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Ace Kaiser Ace Kaiser ist männlich
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So, wer hat behauptet, ich sei zu weich und es würden immer alle Charaktere bei mir überleben?
Hm. Das hier kam vorhin so über mich und ich werde bei Gelegenheit dran weiter schreiben.
Warnung: Es wird hart, richtig hart.


THE CURSE

„Mein Name ist Jan Seegers. Ich bin verflucht.“
(Jan Seegers gegenüber der Polizei nach seiner Verhaftung.)

Kapitel eins
„Wenn Sie die TV UND RADIO im Abonnement erwerben, bekommen Sie nicht nur zweiundfünfzig Ausgaben frei Haus zum gleichen Preis wie am Kiosk, nein, sie dürfen sich sogar noch eine von drei Prämien aussuchen. Sie haben außerdem ein zweiwöchiges Kündigungsrecht. Die Prämien? Nun, da wäre einmal das Taschenradio, mit dem Sie die Sender empfangen können, deren Sendepläne Sie in unserer tollen Zeitschrift nachsehen können, das dreiteilige Kochtopfset für weniger Arbeit in der Küche und die wirklich nützliche, handliche Kompaktdatenbank komplett mit Touchscreen und fünfhundert Megabyte Speicher.
Ja? Die Datenbank? Ich schicke Ihnen die Unterlagen noch heute raus, Frau Meier, und in einer Woche haben Sie Ihre Prämie und die neueste Ausgabe unserer TV UND RADIO.“
Als Jan auflegte, ließ er sich erschöpft nach hinten sinken. Diese verdammt Arbeit im Callcenter war wirklich die Hölle. Wildfremden Menschen Zeitschriften aufquatschen, was hatte er sich nur dabei gedacht, hier anzufangen? Okay, die Leute hatten nicht wirklich einen Verlust bei der Geschichte. Die TV UND RADIO war vielleicht etwas altbacken, aber an sich eine gute Zeitschrift. Und abgesehen davon, dass die Leute für ein Jahr im Voraus bezahlten, passierte ihnen ja nichts. Dennoch lief ihm jedes Mal der kalte Angstschweiß die Stirn herab, wenn er irgendwo anrief.

„Na, wieder was verkauft? Dein Neunter heute. Wenn du so weitermachst, müssen wir noch Österreich und Luxemburg dazunehmen“, scherzte Herr Wolters, der Abteilungsleiter.
Jan lachte höflich, denn über die Witze der Vorgesetzten hatte man zu lachen, sonst lebte man nicht lange.
„Nein, wirklich. Du hast Talent für den Job. Ich denke, du bist gut genug, um neben der TV auch die gemischten Abos zu verkaufen.“
Erschrocken sah Jan auf. Da war er, der Pferdefuß. Das Callcenter war eben ein Callcenter und lebte von Verkäufen. Nicht nur davon die TV UND RADIO zu verkaufen, sondern auch weitere, populäre Zeitschriften.
Das Schlimmste, was man hier tun konnte, war Kombinationen zu verkaufen. Wer brauchte schon fünf Zeitschriften die Woche? Und bei jeder Kombi war unter Garantie ein Ladenhüter dabei, den man auf anderem Weg nicht loswurde.
„Ja, Herr Wolter“, brummte Jan.
„Nun lächle doch mal. Noch sechs und du hast dein Wochenpensum geschafft.“
Also quälte sich Jan ein Lächeln ab. Nur damit der Vorgesetzte zufrieden war und wieder ging. Okay, er schien Talent für den Telefonverkauf zu haben. Aber wenn er das Geld nicht dringend brauchen würde, dann hätte er längst etwas anderes gemacht.

