gesund wiederzusehen. Sie waren lange unterwegs!“ begrüßte ihn die Offizierin.
„OTL. Lighthouse, ja, die Reise war lang, verlief aber dafür gut und wir sind froh in einem Stück wieder hier anzukommen!“
„Hier im System ist auch alles in bester Ordnung! Sie haben unsererseits die Freigabe ihr Landungsschiff ins System zu schicken! Sie brauchen nicht auf Bestätigung der Raumkontrolle zu warten!“ teilte ihm die Offizierin mit.
„Danke! Wir werden die „Ramierez“ innerhalb der nächsten 60 Minuten abkoppeln! Es tut gut wieder daheim zu sein!“ Dann beendeten beide das Gespräch. Kurz nach Ankunft des Schiffes hatte der angeordnete Personaltransfer begonnen, da die halbe Besatzung der „Eckener“ sich zum Landurlaub auf die „Ramierez“ einschiffte. Auch Carlos Hansen würde mitfliegen. Die Nachrichten von Bartok würde er selbst überbringen!




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Raumhafen Landry, Landungsschiff„Ramierez“, Brücke
Fr.. 17.11.3071, 15:27 Uhr (Ortszeit)


Kaum stand das Landungsschiff sicher am Boden schnallten sich Kaptein Hansen und Pakka Keita ab und erhoben sich.
„Ich denke Mylady wird brennen vor Neugier!“ meinte Pakka zu dem Sprungschiffkommandanten. Sie hatten bisher keinen Bericht übertragen, aus Furcht, dass die Informationen abgefangen werden könnten. Hansen nickte nur. Währenddessen übergab Leonor Sánchez das Kommando an ihre 1. Offizierin und kam auf die beiden Männer zu.
„Meine Herren, ich denke, man erwartet uns schon voller Spannung im Hauptquartier!“ meinte sie mit einem Grinsen.
„Dann wollen wir mal!“ erwiderte Hansen und die drei machten sich in Richtung Hangar auf.


15 Minuten später standen sie in dem abgeschotteten Konferenzraum, wo sie der LND-Offizier Richard Frank empfangen hatte.
„Mylady ist in 10 Minuten hier!“ versicherte er und erkundigte sich nach dem Wohlbefinden der Ankömmlinge. Der daraus entstandene Smalltalk wurde jäh durch das Eintreffen von Lady Morgaine Lestrade unterbrochen, die mit ihrer Leibwächterin und Lydia Holland den Raum betrat. Während Lydia Holland den Raum abschottete und die Sicherheitsvorkehrungen aktivierte, ging Mylady zu jedem einzelnen und begrüßte ihn persönlich. Danach setzte sie sich und Carlos Hansen trat ans Pult und hielt einen Lagevortrag. Je weiter er kam, desto erstaunter war die Lady. Auch die Gesichter der anderen Anwesenden zeigte Unglauben. Am Ende seines Vortrages, der über eine Stunde gedauert hatte, kam Carlos Hansen zum Ende.
„Den gesamten Lagevortrag, einschließlich der Berichte von Oberst Müller stelle ich ihnen auf einem gesicherten Speicherkristall zur Verfügung Mylady. Haben sie noch Fragen?“
„Wenn ich sie nicht schon so gut kennen würde, Herr Kaptein, hätte ich ihren Bericht in Frage gestellt. Allein das Auffinden der „LCS Donar“ ist für sich schon ein Wunder und dann noch der Erwerb der Sternenkarten und die erfolgreiche Operation auf Good Hope! Das ist mehr als ich je in meinen kühnsten Träumen erwartet habe! Ich glaube die gesamte Einsatzgruppe hat sich um Lyranischen Allianz besonders verdient gemacht. Nur sehr schade, dass wir damit nicht an die Öffentlichkeit gehen können. Gute Nachrichten wären Balsam auf die Seelen aller Lyraner! Welche Einschätzung haben sie, bis es WoB auffällt, das wir ihre Speerspitze gebrochen haben?“ erwiderte die Lady.
„Wir haben von Hope hierher rund 5 Monate gebraucht. Da aber vor Ort kein Sprungschiff war, denke ich, das WoB frühestens in 12 - 18 Monaten überhaupt einmal darüber nachdenkt, warum die sich nicht melden! Nach allem was wir herausgefunden haben, war das für WoB eine kleine wohl eher unbedeutende Operation.“
„Das wollen wir mal hoffen!“ meinte die Lady. Im Anschluss schilderte Pakka Keita noch kurz den „Spezialauftrag“, der ihm vom Oberst gegeben worden war und schilderte den Besuch im Quelimane-System. Danach beendete die Lady die Sitzung.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HW Lyran Transspace, Privates Apartment Lady Morgaine Lestrade
Fr.. 17.11.3071, 22:27 Uhr (Orstzeit)


Die Lady lehnte sich zurück und atmete tief durch. Sie hatte nun alle Berichte durchgelesen und war mit den bisherigen Ergebnissen der Mission mehr als zufrieden! Vor allem Oberst Müller hatte das in ihn gesetzte Vertrauen mehr als gerechtfertigt! Sie bedauerte zutiefst, dass dieser hervorragende Offizier wohl nie wieder in die Innere Sphäre zurückkehren konnte, ohne sich selbst größten Gefahren für Leib und Leben auszusetzen. Obwohl sie sehr gute Beziehungen bis in die höchsten Kreise hatte, lag es nicht in ihrer Macht ihm hierbei helfen zu können. Dies bedauerte sie zutiefst! Aber dann kam ihr eine Idee! Es würde zwar nur ein Trostpflaster sein, aber dies lag in ihren Möglichkeiten! Sofort setzte sie sich trotz der späten Stunde daran, diesen Stein ins Rollen zu bringen!
06.02.2024 17:49 Zuikagu ist offline E-Mail an Zuikagu senden Beiträge von Zuikagu suchen Nehmen Sie Zuikagu in Ihre Freundesliste auf
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 18: Reenforcement


Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Unterkunftsblock,
Sa. 18.11.3071, 08:39 Uhr (Ortszeit)


Pakka Keita stürzte in den Raum und warf die Tür mit einer raschen Handbewegung zu.
„Was ist Pakka?“ fragte Leonor Sánchez überrascht, die mit ihm diese kleine Unterkunftswohnung teilte.
„Sie sind weg! Alle!“ sagte er und untermalte es mit großen Handbewegungen.
„Was ist los? Sind die restlichen Ashanti nicht mehr da?“ hakte sie nach. Da Pakka sich vor einer knappen Stunde verabschiedet hatte, um Kontakt zu den zurückgebliebenen Stammesmitgliedern aufzunehmen, konnte sie sich zusammenreimen was er meinte.
„Ja, ich habe vergeblich versucht das Rathaus im Kral Waraky zu erreichen, aber da kam nur ein Hinweis, dass der Teilnehmer nicht mehr existiert. Zufällig traf ich dann Lydia Holland, die habe ich gleich gefragt, ob sie was weiß.“
„Und?“ fragte Leonor.
„Sie war informiert. Kurz gesagt, alle zurückgebliebenen Ashanti sind mit der „Andromeda“, dem 3. Sprungschiff der Company, Anfang Juli nach Bartok aufgebrochen! Dann hat sie mich noch gefragt, ob ich Kunta Keita kenne!“
„Nun, wer soll das denn sein? Aber immerhin trägt er den gleichen Namen wie du!“ entgegnete sie.
„Das ist es ja. Kunta ist ein Cousin von mir. Ein bisschen älter und war schon als Kind rebellisch. Als kleiner Junge habe ich ihn immer bewundert! Dann ist er über Nacht verschwunden, nachdem er mit seinen Eltern einen fürchterlichen Krach hatte. Erst Jahre später haben wir erfahren, dass er davongelaufen ist und Söldner wurde. Er kam vor ungefähr einem Jahr hier auf Kwangjong-ni an und ist zum Stamm zurückgekehrt!“
„Das ist doch gut, oder?“ wollte Leonor wissen, die aber spürte, das Pakka unsicher war, was er davon halten sollte.
„Nun ja, er ist Mechkrieger und hat jetzt dem Söldnerdasein abgeschworen, so wie mir Mrs. Holland erzählt hat. Er hat aber seinen Mech mitgebracht und noch eine andere verlorene Ashanti gerufen, die daraufhin ebenfalls zurückkehrte. So wie ich das verstanden habe, wird Kunta eine Lanze befehlen, deren Aufgabe der direkte Schutz der Ashanti auf Bartok ist. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich davon halten soll.“ sagte Pakka.
„Weist du, wie die Ashanti die Rückkehr deines Cousins aufgenommen haben?“
„Leider nein. Über die Internas der Ashanti dringt nur selten etwas nach außen und Lydia Holland konnte mir kaum was dazu sagen. Nur das die zurückgebliebene Älteste Abina Owusu ihn scheinbar mit offenen Armen willkommen geheißen hat. Sogar das er ihre Tochter geheiratet hat, bevor sie abgeflogen sind! Sie hat auch bestimmt, das alle Ashanti dem Exodus nach Bartok folgen sollen!“
„Dann hat sich dieser Teil deines Auftrages ja schon von selbst erledigt, oder?“ meinte Leonor und Pakka nickte,
„Ja, da hast du Recht. Diesen Teil des Auftrages hatte ich sogar als den schwierigsten angesehen, da ich die Halsstarrigkeit meiner Leute nur zu gut kenne! Aber jetzt muss ich irgendwie Kontakt zu anderen Siedlergruppen aufnehmen, die aber alle nicht hier auf Kwangjong-ni sind. Leider muss ich dies wohl über den LND machen, da sich offene HPG-Kommunikation verbietet!“ seufzte Pakka. Da sah Leonor auf die Uhr.
„Es ist kurz nach 9:00 Uhr. Um 9:30 Uhr müssen wir zur Lageinformation in den Besprechungsraum. Ich denke, da werden sie uns das vom Exodus der Ashanti ebenfalls mitgeteilen.“
„Ich bin jedenfalls gespannt, was wir noch alles erfahren, aber danach, hoffe ich, ist fürs Wochenende Schluss. Ich habe für uns 2 Tage ein Zimmer in einem Wellness-Hotel in Baytown gebucht!“ sagte er mit einem Lächeln. Leonor lächelte zurück,
„Ah, du weißt was Frauen wünschen!“ meinte sie und gab ihm einen Kuss.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Mechhangar 1, Mechwerkstatt
Mo. 20.11.3071, 09:12 Uhr (Ortszeit)


Der Tieflader fuhr gerade ein Mechchassis in die Werkstatt, das die „Ramierez“ aus der tiefen Peripherie mitgebracht hatte. Ein Tech der „Ramierez“ stieg aus dem Fahrerhaus und sah sich suchend um. Dann entdeckte er den MasterTech der Lyran Transspace und ging auf ihn zu. Dieser hatte den Tieflader schon kommen sehen und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Seiner langen Erfahrung nach sicher eine Menge Arbeit! Dann erreichte der Tech ihn.
„Guten Morgen MasterTech Lockride, ich bin Dave Buggler, Tech von der Ramierez. Ich habe da einen Auftrag von Oberst Müller an die Mechinstandsetzung der Lyran Transspace!“
„Lassen sie mich raten, ich soll das Baby, das dahinten unbeweglich und in bedauernswertem Zustand auf dem Tieflader liegt, wieder auf Vordermann bringen, oder?“
„Der Oberst hat sich da zwar etwas anders ausgedrückt, aber das trifft den Kern!“ erwiderte der Tech grinsend. „Das ist ein „GRASSHOPPER“, der soll der außerdem mit einer cERPPK, zwei - vier cERmedLasern und / oder zwei – 4 cmedPulseLaser, einem cLRM5-Werfer, cAMS, Doppelwärmetauschern und Sprungdüsen aufgerüstet und so stark wie möglich mit Ferro-Fibrit gepanzert werden. Zurzeit ist der Mech komplett unarmiert! Wenn sie andere Vorschläge zur Ausrüstung haben, können wir darüber reden. Der Oberst hat mir freie Hand gegeben!“
„Und wo soll ich das ganze Zeug bitte herbekommen?“ fragte der MasterTech. Sein Gegenüber grinste noch mehr!
„Die Waffen und Ausrüstung bringen wir noch. Wir waren auf dem Weg vom Tiefraum hierher kurz ein wenig einkaufen! Ich denke, wir sollten, wenn sie eine Bestandsaufnahme gemacht haben, zusammen die endgültige Armierung festlegen!“




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, neugebaute Kapelle
Sa. 25.11.3071, 10:30 Uhr (Ortszeit)


Sowohl Julia als auch Georg hatten sich dagegen entschieden in Uniform zu heiraten. Immer wieder hatten sie den Hochzeitstermin aufgeschoben, da der Aufbau der Ausweichbasis „Asgard“ zu viel Ressourcen verschlang, um parallel dazu eine kleine Kapelle auf dem Gelände der zentralen Basis zu errichten. Aber in der letzten Woche war die Kapelle endlich fertig geworden und Georg wollte sie mit einem positiv besetzten Fest einweihen. Vor der Kapelle hatte sich fast das gesamte Unterstützungskommando und mehrere Vertreter der Ashanti eingefunden. Einige hatten ihre Paradeuniformen ausgemottet, um so damit dem Paar ihre Ehre zu erweisen. Georg wartete in dem schwarzen Anzug vor der Kapelle auf Julia, den er auf Elume bei der Rückreise aus der Hanseatischen Liga gekauft hatte. Er war nervös und fragte sich, was wohl seine Braut tragen würde. Neben ihm stand als Trauzeuge sein alter Kamerad Fjodor Kowalski in voller Uniform mit auf Hochglanz polierten Knöpfen und Orden. Ihre Kameradschaft hatte sich seit ihrem gemeinsamen Einsatz in der Hanseatischen Liga in eine Freundschaft gewandelt, war er doch hier einer der wenigen, die sein Geheimnis kannten.
„Sie wird phantastisch aussehen!“ murmelte ihm Fjodor zu.
„Daran zweifle ich nicht! Aber ich kenne Julia, sie ist immer für Überraschungen gut!“ antwortete Georg mit gesenkter Stimme. Nervös schaute Georg auf seine linke Hand. Bis vor kurzem hatte er noch den Verlobungsring getragen, der blasse Streifen und die Kerbe an seinem Finger waren noch zu sehen. Jetzt sollte dieser auch sein Ehering werden und wartete deshalb bereits in der Kapelle auf einem Kissen zusammen mit Julias Ring auf seinen Einsatz.


Plötzlich bog Julia, begleitet von Jiao Wu und Nihara Sangare auf den Weg ein, der zum Eingang der Kapelle führte. Georgs Herz machte einen Sprung, als er Julia sah und ohne dass er es verhindern konnte, schossen Tränen in seine Augen. Georg holte tief Luft um sich zu beruhigen. Julia trug ein weißes, figurbetontes Kleid, weiß Gott wo sie das her hatte! Als sie bei ihm ankam lächelte er sie glücklich an.
„Du siehst phantastisch aus!“ flüsterte er.
„Danke! Du aber auch!“ gab sie leise zurück. Er bot ihr seinen rechten Arm an und sie legte ihre Hand darauf, dann gingen sie gemeinsam in die Kapelle. Die Trauung erfolgte in einer schlichten Zeremonie und da es Georg wichtig war, segnete der Kaplan die Eheringe. Als der Kaplan dann ihnen die Ringe auf dem Kissen darbot, nahm Georg den kleineren Ring und sah dann Julia in die Augen. In diesem Moment erblickte er in Julias Antlitz kurz das lächelnde Gesicht seiner ersten Frau, die ihm scheinbar ermutigend zunickte. Tränen liefen ihm über das Gesicht und alles verschwamm kurz. Als er wieder klarer sah, erblickte er das strahlende Gesicht Julias, die ihm erwartungsvoll in die Augen sah. Sie hatte gespürt, dass ihr Liebster kurz gezögert hatte. Dann sprach Georg den Vermählungsspruch:
„Julia; vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau.
Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.
Ich will dich, lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens!“
Dann nahm Georg die rechte Hand Julias, die ihre Finger gerade ausstreckte. Langsam und gefühlvoll schob er ihr den Ring über den Ringfinger und sagte dabei:
„Trag diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue:
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!“
Während er dies sagte, bemerkte er, wie Julia anfing vor Glück zu weinen. Sie hatte den Panzer der harten Kriegerin für einen Moment abgeschüttelt und zeigte offen ihre Gefühle. So verharrten sie einen Moment, dann nahm Julia seinen Ring und wiederholte die Zeremonie. Diesmal liefen ihm die Tränen die Wangen hinunter. Beide wandten sich wieder dem Kaplan zu, er fragte sie noch einmal und beide gaben ihr Ja-Wort. Dann erklärte er sie zu Eheleuten.
„Sie dürfen sich küssen!“ sagte er danach. Julia und Georg schauten sich an, er nahm sie in seine Arme und beide gaben sich einen langen und intensiven Kuss. Alle Anwesenden in der Kapelle johlten und klatschten. Zum Schluss knieten sich Julia und Georg noch vor dem Kaplan nieder. Dieser legte jedem eine Hand auf und gab den Trausegen. Als sie wieder standen und sich zu den Gästen umwendeten sahen sie in lächelnde und erfreute Gesichter. Georg bot seiner Frau wieder den Arm an und beide verließen die Kapelle.


Daran im Anschluss stieg eine große Party, die in der neu erbauten Kantine stattfand. Erst spät in der Nacht konnte sich das Brautpaar zurückziehen und musste aber erst noch mit Sand gefüllte Munitionskisten vor ihrer Apartmenttür beiseite räumen. Dann fiel die Türe ins Schloss und beide waren zum ersten Mal an diesem Tag alleine miteinander. Georg fasste beide Hände Julias und schaute sie eine Weile wortlos an.
„Ich liebe dich!“ sagte er dann und zog sie sanft zu sich her.
„Ich liebe dich auch!“ entgegnete ihm Julia. Beide küssten sich zärtlich und lange. Sie setzten sich nebeneinander auf die Couch und sie lehnte sich an ihren Mann, der seinen Arm um sie legte und genossen zusammen die ruhige Zweisamkeit. Irgendwann fragte Julia,
„Du hast vor dem Vermählungsspruch kurz gezögert und hast geweint, wie ich es noch nie gesehen habe!“ stellte sie fest.
„Ja, als ich dich ansah, sah ich plötzlich das Gesicht meiner ersten Frau und sie hat mir zugenickt, als ob sie damit einverstanden wäre, das wir heiraten!“ Bei den letzten Worten zitterte Georgs Stimme und Tränen kamen ihm hoch. Er schaute Julia an, die ihm die Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Du musst sie sehr geliebt haben!“ stellte sie fest.
„Ja, das habe ich und das tue ich immer noch, wenn auch auf eine andere Weise. Aber ich liebe auch dich, mehr als mein Leben!“ Julia sah ihren Mann an. Jedes Wort jetzt wäre das Falsche! Sie umarmte und drückte ihn und weinte ebenfalls.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, Büroraum 2, Flugzeughangar
Mo. 27.11.3071, 10:30 Uhr (Ortszeit)


2ndLt. Gonzales stand in dem leeren Büro, in das er von seiner Kommandantin bestellt worden war und wartete. Nur 4 Stühle und ein Tisch befanden sich in dem kahlen Raum. Das Design der Möbel war ihm fremd und sie schienen uralt zu sein. Seit sein Zug und er sich entschieden hatten, sich den Ulanen anzuschließen waren sie aus dem Staunen nicht mehr heraus gekommen! Dass es sich bei den Ulanen und den Curassiers um eine getarnte lyranische Einheit aus der Inneren Sphäre handelte, hatte er sich von Anfang an gedacht. Aber das sie hier eine planetare Basis in der tiefen Peripherie unterhielten, war unglaublich! Als er und seine Leute den Planeten dann selbst betraten, waren sie tief beeindruckt, da sie nun auch die Historie der Basis erfuhren. Jetzt gehörten sie bereits seit 4 Monaten Frejias Ulanen an und seine Kommandantin hatte ihn zu einem Personalgespräch einbestellt. Auch die anderen Angehörigen seines Zuges hatten so ein Gespräch noch vor sich! Mittlerweile wurde sein Zug von den Anderen nur noch als „die Legionäre“ bezeichnet, das zum einen ihren rechtliche Status beschrieb, aber andererseits auch von seinen Leuten schon verinnerlicht worden war und alle auch mit Stolz und Identität erfüllte. Seine Kompaniechefin Hptm. Fairbanks nahm sie in der Ausbildung hart ran, blieb dabei aber stets fair und die Leistungen seines Zuges hatten sich immer weiter verbessert. Da öffnete sich die Türe.


OTL. Sigrid Frejia Scholz betrat den Raum und wies ihn an sich an den Tisch zu setzen. Sie setzte sich ihm gegenüber, legte einen CompPad auf den Tisch und schaute ihn durchdringend an. Horge wurde unter dem Blick etwas nervös. Dann tippte die Offizierin auf das Display, wischte zweimal, schaute kurz darauf und sprach ihn dann an.
„Lnt. Gonzales, sie sind jetzt seit 4 Monaten Teil meines Kommandos! In dieser Zeit konnte ich sie und ihren Zug besser kennen lernen. Ich bin bisher mit ihren Leistungen sehr zufrieden, auch wenn wir bis jetzt keinen echten Einsatz hatten.“ Dann besprach sie mit ihm ihre persönliche Einschätzung seiner Person und ging dann mit ihm seine Beurteilung durch. So eine minutiöse Betrachtung seiner Fähigkeiten und Fehler war dem jungen Offizier nicht ganz fremd, hatte er doch seine militärische Karriere in einer regulären planetaren Milizeinheit in der Liga freier Welten begonnen.
„Zusammengefasst, sie sind ein junger Offizier der Potential zu einer weiteren positiven Entwicklung zeigt!“ schloss Sigrid das Beurteilungsgespräch. Während des Gespräches hatte sie Horge wiederholt Gelegenheit gegeben sich zu den einzelnen Punkten zu äußern. „Haben sie noch was zu ihrer Beurteilung zu sagen?“ fragte sie. Horge schüttelte den Kopf.
„Nein, Frau Oberstleutnant. Ich bin einverstanden!“
„Gut, ich übermittle ihnen die Unterlagen, bitte bestätigen sie diese bis Morgen, dann geht das Ganze in ihre P-Akte!“


Dann machte sie eine kurze Pause und schaute den jungen Offizier wieder an und fragte nach einer Pause,
„Wie fühlen sie sich eigentlich mit ihrer Entscheidung bei uns einzutreten? Haben sie noch irgendwelche Fragen?“ wollte sie wissen.
„Es war eine folgerichtige und letztlich gute Entscheidung, Frau Oberstleutnant!“ erwiderte Horge, „Mir ist aber mittlerweile klar geworden, dass es für meine Leute und mich wirklich keinen Weg zurück gibt! Sie haben uns mit offenen Armen aufgenommen und nichts verheimlicht! Aber damit ist unser Weg auch ein Weg ohne Wiederkehr in unsere alte Heimat! Mir macht es nichts aus, meine Heimat ist da, wo ich mich wohlfühle und ich fühle mich sehr wohl in ihrer Einheit!“ sagte er. „Ich glaube auch, dass es allen von meinen Leuten so geht!“
„Das höre ich gerne. Etwas müssen wir noch ändern!“ sagte Sigrid. „Deshalb werden ab sofort auch in ihrem Zug lyranische Dienstgradbezeichnungen verwendet Herr Leutnant! Eine Einheit heißt auch deshalb Einheit weil sie einheitlich sein sollte!“ dabei schob ihm Sigrid Scholz die Ranginsignien eines Leutnants der LAS über den Tisch zu. Horge nickte, er war sowieso überrascht, dass seine Kommandeurin dies nicht schon längst befohlen hatte.


Kurz darauf stand Horge vor der Tür zum Nebengebäude des Flugzeughangars. Auch hier auf Wohlfahrt gab es Jahreszeiten und ein kühler Wind pfiff über die weite Ebene, auf der die Basis lag. Heute lag auch nicht mehr viel an, da jeder Angehörige des Zuges an diesem Tag zu einem Personalgespräch befohlen war. Er musste zwar noch ein Gefechtsschießen mit scharfer Waffe vorbereiten, aber damit war er schon so gut wie fertig! Also schlenderte er in Richtung der Kapelle. Horge war sehr gläubig und besuchte diese nun seit der Eröffnung vor einer Woche fast jeden Tag, um dort zu beten und zur Ruhe zu kommen. Auf halbem Weg begegnete er Ava Jameson, einer der Sanitäterinnen, die in der Krankenstation tätig waren und dort als Pflegedienstleitung fungierte. Sie war ihm schon aufgefallen, kaum dass er hier angekommen war und hatte sich schon des Öfteren mit ihr in der Kantine länger unterhalten! Als sie ihn grüßte, sprach er sie an.
„Hallo Ava, wart mal kurz!“ sagte er auf Englisch, da er das übliche Deutsch der Lyraner nur rudimentär beherrschte. Die junge Frau blieb stehen und schaute ihn neugierig an.
„Hast du Lust mich heute Nachmittag nach deiner Schicht auf ein kleines Picknick zu begleiten?“ fragte er.
„Warum nicht? Aber ist es nicht ein wenig frisch für ein Picknick?“ wollte sie wissen.
„Nicht dafür! Ich wollte zu dem hohen Hügel dort am Horizont!“, dabei wies er nach Süden über das Landefeld auf einen Berg, der sich in ca. 20 km Entfernung über die Ebene erhob, „Den Ausblick von dort wollte ich mir schon immer mal ansehen! Damit wir nicht verhungern, nehme ich eine Kleinigkeit mit!“ erklärte er.
„Okay, das würde mich auch interessieren. Ich war noch nie so weit weg von der Basis, nur ab und zu bei den Ashanti!“ meinte sie. „Nimm aber ein Gewehr mit! Da draußen treiben sich Bart-Wölfe und andere gefährliche Raubtiere herum! Ich nehme jedenfalls meine Pistole mit!“
„Du hast eine Pistole? Ich habe gedacht, du wärst Zivilistin?“
„Natürlich bin ich das! Aber das heißt noch lange nicht, dass ich quasi nackt in die Wildnis gehe!“ stellte sie bestimmt fest. „Denk dran, wo wir hier sind!“ Sie vereinbarten noch einen Treffpunkt, dann trennten sie sich wieder.


Kurz nach 16:00 Uhr stand Horge mit seinem Geländewagen vor dem Wohncontainer in dem Ava lebte. Hier im ehemaligen Übergangslager der Ashanti standen, nach deren Umzug in ihre beiden Krals, fast alle Container leer und diese wurden sehr schnell beliebte Wohnungen für die Familien und Angehörigen des Unterstützungskommandos, da man hier viel mehr Platz hatte, als in den Wohngebäuden, die noch aus der Sternenbundzeit stammten. Das ganze hatte mittlerweile den Charme eines kleinen Dorfes und jemand betrieb hier mittlerweile sogar in seiner Freizeit eine gut frequentiertes Bistro! Horge klopfte an der Tür des Containers und er hörte von innen,
„Moment!“ dann öffnete sich die Türe und Ava trat in Outdoorbekleidung und festen Stiefeln aus der Türe. An ihrer Hüfte hing in einem Holster eine schwere, großkalibrige Automatikpistole.
„Hallo Ava!“ begrüßte er sie. „Willst du den Jihad im Alleingang beenden?“ und zeigte dabei auf die große Waffe. Ava lachte,
„Nein, das ist die Pistole von meinem Gandpa, die ich geerbt habe. Ich musste viel üben, bis ich mit dem Monstrum umgehen konnte. Aber dort, wo das Ding hin schießt, wächst kein Gras mehr!“
„Das glaube ich dir sofort!“ Horge hatte als guter Infanterist sofort erkannt, was das für eine Pistole war und bekam etwas mehr Respekt vor Ava!


Eine Stunde später erreichten sie den Hügel und konnten bis ca. 350 m unter den Gipfel fahren, dann mussten sie aussteigen. Unterwegs hatten sie nur eine der Patrouillen gesehen, die ständig um die Basis kreisten, um große Raubtiere und durchziehende Herden zu identifizieren und abzuschrecken. Damit das ganze Gelände eingezäunt werden konnte, fehlte einfach das Material und soweit Horge es mitbekommen hatte, wollte das die Leiterin der Basis, KdtHptm. Liebermann auch gar nicht.
„Komm!“ sagte er zu Ava, schulterte seinen Rucksack, hängte sich sein Gewehr um und marschierte los. Ava folgte ihm. Der Weg auf den Gipfel war doch beschwerlicher als beide es erwartet hatten! Schwer atmend kamen sie oben an.
„Das hätte ich jetzt nicht erwartet!“ meinte Ava, „Anstatt eines lauschigen Rendezvous muss ich hier sportliche Höchstleistungen erbringen!“
„Ich finds toll, dass du mitgegangen bist!“ antwortete Horge. „Aber lauschig kann es ja noch werden!“ gab er seiner Hoffnung Ausdruck und lächelte Ava an. Dann schaute er sich um und genoss die wahnsinnige Aussicht. Auch Ava schaute sich um.
„Ich wusste gar nicht, wie schön Wohlfahrt ist!“ stellte sie etwas verträumt fest. „Ich glaube, ich könnte es mir gut vorstellen für immer hier zu bleiben!“ Auch er war gefangen von der Aussicht, dann nahm er sein Fernglas und schaute in Richtung Basis hindurch.
„Darf ich auch mal?“ fragte Ava und Horge gab ihr lächelnd das Glas und sorgte dafür, dass sie den Riemen über den Kopf zog. Nicht das es etwa verloren ging! Dabei trafen sich ihre Blicke und blieben kurz aneinander haften. Ava ging auf Horge zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn! Horges Herz legte einen Galopp hin, umarmte Ava und drückte sie an sich.


Später saßen sie auf einem nackten Felsen und aßen den kleinen Imbiss, den Horge mitgenommen hatte.
„Hast du Heimweh?“ fragte sie.
„Nein! Zu Hause gab es nur Not und Gewalt. Darum ging ich auch zum Militär, um dem Ganzen zu entkommen. Erst in der Miliz und dann bei einer Söldnereinheit. Wir machten nur Garnisonsaufträge, bis unser Kommandeur sich von Word of Blake anwerben ließ und wir in die tiefe Peripherie verfrachtet wurden. Dort auf Hope wurden wir von euren Leuten förmlich überrollt! Aber ich habe noch nie erlebt, dass man so fair mit Besiegten umgegangen ist! Als man meinem Zug und mir vorschlug, uns euch anzuschließen, haben wir die Gelegenheit beim Schopf ergriffen.“
„Und wie fühlst du dich so als Neu-Lyraner?“ fragte Ava lächelnd.
„An die Sprache werde ich mich nie gewöhnen!“ stöhnte er, „Aber sonst ist alles gut!“
„Tröste dich, auf meiner Heimatwelt wird englisch gesprochen, obwohl diese schon ewig lyranisch ist! Aber Deutsch muss jeder an der Schule lernen! Ich kann es dir ja beibringen, wenn du möchtest!“ schlug sie vor und lächelte ihn dabei verschmitzt an.
„Das fände ich prima!“ entgegnete er, kuschelte sich an sie und gab ihr einen Kuss. Kurz nach Einbruch der Dämmerung erreichten sie wieder das Lager und Horge verbrachte die Nacht bei Ava.




Tiefe Peripherie, System “VHR58792G5”, Zenit-Sprungpunkt
Sprungschiff „Humboldt“, Grav-Deck Besprechungsraum
Mo. 04.12.3071, 09:00 Uhr (Bordzeit)


„Meine Damen und Herren“, eröffnete Kapteinin Nadja Ungureanu die Besprechung, „ich habe sie hergebeten, da wir am Freitag zu unserem Zielsystem springen! Unsere mehrmonatige Reise neigt sich nun dem Ende zu. Während für meine Besatzung der Dienst auf dem Schiff weitergehen wird, werden sie, Lady Owusu , mit ihren Ashanti und sie, Herr Hptm. Silvio Choi mit ihrer Kompanie, dem Ergänzungspersonal für die Basis und ihren Angehörigen uns verlassen und zum Planeten gebracht. D.h. sie werden die nächsten Tage hier an Bord wohl mit Packen verbringen!“ Da meldete sich Lady Owusu und die Kapitänin erteilte ihr das Wort.
„Wir springen bereits nach 6 Tagen?“ Sonst waren wir immer mindestens 7 Tage in einem System.“
„Das ist richtig Lady Owusu, aber die Sonne hier im System ist sehr leuchtstark und lädt unsere Fusionsbatterien schneller. Wie sie, bin auch ich darauf aus, die Reise zu einem Abschluss zu bringen. Ich weiß, es war für alle nicht immer einfach, fast ein halbes Jahr eingesperrt auf engem Raum zu verbringen. Was für uns Spacer Alltag ist, ist für sie eine große Herausforderung. Aber ich glaube, dass wir zusammen das Ganze sehr gut hinbekommen haben! Für ihre gute Kooperation möchte ich ihnen jetzt schon danken!“ Lady Owusu nickte und erhob sich langsam. Sie verneigte sich zur Kapteinin hin,
„Wir haben zu danken für ihre kompetente Schiffsführung und die sichere Reise! Ich denke ich spreche hier auch für alle anderen Mitreisenden, nicht nur für die Ashanti!“ Nadja Ungureanu verneigte sich ebenfalls kurz und ging dann im Anschluss noch einige organisatorische Dinge durch. So mussten z.B. die Kinder der Ashanti, der Angehörigen der Infanteriekompanie und des Ergänzungspersonals, die die Kabinen im Grav-Deck nutzen durften, um sie vor gesundheitlichen Nachteilen dauerhafter Schwerelosigkeit zu schützen, zurück auf die „Sirius“.




Tiefe Peripherie, System „VHR58792G5”, Zenit-Sprungpunkt
Sprungschiff „Humboldt“, Brücke
Fr. 08.12.3071, 13:55 Uhr (Bordzeit)


Die extrem lichtstarke Sonne dieses Systems hatte die K/F-Batterien in Rekordzeit geladen und alle Anzeigen waren auf grün. Mit dem nun bevorstehenden Sprung würde die „Humboldt“ nach 5 Monaten und dann 18 Sprüngen ihr Ziel, das Bartok-System erreichen. Kaptein Nadja Ungureanu hatte sich und dem Schiff bei der Reise Zeit gelassen und lieber nach jedem Ladezyklus den Batterien eine Pause zur Konsolidierung gegönnt. Hier weit draußen mit defektem Sprungantrieb zu stranden war der Alptraum aller Sprungschiffbesatzungen! Der Countdown lief nun routinemäßig herunter. 5 Minuten vor dem Sprung ertönte das dafür vorgesehene Signal.
„Ich bin gespannt was uns erwartet!“ meinte die 1. Offizierin Talia Lefebvre zu ihrer Kommandantin, die hinter ihr stand. Diesen letzten Sprung sollte Talia durchführen. Nadja Ungureanu war quasi nur als Zuschauerin auf der Brücke.
„Ich hoffe, dieser Oberst hat alles im Griff! Aber davon gehe ich mal aus! Lady Lestrade hält große Stücke auf ihn.“ erwiderte die Kommandantin, während die 1. Offizierin zum letzten Mal die Zielkoordinaten kontrollierte.
„Wir werden wie geplant am Zenit-Sprungpunkt des Bartok-Systems materialisieren. Mal sehen, ob jemand zu Hause ist!“ sagte Talia Lefebvre und grinste. Da ertönte das 1-Minuten-Signal.
„Gleich werden wir es wissen!“ meinte die Kapteinin, kurz bevor der Doppelgong ertönte und der K/F-Antrieb die „Humboldt“ mit der angekoppelten „Sirius“ in den Hyperraum riss.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt
Sprungschiff „Humboldt“, Brücke
Fr. 08.12.3071, 14:01 Uhr (Bordzeit)


„Kontakt“ rief der Sensorgast laut durch die Brücke, „„MERCHANT“-Sprungschiff mit angekoppeltem Landungsschiff 28.000 Klicks querab.“
„Identifikation?“ fragte die 1. Offizierin ab.
„Keine!“ gab der Sensorgast irritiert zurück.
„Start für die L/R-Jäger!“ befahl Talia Lefebvre.
„Wir werden von dem Sprungschiff gerufen!“ meldete dann der Signalgast.
„Auf meinen Terminal!“ ordnete Talia Lefebvre an. Sie hatte völlig verdrängt, dass ihre Kommandantin hinter ihr stand. Sie hatte jetzt die Verantwortung für das Schiff und würde diese solange wahrnehmen, bis sie von ihrer Kapteinin abgelöst wurde. Auf ihrem Terminal baute sich ein Bild einer dunkelhaarigen, ihr unbekannten Frau auf.
„Hier ist das Sprungschiff „Andromeda“, 1. Offizier Lea Wolcott, identifizieren sie sich! Kommen!“ hörte Talia. Ohne dass sie es wollte, seufzte sie vor Erleichterung, dann drückte sie die Antwort-Taste,
„Hier ist das Sprungschiff „Humboldt“ der Lyran Transspace, 1. Offizier Talia Lefebvre unter dem Kommando von Kapteinin Nadja Ungureanu! Kommen!“ Da sah Talia, wie sich auf dem Gesicht der Frau auf dem Schirm ein Grinsen breitmachte.
„„Humboldt“, hier „Andromeda“, willkommen im Bartok-System, wir haben schon sehnsüchtig auf euch gewartet! Kommen!“
„Hier „Humboldt“, irgendwelche Anweisungen? Wie ist die Lage? Kommen!“
„Hier „Andromeda“, wir übertragen in Kürze ein Datenpaket, dem können sie alles entnehmen. Die Basis ist in Betrieb und befindet sich auf Wohlfahrt, dem 4. Planeten des Systems. Melden sie sich bei der Raumkontrolle auf Wohlfahrt. Von dort erhalten sie weitere Anweisungen! Kommen!“
„Hier „Humboldt“! Verstanden! Kommen!“ antwortete die 1. Offizierin.
„Hier „Andromeda“, wir schicken ihnen das Landungsschiff „Fortunatus“ hinüber, das bei uns angedockt hat. Es hat Treibstoff und frische Vorräte an Bord. Eigentlich waren die für uns gedacht, da wir uns auf unsere nächste Mission vorbereiten. Aber sie können das jetzt dringender gebrauchen! Ich kann leider nicht mit, da mein Kommandant, Kaptein Davenport, zurzeit auf dem Planeten ist. Kommen!“
Hier „Humboldt“! Danke! Verstanden! Ende!“ Talia wandte sich an ihre Kommandantin um,
„Das nenne ich einen freundlichen Empfang!“ Dann wandte sie sich an den Signalgast.
„Ist das Datenpaket übertragen?“
„Gerade hereingekommen, ich lege es auf ihren Terminal!“ kam die prompte Antwort. Ein paar Minuten später koppelte die „Fortunatus“ ab und näherte sich der Humboldt. Eine starke halbe Stunde später dockte das Landungsschiff an der „Humboldt“ an. In der Zwischenzeit lasen die Kommandantin und ihre 1. Offizierin den Inhalt des Datenpaketes und setzten umgehend einen Funkspruch an die Raumkontrolle auf Wohlfahrt ab.


Kurz darauf schwebte ein Offizier in einem grauen Spacer-Overall mit den Abzeichen eines Landungsschiffskommandanten auf die Brücke.
„Erlaubnis die Brücke zu betreten!“ fragte er, während der sich am Griff neben dem Zugangsschott festhielt. Nadja Ungureanu drehte sich um und ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund.
„Erlaubnis erteilt!“ sagte sie und kurz darauf setzte der fremde Offizier seine Magnetstiefel mit einem lauten Klacken auf das Deck, 2 m vor der Kapteinin!
„Frau Kapteinin, Kdt. Pavel Chen meldet sich mit dem Landungsschiff „Fortunatus“ zur Versorgungsunterstützung!“
„Danke Herr Kommandant. Seit wann hat die Company einen „MULE“ mit dem Namen „Fortunatus“? Ich habe mir eingebildet, ich kenne alle Schiffe!“
„Das ist eine unglaubliche Geschichte! Mein Auftrag lautet auch, sie persönlich in die aktuelle Lage einzuweisen und Fragen zu beantworten. Datenpakete sind in dieser Disziplin erfahrungsgemäß nicht so gut! Wenn sie Zeit haben, können wir das sofort angehen!“
„Sehr gerne!“ entgegnete die Kapteinin. Dann befahl sie ihrem 2. Offizier: „Boris, übernimm die Brückenwache, Segelmanöver durchführen! Talia, du kommst mit mir!“ Sie wandte sich an den Landungsschiffkommandanten. „Bitte folgen sie mir in den Besprechungsraum auf dem Grav-Deck!“
Dieser nickte und folgte ihr, als sie die Brücke verließ.


„Wir sind da!“ sagte Hafsat lächelnd zu ihrer Mutter, nachdem sie dem allgemeinen Rundruf über den Lautsprecher gelauscht hatte.
„Die Reise fühlte sich länger an als sie war!“ antwortete Abina Owusu. „Ich bin aber gespannt auf Lester Tyrells Gesicht, wenn wir vor ihm stehen!“
„Ich bin gespannt, was er über Naledi und mich denkt! Ehrlich, ich rechne mit Ressentiments uns gegenüber!“ warf Kunta Keita ein, der mit den Magnetstiefeln neben Hafsat auf dem Deck stand. „Wir sollten die Kapteinin fragen, ob sie bereits eine Lageinformation hat und sie bitten uns zu informieren!“ ergänzte er. Abina wandte sich an ihn.
„Tu das! Bitte sie in meinem Namen um einen Nachrichtenupdate!“ bat die Älteste ihn. Kunta nickte und drehte sich um, um die Kommandantin der „Humboldt“ zu rufen. Nachdem er kurz mit ihr gesprochen hatte, wandte er sich wieder an Abina und Hafsat.
„In 2 Stunden, Besprechungsraum auf dem GravDeck. Sie lädt auch das restliche Führungspersonal ein. Scheinbar gibt es viel mitzuteilen. Der Vortrag wird von dem Kommandanten des Landungsschiffes gehalten, dass vor einer Stunde an der „Humboldt“ festgemacht hat! Sie schätzt auch, dass die „Sirius“ in 12 Stunden abkoppeln wird und den Planeten anfliegt! Wir sollen uns daraufhin entsprechend vorbereiten und entsprechend Transportsicherheit herstellen!“ informierte Kunta die beiden Frauen und seinen Freund Adom, der die ganze Zeit still daneben stand. Adom holte kurz Luft,
„Das ist meine Aufgabe! Als Vorsteher werde ich das entsprechend in die Wege leiten. Als erstes werden wir unsere Kinder und die Schwangeren vom Grav-Deck auf die „Sirius“ holen. Unser Lademeister wird mit seinem Team nochmal unsere Ausrüstung kontrollieren und ich werde alle entsprechend informieren!“ verkündete er. Abina lächelte und wandte sich an ihren Sohn.
„Adom, bald sind wir in unserer neuen Heimat! Du hast deine Aufgaben immer gut bewältigt und ich bin sehr stolz auf dich!“
„Danke Mutter!“ sagte Adom und berührte mit seiner Stirn sanft die seiner Mutter.


2 Stunden später saßen Abina Owusu, Kunta Keita und Adom Owusu als Vertreter der Ashanti im Besprechungsraum. Mit, aufgrund der niedrigen Schwerkraft auf dem Grav-Deck, leicht schwebenden Schritten kam ein Kunta unbekannter Offizier in einer Spacer-Uniform in Begleitung der Kapteinin in den Raum und schritt an das Kopfende des langen Tisches. Er begrüßte alle und stellte sich kurz vor, dann begann er mit seinem Vortrag, der Kunta sofort zeigte, dass dieser Mann auf eine jahrelange Offizierslaufbahn zurückblicken konnte. Während seines Vortrags kam es immer wieder zu Ausrufen von Erstaunen und Verwunderung, so unglaublich waren einige Teile seiner Schilderungen. Da er darum gebeten hatte, seinen Vortrag nicht mit Fragen zu unterbrechen und diese erst am Schluss zu stellen, war er trotz der Fülle an Informationen relativ schnell fertig. Am Ende meinte er noch,
„Das Militärische Unterstützungskommando der Lyran Transspace hat bisher alle seine Aufträge erfüllt, aber die Tiefe Peripherie ist riesig und es gibt noch viel zu tun. Dann noch ein Wort zu unseren Siedlern. Die Ashanti haben sich sehr gut eingelebt und konnten bereits die ersten Ernten einbringen. Aber auch hier liegt noch viel Arbeit vor ihnen.“ Dann schaute er sich um, „Wer hat noch Fragen?“ Mehrere Hände gingen hoch und Pavel Chen deutete auf Hptm. Silvio Choi. Dieser erhob sich,
„Gibt es denn überhaupt für uns genug Quartier? Wenn ich das richtig verstanden habe, rechnet niemand auf Wohlfahrt mit meiner Kompanie und unseren Angehörigen. Gibt es bereits Schulen und andere Einrichtungen?“
„Da treffen sie eine meiner offenen Flanken!“ gab der Raumoffizier zu. „Darüber bin ich nur unzureichend informiert. Aber die Ashanti betreiben bereits eine Schule. Ich bin mir sicher, dass sich da zeitnah etwas organisieren lässt. Wir sind hier im tiefen Raum, weit weg von jeglicher Zivilisation und wir werden viel improvisieren müssen! Wohnraum aber dürfte kein Problem sein. Im ehemaligen Übergangslager der Ashanti sind noch viele Wohneinheiten frei, da die Ashanti sich bereits dauerhafte Häuser gebaut haben. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Aber ich hoffe meine ehrliche Antwort stellt sie erst einmal zufrieden!“ schloss Pavel Chen. Silvio Choi schaute kurz zu einer Frau neben ihm, dann nickte er,
„Danke für ihre Offenheit. Aber zu ihrer Information, Lyran Transspace hat 2 Lehrkräfte mit uns hierher geschickt. Scheinbar hat dort jemand bei der Organisation der Reise auch darüber nachgedacht!“ Als er geendet hatte setzte sich der Hauptmann wieder und drückte die Hand der Frau neben ihm. Die Frau, seine Ehefrau, lächelte ihn an. Es kamen noch mehrere Fragen und Pavel Chen beantwortete alles so gut er konnte.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff “Sirius“, Brücke
Sa. 09.12.3071, 05:54 Uhr (Bordzeit)


Abina Owusu hatte darum gebeten, bei Abkoppelmanöver auf der Brücke zu sein und lag angeschnallt in der Beobachterliege. Sie schaute zum Kommandanten des Schiffes hinüber und sah wie KdtHptm. Friederich Holst ruhig die Vorbereitungen für das Manöver traf. In 5 Tagen würden sie und die restlichen Ashanti die ihr folgten, auf der Oberfläche ihrer neuen Heimat stehen. Sie hoffte, dass es bei der Integration ihrer Leute in den restlichen Stamm zu keinen Problemen und Reibereien kam, kannte sie doch alle nur zu gut. Im Rat der Ältesten hatte sie früher immer eine gewichtige Stimme und sie wusste, dass sie sich diese Position erst wieder erarbeiten musste. Aber wichtiger war ihr, dass die Ashanti wieder vereint waren. Den Trennungsschmerz hatte sie lange genug erlitten und sie machte sich selbst Vorwürfe, damals zurück geblieben zu sein!
„Abkoppeln!“ hörte sie das Kommando des Kommandanten. Sofort spürte sie Erschütterungen und ein leichtes Rucken, als das Landungsschiff nur mit den Lagedüsen minimal beschleunigte, um sich vom Dockkragen der „Andromeda“ zu entfernen. Abina dachte an ihre Zeit als Handelsbeauftrage der Ashanti, als sie sehr oft mit Landungsschiffen unterwegs war. Die Geräusche und Gerüche an Bord der „Sirius“ hatten sie sofort an diese schöne Zeit ihres Lebens erinnert, bevor die Clans ihrem selbstbestimmten Leben ein Ende bereitet hatten und sie sich ganz in den Dienst ihres Stammes gestellt hatte. Zu ihrem großen Glück hatte sie all die Jahre einen Mann an ihrer Seite, der sie immer unterstütze und den sie sehr geliebt hatte.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt, hoher Orbit
Landungsschiff “Sirius“, Brücke
Do. 14.12.3071, 08:34 Uhr (Ortszeit)


Hafsat hörte den Beschleunigungsalarm in ihrer Kabine und schnallte sich fest an.
„Achtung! Landeanflug! Alle Anschnallen und lose Gegenstände sichern!“ hörte sie die letzte Warnung über das interne Lautsprechersystem. Dann setzten schlagartig Querbeschleunigungskräfte ein und das Schiff erbebte unter den nun auf Vollast laufenden Triebwerken. Als das Landungsschiff in die Atmosphäre eintrat, wurde sie heftig durchgeschüttelt, was nach ihrer Kenntnis auf eine dichte Atmosphäre hindeutete. 15 Minuten dauerte dieser Ritt, dann stieg der Lärm der Triebwerke noch einmal an, es ging ein Ruck durch das Schiff und das Rütteln hörte schlagartig auf. Langsam wurden die Triebwerke leiser.
„Landung erfolgt, Willkommen auf Wohlfahrt!“ hörte sie die Ansage und Hafsat schnallte sich ab. Ihr Mann Kunta war während der Landung in seinem Mech, da seine Lanze sofort ausbooten sollte, sobald die Hangartore geöffnet werden konnten.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Landefeld
Do. 14.12.3071, 08:55 Uhr (Ortszeit)


Georg stand vor dem SBVS-Erkundungsfahrzeug das ihn nach der Landung der „Sirius“ bis auf 300 m an das Schiff heran gebracht hatte. Langsam öffneten sich die Hangartore des „UNION“s und kurz drauf erschien ein riesiger Schatten in der Öffnung. Dann brach ein gewaltiger „MARODEUR“ in schwarz-dunkelgrünem Tarnschema hervor und marschierte die Rampe hinunter und auf ihn zu. Kurz hinter ihm kam ein „WRAITH“, gefolgt von einem „OWENS“ und den Schluss bildete ein „LONGBOW“. Nach 300 m blieb der Marodeur stehen und die anderen 3 Mechs reihten sich hinter ihm ein. Georg hatte dies so angeordnet, da er die Mechkrieger und ihre Maschinen, die sein Kommando verstärken sollten, sofort kennen lernen wollte. Die Luken der Mechs öffneten sich und die 4 Mechkrieger kletterten die Strickleitern herunter und traten vor dem „WRAITH“ nebeneinander an. Georg war beeindruckt! Alle Mechs waren soweit er das sehen konnte, in absolutem Bestzustand. Dann sah er im Augenwinkel, dass eine 2. Lanze die „Sirius“ verließ und sich hinter der 1. Lanze einreihte. Auch die Geisterlanze war nun auf Wohlfahrt angekommen. Kurz darauf standen auch die Mechkrieger der Geisterlanze auf dem Beton des Landefeldes und traten an.


Georg war nicht alleine gekommen, KdtHptm. James Cameron-Gokoglu begleitete ihn. Immerhin würde diese neue Lanze ihm mit unterstehen.
„Komm!“ sagte Georg zu James und ging auf den große, schwarzen Mechkrieger zu, der dem „MARODEUR“ entstiegen war. Kurz bevor er die Lanze erreichte befahl der Mechkrieger,
„Okraman-Lanze – Achtung! Zur Meldung an den Kommandeur Augen - rechts!“ Alle 4 Mechkrieger rissen ihre Arme hoch und grüßten Georg. Dieser blieb stehen und grüßte zurück.
„Herr Oberst, Kdt. Kunta Keita, melde ihnen Okraman-Lanze in Stärke von 4 Offizieren zum Appell angetreten!“ meldete ihm der schwarze Mechkrieger. Georg musterte kurz die 4 Augenpaare. Bei der Mechkriegerin die rechts von Kdt. Keita stand, meinte er bekannte Gesichtszüge zu erkennen. Aber er bemerkte auch, dass die junge Kriegerin ihn intensiv ansah, als ob sie es nicht glauben konnte vor ihm zu stehen.
„Guten Morgen Okraman-Lanze, willkommen auf Wohlfahrt!“
„Guten Morgen Herr Oberst!“ antwortete die Lanze. Georg trat vor und schüttelte Kunta Keita die Hand.
„Mit ihnen habe ich nicht gerechnet, aber umso willkommener sind sie und ihre Krieger uns!“ sagte Georg.
„Danke Herr Oberst!“ erwiderte der schwarze Mechkrieger. Dann stellte Georg KdtHptm. Cameron vor und trat zu jedem der Krieger und wechselte kurz ein paar Worte.
„Herr Oberst, Hptm. Naomi Frank „WRAITH“!“ stellte sich die junge Offizierin vor. Ihr Davidsstern, den sie um den Hals trug, funkelte in der Morgensonne Wohlfahrts. Da fiel es Georg ein, welche Gesichtszüge er in der Frau erkannte.
„Frau Frank, vermute ich richtig, dass Richard Frank ihr Vater ist?“ fragte er gerade heraus.
„Jawohl Herr Oberst! Ich soll sie von ihm sehr herzlich grüßen!“ antwortete sie.
„Danke!“ erwiderte Georg, nickte ihr zu und ging zum Nächsten. Nachdem er alle kurz gesprochen hatte, wandte er sich noch einmal an die gesamte Lanze,
„Heute Nachmittag ab 13:30 Uhr melden sie sich einzeln bei mir nacheinander zu einem Personalgespräch, ich möchte sie alle näher kennen lernen!“ ordnete er an. „Herr Keita, organisieren sie das bitte!“
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte dieser, dann ging der Oberst zur Geister-Lanze um sie zu ebenfalls zu begrüßen.


Nachdem ihm KdtHptm. Nika Matic ihm die Geister-Lanze gemeldet hatte, lächelte der Oberst die Frauen und Männer an. Bis auf eine kannte er schließlich alle.
„Es freut mich, sie nun endlich hier zu haben!“ sagte er. „Sobald die „Humboldt“ wieder Einsatzbereit ist, werde ich sie auf ihre erste Mission schicken. Da wir mittlerweile belastbare Sternenkarten der tiefen Peripherie haben, will ich sie sobald als möglich eine Aufklärungsmission durchführen lassen. Aber jetzt erholen sie sich erst einmal von der Reise. Frau Matic, ab 15:30 Uhr alle ihre Mechkrieger zu einem Einzelgespräch zu mir. Organisieren sie das bitte!“
„Jawohl Herr Oberst!“ kam die prompte Meldung von Nika Matic und Georg nickte. Dann wandte er sich an den ihn begleitenden James Cameron-Gokoglu.
„Herr KdtHptm. Übernehmen und lassen sie die beiden Lanzen ihre Mechs im Flugzeughangar abstellen. Der Mechhangar ist, wie sie wissen, mittlerweile wegen Überfüllung geschlossen!“ James bestätigte mit einem Grinsen und gab dann den beiden Lanzen entsprechende Befehle, nachdem er sich bei Georg abgemeldet hatte. Georg legte die 300 m zum Landungsschiff zu Fuß zurück. Dort waren auch noch ein paar wichtige Personen zu begrüßen. Er kam gerade am Fuß der Hangarrampe an, als ein leichter Geländewagen neben ihm hielt und Lester Tyrell ausstieg.
„Guten Morgen Herr Oberst!“ begrüßte ihn dieser.
„Guten Morgen Mr. Tyrell, ich dachte mir schon, dass sie selbst herkommen würden!“ entgegnete Georg und gab ihm die Hand, die sein Gegenüber ergriff und schüttelte.


„Waren sie nicht überrascht, das die restlichen Ashanti nun nachgekommen sind?“ wollte Georg wissen.
„Ich hätte eigentlich erwartet, dass sie, wenn überhaupt, mit der „Hugo Eckener“ gekommen wären, aber dass sie ohne von uns was gehört zu haben, sich aufgemachten, hat mich dann doch überrascht! Ich bin mir sicher, das Abina Owusu, die zurückgebliebene Älteste, maßgeblichen Anteil daran hatte!“ Beide setzen ihren Fuß auf die Rampe und gingen die Schräge nach oben, als ihnen 3 Ashanti entgegen kamen, 2 Frauen und ein Mann. Die Ältere der Frauen strahlte eine Aura der Erhabenheit aus und war unzweifelhaft die erwähnte Älteste! Die Gruppe blieb auf halber Höhe der Rampe stehen, als sie sich dort trafen. Abina Owusu verneigte sich in Richtung Lester Tyrell,
„Abusuakuw mu panyin!“ sagte sie.
„Nea akye sen biara!“ gab dieser zurück.
„Ich bin froh wieder mit dem Stamm vereint zu sein!“ sagte dann Abina Owusu. „Meine Tochter und meinen Sohn kennst du ja!“ Beide verneigten sich vor dem Stammesoberhaupt, auch er begrüßte sie mit einem Kopfnicken.
„Sind denn dir alle gefolgt?“ fragte er.
„Ja, sogar Kunta Keita und Naledi Donkor haben zurück zum Stamm gefunden. Ich habe sie wieder aufgenommen!“ Lester spürte sofort dass, wie Abina dies sagte, sie es nicht hinnehmen würde, wenn er ihre Entscheidung in Frage stellen würde. „Beide und der Gefährte von Naledi Donkor werden unserem Stamm als Owemfo no dienen!“ ergänzte sie. Dabei deutete sie auf die erste Mechlanze, die in diesem Augenblick unter Führung des „MARODEUR“s in den Hangar marschierte. Lester drehte sich um und sah die Mechs.
„Wir werden viel zu besprechen haben!“ antwortete er darauf.
„Da bin ich mir sicher!“ sagte Abina und grinste. Lester grinste zurück,
„Willkommen in der neuen Heimat!“ entgegnete er. „Wir haben euch vermisst! Aber jetzt lass uns eure Ankunft organisieren, es liegt sicher eine Menge Arbeit vor uns!“ Abina nickte,
„Komm mit, die anderen warten schon im Hangar auf dich! Heiße sie willkommen!“ Abina drehte sich um, nachdem Lester zustimmend genickt hatte und ging voraus.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Büro Oberst Müller
Do. 14.12.3071, 14:12 Uhr (Ortszeit)


„Ich bin wirklich froh, dass sie und ihre Lanze hier sind!“ sagte Georg zu dem schwarzen Mechkrieger der ihm gegenüber saß, am Ende eines langen und intensiven Gesprächs. „Mit ihnen und der Stern-Lanze haben wir nun hoffentlich genug Feuerkraft um den Planeten auch gegen ein stärkeres Überfallkommando halten und verteidigen zu können!“
„Ich dachte die Existenz von Wohlfahrt ist geheim? Rechnen sie mit einem Invasionsversuch?“ fragte Kunta Keita den Oberst. Dieser schüttelte den Kopf,
„Nein, erst Mal nicht! Aber wenn wir hier weiter in der tiefen Peripherie operieren, wird das auf Dauer nicht unbemerkt bleiben! Ein unbedachtes Wort auf einem der bewohnten Planeten hier draußen, kann eine Welle auslösen! Ich will nur dafür gerüstet sein!“ meinte Georg. „Wie wir gerade schon erörtert haben, ist die Stern-Lanze eine leichte Aufklärungslanze! Sie kann den Planeten halten, aber würde aus der Defensive heraus operieren müssen. Ihre Lanze ist schwer genug um auch offensive Operationen gegen einen stärkeren Gegner mit Erfolg durchführen zu können! Aber das ist einem Offizier ihrer Erfahrung sicher klar!“ stellte Georg fest. Kunta nickte bestätigend. In dem Gespräch hatte der Ashanti schnell gespürt, dass der Oberst ein guter Offizier und Vorgesetzter war, der auch genug Fronterfahrung mitbrachte, um genau zu wissen von was er redete.
„Ich werde mich mit KdtHptm. Cameron-Gokoglu zusammensetzen um entsprechende Szenarien auszuarbeiten. Da er hier das Kommando führt und bereits den Planeten gut kennt, bin ich mir sicher, dass wir erfolgversprechende Pläne ausarbeiten können.“ entgegnete Kunta.
„Gut! Halten sie beide mich auf dem Laufenden! Das war es fürs Erste. Könnten sie mir bitte dann Hptm. Frank hereinschicken?“ Kunta erhob sich und der Oberst ebenfalls.
„Jawohl! Kdt. Keita meldet sich ab!“ Georg grüßte zurück und beobachtete, wie der große Offizier sein Büro verließ und fast Augenblicklich stand Hptm. Naomi Frank in der Türe, die wohl bereits draußen gewartet hatte und schloss diese.


„Herr Oberst, Hptm. Frank meldet sich zum Personalgespräch!“ Georg nickte und sagte,
„Danke, nehmen sie Platz!“ Dabei zeigte er auf den Stuhl der ihm gegenüber vor seinem Schreibtisch stand. Aber anstatt sich sofort zu setzen, prüfte sich noch einmal, ob die Türe wirklich zu war, dann trat sie vor den Schreibtisch, hob die Hand zum Gruß und sagte mit bewegter, aber gedämpfter Stimme,
„Herr General Fichtenberg, vielen Dank, das sie mir damals auf Barcelona mein Leben gerettet haben!“ Georg verzog etwas das Gesicht, noch jemand, der hier sein Geheimnis kannte!
„Danke Frau Hauptmann, ich habe damals nur getan, was ich für richtig hielt!“ antwortete er. „Bitte erwähnen sie den Namen und diesen Dienstgrad aber nie wieder!“ sagte Georg mit Nachdruck!
„Herr Oberst, selbstverständlich!“ kam sofort die Antwort von der jungen Offizierin. Dann deutete Georg auf den Stuhl und Naomi setzte sich. Georg setzte sich ebenfalls.
„Was mache ich mit ihnen?“ fragte Georg laut. „Aber zuerst schildern sie mir ihre Vita!“ Naomi gab bereitwillig Auskunft und legte ihre militärische Karriere dem Oberst dar. Wie Georg das immer machte, hatte er vor der ersten Begegnung mit einem Neuzugang die P-Akte noch nicht gelesen, sondern wollte sich erst einmal einen unbeeinflussten Eindruck verschaffen. Die Akte würde er später lesen und sie mit seinem Eindruck abgleichen.
„Da haben sie ja schon einiges erlebt!“ meinte Georg am Schluss. „Ich habe natürlich auch kurz mit Kdt. Keita über sie gesprochen, weil ich sie nicht in der Okraman-Lanze lassen will. Ihnen ist sicher klar, dass Kdt. Keitas Lanze bei den Ashanti stationiert wird. Aber wir haben in der Stern-Lanze einen Mechkrieger, der aus persönlichen Gründen sicher sehr großes Interesse hat, in die Okraman-Lanze zu wechseln! Sie werden mit ihm, vorerst auf Probe, die Stelle tauschen!“
„Darf ich fragen wieso? Ich fühle mich in der Lanze und unter dem Kommando von Kdt. Keita sehr wohl!“
„Nun, der betreffende Mechkrieger ist mit einer Ashanti verheiratet und mittlerweile auch selbst Stammesmitglied! Er hat jeden Grund der Welt dafür zu sorgen, dass den Ashanti kein Haar gekrümmt wird, wobei ich aber damit in keinster Weise ihre Motivation und Fähigkeiten in Zweifel ziehe! Ich habe aber selbst schon oft genug erlebt, was Krieger und Einheiten zu Leisten im Stande sind, wenn sie ihre Heimat und das eigene Volk verteidigen!“ legte Georg seine Gründe dar. Naomi musste zugeben, dass diese Maßnahme Sinn machte und meinte,
„Wann soll ich mich bei KdtHptm. Cameron melden?“
„Es reicht morgen früh um 08:00 Uhr. Kommen sie erst einmal auf Wohlfahrt an!“ erwiderte der Oberst.


Wenig später war das Gespräch beendet und nacheinander kamen dann Ethan Mason und Naledi Donkor zu ihm. Vor allem mit Ethan Mason führte er ein intensives Gespräch über seine Herkunft, war sich aber dann sicher, dass seine Loyalitäten definitiv nicht mehr bei den Clans lagen.
„Ein illustrer Haufen!“ dachte Georg, als er die Gespräche nochmal resümierte. In jedem Fall war diese Lanze von ihrer Schlagkraft her allem überlegen, was er sonst noch an Kräften hatte und ihre Krieger aus dem richtigen Holz für hier draußen geschnitzt! Bevor er mit der Geister-Lanze sprach, sandte er aber noch eine Nachricht an Olt. Taemin Lee und bestellte ihn für 17:30 Uhr zu einem Gespräch ein. Auch James Cameron-Gokoglu bat er dazu.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Büro Oberst Müller
Do. 14.12.3071, 17:30 Uhr (Ortszeit)


„Herr Oberst, Olt. Lee meldet sich wie befohlen!“ Taemin fragte sich, was der Oberkommandierende des Unterstützungskommandos von ihm wollte! Natürlich hatte er schon von der Okraman-Lanze gehört und war auch kurz im Flugzeughangar gewesen und hatte sich mit offenem Mund die Mechs dieser Lanze angesehen! Leider hatte er seine Frau Amira nicht erreichen können, da sie gerade irgendwo draußen im Outback bei einer Feldstudie war. Im Raum war außer dem Oberst auch sein Lanzenführer KdtHptm. James Cameron-Gokoglu, was ihn ehrlich gesagt, etwas nervös machte!
„Danke Herr Oberleutnant, setzen sie sich bitte!“ kam die Antwort des Oberst. Dabei deutete er auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Auch James setzte sich auf einen Stuhl, den dieser sich neben den Schreibtisch gezogen hatte.
„Ich will gleich zum Punkt kommen. Mit Ankunft der Okraman-Lanze unter Führung von Kdt. Keita werden die Karten für die Defensivplanung hier auf Wohlfahrt neu gemischt! Die Okraman-Lanze wird den direkten Schutz der Ashanti übernehmen und dazu auch in deren Nähe einen getarnten Stützpunkt einrichten. Alle Angehörigen dieser Lanze, sind, bis auf eine Ausnahme, selbst Ashanti!“ Dann machte der Oberst eine bedeutungsschwangere Pause. Taemin Lee ließ das Gesagte erst einmal sacken und wartete darauf, dass der Oberst weitersprach.
„Ich hätte gerne, dass die Lanze vollständig aus Ashanti besteht!“ sagte der Oberst dann. „Sie werden deshalb mit Hptm. Frank den Platz tauschen und mit sofortiger Wirkung Kdt. Keita unterstellt! Zum einen, damit wir eine geschlossene Lanze haben und zum zweiten, dass sie ihre Expertise über den Planeten mit der Okraman-Lanze teilen. Sie werden gleichzeitig auch der Verbindungsoffizier der Lanze zum planetaren Kommando und KdtHptm. Cameron-Gokoglu!“ sagte der Oberst. Taemin Lee war von der Information erst einmal überrascht, dann wurde ihm klar, was das bedeutete. Er wäre nun immer in unmittelbarer Nähe von Amira und begann unwillkürlich zu grinsen!
„Herr Oberst, ich werde sie nicht enttäuschen!“ versicherte er sofort. „Wann soll ich mich bei Kdt. Keita melden?“
„Morgen früh um 08:00 Uhr!“ gab der Oberst zurück.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, ehem. Übergangslager
Di. 19.12.3071, 18:19 Uhr (Ortszeit)


Silvio Choi ließ die Tür des Wohncontainers hinter sich ins Schloss fallen.
„Margot?“ rief er, da er seine Frau nicht sah.
„Moment!“ hörte er ihre gedämpfte Stimme aus dem geschlossenen Sanitärabteil! Dann hörte er ein Rauschen und seine Frau schlüpfte aus der Zelle und fiel ihm in die Arme.
„Ist es wieder später geworden?“ stellte sie das Offensichtliche fest.
„Ja, auch wenn uns die Pioniere kräftig unterstützen, eine Unterkunft für die Kompanie stellt man nicht mit einem Fingerschnippen hin!“
„Es gibt überall so viel zu tun! Hier im Lager sind sie auch schwer damit beschäftigt alle Container an die Abwasser- und Wasserversorgung anzuschließen. Über die Hälfte muss immer noch Chemieklos entsorgen!“
„Wenigstens ist unser Container seit gestern angeschlossen! Das macht das Leben erheblich angenehmer!“ stellte Silvio Choi fest. „Aber heute hat mich der Oberst zu sich bestellt!“ informierte er Margot. „Er wollte sich mit mir über meine Kompanie unterhalten und hat sich doch tatsächlich dafür entschuldigt, erst jetzt, fast eine Woche nach unserer Ankunft, mit mir direkt zu sprechen!“
„Bisher hattest du es doch nur mit KdtHptm. Cameron-Gokoglu zu tun, oder?“ fragte seine Frau nach.
„Ja, er ist auch mein direkter Kommandeur, aber scheinbar ist es dem Oberst sehr wichtig, jeden seiner Offiziere persönlich zu kennen!“
„Und was denkst du? Wie ist er?“ wollte seine Frau wissen. „Außerdem hab ich gehört, dass er mit seiner Stellvertreterin verheiratet ist.
„Was? Das ist mir neu, davon hat mir noch keiner was gesagt! Die Maurer? Mit der hatte ich schon kurz zu tun! Erstklassige Offizierin! Aber geht sowas denn überhaupt?“
„Ich glaube hier draußen geht viel und langsam verliebe ich mich in unsere neue Heimat. Alles ist so friedlich und unkompliziert! Kein Vergleich zur Inneren Sphäre!“
„Das freut mich! Ich habe lange gezweifelt, ob es richtig war diesen Weg zu gehen! Auch deswegen!“ Er schaute nach unten, auf den leicht runden Bauch seiner Frau und strich sanft darüber. In rund 3 Monaten würde ihr erstes Kind das Licht dieser neuen Welt erblicken.


Plötzlich klopfte es an der Tür. Silvio ging hin und öffnete. Vor der Türe stand eine ihm unbekannte Frau in einem militärischen Overall und das Dienstgradabzeichen eines KdtHptm. war neben ihrem Namensschild befestigt. Als er den Namen las, war ihm sofort klar, wer da geklopft hatte.
„Frau KdtHptm. Liebermann, Guten Abend!“
„Guten Habend Herr Choi, ich hoffe es stört sie nicht, das ich so spät noch vorbeikomme. Darf ich reinkommen?“ antwortete die Frau.
„Natürlich!“ erwiderte Silvio und trat zur Seite.
„Guten Abend Frau Choi!“ begrüßte Cynthia Liebermann dessen Frau, als sie im Container stand. „Genau mit ihnen wollte ich auch sprechen!“ Als Silvio die Tür wieder zugezogen hatte und sich zu seiner Frau stellte, lächelte Cynthia Liebermann beide an.
„Zuerst will ich sie hier herzlich willkommen heißen. Als Stationsleiterin besuche ich alle Neuankömmlinge um sie kennen zu lernen. Sie beide sind mit die letzten! Ich hoffe, sie hatten nicht allzu große Anlaufschwierigkeiten. Meine Leute, einschließlich des zivilen Administrators versuchen alle Probleme so schnell als möglich zu lösen! Ich hoffe, sie hatten keine?“
„Nein, wir hatten keine Probleme. Man hat uns sofort diesen Container als Wohnung zugewiesen. Auch die Lebensmittelverteilung klappt und seit gestern sind wir an der Wasserversorgung angeschlossen.“ sagte Margot Choi. „Aber setzten sie sich doch. Darf ich ihnen etwas anbieten?“
„Ein Wasser, wenn sie hätten?“ gab Cynthia Liebermann zurück. Silvo ging sofort in die Küche und holte einen ihrer wenigen Becher aus dem Einbauregal. Im Hintergrund hörte Cynthia dann das Wasser rauschen.
„Wenn sie irgendwelche Fragen oder Probleme haben, dürfen sie sich jederzeit an die Stationsverwaltung wenden!“ bekräftigte Cynthia dann. „Sie dürfen mich auch gerne direkt ansprechen!“
„Das ist nett, vielen Dank!“ meinte Margot, „Aber sie sagten sie wollten mich sprechen?“
„Ja!“ gab die Stationsleiterin zurück. Dann nickte sie Silvio dankbar zu, als er ihr den Becher Wasser reichte und sich dazu setzte. „Ich habe mir natürlich alle Personalbögen angesehen, um jedem unserer neuen, wie soll ich sagen, Bürger, Einwohner oder Personal, eine ihm angemessene Aufgabe zuweisen zu können. Wirklich jede Hand wird gebraucht! Ich habe bei ihnen gelesen, dass sie Lehrerin für Vorschulkinder sind Frau Choi. Wir brauchen dringend Verstärkung im Kindergarten! Mittlerweile haben wir hier mehr Kinder im Vorschulalter, als wir es bei der Planung je für möglich gehalten haben und es werden immer mehr! Scheinbar ist Wohlfahrt eine sehr fruchtbare Welt!“ Dabei lachte die Stationsleiterin. „Aber ich bin selbst betroffen. Mein Sohn Francis war das dritte Kind, das hier auf Wohlfahrt auf die Welt kam und soweit ich weiß, werden sie beide auch bald Eltern, oder?“


Margot nickte,
„Ja, ich habe in ca. 3 Monaten meinen Termin. Da ich schwanger war, durfte ich sogar während der Reise hierher eine Kabine auf dem Grav-Deck unseres Sprungschiffes bewohnen!“
„Sehr umsichtig!“ gab Cynthia anerkennend zurück. „Fühlen sie sich denn in der Lage zu arbeiten?“
„Ja, sicher!“ gab Margot nickend zurück. „Natürlich wird mir körperliche Arbeit immer schwerer fallen, aber ich denke, dass ich die nächsten 2 Monate sicher im Kindergarten arbeiten kann.“
„Das freut mich! Aber ich konnte ihrem Lebenslauf auch entnehmen, dass sie auch über administrative Skills verfügen?“ fragte Cynthia.
„Richtig, ich habe mehrere Jahre eine Einrichtung geleitet!“ bestätigte sie. Cynthia lehnte sich zurück,
„Sofern sie nichts dagegen haben, würde ich ihnen gerne die Leitung unseres Kindergartens anvertrauen. Die beiden Lehrkräfte die wir bislang haben, sind leider kein Fachpersonal. Sie machen ihre Arbeit hervorragend, keine Rede, aber ihnen fehlt die fachliche Anleitung!“ sagte die Stationsleiterin. Margot schaute ihren Mann Silvio an, der unmerklich nickte, dann fixierte sie wieder Cynthia.
„Wenn ich meinen Beitrag zur Gemeinschaft leisten kann, dann tue ich das gerne! Ich stimme zu!“ sagte Margot mit fester Stimme. Die Stationsleiterin lächelte.
„Das freut mich sehr! Wenn sie morgen früh Zeit hätten, könnte ich ihnen alles zeigen und sie können sofort einsteigen.
„Sehr gerne, ich muss ehrlich sagen, dass es mir hier langsam langweilig wurde!“ entgegnete Margot, „Da kommt mir ihr Angebot gerade recht!“




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Landefeld
Mi. 20.12.3071, 07:51 Uhr (Ortszeit)


In der Woche seit ihrer Ankunft hatten sie alle Mechs gecheckt und waren nun soweit, endlich zum Kral der Ashanti zu verlegen. Vor der Okraman-Lanze stand ein mehrstündiger Marsch nach Kumasi, dem „Haupt“-Kral der Ashanti bevor. Kunta Keita hatte seine Krieger um sich versammelt und gab den Marschbefehl. Er hatte es zwar sehr bedauert, dass Naomi aus seiner Lanze versetzt worden war, irgendwie war sie ihm wie eine Tochter, die er nie hatte, ans Herz gewachsen. Aber Olt. Taemin Lee, der ihm an ihrer Stelle zuversetzt worden war, schloss die Lücke hervorragend! Unter seiner Leitung waren sie auch einmal im Busch gewesen, um die Natur von Wohlfahrt kennen zu lernen und dabei hatte er sich als kompetenter Offizier erwiesen. Dass er der Schwiegersohn Lester Tyrells war, hatte Olt. Lee ihm sofort bei ihrem ersten Gespräch gemeldet und Kunta spürte auch, das er stolz darauf war, vom Stamm der Ashanti aufgenommen worden zu sein!
„Das wars! Aufsitzen, Mechs hochfahren. Abmarschbereitschaft herstellen und melden! Abmarsch um 07:40 Uhr! - Wegtreten!“ befahl Kunta am Ende der Befehlsausgabe. Seine Mechkrieger gingen schnellen Schrittes zu ihren Mechs, kletterten hinauf und schlossen die Kanzeln. Nachdem sich Kunta angeschnallt und seinen Mech hochgefahren hatte, wartete er auf die Bereitschaftsmeldungen seiner Krieger. Dabei sah er an sich herunter. Überraschenderweise hatte man seine Krieger und ihn mit SBVS-Kühlanzügen ausgestattet, die alles in Schatten stellten, was er bisher als Kühlwesten benutzt hatte. Dann kamen die Meldungen herein. Olt. Lee meldete als Erster, dann Ethan und wie immer als Letzte, Naledi!
„Mir folgen!“ gab er dann den Befehl aus und schob langsam den Marschhebel nach vorn und sein 75to schwerer „MARODEUR“ setzte sich in Bewegung. Hinter ihm reihte sich seine Lanze ein und der lange Marsch nach Kumasi begann.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Nordkontinent
Mi. 20.12.3071, 11:47 Uhr (Ortszeit)


Nach fast 4 Stunden Marsch hatte Kunta eine längere Pause befohlen. Da sie langsam marschierten, hatten, sie von den rund 300 km, erst rund die Hälfte zurückgelegt! Auf dem Weg hatten sie verschiedene Marschformationen eingenommen, um die Zeit auch gleich für ein wenig Übung zu nutzen. Obwohl der Kral Kumasi nur rund 210 km Luftlinie von der Basis entfernt lag, mussten sie aufgrund der Topographie einige Umwege gehen. Die Basis war mit Kumasi nur über eine leidlich freigeräumte Piste verbunden, die extra so angelegt worden war, damit sie aus dem Orbit nicht als Straße zu erkennen war.
„Warum wurdest du den Mechkrieger?“ wollte gerade Naledi von Taemin wissen. „Ich wüsste nichts was mich dazu getrieben hätte, wenn ich so wie du mit einem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen wäre!“ Taemin seufzte. Er hatte schon oft solche Diskussionen auf seiner Mechakademie und in seiner Milizeinheit geführt. Aber er hörte auch deutlich, das Naledi diese Frage mit keinerlei Neid verband, sondern nur mit einer gewissen Prise Unverständnis fragte. Taemin schluckte erst den Bissen hinunter, den er sich aus seiner Schale mit der Gabel in den Mund gesteckt hatte, bevor er antwortete.
„Mein Großvater hat mich als Erben des Mechs unserer Familie ausersehen und das ist eine große Ehre und Verpflichtung in unserer Familie! Ich wollte mich dieser Ehre auch würdig erweisen und ging deshalb auf die Mechakademie nach Coventry und diente danach in der Milizeinheit auf Kwangjong-ni. Pflichterfüllung ist eine der tragenden Säulen unserer Familie! Dann traf ich Amira, was mich letztendlich hierher geführt hat. Ich wollte nie das Leben eines reichen Erben führen, das erschien mir so sinnlos und ehrlich gesagt, als Kaufmann tauge ich nicht viel! Als Soldat und Mechkrieger hatte ich zum ersten Mal im Leben das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun. Auch wenn ich zum Glück nie Krieg am eigenen Leib erlebt habe. Mit eurer Erfahrung kann ich nicht mithalten!“ sprach er ehrlich. Naledi nickte,
„Das war sehr offen. Wirklich, Krieg braucht niemand, aber es war die einzige Möglichkeit, die ich, nein wir drei hatten, um über die Runden zu kommen. Nur immer mit einem Bein im eigenen Grab zu stehen brennt einen aus! Deshalb sind wir hier, um dem ein für alle Mal zu entkommen! Aber aus dir werden wir noch einen guten Mechkrieger machen!“ versprach sie Taemin. „Wenn wir je unser Volk verteidigen müssen, werden wir alles geben was wir haben und du gehörst jetzt zu uns!“ Dabei hieb sie ihm so kräftig auf den Rücken, das er sich verschluckte und hustete. Als er wieder normal atmen konnte, meinte er,
„Danke, das bedeutet mir viel!“ und verneigte sich vor Naledi.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Nordkontinent, Kral Kumasi
Mi. 20.12.3071, 15:04 Uhr (Ortszeit)


Der Boden erzitterte als die 4 Mechs hintereinander auf der Piste an Kumasi vorbei zogen. Diesmal hatte Taemin die Führung, da er schon oft mit seinem Mech hier war und den Weg zum provisorischen militärischen Bereich des Krals kannte. Viele Ashanti bestaunten die Mechs, die Ehrfurcht gebietend an den Häusern vorbei zogen. Kurz darauf standen die Maschinen an ihren Plätzen und wurden herunter gefahren. Die Mechs standen vor einer rund 200 m langen Felswand, an der 2 einfache Wartungsgerüste geschraubt waren. Nach oben war das Ganze mit einem sehr großen Tarn- und UV-Schutznetz abgeschirmt. Kunta hatte Naledi und Ethan mit ihren Mechs in die Wartungsgerüste befohlen. Sein „MAURAUDER“ und Taemins „VINDICATOR“ standen daneben. Als sie aus ihren Mechs geklettert waren, wurden sie von Lester Tyrell und dem Ältestenrat, zu dem nun auch wieder Abina Owusu gehörte, empfangen. Der Stammesälteste begrüßte sie förmlich und die Krieger, die nun ab sofort als „Owemfo no“, als Wächter, dem Stamm dienten, verneigten sich vor ihm und den Ältesten. Plötzlich trat eine Frau aus der versammelten Menge,
„Naledi!“ rief sie, „Schwester!“ Tränen füllten ihre Augen und von Naledi fiel aller Stolz ab, sie stürmte auf die Frau zu.
„Tanisha!“ rief sie und umarmte sie stürmisch. „Vergibst du mir?“ fragte sie. Ihre Schwester schob sie ein wenig von sich, schaute ihr tief in die Augen und sagte,
„Das habe ich schon längst! Als wir erfahren haben was dein Verlobter wirklich war, haben wir dir vergeben!“


Lester Tyrell beobachtete ruhig die Szene, die den förmlichen Empfang unterbrochen hatte. Aber waren Familienbande denn nicht die Grundlage und die Klammer die ihre Gemeinschaft zusammen hielten? Dann wandte er sich wieder Kunta Keita zu und betrachtete ihn. Deutlich erkannte er den Teenager, den er einmal Freund genannt hatte und sich dann vom Stamm abgewandte. Lester war damals enttäuscht von seinem Freund gewesen, aber die Wut von damals war schon längst verraucht, ausgetrieben von den Erfahrungen und Geschehnissen der vergangenen Jahrzehnte. Lester lächelte.
„Schön dass du wieder heim gefunden hast mein Freund!“ sagte er und trat zwei Schritte auf Kunta zu. Dieser kam ihm entgegen, ergriff seine Unterarme und erwiderte,
„Mein Freund, ich werde dem Stamm dienen und ihm nie wieder den Rücken kehren! Das gelobe ich!“ Dann fielen sie sich in die Arme und drückten sich. Lester wandte sich danach an den Stamm und rief,
„Kunta und Naledi sind als Owemfo no heimgekehrt! Heißt sie willkommen!“ und lauter Jubel erhob sich.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Besprechungsraum Towergebäude
Di. 13.02.3072, 09:40 Uhr (Ortszeit)


Nika Matic sah interessiert auf das Display. Ihr erster Einsatz in der tiefen Peripherie stand unmittelbar bevor. Die „Andromeda“ war in der vergangenen Woche planmäßig von ihrer 2-monatigen Erkundungstour zurückgekehrt, auf der sie zusammen mit der „Sturm“ unter der Führung von OTL Scholz und Kaptein Davenport weitere 7 Systeme in der näheren Umgebung des Bartok-Systems erkundet hatte. Alle Systeme hatten sich als unbewohnt und ohne menschliche Spuren erwiesen und nur in einem System gab es einen Planeten mit Wasser auf dem sich irgendwann einmal Leben entwickeln könnte.
„Haben sie noch Fragen?“ hörte sie OTL. Scholz, die mit ihrem Vortrag der Erkundungsergebnisse gerade geendet hatte. Nika schaute zu Sigrid und schüttelte den Kopf. Auch die anderen Teilnehmer hatten keine Rückfragen. Für heute Nachmittag hatte Nika bereits ein Treffen mit Sigrid vereinbart, in dem sie sich mit ihr über ihre persönlichen Erfahrungen in der tiefen Peripherie austauschen wollte. Dafür war vor der Abreise der „Andromeda“ keine Zeit gewesen. Nika wurde dann von der Stimme des Oberst aus ihren Gedanken gerissen.


„Kommen wir zum nächsten Punkt. Der Mission der „Humboldt“ und der „Sirius“, die am kommenden Montag startet. Die Parameter sind allgemein bekannt. Die „Humbolt“ wird „Riddels Home“ anfliegen und die Systeme auf dem Weg dorthin und zurück erkunden. Deshalb wird die Reise länger dauern, da wir mehrere Zwischenstationen eingeplant haben um hier die letzten weißen Flecke unserer unmittelbaren Umgebung auszumerzen. Dauer der Mission ist auf 3 Monate angelegt. Auf „Riddels Home“ sollen sie Handelskontakte knüpfen und diverse einfache Güter erwerben, die dort hergestellt werden. Kaptein Ungureanu, KdtHptm. Matic, stellen sie bitte ihre Planung vor!“ Dabei nickte er den beiden Frauen zu und setzte sich wieder an seinen Platz. Kapteinin Nadja Ungureanu und KdtHptm. Nika Matic kamen nach vorne und zuerst stellte die Sprungschiffkommandantin die geplante Sprungroute für die An- und Rückreise vor. Als sie damit geendet hatte übergab sie das Wort an Nika Matic, die die Operation auf Riddels Home vorstellte.


„Riddels Home ist ein Agrarplanet mit nur geringer industrieller Kapazität. Der Planet wird nur selten von Tramp-Händlern angelaufen. Piratenaktivitäten dort sind zwar denkbar, aber eher unwahrscheinlich. Trotzdem werden wir hier vorsichtig vorgehen.“ begann Nika. „Laut den Unterlagen die von der „Shinobi Maru“ an uns übergeben wurden, beläuft sich die Gesamtbevölkerung auf ca. 2 - 4 Millionen, genauere Zahlen gibt es nicht, weil es auf dem Planeten keine zentrale Verwaltungsstruktur gibt, die entsprechende Daten erheben könnte. Die topographischen Gegebenheiten sind so, dass sich die Landmasse des Planeten auf 3 Kontinente konzentriert und viele vulkanische Inseln im Ozean verteilt sind. Die Landmasse beträgt ca. 21%, der Rest ist Wasser. Einer der Kontinente befindet sich am Nordpol des Planeten und ist von einem Eispanzer bedeckt. Die menschliche Besiedelung befindet sich auf den anderen beiden Kontinenten, deren Bevölkerungen sich aber kaum untereinander austauschen. Wenn wir die Verhältnisse auf dem Planeten wirklich erschöpfend erkunden wollen, müssen wir also auf beiden Kontinenten landen! Um dies zu ermöglichen, ohne die Missionszeit länger als notwendig auszudehnen, hat der Oberst unserem Vorschlag zugestimmt, dass die „Dolch“ uns deshalb auf dieser Mission begleiten wird.“ Als sie dies sagte, sah sie wie Peter Schultzky, der Kommandant der „Dolch“ sich mit einem zufriedenen Grinsen auf seinem Stuhl zurücklehnte. Endlich kam er mal wieder aus Bartok heraus! Nika setzte fort,
„Um die „Dolch“ nicht ungeschützt landen zu lassen, hat der Oberst befohlen, das die Stern-Lanze auf der „Dolch“ einschifft. Den Schutz von Wohlfahrt übernehmen solange Frejias Ulanen zusammen mit der Okraman Lanze und den Dark Curassiers. Das gleiche gilt für die Air-Lance der Stern-Lanze, diese wird ebenfalls auf die „Dolch“ verlegt. Nika Matic stellte noch weitere Aspekte der Operation vor während Georg darüber nachdachte. Er hielt sich und seine Lanze mit Absicht aus dieser Operation heraus. Er wollte seinem Kameraden James Cameron und seinen Leuten endlich auch die Gelegenheit geben einen Außeneinsatz zu absolvieren und Nika Matic musste sich beweisen um Routine zu gewinnen. Er konnte und wollte nicht überall sein!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt
Landungsschiff “Sirius“, Brücke
Mo. 26.02.3072, 18:59 Uhr (Bordzeit)


Nika holte tief Luft, als der Doppelgong ertönte. Friederich Holst saß stoisch in seiner Kommandantenliege und ließ sich keinerlei Nervosität anmerken. Nikas Herz klopfte stark. War sie den Anforderungen dieser Mission gewachsen? Sie würde es herausfinden und ballte ihre linke Faust. Da zerriss die Realität und die „Humboldt“ sprang mit der „Sirius“ und der „Dolch“ zu ihrem ersten Ziel.

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 19: Zu neuen Ufern


Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Nadir-Sprungpunkt
Sprungschiff “Humboldt“, Brücke
Sa. 23.03.3072, 11:04 Uhr (Bordzeit)


„Keine Sensorkontakte!“ meldete der Sensorgast an die Kommandantin der „Humboldt“ Kapteinin Nadja Ungureanu. Die Kommandantin studierte die Angaben auf dem Sensorplot und prüfte die Astrogationsdaten. Alles war so, wie in den Sternenkarten der „Shinobi Maru“ verzeichnet.
„Schwache elektromagnetische Strahlung vom 3. Planeten!“ meldete der Signalgast, „Es handelt sich um Radiosignale, aber zu schwach um sie sich anzuhören!“
„Schade!“ meinte die 1. Offizierin Talia Lefebvre, „Mich hätte interessiert, was die Einheimischen hier so an Musik hören!“
„Spar dir das lieber!“ meinte Boris Vektor, der 2. Offizier, „Meistens ist es eine Beleidigung für die Ohren!“
„Oder du kannst mit deinem eingeschränkten Geschmack einfach nichts damit anfangen! Für dich gibst doch nur dieses Mecha-Fibrit-Gestampfe!“ schoss die 1. Offizierin zurück und spielte auf Boris Lieblingsmusik an. Die Kommandantin schüttelte nur den Kopf, ständig zog Talia über Boris zugegebenermaßen sehr einseitigen, Musikgeschmack her.
„Talia, Segel setzen!“ befahl sie, um weitere Frotzeleien zu unterbinden. Dann drückte sie die Intercom-Taste und gab durch,
„Wir sind im System Riddels Home materialisiert. Kommandantenbesprechung um 1200 im Besprechungsraum Grav-Deck!“




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III
Kontinent Tuamoto, Fakarava
Do. 28.03.416 a.L., 13:22 Uhr (Ortszeit)


Vaiana lag auf dem Rücken und schaute in den sonnendurchfluteten Himmel. Daneben lag ihr Freund Moana mit geschlossenen Augen und döste. Vaiana wandte den Kopf und betrachtete ihren Freund, ein warmes Gefühl durchflutete sie dabei. Vaiana war gerade 15 geworden, Moana und sie kannten sich aus der Schule Er ging in eine Parallelklasse und war nur wenig älter als sie. Seit 8 Wochen gingen sie heimlich miteinander. Vaiana war die jüngste Tochter der Ariki Nui, der Stammesfürstin von Fakarava, dem wirtschaftlichen und politischen Zentrum von Tuamoto. Da ihre Gesellschaft matriarchalisch organisiert war, sollte Vaiana, wie es sich für die 4. Tochter der Ariki Nui geziemte, später eine wichtige Position einnehmen. Dazu verspürte sie überhaupt keine Lust! Sie interessierte sich für Kampfsport und Technik und es machte ihr auch großen Spaß handwerklich zu Arbeiten. Sie konnte sogar schon einen Motor zerlegen und zusammenbauen, Moana hatte es ihr gezeigt. Moana war der Sohn eines Ingenieurs, der als Konstrukteur in der Entwicklungsabteilung der einzigen Fahrzeugfabrik des Kontinents arbeitete. Gesellschaftlich trennten Vaiana und Moana Welten! Auf dem Papier gab es zwar keine Klassenunterschiede, aber als Tochter der Ariki Nui hätte sie sich nicht mit Moana abgeben dürfen! Aber Moana sah so toll aus und schlau war er auch, sogar Schulbester seines Jahrgangs! Sie dachte an ihren Vater, Setareki, der immer in der 2. Reihe hinter ihrer Mutter stand, der sie aber immer unterstützt hatte und für den sie viel Liebe empfand. Aber sie hatte schon immer gespürt, dass ihr Vater mit seiner Rolle haderte. Aber als Mann der Ariki Nui war er nur Beiwerk, ohne öffentliche, repräsentative Funktion. Auf Mangarea, dem anderen Kontinent von Riddels Home herrschten die Männer! Die Frauen auf Tuamoto erzählten sich Horrorgeschichten, wie Frauen dort behandelt wurden. Es gab auch wenig Austausch zwischen den Kontinenten! Die Bevölkerung des Planeten lebte nebeneinander her, es gab nur spärlichen Handel. Das technologische Niveau war aber auf beiden Kontinenten fast gleich. Einmal im Jahr trafen sich Delegationen im Wechsel hier und auf Mangarea, um aufgelaufene Probleme zu besprechen. Plötzlich hörten sie ein Donnern. Moana riss die Augen auf, dann deutete er kurz darauf nach oben,
„Da, ein Landungsschiff, Fremde kommen!“ Vaiana folgte seinem Blick und sah eine graue Rauchsäule die zur Erde stürzte, genau auf Fakarava zu. Dann hörte sie wie in der Stadt Sirenen ertönten, um die Bevölkerung zu warnen. Vor 70 Jahren waren Piraten gekommen und hatten fürchterlich gehaust. Seitdem sahen die Bewohner von Riddels Home jedem Raumschiff mit Sorge entgegen! Moana sprang auf,
„Komm mit zum Landefeld, das müssen wir uns ansehen!“ rief er begeistert, griff nach ihrer Hand und riss sie hoch.
„Meinst du nicht, dass es zu gefährlich ist? Wenn das Piraten sind?“ entgegnete Vaiana.
„Dann hauen wir in den Busch ab! Da finden die uns nie! Komm!“ Er schwang sich auf sein Moped, Vaiana rutschte hinter ihn und hielt sich an ihm fest. Sofort beschleunigte Moana und fuhr zum Landeplatz.




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III
„UNION“-Landungsschiff „Sirius“ aka. „Rapier“, Brücke
Do. 23.03.3072, 07:16 Uhr (Bordzeit)


Das Schiff vibrierte unter den auf Vollast laufenden Triebwerken und wurde durch die Turbulenzen der Atmosphäre hin und her geschüttelt.
„Haben wir jetzt endlich eine Funkverbindung zum Boden?“ rief Friederich Holst über den Krach seinem Signalgasten zu.
„Nein, die antworten einfach nicht!“ informierte ihn der Signalmaat.
„Volle Gefechtsbereitschaft herstellen! In 5 Minuten setzen wir auf!“ gab der Landungsschiffkommandant über den allgemeinen Kanal durch. Die Mechkrieger waren schon alle in ihren Mechs und warteten darauf, dass das Schiff aufsetzte und die Tore öffnete. Nika Matic hatte sich dazu entschlossen nach der Landung mit ihrer kompletten Lanze das Schiff zu verlassen, weil sie mit der „Show of Force“ gleich zeigen wollte, mit was es die Einheimischen zu tun bekamen, wenn sie sich feindselig verhalten würden. Wobei sie davon eigentlich nicht ausging, da der Planet laut den Berichten der „Shinobi Maru“ als äußerst friedlich geschildert wurde.




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Tuamoto, Fakarava, Landefeld
Do. 28.03.416 a.L., 13:34 Uhr (Ortszeit)


Vaiana und Moana hatten den Rand des Landefelds gerade rechtzeitig erreicht, so dass sie sehen konnten wie das riesige Schiff keine 600 m von ihnen entfernt langsam aufsetzte und dabei einen Sturm entfesselte.
„Wow!“ rief Vaiana fasziniert aus. „Wann kam das letzte Schiff zu uns?“ fragte sie dann ihren Freund und drückte seine Hand vor Aufregung fest zusammen.
„Aua! Lass meine Hand ganz! Soweit ich weiß vor 4 Jahren, aber dieses Schiff landete damals in Tokani auf dem anderen Kontinent. Hier war schon seit über 12 Jahren kein Raumschiff mehr!“ Beide sahen mit offenem Mund zu, wie das Schiff aufsetzte. Kaum das es stand, öffneten sich die Hangartore und 4 riesige, zweibeinige Maschinen kamen heraus und stellten sich im 200m Radius rund um das kugelförmige Landungsschiff auf.
„Das sind echte Battlemechs!“ rief Moana aus. „Die sehen genauso aus wie in dem alten Buch, das mein Vater hat!“ Vaiana sagte nichts! Bewundernd schaute sie diese Maschinen der Zerstörung an. Auch sie hatte Bilder gesehen und viele Geschichten gelesen und sie hatte immer davon geträumt, einmal eine dieser Maschinen zu steuern, Abenteuer zu erleben und Heldentaten zu vollbringen! Nach ein paar Minuten kam ein Fahrzeug auf den Landeplatz und bewegte sich auf das Schiff zu.
„Das ist Mutters Auto!“ rief Vaiana und zeigte auf die blaue Limousine. Plötzlich öffnete sich die Kanzel einer der Battlemechs und der Pilot stieg eine Strickleiter hinunter. Als dieser unten ankam drehte er sich um und Vaianas Augen wurden groß, es war eine Frau! Am liebsten wäre sie hingerannt, aber Moana zog sie weg.
„Komm, bevor uns deine Mutter noch sieht!“ sagte er. Vaiana nickte, er hatte leider Recht und kletterte wieder auf das Motorrad. Schnell fuhren sie zu ihrem geheimen Treffpunkt davon. Als sie dort ankamen diskutierten sie über das Gesehene.
„Ich habe mir schon immer gewünscht, so einen Mech zu steuern!“ verriet Vaiana ihrem Freund.
„Das wollte ich nicht, aber ich würde gerne mit dem Schiff zu den Sternen fliegen! Hier auf Riddel haben wir die Raumfahrt verlernt. Moanas Blick ging in die Ferne und Vaiana wusste, dass er von den Sternen träumte! Dann zog sie ihn zu sich,
„Komm, küss mich!“ hauchte sie. Moana schaute sie an,
„Ich liebe dich!“ flüsterte er und küsste sie dann zärtlich und leidenschaftlich.




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Tuamoto, Fakarava, Landefeld
Do. 23.03.3072, 07:36 Uhr (Bordzeit)


Nika stand in Shorts und Kühlweste bekleidet neben dem Bein ihres „RIFLEMAN“ und schaute sich um. Die SBVS-Kühlkombi wollte sie hier nicht tragen, wenn sie Kontakt mit den Einheimischen aufnahm. Auch wenn der Planet sehr weit abgelegen war, wusste man nie, wen man traf! Die dunkelblaue Limousine hielt 10 m vor ihr an. Das Fahrzeug machte einen sehr einfachen und robusten Eindruck auf sie. Keine eleganten Formen und soweit sie sehen konnte, einfache Technik. Sie hatten die ganze Zeit über Funk ihre friedlichen Absichten mitgeteilt und den Wunsch nach Handel geäußert, aber bis jetzt hatten sie noch keine Antwort bekommen! Dann öffnete sich die Beifahrertür und ein Mann stieg aus. Der kam aber nicht auf sie zu, sondern ging nach hinten und öffnete die hintere Tür. Es stieg eine Dame aus, der man sofort ansah, dass sie hier das Sagen hatte! Die Frau hatte pechschwarze Haare und eine hellbraune Haut. Nika erkannte sofort das polynesische Erbe in ihrem Äußeren. Aus den Unterlagen wusste sie, dass der Planet vor etwas über 400 Jahren von Auswanderern mit polynesischen Wurzeln besiedelt worden war. Die Dame kam auf Nika zu, gefolgt von 2 breitschultrigen Männern, die sie mit grimmigem Gesichtsausdruck musterten, offensichtlich ihre Bodyguards. 3 m vor Nika blieb die Dame stehen und schaute sie erwartungsvoll an. Nika erinnerte sie an das Briefing, das ihr Sigrid Scholz gegeben hatte und verneigte sich leicht.
„Madam, meine Name ist Major Nika Matic, Kommandeurin des Shadow Teams, wir sind Söldner und hier um friedlich Handel zu treiben!“ stellte sie sich auf Standard-Englisch vor. „Wir würden uns sehr freuen, wenn sie dies erlauben würden, unsere Vorräte an frischen Lebensmitteln gehen zur Neige!“ ergänzte sie und richtete sich wieder auf.