„Mensch, Jan, wie machst du das nur? Ich habe gerade mal drei zusammen“, beschwerte sich Susanne vom Nebentisch.
Jan lächelte zu ihr herüber. Susanne hatte eine wirklich große Nase. Zum Glück war sie ein südländischer Typ, da fiel das nicht so auf. Hübsch war sie trotzdem nicht. „Eine zuckersüße Stimme reicht da eben nicht“, stellte er fest.
„Ja, kapiert. Was ist nun dein Geheimnis?“
„Nun. Ich hole mir Neins. So viele wie möglich“, fuhr Jan gedehnt fort.
Susanne runzelte die Stirn. „Neins? Was hast du davon, wenn ein Kunde nein sagt?“
„Nun, ist doch klar. Je mehr Nein sagen, desto mehr hast du angerufen. Und lass nur mal jeden zweiten Ja sagen. Das ist doch ein guter Schnitt, oder? Also, nicht von einem Nein aus der Bahn werfen lassen, sondern den Nächsten anrufen. Und danach wieder den Nächsten. Und so weiter. Je mehr du anrufst, desto mehr verkaufst du.“
„Ach, hm. Tja, danke. Guter Tipp. Was machst du eigentlich so nach der Arbeit?“, fragte sie wie beiläufig.
„Ich habe Morgen einen wichtigen Test. Dafür muß ich die Nacht noch ordentlich büffeln“, erwiderte Jan. „Ist nicht besonders lustig.“
„Oh. Tja. Und Morgen?“
„Volleyballtraining. Und bevor du fragst, Übermorgen ist Fußball dran.“
Susanne strich nachdenklich eine Strähne ihres Haares aus der Stirn. „Du willst nicht mit mir weggehen, richtig?“
„Du hast es erfasst.“ Das klang hart, ja, brutal. Aber es war zu ihrem eigenen Wohl. Mit dieser Einstellung fuhr Jan nun mal am Sichersten.
„Also, ich habe Pause. Machst du die zwanzig auf deiner Liste noch?“, wechselte er auf Arbeitsthemen.
„Ja, fünf mach ich noch. Wehe, du machst keinen neuen Kaffee, wenn du den alten leer machst“, erwiderte sie.
Jan legte sein Headset ab und grinste schief. „Ich überleg es mir.“
Na, wenigstens schien Susanne nicht sauer über die Abfuhr zu sein.

Drei Stunden später war Jan auf dem Heimweg. Es war arschkalt und die Nacht würde sternenklar sein. Laut Wetterbericht würden sie mindestens zehn Grad Frost kriegen und seine kleine Wohnung war nicht geheizt. Er stellte die Heizung nur an, wenn er Zuhause war. Leider war es meistens dann erst richtig warm, wenn er morgens wieder raus musste.
Fröstelnd richtete er den Kragen auf und zog sein Baseballcap tiefer herab. Hannover. Eine merkwürdige Stadt.
Schnell fand er den Weg zur nächsten U-Bahn und fuhr zum Kröpke. Auf dem größten Umsteigebahnhof der Stadt fand er schnell seine Linie und fuhr nach Hause in die Südstadt. Nicht gerade die beste Gegend, aber Jan war auch nicht gerade ein hoch bezahlter Top-Manager.
Die Bahn war gut gefüllt. Er hatte nur mit Mühe einen Sitzplatz ergattert. Desinteressiert glitt sein Blick über die anwesenden Menschen. Alle hatten sich gegen die Kälte dick eingepackt und starrten blicklos und leer vor sich hin. Hier und dort unterhielten sich ein paar Bekannte. Eigentlich war es langweilig wie immer.

An seiner Haltestelle stieg er aus, verschwand schnell in den Seitenstraßen. Er war etwas faul an diesem Abend, deshalb lief er nur fünf Blöcke vor und drei quer, um etwaige Verfolger abzuschütteln, bevor er sich seinem eigentlichen Ziel näherte.
Gut, der Van stand noch immer an seinem Platz. Eifrig kramte er seine Schlüssel hervor, öffnete den Wagen und stieg hinten ein.
Dort wechselte er seine Jeans, die dicke Steppjacke und den rauen Pulli gegen einen Geschäftsanzug. Krawattenbinden. Wie er Krawattenbinden hasste.
Danach kletterte er nach vorne und fuhr los.
Er hatte Susanne nicht belogen. Nicht wirklich belogen. Ihm stand wirklich ein wichtiger Test bevor.


Vor seinem Appartementhaus hielt er an, parkte den Van an seinem üblichen Platz. Danach kramte er die Schlüssel für sein Penthouse hervor.
Müde und verspannt stieg er die Treppe hoch. Konnte das alles wahr sein? Musste das alles wahr sein?
„Guten Abend, Jan“, erklang es, als er seine Wohnung betrat.
Der junge Mann lächelte kalt. „Guten Abend. Sie haben es sich anscheinend schon von selbst aus bequem gemacht.“
Die ältere Frau lachte leise und nahm einen Schluck aus ihrem Cognac-Schwenker. „Nun, wenn man wie Sie einen so exzellenten Geschmack hat, dann fällt es mir schwer zu widerstehen.“
Jan grinste und hängte sein Sakko an der Flurgarderobe auf. Danach öffnete er seine Krawatte. „Können wir?“, fragte er leise.
Bedauernd sah die Frau auf den Schwenker und stellte ihn auf dem niedrigen Tisch ab. „Wir können.“
Übergangslos zog sie eine Pistole mit Schalldämpfer. Jan warf sich zur Seite; über ihm wurde ein Bild getroffen. Die Glassplitter regneten auf ihn herab.
Schnell, das Ledersofa als Deckung benutzend, robbte Jan zum Schuhschrank, zog die unterste Schublade auf und holte die Beretta aus dem Zwischenraum hinter der Schublade hervor. Er riss die Waffe gerade rechtzeitig hoch, um die ältere Frau wie eine Furie auf sich niederfahren zu sehen. Jan schoss dreimal. Einmal in den Kopf, zweimal in die Brust.
Da er Weichkerngeschosse verwendete, die sich im Körper verformten und die volle kinetische Energie im getroffenen Objekt entluden, wurde der Körper seiner Angreiferin nach oben geschleudert und dann auf den Rücken geworfen. Gut. Das hielt die Sauerei mit dem Blut in Grenzen.

Verärgert ging er in die Küche und kam mit einer Rolle Haushaltstüchern zurück. Na toll, den Teppich hatte sie schon ruiniert. Den konnte er gleich mit wegschmeißen. Aber das Blut auf dem Parkett war noch frisch genug, um es fort zu wischen. Danach durchsuchte er die Taschen der Sterbenden und förderte einige interessante Dinge zutage. Eine Packung Luckies, ein Zippo, zwei Reservemagazine, mehrere gefälschte Ausweise und einen Ehering.
Neben ihm begann die Sterbende hastig zu atmen. Dann brach ihr Blick und sie war tot.
Jan lächelte kalt und zählte leise bis einhundert. Währenddessen holte er aus einer Abstellkammer Kissen und eine andere Waffe hervor, die im Gegensatz zur Beretta über einen Schalldämpfer verfügte.
Die Kissen drapierte er um den Kopf der Toten. Danach setzte er die Pistole auf ihre Stirn auf.
Als er bei siebenundneunzig angekommen war, schlug die tote Frau plötzlich die Augen auf und fauchte. Jan drückte ab. Der Schädel zersprang wie eine reife Frucht.
„Ich werde alt“, brummte Jan, während er die Reste von Blut und Gehirn, die nicht in den Kissen gelandet waren, vom Ledersofa und der Wand entfernte. Und sein Hemd konnte er ja wohl auch wegschmeißen.
„Ich werde wirklich alt. Früher hätte ich bis hundert auch wirklich hundert Sekunden abgezählt.“

Tja, dieses Versteck war nun das, was man im Allgemeinen verbrannt nannte. Der Feind – irgendeine Partei von den vielen, mit denen er sich angelegt hatte – wusste nun, wo er wohnte. Ihm diese Killerin zu schicken war nicht mehr als ein müder Gruß, bestenfalls eine Warnung. Wenn sein unbekannter Gegner nicht wusste, wer er war und ihn für einen einfachen Agenten hielt, dann klang die Sache schon wahrscheinlicher, dass man geglaubt hatte, ihn mit einem Ghul ausschalten zu können.
Unauffällig erhob er sich, sah heimlich auf die Straße herab und in den Hintergarten. Auf den ersten Blick erkannte er nichts Verdächtiges. Und niemand schien sich am Van zu schaffen gemacht zu haben. Vielleicht war es doch sicher, die Nacht noch hier zu verbringen. Immerhin war er todmüde und hatte sich die Schulter geprellt, als er sich zu Boden geworfen hatte, und der Ghul hatte ihn ja nur Jan genannt und…
Resigniert ließ er den Kopf hängen. Seinen Job im Callcenter hatten sie also auch aufgespürt. Na Klasse.
Langsam griff er zum Telefon. Er rief eine Nummer an, die er nirgends aufgeschrieben hatte. Sie würde auch nur dieses eine Mal zu erreichen sein. Danach nicht wieder.
„Ich bin es“, sagte er, als die nichts sagende Bandansage eines Pizzalieferservice verstummt war. „Mein Versteck ist verbrannt. Ein toter Ghul liegt in meinem Wohnzimmer und meine Nachbarn haben die Schüsse gehört. Außerdem ist meine Tarnidentität auch verbrannt. Ich komme nach Hause.“
Jan legte auf, zündete sich eine Luckie der Toten an und begann wortlos zu rauchen. Packung und Zippo steckte er ein, nachdem er sichergestellt hatte, dass kein Sender darin versteckt war.