Die Dame schaute sie erst noch eine kurze Weile an, bevor sie antwortete.
„Mah-Yeh-Vah! Als friedliche Händler heiße ich sie Willkommen! Ich bin Kiana Haamea, Ariki Nui von Fakarava. Ich bitte sie darum, dass sie erst einmal hier auf dem Landefeld bleiben, bis wir den Umfang und die Art des Handels geregelt haben. Wir haben nicht sehr oft Gäste von den Sternen und ich will keine Zwischenfälle aufgrund von Missverständnissen!“ sprach die Dame. Nika konnte gut verstehen was sie sagte, doch ihr Akzent war sehr stark. Da piepte ihr Ohrhörer und der Wissenschaftsoffizier der „Sirius“ sagte ihr ins Ohr:
„Ariki Nui heißt Stammesfürst! Das müsste die Regierungschefin von hier sein!“ Nika war froh, das ihr der Eierkopf diesen Knopf ins Ohr empfohlen hat. So konnte sie immer auf das Wissen der Datenbanken zurückgreifen.
„Madam, wie sie wünschen!“ erwiderte Nika und verneigte sich leicht. „Ich bin nicht mit ihren Gepflogenheiten bekannt, wie darf ich sie ansprechen?“ fragte die Mechkriegerin. Da lächelte Kiana Haamea leicht.
„Sie dürfen mich gerne weiterhin mit „Madame“ ansprechen.“ meinte die Fürstin und betonte dabei das „Madame“ französisch. „Es wäre hilfreich, wenn wir uns erst darüber unterhalten, wie wir den Warenaustausch organisieren. Sie dürften keine Währung haben, mit der sie hier einkaufen können!“
„Madame, das ist mir bekannt! Wir haben zwar C-Bills, aber die helfen uns hier nicht. Wir haben dafür diverse hochwertige technische Güter, die wir ihnen anbieten könnten. Zuerst möchte ich ihnen aber noch mitteilen, dass ein zweites Landungsschiff gerade den anderen Kontinent ebenfalls zwecks Handel besucht. Am Sprungschiff, das uns in ihr System gebracht hat, war noch ein weiteres Landungsschiff einer befreundeten Söldnereinheit angekoppelt. Wir haben uns dahingehend abgesprochen, dass wir beide Kontinente getrennt anfliegen. Das hielten wir für Besser!“ teilte ihr Nika mit. Die Fürstin hob eine Augenbraue. Kurz bevor sie losgefahren war, hatte sie ein Telegramm von der Regierung von Mangarea, dem anderen Kontinent, erhalten, dass dort ebenfalls ein Raumschiff im Anflug war.
„Danke für die Information! Frau Major! Aber das war mir schon bekannt!“
„Madam, ich würde sie gerne, als vertrauensbildende Maßnahme, zu einem Besuch auf unserem Landungsschiff „Rapier“ und einem kleinen Offiziersbankett einladen. Wenn es ihnen recht wäre, heute Abend?“
„Das hört sich gut an. Ich werde aber natürlich nicht alleine kommen! Wie viele Personen wären denn möglich? Ihr Schiff ist innen sicher nicht sehr geräumig!“ meinte die Fürstin. Nika lächelte,
„Madame, ich hatte an 5 bis 6 Gäste gedacht, sie dürfen aber noch gerne ein paar Sicherheitsleute zu ihrem Schutz mitbringen, wenn sie das möchten!“
„Gut Frau Major, dann bis in 5 Stunden! Ich werde ihnen gleich 3 Handelsbevollmächtigte schicken, mit denen sie die Handelsbedingungen besprechen können. Ich hoffe, sie halten heute Abend einen Vortrag, was im Universum so vorgeht! Ich bin sehr gespannt!“
„Madame, sehr gerne!“ erwiderte Nika und verneigte sich.
„Nn, Frau Major Matic!“ sagte Kiana Haamea zum Abschied und stieg wieder in ihre Limousine. Nika schaute dem Wagen noch kurz hinterher, dann organisierte sie die Sicherung der „Sirius“ a.k.a. „Rapier“ und bereitete den Besuch vor. Kurz darauf kamen die 3 Beauftragten, die im Hangar die Waren prüften, die die „Sirius“ mitgebracht hatte. Zum Glück war in dem Datenbankauszug der „Maru“ aufgelistet, was hier in Riddels Home Interesse weckte und auch gesucht war.




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Kontinent Mangarea, Tokani, Landefeld, „Dolch“ a.k.a. „Tanto“
Do. 23.03.3072, 07:49 Uhr (Bordzeit)


Langsam öffnete sich das Hangartor der „Dolch“ und die Rampe wurde ausgefahren. KdtHptm. James Cameron-Gokoglu saß in seinem aufgerüstetem „LOCUST“ und wartete auf die Freigabe zum Ausrücken. Soweit ihm der Kommandant des Landungsschiffes Kdt. Peter Schultzky gemeldet hatte, war bisher keine Antwort auf ihre Funksprüche eingegangen. Da sie fast auf der anderen Planetenseite gelandet waren, hatten sie auch keinen Kontakt zur „Sirius“. Dann kam das „Go“ der Hangarkontrolle.
„Sternlanze ausrücken, Rundum-Sicherung!“ befahl er und schob den Schubhebel vor. Sein leichter Mech marschierte los und betrat als erster das Landefeld in der sehr frühen Morgensonne. Seine Lanze stellte sich im 250 m Radius rund um das „UNION“-Landungsschiff auf. Er positionierte seinen Mech in Richtung der Stadt, die neben dem Landefeld lag. Da knackte sein Kom,
„Star1, hier Everest1! Funkspruch von Bodenkontrolle, Sie schicken in 10 Minuten ein Empfangsteam, wir sollen solange hier warten. Kommen!“ meldete sich der Kommandant der „Dolch“. James bestätigte, schaltete auf „Zoom“ und beobachtete die Straße, die von der Stadt zum Landefeld führte. Nach mehreren Minuten entdeckte er 3 Fahrzeuge, die auf das Landefeld zu fuhren. James sperrte seinen Mech und kletterte aus der Cockpitluke die Strickleiter hinab. Gerade als er unten ankam hielten die Fahrzeuge in rund 10 m Abstand vor ihm an und mehrere Personen stiegen aus. James ging ein paar Schritte auf sie zu und wartete. Er hatte die typische Mechkriegerausrüstung an. Shorts, Mechstiefel und Kühlweste. An seiner Seite hin eine Automatik. Aus der ihm gegenüberstehenden Gruppe trat ihm ein Mann entgegen, der schwarze Tattoos auf dem Gesicht und den Händen trug.


Sein gegenüber hob eine Hand und sagte auf Standard-Englisch mit einem starken Akzent,
„Tn koe! Ich bin Rangi Makoare, der Abgesandte des Ariki Nui von Tokani. Zu welchem Zweck kommen sie zu uns?“ James hob ebenfalls die Hand und stellte sich vor.
„Seien sie gegrüßt! Mein Name ist Major James Cameron, Kommandeur der Five Star Raiders. Wir wollen lediglich friedlich Handel treiben!“
„Händler haben normalerweise keine Battlemechs!“ stellte Rangi Makoare treffend fest.
„Das ist richtig. Wir sind eigentlich keine Händler, sondern ein Söldnerkommando. Wir haben hier im System Halt gemacht, um unsere Vorräte zu ergänzen. Im Austausch bieten wir ihnen hochwertige technologische Ausrüstung an.“ gab James zurück.
„Das hört sich interessant an Maj. Cameron. Mich begleiten 2 Mitarbeiter, die sich ihre angebotenen Waren ansehen, dann können wir einen Tauschkurs festlegen. Wir könnten aber auch einen Techniker von ihnen gebrauchen. Unsere Sendeanlage mit der wir früher mit anfliegenden Landungsschiffen kommunizieren konnten ist defekt. Wir können zwar noch empfangen, aber nicht mehr senden. Wir haben leider nicht das technische Wissen, geschweige denn die notwendigen Ersatzteile um hier Abhilfe zu schaffen. Sonst hätten wir ihnen bereits viel früher geantwortet!“ erwiderte Rangi Makoare. James lächelte freundlich.
„Wir werden sie hierbei gerne unterstützen. Ich hoffe, dass wir das Problem lösen können. Die Anlage ist sicher sehr alt!“
„Oh ja!“ stellte der Abgesandte fest und grinste dabei. James dachte dabei mit Grausen daran, was er damit seinen Techs eingebrockt hatte!
„Darf ich sie auf unser Schiff einladen?“ fragte James, „Sie haben sicher nicht oft die Gelegenheit ein Landungsschiff von innen zu sehen!“
„Das nehme ich gerne an!“ erwiderte Rangi Makoare. „Aber ich würde dies gerne auf später verschieben, da sicher noch andere Mitglieder des Rates gerne ihr Schiff besichtigen würden!“
„Wie wäre heute Abend ein Kapitäns-Dinner? Von ihnen so um 6 Gäste und meine Offiziere? Leider haben wir keinen Platz für eine größere Gästegruppe! Wenn sie möchten, werden wir sie über die Neuigkeiten informieren, soweit sie uns vorliegen.“ schlug James vor.
„Das wäre sehr freundlich!“ entgegnete der Abgesandte. Nach einem kurzen Uhrenabgleich vereinbarten sie den Besuch für 19:30 Uhr lokaler Zeit.




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Kontinent Tuamoto, Fakarava, Villa der Ariki Nui
Do. 28.03.416 a.L., 14:54 Uhr (Ortszeit)


Moana hatte Vaiana ein paar Straßen entfernt abgesetzt und sie ging durch den Eingang der Villa. Dabei traf sie direkt auf ihren Vater.
„Vaiana, wo warst du? Ich habe dich gesucht!“
„Wieso?“ wollte sie trotzig wissen.
„Ein Raumschiff ist gelandet und Mama und ich werden es heute Abend besuchen.“ Vaiana schaute ihren Vater an. Er war groß, breitschultrig und sehr fit für sein Alter. Schwarze Maori-Kriegertattoos waren zu sehen. Ihr Vater stammte von Mangarea und war einer der Söhne des Ariki Nuis von Tokani. Auf Riddel war es Tradition, dass die Herrscherhäuser die Kinder wechselseitig verheirateten um auch damit Spannungen zwischen den Kontinenten vorzubeugen oder abzubauen. Vaiana war dieses Schicksal bisher erspart geblieben, aber sie wusste, dass es auch sie treffen konnte! Es durchfuhr Vaiana wie ein Blitz als sie hörte, was ihr Vater da mitteilte. Sofort rief sie,
„Ich will mit!“ sagte sie lauter, als sie wollte. Ihr Vater schaute sie an und grinste.
„Das habe ich mir gedacht! Ich habe mit Mama schon gesprochen, du darfst mit! Aber du musst dich angemessen kleiden!“ Als er sah, wie die Augen seiner Tochter immer größer wurden, lachte er. „Du hast immer noch nicht verraten wo du warst! Hast du dich wieder mit Moana herumgetrieben?“ Vaiana wurde sofort knallrot,
„Woher …?“
„Du bist die Tochter der Ariki Nui und ich kümmere mich um die Sicherheit der Familie! Ich weiß längst, dass da was läuft! Aber Mama habe ich es nicht erzählt! Wir werden uns aber in den nächsten Tagen dringend darüber unterhalten müssen, ok?“ sagte ihr Vater bestimmt. Sofort stieg in Vaiana die Wut hoch,
„Das geht dich gar nichts an!“ sagte sie heftig! Ihr Vater grinste nur,
„Das Kriegerblut meiner Tochter kocht hoch!“ sagte er lächelnd. Dann erwiderte er schneidend, „Keine Widerrede!“ und Vaiana wurde sofort still. Ihr Vater war ein großer Krieger und Anführer und sie bewunderte ihn. Wäre er der älteste Sohn gewesen, hätte er einmal Tokani als Ariki Nui geführt, aber als 3. Sohn wurde er einfach verheiratet. Zum Glück für alle, liebten er und ihre Mutter sich aufrichtig, so dass ihm dies den Halt gab um sein Los zu ertragen!




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Kontinent Tuamoto, Fakarava, Landungsschiff „Sirius“ a.k.a. „Rapier“
Do. 28.03.416 a.L., 19:12 Uhr (Ortszeit)


Nika führte zusammen mit dem Kommandanten der „Rapier“ Kdt. Friederich Holst die kleine Gruppe der Gäste durch das Schiff. Die Ariki Nui war in Begleitung ihres Mannes, einem breitschultrigen Maori-Krieger, ihrer ca. 15 jährigen Tochter und 2 Mitgliedern der Regierung an Bord gekommen. Außerdem wurde sie noch von 4 Sicherheitsleuten, 2 Männern und 2 Frauen begleitet. Der LI der „Rapier“ hatte gerade das Antriebssystem erklärt und den Fusionsreaktor gezeigt, dann führte Nika die Gäste in den Hangar vor ihren „RIFLEMAN“.
„Das hier ist ein „RIFLEMAN“-Battlemech von 60to Gewicht. Ausgestattet mit einem Fusionsantrieb ist er als Feuerunterstützungsplattform und Flugabwehrmech konzipiert. Er kann bis auf 64 km/h beschleunigen. Mein Mech wurde modernisiert und ist als Besonderheit mit CLAN-ER large-Lasern ausgestattet. Sagt ihnen der Begriff CLANs etwas?“ fragte sie die Gäste, als sie deren fragenden Blicke erkannte. Die Ariki Nui schüttelte den Kopf.
„Nein Frau Major, ich hoffe sie gehen in ihrem Vortrag auch darauf ein!“ Nika nickte.
„Natürlich!“ sicherte sie zu und stöhnte innerlich. Sie würde in ihrem Briefing noch weiter ausholen müssen. „Verfügen sie hier auf Riddel den über Battlemechs?“ wollte Nika wissen. Für sie überraschend antwortete der Maori-Krieger, von dem sie mittlerweile wusste, dass er der Ehemann der Ariki Nui war,
„Nein! Diese Technologie ist uns verloren gegangen, wie so vieles andere. Unsere militärischen Kapazitäten sind begrenzt und der letzte große bewaffnete Konflikt ist über 300 Jahre her! Unser Militär beschäftigt sich hauptsächlich mit den Lagunenpiraten, die auf dem Meer ihr Unwesen treiben!“ erklärte der große Mann. Nika war etwas überrascht von der sehr offenen und ehrlichen Antwort. Vaiana schaute derweil an dem Mech hoch und eine innere Erregung ergriff von ihr Besitz. Sie hatte alles um sich herum vergessen. Plötzlich platzte aus ihr eine Frage heraus,
„Darf ich mich bitte einmal in das Cockpit des Mechs setzen, Frau Major Matic?“ Alle Anwesenden schauten die junge Frau überrascht an. Nika suchte den Augenkontakt mit der Ariki Nui.
„Wenn sie nichts dagegen haben Madame?“ fragte Nika. Aber diese stimmte durch eine Geste zu.
„Dann folgen Sie mir junge Dame!“ sagte Nika und ging zum Aufzug voraus. Als sie beide in den Korb standen, fiel Nika das Leuchten in den Augen von Vaiana auf, wenn sie den Mech betrachtete. „Wie ich damals!“ dachte Nika. Als sie oben ankamen, entriegelte Nika die Cockpitluke und ließ die junge Frau hinein. Vaiana kletterte in den Sitz und sah in einem Gestell am Kopfende einen Helm in einer Halterung.
„Was ist das? Ist das der Neurohelm?“ wollte sie wissen. Nika nickte,
„Ja, woher weißt du das?“
„Ich habe Bücher und Datenfiles gelesen. Schon immer habe ich davon geträumt in einem Mech zu sitzen. Was muss man können, um so einen Mech zu steuern?“ fragte sie die erfahrene Mechkriegerin. Als Vaiana in der Pilotenliege saß, lies sie die Umgebung auf sich wirken, packte die Steuerknüppel und sog tief den Atem ein. Es roch nach kaltem Schweiß, Maschinenöl und Ozon.
„Wenn man den Eignungstest bestanden hat, muss man sehr viele Jahre üben!“ antwortete Nika. „Ich habe mit 12 angefangen. Erst musste ich den Mechtest bestehen, dann wurde ich in eine Mechakademie aufgenommen. Aber es ist ein Soldatenleben und man ist immer mit einem Bein im Grab!“ schilderte ihr Nika ehrlich, um dem Mädchen romantische Flausen auszutreiben. „Ich habe in meiner Karriere viele gute Kameraden und Freunde mit ihrem Mech untergehen sehen!“ ergänzte sie. Vaiana drehte den Kopf und sah in das ernste Gesicht der Mechkriegerin. Sie konnte sogar den Schmerz in ihren Augen erkennen! Nach einer stillen Pause fragte Vaiana,
„Können sie mich Testen? Ich muss wissen, ob ich einen Mech steuern könnte!“ sagte sie und Nika erkannte den brennenden Wunsch in Vaianas Gesichtsausdruck.
„Ja, den Test können wir hier machen und er dauert mehrere Stunden. Ohne die Erlaubnis ihrer Eltern aber geht es nicht!“ sagte die Offizierin. Vaiana kletterte aus der Sitzschale.
„Danke dass sie es mir gezeigt haben!“ sagte sie und Nika reichte ihr die Hand, damit sie leichter herausklettern konnte. Unten angekommen strahlte Vaiana und ihr Vater Setareki wusste sofort, was das bedeutete. Vaiana war die geborene Kriegerin und auch wenn es seine Frau nicht gerne sah, hatte er diese Anlagen in seiner Tochter immer gefördert und sie in Kampfkünsten ausgebildet!


Kurz vor Mitternacht verließen die Gäste wieder die „Rapier“, voll mit Informationen und Eindrücken. Kiana meinte zu ihrem Mann als sie zu ihrem Wagen gingen,
„Sie waren sehr offen zu uns! Glaubst du, wir können ihnen vertrauen?“ In Sicherheitsfragen wandte sie sich immer an ihrem Mann, wusste sie doch, dass er darin ein Experte war und sie sich immer zu 100% auf ihn verlassen konnte.
„Ich denke schon!“ antwortete Setareki, „Aber ehrlich, ich bin froh, dass wir so weit weg von allem sind! Der Krieg vor dem unsere Vorfahren geflohen sind, ist immer noch nicht vorbei und hoffentlich bleiben wir eine vergessene Welt!“ Kiana schaute ihren Mann an, ein stolzer Krieger und gleichzeitig ein sehr weiser Mann und sie spürte wieder, warum sie ihn so liebte!




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Kontinent Mangarea, Tokani, Landefeld, „Dolch“ a.k.a. „Tanto“
Do. 23.03.3072, 19:54 Uhr (Ortszeit)


Die Gäste standen mit großen Augen in einem der beiden Flugzeughangars und bewunderten den „CORSAIR CSR-V12“ den seine Pilotin Hptm. Freya Hansen vorstellte.
„Können ihre L/R-Jäger hier am Boden aus dem Hangar starten?“ fragte Rangi Makoare, das ranghöchste Mitglied der Gästedelegation. Mittlerweile hatte Georg erfahren, dass er der älteste Sohn des Ariki Nui war und quasi als Stellvertreter seines Vaters die Regierungsgeschäfte führte. Zur Antwort ergriff Hptm. Aysha Cameron-Gokoglu das Wort, da sie die Führerin der Air-Lance war.
„Ja, das ist möglich. Nur Landen müssen sie dann am Boden. Unsere Jäger haben keine VTOL-Fähigkeiten, das heißt die Jäger können weder senkrecht starten noch landen. Nach dem Landen nehmen wir die Jäger mit dieser Hebevorrichtung in den Hangar!“ Dabei zeigte sie auf einen massiven Träger, der in der Mitte des Hangars an der Decke befestigt war.
„Wie groß ist die Reichweite der Jäger?“ wollte Makoare dann wissen.
„Ausreichend!“ gab Aysha lächelnd zurück. Rangi Makoare grübelte, dann wandte er sich an James.
„Würden sie einen Auftrag für uns durchführen?“ fragte er.
„Welcher Art? Wir sind Söldner, wir leben davon unsere Expertise anderen zur Verfügung zu stellen!“ gab James zurück.
„Unsere Küstenfischerei und die Handelsmarine leiden sehr unter den Übergriffen der Lagunenpiraten. Uns fehlt es an Flugzeugen großer Reichweite und Luftaufklärungstechnik. Wir würden sie gerne für mehrere Aufklärungsflüge anheuern!“ sagte der Einheimische. James nickte,
„Das ließe sich machen! Bitte akzeptieren sie aber, dass wir hier auf ihrer Welt keine Kampfaufträge annehmen. Wir wollen Verwicklungen mit unserer befreundeten Söldnereinheit vermeiden, die gerade auf dem anderen Kontinent ist!“
„Wir werden den Rat von Fakarava auf Tuamoto natürlich darüber informieren. Wir leben nun schon seit 300 Jahren hier in Frieden und wir wollen, dass es so bleibt! Sehen sie es als eine Polizeiaktion!“
„Dann müssen wir nur noch die Bezahlung regeln. Eine Flugstunde der L/R-Jäger ist nicht ganz billig und wir setzen sie nur paarweise ein! Alternativ haben wir aber auch Drohnen mit hoher Reichweite an Bord, die könnten diesen Aufklärungsjob für sie billiger erledigen und sie könnten hier im Schiff den Kurs der Drohne direkt überwachen und leiten.“
„So was gibt es?“ wollte Rangi Makoare wissen.
„Ja, Aufklärungsdrohnen gibt es schon lange, aber ihre Effektivität hat sich in den letzten Jahren nach der Claninvasion dramatisch verbessert!“ warf Aysha Cameron-Gokoglu ein.
„Verzeihen sie, Claninvasion? Das sagt mir nichts!“ antwortete der Einheimische.
„Unser Wissenschaftsoffizier wird nachher in seinem Vortrag darauf eingehen. Dann werden sie es verstehen. Wegen dem Aufklärungseinsatz wird sie Capt. Cameron-Gokoglu nach dem Bankett ansprechen. Ich bin sicher, dass wir uns einig werden!“ informierte ihn James. „Wenn sie mir nun bitte folgen wollen, ich zeige ihnen jetzt die Kommandozentrale des Landungsschiffes!“ James wies zum Schott und ging dann voraus.




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Mangarea, Tokani, Landefeld, „Dolch“ a.k.a. „Tanto“
Fr. 24.03.3072, 09:48 Uhr (Ortszeit)


Aysha saß mit einem dampfenden Kaffee im Besprechungsraum zusammen mit der Zahlmeisterin und zwei Offizieren der tokanischen Streitkräfte. Diese hatten eine Karte mitgebracht, die aus dem Tisch ausgebreitet worden war.
„Wir vermuten Piratenbasen hier, hier und hier. Alle Basen sind außerhalb der Reichweite unserer Flugzeuge und von See aus sind diese Inseln nicht zu erkunden.“ erklärte der ältere der beiden Offiziere. Er hatte sich als Amiral Amaru der tokanischen Marine vorgestellt.
„Haben sie schon einmal Kommandosoldaten zur Vor-Ort-Aufklärung eingesetzt?“ hakte Aysha nach.
„Wir haben es versucht, aber die Männer kamen nie mehr zurück! Um aber eine größere Operation vorbereiten zu können, brauchen wir aber verlässliche Daten. Ich will unsere Leute nicht in einen Fleischwolf schicken!“ entgegnete der Amiral. Aysha nickte anerkennend. Nicht alle Offiziere sorgten sich um ihre Männer!
„Wir werden die Inseln mit allen Sensoren scannen, Bild, Infrarot, magnetische Ortung, Bodenradar. Danach werden sie alles sehen können bis 5 m unter die Oberfläche!“ versicherte Aysha. „Falls ihnen die Informationen nicht ausreichen, können wir auch mit den L/R-Jägern nachfassen. Aber das ist unserer Erfahrung nach sehr selten notwendig. Das müsste in 1 – 2 Tagen erledigt sein. Ich empfehle ihnen auch einen Nachtüberflug, das bringt oft sehr interessante Ergebnisse! Die Drohnen werden in großer Höhe fliegen, die sind dann vom Boden aus nicht mehr zu sehen!“ legte Aysha dar. „Haben sie auch Vollmacht über den Preis zu verhandeln?“
„Ja, sicher!“ sagte der Amiral. „Aber das übernimmt Commandant Teihotaata!“ Danach legten sie den Preis für den Einsatz fest. Da man für den Handel einen festen Umrechnungskurs festgelegt hatte, war dies aber schnell erledigt und es wurde vereinbart, dass der Einsatz zum Mittag beginnen würde.




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Tuamoto, Fakarava,
Fr. 29.03.416 a.L., 15:09 Uhr (Ortszeit)


Vaiana erzählte ihrem Freund von dem Besuch auf dem Landungsschiff und sie spürte, wie er sie beneidete an Bord des Schiffes gewesen zu sein.
„Du hast das Fusionskraftwerk gesehen? Wie sieht es aus?“ fragte er neugierig. Sie schilderte ihm alles so gut sie konnte und erzählte ihm auch von der Welt da draußen, von dem ewigen Krieg der in dem von den Menschen besiedelten Teil des Universums tobte.
„Wie lange sind sie noch da?“ wollte Moana wissen.
„Mein Vater hat mir erzählt, dass sie wohl noch 3 – 4 Tage bleiben, bevor sie zurück zu ihrem Sprungschiff fliegen!“ sagte sie und Moana wurde plötzlich still. Dann stieß er hervor,
„Ich muss aufs Schiff, ich will zu den Sternen!“ Vaiana erschrak und packte mit beiden Händen sein Gesicht,
„Nein, das darfst du nicht! Du darfst mich nicht verlassen! Ich lieb dich doch!“ rief sie! Moana schaute ihr in die Augen,
„Ich liebe auch dich, mehr als alles andere! Aber welche Chance habe ich auf ein Leben mit dir? Du bist die Tochter der Ariki Nui und du dürftest mich nie zum Mann nehmen!“ Vaiana sah, wie Tränen in seinen schwarzbraunen Augen schimmerten und sie küsste ihn verzweifelt. Er hatte ja so Recht, aber jetzt waren sie hier alleine zusammen in ihrem geheimen Versteck!


2 Stunden später kam sie nach Hause. Ein Plan war in ihr gereift! Sie ging sofort zu ihrem Vater.
„Du wolltest doch mit mir sprechen, oder?“ fragte sie ihn.
„Ja!“ gab er zurück und hielt ihr dann einen Vortrag über ihre Pflichten und bat sie, die Beziehung zu Moana nicht zu tief werden zu lassen. „Du wirst nie ein gemeinsames Leben mit ihm haben dürfen!“ sagte er. „Du hast andere Pflichten!“ Vaiana hatte schon gewusst, dass es in dem Gespräch darauf hinauslaufen würde und tat verständnisvoll, zu verständnisvoll wie ihr Vater befürchtete! Dann offenbarte Vaiana ihre Bitte,
„Vater, würdest du erlauben, dass ich den Mechkrieger-Test bei den Söldnern machen darf? Major Matic hat mir gesagt, sie können ihn durchführen, aber nur mit deinem Einverständnis. Ich weiß, ich werde nie einen Mech steuern können, aber bitte, gestatte mir diesen Test! Ich wünsche es mir so!“ Dabei wand sie die Geheimwaffe aller Töchter an und sah ihren Vater so herzergreifend an, dass sogar Granit schmelzen würde! Sie wusste, dass ihr Vater ihr noch selten einen erfüllbaren Wunsch abgeschlagen hatte. Sie sah wie er mit dem Kopf schüttelte.
„Du weist genau wie du mich herum bekommst, Tochter. Ich erlaube es dir, aber kein Wort zu Mama, sie würde mir die Hölle heiß machen!“ Vaiana umarmte ihren Vater stürmisch und küsste ihn auf die Wange!
„Danke lieber Papi! Schickst du gleich ein Memo an das Landungsschiff?“ Ihr Vater brummte schicksalsergeben zur Antwort.




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Kontinent Tuamoto, Fakarava, Landungsschiff „Sirius“ a.k.a. „Rapier“
Sa. 30.03.416 a.L., 08:00 Uhr (Ortszeit)


Vaiana stand pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt an der Hangarrampe und eine ihr unbekannte Frau kam auf sie zu.
„Vaiana Haamea?“ fragte sie. „Ich bin Dr. Vostich, die Bordärztin. Wir müssen zuerst medizinische Tests machen, bevor weitere Prüfungen möglich sind.“
„Ja, ich bin Vaiana Haamea, sie dürfen aber gerne Vaiana sagen!“ antwortete die junge Frau.
„Dann komm mit!“ Die Ärztin drehte sich um und Vaiana folgte ihr. 3 Stunden musste sie diverse Checks über sich ergehen lassen, dann kamen die letzten Prüfungen.
„Dein Gleichgewichtssinn ist außergewöhnlich!“ meinte die Mechkriegerin, die sich als 1stLtn. Larissa Schostakovich vorgestellt hatte und durch die Tests begleitete. „Besser als meiner! Bis jetzt hast du alle Tests herausragend bestanden!“ stellte sie fest. „Aber jetzt kommt das Schwierigste! Du musst den Neuronal-Test bestehen! Dabei geht es darum, ob du mit Neuronal-Sensoren kompatibel bist. Viele scheitern daran, weil die Rückkopplungen bei ungeeigneten Probanden zu starker Übelkeit und Bewusstlosigkeit führen können! Du brauchst dir aber keine Sorgen machen. Im Test wird die Intensität langsam gesteigert, so dass man rechtzeitig abbrechen kann, bevor es zu schlimmen Nebenwirkungen kommt. Da uns aber eine reguläre Testvorrichtung fehlt, müssen wir den Test in einem echten Mech machen. Mein „ARGUS“ ist dafür am besten geeignet!“ erklärte ihr die Mechkriegerin. „Komm mit!“ Dabei lächelte sie Vaiana an.


Ein paar Minuten später saß Vaiana mit Shorts in dem Mech und war angeschnallt. Der Neurohelm war sorgfältig an sie angepasst worden. Vaiana spürte die kalten Neuropads, die auf ihrer Haut angebracht worden waren und wie die Sensoren des Helms leicht auf ihre Kopfhaut drückten. Da man die Stellen nicht rasiert hatte, war vorher etwas Kontaktgel aufgetragen worden. Da schaute Maj. Nika Matic kurz in das Cockpit des „ARGUS“ und zwinkerte ihr aufmunternd zu.
„Bis jetzt haben sie alles hervorragend gemeistert. Das ist jetzt die Königsdisziplin!“ Dann drückte sie Vaiana eine Kotztüte in die Hand. „Ich hoffe, sie werden sie nicht brauchen! Viel Glück!“. Dann hörte Vaiana auf dem Kopfhörer,
„Bereit? Es geht los!“ Plötzlich spürte Vaiana ein Ziehen im Nacken. Das kurze Gefühl der Orientierungslosigkeit und der leichte Schwindel, das dies auslöste waren aber sofort verflogen. Sie spürte aber, dass die Intensität langsam anstieg. Sie musste dabei ihren Kopf bewegen, soweit es der Helm zuließ und plötzlich war das leichte Ziehen weg. Das leichte Summen, das den Test begleitet hatte war verstummt. Dann beugte sich Larissa Schostakovich in das Cockpit und löste den Helm und zog ihn behutsam von Vaianas Kopf.
„Du kannst dich abschnallen und herausklettern, der Test ist vorbei!“ sagte sie dann. Vaiana schaute sie erwartungsvoll an, aber die Mechkriegerin verzog keine Miene. Kurz darauf stand sie auf dem Boden des Hangars vor dem Mech. Um sie herum standen Larissa Schostakovich, Dr. Vostich und Maj. Matic. Alle schauten Vaiana an.
„Und?“ wollte Vaiana wissen. Da holte Maj. Nika Matic tief Luft.
„Vaiana Haamea, sie haben den Test mit Bestwerten bestanden. Wären wir eine Mechakademie würden wir sie sofort in die Ausbildung aufnehmen! Vaiana war erst überrascht, dann begann sie glücklich zu Grinsen, das dann aber sofort wieder erstarb, als ihr wieder klar wurde, das sie trotzdem nie einen Mech würde steuern können, außer …!


„Wir haben noch eine Überraschung für dich!“ sagte Larissa Schostakovich. „Wir haben hier einen Mechsimulator, wir würden dir gerne noch zeigen, wie es sich anfühlt einen Mech zu steuern!“
„Ehrlich?“ platzte es aus Vaiana heraus und alle 3 Frauen nickten. Nach einer kurzen Einweisung saß sie dann über eine Stunde im Simulator und kam sehr schnell mit den Kontrollen klar. Dann absolvierte sie mehrere kurze Sim-Gefechte in einem Mech, den Larissa ihr als „SHADOW HAWK“ vorgestellt hatte, bis plötzlich ein riesiger Mech vor ihr stand.
„Das ist ein „ATLAS“, ein 100 to-Assault-Mech. Mit deinem Mech hast du keine Chance im direkten Kampf, du bist aber viel beweglicher und du musst ihn ausmanövrieren!“ teilte ihr Larissa über den Kopfhörer mit. Sofort zog sich Vaiana zurück und versuchte hinter den Gegner zu kommen. Sie hatte es fast geschafft dessen Rückenpanzerung zu durchschlagen, als plötzlich ihr Mech erbebte, stürzte und die Simulation erstarb.
„Du wurdest vernichtet!“ kam die Stimme von Larissa. „Der „ATLAS“ konnte mit seiner AK/20 deine Torsopanzerung durchschlagen und den Reaktor zerstören!“ Dann ging die Türe der Sim-Kapsel auf und Vaiana stieg heraus.
„Sie haben sich sehr gut geschlagen!“ lobte sie Nika Matic. „Sie haben großes Talent! Aber wie ich schon sagte, als Mechkrieger ist der Tod ein ständiger Begleiter. Vaiana schaute die beiden Mechkriegerinnen an, die ihr wohlwollend zulächelten. Sie konnte nicht anders und umarmte Nika Matic.
„Danke, das hat mir viel bedeutet!“ sagte sie. Nika wusste erst nicht, wie sie dem Gefühlsausbruch begegnen sollte, schob sie dann aber von sich, packte sie an beide Schultern, schaute sie direkt an.
„Nichts zu danken, aber ich hoffe du hast auch gesehen, das in Battlemechs keine Romantik inne wohnt, sondern das es Maschinen der Zerstörung sind! Vergiss das nie!“




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Tuamoto, Fakarava, Landungsschiff „Sirius“ a.k.a. „Rapier“
Sa 30.03.416 a.L., 11:30 Uhr (Ortszeit)


Moana saß neben einem Freund seines Vaters im Führerhaus eines Schwerlastfahrzeugs. Die Außenweltler hatten mehrere Geländefahrzeuge, vom kleinen Jeep bis zum leichten LKW geordert, von denen heute die erste Marge ausgeliefert wurde und Moana hatte die Möglichkeit beim Schopf gepackt, als er mitbekommen hatte, dass der Logistikleiter der Fabrik, ein enger Freund seines Vaters, die Fahrzeuge persönlich ausliefern wollte.
„Prima dass du mitkommst! Ich hatte Schwierigkeiten jemand zu finden um die 1. Lieferung der Autos herzubringen! Alles Angsthasen!“ sagte der Logistikleiter, als sie auf das Landungsschiff zu rollten. 100 m vor der Rampe hielten sie an und ließen die Spurrampen des Aufliegers herunter. Moana schnappte sich den Schlüssel, stieg in den hintersten Geländewagen und fuhr ihn unter Einweisung des Logistikleiters herunter. Dann fuhr er langsam auf das Schiff zu. Als eines der Besatzungsmitglieder ihm zuwinkte, fuhr er die Rampe hoch und stellte das Auto an der Stelle ab, die ihm gezeigt wurde. Als er ausstieg, sah er sich um und war total fasziniert, dann entdeckte er Vaiana, wie sie mit 2 Frauen neben einem Mech stand. Sie sah zufällig herüber zu ihm und erkannte Moana. Sofort winkte sie ihn her. Moana deute aber das Hangartor hinunter. Wenn er nicht weiter Fahrzeuge fuhr, bekam er Ärger mit dem Logistikleiter. Er winkte zurück und ging hinunter, um den nächsten Wagen zu holen. Nach 4 Fahrten waren die Geländewagen der ersten Lieferung im Hangar und Moana schaute sich um, doch Vaiana war leider schon weg.




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Mangarea, Tokani, Landefeld, „Dolch“ a.k.a. „Tanto“
Sa. 24.03.3072, 14:23 Uhr (Ortszeit)


Amiral Amaru stand hinter den beiden Drohnenoperatoren und betrachtete die gestochen scharfen Bilder, die die Drohnen übermittelten. Auf den Sekundär-Displays wurden die Ergebnisse der Infrarot- und der anderen Sensoren dargestellt. Gerade wurde die Insel überflogen, auf der sich eines der vermuteten Hauptquartiere der Piraten befand.
„Das ist eine kleine Stadt!“ stellte einer der Operatoren fest. „Von der Größe und den Ergebnissen der Infrarotortung leben dort ca. 8.000 Menschen!“
„Wo ist der Hafen?“ wollte der Amiral wissen.
„Hier!“ sagte der zweite Operator und markierte den Bereich auf dem Display. „Zähle 60 Schiffe verschiedener Größe und eine Werft mit 4 Schiffen im Bau!“ zählte der Operator sachlich auf.
„Soweit ich das sehen kann, sehen die alle sehr elegant aus! Das sollen Kampfschiffe sein?“ fragte Aysha, die dabei stand.
„Das meiste sind Fischerei-Schiffe. Die Kampfschiffe sind die im linken Bereich.“ Dann lachte er auf, „Elegante Schiffe konnten wir schon immer bauen, wir waren von jeher ein Seefahrervolk! Da machen die Lagunenpiraten keine Ausnahme! Aber wie sie sehen bauen wir nur Katamarane. Die haben sich hier auf der oft rauen See am besten bewährt!“
„Warum greifen die Praten sie überhaupt an?“ wollte Aysha wissen.
„Es waren nicht immer Piraten, aber die Inseln werfen für die dortige Bevölkerung zu wenig ab. Außerdem haben sie kaum, besser gesagt gar keine Industrie. Deshalb holen sie sich es einfach! Wir haben schon oft versucht mit ihnen Handel zu treiben, aber sie wollen keine Einmischung von außen und sie hängen einem Kriegerkult an, der sie nur wenig kompromissfähig macht. Andererseits sind wir nicht bereit an sie Waren zu verschenken, die wir hart erarbeitet haben, nur damit wir unsere Ruhe haben.“
„Und wie wollen sie das Problem lösen?“ hakte Aysha nach. „Wenn sie dort deren Flotte auslöschen, würden sie dem Hunger ausgeliefert sein und wahrscheinlich woanders hinziehen und alles geht von vorne los!“
„Über dieses Problem denkt unsere Führung und die Admiralität schon lange nach. Wir wollen sie nicht auslöschen, leben die Laguner doch eigentlich so, wie unsere Vorfahren auf Terra. Nur diese Überfälle müssen endlich aufhören!“ sagte der Amiral nachdrücklich!
„Ich hoffe sie finden eine für beide Seiten gute Lösung!“ sagte Aysha. Dann ergänzte sie mit einer gewissen Bitterkeit in der Stimme: „Wie die Geschichte beweist, führt Gewalt nur in eine endlose Spirale. Das beste Beispiel sind die Geschehnisse in der Inneren Späre der letzten 500 Jahre!“
„Es wundert mich, so etwas aus dem Mund einer Söldnerin zu hören. Krieg ist doch ihr Geschäft!“ meinte der Amiral und betrachtete die Offizierin.
„Wenn es keinen andauernden Kriege gäbe, wäre ich auch nicht genötigt gewesen Söldnerin zu werden, um mir meinen Lebensunterhalt verdienen zu können!“ entgegnete Aysha bitter. Der Amiral war überrascht über die Antwort, außerdem hatte ihn sowieso gewundert, wie diszipliniert es an Bord des Landungsschiffes zuging und der Umgangston war. Von Söldnern hatte er anderes erwartet!




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Tuamoto, Fakarava, Villa der Ariki Nui
Sa 30.03.416 a.L., 15:30 Uhr (Ortszeit)


Vaiana war pünktlich zum Mittagessen wieder zu Hause gewesen und ihre Mutter meinte nach dem Essen,
„Vaiana, ich muss dich nachher mal in Ruhe sprechen. Kommst du heute Nachmittag bitte in mein Arbeitszimmer?“ Vaiana nickte und befürchtete, dass ihre Mutter herausgefunden hatte, dass sie mit Moana ging oder heute früh den Mechkrieger-Test gemacht hatte. Nun stand sie vor der Türe des Arbeitszimmers und klopfte an. Ihre Mutter bestand darauf, dass sie nicht einfach hereinplatzte!
„Komm rein!“ hörte sie und saß kurz darauf mit ihrer Mutter in einer Couchgarnitur, die sie im Arbeitszimmer stehen hatte.
„Vaiana, du bist jetzt 15 Jahre alt!“ begann ihre Mutter, „Also dringend Zeit sich Gedanken über deine Zukunft zu machen! Du weißt, dass dein Vater aus Tokani stammt?“
„Natürlich Mama!“ antwortete Vaiana und sie spürte gleich, dass sie nicht mochte, wohin sich das Gespräch mit ihrer Mutter entwickeln würde. Aber sie riss sich zusammen!
„Nun, wie du weißt, ist es Tradition und wichtig für uns alle um den Frieden auf dieser Welt zu bewahren, dass die Fürstenfamilien von Tokani und Fakarava nicht nur freundschaftlich, sondern auch familiär verbunden sind! Dein Großvater hat einen Großneffen der so alt ist wie du und dein Großvater und ich möchten, dass ihr beide euch vermählt wenn du 18 bist! Du wirst dann in Tokani leben!“ sagte ihre Mutter bestimmt. Vaiana war geschockt! Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht und den Händen.
„Nein!“ rief sie panisch, „Nein, das will ich nicht! Was sagt denn Vater dazu?“
„Er ist einverstanden. Er kennt seinen Neffen und sagt, das ihr gut zusammenpassen würdet!“ entgegnete ihre Mutter. Tränen flossen über Vaianas Gesicht,
„Neiiiiiin!“ rief sie, stand auf und rannte aus dem Arbeitszimmer! Sie knallte die Türe ihres Zimmers zu, warf sich aufs Bett und begann hemmungslos an zu schluchzen! Langsam beruhigte sie sich und überlegte, was sie machen konnte. Sie nahm dann ihren Pager und schickte Moana eine Nachricht, dass sie sich treffen mussten und verabredeten sich für den späten Nachmittag an ihrem geheimen Treffpunkt!


Plötzlich klopfte es an der Tür!
„Ja?“ rief Vaiana mit belegter Stimme.
„Ich bin es!“ hörte sie die Stimme ihres Vaters. „Darf ich rein kommen?“ Am liebsten hätte sie „NEIN!“ geschrien, so enttäuscht war sie von ihrem Vater, aber er hatte ihr auch beigebracht Gefühle zu beherrschen um eine Situation objektiv von allen Seiten betrachten zu können. Sie wollte mit ihm reden, warum er diese arrangierte Heirat unterstützte.
„Komm!“ sagte sie knapp und ihr Vater kam zu ihr ans Bett und setzte sich neben sie.
„Vaiana, ich habe mit deiner Reaktion gerechnet! Aber du weißt, dass wir die Familienbande weiter knüpfen müssen um den Frieden erhalten zu können!“ sagte er.
„Das weiß ich!“ sagte sie trotzig! „Aber warum ich? Ich hab noch 3 Schwestern! Warum müssen die nicht!“
„Du weißt warum!“ sagte ihr Vater sanft. „Jede von ihnen hat schon eine Aufgabe und sie sind schon verheiratet. Ich habe mir meinen Neffen genau angesehen. Er ist sehr nett und wird dich sicher mit großem Respekt behandeln! Er ist nicht so ein Macho wie die anderen seiner Brüder! Du wirst Moana mit der Zeit nur noch als lang verflossene Erinnerung zurückbehalten! Das ihr keine gemeinsame Zukunft haben könnt, wisst ihr beide!“ Während ihr Vater redete, rasten die Gedanken in Vaiana und sie überprüfte alle ihre Möglichkeiten. Dann holte sie tief Luft,
„Du hast ja Recht Vater, dass weiß ich alles! Aber es schnürt mir die Luft ab!“
„Schlaf darüber, wir werden morgen nochmal darüber reden!“ sagte ihr Vater, strich ihr sanft über ihre schwarzen, leicht welligen Haare und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann verließ er den Raum.


Eine Stunde später schlich sich Vaiana aus dem Haus und ging zu dem gemeinsamen Treffpunkt mit Moana. Als sie ankam, war er schon da und sie fiel ihm schluchzend um den Hals! Moana versuchte sie zu beruhigen und streichelte sie.
„Was ist denn los?“ wollte er wissen. Vaiana drückte sich ein wenig von ihm weg und schaute ihm in die Augen.
„Willst du dich immer noch auf das Landungsschiff schleichen?“
„Ja und ich weiß auch schon wie! Aber jetzt sag, was ist mit dir los!“
Meine Eltern wollen mich nach Mangarea zwangsverheiraten! Ich muss hier weg!“ stellte sie knapp fest.
„Was?“ fragte er erstaunt.
„Es ist Tradition und soll den Frieden bewahren, aber ich kann und will das nicht!“ stieß Vaiana hervor. „Nimm mich bitte mit!“
„Du weißt aber schon was das bedeuten kann, oder? Dass du unter Umständen nie wieder hierher zurückkommst! Denk daran, du lässt alles zurück, dein sicheres Leben, deine Zukunft, deine Familie! du tauschst es gegen die Ungewissheit ein! Vielleicht werfen sie uns im Weltraum einfach von Bord oder noch viel Schlimmeres!“
„Das nehme ich alles in Kauf!“ sagte Vaiana fest. „Und ich glaube nicht, dass sie uns schlecht behandeln werden! Was hast du geplant?“
„Am Dienstag soll das Schiff um 08:20 Uhr starten. Kurz vorher werden nochmal 4 kleine LKWs angeliefert. Ich hab mir schon einen davon ausgesucht und verstecke Wasser, Nahrungsriegel und ein kleines Chemieklo darin. Wir müssen uns versteckt halten, bis das Landungsschiff nach 5 Tagen das Sprungschiff erreicht und fortspringt!“
„5 Tage? Das ist lange und keiner darf uns bemerken! Was ist, wenn wir schwerelos werden?“
„In einem alten Buch habe ich gelesen, das auf einem Landungsschiff auf dem Weg zum Sprungschiff nur kurz auf halber Strecke Schwerelosigkeit gibt, wenn das Schiff vom Beschleunigen auf das Abbremsen geht und natürlich beim Andocken an das Sprungschiff!“
„Wo hast du denn solche Bücher her?“ wollte Vaiana wissen.
„Alle in meiner Familie waren oder sind Ingenieure oder Techniker und technische Bücher werden von einer Generation zur anderen vererbt. Mein Vater hat Bücher, die sind uralt! Wenn die aus Papier wären, wären sie schon längst zu Staub zerfallen! Aber zum Glück sind sie aus einem dauerhafteren Material!“ Dann besprachen sie, wie sie ihre Flucht organisierten. Vaiana war klar, dass sie zu Hause keinerlei Verdacht erregen durfte. Sie musste sich zwar bockig geben, aber so tun als ob sie sich in diese arrangierte Beziehung fügen würde. Sie wusste aber, dass sie vor allem ihrem Vater das Herz brechen würde, wenn sie fort ginge! Das bedrückte sie sehr!




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Tuamoto, Fakarava, Werksgelände Fahrzeugfabrik
Di. 02.04.416 a.L., 06:55 Uhr (Ortszeit)


Moana und Vaiana schlichen sich in aller Frühe auf das Werksgelände und schlüpften in den von Moana für ihre Flucht präparierten LKW. Für die Schule hatten sie sich krank gemeldet, so dass von dort aus keiner zu Hause zurückfragen würde. Vaiana hatte am Abend vorher noch einmal ein langes Gespräch mit ihrem Vater und es schmerzte sie sehr ihn so anlügen zu müssen! Bevor sie zu Bett ging, hatte sie ihn nochmal lange gedrückt und war betrübt eingeschlafen. Kaum das sie auf der Ladefläche waren, ruckte der Tieflader an, auf dem die kleinen LKWs verladen waren und sie rollten auf den Landeplatz zu. Dann hielt der Tieflader und sie hörten Stimmen mit diesem seltsamen Dialekt der Außenweltler. Schnell schlüpften sie in den Verschlag, den Moana vorbereitet und mit Decken ausgelegt hatte. Vianas Herz schlug bis zum Hals und sie spürte auch Moanas Herz laut pochen! Dann bewegte sich der LKW erst die Tiefladerrampe hinunter und dann die Rampe des Raumschiffs hinauf. Dabei wurden sie hin und her geschaukelt, bis der LKW stand. Dann hörten sie wie Verzurrbänder am LKW angebracht wurden und dieser fest am Hangarboden verankert wurde. Plötzlich machte sich jemand an der Plane zu schaffen und nach kurzer Zeit hörten sie, wie jemand sagte:
„Alles in Ordnung! Ich unterschreibe die Frachtpapiere!“ Ab dann herrschte Stille um das Fahrzeug herum. Die beiden jungen Menschen blieben aber in dem engen Verschlag und warteten geduldig ab. Moana schaute auf seine Uhr mit den Leuchtziffern.
„Das Schiff müsste gleich starten!“ flüsterte er Vaiana ins Ohr. Das kitzelte und sie musste ein Lachen unterdrücken. Schnell presste sie ihren Mund auf Moanas und küsste ihn wild. Ab jetzt waren sie eine Schicksalsgemeinschaft! Plötzlich erhob sich ein Donnern, das immer lauter wurde und sie spürten, wie sie von einer unsichtbaren Faust nach unten gepresst wurden. Das Tosen wurde immer lauter und sie spürten irgendwie, dass das Schiff sich vom Boden abhob und dabei etwas hin und her schwang. 10 Minuten lang vibrierte und schwankte das Schiff und sie wurden hin und her geworfen. Hätte Moana den Verschlag nicht so großzügig mit Decken ausgelegt, hätten sie sich einige blaue Flecken dabei geholt! Dann wurden die Turbulenzen weniger und das Tosen und Donnern der Triebwerke wurde gleichmäßig.
„Wir sind im Weltraum! Als die ersten Menschen von Riddel seit mindestens 100 Jahren!“ flüsterte Moana feierlich.
„Wie lange müssen wir hier drin bleiben?“ wollte Vaiana wissen.
„Wir können ja mal vorsichtig aus dem Verschlag rausschauen, aber auf der Ladefläche müssen wir bleiben, bis wir am Sprungschiff sind!“ Dann machte sich Moana am Verschluss zu schaffen und hob den Deckel des Verschlags vorsichtig an. Er konnte in dem Dämmerlicht nichts entdecken, nur das alle Planen zu waren und somit keiner von außen auf die Ladefläche schauen konnte. Er klappte den Deckel vorsichtig hoch, damit er keinen Lärm machte und richtete sich auf. Dabei bedeutete er Vaiana still zu bleiben! Vorsichtig stieg er heraus und bewegte sich lautlos über die Ladefläche und spähte an einer Stelle heraus. Er hörte zwar leise Stimmen, aber sah niemanden. Er winkte Vaiana, die nun ebenfalls herauskletterte. Beide schauten sich stumm an. Was hatten sie getan und was würde die Zukunft für sie bereithalten?




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Transferflug
Landungsschiff „Sirius“ a.k.a. „Rapier“
Di. 02.04.3072, 03:05 Uhr (Bordzeit)


„Kaum ist man gestartet, packt einen wieder der Jetlag!“ brummte der Kommandant Friederich Holst zu seiner 1. Offizierin Min Young Park. „Vom frühen Planeten-Morgen zurück in die Bordnacht!“ Seine Stellvertreterin grinste,
„Wie lange fliegst du schon auf Landungsschiffen? Da müsstest du dich doch schon langsam daran gewöhnt haben!“ neckte sie ihn. Dann schaute sie auf ihr Display, „Die Schiffsstationen geben alle „Klar!“-Meldungen ab! Fracht ist unverrückbar fest im Hangar, nichts hat sich gelöst!“
„Prima! Das könnte ich gerade noch gebrauchen, das einer dieser antiken Laster quer durch meinen Hangar fliegt!“
„Auf Hope werden sie sich über die Fahrzeuge freuen! Einfachste und robuste Technik mit Brennstoffzellenantrieb! Die werden ewig halten!“
„Na ja, aber einen Design-Preis bekommen die nicht!“ gab der Kommandant zurück und lachte! Das technologische Niveau das sie auf Riddel vorgefunden haben, war besser als erwartet, so dass sie diverse Güter erwerben konnten, die auf Hope dringend gebraucht wurden. Da meldete der Signalgast,
„Die „Dolch“ meldet, dass sie soeben problemlos gestartet ist. Sie befindet sich ca. 30 min hinter uns!“
„Rudergänger nehmen sie etwas Triebwerksleistung zurück auf 0,9g und lasst die „Dolch“ aufkommen, damit wir uns ohne große Signalverzögerung unterhalten können!“
„Aye, aye!“ meldete der Rudergänger und sofort spürte man, dass etwas Gewicht von den Schultern genommen wurde.




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Tuamoto, Fakarava, Villa der Ariki Nui
Di. 02.04.416 a.L., 16:53 Uhr (Ortszeit)


„Wie bitte? Wiederholen sie das noch einmal!“ sagte Setareki laut ins Telefon, dann hörte er noch mal wie die Rektorin der Schule wiederholte, das Vaiana heute krank gemeldet worden war und sich deshalb keiner gewundert hat, dass sie nicht am Unterricht teilnahm. Vaiana hätte schon vor über 1 Stunde heimkommen müssen. „War Moana Otcenasek denn im Unterricht?“ wollte er noch wissen. Dies verneinte die Rektorin nach einer kurzen Pause in der sie nachsah, er hatte sich ebenfalls krank gemeldet. Er bedankte sich bei der Rektorin, sie hatte ja alles richtig gemacht und legte auf. Jetzt musste er es seiner Frau beibringen, das Vaiana scheinbar mit ihrem Freund durchgebrannt war. Eine halbe Stunde später wurden alle Polizeiposten auf Tuamoto angewiesen nach den beiden Ausreißern Ausschau zu halten. Setareki trat zu Beginn der Dämmerung auf den Balkon im ersten Stock und schaute in den Himmel. Ob sich seine Tochter und Moana vielleicht an Bord des Sprungschiffes geschlichen hatten? Wenn sie dort waren, würden sie wahrscheinlich so schnell nicht wieder kommen, denn ob das Landungsschiff umdrehen würde, um die beiden wieder zurückzubringen hielt er für unwahrscheinlich. Leider konnte er das Schiff nicht anrufen, da es seines Wissens auf Riddel keinen Sender gab, der stark genug war, Landungsschiffe im Transfer-Flug zu den Sprungpunkten zu erreichen. War er zu seiner Tochter all die Jahre zu nachgiebig gewesen? Setareki schlug mit der Faust auf die steinerne Brüstung und stieß einen leisen Fluch aus.
„Was hast du?“ fragte Kiana, die ihrem Mann auf den Balkon gefolgt war.
„Ich glaube wir werden Vaiana hier nicht finden! Ich denke, sie hat es irgendwie geschafft, sich auf die „Rapier“ zu schleichen!“ Er schaute seine Frau an, deren Gesichtszüge von Kummer gezeichnet waren.
„Werden wir unsere Tochter denn dann je wiedersehen?“ fragte sie. Tränen liefen ihre Wangen herunter und Setareki nahm seine Frau in seine starken Arme, um sie zu trösten.
„So wie ich Vaiana kenne, wird sie bestimmt wieder zurückkommen! Nur wann wird das sein?“




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Riddels Home III (Riddel)
Kontinent Tuamoto, Fakarava
Mi. 03.04.416 a.L., 15:48 Uhr (Ortszeit)


Setareki stieg und seinem kleinen Wagen aus und ging zu dem Haus, vor dem er geparkt hatte. An der Tür angekommen klopfte er laut, so dass es durch das ganze Haus hallen musste. Kurz darauf wurde die Türe geöffnet und eine Frau stand vor ihm. Sie machte in betrübtes, aber erwartungsvolles Gesicht.
„Mme. Otcenasek?“ fragte der Maori. Plötzlich wurden die Augen der Frau groß als sie ihn erkannte.
„Maeva, Setareki Haamea!“ sagte sie, „Ja, die bin ich! Aber was wollen sie von uns? Sie sind doch der Mann der Ariki Nui!“
„Darf ich hereinkommen und ich hoffe ihr Mann ist auch da? Ich muss mit ihnen beiden reden!“
„Ja, kommen sie!“ gab diese zurück und führte sie in den Familienraum des Hauses. Als er in den Raum trat, sah er einen von Gram gebeugten Mann am Tisch sitzen. An den Wänden standen mehrere Regale die voll mit teilweise sehr alten Büchern waren. Der Mann hob den Kopf und stand auf als er ihn sah.
„Maeva!“ begrüßte er ihn und er erkannte Setareki sofort. „Was verschafft uns diese große Ehre?“
„Bitte können wir uns setzen? Ich bin nicht hier als der Mann der Ariki Nui, sondern als Vater einer vermissten Tochter!“ Sofort sah sich das Ehepaar an und still rutschten sie auf die Stühle. Nachdem sich auch Setareki gesetzt hatte, begann er,
„Ihr Sohn Moana ist seit gestern verschwunden und sie haben ihn bei der Polizei als vermisst gemeldet. Das gleiche trifft auch auf meine jüngste Tochter Vaiana zu!“ Er machte eine kurze Pause in dem sich das Paar kurz ansah.
„Ich nehme an, dass unsere Kinder gemeinsam abgehauen sind. Die Motive ihres Sohnes kann ich kaum erahnen, bei uns war es ein familiärer Konflikt. Ihr Sohn war mit meiner Tochter eng befreundet!“ stellte er fest.
„Nein, davon wüsste ich!“ entgegnete die Mutter. „Er hat seit kurzem eine Freundin, aber er hat gesagt es sei eine Schulkameradin aus einer anderen Klasse!“
„Diese Schulkameradin ist meine Tochter Vaiana! Ihr Sohn und meine Tochter gehen miteinander, glauben sie mir!“ sagte der Maori. „Ich gehe deshalb davon aus, dass sie gemeinsam weggegangen sind. Die Polizei konnte schon diverse Spuren feststellen und alles deutet daraufhin, dass unsere Kinder sich zusammen an Bord des Raumschiffes geschlichen haben, das gestern wieder gestartet ist.“ Moanas Mutter riss die Hände vor das Gesicht und sein Vater fixierte Setareki.
„Wollen sie uns dafür verantwortlich machen?“ fragte er schroff. Aber Setareki hob beschwichtigend die Hände.
„Nein, nichts dergleichen. Soweit ich meine Tochter kenne, hätte sie nichts gegen ihren Willen dazu gebracht mitzugehen. Es war sicher ein gemeinsamer Entschluss und ich werfe ihnen nichts vor. Aber ich würde gerne sie und ihren Sohn besser kennen lernen, denn wenn sich beide gemeinsam zu den Sternen aufgemacht haben, sind sie einander die einzige Verbindung in die Heimat! Uns als Eltern bleibt nur zu hoffen, dass sie eines Tages wiederkehren!“ Die Gesichtszüge von Moanas Vater wurden weich.
„Moana ist unser einziger Sohn! Er war schon immer sehr wissbegierig und ihm fällt es sehr leicht sich technische Sachverhalte zu erschließen. Das hat mich selbst als Ingenieur immer wieder zum Staunen gebracht. Er wollte schon als kleiner Junge zu den Sternen und Raumfahrer werden. Jetzt hat er wohl einen Weg gefunden seinen Traum zu verwirklichen!“ Setareki sah wie Moanas Vater mit seiner Fassung rang, war doch sein einziger Sohn gegangen, ohne sich von ihm zu verabschieden! Setareki hatte heute wenigstens einen Abschiedsbrief von seiner Tochter per Post bekommen, in dem sie ihre Gründe dargelegt hatte.




Tiefe Peripherie, System Riddels Home, Transferflug
Landungsschiff „Sirius“ a.k.a. „Rapier“, Hangar
So. 07.04.3072, 09:22 Uhr (Bordzeit)


Nach einem Alarmton wurde plötzlich alles schwerelos.
„Wir müssen beim Sprungschiff angekommen sein!“ flüsterte Moana. Beide hatten sich seit 5 Tagen nicht gewaschen, nur das notwendigste getrunken und gegessen. Vaiana hatte ca. einmal am Tag das Chemieklo nutzen müssen. Moana hatte sich dann jedes Mal abgewendet, um ihr eine gewisse Intimität zu gewähren. Moana hatte den kleinen Würfel so fixiert, das dieser selbst unter Schwerelosigkeit an Ort und Stelle und vor allem dicht blieb! Moana nutze für seine Notdurft hauptsächlich die leeren Wasserflaschen, das Klo musste er nur einmal benutzen.
„Wir müssen stinken wie Schlammkaninchen!“ gab Vaiana zurück. Zum Glück hatten sie sich an den Geruch gewöhnt,
„Hoffentlich riechen sie uns nicht!“ antwortete Moana.
„Das macht nichts, die würden ohnmächtig umfallen wenn sie in unsere Nähe kämen und wir könnten uns woanders verstecken!“ Beide grinsten sich an. Während der 5 Tage, in der sie auf der Ladefläche festsaßen hatten beide gemerkt, dass sie dem anderen bedingungslos vertrauen konnten und es gab nie einen Anlass zu Zanken. Im Gegenteil, beide hatten festgestellt, dass ihre Liebe auch widrigen Umständen Stand hielt und nicht bloß eine kleine Liebelei war! Auf einmal wurden sie hin und her geworfen, als das Landungsschiff mehrere kurze Kurskorrekturen vornahm, dann ertönte ein lautes Klirren und die Triebwerke der „Rapier“ verstummten.
„Wie lange sollen wir noch warten?“ wollte Vaiana wissen.
„Bis wir gesprungen sind!“
„Merken wir das denn?“ fragte sie nach.
„Wenn ich meinen Büchern Glauben schenken darf, dann werden wir es definitiv merken!“ flüsterte Moana. Dann hörten sie einen Gong und jemand machte eine Durchsage in einer unbekannten, sich kehlig anhörenden Sprache!


StHFw. Sylvester Topham wollte vor dem Sprung noch die Waffenkammer des Sicherungszuges am Ende des Hangars überprüfen. Dazu musste er an den auf Riddel angekauften Fahrzeugen vorbei, die hier abgestellt worden waren, um nicht dem Normalbetrieb im Weg zu stehen. Er hatte seinen Stoß gut berechnet und rauschte schwerelos zwischen den Fahrzeugen durch. Als er an den LKWs vorbei schwebte, nahm er einen scharfen Geruch wahr, der ihn sofort wachsam werden ließ. Diesen Mief kannte er! So stank es, wenn sich ein Trupp mehrere Tage ohne zu waschen durch den Busch gekämpft hatte! Er fing sich an einem LKW ab und versuchte die Quelle des Geruchs zu lokalisieren. Da es ihm nicht gleich gelang und nur noch wenig Zeit war, setze er seinen Weg zur Waffenkammer fort. Er war gerade fertig mit der Kontrolle, als der Doppelgong ertönte.
„Scheiße! fluchte er laut, klappte schnell einen der Notsitze herunter und schnallte sich fest. Dann ertönte der letzte Gong und die „Humboldt“ sprang in das nächste System. Kaum war er wieder bei Sinnen, schnallte sich der StHFw. ab und machte sich zur Brücke auf. Auf dem Weg alarmierte er seinen Zugführer und die Sicherungsteams und beorderte die Teams zum Hangar, wo sie alle Zugänge sperren und auf ihn warten sollten.


Als er sich in die Brücke schwang, traf er den Schiffskommandanten Friederich Holst an. Kurz vor ihm aktivierte er seine Magnetstiefel und erstatte Meldung.
„Skipper ich glaube, wir haben uns blinde Passagiere im Hangar eingefangen. Die Sicherungsteams habe ich schon nach unten befohlen.“ Holst schaute ihn an.
„Weiß auch ihr Zugführer Bescheid?“
„Er hat mich gerade informiert!“ hörte Topham hinter sich. Gerade kam sein Zugführer Olt. Yujun Jung auf die Brücke.
„Wie kommen sie darauf?“ wollte der Kommandant des Landungsschiffes wissen.
„Kurz vor dem Sprung wollte ich, wie üblich, unsere Waffenkammer überprüfen. Dabei ist mir ein Duft in die Nase gestiegen, der da nicht hingehört! Als wenn sich ein oder mehrere Leute in den LKWs verstecken. Die Sicherungsteams habe ich schon hinunter geschickt und lasse alle Zugänge zum Hangar bewachen!"
„Gut!“ stellte sein Zugführer fest. „Wenn nichts dagegen spricht, gehen Topham und ich hinunter und gehen der Sache auf den Grund!“
„Tun sie das und halten sie mich auf dem Laufenden!“ bestätigte der Landungsschiffkommandant. „Ich werde KdtHptm. Matic informieren.“


Wieder unten angekommen, nickte ihm sein Zugführer zu und Topham teilte 2 Teams zur weiteren Sicherung der Zugänge ein und mit den anderen beiden Teams würde er die Fahrzeuge überprüfen.
„Jeder verhält sich bei der Suche leise! Wir wollen die Vögelchen doch nicht aufscheuchen!“ befahl er noch, dann teilte er jeweils 3 Leute einem Fahrzeug zu, das sie kontrollieren sollten.


Beide Teenager waren von den Auswirkungen des Sprungs auf ihre Körper völlig überrascht worden. Es war zwar heftig, aber beide hatten es problemlos weggesteckt. Nur Moana gab ein unterdrücktes Stöhnen von sich.
„Ich glaube, jetzt müssen wir uns wohl zu erkennen geben!“ flüsterte Vaiana. „Ich halts bald nicht mehr aus, alles juckt und sogar ein Schlammkaninchen würde tot umfallen, wenn es mich riechen könnte!“
„Ich rieche nichts!“ stellte Moana fest.
„Kein Wunder, du stinkst genauso!“ grinste Vaiana und boxte ihrem Freund in die Seite. Dann holte Moana 2 Flaschen aus dem Behälter, der nun fast leer war und gab Vaiana eine davon.
„Stoßen wir auf unser neues Leben an!“ Viana grinste, wobei sie sich bewusst war, dass in naher Zukunft einige Probleme auf sie warteten. Plötzlich hörten sie ein Klappern direkt neben ihrem LKW und beide sahen sich an, dann wurde die Plane zur Seite gerissen und das helle Hangarlicht flutete in den Laderaum und blendete die beiden Teenager. Vaiana konnte vor dem hellen Hintergrund nur sehen, das eine Frau mit vorgehaltener Waffe sie ansah und etwas in einer ihr unbekannten Sprache laut rief.


Lucy Brentano stand hinter dem LKW, der ihrem Trupp zugeteilt worden war und wenn sie ihrer Nase trauen durfte, war dies der Richtige! Tareq kontrollierte gerade das Führerhaus und Arin war bei ihr und sicherte sie. Dann griff sie nach der Plane und zog sie mit einem Ruck zur Seite, nachdem sie möglichst leise die Schlaufen gelöst hatte.
„Ich hab sie gefunden!“ rief sie laut und sah dabei in die vor Schreck geweiteten Augen der beiden blinden Passagiere. Das waren ja noch Kinder, stellte sie erstaunt fest!
„An Alle, weiter die Fahrzeuge durchsuchen!“ kam die Anweisung vom Zugfeldwebel, „HG Brentano, gute Arbeit, bleiben sie am LKW, wir kommen!“ Lucy bedeutete Arin ihr dabei zu helfen, die Plane ganz aufzuschlagen, dann klappten sie die Bordwand herunter. Die ganze Zeit hielt sie die beiden im Visier ihrer Waffe. Als sich die beiden bewegen wollten um abzusitzen, stieß Lucy ein hartes:
„Freeze!“ aus und beide erstarrten in ihrer Bewegung, wurden aber von ihrem Schwung gegen die Deckplane getrieben!


„Freeze!“ sagte die Frau mit der Waffe schneidend als beide aufstehen wollten. Sofort erstarrten sie in ihrer Bewegung.
„Hands up!“ kam die nächste Anweisung. Langsam streckten beide ihre Hände zur Seite. Das konnten sie verstehen! Kurz darauf kamen 2 Männer an den LKW und betrachteten sie. Wieder unterhielten die Besatzungsmitglieder sich in dieser fremden Sprache. Dann wandte sich einer der beiden Männer an sie.
„First the boy, get out from this car, but carefully!“ Moana schaute Vaiana an, dann griff er vorsichtig nach einem Spriegel und stieß sich leicht ab. Kaum das er aus der Ladefläche herausschwebte, packten ihn 2 Hände und drückten ihn auf den Hangarboden. Seltsamerweise schwebte die Frau, die ihn zu Boden presste nicht herum, sondern stand fest am Boden! Vaiana beobachtete ängstlich, wie Moana grob aus ihrem Sichtfeld gezogen wurde, dann erhielt sie die Anweisung den LKW zu verlassen. Auch sie wurde auf den Boden gepresst.


Mittlerweile waren alle Fahrzeuge durchsucht worden und keine Anzeichen für weitere blinde Passagiere gefunden worden. Der Zugführer meldete über Kom, dass sie 2 Personen gefunden hatten und erhielt Anweisungen für das weitere Vorgehen.
„Wir sollen hier warten!“ teilte er seinem Zugfeldwebel mit. „Matic und Holst kommen persönlich her!“
„Wenn sie sich das antun wollen!“ grinste Sylvester. „Die beiden sollte man erst einmal gründlich desinfizieren, so wie sie stinken!“
„Du weißt doch, geteiltes Leid ist halbes Leid!“ beide lachten. Sie waren schon seit Jahren zusammen auf der „Sirius“ und hatten ihren Vertrag nach der letzten Mission verlängert, so wie der gesamte restliche Sicherungszug der „Sirius“.


5 Minuten später standen Holst und Matic bei ihnen und Holst bedeutete, dass man die beiden hochheben sollte. Als Nika in das Gesicht des Mädchens sah, war sie überrascht.
„Vaiana! Was soll das und wer ist er?“ fragte sie auf Englisch, so dass sie es auch verstehen konnte. Aus Vaiana sprudelten die Worte nur so heraus und als sie fertig war, blickte sie in das stoisch anmutende Gesicht der Mechkriegerin, die intensiv nachdachte. Sie zurück zu bringen war keine Option! Die Kapteinin würde sie durch die Luftschleuse jagen, wenn sie verlangen würde, nach Riddel zurück zu springen. Dann nickte Nika und sagte dann dem Sicherungszugführer,
„Sorgen sie dafür, dass die beiden sauber werden und geben sie ihnen frische Kleider. Dann stecken sie sie in die Brig, bis wir wissen, wie wir weiter verfahren!“
„Was sollen wir mit dem LKW machen?“ wollte der wissen.
„So lassen, den machen die beiden später wieder sauber!“ sagte sie mit einem bösen Grinsen!


Nach 1 Stunde saß Vaiana mit einem frischen Overall bekleidet alleine in einer Arrestzelle. Moana, wusste sie, war in der Zelle nebenan. Mittlerweile hatte sie bohrende Kopfschmerzen, aber aus Stolz hatte sie dies nicht gesagt. Eine Stunde später öffnete sich plötzlich die Türe und eine Soldatin stand in der Tür. Sie gab Vaiana ein Paar Stiefel mit sehr dicker Sohle, wie sie sie hier an Bord scheinbar alle trugen. Dazu erhielt sie einen Zettel auf dem „User Manual“ stand.
„Put those Boots on, read the fucking manual and practice!“ sagte die Frau. Bevor sie die Türe schließen konnte, hob Vaiana die Hand,
„Excuse me, i need headache medication!“ dabei presste sie sich die Hand an die Stirn. Die Soldatin lächelte, holte aus ihrer Beintasche einen Blister, brach 2 Tabletten ab und gab sie ihr.
„First time zero gravity? Thats normal! Take one, the other later, if you need it! Water is over there.“ Dabei zeigte sie auf das in der Wand eingebaute Waschbecken. Mit einem freundlichen Lächeln schloss sie dann wieder die Tür. Wieder war Vaiana alleine! Sie zog sich ans Waschbecken und nahm eine Tablette. Dann schlüpfte sie in die Stiefel und spürte, dass im Bereich der Zehen Erhebungen zu spüren waren. Sie nahm die Anleitung und las sie durch. Das waren Magnetstiefel, deshalb waren alle so fest am Boden verankert gewesen! Sofort probierte sie es aus. Nach einer Weile hatte sie den Bogen raus. Die Stiefel waren wirklich einfach zu bedienen!


Mittlerweile hatte Vaiana Verpflegung in Beuteln bekommen und es fühlte sich komisch an, in der Schwerelosigkeit zu essen. Dann bugsierte sie sich in die Koje, rutschte in den Schlafsack. Plötzlich spürte sie einen leichten Luftzug über ihr Gesicht. Sie schaute sich um, konnte aber bis auf einen Lichtschalter nichts finden um den Lüfter abzuschalten. Sie fand es dann doch sehr kuschelig in dem Sack und schlief ein.


Sie wachte durch ein Klopfen auf. Neben der Koje stand die Soldatin von vorher und sie hatte an die Bordwand geklopft um sie zu wecken.
„Get up and come with me!“ sagte sie. Vaiana rutschte schnell aus dem Schlafsack, so wie sie sich fühlte hatte sie nicht lange geschlafen! Dann stieg sie in die Stiefel und folgte der Soldatin. Vor der Tür wartete eine Zweite auf sie. Dann begannen sie sich durch das Schiff zu hangeln bis sie in eine Röhre kamen. Ein Schott wurde geöffnet und sie schwebten in eine Kammer. Dann wurde das Schott hinter ihr geschlossen und das zweite Schott öffnete sich. Dahinter sah alles anders aus, wie auf dem Landungsschiff! Dann folgte sie wieder der Soldatin, die in einer Röhre verschwand. Die Zweite war immer hinter ihr. Als Vaiana am unteren Ende der Röhre ankam, sagte die Soldaten zu ihr,
„Switch on your Boots, look at me and do the same.“ Vaiana sah nach unten und merkte das der Boden sich relativ zur Röhre bewegte. Die Soldatin stieß sich in Bewegungsrichtung des Bodens ab, ergriff einen Handlauf und presste ihre Beine auf den Boden. Sofort winkte sie Vaiana, die ihr folgte. Das sah natürlich nicht so elegant aus, aber letztlich stand sie auf dem Boden und sie spürte so etwas wie Schwerkraft..
„Switch off your boots, this is the Grav-Deck of our Jump-Ship! erklärte sie ihr, dann ging sie weiter. Dann schob sie Vaiana in einen Raum, in dem auf sie zwei Frauen warteten.


„Das ist der blinde Passagier?“ fragte die Kapteinin Nadja Ungureanu die Kommandoführerin KdtHptm. Nika Matic.
„Eine, der andere sitzt noch in der Brig, den nehmen wir uns nachher vor.“ Beide hatten sich in Englisch unterhalten, so konnte Vaiana jedes Wort verstehen. Dann wandte sich Nika an Vaiana,
„Vaiana, setz dich. Das ist Kapteinin Nadja Ungureanu, die Kommandantin des Sprungschiffes „Alexander von Humboldt“. Du weißt hoffentlich, dass sich an Bord eines Schiffes zu schleichen und als blinder Passagier mitzureisen ein schweres Vergehen ist?“
„Ja, Madame!“ sagte Vaiana.
„Dann erzähle uns beiden bitte genau, warum du dich diesem Risiko ausgesetzt hast und was du überhaupt willst!“ erwiderte Nika Matic. Vaiana ging es unter der leichten Schwerkraft, die, wenn sie richtig im Physikunterricht aufgepasst hatte, eigentlich Fliehkräfte waren, gleich viel besser und sie begann alles von vorn zu erzählen und zu erklären. Am Ende fixierte sie Nika Matic und sagte:
„Ich will Mechkriegerin werden! Bitte nehmen sie mich als Kadettin auf! Dass ist das, was ich will!“ In der darauffolgenden Stille schauten sich Nadja Ungureanu und Nika Matic an und die Kapteinin meinte,
„Ich überlasse die Entscheidung ihnen. Wenn mich jemand hätte zwangsverheiraten wollen, hätte ich wahrscheinlich ähnlich reagiert!“ gab sie zu und lächelte dann Vaiana an. „Ins All werfen, werden wir dich jedenfalls nicht. Aber du wirst dir deinen Flug verdienen müssen!“ Vaiana schaute dann auf die Mechkriegerin, die sich zurücklehnte und grübelte.
„Dir fehlt enorm viel Wissen, du wirst viel lernen müssen! Alle meine Mechkrieger sind Offiziere und deshalb werde ich dich als Kadett und Offizieranwärter in Ausbildung nehmen, wenn du das wirklich willst. Deine Mentorin wird Olt. Larissa Schostakovich und zu deiner Information, damit trittst du in die Lyranischen Allianzstreitkräfte ein. Dies hier ist ein lyranisches Schiff, das in der tiefen Peripherie eine verdeckte Operation durchführt. Du wirst jetzt einen Eid auf die lyranische Allianz ablegen und dann bist du ab sofort Kadettin Vaiana Haamea! Damit verpflichtest du dich auch zur Verschwiegenheit über alles was du in den nächsten Jahren erfahren wirst! Das ist deine einzige Option! Die Alternative wäre weniger schön!“ Vaiana war wie vor den Kopf gestoßen. In ihr drehte sich alles, dann übernahm die Kriegerin in ihr, sie stand auf und grüßte Nika wie sie es bei den wenigen Militärparaden gesehen hatte, die in Fakarava stattfanden.
„Ich will Kadettin werden Major Matic!“ sagte sie mit fester Stimme. Nika stand auf und sagte,
„Dann sprechen sie mir nach!“ Kurz darauf war Vaiana vereidigt und Nika fragte Vaiana,
„Erzähl uns noch etwas über deinen Begleiter, den müssen wir uns auch noch vornehmen!“


Nach mehreren Stunden Wartezeit öffnete sich die Tür und ein Bewaffneter winkte ihn heraus. Moana versuchte vorsichtig mit dem Magnetstiefeln zu gehen, die man ihm ebenfalls gegeben hatte. Kaum war er aus seinem Gefängnis, deutete der Mann in eine Richtung und zog sich entlang eines Handlaufs schnell den Gang entlang. Moana machte es ihm nach und wenig später saß er in einem Raum, in dem etwas Schwerkraft herrschte, einer Frau und einem Mann gegenüber. Die Frau sprach ihn an,
„Erzählen sie mal, warum sie hier sind! Sie wissen hoffentlich, dass sich unbefugt auf ein Raumschiff zu begeben ein schweres Vergehen ist!“ Moana schluckte erst, doch was hatte er groß zu verlieren, also erzählte er von seinem Traum von den Sternen. Nachdem er fertig war, stellte der Mann an ihn einige allgemeine, technische und mathematische Fragen. Der LI der „Sirius“, Chank-Wook Ji hörte sich Moanas Antworten an und nickte. Moanas Basiswissen war erstaunlich gut für so einen abgelegenen Planeten wie Riddel.
„Und, was denken sie“, fragte Nika den LI auf Deutsch, „können sie mit ihm was anfangen?“
„Ich denke schon! Die größte Hürde wird sein, das er unsere Sprache lernen muss. Aber soweit ich das sehe, ist er wissbegierig und ein Naturtalent was Technik angeht.“ antwortete der LI.
„Gut, dann ist er ab sofort ihr Problem!“ grinste Nika und wandte sich an Moana.
„Moana Otcenasek, wir stellen sie als Azubi-Tech auf der „Sirus“ an. Unser LI ist ab sofort dein Ausbilder. Du musst dich sehr anstrengen, weil du auch erst mal unsere Sprache lernen musst! Bekommst du das hin?“ Moana fing zu strahlen an.
„Ich mache alles was sie wollen und ich werde mich richtig reinhängen!“ versprach er. „Auch wenn ich weiß, dass es am Anfang sehr hart für mich wird!“
„Oh, das ist noch untertrieben, Bursche!“ sagte der LI, „Aber wenn du dich anstrengst, kannst du es schaffen!“ machte ihm der LI Mut.




Tiefe Peripherie, System FA39Z4958, Nadir-Sprungpunkt
Landungsschiff „Sirius“ a.k.a. „Rapier“
Mo. 08.04.3072, 06:04 Uhr (Bordzeit)


„Raus aus den Federn, Kadett!“ rief Olt. Larissa Schostakovich laut und hämmerte gegen die Wand neben Vaianas Koje. Diese riss die Augen auf und schaute Larissa schlaftrunken an.
„Auf gehts!“ forderte sie die Offizierin auf. „Wir machen ein wenig Sport!“ Vaiana kletterte aus dem Schlafsack und stieß sich zur Sanitäreinheit ab. Am Vorabend war Vaiana neu eingekleidet worden und sie erinnerte sich Dunkel, dass sie gleich am Morgen Frühsport machen sollte. Sie schaute auf die Uhr! Oh Gott! Schon so spät! In Rekordzeit machte sie sich fertig und stand 5 Minuten später vor ihrer Kajüte.
„Wird Zeit!“ knurrte ihre Ausbilderin. „Morgen stehst du Punkt 05:55 Uhr hier draußen, ist das klar?!“
„Ja!“ sagte Vaiana eingeschüchtert. So hatte noch nie jemand mit ihr geredet.
„Das heißt»Jawohl Frau Oberleutnant!«“ sagte Larissa schneidend. Dann lächelte die Offizierin ganz kurz. „Mir folgen zum Grav-Deck! Dort machen wir einen kleinen Morgenlauf! Um Die Zeit haben wir den Flur dort für uns!“ Kurz darauf waren sie auf dem Grav-Deck und beide Frauen liefen in der leichten Schwerkraft des Decks und umrundeten das Grav-Deck vielfach. Larissa schaute dabei auf Vaiana, aus diesem Küken sollte sie eine Mechkriegerin formen! Sie wusste, das sie damit sehr viel Arbeit aufgehalst bekommen hatte! Während sie den nach oben gebogenen Flur entlang trabten, trafen sie nach einer Weile eine andere Frau in einem knappen Sportdress.
„Hi Larissa!“ grüßte diese.
„Hallo Naomi! Auch schon unterwegs?“ entgegnete die Mechkriegerin.
„Ist das dein neues Küken?“ fragte die dunkelhaarige Sportlerin, die ihre langen Haare zu einem Dutt zusammengebunden hatte.
„Wer sonst! Du kennst doch alle!“ lachte Larissa. „Darf ich vorstellen: Kadettin Vaiana Haamea, Vaiana das ist Hptm. Naomi Frank, Mechkriegerin der Stern-Lanze. Sie ist auf dem anderen Landungsschiff stationiert.“ stellte Larissa die junge Frau vor. Als Vaiana nur kurz die Hand hob und zu einem zaghaften „Hallo“ ansetzte, rief Larissa laut,
„Stopp! Wenn du einen anderen Soldaten triffst und ihn grüßen willst, musst du den formalen Gruß ausführen! Ich zeig es dir mal!“ Dann machte Larissa ihr es vor und Vaiana wiederholte es dann. „Schon besser, so jetzt grüßt du ordentlich!“ Vaiana schaute Hptm. Frank an und versuchte den Gruß.
„Guten Morgen Frau Hauptmann!“ Naomi grüßte zurück.
„Danke Kadett!“ sagte sie. Dann lächelte Naomi Vaiana an. „Das werden sie alles noch lernen! Ich wünsche ihnen viel Glück für ihre Ausbildung! Larissa, wenn du Unterstützung brauchst, sprich mich an, ich helfe gerne!“
„Da komme ich sicher darauf zurück!“ erwiderte Larissa. Dann winkte sie Vaiana und sie nahmen ihren Lauf wieder auf.

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 20: Home, Sweet Home!


Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Unterkunftsgebäude,
Sa. 18.11.3071, 08:39 Uhr (Ortszeit)


Pakka Keita stürzte in den Raum und warf die Tür mit einer raschen Handbewegung zu.
„Was ist Pakka?“ fragte Leonor Sánchez überrascht, die mit ihm diese kleine Unterkunftswohnung teilte.
„Sie sind weg! Alle!“ sagte er und untermalte es mit großen Handbewegungen.
„Was ist los? Sind die restlichen Ashanti nicht mehr da?“ hakte sie nach. Da Pakka sich vor einer knappen Stunde verabschiedet hatte, um Kontakt zu den zurückgebliebenen Stammesmitgliedern aufzunehmen, konnte sie sich zusammenreimen was er meinte.
„Ja, ich habe vergeblich versucht das Rathaus im Kral Waraky zu erreichen, aber da kam nur ein Hinweis, dass der Teilnehmer nicht mehr existiert. Zufällig traf ich dann die Sicherheitschefin Lydia Holland, die habe ich gleich gefragt, ob sie was weiß.“
„Und?“ fragte Leonor.
„Sie war informiert. Kurz gesagt, alle zurückgebliebenen Ashanti sind mit der „Andromeda“, dem 3. Sprungschiff der Company, Anfang Juli nach Bartok aufgebrochen! Dann fragte sie mich noch, ob ich Kunta Keita kenne!“
„Nun, wer soll das denn sein? Aber immerhin trägt er den gleichen Namen wie du!“ entgegnete sie.
„Das ist es ja! Kunta ist ein Cousin von mir. Ein bisschen älter und war schon als Kind rebellisch. Als kleiner Junge habe ich ihn immer bewundert! Dann ist er über Nacht verschwunden, nachdem er mit seinen Eltern einen fürchterlichen Krach hatte. Erst Jahre später erfuhren wir, dass er davongelaufen ist und Söldner wurde. Er kam vor ungefähr einem Jahr hier auf Kwangjong-ni an und ist zum Stamm zurückgekehrt!“
„Das ist doch gut, oder?“ wollte Leonor wissen, die aber spürte, das Pakka unsicher war, was er davon halten sollte.
„Nun ja, er ist Mechkrieger und hat jetzt dem Söldnerdasein abgeschworen, so wie mir Mrs. Holland erzählt hat. Er hat aber seinen Mech mitgebracht und noch eine andere verlorene Ashanti gerufen, die daraufhin ebenfalls zurückkehrte. So wie ich das verstanden habe, wird Kunta eine Lanze befehlen, deren Aufgabe der direkte Schutz der Ashanti auf Bartok ist. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich davon halten soll.“ sagte Pakka.
„Weist du, wie die Ashanti die Rückkehr deines Cousins aufgenommen haben?“
„Leider nein. Über die Internas der Ashanti dringt nur selten etwas nach außen und Lydia Holland konnte mir kaum was dazu sagen. Nur das die zurückgebliebene Älteste Abina Owusu ihn scheinbar mit offenen Armen willkommen geheißen hat. Sogar dass er ihre Tochter geheiratet hat, bevor sie abgeflogen sind! Sie hat auch bestimmt, das alle Ashanti dem Exodus nach Bartok folgen sollen!“
„Dann hat sich dieser Teil deines Auftrages ja schon von selbst erledigt, oder?“ meinte Leonor und Pakka nickte,
„Ja, da hast du Recht. Diesen Teil des Auftrages hatte ich sogar als den schwierigsten angesehen, da ich die Halsstarrigkeit meiner Leute nur zu gut kenne! Aber jetzt muss ich irgendwie Kontakt zu anderen Siedlergruppen aufnehmen, die aber alle nicht hier auf Kwangjong-ni sind. Leider muss ich dies wohl über den LND machen, da sich offene HPG-Kommunikation verbietet!“ seufzte Pakka. Da sah Leonor auf die Uhr.
„Es ist kurz nach 9:00 Uhr. Um 9:30 Uhr müssen wir zur Lageinformation in den Besprechungsraum. Ich denke, da werden sie uns das vom Exodus der Ashanti ebenfalls mitteilen.“
„Ich bin jedenfalls gespannt, was wir noch alles erfahren, aber danach, hoffe ich, ist fürs Wochenende Schluss. Ich habe für uns 2 Tage ein Zimmer in einem Wellness-Hotel in Baytown gebucht!“ sagte er mit einem Lächeln. Leonor lächelte zurück,
„Ah, du weißt was Frauen wünschen!“ meinte sie und gab ihm einen Kuss.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Mechhangar 1, Mechwerkstatt
Mo. 20.11.3071, 09:12 Uhr (Ortszeit)


Der Tieflader fuhr gerade ein Mechchassis in die Werkstatt, das die „Ramierez“ aus der tiefen Peripherie mitgebracht hatte. Ein Tech der „Ramierez“ stieg aus dem Fahrerhaus und sah sich suchend um. Dann entdeckte er den MasterTech der Lyran Transspace und ging auf ihn zu. Dieser hatte den Tieflader schon kommen sehen und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Seiner langen Erfahrung nach sicher eine Menge Arbeit! Dann erreichte der Tech ihn.
„Guten Morgen MasterTech Lockride, ich bin Dave Buggler, Tech von der Ramierez. Ich habe da einen Auftrag von Oberst Müller an die Mechinstandsetzung der Lyran Transspace!“
„Lassen sie mich raten, ich soll das Baby, das dahinten unbeweglich und in bedauernswertem Zustand auf dem Tieflader liegt, wieder auf Vordermann bringen, oder?“
„Der Oberst hat sich da zwar etwas anders ausgedrückt, aber das trifft den Kern!“ erwiderte der Tech grinsend. „Das ist ein „GRASSHOPPER“, der soll der außerdem mit einer cERPPK, zwei - vier cERmedLasern und / oder zwei – vier cmedPulseLaser, einem cLRM5-Werfer, cAMS, Doppelwärmetauschern und Sprungdüsen aufgerüstet und so stark wie möglich mit Ferro-Fibrit gepanzert werden. Zurzeit ist der Mech komplett unarmiert! Wenn sie andere Vorschläge zur Ausrüstung haben, können wir darüber reden. Der Oberst hat mir freie Hand gegeben!“
„Und wo soll ich das ganze Zeug bitte herbekommen?“ fragte der MasterTech. Sein Gegenüber grinste noch mehr!
„Die Waffen und Ausrüstung bringen wir noch. Wir waren auf dem Weg vom Tiefraum hierher kurz ein wenig einkaufen! Ich denke, wir sollten, wenn sie eine Bestandsaufnahme gemacht haben, zusammen die endgültige Armierung festlegen!“




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Büro OTL. Richard Frank
Mo. 11.12.3071, 08:30 Uhr (Ortszeit)


Pakka Keita betrat das Büro des LND-Verbindungsoffiziers und hoffte, dass er nun endlich Rückmeldungen zu den Nachrichten bekommen würde, die er an verschiedene potentielle Siedlergruppen über den LND gesandt hatte. Frank begrüßte ihn wie immer sehr freundlich und beide setzten sich an den kleinen Besprechungstisch im Büro.
„Ich habe Antworten von zwei der kontaktierten Gruppen bekommen!“ begann der LND-Offizier und Pakka beugte sich interessiert vor.
„Von welchen?“ wollte er wissen.
„Zum einen von der Gruppe auf Mandaoaaru und dann von Krung Thep.“ antwortete der LND-Offizer, dann machte er eine kurze Pause und seufzte. „Die Mandaoaaruianer hegen derzeit offensichtlich keine Absichten irgendwo anders hinzugehen. Ihnen geht es dort gut und der Planet liegt derart abgelegen und ist so uninteressant, das sie sich vor dem Jihad sehr sicher fühlen! Das Einzige was wir noch dazu bekommen haben, war eine Grußbotschaft an Lester Tyrell!“
„Gut für sie!“ antwortete Pakka Keita etwas enttäuscht. In diese Gruppe hatte er eigentlich seine größten Hoffnungen gesetzt. „Und was haben sie von Krung Thep gehört?“ hakte er nach.
„Das ist allerdings interessanter! Die Gruppe, die sich selbst „Khon Isan“ nennt, fühlt sich auf Krung Thep diskriminiert. Der Planet wird beherrscht von Thais, Nachfahren aus dem alten Thailand der Erde. Zumindest führt der überwiegende Teil der Bevölkerung seine Abstammung auf thailändische Siedler zurück. Die Khon Isan werden aber vom Rest der Bevölkerung nicht als echte Thais und damit Krungs angesehen, da sie ihre Wurzeln auf den laotischen Teil der Bevölkerung Thailands zurückführen. Das war jahrhundertelang überhaupt kein Problem, bis sich vor rund 160 Jahren ein Teil der laotischen Nachfahren sich auf ihr Erbe zurückbesannen und dies offensiv zu pflegen und zu vertreten begannen. Seit dem erst nennen sie sich selbst „Khon Isan“. Das hat das innere Gefüge der Gesellschaft auf Krung Thep mächtig durcheinander gewirbelt. Ich musste selber in den historischen Datenbanken nachsehen, was Thailand und Laos überhaupt waren. Beide Völker lebten Jahrtausende lang in relativer Koexistenz in unmittelbarer Nachbarschaft auf der Terra. Ich glaube eher, dass die Oberschicht und der Herzog von Krung Thep es nicht dulden wollen, dass ein Teil der Bevölkerung auf ein anderes Erbe pocht und damit die Einheit der Bevölkerung bedroht. Der Herzog herrscht auf Krung Thep wie ein König und wird entsprechend verehrt! Das lehnen die Khon Isan ab und beharren darauf, dass der Planet nach seiner Verfassung eigentlich eine demokratische Regierungsform hat, mit einem institutionellen Monarchen an der Spitze. Die Khon Isan wurden vor ein paar Jahren in einen unwirklicheren Teil des Planeten gedrängt. Dem haben sie selbst zugestimmt, da sie weitere Spannungen und Übergriffe vermeiden wollten. Darum haben sie sehr interessiert auf die Anfrage reagiert!“ führte der LND-Offizier aus. Pakka dachte kurz darüber nach. Einen Teil der Informationen kannte er bereits, da die Ashanti früher gute Beziehungen zu den Khon Isan pflegten und antwortete dann,
„Schwierig! Zum einen wäre ich froh über Siedler, aber was sie mir da als aktuelle Entwicklung Beschreiben könnte auch zu einem Problem auf Wohlfahrt werden!“ Richard Frank verzog etwas den Mund,
„Genau das Problem sehe ich auch! So leid es mit tut, aber ich empfehle erst einmal nicht die Khon Isan als Siedler nach Wohlfahrt zu bringen!“ Pakka lehnte sich zurück,
„Wenn ich mich aber recht besinne, hätten sie mir genau dasselbe erzählt, wenn sie vor 30 Jahren einen Bericht über die Ashanti auf Hot Springs präsentiert hätten. Ich will die Khon Isan noch nicht ausschließen, sie waren eigentlich immer sehr friedlich! Am besten wäre es, wenn ich persönlich Kontakt zu ihnen aufnehmen könnte und mir selbst vor Ort ein Urteil über die aktuelle Situation bilde.“
„Nun, Krung Thep ist nicht allzu weit von Kwangjong-ni weg und die „Hugo Eckener“ wird frühestens in 3 - 4 Monaten die Rückreise nach Bartok antreten.“ entgegnete Frank. „Aber ich glaube nicht, dass wir die Khon Isan so schnell zu einer Umsiedlung bewegen können!“
„Dann werde ich nach Krung Thep reisen. Ich hoffe sie unterstützen mich dabei!“ entgegnete Pakka. OTL. Richard Frank grinste,
„Sie meinen wohl eher die Kostenübernahme. Ganz billig ist so eine kleine Spritztour nicht! Aber ich werde es Mylady vortragen und empfehlen, dass die Reise für unser Projekt notwendig ist. Überlegen sie sich aber, wen sie mitnehmen. Alleine gehen sie nicht!“ sagte der LND-Mann. Pakka nickte.
„Wenn ich ehrlich sein soll, am liebsten hätte ich sie mit dabei!“
„Das geht leider nicht. Aber wenn sie darauf bestehen einen LND-Offizier mitzunehmen, dann wüsste ich, wer dafür in Frage käme!“ lächelte Frank. „Kümmern sie sich schon mal um die Reise, ich werde Mylady umgehend in Kenntnis setzen. Aber gehen sie davon aus, dass sie Mylady ebenfalls noch sprechen will!“ Danach verabschiedete sich Pakka und verließ das Büro.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Mechinstandsetzung
Do. 14.12.3071, 08:40 Uhr (Ortszeit)


MasterTech Lockridge stand vor dem über 10 m hohen „GRASSHOPPER GRH-5H“, der generalüberholt, voll bewaffnet und einsatzbereit im Wartungsgerüst stand. Dieser Mech war jetzt weit schlagkräftiger als das Standardmodel und man sah es ihm auf den ersten Blick nicht an. Dave Buggler und er hatten viele Konzepte und Armierungsalternativen geprüft, bis sie sich auf eine geeinigt hatten. Lockridge konnte einen gewissen Stolz auf das was sie hier erschaffen hatten nicht verhehlen.
„Jetzt fehlt nur der letzte Testlauf, dann ist der Mech Einsatzbereit!“ sagte der Mastertech.
„Wer macht den Test?“ wollte Dave Buggler wissen.
„Leclerc, der Adju vom Chef!“ antwortete Lockridge.
„Sie warten auf mich?“ hörten sie eine Stimme hinter sich. Beide drehten sich um und vor ihnen stand der Mechkrieger in den üblichen Mechstiefeln, Shorts und Kühlweste. Olt. Mark Leclerc grinste bis zu beiden Ohren und freute sich offensichtlich darauf, diesen Mech zu Prüfen!
„Genau!“ meinte Lockridge, „Da sie aber einen vollständigen Gefechtstest machen sollen, müssen sie den Mech erst einmal auf sich kalibrieren!“
„Kein Problem! Das dürften wir heute Vormittag schaffen. Dann können wir heute Nachmittag aufs Übungsgelände!“ antwortete der Mechkrieger selbstsicher. Seit er den „ENFORCER“ des enttarnten WOB-Agenten erhalten hatte, war sein Selbstbewusstsein wieder deutlich gestiegen und er konnte endlich sein gesamtes Potential abrufen.
„Sie kennen sich mit sprungfähigen Mech aus, nehme ich an!“ fragte ihn Dave Buggler direkt. MechTechs waren eine der wenigen Gruppen, die nicht vor Ehrfurcht erstarrten, wenn sie einem Mechkrieger gegenüber standen.
„Ja, auch wenn ich nie einen schweren sprungfähigen Mech gesteuert habe. Mein „ENFORCER“ hat 55 to, keine 70 to wie der „GRASHOPPER“. Ich werde mich vorsichtig herantasten. Ich will doch ihr neues Spielzeug nicht gleich wieder kaputt machen!“ grinste Leclerc.
„Das will ich hoffen!“ knurrte Lockridge. „Dann wollen wir mal!“ Alle nickten einander zu und der Mechkrieger fuhr mit der Wartungsaufzug nach oben, um in das Cockpit zu steigen.


Wie erhofft, konnten am Vormittag alle Konfigurationen und Einstellungen abgeschlossen werden und der „GRASHOPPER“ marschierte um 1300 aus dem Mechhangar in Richtung des Testgeländes. Zuerst führte Leclerc mehrere Bewegungstests und Sprungtests durch. Was Mark Leclerc überrascht hatte, war, dass er im Mechcockpit einen SBVS-Neurohelm vorgefunden hatte. Der Mech absolvierte alle Bewegungs- und Sprungtests ohne Fehl und Tadel. Sogar im Sprung ließ sich der 70 to schwere Koloss problemlos führen. Durch die Verwendung eines stärkeren FusionsCores war der Mech auch schneller und beweglicher als ein Standard-„GHR-5H“. Mark konnte sich bildhaft ausmalen welchen Schrecken dieser „GRASSHOPPER“ unter leichten und mittleren Mechs verbreiten würde!


Dann war der Waffentest dran. Die jetzt, statt des largeLasers eingebaute cERPPK verfügte über eine enorme Reichweite und der eingebaute Clan-Zielcomputer sorgte dafür, dass jeder Schuss präzise im Ziel lag. Ebenso stellten die 2 cERmedLaser und die 2 cmedPulseLaser sicher, dass er auch auf mittlere und kurze Entfernungen harte Schläge austeilen konnte. Der LRM5-Werfer war gegen einen cSSRM4-Werfer ausgetauscht worden und die Munition lag in einem C.A.S.E.-geschützen Magazin. Auch kühlten die doppelten Wärmetauscher in Clanausführung so effektiv, das der Mech die enorme Abwärme seiner primären und sekundären Waffensysteme spielend bewältigen konnte. Ein übriges war, das die Panzerung auf cFerroFibrit umgestellt worden war und der „GRASSHOPPER“ nun besser geschützt war als viele schwerere Mechs!
„Waffentest abgeschlossen! Da haben sie ja ein Monster erschaffen!“ gab der Oberleutnant über Funk an den Mastertech durch.
„Man weiß nie, mit welchen anderen Monstern man es da draußen zu tun bekommt!“ hörte er dessen Antwort. Plötzlich wurden seine Waffensysteme remote in den Gefechtssimulationsmodus umgeschaltet und kurz darauf pfiff das installierte lasergestützte Clan-AMS-System los, als es einen einfliegenden Schwarm SRM abwehrte. Sofort trat Leclerc beide Pedale durch und sein „GRASSHOPPER“ sprang 100 m weit hinter eine Deckung und auf seinem Radar erschienen zwei rote Punkte. Einer davon wurde als „VICTOR VTR-9S“ identifiziert, der Mech seines Kommandeurs.


„Nur 2 Mechs oder die gesamte Kommando-Lanze seines Kommandeurs OTL David Odenwald?“ überlegte Marc. Erfasst hatte sein Radar den „VICTOR“ Odenwalds und den „STINGER“ von Olt Flavius „Roman“ Aurelian. Der „STINGER“ war in einem direkten Duell seinem „GRASSHOPPER“ hoffnungslos unterlegen und von dem „VICTOR“ musste er sich nur fernhalten, damit dieser nicht seine vernichtende cUAK/20 gegen ihn einsetzen konnte. Plötzlich erwachte sein Funk und gab eine Lagemeldung durch.
„Tank, hier Kommando1, Erkunden sie Punkt ALPHA an folgende Koordinaten und ziehen sie sich dann nach Punkt EPSILON zurück. Es sind erhebliche gegnerische Kräfte, Mechs und Infanterie im Operationsgebiet. Erkundung hat oberste Priorität. Übertragen jetzt die Daten, Kommen!“ Sofort poppten auf seiner Radarkarte die beiden angegebenen Punkte auf. Marc überflog kurz die Karte, dann meldete er,
„Hier Tank, Verstanden, Bestätige Erkundung ALPHA, gehe auf Funkstille, Ende!“ Nach dieser Durchsage ging Marc endgültig davon aus, dass ihm mindestens die gesamte Kommandolanze gegenüberstand, wenn nicht sogar auch die Gamma-Lanze von Kdt. Hans „Colt“ Reuter. Das würde ein Spießrutenlaufen werden! Schnell legte er einen Annäherungsweg in Nordrichtung zu ALPHA fest und versuchte dabei eine Route zu wählen, die seinem sprungfähigen Mech entgegenkam. Dann drehte er seinen Mech, schob den Fahrthebel vor und sprang nach kurzer Zeit auf den brüllenden Flammen seiner Sprungdüsen in Zielrichtung. Auf dem Zenit seines Sprunges machte er 4 Radarechos aus und stellte fest, dass er gerade rechtzeitig losgestürmt war, da der Gegner begonnen hatte, ihn in die Zange zu nehmen. Marc grinste, so einen Husarenritt, wie er ihn vor sich hatte, lag ihm! Auf Scouteinsätzen hatte er sich immer am wohlsten gefühlt!


„Hier Rock, Mech geortet, 70to, SSO ca. 1000! Das dürfte der gemeldete Feindmech sein!“ gab Olt. Rita „Rock“ Fels durch. Sie war von ihrer Lanze am weitesten südlich auf einer leichten Erhebung positioniert. Die Gamma-Lanze hatte den Auftrag ein provisorisches HQ von gegnerischer Aufklärung oder einem Angriff abzuschirmen. Der Kommando-Lanze war der Gegner bereits schon entwischt. Der Gegner kam schnell näher und bevor sie sich zurückziehen konnte, erhielt sie einen PPK-Volltreffer auf ihren rechten Waffenarm. Die Panzerung wurde völlig zerkocht und durchbrochen. Der Flamer und der medLaser im Arm waren sofort offline.
„Verdammt!“ fluchte die Mechpilotin und sah zu, dass sie von dem Hügel herunter in Deckung kam.