Langsam ging er durch die Wohnung. Er würde nicht besonders viel mitnehmen können. In der Einheit hieß es immer: Türme keinen Besitz auf, dann belastet er dich auch nicht.
Aber Jan war schlecht darin, sich auch dran zu halten. Also packte er zwei Koffer mit Anzügen und seinen Lieblingsklamotten voll, montierte die Festplatte aus seinem PC, natürlich nicht, ohne vorher zu prüfen, ob der Ghul hier dran gewesen war und füllte den spärlichen Rest Platz im Koffer mit Büchern, die er mochte oder noch nicht Zuende gelesen hatte.

Danach wusch er sich das Blut der Toten vom Gesicht und zog ein frisches Hemd an.
Schließlich schnappte er sich sein Sakko vom Haken der Flurgarderobe, zog zusätzlich den schweren schwarzen Wintermantel über und steckte drei der hier versteckten Waffen ein, weil sie ihm lieb waren. Lieb wie die Beretta, die ihm wieder mal das Leben gerettet hatte.
Im Treppenhaus empfing ihn ein zorniger Mitmieter. „Also, Herr Schrader, Ihre Waffenliebe in allen Ehren, aber Sie sollten keine scharfe Munition in Ihrer Wohnung aufbewahren. Ich habe Ihnen gesagt, irgendwann geht eine Ihrer Waffen mal los.“
Jan ließ den Mann einfach reden und drückte sich an ihm vorbei.
„Herr Schrader. Hey. Was machen Sie da eigentlich? Wollen Sie verreisen?“
Jan blieb kurz stehen und lächelte zurück. „Ein Meeting der Firma in London. Wird länger dauern. Wir werden uns eine ganze Zeit nicht sehen.“
„Na, dann werden wir endlich mal eine Zeitlang Ruhe in diesem Haus haben“, stellte der Mieter zufrieden fest.

Jan verließ das Haus und stieg in seinen Van. Er zündete sich eine neue Luckies an und starrte zu seinem Appartement hoch. „Wie man es nimmt, Herr Schulze, wie man es nimmt“, antwortete er auf die letzten Worte seines Nachbarn.
Er zog ein kleines Kästchen aus seinem Mantel und drückte die einzige Taste ein. Kurz darauf erfolgte eine kleine Explosion, die fünf Kilo Mehl in der Küche und den umgebenden Räumen verteilte. Danach gab es erst eine kleine Stichflamme. Dem folgte eine Explosion, als die Flamme die fein verteilten Mehlstäubchen als Brennstoff benutzte und durch den vielen Sauerstoff zwischen ihnen zusätzlich genährt wurde. Aus seinem Penthouse flogen die Scheiben raus, lange Stichflammen leckten aus den Löchern hervor.
Bei diesem Anblick lächelte Jan kalt. „Hoffentlich verbrennst du mit, du alter Sack.“
Aber dieser Wunsch würde unerfüllt bleiben. Lediglich seine Wohnung würde brennen. Gut brennen und den Ghul eventuell auch, wenn er Glück hatte.
„Mist“, murmelte Jan, als er den Van in Bewegung setzte. „Wenn ich den Laden sowieso hochjage, wieso habe ich dann überhaupt erst sauber gemacht? Scheiß Gewohnheiten.“
Schnell kam er auf die Hildesheimer Straße und suchte sich seinen Weg zum Fernverkehr.
Raus aus der Stadt. Erst mal.

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Als Jan das unscheinbare Haus in Laatzen erreichte, fuhr er mit seinem Van direkt in die geöffnete Garage ein. Kurz machte er sich Sorgen, dass die Höhe nicht passte und in Gedanken malte er sich das Kreischen sich beschwerenden Metalls aus. Aber anscheinend hatte er Glück.
Jan stieg aus und besah sich die Sache näher. „Junge, da darf aber keine Briefmarke am Boden sein, sonst kommt der Wagen zu hoch“, murmelte er grinsend.
„Was für hoher Besuch“, erklang es von der Tür zum Haus herüber.
„Elena“, sagte Jan leise. „Meine Identität ist verbrannt.“
„Ich habe es schon gehört. Na, komm erst mal rein.“
Die Mittdreißigerin ging vorweg und Jan folgte ihr. Sie trug nur einen bequemen Hausanzug, der den Außentemperaturen überhaupt nicht angemessen war und zudem etwas eng saß.
Ärgerlich über sich selbst, dass die alte Schachtel ihn erregte schüttelte er wütend den Kopf. „Ich muß wohl mal dringend wieder“, brummte er leise zu sich selbst.
„Muß mal wieder was?“, fragte die Ältere.
„Mir ein junges Ding schnappen und ordentlich…“
„Ach, das. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Schwein bist, Jan Seegers?“
„In letzter Zeit nicht“, erwiderte er leise.

Elena führte ihn in den Wohnraum und von dort in den Keller. Offiziell war sie Mitarbeiterin in einer hannoverschen Bank und ziemlich weit oben in der Hierarchie, um sich solch ein Haus leisten zu können, obwohl sie alleine lebte. Inoffiziell war sie Anlaufstelle für jeden fünften Agenten in Hannover.
Vom Wohnraum ging es in den Keller. Dort schob sie ein Regal mit Einmachgläsern zur Seite und schlug gegen die blanke Wand.
Kurz darauf glitt die Wand beiseite und Jan sah in eine fertig geladene AK 47.
„Lass den Quatsch, Mikhail“, raunte Elena und drückte den Agenten beiseite. Sie trat in den isolierten Raum ein und nickte den fünf anderen Anwesenden zu.
„Carl, ich bringe dir einen weiteren Verbrannten. Es scheint so als würde die Society uns langsam auf den Zahn fühlen wollen.“
Ein schmächtiger Mann mit blassem Teint drehte sich zu den Hereinkommenden um und grinste. Es wirkte auf Jan, als würde eine Maus ihre widerlichen Nagerzähne zeigen. Oh, er hasste dieses Bild. Und er hasste Carl Sundermann.
„Na, wenn das mal nicht Jan ist. Was haben wir denn feines?“
Jan warf sein Headset auf den Tisch, welches er im Callcenter benutzt hatte. „Hier sind die Stimmaufzeichnungen von vierhundert Menschen gespeichert. Zu mehr hat die kurze Zeit leider nicht gereicht.“
Carl nahm das manipulierte Headset entgegen wie einen Schatz. „Vierhundert? Du warst ja richtig fleißig.“
„Kann man sagen. Ich habe dreihundertneun neue Abonnenten für die TV UND RADIO gewonnen“, bemerkte Jan mit kaltem Lächeln.
„Dann bist du ja aufgeflogen, bevor du Mitarbeiter des Monats werden konntest“, spottete der blasse Mann.