Marc rückte vor. Den „FIRESTARTER“, den er auf dem Hügel ausgemacht hatte, nahm er sofort mit seiner cERPPK unter Feuer und konnte einen Volltreffer im rechten Arm landen. Er grinste als er sah, dass der Mech sich aus der Sichtlinie zurückzog. Mit voller Geschwindigkeit zog er in Richtung von Punkt ALPHA, marschierte aber nicht direkt darauf zu, sondern hielt sich in NordNordWestlicher Richtung. Auf dem direkten Weg würde sicher der Rest von Reuters Lanze warten. Reuter hatte den einzigen „FIRESTARTER“ des UstgKDOs in seinen Reihen. Während er vorrückte hatte er kurz Kdt. Hans „Colt“ Reuters „BUSHWACKER“ auf dem Radar, aber so weit weg, das er ihm nicht gefährlich werden konnte. Die anderen beiden Mechs der Lanze, der „WARHAMMER“ und der „HUNCHBACK“ übernahmen sicher die Nahdeckung des Ziels. Diese beiden Mechs waren erheblich langsamer als sein aufgerüsteter „GRASSHOPPER“. Er umkreiste Punkt ALPHA in einem weiten Bogen, ohne weitere Radarkontakte zu haben und rückte dann von Norden gegen ALPHA vor. Dabei hatte er alle Sensoren auf Passiv gestellt um nicht auf große Distanz geortet werden zu können. Zu seinem Leidwesen hatte der „GRH-5H“ kein Guardian-ECM das noch mehr Schutz gegen eine Ortung gegeben hätte. Dann war er heran. Auf der nächsten Anhöhe sollte er Sichtkontakt zu ALPHA haben. Er schob den Marschhebel ganz nach vorn und sprang. Im Absprung schaltete der seine Sensoren auf aktiv und konnte im Scheitelpunkt ALPHA aufklären. Ein mobiles HQ! Aber gleichzeitig flammten auf dem Radar auch die Kontakte von vier gegnerischen Mechs auf. Der „HUNCHBACK“ stand keine 300 m von ihm entfernt! Schon hörte er über die Außenmikrophone das dumpfe Wummern der AK/20 des Gegners. Zum Glück ging die Salve vorbei. Kaum gelandet, machte er einen Haken nach links und zog sich mit maximaler Geschwindigkeit nach Norden zurück. Dabei meldete er das Ergebnis seiner Erkundung per Funk an Kommando1, bevor er wieder alle Sensoren abschaltete.


Nach 10 Minuten war er sich sicher, dass er den Gegner abgehängt hatte und marschierte in einem sehr weiten Bogen zu Punkt EPSILON zurück. Nach fast 50 Minuten traf er dort ein und ein Funkspruch informierte ihn, dass die Kurzübung zu Ende war. Marc ballte seine Faust – Geschafft! Bei der Nachbesprechung lobte er den Mech in höchsten Tönen, während die anderen Mechkrieger etwas gefrustet waren, das ihnen der „GRASSHOPPER“ entwischt war und sie dem Mech nicht mal einen Kratzer beibringen konnten.
„Es sollte geprüft werden, ob man den Mech noch mit einer Guardian-ECM-Suite ausstatten könnte!“ regte er dabei an. „Auch wäre mir persönlich ein LRM-Werfer lieber als die SSRM!“ Aber die Mechtechs gaben zurück, dass im Mech kein Platz mehr für das ECM war und man hierfür den Panzerschutz verringern müsste um entsprechend Gewicht freizugeben. Sie wollten aber die Möglichkeit des Einbaus eines cLRM-Werfers prüfen. Jedenfalls war Marc Leclercs Selbstbewusstsein nach diesem Einsatz weiter gewachsen!




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep
Him-Bangkok, Raumhafen
Do. 25.01.3072, 11:08 Uhr (Ortszeit)


„Beschissenes Gefühl, wenn man die Landung nur auf dem Display verfolgen kann!“ knurrte Leonor Sánchez, während langsam das Dröhnen der Triebwerke des „MULE“ nachließ, mit dem sie hierher gereist waren. Pakka lachte.
„Das sagst du schon die ganze Zeit! Genieße es doch einfach mal nichts tun zu müssen!“ zog Pakka seine Lebensgefährtin auf. „Ich bin jedenfalls froh, dass du mitkommen konntest!“
„Glaubst du, ich lasse dich mit dieser LND-Agentin alleine reisen?“
„Ist da jemand eifersüchtig? Dabei ist Felicitas Harrer doch gar nicht mein Typ!“ entgegnete Pakka und lachte auf. „Gibs doch zu, du kannst ohne mich nicht mehr sein!“ grinste Pakka.
„Das mag schon sein!“ grinste Leonor zurück, „Aber so komme ich wenigstens zum ersten Mal zu einem richtigen Urlaub auf Firmenkosten!“ Dann beendete die Borddurchsage zum Auschecken an alle Passagiere ihr Gespräch. Leonor und Pakka stellten ihre Koffer vor die Kabine und er schulterte seinen Rucksack. Als sie zur Treppe gingen, trafen sie KdtHptm. Harrer, die sie begrüßte. Sie trug natürlich Zivilkleidung, um nicht sofort aufzufallen.
„Machen sie sich wegen ihres Gepäcks keine Sorgen!“ meinte Felicitas Harrer, „Ich habe schon mit meinen Kollegen vom hiesigen LND-Büro Verbindung aufgenommen. Die kümmern sich um unsere Einreise! Das wird wie am Schnürchen klappen!“
„Das wäre gut! Zoll- und Einreiseformalitäten können meiner Erfahrung nach ewig dauern!“ meinte Pakka.


Die LND-Offizierin hatte nicht zu viel versprochen, kaum hatten sie das Landungsschiff verlassen wurden sie von einer jungen Frau empfangen, die sich als Mary Stewart vorstellte, und zu einem kleinen Bus geleitet, das neben dem Schiff wartete. Kurz darauf wurde ihr Gepäck in das Fahrzeug verladen und brachte sie danach zur kleinen Abfertigungshalle.
„Hier ist alles etwas bescheidener als auf anderen Welten. Krung Thep liegt etwas abgelegen von den Haupt-Handelsrouten, aber die Krungs sind ganz froh drum!“ erklärte ihre Führerin. „Sie haben uns mitgeteilt, dass sie zu den   Khon Isan wollen?“
„Richtig!“ sagte Pakka. „Ich hoffe, sie können uns einen Transfer organisieren?“ wollte er wissen.
„Das ist schon in die Wege geleitet. Morgen früh wird sie ein Transportflugzeug hinbringen! Aber zuerst erhalten sie ein Briefing in unserem Büro, damit sie über die Verhältnisse auf dem Planeten informiert sind!“
„Das ist hervorragend!“ meine Felicitas Harrer. „Danke, dass sie dies so schnell organisieren konnten!“
„Wissen sie, hier ist so wenig los, dass wir richtig froh sind, auch mal was Sinnvolles zu tun. Wenn wir durch die Zollkontrolle sind, bringe ich sie gleich zu unserem Büro.“


Eine dreiviertel Stunde später hielt das Fahrzeug vor einem kleinen Firmengebäude. „Solaris Im- und Export Ltd.“ stand auf dem metallenen Firmenschild, das neben der Tür hing. Leonor meinte noch,
„Eine so schnelle Zollkontrolle habe ich noch nie erlebt. Ich glaube ich will nur noch mit diesem Reisebüro Urlaub machen!“ Pakka grinste sie an,
„Lieber nicht! Die haben auch Abenteuerurlaube im Programm für die ganz Hartgesottenen!“ entgegnete er.
„Wir sind da!“ verkündete ihre Führerin „Bitte folgen sie mir. Ihr Gepäck bringen wir dann später in unser Gästeapartment!“
Das Briefing in dem getarnten Büro des LND war schnell, knapp und präzise, so wie es Pakka aus seiner aktiven Militärzeit gewohnt war. Die Informationen die er dabei erhielt, waren weit umfangreicher, als er sie auf Kwangjong-ni gehört hatte. Er war nun immer mehr davon überzeugt, dass die Khon Isan doch heiße Kandidaten für die weitere Besiedlung von Wohlfahrt waren. Nur wäre der logistische Aufwand um vieles höher, da die Khon Isan eine Gruppe von rund 3000 Menschen umfasste. Sie würden größere Landungsschiffe brauchen! Die Nacht verbrachten sie in dem Gästeapartment der „Solaris Im- und Export“, was zwar sehr praktisch war, aber natürlich nicht so bequem wie ein Aufenthalt in einem Hotel. Am Abend suchten sie ein Restaurant in der Nähe auf, wobei sie der Stationsleiter des LND und die Agentin sie begleiteten.




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep
Him-Bangkok, „Solaris Im- und Export Ltd.“ - LND-Tarnfirma
Fr. 26.01.3072, 06:30 Uhr (Ortszeit)


Pakka und Leonor standen früh auf und das Frühstück nahmen sie zusammen mit Felicitas Harrer in der Cafeteria des Büros ein. Später wartete unten wieder der Bus und sie fuhren zu einem kleinen Zivilflugplatz, auf dem ein gechartertes Flugzeug auf sie wartete. Begleitet wurden sie von der jungen LND-Agentin, die sie am Raumhafen abgeholt hatte. Nach mehreren Stunden Flug setzte dann das Flugzeug zur Landung an. Unter ihnen breitete sich Wald aus, soweit das Auge reichte.
„Die Art der Vegetation war einer der Gründe warum Krung Thep damals von den Thais besiedelt wurde.“ erklärte Mary Stewart. „Die Khon Isan haben sich vor mehreren Jahren hierher zurückgezogen um den Anfeindungen ihrer Umgebung zu entgehen. Hier ist es zwar ruhiger, aber sie erhalten keinerlei Unterstützung der Zentralregierung, was das Leben hier draußen in der Wildnis zusätzlich erschwert. Einige in der planetaren Regierung hoffen, dass sich das Problem auf lange Sicht biologisch löst! Vor allem junge Krung Thep sehen hier keine Zukunft und wandern ab und gehen so für die Gemeinschaft verloren!“ Das war ihnen zwar alles im Briefing schon gesagt worden, aber die Landschaft real zu sehen, verdeutlichte die Tragweite der Lage noch mehr!
„Bitte Anschnallen!“ gab dann der Pilot über den Lautsprecher durch und die Maschine begann mit einem deutlichen Sinkflug.
„Führt überhaupt eine Straße hier her? wollte Felicitas Harrer wissen.
„Nein!“ gab die junge LND-Agentin zurück. „Die Regierung lehnt den Bau ab und die Khon Isan haben keine Mittel dafür. Die nächste Verbindungsstraße liegt ca. 60 km im Süden quer durch den Dschungel. Der Lufttransport ist ihre einzige praktikable Verbindung zur Außenwelt. Jeden Monat schauen in der Siedlung die „Flying Doctors“ vorbei, eine einheimische Wohlfahrtsorganisation. Das sind die einzigen, die noch regelmäßig mit den Khon Isan Kontakt halten.“ Pakkas Miene verdüsterte sich.
„Die lassen sie an der ausgestreckten Hand verrotten!“ meinte er.
„Wenn das auch hart klingt, trifft es doch den Kern!“ meinte Mary Stewart. „Ein Überleben der Khon Isan ist von der Regierung langfristig nicht vorgesehen!“
„Wehren sie sich denn nicht dagegen?“ fragte Lenor Sánchez.
„Nein, es gab zwar früher ein paar wenige radikale Kräfte, aber diese wurden vom Sicherheitsapparat ausradiert. Die Mehrheit der Khon Isan hat aber immer Gewalt abgelehnt.“ sagte Mary Stewart scharf. „Jeder Khon Isan der seinen oder ihren Fuß außerhalb dieses Gebietes setzt, wird sofort vom Inlandsgeheimdienst und der Polizei überwacht. Dass wir gerade dorthin unterwegs sind, sollte auch nicht bekannt werden. Das würde unsere Arbeit hier erschweren!“
„Da bin ich mal gespannt, was uns erwartet!“ knurrte Pakka, dann wurde das Flugzeug durchgeschüttelt, als es auf der Graspiste landete.




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep, Tropengürtel
Luang Prabang, Enklave / Siedlung der Khon Isan
Fr. 26.01.3072, 13:05 Uhr (Ortszeit)


Nachdem das Flugzeug ausgerollt war, schnallten sich die Passagiere ab und jeder schnappte sich sein Handgepäck. Das Flugzeug würde hier am Landeplatz bleiben, bis sie wieder zurückflogen. Pakka warf sich seinen Rucksack über den Rücken und ging die Laderampe am Heck hinunter. Für den Flug hatte das LND-Kommando von Krung Thep eine unauffällige Frachtmaschine organisiert, die ebenfalls einer Tarnfirma des LND gehörte. Pakka sog die würzige Luft tief in seine Lungen und sah sich um. Die schwüle Luft sorgte sofort für einen Schweißausbruch. In der Ferne sah er ein paar Gebäude, die sich nahtlos in die Landschaft einfügten und von denen sich ein kleines Fahrzeug dem gelandeten Flugzeug näherte.
„Das wird wohl das Begrüßungskommando sein!“ stellte Felicitas Harrer fest, die neben Pakka getreten war. „Der Pilot hat die Khon Isan kurz vor unserer Landung angefunkt.“ Dann kamen noch Mary Stewart und Leonor Sanchez und vervollständigten die kleine Gruppe. Kurz darauf hielt das kleine Transportfahrzeug summend neben ihnen und eine junge Frau kletterte aus der Beifahrertüre.
„Mu Thidi!“ sagte sie und verbeugte sich kurz mit flach aneinander gelegten Handflächen. „Wer sind sie und was wollen sie?“ fragte sie knapp. Pakka verbeugte sich mit der gleichen Geste,
„Nop! Ich bin Pakka Keita von den Ashanti, ich würde gerne mit ihrem Hua über ein Siedlungsprojekt sprechen, das ich vor mehreren Wochen vorgeschlagen habe und ihm Grüße von unserem Stammesführer Lester Tyrell ausrichten!“
„Ich bin Fundee Inthavong“ stellte sich die Frau vor, „von ihnen habe ich schon einmal gehört und die Ashanti sind mir ein Begriff!“ Pakka war überrascht davon, dass sie meinte, seinen Namen zu kennen.
„Kennen sie vielleicht Atsawin Manivong?“ fragte er. Pakka Keita hatte ich seinem Leben nur einen einzigen Khon Isan getroffen, einen jungen Mann der kurz bevor er die Ashanti verließ bei seinem Stamm ein halbes Jahr lebte. Damals hatte er sich mit ihm angefreundet.
„Das ist mein Vater!“ stellte die Frau fest und grinste. „Er erzählt heute noch von seiner Zeit bei den Ashanti und auch von der Freundschaft mit ihnen!“
„Das macht mich glücklich in guter Erinnerung geblieben zu sein!“ erwiderte Pakka und verneigte sich. „Kann man bei ihnen irgendwo übernachten? Wir wollen zwei bis drei Tage für unsere Gespräche bleiben.
„Wir haben kein Hotel, wir haben nur ein kleines Gästehaus, denn normalerweise verirrt sich niemand hierher!“ erwiderte die junge Frau. „Sind das alle die hier bleiben wollen?“ und schaute sich dabei Pakkas Begleiter an.
„Nein, diese 3 Personen gehören zu meiner Delegation und außerdem bräuchten die beiden Piloten ebenfalls eine Unterkunft. Das Flugzeug bleibt hier, bis wir wieder zurückfliegen. Aber ich möchte ihnen noch meine Begleiter vorstellen, dies hier sind Leonor Sánches, Felicitas Harrer und Mary Stewart.“ stellte Pakka seine Begleiterinnen vor.
„Es wäre besser, wenn sie ihr Flugzeug im Hangar da vorn am Anfang der Piste abstellen. Abends gibt es hier in der Regel sehr heftige Regenfälle!“ empfahl Fundee Inthavong und zeigte dabei auf eine Halle, die groß genug war, das kleine Transportflugzeug aufzunehmen.
„Danke für den Hinweis! Miss Stewart, würden sie bitte die Piloten entsprechend instruieren?“ dabei wandte sich Pakka an die junge LND-Agentin, die nur kurz nickte und wieder im Flugzeug verschwand. Dann sah Pakka wieder die junge Khon Isan an. „Ich hoffe, wir können mit ihnen mitfahren?“ Diese nickte und wies auf das Fahrzeug.
„Für drei Personen wird es zwar eng auf der Rückbank, aber es wird gehen!“ Kurz drauf setzte sich das Flugzeug in Bewegung und legte rasch die Strecke zum Hangar zurück, während Pakka und seine beiden Begleiterinnen mit Fundee Inthavong sich in Richtung Siedlung bewegten.


Das Fahrzeug hielt vor einem gedrungenen, einfachen Bau mit hohem, steilem Dach. Der vordere Giebel ragte weit über die Vorderwand hinaus. Das Haus stand auf Pfählen und der Fußboden des Hauses lag mehr als einen Meter über dem Erdboden. Eine Holztreppe führte zu einer Veranda und durch eine Türe ins Haus.
„Ist dass das Gästehaus?“ wollte Leonor wissen.
„Nein, das ist das Haus meiner Eltern! Ich dachte, ich überrasche meinen Vater! Bei unserem Hua muss ich sie erst anmelden. Ich weiß nicht ob und wann er sie empfängt!“ Pakka schaute die junge Khon Isan an.
„Ich freue mich darauf meinen alten Freund wieder zu treffen! Ich habe ihn schon seit fast 30 Jahren nicht mehr gesehen!“ In diesem Moment trat ein Mann aus der Tür und betrachtete das Fahrzeug. Er winkte, als er die junge Frau erkannte, die gerade ausgestiegen war und rief ihr auf Laotisch etwas zu. Dann stieg Pakka aus und richtete seinen Blick auf den Mann. Dieser erstarrte und sah ihn verwundert an.
„Bist du das Pakka?“ fragte er mit einem starken Akzent.
„Ja, Atsawin!“ antwortete er grinsend, ging um das Fahrzeug herum und auf die Treppe zu. Der Laote kam ihm entgegen und am Fuß der Treppe standen sie sich gegenüber. Atsawin hob beide Arme um Pakka zu begrüßen, wie er es damals bei den Ashanti gelernt hatte.
„Alter Freund, schön dich gesund zu sehen!“ sagte er und Pakka erwiderte,
„Atsawin, ich freue mich dich bei guter Gesundheit anzutreffen! Ich hoffe es geht dir gut?“
„Wie man es nimmt!“ gab der Laote zurück, „Aber was führt dich her, sicher nicht die Sehnsucht, einen alten Freund wieder zu treffen!“
„Nein, du hast Recht. Ich habe eigentlich gar nicht damit gerechnet dich wiederzutreffen. Zu viel ist in den letzten 30 Jahren geschehen!“
„Dann komm herein und erzähle!“ forderte ihn Atsawin auf. Er wandte sich kurz an seine Tochter, „Wo hast du ihn getroffen?“
„Er kam mit dem Flugzeug und will den Hua sprechen. Ich muss gleich los und seine Bitte dem Hua unterbreiten!“ Atsawin nickte,
„Tu das meine Tochter!“ und er wandte sich wieder Pakka zu. Dieser stellte kurz seine Begleiterinnen vor, die sich nun zu ihnen gesellt haben.


Atsawin bat sie in sein Haus und stellte seine Frau vor. Dann tauschten sich die alten Freunde über alte Zeiten und die aktuelle Situation aus.
„Die Ashanti sind wirklich in die Peripherie umgesiedelt?“ wollte Atsawin wissen.
„Ja, aber wir sind weit unter 1000 Menschen, da ist es schwer einen ganzen Planeten zu kolonisierten. Unser Stammesführer Lester Tyrell sucht deshalb nach weiteren Gruppen, die sich dort ebenfalls ansiedeln wollen. Die Beziehungen zwischen euch und uns waren schon immer gut, deshalb wurde ich hierher geschickt um darüber zu reden.“ erklärte Pakka. Atsawin schaute in die Ferne,
„Darüber habe ich schon oft nachgedacht! Auch wenn wir unsere Heimat lieben, wir haben hier meiner Meinung nach langfristig keine Zukunft!“ sagte er. „Und wo ist diese Welt genau?“
„Weit draußen in der Peripherie! Die Position ist ein gut gehütetes Geheimnis. Wir haben keine Lust, das der Krieg uns folgt!“ erwiderte Pakka.
„Das muss doch ein Vermögen gekostet haben! Ich wusste gar nicht dass ihr so reich seid. Das letzte was ich von den Ashanti gehört habe, war dass ihr von Hot Springs fliehen konntet und du warst daran nicht unbeteiligt, wie ich damals den Medien entnehmen konnte!“ meinte Atsawin.
„Das stimmt! Aber unser Exodus in die neue Welt wurde gesponsert. Die Organisation die unsere Umsiedlung unterstützt hat, tat das nicht ganz uneigennützig. Aber wir haben auf dem Planeten volle Autonomie und müssen als Gegenleistung die Basis der Organisation unterstützen. Das Arrangement ist Vorteilhaft für beide Seiten! Ich bin hier um darum zu werben, das ihr ebenfalls auf den Planeten umsiedelt!“ Pakka schaute seinen alten Freund an. „Könntest du mich dabei unterstützen?“ Atsawin schaute Pakka an dann blickte er in die Ferne und überlegte. Nach einer Weile sprach er,
„Ich bin nicht ganz ohne Einfluss hier. Da ich glaube, dass wir hier keine Zukunft haben und ich deinen Worten vertraue, werde ich dich unterstützen! Uns aber alle von hier fort zu bringen ist eine logistische Herausforderung!“ stellte er fest.
„Das ist meine Part dabei!“ grinste Pakka, „Das werden wir sicher hinbekommen!“


Eine Stunde später kam Fundee Inthavong zurück und bat Pakka sie zum Hua zu begleiten.
„Er will sie alleine sprechen!“ teilte sie ihm mit. „Die beiden Piloten und Mme. Stewart sind bereits im Gästehaus untergebracht.“ Pakka nahm sich sein ComPad und stand auf.
„Bis später!“ sagte er. Leonor und Felicitas Harrer schauten sich an,
„Ich denke, wir gehen in das Gästehaus!“ meinte die LND-Offizierin.
„Aber heute Abend erwarte ich sie zusammen mit Pakka wieder hier zum Abendessen!“ warf Atsawin ein. „Unsere unverhoffte Begegnung muss gefeiert werden!“
„Danke für die Einladung!“ meinte Leonor und verneigte sich leicht in Richtung des Hausherren. Auch Pakka sagte zu.
„Ich hoffe, sie sind nicht allzu enttäuscht, wenn ich nicht komme!“ ergänzte Felicitas Harrer, „Aber ich habe heute Abend leider etwas anderes vor!“




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep, Tropengürtel
Luang Prabang, Enklave / Siedlung der Khon Isan
Fr. 26.01.3072, 15:48 Uhr (Ortszeit)


Pakka wurde vom Hua der Khon Isan, Long Lor sehr höflich empfangen. Mit einer Handbewegung entließ er Fundee Inthavong und Pakka war alleine mit dem Hua.
„Sie haben uns die Siedlungs-Anfrage zugesandt?“ wollte Long Lor wissen.
„Ja, die Ashanti sind zu einer neuen Welt aufgebrochen um diese zu besiedeln. Aber wir sind nicht zahlreich genug und würden gerne noch andere Siedlergruppen auf diese Welt einladen! Ich soll ihnen auch ausdrückliche Grüße von unserem Stammesführer Lester Tyrell ausrichten!“
„Ja, Lester!“ der Hua grinste. „Vor fast 7 Jahren hatten wir den letzten direkten Kontakt, als er nachfragte, ob es hier auf Krung Thep Möglichkeiten zur Ansiedelung der Ashanti gäbe. Ich habe ihm damals dringend abgeraten es zu versuchen, da die Thai-Regierung des Planeten Siedler nicht aufnimmt, außer diese hätten thailändische Wurzeln. Hat er also jetzt eine neue Welt gefunden?“
„Er nicht, aber uns wurde ein Siedlungsprojekt angetragen und wir sahen die Chance endlich unsere Vorstellungen voll verwirklichen zu können!“ antwortete Pakka, dann erzählte er dem Hua alles, was er ihm mitteilen durfte und zeigte ihm auch Bilder, wobei der Hua mehrere Male Zwischenfragen stellte. Nachdem Pakka geendet hatte schwieg der Anführer der Khon Isan für mehrere Minuten. In dem Raum breitete sich Stille aus, nur von außen wehte ab und zu Fahrzeuglärm und Kindergeschrei herein. Der Hua blickte auf, sah aus dem Fenster und überlegte. Nach langen Minuten wandte er sich wieder Pakka zu,
„Das hört sich sehr interessant an. Ich bin es leid, immer wieder um das Überleben unserer Gemeinschaft kämpfen zu müssen. Ihre Auftraggeber sichern uns vollkommene interne Autonomie zu und unterstützen unsere Ansiedlung?“
„Das kann ich ihnen garantieren. Die Ashanti sind zu denselben Bedingungen umgesiedelt und Lyran Transspace hat bisher nicht nur alle Zusagen eingehalten, sondern sogar noch mehr getan um uns zu unterstützen, damit wir Erfolg haben. Aber wie ich ihnen auch gesagt habe, pochen sie auf die Einhaltung der Absprachen. Der Planet ist sehr abgelegen und deshalb sind alle Siedler von Transspace bei den Außenkontakten abhängig und die Oberhoheit von Lyran Transspace über den Planeten ist anzuerkennen. Ansonsten haben sie absolut freie Hand wie ihr Volk sein Leben gestalten will. Es findet keine Einmischung in innere Angelegenheiten statt!“ präzisierte Pakka.
„Ich muss darüber nachdenken und mich mit dem Rat austauschen. Ich werde für Morgen eine Ratssitzung einberufen, dazu werde ich sie zeitweise einladen, damit sie dem Rat das Siedlungsprojekt vorstellen können. Wie sie gesagt haben, würde es schließlich 1 – 2 Jahre bis zur Umsetzung der Besiedelung dauern, also haben wir keine Eile!“ gab der Hua zurück.
„So ist es!“ bestätigte Pakka. Kurz darauf verabschiedeten sich die beiden Männer voneinander und Pakka kehrte in das Haus seines alten Freundes zurück.




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep, Tropengürtel
Luang Prabang, Enklave / Siedlung der Khon Isan
Fr. 26.01.3072, 20:13 Uhr (Ortszeit)


Felicitas Harrer wanderte durch die Ansiedlung und versuchte ein Gespür für die Menschen hier zu bekommen. Während die Kinder denen sie begegnete, sie mit unverhohlener Neugier ansahen, spürte sie in den Blicken der Erwachsenen Fragen und Misstrauen. Da entdeckte sie eine Kneipe und steuerte darauf zu. Bars und Kneipen waren schon immer Kulminationspunkte, an denen man sehr schnell spürte, wie die Verhältnisse an einem Ort waren. Sie trat in den Schankraum und alle Blicke richteten sich auf sie. Alle Gespräche erstarben. Felicitas setzte ein Lächeln auf,
„Nop!“ begrüsste sie die Runde und schaute dann den Barkeeper hinter dem Tresen an. „Bekomme ich hier was zu trinken?“ fragte sie.
„Wenn sie bezahlen können, immer!“ grinste sie der Keeper an. Felicitas trat an den Tresen und bestellte ein Glas Beerlao. Ein Pärchen stellte sich nach kurzer Zeit neben sie an den Tresen und die Frau fragte,
„Nop, wer sind sie den?“ In diesem Moment schob der Barkeeper ihr ein volles, kühles Glas Bier hin, an dem außen noch das Kondenswasser in dicken Tropfen hing. Felicitas nahm das Glas und schaute die Fragestellerin an und musterte sie. Diese war erheblich kleiner und ihre glatten schwarzen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Im Vergleich zu den anderen Khon Isan hatte sie eine dunklere Hautfarbe.
„Nop!“ gab Felicitas zurück. „Ich gehöre zu einer kleinen Handelsdelegation. Unser Leiter hat sich heute mit ihrem Hua unterhalten.“
„Stimmt es, dass er ein Ashanti ist? Sie sehen mir nicht aus wie eine!“ Felicitas lachte auf.
„Nein, eine Ashanti bin ich offensichtlich nicht, aber der Leiter der Delegation ist ein Ashanti, das ist richtig! Aber warum fragen sie mich das?“
„Weil die Ashanti unsere Freunde waren und wir schon lange nichts mehr von ihnen gehört haben!“ gab die Laotin zurück. Felicitas wusste aus einem Briefing von Pakka Keita, das die Ashanti und Khon Isan lange in engem Kontakt standen, wie auch zu anderen ethnischen Gruppen in der lyranischen Einflusssphäre, die sich wie die Ashanti auf ihre traditionellen Werte zurückbesonnen hatten. Felicitas lächelte die Frau an,
„Mein Name ist Felicitas Harrer und ich kann ihnen versichern, dass es den Ashanti gut geht! Sie sind vor zwei Jahren von Kwangjong-ni zu einem anderen Planeten umgesiedelt. Aber genaueres kann ihnen leider nur Pakka Keita, unser Delegationsleiter erzählen.“
„Sie müssen uns alles erzählen was sie wissen!“ stellte die Frau fest und ein kurzer Blick durch den Schankraum zeigte Felicitas, dass sie alle mit unverhohlener Neugier anstarrten.
„Also gut, ich erzähle ihnen was ich dazu sagen kann!“ Felicitas erhob ihre Stimme etwas, damit sie alle im Raum hören konnten und schilderte die offizielle Story der Umsiedlung der Ashanti. Sie spürte dabei, wie die Anwesenden an ihren Lippen hingen und gewann schnell den Eindruck, das die meisten einer Planetenbesiedlung nicht ablehnend gegenüber standen. Als Felicitas geendet hatte fragte die Frau,
„Wäre es möglich, das wir ebenfalls den Ashanti folgen können? Ich bin es leid, das uns die Planetenregierung bei unserem langsamen Untergang zusieht!“
„Kommen sie, setzen wir uns! Erzählen sie mir wie es ihnen geht. Ich weiß nur wenig über die Khon Isan!“ meinte Felicitas und die Frau nickte. Sie und ihr Begleiter führten die LND-Agentin zu einem Tisch und erzählten ihr die Geschichte der Khon Isan. Erst spät kehrte sie durch strömenden Regen zum Gästehaus zurück. Dort traf sie noch Mary Stewart an.
„Ich glaube, wir sind hier richtig!“ stellte Felicitas fest und wechselte ihre nassen Kleider bevor sie ihre Erkenntnisse auf ihrem ComPad zusammenfasste.




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep, Tropengürtel
Luang Prabang, Enklave / Siedlung der Khon Isan / Gästehaus
Sa. 27.01.3072, 10:09 Uhr (Ortszeit)


Pakka und Leonor betraten das Gästehaus. Sein Freund Atsawin hatte darauf bestanden, das Pakka mit seiner Lebensgefährtin bei ihm übernachtete. Im Gemeinschaftsraum des Hauses trafen sie auf Felicitas Harrer, Mary Stewart und die beiden Piloten.
„Um 13:00 Uhr habe ich einen Termin beim Rat der Khon Isan!“ teilte ihnen Pakka mit. Die beiden LND-Agentinnen konnten sich denken worum es dabei ging. Einer der Piloten fragte,
„Wollen sie einen Kaffee?“ Pakka nickte und der Pilot schob ihm die Kaffeekanne hin. Als Pakka sich den Kaffee in eine bereitstehende Tasse gegossen hatte, stand Felicitas auf.
„Mr. Keita, kann ich sie kurz unter 4 Augen sprechen?“
„Natürlich!“ gab er zurück und folgte der LND-Offizierin nach draußen. Dort schilderte sie ihm ihre Erkenntnisse, die sie am Vorabend gewonnen hatte.
„Das deckt sich mit dem, was mir mein Freund Atsawin erzählt hat!“ stellte Pakka fest. „Vielen Dank für ihre Informationen, es war richtig sie mitzunehmen!“
„Sie wollen ebenso wenig wie ich, dass wir uns eine Laus in den Pelz setzen!“ grinste die erfahrene Geheimdienstlerin. „Ich hoffe, ich kann mal mit, der Planet soll ein Paradies sein!“
„Das ist er!“ betätigte Pakka und Bilder von Wohlfahrt zogen an seinem inneren Auge vorbei.




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep, Tropengürtel
Luang Prabang, Enklave / Siedlung der Khon Isan / Haus von Atsawin Manivong
Sa. 27.01.3072, 19:41 Uhr (Ortszeit)


Pakka wartete geduldig. Am heutigen Nachmittag hatte er das Siedlungsprojekt dem Rat der Khon Isan vorgestellt. Auch sein Freund Atsawin gehörte dem Rat an. Als er mit seinem Vortrag geendet hatte, wurde er von Long Nor gebeten die Ratssitzung zu verlassen, damit sich die Ratsmitglieder intern darüber beraten konnten. Wie zuvor schon besprochen, suchte er das Haus seines Freundes auf und wartete nun schon fast 5 Stunden auf das Ende der Sitzung. Auch Leonor war hier.
„Ich glaube nicht, dass wir heute eine definitive Zusage bekommen!“ meinte Leonor, „Es ist eine weitreichende Entscheidung und der Rat macht sich diese sicher nicht leicht!“
„Da stimme ich dir absolut zu!“ antwortete Pakka und nickte.
„Ich glaube aber, dass der Rat letztendlich zustimmt, wenn vielleicht auch nicht alle mitkommen werden!“ warf Atsawins Frau Manola mit ihrem starken laotischen Akzent ein.
„Es würde uns freuen!“ stellte Pakka fest. „Aber eine Umsiedlung von diesem Ausmaß muss geplant werden. Laut Long Nor umfassen die Khon Isan insgesamt fast 3200 Personen. Weniger wie mit vorher bekannt waren. Nach meinen ersten Informationen hatte ich mit 4000 Menschen gerechnet.“
„Der Aderlass durch den Weggang vieler, die es hier nicht mehr ausgehalten haben war sehr hoch!“ informierte sie Manola. „Vielleicht kommen sogar welche zurück, wenn sie von dem Siedlungsprojekt erfahren!“
„Das sind sehr viele Menschen!“ sagte Leonor. „Mein Schiff wird nicht reichen um alle mitzunehmen!“ stellte sie fest.
„Wir werden mindestens zusätzlich noch 2 „OVERLORD“s brauchen!“ schätzte Pakka. „Ich hoffe Mylady hat so gute Verbindungen wie ich denke! Aber vor allem die Besatzungen der Schiffe sehe ich als Problem.“
„Das bekommen wir hin!“ ermutigte ihn seine Partnerin und grinste ihn an. Pakka griff nach ihrer Hand und antwortete.
„Das hoffe ich!“ Plötzlich trat Atsawin durch die Türe und alle Augen richteten sich gespannt auf ihn.
„Der Rat hat sich entschieden!“ verkündete dieser, „Die Khon Isan werden das Angebot annehmen und umsiedeln!“ Pakka war überrascht, dass sich die Khon Isan so schnell entschlossen hatten und stand auf.
„Ich hätte nicht mit einer so raschen und eindeutigen Entscheidung gerechnet. Aber dann liegt jetzt viel Arbeit vor uns!“ erwiderte er. „Wir werden auch Kontakt mit der Regierung von Krung Thep aufnehmen müssen. Ich hoffe diese unterstützt euch bei eurem Vorhaben. So wie du es mir geschildert hast müssen sie froh darüber sein, wenn ihr den Planeten verlasst!“




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep
Him-Bangkok, LND-Tarnfirma „Solaris Im- und Export Ltd.“
Mi. 31.01.3072, 09:47 Uhr (Ortszeit)


Nachdem sie 4 Tage bei den Khon Isan geblieben waren, um noch die Vorbereitungen der Umsiedlung in die Wege zu leiten, waren sie gestern spätabends wieder in Him-Bangkok angekommen. Gerade besprachen sie das Ergebnis der Exkursion mit dem Leiter der LND-Niederlassung des Planeten, Henning Petersen als eine seiner Mitarbeiterinnen nach einem kurzen Klopfen in den Besprechungsraum kam.
„Draußen steht ein Mann, der behauptet sie zu kennen und er besteht darauf sie sofort zu sprechen!“ Dabei gab sie ihm eine Visitenkarte. Petersen schaute kurz darauf und wandte sich dann an Pakka und Felicitas.
„Scheinbar blieb ihr Besuch bei den Khon Isan doch nicht so unbemerkt. Draußen steht mein Kontaktmann zum Geheimdienst der lokalen Regierung. Sie wollten doch mit einem Regierungsvertreter sprechen, das wäre ihr möglicher Türöffner!“ Pakka dachte kurz nach,
„Ist er vertrauenswürdig, soweit dies für einen Agenten überhaupt möglich ist?“
„Er steht treu zum Herzog und ist aber auch Steiner-Loyalist!“ gab der Leiter der LND-Niederlassung zurück.
„Dann wäre es wohl das Beste, ihn hier direkt zu informieren!“ stellte Pakka fest.
„Bitten sie ihn herein!“ sagte Petersen zu seiner Mitarbeiterin die kurz darauf einen stämmigen Asiaten in den Raum führte. Dieser war überrascht, das er nicht nur auf Petersen traf, sondern auch auf 2 der Personen, die er von Bildern her schon kannte. Er verneigte sich kurz und hielt dabei die Handflächen vor seiner Brust gegeneinander,
„Sawadee khab, ich bin Jiraphat Bunmi. Mit wem habe ich die Ehre?“ Pakka stand auf, genauso wie Petersen und Felicitas und verneigte sich ebenfalls,
„Sawadee khab, mein Name ist Pakka Keita und dies hier ist Felicitas Harrer. Wir sind im Auftrag der Lyran Transspace hier.“
„Khun Jiraphat, was führt sie zu uns? Sie sind doch nicht zufällig hierher gekommen!“ sagte Henning Petersen. Dabei wies er auf einen freien Stuhl und bat ihn mit einer Geste sich zu setzen. Der Agent setzte sich und alle anderen im Raum taten es ihm nach.
„Wir haben erfahren das ihre Gäste bei den Khon Isan waren.“ sagte dieser. „Wenn der lyranische Geheimdienst hierbei auch noch involviert ist, klingeln bei uns alle Alarmglocken. Sie wissen ganz genau, das wir bei Kontakten zu den Khon Isan sofort hellhörig werden! Wir wollen nicht noch eine Terrorwelle erleben wie damals!“
„Wollen sie antworten?“ wandte sich Petersen an Pakka. Dieser nickte,
„Wir planen keinen Umsturz oder ähnliches! Ich frage mich, wie sie überhaupt auf so eine Idee kommen! Die Khon Isan haben der Gewalt abgeschworen und das wissen sie eigentlich selbst genau!“ warf Pakka Bunmi entgegen. „Aber uns geht es um etwas ganz anderes. Die Lyran Transspace sucht Siedler für ein Projekt in der Peripherie und da ich selbst Ashanti bin und mein Volk bereits umgesiedelt ist, suchen wir weitere Siedler um das Projekt zum Erfolg zu führen. Im Prinzip würden wir ihren Herzog um ein Problem erleichtern, denn die Khon Isan haben unserem Vorschlag bereits zugestimmt und werden wahrscheinlich vollständig einen Exodus vollziehen! Dieses Projekt wird vom Archon mit Wohlwollen begleitet, soll aber aufgrund des Jihads nicht publik werden! Das Projekt wird von Lady Morgaine Lestrade auf direkten Befehl des Archons geleitet!“ Pakka sagte dies mit Nachdruck und beobachtete die Reaktion seines Gegenübers, sah aber nur die undurchdringliche Miene von Jiraphat Bunmi. Dieser schaute Pakka ruhig an, dann antwortete er,
„Das sie den Khon Isan die Umsiedelung angeboten haben, ist mir bekannt! Aber nicht, das dies eine offizielle Lyranische Operation sein soll!“
„Das werden sie auch kaum verifizieren können! Niemand würde ihnen diese Operation bestätigen! Das die Operation Verschlusssache ist hat seine Gründe! Wir nehmen an, dass das gesamte HPG-Netz durch Blakes Wort kompromittiert ist und wir haben wenig Interesse daran, dass die Blakeisten uns in die Suppe spuken! Es läuft derzeit zu viel schief in der Lyranischen Allianz!“ erwiderte Pakka. „Wir bieten den Khon Isan die Umsiedlung an, da wir sie brauchen. Aber ihrer Regierung und ihrem Herzog schaffen wir damit ein Problem vom Hals und wir würden es sehr schätzen, wenn die Regierung uns deswegen bei unserem Vorhaben unterstützen würde! Mir ist klar, das diese Entscheidung ihre Gehaltsklasse übersteigt, aber ich hoffe, sie könnten uns eine Tür an der richtigen Stelle in ihrer Regierung öffnen, das wir dies direkt dort vorbringen können!“ Der Thai schaute zwischen Pakka und Petersen hin und her. Er räusperte sich,
„Das könnte ich tatsächlich tun! Von welchem Zeitraum reden wir hier?“
„Wir planen, das die Khon Isan in spätestens 2 Jahren umgesiedelt werden. Zuerst bringen wir sie nach Kwangjong-ni, unserer Heimatbasis und dann zu dem Siedlungsplaneten. Wir planen den Exodus auf einmal durchzuführen, wir nehmen also alle Umsiedlungswilligen auf einmal mit!“ erläuterte Pakka.
„Dies dürfte meiner Regierung sehr zusagen!“ stellte der Thai fest. „Ich werde raschest möglich versuchen für sie im Innenministerium einen Termin zu vereinbaren.“ Kurz darauf verließ der Agent die „Solaris Im- und Export Ltd.“.
„Da bin ich mal gespannt, was dabei herauskommt!“ meinte Henning Petersen.




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep
Him-Bangkok, Innenministerium
Fr. 02.02.3072, 11:00 Uhr (Ortszeit)


„Der Staatssekretär wird sie jetzt empfangen!“ säuselte die Sekretärin und führte sie durch eine Doppeltüre in ein großes Büro. Pakka, Felicitas Harrer und Leonor Sánchez trugen ihre LAS-Uniform, während Henning Petersen einen sehr förmlichen zivilen Anzug trug. Pakka ging unmittelbar hinter der Sekretärin und blieb dann 5 m vor dem Staatssekretär stehen der in der Mitte des Raumes auf sie wartete. Der Mann schaute ihn erwartungsvoll an und Pakka vollführte einen Wai, eine traditionelle thailändiche Begrüßung.
„Sawadee khab! Mein Name ist Kdt. Pakka Keita, Beauftragter von Lyran Transspace! Meine Begleiter sind KdtHptm Felicitas Harrer LND, Kdt. Leonor Sánchez, Landungsschiffkommandantin und Henning Petersen, Geschäftsführer Solaris Im- und Export, der für uns die Vor-Ort-Koordination durchführt!“ Dann hob Pakka einen Speicherkristall hoch und reichte ihn der Sekretärin die neben ihm stand. „Meine Akkreditierung!“ Der Staatssekretär nahm die Begrüßung mit einem sehr nachlässig ausgeführten Wai entgegen.
„Mein Name ist Somchai Rungrueang, 1. Staatssekretär des Inneren. Ich hoffe ich verschwende keine Zeit mit ihnen, ich habe viel zu tun!“ Dann nickte er seiner Sekretärin zu, die daraufhin an einem Wandterminal die Akkreditierung prüfte. Pakka neigte Respektvoll sein Haupt,
„Khun Staatssekretär Somchai, ich bin mir sicher, das sie unser Anliegen sehr interessieren wird. Um es kurz zu machen, wir wollen mit den Khon Isan ein Siedlungsprojekt der Lyran Transspace auf einem Peripherieplaneten vorantreiben. Das heißt, die Khon Isan werden innerhalb der nächsten 2 Jahre den Planeten verlassen!“ Pakka richtete sich wieder auf und blickte den Staatssekretär direkt an. Dieser wirkte plötzlich sehr interessiert. Nach einem kurzen Seitenblick zu seiner Mitarbeiterin, die ihm mit einem bestätigenden Nicken die Echtheit der Akkreditierung bedeutete, wies er zu einem kleinen Besprechungstisch,
„Das ist allerdings interessant! Erzählen sie mir davon!“ Als alle saßen stellte Pakka das Projekt vor. Der Beamte hörte genau zu, nickte mehrfach und stellte mehrere Zwischenfragen.
„Zwei Jahre sagen sie?“ fragte er.
„Ja, Khun Somchai. Wir müssen Transportkapazitäten organisieren. Für über 3000 Menschen regelt sich das nicht über Nacht, zumal das Projekt als solches nicht an die Öffentlichkeit dringen sollte, da wir keine ungebetene Aufmerksamkeit erregen wollen. Ich rede hier von Piraten und Blakes Wort!“ erklärte Pakka.
„Khun Pakka, ich kann mir denken das ein Siedlertransport für Piraten sehr lukrativ ist, aber was hat Blakes Wort damit zu tun?“
„Der Auftrag von Lyran Transspace ist es dafür zu sorgen, das Blakes Wort in der Peripherie keinen Fuß auf den Boden bekommt. Dafür wurden wir direkt vom Archon mit einem robusten Mandat ausgestattet. Die Besiedlung des Peripherieplaneten ist ein wichtiger Baustein in unsere Strategie! Die Umsiedlungsoperation könnte durch die Unterstützung der Regierung von Krung Thep sehr vereinfacht und beschleunigt werden und wir hoffen hier auf das Wohlwollen des Herzogs und seiner Regierung!“
„Nun, ich muss sagen, das sie einige bedenkenswerte Punkte angeführt haben und ich gebe zu, dass wir einer Umsiedlung der Khon Isan auf einen anderen Planeten nicht unbedingt negativ gegenüber stehen. Ich werde ihre Bitte dem Minister und dem Herzog vorlegen.“
„Khun Somchai, dies wäre sehr freundlich!“ Pakka neigte kurz sein Haupt. „Ich bitte sie aber, unser Gespräch möglichst vertraulich zu behandeln!“
„Das sichere ich ihnen zu! Wir wollen keine Unruhe in der Öffentlichkeit erzeugen!“ Danach verabschiedete sich die Delegation der Lyran Transspace und machte sich auf den Weg zurück zum Sitz der Solaris Im- und Export.




Lyranische Allianz, System Krung Thep, Planet Krung Thep
Him-Bangkok, Raumhafen
Di. 13.02.3072, 09:05 Uhr (Ortszeit)


Vom Abfertigungsterminal aus konnte Pakka das Mule-Landungsschiff sehen, das sie wieder ins All in Richtung Kwangjong-ni bringen würde. Seine Mission hier war ein voller Erfolg gewesen. Sogar die Regierung unterstützte nun den Plan der Umsiedlung. Pakka und Leonor waren sogar von Herzog Rama selbst empfangen worden, um die Planung vorzustellen. Pakka hatte seinen Arm um Leonor gelegt und schaute zu Felicitas Harrer, die im Hintergrund unermüdlich die Geheimdienstkanäle bearbeitet hatte und so auch maßgeblich zum Erfolg ihrer Mission beigetragen hatte.
„Sie schauen traurig aus! Wollten sie hierbleiben?“ meinte Pakka.
„Sicher nicht! Aber die Kollegen hier schieben echt eine ruhige Kugel!“
„Das würde ihnen sicher schnell langweilig werden!“ gab er zurück und die LND-Offizierin grinste.
„Da haben sie verdammt Recht!“ Dann kam ihr Aufruf zum Boarding und sie setzten sich zum Transfer in Bewegung.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Abgesicherter Besprechungsraum
Mi. 20.03.3071, 14:30 Uhr (Ortszeit)


Pakka setzte sich wieder, nachdem er die Ergebnisse seiner Mission auf Krung Theb vorgestellt hatte, von der er am Vortag zurückgekehrt war. Dann trat Kaptein Carlos Hansen vorne ans Pult.
„Mylady, Kameradinnen und Kameraden, meine Damen und Herren, die TSS „Hugo Eckener“ ist wieder voll einsatzbereit und der geplante Sprungtermin am Samstag kommender Woche kann gehalten werden. Hierzu Abflug der „Ramierez“ zur „Eckener“ am Montag 25.03.3072 um 09:00 Uhr!“ Dann stellte er den geplanten Kurs vor und legte noch ein paar koordinierende Maßnahmen fest.
„Herr Keita, gehen sie bitte noch kurz auf die Frachtliste ein!“ gab der Sprungschiffkommandant dem Logstikbeauftragten das Stichwort. Pakka erhob sich und drehte sich zu den Anwesenden hin.
„Wir konnten alle wichtigen Anforderungen der Einsatzgruppe beschaffen. Dank dem LND ist es auch gelungen noch 2 HeavyGauss-Kanonen zu beschaffen. Auch sind alle erforderlichen Sprungantriebsersatzteile bereits an Bord. Hier haben wir bei den Ersatzteilen, die einem Verschleiß unterliegen, die Menge um 100% erhöht. Damit kann die „Donar“ ebenfalls wieder in Betrieb genommen werden. Dies beendet meine Ausführungen. Fragen?“ Da es keine Fragen an ich mehr gab, nickte er dem Kaptein zu und setzte sich wieder.
„Mylady, dem habe ich nichts mehr hinzu zu fügen. Haben sie noch Fragen?“ richtete er dann das Wort an die anwesende Lady Morgaine Lestrade.
„Nein, mir liegt ihr Bericht auch in schriftlicher Form vor. Ich wünsche ihnen und ihren Besatzungen an dieser Stelle bereits einen ruhigen und problemlosen Flug. Herr Kaptein, kommen sie im Anschluss bitte noch in mein Büro!“ erwiderte die Lady.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Kwangjong-ni II
Landry, HQ Lyran Transspace, Büro Lady Lestrade
Mi. 20.03.3071, 15:50 Uhr (Ortszeit)


„Mylady!“ mit einer kleinen Verbeugung begrüßte er die CEO der Lyran Transspace.
„Setzen sie sich bitte!“ sagte diese und wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. „Ich habe einen nicht ganz alltäglichen Auftrag für sie! Ich weiß mittlerweile, dass sie ihrem militärischen Rang nicht sehr viel Bedeutung zumessen, aber für diesen Auftrag müssen sie ihn nutzen!“ sprach sie geheimnisvoll.
„In wie fern, Mylady?“
„Wie gut ist ihre Beziehung zu Oberst Müller?“
„Wir verstehen uns. Er ist durch und durch Soldat, aber wir kamen hervorragend miteinander klar, da er zum Glück weiß wo seine Expertise endet! So hat er nie versucht mir in die Schiffsführung hineinzureden, auch wenn er rein formal die Möglichkeit dazu gehabt hat!“ sagte der Raumoffizier.
„Was halten sie von ihm?“ wollte die Lady wissen.
„Er ist ein hervorragender Offizier, einer der Besten mit denen ich je zu tun bekommen habe!“ äußerte Kaptein Hansen seine ehrliche Meinung.
„Gut. Ich erteile ihnen darum folgenden Auftrag!“ Dann erläuterte die Lady, was sie von Kaptein Hansen erwartete. Der Kaptein überlegte kurz.
„Das wird schwierig Mylady!“
„Das weiß ich, sie sind aber der Einzige der zu dieser Maßnahme in der Lage ist und sie werden es durchführen!“ sagte Lady Lestrade mit einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ!
„Sie können sich auf mich verlassen!“ sagte der Sprungschiffkommandant. Die Mylady übergab ihm dann eine dünne Mappe und der Kommandant verließ das Büro.




Lyranische Allianz, System Kwangjong-ni, Zenit Sprungpunkt
Sprungschiff „Hugo Eckener“ Brücke
Sa. 30.03.3071, 18:00 Uhr (Ortszeit)


Carlos Hansen beobachtete wie die Sekunden der Sprunguhr rückwärts liefen. Bald würden sie aus dem System Kwangjong-ni springen. Wann sie wiederkehren würden, konnte keiner sagen, da der Sprungschiffkommandant davon ausging, dass die „Donar“ den nächsten Turn nach Kwangjong-ni übernehmen würde. Aber diese Einschätzung hatte er mit niemandem geteilt, nur Pakka Keita hatte sich kurz mit ihm darüber unterhalten, wobei dieser seine Meinung teilte. Dann erreichte die Uhr die „0“ und die Wirklichkeit zerriss vor seinen Augen!
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 21: Konsolidierung


Tiefe Peripherie, System Bartok, Nordkontinent
Landungsschiff „Damokles“
Dienstag, 27.02.3072, 09:42 Uhr


Kdt. Urs Strückli saß voll konzentriert an den Flugkontrollen seines „LEOPARD“-Landungsschiffes, während ihm seine Stellvertreterin Olt. Lori Lawton immer wieder die Werte ihres Sinkfluges durchgab. Heute war der letzte Test, mit dem die Ausweichbasis Asgard ihrer Bestimmung übergeben werden sollte, der Landung der „Damokles“ auf der Felsenpiste vor der Höhlenbasis. An den Tagen davor waren er und seine Co-Pilotin die kurze Piste mehrfach abgegangen um auch jeden Quadratzentimeter der Oberfläche auf Risse zu Überprüfen, die dem Fahrwerk seines Landungsschiffes gefährlich werden konnten. Aber die Pioniere hatten ganze Arbeit geleistet. Aus der Luft sah die Felsfläche aus, als wäre sie von zahlreichen Furchen und Rissen durchzogen, aber durch geschickten Einsatz verschiedenfarbigen Betons sah es nur so aus, tatsächlich war es die beste Naturpiste für ein Landungsschiff; die Urs je inspiziert hatte. Blieb immer noch die Kürze der Landebahn! Er war exakt im Leitstrahl und musste ganz am Anfang der Bahn aufsetzen, um rechtzeitig zum Stehen zu kommen. Nach Wegen suchend die Ausrollstrecke zu verkürzen, hatte er in alten Büchern über die vorstellare Fliegerei etwas gefunden, was helfen konnte – Bremsfallschirme! Diese hatte er auf der Landebahn der Hauptbasis bereits mehrfach erfolgreich getestet und damit lies sich die Bremsstrecke tatsächlich signifikant verringern, nur musste rechtzeitig das Haupttriebwerk heruntergefahren werden, sonst würden die Schirme verbrennen! Immer tiefer glitt seine „Damokles“, mit der langsamsten Fluggeschwindigkeit die möglich war. Dann setzte sie am Anfang der Piste auf, sofort riss er den Schubhebel zurück und löste die drei Bremsfallschirme aus, die sich schlagartig hinter dem Schiff aufblähten. Vorsichtig dosierte er die Fahrwerksbremsen, um sie nicht zu überhitzen. Die „Damokles“ wurde immer langsamer und blieb dann fast 370 m vor dem Höhleneingang stehen. Grinsend schaute er zu Lori hinüber,
„Geschafft!“ sagte er euphorisch und beide klatschten sich ab. Plötzlich kam über Funk die Durchsage,
„Glückwunsch! Bilderbuchlandung! Jetzt wird die Damokles eingeholt!“ hörten Lori und Urs die Stimme des Oberst, der selbstverständlich zu diesem Ereignis vor Ort war!


Die „Damokles“ wurde gedreht und rückwärts mit 4 Schleppern in den Felsenhangar gezogen. Nachdem das Schiff komplett in der Höhle war, wurden die Schutzplanen gesenkt und aus der Entfernung sah dann alles wieder wie ein leerer Höhlenschlund aus! 5 Minuten später meldete sich Urs Strückli mit seiner Co-Pilotin beim Oberst!
„Melde mich nach erfolgreicher Landung!“ sagte er, während er die Hand zum Gruß an der Stirn hielt.
„Danke! Hervorragende Arbeit und gleich beim ersten Anlauf eine perfekte Landung! Was schätzen sie, wie verlängert sich die Landestrecke, wenn die „Damokles“ voll beladen ist?“
„Nach meiner Erfahrung und den Berechnungen wird das Schiff fast 200 m später zum Stehen kommen!“ entgegnete der Landungsschiffkommandant.
„Da bleibt keine Toleranz mehr für Fehler!“ stellte Oberst Georg Müller fest. „Da hilft nur eines, Üben, Üben, Üben! Das gilt auch für sie OLt. Lawton! Sie müssen beide das Schiff hier blind auf den Boden bekommen!“
„Jawohl Herr Oberst!“ antwortete die Pilotin. Dann schaute der Oberst die Piste entlang.
„Wie schaut es mit dem Start aus Herr Strückli?“ wollte er dann wissen.
„Wenn die „Damokles“ so wie heute nur leicht beladen ist, reicht die Pistenlänge. Die Pioniere haben eine klappbare Betonbarriere errichtet, die vor dem Start ausgefahren wird und das Innere der Basis vor den Triebwerksstrahlen schützt. Wenn wir beladen sind, setze ich noch zusätzlich die Startraketen ein, über die meine „Damokles“ zum Glück verfügt.“ Georg nickte.
„In zwei Stunden starten sie wieder, so lange inspiziere ich die Basis. Ich werde mit ihnen dann zurückfliegen!“ sagte er zu dem Landungsschiffkommandanten und lächelte.
„Jawohl Herr Oberst, sehr gerne!“ bestätigte Strückli zackig. Dann folgten sie dem Oberst durch Asgard, dem nun KdtHptm. Cyntia Liebermann die fertige Basis und die Versorgungseinrichtungen zeigte. Vor einem breiten und fast 14 m hohen Tunnel blieben sie stehen.
„Der Bau dieses Tunnels ist leider noch nicht ganz abgeschlossen. Er wird dann über 9 km direkt in einen Talkessel führen, in dem problemlos ein „UNION“ landen und getarnt werden kann!“
„Sobald das hier fertig ist, brauchen wir aber noch 2 – 3 weitere getarnte Landestellen, damit wir alle unsere Landungsschiffe von der Hauptbasis verschwinden lassen können, wenn notwendig!“ meinte der Oberst.
„Wir haben schon mehrere mögliche Stellen im Auge, aber das möchte ich ihnen erst vorlegen, wenn alle Daten ausgewertet und bewertet sind!“
„Lass dir Zeit, Cyntia!“ sagte der Oberst jovial, „Eins nach dem Anderen und Sicherheit vor Schnelligkeit!“ Cyntia Liebermann nickte.
„Keine Sorge! Ich habe auch immer unsere Möglichkeiten im Auge! Asgard und die Ausweichlandestellen sind nicht unsere einzigen Bauprojekte! Kdt. Bauer gibt mit seinen Pionieren sein Möglichstes, ohne ihn wären wir hier aufgeschmissen!“




Tiefe Peripherie, System Bartok, Piratensprungpunkt II (PSPII)
Sprungschiff der „INVADER“-Klasse „Donar“
Donnerstag, 07.03.3072, 11:04 Uhr


Kapteinin Sophia Boticelli stand vor der Panzerglasscheibe ihres Büros auf dem Grav-Deck, das auch gleichzeitig ihre Kajüte war, und schaute sinnend in die schwarze Unendlichkeit des Alls. Normalerweise war die Scheibe mit einem gepanzerten Strahlenschutzschott von außen verschlossen. Ihr Sprungschiff war zwar voll einsatzbereit, aber es fehlten die notwendigen Ersatz- und Verschleißteile um es regulär im Dienst verwenden zu können. Außerdem verfügte sie nur über eine Rumpfmannschaft, mit der sich ein regulärer Betrieb ebenfalls verbot. Sie hatte das von Anfang an gewusst, als ihr das Kommando über die „Donar“ übertragen worden war. Sie konnte zwar jederzeit bei Gefahr eine Transition zu einem benachbarten System durchführen, wenn es die Lage erforderlich machen sollte, aber zur Zeit wurde die „Donar“ nur als Raumstation benutzt, um die gründliche Erforschung des Bartok-System zu erleichtern. Dazu dockten regelmäßig die „Damokles“ und die „Fortunatus“ an. Nach Wohlfahrt kam sie alle 2 Monate, immer nur für kurze Zeit, da ihr einfach ein kompetenter 1. Offizier fehlte, der sie voll vertreten konnte. Sophia hoffte inständig, das die „Hugo Eckener“ und die „Ramierez“ bei ihrer Rückkehr ins Bartok-System die notwendigen Ersatzteile und qualifiziertes Personal für die „Donar“ von Kwangjong-ni mitbringen würden, damit sie dieses Schiff wieder seiner eigentlichen Bestimmung zuführen konnte!


Vor 10 Minuten hatte die „Fortunatus“ an der „Donar“ festgemacht und sie wartete auf deren Kommandanten, den sie zu sich befohlen hatte.
„Frau Kapiteinin, Kdt. Chen meldet sie wie befohlen!“ hörte sie plötzlich hinter sich. Ihr Büro war nicht verriegelt und sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass der Kommandant der „Fortunatus“ den Raum betreten hatte. Sie gab sich einen Ruck und drehte sich um.
„Danke Herr Chen! Einen Kaffee? Was haben sie denn Neues und Aufregendes von Wohlfahrt mitgebracht!“ sagte sie mit vor Sarkasmus triefender Stimme und ging dabei an den Kaffeeautomaten an der Wand. Chen spürte deutlich, dass die Stimmungslage der Kapteinin seit seinem letzten Besuch nicht besser geworden war! Er hatte dies dem Oberst gemeldet, was diesen sofort alarmiert hatte.
„Machen sie besser 3 Tassen!“ antwortete er auf die Frage, „Der Oberst wird jeden Moment hier sein!“ Die Sprungschiffkommandantin erstarrte kurz vor Überraschung, dann zapfte sie die erste Tasse und gab sie Chen.
„Schwarz, wie sie es am liebsten haben!“ In diesem Augenblick trat der Oberst in das Büro.
„Ohne Meldung!“ sagte dieser, bevor Sophia reagieren konnte und ergänzte, „Wenn sie schon dabei sind, meinen bitte weiß und ungesüßt!“


Kurz darauf standen die 3 Offiziere vor dem Schreibtisch der Kommandantin und nahmen die ersten Schlucke des heißen Getränks zu sich.
„Herr Oberst, was führt sie auf die „Donar“?“ wollte Sophia wissen.
„Ich wollte mich aus erster Hand über ihr Schiff informieren lassen. Aber regeln sie zuerst die Angelegenheiten von Kdt. Chen, danach werden wir uns unter vier Augen austauschen.“ Eine Viertelstunde später verließ Chen den Raum, um den Frachtumschlag zwischen dem Sprungschiff und seinem „MULE“-Landungsschiff zu beaufsichtigen.


„Nun, Frau Boticelli, um es offen zu sagen, ich mache mir etwas Sorgen um sie!“ sagte der Oberst, als beide alleine waren und sich an den Schreibtisch gesetzt hatten. „Sie sind eine fähige und hochkompetente Offizierin und ich habe sie zum Nichtstun verdammt! Man hat mir von verschiedenen Seiten zugetragen, das sie über den Status Quo nicht glücklich sind!“
„Darf ich offen sein Herr Oberst?“ fragte Sophia. Der Oberst nickte und machte mit einer kurzen Handbewegung klar, dass er dies auch wünschte. „Das Führen eines Sprungschiffes ist mein Lebenstraum“, erklärte die Raumoffizierin, „aber seit wir hier in Bartok sind, besteht mein Arbeitsalltag daraus, auf ein festliegendes Schiff aufzupassen!“
„Ich weiß, dass sie jetzt seit fast 10 Monaten hier auf Reede liegen und leider wird sich daran nichts ändern können, bis die „Hugo Eckener“ mit den notwendigen Ersatzteilen und Personalersatz wieder hierher zurückkehrt.“ sagte der Oberst. „Ich schätze ihre Arbeit bei der Auswertung der Daten über dieses Sonnensystem, die unsere beiden Landungsschiffe sammeln. Ihre Ergebnisse sind über jeden Zweifel erhaben. Aber ich denke, darum sind sie sicher nicht zur Marine gegangen!“ Der Oberst machte eine Pause und sah, dass seine Worte ins Schwarze getroffen hatten und beugte sich etwas vor. „Ich habe eine wichtige Aufgabe für sie!“ setzte er dann fort. „Bitte holen sie mal die Sternenkarte auf ihren Tischmonitor.“ Sophia Boticelli drückte ein paar Knöpfe und die Tischplatte verwandelte sich in ein Display, auf der die Sterne der Umgebung und im Zentrum Bartok dargestellt wurden.
„Was wollen sie sehen Herr Oberst?“ fragte sie.
Zoomen sie auf einen 300 LJ-Radius und schalten sie die Zugehörigkeiten ein!“ forderte er sie auf. Dann zeigte der Oberst auf einen Bereich.
„Das ist die Hanseatische Liga. Sie liegt von uns aus gesehen in rund 260 Lj Entfernung, grob in Richtung des CLAN-Raumes. Wie sie ja wissen, sind dort die Clanwacht und diverse Clans, allen voran die Diamant-Haie sehr aktiv!“ Dann zeigte er auf ein bewohntes System im Tiefraum, dass sich ungefähr auf halber Strecke befand. „Dies hier ist Thueringen. Das letzte bewohnte System der tiefen Peripherie in Richtung der HL, welches der „Shinobi Maru“ und damit auch uns bekannt ist. Wenn die Clans in die tiefe Peripherie vordringen wollen, werden sie dieses System anlaufen. Es wurde nach den Unterlagen die wir haben ungefähr zur gleichen Zeit wie die Systeme der HL von Flüchtlingen aus dem Lyranischen Commonwealth besiedelt. Nur hat dieses System nie zur Hanseatischen Liga gehört, auch wenn sie regelmäßig aus der HL aus angeflogen werden! Dies ist unser nächstes Erkundungsziel, sobald die „Hugo Eckener“ wieder hier ist und ich will ihr Schiff dabei haben!“ Er schaute die Kommandantin an, deren reservierter Gesichtsausdruck sich auflöste und langsam Vorfreude ausstrahlte.
„Das ist fantastisch!“ sagte sie. „Soll ich bereits einen Kurs ausarbeiten?“
„Genau deshalb bin ich hier! Wir brauchen einen sicheren Kurs, keine Sprünge in den Leerraum und die Reise geht über „Good Hope“, dort müssen wir unbedingt einen Stopp einlegen, da der Kontrakt den wir mit Mitchels Maurauders haben Ende diesen Jahres ausläuft. Ich hoffe die „Eckener“ kehrt bis Mitte des Jahres aus Kwangjong-ni zurück, dann könnte die Operation im Spätsommer oder Frühherbst anrollen.“
„Haben sie einen Projektnamen für die Operation nach Thueringen?“ wollte Sophia Boticelli wissen. Der Oberst lehnte sich zurück,
„Nennen sie die Operation „Harzreise“!“ sagte er und grinste noch mehr als sich bei der Offizierin fragend die Augenbrauen hoben. Er erklärte,
„Thüringen ist eine deutsche Region auf dem Kontinent Europa von Terra. Der Harz ist ein Mittelgebirge, dass zum Teil in Thüringen liegt. Der Name des Planeten kommt wahrscheinlich daher, dass die Siedler sich auf ihre deutschsprachigen Wurzeln besonnen haben.“ Daraufhin grinste die Offizierin.
„Dann erklärt sich das, aber Geschichte war noch nie meine Stärke!“ gab sie zu.
„Schade!“ sagte der Oberst leicht tadelnd, „«Wer seine Geschichte nicht kennt ist verdammt dazu seine Fehler zu wiederholen», wie ein Sprichwort sagt!“ gab er zu bedenken! „Sie berichten nur mir! Ihre Planungen sind Top Secret! Falls etwas Unvorhergesehenes passiert, müssten wir die Mission zwar kurzfristig auf Eis legen, aber Good Hope müssen wir in jedem Fall anlaufen. Deshalb sollte dies erst einmal unter uns bleiben! Nur OTL. Maurer ist noch eingeweiht!“
„Sie können sich meiner Diskretion sicher sein, zumal der Umstand, dass ich hier am PSPII herumhänge, die Sache auch begünstigt!“ gab sie mit einem Lächeln zurück.
„Ich sehe, wir verstehen uns!“ sagte der Oberst. „Und jetzt würde ich gerne ihr Schiff inspizieren!“
„Sehr gerne! Sie werden feststellen, dass hier alles makellos in Ordnung ist!“ grinste die Kommandantin voller Stolz und erhob sich, dabei schaltete sie das Display aus.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Medizinisches Zentrum
Di. 26.03.3072, 03:22 Uhr (Ortszeit)


Silvio Choi hielt seiner Frau Margot die Hand. Sie lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Gebärliege. Schwester Ava Jameson, die hier gerade als Hebamme fungierte, sagte:
„Margot, atmen und pressen, nochmal atmen und pressen!“ Dann ging alles ganz schnell, das Köpfchen rutschte raus und dann das ganze Baby. Der Arzt nahm den neuen Welten-Bürger in Empfang. In Margot löste sich die gesamte Anspannung und sie begann zu heulen! Ava legte 2 Klemmen an die Nabelschnur und reichte dem neuen Vater eine Schere.
„Das ist ihr Job!“ und deutete auf die Nabelschnur, die Silvio beherzt durchtrennte. Dann führte der Arzt eine kurze Untersuchung durch und legte das Neugeborene der Mutter auf die Brust.
„Sie haben einen Sohn!“ sagte er und lächelte das Ehepaar an. Nun kamen auch Silvio die Tränen und streichelte sanft und äußerst vorsichtig die Wange seines Sohnes. Margot sah den Kleinen in ihren Armen an.
„Hallo Luigi!“ hauchte sie. Beide hatten sich darauf geeinigt, den Jungen nach dem im Krieg gefallenen Bruder Silvios zu nennen. Nach einer Weile nahm Ava ihr das Baby wieder ab und der Arzt führte eine gründliche Untersuchung an dem Neugeborenen durch. Als er zurückkam grinste er,
„Ihr Sohn ist kerngesund! Herzlichen Glückwunsch!“ sagte er und legte den in eine dünne Decke gehüllten Körper Silvio in den Arm. Dann untersuchte er noch einmal Margot. Auch hier war alles zufriedenstellend! Die meisten Kinder kamen auf Wohlfahrt auf natürliche Weise auf die Welt, nur bei einer medizinischen Indikation wurde ein Kaiserschnitt durchgeführt. Der medizinische Leiter des Krankenhauses wollte damit unnötige Operationen vermeiden und die begrenzten Kapazitäten schonen. Mittlerweile wurden immer mehr Kinder geboren und die Geburtenrate stieg stetig! Der Kindergarten wurde bereits vergrößert und ein separates Schulgebäude inklusive Sportstätten wurde errichtet. Margot war in diesen Prozess eingebunden und arbeitete hier mit KdtHptm. Cyntia Liebermann, der Stationsleiterin eng zusammen. Beide hatten großes Interesse daran, dass hier auf Wohlfahrt die Bildung und Ausbildung der Kinder nicht zu kurz kam. Sie wussten auch, dass der Oberst in dieser Sache voll hinter ihnen stand.




Tiefe Peripherie, System QXV3478D29, Transit
Landungsschiff „Sirius“
Di. 30.04.3072, 05:55 Uhr (Bordzeit)


Vaiana stand wie jeden Morgen stramm vor ihrer Koje und Olt. Schostakovich inspizierte ihren Bettenbau bevor sie zusammen das Fitnessprogramm starteten.
„Gut!“ stellte Larissa fest und erlaubte sich ein kurzes Lächeln. Vaiana hatte sich bereits als etwas eigenwilliger Geist gezeigt und Larissas Antwort darauf war eine Erhöhung der Disziplin! Vaiana spürte, dass der heutige Sport sehr anstrengend werden würde. Die „Sirius“ flog mit 1,1g zum 2. Planeten des Systems, der in der habitablen Zone des Systems QXV3478D29 befand. Die Umstellung von wochenlangem 0g oder gelegentlich 0,5g im Gravdeck auf 1,1g machte ihrem Körper zu schaffen. Aber sie würde alles auf sich nehmen, um ihren Traum zu verwirklichen!
„Mir folgen!“ befahl ihre Ausbilderin und Vaiana trabte hinter ihr her. Nach 10 Runden im äußeren Gang des „UNION“ stoppte Larissa. Beide Frauen atmeten heftig.
„Das war das Aufwärmtraining!“ verkündete die Offizierin. „Heute beginnt deine Nahkampfausbildung! Hast du da schon Erfahrung oder einen Kampfstil gelernt?“ fragte sie.
„Ja!“ antwortete die Kadettin „Mein Vater hat mir den traditionellen Kampfstil ohne und mit Waffen der Maori gelehrt!“ Larissa konnte einen gewissen Stolz in ihrer Stimme hören.
„Das Nahkampftraining wird einer unserer Infanteristen mit dir durchführen. Ich sage dir aber gleich, dass dies kein Zuckerschlecken ist! Im Nahkampf geht es nur darum zu überleben, kein Trick ist zu dreckig als dass er nicht angewendet wird! Der Kampfstil den unsere Infanteristen lernen und auch ich lernen musste nennt sich Krav Maga! Das Training findet unten im Hangar statt!“ Mit einem Handzeichen befahl sie ihr zu folgen und kletterte die Leiter im Zentralschacht hinunter. Im Hangar war eine Ecke mit Matten ausgelegt und ein einzelner muskelbepackter Mann in einem militärischen Trainingsanzug erwartete sie mit verschränkten Armen. Als sich Larissa im näherte, stand er stramm und meldete mit der Hand an der Stirn,
„Guten Morgen Frau Oberleutnant, Stabshauptfeldwebel Porter Rix meldet sich zum Training!“ Larissa grüßte zurück und nickte,
„Danke Herr Rix, das ist Kadett Haamea!“ Vaiana stand stramm und grüßte den Unteroffizier.
„Kadett Haamea meldet sich zum Nahkampftrainig!“ Der Unteroffizier grüßte nachlässig zurück.
„Haben sie schon Erfahrung im Nahkampf?“ fragte er.
„Ich hatte bereits Unterricht im Maori-Kampfstil!“ meldete sie ehrlich. Rix grinste.
„Diesen Kampfstil kenne ich nicht!“ stellte er fest. „Zeit das zu ändern! Kadettin, greifen sie mich an!“ Vaiana schaute verdutzt und schielte zu Olt. Schostakovich. Diese machte eine Kopfbewegung in Richtung des Unteroffiziers und Vaiana stürmte auf den Ausbilder zu. Gerade als sie zu einem Griff ansetzen wollte, wich der Mann geschickt aus, packte sie und Vaiana lag auf der Matte! Dann half er ihr beim Aufstehen.
„Das war zu berechenbar!“ stellte er ernst fest. „Aber bevor wir weitermachen, müssen wir ein paar grundlegende Dinge üben, sonst ist das Verletzungsrisiko beim Training zu groß! Wir werden zuerst Fallübungen machen!“ Larissa zog sich zurück und lehnte sich gegen einen der LKWs, die sie auf Riddel erworben hatten. Dann schaute sie zu, wie Rix mit Vaiana verschiedene Übungen machte.
„Das ist gut!“ hörte sie ihn sagen, „Man merkt dass du bereits eine gewisse Ausbildung hattest!“ Larissa spürte schnell, das Rix Vaiana zwar hart aber fair anpackte. Dies hatte sie auch schon bei anderen Männern der Crew festgestellt. Vaiana war offensichtlich zum Liebling der Mannschaft avanciert! Scheinbar löste sie bei allen Crewmitgliedern väterliche Gefühle aus! Nach 90 Minuten war die Einheit herum und Vaiana war völlig ausgepumpt! Sie meldete sich bei dem Unteroffizier ab und kam auf Larissa zu, um sich bei ihr zu melden.
„Ohne Meldung!“ sagte diese. „Wegtreten auf Stube, Körperhygiene und in 45 Minuten im Unterrichtsraum! Marsch, Marsch!“ befahl diese! Vaiana verschwand sofort und Larissa winkte Rix zu sich her.
„Und was ist ihr erster Eindruck Herr Stabshauptfeldwebel?“
„Sie hat eine gute Grundausbildung genossen, ihr fehlt noch der Biss, aber das wird schon! Sie hat eine
gute Auffassungsgabe!“ sagte dieser.
„Gut! Morgen zur gleichen Zeit?“
„Jawohl Frau Oberleutnant!“ gab er zurück und grinste. Offensichtlich freute er sich schon darauf!


43 Minuten später betrat Vaiana im Bord-Overall den Unterrichtsraum und stellte erfreut fest, das Moana ebenfalls schon da war. Die meisten Unterrichtsstunden hatten sie gemeinsam, da es hier darum ging ihnen das Grundwissen beizubringen, welches ihnen als Bewohner der tiefen Peripherie fehlte. Sie meldete sich bei der 2. Wissenschaftsoffizierin der „Sirius“ Hptm. Helva Turunnen, die den heutigen Unterricht durchführte. Es stand Geschichte auf dem Lehrplan.
„Setzen!“ sagte die Offizierin. Vaiana hatte aber schon festgestellt, das Helva Turunnen eher Wissenschaftlerin als Soldatin war, außerdem hatte sie die Fähigkeit den Unterricht interessant zu gestalten, besser als viele Lehrer, die sie auf Riddel hatte.
„Thema ist heute das Römische Imperium! Ihr werdet feststellen, dass damals Politik genauso gemacht wurde wie heute, nur die Werkzeuge sind moderner!“ sagte sie mit einem breiten Grinsen. Dann forderte sie beide auf, auf ihren ComPads eine bestimmte Datei aufzurufen und der Unterricht begann. Nach 90 Minuten war Helva Turunnen fertig und ihren beiden Schülern schwirrten die Begriffe nur so in den Köpfen herum.
„Wichtig ist, dass ihr die Abfolge der Ereignisse kennt. Die Jahreszahlen sind nur dahin gehend interessant, als man damit Vergleiche zu anderen Kulturen der gleichen Zeit ziehen kann.“ gab sie den beiden noch mit. „Das „Römische Imperium“ war neben dem „Chinesischen Kaiserreich“ ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Menschheit. Vieles von heute hat seine Wurzeln in dieser Gesellschaft, die vor nunmehr fast 3000 Jahren den Mittelmeerraum auf Terra beherrscht hat! Vaiana, bei deiner militärhistorischen Ausbildung wirst du den Römern noch oft begegnen!“ Dabei schaute sie Vaiana direkt an. „>>Damit man weiß wer man ist muss man wissen wo man herkommt!<<“ zitierte sie, „Merkt euch das! Gut! 10 Minuten Pause, danach habt ihr Deutschunterricht, oder?“ fragte sie, bevor sie den Raum verließ. Vaiana und Moana verdrehten synchron die Augen, was Helva zum Lachen brachte. Dann wurde sie wieder Ernst. „Strengt euch an, irgendwann, wenn ihr soweit seid, werde ich meinen Unterricht auf Deutsch fortführen!“ Dann verließ sie den Raum und dass Schott schloss sich hinter ihr. Moana und Vaiana schauten sich an, dann umarmten sie sich und küssten sich wie Ertrinkende.
„Wie geht’s dir?“ fragte Vaiana leise.
„Gut, ich lerne jeden Tag mehr und es ist genau das, was ich immer machen wollte!“ schwärmte er. „Und du?“
„Ohhh, heute hatte ich den ersten Unterricht im Nahkampf. Mein Ausbilder ist ein harter Brocken! Wenn ich ihn anfasse, denke ich der hat Stahl anstatt Muskeln unter der Haut! Ich spüre in meinem Körper Muskeln und Sehnen, die kannte ich vorher noch gar nicht!“
„Bereust du es, das du mitgekommen bist?“ wollte Moana wissen. Sie spannte sich an und antwortete,
„Nein, auf keinen Fall! Aber wir hatten Glück hier bei diesen Menschen gelandet zu sein! Sie behandeln uns mit Respekt!“ Moana nickte,
„Ja!“ gab er zurück, dann nahm er seine Flasche aus der Tasche und trank einen tiefen Schluck. „Stimmbänder ölen für nachher!“ meinte er verschmitzt und Vaiana tat es ihm nach. Dann fragte Vaiana etwas aufgeregt,
„Heute Nachmittag haben wir doch beide Freischicht oder?“ Moana nickte und Vaiana sprach weiter, „Ich will heute Nachmittag mit dir zusammen sein!“ flüsterte sie und wurde etwas rot. „Ich liebe dich!“ hauchte sie. Moana schaute ihr tief in ihre schwarzbraunen Augen,
„Ich liebe dich mehr als mein Leben!“ erwiderte er, „Was hast du denn vor?“ wollte er wissen.
„Das ist eine Überraschung!“ gab sie zur Antwort und schlug die Augen nieder.
„Da bin ich ja mal gespannt!“ meinte er. Kurz danach kam der Signaloffizier der „Sirius“ und sie begannen den Sprachunterricht, der mit einer speziellen Software durchgeführt wurde. Dazu setzten die beiden VR-Brillen mit Kopfhörer und Mikrophon auf.




Tiefe Peripherie, System QXV3478D29, Transit
Landungsschiff „Sirius“
Di. 30.04.3072, 15:45 Uhr (Bordzeit)


Vaiana wartete am vereinbarten Treffpunkt und Moana kam pünktlich!
„Jetzt bin ich aber gespannt!“ begrüßte er sie und gab ihr einen langen Kuss.
„Halbzeit!“ sagte eine Infanteristin des Sicherungszuges, die gerade den Korridor entlang an ihnen vorbei ging und sie angrinste. Die beiden Teenager prusteten los. Als die Soldatin weg war, nahm Vaiana Moanas Hand und führte ihn an eines der wenigen Bullaugen der Außenhaut. Der Stahl und das Fenster fühlten sich trotz Isolierung kalt an.
„Das ist jetzt unsere Heimat!“ meinte Vaiana und deute hinaus. Dann schaute sie Moana verliebt an und gab ihm einen heißen Kuss. „Komm!“ flüsterte sie und führte ihn in einen etwas abgelegenen Bereich der „Sirius“.
„Wo geht es denn da hin? Da war ich noch nie!“ fragte er.
„Zur Sozialkabine!“ antwortete sie mit von Nervosität leicht brüchiger Stimme. „Ich hab sie 2 Stunden lang für uns reserviert!“ Moana blieb abrupt stehen. Von der Sozialkabine hatte er auch schon gehört.
„Sie haben sie dir einfach reserviert?“ wollte er wissen.
„Natürlich! Geht alles total automatisch über den Bordcomputer. Wir sind doch Crewmitglieder wie alle anderen auch!“ Dann kuschelte sie sich an Moana, „Ich war auch bei der Bordärztin. Sie hat mich bei der Erstuntersuchung gefragt, ob ich verhüte. Als ich es verneint habe, war sie ganz überrascht und hat mir, nachdem sie mir alles erklärt hatte, am Bein einen winzigen BC-Dispenser eingesetzt. Ich kann jetzt nicht mehr schwanger werden!“ Moanas Augen weiteten sich. Bevor er was sagen konnte presste sie ihre Lippen auf die seinen und küsste ihn, das ihm Hören uns sehen vergingen.
„Moana, ich will mit dir zusammen sein. Mach mich zur Frau!“ hauchte sie.
„Ich hab aber noch nie …“ stammelte er überrascht. Vaiana grinste lasziv,
„Dann wird es Zeit für uns es auszuprobieren!“ und zog ihn ungestüm zur Kabine. Sie hielt ihre Schlüsselkarte an die Türschloss und das Schott öffnete sich. In der Kabine war es angenehm warm. Die Wände waren mit Polster überzogen und überall waren Griffe an den Wänden und der Decke. Auch ein breites Bett stand im Raum und ein Laken lag zusammengefaltet darauf. An einer Ecke war eine kleine Sanitäreinheit eingebaut und in einer Wandhalterung steckten Becher und eine Flasche. Moana las vor:
„„Sekt“ steht auf dem Etikett.“ Vaiana zog währenddessen das Schott zu und verriegelte es.
„Dann mach sie auf!“ rief sie. Dabei schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und dem Bordoverall und steckte alles in eine Tasche, die an der Wand offensichtlich für diesen Zweck hing. Moana öffnete die Flasche und mit einem lauten Knall flog der Verschluss weg.
„Was war das denn?“ staunte er. Dann füllte er schnell die herausfließende bernsteinfarbene Flüssigkeit in zwei Becher und gab Vaiana einen. Sie trug ihr Haar nun offen und stand nur in Unterwäsche bekleidet vor ihm. Wieder wurde ihm bewusst, wie schön Vaiana war! Sie prosteten sich zu und probierten einen Schluck.
„Ganz nett!“ grinste Vaiana, während sich Moana auch seiner Kleider entledigte. Beide kuschelten sich aneinander und spürten die Wärme ihrer Haut.
„Vaiana, ich werde vorsichtig sein!“ versprach Moana noch, bevor sie in einem endlosen Kuss versanken.




Tiefe Peripherie, System QXV3478D29, Transit
Landungsschiff „Sirius“
Di. 30.04.3072, 17:03 Uhr (Bordzeit)


Nachdem sie alles wieder aufgeräumt hatten, schlichen beide mit hochrotem Kopf den Korridor entlang, weg von der Sozialkabine und gingen zu der kleinen Cafeteria. Vaiana fühlte sich, als ob in großen Lettern über ihrem Kopf stand, was sie gerade gemacht hatten. Verstohlen schlüpften sie in den Raum und holten sich an der Ausgabe ihr Abendessen. Da an Bord aufgrund der Beschleunigung Schwerkraft herrschte, gab es endlich normales Essen und keine Tubenpampe. Moana zog den Deckel der Speiseschale ab und holte sein Besteck aus der Beintasche seines Overalls. Vaiana machte es ihm nach und beide begannen still zu essen. Das gerade Erlebte hatte in ihnen einen Sturm der Gefühle ausgelöst und keiner brachte ein Wort heraus.
„Ist bei euch noch Platz?“ hörte Vaiana die Stimme von Olt. Schostakovich. Vaiana schaute auf und nickte. Nach einer Weile schaute die Offizierin von einem zum Anderen.
„So schweigsam, habt ihr Krach miteinander?“ wollte sie wissen. Beide schauten sie an und Moana schüttelte den Kopf und murmelte ein „Nein!“
„Was ist dann los mit euch?“ hakte sie nach. Als sie sah, das Vaiana deutlich rot im Gesicht wurde und auch Moana peinlich berührt seinen Kopf senkte, keimte ein Verdacht in der Frau hoch.
„Das macht alles anders, stimmts?“ fragte sie die Beiden mit einfühlender Stimme. Vaiana nickte.
„Woher weißt du …?“
„Ich war auch mal so jung wie du!“ sagte Larissa leise und versprach, „Ich werde es für mich behalten. Aber wenn du, ihr jemand zum Reden braucht, ich bin da!“ Dabei legte sie Vaiana ihre Hand auf die Schulter. Vaiana nickte dankbar. Dann saßen sie weiter schweigend am Tisch und aßen fertig.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Nähe Zenit-Sprungpunkt, im Transit
Landungsschiff „Sirius“, Cafeteria/Besprechungsraum
Sa. 18.05.3072, 13:47 Uhr (Bordzeit)


„Ich bin gespannt was sich auf Wohlfahrt seit unserer Abwesenheit getan hat, immerhin waren wir über 3 Monate weg!“ meinte Olt. Lorne „Comanchero“ Black.
„Denkst du, dein Liebchen hat auf dich gewartet?“ spottete Hptm. Terry „Trick“ Baccus.
„Bestimmt!“ stellte Lorne selbstsicher fest. „Wer kann denn zu mir schon nein sagen!“ Dieser Ausspruch führte zu allgemeinem Gelächter im Besprechungsraum.
„Ich würde es dir wünschen!“ meinte dann Olt. Larissa „Ball“ Schostakovich zu ihm. „Sie ist nett!“ Vaiana saß in der Ecke und beobachtete die Frotzeleien, die sich die anderen Mechkrieger zuwarfen. Diese Art von derbem Humor war ihr noch fremd. Als sie Larissa mal danach gefragt hatte, war diese sehr Ernst geworden.
„Es ist so, wenn wir in den Kampf ziehen, weiß keiner ob er ihn überlebt. Wir alle sind aufeinander angewiesen und müssen einander bedingungslos vertrauen. Jeder ist für den Arsch seiner Kameraden zuständig und umgekehrt. Es ist entscheidend, das dieses Band der Kameradschaft stark ist, sonst sind wir auf dem Schlachtfeld verloren!“ erinnerte sich Vaiana an das Gespräch. Es fehlte nur noch die Lanzenführerin, KdtHptm Nika „Zora“ Matic. Die „Sirius“ hatte vor 2 Stunden von der „Humboldt“ abgekoppelt und stürzte nun mit 1 g auf Wohlfahrt zu. Da öffnete sich das Schott und KdtHptm. Matic kam herein.
„ACHTUNG!“ rief Hptm. Baccus und alle sprangen auf und nahmen Front zur Lanzenführerin.
„Frau KdtHptm., melde ihnen die Geisterlanze in Stärke 3 Offiziere und 1 Kadettin zur Besprechung!“ meldete der Mechkrieger mit zum Gruß erhobener Hand. Nika Matic grüßte zurück und entgegnete,
„Danke, Rühren, Setzten!“ Nika schaute kurz in jedes Gesicht ihrer Lanzenkameraden und zum Schluss ruhte ihr Blick auf Vaiana, dann ging sie an das Ende des Raumes, an dem ein großes Display hing, welches im Cafeteria-Betrieb Landschaftsbilder zeigte, aber nun dunkel war.


„In 5 Tagen werden wir auf Wohlfahrt landen. Die Zeit mit Schwerkraft werden wie üblich für die Erhöhung der körperlichen Fitness und technischen Dienst genutzt. Wir werden außerdem jeden Tag eine 2-stündige Simulationsübung durchführen. Die exakten Dienstpläne entnehmen sie ihrem ComPad. Nun zu ihnen Kadettin!“ Nika schaute Vaiana an, die offensichtlich erschrocken war, hier so unmittelbar angesprochen zu werden.
„Der Oberst erwartet nach unserer Landung definitiv ein Briefing über unsere Mission. Kadett Haamea, sie werden im Rahmen des Briefings die wirtschaftliche und soziale Struktur von Riddel und speziell von Tuamoto vorstellen. Sie sind mit ihrem Hintergrund dafür bestens qualifiziert. Dauer ihres Vortrags 10 – 15 Minuten. Sie werden ihren Vortrag in 3 Tagen hier vor der Lanze halten um ihnen etwas Sicherheit und Übung zu geben. Ich bin mir außerdem sicher, dass sie unser Oberkommandierender zu einem Personalgespräch vorlädt! Sprechen sie den Inhalt ihres Vortrags mit Olt. Schostakovich ab. Wenn sie Bilder zur Illustration ihres Berichts brauchen, können sie sich mit den Wissenschaftsoffizieren kurzschließen. Fragen zu ihrem Auftrag?“ Vaiana sprang auf,
„Nein Frau KdtHptm.!“
„Gut, ich bin gespannt!“ erwiderte die Lanzenführerin und erlaubte sich ein Lächeln gegenüber der Kadettin. Bis jetzt hatte sie sich gut gemacht und auch was ihr Olt. Schostakovich bisher gemeldet hatte stimmte sie positiv. Ihre Ausbildung war auch einer der Gründe, warum zurzeit die Besprechungen immer sehr förmlich abliefen.
„Noch allgemeine Fragen zum Dienstplan oder Sonstiges?“ fragte sie zum Schluss alle. Aber keiner meldete sich.
„Gut!“ dann holte sie kurz Luft und rief laut:
„Wir sind die Geister!“
„Keiner sieht und kommen!“ antworteten alle Mechkrieger im Chor den Schlachtruf der Geisterlanze.
„Besprechung beendet, wegtreten!“ befahl Nika Matic und der Raum leerte sich schnell. Bevor Vaiana den Raum als letzte verlassen konnte, rief sie sie zu sich.
„Ohne Meldung!“ sagte so schnell. „Wenn sie Fragen haben, können sie auch gerne zu mir kommen. Aber einen Lagevortrag zu halten ist das tägliche Brot eines Offiziers und Vorgesetzten. Je eher sie sich daran gewöhnen, desto besser! Ich bin sicher sie bekommen das gut hin. Punkten sie mit ihrem internen Einblick in die tuamotische Gesellschaft. Sie haben einen einmaligen Standpunkt, den wir nie haben können!“ ermutigte sie die junge Kadettin. Zum Schluss legte sie ihr ermutigend eine Hand auf die Schulter. Dann befahl sie ihr wegzutreten.


In den nächsten Tagen bereitete sie neben den Unterrichten und den verschiedenen Ausbildungsinhalten ihren Vortrag vor. Ihre Mentorin, Olt. Schostakovich unterstützte sie dabei um den Vortrag in einen korrekten formalen Rahmen zu gießen.
„Ein Lagevortrag zur Unterrichtung läuft immer gleich ab!“ erklärte sie, „Das musst du im Schlaf und unter hohem Stress können, davon hängt auch ab ob der zu Unterrichtende die richtigen Entscheidungen trifft. Im Kampf wäre eine Fehlentscheidung fatal!“ schärfte sie ihr ein.
„Der Lagevortrag zur Unterrichtung besteht aus folgen Teilen: Eigener Auftrag – Situation / Allgemeine Lage – Eigene Lage – Lageentwicklung – Besondere Probleme – Anträge und Vorschläge – Zusammenfassung!“ rekapitulierte Vaiana.
„Exakt!“ bestätigte ihre Mentorin. „Natürlich hängt der Inhalt immer vom Zweck ab. In einem Gefecht wird bei „Situation“ die aktuelle allgemeine militärische Lage geschildert. In deinem Fall ist es die derzeitige Situation auf Riddel und Tuamoto. Das Schema ist immer anwendbar und strukturiert den Informationsfluss. Die einzelnen Punkte sind dann je nach Situation verschieden gewichtet. Das schaffst du schon! Morgen machen wir beide einen Probelauf und ich weise dich in die Bedienung des Vortragssystems ein. Den Computer hattest du ja in Rekordzeit im Griff!“ lobte sie die Kadettin.




Tiefe Peripherie, System Bartok, im Transit
Landungsschiff „Sirius“, Hangar
Mo. 20.05.3072, 06:45 Uhr (Bordzeit)


Am nächsten Morgen stand wieder Nahkampftraining auf dem Programm. SHFw Rix erwartete sie bereits. Aber diesmal war er nicht alleine. Eine Soldatin, ebenfalls in einen militärischen Sportdress gekleidet, stand neben ihm. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor. Sie meldete sich bei Rix und dieser stellte ihm die Soldatin vor.
„Kadettin, das ist Obergefreite Lucy Brentano. Sie ist heute ihre Sparringspartnerin. Sie hat sie übrigens damals aus dem LKW gepflückt!“ Dann trat er zur Seite und kommandierte,
„Kampfstellung einnehmen!“ Wenn Vaiana geglaubt haben sollte, das die Soldatin eine einfachere Gegnerin sein würde, wurde sie schnell eines Besseren belehrt. Was sie Rix in Kraft nachstand, machte sie durch Beweglichkeit wett. Aber endlich zeigten die zurückliegenden Tage und Wochen des Trainings Erfolge! Sie schaffte es nun sich länger zu behaupten und endlich konnte sie ihre Gegnerin auch einmal bezwingen. Nach 90 Minuten war Vaiana Fix und Fertig. Der Schweiß rann ihr aus allen Poren. OG Brentano grinste sie an und klopfte ihr auf die Schulter.
„Du bist auf einem guten Weg!“ sagte sie. Als SHFw Rix das hörte, donnerte er,
„Der Weg ist aber noch sehr lange und sehr steinig! Brentano, setzen sie der Kadettin keine Flausen in den Kopf!“
„Jawohl Herr Stabshauptfeldwebel!“ entgegnete die Obergefreite. Dann wandte sich Rix an Vaiana.
„Sie können wegtreten, Marsch!“ Vaiana meldete sich ab und suchte die Sanitäreinheit in ihrem Schlafbereich auf. Privatsphäre war hier auf dem Schiff für die Meisten Fehlanzeige, links und rechts waren an den Wänden Kojen, immer vier übereinander, eingelassen, die mit Vorhängen zugezogen werden konnten. Sie hatte schon des Öfteren Murren gehört, wenn Olt Schostakovich in der Früh ihren Bettbau geräuschvoll kontrollierte. Während sie sich duschte, dachte sie an den Vortrag und eine gewisse Unsicherheit überkam sie.


Aber als nächsten hatte sie zusammen mit Moana technologische Ausbildung. Dort wurde ihnen beigebracht mit Computern und anderen technischen Geräten umzugehen, die ihnen beiden völlig unbekannt, aber für die Lyraner tägliches Brot waren. Am Nachmittag hatte OLt. Schostakovich eine Stunde die Cafeteria reserviert und erklärte ihr, wie sie das Vortragsequipment bedienen musste. Dann hielt Vaiana einen Probevortrag. Nachdem sie geendet hatte, stellte ihre Mentorin eine Menge Fragen, die sie beantwortete. Dann gingen sie nochmal den Vortrag durch und führten eine Vielzahl von kleinen Änderungen und Verbesserungen durch.
„So können sie ihn morgen halten!“ sagte sie. Aber stellen sie sich darauf ein ihn dann nochmal ändern zu müssen!“ sagte Larissa Schostakovich. „Dienstschluß!“ aber bevor Vaniana sich abmelden konnte, bedeutete ihre Mentorin ihr sitzen zu bleiben.
„Jetzt sprechen wir beide mal unter 4 Augen von Frau zu Frau!“ sagte sie. „Du warst vor 2 Wochen mit Moana in der Sozialkabine, richtig?“ Vaiana wurde schlagartig rot im Gesicht. Larissa grinste. „Hatte ich also Recht mit meiner Vermutung! Wessen Idee war das?“ wollte sie wissen.
„Was geht sie das an?“ entgegnete Vaiana trotzig. Larissa lachte kurz auf, dann wurde sie todernst und sagte scharf,
„Du bist noch nicht volljährig und man hat mir die volle Verantwortung für dich übertragen! Mein Auftrag umfasst also nicht nur Militärisches sondern auch deine Persönlichkeitsentwicklung! Also nochmal, wessen Idee war das?“ Vaiana war sofort eingeschüchtert. Mit einer derart schneidenden Stimme hatte sie ihre Mentorin noch nie angesprochen.
„Meine.“ sagte sie kleinlaut.
„Wirklich?“
„Ja!“ entgegnete Vaiana deutlicher, „Es war mein Wunsch! Ich liebe ihn und ich wollte endlich eine Frau sein, so wie alle Frauen an Bord! Wer weiß, was die Zukunft bringt.“
„Wenigstens kannst du nicht schwanger werden! Man hat dir ja kurz nach deiner Ankunft einen BC-Dispenser eingesetzt.“
„Woher wissen sie das?“ fragte Vaiana überrascht.
„In meiner Funktion habe ich auch Zugriff auf deine Krankenakte! Immerhin ersetze ich als dein agierender Vormund deine Eltern!“ informierte Larissa ihre Schutzbefohlene. Dann sagte sie weicher,
„Vaiana, dein Wohl liegt mir sehr am Herzen! Du kannst immer zu mir kommen, wenn du Redebedarf hast, immer! Das verspreche ich dir.“ Dann legte sie ihre Hand auf Vaianas.
„So, das war jetzt genug für heute. Genieße deinen Dienstschluss, Moana müsste doch auch schon frei haben, oder?“ Vaiana nickte. „Dann ab mit dir! Wen ihr ein wenig Ruhe haben wollt, empfehle ich dir Deck 3 beim PPC-Geschütz 2, da ist nie was los!“ sagte Larissa mit einem Lächeln. Vaianas Gesichtszüge hellten auf und bevor sie eine Meldung machen konnte, meinte Larissa „Ab mit dir!“ und winkte sie weg.




Tiefe Peripherie, System Bartok, im Transit
Landungsschiff „Sirius“, Cafeteria/Besprechungsraum
Di. 21.05.3072, 15:45 Uhr (Bordzeit)


2 Tage vor der Landung hielt Vaiana ihren Vortrag vor den Kameraden der Geisterlanze. Auch die beiden Offiziere des Wissenschaftsteams saßen auf Einladung von KdtHptm. Matic mit im Raum. Nach anfänglicher Nervosität wurde Vaiana immer sicherer, wusste sie doch genau, von was sie redete. Als sie geendet hatte und auch alle Rückfragen beantwortet hatte, klopften alle im Raum auf die Tische an denen sie saßen. Vaiana nahm Haltung an und meldete der Lanzenführerin die Beendigung des Auftrages.
„Danke Kadettin. Hervorragender Vortrag! Aber sie sollten noch folgende Punkte beachten!“ Dann zählte sie ein paar Verbesserungsmöglichkeiten auf die Vaiana noch in ihren Vortrag einbauen sollte. Dann wandte sie sich an alle Anwesende.
„Soweit der Vortrag von Kadett Haamea. Damit ist die Besprechung beendet! Wegtreten.“




Tiefe Peripherie, System Bartok, Im Landeanflug
Landungsschiff „Sirius“, Mannschaftsquartiere
Do. 23.05.3072, 07:12 Uhr (Bordzeit)
Mi. 22.05.2072, 21:42 Uhr (Ortszeit)


Vaiana lag angeschnallt in ihrer Koje. Alle Mechkrieger saßen in ihren Mech, wie bei jeder Landung und würden sofort nach dem Touch Down die „Sirius“ mit ihren Mechs verlassen. Sie war sehr nervös, da ihr klar geworden war, dass sich ihr Schicksal nun wieder auf dem Prüfstand befand. Das Schiff vibrierte stark, während es durch die Atmosphäre der Planetenoberfläche immer näher kam. Plötzlich verstärkten sich die Triebwerksgeräusche noch einmal deutlich, dann ein Ruck und das Schütteln war vorbei, auch das Geräusch der Treibwerke verebbte langsam.
„Schiff sicher gelandet, Hangar öffnet in 30 Sekunden, Dienst wieder aufnehmen!“ ertönte aus den Bordlautsprechern. Plötzlich spürte Vaiana ein Knacken im Ohr, die Hangartore gingen auf und es erfolgte ein Druckausgleich, da alle Innenschotten offen standen.
„Raus aus den Kojen ihr Faulenzer!“ schrie SHFw Sylvester Topham, der stv. Zugführer des Sicherungszuges der „Sirius“ in den Mannschaftsbereich hinein. „10 Minuten in voller Ausrüstung im Hangar antreten! Wer zu spät kommt, darf die „Sirius“ mit der Zahnbürste schrubben!“ Sofort hörte Vaiana das alle Vorhänge zurückgezogen wurden und plötzlich hörte sie auch einen Schlag an die ihre Koje direkt auf Höhe des Kopfes. „Das gilt auch für sie Kadettin. Sie treten am linken Flügel des 3. Teams des Sicherungszuges mit an! Raus jetzt!“ Sofort riss Vaiana den Vorhang zurück und schwang sich aus ihrer Koje. Zog ihre erhaltene Ausrüstung an und warf den Rucksack mit ihren Persönlichen Sachen, dem Bordoverall und den Magnetstiefeln über und steckte sich die Feldmütze unter die Schulterschlaufe. Sie zog noch das Bett gerade, was nun mittlerweile vollautomatisch ablief, da die Handgriffe mittlerweile in ihrem Muskelgedächtnis abgespeichert waren und rannte, nach einem letzten, prüfenden Blick zum Zentralschacht und dann die Rampe hinunter bis zur untersten Hangarebene. Dabei schlug der schwere Rucksack gegen ihren Rücken. Sie hörte noch das metallene Stampfen der Mechs, die bereits die „Sirius“ verließen. Unten angekommen, suchte sie das 3.Team und sah den Teamleader SHFw Porter Rix. Sie meldete sich bei ihm und er wies ihr den Platz an der linken Seite seines Teams zu. Sie schaute die Reihen entlang. Alle Soldaten des Teams trugen ihre Waffen und hatten ihre Helme an der Koppel hängen. Da alle ihre Mütze aufhatten, setzte sie ihre schnell ebenfalls auf.