„Lassen wir das“, bestimmte Elena, bevor der Streit eskalieren konnte. Beiden sagte man ein recht hitziges Temperament nach, und Elena war nicht daran interessiert, wie hitzig. „Carl, werte die Stimmen aus. Jan, dein Bericht.“
Der zuckte die Schultern. „Wie man es nimmt. Als ich vom Callcenter zurückkam, empfing mich ein Ghul-Attentäter. Bevor er mich angriff, hat er mich Jan genannt. Nicht unter meinem Decknamen Klaus, auf den mein Appartement lief. Ich habe den Ghul in Kopf und Brust geschossen und gewartet, bis er sich reanimiert hatte. Danach habe ich ihm den Schädel weggeblasen. Anschließend habe ich einen heißen Abgang vorbereitet und bin abgehauen.“
„Hm“, machte die Frau nachdenklich. „Wie könntest du dich verraten haben?“
„Wie wurde ich verraten? Ich habe jedenfalls keinen Fehler gemacht“, erwiderte Jan kalt.
„Hm. Vielleicht doch“, mischte sich Carl ein. „Einen Peilsender kriegt man schnell untergeschoben.“
Jan ergriff den schmächtigen Mann am Kragen. „Denkst du, ich bin ein verdammter Anfänger oder ein lausiger Innendienstler wie du?“
„Innendienstler? Der Innendienstler war mal Navy Seal und bricht dir gleich jeden einzelnen deiner verdammten Finger, wenn du sie nicht sofort wegnimmst.“
„Jungs, Jungs, Jungs!“, rief Elena und trennte die beiden Streithähne. „So kommen wir zu nichts. Es muß einen Grund dafür geben, warum Jan verbrannt ist. Und es wäre nicht schlecht, wenn wir herausfinden, warum.“
„Einen Hinweis kann ich geben“, sagte Jan leise. „Ich wurde nur von einem Attentats-Ghul angegriffen. Hätten sie gewusst wer ich bin, dann wären sie mit einer Einheit gekommen. Oder gleich mit einem Alten.“
„Vielleicht wollten sie dich auch nur aufscheuchen, damit du sie direkt zu uns führst“, giftete Carl.
Wütend wollte Jan etwas erwidern, doch in diesem Moment sah William von seinem Platz aus auf. „Elena! Alarm im Haus. Drei, nein, vier, fünf, sechs Kontakte. Sie brechen durch die Fenster!“
„Wusste ich es doch! Sie sind dir gefolgt!“, blaffte Carl und griff unter seinen Schreibtisch. Dort zog er eine UZI hervor, lud sie fertig und richtete den Lauf der Waffe auf die getarnte Tür.

„Wir sitzen hier schön in der Falle“, brummte Jan und zog seine heiß geliebte Beretta.
„Sitzen wir nicht. Hinten gibt es einen Notausstieg, der im Gartenhaus hinter dem Pool endet“, antwortete Elena und deutete mit dem Daumen nach hinten.
Jan riss die Augen auf und warf sich unter einen Tisch. Kurz darauf erklang eine Explosion, die Elena voll erwischte. Sie hatte nicht einmal Zeit zu schreien, als die Splitter der versteckten Tür wie Schrappnell auf sie nieder fuhren. Als sie auf dem Boden aufschlug, waren ihre Augen gebrochen und Blut lief in dünnen Fäden aus ihrem Mund.
Carl formte Worte mit dem Mund, aber Jan hörte nichts mehr. Die Explosion hatte ihn taub gemacht.
Aber er wusste auch so, was der schmale Mann meinte. Also hob er die Beretta, rief Carl ein Arschloch zu und feuerte auf das erste Scheinwerferlicht, welches durch den Notausstieg kam. Der Getroffene fiel nach hinten und blieb liegen.
Zur Antwort rollte eine Granate in den Raum.
„Sie wollen uns nicht lebend“, hauchte Jan und wunderte sich, dass er seine eigene Stimme hören konnte. Mit seinem Gehör war es also doch noch nicht ganz Essig.
Carl warf sich vor, ergriff die Granate, warf sie zurück. Sie explodierte im Notausgang, kurz nachdem der dünne Mann von mehreren Kugeln getroffen wurde und nach hinten kippte.
„Das hat vielleicht gereicht“, japste Jan und stieß William und Shaugnessy an, die einzigen, die außer ihm noch lebten. „Raus hier! Jetzt oder nie!“

Er wusste nicht, ob die beiden ihn verstanden, aber Jan war es auch egal. Sie würden ihm schon folgen, wenn er voran ging.
Vier Gestalten in Panzerwesten und mit schweren Heckler&Koch UMP 45 ausgerüstet, lagen am Boden. Als sich eine von ihnen rührte, zögerte Jan nicht, ihr eine Kugel in den Schädel zu jagen.
Hinter ihnen brach die Tür auf und ein wahrer Metallregen ergoss sich in den Raum. Leider holte er auch Shaugnessy von den Beinen, der schwer zu Boden stürzte. Er wälzte sich auf den Rücken und feuerte mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Gang zurück. Geht, formten seine Lippen lautlos.
Kurz darauf traf ihn eine Kugel in der Stirn.
Jan kletterte voran, William hastig hinterher. Halb erwartete er eine Wache am Ausgang, aber das Gelände war sauber. Und langsam konnte er wieder etwas hören.
Neben ihm kam William aus dem Tunnel geklettert, doch dann bellten die automatischen Schüsse auf und schienen ihn tanzen zu lassen. Blut trat ihm aus dem Mund, als er mit ungläubigem Blick wieder zurück fiel.
Gut, das würde die Verfolger aufhalten.

Jan verließ das kleine Gartenhaus, hetzte über den Zaun in Nachbars Garten hinweg. Mist, seine Sachen und den Van konnte er jetzt wohl vergessen. Nur die Festplatte seines PCs blieb ihm.
Noch ein Garten, dann noch einer. Wieder überwand er einen Zaun und trat in einen Komposthaufen. Dort knickte er ab, nahm den letzten Garten und gelangte auf eine Straße.
Er orientierte sich kurz. Weg hier, so schnell wie möglich, bevor die Gegner ihn erreicht hatten.

Die Straße hinab sah er eine junge Frau in ihrem Wagen sitzen und telefonieren. Jan zögerte nicht lange, riss die Beifahrertür auf und warf sich in den Sitz. „Fahr los!“, brüllte er die Frau an und drückte ihr seine Waffe an den Schädel.
Entsetzt starrte die junge Frau ihn an, startete aber gehorsam den Motor und fuhr an.
„Schneller!“, kommandierte Jan und spannte den Hahn der Beretta.
Mit vor Angst bebenden Fingern nahm sie die nächste Kurve viel zu schnell, rammte ein parkendes Auto.
Aber wenigstens erreichten sie auf diese Weise die B6.
Nur fort von hier. „Richtung Hannover“, kommandierte er ruhig und nahm die Waffe herunter, behielt sie aber in der Hand. Mit der Linken massierte er seine Stirn.
„Was… Was ist denn überhaupt los?“, fragte die junge Frau verzweifelt. „Hören Sie, ich bringe Sie gerne irgendwo hin, aber tun Sie mir nichts. Ich habe einen kleinen Sohn und…“
„Ihr Balg interessiert mich nicht! Fahren Sie und halten Sie die Klappe“, herrschte er sie an.

Schweigend verließen sie Laatzen und kamen dabei Koldingen immer näher. Der Verkehr war zum Glück um diese Uhrzeit minimal.
„Schöne Fingernägel“, begann Jan eine zwanglose Konversation. „Carbonbeschichtet?“
„Ja, ist eine verdammte Sauerei und muß alle drei Wochen…“, begann die Frau im Plauderton, bis sie merkte, was sie gesagt hatte.
Ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut und die Rechte bildete eine Kralle, die nach Jans Kehle schlug.
Der schoss. Seine Waffe hatte die ganze Zeit auf ihren Kopf gezielt.
Dann brachte er den Wagen zum Stehen, kletterte auf den Sitz der Toten und fuhr ihn ein Stück den nächsten Feldweg hinein.
Als er stumm bis fünfzig gezählt hatte, stieg er aus, öffnete den Tank und schnüffelte.
„Benzin“, stellte er zufrieden fest. Bei siebzig hatte er die Frau gefilzt und Bargeld gefunden. Dazu nahm er ihre Ringe und die Armbanduhr mit. Bei neunzig stopfte er einen Stofflappen in den Tank und zündete ihn an.
Bei neunundneunzig war er zwanzig Meter entfernt und wandte sich um. Die Frau, oder vielmehr der Ghul löste gerade den Sicherheitsgurt und warf ihm einen bösen Blick zu. In diesem Augenblick explodierte der Tank.
„Neunundneunzig. Ich werde wohl doch nicht alt“, brummte Jan zufrieden.
Er wandte sich um und ging. „Kommt, Leute, ein hübsches, junges Mädchen, dass um drei Uhr Morgens mitten in der Woche am Straßenrand hält und mit einer Freundin quatscht, ohne die Türen abzuschließen… Für wie naiv haltet Ihr mich eigentlich?“

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