„Guten Morgen ihr Püppchen!“ brüllte der Zugfeldwebel SHFw Topham. „Scheinbar seid ihr heute alle unfallfrei aus euren Bettchen gekommen! Sind alle Teams vollzählig?“
„Team 1 - Vollzählig“
„Team 2 – Minus 1 – Krankenstation“
„Team 3 – Plus 1 – Kadett mit angetreten“
meldeten die Teamleader nacheinander.
„Sicherungszug Stillgestanden, - Richt euch – Augen gerade aus!- Zur Meldung an den Zugführer, Augen Rechts!“ befahl Topham und Vaiana sah den Zugführer auf Topham zukommen und Haltung annehmen. Topham meldete ihm,
„Zug angetreten, 1 Person auf Krankenstation, Kadett Haamea beim 3. Team eingetreten.“
„Danke!“ gab Olt. Yujun Jung zurück, dann drehte er sich zum Zug.
„Guten Morgen Sicherungszug!“ begrüßte er sie.
„Guten Morgen Herr Oberleutnant!“ scholl es aus allen Kehlen zurück.
„Leute, wir sind wieder auf der Heimatbasis. Man hat mir mitgeteilt, dass mittlerweile mehrere Unterkunftsgebäude errichtet wurden. Eines davon wurde uns exklusiv zugewiesen. Wie man mir zugesichert hat, bekommt jeder eine Einzelstube! Werdet mir aber bei so viel Luxus nicht übermütig!“ sagte er laut.
„Folgender Ablauf: Wir beziehen unsere Unterkunft, räumen unsere Waffen in die Waffenkammer und dann helfen wir im Anschluss beim Entladen und Klar Schiff machen der „Sirius“! Verstanden?“
„Jawohl Herr Oberleutnant!“
„Noch eines: Kadettin Haamea wird erst einmal bei uns mit einziehen! Wer meint er müsse sich ungebührlich benehmen, wird mich richtig kennen lernen! Klar?“
„Jawohl Herr Oberleutnant!“ kam wieder zurück. Damit wusste auch Vaiana wohin sie gehen musste.
„Herr Topham, übernehmen und bringen sie den Zug zu unserer Unterkunft! Ohne Meldung!“
„Jawohl, übernehmen und zur Unterkunft führen!“ meldete dieser, dann drehte er sich zum Zug und befahl
„Sillgestanden – Rechts um – Ohne Tritt – Marsch!“ Der Zug marschierte los und die Rampe hinunter. Zum ersten Mal sah Vaiana den Planeten, der für die kommende Zeit ihre Heimat werden würde. Viel zu sehen gab es aber nicht, nur einige Scheinwerfer beleuchteten das Umfeld des Landungsschiffes und an ein paar Gebäuden, die sie sah, fiel Licht aus den Fenstern. Sie schloss daraus dass hier wohl eine andere Tageszeit herrschte wie an Bord. Sie marschierten über das Landefeld und es war mitten in der Nacht! Und nur ein Mond beleuchtete die Szene als sie die Lichtglocke der „Sirius“ verließen..
„Wie viel Uhr haben wir hier?“ fragte sie flüsternd die Soldatin neben ihr.
„Keine Info bekommen? Die Ortszeit auf Wohlfahrt hinkt der Normzeit um 9,5 Std hinterher, hier ist jetzt rund 21:45 Uhr des Vortags!“
„Ruhe da hinten!“ hörten sie plötzlich Topham rufen. Er brüllte zwar nicht aber er war laut genug, dass es Vaiana hören konnte. Sofort war sie still.


Nachdem sie den Block bezogen hatten, wurden die Teams eingeteilt, welche Jobs sie übernehmen mussten.
„Team 3! Sie übernehmen das Entladen der Fahrzeuge von Riddel. Die Fahrzeuge werden im ersten Schritt neben dem Flugzeughangar abgestellt! Dort werden sie von den Techs der Basis eingewiesen.“ Der Teamleader übernahm sein Team und führte sie wieder zur „Sirius“. Dann teilte er seine Leute ein. Vaiana wurde mit OG Lucy Brentano eingeteilt und sie gingen zu den LKWs um bei dem ersten die Verzurrung zu entfernen.
„Kannst du fahren?“ fragte Lucy, die sie immer duzte, wenn sie unter sich waren.
„Nein, ich habe es nie gelernt. Aber mit den Motoren kenne ich mich ein wenig aus, das hat mir mein Freund beigebracht.“
„Ist das der Anwärter, der bei den Techs die Ausbildung macht?“
„Ja, Moana heißt er!“ Wie Vaiana den Namen ihres Freundes sagte, sprach Bände. Lucy Brentano wusste gleich was los war.
„Schwer verliebt was?“ fragte sie und Vaiana wurde rot. Lucy grinste, bohrte aber nicht weiter nach. Als die Verzurrungen gelöst waren, legten die beiden Frauen die Bänder in die vorgesehene Kiste und Lucy setzte sich hinters Steuer. Sie startete den Motor und Vaiana machte den Einweiser, bis der LKW an der Rampe stand. Dann kletterte sie zur Beifahrertüre hinein und der LKW ruckte an. Langsam fuhr er die Rampe in die Nacht hinab und Lucy fragte Vainana,
„Wann habt ihr denn euren Flucht-LKW sauber gemacht?“
„Keine 3 Tage später! In der Schwerelosigkeit war das eine Tortur. Beinahe wäre uns das Chemieklo aufgegangen, aber Moana konnte es gerade noch zu halten!“ berichtete Vaiana. Lucy lachte,
„Damit wärt ihr garantiert in das größte Fettnäpfchen aller Zeiten getreten. Die Kosenamen die man euch dann gegeben hätte will ich mir gar nicht vorstellen!“
„Lach du nur! Uns war dabei nicht nach Lachen zumute!“
„Seit froh, das ihr bei uns gelandet seid. Was Piraten mit euch gemacht hätten, will ich mir gar nicht vorstellen!“
„So schlimm?“ fragte Vaiana.
„Noch schlimmer!“ gab Lucy zurück. „Ich habe mal ein Gerücht gehört, dass die Soldatinnen der Space-Marines sich immer einen Schuss für sich selbst aufheben, wenn es gegen Piraten geht!“ sagte Lucy ernst. „Wir haben ein Marine-Kommando hier und ich habe mal eine der Marines im Casino nach ein paar Drinks danach gefragt. Sie hat es mir bestätigt!“ Vaiana schluckte trocken. Damit hatte sie nicht gerechnet.


Ca. 2,5 Stunden danach waren sie fertig und alle Fahrzeuge von Riddel standen in Reih und Glied vor dem Hangar. Der Teamleader holte alle zusammen, lies sie antreten und informierte sie wie es weiter ging.
„Ab sofort gilt für uns Ortszeit, Uhrenvergleich, es ist Donnerstag 23.05.3072 0:35 Uhr. Wenn wir an der Unterkunft sind ist Dienstschluss. Um 13:00 Uhr ist wieder Dienstbeginn und wir machen Eine Sporteinheit. Danach geht’s wieder in die „Sirius“ zum Klar-Schiff machen und Reinigen unsere Mannschaftsbereiche und unterstützen die Besatzung bei anderen Tätigkeiten auf Anforderung. Verstanden? Versucht zu schlafen, damit ihr den Space-Lag so schnell wie möglich überwindet, aber ihr kennt das ja.“ Er machte eine Pause und rief dann, „Kadett Haamea!“
„Hier Herr Stabshauptfeldwebel!“ antwortete sie.
„Sie melden sich Punkt 12:55 Uhr bei KdtHptm. Matic am Eingang des Towergebäudes. Sie werden heute Nachmittag ihren Vortrag halten. Ich würde ihnen raten ihre Uniform mehrfach zu kontrollieren ob alles stimmt und ihr Schuhputz sollte ohne Tadel sein und denken sie daran ihre Unterlagen mitzunehmen! Verstanden?“
„Jawohl Herr Stabshauptfeldwebel!“
„Team Stillgestanden – Rechts um – Ohne Tritt – Marsch!“ befahl er dann und das Team setzte sich in Richtung der Unterkunft in Bewegung. Vaiana dachte an Moana, wie erging es ihm gerade?




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, Tower-Gebäude
Do. 23.05.3072, 12:50 Uhr (Ortszeit)


Vaiana ging straff auf das Towergebäude zu, das durch seinen aufgesetzten Turm unverkennbar war. Vor der Eingangstür wartete bereits KdtHptm. Nika Matic und Moana war auch da! Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Als sie die beiden erreichte meldete sie sich bei der Lanzenführerin, die sie etwas nachdenklich ansah.
„Kadett Haamea, Anwärter Otcenasek, der Kommandeur will sie beide noch vor der Besprechung sehen. Herr Otcenasek, sie melden sich nach dem Gespräch wieder auf der „Sirius“, Kadett Haamea, sie gehen mit mir zur Lagebesprechung und halten ihren Vortrag wenn sie dran sind. Verstanden?“ Beide betätigten mit einem Jawohl. Sie sagten dies so oft, dass sie es mittlerweile Aktzentfrei aussprechen konnten. „Noch eines, in einem Gebäude wir keine Kopfbedeckung getragen, höhere Dienstgrade sind stumm zu Grüßen, merkt euch das für die Zukunft!“ Bevor beide Antworten konnten, drehte sich die Offizierin um, zog die Türe auf und ging hinein. Vaiana und Moana folgten ihr, bis sie vor einem Büro anhielten.
„Ihr wartet hier und bewegt euch keinen Millimeter weg!“ schärfte sie ihnen ein, dann klopfte sie an die Türe und eine Männerstimmte rief „Herein!“ und Nika Matic verschwand dann im Büro. Vaiana sah sich um. An der Türe hing ein Schild: „Oberst Georg Müller, Kommandeur Militärisches Unterstützungskommando“ konnte sie da lesen. Ab und zu lief jemand vorbei. Sofern er Uniform trug, grüßten sie ihn, da quasi alle in der Hierarchie über ihnen standen. Aber ausnahmslos jeder musterte sie Neugierig.


„Herr Oberst, KdtHptm. Matic meldet sich wie befohlen.“
„Danke Frau Matic, stehen sie bequem!“ entgegnete Georg Müller. „Die beiden Anwärter?“ fragte er.
„Stehen draußen!“ teilte sie ihm mit.
„Was hat sie nur geritten, sie mitzunehmen!“ wollte der Oberst wissen. „Erklären sie mir, wie es dazu gekommen ist!“ Nika Matic schilderte das Ganze geschehen von Anfang an und gab auch ihre Einschätzung zum Schluss ab. Der Oberst lachte kurz auf.
„Da hatten sie Unrecht! Kapteinin Ungureanu hätte sie nicht zur Luftschleuse hinausgeworfen, wenn sie verlangt hätten, das sie zurückspringt, sie hätte sie vorher noch zur Abschreckung geteert und gefedert!“ Dann wurde der Oberst wieder Ernst.
„Ich verstehe. Um ehrlich zu sein, ich hätte in ihrer Situation vermutlich genauso gehandelt! Sie in die LAS als Kadettin und Tech-Anwärter aufzunehmen macht uns unverhofft Arbeit, bringt uns aber auch eine Chance. Ihre Ansichten könnten wertvoll für unsere Lagebeurteilungen werden. Schildern sie mir den bisherigen Ausbildungsverlauf!“ verlangte der Oberst und KdtHptm. Matic meldete ihm den bisherigen Ablauf und was sie sich dabei gedacht hatte.
„Was haben sie mit den beiden vor?“ fragte sie am Schluss ihrer Ausführungen.
„Beiden fehlt eine fundierte militärische Grundausbildung. OLt. Schostakovich wird aber weiterhin als ihr Mentor zur Verfügung stehen, da sie die kommenden 2 - 3 Monate wie üblich zur Regeneration hier auf Bartok bleiben. Die Beiden unterbrechen ihre fachliche Ausbildung und ich werde sie Hptm. Fairbanks zur Grundausbildung anvertrauen. Parallel erfolgen Unterrichte, die ihre Wissensdefizite beseitigen. Haben sie noch Fragen oder Anträge?“ wollte der Oberst wissen.
„Nein, Herr Oberst!“
„Dann holen sie mir bitte den Tech-Anwärter rein!“


Als Matic Moana holte und sie alleine draußen stand, kam sich Vaiana unendlich einsam vor. Die Stimmen aus dem Büro hörte sie nur dumpf, so dass sie nicht wusste was drinnen gesprochen wurde. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Türe und Moana kam heraus. Er schaute sie kurz an und sie sah, dass er ein wenig enttäuscht war. Da befahl KdtHptm. Matic sie schon ins Büro. Als sie es betreten hatte, schloss sich die Türe hinter ihr und vor ihr saß ein älterer Offizier in einer schmucklosen Uniform, dessen Dienstgradabzeichen sie als die eines Oberst identifizieren konnte. Sie nahm Haltung an und grüßte,
„Herr Oberst, Kadett Haamea meldet sie wie befohlen.“ Der Oberst stand auf und grüßte zurück.
„Rühren Kadett!“ Vaiana stand bequem und faltete die Hände hinter ihrem Rücken. Der Offizier hatte sich wieder gesetzt und musterte sie von oben bis unten. KdtHptm. Nika Matic stand an der Seite und beobachtete die Situation.
„Sie sagten Bestwerte im Test?“ fragte er die Lanzenführerin.
„Ich habe selten bessere Ergebnisse gesehen Herr Oberst!“ meldete sie knapp.
„Was machen wir mit ihnen!“ stellte der Oberst eine rhetorische Frage. „Sie wissen dass diese Basis und unsere wahre Identität der absoluten Geheimhaltung unterliegt?“
„Jawohl Herr Oberst, ich wurde darüber von KdtHptm. Matic belehrt!“
„Wenn ich die Bestimmungen wörtlich auslege, würde es bedeuten, dass sie Wohlfahrt nie wieder verlassen dürften! Das ist ihnen hoffentlich klar!“ Vaiana fühlte sich als ob ihr jemand einen Fausthieb in die Magengrube versetzt hätte. Der Oberst blieb erst einmal stumm und beobachtete.
„Glück für sie, das ich kein Freund wortwörtlicher Befehlsausführung bin!“ sagte er dann. „Ihre Mutter ist die Führerin ihres Heimatstaates?“ fragte er.
„Jawohl Herr Oberst, sie ist die Ariki Nui von Fakarava und Herrscherin von Tuamoto!“ Georg hörte einen gewissen Stolz aus der Stimme der jungen Frau.
„Ist der Titel erblich?“ wollte er wissen.
„Herr Oberst, die Ariki Nui bestimmt ihre Nachfolgerin aus ihren Töchtern oder aus der engsten Verwandtschaft!“ teilte ihm Vaiana mit, die sich wunderte, warum der Oberst sie das überhaupt fragte. Dann sah sie ihn lächeln und in seinem Stuhl zurücklehnen.
„Also eine Prinzessin hatte ich noch nie als Kadettin unter meinem Kommando!“ stellte er erheitert fest. Dann beugte er sich vor und faltete die Hände auf dem Tisch.
„Kadett Haamea, ich bestätige hiermit ihre Aufnahme in die LAS als Kadettin und Mechkrieger-Anwärterin. Ihr vorläufiges Callsign lautet „Principessa“. Aber bevor sie in die Mechkriegerausbildung kommen, müssen sie erst einmal eine Soldatin werden. Sie werden darum ab Morgen ihre militärische Grundausbildung in der Kompanie von Hptm. Patricia Fairbanks zusammen mit Anwärter Otcenasek erhalten. Diese wird ca. 3 Monate in Anspruch nehmen. Der Arzt hat ihre Diensttauglichkeit bestätigt. Es wird trotzdem hart werden! Ihre Unterrichte in Allgemeiner Information werden parallel weitergeführt. Ich werde mir regelmäßig ihre Fortschritte melden lassen. Wenn sie ihre Loyalität bewiesen haben, werden sie auch den Planeten als Mitglied einer Mechlanze wieder verlassen dürfen. Außerdem will ich, dass bis morgen ihr ausführlicher Lebenslauf auf meinem Tisch liegt. Der kurze Lebenslauf der in ihrer Akte ist, ist ihrer Person nicht einmal annähernd angemessen! Haben sie das verstanden Kadett?“
„Jawohl Herr Oberst!“ sagte Vaiana und überlegte sich gleichzeitig, wie lange sie hier festsitzen würde. Aber sie würde dafür im Gegenzug ihren Traum leben können!
„Haben sie noch Fragen?“
„Jawohl Herr Oberst, wird Olt. Schostakovich weiterhin meine Mentorin bleiben?“
„Ja, Kadett, sie wird weiterhin ihr agierender Vormund sein, solange sie hier ist. Falls sie den Planeten für einen Einsatz verlassen muss, werden wir entsprechend reagieren. Weitere Fragen?“
„Nein Herr Oberst!“
„Danke Kadettin. Wir werden uns gleich bei der Besprechung sehen. Ich bin schon gespannt auf ihren Vortrag!“ sagte er mit einem Lächeln. Er wandte sich an Nika Matic,
„Frau Matic, übernehmen sie die Kadettin und wegtreten!“
„Jawohl, Übernehmen und Wegtreten!“ gab diese zurück und grüßte dabei. Sie wandte sich an Vaiana,
„Ohne Meldung mir folgen!“ und sie strebte schnell zur Tür. Vaiana folgte ihr unmittelbar und als die Türe wieder geschlossen war schaute Georg Müller zur geschlossenen Tür.
„Da haben wir uns ja was Schönes eingebrockt!“ dachte er und lachte innerlich.


„Frau KdtHptm.“, fragte Vaiana „Was ist eine Grundausbildung genau?“ Matic blieb stehen schaute auf ihre Uhr und winkte sie in eine Nische, in der ein Kaffeeautomat stand. Sie zapfte sich eine Tasse und bot Vaiana auch eine an. Sie hatte sich schon an dieses Gebräu gewöhnt und mittlerweile schmeckte es ihr sogar, also nahm sie dankend an.
„In einer Grundausbildung wird einem Soldaten alles beigebracht, dass er auf dem Gefechtsfeld überleben und einfache Infanteristische Aufgaben übernehmen kann. Die Ausbildung ist körperlich und emotional sehr fordernd, da die Soldaten bei der Ausbildung immer wieder starkem Druck ausgesetzt werden um sie für ein echtes Gefecht abzuhärten. Du wirst rennen, kriechen, springen, schießen, kämpfen, verletzte Kameraden behandeln und bergen und unter Druck Entscheidungen treffen lernen. Trotzdem wird das allererste Gefecht das du erleben wirst alles in den Schatten stellen was du vorher erlebt hast. Mir ging es genauso! Denke nicht, dass du später als Mechkriegerin das alles nicht mehr brauchst, du wirst es mehr brauchen als je zuvor. Denn dein Mech und du stehen zischen deinen Kameraden der Infanterie und dem Gegner und du musst wissen wie ein Infanterist denkt um sie wirksam schützen zu können! Sei deshalb nie überheblich! Die Frauen und Männer der Infanterie haben den härtesten Job auf dem Gefechtsfeld!“ Sie schaute Vaiana bohrend an, dann wurden ihre Gesichtszüge wieder weicher. „Merke es dir! Du wirst das alles lernen, denn du hast das Herz einer Kriegerin und das Zeug dazu!“ sprach sie ihr Mut zu. Dann standen sie eine Weile schweigend beisammen und tranken Kaffee, als plötzlich eine Soldatin mit flammend roten Haaren vorbei kam und stehen bleib. Sofort stellte Nika die Tasse weg und meldete,
„Frau Oberstleutnant, KdtHptm. Matic mit Kadett Haamea warten auf den Beginn der Lagebesprechung!“
„Danke! Rühren!“ sagte die Offizierin. Auch Vaiana hatte ihre Tasse weggestellt und stand straff da. Die Offizierin schaute Haamea an und murmelte,
„So jung, so verdammt jung!“ Dann passierte etwas, was Vaiana völlig überraschte. Die Offizierin streckte ihre Hand aus und automatisch ergriff Vaiana sie.
„Herzlich willkommen im Team! Ich bin Oberstleutnant Mauerer, die stellvertretende Kommandeurin und gleichzeitig Ausbildungsleiterin des Unterstützungskommandos. Hptm. Fairbanks wird mir ihren Ausbildungsplan vorlegen. Wir werden uns wahrscheinlich des Öfteren sehen.“ Dann zog sie ihre Hand zurück und sagte förmlicher, „Viel Soldatenglück, Kadettin! Wie sehen uns bei der Besprechung!“ Dann machte sie anstalten weiter zugehen. KdtHptm. Matic wollte sich abmelden aber die Offizierin winkte ab, „Ohne Meldung!“ und ging weiter, Matic schaute ihr nach.
„So habe ich sie noch nie erlebt!“ sagte sie leise, „Sonst ist sie der Granitblock in Person!“ Dann schaute sie auf die Uhr.
„In 15 Minuten geht die Besprechung los, wir müssen noch unsere Daten einspielen!“ dann winkte sie Vaiana zu und sie machten sich auf in den Besprechungsraum.


Am Abend saß Vaiana in ihrer Stube und erarbeitete ihren ausführlichen Lebenslauf. Zum Glück hatte ihr KdtHptm. Matic eine Vorlage übermittelt, an der sie sich entlang arbeiten konnte.
Die Besprechung war sehr gut verlaufen. Ihre anfängliche Nervosität hatte sie schnell überwunden und trug eloquent die Fakten ihres Vortrages vor. Alle anwesenden Offiziere verfolgten ihre Ausführen gebannt und sie war auch pünktlich fertig. Nur die Fragerunde im Anschluss dauerte länger als ihr Vortrag selbst. Sie hatte festgestellt, dass alle sehr wissbegierig waren und teilweise sehr detailliert nachfragten, bis der Oberst der Sache ein Ende bereitet hatte, da noch weitere Themen auf der Tagesordnung standen. Dann war sie endlich fertig mit dem Lebenslauf und las ihn noch einmal gründlich durch, dann schickte sie diesen dem S1 der Station (dies hatte ihr KdtHptm. Matic befohlen) und dem Oberst. Vaiana schaute aus dem Fenster. Langsam ging die Sonne unter, dann dachte sie an Moana und schickte eine Nachricht. Auch er hatte Zeit, so dass sie sich am Towergebäude verabredeten. Dem einzigen Punkt in der Basis den sie beide kannten.


15 Minuten später fielen sie sich in die Arme und küssten sich.
„Wie geht es dir? Du sahst nach dem Personalgespräch beim Oberst nicht so glücklich aus.“ stellte Vaiana fest, während sie Händchen haltend durch die Dämmerung liefen.
„Du weist ich will Tech vielleicht sogar MasterTech werden, aber der Oberst hat mir mitgeteilt, dass sie mich hier maximal zum AsTech ausbilden können. Für eine Laufbahn als Tech müsste ich ein Ingenieurstudium machen. Aber es gibt hier keine Universität!“ erklärte er.
„Oh!“ hauchte Vaiana überrascht und blieb stehen. Sie schaute ihren Freund an und umarmte ihn tröstend.
„Außerdem muss ich erst einmal auf dem Planeten bleiben! Aber das ist nicht so schlimm, so sind wir wenigstens zusammen!“ stellte er fest. „Der Oberst hat mir in Aussicht gestellt, dass er mir die Möglichkeit eines Studiums eröffnen könnte, wenn ich meine Loyalität bewiesen habe. Aber er wollte es mir nicht versprechen.“
„Das ist doch gut!“ meinte Vaiana. „Darauf kannst du doch hinarbeiten!“
„Ja, das will ich auch. Aber ich werde mit dir erst einmal die Grundausbildung machen. Das schmeckt mir gar nicht!“
„Das gehört dazu, Moana. Du hast einen Eid abgelegt und bist nun Soldat so wie ich.“
„Ich höre schon den zukünftigen Offizier in dir reden!“ lachte Moana. „Aber du hast ja Recht!“
„Du kannst als Tech auch Offizier werden!“ erinnerte ihn Vaiana. „Ich glaube du kannst das auch!“ Dann dachte sie an Morgen,
„Wo sollst du dich den Morgen melden?“ fragte sie.
„Im Block 1 bei Hptm Fairbanks um 08:00 Uhr.“
„Ich auch! Ich habe mal eine der Infanteristinnen nach ihr gefragt. Sie hat mir gesagt, sie wäre ein harter Brocken aber fair und mir noch viel Spaß gewünscht!“
„Den sarkastischen Unterton höre ich sehr deutlich, da können wir uns auf was gefasst machen!“
„Das wird schon. Wir müssen nur unser Bestes geben!“ sagte Vaiana zuversichtlich.
„Eher sogar etwas mehr!“ fügte Moana hinzu. Nachdem sie eine Weile gegangen waren hörte der Weg auf und vor ihnen breitete sich eine weite mit Bäumen bewachsene Savanne aus.
„Ich würde an ihrer Stelle nicht weitergehen!“ hörten sie plötzlich hinter sich und fuhren überrascht herum. 2 Soldaten in voller Gefechtsmontur standen hinter ihnen und grinsten sie an.
„Sie sind die Neuen oder?“ fragte der zweite Soldat, dessen Stimme sie als Frau identifizierte.
„Ja“ gab Vaiana zurück. „Kadett Haamea und Anwärter Otcenasek, wir wollten uns die Beine vertreten!“
„Bleiben sie auf dem Perimeter der Basis!“ befahl ihnen der erste Soldat. „Da draußen treiben sich gefährliche Raubtiere herum. Ohne Waffen haben sie keine Chance wenn sie einem Rudel Bart-Wölfe in die Arme laufen!“
„Danke!“ sagte Moana. „Aber das wussten wir nicht!“
„Jetzt wissen sie es!“ gab die Soldatin zurück. „Also drehen sie lieber um, es ist der Gesundheit zuträglicher!“ Vaiana und Moana nickten und drehten um. Sie bedankten sich nochmal bei der Streife und gingen wieder auf die Gebäude der Basis zu. Als sie außer Hörweite waren, meinte die Soldatin,
„Das Mädel ist echt hübsch!“
„Sehr sogar!“ entgegnete ihr ihr Kamerad. „Aber noch so jung! Ich habe von einem von der „Sirius“ gehört, sie wäre vor einer Zwangsheirat davongelaufen!“
„Wirklich? Erzähl!“ meinte die Soldatin während sie ihren Patrouilliengang wieder aufnahmen.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, Unterkunftsblock Marines-Kommando
Fr. 24.05.3072, 08:00 Uhr (Ortszeit)


Punkt 8:00 Uhr standen Vaiana und Moana vor der Kompaniechefin der gemischten Infanteriekompanie, die sie vor dem Kompaniegebäude erwartet hatte. Vaiana meldete,
„Kadett Haamea und Anwärter Otcenasek melden sich zur Grundausbildung!“ Die Offizierin musterte sie streng.
„Was haben sie den für einen Strampelanzug an, Anwärter Otcenasek, hat man ihnen keine Infanterieuniform ausgehändigt?“
„Nein, Frau Hauptmann!“ gab Moana sofort zurück.
„Also aus ihnen beiden soll ich Soldaten machen hat mir der Oberst befohlen. Ich pflege meine Aufträge auch auszuführen und ich hoffe für sie beide, dass sie mitziehen. Wir werden ihnen nichts schenken, den im Kampf schenkt ihnen auch keiner was!“ sagte Hptm. Fairbanks. „Zu aller Erst werden wir sie äußerlich in Soldaten verwandeln, sie erhalten im Anschluss ihre komplette Ausrüstung. Was sie noch nicht haben wird ergänzt. Dann weisen wir ihnen ihre Stuben zu. Dann lernen sie erst einmal richtig ihre Ausrüstung anzulegen und ordentlich zu verstauen!“ Als sie geendet hatte, wandte sie sich zur Seite und brüllte,
„Feldwebel Neumann, zu mir!“ Fast unmittelbar stand ein Soldat bei der Chefin und meldete sich bei ihr.
„Rekruten übernehmen, Einkleiden, Stuben beziehen lassen und anschließend Maskenball! Sie melden sich mit den Rekruten um 1130 in voller Ausrüstung bei mir hier vor den Kompaniegebäude! Zack, Zack!“
„Jawohl, Rekruten übernehmen!“ gab der Feldwebel zurück und drehte sich zu Moana und Vaiana um. Ein Grinsen umspielte seinen Mund.
„Ich spreche sie an als Rekruten!“ sagte er und machte eine kurze Pause. Beide hatten die Rucksäcke mit ihrer Ausrüstung auf dem Rücken. Dann befahl er,
„Rechts um – Im Laufschritt – Marsch Marsch!“ Moana und Vaiana liefen los und ihre Rucksäcke tanzten auf ihren Rücken. Der Feldwebel führte sie ins Gebäude und wies Moana und Vaiana jeweils eine Stube zu und lies ihre Rucksäcke auf ihrem Bett abstellen. Dann ging es im Laufschritt zur Ausrüstungskammer.
„Das geht ja gut los!“ dachte Vaiana.


Um 1130 standen Moana und Vaiana in voller Gefechtsmontur und ihrem Gewehr wieder vor der Kompaniechefin. Sie inspizierte ihren Anzug und knurrte,
„Fürs Erste mal ganz ordentlich!“ Vaiana starrte stur geradeaus. Die letzten 3,5 Stunden waren enorm anstrengend gewesen. Vaiana war froh gewesen, das sie ihre Mentorin in einigen Dingen schon gut ausgebildet hatte, so fiel ihr das Bettenmachen sehr leicht, während sie aus der Nachbarstube von Moana mehrere derbe Flüche in ihrer Muttersprache gehört hatte, als er sein Bett baute. An ihrer Schulter hing ein Gewehr, das den Waffen ihrer Heimat um Lichtjahre voraus war. Die Waffe war zwar ein normales Projektilgewehr, wie es schon seit über 1000 Jahren von der Menschheit eingesetzt wurde, aber es war durch seine Konstruktion relativ kurz. Ihr Vater hatte ihr auch das Schießen beigebracht und sie wusste, je länger und dicker der Lauf, desto präziser die Waffe. Da der gesamte Verschluss bei diesem Gewehr hinter dem Griffstück lag, führte dies zu einem im Verhältnis zur Gesamtlänge sehr langen Lauf. Als sie die Waffe erhalten hatte, staunte sie nicht schlecht, als ihr der Waffenmeister kurz die Waffe erklärte und sie darauf hinwies, dass diese hülsenlose Munition verwendete. Auch die Visierung war ein Wunderwerk und sie war schon gespannt darauf, wie es schoss!
„Herr Feldwebel, wird Zeit das wir ins Fitnessprogramm einsteigen!“ sagte Hptm Fairbanks. Ein kleiner Lauf in voller Montur wäre ein guter Anfang!“
„Jawohl Frau Hauptmann, Laufübung!“ rief Fw. Neumann und schon liefen sie in leichtem Trab los. Die ganze Ausrüstung klapperte, wippte auf und ab und schlug überall blaue Flecke.
„Vorne Halten!“ befahl der Feldwebel und Moana blieb stehen. „Das kann ja keiner mit ansehen, legen sie ihre Ausrüstung richtig an und zurren sie die Gurte enger, auf geht’s!“ Sofort nestelten die beiden und zogen die Bänder fest.
„Nicht zu fest Rekrut, sonst fault ihnen der Arm ab!“ brüllte Neumann und stellte sich vor Moana.
„Darf ich sie anfassen?“ fragte er Moana laut und vernehmlich.
„Jawohl Herr Feldwebel!“ bekam er zur Antwort, dann half Neumann ihm beim Einstellen der Gurte und ruck zuck war alles optimal eingestellt. Dann trat er vor Vaiana, stellte wieder die Frage und unterstützte auch sie. Vaiana merkte sofort, das jetzt alles viel besser saß und als sie losliefen, ging es auch viel besser!


Nach 20 Minuten kamen sie wieder am Kompaniegebäude an und beide waren völlig außer Atem.
„Wegtreten auf Stube! In 10 Minuten wieder hier im Grundanzug antreten, dann geht’s zur Kantine. So wie es aussieht brauchen sie ein paar Vitamine und Kohlenhydrate!“ sagte Neumann grinsend. „Wegtreten, Marsch Marsch!“ kommandierte er dann und beide verschwanden im Laufschritt auf ihrer Stube. Vaiana legte ihre Ausrüstung ab und räumte sie in den Spind. Aber was sollte sie mit dem Gewehr machen? Da kam der Feldwebel und kontrollierte, wie sie ihre Sachen aufgeräumt hatte und nickte.
„Herr Feldwebel, was soll ich mit dem Gewehr machen? Hier im Spind lassen?“
„Nein Kadett, die Waffe ist entweder an der Person oder in der Waffenkammer! Fertig? Dann raus!“ Als sie draußen ankam stand Moana schon da. Auch er hatte sein Gewehr dabei. Bevor sie miteinander reden konnten, stand auch schon Neumann bei ihnen und führte sie in die Kantine. Dort trugen sie die Waffe dann quer über den Rücken, damit sie ihre beiden Hände frei hatten. Neumann wies ihnen einen Tisch zu, an dem sie alleine saßen und begannen zu Essen.
„Schmeckt echt gut!“ bemerkte Moana und sah wie Hptm. Fairbanks in die Kantine kam. Er wollte schon aufspringen, als vom Nachbartisch ihm jemand zuflüsterte,
„Hier werden keine Meldungen gemacht!“ Moana drehte sich um und ein junger Soldat grinste ihn an. Er hatte auf dem Arm ein rundes Abzeichen auf dem ein von einem Kranz eingerahmter Adler abgebildet war, der ein Schild mit der Inschrift „SPQR“ in seinen Krallen trug.
„Danke!“ sagte er leise, „Das wusste ich noch nicht!“ Der Soldat schaute sich um und setzte sich dann zu ihnen.
„Ich bin Obergefreiter Julio Vargas. Ich bin im 2. Zug bei den Legionären! Stimmt es, dass ihr von Riddels Home seit?“ Moana nickte.
„Ja, wir haben uns an Bord der „Sirius“ geschlichen, als sie bei uns zu Hause gelandet war. Ich bin Moana Otcenasek und das ist meine Freundin Vaiana Haamea!“
„Freut mich!“ antwortete Julio und nickte Vaiana zu. „Über euch sind tonnenweise Gerüchte im Umlauf und jeder ist scharf darauf mit euch zusprechen! Wundert euch also nicht, wenn ihr komische Fragen gestellt bekommt und lasst euch nicht verarschen! Haltet euch an Neumann, der ist in Ordnung!“
„So schlimm?“ fragte Vaiana.
„Darf ich offen sein? Ihr beide seid eigentlich noch Kinder. Soldaten sind ein raues Gesindel und derbe Späße sind an der Tagesordnung!“
„Und warum erzählst du uns das?“ wollte Moana wissen.
„Weil ich eine kleine Schwester habe, die ungefähr so alt ist wie du Vaiana! Passt bitte auf euch auf und seid nicht zu vertrauensselig! Die Chefin hat zwar jedem drakonische Strafen angedroht der euch was zu leide tun würde, aber Soldaten sind erfinderisch!“ Die ganze Zeit schaute sich Julio um und als er bemerkte, das Fw. Neumann ihn fixierte und schon anfing aufzustehen, verabschiedete er sich schnell und setzte sich wieder zurück. Vaiana und Moana schauten einander an. Dass sie so prominent sein würden, war das letzte mit dem sie gerechnet hatten! Am Nachmittag hatten sie Formalausbildung und lernten mehrere Regeln im Umgang mit Soldaten und Vorgesetzten, die ihnen nicht bekannt waren. Hinterher hatten sie 90 Minuten Unterricht und wurden über das lyranische Soldatenrecht aufgeklärt. Zum Schluss wurde ihnen nach dem Abendessen gemeinsam ein Revier zugeordnet, das sie ab sofort zweimal am Tag zu reinigen hatten und durften gleich unter Aufsicht ihres Ausbilders die erste Reinigung durchführen. Es war schon dunkel als beide erschöpft nach Dienstschluss auf ihre Betten fielen. Moana ließ gerade den Tag durch seinen Kopf gehen und dachte mit erschrecken daran, dass dies noch 3 Monate so gehen würde! Aber er würde es durchstehen! Dann durfte er endlich in die technische Ausbildung und an modernen Maschinen arbeiten. Er hoffte, dass ihn sein Weg wieder zurück auf ein Landungs- oder vielleicht sogar ein Sprungschiff führen würde. Da klopfte es an der Tür.


„Herein!“ rief er und Vaiana schlüpfte durch die Tür. Leise schloss sie diese und drehte sich dann um. Lange schauten sie sich an, dann stürzte sie sich auf ihn und sie küssten sich innig. Eine Stunde später schlich Vaiana wieder auf ihre Stube und schlief dann sofort wie ein Stein. Auch Moana war schnell weg, kaum das Vaiana die Tür seiner Stube geschlossen hatte. Denn die Nacht war kurz! Um 0545 war Wecken und danach Frühsport für alle, auch für sie!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, Schießbahn IV
Mo. 10.06.3072, 10:47 Uhr (Ortszeit)


Moana zielte genau und ließ langsam den Abzug kommen, da krachte plötzlich der Schuss und das Gewehr ruckte nach hinten und ein Klacken zeigte an dass das Magazin leer war. Das Ziel war weg!
„Wieder ein Treffer!“ kommentierte die Aufsicht, die bei ihm auf der Schießbahn stand. Moana nahm das Magazin heraus, fühlte in das Patronenlager und meldete,
„Letzter Schuss, Waffe entladen Patronenlager frei!“
„Aufstehen und Waffe aufnehmen!“ befahl die Aufsicht. Dann schaute er ihn an, „Sind sie wirklich sicher, dass sie Tech werden wollen? Als Scharfschütze würden sie sich hervorragend machen. Bis jetzt keine einzige Fahrkarte! 100% erfüllt! Wegtreten zum Schreiber!“ Moana drehte sich um und marschierte zum Schreiber, der ihm seine Ergebnisse noch offiziell mitteilte und auf sein ComPad übertrug. Moana war sich sehr sicher, dass er Tech werden wollte, obwohl ihm das Schießen richtig Spaß machte. Er war darin sogar besser als Vaiana!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, Unterkunftsblock Marines-Kommando
Fr. 19.07.3072, 15:03 Uhr (Ortszeit)


Moana und Vaiana hatten 8 sehr anstrengende Wochen hinter sich und die Allgemeine Grundausbildung abgeschlossen und bestanden. Nun standen sie vor der Kompaniechefin Hptm. Fairbanks die sie beide zu sich befohlen hatte. Zu ihrer Überraschung war sie nicht alleine, sondern OTL. Maurer war ebenfalls im Büro, hatte aber bisher kein Wort gesagt.
„Sie haben beide die Allgemeine Grundausbildung mit guten Ergebnissen absolviert. Meinen Glückwunsch! In den kommenden 4 Wochen erhalten sie eine Spezialgrundausbildung basierend auf ihrer vorgesehenen Laufbahn.“ Dann schaute sie Moana an.
„Anwärter Otcenasek, sie werden in den kommenden Wochen bei den Marines den Häuserkampflehrgang belegen. Sie müssen lernen auf engem Raum, wie z.B. in einem Raumschiff zu kämpfen um die Sicherungstruppe oder die Marines bei der Abwehr eines Enterversuches zu unterstützen. Dazu werden sie auch 10 Tage im All verbringen!“ Moanas Herz klopfte vor Aufregung als er dies hörte und freute sich darauf wieder ins All zu kommen.
„Kadett Haamea, Sie werden einen Einzelkämpferlehrgang belegen. Falls sie jemals aus ihrem Mech geschossen werden, müssen sie dazu fähig sein sich wieder selbstständig zur eigenen Truppe durchzuschlagen.“ Sie schaute beide an.
„Irgendwelche Fragen?“ Aber beide blieben stumm.
„Gut, Beginn der Lehrgänge Montag 0800. Anwärter Otcenasek, sie melden sich dazu beim Marines-Teamführer 1 Olt. Farkas und sie Kadett Haamea bei Marines-Teamführer 3 Olt. Tesch. Verstanden?“
„Jawohl Frau Hauptmann!“ sagten beide im Chor. Dann wandte sie Fairbanks an Maurer,
„Haben sie noch was?“
„Grundsätzlich nicht. Aber eine Frage, Kadett, Anwärter, sind sie in den vergangenen Wochen in irgendeiner Weise belästigt worden?“ Ohne lange zu überlegen antwortete Vaiana,
„Nein Frau Oberstleutnant, wir hatten eher den Eindruck, dass wir gemieden wurden. Außer am 1. Abend, da hat uns ein Kamerad des 2. Zuges angesprochen. Aber er hat uns aber weder belästigt noch bedrängt!“ Die Offizierin nickte.
„Scheinbar haben die Kameraden das von ihnen ausgesprochene Fraternisierungsverbot sehr ernst genommen!“ sagte die rothaarige Offizierin zu Fairbanks.
„Das will ich ihnen auch geraten haben!“ knurrte diese.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt
Basis Lyran Transspace, Tower-Gebäude, Büro OTL. Maurer
Mo. 26.08.3072, 08:59 Uhr (Ortszeit)


Vaiana kam bei dem Büro von OTL Maurer an und war sehr nervös. Nach ihrer Grundausbildung sollte jetzt endlich die Ausbildung zur Mechkriegerin beginnen. In den letzten Wochen hatte sie nur sporadisch Kontakt zu ihrer Mentorin und hoffte sie im Büro der stv. Kommandeurin ebenfalls anzutreffen. Zögernd streckte sie die Hand aus und klopfte an die Tür. „Herein!“ hörte sie und öffnete die Tür. Zu ihrer Enttäuschung war Larissa Schostakovich nicht mit im Büro.
„Frau Oberstleutnant, Kadett Haamea meldet sich wie befohlen!“ meldete sich und stand stramm. Die stv. Kommandeurin erwiderte den Gruß und setzte sich dann. Erst beobachtete sie die Kadettin. Die letzten 3 Monate hatten Vaiana auch äußerlich verändert. Sie war athletischer und fitter geworden. Sie grinste. Victoria Tesch hatte wirklich ganze Arbeit geleistet! Wie sie gehört hatte, waren Sie und Vaiana sehr oft zusammen im Gym gewesen.
„Rühren, setzen!“ sagte sie dann und wies auf den Stuhl der seitlich vor ihrem Schreibtisch stand. Sie begann Vaiana zu erläutern, wie ihre weitere Ausbildung ablaufen würde. Eines erkannte Vaiana sofort, es war eine Menge Theorie!
„Wie sie sicher festgestellt haben, haben viele Ausbildungsinhalte nur wenig mit dem Führen eines Mechs zu tun. Das liegt aber daran, dass wir aus ihnen nicht nur eine Mechkriegerin machen wollen sondern auch eine Offizierin! Soweit zu den Lerninhalten. Jetzt folgen sie mir!“ Die Mechkriegerin stand unvermittelt auf und ging zur Tür. Erst war Vaiana überrascht, dann sprang sie auf und folgte ihr, die mit schnellem Schritt das Tower-Gebäude verließ. Bald war Vaiana klar, dass sie zum Mechhangar gingen. Wahrscheinlich um sie ihrem 1. Ausbilder zu übergeben. Vaiana hatte gesehen, das eine Menge Mech-Technik auf dem Lehrplan stand und das wurde ihr sicher in der Werkstatt beigebracht. Dann traten die beiden Frauen durch den Seiteneingang in den Mechhangar. Alle Maschinen der Stern-Lanze standen in ihren Buchten und in den restlichen Buchten wurden Reparaturen an Mechs anderer Lanzen durchgeführt. Niemand nahm Notiz von ihnen und die Stabsoffizierin strebte auf eine ganz bestimmte Bucht zu. Dort stand eine Frau im Wartungsoverall vor einem Mech und Vaiana erkannte das Abzeichen eines Mastertechs. Als sie sie erreichten, stand diese nicht stramm und meldete sondern sagte nur
„Hallo Julia, ist dass das Küken?“
„Genau!“ sagte OTL. Mauerer und lachte dabei leicht auf. Dann wandte sie sich an Vaiana.
„Kadett Haamea, das ist Kdt. Jiao Wu, so wie ich Mechkriegerin in der Marderlanze des Kommandeurs.“ Dann grinste die Offizierin unvermittelt, „Sie geht gerade ihrem speziellen Hobby nach. Kdt. Wu ist nicht nur Mechkriegerin sondern auch voll qualifizierte Mastertech. Sie sind ihr ab sofort unterstellt!“ Vaiana hatte noch nie davon gehört das Techs auch Mechkrieger waren, das musste eine ganz besondere Person sein. Sofort stand sie stramm und meldete sich,
„Frau Kommandant, Kadett Haamea meldet sich zur Ausbildung!“
„Danke, Rühren!“ sagte diese. Dann zeigte sie hinter sich. „Welcher Mechtyp ist das, Kadett?“ Vaiana schaute erschrocken den Mech an. Mit Mechidentifizierung hatte sie bisher in ihrer Ausbildung bis auf ein paar Stunden wenig zu tun gehabt. Trotzdem kam ihr das Design bekannt vor. Dann fiel es ihr ein.
„Das ist ein „WASP“, ein 20to Aufklärungsmech Frau Kommandant!“ meldete sie. Diese nickte und beide Offizierinnen begannen noch breiter zu Grinsen, als ob sie auf etwa warten würden. Dann sagte Kdt. Wu,
„Richtig und außerdem ist das ab sofort ihr persönlicher Ausbildungsmech! Behandeln sie ihn gut und er wird sie beschützen!“ Vaniana war so perplex, dass ihr die Gesichtszüge entgleisten. Ihr erster eigener Mech! All ihre Träume waren soeben wahr geworden.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Zenit-Sprungpunkt,
Sprungschiff „Hugo Eckener“, Brücke
Di. 24.09.3072, 0:21 Uhr (Bordzeit)


Nach einem kurzen Sehverlust, wie es ein Hyperraumsprung so mit sich brachte, sah Kaptein Carlos Hansen wieder den Zentralmonitor der Brücke vor Augen. Er holte tief zwei mal Luft um der Brückenbesatzung einen kurzen Moment zu gönnen, sich von den Sprungnachwirkungen zu erholen, dann fragte er,
„Astrogation, sind wir am Ziel angekommen?“
„Wir sind an den vorgegebenen Koordinaten materialisiert. Wir sind im Bartok-System!“
„Kontakt!“ meldete die Sensorstation, „MERCHANT“-Sprungschiff 400.000 querab, Identifizierung läuft!“ Nach einer kurzen Pause gab der Sensorgast durch. „Schiff als „Andromeda“ identifiziert.
„Eingehender Funkspruch von der Andromeda!“ meldete der Signalgast ein paar Minuten später.
„Geben sie es auf meine Konsole!“ befahl Hansen und schaute auf das Display.
„Hallo du alter Brummbär!“ meldete sich Nadja Ungureanu. Wenn er der Videoübertragung glauben schenkte, war sie direkt aus dem Bett an ihre Station in ihrer Kabine gegangen. „Alles in Ordnung bei euch?“
„Bestens, sogar den Spargel haben wir nicht vergessen!“ gab Hansen das Codewort durch, das auch wirklich alles in Ordnung war.
„Wir haben hier die erste Weinernte eingefahren!“ gab Nadja Ungureanu zurück und signalisierte damit, dass auch auf Wohlfahrt alles in bester Ordnung war. Hansen entspannte sich sichtlich. Derweil setzte der Signalgast die vorgefertigte Meldung an die Raumkontrolle auf Wohlfahrt ab, nachdem ihm sein Kapitän die Freigabe erteilt hatte.
„Die werden sich da unten freuen! Unser Chefeinkäufer war sehr erfolgreich!“ gab er an Nadja Ungureanu zurück. Im Hintergrund hörte Hansen wie sein 1. Offizier Tom Fortune das Segelmanöver einleitete. Alles lief bestens und er spürte wieder den Stolz Kapitän dieses Schiffes und seiner Besatzung zu sein!
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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 22: Operation Harzreise


Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Tower-Gebäude
So. 29.09.3072, 08:44 Uhr (Ortszeit)


Das landende Schiff entfesselte einen Sturm auf dem Landefeld. Langsam senkte sich die „Ramierez“ auf den uralten Beton und setzte auf. Alles lief routiniert ab, Georg nahm dies nur noch am Rande wahr. Laut dem Vorab-Bericht war dieser Umlauf der „Ramierez“ ein voller Erfolg, aber er hatte etwas mehr als 14 Monate gedauert. Länger als er es sich gewünscht hätte! Er brannte darauf, den persönlichen Bericht von Pakka Keita zu hören und sich alle Details schildern zu lassen. Ihm würde dafür aber nicht viel Zeit bleiben, da nun dringend die Operation „Harzreise“ vorbereitet und gestartet werden musste! Zwei Jahre war er nun schon in der tiefen Peripherie, ob er je wieder seine Heimat sehen würde wusste nur Gott allein! Aber ihm war hier draußen eine neue Liebe geschenkt worden und wenn er daran dachte, welche Risiken er auf sich nehmen würde, wenn er zurückkehrte, war es wohl besser so. Er sah, wie sich langsam die Hangartore der „Ramierez“ öffneten und das Schiff endlich wieder von frischer Atmosphärenluft geflutet wurde! Er verließ den Tower und ging nach unten zu seinem Jeep, der ihn zum Landungsschiff bringen würde. Dabei bemerkte er, dass, wie zu erwarten war, auch Vertreter der Ashanti zur Rückkehr des Versorgungsfluges anwesend waren.


Vor dem Gebäude traf er auf Amira Tyrell-Lee deren runder Bauch im sofort auffiel. Er grüßte sie und fragte,
„Wann ist es denn soweit?“ Amira tätschelte ihren Bauch,
„Unser Arzt meint noch 2 Monate. Aber ehrlich, meine Mutter freut sich so sehr auf ihr Enkelkind, das ich sie fast nicht mehr los bekomme und kaum noch meine Arbeit machen kann!“
„Ich hoffe sie halten sich von allem Fern, was ihr Kind gefährden könnte!“ meinte Georg, der Amiras Arbeitseifer sehr gut kannte.
„Mein Laborleiter hat mir direkt bei bekannt werden meiner Schwangerschaft das Betreten des Bio-Labors verboten!“ sagte sie grimmig.
„Glauben sie mir, es ist besser so! Wenn bei der Geburt etwas schief gehen würde, würden sie sich sonst ewig Vorwürfe machen!“
„Es hört sich an als ob sie aus Erfahrung sprechen. Haben sie Kinder?“ fragte Amira ohne groß zu Überlegen. Dabei sah sie den Oberst an und spürte wie sich ein leichter Schmerz auf seine Gesichtszüge schlich.
„Ich hatte eine Tochter und einen Sohn mit meiner ersten Frau. Alle drei sind bei einem Raid der Nebelparder auf meinen Heimatplaneten umgekommen!“ entgegnete er äußerlich ruhig, aber Amira hörte ein ganz leises Zittern in seiner Stimme.
„Das tut mir sehr leid, das wusste ich nicht!“ sagte sie tief berührt. Der Oberst straffte sich,
„Wichtig ist die Zukunft, ich wünsche ihnen und Taemin alles Glück dieser Welt und ich bete dafür, dass sie ein gesundes Kind bekommen werden!“
„Vielen Dank Herr Oberst!“ entgegnete Amira. Georg nickte, ging weiter zu seinem Fahrzeug und stieg ein.
„Zur „Ramierez“!“ sagte er nach einem kurzen Gruß zur Fahrerin.


Carlos Hansen stand auf der Rampe der „Ramierez“ und schaute in Richtung der Basis. Er entdeckte viele neue Gebäude und schloss daraus, dass die Basis gedieh. Kurz vor der der Landung hatte er OTL. Julia Maurer kontaktiert und war sehr erstaunt, als sie ihm mitteilte, dass der Oberst und sie offiziell geheiratet hatten. Als er ihr von Lady Morgaine Lestrades persönlichem Auftrag berichtete, war erst einmal Stille in der Leitung, dann hatte sie gemeint,
„Es wird nicht leicht! Aber Lady Lestrade ist eine der wenigen Personen, zu denen er unbedingt loyal ist!“ hatte sie erwidert und versprach ihres Beizutragen, das er seinen Auftrag erfüllen konnte. Wenn alles glatt lief, wäre es zum Nachmittag erledigt, wobei diese Formulierung der Sache nicht gerecht wurde! Dann sah er, dass der Oberst gerade die Rampe erreicht hatte, als er aus einem kleinen PKW unbekannter Bauart stieg. Stellten sie jetzt etwa hier schon Fahrzeuge her? Das würde ihn wirklich überraschen! Carlos ging die Rampe hinunter und passte dabei auf, dass er den ersten Lastentransportern, die ebenfalls nun begannen das Landungsschiff zu verlassen nicht in die Quere kam.
„Herr Oberst!“ begrüßte er ihn.
„Herr Kaptein!“ erwiderte dieser und beide schüttelten sich herzlich die Hand. Beide brachten ihrem Gegenüber großen Respekt entgegen, wahrten aber eine professionelle Distanz.
„Gibt es was Neues aus Kwangjong-ni?“ fragte Georg mehr rhetorisch.
„Einiges!“ entgegnete der Sprungschiffskapitän. „So viel, das ich hier gar nicht alles sagen könnte. Aber Mr. Keita hat alle Aufträge erfüllt und sogar erfolgreich Kontakt zu einer weiteren Siedlergruppe aufgenommen.“
„Beeindruckend!“ meinte der Oberst und nickte mit dem Kopf. Dann sagte er, „Wir reden später, ich muss mir im Landungsschiff etwas ansehen!“ Mit einem Kopfnicken ging Georg in die „Ramierez“ und suchte den Lademeister. Als er ihn fand und von der Seite ansprach, knurrte dieser nur unwillig und meinte,
„Keine Zeit! Wir müssen das Schiff entladen!“ dabei drehte er den Kopf und erkannte, wer vor ihm stand.
„Herr Oberst!“ sagte er erschrocken, „Was kann ich für sie tun?“
„Können sie mir Tech Dave Buggler ranschaffen? Ich muss ihn sprechen!“
„Moment!“ sagte der Lademeister und hob kurz abwehrend den Arm, als einer seiner Leute ihn ansprechen wollte, während er sein Com-Gerät benutzte. Dann wandte er sich wieder an den Oberst.
„Er kommt sofort hierher. Warten sie bitte einen Moment, aber ich muss hier weitermachen Herr Oberst!“
„Danke!“ entgegnete der Oberst, „Tut mir leid, dass ich sie stören musste!“ Da wandte sich der Lademeister auch schon ab und scheuchte seine Leute durch die Gegend.


Nach ein paar Minuten kam der Tech in schnellem Gang auf ihn zu und meldete sich bei ihm.
„Sie wollen sicher den „GRASSHOPPER“ inspizieren Herr Oberst!“ folgerte der Tech.
„Genau, Herr Buggler. Zeigen sie mir die Maschine und erläutern sie mir die Anpassungen!“ Der Tech nickte und schilderte auf dem Weg zur Transportbucht die wesentlichen Umbauten.
„Da haben sie aber tief in die Trickkiste gegriffen!“ stellte der Oberst fest.
„Leider hat uns das „GRH-5H“ einige Beschränkungen auferlegt. Viel Platz ist nicht im Mech! Ursprünglich wollten wir einen cSSRM4-Werfer verwenden, aber unser Testpilot, Olt. Leclerc hat vorgeschlagen stattdessen cLRM10 einzubauen. Nach Abwägung der taktischen Vor- und Nachteile haben wir uns für die LRMs entschieden. Dazu mussten wir leider wieder die Panzerung etwas reduzieren. Aber der Mech ist mit seinem 320XL-Reaktor für seine Größe wahnsinnig schnell!“
„Schneller als stärkere Gegner und stärker als schnellere Gegner!“ resümierte der Oberst. Dave Buggler nickte und dann kamen sie am Mech an. Georg schaute hoch. Ein „GRASSHOPPER“ war ein hoher Mech, locker über 12 m. Der Mech war beeindruckend. Die Techs hatten erstklassige Arbeit abgeliefert!
„Wenn sie ins Cockpit wollen, müssen sie leider die Strickleiter hoch. Die „Ramierez“ hat nur Mech-Transportbuchten ohne Aufzug.“
„Danke nein!“ sagte der Oberst und schaute auf die Mündungsspulen der Clan-ERPPK.
„Herr Oberst, darf ich fragen, ob der Mech für sie ist?“ wollte Dave Buggler wissen. Die ganze Zeit hatte er sich gefragt, für wenn dieser Aufwand getrieben wurde. Der Oberst wandte sich im zu und grinste.
„Nein, obwohl die Versuchung groß wäre. Der Mech ist für einen Mechkrieger, der endlich einen seiner Verantwortung passenden Mech steuern sollte!“ Dave Buggler war schlau genug nicht weiter zu fragen. Er würde es sicher bald erfahren! Dann piepste Georgs ComPad und er schaute drauf. Julia hatte ihm geschrieben, dass um 13:30 Uhr das gesamte Unterstützungskommando antreten sollte, da Lady Lestrade einen Tagesbefehl mitgeschickt hatte, der vor der kompletten Mannschaft verlesen werden sollte. Er wunderte sich nur, warum Kaptein Hansen es nicht vorher ihm gegenüber erwähnt hatte.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Vor dem Tower-Gebäude
So. 29.09.3072, 13:29 Uhr (Ortszeit)


Das gesamte Unterstützungskommando war angetreten und OTL. Julia Maurer, als Führerin der Formation ließ noch letzte Korrekturen an der Formation vornehmen. Dann schaute sie von ihrer Position in die Augen der Frauen und der Männer des Kommandos. Ein zusammengewürfelter Haufen, der durch die Ereignisse der letzten Jahre zu einer Einheit geschmiedet worden war. Der Tagesbefehl sollte auf Wunsch von Mylady von Kaptein Hansen vorgelesen werden, der nun mit Oberst Georg Müller auf sie zu marschierte. Sie ließ die Formation still stehen, meldete sie an den Oberst und dieser begrüßte das vollzählig angetretene Kommando. An der Seite standen Vertreter der Ashanti und der Zivilbediensteten. Nach dem der Gruß des Kommandos an den Oberst verhallt war, übergab der Oberst das Wort an Kaptein Hansen, der ungewöhnlich nervös wirkte. Dann trat er ans Mikrophon drehte sich zum Oberst und sprach ihn direkt an.
„Herr Oberst, hiermit erkläre ich mich zu ihrem Vorgesetzten!“ Diesen Satz hatte Julia nur ein einziges Mal in ihrer langen Karriere gehört, als sich ein Bataillonskommandeur zum Vorgesetzten seines gleichrangigen Kameraden erklärte, um dessen Bataillon in seine Angriffsformation zu befehlen, da dieser sich, aufgrund fehlender Vorgaben des kommandierenden Generals, geweigert hatte. Sie sah dass Georg etwas geschockt war. Auch da er nicht wissen konnte, was nun folgen würde. Der Kaptein drehte sich nun zur Formation und befahl,
„Unterstützungskommando - Stillgestanden!“ brüllte er laut und vernehmlich. Auch Georg stand nun stramm.
„Herr Oberst Müller, vortreten und Front zur Truppe!“ Steif ging Georg nach vorn und stand Aug in Aug mit seinen Soldaten. Hansen klappte eine Mappe auf, die er mitgebracht hatte, hob sie hoch und las vor,
„Im Namen der lyranischen Allianz ernenne ich Oberst Georg Müller mit sofortiger Wirkung zum Generalleutnant! - General Müller hat in vielen Kampagnen seine herausragenden Fähigkeiten zum Wohle der lyranischen Allianz bewiesen und hat ohne Rücksicht auf das eigene Wohlergehen stets die Pflicht an die erste Stelle seines soldatischen Tuns gestellt. General Müller ist allen ein leuchtendes Beispiel für alle Tugenden eines Soldaten der lyranischen Allianz! Gezeichnet Peter Steiner-Davion, Archon“ Als er geendet hatte, war es schlagartig mucksmäuschenstill. Nach einem kurzen Moment erklang aus den Reihen der Zivilisten Händeklatschen und dann ein einzelner „Hurra“-Ruf aus den Reihen der Soldaten, dem immer mehr folgten bis die ganze Formation johlte! Insgeheim grinste Carlos Hansen, jetzt war es Georg Müller de Facto nicht mehr möglich diese Beförderung abzulehnen. Er erhob seine Stimme und brüllte ins Mikrophon,
„Ruhe im Glied!“ Sofort verebbten die Hurra-Rufe und Hansen öffnete eine kleine Schachtel und nahm 2 goldglänzende Abzeichen heraus.
„Oberstleutnant Maurer, bitte assistieren sie mir!“ sagte er und trat an die rechte Seite Georgs. Als Julia da war, übergab er ihr ein Abzeichen, dann entfernten sie die „Oberst“-Insignien und befestigten die eines Generalleutnants und schlugen synchron auf seine Schultern. Dann schüttelte er Georgs Hand und beglückwünschte ihn.
„Ich habe wirklich befürchtet, dass sie Ablehnen, darum die Geheimnistuerei!“
„Danke!“ sagte Georg, „Aber wie ich gesehen habe, kennen sie mich gut genug!“ und drückte Hansens Hand. Dieser trat zur Seite und Julia strahlte ihn an.
„Ich wünsche dir viel Soldatenglück! Endlich hast du wieder den Rang, den du auch wirklich verdienst! Wenn wir nicht hier stünden, würde ich dir um den Hals fallen und dich küssen!“ Georg grinste zurück.
„Das verschieben wir lieber auf später!“ Dann trat auch sie zur Seite und Hansen ging wieder an das Mikro, schaute auf einen Zettel in seiner Mappe.
„Herr General, sie haben ihre Karriere als Pionier begonnen, deshalb beglückwünschen wir sie mit dem Schlachtruf der Pioniertruppe einem 3-fach kräftigen
Anker – Wirf!
Anker – Wirf!
Anker – Wirf!“ Vor allem der Pionierzug von Kdt. Uwe Bauer rief den Schlachtruf ihrer Truppengattung mit Begeisterung! Georg stand stramm und grüßte seine Soldaten bis die Rufe verhallt waren. Dann befahl Hansen,
„Unterstützungskommando rührt euch.“ Er öffnete seine Mappe noch einmal und verlas den kurzen Tagesbefehl von Lady Morgaine Lestrade, die ebenfalls dem General zur Beförderung gratulierte.
Dann trat der General ans Mikrophon und bedankte sich bei Hansen und hielt eine kurze Rede.


„Männer und Frauen des Unterstützungskommandos, Zivilisten und Siedler hier auf Wohlfahrt, als ich vor 3 Jahren hier zum ersten Mal den Boden dieses wunderschönen Planeten betreten hatte, konnte ich mir nicht einmal im Entferntesten vorstellen, wohin dies alles führen würde. Nun stehen wir alle gemeinsam hier und arbeiten an einer gemeinsamen Zukunft. Verstehen sie bitte meine Beförderung nicht nur als Lob an meiner Person. Sie alle haben dazu beigetragen, dass selbst der Archon unsere Arbeit hier wertschätzt und mich in Vertretung der Leistungen von ihnen allen mit seinem Lob auszeichnet! Lassen sie uns gemeinsam zum Wohle dieser Welt weiter hart arbeiten. Jeder an seinem Platz und alle für die Lyranische Allianz! Es lebe der Archon!“
„Es lebe der Archon!“ erscholl aus den angetretenen Soldaten ihm entgegen, was ihn sehr berührte. Nach dem sich alle beruhigt hatten, befahl er,
„Heute gehen alle Getränke im Casino auf mich, sofern der Besitzer des „Savannah Inn“ ebenfalls hier ist, stellen sie mir die Getränke ihrer Gäste von heute ebenfalls in Rechnung!“ Bevor seine Soldaten reagieren konnten, befahl er,
„Teileinheitsführer übernehmen und Wegtreten! Dienstschluss so bald als möglich!“ Die Soldaten zogen ab und eine junge Mechkriegerin kam auf ihn zu,
„Herr General“, grüßte sie „Ich gratuliere ihnen zu ihrer längst verdienten Beförderung!“ Er schaute in die Augen von Hptm. Naomi Frank und konnte ein paar Tränen erkennen.
„Danke Frau Frank!“ erwiderte er und lächelte sie an. Dann stürmte sein Freund Fjodor Kowalski auf ihn zu, grinste breit und gratulierte ihm ebenfalls. Georg nickte und beugte sich vor,
„Wehe du sprichst mich mit „Herr General“ an wenn wir unter uns sind, verstanden?“ warnte er ihn.
„Würde mir nicht im Traum einfallen!“ antwortete dieser grinsend.


Spätabends kamen Julia und Georg endlich zur Ruhe und konnten die Türe hinter ihrem Appartement schließen.
„Was für ein Tag!“ seufzte Georg und hielt sich die Hand an die Stirn. Er spürte, das er leicht betrunken war, Pakka Keita hatte unter anderem auch zwei Kisten seines Lieblingsweines mitgebracht und zur Feier seiner Beförderung hatte er eine der Kisten öffnen lassen und in der schnell organisierten Feier im Casino seinen Gästen aufgetischt. Alle Offiziere, die ranghöchsten Unteroffiziersdienstgrade und Vertreter der Zivilverwaltung und der Ashanti waren anwesend. Sogar Lester Tyrell hatte es sich nicht nehmen lassen selbst zu kommen und er hatte Kunta Keita mitgebracht. Am Rande bekam er mit, dass Pakka und Kunta Keita aufeinander getroffen waren und sich nach einer kurzen Unterredung umarmt hatten. Georg hatte strikt darauf geachtet, nicht mehr als 2 Gläser Wein zu sich zu nehmen. Bei mehr, das wusste er, konnte er seine Zunge nicht mehr im Zaum halten und das wollte er seinen Gästen und sich selbst nicht zumuten! Julia kam auf ihn zu und umarmte ihn. Sie grinste ihn an,
„Also mit einem General war ich noch nie im Bett!“ meinte sie und gab ihm einen Kuss.
„Ich bin mir sicher hinter dieser Beförderung steckt Lady Lestrade!“ vermutete Georg.
„Damit hast du vermutlich Recht! Aber wichtig ist, dass man dir wenigstens dies zugestanden hat. Ich bin mir sicher, der Archon weiß wer du wirklich bist oder zumindest hat er sich das melden lassen!“
„Lady Lestrade muss eine sehr gute Beziehung zu Archon Peter Steiner-Davion haben!“ sagte er.
„Vermutlich kennt Lady Lestrade Peter aus ihrer Zeit vom Hof in Tharkad. Vielleicht war sie sogar eine seiner Erzieherinnen oder Lehrerinnen.“ mutmaßte Julia. „Aber das braucht uns nicht zu interessieren! Hauptsache du hast den Dienstgrad wieder, den man dir quasi gestohlen hat, in dem man dich zwang unterzutauchen!“
„Es war auch meine Entscheidung dies zu tun!“ erinnerte Georg seine Frau.
„Die Beförderungsunterlagen sind absolut echt! Das Holo-Siegel des Archons ist geprüft und bestätigt. Dies ist eine volle Beförderung, keine temporäre wie damals auf Barcelona!“ stellte sie fest.
„Jedenfalls wird mich die Beförderung mindestens 2 – 3 Monate Sold kosten, ich hoffe du hast solange ein paar Brotkrumen für mich, sonst muss ich verhungern!“ Beide lachten, dann grinste Julia ihn lasziv an,
„Ich hab sogar noch mehr für dich, komm!“ und zog ihn in Richtung Schlafzimmer.


An einem Tisch vor dem Casino saßen Pakka und Kunta Keita nebeneinander und erzählten sich, was sie alles die Jahre erlebt hatten, seit sie sich nicht mehr gesehen hatten.
„Ich bin durch meine persönliche Katharsis gegangen!“ schilderte Kunta, „Erst dann habe ich erkannt, wo ich wirklich hingehöre, zu meinem Volk! Ich bin froh, dass ich nicht vorher zerbrach!“
„Du? Zerbrechen?“ meinte Pakka, „Wenn gerade du so was sagst, kann ich ermessen in welche Abgründe du gesehen hast!“
„Ja und vieles was ich getan habe erfüllt mich nicht mit Stolz!“ sprach der massige Mechkrieger bitter. „Aber Hafsat hilft mir, das ich heilen kann! Es ist mein großes Glück, dass sie mich wieder angenommen hat!“ Pakka legte seine Hand auf die Schulter seines Cousins.
„Als ich gehört habe, dass du zurückgekehrt bist, habe ich nicht gewusst, was ich davon halten soll. Jetzt weiß ich es. Ich bin sehr froh, dass du wieder beim Stamm bist.
„Wie ich gehört habe, bist du auch nicht gerade in Frieden gegangen!“ meinte Kunta zu Pakka.
„Damals war ich erfüllt von falschen Zielen und mein Ego stand mir selbst im Weg. Ich dachte damals wirklich, ich wäre der Richtige, um einmal den Stamm zu führen und wollte nicht sehen, das andere weit besser und fähiger waren als ich. Das führte zu bösem Blut und ich musste den Stamm verlassen, bevor noch Schlimmeres geschah.“ erzählte Pakka.
„Hafsat hat es mir erzählt. Dass du fortgingst, war damals das einzig Richtige! Die jungen Männer des Stammes standen kurz vor einer Zerreißprobe, die den Zusammenhalt aller gefährdet hätte.“
„Das muss ich zu meiner eigenen Schande gestehen! Was ich tat war unverzeihlich!“ entgegnete Pakka bedrückt.
„Aber du hast Buße getan, als du dem Stamm in seiner größten Not ohne Rücksicht auf deine Person und Karriere beigestanden bist und ihn gerettet hast!“ warf Kunta ein. „Wir Keitas haben schon ein besonderes Talent zur Rebellion!“ brummte der Mechkrieger. „Aber letztlich stehen wir zu unseren Wurzeln, in denen wir verankert sind!“ Pakka stimmte ihm mit einem schlichten
„Ja!“ zu.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Tower-Gebäude, Büro GenLt. Müller
Mo. 30.09.3072, 11:25 Uhr (Ortszeit)


Fast der ganze Morgen war mit dem Bericht von Kaptein Hansen und Kdt. Pakka Keita angefüllt gewesen, Nach der Besprechung bestellte Georg James Cameron-Gokoglu in sein Büro. Georg saß hinter seinem Schreibtisch und trank gerade einen Kaffee. Die Tür öffnete sich nach kurzem Klopfen und James Cameron-Gokoglu kam herein.
„Herr General, melde mich wie befohlen!“ grüßte er. Georg grüßte zurück.
„Wenn wir unter uns sind, brauchen wir das nicht James. Wie lange kennen wir uns nun schon?“
„Fast 4 Jahre!“ gab James zurück.
„Aber was für 4 Jahre!“ bekräftigte Georg. „Wir beide haben in dieser Zeit zusammen mehr gesehen und mehr erlebt als viele anderen in ihrem ganzen Leben! Wir beide sind gute Kameraden geworden und ich hoffe auch so etwas wie Freunde! Willst du einen Kaffee?“
„Da sag ich nicht nein!“ grinste James und Georg schenkte ihm aus seiner Thermoskanne ein.
„Ich habe ein Problem!“ sagte Georg, als es James die Tasse mit dem heißen, dampfenden Getränk gab.
„Eines wobei ich helfen kann?“
„Absolut! Ich habe einen Mechkrieger, der eine sehr große Verantwortung trägt und diese auch vorbildlich wahrnimmt!“
„Und was für ein Problem hast du mit ihm oder ihr?“
„Nun, ich zeige es dir, dann wirst du es verstehen. Komm mit!“ Georg nahm noch einen kräftigen Schluck Kaffee und stand dann auf. James stellte seine angetrunkene Tasse weg und folgte ihm. Ein Fahrzeug das vor dem Gebäude wartete brachte sie zur „Ramierez“
„Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen?“ fragte der General den Posten am Hangar des Landungsschiffes.
„Erlaubnis erteilt, Herr General!“ antwortete dieser und Georg führte James zu einer Mech-Parkbucht.
„Das ist das Problem!“ sagte Georg und sah James an.
„Der Mech?“ James sah sich den „GRASSHOPPER“ genau an. „Ein „GRH-5H“, aber stark modifiziert. Wenn ich das richtig sehe, der Alptraum aller Piloten leichter Mechs!“
„Alptraum ist kein Ausdruck, dieser Mech wurde mit einem stärkeren XL-Reaktor ausgestattet. Er ist noch viel schneller, als die Standard Version!“ Dann sah Georg James ernst an. „Das Problem ist nicht der Mech, sondern du!“ Erstaunt sah ihn James an.
„Ich? Wieso?“
„Du bist der militärische Führer der Heimatverteidigung und mit deiner Truppe das letzte Bollwerk auf Wohlfahrt gegen eine Invasionsstreitmacht. Ich habe lange darüber nachgedacht, aber auch wenn dein „LOCUST“ für dich das Ideal eines Mechs ist, du kannst deine Aufgaben nicht in einem leichten Mech erfüllen! Ein Führer im Gefecht muss auch dazu in der Lage sein, kurz stehen zu bleiben und zu kämpfen um seinen Leuten die Chance zu geben sich zu reorganisieren. Etwas, was in einem „LOCUST“ einem Selbstmord gleichkommt! Ich hoffe, du hast selbst schon einmal über dieses Dilemma nachgedacht!“ James war erst geschockt so harte und klare Worte aus dem Mund seines Freundes und Vorgesetzten zu hören. Ja, er hatte daran auch schon gedacht, aber dieses immer weggewischt. Zu sehr war er seiner „Grille“ verbunden. James straffte sich nach ein paar Augenblicken.
„Willst du mich ablösen?“ fragte er die offensichtlichste Lösung des Problems ab.
„Verdammt nein, James! Du machst gute Arbeit. Bessere als ich es je für möglich gehalten hätte, weil in dir nicht nur der unerschrockene Mechkrieger steckt, sondern auch ein fähiger militärischer Führer, der die ganze Zeit in dir geschlummert hat. Ich will, das du deine „Grille“ in die Reserve schickst und deine Lanze und die Heimatverteidigung mit diesem Mech hier anführst!“ Dabei zeigte Georg auf den „GRASSHOPPER“! „Ich will es dir nicht befehlen müssen, sondern du sollst es selber erkennen, dass dies die richtige Option ist!“ Georg griff in die Hosentasche seiner Felduniform und holte einen Überbrückungsschlüssel heraus. Er hielt diesen in seiner offenen Hand James hin. Dessen Blick wechselte von Georg zum Mech und zu dem Schlüssel. Dann seufzte er.
„Ich weiß, du hast Recht!“ Dann grinste er, „Wie schnell ist er?“
„Probiere es aus!“ forderte Georg ihn auf lächelte. James nahm den Schlüssel und kletterte die Strickleiter hinauf. Auf halber Strecke rief er zu Georg:
„Zum Glück habe ich keine Höhenangst!“ Georg lachte auf, endlich war diese Sorge in Bezug der Verteidigung von Wohlfahrt erledigt! Georg winkte einen Soldaten des Lademeisterteams zu sich.
„Sorgen sie dafür, dass der Mech von Kdt. Cameron-Gokoglu auf sein Kommando hin aus der Parkbucht freigegeben wird!“
„Jawohl Herr General!“ gab dieser zurück. Wieder zuckte etwas in Georg, an diesen Rang muss er sich erst einmal wieder gewöhnen, dann verließ er die „Ramierez“.


Am Nachmittag saß Georg mit Julia zusammen und diskutierten über die Operation „Harzreise“. Vor allem spekulierten sie darüber, was sie auf Thueringen erwarten würde! Waren die Claner schon da oder hatten sie ihre Fühler noch nicht soweit ausgestreckt? Was wäre die beste Strategie im Umgang mit den Bewohnern Thueringens oder was sollten sie tun, wenn sie auf Vertreter der Clans trafen? Sie hatten keinerlei Anhaltspunkte.
„Wir müssen das Ganze als reine Erkundung angehen.“ meinte Georg. „Aber es müssen Reserven mitgeführt werden, die es uns erlauben auch Definitiv wirken zu können.“
„Als wir Minerva planten, konnten wir uns schon an 5 Fingern abzählen, dass es zu Kampfhandlungen kommen könnte oder zumindest die Wahrscheinlichkeit dafür recht hoch war.“ warf Julia ein. „Trotzdem, deine Idee in 2 Stoßrichtungen Hope anzufliegen war gut und wir sollten es hier wieder machen! Kräftemäßig stehen wir sogar besser da als vor 1 Jahr!“
„Wir dürfen aber Wohlfahrt nicht entblößen!“ legte Georg fest und beide diskutierten, welchen Umfang der Kräfteansatz haben sollte.


Nach langen Stunden der Diskussion und des Abwägens hatten sie den Kräfteansatz festgelegt. Sie würden mit allen vier Sprungschiffen nach Thueringen vorstoßen und in Bartok nur die „Damokles“, die Stern-Lanze und die Okraman-Lanze zurücklassen. Vor allem über die Okraman-Lanze hatten sie lange diskutiert. Diese war die schlagkräftigste Lanze, die dem General zur Verfügung stand. Auf sie zu verzichten könnte sich im Falle einer Auseinandersetzung fatal auswirken. Die Infanteriekompanie von Hptm. Choi sollte mit den Pionieren von Kdt. Bauer hier verbleiben, während die Marineinfantrie von Hptm. Fairbanks und der Grenadierzug von Hptm. Brock an der Operation teilnehmen würden. Die „Donar“ würde dann nach Abschluss den Einsatzes auf Thueringen mit der „Ramierez“ und der „Fortunatus“ die Rückreise nach Kwangjong-ni antreten, während die „Eckener“, die "Humboldt" und die „Andromeda“ nach Wohlfahrt zurückkehren würden, aber dabei noch Station in zwei weiteren bewohnten Systemen machen, um die dortige Lage zu sondieren.
„Das wird eine lange Mission!“ stellte Julia fest.
„Ich bin gespannt, wie sich die Lage auf „Good Hope“ entwickelt hat!“ entgegnete Georg. „Wenn wir diese Mission abgeschlossen haben, werden wir einen wichtigen Teil unseres Auftrages erledigt haben. Wir müssen uns spätestens dann überlegen, wie es hier auf Wohlfahrt weitergeht!“
„Das haben wir nicht alleine zu bestimmen! Außerdem werden bei der Rückkehr der „Donar“, wenn alles gut läuft, weitere 4000 Siedler hier ankommen! Ich glaube jedenfalls nicht, dass das Archonat jemals Bartok als offizielles System in die LA aufnehmen wird. Wir sind hier zu abgelegen!“ gab Julia zu bedenken.
„Wir?“ bemerkte Georg, „Fühlst du dich hier schon zu Hause?“
„Ja!“ erwiderte sie, „Es ist auch deine Heimat geworden. Wir werden nie wieder zurückkehren und wenn, dann nur auf einen kurzen Besuch! Denke an die Nachrichten aus der Allianz! Adam Steiner ist der wahrscheinlichste Nachfolger des Archons. Wenn er an die Macht kommt, solltest du weit weg sein. Er hat dir den Fall von Barcelona sicher noch nicht vergeben und erst recht nicht vergessen!“ Georg holte tief Luft. Das alles wusste er, aber es schmerzte sehr!
„Ich wäre so gerne noch einmal nach Kandersteg, meiner Heimatwelt gereist!“ seufzte er. „Aber du hast Recht, dies ist nun meine Heimat und ich werde alles tun, damit Wohlfahrt entwickelt wird und wir auf eigenen Füßen stehen können. Wir müssen hier ein modernes, solides Bildungssystem und nachhaltige Industrien aufbauen! Vielleicht noch weitere Siedler holen, auch hier aus der Peripherie und in nicht allzu ferner Zukunft offizielle Beziehungen zu unseren Nachbarn aufnehmen. Wir können uns nicht ewig hier bedeckt halten!“ Georg erhob den Blick und schaute in die Ferne, dann lächelte er Julia an, „Willst du diesen Weg mit mir beschreiten?“ Sie erwiderte seinen Blick,
„Ja und ich hoffe, dass wir ihn lange zusammen gehen können!“




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Ashanti-Kral Kumasi
Di. 01.10.3072, 17:24 Uhr (Ortszeit)


Ungläubig hielt Taemin den Nachrichtenkristall in der Hand, der heute gekommen war. Amira hatte ihm diesen in die Hand gedrückt, als er vom Dienst heimkam. Eine Nachricht seiner Eltern von Kwangjong-ni! Pakka hatte vor 14 Monaten eine Nachricht mit den Hochzeitsbildern für seine Eltern auf den Rückflug mitgenommen und Taemin hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet.
„Komm, lass sie uns ansehen!“ drängte Amira. Er schaute seine Frau an und fand, dass sie schwanger noch viel schöner war als sonst! Bald würden sie Eltern sein! Amira merkte, das Taemin unsicher war und legte ihre warme Hand auf seine Wange. „Egal was sie schreiben, sie haben auf deine Nachricht geantwortet. Das ist doch schon mal etwas!“ stellte sie fest. Er gab sich einen Ruck und legte den Speicher in sein ComPad ein. Dann setzte er sich zusammen mit seiner Frau hin und beide betrachteten gespannt das Display, als er die Aufzeichnung auf dem Stick aufrief. Sofort erschienen seine Eltern, die in traditioneller, koreanischer, elterlicher Hochzeitstracht in die Kamera sahen. Sein Vater begann zu sprechen und Taemins Herz klopfte vor Freude. Sein Vater gab ihm seinen Segen zur Ehe!
„Was sagt er?“ wollte Amira wissen, da Taemins Vater auf dem Video koreanisch sprach. Taemin reagierte nicht sofort, sondern lauschte nun den Worten seiner Mutter, die ihn und Amira ebenfalls beglückwünschte. Dann sprach sein Vater plötzlich in Englisch, der allgemeine Verkehrssprache auf Kwangjong-ni.
„Liebe Schwiegertochter, wir waren erst gegen eure Verbindung und wir hatten große Schwierigkeiten dich zu akzeptieren! Erst als Taemin fort war, spürten wir, dass wir einen Fehler gemacht hatten. Wir wussten schon immer, dass du ein guter Mensch bist, aber wir konnten lange nicht akzeptieren, das du keine koreanischen Wurzeln hast. Deine und Taemins aufrichtigen und warmen Worte des Respekts uns gegenüber in eurer Nachricht hat uns zum Umdenken bewogen.“ Dann sprach seine Mutter weiter.
„Auch ich sehe ich dich nun mit neuen Augen und würde mich nun freuen, dich als geliebte Schwiegertochter in meinem Haus begrüßen zu dürfen! Ich bitte dich um Verzeihung für mein früheres Handeln, denn es war unangebracht, das weiß ich jetzt!“ Taemin drückte den Pausenknopf und das Bild fror ein. Er sah Amira an, die bewegt lächelte.
„Ich weiß, das bedeutet dir sehr viel!“ hauchte sie. Taemin konnte nur nicken, Tränen rannen an seinen Wangen herab. Amira umarmte ihren Mann zärtlich und beide saßen so mehrere Minuten still, bis sie sich die Nachricht fertig ansehen konnten. Sogar Taemins Geschwister hatten Glückwünsche geschickt! Taemin lächelte, endlich war dieser Schmerz in seinem Herzen getilgt!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Kasernengebäude II, Fitnessraum
Mi. 02.10.3072, 15:10 Uhr (Ortszeit)


Vaiana hatte die lange Hantelstange auf der Schulter und ein Gewicht aufgelegt, dass ihrem eigenen Körpergewicht entsprach. Langsam ging sie tief in die Hocke und stemmte dann die Stange wieder nach oben. Es war die letzte Wiederholung des Satzes und sie keuchte vor Anstrengung. Hinter ihr stand Olt. Victoria Tesch, bereit einzugreifen, falls sie es nicht schaffen würde.
„Los, hau alles rein, das schaffst du!“ ermunterte sie Vaiana. Moana stand daneben und schaute zu. Er würde dann die Stange übernehmen und, mit etwas mehr Gewicht, seinen Satz Kniebeugen machen. Vaiana hatte ihn davon überzeugt ebenfalls mit dem Gewichtstraining anzufangen. Erst war er nicht so davon überzeugt, aber dann hatte ihn seine Freundin an seinem männlichen Stolz gepackt und mittlerweile machte es ihm richtig Spaß, zumal er als Soldat, selbst als AsTech-Anwärter auch Sport treiben musste. Vaiana biss die Zähne zusammen und strengte sich an, bis die Stange wieder mit einem metallischen Krachen in ihren Auflagen zur Ruhe kam.
„Na bitte!“ sagte Victoria mit einem Grinsen, „Du hast es geschafft!“ Vaiana keuchte. Sie stand in kurzen Shorts und einem Topp, das den Bauch freiließ unter dem Gerät. Sie grinste Moana und Victoria an und richtete sich wieder auf. Moana schaute sie bewundernd an. Mittlerweile sah man ihnen beiden deutlich das regelmäßige Krafttraining an. Ihre Körper machten nun einen straffen Eindruck. Da kam eine rothaarige Athletin in den Raum, die ihre langen Haare in 2 Zöpfen gebändigt hatte. Sie trug ebenfalls ein sehr knappes Trainingsoutfit, der ihren durchtrainierten Körper mehr zeigte als verdeckte. Ihre Bauchmuskeln waren definiert und ihre große Oberweite zeichnete sich unter ihrem Sport-Top deutlich ab. Vaiana erkannte sie sofort und nahm stramme Haltung an. Die Rothaarige bemerkte dies und trat zu ihnen.
„Kadettin Haamea, rühren!“ befahl OTL. Maurer. „Hier im Gym werden keine Meldungen gemacht, außer ich verlange sie, verstanden?“
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ entgegnete Vaiana etwas steif, da sie sehr unsicher war, wie sie sich hier verhalten sollte. Julia Maurer wandte sich an Olt. Tesch.
„Victoria, informieren sie die Beiden über das Verhalten im Gym gegenüber von Vorgesetzten!“ Diese nickte.
„Das werde ich, Julia!“ erwiderte die Marineinfanteristin. Dann wandte sich Julia Maurer noch einmal Vaiana und Moana zu.
„Hier im Gym reden wir uns mit Vornamen an, was aber natürlich nicht heißt, dass man sich Respektlosigkeiten leisten darf!“ ermahnte sie die beiden. „Verstanden?“
„Ja, ... Julia!“ erwiderte Vaiana etwas stotternd und überrascht. Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Julia Maurer grinste,
„Hier draußen in der tiefen Peripherie haben wir eigene Regeln, weil wir uns immer gegenseitig voll vertrauen und aufeinander verlassen müssen!“ sagte sie noch, bevor sie sich mit einem leichten Kopfnicken abwandte und zu den Kurzhanteln ging. Moana und Vaiana schauten verdutzt und bewundernd hinter ihr her, dann wandten sie ihren Blick zu Victoria. Moana war total perplex,
„Ich glaube, die Rah hat schlägt mir in den Rücken!“ rezitierte er ein Sprichwort aus seiner Heimat. Victoria grinste,
„Die stv. Kommandeurin ist gut in Form, oder?“ meinte sie zu den beiden und Moana schluckte hörbar. Dann setzte Victoria fort. „Sie hat Recht, hier im Gym geht es absolut informell zu. Normalerweise trainiert OTL. Maurer zusammen mit dem General am Morgen, deshalb habt ihr sie noch nicht gesehen. Wenn ihr mal bei einer Übung Hilfestellung braucht oder Fragen zum Training habt, könnt ihr sie genauso wie jeden anderen fragen. Sie wird euch gerne unterstützen. So, Moana, leg deine Gewichte auf, du bist dran!“ Moana nickte, rüstete die Hantel auf. nahm sie dann auf die Schulter und begann den Satz.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Towergebäude, Stabs-Besprechungsraum
Do. 03.10.3072, 08:30 Uhr (Ortszeit)


GenLt. Müller saß gegenüber seinen 4 Sprungschiffkommandanten, die er zu einer Personalbesprechung eingeladen hatte. OTL. Julia Maurer war auch zugegen und verfolgte sie Sitzung aufmerksam.
„Wie sie wissen, hat Kaptein Hansen auf seiner letzten Mission die dringend benötigten Sprungantriebs-Ersatz- und -Verschleißteile mitgebracht. Damit können wir die „DONAR“ endlich regulär in Betrieb nehmen. Aber ihnen, Kaptein Hansen ist es auch gelungen weiteres qualifiziertes Personal für den Betrieb unserer Sprung- und Landungsschiffe anzuwerben und mitzubringen. Alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften sind gründlich vom LND überprüft worden und ihre Loyalität steht nicht in Frage. Kaptein Hansen, bitte stellen sie kurz das angeworbene Personal mit Schwerpunkt auf die 4 Offiziere vor.“
Hansen nickte und forderte alle auf, ein Dokument auf ihrem ComPad zu öffnen, das er zur Verfügung gestellt hatte und ging dann alle Personen einzeln durch. Bei den Offizieren ging er aber mehr ins Detail.
„Das sind unsere neuen Leute, jetzt müssen wir sie noch sinnvoll verteilen!“ schloss der erfahrene Sprungschiffkommandant.


„Richtig!“ ergriff der General wieder das Wort. „Bereits vorab habe ich mit Kaptein Hansen eine sehr wichtige Personalie besprochen und entschieden. OTL. Tom Fortune, derzeit 1. Offizier der „Hugo Eckener, wird als 1. Offizier sofort zur „Donar“ versetzt. Die 2. Offizierin der „Eckener“ KdtHptm. Warendorf rückt für ihn auf die Position des 1. Offiziers. Hptm. Terry Jackson verbleibt als 2. Offizier auf der „Donar“. Das wird ihm zwar nicht gefallen quasi wieder zurückgestuft zu werden, aber im fehlt leider noch die Erfahrung, um als 1. Offizier dauerhaft hier in der tiefen Peripherie eingesetzt zu werden. Kapteinin Boticcelli, ich hoffe sie befähigen ihn, dass er dies eines Tages kann!“ sprach er die Kommandantin der „Donar“ direkt an.
„Selbstverständlich Herr General. Jackson ist gut bei dem was er tut, aber er muss noch einiges lernen und an Erfahrung gewinnen! Er wird es verstehen und er weiß auch selbst, das er zur Zeit mit diesem Posten bei einem Einsatz auf Dauer überfordert wäre!“
„Das spricht für eine gute Selbsteinschätzung!“ erwiderte der General und die Kommandantin nickte zustimmend.
„Nun, Herr Kaptein Hansen, wer soll von den neuen nun ihr neuer 2. Offizier werden!“ fragte ihn der General und gab ihm damit das erste Zugriffsrecht.
„Ich habe mich für Hptm. Kasumi Watanabe entschieden! Sie wurde wie alle anderen auch auf meinem Schiff beim Rückmarsch eingesetzt und sie ist die Einzige, die bereits vorher auf einem „SCOUT“ gedient hat.“
„Dann wäre das geklärt!“ stellte der General fest. Das restliche Personal wurde dann aufgeteilt um die Lücken zu füllen, die unvorhergesehene Besetzung der „Donar“ und der beiden Landungsschiffe verursacht hatte.


„Zum Schluss noch ein wichtiger Punkt. Es steht eine neue Mission an! Wir werden bald nach Thueringen aufbrechen, um die dortige Lage zu Sondieren. Es ist, soweit wir wissen, von uns aus gesehen das letzte bekannte, bewohnte System vor der Hanseatischen Liga. Ich habe alle 4 Sprungschiffen für diese Mission eingeplant. Da wir unbedingt vor Ende des Jahres Good Hope erreichen müssen, lege ich den geplanten Beginn der Mission auf Mittwoch den 06.11.3072. Das bedeutet, dass die Hugo Eckener innerhalb von 5 Wochen wieder reisefertig sein muss. Schaffen sie das Kaptein Hansen?“ Der Kapitän lehnte sich zurück und überlegte kurz.
„Das bekommen wir hin, die „Eckener“ ist ein robustes Schiff! Nur der Besatzung wird das nicht sonderlich schmecken, aber ich sehe keine tiefer gehenden Probleme!“ dabei grinste er.
„Sehr gut!“ meinte der General. „Wir werden am kommenden Montag eine Stabsbesprechung durchführen, in der alle Beteiligten in die Planung der Mission „Herbstreise“ informiert und eingebunden werden. Nur soweit vorab, die „Donar“ wird dann von Thueringen direkt den Marsch nach Kwangjong-ni aufnehmen. Dafür nimmt sie dann die „Ramierez“ und die „Fortunatus“ mit. Wenn man auf Kwangjong-ni seine Hausaufgaben gemacht hat, wird die „Donar“ dann dort die neuen Siedler aufnehmen und hierher bringen. Ich denke, dazu werden sie 2 weitere Landungsschiffe, vermutlich „OVERLORD“s mitnehmen müssen. Die Siedlergruppe die sie abholen sollen, umfasst ca. 3800 Menschen!“ Der General beendete seine Aussage und spürte, dass die Kapitäne unruhig wurden. Dann fuhr er fort,
„Ich weiß, dass dies sehr ambitioniert klingt. Damit würden wir die Bevölkerungszahl hier auf Wohlfahrt verdreifachen, aber es ist unerlässlich, wenn diese Kolonie auf Dauer lebensfähig sein soll. Wir schaffen hier eine neue Heimat für sie und uns! Dazu werden wir auch den Planeten weiterentwickeln und eine eigene industrielle Kapazität errichten müssen. Eines muss ihnen auch klar sein! Die Meisten von uns werden für immer hier in der tiefen Peripherie bleiben, denn diese Operation ist auf viele Jahre angelegt, sonst hätten wir die Siedler gar nicht erst hergebracht! Ich bitte sie deshalb darum, die Stimmungslage bei ihren Besatzungen zu sondieren, ob dies zu Problemen führen könnte. Haben sie Fragen dazu?“ endete der General.


Die Kapitäne schauten sich an, dann ergriff Kaptein Davenport, der Kommandant der „Andromeda“ das Wort.
„Das war mir persönlich schon immer klar, zumal die Existenz von Wohlfahrt ein streng gehütetes Geheimnis ist und vorerst sicher bleiben soll. Keines meiner Besatzungsmitglieder hat jemand, der in der Inneren Sphäre auf ihn wartet, sonst hätten sie erst gar nicht angeheuert. Aber unter Umständen niemals mehr zurückzukehren, dürfte nicht allen bewusst sein! Ich schlage ihnen deshalb vor, dass wir diesbezüglich eine unterschwellige Kampagne starten sollten, um die Männer und Frauen darauf vorzubereiten!“ Die anderen Kapitäne nickten. Da ergriff Julia Maurer das Wort.
„Dies ist ein wichtiger Punkt Herr Kaptein, wir haben uns dahin gehend auch schon Gedanken gemacht. Leider haben wir keinen PR-Spezialisten hier. Aber da draußen entwickelt sich bereits eine Zivilgesellschaft, auch unter unseren Leuten. Dies ist ein ganz natürlicher Vorgang. Sie haben sich doch sicher auch den „Wohlfahrt-Boten“ abonniert, oder?“ Während Hansen etwas fragend schaute, grinste Sophia Boticcelli.
„Das Tratschblatt?“ meinte sie erheitert, wurde aber schnell Ernst. „Der Bote entwickelt sich aber! Die 3 Redakteure, die den Infodienst machen, gehen langsam dazu über, auch Themen anzusprechen, wo den Leuten der Schuh drückt.“
„Genau!“ meinte Julia Maurer. „Wir beobachten dies und sind auch zu dem Schluss gekommen, dass sich bei unseren Leuten, nicht nur bei den Ashanti, langsam ein Heimatbewusstsein für Wohlfahrt entwickelt. Wenn wir dies verstärken, führt das auch dazu, dass wir hier so etwas wie eine zivile Selbstverwaltung aufbauen müssen! Im Augenblick müssen wir uns als Militärs um alles kümmern, auch um Dinge die mit unserem militärischen Auftrag nichts oder nur peripher zu tun haben! Letztlich werden wir Kompetenzen abgeben müssen, mit allen Folgen die dies haben kann!“ Julia schaute in die Runde, sie und der General hatten erst vor kurzem unter 4 Augen darüber diskutiert. Da räusperte sich Hansen,
„Da haben sie Recht, ich bin froh, dass ich mich darum nicht kümmern muss. Der Aufbau einer stabilen, dauerhaften Gesellschaftsstruktur hier auf Wohlfahrt wird keine leichte Aufgabe!“ stellte der Sprungschiffkommandant fest. Der General nickte.
„Das ist richtig Herr Hansen, aber wir müssen es tun, auch dass ihre Besatzungen zukünftig hier ihre Heimat sehen und gerne zurückkehren! Aber das wäre es für Heute. Falls sie noch irgendetwas haben, meine Tür steht ihnen jederzeit offen!“ Georg nickte und erhob sich. Wieder wurde ihm bewusst, welch große Verantwortung auf ihm lastete!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Unterkunftsgebäude Stern-Lanze
Sa. 06.10.3072, 07:02 Uhr (Ortszeit)


Vaiana wachte durch das sanfte Rütteln von Moana auf. Verschlafen gähnte sie und schaute ihren Freund durch verklebte Augen an, der in ziviler Kleidung neben ihrem Bett stand.
„Was machst du den schon hier?“ sagte sie und gähnte noch einmal herzlich. Eigentlich war heute Dienstfrei und sie wollte ausschlafen! Moana setzte sich auf ihr Bett neben sie und strahlte sie an.
„Alles Gute zum 16. Geburtstag, mein Herz!“ flüsterte er ihr zu und küsste sie sanft. Dann griff er in die Tasche seiner Hose, holte ein Schächtelchen heraus und gab es ihr. Vaiana setzte sich auf und öffnete es.
„Oh!“ rief sie erstaunt und holte einen weißen Anhänger heraus, der an einem Lederband hing. Der Anhänger war kreisförmig und in dessen Inneren waren Spiralen eingeschnitzt. Sie hielt es erfreut hoch und 3 wasserblaue Kristalle funkelten sie an. Das Kunstwerk erinnerte sie sofort an ihre Heimat, war es doch ein traditionelles Motiv.
„Das habe ich für dich gemacht!“ sagte Moana und freute sich, das ihr der Anhänger gefiel. Vaiana zog sich das Band über den Kopf und strich mit den Fingern über den glatten Anhänger. Dann schaute sie Moana an,
„Danke!“ hauchte sie und fiel ihm um den Hals.
„Warum gerade so ein Anhänger?“ fragte sie ihn, nachdem sie sich zärtlich geküsst hatten.
„Damit wir unsere Heimat nicht vergessen!“ meinte er sanft. „Wir erleben hier soviel Neues und Aufregendes, aber wir sollten nie vergessen, wo wir herkommen.“ Dann zog er den Ausschnitt seines T-Shirts herunter und zeigte ihr einen Anhänger, der einen stilisierten Fischhaken darstellte.
„Mir habe ich auch einen gemacht!“ sagte er nicht ohne Stolz.
„In dir schlummert ja ein Künstler!“ rief Vaiana aus. Den beide Anhänger waren qualitativ hervorragend ausgeführt.
„Du weißt doch, das ich schon immer geschickt mit den Händen war!“ erwiderte er bescheiden.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Towergebäude, Stabs-Besprechungsraum
Mo. 07.10.3072, 14:48 Uhr (Ortszeit)


Georg sah, wie die letzten Besprechungsteilnehmer der Planungsbesprechung den Raum verließen. Während der Besprechung hatte er an alle Teilnehmer Aufträge verteilt, die nun in den kommenden Wochen zur Vorbereitung der Operation „Harzreise“ ausgeführt werden würden. Er würde zwar alles überwachen. Aber die eigentliche Koordination übernahm Julia, als seine Stellvertreterin. Er trat ans Fenster uns sah über das Landefeld hinaus in die Ferne. Knapp vor dem Horizont nahm er ein Glitzern wahr, dort befand sich ein breiter Fluss, in dem sich die Abendsonne spiegelte. Irgendwie kam ihm die Melodie eines alten, aber immer noch populären Walzers in den Sinn und summte unbewusst die Melodie vor sich hin. Als die Melodie an seinem inneren Ohr verklungen war, straffte er sich, schaute auf seine antiquierte Uhr und wandte sich zum Ausgang. Es war noch Zeit sich im Mechhangar etwas anzusehen.


10 Minuten später trat er durch den Seiteneingang in das geschäftige Chaos des Hangars und schaute sich um. Ein zweiter Hangar war schon in Planung, aber da die Baukapazitäten beschränkt waren, hatten die Arbeiten noch nicht begonnen. Dann fand sein Blick was er suchte und er steuerte auf den Mech zu. Während der Operation „Minerva“ hatten sie unter anderem einen „CATAPULT CPLT-C4“ erbeutet, dessen linkes Waffenmodul vollkommen zerstört worden war. Aber die „RAMIEREZ“ hatte entsprechende Ersatzteile mitgebracht. Der Mech wurde gerade umfassend instand gesetzt und dabei auch erheblich mit CLAN-Tech modernisiert. Diese Aufgabe hatte er Jiao „Huli Jing“ Wu übertragen. Dass er mit ihr einen MasterTech als Joker in Reserve hatte, war Gold wert und damit hatten sie hier auf Wohlfahrt mehr Kapazität und Expertise in der Mechinstandsetzung, als auf dem Papier vorhanden wäre.


Nach ein paar Schritten nahm eine sehr junge Frau mit schwarzen Haaren und ölverschmiertem Gesicht Haltung an.
„Herr General, Kadett Haamea bei der Instandsetzungsunterstützung!“ meldete sie ihm. Georg grüßte zurück und lächelte, erst jetzt beim zweiten Hinsehen erkannte er sie.
„Danke Kadett!“ entgegnete er. „Welche Arbeiten führen sie gerade durch?“ Sie meldete es ihm und er stellte ein paar gezielte Nachfragen. Als sie ihm gestand, dass sie eine seiner Fragen nicht beantworten konnte, meinte er nur,
„Kadett, sie lernen noch! Wenn sie schon alles wüssten, wären sie keine Kadettin mehr!“ und lächelte sie aufmunternd an. „Das wird schon! Sie haben schließlich eine der Besten als Ausbilderin!“
„Redest du von mir?“ fragte eine Stimme links von ihm und Jiao trat hinzu.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe?“ fragte Georg.
„Jedes Wort!“ grinste ihn Jiao an. „Der Teil mit »eine der Besten« hat mir besonders gut gefallen.“
„Ich muss wohl besser aufpassen, wann und wo ich was sage!“ knurrte Georg und Vaiana stand total überrascht dabei, wie locker Jiao und der General sich unterhielten, wie alte Freunde!
„Wie gehen die Arbeiten voran?“ wollte er dann wissen.
„Sehr gut. Die Gefechtsschäden des „CATAPULT“ sind vollständig beseitigt, die Sprungdüsen wurden repariert, die doppelten Wärmetauscher sind montiert und angeschlossen, die Panzerung wird derzeit auf Ferro-Fibrit umgestellt und heute Morgen haben wir das neue Waffenmodul montiert und bereiten gerade beidseitig den Einbau der ClanLRM20 vor. Das Elektronik-Team arbeitet gerade daran, den CLAN-Zielcomputer einzubauen. Als nächstes ist das lasergestützte AMS-System dran. Kdt. Keita konnte davon mehrere bei seiner Versorgungsfahrt auftreiben. Für die Nahverteidigung haben wir 4 cERsmallLaser eingebaut. Die Dinger haben für ihre Größe richtig Power und eine relativ große Reichweite. Wir schätzen, dass wir in 2 – 3 Wochen die Arbeiten abschließen und mit den Gefechtstests beginnen können.
„Das hört sich gut an. Dann muss ich mir überlegen, wie wir den Mech in das Kommando integrieren, wobei wir keinen freien Mechkrieger haben!“
„Schön wäre es, wenn die Sternlanze einen Artilleriemech bekäme!“ schlug Jiao vor.
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht!“ meinte Georg. „Nur müsste dann einer der Mechkrieger seinen Mech aufgeben und den Mech wechseln.“
„Das ist immer schwierig!“ warf Jiao ein und grinste, dabei deutete sie mit den Augen zu Vaiana. Georg nickte und grinste zurück. Er hatte verstanden!


Die darauf folgenden Wochen waren angefüllt mit den Vorbereitungen der Operation. Auf den Landungs- und Sprungschiffen wurden die neuen Crewmitglieder in ihre Aufgaben eingearbeitet und Tom Fortune musste sich an seine neue Kapteinin gewöhnen, die einen ganz anderen Führungsstil pflegte wie Carlos Hansen. Grundsätzlich waren die Systeme der „Eckener“ und der „Donar“ gleich, aber allein die Schiffsgröße unterschied sich doch drastisch.
„Wir werden während der Operation 3 Landungsschiffe transportieren!“ teilte ihm seine neue Kommandantin mit. „Die „Ramierez“, die „Fortunatus“ und die „Dolch“! Sind die K/F-Ersatzteile mittlerweile an Bord?“
„Ja, Frau Kapteinin!“ bestätigte Tom Fortune. „Die Teile wurden vor der Einlagerung noch einmal durch den K/F-Mastertech und mir geprüft und sind alle intakt!“ meldete er. Sophia Botticelli nickte und schaute ihren 1. Offizier an.
„Ich denke, wenn wir unter uns sind können wir das „Frau Kapteinin“ weglassen, Tom!“ meinte sie. Tom grinste,
„Sehr gerne Sophia!“ entgegnete er.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Basis Lyran Transspace, Hangar
Di. 22.10.3072, 15:18 Uhr (Ortszeit)


Langsam senkte sich das letzte Stück der Turmverkleidung auf den „LEOPARD“. Der Kraneinweiser sprach in sein Headset-Mikrophon und gab Handzeichen. Zum Glück war der Hangar hoch und tief genug gewesen, dass man für die Umrüstung des Geschützturms von einer Zwillings-PPK auf die beiden neuen HGauss-Geschütze auf den Laufkran im Hangar hatte zurückgreifen können. Urs Strückli stand auf der Empore und sah mit klopfendem Herzen zu, wie seine Idee hier in die Tat umgesetzt wurde. Natürlich wusste er um die Problematik des Rückstoßes, dessen Impuls nicht durch den Schwerpunkt des Schiffes ging und beim Abfeuern ein Kippmoment in das Landungsschiff bringen würden, aber er hatte in Vorbereitung der Versuche bereits zusammen mit seinem Mastertech Programme zur Kompensation erarbeitet, die das Schiff dann automatisch stabilisieren würden. Für die kommende Woche waren die Waffentests angesetzt, die er im planetennahen Raum durchführen würde. Mittlerweile war man hier auf Wohlfahrt auch fähig, die Eisen-Nickel-Geschosse herzustellen, die die Gauss-Geschütze benötigten. Stolz betrachtete er sein Schiff, das nun ein wirkliches Kanonenboot war. Die beiden PPKs waren schon anstatt von zwei largeLasern am Bug eingebaut und angeschlossen worden.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Ashanti-Kral Kumasi
Mi. 23.10.3072, 11:04 Uhr (Ortszeit)


„Aua!“ sagte Amira und rieb sich den Baby-Bauch. Ihre Mutter sah sie an.
„Boxt er dich wieder?“ fragte sie.
„Und wie! Wenn das ein Maßstab ist, wird mein Sohn ein richtiger Rabauke werden!“ stöhnte sie. Ihre Mutter lachte.
„Du hast damals auch ganz schön getreten, Amira! Trotzdem warst du ein liebes Kind, wenn auch Eigensinnig!“
„Von wem ich das wohl habe?“ fragte sie sarkastisch und ihre Mutter lachte wieder, sagte aber nichts. Nach einer Weile fragte sie,
„Ich habe gehört, dass das Unterstützungskommando eine Operation vorbereitet? Muss Taemin da auch mit?“
„Nein Mama, der General hat angeordnet, dass die Stern- und die Okraman-Lanze hier zum Schutz des Planeten zurück bleiben!“
„Weißt du wie lange sie fort sind?“
„Soweit ich weiß, ist die Operation auf 6 – 8 Monate angelegt, aber warum fragst du nicht Papa, der ist da sicher besser informiert.“ entgegnete ihre Tochter.
„Darüber redet er nicht gerne, er will nicht, dass ich mir Sorgen mache!“ gab ihre Mutter zurück.
„Wie sollst du hier etwas nicht mitbekommen!“ meinte Amira und lachte auf. „Wohlfahrt ist ein Dorf und jeder kennt jeden persönlich!“
„Du weißt doch wie er ist! Er will die Seinen beschützen, komme was wolle!“ bekräftigte ihre Mutter.
„Ja, das weiß ich doch, Mama!“ gab Amira zu.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Siedler-Lager, Bar „Savannah Inn“
Do. 31.10.3072, 20:58 Uhr (Ortszeit)


Freya Hansen streckte sich in ihrem Stuhl und schaute durch das Lokal. Vor ihr stand eine klare Flüssigkeit hochprozentigem einheimischen Wodkas, den hier ein paar Hobbybrenner aus Kartoffeln der Ashanti destillierten. Die Grundnahrungsmittel gab es in der Station der „Lyran Transspace“ gegen persönliche Bezugsscheine quasi „umsonst“, der Wert wurde aber vom Sold abgezogen. Um einem Schwarzmarkt vorzubeugen, galt natürlich hier die lyranische Währung, nur gab es am Markt wenig, was man kaufen konnte. Die Stationsleitung bemühte sich für wichtige Gebrauchsartikel eine Fertigung aufzubauen. Transspace war klug genug gewesen neben Soldaten und deren Angehörigen auch Techniker und Handwerker für Wohlfahrt anzuheuern und nicht wenige waren dem Aufruf nach „Freiheit und Abenteuer“ gefolgt. Darum konnte sich hier auch langsam eine Infrastruktur von Handwerkern und kleinen Fertigungsstellen entwickeln. Natürlich hatte die Company keine Ressourcen für Alkoholproduktion vorgesehen, aber wie üblich, wurde diese Lücke schnell durch Enthusiasten gefüllt! Sie nahm ihr Glas und nippte daran. Die Flüssigkeit brannte sich ihren Weg in den Magen und strahlte eine wohltuende Wärme dabei aus!


„Ist der Stuhl noch frei?“ fragte plötzlich eine männliche Stimme. Freya schaute die Quelle der Frage an und grinste.
„Gerne Scott! Schön dich mal wieder zu sehen!“ Mit einem Fuß schob sie ihm den Stuhl entgegen, dieser nahm ihn und setzte sich zu ihr. Er schaute sich die Pilotin an, ihr weißblondes Haar leuchtete im Schwarzlicht, dass diesen Teil der Bar mühsam erhellte. Scott Lancaster war einer der AsTechs, die sich um die Wartung der L/R-Jäger kümmerten. Außerdem konnte er sehr charmant sein und war gerne bereit einer einsamen Frauen die Zeit zu vertreiben. Scott hob die Hand und ein junges Mädchen kam her und nahm seine Bestellung auf. Dann wandte er sich an die Pilotin, die wie er zivil bekleidet war.
„Wie ich hörte, wird deine Air-Lance hierbleiben?“ stellte er fest.
„Wenn du es schon weißt, warum fragst du?“ hakte sie nach. Er grinste,
„Weil ich auch hier bleiben werde! Heute Nachmittag habe ich die Info bekommen, dass Jules Ferreira wieder fit ist und doch an der Operation teilnehmen kann! Ich muss ihn also nicht vertreten!“ Freya lächelte.
„Schön für dich!“ entgegnete sie. „Was hat das mit mir zu tun?“
„Nun, wir könnten dann öfters etwas zusammen unternehmen!“ schlug er vor.
„Jetzt wo all deine anderen Liebchen auf Reisen sind?“ stellte sie fest. Scott hob die Hände,
„Nein! Deshalb nicht! Aber ich würde wirklich gerne mehr mit dir unternehmen! Außerdem habe ich keine anderen Liebchen!“ stellte er fest.
„Oh, der Schwerenöter hat sich geändert?“ fragte Freya sarkastisch.
„Lach du nur, das habe ich auch verdient!“ knurrte er und schaute Freya in die wasserblauen Augen. Tatsächlich hatte er die losen Beziehungen zu anderen Frauen abgebrochen, da er gespürt hatte, dass sie ihm nichts brachten. Nur bei Freya hatte er bis jetzt ein Gefühl der Verbundenheit aufbauen können, dies wollte er nun vertiefen!
„Na schön! Alleine ist es sowieso langweilig!“ meinte die Offizierin und grinste Scott an. Auch sie hatte sich schon immer zu ihm hingezogen gefühlt und da hier auf Wohlfahrt das Fraternisierungsverbot nicht galt, war es auch egal, dass sie eigentlich seine Vorgesetzte war. Scott schaute durch die Bar und meinte,
„Ah, „Warrior&Brain“ sind auch hier!“ stellte er fest. Freya grinste,
„Sie werden sich wohl noch die Zeit angenehm vertreiben, bevor sie wieder für mindestens 6 Monate in einer Konservendose reisen müssen!“ sagte sie erheitert. „Warrior&Brain“ war der Spitzname für eines der schillerndsten Pärchen, die sich auf Wohlfahrt gefunden hatten. Hptm. Patricia Fairbanks, die Kommandantin der Marineinfanterie und Giorgio Testrella, der wissenschaftliche Leiter hatten während der Bergung der Donar zueinander gefunden, obwohl die Gegensätze der Beiden für Außenstehende wohl nicht hätten größer sein können!




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Towergebäude, Büro OTL. Maurer
Fr. 01.11.3072, 08:29 Uhr (Ortszeit)


Vaiana und Moana trafen sich vor dem Büro der stv. Kommandeurin. Beide waren zu ihr befohlen worden. Vaiana klopfte entschlossen an die Tür und von ihnen hörten sie deutlich ein lautes „Herein!“ Als sie das Büro betreten hatten meldete Vaiana Moana und sich bei OTL. Maurer, die hinter ihrem Schreibtisch aufgestanden war.
„Danke! Setzten sie sich!“ befahl sie und die Kadetten setzten sich auf die beiden Stühle vor dem Schreibtisch. „Ich habe sie her befohlen, da sie beide versetzt werden. Sie beide stehen noch am Anfang ihrer Ausbildung und sind beide gerade 16 Jahre alt. Deshalb verbietet sich ein Gefechtseinsatz. Darum werde ich sie beide hier bleiben. Sie, Kadett Haamea, werden zur Stern-Lanze versetzt und unterstelle sie KdtHptm. Cameron-Gokoglu. Ihre direkte Ausbilderin ist ab sofort Hptm. Naomi Frank. Sie nimmt auch die Aufgaben als ihr Vormund wahr, da Olt. Schostakovich an der Operation Harzreise teilnimmt.“ Julia schaute die junge Frau an. Diese nickte,
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ antwortete sie. Obwohl sie es eigentlich schon wusste, enttäuschte es sie doch, nicht an der Operation teilnehmen zu können. Dann wandte sich Julia an Moana.
„Anwärter Otcenasek, sie werden auf die „Damokles“ versetzt und melden sich dazu bei Kdt. Strückli. Dort werden sie lernen die Systeme eines Landungsschiffes zu bedienen und zu warten!“
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ entgegnete Moana. Mit dieser Versetzung hatte er nicht gerechnet, da er dachte, weiter in der Mechinstandsetzung bleiben zu können und damit in der Nähe von Vaiana.
„Sie werden auch beide weiter die Schulbank drücken. Wir erwarten von ihnen beiden, dass sie ihre Akademieprüfung in 1,5 Jahren ablegen und damit ihre Hochschuleignung nachweisen!“ sagte ihnen die Stabsoffizierin. „Ohne diese Prüfung zu bestehen, können sie nicht Offiziere werden.“ schärfte sie ihnen ein. „Ich hoffe, ihnen ist bewusst, dass wir einiges in sie investieren!“
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ entgegnete Moana. „Wir werden unser Bestes geben, wir beide!“
„Das freut mich zu hören! Wie mir gemeldet wurde, sind ihre Ausbilder bisher mit ihren Fortschritten zufrieden. Bleiben sie am Ball und dann wird das auch klappen! Anwärter Otcenasek wir haben auch bereits Überlegungen angestellt, wie wir ihnen ein Ingenieursstudium ermöglichen können, damit sie die Tech-Laufbahn einschlagen können. Alle ihre Ausbilder haben mir bestätigt, das sie das Zeug dazu haben!“ informierte sie OTL. Maurer. Moanas Gesicht hellte sich auf.
„Danke Frau Oberstleutnant! Ich werde alles dafür tun, sie nicht zu enttäuschen, das verspreche ich!“ Die Stabsoffizierin nickte, ging aber nicht weiter darauf ein.
„Haben sie noch Fragen zu ihren Versetzungen?“ Beide blieben stumm. Dann fuhr die stv. Kommandeurin weiter fort. „Sie melden sich sofort bei ihren aktuellen Vorgesetzten ab und melden sich unverzüglich auf ihrem neuen Posten! Wegtreten!“ Beide sprangen auf, meldeten sich ab und verließen das Büro. Draußen schauten sie sich an.
„Wir werden uns wohl nicht mehr jeden Tag sehen können!“ meinte Vaiana.
„Noch ist die „Damokles“ am Boden!“ grinste Moana. „Aber wenn wir oben sind, werde ich mich so oft wie möglich melden!“ versprach er ihr. Vaiana schaute sich um, der Korridor war leer. Schnell trat sie auf Moana zu umarmte ihn und küsste ihn kurz, dann verließen sie das Gebäude und gingen zum Mechhangar, um sich bei ihren Ausbildern abzumelden.




Tiefe Peripherie, System Bartok, Wohlfahrt,
Landefeld, Landungsschiff „Witch“
Mo. 04.11.3072, 08:54 Uhr (Ortszeit)


Die Vorbereitungen der Operation „Harzreise“ waren so gut gelaufen, dass der General den Beginn um 2 Tage vorverlegt hatte. KdtHptm. Francois Dassault stand in der Brücke ihres Schiffes und sah auf den Monitoren wie sich gerade das letzte Hangartor schloss.
„Tore und Schotten geschlossen! Schiff ist Dicht, „Witch“ ist startbereit!“ meldete ihr 1. Offizier Olt. Theodosius Patzanakis. Er war vor 2 Monaten mit der „Ramierez“ hier angekommen und hatte den vakanten Posten von Peter Schultzky übernommen, der nun die „Dolch“ führte.
„Danke!“ erwiderte sie, „Leiten sie Startsequenz ein!“
„Jawohl, Startsequenz einleiten!“ wiederholte er und seine Finger flogen über die Schalter seiner Konsole. Francois spürte, wie tief im Inneren ihres Schiffes die leistungsfähigen Triebwerke zu vibrieren begannen, als die Vorwärmphase begann. Da öffnete sich das Brückenschott und der General kam herein.
„Erlaubnis Brücke zu betreten?“ fragte er ganz formell.
„Erlaubnis erteilt!“ gab Francois zurück und grinste ihn an. Georg nickte kurz, ging sofort zum Beobachterplatz, setzte sich und schnallte sich an. Von einem Schiffskommandanten mitten in der Startphase eine Meldung zu verlangen war völlig unüblich und Francois wusste sehr genau, was der General von übertriebenen Förmlichkeiten hielt.




Tiefe Peripherie, System Good Hope, Zenit-Sprungpunkt,
Sprungschiff „Andromeda“, Brücke
Mo. 02.12.3072, 11:03 Uhr (Bordzeit)


Georg entfuhr ein Seufzer, während sich langsam wieder sein Sehfeld normalisierte. Die „Andromeda“ war wieder mit den angekoppelten Landungsschiffen materialisiert. Erst dumpf, dann immer deutlicher drangen die Meldungen auf der der Brücke an sein Ohr.
„Wir sind wie geplant am Zenit-Sprungpunkt des Good Hope-Systems materialisiert.“ hörte er die Meldung der 1. Offizierin KdtHptm. Lea Wolcott an den Kommandanten des Schiffes Kaptein Davenport.
„Perfekt!“ sagte dieser. „Sensoren, haben wir Gesellschaft?“ fragte Davenport. Nach einer kurzen Pause meldete der Sensorgast,
„Wir sind alleine am Sprungpunkt, keine anderen Schiffe oder Objekte geortet!“
„Signal, schicken sie die vorbereitete Meldung zum Planeten und kündigen sie unserer Landungsschiffe an!“
„Aye Aye!“ kam die Rückmeldung und die Unteroffizierin an der Signalstation ließ ihre Finger über die Konsole huschen, richtete die Antenne aus und setzte den Spruch ab. Es würde mindestens 6 Stunden dauern, bis eine Antwort kommen würde. 15 Minuten später traf eine Nachricht der „Dolch“ ein, die wieder von einem der Piratensprungpunkte zum Zenit-Sprungpunkt gekommen war und diesen seit ca. einem Tag überwachte. Die „Donar“, die „Eckener“ und die „Humboldt“ waren bereits 4 Tage vorher dort materialisiert.




Tiefe Peripherie, System Good Hope, Zenit-Sprungpunkt,
Sprungschiff „Andromeda“, Brücke
Mo. 02.12.3072, 18:04 Uhr (Bordzeit)


„Funkspruch vom Planeten!“ meldete der Signalgast laut.
„Geben sie mir es auf die Konsole!“ ordnete der Kommandant an, las die Meldung durch und begann zu grinsen.
„Signal, Meldung an den General. Wir haben Landefreigabe! Frau Wolcott, vorbereiten Abkoppeln der „Witch“ und der „Sirius“!“ Beide bestätigten die Anweisungen und der General befahl, das beide Landungsschiffe in 10 Minuten abkoppeln sollten. Die „Andromeda“ würde dann alleine am Sprungpunkt bleiben, beschützt von ihren L/R-Jägern und der „Dolch“ die unsichtbar im Hintergrund lauerte.




Tiefe Peripherie, System Good Hope, Planet Hope,
Landing, Raumflughafen
So. 08.12.3072, 09:41 Uhr (Ortszeit)


Nacheinander landeten 4 Landungsschiffe des „Militärischen Unterstützungskommandos“ der Lyran Transspace. Die Beschäftigten des Landefeldes schauten sich das Spektakel mit offenen Mündern an. So viele Schiffe waren noch nie hier gleichzeitig am Boden. „Neben der „Whirlwind“ der Mitchels Maurauders standen nun die „Witch“, die „Sirius“, die „Sturm“ und die „Fortuntus“ auf der Betonfläche des Landefeldes. Langsam öffneten sich die Hangartore der Schiffe. Vor der „Witch“ hielten zwei kleine Transporter, von denen einer von der „Whirlwind“ gekommen war und insgesamt 3 Personen stiegen aus. Währenddessen stapften 4 Mechs aus der „Sirius“ und bildeten eine Sicherheitskordon um die 4 lyranischen Landungsschiffe. Die 3 Personen schickten sich an, die Rampe der „Witch“ zu erklimmen, als ihnen ein einzelner Mann aus dem Landungsschiff entgegentrat. Georg verließ die „Witch“ und erkannte sofort Col. Hank Mitchel, Maj. Owen Sparks und Leila Teutul, die Logistikleiterin von Hopefull Mining. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
„Guten Morgen!“ begrüßte er sie und fügte hinzu, „Wir haben uns leider etwas verspätet!“ Col. Mitchel und Maj. Sparks bleiben stehen und grüßten Georg militärisch, der den Gruß erwiderte. Der Colonel sprach ihn an,
„Wurden sie verstärkt?“ fragte er.
„Nun ja, man dachte, es wäre notwendig. Aber ich habe mich gegen die Verstärkung nicht gewehrt!“ dabei deutete Georg grinsend auf die 4 Landungsschiffe. „Jedenfalls freue ich mich, sie alle bei guter Gesundheit zu sehen. Colonel, sind sie mittlerweile wieder mechtauglich?“ Hank Mitchel grinste,
„Voll umfänglich und hier auf Hope ist alles in Ordnung. Wir hatten in den letzten 1, 5 Jahren Besuch von 2 Tramphändlern und die hiesige Wirtschaft konnte hervorragende Geschäfte abschließen!“ erwiderte der Colonel.
„Ich würde mich über eine baldige ausführliche Lageinformation freuen!“ antwortete Georg Müller.
„Deshalb sind wir hier!“ gab der Colonel zurück, „Aber muss das sein?“ dabei deutete er auf die Mechs, die die Landungsschiffe schützten.
„Standardprozedur!“ entgegnete Georg. „Wenn wir vollumfänglich über die Lage informiert sind und dieses verifiziert ist, können wir sie sicher wieder ins Körbchen schicken!“
„Diese Mechs kennen wir nicht!“ stellte Sparks fest.
„Sie sind Teil unserer Verstärkung!“ gab der General zur Antwort.
„Ich hoffe, sie wollen nicht WoB nacheifern!“ meinte Hank Mitchel.
„Das liegt außerhalb unserer Intention und Möglichkeiten!“ sagte Georg Müller und wandte sich Leila Teutul zu. Er reichte ihr die Hand.
„Es freut mich besonders sie wieder zu sehen! Ich habe auch „Natascha Kerenski“ wieder mitgebracht! Sie würde sie gerne sprechen!“ Die stämmige, ältere Frau lachte,
„Mich freut es ebenfalls! Seit ihrem Besuch hat sich hier auf Hope vieles zum Besseren gewandelt! Ich habe auch eine Bitte mitgebracht, aber dies möchte ich später mit OTL. Maurer und ihnen unter 6 Augen besprechen.“
„Sehr gerne! Aber nun folgen sie mir in den Besprechungsraum. Dort können sie ihren Lagevortrag vor meinen Offizieren und mir halten. Die anderen Landungsschiffe werden per Konferenzschaltung teilnehmen!“


Kompetent und präzise hatte Maj. Sparks die Lage geschildert und zum Schluss über die Entwicklung bei „Hopefull Mining“ resümiert.
„Die interne Struktur bei der Minengesellschaft ist stabil und es ist den Vorständen gelungen die Besitzverhältnisse zu aller Zufriedenheit zu klären. Ein Mal wollte uns der CEO Dinesh Kahn vor seinen Karren spannen, aber das konnten wir sofort abblocken und klarstellen, das Mitchels Maurauders nur für die äußere Sicherheit zuständig sind und nicht als Werkspolizei auftreten werden und sich auch nicht in Tarifverhandlungen einmischt!“ Georg grinste. Mitchels Marauders hatten sich an seine Empfehlung gehalten! Nachdem alle Fragen am Ende des Vortrags geklärt waren, erhob sich der General, der hier wieder als Oberst auftrat.
„Vielen Dank für ihre Lageschilderung Maj. Sparks. Wie ich sehe, läuft es auf Hope rund. Colonel, wie stellen sie sich nun die weitere Zukunft der Maurauder vor? Würden sie ihren Garnisonskontrakt verlängern oder wollen sie Hope wieder verlassen, um sich wieder von verschiedenen Auftraggebern anheuern zu lassen?“ Es war Hank Mitchel anzusehen, dass er mit dieser Frage gerechnet hatte.
„Herr Oberst, Mitchels Maurauders sind wieder voll einsatzbereit, aber ich weiß mittlerweile, dass viele Frauen und Männer meines Kommandos nur noch wenig Lust auf ein Vagabundenleben verspüren. Die tiefe Zäsur, die mein Kommando hier vor fast 2 Jahren erlebt hat, hat viele, auch mich selbst, zum Umdenken bewogen. Ehrlich gesagt, würden wir gerne hierbleiben, oder zumindest Hope als feste Operationsbasis nutzen, um immer wieder hierher zurückzukehren. Dies würde natürlich unseren Aktionsradius erheblich einschränken, zumal wir über kein eigenes Sprungschiff verfügen!“ Diese Aussage der Colonels initiierte in Georg einen Gedanken, über den er aber erst in Ruhe nachdenken musste.
„Danke für ihre ehrliche Aussage, Colonel!“ entgegnete der General. „Wenn sie nichts dagegen haben, würde ich sie jetzt gerne auf einen kleinen Umtrunk mit Canapés einladen, damit wir uns noch etwas zwanglos austauschen können!“ lud er die Gäste ein.


Bei den Gesprächen fragte Georg Hank Mitchel nach dem ehemaligen Kommandeur der „Lucifers Siblings“ LtCol. Lucian Cojocaru.
„Ein schwieriger Punkt.“ gab der Colonel zu. „Er verhält sich absolut untadelig! Aber ich weiß nicht, ob ich ihm vertrauen kann. Davon ihn in die Maurauders zu übernehmen schrecke ich deshalb noch zurück.“
„Was macht er zur Zeit?“ wollte Georg wissen.
„Ich setze ihn zur Zeit in der Mechinstandsetzung ein. Damit habe ich einen qualifizierten Mechkrieger dort, ohne auf meine etatmäßigen Krieger zurückgreifen zu müssen. Dort leistet er gute Arbeit. Aber mir ist klar, dass dies keine Dauerlösung sein kann.“
„Ich werde mal darüber nachdenken, vielleicht habe ich eine Lösung!“ bot der General an.
„Das wäre sehr freundlich!“ gab der Söldnerkommandant zu.


Nach dem Empfang saßen Julia Maurer, Georg Müller und Leila Teutul im Büro des Generals zusammen, das auch gleichzeitig die Kabine von ihm und Julia war. Nach einem Blick auf die Hände der beiden Offiziere fragte Leila Teutul um das Gespräch auf eine informellere Ebene zu bringen:
„Haben sie geheiratet? Beim letzten Mal hatten sie ihre Ringe an der anderen Hand!“ Julia lächelte,
„Sie sind eine gute Beobachterin, Ms. Teutul!“ entgegnete sie.
„Dann möchte ich ihnen noch nachträglich gratulieren!“ sagte Leila Teutul mit breitem Grinsen.
„Danke!“ entgegnete Georg mit einem Lächeln. „Aber warum wollten sie uns sprechen?“
„Mein Sohn ist 17 und hat im Sommer seine Universitätszulassung erworben. Er will aber unbedingt Mechkrieger werden. Er hat sogar einen Test bei Mitchels Maurauders gemacht, die ihm eine Eignung zum Mechkrieger bescheinigt haben, aber sie lehnen es ab ihn auszubilden, weil sie keine Kapazitäten haben!“ Gespannt beobachtete sie die beiden Offiziere, aber anstatt zu antworten, fragte der General,
„Haben sie sich das auch wirklich überlegt? Wenn wir ihren Sohn ausbilden würden, müsste er uns begleiten. Ob und wann er je wieder heimkehren würde, wüssten sie nicht! Der Soldatenberuf erfordert auch, wenn notwendig, den Einsatz des eigenen Lebens und nicht wenige fallen dem scharfen Ende ihres Eides zum Opfer! Ms. Teutul, ich bin schon lange Soldat und habe viele Schlachten erlebt und sehr oft den Tot von Kameradinnen und Kameraden gesehen. Wenn sie ihren Sohn gehen lassen, müssen sie sich darüber klar sein!“ Leila Teutul sah still den General an. Dann fasste sie sich,
„Das war sehr offen, Sir! Darüber habe ich ebenfalls schon mit meinem Mann nachgedacht und wir haben auch mit unserem Sohn darüber gesprochen. Sein Wunsch steht fest und mein Mann und ich würden ihn ziehen lassen, wenn wir wissen, dass er eine echte Chance bekommt und nicht nur als Kanonenfutter verheizt wird.“ Georg sah zu Julia und tauschte sich mit Blicken mit ihr aus. Sie nickte und wandte sich dann an Ms. Teutul.
„Ihr Sohn soll sich bei mir melden. Wir werden ihn testen und dann überlegen, ob er das Zeug zum Mechkrieger hat. Mehr möchte ich ihnen im Augenblick nicht versprechen.
„Das genügt mir!“ sagte sie. „Mein Sohn wird Kontakt zu ihnen aufnehmen!“ Danach unterhielten sie sich noch über die Situation auf Hope aus ihrer Sicht und Georg fragte,
„Existiert das „Topkapi“ noch?“ Leila Teutul grinste,
„Natürlich! Das Restaurant hat ihnen wohl gefallen?“ antwortete die Logistik-Leiterin.
„Ja sehr!“ warf Julia ein. „Ihr Tipp war Gold wert! Ich denke, wir werden es wohl, solange wir hier sind, ein paar Mal besuchen!“




Tiefe Peripherie, System Good Hope, Planet Hope,
Landing, Raumhafen, Mechhangar Mitchels Maurauders
Di. 10.12.3072, 07:21 Uhr (Ortszeit)


Georg betrat den Mechhangar der Maurauders und schaute sich um. Ein paar der Mechs identifizierte er als ehemalige WoB-Maschinen. Alle waren äußerlich wieder hergestellt. In der letzten Bucht stand der „CYCLOPS“ und in Georg liefen wieder die letzten Minuten des Gefechts gegen Blakes Wort ab, das vor rund 1,5 Jahren stattgefunden hatte.
„Sir, kann ich ihnen helfen?“ wurde er von einer Tech gefragt. Georg schaute die Frau an, die in einem verschmierten Wartungskombi vor ihm stand.
„Ja!“ antwortete er. „Ich suche LtCol. Cojacaru!“
„Der müsste da hinten bei dem „WOLVERINE“ sein, Sir!“ Dann fixierte sie ihn. „Sir, wenn ich sie schon treffe, möchte ich mich noch einmal persönlich bei ihnen Bedanken, dass sie uns damals rausgehauen haben!“
„Gerne geschehen!“ gab Georg zurück, nickte zum Abschied und ging weiter zu dem Mech. Als er den „WOLVERINE“ erreichte, schaute er sich den Mech interessiert an. Die Maschine war wieder vollständig hergestellt, aber man sah noch deutlich, dass der Mech das letzte Gefecht mit erheblichen Schäden gerade so überstanden hatte. Der Pilot war damals in seinem Cockpit verblutet.


„Sir?“ wurde er plötzlich angesprochen und aus seinen Gedanken gerissen. Er wandte sich dem Mann zu und erkannte den ehemaligen Kommandeur der Siblings, der ihn mit der Hand an der Stirn grüßte. Georg erwiderte und meinte,
„LtCol. Zu ihnen wollte ich!“ Er schaute den Mann ruhig an. Die Narben seiner damaligen Verletzungen im Gesicht waren deutlich zu sehen, aber er machte auf ihn den Eindruck,dass er gesundheitlich wieder voll hergestellt war. „Ich würde mich gerne mit ihnen in Ruhe unterhalten. Gibt es hier ein Büro, wo wir das tun könnten?“ fragte Georg.
„Natürlich Sir, wenn sie mir bitte folgen wollen!“ gab Cojacaru zur Antwort und wies mit der Hand den Weg. Ein paar Minuten später betraten sie einen kleinen Raum, in dem ein Tisch und mehrere Stühle standen. Nachdem sich die beiden Männer gesetzt hatten, stellte Georg fest,
„Sie scheinen sich von ihren Verletzungen gut erholt zu haben!“
„Ja, meine Wunden sind verheilt! Aber ich habe meine Einheit verloren, das schmerzt noch immer!“ stellte dieser offen fest. „Trotzdem hat es mich damals gewundert, das sie uns gegenüber so großzügig aufgetreten sind. Für sie als Lyraner waren wir doch nur Terroristen von Word of Blake!“ gab er zur Antwort.
„Nun ich hege als gebürtiger Lyraner keine Liebe zu WoB. Was ich bisher über die Kriegsführung dieses „Ordens“ gehört habe, ist teilweise an Barbarei nicht zu überbieten. Die „Ares-Konvention“ wurde mehrfach gebrochen und dies ist nicht hinnehmbar! Ich bin zwar nun Söldner, aber es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf!“ stellte Georg fest.
„Mit dieser Meinung stehen sie als Söldner aber relativ alleine da!“ meinte Cojacaru. „Schwer so an Aufträge zu kommen!“
„Das ist mir egal! Bisher konnte ich keinen Mangel an Aufträgen feststellen!“ grinste Georg.
„Sie sind bei den Lyranern im Vertrag?“ fragte der Söldnerkommandant.
„Wer sonst könnte und würde eine derartige Operation gegen WoB finanzieren?“beantwortete Georg die Frage mit einer Gegenfrage. „Aber nun zu ihnen! Wie mir Col. Mitchel berichtet hat, will er sie nicht als Mechkrieger in die Maurauders übernehmen.“
„Ja, er misstraut mir immer noch! Aber ich verstehe das! Wenigstens hat er mir hier einen Job gegeben, bei dem ich genug verdiene um Leben zu können!“
„Einer ihrer Infanteriezüge hat sich uns angeschlossen! Das sit ihnen bestimmt bekannt!“ eröffnete ihm Georg. Cojacaru nickte.
„Ich weiß, davon habe ich gehört. Es war mein bester Infanteriezug, Deshalb war er auch in Ironforge! Wie geht es den Leuten?“
„Sehr gut. Sie haben sich hervorragend integriert und sie nennen sich stolz „Die Legionäre“!“ informierte ihn Georg. Dann kam er zum Punkt. „Ich könnte einen Mann wie sie brauchen, aber wir, vor allem ich erwarte absolute Loyalität! Natürlich könnten sie ihren Rang nicht behalten, auch habe ich keine Pilotenliege für sie frei!“
„Und sie würden mir, bei allem was ich täte genau auf die Finger sehen, oder?“
„Das ist selbstredend, immerhin waren sie einmal ein Kontraktnehmer von WoB. Vertrauen muss verdient werden!“ gab Georg zurück. „Aber im Gegenzug würden wir sie mitnehmen und in die Dark Curassiers übernehmen. Aber sie werden die Liga wohl nie wieder sehen!“
„Die würde ich auch in meiner aktuellen Situation nie wieder sehen. Damit habe ich mich schon abgefunden. In der Liga wartet niemand auf mich, wenn überhaupt, würde mich irgendein WoB-Attentäter irgendwann das Lichtlein ausblasen, nachdem er mich ausgequetscht hat, weil ich hier versagt habe!“
„Ich habe es lange überlegt und abgewägt, ob ich ihnen diese Chance geben soll, birgt sie doch für uns ein gewisses Risiko!“ entgegnete Georg. „Natürlich müssten sie auf ihren Rang verzichten! Aber ich brauche erfahrene Mechkrieger, deshalb gebe ich ihnen überhaupt erst dieses Angebot! Was ich von ihnen erwarte ist absolute Loyalität! Sichern sie mir dies zu?“ Cojacaru überlegte kurz, dann nickte er.
„Ich nehme ihr Angebot an, mit allen Bedingungen. Wobei ich weiß, das ein Bruch des Vertrauens, das sie in mich setzen für mich wahrscheinlich sehr ungesund wäre!“
„Das ist selbstredend! Ich übernehme sie hiermit in die Dark Curassiers im Range eines Captains. Sie melden sich im Laufe des Nachmittages auf meinem Kommandoschiff, der „Witch“ zur Erledigung der Formalitäten! Gehen sie aber davon aus, das sie bei meinen Leuten nicht nur auf Gegenliebe stoßen werden! Sie werden es schwer haben!“
„Damit rechne ich!“ gab der Söldner zurück.




Tiefe Peripherie, System Good Hope, Planet Hope,
Landing, Raumhafen, Landungsschiff „Witch“, Brücke
Do. 26.12.3072, 08:55 Uhr (Ortszeit)


Georg hatte sich dazu entschlossen, bis nach Weihnachten auf Hope zu bleiben und danach sich auf den Weg nach Thueringen zu machen. Die Entscheidung hatte die Moral der Mannschaften deutlich gehoben und viele hatten das Fest in der Stadt gefeiert. Die Berichte, die er erhalten hatte, ließen darauf schließen das es dabei kein Sicherheitsleck gegeben hatte. Aber nun war die Zeit reif zur Fortsetzung der Operation! Der Sohn von Leila Teutul, Marc Teutul, war nun als Kadett mit an Bord, da Julia in ihm gutes Potential spürte. Auch als sie ihn mit drastischen Worten auf die Gefahren des Soldatenberufs hingewiesen hatte, blieb er bei seinem Wunsch Mechkrieger zu werden! Was etwas für Verwunderung gesorgt hatte, war das Lucian Cojacaru seine Lebensgefährtin mitnehmen wollte, die er hier auf Hope kennen gelernt hatte. Dies hatte er genehmigt, nachdem sich der LND-Offizier seines Kommandos mit ihrem Hintergrund beschäftigt und sie befragt hatte und sie positiv beurteilte. Wie zu erwarten fand seine Entscheidung Cojacaru anzuwerben nicht ungeteilten Beifall, auch Julia beurteilte es im gegenüber sehr kritisch, trug aber seine Entscheidung nach Außen voll und ganz mit. Georg beobachtete den Countdown zum Start auf seinem Display und dachte an Mitchels Maurauders, die wohl nun Hope zu ihrer Heimatbasis auserkoren hatten und fürs Erste hier blieben. Gerne hätte Georg sie als Verstärkung mitgenommen, aber Hope wollte er nicht ungeschützt zurück lassen und eine eigene Einheit dafür hier zu lassen war keine Option. Da sprang der Contdown auf „Null“ und der Geräuschpegel ging schlagartig in die Höhe. Georg spürte, wie ihn die Startbeschleunigung in die Liege presste. Der Marsch nach Thueringen hatte begonnen!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 23: Operation Harzreise - Anflug


Tiefe Peripherie, System „Jump09235“ (SK3092V56),
Nadir-Sprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“, GravDeck, Cafeteria
Sa. 04.01.3073, 09:48 Uhr (Bordzeit)


Georg stand am Fenster und betrachtete den Zentralstern des Systems, dessen schwaches Licht die Sprungbatterien der Schiffe nur langsam lud. Das System bestand, laut den Unterlagen die sie hatten, aus einem Haufen Asteroiden, Geröll und Kleinstplaneten, die sich in ihrem Orbit um ihre Sonne gegenseitig jagten und oft kollidierten, um weiter zu wachsen. Vor ein paar Tagen hatte ein weiteres Jahr angefangen. Den Jahreswechsel hatte er noch im Good Hope System abgewartet, bevor sie vor 2 Tagen hierher gesprungen waren. Nun befanden sich alle 4 Sprungschiffe der Company hier am Nadir-Sprungpunkt. Nach Thueringen waren es jetzt noch rund 65 Lichtjahre, damit 3 Sprünge. Auf ihrem Anmarschweg befanden sich laut den Karten keine bewohnten Systeme. Für ihn war derzeit nichts zu tun, außer seine Leute zu motivieren. Dies ließ viel Zeit darüber Nachzudenken, was sie wohl in Thueringen erwarten würde. Thueringen lag ca. 130 Lichtjahre vom nächsten System der Hanseatischen Liga, also ca. 6 Sprünge und damit fast 3 Monate Reisezeit entfernt. Nichts was man eben mal zurücklegte ohne einen triftigen Grund zu haben. Thueringen hatte laut den Unterlagen ein relativ gutes technologisches Niveau gehalten, auch aufgrund der Handelsbeziehungen zur Hanseatischen Liga, und war deshalb für die Tramphändler in der Peripherie ein lohnender Handelshafen. Das hatte dazu geführt, das die Bewohner relativ wohlhabend waren und eine kleine planetare Miliz unterhalten werden konnte, die kleine Piratenbanden erfolgreich auf Abstand hielt. Soweit sie wussten, verfügte die Miliz sogar über Mechs, die zum Teil noch aus der Besiedlungszeit oder aus der HL stammten. Schon allein dies sprach für einen guten Stand der Technik, da sonst die Mechs sicher schon lange nicht mehr Einsatzbereit wären. Noch spannender war aber die Frage, ob die Clans auch hier schon sind oder waren! Der Clan Diamond Shark war als Händler-Clan dafür bekannt, intensiv nach neuen Märkten Ausschau zu halten und Handelskontakte zu knüpfen, wobei diese hierbei nicht zimperlich vorgingen um ihnen einen Vorteil zu verschaffen, wie er aufgrund einiger Geschichten aus der HL wusste. Als er durch die Druckscheibe sah, konnte er natürlich nicht die anderen Sprungschiffe wahrnehmen, die im Dunkeln des Alls gut vor seinen Augen versteckt waren. Vier Sprungschiffe waren normalerweise mehr als ausreichend um eine komplette RKG zu transportieren. Manchmal wünschte er sich, die geballte Macht einer Regimentskampfgruppe hinter sich zu haben, aber diese hier draußen zu Versorgen und kampffähig zu Halten wäre ein logistischer Alptraum! Dann riss er sich los und wandte sich um und schaute direkt in die erschrockenen braunen Augen des jungen weiblichen Maats, der gerade hier in der Cafeteria Dienst tat und direkt vor ihm stand.
„Herr General, ich wollte sie gerade fragen, ob sie noch etwas wünschen!“ stieß sie überrascht aus.
„Ja, bringen sie mir bitte noch einen Milchkaffee!“ entgegnete er nickend und ging zu einem der Stehtische. Dabei schaute er sich um. Außer ihm waren noch mehrere andere Dienstgrade hier im Raum und genossen ihre Pause in der relativen Ruhe des Raumes.




Tiefe Peripherie, System „Bartok“,
Basis MilUstKdo, Mechhangar
Mi. 08.01.3073, 07:00 Uhr (Ortszeit)


Die Sternlanze war komplett vor dem Mechhangar angetreten. Aus südlicher Richtung blies ein scharfer, kalter Wind. Hptm. Naomi „Hit-Girl“ Frank wartete auf den Lanzenführer und schaute über die angetretenen Frauen und Männer. Vor ihr standen nicht nur die Mechkrieger, sondern auch die L/R-Jäger-Piloten und das komplette restliche Personal, wie Techs und Führungshilfspersonal der Lanze. Mal wieder wurde ihr bewusst, dass dies eine Menge Leute waren, alle darauf ausgerichtet die zwei Piloten und sechs Mechkrieger kampfbereit zu halten! Vor allem das junge Gesicht von Kadettin Haamea stach heraus. Gerade 16 geworden beschritt sie den Pfad eine Mechkriegerin zu werden. Sie hatte sich bisher sehr gut gemacht und großes Talent bewiesen. Aber für ein echtes Gefecht war sich noch viel zu jung und unsicher! Als ihre Ausbilderin hoffte sie sehr, dass dieses junge Küken genug Zeit bekommen würde, sich zu einer reifen Kriegerin zu entwickeln, so wie sie damals! Dann sah sie im Augenwinkel den Lanzenführer kommen, nahm Haltung an und meldete KdtHptm. James „Weasel“ Cameron-Gokoglu die angetretene Lanze. Nachdem er die Formation begrüßt hatte, erhob er die Stimme und rief Kadettin Haamea vor die Front. Diese war vollkommen überrascht und beeilte sich vorzutreten und nahm nach ihrer Meldung Front zur Truppe ein.
„Kadettin Haamea wird ab sofort ihre Ausbildung auf dem „CATAPULT“ fortsetzen, der unserer Lanze zugewiesen wurde!“ gab der Lanzenführer bekannt. „Kadettin, sie melden sich nach Ende des Appells sofort beim Mastertech zu einer technischen Einweisung auf ihrem neuen Mech! Sie werden feststellen, einen schweren Artillerie-Mech zu führen erfordert andere Skills, als bei einem leichten Aufklärer! Aber ich bin sicher, sie bekommen das in den Griff!“ James Cameron-Gokoglu hatte lange überlegt, wem er den Mech geben sollte, war dann, nach abwägen aller Optionen, doch wieder auf diese Möglichkeit gekommen, die ihm sein Freund der General ans Herz gelegt hatte. Keiner seiner Mechkrieger hatte Erfahrung mit einem Artillerie-Mech, so dass jeder quasi bei „Null“ angefangen hätte. Er ließ dann die Kadettin wieder eintreten und gab noch weitere Anweisungen für den heutigen Tag aus und beendete das Antreten.


Vaiana hatte die Umbesetzung völlig überraschend getroffen. Sie hatte sich gerade an ihren „WASP“ gewöhnt und liebte die Leichtigkeit, wie sich dieser steuern ließ. Sie hatte ihm sogar schon einen Namen gegeben: „Iaalea“, was so viel wie Schwalbenfisch oder Fliegender Fisch bedeutete. Sie war aber entschlossen, jede Schwierigkeit auf ihrem Weg zur Mechkriegerin zu überwinden. Den neuen Mech kannte sie schließlich schon ein bisschen, da sie bei dessen Instandsetzung geholfen hatte. Nach dem Antreten ging sie sofort auf den Mastertech zu und meldete sich bei ihm. Dieser grüßte sie und grinste,
„Dann komm mal mit!“ meinte er und ging mit ihr in den Mechhangar. Am Mech wartete schon Hptm. Frank, die den beiden zunickte, als sie ankamen.
„Kadettin, was wissen sie bereits über den Mech?“ fragte sie Vaiana.
„Das ist ein modifizierter „CATAPULT CLP-C4“, ausgestattet mit 2 cLRM20-Werfern mit ArtemisIV-Feuerleitsystem, 4 ClanSmallERLasern, Laser-AMS, 4 Sprungdüsen, Doppelwärmetauschern, Ferro-Fibritt-Panzerung und Clan-Zielcomputer.“ rasselte sie die Daten herunter, die sie im Rahmen ihrer Hilfe bei der Umrüstung erfahren hatte.
„Richtig! Wie ist ein Standard-CPL-C4 ausgestattet?“ hakte Naomi nach. Auch dies konnte Vaiana zu ihrer Zufriedenheit beantworten.
„Wie sie sehen, Kadettin, bekommen sie hier eine echte Killer-Maschine. Das einzige was sie nicht ist, ist schnell! Darum sollte diese in der Regel hinter den eigenen Kräften eingesetzt werden und bleiben, da sie sonst leicht flankiert werden könnte. Aber für einen solchen Fall haben sie Sprungdüsen! Wir werden in den kommenden Tagen mehrere Simulatorstunden ansetzen, damit sie die taktischen Optionen eines Artillerie-Mechs kennenlernen. Parallel werden sie den Mech ab kommende Woche im Gelände bewegen, um sich mit der Steuerung und dem Verhalten des Mechs vertraut zu machen. Fragen?“ Naomi schaute ihren Schützling intensiv an. Vor ihr lag ein straffes Programm und wie ihr der Lanzenführer deutlich gemacht hatte, erwartete er, das Vaiana schnell einsatzbereit werden musste, um diese wichtige Fähigkeitslücke der Stern-Lanze zu schließen! Vaiana meldete stramm,
„Nein, Frau Hauptmann!“
„Gut, dann passen sie jetzt genau auf, was der Mastertech ihnen zu sagen hat. Heute Nachmittag will ich ihre Meldung, das der Mech auf sie kalibriert ist, klar?“
„Jawohl, Frau Hauptmann!“ gab Vaiana korrekt zurück. Naomi nickte dem MasterTech zu der nun noch breiter grinste und ging in das kleine Büro der Lanze, um die Simulationen vorzubereiten.




Innere Sphäre, System „Kwangjong-ni“,
Hauptquartier Lyran Transspace, Büro Lady Morgaine Lestrade
Di. 28.01.3073, 13:39 Uhr (Ortszeit)


Der Kommandanthauptmann betrat zusammen mit einem Leutnant in voller Uniform das Büro von Lady Lestrade und nahm Haltung vor der Lady an. Ihre Abzeichen wiesen sie als Angehörige der persönlichen Garde des Archons und Mechkrieger aus.
„Guten Tag Mylady, KdtHptm. Parkinson meldet sich mit Lt. Kelswa mit einer persönlichen Nachricht des Archons an sie!“ meldete er sehr formell und schaute die Leibwache der Lady scharf an, die wie immer, gewissenhaft ihren Dienst versah und die beiden Ankömmlinge mit Anspannung beobachtete.
„Der Archon hat mich beauftragt, ihnen die Nachricht persönlich unter 4 Augen zu überbringen“ sagte der Ankömmling.
„Guten Tag Herr Kommandanthauptmann. HptFw. Agnieszka Stepanzik ist meine persönliche Leibwache und als LOKI-Agentin über jeden Zweifel erhaben, sie wird hierbleiben! Außerdem haben sie auch noch jemand dabei. Ist der Leutnant voll autorisiert?“
„Jawohl Mylady, er ist in vollem Umfang eingeweiht, da der Archon sicherstellen wollte, dass diese Nachricht sie auch sicher erreicht!“
„Dann schießen sie los!“ sagte die Lady ungeduldig und wenig ladylike! Der Offizier nickte, holte aus seiner Tasche eine Dokumentenmappe heraus, an der ein Datenkristall befestigt war und trat an den Schreibtisch der Lady. Im Augenwinkel sah er, wie die Hand der Leibwächterin auf den Knauf ihrer Pistole fiel. Er wandte sich ihr zu und sagte,
„Diese Unterlagen sind notwendig, um die Nachricht, die ich überbringe zu beglaubigen.“ Die Loki-Agentin nickte, behielt aber beide Offiziere genau im Auge, während Parkinson die Mappe an Lady Lestrade überreichte, die sie entgegennahm und aufschlug.
„Mylady, es ist der Wunsch und Wille des Archons sicherzustellen, dass sie ihren wichtigen Auftrag in der Peripherie weiter wahrnehmen, egal was die Zukunft bringt. Deshalb übereignet er ihnen Lyran Transspace mit allen Ressourcen, inklusive der Immobilien, des militärischen Materials, wie den Raumfahrzeugen und den Mechs. Ebenso wird das gesamte Personal dauerhaft zu Transspace transferiert. Eventuell bestehende Verpflichtungen gegenüber den LAS werden aufgehoben und alle militärischen Angehörigen der LAS in den Reihen von Transspace werden aus dem Dienst der LAS entlassen und in die Personalreserve überführt. Eine Reaktivierung ist nur möglich, wenn der Betroffene dies ausdrücklich wünscht!“ Nachdem er diese Nachricht überbracht hatte, stand er steif vor dem Schreibtisch und schaute die Lady an. Diese blätterte in den Unterlagen und legte den Speicherkristall in ihre Comp-Station ein.


Nachdem sie auch eine Weile in Stille dessen Inhalt studiert hatte, richtete sie ihren Blick wieder auf KdtHptm. Parkinson.
„Ich werde dies natürlich noch von meinen Juristen prüfen lassen, aber diese Maßnahme des Archons trifft mich unvorbereitet!“ stellte sie fest. „Wissen sie näheres, wieso und warum gerade jetzt?“
„Mylady, das „wieso“ habe ich bereits erwähnt. Der Archon will hiermit sicherstellen, dass sie auch unter seinem Nachfolger ihren Auftrag weiter unbehelligt durchführen können und werden. Vor kurzem wurde ein Anschlag auf ihn verübt und es steht zu befürchten, dass dies nicht der Letzte sein wird. Er will sicher gehen, dass sie auch weiter seinen Auftrag ausführen, denn sein designierter Nachfolger Adam Steiner sieht in der Peripherie keine große Bedrohung und hat schon vorgeschlagen, ihnen ihre Mittel zu kürzen und die zur Verfügung gestellten Ressourcen wieder direkt den LAS zur Verfügung zu stellen! Außerdem ist diese Transaktion Verschlusssache und wird nicht offen kommuniziert. Deshalb auch die Beglaubigung auf dem Speicherkristall, denn damit ist die Transaktion unanfechtbar! Außerdem ist ein mindestens 5 Jahre laufender, sich automatisch verlängernder, sehr gut dotierter Vertrag enthalten, in dem die Lyranische Allianz sie mit der Erkundung der tiefen Peripherie beauftragt.“
„Nun gut!“ seufzte Lady Morgaine Lestrade, „Was ist mit ihnen beiden? Reisen sie zurück nach Tharkad und melden die Ausführung ihres Auftrages?“
„Nein Mylady, wenn sie es erlauben, würden wir gerne in die Lyran Transspace eintreten! Wir haben voll umfänglich Kenntnis der Transaktion und Archon Peter Steiner-Davion wünscht deshalb, dass wir hierbleiben. Dies hat er auch in den Unterlagen vermerkt! Denn alle Hinweise über die Lyran Transspace wurden in den Datenbanken auf Tharkad gelöscht, bis auf den Handelsregistereintrag samt Eigentumserklärung!“


Morgaine war doch überrascht über diese Wendung! Peter, ihr ehemaliger Schüler, hatte ihr damit quasi eine kleine Privatarmee übereignet. Wie sie den Unterlagen entnehmen konnte, war es ihm Ernst mit dieser Maßnahme. Auf dem Kristall fand sie auch eine persönliche Nachricht des Archons, die sie mit ihrem eigenen Schlüssel rasch dechiffriert hatte. Darin schrieb er auch über Georg Müller, von dem er genau wusste, dass dieser einmal als GenLt. Fichtenberg sich die Feindschaft seines designierten Nachfolgers eingehandelt hatte, er aber dessen Maßnahme auf Barcelona als richtig anerkannte und ihm deshalb unter seinem Pseudonym die Beförderung zum General zugestanden hatte. Auch fand sie hier einen Absatz zu den beiden Offizieren, die vor ihr standen. In der Zwischenzeit herrschte absolute Stille in ihrem Büro, während sie die Informationen aufnahm. Dann sah sie einen Hinweis und richtete ihren Blick auf den KdtHptm, der stoisch wartete.
„Sie waren damals beim Fall Barcelonas an die Jadefalken dort stationiert?“
„Jawohl Mylady, ich war damals bei dem 4. Bataillon, dem Reserve- und Ausbildungsverband der 14. Donegal Garde, das auf Barcelona zurückgeblieben war, als General Adam Steiner die RKG nach Newton Square verlegt hat, um gegen Viktor Steiner-Davion zu kämpfen.“ meldete ihr der Offizier. Morgaine erlaubte sich ein Lächeln.
„Kein Wunder, dass gerade sie hier sind!“ stellte sie fest. „Normalerweise wären sie Tot, wenn nicht ihr damaliger Kommandeur den Galaxiscommander der Jadefalken zu einem Widerspruchstest herausgefordert hätte!“
„Mylady, sie sind sehr gut informiert! Der Fall Barcelonas ist ein schwarzer Fleck in meiner militärischen Vita. Ich persönlich war damals mit dem Widerspruchstest des Generals nicht einverstanden. Ich wollte kämpfen!“
„Und wären sinnlos untergegangen, zusammen mit allen anderen Soldatinnen und Soldaten der Garde und der Miliz!“ entgegnete ihm die Lady hart.
„Dies habe ich erst später verstanden! Aber damals dachte ich anders!“ sagte der Offizier ehrlich.
„Trotzdem haben sie es in die Garde des Archons geschafft!“ stellte Lady Lestrade fest. „Warum hat er gerade sie mit dem Auftrag betraut?“ wollte die Lady wissen. Irgendwie spürte sie, das hier mehr im Busch war.
„Der Archon und ich waren Lehrgangskameraden am Nagelring und seitdem gut befreundet, Mylady. Es war ihm wichtig eine Person seines Vertrauens mit dieser Aufgabe zu betrauen! Er hat mich auch in seine Garde geholt, trotz meines Makels!“
„Nun denn! Wenn es des Archons Wunsch ist und sie in mein Unternehmen eintreten wollen, lasse ich für sie entsprechende Verträge aufsetzten und werde sie im Militärischen Unterstützungskommando einsetzen.“ Dann lachte sie Lady auf, „Das ist jetzt wohl meine private Söldnereinheit!“ Dann schaute sie wieder die beiden Offiziere an. „Wenn sie in mein Unternehmen eintreten wollen, gehen sie bitte zur Personalabteilung. Ich werde alles vorbereiten lassen! Aber es wird wohl etwas dauern, das Ganze kam etwas – unverhofft!“ Dann drückte sie eine Taste und rief ihren Sekretär an.
„Jules, Lydia Holland soll sich sofort in meinem Büro melden. Ich brauche sie dringend!“
„Sehr wohl, Mylady!“ hörten die Anwesenden die Antwort ihres Sekretärs. Lady Lestrade wandte sich an KdtHptm. Parkinson und Lt. Kelswa,
„Bitte warten sie kurz. Meine Sicherheitschefin wird sie abholen und begleiten!“
„Mylady, erlauben sie mir noch eine Frage. Wir haben unsere Mechs mitgebracht, wo können wir diese abstellen?“ fragte KdtHptm. Parkinson. Die Lady hob eine Augenbraue, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
„Melden sie das meiner Sicherheitschefin, sie wir entsprechendes organisieren. Um welche Mechs handelt es sich? Ich hoffe, keine Assault-Mechs, mit denen können wir hier nur wenig anfangen!“ meinte Lady Lestrade.
„Nein Mylady“, meldete sich Lt. Kelswa zum ersten Mal zu Wort, „der KdtHptm hat einen „MAD CAT“ und ich führe einen „LOKI“ mit Sprungdüsen. Die Lady nickte. Diese Mechs passten wirklich sehr gut in das Gefechtskonzept des Militärischen Unterstützungskommandos. Zwei schwere Mechs, davon ein sprungfähiger!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Nadir-Sprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“, Brücke
Mi. 05.02.3073, 11:45 Uhr (Bordzeit)


Problemlos materialisierte die „Andromeda“ am Sprungpunkt und Georg wartete mit geschlossenen Augen, dass die heftigen Sprungnachwirkungen seines Körpers abklangen. Währenddessen hörte er die Meldungen, die die einzelnen Stationen abgaben.
„Kontakt! Sprungschiff 217.000 Klicks querab!“ meldete der Sensorgast. Georg riss die Augen auf und schaute erst zum Sensorgast, dann holte er sich die Daten auf sein vor ihm befestigtes Display. Schon tauchten die Scanergebnisse auf. Nach Auswertung der Daten deutete es auf ein relativ kleines Sprungschiff hin, ungefähr so groß wie ein „SCOUT“.
„Kaptein, ich vermute es handelt sich um ein „HUNTER“-Klasse Sprungschiff. Das ist eine Clan-Schiffsklasse.“ meldete der Sensorgast. Kaptein Davenport brummte. Ihm lag eine scharfe Entgegnung auf der Zunge, wusste er doch selbst sehr gut, das ein „HUNTER“ ein Clanschiff war. Aber die Zeiten, in denen der Überbringer schlechter Nachrichten geköpft wurden, war eindeutig vorbei. Stattdessen hakte er nach,
„Ist ein Landungsschiff angekoppelt?“ Der Sensorgast verneinte dies. Kurz darauf kam ein Richtspruch der
„Dolch“ die nach ihrer Planung schon seit einem Tag hier sein musste, da die anderen Sprungschiffe schon vor 5 Tagen zum Piratensprungpunkt II des Systems gesprungen waren und die „Dolch“ dann unverzüglich zum Nadir-Sprungpunkt in Marsch gesetzt werden sollte. Georg überflog die Meldung der „Dolch“ und erfuhr, dass der „HUNTER“ erst vorgestern hier materialisiert hatte. Davenport las die Nachricht ebenfalls und knurrte,
„Schultzky muss mit 2,5g anmarschiert sein, um so schnell hier sein zu können! Herr General, Anweisungen? Soll ich den „HUNTER“ rufen?“
„Selbstverständlich! Tauschen sie ein paar Nettigkeiten aus und versuchen sie so viel zu erfahren wie möglich!“
„Aye, aye Herr General!“ grinste Davenport und wandte sich dann an die Signalstation.
„Signal, rufen sie den „HUNTER“ und nehmen sie parallel Kontakt zum Planeten auf und bitten um Landeerlaubnis!“ Dann schaute er seine 1. Offizierin an. „Lea, schleusen sie unsere Jäger aus und führen sie die Standardprozedur für unbekannte Schiffe durch!“ Zum Schluss wandte er sich an seine 2. Offizierin Kdt. Viona Leistner, „Viona, Segelmanöver, wir wollen hier doch auch wieder mal weg!“
„Aye, aye Kaptein! Segelmanöver!“ wiederholte diese und die Angesprochenen machten sich ans Werk.


10 Minuten später kam die Antwort von dem CLAN-Sprungschiff.
„Hier spricht StarCommodore Silas, Clan Diamond Shark, Kommandant der „Barracuda“, seien sie gegrüßt! Wer sind sie?“ Auf dem Schirm war ein Mann mit kantigen Gesichtszügen und schwarzen, militärisch kurzgeschnittenen Haaren zu sehen.
„Ich bin Captain Lucius Davenport, Kommandant des Sprungschiffes „Andromeda“. Wir grüßen sie! Sie sind aber weit von zu Hause weg!“ stellte er fest. In diesem Moment spürte Davenport ein leichtes Erzittern seines Schiffes, die beiden Raumjäger wurden gerade gestartet. Deshalb ergänzte er, „Wir haben gerade unsere L/R-Jäger gestartet. Einer wird sie anfliegen und sie aus der Nähe verifizieren, das ist hier draußen gängige Praxis und kein aggressiver Akt!“
„Uns sind ihre Gepflogenheiten bekannt!“ entgegnete der StarCommodore mit einer durch die Signalverzögerung geschuldeten Pause. „Wir haben nichts zu verbergen!“ Dabei entblößte er seine Zähne zu einem raubtierartigen Grinsen. „Darf ich erfahren, was sie hier machen?“ fragte er.
„Ich wüsste zwar nicht, was sie das anginge, aber wir sind zum Handeln und zur Versorgung hier. Ein schönes Schiff haben sie da übrigens!“ entgegnete Davenport. „Ist ihr Landungsschiff auf dem Planeten?“
„Pos!“ entgegnete der Claner. „Wir sind aus dem gleichen Grund hier!“ stellte er fest. „Auch wir haben L/R-Jäger zu ihnen geschickt!“ Da meldete sich der Signalgast.
„2 L/R-Jäger im Anflug!“ Davenport nickte, stellte kurz den Kanal zu dem ClanCommodore stumm und befahl. „Signal, weisen sie die beiden Clan-L/R-Jäger an, außerhalb der Waffenreichweite zu bleiben, Sensoren, volle aktive Aufklärung im Nahbereich und schotten sie unsere Informations- und Computersysteme ab. Nicht das die uns eine Spionagedrohne anhängen! Nicht dass wir so was auch schon Mal selbst gemacht hätten!“ meinte er und grinste. Dann wandte es sich wieder dem anderen Kapitän zu.
„Kein Problem, ihre Jäger werden uns als „MERCHANT“-Sprungschiff mit 2 angekoppelten Landungsschiffen identifizieren, einem „CONFEDERATE“ und einem „UNION“.“ entgegnete er dem Claner.
„Ein „CONFEDERATE“? Der muss uralt sein!“ gab Silas zur Antwort und lachte.
„Das ist korrekt! Aber er funktioniert noch wunderbar!“ gab Lucius Davenport grinsend zur Antwort.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Nadir-Sprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“, Grav-Deck, Besprechungsraum
Mi. 05.02.3073, 13:30 Uhr (Bordzeit)


„Damit wäre diese Frage beantwortet!“ stellte Georg Müller laut fest. „Die Claner sind schon hier, aber wenn der Schiffstyp des Sprungschiffes darauf Rückschlüsse zulässt, zum ersten Mal!“ Georg schaute in die Runde. An der Besprechung nahmen die Schiffskommandanten und die Einheitsführer teil.
„Das war so nicht zu erwarten! Just dann, wenn wir kommen, auch die Diamond Sharks dem System einen Besuch abstatten!“ sprach Julia diesen Zufall an. „Aber dass es dieser Clan ist, macht uns vermutlich unsere Arbeit leichter!“ ergänzte sie.
„Zu aller erst müssen wir unsere Tarnung aufrecht erhalten und jeden Ausspähversuch unterbinden!“ stellte Georg fest. „Frau Tschernikova, dies bedeutet, dass sie hier auf dem Schiff bleiben müssen, um unsere Systeme zu Überwachen und Angriffe zu identifizieren und abzuwehren!“
„Das ist mir klar! Die haben schon damit angefangen und versucht uns während der ersten Kommunikation eine Laus in den Pelz zu setzen, Herr General.“ meinte die IT-Spezialistin. Georg nickte. Sie hatte ihn schon darüber kurz vorher informiert.
„Wären wir wirklich ein Peripherie-Schiff, würden sie jetzt in unserem echten Logbuch lesen, wie in einem Buch!“ ergänzte Valentina Tschernikova, „Aber so haben sie nur Zugriff auf unseren abgeschotteten Honeypod!“
„Wenn sie hier wirklich auf Erkundung sind, interessieren sie sich bestimmt für unsere Nav-Daten!“ meinte Kaptein Davenport. „Wir könnten sie ihnen zu einem hohen Preis anbieten, sofern wir sie überhaupt herausgeben wollen. Aber meiner Meinung nach sollten wir dies nicht tun!“
„Das lassen wir auf uns zukommen!“ entschied der General. „Ich bin auch nicht erpicht darauf, den Clans die Schlüssel für die tiefe Peripherie auszuhändigen!“ Alle am Tisch nickten.
„Gehen wir also erst einmal davon aus, dass die Diamond Sharks hier nur Erkundung betreiben und Handelskontakte knüpfen wollen. Da habe ich kein Problem damit, solange sie nicht das politische System des Planeten zu ihren Gunsten beeinflussen wollen. Ich fände es sogar positiv, wenn wir hier zukünftig selbst Clan-Tech erwerben könnten. Das bedeutet aber, dass wir nach unserer Landung auf dem Planeten, die Aktionen der Claner genau im Auge behalten müssen und Kontakt zu den lokalen Machthabern aufbauen müssen! Das letzte was ich wollte, wäre eine militärische Konfrontation mit den Diamond Sharks! Auch wenn sie hier vermutlich kein Kampfschiff in Rufweite ihres schiffsgestützen Hyperpulsgenerators haben!“
„So ein Gerät würde ich wirklich gerne mal aus der Nähe sehen!“ warf Giorgio Testrella, der mittlerweile der Leitende Wissenschaftsoffizier des MilUstgKdos war, ein.
„Interessant, sicher! Aber selbst wenn wir einen hätten, könnten wir damit nur beschränkt etwas anfangen. Laut allen Geheimdienstberichten und technischen Auswertungen ist die Reichweite auf 50 LJ beschränkt.“ stellte Georg fest.
„Leider!“ seufzte Testrella, dem dies natürlich auch bewusst war. „Aber ein Blick auf die Technologie zu werfen, wäre sehr verlockend. ComStar und WoB halten die Technologie streng geheim. Es ist noch nie jemandem gelungen, die Hyperpuls-Technologie auszuspionieren!“
„Zurück zum Thema!“ sagte dann der General scharf. „Wir werden umgehend nach Freigabe mit beiden Landungsschiffen nach Thueringen aufbrechen. Die „Andromeda“ wird geschützt durch ihre beiden L/R-Jäger und der „Dolch“, die ein Auge auf die Situation hat. Außerdem“, er wandte sich an die Führerin seiner Marines, „Hptm. Fairbanks, sie bleiben mit ihren Teams an Bord der „Andromeda“ und schützen das Schiff gegen eventuelle Enterversuche!“
„Das werden wir! Und selbst wenn sie mit Elementaren kommen, werden wir sie zur Hölle schicken!“ antwortete sie grimmig!
Nachdem die grundsätzlichen Probleme angesprochen waren, ging es im Anschluss noch um Details und eine Stunde später war die Besprechung vorüber.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Nadir-Sprungpunkt, Sprungschiff der „HUNTER“-Klasse „Barracuda“, Brücke
Mi. 05.02.3073, 13:45 Uhr (Bordzeit)


„Der Trojaner hat mittlerweile Zugriff auf ihre Systeme, FRAPOS?“ wollte der Kommandant von seinem Signaloffizier wissen.
„NEG, wir haben Zugriff, aber wir befinden uns in einem abgeschotteten Sicherheits-Container, dass uns keinen Durchgriff auf die echten Schiffssysteme erlaubt!“ StarCommodore Silas sah StarCommander Mark ungläubig an. Da mischte sich sein 1. Offizier, StarCaptain Andrew, ein,
„StarCommodore Silas, nach meiner Auswertung der Sensordaten und den Ergebnissen der Nahbereichsauswertung unserer L/R-Jäger, handelt es sich scheinbar um ein Peripherie-Tramphändler, aber ich denke, dieser „MERCHANT“ ist mehr als das! Er ist in einem exzellenten technischen Zustand, soweit wir das beurteilen können. Ganz anders als alle Peripherie-Schiffe, denen wir bisher begegnet sind. Wir können auch kaum fluktuierende Energieabstrahlungen feststellen, was für ein ausgezeichnet gewartetes Schiff spricht! Ebenso die abgegebene Hyper-Signatur nach dem Sprung war absolut störungsfrei! Solche Werte kenne ich nur von Schiffen der Inneren Sphäre!“
„Sie halten dies für ein Schiff aus der Inneren Sphäre oder zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr hoch, FRAPOS?“ hakte der Kommandant nach.
„POS!“ bekräftigte sein 1. Offizier. StarCommodore Silas senkte den Kopf und dachte nach. Sollte er den Kommandanten des anderen Schiffes konfrontieren und die Initiative ergreifen oder einfach abwarten? Sein Auftrag war schließlich nur das Erkunden! Wichtig war es die Erkenntnisse nach Hause zu bringen! Auch konnte er kein anderes Schiff um Unterstützung bitten. Sie waren zu weit weg um jemanden anzurufen! Dann traf er eine Entscheidung.
„Halten sie die Beobachtung aufrecht! Können wir eine Drohne hinüberschicken, die sich in die Schiffssysteme einhacken könnte?“
„Es wäre sehr gewagt! Die Drohne könnte auf dem weiten Weg beim Anflug entdeckt werden und wenn es tatsächlich ein Schiff aus der Sphäre ist, sind sie sicher schlau genug mit einer Drohne zu rechnen!“ entgegnete der Signaloffizier.
„Das sind zwar nur Barbaren!“ stellte der StarCommodore fest. „Aber wenn man den Berichten der ClanWacht glauben darf, sind sie nicht zu unterschätzen!“ sagte der Kommandant. Wenn dies wirklich ein Schiff aus der Inneren Sphäre wäre, wäre dies sein erster persönlicher Kontakt mit Sphärern! „Wir verzichten vorerst auf einen Drohneneinsatz. Falls es sich ergäbe, dass wir einen unserer L/R-Jäger näher an das andere Schiff bringen könnten, wägen wir noch einmal die Chancen dafür ab!“
„POS!“ entgegneten beide Offiziere und wandten sich dann wieder ihren Aufgaben zu. Der StarCommodore schaute noch mal sinnend auf das Standbild der „Andromeda“, dass die L/R-Jäger gemacht hatten, dann wandte er sich auch wieder seinen anderen Verpflichtungen zu.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, An Bord der „Witch“
Di. 11.02.3073, 08:30 Uhr (Bordzeit), 15:15 (Ortszeit)


Georg hatte sich nach der Landefreigabe dagegen entschieden mit mehr als 1g in das System einzufahren. Dies hätte nur unnötige Aufmerksamkeit der Claner auf sich gezogen. Ihm erschien der Vorteil zu gering, vor dem Clan-Landungsschiff anzukommen. Gerade ebbte das Getöse der Triebwerke ab und 500 m weiter sah er auf den Monitoren die „Sturm“ landen. Das Clan-Landungsschiff, ein „UNION“ in Clan-Version stand 400 m von ihnen entfernt. Die betonierte Landefläche des Raumhafens war damit bereits fast ausgelastet. Man hätte nur noch ein weiteres Schiff landen können. Francois Dassault, die Kommandantin der „Witch“ nahm bereits Kontakt zu den Hafenbehörden auf und besprach die Formalitäten, was nicht viel Zeit in Anspruch nahm.
„Scheinbar habe die hier oft Besuch!“ meinte Francois, „Die verhalten sich sehr routiniert! Sie haben Anweisung gegeben, das wir unsere Mechs in den Schiffen lassen sollen!“ Georg schaute sie an.
„Dann halten wir uns auch daran. Ich will keinen Ärger und die Claner da drüben haben auch keine Mechs draußen. Da beugte sich Francois nach vorne und zoomte das Bild den CLAN-Raumers heran, bis man das offene Hangartor deutlich sah.
„Aber sie haben 2 Elementare als Wache am Hangartor postiert. Georg sah sie die beiden gepanzerten Gestalten an.
„Ich habe schon lange keine mehr gesehen!“ stellte er fest. Vor seinem inneren Auge aber, wurden wieder Bilder von einem Gefecht lebendig, das vor fast 23 Jahren stattgefunden hatte, als zwei Strahlen Elementare der Steel Vipers die Brücke angriffen, die er während eines CLAN-Raids auf seiner Heimatwelt Kandersteg zur Sprengung vorbereiten sollte. Damals hatten sie fast seine komplette Miliz-Pionierkompanie und die unterstützende Panzer-Lanze bei der Verteidigung der Brücke ausgelöscht und sein Sprengtrupp konnte gerade noch rechtzeitig die Brücke in die Luft jagen, bevor die Elementare dies verhindern konnten. Unwillkürlich seufzte er, als er spürte, wie seine alte Wut wieder in ihm hochkochte und Francois schaute kurz zu ihm. Er bemerkte den fragenden Blick, aber er schüttelte den Kopf und atmete tief durch.
„Alte Erinnerungen!“ entgegnete er und kämpfte diese unnütze Wut in seinem Inneren wieder nieder. Er würde sich beherrschen müssen, obwohl er gedacht hatte, dies schon längst überwunden zu haben, denn blinde Wut führte zu nichts! Er nahm sich vor, später mit Julia darüber zu sprechen, dies würde ihm helfen, den Kopf wieder frei zu bekommen.


Bevor er die Brücke verließ, fragte er die Kommandantin,
„Wer kümmert sich um die Logistik?“
„Wie üblich mein 2. Offizier Knut Silcher und der Lademeister Karl Hassert. Sie haben schon im Landeanflug Kontakt mit der Warenbörse aufgenommen.“
„Ich hoffe, sie akzeptieren C-Noten!“ meinte Georg. Die Kommandantin lächelte,
„Das tun sie!“ gab sie zurück, „Das war das Erste, was wir gefragt haben.“
„Dies zum Thema tiefe Peripherie!“ knurrte Georg, wobei er das Wort „tiefe“ besonders betonte und verließ grinsend die Brücke.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, an Bord der „Witch“
Di. 11.02.3073, 15:50 Uhr (Ortszeit)


Die beiden Zollbeamten des Raumhafens betraten die kleine Messe der „Witch“ und wurden bereits von der Kommandantin, dem Logistik-Offizier und dem General erwartet. Dann trat noch ein dritter Mann in den Raum. Einer der Zollbeamten deutete auf ihn und sagte in Standard-Englisch mit starkem deutschen Akzent,
„Guten Tag, dies ist Staatssekretär Hanno Lowitsch, er möchte im Anschluss an die Zollformalitäten etwas mit ihnen besprechen. Mein Name ist Zolloberinspektor Krause und mein Kollege ist Zollinspektor Fischer.“ Der General stand auf. Er trug seine Söldneruniform mit dem Oberst-Abzeichen am Namensschild. Der Akzent des Zollbeamten bewog ihn, die Ankömmlinge in Deutsch zu begrüßen.
„Willkommen an Bord der „Witch“. Ich bin Oberst Müller, Kommandeur der Söldnereinheit „Dark Curassiers“ und Eigner des Schiffes.“ Dann zeigte er nacheinander auf die anwesenden Schiffsoffiziere. „Die Schiffskommandantin Francois Dassault und unser Logistikoffizier Knut Silcher, mit ihm hatten sie bereits über Funk Kontakt.“ Als er die Delegation ansah, bemerkte er ein leichtes Lächeln. „Wenn sie möchten, können wir uns gerne weiter auf Deutsch unterhalten. Die meisten meiner Leute haben lyranische Wurzeln.“ bot er den Ankömmlingen an.
„Das würden wir sehr gerne!“ entgegnete Krause mit einem Lächeln. „Aber nicht dass sie denken, wir drücken dann ein Auge zu!“ Dies sagte er mit einem verstohlenen Seitenblick auf den Staatssekretär.
„Das ist auch nicht meine Intention, Herr Krause!“ sagte Georg und streckte dem Zollbeamten die Hand entgegen, die dieser nahm und schüttelte. „Ich will nur für eine angenehme Gesprächsatmosphäre sorgen!“ ergänzte er dabei. Die Formalitäten waren schnell erledigt und Knut Silcher übergab den beiden Beamten eine komplette Besatzungsliste. Die Zollbeamten klärten sie über die Verhaltensregeln auf, an die sich die Besatzung beim Landgang zu halten hatte und nach 30 Minuten war dieser Teil des Gespräches beendet. Die Routine, die die beiden Zollbeamten bei der Abwicklung an den Tag legten, sprach dafür, dass sie dies oft taten.
„Wie oft werden sie den Angeflogen?“ wollte Georg am Ende des Gespräches wissen.
Wir erhalten 5 – 8 mal Besuch im Jahr. Aber wir haben ja auch einiges zu bieten!“ grinste der 2. Zöllner Zollinspektor Fischer. Die beiden Zollbeamten standen auf und verabschiedeten sich. Nur Staatssekretär Lowitsch blieb sitzen. Georg entließ den 2. Offizier, der sich weiter um die Beschaffung von Nachschubgütern kümmern musste und wandte sich dann an den Gast.


„Was können wir für sie tun?“ fragte Georg, als Knut Silcher die Messe verlassen hatte und das Schott wieder geschlossen war.
„Sie könnten der Regierung von Thueringen bei einem Problem helfen!“ entgegnete dieser. „Sie sind doch Söldner und wir hätten einen Auftrag für sie!“
„Reden sie weiter!“ forderte ihn Georg auf. Dann legte der Staatssekretär den Auftrag dar. Georg lehnte sich zurück und dachte kurz nach.
„Warum haben sie sich nicht selbst darum gekümmert? Laut den Daten die wir haben, verfügt ihre Miliz über Mechs und Panzer. Da müssten sie dieses Problem doch selbst aus der Welt schaffen können, oder?“
„Leider nein! Immer wenn wir die Miliz angesetzt haben, wurden die Gangster schon früh informiert und haben sich in die Berge zurückgezogen. Für die Überwachung aller Konvois fehlen uns die Mittel. Die 3 Mechs die wir haben, halten sie dann zwar in Schach, aber der nächste Konvoi ohne adäquaten Schutz wird wieder ausgeraubt! Sie werden sich sicher denken können, dass wir unsere Mechs nicht aufs Spiel setzten wollen, diese sind die einzige Möglichkeit uns Piratenüberfälle vom Leib zu halten. Bisher gelingt uns das!“
„Haben sie die Claner gefragt?“ wollte Francois Dassault wissen.
„Natürlich! Bisher hatten wir nur Gerüchte gehört, dies ist das erste Clanschiff, dass bei uns ankam. Aber sie haben es rundheraus abgelehnt für uns zu Arbeiten. »Das sei unter ihrer Kriegerwürde!« haben sie gesagt und für Geld würden sie sowieso nicht ihre Streitkräfte einsetzen! Dabei haben sie 5 Mechs und einen Stern Elementare an Bord! Zumindest haben sie das beim Zoll angegeben und unsere Zollinspektoren haben dies bestätigt, da sie auch an Bord waren.“ Georg nickte und grinste innerlich. Diese Information war wertvoll! Ein Stern Elementare waren 5 Strahlen mit je 5 Elementaren. Eine nicht zu unterschätzende Streitmacht, zumal auch 5 Clan-Mechs vorhanden waren.
„Ich hätte nichts anderes erwartet, Herr Staatssekretär. Im Laufe meiner Karriere hatte ich es des Öfteren mit Clanern zu tun!“ klärte ihn Georg auf.
„Ich dachte, sie wären Söldner aus der tiefen Peripherie?“
„Das ja, aber als wir hörten, das es in der IS für uns lukrative Aufträge gab, haben wir mehrere Jahre dort unser Glück versucht und waren dabei durchaus erfolgreich. Wir konnten sogar die Mittel aufbringen unserem Sprungschiff eine Generalüberholung angedeihen zu lassen und unsere Einheit vergrößern, bevor wir wieder hierher zurückgekehrt sind!“
„Ich habe mich schon über den erstklassigen Zustand ihrer Landungsschiffe gewundert! Als ich durch das Schiff ging, war ich sehr angetan!“ bestätigte der Staatssekretär. „Ganz anders als die Kübel, die sonst hierher kommen, von den Clanern einmal abgesehen!“
„Waren sie denn dort ebenfalls an Bord?“ wollte Francois Dassault wissen. Der Staatssekretär nickte,
„Das reinste Technologie-Schlaraffenland! Die Claner ersuchen gerade darum einen Handelspunkt hier errichten zu dürfen, mehr aber kann und möchte ich ihnen zu diesem Thema nicht mitteilen! Wenn sie die Claner so gut kennen, könnten wir eventuell ihre Expertise brauchen!“ meinte Lowitsch.
„Sehr gerne!“ sagte Georg und nickte. „Aber zurück zu ihrem Auftrag! Wir könnten für sie das Problem aus der Welt schaffen! Dazu benötigen wir aber alle Informationen, die ihnen vorliegen. Ich marschiere nur sehr ungern in ein schwarzes Loch! Um irgendwelchen Friktionen vorzubeugen, sollte ab sofort alles unter Verschluss gehalten werden. Wenn ich sie richtig verstanden habe, haben die Gangster offensichtlich Kontakte hier!“
„Das ist auch einer der Gründe, warum ich sie für den Auftrag will!“ erwiderte der Staatssekretär. „Ich habe diesbezüglich volle Handlungsfreiheit von unserem Präsidenten erhalten. D.h. außer mir ist niemand involviert und demzufolge kann nichts nach außen dringen.“ Dann öffnete der Staatssekretär seine Aktentasche, holte einen Ordner heraus und legte diesen auf den Tisch. „Das ist alles was wir über die Gangster wissen. Sie sind der Rest einer Piratenbande, die vor 4 Jahren einen Raid auf unsere Welt versucht hat. Das Piratenlandungsschiff hat sich damals, schwer beschädigt sehr schnell wieder zurückziehen müssen, da die Piraten die Kampfkraft unserer Miliz unterschätzt hatten. Dabei mussten sie einen Großteil der Bodentruppen zurücklassen, die mit Panzern auf dem Weg zu unserem größten Industriezentrum waren. Seitdem überfallen sie unsere Konvois und die Farmen in dem Bereich. Die meisten Farmen wurden bereits aufgegeben, obwohl die Gegend sehr fruchtbar ist.“


Georg lehnte sich zurück und dachte nach. Dann räusperte er sich.
„Wir werden uns die Unterlagen ansehen. Was würde für uns herausspringen, wenn wir den Auftrag annehmen?“
„Ich bin befugt, ihnen 680.000 C-Bills anzubieten.“ erwiderte der Staatssekretär. Nach allem was Georg wusste, war dies für Peripherieverhältnisse eine extrem hohe Summe! Das Problem musste der Regierung sehr wichtig sein. Georg nickte.
„Wir werden darüber nachdenken! Außerdem hätte ich einen Vorschlag. Offiziell haben sie hier um Wartungsunterstützung für ihre Mechs nachgefragt, die wir ihnen gewähren werden. Schicken sie einen ihrer Mechs zu unserem 2. Landungsschiff, der „Winterstorm“. Dort haben wir die dafür notwendigen Kapazitäten.“ Der Staatssekretär schaute ihn überrascht an. Nach einer kurzen Pause bemerkte er,
„Sie scheinen sich mit verdeckten Operationen auszukennen! Das ist ein guter Vorschlag um meine wahren Absichten zu verschleiern!“ Die Kommandantin der „Witch“ kommentierte,
„Viele Auftraggeber wollen im Hintergrund bleiben, schon allein darum, um nicht selbst als Zielscheibe dazustehen!“ dabei grinste sie.
„Ich werde sie morgen kontaktieren, ob wir den Auftrag annehmen. Wenn alles geheim bleiben soll, werde ich sie auch nicht mit den Details unserer Operation behelligen!“ stellte Georg fest. Der Staatssekretär übergab noch seine Kontaktdaten und die Besprechung war dann beendet.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, an Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“
Mi. 12.02.3073, 07:15 Uhr (Ortszeit)


Der „PANTHER“ der Thueringen-Miliz schlurfte die Rampe hoch in den Hangar der „Sturm“ und wurde in die erste Wartungsbucht eingewiesen. Nachdem der Mech heruntergefahren worden war, kletterte die Mechkriegerin aus dem Cockpit und fuhr mit dem Aufzug nach unten. In der Hand trug sie eine Tasche und eine Stapel Ausdrucke. Als sie aus dem Aufzugkorb stieg, wurde sie von einem MechTech der „Sturm“ begrüßt.
„Guten Morgen! Ich bin Tech Mathis DeBreun und soll mich um ihr Schätzchen kümmern! Haben sie einen Wartungsbericht für mich?“ Dabei taxierte er die Mechkriegerin, die in Shorts, Mechstiefeln und Kühlweste vor ihr stand. Sie hatte blonde, kurz geschnittene Haare und pralle Brüste quollen unter der Weste hervor. Ihre ausrasierten Schläfen zeigten noch die Druckmarken ihres Neurohelms. Die Mechkriegerin schaute den Mech-Tech mit säuerlicher Miene an und drückte ihm mit Schwung die Ausdrucke in die Hand.
„Haben sie noch nie eine Mechkriegerin gesehen? Ich hoffe, sie interessieren sich mehr für meinen Mech als für meine Titten!“ knurrte sie. „Ich bin Oberleutnant Smilla Leuverick und ich hoffe, sie kriegen meinen Mech wieder auf 100%!“ Der Tech grinste,
„Sicher! Wir haben hier mehrere voll qualifizierte MechTechs und so eine einfache Maschine wie ihren „PANTHER“ bekommen wir locker wieder hin!“ entgegnete er zuversichtlich. Auf das Wort „einfache Maschine“ reagierte die Mechkriegerin, ihre Augen blitzen förmlich. Sie wollte gerade zu einer scharfen Entgegnung ansetzen, als eine Offizierin in einer schwarze Lederjacke hinzutrat, welche mit dem Dienstgradabzeichen eines LtCol. und dem Mechkriegerabzeichen markiert war. Sofort straffte sich die Milizionärin und grüßte die Hinzugetretene.
„Sir, Olt. Smilla Leuverick, Thueringen-Miliz! Guten Morgen!“
„Guten Morgen! Ich bin LtCol. Frejia Helgisdottir, Kommandeurin der Ulanen! Rühren!“ erwiderte Sigrid den Gruß. „Das ist also der erste Mech, den wir instand setzen sollen?“ Dabei schaute sie den Mech genau an. Als sie die Milizionärin wieder ansah, meinte sie, „Da haben sie eine Menge Arbeit mitgebracht. Der Mech wird ja nur noch durch schwarzes Tape, Kaugummi und guten Willen zusammengehalten! Sie müssen eine gute Pilotin sein, wenn sie sich damit noch im Gefecht halten können!“
„Sir, der äußere Eindruck täuscht! Der Mech ist besser, als er aussieht! Aber auf das Äußere legen wir keinen Wert, Hauptsache er funktioniert!“ entgegnete Olt. Leuverick nicht ohne Stolz. Sigrid grinste, das war zu erwarten! Normalerweise lies ein Mechkrieger nichts auf seine Maschine kommen!
„Ich hoffe, sie arbeiten mit, sie kennen schließlich ihren Mech selbst am besten!“ sagte Sigrid. Die Milizionärin nickte und hob ihre Tasche leicht an.
„Natürlich! Kann ich mich hier irgendwo umziehen?“ Sigrid nickte,
„Selbstverständlich, danach zeige ich ihnen das Schiff, wenn sie möchten. Sie haben sicher nicht allzu oft Gelegenheit einen „UNION“ von innen zu sehen!“
„Um ehrlich zu sein, ich war noch nie in einem Landungsschiff! Ich würde mich sehr freuen!“
„Dann kommen sie mit, wir überlassen ihren Mech den Techs für eine Bestandsaufnahme, während sie in ein wenig unauffälligeres Outfit schlüpfen. Dann zeige ich ihnen meine Mechs und das Schiff!“
„Jawohl Sir!“ entgegnete die Offizierin und folgte Sigrid.


10 Minuten später trug Smilla Leuverick einen Overall und meldete sich wieder bei Sigrid.
„Schon besser!“ kommentierte Sigrid. „In ihrem Krieger-Outfit würden sie nur meine Besatzung von der Arbeit ablenken!“ sagte sie grinsend.
„Wieso, haben sie hier einen Männerüberschuss?“
„Nein, hier kennt aber jeder jeden und Frischfleisch ist immer gerne gesehen!“ meinte Sigrid derb und grinste noch breiter. „Dann kommen sie mal mit!“ Smilla war überrascht, so freundlich empfangen zu werden. Noch mehr erstaunte sie der offensichtlich tadellose Zustand des Schiffes und die Disziplin und Professionalität der Besatzung! Dann kamen sie zum ersten Mech.
„Das ist „Jotnar“, mein Mech!“ informierte sie die Kommandeurin. Mit klopfendem Herzen schaute sie fast sehnsüchtig den „SHADOW HAWK“ an. Zum ersten Mal sah sie einen Mech dieses Typs und taxierte die Bewaffnung.
„Eine schöne Maschine!“ entfuhr es Smilla bewundernd.
„Oh, der Mech hat auch schon fast 200 Jahre auf dem Buckel! Aber er ist in Bestzustand!“ sagte Sigrid nicht ohne Stolz! War es doch ihr eigener, privater Mech. Als nächstes kamen sie zum „PHOENIX HAWK“ von Olt. Sam Neill, dann sah sie den „KINTARO“ von Kdt. Brian MacCullogh und zum Schluss den „CENTURION“ von Lt. Xenia Sokolov. Smilla schaute alle Mechs fasziniert an und fühlte sich wie im Schlaraffenland. Alle Mechs waren bestens in Schuss und ihr war auch sofort klar, dass diese Lanze im Alleingang die gesamte die Miliz von Thueringen auslöschen konnte.
„So viel Kampfkraft in einer Lanze habe ich noch nie gesehen!“ sagte sie ehrfürchtig.
„Das ist relativ!“ gab die Kommandeurin zur Antwort. „Ich bin mir sicher, dass, wenn sie die Mechs und Elementare in dem Clan-Schiff da drüben sehen könnten, nicht mehr so von meiner Lanze beeindruckt wären.“ relativierte sie die Wahrnehmung der Miliz-Offizierin. Dann zeigte sie ihr noch den Rest des Schiffes, auch die beiden L/R-Jäger, die auf ihren Startkatapulten in den beiden Hangars bereit standen. „Ich stand mit meiner Lanze schon einmal am Rande des Untergangs, als wir in der Inneren Sphäre kämpften. Ich hoffe, dass ich das nie wieder erleben muss!“ spielte sie auf ihren Tarnhintergrund an. „Ich brauchte lange um meine Einheit wieder aufzubauen und in diesen Zustand zu versetzen! Ein Grund war auch, dass wir uns mit den „Dark Cuirassiers“ zusammengetan haben!“


Kurz darauf betraten sie die Messe und 5 Augenpaare richteten sich auf Milizionärin.
„Das ist meine Lanze und meine beiden Piloten!“ warf Sigrid ein und stellte alle nacheinander vor. Smilla spürte sofort, das einer der Mechkrieger sie sofort sehr interessiert ansah. Er wurde ihr als 1Lt. Sam „Sting“ Neill vorgestellt. Nach einem kurzen Kennenlernen ging sie hinunter in den Hangar und unterstützte den Tech bei seiner Bestandsaufnahme.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, an Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“
Mi. 12.02.3073, 11:13 Uhr (Ortszeit)


Mathis und Smilla standen vor dem rechten Fuß des „PANTHERS“ und warteten nach Abschluss der Bestandsaufnahme auf LtCol. Helgisdottir. Beide hatten nach dem ersten Aufeinandertreffen schnell zu einem informelleren Umgang miteinander gewechselt. MechTechs hatten auch auf Thueringen fast Narrenfreiheit, da ohne sie kein Mech lange funktionierte!
„Nun, wie sieht es aus?“ fragte die Kommandeurin der Ulanen, nachdem sie am Mech angekommen war. Mathis kratzte sich am Kopf,
„Viel Arbeit! Mir müssen den Reaktor ausbauen und generalüberholen, genauso sind fast alle Aktuatoren verschlissen. Die meisten können wir instand setzen, aber den rechten Armaktuator müssen wir ersetzen. Die Software des Mechs ist hoffnungslos veraltet und muss upgedatet werden. Außerdem hat das Kühlsystem nur noch 70% Effizienz. Das liegt auch an dem minderwertigen Kühlmittel, dass sie hier selber zusammenrühren! Das gesamte Kühlsystem muss gespült und gewartet werden, sonst mutiert die Pilotin bei intensivem Einsatz der PPK zu einem Grillhähnchen!“ dabei schaute er grinsend zu Smilla, die dabei das Gesicht verzog. „Das sind die Hauptprobleme. Von fehlender Panzerung und anderen Kleinigkeiten rede ich erst gar nicht. Zeitaufwand schätze ich 6 – 7 Tage – wenn es gut läuft, ansonsten 10 Tage!“ Sigrid nickte.
„Gut, machen sie sich gleich dran. Der Oberst hat befohlen, die Miliz bei der Instandsetzung voll zu Unterstützen und das werden wir auch!“ Dann schaute sie die Milizionärin an. „Da werden sie wohl ein paar Tage bei uns zu Gast sein!“
„Kein Problem, ich habe sowieso nichts besseres vor!“ grinste Smilla. „Aber eine Koje brauche ich nicht. Ich wohne in der Nähe des Raumhafens auf halber Strecke zur Milizkaserne! Da kann ich zu Hause schlafen!“
„Gut, dann wäre das geredet. 1Lt. Neill fragt, ob er sie unterstützen kann!“ ergänzte Sigrid.
„Wir brauchen jede Hand die zupacken kann!“ knurrte Mathis.
„Ok, dann wird er hier helfen!“ Sigrid konnte sich denken, worauf es „Sting“ tatsächlich abgesehen hatte, nicht umsonst trug er unter den Kameraden den Spitznamen „Kolibri“, weil er immer von einer Blüte zur andern flog und Smilla war eine sehr attraktive Frau!


Am Nachmittag arbeiteten alle Techs der „Sturm“ an dem „PANTHER“ und Sam Neill baute zusammen mit Smilla die verschlissenen Aktuatoren aus, nachdem die Extremitäten des Mechs am Wartungsgerüst fixiert waren.
„Habt ihr nicht auch Mech-Techs?“ wollte Sam wissen.
„Klar!“ gab sie zurück.
„Dein Mech hat so viel Baustellen, das wir hier kaum ausreichen um den Mech in der vorgegebenen Zeit reparieren zu können!“ meinte er. „Glaubst du, dein Kommandeur würde zwei seiner Mech-Techs zu uns abstellen?“
„Das kann ich mir sehr gut vorstellen!“ meinte Smilla mit einem Lächeln. „Er wird froh sein, über jeden Mech, den wir hier überholen können!“
„Habt ihr wirklich nur 3 Mechs? Welche habt ihr außerdem noch?“ wollte Sam wissen.
„Eigentlich waren es mal 5. Aber 2 mussten im Laufe der Jahrzehnte kannibalisiert werden, um wenigstens 3 am Laufen zu halten. Außer meinem „PANTHER“ haben wir noch einen „LOCUST“ und einen „VINDICATOR“ einsatzbereit. Mit den PPKs meines „PANTHERs“ und des „VINDICATORs“ konnten wir vor 4 Jahren ein Piraten-Landungsschiff schwer beschädigen, so dass es flüchten musste! Noch zwei weitere Treffer und wir hätten die Hülle durchschlagen, dann wäre er nirgendwo mehr hingeflogen!“ knurrte sie.
„Es mit einem „UNION“ aufzunehmen ist nicht einfach!“ meinte Sam und nickte anerkennend.
„Heut Abend schon was vor?“ fragte sie und lächelte ihn an.
„Leider ja, ich habe Bereitschaft! Aber morgen Abend hätte ich Zeit, da könntest du mir mal deine Stadt zeigen!“
„Ok, dann Morgen!“ sagte Smilla lächelnd.


Sigrid saß an ihrem Schreibtisch und arbeitete ein paar Listen durch. Da klopfte es am Schott.
„Reinkommen!“ rief sie und Olt. Neill schlüpfte in die Kabine.
„LtCol. melde mich mit einem Anliegen!“ sagte dieser steif und grüßte.
„Haben sie was verbrochen?“ wollte sie wissen, da Neill sonst nie so förmlich war.
„Nein, ich habe einen Vorschlag die Reparaturen zu beschleunigen. Wäre es möglich zwei der Mech-Techs der Miliz in die Arbeiten einzubinden? Dies hätte mehrere Vorteile!“
„Und die wären?“ hakte Sigrid nach und grinste dabei innerlich.
„Die Techs würden wissen was wir gemacht haben und es wäre für sie eine Weiterbildung. Außerdem hätten wir mehr qualifiziertes Personal, dass bei den Arbeiten unterstützen kann.“ führte Sam Neill aus. Sigrid nickte.
„Guter Vorschlag! Ich werde den Milizkommandeur kontaktieren. Dann müssen wir aber Wachpersonal in den Hangar abstellen. Ich will nicht, dass die Techs im Schiff frei herumlaufen oder sich was unter den Nagel reißen! Sie organisieren das! Sie können wegtreten!“
„Jawohl, wird erledigt!“ gab der Mechoffizier zurück, meldete sich ab und verschwand aus ihrer Kabine. Sigrid schüttelte den Kopf, scheinbar wollte „Sting“ wirklich bei der Milizionärin landen!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, an Bord der „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“
Do. 13.02.3073, 17:05 Uhr (Ortszeit)


„So, Dienstschluss!“ stöhnte Sam und grinste Smilla an. „Bleibt es bei heute Abend?“
“Natürlich!“ gab sie zurück und teilte ihm dann die Adresse mit, wo sie sich treffen sollten. „Nimm ein Taxi, das bringt dich direkt dorthin!“ meinte sie noch und zwinkerte mit dem Auge.
Eine Stunde später stieg Sam in Zivilkleidung aus dem Auto und stellte schnell fest, dass er mit seinen Klamotten sofort auffiel. Er hielt nach Smilla Ausschau, konnte sie aber nirgends entdecken. Plötzlich tippte jemand auf seine Schulter und er fuhr herum und sah direkt in Smillas blaue Augen.
„Das Tarnen musst du wohl noch lernen!“ grinste sie. „Du fällst auf wie ein Kreischhörnchen!“
„Was ist denn dass?“ fragte er.
„Ein einheimisches Pelztier, mit einem auffälligen Fell, das laut kreischt, wenn es angegriffen wird!“
„Na, das tarnt sich dann aber auch schlecht!“
„Klar, aber es warnt den Predator, weil es giftig ist! Den Happen würde er nicht überleben!“
„Na dann! Wo geht hin?“ fragte er und kurz darauf gingen sie in ein nettes Restaurant und Sam bestellte das, was Smilla ihm empfahl. Danach zogen sie durch ein paar Bars und kamen sich dabei immer näher. Bald hatte er Smilla im Arm und küsste sie.
„Komm!“ meinte sie später am Abend und zog in hinter sich her. Kurz darauf schloss sie eine Türe auf und gingen 2 Etagen hoch, dann öffnete Smilla ihre Apartmenttür. Sie drängte sich an Sam und zog ihn hinein, dann fiel die Türe durch einen kräftigen Schubs von Smillas Fuß krachend ins Schloss.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, Landungsschiff „Witch“
Do. 13.02.3073, 22:10 Uhr (Ortszeit)


Nach Auswertung der Unterlagen und eigener Recherche in Neu-Jena, hatte sich der General dazu entschlossen, den Auftrag anzunehmen. Auf der Brücke standen der General, seine Stellvertreterin und die Kommandantin des Landungsschiffes um die Konsole des Drohnenoperators herum. Draussen war es bereits seit 1 Stunde tiefschwarze Nacht.
„Starten sie die Drohnen!“ befahl General Müller. Kurz darauf waren die Flugkörper in der Luft und gewannen schnell an Höhe. Auch die „Sturm“ startete ihre Drohnen. Die 4 Drohnen nahmen dann in großer Höhe Kurs auf das zu erkundende Gebiet.
„Herr General, das Clan-Schiff ruft uns!“ meldete der Signalgast.
„Da sollte ich wohl selbst rangehen!“ meinte Georg grinsend zu den anderen Offizieren und stellte sich neben die Kom-Console des Signalgasten. Auf dem Schirm vor ihm war das scharf geschnittene Gesicht eines CLAN-Offiziers zu sehen, dessen Dienstgradabzeichen ihn als StarCaptain aus.
„Guten Abend, hier Oberst Müller, Dark Curassiers, was kann ich für sie tun StarCaptain?“ fragte er betont ruhig und höflich.
„Guten Abend! Ich bin StarCaptain John, der Kommandant des Landungsschiffes „Raptor“. Sie haben gerade Flugkörper abgesetzt. Zu welchem Zweck?“ fragte der Claner forsch.
„Ich glaube nicht, das ich ihnen Rechenschaft über unsere Handlungen schuldig bin. Aber dies richtet sich nicht gegen sie! Wir erfüllen lediglich einen Auftrag für die Regierung des Planeten.“
„Welcher Auftrag?“ hakte der Claner nach. Jetzt wurde es Georg langsam zu bunt!
„Ich wiederhole nochmal, wir sind ihnen keine Rechenschaft schuldig!“ sagte Georg in schärferem Ton. Sein Gegenüber auf dem Bildschirm stierte ihn mit starrem Blick an.
„Nun gut, wir werden dies im Auge behalten!“ äußerte er sich.
„Tun sie, was immer sie tun wollen!“ entgegnete Georg, dem das arrogante Gehabe des Claners auf den Nerv ging. Bisher hatten sie sich noch nie bei ihnen gemeldet und ihre Rufe zur Kontaktaufnahme nach der Landung waren ohne Antwort geblieben. „Wir haben hier zu tun! Ich wünsche ihnen einen guten Abend!“ Bevor der Claner antworten konnte, beendete Georg die Verbindung und nickte dem Signalgast zu.
„Weitermachen!“ sagte er zu ihm und gesellte sich wieder zu den Zuschauern des Drohnenfluges.
„Wie lange, bis die Drohnen das Zielgebiet erreichen?“ fragte Georg den Drohnenoperator.
„GAZ 23:05 Uhr!“ gab dieser knapp zurück. Georg nickte.
„Gut, sie wissen wonach wir suchen! Erkunden sie das Zielgebiet gründlichst! Rufen sie mich, wenn sie die Erkundung abgeschlossen haben!“
„Jawohl!“ antwortete der Drohnenoperator und Georg verließ dann zusammen mit Julia die Brücke. Die Drohnen würden über 16 Stunden vor Ort bleiben, bevor sie zurückkehren würden. Genug Zeit für einen guten Schlaf!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Apartment Smilla Leuverick
Fr. 14.02.3073, 05:28 Uhr (Ortszeit)


Sam wurde vom Piepen seines ComPads geweckt. Erst wusste er nicht wo er war, dann fiel es ihm wieder ein. Neben ihm hörte er einen tiefen Seufzer und drehte den Kopf. Smilla lag nackt neben ihm und begann sich zu räkeln. Langsam öffnete sie ein Auge und grinste ihn an.
„Gut geschlafen?“ fragte sie gähnend.
„Danach ja! Das war eine tolle Nacht!“ Plötzlich rutschte Smilla auf ihn drauf und küsste ihn wild. Er spürte ihre nackte weiche Haut auf der seinen und drückte sie an sich.
„Du bist eine tolle Frau, weißt du das?“
„Natürlich!“ grinste sie und schaute auf ihn herunter. „Du bist aber auch nicht schlecht – für einen Alien!“ dabei knuffte sie ihn. „Komm, wir müssen los!“
„Da hast du Recht! Wenn wir nicht pünktlich auf dem Schiff erscheinen, schickt die Alpha-Wölfin ihre Meute los und hinterher reißt sie mir den Arsch auf!“
„Ist sie so schlimm? Sie machte eigentlich einen guten Eindruck auf mich!“
„Sie ist auch gut! Die beste Lanzenführerin bei der ich je dienen durfte! Aber bei Disziplinlosigkeit fletscht sie ihre Zähne! Aber das wundert mich nicht, wenn man bedenkt, was wir erlebt haben!“ sagte er mit nachdenklicher Stimme.
„Komm, geh zuerst ins Bad!“ schlug sie vor und zeigte ihm, wo es war und gab ihm eine originalverpackte Zahnbürste.
„Hast du öfters Gäste?“
„Ja, ab und zu pennt eine meiner Schwestern hier, weil ich mitten in der Stadt wohne!“ Dann schob sie ihn ins Bad und hörte nach kurzer Zeit, wie die Dusche anfing zu rauschen. Als Sam aus der Dusche kam schlüpfte Smilla hinein, nicht ohne ihm dabei einen Kuss auf die Wange zu drücken.
„Das war eine heiße Nacht!“ flüsterte sie. „Das müssen wir wiederholen!“ Dann war die Tür zu und Sam schaute den geschlossenen Türrahmen an.
„Ein Superweib!“ dachte er und verglich sie mit seinen anderen Liebschaften der letzten Jahre. Sie schnitt eindeutig am besten ab. Aber irgendetwas war anders, es brannte in seiner Brust, wenn er an sie dachte! Als sein Blick seine Klamotten suchten sah er, das Smilla bereits zwei heiße Tassen Tee auf den Tisch gestellt hatte und 2 Stücke Gebäck, wo sie von dem einen schon abgebissen hatte. Schnell zog er sich an, schaute auf die Uhr und stürzte das Frühstück hinunter. Da kam schon Smilla und schlüpfte in ihren Wartungsoverall und warf eine Jacke darüber. Dann stellte sie ich zu ihm und aß weiter. Als sie aus der Tasse trank schaute sie über den Becherrand Sam an und ihre Blicke verfingen sich ineinander.
„Scheiße!“ dachte sie „Muss ich mich denn unbedingt in einen Alien verlieben?“ Sie sagte nichts, aber war gespannt, wie sich das zwischen ihnen weiterentwickeln würde.


Als sie fertig waren, stellte Smilla die beiden Tassen in die Spüle und nahm sich einen Helm von der Garderobe, der Sam noch gar nicht aufgefallen war. Ihm gab sie dann einen weiteren.
„Auf geht’s, Mechjockey! Wir fahren zum Raumhafen!“ Dann zog sie ihre Jacke zu und scheuchte Sam aus dem Appartement. Vor der Haustür ging sie rechts in eine Garage und ein Tor öffnete sich zur Straße hin. Sie schwang sich auf ein elegant aussehendes Motorrad und klopfte auf die Sitzbank.
„Komm rauf und halt dich gut an mir fest.“
„Das mach ich doch gerne!“ grinste Sam unter dem Helm und stieg auf. Dann startete sie den Motor, der mit lautem Brüllen zum Leben erwachte. Smilla fuhr vorsichtig an, bog in die Straße ein und hinter ihnen schloss sich das Garagentor. Dann riss sie das Gas auf und Sam musste sich wirklich gut festhalten, damit er nicht nach hinten vom Motorrad fiel. In Rekordzeit erreichten sie den Raumhafen und Smilla stellte ihr Motorrad in eine abschließbare Box, hängte ihre Jacke und die beiden Helme hinein. Nachdem die Box zu war, fragte Sam,
„Womit läuft denn der Motor?“ Sie grinste ihn an.
„Das ist ein Benzin-Motor. Laut aber kräftig. Außerdem schaffe ich es mit dem Ding am schnellsten nach Hause. Draußen im Outback gibt es nämlich nur Benzin!“ Während sie über das Landefeld zur „Sturm“ gingen, fragte Smilla,
„Du hast vorher erwähnt, warum deine Leitwölfin so auf Disziplin achtet! Kannst du mir das kurz erzählen, oder ist es geheim?“
„Nein, ist es nicht! Die Ulanen gehörten früher zu einer Söldnerkompanie in der Inneren Sphäre. Wir machten hintereinander mehrere reibungslos verlaufende Aufträge für den gleichen Auftraggeber auf verschiedenen Planeten. Beim letzten Auftrag sollten wir auf einem für uns neuen Planeten nur eine kleine Milizkompanie abdrängen, als wir plötzlich einer kompletten lyranischen Regimentskampfgruppe in die Arme gelaufen sind. Sie hatte den Auftrag uns zu vernichten, da unser Auftraggeber in unserem Namen dort mehrere Kriegsverbrechen begangen hatte um Industriekapazitäten zu zerstören. Als die Lyraner dann reagierten, wurden wir ihnen als Köder und Schuldige vorgeworfen, so dass unser Auftraggeber unbehelligt sich aus der Affäre ziehen konnte. Meine Lanze war die einzige, die entkommen konnte. Als wir dann für die Verbrechen, die wir nicht begangen hatten, für Vogelfrei erklärt wurden, mussten wir in die tiefe Peripherie flüchten. Seitdem schaut LtCol. Helgisdottir lieber dreimal unter einen Stein, bevor sie was übersieht.
„Wahnsinn!“ antwortete Smilla, dann erreichten sie das Landungsschiff. Sam schaute auf die Uhr, es war 6:22 Uhr, also gerade noch rechtzeitig! Er sah Smilla an und wieder durchfuhr ihn ein Stich.
„Wiederholen wir das Übermorgen? Heute Nacht habe ich wieder Bereitschaftsdienst!“ Smilla kam ihm näher und küsste ihn.
„Sehr gerne!“ gab sie zur Antwort. Aus dem Hangar beobachtete Sigrid zufällig die Szene. Das musste sie im Auge behalten!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, Landungsschiff „Witch“
Fr. 14.02.3073, 15:15 Uhr (Ortszeit)


Das Ergebnis der Drohnenerkundung lag vor und OTL. Maurer trug die diese vor. An der Besprechung nahmen neben dem General Georg Müller, auch die beiden Landungsschiffkommandanten und die Lanzen- und Zugführer teil. Am großen Display war das Satellitenbild des Operationsgebietes dargestellt.
„Die Piraten haben sich dort gut eingerichtet!“ fasste Julia zusammen. „Ihre Kampffahrzeuge sind alle in geschützten Unterständen und aus ihrem Lager gibt es mehrere Wege hinaus in verschiedene Richtungen. Ein Landungsschiff kann dort in der Nähe nicht landen, so das man immer einen langen Weg hat, der es den Piraten ermöglicht in aller Ruhe in Stellung zu gehen oder sich zurückzuziehen. Es wundert mich nicht, das die planetare Miliz das Problem nicht beseitigen konnte. Aber Aufgrund der Berichte der Miliz und der Aufklärungsergebnisse wissen wir genau, womit wir es zu tun bekommen. Ich halte dies für eine gut lösbare Aufgabe!“ Dann begann sie mehrere Optionen aufzuzählen, wie man die Piraten angreifen und überwältigen könnte.
„Das sind die Optionen. Herr General, welche soll ich zur weiteren Ausarbeitung ins Auge fassen?“ Dabei schaute sie ihren Mann an und grinste. Der Angesprochene stand auf und kam nach vorne.
„Wir werden die Option Hammerschlag anwenden! Sie bringt das notwendige Überraschungsmoment und erlaubt uns unsere Kräfte nahe genug am Gegner zu Disslozieren. Das wird für unsere Infanterie zwar ein Höllenritt, aber genau dazu haben wir sie durch Ausbildung und Ausrüstung befähigt!“ Er schaute dabei den Zugführer der „Legionäre“ direkt an. Lt. Horge Gonzales zog die Mundwinkel auseinander zu einem Grinsen und meldete,
„Jawohl Herr General, sie können sich auf uns verlassen!“
„Gut! Ausarbeitung des Op-Plans bis morgen um 1000, Beginn der Operation vor Ort 160445Zfeb73. Stellen sie einen entsprechenden Ablaufplan auf! Da wir höchstwahrscheinlich einen Verbindungsoffizier der Miliz mitnehmen müssen, werden ab sofort auch in internen Besprechungen nur noch die operativen Namen verwendet!“
„Jawohl Herr Oberst!“ meldete Julia und grinste dabei leicht. „Nächste Besprechung Morgen 1000 hier!“ gab sie noch bekannt.


45 Minuten später betrat der General die „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“ und ging direkt zu dem Milizmech, der halb zerlegt in der Wartungsbucht hing. Dort angekommen richtete er den Blick nach oben und rief
„Olt. Leuverick zu mir!“ Auf halber Höhe blickte eine blonde Frau auf und schaute zu ihm hinunter.
„Hier!“ rief sie und schaute verwundert Olt Neill an, der neben ihr arbeitete. Er flüsterte ihr kurz was zu und sofort machte sich die Mechkriegerin an den Abstieg. 2 Minuten später stand sie vor dem General.
„Herr Oberst, Olt. Smilla Leuverick, melde mich wie befohlen!“ und grüßte ihn vorschriftsmäßig.
„Frau Oberleutnant, ich habe gerade mit ihrem Kommandeur gesprochen. Ab sofort sind sie unser Verbindungsoffizier zur Miliz!“ Dann sah sie wie der Oberst auf eine alte Zeigeruhr schaute, die er an seinem Handgelenk trug. „In ca. 35 Std. werden wir das Lager der Piraten ausräuchern. Ihr Kommandeur hat mit versichert, das sie die Gegend gut kennen und wir brauchen ihre Expertise für die Planung des Angriffs! Melden sie sich dazu in 40 Minuten auf meinem Schiff, der „Witch“. Ich verhänge für sie eine Ausgangssperre. Keine Außenkontakte mehr über ungesicherte Kanäle und sie bleiben bis auf weiteres hier im Bereich unserer Landungsschiffe.“
„Wo soll ich Unterkunft beziehen Herr Oberst? Auf ihrem Schiff oder hier?“ Sie sah wie der Oberst begann sie anzugrinsen.
„Das ist egal, aber erst mal werden sie sich bei meiner Stellvertreterin LtCol. Maurer melden. Sie wartet sicher schon auf sie! Fragen?“ Er spürte, das die Mechkriegerin völlig überrascht war und sie so überrumpelt war, das ihr keine Fragen einfielen. Deshalb ergänzte er, „Für sie wird es eine reine Zuschauerrolle. Ihr Mech ist ja leider nicht einsatzbereit!“
„Herr Oberst, das bedauere ich! Ich würde es diesen Ratten gerne selbst heimzahlen. Sie terrorisieren nun schon mehrere Jahre das Gebiet und auch meine Familie leidet unter ihnen, da sie dort eine große Ranch betreiben!“
„Dann nutzen sie die Erfahrung um zu lernen Frau Oberleutnant!“ meinte der Oberst zu ihr und sagte dann, „Sie können wegtreten!“ Als der Oberst gegangen war, schaute sie an sich herunter, Ihre Kombi war verdreckt und sie war voller schwarzer Schmieren. So wollte sie nicht zum anderen Schiff! Da trat Sam neben sie.
„Was wollte er?“
Ich bin ab sofort als Verbindungsoffizier zu eurem Stab abgestellt und soll mich auf der „Witch“ bei eurer stv. Kommandeurin melden. Aber so kann ich das nicht und meine Uniform kann ich mir nicht holen, da ich in 40 Minuten drüben sein muss!“ und zeigte dabei an sich herunter. Sam überlegte kurz. Dann nahm es sein ComPad und rief jemand an.
„Ich besorg dir was. Geh solange unter die Dusche!“ sagte er zu ihr. Sofort verschwand Smilla im Sanitärbereich des Hangars und ein paar Minuten später kam Giovanna Fiorucci, eine der Schiffstechs mit einem Bordoverall über dem Arm.
„Na, wo ist den die Dame, der ich einen Overall leihen soll!“ meinte sie und grinste Sam an. „Wohl deine neue Flamme!“
„Danke, du hast was gut bei mir, sie ist im Sanitärbereich und duscht sich gerade. Bringst du ihn ihr bitte?“
„Natürlich, aber das kostet dich was, klar?“ und ging in den Sanitärbereich. Sam nickte, er war ihr dankbar, das sie ihm so schnell half. Hier bewährte sich, das er nie mit seinen Liebschaften gespielt hatte, sondern immer absolut ehrlich zu ihnen war.
Ein paar Minuten kam sie wieder heraus und lachte.
„Kein Wunder das du mich gefragt hast!“ und machte dabei eindeutige Bewegungen über ihre eigene üppige Oberweite. Als sie wieder bei ihm stand, meinte sie noch. „Sie ist echt hübsch! Das hast du gar nicht verdient, du Casanova!“ und boxte ihn in die Seite, bevor sie wieder zurück auf ihre Station ging. Kurz darauf kam Smilla frisch geduscht in dem Overall von Giovanna. Sie hatte auch schon ihre Effekten auf dem Overall befestigt.
„Toll siehst du aus! Dir stehen unsere Sachen!“
„Fürs Erste reicht es. Meine eigene Uniform wäre mir aber lieber! So, ich muss jetzt los! Aber noch eines, hast du noch Platz in deiner Kabine? Ich darf nicht mehr nach Hause und muss bei euch bleiben, solange ich als Verbindungsoffizier bei euch bin!“
„Das stelle ich sicher!“ grinste Sam. Smilla grüßte ihn militärisch und ging dann los zur „Witch“. Sam sah ihr nach und wieder spürte er das Brennen in sich, wenn er in ihrer Nähe war. Er wusste nun, dass er sich wirklich in Smilla verliebt hatte und fürchtete schon jetzt den Tag des Abfluges!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, Landungsschiff „Witch“
Fr. 14.02.3073, 16:54 Uhr (Ortszeit)


Smilla betrat die „Witch“, nachdem sie sich beim Posten an Hangartor gemeldet hatte. Dieser wies sie an hineinzugehen und zu Warten. Sie schaute sich um und sah sofort, das hier in dem kleineren Schiff alles viel gedrängter aussah. Kurz darauf kam eine Unteroffizierin, grüßte sie und sprach sie an.
„Olt. Leuverick? Ich bin Sergeant Campbell. Ich soll sie zu LtCol. Maurer bringen!“ Smilla schaute sich die Unteroffizierin an. An ihrer Uniform prangten mehrere Abzeichen, die sie nicht zuordnen konnte, eines davon sah wie ein stilisiertes Gewehr aus und an ihrer Seite hing ein Holster mit einer schweren Automatic-Pistole. Sie wies in eine Richtung und sie kamen an einem Mech vorbei. Smilla blieb fasziniert stehen. Die Sergeantin merkte das und sprach sie an.
„Das ist der „GRIFFIN“ des Oberst.“ Dann grinste die Unteroffizierin. „Wir gehen einen anderen Weg!“ und umrundeten den Hangar und kamen dabei an allen hier abgestellten Mechs vorbei.
„Das ist der „THANATOS“ von LtCol Maurer.“ erklärte sie beim nächsten Mech. Smilla studierte die Armierung und stellte fest, dass es ein sehr kampfstarker Mech sein musste.
„Dieses Mech-Modell kenne ich nicht!“ stellte sie fest. „Können sie mir mehr sagen?“
„Das könnte ich, aber LtCol. Maurer wartet nicht gerne!“ Im vorbeigehen sah sie ein weiteres ihr unbekanntes Mech-Modell das ihre Führerin als „SHADOW CAT“ bezeichnete und den letzten Mech, den sie als eine „SPIDER“ erkannte. Aber sie hatte ihn bisher nur in alten Beschreibungen gesehen. Kurz bevor sie den Raum erreichten, sagte Smilla,
„Danke für diesen Einblick!“
„Kein Problem! Mir wurde gesagt, sie sind die Verbindungsoffizierin zur Miliz, dann werden sie diese Mechs sowieso alle in Aktion sehen!“ dann öffnete sie das Schott und lies Smilla eintreten.


In dem Raum traf sie auf 3 Personen, LtCol. Helgisdottir kannte sie schon, die zweite Person war ein ihr unbekannter Mann mit Majors-Abzeichen. Die dritte Person, obwohl die kleinste, stach mit ihren flammend roten Haaren heraus, die sie in 2 Zöpfen gebändigt hatte. Smilla spürte sofort, das sie den Raum dominierte, das musste die Stellvertreterin sein! Sie trat zu ihr, nahm Haltung an und meldete sich.
„LtCol. Maurer, ich bin Olt. Smilla Leuverick, Thueringen-Miliz. Ihre Verbindungsoffizierin!“ LtCol. Maurer drehte sich zu ihr und grüßte zurück.
„Willkommen an Bord! Ich habe auch gleich eine Aufgabe für sie!“ Dann schaute sie Smilla noch ein zweites Mal genauer an. „Das ist doch einer von unseren Dienst-Overalls?“
„Jawohl Madam! Man hat ihn mir auf der „Winterstorm“ geliehen, da ich nur einen verdreckten Wartungsoverall mit dabei habe. Meine Uniform liegt zu Hause, ich dachte nicht, das ich sie hier bei der Mechinstandsetzung brauchen würde!“ Die rothaarige Offizierin nickte und lächelte leicht.
„Unverhofft kommt oft, Frau Oberleutnant! Es kommt aber auf sie an, nicht auf ihr Äußeres!“ entgegnete sie. Dann trat sie an die Karte, die auf dem Display an der Wand dargestellt wurde und zeigte darauf. „Ihr Kommandeur hat mir versichert, sie kennen die Gegend?“
„Jawohl Madam!“
„Gut, dann weisen sie uns in das Gelände ein, dort verstecken sich die Piraten und wir werden sie ausräuchern!“ Dabei zeigte LtCol. Maurer auf einen Punkt in der Kartenmitte, die mit einem taktischen Zeichen markiert war. Sie erkannte es sofort. Das Zeichen für ein Hauptquartier und im Kästchen war ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen darunter dargestellt.
„Madam, sind sie sicher, das die Piraten dort sind? Unsere Luftaufklärung konnte dort noch nie etwas identifizieren!“ Sie schaute LtCol. Maurer direkt an. Diese antwortete ruhig aber deutlich.
„Definitiv! Unsere Drohnen konnten sie dort eindeutig ausmachen. Aber nicht mit rein visueller Aufklärung. Die Piraten haben ihr Hauptquartier sehr gut getarnt und nur unsere erweiterten Aufklärungsmöglichkeiten konnten sie dort lokalisieren.“ Sie trat an das Display, berührte es und rief ein anderes Bild auf. „Dies hat eine unserer der Drohnen heute früh gemacht!“ Die Stabsoffizierin drückte mehrere Icons hintereinander. Erst ein reines Luftbild, auf dem nichts zu erkennen war, dann tauchten plötzlich unter Felsen technische Strukturen auf, Sie konnte sogar die Gefechtsfahrzeuge der Piraten sehen.
„Wie machen sie das?“ wollte Smilla wissen.
„Moderne Technik aus der Inneren Sphäre. Wir konnten ein paar supermoderne Drohnen abstauben, als wir dort waren!“ grinste LtCol. Maurer. „So, jetzt aber zur Geländeeinweisung!“ Sie schaltete wieder auf die Kartenansicht und Smilla begann mit der Geländeorientierung bevor sie in die Details ging. Nach 25 Minuten war sie fertig.
„Haben sie noch Fragen?“ Die drei Söldneroffiziere nickten.
„Danke!“ entgegnete LtCol. Maurer, trat an die Karte und deutete auf 2 Bereiche in der Nähe des Piratenlagers. „Laut unseren Drohnen sind dies 2 kleine massive Felsplateaus. Zu uneben um ein Landungsschiff auf den Boden zu bringen, aber wir wollen hier unsere Truppen absetzen. Können sie uns etwas darüber sagen?“ Smilla ging näher an die Karte, vergrößerte den Ausschnitt, dann erkannte sie die Flächen und grinste. Sie drehte sich zu der stv. Kommandeurin und sagte,
„In meiner Jugend bin ich dort gerne mit meiner Cross-Maschine gefahren. Die Farm meiner Familie ist nicht sehr weit von dort. Alles ist massiver Fels, keine tiefen Löcher und Spalten. Das versichere ich ihnen!“
„Wo lebt ihre Familie?“ wollte plötzlich der Major wissen. Auf seinem Namensschild stand „Hauser“. Smilla zoomte weiter aus der Karte heraus und zeigte euch eine Gebäudeansammlung ca. 75 km von den Piraten entfernt.
„Hier, sie sind auch noch dort, können aber die Gegend in Richtung des Felsplateaus nicht mehr bewirtschaften, da hier die Piraten immer alle Rinder gestohlen haben.“ informierte ihn Smilla.
„Jetzt wissen sie auch warum!“ stellte der Major mit einem Grinsen fest. „Ich bin Major Hauser, der Infanteriezugführer der „Witch“!“ stellte er sich vor. LtCol Maurer sah sich die junge Offizierin nochmal an. Sie hatte bis jetzt einen guten und kompetenten Eindruck gemacht. Jetzt war es Zeit „Butter bei die Fische“ zu machen, wie es so schön hieß!
„Danke Frau Oberleutnant. Ich werde ihnen jetzt den vorläufigen Operationsplan vorstellen. Ihre Informationen waren sehr wertvoll für uns und haben bestätigt, dass wir unsere bisherige Planung weiterverfolgen können!“ Sie trat an die Karte, nahm einen blauen Stift und begann den Operationsplan zu erläutern. Smilla war sofort fasziniert! Die Klarheit der Sprache, das Herausarbeiten der neuralgischen Punkte und die Lagedarstellung war besser als in jedem Lehrbuch, dass sie je studiert hatte. Bei LtCol. Maurer musste es sich um eine hervorragende Offizierin mit sehr langer, echter Gefechtserfahrung handeln!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, Landungsschiff „Sturm“ a.k.a. „Winterstorm“
Fr. 14.02.3073, 23:12 Uhr (Ortszeit)


Sam döste leicht und träumte als ihn sein ComPad wieder ins reale Leben zurück riss. Er ging ran und hörte,
„1Lt, hier steht Olt. Leuverick am Hangartor. Sie meint sie soll hier übernachten. Wissen sie davon?“
„Ja, das ist richtig, Ich hole sie persönlich ab!“
„Das wäre gut, ich habe Anweisung keine externen alleine in das Schiff zu lassen!“ meldete der Wachposten. Sam grinste. Er hatte seinen Stubenkameraden, einen Tech, dazu überreden können woanders zu schlafen, so dass er alleine in der 2-Mann-Kajüte war. Schnell sprang er in seine Stiefel und war in Rekordzeit am Hangartor. Dort begrüßte er Smilla und nahm sie mit in seine Kajüte.
„Du hast eine Kajüte für dich alleine?“ fragte sie erstaunt.
„Nein, aber ich konnte meinen Stubenkameraden überreden, solange du da bist woanders zu schlafen. So habe ich auch immer ein Auge auf dich! Die Alpha-Wölfin hat mich beauftragt auf dich aufzupassen!“ Wieder trafen sich ihre Blicke und Sam spürte wie sein Herz klopfte und in Flammen stand. Smilla trat auf ihn zu,
„Dann pass mal schön auf mich auf!“ lächelte sie und begann ihn zu küssen. Ihre zarter Kuss ging in eine wilde Knutscherei über, bis Smilla Sam etwas von sich wegdrückte, als er versuchte den Reißverschluss ihres Overalls zu öffnen.
„Nicht heute, ich bin gemolken und total müde. Die Lagebesprechung bei LtCol. Maurer war extrem anstrengend und das, nachdem wir den ganzen Tag an „Venom“ herumgeschraubt haben!“ „Venom“ nannte sie ihren Mech, das wusste Sam mittlerweile. „Ich will nur noch schlafen! Ich soll mich Morgen wieder pünktlich um 0730 bei ihr melden!“ Sam schaute sie an.
„Ok!“ meinte er etwas enttäuscht, aber er konnte sie verstehen. „Meine ist die obere Koje, du kannst unten schlafen. Ich hab dir auch einen frischen Schlafsack besorgt! Wann willst du geweckt werden?“
„Lieber 0600, ich mag es nicht, wenn ich morgens hetzen muss, dann können wir auch sicher zusammen Frühstücken!“
„Geht in Ordnung!“ sagte Sam und stellte ein ComPad ein. Derweil trat Smilla an Sams Koje und sah 2 Bilder, die er dort an der Wand befestigt hatte. Eines der Fotos zeigte einen jungen Sam in einer ihr fremden Uniform der am Fuße einer „WASP“, zwischen einem älteren Paar stand und die stolz in die Kamera blickte.
„Warst du das?“ fragte sie ihn. Sam schaute an die Wand. Jetzt musste er sich schnell eine plausible Erklärung ausdenken!
„Ja, das sind meine Eltern. Das Bild wurde gemacht, als ich meine Mechkriegerprüfung bestanden hatte. Damals war ich Mechkadett bei der Khartoum-Miliz in der Lyranischen Allianz. 3 Jahre später habe ich die Miliz verlassen und mich Frejia Helgisdottir als Söldner angeschlossen. Von meinen Eltern habe ich schon lange nichts mehr gehört!“
„Wirklich? Das stelle ich mir schrecklich vor!“
„Ja, nachdem meine Einheit für Vogelfrei erklärt wurde, mussten wir untertauchen. Da verbot sich eine Kontaktaufnahme. Das hätte meine Familie nur gefährdet!“
„Du Ärmster!“ meinte Smilla und gab ihm einen sanften Kuss. Dann zog sie sich aus und wusch sich, bevor sie in ihre Koje schlüpfte.
„Übrigens, danke für den Overall! Ich war überrascht, wie schnell du einen passenden gefunden hast. Normale Schnitte sind mir obenrum immer zu eng!“
„Na ja, ich kenne eine Kameradin hier an Bord, die ein ähnliches „Platzproblem“ hat, wie du!“ meinte Sam. Smilla lachte in ihrem Schlafsack auf.
„Als „Platzproblem“ hat man meine großen Brüste noch nie bezeichnet, Sam! Gute Nacht!“ beendete sie das Gespräch, drehte sich herum und schlief schnell ein. Sam lag noch eine Weile wach und dachte über Smilla und sich nach. In der Nacht träumte er auch von ihr. Als sein ComPad ihn am Morgen pünktlich weckte, war das Erste, an was er dachte, Smilla!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 24: Operation Harzreise - Piratenjagd


Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, Landungsschiff „Winterstorm“ a.k.a. „Sturm“
Sa. 15.02.3073, 06:17 Uhr (Ortszeit)


Smilla und Sam betraten zusammen die Cafeteria an Bord der „Winterstorm“ und viele Köpfe drehten sich nach ihnen um.
„Guten Morgen!“ rief Sam in die Runde und ging zur Ausgabe, Smilla folgte ihm. Kurz darauf saßen sie mit ihren Tabletts an einem Tisch und begannen zu Frühstücken.
„Wie wurdest du eigentlich Mechkriegerin?“ fragte Sam. Bisher hatten sie darüber nicht gesprochen.
„Das wird in der Familie vererbt. Die Mechs gehören zwar der Miliz, aber die Mechkrieger kommen immer aus den gleichen Familien, außer in der Familie wäre keiner als Mechkrieger tauglich. Aber das ist noch nie vorgekommen.“
„Du hast gesagt, du hast Geschwister? Warum dann du?“ hakte Sam nach. Sie grinste,
„Weil ich die Beste war! Mein Bruder ist auch Mechkrieger, er ist aber nur der Reservepilot von „Venom“!“ erzählte Smilla.
„Belastet das nicht eure Beziehung? Das stelle ich mir für ihn ziemlich frustrierend vor.“
„Ist es auch! Seit man sich bei der Miliz nach den Tests für mich als Primärpilotin entschieden hat, ist unsere Beziehung stark belastet, obwohl wir als Kinder immer ein Herz und eine Seele waren!“ sagte Smilla mit einem Seufzer. Sam sah ihr an, dass sie das beschäftigte.
„Wer steuerte denn „Venom“ vor dir?“ wollte Sam wissen.
„Mein Vater natürlich!“ kam es von ihr sofort zurück.
„Das lief bei uns ganz anders!“ erzählte Sam. „In der Inneren Sphäre wird man schon sehr früh mit 12, 13 oder 14 zur Kadetten-Akademie geschickt um Mechkrieger oder Offizier zu werden. Dort lernt man parallel zum normalen Schulstoff auch Militärwissenschaften und erhält seine Mechkriegerausbildung. Nur die Besten werden Mechkrieger. Aber bei uns gab es auch „Vitamin B“! Söhne und Töchter von aristokratischen Familien haben es immer viel einfacher. Für uns, die aus einfachen Verhältnissen kamen, galten andere Regeln! Wir mussten überragende Leistungen bringen oder brauchten einen Sponsor bzw. ein Stipendium. Deshalb waren meine Eltern damals bei meinem Abschluss auch so stolz auf mich. Ich hatte es geschafft!“
„Warum bist du dann weggegangen?“ wollte Smilla wissen.
„Mich hatte das große Geld gelockt. Als Soldat hast du zwar ein sicheres Einkommen, aber reich wirst du nicht damit und als Angehöriger einer Milizeinheit ist der Dienst eher langweilig. Als Söldner verdient man viel mehr! Das erkauft man sich durch ein viel größeres Risiko, wie ich später sehr deutlich gemerkt habe! Aber ich hatte Glück im Unglück! Ich war bei Frejias Ulanen gelandet und unsere Leitwölfin kümmert sich wirklich um ihre Leute, sonst würde ich jetzt wahrscheinlich irgendwo hinter einem Busch verrotten, abgeknallt von einem Kopfgeldjäger!“ Während er erzählte, fiel Sams Blick auf die Uhr über dem Schott.
„Oh Mist, du musst gleich los! Es ist schon 0710!“ sagte er hastig. Smilla schaute auch zur Uhr und stürzte ihren Tee hinunter.
„Ich räume die Tabletts ab!“ versicherte ihr Sam. Sie beugte sich kurz vor, gab ihm einen Kuss und murmelte,
„Danke!“ Diese Geste erntete von ein paar Kameraden in der Cafeteria Pfiffe, die Smilla schon nicht mehr hörte, da sie schon durch das Schott verschwunden war. Sam schaute ein paar der Pfeiffer böse an, die zuckten nur mit der Schulter und grinsten. Sam räumte dann die Tabletts weg und ging zum morgendlichen Antreten seiner Lanze. Auf dem Weg dorthin musste er an Victoria Tesch denken. Die Marineinfanteristin war eine seiner ersten Beziehungen gewesen, seit er im Unterstützungskommando war. Die Affäre war zwar sehr heftig und dauerte eine Weile. Aber beide hatten letztlich gemerkt, dass sie doch nicht zusammenpassten und sich im Guten getrennt. Er prüfte seine Gefühle, ob das mit Smilla ähnlich oder doch anders war und kam zu dem Schluss, dass er sich wirklich richtig in sie verliebt hatte!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, Landungsschiff „Witch“
Sa. 15.02.3073, 07:24 Uhr (Ortszeit)


Smilla meldete sich wieder im Besprechungsraum auf der „Witch“ und ihr Gruß wurde von LtCol. Maurer nur nachlässig erwidert. Die Stabsoffizierin stand an der CompStation und diktierte einem Sergeanten hochkonzentriert den Operationsbefehl. Smilla verhielt sich ruhig und hörte genau zu. Nach 10 Minuten war LtCol. Maurer fertig und sah dann die Milizionärin an.
„Kommen sie her! Lesen sie den Befehl vollständig durch und teilen sie mir mit, wo ihnen etwas nicht klar ist!“ Der Sergeant scrollte zurück und rutschte etwas zur Seite, so dass Smilla den Befehlsentwurf lesen konnte. Da sie gestern schon bei der Entwicklung des Plans zugegen war, kannte sie das Vorgehen schon, aber dieser Befehl war perfekt! Nach dem sie fertig war, meinte Smilla,
„Madam, ich kann keine Ungereimtheiten finden. Mir sind nur ein paar Begriffe unklar, z.B. wie ich mir einen Gefechtsabwurf eines Mechs vorstellen soll!“
„Das werden sie erleben, Frau Oberleutnant. In der aktuellen Gefechtsführung sind das gängige Manöver, die sie aber nicht kennen können, weil einfach bei ihnen die Voraussetzungen nicht vorhanden sind. Was schätzen sie, wann werden die Piraten merken, dass wir auf ihre Köpfe springen?“
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Aber ich schätze, sie werden nicht damit rechnen das Landungsschiffe so nahe an ihrem Hauptquartier Truppen absetzen können.“
„Das hoffe ich! Das Überraschungsmoment ist ein wichtiger Teil des Plans, es darf keiner entkommen, sonst endet das nie!“ meinte die stv. Kommandeurin. „Deswegen haben wir auch eine unterstützende Maßnahme mit der Regierung abgesprochen!“ Dabei grinste LtCol. Maurer böse.
„Wollen sie alle töten?“ fragte Smilla überrascht. Aus ihrer Stimme hörte Julia Maurer ein gewisses Entsetzen. Die junge Offizierin stieg damit noch mehr in ihrer Achtung, bis jetzt hatte sie sich bereits als sehr kompetent gezeigt.
„Nein!“ stellte Julia klar. „Mit »keiner darf entkommen« meinte ich nicht das! Wir werden alle die sich uns ergeben an die Miliz übergeben, denjenigen die sich nicht ergeben und wehren geben wir keinen Pardon! Das sind Piraten, da machen wir nicht groß Federlesen!“ Smilla nickte,
„Entschuldigen sie, dass ich so etwas annahm!“
„Vergessen sie es! Andere Söldnereinheiten würden darüber nicht einmal nachdenken, aber wir sind keine Killer, sondern betrachten uns als Soldaten! Wir sind damit immer gut gefahren, aber wir können auch anders, wenn es die Umstände erfordern!“ Die Kälte mit der Julia die letzte Bemerkung aussprach, ließ Smilla frösteln.
„Nachher bei der Befehlsausgabe tragen sie die Geländeeinweisung vor, sie kennen sich dort aus, wir nicht!“
„Jawohl Madam!“ bestätigte Smilla.


Punkt 14:00 Uhr begann die Befehlsausgabe im Besprechungsraum der „Witch“. Smilla war die einzige externe, die an der Besprechung teilnahm und war dazu vergattert worden, die Details und den Zeitplan vorläufig nicht an ihren Kommandeur weiterzugeben. Nach 40 Minuten waren sie fertig und Smilla sah zu, wie sich der Raum schnell leerte. Nur der Oberst und LtCol. Maurer waren außer ihr noch im Raum.
„Wenn es uns gelingt, sie zu überraschen, dann ist das Problem morgen früh erledigt!“ sagte der Oberst.
„Ich hoffe der Staatssekretär und der Milizkommandeur können ihren Teil umsetzen!“ meinte der LtCol.
„Sicher, sie müssen dazu ja lediglich ein paar Schalter umlegen. Den Rest machen wir.“ erwiderte der Kommandeur. „Gut, dass du daran gedacht hast, du warst schon immer die Verschlagenere von uns beiden!“ sagte der Oberst grinsend und strich über die Hand seiner Stellvertreterin. Smilla konnte kaum glauben was sie da sah und machte ein verwundertes Gesicht, was LtCol. Maurer sofort auffiel. Sie wandte sich an sie,
„Olt. Leuverick, sie werden während der Operation hier auf der „Witch“ verbleiben.“
„Jawohl Madam!“ erwiderte Smilla. Dies war ihr aber schon klar. Der Oberst verließ den Raum, ohne dass seine Stellvertreterin ihn grüßte. Diese kam dann auf Smilla zu.
„Ich habe gesehen, dass sie der Umgang zwischen dem Oberst und mir irritiert hat, richtig?“
„Jawohl Madam!“ bestätigte Smilla steif.
„Nun, das liegt daran, das wir verheiratet sind!“ dabei grinste der LtCol. sie freundlich an. „Wir sind Söldner und keine Hauseinheit.“ Diese Aussage überraschte Smilla völlig.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, Landungsschiff „Witch“
So. 16.02.3073, 03:29 Uhr (Ortszeit)


Auf der Brücke der „Witch“ herrschte rege Betriebsamkeit. In 6 Minuten würden die beiden Landungsschiffe vom Raumhafen abheben und die Operation beginnen. Noch war von außen den Schiffen nichts anzusehen. Der General war aber nicht auf der Brücke sondern stand in seinem SBVS-Kühlanzug im Besprechungsraum, der nun als Operationszentrale (OPZ) diente. Smilla saß dort nur staunend in dem Sitz, den man ihr zugewiesen hatte, bereits angeschnallt für den kurz bevorstehenden Start. Auch LtCol. Maurer war in einem solchen Anzug hier. Sie hatte tausend Fragen, aber wagte es nicht, sie zu stellen.
„Sobald wir unsere Triebwerke anschmeißen, werden die Claner wahrscheinlich sofort aus den Betten fallen!“ bemerkte der Oberst mit einem Grinsen. „Der Signalgast wird den Anruf gleich hier herunterstellen, damit ich sie beruhigen kann.“
„Das hoffe ich!“ meinte Julia Maurer. „Aber ich glaube kaum, dass sie sich einmischen werden!“
„Wahrscheinlich nicht!“ erwiderte der Oberst, setzte sich und schnallte sich an.
„Nachricht vom Milizkommando, Herr Oberst, ComBlackout aktiviert!“ meldete eine Sergeantin. Der Oberst ballte die Faust!
„Gut! Der erste Schritt ist getan!“ Die Miliz hatte vereinbarungsgemäß nun alle Kommunikationsleitungen von und nach Neu-Jena für 3 Stunden deaktiviert, um die Übertragung von Nachrichten zu unterbinden.
Dann ertönte ein Alarm durch das Schiff und Smilla spürte, wie die Triebwerke ihre Arbeit aufnahmen. Zwei Minuten später summte die KomKonsole des Oberst und wie zu erwarten, war der Kommandant des Clan-Landungsschiffes dran.
„Guten Morgen Oberst Müller, was haben sie vor?“ kam direkt und ohne Umschweife die Frage von dem Claner.
„Guten Morgen StarCaptain John. Wir nehmen nur unsere Arbeit auf und ich kann sie beruhigen, sie sind nicht das Ziel! Ich möchte sie bitten, sich nicht einzumischen. Wir handeln im Auftrag der Planetenregierung!“
„Wir werden das im Auge behalten!“ gab der Claner zurück.
„Solange sie uns nicht im Weg stehen, gerne! Oberst Müller Ende und Aus!“ Dann ertönte der Beschleunigungsalarm und Smilla wurde mit Wucht in ihren Sitz gepresst, als die „Witch“ in den düsteren Nachthimmel hinein beschleunigte.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Kyffhäuser-Berge, Im Sturzflug, Landungsschiff „Witch“
So. 16.02.3073, 04:35 Uhr (Ortszeit)


Die Uhr an der Wand zählte die Zeit bis zum Gefechtsabwurf herunter. Die beiden Landungsschiffe hatten die Atmosphäre fast verlassen, bevor sie wieder in einer steilen Parabel auf ihre Zielkoordinaten zustürzten. Alle Mechkrieger waren in ihren Mechs und hatten diese hochgefahren. An den Mechs waren die Bremsraketen für den Gefechtsabwurf angebracht. Diese verhinderten, dass die Mechs zerschellten, wenn sie auf dem Boden ankamen.
„Höhe 1000, Hangartore öffnen!“ hörte Smilla das Kommando über die Bordlautsprecher. Sie spürte, wie sich der Andruck erhöhte, als die „Witch“ mehr Schub gab um sich zu stabilisieren und die Zielhöhe zum Abwurf von 400 m über Grund in einer stabilen Lage zu erreichen.
„500 m!“ hörte Smilla die Stimme der Kommandantin.
„400 m – Go – Go -Go!“ Auf dem Monitor, der den Hangar zeigte sah sie, wie die Mech paarweise aus dem Hangar stürmten und aus dem Sichtfeld der Kamera in der Nacht verschwanden. Kurz darauf sprangen die 3 Teams des Sicherungszuges mit Fallschirmen aus den Hangartoren, dann folgend die 3 MTWs die ebenfalls an Fallschirmen zur Erde sanken.
„Alle Truppen abgesetzt! Hangartore schließen, Landung an Point ALPHA!“ Das Schiff beschleunigte und setzte zur Landung am Ausgang einer der Fluchtwege an, um diesen zu überwachen.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Kyffhäuser-Berge, Marder-Lanze
So. 16.02.3073, 04:48 Uhr (Ortszeit)


Etwas ruppig landete der General mit seinem „GRIFFIN“ auf dem Felsboden und warf sofort die Bremsraketen ab. Ein Rundspruch an seine Lanze und Kdt. Hauser bestätigte ihm, dass die Einheiten der „Witch“ alle ohne Ausfall am Boden angekommen waren. Kurz darauf kam auch die „Klar“-Meldung von der Wolfslanze. Jetzt hieß es schnell zu sein, die Initiative zu ergreifen und zu behalten! Auf dem Taktik-Display sah er, dass sich die „SPINNE“ und die „SHADOW CAT“ befehlsgemäß nach Westen bewegten, um in den nächsten Felskanal einzutauchen und auf das Hauptquartier der Piraten von Südwesten her vorzudringen. Georg hatte beiden bei der Lanzen-Befehlsausgabe vor dem Sprung eingeschärft auf Minen und IEDs zu achten. Vor allem die „SPINNE“ war gegen eine Mechmine kaum geschützt. Zum Glück gab es entsprechende Aufklärungsmittel auf den Mechs seiner Lanze.


„Mantis, Gazelle, vorrücken!“ befahl er und schob den Schubhebel vor. Schnell nahm er Fahrt auf. Kdt. Hauser folgte ihnen mit seinen Infanteristen in 3 MTWs. Mittlerweile wussten die Piraten sicher, dass sie kamen! Aber es trennten sie nur 2500 m von dem Wadi, in dem sich das gegnerische Hauptquartier befand. Sie wären in wenigen Minuten dort! 800 m vor dem Ziel wurde er von Infanteriewaffenbeschuss empfangen. Von halblinks rasten 2 SRM auf ihn zu, die ihn knapp verfehlten. Die KI seines Mechs hatte die Stellung automatisch markiert, Er schwenkte kurz den Mechtorso und feuerte seine ERPPC auf die Stellung ab. Der helle Lichtblitz des Treffers bestätigte ihm, dass der SRM-Werfer noch in der Stellung gewesen war. Während die Infanteriegeschosse harmlos an seiner FerroFibrit-Panzerung abprallten, durchbrachen der „GRIFFIN“ und der „THANATOS“ die dünne Verteidigungslinie und beide Mechs erhoben sich auf den Flammenzungen ihrer Sprungdüsen vom Boden und sprangen in den Talabschnitt, in dem die Piraten ihre Basis in die felsigen Hänge geschlagen hatten. Bis jetzt lief alles wie geplant! Beide Mechs landeten so im Tal, dass sie sich ihre Rückseiten zuwandten und sich somit gegenseitig deckten. Georg „Orca“ Müller und seine Frau Julia „Mantis“ Maurer hatten dieses Manöver oft geübt, vor allem für solche Situationen, in denen man nicht wusste, was einen erwartete! Orca schwenkte den Mechtorso von links nach rechts, um sich einen Überblick zu verschaffen, während er in Richtung der Felswand vorging, die keine 90 m vor ihm lag. Zwei Panzer versuchten gerade aus ihrem Abstellplatz zu rollen. Sofort hielt er auf die Bugpanzerung des linken Panzers, der schon seine Laser auf ihn ausrichtete und löste seine ERPPC und die beiden medLaser aus, für die LRMs war es zu nah.
„Wie sieht es hinter mir aus, Mantis!“
„Keine Gefahr! Keine Gefechtsfahrzeuge zu sehen!“ kam die prompte Antwort und nahm ebenfalls den ersten der beiden Panzer unter Feuer. Schnell zerriss es das Fahrzeug. Der leichte, 30to „GALLEON“-Panzer war dem konzentrierten Feuer zweier Mechs nicht gewachsen. Der zweite Panzer war ein „BULLDOG“ und mit 60to erheblich widerstandsfähiger! Orca und Mantis konzentrierten das Feuer auf den schweren Panzer und schälten Panzerung in Mengen ab. Dieser wehrte sich mit SRMs und seinem schweren Laser, der tiefe Furchen durch die Panzerung des „GRIFFIN“ zog.
„Hier GazelleX, haben Stellungen auf dem Plateau genommen! Rücken weiter vor!“ kam die Meldung von Kdt. Hauser.
„Gazelle, hier Orca. Vermutlich ist ein Teil der Piraten noch in den Höhlen. Ihr müsst reingehen!“
Mitten im Gefecht sah Mantis rechts von sich einen Schatten aus einer Öffnung der Wand an sich vorbeirasen. Schnell identifizierte sie diesen als „J. EDGAR“-Schwebepanzer und sah in ihrer 360°-Rundumsicht, wie er mit Höchstgeschwindigkeit in dem Wadi hinter ihr verschwand.

„Hier Mantis, „J.EDGAR“ flüchtet durch Wadi GAMMA nach Norden!“ gab sie auf dem allgemeinen Kanal der Kommandos durch.
„Hier Vorona, bewege mich im Wadi GAMMA nach Süden auf euch zu, der kommt nicht weit!“ hörte sie Lt. Ksenjia „Vorona“ Sokolov mit grimmiger Stimme. Währenddessen hatte Julia weiter den „BULLDOG“ beharkt und ihre Laser durchbrachen endlich die Panzerung. Der Tank starb einen spektakulären Tod, als die Munition im Turm detonierte und eine 30 m hohe Stichflamme nach oben schoss.
„Das hat keiner überlebt!“ kommentierte Orca.


Frank Hauser hörte den Befehl. Als er mit seinem Zug sich der Kante des fast 20 m tiefen Wadis näherte entdeckten sie zwei Aufgänge, über die die Piraten die Stellungen hier oben besetzt hatten. Drei seiner Leute waren beim Sturm auf die Stellungen verwundet worden und er stand nun mit dem Team1 an einer der Öffnungen, die nach unten führten. Das war für sie offensichtlich der schnellste Weg in das Höhlensystem.
„Los, 3 Thermalgranaten rein, dann tasten wir uns langsam nach unten!“ befahl er. Teamleader HFw Piet Bosch nickte und nur durch Blickkontakt und Zeichen, wusste in seiner Gruppe jeder was er nun zu tun hatte. 3 Soldaten positionierten sich um den Eingang, machten die Granaten scharf und warfen sie in 1 Sekunden-Abstand nach unten und gingen in Deckung. 3 Sekunden später detonierten die Granaten und eine Druckwelle raste aus der Öffnung. Sofort sprangen mehrere Soldaten hinunter und warfen etwas tiefer eine weitere Granate. Der Rest der Gruppe und Hauser folgten. Nach einer ca. 35 m langen extrem steilen Rampe kamen sie an der Sohle des Abstiegs an und durch den Gang fegte gerade eine Druckwelle, die von dem detonierenden Panzer vor dem Tunnelausgang verursacht worden war. Der Soldat an der Spitze spähte in den Gang hinein und regte den Daumen nach oben!
„Vorwärts!“ befahl der Teamleader und Team 1 drang weiter in den Tunnel vor. Schon nach kurzem trafen sie auf eine verletzte Piratin, die versuchte sich weiter in den Tunnel zurückzuziehen. 2 Mann überwältigten die überraschte Kämpferin und fesselten sie. Hauser kniete sich zu ihr, während das Team sicherte. Frank Hauser blickte in die vor Angst geweiteten Augen der Frau,
„Wie viele sind noch in den Tunneln?“ fragte er in Standard-Englisch. Als er keine Antwort bekam, packte er sie an der Schulter und schüttelte sie leicht. Das brachte sie wieder zur Besinnung.
„Wie viele?“ wiederholte der Zugführer noch einmal und zeigte in den Tunnel hinein.
„Fifty or sixty!“ stammelte die Frau. Hauser nickte. Auch wenn er kein Mitleid mit Piraten hatte, rührte ihn der verzweifelte Blick der Frau an.
„Sani, versorgen!“ befahl er und der Sani versorgte schnell und professionell ihre Wunden.
„Ok, das hält für eine Weile!“ meinte er dann und spritzte ihr ein schnell wirkendes Schmerzmittel. Derweil hatte ein anderes Teammitglied die Frau durchsucht und ihr Beinfesseln angelegt. Dann rückte das Team weiter vor und ließen die Piratin als gut verschnürtes Paket zurück. In der Spitzengruppe trug eine Soldatin ein kleines Radargerät, das anzeigte ob sich hinter den Wänden Sprengfallen oder verdeckte Öffnungen verbargen. Sie fanden aber nichts dergleichen.
„Hier GazelleX, Sind im Tunnelsystem Süd. Gegnerstärke bis zu 60 Personen!“ meldete Hauser während des Vorgehens.


Lt. Ksenjia „Vorona“ Sokolov marschierte in ihrem „CENTURION CN-9A“ durch den Wadi GAMMA in Richtung Süden. Die Wolfslanze war weiter weg von dem Piratennest gelandet und rückte nun von Norden kommend nach Süden vor. Dabei deckten sie beide Wadis ab, die von dem Ziel nach Norden führten. Sie grinste, gleich musste der „J. EDGAR“ vor ihr auftauchen und hatte schon alle Waffen bereit und auf den Wadi-Abschnitt vor ihr gerichtet. Als Schwebepanzer konnte der „J. EDGAR“ den Wadi nicht verlassen und musste auf sie zu kommen! Dann schoss er hinter der nächsten Biegung hervor und hielt auf sie zu. Erst feuerte sie ihre LRM10 im direkten Richten auf den Panzer ab. Die Raketen überbrückten die Entfernung in Sekunden und ein Teil der Raketen traf die Front des Panzers, der nach links auszubrechen versuchte. Sein medLaser griff nach ihrem Mech, aber der Strahl ging vorbei. Kesnjia zielte sorgfältig und schoss dem Schwebepanzer mit ihrer AK/10 und den 2 medLasern in die Seite. Der Panzer wurde schwer erschüttert und knallte in die Felswand. Der „CENTURION“ sprintete vor und Ksenjia trat mit dem Mechfuß voll in die beschädigte Seite des „J. EDGAR“ und durchbrach die Panzerung vollends. Dabei entzündete sich der Treibstoff des in den Panzer eingebauten Motors und schon nach wenigen Sekunden stand der Panzer in Flammen. Da kam keiner mehr lebend raus, stellte Ksenjia für sich fest.
„Hier Vorona, geflüchteter „J. Edgar“ abgefangen und vernichtet!“ meldete sie in den allgemeinen Kanal und marschierte weiter nach Süden. Noch 2.000 m!


Noch 1600 m bis zu dem Talkessel in dem sich die Piratenbasis versteckte. Aus den Meldungen hatte Sigrid entnehmen können, dass die Marderlanze den schwersten Widerstand schon gebrochen hatte, indem sie die Panzer vernichteten. Den geflohenen „J. Edgar“ hatte „Vorona“ vor ein paar Minuten verschrotten können!
„Frigg, hier BigEye!“ meldete sich plötzlich ihr Drohnenoperator von der „Sturm“, „Gegnerisches Fahrzeug ca. 900 m ostwärts plötzlich aufgetaucht. 5 Personen sind laut Thermalscan in dem Fahrzeug! Müssen aus einem Fluchttunnel herausgekommen sein! Fahrzeug flüchtet durch Wadi EPSILON mit hoher Geschwindigkeit nach Osten!“ Sigrid fluchte, aber sie musste etwas unternehmen! Keiner durfte entkommen!
„LegioX, hier Frigg! Kommen!“ Ihr Infanteriezugführer meldete sich sofort und Sigrid erteilte ihm einen Einsatzbefehl.
„LegioX, koppeln sie mit Geier1 und Geier2, und setzen sie mit einer Gruppe dem flüchtigen Fahrzeug nach, das im Wadi EPSILON nach Osten flüchtet! Stoppen sie die Flucht und nehmen sie die Flüchtigen gefangen!“ Geier war der Rufname ihrer leichten bewaffneten Transporthubschrauber.
„Ave Frigg, aufhalten und gefangen nehmen!“ antwortete Lt. Horge Gonzales über Funk und Sigrid grinste! Dann rief sie ihre Lanze.
„Marder, hier Frigg! Sting verfolgt mit mir das Fluchtfahrzeug, Mathan hier übernehmen und mit Vorona weiter auf das Ziel vorrücken! Unterstützt die Legionäre!“ Ihr Befehl wurde sofort bestätigt und Sigrid wendete ihren Mech Jotnar nach Osten und schob den Beschleunigungshebel bis zum Anschlag vor.
„Sting, mit allen Wahnsinnigen dem Fahrzeug hinterher! Ich will sie aber lebend!“
„Jawohl!“ bestätigte Olt. Sam Neill und Sigrid sah auf ihrem Radar wie der schnellere „PHOENIX HAWK“ beschleunigte und davonzog!


Horge beorderte die beiden Hubschrauber der „Sturm“ zu seiner dritten Gruppe, die von seiner Stellvertreterin SHFw Daita Patel geführt wurde.
„Dekurio, hier Centurio, mit ihrer Gruppe auf Hubschrauber aufsitzen und dem flüchtenden Fahrzeug nachsetzen. Haltet sie auf und nehmt sie möglichst lebend gefangen!“ gab er durch!
„Ave Centurio, wird erledigt!“ kam die trockene Antwort der erfahrenen Unteroffizierin. Horge war froh dass sie seine Stellvertreterin war und ertappte sich oft dabei, dass er immer noch von ihr lernte!
„Los, aufsitzen!“ befahl Daita ihrer Gruppe und kletterte als letzte in den Hubschrauber in dem Trupp1 saß. Sofort zog der Hubschrauber hoch und der Boden verschwand unter ihnen in der beginnenden Dämmerung des Morgens und raste nach Osten. Der zweite Hubschrauber folgte ihnen unmittelbar. Daita holte die taktische Lagedarstellung auf ihr Taktik-Pad und überlegte, wo sie das Fahrzeug am besten abfangen konnten. Sie überschlug die Zeiten und legte dann einen Landepunkt fest, den sie dem Piloten mitteilte.
„Geht klar Dekurio!“ gab der CoPilot durch. Sie würden 5 Minuten vor dem Fahrzeug an einer Engstelle des Wadis landen und Daita grinste. Auch sah sie, dass das Fahrzeug von 2 Mechs verfolgt wurde und einer der beiden war der Mech ihrer Kommandantin! Da das Wadi aber an der Sohle sehr eben war, konnten die Piraten den Abstand halten, da sie mit hoher Geschwindigkeit davonrasten.
„Wir sind gleich da! In 2 Minuten landen wir!“ teile ihr der Pilot mit.
„Steigen sie gleich wieder auf und beobachten das Fahrzeug. Angriff nur auf meinen Befehl!“
„Roger!“ kam die knappe Antwort und schon spürte sie, wie der Heli die Nase hochnahm um Geschwindigkeit wegzunehmen. Kurz darauf setzte er auf und ihr Trupp saß sofort ab und verteilte sich um den Heli. Als beide Trupps am Boden waren schaute sich Daita kurz um, befahl den SRM-Trupp mit dem tragbaren SRM-Werfer auf die Südseite des Tales. Auf der Nordseite war auf 12 m Höhe eine Felsnase.
„Ruiz!“ rief sie, ihr Scharfschütze sah sie an und mit 2 ausgestreckten Fingern zeigte sie auf die Felsnase. Ruiz nickte und erklomm sofort die Wand, um dort in Stellung zu gehen. 3 Minuten später war ihre Gruppe in Stellung.


„Dekurio, hier Geier1, Fahrzeug kommt auf sie zu, GAZ 1 Minute!“ hörte sie die Durchsage des Hubschraubers.
„Aufgepasst, das Fahrzeug kommt gleich in Sicht!“ gab sie an ihre Gruppe.
„Geier1, hier Dekurio, geben sie einen Warnschuss vor das Fahrzeug ab, wenn es noch 400m vor unserer Stellung ist!“
„Roger!“ kam die Antwort. Kaum war die Ansage verklungen raste das leichte, ungepanzerte Fahrzeug um eine Biegung und hielt genau auf sie zu. Plötzlich spritzten mannshohe Dreckfontänen vor dem Fahrzeug auf und einer der Hubschrauber stürzte hinunter und positionierte sich vor dem Fahrzeug in 15 m Höhe. Seine Bugkanone drohend auf das Fahrzeug gerichtet. Der Fahrer wollte wenden, aber bevor er dazu kam fräste sich die Bordkanone des zweiten Hubschraubers durch den Dreck des Bodens hinter dem Geländewagen und positionierte sich auf der Seite über dem Talrand. Der Geländewagen bremste abrupt und Daita beobachtete den Wagen durch das Visier ihres Panzerhelms, das sie auf Wärmebild umgestellt hatte. Plötzlich schwang die hintere Tür auf und eine Frau wurde von einem Mann aus dem Wagen geschoben der sich hinter ihr versteckte und ihr eine Pistole an den Kopf hielt.
„Was gibt das denn jetzt? Von Geiseln weiß ich nichts!“ dachte sich Daita und gab sofort eine Lagemeldung an die OPZ ab. Bis sie Antwort erhalten würde, musste sie sicher zu lange warten.
„Ruiz, hast du freies Schussfeld?“ Sie wusste, dass ihr Scharfschütze einer Maus auf 1000 m das Ohr abschießen konnte, wenn es sein musste.
„Sobald er stillhält, ist er tot! Feuererlaubnis?“ kam die knappe Antwort.
„Moment!“ Daita rappelte sich auf und ging langsam auf das Fahrzeug zu, das keine 300 m vor ihr stand.
„Ergeben sie sich!“ rief sie laut. „Sie sind umstellt und in Kürze sind 2 Battlemechs hier, sie haben keine Chance!“ 150 m von dem Fahrzeug blieb sie stehen. Ihr groß gewachsener, schlanker und durchtrainierte Körper steckte in einer modernen Infanterierüstung, die jedem Handwaffenbeschuss mühelos standhielt, ihr Sturmgewehr hielt sie quer vor sich mit der Mündung nach unten. Die Geisel trug nur ein leichtes, zerschlissenes Kleid, ihre Augen waren vor Panik weit aufgerissen und sie hyperventilierte. Daita war sich sicher, dass dies wirklich eine Geisel war.
„Lassen sie uns weiterfahren oder die Frau stirbt!“ schrie der Pirat.
„Und was dann?“ rief Daita dem Mann hinter der Geisel zu. „Sollen wir sie, ihre Leute und ihre Kiste in ein Sieb verwandeln oder geben sie auf und lassen die Frau los? Weg kommen sie hier definitiv nicht mehr und ich würde es begrüßen, wenn wir keine Munition mehr verschwenden müssten!“
„Sie werden uns alle sowieso töten!“ kam zur Antwort.
„Nicht meine Aufgabe! Wir übergeben alle Überlebenden nach der Operation an die lokalen Behörden! Wir sind Söldner und kein Exekutionskommando! Also, entscheiden sie sich. Entweder sterben sie sofort und hier oder nehmen die Chance auf ein Überleben wahr!“ In diesem Augenblick ertönte ein markerschütterndes Brüllen und ein dumpfer, bodenerschütternder Schlag als der „PHOENIX HAWK“ von Olt. Sam „Sting“ Neill 500 m hinter dem Fahrzeug auf seinen Sprungdüsen landete.
„Also, ihre Zeit ist abgelaufen!“ rief Daita, „Werfen sie die Waffen weg und kommen sie sofort alle aus dem Fahrzeug.“ Mit einem knurren warf der Mann die Pistole weg und hob die Hände. Die Geisel brach zusammen, fiel auf die Knie und schluchzte hemmungslos. Daita befahl ihren Soldaten mit einem Wink aus den Stellungen zu kommen und sie kreisten das Fahrzeug ein, aus dem noch 3 weitere Personen, 2 Männer und eine Frau kletterten. Daita wartete kurz, bis die Piraten 20 m von dem Fahrzeug weg und von ihren Leuten gefilzt worden waren, dann trat sie auf das Fahrzeug zu und warf einen Blick hinein. Das große ComPad fiel ihr sofort ins Auge und nahm es an sich. Das würde sie zur Auswertung an den IT-Spezialisten der „Sturm“ geben. Da meldete sich ihre Kommandantin über Funk.
„Dekurio, gute Arbeit!“ lobte sie die Infanteristin! Daita Patel richtete sich auf schaute in Richtung des gerade eingetroffenen „SHADOW HAWK“ und grüßte mit der Handfläche nach vorne. Ihre Kommandantin ließ es sich nicht nehmen, den Gruß mit dem Anheben des rechten Waffenarms zu erwidern. Daita grinste, ihre Entscheidung sich Freijas Ulanen anzuschließen bereute sie nicht!


Smilla hatte das Ganze in der OPZ der „Witch“ verfolgt. Als die Anfrage der Gruppenführerin vor Ort nach eventuellen Geiseln eintraf, zermartete sie sich das Gehirn, aber soweit sie wusste, waren bei den Überfällen der Piraten zwar immer wieder Menschen verschwunden, aber die Piraten hatten sich nie gemeldet ob sie Geiseln austauschen wollten. Der Operationsoffizier in der OPZ sah sie fragend an, nachdem er sie nach Geiseln gefragt hatte.
„Es kann sein, dass es Geiseln gibt. Es sind bei Überfällen immer wieder Leute verschwunden und nie wieder aufgetaucht!“
„Bestimmt überwiegend Frauen, oder?“ hakte der Offizier mit einem gewissen Unterton nach und erst diese Frage löste in Smilla ein Frösteln aus, da sie in ihr eine Assoziationskette auslöste, die an einem Punkt endete, wo sie eigentlich nicht hinwollte.
„Ja!“ seufzte sie. Bevor der Offizier die Meldung an die Gruppenführerin geben konnte, kam die Meldung, dass alle Piraten des Fahrzeugs aufgegeben hatten und in Gewahrsam waren. Smilla sah dann einen Videofeed von OTL. Helgisdottirs Cockpit und konnte einen Blick auf die Situation vor Ort und den eleganten Mech werfen, den Sam steuerte.


Frank Hauser drang immer weiter in die Tunnels vor. An Abzweigungen machten sie halt und kontrollierten den Bereich dahinter, aber es handelte sich in der Regel nicht um weitere Gänge, sondern um Zugänge zu Wohn-, oder Lagerräumen. Mehrfach waren sie auf Piraten getroffen, wer sich wehrte wurde schnell ausgeschaltet. Bis jetzt konnten sie 8 Personen lebend festnehmen, die sie alle demobilisiert und gefesselt zurückgelassen hatten. Dann trafen sie auf die anderen 2 Teams seines Zuges, die durch den zweiten Abgang in das Höhlensystem eingedrungen waren.
„Lage?“ fragte Frank seinen Stellvertreter SHFw Sasha Knappe.
„Wir haben DiFalco verloren, scheiß Sprengfalle!“ knurrte er. „Wir haben insgesamt 18 Personen erwischt, 11 davon leben noch!“ meldete er ihm.
„Dann dürften wir noch 20 – 30 Gegner vor uns haben! Bringen wir es hinter uns. Am Ende dieses Tunnels muss der Rest sich verstecken, sonst gibt’s kein Weg mehr hinaus!“ sagte Frank Hauser und befahl weiter vorzurücken. Vor einer Biegung bleiben sie stehen und einer seiner Männer spähte mit einer Sonde um die Ecke. Der Tunnel weitete sich ein einen großen Raum, in dem mehrere Container wie ein Wall aufgebaut waren. Offensichtlich ging es dahinter nicht mehr weiter. Plötzlich peitschten Schüsse auf, offensichtlich hatten die Piraten die Sonde entdeckt.
„Ca. 20 bewaffnete Personen!“ schätzte sein Späher. Frank wusste, dass ein Frontalangriff ein Selbstmordkommando war, aber den Gegner einfach mit 4 Brandgranaten auszuschalten wollte er auch nicht. Diese würden die Kaverne in eine Flammenhölle verwandeln, die nichts mehr übrigließ. Frank rutschte nach vorn und rief laut um die Ecke,
„Ergeben sie sich! Sie haben keine Chance mehr!“ Als er keine Antwort bekam, rief er ein zweites Mal,
„Ergeben sie sich oder wollen sie alle verbrennen?“ Plötzlich hörte er einen lauten, panischen Aufschrei, den er einer weiblichen Stimme zuordnete. Nach einer kurzen Pause kam dann doch eine Antwort.
„Sie werden uns sowieso töten, na und?“ Daraufhin kreischten noch mehr Personen, die offensichtlich mit dieser Antwort nicht einverstanden waren. Er konnte hören wie jemand gedämpft rief,
„Ruhe ihr Pack!“ aber das Jammern ging weiter, nur leiser.
„Das hört sich an, als ob da nicht alle einverstanden wären.“ meinte SHFw Knappe. Da knackte der Funk und auf der Kommandofrequenz hörte er,
„GazelleX hier Blimp, Achtung, mögliche Geiseln im Tunnel!“ hörte er die Ansage von der OPZ.
„Scheiße!“ knurrte Hauser und auch sein Stellvertreter schaute bestürzt. Er hatte die Meldung auch gehört. Aber Hauser musste weiter Härte zeigen.
„Ergeben sie sich sofort, oder wir schießen Brandgranaten!“ rief er und als Warnung ließ er einen seiner Soldaten eine Blend-Reizgas-Granate in die Kaverne schießen. Sofort hörte er würgen und Husten aus der Halle. Die Piraten hatten keinen Atemschutz! Sofort ließ er 3 weitere Reizgas-Granaten fertig machen.
„Letzte Warnung! Ergeben sie sich oder sie verbrennen!“ schrie Hauser. Als Antwort hörte er ein Klappern, als wenn man Gewehre auf den Boden wirft.
„Wir ergeben uns!“ hörte er und Frank atmete erleichtert auf. 15 Minuten später hatten sie alle 23 Personen, die noch in der Kaverne waren in ihrer Gewalt. Neben den Piraten waren auch 8 Personen, die offensichtlich keine Piraten, sondern Thueringer waren, die die Piraten verschleppt hatten. Vor allem die Frauen sahen schlimm aus! Ihre Gesichter waren leer und ihre Blicke stumpf! Frank teilte 4 seiner Soldatinnen ein, sich um diese Frauen zu kümmern. Am liebsten hätte er einen Prügel genommen und die überlebenden Piraten damit zu Klump geschlagen. Aber das würde ihn nicht besser machen als sie!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Kyffhäuser-Berge
So. 16.02.3073, 09:32 Uhr (Ortszeit)


Georg stand am Fuße seines „GRIFFINS“ und sah sich die Szenerie an. Insgesamt hatten sie fast 70 Piraten vorgefunden. 32 davon waren tot und der Rest hockte entlang einer Felswand bewacht von den Legionären. Außerdem hatten sie fast 23 Geiseln aufgegriffen, die von den Piraten gezwungen worden waren für sie zu arbeiten. Am meisten berührte in das Schicksal der 16 Frauen. Was diese erzählten, erfüllte ihn mit Wut! Aber er würde alle den Behörden übergeben. Sollten die Thueringer die Piraten einer gerechten Strafe zuführen!
„Diese Dreckschweine!“ spie Julia neben ihm aus. Sie hatte sich selbst mit ein paar der Frauen unterhalten. „Wie kommen die nach Neu-Jena?“
„Das Milizkommando schickt ein paar schwere Transporthubschrauber. Der Platz reicht, dass sie hier im Wadi landen können!“
„Ich würde sie die 900 km laufen lassen!“ knurrte seine Frau.
„Dann wärst du ja noch gnädig! Einige unserer Leute haben ganz andere Vorschläge gemacht, soweit ich es mitbekommen habe. Aber ich bin froh, dass wir uns darum nicht kümmern müssen!“


Um 11:00 Uhr trafen die 5 Hubschrauber der Miliz ein und die Piraten wurden sofort in die Frachträume gebracht, in denen sie dicht auf dicht zusammenkauerten, streng bewacht von den Milizionären. Dann hoben die 3 Hubschrauber mit den Gefangenen ab und machten sich auf den langen Weg nach Neu-Jena. Ein Offizier ungefähr im selben Alter wie Georg trat auf ihn zu und entbot ihm einen militärischen Gruß. Georg erkannte ihn sofort, da er in Vorbereitung der Operation mehrfach mit ihm Videotelefonate geführt hatte.
„Guten Tag Herr Oberst, schön sie einmal persönlich zu treffen!“ sagte dieser.
„Herr Oberst Lange, die Freude ist ganz meinerseits. Vor allem, jetzt nach erfolgreichem Abschluss der Aktion!“ entgegnete Georg.
„Hatten sie hohe Verluste?“ wollte der Milizkommandeur wissen.
„Wir haben 2 Kameraden verloren. Einer ist einer Sprengfall in den Tunnels zum Opfer gefallen und eine beim Sturm auf die Verteidigungsstellungen auf dem Plateau.“ Informierte ihn Georg.
„Nicht mehr? Ich weiß, jede Seele schmerzt, aber ich habe mit höheren Verlusten gerechnet!“
„Das war der Grund, warum wir mit allen Kräften angegriffen haben. Das senkt meiner Erfahrung nach die eigenen Opferzahlen.“
„Jedenfalls haben sie Thueringen damit einen großen Gefallen erwiesen! Was konnten sie an Material bergen?“
„Eigentlich nicht der Rede wert. Die 3 Gefechtsfahrzeuge auf die wir gestoßen waren, sind zerstört. Bis auf die zwei MTWS die noch da waren, ist der Rest Kleinkram!“ teilte ihm Georg mit. Während die beiden Offiziere redeten, trat eine junge Offizierin heran und meldete sich.
„Guten Tag Herr Oberst, Olt. Leuverick meldet sich wie befohlen!“ meldete sie sich bei ihrem Kommandeur.
„Guten Tag Frau Leuverick!“ dann schaute er sie genauer an, „Das ist aber nicht die offizielle Milizuniform!“ tadelte er sie.
„Nein Herr Oberst!“ entgegnete ihm die Mechkriegerin, „Aber ich konnte meine Uniform nicht mehr rechtzeitig holen!“ Der Milizkommandeur wollte schon etwas sagen, da mischte sich Georg ein.
„Daran bin ich schuld. Als sie Frau Leuverick an uns abgeordnet hatten, hatte sie nur ihren Wartungsoverall dabei. Da ich ihr untersagt habe, unsere Landungsschiffe zu verlassen, mussten wir ihr einen Bordoverall von uns überlassen! Außerdem hat sich ihre Unterstützung bei der Operation als äußerst Hilfreich erwiesen!“ lobte er die junge Offizierin.
„Nun gut, bei der nächsten Meldung erscheinen sie aber wieder in ihrer Uniform!“ brummte der Milizkommandeur.
„Jawohl Herr Oberst!“ bestätigte ihm Smilla Leuverick. Dann sprach ihn wieder Georg an.
„Wir übergeben ihnen im Anschluss die Anlage und ziehen uns dann wieder zurück. Ich denke in 6 Stunden landen wir wieder am Raumhafen!“ lenkte Georg das Gespräch zu einem anderen Thema.
„Außerdem ist die ganze Zeit während der Operation eine Drohne der Claner über uns geflogen und hat unsere Operation beobachtet.
„Dazu waren sie nicht autorisiert!“ brauste Oberst Lange auf. „Das wird ein Nachspiel haben!“ Georg nickte, dies war aber nicht sein Problem.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Raumhafen
So. 16.02.3073, 17:30 Uhr (Ortszeit)


Beide Landungsschiffe landeten kurz hintereinander auf dem Raumhafen und Smilla meldete sich bei LtCol. Maurer ab, sobald sie gelandet waren. Dann wechselte sie auf die „Winterstorm“ („Sturm“) und schlüpfte wieder in ihren dreckigen Wartungsoverall, zog die Jacke über und wollte gerade das Schiff verlassen, als sie Sam in die Arme lief.
„Heute Abend schon was vor?“ fragte er. „Wir haben noch ein Date offen!“ Smilla lächelte,
„Gerne! Aber dann erzählst du mir alles über deinen Mech!“
„Ich freu mich schon drauf!“ erwiderte er und schaute sich um. Keiner sah her, so zog er Smilla in seine Arme und küsste sie. Sofort ließ er wieder los und Smilla schaute ihn etwas überrascht an, dann lächelte sie.
„Bis heute Abend! Treffpunkt wie beim letzten Mal um 19:00 Uhr, ok?“
„Es wird mir eine Ehre sein!“ sagte Sam und machte einen Kratzfuß vor ihr. Smilla lachte kurz auf, das sah zu lustig aus, dann verließ sie das Schiff. Sam schaute ihr noch kurz hinterher und lächelte.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Raumhafen, Landungsschiff „Witch“
So. 16.02.3073, 20:10 Uhr (Ortszeit)


Georgs KomPad summte. Auf dem Display wurde der Name von Sigrid Scholz angezeigt.
„Was gibt es?“ fragte er knapp.
„Das will ich nicht über Funk besprechen. Ich habe wichtige Informationen und komme zusammen mit Klaus Duisenberg und unserem IT-Spezialisten zur „Witch“. Ich schlage vor, dass auch Julia Maurer und Francois Dassault an der Besprechung teilnehmen. Wir sind in 10 Minuten da.“
„Dann muss es wirklich wichtig sein!“ gab Georg zurück und legte auf. Sofort informierte er Francois und Julia und bestellte sie in den Besprechungsraum ein. 10 Minuten später kamen wie angekündigt Sigrid Scholz, der Kommandant der „Sturm“ Kdt. Klaus Duisenberg und Phillip Lutz, der IT-Spezialist dazu.
„Was gibt es so dringendes?“ wollte Georg ohne Umschweife wissen.
„SHFw Patel konnte heute früh das ComPad des Anführers der Piraten sicherstellen. Phillip Lutz hat es ausgewertet und ist auf äußerst brisante Daten gestoßen!“ Sie nickte Lutz zu, der sich erhob und einen Speicherkristall in die Konsole des Displays schob.
„Auf dem ComPad war eine Art Logbuch.“ begann er. „Das meiste ist für uns nicht von Belang, aber“, er drückte eine Taste und eine Sternenkarte erschien mit Bartok im Mittelpunkt auf dem Schirm, „er hatte notiert, wo die Piratenbasis ist von der sie kamen.“ Er machte eine kurze Pause, drückte eine Taste und alle im Raum ächzten auf. „Die Basis ist hier! Es ist ein uralter Außenposten der alten „Rimworld Republic“ den Peripherie-Piraten schon vor langem übernommen haben!“
„Das ist ja in der Nähe von Bartok!“ stellte Georg das offensichtliche fest.
„Genau, keine 41 Lichtjahre von Bartok entfernt. Das System ist nicht in den Karten der „Shinobi Maru“ als bewohnbar oder als Basis verzeichnet. Die Astrogationsdaten sind relativ spärlich.“ Der IT-Spezialist schaute die Teilnehmer der Besprechung an und eine gespannte Stille machte sich im Raum breit. Alle schauten zum General, der offensichtlich nachdachte. Dann blickte dieser auf und sah in die Runde.
„Das ist unser nächstes Ziel! Wir müssen dieses Piratennest ausräuchern und vernichten! Die Gefahr ist zu groß, dass sich einmal ein von dort operierendes Schiff ins Bartok-System verirrt, auch wenn das bisher nach unseren Erkenntnissen noch nie vorgekommen ist!“
„Das wird nicht einfach!“ entgegnete Julia Maurer. „Wir wissen nichts über die dort stehenden Kräfte!“ Aber auch sie wusste, dass ihr Mann Recht hatte! Sie mussten diese Basis so schnell als möglich ausschalten!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Präsidialgebäude
Mo. 17.02.3073, 09:00 Uhr (Ortszeit)


Der General erschien pünktlich zu dem Gespräch bei Staatssekretär Lowitsch zusammen mit LtCol. Frejia Helgisdottit, aka. OTL. Sigrid Scholz. Außer ihnen waren noch der Sekretär von Lowitsch und der Milizkommandeur Oberst Lange in dem großzügigen Büro.
„Zuallererst möchte ich ihnen den tiefempfundenen Dank unseres Volkes und des Präsidenten aussprechen! Unsere Ermittler konnten anhand der geborgenen Unterlagen auch bereits einige Verdächtige identifizieren, die die Piraten mit Informationen versorgt haben. Hätten sie nicht die Idee zu dem Kommunikations-Shutdown gehabt, wären die Piraten sicher rechtzeitig gewarnt worden!“ teilte ihnen der Staatssekretär nach der Begrüßung mit. „Die vereinbarte Summe werden wir ihnen heute noch zukommen lassen! Die haben sie sich wirklich verdient!“ Georg Müller neigte leicht den Kopf.
„Wir versuchen unsere Auftraggeber immer zufrieden zu stellen!“ entgegnete er.
„Im Übrigen konnten wir einige gesuchte Schwerverbrecher endlich verhaften. Sie hatten sich bei den Piraten versteckt!“ ergänzte der Staatssekretär mit einem zufriedenen Lächeln. Da räusperte sich der Milizkommandeur,
„Wie hoch werden denn die Kosten für die Mechinstandsetzung sein und bleiben sie noch lange genug unsere beiden anderen Mechs zu warten?“ Georg schaute ihn an,
„Sagen wir mal so, betrachten sie die Wartung und Instandsetzung als erledigt, das war Teil des Auftrages! Wir werden wohl noch ein paar Tage bleiben, um die beiden anderen Mechs ebenfalls zu reparieren. Dazu könnten wir ein paar unserer Mech-Techs zu ihnen abordnen, dann wird das in ihrer Mechwerkstatt erledigt. Der „PANTHER“ dürfte in 3 - 4 Tagen fertig sein.“ Georg sah, wie sich das Gesicht des Milizkommandeurs entspannte, da er sonst sicher einen Großteil seines Budgets hätte ausgeben müssen. „Für die verbauten Ersatzteile benötigen wir aber eine gewisse Kompensation. Da wären wir aber bereit in Naturalien bezahlt zu werden.“
„Sie meinen, dass sie die Summe der Ersatzteile von den bestellten Gütern abziehen würden?“ hakte der Staatssekretär nach.
„Genau das meine ich!“ bestätigte der General. „Aber noch etwas, ich habe ihnen meine Expertise bezüglich der Claner angeboten. Wenn sie dazu Fragen haben, nur zu!“
„Darauf wäre ich noch zurückgekommen. Hätten sie Morgen am Vormittag Zeit dafür?“ entgegnete Lowitsch.
„Das ließe sich einrichten. Bitte teilen sie uns einfach Termin und Ort mit.“
„Das werde ich. Aber nun meine Dame, meine Herren, stoßen wir auf die Beseitigung der Piraten-Gefahr an!“ Der Staatssekretär nickte seinem Sekretär zu und dieser trug ein Tablett herum, mit einem hellen, perlenden Getränk und jeder nahm ein Glas. Dann sprach der Staatssekretär einen Toast aus und alle prosteten sich zu.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, „Winterstorm“ („Sturm“)
Mo. 17.02.3073, 09:45 Uhr (Ortszeit)


Smilla saß mit Sam auf dem Fuß ihres „PANTHERS“ und beide tranken einen Kaffee, während sie Pause machten.
„An den Kaffee habe ich mich schnell gewöhnt! Ist echt lecker!“ sagte sie lächelnd.
„Dabei ist das nicht mal echter!“ entgegnete Sam. „Ich habe nur wenige Male im Leben echten Kaffee getrunken, der schmeckt noch besser!“ Ihre Blicke trafen sich wieder. „Heute Nacht, das war wunderschön!“ seufzte Sam leise, „Ich mag gar nicht daran denken bald wieder wegfliegen zu müssen!“ Smilla schaute ihn intensiv an.
„Mir geht es genauso!“ sagte sie leise. „Es wäre schön, für immer mit dir zusammen bleiben zu können!“ Sam nahm ihre Hand, die ganz verschmiert von Fett und nur notdürftig abgewischt war.
„Ich liebe dich!“ hauchte er und Smilla sah, wie eine Träne seine Backe herunterlief. Auch sie spürte, wie ihr Tränen aus den Augen sickerten. Zum Glück waren beide gerade unbeobachtet.
„Bleib doch hier!“ seufzte sie, aber Sam schüttelte den Kopf.
„Das kann ich nicht tun!“ sagte er leise, „Auch wenn es mir das Herz zerreißen wird, ich kann und darf das nicht tun!“
„Warum?“ fragte sie.
„Wenn ich dir das erzählen würde, müsstest du mit uns kommen! Wir sind zwar Söldner, aber ich bin Frigg verpflichtet und ich darf meinen Vertrag nicht brechen!“ Beide schauten sich an, in Smilla wuchs eine Entscheidung, dann brach es aus ihr heraus.
„Dann fliege ich mit euch! Ich kann jederzeit den Dienst in der Miliz quittieren! Außerdem hattest du Recht, der Dienst in einer Miliz ist wirklich langweilig!“
„Aber du müsstest alles zurücklassen, deine Heimat, deine Eltern und Verwandten und deinen Mech! Du wärst eine Entrechtete ohne Mech und könntest unter Umständen niemals mehr heimkehren!“ erwiderte Sam.
„Das weiß ich alles!“ sagte sie mit Nachdruck.
„Das würdest du wirklich für mich tun?“ wollte er wissen.
„Wenn ich es nicht täte, würde ich mir ewig Vorwürfe machen! Außerdem mache ich das nicht nur für dich, sondern auch für mich, weil ich mich in dich Alien verliebt habe!“ Sam riss Smila in die Arme und küsste sie wild vor Glück! Plötzlich erhob sich Applaus um sie herum, dann rief der Master-Tech der „Winterstorm“:
„Pause beendet!“ und die beiden trennten sich erschrocken und stellten fest, dass fast das gesamte Hangarpersonal und Techs sie ansahen. Smilla wurde rot und Sam schaute auf den Boden. Der Master-Tech kam auf sie zu und grinste.
„Das war abzusehen ihr Turteltäubchen! Und jetzt hoch mit euch, in 3 Tagen muss der „PANTHER“ wieder laufen!“




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, „Witch“
Mo. 17.02.3073, 11:37 Uhr (Ortszeit)


„Herr Oberst, ein Gespräch von StarCaptain John für sie!“ meldete sich der diensthabende Signalgast auf Georgs KomPad. Er saß gerade über der Nachbereitung des Einsatzes gegen die Piraten und las die Personalakten der gefallenen Soldaten. Zum Glück waren beide alleinstehend!
„Geben sie es durch!“ sagte der General. Sofort erschien das ihm schon bekannte Gesicht des Kommandanten des Clan-Landungsschiffes „Raptor“.
„Guten Tag StarCaptain John!“ begrüßte er ihn in Englisch.
„Guten Tag Oberst Müller!“ entgegnete sein Gesprächspartner. „Um gleich zur Sache zu kommen, ich würde sie gerne auf mein Schiff zu einem persönlichen Gespräch einladen!“
„Was wäre der Zweck des Gespräches?“ fragte Georg.
„Wir würden uns gerne mit ihnen über den Einsatz gegen die Piraten unterhalten. Ihr Vorgehen war für uns unerwartet.“
„Sie haben ja zugesehen!“ gab der General zurück. „Die Thueringischen Behörden waren aber nicht sehr erbaut über den Einsatz ihrer Drohne!“
„Das wäre ein weiterer Punkt. Außerdem ist ihnen sicher bekannt, dass mein Clan hauptsächlich Handel treibt, das Krieg führen überlassen wir gerne anderen. Wobei diejenigen, die uns unterschätzen in der Regel sehr schnell lernen, dass unsere Krieger mehr als kompetent sind! Aber zurück zum Thema, vielleicht hätten wir auch etwas, was sie interessieren könnte.“
„Ich dachte, sie wären nur zur Erkundung hier?“ fragte Georg.
„Wir wollen hier ein Handelsbüro gründen. Natürlich brauchen wir dafür auch ein paar Beispiele unserer Waren, wer kauft schon gerne die Katze im Sack!“ sagte der Claner mit einem Lächeln.
„Da haben sie allerdings Recht!“ gab Georg zurück und grinste. „Ich werde ihre Einladung gerne annehmen, würde aber meine Stellvertreterin und meine Landungsschiffkommandantin mitbringen.“
„Sehr gerne! Heute Nachmittag. 15:00 Uhr Ortszeit?“ schlug der Clan-Offizier vor.
„Wir werden da sein!“ erwiderte Georg und nickte. Dann beendeten sie das Gespräch und er rief Julia und Francois zu sich.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Clan Landungsschiff „Raptor“
Mo. 17.02.3073, 15:00 Uhr (Ortszeit)


Der General ging die Rampe hinauf, gefolgt von OTL. Julia Maurer und KdtHpm. Dassault. Als er vor dem Elementar stand der ihn weit überragte, hatte er ein mulmiges Gefühl.
„Oberst Müller mit Abordnung. Erlaubnis das Schiff zu betreten?“
„Erlaubnis erteilt!“ hörte er nach einer kurzen Pause die tiefe weibliche Stimme des Elementars. „Warten sie drinnen, sie werden abgeholt!“
„Danke!“ erwiderte Georg und trat an der Elementarin vorbei. Drinnen ließ er seinen Blick über den Hangar der „RAPTOR“ schweifen und in der ersten Mechbucht erhob sich ein „SUMMONER“, der in der Inneren Sphäre als „THOR“ bekannt war. In der Bucht daneben stand halb verdeckt ein „MAD CAT MKII“ mit seinen charakteristischen LRM-Werfern auf den Schultern.
„Wenn sie uns beeindrucken wollten, haben sie das schon erreicht!“ flüsterte ihm Julia zu, deren Blick auch auf die OMNI-Mechs gerichtet war. Da trat auf sie schon StarCaptain John auf sie zu, begleitet von einer hochgewachsenen Mechkriegerin, was unschwer an ihrem Haarschnitt erkennbar war.
„Willkommen an Bord, Oberst Müller!“ begrüßte sie der Landungsschiffkommandant. „Dies ist StarCaptain Lara Kalasa, die Kommandantin unserer Bodentruppen und meine Stellvertreterin.“
„Vielen Dank für die Einladung! Es ist lange her, dass ich auf Vertreter der CLANs getroffen bin, aber in einem ihrer Landungsschiffe war ich noch nie!“ gab Georg zurück und grüßte dabei militärisch. Fast unbewusst salutierten auch die beiden Claner. Dann stellte Georg seine Begleiter vor.
„Wenn sie möchten, können wir gerne durchs Schiff gehen.“ bot der StarCaptain an.
„Sehr gerne!“ entgegnete Georg. Als sie an den Mech-Buchten vorbei gingen und die restlichen 3 Mechs des Mech-Sterns sahen, nickte Georg anerkennend. Seiner Auffassung nach war der Stern mustergültig für die Aufgabe der Erkundung zusammengestellt. Insgesamt drei der Mechs verfügten über Sprungdüsen. In den weiteren Bays standen die Halterungen für die Elementar-Rüstungen. Die leeren Rüstungen, die hier standen, sahen in ihren Halterungen aus wir übergroße Marionetten. Georg stellte sich vor eine der Rüstungen und ließ den Eindruck auf sich wirken. Dabei hörte er tief in sein Inneres, ohne es zu wollen, entfuhr ihm dabei ein leiser Seufzer.
„Das ist sicher nicht das erste Mal, dass sie Elementar-Rüstungen sehen, FraPos?“ fragte ihn StarCaptain Lara Kalasa. Georg schaute sie an,
„Pos! Leider sind es keine angenehmen Erinnerungen!“ erwiderte Georg. „Aber ich möchte sie nicht mit Geschichten aus der Vergangenheit langweilen!“
„Sie haben im Clan-Krieg gekämpft?“ hakte die Mechkriegerin unbeirrt nach und benutzte dabei die Bezeichnung, die der Konflikt in der Inneren Sphäre trug.
„Ja, wir hatten einen Kontrakt im Melissea-Theater der LAS und kämpften gegen Clan Jadefalke. Aber die Erinnerung an meine erste Begegnung mit Elementaren geht weiter zurück.“ antwortete Georg. „Lassen sie uns weitergehen!“ forderte Georg sie dann aber auf, bevor das Gespräch zu weit ging. Julia hatte das kurze Gespräch beobachtet und wusste, was das in ihrem Mann auslösen konnte.


Am Ende des Rundganges betraten sie einen Konferenzraum in dem „UNION“, der offensichtlich nur für diesen Zweck genutzt wurde.
„Entschuldigen sie meine Offenheit. Was mich wundert, StarCaptain John ist, dass sie hier das Kommando führen und nicht StarCaptain Lara Kalasa. Ich kenne es eigentlich von Clan Jadefalke nur so, dass der militärische Führer das Kommando auf einem Landungsschiff der Clans führt.“
„Wir sind Clan Diamond Shark. Unser Trachten ist nicht der Krieg sondern der Handel!“ entgegnete der Schiffskommandant. „Außerdem kommt das auch immer auf den jeweiligen Auftrag an.“ sagte er mit einem Lächeln. Georg nickte,
„Dann lassen sie uns zum Grund ihrer Einladung kommen!“ schlug Georg vor. StarCaptain Kalasa räusperte sich,
„Uns hat ihr Vorgehen gegen die Piraten etwas überrascht. Wir sind von Peripherie-Söldnern ein anderes, chaotischeres vorgehen gewöhnt.“
„Nun, das liegt wohl daran, dass ich mein Handwerk in den LAS gelernt habe und wir als Söldner länger in der Inneren Sphäre arbeiteten. Mit einer „chaotischen“ Taktik an der CLAN-Front wären wir schon längst alle tot! Viele meiner Mannschaften und Offiziere stammen aus der Lyranischen Allianz und haben in den LAS gedient.“ stellte Georg fest.
„Das erklärt einiges!“ bemerkte StarCaptain John. „Nach einem Memo von StarCommodore Silas ist ihr Sprungschiff in einem, für ein Peripherie-Sprungschiff bemerkenswert gutem Zustand!“
„Ja, aufgrund einiger sehr lukrativer Aufträge, hatten wir die Mittel und die Gelegenheit unserem Schiff eine Werftüberholung angedeihen zu lassen, bevor wir hierher zurückgekehrt sind!“ gab Georg zurück. Nachdem sie einige Aspekte ihrer Taktik auf Nachfrage von StarCaptain Lara Kalasa erläutert hatten, spürte Georg, dass der Landungsschiffkommandant etwas nervös wurde.
„Oberst Müller, wir sind hier, um eine kleine Handelsniederlassung einzurichten. Die lokale Regierung war leider etwas ungehalten über unsere Drohne und stellt nun hohe Hürden auf.“ rückte er dann heraus. Georg war etwas überrascht. Bisher war er sehr forsch, nahezu arrogant aufgetreten.
„Wie groß planen sie denn ihre Niederlassung?“ wollte Julia wissen.
„Es soll nur ein Büro sein, das mit 2 Personen besetzt ist. Ein kleines Lager mit Samples wollen wir ebenfalls einrichten. Keiner kauft gerne die Katze im Sack, wie ich schon erwähnte!“ erwiderte der StarCaptain.
„Ich schätze die Regierung befürchtet, dass sie sich nicht gerne an lokale Spielregeln halten wollen!“ schätzte Georg, der dies von dem Staatssekretär am Morgen informell erfahren hatte. „Das macht sie für die Regierung unkalkulierbar. Die Clans haben auch hier einen gewissen Ruf und ihr Drohneneinsatz hat sie in dieser Meinung noch bestärkt! Die Regierung von Thueringen hat im Übrigen um meine Expertise in Bezug auf sie nachgefragt und ich könnte ein gutes Wort für sie einlegen. Meines Wissens hat ihr Clan keinerlei expansionistische Züge. Eher im Gegenteil. Soweit ich weiß, handeln sie auch mit Kunden in der Inneren Sphäre und Clan-Tech ist hier in der tiefen Peripherie kaum bis gar nicht zu bekommen!“
„Das ist richtig!“ bekräftigte StarCaptain John. „Ich bin der Überzeugung, dass ein Handelsbüro unseres Clans auch den Thueringern nutzt, da es auf lange Sicht neue Kunden anziehen würde!“
„Ich kann mir vorstellen, dass dies die Thueringer ebenso sehen! Aber was den Welten in der tiefen Peripherie noch viel wichtiger ist, ist ihre Unabhängigkeit und diese wollen sie nicht verlieren und werden alles dafür tun dies zu verhindern! Sie wissen selbst, dass diese Welten keine Chance haben gegen einen expansionistischen Clan zu bestehen! Soweit ich weiß, ist zum Beispiel die Hanseatische Liga in den Focus solcher Clans gerückt und die Thueringer haben sehr gute Kontakte dorthin!“


Das Gesicht der Mechkriegerin, die neben John saß, wurde plötzlich steinern.
„Woher haben sie diese Information!“ wollte sie wissen.
„Um es konkret zu sagen, wir hatten vor einiger Zeit eine Operation in der HL, dabei kam es uns sehr seltsam vor, wie stark sich ein paar Clans dort auf dem Geheimdienstparkett engagierten. Bedroht fühlen sie sich von der HL sicher nicht, daher ist nur ein weiterer Grund für solche Aktivitäten logisch!“ stellte Georg fest.
„Ich will es nicht bestätigen, aber ihr Gedankengang ist folgerichtig!“ entgegnete die Mechkriegerin, die als Blutnamensträgerin sicher über weitreichende Kontakte verfügte. „Und sie sind mehr als wir vermutet haben!“ stellte sie fest. Dabei beugte sich Lara Kalasa herausfordernd vor.
„Ich gebe zu, dass wir keine typischen Söldner aus der tiefen Peripherie sind, da wir regelmäßig Kontrakte in der Sphäre annehmen und deshalb ein hohes technisches und militärisches Niveau halten können, aber wir kehren regelmäßig zurück, weil uns die Arroganz der Häuser gegen den Strich geht. Aber sie bezahlen sehr gut!“
„Trotzdem fühlen sie sich immer noch ihrer alten Heimat verbunden, sonst würden sie nicht immer noch den lyranischen Dienstgrad „Oberst“ benutzen, oder?“ lockte ihn die Mechkriegerin aus der Reserve.
„Touché!“ entgegnete Georg und lächelte Lara Kalasa an. „Von einer wahrgeborenen Kriegerin hätte ich nicht erwartet, dass ihnen das Konzept von Familienbindung und Heimatgefühl vertraut ist!“ Nun war es an der Mechkriegerin zu grinsen.
„Mich überrascht es eher, dass zwei Krieger in ihrem Alter immer noch einen Mech führen! Bei vielen Clans wären sie schon lange sogar für eine Solahma-Einheit zu alt!“ Dabei schaute sie auch Julia an. „Missverstehen sie dies bitte nicht als Beleidigung! In meinen Augen ehrt es sie eher, dass sie immer noch erfolgreiche Mechkrieger sind. Unser Clan schätzt Lebenserfahrung höher ein als andere Clans. Deshalb können wir sie auch regelmäßig bei unseren Handels- und Dienstleistungsverträgen über den Tisch ziehen!“ Dabei lachte sie laut auf und auch John und die Lyraner stimmten ein.


Dies lockerte die Stimmung erheblich auf. Natürlich konnten sie den Clanern immer noch nicht blind vertrauen, aber das Gespräch verlief nun erheblich entspannter. Tatsächlich führten diese mehrere Waren mit, die für das Unterstützungskommando sehr interessant waren. Nach harten Verhandlungen einigte man sich auch auf einen Preis und mehrere leistungsfähige Ortungs- und Kommunikationsmodule wechselten den Besitzer. Am Ende der Beratungen meinte Francois Dassault noch mit breitem Lächeln,
„Mein Wissenschaftsoffizier wollte nachfragen lassen, ob wir die Pläne für einen Hyperpuls-Sendeanlage erwerben können!“ Dies führte zu einem erheiterten Auflachen bei StarCaptain John.
„Ich hoffe, die Frage war als Scherz gemeint! Diese Technologie ist unverkäuflich. Wenn ein Clan dies tun würde, würde er geächtet werden und der Auslöschung anheimfallen!“ erwiderte er weniger humorvoll. „Fragen sie bitte nie einen Clan danach! Es wäre ihr Tod! Ich denke, wir sind uns einig, nie darüber gesprochen zu haben!“ ergänzte er noch und die Lyraner nickten.


Auf dem Weg zum Hangartor trat Star Captain Lara Kalasa neben Georg,
„Ihre Reaktion auf die Elementare lässt mir keine Ruhe, was ist damals passiert?“
„Man merkt doch noch ihr Alter!“ grinste Georg. Als er sah, dass Julia zu einer Erwiderung ansetzte, hob er die Hand und sah seine Frau kurz an. Auch bemerkte er, dass die Mechkriegerin nicht negativ auf seine Bemerkung reagierte. „Ich will es ihnen kurz erzählen!“ stimmte er zu und blieb genau neben einer der Hangarbays stehen, in der Elementarrüstungen aufbewahrt wurden.
„Damals war ich kaum älter wie sie StarCaptain. Meine aktive Karriere in den LAS war vorbei und ich war Kompaniechef einer Reserve-Pionier-Milizeinheit meiner Heimatwelt. Nach Tukayyid fanden auch nur noch gelegentliche Raids der Clans statt. Einer davon traf leider meine Heimat. Meine Kompanie wurde aktiviert und hatte den Auftrag bekommen, eine Brücke über einen breiten Fluss zu sprengen, um das Vorrücken der Claneinheiten auf die Hauptstadt zu verlangsamen oder sogar ganz zu unterbinden. Wir waren mitten in den Arbeiten, als drei Elementarstrahlen der Steelvipers uns überraschend angriffen. Wir hatten keine Chance. Die Lanze mit leichten Panzern, die uns schützen sollte, konnte auch wenig tun und wurde genauso vernichtet. Meine Soldaten taten alles, um die Arbeiten zu schützen und opferten sich, so dass wir die Brücke doch noch sprengen konnten. Dabei wurde ich von einem der Elementare niedergeschlagen. Als ich wieder zu mir kam, war die Brücke zerstört und ein Großteil meiner Frauen und Männer lagen tot oder schwer verwundet auf dem Gefechtsfeld. Ich wurde zum Helden erklärt, bekam einen Orden und die Wiedereinstellung in die LAS. Danach wurde ich Mechkrieger und schwor Rache für meine Frau und meine Kinder, die dem Raid ebenfalls zum Opfer gefallen waren. Aber ich fühlte mich nie als Held, die wahren Helden hatten damals ihr Leben für ihre Heimat gelassen!“ Georg schaute in die Augen der Clanerin, die ihn schweigend ansah. Georg holte tief Luft und ihm wurde bewusst, dass alle seiner kurzen Schilderung gebannt zugehört hatten. Als er seine Gefühle wieder im Griff hatte, sprach Georg weiter,
„Rachegefühle habe ich keine mehr, die verlor ich in den endlosen Schlachten, die danach kamen. Aber wir sind, was das Leben aus uns gemacht hat. Das Konzept des ewigen Kampfes oder Krieges, dass die Kriegerkasten der Clans pflegen, habe ich nie verstanden! Vor allem nicht, dass sie sich daraus ableiten ihre Gesellschaften führen zu dürfen.“ Als die Mechkriegerin daraufhin was sagen wollte, hob Georg die Hand und bedeutete ihr, dies nicht zu kommentieren und ergänzte, „Bei ihrem Clan sehe ich wenigstens die Chance, dass sie es anders machen!“ Nach einem Moment der Stille entgegnete sie,
„Danke für die Erklärung! So persönlich hatte ich es nicht erwartet!“
„Sun Tzi kennen sie sicher in- und auswendig!“ meinte Georg, „Ich lege ihnen aber auch die Lehren von K'ung-fu-tzu ans Herz, um ihre philosophischen Grundlagen abzurunden. Der Krieg ist zwar der Vater aller Dinge, aber ohne Mutter gibt es kein Leben! Lassen sie sich das von einem alten Mann gesagt sein!“ Dann nahm er wieder den Weg zum Hangartor auf. Bei der Verabschiedung am Tor meinte StarCaptain Lara Kalasa noch zu ihm,
„Danke für die Unterweisung Laoshi!“ und verneigte sich.
„Hen gaoxìng!“ antwortete Georg und grinste, als er das etwas fassungslose Gesicht der Kriegerin sah. Dann verließen sie das Clan-Landungsschiff und die beiden Claner schauten ihnen noch kurz hinterher.
„Der Oberst ist ein interessanter Mann, StarCaptain John!“ stellte StarCaptain Lara Kalasa fest.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, „Witch“
Mo. 17.02.3073, 18:03 Uhr (Ortszeit)


Nach Ende des Dienstes begleitete Sam Smilla zu LtCol. Helgisdottir und meldeten sich bei ihr.
„Was wollen sie?“ fragte Sigrid, die schon ahnte was jetzt kam. Gerüchte verbreiteten sich schnell auf einem kleinen Landungsschiff!
„Madam, ich möchte bei „Frejias Ulanen“ eintreten!“ sagte Smilla steif.
„Warum?“ kam postwendend die Gegenfrage und Smilla legte es ihr dar. Sigrid schaute während der Erklärung zwischen Sam Neill und ihr hin und her.
„So, so!“ meinte sie dann. „Was wäre, wenn ihre Beziehung zu Sam Neill scheitern würde? Haben sie darüber bereits nachgedacht?“
„Ja Madam, aber das nehme ich in Kauf. Während der Operation habe ich zum ersten Mal gesehen, wozu gut ausgebildete und ausgestattete Mecheinheiten fähig sind. Ich will ein Teil davon werden, unabhängig von meinem Beziehungsstatus!“
„Nun gut! Da wir Ulanen Teil der Cuirassiere sind, muss ich natürlich noch den Oberst fragen. Spätestens Morgen kann ich ihnen mehr sagen. Aber gehen sie davon aus, dass der Oberst sie vorher noch selbst sehen will!“ Dann machte Sigrid eine Pause. „Wegtreten!“ befahl sie dann.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, „Winterstorm“, aka. „Sturm“
Di. 18.02.3073, 09:49 Uhr (Ortszeit)


OTL. Maurer betrat den Hangar der „Sturm“ und blieb vor dem „PANTHER“ stehen, der langsam wieder in einen gefechtstauglichen Zustand zurückversetzt wurde. Die Fertigstellung der Instandsetzung war für den übermorgigen Donnerstag vorgesehen und als sie ihren Blick den Mech hinaufwandern ließ, sah sie Olt. Leuverick, wie sie gerade mit 2 Techs den linken Schulteraktuator montierte und anschloss. Sie schaute ein wenig zu, bis sie plötzlich angesprochen wurde.
„LtCol. Maurer, SHFw. MacDrummond, kann ich ihnen helfen?“ Julia schaute den MasterTech der „Sturm“ an und grüßte zurück.
„Ja! Können sie Olt. Leuverick für einige Zeit entbehren?“ fragte sie.
„Ungern, LtCol.! Sie ist uns eine echte Hilfe! Ich würde sie sofort als MechTech anstellen!“
„Sie bekommen sie ja wieder! Schicken sie sie mir bitte in das Büro von LtCol. Helgisdottir.“
„Jawohl Madam!“ bestätigte der Mastertech und Julia ging zu Sigrids Büro, die dort bereits auf sie wartete.


Kurze Zeit darauf meldete sich Smilla in dem Büro und die beiden Stabsoffizierinnen wendeten sich ihr zu. Sie meldete sich und LtCol. Maurer wies sie an sich zu setzten.
„Erklären sie mir, warum sie den Ulanen beitreten wollen!“ forderte die Stabsoffizierin sie auf. Smilla legte es ihr dar und des Öfteren hakte Julia Maurer nach. Am Ende ihrer Erklärung nickte die stv, Kommandeurin.
„Der Oberst hat mir die Entscheidung übertragen, ob wir sie annehmen oder nicht. Ich habe sie während der Piratenoperation erlebt und war mit ihren Leistungen sehr zufrieden. Sie haben Potential! Aber wir müssen wissen, wie sie sich in einem Mech schlagen. Leider ist ihr „PANTHER“ noch nicht soweit, deshalb werden wir das im Simulator testen. Ich habe mich übrigens zufällig mit ihrem Kommandeur direkt nach der Operation über sie unterhalten. Er meinte, dass sie seine beste Mechkriegerin wären. Sind sie bereit für einen Test ihrer Fähigkeiten?“
„Jawohl Madam!“ antwortete Smilla sofort.
„Frejia, sind die Simulatorkapseln schon vorgewärmt?“ fragte Julia. Die Angesprochene nickte nur und grinste. Die „Sturm“ verfügte im Gegensatz zur „Witch“ über 2 militärische Mechsimulatorkapseln, auch wenn die meisten Sim-Übungen in den Cockpits der Mechs durchgeführt wurden. Julia stand auf und meinte nur kurz,
„Mitkommen!“ Auf dem Weg dorthin machten sie kurz Station in der Umkleide und Smilla zog sich ihre Mechkiegerausrüstung an und kurz darauf standen sie vor den Kapseln. Ein Tech wies Smilla dann ein. Der Tech war sehr professionell und ignorierte die ausgesprochen weiblichen Merkmale der Kriegerin völlig. Auch Julia hatte eine einfache Kühlweste an, trug darunter aber ein atmungsaktives, dünnes Shirt. Als der Tech hinter die Steuerkonsole rutschte um die Simulation zu dirigieren meinte Julia zu Smilla,
„Besorgen sie sich ein leichtes Shirt, das ist für den Hormonhaushalt von Männern besser!“ Dabei grinste sie und wies Smilla in den ersten Simulator-Pod. „Ich will wissen was sie können, nicht was sie nicht können, deshalb wurde die Kapsel so konfiguriert wie ein „PANTHER“-Cockpit!“ sagte sie noch, bevor Smilla in die Kapsel kletterte. Sie selbst kletterte in den zweiten Simulator. Beide stellten den Neuro-Helm auf sich ein und kalibrierten den Simulator auf sich. Der Tech half Smilla durch entsprechende Anweisungen dabei.


Kurz darauf hörte sie die Stimme von LtCol. Maurer in ihrem Headset.
„Olt. Leuverick, hier Mantis, wie lautet ihr Callsign? Over!“
„Mantis, hier Leuverick, mein Callsign lautet „Dax“! Over!“
„Dax, hier Mantis, nach der Kalibrierung des Helms absolvieren sie einen 20 minütigen Trainingslauf. Start der Simulation jetzt! Over!“ Plötzlich spürte Smilla, das bekannte Ziehen, wenn der Neurohelm seine Arbeit aufnahm. Nach 5 Minuten war der Helm für sie kalibriert und vor ihr öffnete sich eine weite Ebene. Smilla war erstaunt über den Detailreichtum der Darstellung! Fast könnte man meinen, sie saß wirklich in ihrem Mech! Dann riss sie die Stimme von LtCol. Maurer aus ihrer Bewunderung und sie scheuchte sie über den virtuellen Übungsparcour. Dabei wurde sie hin und her geschüttelt, da die Kapseln kardanisch aufgehängt waren, um die Bewegung eines Mechs so gut wie möglich zu simulieren. Als sie ihre PPC mehrmals kurz hintereinander auf verschiedene Ziele abfeuern musste, wurde ihr schnell heiß im Cockpit und der Schweiß rann ihr aus allen Poren.
„Dax, hier Mantis! Phase 1 beendet! Over!“ kam dann die Durchsage. Vor ihr verschwand die ebene Landschaft und kurz darauf erschien ein hügeliges Gelände.


Der Tech an der Simulatorsteuerung spielte dann für die 2. Phase einen Kampfauftrag ein und gab ihr einen Einsatzbefehl. Sie sollte einen Konvoi aus leichten Fahrzeugen aufklären und wenn möglich stoppen. Smilla sah sich die Karte an und sah, dass der Konvoi sich durch einen langes Tal auf sie zu bewegte. Sie schob den Fahrthebel vor und ihr „PANTHER“ beschleunigte. Dabei beschrieb sie einen leichten Bogen und beabsichtigte, sich dem Konvoi von seiner linken Flanke her gedeckt anzunähern und aufzuklären, bevor er den ersten gesetzten Geländepunkt erreichte. Bald war sie in Sensorreichweite und mehrere Fahrzeuge poppten auf dem Radar auf. Sie musste aber noch näher ran, um die Typen zu identifizieren. 600 m vor dem Konvoi, hinter einer Deckung trat sie beide Pedale durch und ihr Mech erhob sich auf den heißen Flammenzungen der Sprungdüsen in die Luft. Für 5 Sekunden bekam sie direkte Sicht auf den Konvoi und konnte alle Fahrzeuge identifizieren. Aber damit hatte natürlich auch der Begleitschutz ihre Anwesenheit bemerkt und hielt sofort auf sie zu. Smilla wertete das Ergebnis blitzartig aus. Der Konvoi bestand nur aus 10 ungepanzerten LKWs, die von 2 leicht gepanzerten Rad-MTWs geschützt wurden. Eine für ihren „PANTHER“ mehr als lösbare Aufgabe! Smilla beschleunigte parallel zum Konvoi uns schwenkte ein, so dass sie 300 m vor dem ersten LKW am Talrand erschien und vor das Fahrzeug einen Warn-Schuss mit ihrer PPC setzte. Das Fahrzeug stoppte sofort, aber die beiden MTWs hielten mit Höchstgeschwindigkeit auf sie zu. Der mLaser des ersten MTWs griff nach ihr, aber sie bot ihm kein statisches Ziel sondern bewegte sich quer zu diesem. Da hörte sie den Signalton, dass ihre PPC wieder aufgeladen war, zog das Fadenkreuz über das gepanzerte Radfahrzeug und setze einen Schuss in die Flanke. Volltreffer! Die PPC durchschlug mühelos die papierdünne Panzerung und der MTW bleib rauchend liegen. Diese Ablenkung hatte der zweite MTW genutzt und war bis auf 100 m an sie herangekommen und schoss mit seinem mLaser in ihre linke Seite. Sofort blinkte ihre Panzerung auf, aber es war nur leichter Schaden. Schon hörte sie wieder den Signalton der PPC, aber für ihren Einsatz war der Gegner zu nahe. Sie richtete ihren SRM4-Werfer aus und drückte ab. Die Raketen schlugen fast sofort in das Fahrzeug ein. Smilla bemerkte aber in ihrem Augenwinkel, dass sich der erste LKW des Konvois sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. Sofort richtete sie ihre PPC direkt vor das Fahrzeug aus und schoss. Der helle Lichtblitz schlug keine 10 m vor dem LKW ein, der sofort eine Vollbremsung hinlegte.
„Schön dableiben!“ knurrte Smilla. Dann wandte sie sich dem lästigen MTW zu und setzte ihn mit einem beherzten Tritt in die Seite außer Gefecht. Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass ihr hier keine Gefahr mehr drohte, marschierte sie auf den Spitzen-LKW zu und forderte alle Fahrer des Konvois per Außenlautsprecher auf, die Fahrzeuge zu verlassen. Dann erstattete sie Meldung an den Gefechtsstand. Wieder verblasste die Umgebung und sie hörte,
„Hier Mantis! Phase 2 abgeschlossen, gut gemacht! In der 3. Phase treten sie gegen andere Mechs an und denken sie daran, sie sitzen nicht in einem „ATLAS“! Over!“


Wieder bekam sie über Funk einen Auftrag, sie sollte einen Nav-Punkt erkunden und das Ergebnis melden. Vor ihr tauchte eine stark hügelige Landschaft auf und der aufzuklärende Zielpunkt war ca. 6000 m von ihrem derzeitigen Standort entfernt. Smilla schaute auf die Kartenprojektion und legte einen Kurs fest, der sie zwischen den Erhebungen im Gelände hindurchführte. Sie rückte schnell vor und war nur noch 1000 m vom Ziel entfernt, das in einem Krater mit einem einzigen Zugang auf der gegenüberliegenden Seite lag. Als sie sich dem Krater näherte, poppten in ca. 1200 m Entfernung vor ihr 2 Ziele auf, die ihr Bordcomputer als Mechs identifizierte. Aber sie selbst musste nur noch den Wall erklimmen, das Ziel aufklären und dann konnte sie sich wieder zurückziehen! Sie schob den Fahrthebel bis zum Anschlag vor und trat beide Pedale durch. Ihr Mech erhob sich auf Flammenzungen und kam knapp vor der Wallkrone wieder auf. Nach 4 Schritten hatte sie die Krone erreicht und konnte das Ziel scannen. Eine Ansammlung von Fahrzeugen um ein Gebäude. Diesen Teil des Auftrages hatte sie geschafft. Da riss etwas ihren Mech zur Seite und die Schadensanzeige ihrer linken Schulter wurde blutrot! Ihr Computer konnte nun auch die beiden Gegnermechs identifizieren. Ein Mech, der ihr als „SHADOW CAT“ angezeigt wurde, der mit einer GAUSS-Kanone bewaffnet war und ein „THANATOS“! Diesen Mechs war sie nicht gewachsen! Sofort wendete sie ihren Mech und beschleunigte auf Höchstgeschwindigkeit, weg vom Gegner! Kaum war sie außer Sicht, schaltete sie ihre Sensoren alle auf passiv und verschwand in einem engen Seitental. Es war gerade breit genug für „Venom“. So schnell sie konnte führte sie ihren Mech durch das sich windende Tal. Nach hinten hatte sie nur eine maximal 300m weite Sicht. Sie hoffte, dass sie die Mechs nicht verfolgten. Bei ihrer Flucht hatte sie kurz auf die Klassifizierungsdaten der beiden Gegnermechs geschaut und als sie sah, wie schnell der ihr unbekannte „SHADOW CAT“ war, wurde ihr mulmig zumute! Dieser Mech könnte ihren „PANTHER“ in der Luft zerfetzen! Nachdem 10 Minuten vergangen waren, musste sie wissen, ob sie noch verfolgt wurde! Als sie ihre Sensoren wieder Online nahm, erschienen keine Mechechos auf dem Radar mehr. Sie schwenkte dann in Richtung des Ausgangspunktes ein, dem sie aufgrund ihres Ausweichens nur auf 3000 m genähert hatte.


Da tauchte rechts hinter ihr ein Mechecho auf, dass sich als „LOCUST“ entpuppte, der mit Höchstgeschwindigkeit von weit über 100 km/h auf sie zuhielt. Kurz darauf wurde ihr Mech von LRMs getroffen, die zum Glück in ihre unbeschädigte Torso-Seite einschlugen. Diesmal musste sie kämpfen! Sie schlug einen Haken nach rechts, zielte mit ihrer PPC direkt auf den Mech und feuerte. Der gleisende Ball der Energieentladung schoss auf den leichten Mech zu und traf ihn voll auf die Front! Sofort wurde die Panzerung dort rot, aber der Mech kam weiter auf sie zu.
„Der ist wohl suizidal veranlagt!“ dachte sich Smilla und beschrieb einen Bogen um den „LOCUST“, der sich ihr immer weiter näherte, dann feuerte er seinen mLaser auf sie ab und erwischte sie am rechten Bein. Zum Glück war der „PANTHER“ für einen leichten Mech gut gepanzert und steckte den Treffer problemlos weg. Da summte die PPC und Smilla konnte einen weiteren Schuss abfeuern, bevor der Gegner zu nahe für die Waffe war. Abgebrüht zielte sie, bis das Fadenkreuz wieder auf der Front lag, dann löste sie einen ALPHA-Schlag aus, der den Frontpanzer durchschlug, als die PPC-Ladung und ihre SRMs den „LOCUST“ erreichten. Der Mech stolperte, fiel vornüber und die Feindsignatur erlosch. Sofort wendete sie ihren „PANTHER“ und machte, dass sie hier wegkam, bevor weitere Gegner ihr auflauerten. Nach 8 Minutenerreichte sie das Ziel und die Simulation verblasste. Die Tür der Simulatorkapsel öffnete sich und sie spürte einen kalten Luftzug auf ihrem schweißgebadeten Körper. Da wurde es ihr schlagartig wieder bewusst, dass sie die ganze Zeit in einem Simulator gesessen hatte, sie hatte es völlig vergessen! Als sie zurückdachte, war sie sich sicher, dass sie sogar den vertrauten Cockpit-Geruch von „Venom“ in der Nase gespürt hatte! Sie schnallte sich ab und kletterte aus der Kapsel. Draußen erwarteten sie bereits LtCol. Mauerer und LtCol. Helgisdottir. Sie meldete sich und sah dann gespannt die beiden Offizierinnen an. Hatte sie es geschafft?
Olt. Smilla Leuverick“, begann LtCol. Maurer, „willkommen an Bord! Wir sprechen im Anschluss noch ihren Heuervertrag durch, schließlich müssen sie noch wissen, für wie wenig Sold sie bei uns ihre Haut zu Markte tragen!“ Dabei grinste sie. „Aber den Vertrag können sie erst unterschreiben, wenn uns die Entlassungspapiere der Miliz vorliegen! Wir wollen keinen Ärger provozieren!“
„Jawohl Madam!“ erwiderte Smilla. „Ich werde mich gleich heute noch darum kümmern!“
„Zu ihrer Leistung, sie haben in allen 3 Simulationen ihre Sache gut gemacht. Ihr Handeln war korrekt und missionsorientiert. Sie haben den Volltreffer der Gauss gut weggesteckt! Manche Kandidaten machen sich dann vor Angst in die Hose!“ grinste Julia Maurer. „Ihr taktisches Verhalten war tadellos, aber sie werden noch einiges lernen müssen!“ resümierte LtCol. Maurer.
„Ich werde mein Bestes geben, Lt.Col.!“ sagte Smilla voller Überzeugung.
„Nichts anderes erwarte ich!“ erwiderte Julia.


Smilla fuhr schon nach dem Mittag direkt zum Hauptquartier der Miliz und meldete sich in ihrer korrekten Milizuniform bei Oberst Lange. Als sie ihn um ihre Entlassung gebeten hatte, machte ihr Vorgesetzter ein betrübtes Gesicht.
„Sehr schade, ich halte sehr viel von ihnen und ihr Weggang wird eine spürbare Lücke hinterlassen!“ meinte er.
„Herr Oberst, ich werde die Arbeiten an meinem „PANTHER“ in jedem Fall abschließen! Wenn sie erlauben, würde ich ihn als letzten Akt selbst zurück in die Kaserne führen und meinem Bruder übergeben!“
„Das war mir klar! Wird man ihnen bei den Ulanen einen Mech zuweisen?“ fragte der Oberst.
„Nein, vorerst nicht. Man plant zwar die Einheit zu verstärken, aber dazu muss erst ein Mech erworben werden!“
„Hier draußen einen Mech zu bekommen ist nahezu unmöglich!“ stellte der Oberst fest. „Ich glaube, dass sie länger werden warten müssen!“
„Das ist mir klar!“ erwiderte Smilla. Da stand der Oberst hinter seinem Tisch auf, kam herum und hielt Smilla seine Hand hin, die sie sofort ergriff.
„Ich wünsche ihnen viel Soldatenglück, Frau Oberleutnant und ich hoffe, dass wir uns irgendwann in der Zukunft einmal Gesund wiedersehen! Weiß denn ihre Familie schon Bescheid?
„Nein, ich möchte sie erst informieren, wenn alles unter Dach und Fach ist!“
„Sie werden ihrem Vater, dem alten Haudegen das Herz brechen! Sie waren immer sein Liebling! Wenn er es gewollt hätte, müssten sie sich heute hier bei ihm abmelden! Aber er hat sich damals anders entschieden. Grüßen sie meinen alten Freund von mir, wenn sie ihn sehen!“
„Das werde ich, Herr Oberst!“
„Gut, gehen sie gleich zur G1-Abteilung, die werden ihnen sofort die Entlassungspapiere fertigmachen und am Freitag scheiden sie offiziell aus dem Dienst!“ Smilla meldete sich ab und als sie die Tür geschlossen hatte, erlaubte sich Oberst Lange einen Seufzer und schaute noch etwas in Richtung Tür, bevor er sich wieder setzte und die G1-Abteilung informierte.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, „Winterstorm“, aka. „Sturm“
Di. 18.02.3073, 15:55 Uhr (Ortszeit)


Smilla klopfte an die Kajütentür von LtCol. Helgisdottir. Sie hörte ein „Herein!“, öffnete das Schott und betrat das Büro, das auch gleichzeitig die Unterkunft ihrer neuen Kommandantin war.
„Das ging aber schnell!“ meinte die LtCol. nach der Begrüßung.
„Oberst Lange hat den Vorgang etwas beschleunigt! Er ist ein alter Kamerad und Freund meines Vaters!“ gab Smilla zu.
„Setzen sie sich! Wollen sie den Vertrag nochmal durchlesen?“
„Nein!“ sagte Smilla, „Ich möchte gleich unterschreiben!“
„Gut!“ LtCol. Helgistdottir schob ihr ein ComPad hin und Smilla zeichnete den Heuervertrag. Dann bestätigte die Kommandantin der Ulanen das Schriftstück. LtCol. Frejia Helgisdottir sah ihre neue Mechkriegerin an.
„Wie schon gesagt, ich hoffe, sie wissen was sie tun! Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Wenn sie sich noch von ihren Angehörigen verabschieden wollen, haben sie bis Sonntag 08:00 Uhr Ortszeit noch Gelegenheit dazu. Dann starten wir und sie lassen alles zurück, was sie bisher gekannt haben!“ Sigrid wollte damit die junge Frau noch einmal aufrütteln, damit sie sich auch wirklich bewusst war, dass sie einen neuen Abschnitt in ihrem Leben begann.
„Das weiß ich und ich habe die letzten Tage an nichts anderes gedacht!“ gab Smilla zu. „Mir ist aber noch nicht klar, was ich alles mitnehmen darf?“ ergänzte sie noch. „Ich würde gerne mein Motorrad mitnehmen. Ist dafür Platz an Bord?“ Sigrid grinste,
„Ihnen muss sehr viel an dem Ding liegen! Aber ich denke, das bekommen wir unter. Reden sie mit dem Lademeister im Hangar! Wenn er fragt, sagen sie ihm, dass ich das genehmigt habe! Ansonsten dürfen sie, wie jeder an Bord, persönliche Habe bis maximal 160 kg mitbringen, ihr Motorrad lassen wir da mal außen vor, sonst wäre gerade noch ihre Unterwäsche drin! Der Lademeister soll ihnen auch gleich die Box für ihr Hab und Gut zeigen.“ Smilla nickte.
„Nach dem Start, wenn wir wieder im Transferflug sind, melden sie sich bei mir! Ansonsten kümmern sie sich bis zum Start um ihren „PANTHER“, damit er rechtzeitig fertig wird und regeln ihre privaten Dinge und sind spätestens 2 Stunden vor dem Start an Bord, bevor wir den Planeten verlassen.“ wies sie Sigrid noch an.
„Jawohl Madam!“ bestätigte Smilla und meldete sich wieder ab.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, „Witch“
Mi. 19.02.3073, 13:15 Uhr (Ortszeit)


„Herr Oberst, wir werden von der „Raptor“ gerufen. Der Kommandant will sie sprechen!“ meldete ihm der diensthabende Signalgast.
„Danke! Geben sie das Gespräch auch mein ComPad!“ antwortete Georg Müller, der gerade in seiner Kajüte saß und sich mit dem Piratensystem in der Nähe von Bartok beschäftigte. Sofort erschien das Gesicht von StarCaptain John.
„Guten Tag Oberst Mülller. Ich wollte sie informieren, dass die Regierung von Thueringen unserer Bitte entsprochen hat und uns die Einrichtung eines Handelsbüros gestattet. Man stellt uns sogar ein Gebäude mit Lagerhalle in der Nähe des Raumhafens zur Verfügung. Man hat übrigens explizit erwähnt, dass sie unser Ansinnen unterstützt haben! Dafür möchten wir uns ausdrücklich bedanken!“
„StarCaptain, das freut mich für ihren Clan und für sie! Wobei ich es eigentlich nicht gewohnt bin, dass ein Angehöriger eines Clans sich bei mir bedankt! Ich wünsche ihnen gute Geschäfte und ich denke, dass wir auch ab und zu herkommen werden, um bei ihnen einzukaufen!“ meinte Georg und grinste.
„Sie sind immer willkommen!“ antwortete der Claner. „Außerdem möchte ich sie informieren, dass wir morgen 16:00 Uhr wieder starten. Unsere beiden Handelsvertreter haben schon begonnen unseren Handelsposten aufzubauen. Sobald alles entladen ist, ist meine Arbeit getan!“
„Wohin geht es?“ fragte Georg, wohl wissend, dass er darauf sicher keine konkrete Aussage bekommen würde.
„Das legt StarCommodore Silas fest. Selbst wenn ich es wüsste …“ hob der Claner an.
„… dürften sie mir es nicht mitteilen! Das verstehe ich!“ vervollständigte Georg den Satz. „Ich bin schon lange in diesem Gewerbe unterwegs. Aber ich hoffe, dass wir nie unsere Klingen kreuzen müssen!“ gab Georg seinem Wunsch Ausdruck.
„Ich wäre auch nicht erpicht darauf, Oberst! Die bestellten Waren werden wir ihnen im Übrigen heute noch liefern!“ informierte ihn StarCaptain John. Danach verabschiedeten sie sich und beendeten das Gespräch. Georg dachte noch kurz über die Situation nach, dann stürzte er sich wieder in die Arbeit. Sie mussten eine Gefahr für das Bartok-System ausschalten und dies, ohne die geringste belastbare Information über den Gegner!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 25: Feuertaufe


Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Miliz-Kaserne
Fr. 21.02.3073, 08:48 Uhr (Ortszeit)


Mit stampfenden Schritten steuerte Smilla ihren „PANTHER“ „Venom“ durch das Tor in die Miliz-Kaserne zurück. Sie hatte sofort gemerkt, dass ihr Mech sich nun viel leichter steuern lies und viele der Betriebsgeräusche, die sie früher vernommen hatte, verstummt waren. Auch die Kühlung des Mechs funktionierte erheblich besser und das Energieniveau des Fusionsreaktors war höher und reagierte geschmeidiger! Die Wartung war ein voller Erfolg! In so einem guten Zustand war der Mech schon seit Jahrzehnten nicht mehr! Langsam marschierte sie zu dem Mech-Hangar der Miliz und betrat ihn. Die anderen beiden Mechs der Miliz waren hier vor Ort durch die Techs der Curassiere und Ulanen instandgesetzt worden und machten auf den ersten Blick auch einen besseren Eindruck, als sie es in Erinnerung hatte. Mit ruhiger Hand steuerte sie die 35 to des „PANTHERS“ in die zugewiesene Mech-Bucht und drehte ihn vorsichtig um die Hochachse, bis er richtig stand. Als sie kurz auch die kleine Gruppe von Personen sah, die sich vor dem „PANTHER“ versammelte, musste sie grinsen. Ihr Bruder Fritz war auch dabei! Dass er den Mech von ihr übernehmen konnte, freute sie. Dann entdeckte sie in der Gruppe auch ihre Mutter und ihren Vater, der sogar seine alte Miliz-Uniform für diesen Anlass angezogen hatte! Da wurde ihr wieder bewusst, was sie alles zurücklassen musste und Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Mit flinken, geübten Fingern ging sie durch die Abschalt-Sequenz des Mechs und sah, wie die Halterungen der Bucht sich um „Venom“ schlossen. Dann war es totenstill im Cockpit. Smilla zog den Neurohelm über den Kopf ab, schob diesen in die Halterung hinter dem Kopfteil des Pilotensitzes und trennte ihre Kühlweste vom Kühlkreislauf des Mechs. Dann schaute sie ein letztes Mal durch das Cockpit und spürte einen Stich im Herz. Sie musste ihr „Baby“ jetzt verlassen! Ihr persönliches Fach hatte sie bereits auf der „Winterstorm“ geleert, so dass sie nun die Cockpitluke entriegelte und aus dem Mech kletterte. Der Plattformaufzug fuhr sie hinunter. Unter ihrer Kühlweste trug sie ein leichtes Shirt und fühlte sich sehr wohl damit! Als sie unten angekommen war, trat sie aus dem Aufzugkorb und meldete sich bei Oberst Lange, der schon auf sie wartete. Als sie vor ihm stand, trat ihr Bruder neben sie und nahm ebenfalls Haltung an.
„Olt. Smilla Leuverick, Vortreten! Übergeben sie mir ihren Mech!“ befahl der Oberst.
„Herr Oberst, ich übergebe ihnen hiermit meinen Mech!“ meldete sie, trat einen Schritt nach vorn und übergab ihm den Kalibrierschlüssel von „Venom“ und damit symbolisch den „PANTHER“. Ab jetzt war sie eine sogenannte „Entrechtete“, eine Mechkriegerin ohne zugewiesenen Mech! Sie hatte am Abend vorher darüber mit Sam geredet und ihre Sorge geteilt, dass sie sehr lange ohne eigenen Mech dastehen würde, aber Sam hatte nur gegrinst und ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen sollte. Sie trat nun wieder zurück neben ihren Bruder und blieb steif neben ihm stehen.
„Lt. Fritz Leuverick, - Vortreten! Ich übergebe ihnen hiermit den Mech!“ wandte sich der Oberst dann an ihren Bruder. Dieser trat vor und bekam von Oberst Lange den Kalibrierschlüssel. Damit war er nun der Primärpilot des „PANTHERS“. Fritz trat wieder, mit sichtlich stolz geschwellter Brust, neben seine Schwester.
„Übergabe beendet, Rühren und wegtreten!“ befahl der Oberst.


Nach dem formellen Akt ging sie zu ihrem Vater und grüßte ihn militärisch. Ihr Magen ballte sich und sie musste kämpfen, dass sie nicht sofort losheulte. Ihr Vater sah sofort, dass in seiner Tochter ein Sturm der Gefühle tobte und nahm sie einfach unstandesgemäß in den Arm!
„Smilla, es ist gut!“ flüsterte er ihr ins Ohr. Die Umarmung ihres Vaters beruhigte sie und hatte sich nach zwei tiefen Atemzügen wieder gefangen. Dann wendete sie sich an ihren Bruder,
„„Venom“ ist so gut wie neu, behandle ihn gut, Fritz!“
„Das werde ich Schwesterherz!“ grinste er. „Auch wenn ich es nicht für gutheiße, dass du dich den Söldnern anschließt!“
„Du machst das schon!“ meinte Smilla ohne auf seine Bemerkung einzugehen und hieb ihrem Bruder mit voller Wucht mit der flachen Hand auf die Schulter, so dass er kurz zusammenzuckte. Dann kam ihre Mutter auf sie zu und umarmte sie.
„Schatz, wir werden dich vermissen!“ sagte sie leise. Smilla hatte sich am Vorabend mit ihren Eltern getroffen und sich ausgesprochen. Auch Sam war dabei gewesen und Smilla war immer noch darüber amüsiert, wie hartnäckig ihre Mutter ihn ausgefragt hatte. Smilla schaute auf die Uhr, in einer ¾ Stunde würde sie auf dem Appellplatz offiziell aus der Miliz verabschiedet werden.
„Mutter, ich muss mich umziehen!“ sagte sie und entzog sich der liebevollen Umarmung und ging rasch in die Umkleide im Hangar, zog ihre Mechkriegerausrüstung aus und den Dienstanzug der Miliz an. Dann schaute sie sich im Spiegel an, zog an ihrer maßgefertigten Jacke und rückte ihre Mütze gerade. Dann bleib sie einen Augenblick so stehen bevor sie sich losriss und zu ihren Kameraden ging, die sich hinter dem Hangar fertigmachten.


30 Minuten später marschierten die Soldaten der Mecheinheit auf den Appellplatz und reihten sich in die Formation der restlichen hier stationierten Milizeinheiten ein. Der Appell nahm seinen Lauf, bis ihr Name laut über den Platz gerufen wurde.
„Oberleutnant Smilla Leuverick, Vortreten und Front zur Truppe!“ befahl der Oberst. Smilla marschierte steif in die Mitte des Platzes direkt vor das Rednerpult, das dort aufgebaut war, meldete sich beim Oberst, machte kehrt und sah dann die angetretene Front ihrer Kameraden, mit denen sie so lange gemeinsam gedient hatte. Dann verlas der Oberst ihre Entlassungsurkunde und hielt noch eine kurze Laudatio auf ihre Person. So viel Schmeichelhaftes hatte sie noch nie über sich gehört! Dabei wurde es ihr ein wenig wehmütig zumute. Dann trat der Oberst vor sie, übergab ihr die Entlassungsurkunde. Dabei fotografierte sie der Presseoffizier.
„Wie schon gesagt, ich wünsche ihnen alles Gute, viel Soldatenglück für ihre Zukunft und ich hoffe, sie werden ihren Entschluss nie bereuen müssen!“
„Danke Herr Oberst.“ meinte sie laut. Dann fragte sie etwas leiser „Sind sie sich sicher, dass sie gerade über mich gesprochen haben?“ Der Oberst grinste, sagte aber nichts darauf, sondern befahl,
„Olt. Leuverick, wegtreten!“ Smilla meldete sich ab und verließ direkt den Appellplatz und ging ins Offizierskasino, wo sie noch zu einem kurzen Verabschiedungsumtrunk eingeladen hatte. Kurz vor Mittag stand sie in ziviler Bekleidung mit einer großen Tasche in der Hand vor dem Kasernentor. Als letzte Amtshandlung hatte sie ihren Dienstausweis abgegeben. Im Anschluss fuhr sie mit ihrer Familie in die elterliche Stadtwohnung, um die restlichen 1,5 Tage mit der Familie zu verbringen.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Wohnung Smilla Leuverick
Sa. 22.02.3073, 16:39 Uhr (Ortszeit)


Smilla hatte sich am Nachmittag von ihrer Familie verabschiedet und packte in ihrer Wohnung die letzten Sachen zusammen, um sie mit auf die „Winterstorm“ zu nehmen. Da ihr Bruder das Appartement übernahm, brauchte sie sich um die Möbel nicht zu kümmern. Da klingelte es an der Türe und als sie öffnete, stand Sam Neill vor ihr. Ohne zu zögern umarmte er sie und küsste sie leidenschaftlich. Dann meinte er,
„Der Umzugsservice ist da! Ich habe einen Wagen unten stehen, mit dem wir deine Sachen aufs Schiff bringen können!“ Smilla schielte kurz auf die Uhr,
„Pünktlich bist du auch noch!“ meinte sie. Sam grinste nur zur Antwort. Dann wies sie auf ein paar Kisten und Sam trug sie hinunter und lud sie auf die Ladefläche. Nach 45 Minuten war alles verstaut und Smilla schaute sich nochmal in ihrer Wohnung um. Seit 7 Jahren hatte sie hier gewohnt, sie würde dies für eine enge Kajüte auf der „Winterstorm“ eintauschen, die sie nicht einmal alleine bewohnen würde. Ihre neue Kajütenkameradin hatte sie schon kennen gelernt, es war 2.Lt. Ksenjia Sokolow. Sam und Smilla warteten noch kurz, bis ihr Bruder Fritz kam. Smilla umarmte ein letztes Mal ihren Bruder und gab ihm die Schlüssel der Wohnung, dann verabschiedeten sich Sam von Fritz.
„Pass gut auf meine Schwester auf, klar?“ sagte er sehr ernst zu Sam.
„Das werde ich, versprochen!“ gab dieser zurück. Smilla und Sam verließen die Wohnung und Smilla schwang sich auf ihr Motorrad und fuhr mit brüllendem Motor in Richtung Raumhafen. Sam hatte keine Chance ihr hinterher zu kommen!




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Planet Thueringen, Neu-Jena, Raumhafen, „Witch“
So. 23.02.3073, 08:10 Uhr (Ortszeit)


Die „Sturm“ war 10 Minuten vor der „Witch“ gestartet und der Countdown auf der zentralen Uhr der Brücke lief zurück bis auf „0“, dann drückte eine Faust Georg in die Liege, als die „Witch“ immer schneller in den Morgenhimmel stieg. Das neue Ziel, das Piratensystem war von hier rund 84 Lj. entfernt und sie würden nach dem errechneten direkten Kurs 4 Sprünge brauchen, sie wären also in rund 4 – 5 Wochen dort. Nach 5 Minuten herrschte 1,1 g Beschleunigung im Schiff und Francois befahl, wieder in den Normalbetrieb überzugehen. Georg schnallte sich ab und stand aus der Liege auf.
„Distanz zur „Sturm“?“ fragte er die Kommandantin.
„Sie sind uns natürlich10 Minuten voraus, aber da sie mit nur 0,9g beschleunigen werden wir sie bald eingeholt haben. Den Rest der Strecke legen wir dann synchron zurück!“ informierte Francois ihn.
„Wann können wir sicher per Richtspruch Kontakt zur „Humboldt“, „Hugo Eckener“ und „Donar“ aufnehmen? Die brennen sicher vor Neugier!“ wollte Georg wissen.
„In ca. 2 Stunden. Die Lageinformation ist bereits im Sendespeicher. Der Signalgast muss nach dem Ausrichten der Antenne und der Kontaktaufnahme, nur noch das Knöpfchen drücken. Das Ganze wird aufgrund der Entfernung zum Piratensprungpunkt ca. 4 Stunden dauern!“ Georg nickte und verließ dann die Brücke. Francois sah ihrem Vorgesetzten hinterher, sie kannte ihn nun lange genug, um zu spüren, dass ihn der kommende Einsatz beschäftigte. Sie würden quasi in ein schwarzes Loch springen, aber Francois war sich sehr sicher, dass das Kommando mit allem fertig werden konnte, was die tiefe Peripherie für sie an Überraschungen bereithielt.




Tiefe Peripherie, System Thueringen,
Im Transit zum Nadir-Sprungpunkt, an Bord der „Sturm“
So. 23.02.3073, 09:00 Uhr (Ortszeit)


Smilla stand vor der Kajüte ihrer neuen Kommandantin. Wie sie ihr befohlen hatte, sollte sie sich eine Stunde nach dem Start bei ihr melden. Smilla trug wieder den Overall, den ihr Sam besorgt hatte. Sogar ihre Milizdienstgradabzeichen waren noch dran. Sie war zu ihrer Überraschung noch nicht eingekleidet worden. Beherzt klopfte sie an das Schott.
„Herein!“ hörte sie, betrat die Kabine und meldete sich. Als sie vor ihrer Kommandantin stand, weiteten sich vor Überraschung ihre Augen. Sie trug eine ihr völlig fremde Dienstuniform, die Effekten an der Jacke waren ihr unbekannt und auf dem Namensschild stand Sigrid Scholz!
„Es wird Zeit, sie in unser Geheimnis einzuweihen Frau Oberleutnant! Fangen wir mit mir an: Ich bin Oberstleutnant Sigrid Frejia Scholz, Kommandantin der Wolfs-Lanze des Militärischen Unterstützungskommandos der Lyran Transspace. Wir sind unter Kontrakt der Lyranischen Allianz und jetzt sind auch sie ein Teil davon! Setzen sie sich, ich werde ihnen alles erklären!“ Im Laufe der nächsten halben Stunde erfuhr Smilla den ganzen Umfang der Charade und begann langsam zu Grinsen. Das war viel besser als nur Teil einer Söldnereinheit zu sein!
„Sie haben einen Kontrakt für 10 Jahre unterschrieben, wie sie wissen. Das ermöglicht uns, sie aufgrund des Legionärsparagraphen der LAS als Reservist in die LAS zu übernehmen und am Ende der Dienstzeit erhalten sie die lyranischen Bürgerrechte. D.h. sie könnten sich mit einer kleinen Pension auch in der Inneren Sphäre niederlassen. Aber das Geld reicht leider nicht zum Leben, interessant sind eher die Bürgerrechte. Haben sie bis hierher Fragen?“
„Wollen die Lyraner denn in die tiefe Peripherie expandieren?“ wollte Smilla wissen.
„In keinem Fall! Wir haben genug anderer Probleme! Die Lyranische Allianz war noch nie sonderlich expansionistisch, ganz im Gegensatz zum Drakonis Kombinat oder den Clans. Ich empfehle ihnen, sich mit der Geschichte der Inneren Sphäre vertraut zu machen. Aus dem FASA-Verlag gibt es dazu ein sehr gutes Standard-Werk. Sie finden es in der Schiffsbibliothek.“
„Das werde ich Frau Oberstleutnant!“ versicherte Smilla.
„Nun zum größten Geheimnis: Wir verfügen hier in der tiefen Peripherie über eine planetare Basis. Ein System, das wir vor mehreren Jahren wiederentdeckt haben. Von dort aus führen wir unsere Operationen durch. Es ist in keiner Navigationskarte als bewohnt verzeichnet und liegt relativ abgelegen. Wir sind gerade dabei, den Planeten zu besiedeln. Sie werden es selbst sehen, ein Paradies! Angenehmer Nebeneffekt: Wir können uns regelmäßig an der frischen Luft die Füße vertreten! Diese Information ist streng geheim. Ein Verrat hätte für sie die schlimmsten Konsequenzen, haben sie das verstanden?“ fragte Sigrid mit schneidender Stimme.
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ entgegnete Smilla etwas verschreckt durch den scharfen Ton.
„Gut, nun zum weiteren Vorgehen: Sie werden als Reservepilotin auf allen Mechs der Lanze eingewiesen und legen sich dort jeweils ein Steuerungsprofil an, damit sie jederzeit jeden Mech übernehmen können. Gleich im Anschluss erhalten sie ihre Ausrüstung und zum Glück haben wir noch eine Kühlkombi in ihrer Größe!“ Dabei grinste Sigrid breit. „Außerdem werden sie, sobald wir unsere Heimatbasis erreichen, einen unserer Reservemechs erhalten und erhöhen damit die Stärke der Wolfslanze auf insgesamt 5 Mechs. Welcher Mech das sein wird, werden wir auf Wohlfahrt entscheiden.“ Sigrid schaute in das Mienenspiel der jungen Offizierin und sah deutlich die große Erleichterung, die diese Ankündigung auslöste. „Sind sie bereit in die LAS-Reserve einzutreten?“ fragte Sigrid dann.
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“ erwiderte sie sofort.
„Gut, dann werde ich sie jetzt vereidigen! Oberleutnant Leuverick, nehmen sie Grundstellung ein und sprechen mir nach.“ Sigrid stand ebenfalls auf und sprach ihr die Eidesformel vor, die Smilla wiederholte. Zum Schluss grüßte sie Smilla,
„Willkommen in den LAS!“ und reichte ihr die Hand. Dann öffnete Sigrid eine kleine Dose, entnahm ein Dienstgradabzeichen eines Oberleutnants der LAS, entfernte die Ranginsignien der Miliz und heftete es an ihr Namenschild, wie es im Unterstützungskommando üblich war. Sigrid lächelte,
„Nun Frau Oberleutnant, ab jetzt gehören sie wirklich zu uns. Sie werden feststellen, dass bei uns einiges informeller läuft, aber Disziplinlosigkeit wird trotzdem nicht geduldet!“ Sigrid holte ihr ComPad und rief nach Olt. Neill, der kurz darauf in die Kabine trat.
„Olt. Neill, sie zeigen Olt. Leuverick das gesamte Schiff, stellen ihre Einkleidung sicher und weisen sie in ihren Mech ein. Sie soll sich auf ihrem Mech auch ein Steuerungsprofil einrichten, klar?“
„Jawohl Frau Oberstleutnant!“
„Und noch eines, sie üben mit ihr unseren Tarnhintergrund, ich will nicht, dass sie sich irgendwo verplappert, wenn wir auf einem Peripherieplaneten landen. Aber sie wurde nachträglich auf Thueringen angeworben, da bleiben wir bei der Wahrheit. Eine Tarn-Geschichte ist dann am besten, wenn sie sich soweit wie möglich an die Wahrheit hält! Fragen?“ Beide Offiziere schüttelten den Kopf. „Gut, Wegtreten, ich glaube sie haben jetzt genug zu tun!“ sagte Sigrid mit einem Lächeln und schaute den beiden hinterher, wie sie ihre Kabine verließen.




Tiefe Peripherie, System Jump5397,
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „MERCHANT“-Klasse „La Buse“
Di. 04.03.3073, 15:00 Uhr (Bordzeit)


„Verdammte Scheiße, wie konnte das passieren!“ krachend landete die Faust des Kapitäns auf dem Tisch im Konferenzraum des Grav-Decks. „Welcher Idiot hat da nicht aufgepasst! Können wir das nicht rausfiltern?“
Der Leitende Ingenieur des Landungsschiffes „Smilodon“ schüttelte den Kopf,
„Leider nein, das ist ja das Problem. Dass der Biofilter defekt ist, merkten wir erst hinterher und das Zeug was wir eingesaugt haben findet die Abdichtung der Wassertanks unseres Landungsschiffs scheinbar sehr schmackhaft! Leider greift das Zeug auch die Katalysatoren an, sonst könnten wir das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten und dann wieder reduzieren. Uns bleibt nichts anderes übrig, als alle Tanks sofort ins All zu entleeren und dann die Wassertanks mit Plasmabrennern auszuräuchern, damit davon nichts mehr übrigbleibt! Das betrifft auch die Zuleitungen zu den Tanks! Zum Glück haben wir das Wasser noch nicht für den internen Gebrauch freigegeben, sonst müssten wir das komplette Rohrleitungssystem rausreißen!“
„Und, wie geht’s weiter?“ knurrte der Kapitän der „La Buse“ der sich selbst François l’Olonnais nannte, nach einem berüchtigten und gefürchteten französischen Piratenkapitän des prä-stellaren Zeitalters.
„Das Wasser reicht nicht mehr bis zu unserem Stützpunkt. Wir müssen vorher Wasser fassen!“ stellte der LI des Landungsschiffes fest.
„Ich hätte gute Lust dich einen Weltraumspaziergang machen zu lassen, aber ohne Anzug! Das war deine Verantwortung!“
„Ja, Käptn!“ gab der LI zu, der versuchte die Wogen zu glätten. Er wusste, dass der Käptn sowieso schon geladen war, da der letzte Raubzug sich als Fehlschlag erwiesen hatte. Die Einwohner ihres letzten Zieles waren vor ihnen tief in den Dschungel ihrer Welt geflüchtet und bis auf ein paar rinderähnliche Tiere hatten sie nichts erbeuten können! l’Olonnais wandte sich an seinen 1. Offizier.
„Was wäre die nächste Möglichkeit Wasser zu fassen?“ Der Mann scrollte durch die Sternenkarte, die er auf seinem Pad geöffnet hatte, dann blickte er auf, legte das Pad flach auf den Tisch und zeigte auf einen dort dargestellten Stern,
„Hier, 2 Sprünge entfernt. Das heißt, wir wären in 15 Tagen im System und nochmal 3 – 6 Tage zum Planeten, also 20 Tage.“ Er schaute den LI des Sprungschiffes, Pierre Leroy an, „Wie viele Tage reicht unser Wasser?“ Der angesprochene schluckte,
„Ohne Sparmaßnahmen 14 Tage, mit Sparmaßnahmen ca. 28 Tage.“ gab er zur Antwort. Der Käptn lief puterrot an!
„Bin ich hier nur von Idioten umgeben? Warum haben wir so wenig Reserven?“
„Weil wir beim Anflug auf unser Ziel uns keine Zeit zum Wasserfassen genommen haben, auf deinen Befehl hin!“ antwortete der 1. Offizier Michel Mathieu. Wieder krachte die Faust von l’Olonnais auf den Tisch, aber er sagte nichts, sondern atmete nur tief durch.
„Wie heißt das System?“ wollte der Käptn wissen.
„Aufgeführt ist es als KV3242XJ45. Auf dem 4. Planeten soll es offenes Wasser geben. Von dort aus sind es zu unserer Basis nur noch 2 weitere Sprünge!“ informierte ihn Mathieu.
„So nah? Waren wir schon mal dort?“
„Nein, noch nie! Es ist als absolut unbewohnt geführt und es gab für uns nie einen Grund es anzulaufen.“
„Dann holen wir das jetzt nach!“ ordnete der Käptn an.




Tiefe Peripherie, System „Jump59731“,
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „MERCHANT“-Klasse „Andromeda“ Grav-Deck, Büro Gen. Müller
Do. 13.03.3073, 08:15 Uhr (Bordzeit)


Der Kadett hatte sich korrekt gemeldet und stand nervös vor dem General, der ihn einbestellt hatte. Er war jetzt sein Ende Dezember des letzten Jahres Offizieranwärter beim Militärischen Unterstützungskommando und hatte bisher im Wesentlichen nur eine theoretische Ausbildung genossen. Vor allem der Sprachunterricht in Deutsch war herausfordernd, aber er hatte die erste Sprachprüfung bereits geschafft! An Bord der „Witch“ war einfach nur wenig Platz für weiteres! Marc Teutul hatte nicht schlecht gestaunt, als er das Geheimnis hinter den „Söldnern“ erfahren hatte. Nur während der Operation auf Thueringen hatte er eine kurze infanteristische Schulung erhalten und zum ersten Mal mit einem Sturmgewehr geschossen. Bei dem eigentlichen Einsatz gegen die Piraten war er verständlicherweise nicht dabei.
„Wie geht es ihnen mit ihrer Entscheidung Kadett?“ fragte ihn der General, „Wie läuft es mit den Unterrichten?“
„Herr General, gut!“ antwortete der Kadett. „Deutsch ist schwierig!“ meinte er ehrlich. Georg Müller lachte auf,
„Alles andere hätte mich auch gewundert!“ gab er zurück. „Leider konnten wir sie bisher noch nicht intensiv in ihren militärischen Fertigkeiten ausbilden, auch weil es auf der „Witch“ sehr beengt zugeht. Ich habe mit ihrer Ausbilderin KdtHptm. Sangare gesprochen. Sie ist mit ihnen soweit zufrieden. Sie sind lernwillig und aufgeschlossen, wie sie mir gemeldet hat. Ich werde sie daher ab sofort auf die „Sirius“ versetzen. Dort wird ihre Mentorin Mechkriegerin Lt. Ksenjia Sokolov sein. Aber zuerst werden sie zu den Legionären versetzt, um dort die infanteristische Grundausbildung zu bekommen die sie brauchen. Dazu melden sie sich bei Lt. Gonzales, der ab sofort ihr direkter Vorgesetzter ist!“ Er wird auch ihre Verlegung von der „Witch“ zur „Sirius“ organisieren. Ihr theoretisches Ausbildungsprogramm wird parallel weiterlaufen, auch der Sprachunterricht!“ Gen. Georg Müller schaute den Kadetten kurz ruhig an. „Noch Fragen?“
„Nein, Herr General!“ meldete Marc Teutul. Georg nickte.
„Melden sie sich sofort bei Lt. Gonzales auf der „Sirius“! Wegtreten!“ befahl Georg. Als das Schott geschlossen war, schaute er wieder auf die Unterlagen, die das Piratensystem beschrieben, zu dem sie unterwegs waren. Laut dem Astrogator hatte das System einen Piratensprungpunkt, der sich derzeit in der Nähe des kahlen, atmosphärelosen Planeten befand, auf dem die Piratenbasis war. Er dachte über den Kräfteansatz nach und wie er mit dem Kommando in das System eindringen sollte. Aber aufgrund der Daten gab es keine optimale Lösung, er musste auf sein Bauchgefühl vertrauen! Noch zwei Sprünge, dann würde der Tanz losgehen!




Tiefe Peripherie, System KV3242XJ45,
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „MERCHANT“-Klasse „La Buse“
Mi. 19.03.3073, 00:45 Uhr (Bordzeit)


„Bericht!“ verlangte Kapitän l’Olonnais, nachdem das Schiff materialisiert war.
„Wir sind im Zielsystem. Keine Schiffe oder Objekte in der Nähe!“ meldete der Sensorgast. Dann zoomte der 1. Offizier auf dem großen Hauptdisplay die visuelle Darstellung des Systems auf den 4. Planeten. Eine grün-braun-blaue Murmel wurde erkennbar.
„Das sieht gut aus!“ kommentierte der 1. Offizier. „Käptn?“
„Bis auf die Notbesatzung der „La Buse“ wechselt alles in die „Smilodon“. Wir legen in 45 Minuten ab und holen uns Wasser!“




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45), Planet Wohlfahrt,
Basis Unterstützungskommando, Tower-Gebäude
Mi. 19.03.3073, 19:10 Uhr (Ortszeit)


„Alarm!“ schrie die Diensthabende in das Com. „Fremdes Sprungschiff ohne Kennung am Zenit materialisiert!“ Draußen auf dem Landefeld ertönten die Sirenen und hallten in den Abend. 5 Minuten später kam Mike Liebermann völlig außer Atem in den Tower, stürzte sich an das Terminal und studierte die Daten, die der Alarmsatellit am Sprungpunkt übermittelt hatte. Das Schiff hatte keine Kennung ausgestrahlt, als es materialisierte und die Schockwelle sprach für ein Schiff in der Größe eines „MERCHANT“s.
„Scheiße!“ fluchte Mike, was sonst gar nicht seine Art war. „Das sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Piraten!“ Sofort informierte er seine Frau, die als Stationsleiterin letztlich nun die Verantwortung für das weitere Vorgehen trug. 30 Minuten später saßen alle verantwortlichen Offiziere im Besprechungsraum.


„Das sind die Daten, die der Satellit gesendet hat.“ trug Mike Liebermann vor. „Alles spricht für ein Schiff der „MERCHANT“-Klasse. Da es keine Kennung ausstrahlt, fast sicher ein Pirat!“
„Kann der Satellit nicht näheres herausfinden?“ fragte Kdt. Urs Strückli, der Kommandant des „LEOPARD“-Landungsschiffes „Damokles“ nach.
„Nein! Der Satellit verfügt nur über passive Sensoren und ist nach der Alarmmeldung in den Ruhemodus übergegangen, damit er nicht geortet werden kann!“ erwiderte Mike Liebermann.
„Optionen?“ verlangte KdtHptm. Cynthia Liebermann, die Stationsleiterin und schaute dabei Kdt. Strückli an.
„Ich schlage vor, dass die „Damokles“ sofort mit den beiden L/R-Jägern startet und das oder die Landungsschiffe identifiziert und abfängt sofern notwendig. Außerdem muss das Sprungschiff nach Möglichkeit daran gehindert werden, das System wieder zu verlassen. Dafür haben wir ca. 7 Tage Zeit, solange dauert der Ladezyklus des Sprungschiffes. Das wäre alles von meiner Seite!“ trug Strückli vor. Cynthia nickte, sie hatte gehofft und gebetet, dass dieser Moment nicht kommen würde, aber nun war sie für die Systemverteidigung zuständig, mit all ihren Aspekten.
„James, wie sollten wir deiner Meinung nach hier am Boden vorgehen?“ fragte sie KdtHptm. James Cameron-Gokoglu, den Kommandeur der Heimatverteidigung.
„Wir sollten die Basis tarnen und zur Sicherheit alles Zivilpersonal nach Asgard evakuieren. Wir können die Basis nicht unverteidigt lassen! Dazu sind hier zu viele immobile Installationen, die vital für unsere Kolonie sind! Urs, du musst sicherstellen, dass das fremde Landungsschiffe hier nicht auf dem Landefeld niedergeht! Dann bin ich mir sicher, dass wir ihn auf Abstand halten und besiegen können. Leider sind aus der orbitalen Perspektive die Siedlungen der Ashanti sofort auszumachen, während die Basis relativ gut getarnt sein wird. Unsere vorbereiteten Maßnahmen sind diesbezüglich äußerst effektiv. Selbst die Landebahn ist aus dem Orbit nicht mehr als solche zu erkennen!“ führte James aus.
„Die Ashanti wurden bereits über die Lage informiert. Kdt. Keita arbeitet bereits an den Vorbereitungen der Verteidigung.“ warf Cynthia ein. „Wie stark sind unsere Bodenstreitkräfte aktuell James?“
„Wir verfügen über 2,5 Mechlanzen. Die Sternlanze hat 6 einsatzbereite Mechs und die Okraman-Lanze der Ashanti 4 Mechs. Dazu kommen 1 Kompanie Mobile Infanterie mit MTWs hier auf der Basis und die Milizeinheit der Ashanti in ungefährer Kompaniestärke als reine Infanterie. Das ist nicht viel, es reicht meiner Meinung nach aber aus, um dem Angriff eines Landungsschiffes standzuhalten und es zurückzuschlagen. Genau dafür wurden wir aufgestellt!“ sagte James mit Überzeugung in der Stimme. „Wir werden alle Reservemechs nach Asgard verlegen und unsere Streitkräfte in die abgesetzten Verfügungsräume in der Nähe der Basis. Dazu werde ich mich mit Kdt. Keita abstimmen!“ ergänzte James. Cynthia nickte, ihre Überlegungen waren in die gleiche Richtung gegangen. Dann wandte sie sich an den zivilen Verwaltungsleiter Sylvester Coppola,
„Vorschläge oder Anträge von ihrer Seite?“ Der Angesprochene schaute in die Runde der Militärs und meinte dann,
„Wir werden die Basis von allem Zivilpersonal räumen, sofern dieses nicht für die Verteidigung gebraucht wird. Der Schutz unserer Kinder und der Zivilisten ist wichtig für unsere Zukunft hier!“ warf er ein. Cynthia nickte,
„Das werden wir gewährleisten. Gut, nun zu unserem Vorgehen, hiermit befehle ich“, sagte sie mit fester Stimme, ganz wieder die harte, im Feuer der Schlacht gestählte Kommandosoldatin, die sie eigentlich war, „die „Damokles“ startet sofort in Richtung Zenit-Sprungpunkt und identifiziert die Ankömmlinge, wenn nötig, schaltet sie aus! Kdt. Strückli, ich lasse ihnen da oben freie Hand, aber halten sie uns auf dem Laufenden! Für alle Einrichtungen auf der Oberfläche bleibt das bereits verhängte absolute Funkverbot aufrecht, es ist nur noch Festnetzkommunikation erlaubt. Kdt. Bauer, sie stellen sofort die vollständige Tarnung der Basis her! KdtHptm. Cameron-Gokoglu herstellen der Verteidigungsbereitschaft, stellen sie den Schutz der Basis und der Ashanti sicher! Stimmen sie ihre Planung im Anschluss mit mir ab. Ich befinde mich hier und richte hier im Keller des Towergebäudes die OPZ ein. Nicht für die Verteidigung notwendige Zivilpersonen werden mit den Lufttransportkapazitäten nach Asgard verlegt. Herr Coppola, das koordinieren sie und stimmen sie sich mit den Ashanti ab und stellen auch den Transport der Ashanti nach Asgard sicher! Wenn das wirklich Piraten sind und sie hier nach Wohlfahrt kommen, könnten sie bei 3g Beschleunigung in ca. 3 Tagen auf dem Planeten sein. Abschluss aller Maßnahmen deshalb bis Freitag 21.03.3073 20:00 Uhr Ortszeit. Wenn keine Fragen mehr sind, wegtreten und los geht’s!“ Zur Bekräftigung ihrer Worte schlug sie mit der flachen Hand laut auf den Tisch. Alle erhoben sich, sie hatten ihre Aufträge und legten sofort los diese umzusetzen. 40 Minuten später hob die „Damokles“ in den Abendhimmel ab und Mike schaute ihr vom Tower hinterher. Jetzt galt es!




Tiefe Peripherie, System KV3242XJ45,
Im Transit, Landungsschiff „LEOPARD“-Klasse „Damokles“
Fr. 21.03.3073, 04:03 Uhr (Bordzeit)


„Wo ist das fremde Landungsschiff? Konnten sie es schon orten?“ fragte Olt. Lori Lawton, die 1. Offizierin der „Damokles“ den diensthabenden Sensorgast. Die Damokles hielt sich im Bereich der 2. Hälfte des Anflugvektors auf Wohlfahrt auf, da sonst die Gefahr zu groß war, einfliegende Landungsschiffe zu verpassen. Alle an Bord gingen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass wirklich ein oder mehrere Landungsschiff im Anflug waren. Warum sonst hätte das fremde Sprungschiff überhaupt hier materialisiert! Das Warten war für alle zermürbend. Die „Damokles“ benutzte zur Suche nur passive Sensoren, um nicht selbst entdeckt zu werden. Eine knappe Stunde später, kurz vor ihrem Schichtende rief der Sensorgast,
„Ich habe da was! Das ist ein schnellfliegendes Objekt!“
„Richtung, Entfernung?“ fragte Lori sofort. Der Sensorgast gab ihr die Daten. Nach einer Weile der Beobachtung des Signals stellte der Sensorgast fest,
„Das muss ein Landungsschiff sein. Es verzögert, so wie es aussieht, mit 2,5 g!“ Lori hatte mittlerweile einen Abfangkurs berechnet, der sie hinter das andere Schiff bringen würde. Sie gab dann den neuen Kurs ein und beschleunigte die „Damokles“. Die Annäherung würde schwierig werden und sie würden das andere Schiff erst kurz vor der Landung einholen. Da kam der Kommandant Urs Strückli auf die Brücke, geweckt von der Kursänderung,
„Was ist los?“ fragte er und Lori informierte ihn.




Tiefe Peripherie, System KV3242XJ45,
Im Transit, Landungsschiff „SEEKER“-Klasse „Smilodon“
Sa. 22.03.3073, 06:49 Uhr (Bordzeit)


Das Schiff flog mit 2,5g Beschleunigung auf den Planeten zu und würde damit 81 Std. nach dem Abkoppeln von der „La Buse“ auf dem Planeten landen. Vor knapp 1,5 Tagen hatten sie gedreht und bremsten seitdem ab. Noch ca. 3 Stunden bis zur Landung!
„Was sagen die Sensoren?“ fragte Kapitän l’Olonnais.
„Keine elektromagnetischen Signale, da unten ist nichts festzustellen!“ stellte der Sensorgast fest. Doch plötzlich schaute er auf sein Display. „Landungsschiff hinter uns! Die passen ihre Geschwindigkeit an unsere an.“ meldete er nach einer kurzen Pause. Dann rief der Signalgast,
„Wir werden gerufen!“
„Wo kommt den das Schiff so plötzlich her!“ fragte der Kapitän ungehalten. „Da unten ist doch angeblich nichts, oder?“
„Der Planeten ist funkmäßig absolut tot!“ versicherte der Sensorgast, „Aber das andere Schiff schert hinter uns in unseren Flugvektor ein, aber weit außerhalb der Waffenreichweite und kommt langsam näher! Es ist ein „LEOPARD“!“ Da grinste der Kapitän.
„Den putzen wir mit unserer Bewaffnung mit links weg, wenn es sein muss! Signal, gib mir den Ruf auf meine Konsole!“
„Fremdes Landungsschiff, hier „Damokles“. Identifizieren sie sich!“ hörte er wiederholt, dann drückte er die Antwort-Taste.
„„Damokles“, hier Fracht-Landungsschiff „Smilodon“, Kommandant Lemaire! Kommen!“
„Hier „Damokles“, Kommandant Strückli, senden sie uns ihre Kennung und den Zweck ihres Fluges. Kommen!“ kam umgehend die Antwort, mit der kurzen Pause der Signalverzögerung.
„Hier „Smilodon“, ich wüsste nicht, was sie das anginge! Kommen!“ gab Kapitän l’Olonnais zurück.
„Hier „Damokles“, wenn sie nicht antworten, muss ich davon ausgehen, dass sie Piraten sind. In diesem Fall bin ich berechtigt, sie zu vernichten!“ hörte der Piratenkapitän. Er musste grinsen. Durch die verstärkte Armierung und Panzerung war er einem „LEOPARD“ weit überlegen. Außerdem ärgerte ihn diese Schmeißfliege.
„Der Leopard hat zwei L/R-Jäger ausgeschleust, die rasch aufschließen! ETA 8 Minuten!“ meldete da der Sensorgast. l’Olonnais hieb auf die Armlehne der Liege. Wenn die Jäger ihn visuell erfassten, würden sie sofort merken, dass die „Smilodon“ kein harmloses Handelsschiff war, er musste sofort handeln!
„Geh auf 3,5g Bremsbeschleunigung! Gefechtsbereitschaft herstellen!“ befahl er dem Kommandanten der „Smilodon“. Sofort wurde er noch schwerer, aber die Distanz zum Verfolger nahm rasch ab! Bald wäre der „LEOPARD“ in Waffenreichweite!




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45),
Im Transit, Landungsschiff „LEOPARD“-Klasse „Damokles“
Sa. 22.03.3073, 06:52 Uhr (Bordzeit)


„Kommandant, die „Smilodon“ bremst stärker ab!“ meldete der Sensorgast auf der Brücke. Mittlerweile wussten sie, dass die „Smilodon“ ein „SEEKER“-Landungsschiff war. Kdt. Urs Strückli grinste und hakte nach!
„Bleibt sie auf Kurs?“
„Jawohl, die wollen wohl keine Zeit verlieren uns zu stellen!“ meinte seine Stellvertreterin Olt. Lori Lawton.
„Die gehen sicher davon aus, dass sie uns überlegen sind! Das wird ihnen schlecht bekommen! Volle Gefechtsbereitschaft!“ antwortete Urs mit einem zufriedenen Grinsen. „Entfernung?“
„20000, rasch fallend!“
„Bremsbeschleunigung auf Maximum erhöhen, bring uns auf 5000 Abstand!“ befahl Urs. Damit würde sich die Annäherungsgeschwindigkeit an das andere Landungsschiff verringern. Beide Schiffe näherten sich nun langsamer aneinander an. Ein „Seeker“ konnte theoretisch mit 4 g beschleunigen oder abbremsen, das war 1 g mehr als die maximale Beschleunigung eines „LEOPARD“. Aber bei 4g konnte man kaum noch ein Gefecht führen, die Besatzung wäre in ihren Liegen wie festgenagelt!
„Wenn er uns beschießen will, muss er auf 1000 m rankommen!“ dachte Urs laut und beobachtete die Zahl, die den Abstand zwischen den Schiffen anzeigte. Er konnte natürlich nicht wissen, ob das andere Landungsschiff irgendwelche Überraschungen für sie bereithielt. Das dieses Schiff schwerer bewaffnet war als der Standard, davon ging Urs aus.
„8000 m Abstand und fallend!“ meldete der Sensorgast.
„Klar bei Railgun!“ befahl der Kommandant. „Bereiten sie eine Salve mit 5 Abschüssen vor!“ gab er an den Armierungsgast durch. Auf einem kleinen Ausschnitt seines Displays konnte Urs sehen, wie die beiden HGauss im Turm des „LEOPARD“ die „Smilodon“ ins Visier nahmen! Für den Abschuss von 5 Salven brauchten sie nur knapp über 2 Minuten, da sie den Ladeautomaten optimiert hatten und die Energieversorgung der Spulen stärker war, als auf einem Mech.
„Kutter, hier Rabe1“, meldete sich Kdt. Aysha Cameron-Gokoglu, die die Air-Lanze der „Damokles“ führte. „Schiff ist ein schwer armierter und bewaffneter „SEEKER“. Das wird eine harte Nuss! Ende!“ gab sie durch. Urs Aufgabe war klar, er musste das andere Schiff, wenn er es nicht abfangen und zerstören konnte, abdrängen, so dass es nicht unmittelbar bei der Basis oder den Krals der Ashanti landete. Er sah wir der Abstand sich der 6000m Marke näherte, dann würde er den Beschuss auslösen!




Tiefe Peripherie, System KV3242XJ45,
Im Transit, Landungsschiff „SEEKER“-Klasse „Smilodon“
Sa. 22.03.3073, 07:02 Uhr (Bordzeit)


Bei einem Gefecht im Weltall musste man viel Geduld aufbringen! l’Olonnais konnte sehr geduldig sein, wenn es um seine Ziele ging! Er beobachtete, wie der Abstandszähler herunterlief. Die beiden PPKs des „LEOPARD“ würden kaum durch die verstärkte Panzerung rechtzeitig durchdringen um ihn aufzuhalten. Seit dem Fehlschlag auf Thueringen hatte er sein Landungsschiff zu einem fliegenden Panzer umbauen lassen! Zum Glück hatte er damals seine Mechs retten können. Die Panzereinheit musste er leider abschreiben. Wenn er nicht dringend Wasser brauchen würde, hätte er es erwogen, den Anflug abzubrechen und mit der überlegenen Beschleunigung des „SEEKERS“ das Weite gesucht. Er war auch nur deshalb als Pirat so erfolgreich, weil er wusste, wann das Risiko die Chancen überstieg. Wenn hier im System ein „LEOPARD“ herumflog, war das in höchstem Maße alarmierend!
„Gegner noch 6000 m entfernt, Abstand rasch fallend! Der „LEOPARD“ verzögert mit maximaler Beschleunigung! Das ist leider weniger, als wir zu bieten haben!“ sagte der Kommandant der „Smilodon“ mit einem bösen Grinsen.
„Was machen die L/R-Jäger?“ wollte der Kapitän wissen.
„Bleiben auf Abstand!“ gab der Kommandant an.




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45),
Im Transit, Landungsschiff „LEOPARD“-Klasse „Damokles“
Sa. 22.03.3073, 07:02 Uhr (Bordzeit)


„6000m! Feuer!“ befahl Urs und ballte die Rechte zur Faust. Alle an Bord spürten und hörten, wie die beiden HeavyGauss-Geschütze ihre überschweren Nickel-Eisen-Kugeln in Richtung des Gegners abfeuerten. Nach knapp 2 Minuten hatten die letzten Geschosse die Läufe verlassen und Urs befahl,
„Drehen auf der Querachse um 45°, neuer Flugvektor!“ Jetzt hieß es sich so schnell als möglich von dem „SEEKER“ zu lösen, bevor dieser mit seiner Bewaffnung auf seine geliebte „Damokles“ wirken konnte.




Tiefe Peripherie, System KV3242XJ45,
Im Transit, Landungsschiff „SEEKER“-Klasse „Smilodon“
Sa. 22.03.3073, 07:06 Uhr (Bordzeit)


„Der Gegner ändert den Flugvektor!“ meldete der Sensorgast dem Kapitän, als plötzlich der Schiffsrumpf wie eine Glocke ertönte und schwere Erschütterungen durch das ganze Schiff liefen.
„Was ist das?“ fragte l’Olonnais völlig überrascht.
„Scheiße!“ fluchte der Kommandant des Schiffes und wieder erbebte das Schiff durch schwere Erschütterungen!
„Schwere Schäden am Pol der Hülle, die haben mit einer Railgun auf uns geschossen!“ Sofort griff der Kommandant zu seiner Steuerkonsole und drehte das Schiff. Wieder trafen Geschosse auf die Hülle, diesmal an anderer Stelle. Insgesamt 5-mal wurde die „Smilodon" innerhalb von 2 Minuten getroffen und verlor dabei eine PPC, die von 2 einschlagenden Stahlkugeln zerfetzt wurde. Durch das Manöver entfernten sich die beiden Schiffe voneinander. Aber jetzt schlugen die L/R-Jäger zu und beharkten die „Smilodon“. Doch diese war so schwer gepanzert, dass dies kaum mehr als Nadelstiche waren.
„Sollen wir den Landeanflug abbrechen?“ fragte der Kommandant.
„Nein, wir müssen auf den Boden, da muss es irgendetwas schützenswertes geben, sonst wäre hier kaum der „LEOPARD“ aufgetaucht!“


„Bolt, hier Sahin! Konzentrieren wir uns auf die Triebwerke, die Kiste ist zu schwer gepanzert!“
„Claro!“ gab die Flügelfrau von Aysha Cameron-Gokoglu zurück. Freya „Bolt“ Hansen zog den Schubhebel nach hinten und beschleunigte hinter ihrer Rottenführerin und schwenkte mit Sahin in den Flugvektor des gegnerischen Landungsschiffes ein. Hierher konnten zwar nur wenige Geschütze der „Smilodon“ wirken, die Triebwerksstrahlen des auf Vollast laufenden Antriebs schwächten aber die Wirkung ihrer eigenen Waffen ab. Deshalb pendelten die beiden L/R-Jäger auf der Kursbahn des „SEEKERS“ hin und her. Dabei konnten sie ein paar gute Treffer setzen, aber die Schäden blieben gering.
„Sahin, das Ding ist ein fliegender Panzer!“ knurrte Freya, „In 2 Stunden ist er am Boden, wenn wir ihn nicht aufhalten!“
„Bolt, egal was er geladen hat, damit werden die da unten fertig! Es reicht, wenn wir das Landungsschiff von der Basis oder den Ashanti fernhalten! Nur starten darf er nicht mehr!“ stellte Aysha fest.


Nach 40 Minuten hatte sich die „Damokles“ wieder soweit der „Smilodon“ genähert, dass wieder an einen Waffeneinsatz der Rail-Gun zu denken war.
„Der bleibt genau auf Kurs! Scheinbar wollen sie unbedingt landen!“ meinte die 1. Offizierin der „Damokles“
„Eher müssen! Normalerweise ziehen sich Piraten zurück, wenn sie auf massiven Widerstand stoßen.“ stellte Urs fest. Nach Analyse der Daten, die ihm die L/R-Jäger gesendet und die sie selbst gesammelt hatten, konnten sie den Gegner, auch mit der verstärkten Armierung der „Damokles“ nur mit Glück von einer Landung abhalten! Deshalb gab er eine Lagemeldung zur Basis ab, die ihm natürlich nicht antworten würden, um sie vorzuwarnen. Dann nahm er wieder den Kampf mit der „Smilodon“ auf, blieb aber dabei außerhalb der Reichweite des Gegners! Urs grinste, dies würde den Gegner sehr wütend machen und wütende Gegner machten gerne Fehler!




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45), Wohlfahrt (Nordkontinent)
Verfügungsraum der Sternlanze, Gefechtsstand
Sa. 22.03.3073, 22:00 Uhr (Ortszeit) / 07:30 Uhr (Bordzeit)


Kadettin Vaiana „Principessa“ Haamea betrat den Gefechtsstand zusammen mit Hptm. Naomi „Hitgirl“ Frank. KdtHptm. James „Weasel“ Cameron-Gokoglu hatte alle Teileinheitsführer und Mechkrieger für eine Befehlsausgabe zu sich beordert. Vaiana war äußerst nervös. Bis vor ein paar Tagen war sie eine „normale“ Kadettin, eine Mechkriegerin in Ausbildung und jetzt stand ihr unter Umständen ihr erstes Gefecht bevor! Sie dachte die ganze Zeit an ihren geliebten Moana, der an Bord der „Damokles“ sicher bereits gegen die Eindringlinge kämpfte.
„Ganz ruhig, Vaiana! Keine Sorge! Es ist nur ein Landungsschiff und selbst wenn ihm die Landung gelingt, bin ich mir sicher, dass wir die Gefahr neutralisieren können!“ meine Naomi zu ihr und legte ihr beruhigend die Hand auf. Vaiana schaute ihre Ausbilderin mit einem unsicheren Lächeln an. Dann erreichten sie die provisorischen Bänke auf denen schon andere Platz genommen hatten und setzten sich dazu. Vaiana saß nun zwischen Naomi und Lt. Petra „Blizzard“ Winter, die einen „ASSASSIN“ führte, einer furchterregenden Maschine, die nach der Lieferung von modernen medXPulseLasern erschreckend an Schlagkraft dazu gewonnen hatte. Vaiana fühlte sich mittlerweile in der Lanze pudelwohl, auch weil diese, bis auf den Lanzenführer nur aus Frauen bestand, nein, aus harten Kriegerinnen und echten Vorbildern für sie, denen sie nacheiferte!


Plötzlich rief Hptm. Giulia „Leucasia“ Mastroponte:
„Aaaachtung!“ Alle im Raum sprangen sofort auf und nahmen Haltung an.
„Herr KdtHptm., melde ihnen Teilnehmer der Befehlsausgabe vollzählig!“ sagte sie dann zu dem hinzugetretenen James Cameron-Gokoglu, der sie grüßte.
„Danke!“ erwiderte er und wandte sich an die Teilnehmer „Rühren, setzen!“ Nach einigen Sekunden herrschte in dem Raum eine gespannte Stille.
„Wir haben ein Lageupdate von der „Damokles“ erhalten. Deshalb habe ich sie alle einbestellt!“ Er schaute sich um und sah, dass jeder der Anwesenden an seinen Lippen hing.
„Unser Auftrag ist die Verteidigung der Basis und der Ansiedlungen der Ashanti! Dazu haben wir uns hier in unsere Verfügungsräume begeben, die genau zwischen der Basis und den Krals liegen und bereiten uns auf unseren Einsatz vor. Die Basis ist bereits voll getarnt.
Der Gegner wird vermutlich in ca. 2 Stunden auf dem Planeten landen. Die Damokles ist voraussichtlich nicht in der Lage sein, das gegnerische Landungsschiff vorher zu vernichten. Wir wissen noch nicht, wo es niedergeht, aber ich gehe davon aus, dass dies in der Nähe der Ashanti sein wird, da die Felder und Agraranlagen aus dem All gut zu erkennen sind, während die Basis durch ihre Tarnung kaum noch zu identifizieren ist. Über die Stärke der Bodenstreitkräfte des Gegners ist nichts bekannt. Das Landungsschiff selbst ist ein „SEEKER“ dessen Panzerung und Bewaffnung erheblich verstärkt wurde, also eine fliegende Festung!
Wir verlegen deshalb sofort unseren Verfügungsraum 70 Kilometer nach Osten um näher an den Krals zu sein. Wir sind dann 20 westlich der Krals. Die Okraman-Lanze bezieht Verfügungsraum 20 km ostwärts der Krals. Sobald der Landepunkt des Gegners identifiziert ist, werden wir auf das Landungsschiff vorrücken und unsere Arbeit erledigen. Dabei wird uns wenn nötig unsere Air-Lanze unterstützen!“ Er schaute sich kurz um, dann vervollständigte er noch seinen Befehl in dem er jeder Teileinheit ihren Auftrag zuwies und dann noch auf die Kommunikation und Logistik einging.
„Hat noch jemand Fragen?“ hob er am Ende noch mal seine Stimme an und schaute sich um. Eine Hand hob sich.
„Hptm. Choi?“ sprach er den Fragesteller an.
„Was ist mit dem Sprungschiff?“ wollte der Kompaniechef der Infanterie wissen.
„Sobald der „SEEKER“ gelandet ist, wird die „Damokles“ mit voller Beschleunigung zum Sprungpunkt fahren und versuchen, das Sprungschiff an der Flucht zu hindern. Das Zeitfenster dazu ist aber äußerst knapp, da das Sprungschiff wahrscheinlich dann bereits seinen Sprungantrieb wieder aufgeladen haben dürfte!“ informierte James seine Leute. Die betretenen Gesichter, die er dann sah, zeigte ihm, dass sich alle darüber Sorgen machten was passieren würde, wenn das Sprungschiff entkam. Mehr konnte er aber nicht tun und beendete die Befehlsausgabe.
„Gut, sie alles wissen was zu tun ist! Wegtreten und Aufträge ausführen! Die Mechlanze bleibt hier!“ befahl er.


Kurze Zeit später saßen ihm nur noch seine 5 Mechkriegerinnen gegenüber und trug ihnen seine Idee des Gefechtsaufstellung vor.
„Ein „SEEKER“ ist kein Mechtransporter, sondern ein Landungsschiff zum Transport von Infanterie und Panzereinheiten!“ stellte er fest. „Aber wenn es sein muss, kann er auch eine verstärkte Mechlanze mitführen. Wir müssen also mit allem rechnen!“ James machte eine kurze Pause. „Zuerst müssen wir uns Informationen beschaffen! Dazu werden Hit-Girl und Leucasia einen Scout-Trupp bilden. Ihr seid zuerst am gegnerischen Landungsschiff. Sehen aber nicht gesehen werden! Klar?“ und schaute Naomi an. Diese nickte,
„Sonnenklar!“ bestätigte sie und schaute dabei kurz zu Hptm. Gulia „Leucasia“ Mastroponte, deren „INCUBUS“ zusammen mit ihrem eigenen „WRAITH“ für solche Scoutoperationen bestens geeignet war.
„Der Rest der Lanze hält sich erst einmal zurück! Principessa, dich und deinen „CATAPULT“ will ich immer hinter uns wissen! Dein Mech ist eine erstklassige Artillerieplattform, hat aber in der Frontlinie nichts zu suchen. Du musst aber dafür sorgen, dass du jederzeit alles mit deinen LRMs zupflastern kannst, was sich vor uns bewegt! Also lass dich nicht zu weit zurückfallen.“ Vaiana nickte bestätigend. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals! Würde sie es schaffen? James fokussierte dann Lt. Petra „Blizzard“ Winter, „Blizzard, du hältst, wenn notwendig die Schmeißfliegen von Principessa fern. Sie soll sich auf ihren Auftrag konzentrieren können und sich nicht mit Scoutmechs auseinandersetzen müssen, die uns in unsere Flanke fallen könnten!“
„Wird gemacht Boss!“ meinte Petra und lächelte Vaiana an.
„Huldra und ich bleiben zusammen und decken uns gegenseitig! Das zur grundsätzlichen Aufstellung!“ beendete er seinen kurzen Aufstellungsplan. Olt. Frederika „Huldra“ Svenson führte einen „PANTHER“. Nach der Aufrüstung des „GRASSHOPPERS“ hatte sie zwar den langsamsten Mech der Stern-Lanze, war aber durch ihre Sprungdüsen mobil genug und der „PANTHER“ war für seine 35to gut geschützt. James ließ seine Blicke von einer zur nächsten gleiten. Alle waren erfahrene Mechkriegerinnen, aber er machte sich Sorgen um seine Kadettin! Würde sie bereits dem Druck eines echten Kampfes standhalten können? Leider musste sie es auf die harte Tour erfahren!




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45), Orbit Wohlfahrt
Im Transit, Landungsschiff „SEEKER“-Klasse „Smilodon“
Sa. 22.03.3073, 23:40 Uhr (Ortszeit) / 09:10 Uhr (Bordzeit)


„Wir haben auf dem Nordkontinent größere Ackerflächen ausgemacht!“ meldete der Kommandant der Smilodon Käptn l’Olonnais.
„Keine Basis oder ein Landefeld?“ hakte der Käptn nach.
„Wir können nichts ausmachen, aber auf der Oberfläche gibt es genug Flächen, auf denen meiner Einschätzung nach ein „LEOPARD“ landen könnte.“
„Dann landen wir dort in der Nähe der Felder, da muss es auch eine Siedlung geben!“ bestimmte l’Olonnais. Der Kommandant grinste,
„Ich schlage vor, hier zu landen!“ und zeigte mit einem Cursor dabei auf einem Punkt der Oberflächendarstellung des Planeten. „Dort gibt es offenes Wasser und es ist nur 3000 m von den Feldern entfernt!“ l’Olonnais nickte und grinste.
„Guter Vorschlag. Wie lange noch bis zur Landung?“
„12 Minuten! Wir haben die Sache etwas beschleunigt! Wir müssen aber kurzfristig auf 4g Bremsbeschleunigung gehen!“
„Das macht nichts! Auf geht’s!“
„Der „LEOPARD“ nähert sich wieder an!“ meldete da der Sensorgast. Der Kommandant nickte und versetzte den „SEEKER“ in Rotation, so dass Treffer sich nicht auf einen Punkt auf der Hülle konzentrierten.
„Abstand?“ hakte der Kommandant nach.
„Sie kommen näher auf! Die Jäger greifen ebenfalls wieder an.“ gab der Sensorgast durch, „2000!“ Kurz darauf wurde die „Smilodon“ wieder durch die Treffer der RailGun des „LEOPARD“ erschüttert. Wie der Kommandant mit einem kurzen Blick auf den Datenplot erkennen konnte, zog sich der Gegner bereits wieder etwas zurück.
„Ausfall Triebwerk 4!“ rief der LI laut durch die Kommandozentrale.
„Scheiße!“ antwortete der Kommandant. Rasch schätzte er den Kurs ab, da ein Triebwerk weg war, musste er sofort, früher als gedacht, verzögern. Seine Finger flogen über den Kursrechner und setzte das Kommando ab. Sofort und abrupt setzte die erhöhte Bremsbeschleunigung ein. Der „LEOPARD“ wurde von dem Manöver überrascht und war mit einem Schlag aus der Nähe der „Smilodon“ verschwunden. Kurz darauf drang das Schiff in die Atmosphäre ein und wurde durchgeschüttelt.
„Wir können den Landepunkt nicht halten, wir setzten rund 130 km weiter weg auf!“ meldete er dem Käptn, der wütend in seiner Liege die Fäuste ballte. Am liebsten wäre er aufgesprungen, aber die hohe Bremsbeschleunigung nagelte ihn in seinem Sitz fest. Der LI schaute sich mit großer Sorge die Werte an, die er auf seinem Display angezeigt bekam. Die Reibungshitze des viel zu schnellen Eintauchens in die Atmosphäre des Planeten beschädigte die Hülle und die Triebwerke des Schiffes. Wenn das so weiterging, würden sie zwar gerade noch so am Boden heil ankommen, aber an einen Start wäre vorerst nicht zu denken! Er ersparte sich dies zu melden. Ein kurzer Blick in die Augen des Kommandanten bestätigte ihm, dass er dies auch bemerkt hatte.
„Aufsetzen in 2 Minuten! Alle ihre Gurte festschnallen, das wird eine harte Landung!“ gab der Kommandant über den Bordsprecher allen bekannt. 2 Minuten später erreichte die „Smilodon“ den Boden und das Schiff ächzte unter der Belastung, hielt aber stand. Dann kehrte Ruhe ein.
„Sensoren, ist der „LEOPARD“ uns in die Atmosphäre gefolgt?“ wollte der Kommandant wissen.
„Nein, so wie es aussieht hat er abgedreht und beschleunigt zum Sprungpunkt!“
„Signal! Eine Warnmeldung an die „La Buse“ und geben sie die Spezifikation des „LEOPARDS“ weiter!“
„Aye, aye!“ kam die Antwort und der Signalgast warnte die „La Buse“! Jedem in der Kommandozentrale war klar, dass die „La Buse“ dem „LEOPARD“ hilflos ausgeliefert war. Ihre einzige Chance zu überleben bestand darin zu flüchten.
„Geben sie an die „La Buse“ durch, sie soll verschwinden und mit Verstärkung wiederkommen!“ befahl da plötzlich zu aller Überraschung Käptn l’Olonnais.
„Aye, aye, Käptn!“ bestätigte der Signalgast und gab auch dies durch.




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45), Wohlfahrt (Nordkontinent)
Landestelle Piratenlandungsschiff, Scout-Trupp Stern-Lanze
So. 22.03.3073, 01:07 Uhr (Ortszeit)


Naomi war mit Höchstgeschwindigkeit zusammen mit Giulia „Leucasia“ Mastroponte zur Landestelle der Piraten vorgerückt. Das Schiff erhob sich 4000 m vor ihnen und war in der flachen, bewaldeten Ebene auch in der Nacht gut auszumachen. Vorsichtig näherten sie sich an. Das Schiff war kurz nach Mitternacht niedergegangen und die Besatzung hatte 1 Stunde Zeit gehabt, ihre Landestelle zu sichern. Naomi und Giulia hatten ihre aktiven Sensoren abgeschaltet und sendeten nur mit niedrigster Leistung um sich miteinander abzustimmen.
„Das Schiff steht leicht schief, es muss hart aufgekommen sein.“ mutmaßte Giulia.
„Hoffentlich ist es am Boden festgenagelt!“ knurrte Naomi zur Antwort. Dann stoppte sie ihren Mech. Sie zoomte die „Smilodon“ heran und mit der Restlichtverstärkung und Wärmebilddarstellung errechnete die Mech-KI ein deutliches Bild. Die Hülle des Schiffes war intakt und die Hangartore weit offen. Aber an den Triebwerken sah sie eine Menge Leute, was darauf schließen ließ, dass der „SEEKER“ Probleme mit dem Antrieb hatte.
„Scheinbar war die Landung härter, als wir dachten!“ gab sie durch. „So wie es aussieht, inspizieren sie ihre Triebwerke!“ Dann nahm sie eine Bewegung im Hangar wahr. Langsam schritt ein Mech aus dem Schiffskörper.
„Leucasia, wir werden uns gleich zurückziehen müssen!“ gab Naomi durch, „Die schleusen Mechs aus!“
„Noch sind wir ungestört HitGirl. Niemand in der Nähe!“ beruhigte sie ihre Kameradin, die sich um die Nahsicherung kümmerte. Naomi beobachtete, wie ein Mech nach dem anderen das Schiff verließ. Erst ein „LOCUST“, dann ein „BLACKJACK“, ein „COMMANDO“, ein „THUNDERBOLT“ und ein „AWESOME“!
„Die fahren ganz schön was auf!“ meinte sie zu Giulia.
„Siehst du Panzer oder MTWs?“ wollte diese wissen.
„6 MTWs aber keine Panzer!“ dann, nach einer kurzen Pause, ächzte Naomi, „Oh scheiße, da marschiert gerade ein „ATLAS“ aus dem Hangar!“
„Kommt noch was?“ hakte Giulia nach.
„Nein, das war wohl der letzte!“
„Gut, wir müssen hier weg, es nähern sich leichte Fahrzeuge unserer Position!“
„Wir haben genug gesehen, lassen wir sie im Glauben, dass sie die einzigen Mechs auf dem Planeten haben! Rückzug!“ Beide Mechs machten kehrt und zogen sich mehrere Kilometer zurück. Naomi gab die Aufklärungsergebnisse an KdtHptm. James „Weasel“ Cameron weiter. Dieser befahl ihnen, locker mit dem Gegner Fühlung zu halten, aber selbst unentdeckt zu bleiben.




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45), Wohlfahrt (Nordkontinent)
Behelfspiste 4, 2000 m von OPZ Stern-Lanze
So. 22.03.3073, 05:42 Uhr (Ortszeit)


Vorsichtig schwebte der „CORSAIR CSR-V12“ von Hptm. Freya „Bolt“ Hansen im ersten Dämmerlicht des Morgens auf die schnell freigeräumte Notpiste herunter. Der Boden hier war fest, eben und nur spärlich bewachsen. Deshalb war hier einer von mehreren Ausweichlandeplätzen für die L/R-Jäger der Heimatverteidigung eingerichtet worden. Der Jäger setzte ganz am Anfang der Piste auf und rollte aus, dann zog er unter eine Infrarot-Plane unter, die an der Seite der Piste vorbereitet worden war. Keine Minute später landete der „SPARROWHAWK SPR-7D“ der Rottenführerin Hptm. Aysha „Sahin“ Cameron-Gokoglu und verschwand sofort ebenfalls unter einer Schutzplane, direkt neben dem „CORSAIR“. Langsam öffneten sich die Kabinenhauben der Jäger. Freya öffnete den Helm und zog ihn ab. Ihr Gesicht zeigte deutlich die Erschöpfung der letzten Stunden. Sie und Aysha waren jetzt fast 9 Stunden in ihren Jägern gesessen und hatten das eindringende Landungsschiff beharkt, bis sie endlich im entscheidenden Moment des Landeanflugs eines der Triebwerke ausschalten konnten. Sie drehte den Kopf und schaute zu Aysha hinüber, die nicht weniger geschafft aussah, sie aber mit einem siegesgewissen Grinsen anlächelte und ihren rechten Daumen nach oben reckte! Beide räumten ihre Helme in die Halterung hinter dem Sitz und die Techs umschwärmten bereits die Jäger, um sie so schnell wie möglich wieder Einsatzbereit zu bekommen. Freya stemmte sich aus dem Sitz hoch, nachdem sie die Kühl- und Sauerstoffschläuche ihres Anzugs getrennt hatte und schwang sich aus dem Cockpit. Ihre weißblonden, kurzgeschnittenen Haare leuchteten im beginnenden Morgen auf. Als sie auf dem Boden stand, holte sie erst einmal tief Luft und ließ ihrem Gleichgewichtssinn Zeit, sich wieder an festen Boden zu gewöhnen. Sie spürte plötzlich, dass jemand neben sie trat und drehte den Kopf. Sie schaute in das grinsende Gesicht ihres Partners Scott Lancaster, der sich als AsTech um ihren „CORSAIR“ kümmerte.
„Wie war es da oben?“ wollte er wissen.
„Das Piratenschiff ist ein schwer gepanzertes Monstrum!“ gab sie missmutig zurück, „Wir konnten es kaum beschädigen. Zum Glück konnten wir ein Triebwerk kurz vor der Landung ausschalten!“
„Hat die Wunderwaffe von Strückli nicht gewirkt?“ hakte ihr Freund nach.
„Doch, sehr gut sogar, aber der „SEEKER“ war gepanzert wie eine Korvette! Jedes andere Schiff wäre als Sieb in die Atmosphäre eingetaucht!“ Da kam Aysha zu ihnen.
„Gute Arbeit da oben, Freya!“ lobte die Rottenführerin.
„Danke!“ gab Freya zurück.
„Wir sollen sofort zur Nachbesprechung zum KdtHptm.!“ Informierte sie dann Aysha.
„Der wird sicher froh sein, dich in einem Stück wiederzubekommen!“ meinte Freya mit einem wohlmeinenden Lächeln.
„So schnell wird mich der Schlammstampfer nicht los!“ lachte Aysha und beide Pilotinnen gingen zu einem Fahrzeug, dass sie zum Gefechtsstand bringen würde. Scott schaute den beiden Frauen hinterher und bewunderte mal wieder Freyas Hüftschwung beim Gehen. Er war auch sehr froh, dass die Pilotinnen wohlbehalten von ihrem Einsatz zurückgekehrt waren! Dann machte er sich gewissenhaft und konzentriert an die Wartung des „CORSAIR“, er wollte alles tun was in seiner Macht stand, das Freya gesund von ihren Einsätzen zu ihm heimkehrte!


Aysha und Freya betraten die OPZ und meldeten sich bei KdtHptm. James „Waesel“ Cameron-Gokoglu. Als James seine Frau sah, fiel ihm ein Stein vom Herzen! Aysha trug ihm dann eine kurze Zusammenfassung des Gefechts im Orbit mit.
„Ist der „SEEKER“ startfähig?“ fragte James.
„Schwer zu sagen! Aber eines der Triebwerke haben wir schwer beschädigt und ausgeschaltet, die anderen sicher beschädigt! Ohne Reparaturen kommt er nicht so schnell wieder in die Luft!“
„Das deckt sich mit den Erkundungsergebnissen! Der „SEEKER“ muss hart gelandet sein und eine Menge Techs schrauben am Antrieb herum.“ informierte sie James. Dann schaute er seine Frau intensiv an. „Haut euch in die Koje, ich brauche euch und eure Jäger vielleicht bald wieder. Die Piraten haben 6 Mechs ausgebootet, darunter einen „ATLAS“ und sich bereits in Marsch gesetzt. Sie rücken langsam auf den Kral Kumasi der Ashanti vor! Durch den Triebwerksschaden sind sie 140 km entfernt gelandet.“
„Wo ist die Okraman-Lanze?“ wollte Aysha wissen.
„Auf dem Weg, wir nehmen den Gegner in die Zange! Die Piraten werden ihr blaues Wunder erleben! Aber jetzt ab mit euch in die Koje!“ sagte James barsch und dann sanfter, „Schön das ihr es geschafft habt!“ dabei sah er seine Frau an und sie spürte deutlich, das ihr Mann sich große Sorgen um sie gemacht hatte! Aysha nickte, lies ihre Fingerspitzen über seinen Handrücken gleiten und meldete sich dann mit einem militärischen Gruß ab.




Tiefe Peripherie, System KV3242XJ45 (Bartok), KV3242XJ45-IV (Wohlfahrt), Nordkontinent
Piraten-Lanze im Vormarsch auf Ansiedlung
So. 22.03.3073, 08:37 Uhr (Ortszeit)


Vorsichtig bewegte sich die Kolonne in Richtung der aufgeklärten landwirtschaftlichen Anbauflächen. François l’Olonnais saß in seinem „ATLAS“ und beobachtete die Umgebung. Die „Smilodon“ war hart aufgekommen und ohne eine umfangreiche Triebwerksreparatur würde sie nicht wieder starten können. Zum Glück befand sich keine 600 m vom Landungsschiff ein breiter Fluss, aus dem sie die dringend benötigten Wasservorräte ergänzen konnten. Irgendwo da draußen musste der Gegner sein! Ein „LEOPARD“ konnte eine Lanze transportieren und da sie sogar zwei L/R-Jäger in den Kampf geschickt hatten, ging der Käptn fest davon aus, dass sich hier auf dem Planeten eine Lanze Mechs befand um die Ansiedlung zu schützen. Aber bisher hatte er noch jeden Widerstand brechen können. Nicht umsonst hatte er in seiner verstärkten Lanze zwei Assault-Mechs. Die leichten und mittleren Mechs, auf die sie bisher in der tiefen Peripherie gestoßen waren, hatten nie lange Widerstand leisten können! Nur auf Thueringen holte er sich einmal eine blutige Nase, da er damals unglücklicherweise mitten in einem Wespennest gelandet war und die dortige Miliz so schnell reagierte, dass er bis auf seine Panzer nichts ausbooten konnte, bevor der Hüllenschaden der „Smilodon“ kritisch wurde. Daraus hatte er gelernt und an seinem Landungsschiff die Panzerung erheblich verstärkt. Zum Glück, sonst hätte der feindliche „LEOPARD“ heute die „Smilodon“ in ein Sieb verwandelt! Aber irgendwie war ihm hier alles zu ruhig! Laut der Daten waren sie noch rund 50 km von den Feldern und der identifizierten Ansiedlung entfernt.




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45), Wohlfahrt (KV3242XJ45-IV), Nordkontinent
35 km südlich von Kumasi, Auffangstellung Stern-Lanze
So. 22.03.3073, 09:21 Uhr (Ortszeit)


Der Gegner bewegte sich äußerst langsam in Richtung des Krals. Das allein verriet James Cameron-Gokoglu schon, dass sie mit Widerstand rechneten. Mit diesem Vorgehen stellte der gegnerische Kommandeur sicher, das immer seine gesamte Lanze auf einen auftauchenden Gegner reagieren konnte. Diesen Gefallen würde er ihm nicht tun, James hatte was anderes vor! Zusammen mit Kdt. Kunta „Gyata“ Keita hatte er einen Operationsplan ausgearbeitet, mit dem sie den Gegner aufhalten und ausschalten konnten! Die beiden L/R-Jäger ließ er vorerst am Boden und würde sie nur anfordern, wenn es nötig wäre. In wenigen Minuten würde die Falle zuschnappen! Als der Gegner eine imaginäre Linie überschritt, befahl er dem Scout-Trupp die aktiven Sensoren einzuschalten und er marschierte mit seinem „GRASSHOPPER“ zusammen mit Huldras „PANTHER“ auf den Gegner zu. Dieser musste sie wahrscheinlich in diesem Moment auf dem Radar wahrnehmen!


„Kontakt“ meldete Pierre „Tiger“ Lambert, der mit seinem „COMMANDO“ die vordere linke Flanke überwachte, „Zeichne 4 Mechs 1400 links von unserer Marschrichtung! Kommen schnell näher!“ François „Diable“ l’Olonnais fletschte die Zähne. Der Tanz ging los!
„Identifizierung?“ hakte er nach. Nach einer kurzen Pause kam die Antwort,
„Ein „INCUBUS“ und ein unbekannter Mech mit 55 to, dahinter ein „PANTHER“ und ein „GRASSHOPPER“. Auf dem Radar sah er, das sich Tiger etwas zur Piratenlanze zurückzog um sich nicht zu exponieren. Diable ließ daraufhin seine Lanze auf den Gegner einschwenken. Wenn sie eine offene Feldschlacht wollten, so konnten sie diese bekommen!
„Scout! fallt dem Gegner in die rechte Flanke, der Rest rückt mit mir vor! Los geht’s!“ befahl er. Sofort lösten sich der „COMMANDO“ und der „LOCUST“ aus seiner Formation und beschrieben einen Bogen, um die gegnerische Lanze in der Flanke zu packen und Verwirrung zu stiften. Diese Taktik hatte sich lange bewährt, vor allem, wenn es gegen unerfahrene Milizen ging.


James überflog die sich entwickelnde Lage auf seinem Radar. Die gegnerische Kampflanze blieb zusammen, während sich die beiden Scout-Mechs auf seine rechte Flanke zubewegten.
„Sterne, zurückfallen!“ befahl er. Sofort stoppten seine Mechs und bewegten sich vom Gegner weg. Wenn die gegnerische Kampflanze zusammenbleiben wollte, konnte sie sich nicht schneller vorwärts bewegen, als die beiden Assault-Mechs, was seinen Sternen mehr Bewegungsspielraum verschaffte! Da tauchten der „LOCUST“ und der „COMMANDO“ in seiner Flanke auf und stürzten sich auf den „INCUBUS“ von Giulia „Leucasia“ Mastropone, die den Attacken aber geschickt auswich.
„Principessa, hier Weasel, Kettenfeuer, Feuer frei auf den „COMMANDO“! gab er an und kurz darauf rasten hintereinander jeweils 20 von ArtemisIV gesteuerte LRMs auf den leichten Mech zu. Beide Salven trafen voll ihr Ziel und ermöglichten Leucasia einen gezielten Alpha-Strike auf den Mech abzufeuern! Ihr largePulseLaser und die zwei ERmedLaser schmolzen große Teile der bereits durch die LRM aufgerissene Panzerung und mit einem lauten Knall wurde dem kleinen Mech der linke Arm abgerissen!
„Der braucht nicht mehr viel!“ knurrte Giulia, als eine zweite Doppelsalve LRMs in dem leichten Mech einschlug und ihn vollends aufriss. Der Schleudersitz des „COMMANDO“ löste aus und trug den Piloten aus dem Gefahrenbereich, während der Mech zur Seite kippte und regungslos liegenblieb. Der „LOCUST“ zog sich daraufhin sofort zurück und bewegte sich an der Stern-Lanze vorbei.
„Blizzard, der „LOCUST“ rückt auf Principessa vor!“ warnte Giulia ihre Kameradinnen.
„Ich wetzte schon die Messer!“ hörte Giulia die eiskalte Stimme von Blizzard.


Plötzlich verschwand Tigers „COMMANDO“ vom Radarplot des „ATLAS“. Aus dem Rückraum des Gegners hatte ein bisher nicht aufgeklärter Artillerie-Mech plötzlich sein vernichtendes Feuer eröffnet!
„Chacal, Rückraum des Gegners aufklären!“ befahl er dem Piloten des „LOCUST“. Dieser löste sich sofort aus dem Gefecht und bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit an der Feindlanze vorbei. Er hatte den Gegner unterschätzt und war wütend! Kurz darauf tauchten auf seinem Radar zwei weitere Mechs auf. Ein „CATAPULT“ und ein „ASSASSIN“, der sofort auf den „LOCUST“ vorrückte um den „CATAPULT“ abzuschirmen.
„Diable, der „ASSASSIN“ hat Waffen, die kann mein Computer nicht einmal zuordnen! Sind das scheiss Sphärer oder noch schlimmer Claner?“ gellte die Warnung von Chacal, der vor dem überlegenen Gegner Reißaus nahm und sich zurückzog. François l’Olonnais keuchte vor Wut! Schlagartig sah er seine Chancen schwinden! 6 Mechs die seiner Lanze technologisch überlegen war, konnte er nicht einfach plattwalzen, wie er es sonst immer gemacht hatte! Entweder zog er sich zurück oder er setzte alles auf eine Karte!


Vaiana hielt sich, zusammen mit dem „ASSASSIN“ von Blizzard, mit ihrem „CATAPULT“ noch außerhalb der feindlichen Radarerfassung auf und lauschte aufmerksam den Kampfgesprächen ihrer Kameraden. Plötzlich tauchten die beiden angekündigten leichten Mechs bei HitGirl und Leucasia auf ihrem Radar auf. Ihr Computer identifizierte die Mechs als einen „LOCUST“ und einen „COMMANDO“. Sie nahm den näheren der Beiden, den „COMMANDO“ ins Visier und wartete, da ihr Weasel bei der Befehlsausgabe eingeschärft hatte, erst auf sein Kommando die erste Salve abzugeben.
„Principessa, hier Weasel, Ziel „COMMANDO“, Reihenfeuer, Feuer frei!“ kam dann der Befehl, da summte auch schon die Zielerfassung ihres Feuerleitsystems und feuerte erst die linke und dann die rechte Lafette ab. Als die Raketen einschlugen, sah sie auf dem Radar, das der leichte Mech erhebliche Schäden davontrug. Da sie keine direkte Sicht hatte, konnte sie nur am Radar erkennen, das Leucasia ebenfalls den „COMMANDO“ angriff. Da krachten die Lademechanismen der LRM-Lafetten, als die letzte Rakete hineingeschoben wurden und alles leuchtete wieder Grün! Sofort zog sie den Abzug und ließ 40 von ArtemisIV gelenkte LRMs auf den leichten Mech regnen. Das Ergebnis war die Vernichtung des gegnerischen Mechs, er verschwand einfach von der Radaranzeige! Vaiana hatte ihren ersten Mech besiegt! Aber irgendwie hatte sie sich das anders vorgestellt! Heroischer oder Erhebender, aber der Gegner wurde einfach durch ihre LRMs niedergeprügelt und das war es! Da entdeckte sie auf dem Radar, dass der zweite leichte Mech, ihr Bordcomputer identifizierte diesen als einen „LOCUST“, auf sie zustürmte.
„Den übernehme ich!“ hörte sie Blizzard über Funk knurren und sah, wie der „ASSASSIN“ nach vorne stürmte. Sie trat in die Pedale und sprang 60 m seitwärts von dem Gegner weg, wie sie es immer wieder geübt hatte. „Taktische Relocation“ hatten es ihre Ausbilderinnen genannt. Als sie landete, erfasste ihr Radar den vordersten Mech der feindlichen Kampflanze, einen „BLACKJACK BJ-1“, sie wartete kurz, bis die Zielerfassung summte und zog den Abzug durch. 40 LRMs rauschten aus den Rohren und bohrten sich nach kurzer Zeit in den mittelschweren Mech, der unter dem Ansturm der Raketen kurz taumelte.
„Volltreffer!“ kommentierte Olt. Frederika „Huldra“ Svenson, die den kurzen Moment nutzte und den „BLACKJACK“ mit ihrer PPC aufspießte. Der getroffene Mech verlor durch den Doppelschlag eine Menge Panzerung und der Torso leuchtete Gelb im Zielradar des „PANTHERS“ von Huldra auf.


James lies den Blackjack auf 300m herankommen und beschoss Mech ebenfalls. Mit einem lauten Knall riss sein Alpha-Strike die linke AK2 des „BLACKJACKS“ ab. Gleichzeitig bemerkte er, dass die beiden Assaults des Gegners nun schneller vorrückten. Scheinbar wollten sie ihr Tonnageübergewicht jetzt in die Waagschale werfen! Schon erhielt er von dem „AWESOME“ 2 PPC-Treffer, die ihn etwas herumrissen, während die dritte PPC an ihm vorbeischoss. „Beweg dich du Depp!“ spornte er sich selber an und trat beide Pedale, um aus der Schusslinie zu kommen. Der Gegner war jetzt voll auf sie konzentriert und es war es Zeit für den Hammer!
„Gyata, hier Weasel, Angriff!“ gab er während des Sprungs durch.


Naomi und Giulia arbeiten perfekt zusammen. Der „WRAITH“ und der „INCUBUS“ bewegten sich schnell und konzentrierten sich auf den schwer gezeichneten „BLACKJACK“. Sie rissen Stück für Stück die Panzerung vom Mech. Naomi koppelte ihre beiden medPulseLaser und feuerte in die linke Seite des „BLACKJACK“-Torsos. Der Treffer fraß sich vollends durch die Panzerung und weidete die innere Struktur des Mech aus. Der Pilot schoss sich daraufhin in Panik aus dem Cockpit um sich zu retten.
„JeonsaX, hier HitGirl! Ein Feindpilot ausgestiegen! Einsammeln und in Gewahrsam nehmen!“ gab sie an den Kompaniechef der Infanterie weiter.
„Das ist schon der Zweite! Wird erledigt!“ hörte sie seine Bestätigung. Ihr war natürlich bewusst, dass die Bergung eines feindlichen Mechkriegers in einem laufenden Mechgefecht brandgefährlich war, aber Hptm. Silvio Choi wusste, was er zu tun hatte!


Olt. Frederika „Huldra“ Svenson blieb so gut es ging auf Abstand und beschoss den Gegner aus großer Entfernung. Dabei arbeitete sie eng mit Weasels „GRASSHOPPER“ zusammen. Für den Nahkampf war ihr „PANTHER“ nicht die optimale Wahl! Für einen leichten Mech war er langsam, nur ihre Sprungdüsen konnten ihr dabei helfen sich schnell aus einer Schusslinie zu entfernen und auf kurze Entfernungen war ihre Hauptwaffe, die PPC kaum wirksam. Dauernd blieb sie deshalb in Bewegung und setzte einen Treffer nach dem anderen auf die langsamen Assault-Mechs. Dabei bekam ihr Mech auch einige Treffer ab, aber bisher war keiner kritisch! Plötzlich raste ein Schwarm LRMs des „ATLAS“ auf ihren Mech zu und die 20 einhämmernden Raketen rissen von ihrem rechten Waffenarm Panzerung in Mengen ab. Ihr Mech wankte unter den Einschlägen, als dann noch ein Treffer mit einem LargeLaser folgte, der ihren Arm durchbohrte und die PPC zerstörte, wusste sie, dass das Gefecht für sie vorbei war.
„Weasel, hier Huldra, PPC zerstört, bitte mich zurückziehen zu dürfen!“ meldete sie ihrem Lanzenführer.
„Mach, dass du aus der Schusslinie kommst! Zieh dich hinter Principessa zurück und unterstütze sie!“
„Right!“ bestätigte Huldra und machte, das sie aus der Waffenreichweite der Piraten kam. Dabei fletschte sie wütend die Zähne. Ihre Lanze mitten Im Gefecht im Stich zu lassen war das Letzte was sie wollte, aber ihre Professionalität sagte ihr, dass dies die richtige Option war!


Mittlerweile konzentrierten der „AWESOME“ und der „ATLAS“ ihr Feuer auf seinen „GRASSHOPPER“. James bewegte den großen Mech schnell, wurde aber immer wieder getroffen. Zum Glück verfehlten ihn die meisten Schüsse!
„HitGirl, Leucasia, haltet mir den „THUNDERBOLT“ vom Leib!“ befahl er. So wie er es wahrnahm, versuchte der schwere Mech in seinen Rücken zu kommen. Offensichtlich war er vom gegnerischen Lanzenführer als Primärziel auserkoren worden!
„Wird gemacht!“ kam die kurze Meldung von Naomi „HitGirl“ Frank. Derweil rauschte eine LRM-Salve nach der anderen auf den „AWESOME“ nieder.
„Principessa, Munitionsmeldung!“ forderte James.
„Noch 3 Salven!“ kam zurück. Daraufhin befahl er der Kadettin, vorerst das Feuer einzustellen und sich etwas zurückzuziehen, um den Rest der Munition aufzusparen. Denn bald musste die Okraman-Lanze im Rücken des Gegners auftauchen.
„Weasel, habt ihr uns noch was übrig gelassen?“ hörte er plötzlich die Durchsage von Kdt. Kunta „Gyata“ Keita. „Sind unter Passiv auf 1200 heran. Wir sehen sie hässlichen Gestalten schon!“
„Gyata, Attacke! Walzt sie platt!“ antwortete er auf der Führungfrequenz, dann wechselte er den Kanal und befahl seiner Lanze:
„Sterne, Mahnstein, Mahnstein, Mahnstein!“


Lt. Petra „Blizzard“ Winter jagte den feindlichen „LOCUST“. Genau für so eine Aufgabe, war der „ASSASSIN“ entwickelt worden! Ihre beiden medXPulseLaser und die zwei SRM-4-Werfer hatten schon ein MG des „LOCUST“ verdampft und die Torsopanzerung des kleinen Mechs war kaum noch vorhanden. Da bemerkte sie, dass der feindliche Pilot versuchte, sie in die Reichweite der AC20 des „ATLAS“ zu locken.
„Daraus wird nichts Freundchen!“ Sie trat beide Pedale und sprang vom „ATLAS“ weg. Im Flug traf sie noch einmal den „LOCUST“ mit erbarmungsloser Präzision! Dieses Mal brannten sich ihre Waffen durch den Rest der Panzerung und knackten den Reaktor. Mit einem gleissenden Blitz verging der „LOCUST“ und der Gegner hatte nur noch 3 Mechs zur Verfügung! Sie wollte gerade einen Bogen um den „ATLAS“ machen, um diesem in den Rücken zu fallen, als sie ein Kommando von Weasel erhielt,
„Sterne, Mahnstein, Mahnstein, Mahnstein!“ Sofort zog sie sich zurück, „Mahnstein“ war das Kennwort, das die Okraman-Lanze ihren Angriff begann.


Käptn François „Diable François l’Olonnais registrierte, wie Chacals Mech zerriss und sich der „ASSASSIN“ von ihm weg bewegte, bevor er mit seine AC20 wirken konnte. Er musste zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass die gegnerischen Mechpiloten hervorragend ausgebildet waren und als eingespieltes Team operierten. Bisher konnten sie nur einen Gegnermech zum Rückzug zwingen! Seine letzte Chance das Blatt zu wenden war es, den gegnerischen Lanzenführer im „GRASSHOPPER“ auszuschalten! Er trieb seinen „ATLAS“ in Richtung des 70to-Mechs, als die gegnerische Lanze plötzlich sich etwas zurückfallen ließ. Bevor er darauf reagieren konnte, tauchten hinter ihm 4 weitere Mechs auf und der Raketenalarm ging los. Fassungslos sah er, wie sein Bordcomputer ihm 70 einfliegende LRMs meldete. Dann erhielt er zwei PPC-Treffer im Rücken und kurz darauf AC-Granaten, dann prügelten die 70 LRMs in seine Panzerung. Mit Müh und Not konnte er seinen „ATLAS“ auf den Beinen halten und machte einen Ausfallschritt nach vorne. Als er den Radarplot sah, was da hinter ihm aufgetaucht war, wurde er blass. Ein „MARODEUR MAD-3R“, ein „LONGBOW LGB-12“, ein „VINDICATOR VND-1R“ und ein „OSIRIS OSR-4D“. Da kam ein Funkspruch auf dem allgemeinen Kanal.
„Führer Piratenlanze, hier Major Cameron, ergeben sie sich sofort oder wir vernichten sie!“ hörte er von dem „GRASSHOPPER“! François l’Olonnais war bewusst, dass er hier keine Gnade zu erwarten hatte, lieber starb er an den Steuerknüppeln seines Mechs.
„Fahrt zur Hölle!“ antwortete er und löste einen Alpha-Schlag gegen den „GRASSHOPPER“ aus, der 450 m vor ihm stand.


25 Minuten später war die Schlacht vorbei. Fast alle Piratenmechs lagen zerschmettert am Boden. James schaute sich die Szenerie aus seinem Cockpit an. Aber auch seine Lanze hatte erhebliche Schäden davongetragen, zum Glück nichts, was sich hier vor Ort nicht wieder vollständig instand setzen ließe! Der einzige Mech der Piraten, der wohl wieder repariert werden konnte, war der „THUNDERBOLT“. Nachdem der „ATLAS“ und der „AWESOME“ gefallen waren, hatte sich dessen Pilot ergeben. Damit hatten sie 3 der 6 Piraten-Mechkrieger gefangen nehmen können und auch der Zug Infanterie, der der Piratenlanze gefolgte war, hatte kampflos kapituliert. Aber jetzt musste sich James um das nächste Problem kümmern, das fremde Landungsschiff! Er war sich darüber klar, dass er die komplette Mannschaft so schnell wie möglich festnehmen und das Schiff intakt einnehmen musste. Keiner durfte ihm durch die Lappen gehen. Dazu hatte er deshalb schon die Transporthubschrauber her befohlen, damit diese die Infanteriekompanie von Hptm. Silvio Choi und die Miliz der Ashanti zur „Smilodon“ transportieren würden, um eine Flucht der Besatzung in den Busch zu verhindern. Vor allem die Datenbestände des Bordcomputers waren für James eminent wichtig, um den Schutz von Wohlfahrt weiter verbessern zu können! Ob Kdt. Urs Strückli mit seiner „Damokles“ noch die Flucht des Sprungschiffes verhindern könnte, hoffte er. Aber dazu waren nur noch geschätzt 3 Tage Zeit und Urs brauchte noch diese 3 Tage, bis er den Zenit-Sprungpunkt erreichte! Jedenfalls hatten beide Lanzen hervorragend gekämpft, sogar Vaiana hatte gezeigt, das in ihr eine echte Kriegerin steckte, die ruhig und überlegt ihren Auftrag ausführte! Die Heimatverteidigung hatte ihre Feuerprobe bestanden!

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Erkundungsmission Buch 2 – Rückkehr nach Wohlfahrt

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Kapitel 26: Piratennest


Tiefe Peripherie, System KV3242XJ45 (Bartok),
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „MERCHANT“-Klasse „La Buse“
Mi. 26.03.3073, 10:22 Uhr (Bordzeit)


Die Nachrichten vom 4. Planeten waren niederschmetternd! Der Käptn war zusammen mit seinem „ATLAS“ untergegangen, die „Smilodon“ hatte sich den örtlichen Milizkräften ergeben und hier auf der „La Buse“ war nur noch eine Rumpfbesatzung! Sie hatten gerade noch genug Ressourcen um ihren Piratenstützpunkt anzulaufen und sich von dem dort zurückgelassenen Wachschiff von Bord holen zu lassen. Michel Mathieu, der 1. Offizier des Sprungschiffes schaute, wie der Rest der Brückenbesatzung, gebannt auf die Ladeanzeige. In 1 Stunde waren sie sprungbereit. Trotz des Drucks, dass ein feindliches Landungsschiff hierher zum Zenit-Sprungpunkt unterwegs war, wartete Mathieu ab. Einen Fehlsprung zu riskieren wäre der sichere Tod für sie alle! Michel überprüfte zum wiederholten Mal die bereits eingegebenen Sprungkoordinaten und versuchte Ruhe auszustrahlen. Er war Spacer durch und durch und verließ die „La Buse“ nur am Stützpunkt. So war er nie in die Piratenaktivitäten direkt involviert, aber für die Opfer hegte er keinerlei Mitgefühl. Dieses war schon lange in ihm erloschen!
„Wir bekommen eine Meldung herein!“ teilte ihm der Signalgast kurz darauf mit.
„Ortung, woher kommt das?“ hakte Michel nach. Nach einer kurzen Pause gab dieser bekannt,
„Die Quelle des Signals ist fast 1 Mio Clicks entfernt. Ankunftszeit noch mindestens 4 Stunden!“
„Signal, Nachricht auf meine Konsole!“ befahl der 1. Offizier.
„Hier spricht das Landungsschiff „Damokles“, ergeben sie sich oder wir vernichten sie! Kommen!“ kam dann in Dauerschleife.
„Die wollen mir wohl Angst machen?“ dachte Michel. Er wusste, dass dieser anfliegende „LEOPARD“ unstandesgemäß mit Railguns bewaffnet war und diese die „La Buse“ aus sicherer Entfernung zu Klump schießen konnten, aber dafür war er noch zu weit weg! Am besten war, er ignorierte die Nachricht. Laut sagte er mit einem breiten Grinsen, um seine Kameraden zu beruhigen,
„Bis der hier ist, sind wir weg!“ Ein Blick auf die Ladeanzeige informierte ihn darüber, dass sie in 45 Minuten springen konnten.




Tiefe Peripherie, System Bartok (KV3242XJ45),
Zenit-Sprungpunkt, Landungsschiff „Damokles“ im Anflug
Mi. 26.03.3073, 10:39 Uhr (Bordzeit)


„Sollten wir nicht stärker verzögern?“ fragte die 1. Offizierin Olt. Lori Lawton ihren Kommandanten Kdt. Urs Strückli.
„Nein, es reicht, wenn wir vorbeirasen und mit der Railgun ihren Sprungantrieb zerstören! Bei dieser Geschwindigkeit können wir drei gezielte Salven abgeben, das dürfte reichen und dann haben wir alle Zeit der Welt!“ Die Damokles hatte bei ihrem Höllenritt zum Sprungpunkt eine Menge Treibstoff verbraucht, nach Hause würden sie mit 0,4 g „humpeln“ müssen, aber Hauptsache, sie kamen überhaupt wieder zurück nach Wohlfahrt! „Wann passieren wir das Sprungschiff?“ fragte er nach. Lori kalkulierte kurz den Kurs,
„In 2,5 Stunden!“ gab sie knapp zur Antwort. Urs nickte stumm und presste angespannt seine Lippen zu einem Strich zusammen.




Tiefe Peripherie, System KV3242XJ45 (Bartok),
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „MERCHANT“-Klasse „La Buse“
Mi. 26.03.3073, 11:19 Uhr (Bordzeit)


Die Ladeanzeige sprang auf „Grün“ und alle auf der Brücke seufzten erleichtert auf.
„Segel einziehen!“ befahl Michel Mathieu. Nach 10 Minuten war das Sprungsegel sicher verstaut.
„Sprungalarm!“ befahl Mathieu dann. Kurz darauf kamen die Meldungen aus dem Schiff,
„Klar zum Sprung!“ und Michels Hand fiel unmittelbar darauf auf den roten Sprungschalter. Die Welt zerriss vor seinen Augen und kurz darauf kam er wieder zu sich.
„Ortung, wo sind wir?“ bellte er ungeduldig.
„Wir sind in Jump58269!“ hörte er die erleichternde Meldung des Ortungsgastes nach einer kurzen Pause. Er schaute auf den Schirm, auf dem sich die helle und starke Sonne des Systems zeigte.
„Segel setzen!“ kommandierte er. In 6 Tagen würden sie wieder an der Basis sein!




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“, GravDeck
Mo. 31.03.3073, 11:19 Uhr (Bordzeit)


Vor einer starken Stunde waren sie in das System gesprungen. Alle drei Schiffe hatten problemlos materialisiert und der Piratensprungpunkt war leer. Selbst intensive Nahbereich-Scans zeigten keinerlei Satelliten oder andere verdächtige Objekte in der Nähe. Der Planet, auf dem sich die alte, von den Piraten übernommene Station der Republik der Randwelten befand, war nur zwei Flugtage entfernt. Mit 2g konnten sie diesen sogar in knapp 23 Stunden erreichen! Georg hatte noch ein flaues Gefühl im Magen, eine Nachwirkung des Sprunges hierher und beruhigte ihn mit einer Tasse Tee in der Cafeteria des GravDecks der „Andromeda“. Georg hatte sich dagegen entschieden den Nadir und den Zenit-Sprungpunkt zu kontrollieren, dies hätte seine Kräfte zu sehr aufgesplittert. Alle drei Sprungschiffkapitäne waren der Meinung gewesen, dass in einem Piratensystem dort sicher keine Schiffe zu finden wären, wenn überhaupt, dann hier! Der Fokus der Operation lag für das Kommando auch auf der alten Station! Wenn sie diese nahmen und zerstörten, wäre die Gefahr die von diesem System ausging wahrscheinlich für immer gebannt. Vor 40 Minuten war OTL. Fjodor „St. Michael“ Kowalski und seine Flügelfrau Kdt. Saskia „Ice“ Walldorf mit ihren L/R-Jägern in Richtung Planet gestartet, um die Lage vor Ort zu erkunden. Morgen würden sie die Ergebnisse haben und einen entsprechenden Operationsplan erarbeiten! Zusammen mit Julia hatte er schon verschiedene Szenarien durchgespielt und mehrere Entwürfe definiert.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Landungsschiff „Sturm“, Krankenstation
Mo. 31.03.3073, 13:38 Uhr (Bordzeit)


Sam Neill schwebte in der Koje tief in den angeschnallten Schlafsack gepackt. Er zitterte und sein Körper glühte.
„Scheiße, gerade jetzt wo richtig Action ansteht bin ich außer Gefecht!“ stöhnte er zu Smilla, die mit ihren Magnetstiefeln zusammen mit dem Arzt der „Sirius“ neben der Koje stand.
„Es tut mir leid, dass du dich auf Thueringen mit der „Nibelungen-Grippe“ angesteckt hast!“ meinte sie sanft. „Du packst das, aber es dauert sehr lange bis du wieder fit bist. Ich habe es ja auch mal selber durchgestanden!“
„Zum Glück hat ihre Partnerin die Symptome gleich richtig gedeutet!“ warf der Arzt ein, „Sonst hätten wir sie mit untauglichen Mitteln behandelt und ihnen würde es noch schlechter gehen!“
„Noch schlechter?“ stöhnte Sam und hustete gequält.
„Ja! Die Nibelungen-Grippe ist eine Thueringische Krankheit, die aber nur Menschen befällt, die bestimmte genetische Dispositionen haben. Zum Glück laden wir uns auf jeder Welt die Daten über die dort vorkommenden Krankheiten herunter und holen uns Samples der örtlichen Medikamente, sonst wären ihre Gliederschmerzen erheblich stärker!“
„Und die Krankheit ist nicht tödlich?“ ächzte Sam. Smilla tätschelte seine Wange,
„Nein, bei einem gesunden Menschen verläuft sie nie tödlich, aber man meint, man geht durch den Vorhof der Hölle!“
„Na du machst mir ja Hoffnungen!“ ächzte Sam und lächelte Smilla an. „Pass aber gut bei dem Einsatz auf dich und meinen Mech auf! Ich will euch beide unversehrt wieder haben, wenn ich gesund bin!“
„Verlass dich drauf! Aber noch wichtiger ist, dass du bald wieder auf dem Dampfer bist!“ meinte sie, beugte sich mit einem Lächeln kurz vor und küsste Sam auf die glühend heiße Stirn. „Ich muss leider wieder los, die Pflicht ruft!“ sagte sie und strich noch einmal über Sams Wange, bevor sie die Krankenstation verließ. Sie zog sich durch das Schiff und kletterte dann in das Cockpit von Sams „PHOENIX HAWK“ um sich mit einer kleinen Simulation noch intensiver mit den Kontrollen des Mechs vertraut zu machen. Beim kommenden Einsatz gegen die Piraten würde sie diesen Mech führen, damit die Wolfs-Lanze in voller Gefechtsstärke an der Operation teilnehmen konnte.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27,
3. Planet – Piraten-Basis, L/R-Rotte der „Witch“
Mo. 31.03.3073, 21:49 Uhr (Bordzeit)


Die Oberfläche beider Jäger waren mit einer Anti-Ortungsbeschichtung versehen worden. Da es hier keine Atmosphäre gab, schränkte diese die Jäger in keiner Weise ein. Gerade machten sie den ersten Überflug in großer Höhe. Die Basis wurde von der Sonne beleuchtet und war gut zu erkennen. Auf einem großen Landefeld daneben befand sich ein Landungsschiff. Saskia zoomte heran und identifizierte das Schiff als einen „DANAIS“. Auch aus dieser Entfernung konnte sie erkennen, dass das Frachtschiff zu einem Kanonenboot umgebaut worden war.
„Landungsschiff identifiziert, modifizierter „DANAIS“, schwer bewaffnet!“ gab sie ruhig mit niedriger Sendeleistung an ihren Rottenführer durch, der keine 400 m rechts vor ihr flog.
„Verstanden, das sichtbare Gebäude ist nicht sehr groß, aber ich schätze, dass das meiste sowieso unterirdisch angelegt ist.“ gab dieser zurück. Sie hätten dies mit ihren aktiven Sensoren verifizieren können, aber die Gefahr einer Entdeckung wäre zu groß gewesen. Sie umkreisten den kleinen Planeten und überprüften die Ergebnisse des ersten Überfluges. Dabei konnten sie einige verschlüsselte Funksprüche von der Basis aufzeichnen. Aber bei keinem war die Sendeleistung stark genug, um mit einem der beiden Sprungpunkte des Systems zu kommunizieren. Nach dem 2. Überflug umrundeten sie noch einmal den Planeten und verließen dann den Orbit in Richtung des Piratensprungpunktes.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27,
3. Planet – Piraten-Basis, Kommandozentrale
Di. 01.04.3073, 07:00 Uhr (Bordzeit)


„War irgendwas heute Nacht?“ fragte der Stationschef Pierre Lassalle seine 2. Wachoffizierin Aélys Roux.
„Nein, bis auf die üblichen elektromagnetischen Störungen war nichts!“ gab sie zurück und gähnte herzhaft. „Wird Zeit, dass ich in die Koje komme!“
„Langsam wird’s Zeit das l’Olonnais mit der „La Buse“ wieder zurückkommt. Er ist jetzt schon 2 Monate überfällig!“ knurrte Lassalle.
„Der wird sich sicher wieder auf irgendeinem Planeten „vergnügen“!“ meinte Aélys Roux. „Du kennst ihn ja!“
„Hoffentlich hat er endlich die Ersatzteile aufgetrieben, die wir brauchen! Unser zweites Fusionskraftwerk wird nur noch von Panzertape und gutem Willen in Betrieb gehalten!“ stellte der Stationschef fest. Die Wachoffizierin zuckte nur mit den Schultern und antwortete,
„Ich hau mich jetzt in die Koje!“ und verschwand aus der Kommandozentrale der Anlage, die 3 Stockwerke unter der Oberfläche lag. Die Besatzung der Station war nicht groß, so dass der Ausfall des 2. Kraftwerks vorerst keine großen Auswirkungen haben würde, aber sie hätten dann nicht mehr genug Energie um langfristig die Lebenserhaltungssysteme am Laufen zu halten um alle zu versorgen, wenn die „La Buse“ mit ihrer Besatzung oder andere Piratenschiffe hier wären. Außerdem gingen langsam die Wasservorräte zur Neige. Er musste vor kurzem sogar schon die „Cheval“, das Wachschiff, in den Asteroidengürtel schicken, um dort Eis abzubauen, dass es dort zum Glück gab. Das war nicht ohne Risiko, beim vorletzten Mal war eine Frau der Besatzung dabei drauf gegangen!




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“, GravDeck
Di. 01.04.3073, 13:11 Uhr (Bordzeit)


„Außer der Station gibt es keine sichtbaren Anlagen auf dem Planeten! Schwerkraft liegt bei gemessenen 0,85 g!“ beendete OTL. Kowalsky seinen Erkundungsbericht.
„Danke! Gute Arbeit!“ entgegnete der General. Er schaute in die Runde. „Wir werden die Basis gemäß Operationsplan Bravo angreifen! Der Plan liegt ihnen vor. Start der Operation um 011600Zapr73! Herstellen der Einsatzbereitschaft bis 011540Zapr73. Melden sie die Herstellung der Bereitschaft direkt an die OPZ. Noch Fragen?“ Alle Führungsoffiziere hatten die Alternativpläne schon vorab bekommen und wussten Bescheid. Plötzlich ertönte der Annäherungsalarm durch das Schiff! Georg stellte sofort eine Verbindung zur Brücke der „Andromeda“ her.
„Hier General Müller, was ist los?“ fragte er, als eine Verbindung aufgebaut war.
„Hier KdtHptm. Wolcott, Herr General, 54000 Klicks querab ist ein Sprungecho aufgetaucht. In den nächsten 2 – 4 Stunden wird dort ein Sprungschiff materialisieren!“
„Hat dies Auswirkungen auf eines unserer Schiffe?“ hakte der General unmittelbar nach.
„Nein Herr General, alle Sprungschiffe sind in sicherer Entfernung zum Echo!“
„Geben sie Gefechtsalarm für die Flottille und blockieren sie die Kommunikation des Schiffes soweit möglich, wenn es hier auftaucht! Die „Dolch“ soll sich zwischen dem Echo und dem Planeten positionieren und die Kommunikation abfangen und stören!“ befahl er. „Ich komme auf die Brücke!“ Georg beendete das Gespräch und wandte sich an die Anwesenden der Besprechung, ob sie nun persönlich oder per Videofeed zugeschaltet waren.
„Wir verschieben den Start der Operation, bis das neue Schiff materialisiert hat. Ich gehe davon aus, dass dies ein Piratenschiff ist und es muss deshalb ausgeschaltet werden bevor wir loslegen. Voraussichtlich wird es dann nichts mit unserem Überraschungsangriff auf die Basis und wir müssen den harten Weg gehen!“ sagte er grimmig. „Befehlsausgabe beendet!“




Tiefe Peripherie, System Jump58269 / RWR-Outpost #27,
Zenit-Sprungpunkt, Sprungschiff „MERCHANT“-Klasse „La Buse“
Di. 01.03.3073, 15:34 Uhr (Bordzeit)


Der 1. Offizier drückte den Sprungknopf auf der Konsole, während der Alarm im Schiff gellte. Langsam kehrten nach dem Sprung seine Sinne zurück und der Ortungsalarm schrillte laut durch die Brücke.
„Wir sind mitten in einer kleinen Flottille von 3 Sprungschiffen gelandet!“ teilte ihm der Sensorgast gehetzt mit. Gleichzeitig meldete der Ortungsgast,
„Wir werden gerufen!“
„Gib es mir auf die Konsole und ruf unsere Basis!“ knurrte Michel Mathieu. Auf dem Schirm tauchte ein Mann in Uniform auf, der ihn nach einer kurzen Pause ansprach.
„Ich bin Oberst Müller, Söldnerkommando Dark Curassiers. Mit wem spreche ich?“
„Ich bin Michel Mathieu, Kommandant des Sprungschiffes „La Buse“. Was wollen sie von uns! Wir sind friedliche Händler!“
„Erzählen sie mir keinen Nonsens, sie sind Piraten! Wir fordern ihre sofortige und bedingungslose Kapitulation, sonst vernichten wir sie. Sie halten absolute Funkstille, bis auf den Kontakt zu uns mit niedriger Sendeleistung. Wir schicken ein Enterkommando an Bord! Sie lassen ihren Computerkern und ihre Daten unangetastet! Jede Zuwiderhandlung hat sofortige, definitive Konsequenzen!“ Die Augen des Offiziers durchbohrten Mathieu förmlich und es war Michel klar, dass dieser jedes seiner Worte todernst meinte. Er drückte den Stummschalter und fragte den Signalgast,
„Hast du Verbindung zur Basis?“
„Nein, im Sendestrahl ist ein „UNION“ der unsere Übertragung unterbindet!“ meldete dieser.
„Verdammt!“ fluchte Michel. Hilfe hatte er also keine zu erwarten. Mittlerweile sah er auf dem Ortungsplot auch, dass da draußen vier kugelförmige Landungsschiffe die „La Buse“ umzingelt hatten. Er öffnete den Kanal wieder und antwortete nach kurzem Nachdenken,
„Wenn wir uns ergeben, welche Garantien geben sie uns für Leib und Leben?“ fragte er.
„Wir lassen sie am Leben und bekommen alle einen fairen Prozess! Aber nur, wenn sie ihre Computer unangetastet lassen! Wer sich wehrt, hat keinen Pardon zu erwarten!“ gab der Söldneroberst zurück. Michel dachte nach. Er könnte das Schiff sprengen oder die Landungsschiffe, die sich in seine Nähe wagten, mit den Bordwaffen der „La Buse“ attackieren. Aber jedes Szenario, das er durchdachte endete mit seinem Tod und dem Tod der kompletten Rumpfbesatzung innerhalb der kommenden Stunde. Er ließ seinen Blick über die Brücke schweifen und sah in die Gesichter der hier anwesenden Männer und Frauen. Alle schwitzten und hatten teilweise Verzweiflung und Panik in den Augen.
„Ich warte!“ hörte er den Söldner.
„Wir ergeben uns! Schicken sie ihr Kommando an Bord!“ antwortete er dann. Dann drückte er den Knopf fürs InterCom und sprach an die Besatzung.
„Wir werden in Kürze geentert, wir ergeben uns, keine Gegenwehr oder Sabotage! Ist das klar!“ sagte er so fest und schneidend als möglich. Dann holte er tief Luft und fragte den Oberst, wann das Enterkommando anlegen würde.
„In 10 Minuten wird ein Sturmshuttle an ihrer Backbord-Mannschleuse andocken. Jede Zuwiderhandlung oder Gegenwehr wird mit letaler Gewalt beantwortet!“ informierte ihn der Oberst. Michel Mathieu nickte nur und die Luft entwich aus seiner Lunge als er im Kommandantensessel zusammensank. Er sah wie das Bild des Oberst erlosch. Nun hieß es warten.
„Kannst du ein Shuttle im Anflug orten?“ fragte er die Sensorstation.
„Nein, bis auf die anderen Sprung- und Landungsschiffe habe ich nichts auf dem Schirm!“ gab der Sensorgast zurück. Dann fragte er: „Michel, was wird passieren, wenn sie an Bord sind?“
„Ich weiß es nicht und ich weiß auch nicht, ob sie uns letztlich am Leben lassen. Aber ich habe keine große Lust mich und das Schiff zu zerstören, wenn ich noch eine kleine Chance habe doch zu überleben und ich denke, euch geht es allen so!“ sagte der 1. Offizier und alle auf der Brücke nickten!




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Sturmshuttle
Di. 01.04.3073, 15:40 Uhr (Bordzeit)


Das Sturmshuttle dockte vorsichtig an die Steuerbord-Schleuse des Piratensprungschiffes an und Hptm. Patricia Fairbanks ließ das Schott sofort öffnen, nachdem die Dock-Manschette dicht am Schiffskörper des Sprungschiffes saß. Zuerst warfen sie Nebelgranaten in die Schleusenkammer der „La Buse“, dann öffneten sie das Innenschott und das erste Team stürmte von Rauschschwaden gedeckt in das Sprungschiff. Das sie auf der anderen Seite andockten als angekündigt, war Absicht! Sofort teilte sie ihre Teams auf und ließ sie die zentralen Bereiche des Schiffes besetzen. Team1 unter Führung von Olt. Farkas besetzte die Energie- und K/F-Zentrale, das Team2 von Lt. Roland Garros durchkämmte das restliche Schiff und Team3 enterte unter Führung ihrer Teamleaderin Olt. Victoria Tesch die Brücke und konnte diese ohne Gegenwehr einnehmen. Als Hptm. Fairbanks in die Brücke hineinschwebte, war die komplette Brückenbesatzung bereits gefesselt. Die Marineinfanteristen hatten mit dem Sturmshuttle neben einem K/F-AsTech, der gerade den Antrieb überprüfte, auch den 2. Offizier der „Andromeda“ Kdt. Viona Leistner mitgebracht, die der Marineinfanteristin auf die Brücke folgte. Sofort prüfte die Sprungschiffoffizierin alle Konsolen auf der Brücke und fragte, wenn notwendig, die Passwörter ab. Nach ca. 12 Minuten teilte sie Hptm. Fairbanks mit,
„Ich kann keinerlei Manipulationen feststellen, in den Computerlogs sind keinerlei Löschungen verzeichnet. Aber ich habe gesehen, wo das Schiff herkam! Es war vor 2 Sprüngen im „Bartok“-System!“ Patricia wurde blass und ihre Miene verfinsterte sich. Sie wandte sich dem Kommandanten der „La Buse“ zu und fragte ihn direkt.
„Was haben sie dort gemacht?“ wollte sie ungehalten in Standard-Englisch wissen.
„Von was sprechen sie?“ fragte dieser zurück. Er hatte nicht mitbekommen, worüber sich Patricia und Viona ausgetauscht hatten, da sich beide auf Deutsch unterhalten hatten. Viona meinte,
„Das System KV3242XJ45, wo sie vor 2 Sprüngen waren, was war dort! Raus mit der Sprache!“ Michel schaute von einer Frau zur anderen. So eine heftige Reaktion hatte er nicht erwartet. Dann erzählte er alles, soweit er es wusste und ließ nichts aus, da ja sein Logbuch nun in Händen der Söldner war. Seine Auskunft beruhigte die beiden Frauen, aber er ahnte jetzt, dass sich dort vermutlich die Basis der Söldner befand, was auch die heftige Gegenwehr auf dem 4. Planeten erklärte. Patricia Fairbanks ließ sich das kurz durch den Kopf gehen, dies war auch der Grund, warum das Sprungschiff kein Landungsschiff angekoppelt hatte. Sie nahm sofort Kontakt zu General Müller auf und teilte ihm die Erkenntnisse mit. Mittlerweile wusste sie, dass an Bord der „La Buse“ nur 14 Personen waren. Das absolute Minimum um das Schiff steuern zu können! Lt. Garros war mit seinen Leuten durch jedes kleine Schlupfloch gekrochen um sicherzustellen, dass sie niemand übersehen hatten. Kurz darauf kam die Meldung des AsTechs, dass der K/F-Antrieb und das Fusionskraftwerk in gutem Zustand waren. Sie hatten wohl nun ein weiteres funktionsfähiges Sprungschiff!




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27,
3. Planet – Piraten-Basis, Kommandozentrale
Di. 01.04.3073, 15:46 Uhr (Bordzeit)


„Pierre, irgendwas geht da am Piratensprungpunkt vor! Ich empfange schwache Signale auf der Frequenz, die die „La Buse“ nutzt, wenn sie sich bei uns meldet.“ sagte die Wachabende an der Kommunikationskontrolle.
„Marianne, Kannst du was identifizieren?“ hakte der Stationsleiter nach.
„Nein es sind nur Bruchstücke und das Signal wird offensichtlich gestört und jetzt ist es weg!“ erwiderte sie. Pierre Lasalle kam ins Grübeln, da war was oberfaul!
„Alarmiere die „Cheval“, sie soll sich startbereit machen und gib Alarm für die Station! Ich glaube, am Sprungpunkt geht etwas vor und wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, nichts Positives für uns!“




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“
Di. 01.04.3073, 16:03 Uhr (Bordzeit)


Georg überlegte, wie er nun weiter vorgehen sollte. Er befahl, dass von der „Andromeda“ eine Notbesatzung zur „La Buse“ übersetzte und die gefangenen Piraten auf die „Andromeda“ verlegt werden sollten. Den sicheren Transfer und die Inhaftierung wollte er noch abwarten, bevor er sich das eigentliche Ziel, die Piratenbasis vorknöpfen wollte. Was er mit der „La Buse“ anstellen sollte, da hatte er schon eine Idee, die er aber noch gründlich durchdenken musste!
„Wir verschieben den Beginn des Angriffs auf 19:00 Uhr Bordzeit!“ sagte er laut. „Erst will ich die gefangenen Piraten hier absolut sicher verwahrt haben!“ befahl er. Sie alle sofort ins All werfen zu lassen, verbot ihm seine Menschlichkeit und auch sein Wort, welches er dem Kommandanten gegeben hatte. Georg war sich sicher, dass nicht alle Angehörige seines Kommandos mit seiner Entscheidung einverstanden waren, aber solange er das Kommando führte, wollte er dies ehrenhaft tun!




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
3. Planet – Piraten-Basis, weiter Orbit
Di. 01.04.3073, 16:09 Uhr (Bordzeit)


„Da tut sich was auf der Oberfläche!“ stellte Hptm. Said „Terrier“ Hassan fest. „Die bemannen das Landungsschiff!“ Der Pilot beobachtete mit einer hochauflösenden Kamera das Gebiet um die Basis. Da die Sicht nicht durch eine Atmosphäre verschleiert wurde, sah er auf dem KI-stabilisierten Videofeed alles, was sich an der Oberfläche tat gestochen scharf! Sein 30to L/R-Jäger vom Typ „SPAD SPD-502“ umrundete zusammen mit seinem Flügelmann Olt. David „Hammer“ Costa in seinem „CORSAIR CSR-V12M“ knapp 300 km über der Oberfläche den Planeten. Beide bildeten die L/R-Rotte der „ANDROMEDA“ und waren, seitdem ihr Sprungschiff hier draußen in der tiefen Peripherie unterwegs war, nie unmittelbar in Gefechte verwickelt gewesen. Bisher hatten sie nur Erkundungsaufträge ausgeführt.
„Terrier, ich glaube, das war es mit dem Überraschungsangriff!“ stellte sein Flügelmann fest.
„Das hereinkommende Sprungschiff muss nach seiner Ankunft gefunkt haben!“ mutmaßte Said. „Ich gebe die Beobachtung an die „Andromeda“ weiter!“ informierte Said Hassan seinen Rottenflieger David Costa.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“
Di. 01.04.3073, 16:14 Uhr (Bordzeit)


Georg stand zusammen mit Julia an der Funkkonsole auf der Brücke der „Andromeda“ und hörten sich die Meldung ihrer Erkundungsrotte an, die vor wenigen Minuten hereingekommen war.
„Das war es wohl endgültig mit der Überraschung!“ stellte Julia fest.
„Gut, überarbeiten wir den Operationsplan!“ bemerkte Georg stoisch. „In 3 Tagen muss die Gefahr hier für uns gebannt sein und dann nichts wie heim!“ Georg straffte sich und befahl unmittelbar OTL. Julia Maurer, die Kommandantin der „Witch“ KdtHptm. Francois Dassault und Kapt. Lucius Davenport, den Sprungschiffkommandanten der „Andromeda“ in den Besprechungsraum auf dem GravDeck um den OpPlan anzupassen. Eine Stunde später meldete sich noch Hptm. Fairbanks im Besprechungsraum, da sie durch intensives Verhör noch wichtige Erkenntnisse über den Aufbau der planetaren Station erlangt hatte. Um 18:35 stand der neue OpPlan und Georg erteilte per Videoübertragung dann den Operationsbefehl an alle Einheiten. Nachdem er festgelegt hatte wie die Landungsschiffe, die L/R-Jäger und die Mechs operieren sollten wandte er sich an Hptm. Fairbanks,
„Frau Hptm., sie werden mit ihren Marines und den anderen Infanteristen die Station stürmen. In der Anlage übernimmt Hptm. Pavel Brock, als Dienstältester das Kommando. Aber ihre Marines werden die Speerspitze bilden. Sobald sie drinnen sind, nehmen sie die Anlage, sammeln die gesamte Besatzung ein und sprengen die gesamte Anlage. Sie darf nie wieder nutzbar sein! Wenn wir abfliegen, darf dort nur noch ein rauchender Krater von der ehemaligen Station zeugen!“ befahl er ihr grimmig!
„Worauf sie sich verlassen können, Herr General!“ antwortete sie. Dann schloss Georg die Befehlsausgabe ab,
„Ich befinde mich auf der „Witch“ und führe die Marder-Lanze ins Gefecht! Start der Operation um 011900Zapr73, Ankunft auf dem Boden geplant 021730Zapr73! Los geht’s!“




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
3. Planet – Piraten-Basis, Angriffsverband im Anflug,
Di. 02.04.3073, 15:55 Uhr (Bordzeit)


Als erstes Schiff in der Formation stürzte die „Dolch“ auf den kleinen Planeten zu. Auf Bartok, war das Schiff mit moderneren Waffen ausgestattet worden, unter anderem hatte man zwei Poland-GAUSS-Geschütze eingebaut. Kdt. Peter Schulzky sah, wie der gegnerische „DANAIS“ auf Abfangkurs ging und die anfliegenden 4 Landungsschiffe alleine abfangen wollte. Peter schüttelte den Kopf, das zeugte zwar vom Mut und der Entschlossenheit der Besatzung, glich aber eher einem Kamikaze-Angriff. Darum achtete er genau auf den Flugvektor des Gegners, um diesem eine Möglichkeit einer beabsichtigten Kollision zu verwehren. Der „DANAIS“ war nur noch 5000 m entfernt, Schultzky änderte den Vektor der „Dolch“ und gab „Feuer frei“ für die GAUSS-Kanonen, als der Gegner in das Fadenkreuz geriet.
„Treffer“ meldete kurz darauf der Waffenoffizier. Der „DANAIS“ wurde auch von 2 Rotten L/R-Jäger verfolgt und Peter Schultzky konnte sehen wir der „STUKA“ von OTL. Kowalsky seine totbringende Fracht in die Seite des Landungsschiffes pumpte.
„Signal, Gegner anfunken, er soll sich ergeben, er hat keine Chance!“ Gleichzeitig kam ein Befehl von der „Witch“ herein.
„TantoX, hier BlimpX, drängen sie den „DANAIS“ zusammen mit der L/R-Rotte Falke ab. Bussard dreht ab und schaltet die stationären Geschütze auf dem Planeten aus. Kommen!“
„Hier TantoX, Verstanden, Ende!“ antwortete er sofort. Gleichzeitig sah er, wie der „STUKA“ und der „EAGLE“ abdrehten und ich Richtung Planet verschwanden.
„So, Leute, jetzt machen wir denen mal die Hölle heiß!“ rief Peter laut durch die Brücke und die „Dolch“ positionierte sich für einen erneuten Beschuss. Nach 15 Minuten und mehren schweren Treffern gab der Gegner auf und ergab sich. Peter befahl dem Gegner den Antrieb abzuschalten und positionierte sich in sicherer Entfernung.
„BlimpX, hier TantoX, Gegner hat sich ergeben, benötige Enterkommando, Kommen!“ meldete er.
„Hier BlimpX, das muss warten, Vorrang hat die Basis! Sie verbleiben bei dem „DANAIS“, Kommen!“ bekam er zur Antwort von KdtHptm. Francois Dassault, die den Vorstoß der Landungsschiffe führte.
„Hier TantoX, Verstanden, Ende!“ Dann würde er wohl leider hierbleiben müssen, dachte er sich. Zu gerne hätte er den Bodenangriff aus nächster Nähe verfolgt!




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
3. Planet – Piraten-Basis, Angriffsverband im Landeanflug,
Di. 02.04.3073, 17:25 Uhr (Bordzeit)


Die vorausgeschickten Jäger hatten ganze Arbeit geleistet. Die Überreste der stationären Geschütze glühten noch als die „Witch“ 10.000 m entfernt von der Kuppel der Station auf dem Planeten aufsetzte. Die 3 Landungsschiffe bildeten bei der Landung ein Dreieck, in dessen Schwerpunkt die Kuppel der Station lag. Langsam öffneten sich die Lade-Tore und der letzte Rest von Atmosphäre entwich aus dem Hangar. Georg steuerte seinen modifizierten „GREIF GRF-1S“ aus dem Hangar und seine Marder-Lanze folgte ihm. Hinter ihnen verließen die 3 MTWs des Sicherungszuges das Schiff. Die Infanteristen im Inneren trugen leichte Raumanzüge, die sie zwar vor dem Vakuum schützten, aber nur bedingt für ein Gefecht tauglich waren. Ein Treffer würde den Anzug aufreißen und die Person darin der luftleeren Umgebung ausliefern. Ein Treffer in Arm oder Bein konnte der Anzug zwar kompensieren, in dem er die entsprechende Extremität isolierte, aber dies würde aller Wahrscheinlichkeit nach auch zum Verlust des Gliedes führen. Voll gefechtstaugliche Anzüge waren zwar auf der Wunschliste des Kommandos, aber bisher konnte nur ein Teil der Infanteristen damit ausgestattet werden. Auf dem Vormarsch stellte er keinerlei gegnerische Kräfte fest. Georg schaltete auf dem allgemeinen Kanal und rief die Station,
„Hier Oberst Müller, Dark Curassiers, an den Stationschef! Kapitulieren sie sofort und stellen sie alle Feindseligkeiten ein!“ Er wiederholte die Aufforderung zwei Mal, aber es erfolgte keine Reaktion.
„Dann halt mit der Brechstange!“ dachte sich Georg und erteilte den Befehl zum Vorrücken aller Einheiten.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
3. Planet – Piraten-Basis, Marineinfanteriezug
Di. 02.04.3073, 17:43 Uhr (Bordzeit)


15 Minuten nachdem sie aus der „Sturm“ ausgerückt waren erreichten sie einen der identifizierten Zugänge zum Inneren der Station. Dabei stießen sie auf keinerlei Widerstand! Hptm. Patricia Fairbanks teilte ihren Zug auf und ließ durch Team1 die Öffnung der Zugangsschleuse vorbereiten, nachdem sie alle Überwachungsgeräte die sie finden konnten ausgeschaltet hatten.
„SpartanX, hier CenturioX, sind unmittelbar hinter ihnen! Warten auf ihr Kommando! Kommen!“ Patricia hörte die Meldung. Lt. Gonzales hatte seine Legionäre als zweite Welle des Angriffs nachgeführt.
„Hier SpartanX, bleiben sie auf aktueller Position! Kommen!“ Der Leutnant bestätigte und Patricia schaute zu den beiden Spezialisten, von denen einer gerade den Daumen hob zum Zeichen, das sie das Außenschott geknackt hatten. Das Außenschott wurde geöffnet und eine kleine Drohne mit einem Kettenantrieb fuhr langsam in die Schleusenkammer.


Olt. Farkas, der Leader des 1. Teams beobachtete die Anzeige des kleinen Erkundungsfahrzeuges. Als er die Sensoren auf das Innenschott ausrichtete, riss er die Augen auf. Hinter dem vermeintlichen Schott wurde kein Hohlraum angezeigt, sondern nur massiver Fels!
„Team 1, eine Falle! Sofort Rückzug!“ schrie er über die Funkverbindung seines Teams. Alle 9 Marineinfanteristen sprangen auf und rannten von der vermeintlichen Schleusenkammer weg. Farkas lief erst los, als er sicher war, dass alle seine Marines losgestürmt waren. Conrad Farkas war erst 25 m weit gekommen, als die Schleusenkammer hinter ihm detonierte! Der Boden hob sich und ein Trümmerstück traf ihn am Rücken und riss ihn von den Beinen. Bewusstlos blieb er 10 m weiter liegen.


„Holt Farkas da raus und dichtet seinen Anzug ab!“ befahl Patricia geistesgegenwärtig, als sie den Teamleader 40 m vor ihrer Stellung liegen sah und leichte Schwaden aus seinem Anzug strömten. Zwei Marines sprangen auf und packten Farkas leblosen Körper. Mühelos konnten sie ihn mit ihren kraftunterstützten Anzügen aufnehmen und zurückbringen.
„Achtung! Beschuss!“ gellte dann ein Warnruf eines Postens, als sich plötzlich Klappen öffneten und schweres Maschinengewehrfeuer auf sie eröffnet wurden. Alles lief in der atmosphärelosen Umgebung völlig geräuschlos ab. Nur die Mündungsblitze und aufspritzender Dreck waren die einzigen Indizien für den Beschuss! Sofort erwiderten die gut trainierten Marines mit KSR-Werfern das Feuer und konnten mehrere der ferngesteuerten MG-Nester zerstören.
„Hier kommen wir nicht weiter! Wir müssen einen Zugang selber finden!“ stellte Patricia Fairbanks fest und meldete die Lage über den Führungsfunkkreis an den General.


Georg hörte den Lagebericht seiner Infanterieführerin und knurrte.
„Doch nicht so einfach wie gedacht!“ nach kurzem Überlegen sagte er laut,
„Wir dringen über den Hangar ein!“ Die massiven Hangartore eines Mechhangars waren 2000 m vor ihm. So wie es aussah waren die offensichtlichen Zugänge wohl Fake, aber einen Mechhangar konnte man kaum verstecken. Als sie noch 700m m Vom Hangar entfernt waren meldete Kdt. Saskia „Ice“ Walldorf, die über ihren Köpfen Aufklärung flog,
„Auf der Oberfläche der Kuppel öffnen sich Luken, die fahren Geschütze aus!“ Gleichzeitig wurden die angreifenden Mechs vom Zielradar erfasst und mehrere LRM-Salven wurden auf sie abgeschossen.


OTL. Fjodor „St. Michael“ Kowalski wurde der Situation am Boden sofort gewahr!
„Sofort Angriff auf die ausgefahrenen Lafetten“ befahl er und teilte die Rotten ein, so dass sie sich bei ihren Angriffen nicht ins Gehege kamen. Er kippte seinen 100to „STUKA“ über den linken Flügel ab und stürzte sich zusammen mit seiner Flügelfrau Kdt. Sakia „Ice“ Walldorf hinunter auf den nördlichen Teil der Anlage um den Mechhangar herum. Sie identifizierten 4 Geschützstellungen, 2 LRM-Werfer und 2 PPC-Kanonen.
„Ice, dein Ziel LRM-Werfer links, ich nehme den rechten! Pauke, Pauke!“ befahl er. Bei den Geschwindigkeiten, die sie flogen, konnte jeder nur 1 Ziel pro Anflug ins Visier nehmen.
„Claro!“ kam die Antwort, schon rasten sie auf die Ziele zu und als sie in Waffenreichweite waren lösten beide einen Alpha aus um die Werfer möglichst schon beim ersten Ansturm auszuschalten! Kurz bevor er die Werferstellung überflog trafen seine AK/20 und die PPCs das Ziel und zerfetzten es! Fjodor zog hoch um nicht von den umherfliegenden Trümmern beschädigt zu werden.
„Ziel zerstört!“ gab er durch.
„Meins auch! Die Werfer waren kaum geschützt!“ hörte er von Ice.
„Zweiter Anflug, Ziele: PPC-Stellungen, du links - ich rechts!“ gab er durch.
„Let‘s roll!“ hörte er und musste grinsen. Ice war genau die Art von Pilotin mit der er am besten harmonierte!


Olt. Smilla Leuverick ging zusammen mit der Wolfslanze vor und scannte die Umgebung. Sie hatte mitbekommen, dass die Marines beinahe einer Falle zum Opfer gefallen wären und ihre Aufgabe war es, die Infanteristen zu schützen, die auf breiter Front das Gelände nach versteckten Zugängen absuchten. Durch die hochmoderne Technik in dem „PHOENIX HAWK“ fühlte sie sich, als ob der Mech ihr großes Alter Ego wäre! Diesen Grad von Immersion hatte sie in ihrem „PANTHER“ nie erlebt! Plötzlich tauchten Waffenstationen auf der Oberfläche der Station auf und mehrere Ziele poppten rot auf ihrem Radar auf! Smilla reagierte sofort. Sie erfasste einen leichten Waffenturm der mit 2 medLasern und 2 MGs ausgestattet war und feuerte die ERPPC und den ERlargeLaser ab. Die Waffenstation zerbarst und konnte somit den Infanteristen nicht mehr gefährlich werden. Sie nahm weitere Stationen ins Visier und warnte ihre Lanzenkameraden. Nun griffen die L/R-Jäger an und beharkten die Stationen aus der Luft.


Georg sah, wie auf der Oberseite der Anlage rot-weiße Feuerblumen erblühten, als die Jäger die versteckten Geschützstellungen eine nach der anderen ausschalteten. Der Beschuss auf die Mechlanzen nahm sofort ab und alle 3 Lanzen rückten weiter auf die Anlage vor. Während sein „GRIFFIN“ und Mantis „THANATOS“ unerbittlich mit ihren Lasern und der PPC auf das Hangartor einhämmerten, schickte er seine Scouthalblanze vor, um andere Zugänge zu erkunden.


„Die können wir uns nicht auf Dauer vom Leib halten!“ stellte Aélys Roux zum Stationsleiter fest, die die anrückenden Mechs auf den Sensoren beobachtete. „Das sind drei volle Lanzen! Irgendwann werden sie die getarnten Zugänge finden und hier eindringen, wenn sie nicht vorher das Hangartor einreißen und so unsere Station stürmen! Außerdem schalten ihre L/R-Jäger unsere Geschütze eines nach dem anderen aus!“
„Du weißt, was passiert, wenn sie es schaffen! Das sind keine Piraten, sondern Söldner und die kennen mit uns keinen Pardon!“ entgegnete Pierre Lassalle. Er war entschlossen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.


Die „SPIDER“ und die „SHADOW CAT“ suchten planmäßig den Sektor der Marder-Lanze ab, aber bisher konnten sie nur zwei weitere Fake-Zugänge aufklären.
„Lightning, wir scannen mal die Felswand da vorne. Die müsste direkt über dem unterirdischen Teil der Basis liegen!“ schlug Kdt. Jiao „Huli Jing“ Wu der zweiten Mechkriegerin KdtHptm. Nihara Sangare vor.
„Gute Idee, irgendwo muss es Zugänge geben!“ erwiderte diese und näherten sich der Wand an. Der Beschuss von den in der Stationskuppel verborgenen Geschützen hatte mittlerweile stark nachgelassen, nachdem die L/R-Jäger diese fast alle ausgeschaltet hatten.
„Die kochen da unten sicher im eigenen Saft!“ knurrte Nihara.
„Da, ein Echo! Da ist eine Schleuse hinter der Wand, groß genug für ein Bodenfahrzeug!“ stellte Jiao aufgeregt fest und meldete dies umgehend an den General. Dieser befahl sofort Kdt. Hauser mit seinem Sicherungsteam zu dieser Stelle. Er und Julia hatten gerade die Hangartore durchbrochen, aber die Anwendung von purer Waffengewalt hatte eine Trümmerwüste aus verdrehten und verbogenen Stahlträgern und großen Betonbrocken hinterlassen, durch die vorzudringen für das Sicherungsteam ein Risiko darstellte. Georg versuchte mit seinem „GRIFFIN“ einen Zugang freizuräumen, aber dies hielt nur auf. Sie mussten schnell in das Innere vorstoßen, um die Besatzung von dummen Ideen abzuhalten!


Der Zug von Kdt. Frank Hauser raste mit Höchstgeschwindigkeit auf die identifizierte Stelle zu und ließ Team2 absitzen.
„Sarah, sieh zu, dass du die Schleuse aufbekommst!“ befahl er der Teamleaderin des 2. Teams, während er mit seinem Schutzanzug aus seinem leichten Erkunder stieg. Sarah wies gerade ihren Spezialisten ein, der sofort begann die Wand abzuscannen. Nach 3 Minuten wies er auf einen Punkt auf der Wand, der sich in Schulterhöhe befand. StFw. Sarah Ryzow wischte mit der Hand über die Stelle und tastete sie ab, bis eine Klappe aufsprang. Sie winkte den Spezialisten her, der sich das Bedienpanel ansah, das zum Vorschein gekommen war und hebelte es auf.
„Gib mir 2 Minuten und Sesam öffnet sich!“ sagte er zuversichtlich zu seiner Teamleaderin. Frank Hauser befahl sofort alle auf 300 m Abstand in Stellung zu gehen. Er wollte auf keinen Fall, dass sich so etwas wie bei den Marineinfanteristen bei ihm wiederholte! Nur Sarah und Pietro, der Spezialist blieben vor Ort und arbeiteten weiter.
„Wir sind soweit!“ gab dann Sarah an ihren Zugführer weiter, der ihr sofort signalisierte das Schott zu öffnen.
„Sesam Öffne dich!“ meine dann Pietro und verband 2 Kabel miteinander. Die Wand erzitterte leicht und etwas Staub fiel herab, als das zweiteilige Außenschott auseinanderfuhr. Dahinter war eine leere Schleusenkammer, die groß genug war den kompletten Zug aufzunehmen. Frank befahl Team2 die Kammer zu erkunden und nach Sprengfallen zu suchen.
„Alles Clean!“ meldete dann Sarah Ryzow nach ein paar Minuten.
„Team2 schleust ein, sichert den Bereich hinter der Schleuse, dann kommen wir nach!“ ordnete Frank an und der MTW des 2. Teams rumpelte in die Kammer. Die Tore schlossen sich wieder. Der Angriff ins Innere hatte begonnen.


„Haben wir jetzt endlich einen Zugang gefunden?“ fragte Hptm. Patricia Fairbanks leicht frustriert über den Führungskreis der ihr unterstellten Infanteriekompanie nach. Sie hatte nun auch ihren 2. Zug, die „Legionäre“ nach vorne befohlen um den gesamten Bereich schneller untersuchen zu können. Da knackte der Funk,
„SpartanX, hier CenturioX, haben eine Personenschleuse gefunden. Gut versteckt, gehe nicht von einer Falle aus. Wir arbeiten gerade dran sie zu öffnen!“ Dann gab der Leutnant die Position durch.
„Hier SpartanX, hervorragend!“ lobte sie, schaute kurz auf die Karte und befahl dann das nächstgelegene Marines-Team zu ihm. „Die Marines von Team3 gehen zuerst rein. Die Ehre würde zwar ihnen gebühren Centurio, aber meine Marines sind besser geschützt!“
„No problemo!“ gab Lt. Horge Gonzales heiter zurück. Er fühlte sich nicht zurückgesetzt, er grinste sogar! Wenn Marine-Team3 mit ihrer Teamleaderin Olt. Victoria Tesch da hineinstürmte, bedauerte er die Verteidiger schon jetzt! Hptm. Patricia Fairbanks bewegte sich dann mit ihrem Führungsfahrzeug zu der gefundenen Schleuse und hörte dabei, dass auch die beiden anderen Angriffsspitzen einen Zugang gefunden hatten. Hauser war sogar schon mit seinem Sicherungszug in der Anlage drin!


Zufrieden hörte der General, wie alle seine drei Infanterieeinheiten Zugänge ausgemacht und gestürmt hatten. Er übertrug dann die Gesamtkoordination wie geplant an Hptm. Pavel Brock, der der erfahrenste Infanterieführer seines Kommandos war.


Hptm. Brock stürmte gerade einen langen Korridor vor. Immer wieder wurden sie beschossen, konnten den Widerstand aber immer schnell brechen. Ihm unterstand neben seinem Infanteriezug auch der Sicherungszug der „Sirius“. Er rückte mit seinen Kräften durch 3 Korridore parallel auf das Zentrum der Anlage vor. Nun hatte ihm der General gerade auch die Gesamtverantwortung übertragen! Sein Kriegerherz lachte! Endlich konnten seine Infanteristen und er zeigen, was sie konnten! Sobald sie in der Anlage waren, baute der Gefechtscomputer aus den Scandaten und den vorausgeschickten Drohnen einen Lageplan der Station auf. Da solche Außenposten normalerweise immer gleich aufgebaut waren, hatten sie sich schnell orientieren können.
„Hier TigerX, ich übernehme das Kommando! SpartanX stoßen sie in die unteren Bereiche der Station vor und sichern sie die Fusionskraftwerke! GazelleX, sichern der Unterkunftsbereiche, Tiger stürmen die Zentrale! Ich befinde mich bei Tiger!“ Sein Befehl wurde sofort bestätigt, während er weiter auf die Zentrale vorrückte. Da trommelten wieder schwere Geschoße auf die Ferrofibritt-Schilde die sich vor sich hertrugen. Diese Schilde wirkten zwar archaisch, aber bei der Erstürmung von engen Anlagen hatten sie schon zigfach ihren Wert bewiesen! Die Infanteristen, die sie vorwärts trugen, stöhnten unter der Wucht der Geschoße auf. Sofort erwiderten seine Leute das Feuer und ein markerschütternder Schrei voraus zeigte, dass sie auch wirkten. Zum Glück verbot es sich hier in diesen engen Korridoren SRM oder ähnliches einzusetzen. Ihre Wirkung würde sowohl die Angreifer als auch die Verteidiger auslöschen!
„Irgendwelche Sprengfallen voraus?“ fragte Pavel seinen Sensorspezialisten.
„Nein Herr Hauptmann! Die Gänge sind erstaunlicherweise clean!“
„Gut!“ nickte er bestätigend, dann brüllte er „Weiter!“ Sie kamen an der Stelle vorbei, von der sie den Schrei gehört hatten. Eine Garbe aus einem Sturmgewehr hatte dem Verteidiger den Arm abgerissen und der Mann war mittlerweile verblutet. Seine toten Augen verfolgten die beiden Gruppen, die unter Führung ihres Kompaniechefs weiterstürmten.


„Hast du das gesehen? Das sind echte, professionelle Marineinfanteristen in voller Ausrüstung!“ rief Aélys Roux aus, als sie die hereinstürmenden Infanteristen auf den Monitoren des internen Überwachungssystems sah.
„Ja, das habe ich gesehen! Die sind alle in Raumanzügen, auch die anderen Infanteristen, da bringt es nichts, Gas in der Station abzulassen oder ein Vakuum zu erzeugen!“ stellte Pierre Lassalle, der Stationschef frustriert fest.
„Sollten wir uns nicht ergeben?“ fragte seine 2. Wachoffizierin.
„Und dann? Die werden uns an die Wand stellen oder draußen auf einen Spaziergang schicken! Wir sind Piraten und alle hassen uns! Auf Piraterie steht nur eine Strafe und das hast du schon immer gewusst!“ schrie Pierre Lassalle seinen Frust heraus! „Wir dachten, hier können wir eine ruhige Kugel schieben, aber nun ist unser eigener Horror zu uns zurückgekommen!“ Alle in der Zentrale schauten schockiert auf ihren Leiter! Wenn es keinem klar war, was die Stunde geschlagen hatte, nun war es soweit. Plötzlich schrie Tyler Needles auf,
„Nein, ich war doch nur immer hier! Ich war nie bei den Fahrten dabei!“ rief der junge Mann panisch auf. Aélys Roux schaute ihn mitleidig an,
„Mitgefangen, mitgehangen!“ sagte sie fatalistisch. „Die einzige Chance auf ein selbstgewähltes Ende ist, wenn du dir sofort eine Kugel durch den Kopf jagst!“ stellte sie mit gnadenloser Härte fest. Tyler liefen vor Todesangst die Tränen herunter, die Panik war ihm in das Gesicht geschrieben. Zitternd fiel eine Hand auf seinen alten Revolver und zog ihn. Langsam hob sich der Lauf in Richtung von Pierre.
„Befehle die Kapitulation!“ sagte er mit zitternder Stimme. Noch bevor der Lauf in der Waagerechten war, gab es einen Knall, Pierre hatte blitzschnell mit seiner schweren Automatik auf den Jungen geschossen, der tot zusammenfiel wie ein nasser Sack.
„Noch jemand?“ fragte Lassalle herausfordernd und schwenkte den Lauf seiner Waffe hin und her, aber die restlichen drei in der Zentrale beugten sich wieder über ihre Konsolen und versuchten weiter die Verteidigung zu organisieren. Pierre war klar, dass er den nächsten Tag nicht mehr erleben würde. Er dachte kurz zurück an das entbehrungsreiche Leben in seiner Heimat, einem rückständigen Planeten der tiefen Peripherie und wie die Piraten ihn einsammelten und zu einem der ihren machten. Endlich hatte er die Möglichkeit etwas zu leben, nicht nur zu vegetieren, aber dies war nun wohl vorbei, endgültig! Er seufzte auf. Er hatte nie eine Chance auf ein besseres Leben erhalten und bald würde sich niemand mehr an ihn erinnern und wenn, dann mit Abscheu!


Lt. Roland Garros stürmte mit seinem Team Marineinfanteristen den Leitstand der Fusionskraftwerke und sah, wie der einzige Mann im Raum versuchte, einen Schalter auf der Konsole zu erreichen. Ohne lange zu überlegen drückte er ab und pumpte sein halbes Magazin in den Mann, der durch die Wucht der Geschosse nach hinten gerissen wurde.
„Der drückt keine Knöpfe mehr!“ sagte er befriedigt. Dann trat er an die Konsole und überprüfte mit seinem laienhaften Verstand die Anzeigen. Alles schien in Ordnung zu sein. Er winkte seinem Techspezialisten und befahl ihm alles zu überprüfen. Der nickte nach einem kurzen Check,
„Alles ok, wir sollten aber einen Tech herbeordern!“ meldete er Lt. Garros. Dieser nickte,
SpartanX, hier Spartan2. Haben Kontrollraum des Kraftwerks unter Kontrolle! Erbitten einen Tech zu einem eingehenden Check! Kommen!“
„Hier SpartanX! Gute Arbeit, ich komme zu ihnen! Ende!“


Der General hörte befriedigt die Meldungen aus der Anlage. Die Kraftwerke waren unter Kontrolle und die Marines suchten in den technischen Bereichen nach versteckten Ladungen. Der Sicherungszug der „Witch“ unter Kdt. Hauser hatte die oberen Etagen durchsucht und dabei jeden Widerstand gebrochen, der sich ihm in den Weg gestellt hat. Es fehlte nur noch die Kommandozentrale, die sich nach Außen vollkommen abgeschottet hatte. Wie schon die gesamte Zeit versuchte man sie anzurufen, aber bisher gab es keinerlei Reaktion.


Aélys, die 2. Wachoffizierin wandte sich an den Stationskommandanten Pierre Lassalle.
„Die Station ist vollständig in Händen der Angreifer, unsere Leute draußen sind fast alle tot. Sie haben uns über die Ersatzzentrale bei den Kraftwerken auch einen Großteil unserer Zugriffe gesperrt. Wir sind erledigt! Das Einzige was wir verhindern können ist, dass sie das Zentralschott hier herein von außen öffnen!“
„Die versuchen uns schon wieder anzurufen!“ rief Marianne Doutroux von der Com-Station.
„Dann gib es rüber!“ knurrte Pierre und ließ sich in seinen Sitz fallen. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht eines älteren Mechkriegers, der offensichtlich in einem Mech-Cockpit saß.
„Hier Oberst Müller, Dark Curassiers! Die Station ist in unserer Hand. Öffnen sie das Zentralschott und kapitulieren sie umgehend. Ansonsten sprengen wir das Schott!“ sagte dieser, ohne auf einen Gruß von Pierre zu warten.
„Und dann?“ erwiderte Pierre Lassalle, „Wir werden diesen Tag ohnehin nicht überleben! Wir haben gelebt durch Gewalt und werden sterben durch Gewalt. Ich weiß genau wie sie was auf Piraterie steht. Wenn sie erwarten, dass ich um Gnade winsle, dann haben sie sich geschnitten!“ gab er zurück. Der fremde Offizier sah ihn durchdringend und auch nachdenklich an. Er nickte kurz und sagte,
„So sei es!“ und beendete die Verbindung. Pierre schaute sich in der Zentrale um, sprach aber kein Wort. Das letzte was er wahrnahm in diesem Leben war ein lauter Knall, ein Lichtblitz und eine Hitzewelle.


Hptm. Brock stand mit seinem Zug vor dem einzigen Zugang in die Zentrale. Auf dem Weg hierher hatten sie mehrere Verteidiger erledigt, die versucht hatten sie aufzuhalten. Da es sich um Piraten handelte, hatten er und seine Leute nicht einmal den Versuch gemacht jemanden gefangen zu nehmen.
„Das Schott ist von innen gesperrt, da bin ich machtlos!“ sagte sein Spezialist zu ihm, nachdem er das Schott und die Steuerung überprüft hatte. Brock nahm Kontakt zum General auf und dieser meinte daraufhin,
„TigerX, hier MarderX, Bereiten sie die gewaltsame Öffnung des Schotts vor, ich versuche noch einmal den Stationskommandanten zu erreichen. Ende!“ befahl ihm dann General Müller. Ein paar Minuten später piepte sein Kom und der General rief ihn,
„Öffnen sie das Schott und seien sie nicht zimperlich, wir brauchen die Zentrale sowieso nicht mehr! Der Kommandant der Station hat um eine Feuerbestattung ersucht! Kommen!“
„Hier TigerX, die wird er bekommen! Ende!“ Pavel nickte seinen Leuten zu, die noch mehr Schneidladungen befestigten und dann zogen sie sich soweit wie möglich zurück und gingen in Seitengängen in Deckung. Pavel gab eine Sprengwarnung an alle Infanterie-Führer aus und drückte dann den Knopf des Zünders. Der ganze Komplex erbebte und die Druckwelle raste die Flure entlang und riss alles mit, was im Weg war. Seine Männer trugen alle Raumanzüge und waren deshalb gegen die Druckunterschiede gut geschützt. 2 Minuten später rückten sie durch den Rauch und Staub wieder vor und Hptm. Pavel Brock betrat als erster die Überreste der Zentrale und sah sich um. Fünf leblose Körper lagen mit völlig verdrehten Extremitäten in dem Raum. Auf den ersten Blick erkannte er, dass alle tot waren. Dann rief der den General.
„MarderX, hier TigerX! Die Zentrale ist völlig zerstört, keine Überlebenden, die Anlage ist in unserer Hand! Kommen!“
„Hier MarderX! Gute Arbeit! Bereiten sie die Vernichtung der Basis vor. Hinterher soll hier nur noch ein rauchender Krater sein! Ich schicke ihnen dazu ein Team Techs, das sich um die Fusionskraftwerke kümmert. Beordern sie Spartan zurück auf die „Sturm“, es gibt noch ein Landungsschiff zu entern!“
„Hier TigerX! Verstanden, Sprengung vorbereiten, Spartan zurück auf die „Sturm“!“ Ende!“ Pavel holte Luft und setzte dann die Befehle um. Dabei bedauerte er, dass die Sturmpioniere von Kdt. Bauer nicht mit dabei waren, denen hätten die Sprengvorbereitungen sicher großen Spaß gemacht!


„Alles zurück an Bord!“ befahl OTL. Sigrid „Frigg“ Scholz ihren Infanteristen und ihrer Lanze, nachdem sie ihren neuen Auftrag vom General bekommen hatte. Die Wolfs-Lanze marschierte diszipliniert zurück in den Hangar der „Sturm“. Eigentlich hatte sich Smilla den Angriff etwas spektakulärer vorgestellt. Die Hauptarbeit hatten ihre Infanteristen erledigt. Vor allem die Professionalität der Marines hatte sie beeindruckt. Das waren die besten Soldaten die sie je gesehen hatte! Beim Rückmarsch wurde sie von ihrer Lanzenführerin direkt auf dem privaten Kanal gerufen.
„Dax, hier Frigg! Gute Arbeit, Frau Oberleutnant! Aufgrund ihrer schnellen Reaktion haben sie unsere Infanteristen vor Schaden bewahrt!“
„Hier Dax! Das war doch selbstverständlich!“ gab Smilla bescheiden zurück. „Wir sind alle im gleichen Team!“
„Hier Frigg! Genau das wollte ich hören! Ende!“ beendete Sigrid Scholz das Gespräch. Sigrids Gefühl hatte sie nicht getrogen, Smilla Leuverick war eine echte Bereicherung ihrer Lanze! Nachdem alle an Bord waren und alles sicher verstaut war, hob die „Sturm“ eine Stunde später ab und nahm Kurs auf das Landungsschiff der Piraten, dass antriebslos unter Bewachung der „Dolch“ durch den planetennahen Raum trieb.


Hptm. Pavel Brock trieb die Frauen und Männer der Infanterie an, die Sprengladungen, die von der „Witch“ und der „Sirius“ hergeschafft worden waren, an den statisch richtigen Stellen zu platzieren. Dass ein Teil des Sicherungszuges der „Witch“ aus ausgebildeten Pionieren bestand, vereinfachte das Ganze erheblich. Währenddessen bereiteten die Techs die beiden Fusionsreaktoren so vor, dass sie zusammen mit der Sprengung ihre Abschirmung verlieren würden und ihre dann entfesselten Energien in die Struktur der Station entladen würden. Gleichzeitig räumten die Lademeistertrupps der „Sirius“ und der „Witch“ alles Wertvolle aus der Station. Auch der Inhalt des Computerkerns wurde auf die „Witch“ und in Kopie an die „Sirius“ kopiert. Der General verfolgte alles von seinem „Flaggschiff“ der „Witch“ und zeigte sich zufrieden mit den Fortschritten.
„Wir werden in ca. 7 Std. soweit sein!“ informierte ihn Hptm. Brock, als er ihn nach dem Stand der Arbeiten fragte. „Die Sprengvorbereitungen sind in 4 Std. abgeschlossen. Das Verladen wird leider noch etwas dauern!“
„Danke! Halten sie mich auf dem Laufenden, Herr Hauptmann!“ gab er zurück. Georg nickte zufrieden. Die Einnahme der Station hatte auf Seiten des Unterstützungskommandos nur Verletzte gekostet. Auch Olt. Farkas vom 1. Team der Marines, der bei der Explosion schwer verletzt worden war, würde wieder vollkommen gesund werden. Georg wartete gespannt, wie das Entermanöver des „DANAIS“ ausgehen würde, das wohl in diesen Minuten begann.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
3. Planet – Weiter Orbit, „Landungsschiff „Sturm“
Di. 02.04.3073, 21:12 Uhr (Bordzeit)


Die „Sturm“ hatte sich auf 2500 m dem dahintreibenden „DANAIS“ genähert und die Marines saßen in ihrem Sturmshuttle, dass sie übersetzten würde. Außerdem waren noch OTL. Sigrid „Frigg“ Scholz, die 1. Offizierin der „Sturm“ Kdt. Carina Masolt und der LI Lloyd MacDrummond mit auf dem Shuttle. In dem Shuttle herrschte drangvolle Enge, aber die Marines ertrugen es in stoischer Ruhe.
„Ich hoffe, sie kommen nicht auf dumme Ideen!“ meinte Carina Masolt zu Sigrid Scholz.
„Das hoffe ich auch! Aber wir haben ihnen zugesichert, sie fair zu behandeln und am Leben zu lassen. Eine bessere Option als die Selbstzerstörung ist das für sie allemal!“ gab die Mechoffizierin zurück. „Aber dem General ist sicher bewusst, dass er sich hiermit ein Problem angelacht hat!“ ergänzte sie.
„Das hoffe ich!“ meinte die Raumoffizierin. „Ich kenne den General jetzt auch schon ein paar Jahre, er ist ein Mann von großer Moral und Ehrgefühl. Manchmal glaube ich, dass es fast zu viel ist für hier draußen!“ Sigrid nickte,
„Aber das macht ihn aus! Reden wir nicht weiter darüber!“ schlug sie vor, dann diskutierten beide das Vorgehen an Bord des Piratenlandungsschiffes.
„Sind alle angeschnallt? Helme aufgesetzt und geschlossen? Es geht los!“ hörten sie dann die befehlsgewohnte Stimme von Hptm. Patricia Fairbanks. Das Shuttle schüttelte sich und glitt durch das geöffnete Hangartor in das schwarze All. Die Überfahrt dauerte nur Minuten, dann rumpelte und knirschte es, als das Shuttle an einem Außenschott des „DANAIS“ festmachte.
„Aufgepasst! Team2 geht als erstes, Rundum-Sicherung! Dann Team1 unter meiner Führung und Team3.“ befahl sie. Anschließend wandte sie sich an die 3 „Gäste“. „Sie bleiben bitte solange an Bord des Shuttles, bis wir unmittelbare Sicherheit hergestellt haben!“ Sigrid signalisierte mit einem „Daumen hoch“ dass sie verstanden hatte. Team 2 nahm Aufstellung und öffnete das Außenschott. Die Kammer dahinter fasste 4 Marines in ihren Raumkampfanzügen, da aber an Bord des Shuttles normaler Druck herrschte, öffneten sie sofort das Innenschott und verteilten sich nach links und rechts. Der Rest des Teams folgte auf dem Fuße und 2 Minuten später meldete Lt. Garros, das alles gesichert war. Der Rest der Marines schwebte in das Landungsschiff. Direkt hinter dem Schott standen mehrere Besatzungsmitglieder mit Magnetstiefeln am Boden verankert mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und eine Marine des 2. Teams sicherte sie mit Fesselbändern.
„Wer von ihnen ist der Kommandant?“ bellte Hptm. Fairbanks über den Außenlautsprecher ihres Anzuges. Die zweite Frau in der Reihe straffte sich.
„Das bin ich! Commandant Laurette Morel!“ stellte diese sich in Standard-English mit starkem französischem Akzent vor. „Halten sie ihr Wort und lassen uns am Leben?“ fragte sie und sah die Marineinfanteristin herausfordernd an. Da entdeckte Patricia, dass das Headset, das die Kommandantin trug, rot blinkte, es war online! Wohl als letzte Sicherung, ob sie auch wirklich ihr Wort halten würden.
„Wenn wir ihnen unser Wort gegeben haben, dann halten wir es auch! Wir werden sie alle in Gewahrsam nehmen, von Bord bringen und das Schiff übernehmen! Das ist mehr, als sie wahrscheinlich ihren Opfern zugestanden haben! Wie groß ist ihre Besatzung?“ gab Patricia Fairbanks Antwort.
„Wir hatten eine Besatzung von 18 Personen. Zwei sind bei dem Raumgefecht umgekommen, als eine unserer PPCs ausgeschaltet wurde. Das Schiff ist dicht und mit leichten Einschränkungen betriebsbereit!“ antwortete sie stolz.
„Befehlen sie ihre Leute, bis auf die Brückenbesatzung, in den Frachtraum1!“ ordnete die Marine an und rief dann über Funk die 3 „Gäste“ auf dem Shuttle an Bord zu kommen. Als die drei bei ihr waren, wurde kurz das weitere Vorgehen festgelegt. 4 Marines begleiteten OTL Scholz, Kdt. Masolt und die Kommandantin zur Brücke, 4 gingen mit MacDrummond und dem LI des Piratenschiffs in die Technikzentrale. Team 2 folgte Hptm. Fairbanks in den Frachtraum1 und Team3 begann das Schiff von oben bis unten zu durchsuchen.


Auf der Brücke angekommen seufzte Carina Masolt.
„Alles ein wenig in die Jahre gekommen!“ stellte sie auf deutsch fest. Auf den ersten Blick sah sie, dass zwar wohl alles funktionsfähig, aber vieles nicht im besten Zustand war.
„Wie alt ist das Schiff?“ fragte sie die Kommandantin.
„Laut Werftplakette 283 Jahre!“ gab diese knapp zur Antwort. Carina erhob ihre Stimme und rief laut, vom Außenlautsprechers ihres Spacer-Anzugs verstärkt,
„Ich werde alle Stationen kontrollieren, lassen sie die Finger von den Konsolen bis ich bei jedem von ihnen war und versuchen sie mich nicht übers Ohr zu hauen, ich habe mehrere Jahre auf einem „DANAIS“ gedient!“ An allen Stationen lehnten sich die Gasten zurück und Carina fing an der Kommandantenkonsole an. Währenddessen sprach Sigrid die Kommandantin an.
„Ich bin LtCol. Frejia Helgisdottir, Kommandeurin der Söldnereinheit Frejias Ulanen. Sie können ihr Headset abschalten und mir übergeben. Wir haben ihnen unser Wort gegeben und werden sie wie Kriegsgefangene behandeln, auch wenn sie das eigentlich nicht verdient haben, wenn ich den Berichten Glauben schenken darf, die man sich über Peripherie-Piraten erzählt!“ Commandant Laurette Morel nahm ihr Headset ab und übergab es der Söldnerin. Gefühlsmäßig gab sie damit auch ihr Kommando über das Schiff ab.
„Was passiert jetzt?“ wollte sie wissen.
„Wir werden ihr Schiff als Prise nehmen. Die „LaBuse“ hat sich uns bereits ergeben und die Station auf dem Planeten ist in unserer Hand! Leider haben nur 2 Personen die Eroberung der Station überlebt.“
„Was ist mit Käptn François l’Olonnais?“ hakte Morel nach.
„Wer soll das sein? Der Kapitän der „LaBuse“ heißt meines Wissens Michel Mathieu!“ gab Frejia zurück.
„l’Olonnais ist unser aller Käptn, wenn er nicht dabei war, was ist mit ihm geschehen?“ wollte Morel wissen.
„Ich bin nicht über alles informiert, aber diesen Namen höre ich jetzt zum ersten Mal! Wie lautet eigentlich der Name ihres Schiffes?“
„Mein Schiff trägt den Namen „Cheval“!“ erwiderte die Kommandantin und schielte währenddessen Carina Masolt hinterher, die eine Station nach der anderen kontrollierte.
„Französisch für „Pferd“, wie treffend!“ stellte Sigrid, aka. Frejia fest. „Steht das für Arbeitstier oder Schlachtroß?“ Etwas überrascht schaute Laurette Morel die Söldner in an.
„Vous pouvez parler français?“ fragte sie. Sigrid lachte auf,
„Non, très peu! Bleiben wir beim Englischen, um Missverständnissen vorzubeugen!“ gab Sigrid zurück. Die Kommandantin des Piratenschiffs nickte und fragte sich, was die Zukunft ihr wohl bringen würde. Jedenfalls war sie, gelinde gesagt, überrascht über das Verhalten der Söldner. Normalerweise hätten sie schon längst tot sein müssen, nur dieses kleine Quäntchen Hoffnung in das gegebene Wort der Söldner hatte sie dazu bewogen doch zu kapitulieren.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
3. Planet – Piraten-Basis
Mi. 03.04.3073, 05:48 Uhr (Bordzeit)


„Herr General, die Station ist zur Zerstörung vorbereitet!“ nahm Georg die Meldung von Hptm. Brock entgegen, der vor ihm stand. Georg war vor 1 Stunde in einen leichten Raumanzug geschlüpft und hatte sich von der „Witch“ zur Piraten-Basis bringen lassen.
„Gute Arbeit! Ich habe mir den Sprengplan und die Ladungen angesehen! Alles sehr gut platziert!“
„Die Pioniere die zu Kdt. Hausers Team gehören, hatten großen Anteil daran!“ meldete ihm der Infanterist. Georg nickte.
„Was haben die Techs gemeldet, die die Fusionskraftwerke vorbereitet haben?“ wollte der General wissen.
„Die Abschirmungen wurden so manipuliert, dass sie im Augenblick der Zündung zusammenbrechen. Die komplette Energie der Fusionsreaktion der beiden Kraftwerke wird sich dann unmittelbar in die Anlage entladen. Ich hoffe, dies und die Ladungen reichen aus, um die Station in einem Krater versinken zu lassen!“ entgegnete Brock.
„Sehr gut, ich hoffe es ist auch etwas spektakulärer als nur ein „Zusammensacken“!“ sagte Georg mit einem Grinsen. „Als echter Pionier hoffe ich auf eine gute Show!“ dabei lachte er auf. „Wurde die Anlage noch einmal durchsucht?“
„Jawohl Herr General, der komplette Komplex wurde zwei Mal durchsucht und alles von Wert wurde geborgen, einschließlich der Daten des Stationscomputers. Die haben da tatsächlich alle Raubzüge dokumentiert! Die 2 Überlebenden haben wir zur „Sirius“ gebracht. Herr General, erlauben sie mir eine Frage?“
„Nur zu Herr Brock! Was haben sie auf dem Herzen?“
„Wollen sie wirklich den Besatzungen der Piratenschiffe einen fairen Prozess gewähren? Das sind doch nur Verbrecher, die haben alle den Tod verdient, egal ob sie aktiv beteiligt waren oder nur im Hintergrund mitgemacht haben!“ wollte der Mann wissen. Georg schaute ihn kurz nachdenklich an, bevor er antwortete.
„Nun, ich stehe im Wort! Ich habe ihnen eine faire Behandlung versprochen. Wenn es sich herausstellt, dass sie den Tod verdient haben, dann wird sie ihr Schicksal ereilen. Ansonsten werden wir eine andere Lösung für das Problem finden! Aber von Offizier zu Offizier, ich war es schon immer leid, einfach den Abzug zu drücken, wenn es schwierig wird. Wir sind auch Menschen und sollten uns unsere Menschlichkeit bewahren, sonst sind wir nicht besser als die Bestien, die wir bekämpfen sollen!“ Hptm. Brocks Augen weiteten sich vor Überraschung. Eine so ehrliche Antwort hatte er nicht erwartet.
„Herr General, mir steht es nicht zu, sie zu kritisieren, aber wenn ich offen sein darf“, als der General zustimmend nickte, setzte er fort, „ich würde in diesem Fall eine definitive Lösung vorziehen. Ein Wolf bleibt ein Wolf!“
„Herr Brock, vielen Dank für ihre Offenheit. Ich werde ihr Argument berücksichtigen!“ teilte er dem erfahrenen Infanterieführer mit. „Könnten sie es sich Vorstellen, die Anklagevertretung im Prozess übernehmen? Ich denke, dies wäre bei ihnen in den richtigen Händen!“ fragte Georg.
„Selbstverständlich! Dazu brauche ich aber vollen Zugriff auf die extrahierten Daten!“ meinte der Hauptmann.
„Den bekommen sie natürlich. Wir werden den Prozess aller Wahrscheinlichkeit nach aber erst auf Bartok führen. Laut den Informationen die mir vorliegen, steht dort das andere Landungsschiff der Piraten mit hoffentlich noch mehr Daten! Wir sollten sehen, dass wir schnell nach Hause kommen! Lassen sie alle abrücken und die Landungsschiffe bemannen, dann werden wir zünden!“ stellte der General zum Abschluss fest.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
3. Planet – Landungsschiff „Sirius“, Brücke
Mi. 03.04.3073, 07:15 Uhr (Bordzeit)


Hptm. Brock wartete geduldig auf die Freigabe der Zündung durch den General. Vor sich hatte er den Funkzünder, der beruhigend grün leuchtete. Der Zünder war scharf! Dann kam die Nachricht von der „Witch“ und gab die Zündung frei. Alle Augen auf der Brücke richteten sich auf das große Hauptdisplay, auf dem sowohl die direkte Sicht auf die Station gezeigt wurde, als auch ein Videofeed der L/R-Jäger die in sicherer Höhe über der Station kreisten. Der Infanterieoffizier straffte sich,
„Zündung in 30 Sekunden!“ sagte er und zählte leise die Sekunden. Dann drückte er den Auslöser und nach kurzer Zeit schoss eine Stichflamme durch die zerbrechende Kuppel der Station und das Landungsschiff erbebte deutlich unter den Detonationen die sich 10.000 m entfernt in der Tiefe der Anlage ereigneten. Langsam sackte der oberirdische Teil der Station in den sich entwickelnden Krater und Gesteins- und Betonbrocken wurden herausgeschleudert. Das Plasma der entfesselten Fusionskraftwerke hatte einen Großteil der unterirdischen Anlage verdampft und lies einen glühenden Krater zurück. Nach 5 Minuten war das Schauspiel vorbei, die Station war nun nur noch rauchende Geschichte.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“ GravDeck, Besprechungsraum
Fr. 05.04.3073, 13:33 Uhr (Bordzeit)


Der General saß in seinem schlichten Bordkombi im Besprechungsraum zusammen mit seiner Stellvertreterin OTL. Julia Maurer, dem Kommandanten der „Andromeda“ Kapt. Lucius Davenport, OTL. Sigrid Scholz, der Kommandeurin der Wölfe, aka. Frejias Ulanen und KdtHptm. Nika Matic, die Kommandeurin der Geister-Lanze. Außerdem waren noch Hptm. Patricia Fairbanks, Hptm. Pavel Brock, Kdt. Frank Hauser und die 3 Landungsschiffkommandanten der an der „Andomeda“ angekoppelten Schiffe im Raum zugegen. Die anderen Führungsoffiziere der kleinen Flotte waren per Videofeed zugeschaltet. Zusammen diskutierten sie über den Ablauf der Operation im System und auf dem Planeten
„Die Operation war ein voller Erfolg!“ stellte OTL. Maurer fest. „Wir haben nicht nur unsere angestrebten Ziele erreicht, sondern konnten ein weiteres Sprungschiff und ein Landungsschiff als Prise nehmen.“ sagte sie befriedigt.
„Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt! Wie bemannen wir die Schiffe?“ sagte Georg und zog damit die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller auf sich, da sich diese Frage alle stellten und sie nun auf die Lösung des Oberbefehlshabers gespannt waren. „Das Militärische Unterstützungskommando verfügt jetzt über 5 einsatzbereite Sprungschiffe und 8 Landungsschiffe. Dies überfordert unsere Fähigkeiten und wir sind augenblicklich nicht in der Lage diese Stärke sinnvoll für unsere Operationen zu nutzen. Deshalb habe ich folgende Entscheidung getroffen: Sobald wir Bartok erreichen, wird die „Hugo Eckener“ in die Reserve versetzt und verbleibt mit minimaler Besatzung zukünftig im Bartok-System. Die „La Buse“ übernimmt in Bartok Kapt. Carlos Hansen als Kapitän. Herr Hansen, es steht ihnen dann frei den Schiffsnamen zu ändern. Die „Cheval“ verbleibt dann ebenfalls im Bartok-System um die Heimatverteidigung zu stärken. Diese Umgruppierung ermöglicht uns in Zukunft jede Expedition eines Sprungschiffes mit mindestens 2 Landungsschiffen durchzuführen, was die operationelle Sicherheit enorm erhöhen wird.“ Georg schaute in die Runde und sah überdeutlich auf dem Schirm das Kapt. Hansen zeigte, dass dieser nicht gerade begeistert war. Damit hatte er schon gerechnet, aber Hansen war Profi genug, dass er die Richtigkeit der Maßnahme verstehen würde. Nach einer kurzen Pause setzte der General fort.
„Der Rückmarsch nach Bartok beginnt wie geplant am Montag 08.04.3073. Die „Hugo Eckener“ wird als erstes Schiff des Verbandes springen. Kaptein Hansen, sie organisieren den Rückmarsch und legen die Besatzung der „La Buse“ fest, sprechen sie sich dazu mit den anderen Kapitänen ab. Meldung des Ergebnisses bis Morgen 12:00 Uhr an mich. Das hierzu. Zum Schluss bitte ich sie alle sich zu erheben und nehmen sie Grundstellung ein!“ sagte der General und stand auf. Alle Offiziere im Raum standen auf, auch die per Video verbundenen Offiziere, sofern sie sich auf einem Grav-Deck befanden. Georg holte tief Luft.
„Hptm. Patricia Fairbanks und Hptm. Pavel Brock, sie haben während des Einsatzes wieder ihre herausragenden Fähigkeiten bewiesen und sie beide sind seit längerem als Kompaniechefs eingesetzt. Eine Aufgabe, die sie beide vorbildlich erfüllen! Deshalb befördere ich sie beide hiermit mit sofortiger Wirkung zu Kommandanten!“ Georg machte eine kurze Pause und befahl dann:
„Kdt. Fairbanks, Vortreten!“ Die frisch gebackene Kommandantin trat vor und meldete sich bei Georg. Dieser grinste schüttelte ihre Hand und tauschte das Dienstgrababzeichen am Namensschild aus. Dann wiederholte er dies bei Kdt. Brock. Er ließ beide nebeneinander antreten, so dass sie von allen gesehen werden konnten.
„Auf die frisch beförderten Kameraden ein dreifaches „Glück“ – „Ab“ ertönte es 3 x im Chor und riefen den beiden den Schlachtruf der lyranischen Marines und Luftlandetruppen zu.




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Sprungschiff „Andromeda“ GravDeck, Besprechungsraum
Fr. 05.04.3073, 15:00 Uhr (Bordzeit)


Zwei schwer bewaffnete Marineinfanteristen führten Laurette Morel und Michel Mathieu in den Raum, in dem der General zusammen mit Kapt. Lucius Davenport, OTL. Julia Maurer und OTL. Sigrid Scholz auf die beiden warteten. Beide standen in der leichten Schwerkraft des GravDecks vor den 4 lyranischen Offizieren, die sie aufmerksam beobachteten. Michel Mathieu erkannte sofort den General als den Mann, der ihn vor Tagen aufgefordert hatte zu kapitulieren und straffte sich. Beide blieben zuerst stumm und warteten. Warum sie hierher gebracht worden waren wussten sie nicht. Auch hatten sich beide erst auf dem Weg hierher getroffen, da sie auf verschiedenen Landungsschiffen festgehalten wurden. Dann räusperte sich der General,
„Sie fragen sich sicher, warum sie noch alle am Leben sind!“ sprach er die beiden Piraten an. Die Reaktion der beiden auf seine Worte gab ihm Recht.
„Allerdings!“ sagte Laurette Morel. Ihr französischer Akzent war dabei deutlich zu hören. „Ich frage mich seit meiner Kapitulation nichts anderes. Was wollen sie von uns? Irgendwas werden sie doch wollen, sonst wären wir doch schon tot, oder?“
„Nun ein Teil meiner Besatzung würde genau dies vorziehen!“ entgegnete der General. „Aber wir haben ihnen für ihre Kapitulation eine faire Behandlung angeboten und ich pflege mich an meine Zusagen zu halten! Wir haben beschlossen, ihre Leute und sie an unserem Zielort vor ein Militärgericht zu stellen. Aber auf dem Weg dorthin werden sie beide auf ihre Schiffe zurückkehren und dort als Berater dienen. Sie kennen ihre Schiffe am besten! Sie werden aber die gesamte Zeit unter Bewachung stehen und der Rest ihrer Besatzungen genießt weiterhin freie Kost und Logis in ihren Inhaftierungsbereichen. Wirken sie auf ihre Leute ein, dass sie sich während der Reise ruhig verhalten. Jede Art von Aufstand wird mit absoluter Härte niedergeschlagen werden. Ich würde es sehr begrüßen, wenn dies nicht notwendig werden würde! Ernennen sie jeweils einen Vertreter ihrer beider Gruppen, da sie ja nicht greifbar sein werden!“ sagte Georg zu den Beiden. „Haben wir uns verstanden?“
„Ja! Das habe ich! Trotzdem frage ich mich, warum das alles, wenn sie uns sowieso vor Gericht stellen. Eine Anklage zur Piraterie kennt doch nur ein Urteil!“ entgegnete Michel Mathieu, der ehemalige Kommandant der „La Buse“. Georg nickte,
„Ich habe einen Planeten zu besiedeln! Wir brauchen Arbeitskräfte und wer von ihnen das Potential hat ehrlich zu werden und seinen Unterhalt mit eigener Hände Arbeit zu verdienen, dem sind wir geneigt eine Chance auf ein neues, besseres Leben zu geben! Dies wird wahrscheinlich nicht bei jedem von ihnen möglich sein, aber durchaus für die Meisten! Aber halten sie mich nicht für einen Philanthropen, wir haben keine Lust uns Läuse in den Pelz zu setzen und werden entsprechend hart auswählen! Sie haben bis morgen Abend Zeit sich mit ihren Leuten zu beraten. Dann werden wir sie beide zurück auf ihre Schiffe bringen. Verstanden?“ Beide Piraten nickten und mit einem Wink des Generals brachten die beiden Marines die Gefangenen wieder zurück in die Inhaftierungsbereiche. Als das Schott geschlossen war, meinte Julia,
„Ich sage es noch einmal in aller Deutlichkeit, das ist ein Risiko!“ sprach sie die Gedanken der anderen beiden Offiziere aus.
„Das weiß ich selbst sehr gut!“ entgegnete Georg, „Aber uns fehlt qualifiziertes Personal. Wir werden die Spreu vom Weizen trennen und von jedem ein psychologisches Profil erstellen lassen. Zum Glück sind es nur knapp 40 Leute! Ich sehe hier nicht nur das Risiko, sondern auch eine Chance, die sich diejenigen, die wir für tauglich befinden dann aber auch selbst rechtfertigen und verdienen müssen!“




Tiefe Peripherie, System RWR-Outpost #27
Piratensprungpunkt, Sprungschiff „Hugo Eckener“, Brücke
Mo. 08.04.3073, 11:59 Uhr (Bordzeit)


Kaptein Carlos Hansen hatte von der gesamten Flottille grünes Licht bekommen, alle Schiffe waren bereit zum Sprung. An der „Eckener“ war die „Dolch“ angekoppelt um im Zielsystem die Eckener zu schützen, wenn notwendig. Bedächtig strich er über die Armlehne seines Kommandantensessels. Es würde die letzte Fahrt sein, die er für lange Zeit mit seinem treuen Schiff durchführen würde. Er wusste, dass dem General die Entscheidung sicher nicht leicht gefallen war, aber sie war logisch und folgerichtig! Darum unterstützte er letztlich den Plan. Aber die „La Buse“ würde einen neuen Namen bekommen. Sein neues Schiff würde er nach der Übernahme auf „Seute Deern“ taufen! Aber wenn er an die Arbeit dachte die bei der feldmäßigen Überholung des Schiffes auf ihn zukam, stellten ihm sich die Nackenhaare! Dann löste seine 2. Offizierin Hptm. Kasumi Watanabe den 10 Sekunden-Alarm aus. Gleich würden sie springen! Er nickte der Offizierin zu und diese löste dann den Sprungalarm aus und drückte den Schalter, der die „Hugo Eckener“ zusammen mit der „Dolch“ über 27 Lichtjahre ins nächste System katapultierte.
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